Sie sind auf Seite 1von 27

Sprachphilosophie

Unterscheidung zwischen Type und Token = Ausdruck und Vorkommnis dieses


Mit Ausdruck meinen wir einen wiederholbaren Typ

Unterscheidung Verwenden und Erwähnen eines Ausdrucks (use/mention): Anführungszeichen


dienen dazu Ausdrücke zu erwähnen, also dazu über sie zu sprechen. Z.B.: „Vollpfosten“ und
„Wappler“ sind Schimpfwörter.

Kompositionalität:
Eine Sprache ist kompositional, wenn die Bedeutungen zusammengesetzter Ausdrücke
sich aus den Bedeutungen der Teilausdrücke und der Art der Zusammensetzung
ergeben.

Die Bedeutung eines sprachlichen Ausdrucks ist das, was Benutzern ermöglicht mit diesem Ausdruck
zu kommunizieren.

Grice Meaning
Grundidee: Ausdrücke bedeuten etwas, weil SprecherInnen etwas damit meinen
These: Bedeutung beruht auf Sprecherabsicht
Ausdrücke bekommen ihre Bedeutung je nachdem, was der Sprecher mit Ihnen meint.

Grice unterscheidet zwei Sinne von „bedeutet“:

Natürliche Bedeutung nach Grice: Es kann nicht sein, dass P nicht der Fall ist.
Dieser Ausschlag bedeutet Masern, dann kann es nicht sein, dass jemand diesen Ausschlag hat aber
keine Masern.

Nicht-Natürliche Bedeutung: Es kann sein, dass P nicht der Fall ist.


Dieses Klingeln bedeutet der Bus ist voll, es hat geklingelt, aber der Bus ist gar nicht voll. (Vielleicht
falsch geklingelt etc.)

Gegen eine kausale Theorie der Bedeutung:


Beispiel Stevenson:
X bedeutet etwas gdw:
X dazu tendiert in einem Publikum eine Einstellung (z.B. Überzeugung) hervorzubringen und x
tendiert dazu von einer solchen Einstellung hervorgebracht zu werden (Resultat komplizierten
Konditionierungsprozess)

Gegenbeispiel Grice: Das Anlegen eines Fracks tendiert dazu, die Überzeugung hervorzubringen, die
Person gehe zu einem Ball; und die Überzeugung man gehe zu einem Ball tendiert dazu einen dazu zu
bringen, einen Frack anzuziehen (Resultat komplizierten Konditionierungsprozess) Trotzdem
bedeutetNN (bedeutet nicht-natürlich) das anziehen eines Fracks nicht, dass man zu einem Ball geht.
1.Defintionsversuch Grice:
X bedeutet, dass p:
=Es wird von der Urheberin von x beabsichtigt, dass x in einer Hörerschaft die Überzeugung, dass p
erwecke

Gegenbeispiel: Ich hinterlasse Bs Taschentuch am Tatort, um die Überzeugung zu erwecken, dass B


die Täterin ist.

2.Versuch: x bedeutet, dass p:


=Es wird von der Urheberin von x beabsichtigt, dass x in einer Hörerschaft die Überzeugung, dass p
erwecke, und sie beabsichtigt, dass die erste Absicht von der Hörerschaft erkannt wird.

Gegenbeispiel: Grice lässt von seiner Tochter zerbrochenes Porzellan liegen, damit seine Frau es sieht.
Sie könnte nun denken, dass Grice schuld ist, obwohl dieser versucht in ihr die Überzeugung zu
erwecken, dass es die Tochter war.

Analyse der BedeutungNN nach Grice:

A meintNN etwas mit x


=A äußert x mit der Absicht in der Hörerschaft eine Wirkung zu erzielen, dadurch, dass die
Hörerschaft diese Absicht erkennt.

A meintNN mit x
=A äußert x mit der Absicht in der Hörerschaft die Überzeugung, dass p hervorzubringen, dadurch,
dass die Hörerschaft diese Absicht erkennt.

Letzte Verbesserung (späterer Artikel):


A meintNN mit x, dass p:
=A äußert x mit der Absicht in der Hörerschaft die Überzeugung, dass p, hervorzubringen, dadurch,
dass die Hörerschaft diese Absicht erkennt.

Gegenbeispiele?
Grice: Wenn ich in einer Prüfung der Prüferin sage: “Die Republik wurde 1918 ausgerufen“ dann
meineNN ich, dass die Republik 1918 ausgerufen wurde, aber habe nicht die Absicht in der Prüferin
die Überzeugung hervorzurufen, sondern will nur die Überzeugung hervorrufen, dass ich denke es
war 1918.

Quiz:

1.Welche Rolle spielt Herodes’ Präsentieren vom Kopf Johannes’ des Täufers in Grice’ Gedankengang?
Zwar meint Herodes mit dem Präsentieren des Kopfes, dass Johannes tot ist. Aber dadurch, dass
Johannes Kopf gezeigt wird, ist dessen Tod von natürlicher Bedeutung.

2. Ist die letzte Analyse von “meintNN” jetzt perfekt, oder gibt es neue Gegenbeispiele?
Der Empfänger kann die Botschaft des Sprechers auch anders interpretieren, als die NN vom Sprecher
gemeint war.
Psychologisch realistisch?

Grice eigener Einwand: Kann es wirklich sein, dass SprachbenutzerInnen tatsächlich so komplizierte
Gedankengänge durchlaufen?

Grice Antwort (vermutlich): Genau wie bei allen anderen Handlungen kommt auch hier ein gewisser
Automatismus zustande und wir durchlaufen nicht jedes Mal wieder diese komplizierten Erwägungen

Frege, Bedeutung, Sinn

Mill über Denotation und Konnotation

general name (=genereller Term): Ein "Name, der in gleicher Bedeutung auf eine unbestimmte Anzahl
von Dingen zutrifft." Das bedeutet, dass der Name auf mehrere verschiedene Dinge angewendet
werden kann. Ein Beispiel für einen generellen Term wäre "blau" oder "Tisch".

Singular name (=singulärer Term): Ein "Name, der nur in gleicher Bedeutung auf eine Sache zutrifft."
Das bedeutet, dass der Name nur auf eine spezifische Sache angewendet werden kann. Ein Beispiel
für einen singulären Term wäre "Sokrates" oder "der Lehrer des Platon".

connotative term: Ein Ausdruck, der ein Subjekt bezeichnet und eine Eigenschaft impliziert. Ein
bezeichnender Ausdruck zeigt auf eine Sache und vermittelt eine zusätzliche Information über diese
Sache. Beispiele für bezeichnende Terme wären "der erste römische Kaiser" oder "der Lehrer des
Platon".

Non-connotative term: Ein Ausdruck, der nur ein Subjekt benennt, ohne weitere Eigenschaften oder
Informationen zu implizieren. Nicht bezeichnende Terme zeigen nur auf eine Sache, ohne zusätzliche
Informationen zu vermitteln. Beispiele für nicht bezeichnende Terme wären "Gaius Octavius",
"Sokrates" oder "Innsbruck".

Mills These:
Eigennamen (Sokrates,Innsbruck,etc.) sind nicht-konnotative Ausdrücke, sie enthalten keine Info über
das Bezeichnete. (implizieren kein Attribut)
Argument dafür: mögliche Konnotationen bestimmen das Bezeichnete nicht, müssen von
BenutzerInnen nicht gekannt werden.
Frege´s Position:
Eigenname ist bei Frege das, was bei Mill als singulärer Term verstanden wird und eigentliche
Eigennamen sind Eigennamen bei Frege.

Angenommen vortheoretische Bedeutung von eigentlichen Eigennamen erschöpfe sich in dem was
bezeichnet wird → Nach Mills These müssten Namen, die dasselbe bezeichnen (ko-referentielle
Namen) Austauschbar sein, ohne dass sich die vortheoretische Bedeutung verändert.
Aber sie sind nicht austauschbar:
„Morgenstern“ = „Abendstern“ Beim Austausch wird etwas informatives trivial
„H glaubt, dass der Morgenstern mit dem Abendstern identisch ist.“ Austausch kann Wahrheitswert
verändern! Also ist Mills These falsch.
Fazit: Selbst eigentliche Eigennamen (nach Frege) haben eine Konnotation, also enthalten
Information über das Bezeichnete.

Bedeutung und Sinn

Bedeutung eines Ausdrucks = Das vom Ausdruck bezeichnete


Z.B.: „Morgenstern“ und „Abendstern“ haben dieselbe Bedeutung

Sinn eines Ausdrucks = Die Art und Weise, in der die Bedeutung gegeben ist; erklärt den
Erkenntniswert, also Informativität von Identitätsaussagen.

Die Ausdrücke “der Schnittpunkt von a und b”, “der Schnittpunkt von b und c” haben
dieselbe Bedeutung, also bezeichnen denselben Punkt, aber tun dies auf
unterschiedliche Weise. Diese “Art des Gegebenseins” nennt Frege “Sinn”.

Sinn als Gemeineigentum

Der Sinn eines Eigennamens wird von jedem erfasst, der die Sprache hinreichend kennt, der er
angehört. Die Vorstellung ist subjektiv.

Aber: Es gibt Schwankungen des Sinnes in der Alltagssprache z.B. verbinden verschiedene
SprecherInnen verschiedene Sinne mit „Aristoteles“: Schüler Platons, Lehrer Alexander des Großen,
der aus Stagira stammende Lehrer Alexanders. „Aristoteles kam aus Stagira.“ Ist für manche
interessant, für andere trivial.

