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Ulf Rothkirch
Layout: Klein und Halm Grafikdesign, Berlin
Bildrecherche: Dieter Ruhmke
Grafik: Dr. Anton Bigalke, Waldmichelbach;
Illustration: Detlev Schüler †, Berlin; Gudrun Lenz, Berlin (20-1, 26-1, 29-4, 42-1, 42-2, 53-2, 55-2, 55-4, 73-1)
Umschlaggestaltung: Klein und Halm Grafikdesign, Hans Herschelmann, Berlin
Technische Umsetzung: CMS – Cross Media Solutions GmbH, Würzburg
www.cornelsen.de
2. Die Produktregel
Die Summenregel der Differentialrech-
nung lautet: Ist f (x) = u (x) + v (x), so gilt
für die Ableitung f' (x) = u' (x) + v' (x).
Summen können gliedweise differenziert
werden.
Es stellt sich die Frage, ob in Analogie hier-
zu ein Produkt faktorweise differenziert
werden kann, ob also f (x) = u (x) · v (x) die
Ableitung f' (x) = u' (x) · v' (x) besitzt.
Lösung:
f (x) = x 2 · x 3 = x 5hat nach der Potenzregel Kombination zu Potenzen 4. Grades:
die Ableitung f' (x) = 5 x 4. Aus den Termen
u' · v = 2 x · x 3 = 2 x 4
u, u', v und v' lassen sich Potenzen vierten
u · v' = x 2 · 3 x 2 = 3 x 4
Grades, die wir benötigen, nur durch Mul-
tiplikation erzielen. Die Produkte u' v und u' · v + u · v' = 5 x 4
u v' führen auf solche Potenzen. Man er-
kennt, dass die Addition dieser Terme den Regel:
Zielterm 5 x 4liefert. Dies legt die Regel
(u · v)' = u' · v + u · v'
(u · v)' = u' · v + u · v' nahe.
252 VI. Weitere Ableitungsregeln
Wir formulieren nun die oben vermutete Produktregel in mathematisch exakter Form:
= u' (x) · v (x) + u (x) · v' (x)
Hinweis: Die hier aufgeführten Beispiele und Übungen könnten durch Termzusammenfassungen
auch ohne die Produktregel gelöst werden. Die Regel wird erst beim Auftreten von trigonome
trischen Termen und Exponentialtermen unverzichtbar.
Übung 1
Berechnen Sie f' mithilfe der Produktregel. Berechnen Sie anschließend f' auf eine zweite Art
ohne Anwendung der Produktregel. Formen Sie hierzu den Funktionsterm jeweils um.
a) f (x) = x 4 · x 5 b) f (x) = (2 x 2) · (3 x 4) c) f (x) = (x 3 + x 2) · (x 2 + x)
__ __
1 1
d) f (x) = x 3 · _x , x ≠ 0 e) f (x) = (a x 3 + b x 2) · __2 , x ≠ 0 f) f (x) = √ x · √ x , x > 0
x
Übung 2
Erklären Sie den Unterschied zwischen der Produktregel und der Faktorregel. Leiten Sie die
Faktorregel durch Anwendung der Produktregel her.
Übung 3
Die Produktregel lässt sich auch auf Produkte aus drei und mehr Faktoren ausweiten.
Beispielsweise gilt bei drei Faktoren: (u · v · w)' = u' · v · w + u · v' · w + u · v · w'
Überprüfen Sie dies an der Funktion f (x) = x 2 · x 3 · x 4.
2. Die Produktregel253
Wir wenden nun die Produktregel auf die bereits bekannten Funktionsklassen an.
Beispiel: Produktregel
Differenzieren Sie die Funktion f. a) f (x) = (x − 2) · ex b) f (x) = x · sin x
Übung 4 Produktregel
Differenzieren Sie die Funktion f mit Hilfe der Produktregel.*
a) f (x) = x · ex b) f (x) = x · cos x c) f (x) = x2 · ex d) f (x) = ex · sin x
__
1
_ 1
e) f (x) = (x + 3) · x 2
f) f (x) = sin x g) f (x) = __
2 · (x + 1) h) f (x) = x2 · √ x
x
I II
A B
cos2x − sin2x −2sin x cos x
(x3 + 2) · x3 (x + 3) · 1x
III IV
D 6x2 · (x3 + 1)
C sin x · cos x (2x + 3) · ex
(2x + 1) · ex
V VI
F − x32
E ex · ( 1x
− x12 )
ex · 1x
cos2x
= cos2 x + sin2 x
Knobelaufgabe
Die beiden Zeiger einer Turmuhr stehen um 12 : 00 Uhr genau übereinander.
Wie viel Zeit muss verstreichen, bis die Zeiger erneut genau übereinander
stehen?
3. Die Kettenregel
Das Problem auf der Tafel scheint eine ein-
fache Lösung zu haben. Die Ableitung von
k (x) = (2 x + 1) 40dürfte doch nach Potenz-
regel k' (x) = 40 (2 x + 1) 39sein, oder?
Darf man die Potenzregel wirklich auf eine
Klammer anwenden? Um dies überprüfen
zu können, betrachten wir zunächst die ein-
facheren Funktionen k (x) = (2 x + 1) 3 und
k (x) = (5 x + 1) 3.
Für k (x) = (2 x + 1) 3erhalten wir zwei unterschiedliche Ergebnisse. Eines der beiden Ergebnisse
muss falsch sein. Da wir uns bei Weg 2 strikt an bekannte Regeln gehalten haben, muss Weg 1
falsch sein. Er ist aber nicht völlig falsch, da das Ergebnis ja nur mit dem Faktor 2 multipliziert
werden muss, um das korrekte Resultat zu ergeben.
Wiederholt man das Experiment mit k (x) = (5 x + 1) 3, so fehlt der Faktor 5. Offenbar stellt der
fehlende Faktor in beiden Fällen die Ableitung der linearen inneren Funktion g dar.
Die richtigen Ergebnisse liefert also das k (x) = (2 x + 1) 3 ⇒ k' (x) = 3 · (2 x + 1) 2 · 2
rechts dargestellte korrigierte Vorgehen: k (x) = (5 x + 1) 3 ⇒ k' (x) = 3 · (5 x + 1) 2 · 5
Wir können also wie vermutet mit der Potenzregel vorgehen, müssen allerdings zusätzlich im
Nachgang mit der Ableitung der inneren Funktion multiplizieren. Man bezeichnet das auch als
Nachdifferenzieren.
Beispiel: Kettenregel
Differenzieren Sie die Funktion f: a) f (x) = ex 2+ 1 b) f (x) = (sin x)2
Übung 2 Ableitungsübungen
Bestimmen Sie die Ableitung der Funktion f mit Hilfe der allgemeinen Kettenregel.
