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Das 19.

Jahrhundert

IMPRESSIONISMUS (1870-1890),
Ausgangspunkt: Frankreich
Der Stilbegriff geht auf den Titel eines Gemäldes von Claude Monet (1840-1926) zurück‚ ‚Impression Sonnenaufgang‘ von 1872.

Impression meint Eindruck, flüchtigen Blick. Diesen wollten die Impressionisten festhalten. - Momentaufnahme. Dabei achteten die Impressionisten
weniger auf die Form und Gestalt der einzelnen Gegenstände, als vielmehr auf ihren Zusammenhang im Licht und auf die von der Sonne zum
Leuchten gebrachten Farben.

Im Impressionismus geht es um die Darstellung der eigenen bürgerlichen Welt, nicht mehr um die Darstellung von Geschichte (Kaiser Feldherren,
Schlachten etc.) Ihre Themen waren: Fluss- und Kulturlandschaften, Wasserreflexe, die Metropole Paris, Freizeitvergnügungen, Darstellungen von
tages- und jahreszeitlichen Lichtstimmungen

Anders als die Realisten sahen die Impressionisten, die Welt nicht als ein Nebeneinander von Dingen, sondern als einen großen Zusammenhang von
Farben und Licht. Dies ließ sich am besten mit groben, die Details unterdrückenden Pinselstrichen wiedergeben.

Beeinflusst waren die Künstler durch die sich zusehens ausbreitende Fotografie und durch japanische Holzschnitte,die ab 1850 in großer Zahl nach
Europa gelangten.

HAUPTVERTRETER: CAMILLE PISSARO, EDOUARD MANET, EDGAR DEGAS, CLAUDE MONET, AUGUSTE RENOIR

Zusammenfassende Merkmale: Freilichtmalerei mit kräftigen , leuchtenden Farben und farbige Schatten, Spontane und skizzenhafte Malweise,
Festhalten des unmittelbaren Eindrucks des Moments

19. Jahrhundert 1
Katsushika Hokusai , Die große Welle vor Kanagawa, 1830
19. Jahrhundert 2
Das 19. Jahrhundert

EXKURS

JAPANISCHER FARBHOLZSCHNITT
Als japanischen Farbholzschnitt bezeichnet man eine bestimmte Art von
Druckgrafik, die in Japan in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden
ist und deren Traditionen bis heute mit wenigen Ausnahmen ausschließlich von
japanischen Künstlern ununterbrochen fortgeführt werden.

Der klassische japanische Farbholzschnitt zeichnet sich durch das vollständige Fehlen von Licht und Schatten aus. Gegenstände und Personen
werden mit klaren, flüssigen Linien gezeichnet, Flächen sind farbig gefüllt oder leer gelassen und Formen sind häufig stilisiert. Ziel der Darstellung
ist, wie in der gesamten klassischen chinesischen und japanischen Malerei, nicht die naturgetreue Wiedergabe eines Sujets, sondern die Darstellung
seines Wesens, seines Charakters. Der Künstler deutet an, das Bild selbst setzt sich erst im Kopf des Betrachters zusammen.

Ein weiteres Merkmal der Farbholzschnitte (und der Malerei) ist das Fehlen einer Perspektive bzw. das Fehlen eines eindeutigen Bildmittelpunktes.
Die Illusion der räumlichen Tiefe wird durch sich überlagernde, aus dem Bild hinausreichende Gegenstände und durch neben- bzw. hintereinander
gestellte Szenen erzielt.

Japanischen (und wohl auch chinesischen) Malern war die westliche, perspektivische Darstellung zwar spätestens seit Mitte der ersten Hälfte des 18.
Jahrhunderts bekannt. Eingesetzt wurde diese Technik jedoch nur in bestimmten Zusammenhängen, z. B. um den Eindruck von Fremdartigkeit zu
erwecken bzw. die Fremdartigkeit selbst darzustellen – oder wie im Falle der chushingura-Darstellungen, um die staatlicherseits verbotene
Darstellung realer Gegebenheiten, die sich nach 1500 ereignet hatten, in eine scheinbar ferne und fremde Welt zu entrücken.

19. Jahrhundert 3
MERKMALE:
Die Impressionisten bevorzugten helle, reinbunte
Farben, die bei der Betrachtung aus einiger Entfernung
erst im Auge des Betrachters ineinander fließen
sollten. Dadurch erzielten sie eine intensive
Farbigkeit.

Weiters charakteristisch für die impress. Malerei:


Stark angeschnittene Personen (vgl. Bildausschnitt,
Fotografie)

Sie fühlten sich keinen akademischen Regeln oder


traditionellen Inhalten verpflichtet

Sie malten oftmals unter freiem Himmel und vor dem


Motiv

Die Bilder wurden in einer skizzenhaften Art gemalt,


die es ihnen ermöglichte, die Essenz des Objektes und
nicht der Details hervorzuheben.

Ihre Bilder wirken oft ausschnitthaft. Damit soll nicht


das gemalte Objekt als Ganzes, sondern die Wirkung
des Lichts auf ihm betont werden. Darüber hinaus
verleiht dies dem Bild einen spontanen, flüchtigen
Charakter (impression).

