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Staatsanwaltschaft Hamburg
Gorch-Fock-Wall 15
20355 Hamburg

Hamburg, den 23. Juni 2023


Unser Zeichen: 004782-2023
Rechtsanwälte: Dr. Oliver Sahan / Susann Huber

Strafanzeige gegen Unbekannt

ENTWURF
Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit zeigen wir an, dass uns Frau Michelle Markert Santos mit der Wahrnehmung ihrer
rechtlichen Interessen beauftragt hat. Eine entsprechende Vollmachtskopie fügen wir diesem
Schreiben in anwaltlich beglaubigter Form bei (Anlage 1).

Namens und in Vollmacht unserer Mandantin stellen wir hiermit

Strafanzeige
gegen

Unbekannt

wegen des Verdachts des Betruges sowie unter allen weiteren in Betracht kommenden
strafrechtlichen Gesichtspunkten. Zudem stellen wir namens und in Vollmacht unserer
Mandantin Strafantrag.
Es besteht der begründete Verdacht, dass unsere Mandantin von einer oder mehreren Personen
aufgrund einer Täuschung dazu gebracht worden ist, einen als [„Arbeitsvertrag“ betitelten
Vertrag] abzuschließen und die vertraglich vereinbarte Leistung zu erbringen. Das für diese
Leistung vertraglich zugesicherte Entgelt sollte unsere Mandantin dem offensichtlichen Tatplan
des/der unbekannten Täter(s) entsprechend jedoch nicht erhalten (im Folgenden wird von „dem
Täter“ in der Einzahl gesprochen).

Eine unbekannte Person vermittelte unserer Mandantin wahrheitswidrig den Eindruck, im


Zeitpunkt des Abschlusses einer als „Arbeitsvertrag“ bezeichneten Vereinbarung gewillt und in
der Lage zu sein, sie für die von ihr zu erbringende Leistung in der vereinbarten Höhe zu
vergüten. Als Vertragspartner der gerade genannten Vereinbarung war die „Foxbit Germany“ in
Brasilien mit der Anschrift Av. Marcos Penteado de Ulhoa Rodrigues, 939 - Tamboré, Barueri -
SP, 06460-040, Brasilien angegeben. Unsere Mandantin hat in dem Glauben, eine Anstellung als
[Finanzagentin] bei der vorgenannten Firma erhalten zu haben, ihre vertraglich geschuldete
Arbeitsleistung gemäß den Anweisungen des unbekannten Täters ausgeführt. Durch die
Ausführung der Anweisungen des unbekannten Täters hat unsere Mandantin gutgläubig
verschiedene Überweisungen und Transaktionen auf verschiedene Kryptowährungplattformen
ausgeführt. Nachdem die Hamburger Sparkasse und die Sparkasse KölnBonn, bei denen unsere
Mandantin jeweils ein Konto führt, die von ihr transferierten Gelder zurückforderten und der
Ansprechpartner ihres vermeintlichen Arbeitgebers plötzlich nicht mehr erreichbar war, fand sie
durch eine Internetrecherche heraus, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach einer
Betrugsmasche zum Opfer gefallen ist. Das vertraglich zugesicherte Arbeitsentgelt für die
erbrachten Leistungen hat unsere Mandantin nicht erhalten.

Nachfolgend soll zunächst der angezeigte Sachverhalt näher dargestellt werden (hierzu
unter A.). Rein vorsorglich erlauben wir uns ergänzend, den Sachverhalt sodann in der
gebotenen Kürze einer strafrechtlichen Würdigung zu unterziehen (hierzu unter B.).

A. Sachverhalt

Unsere Mandantin hat die deutsche und die kolumbianische Staatsbürgerschaft und lebt seit
dem Jahr 2022 mit ihrem Sohn in Peru. Da unsere Mandantin gute Deutschkenntnisse hat, war

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sie in Peru auf der Suche nach einer Festanstellung, bei welcher sie ihre Deutschkenntnisse
einbringen konnte. Aus diesem Grund hat sie sich online nach einer geeigneten Stelle
umgesehen und dabei insbesondere nach einer Anstellung gesucht, bei der eine 100%ige Arbeit
aus dem Homeoffice möglich war.