2 _1
a) f (x) = (1 − 3 x 4) 2 b) f (x) = ex c) f (x) = (cos x)2 d) f (x) = e x
______ 2 x
1
e) f (x) = √ x2 + x f) f (x) = ____
2 g) f (x) = e 2 x + 3 x h) f (x) = e e
x +1
Übungen
4. Produktregel
Differenzieren Sie die Funktion f durch Anwendung der Produktregel.
a) f (x) = x2 · ex b) f (x) = _1x · ex c) f (x) = (2 x + 1) · ex
__
1
_ 2
d) f (x) = cos x · sin x e) f (x) = x · x x · ex
f) f (x) = √
5. Kettenregel
Differenzieren Sie die Funktion f unter Verwendung der Kettenregel.
2
x
− __
a) f (x) = e21 − 3 x b) f (x) = e 2 c) f (x) = sin (2 x − 1)
_
d) f (x) = e x e) f (x) = (ex + 1)2 ex 1+ 1
f) f (x) = ____
7. Fehlersuche
Suchen Sie den Fehler in den folgenden Rechnungen. Wie lauten die richtigen Resultate?
a) [(x2 + 2) · e4 x]' = 2 x · e4 x + (x2 + 2) · e4 x = (x2 + 2 x + 2) · e4 x
b) [(ex − 1)2]' = [(ex)2 − 2 ex + 1]' = 2 ex − 2 ex = 0
c) [(2 e x + 4) 2]' = 2 (2 e 2 x + 4) = 4 e 2 x + 8
8. Maximaler Inhalt
Ein Reststück Spiegelglas hat auf einer
Seite eine krumme Berandung, die ange
nähert durch den Graphen der Funktion
f (x) = 2 · e− x erfasst werden kann.
Aus der Spiegelscherbe soll wie abgebil-
f
det ein rechteckiges Teil A ausgeschnit-
ten werden.
Welche Breite x und welche Länge y
muss dieses Teil erhalten, damit seine y A
Fläche maximal wird?
x
9. Zwei Lösungswege
Berechnen Sie die Ableitung der Funktion f auf zwei verschiedene Weisen.
a) f (x) = (x + 2) · (x2 − x) b) f (x) = (2 x + 1)2 + x
258 VI. Weitere Ableitungsregeln
10. Zuordnung
Die Funktion F hat die Ableitung f, d. h. F' = f. Ordnen Sie jeder Funktion F die zugehörige
Funktion f zu.
a) f (x) = x · ex + 6 e2 x III F (x) = (0,5 − x) · e 2 x
I F (x) = x 3 + _12 e 2 x + 1
b) f (x) = 3 x2 + e2 x
c) f (x) = x2 · e2 x IV F (x) = (x − 1 + 3 · e x) · e x
d) f (x) = − 2 x · e2 x
II (
F (x) = _ 12 x 2 − _12 x )
+ _14 · e 2 x + 2
12. Tangente
Die Tangente von f (x) = 4 x · e−x an der Stelle x0 = 2 schneidet die x-Achse in P und die
y-Achse in Q. Welchen Flächeninhalt hat das Dreieck PQR, wenn R der Ursprung ist?
13. Überprüfung
Prüfen Sie, ob die Ableitung f' (x) korrekt berechnet wurde. Beschreiben Sie die auftretenden
Fehler und korrigieren Sie diese.
a) f (x) = (x + 2) ex b) f (x) = x ∙ e2 x c) f (x) = x2 e− x
f' (x) = (x + 3) e f' (x) = (x + 1) e f' (x) = (x − x2) e− x
x 2 x
14. Kurvenuntersuchung
Untersuchen Sie die Funktion f (x) = (2 x + 2) e− 0,25 x bezüglich folgender Merkmale.
a) Nullstellen b) Extrema c) Wendepunkte
15. Pulsmessung
Während des Trainings absolviert eine Sport
lerin ein festes Laufprogramm. Dabei wird
die Pulsfrequenz gemessen. Sie kann durch
p (t) = 80 + 120 t · e− 0,5 t beschrieben werden,
wobei t die Zeit in Minuten ist.
a) Welchen Puls hat der Läufer nach einer
Minute?
b) Berechnen Sie die Ableitung von p.
Kontrollergebnis: p' (t) = (120 − 60 t) e− 0,5 t
c) Wann erreicht der Puls seinen höchsten Wert?
Wie hoch ist der maximale Puls?
d) Wie groß ist die Änderungsrate des Pulses
zum Zeitpunkt t = 3?
e) Wann verringert sich der Puls am stärksten?
3. Die Kettenregel259
Knobelaufgabe
Zwei zweistellige natürliche Zahlen wurden multipliziert.
Alle Ziffern des Produkts sind Fünfen.
Wie heißen die beiden Zahlen?
Zeigen Sie, dass es nur eine Lösung gibt.
260 VI. Weitere Ableitungsregeln
4. Funktionsuntersuchungen
In diesem Abschnitt werden unterschiedliche Problemstellungen aus der Differentialrechnung
der Exponentialfunktionen exemplarisch angesprochen, um Lösungsprinzipien zu wiederholen
und zu sammeln, die später im Rahmen umfassender Kurvenuntersuchungen gezielt angewendet
werden können.
Lösung zu a:
Mit dem Taschenrechner erstellen wir eine Wertetabelle:
Wertetabelle. x − 1 0 1 2 3 4
Durch Einzeichnen und kurviges Verbinden
y 4,30 3,00 2,21 1,74 1,45 1,27
der so gewonnenen Punkte ergibt sich der
rechts dargestellte Graph von f.
Graph:
Lösung zu b: y
Der Funktionswert y = 2 wird etwa bei 3
x = 1,3 angenommen, was wir der Zeich- f
2
nung entnehmen können. Genauer ist das 1
rechnerische Resultat, das sich aus dem
Ansatz f (x) = 2 durch Logarithmieren er- −1 0 1 2 3 4 x
gibt: x ≈ 1,39.
Berechnung des x-Wertes zu f (x) = 2:
f (x) = 2
Lösung zu c:
2 · e− 0,5 x + 1 = 2
Mit zunehmendem x-Wert verläuft der
e− 0,5 x = 0,5
Graph von f zusehends flacher.
− 0,5 x = ln 0,5
Er schmiegt sich der horizontalen Geraden ln 0,5
y = 1 von oben immer dichter an. Dies x = ____
− 0,5
≈ 1,39
liegt daran, dass sich der Exponentialterm
Berechnung des Grenzwertes für x → ∞:
e− 0,5 x mit wachsendem x dem Grenzwert 0
lim (2 · e − 0,5 x + 1) = 1
asymptotisch nähert. x → ∞
Übung 1
Gegeben ist die Funktion f (x) = e 2 x + 1.
a) Skizzieren Sie den Graphen von f für − 3 ≤ x ≤ 0,5.
b) Welche Wertemenge hat f ? Untersuchen Sie das Verhalten der Funktion für x → − ∞.
c) In welchem Bereich sind die Funktionswerte von f kleiner als 1,1?
d) Für welches x gilt f (x) ≈ 1000?
