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ARTIKEL AUS SOUND & RECORDING 04/13

04/13

TEST: Neumann KH 310


3-Wege-High-End-Monitor getestet & gemessen

SOUND & RECORDING 04/13 NEUMANN KH310 TESTBERICHT


Mit dem KH-120 gelang dem traditionellen Mikrofonhersteller Neumann ein fulminantes Debüt im Marktsegment der Nahfeldstudiomonitore. Der
kleine Monitor konnte sich binnen kurzer Zeit an der Spitze der Verkaufslisten platzieren − völlig zu Recht hinsichtlich der Klangeigenschaften und
des unschlagbar guten Preis/Leistungs-Verhältnisses. Mehr als ein guter Grund also, um neugierig zu sein, wie sich das neue 3-Wege-System in
unserem Mess- und Teststudio schlagen wird.

Neumann KH 310
3-Wege-High-End-Monitor getestet & gemessen

AUTOR: DR. ANSELM GOERTZ, FOTOS: DIETER STORK, DR. ANSELM GOERTZ

1 TESTBERICHT NEUMANN KH310 SOUND & RECORDING 04/13


DER FREQUENZGANG GEHÖRT MIT ZUM BESTEN, WAS
BISHER IN UNSEREM TESTLABOR GEMESSEN WURDE.

+++
Messwerte

+++
Klangqualität

++
Einsatzmöglichkeiten

+++
Verarbeitung und Wertigkeit

+++
Preis/Leistungs-Verhältnis

Hersteller/Typ Hersteller/Vertrieb Neumann / Sennheiser


UvP pro Paar 3.994,− Euro r www.neumann.com

Mit dem KH 310 stellt Neumann Berlin der Treiber zueinander nicht mehr
jetzt den zweiten neu entwickelten ÄUSSERLICHKEITEN ungünstig auswirkt.
Monitor seit Übernahme der Marke Das Konzept des KH 310 setzt sich jetzt Geschlossene Gehäuse sind gerade
Klein+Hummel unter das Neumann- über O98 (1982−1998), O198 bei kompakten Monitoren eher selten.
Label vor. Der KH 310 ist ein kompaktes (1998−2000) und O300 (1999−2013) in Der Grund dafür findet sich in der höhe-
3-Wege-System für Nearfield- und Mid- der vierten Generation fort. Das kom- ren Pegelfestigkeit von Bassreflexkon-
field-Anwendung, das sich auch als Sur- pakte 3-Wege-System bietet dank seiner struktionen, die dank der Unterstützung
round-Monitor in größeren Studios gut dichten Lautsprecheranordnung und durch den Bassreflexresonator bei den
eignet. Konträr zum Verhalten vieler der damit möglichen geringen Front- tiefen Frequenzen eine höhere Sensitivi-
anderer Hersteller kommt der Monitor fläche die Einsatzmöglichkeit als großer ty aufzuweisen haben. Dem stehen aber
rein äußerlich weiterhin sehr unschein- Nahfeldmonitor oder eben auch als zwei Nachteile gegenüber. Zum einen
bar und kaum verändert gegenüber dem Haupt- oder Surround-Lautsprecher. fällt der Frequenzgang unterhalb der
Vorläufermodell O300 daher, stellt sich Durch die geringe Höhe der KH 310 wer- Abstimmfrequenz des Gehäuses dann
aber bei genauem Hinsehen als kom- den weder die Akustik von dahinter doppelt so steil (24 dB /Oct) ab im Ver-
plett neu entwickeltes System mit vielen befindlichen Main-Monitoren noch der gleich zu einem geschlossenen Gehäuse
technischen Leckerbissen heraus. Blick durch das Regiefenster behindert. (12 dB/Oct.), und die Phasendrehungen
Unverändert geblieben sind lediglich Mittel- und Hochtöner sind günstig fallen mit 360° anstatt 180° durch die
das Konzept, 3 Wege mit geschlossenem übereinander angeordnet. Für den seit- Hochpassfunktion auch doppelt so stark
Gehäuse, und die äußere Gehäuseform lich davon liegenden Tieftöner ist die aus. D.h., eigentlich ist das geschlosse-
sowie deren Abmessungen. Neu entwi- »nebeneinander« Anordnung weniger ne Gehäuse die bessere Wahl, wenn
ckelt wurden alle Treiber, die gesamte problematisch, da die Trennung bei man vom erreichbaren Basspegel
Elektronik und die Waveguides der Trei- 650 Hz schon bei einer so großen Wel- absieht. Genau das macht das Bassre-
ber. lenlänge geschieht, wo sich der Abstand flexgehäuse speziell für kleine Monitore
in der Regel auch

