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Umstrittene Uranmunition für die


Ukraine
Thomas Latschan

7–8 Minuten

31 Kampfpanzer vom Typ Abrams haben die USA der Ukraine


bereits im Januar zugesagt. Nun will das Pentagon auch
passende Munition mit höherer Schlagkraft liefern. Geplant ist
ein neues Rüstungspaket für die Ukraine im Umfang von 175
Millionen Dollar - darin enthalten ist auch Munition vom Kaliber
120 Millimeter mit abgereichertem Uran.

Was genau ist Uranmunition?

Uranmunition - oder DU-Munition (von englisch: depleted


uranium) - besteht zu einem Großteil aus abgereichertem Uran,
das eigentlich als radioaktiver Abfall bei der Urananreicherung
anfällt. Bei dieser wird Natururan in zwei Anteile getrennt.
Während das angereicherte Uran einen höheren Anteil an
U-235 aufweist und für Atomkraftwerke oder die Produktion von
Kernwaffen genutzt wird, entsteht auf der anderen Seite auch
ein großer Teil von abgereichertem Uran, das einen weit
geringeren Teil dieses radioaktiven Isotopes aufweist. Dieses
Uran weist dafür aber eine extrem hohe Dichte auf. In der
Munitionsproduktion wird es mit anderen Metallen wie Titan
oder Molybdän vermengt und zum Schutz vor Korrosion mit
einem dünnen Schutzmantel aus anderem Metall umgeben.

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Ausgebrannter russischer Panzer bei Kiew (April 2022).
Uranmunition kann im Einsatz gegen Panzerfahrzeuge eine
verheerende Wirkung erzielenBild: Genya Savilov/AFP/Getty Images

Die schwache Radioaktivität des in der Munition enthaltenen


Urans besitzt keinen militärischen Zusatznutzen, dafür entfalten
die Projektile bei ihrer Anwendung eine besonders große
Durchschlagskraft. Ihre Wirkungsweise ist besonders perfide:
Die Geschosse sind so hart, dass sie die Außenhaut eines
Panzers durchschlagen können, zudem ist die Munition so
konstruiert, dass bei ihrer Verformung durch einen Aufprall eine
Spitze übrigbleibt. Der Rest des Geschosses schmilzt und setzt
heißen Uranstaub frei, der sich bei Kontakt mit Sauerstoff im
Innenraum des Fahrzeugs spontan entzündet und die feindliche
Panzerbesatzung bei lebendigem Leib verbrennt. Führt das
Fahrzeug noch Munition oder Treibstoff mit sich, kann es
zusätzlich zu einer Explosion im Fahrzeuginneren kommen.

Wer besitzt diese Munition?

Bereits im Zweiten Weltkrieg führte die deutsche Wehrmacht im


Auftrag der Nationalsozialisten Versuche mit Urangeschossen
durch. Weil das Material knapp und teuer war, kam es aber im

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Krieg nicht zum Einsatz. Heute sind 21 Länder bekannt, die
diese Munition in ihren Beständen haben, darunter die USA,
Russland, die Türkei und Saudi-Arabien. Diese Munition auch
einzusetzen hat aber bislang nur Washington zugegeben - und
zwar bei Militäreinsätzen im Irak, in Ex-Jugoslawien, in
Afghanistan und in Syrien. Allein während des Irakkrieges 2003
wurden hunderte Tonnen Uranmunition verschossen.

Projektil mit abgereichertem Uran, das 2001 in Bosnien-


Herzegowina gefunden wurdeBild: Hidajet Delic/AP/picture alliance

Anders als Biowaffen, chemische Kampfstoffe,


Antipersonenminen oder Streubomben ist Uranmunition nicht
geächtet. Es gibt kein internationales Abkommen, das den
Einsatz von abgereichertem Uran explizit verbietet. Dennoch
warnen Experten vor möglichen Langzeitfolgen durch in
erwartbar großen Mengen freigesetztes Uran.

Droht eine Verstrahlung des Kriegsgebietes?

Abgereichertes Uran kann Menschen in seiner Umgebung kaum


direkt verstrahlen: Seine Radioaktivität ist rund 40 Prozent
schwächer als bei Natururan, die Strahlung kann Haut und

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