I. Prozess der Jobsuche

Unsere Mandantin schaute sich online auf verschiedenen Karriereplattformen um und fand
bei ihrer Suche eine von der Firma „Foxbit Germany“ in Brasilien mit der Anschrift Av.
Marcos Penteado de Ulhoa Rodrigues, 939 - Tamboré, Barueri - SP, 06460-040,
Brasilien ausgeschriebene Stelle als [Finanzagentin]. Die für die ausgeschriebene Stelle
zu erbringende Tätigkeit sollte die Unterstützung bei verschiedenen
Finanztransaktionen im Bereich der Kryptowährung sein. Vorerfahrungen in diesem
Bereich waren nicht gefordert und die 100%ige Remotearbeit sollte ebenfalls möglich
sein. [Anmerkung von ROXIN an Frau Markert: Können Sie uns eine Kopie der
Stellenanzeige zur Verfügung stellen? Falls Sie die Stellenanzeige nicht mehr
haben, können Sie uns beschreiben, wie die Stelle genau beschrieben (genaue
Tätigkeitsbezeichnung) war?]

Nachdem unsere Mandantin die besagte Stellenanzeige gefunden hatte, erkundigte sie sich im
Internet über das Unternehmen „Foxbit“. Sie versuchte, sicherzustellen, dass es sich um ein
seriöses Unternehmen handelt und dass das Unternehmen tatsächlich Leistungen in dem in der
Stellenanzeige genannten Bereich anbietet. Im Rahmen ihrer Recherche kam sie auf die
Webseite des Unternehmens Foxbit mit Sitz in Brasilien (https://foxbit.com.br/). Sie stellte fest,
dass das Unternehmen gute und glaubhafte Bewertungen bei Google besitzt und dass das
Unternehmen genau die Dienstleistungen (Finanzdienstleistungen) anbietet, auf die sich auch die
Stellenanzeige bezog. Sie sah daher keinen Grund, an der Seriosität der Stellenanzeige zu
zweifeln. Insgesamt gefiel ihr das Jobangebot gut. Unsere Mandantin bewarb sich daher mit der
als Anlage 2 beigefügten E-Mail um die ausgeschriebene Stelle als [Finanzagentin].

Nach kurzer Zeit erhielt sie eine Rückmeldung von einer Person, die sich selbst Herr Tim Vogt
nannte. Die sich als Tim Vogt ausgebende Person stellte sich als Ansprechpartner für die
ausgeschriebene Stelle vor. Es wird diesseitig davon ausgegangen, dass der Name Tim Vogt
lediglich als Pseudonym verwendet wurde und die Person, gegen die sich diese Anzeige richtet,
tatsächlich einen anderen Namen hat. Aus diesem Grund richtet sich die hiesige Strafanzeige

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auch gegen Unbekannt. Im Folgenden werden wir aus Gründen der besseren Verständlichkeit
die Person, die sich als Tim Vogt ausgegeben hat, weiterhin als „Herrn Vogt“ betiteln.

Auch der sich anschließende Kommunikationsprozess mit Herrn Vogt wirkte auf unsere
Mandantin serös und ehrlich.

Als Anlage 3 legen wir eine Kopie der E-Mail-Korrespondenz zwischen meiner Mandantin und
Herrn Vogt vor, die im Rahmen des Vertragsanbahnungsprozesses stattgefunden hat.
Herr Vogt bot unserer Mandantin dann einen Termin für ein Bewerbungsgespräch an. Dieses
sollte über die Chatplattform Telegram stattfinden.