Fazit: Sinn ist objektiv insofern er als der gleiche Sinn von vielen erfasst werden kann.
Allerdings ist die Alltagssprache nicht ideal, daher verbinden verschiedene SprecherInnen
verschiedene Sinne mit Ausdrücken. Verschiedene Sätze können für verschiedene BenutzerInnen
unterschiedlich informativ sein.
Quiz
1. Was würde Mill über den Ausdruck “das Heilige Römische Reich Deutscher Nation”
sagen?
Konnotativ; impliziert mehrere Bedeutungen: bestimmtes Gebiet des deutschen Volkes
2. Am Anfang von “Über Sinn und Bedeutung” fragt Frege, ob Identität eine Beziehung
zwischen Gegenständen oder zwischen Namen oder Zeichen für Gegenstände ist.
a. Welche Antwort gibt Frege?
Wenn ein Gegenstand eine andere Bezeichnung erhält, kann sich auch der Sinn ändern.
Unterscheidung von Bedeutung nicht nur durch Zeichen. Identität=Beziehung zwischen
Gegenständen.
b. Hat Frege immer diese Antwort vertreten?
(Nein, denn bei Frege ist Bedeutung nicht immer kompositional.) Früher dachte er, dass
Identität eine Beziehung zwischen Namen und Zeichen sein muss. Er dachte, dass
Morgenstern und Abendstern dasselbe bedeuten.

Freges Argument, Teil A:


Identität kann sich entweder auf Beziehungen zwischen Objekten oder auf Beziehungen zwischen
Namen oder Zeichen für Objekte beziehen.
Wenn Identität eine Beziehung zwischen Namen oder Zeichen ist, dann sollte der Erkenntniswert
von Aussagen wie "a=b" und "a=a" gleich sein.
Da jedoch der Erkenntniswert unterschiedlich ist, müssen Identitätsaussagen sich auf die Namen
oder Zeichen "a" und "b" beziehen und aussagen, dass sie dasselbe bezeichnen.

Freges Argument, Teil B:


Die Beziehung zwischen Namen oder Zeichen besteht nur darin, dass sie etwas bezeichnen.
Diese Beziehung ist willkürlich, da jeder beliebige Name oder Gegenstand als Zeichen für etwas
angenommen werden kann.
Wenn Identitätsaussagen nur die Bezeichnungsweise betreffen, würden sie keine eigentliche
Erkenntnis über die Sache selbst ausdrücken.

Freges Argument, Teil C:


Wenn sich Namen oder Zeichen nur in ihrer Gestalt, nicht aber in der Art, wie sie etwas
bezeichnen, unterscheiden, dann wäre der Erkenntniswert von Aussagen wie "a=a" und "a=b"
wesentlich gleich.
Die Unterscheidung zwischen Namen besteht jedoch darin, wie das Bezeichnete gegeben ist.
Es wird vorgeschlagen, zusätzlich zum Bezeichneten den "Sinn" des Zeichens einzuführen, der die
Art des Gegebenseins enthält.
Zusammenfassung des Freges Arguments:
Die Annahme, dass sich Namen nur in ihrer Gestalt, nicht aber in ihrer Bezeichnungsweise
unterscheiden, führt zu Widersprüchen.
Der unterschiedliche Erkenntniswert zwischen Identitätsaussagen deutet darauf hin, dass sie
Information über die Bezeichnung enthalten.
Identitätsaussagen können jedoch auch echte Information über die Sache selbst enthalten.
Daher müssen sich Namen in mehr Hinsichten unterscheiden als nur in ihrer Gestalt.

Sinn und Bedeutung von Sätzen:


Der Sinn eines Satzes ist der ausgedrückte Gedanke und ändert sich, wenn bedeutungsgleiche
Ausdrücke ersetzt werden.
Die Bedeutung von Sätzen ist ihr Wahrheitswert.
Die Bedeutung ist kompositional und hängt vom Wahrheitswert der Teilausdrücke ab.
In bestimmten Fällen, in denen es nicht auf Wahrheit ankommt, vernachlässigen wir die Frage nach
der Bedeutung von Namen.
Frege argumentiert, dass es Ausnahmen gibt, bei denen Ausdrücke eine ungerade Bedeutung
haben und die Bedeutung nicht immer kompositional ist.

Russel – ü ber Kennzeichnungen und Namen


Terminologie
Proposition: das, was man mit einem Satz sagt bzw behauptet, ist die von ihm ausgedrückte
Proposition (ähnlich Freges “Gedanken”.). Laut Russell bestehen Propositionen aus Einzeldingen und
Universalien (Freges Gedanken hingegen: aus Sinnen zusammengesetzt). [Achtung: Russell
verwendet “proposition” manchmal anstelle von “sentence”, d.h. “Satz”.]
Gewöhnlicher Name (“ordinary name”): z.B. “Bertrand Russell”, “Wien” Name im strengen Sinn
(“name in the strict sense”): Ausdrücke, die ein Einzelding zum Gesagten (=zur Proposition) beitragen.
Ein solcher Name, kombiniert mit einem Prädikat, drückt eine “singuläre Proposition” aus; diese
handelt vom benannten Einzelding.
unbestimmte Kennzeichnung (“indefinite/ambiguous description”): = unbestimmter Artikel +
Substantiv; z.B. “ein Kind”, “Eine Flasche”.
bestimmte Kennzeichnung (“definite description”): bestimmter Artikel + Substantiv; z.B. “die Flasche”,
“das Kind”, aber auch: “Georgs Meerschweinchen”, “unser Auto”.
propositionale Funktion: eine Funktion, deren Werte Propositionen sind. Z.B.: die propositionale
Funktion “x ist weise.” hat als Wert für das Argument Sokrates die (singuläre) Proposition, daß
Sokrates weise ist.

Unbestimmte Kennzeichnungen
1. Ein Wunderkind hat im 2. Bezirk gewohnt.
2. Dieses Mädchen hat im 2. Bezirk gewohnt. [es wird auf ein Mädchen gezeigt]
3. Ein Marsmännchen hat im 2. Bezirk gewohnt.
Russell:
• 2. drückt eine singuläre Proposition aus: sie besteht aus dem Einzelding Luise und der Eigenschaft
im 2. Bezirk gewohnt zu haben.
• 1. und 3. drücken generelle Propositionen aus: die Proposition, daß es mindestens ein Wunderkind
bzw. Marsmännchen gibt, das im 2. Bezirk wohnt. Oder: über die propositionale Funktion “x ist ein W.
und x hat im 2. Bezirk gewohnt.” wird gesagt, daß sie manchmal wahr ist (d.h. bei manchen
Einsetzungen für “x”).
~ Für mindestens ein x gilt: x ist ein W. und x hat im 2. Bezirk gewohnt.
• Trotz der ähnlichen grammatikalischen Form sind also die ausgedrückten Propositionen ganz
verschieden. Slogan: logische Form ≠ grammatikalische Form
Argumente dafür: man kann 1 verstehen, auch wenn man kein Wunderkind im 2. Bezirk kennt; man
kann 3 verstehen, auch wenn es keine Marsmännchen gibt — also kann “ein M.” kein Name im
strengen Sinne sein.

Bestimmte Kennzeichnungen
4. Das Wunderkind hat im 2. Bezirk gewohnt.
Russell: “das einzige, was unbestimmte und bestimmte Kennzeichnungen unterscheidet ist die
Einzigkeits-Implikation.” (S. 176)
Vorschlag: a für mindestens ein x gilt: x ist ein Wunderkind
b für höchstens ein x gilt: x ist ein Wunderkind
c für alle x gilt: wenn x Wunderkind ist, dann hat x im 2. Bezirk gewohnt.
Oder: Es gibt genau ein Wunderkind und wenn etwas Wunderkind ist, dann hat es im 2. Bezirk
gewohnt.
“Grammatikalische Form ist irreführend”:
• die Proposition ist generell (wie bei unbestimmten Kennzeichnungen)
• Kein Bestandteil der Proposition entspricht dem Satzteil “das Wunderkind”.
• Es gibt nur eine “synkategorematische” Regel:
Sätze der Form “Der/Die/Das F ist G” drücken diejenige Proposition aus, die über
F und G sagt, dass es genau ein F gibt und dass alle Fs G sind.

Russell über Namen


5. Hat Homer existiert?
6. Homer hat existiert.
Russell:
• “Homer” muss auch eine bestimmte Kennzeichnung sein, denn sonst könnten 7. und 8. nicht
sinnvoll sein. “a existiert” ist ohne Bedeutung (“meaningless”), wenn “a” ein Name im strengen Sinne
ist.
• “Homer” ist eine Abkürzung für (z.B.) “der Autor der Ilias und der Odyssee”
• Namen im strengen Sinne: die Demonstrativpronomen “dies” und “das” und noch ein paar
ähnliche.

Negation und Scope


7. Der König von Frankreich ist kahlköpfig.
7. drückt nach Russell die Proposition aus, daß:
a für mindestens ein x gilt: x ist ein König von Frankreich, und
b für höchstens ein x gilt: x ist ein König von Frankreich, und
c für alle x gilt: wenn x KvF ist, dann ist x kahlköpfig.
Konjunkt a ist falsch, also ist 7. falsch.
Ein mögliches Problem:
Die Verneinung von einer falschen Behauptung sollte wahr sein. Müsste 8. dann nicht
wahr sein?
8. Der König von Frankreich ist nicht kahlköpfig.
Erklärung: 8. ist mehrdeutig. In einer Lesart ist 8. eine Verneinung der gesamten Konjunktion
(“secondary occurrence”), in der anderen eine Verneinung von c (“primary occurrence”). In der
ersten Lesart ist 8. wahr, in der zweiten Lesart falsch.
Bei den 2 Lesarten ist der Skopus (“scope”) der Negation verschieden.

