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TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN

Zentrum Mathematik
PD Dr. Peter Massopust Analysis 3 [MA0003] Wintersemester 2021/22
Dr. Kerstin Lux Übungsblatt 0
(22.10.2021)

Zentralübung
Z0.1. Halbringe
Sei X eine beliebige nichtleere Grundmenge. Ein System H von Teilmengen von X heisst
Halbring oder Semiring falls
(H1) ∅ ∈ H ;
(H2) A, B ∈ H =⇒ A ∩ B ∈ H ;
(H3) A, B ∈ H =⇒ es existieren paarweise disjunkte Mengen C1 , . . . , Cn ∈ H , so dass
n
[
A\B = Ci
i=1

ist.

a) Man zeige, dass I := {(a, b] : a, b ∈ R, a ≤ b} ein Halbring ist.


b) Man beweise: Seien A, B1 , . . . , Bm ∈ H , wobei B1 , . . . , Bm paarweise disjunkt und
in A enthalten seien. Dann gibt es paarweise disjunkte Mengen C1 , . . . , Cn ∈ H , so
dass
m
[ [n
A\ Bi = Cj . (1)
i=1 j=1

Lösung:

a) (H1), (H2) und (H3) müssen gezeigt werden.


(i) ∅ ∈ I , da (a, a] = ∅.
(ii) (a, b], (c, d] ∈ I : Wir betrachten nur den Fall a ≤ c ≤ b ≤ d (alle anderen Fälle
beweist man ähnlich). Dann ist (a, b] ∩ (c, d] = (c, b] ∈ I .
(iii) (a, b], (c, d] ∈ I : Wir betrachten nur den Fall a ≤ c ≤ b ≤ d (alle anderen Fälle
werden ähnlich bewiesen). (a, b] \ (c, d] ∈ I = (a, c] ∪ (d, b] =: C1 ∪ C2 .
b) Beweis mit vollständiger Induktion bezüglich m. Nach Definition von Halbring gilt (1)
für m = 1. Angenommen, (1) ist für ein m ≥ 1 erfüllt. Dann folgt für A, B1 , . . . , Bm+1 ∈
H und B1 , . . . , Bm+1 ⊆ A, Bi ∩ Bj = ∅, für alle i 6= j. Damit ist
m+1
[ n
[
A\ Bi = Cj \ (Cj ∩ Bm+1 ).
i=1 j=1

Für jedes j, 1 ≤ j ≤ n, existieren wegen Cj ∩Bm+1 ∈ H paarweise disjunkte Mengen


Cjk ∈ H , 1 ≤ k ≤ nj , mit
nj
[
Cj \ (Cj ∩ Bm+1 ) = Cjk .
k=1

Also gilt
m+1 nj
n [
[ [
A\ Bi = Cjk
i=1 j=1 k=1
Da die Mengen Cjk , 1 ≤ j ≤ n, 1 ≤ k ≤ nj paarweise disjunkt sind, ist dies die
gewünschte Darstellung (1) für m + 1 anstelle von m.
Z0.2. Ringe und Algebren
Sei X eine beliebige nichtleere Grundmenge. Ein System R von Teilmengen von X heisst
Ring falls
(R1) ∅ ∈ R;
(R2) A, B ∈ R =⇒ A \ B ∈ R;
(R3) A, B ∈ R =⇒ A ∪ B ∈ R.

a) Zeige, dass jeder Ring ein Halbring ist.


b) Man zeige, dass man aus jedem Halbring H einen kleinsten Ring R der H enthält
konstruieren kann, indem man
(n )
[
R := Ai : A1 , . . . , An ∈ H paarweise disjunkt, n ∈ N
i=1
setzt.

Die folgenden Definitionen werden der Vollständigkeit angegeben.


Definition [Algebra] Ein Mengensystem A heisst eine Algebra falls A ein Ring ist mit
X ∈A.
Definition [σ-Ring und σ-Algebra] Ein Mengensystem R heisst ein σ-Ring falls R ein
Ring ist und in der Definition von Ring anstelle von (R3) die Abgeschlossenheit bezüglich
abzählbarer Vereinigungen verlangt wird:

(R3’) A1 , . . . , An , . . . ∈ R =⇒ Ai ∈ R.
S
i=1

Eine σ-Algebra A ist dann ein σ-Ring der X enthält.


Lösung:

a) Es seien A, B ∈ R. Dann ist A ∩ B = A \ (A \ B) (jeder Ring ist daher ∩-stabil). Für


1
A \ B und A \ B ∈ R (wegen (R2).
S
A ⊇ B gilt somit A \ B =
i=1
b) Gegeben seien paarweise disjunkte Mengen A1 , . . . , Am ∈ H und paarweise disjunkte
Mengen B1 , . . . , Bn ∈ H . Setze
m
[ n
[
A := Ai , B := Bj .
i=1 j=1

Es ist zu zeigen, dass A \ B und A ∪ B sich als Vereinigung paarweise disjunkter


Mengen aus H darstellen lassen. Es gilt
m
[ n
[
A\B = Ai \ (Ai ∩ Bj ).
i=1 j=1

Für alle i gehören die Mengen Ai ∩ Bj zu H , sind paarweise disjunkt und in Ai


enthalten (j = 1, ..., n). Daher existieren paarweise disjunkte Mengen Cik , 1 ≤ k ≤ ni ,
aus dem Halbring H mit
n
[ ni
[
Ai \ (Ai ∩ Bj ) = Cik .
j=1 k=1

Also gehört A \ B als Vereinigung der paarweise disjunkten Mengen Cik aus H
(1 ≤ i ≤ m, 1 ≤ k ≤ ni ) zu R. Da A ∪ B = (A \ B) ∪ B ist und nach dem soeben
bewiesenen A\B zu R gehört, ist A\B disjunkte Vereinigung von Mengen C1 , . . . , Cr
aus H . Hieraus folgt, das A ∪ B die disjunkte Vereinigung der Mengen B1 , . . . , Bn ,
C1 , . . . , Cr aus H ist und damit ebenfalls zu R gehört.
Anmerkung: Einige Autoren definieren eine Halbgruppe indem sie (H3) durch

(H3’) A, B ∈ H mit A ⊃ B =⇒ es existieren paarweise disjunkte Mengen C1 , . . . , Cn ∈ H ,


so dass
n
[
A\B = Ci , (∗)
i=1
ist, ersetzen.

Die Lösung der Aufgabe Z0.1.(b)gilt sowohl für den Fall (H3) als auch (H3’). Wegen
A \ B = A \ (A ∩ B) gilt (∗) in beiden Fällen und im Fall (H3) braucht für die Herleitung
von (1) nicht angenommen werden, dass die Mengen B1 , . . . , Bm in A enthalten sind.
Die Lösung der Aufgabe Z0.2.(b) gilt ebenfalls sowohl für den Fall (H3) als auch (H3’).
Sn n
S
Wegen Ai \ Bj = Ai \ (Ai ∩ Bj ), gilt (∗) in beiden Fällen.
j=1 j=1

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