Wie schon geschildert, gehen wir davon aus, dass es sich bei dem Namen Tim Vogt um ein
Pseudonym handelt. Wir gehen ebenso davon aus, dass der Name der Firma „Foxbit“ für die
betrügerischen Zwecke der angezeigten Person(en) verwendet wurde und die tatsächlich
existierende brasilianische Firma nichts mit der anzeigten Straftat zu tun hat. Ein Unternehmen
mit der Firmierung „Foxbit Germany“ scheint nicht zu existieren.

II. Vertragsabschluss

Unsere Mandantin nahm die Möglichkeit, an dem Bewerbungsgespräch teilzunehmen, wahr und
erhielt die Stelle auch. Der ihr sodann über [Telegram / per E-Mail] übermittelte Arbeitsvertrag
machte einen vernünftigen und seriösen Eindruck auf sie, sodass es am [TT/MM/JJJJ] zum
Abschluss des Vertrages kam. [Anmerkung ROXIN an Frau Markert: Bitte stellen Sie uns
noch den abgeschlossenen Arbeitsvertrag zur Verfügung] Eine Kopie des als Arbeitsvertrag
betitelten Vertrages legen wir als Anlage 4 (im Folgenden wird der Vertrag ungeachtet der
tatsächlichen rechtlichen Einordnung des Vertragstyps als „Arbeitsvertrag“ bezeichnet) vor. Ihre
Aufgabe sollte darin bestehen, bei der Transferierung von Geld zu helfen, das von Personen
stammen würde, die in Bitcoins oder andere Kryptowährungen investieren wollten. Ihr wurde
erläutert, dass verschiedene Anleger die Summen, die sie jeweils anlegen wollten, auf ein
deutsches Konto unserer Mandantin überweisen würden und unsere Mandantin dann dafür
zuständig sei, das erhaltene Geld mithilfe von verschiedenen Kryptowährungsplattformen in
Bitcoins oder andere Kryptowährungen umzuwandeln, um diese Kryptowährung dann in
bestimmte Wallets auf den Plattformen zu verschieben. Unsere Mandantin sollte laut
Arbeitsvertrag durch Provisionszahlungen in Höhe von 3 % des Betrages der jeweiligen

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Transaktion vergütet werden.

Im Zusammenhang mit dem Abschluss des Arbeitsvertrages wurde von unserer Mandantin
verlangt, eine Kopie ihres Personalausweises an Herrn Vogt zu senden. Dies hat sie auch getan,
da sie davon ausging, dass dies bei der Neubegründung eines Arbeitsverhältnisses gängig sei.
Unsere Mandantin hat die Befürchtung, dass ihre persönlichen Daten von dem unbekannten
Täter missbraucht werden könnten und bittet die Staatanwaltschaft insofern um Kenntnisnahme
dieses Umstandes.

III. Einarbeitungsphase

Unsere Mandantin startete dann wie arbeitsvertraglich vereinbart am [TT/MM/JJJJ] mit ihrer
vermeintlichen neuen Arbeitsstelle. Als Erstes wurde von unserer Mandantin verlangt, dass sie
ein Konto bei der Sparkasse KölnBonn eröffnet. Dies wurde damit begründet, dass die
Sparkasse KölnBonn eine Partnerbank von Foxbit Germany sei und die Arbeit daher über dieses
Konto laufen sollte. Unsere Mandantin eröffnete ein Konto bei der Sparkasse KölnBonn. Die
Vertragsunterlagen betreffend das Konto bei der Sparkasse KölnBonn legen wir als Anlage 5
vor.

Unsere Mandantin wurde sodann in ihre neue Tätigkeit eingewiesen. Herr Vogt schilderte ihr
noch einmal, dass ihre Aufgabe darin bestehen werde, bestimmte Beträge, die auf ihre privaten
Konten bei der Haspa und bei der Sparkasse KölnBonn transferiert werden würden, in Bitcoins
oder andere Kryptowährung umzuwandeln und auf bestimmt Kryptowährungsplattformen
hochzuladen. Zu diesem Zwecke musste sich unsere Mandantin Konten bei diversen
Kryptowährungsplattformen erstellen, namentlich bei den folgenden:

- Krakenpro.com

- Binance.com

- Bitpanda.com

- Bitget.com

- Bitvavo.com

- Coinbase.com

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- Nexo.com
- SwissBorg.com

- Revolut.com

Die ersten Tage und Wochen des „Arbeitsverhältnisses“ liefen so ab, dass Herr Vogt über die
Messangerplattform Telegram in einem engen Austausch mit unserer Mandantin stand und ihr
immer wieder sogenanntes „Übungskapital“ auf ihr Konto überwies. Dieses sollte unsere
Mandantin dann auf verschiedene Kryptowährungsplattformen hochladen, um zu üben, wie die
Umwandlung in Kryptowährung funktioniert. Als Anlagenkonvolut 6 fügen wir zur
Veranschaulichung des Einarbeitungsprozesses einige Transaktionsnachweise an. Die
Übungsphase lief von Ende März 2023 bis Ende Mai 2023. [Anmerkung ROXIN an Frau
Markert: Sind die Daten korrekt?] Nach Aussage von Herrn Vogt verlief die Übungsphase gut,
sodass Herr Vogt unserer Mandantin mitteilte, dass sie nun eingearbeitet sei und an den
richtigen Transaktionen mitwirken könne. Herr Vogt war während der Einarbeitungsphase immer
ansprechbar für unsere Mandantin und vermittelte ihr, dass sie schnell lernen würde und einen
guten Job machen würde.

Unsere Mandantin hat sich während ihrer Einarbeitungsphase proaktiv bei Herrn Vogt erkundigt,
welche Pflichten sie durch die Arbeit als Finanzagentin gegenüber dem deutschen Finanzamt
haben. Herr Vogt versicherte unserer Mandantin, dass sie sich um nichts kümmern müsse, da
das Unternehmen Foxbit über eine entsprechende Lizenz verfüge, über welche die Tätigkeit
unserer Mandantin abgesichert und legitimiert sei. [Anmerkung ROXIN an Frau Markert:
Haben Sie sich hierfür irgendeinen Beleg zeigen lassen?]

IV. Transaktionen

Nachdem die sogenannte „Einarbeitungsphase“ beendet war, teilte Herr Vogt unserer
Mandantin mit, dass am 26. Mai 2023 die erste Transaktion mit einem „echten“ Anleger
anstehen würde. Unsere Mandantin erhielt dann tatsächlich am 26. Mai 2023 die erste
Überweisung von einer ihr unbekannten Person (laut Überweisung hieß die Person
Wolfgang Klugseder) in Höhe von 5.000,00 Euro auf ihr deutsches Konto. [Anmerkung
ROXIN an Frau Markert: Auf welches Konto wurde der erste Betrag überwiesen?
Und stimmt der genannte Name des vermeintlichen Anlegers?] Sie erhielt von
Herrn Vogt dann die Anweisung, dieses Geld auf die Handelsplattform „Bitvavo“ zu

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transferieren, das Geld dort in Bitcoins umzuwandeln und die Bitcoins dann auf das
Wallet von Herrn Vogt bei der besagten Plattform zu transferieren. Unsere Mandantin
folgte den Arbeitsanweisungen von Herrn Vogt.

Das gerade geschildete Vorgehen wurde in der Zeit vom 26. Mai 2023 bis zum 30. Mai 2023 mit
diversen Überweisungsbeträgen wiederholt, die unserer Mandantin von unbekannten
Personen auf ihre deutschen Konten bei der Haspa und der Sparkasse KölnBonn
überwiesen worden sind. Insgesamt sind in dem genannten Zeitraum circa 96.000.00
Euro über die beiden genannten Konten unserer Mandantin transferiert worden. Herr
Vogt stand während des gesamten Zeitraumes über die Messanger-App Telegram und
telefonisch stets in einem engen Austausch mit unserer Mandantin und gab ihr genaue
Anweisungen, auf welche Kryptowährungsplattform der jeweilige Betrag transferiert
werden sollte. Für die Transaktionen wurden die Plattformen „Binance“, „Bitvavo“,
„Coinbase“ und „Kraken Pro“ verwendet. Belege über die getätigten Transaktionen
finden sie als Anlagenkonvolut 7 diesem Schreiben beigefügt.

