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Definition Betriebssysteme
und Prozesse
• Überblick
2.1 Systemaufrufe und Interrupts
2.2 Prozesse
2.3 Threads
2.4 Parallelität und Nebenläufigkeit
2.5 Prozesshierarchien
Systemprogrammierung 1
Zusammenhang Hardware,
Benutzer und Betriebssystem
Benutzer 2 … Benutzer n
Benutzer 1
Hardware
Systemprogrammierung 2
Definition Betriebssystem
• Betriebssystem (Definition nach DIN 44300)
Die Programme eines digitalen Rechensystems, die zusammen
mit den Eigenschaften der Rechenanlage die Grundlage der
möglichen Betriebsarten des digitalen Rechensystems bilden
und insbesondere die Ausführung von Programmen steuern und
überwachen
Systemprogrammierung 5
Hardware: von Neumann
Architektur
Datenbus
Prozessor
Adressbus
(CPU)
Steuerbus
Systemprogrammierung 6
Benutzermodus vs. Systemmodus
• Unterscheidung aus Sicherheitsgründen zwischen zwei
Zuständen oder Modi (Bit im Prozessorstatusregister) der
CPU und damit des Betriebssystems
Systemprogrammierung 7
Wechsel zwischen den Modi
• unprivilegiert → privilegiert:
➢ beim Auftreten einer Unterbrechung
➢ beim Auslösen eines Fehlers (Division durch Null, Zugriffsversuch
auf ein „Loch“ im Adressraum, verbotene Instruktion …)
➢ durch explizite Instruktion (z. B. x86: sysenter, ARM: svc)
➢ Ausführung wird an vom BS definierten Einsprungpunkten
fortgesetzt
➢ ursprünglicher Prozessorzustand (Register etc.) wird gesichert
• privilegiert → unprivilegiert:
➢ jederzeit erlaubt
➢ vom BS durchgeführt, um das unterbrochene Programm
fortzusetzen
Systemprogrammierung 8
2.1 Kommunikation mit dem
Betriebssystem
1. Benutzer drückt
1. Benutzer drückt
Anwendung
Anwendung
2. Systemaufruf: 5. Signal: Datei
Dateispeicherung gespeichert,
3. Datei gespeichert,
2. Speichere Datei
(Parameter) Weitermachen
auf Festplatte
keine Fehler
Betriebssystem
3. Bestimme 4. Interrupt:
Position, Aktiviere Operation beendet
Gerätetreiber
Festplatte
Festplatte
Systemprogrammierung 9
Systemaufruf
• BS bietet Funktionalität über „Systemaufruf“-Interface an
• Ablauf:
1. Anwendung bereitet Systemaufruf vor (Register mit Parametern
belegen, architekturspezifisch)
2. Anwendung führt spezielle Instruktion aus (svc/…) → Trap
3. Ausführung springt zu BS-Behandlungsroutine (→ privilegierter
Modus!) für Systemaufrufe
4. BS analysiert Parameter, identifiziert gewünschte Funktionalität
5. BS prüft Berechtigung, Ressourcen, … führt ggf. gewünschte
Funktion durch
6. BS setzt Anwendung fort (Rückkehr in unprivilegierten Modus
zur Instruktion, die der aus Schritt 2. folgt)
Systemprogrammierung 10
Kommunikation mit dem BS:
Unterbrechungen (Interrupts)
• Interrupt: Signal informiert CPU über das Ende einer Aktivität
➢ Der Bus verfügt über (mindestens) eine Unterbrechungsleitung.
Prüfung nach jedem CPU-Befehl, ob ein Signal anliegt. Falls ja:
▪ Sofortiger Sprung in eine Prozedur zur Auswertung der
Unterbrechung
▪ Abhängig von Auswertung werden die erforderlichen Aktionen
durchgeführt oder veranlasst
• Eine Unterbrechung kann zu jedem Zeitpunkt und in jeder
Situation auftreten
Normale Unterbrechungs-
Programmausführung behandlung
Systemprogrammierung 11
Unterbrechungsanalyse
• Unterbrechungssignal liegt vor
• Analyse mit dem Ziel, herauszufinden
➢ wer (welches Gerät) die Unterbrechung verursacht hat (Quelle),
➢ warum die Unterbrechung ausgelöst wurde (z.B. Ende der
Übertragung, Fehler)
• Entscheidung: sequentielle vs. geschachtelte Behandlung
• Struktur der Unterbrechungsbehandlung
Quelle ?
