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Robert Doisneau - vie et oeuvre

ein Referat von Alexandra Kasperlik


Inhaltsangabe
• Biografie

• die humanistische Fotografie

• Oeuvre

• Ausgewählte Werke

• Baiser de l’Hôtel de ville

• der letzte Walzer vom 14. Juli 1949

• Jean-Paul Sartre

• les remorqueurs du Champs de Mars

• un regard oblique

• Quellen
Biografie

- geboren am 14. April 1912 in Gentilly

- beginnt im Jahre 1929 beruflich zu fotografieren

- 1928 Abschluss des Studiums an der École Estienne in Paris mit Diplom für Gravur und Lithografie

- 1932 Doisneau verkauft seine erste Fotografie an die Zeitschrift „ Excelsior“

- 1934 Arbeit als Industriefotograf des damaligen Renault-Werkes auf der Île Seguin in Boulogne-

Billancourt

- 1940 ein Jahr Kriegsdienst, danach Hinwendung zur französischen Résistance ( dort dokumentierte er

die Besetzung und Befreiung von Paris, entwarf Postkarten und fälschte Reisepässe für Mitglieder der

Résistance )
- Kontakt mit Charles Rado ( Gründer der Agentur Rapho )veranlasst Doisneau, sich vollkommen dem

Fotojournalismus zuzuwenden

- seit 1946 Vertretung Doisneaus durch die Agentur Rapho

- 1949-1952 Arbeit für die „Vogue“ und andere Illustrierte ( „Life“, „Regards“, „Point de vue“ etc. )

- Entstehung von Portraits bekannter Persönlichkeiten wie Pablo Picasso und Georges Braques

- stirbt am 1. April 1994 in Paris


„ Das Objekt des Fotos ist der Mensch, der Mensch und sein so kurzes, so
gebrechliches, so bedrohtes Leben.“

Henri Cartier-Bresson in den 1930er Jahren über die humanistische Fotografie


die humanistische Fotografie

- Fotografie des 20. Jahrhunderts

- auch poetischer Realismus genannt

- Ursprung in Frankreich

- Fotografen begeben sich auf die Suche, was uns Menschen menschlich macht

- der Mensch ist das einzig wahre Subjekt dieser Fotografie

- Festhalten der Emotionen, Stimmungen und Menschen in ihrem alltäglichen Leben im Vordergrund

- Fotografie, die sich den Menschen in ihrem Alltag zuwendet, anstatt grundsätzlich das Sensationelle zu

suchen

- Darstellung alltäglicher Gewohnheiten der Menschen in ihrem natürlichem Umfeld


- Einbezug der Umgebung des Subjekts ebenso wichtig wie das Subjekt selbst: gibt Auskunft über Wohnort,

Beruf, Hobby und anderen persönlichen Informationen

- ist der Kriegsfotografie und der journalistischen Fotografie sehr nah: alle Drei Fotografie-Typen bemühen

sich um eine exakte Wiedergabe des alltäglichen Lebens und verzichten auf eine künstliche und gestellte

Darstellung

- Entstand nach Ende des 2. Weltkrieges; in Zeiten von Armut, Hunger und Zerstörung

- daher Zielsetzung: Hervorhebung der kleine Freuden des Lebens, weit weg von Kriegsproblemen sowie

Illustration von Ungerechtigkeit im Fokus

- berühmteste Vertreter: Robert Doisneau, Henri Cartier-Bresson, Izis ( Israelis Bidermanas ) etc.

- die humanistische Fotografie hilft noch heute dabei, Menschen auf der ganzen Welt zu verstehen

- viele Fotografien dieser Stilrichtung wurden und werden noch heute regelmäßig in bekannten

Zeitschriften und Zeitungen publiziert


- Magnum-Photo-Agentur gilt als berühmter Verfechter der humanistischen Fotografie

- „der Kuss vor dem Hôtel de ville“ ( Robert Doisneau ) gilt als Symbol der humanistischen Fotografie
Oeuvre

- ein „Flaneur“, der durch die Pariser Straßen schlenderte um sich den Menschen im Alltag zuzuwenden

- Doisneau gilt als Schöpfer der humanistischen Fotografie

- wurde berühmt für seine Pariser Straßenszenen

- fotografierte Bistros, Brücken, Cafés, Paare, das Pariser Stadtleben und vieles mehr

- seine Fotos stecken voller Leben, Nostalgie und Poesie

- entwarf Portraits berühmter Persönlichkeiten wie u.a von Pablo Picasso und Georges Braques

- fotografierte zunächst ausschließlich in Schwarz-Weiß ( später auch in Farbe )

- Im Falle Doisneaus wird häufig von einer Nähe zum Filmischen gesprochen ( Doisneau selbst verglich

seine Werke immer wieder mit den Filmen des poetischen Realismus )
Baiser de l’Hôtel de ville ( 1950 )

