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AG Vertragsrecht III Sommersemester 2023

Einheit 5: Ein Schreibtisch fährt die Böschung runter – Sachverhalt1

Rechtsanwalt K möchte seine Kanzleiräume neu einrichten. Er sucht dazu das Möbelhaus V auf.
Besonderen Gefallen findet er an einem edlen und massiven Schreibtisch zum Mitnahmepreis
von 15.000 €, der perfekt in sein Büro passen würde. K spricht deshalb mit einem bei V
angestellten Verkäufer über den Erwerb des Schreibtisches. Dieser meint, K könne ein Exemplar
dieses Modells jederzeit sofort mitnehmen, da V noch mehrere im Lager stehen habe.
K ist begeistert, weiß jedoch nicht, wie er den Schreibtisch transportieren soll. Der Verkäufer
erklärt ihm, man könne den Schreibtisch gegen ein geringes Aufgeld auch von einer Spedition
liefern lassen, die sehr zuverlässig sei und regelmäßig Transporte für V tätige. K ist prinzipiell
einverstanden und erreicht nach längerem Verhandeln sogar, dass V die Kosten des Transports
übernimmt, weil K noch mehrere andere Möbelstücke bei V zu erwerben gedenkt und man ihm
deswegen ein wenig entgegenkommen will.
Am nächsten Tag übergibt ein Angestellter des V den Schreibtisch ordnungsgemäß verpackt an
den Spediteur S, der ihn in seinen Lkw lädt und sich auf den Weg zu den Kanzleiräumen des K
macht. Aufgrund einer Unachtsamkeit kommt S auf der Autobahn von der Fahrbahn ab und rast
eine Böschung hinunter. S erleidet wie durch ein Wunder nur leichte Verletzungen. Sein Lkw
samt Inhalt ist aber vollständig zerstört. So auch der für K gedachte Schreibtisch.
K möchte von V weiterhin die Lieferung des Schreibtisches von dem dieser ja noch mehrere
Exemplare hat. V meint dagegen, einen neuen Schreibtisch müsse er nicht liefern, schließlich
könne es ihm doch nicht zum Nachteil gereichen, wenn er aus Kulanz ausnahmsweise sogar eine
Lieferung des Möbelstücks veranlasst. Hätte K, wie üblich, den Schreibtisch sofort
mitgenommen, müsste er schließlich auch keinen neuen leisten. K müsse sich schon an S
wenden, schließlich sei der für die Zerstörung verantwortlich. Im Übrigen bestehe V
selbstverständlich weiterhin auf Kaufpreiszahlung.
Wie ist die Rechtslage?

Hinweis: Vorschriften des HGB bleiben bei der Bearbeitung außer Betracht.

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Der Sachverhalt und die zugehörige Lösung stammen von Prof. Dr. Dörte Pölzig.
Einheit 5 Sachverhalt Seite 1

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