Systemprogrammierung 12
Abarbeitung: Sequentielle
Unterbrechungsbehandlung
• Verbieten weiterer Unterbrechungen während der Unterbrechungs-
behandlung (Unterbrechungssperre setzen, disable interrupt).
• Das Verbot kann auf bestimmte Unterbrechungstypen beschränkt
werden (Maskierung)
Normale Unterbrechungs-
Programmausführung behandlung A
A
B
Unterbrechungs-
behandlung B
Normale Unterbrechungs-
Programmausführung behandlung A Unterbrechungs-
behandlung B
A
B
Systemprogrammierung 14
2.2 Prozesse
• Prozesse sind
➢ dynamische Objekte, die Aktivitäten in einem System
repräsentieren
➢ funktionale und strukturierende Beschreibungseinheiten in
System- und Anwendungssoftware
Systemprogrammierung 15
Beschreibungseinheit Prozess
• Ein Prozess (process, task)
Prozess
ist definiert durch
➢ Adressraum und ggf. Besitz Eingabe Ausgabe
von weiteren Ressourcen
➢ Auszuführendes Programm
➢ Ein oder mehrere Threads
(Aktivitätsträger)
• Ein Prozess bekommt i.d.R. Programm
Adressraum
Eingabedaten (Parameter)
und erzeugt eine Ausgabe
Daten
Systemprogrammierung 16
Task manager
Systemprogrammierung 17
Adressräume
• Physischer Adressraum (einmal pro Maschine)
➢ Hardwarekomponenten im Rechner und in Peripheriegeräten
(RAM, Register, Controllerspeicher, …)
E/A 1 ROM
E/A 2
E/A n
Read-only E/A-Contr.
E/A-Contr.
Memory (ROM) E/A-Contr.
E/A-Contr.
Systemprogrammierung 20
Virtueller Adressraum
0x00000000
• Programmtext: Instruktionen des Lücke für
NULL-Zeiger
Programms
• Statische Daten: globale Variablen, Programmtext
lokale Variablen mit static-Modifier
• Dynamische Daten (Heap) Stat. Daten
➢ zur Laufzeit explizit reservierbarer
Speicherbereich Dyn. Daten
(Heap)
➢ wächst und schrumpft nach Bedarf
• Dynamische Daten (Stack)
➢ je aufgerufene Funktion: lokale
Variablen, Aufrufparameter
➢ wächst, je tiefer die Aufrufkette ist
(Rekursion!)
Dyn. Daten
➢ im Gegensatz zum Heap Benutzung (Stack)
„automatisch“
Hohe Adresse
Systemprogrammierung 21
Virtueller Adressraum (Sicht des
Betriebssystems)
0x00000000
Programmtext
Stat. Daten
Dyn. Daten
Dyn. Daten
BS-Text und
-Daten nur zugreifbar bei
E/A 1 Ausführung im
privilegierten
E/A 2
Modus der CPU
0xFFFFFFFF
Systemprogrammierung 22
Wahl des richtigen Speichers
wichtig für Effizienz
• Auslagerung des nicht mehr im physischen Speicher
passenden virtuellen Adressraums in Speicherhierachie
ts.avnet.com
Systemprogrammierung 23
Cache
• Schneller Zwischenspeicher für den Inhalt einzelner
Speicherzellen samt der zugehörigen Adresse
➢ Beim Datenzugriff wird zunächst der Cache überprüft
➢ Cache-Hit: Datum vorhanden kurze Ladeoperation
➢ Cache-Miss: „normaler“ Arbeitsspeicherzugriff initiiert
Systemprogrammierung 25
Ausführung von Prozessen
• Einfachste Rechnerbetriebsart → Stapelbetrieb (batch mode)
➢ Der aktive Prozess wird unterbrechungsfrei – ohne Unterbrechung
durch andere konkurrierende Prozesse – ausgeführt
➢ Mehrere Prozesse werden sequentiell abgearbeitet
• Problem: Während der Kommunikation mit z.B. E/A-Geräten
bleibt die CPU ungenutzt Leerlaufzeiten und ineffiziente
Ausführung, große Aufträge blockieren das gesamte System
Leerlauf
CPU
Gerät 1
Gerät 2
Gerät 3
Systemprogrammierung 26
Ausführung von Prozessen
• Multiprogrammierung
➢ Bei Warten auf Geräteantwort wird der nächste bereite Prozess
gestartet/fortgesetzt (dispatcht)
➢ Mehrere Prozesse werden verzahnt abgearbeitet (Nebenläufigkeit)
• Leerlauf wird somit weitgehend (eben soweit lauffähige Prozesse
vorhanden sind) vermieden
weniger Leerlauf
CPU
Gerät 1
Gerät 2
Gerät 3
Systemprogrammierung 27
Modellierung der
Multiprogrammierung
• Wie viele Prozesse sind für "genau richtige" Auslastung notwendig?
