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Didaktik_Methodik

——Wie können unterschiedliche musikalische Handlungsstra- reich der Vermittlung von Improvisation, da hier die Weichen
tegien für die Improvisation vermittelt werden? für die zukünftige Praxis der Lehrenden gestellt werden. Nur
——Wir wird (Gruppen-)Improvisation angeleitet? allzu leicht führt eine mangelnde Vorbereitung auf den berufli-
——Wie werden Reflexionsphasen im Anschluss an Improvisa- chen Alltag (hier in Form von fehlender improvisationsdidakti-
tionen initiiert und moderiert? scher Auseinandersetzung im Laufe der Ausbildung) dazu, dass
——Wie können Kriterien zur Bewertung einer Improvisation die Arbeit in freien Formaten und ergebnisoffenen Prozessen
erarbeitet werden? mit Gruppen als extrem belastend wahrgenommen wird, weil
——Wer legt diese überhaupt fest und zu welchem Zweck? schlicht das ‚Handwerkszeug‘ fehlt. In meinem Unterricht ver-
suche ich daher die Ebene der Didaktik so oft als möglich mit
Hier kann ich aus meiner eigenen Unterrichtserfahrung an zu thematisieren, um die eigene Unterrichtsgestaltung trans-
Hochschulen berichten, dass die Gewichtung individueller parent zu machen. Entscheidungen für bestimmte Impulse,
künstlerischer Erfahrung und der Thematisierung metho- Modelle, Konzepte, Reflexionsstrategien lege ich stets offen und
disch-didaktischer Fragestellungen in der Unterrichtsplanung diskutiere sie gemeinsam mit den Studierenden. Auch ist die ei-
nicht leichtfällt, zumal die Unterrichtszeit für das Fach Impro- gene Anleitung einer Improvisationseinheit (30-45 min) durch
visation an sich meist schon sehr begrenzt ist. Wieviel Zeit kann Studierende gegen Ende des jeweiligen Semesters ein wichtiger
und soll von der individuellen Beschäftigung mit der eigenen Bestandteil meines Unterrichts. Die Kombination der Modelle
Improvisationspraxis durch die Studierenden (Forschung am/ von Campbell und Figueroa-Dreher bieten sich übrigens auch
mit Instrument/Stimme/Material, immer wieder Improvisie- für den eigenen Unterricht an, da den Studierenden damit ei-
ren, in Gruppen, Solo, reflektieren, nachdenken, explorieren, nerseits ein Vokabular zur Reflexion der eigenen künstlerischen
et cetera) für didaktische Fragestellungen und Erprobungen Praxis, als auch eine didaktische Orientierungshilfe an die Hand
‘abgezweigt’ werden, ohne dass das eigene Tun, Erfahren und gegeben werden kann.
Schöpfen vernachlässigt wird und damit die Vermittlungsas-
pekte zur bloßen Hülle ohne substantiellen Inhalt verkümmern Zuletzt folgt nochmals die Darstellung der beiden vorgestell-
(Bailey lässt auch hier grüßen)? Diese Gefahr ist nicht von der ten Modelle von Campbell und Figueroa-Dreher ergänzt um
Hand zu weisen, vielmehr ist der Zwiespalt zwischen fachlicher den weiteren Lernbereich learning to teach improvisation. Hier-
und didaktischer Gewichtung für alle pädagogischen Ausbil- mit soll noch einmal verdeutlicht werden, dass sich letztlich alle
dungsgänge kennzeichnend (Abraham und Rothgangel 2017; Elemente beider Modelle aufeinander beziehen lassen und sich
Jank 2017). Und doch plädiere ich vor allem im Falle der Lehr- je nach didaktischer Ausganglage und Zielsetzung unterschied-
amtsausbildung für eine verstärkte Hinwendung zu jenem Be- liche Schwerpunktsetzungen ergeben können.

Abbildung 3 Ergänzung des vierten Bereichs Learning


to teach improvisation durch J.T.; rundum angeordnete
Dimension improvisatorischen Handelns nach Figue-
roa-Dreher (2016)

improfil • Theorie und Praxis improvisierter Musik 69

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