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Man stelle sich vor, dass ein Arbeitnehmer seinem Kind Unterhalt und einem
Versandhaus den Kaufpreis für Unterhaltungselektronik schuldet. Sowohl das
Kind als auch das Versandhaus haben ein Urteil gegen den Arbeitnehmer
erstritten. Da beide wissen, wo der Arbeitnehmer beschäftigt ist, möchten sie
auf seinen Lohn zugreifen. Kommt es zur Gehaltspfändung, muss der
Arbeitgeber wissen, an wen er künftig das Arbeitsentgelt auszuzahlen hat.
Schon deshalb muss der Arbeitgeber die amtlichen Schriftstücke, die ihm
zugestellt werden, sorgfältig lesen. Denn die gepfändeten Lohnbestandteile
dürfen nur noch an den Gläubiger, der die Pfändung erwirkt hat, ausgezahlt
werden.
Wenn ein Gläubiger – wie das Kind im Beispielsfall – Unterhalt von dem
Arbeitnehmer verlangt und zu diesem Zweck den Lohn pfändet, setzt das
Amtsgericht individuelle Pfändungsfreibeträge fest. Hierauf müssen Arbeitgeber
bei der Lektüre des Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses unbedingt
achten. Besonders hoch ist der Verwaltungsaufwand für den Arbeitgeber, wenn
gleich mehrere Angehörige, etwa ein geschiedener Ehegatte und zwei Kinder,
wegen ihrer Unterhaltsansprüche vollstrecken. In diesem Fall muss der
Arbeitgeber unter Umständen allmonatlich vier Teilbeträge überweisen: an den
Arbeitnehmer und die drei Angehörigen.
Vorsicht Arbeitgeber: Der richtige Umgang mit Lohnpfändungen
Darüber hinaus hat das BAG (Urteil v. 18. Juli 2006 – 1 AZR 578/05) entschieden,
dass der Arbeitgeber von dem Arbeitnehmer für die Bearbeitung einer Pfändung
keine „Bearbeitungsgebühr“ verlangen kann. Entgegenstehende Regelungen im
Arbeitsvertrag oder in einer Betriebsvereinbarung sind unwirksam.
Vorsicht ist auch geboten, wenn dem Arbeitnehmer ein Dienstwagen zur
privaten Nutzung überlassen worden ist. Denn dieser Sachbezug ist meist
pfändbar. Der geldwerte Vorteil, der aus der Überlassung des Fahrzeugs folgt,
wird in der Gehaltsabrechnung dem „Brutto“ hinzugerechnet und vom „Netto“
wieder abzogen. Zu beachten ist, dass der „Netto-Abzug“ nicht das pfändbare
Einkommen mindern darf. Denn andernfalls stünde der Arbeitnehmer, der
einen Dienstwagen hat, besser als derjenige, der ein Auto privat geleast hat.
Das Gesetz hilft ihm auf zweierlei Weise. Er kann in manchen Fällen das
Amtsgericht um eine Klarstellung bitten, wie der pfändbare Betrag zu berechnen
ist. Darüber hinaus kann er Teilbeträge beim Amtsgericht hinterlegen, wenn sich
nicht aufklären lässt, wem sie zustehen. Durch die Hinterlegung wird der
Arbeitgeber von seiner Pflicht sowohl dem Arbeitnehmer als auch dem
Gläubiger gegenüber frei. Arbeitnehmer und Gläubiger streiten anschließend
untereinander darüber, an wen die hinterlegten Gelder auszuzahlen sind.