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Aus dem Messlabor unter reflexionsfreien Bedingungen stammen die folgenden Messungen zum Frequenzgang, zum Abstrahl-
verhaltenverhalten und zu den Verzerrungswerten. Der Klasse-1-Messraum erlaubt Messentfernungen bis zu 8 m und bietet Freifeldbedingungen
ab 100 Hz aufwärts. Alle Messungen erfolgen mit einem B&K 1/4"-4939-Messmikrofon bei 96 kHz Abtastrate und 24 Bit Auflösung mit dem
Monkey-Forest Audio-Messsystem. Messungen unterhalb von 100 Hz erfolgen als kombinierte Nahfeld/Fernfeldmessungen.

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alternativlos, da ein gewisser Mindest- PROFIL NEUMANN KH310
pegel auch in den Tiefen für ein Abhö- Frequenzbereich: 30 Hz − 22 kHz (−6 dB)
ren unter Welligkeit: 2,2 dB (100 Hz − 10 kHz)
üblichen Pegeln unabdingbar ist. Die hor. Öffnungswinkel:
KH 310 ist jedoch schon in einer Grö- 112 Grad (−6 dB Iso 1 kHz − 10 kHz)
ßenordnung mit einem 8"-Tieftöner, wo hor. STABW (Standardabweichung):
sich auch ohne Unterstützung durch 19 Grad (−6 dB Iso 1 kHz − 10 kHz)
einen Resonator schon hohe Pegel erzie- ver. Öffnungswinkel:
len lassen, was dann primär von den 82 Grad (−6 dB Iso 1 kHz − 10 kHz)
01 Besser geht’s kaum: Frequenzgang auf Achse
gemessen in 2 m Entfernung. Oben die Filterkurven Fähigkeiten des Treibers abhängt. ver. STABW:
für das High-, Low-Mid- und Low-Filter (blau, orange Dieser wurde von Neumann kom- 24 Grad (−6 dB Iso 1 kHz − 10 kHz)
und grün). Die beiden grauen Linien kennzeichnen den
plett von der Simulation über alle Mess- max. Nutzlautstärke:
Frequenzbereich von 100 Hz bis 10 kHz für die Aus-
wertung der Welligkeiten. Die Kurve reicht von 30 Hz reihen bis zu den Werkzeugen selbst 111,7 dB (3 % THD 100 Hz − 10 kHz)
bis 22 kHz (−6 dB) bei einer fast verschwindend entwickelt. Ein besonderes Augenmerk Basstauglichkeit:
geringen Welligkeit (lila Linie) von nur 2,2 dB (Maxi-
wurde dabei auf eine große lineare Aus- 104 dB (10 % THD 50 − 100 Hz)
mum zu Minimum).
lenkung gelegt. Im Zusammenspiel mit Maximalpegel in 1 m (Freifeld) mit EIA-426B Signal
02 Phasengang auf Achse gemessen in 2 m Entfer- hinreichender Verstärkerleistung, hier
nung. Bei den Trennfrequenzen von 650 Hz und 2 kHz bei Vollaussteuerung:
gibt es jeweils 360° Phasendrehung und am unteren 210 W Peak für den Tieftöner, kann so 102,4 dBA Leq und 116 dB Peak
Ende des Übertragungsbereiches nochmals 270° durch auch mit einem geschlossenen Gehäuse Paarabweichungen:
das elektrische Hochpassfilter 1. Ordnung und das
der gewünschte Schalldruck erzielt wer- 0,45 dB (Maxwert 100 Hz − 10 kHz)
akustische Hochpassfilter 2. Ordnung (geschlossenes
Gehäuse). den. Auch die beiden Kalotten sind Störpegel (A-bew.): 16,5 dBA (Abstand 10 cm)
03 Maximalpegel bezogen auf 1 m Entfernung bei
komplette Maße: 383 × 253 × 292 mm (B×H×T)
höchsten 3 % Verzerrungen (rote Kurve) und bei Eigenentwicklungen, die, wie der Woo- Gewicht: 13 kg
höchstens 10 % Verzerrung (blaue Kurve) für den Tief- fer, als OEM-Teile exklusiv für Neumann
tonbereich bis 300 Hz. Der Tieftöner kommt unterhalb
von 100 Hz auf mittlere 104 dB und zwischen 100 Hz
gefertigt werden.
und 10 kHz ist ein Mittelwert von 111,7 dB abzulesen. Ab einer bestimmten Frequenz
Schwachstellen in Form von Einbrüchen gibt es in der schwingt diese nicht mehr als eine Ein-
