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PUNKT LINIE FLÄCHE RAUM

In dieser Datei finden sich Vorschläge zur Beschäftigung mit dem Thema «Punkt, Linie, Fläche, Raum». Sie sind
nicht auf eine spezielle Führung hin zusammengestellt und die Zuordnung der Inhalte zu bestimmten Altersstufen
liegt im Ermessen der Lehrerinnen und Lehrer.

Wenn Sie weitere Unterrichtsvorschläge zu einem der Kapitel haben - wir bringen gerne jederzeit Änderungen und
Ergänzungen an: forum@kunsthaus.ch

Inhaltsverzeichnis

Punkt und Linie als Spuren der Zeichnenden

Jackson Pollock. Action Painting


© 2011 Pro Litteris, Zürich

Die Spuren des Stiftes oder des Pinsels sind Punkt und Fleck und, aus der Bewegung hervorgehend, der Strich.
Sie werden Ausdruck des Körpers und Ausdruck des eingesetzten Materials.

Linien teilen etwas mit

Die Linie (resp. Zeichnung oder Schrift) ist die ursprünglichste Möglichkeit einer Darstellung. Es genügen eine
Höhlenwand und ein Keil, eine Wachstafel und ein Stift, ein Blatt und ein Bleistift.
Linien begrenzen, machen Umrisse und Flächen

Linien brauchen die Fläche. Auf ihr vollziehen sie ihre Bewegungsverläufe. Auf ihr machen sie Formen und
Unterteilungen, also neue Flächen.

Linien und Flächen schmücken und ordnen

Ornament ist Zeit und Dauer: Arabesken, Mäander, Ornamente sind Erinnerungen an die Vorstellung einer
idealen, alles umfassenden Ordnung und Schönheit.

Linien und Flächen können Räumlichkeit und Plastizität vortäuschen

Carl Friedrich Thiele. Bühnenbild zur Zauberflöte, 1819.

Es ist ausgesprochen schwierig, eine Linie auf einer Fläche zu ziehen, ohne dass nicht sofort ein Vorne und ein
Hinten entstehen.
Punkt und Linie als Spuren der Zeichnenden

- In entspannter Situation vor sich hin kritzeln


Auf grossen Blättern sehr bewusst aus dem Körper heraus mit Linien arbeiten (ev. auch mit Kreide an der
Wandtafel oder auf dem Pausenplatz.
Verändern und differenzieren lassen sich:
-die Energie, die aufgewendet wird.
-die Richtung, in der der Bleistift bewegt wird.
-die Geschwindigkeit, die die Handlung bestimmt.
Es ist auch möglich, mit Begriffen zu arbeiten: sich zackig, sanft, wild, mutlos, träumerisch
etc. bewegen).
- Punkte und Linien auf der Fläche gleichmässig rhythmisieren, gruppieren.
Punkte und Linien auf der Fläche streuen, verdichten, ballen, auflockern.
- Linien mehrfach überfahren, Ruhe der Geraden, Unruhe des Zickzacks, Bewegtheit der Gebogenen, der
Kreise, Schlaufen, Schlangenlinien.

- In vorgegebene Vierecke unterschiedlichste Linien ziehen


Spontan, verspielt, frei, präzise, konzentriert etc.
Gerade, geschwungen, gezackt etc.
Druck auf Bleistift variieren, Bleistiftstärken ausprobieren etc.
- Linien sind persönlich: Versuche vorgezeichnete Linien eines Partners genau nachzuahmen (Verlauf, Einsatz
des Bleistiftes).

Weitere Anregungen
- Tritten, Gottfried. Erziehung durch Farbe und Form, Teil 2. Bern, 1971, S.30 ff.
- Jenny, Peter. Notizen zur Zeichentechnik. 22 leichtsinnige Übungsanleitungen wider das Vergessen des
Zeichnens. Zürich: ETH Eidgenössische Technische Hochschule, 1999.
- Bildöffner, Oberstufe, Schulverlag plus, S. 142 ff.
Linien teilen etwas mit

Einem Partner etwas auf den Rücken schreiben.


Einem Partner ein Muster auf den Rücken zeichnen.
Einem Partner Figuren auf den Rücken zeichnen.
Dieser überträgt den Linienverlauf, den er auf dem Körper spürt auf ein Blatt.

