Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
x 2, x0
Wir betrachten die Funktion: f : , f ( x) x , x 0, x 4 .
3, x4
Das Schaubild der Funktion hat „Unterbrechungen“ an den Stellen x 0 und x 4. Diese
Feststellung kann genauer formuliert werden, wenn man die Werte der Funktion in 0 bzw. 4
mit den Grenzwerten der Funktion an denselben Stellen vergleicht. An der Stelle x 0 sind
die einseitigen Grenzwerte der Funktion verschieden: lim f ( x) 2, lim f ( x) 0, was die
x 0 x 0
erste „Unterbrechung“ erklärt. An der Stelle x 4 hat die Funktion zwar einen Grenzwert,
lim f ( x) 2, aber der dieser Grenzwert stimmt nicht überein mit dem Wert der Funktion in
x 4
4, weshalb das Schaubild ebenfalls „unterbrochen“ erscheint. An allen Stellen außer 0 und 4
scheint das Schaubild nicht unterbrochen zu sein. In jedem solchen Punkt x0 gilt nämlich
lim f ( x) f ( x0 ), da f auf jedem der Intervalle (, 0), (0, 4), (4, ) durch je eine
x x0
Elementarfunktion definiert ist.
Sowohl obige Definition als auch das Beispiel deuten auf einen Zusammenhang zwischen
Stetigkeit und Grenzwerten hin. Aus der Definition des Grenzwertes von f an der Stelle x0
und der Definition der Stetigkeit von f in x0 folgt sofort:
Satz 5.1 Ist f : D und x0 D ein Häufungspunkt von D, dann ist f genau dann
stetig in x0 , wenn der Grenzwert lim f ( x) existiert und gleich ist mit f ( x0 ).
x x0
Bemerkung Falls x0 ein beidseitiger Häufungspunkt von D ist, dann bedeutet die Aussage
des Satzes 5.1, dass f genau dann stetig ist in x0 , wenn
lim f ( x) lim f ( x) f ( x0 ).
x x0 x x0
So wie im Fall des Grenzwertes einer Funktion an einer Stelle gibt es verschiedene
Charakterisierungen der Stetigkeit einer Funktion an einer Stelle:
Satz 5.2 Für eine Funktion f : D und einen Punkt x0 D sind folgende Aussagen
äquivalent:
i) f ist stetig in x0 ;
ii) Für jede Folge an von Punkten aus D mit lim a n x0 gilt lim f (an ) f ( x0 ).
n n
iii) Zu jedem 0 gibt es ein 0 derart, dass für alle x D mit x x0 gilt
f ( x) f ( x0 ) .
Beweis Ist x0 ein isolierter Punkt von D, dann sind alle drei Aussagen offenbar wahr. Ist x0
ein Häufungspunkt von D, dann folgt die Äquivalenz der Aussagen aus den Sätzen 5.1, 4.1
und 4.6.
Bemerkung Die Definition der Stetigkeit und die damit äquivalenten Aussagen in Satz 5.2
gelten auch für Funktionen, die auf einem metrischen Raum M1 , d1 definiert sind und
Werte ebenfalls in einem metrischen Raum M 2 , d2 haben. Dabei werden die Beträge
x x0 und f ( x) f ( x0 ) durch die Distanzen d1 ( x, x0 ) bzw. d2 ( f ( x), f ( x0 )) ersetzt.
Definition Ein Punkt x0 D, in dem eine Funktion f : D nicht stetig ist, heißt
Unstetigkeitpunkt (oder Unstetigkeitsstelle) von f .
Da f in allen isolierten Punkten von D stetig ist, folgt, dass jeder Unstetigkeitspunkt von f
ein Häufungspunkt von D ist. Also kann die Frage nach der Existenz der Grenzwerte von
f in jedem Unstetigkeitspunkt von f gestellt werden.
Aus der Definition folgt, dass x0 genau dann Unstetigkeitspunkt erster Art von f ist, wenn
- die einseitigen Grenzwerte endlich und voneinander verschieden sind
oder
- die einseitigen Grenzwerte endlich sind und wenigstens einer von ihnen ist
verschieden von f ( x0 ).
Auch folgt, dass x0 genau dann Unstetigkeitspunkt zweiter Art von f ist, wenn wenigstens
einer der einseitigen Grenzwerte von f an der Stelle x0 entweder nicht existiert oder
unendlich ist.
Übung Finde die Unstetigkeitsstellen folgender Funktionen und stelle fest, welcher Art sie
sind:
1, x 3, 0, 5
a) f : 0, 3 , f ( x)
x 2,
x 0, \ 5
1
b) f : , f (0) 0 und f ( x) sin , wenn x 0.
x
Beweise als Übung folgenden
Satz 5.3 Ist f : D eine monotone Funktion, dann kann f nur Unstetigkeitsstellen
erster Art haben.
Definition Ist eine Funktion f : D in allen Punkten einer Menge A D stetig, dann
heißt f stetig auf A. Ist f stetig auf D, dann sagt man auch einfach, f sei stetig.
Satz 5.4 Alle Elementarfunktionen sind stetig auf ihrem gesamten Definitionsbereich.
Aus einem obigen Beispiel folgt, dass auch die Funktion f : , f ( x) x stetig ist.
Übungen: Ţena, S. 132.
Es stellt sich die Frage, ob die Summe, Differenz usw. zweier Funktionen, die an einer
bestimmten Stelle stetig sind, ebenfalls stetig sind an der betreffenden Stelle.
Die lokalen Eigenschaften aus Satz 5.5 übertragen sich auf die globalen wie folgt:
Außerdem gilt eine ähnliche Eigenschaft für die Zusammensetzung der Funktionen:
Beweis Ist V eine Umgebung von g ( y0 ) g f ( x 0 ), dann gibt es wegen der Stetigkeit
von g in y0 eine Umgebung W von y0 , so dass g ( y) V für alle y W . Da aber
y0 f ( x0 ) und f stetig ist in x0 , gibt es eine Umgebung U von x0 , so dass für alle
x U gilt f ( x) W . Dann gilt aber g ( f ( x)) V für alle x U , also g f ( x) V für
alle x U . Damit ist die Aussage bewiesen.
Bemerkung Aus der Charakterisierung der Stetigkeit einer Funktion f an der Stelle x0 D
mit Hilfe von Grenzwerten von Folgen (Satz 5.2 ii)) ergibt sich, dass für eine Folge (an ) aus
D, die gegen x0 konvergiert, gilt lim f (an ) f x0 , also
n
lim f (an ) f lim an .
n n
Man sagt, „der Grenzwert kann mit einer stetigen Funktion vertauscht werden“. Es gibt eine
ähnliche Eigenschaft für Grenzwerte von Funktionen:
Sind f : D1 D2 und g : D2 , so dass g stetig ist und f in einem Punkt x0 D1
einen Grenzwert l D2 hat, dann gilt:
lim g ( f ( x)) g lim f ( x) .
x x0 x x0
Der Beweis ist einfach, siehe z.B. Ţena, S. 134.