4. Funktionsuntersuchungen261
0 1 x
Rechnerische Lösung (exakt):
Wir verwenden die Bestimmungsgleichung
f (x) = g (x) für die Schnittstelle x. Rechnung:
Durch Umformung und Logarithmieren f (x) = g (x)
können wir die Gleichung nach x auflösen. e x = 3 · e − x
Die Schnittstelle liegt bei x ≈ 0,55. e 2 x = 3
Der zugehörige y-Wert beträgt y ≈ 1,73. 2 x = ln 3
ln 3 ____ 1,099
x = ___
2
≈
2
≈ 0,55
y = f (0,55) ≈ 1,73
Mit dem Rechner kann der Schnittpunkt zweier Funktionen im Gegensatz zum manuellen Vor-
gehen unabhängig von der Art der Funktionen stets leicht errechnet werden.
Übung 2 Übung 4
Gesucht ist der Schnittpunkt der Funktio- Der Bestand zweier Ameisenkolonien wird
nen f (x) = 2,5 · ex und g (x) = e2 x. erfasst durch a (x) = 1 + e0,1 x
und b (x) = 1 + 0,3 x.
a) Zeichnen Sie die Graphen von f und g.
Übung 3
b) Bestimmen Sie mit dem Rechner, wann
Bestimmen Sie die kleinste positive Schnitt-
Bestand a größer ist als Bestand b.
stelle von f (x) = ex und g (x) = 2 · x2.
262 VI. Weitere Ableitungsregeln
C. Tangenten
In diesem Abschnitt werden Tangentenprobleme bei Exponentialfunktionen untersucht.
Beispiel: Holzproduktion
Der abgebildete Graph der Funktion h(t)
__ 1 h g
1
t
h (t) = __
10
(50 − t) · e 20 zeigt die Planung
des monatlichen Holzeinschlags in einem
Urwaldgebiet, 0 ≤ t ≤ 50.
t: Zeit in Monaten; h (t): Holzeinschlag in 35 t
Kubikmeter pro Hektar.
Nach 35 Monaten wird der Plan geändert: Der Holzeinschlag soll von nun an linear als Tan-
gente von h zurückgeführt werden (Funktion g). Wie lange wird die Zeitdauer des Holzein-
schlags durch diese Maßnahme verlängert?
Lösung:
Wir bestimmen durch Anwendung der Ableitung der Funktion h:
Produktregel die Ableitung von h. h (t) = (5 − 0,1 t) · e0,05 t
h' (t) = (− 0,1) · e0,05 t + (5 − 0,1 t) · (0,05 · e0,05 t)
= (0,15 − 0,005 t) · e0,05 t
Anschließend ermitteln wir die Gleichung Gleichung der Tangente g bei t0 = 35:
der Tangente g bei t0 = 35. g (t) = h' (t0) · (t − t0) + h (t0) (Ansatz)
Dazu wenden wir die allgemeine Formel g (t) = h' (35) · (t − 35) + h (35)
für die Tangente an. Sie lautet:
g (t) ≈ − 0,144 · (t − 35) + 8,632
g (t) = h' (t0) · (t − t0) + h (t0).
g (t) ≈ − 0,144 t + 13,672
Wir erhalten angenähert das Resultat:
g (t) ≈ − 0,144 t + 13,672
Übung 5 Tangente y
B
Bei einem Motorradrennen stürzt ein Fah-
rer unglücklich im Wendepunkt W der Kur-
ve. Das Motorrad rutscht tangential weiter.
Landet er in der Auffangbarriere aus Stroh, W
f A
die zwischen den Positionen A (2 | 1) und
B (2 | 2) aufgebaut ist?
Der Kurvenverlauf wird durch die Funktion
x
f (x) = (1 − x) · ex beschrieben.
4. Funktionsuntersuchungen263
Beispiel: Skizzieren Sie den Graphen Beispiel: Skizzieren Sie den Graphen
der Funktion f (x) = ex − 2 x und errech- der Funktion f (x) = x · ex für −3 ≤ x ≤ 1.
nen Sie anschließend die genaue Lage Berechnen Sie die genaue Lage des Wen-
des Extremums der Funktion. depunktes der Funktion.
Lösung: Lösung:
Der mit einer Wertetabelle oder durch Mit einer Wertetabelle erhalten wir den
Überlagerung von ex und − 2 x erstellte Graphen, der im 3. Quadranten einen
Graph zeigt ein Minimum bei x ≈ 0,5. Rechts-Links-Wendepunkt aufweist.
y y
2 x · ex
−2x ex − 2x
T 1
ex W
x 1 x
1
Resultat: Resultat:
Tiefpunkt bei T (0,69 | 0,61) Wendepunkt bei W( − 2 | − 0,27)
Übung 6 Übung 7
Untersuchen Sie die Funktion f auf lokale Untersuchen Sie die Funktion f auf Wende-
Extrempunkte und stellen Sie mit dem TR/ punkte und stellen Sie mit dem TR/Compu-
Computer den Graphen dar. ter den Graphen dar.
a) f (x) = x − 2 + e −x a) f (x) = 2 · e x − e −x
b) f (x) = x 2 · e x + 1 b) f (x) = (x 2 − 1) · e − 0,5 x
264 VI. Weitere Ableitungsregeln
Lösung zu b:
Wir bilden zunächst die Differenzfunktion
Manuelle Lösung zu b:
f3 (t) = f1 (t) − f2 (t) und errechnen ihr Maxi-
Differenzfunktion:
mum manuell durch Nullsetzen ihrer ersten
f3 (t) = f1 (t) − f2 (t) = 140 − 160 · e− 0,2 t − 10 t
Ableitungsfunktion f3'.
Ableitungen von f3:
Dies führt auf eine Exponentialgleichung,
f3' (t) = 32 · e− 0,2 t − 10
die durch Logarithmieren gelöst wird.
f3'' (t) = − 6,4 · e− 0,2 t
Das Maximum liegt bei x ≈ 5,82 Jahren.
Berechnung des Maximums von f3:
Der maximale Höhenunterschied beträgt
f3' (t) = 32 · e− 0,2 t − 10 = 0
f3 (5,82) ≈ 31,8 cm.
e− 0,2 t = 0,3125
Hinweis: Das Maximum von f3 kann auch t = − 5 · ln 0,3125 ≈ 5,82
mittels Rechner ermittelt werden, wie dies y ≈ f3 (5,82) ≈ 31,8
in der Graphik unter a) angedeutet ist. f3'' (5,82) ≈ − 2 < 0 ⇒ Max.
