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Der Buddhismus

Grundlagen
Dozentin: Dr. Sabrina Weiß
Religionswissenschaftliches Institut
FEINZIELE JEDER EINZELNEN VORLESUNG
• Jede der kommenden Vorlesungen wird zu Beginn als
Orientierungshilfe die Feinziele der Sitzung offenlegen
Letzte Woche lauteten die Feinziele:
• Aufbau und Struktur der Vorlesung kennen
• Einführungsliteratur zur Vertiefung kennen
• Annahmen und Vorurteile über den Buddhismus
reflektieren
• Religionswissenschaftliche Perspektive kennenlernen
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FEINZIELE DER HEUTIGEN VORLESUNG
Sie lernen kennen...
• den allgemein- und religionshistorischen
Kontext zur Entstehungszeit des Buddhismus
• Forschung zum „historischen Buddha“
• Datierungsprobleme bei der Bestimmung der
Lebensdaten Siddhārta Gautamas
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DER ALLGEMEIN- UND
RELIGIONSHISTORISCHE
KONTEXT ZUR
ENTSTEHUNGSZEIT
4 HERAUSFORDERUNGEN
Quellen nicht
historisch
Quellen älter und „objektiv“
in anderen
Sprachen
„Die Geschichte des Buddhismus beginnt mit dem Buddha.“
Fehlende, Einseitigkeit der
einheitliche Quellen
Zeitrechnung
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DER BUDDHISMUS | Grundlagen
ALLGEMEINHISTORISCHER KONTEXT ZUR ENTSTEHUNGSZEIT
DES BUDDHISMUS
• Entstehung von Städten (nagara) und Bildung von Machtzentren
• Akkumulation von Reichtum in den Städten Überschusswirtschaft
Voraussetzung für das Überleben von Bettelorden (und überhaupt
vollberuflichen religiösen Virtuosen)
• Handel befördert auch kulturellen Austausch zwischen Städten und steigert
Mobilität Wanderasketen schließen sich Karawanen an
• Großer Einfluss reicher Familien
• Erosion des “Kastensystems“
• Entstehung republikanischer Regierungen, die aber bald von den
Königreichen besiegt wurden
• Zunehmender Einfluss der Händler, die unterhalb der Brāhmaṇen und der
Kṣatriyas standen
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DER BUDDHISMUS | Grundlagen
RELIGIONSHISTORISCHER KONTEXT ZUR ENTSTEHUNGSZEIT
PHASEN DER RELIGIONSENTWICKLUNG IN INDIEN
Veda:
• Entwicklung der Hindu-Religionen (Auszug nach Michaels „Wissen“, heilige
2006) Texte;
im engeren
Epoche Zeit Phasen Sinne die
1. Epoche Bis 1750 v.u.Z. Vorvedische Saṃhitās
Religionen („Sammlung“)
2. Epoche 1750-500 v.u.Z. Vedische
4 Veden:
Religionen
Ṛg-Veda
3. Epoche 500-200 v.u.Z. Asektischer Sāma-Veda
Reformismus Yajur-Veda
... Atharva-Veda
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DER BUDDHISMUS | Grundlagen
Brāhmaṇen
(Priester,
Gelehrte)
KRITISCHE ANMERKUNGEN Kṣatriyas
ZUM (Herrscher,
Krieger, Fürsten,
SOG. „KASTENWESEN“ hohe Beamte)
Vaiśyas
(Händler, Kaufleute,
Bauern)
Klassische Śūdras
Ständeordnung
(Knechte, Leibeigene, Tagelöhner)
sozio-religiöser
Ideologie (varṇa)
Dalits
(Harijans, Parias, "die Unberührbaren")
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CHARAKTERISTIKA DES “BRAHMANISMUS“
• Grundlage: die Veden/Vedas
(„[heiliges] Wissen; ca. 1500-
500 v.u.Z.)
• Priestermacht der Brāhmaṇen
• Polytheismus
• Ritualismus
• Opferwesen
• Reinheitsgebote
Yann Forget (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hindu_home_temple.jpg),
Religionswissenschaftliches Institut | Dr. Sabrina Weiß https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode 9
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VORSTELLUNG VON BRĀHMAN UND ĀTMAN
• Insbesondere in den Upaniṣaden; 8.-6. Jh.v.u.Z.