Max.SPL-Kurve überhaupt keine.
heit, sondern beginnt ein Eigenleben
04 Spectrogramm der KH 310 mit einem perfekten mit Partialschwingungen auszubilden,
Ausschwingverhalten frei von Resonanzen
wo bestimmte Zonen auf der Membran
05 Horizontales Abstrahlverhalten in der Isobaren- lokale Schwingungsmuster ausbilden.
darstellung. Der Pegel ist beim Übergang von Gelb auf
Hellgrün um 6 dB gegenüber der Mittelachse abgefal-
Die Abbildungen 8 und 9 zeigen dazu
len. Bilder der mit einem Laserinterferome-
06 Vertikales Abstrahlverhalten mit einer leichten ter gescannten Membranen der Mittel-
Einschnürung an der Übergangsstelle zwischen Mittel- und Hochtonkalotte. Hier lassen sich
und Hochtöner bei 2 kHz die Unterschiede deutlich erkennen. Für
07 Messung der Intermodulationsverzerrungen mit den Hochtöner ist es das Ziel, den
einem Multisinussignal mit EIA-426B-Spektrum und Bereich der Partialschwingungen mög-
12 dB Crestfaktor bei 85 dBA Leq in 2 m Abstand
(rote Kurve) in 4 m Abstand (blaue Kurve). Die rote
lichst über 20 kHz hinaus zu verschie-
Kurve für die Messung in 2 m Abstand liefert hier ben. Für die große 3"-Membran der Mit- den Tieftöner, bewirken jedoch weniger
ebenfalls Bestwerte mit Verzerrungen deutlich unter- teltöner gelingt das natürlich nicht, was störende Reflexionen für die anderen
halb von −30 dB (3 %). Steigert man den Pegel um
6 dB (85 dBA in 4 m), dann steigen die Intermodula-
aber hier auch gar nicht gefordert ist, da Wege.
tionsverzerrungen im Bereich des Tieftöners unterhalb der Mitteltöner nur bis 2 kHz betrieben
von 600 Hz um ca. 10 dB an, bleiben aber immer noch wird, wo er noch völlig problemlos
unterhalb von −20 dB (10 %).
agiert, wie Abbildung 8 beweist. ELEKTRONIK
08 Schwingungsverhalten der Neumann Mitteltonka- Die große Mitteltonkalotte ist eben- Die Elektronik des KH 310 befindet sich
lotte bei 2 kHz (links). Dazu im Vergleich eine Kalotte
gleicher Größe eines anderen Herstellers (rechts) so wie der Hochtöner mit einem Wave- komplett auf der Rückwand, die als ein
guide ausgestattet, das zum einen die Teil aus einem Alu-Stranggussprofil her-
09 Schwingungsverhalten der Neumann Hochton-
kalotte bei 15 kHz (links). Dazu im Vergleich eine Directivity kontrolliert und auch noch gestellt wird. Im Innern befinden sich
Kalotte gleicher Größe eines anderen Herstellers für einen Zuwachs in der Sensitivity darauf die Platinen für das Netzteil, die
(rechts)
sorgt und somit gleich zwei Vorzüge in Endstufen und die Filter. Die Anzahl der
10 Gemittelte Frequenzgangmessung über je 30 Posi- sich vereint. Für den Mitteltöner fällt Kabel beschränkt sich auf ein Minimum,
tion für den linken und rechten Lautsprecher um den
das Waveguide durch die kompakte womit der gesamte Aufbau auch mit
Hörplatz (blau). Unterhalb von 150 Hz sind die Raum-
moden gut zu erkennen. Aus den Messungen wurde Anordnung auf der Front zwangsläufig Kabeln einen übersichtlichen und auf-
ein EQ (grün) zur Raumkorrektur abgeleitet. Unten die eher klein aus. Der Gewinn in der Sensi- geräumten Eindruck macht. Für das
gemittelte Kurve mit EQ (rot)
tivity ist daher auch eher zweitrangig. Netzteil wurde ein zeitgemäßes HF-
Die Rundungen, ebenso die Wulst um Schaltnetzteil ausgewählt. Die Endstu-

