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Zum Padasterjochhaus
im Tiroler Wipptal führt eine
freigegebene Forststraße.
Foto: Rene Sendlhofer-Schag

36 Bergauf
Positionspapier
Mountainbike 2022
Mountainbiken ist laut einer Umfrage aus 2020 die zweithäufigste
Sommersportart im Österreichischen Alpenverein nach dem Bergwandern.
Grund genug, die zuletzt 2015 formulierte Position des Alpenvereins
zum Mountainbikesport zu aktualisieren.
rene sendlhofer-schag

D
as neue Positionspapier bildet nun mittlung fachsportlicher Kompetenzen zur tion, uns für ein respektvolles Miteinander
die Basis, eine risikobewusste, um- Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung einzusetzen. Das Wissen über natur- und
welt- und sozialverträgliche sowie bereits seit vielen Jahren wahr. Die Inhal- wildökologische Zusammenhänge erhöht
legale Ausübung des Mountainbikens zu te werden kontinuierlich weiterentwickelt, dabei das Verständnis für die Notwendig-
fördern. Das Aufgabenportfolio umfasst um eine risikobewusste, verantwortungs- keit, Regelungen einzuhalten und das ei-
demnach Ausbildungs- und Sicherheits- volle, natur- und sozialverträgliche Sport- gene Verhalten kritisch zu hinterfragen.
arbeit, Kommunikation und Konfliktbe- ausübung zu unterstützen. „Technik statt Darüber hinaus ist es Teil des Bildungs-
arbeitung sowie Netzwerkarbeit für eine Tempo“ lautet das Motto zur Unfallprä- auftrages des Alpenvereins, die Bedürfnis-
mit allen Lebensraumpartnern abgestimm- vention beim Biken im alpinen Naturraum. se der Grundeigentümer und Wegehalter,
te, bedarfsgerechte Erweiterung des le- Doch die eigene Risikokompetenz und die der Jagd sowie der Land- und Forstwirt-
galen MTB-Routennetzes in Österreich. Vermittlung einer angepassten Fahrweise schaft zu kommunizieren.
mit der richtigen Fahrtechnik beim Biken
Mountainbiken im Alpenverein sind nur ein Teil des Puzzles. Forststraßen und AV-Wege
Das Zitat einer Hüttenwirtin, „Wenn’s
Der Österreichische Alpenverein sieht im im Kopf Platz findet, dann findet man auch Die ursprüngliche „Forderung einer gene-
Mountainbikesport große Chancen für am Weg Platz“, ist immer wieder Motiva- rellen Freigabe von Forststraßen“ sieht der
Gesundheit, Gemeinschaft und das Na- Alpenverein als nicht mehr zielführend an.
turerlebnis seiner Mitglieder. Die wach- Einerseits würde dies nur einen Teil der
senden Herausforderungen des Klima- Bedürfnisse der Mountainbiker*innen ab-
wandels und der Mobilitätswende sind Literaturt¡pp decken, andererseits ist diese Forderung
weitere starke Argumente, um den ge- in absehbarer Zeit auch nicht realisierbar.
genwärtigen Trend zum Radsport zu be- Darüber hinaus gibt es schützenswerte,
grüßen und zu fördern. Der Alpenverein sensible Naturbereiche, die man nicht mit
ist sich aber auch des Konfliktpotenti- dem Mountainbike befahren sollte. Von
als zwischen Mountainbikern, Wande- Bund und Ländern fordert der Alpenver-
rern, Grundeigentümern, Wegehaltern ein nun Ressourcen und Konzepte zur ra-
und anderen Lebensraumpartnern be- schen Öffnung weiterer Forststraßen, um
wusst. Als anerkannte Naturschutzorga- ein möglichst flächendeckendes und le-
nisation erkennt er mögliche ökologische gales Netz an MTB-Routen zu schaffen –
Beeinträchtigungen, denen es entgegen- ähnlich den Lenkungsprojekten beim Ski-
zuwirken gilt. Chancen und Risiken, Mit- tourengehen.
verantwortung und der Wille zur Mitge- Es gibt bereits erfolgreiche Modelle wie
SicherAmBerg
staltung erfordern eine klare Position des das MTB-Modell Tirol 2.0, das als Vorla-
Booklet Mountainbike
Alpenvereins als Orientierungshilfe nach ge für vertragliche Lösungen dienen kann.
2. überarbeitete Auflage 2022
innen und Statement nach außen. Die Bereitstellung von personellen und fi-
Mit seinen Kursprogrammen und Si- nanziellen Ressourcen in den Ämtern der
erhältlich auf alpenverein.shop
cherheitsinitiativen nimmt der Österreichi- Landesregierungen und des Bundes, Ver-
sche Alpenverein seinen Auftrag zur Ver- einbarungen mit Grundeigentümern und >