• Keine allgemeine Antwort möglich. Annahmen:
➢ Ein Prozess verbringt einen Anteil p seiner Zeit mit Warten auf E/A-Operationen
➢ Wahrscheinlichkeit pn = n Prozesse warten gleichzeitig auf E/A-Ende
➢ Ausnutzung der CPU: A = 1 – pn
➢ n = Grad der Multiprogrammierung (Degree of Multiprogramming)
Auslastung der CPU
Grad der
Multiprogrammierung
Systemprogrammierung 28
Prozesszustände
Beendet
Resign
Bereit Laufend
Add
Assign
Blockiert
Systemprogrammierung 29
Prozesszustände
Systemprogrammierung 30
Zustandsübergänge
• Erlaubte Übergänge
Add: Ein neu erzeugter Prozess wird in die Klasse Bereit
aufgenommen
Assign: Infolge des Kontextwechsels wird der Prozessor zugeteilt
Block: Aufruf einer blockierenden E/A-Operation oder
Synchronisation bewirkt, dass der Prozessor entzogen wird
Ready: Nach Beendigung der blockierenden Operation wartet
der Prozess auf erneute Zuteilung des Prozessors
Resign: Einem laufenden Prozess wird der Prozessor – aufgrund
eines Timer-Interrupts, z.B. Zeitscheibe abgelaufen –
entzogen, oder er gibt den Prozessor freiwillig ab
Retire: Der laufende Prozess terminiert und gibt alle Ressourcen
wieder frei
Systemprogrammierung 31
Erweitertes Zustandsmodell
• Wegen Speichermangel
werden oft ganze Prozesse
(d.h. der Inhalt ihrer Laufend
Adressräume) auf die
Festplatte ausgelagert Bereit
➢ Zusatzzustand Ausgelagert
➢ Zusatzübergänge Swap in
und Swap out
➢ Mehr dazu in Kapitel 6
(Speicherverwaltung)
Blockiert
• Nach der Einlagerung kann
der Prozess in den Zustand
Bereit oder Blockiert
wechseln, abhängig von Swap Swap
Ausgelagert
aktuellen blockierenden in out
Operationen
Systemprogrammierung 32
Nebenläufigkeit und Parallelität
• Nebenläufigkeit (Concurrency = Concurrent Execution)
➢ Logisch simultane Verarbeitung von Operationsströmen, d.h. es
wird der Eindruck erweckt, dass die Prozesse gleichzeitig
ablaufen
→ Verzahnte Ausführung auf einem Einprozessorsystem
• Parallelität
➢ Die Operationsströme werden tatsächlich simultan ausgeführt
➢ Mehrfache Verarbeitungselemente, d.h. Prozessoren oder andere
unabhängige Architekturelemente, sind zwingend notwendig
• Bemerkungen
➢ Nebenläufigkeit und Parallelität setzen einen kontrollierten
Zugang zu gemeinsamen Ressourcen voraus
➢ Nebenläufiges Programm auf Parallelsystem paralleles
Programm
Systemprogrammierung 33
Zusammenhang
Nebenläufigkeit und Parallelität
Prozesse Prozesse
• Nebenläufigkeit =
Zuordnung mehrerer
Prozesse zu mindestens
einem Prozessor
• Parallelität = Zuordnung
mehrerer Prozesse zu
mindestens zwei
Rechenzeit
Prozessoren
3 Prozessoren
• Parallelität ist eine
Teilmenge der
Nebenläufigkeit
Prozesse und Datentransfers
werden nebenläufig
ausgeführt 1 Prozessor
Systemprogrammierung 34
Nebenläufigkeit und
Datentransfers
Prozesse Prozesse
• Parallelität wird durch
Warteoperationen
ausgebremst
Systemprogrammierung 37
Linux PCB
Beispiel eines
Prozesskontrollblocks
Linux 2.6.11
