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HUSSERLIANA

EDMUND HUSSERL
GESAMMELTE WERKE

BAND III/2

IDEEN ZU EINER REINEN PHÄNOMENOLOGIE


UND PHÄNOMENOLOGISCHEN PHILOSOPHIE
ERSTES BUCH

ERGÄNZENDE TEXTE ( 1912-1929)

AUF GRUND DES NACHLASSES VERÖFFENTLICHT VOM


HUSSERL-ARCHIV (LEUVEN) IN VERBINDUNG MIT
RUDOLF BOEHM UNTER LEITUNG VON

SAMUEL I JSSELING
EDMUND HUSSERL
IDEEN ZU EINER REINEN PHÄNOMENOLOGIE
UND PHÄNOMENOLOGISCHEN PHILOSOPHIE

ERSTES BUCH

ALLGEMEINE EINFÜHRUNG IN DIE REINE


PHÄNOMENOLOGIE

NEU HERAUSGEGEBEN
VON

KARL SCHUHMANN

2. HALBBAND
ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

oKOMTo

J
m
4M•No

DEN HAAG
MARTINUS NIJHOFF
1976
DIE AUSGABE DER GESAMMELTEN WERKE EDMUND HUSSERLS
— HUSSERLIANA — WURDE BEGRÜNDET VON H. L. VAN BREDA

© 1976 by Martinus Nijhof,f, The Hague, Netherlands


All rights reserved, including the right to translate or to
reproduce this book or parts thereof in any form

ISBN 90 247 1912 7


90 247 1914 3 (2. Halbband)

'6bntvestt3ls-
Ptbltothek
❑ rg L Br.

PRINTED IN THE NETHERLANDS


INHALT DES 2. HALBBANDS

ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

I. RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN

Vorbemerkung des Herausgebers 477


ANHANG : Husserls Randnotizen zum „Ausführlichen Sachregis-
ter" von G. Walther 517

II. MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I


A. TINTENMANUSKRIPTE

BEILAGE 1: Ergänzungen aus den ersten Ausarbeitungen (Mai 1912) 519


BEILAGE 2: Eidetik der Natur und Eidetik des Geistes (wohl Juni
1912) 523
BEILAGE 3: Aus einem Entwurf zu § 11 (um Juni 1912) 524
BEILAGE 4: Selbstverständigung über meinen Gang in den Ideen
(wohl Juni 1912) 526
BEILAGE 5: Rationale Psychologie und Phänomenologie (um Juli
1912) 529
BEILAGE 6: Entwurf einer Einleitung zu den Ideen I (um Juli 1912) 530
BEILAGE 7: Aus einem Einleitungsentwurf (um Juli 1912) . . . 532
BEILAGE 8: Unmittelbare Anschauung als letzter Rechtsgrund
der Erkenntnis (um Juli 1912) 534
BEILAGE 9: Erfahrung und Erfahrungswissenschaft gegenüber We-
sensforschung und Bewußtseinsforschung (um Juli 1912) . . . 534
BEILAGE 10: Dogmatische und phänomenologische (kritische) Wis-
senschaft (um Juli 1912) 541
BEILAGE 11: Phansisch und ontisch; reell Enthaltenes, ideell Ent-
haltenes; Aktcharakter und Stoff (primärer Inhalt) (nach
Mitte Juli 1912) 542
BEILAGE 12: Zur phänomenologischen Methode und Problematik
(um Juli 1912) 546
BEILAGE 13: Disposition (nach Mitte Juli 1912) 558
BEILAGE 14: Disposition (28. August 1912) 559
VI INHALT DES 2. HALBBANDS

B. AUS DEM BLEISTIFTMANUSKRIPT

BEILAGE 15: Altes Ende des Ersten Stückes über Eidetik (Septem-
ber 1912) 560
BEILAGE 16: Aus dem Manuskript zu Ideen I, §§ 56-58 (Ende Sep-
tember 1912) 560
BEILAGE 17: Eingeklammertes Urteil und U rteil über Eingeklam-
mertes (September/Oktober 1912) 564
BEILAGE 18: Die Reduktion des Seinscharakters auf bloßen Inhalt
(September/Oktober 1912) 565
BEILAGE 19: Einleitungsentwurf für das Schlußkapitel der Ideen I
(Oktober 1912) 566
BEILAGE 20: Phänomenologie der Wahrnehmung und Phänomeno-
logie der Denkoperationen (Oktober 1912) 567

C. AUS DEN DRUCKVORLAGEN


BEILAGE 21: Gliederungsentwurf für die Ideen I (Ende Januar 1913) 568
BEILAGE 22: Einleitungsentwurf für den IV. Abschnitt (Anfang
Februar 1913) 568
BEILAGE 23: Erster Entwurf zur Anmerkung über Messer und Cohn
(Februar/März 1913) 571
BEILAGE 24: Messer — Cohn. Zweiter Entwurf (Februar/März 1913) 572

III. BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN


BEILAGE 25: Indexblatt über Erfahrung (um 1913) 575
BEILAGE 26: Abschrift von S. 15 1 (um 1914) 576
BEILAGE 27: Zu Ideen, S. 22ff. (1918) 577
BEILAGE 28: Zu S. 23 (um 1913) 577
BEILAGE 29: Nähere Ausführung zu § 10, S. 21 unten (auch zu § 13,
S. 26) (um 1913) 578
BEILAGE 30: Substrat und Wesen (1918) 580
BEILAGE 31: Zu Ideen, S. 24-25 (1918) 583
BEILAGE 32: Zu § 11 (nach Mitte Dezember 1917) 584
BEILAGE 33: Einwand gegen das ganze 1. Kapitel des I. Abschnitts
(bis S. 32) (um 1923) 584
BEILAGE 34: Beilage ad S. 51 der Ideen (um 1924) 585
BEILAGE 35: Einlage zu S. 56 (Herbst 1929) 586
BEILAGE 36: Zu S. 59 (Herbst 1929) 587
BEILAGE 37: Einlage zu S. 59 (Herbst 1929) 589
BEILAGE 38: Zu S. 59 (Herbst 1929) 590
fl

1 Diese wie die folgenden Seitenangaben in den Beilagentiteln beziehen sich auf die
Originalpaginierung der Ideen I, die in dieser Ausgabe (1. Halbband) am Seiten- f
rand verzeichnet ist.

i--
INHALT DES 2. HALBBANDS VII

BEILAGE 39: Beilage zu S. 64 (Herbst 1929) 594


BEILAGE 40: Beilage zu S. 67 (Herbst 1929) 594
BEILAGE 41: Beilage zu S. 69 (Herbst 1929) 595
BEILAGE 42: Zwei Einschübe zu S. 70 (Herbst 1929) 597
BEILAGE 43: Zu S. 81 (um 1924) 597
BEILAGE 44: Zu Ideen, S. 86 (um 1917) 598
BEILAGE 45: Beilage zu § 46, p. 87 (Herbst 1929) 598
BEILAGE 46: Beilage zu S. 97 (Herbst 1929) 601
BEILAGE 47: Einlage zu § 52 (Herbst 1929) 601
BEILAGE 48: Zu S. 100 (Herbst 1929) 603
BEILAGE 49: Drei Einschübe zu S. 103 (Herbst 1929) 604
BEILAGE 50: Zu S. 169 der Ideen (um 1914) 605
BEILAGE 51: Zu S. 179 (um 1923) 606
BEILAGE 52: Beilage in Ideen I, S. 179ff. (um 1914) 606
BEILAGE 53: Zu § 98 (um 1914) 607
BEILAGE 54: Zu S. 206 (um 1914) 608
BEILAGE 55: Beilage zu S. 228, § 113 (um 1914) 609
BEILAGE 56: Zu Ideen, S. 228, § 113 (um 1914) 610
BEILAGE 57: Beilage zu S. 232 der Ideen (um 1914) 611
BEILAGE 58: Beilage zu S. 233 der Ideen I (um 1914) 611
BEILAGE 59: Einlage zu Ideen, S. 234 (um 1914) 612
BEILAGE 60: Zu S. 236 unten der Ideen (um 1914) 612
BEILAGE 61: Zu S. 239, § 116 (um 1914) 613
BEILAGE 62: Beilage zu S. 242 der Ideen oben (um 1916) 613
BEILAGE 63: Beilage zu S. 246 der Ideen (um 1914) 614
BEILAGE 64: Zu S. 248, 2. Zeile von oben (um 1914) 615
BEILAGE 65: Zu § 122, S. 253f. (um 1914) 615
BEILAGE 66: Beilage ad p. 270 (um 1914) 616
BEILAGE 67: Beilage ad S. 273, § 132 (um 1915) 616
BEILAGE 68: Zu S. 283-284 der Ideen (um 1914) 618
BEILAGE 69: Zu S. 284 unten der Ideen (um 1914) 618
BEILAGE 70: Ideen, zu S. 284ff. (um 1914) 619
BEILAGE 71: Zu S. 290 oben der Ideen (um 1914) 622
BEILAGE 72: Zu S. 297, § 143 der Ideen (um 1914) 623
BEILAGE 73: Zu § 144, p. 298 der Ideen (um 1914) 624
BEILAGE 74 : Zu S. 308 der Ideen oben (wohl Anfang 1915) 625
BEILAGE 75: Zu S. 311 oben der Ideen (wohl Anfang 1915) 626

IV. Aus DEM „GIBSON-KONVOLUT"


BEILAGE 76 : H. Abschnitt, 2. Kap., S. 57ff.: Gang der Untersuchung
(um 1925) 627
BEILAGE 77: Was ist der Grundgedanke des 2. Kapitels „Bewußt-
sein und natürliche Wirklichkeit" ? (1927) 630
BEILAGE 78: Gedankengang des 2. Kapitels des II. Abschnitts bei
Unterlassung einer Stellungnahme zum transzendentalen Idea-
lismus (um 1928) 633
VIII INHALT DES 2. HALBBANDS

BEILAGE 79: Die Forde ru ng einer phänomenologischen Psychologie


(Herbst 1929) 640
BEILAGE 80: Beilage zu S. 60 (Herbst 1929) 641
BEILAGE 81: Zur Terminologie (Herbst 1929) 642
BEILAGE 82: Terminologisches (Herbst 1929) 642
BEILAGE 83: Die phänomenologisch-psychologische Reduktion als
Ausschaltung der äußeren Erfahrung, darunter der Menscher-
fahrung (Herbst 1929) 643
BEILAGE 84: Beilage zu S. 62 (Herbst 1929) 651

TEXTKRITISCHER ANHANG
ZUR TEXTGESTALTUNG 655
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 657
NACHWEIS DER ORIGINALSEITEN 707
NAMENREGISTER 708
I. RANDBEMERKUNGEN AUS DEN
HANDEXEMPLAREN

Vorbemerkung des Herausgebers


Das Husserl-Archiv zu Löwen bewahrt vier Exemplare der
Ideen I aus Husserls Nachlaß auf, die er zwischen 1913 und 1929
mehr oder minder stark annotiert hat. Diese handschriftlich ein-
getragenen Randnotizen von sehr variablem Inhalt und Charak-
ter werden im Folgenden vollständig abgedruckt. Und zwar
werden für jedes der vier Exemplare alle auf die gleiche Seite der
vorliegenden Ausgabe bezüglichen Notizen separat gegeben. Dies
vor allem wegen des als D bezeichneten Exemplars, das Husserl
größtenteils in einem Zuge im Herbst 1929 annotiert hat (vgl.
die „Einleitung des Hrsg." im 1. Halbband dieser Ausgabe,
S. LI—LII). Den in ihm befindlichen Bemerkungen liegt ein
einheitlicher Umarbeitungswille zugrunde. Ähnliches gilt für
mehrere Notizenkomplexe im sog. Exemplar A, das indessen, da
im Verlauf einer über sechzehn Jahre sich hinziehenden Beschäf-
tigung Husserls mit dem Werk annotiert, in seiner Gesamtheit
nicht ein bestimmtes Umarbeitungsvorhaben widerspiegelt. Die
separate Wiedergabe der Randbemerkungen eines jeden der vier
Exemplare läßt die schnelle Gewinnung einer Übersicht über die
Notizen in jedem einzelnen Exemplar zu. Außerdem wurden zur
Erleichterung des Vergleichs dieser Bemerkungen mit dem im 1.
Halbband vorliegender Ausgabe wiedergegebenen Drucktext der
Ideen I die Randbemerkungen aus den vier Husserlschen Hand-
exemplaren gleich zu Beginn des vorliegenden 2. Halbbands ab-
gedruckt. Dabei erwies es sich als notwendig, für die Angabe
bzw. das Auffinden der Stelle im Drucktext der Ideen I, auf die
sich die Randbemerkungen jeweils beziehen, jene Seiten- und
Zeilenzahl anzugeben, auf welcher der in Frage kommende Text
im 1. Halbband vorliegender Ausgabe sich findet. Diese Seiten-
478 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

und Zeilenangaben sind ebenso wie aller sonstiger vom Heraus-


geber stammender Text im Folgenden kursiv gedruckt. Aller
Husserlscher Text dagegen erscheint im Normaldruck. Obzwar
also für die Bezeichnung der Seiten- und Zeilenzahlen, auf die
sich Husserls Bemerkungen beziehen, aus technischen Gründen
vom Prinzip der vorliegenden Ausgabe, nach Möglichkeit stets
auf die Originalpaginierung der Ideen I zu rekurrieren, abge-
wichen werden mußte, sei doch ausdrücklich darauf hingewiesen,
daß alle von Husserl stammenden — also in Normaldruck
gesetzten — Seitenangaben in seinen Randbemerkungen sich auf
die Originalpaginierung des Werks beziehen, die in vor-
liegender Ausgabe am Rande angegeben ist.
Bei der Wiedergabe von Husserls Randbemerkungen werden
die folgenden Zeichen und Abkürzungen verwendet :
A Husserls „Handexemplar" der Ideen I (gebundener
„Sonderdruck" aus dem Jahrbuch i/l, 1913), anno-
tiert von 1913 bis 1929
B Bd. I von Husserls Reihe des Jahrbuchs (Jahrbuch I/1,
1913), annotiert zwischen 1914 und 1921
C broschiertes Exemplar von Jahrbuch I/1 (1913), anno-
tiert ca. 1921
D Exemplar der 2. Auflage der Ideen I (1922), annotiert
vor allem im Herbst 1929
Anm. Anmerkung
F. Der zitierte Teil des Drucktexts wird im betreffenden
Exemplar durch den nachfolgenden handsch riftlichen
Zusatz Husserls fortgeführt
Rb. handschriftliche Randbemerkung Husserls
V. Veränderung
gestr. gestrichen
f.S. folgende Seite
m. Blaust. mit Blaustift
m. Bleist. mit Bleistift. --- Alle handschriftlichen Notizen
Husserls sind, sofern nicht anders angegeben, mit
Bleistift ausgeführt
m. Rotst. mit Rotstift
] Der vor der Klammer zitierte Text ist im betreffen-
den Exemplar durch den nachfolgenden ersetzt
<> Alle Zufügungen des Herausgebers sind in spitze
Klammern gesetzt
RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 479
Zu S. 3 dieser Neuausgabe
A 32 In bis f.S., 21 einzugehen eingeklammert

Zu S. 4 d. Neuausg.
D 2 //. Rb. Psychologie und Phänomenologie

Zu S. 5 d. Neuausg.
D 6 mit dem „Bewußtsein"] mit dem Ich und Bewußtsein 29f. Bewußt-
sein] Ichbewußtsein

Zu S. 6 d. Neuausg.
A 27 „Welt" F. und eine reale Welt überhaupt
D 21ff. Rb. Im voraus Scheidung der Reduktionen in eidetische und
spezifisch phänomenologische 27 Rb. Die Ausdrucksweise ist gefährlich.

Zu S. 7 d. Neuausg.
C 16f.. zu Metaphysik Rb. Über solche Sätze hat man immer wieder hin-
weggesehen.
D 5f. Rb. Erst im zweiten <Buch> reales und zeitliches Sein unterschieden
12-18 zu Eben bis können zweimal Rb. m. Blaust. NB 25f. Rb. Nur ein
Bruchstück ist wirklich gegeben.

Zu S. 8 d. Neuausg.
D 'ff. Rb. Phänomenologie als erste Philosophie 6 zu Metaphysik Rb.
also auch für Metaphysik

Zu S. 10 d. Neuausg.
A 711. Rb. vgl. Schlußparagraph 17 dieses Abschnitts, S. 32. Vgl. auch
Beilage 33
C 22 Genesis F. im natürlichen Sinn dieser Rede
D ro zu theoretischen Einstellung Rb. Und die natürliche praktische Ein-
stellung ?

Zu S. rr d. Neuausg.
A 3 und mindestens pa rt iell] und, mindestens pa rtiell, 6 Rb. zu Erfahrung
ein Indexblatt < —Beilage 25> 9 „gewahren" und gestr. 12-21 Am Rand
Wellenlinie und Rb. <Der> andere Mensch ist <herein ?>genommen, das
andere Ichsubjekt und seine Erlebnisse nicht. Insoweit <wäre?> das Ge-
sagte hier korrekt. 13 uns selbst und eingeklammert, am Rand Deleatur-
zeichen r4f. Anderen und von eingeklammert, am Rand Deleaturzeichen
19-21 bei Der andere bis gegeben Fragezeichen am Rand
D 71. zu in dem gewöhnlichen Sinne Rb. im gewöhnlichen Sinn, wo von
Rechtsausweisung ohne theoretische Erfahrung die Rede ist

Zu S. 12 d. Neuausg.
D 2 Erfahrungswissenschaften F. im gewöhnlichen Sinn
4$0 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

Zu S. 13 d. Neuausg.
A 14 Rb. Hier fehlt die Erstreckung des Wesensbegriffes aus die logische
Form (vgl. die bei S. 15 liegende Beilage < =Beilage 29>) 16f f. Rb. Wesen
als Was im Individuum. Wesen in Idee gesetzt = reines Wesen oder
Eidos. 26 Rb. adäquate Erschauung
C r6 f f . Rb. cf. § 143, S. 297 25 Wesen F. in einer schlichten, abgeschlosse-
nen Erscheinung
D 2 relative] zufällige; dies als besser und als zur Übersetzung bemerkt
bezeichnet

Zu S. 14 d. Neuausg.
A 33 Rb. originär = leibhaftige Selbst<heit> erfassend. Vgl. auch Beilage 25

Zu S. 15 d. Neuausg.
A 7 Rb. Gegenstand 38f. Rb. dunkel = nicht mehr anschauend. Vgl. auch
Beilage 25

Zu S. 16 d. Neuausg.
A 3-5 Rb. Tatsache und Eidos; Existenz — Essenz 13 bei das reine
Wesen Verweis auf S. 10
D 3-5 Rb. Existenz und Essenz

Zu S. 18 d. Neuausg.
A 14 bei Erfahrung Rb. Erfahrung 37 bei Sein Rb. Dasein

Zu S. 19 d. Neuausg.
D 20 bei heißt Rb. Apodiktisch cf. <S.> 285 „heißt..." sowie Rb. Apodik-
tizität <S.> 15 <und> 285; muß wohl gebessert werden.

Zu S. 20 d. Neuausg.
A 17 Fiktion F. und Variation 27f. Rb. Also treten da Wesen von Wesen
auf und Wesen von Individualität als solcher.

Zu S. 21 d. Neuausg.
A i Rb. Erfahrung
D 36 exakter] „exakter", dazu Rb. Aber es zeigt sich, daß dieses ma-
thematische Ideal nicht überall gültig sein kann, so nicht für die Phäno-
menologie.

Zu S. 22 d. Neuausg.
D 10 Disziplinen, F. die deduktiven,

Zu S. 23 d. Neuausg.
A 15 Rb. Region
D 18 Rb. Ontologie
RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 481

Zu S. 26 d. Neuausg.
A 61f. Rb. Siehe Beilage bei <S.> 15 über das Wesen des Wesens < =Beilage
29>

Zu S. 27 d. Neuausg.
A 191f. Rb. Bedeutungskategorien — formale gegenständliche Kategorien
Vgl. auch die Beilagen 27 und 28 36 F. der Anm. Neue Auflage § 11
D 61. Rb. m. Blaust. Definition der logischen Kategorie 16f. Rb. m.
Blaust. analytische Kategorien

Zu S. 29 d. Neuausg.
A r logisch eingeklammert 24 Ableitungen F. <o>der Abwandlung;
außerdem Anm. Von einer Erweiterung des Beg ri ffes Ableitung, so daß
er die Generalisierung befaßt, ist S. 29 gesprochen 11 zu Substrate Anm.
Daß Substrate unselbständige Gegenstände sind, ist S. 28 unten ausdrück-
lich gesagt. Vgl. Beilage 32
D 36 F. der Anm. m. Blaust. Philosophie der Arithmetik

Zu S. 3o d. Neuausg.
A r Termini, auf] Termini, und mit ihnen auf 2 enthalten F. In der
logischen Bedeutungssphäre kann es keine ungeformten Termini geben,
wie meine Vorlesungen richtig s<agen>. Aber die Termini weisen auf
Gegenstände zurück, die nicht syntaktisch gef<ormt sind>, sondern allen
Syntaxen gegenüber<stehen?> Vgl. Beilage 31 6 leeres] formales, sach-
leeres
D 341. Rb. m. Blaust. cf. Formale und transzendentale Logik dazu m.
Bleist. Verweis auf die neue Sch ri ft Formale und transzendentale Logik
gefordert

Zu S. 31 d. Neuausg.
D 2 zu enthalten Rb. „enthalten" im weitesten Sinn

Zu S. 32 d. Neuausg.
D rr Bedeutung] Syntagma und Rb. Bedeutung, Bedeutungskategorien:
das bedarf besserer Präzisierung. 38 einen eidetischen] einen sach-
haltig eidetischen

Zu S. 34 d. Neuausg.
A 25 Rb. (cf. <S.> 27, 2. Absatz)

Zu S. 35 d. Neuausg.
A 131. Rb. Die Begriffe sind gegenüber denen der Logischen Untersuchun-
gen etwas modifiziert. 17 und 19 „Abwandlung" gestr.; dazu Rb. Ablei-
tung heißt es in der Definition <S.> 24 281f. Rb. Dieses Gesetz ist mir
zweifelhaft geworden. Sich mischende Arten! 38 Rb. Aus dem Text geht
hervor, daß ich die III. Untersuchung in einer Einschränkung auf
Verhältnisse „eigentlicher" Inexistenz in Anspruch nahm.
D 18 Rb. Individuum als Urgegenstand r9 das logisch] das rein logisch
4$2 ERGANZENDE TEXTE (1912-1929)

Zu S. 36 d. Neuausg.
A 16 Rb. Phantom

Zu S. 38 d. Neuausg.
A 7-10 Ausrufezeichen am Rand. Vgl. Beilage 3 2

Zu S. 39 d. Neuausg.
D 6f. zu wesentliche Grundlagen für unseren Aufbau der Idee einer reinen
Phänomenologie Rb. m. Blaust. NB? 32f. zu philosophische inoyjj Rb.
m. Blaust. nicht zu verwechseln mit derjenigen, die Philosophie selbst als
Methode gestaltet; cf. phänomenologische Reduktion

Zu S. 40 d. Neuausg.
A 351.. die das] die in einer gewissen Wendung das

Zu S. 42 d. Neuausg.
A 3 Erfahrung F. im gewöhnlichen Sinn zo den wir Erfahrung] den
wir gewöhnlich in der neuzeitlichen Wissenschaft Erfahrung
D ro zu Erfahrung Rb. m. Blaust. Erfahrung = Naturerfahrung

Zu S. 43 d. Neuausg.
B 24 ihres] eines?
D r zu „Sehen" Rb. m. Blaust. NB vocty

Zu S. 44 d. Neuausg.
A rr f f . vor Wahrheit eine (nicht geschlossene) Klammer geöffnet; dazu Rb.
Andern. Das ist überflüssig und gehö rt nicht hierher. Vgl. auch Beilage 25

Zu S. 46 d. Neuausg.
A 31/f. Rb. Bedeutung der Aussage als Oberschicht. Vgl. den Schlußabsatz
der Beilage 28
D 7 zu ganz so Rb. m. Blaust. Das darf nicht mißdeutet werden. 32f.
Sachverhaltsintuition F. m. Blaust. als „katego ri aler Anschauung"

Zu S. 47 d. Neuausg.
A 9 wir als F. angeblich 349 zu bestimmender ist Rb. Zitat aus Logische
Untersuchungen I! 34 der Sätze] der mathematischen Sätze. Dazu Rb.
mathematische Sätze

Zu S. 48 d. Neuausg.
A 6 Rb. Falsch. Hier ist Idee und Wesen identifiziert und die Bedeutungen
als Wesen hingenommen. 35f. wofern sie als strenge und eigentliche ver-
standen sein soll.] wofe rn sie verstanden sein soll als Bildung eines psy-
chologischen Vorkommnisses, eines seelischen Zustands.

Zu S. 49 d. Neuausg.
A 2-5 Fragezeichen am Rand
RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 483

B r8ff. Rb. falsch, bessern! Außerdem Besserungshinweis Es gibt reale


und ideale Erzeugnisse. Eine Erzeugung eines „Kentauren" in der Phan-
tasie ist Erzeugung eines Idealen und nicht Erzeugung des psychischen
Aktes (der verwechselt wird mit seinem noematischen „Gegenstand").
Ebenso ist Wesen ein ideales Erzeugnis.

Zu S. 5o d. Neuausg.
A 3 f f . Rb. NB ? ? 71f. Rb. Das kann noch gebess<ert> werden!
B 3 f f . Fragezeichen am Rand und Rb. NB

Zu S. 52 d. Neuausg.
A 9 zu an erfahrenen Rb. bessern

Zu S. 53 d. Neuausg.
D 7 f f. Rb. m. Blaust. Die Meinung ist reine, unbedingte Allgemeinheit,
deren Ausweisung in sehender Wesensintuition läge. Mag auch sein, daß
die Mathematik voreilig Wesensallgemeinheit antizipiert, die sich nur
beschränkt einlösen läßt.

Zu S. 55 d. Neuausg.
A 28 aller F. originärer

Zu S. 56 d. Neuausg.
A 14f f. Rb. Wir stehen jetzt nicht in einer eidetischen Einstellung, sondern
jeder für sich sage Ich und sage aus mit mir, was er ganz individuell vor-
findet.
C 16f. anschaulich vor F. als daseiend,
D 141f. Rb. m. Blaust. Vorhandenheit des Weltlichen 30 zu Wahr-
nehmungsfelde
ne Rb. m. Blaust. Wahrnehmung in einem erweite rten
Sinn; derart , daß gewahrende, erfassende Wahrnehmung ein besonderer
Vollzugsmodus ist

Zu S. 57 d. Neuausg.
A ro sich erst] sich andererseits erst rg minder F. obschon immer nur
unvollkommen 34 Rb. unendlich
D 12 ZU in ein klares Anschauen Rb. m. Blaust. in ein, Wahrnehmen im
erfassenden Sinn ebenso betätigendes Erfahren 34 unendlich. Der] un-
endlich, d.h. der

Zu S. 58 d. Neuausg.
A 29 Umgebung F. hinsichtlich ihrer sozialen Charaktere.
D 27ff. Rb. m. Blaust. Ich und Menschen überhaupt sind also vorhanden,
als Weltlichkeiten.

Zu S. 59 d. Neuausg.
A 71.. Rb. Auch die sozialen Akte wären zu nennen. 12/f. Rb. Natürliche
Einstellung ist hier auf die vorhandene reale Welt bezogen. Die Welt ist
4$4 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

ein Universum des „an sich Seienden". Erweite rt muss sie aber auf alles
„uns" gegenüber „an sich seiende" „Ideale" bezogen werden, es ist freilich
aus Spontaneitäten her, als Gebilde, für uns da, aber dann doch auch
„geistig vorh<anden".> 17 bis f.S., g Immerfort bis kann eingeklammert;
dazu Deleaturzeichen und Rb. Vielleicht am besten erst nach dem nächsten
Paragraphen. Gilt für die Intersubj ek<tivität ! > 3z f f . Rb. Andern! Bei-
lage <=Beilage 34> 32 und solange ich arithmetisch eingestellt
bin.] und seit ich „Arithmetik studie rt" habe, in mir arithmetische Ideen
systematisch gebildet, erschaut habe und mir damit bleibend zugeeignet
mit einem universalen Horizont. 33 ist F. und war 34 dahinlebe] dahin-
lebte 38f. Einstellungen] Akte
D 17 bis f.S., 9 Immerfort bis kann eingeklammert 32 bin; F. ich habe
von ihr nicht immer Erfahrung und Miterfahrung wie von der realen Welt.

Zu S. 6o d. Neuausg.
A 2 Einstellungen eingeklammert 3 Rb. Jede Welt hat ihren offenen
Horizont. 24f f. Rb. Zweiter Begriff von „subjektiver Umwelt". Jeder
von uns hat seine ihm geltende Umwelt, dieselbe gemeinschaftliche Welt,
so wie sie in meiner Erfahrung mir gilt. 32 hier Vormeinungen] hier
theoretische Vormeinungen
D 8 Ichbeziehung F. und davon, daß die arithmetische Welt Welt der
arithmetischen Forschung etc. ist,

Zu S. 61 d. Neuausg.
A 19 finde ich F. als waches Ich in nie abweichender zusammenstimmen-
der Erfahrung 2of.f. Rb. Ja, die Modalisierungen müssen vorher aus-
führlich eingeführt werden. Die Welt ist beständig da <in> meiner Er-
fahrung, aber das, trotzdem meine Erfah rungen zweif<elhaft> werden etc.
28 naive] bloße 31f. Einstellung. F. Es sind die gewöhnlich so ge-
nannten „positiven" Wissenschaften, Wissenschaften der natürlichen Po-
sitivität.
D 7 zu bisher kaum gesehene Rb. Heidegger sagt das Gegenteil. 311. zu
Wissenschaften der natürlichen Einstellung Rb. = positiven
Wissenschaften

Zu S. 62 d. Neuausg.
A 4 in einem artikuliert en Urteil] etwa in einem a rtikulierten prädikativen
Urteil 6 zu wachen Rb. Hier ist die Wachheit betont.

Zu S. 63 d. Neuausg.
A 28-30 zur ursprünglichen schlichten Thesis <...> hinzutritt] auf die
ursprüngliche schlichte Thesis < ... > sich bezieht 34 unverträglichen] ver-
träglichen

Zu S. 64 d. Neuausg.
A 28 zu so und so Anm. Würden wir als Skeptiker ernstlich zweifeln, ob
die Welt sei oder nicht sei, so würden wir es mit der Annahme, sie sei,
RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 485

oder mit der, sie sei nicht, probieren (Wir brauchen das Sein nun nicht
auszuschalten, da <Rest verstümmelt>) 3o zu zu setzenden Rb. zu
setzenden? Irgendwie gesetzten! 33 T h e s i s] Seinsthesis
D 13 zu 61roxr! Rb. m. Blaust. besser: Glaubensenth<altung> 22 lebendigen
und lebendig verbleibenden] uns geltenden 3o zu setzenden] irgendwie
gesetzten

Zu S. 65 d. Neuausg.
A g unmodifizierte eingeklammert 18 setzen wir in Klammern] setzen
wir in einem Schlage <das> Reich des Ansich und jedes Ansich in Klam-
mern
D r phänomenologische] transzendental-phänomenologische 25 übe die]
übe eine im eigentümlichen Sinn 26f. die mir jedes Urteil über
räumlich-zeitliches Dasein völlig verschließt gestr.; zu ersetzen
durch eine Einlage <=Beilage 35> 3 1 ich aus] ich damit aus

Zu S. 66 d. Neuausg.
A 7 zu Positivismus Rb. der Comtesche 7-8 von und gegen bis verstößt
eingeklammert 12 Vorfindlichkeiten F. der objektiven Erfahrung 18/.
gilt uns jetzt nichts] sei jetzt außer Geltung gesetzt 32 Welt, einge-
rechnet uns selbst] Welt als setzbare, als im weitesten Sinne seiende,
eingerechnet uns Menschen selbst 33 Rb. Ist das Weltall nicht All des
Seienden überhaupt? Hat es einen Sinn, nach dem, was „übrig" bleibt,
zu fragen? In der Tat, der Ausdruck ist bedenklich, da er, aus der sinn-
lichen realen Welt genommen, den Gedanken mit sich führt eines Wegtuns
eines Teiles aus einem Ganzen, aus einem realen Zusammenhang. Die
Frage darf aber in der Form ihren guten Sinn behalten: Was kann als
Sein noch setzbar sein, wenn das Weltall, das All der Realität einge-
klammert bleibt?
D 1 habe F. in Konsequenz davon, daß ich schon jedwede natürliche
Erfahrung, auf die als Dasein ausweisende alle wissenschaftliche Begrün-
dung letztlich zurückweist, der Modifikation der Einklammerung unter-
worfen habe. 2 Urteilsausschaltung m. Blaust. verbessert in Urteilsein-
klammerung 18 Erfahrungen F. unter Ausmerzung von Scheinen 18f.
gilt uns jetzt nichts] sei hinfort „außer Geltung gesetzt" 29-33 inwiefern
mit der im Vorstehenden gegebenen Begrenzung der Gesamtsphäre der
knoxi) wirklich eine Einschränkung ihrer Universalität gegeben sei. Was
kann denn übrig bleiben, wenn die ganze Welt, eingerechnet
uns selbst mit allem cogitare, ausgeschaltet ist ?] inwiefern mit
der im Vorstehenden gegebenen Zeichnung des Umfangs der irroXrl eine
Einschränkung der universalen Sphäre erfahrbaren Seins und möglicher
Urteile gegeben sei. Kann nach Ausschaltung des universalen Bodens der
natürlichen Erfahrung, der Erfahrung im gewöhnlichen Sinn, überhaupt
noch eine mögliche Erfahrung und ein Erfahrungsboden übrig sein, und
damit ein Seinsboden für eine mögliche Wissenschaft? Was kann denn
übrig bleiben, wenn die ganze Welt „ausgeschaltet" ist? 32
uns selbst] uns Menschen selbst
486 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

Zu S. 67 d. Neuausg.
A 12 xu individuellen Seins ist Anm. Individuelles Sein ist aktuell
gegeben durch Erfahrung. Korrelativ ist also auch gesagt, es handle sich
um die Entdeckung einer gegenüber der objektiven, deut licher gesprochen:
der mundanen Erfahrung völlig neuartigen Erfahrung, einer universalen,
endlosen Erfahrung, in deren einstimmigem Gang sich diese neue Seins-
sphäre konstituiert . 18 dem Ich] demjenigen Ich 21 Ich F. (das psy-
chologische Ich) 31 Gewohnheiten unterringelt 32 auch im wissen-
schaftlichen Denken sind] und wie alle Menschen bisher es waren, wie wir
und alle Menschen es auch im wissenschaftlichen Denken sind, es je waren
in allen historisch gewordenen, „positiven" Wissenschaften 39 ent-
springt F. bzw. wir merken nicht, daB sich in der Methode absolut <uni-
vers>aler Epoche die das psychologische Bewußtsein selbst gebende psy-
chologische Erfahrung <ver>wandelt in eine neuartige Erfahrung.
D rot. nicht abgegrenzten] nie aufgewiesenen 12 Seins ist, F.
ursprünglich zugänglich in einer ihr zugeordneten Erfahrungsart. 151.
aus wesentlichen Gründen] in einem besonderen Sinne rgf.gegeben
F. und aus ihr in Reinheit zu schöpfen 25f. übrigen Erlebnisse] übrigen
rein psychischen Erlebnisse 3o alle Erlebnisse] alle diese Erlebnisse 33
der psychologischen Reflexion] (und das charakterisie rt sie auch in der
psychologischen Reflexion)

Zu S. 68 d. Neuausg.
A r diesen Sphären] diesen natürlich-psychologischen Sphären 5/. Be-
wußtseinssphäre F. mit dem von ihr untrennbaren „Ich" 21 Phäno-
menologie F. Natürlich erfassen wir das Bewußtsein in seiner Eigen-
wesentlichkeit in vö lliger O riginalität nur (jeder für sich) als unser selbst-
eigenes Bewußtsein, und zunächst wird dieses (das eigene, meine) von der
phänomenologischen Epoche nicht betroffen. Erst sehr viel später ge-
winnen wir die Erkenntnis, daB <das> dann auch vom universalen A ll
subjektiven Bewußtseinslebens gilt. 26 Region, F. zunächst als die
unseres eigenen Bewußtseinslebens, 27 Region und] Region eine neue
ist und 34 nach bleiben Rb. Ergänzungen 1 <=vielleicht Beilage 8o oder
Beilage 83>
D 7 ohne die] ohne jene eigena rtigen .ro r2 Einsicht in das Wesen des
-

Bewußtseins überhaupt und ganz besonders auch des Bewußtseins,]


Einsicht in das aus rein „innerer Erfahrung" bzw. rein innerer Anschauung
überhaupt zu schöpfende Wesen des Bewußtseins überhaupt. Ganz
besonders interessie rt uns dieses Bewußtsein, 15 18 von in sich bis es
-

als, dann auch nochmals bis 20 eigenartige eingeklammert; am Rand Delea-


turzeichen und Rb. Einlage < =vielleicht Beilage 37 oder Beilage 36 bzw.
Beilage 38> 20 einer neuen] einer prinizpiell neuen 22 26 von Erst bis
-

macht eingeklammert und gestr. 22 „phänomenologische"] transzenden-


tale 24 die notwendige] die unbedingt notwendige 241. das „reine"]
das transzendental „reine" 331. phänomenologische Welt] transzenden-
tale Seinssphäre 34 ja kaum] und höchstens 36 Problematik F. der
Neuzeit 37/.. von dem soviel die Rede sein wird] das wir dem psycho-
logisch-reinen gegenüberstellen 39 Operation] Methode
RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 487
Zu S. 69 d. Neuausg.
A14 Am Rand m. Blaust. Verweis auf S. 168 r7 „Außenwelt"] „Welt"
21f. Rb. also eidetisch-phänomenologische Psychologie 35 Rb. oder auch
in einer Einfühlung, wofern wir nur Anschauungen von Anderer Seelen-
leben gewännen? 37 reinen Wesen] reinen allgemeinen Wesen
C 37 zu adäquater Ideation Rb. Wenn sie adäquat ist, so haben wir, wie
sich herausstellt, eigentlich nicht mehr „Psychisches".
D r gewonnen wird, F. gegenüber ihrer psychologischen Parallele, der rein
psychologischen, 2 Operation F. (wie auch ihre Para llele) 5/.. Rb. klären
< ?> Vgl. auch Beilage 81 und 82 7-10 von der bis unsere gestr. und (ab 8
also) eingeklammert. Deleaturzeichen am Rand und Rb. verbesse rt in b
<= Schlu/3absatz der Beilage 38> rr werden F. müssen, 14 als Thema] als
psychologisch-phänomenologisches Thema 14f f. Rb. cf. auch „Funktion"
S. 176 .15 Wir beginnen F. die näheren Ausführungen 16 phänomeno-
logischen] transzendentalen 17 „Außenwelt"] reale Welt r8f. psycho-
logische] rein psychologische r8f. psychologische Reflexion] psycho-
logische Reflexion; dazu m. Blaust. bemerkt: und die radie rt e Stelle
<=eine an dieser Stelle radierte Bemerkung>: der phänomenologischen
Reflexion. Ausdrücklich betonen, daß hier eine psychologische Unter-
suchung eigener Art — eine rein intentionale — durchgeführt wird, die
vielleicht für eine echte Psychologie eine grundlegende Reform andeutet.
20 neuen] transzendentalen 2rf . des „Bewußtseins] des reinen Be-
wußtseins 22 Daseins von F. menschlichen Gemeinschaften, 24 sind.
F. Wir sind in der Einstellung der beschriebenen phänomenologisch-
psychologischen Reduktion, in der al les das reine Bewußtsein der Be-
wußtseinssubjektivität Transzendierende auf Seiten des jeweilig im Be-
wußtsein Bewußten und nach Seiten des Ich ausgeschaltet bleibe. II Wir
folgen F. zugleich 29 u. dgl. F. schon rein gefaßt 36 klarer F. und
reiner 36f. fixieren wir F. (frei variierend und im reinen Überhaupt das
Invariante, d as < ?> verbleibende Allgemeine herausschauend). Vgl. auch
Beilage 83

Zu S. 7o d. Neuausg.
A 3 vollziehen F. — während wir doch die natürliche Einstellung nicht
verlassen haben. 3.21. erfassendes Wesen] erfassendes individuelles
Wesen 33 betrachten F. und in einer eidetisch generellen Wesensbe-
trachtung einbeziehen läßt, die uns ein allgemeines Wesen, die reine
Wesensartung ergibt. 33f. diesen Eigengehalt] diesen singulären Eigen-
gehalt
D 3 Forschung] Erschauung 6 Sinne, auf] Umfang 7 es zum Glück
nicht ankommt] uns notwendig noch fehlt 19 zunächst F. ganz und gar
20 Sinne, F. in dem es der rein psychologischen Sphäre verbleibt. II Später-
hin F. (in den späteren Teilen des Werkes) 2of. Späterhin wird es uns
noch gründlich beschäftigen eingeklammert; außerdem Rb. m. Blaust. NB
21 der Anal yse] der rein psychologischen Analyse 26 Die Bewußtseins-
erlebnisse] Die reinen Bewußtseinserlebnisse I I ganzen F. noch aufzu-
weisenden 27 in ihrem] für jedes Ich in der Totalität eines 29 Wesen
488 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

F. kontinuierlich 3o wird dann] ist I I des Stromes gestr. 34f.. ab in (und


nochmals ab zu) bis und eingeklammert 35 charakterisieren F. bzw. We-
sensarten, reine Typen von cogitationes zu unterscheiden 37/f. Rb. m.
Blaust. NB

Zu S. 71 d. Neuausg.
A 3 „Akt" F. im prägnanten Sinn zr ff . Am Rand Ausrufezeichen und Rb.
Da ist eine Unklarheit. Das Papier selbst, das in objektiver Wahrheit
seiende oder auch vielleicht nichtseiende, als was es in seiner Wahrheit ist,
mit seinen evtl. in objektiver Wahrheit ihm zukommenden Beschaffen-
heiten, ist nicht das Erlebnis, obschon zu ihm untrennbar gehö rt , daB in
ihm „dieses Papier" <als in ?> der „Raumwelt seiend" gehört. Das Erlebnis
ist Wahrnehm<en ?>. 18f. Sein von total verschiedener Seinsart] Seiendes
von total verschiedener Art. Und doch ist es klar, daß die cogitatio in sich
cogitatio von ihrem cogitatum ist und daß dieses als solches, und so wie
es das ist, von ihr untrennbar ist. 35 liegt. F. Im kontinuierlichen Über-
gang von der einen zur anderen Modalität der Anschauung haben wir in
Evidenz trotz der Erlebnisänderung das Bewußtsein „dasselbe" Papier
etc. 36 „objektiv" in dem objektiven] in objektiver Wahrheit in dem
seienden objektiven
D 2 sein können; F. und dabei einsichtig zu machen, daß eine reine Be-
wußtseinserfahrung derart möglich ist, daß sie, von reinem Erlebnis zu
reinem fortschreitend, nie Anderes berührt und mit aufnimmt als wieder
Bewußtsein — wohin alle Bewußtseinssynthesen gehören. Also mit ande-
ren Worten, ein universales Feld reinen Bewußtseins, zunächst meines in
psychologischem Sinn reinen Bewußtseins, soll als ein in sich geschlossenes
Feld möglicher Erfahrung und Erfahrungsausweisung herausgestellt wer-
den; als solches ein Feld zu vollziehender reiner Ideation. z3 heißt, F.
das, wie ich gewiss bin, real existiert, 11 sonde rn ] obschon 18 Papier, F.
wenn es ist, 19 Seinsart, F. im Erlebnis als real seiend bewußt, aber
nicht als reales Bestandstück darin enthalten. So verfällt es mit allem
ihm Eigenen der phänomenologischen Epoche. Danach bemerkt Fortset-
zung <siehe> Beilage <=Beilage 84> 21 Rb. m. Blaust. „eigentliches
Wahrnehmen" Gewahren 35 Rb. m. Blaust. Hintergrund 36 „ob-
jektiv"] überhaupt real

Zu S. 72 d. Neuausg.
A i dinglichen Vorkommnissen, die gültige und fortschreitende] ding-
lichen Eigenschaften und sonstigen Vorkommnissen die gültige, in Ein-
stimmigkeit, also Selbstbewährung fortschreitende 14 Dinge sind wie in
der Wahrnehmung, so auch] Dieselben Dinge, die in der Wahrnehmung
gegeben sind, sind auch 16 Phantasien. F. Im Übergang, der ein einheit-
liches Bewußtseinserlebnis ist, erschauen wir evident „dasselbe" als früher
erinnert und dann wahrgenommen etc. Ebenso sind wir in der Phantasie
phantasierter Dinge bewußt, vielleicht gleicher wie in der Wahrnehmung,
und erkennen „synthetisch" die Gleichheit. 19 „Charakterisierungen"
vor] Modalitäten des Seinsglaubens vor und geben sich darin 24 Nixen
RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 489

F. in ihrem phantasierten objektiv Wirklich- und Wahr<sein> 28 Rb.


Zugewendet<sein>
D 31. zum Wesen] zum reinen Wesen 5 Wahrnehmung F. bzw. zum
Wahrgenommenen als solchem 7 möglich sind] mir möglich, die mir
(im „ich kann") frei erzeugbar sind; dazu m. Blaust. als andere Umarbei-
tungsmöglichkeit vermerkt ichlich möglich, von mir „gekonnt" <sind> 18
„dunkler" F. „leerer", „unanschaulicher" 19 fingierte F. Dinge 23
bewußten, F. in ihnen als Wirklichkeit oder Fiktion geltenden 25 sind.
F. Darin verfällt wieder das Gelten als Wirklich- oder Nichtigkeit der
Reduktion, während überall doch eine jede in ihrer Weise Bewußtsein
von ist, in ihrer Weise „meinend", Vermeintes als solches in sich tragend,
als untrennbar zugehörig zu ihrem reinen Eigenwesen. 33 bereits er-
scheinen m. Blaust. geändert in be reits anschaulich erscheinen oder un-
anschaulich irgendwie vorstellig sein 36 in besonderem Sinne] in irgend-
einem besonderen Sinne betrachtend, u rteilend, gefühlsmäßig bewertend,
handelnd

Zu S. 73 d. Neuausg.
A 7 zu Erlebnisstrom Rb. Ich habe ja noch <nicht> gezeigt, wie ich zu
dem Erlebnisstrom komme. 20 des cogito] des Aktus cogito 23 tieri-
sche] „tierische" 36 und von] und, wie jedes im Übergang übergreifend
vereinigende Bewußtsein evident macht, von
D ri f . Rb. m. Blaust. prägnanter Sinn von Akt 11 Sinn des Ausdrucks]
Sinn des Ausdrucks 13 festen Begriff] Aktbegriff 17 anzeigen. F.
In diesem ausgezeichneten Sinn haben wir erfahrende Akte, Gefühlsakte,
Willensakte, ausdrückliche und nicht ausdrückliche. 181f. Rb. Es schei-
det sich dann waches Ich im engeren Sinne der Positionalität und wach-
strömendes Ich.

Zu S. 74 d. Neuausg.
A 51. Rb. Ausdrücklich hinweisen auf diese Synthesen der Einigung, wobei
wir sie selbst wieder wandeln können in die Form des auf das eine Achtens
und <des> das im einen Modus Gegebensein und im anderen Identifizierens
und evtl. ausdrücklich Identität prädikativ HeraussteIlens. 8 irgend-
ein e m F. realen 11 psychologischen] realen 17 von etwas F. und
von seinem jeweiligen Etwas 20-23 das Erlebnisfaktum bis erfaßte We-
sen.] das Erlebnisfaktum an, sofern es in die Welt eingeflochten und mit
dem und jenem ihm äußeren Weltlichen real verflochten ist, sonde rn es
selbst rein nach seinem eigenen inneren Gehalt, wie es dieses Lebens-
moment selbst ist und in reiner Anschauung zu fassen. Eben darum geht
es seiner Form nach in die Ideation ein: Jedes Erlebnis in sich selbst als
intentionales ist überhaupt Bewußtsein von seinem jeweiligen Was <Rest
verstümmelt> 3o bis f.S., z2 Unter bis sprechen m. Blaust. eingeklammert
34 zu reellen Momenten Rb. Hier fehlt die Unterscheidung von „reellen
und id<eellen> Momenten" von Er<lebnissen>
D 11 psychologischen] psychophysischen und sonstwie realen 13
Vielmehr ist von Erlebnissen rein ihrem Wesen nach] Vielmehr ist hier
490 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

und überall von phänomenologisch reinen Erlebnissen 14 reinen] ihrem


j^ den] ihrem 19 „wirklichen] „daseienden" 20-23 das geht nicht bis
erfaßte Wesen.] das geht das reine Erlebnis in seinem Eigenwesen an.
Also wesensmäßig — d.h. in der Ideation : die Wahrnehmung überhaupt,
Phantasie überhaupt; in formalster Allgemeinheit: Intentionales über-
haupt — ergibt, findet es sich <als> invarianter Bestand der erschauten
allgemeinen Wesen. Dasselbe gilt bis zu der niedersten Konkretionsstufe.
22 pure Idee] pures Eidos 23 Wesen des] Wesen jedes 24f. in welchem
bestimmten oder unbestimmten Sinne es das ist.] in welchem Inhalte,
Sinne es das ist, wobei freilich zu berücksichtigen ist, wie jeweils der ihm
untrennbar zugehörige Horizontsinn mitbestimmend ist. Danach bemerkt
Dazu evtl. Beilage < =Beilage 39> 25 Somit] So 31 alles und jedes im
Erlebnisstrom Vorfindliche; also gestr.

Zu S. 75 d. Neuausg.
A 5 Dieses Weiß, F. nicht <das>, das wir ohne Reflexion am Dinge finden,
19 Subjekt] Ichsubjekt 20 Objekt. F. Vom cogito untrennbar ist der
Ichpol, < ... > cogito, das < ... > ge richtet, sowie zu ihm selbst gehört der
Blick-auf.
D 5 Blickwendung F. und in phänomenologischer Reduktion auf das rein
Psychische 8 darstellender] „darstellender" r5 beschrei bende F. psy-
chologische 19 Subjekt F. (das „Ich") 22 Ichblick auf etwas] I chblick
auf etwas 25 des Aktes] des spezifischen Aktes 3o daß F. (wie schon
S. 64 berührt worden ist) 33f.. des Objektes (des Gegenstandes über-
haupt)] des Bewußtseinsobjektes (des intentionalen Gegenstandes)

Zu S. 76 d. Neuausg.
A 21f.. der Wert] der vermeintliche Wert 35 ein Achten] ein gegen-
ständliches Achten 37 Rb. Vorstellen
D 23 volle m. Blaust. gestr. 25 Wert F. und was ihm zugehört 33 ein
zwiefaches Zugewendetsein.] und eventuell ein zwiefaches Zugewendet-
sein, in der Einheit eines cogito intentional ver flochten ein doppeltes
cogito. 37f. umschließende F. und für es mitfungierende 38 Aktuali-
tät. F. Offenbar hat das achtende Sachvorstellen, wenn es ein wertend
Zugewendetsein fundie rt , einen anderen Modus der Achtsamkeit (des den
Gegenstand erfassenden Vorstellens), als wenn es nicht solche dienende
Funktion hat.

Zu S. ?7 d. Neuausg.
A rg Rb. Objektivation 27 Wir fügen ferner be i: gestr. 31f. schlicht-
erfassenden, F. und zwar gewahrend erfahrenden 33 Rb. innere Wahr-
nehmung 35 Mißbilligung usw. F. Doch ist zu bemer<ken>, daß innere
Wahrnehmung hier ein erfassendes wie gewahrendes Wahrnehmen besagt,
was nicht ausschließt, sondern, wie sich zeigen läßt, <F. durch Text das-
selbe gilt ...1>
D 6 erfahren F. oder erfahren können. 8 Akt F. im prägnanten Sinn 19
Objektivation] „Obj ektivation" 2of.f. Rb. m. Blaust. NB 24 nach
RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 491

usw. einzufügen eine Beilage < =Beilage 40> 28 nicht bewußt] nicht ak-
tuell bewußt 3o „reflektiven" Blickwendung] reflektiven Blick-
wendung 36 wirklichen] lebendig gegenwärtig verlaufenden 37 bis f.S.,
6 Rb. Reflexion „in" modifizierten Akten

Zu S. 78 d. Neuausg.
A 2 Wir können, F. was eine besondere und sehr merkwürdige intentionale
Eigenheit ist, 25 Rb. Realität 32 nur abstraktiv,] (nur abstraktiv,)
D 3 Erinnerung, F. in der Phantasie, in der 6 Modifikationen. F. Eine
genauere Erörterung würde tiefliegende Analysen erfordern. 12/f. Rb. 1)
Rein psychisch gerichtete Akte; rein Psychisches, in seiner Intentionalität
auf rein Psychisches gerichtet; 2) Akte, die das rein Psychische (<der>
rein phänomenologischen Sphäre) transzendieren. Die ersteren zerfallen
in egologische Akte und in Akte, die wir rein intersubjektive nennen. 28
Wahrnehmung] Erfahrung 29 Wahrnehmung und Wahrgenom-
menes] Erfahrung und Erfahrenes 33 unselbständiges F. Moment

Zu S. 79 d. Neuausg.
A 18-26 außer bis gewinnen eingeklammert; Rb. Es muß doch möglich
sein, das anders noch auszudrücken sowie Beilage <=Beilage 41> 18
wesentlichen] eigenwesentlichen 20 eigenen] absolut-eigenen 20 ff. f.
Rb. Ich bleibe immer bei dieser Rede von „eigenem W<esen>" stecken.
Die ganzen Betr<achtungen> bis <S.> 96 sind aber die Auseinander-
<setzung ?> 24 die eigenen] die absoluten, eigenen 26 seine große] seine
eigentliche und große 26 gewinnen] enthüllen
D 2-4 zu auszeichnendes bis Stellungnahmen Rb. nicht unterstrei-
chen! 4 Fällen F. immanenter Erfahrung und 5 Erlebnissen F. über-
haupt 14-19 Ganz bis vorausgesetzt eingeklammert und gestr. 20 eige-
nen F. singulären 25 fundiert] „fundiert" 25f. an Klarheit zunehmen
und gestr. 29 von Erlebnis] von reinem Erlebnis 3o notwendige] auf
dem eingeschlagenen Wege über die Herausarbeitung der „rein psychi-
schen" Erfahrungssphäre — wir können sagen, als Anfang einer „reinen
Psychologie" — 32 Wesens jenes „reinen"] Sinn jenes „transzenden-
t a l e n" 36 gehört en < ...> an] gehörten immer noch mit zu

Zu S. 8o d. Neuausg.
A 2 verflochten ersatzlos gestr. 23 Tierseelen F. und die Kulturgeistigkeit
B 21 bei Fundamentalschicht Fragezeichen am Rand
D 5-13 Was bis Inwiefern soll eingeklammert und gestr. 5-6 Was besagt
bis realen Welt] Wie ist nun diese Verflechtung mit der realen
Welt <zu verstehen?> Vgl. Beilage 42 13-15 Inwiefern soll bis Und wenn
sie das ist] Wenn zunächst die materielle Welt ein p rinzipiell Anders-
artiges, aus der immanenten Eigenwesenheit der Erlebnisse Aus-
geschlossenes ist 26 verbundenes F. physisches und nur so kon-
kretes 33 suchen wir] suche ich 35 vollziehe F. in beständigem natür-
lichen Vollzug 36f. Dingwelt vorfinde,] Dingwelt als eine konsequent
sich nach ihrem Sein bestimmende vorfinde. Dahin gehört, 38 nun gestr.
492 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

39 bis f.S., r Es genügt aber für unsere Zwecke, die sinnliche Wahr-
nehmung zu betrachten] Es ist dabei die sinnliche Wahrnehmung
zu beachten. Der gleiche (?) Text auch noch folgendermaßen ersetzt: In
welcher Bewußtseinsart ich immer Weltliches bewußt <habe>: wenn sie
dabei <das> Sein dieses Weltlichen als wirkliches meint, kann die Frage
nach der Richtigkeit dieser Meinung gestellt werden, und jede Ausweisung
führt dann letztlich auf Erfahrung zurück. Und da die tragende Grund-
schicht aller Realität die Körperlichkeit ist, so kommen wir auf sinnliche
Erfahrung. Betrachten wir die sinnliche <Wahrnehmung>

Zu S. 81 d. Neuausg.
A 4 zu begründenden Rb. Evidenz, vgl. später den Abschnitt über Ver-
nunft und Wirklichkeit
B 3 bei Urerfahrung Fragezeichen am Rand
D 13 ist ein] trägt in sich 15 da] „da" ll nun aus] nun uns ursprünglich
erfahrungsmäßig aus 17 in sich, F. und immer wieder bestätigen 30
Das Wahrnehmen] Das ich-nehme-wahr 31 wie] fast wie 32 Wesenloses
ersatzlos gestr. 33 berührt, F. es selbst unmittelbar erfaßt, bei ihm selbst
ist.

Zu S. 82 d. Neuausg.
A 4 zu „naiver Mensch", Rb. (oder F.?) als vorwissenschaftlicher, 14
Qualitäten F. als die wahren. 25 Vielmehr F. die Meinung könnte nur
die sein, 27 is t] sei 28 ist gestr. 29 das gegebene] das in der sinnlichen
Erfahrung gegebene 391f. Rb. vgl. <S.> 99
D 28 ist F. dann in der hier leitenden Auffassung

Zu S. 83 d. Neuausg.
A 41. gibt das bloße „dies", ein leeres x, das um] indiziert bloß mit
seinem erfahrungsmäßigen Dasein und So<sein> das wahrhaft Seiende
<und> Soseiende, das objektiv nur ist als zo Dimensionen F. Das wäre
also der korrekte Sinn der Lehre von der Indikation des physikalisch
wahren Seins durch das sinnlich erfahrene. 17f. der sinnliche] der ge-
samte sinnliche 19-22 gilt bis wird eingeklammert; dazu Rb. Paßt das ?
Text verbessert in aber immerfort indiziert, in der Art, wie physikalische
Methode das sinnlich Gegebene „bearbeitet", jedes sinnlich Erfahrbare
ein entsprechendes, durch sie herauserkanntes theoretisch (mathematisch)
„Wahres". 3of.f. Verweis auf S. 180, 201f. 31 reellen Bestande m.
Blaust. in Anführungszeichen gesetzt
B 9 bei nur symbolisch vorstellbaren Fragezeichen am Rand
D 2 das gegeben] das direkt gegeben 4 gibt, F. wäre also zu sagen, 8
objektiven] objektiv-physikalischen 3of. Verweis auf S. 181, 201f. 33
transzendent gegenüber] transzendent sogar gegenüber

Zu S. 84 d. Neuausg.
D i eben] oben 2 Dinges F. der bloßen sinnlichen Erfahrung, des Dinges,
das vor der Wissenschaft im alltäglichen Leben als das Ding gilt,
RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 493

Zu S. 85 d. Neuausg.
A 23 abschatten] darstellen bzw. abschatten 33 haben diese selbst] in
der Einstimmigkeit der Wahrnehmungskontinuität als seiende und mit
<dem> und dem sinnlich anschaulichen Merkmalsbestand wahrgenommen,
haben die Wahrnehmungsmannigfaltigkeiten selbst 37/. „E E m p f i n-
dungsdaten", Daten] „Empfindungsdaten". Hier schöpfen wir ja,
aus den Wahrnehmungserlebnissen selbst schöpfend, den korrekten, rein
psychologischen Begriff von Empfindungsdaten. Es <sind> Daten
D 19 in denen, F. wenn sie aktuell gelten, 22 Momente sich F. im
Bewußtsein der Identität

Zu S. 86 d. Neuausg.
A 13 Identifikation ; F. deutlicher, Synthesen des einen Gegenstandes,
der einen Farbe, der einen Gestalt — der einen, in immer neuen Darstel-
lungen dargestellten. 14 behalten, F. was schon in den Logischen Unter-
suchungen hervorgetreten ist, 27 tut, F. eine durch die psychologische
Literatur beständig hindurchgehende Verwechslung, 37 des Dinges] des
sinnlichen Erfahrungsdinges

Zu S. 87 d. Neuausg.
A 10 Erlebnis] Subjektivität überhaupt und subjektives Erleben 25
immer, F. auch immanente
C 29ff. Rb. dagegen Logische Untersuchungen 11/2, 232ff.
D 34f. Darin bekundet sich eben die prinzipielle Unterschiedenheit der
Seinsweisen] Da ri n kündigt sich mit der prinzipiellen Unterschiedenheit
der Bewußtseinsweisen schon auch <die> der Seins<weisen an>

Zu S. 88 d. Neuausg.
A 14 wahr F. — in leibhaftiger Gegenwart <ist es> nur dadurch da, und
das für jede Momentangegenwart, 16 a b; F. seine Gegenwart ist nicht
durch gegenwä rt ige Abschattung abgeschattet. 19 an und herankommen
ersatzlos gestr. 31 Erscheinungen F. und schließlich — und das alles
weist zurück auf das Sichdarstellen —
D 2 zu Realität Anm. Doch wir sind noch nicht so weit, ihn schon rein
fassen zu können. Auf dem natürlichen Boden, auf dem wir uns bewegen,
ist ja mein Bewußtsein, mein Bewußtseinsstrom, auch rein immanent
gefaßt, und mein ihm zugehöriges reines Ich noch weltliche Bestimmung
des realen Menschen. 3 diesem] diesem 16 sich F. in dieser A rt (näm-
lich durch Empfindungsdaten sich darstellend) 20 Abschattungen] Emp-
findungsabschattungen 23 durch Abschattung] durch sinnliche Ab-
schattung 27 durch Abschattung] durch immanente sinnliche Abschat-
tung 35 kann nur F. anschaulich sein,

Zu S. 89 d. Neuausg.
A 8 kontinuierliche] kontinuierlich einstimmige 14f.. Wahrnehmungs-
dinge, F. das, solange die Einstimmigkeit nicht durchbrochen ist und
daher die notwendige Präsumption des Fo rt gangs in ihrem Stil mit sich
494 ERGANZENDE TEXTE (1912-1929)

trägt, das Ding im Modus gewissen Daseins und voraussichtlich Weiter-


seins gibt, und entsprechend hinsichtlich der Soseinsbestimmungen. r5
Raumding F. seinem durch die äuBere Erfahrung und ihren Stil gestifteten
allgemeinen Sinn nach 17 kann, F. zunächst aber für mich — wenn ich
von Anderen noch nicht spreche.
D 6 Wahrnehmungen F. (wesensmäßig verflochten in ihrer Funktion mit
sonstigen, stilmäßig zugehö rigen Intentionalitäten und „transzendenten"
optischen Korrelaten)

Zu S. 90 d. Neuausg.
A 7f f. Rb. Wesentliche Ergänzungen <S.> 97, besonders <S.> 99 151. oder
schlichten Phantasie eingeklammert; Rb. positionalen <Phantasie> r8f.
nicht Auffassungen] nicht mittelbare Auffassungen in 21 darum F. oder
in dieser Hinsicht 241. oder freien Phantasie eingeklammert

Zu S. 91 d. Neuausg.
A r oder Phantasie eingeklammert ro Sein] Gegebensein rr absolutes
Sein] als-Absolutes-gegeben-Sein dazu Rb. Titel ! Gezeigt ist, daß Tran-
szendenz prinzipiell nur gegeben ist als Phänomen, das Immanente aber
als „Absolutes".

Zu S. 92 d. Neuausg.
A 7f f. Rb. Der ganze Paragraph 44 unbrauchbar 9 Weise] Form r7
transzendentes Sein] transzendentes reales Sein 18-20 verstanden als
Sein für ein Ich, nur zur Gege be nheit kommen kann in analoger Weise
wie ein Ding, also nur durch Erscheinungen] für ein Ich nur zur wahr-
nehmungsmäßigen Gegebenheit kommen kann durch Erscheinungen. Da-
nach F. Das darf freilich nicht besagen, jedes Reale sei selbst ein Ding,
selbst nach allem, was es ist, sich durch Abschattung darstellend. Men-
schen, andere Personen sind mir frei li ch nach ihrem Ichsein und ichlichen
Leben nicht selbst als Abschattungseinheiten gege ben, a be r sie können
für mich nur dasein durch < ... > ihre Lei ber < ... >, die sich abschattende
Dinge sind und durch sie „appräsentiert" <ab aber rekonstruierter Text>
21 aber F. für mich 28ff. Rb. unzureichend Vgl. Beilage 43 30 ste llt
sich F. als wahrnehmungsmäßige Gegenwa rt nicht dar nach seinem ganzen
gegen<wärtigen> Gehalt (und so in jedem Moment) 33 durch Abschat-
tung] durch einsei tige Abschattung 36 nicht ab] nicht einseitig ab 37 zu
es hat keine Seiten Rb. Ja, woran auf der nä<chsten> Seite angeknüpft ist,
auf Seit engegebenheit kommt es an; damit auf die offene Präsump<tion>
und die Möglichkeit des Nichtseins.
D 3 Ding] „Ding" ao durch Erscheinungen] durch sinnlich abschattende
Erscheinungen 25 durch Erscheinung] durch sinnliche Erscheinung 3r
etwas, das F. in seiner Gegenwa rt , in jedem Punkte seines Jetzt 33
durch Abschattung] durch gegenwärtige Empfindungsdaten als absch<at-
tende> 34f f. Rb. bessern dazu der Hinweis das Absolut be sagt zugleich :
Seitengegebenheit ist nur vorbehaltlich, es ist immer offen, ob andere
Seitendarstellungen einstimmig „Dasein" geben. Anders beim Immanen-
RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 495

ten. Dazu Rb. Das wird aber <S.> 85 aufgewiesen! Vgl. Beilage 43 37 habe
ich F. für jeden Punkt seiner kontinuierlichen Gegenwart

Zu S. 93 d. Neuausg.
A r absolut da, F. nicht präsumptiv einseitig erfahren, rr f f . Am Rande 0
<=ungültiger Text> 15-20 Wellenlinie am Rand r6 sekundärer) inter-
mediärer 27 nicht in] nicht präsumptiv in 27-31 Es bis sind einge-
klammert 32f f. Rb. Deutlicher! 34 adäquat gestr. 36 aus F. gleichsam
39 bzw. in] bzw. auch in
D 25 gibt F. und somit undurchstreichbar, vorbehaltlos 27 kann F. und
so als absolut, selbst undurchstreichbar <erscheint>. Dazu Rb. Das wird
<S.> 85 besonders erörtert. 31 sind; F. und daß, während das Sein des
Wahrnehmungsdings als Schein durchstreichbar ist, sie selbst in ihrem
absolut Sein unfraglich sind.

Zu S. 94 d. Neuausg.
A 8 Erscheinung. F. Jede Gegenwart ist absolut undurchstreichbar; hin-
sichtlich des Realen aber ist jede Gegenwart präsumptiv seiend.

Zu S. 95 d. Neuausg.
A 9 Rb. Reflexion. Deutlicher: Erlebnisreflexion außerdem m. Blaust. cf.
§ 77, S. 144.
D 15 vorhanden ersatzlos gestr. 23 Blickfeld] „Blickfeld" 35 selbstver-
ständlich. F. Worin es wesensmäßig gründet, daß <der> aufmerkende
Blick sich auf dies oder jenes aus dem hintergründlichen Blickfeld richtet
(„Affektion” und Wesensbedingungen der Affektion), ist eine besondere,
hier nicht zu erörternde Frage.

Zu S. 96 d. Neuausg.
D 25 der Erlebnisse.] der mir jeweils gegenwärtigen und höchstens unab-
gehobenen und unbeachteten Erlebnisse. 35 Denkenden] „Denkenden"

Zu S. 97 d. Neuausg.
A 4 dieses Leben] dieses mein Le ben 7 Möglichkeit F. der Bürgschafts-
leistung r8 Kein F. aus möglicher Erfahrung zu schöpfender r8 f.. Rb.
Genauer! 32 ist nie] ist in einstimmig verlaufener und noch gegen-
wärtig einstimmig fortströmender Erfahrung nie
D r hinblicke F. und es rein als es selbst nehme 21 ist F. als strömende
Gegenwart 25 geben. F. Nichts darf ich dabei a ber meinen Erlebnissen
zumuten, was ich nicht absolut erfasse, was sie nicht selbst in ihrer Eigen-
wesentlichkeit ausmacht — Daß sie Bestandstücke des realen Menschen
sind, psychophysisch eins mit seinem Leib, daß die Empfindungsdaten
natural, physisch und psychophysisch kausiert sind u.dgl. sind, das gehört
nicht selbst zu den Erlebnissen in ihrem eigenen absoluten Wesen ; und
wenn ich davon ein Wissen habe, wenn ich meine Erlebnisse so als zum
Menschen (ich als Mensch) gehörig „auffasse", darüber noch so sichere
Meinungen habe, so sind eben diese Auffassungen, Meinungen neue Er-
496 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

lebnismomente, die ich als Erlebnisdaten aufweisen kann, und dann ab-
solut, während ich die reale Welt und darunter all mein Menschliches
selbst nur transzendent erfahre und nicht apodiktisch. — Diese Darstel-
lung treibt zwar weiter, und sie ist nicht wirklich zulänglich, aber man
nehme, was hier geltend gemacht ist, nicht leicht. Es mag zum Sein der
Erlebnisse Identifizierbarkeit und somit ein wieder Zurückgehenkönnen
gehören, es mag sein, daß die Absolutheit von Beständen der Wieder-
erinnerung und ein apodiktischer Gehalt vorausgesetzt ist, und vor allem
auch, wenn ich von meinem Leben, meinem Erlebnisstrom, meinem iden-
tisch Ichsein in eigenwesentlicher Reinheit sprechen soll: Aber man sieht
voraus, daß hier eine Antwo rt möglich sein kann und daß ein Gehalt, und
ein in sich absoluter, konkreter, geschlossen einheitlicher, in sich undurch-
streichbarer seiend ist als der, in dem ich Welt und mein Menschsein als
weltlich reales überhaupt erfahren, wissen, handelnd voraussetzen kann,
und so ein reines, eigenwesentliches Sein vor dem der Welt.

Zu S. 98 d. Neuausg.
A 41. Rb. nähere Ausführung! 18 kann F. während seiner einstimmig
bestätigten leibhaften Gegenwart 18f. Rb. <Fehlt die?> Erläuterung für
die eigentliche leibhafte Gegenwa rt sowie zu nicht sein eine Anm. 1), die
aber nicht hier, sondern in Beilage 44 ausgeführt ist.
D 6 Sphäre F. lebendiger, immanenter Gegenwa rt 9 Dingwelt F. in der
Realitätenwelt überhaupt, 11f. (unter Ausschluß dessen, was „von mir"
der Dingwelt zurechnet)] unter Ausschluß all der Realitätsauffassungen,
richtigen und falschen Meinungen, in denen ich im natürlichen Leben mir
den Sinn Mensch in der realen Welt zuspreche 18 kann F. trotz dieser
leibhaften Gegebenheit 27 eines Erlebnisses] eines reinen Erlebnisses

Zu S. 99 d. Neuausg.
A 1-3 kämen, aber in dem Sinne, daß ein Zweifel denkbar ist, und das
ist er, weil die Möglichkeit] kämen, sie hat sogar eine empi rische Zweifel-
losigkeit, sofern es eine apodiktische Unmöglichkeit <ist>, während der
Einstimmigkeit der Erfahrung ein Nichtsein der Erfahrungsdinge und
der <Welt> zu glauben; aber Zweifelhaftigkeit besteht in dem Sinne, daß
ein Zweifelhaftwerden und Nichtigwerden denkbar ist und die Möglich-
keit 7 vorausgesetzt. F. Ich bin und bin in meinem Sein erkenntnismäßig
„früher". 8f f. Rb. Hier das Vorangehen der Subjektivität vor der rea-
len Objektivität. 271. daß er unsere Vernunft zwingt,] daß er uns zwingt,
wenn wir theoretisch den<ken?>, in Absicht auf Einsicht gew<isse...?> in
Gang zu setzen — mit einem Worte: auf Erfahrung gegründete Wissen-
schaft —,
D 21 Verweis auf eine Beilage < =Beilage 45>

Zu S. Zoo d. Neuausg.
A 7 ausschlössen. F. Sagt man, wahres Sein der Erfahrungswelt sei Kor-
relat der Möglichkeit einer Wissenschaft — die Bedingungen der Möglich-
keit der Wissenschaft müßten notwendig erfüllt sein, es könne also die
RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 497

Erfahrung nicht beliebig laufen, sondern <nur> so, daß <sie> eben Wissen-
schaft möglich <ma>cht —, so antworten wir, daß dieser im Wesentlichen
kantianisierende <Ge>danke sehr wichtig sein mag, <um?> regressiv die
Strukturform <mög>licher Erfahrung als Erfahrung einer <an> sich seien-
den objektiven Welt <zu?> enthüllen — daß er keineswegs im voraus die
apodiktische Notwendigkeit bestätige, <es?> müsse in dieser Welt eine
<obj >ektive Wahrheit oder, was gleichwertig, eine wahre Welt sein; das
aber unter der bloßen Voraussetzung, daß uns einstimmige Erfahrung
eine Welt erscheinen läßt. Nicht den kantischen Begriff der Erfahrung
dürfen wir zugrunde legen, sondern <den> der vortheoretischen Erfahrung,
zunächst der fortgehenden einstimmigen Wahrnehmung, so wie sie im
vorwissenschaftlichen Leben wirklich Erlebnis ist. Daß uns Dinge im
Raum, in der Raumzeit, in Kausalität miteinander <ver>flochten erschei-
nen, auf die wir < ... > rechnen können, dasselbe könnte alles beständig,
während wir <praktisch hiervon leben ... Rest verstümmelt> 16 Einhei-
ten; F. durchhaltend, d.i. in konsequenter Bewährung während unseres
aktuellen und überschaubaren Lebens. 17/. in der gedanklichen] in der
phantasiemäßigen gedanklichen
D 16 Einheiten. F. So in mir und in den Erscheinungsmannigfaltigkeiten
der in mir sich zunächst für mich ausweisenden Anderen, sich ausweisend
als reine Subjekte reiner, für mich „einfühlungsmäßig", also in Vergegen-
wärtigungen eigener Art sich bietender Erscheinungsmannigfaltigkeiten.

Zu S. roi d. Neuausg.
A 17 zu motivierte Rb. vernünftig motivierte
D 18 der „Motivation"] der rein immanenten Motivation

Zu S. 102 d. Neuausg.
D z7 formaler] analytisch-formaler 23 wir, daß es notwendig erfahr-
er
bar] wir, oder deutlicher, erkenne ich, das jeweils reine Reflexion übende
Ich, dass es notwendig für mich erfahrbar 29 ein] mein 3o sein muß,
F. von dem ich überhaupt soll reden, das für mich überhaupt als anderes
und ebenso als eines „der" offenen Vielheit Anderer soll Sinn und mög-
liches Sein haben können. Aus mir selbst schöpft auch der „Andere" seine
Erfahrungs- und Rechtsquelle, in mir vollzieht sich seine Ausweisung
(nicht etwa zunächst zu verstehen als irgendein logischer actus). Und
wenn ich dann, wie bei mir, das natürliche menschliche Sein auf das
Eigenwesentliche von Ich und Leben reduziere, so sehe ich dann, daß ich
es ebenso bei jedem für mich sich auswei<se>nden anderen Menschen tun
kann und so die reine Ichvielheit gewinne.