Übung 8 Extremalproblem
a) Für welchen Wert von x wird die Diffe- y
renz der Funktionswerte von f (x) = e− x
2,5
und g (x) = − ex − 1 minimal? y = 0,5x +
b) Im Berghang liegt eine Eislinse, die
senkrecht durchbohrt werden soll. An f(x) = ex
2
F. Exkurs: Kurvenuntersuchungen
Im Folgenden werden zusammengesetzte Kurven untersucht, deren Funktionsgleichungen Expo-
nentialterme oder trigonometrische Terme enthalten. Es geht um Nullstellen, Extrema, Wende-
punkte, Verhalten für x → ± ∞, aber auch um einfache Anwendungsprobleme.
Beispiel: Kurvendiskussion
Gegeben ist die Funktion f (x) = x · e 2 − x. Untersuchen Sie f auf Nullstellen, Extrema und
Wendepunkte. Prüfen Sie, wie sich die Funktionswerte für x → ∞ bzw. x → − ∞ verhalten.
Zeichnen Sie den Graphen von f für − 0,5 ≤ x ≤ 4.
Lösung:
1. Ableitungen: Ableitungen:
Wir bestimmen die ersten drei Ableitungen, f (x) = x · e 2 − x
die wir zur Untersuchung auf Nullstellen, f' (x) = 1 · e 2 − x − x · e 2 − x = (1 − x) · e 2 − x
Extrema und Wendepunkte benötigen. f'' (x) = − 1 · e 2 − x + (1 − x) · (− e 2 − x)
Dabei wenden wir die Produktregel und die = (x − 2) · e 2 − x
Kettenregel an. f''' (x) = 1 · e 2 − x + (x − 2) · (− e 2 − x)
= (3 − x) · e 2 − x
2. Nullstellen: Nullstellen:
Die notwendige und hinreichende Bedin- f (x) = 0
gung für Nullstellen lautet f (x) = 0. x · e 2 − x = 0
Wir finden die Nullstelle bei x = 0. x = 0, da e 2 − x > 0
3. Extrema: Extrema:
Die notwendige Bedingung lautet f' (x) = 0. f' (x) = 0
Dies führt auf ein mögliches Extremum bei (1 − x) · e 2 − x = 0
x = 1 mit dem y-Wert y = e. 1 − x = 0, da e 2 − x > 0
Die Überprüfung mit Hilfe der zweiten Ab- x = 1, y = e
leitung zeigt, dass es sich um ein Maximum Überprüfung mit f'':
handelt: Hochpunkt H (1 | e). f'' (1) = − e < 0 ⇒ Maximum
4. Wendepunkte: Wendepunkte:
Die notwendige Bedingung lautet f'' (x) = 0. f'' (x) = 0
Damit ergibt sich ein möglicher Wende- (x − 2) · e 2 − x = 0
punkt bei x = 2, y = 2. x − 2 = 0, da e 2 − x > 0
Die Überprüfung mit Hilfe der dritten Ab- x = 2, y = 2
leitung ergibt, dass es sich um einen Rechts-
f''' (2) = 1 > 0 ⇒ Rechts-Links-WP
Links-Wendepunkt handelt: W (2 | 2).
266 VI. Weitere Ableitungsregeln
Übung 9 Kurvenuntersuchung
Gegeben ist die Funktion f (x) = (1 − x) · e− x.
a) Untersuchen Sie f auf Nullstellen, Extrema und Wendepunkte.
b) Wie verhält sich f für x → ± ∞? Verwenden Sie hierzu Wertetabellen.
c) Zeichnen Sie den Graphen von f für − 4 ≤ x ≤ 2.
d) Bestimmen Sie die Gleichung der Wendetangente von f.
Übungen
12. Schnittpunkte/Tangenten
1 x
_ 2 − _1 x
Gegeben sind die Funktionen f (x) = e 2 und g (x) = e 4 .
a) Skizzieren Sie den Graphen von f für − 1 ≤ x ≤ 6.
b) Bestimmen Sie die Stelle, an welcher g den Funktionswert 2 annimmt.
c) Berechnen Sie den Schnittpunkt S von f und g.
d) Bestimmen Sie die Gleichung der Tangente von f im Schnittpunkt S.
e) Unter welchem Winkel schneidet der Graph von f die y-Achse?
f) Wie verhält sich der Graph von g für x → ∞?
13. Extrema
Zeichnen Sie den Graphen von f mit Hilfe eines Rechners. Untersuchen Sie f anschließend
rechnerisch auf lokale Extrema.
a) f (x) = 2 x − 3 + e− x b) f (x) = (x + 1) · e− 0,5 x c) f (x) = (x2 − 1) · e− x
14. Wendepunkte
Untersuchen Sie die Funktion f auf Wendepunkte.
a) f (x) = 0,5 ex − e− x b) f (x) = (x2 − x) · e− 0,5 x c) f (x) = ex − x2 − 2
15. Eingesperrtes Rechteck
Zwischen den beiden Straßen und dem
Fluss soll eine achsenparallele recht-
eckige Sandfläche so angeordnet wer-
den, dass eine ihrer Ecken im Ursprung
und die diagonal gegenüberliegende f(x) = 4 · e−x
Ecke P auf dem südlichen Flussufer
f (x) = 4 · e− x liegt. Wo muss der Punkt
P liegen, damit der Inhalt A des Recht- P(x|y)
ecks maximal wird?
16. Eingesperrtes Rechteck A
Das in der vorigen Übung beschriebene
Rechteck soll einen minimalen Umfang
erhalten. Wo muss der Punkt P nun
liegen?
17. Anwendungsproblem
Ein Waldgebiet wird im Norden durch y
die Randkurve f (x) = x · e− 0,5 x be- W
grenzt.
a) Welche Koordinaten hat der am x
weitesten nördlich liegende Ort des
Waldes?
b)
Ein Wanderweg trifft im Wende-
punkt W orthogonal auf die nördli-
che Randkurve des Waldes. Wie
lautet die Geradengleichung des
Wanderweges?
268 VI. Weitere Ableitungsregeln
Beispiel: Sinusfunktion
Gegeben ist die Funktion f (x) = 2 · sin ( _ p2 x ) + 1, 0 ≤ x ≤ 4.
a) Bestimmen Sie die Periodelänge, die Amplitude, die x- und die y-Verschiebung von f und
zeichnen Sie den Graphen von f.
b) Bestimmen Sie die Lage der Nullstellen von f durch eine manuelle Rechnung.
c) Bestimmen Sie die Hoch- und Tiefpunkte von f mit einem Rechner.
Lösung zu b:
Der Ansatz für die Nullstellen ist f (x) = 0.
Er führt nach der Substitution _p2 x = u auf Manuelle Nullstellenberechnung:
f (x) = 2 · sin ( _ p2 x )+ 1 = 0
die Gleichung sin u = − 0,5, welche die Ba-
sislösungen u ≈ − 0,52 und u' = p − u ≈ 3,66 sin ( _ p2 x )= − 0,5 Substitution:
p2 x = u
__
besitzt. sin u = − 0,5
Die Resubstitution u = _p2 x führt auf die u = arcsin (− 0,52) ≈ − 0,52
u' = p − u ≈ 3,66 Resubstitution:
zugehörigen x-Werte x ≈ − 0,33 und p2 x
u = __
x' ≈ 2,33.