Für die Impressionisten war ein strichelnder


Farbauftrag typisch: Sie malten mit kurzen, starken
Pinselstrichen wobei der Pinselduktus deutlich zu
erkennen war. Claude Monet, Seerosen, Öl auf Lw., 89 x 92 cm, 1904

Überdies wurde die Farbe in einigen Fällen auch


pointillistisch, d.h. punktartig aufgetragen. ..

19. Jahrhundert 4
Edgar Degas, Beim
Pferderennen in der
Provinz

..
Zum Teil mischten sie die Farben nicht auf der Palette sondern auf der Leinwand, so dass sich erst im Auge des Betrachters die Farbtupfen zum
gewünschten Farbton mischen

Sie malten nass-in-nass, statt darauf zu warten, dass nacheinander aufgetragene Schichten trockneten. Dies führte zu weicheren Konturen und
fließenden Farbübergängen.

Fast alle Impressionisten betrieben eine Alla-Prima-Malweise, bei der ohne Untermalung die Farbe direkt auf die grundierte Leinwand aufgetragen
und dieser spontane Farbauftrag möglichst nicht korrigiert wird.

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CLAUDE MONET
1872 malte MONET dieses Bild vom Fenster seines
Hafenhotels in Le Havre aus. Ein jahr später reicht er es zu
einer ersten mit anderen französischen Künstlern
organisierten Gruppenausstellung ein. Die eher ironisch
gemeinte Äußerung eines Kunstkritikers führt dazu, dass
der Titel von Monets Bild ‚Impression‘ (unmittelbarer
Eindruck) zum Namen einer ganzen Stilrichtung wird.

Das Gemälde enthält keine subjektive oder expressive


Aussage, keinen Kommentar des Künstlers zum Gesehenen.
Es hält mit objektiven Bild die Gegebenheiten eines
landschaflichen Ausschnitts - unter ganz bestimmten jahres-
und tageszeitlichen Bedingungen, bei ganz bestimmtem
Wetter fest.

MONET geht es in allen Bildern um die unmittelbare


Wahrnehmung eines Stücks der Wirklichkeit. So
visualisierte er die sichtbare Atmosphäre eines Augenblicks
und konzentrierte sich dabei die Wahrnehmung farbiger
Erscheinungen in der Natur und deren Veränderungen durch
den Einfluss des Lichts. Da MONET hauptsächlich bestrebt
war, die farbwandelnden Lichtwirkungen einzufangen, trat Claude Monet, Impression soleil levant, Öl auf
sein Interesse an der Form der Gegenstände zurück. Leinwand, 48 x 63 cm, 1872
Das führte dazu, dass sich die dargestellten Personen oder
dinge in späteren Werken zugunsten einer alles erfassenden
Lichtbewegung in ihrer realen Erscheinung zunehmend
auflösten.

Diese ‚offene‘ Form der Malerei ließ seine Bilder


manchmal als rasche Skizzen einer in ständiger
Veränderung befindlichen, bewegten Wirklichkeit
erscheinen.

19. Jahrhundert 6
// Begeistert kommentiert der berühmte Schriftsteller Emile
Zola (1840-1902) eine Serie von Bahnhofsbildern von
CLAUDE MONET: ‚Unsere Künstler müssen die Poesie der
Bahnhofe entdecken, wie ihre Väter diejenigen der Wälder und
Blumen entdecken.‘ Die Situation auf einem Bahnhof im Bild
festzuhalten, stellt eine besondere Herausforderung dar, denn
alles verändert sich von einem Moment zum nächsten:
fahrende Züge, aufsteigender Rauch, Licht- und
Schattenmuster in der weiten Halle. Doch gerade diese
flüchtigen Phänomene von Licht und Bewegung reizten Monet.
, die er in seiner ‚lockeren‘ und flüchtigen Malweise versuchte
einzufangen.

Nicht alle Impressionisten begeisterten sich wie CLAUDE


MONET für moderne Bahnhöfe und Brücken oder malten wie
er in Serien Motive zu verschiedenen Tageseiten und damit in Claude Monet, Bahnhof Saint Lazare in Paris, Ankunft eines Zuges,
wechselnden Licht- und Farbverhältnissen. Öl auf Leinwand, 81,9 x 101 cm, 1877

AUGUSTE RENOIR stellte erstmals dar, wie sich die


Großstadtmenschen in den Freiluftlokalen,
Naherholungsgebieten und Parks amüsierten.

EDGAR DEGAS blickte auf und hinter die Kulissen der


Pariser Vergnügungen. Er machte Balletttänzerinnen und
Animiermädchen zu Hauptdarstellerinnen ihrer Bilder und
provozierten damit Skandale.

Die skizzenhafte Malweise der Impressionisten, ihre


leuchtenden Farben und farbigen Schatten schockierten das
Publikum. Es dauerte Jahrzehnte, bis die Menschen erkannten,
wie sehr das Festhalten des unmittelbaren Eindrucks und der
Faszination für Technik, Großstadtreiben und
Freizeitvergnügen den neuen Lebens- und
Wahrnehmensgewohnheiten einer sich radikal verändernden
Industriegesellschaft entsprach. Edouard Manet, Das Frühstück im Freien, Öl, Leinwand, 84,2 x
106,2 cm, 1863
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AUGUSTE RENOIR
AUGUSTE RENOIR entwickelte mit MONET die
typische Pinselschrift der Impressionisten in der
die Farben strichartig aufgetragen werden.