Zu S. 103 d. Neuausg.
A 32 Male sich] Male konsequent sich 36 einbüßt — daß es keine Welt]
einbüßt und daß das wirklich in infinitum so bleibt — daß es keine ein-
stimmig setzbare, also seiende Welt
D 3 der Menschengemeinschaft] der auf das reine Bewußtseinsleben und
reines Ich reduzierten Menschengemeinschaft 8 jeden Ich] jeden in mir
498 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

selbst sich ausweisendes reines Ich 20 Erfahrungen F. in mir und in


meiner Intersubjektivität 26 de facto, F. d.i. wie es die Empirie in ihrer
Art (also nicht etwa apodiktisch) zweifellos macht, 32 Dingsetzungen
F. jemals

Zu S. 104 d. Neuausg.
A 27 Bewußtsein, F. auf eine bewußtseinsmäßig lebende Subjektivität,
3r Gegeben ist] Gegeben, aber prinzipiell nur vorbehaltlich gege be n,
ist 32 Direkt] Originär 35f. zu immer weiter Rb. Das „in infinitum"
strenger hervorheben! 39 theoretischen gestr. und Erfahrungsdenkens]
und theoretischen Erfahrungsdenkens
D 8f f. Rb. Man wird einwenden, das sei ein leichtsinniger Schluß. Es ist
möglich, daB meine Erfahrungen Ausweisungen für eine Erfahrungswelt,
die die meine ist, unmöglich machen. A ber darum kann doch sehr wohl
eine mir unzugängliche Welt möglich sein und die Welt, die wirk lich ist,
nur daß ich verrückt bin — nichts weiter. Indessen, wenn ich das an-
erkennen soll, muß ich die Möglichkeit einer Welt einsehen können. Und
wie soll diese Einsicht selbst, die doch eine Anschauung solcher Welt
fordert, aussehen ? Eine anschauliche Vorstellung (gegenüber meinen kon-
sequent unstimmigen Wahrnehmungen und Erfahrungen überhaupt)
könnte die Stilgestalt einer einstimmigen Mannigfaltigkeit von Phantasien
ha be n, in denen eine Phantasiewelt erschiene als eine vorstellbare Mög-
lichkeit. Aber was liegt in solchen Phantasien ? Es sind Wahrnehmungen
als ob, Fiktionen von Wahrnehmungen, von da ri n synthetisch zusam-
menhängenden Abschattungen, Erscheinungen — von, bezogen also auf ei-
nen phantasiemäßig mitphantasierten korrelativen Erlebnisstrom eines
reinen Ich. Die mögliche Welt ist untrennbar bezogen auf ein mög liches
Ich und Icherleben; und soll sie eine real mögliche sein, eine mögliche, die
sich als eine mögliche Tatsache je soll ausweisen können, so muß in einem
wirklichen Ich und Ichleben sich die re al e Möglichkeit wirk lich ausweisen
können, d.i. es muß das wirkliche Le ben dieses wirklichen Ich einen wirk-
lichen Zusammenhang der Intentionalität bilden, in dem die eventuelle
„Verrücktheit" als eine besondere Art des Scheines sich ausweist, der
sein wirkliches Sein hinter sich hat. Entweder ich bin es selbst, der in
seinem reinen Eigenwesen diese Möglichkeit erkennen kann, oder es <ist>
ein anderes Ich etc. Dieses andere kann nicht für mich leere Möglichkeit
sein, es müßte selbst in meinem Erle ben begründet und be gründbar sein.
— Beweist auch irgendein verrückter Erfahrungsstil im Momente nichts
für <das> Nichtsein der Welt, so doch ein Universalstil, der überhaupt
keine reale Möglichkeit einstimmiger Bewährung in sich hätte. 39 theo-
retischen gestr.

Zu S. 105 d. Neuausg.
A r wir den] wir immer den 4 wirklich F. in infinitum 5 nichts, F. und
in infinitum, 23 abschatt endes, F. prinzipiell nur mit präsumptiven •
Horizonten und 24 relatives] bewußtseinsrelatives 26 Erscheinung zu
RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 499

geben.] Erscheinung in präsumptiver Weise, die immerfort das Nichtsein


des selbst Wahrgenommenen offen läßt, zu geben.
D1-3 (wo bei wir den Sukkurs der Wechselverständigung mit anderen Ich
und Erlebnisströmen mit in Rechnung zu ziehen hätten)] (es ist dabei zu
beachten, daß wir in die in infinitum fortzuführende Einstimmigkeit der
Wahrnehmungen, der Erfahrungen auch diejenigen mit einbeziehen, in
denen sich andere Menschen, Wechselverständigung mit ihnen, mögliche
Reduktion derselben auf reine Iche und Erlebniszusammenhänge für uns
ausweist) 36 keinem Dinge] keinem als absolut gedachten, ihm voran-
gehenden Seienden

Zu S. ro6 d. Neuausg.
A 5 für ein Bewußtsein hat.] „für" ein Bewußtsein hat als in Bewußt-
seinssubjekten durch Erscheinungen erfahrbares und sich als Bewährungs-
einheit von Ersch<einungen> möglicherweise in infinitum bewährendes. 7
von motivierten] von einstimmig motivie rten 8 ein Nichts ist, F. oder
genauer, für das ein Darüberhinaus ein widersinniger Gedanke ist. 28
Ausschaltung] „Ausschaltung"
D 5 für ein] für 6 in seinen Erfahrungen setzt, das prinzipiell] im Modus
des selbst-da, selbst gewesen, selbst kommend erfäh rt und in mannigfalti-
gen Bewußtseinsakten als selbiges bewußt hat, und so, daß dieses Be-
wuBthaben zurückleitet auf Mannigfaltigkeiten möglicher selbstgebender
Erfahrung, und das prinzipiell 8 ein Nichts] ein Widersinn 15 idearum]
„idearum" 22 Vorstelliges, Erscheinendes ist.] als in dem reinen Ich
motivierte Aktualität und Potentialität ist, bzw. Vorste ll bares, in mög-
lichen Erscheinungen zu Verwirklichendes. 26 natürlichen F. erfahren-
den und 33 Akte, F. die wirklichen oder in vorgezeichneter Potentia li tät
möglichen und zu verwirklichenden, 37 Thesen, F. die aktuellen und im
voraus die potentiellen,

Zu S. 107 d. Neuausg.
A 12 diesen thetischen] diesen aktue ll thetischen 34f. derart wie wir sie
durchgeführt ha ben gestr., am Rand Fragezeichen
D 6 „ausgeschaltet" F. oder besser eingeklammert 8 Transzendenzen F.
als intentionales Korrelat der ideell zu verwirklichenden und einstimmig
fortzuführenden Akte habitueller Geltung 12 Dingeinheiten F. und Rea-
litäten jeder Art 25 sind F. und mit allem, was in ihnen und von ihrem
Eigensein unabtrennbar Vermeintes als solches, z.B. Erfahrenes als sol-
f . Rb. Diese Betrachtungen motivie rten mich, als vernunft-
ches, ist. 34 ff.
kritische, einzusehen, daß eine transzendentale Epoche vollziehbar ist,
die eine wohlbegründete und independente Transzendentalphilosophie
ermöglicht. 35 bei sind also notwendig Frage- und Ausrufezeichen, dazu
als V. dieses gestr. Textes führen uns erst dazu 36 Feld reinen] Feld
transzendental reinen 37 kann, F. ein Bewußtsein,

Zu S. ro8 d. Neuausg.
A rr Naturforschung F. und überhaupt Weltforschung 13 Natur F. und
500 ERGANZENDE TEXTE (1912-1929)

das gesamte Weltall 35 einzige „Natur"] einzige Welt, und durch sie
erstreckt sich die einzige „Natur" 38 Wesenheiten gestr.
D .r Natur, F. der realen Welt 3 sind notwendig] schaffen Motivationen
rr Naturforschung, F. Geistesforschung als Weltforschung 14 sind not-
wendig, um zu] lassen uns 23 Natürliches, F. überhaupt Weltliches 26
Seins, F. also nicht auf das im psychologischen Sinn reine Bewußtsein. 33
Psychologischen, F. und abstrahiert eine zu begründende rein intentionale
Psychologie vom Psychophysischen. 35 „Natur"] Realwelt 36 Natur-
wissenschaft, F. alle Weltwissenschaften, die Psychologie, Geisteswissen-
schaften jedes natürlichen Sinnes eingeschlossen.

Zu S. 109 d. Neuausg.
A 3-9 Sie bis konstituierend eingeklammert; am Rand Wellenlinie und Rb.
Das ist miBzuverstehen. Dazu 8 in und konstituierend in Anführungs-
zeichen gesetzt.
D 35 Naturbegriffs F. und Weltbegriffs

Zu S. rro d. Neuausg.
A 4 unerläßlich ersatzlos eingeklammert, dazu am Rand Fragezeichen 61f.f.
Rb. Das gehört wieder zum transzendentalen Idealismus.
D 9 nach hauptsächlich einzuschalten eine Beilage < =Beilage 46> 28
Fremden, und F. wenn nicht das, so jedenfalls

Zu S. rrr d. Neuausg.
A 13-14 wenn bis Iche eingeklammert, am Rand Deleaturzeichen
C 13 andere F. mit uns zusammenhängende
D11-29 Es bis auszuführen m. Blaust. eingeklammert, dazu Rb. m. Blaust.
Diesen Absatz streichen, dafür Einlage < =Beilage 47> 15 logische Mög-
lichkeit] formallogische Möglichkeit (Widerspruchslosigkeit) 17 Des wei-
teren] Insbesondere 17 Wahrnehmung F. jener Ursache-Realitäten

Zu S. 112 d. Neuausg.
A 9 Rb. Diese Rede von leerem x war schon Seite 72 als irreführend zu
<charakterisieren>. 26 Selbst, F. es ist nicht selbstgebend. 3211. Rb.
Bessern! 34 in] „in"

Zu S. 113 d. Neuausg.
A 2 Erscheinungsweisen erscheint] Erscheinungsweisen selbst erscheint 6
unterwirft. F. Doch nicht bloß einer kausalen Analyse. Das erste ist die
Geometrisierung. 18 Nur] Was das besagt, ist leicht klar zu machen:
Denn nur
D 38 vor gewisse und 39 nach Konstruktionen Trennungsstriche sowie am
Rand ein senkrechter Strich. Vgl. Beilage 48

Zu S. 114 d. Neuausg.
A 17 Erscheinungen F. (oder Rb.?) Das Unbekannte ist hier nur das Un-
theorisierte; das rechtmäßig theoretisch Erkannte ist bekannt, und wei-
RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 501

tere Bekanntheit dahin<ter> zu suchen, ist Widersinn. 2s1f. Rb. Hier


hätten die sinnlichen Dat<en> genannt werden so llen und die Verwechs-
lung der sekundären Qualitäten und der immanenten sinnlichen Modali-
täten.

Zu S. 115 d. Neuausg.
A 19 Unanschauliche] Anschauliche 29 ff.f. Rb. Geyser
C 19 Unanschauliche] Anschauliche aber dazu bemerkt wohl falsch und Rb.
Unanschauliche ist wohl richtig.

Zu S. zz6 d. Neuausg.
D 3-8 Dieser Absatz durch horizontalen Trennungsstrich vom vorhergehenden
Text abgetrennt; dazu Rb. Das kann hier noch nicht kommen. 3 Es bedarf
keiner besonderen Ausführung] Es ist im voraus verständ lich 4 Natur-
objektivitäten F. (der relativen Wirk lichkeiten, wie sie in a ller gewöhn-
lichen Praxis Seinsgeltung haben, und der idealen, logifizierten der exak-
ten Physik) 7-8 Und bis überhaupt gestr. ro Schranken] Schranke n
13 in den ersatzlos gestr. sowie nach 17 psychophysische ein Trennungs-
strich angebracht; beides verbessert in Beilage 48 35f. die Verknüpfung
von Bewußtsein und Leib zu einer naturalen] die Erfahrung einer Ver-
knüpfung von Bewußtsein und körper li chem Leib zu einer im weiteren
Sinne naturalen, einer welt lich-realen

Zu S. 117 d. Neuausg.
C 23 als etwas, F. als Zustand,
D 1 daß nur] daß ich nur 13 wäre. F. Was es wirklich annimmt, ist eine
neue Bewußtseinsschichte. 26 Ichsubjektes] Menschensubjektes 31
Rb. Ergänzungen nötig hinsichtlich der Einigkeit ! 37 auf das reine] auf
sie selbst, das reine

Zu S. 118 d. Neuausg.
A 16-20 Wellenlinie am Rand, dazu Rb. Bessern! 34 eines persönlichen]
eines menschlich und tierisch persönlichen
D 3 die als Wesensmöglichkeit mitverflochtene] als Wesensmöglichkeit
die 5 Setzungen ausschaltend] Setzungen nicht mitmachend (und in die-
sem Sinne „aussch altend") 12 Erlebnis F. jenes Gefühls 16 an. F. Im
reinen Bewußtsein besagt diese Anderung, daß statt des sch lichten Ge-
fühls das, was wir hier <als?> Auffassen des Gefühls als das eines Menschen
bezeichneten, <gegeben ist?>. 25 ungültige, F. im Gang weiterer Er-
fahrung durchstrichene : 34 persönlichen] menschlichen 35 persönliche]
menschlich-seelische

Zu S. 119 d. Neuausg.
A 8 nicht person ales gestr.
D 1-3 auflösen, die intentionalen Formen, die sie konstituieren, abtun
und auf die reinen Erlebnisse reduzieren.] ihrer Seinsgültigkeit beraubt
denken ; dann blei be n sie mit da als reine Erlebnisse. Reduzieren wir von
502 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

vornherein auf das transzendental Reine, so bleiben uns auch im Normal-


fall der Gültigkeit die konstituierenden Mannigfaltigkeiten. 8 personales]
menschliche Leiblichkeit beseelendes 12 einer Person] einer objektiv
realen Person 16 Erlebniszusammenhänge, F. genauer: Zusammen-
hänge wirklicher und als mögliche motivierter Erlebnisse 171. alle sind]
alle empirische Einheiten sind 23 dem empirischen Erlebnis] dem realen
psychologischen Erlebnis, dem des Menschen in der Welt 31 Zustände
F. reale, also im angegebenen Sinn

Zu S. 120 d. Neuausg.
A 9 zu nicht selbst wieder durch Sinngebung am Rand Fragezeichen
D 35 Generalthesis, F. d.i. der einheitlichen Seinsgewißheit, die zum be-
ständig fortlaufenden Strom der Erfahrung als in ihm motivierte Einheit
gehört; eine Einheit der vorsprachlichen, an dera rt igen Schichten, Sonder-
gehalten, „Dingen", Eigenschaften etc. auftretenden Gewißheit des Ist
und aller in den Hintergründen implizie rt en Seinsgeltung: der Geltung
im Modus der Fortgeltung, der immanenten Tradition sozusagen, aus
Quellen früherer Erfahrung und Assoziation.

Zu S. 121 d. Neuausg.
D 26/. uns die] uns nicht nur die leicht zu gewinnende 29 und] sondern

Zu S. 122 d. Neuausg.
A 5 Ausschaltung ersatzlos gestr. Natur] Thesis der Welt ii Ausschal-
tung] Einklammerung 20 Ausschaltung ersatzlos gestr. 21 der physi-
schen und psychophysischen] mit ihren Dingen, Animalien, Menschen 23
Gegenständlichkeiten F. aus unserem Urteilsfeld 29 Ausschaltung F.
aus unserer Urteilssphäre

Zu S. 123 d. Neuausg.
A 25-27 wenn bis Vergängliches eingeklammert; dazu Rb. Überlegen, falsch
und 25 bezweifeln gestr. 33 Rb. Affektion ! 36 Sprache F. (ich lasse
dahingestellt, ob in seinem Sinn, und unbekümmert um seine Verwen-
dungsweise dieses Satzes) :

Zu S. 124 d. Neuausg.
A 3 und dann] und, wenn wir hier passende Reservation machen, dann
41. eigenartige — nicht] eigenartige — in gewissem Sinne nicht 221.
sehr mittelbar] in total anderer Weise
D 5 bei nicht konstituiert e Fragezeichen am Rand

Zu S. 125 d. Neuausg.
A 36 universalis. F. Norm der Phänomenologie.

Zu S. 126 d. Neuausg.
A 32 überhaupt F. nach allen kategorialen Ableitungen
RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 503

Zu S. 127 d. Neuausg.
A 14 Theorienformen] Theorien 18 Formenlehre] Wissenschaft von den
gültigen Formen diese V. aber nur für eine Umarbeitung gedacht 27
könnte] müßte 32 zu in reiner Immanenz Rb. Das sieht so aus, als ob
bloß reel<le> Daten in Betracht <kämen>.

Zu S. 128 d. Neuausg.
A 37 wäre, F. in ihrer Ontologie

Zu S. 129 d. Neuausg.
A 18 Gehö ri ge erforschen] Gehörige ontologisch erforschen 27f. eideti-
schen] ontologisch-eidetischen

Zu S. 135 d. Neuausg.
D 4/f. Rb. Ist das erste Kapitel nicht entbehrlich? Sein Gehalt aber zu
beachten und zum Teil in die Darstellung der Phänomenologie selbst
einzubeziehen.

Zu S. x37 d. Neuausg.
A 3o mathematisierende Subjekt] mathematisierende menschliche Sub-
jekt

Zu S. 141 d. Neuausg.
A xff. Rb. gebendes Bewußtsein sowie Vgl. die „wesentlichen Ergänzun-
gen" § 125, S. 260.
D 1 zu Methode der Klärung Rb. m. Rotst. § 125 nochmals xff. Rb. Das
gehört, wie die weiteren Paragraphen, doch auch in das Sachliche der
Phänomenologie.

Zu S. 142 d. Neuausg.
A xxf f. Rb. Gebendes Bewußtsein sowie Bewußtsein des „selbst" in Klar-
heit und Unklarheit, z.B. Erinnerung, und zwar erfassendes, cf. fol-
gende Seite. 12 anschauliches] selbst-anschauliches 17 f f . Rb. Wie
steht es aber mit den illustrierenden Anschauungen, den verbildlichenden ?
28f. Rb. Also die kategoriale Selbst-Anschauung ist mitbeschlossen.

Zu S. 143 d. Neuausg.
A 9f. Rb. m. Blaust. Wesen der Klärung

Zu S. 144 d. Neuausg.
A 41. zu Gegebenheitsweise Rb. Die neueren Untersuchungen sagen:
eine Art der Modifikation. 11 f f . Rb. zu kurz!

Zu S. 146 d. Neuausg.
A 13 gekommen sind, F. und entsprechend der Vollkommenheit, in der
sie es sind.
504 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

Zu S.147 d. Neuausg.
A 22-27 Rb. NB

Zu S. 148 d. Neuausg.
A 7 zu notwendig Rb. NB

Zu S. 151 d. Neuausg.
A 32 am Rand (zu alle?) Fragezeichen

Zu S. 155 d. Neuausg.
A 37 zu „Abstraktion" Rb. Wieder eine andere Grundar<t> der Abstrak-
tion ist die der Bildung formal-ontologischer Wesensbegriffe.

Zu S. 156 d. Neuausg.
A 4 haben F. und ebenso <nicht mit> der in sich exakter formalontologi-
scher Begriffe. Aber die kommen hier, in der mate ri alen Sphäre, nicht in
Betracht. 81f. f . Rb. Das ist nicht korrekt, da der Unterschied zwischen
Grenzideen und formalen nicht berücksichtigt ist. Andererseits kam es
hier an auf materiale Disziplinen und materiale Wesensgesetze. Vgl. Bei-
lageblatt zum Abschnitt über Vernunft <=Beilage 72 oder wahrschein-
licher Beilage 73>
D 11 f f . Rb. Das ist zu beschränkt. 12 Erlebnisse. F. Gegen das metho-
dische Vorurteil der exakten Wissenschaft.

Zu S. 158 d. Neuausg.
A 25 nur eidetische] nur materiale eidetische
D 221. durchaus F. idealisierende

Zu S. 16o d. Neuausg.
A 16-21 Rb. Undeutlich!

Zu S. 162 d. Neuausg.
A 4 bei Reflexion m. Blaust. rückverwiesen auf S. 65, 83. 22 zu Jedes
Rb. Die Mehrheit von Ich ist besser immer außer Spiel gelassen, da sie < ?>
übrigens unnötige Zweifel erregen könnte.

Zu S. 163 d. Neuausg.
A 11f. Rb. m. Blaust. Reflexion in der Erinnerung (auch <S.> 148)
D 35 phänomenologische F. und eidetische

Zu S. 166 d. Neuausg.
A 27 m. Blaust. rückverwiesen auf S. 145

Zu S. 167 d. Neuausg.
A 10 Erzeugung in Anführungszeichen gesetzt, dazu Rb. Das Wort Er-
zeugung besser hier vermei<den>. 20 bloßen Phantasie] bloßen repro-
duktiven Phantasie 28 gefaßten Modifikationen] gefaßten reproduktiven
RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 505

Modifikationen 35 zu Urerlebnisse Rb. = konkrete Erlebnisse, die nicht


mehr reproduktive Modifikationen von konkreten Erlebnissen <sind>. 39
Rb. Ein originäres konkretes Erlebnis hat, heißt es, nur eine absolut
originäre Phase. Ein reproduktives konkretes Erlebnis enthält hinsichtlich
der reproduzierten Retentionen und Protentionen <auch ? Rest verstiim-
melt>
D 9 Rb. Konstitution der Zeitlichkeit aller Erlebnisse

Zu S. x68 d. Neuausg.
A 33 Rb. Recht 36f. Rb. cf. Vorlesungen <19>22/23

Zu S. 171 d. Neuausg.
A 22 induktiven F. und dabei indirekten

Zu S. 177 d. Neuausg.
A 29 wollte, F. was doch auf einen unendlichen Regreß führen würde.

Zu S. 179 d. Neuausg.
D 16f. was nicht notwendig mit dabei sein muß gestr., am Rand Deleatur-
zeichen 3411. Frage- und Ausrufezeichen am Rand

Zu S. 18o d. Neuausg.
D 81. subjektiv-orientierte] ichlich-orientierte

Zu S.181 d. Neuausg.
A 2 zu kosmischen Zeit Rb. Kosmisch könnte doch irreführen. Raum-
zeit? 13-28 am Rand zwei Fragezeichen 39 bis f.S., 6 Rb. m. Blaust.
Ausschaltung des Zeitproblems; cf. <S.> 171.
D 6 zu eingebüßt Rb. eingebüßt ? !

Zu S. 182 d. Neuausg.
A 17/f. m. Blaust. verwiesen auf S. 245
D 3o seines reinen Ich] seines reinen Ich

Zu S. 187 d. Neuausg.
A 3611. m. Blaust. rückverwiesen auf S. 60
D 1 Wesensgehalt] Wesensgehalt (eigenartigen als Wahrnehmung) 61f.
Rb. Also die individuelle Differenz liegt an der Umgebung und damit an
der Zeitstelle. 13 zwei] zwei 20 zwei F. individuell bestimmte 27ff.
Fragezeichen am Rand

Zu S. 191 d. Neuausg.
A 37 bis f.S., .r Rb. m. Blaust. cf. <S.> 162f.; weitergeführt m. Bleist. <vgl.>
auch folgende Seite

Zu S. 192 d. Neuausg.
A 8 zu Intentionalität Rb. Das wäre also im Grunde eine höherstufige
Intentionalität.
506 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

Zu S. 194 d. Neuausg.
A ro zu formt Rb. Bedenkliche Redeweise! rr zu hereinbringt Rb. Unter-
schied <der> Erscheinungsweisen und Stellungnahmen ? ! 18 Rb. Moment!
und .r8 f.. Fragezeichen am Rand 30/f. Fragezeichen am Rand

Zu S. 195 d. Neuausg.
A 1-3 Fragezeichen am Rand
D 30 empirisch] objektiv real

Zu S. 196 d. Neuausg.
A 171. Rb. Die konstitutiven Probleme
D 37 Sensualismus, F. aber auch der feinere Sensualismus der Intentio-
nalität

Zu S. 197 d. Neuausg.
A 28f1. Rb. M.a.W.: Jeder Region von Gegenst<änden> entsprechen we-
sensmäßig zugehörige und speziell zu ihnen gehörige, sie <konstituieren-
de?> Bewußtseinsgestaltungen, die zu beschreiben und in ihrer not <wen-
digen> konstitutiven Funktion gerade für solche Gegenständlichkeiten zu
<verstehen?> sind. Und diese verständlichen <Scheidungen?> zu leisten,
ist die große phänomenologische Aufgabe.
D 6 so ziemlich gestr. 15 Rb. Verhüllung, implizit 23 zu Objektiven Rb.
auch Erweiterung

Zu S. 198 d. Neuausg.
D 1r Wissenschaft F. und aller Kultur. 13 Verschmelzungen gestr. 3 1
Unterklassen F. und naturalistisch als Unterlage für Erklärungen

Zu S. 199 d. Neuausg.
A 12 wichtigen gestr.
D 2 Rb. Der Begriff der formalen Phänomenologie — die Kontingenz des
Hyletischen müßte hier erörtert werden.

Zu S. zoo d. Neuausg.
A 2 Rb. cf. für den Terminus Noe<sis S.> 199 Vgl. Beilage 51

Zu S. 201 d. Neuausg.
A 4 noetischen] logischen

Zu S. 202 d. Neuausg.
A 17 konnte] durfte 28 noetisches; es] „noetisches"; das sagt: es
D 8 eigentlichen Komponenten] reellen Komponenten

Zu S. 203 d. Neuausg.
D 16 bei „Noem a" Rb. Einführung des Terminus
RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 507
Zu S. 204 d. Neuausg.
A 15 ausgeschaltet] eingeklammert 27 Ausschaltung] Einklammerung
3 1 entspricht. F. Hier haben wir keine der evtl. im Erfahrungszusammen-
hange sich motivierenden Durchstreichungen zu vollziehen, die eben <die>
Worte Illusion etc. mit ausdrücken: weder Sein noch Nichtsein in „der"
Wirklich<keit> dürfen wir setzen (aktuell setzen oder auch „hinnehmen").
II thetische gestr. 32 nicht da F. und so auch nichts, was in bezug auf sie
als gesetzte oder hingenommene Wirklichkeit noch zur Setzung oder
Hinnahme kommen dürfte.

Zu S. 205 d. Neuausg.
A 12f f. Rb. Dasselbe gilt, wenn wir die Modifikation der Wahrnehmung
betrachten würden <?>, die uns als vollbewußte Illusion (in dem Zusam-
menhange etwa: das e ben als wahrnehmungsmäßige Wirklichkeit Hin-
genommene stellt sich < ... > nach welchen <?> Momenten < ... >, die zum
Illusionären als solchen <Rest verstümmelt> 24 zur Wahrnehmung] zur
jeweiligen Wahrnehmung
D 10 Sphäre. F. m. Rotst. Psychologisch-phänomenologische Reduktion.
331. aller Psychologie ersatzlos gestr.

Zu S. 206 d. Neuausg.
D 5 dem psychologischen] dem rein psychologischen

Zu S. 207 d. Neuausg.
A 4 die Überzeugung] die nachkommen<de> Überzeugung 7 Vorgestell-
tes, F. sein so und so Bewußtes

Zu S. 209 d. Neuausg.
A 32 „Wirklichkeit als solcher"] „Wirklichkeit" aIs erscheinender

Zu S. 210 d. Neuausg.
A 5 In] Z.B. in
D 9 zu Sinn Rb. gegenständlicher Sinn 36 Rb. Kern und Sinn werden
später geschieden! <S.> 273ff., vorher 197, 247ff.

Zu S. 211 d. Neuausg.
A 16 Noema, F. sowie dann weiter auch von Gegenständlichkeit schlecht-
hin — falls sie existie rt (ist, besteht im weitesten Wortverst<and>).

Zu S. 212 d. Neuausg.
A 7 in Erinnerungen)] in Erinnerungen, die evtl. selbst wieder Erinne-
rungen zweiter oder höherer Stufe sein mögen) 20 in Phantasiewelten]
in bloBe Phantasiewelten 31 Erlebnisses F. ideal gesprochen 35 die-
selbe Gegenständlichkeit, 361. in denselben Erscheinungsweisen, 37 den-
selben Orientierungen, erscheinenden Merkmalen, 38 densel ben Modis un-
bestimmter Andeutung, 39 unanschaulicher Mitgegenwärtigung sind alle
zu sperren
508 ERGANZENDE TEXTE (1912-1929)

Zu S. 213 d. Neuausg.
A 12 Bewußthabens. F. Natürlich haben wir hier einen idealen Grenzfall
im Rahmen der Evidenz konstruiert (eine kantische Idee). A ber es ist
auch evident, daß, selbst wenn wir die faktischen Wandlungen, die
sich auch in der Sinngebung bei Wandel der Aufmerksamkeit
vollziehen werden, in Rechnung ziehen, <...> die Dimensionen <?>
des immanenten Sinnes und des attentionalen Modus und ihrer relativen
<?> Independenz festzulegen ist — 3o daß zu] daß im idealen Grenzfall
zu 3411. Klammer geöffnet, Wellenlinie am Rand und Rb. Hier ist nicht
geschieden zwischen der objektiven Aufmerksam<keit>, die notwendige
Voraussetzung ist für die „aufmerkenden" Vollzüge der höheren Stellung-
nahmen, und diesen <selbst>.

Zu S. 214 d. Neuausg.
A 5 f f . Rb. Die ganze Seite verbessern! 8 voraus, F. oder vielleicht sagen
wir besser, schließt positive Aufmerksamkeit auf das ein, 16 Die] Auf-
merksamkeit ist hier : Die 18 die Funktionen] die spontanen Funktionen
D 17 der Subjektivität] der Ichlichkeit 20 das Sein] das bloße Sein

Zu S. 215 d. Neuausg.
A 39 gleich und 40 empirische ersatzlos gestr.
D 17 zu Noesen höherer Stufe Rb. Nicht Noesen, sondern Akte höherer
Stufe

Zu S. 217 d. Neuausg.
A 17 bei U rteil als „Idee", als Wesen, Fragezeichen am Rand
D 3 Rb. m. Rotst. Sinn 17 als Wesen gestr.; am Rand Fragezeichen und Rb.
Verbesserungl

Zu S. 218 d. Neuausg.
A 24 das noematische] ein noematisches 31 Form ersatzlos gestr.

Zu S. 219 d. Neuausg.
A 23/f. Rb. Urteil 33 Zahlbewußtsein; F. <man> kann auch sagen: aber
nicht die <Z>ahl in Anführungszeichen.
D 8 Rb. cf. <S.> 189, 273, 247ff.

Zu S. 220 d. Neuausg.
A 1 zu „Inh alt" Rb. Urteils„materie” 13 fortfallen] „fortfallen" 15
sein F. ( freilich bringt das zugleich eine Modifikation, trotz der Identi-
tät) 18 aufschichtet] „aufschichtet" 11 fortfällt] „fortfällt" dazu Rb. Das
sind aber Modifikationen!
C 18 fortfällt. F. Doch gehen mit dem Wegfa llen auch gewisse phäno-
menologische Modifikationen der Unterschicht vonstatten.

Zu S. 221 d. Neuausg.
A 4 f f . Rb. Sache, Wertheit, Wertverhalt
RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 509

Zu S. 222 d. Neuausg.
A 25f. Rb. NB! Vgl. auch Beilage 51 37 und Sache] und was Sache
Zu S. 225 d. Neuausg.
D rr f f . Fragezeichen am Rand

Zu S. 227 d. Neuausg.
A r1 Anderung F. der wandelbaren Mannigfaltigkeit
D r7f.f. Rb. Ja, relativ. Das hyletische Datum ist ja selbst Einheit, aber
freilich immanente, subjektiv-reelle — andererseits dahinter ein Subjek-
tives höherer Stufe, das diese Einheit Konstituierende.

Zu S. 229 d. Neuausg.
A 8 usw. F. Natürlich gilt all das für Wahrnehmungen im allerweitesten
Sinn und nicht etwa bloß für Dingwahrnehmungen; es gilt für alle originär
gebenden Akte: Jeder Grundar<t> von Gegenständlichkeit entsprechen
wesensmäßig zugehöri<ge> Grundarten von ursprünglich konstitu<ieren-
dem>, d.i. ursprünglich gerade sie und keine anderen gebendem Bewußt-
sein, und dieses Bewußtsein hat wesens<mäßig> seine ganz bes timmten
Strukturen, deren Erforschung die Aufga be <ist>.
D 9 Frage- und Ausrufezeichen am Rand

Zu S. 23o d. Neuausg.
A 12 ff. vor M an eine (nirgends geschlossene) Klammer geöffnet; dazu Rb.
von hier unbrauchbar Vgl. Beilage 53 und 5l 25 bei haben Anm. Gemeint
ist offenbar dies: Das Qualitätsnoema hat unter den realen Bestand-
stücken des Bewußtseins sein jeweiliges Korrelat in der Empfindung, aber
eine Unendlichkeit von wechselnden Empfindungen dient vermöge der
Funktion des die Empfindungsdaten, d.h. <?> Abschattungen bewußt-
seinsmäßig Beseelens <?> und <Auffassens ... ?> Abschattung < ... > Quaii-
tät <Rest verstümmelt> 27 Momente] Momente

Zu S. 23r d. Neuausg.
A 9 in der Tat F. in den verschiedenen Phasen und Abschattungen der
Wahrnehmungen von demselben Vgl. auch Beilage 53 28f.. konkreten,
3o puren Noesen, 3r Momente, 32 volle Noema sind alle zu sperren

Zu S. 232 d. Neuausg.
D 4 f f. Rb. NB?

Zu S. 233 d. Neuausg.
D 3 bei „gegenständlichen Sinn" verwiesen auf S. 270

Zu S. 234 d. Neuausg.
A 13 haben: F. in der Phantasie oder Erinnerung lebend steht uns z.B.
ein Gemälde „vor Augen" u.dgl. 23f. (denen, wie überall, parallele noeti-
sche entsprechen) zu sperren
D r3 Rb. leicht mißzuverstehen
510 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

Zu S. 237 d. Neuausg.
A 311. Rb. Bedenklich und näher zu charakterisieren als relative Rede
D 21 oder wir reflektieren stufenweise auf die Noesen usw. eingeklammert,
am Rand Fragezeichen

Zu S. 238 d. Neuausg.
A Off. Rb. Der ganze Begriff des Noetischen ist eben problematisch, so
wie er eingeführt <ist>.

Zu S. 240 d. Neuausg.
A 17 die Problemgruppen] die Hauptthemen und auf sie bezo<gen>
die Problemgruppen

Zu S. 248 d. Neuausg.
A r f f . Fragezeichen am Rand 12 f f . Deleaturzeichen am Rand 35 bei der-
jenigen nahe verwandt Rb. nein

Zu S. 254 d. Neuausg.
A rf.f. Rb. Beilage <=Beilage 55> 6 Scheiden wir F. — immer in der
doxischen Sphäre, auf <die> sich vorläufig alle unsere Scheidungen <und>
Termini beziehen — z8 f.. wirklichen gestr., dazu Rb. kann gestrichen
werden Vgl. auch Beilage 56.

Zu S. 255 d. Neuausg.
A 7 attentionale] attentionale r8 in gewisser Weise und ähnlich
eingeklammert 19 aktuellen] wirklichen 22 Phantasie-Erlebnisgegen-
wart . F. Jedes Erlebnis ist eben im inneren Bewußtsein wahrgenommen.
32 wie] als

Zu S. 256 d. Neuausg.
A r inneres Reflektieren] inneres gewahrendes Reflektieren 13-15 Diese
Aktualität der Daseinssetzung ist, nach dem früher Ausgeführten, neutra-
lisiert im perzeptiven Bildbewußtsein.] Der Aktualität wirklicher Da-
seinssetzung <en>tspricht eine Aktualität neutralisie rter Daseinssetzung
im perzeptiven Bildbewußtsein. Vgl. den Schlußabsatz von Beilage 55 20
aktuelle] wirkliche 24 erfaßt] erfaßt 281. (nicht neutrale, wirklich
setzende) gestr.; am Rand zweimal Deleaturzeichen und Rb. Beirrend!
Streichen! 34 setzende] setzende 35 In der Neutralitätsmodifikation
der Erinnerungen, d.i. der] In den Neutralitätsmodifikationen von Erinne-
rungen, d.i. in den dazu Rb. Andern, deutlicher! 381. Setzungen] Quasi-
setzungen; dafür im Modus des Gleichsam eingeklammert

Zu S. 257 d. Neuausg.
A 2 ohne Aktualität der Setzung gestr. 4 wie in] wie sie in 11 Setzungs-
aktualität] Aktualität der Setzung 31 mit modalen] mit den modalen
RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 511

Zu S. 258 d. Neuausg.
A 27/. Das ist selbstverständlich unter allen Umständen möglich gestr.;
stattdessen Beilage < =Beilage 57>

Zu S. 259 d. Neuausg.
A 14f. statt in der Weise des Bewußtseinsvollzugs innerhalb des
Modus cogito ist besser: in der Weise des Bewußtseins innerhalb des
Vollzugsmodus cogito 19-24 am Rand Wellenlinie und Rb. stattdessen
Beilage <=Beilage 58> 201. zu „wirkliches", „wirklich setzendes"
Rb. stimmt nicht mit <S.> 236

Zu S. 26o d. Neuausg.
A 9 zu ist Rb. hat ? ! 27 Wir werden, F. wie gesagt,

Zu S. 261 d. Neuausg.
A 19-28 Und wieder bis enthält eingeklammert; Rb. dafür Einlage < =Bei-
lage 59>
D 28f. Rb. Aber die Position als Fiktum?

Zu S. 262 d. Neuausg.
A 25 explizite] sozusagen patente 29 expliziten] aktuellen 3o explizier-
te] aktuelle 34 explizite] aktuelle

Zu S. 263 d. Neuausg.
A 17 Akt] „Akt" 18 Gefallens usw.] Gefallens, sich Hineinphantasierens
usw. 21 Aktualität F. des cogito 21f. Insofern scheiden wir deutlicher
vollzogene Akte und nicht vollzogene] Insofern sprechen wir ande-
rerseits doch selbst mit Recht in einem weiteren Sinne von Akt
oder intentionalem Erlebnis und scheiden dann zwischen vollzogenem
und nicht vollzogenem (was ohnehin besser klingt als aktuelle Akte <und
in>aktuelle). 28-39 Die vollzogenen bis u.dgl. eingeklammert; vgl. als V.
Beilage 6o 31 „Stellungnahmen" F. des Ich
D 21 deutlicher F. vom Ich her

Zu S. 264 d. Neuausg.
A 1 Sinne F. der intentionalen Erlebnisse überhaupt 6/f. Rb. Es fehlt
doch ein Herausheben der Setzung als ein besonderes Moment im in-
tentionalen Erlebnis. 15f. Titel Neutralität F. trotz seiner Ausdehnung
über das ganze Bewußtseinsgebiet 16 hatte ihren] hatte ja ihren 17
Potentialität F. d o x i s c h e r Setzungen. 23f. nichtneutralisierte oder
neutralisierte] positionale oder neutrale

Zu S. 265 d. Neuausg.
A 28 vereinigten sinnlichen] vereinigten dunklen sinnlichen

Zu S. 266 d. Neuausg.
A 14 neua rtigen] neuen 35 doxologische] doxische
512 ERGANZENDE TEXTE (1912-1929)

Zu S. 268 d. Neuausg.
A 35 doch gestr.

Zu S. 269 d. Neuausg.
A 1 „intentionale Erlebnisse"] „intentionale" Erlebnisse 4-6 Im Vorbei-
gehen sagten wir oben ganz korrekt, Aktcharaktere überhaupt seien
„Thesen"] Davon haben wir o ben schon Gebrauch gemacht, Aktcharak-
tere überhaupt galten uns als „Thesen". — Das Recht dieser Erweiterung
gründet in der wesentlichen Analogie — außerdem zu oben Verweis auf S.
234, 237 5 zu Aktcharaktere Rb. Die Rede von Akt c h a r a k t e r e n als
Thesen ist unpassend. 81. Rb. Die Ausdrucksweise I 14 zu Setzungsarten
Rb. Setzung ist doch nicht die ganze Noese, und wenn auch kein Stück,
so doch ein abstrakt Hervorzuhebe<ndes> 20 zu a r c h o n t i s c h e Rb.
Beilage <=Beilage 62> 22f. zu spezifischen „Aktcharaktere" Rb. Warum
heißen sie spezifische Aktcharaktere ?

Zu S. 27o d. Neuausg.
A IX und zwar F. (hier liegt das Neue) 15 setzbar m. Blaust. in Anfüh-
rungszeichen gesetzt 22 „Positionen"] Positionen

Zu S. 272 d. Neuausg.
A l7 Gemeintsein F. Aber dazu tritt nun frei lich <der> besondere Vorzug
des Doxischen: <die> Objektivierung, um dessen willen <die> doxischen
Erlebnisse mit Recht die eigent lich objektivierenden genannt <werden>.
Nämlich:
C 32 Syntaktische] Synthetische aber auch Rb. synthetische?

Zu S. 273 d. Neuausg.
A 9/f. Rb. m. Blaust. Synthesis des ursprünglichen Zeitbewußtseins <vgl
S.> 161 3of.f. am Rand Verweis m. Blaust. auf S. 161
D 9 f f . Rb. Zeitsynthese

Zu S. 274 d. Neuausg.
A 1 f f . Rb. Beilage <=Beilage 62>
D 15 Rb. Synthese wird im Weiteren meist gleichgesetzt mit Poly-
these.

Zu S. 275 d. Neuausg.
A 34f f. Schrägstrich am Rand. Vgl. Beilage 64.

Zu S. 276 d. Neuausg.
D 38 Verweis auf Logische Untersuchungen, III. Band, <S.> 160.

Zu S. 2 77 d. Neuausg.
A 30 neutrales,] neutrales, z.B.
RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 513

Zu S. 278 d. Neuausg.
A 181. „der Pseudo-Dionysius", F. oder in Negate 20 Syntaxen] Syn-
thesen

Zu S. 281 d. Neuausg.
A ro-r¢ Deleaturzeichen am Rand r5 ft.
f . Schrägstrich am Rand. Vgl. Bei-
lage 65.

Zu S. 283 d. Neuausg.
A 32f. bei urquellender Aktualität Rückverweis auf S. 253 37 zu es „fä llt
uns ein" Rb. Einfall , <welches sind> frühere Parallelstellen ?

Zu S. 287 d. Neuausg.
A 27 - /. S., 5 Wellenlinie am Rand

Zu S. 288 d. Neuausg.
A 71f.
f . am Rand Fragezeichen und Rb. Falsch. Das eigentliche Ausdrücken
ist das Anpassen des Ausdrucks an das eigent lich Gegebene, Ausgedrückte
(der <Unterschicht?>). 31 zu Methode der Klärung Rb. m. Blaust. cf. § 67,
p. 125
D rot. leeren, bloß verb alen eingeklammert
D 3r Rb. m. Rotst. § 67, Idee <der> Methode

Zu S. 289 d. Neuausg.
A x9f f. Rb. Da spielt etwas vom Fehler auf der vorigen Seite mit. 37 zu
Unterschicht Rb. Sie ist oft und meist leer, also nur da in Form der
Bedeutungsintention selbst.

Zu S. 290 d. Neuausg.
A 21-23 Rb. NB

Zu S. 291 d. Neuausg.
A 32 Fragezeichen am Rand

Zu S. 293 d. Neuausg.
A r7f.f. Fragezeichen am Rand 23f. Rb. Das ist wohl nicht richtig.

Zu S. 297 d. Neuausg.
D 5 wirklich] „wirklich" 1,5 zu „Kerns" Rb. = gegenständlicher Sinn
sowie m. Rots & verwiesen auf S. 187ff., 208ff., 197

Zu S. 298 d. Neuausg.
D r7 Rb. Logische Untersuchungen III — (keine Seitenzahl angegeben)

Zu S. 299 d. Neuausg.
A 36 zu „noematischer Sinn" Rb. = Materie im Sinne der Logischen
Untersuchungen
514 ERGANZENDE TEXTE (1912-1929)

D 23 Kern F. im gegenständlichen Sinn 36 zu „noematischer Sinn" Rb.


in den Vorlesungen: gegenständlicher Sinn

Zu S. 30o d. Neuausg.
D 26 „erinnerungsmäßig" gear. 26 ff.
f . Rb. ausführlicher <auf S.> 209

Zu S. 301 d. Neuausg.
A 5ff. Rb. Beilage <—Beilage 66> 20/. bei von dem wir oben gesprochen
haben Verweis auf S. 269 oben

Zu S. 302 d. Neuausg.
D 23 „ Akt ", F. nicht nur eine unselbständige Aktphase 27 Kerne, F.
gegenständ liche Sinne dazu Rb. aber Kern und Sinn wird später ge-
schieden, <vgl. S.> 273

Zu S. 303 d. Neuausg.
A 3f. zu „Gegenstand schlechthin" Rb. X 41. zu „Gegenstand
im Wie seiner Bestimmtheiten" Rb. X (a, (3, y ...) 26f. Rb. Inhalt
im zweiten Sinn (gegenüber Sinn)
D 9 „Sinn" F. (gegenständ licher Sinn)

Zu S. 304 d. Neuausg.
A 15f f . Rb. Sehr unvollkommen ! Beilage ! < —Beilage 67> 2of. . zu zweite r
Begriff von „Gegenstand im Wie" Rb. gegenüber: X (a, (3, y) 35 Rb.
voller Kern
D 4 synthetischen ersatzlos gear. 6f.. Rb. Das ist neu zu überlegen.
15 — f. S., 2 § 132 bis Fülle eingeklammert; dazu Rb. Das wird nicht so
bleiben können und (zu „Sinn"?) Dieser Beg ri ff, so gefaßt, ist nicht h alt-
bar. z6 Der Sinn] Der gegenständliche Sinn

Zu S. 305 d. Neuausg.
A 8-15 Rb. Terminologische Anderung gegenüber den Logischen Unter-
suchungen. „Sinn oder Bedeutung" der Logischen Untersuchungen jetzt
identifiziert mit Satz.
D 3 Thetische und synthetische] Monothetische und polythetische r8
synthetische] polythetische

Zu S. 306 d. Neuausg.
A 12 zu ein < ... > Begriff von Erscheinung Rb. Ein Beg ri ff von Er-
scheinung in Beziehung auf „Sinn". Hierher gehört wohl: die erscheinende
Seite als „Erschei<nung"> der betreffenden Merkm ale des Ge<genstands>
und dem entsprechend der Ge<genstand> ganz und gar als der, der da in
der Seite und im Übrigen uns erscheint.
D 12f. zu Erscheinung Rb. Apparenz 34 Sitze F. und der Apparenzen
und der „Gegenstände selbst" in Anführungszeichen
RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 515

Zu S. 307 d. Neuausg.
A 13 15 Fragezeichen am Rand 25 zu Die analytisch-syntaktischen Ope-
-

rationen Rb. synthetische Operationen der analytischen Sphäre 27 Be-


stimmungsgehalt F. immer
D 4 eingehenden F. variablen r6f.f. Rb. Logische Untersuchungen IV
32f. synthetischen] polythetischen

Zu S. 308 d. Neuausg.
D 4 synthetischen] polythetischen

Zu S. 309 d. Neuausg.
A 22f f. Rb. NB

Zu S. 3ro d. Neuausg.
A 34ff. Rb. Intersubjektivität in der Reduk tion
D 31 Rb. Apparenzen 32ff. Rb. intersubjektive Kons ti tution

Zu S. 3rr d. Neuausg.
D 6 entsprechen jedem Ding] entsprechen jedem Ding

Zu S. 313 d. Neuausg.
D 27f. zu die noematisch „vermeinte" Identität des X „wirk liche" Identi-
tät Rb. nicht ganz korrekt und V. das noematisch „vermeinte" Identische
des X „Wirkliches"

Zu S. 316 d. Neuausg.
A 6–zr statt Zu jedem bis „vernünftig motiviert" wäre korrekter:
Zum Dingsinn, sofern er leibhaft erscheint, gehört die Setzung. Die
Setzung als Setzung dieses Sinnes ist motiviert durch das leibhaft Er-
scheinen. Vgl. auch Beilage 68

Zu S. 317 d. Neuausg.
A r4f. eine „Fülle" in sich zu bergen] innerhalb des Vollkerns eine „Fü lle"
zu habe n r6f f. Rb. cf. p. 15 sowie vgl. die Randbemerkungen im grauen
ungebundenen <?> Jahrbuchexemplar < = in C> Vgl. auch Beilage 26 29f.
Wesen, im anderen um Individuelles] Wesen und Wesensverhalte,
im anderen um Individuelles und individuelle Sachverhalte Vgl. auch
Beilage 68
B r4f, statt eine „Fülle in sich zu bergen die sach liche Besserung: innerhalb
des Vollkerns eine Fülle zu ha ben 18f f. Rb. Widersp ruch mit p. 15 Vgl.
auch Beilage 26
C r8f.f. Rb. Widersp ru ch der Terminologie mit S. 15 Vgl. auch Beilage 26
29f. Rb. I. Eidetisches Sehen, II. Individuales Sehen 2rf.f. Rb. O berster
Gesichtspunkt: unmittelbare Evidenz: 1. Individuelles — 2. Wesen;
mittelbare Evidenz: 1. Individuelles evident als infolge der Setzung
von anderem Individuellem, <2.> Übertragung von Wesensverhalten auf
gegebe ne Fälle. Vgl. auch Beilage 70 36ff. Rb. 1. assertorisches Sehen, 2.
516 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

apodiktisches Sehen als Einsehen des Seins eines Einzelnen auf Grund
eines eidetischen (oder notwendigen) Seins Vgl. auch Beilage 7 0

Zu S. 318 d. Neuausg.
A 27f. Rb. Kreuzung sehender und einsehender, erfahrender und eideti-
scher (Evidenz mit der apodiktischen und assertorischen?) Vgl. auch Beilage
70
C 3 f f . Rb. A) Wesensverhalt, B) Allgemeinheit?
D af.f. Rb. cf. S. 15

Zu S. 322 d. Neuausg.
B 35 -37 und schließlich laufen alle Linien zurück zum Urglau-
ben und seiner Urvernunft, bzw. zur „Wahrheit". Wahrheit ist
offenbar das Korrelat] Alle doxische Wahrheit führt letzt lich zurück zur
Idee der absoluten (=adäquaten) Wahrheit, der vollkommenen. Diese
Wahrheit ist das Korrelat Vgl. Beilage 71
C 35f. schließlich laufen alle Linien zurück zum Urglauben
und seiner Urvernunft, bzw. zur „Wahrheit"] a lle Wahrheit führt
zuletzt zurück zur Idee der Urwahrheit.

Zu S. 323 d. Neuausg.
A 15 der Wahrheit] der absoluten Wahrheit
B 3 zu entsprechenden Anm. Dem entsprechenden Glauben l = Es
gibt eine absolute Evidenz (eine adäquate). Adäquate Wahrheit ist ein
weniger guter Ausdruck: absolute Wahrheit. Doch kann man ihn auch
halten und sagen, die Adäquation besteht darin, daß sich die Wahrheit
nach dem seienden Sachverhalt richtet. Das „es gibt" = das mathema-
tische „es gibt". Vgl. Beilage 7r

Zu S. 324 d. Neuausg.
A 9 die Wahrheit] die doxologische (letztlich die Ur- )Wahrheit

Zu S. 327 d. Neuausg.
A 3 bei Sinne Anm. Vgl. z.B. oben — (keine Seitenzahl angegeben) 13 im
Zusammenhang] im anschaulich gewordenen Erinnerungszusammenhang

Zu S. 331 d. Neuausg.
A 18f. unendliches, F. mehrdimensionales, Vgl. auch Beilage 72

Zu S. 332 d. Neuausg.
B 6 zu Idee Rb. vgl. im anderen Handexemplar (= eine radierte Bemerkung
zu dieser Stelle in A. Vgl. Beilage 73)

Zu S. 334 d. Neuausg.
A 6 zu gewöhnlich Rb. Das hat Steinmann mißverstanden; als ob ich
meine Theorie der Evidenz auch auf Urteile beschränken wo llte.
RANDBEMERKUNGEN AUS DEN HANDEXEMPLAREN 517

Zu S. 336 d. Neuausg.
A 28f f.. su Möglichkeit Rb. Das ist aber nur Möglichkeit im einen Sinn
der Anmutlichkeit.
Zu S. 340 d. Neuausg.
A 30 zu „dogmatisch" Anm. Vgl. I <=1. A bschnitt?>, S. — (keine Seiten-
zahl angegeben)

Zu S. 349 d. Neuausg.
A 19 Rb. Reflexion

Zu S. 352 d. Neuausg.
A 25 Rb. intersubjektiv

Zu S. 359 d. Neuausg.
A 35f f. (zu 37 alle Bewußtseinsdeskriptionen gehörige?) Rb. Auch die
Hyletik ?

ANHANG

Husserls Randnotizen zum „Ausführlichen Sachregister" von G. Walther


In Husserls Handexemplar D ist als Anhang auch das Ausführliche
Sachregister von Gerda Walther abgedruckt. Die häufigen mit Rotstift vor-
genommenen Unterstreichungen einzelner Stellen darin scheinen auf einen
intensiven Gebrauch des Sachregisters hinzuweisen. Alle Eintragungen im
Waltherschen Register hat Husserl, sofern nicht anders vermeldet, mit Blei-
stift vorgenommen. Im Folgenden werden sie in der Reihenfolge der Stich-
worte, auf die sie sich beziehen, wiedergegeben.
Stichwort Analyse, Teil reelle Analyse: zur letzten Seitenangabe 265f. Rb.
Bevorzugung reeller Analyse von der psychologischen Einste llung her
Stichwort Anschauung: Rb. es fehlt kategoriale Anschauung als erwei-
terter Begriff von Anschauung p. 11 sowie Index fehlt bei der Walther
sub Anschauung die kategoriale Anschauung 11 und dazu 260 unten
Stichwort Einbildung: danach als neues Stichwort notiert Einfall : 255, 258
Stichwort Erlebnis, Teil immanente Einheit von Erlebnissen: Rb. Erleb-
nisstrom und immanente Zeit 163
Stichwort Explizieren: Rb. explizite Intentionalität 235
Stichwort Hintergrund, Teil Bewußtseins-H. und reines Ich: statt der
Seitenangabe 235 gibt Husserl an 235ff.
Stichwort Ich, Teil Blick d. r. I siehe dort: verwiesen auf Ichblick Index 8
<= S. 8 des Waltherschen Registers, wo das Stichwort Blick verzeichnet ist>
Stichwort phänomenologischer Idealismus, Teil Pro: Am Rand ein Frage-
und Ausrufezeichen
Stichwort Intentionalität: Rb. explizite Intentionalität 235f.
Stichwort Konstitution: Rb. intersubjektive Konstitu tion 279
Stichwort Modifikation: zu Beginn Rb. allgemeiner Charakter der Modi-
fikation 215, 220
518 ERGANZENDE TEXTE (1912-1929)

Vor Stichwort Natur als neues Stichwort notiert Nähe (Gegebenheits-


nähe) — Ferne 125
Stichwort Noema, Teil Def.: m. Rotst. zugefügt die Seitenangabe 265
Stichwort Phänomenologie: Rb. Phänomenologie und erste Philosophie
121 sowie empirisch gerichtete psychologische Phänomenologie 171 I
Stichwort Psychologie: Rb. Psychologische Phänomenologie 171. Cf. 143,
auch im Vorübergehen „immanent psychologisch" 180. 184 phänomeno-
logische Reduktion für den Psychologen. Außerdem bei Teil P. u. Phäno-
menologie m. Rotst. zugefügt der Seitenverweis 105
Stichwort Realität: nach diesem Stichworttitel m. Rotst. eingefügt der
Seitenverweis 6
Stichwort Reduktion: Rb. intersubjektive Reduktion 279
Stichwort Sinn: Rb. „gegenständlicher Sinn" 188f., 208, 272
Stichwort Synthese: Rb. Syntaktische Anschauung (kategoriale) 260
außerdem bei Teil Unterscheidung v. explikativer oder analytischer S. zu
explikativ Rb. = bloße Explikation
II. MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT
DER IDEEN I

A. TINTENMANUSKRIPTE 1

BEILAGE 1

5 ERGÄNZUNGEN AUS DEN ERSTEN AUSARBEITUNGEN 2


<Mai 1912>
In allen empirischen Aussagen kommen zum Ausdruck die Tempora.
Z.B. Göttingen liegt an der Lahn. Die Rede ist vom jetzt seienden und
in einer sich um das Jetzt herum ausbreitenden Dauer seienden Göt-
10 tingen. Und das Jetzt ist das aktuelle Tempus Präsens, das im Ist auch
insofern zum Ausdruck kommt, als die Beschaffenheit als die dem
Gegenstand in dieser Dauer zukommende gemeint ist, sich selbst über
diese Dauer erstreckend. (Und das Jetzt ist die temporale Aktualität.)
Göttingen war früher ein armseliges Nest. Da ist Göttingen evtl. ge-
15 dacht als das jetzige Göttingen, aber das nur in einer früheren (unbe-
stimmten) Strecke seiner Dauer ein elendes Nest war. Dagegen Cäsars
Gang über den Rubikon: das ist der gewesene Cäsar, dessen Gewesen-
heit ihren Sinn erhält durch die Beziehung zum erfahrenen (vom Ur-
teilenden erfahrenen) Jetzt.
20 Die Tempora sind: ist jetzt, ist gewesen, ist sein werdend. Ebenso
haben wir O r t s bestimmtheiten : ist dort, nach a llen möglichen
Raumrichtungen o rientiert um das absolute Hier, das erfahrene Hier.
Immer ist ein Erfahrungshof da, ein Raum-Zeitschema, das ein
erfahrenes ist, das der Perzipierende und Urteilende sozusagen mit
25 sich herumträgt und das ihn wieder in gewisser Weise in sich trägt,
sofern der Erfahrende sich selbst in das Jetzt und Hier als das seine
setzt. Wie er das tut, das ist eine Frage für sich.
Das Erfahrungsschema ist aber nicht leere Form ohne Inhalt. Das
Jetzt und Hier und die darum sich gruppierende Umgebung ist immer-
30 fort erfüllt : ein originär räumlich-zeitlicher Horizont ist bestimmt als

1 Zu dieser und den folgenden Manuskriptbezeichnungen vgl. die „Einleitung des


Hrsg". im 1. Halbband dieser Ausgabe, S. XXXIVff. — Anm. d. Hrsg.
2 Vgl. § 6 (und § 27) der Ideen I. — Anm. d. Hrsg.
520 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

erfüllter; seine Fülle liegt in der aktuell erfahrenen Gegenständlichkeit


und dem immerfort aktuell erfahrenen Leib, der d as Hier in sich trägt
und d as Jetzt. Ebenso das aktuell erfahrene Erlebnis mit seinem ak-
tuellen Jetzt und die aktuellen, wenn auch pa rt iell unbestimmten
5 Retentionen und Erinnerungen. Soweit die erfahrene Fülle, die eigent-
lich anschauliche reicht, soweit ist der Horizont ein klarer und be-
stimmter. Darüber hinaus erstreckt sich aber ein dunkler und unbe-
stimmter endloser Horizont. Und da ist es der Aufklärung bedürftig,
wie sich das Hineinsetzen etwa eines Gegebenen, einer Wiedererinne-
10 rung oder Einfühlung in den Horizont vollzieht, wie etwa ein erinnerter
Ho rizont, der selbst seinen Mittelpunkt und seine klare und dunkle
Umgebung hat, hineinbezogen wird in den aktuellen Horizont.
So bei den singulären und so bei den partikulären und universellen
empirischen Urteilen, auch bei den Gesetzesurteilen der Naturwissen-
15 schaft. Die Allgemeinheit als empirische besagt das Immer und Über-
all, und das enthält als Orientierungspunkt das Jetzt und Hier.
Empirisch-psychologische Urteile haben auch Beziehung auf einen,
und nicht nur einen temporalen Erfahrungsmittelpunkt.
Ich empfinde, ich urteile, ich fühle: jetzt.
20 Ich habe empfunden, ich habe geurteilt: soeben, in der früheren
Vergangenheit etc.
Ich werde empfinden, urteilen etc.
Ein anderer empfindet, urte il t etc. oder hat geurteilt etc.
Diese Empfindungen, diese psychischen Phänomene sind bezogen
25 auf ein Subjekt, das sein aktuelles Jetzt in ihnen selbst bewußt hat,
oder in bezug auf ein aktuelles Jetzt seiner aktuellen Erlebnisse ein
psychologisches Vergangen oder Künftig bewußt hat. Andererseits bin
ich, der psychologisch Urteilende, da und habe mein Jetzt und Hier, in
bezug darauf mein Raum-Zeitschema, darin orientiert die fremden
30 Leiber und mittelbar auch die fremden Ich. Und das fremde Zeitsche-
ma hat Beziehung auf mein aktuell erfahrenes Zeitschema und Raum-
Zeitschema und hat mit Beziehung darauf sein „gleichzeitig", sein
einfühlungsmäßig gesetztes Jetzt, d as als „gleichzeitig" gesetzt ist mit
dem erfahrenen Jetzt, und sein Vergangen oder Künftig, die wieder
35 ihre relative Anknüpfung haben an mein Jetzt und meine originäre
und erfahrene Raumzeitlichkeit. Die reine Setzung setzt eben reine
Einzelheiten, und das sind nichts anderes als ideale Möglichkeiten, als
Vereinzelungen von Ideen, die kein reales D as ein solcher Vereinzelun-
gen implizieren. Die empirische Setzung aber setzt ein reales Dasein,
40 d as der Einzelheit den Charakter der reinen benimmt und sie zur
daseienden stempelt. Einm al vollzieht sich die Setzung im reinen Be-
wußtsein der Idealität, ohne daß darum eine Idee zum Gegenstand-
worüber würde, das andere Mal im Erfahrungsbewußtsein, das nicht
bloß seinssetzendes, sonde rn ins Dasein versetzendes ist, also einen
45 bewußten Daseinsboden voraussetzt.
An Beispielen können wir uns die Sache klar machen. Jede in Dies-
heit vorstellige Einzelheit, z.B. wenn ich sage Göttingen, Napoleon,
MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 521

dieser Tisch, ist als individuelles Dasein bewußt dadurch, daß das In-
dividuelle bezogen erscheint auf das aktuelle hic et nunc, d as der abso-
lut notwendige, wenn auch fließende Orientierungspunkt alles indivi-
duellen Seins ist. Mich selbst finde ich im Jetzt und Hier, und von ihm
5 ist das Ich in seiner Seinsaktualität unabtrennbar. All es individuell
Vorstellige ist notwendig in dieser Vorstellung in bezug auf mich orien-
tiert eben durch das Jetzt und Hier, in bezug auf welches es notwendig
orientiert ist. Das Ich und sein aktuelles Jetzt und Hier ist dabei nicht
Gegenstand-worüber, aber es ist notwendig mit bewußt. Alles, was
10 individuell gegenständlich ist, ist bewußt als dazu orientiert. D as
Hier und Jetzt ist nicht ein Gedachtes, nicht ein indirekt, etwa gar
durch Begri ffe, Vorgestelltes. Indirekt vorgestellt ist das Hier und
Jetzt, das ich in der einfühlenden Erfassung einer anderen Person ihr
als ihren Grundpunkt der O ri entierung zuschreibe. Aber den Anderen
15 selbst und alles, was ich in bezug auf ihn als orientiert vorstelle, kann
ich nur vorstellen in O ri entierung zu meinem unmittelbaren, sozusa-
gen lebendigen Hier und Jetzt als meine Umgebung. Wir können das
auch so ausdrücken: Jedes individuelle Objekt ist nur vorstellig als
Objekt meiner, des Vorstellenden, Umgebung. Das ist nur ein an-
20 derer Ausdruck dafür, daß jedes in Diesheit vorgestellte Individue lle
notwendig Orientierung zum Mittelpunkt der Umgebung <hat>, zum
Hier und Jetzt, das mit dem vorstellenden Ich notwendig ineins be-
wußt, und zwar originär bewußt, wahrnehmungsmäßig bewußt ist,
erfahrungsmäßig. Das ist also das Grundstück alles Erfahrungsbewußt-
25 seins. So wie ich nichts erfahren, nichts in Diesheit setzen kann, ohne
meinen Erfahrungsmittelpunkt, mein Hier und Jetzt und einen end-
losen rauen-zeitlichen Horizont, der selbst erfahrener ist, zu setzen, so
kann ich nichts einbilden, ohne es in Beziehung sei es auf das erfahrene
Hier und Jetzt und den Erfahrungshorizont, also das erfahrene Orien-
30 tierungsschema, sei es in bezug auf ein eingebildetes Orientierungs-
schema einzubilden.
Bleiben wir beim Fall der Erfahrung bzw. bei dem des nach Erfah-
rung sich richtenden Erfahrungsurteils. Jedes singuläre Urteil über
individuelles Sein setzt die singulären Vorstellungen, das ist diejenigen,
35 die in ihm Diesheit vorstellen, in sein Orientierungsschema als Er-
fahrungsschema hinein, das ist in das aktuell erfahrungsmäßig gesetzte
Zeitschema und Raumschema. Sage ich, Göttingen liegt an der Lahn,
so deutet das Tempus Präsens die Einordnung in die aktuelle Gegen-
wart , die durch meinen zeitlichen Orientierungsmittelpunkt gesetzte
40 und erfahrene Gegenwart, an. Göttingen ist vorstellig als ein dauerndes
Sein, und die Dauer gruppie rt sich um diesen Aktualitätspunkt he rum
und wird dadurch selbst zur wirk li chen, als wirklich gesetzten Dauer.
Sage ich, Carthago war eine phönizische Pflanzstadt, so ist es als Ge-
wesenes gesetzt. Das Wort gewesen weist wieder notwendig auf das
45 aktuelle Jetzt hin, in bezug auf das Gewesenheit ihren Sinn erhält :
Von meinem Jetzt aus habe ich den endlosen Horizont der empirischen
Vergangenheit und habe ich ebenso einen endlosen Ho rizont empirisch
522 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

gesetzter Zukunft, und in dieser Zeitumgebung liegt alles, wovon ich


als individuelles, wirkliches und empirisch mögli ches Sein spreche. Und
ebenso in räumlicher Hinsicht. A lles Räumliche ist ein Dort zum Hier
in dreidimensionaler Mannigfaltigkeit. Nur sofern zwischen meinen
5 O rientierungen und denen eines Anderen gewisse Austauschbeziehun-
gen bestehen, die jeder von seiner Orientierung aus erfassen und er-
kennen kann, sofern ist Verständnis und ist intersubjektives Setzen
und Urteilen möglich. Urteilen wir nun in unbestimmter Vorstel-
lung, partikulär oder universell, so können wir die unbestimmten Vor-
10 stellungen mit einem solchen Sinn vollziehen, daß wir die vorstelligen
Gegenstände als zu dem aktuellen, erfahrenen Ich bzw. Orientie-
rungsmittelpunkt gehö rige, also dem empirischen Horizont zugehö rige
auffassen. Dann ist die Urteilssetzung eine empirische. Sagen
wir, alle materiellen Körper unterliegen dem Gravitationsgesetz, so ist
15 gemeint, alle Körper, die jetzt sind oder früher waren oder künftig sein
werden : Damit ist die Universalität bezogen auf die empirische Wirk-
lichkeit, auf den durch meine aktuelle Existenz, durch mein aktuelles
Jetzt und Hier vorgezeichneten und gesetzten, weil erfahrenen Hori-
zont. D as gilt al so bei allen Erfahrungsurteilen, mögen sie auch Ge-
20 setzescharakter haben und mögen die Gegenständlichkeiten-worüber,
die im Gesetz völlig unbestimmt gelassen und beliebig sind, selbst
keine Setzung erfahren. Ich sage nicht aus, daß es materielle Körper
gibt, und die Existenz solcher liegt nicht, oder braucht nicht zu liegen,
in dem Sinn des Satzes. Ich kann bloß meinen, was überhaupt ein ma-
25 terieller Körper ist, muß schwer sein. Und doch ist das Urteil ein em-
pirisches, doch enthält es einen Wirklichkeitsboden: Er liegt in der
empi rischen Bewußtseinsweise, darin, daß ich die A llgemeinheit der
Körpervorstellung auf diesen erfahrenen Horizont beziehe. Es ist eine
Daseinssetzung vollzogen, die ich ausdrücken kann, wenn ich sage:
30 Nicht alle Körper schlechthin und überhaupt in reiner Allgemeinheit,
sondern alle Körper der Wirklichkeit, nämlich der im Raum und in
der Zeit als unendlich formaler Horizont liegenden individuellen Wirk-
lichkeit, sind schwer. Dieser Horizont ist nicht ein rein gedachter, son-
dern ein durch mein erfahrenes Hier und Jetzt als Erfahrungshorizont
35 gesetzter und selbst erfahrener.
Schalten wir aber das aktuelle hic et nunc aus als Beziehungspunkt
der Orientierung für die unbestimmten vorstelligen Gegenständlich-
keiten, durchschneiden wir gewissermaßen die Verknüpfung mit dieser
fundamentalen Erfahrungssetzung und damit auch die Setzung des
40 aktuellen räumlich-zeitlichen Ho rizonts, so verbleibt bei diesen Ge-
genständlichkeiten ein „bloß" gedachter Horizont. Und nun können
wir in bezug auf diese bloße Idee eines räumlich-zeitlichen Horizonts
in reinem Denken unbestimmte a llgemeine Setzung vollziehen, z.B.
wenn wir urteilen, alle Körper sind ausgedehnt.
45 Jedes Ausgedehnte untersteht hinsichtlich seiner Ausdehnung den
geometrischen Gesetzen u. dgl.
Ich sprach von a llen Körpern, aber nicht von Körpern, die ich zum
MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 523

aktuellen Hier und Jetzt orientiere, als ob ich von meinem Hier aus
mich zu ihnen hinbewegen, als ob ich von meinem Jetzt aus sie im
Durchlaufen der Zeit finden könnte. Körper kann ich ohne Orientierung
zum Jetzt nicht erfahren, aber ich kann sie imaginieren und finde sie
5 zu einem imaginierten Orientierungspunkt orientiert. Und ich kann
nun erwägen, völ lig frei von all er aktuellen Daseinssetzung, was zu
einem Körper als solchem, wie immer er orientie rt gedacht ist und ob
er in der Erfah rung vorkommt und nachweisbar ist oder nicht und ob
es in Wirklichkeit überhaupt etwas gibt oder nicht, was zu einem Kör-
10 per als Körper gehö rt , was seine Idee ausmacht, was ihm als Vereinze-
lung, als „rein" der Idee des Körpers <entsprechendem> zukommt und
was nicht. So in allem rein chronologischen, rein geometrischen, rein
arithmetischen U rt eilen.
Sprechen wir von jeder beliebigen Geraden, daß sie als Radius eines
15 Kreises genommen werden kann etc., so sind wir von aller Beziehung
zum erfahrungsbewußten hic et nunc frei. Das hic et nunc, das uns
dabei vorschwebt, ist selbst ideal.

BEILAGE 2

<EIDETIK DER NATUR UND EIDETIK DES GEISTES>


20 <wohl Juni 1912>
Wir knüpfen unsere Überlegungen an den (oben § 6) 1 ausgesproche-
nen Satz, daß jeder obersten echten (mate rialen) Gattung von empiri-
schen Gegenständen, jeder Region von empi ri schen Gegenständen ein
regionales Wesen entsprechen <muß> und demgemäß jeder region al en
25 empirischen Wissenschaft eine regionale Wesenslehre, eine Eidetik.
In diesem Sinne entspricht, sagten wir, der empi ri schen Wissenschaft
(oder dem einheitlichen Komplex empirischer Disziplinen), die sich auf
die mate rielle Natur beziehen, die Ontologie der Natur, die „reine"
(das ist eidetische) Naturwissenschaft, in einem gegenüber dem Kanti-
30 schen erweiterten Sinn. Gehen wir von der erfahrenen Natur aus, so
ist sie zeitliche, räumliche, und spezifisch materielle Natur, und damit
drücken sich offenbar Gruppen von Bestimmungen aus, die zu jedem
Naturobjekt als solchem wesentlich gehören. Gehen wir nun zum rei-
nen Wesen, zum Eidos über, so ergeben sich eidetische Disziplinen in
35 bezug auf das Wesen von Zeit als solcher, bzw. von Zeitlichem als
solchem, in bezug auf den Raum und Räumliches als solches; in bezug
auf Raumzeitliches als solches erwächst die Idee der Bewegung, die
ihrerseits zu eidetischen Untersuchungen Anlaß gibt. Endlich auf das
volle Wesen materiellen, spezifisch „physischen" Seins, das mehr als
40 Zeiträumlichkeit in sich schließt, obschon notwendig auch diese, er-

1 Vgl. Ideen I, § 9. — Anm. d. Hrsg.


524 ERGANZENDE TEXTE (1912-1929)

geben sich neue eidetische Sätze, wie sie K an t unter dem Titel reine
Naturwissenschaft im Auge hatte (bzw. Metaphysik der Natur). Also
eidetische Chronologie, Geometrie, Phoronomie, Physik gehören hier
zusammen als Wissenschaften, die zur „Idee" der Natur gehören, der
5 Natur im engeren Sinn der physischen Welt.
In eben dieser Weise hätte den empirischen Geisteswissenschaften,
zunächst der empirischen Wissenschaft vom individuellen Geiste, eine
Eidetik entsprochen, also der empirischen Psychologie eine rein ratio-
nale. Ob diese viel oder wenig mit der rationalen Psychologie des 18.
10 Jahrhunderts zu tun hat, geht uns hier nichts an und desgleichen
nichts die Kritik, die K an t an der letzteren übte. Wovon wir hier
sprechen, ist ja eine in sich klare und verständ liche Sache, eine Wesens-
lehre des Geistes in genau dem Sinne, in dem die Geometrie eine
Wesenslehre des Raumes ist : also nicht mehr und nicht weniger als
15 diese „metaphysisch".
Ist mit dieser Idee wirk li ch eine inhaltsreiche Wissenschaft bezeich-
net, so eröffnen sich natürlich auch Aussichten auf wissenschaftstheore-
tische und wissenschaftspraktische Folgen für eine methodische Ra-
tionalisierung der empirischen Psychologie, analog denjenigen, die
20 <die> physische Naturwissenschaft der Neuzeit erfahren wird. So wie
die nomologische und nomologisch erklärende physische Naturwissen-
schaft unserer Zeit in der Gruppe eidetischer Disziplinen, die zur reinen
Idee der Natur gehören, die Quelle ihrer Rationalität findet, und jwie
sie sich aus diesen Quellen schöpfend mindestens in großen Gebieten
25 über die niedere Stufe physischer „bloß beschreibender" Naturkunde
und Experimentallehre zur Stufe rationaler Wissenschaft erheben
konnte, genau so wäre es zu erwarten, daß durch Ausbildung der
eidetischen Psychologie für die empirische Quellen der Rationalität
erschlossen würden, wodurch letztere zu einer höheren Wissenschafts-
30 stufe, zu einer in einem guten Sinn rationellen bzw. zu einer zu ratio-
neller Erklärung befähigten Wissenschaft würde. Zur Erläuterung sei
noch angemerkt, daß auf seiten der physischen Natur uns die Chemie
in ihren Anfängen und die medizinische Therapeutik die niedere Stufe
illustrieren können, die „theoretische" oder „rationelle" Physik (wie
35 sie früher genannt zu werden pflegte) die höhere, und ebenso die aus
der rationellen Physik erklärende Naturhistorie, wie Mineralogie (so-
weit sie wirklich erklärt) .