_p2 x ≈ − 0,52 ⇒ x ≈ − 0,33
Da x ≈ − 0,33 nicht im Zielintervall [0; 4]
liegt, muss dieser Wert durch Addition einer _p2 x' ≈ 3,66 ⇒ x' ≈ 2,33
Periodenlänge 4 nach dort transferiert wer-
Transfer von x nach [0; 4]:
den x ≈ − 0,33 + 4 = 3,67.
x ≈ − 0,33 + 4 = 3,67
Resultat: Nullstellen bei 2,33 und 3,67.
Maximum und Minimum von f:
Lösung zu c:
Wir rufen die Graphik-Anwendung des
Rechners auf, geben dort die Funktions-
gleichung ein und zeichnen den Graphen,
z. B. im Fenster − 2 ≤ x ≤ 6, − 2 ≤ y ≤ 4.
Dann rufen wir die Optionen zur Bestim-
mung von Maximum und Minimum auf.
Resultat: H (1 | 3), T (3 | − 1)
Übung 18
Gegeben ist die Funktion
( )
f (x) = 3 · cos _ 12 x − 1, 0 ≤ x ≤ 4 p. ⇒ MAX: x = 1, y = 3
MIN: x = 3, y = − 1
Skizzieren Sie den Graphen von f. Untersu-
chen Sie f auf Nullstellen und Extrema.
4. Funktionsuntersuchungen269
Beispiel: Sinusfunktion/Fortsetzung
Gegeben sei die Funktion f (x) = 2 · sin ( _ p2 x ) + 1, 0 ≤ x ≤ 4 y
S
aus dem vorhergehenden Beispiel.
a) Bestimmen Sie die Ableitungen f', f'' und f'''. 1 W
b) Weisen Sie nach, dass W (2 | 1) ein Wendepunkt von f ist.
1 x
c) Bestimmen Sie die Gleichung der Wendetangente in W.
d) An welcher Stelle im Intervall [0; 1] hat f die Steigung 1?
Lösung zu a:
Mit Hilfe der (linearen) Kettenregel können Ableitungen:
wir die Ableitungen f', f'' und f''' bestimmen. f' (x) = 2 · cos ( _p2 x ) · _p2 = p · cos ( _ p2 x )
f'' (x) = p · ( − sin ( _ p2 x ) ) · _p2 = − __ · sin ( _
2
p
p2 x )
Lösung zu b: 2
· cos ( _ · cos ( _
2
p2 x ) · _p2 = − __
3
Die hinreichende Bedingung für das Vor p
f''' (x) = − __
2
p
4
p2 x )
liegen einer Wendestelle bei xW lautet:
f'' (xW) = 0 und f''' (xW) ≠ `0. Nachweis des Wendepunktes W (2 | 1):
· sin ( _
p2
Für xW = 2 sind diese Bedingungen erfüllt. f'' (2) = − __
2
p2 · 2 ) = 0
Wegen f''' (2) > 0 handelt es sich um einen
· cos ( _
3
p2 · 2 ) = __
p p 3
f''' (2) = − __ > 0
Rechts-Links-Wendepunkt. 4 4
⇒ x ≈ 0,79
Übung 19 Kosinusfunktion
( )
Bestimmen Sie die Wendepunkte der Funktion f (x) = 3 · cos _ 12 x − 1, 0 ≤ x ≤ 4 p.
270 VI. Weitere Ableitungsregeln
Beispiel: Wasserstand
Der Wasserstand in einem Hafen wird durch die Funktion w (t) = 2 − 3 · sin ( __p
12 t )für 0 ≤ x ≤ 24
beschrieben. Dabei ist t die Zeit in Stunden und w (t) der Wasserstand in Metern über NN.
w
a) Wann werden der maximale und der
minimale Wasserstand erreicht?
b) Zu welcher Zeit steigt der Wasser-
stand am schnellsten? 4 8 12 16 20 24 t
Lösung:
Nach der linearen Kettenregel gelten fol- Ableitungen:
gende Ableitungsregeln: w (t) = 2 – 3 · sin ( __
12 )
p
t
Lösung zu a:
Die Lage der Extrema von w bestimmen wir Extrema von w (manuelle Lösung):
mit Hilfe der notwendigen Bedingung w' (t) = − _p4 · cos ( __ p
12 t ) = 0
w' (t) = 0.
cos ( 12 t ) = 0
p
__ Substitution:
Dies führt auf die Gleichung cos ( __ p
12 t ) = 0. __p
12 t = u
p
__
Nach der Substitution 12 t = u erhalten wir cos u = 0
p
_ 3
_
cos u = 0. Diese Gleichung ist im ersten u = 2 bzw. u = 2 p Resubstitution:
p
Periodenintervall der Kosinusfunktion für 12 t = _p2 bzw. __
p
__ p
12 3
t = _ p
u = __ 12
t
2
u = _p2 und für u = _32 p erfüllt. t = 6 bzw. t = 18
p
Nach der Resubstitution u = __ t ergibt sich p 2
12 w'' (6) = __ > 0 ⇒ Tiefpunkt T (6 | − 1)
damit t = 6 und t = 18. 48
p 2
Die Überprüfung mit w'' ergibt einen Tief- w'' (18) = − __
48
< 0 ⇒ Hochpunkt H (18 | 5)
punkt bei T (6 | − 1) und einen Hochpunkt bei
H (18 | 5).
Extrema von w (Lösung mittels Rechner):
Anstelle der manuellen Lösung kann man
die Aufgabe auch mit dem Rechner lösen.
Es gibt zwei Möglichkeiten.
Entweder gibt man die Gleichung von w ein
und ruft die Option zur Berechnung des
Minimums bzw. des Maximums auf oder
man gibt die Gleichung von w' ein und ruft
die Option zur Berechnung der Nullstellen
auf.
Rechts ist die zweite Möglichkeit darge-
stellt, da sie dem manuellen Vorgehen ent-
spricht.
Nullstellen von w' im Intervall [0; 24]:
x = 6 und x = 18
Tiefpunkt T (6 | − 1), Hochpunkt H (18 | 5)
4. Funktionsuntersuchungen271
Lösung zu b:
Gesucht ist das Maximum der Änderungs- Das Maximum von w' (manuelle Lösung):
rate w'. Dieses wird an der Wendestelle von · sin ( __
p2
t ) = 0
p
w'' (t) = __ 48
12
w angenommen, die wir als Nullstelle von
sin ( 12 t ) = 0
p
__
w'' bestimmen können. Die manuelle Rech-
nung dazu ist rechts dargestellt. sin u = 0
Es gibt drei Nullstellen von w'', und zwar u = 0 bzw. u = p bzw. u = 2 p
bei t = 0, t = 12 und t = 24. __ p p p
t = 0 bzw. __ t = p bzw. __ t = 2 p
12 12 12
Nur bei t = 12 handelt es sich um ein Maxi-
t = 0 bzw. t = 12 bzw. t = 24
mum von w'.