Incompleteness
Eine Schwierigkeit für Russells Theorie:
Die meisten bestimmten Kennzeichnungen erfüllen die Einzigkeitsbedingung b nicht:
9. Das Pult steht schief.
10. Die Tür ist offen.
Es dürfen mehrere Pulte und Türen existieren, ohne daß dies die Wahrheit von Äußerungen von 9
und 10 berühren würde. Und ähnlich ist es mit den meisten Kennzeichnungen. In der Bezeichnung
“Incompleteness” für diese Schwierigkeit ist die Antwort schon angedeutet: viele Kennzeichnungen
sind unvollständig: um es richtig zu machen, sollte man die Kennzeichnung vervollständigen und
sagen:
4.* Das Wunderkind, von dem wir gerade reden, ist intelligent.
9.* Das Pult vor mir steht schief.
10.* Die Tür zu diesem Hörsaal ist offen.
[in einem Hörsaal mit nur einer Tür! sonst vielleicht: “die rechte Tür”.]

Ein Einwand von Strawson


11. Der König von Frankreich ist kahlköpfig.
• Russell’s Theorie sagt voraus, daß eine (heutige) Äußerung von 11. falsch ist.
Aber ist das so? Würden wir nicht viel eher sagen, daß eine Äußerung von 11 erfolglos ist, da “der
KvF” niemanden bezeichnet, sodaß man also nichts sagt/keine Proposition ausdrückt, wenn man 11
verwendet?
Strawson unterscheidet (unter anderem) zwischen dem, was man mit 11 sagen kann, und dem, was
11 präsupponiert (voraussetzt).
• Vor 300 Jahren hätte man mit Satz 5 vom damaligen KvF behauptet, daß erckahlköpfig ist. Und man
hätte dabei vorausgesetzt, daß Frankreich einen König hat.
• Heute setzt eine Äußerung von 5 das gleiche voraus, und da diese Voraussetzungcnicht erfüllt ist,
kann man 5 nicht benutzen um etwas von jemandem zu sagen. Eine Präsupposition eines Satzes =
eine Vorbedingung dafür, daß man mit dem Satz
etwas sagen kann. (bei Strawson)

Intensionale transitive Verben


12. Ponce de Leon suchte den Jungbrunnen.
Russell’s Theorie sagt bestenfalls voraus:
12. drückt die Proposition aus, dass es genau einen Jungbrunnen gibt, und alle Jungbrunnen von PdL
gesucht wurden. —> falsch (denn es gibt keinen Jungbrunnen)
Äußerungen von 12. sind aber wahr!
Wenn überhaupt, dann passt Russells Theorie nur auf Vorkommnisse von Kennzeichnungen in Sätzen
der Form “Der/die/das F ist G.”
Die Probleme der referenziellen Semantik können auch ohne die Komponente des Sinnes gelöst
werden.
Kennzeichnungen = zusammengesetzte Ausdrücke aus einem Artikel und einer Nominalphrase
Generische Aussagen = Allgemeinaussagen
Unterscheidung zwischen bestimmten (der, die, das) und unbestimmten (einer, eine, ein)
Kennzeichnungen.
Unterscheidung zwischen singulären und pluralen Kennzeichnungen und Massenkennzeichnungen.
3 Probleme für die referenzielle Semantik:
 Freges Puzzle – Problem informativer Identitätssätze
 Problem nicht-referierender Kennzeichnungen (leere Namen)
 Problem mit Zuschreibungssätzen (Substitution)

Russel und Frege (Vertreter des Logizismus)


 Bestimmte Kennzeichnungen sind keine echten singulären Terme – sie scheinen nur auf den
ersten Blick solche zu sein.
 Kennzeichnungen haben nicht die Funktion einen Gegenstand zu bezeichnen/für ihn zu
stehen, im Sinne der referenziellen Semantik.
 Sätze der Form „Der/Die/Das F ist G“ haben nicht die logische Form eines Subjekt-Prädikat-
Satzes: entgegen dem Eindruck ihrer Oberflächenform lassen sie sich nicht in einen
singulären Term und ein Prädikat zerlegen.
 Vielmehr machen wir mit solchen Sätzen Aussagen darüber wie viele Dinge der-und-der-Art
es gibt.
 Genauer: Wir machen mit einem Satz der Form „DER/DIE/DAS F ist G“ drei quantifizierende
Aussagen.
 Quantifizierende Ausdrücke werden benutzt, um über Quantitäten von Dingen und Stoffen zu
reden. Quantoren VS Quantorenphrasen.
 Russels Idee: Sätze mit Kennzeichnungen sind nach ihrer logischen Form zu behandeln wie
Sätze mit Quantorenphrasen.
 Die drei Bedingungen des Satzes „DER/DIE/DAS F ist G“ ergeben seine Bedeutung: Aus der
Bedeutung des Satzes ergibt sich die Bedeutung von „DER/DIE/DAS“. (Kontext)
 Sätze der Form „DER/DIE/DAS F ist G“ sind zu paraphrasieren als:
R1 Es gibt mindestens ein F und höchstens ein F und alle Fs sind G.
R2 Es gibt genau einen Gegenstand, der F ist, und dieser Gegenstand ist G.
 Russels Lösung zu Freges Puzzle: Er löst das Problem, ohne den Sinn nach Frege einzuführen.
 Bestimmte Kennzeichnungen, die auf nichts referieren sind nach Russel falsch und nach Frege
weder wahr noch falsch.
 Einwände gegen Russel:
1) Einzigkeitsbedingung: Für die Wahrheit von „DER/DIE/DAS F ist G“ ist es nicht notwendig,
dass es höchstens ein F gibt.
2) Russel löst zwar die drei Probleme für bestimmte Kennzeichnungen, aber die gleichen
Probleme stellen sich für andere singuläre Terme (Namen). Russel sagt Namen seien
Abkürzungen für bestimmte Kennzeichnungen. = Deskriptive Bedeutungstheorie

Russells Herangehensweise:
• Sätze drücken Propositionen aus (wenn sie Bedeutung haben), Verständnis erfordert
“Bekanntschaft” (“aquaintance”) mit allen Bestandteilen.
• Den logischen Teilen des Satzes entsprechen die Bestandteile der Proposition generelle vs singuläre
Propositionen: “F(a)” vs ”Für alle/einige x gilt: F(x)”
Bestimmte Kennzeichnungen:
• Auch wenn Ausdrücke der Form “der/die/das F” nichts bezeichnen, kommen sie in Sätzen vor, die
sprachliche Bedeutung haben.
• Also haben Ausdrücke der Form “der/die/das F” keine selbständige Bedeutung, sind kein logischer
Teil des Satzes.
• Die logische Form von “Der Weihnachtsmann ist dick.” ist nicht: D(w), sondern:
a für mindestens ein x gilt: x ist ein Weihnachtsmann
b für höchstens ein x gilt: x ist ein Weihnachtsmann
c für alle x gilt: wenn x Weihnachtsmann ist, dann ist x dick.
! die Proposition braucht keinen Weihnachtsmann als Bestandteil, nur die Eigenschaft,
Weihnachtsmann zu sein, und die Eigenschaft von Eigenschaften mindestens bzw höchstens eine
Instanz zu haben

Opake Kontexte, Intension, Verifikationismus, empirische


Legitimitä t

Opake Kontexte:
B1 Es ist interessant, daß der Abendstern mit dem Morgenstern identisch ist.
B2 Hammurabi glaubte, daß der Abendstern mit dem Morgenstern identisch ist.
B3 Hammurabi glaubte, daß der Abendstern hell ist.
• Wenn wir den Ausdruck “Abendstern” durch einen Ausdruck ersetzen, der dasselbe bezeichnet
(dieselbe Frege’sche Bedeutung hat), kann sich der Wahrheitswert (=Frege’sche Bedeutung) von B1-
B3 ändern.
• Das sollte nicht passieren, wenn Frege’sche Bedeutung kompositional ist (wie Frege annimmt):
denn die Ersetzung war bedeutungsgleich!
T1 Zwei Ausdrücke sind ko-referentiell: = sie bezeichnen dasselbe
T2 “Substitution ko-referentieller Ausdrücke salvâ veritate”: = Ersetzung eines Ausdrucks durch einen
ko-referentiellen A. ändert den Wahrheitswert nicht.
T3 Kontexte, in denen Austausch ko-referentieller Ausdrücke den Wahrheitswert ändern kann (in
denen also Substitution ko-referentieller Ausdrücke salvâ veritate nicht gilt), heißen “opake Kontexte”
(auch: “nicht-extensionale Kontexte”)

Prinzip der “Ungeraden Bedeutung”


Frege: in indirekter Rede (= “ungerade Rede”) haben alle Ausdrücke ungerade Bedeutung: ihre
Bedeutung ist das, was gewöhnlich ihr Sinn ist.
B3 Hammurabi glaubte, daß der Abendstern hell ist. Wenn “der Abendstern ist hell” in den daß-Satz
eingebettet ist, dann …
• ist seine Bedeutung nicht mehr ein Wahrheitswert, sondern ein Gedanke (der sonst von diesem
Satz ausgedrückte Gedanke)
• ist die Bedeutung von “Abendstern” nicht mehr der Planet, sondern der gewöhnliche Sinn von
“Abendstern”, also eine Gegebenheitsweise.
• B3 drückt aus, dass H. in der Glaubensbeziehung zu einem Gedanken steht. (Geburtsstunde der
“propositionalen Einstellungen”)
Das Prinzip der ungeraden Bedeutung scheint Kompositionalität nur zu bewahren,
indem es Ausdrücken variable Bedeutung gibt: die Bedeutung hängt von der
Satzumgebung ab.

Verifikationismus (Carnap 1931)


… die Bedeutung eines Wortes [ist] durch sein Kriterium bestimmt … (in anderer Ausdrucksweise:
durch die Ableitungsbeziehungen seines Elementarsatzes, durch seine Wahrheitsbedingungen, durch
die Methode seiner Verifikation) (Carnap 1931, “Überwindung der Metaphysik …”, S. 223)
Alles dieselbe Frage:
1. Aus was für Sätzen ist S ableitbar, und welche Sätze sind aus S ableitbar?
2. Unter welchen Bedingungen soll S wahr, unter welchen falsch sein?
3. Wie ist S zu verifizieren?
4. Welchen Sinn hat S?
Diese radikale Bedeutungstheorie diente den logischen Empiristen dazu, viele
empirisch nicht-verifizierbare Aussagen und Wörter als “sinnlos” zu klassifizieren.
(“Das Nichts nichtet.”, “Das Universum ist vor 5 Minuten erst entstanden.”)
Als Bedeutungstheorie und -kriterium problematisch:
• Unterschied zw. Kriterium/Verifikationsmethode und Wahrheitsbedingungen
• Die Verifikationsmethode ergibt sich aus der Bedeutung, nicht umgekehrt
• Ist das Verifikationsprinzip selber empirisch verifizierbar?