Systemprogrammierung 38
Prozessumschaltung
• Aktuell aktiver Prozess A wird aus Zustand Laufend in
anderen Zustand versetzt (Grund z. B.: Zeitscheibe
verbraucht, Interrupt, blockierender Systemaufruf, …)
➢ Registerinhalte in PCBA ablegen (inkl. Ort, wo A unterbrochen
wurde = Befehlszähler zum Zeitpunkt der Unterbrechung)
➢ Prozesszustand aktualisieren (→ Blockiert/Bereit/…)
Systemprogrammierung 39
Bildsequenz: Illustration
Prozessumschaltung
Systemprogrammierung 40
Bildsequenz: Illustration
Prozessumschaltung
Systemprogrammierung 41
Bildsequenz: Illustration
Prozessumschaltung
Systemprogrammierung 42
Bildsequenz: Illustration
Prozessumschaltung
Systemprogrammierung 43
Bildsequenz: Illustration
Prozessumschaltung
Systemprogrammierung 44
Auswahl des nächsten laufenden
Prozesses
• Strategien zur Überführung der Prozesse Bereit → Laufend
sind wichtig für die Effizienz eines Systems
• Auswahlprozess beinhaltet die dynamische Auswertung von
verschiedenen Kriterien, z.B.
➢ Prozessnummer (zyklisches Umschalten)
➢ Ankunftsreihenfolge
➢ Fairness und Priorität (Konstant / Dynamisch)
➢ Einhaltung von geforderten Fertigstellungspunkten
• Nach der Wahl müssen die Attribute aller anderen Prozesse
angepasst werden → Detailliert in Kapitel 3 („Scheduling“)
Systemprogrammierung 45
2.3 Thread
(Leichtgewichtsprozess)
• Prozess bündelt virtuellen Adressraum, Quelltexte und
Daten, Betriebsmittel wie E/A-Geräte, Dateien, …
• Thread:
➢ Gewöhnlich einem Prozess fest zugeordnet
➢ Entspricht einem Kontrollfluss (von ggf. mehreren) dieses
Prozesses
➢ Operiert im selben virtuellen Adressraum und mit denselben
Betriebsmitteln (Ausnahme: Stack) wie alle anderen Threads des
Prozesses
➢ Hat eigene Priorität, Zustand (bereit, laufend, blockiert, …),
Befehlszähler, Registerwerte, die aber nicht in PCB, sondern in
einer Threadtabelle gespeichert werden
• Erzeugung von neuem Prozess immer implizit mit einem
Thread; Prozess selbst kann zur Laufzeit weitere anlegen
Systemprogrammierung 46
Zusammenhang
Prozesse und Threads
• Single-Threaded: ein Thread pro Prozess (klassische Prozesse)
• Multi-Threaded: mehrere Threads innerhalb eines Prozesses
Prozesse Mac OS
Ältere UNIX-Versionen Windows
Solaris
Linux
Code Worker
while (TRUE) {
wait_for_work(&buf);
look_in_cache(&buf, &page);
if(page_not_in_cache(&page);
read_page_from_disk
(&buf, &page);
return_page(&page);
}
Code Dispatcher
while (TRUE) {
get_next_request(&buf);
handoff_work(&buf);
}
Systemprogrammierung 49
Beispiel: Webserver
(multi-threaded)
• Realisierung mit mehreren Threads
➢ Thread Dispatcher: nimmt ankommende Anfragen entgegen
➢ Thread Worker: bearbeitet eine einzelne Anfrage
• Ablauf
➢ Dispatcher empfängt die Anfrage und erzeugt/weckt einen Worker
➢ Worker wechselt sobald möglich in Laufend, überprüft Anfrage
▪ Daten im Cache → Bearbeitung sofort
▪ Daten auf Festplatte → startet Leseoperation → wird in
Zustand Blockiert versetzt.