Minimum Maximum Minimum
Die maximale Änderungsrate beträgt ca. von w' von w' von w'
w' (12) ≈ 0,79 m/h = 79 cm/h. p m
Max. Änderungsrate: w' (12) = 4 ≈ 0,79 __
_
Alternativ kann man die Lösung auch wie- h
der mit Rechnerhilfe bestimmen, indem
man entweder das Maximum von w' oder
aber die Nullstelle von w'' errechnet.
Übung 20
( )
Gegeben ist die Funktion f (x) = 1 + 2 · cos _ 12 x im Intervall [0; 4 p].
a) Skizzieren Sie den Graphen von f.
b) Wie groß ist die momentane Änderungsrate von f an der Stelle p?
c) An welcher Stelle besitzt f die Änderungsrate 0,5?
d) An welcher Stelle ist die Änderungsrate von f maximal?
Übung 21
Gegeben ist die Funktion f (x) = _x2 + sin x, 0 ≤ x ≤ 2 p.
a) Skizzieren Sie den Graphen von f. Kontrollieren Sie Ihre Skizze durch die Zeichnung des
Graphen von f mit einem Rechner.
b) Bestimmen Sie die Lage der Extrema von f.
c) Zeigen Sie, dass f an der Stelle x = p eine Wendestelle hat.
d) Stellen Sie die Gleichung der Wendetangente an der Stelle x = p auf.
Übung 22
Ein Federpendel hat eine Schwingungsdauer von _ 83 s. Dabei pendelt
eine Kugel zwischen den beiden eingezeichneten Positionen hin und
her. Die Entfernung des Pendelkörpers von der Aufhängung an der
Decke kann als Sinusfunktion dargestellt werden.
(
a) Begründen Sie, dass die Funktion f (t) = 0,5 · sin _ 34 p · t + _ p2 zur) −1 m
Beschreibung geeignet ist, wobei t die Zeit in Sekunden ist.
b) Zu welchen Zeiten befindet sich die Kugel in 1,5 m Abstand vom
Aufhängungspunkt? Wie groß ist ihre Momentangeschwindig-
keit dann jeweils?
c) Zeigen Sie, dass die Momentanbeschleunigung der Kugel null
ist, wenn diese sich in 1,5 m Abstand von der Decke befindet. −2 m
Wann ist die Momentanbeschleunigung maximal?
272 VI. Weitere Ableitungsregeln
Übungen
23. Bilden Sie die f' (x).
a) f (x) = 3 sin ( 2 x – _p2 ) b) f (x) = _12 cos ( 4 x + _p2 ) + 1 c) f (x) = 6 cos ( _ p3 x + 1 )
( ) ( ( ) )
d) f (x) = sin (2 x) − cos _12 x e) f (x) = sin ( _ p4 x ) · cos (2 p x) f) f (x) = 1 − 2 sin _ 14 x
2
24. Diskutieren Sie die Funktion f (Periode, Nullstellen, Extrema, Wendepunkte, Graph).
a) f (x) = 3 cos ( 2 x – _p2 ) – 1 b) f (x) = – cos (p – 2 x) c) f (x) = 3 sin (p x) – 1
0 ≤ x ≤ p 0 ≤ x ≤ p 0 ≤ x ≤ 2
25. Das Lungenvolumen eines Schlafenden wird gemessen. Es stellt sich heraus, dass es ange-
nähert durch die Funktion V (t) = 3 sin ( _ p4 t ) + 4 beschrieben werden kann. Dabei ist t die Zeit
in Sekunden und V (t) das Lungenvolumen zur Zeit t in Litern.
a) Skizzieren Sie den Graphen von V und interpretieren Sie ihn.
b) Wie groß ist der Zeitanteil, in welchem das Lungenvolumen über 5 Liter liegt?
c) Wann ist die Änderungsrate des Lungenvolumens maximal? Wie groß ist die maximale
Änderungsrate? Wann beträgt die Änderungsrate genau 1 Liter pro Sekunde?
d) Das Lungenvolumen V eines Tauchers beträgt maximal 10 Liter und minimal 2 Liter. Eine
Atemperiode dauert 12 Sekunden. Stellen Sie eine passende Funktion V auf. Wie groß ist
die maximale Änderungsrate des Lungenvolumens beim Taucher?
Ein Extremalproblem
Eine punktförmige Licht- oder Wärmeequelle strahlt ihre
Energie kugelförmig ab. Die Strahlungsenergie, die einen 3 cm 2 cm 1 cm a
a a
Quadratzentimeter trifft, wird mit zunehmender Entfer- 4
9
nung von der Lichtquelle immer geringer.
Verdoppelt man die Entfernung, so fällt die Energie pro
cm 2auf den vierten Teil ab, weil die Kugeloberfläche sich
vervierfacht. Verdreifacht man die Entfernung, so fällt die
Energie pro cm 2 auf den neunten Teil ab, weil die Kugel
oberfläche sich verneunfacht. Energie pro Sekunde und cm 2
in 1 cm Entfernung: a Joule
a sei die Energie (in Joule), die pro Sekunde auf eine Energie pro Sekunde und cm 2
a
1 cm 2große Probefläche fällt, die 1 cm von der Quelle in x cm Entfernung: __ Joule
2
x
entfernt ist.
Dann ist __ a2 die Energie, die pro Sekunde auf eine eben-
x
falls 1 cm 2große Probefläche in x cm Entfernung von der
Quelle trifft.
Beispiel: Ein Jäger hat zum Schutz gegen Raubtiere zwei Lagerfeuer entzündet, die in 10 m
Entfernung voneinander brennen. Das linke Feuer entfaltet auf eine 1 c m 2großen Fläche, die 1 m
vom Feuer entfernt ist, pro Sekunde eine Wärmemenge von 1 Joule. Das rechte Feuer erzeugt auf
einer gleich großen Fläche in 1 m Entfernung pro Sekunde sogar 8 Joule. Bald wird es dem Jäger
zu warm. An welcher Stelle zwischen den Feuern sollte er daher sein Lager aufschlagen?
Lösung:
Wir idealisieren die Feuer als punktförmige Wärmequellen, die in den Punkten P (0 | 0) und
Q (10 | 0) eines Koordinatensystems platziert sind. Der Jäger befindet sich im Punkt T (x | 0).