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Details und das Innenleben der Monitore wurden abseits der üblichen Außenaufnahmen im Testlabor noch mit der
Kamera ans Tageslicht geholt. Nach dem Öffnen der Rückwand zeigt sich die komplexe Elektronik. Im Hintergrund das aus MDF gefertigte Gehäuse
mit vielen verhüllten Kabeln.

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11 Perfektionismus auch von


hinten mit einer Rückwand aus
einem Alu-Stranggussprofil.
Alle Schalter sind wohlgeordnet
und deutlich beschriftet.

12 Nichts wird dem Zufall


überlassen. Thermographie-Bild
13 14 der Rückwand zum Nachweis
einer gleichmäßigen Wärme-
verteilung am Kühlprofil.

13 Die Elektronik auf der


Innenseite der Rückwand mit
einem Schaltnetzteil und vier
Endstufen-ICs auf dem Aluprofil

14 Die drei Treiber in der Rück-


ansicht. Tieftöner und Hochtö-
ner sind mit Ferritmagneten
einschließlich Kompensations-
magneten ausgestattet. Der
Mitteltöner ist mit einem Neo-
dym-Magneten bestückt.

fen sind integrierte Class-AB-Schaltun- sich das Kühlprofil schön gleichmäßig um die Funktion der Schalter, dann lässt
gen mit 150/70/70 Watt Dauer- und erwärmt, ohne dass dabei für die Bau- sich mit einem Griff hinter die Box die
210/90/90 Watt Peak-Leistung. Die teile gefährliche Hotspots entstehen. Einstellung schnell erkennen. In der
Trennung erfolgt mit Filtern 4. Ordnung Gleichzeitig ist die Temperatur an allen Sektion »Acoustical Controls« gibt es
(24 dB/ Oct) bei 650 Hz und bei 2 kHz. bedienbaren Bereichen deutlich gerin- Filter mit je vier Stellungen für Bass,
Dem Zufall wird bei Neumann ger. Low-Mid und Treble. Die Wirkung der
nichts überlassen. Für den Anwender Mit großer Sorgfalt wurde auch bei Filter wird in Abbildung 1 mit der grü-
zeigt sich das an diversen Stellen, z. B. den Limitern gearbeitet, wo es für jeden nen, orangen und blauen Kurve gezeigt.
ganz praktisch in der Anleitung, die Weg einen Thermolimiter für die Treiber Ein weiterer Schalter mit der Beschrif-
auch wirklich diesen Namen verdient, mit langer Zeitkonstante sowie für den tung »Output Level« hat die vier Stel-
oder − nicht ganz so direkt ersichtlich, Tieftöner noch einen Peak- und Auslen- lungen 94, 100, 108 und 114 dB für den
aber trotzdem wichtig − bei der Wärme- kungslimiter gibt. Sobald einer der Schalldruck, der bei 0 dBu Eingangs-
abfuhr über die Rückwand. Entwickler Limiter aktiv wird, leuchtet das Neu- spannung in 1 m Entfernung erreicht
Markus Wolff zeigte dazu ein Thermo- mann-Logo in der Front rot auf. wird. Daneben befindet sich noch ein
grafiebild (Abb. 12) von der Rückwand Alle Bedienelemente befinden sich Trimmer, falls man Zwischenwerte ein-
der KH 310 mit einer Temperaturvertei- in Form von sicher rastenden Schiebe- stellen möchte. Des Weiteren gibt es
lung, an der sich erkennen lässt, wie schaltern auf der Rückseite. Weiß man noch Schalter für die Helligkeit des