BEILAGE 3

<AUS EINEM ENTWURF ZU § 1 1 >


40 <um Juni 1912>
Es bedarf jetzt einer wichtigen Unterscheidung im Gebiete der
Gegenständlichkeiten im weitesten Sinne, welche sich spiegelt in einer
fundamentalen Bedeutungsunterscheidung (oder „rein-grammati-
MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 525

schen" Unterscheidung) zwischen syntaktischen Formen und syntak-


tischen „Stoffen" oder „Substraten". Damit zeigt sich eine radikale
Sonderung der analytischen Kategorien an , und zwar in syntaktische
Kategorien und Substratkategorien.
5 Unter syntaktischen Gegenständlichkeiten verstehen wir solche,
die aus anderen Gegenständlichkeiten durch syntaktische Formen
(oder schlechthin „Syntaxen") abgeleitet sind. Die diesen Formen ent-
sprechenden Kategorien nennen wir syntaktische Katego rien. Solche
Kategori en sind Sachverhalt, Relation, Einheit, Vielheit, Anzahl,
10 Ordnung usw. Wir können die hier statthabende Wesenslage auch so
bezeichnen: Jeder Gegenstand, sofern er explizierbar, auf andere
Gegenstände beziehbar, kurz logisch bestimmbar ist, nimmt verschie-
dene syntaktische Formen an . Es konstituieren sich als Korre-
late des bestimmenden Denkens Gegenständlichkeiten höherer Stufe,
15 Beschaffenheiten und beschaffenheitlich bestimmte Gegenstände,
Relationen zwischen einem Gegenständlichen und anderem Gegen-
ständlichem, Vielheiten von Einheiten, Glieder von Ordnungen, Ge-
genstände als Träger von Ordinalzahlbestimmungen usw. Ist das Den-
ken prädikatives, so erwachsen schrittweise Ausdrücke und zugehörige
20 apophantische Bedeutungsgebilde, welche diese Gegenständlichkeiten
mit ihren syntaktischen Formen eben in der Weise der Bedeutungen
im Medium ihrer syntaktischen Bedeutungsformen spiegeln. Syntak-
tische Gegenständlichkeiten können, wie Gegenständlichkeiten über-
haupt, abermals als Substrate syntaktischer Gebilde fungieren, diese
25 wieder usw. Umgekehrt weist jedes solche Gebilde evidenterweise auf
letzte Substrate zurück, auf Gegenstände erster und unterster Stufe,
also auf Gegenstände, die nicht mehr analytisch-kategoriale Gebilde
sind, also in sich selbst nichts mehr von jenen ontologischen Formen
enthalten, welche .... 1 sind. Die Gegenständlichkeiten überhaupt tei-
30 len sich also logisch ein in absolute Substrate und syntaktische Gegen-
ständlichkeiten, wobei die letzteren notwendig absolute Substrate als
syntaktische Stoffe ihrer syntaktischen Formen enthalten. In Relation
zu den Substraten nennen wir die syntaktischen Gegenständlichkeiten
auch „bloße logische Ableitungen". Wo wir von Substraten schlecht-
35 hin sprechen, sollen immer absolute Substrate gemeint sein, es sei denn,
daß ausdrücklich von relativem Substrat gesprochen wird.

1 Gemäß § 11 zu ergänzen: „bloße Korrelate der Denkfunktionen (Zusprechen,


Absprechen, Beziehen, Verknüpfen, Zählen usw.)". — Anm. d. Hrsg.
526 ERGANZENDE TEXTE (1912-1929)

BEILAGE 4

SELBSTVERSTANDIGUNG OBER MEINEN GANG IN DEN IDEEN-


<wohl Juni 1912>
Die erste Betrachtung ist naiv.
5 Denn die erkenntnistheoretischen Probleme gehen ja die Möglich-
keit einer Geltung der Erfahrung ebensowohl als die der transienten
Anschauung jeder A rt an. Das Transzendenzproblem wird zuerst ge-
stellt als Tatsachenproblem. Es wird a ber alsbald zum eidetischen
Problem. Das muß ja nachher in der erkenntnistheoretischen Betrach-
10 tung selbst ausgefüh rt werden.
Die naive Betrachtung muß also in ihrer erkenntnistheoretischen
Naivität begrenzt sein.
Die Betrachtung läßt sich wohl ohne einschneidende Änderung so
halten. Naiv beginne ich mit der Gegenübersetzung von Tatsachen-
15 wahrheiten — eidetische. Und e be nso Erfahrung und eidetische Er-
schauung bzw. Wesenseinsicht.
Ich steige so auf zur Parallelisierung von eidetischer Wissenschaft
von der Natur und vom Geiste und darin von Phänomenen.
Nun Wendung gegen den Naturalismus. Er bestreitet die Ideen
20 überhaupt und das reine Denken überhaupt. Wir können einsehen, daß
das widersinnig und leichtfertig zugleich ist. Jede A rt gebendes Be-
wußtsein hat sein Recht. Daß ich sehe, ist der letzte Erkenntnisquell.
Nicht meine ganze Ausführung vorher liegt „vor aller Philosophie",
oder mindestens nicht in jedem Sinn. Sondern so liegt die Sache :
25 a) Solange ich nichts von Erkenntnistheorie weiß, solange ich naiv
bin, kann ich im a llgemeinen so argumentieren, daß ich sage : die
Eigenheit eidetischer Erkenntnis bestreiten, das ist Voru rteil . So gut
ich der Erfahrung traue und trauen muß, so gut auch dem reinen Den-
ken. Ich brauche keine Philosophie als vorgege bene Philosophie, um
30 diese Betrachtung anzustellen. Ich kann hinsichtlich aller Philosophie
von Mißtrauen erfüllt sein und sie ihren Weg gehen und stehen lassen
und mache mir klar: was ich sehe, das sehe ich.
Ich mache mir klar : Eine Behauptung ist keine leere Behauptung,
wenn sie sich nach Erfahrung richtet; und Erfahrung hat Kraft, so-
35 lange nicht Gegenerfahrungen sprechen. Ebenso: eine Behauptung, die
sich berechtigt durch bloßes Klarmachen des „Sinnes" (oder die da-
durch als widersinnig charakterisie rt ist), hat Recht (bzw. Unrecht).
Und es gibt solche Aussagen; sie prinzipiell be streiten, ist widersinnig.
Das ist eine A rt Argumentation, wie ich sie in den Prolegomena ge-
40 geben habe. Ich kann auch einsehen : Der „Einsicht" folgen, ist das
Prinzip a ller Prinzipien. Und Einsicht ist U rteilen aufgrund der Gege-
benheit, sich ihr unmittelbar anmessend.

1 Als Vorbereitung zu ihrer Abfassung niedergeschrieben.


MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 527

b) Wenn ich mich in diesen Streit einlasse, so muß ich nun sagen:
das ist ein erkenntnistheoretischer Streit. Und dem Allgemeinste n
nach ist er entschieden, sofern ich auf das Sehen und seine Kraft hin-
weise, und sehend es selbst feststelle. Aber die Erkenntnistheorie selbst
5 ist damit nicht geleistet. Und was hierher gehört: Wenn ich von einer
rationalen Naturwissenschaft und rationalen Psychologie spreche und
ihre Möglichkeit behauptet habe, auch die Möglichkeit einer rationalen
Arithmetik, rationalen Geometrie, so unter liegt das eben dem Streit,
ob hier wirklich die „gebende Anschauung" spricht; und wenn sie
10 spricht, wieweit sie trägt und ob sie wirklich soweit trägt, diese Diszi-
plinen zu ermöglichen. Da liegen ja die Probleme : Kann ein Ding
„gegeben", selbst originär gegeben sein ? Kann die „Idee" eines Dings
gegeben sein ? Es kann nur Immanentes gege ben sein und somit auch
Wesen von Immanentem. Also wie ist Erfahrung möglich ? Wie ist
15 Naturerkenntnis möglich, wie reine geometrische Erkenntnis ? Etc.
Also soll ich hier in die Erkenntnistheorie eintreten
Das widerspricht meinem Gang. Ich will doch nicht durch die er-
kenntnistheoretische Problematik hindurch zur Phänomenologie füh-
ren.
20 Ich muß also im Stande der Unschuld bleiben.
Wie kann ich das? Nun, einfach so, daß ich e ben die Argumentation
nicht über den Boden des naturwissenschaftlichen Chauvinis-
mus hinausführe, über den Boden der Naivität. Und wohl noch dazu-
füge : Man treibt tatsächlich eidetisches Denken und läßt es tatsächlich
25 im naturwissenschaftlichen Zusammenhang gelten, und hinterher
reflektiert man darüber und will es nicht anerkennen. Zum Teil infolge
von außen her hineingekommener philosophischer Vorurteile.
Insbesondere wären noch einige Sätze folgenden Inhalts einzufügen:
Die' Geometrie ist das große Instrument der Naturwissenschaft. De
30 facto verfährt sie nicht empirisch — begründet sie nicht durch Beob-
achtung und Versuch. Etwa Experimente in der Phantasie ? Unsinn.
Oder sagt man : „In der Erfahrung der Menschengeschlechter, in der
bisherigen vorwissenschaftlichen Erfahrung hat sich ein Schatz von
geometrischen Erfahrungen angesammelt, dem ich nur Ausdruck
35 gebe" ? Aber die Wissenschaft begründet doch nicht durch vorwissen-
schaftliche, sonder wissenschaft liche Erfahrungen. Die vage empirisch
allgemeine Erinnerung, daß Körper fa llen, gibt keinen physikalischen
Satz : zumal auch Körper steigen. Ich mache Beobachtungen und Ex-
perimente. Ich erfahre nach wissenschaftlichen Methoden. Aber wie in
40 der Geometrie? Etc. Oder: wo sind die wissenschaft lichen Erfahrungen
arithmetischer Sätze etc. ?

1 Vgl. dazu § 25. — Anm. d. Hrsg.


528 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

Die; Naturwissenschaft ist groß geworden dadurch, daß sie den


philosophischen Skeptizismus beiseite geschoben hat. Ich
sage, beiseite geschoben, und nicht : überwunden. Denn die skeptischen
Probleme hat sie nicht gelöst, und die Art der Reaktion gegen den
5 Skeptizismus, so berechtigt sie ist, so geeignet sie <ist>, seinen Wider-
sinn herauszustellen, ist doch noch nicht diejenige, die die Probleme
löst, die durch ihn gestellt sind, und die Motive befriedigt, die in ihm
ihren Auftri eb entfalteten. Die Naturwissenschaft hemmt den Fort
licher Erkenntnis, wenn sie den Skeptizismus nur-ganwisechft
10 hinsichtlich der Erfahrung beiseite schiebt und nicht hinsichtlich des
Eidetischen. Und wenn sie das Eidetische nur unter einer falschen
empirischen Flagge in ihre Methode einschmuggelt. Denn dadurch
verschließt sie uns, oder hemmt sie den Eingang in große eidetische
Gebiete: diejenige, die nicht durch den Zw ang der Intention ihrer
15 eigenen Methode gefordert sind in der physischen Natur (der klassi-
schen Stätte der Naturwissenschaft), bzw. die durch den antiken Plato-
nismus vorgebildet waren.
Lassen wir also vollbewußt das Eidetische gelten, so haben wir freie
Bahnen für eine rationale Psychologie und darin Phänomenologie :
20 zunächst freie Bahn für die eidetische Grundlegung der Psychologie.
Der Weg erfordert also auch diese Ausführung und die ausdrückliche
Betonung, daß der Vernunftwille, der gebenden Anschauung und
speziell der Erfahrung folgen, nicht ausschließt, daß die Mög lichkeit
der Erfahrung große Dunkelheiten hat und schwie rige Probleme, und
25 vielleicht auch die Möglichkeit eidetischer Anschauung. Und daß hier
Motive liegen, das klar Gegebene wegzudeuten und so den Gang der
objektiven Erkenntnis zu verwirren. Man kann sich aber zunächst auf
das Prinzip der Gegebenheit stützen (als Grundprinzip der Methode)
und einfach der Folge möglicher empi rischer und eidetischer Diszi-
30 plinen nachgehen.
Die Fortführung der Betrachtung liefe dann so, daß ich zunächst
noch näher erörtert e die eidetische Reduktion. Um rein eidetische
Wissenschaft zu gewinnen und in jedem Schritt und vor a llem im An-
fan g sicher zu sein, daß wir nichts faktischer Wissenschaft mitführen;
35 auch sicher zu sein vor Mißdeutungen, die das Eidetische von vornher-
ein etwa in Faktisches umgedeutet ha ben, vollziehen wir prinzipiell
„eidetische Reduktion". Darunter auch Ausschaltung des Ich als
Faktum.

1 Zu diesem Absatz vgl. § 26. — Anm. d. Hrsg.


MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 529

BEILAGE 5
<RATIONALE PSYCHOLOGIE UND PHÄNOMENOLOGIE>
<um Juli 1912>
Über das Verhältnis von rationaler Psychologie und Phänomenologie
5 muß ich mich sehr vorsichtig äußern.
Es muß ausdrück lich gesagt werden, daß der Sinn meines Ausschlus-
ses rationaler Psychologie nur der ist, daß ich das Ziel einer Erfor-
schung der psychischen Rea lität, der Idee des Geistes und des dem Geis-
te Zugehö rigen als solchen ausschließe und das „Bewußtsein" und die
10 Bewußtseinsphänomene rein nach ihrem eigenen Wesen und nach
ihren Wesensbeziehungen erforschen wi ll , ohne zu fragen, was sie zu
Erlebnissen von Geiste rn macht, bzw. ohne diese Frage als Leitfrage
zu stellen.
Es mag sein, daß Erlebnisse nicht denkbar sind ohne Geister': dann
15 muß das aus dem Wesen der Erlebnisse selbst hervorgehen.
Wie überhaupt Phänomenologie und rationale Psychologie zuein-
ander stehen, das bleibt von vornherein offen. Obschon man gleich
sieht, daB die Wesenslehre der Erlebnisse sich in die rationale Psycho-
logie einordnen muß, wofern wir nur die Idee des Geistes in allgemein-
20 ster Weise nehmen. Es fragt sich auch bei der Idee des Geistes (Nus),
wie sie zu begrenzen ist. Ob wir <hin>zunehmen, daß sie wesentli ch
eins sein soll (wenn auch vielleicht nicht notwendig) mit der Idee Leib
oder nicht. Jedenfalls soll Geist eine „reale" Einheit sein, eine kosmi-
sche.
25 Das ist wohl der Hauptgedanke : Die Einheit der Welt und die der
Welteneinheit sich einordnenden und die Welteinheit fundierenden
Einheiten: das sind die kosmologischen Realitäten. Diese sind
es, die wir in den kosmologischen Wissenschaften studieren.
Die Phänomenologie will aber weder empirische noch rationale
30 Kosmologie sein. Danach scheiden sich a llerdings natürliche und phä-
nomenologische Einstellung, sofern die natür liche kosmologisch ist,
die phänomenologische nicht. Beiderseits sind wir auf Materiales ein-
gestellt. Oder die Einteilung der Wissenschaften in kosmologische und
phänomenologische ist keine vollständige (abgesehen davon, daß die
35 phänomenologische Wesenslehre nichts Getrenntes ist gegenüber der
rationalen Psychologie), es bleibt noch Raum für die formalen Wis-
senschaften. Und nur für die ? A ber darauf kommt es nicht an. Die
Scheidung von kosmologischer und phänomenologischer Einstellung
ist eben wichtig, weil man natürlich geneigt ist, das Phänomenologische
40 zu psychologisieren.

1 Nein, das ist nicht das Wesentliche.


530 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

BEILAGE 6

<ENTWURF EINER EINLEITUNG ZU DEN IDEEN I>


<um Juli 1912>
Das Ziel der nachfolgenden Überlegungen ist eine Emporleitung zur
5 Idee der reinen Phänomenologie, dieser erst jüngst zum Durchbruch
gekommenen Grundwissenschaft der Philosophie und Psychologie.
Einer solchen Emporleitung bedarf es gar sehr. Denn das eigentümliche
Forschungsgebiet der Phänomenologie liegt nicht innerhalb des end-
losen Erkenntnishorizontes, den die natürliche Einstellung des
10 forschenden Blickes auf reales Sein umspannt. Innerhalb dieses Hori-
zontes liegt alle Naturwissenschaft, alle Wissenschaft von räumlich-
zeitlich zu bestimmendem Dasein, von physischem und psychischem.
Auch alle wissenschaftlichen Disziplinen, welche gleich der reinen
Geometrie, reinen Zeitlehre, reinen Bewegungslehre und so überhaupt
15 der „reinen Naturwissenschaft" sich auf das Wesen (die reine Idee)
der Natur überhaupt beziehen, also die Wahrheiten erforschen wollen,
ohne welche reales Sein (sei es physisches oder psychisches) nicht ge-
dacht werden kann, reichen <nicht> höher, wie weit oder eng wir
übrigens den Rahmen solcher Erkenntnis spannen mögen. A ll diese
20 Wissenschaften sind auf objektives Sein, auf Realität gerichtet, sie
gehen als Wissenschaften der „natürlichen" Einstellung auf reale
Sachen und nicht auf Phänomene im Sinne der reinen Phänomenologie.
Wenn sie überhaupt, wie das von der Psychologie statt hat, auf Phäno-
mene von Sachen gehen, so doch nicht auf „reine" Phänomene (son-
25 dem auf reale Phänomene), die vielmehr erst durch eigentümliche
Reduktionsprozesse erwachsen, und d as aufgrund von Reflexionen
und Urteilsausschaltungen, die apriori, also notwendig, in Ansehung
jedweder Gegenständlichkeit zu vollziehen sind. Es bedarf methodisch
geleiteter Überlegungen, um die Möglichkeit, den Sinn und Zweck
30 solcher „phänomenologischen Reduktion" zur Evidenz zu bringen und
I damit das Arbeitsfeld der reinen Phänomenologie, dieser gegenüber
allen „natürlichen" Wissenschaften völlig neuartigen, aber auf a lle sich
beziehenden und sie ergänzenden Wissenschaft, zu gewinnen. Reine,
transzendentale Phänomene sind nicht einfach aufzuweisen, es genügt
35 nicht für sie eine bloße Hinwendung des Blickes und allenfalls eine ge-
wöhnliche Abstraktion bzw. Ideation, wie das für Gegenstände der
natürlichen Erkenntnissphären der Fall ist.
Damit ist zugleich gesagt, daß reine oder transzendentale Phäno-
menologie in dem hier behandelten Sinn von aller Psychologie scharf
40 unterschieden ist. In der deutschen Psychologie und Philosophie un-
serer Tage ist Phänomenologie ein beliebtes Wort. Man pflegt darunter
aber zu verstehen eine Analyse der Bewußtseinsgestaltungen und der
ihnen immanenten Phänomene im Rahmen der unmittelbaren inneren
Erfahrung. Eine solche Phänomenologie wäre freilich nichts radikal
4 Neues, sondern die selbstverständlich unerläßliche Grundschicht a ller
MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 531

i empirischen Psychologie. A ll e psychologische Erfahrungserkenntnis


j führt ja zurück auf die unmittelbaren Erfassungen psychischer Erleb-
nisse, die der Psychologe in seiner „Selbsterfahrung" vollzieht. Findet
man einen M an gel der bishe rigen Psychologie darin, daß sie es an einer
5 hinreichend umfassenden und systematischen Durchführung unmittel-
barer Erfahrungsanalysen habe fehlen lassen, so würde die Bestätigung
dieses M an gels doch auf keine prinzipiell neue Wissenschaft, sondern
höchstens auf eine fundierende Sonderdisziplin der gegebenen führen.
Wir hier wollen die Position begründen, daß es gegenüber dieser psy-
10: chologischen Phänomenologie, die a lle solche immanenten Deskrip-
tionen des in psychologischer Erfahrung zu Gebenden umspannt, einer
i gewissen „reinen" oder tr an szendentalen Phänomenologie bedarf, mit
der uns prinzipiell neuartige Erkenntnisse zuwachsen, die trotz aller
i Verwandtschaft mit den psychologischen und trotz aller Bedeutung,
1 die sie für eine radikale Begründung der letzteren beanspruchen, von
der Psychologie prinzipiell abzusondern sind. Diese reine Phänomeno-
logie nennen wir auch transzendental, weil alle echten transzendental-
philosophischen Probleme durch sie allein endgültig zu formulieren
und zu lösen sind. Das peinliche Unbehagen, das jederm an n empfinden
20 muß, der von den objektiven Wissenschaften (denjenigen der natür-
lichen Einstellung) mit ihren klaren Problemen und Methoden in das
a
Dunkel der Vernunftkritik und Philosophie herabsteigt, hat seine
Quelle darin, daß die für ein reinliches und kla re s Erfassen der vernunft-
kritischen und metaphysischen Problematik grundwesentliche An-
25 derung der Einstellung mit der Reduktion auf das reine Phänomen
nicht vollbewußt und in radikaler Reinheit vollzogen wird und so
zunächst nicht vollzogen werden k an n. Erst mit der Etab li erung der
reinen Phänomenologie gewinnt die Vernunftkritik und Philosophie
ihre vollkommene innere Klarheit, ihre sichere Absonderung, ihre Frei-
30 heit von allen sie widersinnig verkehrenden Einmengungen des „Psy-
chologismus" und des „Naturalismus" jeder Art.
Erst durch sie wird es verständlich, warum alle Wissenschaften der
natürlichen Einstellung, wie vollkommen ihre Ausbildung auch sein
möge, notwendig „dogmatisch" sein müssen oder, was dasselbe ist,
35 daß sie ihrem Wesen nach eine Dimension von Problemen (die ver-
nunfttheoretischen) offen lassen, die außerhalb ihrer eigentümlichen
Domäne liegen; oder, was recht verstanden wieder dasselbe besagt:
warum sie einer tr an szendentalen „Kritik" bedürfen, die etwas prinzi-
piell Verschiedenes ist von jeder im Rahmen der natürlichen Einstel
40 lung zu vollziehenden Kritik.
Indessen, mit all dem rühren wir an Interessen, die wir zunächst
ausschließen wollen. Für die jetzige Art der Emporleitung zur Phäno-
menologie fassen wir den Vorsatz, a ll e Philosophie auf sich beruhen zu
lassen. Wir rechnen mit dem verbreiteten Mißtrauen gegen Philoso-
45 phie, mag es übrigens, und in welchen Grenzen immer, berechtigt sein
oder nicht. Insbesondere wünschen wir gerade diejenigen, die ihren
Stolz daransetzen, aus dem Felde menschlicher Erkenntnisbemühun-
532 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

gen alle „Metaphysik" auszuschalten oder, was für sie auf dasselbe
hinauskommt, in prinzipieller Vorurteilsfreiheit zu forschen, zu einer
unbefangenen Hingabe an unsere Darlegungen zu bestimmen. Sie
mögen sich davon überzeugen, daß wir der Forderung vollkommenster
5 Freiheit von jederlei Vorurteilen nicht nur zustimmen, sondern sie so
radikal verstehen und erfüllen, wie sie kein Positivist je zu erfüllen
vermöchte. Das Gesagte beträfe zunächst unsere Stellung zu all dem,
was bisher Philosophie hieß und Daseinsrecht als Wissenschaft oder
Weltanschauung beanspruchte. Es sei für uns keinerlei Philosophie
10 vorgegeben, und am besten sprächen wir überhaupt nicht von Philo-
sophie, oder höchstens in Parenthese. Unser einziges Interesse sei die
Aufweisung der neuen Wissenschaft, die wir reine Phänomenologie
nannten, mag sie mit sogenannter Philosophie viel oder wenig zu tun
haben. Was überhaupt neben oder gegenüber den natürlichen Diszi-
15 plinen einerseits und der Phänomenologie andererseits noch Philoso-
phie heißen und sein könne, das wollen wir erst nachher überlegen
und dann auch zusehen, ob nicht Interessen höchster Erkenntnisdigni-
tät, eben der philosophischen, an der Ausbildung der Phänomenologie
hingen. Niemand bestreitet, daß jede Wissenschaft ihr eigenes Recht
20 habe, ganz abgesehen von den ihr äußerlichen Motiven, die ihre Aus-
bildung wünschenswert erscheinen lassen, und von jederlei praktischem
Nutzen, den sie hinterher haben mag. So wollen wir also jetzt im ersten
Hauptteil dieser Arbeit nichts anderes tun, als einen Weg beschreiben,
auf dem es evident wird, daß alle Erkenntnis sich der Stufenordnung
25 natürlicher und phänomenologischer Einstellung fügt, und daß mit
der letzteren sich ein prinzipiell eigenartiges Forschungsgebiet eröffnet,
das somit zur Domäne einer eigentümlichen Wissenschaft werden muß
mit eigentümlichen Methoden. All die übrigen berührten Fragen erör-
tern wir im zweiten Teil.

30 BEILAGE 7
<AUS EINEM EINLEITUNGSENTWURF>
<um Juli 1912>
Es sagt also, daß solange eine Wissenschaft der Ve rnunft und eine
Wissenschaft vom Sein in jedem Sinn, z.B. in dem der Natur, sich als
35 Wissenschaft nicht etablieren kann, ohne daß das Gebiet spezieller
Analysen in wissenschaftlich korrekter Weise durchgearbeitet ist, mit
dem wir anheben. (Von einem berühmten Philosophen sind mir wieder-
holt Äußerungen über die Phänomenologie des Inhalts zu Ohren gekom-
men, es handelt sich da um ganz nützliche, aber in dieser Subtilität
40 übertriebene Spezialarbeit. Natürlich, geklärte Begriffe braucht jeder
Philosoph. Aber die wird jeder im Zusammenhang seiner Arbeit und
seiner Bedürfnisse sich schon selbst besorgen. Auf die großen Probleme
der Vernunftkritik, der naturwissenschaftlichen Methode u. dgl. heiße
MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 533

es die Kräfte zu spannen und nicht im Kleinen hängen bleiben. So


ähnlich möchten die in ihrer Zeit hochgeehrten Professoren und Ge-
heimräte der Alchemie, Astrologie, Naturphilosophie usw. sich der-
einst, und oft genug, über die kleinliche Spezialarbeit eines Ga lilei ge-
5 äußert haben. Geistreiche Männer waren es ja auch, reich an Gedan-
ken, und ihren Schriften hat man in neuerer Zeit sogar wieder einige
Berechtigung angedeihen lassen. Aber wir stehen darum doch auf
Seiten Galileis und der strengen Naturwissenschaft. Es wird sich ja
auch in unserem Fa ll bald herausstellen, ob die Phänomenologie aus
10 bloßer Andacht im Kleinen erwachsen ist, oder ob sie sich nicht
höchster Ziele rühmen und diese in wissenschaftlicher Weise auch zu
fördern vermag.)
Im übrigen, auch ohne große Horizonte wird eine gewisse und nicht
unbedeutende Nützlichkeit mindestens für begrenzte erkenntnistheo-
15 retische und psychologische Problemsphären Sachkundigen sehr bald
aufleuchten, und so hoffe ich, daß der eine oder andere die Mühe einer
ernsten Verarbeitung des im Nachfolgenden Dargebotenen nicht
scheuen wird, die unerläßlich ist, wenn das Ziel eines wirklichen Ver-
ständnisses desselben erreicht werden soll.

20 Die Psychologie ist eine Erfahrungswissenschaft, und darin liegt,


bei der Bedeutung, die das Wort Erfahrung in dieser Verwendung hat,
<ein> Doppeltes:
1) Sie ist eine Wissenschaft von Realitäten. Die Phänomene, die sie
als psychologische Phänomenologie behandelt, sind reale Vorkomm-
25 nisse, die als solche, wenn sie individuelles Dasein haben, sich wie die
zugehörigen realen Subjekte der Einheit der Welt, als der omnitudo
realitatis, einordnen.
2) Sie ist Tatsachenwissenschaft (Tatsache im Humeschen Sinn
eines matter of fact).
30 Demgegenüber werden, um es vorweg anzudeuten, die reduzierten
Phänomene charakterisiert werden als irreal: die Reduktion „reinigt"
die realen Phänomene von dem, was sie als reale Phänomene, als
Bestandstücke der Welt kennzeichnet. Die transzendentale Phäno-
menologie ist also keine Wissenschaft von Re alitäten. Diese Reduktion
35 ist die spezifisch transzendentale.
Fürs Zweite: Die Phänomenologie ist keine Tatsachenwissenschaft,
sondern eine eidetische Wissenschaft, eine Wissenschaft, die aus-
schließlich „Wesenserkenntnisse", Erkenntnisse des „reinen" Denkens
und nicht Fakta feststellen will. Die zugehörige Reduktion ist die eide-
40 tische, die Änderung der Einstellung, die vom Singulären und „empi-
risch Allgemeinen" zum Eidos bzw. zur reinen Allgemeinheit (der
unbedingten Allgemeinheit, die in der Anwendung auf Singuläres ihm
den korrelativen Charakter der apodiktischen Notwendigkeit verleiht)
überführt.
534 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

BEILAGE 8

<UNMITTELBARE ANSCHAUUNG ALS LETZTER


RECHTSGRUND DER ERKENNTNIS> 1

<um Juli 1912>


5 Wir heben an mit der Beschreibung der natürlichen Einstellung, und
wir vollziehen sie in der Weise, daß wir die allgemeinen Arten der
Einstellung und die zu denselben gehörigen Vorfindlichkeiten generell
besprechen und in einigen rohen Linien verfolgen.
Wir gehen aus von der erfahrenden Einstellung, die am genauesten
10 dem Titel „natür li cher" Einstellung entspricht, sofern sie die Erkennt-
niseinstellung auf die „Natur" ist. Allgemein können wir sagen : Er-
kenntnis, auf welche Gegenständlichkeitssphäre sie sich beziehen mag,
ist, wie bekannt, unmittelbar oder mittelbar. Das sagt : Erkenntnisse,
als Urteile, die einen, sei es auch vielleicht beschränkten Rechtsgrund
15 haben, schöpfen ihr Recht entweder unmittelbar aus einem seinser-
fassenden, „gebenden" Akt, etwa so wie ein Wahrnehmungsurteil un-
mittelbar „ausdrückt" (bzw. auseinanderlegt und ausdrückt), was in
einem Wahrnehmen als wirklich „gegeben" ist ; oder sie ziehen ihr
Recht aus einem schließenden Prozeß, der seinerseits bei der Frage
20 nach dem Recht seiner „Prämissen" zuletzt auf unmittelbar gebende
Akte zurückweist. Offenbar bestimmt danach die Art unmittelbarer
Anschauung das Erkenntnisgebiet : Jede Grundart von „gebenden"
Akten bestimmt ideell einen Umkreis mög li cher Gegenständlichkeiten
bzw. einen Umkreis von möglichen Erkenntnissen, die in so gearteten
25 „gebenden" Anschauungen Rechtsgründe finden können, und damit
begrenzt sich in weiterer Folge die sachliche Einheit einer Wissenschaft
bzw. ein Umkreis zusammengehöriger wissenschaft li cher Disziplinen.
Die erste und sozusagen natürlichste Art gebender Anschauungen ist
die „Erfahrung". In ihr sind wir „natürlich" eingestellt — auf die
30 Natur. Doch machen wir uns etwas bestimmter deutlich, was in
erfahrender Einstellung vorgefunden wird.

BEILAGE 9

<ERFAHRUNG UND ERFAHRUNGSWISSENSCHAFT


GEGENÜBER WESENSFORSCHUNG UND
35 BEWUSSTSEINSFORSCHUNG2>
<um Juli 1912>
In der natürlichen Geisteshaltung steht uns die seiende Welt vor
Augen, eine Welt, die sich endlos in Raum und Zeit ausbreitet. Sie
1 Vgl. § 1 (und § 27). — Anm. d. Hrsg.
2
Vgl. das 1.-3. Kapitel des II. Abschnitts. — Anm. d. Hrsg.
MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 535

besteht aus einer endlosen Fülle von Dingen, mannigfaltig gestaltet


und qualitativ geartet, bald sich bewegend, bald ruhend, bald sich
qualitativ verändernd oder sich unverändert erhaltend, aufeinander
Wirkungen übend und solche voneinander erleidend. In diese Welt,
5 die unmittelbar für uns da ist, in fragloser Selbstverständlichkeit
existierend, ordnen wir uns selbst ein. So wie sie finden wir uns selbst
unmittelbar und ganz selbstverständlich inmitten dieser Welt vor. Das
Inmitten besagt hier eine ausgezeichnete Stellung, leiblich und geistig
finden wir uns nämlich als ein Beziehungszentrum, zu dem die übrige
10 Welt die Rolle der „Umgebung" spielt. Zwar die Umgebungsobjekte
mit ihren Beschaffenheiten, Verhältnissen, Veränderungen usw. sind,
was sie sind, für sich; sie haben aber eine zu uns gehörige räumlich-
zeitliche Orientierung, nach hier und dort, nach rechts und links, vor-
wärts und rückwärts, nach nah und fern. Ebenso nach jetzt und dann
15 und vorher, nach zeitlich näher und ferner. Um das Jetzt und Hier
gruppiert sich eine engere Umgebung als unmittelbar wahrgenommene,
als unmittelbar gesehene, gehörte, getastete usw., bzw. als unmittelbar
als gewesen gegebene, als etwas, das „soeben" gesehen, irgendwie
wahrgenommen war und das, obschon nicht mehr wahrgenommen,
20 noch im Blick ist, noch im Griff als das unmittelbar Gewesene.
Mit den wirklichen Wahrnehmungen und Retentionen verflicht sich
dann das Spiel wechselnder vergegenwärtigender Anschauungen, von
mannigfachen Wiedererinnerungen, mit denen uns frühere Wahrneh-
mungen bzw. Wahrgenommenheiten „wieder bewußt" werden, von
25 veranschaulichenden Vergegenwärtigungen, in denen wir uns, den in
den anschaulichen Gegebenheiten liegenden Leitfäden folgend, selbst
nicht Gegebenes und gegeben Gewesenes, sei es auch als Möglichkeiten
und Vermutlichkeiten, anschaulich machen. Von der ersten Umgebung
schreiten wir so zu immer neuen Umgebungen, in der festen Ordnung
30 der Räumlichkeit und Zeitlichkeit fortschreitend. Auch die Zukunft
der Welt tritt dabei zu uns in Beziehung, zunächst durch die unmittel-
bar vorblickende Erwartung, die mit unmittelbarer Wahrnehmung
verflochten ist, und dann durch antizipierende Veranschaulichungen
dessen, was künftig Gegenwart bzw. künftig wirkliche, mögliche, ver-
35 mutliche Wahrnehmung bieten wird, bieten könnte.
Über diese niederen Bewußtseinsbeziehungen zur Welt, über die der
schlichten Erfahrung, bauen sich aber auch höhere auf ; denkend, be-
greifend, urteilend, schließend gewinnen wir auf dem Grunde der Er-
fahrung ein ihren Bereich umspannendes, aber ihn übergreifendes
40 Wissen. Dazu kommen die vielartigen emotionalen Akte, mit denen sich
neue Beziehungen herstellen, wir schätzen das Angenehme und Un-
angenehme, wir werten als nützlich und unnützlich, als moralisch gut
und böse, wir greifen handelnd in die Welt ein usw.
In dieser selben Welt finden wir neben unserem auch andere Ich, mit
45 anderen „Leibern", vielerlei Menschen und Tiere, „beseelte" Wesen,
die wie wir zu der uns allen gemeinsamen Welt analoge Beziehung ha-
ben, jeder ein Ich mit einem Jetzt und Hier, Beziehungszentrum für
536 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

eine Umgebung, die für jeden eine an dere ist. Jeder hat seine Erleb-
nisse, seine Wahrnehmungen, Erinnerungen usw., einen Bereich un-
mittelbarer und mittelbarer Erfahrung, einen Bereich des Wissens,
aber alles bezogen auf die eine, a llen gemeinsame räumlich-zeitliche
5 Welt. Alle Dinglichkeiten dieser Welt sondern sich aus in zwei Klassen,
in bloß physische Dinge und in Leiber. Die letzteren dadurch ausge-
zeichnet, daß sie einerseits selbst physische Dinge sind, daß sie an-
dererseits aber zugleich Träger sind für mancherlei Leibes-„Empfin-
den” und in höherer Stufe von mancherlei geistigen Erlebnissen, von
10 Anschauungen, Urteilen, Gefühlen, Wollungen, mittels deren sie sich
auf sich selbst und auf die Umwelt beziehen. Zwischen den physischen
Zuständen des Leibes und a ll seinen „psychischen" Erlebnissen be-
stehen dabei gewisse funktionelle Zusammenhänge, die zwischen Reiz
und Empfindung usw.
15 So stellt sich die Welt dem natürlichen Auffassen dar, und zunächst
vor aller Wissenschaft. Auf die so schon aufgefaßte Welt beziehen sich
dann die m annigfachen Erf ahrungswissenschaf ten. Die physische
Naturwissenschaft beschäftigt sich mit den physischen Tatsachen, mit
allen Dingen, soweit sie physische Beschaffenheiten haben, unter Ab-
20 sehen von allem „Geistigen", die Psychologie und Psychophysik be-
schäftigen sich mit den „psychischen Phänomenen", mit den Erleb-
nissen erlebender Wesen und Leibern, sofe rn sie Träger von „Seeli-
schem" sind.
Alle Erfahrungswissenschaften beziehen sich auf die Welt, in die wir
25 hineinsehen, die wir überhaupt erfahren. Mag die Weltauffassung der
Wissenschaft sich noch so sehr entfernen von derjenigen der vorwissen-
schaftlichen Erfahrung, mag sie auch lehren, daß Sinnesqualitäten
bloß subjektiv sind, daß die Dinge in den oder jenen Hinsichten nicht
wirklich so sind, wie sie uns in unmittelbarer Erfahrung erscheinen : es
30 bleibt doch dabei, daß uns die unmittelbare Erfahrung die Dingwelt
gibt, die Naturwissenschaft uns theoretisch bestimmt. Alle Wirklich-
keitsurteile der Naturwissenschaft beziehen sich auf die erfahrene
Natur. Sie gehen von den erfahrungsmäßig gegebenen Dingen und
Dingbestimmungen <aus> und gründen sich in ihrem ganzen weiteren
35 Forschen auf Erfahrung. Sie überschreiten das unmittelbar Erfahrene,
sofern sie über die Sphäre wirklicher Erfahrungsgegebenheit hinaus-
reichen, und auch in dem Sinn, wie jede theoretische Bestimmung hin-
ausreicht über sinnliche Erscheinung: andererseits ist ihr Feld doch
nichts an deres als die eine einzige Natur, die, wie weit sie über das
40 Gebiet unmittelbaren Erfahrens hinausreicht, dasselbe doch auch um-
spannt, die das Gegebene besser und anders bestimmt, aber doch sein
wahres Sein bestimmt. Es ist also dieselbe Natur, in der wir uns schon
vor der Wissenschaft finden, die uns beständig und unmittelbar an-
schaulich umgibt, über die wir im gemeinen Leben reden, wieviel un-
45 vollkommener die Alltagsbestimmungen gegenüber den theoretischen
der Naturwissenschaft auch sein mögen.
Wir können uns nun denkend, und zuhöchst wissenschaftlich den-
MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 537

kend, in doppelter Richtung betätigen : Entweder wir verbleiben in


natürlicher Einstellung, wir betei ligen uns an der Arbeit der Welt-
wissenschaften und erforschen als Naturforscher, desgleichen als
Psychologen, als Soziologen, Historiker usw. die „gegebene" Wirklich-
5 keit. Oder aber wir üben hinsichtlich des Daseins dieser gesamten
Welt, der physischen wie geistigen, absolute Epoche, stellen uns also
ganz heraus aus dem System der Naturwissenschaften und ihrer sämt-
lichen, und sei es noch so primitiven oder noch so begründeten Erkennt-
nis, g an z wie wenn wir hinsichtlich a ller Skeptiker wären, und bewegen
10 uns ausschließlich in der Domäne reiner Wesenserforschung. Solche
Wesensforschung können wir richten auf all das, was uns in der natür-
lichen Erkenntnissphäre als gegeben entgegentritt : überall die Fak-
tizität eben ausschaltend und das rein Wesensmäßige erwägend. Wir
können also erforschen das Wesen von Raum und Zeit, das Wesen von
15 mate ri ellem dinglichen Sein, das Wesen von physischer Natur über-
haupt. Ebenso das Wesen von leiblichem Sein, das Wesen von leiblich
getragener Geistigkeit, in allen zugehörigen und einsehbaren (zu We-
sensgegebenheit zu b ringenden) Artungen und anderen Besonderungen.
Ebenso auf das Wesen a ller Gestaltungen geistiger Erlebnisse, auf das
20 Wesen von Wahrnehmen, von Dingwahrnehmen, Leibwahrnehmen,
Geistwahrnehmen, von Wahrnehmen psychischer Erlebnisse usw., auf
das Wesen der verschiedenen Artungen von Vergegenwärtigungen und
so überhaupt auf das Wesen des Erfahrens von Erfahrbarem der oder
jener Gegenständlichkeitskategorien. Desgleichen auf das Wesen des
25 Denkens und des im Denken Gedachten als solchen, das Wesen von IN
Urteilen und Urteil, von Schließen und Schluß, von Beweisen und Be-
weis usw. können wir unsere Forschung richten, auf das Wesen aller
Gemütsarten, auf die Korrelationen von Werten und Wert, von Wille IM
und Handlung usw. So überhaupt auf alles Psychische, auf alle „Akte",
30 auf all das, was sie wesensmäßig, nach Gattungen und Arten, die in
Wesensschauung erfaßbar und adäquat fixierbar sind, in sich selbst
enthalten und was sie intentional als Korrelate verschiedener Stufe
und verschiedener Dignität in sich bergen; und immer ohne mindeste
Rücksicht darauf, ob singuläre Einzelheiten solcher Wesen wirklich
35 erfahren worden sind, ob sie in „der" Welt wirklich vorkommen, und
was für solche Faktizitäten seinerseits d an n bestehen und gelten mag.
Dagegen gehört natürlich ganz in den Forschungskreis die Frage, was
das wesensmäßig besagt : es sei etwas wirklich erfahren, es seien alle
dergleichen Vorkommnisse der Welt „dagewesen", als „bestehend",
40 „wirklich existierend" begründet. Wesensforschungen haben ihre
natürlichen Zusammenhänge, sofern die erforschten Wesen solche
haben, und zwar als Wesen haben. Jeder reine Wesenszusammenhang
besagt hinsichtlich entsprechenden mög lichen einzelnen Seins absolute
Notwendigkeit, unbedingte Allgemeingültigkeit der Verknüpfung der
45 den Wesen entsprechenden Bestimmungen. Darin liegt die philoso-
phische Bedeutung der reinen Wesenslehre, wofern sie in dem gehöri-
538 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

gen, durch die Wesen vorgezeichneten Gesamtzusammenhang syste-


matisch durchgeführt wird. < ... > 1
Nämlich : Die ontologischen Wesen der Art wie die Zahlen, die Ur-
teile und überhaupt die Gestaltungen der logischen Bedeutungen,
5 wieder die Gestaltungen des Raumes, der Zeit, der reinen Bewegung,
der reinen Dinglichkeit usw. lassen sich erforschen ohne in Erwägung
zu ziehen, wie das Wesen etwa von Zahl und Zählen, von Urteil und
Urteilen, von Schluß und Schließen zusammengehört, und wieder wie
Raum und räumliches Anschauen, Ding und Dingerfahren usw. zuein-
10 ander stehen. Demnach treten Arithmetik, reine Logik, reine Mannig-
faltigkeitslehre, reine Raumlehre usw. als objektive Disziplinen auf,
bei denen man an nichts weniger zu denken hat als an Psychologie
oder an Wesenslehre von Psychischem. So steht es mit der Unterlage
an Wesenserkenntnissen, welche die physische Naturwissenschaft, um
15 exakte Wissenschaft sein zu können, erfordert.
Ganz anders steht es, wenn wir das Bewußtsein selbst und seine Ge-
staltungen der Wesensforschung unterwerfen wollen. Das Wesen des
Bewußtseins ist es, Bewußtsein „von etwas" zu sein, und das Wesen
dieses Etwas ist nicht beziehungslos zum Wesen des Bewußtseins von
20 ihm. Das Bewußtsein ist nicht eine Schachtel, ein gleichgültiges Be-
hältnis gegenüber dem, wovon es Behältnis ist, das man beliebig her-
ausnehmen und wieder hineinstecken könnte. Das Etwas ist ja auch
nicht in einem echten Sinn etwas in dem Bewußtsein, und vor allem
ist das Phänomen Wahrnehmung von einem Ding etwas seinem Wesen
25 nach anderes wie Wahrnehmung eines Geistigen, und Wahrnehmung
von einem Haus etwas anderes als Wahrnehmung von einem Baum
usw. Dasselbe gilt von jederlei Bewußtsein hinsichtlich seiner Korre-
late. Es ist gar keine Rede davon, daß m an eine Phänomenologie der
Wahrnehmung etablieren könnte, ohne auf das Wesen des Wahrge-
30 nommenen und auf d as , was in diesem Wesen als Dingwesen, als Geist-
wesen etc. liegt, Rücksicht zu nehmen. Alle Wesenseigentümlichkeiten
des Wahrgenommenen sind Titel für Wesensforschungen des Wahr-
nehmens. Eben damit hängt es zusammen, warum die Psychologie so
viel mehr Affinität zur Phänomenologie und Philosophie hat als die
35 physische Naturwissenschaft und sogar als die Wissenschaften der
reinen Mathesis und der re alen Ontologie, die doch selbst Wesenslehren
sind und sich somit dem System a ller Wesenslehren (das in der Tat
ein Zusammenhang ist) einordnen. Sowie man, um die Psychologie als
strenge Wissenschaft zu ermöglichen, das Bewußtsein überhaupt und
40 nach allen seinen Grundgestaltungen wesensmäßig erforscht, ist m an
eo ipso genötigt, die Wesenskorrelate dieser Gestaltungen mit zu er-
forschen, und damit erblickt man eo ipso die transzendentalphiloso-
phischen Probleme, die Probleme der „tr anszendentalen Deduktion",
die eben durchaus Wesenszusammenhänge zwischen Bewußtseins-

Hier fehlt im ursprünglichen Blattzusammenhang ein Blatt. --- Anm. d. Hrsg.


MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 539

eigentümlichkeiten und Eigentümlichkeiten von Bewußtseinskorrela-


ten angehen und mit der allseitigen Erforschung dieser Zusammenhän-
ge ihre vollkommene Erledigung finden müssen. Natürlich ist es eine
an dere Frage, wie weit empirische Wirklichkeitsinteressen, wie sie die
5 psychologischen sind, das wirkliche Eintreten in diese Problemgruppen
erfordern : obschon selbstverständlich, daß es im Interesse der Wissen-
schaft hier wie auf naturwissenschaftlicher Seite liegen wird, daß die
Sphäre des Apriori unbekümmert um die praktischen und empirischen
Interessen einer systematischen und möglichst vollständigen Behand-
10 lung unterzogen wird.
*
Ob man nun von transzendentalphilosophischen bzw. metaphysi-
schen Interessen getrieben wird oder von Interessen psychologischer
Wissenschaft: es ist leicht zu sehen, daß der Wesensforschung des
Bewußtseins eine gewisse Ordnung vorgezeichnet ist, ohne daß doch
15 eine gewisse Wahrheit des Wortes vom unvermeidlichen Untersuchen
im Zickzack aufgehoben wäre.
1. Ist man etwa geleitet von Absichten auf eine „Theorie der Er-
fahrung", so besagt das für uns, die wir die radikalen Probleme und
die all ein echten, von allem mythischen Ballast befreiten im Auge
20 haben, offenbar Folgendes: Naturwissenschaft, soll sie wirklich exakte
Wissenschaft sein, höchsten Anforderungen gerecht werden können,
bedarf als Norm der Einsicht in die Bedingungen der Möglichkeit von
Wissenschaft überhaupt, und zwar zunächst in objektiver Hinsicht.
Das besagt, sie bedarf einer reinen Logik, erweitert zur reinen formalen
25 Mathesis, und Mannigfaltigkeitslehre: wie jede Wissenschaft. Sie be-
darf aber als Wissenschaft von der Natur der Einsicht in die Bedin-
gungen der Möglichkeit einer Natur überhaupt, das ist des Wesens von
Natur überhaupt, mit anderen Worten einer Ontologie der Natur, mit
einschließend die Wesenslehre von Raum, Zeit und reiner Bewegung.
30 Das ist aber nicht eine „Theorie der Erfahrung", sondern eine Theorie,
die das Wesen des Seins überhaupt und erfahrbaren Seins überhaupt
und rein für sich betrachtet entwickelt. Im eigentlichen und echten
Sinn zielt „Theorie der Erfahrung" auf nichts anderes als auf eine zu
den Quellen reiner Wesensschauung zurückgehende Erforschung des
35 schlicht erfahrenden Bewußtseins und dann in höherer Stufe des
auf Erfahrung sich gründenden „Verstandes" bewußtseins (oder
wissenschaftlichen Bewußtseins), wodurch in allen methodischen
Schichten der Erfahrungserkenntnis das Wesen der Geltung gegenüber
dem der Nichtgeltung, der empirischen Begründung gegenüber der
40 Entgründung zu letztem Verständnis kommt und damit zugleich
der notwendige Zusammenhang zwischen Wesen (oder „Sinn") des
erfahrbaren Seins und des Erfahrens und Erfahrungsdenkens selbst. Es
handelt sich, könnten wir kurz sagen, darum, das sich Beurkunden der
Gegenstände möglicher Erfahrung in eben dieser Erfahrung zu voller
45 Wesenseinsicht zu bringen.
540 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

Das sind die Probleme der „Mög lichkeit" der Erkenntnis, die eo ipso
die Probleme des „Ansich" des Erkenntnisgegenstandes in Beziehung
auf die Erkenntnis umspannen. Um nun solche Probleme zu lösen, wird
man selbstverständlich zunächst auf eine Phänomenologie der Erfah-
5 rungserkenntnis niederster Stufe, also zuletzt auf eine Phänomenologie
der schlichten Erfahrung und Anschauung überhaupt sowie ihrer
Wesenskorrelate verwiesen.
1 a) Auf eben dasselbe wird man aber verwiesen, von welchen trans-
zendentalen Aufgaben sonst man zunächst ausgehen mag, sei es von
10 den Aufgaben einer Phänomenologie der Denksphäre und ihrer Be-
deutungskorrelate (und welcher Korrelate dieser Sphäre sonst) oder
von den Aufgaben der Gemütssphäre in ihren verschiedenen Schichten.
Denken weist uns zurück auf Vorstellen, auf Anschauen oder Leervor-
stellen dieser oder jener Art. Ist das Denken auf Wesensgegenständ-
15 lichkeiten gerichtet, so werden wir auf Schauen von Wesen zurückge-
führt, und dieses wieder hängt so nah mit Anschauen im gewöhnlichen
Sinn zusammen, daß ohne Klärung des letzteren auch das Wesen des
ersteren und so des Denkens selbst in vo llkommener Weise nicht er-
zielt werden kann.
20 2. Und endlich auch wenn wir statt von irgendwelchen transzenden-
talen vielmehr von psychologischen Interessen unsere Antriebe
erfahren haben, so werden wir doch sehr bald darauf aufmerksam, daß
Bewußtsein überhaupt ein Stufenbau ist und daß, allgemein zu reden,
die unteren Stufen in der Wesenserforschung vorangehen müssen der-
25 jenigen der höheren. Anschauen und alles ihm verwandte schlichte
Vorstellen aber gehört zum Bewußtsein unterer Stufe. Freilich, einiger
Einschränkung bedarf das Gesagte. Es ist nicht so, daß, was wir
zunächst anschauen nun (woran wir alle unter diesem Titel denken,
ist : Wahrnehmen, sich Erinnern, bildlich Anschauen, Phantasieren)
30 schon Bewußtsein im allerinnersten und allertiefsten Sinn ist, in das
wir vielmehr von solchem Anschauen ausgehend allererst durch eigen-
tümliche Reflexionen eindringen müssen. Aber vom Standpunkt der
natürlichen Einstellung, den wir als phänomenologische Anfänger alle
teilen, in der ihr geläufigen inneren Reflexion (inneren Erfahrung), ist
35 sie das Erste in der Bewußtseinsordnung, und so haben wir mit ihr zu
beginnen. Alle Problemantriebe, die einer Phänomenologie zustreben,
verlangen also von uns als erstes eine Phänomenologie der empirischen
Anschauung und der ihr unmittelbar wesensverwandten Erlebnisse.
MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 541

BEILAGE 10

<DOGMATISCHE UND PHÄNOMENOLOGISCHE


(KRITISCHE) WISSENSCHAFT>
<um Juli 1912>

5 Erkenntnis geht auf Gegenstände, und Erkenntnis selbst (idealiter


gesprochen natürlich jede) kann Gegenstand der Erkenntnis werden.
Erkenntnis ist ein Bewußtsein, ist ein Titel für mannigfache Bewußt-
seinsgestaltungen, Wahrnehmungen, Erinnerungen, Erwartungen,
Denkakte etc., zu deren reellem und intentionalem Gehalte mancherlei
10 Daten (oder Dabilien) gehören wie Empfindungsdaten, Auffassungs-
charaktere, Bedeutungen, Phantome, Sehdinge usw., die wir als zur
jeweiligen Erkenntnisweise des Gegenstandes gehörig vorfinden, wis-
senschaftlich analysieren, beschreiben können und die wir sämtlich als
Bewußtseinsdaten im weitesten Sinne bezeichnen. Stellen wir über-
15 haupt gegenüber Gegenstand und Gegenstandsbewußtsein, so rechnen
wir auf der letzteren Seite alle BewuBtseinsdabilien mit, die im Be-
wußtsein vom Gegenstand, welcher Art immer es sei, vorfindbar sind.
gen
Die' Erforschung irgendwelcher (wahrhaft seiender) Gegenstände
ist offenbar etwas Verschiedenes von der Erforschung des Bewußt-
20 seins, wirklichen und möglichen, das sich auf solche Gegenstände
bezieht. Gibt das zur Sonderung von Wissenschaften Anlaß, etwa da-
durch, daß wir exklusiv scheiden zwischen Gegenständen im engeren
Sinn (solchen, die nicht Bewußtsein sind bzw. Bewußtseinsdaten, mit
denen, durch die Bewußtsein sich auf Gegenständliches bezieht) und
25 Bewußtsein selbst ?
Mang wird hier zunächst sagen : Bewußtsein ist Sache der Subjektivi-
tät und gehört in die Psychologie. Psychologie zwar ist nicht bloß
Wissenschaft vorn Bewußtsein, sie ist Wissenschaft von der Seele, vom
Geiste, sie handelt von Personalität, Charakteranlagen, erworbenen
30 Dispositionen usw. Aber ist Bewußtsein ohne Geist, ohne Bewußt-
seinssubjekt denkbar? Jedenfalls kommen wir auf die Scheidung
zwischen Psychologie und nichtpsychologischer Wissenschaft.
Indessen 3 , eine fundamentale Scheidung werden wir durchführen
müssen, die ihre Quelle hat nicht in verworrenen, spekulativ philoso-
35 phischen Motiven, sondern in schlichten, völ li g klaren Gegebenheiten,
nämlich die zwischen reinem oder transzendentalem Bewußtsein und
realem Bewußtsein im Sinne der Psychologie als Naturwissenschaft.
Dieser Scheidung läuft parallel diejenige zwischen d o g m a t i s c he r4
und phänomenologischer Wissenschaft bzw. 5 zwischen dogma-

40 1 Zur Ausarbeitung!
2 Zur Ausarbeitung!
8 Zum folgenden Absatz vgl. § 62. — Anm. d. Hrsg.
4 Dogmatisch weiter zu nehmen als kosmologisch!
5 Zur Ausarbeitung!
542 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

tischer Erkenntnisstellung und phänomenologischer. So-


bald das Erkenntnistheoretische (das Vernunfttheoretische über-
haupt) maßgebend ist, das von vornherein keineswegs leitend sein muß
für alle diese Unterscheidungen, enthüllt sich die bezeichnete Wissen-
5 schaftsscheidung als solche zwischenl Wissenschaften, die einer K ri tik,
einer vernunfttheoretischen Auswertung, Aufklä rung bedürfen, die sie
aus sich selbst heraus zu liefern nicht imstande sind, und andererseits
der Wissenschaft, die jede vernunfttheoretische Frage, die an sie (wie
an jede Wissenschaft) zu stellen ist, aus <sich> selbst heraus beantwor-
10 tet, die also keiner außerhalb ihrer eigenen Domäne liegenden „Kritik"
fähig und bedürftig ist. Mit anderen Worten: Die phänomenologische
Wissenschaft, die abgesehen von allen vernunfttheoretischen Proble-
men zu konstituieren ist als Wissenschaft vom reinen Bewußtsein,
erweist sich auch als die von diesen Problemen geforderte Wissenschaft,
15 und ihr gegenüber sind alle anderen Wissenschaften dogmatisch und
bedürfen einer durch Phänomenologie und nur durch sie zu leistenden
„Kritik".

Erkenntnistheoretisch haben wir den Gegensatz von Sachen und


Erkenntnis der Sachen, d.h. theoretisches Vernunftbewußtsein über
20 die Sachen. Allgemeiner vernunfttheoretisch: Sache (Gegenstand über-
haupt) und auf die Sache bezogene Vernunft (vernünftige, rechtmäßige
Stellungnahme). Es scheiden sich Urteile über Sachen und Urteile
über das Recht von Stellungnahmen über die Sachen. Die Erforschung
des Vernunftbewußtseins führt aber auf die Erforschung des Wesens
25 des Bewußtseins überhaupt, und zwar auf diejenige des reinen Bewußt-
seins im Sinne der Phänomenologie.

BEILAGE 1 1
PHANSISCH UND ONTISCH; REELL ENTHALTENES,
IDEELL ENTHALTENES; AKTCHARAKTER UND STOFF
30 (PRIMÄRER INHALT) 2

<nach Mitte Juli 1912>


Eine große Rolle spielt die fundament ale Unterscheidung der Phä-
nomene im Sinne der Phänomenologie als der cogitationes nach ihren
phansischen und ontischen Daten.
35 Jede wesensmäßige Erwägung der Phänomene kann diese doppelte
Richtung haben, sie kann das Phänomen wesensmäßig analysieren und
deskribieren nach seinen phansischen Komponenten und andererseits
die vermöge dieser Komponenten bewußten ontischen Korrelate her-
1 Zur Ausarbeitung!
2 Vgl. §§ 84-85. — Anm. d. Hrsg.
MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 543

ausheben und evtl. als Ideen für sich hinstellen: Ideen, die Korrelat-
ideen sind, sofern zu ihnen idealiter Ideen von Phänomenen mit phan-
sischen Komponenten „gehören", die aber, wie es die Art von Ideen
überhaupt ist, an sich erwogen und nach ihrer idealen Konstitution
5 immanent analysiert und nach idealen Gesetzen beschrieben werden
können.
Sofern Bewußtsein unter Normen steht und es von ihm heißt, daß
es auf wahrhaft Seiendes, wirklich Seiendes (in gültiger Weise, in nor-
malem Bewußtsein) gerichtet ist, und in diesem Sinne „triftig", haben
10 wir auch „wirkliches" Sein, haben wir „wirkliche" Onta als ontische
Korrelate gewisser Bewußtseinsarten. Den Ideen dieser wesensmäßig
zu charakterisierenden Phänomene bzw. Phänomenzusammenhänge
entsprechen dann Ideen von hyparchontischen Onta als Korrelatideen.
Man kann sagen : Die idealen Zusammenhänge herauszustellen, die
15 zwischen Bewußtsein und Sein schlechthin (6v, d as ist hyparchonti-
sches Sein) bestehen, und dabei die sämtlichen idealen Zusammen-
hänge herauszustellen, die zwischen phansischen Wesenskomponenten
der Bewußtseinsarten <und> ihren verschiedenen ontischen Korrelaten
bestehen, und mit Rücksicht darauf die Wesenszusammenhänge her-
20 auszustellen, die speziell die ideale Beziehung von Bewußtsein auf
gültiges Sein jeder Grundart <ausmachen>, das ist die Aufgabe der
Lehre von der Konstitution. Ontische Korrelate sind: Gegen-
stand und Sachverhalt schlechthin und al s Vermeintheitskorrelat ver-
standen; Gegenstand und Sachverhalt „im Wie", Erscheinung, eigent-
25 lich und uneigentlich Erscheinendes als solches, Klarheitsunterschiede,
attentionale Unterschiede etc; auch Unterschiede zwischen „Gegen-
stand" (Inhalt) und Charakter etc. Phansische Komponenten sind die
Modi der Spontaneität, das sich Zuwenden, sich Richten auf usw.
I. Für die Unterscheidung von phansischen und ontisch-idealen
30 Daten ist Folgendes von Wichtigkeit : Der Ausgang ist der von den
vollen cogitationes, etwa der vo ll en konkreten Gesamtwahrnehmung,
die ich jetzt habe.
Dieses Ganze ist eine Phansis, und phansisch nennen wir alle reellen
Teile derselben bzw. alle reellen Bestimmtheiten derselben. Und in
35 idealer Erwägung: die ihnen entsprechenden Ideen, z.B. die Idee
Wahrnehmung, die Idee aufmerkender Zuwendung, die Idee der Auf-
fassung usw. Ihnen stehen gegenüber alle Gegenständlichkeiten, auf
die sich die Phansen in irgendeiner Weise beziehen, von denen sie in
irgendeiner Weise Bewußtsein sind und die rein aufgrund ihres Wesens
40 durch entsprechende „Einstellung", „Blickrichtung" aus ihnen ent-
nommen und als zu ihnen wesensmäßig zugehörig erfaßt werden kön-
nen.
II. Wir können fragen : Was ist die Wahrnehmung in sich selbst,
was für Komponenten hat sie, was für innere Prädikate, die sie als das
45 Seiende, das sie ist, konstitutiv bestimmen. Wahrnehmung ist eine
Einheit des inneren Bewußtseins, als das ist sie ein Dauerndes, in ihrer
Dauer sich Veränderndes und hat wie jedes zeitliche Objekt ihre Zeit-
544 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

fülle und ihre zeitlich-einheitlichen Beschaffenheiten. Wenn wir in die-


ser Richtung beschreiben, so beschreiben wir phansisch. Also bei der
sogenannten „äußeren Wahrnehmung" : daß sie einen gewissen Be-
stand an Empfindungsinhalten einschließt, daß diese Empfindungsin-
5 halte in gewisser Weise bewußt sind, nämlich nicht Zielpunkte der
Richtung-auf sind, daß sie Träger von Auffassungen sind, durch welche
in der Wahrnehmung im gewöhnlichen Sinne der Gewahrung die
Zuwendung-auf hindurchgeht, daß je nachdem gewisse Auffassungs-
linien durch die beseelende Zuwendung ausgezeichnet sind, andere
10 nicht usw., gehört hierher. Auch dies, aber nicht mehr rein : daß Wahr-
nehmung Gewahrung von einem Gegenstand, Bewußtsein von ihm ist.
Ebenso, daß die Empfindungsinhalte gegenständliche Momente dar-
stellen usw. Da beschreiben wir zugleich die Korrelate und die Be-
ziehungen der immanenten Momente, in denen Korrelate, oder durch
15 welche sie bewußt sind, und die Korrelate, die da bewußt sind.
Wir können sagen : Bei dieser Gegenüberstellung ist maßgebend
(und war für mich immer maßgebend) A) der Unterschied zwischen
Reellem und Ideellem, letzteres gemeint als nicht reelles Korrelat.
Wenn wir Wahrnehmung, wenn wir eine Phansis überhaupt beschrei-
20 ben, so scheiden sich uns überhaupt B) adäquat zu erfassende Gegeben-
heiten,' die durch reine Wesensanalyse, also apriori aus dem Gesamt-
wesen des Phänomens zu entnehmen sind. Es scheidet sich uns im
adäquat Gegebenen das „reell Gegebene", „reell Enthaltene" und
das ideell Gegebene, als bloß ideales Korrelat „Enthaltene", was
25 besagt, nicht enthal ten im eigentlichen Sinn, eben dem reellen. Daß die
Tischwahrnehmung Wahrnehmung von dem Tisch und so wie sie ist,
Wahrnehmung von dem Tisch in einer bestimmten Orientierung ist,
in der er sich von einer gewissen Seite zeigt, daß er als so und so ge-
formt, gefärbt erscheint usw., das ist, wofern ich nur getreu ausdrücke,
30 als was der Tisch da erscheint und „wie" er erscheint und nicht über
das in dieser Wahrnehmung selbst Erscheinende hinausgehe, eine
zweifellose Wahrheit. Rein Gegebenes wird beschrieben, und so für
jedes Bewußtsein. Aber nicht der erscheinende Tisch, seine erscheinen-
den Merkmale, seine erscheinende Orientierung usw. (und zwar genom-
35 men nicht als wirkliche Wirklichkeit, sondern rein als „Wahrgenom-
menes als solches") ist „reelles" Bestandstück der Wah rnehmung und
nicht in dem Sinn in ihr, wie die Empfindungsinhalte in ihr sind, wie
die Auffassung in ihr ist, die gesamte Erscheinung jetzt verstanden
nicht als Erscheinendes, sondern als Bewußtsein von dem Erscheinen-
40 den. Daß Wahrnehmung Wahrnehmung von dem so und so zu Bezeich-
nenden ist, das gehö rt zu ihr, das so Bezeichnete aber, als ihr Korrelat, ist
nicht reell in ihr. Gebraucht man den naheliegenden, aber sehr vieldeu-
tigen Ausd ru ck Vermeinen für jedes Bewußtsein , so würde man sagen,
das den Gegenstand Vermeinen ist Sache, ist reelle Eigentümlichkeit der

45 1 Reelles ist also nicht soviel wie adäquat Gegebenes.


MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 545

cogitatio. Ihr Wesen ist eben zu vermeinen, aber Vermeintes als solches
ist nicht selbst in ihr „reell" zu finden, sondern nur ideell als Korrelat
zu finden. Dieses Sein idealer Korrelate bzw. ihr Finden im Phänomen
mag seine Probleme haben, es ist jedenfalls zunächst etw as absolut
5 Gegebenes und in der echten Evidenz vom Sein und Gehalt der cogita-
tio beschlossen. Man muß es sehen, daß d as erscheinende Objekt und
seine Erscheinungsmerkmale als Vermeintheiten absolut gegeben sind,
daß ich beschreiben kann, was im Wahrnehmen wahrgenommen ist,
als was und als wie Bestimmtes die „Sache" dasteht, daß die Sache
10 selbst sich nur einseitig darstellt und sich darstellt durch Darstellun-
gen, daß sie nicht selbst gegeben ist, daß auch nicht ihre Idee gegeben
ist, daß aber gegeben ist „die vermeinte Sache als solche" und daß
diese Vermeintheit doch nicht gegeben ist in der Weise „reeller" Be-
standstücke der cogitatio, daß d as Vermeinen und das Bewußtsein mit
15 all dem, was reell bewußt ist wie Empfindungsinhalte, Auffassung etc.,
nicht einerlei ist mit Vermeintem als solchem, dem idealen Korrelat.
Aber freilich, der Unterschied kann nur dem klar werden, der schon
ein Stück meiner Analysen durchgearbeitet hat.
III. Dieser wichtige Unterschied zwischen phansisch und korrela-
20 tiv-ontisch darf nun aber nicht vermengt werden mit anderen wichti-
gen Unterschieden. In gewisser Weise könnte man diesen Unterschied
auch bezeichnen als den zwischen „Reellem und Ideellem" oder auch
reell Bewußtem und ideell Bewußtem, ein verlockender Ausdruck, der
aber wegen seiner Vieldeutigkeit doch besser vermieden bleibt. Vor
25 allem gibt es hier einen an deren kardinalen Unterschied zwischen
„Reellem" und Ideellem, der sich ausschließlich in der phansi-
s c h e n Sphäre bewegt, demgemäß (gleichgültig, ob in allen „Akten",
allen konkreten cogitationes) unterschieden wird zwischen „Aktcha-
rakteren" und dem Stoff,' der durch diese Charaktere eine gewisse
30 Formung erhält, vermöge deren das ganze Gebilde sich intentional auf
etwas bezieht, und dies wieder so, daß durch verschiedene wesens-
mäßig mögli che Blickrichtungen aus ihm verschiedene intentionale
Richtungen zu unterscheiden bzw. zu aktua li sieren sind, und in jeder
wieder Komponenten von Stoff und solche von Form konstitutiv sind.
35 In den Logischen Untersuchungen war öfters von „Aktcharakteren":
von Aktcharakteren der Setzung, der Auffassung u. dgl. die Rede und
an einer Stelle wurde darauf hingewiesen, daß sich jedes Bewußtsein
reell auflöse in Komponenten, die von zwei Grundarten sind : „p ri märe
Inhalte" und „Reflexionsinhalte" (welches letzteres doch wieder nur
40 ein zusammenfassender Ausdruck für mancherlei „Aktcharaktere"
war). Das soll uns zur Leitung dienen.
Empfindungsinhalte wie Rotinhalt und seine Komponenten,
z.B. die zu ihm gehö rige Ausbreitung, sein Moment der Farbigkeit und
Abstufung etc., gehören in eine ganz an dere Dimension hinein wie a ll

45 1 1. Aktcharakter als das Spezifische des Bewußtseins, 2. primäre Inhalte.


546 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

das, was in spezifischem Sinn Bewußtsein ist und Bewußtsein-


von macht, wie Auffassung als das und das, wie Hinweis auf etwas,
Aufmerksamkeit auf usw. Man sieht schon, daß hier sehr wesentlich
Verschiedenes zusammensteht, daß aber doch eine gewisse Gemein-
5 samkeit hervortritt, wenn wir es kontrastieren mit der Empfindung.
IV. Doch sehr wichtig ist es, hier sogleich folgenden Unterschied
heranzuziehen. Der Unterschied zwischen „Phansischem" und „On-
tischem" kann in doppelter Weise gemacht werden:
I) in der Sphäre der cogitationes als Einheiten des inneren Bewußt-
10 seins. Und das ist der gewöhnliche, oder sagen wir lieber der erste
und nächstliegende Begriff von cogitatio.
2) Was in der ersten Sphäre als Phansis auftritt, ist selbst ein bloß
„Intentionales" in der Stufe des inneren Bewußtseins, ebensogut
wie die Empfindungseinheit sich konstituiert als Einheit einer
15 Mannigfaltigkeit im inneren Bewußtsein.
Gehen wir auf den Fluß des „inneren" Bewußtseins, des die imma-
nenten Zeiteinheiten konstituierenden, zurück, so können wir bei ihm
auch unterscheiden Reelles und Ideelles, zu letzterem gehörig alles sich
im reellen Fluß vermöge seiner Wesenheit konstituierende „Gegen-
20 ständliche". Dann gehört zum Reellen, zur absoluten Phansis selbst
das Spiel originär auftretender und sich abschattender Empfindungs-
stoffe, in dessen Fluß sich das Empfindungsrot als Einheit konstituiert,
nicht aber diese selbst. Und ebenso die Bewußtseinsflüsse, die die Kom-
ponenten der Phansis im ersten Sinn und sie selbst als ganze Einheit
25 konstituieren.
Natürlich entspricht beiden Gebieten auch ein verschiedener Sinn
von Stoffen (primären Inhalten) und „geistigen Verarbeitungen",
formenden, und zwar „Synthesis" leistenden „Aktcharakteren". Im
Bewußtseinsfluß kommen wir zur Idee letzter Stoffe und letzter For-
30 men, beide nicht als Dinge zu denken, als Sachen, die einmal etw as
sind und dann im Bewußtsein zusammenkommen, sondern ihrem We-
sen nach in gewissen zu beschreibenden Weisen aufeinander bezogen,
vor allem die Stoffe bloß ideelle Abstrakta, die ohne Form überhaupt
nichts sind.

35 BEILAGE 12
ZUR PHÄNOMENOLOGISCHEN METHODE <UND PROBLEMATIK> 1
<um Juli 1912>
Hinsichtlich der phänomenologischen Methode ist ein- für a llemal
auf Folgendes genau zu achten. Die exemplarischen Einzelheiten von
40 Wahrnehmungen und so von allen in Erwägung stehenden cogita-

I Vgl. das 1. und 2. Kapitel des III. Abschnitts. — Anm. d. Hrsg.


MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIET DER IDEEN I 547

tiones, welche der Ideation dienen sollen, nehmen wir nicht in der Leer-
heit oder Vagheit, in der sie sich uns (bzw. in der sie sich dem Leser in
der Lektüre der beschreibenden Worte) zunächst darbieten werden.
Vielmehr bringen wir sie uns zu lebensvoller Klarheit, genau so weit
5 als es nötig ist, die Ideation wirklich und eigentlich zu vollziehen,
und zwar so, daß die Idee zu absoluter Gegebenheit kommt. Wir be-
wegen uns durchaus in Gebieten, wo alles Festzustellende aus absoluter
Selbstgegebenheit zu schöpfen ist, und daß es das ist, muß selbst voll-
bewußt und klar erfaßt sein. Nicht a lle Ideen sind unmittelbar gegeben
10 und zu intuitiver Gegebenheit zu bringen, und selbst soweit sie es
sind, muß die Gegebenheit keine absolute, „adäquate" sein. Beispiele
für das eine und andere liegen nahe : große Anzahlen, die unendliche
Anzahlenreihe, die höheren geometrischen Gebilde, der unendliche
Raum, die unend li che Zeit, auch das wirkliche Naturding als Idee. Mit
15 all dem hat phänomenologische Forschung auch zu tun, und solche
Ideen bedeuten Haupttitel für transzendentalphilosophische, in höchst
umfassenden phänomenologischen Zusammenhangsforschungen sich
lösende Probleme. In allen phänomenologischen Grundfeststellungen
aber handelt es sich, wie es sein muß, um Wesen und Wesenszusam-
20 menhänge, die voll und ganz zutage liegen, „absolut selbstgegeben"
sind, so daß jeder Zweifel an ihrem Haben, an ihrem Selbsterfaßtsein
sinnlos wäre. Das schließt nicht aus, daß solche Selbstgegebenheit in
Graden der Deutlichkeit und Klarheit erfolgt, daß nämlich
die exemplarische Unterlage hinreichend klar ist für die Selbsterfas-
25 sung eines allgemeinen Wesens, während die Selbsterfassung von spe-
zielleren, inhaltlich „bestimmteren" Wesen ein weiteres Klären er-
fordert, womit aus dem zur Allgemeinheit gehörigen Hof der bestimm-
baren Unbestimmtheit ein spezialisierendes Moment zu exemplarischer iI
Klarheit und Deutlichkeit und in weiterer Folge eine zugehörige beson-
30 dere Idee zu reiner Gegebenheit kommt.
In jedem Fall haben wir selbstverständlich in der Klärung soweit zu
gehen, daß wir die betreffenden Ideen wirklich haben, in ihrem Selbst
erfassen; jede unserer Feststellungen f ix iert so Erfaßtes. Nach dem
orientieren sich die sprachlich bezeichnenden Ausdrücke, die, wenn
35 auch aus dem alten Schatz der Sprache genommen, doch nicht nach
der allzeit vagen und fließenden Sprachüblichkeit, sondern nach der
Fix ierung in strenger Zuordnung zu den erfaßten und in ihrer Identität
wieder zu erkennenden Wesen verstanden werden müssen.
1
40 Das 2 Hauptabsehen der Phänomenologie geht natürlich in erster
Linie auf die allgemeinsten Wesensunterschiede des Bewußt-
seins, die eben vermöge ihrer Allgemeinheit in allen besonderen phä-
nomenologischen Gebieten eine entscheidende Rolle spielen müssen.