Sobald Leseoperation beendet:
→ Wechsel in Zustand Bereit
→ Worker bewirbt sich erneut um die CPU
• Vorteil
➢ Hohes Maß an Parallelität zwischen Lese- und Rechenzugriffen
Systemprogrammierung 50
Threadtypen
• Grundsätzlich werden Threads aufgeteilt in
➢ Kernel-Level-Threads (KL-Threads): realisiert im Kernadressraum
➢ User-Level-Threads (UL-Threads): realisiert im Benutzeradressraum
• Hybride Realisierung ist allerdings auch möglich
Realisierung
Realisierung im im Kern-
Benutzer- adressraum
adressraum
Systemprogrammierung 51
KL-Threads
• KL-Threads haben folgende Eigenschaften
➢ Werden im Betriebssystem realisiert
➢ Erzeugung, Umschaltung, Zerstörung erfordert Aufruf von
Verwaltungsfunktionen des Betriebssystems → Systemaufruf
➢ Jeder KL-Thread vom BS mit eigenem Kontrollblock verwaltet
(Threadtabelle im BS)
➢ KL-Threads werden vom BS einzeln dispatcht
• Beispiele für Betriebssysteme mit Unterstützung für KL-
Threads
➢ Windows, Linux, Solaris 2, BeOS, Tru64 (früher DigitalUNIX)
Systemprogrammierung 52
UL-Threads
• Vollständige Realisierung im Adressraum der Anwendung
• (mindestens ein) KL-Thread als Träger: UL-Threads sind
dem Betriebssystem völlig unbekannt
➢ BS „sieht“ (und dispatcht) nur den KL-Thread
➢ Zwischen den dem KL-Thread zugeordneten UL-Threads kann
dann ohne Beteiligung des BS gewechselt werden
➢ Speichern/Laden des Zustands wird von einer Threading-
Hilfsbibliothek („Laufzeitumgebung“) durchgeführt
• Erzeugung, Umschaltung, Zerstörung von UL-Threads
ähnelt einem Prozeduraufruf
→ kein Wechsel der Privilegstufe: Operationen sehr schnell
Systemprogrammierung 53
UL-Threads:
Laufzeitumgebung
• Laufzeitumgebung zur Verwaltung der Threads
➢ Aufgaben: Blockierung, Umschaltung, Scheduling,
Erzeugung/Löschung, …
➢ Verwaltung der Threadtabelle (Laden und Speichern von Register-
werten und Zustand jedes Threads) im Datenbereich des
Prozesses
➢ Einsetzbar auch bei Betriebssystemen ohne Thread-Unterstützung
• Auch ein UL-Thread benötigt bestimmte Betriebsmittel (BM),
z.B. eigenen Stack
➢ Laufzeitumgebung kümmert sich um Allokation und fordert ggf.