- gilt als berühmteste Fotografie der Welt

- Doisneau schoss das Foto für eine Reportage der Illustrierten „Life“ unter dem Titel „Verliebte in Paris“

- zeigt eine Pariser Straßenszene auf der Rue de Tivoli

- das sich küssende Paar wirkt verloren bzw. versunken in seiner eigenen, sehr intimen Welt; es scheint von

der Außenwelt nichts mitzubekommen

- das Paar wirkt in dieser beschäftigten Umgebung besonders unbeschwert, alle anderen Personen scheinen

beschäftigt und konzentriert, als wären sie auf dem Weg zur Arbeit oder müssten etwas erledigen

- Festhaltung eines intensiven, spontan und flüchtig erscheinenden Moments

- Spontaner und zufälliger Eindruck trügerisch: Doisneau engagierte für dieses Foto die Schauspielschüler

Jacques Carteaud und Françoise Bornet, die er küssend in der Nähe des Invalidendoms beobachtet hatte
- Photoreportage und Inszenierung zugleich

- Erzeugung von Dynamik und Spannung durch an dem Paar vorbeilaufende,“verschwommene“ Passanten

- der Betrachter wird eingeladen, sich zu dem Mann im Vordergrund an den Cafétisch zu gesellen um das

küssende Paar zu beobachten

- der Mann am Cafétisch über dessen Schulter der Betrachter blickt, der am rechten Bildrand

abgeschnittene Mann mit Huts sowie der Herr hinter der an dem Paar vorbeiziehenden Frau sind nicht

identifizierbar, ihre Gesichter sind anonym

- Nur das küssende Paar, der Mann am rechten Bildrand, die Frau im Hintergrund sowie der Mann hinten

links mit Brille sind scharf gestellt

- Der Hintergrund bzw. das Wetter wirkt trüb, verregnet und nebelig

- Zusammenspiel verschiedener Blickwinkel der Szenerie:


- Der Mann am Cafétisch beobachtet das Spektakel aus

aus der Streetperspektive, der Betrachter kann ihm praktisch über die Schulter

schauen

- Es scheint als würde die Frau Doisneau in die Augen schauen, bzw. ihn bei der

Aufnahme des Fotos zu beobachten

-Der Mann beobachtet das Geschehen von der Seite, er wird gleich an dem sich

küssenden Paar vorbeigehen


- die Fotografie wurde mit der trockenen Bildunterschrift „Ja, Amerika konnte schon immer viel vom alten

Europa und seinem Geist der Galanterie lernen“ im US-Amerikanischen Magazin „Life“ veröffentlicht

( dass sich kein Pariser an den küssenden Pärchen störe, bestätigte das in den USA zu der Zeit weit

verbreitete Vorurteil der sexuell zügellosen Franzosen )

- Die Fotografie zeugt von einer filmischen Spannung

- Die Szene grenzt ans Kitschige

- das verwackelte Rathaus verleiht dem Foto einen amateurhaften Eindruck und unterstreicht die

Flüchtigkeit des Moments

- viele Paare glaubten seither, sich auf dem Foto wieder zu erkennen
Der letzte Walzer vom 14. Juli 1949

- zeigt ein Tanzpaar in einer Pariser Straße

- stellt einen dynamischen Moment dar: die schwungvolle Drehung des Paares, die wehenden Haare und

das flatternde Kleid der Tänzerin verstärken diesen Eindruck

- das Gesicht und die Mimik der Tänzerin ist nicht eindeutig erkennbar, dennoch erahnt der Betrachter ein

Lachen oder zumindest ein Grinsen in ihrem Gesicht

- den Tänzer betrachtet der Rezipient ebenfalls nur aus dem verlorenen Profil

- das Foto erscheint aufgrund der Dynamik und Bewegung der beiden Personen leicht verschwommen

- erneut Nähe zum „ Filmischen“ erkennbar, erinnert an ein Musical, Theater, eine Komödie, Dirty Dancing

- starker Hell-Dunkel-Kontrast: die Tiefen der Straße verschwinden in der Dunkelheit, das Paar ist

überbelichtet und die Kleidung zeigt von einer Strahlkraft ( insbesondere das weiße Kleid der Tänzerin )
Jean-Paul Sartre ( 1946 )

- der Rezipient wird eingeladen, an dem Gespräch zwischen Sartre und seinem Gegenüber teilzunehmen

- die Szene spielt sich auf einer Pariser Brücke ab

- der Hintergrund verschwimmt im regnerisch und trüb erscheinendem Wetter, nur die beiden

Fotografierten im Vordergrund sind scharf gestellt

- der Betrachter findet sich als Dritte Person in diesem sehr intimen Gespräch wieder

- Doisneau setzt den Fokus auf die Mimik Sartres ( er wirkt nachdenklich, konzentriert, fragend und

runzelt die Stirn, als denke er intensiv darüber nach, was sein Gegenüber ihm gerade mitgeteilt hat )

- Sartres Bezug zur humanistischen Fotografie wird erkennbar, da er sich auf die Menschen und ihre