[Anmerkung von ROXIN an Frau Markert: Ist es korrekt, dass die Person, die sich als Herr
Vogt ausgab, an dem besagten Wochenende im ständigen Kontakt mit Ihnen
stand und Ihnen direkte Anweisungen gegeben hat? Haben Sie Belege für jede
getätigte Transaktion? Bitte übersenden Sie uns alle Belege, die Sie haben.]

Unsere Mandantin hat alle Beträge, die ihr von vermeintlichen Anlegern auf ihr Konto überwiesen
worden sind, auftragsgemäß an die genannten Kryptowährungsplattformen
weitergeleitet und in Bitcoins umgewandelt. Von den ihr überwiesenen Beträgen ist
kein Cent in der Verfügungsgewalt unserer Mandantin verblieben.

Die ihr vertraglich zugesicherte Provision in Höhe von 3 % des jeweiligen Transaktionsbetrages
hat unsere Mandantin von dem unbekannten Täter nicht erhalten.

V. Kontaktabbruch Tim Vogt und Kontaktaufnahme der Sparkassen

Am Morgen des 30. Mai 2023 stellte unsere Mandantin fest, dass ihre Konten bei der Haspa und
der Sparkasse KölnBonn gesperrt worden waren. Sie informierte Herrn Vogt umgehend hierüber,
welcher daraufhin die komplette Kommunikation zwischen ihm und unserer Mandantin bei

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Telegram löschte und unsere Mandantin auf allen Kanälen blockierte. Unsere Mandantin
unternimmt derzeit den Versuch, die Telegram-Kommunikation zwischen ihr und Herrn Vogt
wiederherzustellen. Sollte ihr eine Wiederherstellung gelingen, werden wir eine Kopie des
Kommunikationsverlaufes an Sie übermitteln.

Am 6. Mai 2023 erhielt unsere Mandantin ein Schreiben der Haspa und ein Schreiben der
Sparkasse KölnBonn an die von ihr dort angegebene Anschrift ihrer Cousine Nicole Markert in
Deutschland. Die beiden Schreiben der Sparkassen fügen wir als Anlagen 8 und 9 diesem
Schreiben bei.

VI. Erkenntnis über die Täuschung

Unsere Mandantin versuchte dann herauszufinden, wieso „ihr Arbeitgeber“ plötzlich den Kontakt
abbrach und weshalb die Sparkassen nun mit der Rückforderung der über ihr Konto
transferierten Gelder auf sie zukamen. Im Rahmen einer ausführlicheren Internetrecherche fand
sie verschiedene Warnungen vor vermehrt auftretenden Betrugsfällen im Zusammenhang mit
vermeintlichen Jobangeboten als Finanzagent oder ähnlichen Tätigkeiten. Diese Warnungen
hatte sie bei ihrer ersten Google-Recherche zu dem Unternehmen „Foxbit“ vor der Aufnahme
ihrer Tätigkeit zwecks Verifizierung des Stellenangebots nicht gefunden. Erst bei einer vertieften
Suche stieß sie auf die Internetartikel, die von Betrugsfällen berichten und vor unseriösen
Stellenangeboten warnen. In der Beschreibung des Vorgehens der Täter erkannte unsere
Mandantin die ihr widerfahrene Situation wieder und beauftragte im Anschluss die Unterzeichner
damit, ihr bei der strafrechtlichen Aufklärung der Angelegenheit behilflich zu sein.

B. Rechtliche Würdigung

Vor dem geschilderten Hintergrund besteht gegen Herrn Tim Vogt bzw. gegen diejenige Person,
die sich als Tim Vogt ausgegeben hat, der Anfangsverdacht des Betruges nach § 263 Abs. 1
StGB gegenüber und zulasten unserer Mandantin.