Carnap 1947: Intensionen


Carnap 1947 Meaning & Necessity: sprachliche Bedeutung als Intension
• Ausdrücke haben Intension und Extension. (Ähnlich Sinn und Bedeutung: Intension bestimmt
Extension)
Grundidee: Kenntnis der Intension (~sprachliche Bedeutung) + Kenntnis der relevanten Tatsachen
bringt Kenntnis der Extension (des Wahrheitswertes). Z.B.:
• “Der erste Mensch auf dem Mond.” + Tatsachen ! Extension = Neil Armstrong.
• “Der erste Mensch auf d. Mond war ein Mann.” + Tatsachen ! Ext. = Wahrheit
Zustandsbeschreibung (spätere Terminologie: “mögliche Welt”) = eine vollständige Beschreibung des
Universums, wie es hätte sein können. (Es gibt eine wahre, und viele falsche
Zustandsbeschreibungen.)
Intension:
Funktion von Zustandsbeschreibungen (=mögl. Welten) auf Extensionen
Opake Kontexte: Intensionen sind kompositional: die Intension eines Komplexes hängt ausschließlich
ab von den Intensionen der Teile und der Art der Zusammensetzung.
• “Der Abendstern ist hell.”
• “Hammurabi glaubte, daß der Abendstern hell ist.”

Sind Intensionen empirisch legitim?


Carnap (1947) gibt Extensionalität auf (bei Frege: =Kompositionalität der Bedeutung)
Quine lehnte diese Entwicklung ab:
Intensionen, und überhaupt Bedeutungen, sind problematisch: wir können Bedeutungen nicht
empirisch verifizieren. Z.B.
• Wie sollen wir verifizieren, daß “horse” Pferd bedeutet, und nicht Pferd oder
Einhorn?
• Unsere Beobachtungen von SprecherInnenverhalten sind nur für die Extension empfindlich, aber
die ist bei beiden die gleiche.
Antwort Carnap:
• Wir könnten SprecherInnen auch über ihren Sprachgebrauch in nicht-wirklichen Szenarien
befragen: “würde ‘horse’ auf etwas zutreffen, wenn es so-und-so
beschaffen wäre?”
• Dabei können wir das Szenario beliebig detailliert ausmalen, vielleicht Bilder
verwenden, vielleicht Fragen der SprecherIn beantworten, etc.
Also: Intensionen sind empirisch legitim. z.B.: Intension von “österreichischer Bildungsminister 2023”:
=Funktion, die jedem Zustand das als Wert zuweist, was in diesem Zustand 2023 Bildungsminister ist.
Dem tatsächlichen Zustand: Martin Polaschek.
Extensionen von …
… singulären Termen: Einzeldinge
… Prädikaten: Mengen von Einzeldingen (die, auf die das Prädikat zutrifft)
… Sätze: Wahrheitswerte

Kontextabhä ngigkeit
Mehr über Intensionen
Für jede syntaktische Kategorie (Art von Ausdruck) eine Kategorie von Extension:
Singuläre Terme: Einzeldinge (z.B. “Sokrates”!der Mann selbst)
Prädikate: Mengen von Einzeldingen (z.B. “Tisch”! die Menge der Tische)
Sätze: Wahrheitswerte (z.B. “Wien ist Hauptstadt.” ! W.-wert Wahr.
Wie funktionieren Intensionen in opaken Kontexten?
B1 Die Gewinnerin des Schock-Preises 2017 ist Ruth Millikan.
B2 Ruth Millikan ist Ruth Millikan.
Grobe Idee: z.B. Otto glaubt die Intension von B2, aber nicht von B1.
Die Intension von B1 ist die Funktion, die denjenigen Möglichkeiten (=Zustandsbeschreibungen) Wahr
zuweist, in denen Ruth Millikan 2017 den Schock-Preis gewinnt. Die Intension von B2 ist die Funktion,
die denjenigen Zuständen Wahr zuweist, in denen Ruth Millikan Ruth Millikan ist (also: allen
Zuständen).
Glauben: D glaubt eine Satz-Intension, wenn die Satzintension für alle Zustände, die D nicht
ausschließt, den Wert Wahr hat. (>Jaakko Hintikka) Daher: Otto glaubt die Intension von B2 (sie ist in
allen Zuständen wahr), aber nicht die von B1 (er schließt nicht alle Zustände aus, in denen RM nicht
gewinnt).

Kripke: Intensionen von Namen


Welche Intension haben Namen, z.B. “Ruth Millikan”, “Abendstern”?
• Frege’s Äußerungen legen nahe: “Abendstern” hat die gleiche Intension wie “der hellste Stern am
Abendhimmel” (oder etwas in der Art)
• Ähnlich: “Ruth Millikan” hat die gleiche Intension wie “Die berühmte Begründerin der
teleologischen Semantik” (oder etwas in der Art)
Kripke’s Einwände (Naming and Necessity, 1980):
• Dann müsste es a priori sein, daß der Abendstern der hellste Stern am Abendhimmel ist, und daß
Ruth Millikan berühmt ist. Das ist es aber nicht.
• Dann müsste es notwendig sein, daß der Abendstern der hellste am Abendhimmel ist, und daß
Millikan berühmt ist. Ist es aber nicht: Der Abendstern hätte auch durch einen Nebel verdunkelt
werden können, und Millikan hätte auch einen ganz anderen Karrierepfad einschlagen können.
Kripke’s These: Namen sind rigide, d.h. ihre Intension hat einen konstanten Wert (d.h. denselben
Wert für alle Zustandsbeschreibungen). (Das ist die Hauptthese von Kripkes Naming and Necessity.)

Analytisch-Synthetisch
Manche Intensionen scheinen konstant zu sein: sie weisen jedem möglichen Zustand/Welt denselben
Wahrheitswert zu:
b) Alle Kugelschreiber sind Schreibwerkzeuge.
c) Alle Schreibwerkzeuge mit Ballpoint-Technologie sind Schreibwerkzeuge.
e) Wenn nur FührerscheininhaberInnen fahren dürfen und Luise fahren darf, dann ist Luise
FührerscheininhaberIn.
Das suggeriert, daß wir die Wahrheit (Falschheit) solcher Denkinhalte erkennen können, ohne etwas
über den Zustand der Welt herauszufinden:
• Manche Sätze (analytisch wahre oder falsche Sätze) haben einen bestimmten Wahrheitswert allein
aufgrund ihrer Bedeutung (=Intension).
• Manche Denkinhalte sind nur aufgrund der vorkommenden Begriffe und deren Zusammensetzung
wahr (bzw falsch).
Logische Empiristen (z.B. Ayer, Carnap) vermuteten/hofften:
• Analytische Sätze lassen sich durch Anwendung von Definitionen auf logische Tautologien
zurückführen.
• Notwendigkeit und Apriorizität können durch Analytizität erklärt werden.

Probleme mit Analytizität


Gegen Wahrheit aufgrund von Bedeutung (Quine, Boghossian)
• die Wahrheiten, die von vermeintlichen analytischen Sätzen ausgedrückt werden, können auch in
anderen Sprachen ausgedrückt werden. Gegen Notwendigkeit (Kaplan):
• Es gibt Sätze, die wohl allein aufgrund ihrer Bedeutung wahr sind, aber die nicht Notwendiges
sagen: z.B. “Ich bin jetzt hier.”
Gegen Apriorizität: Quine & holistische Bestätigung
• Analytische Wahrheiten müssten gegen empirische Widerlegung immun sein (denn sie sollen ja a
priori sein).
• Es ist aber kein Satz/keine Überzeugung völlig immun: empirische Bestätigung bzw. Widerlegung ist
holistisch (Duhem-Quine These).
• z.B. “Katzen sind Tiere.”, “Ehen werden immer zw. Mann & Frau geschlossen.”.
• Es gibt immer mehrere Arten und Weisen, unsere Überzeugungen mit der Erfahrung in Einklang zu
bringen. Nicht einmal das Prinzip des ausgeschlossenen Widerspruchs ist immun.
Schon besprochen: Quines Einwand, Bedeutungen seien nicht empirisch legitim.

Kontextabhängige Ausdrücke
B3 Heute ist Donnerstag.
B4 Ich bin Philosoph.
B5 Die Vorlesung über Sprachphilosophie findet hier statt.
B6 Dein Onkel sitzt jetzt auf meinem Fahrrad und radelt hierher.
• Sätze B3–B6 sind kontextabhängig: in welchen Zuständen sie etwas wahres sagen hängt davon ab
wann, wo, von wem und an wen sie geäußert werden.
• Die Ausdrücke, die dafür z.T. verantwortlich sind: “heute”, “ich”, “hier”, “mein”, “jetzt”, “dein” und
“hierher”: indexikalische Ausdrücke.
• Kontextabhängigkeit rührt nicht immer von indexikalischen Ausdrücken her: z.B. sind B4 und B5
zeitabhängig, und B3 ortsabhängig, ohne dass es entsprechende indexikalische Ausdrücke in B3, B4,
B5 gäbe.
Wenn es kontextabhängige Sätze gibt, dann reicht es zur Bedeutungserklärung nicht,
Ausdrücken (types) Intensionen zuzuschreiben! Denn verschiedene Vorkommnisse (tokens)
desselben Ausdrucks können verschiedene Intensionen haben.