Seine Aufmerksamkeit galt vor allem der


realistischen Wiedergabe des Alltagslebens des
Pariser Kleinbürgertums. Während andere
Impressionisten die Landschaftsmalerei in den
Mittelpunkt ihrer Kunst stellten, galt RENOIRS
Interesse vorwiegend der Figurendarstellung und
der Körperlichkeit des Menschen. Er beschäftigte
sich in seinen Arbeiten mit dem Ideal der
Schönheit und malte Bilder von Frauen und
jungen Mädchen die er in großer Anmut darstellte.

Pierre-Auguste Renoir, Die Schaukel, Öl auf Leinwand,


92 x 73 cm, 1876

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EDGAR DEGAS
Der französische Plastiker, Grafiker und Maler,
EDGAR DEGAS, eignete sich die für ihn
typische Genauigkeit in der Beobachtung aus
einem intensiven Studium der alten
italienischen Meister an. Über MANET stieß er
zu den Impressionisten. Als selbstbewusster
Großstädter fand er seine Bildanregungen im
ihn direkt umgebenden zeitgenössischen Leben.
Seine Werke bezeichnete er als Ergebnis des
Nachdenkens und Studierens. Inspiration,
Spontanität und Temperament hingegen waren
ihm nach eigener Aussage, völlig fremd. Er
gehörte zu den wenigen Impressionisten, die
nicht am Arbeiten in der Natur interessiert
waren. Er schuf seine Bilder und Plastiken aus
dem Gedächtnis heraus und arbeitete
ausschließlich im Atelier. Nachdem er sich
anfänglich der Ölmalerei bediente wurden bald
Pastellfarben zu seinem bevorzugten
Maltechniken.
DEGAS Werke zeichnen sich durch einen
scheinbar Willkürlichkeit des Bildaufbaues aus.
So überschnitten sich die dargestellten
Personen oft ziemlich schroff mit dem
jeweiligen Bildrand. Dadurch gelang es
DEGAS, die Intensität der dargestellten
Bewegung zu steigern. Außerdem bevorzugte er
verblüffende Blickwinkel, um daraus
spannungsvolle Beziehungen zwischen Figuren
und Bildraum zu entwickeln.

Edgar Degas, Musiker im Orchester, Tafelmalerei,


69 x 49 cm, 1870

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DEGAS Modernität bestand vor allem in seiner
fast filmischen zu nennenden künstlerischen
Sehweise, wie sie etwa in seinem 1871
entstandenen Werk ‚Orchester‘ zum Ausdruck
kommt. So nimmt er mit seiner Malerei in der
er Motive aus verschiednen Blickwinkeln bzw.
Bildausschnitten darstellt, die
‚Einstellungsgrößen‘ vorweg wie sie kurze Zeit
danach der Film als dramaturgische Mittel
verwende

Edgar Degas, Das Opernorchester, 56,5 x 46,2 x cm,


1870

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Claude Monet, Boulevard des Capucines, 1873

19. Jahrhundert 11
Claude Monet, Das Parlament von London, 1904
19. Jahrhundert 12
Claude Monet, Getreideschober, Öl auf Leinwand, 1890/91
19. Jahrhundert 13
Pierre-Auguste Renoir, Tanz in Moulin de la Galetta, Öl auf Leinwand, 1876
19. Jahrhundert 14
Pierre-Auguste Renoir, Das Frühstück der Ruderer, 1880-1881
19. Jahrhundert 15
Edgar Degas, Beim Pferderennen in der Provinz, 1872
19. Jahrhundert 16
Edgar Degas, Vor dem Unterricht,
Pastell, 62 x 46 cm, 1880

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Claude Monet, La Grenouillere, Öl auf Lw., 66,5 x 86 cm, 1869 Auguste Renoir, La Grenouillere, Öl auf Lw., 70,5 x 100 cm, 1869

DIE SELBE SITUATION AUS UNTERSCHIEDLICHEN BLICKWINKELN


Von Juli bis September 1869 treffen sich CLAUDE MONET und AUGUSTE RENOIR in der Gegend von Bougival bei Paris, um
gemeinsam im Freien direkt vor dem Motiv zu malen (Pleinair). Von Paris aus konnte man für wenig Geld mit dem Zug die Badestelle
La Grenouillere an der Seine erreichen, um zu schwimmen, zu rudern, zu picknicken.. Hier beginnen die Freunde, die Atmosphäre der
Tages- und Jahreszeiten, das Schillern der Farben im Spiel des Sonnenlichtes auf die Leinwand zu bannen. In enger
Arbeitsgemeinschaft entwickelt sich die Darstellungsweise des Impressionismus. Mit ihren Gemälden aus diesen Monaten schafften
MONET und RENOIR eine moderne Landschaftsmalerei, in der Natur und städtisches Leben nicht mehr voneinander getrennt sind. Sie
holen das alltägliche Leben ihrer Zeit in die Kunst hinein.