Emotionen konzentriert und eine Nähe zwischen dem Rezipienten und dem Fotografierten herstellen

möchte
- das Brückengerüst, die Straßenlaternen und zwei wie Punkte erscheinende Passanten bilden einen

Kontrast zu der stark verschwommenen und trüben Landschaft ( die Gebäude im Hintergrund und der

Brückenboden verschmelzen zu einer Masse )

- der andere Gesprächsteilnehmer wurde von Doisneau „angeschnitten“, der Rezipient sieht ihn nur aus

dem verlorenen Profil, er kann ihm über die Schulter schauen

- erneut Nähe zum Filmischen erkennbar: wirkt wie eine Szene aus einem Film über das Pariser Stadtleben
les remorqueurs du Champs de Mars ( 1943 )

- zeigt erneut eine Szene aus dem Pariser Alltag

- zeigt einen „abenteuerlichen“ Moment: das Mädchen mit den Rollschuhen lässt sich von dem Jungen auf

dem Fahrrad ziehen; es hält sich nur an dessen Saum fest

- beide Kinder wirken entschlossen und konzentriert

- der Fotoausschnitt lässt erkennen, dass die beiden Kinder unter den Füßen des Eifelturms durchfahren

- das Gerüst ist aufgrund der Dynamik und Flüchtigkeit des Moments leicht verschwommen

- Doisneau nahm die Szene aus der Streetperspektive auf

- aufgrund des leicht schiefen Horizonts wirkt es, als führen die beiden Kinder eine kleine Steigung hinauf

- typisch für Doisneau: Fokus auf die kleinen Freuden, Sensationen des Lebens und auf den Menschen selbst
un regard oblique ( 1948 )

- für einen Auftrag für „Life“ versteckte Doisneau seine Rolliflex hinter einem Antiquitäten-Stuhl in der

Romi art gallery im 5.Arrondissment

- mit seinem üblichen Sinn für Humor positionierte Doisneau seine Kamera im perfekten Winkel um Fotos

von dem Gemälde der Nackten sowie der Reaktionen der Passanten aufzunehmen

- Doisneau fotografierte zunächst die Kunstgalerie und die vor dem Schaufenster angesammelte, neugierig

schauende Menschenmenge von außen

- erneut wird Doisneaus Bezug zur humanistischen Fotografie deutlich: er dokumentiert die verschiedenen

Reaktionen und Emotionen beliebiger Passanten in verschiedenem Alter

- Die Ergebnisse zeigen verschiedene Reaktionen der Passanten ( hier habe ich mich nur auf eine Auswahl

begrenzt ):
- Die ältere Dame wirkt verblüfft fast empört, ihr Gesichtsausdruck bringt den Rezipienten zum

Schmunzeln

- Interessant ist auch der Blick der an dem Schaufenster vorbeilaufenden Frau: Sie scheint die Reaktion der

älteren Dame zu beobachten

- Der Mann im mittleren Alter scheint das Werk besonders genau zu inspizieren, interessiert und leicht

nach vorne gebeugt betrachtet er das nackte Model

- verstohlen betrachtet der jüngere Mann das Gemälde, in gewisser Weise wirkt er fast „verstört“ bzw.

verunsichert

- Der junge Mann auf dem vorletzten Bild wirkt amüsiert und unterhaltet von dem Gemälde der Nackten,

auch er scheint interessiert zu sein denn er beugt sich vor um das Model genauer betrachten zu können

- interessant ist auch zu sehen, wie sein Companion seine Reaktion vergnügt beobachtet ; sie beide scheinen

sehr viel Spaß und Belustigung an der Situation zu finden


- Die Frau auf dem letzten Schnappschuss hält sich, vermutlich unentschlossen, die Hand an den Kopf; es

ist schwierig, ihre Mimik und Meinung über das Gemälde zu identifizieren; möglicherweise ist sie

verwundert aber auch ein bisschen belustigt

- Doisneaus Fotoserie gibt Hinweis auf die Idee, die Frau als“ Objekt des Konsums“ und den Mann als

„Konsumenten“ zu sehen ( der Mann glaubt, die Frau durch das Medium eines Gemäldes zu „kaufen“ )
Quellen

https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Doisneau

http://www.artnet.de/künstler/Robert-Doisneau/

https://www.vintag.es/2018/08/robert-doisneau-oblique-look.html

https://www.welt.de/kultur/article160260220/Das-beruehmteste-Foto-der-Welt.html

https://www.superprof.de/blog/humanistische-fotografie-geschichte/

http://artlens.fotografie.international/humanistische-fotografie/

https://de.qaz.wiki/wiki/Humanist_photography

https://prezi.com/d7zi_ver2d3q/le-baiser-de-lhotel-de-ville/

https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Kuss_vor_dem_Hôtel_de_Ville

https://annadoherty.wordpress.com/2012/11/08/robert-doisneau-the-gaze/

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