Ursprü nge der Formalen Semantik: Chomsky


Charakter und Content: Beispiele
Kontextabhängigkeit, z.B. Indexikalität, bedeutet, dass derselbe Ausdruck nicht immer dieselbe
Intension hat. Welche Intension ein Ausdruck hat, hängt vom Kontext ab, wobei der Kontext eine
geordnete Menge <a, t, l, w> ist, die aus einer Person a, einer Zeit t, einem Ort l und einer Welt w
besteht. Die Funktion, die bestimmt, welche Intension ein Ausdruck in einem Kontext hat, heißt bei
Kaplan der “Character” des Ausdruckes.
B3 Heute ist Feiertag.
B4 Ich bin Philosoph.
B3 handelt immer von dem Tag, an dem B3 geäußert wird. B4 handelt immer von der Person, die B4
äußert (und von dem Zeitpunkt, an dem sie B4 äußert).
B3: hat einen Charakter, der einem Kontext <a, t, l, w> die Intension zuweist, die in genau den mögl.
Zuständen wahr ist, in denen der Tag, zu dem Zeitpunkt t gehört, Feiertag ist.
B4: hat einen Charakter, der einem Kontext <a, t, l, w> die Intension zuweist, die in genau den mögl.
Zuständen wahr ist, in denen a zum Zeitpunkt t Philosoph ist.

Generative Grammatik
Grundidee:
Alle wohlgeformten (=grammatisch korrekten) Sätze können aus einer endlichen Anzahl von
Grundelementen und Regeln erzeugt (=generiert) werden.
Die Syntax einer Sprache L besteht aus …
1 … einer Liste von Ausdrücken in verschiedenen grammatikalischen Kategorien (z.B. Substantiv,
Adjektiv, finite Verbform, etc)
2 … einer Liste von Formationsregeln, die sagen, welche Aneinanderreihungen von Ausdrücken
wohlgeformte (d.h. grammatisch korrekte) Sätze sind.
3 … der Festlegung, daß diese beiden Listen vollständig sind, d.h., daß es außer den dadurch
generierten wohlgeformten Ausdrücken keine anderen in L gibt.
• Wenn Punkt 2 rekursive Regeln enthält, dann kann die Sprache unendlich viele
wohlgeformte Ausdrücke enthalten.
Beispiel
Syntax für L [ein Fragment des Deutschen?]:
Vokabular:
Namen: “Anna”, “Ben”, “Carla”
1-stellige Prädikate: “schläft”, “denkt”
2-stellige Prädikate: “bewundert”
Konnektive: “und”, “nicht”
Definition von “wohlgeformter Satz von L”:
(1) Für alle P, a: wenn P ein einstelliges Prädikat ist, und a ein Name ist, dann ist ‘aP’* ein
wohlgeformter Satz von L.
(2) Für alle P, a, b: wenn P ein zweistelliges Prädikat ist und a und b Namen sind, dann ist ‘aPb’ ein
wohlgeformter Satz von L.
(3) Für alle q, r: wenn q und r wohlgeformte Sätze von L sind, dann sind ‘q nicht’ und ‘q und r’ es
auch.
(4) Nichts anderes ist ein wohlgeformter Satz. von L*: “ ‘aP’ ” ist eine Abkürzung für: “der Ausdruck,
der durch die Verkettung von a und P in genau dieser Reihenfolge entsteht”. (sogenannte “corner
quotes”)

Kompetenz und Performanz


• Die generative Grammatik soll die Sprachkompetenz von Sprechern beschreiben.
• Es gibt empirische Daten, mit denen die Wohlgeformtheitsaussagen der Grammatik abgeglichen
werden können: Akzeptabilitätsurteile. Z.B.
(1) Deine er und trinkt zwischen. (3) Grüne Bohnen garen schnell.
(2) Es ist jetzt bald 10 Uhr 45. (4) Grüne Ideen schlafen wütend.
• Eine korrekte generative Grammatik sollte richtig vorhersagen, welche Lautfolgen kompetente
Sprecher als akzeptabel beurteilen.
• Allerdings nicht alleine: die Grammatik soll zusammen mit weiteren Theorien Akzeptabilitätsurteile
von Sprechern vorhersagen.
(5) Die Katze, die die Maus, die der Junge, den Anna-Laura süß fand, süß fand, fing, war sonst eher
faul.
• (5) ist nicht akzeptabel, aber wohlgeformt.

Oberfläche und Tiefenstruktur


(1) Jeder Linguist bewundert eine Philosophin.
(1a) Von jedem Linguisten gilt: er bewundert (irgend-)eine Philosophin.
(1b) Von einer Philosophin gilt: jeder Linguist bewundert diese Philosophin.
• (1) ist mehrdeutig (ambig): (1a) und (1b) sind beides mögliche Lesarten. Annahme: Ein Linguist
bewundert ausschließlich Philippa Foot; ein anderer bewundert ausschließlich Martha Nussbaum.
! (1b) ist widerlegt. (1a) noch nicht.
These (Katz & Postal 1964): die Tiefengrammatik generiert eindeutig interpretierbare Formen. Es gibt
Transformationsregeln, die diese eindeutigen Formen in Oberflächensätze umwandelt. Manchmal
werden verschiedene Tiefenstrukturen in die gleiche Oberflächenstruktur transformiert. So entsteht
Mehrdeutigkeit.
• Die Tiefenstruktur (“base language”, “logical form”) ist eindeutig.
• Die Oberflächensätze entstehen durch Transformationsregeln. Manchmal:
verschiedene Tiefenstrukturen ! dieselbe Oberflächenstruktur (Ambiguität).
Universalgrammatik
Chomskys These:
Vorsprachliche Kinder haben ein angeborenes Spracherwerbsvermögen (“language acquisition
device”). Dieses Vermögen schränkt stark ein, welche Sprachen (Kompetenz) auf natürliche Weise
erlernt werden können. Universalgrammatik: = die syntaktischen Prinzipien, nach denen jede
natürliche Sprache aufgebaut ist.
Beweise:
• Poverty of stimulus argument: Kinder erlernen Sprache durch Erfahrung. Es gibt zu viele mögliche
Sprachen, die mit den gemachten Erfahrungen eines Kindes vereinbar wären. Also muß das Kind
schon vorher etwas darüber “gewußt” haben, welche Form die zu erlernende Sprache haben wird.
• Pidgin-Sprachen: Kinder, die ausschließlich einer Pidgin-Sprache ausgesetzt sind (eine unter
Erwachsenen entstandene Mischsprache aus verschiedenen natürlichen Sprachen), erlernen
automatisch grammatikalische Regeln, die von denen der Lernumgebung abweichen.

Grundidee und Standardinstrumentarium der formalen Semantik


Geburtsstunde der formalen Semantik natürlicher Sprachen
Linguistik:
• Chomsky’s Fortschritte in Syntax: mathematisch präzise Beschreibung syntaktischer Struktur
• Aber kein Interesse an Semantik/Bedeutung
Formale Logik:
Frege, Tarski, Carnap, Montague, Kripke, Hintikka usw:
• Prädikatenlogik, Semantik von Quantoren: “einige”/”alle”
• Intensionale Logiken: Modal-Logik, temporale, epistemische und doxastische Logik
• Keine Ambition, der Syntax natürlicher Sprachen zu gerecht zu werden.
• Formeln wie “∃x (Phx & ∀y(Ly ! Bw(y, x)))” sollten die Wahrheitsbedingungen von “Jeder Linguist
bewundert eine Philosophin.” einfangen—syntaktische Diskrepanzen zwischen formaler und
natürlicher Sprache waren Logikern egal.
Richard Montague:
• Nimmt Chomskys Ideen über Syntax natürlicher Sprachen auf, benutzt den
Theorierahmen der formalen Logik (Modelltheorie).

Standard-Semantik: Heim & Kratzer


• Syntax: Vokabular (primitive Ausdrücke) und Formationsregeln
• Extensionen von singulären Termen: Einzeldinge; von Prädikaten: Funktionen von Einzeldingen auf
Wahrheitswerte; von Sätzen: Wahrheitswerte
• Kompositionsregel (z.B.): Wenn ein singulärer Term n mit einem Prädikat P zu einem Ausdruck n^P
verkettet wird, dann ist die Extension von n^P der Wert der Extension von P für die Extension von n
als Argument.
• Allgemein: die Extension von a1^a2 = der Wert der Extension von a1 für die Extension von a2 als
Argument (oder umgekehrt).

Grundidee:
Wir kennen schon die Extension von Sätzen (Wahrheitswerte) in bestimmten Situationen. Also
wählen wir die Extensionen von primitiven Ausdrücken so, dass diese Wahrheitswerte richtig
vorhergesagt werden. Aber: nicht-extensionale (opake) Kontexte ! wir brauchen Intensionen:
Funktionen von möglichen Welten auf Extensionen. (Irene Heim & Angelika Kratzer: Semantics in
Generative Grammar
Irene Heim & Kai von Fintel: Intensional Semantics)

Semantik von L (extensional)


Extensionen
Extension von “Anna” = Anna
Extension von “Ben” = Ben
Extension von “Carla” = Carla
Extension von “schläft” = die Funktion, die jedem Gegenstand, der schläft, den Wert wahr zuweist,
und jedem anderen Gegenstand den Wert falsch.

Extension von “bewundert” = die Funktion, die jedem Paar <a, b>, bei dem a b bewundert, den Wert
wahr zuweist, und sonst den Wert falsch.

Kompositionsregeln
(1) Die Extension eines Satzes ‘a^P’ aus einem einstelligen Prädikat und einem Namen ist der Wert
der Extension von P für die Extension von a als Argument.
(2) Die Extension eines Satzes ‘a^P^b’ aus einem zweistelligen Prädikat und zwei Namen is der Wert
der Extension von P für das Paar <Ext (a), Ext(b)>.