Ressourcen vom BS an
Systemprogrammierung 54
Multithreading-Modelle
• Zusammenfassung:
➢ UL-Threads: alle UL-Threads einem einzigen KL-Thread
zugeordnet (many-to-one), Threadverwaltung durch die
Laufzeitumgebung
➢ KL-Threads: keine Laufzeitumgebung nötig, Verwaltung der
Threads durch das BS
➢ Hybrid: Zuordnung mehrerer UL- zu mehreren KL-Threads
(many-to-many)
Systemprogrammierung 55
Multithreading-Modelle:
User-Level (Many-to-One)
• Ein KL-Thread als Träger für
UL-Threads
UL-Threads • Vorteile:
➢ Scheduling-Algorithmus beliebig
➢ Sehr schnelle Verwaltung
• Nachteile:
➢ Blockierender Systemaufruf
blockiert alle UL-Threads
➢ Nicht geeignet für Multi-
prozessoren (BS kann nur einen
KL-Thread einer CPU zuordnen)
KL-Thread
• Beispiele:
➢ Green Threads (Solaris 2)
➢ Bibliotheken für BS ohne
Threadunterstützung
Systemprogrammierung 56
Multithreading-Modelle:
Kernel-Level (One-to-One)
• Direkte Verwendung von KL-Threads bzw. Abbildung jedes UL-
Threads auf genau einen KL-Thread
• Vorteile:
➢ blockierende Systemaufrufe ohne Einfluss auf übrige Threads
➢ Mehrere Threads können parallel(!) ausgeführt werden
• Nachteile:
➢ Verwaltung (Erzeugen, Umschalten, …) von Threads ähnlich aufwendig
wie entsprechende Prozessoperationen, nur ohne Adressraumwechsel
• Beispiele: Windows, Linux
UL-Threads
KL-Threads
Systemprogrammierung 57
Multithreading-Modelle:
Hybrid (Many-to-Many)
• Mehrere UL-Threads auf gleich
viele/weniger KL-Threads
➢ Anzahl der KL-Threads wird durch
die Anwendung oder in
Abhängigkeit von Zielhardware
(z.B. Anzahl CPUs) bestimmt UL-
Threads
➢ Kompromiss zwischen Modellen
▪ Keine Blockierung durch
Systemaufrufe
▪ Parallele UL-Threads partiell
möglich
▪ Keine Beschränkung der
Threadanzahl
▪ Komplexe Randfälle (z.B.
Ablauf der Zeitscheibe
während des Wechsels KL-
zwischen zwei UL-Threads) Threads
Systemprogrammierung 59
Verzweigen von Prozessen
• UNIX-Konzept fork/join (auch fork/wait) ermöglicht
Erzeugung einer perfekten Kopie (Child) des aufrufenden
Prozesses (Parent) mit folgenden Eigenschaften
➢ Gleiches Programm
➢ Gleiche Daten (gleiche Werte in Variablen)
➢ Gleicher Programmzähler (nach der Kopie)
➢ Gleicher Eigentümer
➢ Gleiches aktuelles Verzeichnis
➢ Gleiche Dateien geöffnet (selbst Schreib-, Lesezeiger ist
gemeinsam)
➢ Unterschiedliche Prozessnummer (PID)
• Zusammenführung der beiden Zweige mittels wait im
Parent (im Pseudocode auch join)
Systemprogrammierung 60
Beispiel: fork
• Unterscheidungsmerkmal
➢ fork()-Rückgabewert: Beispielhafter Ablauf
▪ im Parent: PID des Childs, > 0 von fork/join
▪ im Child: 0
▪ (im Fehlerfall: <0)
A
pid_t p; Parent pid_t p; Child fork f A
... ... B
p = fork(); p = fork();
if (p == 0) { if (p == 0) {
join f
/* child */ ... /* child */ ... C
D B
} } end
else if (p > 0) else if (p > 0)
{ {
/* parent */ ... /* parent */ ...