• Brāhman („Ausdehnung“, “Wachsen“) =
Weltseele, unpersönliches Absolutes ohne Attribute
• Ātman (Pali: atta, urspr.: “Lebenshauch“, „Atem“) =
Einzelseele, Lebenskraft; bezeichnet das (absolute)
Selbst und ist unzerstörbar und ewig
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DER “ŚRĀMAṆISMUS“
• Kastenunabhängige Bewegung von
Wanderasketen;
• Kritik am Ritualismus der Brāhmaṇen
• Kritik an religiöser Monopolstellung
der Brāhmaṇen
• Kritik am „Kastenwesen“
Jainismus (Stifter: Mahāvīra,
ca. 5. Jh.v.u.Z.)
Buddhismus (Stifter:
Siddhārtha Gautama, ca. 5.-4.
Jh.v.u.Z.)
Dayodaya (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mahavir.jpg), „Mahavir“,
Religionswissenschaftliches Institut | Dr. Sabrina Weiß https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode 11
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Steckbrief
WER WAR
SIDDHĀRTA
“ŚĀKAYMUNI“
GAUTAMA ?
Bildquelle: Religionswissenschaftliches Institut | Dr. Sabrina Weiß
https://artsandculture.google.com/asset/_/PwFSd3kgwa9CQA
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DER BUDDHA: STECKBRIEF
1. der So-Gekommene (tathāgata)
2. der Ehrwürdige (arhat)
3. der Vollkommen Erwachte (samyaksaṃbuddha)
4. Der mit Wissen und Handeln Gesegnete (vidyācaraṇa-saṃpanna)
5. Der Wohl-Gegangene (sugata)
6. Kenner der Welt (lokavid)
7. Der unübertreffliche [Meister] (annuttara)
8. Großer Mann/Mensch (mahāpuruṣa)
9. Lehrer der Götter und der Menschen (śāstā-devamanuṣyāṇām)
10. der [Erwachte und] Verehrungswürdige ([buddha] bhagavat)
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DIE NAMEN DES BUDDHA
• Persönlicher Name: Siddhārta
• Gehört zu der Sippe der: Gautama
• Sein Ehrentitel lautet: ,der
Buddha‘: der Erwachte
• er gehört zur Volksgruppe der
Śākya, weshalb er auch
Śākyamuni
(= Asket aus der Volksgruppe der
Śākya) genannt wird
• Gesellschaftlicher Stand: Kśatriya-
Krieger
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5 Buddhas des
gegenwärtigen
Zeitalters:
auf Gautama folgt
der 5. Buddha
Maitreya
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Was wissen wir über den
„historischen Buddha“
Śākaymuni und woher?
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DIE SUCHE NACH DEM „HISTORISCHEN BUDDHA“
DIE QUELLEN DER BUDDHA-VITA (NACH É. LAMOTTE)
1. Biographische Fragmente im
Sūtrapiṭaka (Korb der Lehrreden
Nikāyas / Āgamas)
2. Biographische Einschübe im
Vinayapiṭaka (Korb der
Ordensdisziplin)
3. Eigenständige Teilbiographien
4. In Indien entstandene
vollständige Biographien Étienne Paul Marie Lamotte (1903-
1983); belgischer Indologe, Priester
5. Außerhalb Indiens entstandene
und Prof. für Griechisch
vollständige Biographien
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DAS GANGES-
BECKEN
zur Zeit des historischen
Buddha
- Reiche und Dynastien
(in Großbuchstaben)
- Ortsnamen in
Klammern neuere
Bezeichnungen
Karte in Orientierung an Lamotte 1988, S. 873
Bildquelle: Paul, G. (Hg.): Das Grosse Lexikon des Buddhismus, S. 221.