Mädchen mit Wachstafel und Stilus. Herculaneum, um 50 n. Chr.

Wörter in die Luft schreiben, Gegenständliches in die Luft zeichnen.


Als Partnerarbeit:
-Die Linien, resp. die Formen des Gegenübers spiegeln.
-Auf die Linien des Gegenübers mit eigenen Linien Antwort geben, mit Linien miteinander sprechen.
-Denselben Ansatz auf einem grossen Blatt umsetzen.

Teile von etwas Gegenständlichem zeichnen, indem man einem Partner, der die Augen verbunden hat, die Hand
führt. Dieser versucht dann sehend das Vermutete weiter zu zeichnen.

Mit Linien Ausdrücke gestalten: zart, unschlüssig, besitzergreifend etc.

Die engste Verbindung von Linien und Fläche, Geschriebenem und Bild setzen
• Konkrete Poesie
• Piktogramme

Piktogramm sind Stellvertreter für Wörter. Sie machen Mitteilungen, helfen bei der Orientierung und steuern
unser Verhalten:

Sehr schöne Zusammenstellungen von Piktogrammen finden sich in: Wo ist der Ausgang? : Piktogramme: Wenn
Bilder Auskunft geben, Museum für Gestaltung Basel, 1991.
Ein Piktogramm stören
Aus Erinnerung möglichst viele Verkehrszeichen aufzeichnen.
Das Verkehrsschild «Achtung Baustelle» als Kopie verteilen.

Den Inhalt verfremden: Der Arbeiter stützt sich auf die Schaufel, sitzt auf einem der Erdhaufen, isst seinen Znüni
etc. (Hilfestellung in Bezug auf die Proportionen!).

Zu dieser Thematik vgl.


Veranstaltung « Geschichten im Bild» ab 7. Schuljahr
Veranstaltung «Wo ist die Suppe? » ab 8. Schuljahr

Linien begrenzen, machen Umrisse und Flächen

Faltspiele oder Scherenschnitte


Sie machen Linien als Grenzen erfahrbar. In der Wirklichkeit kann man sie ja weder sehen noch berühren. Sie
zeigen sich nur indirekt als Umriss, Kante oder Bewegungsverlauf. Am klarsten wird uns dies, wenn wir
versuchen, einen Baum im Wind, die Wolken oder ein Feuer zu zeichnen.

Ein Spinnennetz im Schulzimmer


Alle sitzen an ihren Plätzen, ein Knäuel mit alter Wolle fliegt durchs Zimmer: Ein erster Schüler hält den Anfang
des Fadens, wickelt den Knäuel ein wenig ab und wirft ihn dann jemandem zu. Dieser hält den Faden fest, wickelt
den Knäuel ein wenig ab, etc. – bis alle in einem Netz miteinander verbunden und eingegrenzt sind.

Umrisse
Weihnachtsgebäck ausstechen
Dinge umfahren, die eigene Hand umfahren
Dinge verbergen: Mit Transparentpapier Umrisse aus Zeitschriften abpausen und übereinanderschichten. Ein
anderer Schüler versucht, die Dinge durch Ausmalen wieder sichtbar zu machen.

Verwandeln von Flächen durch Herausklappen von Formen

Quelle: Röttger, Ernst. Das Spiel mit bildnerischen Mitteln, Bd. 1. Ravensburg 1972
Mit Silhouetten und Schablonen arbeiten
- Umrisse des eigenen Körpers
- Schattenriss des Profils
- Sportfotos schwarz, grau, weiss übermalen
- Silhouetten von Menschen, Städten, Landschaften.
- Schattenspiele

Quelle: Zihlmann, Beat. Bildnerisches Gestalten, Kantonaler Lehrmittelverlag Luzern, Ausgabe 1996.
Vgl. auch: Bildöffner, (Schulverlag plus), Mittelstufe, S. 153 ff.

Bewegung
Bewegte Akrobaten in einem Strich zeichnen (möglichst in einer ununterbrochenen Linie, mit wenig neuen
Ansätzen). Dies entspricht dem Zeichnen im Sand, wie es Pablo Picasso als Kind pflegte und später auf der
Leinwand wieder aufnahm.