Die Bilder von MONET und RENOIR zeigen den selben Ort aus einem leicht verschobenen Blickwinkel. Im direkten Vergleich lässt
sich die Augenblickhaftigkeit der impressionistischen Malerei gut nachvollziehen. Bei beiden Malern entsteht die Komposition
ausschließlich aus dem optischen Miteinander von Farbtupfern, wobei RENOIR eine größere Farbvielfalt einsetzt als MONET. Bei
MONET trifft wiederum das virtuose Lichtspiel auf der Wasseroberfläche lebhafter in Erscheinung. Die Badenden die hüfttief im
Flusswasser stehen sind kaum von ihren Schatten zu unterscheiden. Bei RENOIR bestimmt das bewegte Treiben auf der Flussinsel den
Bildeindruck. Auf beiden Gemälden ist nichts gestellt, der Zufall der Lichtsituation und die Positionierung der Staffelei vor dem Motiv
bestimmen das Besondere im jeweiligen Bild. ..
19. Jahrhundert 18
Claude Monet, La Grenouillere, Öl auf Lw., 66,5 x 86 cm, 1869

19. Jahrhundert 19
Auguste Renoir, La Grenouillere, Öl auf Lw., 70,5 x 100 cm, 1869
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Georges Seurat, Ein Sonntagnachmittag auf der Insel La Grande Jatte, Öl auf Lw., 206 x 306 cm, 1884
..
In eine gegensätzliche Richtung bewegt sich der Neoimpressionismus (Pointillismus), den GEORGES SEURAT mit seiner pointillistischen
Malweise auslöst. Bei SEURAT verwandelt sich das Freizeitgeschehen in eine starre Formgeometrie, in der sich bereits Elemente einer surrealen
Malerei ankündigen. Den wissenschaftlichen Gesetzen der Optik folgend wird jede Farbe in kleinen Punkten auf die Leinwand aufgetragen. Aus
der Ferne betrachtet verschmilzt ihr Ensemble wie ein aus Pixel bestehendes digitales Bild und modelliert dabei Licht- und Schattenzonen.

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Das 19. Jahrhundert

POSTIMPRESSIONIS
NEOIMPRESSIONISMUS MUS (1880-1905)
gelegentlich auch als Nach-, Spät- oder Post-impressionismus bezeichnet, ist eine Sammelbezeichnung für
verschiedene Malstile, die zwischen etwa 1880 und 1905 dem Impressionismus folgten. Schwerpunkt der Entwicklung
war Frankreich.

WEGBEREITER DER ABSTRAKTEN KUNST


HAUPTVERTRETER:

GEORGES SEURAT
PAUL SIGNAC
VINCENT VAN GOGH
PAUL GAUGIN
PAUL CEZANNE
TOULOUSE LAUTREC
Die Abgrenzung zum Impressionismus ist allerdings unscharf. Insbesondere Cézanne wird gelegentlich der einen oder der
anderen Kategorie zugeordnet.

Postimpressionisten lieferten wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der Malerei Anfang des 20. Jahrhunderts.
Die Neoimpressionisten
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Das 19. Jahrhundert

POST
NEOIMPRESSIONISMUS (1880-1905)
Mit den Impressionisten war in den 1870er Jahren eine gründlich veränderte Auffassung von Kunst sichtbar geworden, ein erster
Schritt auf dem Weg zur Kunst der Moderne. Die POST IMPRESSTIONISTEN verfolgten diesen Weg weiter, entwickelten aber
NEOIMPRESSIONISTEN
zur Spontanität und Virtuosität ihrer Vorgänger neue Ordnungsvorstellungen. Die Tendenz ging zum Bild als selbstständige
Konstruktion, zu einem Gegenstand reiner Darbietung von Farbe und Form, die auf den ästhetischen Genuss zielte und auf die
Übermittlung subjektiver Empfindungen des Künstlers. Die Bildfläche wurde aufgeteilt in ein durchdachtes Gerüst von Flächen
und Linien, die sich vom gewohnten, überzeugenden Anschein der Körper und Gegenstände immer weiter entfernten. Die
Farbflächen können Licht und Schatten bedeuten – es sind aber Punkte und reine Farben, die so in der Natur nicht zu finden sind.
Die Bilder wenden sich also an einen Betrachter, der vor allem anderen die subjektiven, schöpferischen Fähigkeiten des Malers
akzeptieren kann. Er muss bereit sein, die sinnliche Erfahrung von Farben und Linien höher zu bewerten als den natürlichen
Anschein der Dinge, dem immer weniger Bedeutung beigemessen wurde.

CECANNE verwandelte seine Motive in ein System von großer Klarheit und Festigkeit. Seine analytisch wirkende Malerei
untersucht die Volumen der Gegenstände und führt besonders bei Landschaftsbildern zu geradezu kristallinen Strukturen, sodass
es gut möglich ist, darin eine Vorstufe des Kubismus zu sehen.

GAUGIN entwickelte einen neuen, dekorativen Stil mit starken Farben und vereinfachten Formen, den er selbst als Synthetismus
bezeichnete, weil er aus der Verbindung verschiedener Anregungen hervorgegangen war: der kirchlichen Glasmalerei, der naiven
Unmittelbarkeit der Volkskunst und dem japanischen Farbholzschnitt, der seit etwa 1850 in größeren Stückzahlen nach Europa
gelangt war und schon die Impressionisten beeinflusst hatte. In anderer Bedeutung sollte das Wort den Versuch beschreiben, die
äußere Erscheinung der Dinge, die Empfindungen des Künstlers dazu und ästhetische Gesichtspunkte in einer Synthese
zusammenzufassen.