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ORTE DES BUDDHA
• Ort der (legendären) Geburt: Lumbinī
• Ort des Erwachens: Bodhgayā soll
die bodhi stattgefunden haben
• Predigt von Sarnath: das Rad der
Lehre wird in Gang gesetzt
• Als Wanderprediger hat er folgende
Orte besucht: Vaiśālī, Rājgir,
Nālandā
• Seine Todesstätte ("vollständiges
Verlöschen“, parinirvāna):
Kuśinagara
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DATIERUNGSPROBLEME: WANN LEBTE DER BUDDHA?
1. „NÖRDLICHE TRADITION“
a. Traditionelle Theorien in China, Vietnam, Korea und Japan zum
Zeitpunkt des parinirvāna :
• 949 v.u.Z.
• 878. v.u.Z.
• 686 v.u.Z.
• 5. Jh. (eventuell durch den Wunsch, den Buddha als
Zeitgenossen Laozis zur präsentieren)
• Spätestes Datum: zwischen 365 und 265 v.u.Z. (Theorie von
Xuanzang (ca. 600-664))
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DATIERUNGSPROBLEME
1. „NÖRDLICHE TRADITION“
b. Tibet und Mongolei:
- 881 v.u.Z. (Gründe unklar!)
Chinesische und tibetische Gelehrte akzeptierten die Tatsache,
dass es diverse unterschiedliche Theorien gab, die den Tod des
Buddha auf das 10. Jh. v.u.Z. bis ins 3. Jh. v.u.Z. ansetzten.
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DATIERUNGSPROBLEME
2. „Südliche Tradition“
In Theravāda-Ländern wie Śrī Laṅkā, Thailand usw.
(wahrscheinlich auch in Kaśmīr, Indien und Nepal in der Spätphase
des dortigen Buddhismus):
• 543 v.u.Z.
• Basis: wahrscheinlich Abgleich von Ordinations- und
Herrscherlisten
• Prämisse: der Buddha starb 218 vor Thronbesteigung Aśokas
(„lange Chronologie“)
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3. MODERNE FORSCHUNG
- Orientiert sich zunächst an Datierung der „südlichen Tradition“: 543 v.u.Z.
- Problem: traditionelle Datierung der indischen Herrscher Candragupta (r. ca.
321 – 297 v.u.Z.) und Aśoka (r. ca. 268 – 233 v.u.Z.) erweist sich durch
Synchronisierung mit griechischen Geschichtsdaten als fragwürdig
- Der Gründer der Pali Text Society und britische Pali-Forscher
Thomas William Rhys Davids (1843-1922):
Parinirvāṇa within a few years of 412 B.C.
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„lange“ Chronologie „kurze“ Chronologie
(korrigierte Fassung)
Thronbesteigung Aśokas: Thronbesteigung Aśokas:
268 v.u.Z. 268 v.u.Z.
218 100
Jahre Jahre
Tod des Buddha: Tod des Buddha:
486 v.u.Z. 368 v.u.Z.
Geburt des Buddha: Geburt des Buddha:
566 v.u.Z. 448 v.u.Z.
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4. Fazit zur Datierungsfrage:
• Die Mehrheit der heutigen Forscher (nach Heinz Bechert) datiert den Tod
des Buddha vage auf die Zeit zwischen
420 und 350 v.u.Z.
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ARCHÄOLOGISCHE
ZEUGNISSE ?
• Inschriften und Reliefs auf den
Steinzäunen der großen Stūpas:
• Bhārhut und Sāncī
• (2. u. 2. Jh. v.u.Z.)
• an Orten wie Lumbinī, dem Ort
der Geburt Buddhas
• Monumente sind Belege für eine
frühe buddh. Tradition vor ersten
schriftlichen Aufzeichnungen
Stupa Nr. 1 in Sāncī, Madhya Pradesh
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AUSBLICK
25.4.2019 DAS LEBEN DES BUDDHA
• Die Buddha-Vita und Mythen
• Einblick seiner Vita in verschiedenen Sūtras
• Darstellung der Lebensstationen in der
indischen Kunst
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VIELEN DANK!
Dr. Sabrina Weiß
Religionswissenschaftliches Institut
• Email: sabrina.weiss@uni-leipzig.de
• Webseite des Instituts: https://www.gko.uni-leipzig.de/religionswissenschaft/startseite.html
• Lernplattform Moodle: https://moodle2.uni-leipzig.de/

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