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Logos auf der Front und für den Hochtöners ist diese effektiv unter- Naturgemäß etwas schlechter, aber
Ground-Lift. drückt. immer noch sehr gut, stellen sich die
Grundsätzlich, so könnte man mei- vertikalen Isobaren dar. Hier liegt der
nen, sind dort eigentlich keine Signal- mittlere Öffnungswinkel bei 82° und die
anteile mehr zu erwarten. Sollte das Schwankungsbreite bei 24°. Der engere
HÖRTEST aber trotzdem der Fall sein, z. B. bei 96- vertikale Abstrahlwinkel ist hier beab-
Der Hörtest fand unter den bekannten kHz-Aufnahmen, dann würde sich eine sichtigt, um störende Reflexionen von
Bedingungen statt und wurde noch von starke Anregung der Membranresonanz Decke und Arbeitsflächen zu verringern.
einigen anderen Lautsprechern beglei- über Intermodulationsverzerrungen Zwei weitere Messwerte sollen nicht
tet, die alle sequentiell aufgebaut und auch im hörbaren Frequenzbereich unterschlagen werden. Der Störpegel
gehört wurden. Der KH 310 stellte sich bemerkbar machen, und genau das gilt liegt mit 16,5 dBA in 10 cm Entfernung
dabei erwartungsgemäß als völlig neu- es zu vermeiden. auf einem
tral und umfassend heraus. Hier fehlte Eindrucksvoll in höchstem Maße äußerst niedrigen und für normale Hör-
nichts, weder am unteren noch am obe- stellt sich der KH 310 im Spectrogramm abstände nicht mehr wahrnehmbaren
ren Ende. In 2,5 m Hörabstand entstand aus Abbildung 4 dar. Das Ausschwing- Niveau, und die Paarabweichung fällt
auch bei schwierigem Material niemals verhalten ist rundum perfekt. Die Bilder mit nur 0,45 dB extrem gering aus
der Eindruck, dass der KH 310 an seine zum Schwingungsverhalten der beiden
Grenzen stößt. Hier dürfte gegenüber Kalotten sowie das spezielle Woofer-
dem Vorgängermodell O300 einer der Design hatten demnach nicht zu viel FAZIT
deutlichsten Fortschritte erzielt worden versprochen. Als Nearfield- bis Midfield-Monitor legt
sein. Die Unterschiede zu den anderen Kommt man zum Maximalpegel und der KH 310 r von Neumann den glei-
in der gleichen Session gehörten Sys- den Intermodulationsverzerrungen in chen schon fast beängstigenden Perfek-
teme waren dabei gut nachvollziehbar den Abbildungen 3 und 7, dann präsen- tionismus an den Tag, den man schon
zugunsten des KH 310. tiert sich der KH 310 auch hier bestens. vom KH120 kennt. Ver-
Wirklich interessant wurde es Für den Mittel- und Hochtöner nehmen
jedoch in vielen, eher beim zweiten Hin- die Werte nur minimal zu, wo sich einer arbeitung, Messwerte, Höreindruck,
hören erst auffälligen Details, wie z. B. der Vorzüge des 3-Wege-Systems zeigt. alles ist durchgängig voll überzeugend