Pablo Picasso: Akrobatin, 1930


Sammlung Marina Picasso
© 2011 Pro Litteris, Zürich

In Reihen von Figuren und Bewegungsabläufen experimentieren. Sequenzen in einem Leporello


zusammenstellen. Ev. zum Schluss auf grossen Papieren an der Wand arbeiten.
Grenzen
Grenzen des Schulareals, des Dorfes ablaufen. Einen Schwarz-weiss kopierten Plan der Umgebung des
Schulareals farbig logisch gestalten.
Beobachten der Zeichensysteme von Landkarten. Grenzen untersuchen: Natürliche Grenzen (z.B. Grönland)
willkürliche Grenzen (z.B. Kanton Aargau) bestimmen. Schatzkarte entwerfen.

Eine Kindergartenklasse unter dem Werk «Silver lining» von Mona Hatoum, 2010, Hochschule der Künste Bern.
© 2011 Mona Hatoum

Labyrinth
Von der Prähistorie bis heute sind die Menschen aller Kulturen fasziniert von Labyrinthen: kurvig-spiralig oder
winkelförmig angelegte «Grundrisse» eines Weges, der von aussen nach innen, vorbei an Irrwegen, zu einem Ziel,
zu einem Zentrum führt.
Jede SchülerIn erfindet mit Bleistift oder mit Pinsel ein Labyrinth und lässt es dann von jemandem lösen. Dadurch
werden wichtige Eigenschaften der Linie erfahrbar:
Im Entwerfen und Zeichnen setzt sie Grenzen, macht Ordnungen, gestaltet Flächen.
Im Suchen nach der Lösung gerät die Linie in Bewegung und markiert einen Weg, mit Irrtürmern und Lösungen,
einem Anfang und einem Ziel.

Linien und Flächen schmücken und ordnen

Unterschiedliche Muster gestalten


Verzierte Gebrauchsgegenstände beobachten, Kartonteller verzieren
Das Schaufenster einer Konditorei malen, voller reich verzierter Torten und Törtchen.

Kaleidoskopisch zeichnen
Auf grossen quadratischen Blättern die Diagonalen falten oder einzeichnen. Je vier SchülerInnen zeichnen. Jede
erfindet der Reihe nach ein Zeichen oder eine Figur, die von den andern in ihrem Viertel übernommen werden.

Wir malen unterschiedlich breite und unterschiedliche Linien in unterschiedlichen Farben auf grossen Flächen.
Die Linien verlaufen gerade oder wenig gebrochen durch das ganze Blatt. Sie beginnen sich zu kreuzen, schaffen
Flächen. Das fertig gemalte Blatt wird gerastert, geschnitten und die einzelnen Quadrate werden zu einem neuen
Muster gefügt.
Ordnungen herstellen
Gearbeitet wird mit einer einfachen Form (zugeschnittene farbige Quadrate oder Dreiecke, Papier,
Selbstklebepunkte oder andern –formen, Druckstock aus Karton, Linol)
- Ordnungen erstellen: reihen, spiegeln etc.
Eine Bereicherung entsteht durch die Verwendung von Positiv- und Negativformen.
- Unordnungen herstellen: streuen, verdichten etc.
- Als räumliche Konstellation darstellen, d.h. in immer gleich grosses Grundrissquadrat drucken: elei, e Huufe,
näbenand, dorenand, öberenand, gägenand, metenand, eingemittet, dem Rand entlang, in den Diagonalen etc.
Vgl. Bildöffner (Schulverlag plus), Mittelstufe, S. 51 ff. und 161 ff. / Oberstufe, S. 135 ff.