1 Zwischen diesem und dem folgenden Absatz fehlen im ursprünglichen Textzusam-


menhang etwa 20 Blätter. — Anm. d. Hrsg.
2 Gut, aber zum Teil parallel mit <dem verlorenen vorhergehenden Blatt> 23.
548 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

Diese allgemeinsten Unterschiede sind aber auch darum wichtig,


weil sie entscheidend sind für die Allgemeinheit der phänomeno-
logischen Methode. Diese Methode ist ja selbst ein Werk der Phäno-
menologie und setzt in ihrer Ausbildung schon phänomenologische
5 Einsichten voraus. So ergibt sich mir z.B. aus der Gruppierung folgen-
der allgemeinster Wesenserkenntnisse eine bestimmte Methode, die ich
bezeichne <als> die der phänomenologischen Analyse unter dem Ge-
sichtspunkt der „Konstitution" des Gegenständlichen im
Bewußtsein oder kurzweg die Methode konstitutiver Bewußtseins-
10 Forschung. Jedes Erlebnis hat Beziehung auf Gegenständliches durch
Intentionalien. Und zum Wesen jeder Bewußtseinsart gehört es, daß
sie gerade auf eine gewisse und keine andere Gegenstandsart (evtl.
beiderseits bei passender Allgemeinheit : Gegenstandskategorie) Be-
ziehung hat, so daß Wesen solcher Gegenständ lichkeit und Wesen
15 solchen Bewußtseins notwendig zusammengehören. Desgleichen die
Einsicht, daß zu jeder Kategorie von Gegenständlichkeit zunächst ge-
wisse Grundarten von „Anschauungen", „gebenden" Erlebnissen ge-
hören, daß, wie überhaupt zu allen Erlebnissen, so zu diesen verschie-
dene mögliche Stufen der Klarheit (unbeschadet der bestimmten In-
20 tentionalität der betreffenden Erlebnisse) gehören. Andererseits aber
auch, daß mannigfaltige solche Anschauungen, mannigfaltig ihrem
unterscheidbaren Wesen nach, kontinuierlich ineinander übergehend
Einheitsbewußtsein bilden können, kontinuierliche Synthesen also, zu
deren Wesen es gehört, selbst in ihrer Ganzheit intentionale Erlebnisse
25 zu sein und zwar von dem einen und selben Gegenständlichen, das in
all den mannigfaltigen Erlebnisphasen der Kontinuität gegenständ-
liches Korrelat ist, das sich aber in jeder von ihnen „in verschiedener
Weise darstellt". Und wieder die Einsicht, daß solche Synthesen sich
verschieden erweitern können, daß sie in verschiedenen Dimensionen
30 selbst wieder kontinuierlich sich abwandeln und so immer wieder das-
selbe Gegenständliche in verschiedener Richtung darstellen können.
Dies gibt zur Methode Anlaß, a ll e Untersuchungen in der Sphäre
möglichster Klarheit der Anschauung (so klar, daß Wesenserfassung
statthaben kann) derart zu führen, daß von seiten der Erlebnisse aus
35 die Analyse niemals in der Vereinzelung geführt, sondern das Einzelne
i
immer zugleich in Hinsicht auf seine möglichen kontinuierlichen
Einheitsbildungen betrachtet wird, daß man also allen synthetischen
Einheitsbildungen nachgeht, in die sich die Anschauungen der be-
treffenden allgemeinen Art (Anschauungen von Gegenständlichem
40 einer gewissen Kategorie, und als Anschauungen von einem bestimm-
ten Typus, sagen wir Wahrnehmung) ausbreiten und ihren Gegenstand
„allseitig" darstellen können; bzw. vom Standpunkt des Gegenstands
gesprochen ist es die Methode, ihn als Gegenstand ihn gebender
Anschauungen, als reines Korrelat derselben anzusehen und sich zu
45 fragen : wie sieht das kontinuierliche Bewußtsein aus in all seinen
möglichen kontinuierlichen Sonderabwandlungen, in dem dieser Ge-
genstand als eins und identisch, sich dabei allseitig Zeigendes gegeben
MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIET DER IDEEN I 549

wäre, in welche Schichten zerfallen diese kontinuierlich-einheitlichen


Anschauungsreihen, wie entsprechen Schichten im Wesen des gege-
benen Gegenständlichen, das in solchen Erlebniskontinuen Anschauung
findet, Schichten der diese selbe gegenständliche Schichte einheitlich
5 und vollkommen gebenden Anschauungskontinuität, und wie sind
diese wissenschaftlich und wesensmäßig zu bestimmen? Die Probleme
setzen sich in höheren Stufen fort, sowie die Wesenserkenntnis fort-
geschritten ist und man erkennt, daß kontinuierlich einheitliche
Anschauungszusammenhänge auch in neuen Weisen synthetisch ein-
10 heitlich werden können, in Weisen der synthetischen Diskretion, wie
damit sich Gegenständlichkeiten höherer Stufe konstituieren usw. Und
so wird die Methode der Konstitution schließlich zur allgemeinen
Methode der gesamten Phänomenologie; aus keinem anderen Grunde,
weil die teleologische Konstitution des Bewußtseins (das ist der
15 möglichen Zusammenhänge einzelnen Bewußtseins, mit denen sich
Gegenständliches konstituieren kann) es so fordert. Natürlich ordnen
sich dieser Methode auch die Gegenstücke ein, die da möglich sind,
Gegenstücke, die mit den Unterschieden der Normalität und Ano- ,
malität offenbar zusammenhängen: die Kontinuität kann fortlaufen
20 im Sinne ungebrochener Darstellung desselben, sich nur näher be-
stimmenden Gegenstandes, sie kann aber auch fortlaufen als „Anders"-
bestimmung desselben, und sie kann durchbrochen werden in der Form
des Nichtigkeitsbewußtseins.
1
25 Mit den eben angedeuteten Studien verflechten sich alsbald sehr
wichtige andere : Die Rede von Wahrnehmung (und was von diesem 1
Urakt der Anschauung gilt, gilt analog von anderen Anschauungen)
kann nach verschiedenen miteinander verwobenen Wesenseigenttim-
lichkeiten orientiert werden. Innere Wahrnehmung verstehen wir
30 gewöhnlich als innere Reflexion, somit als eine gewisse Blickzuwen-
dung und zugleich Erfassung. Ein Erlebnis kommt in seiner „Gegen-
wart" zur Selbsterfassung. Ebenso kann innere Retention („frische”
Rückerinnerung) verstanden werden als ein im Blick noch Festhalten
eines soeben innerlich wahrgenommen Gewesenen, das vom Zeitmodus
35 der aktuellen Gegenwart („jetzt") herabgesunken ist in den der aktu-
ellen „Soebengewesenheit". Ebenso kann innere Wiedererinnerung
verstanden sein als „erneute" ins Auge Fassung eines Erlebnisses;
es ist nun bewußt als vergegenwärtigte Gegenwart, in der Ver-
gegenwärtigung vom „Jetzt" (nicht dem aktuellen, sondern eben
40 vergegenwärtigten Jetzt) herabsinkend in das „gegenwärtig gewesen",
wobei die „Wieder"-Erinnerung, das „Erneut"-sein mitbesagen kann,
daß im Sinn solchen Bewußtseins auch liegt, daß die vergegenwärtigte
Gegenwart den Charakter wahrgenommen gewesener im vorigen Sinn,
also einer im Blick, in der Erfassung gewesenen Gegenwart hat, usw.

I Zwischen diesem und dem folgenden Absatz fehlen im ursprünglichen Textzusam-


menhang etwa 5 Blätter. -- Anm. d. Hrsg.
550 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

In all dem liegen Implikationen, die auf einfachere Fälle zurückweisen.


Sprechen wir von innerer Wahrnehmung als innerer Reflexion, also
einer Rückwendung des Blickes, so liegt dieser bildlichen Rede doch
der Gedanke zug ru nde, daß Reflexion ein eigenes Vorkommnis des
5 Sichrichtens auf etwas ist, was nicht von vornherein Zielpunkt dieses
Sichrichtens ist, was jedenfalls, wenn wir das Richten nicht als neu
auftretenden Vorgang interpretieren, nicht notwendig Zielpunkt sein
müßte, daß sich der Blick auch abwenden und auf Anderes, vordem
nicht im Blick Liegendes richten kann usw. In der Tat unterscheiden
10 wir, und doch mit gutem Grund, zwischen Erlebnissen schlechthin
und innerlich erfaßten, im Richtungsstrahl innerer Reflexion
liegenden Erlebnissen. Und wir meinen, es braucht nicht einmal
irgendwelche innere Reflexion vollzogen zu sein; sind wir z.B. der
Betrachtung eines äußeren Gegenstandes zugewendet, so wird dies so
15 ausschließlich sein können (und ist es ja in der Regel), daß keinerlei
„cogitatio", kein „Erlebnis" zum Objekte wird, nicht das äußere
Wahrnehmen selbst und keines sonst. Andererseits kann sich Reflexion
etablieren, und tut sie es, so tritt damit, meinen wir, <ein> neues
Erlebnis auf, das offenbar nicht selbst wieder Gegenstand einer
20 Reflexion ist, obschon nachträg li ch dazu werden kann: Wollten wir
annehmen, jedes Erlebnis sei reflektiv erfaßt, so gerieten wir ja sogleich
in einen unend li chen Regreß.
Wie sind nun Erlebnisse bewußt, während sie nicht Objekte eines
reflektierenden Bewußtseins sind? Können wir darüber etwas aussa
25 gen? Nun doch, sie sind, können wir z.B. sagen, bewußt als aktue lle
Gegenwärtigkeiten, als jetzt gegenwärtig, dauernd, mit dem Inhalt
jedes neuen, des aktuellen Jetzt dieser Dauer in die Gewesenheit
N herabsinkend usw. Ist Wahrnehmung Blickrichtung auf, Erfassung
von einem als „aktuell gegenwärtig" Bewußten, ist Retention Blick-
30 richtung auf, Erfassung von einem als „aktuell gegenwärtig gewesen"
Bewußten, so ist jenes Bewußtsein vor der Blickrichtung kein Wahr-
nehmen, keine Retention. Andererseits kann auch das originäre
Bewußtsein, das der o riginären Gegenwart bzw. das der originären
Gewesenheit selbst als Wahrnehmungsbewußtsein bzw. frisches Er-
35 innerungsbewußtsein verstanden sein (obschon die Tendenz der
sprachli chen Ausdrücke mehr in die erstere Richtung geht, also die
Zuwendungen hineinnimmt) . Fragen wir nach dem Rechtsgrund
solcher Unterscheidungen, die doch voraussetzen, daß der Gehalt jenes
unreflektierten Bewußtseins für uns irgendwie faßbar wird, und über-
40 legen wir andererseits, daß sie nicht auf empirischen Schlußweisen
beruhen sollen, da wir als Phänomenologen alles Empirische aus-
geschaltet haben, so lautet offenbar die Antwort : von der Zuwendung,
die als „neues Ereignis" auftritt, und davon, daß sie etwas erfaßt, das
vorher nicht erfaßt war, wissen wir dadurch, daß eine Reflexion
45 möglich ist, welche von dem Erlebnis, das nun Objekt des Zugewen-
detseins, erfaßtes Objekt ist, zurückgeht fürs erste auf d as Erfassen
selbst und auf dasselbe als Erfassen dieses jetzt Erfaßten in seiner
MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 551

Dauer. Fürs zweite aber kann der reflektierende Blick auch zurück-
gehen auf das „vorhin", auf die früheren Phasen des Objekts und
seiner Erfassung; und darin zurückgehend findet diese Reflexion den
Anfang des Erfassens dieses Objekts und Zeitstrecken desselben, die
5 vorher liegen und der Erf as sung entbehrten. Z.B. eine Sorge regt sich,
ich wende mich ihr zu. Davon weiß ich; rückblickend finde ich nämlich
vor der erfaßten Sorge die Sorgenregung, eine Zeitstrecke derselben
Sorge vor dem Einsatzpunkt der Erfassung. Wir finden in dieser
Reflexion (die wir natürlich selbst wieder zum reflektiven Objekt
10 machen und exemplarisch als Unterlage für unsere Wesensbetrachtung
nehmen) fürs erste als Gegenstand ein vergangenes Erlebnis, das einer
Zeitstrecke nach bewußt war ohne Zuwendung und einer Zeitstrecke
nach mit Zuwendung. Wir haben aber Bewußtsein ohne Zuwendung
offenbar auch gesondert und nicht als Stück einer selben Dauer-
15 strecke, in der dasselbe Erlebnis Zuwendung erfährt. So mögen wir in
der Reflexion „gleichzeitig" mit der Sorgenregung vor der Zuwendung
auch finden Wahrnehmungen oder sonstige Erlebnisse, die jeder
Zuwendung zu ihnen entbehren. Fürs zweite, die Reflexion selbst,
die wir zum Objekt einer zweiten Reflexion machen, finden wir als
20 ein Erlebnis, das jetzt anfängt und fortdauert, sich aber bezieht auf
ein vergangenes Erlebnis, das ebensowohl in seinem Vergangenheits-
bestand Objekt einer in derselben vergangenen Dauer stattgehabten
Reflexion sein kann als auch ohne solche sein kann. Die Reflexion geht
in eine Erlebnisvergangenheit zurück, und zum Wesen des als ver-
25 Bangen Bewußten gehört es, daß es gegenwärtig gewesen ist. Es kann
aber im Sinn dieser zurückgehenden Reflexion bzw. dessen, was sie
erfaßt, liegen, daß das Gewesene entweder zwar gegenwärtig war, aber
nicht erfaßt war (nicht innerlich wahrgenommen im bevorzugten
Sinn), oder daß es eben nicht nur überhaupt gegenwärtig, sondern
30 auch Objekt der Erfassung war. Das ergibt also wesentlich verschiede-
ne Modi dessen, was da der Titel Erinnerungsbewußtsein befassen
kann, abgesehen von dem Unterschied zwischen Retention und
Wiedererinnerung; sie werden erzeugt durch die verschiedenen Weisen,
wie Reflexion (nicht in Rechnung gesetzt die Reflexion, die das Erin-
35 nerungserlebnis wie jedes Erlebnis, das aktuelle Gegenwart ist, zum
innerlich „wahrgenommenen" macht) „in" der Erinnerung auftreten,
als aktuell gegenwärtige Reflexion in sie hineinleuchten, oder zum
Erinnerten selbst gehören kann. Und dabei gibt es offenbar näher zu
überlegende Iterationen.
40 Das Studium solcher Unterschiede ist nicht nur, wie auch hier
wieder zu betonen ist, von Interesse in der Hinsicht, daß sich mit
denselben Typen sehr a llgemeine BewuBtseinsgestaltungen kenn-
zeichnen und es die selbstverständliche Aufgabe der Phänomenologie
sein muß, alle Grundgestaltungen intentionaler Erlebnisse sowie alle
45 allgemein fixierbaren Typen von Komplexionen herauszustellen und
einer Wesenserforschung zu unterziehen.
Vielmehr treten uns hier fundamentale Wesenseigentümlich-
552 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

keiten des Bewußtseins-überhaupt entgegen, die allen er-


denklichen Erlebnissen eignen unangesehen ihrer besonderen
Wesensartungen, und zugleich (oder eben darum, wie wir auch sagen
können) Eigentümlichkeiten, welche den Grundcharakter phänomeno-
5 logischer Methode mitbestimmen. In letzterer Hinsicht ist es ja ein
Hauptstück phänomenologischer Forschungsmethode (für ihr Absehen
auf erkenntnistheoretische, metaphysische und psychologische An-
wendungen höchst bedeutsam), daß der Blick der Wesenserfassung
auch reflektiv unvergegenständlichte Erlebnisse treffen und sie in
10 dieser Gegebenheitweise erforschen kann.
Was aber den anderen Punkt anlangt, so ist zunächst zu beachten,
daß es eine Grundeigenschaft aller Erlebnisse ist, die sich in der Mög-
lichkeit der Reflexion auf sie und ebenso in der Möglichkeit der
Zuwendung zu ihren reellen Teilen, zu ihren Intentionalien, darunter
15 zu ihren Gegenständen, ausspricht. Was wir meinen, wird in empirisch-
objektiver Wendung sofort verständlich. D as Hinsehen auf ein Haus,
das Wahrnehmen oder ursprüngliche Erinnern desselben, tut ihm,
dem Haus selbst, nichts an, modifiziert es nicht, schafft auch keine
neue Tatsache in der physischen Welt der Häuser. Dagegen Reflexion
20 auf ein Erlebnis schafft ein neues Erlebnis, in das das unreflektierte
eingegangen, und nicht ohne Wesensänderung eingegangen ist. Ebenso
natürlich jede aktuelle Zuwendung zu irgend was, das in einem aktuel-
len Erlebnis reell oder intentional „liegt". Und das nehmen wir nun,
passend begrenzt, in den Rahmen der phänomenologischen Reduktion
25 auf. Es handelt sich dann, wie wir sehen, um mög li che Bewußtseins-
modifikationen, die im Wesen des Bewußtseins überhaupt apriori
gegründet und somit für Phänomenologie fundamental sind.
Aber nicht diese allein kommen hier in Frage, diese sozusagen not-
wendig möglichen Bewußtseinsmodifikationen, sondern auch um an-
30 dere notwendige wirkliche Modifikationen, um eine allherrschende
apriorische Gesetzmäßigkeit unablässiger, wirklich durch alle Erleb-
nisaktualität hindurchgehender Umgestaltungen <handelt es sich>, die
ihre zusammenfassende Einheit finden in der rätselvollen Form des
ursprünglichen Zeitbewußtseins.
35 Was ein Erlebnis in sich selbst ist, das erfassen wir in der reflektiven
Intuition, und in der Ideation erfassen wir sein Wesen. Richten wir
unsere Wesenserfassung auf das allgemeinste Wesen von Erlebnis
überhaupt, von konkretem Bewußtsein überhaupt, so finden wir als
unaufhebbar dazugehörig, daß es „dauert", daß es ist, was es ist, nur
40 als Einheit seiner Dauer. Diese Dauer kann begrenzt oder unbegrenzt
sein. Ist sie begrenzt, so heißt es, das Erlebnis fängt an, „dauert seine
Zeit" und hört schließlich auf. Darin aber liegt, als etwas im Wesen
notwendig Beschlossenes, daß das Erlebnis ein erstes „Jetzt" als
„Anfang" hat, erfü ll t mit einem gewissen Wesensgehalt, und alsb ald
45 geht dieses Jetzt in ein soeben Gewesen über, während ein neues
originäres Jetzt, sei es mit gleichem oder verwandeltem Wesensgehalt
auftritt. Mit diesem Jetzt geht es ebenso, kontinuierlich geht es und
MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 553

doch ohne jedes Dazwischen in ein Vergangen über, während das


Vergangene des ersten Jetzt in ein Weiter-vergangen sich wandelt und
so kontinuierlich weiter, bis ein letztes erfülltes Jetzt auftritt, das ein
Letztes ist, sofern das neue Jetzt nur die Kontinuität der Vergangen-
5 heften, aber keine neue Fü ll e als Fortführung der Dauer des Erlebnis-
ses mit sich bringt. Die Dauer könnte unbegrenzt sein, sagten wir:
Dann aber gilt mit leicht ersichtlichen Modifikationen eben dasselbe
von irgendeinem herauszuschauenden Stück der Dauer : und es gehört
offenbar zum Wesen unbegrenzter Dauer, daB aus ihr begrenzte
10 herauszuschauen bzw. „herauszudenken" ist. Jedes Erlebnis hat
notwendig seine Dauer in dieser sich in lebendiger kontinuierlicher
Produktion von immer neuen Gegenwartspunkten und von immer
neuen Vergangenheitspunkten (als unaufhörlichen Umbildungen der
Gegenwartspunkte und jedweder schon gebildeten Vergangenheits-
15 punkte) konstituierenden Form. Dabei ist die Erlebnisdauer notwendig
Ausschnitt einer unendlichen Erlebniszeit, die eine numerisch einzige
Form ist für alle Erlebnisse, die beziehbar sind auf dasselbe reine Ich.
Man kann auch sagen, daß einheitliche Beziehung auf das reine Ich
äquivalent ist mit Einfügbarkeit von Erlebnissen mit ihren Daue rn in
20 einen Fluß der Zeit, der intuitiv erfaßbar ist in einer einheitlich sie um-
spannenden Reflexion: Alle Erlebnisse, die in einer reflektiven An-
schauung sich einfügen lassen einem und demselben sie intuitiv
befassenden Fluß der lebendigen Zeitkonstitution, gehören einem
reinen Bewußtsein, einem reinen Ich an. Die Zeit, von der hier
25 die Rede ist, ist die zum reinen Wesen der Erlebnisse selbst gehö rige
Zeit-Form, die ihrerseits lebendig gegeben ist nach einer ursprüng-
lichen Notwendigkeit im beständigen Fluß der Gegenwärtigkeiten und
Vergangenheiten. Wir scheiden diese Zeit als phänomenologisch ge-
gebene Form scharf von der Zeit der Natur, von der hier gar keine Rede
30 ist, die für uns ausgeschaltet ist und hier selbst als Idee nicht in Frage
kommen kann. Wie diese phänomenologische Zeit als Form dauernder
Erlebniseinheiten und die Gegebenheitsweise dieser Zeit im Fluß
lebendiger Erzeugungen der flüchtig angedeuteten A rt zur „objek-
tiven" Zeit und ihren Gegebenheitsweisen steht, das bleibt hier völlig
35 problematisch. Die zum Erlebnisstrom gehörige Zeit ist reine intuitive
Form und enthält als solche nichts Mathematisches, keine mathemati-
schen Punkte, keine mathematischen Strecken, keine mathematische
Gleichheit usw. Intuitiv gehören zu ihren abgrenzbaren Dauern bloß
vage graduelle Verhältnisse des länger dauernd oder kürzer und
40 gleichlang Dauern, die jeder Exaktheit entbehren, wie denn die
an schauliche Teilung nur endliche Anzahlen von Teilen unterscheiden
läßt. Man muß sich hüten, den anschaulichen Gegebenheiten in der
Untersuchungssphäre, in der das Gegenständliche rein als Korrelat
des Anschauens genommen sein will, Eigenschaften zuzumuten, die
45 ihnen als solchen Korrelaten prinzipie ll widerstreben. Und in diesem
Sinn also dürfen wir auch die Zeit nur nehmen als das rein zum Wesen
der Erlebnisse, so wie uns dieses Wesen in der reflektiven Intuition
554 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

bzw. Ideation zur Gegebenheit kommt, Gehö rige und müssen sie dann
hinnehmen mit der wunderbaren Gegebenheitsweise (die nicht sie
selbst ist) in der Form der Produktion der Gegenw ar t und Vergangen-
heit. Wir scheiden dabei also ausdrücklich zwischen der Zeitform
5 selbst und dieser Gegebenheitsweise.
Die Zeitdauer ist Dauer eines Erlebnisses. Sprechen wir von dem-
selben Erlebnis als der Einheit der Dauer, d as , nachdem es vergangen
ist, beliebig oft in erneue rn der Wiedererinnerung gegeben sein kann,
dann ist wie das Erlebnis so seine Dauer ein Identisches, das starr ist
10 und verbleibt trotz des stetigen Flusses der lebendigen Gegebenheits-
weise, in der „das" Erlebnis und seine Dauer sich ursprünglich
konstituierte, da es lebendig gegenwärtige Dauer war, und in der es in
jeder Wiedererinnerung sich in der Weise der Vergegenwärtigung in
lebendig wiedervergegenwärtigter Dauer (wiedervergegenwärtigtem
15 Jetzt-Produzieren, In-die-Vergangenheit-Sinken usw.) von neuem er-
zeugt, obschon eben in Modifikation. Zum Wesen all dieser Verhältnisse
gehört, daß jede Wiedererinnerung mit ihrem neuen aktuellen Jetzt
dem wiedererinnerten Jetzt Vergangenheits-Distanz gibt, und bei
gleichem Wiedererinnerten gehört in die Einheit eines umspannen-
20 den Bewußtseins notwendig zu der jetzt aktue llen Wiedererinnerung
die größere Distanz im Vergleich mit der eben vorher vollzogenen
und selbst wieder wiedererinnerten. So gewinnt jede Dauer ihre
beständige Zurückschiebung, während sie doch immerfort als dieselbe
Dauer desselben Erlebnisses starr und unverändert bleibt. Wir dürfen
25 also nicht die Dauer selbst und die Gegebenheitsweise der Dauer (zu
der das Spiel der produktiven Konstitution der Dauer, aber auch der
reproduktiven Konstitutionen gehö rt) vermengen und demnach auch
nicht die Zeit der Erlebnisse (als Einheiten ihrer Erlebnisdauern) und
die Gegebenheitsweise dieser Zeit.
30 Aber nun heißt es : Das Jetzt ist ein kontinuierlich neues und
kontinuierlich sich wandelndes. Was ist da neu und wandelt sich ? Der
Zeitpunkt mit seiner Zeitfülle, der im Jetzt gegeben, im soeben
Vergangen „noch im Blick" ist, ändert sich nicht, er ist der starre
Punkt der starren Dauer, eingeordnet der starren Zeit. Er ist absolut
35 derselbe im Fluß der hier statthabenden Modifikationen. Man wird
sich gedrängt sehen zu sagen: Das wirkliche und eigentliche Erlebnis
ist nicht das, was in der starren Zeit einheitlich und identisch ist,
sondern dasjenige, das dieses Identische bewußt macht und das die
Rede von der Form der Gegebenheitsweise des identischen Zeitpunkts
40 als Jetzt und als sich wandelndes Vergangen möglich macht. In der
Tat, ist, möchte m an sagen, nicht eine Reflexion möglich, welche den
Blick auf das Phänomen richtet, in dem in abklingender Klarheit
ineins gegeben ist das „Jetzt" mit dem Kontinuum des „Vergangen"?
Und welche dieses Phänomen insgesamt in stetiger Wandlung findet?
45 Diese Wandlung geht nicht das Objektive, die erfü llte Zeitdauer,
z.B. das in immer neuer Zeitperspektive sich Darstellende, sich vom
Jetzt immer weiter zurückschiebende Wahrnehmungserlebnis, Ur-
MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 555

teilserlebnis etc. an, nämlich als diese erfüllte Zeitdauer in sich selbst
(die ja objektiv identisch bleibt), sonde rn geht das im eigentlichen
Sinn statthabende Erleben und seine Bewußtseinsweisen an, in denen
sich identische Einheit eines immer wieder in anderer Perspektive, in
5 anderer Gegebenheitsweise Erscheinenden als notwendiges Korrelat
„konstituiert". Müssen wir also nicht unterscheiden die Erlebnis-
kontinuität, in der die immanente Zeitlichkeit, die des einheitlichen,
dauernden Erlebnisses bewußt wird, in der sie sich als intentionale
Gegenständlichkeit konstituiert, und diese Gegenständlichkeit selbst,
10 die als reines Korrelat genommen Identisches ist mit wechselndem
Charakter des Wie der Darstellungsweise: analog wie wir es bei allen
Identitätskorrelaten finden, und notwendig finden? In solche merk-
würdige Probleme geraten wir. Es ist die Aufgabe der Phänomenologie
nun überhaupt, die rätselvollen Geheimnisse des Zeitbewußtseins zu
15 enthüllen, und nur sie ist dazu befähigt durch ihre Methode der reinen
Wesensintuition. Schon die kleinen Andeutungen, die hier zur Be-
zeichnung der allgemeinen Eigenschaften des Bewußtseins, die Titel
für unsere Untersuchung sein sollen, notwendig waren, reichen weit
über alles hinaus, was die Psychologie in ihrer Unfähigkeit, Wesens-
20 verhältnisse zu sehen, ohne die sie doch nichts leisten k an n, zu sagen
wußte.
Abers wir sind noch lange nicht genug vorbereitet, um so schwierige
Untersuchungen als es die des Zeitbewußtseins sind, mit Aussicht auf
Erfolg in Angriff zu nehmen, ja auch nur die tieferen Probleme dessel-
25 ben klar formulieren zu können. Wir Anfänger der phänomenolo-
gischen Wissenschaft (denn das sind wir in der Tat alle) müssen erst
m an cherlei primitive Unterschiede voll erfaßt und uns zu freier
Beherrschung zugeeignet haben, da wir sonst unvermeidlichen Ver-
mengungen unterliegen und die Bewußtseinsschichten, auf die es in
30 der Analyse ankommt, nicht unverwirrt erhalten können.
Nehmen wir jetzt zusammen, was unsere einführenden Betrach-
tungen uns als Vordeutungen zu notwendigen und gleich im Eingang
der Phänomenologie sich aufdrängenden Untersuchungen allgemeiner
Bewußtseinseigentümlichkeiten ergeben haben, so wurde unser
35 Interesse erregt für die Idee der „cogitatio", des intentionalen Er-
lebnisses mit seinen Grundeigentümlichkeiten, phansische und on-
tische Seiten zu haben, in letzterer Hinsicht Intentionalien in sich zu
bergen und sich durch sie auf Gegenständlichkeit zu beziehen. Da
handelt es sich um die Erforschung der verschiedenen Grundtypen von
40 Intentionalien und zugleich um die Aufklärung und wesensmäßige
Charakteristik der verschiedenen Beziehungsweisen dieser Erlebnisse,
sowohl der primitiven als der komplexen, auf Gegenständliches.

1 Die drei folgenden Absätze hat Husserl später mit Bleistift leicht durchgestrichen
und dazu am Rand bemerkt: „<Die Manuskriptblätter> 33 und 34 < S. 555, Zeile
22 — S. 558, Zeile 6> kürzen und neu ausarbeiten. Wirkliche Rekapitulation und an-
knüpfen den Übergang zur besonderen Anschauungsanalyse!" — Anm. d. Hrsg.
556 ERGÄNZENDE TEXTE ( 1912-1929)

Was hier zu studieren ist, das kann nur in. gründlichem Studium
einzelner Typen von cogitationes, die der Analyse nächste und gün-
stigste Ansatzpunkte liefe rn , mit ihren besonderen Beziehungs-
weisen, ihren besonderen Formen von Intentionalien und phansischen
5 Eigentümlichkeiten, klar gemacht werden. Hat sich so der Blick
geschärft und schon Besonderheiten klar erfaßt, dann kann weiterge-
gangen und an die großen Probleme Hand angelegt werden, welche die
alten Titel Sinnlichkeit und Verstand, Denken und Anschauen, aber
auch Verstand und Gemüt, Gemüt und Wille u. dgl. dunkel andeuten.
10 Wir stoßen aber auch auf andere Eigentümlichkeiten, die uns in dieser
Hinsicht die Direktion auf günstige < ? > Anfänge geben, auf Unter-
schiede der Klarheit und Unklarheit bei a llen Erlebnissen, ferner auf
gewisse höchst merkwürdige besondere Bewußtseinsweisen, die doch
in Absicht auf allgemeine Bewußtseinsanalysen, die des Zeitbewußt-
15 seins etc., eine besondere Bedeutung beanspruchen.
Jedes wirkliche Erlebnis hat seine Bewußtseinswirklichkeit als
Einheit einer lebendigen Dauer und konstituiert sich bewußtseins-
mäßig als aktuelles Jetzt und immer neues Jetzt in der Form des
Zeitbewußtseins. Darin ahnten wir schon, daß zwischen Erlebnis als
20 Einheit der lebendigen Dauer und dem die Dauer konstituierenden
Bewußtsein (das nicht Erlebnis im selben Sinn sein kann) zu unter-
scheiden ist, und daß gegenüber dem nächsten Erlebnisbegriff (dem
der lebendig dauernden Einheit) und anderen, tieferen Begriffen (also
auch Bewußtsein als Dauerndes und Bewußtsein als Dauer Konsti-
25 tuierendes) wird unterschieden werden müssen 1 . Das führt auf die
tiefsten Probleme des Zeitbewußtseins.
Andererseits nötigt die Erwägung der Weise der Zeitgegebenheit
zur Unterscheidung zwischen gegenwärtigendem Bewußtsein, in dem
das Jetzt bewußt ist, und vergegenwärtigendem Bewußtsein, in dem
30 das soeben gewesene Jetzt bewußt ist als vergangen (und das natürlich
mit seinem zeitfüllenden „Inhalt").
Wieder unterscheidet sich aber Vergegenwärtigung (in ihren ver-
schiedenen Modis) von jener merkwürdigen Modifikation, die da
bloße Phantasie heißt : dem „wirklich" als vergangen Bewußten
35 steht gegenüber das als vergangen „Vorschweben" ohne Wirklich-
keitscharakteristik. Dazu kommen die Unterschiede innerhalb des-
sen, was allgemein als Vergegenwärtigung bezeichnet sein kann : so
der Unterschied des „originär" Vergangen, mit dem das Korrelat der
Retention charakte ri siert ist, dasjenige Vergangen, das „noch fest-
40 gehaltenes" Jetzt ist, ein Jetzt, d as aber doch nicht mehr jetzt, sondern
eben verg angen ist, und andererseits dasjenige „sekundäre" Vergangen,
das die Wiedererinnerung bietet, das das frühere Jetzt wieder vergegen-
wärtigt und wieder vergegenwärtigt seinen Abfluß in das originäre
Vergangen.

Dieser Satz wurde von Husserl mit Bleistift durchgestrichen; dazu Bemerkung:
„Die Rekapitulation ist zu ändern". — Anm. d. Hrsg.
MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 557

Es h an delt sich in der Erforschung solcher Unterschiede um Lösung


alter Probleme, die uns fl ume's Unterscheidung zwischen Impression
und Idee als allgemeine Unterscheidung aller „Perzeptionen", das ist
aller Erlebnisse, gestellt hat, wobei er der Vielfältigkeit der hier
5 spielenden Unterschiede nicht inne geworden ist. Diesel Probleme
gehen sogleich in umfassendere über, damit zusammenhängend, daß
die Unterschiede, die hier als universell insofern auftreten, als sie an
der Konstitution eines jeden Erlebnisses in der Einheit der Erlebnis-
zeit beteiligt sind, doch wieder spezieller sind von dem Gesichtspunkt
10 aus, daß Gegenwärtigung und Vergegenwärtigung und all die ge-
nannten Erlebnisformen nicht nur im Erlebnisreich in dieser Weise
auftreten als Gegenwärtigung, Vergegenwärtigung etc. von Erlebnis-
sen, vielmehr auch als Gegenwärtigung z.B. von Dingen, von
physischen Ereignissen usf. Mit anderen Worten : Unter den Erleb-
15 nissen, die da als gegenwärtig oder vergegenwärtigt bewußt sind,
treten wieder solche auf, die Gegenwärtiges oder nicht Gegenwärtiges
bewußt machen, und zwar auch solches, das nicht selbst Erlebnis ist.
Also wird man dahin geführt, was auch aus anderen Gründen von
großem Nutzen ist, die Phänomenologie der Gegenwärtigung und
20 aller zugehörigen Modifikationen in der letzteren Richtung allgemeiner
zu behandeln.
Damit aber wieder ist verflochten die Problemgruppe, die sich um
die Titel Wahrnehmung, Vorstellung, Bildbewußtsein, Erinnerung
usw. gruppiert, wobei der normale Sinn dieser Worte etwas wesentlich
25 Neues hereinbringt: „Aufmerksamkeit", Zugewendetsein, Meinen, •
Erfassen von gegenwärtiger oder vergangener Wirklichkeit, dann
weiter Explikation, Zusammennehmung, Aufeinanderbeziehung usw.
Ferner in anderer Linie : Unterschiede zwischen gewisses Wirklich-
keitsbewußtsein, Anmutungsbewußtsein, Zweifelsbewußtsein, Nich-
30 tigkeitsbewußtsein und Fragen, ob sie wesentlich zu den Zuwendungen I
gehören oder wie sie zu den Zuwendungen stehen. Weitere Titel all- I
gemeiner, mit jedem Bewußtsein irgendwie verflochtener Unterschiede
sind die Titel Klarheit, Deutlichkeit, Lebendigkeit in ihren verschie-
denen Bedeutungen.
35 Alle solche Unterschiede sollen sich uns aufdrängen und sollen zu
einer ersten Fixierung kommen in einem relativ beschränkten Gebiet.
Wir nehmen das Gebiet der uns a lles in allem am nächsten liegenden, re-
lativ noch am leichtesten zu analysierenden äußeren Anschauung.
A ll e Beschreibungen suchen wir von vornherein möglichst allgemein
40 zu halten, so daß sich im Besonderen zugleich ein Allgemeineres eben
besondert. Vor allem das allgemeinste Gebiet der Anschauungen, der
Gegenwärtigungen, Vergegenwärtigungen und der zu ihnen sich ge-
sellenden und sie phänomenal modifizierenden Zuwendungen und
Stellungnahmen werden wir beständig im Auge haben und von dem

1 Zum Folgenden hat Husserl später mit Bleistift nochmals vermerkt: „Kürzen!".
— Anm. d. Hrsg.
558 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

erwählten Gebiet aus möglichst die Grundlinien zu ziehen suchen


einerseits für eine Erforschung des Zeitbewußtseins, andererseits für
die des Raumbewußtseins und des Bewußtseins vom räumlichen Da-
sein. Und endlich wieder Linien, die emporführen zu einer Theorie der
5 Aufmerksamkeit, einer Phänomenologie der Synthesen höherer Stufe,
die die Ursprungsstätten des Sinnes der Prädikation enthalten.

BEILAGE 13
DISPOSITION
<nach Mitte Juli 1912>
10 1) Idee der Philosophie als Wissenschaft, die das Interesse der
absoluten Erkenntnis vertritt; — Idee der Philosophie als Wissen-
schaft, die das Interesse des absolut wertvollen personalen Lebens
vertritt : Anfang der Vorlesungen von 1911 Sommer'.
2) Idee der Wissenschaftslehre: Ende der Vorlesungen über Logik
15 1910/11; Ende: die Noetik 2 .
3) Ausgang von der Beschreibung der Gegebenheiten der natür-
lichen Erkenntnis. Was ist da zu erforschen.
A) Welches sind die Wissenschaften der natürlichen Einstellung.
Zunächst der Erfahrungseinstellung, dann der eidetischen Ein-
20 stellung.
B) a) Die neue Dimension : das Bewußtsein-von ; die Phänomenologie
und phänomenologische Reduktion; Ausschaltung der Natur,
auch der psychischen.
b) Die Noetik.
25 4) Die skeptischen Probleme. Lotze 3 .

1 Im Sommer 1911 hatte Husserl über „Grundprobleme der Ethik und Wertlehre"
gelesen. Der Anfangsteil dieser Vorlesung befindet sich unter der Signatur F I 14 im
Husserl-Archiv. — Anm. d. Hrsg.
2 Das Schlußstück von Husserls Vorlesung „Logik als Theorie der Erkenntnis"

vom Winter 1910/11 liegt im Husserl-Archiv unter der Signatur F I 12. — Anm. d.
Hrsg.
8
Husserl bezieht sich dabei auf das Seminar über „Lotzes Erkenntnistheorie im
Anschluß an das 3. Buch der Logik Lotzes" vom Sommer 1912. Vgl. die Blätter 26-28
von Ms. F I 42 und 61-69 von Ms. B II 18. — Anm. d. Hrsg.
MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 559

BEILAGE 14

DISPOSITION (28. AUGUST 1912) 1

I
Emporleitung zur Domäne der Phänomenologie ohne Hereinziehung
5 irgendwelcher philosophischer bzw. vernunftkritischer Interessen und
Probleme.
1. Einleitung. Was ich im weiteren beabsichtige.
2. Natürliche und phänomenologische Denkhaltung (oder auch
„ontologisch"-real und „phänomenologisch").
10 Beschreibung der ontologischen (realen) Denkhaltung und des in ihr
Gegebenen und zu Erforschenden. Die Felder der ontologischen
(Real-) Wissenschaften.
Diese Wissenschaften können sein empirische Wissenschaften und
eidetische Wissenschaften (rationale). Hier bedarf es aber sogleich der
15 Verteidigung des Rechtes eidetischer Forschung.
3. Die phänomenologische Einstellung und das phänomenologische
Residuum. Das Bewußtsein und seine Korrelate.
Der Unterschied der Einstellung auf das singuläre Dies-da! und der
eidetischen Einstellung. Die Verbindung der phänomenologischen und
20 eidetischen Reduktion. Eidetik des reinen Bewußtseins. Ob sich
nicht nach Begründung einer eidetischen Bewußtseinsforschung Wege
eröffnen könnten für die Erforschung des singulären phänomenolo-
gischen Seins (des Dies-da), bleibe dahingestellt.
4. Was ist in dieser Eidetik zu erforschen. Welche Probleme sind die
25 Eingangsprobleme. Charakteristisch für phänomenologische Forschung
und Methode.

II
Philosophie (bzw. Vernunftkritik) und Phänomenologie

1. Idee der Philosophie bezogen auf das ideale Ziel absoluter


30 Erkenntnis. Was ist d as für ein ide ales Ziel? Die Mathematik, die
Naturwissenschaft bietet keine „absolute" Erkenntnis. Und so über-
haupt jede „ontologische" Wissenschaft. Man stellt gegenüber: Natur-
wissenschaft und Philosophie der Naturwissenschaft, Mathematik und
Philosophie der Mathematik. Die natürlich erwachsene, ontologisch
35 geri chtete Naturwissenschaft und der Streit um ihre Interpretationen.
Die Schwierigkeiten erwachsen aus Reflexionen über das Verhältnis
von Natur und Bewußtsein von Natur. Ebenso: Die Mathematik und
Logik, so wie sie rein objektiv ge richtet ist: andererseits der Streit um

1 Disposition vom 1. Juli 1912. Abschrift.


560 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

verschiedene Interpretation (Psychologismus und Naturalismus). Im


Anschluß daran: Formulierung des Erkenntnisproblems in seinen
ersten und nächstliegenden Formen. Damit verbunden der Ausgang
vom Skeptizismus. Idee der absoluten Erkenntnis. Was gehö rt zur
5 Realisierung dieser Idee. Welches sind die Bedingungen ihrer Ermög-
lichung. Schließlich kulminiert alles in der Vernunftkritik und
Phänomenologie.

B. AUS DEM BLEISTIFTMANUSKRIPT

BEILAGE 15
10 ALTES ENDE DES ERSTEN STÜCKES ÜBER EIDETIK 1
<September 1912>
Was wir soeben, in Absicht auf eine Erwägung der Idee einer
reinen Phänomenologie, vorausgeschickt haben, einer eidetischen und
nicht empirischen Disziplin von den Phänomenen, muß streng in dem
15 Sinne verstanden werden, in dem es hier festgestellt worden ist. Wir
haben nicht philosophische Theorien aufgestellt, wir haben nicht von
einem metaphysischen Standpunkte aus doziert, sondern selbst-
verständliche Folgen aus einigen prinzipiellen Feststellungen gezogen.
Was diese aber anlangt, so haben wir einfach beschrieben, was wir in
20 der Intuition al s direkt gegeben vorfanden, und haben es genau in dem
Sinne beschrieben, in dem es sich gab, ohne jede interpretierende
Hineindeutung, ohne Hinzuziehung von solchem, was uns durch
gelehrte Traditionen, durch alte und neue Vorurteile zugemutet, statt
eben am Gegebenen selbst zu sehen war. So Festgestelltes mag für die
25 Philosophie wichtig sein, aber setzt keine Philosophie voraus, wie es
überhaupt nichts Vorgegebenes voraussetzt.

BEILAGE 16
AUS DEM MANUSKRIPT ZU IDEEN I, <§§ 56-58>
<Ende September 1912>
30 Wir vollziehen nun eine notwendige Erweiterung des Rahmens der
phänomenologischen Reduktion. Die ganze natürliche Welt haben wir
aus dem Urteilsfeld ausgeschaltet, und was wir von ihr zurückbehalten

1 Zu § 18. — Anm. d. Hrsg.


MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 561

haben, waren die die natürliche Welt bewußtmachenden Erlebnisse


und Erlebniszusammenhänge; und haben wir diese einmal in Reinheit,
so haben wir damit eo ipso das gesamte reine Bewußtseinsfeld, wir
haben den Blick für das Transzendentale gewonnen und gehen an
5 seinen eigenen Leitfäden weiter. In diesem Sinn haben wir sogleich das
Ganze als unser eigen betrachtet und demgemäß auch gesprochen.
Indessen ist es in systematischem Interesse notwendig, die Idee der
Reduktion erweitert durchzuführen und auf den weitesten Kreis des
Bewußtseinstranszendenten auszudehnen, auf den, der übrig bleibt,
10 nachdem die räumlich-zeitliche Welt schon transzendentaler Epoche
verfallen ist 1 .
Formal gesprochen erstrecken wir unsere Einklammerung auf alles,
was wir anschauend, vorstellend, erkennend, dabei wertend und
praktisch behandelnd, kurzum in welchen Bewußtseinsweisen immer
15 als im weitesten Sinne individuell seiend setzen und von <dem> wir
uns einsichtig überzeugen können, daß es nicht selbst Bewußtsein
(und nun schon von aller Weltsetzung gereinigtes Bewußtsein) ist.
Daß mit der Ausschaltung der Setzung der Natur, der physischen und
psychischen, auch al le durch wertenden und praktische Bewußtseins-
20 funktionen sich konstituierenden individuellen Gegenständlichkeiten
ausgeschaltet sind, alle Kulturgestaltungen, Künste und Kunstwerke,
Wissenschaften und wissenschaftlichen Abhandlungen, Waren, jeder-
zeitliche< ? > Nutzwerte usw., ist selbstverständlich. Desgleichen gibt
es in unserer Domäne keine gegenständlichen Wirklichkeiten wie
25 Staat, Sitte, Recht, Religion; aber auch Anderes verfällt nun der
Ausschaltung. Alle bisher ausgeschalteten Transzendenzen sind Reali-
täten, an deren Konstitution im Bewußtsein Abschattungsmannig-
faltigkeiten bzw. Erscheinungsmannigfaltigkeiten wesentlich beteiligt
sind.
30 Wie steht es nun, k ann man fragen, mit dem „reinen" Ich? Das
menschliche Ich und das tierische Subjekt verfällt als solches der
phänomenologischen Reduktion. Wird infolge derselben das Ich ganz
und gar, und etwa auch das vorfindende, phänomenologische Ich
selbst zu einem transzendentalen Nichts? Reduziert es sich auf den
35 bloßen Lauf des Bewußtseins ? Jede cogitatio nimmt in der Reflexion
die Form cogito an; verliert es diese Form, fragen wir, wenn sie zur
transzendentalen Reflexion wird? Klar ist von vo rnherein so viel, daß,
wenn wir das transzendentale Residuum des natürlichen Ich suchen,

Dieser ganze Absatz wurde von Husserl wieder gestrichen und durch folgenden,
allerdings unvollständigen Text ersetzt: „Wir gehen nun dazu über, den Rahmen der
phänomenologischen Epoche nach gewissen Richtungen zu erweitern. Bisher haben
wir sie definiert durch Ausschaltung der gesamten natürlichen Welt. Und auf die
Frage nach dem Residuum lenkte sich unser Blick auf die Domäne des absoluten Be-
wußtseins. Es ist aber gut zu bemerken, daß bei Ausschaltung der natürlichen Welt
noch Transzendenzen übrig bleiben, die, wenn wirklich bloß das reine Bewußtsein
übrig bleiben soll, ebenfalls ausgeschieden sein müssen. Wir beginnen mit einer
näheren < ...>" — Anm. d. Hrsg.
562 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

wenn wir die Setzung Leib ausschalten und ihr die den Leib konsti-
tuierenden Bewußtseinszusammenhänge substituieren, wenn wir dann
auf den weiteren sie (soweit sie aktuell sind) umspannenden transzen-
dentalen Bewußtseinslauf stoßen, wir in diesem kein Ich als Bewußt-
5 s e i n s d a t um finden können. Jedes Erlebnis ist das meine, jedes fasse
ich in der Form „ich denke", in jedem aktuellen cogito lebe ich, und
mein Blick geht „durch" seinen Inhalt auf das Gegenständliche. Aber
nicht kann dieses Ich dabei selbst ein Stück oder Moment an jeder
cogitatio <sein>, und wiederum ein Stück oder Moment an dem merk-
10 würdigen Ichstrahl, an dem „Blick auf". Jedes Erlebnis ist etwas
Zufälliges, prinzipiell betrachtet, jedes kann wechseln, kommen und
gehen, wie wir ja faktisch die Erlebniswelt als eine Welt beständigen
Flusses vorfinden. Demgegenüber soll aber das Ich ein Prinzip der
Notwendigkeit sein. Das Ich braucht nicht zu reflektieren und braucht
15 nicht im Hinblick auf die reflektiv erfaßte cogitatio zu sagen: ich
denke, aber die Ichzugehörigkeit der cogitatio und die Zugehörigkeit
aller cogitationes, die in dem einen und selben individuellen Bewußt-
seinsstrom dahinfließen, zu dem identisch einen individuellen Ich (für
jeden Bewußtseinsstrom zu einem ande rn ) gibt sich als eine Notwen-
20 digkeit des Wesens. Das Ich denke muß a lle „meine" cogitationes
begleiten können. Es scheint doch, daß davon durch die phänomeno-
logische Reduktion nichts verloren geht und ein reines Ich als Prinzip
dieser Notwendigkeit übrig bleibt. Denkbar mag sein ein sich im ge-
schlossenen Strom meines Bewußtseins identisch durchhaltendes, in
25 der immanenten Zeit desselben identisch daue rn des Phänomen: z.B.
ein in stupider Identität fortdauerndes Tonempfinden. Aber derglei-
chen ist kein Ich und nichts dem Ich Analoges. Eine solche konstante
cogitatio bedarf ja ihrerseits noch eines dauernden Ich, das ihr identi-
sches Subjekt wäre, und es bliebe bei einem doch prinzipiell möglichen
30 Sichverändern und Verschwinden dieses zufällig dauernden Phäno-
mens. Andererseits ist es klar, daß, wenn es unvermeidlich wird, als
Residuum der Weltreduktion auch ein identisches reines Ich im reinen
Bewußtseinsstrom anzuerkennen (worüber wir hier übrigens keine
Feststellungen machen), dieses Ich etwas prinzipiell Anderes wäre als
35 irgendein Objekt der Welt. Diese bliebe ihm allzeit ein Gegenüber,
während zugleich eben dieses Ich den Menschen und in ihm das empi-
rische Ich setzte und in der natürlichen Reflexion sich in diesem natu-
ralisierte. Jedes Weltobjekt ist ein Objekt durch Abschattung (und
Bekundung). Es ist entweder bloßes sich abschattendes und schema-
40 tisch sich bekundendes Objekt, bloßes Objekt der Erscheinung, mit
einem Wort: räumliches Objekt, oder es ist ein im räumlichen Objekt
Fundiertes, wie ein Mensch, dabei selbst eine Unterschicht von Raum-
dinglichkeit einschließend. Also das Ganze doch wieder ein Ganzes
durch Abschattungl. Das Ich aber schattet sich nicht ab, es

45 1 Das empirische Ich hat aber auch seine Bekundung.


MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 563

erscheint nicht, es lebt in seinen Akten und ist das Subjekt


des Lebens. Das sagt: Die Erlebnisse stehen da als die seinen, die
Aktgebilde als seine Leistungen, die Empfindungsinhalte als seine
Stoffe, die Erlebnisse als Hintergründe, als seine Felder der Freiheit,
5 <seine> Verhaltungsweisen und der g an ze Erlebnisstrom nicht als
Mannigfaltigkeit seiner es abschattenden Erscheinungen, sondern als
Strom, in dem es lebt, in dem es sich kontinuierlich als identisches
Subjekt bekundete. Gilt das nicht nur für das empirische Ich und
Icherleben, sondern auch für das tr an szendentale, somit für das em-
10 pirische, weil es schon radikal für das transzendentale gilt, dann hätten
wir hier eine grundwesentlich andersartige Transzendenz als <die> der
Welt bzw. der Transzendenz durch Erscheinung. Diese hypothetische
Erörterung genügt für unsere Zwecke vollkommen. Wir brauchen für
das vielumstrittene Ich des reinen Bewußtseins keine Partei zu er-
15 greifen : Wir erstrecken im voraus unsere transzendentale Reduktion
darauf. Das Ich wäre ja nicht selbst reines Bewußtsein, sondern ein
darin sich „Bekundendes", und wo immer wir in Form des cogito das
Ich vorfinden, da adjungieren wir unserer Sphäre eben dieses Vorfin-
den und ebenso die vorgefundene cogitatio. Das Ich selbst ist der
20 cogitatio und ihrer Domäne in eigener Weise transzendent, auch diese
Transzendenz schalten wir aus. Doch muß bemerkt werden, daß eine
Fassung der Phänomenologie wohl möglich ist, die diese Transzendenz
nicht ausschaltet. Aber nur soweit, als die mit dem reinen Bewußtsein
gegebene unmittelbare Evidenz reicht, nur soweit nicht Lehren über
25 <das> reine Ich aufzustellen sind, die <nicht> direkt der Bewußtseins-
sphäre zu entnehmen sind, wobei sie als uns zugehörig anerkennen
<...>

Noch auf eine andere Transzendenz stoßen wir, eine Transzendenz,


die nicht wie das Ich ineins mit dem Bewußtsein gegeben ist, sondern
30 mittelbar zur Erkenntnis kommt. Ich meine die Transzendenz Gottes.
Die Reduktion der empirischen Welt ins Bewußtsein ergibt faktische
Zusammenhänge von Bewußtseinsströmen als solchen, in denen sich
eine Welt konstituiert, und schon darin liegt eine auffällige Teleologie.
Die systematische Erforschung aller Teleologien, die von der ernpiri-
35 schen Welt aus, von der Entwicklung des Kulturlebens der Menschheit
aus usw. sich ins reine Bewußtsein übertragen, führt zur Idee eines
Grundes, also nicht als dinglicher Ursache für den faktischen Lauf a ll es
absoluten Bewußtseins in seiner Teleologie. Ich übergehe, was sonst
noch von seiten des religiösen Bewußtseins auf dieses selbe Subjekt hin-
40 führen, und als Vernunftmotiv hinführen mag: offenbar ist, daß dies
außerweltliche göttliche Prinzip dem Bewußtsein selbst in seine r
Absolutheit transzendent und in einem total an deren Sinne absolutes

1 Das reine Ich und das sich bekundende Ich ist zweierlei!
564 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

Wesen wäre. Auf dieses erstrecken wir natürlich die phänomenologi-


sche Reduktion, es wird aus dem zu schaffenden Urteilsfeld ausgeschal-
tet, sofern es ein Feld des Urteilens über das reine Bewußtsein selbst
sein soll. Da damit auch all das, was in bezug auf Ich und Gott als
5 transzendent apperzipierte freie Tat, Schöpfung u. dgl. ausgeschaltet
ist, so haben wir nun alle mög lichen individuellen transzendenten
Wirklichkeiten ausgeschaltet : die hinsichtlich des Bewußtseins sozu-
sagen polar gegenübergeordnet sind als Welt der Erscheinung und als
Welt der absoluten Subjektivität oder Welt der Freiheit.

10BEILAGE 17

<EINGEKLAMMERTES URTEIL UND URTEIL ÜBER


EINGEKLAMMERTES> 1
<September/Oktober 1912>
Nun, diese Vorzeichenänderung ist uns nicht unbekannt. Das „Ein-
15 klammern " der phänomenologischen Reduktion betrifft mit jeden
wahrgenommenen Dinggegenstand als Wirklichkeit und gibt ihm durch
die „Klammer" genau die Modifikation, die hier in Frage ist. Also an-
stelle des Gegenstandes, dieses blühenden Baums schlechthin, haben wir
nun diesen blühenden Baum in Klammern (oder, wie wir in schriftlichem
20 Ausdruck es zumeist bevorzugen werden, in Anführungszeichen), so
wie wir anstelle des Urteils über den Baum ein neues Urteilen haben,
das über den Inhalt der Klammer. Das erstere Urteil ist unser phäno-
menologisches Objekt, das zweite ist ein Urteil, das wir als phänome-
nologische Forscher vollziehen und mit dem wir als phänomenolo-
25 gisches Objekt das im ersteren beurteilte Wahrnehmungsobjekt uns
nicht als Wirklichkeit, sondern als wahrnehmungsmäßig Bewußtes
phänomenologisch zueignen. Man muß also scharf unterscheiden den
Baum schlechthin und das zur gegebenen Wahrnehmung gehörige
Wesenskorrelat : den vermeinten Baum als solchen. In der Tat darf
30 man nicht so tun, als wäre das nichts. Es ist Subjekt gültiger und sehr
wichtiger Aussagen: eben der Sinnesaussagen, der Aussagen über den
„Sinn" der Wahrnehmung, das ist über das Wahrgenommene als •
solches, ebenso über den „Sinn" der Phantasie, über das Phantasierte
als solches usw. Im F alle der freien Phantasie bedarf es insofern keiner
v
35 eigenen phänomenologischen Reduktion, als wir „frei" phantasierend
keine Wirklichkeitssetzung vollziehen, das Phant asierte, etwa den
Zentaur, nicht für wirklich h al ten. Indessen zeigt eine genauere Be-
trachtung, daß im Phantasieren eine gewisse Setzungsmodifikation
enthalten ist, so daß der Zentaur al s modifizierte Wirklichkeit, als
40 Ding einer „Phantasiewelt" dasteht. Und auch diese Quasiwelt bedarf

1 Zu §§ 88 und 89. -- Anm. d. Hrsg.


MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 565

phänomenologischer Reduktion. Denn eine Phantasiemo difika-


tion darf aber ja nicht verwechselt werden mit der Klam-
me r m o d i f i k a tion; und das Urteilen „in" der Phantasie nicht ver-
wechselt werden mit dem Urteilen, das das Korrelat des Phantasie-
5 erlebnisses setzt und beschreibt. Das Urteilen in der Phantasie ist selbst
eine Phan tasie, und aktuelles Erlebnis ist das Urteilsphantasieren. Das
Urteil über das Phantasierte als solches, über das noematische Korre-
lat das Phantasieerlebnisses, ist aber kein ph antasiertes Urteil und
keine Phantasie von einem Urteil, sondern ein innerliches aktue lles
10 Urteil wie irgendein anderes. Ebenso darf m an übrigens auch nicht
verwechseln im Falle der Wahrnehmung und ähnlich setzender Er-
lebnisse das Urteilen in der Klammer, also das phänomenologische
Residuum eines natürlichen Urteilens über die Gegenstände der Natur,
mit dem Urteilen über das Klammerphänomen und über den in der
15 Klammer stehenden Inhalt als solchen. D as erstere ist das transzen-
dental gereinigte Urteilserlebnis, das letztere < ... >

BEILAGE 18

<DIE REDUKTION DES SEINSCHARAKTERS AUF


BLOSSEN INHALT> 1
20 <September/Oktober 1912>
In der phänomenologischen Reduktion nehme ich das Erlebnis in
sich selbst und in seinem Erlebniszusammenhang, ich lasse jedes Urteil
über seine Realität. Und ist es als Rea lität aufgefaßt, so nehme ich das
Erlebnis mit dieser Auffassung, aber so, daß ich die Setzung dieser
25 Auffas sung nicht mitmache und nur das erweiterte Phänomen nehme,
das ist ich vollziehe eine Ideation, in der ich den Blick richte auf das in
meiner inneren Wahrnehmung und Setzung des E<rlebnisses> als real
Gegebene, und zwar den „Inhalt", also auf „reales E mit seinem Seins-
charakter". Also ich nehme das, aber bloß als Inhalt. Als Phänome-
30 nologe nehme ich also lauter solche Inhalte; ich setze aber als „Meta-
physiker", als Dies-da-Setzer, mehr. Ich mache das Realitätsurteil
nicht mit, aber ich setze das E und die innere Wahrnehmung des E in
seiner Eigenheit und Diesheit.
Das Ausschalten der phänomenologischen Reduktion ergibt Reduk-
35 tion auf den bloßen Inhalt und lauter bloße Inhalte, wenn die Reduktion
eben eidetische ist. 2
Wenn ich ein Wahrnehmen vollziehe und d ann seine Setzung nicht
mitmache, mich aus der Setzung „zurückziehe", so blicke ich auf das
Wahrgenommene, das Dies-da ist, mit seinem Seinscharakter: Aber
40 dieser Inhalt mit seinem Seinscharakter ist bloß „Inhalt" dera rt , daß

1 Vorentwurf zu § 90. — Anm. d. Hrsg.


Von vornherein ist Eidos nicht „Überhaupt"!
566 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

der Seinscharakter auch bloßer Inhalt ist. Ebenso überall: Ich blicke
auf das Urteil hin, das ich nicht selbst mitmache etc. Das kann ich auf-
grund der Wahrnehmung, des Urteilens etc. machen. Die Impressionen
sind ebensogut aufgrund der Quasiwahrnehmungen etc. Ich mache
5 auch nicht die Quasisetzung mit.

BEILAGE 19
<EINLEITUNGSENTWURF FÜR DAS SCHLUSSKAPITEL DER IDEEN I>I
<Oktober 1912>
Wir können zweierlei Motive der vernunfttheoretischen Problematik
10 unterscheiden, die von vornherein verflochten auftraten, aber in ihrer
Auswirkung sich trennten, um sich erst in der Idee der phänomenolo-
gischen Vernunftlehre, die überhaupt alle möglichen Wesensforschun-
gen der Ve rn unft umspannt, zu vereiningen. Fürs erste die Motive der
logischen und parallel damit der axiologischen und ethisch-praktischen
15 Noetik, fürs zweite die Motive der Transzendentalphilosophie, speziell
der Problematik der Möglichkeit der Erkenntnis bewußtseinstrans-
zendenter Realitäten. (Ich möchte dabei sogleich bemerken, daß hier
immer das Wort Transzendenz in dem natürlichen und unentbehr-
lichen Wortsinn genommen wird, der Gegenstände transzendent nennt,
20 die nicht selbst Bewußtseins„erlebnis", Einzelheiten der Idee Bewußt-
sein (Vorstellen, Urteilen usw. und deren unabtrennbare Bestände)
sind.)
Beschränken wir unsere Erörterung der ersten Motivengruppe auf
die logische Sphäre. Es war oben von der Wesenskorrelation zwischen
25 Urteilen und Satz (Urteil im gewöhnlichen Sinn der formalen Logik),
zwischen einsichtigem bzw. richtigem Urteilen und Wahrheit u. dgl.
gesprochen worden, zu der die Vermengung der Korrelate Anlaß gab.
In den Reflexionen über Erkenntnis, Wahrheit, Sein, die die Begrün-
dung einer wissenschaftlichen Erkenntnis und wissenschaftlichen The-
30 orie, andererseits der Kampf gegen den Skeptizismus vollzog, wurde
m an beständig vom Noematischen zum Noetischen und umgekehrt
geführt. Die Wahrheit war Erwerb und Gewinn einer Denkarbeit, die
im reflektiven Blick zu erfassen und zu beschreiben war und sich als
wesentlich verschieden zeigte gegenüber den unechten Vernunftbetäti-
gungen der 86a, des vagen Meinens, der verworrenen Vorurteile mit
ihren verworrenen Begriffen und daraus in vager Weise gezogenen
unechten Schlüssen. Darüber war natürlich viel die Rede in der Weise
einer Reflexion über die wahre Methode der Gewinnung von Wahr-
heiten. Aber sowie Stücke objektiver Wissenschaft, Stücke zusammen-
40 hängender Theorien erwachsen waren, die der geschulten Einsicht

1 Vgl. § 147. — Anm d. Hrsg.


MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 567

leicht zugänglich waren, überwucherte das sachliche und noematische


Interesse, und während die Wissenschaften Fortschritte machten,
blieb das erkennende Bewußtsein selbst, das sehr viel schwerer die
richtige Methode wissenschaftlicher Theoretisierung finden konnte,
5 auf der Stufe vorwissenschaftlicher, vereinzelter Reflexionen und Be-
merkungen. Von vornherein wirksam waren nur die Äquivalenzen
noetischer und noematischer Einsichten, die so selbstverständlich
waren, daß ihre Gegenglieder nicht zur Trennung kamen.

BEILAGE 20

10 <PHÄNOMENOLOGIE DER WAHRNEHMUNG UND


PHÄNOMENOLOGIE DER DENKOPERATIONEN> 1
<Oktober 1912>
Ist die Phänomenologie der möglichen Perzeptionen und perzep-
tionalen Noemata, der „Erscheinungen", mit all den zugehörigen Set-
15 zungsmodis in der Methode der Konstitution, dem systematischen
Leitfaden der materialen Urkategorien folgend, vollzogen, so verbin-
den sich ihre Ergebnisse mit den Leistungen der Phänomenologie der
höheren, der spezifischen Verstandessphäre mit ihren beziehenden und
verbindenden Synthesen und ihren neuen, den „mittelbaren" Begrün-
20 dungsformen. Nun kann hinsichtlich der Gegenständlichkeiten, die in
bloßen schlichten Wahrnehmungsthesen als gegeben angenommen
waren, das Spiel der kollektiven, explizierenden, beziehenden Opera-
tionen angehen, oder es kann unter Heranziehung von Phantasiever-
gegenwärtigungen das Spiel der Operationen des hypothetischen
25 Denkens, des Voraussetzens, es sei das so und so Phantasierte oder es
sei das Wahrgenommene „angesetzt" anders als es wirklich ist, an-
gehen ; es können Vergleichungen und Unterscheidungen vollzogen,
begriffliche Wesen in der leeren und vollen Ideation (einer neuen Denk-
operation) gesetzt, es können Ausdrücke ineins mit begrifflichen Fas-
30 sungen vollzogen werden, Schlüsse, Beweise in vielfältiger Art sich an-
schließen usw. All die zugehörigen phänomenologische Analysen, die
allgemeineren in Form leerer oder <voller Ideation ? ... >

i Zu § 153. — Anm. d. Hrzg.


55 68 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

C. AUS DEN DRUCKVORLAGEN

BEILAGE 21
<GLIEDERUNGSENTWURF FÜR DIE IDEEN I>
<Ende J anuar 1913>
5 II. Die Fundamentalbetrachtung der Phänomenolo-
gie
1. Kap. Die Thesis der natürlichen Einste llung
und ihre Ausschaltung <S.> 33 1 bis 41
2. Kap. Bewußtsein und Realität 41-63
10 3. Kap. Das phänomenologisch reine Bewußt-
sein 63-78
4. Kap. Die phänomenologischen Reduktionen 78-90
III. Zur Methodik und Problematik der Phänomeno-
logie
15 1. Kap. Methodische Vorerwägungen 90-111
2. Kap. Allgemeine Bewußtseinseigentümlich-
keiten
IV 2 . Noesis und Noema
1. Kap. Allgemeine Unterscheidung zwischen
20 Noematischem und Noetischem 11 I 127
-

2. Kap. Die durchgehenden noetisch-noemati-


schen Strukturen
3. Kap. oder V. Abschnitt
Idee einer Phänomenologie der Ve rnunft

25 BEILAGE 22

<EINLEITUNGSENTWURF FÜR DEN IV. ABSCHNITT> 3


<Anfang Februar 1913>
<... > ein schichtenartiger Aufbau, der im Parallelismus in den Noe-
sen wie in den noetischen Korrelaten waltet. Ihn zu finden und streng
30 zu beschreiben ist die Aufgabe, und die Erkenntnis a llgemeinster
Strukturen ist zugleich bestimmend für die ganze Methode des Vor-
gehens im Besonderen. Man kann geradezu von einer Methode der

1 Alle Seitenzahlangaben dieser Beilage beziehen sich auf Husserls (verlorenes) Kur-
rentschriftmanuskript, das dem Drucktext der Ideen I zugrunde lag. — Anm. d. Hrsg.
2
Diese Ziffer wurde von Husserl wieder gestrichen. — Anm. d. Hrsg.
3
Vgl. §§ 128 und 146. — Anm. d. Hrsg.
MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 569

Schichten sprechen, näm li ch von einem methodischen Vorgehen, das


systematisch je eine einzige, sei es auch nur durch Abstraktion abzu-
hebende Schicht zum Forschungsfeld macht, in ihr die relativen Con-
creta heraushebt, ihre Typen fixiert, an ihnen Elemente, Seiten, Inten-
5 tionalien unterscheidet, an ihnen in frei beweglicher Intuition modifi-
zierende Operationen übt, die Typik dieser Operationen und ihrer
Ergebnisse fixiert und so zu einer mög li chst vollkommenen Erkenntnis
der in diese Schichte fallenden Erlebnismomente zu gelangen sucht.
Dabei ist es keineswegs erforderlich, zunächst die im Bewußtseinsbau
10 zuunterst liegenden Concreta aufzusuchen, mit ihnen die systematische
Arbeit anzufangen und die auf sie bezüglichen Probleme vor allen an-
deren zu lösen: oder, was hier gleichwertig ist: die Ausführung der
Hyletik ist keineswegs das Erste was nottut, als ob damit das Funda-
ment gelegt wäre, das den ganzen weiteren Bau der Phänomenologie
15 zu tragen berufen wäre. Im Gegenteil ist eine gewisse Einsicht in das
Wesen der Gesamtschichtung und in die Eigenheit der höheren Schich-
ten, bzw. der Funktionen, in die die niederen (speziell die hyletische)
Schichten verflochten sind, g an z unentbehrlich, um zu einem reinen
Erfassen der Gegebenheiten der Unterschichten durchzudringen, um
20 Vermengungen von solchem, was in Wahrheit den Oberschichten zu-
gehörig ist, zu verhüten. In der Tat, zunächst gegeben und bis zu einem
gewissen Grade gleich zugänglich sind die mannigfaltigen konkreten
Phänomene. Erst durch Analyse lernen wir die verschiedenen Dimen-
sionen unterscheiden, nach denen sie sich teilen und schichten. Bei der
25 außerordentlichen Komplikation des Baues, die in der ersten sozusagen
makroskopischen Betrachtung sich als solche gar nicht ankündigt,
geht die Analyse sehr langsam weiter, erst allmählich und nach langer
Übung le rn t m an die wesentlichen Gemeinsamkeiten sehen, welche die
Rede von der Einheit einer durchgängigen Schicht rechtfertigen, lernt
30 man die Irrtümer kennen, die da drohen, die Versuchungen verstehen,
die zur Verwechslung wesentlich zu sondernder und doch sich ähnlich
an mutender Schichten geneigt machen. Man le rn t überhaupt den all-
gemeinen Ähnlichkeiten unanalysierter Komplexe mißtrauen, welche
die Hauptquellen aller phänomenologischen Verirrungen sind, immer
35 wieder stellt es sich durch Analyse solcher Komplexe heraus, daß Ähn-
lichkeiten von Komplexen ihre Gründe in sehr verschiedenen der un-
analysierten Komponenten haben können. Die phänomenologische
Forschung bewegt sich in ihren Anfängen, und sie wird noch langehin
im Stadium der Anfänge bleiben, unvermeid li ch im Zick-Zack. Man
40 hebt sich durch rohe An al yse eine Schichte ab, man erkennt eine Iden-
tität gegenüber mehrfachen Dimensionen möglicher Modifikationen,
man findet im Abgehobenen ein Feld der Arbeit und kommt ein Stück
vorwärts. Aber plötzlich zeigt sich eine Art von Vorkommnissen, die
m an nicht einzuordnen vermag, man wird unsicher in Betreff dessen,
45 was wirklich zur erwählten Dimension gehört und was nicht, m an sieht,
daß die Schichte noch nicht reinlich abgeschieden ist, man ist genötigt,
in eine analytische Untersuchung einzutreten, die tief in eine neue
570 ERGANZENDE TEXTE (1912-1929)

Schicht hineinführt, sofern sich nämlich herausstellt, daß eben, was


man dem eigenen Felde zugerechnet hatte, einem neuartigen zugehöre,
daß überhaupt was man als eine Struktur angesehen hatte, ein Inein-
ander grundwesentlich verschiedener Strukturen sei usw. Es ist dies
5 ja auch sonst die Art struktureller Untersuchungen, da Strukturen
durcheinanderzugehen, sich nicht überall scharf abzuheben pflegen;
von der einen Struktur, der das Interesse gilt, muß m an öfters in das
Studium anderer Strukturen übergehen, wobei, was als andere und
als dieselbe Struktur gelten darf, oft erst durch l ange und in den Er-
10 gebnissen schwankende Untersuchungen festzustellen ist. Vielfältige
Beispiele für das hier Gesagte bieten schon die Analysen der vorliegen-
den Schrift. Um nur Eins hervorzuheben, so ist es leicht, damit anzu-
fangen: „Bewußtsein ist Bewußtsein von etwas", und allenfalls auch
zwischen Bewußtsein selbst und Vermeintem als solchen zu unter-
15 scheiden. Aber wie nun dieses „immanente" Korrelat als Gegenständ-
liches fassen? Ist es als Wesenszugehöriges nicht eo ipso Bestandstück
des Erlebnisses, also mit dessen reellen Komponenten in einer Ebene
liegend ? Dann weiter : man entschließt sich etwa, hier eine sozusagen
ideelle, eigenartige Schicht zu statuieren. Aber was nun ihr zurechnen?
20 Da macht die „Setzung" Schwierigkeit. Sie ist, sagt man sich, doch
Sache des Bewußtseins, das Ich setzt den Inhalt, das Setzen ist Subjek-
tives, und das Subjektive muß man doch zum reellen Bewußtseinsbe-
stand rechnen. Dann berücksichtigt man den Unterschied der Refle-
xionsrichtung auf das Ich und die noetische Schicht und die auf das
25 Noematische, und wird darauf achtsam, daß am Noematischen selbst,
in der Blickrichtung, die dem Noetischen abgewandt ist, sich das
„gewiß" oder „vermutlich" usw. zeigt. Damit scheidet sich, was Sache
der parallelen Strukturen ist und was zunächst verworren durchein-
anderging. —
30 Im Verfolge phänomenologischer Untersuchungen, deren Haupt-
thema ja die Intentionalität ist, stößt m an notwendig auf die von Er-
kenntnistheoretikern oft behauptete, aber nie in dem einzig zulässigen
eidetisch-phänomenologischen Sinn erkannte Korrelation zwischen
Sein und Bewußtsein. Die Phänomenologie lehrt in dieser Hinsicht,
35 daß das phänomenologisch reine Bewußtsein durch sein eigenes, in-
tuitiv faßbares und analysierbares Wesen gegenständliche Beziehung,
und zwar Beziehung auf seine Gegenständlichkeit habe. Ist es ein
Allgemeinheitsbewußtsein, so ist das Gegenständliche eine Allgemein-
heit, ist es ein Individualbewußtsein, so ein Individuelles, also etwa
40 dieser Gegenstand, dieses Ding hic et nunc. Der große Schritt ist hier
der, die Triviali tät auf das Niveau phänomenologischer Wesenseinsicht
zu erheben. Bewußtsein und Gegenstand sind, wie wir mehrfach be-
tont haben, nicht zwei Fakta, die zufäl lig zusammenkommen, sondern
phänomenologisch, „transzendental" zusammengehören. Das Apriori,
45 die Wesenszusammengehörigkeit reicht bis in die niederste Konkre-
tion, die als „Inhalt" des Individuums immer noch ein Wesen ist.
Klammern wir als Phänomenologen den Gegenst and seinem Dasein
MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 571

nach ein, so verbleibt vom St andpunkt des jeweiligen reinen Bewußt-


seins der „Sinn" bzw. „Satz", der in sich selbst die gegenständliche
Beziehung hat, sein X, als Bestimmungssubjekt, mit dem Bestim-
mungsgehalt, in dem es „vermeinter Gegenstand" ist, der je nach Art
5 der Sinnesfülle seine anschauliche oder dunkle Gegebenheitsweise hat.
Wir können nun zwei Richtungen der Untersuchung einschlagen. Ent-
weder wir gehen dem Sinn nach < ... >

BEILAGE 23

<ERSTER ENTWURF ZUR ANMERKUNG ÜBER MESSER UND COHN> 1


10 <Februar/März 1913>
Über meine Erörterungen des Begriffes Wesen und des Sinnes einer
Wesensanalyse hat Messer einfach weggelesen, und so hat er von allen
prinzipiellen Ausführungen wirklich kein Wort verstanden. Das macht
sich in seinem neuen Aufsatz natürlich wieder bemerkbar.