Vergleich: Russell …
(2) Der König von Frankreich ist kahlköpfig.
drückt nach Russell die Proposition aus, daß:
a für mindestens ein x gilt: x ist ein König von Frankreich
b für höchstens ein x gilt: x ist ein König von Frankreich
c für alle x gilt: wenn x KvF ist, dann ist x kahlköpfig.
Formalisiert: ∃x (KvFx & ∀y(KvFy ! x = y) & Kx).
• die grammatische Struktur spiegelt nicht die logische Struktur wieder.
• den Satzteilen entsprechen keine Bestandteile der ausgedrückten Proposition.
• der Satz hat nicht die vermutete Subjekt-Prädikat-Struktur

Vergleich: … und Heute


• “von Frankreich”: Präposition “von” + Substantiv “Frankreich” ! adverbiale Bestimmung
• “König von Frankreich”: Substantiv + adverbiale Bestimmung ! Substantiv
• “Der König von F.”: Determiner “der” + Substantiv “KvF” !Nominalphrase (NP)
• “ist kahlköpfig”: copula “ist” + Adjektiv “kahlköpfig” ! Verbphrase
• “Der König von F. ist kahlköpfig”: NP + VP ! Satz (S) In der heutigen formalen Semantik verschwinden
Russells grammatikalische Probleme
völlig:
• Jeder Bestandteil des Satzes hat einen “semantischen Wert”.
• Diese semantischen Werte sind oft Funktionen (>Frege)
Austin: Sprechen als Handeln
J.L. Austin, How to Do Things with Words (Vorträge an Harvard 1955, Buch 1962):
• Wenn man nur Aussagesätze, bzw “deskriptive” Sprache, behandelt, die wahr/falsch sein können,
dann vernachlässigt man einen wichtigen Aspekt der Sprache.
(1) “Hiermit taufe ich dieses Schiff ‘Queen Elisabeth II’.”
(2) “Hiermit vermache ich meiner Enkelin Maria meine goldene Uhr.” (im Testament)
(3) “Ich wette mit dir um 10 Euro, daß es morgen regnet.”
(4) “I do.” (sc. … take this person to be my lawful wedded husband/wife.), vor dem Standesbeamten
geäußert.
• Alle diese Äußerungen beschreiben die Welt nicht, sind daher nicht wahr/falsch.
• Mit diesen Äußerungen vollzieht man Handlungen: taufen, vererben, wetten, heiraten, etc.
When I say, before the registrar …, “I do”, I am not reporting on a marriage: I am indulging in it.
(Austin, 1962, p. 6)

Lokutionär, Illokutionär, Perlokutionär


Austin’s Projekt:
• Arten von Sprechhandlungen beschreiben und klassifizieren: versprechen, warnen, grüßen,
befehlen, behaupten etc.
• Sprechhandlungen analysieren, indem man “felicity conditions” untersucht und “performative”
Verben sucht, die Sprechaktarten anzeigen (z.B. “versprechen”, “wetten”, usw).
Austin unterscheidet bei jedem Sprechakt drei Arten von Teilhandlungen:
1. Lokutionäre Akte: phonetisch, phatisch, rhetisch: Laute von sich geben, Wörter aussprechen, sich
auf Dinge beziehen/über Dinge reden
2. Illokutionäre Akte: versprechen, warnen, grüßen, befehlen, behaupten usw
3. Perlokutionäre Akte: beruhigen, verunsichern, verängstigen, erschrecken, beeindrucken,
überzeugen, amüsieren, unterhalten, schmeicheln, langweilen usw
• Illokutionäre Handlungen sind direkter an die sprachliche Form gebunden, ohne Sprache gäbe es sie
nicht.
• Perlokutionäre Akte vollzieht man oft mittels illokutionärer Akte. Nicht an Sprache gebunden.
Searle: Konstitutive Regeln
Searle (Speech-Acts, 1969) baut auf Austin, Frege, Grice auf:
• Sprechakte sind die minimalen Einheiten der sprachlichen Kommunikation
• Sprechen ist eine Art zielgerichteten Handelns, das regelgeleitet ist.
• Die Regeln sind konstitutiv für diese Handlungen.
Regulative Regeln: regulieren Aktivitäten und Verhaltensweisen, die unabhängig von der Regel
existieren.
Z.B. Benimmregeln bei Tisch, Regeln für erfolgreiches Angeln.
Konstitutive Regeln: erschaffen oder definieren neue Arten von Aktivitäten oder
Verhaltensweisen, die unabhängig von den Regeln nicht existieren:
Z.B. Fussballregeln, Schachregeln, Regeln des Geldverkehrs.
• Konstitutive Regeln haben oft (aber nicht immer) die Form: “Verhaltensweise X zählt als Y”
• Oft haben konstitutive Regeln die Form: “Bei einer Handlung der Art Y ergeben sich folgende
Verpflichtungen/Rechte … ”

Searles Projekt
(1) Sam raucht.
(2) Raucht Sam?
(3) Sam, rauche!
Searle unterscheidet:
• phonetische Handlung: den Laut “Sam raucht.” von sich geben.
• propositionale Handlung: die Proposition, daß Sam raucht, ausdrücken (Teilhandlungen:
Bezugnahme auf Sam, von Sam “rauchen” prädizieren.)
• illokutionäre Handlung: behaupten, daß Sam raucht; fragen, ob Sam raucht; Sam befehlen zu
rauchen.
Searles Ziel:
• die Regeln zu beschreiben, die die verschiedenen illokutionären Handlungsarten konstituieren:
versprechen, warnen, behaupten, fragen, grüßen etc
• die Regeln sind nicht spezifisch für eine bestimmte Sprache: verschiedene Sprachen koppeln
verschiedene Ausdrücke mit, z.B., den Regeln des Behauptens, Fragens, usw. (Möglicherweise
ermöglichen nicht alle Sprachen alle illokutionären Handlungsarten.)

Searle: Versprechen
Nehmen wir an, in Sprache L gebe es einen Ausdruck s, der eine Proposition p ausdrückt; und einen
Illokutionärkraftindikator “Pr”, den man auf s anwenden kann.
Regeln des Versprechens in Sprache L:
Wenn SprecherIn S einen Satz der Form ‘Pr(s)’ an HörerIn H gerichtet äußert,
1. … dann sollte die Proposition p eine zukünftige Handlung A von S prädizieren, (propositional
content rule)
2. … H sollte S’ Ausführung von A der Nicht-Ausführung vorziehen,
3. … sollte es nicht für S oder H offensichtlich sein, daß S sowieso A ausführen wird.
(2-3 sind “vorbereitende Regeln”)
4. … dann sollte S es beabsichtigen, A zu tun. (Ehrlichkeitsregel)
5. … dann zählt die Äußerung als das Eingehen der Verpflichtung, A auszuführen. (Essentielle Regel)
NB: 2 & 3 gelten nur, wenn 1 erfüllt ist; 5 gilt nur, wenn 2 & 3 erfüllt sind.
Also: kein Versprechen kommt zustande, ohne Erfüllung von 1,2 & 3.
Kontroverse über performative Verben
Der Status von performativen Verben (“behaupten”, “befehlen”, “versprechen”):
Searle sagt, daß “Ich verspreche, …” ein Illokutionärkraftindikator ist:
B1 Ich verspreche, daß ich kommen werde.
B2 Ich werde kommen.
In B1 wird dieselbe Proposition versprochen, die in B2 behauptet wird.
Aber:
B3 John verspricht, daß er kommen wird.
B4 Ich habe gestern versprochen, daß ich kommen werde.
In diesen Sätzen scheint “versprechen” kein Illokutionärkraftindikator zu sein.
“Performative Verben” sind nur in der ersten Person Präsens performativ.
Alternative (David Lewis):
• B1 ist assertorisch (es wird behauptet, dass die SprecherIn verspricht, zu kommen).
• Versprechen besteht darin, unter bestimmten Bedingungen zu behaupten, man verspreche etwas—
was dann automatisch wahr ist (wenn die vorbereitenden Bedingungen erfüllt sind).

Rekapitulation
Pragmatik:
~ Bedeutungsaspekte, die nicht durch die kompositionale Semantik (wörtliche
Wahrheitsbedingungen) erfaßt werden.
Austin, Sprechakt-Theorie:
• Sprechen ist Handeln, nicht alles Sprechen ist deskriptiv
• illokutionäre Handlungen: behaupten, fragen, befehlen, versprechen, warnen, danken, taufen,
begrüßen (zu unterscheiden von perlokutionären Handlungen)
• Indikatoren für illokutionäre Handlungen: performative Verben (“Ich verspreche hiermit, daß …”, “
Ich taufe hiermit …”), Wortreihenfolge, Inflektion.
Searle:
• Konstitutive Regeln
• Die Regeln geben an, wann eine Handlung als ein bestimmter Sprechakt zählt, und was für Normen
sich daraus ergeben.
• Illokutionäre Handlungen (e.g. Behauptungen, Fragen, Befehle) beinhalten oft propositionale Akte:
das Ausdrücken einer Proposition! Integration mit Semantik ist möglich!