Das von Q kommende Strahlenbündel muss Von Q abgestrahlte Wärme pro Sekunde:
bis zum Punkt T eine Entfernung von 10 − x 8 Joule
in 1 m Entfernung von Q: _____ 2
Metern zurücklegen. Dabei wird eine 1-cm 2- 1 cm
Fläche, die 1 m von Q entfernt ist, auf in (10 − x) m Entfernung von P: 8 Joule
__________
(10 − x) 2 cm 2 aufgeweitet. (10 − x) 2cm 2
Entsprechend geht die Wärmestrahlung pro
8 2
cm 2von 8 Joule auf _______ Joule zurück.
(10 − x)
Gesamtwärmeeinstrahlung bei T
Insgesamt gilt für die Wärmestrahlung am
pro Sekunde:
Punkt T (x | 0) pro cm 2in der Sekunde die ne-
benstehende Formel. W (x) = __ 8 2
12 + _______ x in m
W in Joule/cm 2
x (10 − x)
Die Funktion W gibt die Verteilung der Wär-
meeinstrahlung pro Quadratzentimeter und y
Sekunde in Abhängigkeit vom Abstand x zur
linken Wärmequelle P wieder. Ihr Graph ist
rechts dargestellt.
Übung
An einem Weg stehen drei Laternen A, B und
C. In 1 m Abstand strahlt A mit 27 BE pro
cm 2, während es bei B 16 BE und bei C 3 BE
(Beleuchtungseinheiten) sind.
B steht in 6 m Entfernung von A, während C
um weitere 2 m entfernt steht. Zwischen A
und C gibt es eine Stelle, an der es am dun- 2
kelsten ist. C
6
In welchem Abstand von A befindet sich diese B
Stelle? Lösen Sie das Problem näherungs
weise mit Hilfe von Testeinsetzungen oder A
mit dem TR/Computer.
VI. Weitere Ableitungsregeln275
Überblick
Test
1. Ableitungen
Bestimmen Sie die Ableitungsfunktion von f.
a) f (x) = e−2 x b) f (x) = (1 − x) · ex c) f (x) = x2 · e− 4 x
d) f (x) = sin x · cos (2 x) e) f (x) = _1x · cos x f) f (x) = e− x · cos x
4. Funktionsuntersuchung
Gegeben ist die Funktion f (x) = 2 x · e− x.
a) Untersuchen Sie f auf Nullstellen, Extrema und Wendepunkte.
b) Zeichnen Sie den Graphen von f für − 0,5 ≤ x ≤ 3.
c) Bestimmen Sie die Gleichung der Tangente an den Graphen im Ursprung.
5. Funktionsuntersuchung
Gegeben ist die Funktion f (x) = sin x · cos x für 0 ≤ x ≤ 2 p.
a) Bestimmen Sie die Ableitungen f', f'' und f'''. Kontrollergebnis: f''' (x) = − 4 cos2 x + 4 sin2 x.
b) Untersuchen Sie f auf Nullstellen.
c) Untersuchen Sie f auf Extrema.
d) Zeigen Sie, dass W (p | 0) ein Wendepunkt von f ist.
e) Zeichnen Sie mit Hilfe der Vorergebnisse den Graphen von f.
f) Bestimmen Sie die Gleichung der Normalen von f im Wendepunkt W.
6. Ein Anwendungsproblem
Ein Virus verbreitet sich in der Bevölkerung einer Stadt. Die Zahl der zur Zeit t bereits infi-
zierten Personen kann durch die Funktion N (t) = 600 · 1,08t beschrieben werden. Dabei ist t
die Zeit in Tagen und N (t) die Anzahl der zur Zeit t infizierten Personen.
a) Skizzieren Sie den Graphen von t für 0 ≤ t ≤ 20.
b) Wie viele Personen waren zu Beginn infiziert. Wann sind ca. 2000 Personen infiziert?
c) Stellen Sie N in der Form N (t) = 600 · ek t dar.
d) Berechnen Sie die Ableitung N'. Geben Sie an, welche Bedeutung N' hat.
e) Berechnen Sie die Wachstumsrate von N zu Beginn bzw. nach 5 Tagen ?
f) Wann errreicht die Wachstumsrate einen Wert von ca. 100 Personen/Tag ?
Lösungen: S. 363
366 Stichwortverzeichnis
Stichwortverzeichnis
Ableitung 126 eindeutige Zuordnung 12 Graph einer Funktion 13
Ableitung Eintauchzahl 318 graphische Bestimmung der
– der natürlichen Exponential- Euler’sche Zahl e 220 Ableitungsfunktion 94 f.
funktion e x 220 explizites Bildungsgesetz 310 graphische Monotonie-
– der Wurzelfunktion 124 Exponentialfunktion 197 ff., 225 untersuchung 122
– der Sinusfunktion 241, 247 Exponentialgleichung 203 graphische Steigungs-
– einer Funktion an einer Stelle exponentielle Prozesse 196 ff., bestimmung 84 f.
86, 117 207 ff. graphisches Differenzieren 218
– von Polynomen 100 exponentielles Wachstum/expo- Grenzwert einer Folge 317 ff.,
– zusammengesetzter Funk- nentieller Zerfall 197, 225 335
tionen 97, 195, 227 Extrem(al)punkte 130 ff. Grenzwert einer Reihe 331, 335
Ableitungsfunktion 94 ff. Extremalproblem 105, 108, Grenzwert, uneigentlicher 320
Ableitungsregeln 98 ff., 117, 164 ff., 191 Grenzwertbestimmung
125, 189, 275 Extremum der Steigung 136 – durch Testeinsetzung 68, 70
achsenparallele Verschiebung – mit der h-Methode 71
der Normalparabel 32 f. Faktorregel 100, 117, 125, 189 – durch Termvereinfachung 69
Achsensymmetrie zur y-Achse fallend 48, 122, 323 Grenzwerte von Funktionen
47, 141 Folge 308 ff., 337 68 ff., 116
allgemeine Kettenregel 256, 275 Folge, arithmetische 312 f., 335 Grenzwertsätze für Folgen 326,
Amplitude 233, 247 Folge, divergente 319, 335 335
Ankathete 228, 247 Folge, geometrische 313 f., 335
Anwendung des Ableitungs- Folge, Grenzwert 317 ff., 335 Halbwertszeit 207, 225
begriffs 105 ff. Folge, konvergente 319, 335 Hauptbedingung 164, 191
Anwendungen der Differential- Frequenz 233 Heron-Verfahren 294
rechnung 163 ff. Funktion 12 f. hinreichende Kriterien für
arithmetische Folge 312 f., 335 Funktionsgleichung 13 – lokale Extrema 132, 141, 190
Arithmetische Reihen 329, 335 Funktionsgrenzwert 68 ff., 116 – Wendepunkte 137 f., 141, 190
Asymptote 51, 68 Funktionsuntersuchung 141 ff. Hochpunkt 57, 131
äußere Funktion 250, 254 Funktionswert 13 höhere Ableitungen 126
Hyperbel 50
Basislösung 237 ganzrationale Funktionen 55 ff., Hypotenuse 228, 247
Berechnung von Logarithmen 65
mit dem Taschenrechner 201 Gegenkathete 228, 247 Index 308
Beschränktheit von Folgen 324 geometrische Bestimmung von innere Funktion 250, 254
Bestimmung Extrema und Steigungen 114 f. Intervallhalbierungsverfahren
– von Funktionen aus gege- geometrische Folge 313 f., 335 286 ff., 304
benen Eigenschaften 180 ff. geometrische Neben-
– von Geradengleichungen 19 bedingungen 170 f. Kettenregel 254 ff., 275
Bestimmung von Parabel- Geometrische Reihen 330, 335 Knickstelle 88
gleichungen 43 geometrische Reihen, Divergenz konstante Änderungsrate 93
Bildungsgesetz 308 ff. 331 Konstantenregel 99, 117, 125,
Bildungsgesetz, explizites 310 geometrische Reihen, Konver- 189, 275
Bildungsgesetz, rekursives 310 genz 331, 335 Konvergenzkriterium für Folgen
biquadratische Funktion 60, 280 Geraden und Parabeln 41 325
Bisektionsverfahren 286 ff., 304 Geradengleichungen 19 Kosinus 228, 247
Bogenmaß und Gradmaß 228, Gleichung der Normalen 117 Kosinusfunktion 230, 247
247 Gleichung der Tangente109, 117 Kosinusregel 241
Gleichungssystem 19, 43 Krümmung 127 ff., 136 ff.