15 Cohn wirft mir eine Äquivokation vor, entstanden durch die Gleich-
setzung des Allgemeinen mit dem nicht durch einen individuellen
(räumlichen und zeitlichen) Ort Bestimmten. „Wenn nämlich das
Phänomen in jenem unermeßlichen Flusse des Geschehens (im Erleb-
nisfluß) fließt, so ist ein Stück dieses Flusses gewiß nicht durch einen
20 chronometrischen Ort bestimmt; aber mit diesem Mangel ist doch
nicht notwendig der Vorzug verbunden, daß das jetzt im Flusse Flies-
sende wesensidentisch sei mit anderen, in anderen Flüssen oder an
anderen Stellen des gleichen Flusses Befindlichen." Darauf ist zu ant-
worten : Ich setze nicht das Allgemeine, nämlich das Wesen, darum
25 mit dem <nicht> durch einen individuellen (nämlich realen) Ort in der
Weltzeit und im Weltraum Bestimmten gleich, weil ich betone, daß
ein Wesen einen solchen Ort prinzipiell nicht hat. Ein Wesen ist ge-
geben der Wesenserschauung, und was das heißt, kann jeder vorur-
teilsfrei direkt erfassen, er braucht sich nur den „klaren Sinn" von
30 „Farbe überhaupt" und „Ton überhaupt" zur Gegebenheit zu bringen.
Darüber ist hier weiter kein Wort zu verlieren. Wichtiger ist der weitere
Satz. Die Phänomene im reduzierten und noch nicht eidetischen Fluß
haben natürlich keinen chronometrischen Ort. Aber daß sie ihn nicht
haben, spielt hier keine Rolle und spielte auch keine in den Darstel-
35 lungen des Logos-Aufsatzes.
Was behauptet wird, ist die Möglichkeit einer Wesenserkenntnis, der
Erfassung von Wesen selbst und der Erfassung von Erlebnis wesen,
dann weiter die Erkenntnis von unbedingt allgemeingültigen Sätzen

1 Zu § 79, S. 158 der Originalpaginierung, Anm. 2. — Anm. d. Hrsg.


572 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

über Wesen und speziell über Erlebniswesen. Die Möglichkeit einer


Wesenserkenntnis kann nicht erwiesen, sie kann nur eingesehen wer-
den. Sie ist selbst eine Wesenserkenntnis. Nach einem Beweis fragen,
das hieße schon einen Widersinn begehen, da der Beweis das zu Be-
5 weisende voraussetzen würde und so in infinitum. Wenn es sich heute
darum handelt, die reine Arithmetik oder reine Geometrie zu verteidi-
gen, so würde ein Cohn denselben Einwand machen können: Die
Geometrie bezieht sich auf die Kontinuität der empi risch in bestän-
digem Fluß befindlichen Raumding-Gestaltungen. Die geomet rische
10 Wesenserschauung erfaßt am Empirischen das Wesen und stellt un-
bedingt allgemeine geomet rische Sätze fest. So behauptet der Idea list.
Aber eine solche Wesenserkenntnis unter liegt dem Einwand, so würde
der Empirist, dessen Sachwalter diesmal Cohn wäre, sagen, daß mit
der reinen Erfassung des Wesens, die eine Ablösung der reinen Idee vom
15 empirisch individuellen räumlich-zeitlichen Sein ist, nicht notwendig
der Vorzug verbunden ist, daß das jetzt im Fluß Fließende wesens-
identisch sei mit dem anderen in anderen Flüssen etc. Ebenso die
ari thmetische Erkenntnis, sofern sie sich auf Empirisches, also Fließen-
des bezieht. Wäre es nun sehr weise, wenn m an gegen die Etablierung
20 dieser reinen Disziplinen aus solchen Gründen argumentieren und die
gewaltige Bedeutung der unbedingt gültigen reinen Erkenntnis für die
empirische Naturforschung verkennen würde? Dahinter spielt auch
beständig, auch bei Cohn, das Mißverständnis, als ob die phänomeno-
logische Methode die empirische ersetzen sollte. Sie hat für Psychologie
25 gar nicht mehr zu leisten als das Apriori der Natur, speziell z.B. das
mathematische Apriori, für die empirische Naturwissenschaft. Sie
spielt bei allen streng wissenschaftlichen Daseinsfeststellungen eine
Rolle, aber sie ist keine physikalische Methode, und so ist die phäno-
menologische das Fundament streng wissenschaft li cher Psychologie
30 und doch kein Dasein <erweisend>.

BEILAGE 24
MESSER — COHN. <ZWEITER ENTWURF> 1
<Februar/März 1913>
Die während der letzten Korrektur des Drucksatzes dieser Blätter
35 erscheinenden Artikel von J. Cohn und A. Messer im ersten Bande der
„Jahrbücher für <Philosophie>" zeigen wiederum, wie schwer es auch
gründlichen Forschern wird, sich vom Banne der herrschenden Vorur-
teile zu befreien und die Eigenart einer reinen Wesenslehre zu erfassen.
Was Messer anlangt, so ist hier nicht der Ort, auf seine wiederholten
40 Einwände gegen meine Erörterungen über psychologische Methode

1 Zu § 79, S. 158 der Originalpaginierung, Anm. 2. — Anm. d. Hrsg.


MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT DER IDEEN I 573

einzugehen. Nur kurz sei, und mit großem Bedauern, <ge>sagt, daß er
den Sinn meiner Darste llungen so vollständig verfehlt hat, daß ich
(soweit irgend Prinzipielles in Frage ist) a ll e seine Referate über meine
Lehren kontradiktorisch umkehren müßte, um in ihnen einiger-
5 maßen meine wirk lichen Lehren wiederzuerkennen. Selbst in seinen
Zitaten bekundet sich das vollkommene Mißverständnis darin, daB
er (natürlich ohne es zu merken) entscheidende Sätze wegläßt, so daß
sich ihr Sinn geradezu in den entgegengesetzten verwandelt (vgl. sein
Zitat im „Archiv <für die gesamte Psychologie", Bd. XXII>, S. 120
10 im 2. Absatz mit dem Original) . A lle meine Ausführungen hinsichtlich
der Begriffe Wesen, Wesensanalyse, reine Bewußtseinsanalyse bleiben
ohne Wirkung, er versteht sie als Selbstbeobachtung und meine
Phänomenologie als eine vermeintlich verbesse rt e Auflage der Selbst-
beobachtungs-Psychologie. Darüber ist hier weiter nichts zu sagen. Ich
15 hoffe, daß die ausführlicheren Darstellungen der vorliegenden Arbeit
ähnliche Mißverständnisse bei dem geschätzten Forscher nicht mehr
aufkommen lassen werden.
J. Cohn wirft mir „eine Äquivokation" vor, entstanden „durch die
Gleichsetzung des Allgemeinen mit dem nicht durch einen individue llen
20 O rt Bestimmten" (gemeint ist das re al e Sein im Weltraum und der
Weltzeit), und er fügt nun den Einwand bei: „Wenn das Phänomen
in jenem unermeßlichen Fluß des Geschehens fließt (im Erlebnisstrom),
so ist ein Stück dieses Flusses ... " 1 Darauf ist fürs erste zu sagen: daß
es mir nie eingefallen ist, eine Gleichsetzung des Allgemeinen, das
25 ist des Wesens, mit dem nicht durch den individuellen Ort Be-
stimmten zu vollziehen. D as bedarf hier keiner Ausführung. Natürlich
wird man bei der Beschreibung des Wesens zu sagen nicht unterlassen,
daB es kein räum lich-zeitliches Dasein hat. Besagt d as aber eine Gleich-
setzung ?
30 Ferner: Gerne gestehe ich zu, bisher noch nicht dargetan zu haben,
daß sich die Gültigkeit der Resultate meiner „Wesensschau", geschwei-
ge denn ihrer Vollständigkeit, beweisen lasse. Ich verstehe nur nicht,
wie J. Cohn mir hat die Absicht zumuten können, einen solchen Beweis,
der eine vollkommene Absurdität wäre, führen zu wollen. Auch er hat
35 also den g anzen Sinn meiner Darstellungen nicht verst an den, oder,
was gleich gilt, den Sinn von „Wesen" und Wesenserkenntnissen nicht
erfaßt. Es ist nicht richtig und keineswegs, wie es in Cohns Darstellun-
gen scheinen könnte, meine Ansicht, wenn es in ihnen a.a.O. <S.> 226
heißt, die „Phänomenologie soll das reine Bewußtsein untersuchen,
40 muB aber dafiir vom empirischen Bewußtsein ausgehen und muß
... vorerst an die in der Sprache fixie rten Unterscheidungen anknüp-
fen." Im Gegenteil habe ich den größten Nachdruck schon im Logos-
Artikel darauf gelegt, daß die Phänomenologie wie jede Wesenslehre
nicht vom empirischen Bewußtsein, d.i. doch von einem erfahrenden

1 Vgl. die Fortführung dieses Zitats in der vorigen Beilage 23 (oben S. 571). — Anm.
d. Hrsg.
574 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

und als solchem Daseinssetzung vollziehenden, ausgehen muß. Vgl.


unsere Ausführungen über Phantasie und Wesenserfassung. Mit diesem
Nicht-Verstehen hängt aber zusammen, daß Cohn von der Phänome-
nologie Auskunft darüber erwartet (oder so sp ri cht, als ob ich der
5 Phänomenologie solche Auskunft zumutete), ob sein jetzt im Bewußt-
seinsfluß Vorhandenes mit dem früher Vorhandenen wirk lich
wesensidentisch sei. Das wäre ebensogut, wie wenn man vom Geo-
meter Feststellungen darüber erwarten wollte, ob im Fluß der empiri-
schen sinnlichen Dinggegebenheiten ein Räumliches, etwa ein jetzt
10 hier und dann do rt Gegebenes, unter demselben geomet ri schen Wesen
falle, also geometrisch identisch Bestimmtes sei. Oder von einem
Arithmetiker Auskunft darüber, wie man sich empirisch der Identität
der Zahl versichere. Gesetzt es wären die rein mathematischen Diszi-
plinen noch nicht etabliert und es würde jemand gegen die Neubegrün-
15 dung des Postulats einer von a ller Empirie losgelösten, in reiner An-
schauung und reinem Denken zu vollziehenden mathematischen We-
senslehre des Matemathischen den „Beweis" der „Gültigkeit der Re-
sultate der Wesensschauen" für die Empirie verlangen ? Oder m an wür-
de die Behauptung, daß reine Erkenntnis hier selbstverständlich
20 grundlegend sein muß für die entsprechenden empirischen Wissenschaf-
ten, so mißverstehen, als ob die reinen Wissenschaften Daseinsfest-
stellungen und die Methoden für Daseinserweise als solche aus sich
hergeben sollten ? Nicht triftiger kann ich den weiteren Einwand Cohns
finden : daß die exakte Beschreibung eine Zerlegung des Erlebnisses
25 in einzelne Momente fordere, daß aber eine solche Zerlegung unter ver-
schiedenen Gesichtspunkten in verschiedener Weise möglich sei. Die
exakte Beschreibung des faktischen Erlebnisses ist die Aufgabe der
empirischen Psychologie, so wie die exakte Beschreibung eines gege-
benen Dinges <die> der empirischen Naturwissenschaft. Sofe rn aber
30 im Wesen von Ding überhaupt mit Raumgestalt, Zeitgestaltung, Be-
wegungsgestalt, Substanzialität, Kaus alität usw. höchst umfassende
Wesensallgemeinheiten und Gesetzlichkeiten vorgezeichnet sind, ohne
die eben ein Ding nicht möglich ist, werden die zugehörigen apriori-
schen Disziplinen den Naturforscher mit einem System „exakt be-
35 schreibender" Begriffe versehen, die er in der Erfahrung anwendet,
aber nicht aus ihr entnimmt. Dieses Apriori beiseite schieben und a lle
Beg riffe an der Erfahrung ausbilden zu wollen, das hieße exakte
Naturwissenschaft, Naturwissenschaft höchster Stufe unmöglich ma-
chen. Und analog auch (mutatis mutandis) in unserem Fall.
III. BEIBLÄTTER AUS DEN
HANDEXEMPLAREN

BEILAGE 25
INDEX<BLATT ÜBER> ERFAHRUNG
5 <um 1913>
Natürliche Erkenntnis <S.> 7 1
Natürliche, theoretische Einstellung -- Welt, Natur, Allheit der
Realitäten, der Gegenstände möglicher „Erfahrung" <S.> 7
Gegenstand im weitesten Sinn <S.> 11
10 Erfahrung = natürliche Erfahrung <S.> 7 und S. 35; originär
gebende Erfahrung = gewöhnliche Wah rn ehmung, -a auch „originäre
i
Erfahrung" <S.> 8
Originäre Gegebenheit = Bewußtsein, den Gegenstand in seiner 1
„leibhaftigen" Selbstheit zu erfassen <S.> 11
15 Äußere Wah rn ehmung = von physischen Dingen
Selbstwahrnehmung
<S.> 70: Wahrnehmung = Urerfahrung
Einfühlung als Ansehen der Erlebnisse Anderer kein originär geben-
der Akt <S.> 8
1
20 Der Andere nicht bewußt als „o riginär gegeben", obschon als selbst
da in eins mit seinem Leib.
<S.> 10: individuelle Anschauung = Anschauung im gewöhnlichen
engeren Sinn <S.> 11 --- Wesensschauung (Ideation), auch Wesenser-
schauung.
25 Originär gebende Erschauung, adäquate — inadäquate.
Dunkles Bewußtsein <S.> 11 Anm. identifiziert mit „nicht mehr
anschauend".
Z.B. <S.> 16 wird originäre Gegebenheit eines Wesensverhaltes ver-
standen als Evidenz, als Einsicht in die kategoriale Gegenständ lichkeit.
30 Es wird also nicht geschieden das Erfassen des Wesensverhaltes als
Gegenstand aufgrund der Evidenz von der Evidenz selbst. Ebenso wie

1 Diese wie alle weiteren in den Titeln oder im Text der folgenden „Beiblätter aus
den Handexemplaren" auftretenden Seitenzahlen beziehen sich auf die Original-
paginierung der Ideen I, die in vorliegender Ausgabe am Rande wiedergegeben ist.
— Anm. d. Hrsg.
576 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

nicht geschieden wird die „Anschauung" als das Hinsehen und Erfas-
sen des Sachverhalts (Nominalisierung) und die Evidenz, in der der
Sachverhalt originär konstituiert ist, aber nicht Objekt ist für ein
Erfassen.
5 Fortsetzung: Erfahrung ausführlich behandelt im 2. Kapitel, I. Ab-
schnitt.
S. 37 wird vom Begriff der Erfahrung ausgeschlossen das Katego-
riale: Die Ausführung müßte aber geändert werden. Der Empirismus
mit seiner These, daß a lle Erkenntnis auf Wahrnehmung sich gründet,
10 nimmt natürlich dazu, daß nur solche kategoriale Akte (Urteile,
Schlüsse), die sich nach Wahrnehmungen „ richten", Wert haben. Also
Erfahrung umgreift auch d as Urteilen nach den schlichten Akten der
„Erfahrung" (Wahrnehmung etc.).
Es kommt also nur auf die Argumentation an: wie es mit den Prin-
15 zipien der Schlußweisen steht.

BEILAGE 26
ABSCHRIFT <VON> S. 15
<um 1914>
Jede eidetische Besonderung und Vereinzelung eines eidetisch all-
20 gemeinen Sachverhalts heißt, sofern sie das ist, eine W e se n s n o t w e n-
digkeit.
Wesensallgemeinheit und Wesensnotwendigkeit sind Korrelate.
Doch schwan kt die Rede von Notwendigkeit den zusammenge-
hörigen Korrelationen entsprechend: auch die entsprechenden Urteile
25 heißen notwendige. Es ist aber wichtig, die Sonderungen zu beachten
und vor allem nicht Wesensallgemeinheit, wie es gewöhnlich
geschieht, als Notwendigkeit zu bezeichnen.
Das Bewußtsein einer Notwendigkeit, näher ein Urteilsbewußt-
sein, in welchem ein Sachverh al t als Besonderung einer eidetischen
30 Allgemeinheit bewußt ist, heißt ein apodiktisches, das Urteil selbst,
der Satz, eine apodiktische Folge (auch apodiktisch notwendige Folge)
des Allgemeinen, auf das es bezogen ist.
Die ausgesprochenen Sätze über die Verhältnisse zwischen Allge-
meinheit, Notwendigkeit, Apodiktizität können auch allgemeiner ge-
35 faßt werden, so daß sie für beliebige und nicht nur für rein eidetische
Sphären gelten. Offenbar gewinnen sie aber in der eidetischen Begren-
zung einen ausgezeichneten und besonders wichtigen Sinn.
Verbindung von eidetischen Urteilen mit Daseinssetzungen von In-
dividuellem. Anwendung geomet rischer Wahrheiten auf Fälle der
40 Natur. Der Fall Tatsache. Er ist aber eidetische Notwendigkeit, sofern
er Vereinzelung einer Wesensallgemeinheit ist.
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 577

BEILAGE 27
<ZU> IDEEN, <S.> 2211.
<1918>
Bedeutungskategorien, Bedeutung
5 „Die zum Wesen des Satzes gehörigen Grundbeg ri ffe" etc.:
Die letzte Klärung von Satz, die letzte Reinigung, führt doch gerade
im Sinne der Ideen darauf, hier noch zwischen Bedeutung und Satz
zu scheiden und, wie es doch da schon geschieht, Satz ontologisch zu
verstehen. Das muß also zu einem eigenen Thema gemacht und voll-
10 endet werden.

BEILAGE 28
<zu s.> 23
<um 1913>

Ad Bedeutung
15 S. 23 unterscheide ich bei den „Katego rien" Begriffe im Sinne von
Bedeutungen, andererseits die Wesen selbst (hier die formalen) ,
die in diesen Bedeutungen Ausdruck finden.
Das ist wohl nicht befriedigend. Z.B. die formale Kategorie „Sach-
verhalt". Da hätten wir die Bedeutung Sachverh alt und das formale
20 Wesen Sachverh alt. Ich k an n auch den verb alen Ausdruck nehmen
„roter Sachverhalt", wiewohl es dergleichen nicht gibt, und das ent-
sprechende „Wesen" --- das es eben nicht gibt.
Wir unterscheiden : Das mit den Worten Vermeinte als solches. Die
Worte können in normaler Urteilsfunktion stehen — qua li tativ un-
25 modifiziert. Oder in an om aler Funktion — qua li tativ modifiziert. Sie
stehen darum doch, wie m an sagt, in derselben Bedeutung. Der Sinn,
das Wesen des Vermeinten, abgesehen von der Qua li tät, ist dasselbe.
Das Wesen ist das katego ri al Vermeinte als solches. Andererseits, ist
das Meinen ein mögli ches oder ein wahres, so entsp richt dem das dem
30 Meinen bzw. der Meinung (dem Gemeinten als solchen) zugehörige
Wahre, wahrhaft Seiende; der „Meinung" Sachverhalt überhaupt die
Idee, das Wesen „Sachverhalt". Ich muß aber in ganz umfassender
Weise und in voller Allgemeinheit a ll die Verhältnisse Satz, Wesen etc.
zum Objekt einer eigenen Darstellung machen.
35 Ich scheide abschließend: kategoriale Begriffe — kategoriale
Wesen. Besser doch Begriffe von Kategorien, a llgemeine Wo rte, und
Begriffe, die Katego rien nennen (nicht ausdrücken, das paßt doch
nicht), und Kategorien selbst.
Ich habe die Worte, die Ausdrücke: Sachverhalt überhaupt, Vielheit

fHibttothek
Unlver-ttdis-

t Iclt'vTg 1. Br.
578 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

überhaupt etc. — das formale Wesen „Sachverh alt". Nehme ich die
Worte Sachverhalt schlechthin etc., so beziehen sie sich auf Sachver-
halte, auf mate rial bestimmte, auf einzelne überhaupt etc. vermöge
ihres Wesens, das selbst nicht gegenständlich wird.

5 S. 40. Evidenz von Urteilen (Aussagen)


Unterschied von Evidenz und Nichtevidenz von Aussagen :
„Eine gleiche Oberschicht, die des gleichen Aussagens als bloßen be-
deutungsmäßigen A u d r ü c k en s, ist das eine M al Schritt für Schritt
angepaßt einer „Klar einsehenden" Sachverhaltsintuition, während das
10 andere Mal als Unterschicht ein ganz anderes Phänomen, ein nicht in-
tuitives, evtl. verworrenes, ungegliede rtes Sachverhaltsbewußtsein
fungiert".

BEILAGE 29

NÄHERE AUSFÜHRUNG ZU § 10, S. 21 UNTEN u.f.


15 (AUCH ZU § 13, S. 26)
<um 1913>

Wesen des Wesens; Wesens-Aussagen über Wesen als formal-


ontologische Aussagen.
Jedes Wesen hat einen Inhalt und eine Form, so wie jeder Gegen-
20 stand. Die Gattungen und Arten betreffen den Inhalt und im echten
Sinn die absoluten Substrate, desgleichen alle echten Teilverhältnisse.
Was Wesen und Wesen im eigentlichen Sinn „gemeinsam" haben
wie das, was sie im inhaltlichen, eigentlichen Sinn unterscheidet, ist
ihre Eigenheit.
25 Andererseits, wenn wir von „Wesen überhaupt" sprechen, so ist das
Allgemeine „Wesen" nicht selbst wieder ein Inhalt, sondern eine Form.
Und wenn wir Gattung und Art überhaupt nehmen in Abstraktion
vom „Inhalt", so sind diese Titel und die zu ihnen gehörigen Verhält-
nisse formale. Sprechen wir von dem, „was zum Wesen des Wesens"
30 gehört, so betrifft das dasjenige, was die Form „Wesen überhaupt"
mit sich bri ngt, welche Gestaltungen zu dieser Form gehören. Ebenso
wenn wir von „Inhalt" (Materie) überhaupt sprechen, in Relation zur
„Form" überhaupt, und so auch im besonderen, so ist Inhalt selbst
wieder eine „Form".
35 Die Form selbst im Vergleich mit anderen Formen, sofern das All-
gemeine „Form" herauszuheben und zu betrachten ist, ist selbst wie-
der eine „Form", die Form „Form überhaupt".
Der Unterschied bezeichnet sich mit den Worten:
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 579

Es gibt rein formale Betrachtungsweisen, bezüglich auf das Formale


als solches, und was dabei herausgestellt ist, steht selbst wieder unter
formalen Betrachtungsweisen, die Formen zum Inhalt haben, und so
in infinitum — und andererseits gibt es mate ri ale Betrachtungsweisen,
5 das ist solche, die am bestimmten Gegenständ lichen, am bestimmten
Wesen sich vollziehen, etwa den Wesen „Rot" oder „Ausdehnung",
„Ding" etc.
Es ist die Weise der formalen Ontologie, über reine Formen zu
handeln, also über Inhalte nur zu handeln als „Inhalte überhaupt",
10 und dann über die Formen der Inhalte, sei es als Formen von Inhalten
überhaupt, sei es in bestimmter Aufweisung von Formen: Ihre Be-
stimmtheit ist besondere Form und ihr Allgemeines ist Form über-
haupt, also bezogen auf in der Weise der Bestimmtheit gesetzte Sub-
strate überhaupt.
15 Formale Betrachtungsweisen, deren Korrelate formale Wesen sind,
sind also Wesen einer tot al neuen Dimension gegenüber den material
bestimmten Wesen mit ihren sie kategorial gestaltenden Formen.
Wir haben demgemäß, wie ich es in den Vorlesungen seit vielen
Jahren auszudrücken pflege, zwei grundverschiedene Arten der Ver-
20 allgemeinerung' :
1. die logisch-mathematische Vera llgemeine ru ng, die zu den puren
Formen dadurch führt, daß sie die Vollkerne durch Leerkerne, die
bestimmten Materien durch unbestimmte Etwas (Materien überhaupt),
die bestimmten Gegenstände durch „Gegenstände überhaupt", die be-
25 stimmten Wesen durch „Wesen überhaupt" ersetzt;
2. die materiale Verallgemeinerung und bei den reinen Wesen die
reine Generalisierung, die von den Arten zu den Gattungen empor-
steigt, den echten Gattungen, die selbst ein Mate rielles sind und reine
Materien unter Abstraktion von allen sie umwebenden syntaktischen I
30 Formen.
Die formale Betrachtung (oder Form-Betrachtung), welche Wesen
dadurch zulassen, daß sie unter das A llgemeine „Wesen überhaupt"
faßbar sind (ein Allgemeines, d as kein „Teil" ist wie die echte Gat-
tung), ist also eine ganz eigenartige. Das Wesen des Wesens ist
35 also nicht im selben Sinn Wesen wie das Wesen schlecht-
hin. Das Formale ist überall Form-von und andererseits doch wieder
als Eidos, als Form Eidos zu behandeln, und das in allen Stufen. Die
Intuition, die das Formwesen ergibt, ist eine wesentlich andersa rtige
wie die Intuition, die das materiale Wesen, das Wesen im ersten Sinn
40 ergibt.
Aber ein Gemeinsames bleibt bestehen: die völlige Freiheit vom
Dies-da, von a ller individuellen Setzung, die unbedingte Allgemeinheit
bzw. Notwendigkeit, die zum Eidos überhaupt nach Form wie nach
Materie gehört, und die Möglichkeit, auch Form-Wesen wie Gegen-

45 1 Das ist ja auch weiter unten (in § 13 der Ideen) ausgeführt.


580 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

ständlichkeiten zu behandeln, über sie reine Aussagen zu machen, auf


sie bezügliche Sachverhalte zu erfassen in dem ihnen eigenen Charakter
eidetischer Gegebenheit, die sich umwandeln läßt in absolute oder un-
bedingte Geltungen für Individuelles überhaupt, und die dabei selbst
5 in formaler Allgemeinheit Gedachtes ist.
Wo immer wir hier in diesen Betrachtungen reine Aussagen machen
über Materiales, sind diese Aussagen selbst keine materialen, sondern
formale. M.a.W. wir bewegen uns durchaus in der Sphäre <der> for-
malen Ontologie.

10 BEILAGE 30
SUBSTRAT UND WESEN
<1918>

Schwierigkeiten
„Rot" ist einmal Prädikat, wie in dem Sachverhalt „dies ist rot".
15 Das andere Mal Subjekt, wie in dem Sachverhalt „Rot ist eine Spezies
von Farbe". Im letzteren Fall liegt dem Urteil zugrunde das Wesen
als Gegenstand worüber, so wie es da selbst gegeben ist in der verglei-
chenden Betrachtung und Deckung der roten Dinge, näher der Rot-
Flächen : das Rot hebt sich heraus und „wird zum Gegenstand" für
20 mein Urteilen und für das Urteil: zum Gegenstand worüber. Es wird
zum nominalen Subjekt.
Hier finde ich in den beiden logischen Verhalten („Sachverhalten")
— den beiden logischen Verhalten, die mir in Wahrheit gegeben sind
oder gegeben als quasi bestehende, als Mög lichkeiten — vergleichend
25 das „rot" und „Rot", das Prädikat hier, das Subjekt dort, in zwei
„logischen Formen", in zweierlei Syntaxen (formal-ontologisch) „das-
selbe Substrat" ; in den beiden Sätzen (als Urteilen) denselben logi-
schen „Kern" (rein grammatisch) (das Bedeutungssubstrat der Be-
deutungssyntaxe). Dem „Substrat” in der Bedeutungssphäre, im noe-
30 matischen Geh alt des „Urteilens" (auch im Ausdruck), entspricht das
„Substrat" im Sachverhaltsglied (und natürlich auch eine Para llele im
Bewußtsein, Erlebnis) .
Bleiben wir im Ontischen. Ist da Substrat etwas anderes als Wesen
Rot? Es ist das Identische gegenüber verschiedenen „logischen Funk-
35 tionen", es ist das, was in verschiedenen logischen Formen gefaßt sein
kann und mit diesen in verschiedene logische Verhalte eintritt als auf-
bauendes Glied. Wir meinen doch alle, daß ein Wesen nicht Subjekt
sein muß. Weist man darauf hin, daß das Rot sich mannigfaltig dar-
stellt und mit diesen Darstellungsweisen in d as Bewußtsein und sein
40 Noema eintritt, so ist zu sagen : Zum „Sinn" des Noema gehört das
Rot als Einheit dieser Darstellungen, und diese Einheit ist es, die in
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 581

logische Form eintritt und mit dieser den logischen Sinn des Satz-
Bewußtseins ausmacht.
(Geht m an hinter das logische Bewußtsein zurück in das sinnliche
Bewußtsein, so mag ein sinnlicher Gegenstand, der rot ist, aber nicht
5 als rot seiend aufgefaßt ist, erscheinen, seine sinnliche Einheit durch-
halten, worin also das implizierte Rot seine Einheit durchhält. D as
Wesen vereinzelt sich in diesem Gegenstand und liegt gewissermaßen
in ihm : aber implicite. Dem Wesen selbst ist es gleichgültig, ob es hier
oder dort an Exempeln erfaßt, ob diese oder jene als seine Vereinzelun-
10 gen gegeben sind, ob es so oder so „kategorial" gefaßt wird.)
Schwierigkeiten liegen hier aber durch den Unterschied zwischen
Moment (singulärem unselbständigem Moment) und Wesen. Mit Be-
ziehung auf die Frage, was die prädikative Synthese (die ist-Synthese)
zur Einheit bringt : das individuelle vorausgesetzte Subjekt und d as
15 Moment, oder das Subjekt und das entsprechende Wesen. Im einen
Fall habe ich eine der (natürlich phänomenologisch unterschiedenen)
Synthesen von Ganzem und Teil. Sie ist natürlich eine charakteristisch
andere und doch dem a llgemeinen nach gleich für G an zes und Stück
und Ganzes und Moment. Bei jedem Fall einer partialen Identifikation
20 kann der Teil als Teil des und des Wesens (allgemein: „Beg ri ffes")
d as tehen. Diese Auffassung eines Moments oder eines Teils durch sein
Wesen, kann diese selbst als prädikativ gedacht werden (und d an n als
eine aus der prädikativen hervorgegangene attributive) ? Natürlich
nicht, wenn zur Prädikation schon die Wesensfassung (begriffliche
25 Auffassung) gehört, nämlich für d as Prädikat, also Prädikat und We-
sen untrennbar zusammengehören.
Aber wie ? Werden wir von Prädikationen wie „dies ist rot" zurück-
geführt auf Synthesen, die, weiter zurückliegend, sich zirkumskriptiv
mit den Wo rt en ausdrücken : dies Moment ist ein Einzelfall von Rot
30 (nämlich des Wesens, das in der Gegenüberstellung solcher Momente
zur ideativen Abhebung kommt mit Beziehung auf einen offen un-
endlichen Umfang)?
Und wenn ich sage „Rot ist eine Farbe", habe ich da zu scheiden
die verschiedenen Farbenspezies und in jeder eine besondere Speziali-
35 sierung von „Farbe" als Gattungswesen, und habe ich dann für die
Prädikation im Wesen Farbe das spezialisierte Moment Farbe, das
all ererst als „spezieller" Fall des Gattungswesens Farbe erkannt wer-
den müßte ? Danach scheinen die primitiven Prädikationen: dies ist
Haus, jenes ist Haus, Baum etc., dies ist Farbe, dies ist Rot etc., und
40 dann : dies A ist rot, dies Rot ist eine Farbe etc., oder auch : dies ist
rot, dies ist eine Art Farbe etc.
Was wäre es dann aber mit den „Substraten" ? Wir hätten dann
Subjektgegenstände als Träger von Momenten <und> diese Momente
selbst. Dies, das Haus, als Subjektgegenstand, in pa rt ialer Identifika-
45 tion erfaßt sein Moment, etwa die Gestalt; oder diese farbige Fläche,
individuell als Subjekt erfaßt, an ihr die Kreisform, diese als Kreis
erk annt, also in „Erkenntnis-Synthese" zum Wesen in Beziehung ge-

582 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

setzt, und dann das Subjekt als Subjekt des Prädikates: was wäre
das ? Nicht das individuelle und als grün erkannte Moment. Das Mo-
ment in seiner individuellen Einzelheit tritt nicht ins Prädikat. Sage
ich „dies ist grün", so ist das Subjekt durch den Begriff, das Wesen
5 Grün „bestimmt", es <ist> etwas des Wesens Grün. Man möchte sagen,
es ist in Beziehung gesetzt zum Wesen als ein individuelles Subjekt,
das als eine Vereinzelung des Wesens in sich als Moment tragend eine
eigene Beziehung zum Wesen hat. Aber ein relationeller Sachverhalt
ist nicht prädiziert, relationelle prädikative Sachverhalte sind ein en-
10 ger Kreis von Sachverhalten, und sie stehen gegenüber Sachverhalten
wie „dies ist grün".
Man sieht, wie große Schwierigkeiten hier sind (worüber meine frü-
heren Ausarbeitungen), demnach auch Schwierigkeiten für das Ver-
hältnis von syntaktischen Gegenständlichkeiten und prädikativen
15 Denkgegenständlichkeiten. Wenn ich an der Anschauung kolligierend
zusammennehme, oder teils zusammennehme, teils ausnehme (Aus-
schlüsse vollziehe), wenn ich von einem Gegenstand zu seinen Teilen
und Momenten übergehe, Synthesen der Identifikation vollziehe, oder
vergleichend zusammenhalte, Ähnlichkeiten hervorgehen lasse oder
20 Gleichheiten, mich auf den Boden eines Gliedes stelle etc., so ist es
klar, was da letzte „Substrate" sind für solche verknüpfenden oder
beziehenden Operationen. Aber wenn ich im besonderen Sinne denke
und etwa ein Dreieck überhaupt denke, wobei mir ein Exempel vor
Augen steht, gehört dies auch ins Substrat, da ich es im Denken nicht
25 „meine" ? Und wenn ich denke : dieser Tisch hat Löwen-Füße, so sind
in der Unbestimmtheit dieser Prädikation doch nicht diese individuel-
len Füße gedacht, in ihrer individuellen und konkreten Bestimmtheit
gemeint: Sind sie Substrate? Wir haben hier anschauliche Gegenstän-
de und Verknüpfungen, die mit ihnen vollzogen werden, mit ihnen
30 „als" angeschauten Gegenständen (sei es der Wahrnehmung oder
Phantasie usw.), und wir haben eine höhere Schichte des Denkens und
denkenden Meinens, wir haben da konstituiert Denkverhalte, die in
den anschaulichen Gründen auf sie zurückbezogen sind : aber sie nicht
ohne weiteres in sich enthalten. Darum scheidet sich ja Anschauung
35 und Denken, Sache und Sachverhalt an sich, angeschauter, gedachter
Sachverhalt usw. Hier ist getreue Beschreibung alles, und diese er-
fordert eine Sonderung der Schichten. Und ein systematisches Vor-
gehen von unten an.
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 583

BEILAGE 31

<ZU> IDEEN, <S.> 24-25


<1918>

Syntaktische Gegenständlichkeiten, Korrelate der Denkfunk-


5 tionen (Funktionen der „syntaktischen" Identifizierung) und
ihre letzten Substrate als Substrate der Syntaxen. Syntak-
tische Ableitungen der entsprechenden Substrate.
Die Darstellung <S. > 24 f. ist unvollkommen. Die syntaktischen
Gegenständlichkeiten werden identifiziert mit den kategorialen Gegen-
10 ständlichkeiten der Logischen Untersuchungen. Dahin gehören aber
auch Gattung, Art usw. Ich vermisse aber, daß im § 12 dies ausdrück-
lich gesagt ist, daß also die Scheidungen, die da durchgeführt werden,
zur „syntaktischen" Sphäre gehören.
Dazu aber das Bedenken bezüglich des Schlusses des § 11, S. 25. Die
15 logische Scheidung in letzte Kerne und syntaktische Form betrifft
z.B. das Adjektiv grün, das die Prädikatform oder Attributform hat
und insofern Syntagma ist; ferner kann das „grün" nominalisiert
werden, zum Subjekt oder Objekt werden.
Wir haben hier verschiedene syntaktische Funktionen, denen zu-
20 grunde liegt ein letzter Kern, der seine Kernkategorie hat, die eine
andere ist für „grün" als für „Haus". Wie steht es nun mit diesen
Kernkategorien? In Hinsicht auf die Syntaxen, von denen wir hier
ausgegangen sind im Anschluß an meine logischen Vorlesungen, haben
wir in den Kernen verschiedener Kategorie ein Letztes. Aber ent-
25 spricht dem Bedeutungskern „rot" nicht die Spezies Rot, entspricht
dem Kern „Baum" nicht die konkrete Gattungsidee Baum? Ich nann-
te aber Gattung und Art Kategorien. Und wie steht es mit dem Ver-
hältnis von Konkretum und Abstraktum (selbständige und unselb-
ständige Wesen) ? Das sind doch auch Kategorien. Oder sollen letzte
30 Substrate sein selbständige und unselbständige Gegenstände als indi-
viduelle Gegenstände ?
Substrate, heißt es, sind Gegenstände, die nicht mehr kategoriale
Gebilde sind, die in sich selbst „nichts mehr von den ontologischen
Formen enthalten", welche bloß Korrelate der Denkfunktionen sind.
35 Aber wie gibt es das, wie ist so etwas denkbar? Es fragt sich, was da
„Denkfunktion" heißt, wie das zur Abhebung zu bringen ist. Eventuell
ist es doch etwas Unselbständiges. Das „X" im Noema ist hier heran-
zuziehen, aber das ist doch nicht gemeint, denn aus dem wird doch
nicht der volle Gegenstand durch Syntaxen.
40 Aus Gegenständen können wir neue Gegenstände syntaktisch bilden.
Gewiß, wir müssen auf letzte Gegenstände kommen. Diese konstituie-
ren sich anders als die „syntaktisch" produzierten Gegenstände.
Wir haben gegenüber den syntaktischen Kategorien nicht-syntakti-
sche, Kernkategorien oder Substratkategorien. Auch da kommen wir
584 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

(Vergleichung etc.) auf „Synthesen", aber nicht auf Syntaxen. Das


alles ist ja angedeutet, sofern eben syntaktische und Substratkatego-
rien unterschieden werden. Aber es ist nicht zu voller Reinheit heraus-
gearbeitet. Vielleicht wegen der Kürze der Darstellung.

5 BEILAGE 32
<ZU § 11>
<nach Mitte Dezember 1917>
Sachhaltiges letztes Wesen, syntaktisch nicht verbundenes Indivi-
duum. Abstraktum, Konkretum, T68€ TL. Die unselbständigen Gegen-
10 stände. Gegenstände das Unterschiedene und Identische. Das indivi-
duelle sinnliche Datum — seine Dauer, seine Qua li tät etc. Die indivi-
dualisierende Zeitbestimmung — die Qua li tät als Qualitätsmoment —
das Qualitätsmoment hier und dort, jetzt und dann. Das Qualitäts-
moment in sich selbst „hat keine Individualität". Ist es also ein
15 Wesen?

BEILAGE 33

EINWAND GEGEN DAS GANZE 1. KAPITEL DES I.


ABSCHNITTS (BIS <S.> 32)
<um 1923>

20 Die Betrachtungen gehen aus von der natürlichen Erfahrung, stehen


auf dem natürlichen Boden. Das Universum des Seienden überhaupt,
des Etwas überhaupt ist die W e I t. Alle eidetisch idealen Gegenständ-
lichkeiten sind auf die Welt bzw. auf eine mögliche Welt überhaupt
bezogen.
25 Die formale Logik ist also die form al allgemeine Realitätenlogik wie
bei Aristoteles. Es ist genau lesend zu überlegen, ob das wirklich
durchgehalten ist.
Wie steht es mit der Evidenz dieser ganzen Betrachtung auf dem
Grund dieser Voraussetzung? Beansprucht diese Betrachtung, ein end-
30 gültiges Apriori zu geben ? Bedingt nicht die ungeklärte Voraussetzung
Schwankungen und Schwierigkeiten ?
Kann ich wissen, daß alles Seiende überhaupt sich in eine solche
regionale Austeilung einfügt, daß Wissenschaften darauf zu gründen
sind? Sind nicht die Regionen die universalen Weltstrukturen, wäh-
35 rend doch der Begriff der Weltstruktur, da nicht die Welt als einheit-
liches Universum vorangestellt ist, überhaupt nicht zur Erörterung
kommt ?
Dazu der große Fehler, daß von der natürlichen Welt (ohne sie als
Welt zu charakte ri sieren) ausgegangen wird und sogleich übergegangen
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 585

zum Eidos --- als ob man nun schon ohne weiteres zu den exakten
Wissenschaften käme. Die Idealisierung ist verschwiegen.

BEILAGE 34
<BEILAGE> AD <S.> 51 <DER> IDEEN
5 <um 1924>

Ist, was hier gesagt ist, korrekt?


Die „Welt" arithmetischer Gebilde, die unendliche Reihe reiner
Zahlen und die theoretischen Gebilde der reinen Arithmetik waren für
mich nicht da, „existierten" für mich in keiner Weise, solange ich
10 nicht in <der> Schule und in meiner wissenschaftlichen Ausbildung
Arithmetik betrieben hatte. Und aktuell ist jetzt diese Welt für mich,
ernstlich „vorhanden", nur, während ich arithmetisch beschäftigt bin.
Nur da, nur im ursprünglichen Arithmetisieren, im Erzeugen arithme-
tischer Gebilde, habe ich sie als arithmetische Wirklichkeiten vor
15 Augen und im Hinblick auf fertige Erzeugnisse, etwa von Formeln,
die ich verstehe, und im unklaren Erinnerungsbewußtsein an umf as-
sende weite Zusammenhänge, in die sie sich einordnen, habe ich ein
mittelbares Bewußtsein von einer weiteren mir zugäng li chen arithme-
tischen Welt, in der ich jetzt Posto gefaßt habe. Anders hinsichtlich
20 der realen Welt. In meinem wachen Leben ist sie immerzu aktuell vor-
handen, sofern ich „von ihr" immer irgend etwas, diese oder jene
Rea li täten wirklich in meinem Erfahrungsfeld habe. Ich brauche nicht
erst in ihr Posto zu fassen, ich habe immerzu meine aktuelle Stellung
und Erfahrung in ihr, möge diese Erfahrung auch nicht aktuell be-
25 tätigt sein. Das aktuell Erfahrene ist zwar umgeben von Unerfahre-
nem, aber in der Weise eines vom Erfahren aus zugänglichen endlosen
Horizonts unerfahrener Nähen und Fernen, die ich jederzeit in ihrer
Ordnung in Verwirklichung b ri ngen, in die ich schrittweise eindringen
kann. Die reale Welt war also für mich direkt und indirekt durch
30 wirkliche und mögliche Erfahrung vorhanden, auch zur Zeit, da ich
eine „ideale Welt" mir noch nicht erworben hatte, und sie bleibt vor-
handen, auch wenn ich mich, z.B. in meinem arithmetischen Tun, ganz
in die ideale Welt des Arithmetischen „ver li ere" etc.

Schluß des Paragraphen <28>:


35 Die beiden Welten sind „außer Zusammenhang", die arithmetische
ordnet sich nicht in den Horizont meiner Erfahrungsrealität ein.
Aber das muß genauer gefaßt werden :
Die ari thmetische Welt habe ich mir einmal, wie oben gesagt, er-
586 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

worben, und damit hat sie für mich eine Zeitbeziehung — Beziehung
zu der Zeiträumlichkeit, in der ich als Lernender war. Sie hat auch für
mich ihre sinnliche Gestalt als geschriebene, gedruckte --- als System
von objektiven, also in der realen Welt jeweils lokalisierter Aussage-
5 sätze als geschriebener etc. Aber das Arithmetische „selbst", die idea-
len Gebilde selbst sind nicht im Raum und in der Raumzeit, ordnen
sich nicht selbst wie das allein wesentlich Raumzeitliche in raumzeit-
liche Zusammenhänge, sind nicht selbst da und dort und mit Realem,
dem sie evtl. „beiwohnen", real verbunden. Ihr zeitliches Dasein ist
10 uneigentlich, sie können beliebig oft und an beliebig vielen Stellen
zugleich da sein unbeschadet ihrer Identität.

BEILAGE 35
<EINLAGE ZU S.> 56
<Herbst 1929>
15 <Tue ich so, wie es meine volle Freiheit ist, dann negiere ich diese
„Welt" also nicht, als wäre ich Sophist, ich bezweifle ihr Dasein
nicht, als wäre ich Skeptiker; aber ich übe die „phänomenologische"
^rcoX^, > das ist: Die mir beständig als seiend vorgegebene Welt nehme
<ich> nicht so hin, so wie ich es im gesamten natürlich-praktischen
20 Leben tue, darunter auch so wie ich es in den positiven Wissenschaften
tue: als eine im voraus seiende Welt, und in letzter Hinsicht nicht als
den universalen Seinsboden für eine in Erfahrung und Denken fort-
schreitende Erkenntnis. Keine Erfahrung von Realem vollziehe ich
hinfort naiv-geradehin. Was sie mir bietet als seiend schlechthin, als
25 vermutlich oder wahrscheinlich seiend, als zweifelhaft, als nichtig (als
Schein), nehme ich nicht so auf. Die im naiven Erfahren betätigten
Geltungsmodi, deren naiver Vollzug das „auf dem Boden der Erfah-
rung stehen" (ohne sich in einer besonderen Vornahme und Entschei-
dung auf ihren Boden <zu> stellen) ausmacht, setze ich außer Vollzug,
30 ich versage mir diesen Boden. Das betrifft Erfahrungen von Welt-
lichem nicht bloß einzelweise. Schon jede einzelne hat wesensmäßig
ihren universalen Erfahrungshorizont, der, obschon unexpliziert, die
offen endlose Totalität der seienden Welt als beständig mitgeltende
mit sich führt. Eben dieses im natürlichen Leben aktuell und habituell
35 immerfort mich tragende, mein gesamtes praktisches und theoretisches
Leben fundierende im voraus Gelten bzw. im voraus Für-mich-Sein
„der" Welt inhibiere ich, ich nehme ihm die Kraft, die mir bisher den
Boden der Erfahrungswelt gab. Und doch geht der alte Gang der
Erfahrung weiter wie bisher — nur daß diese Erfahrung, in der neuen
40 Einstellung modifiziert, mir eben den „Boden" nicht mehr liefert, auf
dem ich bisher stand. So übe ich phänomenologische izroXi, die mir
also hinfort und eo ipso den Vollzug jedes Urteils, jeder prädikativen
Stellungnahme zu Sein und Sosein und allen Seinsmodalitäten von
räumlich-zeitlichem Dasein, von „Realem", verschließt.
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 587

BEILAGE 36

<ZU S.> 59
<Herbst 1929>
Wir gehen in diesen Studien fort, soweit es nötig ist, um als erstes
5 die Einsicht zu gewinnen, daß Bewußtsein rein für sich unangesehen
aller psychophysischen realen Zusammenhänge zu erfahren und in
seinem reinen Eigenwesen eidetisch zu erforschen ist. Das aber nicht
nur in Einzelheit als Bewußtseinserlebnis. Es ist einzusehen, daß in
abstraktiver Einstellung auf das Seelische eines Menschen und zu-
10 nächst meiner (des jeweiligen psychologischen Forschers) eine rein
psychische Erfahrung (wissenschaftlich fungierend psychologische Er-
fahrung zu nennen) zu vollziehen ist, in der die reine Bewußtseinssub-
jektivität im re inen Bewußtseinsleben erfaßt und erfaßbar wird. Es
zeigt sich dann, daß diese Erfahrung, konsequent fortgeführt, ein in
15 sich geschlossenes Erfahrungsfeld liefert. Genauer gesprochen, d as
einzelne Bewußtseinserlebnis, d as diese Erfahrung zur Erfassungbringt,
erweist sich als wesensmäßig unselbständig, aber die stetig fortzu-
führende Erfahrung von bewußten zu immer neuen liefert nicht bloß
Haufen von Erlebnissen, sondern in Wesensnotwendigkeit ist jedes
20 Erlebnis Moment eines konkret ganzheitlichen Zusammenhanges, und
zwar eines offen endlosen Bewußtseinsstromes, in dem das jewei lige
Ich in Reinheit erfahren und stetig erfahrbar ist als darin lebend. Der
damit hervortretende evident einheitliche Zusammenhang reiner Be-
wußtseinssubjektivität als Einheit eines zu einer Totalität abge-
25 schlossenen Erfahrungsfeldes begründet hier wie bei jedem solchen
Erfahrungsfeld (z.B. der raum-dinglichen Erfahrung, der Natur als
einheitlichem Erfahrungsfeld) die Möglichkeit einer Wesensforschung.
Bewußtseinserlebnis überhaupt in eidetischer Reinheit, als wesens-
mäßig nur <in> einem Totalfeld eines Bewußtseinsstromes möglich,
30 und Wesen eines Bewußtseinsstromes, einer Bewußtseinssubjektivität
überhaupt, kann thematisch werden.
<Es> erwächst so die Einsicht der Möglichkeit einer eigenen Wissen-
schaft, die die menschliche Subjektivität konsequent nur als solche
jener „rein seelischen" Erfahrung, rein als Bewußtseinssubjektivität
35 erforscht und insbesondere nach dem Wesensmäßigen (apriori) er-
forscht, ohne sich im mindesten um psychophysische Zusammenhänge
zu kümmern --- als ob sie nicht da wären. Man wird hier sagen, von
ihnen konsequent abstrahierend.
Es ist also möglich, im Ausgang von exemplarischen erfahrenden
40 Anschauungen von rein Psychischem, wie es reine Erfahrung bietet,
in freier Phantasieabwandlung und in Hinblick auf das in solcher rein
immer wieder zu Erschauungen bloßer Möglichkeiten eines Bewußt-
seins Invariante, eine Wesenstypik von Bewußtseinsgestaltungen zu
entwerfen, und zwar so, daß schließlich die invarianten und invariablen
45 Wesen, Wesen einer reinen Bewußtseinstotalität konkret anschaulich
588 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

zu erforschen <sind> als eine nicht leere, sondern konkrete Allgemein-


heit oder als eine konkrete Wesensform, Wesensgesetzlichkeit, an die
jedes erdenkliche individuelle Bewußtseinsleben erdenklicher reiner
Erfahrung unbedingt gebunden ist.

5 In dieser reinen Psychologie, die, um ihr exemplarisches Mate rial zu


gewinnen, mit einer abtastenden Erfahrungsanalyse von empirischen
Vorkommnissen in seelischer Erfahrung und unter freier Abwandlung
derselben in der Phantasie mit der anschaulichen Gestaltung eideti-
scher Möglichkeiten anheben wird, ist das Augenmerk allzeit auf rein
10 Seelisches gerichtet, sie hält sich also im Rahmen beständiger Abstrak-
tion von a llen in realer Wirklichkeit und Möglichkeit anschaulich mit-
verflochtenen Komponenten (physische Leiblichkeit, in weiterer Folge
Natur überhaupt) der realen Konkretionen. Ähnlich also wie die phy-
sische Natur (bzw. mögliche physische Natur) in einer parallelen Ab-
15 straktion, in der von a ller weltzugehörigen Geistigkeit abgesehen wird,
als rein physische Natur thematisch wird als eine in sich geschlossene
Region kontinuierlich fortzuführender Erfahrung bzw. Phantasievor-
stellung, und wie diese Region sich dabei als ein unendlicher, für sich
eigenwesentlich geschlossener Einheitszusammenhang darbietet, des-
20 sen ungebrochene Kontinuität sich in der kontinuierlich fortschreiten-
den Anschauung enthüllt : so ähnlich kann, wie zu zeigen ist, in der
korrelativen Abstraktion rein psychische Erfahrung, rein psychisch
gerichtete Phantasie in infinitum kontinuierlich zusammenhängend
fortschreiten, und es erschließt sich dann ein ungebrochener eigen-
25 wesentlich geschlossener Zusammenhang, das regional in sich abge-
schlossene Anschauungsfeld rein psychischen Seins als Wirklichkeit
und reine Möglichkeit. Mit anderen Worten, auch hier kann man in
rein psychischer Erfahrung konsequent verbleiben, in ihr, ohne Nicht-
Psychisches zu durchschreiten, in einer rein psychisch verbundenen
30 Sphäre bleiben.
Auf der einen Seite wird die rein physische Natur (als die in konti-
nuierlicher rein physischer Erfahrung sich ursprünglich gebende) zum
Gebiet einer puren Physik (in einem weitesten Sinn), und vorstellbare
Natur überhaupt (als in kontinuierlicher Einstimmigkeit rein physi-
35 scher Phantasieanschauung vorstellbare) zum Gebiet einer apriorischen
Wissenschaft, einer Wissenschaft von der eidetischen Wesensform einer
puren Natur überhaupt. Auf der anderen Seite ist dasselbe zu erwarten,
wenn rein psychische Erfahrung möglich, kontinuierlich zusammen-
hängend fortzuführen ist : die parallele Möglichkeit einer reinen Psy-
40 chologie als Tatsachenwissenschaft und einer eidetischen reinen Psy-
chologie als apriorischer Wissenschaft von der notwendigen Wesens-
form einer möglichen reinen Subjektivität. So wie Physik als „exakte",
als rationale Naturwissenschaft nur möglich werden konnte auf dem
Fundament der für sie als logische Methode fungierenden apriorischen
45 Geometrie, apriorischen Zeitlehre und Kraftlehre als zusammenhän-
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 589

genden Disziplinen einer apriorischen Naturwissenschaft, wie sie aus


jenen ihre „exakten" Grundbegriffe, ihre rein rationalen Normen be-
zieht, so würde dann die eidetische (die „apriorische") reine Psychologie
die logische Funktion haben, an Stelle der unreinen und vagen Begriffe
5 der psychologischen Empirie „exakte" rein rationale Grundbegriffe
zu schaffen für eine eventuelle reine Psychologie (als Tatsachenwissen-
schaft) und in weiterer Folge für eine konkrete Psychologie, ihren
zweiseitigen Begriffen nach der rein psychischen Seite Rationalität
verleihend.
10 Weiter gefaßt : Die eidetische Psychologie hätte die Funktion, die
Psychologie durch Rückbeziehung auf die Wesensform, die das eideti-
sche Wesen der psychischen Region als ihre reine ratio herausstellt,
Tatsachenwissenschaft vom Psychischen als rationale möglich zu
machen, und zwar in abstrakter Hinsicht auf das Psychische rein in
15 sich selbst. Schon die Psychologie des 19. Jahrhunderts zeigte eine
starke Tendenz auf eine reine Psychologie, nämlich unter den Titeln
deskriptive, auch phänomenologische Psychologie oder Psychognosie
(Brentano). Aber es fehlte an allen prinzipiellen Klärungen der Metho-
de und des Sinnes dieser Reinheit und der Erkenntnis des notwendigen
20 Absehens auf eine reine und dabei eidetische. Der Mangel dieser Klä-
rungen verhinderte eine ernste Durchführung.

BEILAGE 37

EINLAGE ZU <S.> 59
<Herbst 1929>
25 <Wir gehen in diesen Studien soweit, als es nötig ist, die Einsicht zu
vollziehen, auf die wir es abgesehen haben, näm li ch die Einsicht, > daß
Bewußtsein in einer konsequenten inneren Erfahrung als in sich wesens-
mäßig zusammenhängend, <als> eine offen endlose und doch für sich
abgeschlossene Seinssphäre zu erfassen ist, mit ihrer eigenen Form
30 einer „imm an enten" Zeitlichkeit. Und es wird zu zeigen sein, daß eben
diese Seinssphäre durch die oben beschriebene phänomenologische
Ausschaltung nicht betroffen ist. Genauer gesprochen: Durch den
Vollzug der phänomenologischen Außer-Spiel-Setzung der Seinsgeltung
der objektiven Welt verliert diese „immanente" Seinssphäre zwar den
35 Sinn einer realen Schichte an der Welt zugehörigen und Welt schon
voraussetzenden Realität Mensch (bzw. Tier). Sie verliert den Sinn des
menschlichen Bewußtseinslebens, wie es jedermann in rein „innerer
Erfahrung" fortschreitend erfassen kann. Aber sie geht nicht einfach
verloren, sondern in der geänderten Einstellung jener Epoche erhält sie
40 den Sinn einer absoluten Seinssphäre, einer absolut eigenständigen,
die in sich ist, was sie ist, ohne Frage nach Sein oder Nichtsein der Welt
und ihrer Menschen, unter Enthaltung der Stellungnahme in dieser
Hinsicht, also einer im voraus schon in sich und für sich seienden, wie
594 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

immer die — nur in ihr zu stellende und zu be antwortende -- Seins-


frage der Welt und ob mit guten oder schlechten Gründen beantwortet
werden mag. Somit bleibt die reine Bewußtseinsphäre mit dem von ihr
Unabtrennbaren (darunter dem „reinen Ich") als „phänomenologi-
5 sches Residuum" zurück, als eine prinzipiell eigenartige Seinsregion,
die als das zum Feld einer Bewußtseinswissenschaft eines entsprechend
neuen — prinzipiell neuen -- Sinnes werden kann — der Phänomeno-
logie.

BEILAGE 38

10 <zu s. > 59
<Herbst 1929>
<Wir gehen in diesen Studien soweit, als es nötig ist, die Einsicht zu
vollziehen, auf die wir es abgesehen haben, nämlich die Einsicht,> daß
Bewußtsein überhaupt, bzw. Einheit einer Bewußtseinssubjektivität,
15 die in der natürlichen und so auch der psychologisch fungierenden Er-
fahrung als eine reale Komponente der in der Welt unter dem Titel
Animalien vorhandenen Realitäten ursprünglich gegeben ist und als
das, als „selische" Seite derselben, als see lische Individualität, als
Seelenleben in der Psychologie das Thema ist, auch in einem total
20 anderen Sinne und in einer radikal geänderten Einstellung erfahr-
bar und erforschbar ist.
Ist nämlich, wie es die Psychologie bei ihrer Zielstellung schon un-
bedingt fordert, das psychische Sein und Leben in eigenwesentlicher
Reinheit und eigenwesentlicher Verbundenheit, obschon eben abstrak-
25 tiv als Komponente der Welt, gefaßt, so ist durch <die> im voraus
umschriebene eigentümliche Epoche als einer a priori allgemein zu voll-
ziehenden Einstellungsänderung des Forschenden der dieser eigen-
wesentliche Zusammenhang als ein absolut eigenständiges Sein, in
sich, an und für sich konsequent zu erfahren und zu erforschen, also
30 herauszustellen als eine prinzipiell neuartige absolute Seinsregion,
Erfahrungsfeld einer prinzipiell neuartigen und absolut eigenständigen
Wissenschaft — der transzendentalen Phänomenologie.
So wird sich die vorangestellte Frage be antworten, was denn noch
übrig bleiben kann, wenn <durch> jene phänomenologische Epoche das
35 Weltall — wie wir zunächst doch meinen, das All des Seienden über-
haupt — außer Geltung gesetzt wird. Es verbleibt, oder vielmehr es
wird durch diese Epoche allererst eröffnet, die absolute Seinsregion,
die der absoluten oder „transzendentalen" Subjektivität -- nicht eine
partiale Region der totalen Realitätenregion Weltall, vielmehr von ihr
40 und allen ihren Sonderregionen prinzipiell geschieden, aber keineswegs
geschieden im Sinne einer Angrenzung, als ob sie sich ergänzend mit
der Welt verbinden, mit ihr ein umfassendes Ganzes bilden könnte. Die
Welt ist in sich eine Totalität, die ihrem Sinn gemäß eine Erweiterung
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 591

nicht zuläßt. Und doch wird sich zeigen, daß die Region der absoluten
oder transzendentalen Subjektivität in einer besonderen, ganz einzig-
artigen Weise das reale Weltall bzw. alle möglichen realen Welten und
alle Welten jedes erweiterten Sinnes „in sich trägt", näm lich in sich
5 durch wirkliche und mögliche „intentionale Konstitution".
Erst durch diese Einsicht wird sich die einzigartige Bedeutung der
beschriebenen phänomenologischen Epoche verstehen, ihr vollbewuß-
ter Vollzug wird sich als die unbedingt notwendige methodische Opera-
tion zeigen, welche uns mit der absoluten Region einer absolut eigen-
10 ständigen Subjektivität den Erfahrungs- und Seinsboden zunächst er-
schließt, auf den mit der neuen Phänomenologie alle radikale Philosophie
zurückbezogen ist und <der> ihr als absoluter Wissenschaft Sinn gibt.
Doch um das einzusehen, und zwar, wie es erforder lich ist, im Aus-
gang von der wesensmäßig früheren natürlichen Einstellung und der
15 in ihr erwachsenen bzw. radikal zu gestaltenden Psychologie aus, be-
darf es tiefgehender und umständlicher Überlegungen, deren Gang wir
zunächst allgemein vorzeichnen :
1. Es wird gezeigt werden, daß menschliche (und immer mit dazu-
genommen tierische) BewuBtseinssubjektivität in der Tat in eigen-
20 wesentlicher Reinheit an und für sich herauszuerfahren ist, und daß
in einer entsprechenden Methode „rein psychologischer" Erfahrung
ein eigenwesentlich zusammenhängendes unendliches Erfahrungsfeld
bzw. Seinsfeld sich erschließt und somit zum Thema werden kann einer 1
reinen Psychologie. Es sei gleich beigefügt, daB hier das nicht nur 4
25 Erst-Notwendige, sondern auch Erst-Zugängliche eine eidetische reine
Psychologie ist (eine eidetische Wissenschaft von den Möglichkeitsab- 1
wandlungen der Erfahrung von rein Psychischem), und nur auf diese
kommt es für uns an . Statt in der faktischen Welt faktischer Menschen
und Tiere stehen wir dann in einer eidetisch möglichen Welt überhaupt
1
0

30 mit anschaulichen, aber als eidetische Möglichkeit „vorstellbaren"


Menschen und Tieren überhaupt, und das eidetisch mögliche rein Psy-
chische ist dann mögliche reale Komponente in diesen möglichen Kon-
kretionen. Zwar unter beständiger Abstraktion von den mitverfloch-
tenen Realitätsmomenten (physische Leiblichkeit, Natur überhaupt).
35 Ähnlich also wie die physische Natur in einer parallelen Abstraktion
von aller weltzugehörigen Geistigkeit zu einer in sich geschlossenen
Region wird und die in konsequenter Einseitigkeit rein physischer Er-
fahrung und rein physischer Phantasie als ein unendliches zusammen-
hängendes Feld wirklicher Erfahrung oder zu fingierender Quasier-
40 fahrung zu verflechten und zu durchlaufen ist, bzw. auf Grund dieser
konsequenten Erfahrung oder Quasierfahrung zum Gebiet einer uni-
versalen theoretischen Wissenschaft, einer apriorischen und empiri-
schen werden kann, so ähnlich kann, wie zu zeigen ist, in der Gegen-
richtung durch eine konsequente rein psychische Erfahrung abstraktiv
45 ein regional geschlossenes Erfahrungsfeld — das einer „reinen" Be-
wußtseinssubjektivität —herausgestellt werden, welches dann für eine
regional geschlossene Wissenschaft, eine „reine" Psychologie, den
S92 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

Arbeitsboden herstellte. Schon die Psychologie des 19. Jahrhunderts


strebte unter den unklaren Titeln deskriptive Psychologie, Psychogno-
sie, obschon unsystematisch und ohne prinzipielle Klä ru ngen des eigen-
tümlichen Sinnes solcher Reinheit, auf eine reine Psychologie hinaus,
5 die eben um des Mangels solcher Klä rungen willen nie zu einer ernst-
lichen Ausführung durchdrang.
Das zu ihr hindrängende Motiv liegt offenbar darin, daß alle kon-
krete an thropologische und überhaupt biologische Forschung vermöge
der Zweiseitigkeit ihrer Realitäten einer nach jeder dieser Seiten und
10 dann auch für die Ganzheit-Eigenheiten selbst gerichteten konsequen-
ten Erfahrung und Möglichkeitsanschauung bedarf. Letzteres zur
ursprünglichen Schöpfung der regionalen Grundbegriffe, die als Grund-
begriffe der Biologie fungieren. Aber, <wie > angedeutet, die Leistung
der Exaktheit (das Analogon der physikalischen Exaktheit) fordert
15 dann die systematische Ausbildung einer eidetischen Wissenschaft,
welche auf Grund der Möglichkeitsabwandlung der Erfahrung die
Wesensform der Region animalisches Lebewesen erforscht. Das fordert
für die psychische Seite dieser zweiseitigen Region in Hinsicht auf die
psychische Seite eine Eidetik möglicher rein psychischer Erfahrung,
20 das ist eben eine eidetische und „rein phänomenologische" Psycholo-
gie.
Hier kommt alles auf Möglichkeit und Sinn dieser rein psychischen
Erfahrung („inneren Erfahrung") an bzw. auf die Methode dieser Rei-
nigung und dessen, was sie als rein Erfahrenes behält, desgleichen <auf >
25 die Nachweisung der Möglichkeit einer geschlossenen Unendlichkeit
und Kontinuität solcher Erfahrung mit dem Korrelat eines unend-
lichen und doch allheitlich abgeschlossenen Erfahrungsfeldes (in erster
Linie: des Bewußtseinsstromes).
Fürs Zweite: Reine Bewußtseinssubjektivität, reines Bewußtsein,
30 dasselbe, das in der vorhin angedeuteten methodischen Abstraktion
den Sinn einer eigenwesentlichen geschlossenen Region innerhalb der
vorgegebenen realen Welt hat, läßt sich, in einer Abänderung der
methodischen Einstellung der Psychologie, und im besonderen eines
„reinen" Psychologen, in einem grundwesentlich neuen Sinne einsehen.
35 Sie bezeichnet dann nicht mehr eine bloß abstrakte Region innerhalb
der Welt, vielmehr nimmt sie in der neuen Einstellung (der „transzen-
dentalen”) den grundwesentlich neuen Sinn einer absolut eigenstän-
digen Region an, deren Erfahrungsgegebenheiten rein, also unweltlich,
unreal <sind>, weil in dieser neuen Einstellung alle Welterfah ru ng
40 methodisch außer Geltung gesetzt ist. Die auf transzendentale r
Selbsterfahrung ruhende Wissenschaft von der transzendentalen Sub-
jektivität (die transzendentale Phänomenologie) hat nicht wie die reine
Psychologie als vorgegebenen Boden die Erfahrungswelt gegeben als
im voraus seiend, sie hat also auch nicht in Erfahrungsgeltung und
45 als wissenschaftliche Themen Menschen und Tiere; und doch hat sie
reines Bewußtsein, aber nun nicht mehr als abstrakte Komponente,
sondern absolut seiendes. Die Einstellungsänderung in ihrer eigentüm-
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 593

lichen methodischen Leistung wandelt den methodisch gegründeten


Sinn rein psychologischer Erfahrung in den neuen einer transzenden-
talen und in neuer Weise reinen Erfahrung. Das in der ersteren als
geschlossene, kontinuierlich zusammenhängende Region sich heraus-
5 stellende psychologisch reine Erfahrungsfeld, das der psychologisch
reinen Bewußtseins-Subjektivität bzw. zunächst des psychologisch
reinen Stromes der eigenen Bewußtseinserlebnisse, wandelt sich in das
entsprechende universal geschlossene Feld der transzendentalen Be-
wußtseinssubjektivität, bzw. den transzendental reinen Strom meiner
10 eigenen transzendentalen Bewußtseinserlebnisse. Die „Ausschaltung",
die ich als transzendentaler Phänomenologe vollziehe, „schaltet" mit
der konkreten Erfahrungswelt überhaupt auch die psychologisch reine
Subjektivität aus. Aber eben durch diese transzendentale Epoche
eröffnet sich der erfahrenden Anschauung und der Anschauung über-
15 haupt die transzendentale Subjektitvität als absolut eigenständige
Region, <wird> als Region des „absoluten Seins" zugänglich. Sie wird
zugänglich auf dem Wege über die rein psychologische Reduktion (also
über die methodische Reinigung, in der wir uns das rein psychologische
Erfahrungs- und Forschungsfeld zueignen) durch eine a priori jederzeit
20 mögliche Einstellungsänderung <und> ihr zugehörige Sinnesabwand-
lung der rein psychischen Region, die doch ihren eigenen Wasgehalt
unberührt läßt.
So, wiederholen wir, wird sich durch genauere Auslegung des Ge-
sagten die vorangestellte Frage beantworten, was denn noch „übrig
25 bleiben" kann, wenn die vorgegebene Welt, das All des im gemeinen
Sinne „Seienden", außer Geltung gesetzt, oder, was dasselbe, als Boden
einer naiv vollzogenen Erfahrung und Erfahrungsforschung prinzipiell
verwehrt wird. Was verbleibt, ist nicht das Reich der rein-psychologi-
schen Anschauung, sondern in einer Sinnesabwandlung ihr gesamtes
30 Eigenwesen. Es verbleibt die die psychologische Region selbst prinzi-
piell mit ausschaltende transzendentale, absolut eigenständige Seins-
region. Wie diese transzendentale Region in ihrer Unweltlichkeit doch
in einem gewissen Sinne die Welt und in Wesensbetrachtung alle mög-
liche Welt in sich trägt, wird uns noch ausführlich beschäftigen.
35 Aber nun kommt alles darauf an, was hier an gedeutet ist, zu einem
wirklich einsichtigen Verständnis zu bringen.

<Zu S.> 59 3. Absatz:


,

Um dessentwillen werden wir von transzendentalen oder phänome-


nologischen Reduktionen sprechen. Das Wort Phänomenologie und
40 seine Ableitungen sind vieldeutig. Hier ist es abgesehen auf eine, wie
aus den bisherigen Andeutungen hervorgeht, völlig eigenartige Phäno-
menologie, deren bestimmtere Bezeichnung transzendentale Phänome-
nologie lautet. Besonders betonen möchte ich, und gerade für alle diese
594 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

Ausdrücke (in Sonderheit für den des Transzendentalen), daß sie (wie
alle weiter einzuführenden Termini) <ausschließlich gemäß dem Sinne
verst an den werden <müssen>, den ihnen unsere Darstellungen vor-
zeichnen . 1 >

5 BEILAGE 39

BEILAGE <ZU S. > 64


<Herbst 1929>
<Im Wesen des Erlebnisses liegt nicht nur, daß es, sondern auch
wovon es Bewußtsein ist, und in welchem bestimmten oder unbestimm-
10 ten Sinne es das ist,> aber auch, in welchem Gegebenheitsmodus es
<= das Ding> darin bewußt ist, so z.B. in welchem Modus zeitlicher
Gegebenheit — als jetzt und selbst gegenwärtig, als soeben selbst da-
gewesen und „noch" bewußt, als „soeben selbst kommend" (unmittel-
bar erwartet) usw. Oder auch, in welchem Darstellungsmodus es sich
15 zunächst in lebendiger wahrnehmungsmäßiger Gegenwart gibt, z.B.
als perspektivisch abgeschattet, als nah oder fern, bzw. sich nähe rn d
oder entfernend, als oben oder unten und dgl. Fe rner, in welchem Gel-
tungsmodus, als in schlichter Gewißheit „seiend" oder als möglich,
vermutlich oder auch als wahrscheinlich seiend, als nichtiger Schein,
20 als freie Fiktion usw. Wesensmäßig sind auch ichliche Möglichkeiten,
das (im „ich kann" und „ich tue") frei erzeugende Durchlaufen we-
sensmäßig zusammengehöriger Modi.

BEILAGE:40
y

<BEILAGE ZU S.> 67
25 <Herbst 1929>

Zum Abschluß des § <37>:


So nicht nur für konkrete reale Objekte, sonde rn auch für Vorgänge,
Beziehungen, Verbindungen, Ganze und Teile usw. Z.B. wir haben
nicht nur Naturvorgänge, sondern auch Handlungen, Veränderungen
30 von Geisteswerken, von Kulturobjekten jeder Art und als solchen (z.B.
Entwertung von Kunstwerken durch „Verderben", oder Unbrauchbar-
Werden von Maschinen), Zusammenhänge von literarischen Werken,
nicht als bloßen Naturdingen, sondern als Kapitel eines Buches oder
als Zusammenhang von Werken einer nationalen Literatur, bezogen
35 auf Autoren, Leser, Nationen usw. In Hinsicht auf die Gegebenheits-

1 Vgl. S. 60 der Originalpaginierung. — Anm. d. Hrsg.


BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 595

weisen finden wir d an n nicht bloß dingliche „Horizonte" als Horizonte


möglicher naturaler Erfahrung, sondern auch wertliche und praktische
Horizonte; z.B. der praktische Horizont, den der Handelnde in seinem
zwecktätigen Tun jeweils hat, bezogen auf die Einheit eines Zweckes,
5 der selbst in weiteren Zweckzusammenhängen steht. Dazu kommen
aber auch wesensmäßig mögliche Einstellungsunterschiede (immer im
Gesamtrahmen der natürlichen Einstellung), nämlich sofern alle wie
immer hoch fundierten Objektivitäten, etwa aus der ursprünglich
wertenden oder praktischen Einstellung, übergeführt werden können
10 in die „theoretisch" erfassende und so zu Themen vorübergehenden
oder konsequenten „Vorstellens", im besonderen eines Erfahrens, Ex-
plizierens, Prädizierens usw. werden können.

BEILAGE 41

<BEILAGE ZU S.> 69
<Herbst 1929>
15
D a ß ein solcher „Erlebnisstrom" in Wesensnotwendigkeit alle
Erlebnisse überhaupt, die je die meinen sollen sein können — d.i. mir 4
in möglicher immanenter Erfahrung als sie selbst zugänglich sind —
reell verbindet, oder daß ein Erlebnisstrom mir zugehört als ein offen
1
20 endloses, rein im Eigenwesentlichen seiner Erlebnisse fundiertes und
in sich allheitlich abgeschlossenes Ganzes, ist andeutungsweise auf
folgendem Wege evident zu machen. Wesensmäßig gehört zu einem
Erlebnis überhaupt, das ich in immanenter Reflexion anschau li ch als
meines erfasse, ein „Leerhorizont", zweiseitig enthüllbar als Horizont
25 einer unanschaulichen („dunklen") Zukunft und Vergangenheit. In
ursprünglichster Anschaulichkeit, innerlich wahrnehmungsmäßig, er-
fasse ich etwa zunächst eine jeweilige immanente Gegenwart, die strö-
mend lebendige. Assoziative Weckung, eventuell willkürlich dirigiert,
macht seinen Horizont in Einzelheiten klar, und dabei wird evident,
30 was dieser Rede von Horizonten Sinn überhaupt gibt, nämlich, daß die
jeweils auftauchenden Einzelheiten, die einzelnen Erinnerungen oder
Vorerwartungen, nur zur Selbstanschauung bringen, was vordem schon
zur lebendigen Gegenwart mitgehörte, nämlich als dunkle, obschon
gan z unabgehobene Mitmeinung eines ineins mit dem jetzt lebendig
35 Gegenwärtigen im Modus „nicht mehr" oder „noch nicht” Gegenwärti-
gen. Jedes so hervortretende Klare (erfüllend die vorgängige Leere und
doch noch Leeres unerfüllt übrig lassend) tritt selbst wieder mit einem
ihm zugehörigen Horizont auf, der sich in ähnlicher Weise nach seinem
Sinn klärend enthü llen läßt. Diese Enthüllung hat, wie evident zu
40 machen ist, die Wesensart der Iterierbarkeit; in Richtung auf den
jeweilig zum schon Klaren gehörigen Zukunftshorizont ist wesensmäßig
eine Enthüllung im kontinuierlichen Fortschreiten zu <weiteren Er-
lebnissen >, in denen eine Strecke kontinuierlicher immanenter Zeitlich-
596 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

keit <sich enthüllt,> möglich, womit ein kontinuierlicher Strom von


Erlebnissen zur Selbstgegebenheit kommt. Es ist weiter evident, daß
je zwei solche Ströme, die ein Erlebnis identisch gemein haben, als
Te il e in die Einheit eines umfassenden Stromes eingehen; ferner, daß
5 von jedem zu jedem Erlebnis ein verbindender Strom führt und
enthüllbar ist, schließlich daß ein Strom alles umspannt als mein
universales Leben, worin ich bin. Alle Beziehungen und Verbindungen,
die zu Erlebnissen nach ihrem immanenten Eigenwesen gehören, haben
den Charakter Hume'scher relations of ideas, sie liegen a priori im
10 Erlebnisstrom selbst als dem konkreten, in sich selbst durchaus eigen-
wesentlich geschlossenen Strom. Er ist ein endlos offenes Ganzes — eine
apriorische Totalität —, das ausschließlich durch die eigenen Wesens-
gehalte der Erlebnisse selbst bestimmt ist.
Auf den genaueren Gang des Stufenbaus der Evidenz, die vermöge
15 der wesentlichen Unterschiedenheit der Klärung des Wesenszuges des
vergangenen Erlebnisstromes und des zukünftigen (vieldeutig-unbe-
stimmt antizipierten) ihre Umständlichkeiten hat, wollen wir nicht
eingehen. Klar ist, daß was für mich als offen endlose Totalität meines
Lebens enthüllbar ist, durch Einfühlung in jeden Anderen übergeht,
20 daß jedes andere Ich ihrem Sinn gemäß für mich nur denkbar ist als
Wesensabwandlung meines Ich, als „meinesgleichen".
Was wir ausführten, betraf die Erlebnisse, wenn wir uns rein an das
halten, was uns die reine Reflexion auf die jeweilige cogitatio als reines
und somit ihr selbst eigenes Wesen bietet, das ist, was adäquat an-
25 schaulich wird in der reflektiven Anschauung und mit diesem selbst-
gegebenen Inhalt für das reflektierende Ich Wirklichkeit ist, gegen-
wärtige, erinnerungsmäßig vergangene, künftige. Zu diesem Gehalt,
z.B. hinsichtlich einer immanenten Wahrnehmung von einer „äuße-
ren" Wahrnehmung, gehört das reale Ding, das in ihr „äußerlich"
30 Wahrgenommenes ist, nicht, und nicht nach irgendeinem Teil oder
abstrakten Moment. Zwei Erlebnisse haben eventuell d asselbe allge-
meine Wesen, aber jedes hat in seiner Singularität sein eigenes Wesen,
seine Wesensvereinzelung, seinen „Inhalt". Dasselbe Ding kann nun
eventuell in mehreren Wahrnehmungen mit völlig gleichen Bestim-
35 mungen, etwa mit genau derselben Farbe oder Gestalt wahrgenommen
sein, aber dann sind die Wahrnehmungserlebnisse selbst inhaltich ge-
trennt, sie haben bestimmtenfalls gleiche (obschon nie absolut gleiche)
eigenwesentliche Bestände, in denen numerisch identisch dasselbe
„vorstellig" ist.
40 Eine Dingwahrnehmung ist ein Erlebnis, in welchem ich das betref-
fende Wahrgenommene im Modus der leibhaften Selbsterfassung be-
wußt habe, und in immanenten Synthesen mit neuen Wahrnehmungen
meine ich es zudem im Modus „desselben", das jede dieser Wahr-
nehmungen je als „leibhaft selbst" erfaßt. Aber das leibhaft erfaßte
45 Ding selbst ist und bleibt „transzendent". So für die gesamte reale
Welt, die „in mir", innerhalb meines Erlebnisstromes bewußt wird,
in welchen intentionalen Gestalten auch immer.
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 597

Was für mich gilt, gilt für jedermann, von dem ich bewußtseins-
mäßig eine Vorstellung und im besonderen ein Wissen so ll haben
können. Er mit seinem ganzen Erlebnisstrom ist dem meinen transzen-
dent, andererseits, was er in dem seinen je bewußt hat, anschaulich
5 oder unanschaulich, ist, sofern es nicht reines Erlebnis ist, geschöpft
aus reiner Reflexion auf sein immanentes Leben, auch seinem Bewußt-
sein transzendent ; anders kann ich mir ihn a priori nicht denken,
sofern ich ihn doch als anderes Ich, also mir in allem meinem eideti-
schen Wesensallgemeinen gleich — als Ich, als von meiner Wesens-
10 artung -- denken muß. Transzendenz besagt also die Eigenart inten-
tionaler Gegenständlichkeiten, die das singuläre Eigenwesen der puren
Erlebnisse überschreiten, also ihnen sich nicht mit ihrem Wesen ein-
fügen wollen.