Nach § 263 Abs. 1 StGB macht sich strafbar, wer in der Absicht, sich oder einem Dritten einen
rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, das Vermögen eines anderen dadurch
beschädigt, dass er durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung
wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt oder unterhält.

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I. Täuschung

Herr Vogt hat unsere Mandantin über Tatsachen getäuscht. Tatsachen sind gegenwärtige oder
vergangene Verhältnisse, Zustände oder Geschehnisse, die dem Beweis zugänglich sind (vgl.
Beukelmann, in: BeckOK StGB, 57. Ed. 1.5.2023, § 263 Rn. 3 m.w.N.) Täuschen ist das bewusst
irreführende Einwirken auf das Vorstellungsbild eines anderen (BGH, Urt. v. 26. April 2001 – 4
StR 439/00, NJW 2001, 2187, 2188).

Vorliegend wurde unsere Mandantin darüber getäuscht, dass ihr zu den in dem als Anlage 4
beigefügten Vertrag genannten Konditionen eine Arbeitsstelle angeboten wird und dass der
unbekannte Täter zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses gewillt und der Lage war, unsere
Mandantin für die zu erbringende Leistung in der vereinbarten Höhe zu vergüten.

Da Sie trotz der Erbringung der vertraglich vereinbarten Arbeitsleistung nicht die vertraglich
zugesicherte Entlohnung erhalten hat und dies den objektiven Umständen nach zu urteilen auch
von vornherein von dem Täter so geplant war, wurde sie über diese Tatsache getäuscht.

Daneben besteht der Verdacht, dass unsere Mandantin über die tatsächlichen Hintergründe und
Umstände der von ihr durchgeführten Transaktionen getäuscht wurde und, dass es sich bei den
von ihr erhaltenen Beträgen, die sie auf die Kryptwährungsplattformen weiter überwies,
mutmaßlich tatsächlich nicht um Gelder von Anlegern handelte bzw. dass dieses Geld jedenfalls
nicht, wie unserer Mandantin suggeriert wurde, entsprechend den Anlegerwünschen angelegt
worden ist.

II. Irrtum

Durch die Täuschung wurde auch ein Irrtum erregt. Ein Irrtum ist der Widerspruch von
subjektiver Vorstellung und Wirklichkeit, also die unrichtige Vorstellung von der Wirklichkeit (vgl.
z.B.: Beukelmann, in: BeckOK StGB, 57. Ed. 1.5.2023, § 263 Rn. 3 m.w.N.).

Durch die Täuschung über den Inhalt des ausgeschriebenen Jobs als Finanzagentin und der
Täuschung darüber, dass unsere Mandantin für ihre Leistung eine Entlohnung erhalten sollte,
unterlag sie der unrichtigen Vorstellung, dass sie entsprechend der getroffenen Vereinbarung für
ihre Tätigkeit vergütet werden würde, dass also Herr Vogt im Zeitpunkt des Vertragsschlusses

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entschlossen gewesen sei, sie wie vereinbart zu vergüten bzw. die ordnungsgemäße Vergütung
unserer Mandantin durch das Unternehmen Foxbit entsprechend zu veranlassen.

III. Kausale Vermögensverfügung

Dieser Irrtum führte dazu, dass unsere Mandantin ihre Arbeitsleistung vom 25. März 2023 bis zum 30. Mai
2023 wie vertraglich festgelegt ablieferte und damit über Arbeitskraft als strafrechtlich geschütztes
Vermögen verfügte. Eine Vermögensverfügung ist jedes rechtliche oder tatsächliche Handeln, Dulden oder
Unterlassen, das sich unmittelbar vermögensmindernd auswirkt (BGH, Urteil v. 10.08.2016 − 2 StR 579/15
= BGH NStZ 2017, 351, 352). Auch die Arbeitsleistung einer Person stellt hierbei strafrechtlich
geschütztes Vermögen dar (vgl. BGH, Urteil vom 18. 1. 2001 - 4 StR 315/00; Beukelmann, in: BeckOK
StGB, 57. Ed. 1.5.2023, § 263 Rn. 40; Saliger, in: Matt/Renzikowski, Strafgesetzbuch, 2. Auflage
2020, § 263 Rn. 169). Für die Qualifikation als strafrechtlich geschütztes Vermögen ist es hierbei
irrelevant, ob die entgeltliche Vertragsbeziehung auf dessen Grundlage die Arbeitsleistung
erbracht werden soll, rechtlich als Arbeits-, Dienst- oder Werkvertrag einzustufen ist (vgl. ebd.).