Implikaturen
Bedeutungsdiskrepanzen: Beispiel 1
Grice: “Gemeinplatz”, daß es Bedeutungsunterschiede zwischen ”formal devices” und Gegenstücken
in natürlichen Sprachen gibt. Ein Beispiel dafür wäre:
(1) Einige TeilnehmerInnen haben bestanden. [sagt Prof nach Prüfung]
(2) Nicht alle TeilnehmerInnen haben bestanden. [scheint impliziert]
(1F) (∃x) (Teiln(x) ∧ Best(x))
[Für mindestens ein x gilt: x ist TeilnehmerIn und x hat bestanden.]
(2F) ¬(∀x)(Teiln(x) ⊃ Best(x))
[Nicht für alle x gilt: wenn x TeilnehmerIn ist, dann hat x bestanden.]
(2) scheint von (1) impliziert, aber (2F) wird nicht von (1F) impliziert. Die Formalisierungen (1F) und
(2F) scheinen die Bedeutung von (1) und (2) nicht richtig wiederzugeben.
Bedeutungsdiskrepanzen: Beispiel 2
(3) Wenn Prag größer als Wien ist, dann trägt Prag die nächste Fußball-WM aus.
(3F) G ⊃ W [Äquivalent: ¬G v W]
[G = Prag ist größer als Wien; W = Prag trägt nächste WM aus.]
(3) scheint falsch. (3F) ist wahr, da das Antezedens falsch ist.
! (3F) scheint die Bedeutung von (3) nicht richtig wiederzugeben.
Woran liegt es, dass es diese Diskrepanzen gibt?
Informalisten (z.B. Austin): die Formalsprache ist zu simpel, um den Feinheiten der natürlichen
Sprache gerecht zu werden.
Formalisten (z.B. Frege): die natürliche Sprache ist zu ungenau.
Paul Grice hingegen: möchte zeigen, dass es gar keine Diskrepanz gibt: (1F)–(3F) geben die
Bedeutungen von (1)–(3) korrekt wieder. Wie kann das sein?

Das Gesagte und das Implikierte


(4) Meine Uhr sieht aus wie eine Rolex. [sugg: die Uhr ist keine Rolex.]
(5) Letzte Woche im Büro habe ich aus Versehen den Kaffee des Chefs verschüttet.
[sugg: SprecherIn ≠ Chef]
(6) Der Kandidat ist immer pünktlich und hat eine schöne Handschrift. [sugg: Eignung für den Job ist
zweifelhaft.]
Grice unterscheidet zwischen dem was explizit oder wörtlich gesagt wird, und dem, was nur
suggeriert oder indirekt übermittelt wird:
Das Gesagte (in einer Äußerung): = ergibt sich aus der konventionellen Bedeutung der verwendeten
Ausdrücke, ist verantwortlich dafür, ob die Äußerung wahr ist.
Die Implikatur oder das Implikat einer Äußerung: = indirekt übermittelt (siehe Beispiele). Grice’
Theorie erklärt, wie es dazu kommt.
• Das Implikat kann falsch sein, auch wenn das gesagte wahr ist, z.B. (1) kann wahr sein, auch wenn
das Implikat (2) falsch ist.
• Viele Implikaturen können mit Grice’ Konversationstheorie erklärt werden.
Unterart: konversationale Implikaturen.

Konversation als kooperatives Handeln


Konversationale Implikaturen entstehen, weil Sprechen eine Art kooperativen Handelns ist:
• Gegenseitige Annahme von Kooperationspartnern: man wird sich kooperativ verhalten, d.h. so, dass
das gemeinsame Ziel befördert wird.
• Spezialfall Konversation: man nimmt an, dass Konversationsteilnehmer sich an die folgende
Anweisung (“Cooperative Principle”) halten werden:
“Make your conversational contribution such as is required at the stage at which
it occurs, by the accepted purpose or direction of the talk exchange in which you
are engaged” (26)
“Maximen”: Quantität: Sei so informativ wie nötig, aber nicht mehr als nötig!
Qualität: Versuche, nur Wahres zu sagen!
Relevanz: Mache nur relevante Beiträge!
Art und Weise: Sei klar verständlich!
Grice’sche These: Konversationale Implikaturen einer Äußerung sind ableitbar vom Gesagten plus der
Annahme, dass das Kooperationsprinzip/die Maximen beachtet wurde.
Anwendung auf Beispiel1: keine Diskrepanz
Grice’sche These: Konversationale Implikaturen ableitbar mittels der Annahme, dass das
Kooperationsprinzip/die Maximen beachtet wurde. ! zurück zu Beispiel
(1):
(1) Einige TeilnehmerInnen haben bestanden.
Gesagt: mindestens eine TeilnehmerIn hat bestanden.
Implikiert: nicht alle TeilnehmerInnen haben bestanden.
Ableitung der Implikatur aus dem Gesagten und CP:
Die Professorin weiss, ob alle bestanden haben. Wenn sie kooperativ ist (im Sinne von Quantität), und
alle bestanden hätten, dann hätte sie gesagt, dass alle bestanden haben, und wäre damit maximal
informativ gewesen. Hat sie nicht, also haben nicht alle bestanden. (Die Maxime der Quantität wird
ausgebeutet.)
Grice hält daran fest, dass das von (1) gesagte korrekt von (1F) erfasst wird:
(1F) (∃x) (Teiln(x) ∧ Best(x))
[Es gibt mindestens ein x, für das gilt: x ist TeilnehmerIn und x hat bestanden.]

Merkmale: Cancellability & Non-Detachability


Zwei Merkmale konversationaler Implikaturen, die sich aus Grice’ Erklärung ergeben:
Cancellability (Stornierbarkeit): Man kan konversationale Implikaturen stornieren, ohne inkohärent zu
sein:
(1)* Einige Teilnehmer haben bestanden. Ich möchte offenlassen, ob alle bestanden haben.
(3)* Meine Uhr sieht aus wie eine Rolex. Und sie sieht nicht nur so aus: sie ist eine Rolex.
Non-Detachability (Unabtrennbarkeit): Wenn man dasselbe im selben Kontext mit einem anderen
Satz sagt, dann bleibt die Implikatur gleich. (NB: gilt nur für Implikaturen, die ausschließlich vom
Gesagten abhängen, also nicht für solche, die die Maxime der Art und Weise ausbeuten.)
(1)’ Manche TeilnehmerInnen haben bestanden.
(c)’ Du bist der Meerrettich auf dem Tafelspitz.

Konventionale und generalisierte Implikaturen


Unsere bisherigen Beispiele waren konversationale Implikaturen: d.h. sie waren vom Gesagten
zusammen mit dem Kooperationsprinzip ableitbar.
Konventionale Implikaturen (S. 25): = solche, bei denen die Implikatur durch die konventionale
Bedeutung des Satzes bestimmt ist. Z.B. “aber”:
(e) Er ist Deutscher, aber er kann skifahren.
• Es wird implikiert (und nicht gesagt), daß Deutschsein mit Skifahrfähigkeiten im Gegensatz steht.
• Konventionale Implikaturen sind nicht stornierbar (cancellable). Generalisierte Implikaturen sind
konversationale Implikaturen, die nicht von irgendwelchen speziellen Annahmen über den
Äußerungskontext abhängen, sondern in allen normalen Sprechsituationen, in denen der Satz
verwendet wird, präsent sind.
Z.B. Beispiel (1).
Skalare Implikaturen (Larry Horn): der geäußerte Satz ist einer von einer Serie von Alternativen, die
eine Skala bilden, z.B. wenige, einige, viele, sehr viele, die meisten, alle
Die Implikatur besteht darin, daß die stärkeren Alternativen nicht der Fall sind, bzw. von der
SprecherIn nicht geglaubt werden.
Prä suppositionen und Konversationsmodelle
Rekapitulation Grice:
Grice`sche implikaturen:

Das explizit “gesagte” vs das indirekt Kommunizierte (“Implikierte”) - Wenn man den vorwurf
bekommt, dass etwas gesagtes flasch sei, dann ist nur das implikierte falsch – z.B. “Einige haben
bestanden” (implikiert: nicht alle) wenn alle bestanden haben, dann ist diese Aussage aber nicht
falsch, vielleicht ist jemand nicht kooperativ oder hat nicht vollkommenes Wissen über den
Sachverhalt. “meine Uhr sieht aus, wie eine Rolex” (implikiert dass es keine Rolex ist)

Konversationale Implikaturen: (stornierbarkeit) Konversation ist eine kooperative Verhaltensweise


(4Maximen), Co-operative Principle: die Annahm, dass sich die Konversationspartner so verhalten,
dass dem gemeinsamen Konversationsziel gedient wird (Maximen)

Man kann manchmal ableiten, dass etwas anderes als das Gesagte implikiert war. Z.B. Wenn Prof.
Kooperativ ist, dann sagt sie, dass ale bestanden haben (Maxime der Quantität) Also: Wenn sie
lediglich sagt, dass einige bestanden haben, legt es nahe, dass nicht alle bestanden haben.
Stornierbar (cancellable) ableitbar (derivable), untrennbar (non-detachable)

Manchmal ergeben sich Implikaturen dadurch, dass ich es auf komplizierte weise sage, wenn ich sie
dann auf einfache Weise sage, dann geht diese Implikatur verloren

Manche Aussagen verursachen schon durch ihre Bedeutung Implikaturen – Der unterschied von aber
und und = implikatur ist verschieden – bei aber = ein Unterschied zwischen Dingen
Konventionale Implikaturen: (keine stornierbarkeit) z.B. “aber” konventional daher nicht stornierbar,
anonsten derselbe Kontrast zwichen dem Gesagten und dem Implikierten (Wahrheit einer Äußerung
richtet sich nach dem Gesagten, nicht dem Implikierten)

Präsupposition: ähnlich zu Implikationen aber wichtige Unterschiede

B1) Der König von Frankreich ist kahlköpfig - Russel sagt, wenn man das sagt, dann behauptet man
mehrere Dinge: es gibt GENAU EINEN König von Frankreich und wer König von Frankreich ist, ist
kahlköpfig, ist heutzutage falsch, da es keinen König von Frankreich gibt

Strawson Einwand (ähnlich Frege): Man behauptet damit nicht, dass es genau einen KvF gibt, man
nimmt dies nur an. Es wird eine Voraussetzung gemacht, die nicht existiert – funktioniert nicht eine
Aussage über etwas nicht-existentes zu treffen – es muss auf etwas nicht existentes Bezug genommen
werden – Russel sagt man kann damit etwas Allgemeines sagen, Strawson sagt der Sinn solcher Sätze
ist gerade Bezug auf etwa zu nehmen, aber wenn ich da nicht kann, ist die Aussage nichtssagend
Unterscheidung: das, was gesagt wird vs das, was präsupponiert wird

B2) Peter bereut es, dass er seine Dschungelbuch-DVD verliehen hat. - Es scheint eine Implikatur zu
geben, dass Peter seine DVD wiederhaben möchte. Man setzt voraus (Präsupponiert), dass Peter die
DVD verliehen hat, damit er es bereuen kann.
B3) Ingrid weiß, dass sich das Klima durch menschlichen Einfluss erwärmt. Präsupponiert, dass sich
das Klima durch menschlichen Einfluss erwärmt.