BEILAGE 42

15 <ZWEI EINSCHÜBE ZU S.> 70


<Herbst 1929>
Wie ist aber diese Verflechtung zu verstehen? Ist nicht die reale
Welt, die für uns seiende und so seiende, ausschließlich als die in unse-
rem Bewußtsein vorgestellte, erfahrene, irgendwie bewußte ? Ist es
20 nicht das Bewußtsein selbst in seinem eigenwesentlichen Zusammen-
hang, das in seinen mannigfaltigen Modis und Synthesen in uns der
Welt als der uns geltenden, in uns sich evtl. ausweisenden, überhaupt
ihren Sinn gibt, und ist diese Sinngebung mit allen Evidenzen, Aus-
weisungen, Begründungen — im Bewußtseinsstrom selbst, im jewei-
25 ligen Bewußtseinsleben des Ich (das all sein reines Leisten umspannt)
verlaufender Zusammenhang?

<Was ihr <= der Welt> noch fehlt, sind die> Menschen- und Tier-
seelen und was von diesen her weltlich Bestimmtes <ist>, z.B. die
gesamte Kultur als personal erwachsende Geisteswelt. — Da doch
30 Person selbst nichts anderes sein k an n als Eigenheit, ist das Neue das
Bewußtseinsleben, als bewußtseinsmäßiges Bezogensein des Ich in pas-
siven und aktiven cogitationes auf ihre Umwelt.

BEILAGE 43

<zu S.> 81
35<um 1924>

Die absolute Gege benheit und ihr Korrelat, das „Absolute", ist
falsch definiert.
5598 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

Das, worauf es an kommt, ist doch, daß Dinggegebenheit nicht nur


als Gegebenheit durch Abschattung ist, sondern immerzu und notwen-
dig präsumptive Gegebenheit, und zwar hinsichtlich jedes Gegenwart-
punktes, jedes Punktes, in dem das Ding leibhaft als jetzt seiend und
5 so seiend gegeben ist. Was immer von ihm gegeben ist: es kann sein,
daß es falsche Prätention war, das hängt vom Fortgang der einstim-
migen Wahrnehmung ab. Für immanentes Sein entfällt das. Mag eine
Präsumption auf künftiges Sein nicht stimmen, mag es aufhören; so-
weit es erfahren ist, ist es auch notwendig, der Erfahrungsglaube für
10 das wirklich Erfahrene ist nicht durch den Gang weiterer Wahrneh-
mung betroffen.
Ich habe aber immer nur das Ding in der möglichen Wahrnehmung
betrachtet — nicht aber in der synthetischen Verknüpfung getrennter
Erfahrungen.

15 BEILAGE 44
<ZU> IDEEN, S. 86
<um 1917>

Anmerkung zum großgedruckten Satz: „Alles leibhaft Ge-


gebene kann auch nicht sein":
20 Man beachte, in welchem Sinn; und welchen besonderen Sinn diese
Zufäl ligkeit der Thesis der Welt besitzt (siehe oben auf dieser Seite).
Man darf solche Sätze nie aus dem Zusammenhang reißen. Das Ding
muß sein, wenn der Erfahrungszusammenhang einstimmig fortläuft
ins Unendliche. (Fräulein Stein meint, daß d as mißverstanden werden
25 könne.)

BEILAGE 45
<BEILAGE> ZU § 46, p. 87
<Herbst 1929>
Doch wir müssen zugestehen, daß diese Betrachtung, so Wichtiges
30 sie zur Geltung bringt und zudem solches, was nie beachtet worden ist,
keineswegs ausreicht. Wir hatten immer die Wahrnehmung von Er-
lebnissen (ihre originale Selbstgebung) und die von realen Dingen (zu-
nächst materiellen) kontrastiert. Aber dürfen wir uns auf einzelne
Dingwahrnehmungen beschränken und andererseits auf einzelne Din-
35 ge?
(Haben wir nicht immerzu vorausgesetzt, daß wir einen Erlebnis-
strom — einen endlosen strömenden Zug eines reinen Lebens haben,
daß ich, also der Wahrnehmende, nicht nur dieses und jenes Erlebnis
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 599

wah rn ehme, sondern eine einheitliche Erfahrung von meinem Leben


habe, von der her ich desselben zweifellos gewiß bin?) Und haben wir
nicht vorausgesetzt, daß wir beständig als „Wir" reden, daß wir sind
— liegt darin nicht die Voraussetzung, daß mir als Wahrnehmendem
5 und überhaupt Erfahrendem nicht nur mein Ich und Leben sondern
auch das der Anderen gegeben ist ?
Die gesamte Betrachtung — die mit § <27> anging — vollzog sich in
der natürlichen Einstellung, vollzog, deutlicher gesprochen, je-
der von uns in der natürlichen Einstellung, in der er die Welt in seiner
10 umweltlichen Gegebenheitsweise hatte, in der sie ihm schlechthin galt,
in der er auf sich reflektierend sich und sein Leben als menschliches,
als psychophysisches, als an einem mate ri e llen Leib sich wie immer
„abspielendes" vorfinden kann, als ein „reales", in einer nicht bloß
dinglichen sondern psychophysischen (menschlichen) Erfahrung. Stel-
15 len wir in den Mittelpunkt : die Welt ist — aber daß sie ist, ist doch
meine Aussage, und rechtmäßige Aussage, sofern ich die Welt erfahre.
Hätte ich keine Welterfahrung, keine ursprüngliche Weltwahrneh-
mung, in der mir Welt als „kontinuierlich" lebendige Gegenwart ge-
geben wäre, so wäre Welt für mich kein Wort mit Sinn und keine
20 Weltaussage aus<ge>sagt mit zu rechtfertigendem Seinssinn. Aber
Weltwahrnehmung vollzieht sich doch nur in einer Weise und wesens-
mäßig, in der mir nur einzelne Dinge in einem beschränkten Dingfeld
als Wahrnehmungsfeld wirklich wahrnehmungsmäßig gegeben sind.
Daß Welt mehr ist als dieses strömend wechselnde Feld, verweist mich
25 auf den „Horizont", der es weitet, und daß er in seiner wahrnehmungs-
mäßig unerfüllten Leere Dinghorizont ist, verweist seinerseits auf
meine Möglichkeiten (auf mein Können), in diesen Horizont „einzu-
dringen", das ist, mi r durch gewisse vergegenwärtigende und nicht
etwa bloß fingierende Akte eine Dingfülle zu verschaffen, von der ich
30 gewiß bin, daß die dabei anschaulich vorstelligen Dinge, sei es be-
kannte Wirklichkeiten, obschon ja nicht original selbstgegebene, sind
oder vermutliche, unbekannte, aber als seiend auszuweisende durch
nachkommende Wahrnehmungen. Erst recht vergangene und zukünf-
tige Wirklichkeiten (zukünftig nicht bloß als nachträglich meine Prä-
35 sumption unbekannten gegenwärtigen Daseins erfüllende) sind mög-
liche und nur partiell wirkliche Gegebenheiten von Erfahrungen der
Art der Erinnerung und Vorerwartung. Dinge und Welt sind für mich
in beständiger Geltung, und nicht bloß aus einer beschränkten einzel-
dinglichen und schon als das mit Ho rizonten ausgestatteten Wahr-
40 nehmung, sondern aus einem Geltungsbewußtsein der Art eines uni-
versalen Horizontbewußtseins. Also auch dieses bedarf einer Kritik,
sofe rn ich wie oben in Fragen eingehe, welcher Art das Recht ist, das
Welterfahrung für mich hat, die Erfahrung, aus der ich den ursprüng-
lichsten Sinn und das Recht für meine Weltgewißheit überhaupt ge-
45 winne — ob ihm apodiktische Zweifellosigkeit eignet, die das Nichtsein
absolut ausschließt, oder nicht, und das in universalem Kontrast mit
einer reinen Ich- und Erlebniserfahrung. Was andererseits diese an-
600 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

langt, so durften wir, durfte ich doch nicht den natürlich-naiven Sinn
meines Erlebnisstromes voraussetzen. Auch er ist ein Universum,
„aus" dem nur Einzelheiten wirklich, und sei es auch apodiktisch,
gegeben sind, auch da muß ich in die Ho rizonte meines Lebens ein-
5 dringen und müßte eine Kritik der immanenten Erfahrung als Erf ah-
rung meines Seins und des Seins meines Lebens in die immanente
Erinnerung, Erwartung, kurz in die ganze immanente und konkrete
Selbsterfahrung hineintragen.
All das weist in der Tat auf umfassende und schwierige Untersu-
chungen hin, deren zureichende konkrete Ausführung erst spät ge-
lungen ist. Im ersten Entwurf der Ideen war sie noch nicht befriedigend
durchgeführt.
Indessen, ist nicht vorauszusehen, und zwar ursprünglich < ? > aus
dem in der lebendigen Gegenwart schon Ersichtlichen, daß das Sein
15 der Welt für mich nur Seinsgeltung hat aus dem „Subjektiven" der
Erlebnisse her, in denen die Welt „erscheint", und daß a lle weiter-
gehende Ausweisung mich immer wieder auf Subjektives verweist, auf
Phänomene der verschiedenartigen und synthetisch sich verknüpfen-
den Erfahrungen und auf einen gewissen Stil der Ausweisung, die
20 selbst ein durchaus subjektives Vorkommnis ist?
Ist es nicht evident, daß dieses Subjektive rein in seiner Eigen-
wesentlichkeit gefaßt werden kann, die nichts von Welt zur Mitsetzung
bringt, sondern rein sich an das hält, was Erscheinung von Welt, Er-
fahrung, Erfahrungsausweisung von Welt bietet ? Geht also nicht
25 wesensmäßig für mich mein Sein und Bewußtsein dem Sein der Welt
vorher, darunter auch dem weltlichen Sein, das ich in gewöhnlicher
Rede als Ich — Ich, der Mensch in der Welt, Reales unter den Reali-
täten der Welt, bezeichne
Das Vorhergehen ist offenbar ap riorische Fundierung und nicht
30 etwa eine logisch-urteilsmäßige und überhaupt in eigenen Akten voll-
zogene Gründung des einen auf das andere. Mein Sein, in seiner imma-
nent zeitlichen Universalität, in seiner voll konkreten Eigenwesent-
lichkeit : Wäre ich nicht, so wäre für mich keine Welt, das klingt wie
eine Tautologie. Aber indiziert sich damit näher besehen nicht die
35 wunderbarste Tatsache, daß die Welt, die für mich ist und nach
allem Bestimmten, das sie für mich ist, eine Einheit ist, die sich in
meinen subjektiven Erlebnissen und darin auftretenden „Darstellun-
gen" darstellt und von dieser Korrelation nicht loszulösen ist ?
Nun macht freilich die Struktur der Apodiktizität meines Seins als
40 des reinen Ich meines reinen Lebens und dieses selbst auf das zeitliche,
immanent zeitliche Ganze dieses Seins und Lebens ihre Schwierigkei-
ten. Da doch z.B. immanente Erinnerung sehr wohl täuschen kann,
also Widerstreit, Täuschung, Anderssein (als selbst anschauliche Erin-
nerung zeigt) sehr wohl möglich ist außerhalb der lebendig anschau-
45 lichen immanenten Gegenwart. Aber wie, wenn trotz solcher Möglich-
keiten das konkrete Sein meines Bewußtseinsstromes apodiktisch
wäre, und wesensmäßig einsichtig zu machen, daß hier und an erster
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 601

Stelle das apodiktische Prinzip gälte : Jedem Schein liegt Sein zugrun-
de, und nicht ein beliebiges, sondern ein immanentes Sein, mit einem
apodiktischen Gehalt ausweisbar, der doch die volle Bestimmtheit
dieses Seins nur als unendliche „Idee" zugänglich macht.
5 Aber ist auch all das durchführbar, so bleibt nun doch fühlbar die
Schwierigkeit, daß Ausweisung einer Welt nicht meine eigene Erfah-
rungssache ist, sondern Sache der intersubjektiven, sich wechselseitig
ergänzenden, bereichernden <Erfahrung>, und so erst Welt als die da
ist, die für uns die seiende ist, ausweisbar. Indessen, bin ich es nicht,
10 in dessen Leben „Andere" Sinn und Seinsgeltung erlangen müssen,
und in dem das Mit-Anderen-Sein, Mit-Anderen-Erfahren etc. seine
erste und letzte fest wurzelnde Ausweisungskraft erhält? In mir letzt-
lich weist sich die Welt auch als intersubjektive aus — wie, das ist
freilich ein großes Problem.

15 BEILAGE 46

<BEILAGE ZU S. > 97
<Herbst 1929>
<Wir führten die letzte Reihe unserer Überlegungen hauptsächlich>
an der materiellen Welt durch, die aber die bloße Kernschicht der
20 Welt selbst, der Welt der Realitäten ist. Diese Welt, die unser aller
gemeinsame Umwelt ist, ist zwar in jedem einzelnen ihr zugehörigen
Realen auch materiell, aber im allgemeinen nicht bloß das, nicht <bei>
Mensch und Tier, die ja materiell-körperliche Leiber, aber nicht bloße
Leiber <sind; bei> Sprache, Kunst, Staat usw., obzwar sie körperlich
25 als reale Weltvorkommnisse der realen Welt in jedem einzelnen realen
Bestand auch ihre physische Schicht haben. Aber eben auch eine
„geistige". Indessen, selbst wenn wir nur das spezifisch Naturale be-
vorzugten, scheint unsere Betrachtung unzureichend. Das Naturob-
jekt, das mate ri elle Ding nahmen wir nur als das der bloß sinnlichen
30 Imagination (der sinnlichen Erfahrung).

BEILAGE 47

<EINLAGE ZU § 52 1 >
<Herbst 1929>
Es ist ja leicht einzusehen, daß, wenn die unbekannte angeblich
35 mögli che Ursache überhaupt ist, sie prinzipiell wah rnehmbar sein
müßte, wenn nicht für mich, so für andere, besser und weiter schauen-

Als Ersatz für den vierten Absatz von § 52 (auf S. 98 der Originalpaginierung)
gedacht. -- Anm. d. Hrsg.
602 ERGÄNZENDE TEXTE (1912--1929)

de Iche. Die Richtigkeit des Existentialurteils besagt Möglichkeit der


Anpassung der Ursache-Meinung als Bedeutung an die Ursache selbst,
als originale Selbstgebung dem Urteilenden entgegentretend. Ein mög-
liches Ich gehört also zur Möglichkeit der Wahrheit bzw. eines wahr-
5 haft Seienden, hier wie bei irgendwelchem wahrhaft Seienden sonst.
Dabei handelt es sich nicht etwa um eine leere Möglichkeit im Sinne
einer bloß widerspruchslosen „Denkbarkeit" oder einer bloßen Vor-
stellbarkeit (Fingierbarkeit) eines solchen urteilenden Subjekts und
seines möglichen Erfahrens. Denn soll ich, der all das Erwägende, die
10 Möglichkeit der fraglichen Ursache, wenn auch als einer mir faktisch
unzugänglichen, zugestehen, soll ich diese Möglichkeit als eine in Wahr-
heit bestehende behaupten, also einsehen können, so muß doch für
mich die Möglichkeit eines diese Ursache selbst erfahrenden Ich ein-
sehbar sein, das ich selbst nicht bin. Es müßte also die Möglichkeit
15 einer Einfühlung bestehen und ihre sehr weitreichenden zugehörigen
Wesensbedingungen müßten erfü llt sein. Sie sind beschlossen in der
form al andeutenden Aussage: daß jeder für mich möglicherweise seien-
de Andere im Ho rizont meiner faktischen Erfahrungswelt mitenthal-
ten sein müßte in der Weise, wie etwa menschenartige Wesen für mich
20 als offene Möglichkeiten bestehen, lebend auf den für mich direkt un-
zugänglichen, aber meiner Umwelt doch zugehörigen Gestirnen. Solche
Möglichkeiten sind nicht bloße Vorstellbarkeiten (Fingierbarkeiten).
Sie besagen, daß im Motivationszusammenhang meiner faktisch ver-
laufenden Erfahrungen mir empirisch notwendig vermutende oder
25 empirisch gewisse Antizipationen erwachsen könnten von Erfahrungen
mit Erfahrungsgegenständen, deren wirkliches Erfahren durch die
faktischen Reglungen meines Erfahrungslebens — aber eben nur in
der Zufälligkeit der Faktizität — für mich nicht vollziehbar werden,
während sie doch als antizipierende empirische GewiBheiten oder Ver-
30 mutlichkeiten, Wahrscheinlichkeiten, ihre Tragkraft haben und in-
duktive Erfahrungsaussagen (Aussagen über induktive Wirklichkei-
ten, Vermutlichkeiten, Wahrscheinlichkeiten) berechtigen. Was dann
wiederum die Möglichkeit für das Eintreten a ll er Antizipationen an-
langt, so ist sie selbst motivie rt durch die allgemeine St ru ktur meines
35 Erfahrungslebens, sofern ich auch in meinem näheren Erfahrungs-
umkreis immer wieder auf Unterschiede zwischen faktisch Erfahrba-
rem und Nicht-Erfahrbarem stoBe ; nämlich derart, daß in wohlver-
trauter Typik Hemmungen die Freiheit meines erfahrenden Zugehens
auf das Antizipierte unterbinden, während sie doch als motivierte für
40 mich ihre Geltung haben, evtl. Induktionen möglich machen, die sich
vielfältig bestätigen, evtl. auch durch Verwirklichung eigener direkter
Erfahrungen, auf die sie als Antizipationen vorweisen, oder solcher
Erfahrungen anderer Menschen, die mir aus eigenen Einfühlungen
zugänglich geworden sind.
45 So stehen wir also in der universalen Sphäre empirisch-induktiver
GewiBheiten, Vermutlichkeiten, Wahrscheinlichkeiten, die über den
allumspannenden Zusammenhang meiner möglichen Erfahrungen,
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 603

meiner wirklichen (der eigentlichen, direkten) und meiner Antizipa-


tionen nicht hinausreichen und es auch nicht tun, wo auf mögliche
Erfahrungen Anderer rekurriert wird: da, wie gesagt, jeder Andere
als für mich in Gewißheit oder Möglichkeit (Vermutlichkeit) seiender
5 Andere seine Seinsgeltung für mich hat aus der Erfahrungsart der
unmittelbaren oder selbst schon mittelbaren, antizipatorisch motivier-
ten Einfühlung, also eo ipso mit zugehört zum universalen Reich mei-
ner möglichen Erfahrung.
Doch man wird einwenden, daß die Ursache-Realitäten, die der
10 Naturforscher als exakter Physiker supponiert und als die wahre Natur
ansieht, weder für uns noch für andere Subjekte direkt sinnlich erfahr-
bar sind, nämlich sie seien nicht die sinnlich anschaulichen Dingge-
gebenheiten (die „Sinnendinge"), sondern diesen prinzipiell transzen-
dent. Diese Transzendenzen höherer Stufe seien die wahren Natur-
15 Objekte, die da an sich sind, während die Sinnendinge noch bloße sub-
jektive Gebilde sind.

BEILAGE 48

<ZU s.> 100


<Herbst 1929>
20 Die Dinge, die uns in einstimmiger sinnlicher Erfahrung als leib-
hafte Wirklichkeiten erscheinen, haben den Sinn von verharrenden
identischen Substraten identischer Bestimmungen — eben von Gegen-
ständen im logischen Sinn —, die in diesen identischen Bestimmungen
in beliebig fortgehender einstimmiger Erfahrung immer wieder be-
25 stimmbar wären. Aber genau besehen ergibt einstimmige Erfahrung,
in Richtung auf den Gegenstand selbst fortschreitende, das <zu> Be-
stimmende, als identische Gegenständlichkeit Geltende, in fortschrei-
tender „Genauigkeit". Darin liegt, daß sie nicht bloß neue und neue
Bestimmungen zugänglich macht, sonde rn das jeweils schon Erfahrene
30 in seinem anschaulichen Bestande nie Endgültiges, sondern nur Rela-
tives ergibt, nach den wirklich anschaulich gewordenen Gehalten sich
immerfort modifizierend, also nie die jewei lige Bestimmung in wirk-
licher Identität und in ihrem letztlich wirklichen Selbst ergebend.
Und das alles zudem in Bezug auf Umstände, deren Wechsel Rich-
35 tungen neuer und neuer Modifikationen bestimmen.
Zu dieser Relativität gehören komplizierte Beschreibungen. Aber
hier genügt, daß das Identische gegenüber allen diesen Relativitäten
wesensmäßig immerfort in der Erfahrungsmeinung liegt (wo das Er-
fahren „theoretisches" ist, das nicht wie in der Praxis im Relativen
40 sich Genüge tut, sondern das durch alle mögliche Praxis hindurch-
gehende Identische der Erfahrung als den Gegenstand selbst im Auge
hat), daß diese aber nicht eine leere Meinung ist und trotz der Modifi-
kationen nie den Charakter des Scheins hat, sondern eine sich gerade
I

604 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

in diesem Wandel der anschaulichen Gehalte bestätigende Meinung,


mit anderen Worten, Bewußtsein einer Selbsterscheinung des Gegen -
standes, in wechselnden Stufen der Approximation sich selbst dar-
Eben darauf bezieht sich die naturwissenschaftliche Methode
5 stellend.
und die durch den Stil solcher Erfahrung motivierte und bei exphziter
Analyse und Beschreibung desselben verständlich zu machende Auf-
gabe, in kantischer Rede, gegenüber den bloßen „Wahrnehmung ! "
urteilen" exakte „ Erfahrungsurteile" anzustreben; das ist, in gewissen
Idealisierungen und Begriffsbildungen neuartige, „exakte" (mathema -
10 tische), durch bloße sinnliche Abstraktion aus der Anschauung direkt
zu schöpfende Begriffe und entsprechende Urteile zu bilden, die nach
Art
ihrer Bildung „Ideen" sind, in denen <der Stil> der Wandlungen
der relativen sinnlichen Dinge (der sinnlichen Erscheinungen) fest in -
diziert ist und nach seinen Besonderungen mathematisch beherrschbar
15 wird in seiner festen Rückbeziehung der sich besondernden exakten
Begriffe auf besondere Erfahrungsgegebenheiten. Die exakte Bestim -
low 4144, mung durch m athematisch-naturwissenschaftliche Begriffe ist „logi -

aim rn
sche", „theoretische" Bestimmung
der sinnlich erfahrenen Dinge als
der in sinnlicher Erfahrung durch die an schaulichen Gehalte sich dar-
20
stellenden Identitäten — der beständig theoretisch vermeinten und zu
too bestimmenden.

lbw oi
Die Rede ist hier , deutlicher gesprochen, von der theoretischen Er-
fahrung, der naturwissenschaftlichen Erfahrungspraxis und nicht der
1,11110 is %
mrsuo Ab ly 25 irgendeiner sonstigen Praxis zugrunde liegendn Erfahrung, als welche
bei jeder Praxis ihre besonderen Horizonte hat, ihre praktische Situa-
tion, mit der sich vorzeichnet,
was relativ auf sie als erreichtes und
/ C:1 IP 41
erreichbares Erfahrungsziel zu gelten hat. Aber durch den Wechsel der.
Art
der Praxis und ihrer situationsbestimmten Zwecke hindurch geht
die Ide n
30 in der tität derselben Dinge; was in der einen schon es selbst ist, Ista
nderen rohe Darstellung und so in infinitum.

BEILAGE 49
<DREI EINSCHÜBE ZU S.> 103
<Herbst 1929>
<Die gesamte mate ri elle Natur,
die sinnlich erscheinende und die in
35 ihr als höhere Erkenntnisstufe fundie rt e physikalische Natur > Natu '
für unsere Zwecke hinreichend geklärt — die Überzeugung, daß Natur

in untrennbarer Relativität zur Natur erfahrenden, auf Erfahrung!"
grund logisch erkennenden Sub j
ektivität steht, ist schon auf Grund
der bloß allgemeinen Strukturskizzen, die wir gaben, unvermeidlich'
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 605

Die volle reale Welt ist nicht bloß physische, sondern psychophysi-
sche, und sie ist praktische Welt, Welt der mannigfaltigen Kulturge-
bilde, die ihrerseits auf psychophysische Subjektivität bezogen sind.
Aber sowie wir dies in Rechnung ziehen, erwächst eine besondere Schwie-
5 rigkeit.

Absatz:
<Machen wir uns klar>, wie je mein Bewußtsein, das, in seiner
immanenten Eigenwesentlichkeit in rein immanenter Erfahrung ge-
setzt, allem, was darin als Transzendenz zur Setzung und Ausweisung
10 kommt, vorangeht und damit <dem> vorangeht, was je unter dem
Titel Welt für mich Sinn und Seinsgeltung hat, sozusagen in „die Welt",
die für mich seiende, hineinkommt, <wie das an sich Absolute seine
Immanenz preisgeben und den Charakter der Transzendenz annehmen
kann.>

15 BEILAGE 50
ZU <S.> 169 <DER> IDEEN
<um 1914>
es Wahrnehmungsfeld; es muß
Das Hintergrundfeld ist ein potentie ll
aber offen bleiben, ob immer (und nun gar wesensnotwendig)lldie . EsSin-
soll
20 nesdata dingli ch aufgefaßt seien. Im allgemeinen ist es der Fa
aber nicht behauptet werden, daß es undenkbar sei, daß der che Hinter-
Auff as-
grund ein bloßer Empfindungshintergrund ist ohne ding li
sungen. Auch das ist ein Problem, ob nicht die Hintergrundauffassun
-

Modi-
gen, die verschiedentlich zu Hintergrundkomponenten gehören,
25 fikationen von cogito's sind, d.h. so wie ein aktuelles Wahrnehmen
angesehen werden kann als ein aktueller Vollzug einer Dingauffassung,
wir können auch sagen als ein Aktualitätsmodus des Erscheinens, der,
en lassen, uns ohne Festhaltung einem
wenn wir das Wahrnehmen fa ll
anderen Objekte zuwenden, <inaktuell wird, so daB> mit der Wahr-
30 nehmung eine Modifikation vonstatten geht, eine Änderung des Ak-
an könnte sagen, die
tualitätsmodus in einen Hintergrundmodus. M
ganze Struktur des Aktes ist dieselbe, nur vollziehe ich nicht wirklich.
Aber sogar das Ich ist in modifizierter Weise dabei, sogar das Erfassen,
Zuwenden, aber alles d as entseelt, inaktuell.
35 Es scheint, daß es verschiedene Weisen des Hintergrundbewußt
-

seins gibt oder geben kann, die ursprüngliche Weise, die nichts von
solchen Modifikationen trägt, und das Hintergrundbewußtsein, das
in Dunkel gesunkenes Vordergrundbewußtsein ist. Oder Wahrneh-
mungs„regungen", Wahrnehmungstendenzen, die nicht Wahrnehmun-
40 gen sind. Vgl. auch den folgenden Absatz über „Regungen". Etwas be-
schränkt, aber es gehört doch all das wirklich zusammen.
606 ERGANZENDE TEXTE (1912-1929)

BEILAGE 51

<zu s.> 179


<um 1923>
Erst S. 199 ist im Vorübergehen gesagt, daß „Noesis" soviel besagt
5 wie „konkret vollständiges intentionales Erlebnis" unter „Betonung
seiner spezifisch noetischen Momente". Zur Noesis gehören also die
h y l e t i s c he n Momente, sofern solche Funktionen der Intentionalität
tragen, Sinngebung erfahren, einen konkreten noematischen Sinn
konstituieren helfen.
10 Das muß aber früher mit entsprechender Feierlichkeit gesagt wer-
den. Ich bin selbst ins Schwanken gekommen, da ja früher noetische
und hyletische Momente unterschieden wurden.

BEILAGE 52

BEILAGE IN IDEEN I, <S.> 179H.


15 <um 1914>
Blickrichtung auf das Noema, auf den „Gegenstand", welcher da
bewußt ist, und auf die Bedeutung, den Gegenstand im Wie. Das Wie,
die Weise im „Sinne", die ganze Bedeutung als „Mate rie". Die Materie
ist aber bewußt in einem doxischen Modus, und da haben wir ein neues
20 Wie.
Der Gegenstand, welcher mit dem und dem Sinn bewußter ist, ist mit
diesem Sinn bewußt als seiend (gewiß), als vermutlich seiend etc.
Schwierigkeit:
Wenn ich die Materie zum Gegenstande mache, so erteile ich ihr die
25 Seinssetzung.
Wenn ich den Gegenstand, den ich in diesem Sinn M vorstel lig habe,
als seiend setze, habe ich da nicht auch die Materie M, der ich die
Seinssetzung, bzw. deren Gegenstand ich die Seinssetzung erteile ?
Antwort:
30 Im ersten Falle habe ich eine auf die Materie „ge ri chtete" Vorstel-
lung. Die hat eine neue Materie und eine neue Qualität.
Eine Seinssetzung, d as ist ein vom Ich ausgehendes doxisches Be-
wußtsein, eine doxische These, die durch eine „Vorstellung" „hin-
durch"geht. Z.B. ich setze „dieser rote Tisch!" Man kann da sagen,
35 die These geht durch das „X" hindurch, das im Noema, näher: der
noematischen Materie, liegt. Die Charakte risierung als seiend ist nichts
anderes als dieser vom Ich ausgehende Pfeil durch das X.
In der Wendung des Blickes, in der ich das noematisch Gegebene
zum Gegenstand mache, finde ich vor — ich gehe jetzt mit dem Pfe il
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 607

der Setzung, einem neuen Pfeil, in das „innere Bewußtsein" vom Erleb-
nis „dieser rote Tisch" und finde in ihm außer der Beziehung auf das
Ich und dem vom Ich ausgehenden Noetischen : Das Was und seine
Komponenten sind nun vorstellig in einem neuen Bewußtsein gegen-
5 über dem schlichten „dieser rote Tisch!" Es ist eine Reflexion, und
nun ist die Materie und ist die Qualität des früheren Bewußtseins
Gegenstand. Die Materie als Gegenstand erhält eine Seinssetzung. Aber
die Materie dieser Seinssetzung ist nicht die Materie, die da gegen-
ständlich ist, sondern eine Materie, die sich auf eine Materie bezieht.

10 BEILAGE 53
<zu § 98>
<um 1914>

Kurze Nota zur Umarbeitung


Einheit des „vermeinten Gegenstandes" (im Sinn) — konstituieren-
15 de Bewußtseinsmannigfaltigkeiten,
parallel: konstituierende noematische
noetische
Mannigfaltigkeiten.
Noema überhaupt,
Noesis überhaupt.
S. 206: „Natürlich würden sich diese beiden Formenlehren keines-
20 wegs sozusagen wie Spiegelbilder zueinander verhalten oder wie durch
eine bloße Vorzeichenänderung ineinander übergehen, etwa so, wie wir
jedem Noema N substituierten ,Bewußtsein von N'." Der weitere Satz
ist schief. Es müßte etwa gesagt werden: Eine durchgängige Korres-
pondenz ist nicht so etwas wie Spiegelung. Und nun müßte neu aus-
25 geführt werden: Um die Sachlage hier allgemein zu charakterisieren,
muß man sich freilich von vornherein vor Schiefheiten, vor gewissen
beirrenden Versuchungen hüten. Es sind im Verhältnis von Noesis und
Noema verschiedene Parallelismen nicht zu vermengen.
1) Die einen betreffen die Verhältnisse von Einheiten zu den kon-
30 stituierenden Mannigfaltigkeiten,
2) die anderen die Verhältnisse zwischen n o e m a t i s c h e n Kompo-
nenten im vollen Noema und noetischen Komponenten in der ent-
sprechenden vollen Noesis, und damit die Verhältnisse zwischen vol-
lem Noema und voller Noesis selbst. Ein gewisser Parallelismus
35 besteht darin, daß der vermeinten Einheit im Noema, sagen wir der
Einheit des Dinges in der Mannigfaltigkeit der Dingwahrnehmungen
(oder auch einer Mannigfaltigkeit von Dingerinnerungen, kurz von
Dinganschauungen), die einheitlich zusammengehen zum anschauenden
Bewußtsein von dem einen und selben Ding (nur einmal so orientie rt ,
40 das an dere Mal anders, einmal nah, das andere Mal fe rn etc.), eben
diese Mannigfaltigkeit von Noesen entspricht.
608 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

Spezie ll entsp ri cht in der Einheit einer solchen Wahrnehmungsman-


nigfaltigkeit der Einheit des sinnlich erscheinenden Dinges (als Kom-
plex p ri märer und sekundärer Qualitäten) ein gegliedertes System von
Mannigfaltigkeiten von hyletischen Daten und näher von Farben-
5 daten, Tastdaten etc. Näher besehen gehören zu den Abschattungen,
in denen sich die erscheinenden Farben, Formen etc. abschatten, auch
stetig sich modifizierende Auffassungscharaktere.
Also hier haben wir einen gewissen Parallelismus zwischen der gegen-
ständlichen Einheit (dem Gegenstand in Anführungszeichen) und hy-
10 letischen und noetischen Mannigfaltigkeiten; jede Komponente der
Einheit repräsentie rt durch eine Mannigfaltigkeit, und der Komplex der
Komponenten repräsentie rt durch die Gesamtheit dieser Mannigfaltig-
keiten.
Dazu ist dann Einzelnes aus der Ausführung <S.> 267 (207?) zu
15 benutzen.
Dann die Erö rt erung, daß wir zu unterscheiden haben die Einheit
im Noema und das Noema voll und ganz.

BEILAGE 54
zu <s.> 206
20 <um 1914>
Man merkt es im letzten Absatz, daß ich selbst in Verwirrung gera-
ten bin und es nachher zurechtzustellen suchte. Die ganze Ausführung
bis <S.> 208 muß neu umgearbeitet werden ; so wie sie da steht, ist sie
unklar.
25 S. 206 in der Mitte heißt es, die beiden Formenlehren seien nicht
einfach Spiegelbilder. Dabei wird hingewiesen auf das Sichentsprechen
von irgendeiner einfachen Dingqualität und den sie abschattenden
hyletischen Mannigfaltigkeiten. Dann war es auch korrekt, wie es im
ursprünglichen Entwurf geschehen war, beizufügen, daß auch die Auf-
30 fassungsmomente nicht undifferenziert sein könnten (obwohl da nicht
abzusehen ist, wie m an diese Differenzen beschreiben könnte anders
als in dieser Allgemeinheit) .
Aber der Hauptgedanke ist doch der:
Es ist für den Beg ri ff des Noema die Gefahr eines Doppelsinnes :
35 1) Der Sinn, der so und so bestimmbare Gegenstand als solcher
(noematischer Sinn).
2) Dieser Sinn in seiner Gegebenheitsweise (volles Noema).
Und wir haben eine Formenlehre der Sinne und para llel dazu eine
Beschreibung der Mannigfaltigkeiten, in denen sich der Sinn konsti-
40 tuiert, in denen er zu anschaulicher Erfüllung kommt — wobei sich
scheidet der Sinn überhaupt als evtl. leerer Sinn und der Sinn als ge-
gebener Gegenstand in Anführungszeichen.
Andererseits haben wir aber eine Fomenlehre der Noesen und ihrer
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 609

gesamten Korrelate. In dieser Weite gilt doch das Bild vom S p i e g e l-


b i I d. Einmal haben wir Einheiten gegenüber Mannigfaltigkeiten, das
an dere Mal nicht.
Die Umarbeitung müßte schon den vorletzten Absatz <von S.> 206
5 betreffen. Es geht da durcheinander:
1) daß nicht für jedes noematische x auf der anderen Seite bloß
allgemein steht „Bewußtsein von x",
2) daß jeder „Einheit" im Noema eine konstituierende Mannigfal-
tigkeit entspricht, was etwas ganz anderes ist.
10 Hier ist das ganze Denken nicht zur Reife gekommen. Für eine For-
menlehre kommt doch natür lich in Betracht eine Formenlehre der
Sinne. Vom Sinn muß man sich doch durchaus leiten lassen. Es ist
dann die Frage : welche Rolle spielt das Thema „Einheit — Mannig-
faltigkeit". Es ist da zu sagen, daß es eine Aufgabe ist, die noetischen
15 Mannigfaltigkeiten zu beschreiben, die einer jeden Einheitskomponen-
te im einheitlichen Sinn zugehören, bzw. zugehören zur intuitiven
Konstitution der Einheit. (Aber eben dieser Unterschied zwischen in-
tuitiver Gegebenheit und Nichtgegebenheit ist nicht ausreichend her-
vorgetreten im Bisherigen!) Ferner ist die Aufgabe, alle noematischen
20 Vorkommnisse, rein in ihrem Gebiet verbleibend, auch wieder zu ord-
nen unter dem Gesichtspunkt Einheit und Mannigfaltigkeit. Jedes
Noema hat in sich den „Sinn", aber hat ihn in sich als Sinn in einem
gewissen Modus, und wieder haben wir hier die Auszeichnung des
„klaren Sinnes". Muß man da nicht sagen: Wir haben auf noematischer
25 Seite eine geschlossene Beschreibung Einheit -- Mannigfaltigkeit, a lle
noematisch mögli chen Abw an dlungen, die zu einem Sinn gehören, dazu
eine vorangehende Morphologie der Sinne. Dann eine para llele Behand-
lung der Noesen in hyletischer und noetischer Hinsicht und unter
analogem Gesichtspunkt. Aber freilich setzt das schon tiefere Unter-
30 suchungen voraus. Vielleicht kann m an hier nur andeuten : die Haupt-
unterschiede. Morphologie der Noemata überhaupt, zunächst als
Morphologie der Sinne und noematischen Sinnesgegebenheiten etc.
Zunächst bin ich nicht einmal sicher, wie das verfahrene Ding aus dem
Dreck zu ziehen ist.

35 BEILAGE 55
<BEILAGE ZU S.> 228, § 113
<um 1914>

Der Begriff der aktuellen und potentiellen Setzung


Nicht hinreichend klar. Die Terminologie muß doch fest, ohne
40 Schwanken durchgefüh rt sein.
Aktuelle und potentielle Setzung.
Hier ist Setzung schlechthin die „wirkliche" Setzung im Gegen-
610 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

satz zur neutral modifizierten, also positionale Setzung. (Es hätte


eben von vornherein ein Gegenterminus zu neutral eingeführt wer-
den müssen.) Jede, ob wirkliche oder neutrale Setzung ist nun aber in
einem doppelten attentionalen Modus möglich, entweder in der Form
5 des cogito oder in dem Gegenmodus, das Ich lebt nicht als vollziehendes
in dem Akte.
Also aktuelle Setzung ist eine nicht neutrale Setzung im
Modus des cogito. Die potentielle Setzung ist eine nicht neu-
tralisierte Setzung im Modus der Unvollzogenheit, also nicht als
10 cogito.
Ich gebrauche den Ausdruck attentionale Aktualität im Sinne
von Vollzug eines intentionalen Erlebnisses im „darin leben", im Zuge-
wendetsein auf das in ihm intentionale Korrelat.
Also eine Setzung schlechthin (eine nicht neutra lisierte) ist aktuell,
15 sie enthält eine attentionale Aktualität, oder sie ist potentiell, ihr fehlt
die Aktuali tät der Ichzuwendung, etc.
Der d ri tte Absatz ist nun irreleitend. Der Hinweis auf die Vieldeutig-
keit von aktuell ist unnütz und verwirrt, und es kommt auch weiter
die Betrachtung gar nicht auf Klärung solcher Vieldeutigkeiten hin-
20 aus.
Das Richtige ist, niemals „aktuell" zu sagen, wo der Gegensatz zur
Neutralitätsmodifikation in Frage ist, sondern gegenüberzusetzen:
wirklich — neutral modifiziert. Evtl. gleich von vo rnherein das „posi-
tional" — neutral einzuführen und den Ausdruck positionale Setzung
25 nicht zu scheuen, wie unschön es klingt.
Auch das wäre gut zu sagen: Scheide ich aktuelle und potentielle
Setzungen, so muß ich parallel scheiden aktuelle und potentielle Quasi-
setzungen (neutralisierte). Der Positionalität entspricht die Quasi-
positionalität.
*
30 Dann <S.> 23o: Verbesserung <für „Diese Aktualität der Daseins-
setzung ist, nach dem früher Ausgeführten, neutralisiert im perzepti-
ven Bildbewußtsein." > :
Dieser Aktualität wirklicher Daseinssetzung entspricht nach dem
früher Ausgeführten eine Aktualität neutralisierter Daseinssetzung im
35 perzeptiven Bildbewußtsein.

BEILAGE 56

<ZU> IDEEN, S. 228, § 113


<um 1914>
Die Darstellung ist nicht vollkommen klar.
40 3. Absatz: Der Unterschied zwischen Aktualität und Potentialität
der Setzung ist ein Spezialfall des Unterschiedes zwischen Akten, in
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 611

denen wir leben, und solchen, in denen wir nicht leben (in der Sphäre
der Doxa ist es der Unterschied zwischen Aufmerksamkeit und
Unaufmerksamkeit — nachsehen, ob ich nicht von vo rn herein den
Unterschied allgemein für alle Akte definiert habe!). Dieser Unter-
5 schied bezieht sich auf alle intentionalen Erlebnisse, ob sie „wirklich"
setzend sind oder neutral modifiziert. Hier empfinden wir freilich eine
störende Doppeldeutigkeit. Das „wirk lich" weist ja in einer Klasse von
Fällen auf ein Unmodifiziertes hin gegenüber einem Modifizierten.
Haben wir also neutrale Modifikation im Auge, so kontrastierten wir
10 „wirkliche" Setzung (eben die unmodifizierte, die Setzung schlechthin)
mit der neutral modifizierten. Das „wirklich" bezeichnet aber auch
den Gegensatz zu möglich, und speziell in dem Sinne von vermögent-
lich, von einer im Wesen einer Sache liegenden Fähigkeit, das Wirk-
liche durch eine Aktualisie ru ng an s Licht zu b ringen. Das Wirkliche
15 ist dann das Verwirklichte oder in Beziehung auf ein anderes evtl. als
Verwirklichung seiner Fähigkeit Aufzufassendes.

BEILAGE 57

<BEILAGE ZU S.> 232 <DER> IDEEN


<um 1914>
20 r. Absatz <von> § 114 <Statt „D as ist selbstverständ li ch unter allen
Umständen möglich" : > Nun überträgt sich offenbar, was wir an den
doxischen Erlebnissen und insbesondere auch an den doxischen
Modslisierungen festgestellt haben, auf alle intentionalen Erlebnisse
überhaupt.

25 BEILAGE 58
<BEILAGE> ZU <S.> 233 <DER> IDEEN I
<um 1914>
<Statt „Das Verhältnis der parallelen ,Akte' besteht darin, daß der
eine von beiden ein ,wirklicher Akt' ist, das cogito ein ,wirkliches',
30 ,wirklich-setzendes' cogito, während der andere ,Schatten' von einem
Akte, ein uneigentliches, ein nicht ,wirklich' setzendes cogito ist." :>
Das Verhältnis der parallelen „Akte" besteht darin, daß der eine von
beiden ein wirk lich setzender Akt ist (ein „wirkliches" Glauben, Zwei-
feln, Werten, Wünschen usw.), der andere hingegen ein nur „gleich-
35 sam" setzender Akt, ein solcher, dessen „Thesis" uneigentliche, näm-
lich neutral modifizierte ist, und das unbeschadet der attentionalen
Form des cogito. (Wir erweite rn also zugleich den Begriff der Thesis
über alle dem „Aktcharakter" der Doxa (wie wir noch näher erörte rn
werden) parallelen Aktcharaktere.)
612 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

BEILAGE 59
<EINLAGE ZU> IDEEN, S. 234
<um 1914>
An Stelle des letzten Absatzes, dessen Anfügung nicht klar ist <„Und
5 wieder: so gea rtet ist Bewußtsein überhaupt, daß es von einem doppel-
ten Typus ist ... ">:
Des Näheren gilt in dieser Hinsicht das Gesetz:
Jedes Bewußtseinserlebnis überhaupt ist, gemäß seinem doppelten
Typus als „Urbild” und „Schatten", als p o s i t i o n a l e s oder neutrales
10 Bewußtsein auch hinsichtlich seiner doxischen Potentialität
doppelt geartet : Ist es vom positionalen Typus, so führt die Ent-
faltung seiner doxischen Potentialität auf lauter wirkliche doxische
Akte, auf positionale ; ist es vom neutralen Typus, auf lauter neutrale.
Im letzteren Falle enthält es m. a. W. in seinem noematischen Bestan-
15 de gar nichts doxisch Faßbares, oder was gleichwe rt ig ist, es enthält
keinerlei „wirklich" Noematisches, sonde rn nur „Gegenbilder" von
Noemen.

BEILAGE 60

<ZU S.> 236 UNTEN <DER> IDEEN


20 <um 1914>
<Statt „Die vollzogenen Akte, oder wie es in gewisser Hinsicht (näm-
lich in Hinsicht darauf, daB es sich um Vorgänge handelt) besser heißt,
die Aktvollziehungen machen die ,Stellungnahmen' im weitesten Sinne
aus, während die Rede von Stellungnahmen im prägnanten Sinne auf
25 fundierte Akte zurückweist": >
Vorzüglich paßt die Rede vom Vollziehen auf das zum Wesen des
Aktes gehö rige Moment der Setzung (Thesis) bzw. auf die W andlung,
die im Übergang zur Form cogito gerade diesem Moment zuteil wird.
Die vollzogene (nach der früheren Ausdrucksweise: aktuelle bzw. ak-
30 tualisierte) These bestimmt -- in Beschränkung auf den Fall der Posi-
tionalität — einen weitesten Sinn der Rede von „Stellungnahme" bzw.
stellungnehmenden Akte. Jedes Wahrnehmen, Urteilen, Werten usw.
— jedes vollzogene und nicht neutra lisie rte — ist danach ein stellung-
nehmender Akt. Andererseits weist frei lich die Rede von Stellung-
35 nahmen im prägnanten Sinn auf gewisse fundie rt e Akte zurück etc.
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 613

BEILAGE 61

<ZU S.> 239, § 116


<um 1914>
Die Scheidung niederer und höherer Stufe ist nicht klar um-
5 grenzt. Es ist kein radikaler Gesichtspunkt angegeben. Ich weiß auch
nicht recht, wie.

BEILAGE 62

<BEILAGE ZU> S. 242 <DER> IDEEN OBEN


<um 1916>

10 Ad archontische Thesis
Der Terminus Thesis, Setzung (Stellungnahme in einem weiten
Sinn) wird doch normalerweise verstanden als wirkliche Setzung, als
Vollzug eines Glaubens etc. Aber Vollzug kann noch etwas verschiede-
nes besagen. Und es scheint mir, daß wir unter dem Titel Thesis immer
15 an ein Einstrahliges denken. Ich vollziehe einen polythetischen Glau-
ben, wenn ich Subjektglauben vollziehe und damit dem „Gegenstand"
seine These erteile als seiend, daraufhin die Prädikatsetzung, womit ich,
was der Gegenstand ist, daß er so ist, setze. Da habe ich zwei Thesen.
Freilich in der Einheit eines Glaubensbewußtseins, das vollzogen ist,
20 aber nur im Vollzug der beiden aufeinander gegründeten thetischen
Schritte. Ich habe nicht noch eine eigene „Thesis" als übergreifendes
D rittes. Potentiell liegt da eine These — ich kann nominalisieren, ich
kann das polythetische Bewußtsein umwenden in ein monothetisches.
Also brauchen wir einen doppelten Terminus. Einen allgemeinen,
25 der jedes „positionale Moment" bezeichnet, das als solches entweder
These schlechthin ist oder thetische Potentialität ist. Und dann „The-
se" schlechthin, als ein Strahl der Setzung.
Genau besehen ist dabei „thetische Potentialität" wieder mehr-
deutig. Denn es darf sich nicht handeln um Vollzugsmodalitäten der
30 Art, wie sie vorliegen, je nachdem ich eine These oder ein thetisches
Moment einmal vollziehe, das andere Mal noch im Griff halte, das
dritte Mal außer Vollzug lasse, fallen lasse. Da kann ich ja auch wieder
die These neu aufnehmen und neu „vollziehen". Und das ist eine the-
tische Potentialität in einem Sinne. Hier aber handelt es sich darum,
35 daß, wie immer solcher Vollzugsmodus besteht, eine polythetische Ein-
heit in eine monothetische verwandelt werden kann.
Jede polythetische Einheit hat ein positionales Moment, nämlich
hat einen positionalen Gesamtcharakter, abgesehen von seinen wirk-
lichen Thesen. Die Rede vom Archontischen geht nicht speziell auf
40 Thesen im prägnanten Sinne wirklicher Thesen, sondern auf die po-
614 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

sitionalen Gesamtcharaktere, die, wenn wir den einfachen Fall nehmen,


wo keine Polythesis vorliegt, eben schlichte Thesen sind, so daß das
Wort Gesamtcharakter dann nicht mehr paBt. Wo wir lauter doxische
Thesen haben, da haben wir einen Gesamtcharakter, wenn wir eine
5 Polythese haben. Kann man darauf die Rede von archontisch beziehen ?
Die Thesen sind sicherlich dienende. Ebenso, wenn Vermutungen in
Überzeugungen gründen, oder Zweifel in Überzeugungen und Vermu-
tungen etc. Wenn wir Gemütsakte wie Freuden in doxischen Akten
gründend haben, da ist wieder ein Oberstes, das in den Unterlagen
10 gründet, die ihm „dienen". Wie steht es da mit den Gemütsthesen?
Haben wir da nicht auch wieder die zwei Fälle : die Gemütsthese ist
wirklich These oder es ist eine polythetische Einheit des Gemütsbe-
wußtseins, positional, aber nicht These? Aber wie sehr differenzie rt
das sein mag : auf eine oberste Positionalität kommen wir doch, und
15 das sollte mit dem „archontisch" gesagt sein.

BEILAGE 63
<BEILAGE ZU S.> 246 <DER> IDEEN
<um 1914>
Gegenübergestellt sind von mir • kontinuierliche und gegliederte
20 Synthesen.
Aber was da gegliede rt heißt, dürfte weitere Scheidungen zulassen.
Vielleicht auszugehen wäre von dem Titel fundierter Akt, den ich
doch viel verwendet habe.
Vor allem ist zu bemerken: Es können
25 1) die Thesen fundierte sein in vollen Akten, die ihrerseits ihre These
haben und ihre Materie.
Es treten da bloß neuartige thetische Charaktere auf, die sich, wie
etwa die Gefallensthese oder Freudenthese, auf die Materie des fun-
dierenden Aktes keineswegs gleichmäßig beziehen müssen (oder auf
30 den Gegenstandsgehalt des letzteren Aktes).
2) Es können aber auch volle Akte in vollen Akten fundiert sein,
wie im Zeichenobjekt konstituierenden Akt der bezeichnende, oder
Bildobjekt — Bildsujet. Auch das Allgemeinheitsbewußtsein.
Hier kann man doch im allgemeinen nicht sagen, daß die spezifisch
35 thetischen Charaktere in den thetischen der Unterstufe oder vielmehr
der fundierenden Akte fundiert sind.
3) Aber da taucht ein neuer wichtiger und zu beachtender Punkt
auf : nämlich eine These kann „als These" durch eine andere These
„motiviert" sein: das Weil.
40 Bei der Freude : ein Gegenstand gefällt mir, und weil ich glaube, daß
er ist, freue ich mich. Kann man das auf einer Stufe behandeln mit
den beziehenden Akten des Wollens um eines an deren willen, des Sich-
freuens, des Wertens, Wünschens um eines anderen willen? Das Wo rt
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 615

„beziehend" ist hier unpassend. Das Wollen, Werten etc. „mit Rück-
sicht auf", „mit Beziehung darauf", „auf Grund des".
Dieses „Gründen" ist ein Setzen auf Grund eines Gesetzthabens,
eines schon Gesetztseins. Es greift also in erster Linie die Thesen an.
5 Aber nicht die bloßen Thesen, die eben Thesen ihrer Materie sind.
Aber die Materie spielt dabei eine ganz andere Rolle. Fraglich ist, ob
und inwiefern Akte der Bevorzugung hierhergehören. Also das gibt
schon mehrere Punkte und Fragen.
4) Akte der Kollektion, der Disjunktion, der Prädikation (Explika-
tion und Beziehung im gewöhnlichen Sinn)
Nun ist aber hier die Frage, wie sie zu den Zweck-Mittel-Akten
stehen und überhaupt : kollektives Wollen haben wir doch auch, ebenso
die schließenden Akte, die Akte des „weil — so" beiderseits.
Warum heißt es in der ersten Zeile des letzten Absatzes: „eine
15 andere Gruppe" ? Also da bedarf es gründlicher Überlegungen.

BEILAGE 64

<zu s.> 248, 2. ZEILE VON OBEN


<um 1914>
<Im Satz: „Zu jeder solchen vielstrahligen (polythetischen) Konsti-
20 tution synthetischer Gegenständlichkeiten — die ihrem Wesen nach
„ursprünglich" nur synthetisch bewußt werden können --- gehört
die wesensgesetzliche Möglichkeit ... "> muß wohl das „ursprünglich"
näher erläutert werden.

BEILAGE 65

25 Zu § 122, <S.>253 f .
<um 1914>
Den Titel Thema und thematisches Bewußtsein gebrauche ich hier
nicht in dem besonderen Sinne meiner sonstigen Untersuchungen.
Ebenso kann die Rede vom thematischen Griff noch anders ver-
30 standen sei. Thema k ann auch in Bezug auf „theoretisches Interesse"
interpretiert werden.
616 ERGÄNZENDE TEXTE (1912--1929)

BEILAGE 66

<BEILAGE> AD p. 270
<um 1914>
Schluß des § i30:
5 Es wäre hier gut beizufügen, daß die Sachlage natürlich keine we-
sentlich andere ist in der psychologischen Sphäre. Subjekte, wie Per-
sonen, ferner ihre psychischen Eigenschaften, ihre vorübergehenden
oder bleibenden Dispositionen, endlich auch ihre Wahrnehmungen und
sonstigen psychischen Zustände können zu Objekten werden, und auch
10 da ist zu unterscheiden d as Objektive und seine „subjektive" Gegeben-
heitsweise.

BEILAGE 67

<BEILAGE> AD <s.> 273, § 132


<um 1915>

15 Die noematischen Korrelate der Empfindungsdaten (hyletischen)


in der Noesis
Man könnte hier so einsetzen : Während mir der wahrgenommene
Gegenstand, dieses Tintenfaß hier, erscheint, achte ich auf mein Er-
lebnis, das <heißt> auf die wechselnden Empfindungsdaten, gegenüber
20 den identischen gegenständlichen Merkmalen, auf dies, daB mit den
Empfindungsdaten sich gerade diese Merkmale darstellen, daß das
Sichdarstellen ein Erlebnismoment ist usw.
Beschreibe ich nun anderseits den mir hierbei erscheinenden Gegen-
stand, so kann ich einerseits beschreiben seinen „Sinn" im engeren
25 Sinn, den vermeinten als solchen, ich kann aber auch beschreiben die
besondere Weise, wie er mir erscheint, er in seinem jeweiligen gegen-
ständlichen Sinn. Nehme ich ein bestimmtes Merkmal, etwa eine far-
bige Fläche, die zum erscheinenden Gegenstand als solchem (dem
„Sinn") gehört, so ist der bloß noematische Modus dieser Fläche, die
30 Weise wie sie erscheinende ist, eine andere je nach dem wechselnden
repräsentierenden hyletischen Inhalte (aber auch der motivierenden
hyletischen Daten).
Hand in Hand damit geht der Unterschied der Orientierung, die
Sache des Noema ist (und zwar der Hülle des Sinnes). Sie betrifft pri-
35 mär die erscheinende Gestalt und sekundär die qualitative Bedeckung.
Nehmen wir den erscheinenden Gegenstand in seinem Orientierungs-
modus fest, so kann hier (abgesehen vom Klarheitsmodus) nichts mehr
wechseln ? Doch käme auch, abgesehen von der (vieldeutigen) Klarheit
in Betracht der Unterschied der „Fülle der Repräsentation", näm lich
40 der Reichtum der Darstellung, je nachdem ich direkt oder indirekt
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 617

sehe, also je nach den motivierenden Daten (Augenrichtungen etc.).


Im Gebiet des deutlichen Sehens haben wir Unterschiede der motivie-
renden Daten, aber auch im undeutlichen Sehen. Es sind also hier
zwei Dimensionen : die der Deutlichkeit und Undeutlichkeit und die der
5 motivierenden Daten. 1
Die Ausführungen über Kern als Sinn im Modus der Fülle (S. 273)
bedürfen also mehrfacher Ergänzungen. 2
Wir werden nun wohl sagen müssen: Die hyletischen Daten selbst
gehören nie zum noematischen Gehalt. Aber jedem Wechsel der fun-
10 gierenden hyletischen Daten entspricht vermöge der noetischen Funk-
tionen auch ein Wechsel im Noema. Und wo an und für sich betrachtet
ein hyletisches Moment in der Noese wechseln kann, ohne daß ein
dadurch speziell konstituiertes gegenständliches Moment wechselt, da
ist dieses doch in einem anderen Modus noematisch charakterisiert. Aber
15 diese geänderte noematische Charakteristik besagt dann zugleich, daß
auch eine Änderung in dem übrigen gegenständlichen Sinn statthat (wie
Orientierung und dgl.) . Das bedarf näherer Untersuchung !
Dieselbe farbige Fläche kann sich mir in verschiedener Weise dar-
stellen, also den wechselnden hyletischen Daten in ihrer Auffassung
20 entsprechen Unterschiede des Noema, aber nicht die repräsentierenden
Daten gehören ins Noema, sondern die „Erscheinungsweise" des Ge-
genstandes. Ist „Erscheinungsweise" und Weise der Orientierung
wirklich ein- und dasselbe ? Der unveränderte Gegenstand ist das
Identische aller Erscheinungsweisen, das Identische in allen Orientie-
25 rungen. Wie verhalten sich die Begriffe: Weise der Orientierung des-
selben unveränderten Gegenstandes und Erscheinungsweise desselben ?
Hyletische Daten repräsentieren, werden aufgefaßt. Apparen-
zen, Erscheinungen wechseln, und in ihnen „repräsentiert" sich der-
selbe Gegenstand. Ein total anderer Begriff von Repräsentation !
30 Im Noema haben wir z.B. hinsichtlich einer wahrgenommenen roten
Fläche ihre wechselnden Apparenzen, „Erscheinungen". Der Gegen-
stand schlechthin ist nur gegeben in Form des sich von der und der
Seite, in der und der „perspektivischen Abschattung", in der und der
Farbenperspektive etc. Darstellenden. Im Noema haben wir also nicht
35 hyletisches Datum Farbe, sondern „Farbenperspektive", nicht das
hyletische Datum Ausbreitung und Quasigestalt, sondern Gestaltper-
spektive. Immerhin kann man sagen, daß, wie wir in der Noese die
pure Hyle haben ineins mit ihrer Auffassung, so in dem Noema das,
was sozusagen „Leistung" der Auffassung der Hyle oder „Leistung"
40 des Bewußtseins ist, und diese Leistung enthält eine Komponente,
die von der Hyle herstammt, und eine, die von den noetischen Mo-
menten herstammt. Aber weiter können wir wohl nichts sagen 3 .

1 Ja, aber hier spielen die auf die Optima gerichteten „Repräsentationen" ihre
Rolle!
45 2 Das alles reicht noch nicht hin!
s Neu untersuchen!
618 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

BEILAGE 68

<ZU S.> 283-284 DER IDEEN


<um 1914>
Sehen und speziell Einsehen hat in meiner Darstellung
5 fühlbaren Doppelsinn, der sich mindestens darbietet, obschon ich
bestimmt für die eine Alternative entscheide.
1) Das den Vernunftcharakter der Thesis Motivierende, das
ihr Recht gibt, der „Rechtsgrund" als Grand der Rechtmäßigkeit
Setzung: das Sehen.
10 2) Der Vernunftcharakter selbst.
So sagen wir ja auch: ich glaube das, weil ich es einsehe (bzw.
Einmal liegt das Wesen des Sehens in der thetischen Materie,
andere Mal in der Thesis selbst vermöge der Materie.
Endlich 3), wie es in der Mitte von <S.> 284 heißt: „Einheit
15 Vernunftsetzung mit dem sie wesensmäßig Motivierenden."
Wir sprechen von evidenten Sätzen, evidenten Urteilen. Was
das eigentlich
Der Satz ist das Noema, das auch die noematische Thesis
Der Satz ist evident, er ist erfüllter Sinn, er hat den Charakter
20 sehend Gegebenen im Sinne 1). Er leuchtet ein, und sel
geben wir ihm auf Grund dessen die Thesis. Wir glauben, w
sehen. Aber freilich, schon im gewöhnlichen Reden von W
Sehen liegt der Doppelsinn. Das Sehen braucht das Glauben niete
beschließen, tut es aber oft und gewöhnlich.

25 BEILAGE 69

zu <s.> 284 UNTEN <DER> IDEEN


<um 1914>
Der spezifische Vernunftcharakter kann doch selbst original `

geben sein oder nicht.


30 Die Erinnerung an ein Gesehenhaben
an ein Eingesehenhaben.

Zu §res
Sachlich ist zwar alles richtig, aber die Terminologie ist
und stimmt nicht ganz mit der von S. 15. Der Terminus apodikti
35 befaßt hier zweierlei:
"

1) Das Sehen eines Wesensverhaltes, etwa gelegentlich


sage, in der über Wesen ausgesagt wird.
BEIBLATTER AUS DEN HANDEXEMPLARE 619

2) Das Sehen eines unbedingt allgemeinen (in unbedingte A ll


-geminhtwd eischn)Vralt,wz.B:einRos
überhaupt ist ein Ausgedehntes.
Die Rede von „apodiktisch" wird aber gewöhnlich benützt bei An-
5 wendung von Wesensgesetzen, eidetisch allgemeinen Sätzen auf the-
tisch gesetzte Einzelfä lle oder eidetische Besonderungen. S. 15 wird
geradezu der Begriff des Apodiktischen fixie rt für Anwendungsfälle
eidetischer Sachverhaltsgegebenheiten. Das ist auch ein sehr berechtig-
ter Sinn. Und bei dem Worte „apodiktisch" denken wir doch immer
10 an ein „es muß sein", und das weist uns zurück auf einen Obersatz,
also eine Anwendung.
Besser also scheiden wir:
{ 1) das „erfahrende" Sehen, und zwar als rein erfahrend;
Sehen 2) das eidetische Sehen;
15 3) das Einsehen einer „unbedingt allgemeinen" Allgemeinheit =
Notwendigkeit. Das Einsehen einer reinen universellen Notwendigkeit
ist
a) erwachsen aus einer Umwendung eines eidetischen Sehens nach
2) oder
20 b) hervorgegangen als Sonderfall, und zwar als reine Besonderung
einer unbedingten Allgemeinheit.
4) das Einsehen eines individuell Erfahrenen.
Also: I. Sehen (empirisch und eidetisch)
I I . Einsehen von reinen Allgemeinheiten und von Notwendigkei-
25 ten als Vereinzelungen und reine Besonderungen von Notwendigkeiten.

BEILAGE 70
IDEEN, ZU <S.> 284f f.
<um 1914>
Evidenz
30 Der angegebene Unterschied zwischen assertorischer und apodik-
tischer Evidenz reicht noch immer nicht aus.
Wir haben 1) Erfahrungsurteile
2) apriorische Urteile.
Bei den Erfahrungsurteilen haben wir a) beschreibende Urteile, in-
35 dividuelles Sein und Sosein ausdrückend; b) allgemeine Erfahrungs-
urteile ; aber auch c) andere auf individuell Einzelnes bezogene Urteile,
z.B. hypothetische, disjunktive. Wir kommen also auf die formal-
logischen Urteilsunterschiede in der Beziehung auf individuelle Er-
fahrungsthesen oder unbestimmt allgemeine Erfahrungsthesen. Bei
40 den apriorischen Urteilen haben wir a ber die analogen Formen. Darauf
müßte Rücksicht genommen werden. Wie viele radikal unterschiedene
Evidenzformen haben wir? Und zwar:
618 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

BEILAGE 68
<ZU S.> 283-284 DER IDEEN
<um 1914>
Sehen und speziell Einsehen hat in meiner Darstellung einen
5 fühlbaren Doppelsinn, der sich mindestens darbietet, obschon ich mich
bestimmt für die eine Alternative entscheide.
1) Das den Vernunftcharakter der Thesis Motivierende, das was
ihr Recht gibt, der „Rechtsgrund" als Grund der Rechtmäßigkeit der
Setzung: das Sehen.
10 2) Der Vernunftcharakter selbst.
So sagen wir ja auch: ich glaube das, weil ich es einsehe (bzw. sehe) .
Einmal liegt d as Wesen des Sehens in der thetischen Mate rie, das
andere Mal in der Thesis selbst vermöge der Materie.
Endlich 3), wie es in der Mitte von <S.> 284 heißt: „Einheit einer
15 Vernunftsetzung mit dem sie wesensmäßig Motivierenden."
Wir sprechen von evidenten Sätzen, evidenten Urteilen. Was heißt
das eigentlich?
Der Satz ist das Noema, das auch die noematische Thesis befaßt.
Der Satz ist evident, er ist erfüllter Sinn, er hat den Charakter eines
20 sehend Gegebenen im Sinne 1). Er leuchtet ein, und selbstverständlich
geben wir ihm auf Grund dessen die Thesis. Wir glauben, weil wir
sehen. Aber freilich, schon im gewöhnlichen Reden von Wahrnehmen,
Sehen liegt der Doppelsinn. Das Sehen braucht das Glauben nicht zu
beschließen, tut es aber oft und gewöhnlich.

25 BEILAGE 69
ZU <s.> 284 UNTEN <DER> IDEEN
<um 1914>
Der spezifische Vernunftcharakter kann doch selbst originär ge-
geben sein oder nicht.
30 Die Erinnerung an ein Gesehenhaben
an ein Eingesehenhaben.
*

Zu § 137
Sachlich ist zwar alles richtig, aber die Terminologie ist unfertig
und stimmt nicht ganz mit der von S. 15. Der Terminus apodiktisch
35 befaßt hier zweierlei:
1) Das Sehen eines Wesensverhaltes, etwa gelegentlich einer Aus-
sage, in der über Wesen ausgesagt wird.
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLARE 619

2) Das Sehen eines unbedingt allgemeinen (in unbedingte All-


gemeinheit gewendeten eidetischen) Verhaltes, wie z.B.: ein Rotes
überhaupt ist ein Ausgedehntes.
Die Rede von „apodiktisch" wird aber gewöhnlich benützt bei An-
5 wendung von Wesensgesetzen, eidetisch allgemeinen Sätzen auf the-
tisch gesetzte Einzelfälle oder eidetische Besonderungen. S. 15 wird
geradezu der Begriff des Apodiktischen fixie rt für Anwendungsfälle
eidetischer Sachverhaltsgegebenheiten. Das ist auch ein sehr berechtig-
ter Sinn. Und bei dem Worte „apodiktisch" denken wir doch immer
10 an ein „es muß sein", und das weist uns zurück auf einen Obersatz,
also eine Anwendung.
Besser also scheiden wir:
{ 1) das „erfahrende" Sehen, und zwar als rein erfahrend;
Sehen 2) das eidetische Sehen;
15 3) das Einsehen einer „unbedingt allgemeinen" Allgemeinheit =
Notwendigkeit. Das Einsehen einer reinen universellen Notwendigkeit
ist
a) erwachsen aus einer Umwendung eines eidetischen Sehens nach
2) oder
20 b) hervorgegangen als Sonderfall, und zwar als reine Besonderung
einer unbedingten Allgemeinheit.
4) das Einsehen eines individuell Erfahrenen.
Also: I. Sehen (empirisch und eidetisch)
II. Einsehen von reinen Allgemeinheiten und von Notwendigkei-
25 ten als Vereinzelungen und reine Besonderungen von Notwendigkeiten.

BEILAGE 70

IDEEN, ZU <S.> 284f f.


<um 1914>

Evidenz
30 Der angegebene Unterschied zwischen assertorischer und apodik-
tischer Evidenz reicht noch immer nicht aus.
Wir haben 1) Erfahrungsurteile
2) apriorische Urteile.
Bei den Erfahrungsurteilen haben wir a) beschreibende Urteile, in-
35 dividuelles Sein und Sosein ausdrückend; b) allgemeine Erfahrungs-
urteile; aber auch c) an dere auf individuell Einzelnes bezogene Urteile,
z.B. hypothetische, disjunktive. Wir kommen also auf die formal-
logischen Urteilsunterschiede in der Beziehung auf individuelle Er-
fahrungsthesen oder unbestimmt allgemeine Erfahrungsthesen. Bei
40 den apriorischen Urteilen haben wir aber die analogen Formen. Darauf
müßte Rücksicht genommen werden. Wie viele radikal unterschiedene
Evidenzformen haben wir ? Und zwar:
620 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

Formen unmittelbarer Evidenz,


Formen mittelbarer Evidenz?
Es gehört doch zum Wesen eines allgemeinen Erfahrungsurteils,
daß es Evidenz nur haben kann in Form mittelbarer Evidenz. Gibt
5 es eine andere Art unmittelbarer Evidenz in der Erfahrungssphäre als
die dese infach beschreibenden Urteils? Ja nur des einfachsten, der
Form etwa „dies ist rot"? Also: erst müßte die unmittelbare Evidenz
untersucht werden und dann wäre den Stufenfolgen und Stufenbil-
dungen der Formenlehre nachzugehen und diesen gemäß die mittel-
10 bare Evidenz zu studieren und nachzuweisen, wie die Stufenfolge der
Evidenzen den Rückweisungen entsprechend zu laufen hat, die in den
att ri butiven etc. Modifikationen (also in den sukzessiven Formenbil-
dungen) angedeutet sind.
Ebenso bei eidetischen Urteilen. Die „beschreibenden" eideti-
15 schen Urteile etc.
Aber gibt es nicht hier auch andere unmittelbar evidente Urteile?
„Wenn etwas rot ist, ist es ausgedehnt", also hypothetische Formen.
Satz vom Widerspruch, von der doppelten Negation etc., disjunktive
Unmittelbarkeiten. Dann Mittelbarkeiten, die auf evidente Unmittel-
20 barkeiten, die keine Erfahrungsthesis einschließen (insofern also eide-
tisch sind), zurückführen.
Hier tritt das „notwendige Folge-sein" auf. Folge-sein charakteri-
siert die Mittelbarkeit des Urteilens. Die einsichtige Mittelbarkeit er-
gibt einsichtige Folge — Einsicht als Folge —, dann können die Gründe
25 einsichtig sein etc.
Das alles muß sorgsam erwogen werden. Es handelt sich hier um
das Typische.
Satz: Jede mittelbare Evidenz, die auf empirisch-evidenten
Grundlagen beruht, ist durch diesen empirischen Charakter der Grund-
30 lagen affiziert, und das Abgeleitete hat empirischen Charakter.
Jede mittelbare Evidenz, die auf apriorischen (eidetisch evidenten)
Grundlagen beruht und nur auf solchen, hat einen eigentümlichen
Charakter, eben den der eidetischen Notwendigkeit.
Genauer betrachtet merken wir Differenzen.
35 Es wird im Text richtig Beziehung genommen auf den Unterschied
zwischen Individuen und Wesen. Nicht aber ist Rücksicht ge-
nommen auf den sich damit kreuzenden Unterschied der logischen
Abwandlungen. Eine Urgegenständlichkeit wird anders „gesehen"
als eine logische Abwandlung derselben, als eine Beschaffenheit, ein
40 Inbegriff, eine Beziehung, ein Sachverhalt usw. Und jede Art Ab-
wandlung wird anders „gesehen".
Und wieder ist dabei die Bewußtseinsweise des Sehens eine wesent-
lich andere, je nachdem wir uns in der Sphäre individueller oder eide-
tischer Urgegenständlichkeiten bewegen.
45 S. 15 wird der Ausdruck apodiktisch ausschließlich begrenzt auf
die Besonderungen von eidetischen Allgemeinheiten. Hier aber
wird gegenübergestellt Sehen vom Individuellen (assertorisch) und
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 621

eidetisches Sehen als apodiktisches, und dazu Mischungen. Hier han-


delt es sich um Bezeichnung der verschiedenen Bewußtseinsweise des
Sehens. Das Wort „apodiktisch" weist an sich auf die Bewußtseins-
weise hin. Am besten, man sagt : Die Bewußtseinsweisen sind eben bei
5 Eidos und Individuum und wieder nach den verschiedenen Abwand-
lungen verschieden. Eine besondere und ausgezeichnete Weise des
Bewußtseins ist die, daß etwas nicht nur überhaupt gesehen, sondern
im Charakter des „infolge" gesehen wird als notwendig seiend. Der
Seinsmodus ist ein verschiedener, und zurückgewiesen werden wir auf
10 Eidetisches.
Jedenfalls muß die Verwirrung beseitigt werden. „Apodiktisches
Sehen" darf nicht für jedes eidetische Sehen gebraucht werden.
Da das Wort individuelles Sehen nicht brauchbar ist, so könnte
gegenüber dem „eidetischen" Sehen oder der eidetischen Evidenz ge-
l5 sprochen werden vom erfahrenden Sehen, von der erfahrenden
Evidenz. Statt eidetische Evidenz = Einsicht.
Aber kann man gut von einer Einsicht bei einer Zahl sprechen?
„Ich habe von der Zahl 2 eine unmittelbare Einsicht, von der Zahl 21
eine mittelbare". „Ich habe von einer Kurve zehnter Ordnung keine
20 Einsicht" etc.
Jedenfalls gebrauchen wir das Wort Einsicht nur für „Sachver-
halte", Urteile, Seinsverhalte, und man wird sogleich bei den voran-
stehenden Beispielen einwenden : ich habe nicht von der Zahl, sondern
vom Sein der Zahl Einsicht, von ihrer Existenz.
25 Ein Ding sehe ich, ich nehme es wahr (demgegenüber: ich erinnere
es, es schwebt mir in der Reproduktion, und zwar als vergegenwärtigte
Wirklichkeit vor). Ich sehe das Ding, nicht die Existenz des Dinges.
Es kommt freilich vor, daß wir sagen: ich sehe, daß das Ding hier ist.
Aber ich habe Evidenz davon, daß das Ding ist.
30 Sollen wir also scheiden: Anschauen und Vollzug von doxischen
Thesen und sagen, die Einsicht und allgemeiner die Evidenz sei ein
Modus (besser : Charakter ?) im Vollzug doxischer Thesen, der ein ver-
schiedener sei, je nachdem die Thesen Anschauungsunterlage haben
oder nicht ? Aber freilich, was heißt das, Anschauungsunterlage ? Und
35 was heißt Vollzug?
Es ist ein Unterschied, wahrzunehmen (nämlich den Gegenstand)
und zu „urteilen", daß der Gegenstand ist. Evident ist das Urteil.
Evident, evtl. einsichtig nennen wir auch das Urteilen. Anderer-
seits das Urteil im Sinne des Geurteilten als solchen. Sein, Sosein, aber
40 auch andere Abwandlungen: wir „sehen", daß, wenn A B, C D ist etc.
Überall kommen wir darauf zurück, daß die Probleme des Urteils
vollkommen gelöst sein müssen. Es kommt dabei in Betracht, daß,
wenn ich einen Gegenstand sehe, zwar das Sehen als originäre Ge-
gebenheit die mitverflochtene Doxa sicherlich affiziert, daß ich aber
45 erst, wenn ich d as „Urteil" vollziehe „A ist", ich an dem „ist", an der
Thesis, den Vernunftcharakter erfassen kann, und erst wenn ich es
tue, habe ich Evidenz. Freilich auch der Vernunftcharakter wird ge-
622 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

sehen. Und andererseits, erst im Kontrast zur Seinssetzung und


näher zum Vollzug von Urteilen, die den Charakter nicht haben, hebt
sich mir der Vernunftcharakter ab : daher die Rede von Einsicht immer
etwas Relatives, auf Kontrastierung Bezügliches an sich hat. Sage ich
5 aus „dieses Papier ist weiß", so ist das jetzt für mich ein rein be-
schreibendes Urteil, und dieses Urteil hat seine Evidenz. Ich sehe aber
den Evidenzcharakter im Kontrast, ich muß ihn zur Abhebung brin-
gen. Aber es hat ihn doch auch ohnehin.
Wie steht es mit meiner Erweiterung der Idee der „Anschauung"
10 auf die „kategoriale Sphäre"? Es bleibt doch wohl dabei. Auch die
Sachverhalte sind Gegenstände, und sie werden gesehen. Aber freilich,
ihr Sehen, wenn wir das als einen einstrahligen Akt fassen, weist zu-
rück auf einen evidenten Vollzug des Urteils, als intuitiver Synthese.
Sie ist ein synthetisches Sehen und hat den Vernunftcharakter.
15 Hierbei sind wir auf das Sosein auf Prädikatseite (um ein katego-
riales Urteil zu nehmen) gerichtet, im hypothetischen auf das Wenn-
sein — und das abhängige „so ist". Wir sind nur im schlichten Er-
fahren und auch im schlichten Erfassen von eidetischen Singularitäten
nicht auf „Sein" gerichtet. Das ist nun freilich kein „Gegenstand" im
20 gewöhnlichen Sinn, abe r es konstituieren sich eben im „beziehenden"
Bewußtsein die kategorialen Gegenstände in den synthetischen Akten.
Es wird also wohl mit den nötigen näheren Ausführungen alles in
Ordnung sein.
Zu bemerken ist aber noch, daß wir von Einsehen auch in der
25 empirischen Sphäre sprechen, allerdings nicht bei einfachen Erfah-
rungsurteilen, aber wohl bei Erfahrungsbegründungen und hinsicht-
lich der Gesetzesurteile, die uns eben in der Erfahrungsbegründung zu
„Einsichten" werden : während das einzelne empirische Urteil, das
Urteil des „es ist hic et nunc so" selbst nicht einsichtig wird; einsichtig
30 wird, daß es unter den gegebenen Umständen so sein muß, daß das
Ereignis eintreten müßte etc., also die Notwendigkeit des empirischen
Soseins und Daseins wird einsichtig.
Einsichtig ist jedes Axiom, jede eidetisch erschaute Wahrheit (jedes
eidetisch intuitive Urteil). Einsichtig heißt dann auch jede Notwendig-
35 keit. Hier ist aber nicht alles durchsichtig.