#4.2022 — september/oktober 37
unterwegs

> Wegehaltern, Entschädigungen, Versiche-


rungen und die Berücksichtigung sachli-
cher, wissenschaftlich fundierter ökologi-
scher Aspekte sind Merkmale erfolgreicher
MTB-Konzepte.
Der Alpenverein ist sich der großen
Nachfrage nach Wegen für das Mountain-
biken bewusst. Diese Singletrails sind ein
wesentlicher Bestandteil eines bedarfs-
orientierten und zeitgemäßen Angebots.
Der Alpenverein ist allerdings gegen die
generelle Freigabe von Alpenvereinswe-
gen für das Mountainbiken. Dies läge auch
gar nicht in seiner Befugnis, da sein Nut-
zungsrecht als Wegehalter nur auf das Be-
gehen dieser Naturflächen beschränkt ist.
Die Schaffung sogenannter „Shared Trails“
muss im Einzelfall geprüft werden und
erfordert in jedem Fall die Zustimmung
des Grundeigentümers und der Alpen- Gebaute Strecke am Kronplatz
vereinssektion als Wegehalter. in Südtirol. Als Ergänzung und werden, strikt ab – unabhängig von Motor-
In der Arbeitsgebietsordnung der Al- Lenkungsmaßnahme in der leistung oder Geschwindigkeitsbeschrän-
penvereine wurde bereits festgelegt, dass Region. kung. Differenziert betrachtet der Alpen-
die Erschließung der Alpen abgeschlos- Foto: Rene Sendlhofer-Schag verein E-MTBs in Form von Pedelecs, bei
sen ist. Neue Wege und Hütten werden denen ein Elektromotor die zwingend not-
nicht mehr gebaut. Nur mit Zustimmung wendige Tretbewegung bis zu gesetzlich
des Bundesausschusses, unter Einhaltung Club Arc Alpin: „Fußgänger haben Vor- definierten Maximalwerten unterstützt.
strengster Maßstäbe und der naturräumli- rang! Nimm Rücksicht auf Fußgänger, in- Das E-MTB erfährt seit Jahren nicht
chen Notwendigkeit, dürfen neue Wege an- dem du dein Kommen frühzeitig ankün- nur im Alltagsverkehr große Beliebtheit,
gelegt werden. Der Alpenverein bevorzugt digst und das Tempo reduzierst. Halte auch im Bergsport steigen vermehrt
die gemeinsame Nutzung von Wegen. Dort, nötigenfalls an. Ein freundlicher Gruß Mountainbiker*innen auf das elektrische
wo eine gemeinsame Nutzung nicht sinn- fördert die Akzeptanz. Fahre in kleinen Pendant zum Mountainbike um. Eine ein-
voll ist, muss entschieden werden, welcher Bike-Gruppen und meide von Wanderern heitliche Position zum E-MTB innerhalb
Nutzergruppe der Weg vorbehalten bleibt. stark frequentierte Wege. Wanderer lassen des Vereins zu finden, war eine Herkules-
Hier bringt sich der Alpenverein mit Mountainbiker passieren, ohne ihre Fahrt aufgabe: Das erste Mal in der Geschichte
seinem Wissen ein, um gemeinsam mit al- unnötigerweise zu behindern.“ des Bergsports wird die eigentliche Akti-
len Lebensraumpartnern mögliche Alter- Der Alpenverein lehnt zudem das Be- vität, das „Treten“, von einem Motor un-
nativen vor Ort zu finden. Alte, kaum be- fahren von Forststraßen und Wanderwe- terstützt. Mit diesem Paradigmenwechsel
nutzte Steige könnten revitalisiert werden, gen mit E-Bikes, die ausschließlich elekt- verbunden ist die Tatsache, dass das Ideal
um Lenkungsmaßnahmen für verschie- risch, ohne Tretunterstützung, betrieben „Bergsport allein aus eigener Kraft“ nicht
dene Nutzergruppen einzurichten. Eine erfüllt wird. Als motorisiertes Sportge-
Lenkung kann jedoch nur mit einem be- rät steht es im Widerspruch zu Grundsät-
darfsorientierten, qualitativ hochwerti- zen des Alpenvereins und ist daher keine
gen und umfangreichen Angebot an Al-
¡nfo Kernsportart.
ternativen funktionieren. Differenzierte Die positiven und negativen Aspek-
und regionale Lösungen sind aus Sicht Übungsleiter te des E-MTBs wurden in einem langen
des Alpenvereins zielführender als eine Prozess gegenübergestellt und bewertet.
pauschale Verbotskultur.
Mountainbike Die Zunahme des Nutzerdrucks auf die
Die Ausbildung vermittelt methodische alpine Infrastruktur sowie eine steigen-
Wandern und (E-)Biken und didaktische Fertigkeiten, die benö- de Zahl an Nutzungskonflikten sind As-
tigt werden, um Gruppen auf Touren
ebenso wie im Bikepark risikobewusst
pekte, die durch das E-MTB verstärkt
Der Alpenverein setzt sich für ein respekt- zu führen und zu coachen. entstehen. Auch Energieverbrauch, Res-
volles und harmonisches Miteinander ein. sourceneinsatz bei der Herstellung von
Im Begegnungsraum Wandern und Moun- Akkus und die Herausforderung bei de-
tainbiken kommuniziert der Alpenverein Termin: ren Entsorgung sind Argumente, die ge-
daher die internationale Empfehlung des 26.9.–1.10.2022, Graz gen das E-MTB sprechen.