B4) Sam hat aufgehört zu Rauchen. Präsupponiert, dass er vorher geraucht hat.

Präsupponiert ist nicht das selbe wie Impliziert

B5) Josef lebt in Kärnten. Impliziert auch, dass Josef lebt, aber es ist nicht präsupponiert, dass Josef in
Österreich lebt, oder dass er lebt. Z.B. Präsuppositionen bleiben bei Verneinung (und anderen
Einbettungen) erhalten, Implikationen nicht

Projektion von Präsuppositionen: = Die Eigenschaft bei Veränderung des Satzes erhalten zu bleiben.

B4) Sam hat aufgehört zu rauchen. - Implikation = Sam hat aufgehört etwas ungesundes zu tun, bleibt
nicht gleich bei Verneinung

B4a) Verneinung: Sam hat nicht aufgehört zu rauchen. Präsupposition bleibt dieselbe nml. Dass Sam
einmal geraucht hat.

B4b) Hat Sam aufgehört zu rauchen?

B4c) Sam hat vielleicht aufgehört zu rauchen.

B4d) Antizedenz: Wenn Sam aufgehört hat zu rauchen, dann freut sich seine Familie.

B4e) Konsequenz: Wenn es nicht verraucht ist, dann hat Sam aufgehört zu rauchen.

In all diesen Fällen bleibt die Präsupposition erhalten (sie wird projeziert), eine Implikation bliebe
nicht erhalten

Da Phänomen der Präsuppoition wird oft durch dieses charakteristiche Projektionverhalten definiert:
=Information, die man aus einer Äußerung ableiten kann, die man aber genausoauch ableiten könnte,
wenn derselbe Satz negiert wäre, als Frage formuliert wäre, in vielleicht oder als Teil eines
Konditionals eingebettet wäre etc..

Aber aufgepasst: das Projektionsverhatlen ist kompliziert. B4f) Wenn Sam überhaupt jemals geraucht
hat, dann hat Sam aufgehört zu rauchen. = Eher eine Implikation (Sam raucht jetzt nicht), bleibt nicht
erhalten bei Negierung, Frage etc.

Quiz:

Suchen Sie nach Präsuppositionen:


Ich muss meinen Sohn von seinem Chinesisch-Unterricht abholen. Die Person, die es gesagt hat,
hat einen Sohn, der chinesisch Unterricht nimmt.

Einige haben diese schwere Logik-Prüfung nicht bestanden. Die Logik Prüfung ist schwer (Implikatur
= nicht alle haben bestanden)

Entweder Sam hat aufgehört zu rauchen oder er hat nie geraucht. Es gibt eine Person die Sam heißt

Peter glaubt, dass der König von Ungarn kahlköpfig ist. -Präsupposition mit glaubt bleibt nicht
erhalten, Es gibt jemanden der Peter heißt

Haben Sie endlich aufgehört Ihre KommilitonInnen regelmäßig zu verprügeln. Man kann nur mit Ja
oder Nein antworten, wenn man die KommilitonInnen regelmäßig verprügelt hat. Beseitigen kann
man diese nicht durch Ja oder Nein

Semantische Auffassungen:

Nach Strawson: Präsuppositionen eines Satzes sind Vorbedingungen dafür, dass der Satz überhaupt
eine Proposition ausdrückt (d.h. dass man überhaupt etwas damit sagen kann).

Damit man sich mit “Der KvF” auf etwas beziehen kann, muss es einen KvF geben.

Daher: Alle Sätze, mit denen man nur dann eine Proposition ausdrückt, wenn “Der KvF” sich auf
etwas bezieht, präsupponieren, dass es einen einzigen KvF gibt.

B1) Der KvF ist kahlköpfig.

B1a) Der KvF ist nicht kahlköpfig.

B1b) Ist der KvF kahlköpfig?

B1c) Der KvH ist vielleicht kahlköpfig.

B1d) Wenn der KvH kahlköpfig ist, dann hat er eine gute Perrücke.

B1e) Peter glaubt, dass der KvF kahlköpfig ist.

B1f) Wenn Frankreich einen König hat, dann ist er kahlköpfig.

Frege: Bei falscher Präsupposition wird noch immer eine Proposition (=Gedanke) ausgedrückt, nur
hat diese Proposition keinen Wahrheitswert (=Bedeutung). UNTERSCHIED ZU STRAWSON!

Nach Stalnaker: Die Präsuppositionen einer SprecherIn sind das, was er/sie in der Konversation für
selbstverständlich hält.
Eine SprecherIn präsupponiert eine Proposition p GDW sie sich so verhält, als glaube sie, dass p; als
glaube sie, das Publikum glaube, dass p; als glaube sie, das Publikum glaube, dass p etc..

Aber:
B6 Ich muss meinen Sohn von seinem Chinesich-Unterricht abholen.
Eine solche Äußerung präsupponiert, daß der/die Sprecher/in einen Sohn hat, und daß
dieser Chinesisch-Unterricht nimmt. Man kann es dennoch sagen, ohne diese Dinge
für selbstverständlich zu halten.
Stalnaker: Manchmal können wir nicht-selbstverständliche Dinge als solche darstellen,
um etwas effektiv zu kommunizieren. (“accommodation”)

Lewis baut Stalnakers Theorie aus:

Eine Konversation kann wie ein Spiel aufgefasst werden, bei dem der Spielstand ständig aktualisiert
wird, je nachdem, was gesagt wurde (präsupponiert wurde).

Z.B. ist Teil des Spielstandes, was gerade präsupponiert wird.

Was gesagt wird, verändert den Spielstand (was präsupponiert wird).

Was man sagen kann, wie es interpretiert wird, etc. Hängt davon ab, was gerade präsupponiert
wird.

z.B. eine Äußerung von Satz B3 ist akzeptabel nur dann, wenn der Spielstand die Präsupposition
enthält, dass das Klima sich durch menschlichen Einfluss erwärmt.
B6) Ich muss meinen Sohn von seinem Chinesisch-Unterricht abholen. Aber: Akkomodation: wenn
etwas gesagtes eine Präsupposition erfordert, und diese noch nicht da ist, dann wird der Spielstand
automatisch angepasst.

Akkommodation kann z.B. erklären, warum B7 inkohärent ist, B8 aber nicht:


B7 Freds Kinder schlafen alle schon. Fred hat Kinder.
B8 Fred hat Kinder. Freds Kinder schlafen alle schon.
Paul Grice:
Grice war ein britischer Philosoph, der für seine Theorie der Sprechakttheorie und der
Konversationsimplikaturen bekannt ist. Sein Hauptargument war, dass Kommunikation auf impliziten
Kooperationsprinzipien beruht. Er argumentierte, dass Sprecher bestimmte Maximen der
Konversation einhalten, wie die Maxime der Wahrheit, Relevanz, Klarheit und der Angemessenheit.
Die Verletzung dieser Maximen kann zur Generierung von Implikaturen führen, die den
beabsichtigten Sinn einer Äußerung ergänzen.

Bertrand Russell:
Russell war ein britischer Philosoph und Logiker, der die analytische Philosophie stark beeinflusste. Er
argumentierte für eine logische Analyse von Sprache und die Unterscheidung zwischen Bedeutung
und Referenz. Sein Hauptargument war, dass sprachliche Ausdrücke in logische Formeln übersetzt
werden können und dass die Bedeutung von Aussagen in Bezug auf die Referenz von Begriffen
analysiert werden sollte. Russell entwickelte auch die Theorie der Beschreibung, in der er zeigte, dass
bestimmte scheinbar referentielle Ausdrücke tatsächlich quantifizierende Ausdrücke sind.

Gottlob Frege:
Frege war ein deutscher Mathematiker, Logiker und Philosoph. Er gilt als einer der Begründer der
analytischen Philosophie und der modernen Logik. Sein Hauptargument war, dass die Bedeutung von
sprachlichen Ausdrücken in Bezug auf den Sinn und die Referenz analysiert werden sollte. Er
entwickelte eine komplexe Theorie der Bedeutung, die auf der Unterscheidung zwischen Sinn
(Bedeutung einer Aussage) und Referenz (Gegenstand, auf den die Aussage verweist) beruhte. Frege
argumentierte auch dafür, dass die Logik die Grundlage für eine klare und präzise Sprache bildet.

Rudolf Carnap:
Carnap war ein deutsch-amerikanischer Philosoph und Logiker, der einen bedeutenden Beitrag zur
Sprachphilosophie und zur Philosophie der Wissenschaften leistete. Sein Hauptargument war, dass
die Bedeutung von sprachlichen Ausdrücken durch ihre Verbindung zu beobachtbaren Erfahrungen
definiert werden sollte. Er entwickelte den logischen Empirismus, der darauf abzielte, die Sprache der
Wissenschaften auf eine klare und verifizierbare Weise zu analysieren. Carnap argumentierte auch
dafür, dass metaphysische und ontologische Fragen keinen Sinn haben, da sie nicht auf Erfahrung
überprüft werden können.

Ludwig Wittgenstein:
Wittgenstein war ein österreichisch-britischer Philosoph, der zwei Hauptwerke verfasste: den
"Tractatus Logico-Philosophicus" und die "Philosophische Untersuchungen". In seinem frühen Werk,
dem Tractatus, argumentierte er dafür, dass Sprache eine Abbildung der Welt ist und dass ihre
Struktur logisch analysiert werden kann.

Das könnte Ihnen auch gefallen