BEILAGE 71
<ZU> S. 290 OBEN <DER> IDEEN
<um 1914>
Der gesperrt gedruckte Satz oben <„und schließlich laufen alle Li-
40 nien zurück zum Urglauben und seiner Urvernunft, bzw. zur ,Wahr-
heit' "> muß lauten: und schließlich laufen... zurück zum Urglauben
und seiner Urvernunft bzw. zur Urwahrheit, der Wahrheit im
absoluten Sinn.
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 623

Und dann der neue Anfang der Zeile <„Wahrheit ist offenbar das
Korrelat des vollkommenen Vernunftcharakters der Urdoxa">: Abso-
lute Wahrheit, vollkommene, Urwahrheit, usw.
<Zum folgenden Satz „Die Ausdrücke...":> „Es gibt" — im ma-
5 thematischen Sinne von Existenz — eine Evidenz, und zwar eine
adäquate.

BEILAGE 72

<zu> s. 297, § 143 <DER> IDEEN


<um 1914>
10 Hier liegen zentrale Schwierigkeiten vor, und es ist nicht zu über-
sehen, inwiefern sie gelöst sind.
Fürs erste der Unterschied zwischen Phantom und Ding. Zwei-
tens die Frage, was die zur Idee eines Dinges (und wohl auch Phan-
toms) gehörige Erkenntnisunendlichkeit eigentlich besagt, also forde rt .
15 Man wird vielleicht sagen : ein Ding wird wahrgenommen: Es ist
dabei ein räumlich-zeitlich-materielles Sein auffassungsmäßig bewußt,
wobei die Auffassung m an cherlei offen läßt. Ist aber nicht eine Auf-
fassung denkbar, die keine Unbestimmten mehr in sich schließt?
Und ist es nicht denkbar, daß diese in sich bestimmte Auffassung sich
20 dann immerfort bestätigt, erfüllt: daß also das Ding genau so und
nicht anders sei, als wie es „erscheint" ? Und wie es bestimmt aufgefaßt
ist ?
Allerdings liegt es im Wesen jeder solchen Auffassung, daß der Fort-
gang der Erfahrung nach den verschiedenen Auffassungsseiten ein
25 „anders” ermöglicht, und Explosion ist auch immer möglich. Danach
kan n auch der Auffassung jederzeit substituiert werden eine Unend- W
lichkeit möglicher Auffassungen, oder von geänderten Auffassungen
von Möglichkeiten (die zusammen unve rt räglich sind), für deren jede
etwas Allgemeines spricht (es sind ja allgemeine Möglichkeiten, die
30 nicht leer sind, obwohl jetzt nichts „positiv" für sie spricht), und
ebe nso kann hinsichtlich irgendeiner der mitwahrgenommenen Ge-
stimmtheiten jederzeit eine Unbestimmtheit substituiert werden, die
sich im Rahmen der regionalen Form hält.
Das ändert aber nichts daran, daß eine bestimmte Auffassung mit
35 einer Gewißheitsthesis dazu denkbar wäre, die sich immerfort bestä-
tigte. Oder, was dasselbe ist: denkbar ist (so kann ich j e de Ding-
wahrnehmung schließlich umgewandelt denken) eine Wah rnehmung,
die den Gegenstand vollbestimmt meint über das hinaus, was von ihm
eigentlich wahrgenommen ist.
40 So könnte man sagen. Denn es ist ein Problem, ob das wirklich
denkbar ist. Freilich, ein Ding kann seinem regionalen Wesen nach
mit unendlich vielen anderen Dingen in Beziehung treten, unendlich
viele Kausalitäten entwickeln, unendlich viele besondere Eigenschaf-
624 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

ten haben. Aber das kann doch unter so festen Gesetzen stehen, daß
das Ding nur eine begrenzte Zahl gesetzmäßiger Kausalitätsrichtungen
hat und in jeder seine festen gesetzlichen Möglichkeiten. Die Region
läßt es offen, wie viele solcher Richtungen, in welcher Weise Abschluß
5 bestehe. Für die Erkenntnis bestehen also Unendlichkeiten insofern,
als sie immer parat sein muß, neue Richtungen einzuschlagen. Aber
an sich besteht keine Unendlichkeit. Und wenn nicht, so muß eine
geschlossene Dingauffassung möglich sein.
Das muß noch viel bestimmter überlegt, entwickelt, erörtert wer-
10 den.

*
Könnte ich dann noch den Gegensatz machen „endliche Gegeben-
heit", Gegebenheit in Form einer Idee ?
Das „Idee" würde jetzt nicht besagen Unendlichkeiten des Wahr-
nehmens mit Unendlichkeiten, die immer neue und Andersbestim-
15 mungen brächten. Sondern für die Erkenntnis kann es nicht ausge-
macht sein, ob das als Ding Konstituierte wirklich das letzte Ding ist,
oder ob es nicht neue Eigenschaftsrichtungen fordert (bzw. auch : man
kann nicht wissen, ob das Ding wirklich so ist, wie es gemeint ist. Das
gehört aber in eine andere Linie).
20 Das Problematische liegt also nicht in der Behauptung, daß „Reali-
täten" „in keinem abgeschlossenen Bewußtsein in vollständiger Be-
stimmtheit und ebenso vollständiger Anschaulichkeit gegeben sein
könnten" (<S.> 297).
Richtig ist das sicher. Insofern : schon in räumlicher Hinsicht sind
25 doch alle Erscheinungsmöglichkeiten eines Dinges nicht in einem kon-
tinuierlichen Zuge zu durchlaufen : bloß hinsichtlich der Raumgestalt.
Aber es bleiben eben schwierige Fragen übrig.

BEILAGE 73
zu § 144, p. 298 <DER> IDEEN
30 <um 1914>
Man könnte sagen: Auch das immanente Sein ist für die Erkenntnis
gegeben nur als Idee, da es eines Prozesses der „Annäherung" bedarf.
Die adäquate Gegebenheit ist eine Idee, die den Charakter einer Grenze
hat, der man sich beliebig annähe rn kann.
35 Das transzendente Sein ist aber auch darin transzendent, daß es da
keine Annäherung gibt.
Es wurde ja festgestellt, daß es auch in der immanenten Sphäre
Unterschiede der Klarheit und Unklarheit gibt. Also in dieser Hinsicht
liegt die Idee vollkommener Klarheit. Das wäre also zunächst hervor-
40 zuheben und als ein Gemeinsames außer Betracht zu setzen.
Endlich ist noch zu sagen : absolut und adäquat gegeben sein kann
BEIBLÄTTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN 625

ein Eidos, obschon nicht jedes Eidos. Ich brauche ja nicht vollendetere
Klarheit der Unterlage, um ein höheres Eidos zu erfassen. Und ich
kann es vollkommen erfassen, so daß von einer höheren Klarheit nicht
mehr gesprochen werden kann. Bei einem Individuellen, speziell bei
5 einem konkreten immanenten Sein kann das nicht behauptet werden.
Es ist gesprochen worden von Ideen, wie die der vollkommenen
Klarheit des Immanenten, die Grenzen sind. Wir scheiden genauer:
Ideen zerfallen in solche :
1) die ideale Grenzen sind, denen sich evident gebende Akte, obschon
10 inadäquate, in infinitum annähern können — finite Ideen —,
2) in Ideen, die keine solchen Grenzen sind, bei denen also keine
solche „Annäherung" möglich ist : „infinite Ideen".
*
Es fehlt ein Paragraph über den Typus.
„Empiri sche" Wahrheit, Wahrheit in der Sphäre der t r a n s z en-
15 denten Erfahrung.
Demgegenüber der Typus (die Idee) der absoluten Wahrheit.
Ferner über „objektive" Wahrheit im Gegensatz zu subjektiver.
Die Intersubjektivität der objektiven Wahrheit und die Subjektivität
der immanenten Wahrheit.
20 Mathematisch-logische Wahrheit,
Wesenswahrheit (der „eigentlichen", materialen Wesen),
Objektivität der Erfahrungswahrheit, wenn sie die Form mathema-
tischer Naturwissenschaft hat.
Aber ist die ganze Diskussion schon so weit vorbereitet, um dieses
25 Thema hier zu erledigen?

BEILAGE 74
<ZU> S. 308 <DER> IDEEN OBEN
<wohl Anfang 1915>
„Im pluralen Urteilen tritt der Plural als plurale Thesis auf."
30 Das plurale Urteilen weist zurück auf ein Kollektivbewußtsein bzw.
auf ein plurales Bewußtsein schon vor dem Prädizieren. Durch nomi-
nalisierende Wendung wird der Plural zum Gegenst an d Menge, und
so entspringt der Grundbegriff der Mengenlehre. (In der Darstellung
des Textes scheint es, als ob der Plural als singularisches Objekt erst
35 der Urteilssphäre, die doch hier überall als Sphäre des prädikativen
Bedeutens verstanden war, entspränge.)
626 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

BEILAGE 75
<zu s.> 311 OBEN DER IDEEN
<wohl Anfang 1915>
Es wäre dazu zu bemerken, daß wir unter „unvollkommene Ge-
5 gebenheit" eben eine Gegebenheit verstehen, die als solche keine Un-
stimmigkeiten einschließen k ann, z.B. die inadäquate Erscheinung
eines Gegenstandes. Unstimmigkeiten können hineinkommen durch
Synthesen, z.B. wenn sich mit der Erscheinung des Gegenstandes ver-
flechten weitere Vorstellungen, und zwar solche, die sich dem X nach
10 mit dem der Erscheinung decken. Wie wir das Wort Auffassung ver-
stehen in a llen Zusammenhängen, wo wir der Erscheinung eine Auf-
fassung zumessen, da handelt es sich nicht um eine eigene Vorstellung,
sondern um einen Charakter etc.
IV. AUS DEM „GIBSON-KONVOLUT"

BEILAGE 76
II. ABSCHNITT, 2. KAP., <s.> 57ff. 1 : GANG DER
UNTERSUCHUNG
5 <um 1925>

Im vor angehenden Kap. I war die phänomenologische Epoche als


Einklammerung, als Epoche hinsichtlich der Generaithesis allgemein
erklärt worden.
p. 57-58: Die Meinung ist nicht die, die Welt als Tatsache „auszu-
10 schalten" in dem Sinn, wie eine mögliche Eidetik (eine Ontologie der
Welt, also eine Wissenschaft von den wesensmöglichen Welten) von
der tatsächlichen Welt nicht spricht und keinen Gebrauch macht.
<S.> 58: Unser Ziel: Gewinnung einer neuen, in ihrer Eigenheit
bisher nicht herausgestellten Seinsregion, einer Region individuellen
15 Seins: die Region reines Erlebnis, reines Bewußtsein mit seinem reinen
Ich (besser: reine Subjektivität mit allen ihr wesenseigentümlichen
individuellen Momenten) .
Nota. „Region" bezieht sich auf konkrete Individuen. Das sind hier
die konkreten Subjekte als Monaden, zu denen je ein Leben mit abzu-
20 hebenden Erlebnissen gehört und einem Ich, bezogen in seinen Erleb-
nissen als intentionalen auf intentionale Gegenständlichkeiten.
<S.> 59: Vorgehen : Keine tr an szendentale Reduktion. Wir blei-
ben in natürlicher Einstellung; Einstellung auf das Ich bin, <bin>
Subjekt von cogitationes, Subjekt mannigfaltigen „Bewußtseins" (al-
25 so, wie ich sagen müßte: psychologische Einstellung, und speziell auf
das Ich bin, bin in meinem Bewußtseinsleben). Übergang in die We-
sensanalyse, also Erforschung des reinen und apriori erschaubaren
Wesens von Bewußtsein überhaupt mit Ich überhaupt (bzw. Ichen
überhaupt. Hier eine Ergänzung nötig: Originäre Erforschung mei-
30 nes eigenen Ichlebens und dan n Erforschung des vergemeinschafte-
ten) . Ich will zeigen, daß Bewußtsein überhaupt (mein eigenes, einzel-

1 Diese wie sämtliche folgenden Seitenangaben beziehen sich auf die


Original-
paginierung der Ideen I, die in vorliegender Ausgabe am Rande wiedergegeben ist.
— Anm. d. Hrsg.
628 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

personales, aber auch vergemeinschaftetes) ein Eigensem <hat>, das


in seinem „absoluten Eigenwesen" durch die phänomenologische
Epoche nicht betroffen wird. Mit Beziehung darauf die Rede von
phänomenologischem Residuum.
5 Die phänomenologische Epoche oder Reduktion die notwendige
Operation, welche, während wir auf natürlichem Boden stehen, das
„reine Bewußtsein" uns zugänglich macht (besser: die reine Subjek-
tivität), einerseits eine neuartige Seinsregion, eine nie rein geschaute
und in ihrer universalen Einheit erfaßte und beschriebene, anderer-
10 seits die absolute Seinsregion, welche alle erdenklichen Seinsregionen
in erst festzustellenden Weisen in sich trägt. — Hier stehen wir aber
vor einer nicht ausgesprochenen Paradoxie. Auf dem natürlichen Bo-
den haben wir es mit den Seelen und dem rein Seelischen zu tun — also
mit dem geschlossenen Zusammenhang des seelischen Lebens als Be-
15 wußtseinslebens. Wir erf as sen die Aufgabe, diesem Zusammenhang
nachzugehen, dessen jedes Ich bewuBt ist und den jedes in expliziten
Erfahrungsakten enthüllen kann als den, in dem es lebt und <in>
dessen vergangenen (erinnerungsmäßig wieder zu erfassenden) Erleb-
nisweisen es eben gelebt hat — und zugleich die Aufgabe, die allge-
20 meine Form oder Wesensstrukturen dieses Zusammenhanges heraus-
zustellen, damit seine Wesensgesetzlichkeiten, an die jedes seelische
Leben eben apriori gebunden ist.
Zunächst mein eigenes Ich und Ichleben: ich lebe es nicht nur, ich
bin seiner bewußt; indem ich lebe, ist mein Leben nicht nur überhaupt
25 „bewußt" — ein weitfältiger < ? > Ausdruck —, sondern in der Weise
der Wahrn ehmung in seiner aktuellen Lebensgegenwart bewußt. Des
soeben verflossenen Lebens bin ich in unanschaulicher Weise bewußt,
auch das fernere Vergangenheitsleben ist nicht für mich ein Nichts,
jedenfalls es wird mir, und zwar als meine Lebensvergangenheit, be-
30 wußt in Form von zufällig geweckten oder von mir absichtlich ge-
weckten Erinnerungen. Da wäre freilich noch viel zu sagen. Jedenfalls
mein eigenes Leben ist für mich in der Weise des Originalen gegeben,
evtl. in absichtlicher, erfassender, explizierender Erfahrung Erfahrenes
und prinzipiell in seinem ganzen endlosen Strom Zugängliches, Er-
35 fahrungsmögliches, evtl. zu Beschreibendes und dann wohl auch zum
theoretischen Thema zu machen. Vermöge der Einfühlung und geleitet
von meiner eigenen Selbsterfahrung kann ich nun auch Anderer See-
lenleben, als was es von ihnen Gelebtes, und zwar Bewußtseinsleben
ist, zu beschreiben unte rn ehmen, soweit eben die Einftihlungserfah-
40 rung jeweils reichen mag.
Also wenn ich auch nicht weiß, wie weit zunächst die am Faktum
hängenden Deskriptionen der allgemeinen „Innen"-Struktur des See-
lenlebens reichen mag und gar die Möglichkeit einer Eidetik seelischer
Wesensart, jedenfalls ist hier eine Aufgabe. Das ist es, was wohl die
45 Logischen Untersuchungen unter dem Titel deskriptive Psychologie —
deskriptive Psychologie des Ich als Bewußtseins-Ich und seines Be-
wußtseinslebens — im Auge hatten und was dort also Phänomenologie
AUS DEM „GIBSON-KONVOLUT" 629

hieß. Nun müßte also gesagt werden, daß zwar längst von Psychologie
auf dem Grunde innerer Erfahrung sehr viel die Rede war und daß
sogar Brentano, der Neuentdecker der Intentionalität, also der de-
skriptiven Eigenheit seelischen Eigenlebens (als Bewußtseinslebens),
5 sogar schon unter dem Titel Psychognosie auf eine deskriptive Innen-
psychologie des echten Sinnes hinstrebte — daß es aber trotzdem nie
zu echten Deskriptionen hier gekommen war, weil die eigentümliche
Art des Insich- und Fürsichseins des Lebens und der zu seinem Wesen
gehörigen intentionalen Implikationen und d an n jederzeit möglichen
10 Explikationen nicht verstanden warden war.
Also es müßte die echte Idee der rein innengewendeten, rein auf das
Ich und Ichleben gerichteten deskriptiven Psychologie als Thema for-
muliert werden und gezeigt, daß, wenn wir reine Innenanschauung
üben und uns an die in reiner Anschauung selbst zu erschauenden
15 Mögli chkeiten halten, wir unbedingte Notwendigkeiten bzw. Wesens-
allgemeinheiten gewinnen, Wesensgesetzlichkeiten, für jedes mögliche
„Ich bin" notwendig gültig, bzw. den notwendigen Sinn und die not-
wendigen Formstrukturen jedes durch Möglichkeitsabwandlung unse-
res eigenen vor<an>gehenden Ich erkennen könnten. Damit wäre eine
20 ap ri orische Ontologie der menschlichen Seele als einer mög lichen
menschlichen überhaupt, aber rein nach der Bewußtseinsinnerlichkeit
orientiert, zum notwendigen Thema geworden, und als notwendiges
Fundament für eine „exakte" Psychologie überhaupt.
Wenn das also das ausdrücklich bezeichnete Ziel ist, so muß in der
25 näheren Ausführung also zunächst der Weg gezeichnet werden, wie ich
mein thematisches Feld, die „rein psychologische" Subjektivität, in
Reinheit gewinne, also reines Erleben, reines Bewußtsein, reinen Be-
wußtseinsstrom und Bewußtseins-Ich. Denn da gibt es methodische
Gefahren mit Rücksicht auf die cogitata. Es ist vorauszusehen, daß,
30 was hier nottut, die Einführung der Methode der psychologisch-phä-
nomenologischen Reduktion ist. Also ist es nicht unpraktisch, eben
damit dem historischen Entwicklungsgang folgend, zwei Stufen der
Phänomenologie zu unterscheiden : die Stufe der psychologischen Phä-
nomenologie und die der tr an szendentalen, die d an n selbst wieder ihre
35 Stufen zeigen wird.
Auch das müßte gesagt werden, und d an ach getan.
Von S. 60 an gehe ich in der Tat im Grunde diesen Weg.
Doppelte Weltbetrachtung, doppelte Geistesbetrachtung, doppelte
Phänomenologie, doppelte Einstellung: das transzendentale V e x i e r-
40 bild.
630 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

BEILAGE 77

WAS IST DER GRUNDGEDANKE DES 2. KAPITELS


„BEWUSSTSEIN UND NATÜRLICHE WIRKLICHKEIT" ?
1927
5 Die phänomenologische Reduktion als Epoche ist eingeführt in Kap.
I, aber es ist noch nicht gezeigt, daß durch sie ein universales, in
sich geschlossen endloses und ein absolutes Erfahrungsfeld er-
wächst, welches, weil die Welt außer Spiel gesetzt ist, kein weltzuge-
höriges, reales Feld sein kann, also nicht etwa das psychologische
10 Bewußtsein.
Dazu vollziehe ich eine „erkenntnistheoretische" Überlegung, die
sich auf dem natürlichen Boden abspielt. (Jede Motivation, die zu einer
Erkenntnistheorie hinleiten soll, muß zunächst auf dem natürlichen
Erfahrungsboden und Erkenntnisboden erwachsen. Sollte Erkenntnis-
15 theorie als voraussetzungslose möglich, ja als das notwendig sein,
voraussetzungslos hinsichtlich jeder Erkenntnisgeltung, also auch der
der allgemeinen Erfahrung, so muß doch ein Weg von der natürlichen
Einstellung, der naiv Welt voraussetzenden, hinleiten zur erkenntnis-
theoretischen (transzendentalen). Bedürfnisse des natürlich Denken-
20 den, natürlich Eingestellten müssen sich in ersten erkenntnistheoreti-
schen Problemen aussprechen, die dann noch nicht die Gestalt der
reinen und echten sind, der transzendentalen, voraussetzungslosen.)
Demnach beginne ich mit natürlich eingestellten Überlegungen, die
schon so weit führen, daß die Welt für uns nur da ist als Welt der
25 Erfahrung, als Welt, die Bewußtseinswelt ist.
Woher weiß ich, woher wissen wir von einer Welt und zunächst
einer räumlich-zeitlichen Natur? Aus unserer Erfahrung, das ist aus
gewissen unserer subjektiven Erlebnisse. Gehen wir dem nach und
dem aufgrund der Erfahrung vollzogenen und zu vollziehenden Den-
30 ken, theoretisieren in Methoden, die selbst in subjektiven Erlebnissen
verlaufen, in Evidenzen, die wieder subjektive Erlebnisse sind.
Diese subjektiven Erlebnisse sind nun selbstverständlich zur Welt
gehörig — unserem Seelenleben als menschlich-personalem zugehö-
rig, das seinerseits reales Dasein hat als Beseelung von physischen
35 Leibern. Aber woher wissen wir das ? Wir sagten ja schon, daß wir
von der Welt überhaupt nur wissen können durch unser Er-
f ahren, Denken etc.
Gewiß. Aber nun können wir scheiden das Eigenwesentlich e
des jeweiligen Erlebnisses und das, was ihm in unseren Augen die
40 Bedeutung und Geltung gibt eines menschlichen Erlebnisses als ei-
nes realen Moments in der Welt. Wie kann das gemeint sein? Wir
können die Seelenerfahrung reduzieren auf das, was unter dem Titel
Seele direkt in die Erfahrung fällt, als es selbst ganz original in die
Wahrnehmung oder direkt in die Erinnerung, was direkt als kommend
45 erwartet wird und nicht indirekt in der Weise der Einfühlung. Und
AUS DEM „GIBSON-KONVOLUT" 631

zwar finden wir als das vor die Bewußtseinserlebnisse in ihrem eigenen
Zusammenhang. Doch bedarf es dabei der Vorsicht und der sorgsamen
Rücksichtnahme auf das, was von einem Bewußtsein selbst unabtrenn-
bar ist (phänomenologisch-psychologische Reduktion, würde ich jetzt
5 sagen). Die Seele ist mir in der Erfahrung gegeben an der Leiblich-
keit — beim Anderen. Aber wenn der Andere, wie jedermann, seine
Leiblichkeit unter anderem miterfährt, und sogar immer, so reduziere
ich auf die Erfahrung von ihr etc. Jedermann erfährt die Welt —die
ganze Welt, die er erfährt, wird eingeklammert. Ich, das reduzierende,
10 muß da sagen : ich habe die Welt und erkenne sie, habe in ihr den
Anderen, und um das reine Bewußtsein des Anderen als „Seelenleben"
voll zu gewinnen, schalte ich die Welt, als die der Andere bewußt hat,
in dem Sinne aus, daß sie bewußt ist für ihn, aber nicht in sein Bewußt-
sein reell hineingehört. Für mich selbst, da ist es merkwürdig. Ich habe
15 die Welt in natürlicher Geltung und danach bin ich, gelte ich mir als
Mensch unter anderen Menschen etc. Aber mein reines Seelenleben zu
gewinnen erfordert Reduktion auf mein Bewußthaben von ihr, wäh-
rend das darin mir Geltende als objektiv real ausgeschaltet wird als
nicht dazu gehörig. (Aber es gehört doch zugleich in meiner Geltung
20 zu der Welt, die mir geltende bleibt, und sie gehört zu dem, was, wie
ich, so jedermann, der ihr zugehört, als weltlich-real erfahren kann.')
(Dann finde ich als zum cogito in seiner Reinheit (der psychologi-
schen Reinheit) gehörig das cogitatum qua cogitatum. Die Weltzuge-
hörigkeit (die psychophysische Realität überhaupt) ist nicht mitzu-
25 rechnen zum rein psychischen Bestand, obschon sie zum ganzen < ? >
psychologischen Erfahren gehört. Die psychologische Erfahrung um-
faßt auch das Psychophysische, aber die Reduktion auf das rein Psy-
chische besagt Reduktion auf das davon, was durch „reine Bewußt-
seinserfahrung" zu fassen ist und offenbar konsequent zu verfol-
30 gen. Die Beschreibung dieser „rein psychologischen" Erfahrung (rein
immanenten) ist das Wichtigste.
Es wird auch geschieden werden müssen : Einschränkung der
Mensch-Erfahrung auf das rein Seelische (wozu auch das rein Perso-
nale gehört), und die auf das reine Seelenleben, auf das Universum des
35 Bewußtseins.
Im Grunde genommen war diese Reinigung (die phänomenologisch-
psychologische) auch am Anfang des 2. Kapitels vorgenommen und
mit diesem Sinn reines Bewußtsein im psychologischen Sinn (genauer:
reines Bewußtsein als ein gewisser Best and der Psyche, die ihrerseits
40 Gegebenheit mundaner Erfahru ng bleibt) herausgestellt. Dieses reine

Von „Für mich selbst" bis hierher hat Husserl den Text später gestrichen und
dazu bemerkt: „Unklar! Ich spreche zunächst von beliebigen Menschen — aber nun
muB ich mir sagen, daß Menschen mir nur durch meine Erfahrung gegeben sind,
daß die Welt, die ich in Geltung habe als seiend, die mir erscheinende, von mir erfah-
45 rene, bedachte etc., also darin beschlossen auch alle anderen Menschen und auch mein
Sein als Mensch, als psychophysisches Wesen — alles, was für mich ist, fur mich real
ist, ich <habe> es durch cogitationes." — Anm. d. Hrsg.
WIF '7W

632 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

Bewußtsein ist nun der Boden für die tr an szendentalen Erwägungen


des Kapitels.)
Wie kommen wir Menschen zur Welterkenntnis? Nun, alles, was
der Titel Welterkenntnis umspannt, gehört unter den Titel Bewußt-
5 sein (und allenfalls eine rein im Bewußtseinsleben erwachsende Er-
kenntnishabitualität). Alles Reale ist erkennbar und zunächst erfahr-
bar. Betrachten wir universal das Bewußtseinsleben, das meine und
unseres in unserer gemeinschaftlichen Beziehung auf dieselbe Welt,
und zwar als reines Bewußtseinsleben, so zeigt sich, daß in ihm selbst
10 die ganze Sinngebung und Seinsbewährung für unsere Welt liegt. Die-
ses Leben ist eine konsequent zu verfolgende, in sich geschlossene Ein-
heit, und es zeigt sich, daß, wenn dieses Erkenntnisleben p assend ab-
gewandelt wäre, für uns, zunächst für mich, die Welt nicht existieren
würde; es zeigt sich, daß mein Ich (so wie es im Bewußtseinsleben
15 selbst, als reines, liegt) und unser Ich konkret als Ich des Lebens
und mit diesem Leben in seinem Eigensein von der Nichtexistenz
der Welt nicht betroffen ist. Das betrifft zunächst die physische
Natur als fundierende Unterschichte der Erfahrungswelt, und ihr ent-
sprechend die physische Erfahrung in konsequenter Fo rt führung, als
20 durchgängige Unterschichte der Welterfahrung.
Wäre keine Natur, so wäre auch kein Mensch — ich, dieser Mensch,
wäre auch nicht —und doch, ich bin. Dieses unzerstörbare Ich-
bin ist das Ich und Ichleben in seiner konkreten Eigenwesentlich-
keit. 1 Ich werde nun erst darauf aufmerksam, daß mein rein Psychi-
25 sches „Psychisches" (Beseelendes einer physischen Leiblichkeit) für
mich nur ist durch eine zum Eigenen, eigenwesentlichen Inhalt meines
„rein Psychischen" selbst gehörige n a t u r a l e Apperzeption, die
ihre Geltung verlieren kann. Dann verwandelt sich das rein Seelische,
zunächst meines und dann unseres, <in> das Transzendentale, das
30 nicht mehr als Seelisches gelten kann. Ich sehe dann aber auch, daß,
wenn mir die Welt aus bewährter Erfahrung gilt, ich eine Reduktion
als transzendentale vollziehen kann, die mein und d as intersubjektive
Seelische in seiner Eigenwesentlichkeit absolut setzt und dem Rech-
nung trägt, daß die Weltgeltung, auch bewährt e, was ich vorher über-
35 sehen hatte, selbst im Rahmen des universalen Bewußtseins sich hal-
tende Leistung ist.

1 Das konkrete Ich-bin — das auf Eigenwesentlichkeit reduzierte seelische Sein


— ist offenbar in sich geschlossen, ein Ganzes, ein Unendliches, in infinitum zu Ver-
folgendes und zu Enthüllendes.
AUS DEM „GIBSON-KONVOLUT" 633

BEILAGE 78

GEDANKENGANG <DES 2. KAPITELS DES II. ABSCHNITTS>


BEI UNTERLASSUNG EINER STELLUNG<NAHME> ZUM
TRANSZENDENTALEN IDEALISMUS
5 <um 1928>

Beschränkung des Gedankengangs auf einen Kern, der noch nicht für
den transzendentalen Idealismus präjudiziert
.r. Kap.: Die Beschreibung der Epoche hinsichtlich der General-
thesis.
10 2. Kap.: Was kann „übrig" bleiben? Die transzendentale Subjek-
tivität in ihrem transzendentalen Leben (das „übrig" freilich kein
passender Ausdruck).
Das Thema: Kehre ich wieder zurück auf den natürlichen Boden der
Welthabe und mache ich die menschliche Subjektivität zum aus-
15 schließlichen Thema meiner Studien, so muß ich mich überzeugen,
daß das Ichleben als Bewußtseinsleben ein eigenes Sein hat mit einem
eigenen Wesen, das, wenn ich in die Epoche übertrete, von ihr
nicht betroffen ist. Darin liegt : Subjektivität in rein eigenwesentlicher
Betrachtung ist konsequent so zum Urteilsthema und zum Boden
20 einer Wissenschaft zu machen, daß Sein und Sosein jedweder Realität
und somit der Welt überhaupt außer Frage, außer irgendwelcher
Voraussetzung oder Entscheidung bleibt. Mit anderen Worten : Diese
reine Subjektivität ist absolut, ist absolut erfahrbar und erkennbar.
Die reine Psychologie hält sich abstraktiv an das reine Bewußtsein,
25 a be r eben damit ist sie mit realem Sinn beladen und impliziert Sein
der Welt und speziell psychophysisches Mitsein.
Aber sind wir nicht Menschen in der Welt, und wenn ich jede Stel-
lungnahme zur Welt außer Spiel setze, ist doch auch jede Stellung-
nahme zum Sein der Menschen außer Spiel gesetzt und zu dem aller
30 menschlichen Eigenheiten, also auch zum Bewußtseinsleben der Men-
schen --- ob es ist oder nicht ist ? Sehr richtig. Aber wie, wenn es zweier-
lei wäre, Bewußtseinsleben und Bewußtseinssubjekte rein an sich
und für sich, absolut, als seiend zu erfassen, es zu erfahren und zu be-
denken, und fürs zweite Bewußtseinssubjekt und Bewußtseinsleben
35 als weltliches Vorkommnis, als tierisches und menschliches zu
erfahren — es „objektiv", „äußerlich", raumbezogen, naturbezogen,
verleiblicht zu erfahren und zu bedenken ? Nämlich so, daß Natur da-
bei erfahren ist als seiend und Subjektivität als in ihr als Komponente
seiend.
40 Vielleicht, daß sich zeigen läßt — und das wird im Weiteren gezeigt
werden —, daß Ich, der ich im einstimmigen Erfahren einer Welt be-
griffen bin, also dieses natürliche Weltleben lebe, mir einen Fortgang
meiner Erfahrungen vorstellen kann, derart, daß ich danach urteilen
müßte, es sei diese Welt nicht und sie sei nie gewesen — trotz meiner
634 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

einstimmigen Erfahrung. Von jedem Momente natürlichen Erfah-


rungslebens aus kann ich diese Möglichkeit des Nichtseins der — ein-
stimmig erfahrenen — Welt als eine evidente Möglichkeit erkennen.
Andererseits, mich selbst kann ich dabei nie als nicht seiend vor-
5 stellen. Während ich lebe und darunter Welterfahrung habe und evtl.
die Möglichkeit des Nichtseins der Welt während der Erfahrung von
ihr erkenne, bin ich und bin ich für mich notwendig als seiend in Evi-
denz anzuerkennen, in jedem Augenblick kann ich auf mich reflektie-
ren und mein Leben, und in apodiktischer Notwendigkeit muß ich
10 urteilen : ich bin, ich habe diese Erfahrungen, in denen mir eine Welt
„gegeben" ist. Daß diese Welt nicht ist, ist immerfort offene Möglich-
keit, trotzdem ihr Sein aus beständiger Erfahrung bestätigt ist; daß
ich nicht bin, ist niemals für mich eine ebensolche Möglichkeit während
der mit meinem Sein untrennbar gegebenen Selbsterfahrung.
15 Nicht als ob je das Sein der Welt für mich zweifelhaft wäre und sein
könnte, nicht als <ob> diese Zweifelhaftigkeit in der Erkenntnis be-
schlossen wäre, daß, während die Erfahrung so einstimmig verläuft,
wie sie bisher verlaufen ist und soeben noch verlief, jederzeit die dis-
junktive Möglichkeit besteht, daß sie trotzdem entweder sei oder auch
20 nicht sei. Im Gegenteil, ich kann schlechthin nicht zweifeln, ob sie sei
oder nicht sei. Der Stil der Einstimmigkeit meines bisherigen Erfah-
rungslebens führt notwendig mit sich die Präsumption derselben Ein-
stimmigkeit für die Zukunft, in solchem Erfahrungsstil lebend kann
ich nicht anders als auf die Zukunft rechnen und das Sein der Welt,
25 wie wir es alle ja tun, weil wir es tun müssen, glauben. Erst eine wirk-
liche Änderung dieses Erfahrungsstils, erst ein faktischer Fo rtgang
der Erfahru ngen, der ihn zerbrechen würde — so wie er als Möglich-
keit mir evident geworden ist —, könnte den Zweifel und dann den
Nichtglauben an die Welt bedingen. Aber die Wesensmöglichkeit der
30 Abwandlung besteht.
Indem ich diese Gedanken in Evidenz durchdenke, wird mir in
wirksamster Weise klar, daB mein Bewußtseinsleben, darin mein zu-
sammenhängend einheitliches Welterfahren, wodurch für mich „die"
Welt da ist und da ist mit <den> und den realen Gehalten, in sich ist —
35 wie immer es mit wahrhaft Sein oder Nichtsein dieser Welt stehen
mag. Und in sich ist, was es ist, welchen Akt der Epoche ich darin
auch vollziehen mag, also in seinem Sein und seinem für mich not-
wendig Sein nicht betroffen wird, wenn ich die Epoche über d as
Weltall erstrecke.
40 Es ist ja klar geworden, die mögliche Annahme des Nichtseins der
Welt, während ich sie doch erfahre, steht nicht etwa in einem Wi de r-
spruch mit der notwendigen Selbstsetzung meines Ich und meines
Erfahrens von der Welt — als ob mit dem Nichtsein der Welt auch
beschlossen wäre mein eigenes Nichtsein. Wäre mein Sein in seiner
45 Eigenwesentlichkeit, die eine reine Psychologie thematisch macht, nur
rein psychologisch denkbar als rein seelisches Sein, so wäre auch in der
Hypothese des Nichtseins der Welt das Nichtsein des Ich beschlossen,
AUS DEM „GIBSON-KONVOLUT" 635

wie auch in der Inhibierung jedes Erfahrungs- und Seinsglaubens hin-


sichtlich der Welt die reine Bewußtseinssubjektivität inhibiert wäre.
Die evidente, die wahrhaft bestehende Möglichkeit des Nichtseins der
Welt während meiner Erfahrung setzt das Sein meines Ich als er-
5 fahrenden voraus. Ich bin, selbst wenn die Welt nicht ist. Ich wie-
derhole, was ich schon mehrfach sagte, und doch, man muß dem, was
hier vorliegt, durch solche Wiederholung fest ins Auge sehen. Der
Strom meines Lebens, so wie es rein in sich selbst ist, ist, was es ist,
während ich das Sein der Welt offen lasse; wie es auch wäre,
10 wenn ich mich für das Nichtsein entscheiden müßte.
Somit habe ich in. meiner reinen Selbsterfahrung, die ich gewinne in
der radikalen Epoche als der zwingenden Methode, diese Reinheit
zu gewinnen und zu wahren — ein eigenes, in eigener, von der Welt-
erfahrung unabhängiger Erfahrung gegebenes S e i n s f e l d, das nun
15 eo ipso ein Feld möglichen Urteilens und dann wohl auch einsichtigen
und wissenschaftlichen Urteilens werden kann. (Es kann das auch in
derselben exemplarisch-eidetischen Weise werden, wie die mundane
Erfahrung zum Feld eines eidetischen, z.B. geometrischen Urteilens
wird. Das sagt: Statt über die faktische reine Subjektivität zu urteilen,
20 die ich rein genommen als ich selbst bin, nehme ich das jeweilig Fak-
tische zum Exempel für die Gewinnung von reinen Allgemeinheiten,
und von da aus beschreite ich den Weg apriorischer Wissenschaft für
möglichen Raum, mögliche Raumzeit, mögliche Bewegung und be-
wegende Kräfte, mögliche reale Welten überhaupt, und benütze dieses
25 Apriori, um eine „exakte" Wissenschaft von der faktischen Welt zu
schaffen. So kann ich unter Epoche hinsichtlich der Welt mein reines
Ichsein im Ichleben zum Ausgang der Ideation nehmen und das Aprio-
ri möglicher reiner oder transzendentaler Subjektivität verfolgen, und
nichts anderes. Eben damit vollzieht sich zugleich eine Epoche hin-
30 sichtlich aller möglichen Welten (bzw. möglicher Welterfah-
rungen), wir wollen ja nichts weiter als Wissenschaft vom reinen oder
transzendentalen bewußten Sein und Leben, und zunächst eine aprio-
rische. Zunächst — denn in den Ideen ist auf eine empirische nicht
etwa schlechthin verzichtet, sondern nur gesagt, daß die transzenden-
35 tale Phänomenologie als eidetische Wissenschaft begründet werden
soll — während erst nachher, im II. Abschnitt', erwogen werden sollte,
was mit ihr zu machen ist.)
Das ist vorweg der Gedanke, der die Ausführungen des 2. Kap. der
Ideen bewegt.
40 Doch könnte es nützlich sein, noch folgende Überlegungen beizu-
fügen.

1 Worauf sich der Ausdruck „II. Abschnitt" bezieht, muB offen bleiben. Um den
II. Abschnitt der Ideen I kann es sich dabei nicht handeln, und auch eine Verschrei-
bung für „III. Abschnitt" ist unwahrscheinlich. Meint Husserl vielleicht das in der
„Einleitung" der Ideen I angekündigte „zweite Buch" der Ideen (vgl. besonders die
heutigen Ideen III, veröffentlicht in Husserliana V) ? — Anm. d. Hrsg.
636 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

1) Dieser obige Gedankengang schränkt die Darstellung des 2. Kap.


auf einen wesentlichen Kern ein, und so eingeschränkt nimmt er
keine Stellung zum transzendentalen Idealismus, obschon
er auf dem Wege zu diesem liegt und obschon in den Ideen diese Stel-
5 lung sogleich vollzogen worden ist. Das war unpraktisch. Auch war
die Begründung unvollständig, da die Frage der „objektiven" Existenz
der Welt als intersubjektiv erfahrbarer und in dieser Erfahrbarkeit an
sich seiender nicht erö rtert war. Ja, schon die Frage des Ansich mir
selbst gegenüber als seiend in nicht bloß wirklicher, sondern möglicher
10 Erfahrung war nicht ausreichend begründet bzw. geklärt worden. Der
transzendentale Idealismus kann wohl hier ganz ausgeschaltet bleiben
und seine Begründung müßte für sich gegeben werden. Die Koperni-
kanische Umwendung der Welterkenntnis ist die Folge der Umwen-
dung in der erfahrenden Einstellung.
15 2) Es ist ferner sichtlich zu machen, daß es des Nachweises der
evidenten Möglichkeit des Nichtseins der einstimmig erfahrenen Welt
nicht bedarf. Weg der Kantrede. 1 Daß die Welt ist, ist für mich Glau-
benssache, Sache meines Erfahrens, meines U rteilens, evtl. Wissens.
Das letztere, wenn ich mit Grund glaube. Er mag noch so guter Grund
20 sein, meine Evidenz mag noch so entscheidend sein -- vor aller Er-
wägung der Gründe dieses Glaubens bin ich und bin ich für mich
in absoluter Evidenz, die unmittelbar zwingend ist. Jeder Versuch,
mich zu bezweifeln in meinem Sein, würde mein Sein voraussetzen;
wie alles und jedes, was ich als sonst seiend begründen möchte und
25 vielleicht begründen kann, voraussetzt, daß ich vor der Entscheidung
schon bin. Ich bin früher als alles und jedes, was für mich je gelten
mag. Dieses Ich mit seinem Leben, das an sich vorangehende,
will ich zum Thema machen, und so, daß ich also über nichts sonst
eine Entscheidung, ein Urteil voraussetze; das ist, ich übe Epoche
30 usw. Wer bin ich als dieses überall Vorausgesetzte? Leiblicher Mensch?
Etc. Das ist der direkte Weg in die transzendentale Sphäre ; obschon
nicht an dem natürlichen Vorurteil befangen, nicht so überzeugend
(trotz seiner Zweifellosigkeit).
3) Der Weg, den ich <in> den Ideen gegangen bin, bewegt sich zu-
35 nächst ganz auf dem Boden der natürlichen Welteinstellung. Es k ann
danach der Weg so geführt werden, daß er zunächst ganz wie ein Weg
der Begründung einer eidetischen „reinen Psychologie" gestaltet wird,
einer Psychologie reiner Innerlichkeit. Und zunächst einer reinen
Selbsterfahrung als Urfundament für eine solche Psychologie, eine
40 Psychologie des reinen Ichseins im reinen Ichleben. Alles Psycho-
physische soll außer Frage bleiben. Hier sehe ich sogleich, daß ich eine
eidetische Bewußtseins- und Ichlehre gewinne. Ich kann ja zunächst
eingestellt sein auf reine Fakta, aber damit ist wenig anzufangen, es
sei denn auf eine Individual- und Elementartypik ausgehe<n>. Jeden-

1 Veröffentlicht in Husserliana VII, S. 230-287. — Anm. d. Hrsg.


AUS DEM „GIBSON-KONVOLUT" 637

falls kann ich jedes Fremde in mir anschaulich nacherzeugend und


dadurch klar verstehend, es statt als Fremdes als eine Möglichkeit
meines eigenen Lebens und dann eines rein möglichen Bewußtseins-
lebens überhaupt (einer erdenklichen Abwandlung meines eigenen und
5 wirklich gelebten) betrachten und nun eidetisch vorgehen. Ich zeige
nun, was da an wesensallgemeinen Strukturen und Strukturgesetzen
zu erforschen ist, ohne die ein Bewußtseinsleben überhaupt nicht
denkbar ist. Eine Wesenslehre möglicher Intentionalität und mögli-
cher Enthüllung von Intentionalitäten. Dazu brauche ich psycholo-
10 gisch-phänomenologische Reduktion. Statt der transzendental reinen,
der absoluten Sphäre, wird die psychologisch reine, und zwar als ein
eigenes Erfahrungs- und Urteilsfeld herausgestellt. Da alle Möglich-
keiten fremden Bewußtseinslebens nur anschaulich für mich sind
durch eigene Möglichkeiten, so übe ich zuerst eine rein introspektive
15 Bewußtseinseidetik, nur nicht eine Psychologie der Selbsterfahrung,
sondern eine Wesenslehre möglicher, eidetisch möglicher Selbsterfah-
rung. Ich erfahre also in gewisser Weise egologisch.
Ich weiß aber, als in der Welterfahrung stehend, daß Andere für
mich da sind, und in einer generellen, ja genau besehen apriorischen
20 Erwägung erkenne ich mit apodiktischer Evidenz, daß eine Erfahrung
von Anderen für mich nur erdenklich ist, wenn ich innerhalb meiner
Erfahrungswelt durch eine in ihr von mir erfahrene oder als erfahrbar
indizierte Leiblichkeit, die nicht die meine ist, Motive gewinne, ein
Analogon zugehörigen Bewußtseinslebens zu setzen und zu bewähren.
25 Fremdes Seelenleben kann prinzipiell nur eine Analogie des meinen,
also nur eine der in meinem eigenen Bewußtseinsleben beschloss e-
nen eidetischen Möglichkeiten sein. So gilt die Eidetik, die ich ego-
logisch begründe, notwendig für jedes für mich je setzbare fremde
Subjekt, und wenn innerhalb der Idee eines Ich überhaupt oder einer
30 Persona li tät überhaupt Typen möglicher reiner reduzierter Personali-
tät apriori unterscheidbar sind, so sind es doch Abwandlungstypen
meiner selbst und meines Typus, und jedes Fremde nach seinem Typus
ist dann erkennbar durch die universale Eidetik unter der nach ge-
gebenen Motiven zu vollziehenden Beschränkung und Anwendung,
35 unter Heranziehung des besonders geforderten und innerhalb der Ei-
detik herausgestellten besonderen Typus.
Freilich, wenn ich egologisch die Typik möglicher Erfahrungen und
einstimmige Erfahrungszusammenhänge verfolge und der darin sich
für mich ausweisenden oder möglicherweise ausweisenden Gegenstän-
40 de, komme ich wie auf physische Natur als Einheit möglicher äußerer
Erfahrung als bloß naturaler, so auch auf die mir äußere, die fremde
Subjektivität als psychophysisch reale, als erfahrungsbewährte Gegen-
ständlichkeit der Einfühlungserfahrung als psychophysisch zweiseiti-
ger.
638 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

Übergang zum transzendentalen Standpunkt


Aber gerade darauf kommt es an: Reine „Bewußtseinspsychologie"
durchführend folge ich rein den Zusammenhängen des Bewußtseins in
der Ichzentrierung, und wenn ich auch auf dem Boden der natürlichen
5 Einstellung verblieben bin, so muß ich doch alles Bewußtseinstran-
szendente „ausschalten", ich darf das jeweilig Erfahrene, Gedachte,
Gewertete etc. nur als intentionale Gegenständlichkeit nehmen.' Wenn
ich das konsequent tue, im Exempel und in der eidetischen Möglich-
keit überhaupt, so führt eine naheliegende, aber viel Konsequenz er-
10 fordernde Überlegung notwendig zum transzendentalen Idea-
lismus. Ich habe im Faktum mein reines Ich, und ich habe im Eidos
reines Ich überhaupt und darin beschlossen alle Möglichkeiten, wie ich
und wie ein abgewandeltes Ich (meiner selbst) Erfahrung und Erkennt-
nis einer möglichen Welt gewinnen könnte, rein als Zusammenhang
15 oder im Zusammenhang seines Ichlebens, wobei nicht „die" Welt oder
eine Welt vorausgesetzt ist, sondern in der Verfolgung der möglichen
Gestalten des Bewußtseinslebens als motivierte Setzung und darin
Gesetztes des und des Sinnes auftritt. Ich sehe auch : Um mein „rein
Seelisches" zu erforschen, hatte ich die Überzeugung vom Sein der
20 darin bewußten realen Welt, obschon ich sie für eine Psychologie
voraussetze, so doch in diesen Betrachtungen rein psychologischer
Analyse, so <wie> das Psychophysische, nur beständig mitgeführt,
ohne das mindeste davon zu gebrauchen. Ja, ich durfte es nicht, ich
mußte phänomenologische Reduktion üben — genau solange ich reine
25 Bewußtseinsbetrachtung durchführte. Was würde sich ändern, wenn
ich diese immer mitgeführte Voraussetzung, Geltung inhibierte der
Welt, in Bezug auf welche ich eine Seelenforschung durchführte, die
sie doch alsdann < ? >, was den Gehalt der Feststellungen anlangt, nie
voraussetzen durfte? Offenbar nichts anderes, als daß meine Fest-
30 stellungen nicht mehr die Bedeutung von Seelenforschungen hätten,
das ist Erforschung reiner Bewußtseinsinnerlichkeiten, die zu dem
vorgegebenen, durch äußere Erfahrung im gegebenen Fall feststehen-
den Leib psychophysisch gehört. All das fällt dahin, während rein
bewußtseinstheoretisch dies verbleibt, daß all das Erfahrenes meiner
35 Erfahrungen ist — nur daß ich eben als phänomenologisch forschendes

1 Die phänomenologisch-psychologische Reduktion vollziehe ich in dieser Art also


zugleich „in" den Nebenmenschen, die mir gelten und nun reduziert als reine Andere
gelten. Weiter: Menschen stehen in Gemeinschaft. Zunächst, sie sind nicht nur über-
haupt füreinander da, sondern so, daß sie in einer wirklichen und möglichen Erfahrungs-
40 vergemeinschaftung stehen, in der sie derselben ihnen gemeinsamen Welt als inter-
subjektiver Bewußtseinswelt inne werden. Diese Erfahrungsvergemeinschaftung und
ausweisende Konstitution derselben Welt, und einer solchen, in der jeder Mensch alle
Anderen und sich wie die Anderen dieser Welt einordnet, unterliegt rein psychologi-
scher Forschung. Endlich, alle Formen der personalen Verknüpfung, Herr und Diener,
45 Freund und Feind, Verabredung, Gemeinschaft des Handelns, Werke als Gemein-
schaftswerke etc.
AUS DEM „GIBSON-KONVOLUT" 639

Ich die Geltung dieser Erfahrungen als bewußtseinstranszendenter


einklammern muß. Ich behalte also, wenn ich nicht nur vorübergehend
oder als Mittel für objektive Seelenforschung, sondern schlechthin die
Seinssetzung der Welt außer Benützung stelle, mich ihrer schlechthin
5 enthalte, das reine Bewußtsein und die Eidetik des reinen Bewußt-
seins.
Reines Bewußtsein ist, zeigt sich, durch die Leistung der Psycholo-
gie selbst unter Zuzug dieser Überlegung absolut setzbar ohne
Voraussetzung der Welt.
10 Andererseits finde ich in der reinen Bewußtseinseinstellung die Welt
als gesetzte und als rechtmäßig gesetzte, aber eben als subjektives
Korrelat, als intentionale Gegenständlichkeit im intentionalen Cha-
rakter der konsequent zweifellosen Antizipation, sich im Erfahrungs-
gang bewährend — und doch nie endgültig bewährend.
15 A be r ist die Welt, die wir nun so finden, eine andere als die Welt,
die wir in der Natürlichkeit des Lebens beständig vorausgesetzt und
die wir auch als Psychologen vorausgesetzt hatten ? Enthüllt uns die
psychologische oder Bewußtseinsreflexion nicht, daß die Vorausset-
zung eben unsere Setzung war und daß die Welt für uns im
20 Voraussetzen eben nur war durch unser Voraussetzen, nämlich
durch unser beständiges und einstimmiges Erfahren, dem wir, es
schlicht vollziehend, folgten? Es ist also klar, daß jetzt nur unsere
Naivität überwunden ist, sofern wir eben, auf die Art unseres Bewußt-
seinstuns im reinen Bewußt seinsleben achtend, erkennen müssen, daß
25 es für uns keine andere Welt geben kann, daß eine Welt nur so für uns
einen Sinn haben kann als eine in unserer eigenen Intentionalität sich
mit dem und dem Sinn gestaltende und ausweisende Welt : wobei das
Ausweisen nichts Mystisches ist, sondern eine verstehbare Leistung,
die rein innerhalb des Bewußtseins selbst liegt mit allem, was da
30 den Charakter „wahre. Sein" ausmacht
Ist damit die Welt in ihrem wahren Sein eine andere <als> die sie
war, und ist damit etwa das psychophysische Sein in einen Schein
verwandelt oder als ein Schein — angeblich ----- enthüllt? Keineswegs.
Die psychophysische Erfahrung ist selbst eine in der reinen Subjektivi-
35 at als Möglichkeit und Wirklichkeit auftretende und sich im eigenen
Leben und fremden Leben (als durch Einfühlung gegebene fremde
psychophysische Subjektivität) bewährende Erfahrungsart. Ihr Kor-
relat ist eben die mundane Seinsgestalt psychophysisch Reales, Tier
und Mensch. Und zu ihrer Artung gehört die jeweilige Möglichkeit, das
40 psychophysisch objektivierte Psychische rein zu betrachten und in der
reinen Betrachtung und Setzung als eine reine Subjektivität zu er-
kennen, die als reine setzbar ist für sie selbst und zugleich in ihren
reinen Bewußtseinszusammenhängen vermöge ihrer besonderen Struk-
tur sich auffassen kann in der objektivierten Gestalt tierisches oder
45 menschliches Seelenleben. Ich bin zugleich transzendental reines Sub-
jekt und Subjekt für die Welt und als absolut vorausgesetzt für alles
als objektiv zu Setzende. Ich bin zugleich Mensch in der Welt: sofern
640 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

ich als transzendental reines Ich mundane Erfahrung übend auch


meinen Leib als Objektives finde und in ihm <mich> als mich objektiv
Betätigenden und all mein rein Subjektives, das ich in den Blick be-
komme, auf ihn empirisch Beziehenden. Während all dessen bin ich
5 doch reines Ich, und vor aller Objektivierung ist schon ein Leben, und
die Objektivierung selbst ist neues reines Leben.

BEILAGE 79
<DIE FORDERUNG EINER PHÄNOMENOLOGISCHEN
PSYCHOLOGIE> 1
10 <Herbst 1929>
Psychologie überhaupt als Wissenschaft vom Seelischen muB, so
sagt man Locke folgend, vor allem auf innere Erfahrung gegründet
werden, eben als der Erfahrungsart, in der Seelisches sich selbst, wie
unvollständig und unvollkommen auch, zeigt. Aus ihr schöpfen wir
15 und schon das tägliche Leben alle ursprünglichen Begriffe von See-
lischem, die notwendig in die psychophysischen Betrachtungen mit
eingehen müssen, aber nicht in der vagen, unvollständigen, analytisch
unexpliziten Gestalt der Alltagsbegriffe. Die Forderung einer deskrip-
tiven, einer phänomenologischen Psychologie geht in ihren Intentionen
20 weiter. Sie zielt auf eine für sich abgeschlossene Disziplin, in der
das Seelische rein auf dem Grunde innerer Erfahrung erforscht werden
soll, also unter Ausschluß aller im weitesten Sinne psychophysischen
Problematik, also aller auf die konkrete Realität des Menschen oder
Tieres im universalen Zusammenhang der Welt bezogenen Unter-
25 suchungen des Seelischen. Versteht man, wie jetzt üblich, unter einer
phänomenologischen eine rein an die erfahrende Anschauung
sich bindende Forschung, so wäre das eine phänomenologische Seelen-
forschung, und zwar, wie gesagt, rein auf dem Grunde innerer Erfah-
rung. Im übrigen gehen die Ansichten auseinander, ob sich seelisches
30 Sein ideell in diesem Phänomenologisch-Deskriptiven erschöpft oder
ob die Seele, im besonderen unter dem Titel „Ich", ein prinzipiell der
inneren Erfahrung oder gar der direkten Erfahrung überhaupt unzu-
gängliches Sein habe, eine unerfahrbare seelische „Substanz" u. dgl.
Die ersten Versuche einer solchen phänomenologischen Psychologie
35 finden wir in der Locke'schen Schule, nämlich als solche einer psycho-
logischen Erkenntnistheorie bei Berkeley und noch reiner ausgestaltet
bei Hume. Ihre Wirksamkeit, unbeschadet der Reaktionen gegen den
erkenntnistheoretischen Psychologismus, gegen den psychologischen
Idealismus und Skeptizismus, geht durch die Zeiten hindurch. Im
40 letzten Drittel des 19. Jahrhunderts lebt die Idee einer geschlossenen

1 Wohl Vorentwurf zu Teilen der Beilagen 36, 38 und 82. — Anm. d. Hrsg.
AUS DEM „GIBSON-KONVOLUT" 641

deskriptiv-phänomenologischen Psychologie als eine bewußte prinzi-


pielle Forderung mit besonderer Kraft wieder auf im Zusammenhang
mit den mit leidenschaftlicher Energie und immer neu <in> immer
wieder zerfließenden Gestalten unternommenen Versuchen, die Psy-
5 chologie endlich in den Gang einer strengen Wissenschaft zu bringen
nach dem Vorbilde der strengen Naturwissenschaften.
Indessen, zu einer wirklichen, einer e rnstlich wissenschaftlichen Aus-
führung vermochte die geforderte phänomenologische Disziplin nicht
zu kommen. Es müssen doch tiefliegende, ganz prinzipielle Schwierig-
10 keiten einem solchen Vorhaben im Wege stehen, es muß irgendwie an
der Eigenart des Psychologischen liegen, daß die natürliche, die All-
tagserfahrung von Psychischem nicht so leicht zu wissenschaftlicher
Erfahrung und wissenschaftlicher Begriffsbildung werden kann, wie es
hinsichtlich der Natur und der natürlichen Erfahrung der Fall war.

15 BEILAGE 80

BEILAGE ZU <S.> 60 1
<Herbst 1929>
Die neue Seinsregion ist die des Seins meines Ich (des Philosophie-
renden), in sich und für sich in absoluter Eigenständigkeit, die dem
20 realen Ich der natürlichen und psychologischen Einstellung fehlt. Es
wird sich zeigen, daß alles „an sich" Seiende jeden Sinnes, insbeson-
dere alles reale Sein, und dann Sein als Welt, als Allheit der Realitäten,
wesensmäßig relativ ist auf dieses absolute Sein. Doch muß gleich ge-
sagt werden, daß im phänomenologisch reduzierten Ich-bin in gewisser
25 Weise beschlossen sind andere Ich, daß mit anderen Worten der psy-
chologische und psychophysische Sinn der Erlebnisse der Einfühlung
sich reduziert auf einen transzendentalen Sinn, derart daß im Wesen des
transzendental gefaßten Fremdbewußtseins auch ein transzendentales
anderes Ich selbst begründet ist — also innerhalb der transzendentalen
30 Epoche. Die Phänomenologie beginnt als Wissenschaft des transzen-
dental reduzierten Ego — meines, des phänomenologisch Philosophie-
renden. Aber als Wissenschaft von allem dem, w as in dieser wissen-
schaftlich unbekannten Konkretion liegt, wird sie von selbst zur Wis-
senschaft von der in mir sich transzendental bekundenden fremden
35 — transzendentalen — Subjektivität < ? >.

1 Weiterführung wohl nicht des letzten oder vorletzten, sondern des drittletzten
Absatzes von § 33, der sich allerdings (ebenso wie der vorletzte Absatz) auf S. 59 der
Originalpaginierung der Ideen I befindet. — Anm. d. Hrsg.
642 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

BEILAGE 81
ZUR TERMINOLOGIE 1
<Herbst 1929>
Aber wir beschränken hier das Wort, indem wir als p h ä n o m e n o-
5 logisch die Erforschung der reinen Subjektivität bezeichnen, aus-
schließlich wie sie sich als Phänomen an und für sich in ihrem puren
Eigenwesen bietet, und zwar nach Wirklichkeit und Möglichkeit, und
danach kontrastieren wir phänomenologische oder betonter : phäno-
menologisch reine Psychologie als die besprochene in sich geschlos-
10 sene fundamentale Disziplin jeder radikale Wissenschaftlichkeit an-
strebenden Psychologie überhaupt, und transzendentale (transzenden-
tal reine) Phänomenologie. Ferner als die Zugangsmethoden zum bei-
derseitig Reinen die phänomenologisch-psychologische Reduktion und
transzendental-phänomenologische Reduktion. So in der Kontrastie-
15 rung. Da das Absehen dieser Schrift ausschließlich auf die Begründung
einer transzendentalen Phänomenologie (und damit einer transzenden-
talen Philosophie überhaupt) gerichtet ist, wofür die kontrastierenden
Betrachtungen bloß Mittel des erleichternden Zugangs sind, wird spä-
terhin, wo von Phänomenologie, phänomenologischer Reduktion usw.
20 schlechthin gesprochen wird, ausschließlich an die transzendentale
gedacht.

BEILAGE 82
TERMINOLOGISCHES 2
<Herbst 1929>
25 Die Wesensverwandtschaft der beiden Reduktionen, derjenigen auf
die psychologisch reine und transzendental reine Subjektivität, und der
Umst an d, daß sogar die reduzierten Wesensbestände von identischem
Wesen, obschon von grundverschiedener Seinsart sind, bedingt die
Verwendung von parallelen Ausdrücken, wie wir sie schon bisher wie-
30 derholt verwendet haben. Beiderseits sprechen wir von Phänomeno-
logie, sofern es die moderne Tendenz in der Verwendung dieses Aus-
drucks ist, ein forschendes Verhalten anzuzeigen, das sich ausschließ-
lich nach dem orientieren will, und für welche theoretischen Zwecke
immer, was selbstgebende Anschauung der betreffenden Sachensphäre
35 lehrt, die also das Angeschaute genau als was es geschaut ist <nimmt>
und wie, in welchen Erscheinungsmodis es sich in der Anschauung
darstellt.

1 Zum Schlußabsatz von § 33 (auf S. 59 der Originalpaginierung). Aam.


d. Hrsg.
2 Zum Schlußabsatz von § 33. — Anm. d. Hrsg.
AUS DEM „GIBSON-KONVOLUT" 643

Aber wir beschränken das Wort hier dahin, daß wir als phänomeno-
logisch ausschließlich die anschauliche Erforschung der auf ihr Eigen-
wesentliches gereinigten Subjektivität bezeichnen, insbesondere der
eidetisch erforschten.
5 Danach kontrastieren wir phänomenologische Psychologie (beton-
ter : phänomenologisch reine Psychologie) als die besprochene funda-
mentale Disziplin jeder radikale Wissenschaftlichkeit anstrebenden
Psychologie, andererseits transzendentale (transzendental reine) Phä-
nomenologie. Danach kontrastieren wir auch die Zugangsmethoden
10 der beiderseitigen Reinheiten : die phänomenologisch-psychologische
Reduktion und die transzendental-phänomenologische Reduktion. So
in der Kontrastierung. Da aber das eigentliche Absehen dieses Buches
die independente Begründung der transzendentalen Phänomenologie
ist, wofür die kontrastierenden Betrachtungen und das Voranschicken
15 der Umzeichnung einer phänomenologischen Psychologie bloß Mittel
des erleichte rn den Zugangs zum Verständnis dieser Phänomenologie
sind, wird späterhin in den Stücken eigenständiger Ausführung der-
selben, wo immer von Phänomenologie schlechthin die Rede ist, immer
nur < an > die transzendentale Sphäre gedacht, wie auch „phänomeno-
20 logische" Aufweisungen dann stets transzendentale meinen werden.

BEILAGE 83

<DIE PHÄNOMENOLOGISCH-PSYCHOLOGISCHE REDUKTION ALS


AUSSCHALTUNG DER ÄUSSEREN ERFAHRUNG, DARUNTER DER
MENSCHERFAHRUNG> 1
25 <Herbst 1929>

Also an diese Überzeugungen knüpfen wir, ihren rechtmäßigen Ge-


halt evident machend, an. (Die Bewußtseinserlebnisse sind in der Tat
in einer „inneren Erfahrung" an und für sich in kontinuierlicher Er-
fahrung anschaulich zu erfassen und für jedes einzelne Ich als Momente
30 eines Bewußtseinsstromes des offen endlosen Bewußtseinslebens des
jeweiligen erfahrenden Ich, als ein Bereich, <der ein> kontinuierlich
fortzuführendes, in sich abgeschlossenes Erfahrungs- und Seinsfeld
ausmacht, in dem direkte innere Erfahrung sich bewegt und das sie
nicht überschreiten kann.)
35 Aber innere Erfahrung, so wie sie hier gemeint ist und als wissen-
schaftliche Erfahrung gemeint sein muß, hat den Sinn einer gewissen
Reinheit, die sie von jeder schlichten auf Ich und Icherlebnisse
reflektierenden anschauenden Reflexion unterscheidet. Die an sich
erste, die schlichte „innere" Erfahrung (Selbsterfahrung) drückt sich
40 aus als ich sehe, ich höre, ich freue mich, ich stimme zu, ich lehne ab,

1 Zu § 34 (und § 33). — Anm. d. Hrsg.


644 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

ich will usw. Sie charakterisiert sich als Reflexion, sofern ich geradehin
sehend, hörend, an einem Schönen mich freuend, urteilend, auch mit
dem Urteil des Anderen miturteilend, mitwollend usw. nicht auf mich
selbst und mein Sehen, Hören, Michfreuen, Urteilen usw. gerichtet bin
5 und erst in einer Wendung des erfahrenden Blickes dergleichen zum
Erfahrungsthema mache, zum Erfaßten. Aber dieses erste, rückge-
wendete Erfahren des Subjektiven ist nicht rein psychische Erfahrung
und wird dazu erst durch eine reinigende Methode. Diese aber, als eine
den Boden einer wissenschaftlichen Psychologie erst schaffende (und
10 zunächst einer rein „phänomenologischen", in der offenbar alle und
jede echte Psychologie gründet), darf nicht bloß naiv-selbstverständ-
lich betätigte sein, sondern muß durch Reflexion und Kritik zur exak-
ten Bestimmtheit ihres Sinnes und ihrer Tragweite gebracht und so
logisch-bewußt geübt <werden>. Dazu gehört auch, daß allererst ge-
15 zeigt werden muß, daß und wie im Ausgang von schon rein erfaßten
Bewußtseinserlebnissen sich ein unendliches, kontinuierlich in sich
zusammenhängendes, allheitlich geschlossenes Erfahrungsfeld er-
schließen läßt, nämlich das da Bewußtseinsstrom, Tota li tät (allheit-
liche Einheit) aller Erlebnisse des innerlich erfahrenden und sein eige-
20 nes Leben enthüllenden Ich heißt. Geht unsere Intention auf eine
eidetische Wesensforschung, so soll diese innere Erfahrung das „Ex-
emplar" liefern bzw. der in ihrer Betätigung sich erschließende Erleb-
nisstrom. Darin liegt aber, daß diese exemplarischen Fakta freier an-
schaulicher Variation unterworfen werden, um in dieser freien Varia-
25 tion das Wesensallgemeine herausschauen zu können als das, was das
wirklich konkret Erfahrene zu konkreter stetiger Bedeckung bringt
mit seinen konkreten Abwandlungen. Einer Deckung, in der im reinen
Überhaupt das überhaupt rein innerlich Erfahrbare seine invariante
Struktur zeigt; invariant, wie immer va riiert werden möge. Die Varia-
30 tion verwandelt wirklich Erfahrenes in eine bloße Möglichkeit und in
immer neue bloße Möglichkeiten, das ist sie bewegt sich nicht mehr
in wirklicher Erfahrung, sondern in Modifikationen der Erfahrung, in
bloßen Phantasieerfahrungen, Erfahrungen „als ob". Sonach handelt
es sich um die Eröffnung einer Wesenslehre, einer Eidetik derjenigen
35 psychologischen Innerlichkeit, die in „reiner" innerer Erfahrung als
Faktum gegeben ist und die Wesensnotwendigkeiten und Wesens-
möglichkeiten herausstellt, die für diese faktische Sphäre apriori gel-
ten, nämlich für jede mögliche, erdenkliche psychologische Innerlich-
keit als solche einer erdenklichen reinen Erfahrung und <eines> erf ah-
40 renden Ich gelten müssen. Mit einem Worte, es eröffnet sich die Idee
einer (vielleicht unendlich reichhaltigen) ap rio rischen, rein phänome-
nologischen, aus Que llen einer reinen Anschauung wirk li cher und mög-
licher reiner Erfahrung ausschließlich schöpfenden Bewußtseinspsy-
chologie. Bewegt sich faktische innere und reine Erfahrung auf dem
45 Boden der faktischen Welt und dem Faktum des diese Erfahrung be-
tätigenden Menschen als realem in der Welt, so bewegt sich nun die
eidetisch schauende Wesensbetrachtung auf dem Boden der Vorge-
AUS DEM „GIBSON-KONVOLUT" 645

gebenheit möglicher Welten als Varianten der faktischen Welt, wobei


die Variationen meines faktischen Seins als realer Mensch mit einbe-
zogen sind.
Fragen wir nun nach der reinigenden Reduktion, die, wie gesagt
5 worden, notwendig ist, um innere Erfahrung zur reinen zu machen, so
handelt es sich um eine gewisse „Ausschaltung", eine gewisse „Außer-
Spiel-Setzung" von Seinssetzung, von Mitmeinungen von Seiendem,
die in doppelter Richtung zu vollziehen ist und vollzogen sein
muß, damit diejenige innere Erfahrung gewonnen wird, die das leistet,
10 was die spezifisch psychischen Phänomene zur reinen Selbstgegeben-
heit bringt, und die rein „deskriptive" oder „phänomenologische"
Psychologie beschreiben will.
Jeder Psychologe weiß, daß äußere Erfahrung es ist, durch die für
uns, für ihn selbst überhaupt eine Welt raumzeitlicher Realitäten da
15 ist, eine Art mannigfaltiger Erlebnisse, die für das Ich vielerlei sonstige
Erlebnisse motivieren, die zwar nicht äußere Erfahrungen, aber äuße-
re, auf Reales bezogene Bewußtseinsweisen sind, Denkmeinungen,
Willensentschlüsse und handelnde Wollungen, ästhetische Betrach-
tungen usw. Zwar nicht diese Bewußtseinserlebnisse, aber die Reales
20 erfahrenden haben das Merkwürdige, daß sie in ihrem Sein ein evident
anderes Sein „bewußt machen", bzw. daß die reflektive „innere" Er-
fahrung von einer äußeren Erfahrung, und unter letzterem Titel ein
„inneres", ein Bewußtsein unmittelbar und adäquat erfaßt, das seiner-
seits den Charakter unmittelbarer Selbsterfassung eines Äußeren, eines
25 Realen hat. Vor allen genaueren Auslegungen der Art dieser Realitäts-
erfahrung ist es evident, daß das Außen, das da im jeweiligen Innen,
im jeweiligen innerlichen Erfahren „selbst" erscheint, <von diesem>
prinzipiell verschieden und in diesem nicht wirklich, als reelles
Bestandsstück, sondern nur als „Idee", nur „intentional" enthalten
30 ist. Natürlich gehört zur Deskription des Bewußtseins „äußere Erfah-
rung" rein an ihm selbst nichts von dem, was die äußere Deskription
als dem in der äußeren Erfahrung als wirklich Seiendem Zukommendes
in Erfahrungsurteilen feststellt. Wenn sie ihrerseits deskriptiv fest-
stellt und feststellen muß, daß z.B. diese Wahrnehmung, die ich jetzt
35 als Wahrnehmung einer grünen Unterlage erlebe, in sich selbst den
Wahrnehmungssinn „grüne Unterlage" hat, daß sie davon Wahrneh-
mung ist, so ist in dieser Hinsicht nicht etwa eine Deskription auf dem
Boden äußerer Erfahrung vollzogen. Denn offenbar ist dabei mein
Erfahrungsglaube, die in der äußeren Wahrnehmung normalen Sinnes
40 liegende Seinssetzung dieser „grünen Unterlage" außer Spiel gesetzt,
die mir den Seinsboden für die normalen Beschreibungen als solche
des wirklich Daseienden gibt. Die Beschreibung bleibt als innere im-
geändert, ob die äußere Seinssetzung als richtig oder als Schein auszu-
weisen ist, sie präjudiziert weder für Sein oder Schein der Unterlage,
45 sondern nur des Bewußtseins von als seiend gemeinter, geltender
Unterlage. In diesem Sinne vollzieht der „deskriptive Psychologe" wie
selbstverständlich eine „Epoche" hinsichtlich dessen, wovon das Be-
646 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

wußtsein Bewußtsein ist, hinsichtlich aller Seinssetzungen von solchem,


nicht Bewußtsein ist. Er gewinnt durch diese Epoche in Hinblick auf
das das Bewußtsein dieses als rein inneres Erlebnis, und dazu gehört auch
das Äußere, nicht als Seiendes, sondern als Seinsphänomen des und
5 des Sinnes, so und so als selbst-da Erscheinendes.
Sofern das Thema reines Bewußtsein als ein universales gedacht ist
und eine konsequente Beschreibung bzw. Eidetik reinen Bewußtseins
auf dem Grunde innerer Erfahrung als Thema gelten kann, ist es
selbstverständlich, daß in einer universalen Epoche, als einer univer-
10 salen thematischen Willenseinstellung, jedwedes vorkommende Be-
wußtsein, was immer es bewußt haben mag, auf seine Reinheit in der
Richtung zu reduzieren ist, daß jede Seinsmeinung und darin irgend-
wie fundierte Stellungnahme „eingeklammert", nicht mitgemacht
wird, die im natürlichen Vollzug des betreffenden cogito vollzogen ist,
15 soweit sie irgend dadurch ihr cogitatum als Sein setzt, das den reellen
Bestand des cogito überschreitet. Also nur <so>weit ein Bewußtsein
auf ein anderes irgendwie erfahrend oder meinend „intentional" be-
zogen ist und dieses letztere selbst der methodischen Reinigung schon
unterzogen ist, verbleibt es mir als deskriptivem Psychologen — zu-
20 nächst ausschließlich meiner eigenen Erlebnisse. Ich als erfahrend
Beschreibender, als darin wirkliches Sein Setzender setze auch mit jede
z.B. in meiner normalen äußeren Erfahrung als Moment liegende
äußere Setzung — die Setzung als innerlich Seiendes erfahrend setzen
ist aber nicht, als „Phänomenologe" die Setzung mitvollziehen, mir
25 von ihr das „es ist da" des Realen geben lassen. Und so überall.
Es ist evident, daß nur, weil solche Einstellungsänderungen für mich
freie Möglichkeiten sind, ich überhaupt vom Eigensein eines Bewußt-
seins und Bewußtseinslebens rein in sich und für sich sprechen kann,
und daß für die Klarheit über den Sinn und die Möglichkeit einer rein
30 phänomenologischen Betrachtung der psychischen Phänomene die
Klarheit über diese Methode der Reinigung und die in ihr wissenschaft-
lich hervortretenden Unterscheidungen notwendig ist. 1
Doch wir sprachen von einer zweiseitigen Reinigung, die die
Bewußtseinserlebnisse für ihre Reinheit erfordern. Fassen wir das Be-
35 wußtseinserlebnis unter dem Titel cogito, so haben wir die nach Seite
des cogitatum erforderliche Reinigung betrachtet. Aber der Ausdruck
cogito verweist auch auf das Ich, das seinerseits auch einer „Reduk-
tion" bedarf. Umspanne ich thematisch desk ri ptiv mein eigenes „See-
lenleben", und zwar in Absicht auf das reine Bewußtseinsleben, so ist
40 meine Seele, da ri n, was mich zur Person Ich macht mit meinen Ver-
mögen etc. Thema, ja für mich überhaupt als Psychologen Ich in
jedem Sinn, auch in dem, wo ich meinen körperlichen Leib mir selbst,
wie gewöhnlich, zurechne. Aber dieses Zurechnen ist selbst ein Titel
für Erlebnisse, und so jedes Bewußtsein, in dem ich meiner selbst,

45 1 Die Fortführung dieser Methode betrifft das, was „übrig bleibt" und wie dieses
zu behandeIn ist.
AUS DEM „GIBSON-KONVOLUT" 647

meines konkret menschlichen Daseins als zweiseitig psychophysischen,


unter Absehen von der Leibesseite meiner Seele bewußt bin — und
woher sonst als durch dieses Selbstbewußtsein weiß ich irgend etwas
von mir und habe ich, hat a ll das für mich Sinn und Geltung? Offenbar
5 ist aber, soweit ich als realer Mensch und meine psychische Seite als
Seite des Realen, mit Körperlichem psychophysisch kausal Einigen in
Frage kommt, wieder Bewußtsein in Form äußerer Erfahrungen im
Spiel, so daß ich auch in dieser Richtung phänomenologische Epoche
vollziehen muß.

