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Book Review
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Michael Tilly, Matthias Morgenstern and Volker Henning Decroll (eds.),
L’adversaire de Dieu—Der Widersacher Gottes: 6. Symposium Strasbourg, Tübingen,
Uppsala, 27.–29. Juni 2013 in Tübingen (Tübingen: Mohr Siebeck, 2016) xiv + 359 pp.
ISBN: 978-3-16-154236-7, €139,00 (= WUNT 364).
Der vorliegende Band geht auf das sechste gemeinsame internationale Sym
posium der Evangelisch-Theologischen Fakultät Tübingen, der Teologiska fa-
culteten Uppsala und der Faculté de Théologie Protestante Strasbourg zurück.
Nach Bänden zu Thron Gottes, Hand Gottes, Stadt Gottes, Mahl Gottes und Tag
Gottes geht es hier um den Widersacher Gottes. Zur Themenstellung schrei-
ben die Herausgeber (v):
Der Band beginnt mit vier Beiträgen zum Widersacher Gottes im AT und
Frühjudentum: Martin Leuenberger, „Widersacher-Konstellationen in der Le
vante und im Alten Testament“ (1–26); Göran Eidevall, „The Role of the Enemies
of YHWH in the Book of Isaiah and in the Psalms“ (27–40); Jan Joosten, „‚Pour
mettre fin à l’ennemi et au vindicatif‘: La thématique du Psaume 8“ (41–51) und
Hermann Lichtenberger, „Der Feind Gottes in der frühjüdischen Literatur –
Antiochus IV. Epiphanes“ (53–74). Diese alttestamentlichen (und andere)
Traditionsbereiche werden im NT in fast allen Schriften aufgegriffen (vi–vii):
Gudrun Holtz („Die Zeit der Verkündigung des Reiches Gottes und das Wirken
des Widersachers im lukanischen Doppelwerk“, 107–133) untersucht den
Widersacher als Versucher Jesu (Lk 4,1–13), die Entmachtung Satans durch
Jesus, die Jünger und die Apostel, sowie die Entfesselung der Macht des
Widersachers in Passion und Tod Jesu (Lk 22,1–53). Von einer „satansfreien“
Zeit kann nicht die Rede sein; zu unterscheiden habe man das Wirken des
Satans in der Passion („Die Zeit der Passion ist die Zeit der Entfesselung der
Macht Satans, deren Umfang und Reichweite jedoch im Horizont des Reiches
Gottes begrenzt sind. Gott macht den Widersacher hier zu seinem Werkzeug,
damit das geschehen kann, was seinem Ratschluss gemäß geschehen muss-
te“, 130) von der Zeit des öffentlichen Wirkens Jesu und der Apostel, in der
das Reich Gottes in der Kraft des Heiligen Geistes verkündigt wird. Diese Zeit
„fällt zeitlich und sachlich mit der Bekämpfung des Widersachers zusammen,
wie dieser sich nach seinem Sturz im Wandel der Zeiten in unterschiedlicher
Weise manifestiert“ (130f).
In „Der Verfolger als Gottes Widersacher in der Apostelgeschichte“ (135–145)
analysiert James A. Kelhoffer Apg 6,1–7,50; 9,1–30 und 23,12–35 und schließt
(144):
Von Anna Maria Schwemer stammt die vergleichende Studie „Agrippa I. – sein
Tod als ‚Gottesfeind‘ bei Josephus und Lukas“ (147–173). Nach Überlegungen zur
Definition des Gottesfeindes bei beiden Autoren und der Quellenlage geht es
um Agrippas Tod bei Josephus (Agrippas Aufstieg zur Macht, seine Legitimität
als jüdischer König, sein Verhältnis zur Theaterkultur und zum Kaiserkult,
Agrippas Tod und der Kaiser- und Herrscherkult) und in Apg 12 (Agrippa als
Verfolger der Urgemeinde in Jerusalem, die göttliche Stimme und die Kritik am
Herrscherkult, der Würmertod als Strafe für den Verfolger und Gottesfeind).
Im Vergleich mit Josephus ist der Fall Agrippa klarer: „Dieser Herodes genoss
die göttliche Verehrung und war ein Verfolger; er war aber auch ein erster Nero,
wie Lukas dies verschlüsselt und mit Anspielung auf die vox caelestis andeutet“
(170).
Michael Theobald („Der Widersacher im Johannesevangelium“, 175–199)
untersucht die „Verteufelung“ des Judas in der Passionserzählung und in Joh 6,
„die Juden“ als „Kinder des Teufels“ (Joh 8,44), den „Herrscher dieser Welt“ und
seine Entmachtung sowie Judas als Verkörperung des „Herrschers der Welt“
(14,30; 18,3). Theobald schließt mit der Deutung des Todes Jesu als eschato-
logischem „Pesach“ und dem „Verderber“ (Ex 12,23, u.a. zur inneren Logik einer
satanologischen Deutung des Todes Jesu: „Der Satan scheint hier als ‚Herr des
Todes‘ zu triumphieren, wird aber in Wahrheit durch Jesu Hingang zum Vater
entmachtet. Das am Kreuz aus seinem Leib hervortretende Paschablut könnte
die Vorstellung von der Abwehr des ‚Verderbers‘ assoziieren“, 197).
Madeleine Wieger („‚Celui qu’on appelle διάβολος‘ (Apocalypse 12,9): L’his
toire du nom grec de l’Adversaire“, 201–218) beleuchtet die ersten Vorkom
men in der LXX, die Bedeutung im außerbiblischen Griechisch und in der
LXX, die Transformation des διάβολος in der LXX und im Neuen Testament
und bei den Kirchenvätern. Beiträge zu Paulus oder weitere Beiträge zur Jo
hannesoffenbarung sucht man vergeblich.
Zur Funktion dieser Vorkommen im Neuen Testament schreiben die Her
ausgeber (vii):
Die Rede vom „Widersacher Gottes“ dient nicht nur der Bewältigung ak-
tueller Bedrängungs- und Verfolgungserfahrungen von Christen durch
die Völkerwelt, sondern auch der Deutung eines als verfehlt angesehe-
nen Glaubens und Handelns bzw. des drohenden Abfall eines Teils der
eigenen Gemeinde von Glaubensinhalten und Verhaltensweisen, die von
den frühchristlichen Autoren als allgemein verbindlich erachtet wurden.
Die weltdeutende Funktion dieser unterschiedlichen Motive, die sich aus
der kritischen Relativierung der Gegenwartssituation speist, erklärt denn
auch ihre je besondere Entfaltung.
Die übrigen fünf Beiträge des Bandes sind: Gabriella Beer, „‚Whoever is not
with me is against me‘ – Accounts of Rituals Securing the Loyalty of Individual
Gods in Republican Rome“ (219–229); Matthias Morgenstern, „Auf der Suche
nach der ‚anderen Seite‘ Gottes in der rabbinischen Literatur – Erwägungen
zu einigen Stellen im Babylonischen Talmud“ (231–252); Gabriella Aragione,
„L’ange premier-né et les theomachoi dans l’écrit Aux Grecs de Tatien“ (253–
287); Volker Henning Drecoll, „Saklas“ (289–304) und Mikael Larsson, „Whose
enemy? Lars von Triers Anti-Christ in Dialogue with Biblical Creation and
Passion Narratives“ (305–327). Verschiedene Register beenden diesen anregen-
den, interdisziplinären Sammelband.
Christoph Stenschke
Biblisch-Theologische Akademie Wiedenest & Department of Biblical and
Ancient Studies, University of South Africa, Pretoria, Republic of South Africa
stenschke@wiedenest.de