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Das 19. Jahrhundert

POST
NEOIMPRESSIONISMUS (1880-1905)
Auch TOULOUSE-LAUTREC war von der japanischen Druckgraphik beeinflusst. Der deutlichste Beleg dafür sind seine
Farblithographien -Plakatentwürfe für die Vergnügungsstätten des Pariser Montmartre, die um 1890 zu einer frühen Blüte der
Plakatkunst wesentlich beitrugen. Van Gogh malte in wenigen Jahren zwischen 1886 und 1890 eine Reihe von leidenschaftlich
expressiven Bildern. In der Farbe sah er eine besondere Sprache, die unmittelbar auf die menschliche Seele einwirken könne.
Sein Stil nahm Merkmale des Expressionismus vorweg.

SEURAT stützte sich ebenfalls auf die Ausdruckskraft der Farbe, allerdings ohne den Überschwang VAN GOGHS. Vielmehr
schuf er auf der Grundlage wissenschaftlicher Theorien eine Maltechnik, bei der sich durch optische Mischung eine besonders
intensive Wirkung ergeben sollte, wenn das ganze Bild in mosaikartig aneinander gereihte kleine Farbpunkte zerlegt wurde
(Pointillismus oder Divisionismus).Von unterschiedlichen Standpunkten aus haben die Post-Impressionisten die Kunst der
Moderne vorbereitet. Ihre Gemeinsamkeit lag darin, dass sie den entscheidenden Wandel von der Nachahmung der Natur zur
autonomen Existenz des Bildes weiter voranbrachten.

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POINTILLISMUS/
NEOIMPRESSIONISMUS (1880-1900)
POSTIMPRESSIONISMUS

Der Pointillismus war ein in Frankreich begründeter Stil in


der Malerei, der die Intentionen des Impressionismus
weiterführte. Von GEORGES SEURAT etwa um 1885
eingeführt, wird er auch DIVISIONIMUS genannt und
wird dem NEOIMPRESSIONISMUS zugeordnet.

SEURAT wollte mit seinem exakten, objektiv begründeten


und somit ‚wissenschaftlichen‘ Impressionismus den von
ihm als willkürlich, subjektiv und ‚romantisch‘ kritisierten
älteren Impressionismus ablösen.

Neben ihm entwickelten Pointillisten wie PAUL SIGNAC


und CAMILLE PISSARO die von den Impressionisten
begonnene Systematisierung des Farbeinsatzes konsequent
weiter: Während die Impressionisten die von Licht und
Sonne beeinflussten und subjektiv erfahrenen Farben in
kurzen Strichen auftrugen, setzten die Pointillisten reine
Georges Seurat, Badestelle in Asnieres, 1883/84 Farben als einzelne, kleinste Partikel mosaikartig
nebeneinander.
Divisionismus: Bezeichnung für die in der spätzeit des Impressionismus
entwickelte Malmethode, bei der reine (d.h. ungemischte) Farben in
Die ungemischten Farbpartikel waren zumeist gleich groß
rasterartiger Punkttechnik auf die Leinwand aufgetragen wurden
und sollten sich erst auf der Netzhaut des Betrachters
vermischen. Die daraus entstehende optische
Farbmischung bewirkte eine intensivere Leuchtkraft der
Farben, als dies durch manuelle Mischung von
Farbpigmenten möglich gewesen wäre. Diese Farbteilung
auf der Leinwand wurde zum Prinzip pointillistischer
Malerei.

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Georges Seurat, Badestelle in Asnieres, 1883/84
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Das richtungweisende Werk für die neue Kunstrichtung war das Bild ‚Ein Sonntagnachmittag
auf der Insel La Grande Jatte‘.

Vom Genre her greift das Bild ein gängiges impressionistisches Thema auf: Menschen im
Freien bei ihrer Freizeitvergnügung. SEURAT ordnet diese jedoch der Bildkomposition unter,
richtet sie entlang der waagerechten und senkrechten Hauptlinien aus.

Er achtet sorgsam darauf, einen Querschnitt von Menschen unterschiedlicher


Gesellschaftsschichten zu zeigen, und er zeigt, in unrealistischer Systematik, diese Menschen
von vorn, von hinten und im Profil. So entsteht der Eindruck einer Überhöhung der
Wirklichkeit, einer feierlichen Inszenierung. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt,
dass SEURAT den Rahmen des Bildes in die Bemalung einbezieht.

Georges Seurat, Ein Sonntagnachmittag auf der Insel La Grande Jatte, 1884
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Um ihren Anspruch nach einer objektiveren Malerei
gerecht zu werden, gingen die Maler zu einer
schematischen Rasterung der Bildfläche mit kleinen
Rechtecken über.

Daraus resultiert ein oft streng geometrisch


durchkomponierter Bildaufbau.