der Tiefenstaffelung der Quellen in der Wird der Tieftöner kräftig belastet und und das Ganze, ohne sich irgendwelcher
Aufnahme. Lagen diese bei anderen erzeugt große Auslenkungen, dann exotischen Konzepte, Wandler oder
Lautsprechern alle mehr oder weniger beschränken sich die damit einherge- Ähnlichem bedienen zu müssen. Mit
in der Lautsprecherebene, gelang es den henden Intermodulationsverzerrungen geradliniger Ingenieursleistung wurde
KH 310, hier eine klare Tiefenstaffelung auf einen kleineren und unkritischeren hier ein hoch professionelles Werkzeug
wiederzugeben. Über die Zeit erkannte Frequenzbereich im Vergleich zu einem höchster Güte geschaffen.
man so noch das eine oder andere 2-Wege-System. Wer jetzt denkt, das mag ja alles gut
Detail, was man so bisher noch nicht Steuert man den KH 310 bis scharf und schön sein, klingt aber bestimmt
gehört hatte. Bei aller Präzision in der an die Limiter-Grenze aus, dann wird langweilig und macht keinen Spaß beim
Wiedergabe kamen der Spaß an der bezogen auf 1 m Entfernung ein Mitt- Hören, der irrt gewaltig. Eine Hörprobe
Sache und die Dynamik in der Wieder- lungspegel LAeq von 102,4 dBA erreicht bei Neumann in Berlin oder einem
gabe jedoch niemals zu kurz, und das und ein Spitzenpegel von LZpk von Händler kann diesen Eindruck schnell
gilt unabhängig vom abgehörten Musik- 116 dB. Alle Angaben wurden für eine zerstreuen. Evtl. ist man dann danach
material. einzelne Box gemessen. 4.000 Euro ärmer, allerdings mit dem
Beim Thema Directivity kann der guten Gefühl, eine sichere und gute
KH 310 zwei Pluspunkte für sich aus- Investition getätigt zu haben. n
MESSWERTE spielen. Zum einen das großzügige
In guter Tradition zu den früheren Waveguide für den Hochtöner sowie das
Monitoren erwartet man für den KH 310 3-Wege-Prinzip, wo der Mitteltonbereich
exzellente Messergebnisse, die keiner nicht von der großen Tieftonmembran
Diskussion bedürfen. Der Frequenzgang wiedergegeben werden muss. Die Relati-
(Abb. 01) gehört mit zum Besten, was on »Membrandurchmesser zu abge-
bisher in unserem Testlabor gemessen strahlter Wellenlänge« befindet sich
wurde. Oberhalb von 20 kHz bricht der daher in weiten Bereichen in einem
Verlauf der Kurve dann scharf ab, da günstigeren Verhältnis als bei einem 2-
hier die Membranresonanz der Hoch- Wege-System. Entsprechend gleichmä-
tonkalotte liegt, deren Anregung zu ver- ßig zeigen sich die horizontalen Isoba-
meiden ist. Über ein spezielles Schal- ren in Abbildung 5 mit einem mittleren
tungsdesign in der Ansteuerung des Öffnungswinkel von 112° bei einer
Schwankungsbreite von lediglich 19°.

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