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Demgegenüber stehen die Möglich- Ladestationen ein genießt. Zeitgleich mit dieser Positi-
keiten des E-MTBs, Menschen in ge- auf ÖAV-Hütten on erschien auch das neue Booklet MTB
sunde Bewegung, in die Natur und in der Reihe SicherAmBerg. Das Engage-
Gemeinschaft zu bringen. Durch das E- Wer mit dem E-MTB unterwegs ist, hat ment des Vereins für eine risikobewuss-
MTB können Leistungsunterschiede in aufgrund der zusätzlichen technischen te und sichere Ausübung des Mountain-
Gruppen ausgeglichen und das Erlebnis Abhängigkeit von Motor und Akku mit bikesports sowie der Bildungsauftrag für
Mountainbike kann weniger leistungs- zusätzlichen Anforderungen an die Tou- ein natur- und sozialverträgliches Mitei-
starken Menschen zugänglich gemacht renplanung und -durchführung zu rech- nander aller Lebensraumpartner wurzelt
werden. Dadurch entsteht ein wertvoller nen. In unseren Ausbildungen und Kur- bereits tief in den zahlreichen Mountain-
Beitrag zur eigenen und auch zur gesell- sen werden auch diese, speziell E-MTBs bike-Angeboten unserer Sektionen. Die
schaftlichen Gesundheit sowie der sozi- betreffende Punkte behandelt. Ladesta- große Mehrzahl der Sektionsprogramme
alen Teilhabe. tionen auf Hütten können jedoch von beinhaltet bereits gemeinsame Ausfahrten,
Nach Abwägung dieser und mehr Ar- E-MTBer*innen nicht erwartet werden. Fahrtechnikkurse und Alpenüberquerun-
gumente wird der Alpenverein das E-MTB Möchte eine Hütte dieses Service anbie- gen. Gemeinsam können wir dem Moun-
nicht aktiv bewerben. Bei Sektionsveran- ten, ist das nur möglich, wenn überschüs- tainbikesport zu mehr Akzeptanz verhel-
staltungen hingegen sind E-MTBs (Pede- siger Strom aus regenerativen und bereits fen, ein Miteinander pflegen und Schritt
lecs) bereits integriert. Auch in seinem vorhandenen Energiequellen stammt oder für Schritt die Angebote an legaler, zeitge-
Bildungsauftrag sowie im Sinne der Un- die Hütte am öffentlichen Stromnetz mit mäßer Infrastruktur erweitern. Ride on. —
fallprävention wird der Alpenverein E- zertifiziertem Ökostrom angeschlossen ist.
MTBs mitberücksichtigen. Zusammen- Das vorliegende, gemeinsam mit allen Rene Sendlhofer-Schag ist in der Abteilung
gefasst: Mitglieder mit Pedelecs sind im Abteilungen des Österreichischen Alpen- Bergsport des Österreichischen Alpenvereins
für das Mountainbiken zuständig.
Alpenverein willkommen. Es gibt keine vereins entwickelte Papier unterstreicht
Zwei-Klassen-Mountainbiker-Gesell- den hohen vereinspolitischen Stellenwert,
schaft im Alpenverein! den der Mountainbikesport im Alpenver-

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