Im Gegensatz zu den Impressionisten, deren Werke


zumeist als bewegte Freilichtarbeiten entstanden, handelte
es sich bei den Arbeiten der Pointillisten um Ergebnisse
der Atelierkunst, die besondere Ausdauer und
Konzentration verlangte. Bezeichnendes Beispiel dieser
Malerei, die mit ihrer dekorativen Flächigkeit und betonten
Bildhaftigkeit des Dargestellten den Übergang zu
Jugendstil und Futurismus vorbereitete, sind GEORGES
SEURATS Werke: Der Zirkus (1891) und La Grande-Jatte
(1883/85

Georges Seurat, Der Zirkus, Öl auf Leinwand, 186 x 151 cm, 1890/81

19. Jahrhundert 28
Paul Signac, Das Frühstück, 1886/87
19. Jahrhundert 29
Paul Signac, Portärt Felix Feneon, 1890
19. Jahrhundert 30
Paul Signac, Zwei Hutmacherinnen in der
Rue de Caire, 1885/86

19. Jahrhundert 31
EINFLUSS AUF DIE KUNST IM 20. JARHUNDERT
Der Einfluss des Pointillismus auf die weitere künstlerische Entwicklung wurde lange Zeit unterschätzt. Große Teile der Kritik und der
bürgerlichen Öffentlichkeit sahen ihn vielfach als belangloses technisches Mittel an. Viele namhafte Künstler wie PIET
MONDRIAN,HENRI MATISSE, die Kubisten um GEROGES BRAQUE, ELIE und ROBERT DELAUNAY, VICNET VAN GOGH und
PAULGAUGIN setzten sich jedoch intensiv mit der pointillistischen Technik auseinander und durchliefen eine Phase pointillistischer
Experimente. Dies spricht dafür, dass der Pointillismus eine wesentliche Rolle in der Entwicklung von den Paradigmen der früheren
Epochen, nämlich Gegenständlichkeit und Wiedergabe, zu denen des 20. Jahrhunderts, Abstraktion und Konstruktion, spielt.

19. Jahrhundert 32
VINCENT VAN GOGH (1853-1890)
Sein Werk wird stilistisch dem Nachimpressionismus
zugeordnet.

Beeinflusst von Malern des 17Jh. (Rembrandt)


übernahm er deren Palette der Braun-, Grau- und
Schwarztöne, die Helldunkelmalerei, den pastösen
Farbauftrag mit den recht groben, sichtbar bleibenden
Pinselstrichen.
Weiters vernachlässigte er nach ihrem Vorbild das
Herausarbeiten von Bilddetails zugunsten einer
eindringlicheren Gesamtwirkung.

Zu Beginn seines Schaffens stellte er häufig


Landarbeiter dar, wobei er sich anschließend dem
Impressionismus zuwandte.

Er fand zu einer persönlichen Malweise, in der


zeichnerische Pinselführung und intensive Farben
zusammenwirken.

Van Gogh, Selbstbildnis, 1887


19. Jahrhundert 33
Van Gogh, Die Kartoffelesser, 1885
19. Jahrhundert 34
Van Gogh, Das Nachtcafe, Öl auf Leinwand, 72,4 x 91,1 cm, 1888
19. Jahrhundert 35
Vincent van Gogh malte schnell, spontan und ohne im
Nachhinein größere Korrekturen durchzuführen.

Die zügige Malweise kam einerseits seinem


Schaffensdrang entgegen, andererseits setzte er sie
aber auch ganz bewusst als Ausdrucksmittel ein: Sie
sollte seinen Bildern mehr Lebendigkeit, Intensität
und Unmittelbarkeit verleihen. Auch vereinfachte er
die Motive zugunsten einer desto größeren
Gesamtwirkung.

Wenn er auch schnell malte, so malte er dennoch nicht


impulsiv oder gar ekstatisch; vor der Ausführung
bereitete er seine Gemälde gedanklich, teilweise auch
in mehreren Zeichnungen sorgfältig vor

Fast immer malte er „vor dem Motiv“, nur in sehr


seltenen Fällen aus der Erinnerung oder Vorstellung.

Wenn er auch das Gesehene oft stark umformte, so


blieb er doch immer der Wirklichkeit verpflichtet und
überschritt nie die Grenze zur Abstraktion

Van Gogh, Zypressen, Öl auf Leinwand, 93 x 74 cm, 1889


19. Jahrhundert 36
Die Farben pflegte van Gogh pastös, also unverdünnt
oder nur wenig verdünnt, aufzutragen und drückte sie
auch manchmal direkt aus der Tube auf die Leinwand.
Der dicke Farbauftrag macht seine Pinselstriche
plastisch sichtbar und ist somit hervorragend geeignet,
van Goghs besondere Art der Pinselführung zur
Geltung zu bringen.

Um seine Gemälde noch lebendiger und bewegter zu


gestalten, begann er Striche dicht nebeneinander zu
setzen, zu rhythmisieren und in Wellenlinien, Kreisen
oder Spiralen anzuordnen, so z. B. im Selbstbildnis,
1889/1890, oder in der Sternennacht, 1889. Die
jeweilige Malweise wählte van Gogh in Abhängigkeit
vom Motiv.

Van Gogh, Selbstbildnis, 1889/1890


19. Jahrhundert 37
Van Gogh, Sternennacht, Öl auf Leinwand, 73 x 92 cm, 1889
19. Jahrhundert 38
PAUL GAUGIN
Der als einer der Wegbereiter der Moderne gilt, schloss sich zu
Beginn seines künstlerischen Schaffens den Impressionisten an.
Sein Wunsch nach einer strafferen Bildkomposition ließ ihn aber
bald nach Möglichkeiten suchen, die formauflösende Malerei des
Impressionismus zu überwinden.