Linien und Flächen können Plastizität und Räumlichkeit vortäuschen

«Wir nähmen den Kindern viel von ihrer persönlichen Raumvorstellung, wenn wir in der Primarschule die
Perspektive einführen würden […]. Die Hauptaufgabe des Lehrers ist es, überhaupt «Knacknuss- Aufgaben» zum
Thema Raum zu stellen. Angeblichen «Schwierigkeiten» ausweichen, führt zu Stillstand.» (Kuno Stöckli, Ulrich
Stückelberger, Hans Süss, Mit Stift und Pinsel, Lehrmittelverlag des Kantons Zürich 2006, S. 60, 64)

Flächig oder räumlich


(Sechseck oder Würfel)

Übungen zu Schraffuren und Strukturen


In der Fläche bleiben
Bewegung und Schichtungen vortäuschen
Hell-Dunkel, Dreidimensionalität, Räumlichkeit vortäuschen
Elemente der Tiefenwirkung

Verkleinerung Vordergrund, Mittelgrund, Tiefenstaffelung, Schichtung


Hintergrund, Überschneidung Überschneidung
Horizonthöhe

Durchdringung Tiefenstaffelung, Schichtung

Zum Inhalt der Durchdringung: Werkbetrachtungen Lyonel Feininger

Mit Schablonen und Silhouetten arbeiten und durch Staffelung, Überschneidung, Transparenz Tiefenwirkung
hervorrufen.

Aus Illustrierten Flaschen, Schachteln, Früchte etc. ausschneiden und in Überschneidung, Staffelung und
raumbildenden Grössenbeziehungen auf der Zeichenfläche anordnen.
Scharf – unscharf Körper – Fläche Hell - Dunkel
(Luftperspektive) (Luftperspektive) (Luftperspektive)

Farbperspektive

Farbübung zur Räumlichkeit:


Raster mit bspw. 25 Feldern mit unterschiedlichen Farben bemalen. Die gemischten Töne folgenden Begriffen
entsprechen:
- leuchtend, satt, strahlend, lebendig
- kraftlos, matt, schummrig, geschwächt.

Luftperspektive

Vorne starke, leuchtende Farben; hinten gedämpft und wenig Struktur.


Landschaftsbilder unter dem Aspekt der Gegenstands- oder Erscheinungsfarbe betrachten.
Geometrische Perspektive

Körperschatten, Schlagschatten
(Beleuchtung)

Für das räumliche Sehen spielt die Lage Linien eine grosse Rolle.
Parallel zum Blattrand verlaufende und symmetrische Linien lösen keine Empfindung von Raum aus:

Schräg zum Blattrand verlaufende und asymmetrische Linien erzeugen eine Empfindung von Raum:
Einfache Raumschemas:
Die Regel der parallel zum Blattrand verlaufenden Linie bestätigt sich auch in den folgenden einfachen
Raumschemas:
Die erste Reihe kann als Raum, d.h. als Boden und Wand gelesen werden, eignet sich aber besser für das
Verständnis der Wirkung von Horizontlinien. Das erste Schema in der letzten Reihe braucht zusätzliche Linien um
räumlich zu wirken.

Quelle: Maier, Manfred. Elementare Entwurfs- und Schülerarbeit


Gestaltungsprozesse, Band 2. Bern 1977.

Perspektive üben
Die Schüler erhalten eine Architektursituation in ganzem und in zerlegtem Zustand und rekonstruieren unter
Anwendung der perspektivischen Regeln.
Giovanni Paolo Panini (1691 - 1765), Innenansicht der St. Peterskirche in Rom, 1734
© Kunsthaus Zürich

Regeln zur Zentralperspektive


In Wirklichkeit parallele Gerade treffen sich in einem Punkt, dem Fluchtpunkt.
Fluchtlinien unterhalb der Augenhöhe steigen zum Horizont hin (Aufsicht).
Fluchtlinien oberhalb der Augenhöhe sinken zum Horizont (Untersicht).
Flächen, die parallel zur Bildebene liegen bleiben unverzerrt.

Weitere Ideen:
- Auf Fotografien den Verlauf der Fluchtlinien einzeichnen.
- Die anschaulichste Form der Regeln der Zentralperspektive bietet das Zeichnen mit Filzstift auf ein Plexiglas
oder eine mir einer Folie bezogenen Glasscheibe, die von einem Mitschüler vor eine räumliche Situation
(Schulhausgang) gehalten wird.
- Zur einfacheren Form der Parallelperspektive vgl. Tritten, Gottfried. Erziehung durch Farbe und Form, Teil 2.
Bern, 1971, S. 50ff.
- Eine ganze Unterrichtseinheit zur Perspektive: Google / Raumzeich(n)en.

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