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Das Falsifikationsprinzip
den. Solange ein System eingehenden und strengenNun wollen wir aber doch nur ein solches System als
deduktiven Nachprüfungen standhält und durch die empirisch anerkennen, das einer Nachprüifung durch
fortschreitende Entwicklung der Wissenschaft nich die „Erfahrung" fähig ist. Diese Überlegung legt den
überholt wird, sagen wir, dass es sich bewährt. (..) Gedanken nahe, als Abgrenzungskriterium nicht die
Auch durch ihre verifizierten Folgerungen kön- Verifizierbarkeit, sondern die Falsifizierbarkeit des
nen Theorien niemals als „wahr“ oder auch nur alsSystems vorzuschlagen; mit anderen Worten: Wir
„Wahrscheinlich“ erwiesen werden. fordern zwar nicht, dass das System auf empirisch-
ogik der Forschung (1934) methodischem Wege endgültig positiv ausgezeichnet
rerden kann, aber wir fordern, dass es die logische
Form des Systems ermöglicht, dieses auf dem Wege
M2 Karl R. Popper:
methodischen Nachprüfung negatív auszuzeich-
Abgrenzung durch Falsifikation
Der ernsteste unter den Einwänden, die man gegennen: Ein empirisch-wissenschaftliches System muss
unsere Ablehnung der induktiven Methode erhebenan der Erfahrung scheitern können.
kann, ist wohl der, dass wir damit auf ein, wie es L0gIR aeT FO1SCn ng |1 34)
Induktionslogik bestimmt, das ist gerade, dass wir in 2 Untersuchen Sie Poppers Vorschlag zur Ab-
grenzung der empirischen Wissenschaften ge-
dieser induktiven Methode kein geeignetes Abgre genüber metaphysischen Systemen. M2
zungskriterium sehen können, d. h. kein Kennzeiche Finden Sie Beispiele für falsifizierbare und
des empirischen, nicht-metaphysischen Charakters hicht-falsifizierbare
nic Sätze. > M2
eines theoretischen Syster
: WnI N f F" UNL N N N|NI
M1 Karl R. Popper:
Sicher (haben Eddingtons Beobachtungen Einsteins
Ein Beweis der Relativitätstheorie? Theorie) nicht [bewiesen). Man kann wissenschafi-
In einem TV-Gespräch erläutert Popper seine Wissenschafts-liche Theorien Theorie
senschaftliche reich beweisen.
überhauptist nicht Eine wis-
an (..J Konsequen-
theorie an einem berühmten Beispiel.
zen. Vieles kann man daraus ableiten. Der Nachweis,
Sterr dass eine dieser Konsequenzen richtig ist, kann nicht
nachweisen, dass alle die anderen Konsequenzen
richtig sind. Es kann auf diese Weise die Theorie in-
Erde teressanter werden, sie kann sich bewähren, wie der
Fachausdruck ist, aber sie kann nicht bewiesen wer-
Sonne den. Im Gegenteil hätte die Theorie aber widerlegt
werden können, wenn die Eddington-Beobachtung
umgekehrt ausgegangen wäre, wenn sie nicht zu die-
Einstein hat aus seiner Theorie abgeleitet, dass Licht- sen Abweichungen geführt hätte. (..J Und hier ist das
strahlen, die ganz nahe an der Sonne vorbeilaufen, wichtige, dass die Experimente nur anscheinend dar-
con der Sonne angezogen werden, so dass [..) (sie)auf hin angelegt sind, um die Theorie zu beweisen. In
in der Nähe der Sonne abgelenkt werden. [.J Und Wirklichkeit müssen Experimente daraufhin angelegt
wenn [...) (ein) Stern (, der in der Nähe der Sonne sein, die Theorie – wenn möglich - zu widerlegen.
steht, von der Erde aus beobachtet wird), so schaut hilosophie gegen falsche Propheten (1974)
der Stern aus, als ob er weiter von der Sonne weg
wäre, als er wirklich ist. (.J Das ist die AblenkungM2 Karl R. Popper:
des Lichtes. (..) Keine endgültigen Wahrheiten
10 Nun kann man aber einen Stern normalerweise nichtObwohl wir in der Wissenschaft unser Bestes tun, die
sehen, wenn er in der Nähe der Sonne ist und kannWahrheit zu finden, sind wir uns doch des Umstandes
daher diesen Versuch nicht wirklich durchführe wohl bewusst, dasS wir nie sicher sein können, ob v
Es ist Einstein eingefallen, dass man während einersie gefunden haben. Wir haben in der Vergangenheit
Sonnenfinsternis, wenn der Mond vor der Sonneaus vielen Enttäuschungen gelernt, dass wir niemals
steht, (..) die Sterne um die Sonne herum fotografie- Endgültigkeit erwarten dürfen [..). Wir können in den
ren und mit einer Fotografie derselben Sterngruppemeisten Fällen mit großer Zuverlässigkeit feststellen,
|.J in der Abwesenheit der Sonne (vergleichen könn- welche von zwei vorgelegten Theorien die bessere
ze). Da nimmt man dieselbe Sterngruppe sechs Mo- ist. |...J Denn wenn sie sich voneinander unterschei-
ate später oder sechs Monate früher auf, wenn die den, dann werden sie zu verschiedenen Voraussagen 1
Sonne nicht in diesem Stermbild steht. Und das Wurde führen, die sich oft experimentell überprüfen lassen;
durchgeführt von Eddington. Die Sterngruppe, in der und auf der Basis eines solchen erperimentum erucis
die Sonne erwartet wurde, wurde sechs Monate vor können wir manchmal entdecken, dass die neue The
der Sonnenfinsternis aufgenommen und während derorie gerade dort zu befriedigenden Resultaten führi
Sonnenfinsternis wurde dieselbe Sterngruppe um diewo die alte versagt.
Sonne herum aufgenommen. Und es stellte sich her- Wir können also sagen, dass wir auf unserer Suche
aus, dass der Voraussage gemäß diese Sterne vonein- nach der Wahrheit die wissenschaftliche Sicherheit
nder
an
ind weg waren (..). durch den wissenschaftlichen Fortschritt ersetzt ha-
NSCHATEN