GAUGIN führte ein ruheloses Wanderleben, das ihn außerhalb


Frankreichs bis nach Martinique und Tahiti führte. Bei seinen
häufigen Aufenthalten in der Bretagne inspirierten ihn die
Ursprünglichkeit der bäuerlichen Bevölkerung, die herbe
Schönheit der Landschaft und die Kraft der lokalen Volkskunst. Er
entwickelte daraus eine neue bildkünstlerische Sprache, die auf der
Verwendung klar konturierter Farbflächen beruhte.

1886 hatte er sich der Schule von Pont-Aven in der Bretagne


angeschlossen und dort unter dem Einfluss der symbolistischen
Malerei mit Primärfarben die frühere Nähe zum Impressionismus
aufgegeben.. In seiner 1888 entstandenen Arbeit ‚Die Vision nach
der Predigt - Jakobs Kampf mit dem Engel‘ versucht er im Sinne
Paul Gaugin, Jakobs Kampf mit dem Engel, Öl auf Lw. 73 x 92 cm, 1888 seines neuen symbolistischen Verständnisses, die Welten der
Phantasie und des Traumes bildhaft umzusetzen. Zwei
Figurengruppen stellen darin zwei gegensätzliche Handlungen dar.
Symbolismus: nutzte eine zeichenhafte Formensprache um mystisch-religiöse Während sich die in bretonischer Tracht gekleideten Frauen im
Vorstellungen wieder in die Kunst aufzunehmen und deren Einwirken auf Vordergrund andächtig in sich versunken scheinen, findet im
das subjektive Empfinden nachzuspüren Hintergrund des Bildes ein Kampf statt. Hier treffen zwei
Bildtraditionen aufeinander: die ruhige grobschlächtige Sprache
der Volkskunst und eine pathetische Kampfszene nach Art der
christlichen Malerei (biblische Vision des Kampfes zwischen
Jakob und dem Engel). - DIE WAHRNEHMUNG VON MENSCH
UND BRETONISCHER LANDSCHAFT VEREINT SICH HIER
MIT RELIGIÖSEN INHALTEN. Hinzu kommen die einander hart
kontrastierenden Farben und der Einsatz großer, kompakter
Flächen, welche die Figuren nur noch andeuten.

19. Jahrhundert 39
Paul Gaugin, Jakobs Kampf mit dem Engel, Öl auf Lw. 73 x 92 cm, 1888
19. Jahrhundert 40
Gemäß seinem Grundsatz, die Welt nicht nur malen sondern auch erleben zu wollen entschied er sich, auf verschiedenen Südseeinseln zu wohnen
und zu arbeiten. Ab 1891 lebte er für zwei Jahre unter den Eingeborenen von Haiti. 1895 wanderte er für immer nach Tahiti aus. - Er suchte nach
einer friedlichen Welt und in der Südsee glaubte er sie zu finden. Er malte seiner Träume von einem ursprünglichen und sinnvollen Leben, in dem
Mensch und Natur in Einklang miteinander verbunden sind.

Tatsächlich erwarteten GAUGIN auf den Südseeinseln weniger paradiesische Zustände. Die Eingeborenen haben ihre innere Einheit von
Lebensweise und Brauchtum durch erzwungene Christianisierung und Kolonialherrschaft verloren. So bleibt dem zunehmend von Krankheit,
Geldnot und Alkoholmissbrauch gekennzeichneten Künstler nur die Illusion vom Inselglück der ‚reinen Wilden‘. Er malte statt der Realität seine
erträumten Vorstellungen, die von den frühen, begeisterten Reiseberichten der Südsee-Entdecker geprägt sind. Ein Beispiel dafür ist das Gemälde
‚Woher kommen wir? Was sind wir? Wohin gehen ?‘ von 1897. In einem Brief weist GAUGIN 1901 darauf hin, dass er sich mit diesem Bild
bewusst von einer ‚trüben Realistik‘ entfernt und ‚einfache Menschen in einer jungfräulichen Natur, in einem Paradies‘ hat malen wollen. JE
MEHR IHN DIE WIRKLICHKEIT ENTTÄUSCHT, UM SO STÄRKER WIRD DAS ERFUNDENE BILD.

Angeregt von GAUGIN, entwickelten die Mitglieder der deutschen Künstlerbewegung DIE BRÜCKE wenig später eine ähnliche Faszination für
das Exotische. Die Orientierung an der sogenannten ‚primitiven Kunst‘ entspringt auch bei ihnen einer Protesthaltung gegenüber der
fortschreitenden technisierten, seelenlosen Industriegesellschaft und dem Wunsch nach einer Rückbesinnung auf natürliche Kräfte. EMIL
NOLDE unternimmt sogar eine Südseereise, um neue gestalterische Impulse zu sammeln.