IV. Vermögensschaden

Hierdurch entstand bei unserer Mandantin auch ein Vermögensschaden. Ein solcher
Vermögensschaden liegt vor, wenn die aufgrund der Verfügung eingetretene
Vermögensminderung bei wirtschaftlicher Betrachtung nicht durch einen unmittelbar mit ihr
verbundenen Vermögenszuwachs vollständig kompensiert wird (BGH, Urteil v. 14.03.2019 – 4
StR 426/18 = NJW 2019, 1759, 1760). Bei einem „Arbeitsleistungsbetrug“ liegt der
Vermögensschaden darin, dass die geschädigte Person nicht mehr frei über ihre Arbeitsleistung
verfügen kann (vgl. Saliger, in: Matt/Renzikowski, Strafgesetzbuch, a.a.O, § 263 Rn. 169).
Dadurch, dass unsere Mandantin ihre Arbeitsleistung abgeliefert hat, hierfür jedoch keine
Gegenleistung erhielt, wurde ihr Vermögen entsprechend gemindert.

V. Vorsatz und Absicht einer rechtswidrigen stoffgleichen Bereicherung

Der unbekannte Täter hat auch vorsätzlich und mit der Absicht, eine rechtswidrige stoffgleiche
Bereicherung herbeizuführen, gehandelt. Denn durch die unmittelbare „Verwendung“ der
Arbeitskraft unserer Mandantin in der erkennbaren Absicht diese später nicht zu entlohnen,
wurde auch eine tatbestandliche stoffgleiche und rechtswidrige (Dritt-)Bereicherung angestrebt.

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Neben dem gegenüber und zulasten unserer Mandantin begangenen Betrug besteht nach dem
Gesamtbild des Sachverhaltes auch der Verdacht, dass der unbekannte Täter unsere Mandantin
als gutgläubiges „Werkzeug“ verwendet hat, um inkriminierte Gelder zu verschieben. Es wird aus
diesem Grund darum gebeten, auch vor diesem Hintergrund gegen den unbekannten Täter zu
ermitteln und in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen, dass der unbekannte Täter durch
die von unserer Mandantin erhaltene Ausweiskopie Zugriff auf die personenbezogenen Daten
unserer Mandantin hat und ein Missbrauch dieser Daten zu befürchten ist.

Für Rückfragen stehen wir Ihnen jederzeit gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Oliver Sahan


Susann Huber
Rechtsanwalt
Rechtsanwältin

Anlagen:

Anlage 1 Strafprozessvollmacht

Anlage 2 Bewerbungs-E-Mail

Anlage 3 E-Mail-Korrespondenz zwischen Frau Markert und Herrn


Vogt

Anlage 4 Vertrag zwischen Frau Markert und dem vermeintlichen


Unternehmen Foxbit

Anlage 5 Vertragsunterlagen betreffend Kontoeröffnung bei der


Sparkasse KölnBonn

Anlagenkonvolut 6 Transaktionsnachweise betreffend Transaktionen in der


Einarbeitungsphase

Anlagenkonvolut 7 Belege über getätigte Transaktionen im Zeitraum vom 26. Mai


2023 bis 30. Mai 2023

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Anlage 8 Schreiben der Haspa vom [tt/mm/jjjj]

Anlage 9 Schreiben der Sparkasse KölnBonn vom [tt/mm/jjjj]

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