f: D
} end C
}
Systemprogrammierung 61
Beispiel: fork (2)
• Sowohl Vater als auch Kind können weiter forken
void fork2()
{
printf("L0\n"); Bye
fork(); L1 Bye
printf("L1\n"); Bye
fork(); L0 L1 Bye
printf("Bye\n");
}
Systemprogrammierung 62
Pseudocode:
Parallele Anweisungen
• Unabhängige Befehle werden in Blöcke zusammengefasst
• Ausführungsreihenfolge wird explizit als irrelevant
gekennzeichnet
• Analogon zu begin/end Beispiel
oder { }: A; A
➢ parbegin/parend, parbegin
➢ cobegin/coend,
B;
➢… B C
C;
parend
D; D
Systemprogrammierung 63
Pseudocode:
Parallele Schleifen
• Sind die Schleifendurchläufe unabhängig voneinander, so
können n Schleifendurchgänge, n=Anzahl verfügbarer
Prozessoren, parallel durchgeführt werden
• Häufige Schlüsselwörter: pardo/parend, doall/endo, …
Beispiel
A; A
pardo i:=1 to n B(1) B(2) B(3)
B(i);
pardo j:=1 to i C(1,1) C(…) C(…) …
C(i,j);
parend D(1) D(2) D(3)
D(i);
E
parend
E;
Systemprogrammierung 64
Granularität von Parallelität und
Nebenläufigkeit
Systemprogrammierung 65
2.5 Prozesshierarchien
• Prozesse können in diversen Beziehungen stehen:
➢ Eltern-Kind-Beziehung: Ein Prozess erzeugt einen weiteren
Prozess
➢ Vorgänger-Nachfolger-Beziehung: Ein Prozess darf erst
starten, wenn ein anderer Prozess beendet ist
➢ Kommunikationsbeziehung: Zwei (oder mehr) Prozesse
kommunizieren miteinander
➢ Wartebeziehung: Ein Prozess wartet auf etwas, was von
einem anderen Prozess kommt
➢ Dringlichkeitsbeziehung: Ein Prozess ist wichtiger
(dringlicher) als ein anderer
• … und viele andere mehr
Systemprogrammierung 66
Ereignisse zur Erzeugung von
Prozessen
• Viele mögliche Ereignisse zur Erzeugung von Prozessen:
1. Initialisierung des Systems: Meistens Hintergrundprozesse
(Daemons) wie Terminaldienst, Mailserver, Webserver, …
2. Prozesserzeugung durch andere Prozesse: Aufteilung des
Prozesses in mehrere nebenläufig oder parallel auszuführende
Aktivitäten, die als eigene Prozesse initialisiert werden
3. Benutzerbefehle zum Starten eines Prozesses (Kommandozeile
oder grafische Oberfläche)
4. Initialisierung einer Stapelverarbeitung (bei Mainframes)
• Technischer Ablauf in allen Fällen gleich
➢ Bestimmter Prozess analysiert die Eingabe (z.B. von Benutzern
oder Konfigurationsdateien)
➢ Prozess sendet einen Systemaufruf zur Prozesserzeugung und
teilt dem BS mit, welches Programm darin ausgeführt werden
soll
Systemprogrammierung 67
Neue Prozesse in UNIX starten
• Prozesskopie mit fork() erzeugen, dann Speicherbild wechseln
mit z.B. int execl(char *path, char *arg0, char *arg1, …, NULL)
• Lädt und startet ausführbares Programm
➢ path ist der Pfad, wo sich die ausführbare Datei befindet
➢ arg0 ist der Name des Prozesses (Programmname)
➢ arg1, … sind die eigentlichen Argumente (mit NULL terminiert)
➢ Rückgabewert -1 im Fehlerfall
Systemprogrammierung 69
Unix Prozesshierarchie
[0]
init [1]
Daemons Shell
e.g. sshd
Grandchild Grandchild
Systemprogrammierung 70
Unix Start: Schritt 1
• Drücken des Resetknopfs lädt den PC mit der Adresse eines
kleinen Bootstrapprogramms (im ROM)
➢ Bootstrapprogramm lädt den Bootblock (Plattenblock 0)
➢ Bootblockprogramm lädt das Kernelbinärprogramm (z.B.: /boot/vmlinux)
➢ Bootblockprogramm übergibt die Kontrolle an den Kernel
• Kernel kreiert „per Hand“ die Datenstruktur (PCB) für Prozess 0
Systemprogrammierung 71
Unix Start: Schritt 2
[0]
Daemons getty
e.g. sshd
Systemprogrammierung 72
Unix Start: Schritt 3
[0]
init [1]
Systemprogrammierung 73
Unix Start: Schritt 4
[0]
init [1]
Systemprogrammierung 74