Paul Gaugin, Woher kommen wir? Was sind wir? Wohin gehen wir?, Öl auf
Lw., 139 x 375 cm, 1897
19. Jahrhundert 41
PAUL CEZANNE (1839 - 1906)
.. dem es nicht gelungen war an der von ihm
angestrebten Ecole des Beauch.Arts in Paris
aufgenommen zu werden, entwickelte, als Reaktion
darauf, eigene künstlerische Ambitionen. Der
romantische Naturalismus seiner frühen Bilder wich
durch den Kontakt zur Gruppe der künftigen
Impressionisten bald realistischeren Darstellungen.
CEANNE beteiligte sich an den Ausstellungen der
Impressionisten und verarbeitete in seinen Werken
einige ihrer malerischen Prinzipien. Da er jedoch
andere künstlerische Ziele verfolgte, trennte er sich
wieder von ihnen und arbeitete fortan sehr
zurückgezogen.
Von den Impressionisten übernahm er die
Hellfarbigkeit in seine Malerei, den offenen
strichartigen Farbauftrag und die strenge Bindung an
die genau gesehene und intensiv empfundene Natur.

CEZANNE liebte das malen vor dem Motiv in der


freien Natur und hielt stets am Abbild des Sichtbaren
fest. Er wollte die Erscheinungen der Natur aber nicht
bloß wiedergeben, sondern er wollte seine sinnlichen
Wahrnehmungen künstlerisch umsetzten.
Die Kunst existierte für ihn als ‚HARMONIE
PARALLEL ZUR NATUR‘.

Foto Paul Cézannes auf dem Weg zum Motiv bei Auvers, um 1874
19. Jahrhundert 42
Zentrales Element seiner Kunst war jedoch die spezifische Verwendung der Farbe,
die auf der Wirkung starker Kontraste beruht.

CEZANNE entwickelte ein Verfahren, das es im erlaubte, Plastizität und


Räumlichkeit einer Komposition anhand der Abwandlung von Farben darzustellen.
Die Struktur eines Gegenstandes versuchte er durch die Reduktion auf einfache
geometrische Grundformen sichtbar zu machen. Bei teilweiser Nichtbeachtung der
wissenschaftlichen Perspektive (Zentralperspektive) und unter Verzicht auf
Detailrichtigkeit, entstand so eine völlig neuartige Bild-, Raum- und Formauffassung,
die für nachfolgende Malergenerationen richtungsweisend wurden.

Großen Einfluss hatte CEZANNES Schaffen auf den KUBISMUS und den
FAUVISMUS

Paul Cezanne, Mont Sainte-Victoire von Bibémus aus gesehen, 65 x 81 cm, 1897
19. Jahrhundert 43
Paul Cezanne, Mont-Sainte-Victoire und Château-Noir, Öl auf Lw., 65,4 x 81 cm, 1904/1906
19. Jahrhundert 44
Anders als sine impressionistischen Malerkollegen entwirft CEZANNE seine ‚Badenden‘ nicht aus der unmittelbaren Beobachtung in freier
Natur. Er gestaltet seine Komposition nicht nach tatsächlichen Beobachtungen, sondern vielmehr aus der Fantasie heraus. Dabei hat er
keine bestimmten Ort vor Augen. Die Figuren bringt er mit sachlichem Blick in die Pose von Modellen und setzt sie in immer wieder neuen
Kombinationen zusammen. Auffallend sind die Vereinfachungen der Körperformen. In der angedeuteten Landschaft verwachsen sie zu
einer Art Figurenwand. Der nüchterne Bildaufbau richtet sich nach Form- und Farbzusammenstellung und macht CEZANNE zu einem
Wegbereiter der modernen Malerei.

Paul Cezanne, Die


großen Badenden, Öl
auf Lw., 130 x 193 cm,
1894-1905

19. Jahrhundert 45
Begriffe:
Symbolismus: nutzte eine zeichenhafte Formensprache um mystisch-religiöse Vorstellungen wieder in die Kunst
aufzunehmen und deren Einwirken auf das subjektive Empfinden nachzuspüren

Moderne: Sammelbezeichnung für die europäische Kunstentwicklung seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert, als sich die Kunst
von den Normen eines akademischen Traditionalismus bereit. In der Regel wird die in Frankreich ausgebildete und sich rasch über ganz
Europa und Nordamerika ausbreitende impressionistische Kunst um 1870 als Beginn der MODERNE angesehen, weil sie erstmals das
bürgerliche Leben unter den Bedingungen einer industrialisierten Arbeitswelt bildwürdig machte. Ausgehend von malerischen Neuerungen
des Impressionismus entwickelten sich nebeneinander bestehend und rausch aufeinander folgend sogenannte Avantgardebewegungen
(KUBISMUS, FAUVISMUS, EXPRESSIONISMUS U.A.), die jeweils neue Formstrukturen und Ausdrucksformen hervorbrachten. Der
zweite Weltkrieg unterbrach diese Abfolge, weil Paris auf Grund der Besetzung durch die Deutschen seine Vorrangstellung als Metropole
der Avantgarde verlor und New York - nicht zuletzt als Zufluchtsort vieler Emigranten - diese Stellung seit den 1940er Jahren übernahm.
Man spricht daher für die Zeit bis 1940 von Erster Moderne für die nachfolgende Phase bis zu Postmoderne von der Zweiten Moderne

Akademismus: Bezeichnung für Kunstrichtungen, die von überlieferten, strikten Lehrmethoden abhängig sind. Abwertend
verwendet, wird akademisch gleichgesetzt mit weltfremd und langweilig.

Avantgarde: Kunst, die sich für neue Themen, Ausdrucksformen und Stilmittel einsetzt und sich damit von Traditionen
radikal abgrenzt.

19. Jahrhundert 46

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