Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
html
Köbler, Gerhard
Das Germanische ist eine indogermanische Sprache, die zur Gruppe der sogenannten
Kentum-Sprachen gehört, aber mit keiner zweiten indogermanischen Sprache enger
verwandt ist. Am nächsten stehen dem Germanischen das Keltische, das Italische, das
Venetische, das Illyrische, das Baltische und das Slawische. Jedenfalls vom Keltischen ist
es in früher Zeit auch beeinflusst worden.
Das Germanische ist im Zeitpunkt seiner ersten schriftlichen Überlieferung, wie sie nach
wenigen älteren Einzelwörtern und Einzelnamen seit dem ersten nachchristlichen
Jahrhundert allmählich einsetzt, keine einheitliche Sprache (mehr), sondern gliedert sich in
verschiedene Sprachgruppen. Hierbei werden insbesondere Westgermanisch (Vorläufer des
Altenglischen, Altfriesischen, Altniederdeutschen [Altniederfränkischen, Altsächsischen],
Althochdeutschen einschließlich des Thüringischen und Langobardischen),
Nordgermanisch (Urnordisch bis etwa 800 n. Ch.) und Ostgermanisch (Gotisch, Gepidisch,
Vandalisch, Burgundisch, Rugisch, Skirisch) unterschieden, von denen das
Nordgermanische und das Ostgermanische gegenüber dem Westgermanischen eine Reihe
von gemeinsamen Unterscheidungsmerkmalen aufweisen (u. a. Fehlen der Verben tun,
gehen, stehen, Umbildung von uu zu ggw im Nordgermanischen und Ostgermanischen
gegenüber uw im Westgermanischen), Wie weit dem eine völlig einheitliche germanische
Sprache vorausgeht, ist umstritten, Sie lässt sich jedenfalls durch tatsächliche Überlieferung
nicht fassen. Immerhin lässt sich mit den gleichen guten Gründen wie für das
Indogermanische ein im Wesentlichen einheitlicher Grundbestand des Germanischen
vermuten, der allerdings nur im Wege der hypothetischen Rekonstruktion aus den
überlieferten jüngeren Einzelsprachen zu gewinnen ist (Beispiel: urnord. gastiR, got. gasts,
ae. giest, as. gast, ahd. gast führen auf germ. *gastiz Gast, anord. fiskr, got. fisks, ae. fisk,
afries. fisk, as. fisk, ahd. fisk führen auf germ. *fiskaz Fisch).
Der Wortschatz des Germanischen wurde als Gesamtheit zuletzt von Torp, A./Falk, H.
(Wortschatz der germanischen Spracheinheit) 1909, für die starken Verben von Elmar
Seebold (1970) und für die Primäradjektive von Frank Heidermanns (1993) gesammelt und
danach von Gerhard Köbler einfach und übersichtlich strikt alphabetisch zusammengefasst.
Er enthält in seiner zuletzt festgelegten Fassung insgesamt 12051 mehr oder weniger
allgemein anerkannte (normalisierte) Ansätze mit 68793 Zeichen (d. h. 5,7087 Zeichen pro
Ansatz), die aber - wie nahezu alles in den Geisteswissenschaften - , einer eigenen
Geschichte und Zukunft unterworfen sind. Zu ihrer Darstellung ist grundsätzlich von den
frühen Schreibern bis zu den gegenwärtigen Wissenschaftlern das Buchstabensystem
1 of 6 15.04.2023, 06:12
germ_zeichenhaeuf https://www.koeblergerhard.de/germ/4A/germ_zeichenhaeuf.html
(Alphabet) des klassischen Lateinischen verwendet, das aber in bestimmten Hinsichten auf
Besonderheiten des Germanischen angepasst werden muss(te). Dementsprechend umfasst
diese Zeichenmenge nicht - wie das Lateinische - 24 Zeichen (a, b, c, d, e. f, g, h, i, k, l, m,
n, o, p, q, r, s, t, u, v, x, y, z), sondern wegen der drei germanischen Zusatzzeichen j, þ und
w 27 Buchstaben (a, b, c, d, e, f, g, h, i, j, k, l, m, n, o, p, q, r, s, t, þ, u, v, w, x, y, z).
Die Häufigkeit der Verwendung der einzelnen Buchstaben in den (normalisierten) Ansätzen
hat mich schon von Beginn meiner Beschäftigung mit dieser Sprache besonders
interessiert. Ich habe aber in der Literatur hierzu bislang keine besonderen genauen
Angaben vorgefunden. Deswegen habe ich sie mit Hilfe eines von Josef Schönegger
freundlicherweise für mich entwickelten Sortierprogramms selbst ermittelt.
2 of 6 15.04.2023, 06:12
germ_zeichenhaeuf https://www.koeblergerhard.de/germ/4A/germ_zeichenhaeuf.html
3 of 6 15.04.2023, 06:12
germ_zeichenhaeuf https://www.koeblergerhard.de/germ/4A/germ_zeichenhaeuf.html
B bB 1763 2,60%
C cC 81 0,10%
D dDđ 1818 2,60%
E eEē 3895 5,70%
F fF 1132 1,60%
G gG 2152 3,10%
H hH 2090 3,00%
I iIī 4712 6,80%
J jJ 1997 2,90%
K kK 2800 4,10%
L lL 3550 5,20%
M mM 1582 2,30%
N nN 6145 8,90%
O oOō 3490 5,10%
P pP 1034 1,50%
Q qQ 6 0,00%
R rR 4169 6,10%
S sS 3825 5,60%
T tT 2767 4,00%
Þ þ 1469 2,10%
U u U ū̆ ū 3770 5,50%
V vV 58 0,10%
W wW 2443 3,60%
X x 2 0,00%
Y y 2 0,00%
Z z 372 0,50%
Summe 68793 100%
Ordnet man die Buchstaben nach ihren Häufigkeiten, so entsteht folgende Reihung
A aAā 11669 17,00%
N nN 6145 8,90%
I iIī 4712 6,80%
R rR 4169 6,10%
E eEē 3895 5,70%
S sS 3825 5,60%
U u U ū̆ ū 3770 5,50%
L lL 3550 5,20%
O oOō 3490 5,10%
K kK 2800 4,10%
4 of 6 15.04.2023, 06:12
germ_zeichenhaeuf https://www.koeblergerhard.de/germ/4A/germ_zeichenhaeuf.html
T tT 2767 4,00%
W wW 2443 3,60%
G gG 2152 3,10%
H hH 2090 3,00%
J jJ 1997 2,90%
D dDđ 1818 2,60%
B bB 1763 2,60%
M mM 1582 2,30%
Þ þ 1469 2,10%
F fF 1132 1,60%
P pP 1034 1,50%
Z z 372 0,50%
C cC 81 0,10%
V vV 58 0,10%
Q qQ 6 0,00%
X x 2 0,00%
Y y 2 0,00%
Danach ist der am häufigsten zur Darstellung des in der Gegenwart anerkannten
germanischen Wortschatzes verwendete Buchstabe das a vor n, i, r, e, s u, l und o, während
c, v, q, x und y nur ziemlich selten gebraucht werden.
5 of 6 15.04.2023, 06:12
germ_zeichenhaeuf https://www.koeblergerhard.de/germ/4A/germ_zeichenhaeuf.html
6 of 6 15.04.2023, 06:12