Definitionsmenge 13, 64 Globalverlauf einer ganz- Krümmungskriterium 128, 189
dekadischer Logarithmus 200 rationalen Funktion 56 f. Krümmungsverhalten 121
Differentialquotient 85, 117 Grad einer Potenzfunktion 46
Differenzenquotient 17, 76, 85 Gradmaß und Bogenmaß 228, Lage von Geraden 25
Differenzierbarkeit 86 247 linear approximierbar 88
Stichwortverzeichnis 367
lineare Funktionen 16 ff., 64 – Wendepunkte 136, 141, 190 Regula falsi 299 ff., 304
lineare Kettenregel 255, 275 Nullfolge 322 Reihen 328 ff.
linksgekrümmt 127 Nullstellen 141 Rekonstruktion von
Links-Rechts-Wendepunkt – ganzrationaler Funktionen 59, – Exponentialfunktionen 205
137ff, 190 65, 279 ff., 304 – Funktionen 180 ff., 19
Logarithmengesetze 202, 225 – quadratischer Funktionen 40, rekursives Bildungsgesetz 310
Logarithmengleichung 203 65 relative Lage von Geraden 25
logarithmus naturalis 222 Nullstellensatz 285, 304 Reziprokenregel 101, 125, 189
Logarithmus 200 ff.
lokale Änderungsrate 100 ff., Operation und Umkehroperation Sattelpunkt 132, 135
116 203 Scheitelpunkt 31
lokale Extremalpunkte 31, 131 orthogonale Geraden 28 Scheitelpunktsform der Parabel-
lokales Maximum/Minimum gleichung 35, 65
31, 131 Parabel 31 Schnittpunkt von Geraden 25
Lösen von Gleichungen mit Parabeln und Geraden 41 Schnittpunkt zweier Exponen-
Hilfe von Logarithmen 203 Parameter in der Gleichung einer tialkurven 205
Lösungsprinzip für Extremal- linearen Funktion 18 Schnittwinkel von Geraden 25,
probleme 176 Partialsummen einer Reihe 328 64
Passante 41 Schnittwinkelproblem 105, 110
Maximum 131, 31 Periodenlänge 233, 247 Sekante 41, 84
Methoden zur Bestimmung von Pfeildiagramm 12 Sekantenverfahren 299 ff., 304
Funktionsgrenzwerten 68 ff., Polgerade 51 Sinus 228, 247
116 Polynomdivision 281 f., 304 sinusartige Funktionen 232
Minimum 131, 31 Polynomfunktionen 55 ff., 65 Sinusfunktion 230, 247
mittlere Änderungsrate 78 ff., potentielle Extrema 131 Sinusregel 241
116 Potenzfunktionen mit negativen Spiegelung der Normalparabel
mittlere Geschwindigkeit 78, Exponenten 50 34
116, 158 Potenzfunktionen 46 ff., 65 Spiegelung reeller Funktionen
mittlere Steigung 76 ff., 95, 116 Potenzregel 98, 101, 117, 125, 37 f., 65
Modellierungsprobleme 184 ff. 189 Sprungstelle 71, 88
Momentangeschwindigkeit 158 p-q-Formel 40, 65 Stauchung reeller Funktionen
monoton steigend/fallend 48, Produktregel 251 ff., 275 37 f., 65
122, 323 Produktsatz 278 Steckbriefaufgaben 180 ff.
Monotonie Punktprobe 204 steigend 48, 122, 323
– von Folgen 323 Punktsteigungsform der Steigung einer Kurve in einem
– von Funktionen 48, 122 Geradengleichung 19, 64 Punkt 84 ff.
Monotoniebereiche 123 Punktsymmetrie zum Ursprung Steigung einer linearen Funktion
Monotoniekriterium 123, 189 47, 141 17
Steigungsberechnungen 86 ff.
Nachdifferenzieren 255 quadratische Ergänzung 33 Steigungsdreieck 84
näherungsweises Differenzieren quadratische Funktionen 31 ff., Steigungsproblem 105 f.
218 65 Steigungsverhalten 48, 121
natürliche Exponentialfunktion Quadratwurzelregel 102 Steigungswinkel einer Geraden
220 ff., 225 Quotiententest 196, 225 23, 64
Nebenbedingung 164, 191 Steigungswinkel 105 f.
Newton’sche Näherungsformel Randwerte 172 Steigungswinkelproblem 105 f.
291 Rechengesetze für Logarithmen Streckung der Normal-
Newton-Verfahren 290 ff., 304 202 parabel 34
Newton-Verfahren 355 Rechnen mit Exponentialfunk- Streckungen reeller Funktionen
nicht differenzierbare Funk- tionen 204 ff. 37 f., 65
tionen 88 rechnerische Bestimmung der streng monoton steigend/fallend
Normale 147 ff. Ableitungsfunktion 96 f. 48, 122
Normalparabel 31 rechnerisches Differenzieren219 strenge Monotonie 122
Normgestalt der Sinusfunktion rechtsgekrümmt 127 Summenformel einer geometri-
234 Rechts-Links-Wendepunkt schen Reihe 330, 335
notwendiges Kriterium für 137 ff., 190 Summenformel für arithmeti-
– lokale Extrema 131, 190 reelle Funktionen 12 ff. sche Reihen 329, 335
368 Stichwortverzeichnis
Bildnachweis
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