10 Psychologische Ausschaltung der Welt


Ich sehe nun, daß es möglich und notwendig ist, um als universales
Thema die A l l h ei t meiner wirklichen und möglichen reinen Erleb-
nisse zu gewinnen, das reale Universum ganz und gar außer Geltung
zu setzen, als das normal das für mich in meinem eigenen BewuBt-
15 seinsleben als seiende und soseiende Welt in Erfahrungen, in Urteilen,
in Wertungen etc. Vorstellige, Vermeinte, Geltende ist, ohne Frage
nach Reichweite des Rechtes meiner Meinung.
Dabei bin ich als Mensch, als menschliche Person, als Seele eines
Leibes „eingeklammert". Hierzu ist zu beachten: Als Psychologe und
20 in Gemeinschaft der Psychologen wissenschaftlich forschend erstrebe
<ich> eine wissenschaftliche Erkenntnis psychophysischer Einheiten
Menschen (bzw. Tiere) in Beziehung auf deren „Seelen", natürlich
ganz unmetaphysisch verstanden als die realen animalischen Eigen-
schaften, die nicht zur bloß realen Körperlichkeit der animalischen
25 Wesen gehören und die in einer puren Biophysik erforscht werden. Da
die Seelen in der realen Welt nicht eigene Realitäten für sich sind, aber
doch eine „rein" psychologische Betrachtungsweise, und zunächst aus
reiner Erfahrung, zulassen, so erfordert Seelenforschung zweierlei:
rein seelische Erforschung und psychophysische. Die phäno-
30 menologische Psychologie, und zunächst als psychologische Phäno-
menologie des reinen Bewußtseins, vollzieht also mit ihren phäno-
menologischen Reduktionen bloß Methoden der Durchführung der-
jenigen Abstraktion, in der innerhalb der konkreten realen Welt und
der konkreten realen Animalien das Psychische, und zunächst in Be-
35 wußtseinserfahrung, rein und unverfälscht durch sie Transzendieren-
des zur Selbsterfassung kommen, <zur> Wesenserkenntnis kommen
kann und nach seinen Wesensgehalten zugänglich wird. Das rein ge-
faßte Bewußtsein mit allen davon in reiner Fassung zugehörigen Be-
wußtseinssynthesen ist also durch die thematische Reinigung nicht in
40 seiner Realität geändert worden, es ist zur Welt mitgehörig, obschon
als ein unselbständiges, eine bloße abstrakte Komponente der kon-
kreten Realitäten Mensch oder Tier.
Die Begründung einer phänomenologischen Psychologie als einer
Disziplin ausschließlich auf dem Boden, den innerpsychologische Er-
45 fahrung als rein liefert, hat ihren ersten Boden in demjenigen Feld
648 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

rein psychologischer Erfahrung, die der Psychologe, die ich als Sub-
jekt der psychologischen Forschung in eigener, also völlig originaler
Selbsterfahrung als Feld meines reinen Seins und Lebens phänomeno-
logisch reduzierend herausstelle. Dabei gehört dieses Reduzieren und
5 das psychologische Forschen überhaupt selbst mit zu diesem „Feld",
das als in sich wesensmäßig zusammenhängendes Reich der immer
wieder zu übenden Reflexion auch die immer wieder zu übenden Re-
flexionen höherer Stufe, hier die der Forschung, mit umfaßt. Ist auch
diese egologische Forschung die erste, so ist sie nicht die einzige. Außer
10 mir sind Andere in der Einheit der wirklichen und mir als Psychologen
immerfort geltenden Welt. Es ist ja stets zu beachten, daß ich als
phänomenologischer Psychologe, und zunächst ich phänomenologisch
egologischer Philosoph < ? > nur zu Zwecken der reinen Herausstellung
meines Psychischen die methodische Ausschaltung der gesamten in
15 ihm mitgeltenden, es transzendierenden, aber darin bewußten welt-
lichen Realitäten vollziehe, während doch die Welt als seiende im
Hintergrund ihre beständige Geltung behält. Darin liegt, daß dieses
Feld meines reinen Bewußtseinslebens mir, dem Psychologen, als eine
abstraktiv-methodisch herausgestellte Schichte der realen Welt gilt;
20 der Welt, die außer meiner reinen Seele auch andere Menschen und
deren reine Seelen enthält. Ich kann in der Tat, nachdem ich mein
reines seelisches Sein und Leben erschlossen habe, alsbald von dem-
j enigen Anderer nicht nur sprechen, sondern es mir zugänglich machen.
Freilich nicht durch innere Erfahrung, also direkt, sondern durch eine
25 Modifikation der inneren Erfahrung, die da Einfühlung heißt und die
eine analoge Reinigung nun ermöglicht zu einer reinen Einfühlung
(in das reine Leben des Anderen) wie mein inneres Erfahren zu einem
reinen inneren Erfahren.

Reine Einfühlung
30 Hier eröffnet sich nicht nur die rein erfahrende Betrachtung der
Anderen, also die Erschließung ihrer phänomenologischen Innerlich-
keit nach ihren immanenten Zusammenhängen, sondern auch die Er-
schließung der intersubjektiven phänomenologischen Zusammenhän-
ge, der in reiner intersubjektiver innerer Erfahrung (innerer Erfahrung
35 in dem notwendig erweiterten Sinn) zugänglich werdenden reinen
Intersubjektivität. Daß nicht nur reines Einzelsubjekt und zunächst
sein Bewußtseinsstrom je eine in sich geschlossene, in konsequenter
Selbsterfahrung bzw. konsequenter Einfühlung (ideell in infinitum) zu
erschließende Einheit ist, sondern daß auch für die die einzelnen phä-
40 nomenologisch reinen Subj ektivitäten umspannende reine In t e r s u b-
j e k t i v i t ä t das Gleiche gilt, obschon der „Zusammenhang" als rein
seelische Gemeinschaft (in der Einstellung phänomenologisch-psycho-
logischer Betrachtung, also alles im weitesten Sinne Psychophysische
ausschließend) nun einen wesentlich neuen Sinn erhält, das zu zeigen
45 ist hier die große, nie gesehene Aufgabe. Gesetzt, sie sei zu lösen (und
AUS DEM „GIBSON-KONVOLUT" 649

künftige Publikationen dürften erweisen, daß sie schon gelöst ist),


dann ist auch diese phänomenologisch reine Intersubjektivität durch
phänomenologisch reine Erfahrung herausgestellt als eine Realitäts-
schichte. Durch die vorgegebene reale Welt mit ihren psychophysi-
5 schen Realitäten geht hindurch ein rein innerlich sich herstellender
bzw. herzustellender „Zusammenhang", der nicht der psychophysische
intersubjektive Zusammenhang ist. Die zweifellose Aufweisung des-
selben bzw. die universale Durchführung der Idee einer Psychologie
rein phänomenologischer Innerlichkeit führt zu großen Rätseln. Jeden-
10 falls ist für die psychologische Einstellung, für die eine Welt selbst-
verständliche Erfahrungstatsache ist, auch die reine Intersubjektivität
reales Moment innerhalb dieser realen Welt.
*
Heben wir noch einmal das für die phänomenologisch-psycho-
logische Reduktion, verstanden als eine habituelle Einstellung,
15 Charakteristische heraus. Es liegt darin, daß die reale Welt wie im
alltäglich praktischen Leben in der habituellen Vorgegebenheit bleibt
als seiende und als Boden, wie für alle positiven Wissenschaften sonst,
so für die Psychologie, und speziell für eine phänomenologisch reine.
Die immerfort strömende Welterfahrung, darin beschlossen die phy-
20 sische und psychophysische, ist immerfort in Geltung. Wenn diese
„äußere" Erfahrung außer Spiel gesetzt und sogar in Absicht auf eine
universale reine Psychologie universal außer Spiel gesetzt wird,
wenn demnach jedes naive wie wissenschaftliche Urteil über die Welt
der Epoche verfällt — wie es scheinen möchte, ganz so wie in der
25 transzendentalen Reduktion —, so hat diese Methodik hier nur Sinn
im Zusammenhang der abstraktiven Einstellung auf Psychisches, sie
ist nur das methodische Mittel, um dieses als einen universalen eigen-
wesentlichen Zusammenhang in Reinheit herauszustellen, als eine
reale, in sich abgeschlossene Schichte purer „psychischer Phänomene".
30 Demgegenüber ist es das Charakteristische der transzendentalen
Epoche, daß der Phänomenologe vorweg und schlechthin die univer-
sale Welterfahrung und alles sonstige in Geltung Haben von welt-
lichem Sein, das aktuelle wie habituelle, in einem universal ge ri chteten
Willen außer Aktion setzt. Damit wird eine universale Habitualität
35 gestiftet, die es konsequent unmöglich macht, irgendwelche weltlich
ge richtete Seinsgeltung in Vollzug zu halten oder „mitzumachen", so
daß für den transzendentalen Phänomenologen das Weltall als vor-
gegeben-geltender Urteilsboden gänzlich fehlt.
Nun kann man damit zwar, wie wir es im § <33> getan, unmittelbar
40 beginnen, also ohne überhaupt der Tendenz auf eine phänomenologi-
sche Psychologie, auf eine positive Wissenschaft überhaupt zu folgen,
ohne für dergleichen irgendwie interessiert zu sein. Ein solches Vor-
gehen und der Aufbau einer dabei erwachsenden Wissenschaft hätte
aber zunächst etwas höchst Befremdliches. Es wäre zunächst ganz
45 unverständlich, wozu sie eigentlich gut sein könnte und wie sie gar
650 ERGÄNZENDE TEXTE (1912-1929)

dazu käme, sich den historisch vielsagenden Titel einer transzen-an


dentalen Wissenschaft anzumaßen. Erst in weiterer Durchführung
und spät nachkommenden Überlegungen würde der Grundsinn der-
selben als philosophischer Fundamentalwissenschaft zutage treten und
5 die Rechtmäßigkeit ihrer Benennung sich rechtfertigen. Schon der nie
prinzipiell geklärte alte Streit zwischen Transzendentalphilosophie und
Psychologie, der Streit um den „Psychologismus", der uns hier alsbald
in den Sinn kommt, regt ein anderes Vorgehen an und läßt es als
wichtiges Erfordernis erscheinen, nämlich vorerst nicht nur der Idee
10 einer rein psychologisch-phänomenologischen Erfahrungssphäre und
Wissenschaft nachzugehen, wie wir es bisher getan, sondern in ihr
selbst und den ihr zugehörigen universalen Erkenntnisproblemen die
Motivation aufzuweisen, die zu einer Einstellungsänderung drängt, sie
schließlich hervortreibt, in der das, was vordem als rein psychische
15 Sphäre und in diesem Sinn rein phänomenologisch gesucht, gefunden
und evtl. theoretisch behandelt war, jene angezeigte Sinnumdeutung
einer absoluten Seinssphäre erhält.
Es ist aus Gründen nicht nur der gegenwärtigen philosophischen
Lage und sogar der gesamten historischen Lage der werdenden Philo-
20 sophie seit Descartes, sondern vermöge der wesensmäßigen Lage, in
die jeder werdende Philosoph und jede werdende Philosophie notwen-
dig kommen muß, wenn sie in immer radikaleren Selbstbesinnungen
auf die Probleme der Bewußtseinssubjektivität stößt, von größter
Wichtigkeit, daß, und naturgemäß als erstes, die Idee einer rein phä-
25 nomenologischen Psychologie zu Ende gedacht und zu vollkommenster
Klarheit ihres Sinnes und ihrer Möglichkeit gebracht wird. Es ist hier-
bei notwendig, daß die radikale prinzipielle Besinnung so weit getrie-
ben wird, daß im konkreten Durchdenken des Sinnes und damit der
Tragweite einer — durchaus rechtmäßigen — und universalen Er-
30 kenntnispsychologie, und zwar einer objektiv gültigen Welterkenntnis,
eine mögliche Motivation zur „Kope rn ik an ischen Umwendung" ent-
springen kann, d.h. (und dies allein ist der echte Sinn dieser vielbelieb-
ten Rede) eine Motivation, die mit einem Male sichtlich macht, daß
die rein psychische Sphäre in ihrer ganzen eigenen anschaulichen
35 Wesentlichkeit als absolute zu setzen ist, während es rechtmäßig
bleibt, in natürlicher Einstellung verbleibend sie als Schichte der na-
türlich geltenden Welt zunächst rein psychisch und dann psychophy-
sisch (konkret : anthropologisch usw.) zu behandeln.
Fürs zweite ist es aber von nicht minderer Bedeutung, sich des
40 Eigenständigen der transzendentalen Sphäre und transzendental-phä-
nomenologischen Wissenschaft direkt zu versichern, sie also wirklich
eigenständig, ohne den Weg über die phänomenologische Psychologie
zu nehmen, aufzubauen. Es gibt vielerlei Eingangswege in die tran-
szendentale Phänomenologie und, was damit gegeben ist, in eine radi-
45 kal gegründete und a ll ein echt wissenschaftliche Philosophie. Einer
davon nimmt eben den Ausgang von der Radika lisierung der phäno-
menologischen Psychologie. Ein anderer, der direkteste und unent-
AUS DEM „GIBSON-KONVOLUT" 651

behrliche, den Ausgang von <der> direkten Ausführung der „Koperni-


kanischen Umwendung" bzw. den Ausgang von dem allgemeinen Hin-
blick auf die universale Weltgeltung im natürlichen Weltleben und
allen positiven Wissenschaften und dem jederzeit möglichen Vollzug
5 der Welt „einklammernden" transzendentalen Epoche — mit dem
daran anzuschließenden Nachweis, daß durch sie eine „Reduktion"
auf die transzendentale, die absolute Subjektivität vollzogen ist.
Demgemäß werden wir eine Strecke weit andeutend uns in der rein
psychologischen Sphäre, und zwar der phänomenologisch-psycholo-
10 gischen Erfahrung halten, den psychologischen Weg verfolgen und bis
zu jener Motivation fortführen, im nächsten Kapitel aber in der in-
dependenten Begründung der Phänomenologie fortschreiten, die durch
die Vorausstellung der transzendentalen Reduktion schon angezeigt
war.

15 § <34>
Wir beginnen also mit einer Reihe von Betrachtungen, so einge-
stellt, als ob wir von transzendental-phänomenologischer Reduktion
nie etwas gehört hätten. Wir <sind in natürlicher Weise auf die Außen-
welt gerichtet ... >

20 BEILAGE 84
<BEILAGE ZU S.> 62
<Herbst 1929>
Nach dem ersten Absatz: Andererseits dürfen wir nicht übersehen,
daß die Wah rn ehmung in sich selbst, in ihrem reduzierten Eigenwesen,
25 den Sinn hat, Wahrnehmung „dieses Papiers" zu sein, und ihn hat, ob
sich diese in ihr selbst liegende Seinsmeinung bestätigt oder sich in
Schein auflöst. Darüber werden wir späterhin noch ausführlicher
sprechen.
TEXTKRITISCHER ANHANG
ZUM 2. HALBBAND
/
ZUR TEXTGESTALTUNG

Der vorliegende 2. Halbband enthält ausschließlich Texte aus Husserls


Nachlaß, die in direkter Beziehung zu den Ideen I stehen. Angestrebt ist
eine vollständige Wiedergabe dieser Manuskripte. So heterogen sie auch sind
— sie schwanken zwischen einzelnen Wörtern und längeren Reflexionen, und
vielfach sind sie nur fragmentarisch erhalten —, lassen sie sich doch prinzi-
piell in zwei Gruppen einteilen: a) Manuskripte, die zur Vorbereitung des
Drucktexts geschrieben wurden, und b) nach Erscheinen des Werkes ent-
standene (kürzere oder längere) Bemerkungen dazu. Wird die erste, aus dem
Sommer 1912 bis Frühjahr 1913 stammende Textgruppe durch die Einheit
der darin maßgeblichen Abzweckung auf die Publikation hin zusammen-
gehalten, so bilden in der zweiten nur noch jene Texte eine Einheit, die in
den Rahmen von Husserls Umarbeitungsversuch der Ideen I vom Herbst
1929 gehören.' Dazwischen liegen oft nicht näher datierbare Notizen aus den
Jahren 1913 bis zumindest 1927 (Datum von Beilage 77). Da auch zur Um-
arbeitung von 1929 ein Teil der Texte, nämlich die Notizen aus den Hand-
exemplaren, nicht eindeutig zuweisbar ist, mußte auf eine streng chronolo-
gische Wiedergabe verzichtet werden zugunsten einer rein auf formalen Kri-
terien basierenden Edition.
Aus gebrauchstechnischen Gründen wurden die Randbemerkungen aus den
vier von Husserl annotierten Exemplaren der Ideen I vorangestellt. Es sollte
der Vergleich dieser Notizen mit dem ursprünglichen Drucktext des Werks,
wie er im 1. Halbband dieser Ausgabe vorliegt, möglichst erleichtert werden.
Einzig bei den oft nur als Fragment vorliegenden Manuskripten, die dem ge-
druckten Werk voraufliegen, ließ sich eine chronologische Textanordnung
durchführen. Diese Textgruppe wird oben in einer durch innere wie dußere
Kriterien wahrscheinlich gemachten Entstehungsfolge wiedergegeben. Das
Anordnungsprinzip der Beiblätter aus den Handexemplaren ist dagegen das
gleiche wie bei den Randnotizen in den Handexemplaren: Sie werden in der
Reihenfolge des Drucktexts der Ideen I, auf den sie sich beziehen, abgedruckt.
Streng formal wurde jede Husserlsche Notiz zum Werk, die auf einem eigenen
Zettel niedergeschrieben ist, als Beiblatt behandelt. Die Randnotizen können
also z.T. ausführlicher und besser durchformuliert sein als manche Bei-
bldtter. Indessen erscheinen alle in Husserls Handexemplare eingetragenen
Bemerkungen bei den Randbemerkungen; alle Notizen dagegen, die sich auf

Vgl. die Einleitung des Herausgebers im 1. Halbband dieser Ausgabe, S. XLVII-


1)
LVI.
656 ZUR TEXTGESTALTUNG

eigenen, den Handexemplaren eingelegten Zetteln befinden, in der Gruppe


der Beiblätter. Das „Gibson-Konvolut" schließlich enthält, neben den speziell
für die Umarbeitung der Ideen I im Herbst 1929 verfaßten Texten auch
ältere Texte über Reduktion usw., die Husserl darin zusammengelegt hat.
Von diesen Texten werden einzig drei ältere, alle auf das 2. Kapitel des II.
Abschnitts der Ideen I bezügliche Reflexionen abgedruckt. Die 1929 ent-
standenen Manuskripte dagegen werden vollständig wiedergegeben.
Die oben wiedergegebenen Manuskripttexte sind, sofern nicht anders an-
gegeben, durchweg mit Tinte stenographiert (Gabelsberger System). Dabei
wurde durchgängig die Letztfassung der Texte wiedergegeben. Neben einer
ausführlichen Beschreibung der jeweiligen Textunterlagen verzeichnen die
folgenden textkritischen Anmerkungen alle Textänderungen Husserls. Wie
schon in den oben wiedergegebenen Texten der Manuskripte stehen dabei auch
hier alle Textzusätze, die vom Herausgeber stammen, in spitzen Klammern
<...>. Weiterhin finden die folgenden Abkürzungen Verwendung:
Bl. Blatt oder Blätter
Einf. Einfügung (Manuskriptzusatz Husserls)
Erg. Ergänzung (Manuskriptzusatz, für den die genaue Stelle
seiner Einfügung nicht feststeht)
gestr. gestrichen
Rb. Rand be merkung
V. Veränderung
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

I. RANDBEMERKUNGEN AUS DEN


HANDEXEMPLAREN (S. 477 518) -

In Husserls Nachlaß finden sich vier mehr oder weniger stark annotierte
Exemplare der Ideen I. Sämtliche in ihnen enthaltene Randbemerkungen
wurden oben wiedergegeben. Sie sind von Husserl, sofern nicht oben anders
vermerkt, alle mit Bleistift niedergeschrieben. Nach der Entstehungszeit der
jeweils frühesten in ihnen enthaltenen Notizen werden diese Handexemplare
als Exemplar A, B, C bzw. D bezeichnet.
Exemplar A ist ein Exemplar der als Sonderdruck aus dem Jahrbuch,
Bd. I, Teil r erschienenen r. Auflage von 1913. Auf seinem Vorsatzblatt hat
Malvine Husserl, nachdem das Exemplar (nach Husserls Tode) neu gebun-
den worden war, mit Tinte vermerkt Handexemplar. Bei dieser Neubindung
wurde es auch neu geschnitten, wobei ein Teil von Husserls Bemerkungen
verstümmelt wurde. Husserl hat dieses Exemplar, wie aus Notizen darin bzw.
aus Beiblättern hervorgeht, ab 1913 bis (zumindest) zum Herbst 1929 benützt.
Ein Großteil des Textes wurde im Lauf dieser Zeit annotiert. Auch sonst
finden sich Lesespuren wie Unterstreichungen mit Blei- oder Blaustift.
Einige Randnotizen wurden später wieder ausradiert. Nach Ausweis von
Randbemerkungen enthielt das Exemplar 39 zwischen 1913 und 1929 ge-
schriebene Beiblätter. Wegen des zumindest sechzehn Jahre langen Gebrauchs
darf dieses Exemplar das Handexemplar Husserls in emphatischem Sinn
genannt werden.
Exemplar B ist ein .r. Teilband von Bd. I des Jahrbuchs, und zwar der
erste Band von Husserls persönlicher Jahrbuchs-Reihe. Husserl hat ihn
ebenso wie die übrigen Bände der Reihe in einen weinroten steifen Umschlag
binden lassen. Da eine der wenigen Randnotizen in diesem Handexemplar
B
auf Exemplar A verweist, läßt sich daraus die spätere Annotation von
ableiten. Auch ist B vor Erscheinen der 2. Auflage annotiert, da in ihr ein
Großteil der in B verzeichneten Druckfehler korrigiert sind. Näher bestimmen
läßt sich indessen der Zeitpunkt der Annotation nicht.
Exemplar C ist ebenfalls ein 1. Teilband von Band I des Jahrbuchs von
1913. In einer Notiz in A verweist Husserl darauf als auf das graue un-
gebundene Jahrbuchexemplar. Es ist broschiert und trägt auf dem Umschlag
den Namenszug E. Husserl. Darin eingetragen sind hauptsächlich Druckfeh-
ler, die in der 2. Auflage von 1922 verbessert wurden. Ein Verweis auf den
2. Teilband von Band II der Logischen Untersuchungen, der zu Beginn des
658 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

Jahres 1921 erschien, gestattet die Datierung der Annotation auf 1921,
spätestens Anfang 1922. Dies wird auch durch eine Visitenkarte von Fri tz
Kaufmann stud. philos. et iur. bestätigt, auf deren Rückseite Kaufmann
für Husserl einige Druckfehler notiert hat und die Husserl in Exemplar C
eingeklebt hat. Fritz Kaufmann studierte bis einschließlich Sommer 1922 bei
Husserl. Es liegt nahe, in Exemplar C ein von Husserl im Rahmen der Vor-
bereitung der 2. Auflage angeschafftes und annotiertes Exemplar zu sehen.
Exemplar D ist ein broschiertes Exemplar der 2. Auflage von 1922. Auf
dem Umschlag hat Husserl mit Blaustift notiert Index <19>23 und mit Blei-
stift Index Walther. Außerdem verzeichnete er dort drei Druckfehler, von
denen die auf der Originalseite 136 und 185 allen drei Auflagen gemeinsam
sind (in vorliegender Ausgabe gebessert), der dritte 205: folgenden dagegen
nur in der 3. Auflage neu in den Text geraten ist. Offenbar zum Walther-
schen Sachregister hat Husserl darauf auch noch die Stichworte notiert Be-
griffsbildung <S.> 41 und Intersubjektivität <S.> 279 und 317. Auch auf
dem Vorsatzblatt sind eine Anzahl Bemerkungen und Besserungen fest-
gehalten, die, sofern sie nicht allein der 3. Auflage angehörige Druckfehler
richtigstellen, in den „Randbemerkungen" an ihrem Ort wiedergegeben wur-
den. Außerdem ist nochmals, vielleicht ebenfalls zum Sachregister gehörig,
mit Blaustift notiert intersubjektive Konstitution <S.> 90, 279, 317. Ex-
emplar D ist hauptsächlich mit Bleistift bearbeitet, zeigt aber auch Notizen
und Unterstreichungen in Blaustift. Auch Rotstiftbemerkungen und vor
allem -unterstreichungen kommen vor. Besonders auffällig ist dabei, daß auch
die Stellenangaben in G. Walthers beigebundenem Ausführlichen Sachregister
vielfache Rotsti f tunterstreichungen aufweisen. Die Annahme liegt darum
nahe, daß Husserl mit diesem Register — mithin Exemplar D überhaupt —
teilweise auch schon vor dem Herbst 1929, dem Datum der bekannten Anno-
tation dieses Handexemplars, gearbeitet hat. Indessen lassen sich keine der
darin befindlichen Randnotizen mit Sicherheit auf eine frühere Zeit datieren.
Husserls Annotationen zum Waltherschen Sachregister wurden oben als
Anhang zu den Randbemerkungen aus den Handexemplaren abgedruckt.

II. MANUSKRIPTE ZUR NIEDERSCHRIFT


DER IDEEN I

A. TINTENMANUSKRIPTE

Beilage 1 (S. 519 523)


-

Der Text der Bl. 21-23 des Konvolut F 14, aus dem auch die Beilage 6
stammt. Das Konvolut enthält die ersten vierzehn El. der Vorlesung vom
Sommer 1912. Der Umschlag, eine Drucksache vom 10. Juli 1912, trägt u. a.
folgende Aufschrift m. Rotst. Sommer 1912, p. 1-34, ebenso m. Blaust.
Vorlesungen aus dem Sommer 1912, 1-34. Dazu m. Bleist. Einleitung in
die Phänomenologie. Nicht als Einleitung in die Philosophie gedacht,
also ohne Rücksicht auf skeptische Probleme. Besonders ausführlich
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 659

Gegenüberstellung empirische und eidetische „Wirklichkeit" und Wissen-


schaft und die Rolle eidetischer Forschung für die empirische, besonders
in der Naturwissenschaft der Neuzeit (Das war die Vorlage für die Aus-
führungen in den Ideen). Bl. 21-23 ist m. Blaust. von 1-3 numeriert, auf
der Vorderseite von Bl. 21 hat Husserl m. Blaust. notiert Ergänzung, auf der
von Bl. 22 m. Blaust. zur Ergänzung nachlesen und auf der von Bl. 23
nochmals m. Blaust. zur Ergänzung nachlesen. Bl. 22 ist die Rückseite einer
Drucksache vom 2. Mai 1912, Bl. 23 einer solchen vom 6. Mai 1912. Alle drei
El. zeigen vielfache Blausti f tunterstreichungen; auch sind einige Textstücke m.
Blaust. gestr.
519,7 empiri schen V. für singulären 11 519,12 gemeint ist Einf. 11 519,
28-520,12 Erg. am Rand II 520,3 statt seinem Ms. ihrem 11 520,10
oder Einfühlung Einf. 11 520,15-16 Die Allgemeinheit bis Jetzt und Hier
Erg. am Rand II 520,36-45 Von Die reine Setzung bis Daseinsboden
voraussetzt später m. Blaust. gestr. II 520,39 implizieren versehentlich
gestr. 11 520,43 nach Erfahrungsbewußtsein gestr. des hic et nunc II
520,46-47 in Diesheit V. für singulär H 521,5 Alles individuell V. für Die
Beziehung alles Individuellen 11521,6 Vorstellige Einf. 1 521,6 dieser Vor-
stellung Einf. II 521,8 Ich und sein aktuelles Einf. II 521,10 individuell
Einf. II 521,18 nach ist gestr. eben 11 521,19-20 Das ist nur ein anderer
Ausdruck dafür, daß jedes in Diesheit vorgestellte Individuelle V. für Und
das sagt nichts weiter als 11 521,26 Hier V. für Dies 11 521,26 und einen V.
für und meinen 11 521,42 wirklichen V. für aktuellen 11 521,43 vor Sage ich
der folgende Text m. Tinte eingeklammert und m. Blaust. gestr.: Dieser Er-
fahrungsmittelpunkt ist bei jeder Erfahrung immerfort gesetzter, (ebenso
wie bei jeder puren Einbildung, wie wenn ich mich in ein fingiertes Hier
und Jetzt hineinversetze). Ist nun dies oder jenes individuell vorgestellt
und evtl. auch gesetzt, z. B. dieser Tisch, Göttingen usw., sage ich : Göttingen
liegt an der Lahn, so ist Göttingen eine Gegenständlichkeit meiner Umge-
bung, und zwar meiner räumlichen und zeitlichen. In zeitlicher Hinsicht
ist es ein dauerndes Sein, dessen Dauer sich um mein aktuelles Hier herum-
erstreckt.11521,45 statt das Ms. den 11521,47-522,1 und ha be ich ebenso einen
endlosen Hori zont empi risch gesetzter Zukunft Einf. 11 522,2 als Einf. II
522,2-4 Und bis Mannigfaltigkeit Einf. 11 522,30 in reiner Allgemeinheit
Einf. 11 522,37 der Orientierung Einf. 11 522,38 die Verknüpfung mit Einf.
11 522,40-41 verbleibt be i diesen Gegenständlichkeiten V. für verwandelt
er sich in 11 522,41 nach Horizont gestr. unempfindlich gegen Sein und
Nichtsein 11523,1-3 als ob bis könnte Einf. 11523,4 nach zum gestr. Denken
stattdessen 523,4 finde
11 523,5 nach orientiert gestr. in Beziehung setzen,
eingefügt 11

Beilage 2 (S. 523-524)


Text von Bl. 5 aus dem Konvolut B II r9, das laut Aufschrift m. Grünt.
auf dem Gesamtumschlag Altes zur Reduktion. Da ri n Vorlesungen 1912
enthält. Voran liegt in einem Sonderumschlag (2/S9), mit Poststempel vom
26.9.33, Aus der Sommervorlesung 1912 (unmi ttelbar vor den „Ideen")
das Stück über phänomenologische Reduktion (m. Blaust.), und zwar die
660 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

Bl. der Husserlschen Paginierung 35-51, 53-77 und 91-94. Zwischen Bl.
35 und 36 der Husserlschen Paginierung (= Bl. 4 und 6 der Archivpagi-
nierung) ist das unbezeichnete Einzelbl. 5 eingelegt. Es zeigt viele bei der
Niederschrift entstandene Durchstreichungen, ist aber sonst nicht weiter be-
arbeitet.
523,21 Wir knüpfen V. für Wir haben (oben 6. II 523,26 sagten wir Ein/.
524,3 Phoronomie Ein/. II 524,5 nach Welt gestr. Parallel muB es hin-
sichtlich der „geistigen Natur", genauer hinsichtlich der faktischen II
524,8-9 nach rationale gestr. als Eidetik II 524,10-11 und desgleichen nichts
V. für ebensowenig al s 524,11 nach übte gestr. War diese eine Metaphysik
der Seele, eine II 524,18 Folgen V. für Konsequenzen I 1524,18 eine V. für
die I I 524,19-20 analog bis erfahren wird V. für als welche wir schon von
der empirisch-physischen Naturlehre angedeutet haben II 524,20-21 nach
So wie die gestr. „theoretische" II 524,23-24 Und wie sie sich V. für und
durch (und mindest in groBen Gebieten) II 524,25 die niedere Stufe phy-
sischer Ein/. II 524,25 beschreibender V. für empirischer II 524,26 zur Stufe
rationaler Wissenschaft Einf. II 524,27 nach konnte gestr. durch Ausbildung
und Anwendung der ihr zugehörigen eidetischea Naturlehre: genau eben-
so war es zu erwarten für empirische Psychologie in Relation durch II
524,29-30 höhere Wissenschaftsstufe, zu einer in einem Einf. II 524,30
rationellen V. für klärenden (bzw. zu einer rationellen und so II 524,31
nach Wissenschaft gestr. und Wissenschaftsgruppe II 524,31-37 vön Zur
Erläute rung bis erklärt) m. Bleist. eingeklammert II 524,33 niedere Einf. II
524,36 nach erklärende gestr. „exakte" II 524,36 Naturhistorie V. für Na-
turwissenschaft I{

Beilage 3 (S. 524-525)


Text der Rückseite von Bl. 91 aus dem Konvolut F III 1, auf dessen Ge-
samtumschlag L. Landgrebe m. Blaust. u. a. notierte: Ideen II bis <S.> 305,
darin die Umarbeitung von 1915. Aus diesem Konvolut kommen auch die
hier als Beilage 7 (zum Teil), 15 und 16 abgedruckten Texte. In einem Son-
derumschlag (87/112), der laut Husserls Aufschrift ursprünglich Zettel und
Ergänzungsblätter zu Ideen II enthält, ist auch Bl. 91 beigelegt, dessen
Rückseite Husserl m. Bleist. durchgestrichen und als Erledigt bezeichnet hat.
Erledigt wurde dieses 131. wohl dadurch, dap es ins Bleistiftmanuskript der
Ideen I abgeschrieben worden war. Das B1. ist mit Tinte schon bei der Nieder-
schrift als 2 paginiert. Ein dazugehöriges Bl. 1 war indessen nicht aufzu-
finden. Während der Niederschrift wurden einige Stellen gestr. und ver-
bessert. Spätere Überarbeitungen weist das Bl. nicht auf. Die Vorderseite
trägt folgende zu <S.> 10ff. des Bleistiftms. der Ideen II gehörige Notiz m.
Bleist. (vgl. Husserliana IV, S. 99, Z. 34-S. 100,5) : Sowie das cogito in
Inaktualität versinkt, versinkt auch das darin enthaltene reine „Ich" in
Inaktualität. Eins und das andere besagt dasselbe. Das reine Ich be
-zeichntWsrukdecogit,alskrenIchau
im Hintergrund, mindest in ihm „zurückgesunken". - Gibt es auch einen
ursprünglichen Hintergrund und was be sagt der?
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 661

524,41-42 der Gegenständlichkeit im weitesten Sinne V. für der for-


malen ontologischen Katego ri en II 524,42 sich spiegelt in einer V. für
(gestr.: parall el läuft) innig zusammenhängt mit einer 11 524,43 fundamen-
talen Bedeutungsunterscheidung V. für Unterscheidung im Gebiet der
Bedeutungen 11 525,2 nach sich gestr. eo ipso II 525,3 analytischen V. für
ontologischen II 525,8 nach syntaktische Kategorien gestr. Sie finden ihren
Ausdruck II 525,11 vor Jeder eine (nirgends geschlossene) Klammer ge-
öffnet II 525,12-13 statt verschiedene im Ms. verschiedene verschiedene Ij
525,20 nach welche gestr. die ebe n in der Weise der <Ms. des> Bedeutung
diese gegenständlichen Bildungen spiegeln II 525,22-23 vor Syntaktische
eine (nirgends geschlossene) Klammer geöffnet II 525,29 nach sind
ein senk-
rechter Strich m. Bleist. II 525,29 nach Die gestr. logischen II 525,35 nach
sprechen gestr. zu den absoluten Substraten II

Beilage 4 (S. 526-528)


Text der B1.15 und 16 aus Konvolut B I r, aus dem auch ein Teil von Bei-
lage 1a sowie die Beilage 14 stammen. Laut Aufschrift auf dem Gesamtum-
schlag enthält das Konvolut u. a. Mss. Zur Installierung der Phänomeno-
1910,
logie in Beziehung auf die Erkenntnisproblematik. 1909, zum Teil
u.
dazu einige ausgewählte Beilagen. In einem Sonderumschlag (6/18) liegen
a. die m. Rotst. als 1 und 2 bezifferten Bl. 15 und 16, die einige Rot- und vor
allem Blausti f tunterstreichungen aufweisen, sonst aber nicht weiter bearbeitet
sind.
526,2 Titel und 526,43 (= Anm.) Rb. m. Bleist., die im Ms. folgender-
maßen lautet: Titel: Selbstverständigung über meinen Gang in den Ideen :
Als Vorbereitung zu ihrer Abfassung niedergeschrieben und das An-
gestrichene lesenswe rt . II 526,6 nach als die gestr. der geistigen II 526,11
erkenntnistheoretischen Einf. 11 526,14 vor Naiv m. Rotst. nachträglich ge-
setzt: 1. II 526,23 Anführungszeichen bei vor aller Philosophie m. Blaust. 11
11 526,36 nach
526,25 bei a) am Rand abwartsweisender Pfeil m. Bleist.
„Sinnes" gestr. und deren Negation „Widersinn" ergibt (sie II 527,6 ra tio-
Naturwissenschaft II 527,7 nach
nalen Naturwissenschaft V. für reinen
Möglichkeit gestr. damit II 527,12 Anführungszeichen bei Idee m. Bleist. II
527,32 35 Anführungszeichen m. Bleist. 11 527,41
-
danach ein Querstrich
übers ganze Bl., der den folgenden Text vom vorherigen abtrennt 11528,8-9
den Fortgang wissenschaftlicher Erkenntnis Bl.-V. für sich selbst II
528,13 oder hemmt sie den Eingang in Einf. . II 528,22 der Vernunftwille
Einf. . 11 528,29 der Folge V. für der Möglichkeit 11

Beilage 5 (S. 529)


Der Text gibt Bl. 66 des Konvoluts F IV r wieder. Dieses Sammelkonvolut
besteht aus einer Anzahl kleinerer Konvolute und mehreren Einzelbklttern.
'
Der Umschlag 41/91 (Drucksache vom 15. Oktober 1912) trägt m. Blaust. die
Aufschrift Sammlung noch wertvo ller <wertvoller m. Rotst. unterstrichen>
Blätter zur Ausarbeitung. Das darauffolgende Vorn Pläne (für November
Ist das No-
1912) ist gestr. und stattdessen m. Bleist. darübergeschrieben
662 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

vember 1912 ? Aus diesem Umschlag kommen auch die Texte der Beilagen
9, ro, rr, 12 (zum Teil) und r7. Bl. 66, das mit der Rückseite nach vorne in
diesem Umschlag liegt, ist an je einer Stelle m. Rotst., Blaust. und Bleist. be-
arbeitet.
529,25-40 doppelter Blaustiftstrich am Rand LI 529,37-40 Aber bis Psy-
chologisierung Zusatz m. Bleist. II 529,41 Anm. = Rb. m. Rotst. II

Beflage 6 (S. 530-532)


Text von Bl. 6-8 aus Konvolut F 14 (vgl. darüber die textkrit. Anm. zu
Beilage r). Die Bl. sind m. Bleist. von 1-3 paginiert. Nach Aussehen und
Art der Beschriftung gehören Bl. 6 und 7 zusammen. Ihr Text endet auf der
Rückseite von Bl. 7 oben. Bl. 8, geschrieben auf der Rückseite einer Druck-
sache vom 10. Juli 1912, trägt m. Bleist. obenan das wieder m. Bleist. gestr.
Datum 18.IX. BI. 6 und 7 weisen einige Blaustiftunterstreichungen und
Bleistifteinfügungen auf. Sonst sind diese 3 Bl. nicht weiter bearbeitet. Bl. 8
trägt auf der Rückseite noch folgende Entwürfe zum Text des ganzen Ms.:
Findet man einen Mangel der bishe ri gen Psychologie darin, daß sie es an
einer umfassenden und systematischen Durchführung unmittelbarer Er-
fahrungsanalysen habe fehlen lassen, so würde die Bestätigung dieses
Mangels doch auf keine prinzipiell neue Wissenschaft, sondern höchstens
eine fundierende Sonderdisziplin der gegebenen führen. - Das peinliche
Un behagen, das jedermann empfinden muB, der von den objektiven (den
natürlichen) Wissenschaften zu der Problematik der Erkenntnistheorie
und überhaupt der Vernunftkritik übergeht (so wie sie in den verschiede-
nen histori schen Formulierungen uns dargeboten wird), hat ihre Quelle
darin, daB die für die <bricht ab>. - Das peinliche Unbehagen, das jeder-
mann empfinden muB, der von den natürlichen objektiven Wissenschaf-
ten zu vernunftkritischen Problemen übergeht, in welchen älteren oder
neueren Formulierungen immer sie uns dargeboten werden, hat seine
Que lle dari n, daß die für ein reinliches und klares Erfassen der vernunft-
kritischen Problematik grundwesentliche Änderung der Einstellung bzw.
die Reduktion auf das reine Phänomen nicht vollbewußt und in radikaler
Reinheit vollzogen wird. - Das peinliche Unbehagen, das jedermann
empfinden muß, der von den objektiven Wissenschaften (denjenigen der
natürlichen Einstellung) mit ihren klaren Problemen und Methoden in das
Dunkel der Vernunftkritik herabsteigt <bricht ab>
530,10 auf reales Sein Einf. m. Bleist. II 530,10 nach umspannt gestr. Es
handelt sich hier also nicht um ein noch brach li egendes oder nur gelegent-
lich und unsystematisch in Ang ri ff genommenes Gebiet zwischen den
schon in Kultur genommenen Wissenschaften oder um ein bloßes Teil-
gebiet innerhalb einer derselben. Vielmehr ist es eine Grunderkenntnis,
daß die reine Phänomenologie in einer gegenüber den II 530,14-15 und so
überhaupt der Einf. II 530,15 nach Naturwissenschaft" gestr. in kantischem
Sinn I I 530,15 nach sich gestr. als „ap riori sche" LI 530,15 (die reine Idee)
Einf. II 530,16 also die Wahrheiten erforschen wollen V. für alle Erkennt-
nisbereiche umspannend II 530,17 re al es Sein V. m. Bleist. für naturhaftes
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 663

Sein II 530,20 sind auf objektives Sein ge richtet V. m. Bleist. für und nicht
minder auch die formale Logik und Mathesis sind „objektiv" ge richtet II
530,21 reale Einf. m. Bleist. II 530,24-25 sondern auf reale Phänomene
Einf. m. Bleist. II 530,32 nach neuartigen gestr. und doch auf alle II 530,34
transzendentale Einf. m. Bleist. ll 530,38 oder transzendentale Einf. m.
Bleist. II 530,38-39 nach Phänomenologie gestr. nicht zu vermengen ist II
530,39 nach Psychologie gestr. sorgfältig zu trennen ist II 530,40 Psycholo-
gie und Einf. II 530,42-43 und der ihnen immanenten Phänomene Einf.
m. Bleist. II 531,13 prinzipiell V. für wesentlich II 531,13 Erkenntnisse V.
für Erkenntnissphären II 531,24 metaphysischen V. m. Bleist. für eigent-
lich philosophischen II 531,32 verständlich V. für klar II 531,38 transzen-
dentalen Einf. II 531,42-43 zur Phänomenologie Einf. II 531,47-532,1 aus
dem Feld menschlicher Erkenntnisbemühungen Einf. II 532,7 Gesagte
Einf. I 1532, 8-9 und Daseinsrecht als Wissenschaft oder Weltanschauung
be anspruchte Eint. I 1532,10-11 nach Philosophie gestr. möglichst wenig II
532,12 reine V. für transzendentale II 532,13-14 mag sie mit sogenannter
Philosophie viel oder wenig zu tun haben V. für was sie mit Philosophie
zu tun habe, was ihr und den natürlichen Wissenschaften gegenüber Phi-
losophie sei und sein könne II 532,15 noch Einf. II 532,17-19 und dann auch
bis hingen Einf. I 1532, 22-23 im ersten Hauptteil dieser Ar be it Einf .11

Beilage 7 (S. 532-533)


Text von Bl. 82 aus Konvolut F III i und von Bl. 114 aus Konvolut
D 13 I. Bl. 82 in F III I entstammt demselben Sonderumschlag 38/86 wie
der als Beilage 15 veröffentlichte Text. In ihm liegen die von Husserl als 22-
45 paginierten Teile des Bleistiftmanuskripts der Ideen, Buch II. No-
vember—Dezember 1912 (so eine der Aufschriften auf dem Umschlag) nebst
vielen beigefügten Bl. Eines davon ist das von Husserl als 44a des Bleistift-
manuskripts bezeichnete Bl. 8z, dessen Text in Husserliana V, S. 1or, Z. 1-
S. 102, Z. 13 abgedruckt ist. Seine Rückseite trägt m. Bleist. die wieder ra-
dierte Husserlsche Paginierung 2a und den oben abgedruckten Text, der m.
Bleist. durchgestrichen ist. Neben schon bei der Niederschrift vorgenommenen
Änderungen weist er einige Unterstreichungen m. Rotst. auf. — Diesem Bl.
wurde beigefügt Bl. 114 aus dem Sammelkonvolut D 13 I, das meist aus dem
Beginn der zwanziger Jahre stammende Mss. zum Raumproblem enthält. Im
Sonderumschlag 104/12o befindet sich einer seiner Aufschriften zufolge
wertvolles Material früheren Datums. Die Rückseite des Einzelbl. 114 ist
mit Tinte und Blaust. gestr. und trägt den oben als zweiten Teil der Beilage 7
wiedergegebenen Text. Ihm voran steht ein Entwurf zum oben abgedruckten
Beginn des Texts, der nochmals m. Bleist. gestr. ist. Er lautete: Die Psycholo-
gie ist eine Erfahrungswissenschaft. Bei der Bedeutung, die das Wort Er-
fahrung in diesem Zusammenhang hat, be sagt dies: Psychologie ist eine
Tatsachenwissenschaft (matter of fact im Sinne Hume's), und zwar eine
Wissenschaft von Tatsachen der Realitätssphäre. Demgegenüber wird,
um es vorweg anzuzeigen <gestr.: erwiesen werden, daß die transzenden-
tale Phänomenologie. Bricht ab>. Die Vorderseite des Bl. trägt den folgenden
664 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

noch gültigen Text: Doppelsinn von Erscheinung, „Erscheinung" in der


Naturwissenschaft. a) Die scheinbaren Bewegungen am Himmel, die er-
scheinenden und die wahren. Die erscheinenden Größenverhältnisse und
die wahren Größen. b) Die erscheinenden Farben und die wahren Körper
mit den wahren Eigenschaften und Vorgängen an ihnen, die uns in Farben
erscheinen. Die erscheinenden Töne und die wahren Vorgänge in der
Wirklichkeit der Dinge, „die uns als Töne erscheinen". Was ist das für
ein Begriff der Erscheinung? Ich ha be fürs erste das gesehene, das
sinnlich wahrgenommene Ding, den dinglichen Vorgang, das ding liche
Vorkommnis. Fürs zweite dieses Ding, dieser Vorgang, d as Vorkommnis
erscheint mir in <Ms.: auf> gewisser Weise, es ist erfahren als so und so
beschaffen, „aber diese Beschaffenheit ist nicht die `wahre' Beschaffen-
heit". Das Ding „erscheint als tönend", als gefärbt. „In Wahrheit hat es
keine Töne, sondern es ist Erreger von Luftwellen", es ist so und so be-
wegt. Oder es ist erfahren als bewegt in der Forma und in den Verhält-
nissen (3 zu anderen Dingen. A ber in Wahrheit ist die Bewegung eine
andere, die Lagenverhältnisse zu den anderen Dingen andere als sie in
unmittelbarer Erfahrung „erscheinen". A ll e Physik gründet auf diesen
Unterschieden. Es soll „aus den Erscheinungen d as Wahre erkannt wer-
den". Es ist immer angesetzt: ein Ich, eine erfahrende, wahrnehmende
Person, und viele wahrnehmende Personen haben ihre „Stell ung" im
Raum, in dem Dinge sind, und eine Stellung in der Zeit, in der a lle Vor-
gänge verlaufen. Das erfahrende Subjekt kann von einem und demselben
Dinglichen verschiedene „Erscheinungen" haben, verschiedene Erfah-
rungen, in denen das Dingliche mit den und den Bestimmtheiten erfahren
ist. Abe r das Dingliche, das da erfahren ist, genommen mit den erfahrenen
Bestimmtheiten ist eine bloße „Erscheinung" von dem wahren Dinglichen
(mit wahren Vorkommnissen), und zwar so, daß man durch Vergleichung
der Erscheinungen das Wahre herausfinden kann oder es erklären, daß
ein so und so zu den wahren Dingen o rientiertes Subjekt (ein normales)
die und die Erscheinungen haben muß, die sich also aus dem Wahren,
dem Sein des wahren Dings in O rientierung zum Subjekt erklären.
532,35 etablieren kann V. für anfangen kann 532,41-42 und seiner
Bedürfnisse Ein/. II 533,3 nach Astrologie gestr. etc. II 533,6 sogar Ein/. II
533,13 Im übrigen V. für Was übrigens die nützliche II 533,15 sehr bald
V. für sofort II 533,16 nach aufleuchten gestr. und das wird an sich viel-
leicht ausreichen, um die Mühen der ernsten Durcharbeitung der nach-
folgenden Untersuchung zu wagen, die für das Weitere geforde rt ist, wenn
es überhaupt einen Nutzen ha ben soll , um II 533,21 in dieser Verwendung
hat V. für hierin hat II 533,23 nach Realitäten gestr. (sc. von realen II 533,24
psychologische V. für empirische II 533,24 25 nach Vorkommnisse gestr.
-

der realen Menschen, Tiere, Vorkommnisse in der Einheit der „Welt", der
sich alles reale Dasein <ein>ordnet. Reale Gegenstände II 533,25 26 wie-

die zugehörigen realen Subjekte Ein/. m. Bleist. II 533,28 Humeschen


Ein/. II 533,29 nach fact). gestr. Sie beschränkt sich II 533,30 nach anzu-
deuten gestr. die transzendentale Phänomenologie charakterisiert werden
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 665

als eine II 533,32 re alen Phänomene Einf. II 533,32 dem was, sie als reale
Phänomene V. für aller Beziehung auf Realität, aller Einordnung in die
Welt II

Beilage 8 (S. 534)


Text der m. Bleist. gestr. Rückseite von Bl. 8 des Konvolut A 138. Dieses
Konvolut enthält Mss. vor allem aus den zwanziger Jahren zu Themen der
formalen Ontologie. Im Sonderumschlag 3/27 des Konvolut liegen Mss. von
etwa 1922/1923, wobei die Bl. 7-9 alle drei gestr. Rückseiten älterer Mss.
darstellen, die Husserl zu Beginn der zwanziger Jahre nicht mehr benötigte
und deshalb neu beschrieb. Auch Bl. 8 trägt einen solchen neuen Text Zur
Mathesis als formale Logik der Widerspruchslosigkeit. Wohl bei dieser Neu-
beschriftung wurde die ursprüngliche Vorderseite des Bl. nochmals m. Rotst.
gestr. Neben bei der Erstbeschriftung vorgenommenen Textänderungen weist
diese Vorderseite nur einige wenige Bleistiftbearbeitungen auf. Ebenso trägt
das Bl. m. Bleist. die Husserlsche Blattzahl 2, ohne daß sich indessen in
seinem Nachlaß ein zugehöriges Bl. I hätte auffinden lassen.
534,5 heben an V. für beginnen II 534,9 genauesten V. für besten II
534,18 als wirklich Einf. m. Bleist. II 534,22 nach Erkenntnisgebiet gestr.
und die möglichen Wissenschaften dieses Gebiets sind durch diese Art
gebender Anschauung II 534,24 nach bzw. gestr. sie bestimmt II 534,25
„gebenden" Einf. m. Bleist. II 534,26 27 begrenzt sich in weiterer Folge
-

die sachli che Einheit einer Wissenschaft bzw. Einf. II

Beilage 9 (S. 534 54O)


-

Text der Bl. 52-5o aus dem Sammelkonvolut F IV 1 (vgl. darüber die
textkrit. Anm. zu Beilage 5), dem auch die als Beilage 5, 10, 11, 12 (zum
Teil) und 17 gedruckten Texte entstammen. Die Bl. sind von Husserl m.
Bleist. als 1-3 und 5-6 numeriert (mit jeweils einem roten Strich über der
Zahl). Das fehlende Bl. 4 konnte in Husserls Nachlaß nicht aufgefunden
werden. Die .81. sind m. Bleist. überarbeitet und weisen von El. 54 ab viele
Blau- und einige Rotsti f tunterstreichungen auf. Das erste dieser Bl. ist o f f en-
bar eine Bearbeitung von Bl. 72 aus Konvolut F 113, dem zweiten Bl. des
Haupttexts von Husserls Vorlesung des Sommers 1907 (abgedruckt in Hus-
serliana XVI, S. 4, Z. 26-S. 6, Z. 27).
535,5 nach die m. Bleist. gestr. da II 535,5 nach fragloser m. Bleist. gestr.
Unmittelbarkeit und I 1 535,6 existierend Einf. m. Bleist. I 535,7 inmi tten
dieser Welt vor V. m. Bleist. für vor, und finden uns inmitten der Umwelt
<gestr. Eint. m. Bleist.: und finden uns in einer> ; uns selbst alsbald ihr
zurechnend (Letzteres m. Tinte gestr.)II 535,8 9 leiblich und geistig finden
-

wir uns näm lich V. m. Bleist. für mit der wir uns in der Welt finden, uns
darin nämlich finden I 1 535,10 die Rolle der V. m. Bleist. für als unsere II
535,10 spielt V. m. Bleist. für ist I 1 535,10 Zwar Einf. m. Bleist. I 535,12
eine zu uns gehö ri ge V. für zu uns eine mit unserem Leib verknüpfte Stel-
lung II 535,14 nach nah und fern Einf. m. Bleist. II 535,16 nach wahrgenom-
666 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

mene gestr. oder unmittelbar als vergangen bewußte II 535,19 das Einf. m.
Bleist. II 535,27 sei es auch V. für nach seinen I 535,29 schreiten wir so
Einf . I 1 535,34 nach wirkliche m. Blaust. gestr. oder I 1535,34-35 vermutliche
Einf. m. Bleist. I 1535,36-37 über die der schlichten Erfahrung Eint. H
535,38 gewinnen wir V. m. Bleist. für theoretisierend beziehen wir uns auf
die Welt, „erkennen" wir „wissenschaftlich" 11 535,39-40 ein ihren bis
Wissen V. m. Bleist. für wie die Welt in Wahrheit ist I 536,3-10 einen Be-
reich bis von Anschauungen V. m. Bleist. für <gestr. von dem aus er
denkend> gestr. auf den er sein Denken baut usw. Jeder sieht die Dinge
von seiner Stelle aus <gestr. von dem Hier aus, das die Stellung> und bei
der Vertauschung der Stellen tauschen sich nur m. Bleist. gestr.: Nicht
alle Dinge gelten uns als Leiber bzw. als Menschen und Tiere. Die Welt
zerfällt uns <gestr. so steht sie> in bloß physische <gestr. und geistige>
Dinge und Leiber, die ihrerseits zugleich physisch sind und <gestr. anderer-
seits> Träger sind von Empfindungen (als Leibesbefindnissen) <gestr. und
evtl. von höherem Geistesleben> von Geistesleben verschiedener Art, von
Anschauungen I 536,12 all Einf. m. Bleist. I 1 536,18-19 Tatsachen, mit
allen Dingen soweit sie physische Beschaffenheiten haben V. m. Bleist.
für Dingen, mit der bloß physischen Welt I 1536, 25 die wir überhaupt er-
fahren V. für in die wir uns hinein wah rn ehmen, erfahren, zu der wir durch
unseren Leib I 1536, 28 nach die Dinge gestr. wie sie zunächst sinnlich erschei-
nen, nicht in Wirklichkeit sind I 536,30 bei Dingwelt -welt Einf. m. Bleist.
II 536,32-46 beziehen sich bis sein mögen V. m. Bleist. für gründen sich auf
Erfahrung. Und nicht nur das, sie urteilen über das, was Erfahrung erfährt,
über die zunächst in unmittelbarer Weise zur Gegebenheit kommende Welt,
die als individuell identische durchgehalten bleibt durch alle theoretischen
Prozesse der Physik, wie immer die theoretischen Bestimmungen der-
selben sich unterscheiden mögen von den Beschreibungen und Bestim-
mungen des Alltagserfahrens, und wie immer sie diese berichtigen oder
sonstwie wesentlich modifizieren mögen (dieser Text ist seinerseits V. für
den gestr. Text gehen auf Erfahrung zurück, und Erfahrung ist Ding-
erfahrung, Erfahrung von Dingen der Welt. Alle Urteile beziehen sich
also auf die Welt, die in schlichter Erfahrung zu einer ersten Gegebenheit
kommt und die individuell identisch durchgehalten wird, wenn auch
theoretisch anders gefaßt wird, in allen Prozessen wissenschaftlichen
Denkens.) II 536,36-37 hinausreichen V. für überschreiten II 536,39 die
eine einzige Natur V. für die eine schon im unmittelbaren Erfahren ge-
gebene Natur, die erfahrene und sich im weiteren Erfahren als das be-
stätigende, Dinge umfassende und sich immer besser theoretisch be
V. für verschiedener II-stimendNaur,slbindeI537,1opltr
537,6 geistigen V. für psychischen II 537,15-16 nach überhaupt gestr. zu-
nächst gedacht als physischer Natur überhaupt II 537,31 Wesensschauung
V. für Wesensgegebenheit II 537,37 natürlich Einf. II 537,43 nach Seins
gestr. das unter solchen Wesen steht II 538,3-5 die Urteile bis wieder Einf.
II 538,6 nach erforschen gestr. reiner Erforschung unterziehen II 539,6 es im
Einf. II 539,7 liegen V. für erfordern II 539,11 vor Ob gestr. Stellt man sich
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 667

nun transzendentale Probleme bzw. metaphysische einer Theorie der Er-


fahrung 11 539,16 nach wäre gestr. Die Notwendigkeit 539,17 1. Einf. m.
Blaust. II 539,24-25 erweitert zur reinen formalen Mathesis Einf. II 539,35
Bewußtseins Einf. ll 539,37-38 in allen methodischen Schichten der Er-
fahrungserkenntnis Einf. II 539,40 nach Entgründung gestr. aller empiri-
schen Erfahrungsweisen II 539,42 nach selbst gestr. Seine letzte Aufklärung
gewinnt II 539,42-45 Es handelt sich bis bringen Eint. I 1 540,6 nach über-
haupt gestr. ankommen II 540,8 la) Einf. m. Blaust. 11 540,15 Schauen
V. für Anschauen II 540,15 nach Wesen gestr. verwiesen II 540,20 2. Einf. m.
Blaust. 540,20-21 nach transzendentalen gestr. Problemen II 540,25-26
und alles ihm verwandte schlichte Vorstellen Einf. m. Bleist. II 540,29 ist
Eint. m. Bleist. I 1 540,30 allerinnersten und allertiefsten V. m. Bleist. für
innersten und tiefsten II 540,37 als erstes Einf. I 540,38 und der ihr un-
mittelbar wesensverwandten Erlebnisse Einf. m. Bleist. II

Beilage 10 (S. 541-542)


Text von Bl. 68 aus dem Sammelkonvolut F IV I (vgl. über es die textkrit.
Anm. zu Beilage 5), dem auch die Beilagen 5, 9, II, 12 (zum Teil) und 17
entstammen. Das Bl. zeigt Bleistift- und Rotsti f tunterstreichungen sowie
-annotationen.
541,15 nach gegenüber gestr. Gegenstand und Erkenntnis, oder I 541,17
nach sind gestr. Man kann nun die Frage aufwerfen: Fordert die Er-
forschung von Gegenständen I 541,28-29 vom Geiste Einf. Ij 541,29-30
Charakteranlagen, erworbenen Dispositionen V. für habituellen Dispo-
sitionen II 541,30 nach usw. gestr. Also kämen wir auf eine unpassende
Scheidung. Wir können nicht zusammennehmen alle Wissenschaften und
dazu die Stücke Psychologie, die sich II 541,34 verworrenen V. für dunklen
II 541,36 nach Bewußtsein gestr. (bzw. reiner transzendentaler II
541,40-41
Anm. I und Anm. 2 = Rb. m. Bleist. I1 541,43 Anm. 4 = Rb. m. Rots!. II
541,44 Anm. 5 = Rb. m. Bleist. II 542,1 nach Erkenntnisstellung m. Rotst.
gestr. (oder auch „natürlicher") H 542,14 auch Eint. II 542,38 Anm. I =
Rb. m. Bleist. jI

Beilage 11 (S. 542-546)


Text der Bl. 42-44 aus dem Sammelkonvolut F IV r (vgl. über es die
textkrit. Anm. zu Beilage 5), aus dem auch die Beilagen 5, 9, 1o, 12 (zum
Teil) und 17 kommen. Diese Bl. sind von Husserl m. Bleist. als +1--1-3
paginiert. Sie sind leicht m. Bleist. und Rotst. bearbeitet und tragen viele
Blaustift- und Rotsti f tunterstreichungen.
542,28-30 Titel = Rb. Ij 543,10 „wirkliches" V. für wahrhaftes II 543,10
„wirkliche" V. m. Bleist. für hyparchontische II 543,21 statt ausmachen
Ms. besteht I 1 543, 29 I. Eint. m. Blaust. II 543,38-39 Weise Einf. m. Blaust.
II 543,43 II. Einf. m. Rotst. II 544,17 A) Einf. m. Rotst. II 544,18 nicht reelles
V. für ideelles II 544,20 scheiden sich V. für rechnen wir II 544,20 über-
haupt V. m. Bleist. für rein wesensmäßig also II 544,20 B) Einf. m. Rotst.
668 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

li 544,22-23 im adäquat Gege benen Einf. m. Bleist. [I 544, 34 und 36


Klammern m. Blaust. II 544,44 ist reelle Eigentümlichkeit Einf. II 544,45
Anm. = Rb. m. Rotst. II 545,19 III. Einf. m. Rotst. II 545,22 Anführungs-
zeichen m. Blaust. II 545,27-28 Klammern m. Rotst. 545,35 Anführungs-
zeichen m. Rotst. II 545,45 Anm. = Rb. m. Rotst. II 546,3 sieht V. für merkt
II 546,6 IV. Einf. m. Rotst. II 546,7-8 Anführungszeichen bei Phansischem
und Ontischem m. Blaust. II 546,21 ori ginär auftretender und sich Einf. II

Beilage 12 (S. 546 558)


-

Der Text dieser Beilage beruht - in der Reihenfolge der Wiedergabe - auf
Bi. 13 von Konvolut B I 1 (vgl. zu ihm die textkrit. Anm. zu Beilage 4), Bi.
45-4 6 aus Konvolut F IV 1 (vgl. darüber die textkrit. Anm. zu Beilage 5),
Bl. 35 aus Konvolut F 17 und Bi. 47-51 aus Konvolut F IV r. 81. 13 aus
B I r ist mit Tinte als Beilage bezeichnet, dieses Wort wurde aber m. Blaust.
wieder gestr. Ebenso ist ausradiert die Bleistiftbezeichnung 2 sowie die Be-
merkung 2. Beilage zu 8, aber be sser wohl mit zur Einleitung als p. 7a.
Alle diese Hinweise beziehen sich auf unauffindbar gebliebene Teile dieses
nur fragmentarisch erhaltenen, ursprünglich wohl etwa 40 Bl. starken Ms.
Erhalten davon ist, außer dieser Beilage, das von Husserl als 23a paginierte
Bl. 45 aus Konvolut F IV r, sowie der Schluß des Ms., die Bi. 28-34 der
Husserlschen Pagination. Husserls Bl. 28 ist Bl. 46 in Konvolut F IV r,
sein Bl. 29 Bl. 35 aus Konvolut F 17, und 30-34 sind die Bl. 47-51 aus
F IV r. Konvolut F 17 enthält hauptsächlich die zweite Hälfte von Husserls
Vorlesung „Einführung in die Phänomenologie" vom Sommersemester 1909,
daneben aber eine Anzahl meist älterer Beilagen, unter denen sich als Bi. 35
auch das Husserlsche Bi. 29 des hier als Beilage 12 abgedruckten Texts be-
findet. Alle zu diesem Text gehörigen Bl. sind leicht m. Bleist. bearbeitet. Sie
weisen außerdem z. T. Rotstift- und Blausti f tunterstreichungen auf.
546,36 Titel = Rb. m. Bleist. II 546,38 Hinsichtlich der phänomenolo-
gischen Methode V. für Dabei II 547,7 nach uns gestr. jetzt II 547,12 nach
nahe gestr. man 547,27 womit aus dem V. für wo dem der II 547,29 in
weiterer Folge V. für damit II 547,29 zugehörige Einf. II 547,31 nach selbst-
verständlich gestr. im Vo llzug II 547,33 nach Feststellungen gestr. be an-
sprucht II 547,40-41 in erster Linie Einf. II 547,46 Anm. 2 = Rb. m. Bleist.
II 548,5 mir Einf. II 548,5-6 folgender Einf. 548,9 konstitutiver V. m.
Bleist. für konstituierender II 548,15 nach zusammengehören gestr. Weiter
nehmen wir hinzu die Einsicht, daß zum Wesen intentionaler Erlebnisse
bei gleicher intentionaler Beziehungsweise verschiedene Stufen der Klar-
heit möglich sind. II 548,19 bestimmten Einf. 548,26 Erlebnis- Einf. II
548,36 zugleich Einf. II 548,47 eins und Einf. I 1 548,47 nach Zeigendes
gestr. und Gebendes II 549,4 nach Schichten gestr. der kontinuierlich II
549,25--26 Mit den eben angedeuteten Studien verflechten sich alsbald
sehr wichtige andere V. m. Bleist. (aber mit Tinte nachgezogen) für folgen-
den m. Bleist. gestr. Text: Intentionale Erlebnisse der soe be n roh ange-
deuteten Gruppe haben im Reich der reinen Erlebnisse überhaupt eine aus-
gezeichnete Ste ll ung. Nur dadurch, daß Erlebnisse in solchen „inneren
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 669

Anschauungen" gegeben oder quasigegeben sind, können sie einem We-


sensstudium unterworfen sein. Aufgrund von Erlebnissen dieser Gruppe
erfolgt auch jede Konstatierung des „Bewußtseinsstroms" als eines Da-
seinsstromes, der alle von mir p ri nzipiell erfaßbaren Erlebnisse in „zeit-
licher" Extension umspannt. (Genauer gesprochen : die assertorische
Setzung des reinen Ich-bin und ich-habe-erlebend-diesen-Zeitstrom-vom
Erlebnissen beruht auf inneren Anschauungen). Man sieht, daß hier
mancherlei für die Erkenntnistheorie und Metaphysik entscheidende Pro-
bleme und Forschungen entquellen. Doch das geht uns nicht an. Wir
bleiben in der Problematik der a ll gemeinen Wesenseigentümlichkeiten
des Bewußtseins. In dieser Hinsicht sind als zum Zusammenhang der
eben angedeuteten Probleme gehö ri g einige weitere Punkte, obschon wie-
der nur in der Weise von ersten Andeutungen, zu besprechen. II 549,28
verwobenen V. m. Bleist. für verfl ochtenen II 549,33 im Einf. m. Bleist. II
549,33 nach Blick m. Bleist. gestr. Halten II 549,36 innere Einf. 11 549,44
nach usw. m. Bleist. gestr. Abe r I1 550,3 liegt V. für weist 11 550,5 nach von
vornherein gestr. Gegenstand in diesem Gerichtetsein II 550,6 nach wir
gestr. dassel be II 550,8 nach auch gestr. Anderem II 550,9 unterscheiden V.
für sprechen II 550,12 nach Erlebnissen gestr. Ebenso II 550,17 selbst Einf.
m. Bleist. 11 550,20 obschon nachträg lich dazu werden kann V. für Zumal
Il 550,21 annehmen V. für eine solche erfassende I1 550,22 nach Regreß auf
dem Kopfe stehend und gestr. Bewußtsein, das nicht zuwendendes, ge-
schweige denn Objekt einer Zuwendung war II 550,24 25 sind? Können
-

wir darü ber etwas aussagen ? Einf. m. Bleist. 11550,25 sie sind, können wir
z.B. sagen, bewußt (m. Tinte nachgezogene) Einf. m. Bleist. 11550,29 einem
als Einf .11550,37 Rechts Einf. m. Bleist.11550,38 der Geh al t Einf. m. Bleist. 11
-

550,39 für uns Einf. m. Bleist. 11 550,39 40 wird und überlegen wir anderer-
-

seits, daß sie V. m. Bleist. für war und die andererseits 11 550,41 als Phänome-
nologen Einf. m. Bleist. 11 550,45 nach nun gestr. im Blick der Zuwendung
ist (als des Zugewendetseins) 11 551,2 nach Phasen gestr. des Erfaßten 11
551,5 Z.B. Einf. m. Bleist. 11 551,6 näm lich Einf. m. Bleist. 11 551,9-11
Klammern m. Bleist. 11 551,9-10 selbst wieder zum reflektiven Objekt
machen und exemplarisch al s V. m. Bleist. für exemplarisch nehmen, als
II 551,11 nehmen Einf. m. Bleist. 11 551,13 a ber V. m. Bleist. für danach
II 551,18 nach zweite gestr. in der II 551,21 Erlebnis
Einf. 11 551,23 statt
als Ms. al so II 551,27 entweder zwar Einf. m. Bleist. 11 551,29 daß es eben
nicht nur überhaupt Einf. 11 551,30 auch Einf. m. Bleist. 11 551,33 sie
werden Einf. 11551,34 nicht in Rechnung gesetzt die V. für abgesehen von
der II 551,41 sich V. für hier 11551,42-43 kennzeichnen V. für hervortre-
ten II 551,47 nach Vielmehr gestr. werden wir hier II 551,47 fundamentale
Einf. 11 552,22 aktuelle Einf. 11 552,24 passend begrenzt Einf. 11 552,25
dann Einf. 11552,31 wirklich Einf. 11 552,38 konkretem Einf. i1 552,40 nach
seiner Dauer gestr. Dazu aber wieder gehört unaufhebbar, daß II 552,5 6 -

des Erlebnisses Einf. II 553,8 Stück V. für Bestandstück 11 553,9 offenbar


Einf. 11 553,11 sich in V. für Form 11 553,11 kontinuier licher Einf. 11 553,12
immer neuen Einf. 11 553,13 nach Vergangenheitspunkten gestr. aus
670 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

den Gegenwartspunkten 11 553,13 unaufhörlichen V. für produktiven


11 553 , 17 Form Einf. m. Bleist. I 1553,19 Einfügbarkeit V. für Beziehbar-
keit 11 553,20 intuitiv erfaßbar ist in Einf. 11 553,27 im V. für als das II
553,39 vage Einf. II 553,47 reflektiven Einf. 11 554,2 mit der V. für in
der 11 554,18 Vergangenheits- Einf. I 554,20 nach aktuellen gestr. eine
wachsende Distanz zu der Erzeugung in die Vergangenheit 11 554,21
vorher Einf.11554, 22 und selbst wieder wiedererinnerten Einf. 11554, 29 nach
Zeit gestr. Wir werden aber sehr viel tiefer dringen müssen 11554,34
eingeordnet Einf. 11 554,36 nach sagen gestr. derselbe Zeitpunkt 11 554,37
statt in der Ms. in der in der 11 554,40 sich wandelndes V. für veränder-
liches 11 554, 46 z.B. Einf. II 555,14 nach überhaupt die gestr. wunder-
baren 11 555,16 Andeutungen V. für Einführungen in 11 555,26 statt
müssen erst Ms. müssen uns erst 11 555,31 nach unsere gestr. vor-
läufigen 11 555,32-33 und gleich im Eingang der Phänomenologie sich auf-
drängenden Einf. 11 555,35-36 nach Erlebnisses gestr. überhaupt 11 556,10-
15 die uns bis beanspruchen Einf. m. Bleist. 11 556,23-24 also auch V. für
ebenso i1556,32 nach aber gestr. Gegenwärtigung und 11556,32-33 (in ihren
verschiedenen Modis) Einf. 11 556,41 „sekundäre" Einf. 11 557,4 nach er
gestr. sich 11 557,15 nach gegenwärtig gestr. bewußte 11 557,17 selbst Er-
lebnis V. für Bewußtsein 11 557,27 nach Explikation gestr. Konjunktion II
557,36 nach Gebiet gestr. in Absicht auf eine 11 558,1 Grund- Einf. 11 558,2
nach Zeitbewußtseins gestr. als Bewußtseins der realen 11 558,2-3 nach die
des m. Blaust. gestr. „äußeren" Dingbewußtseins 11 558,5 nach einer gestr.
Theorie 11 558,6 des Sinnes der Einf. II

Beilage 13 (S. 558)


Bi. 3 aus dem Konvolut F I 14, das seiner Aufschrift zufolge die Ein-
leitung zur Vorlesung über Grundprobleme der Ethik, Sommer 1911 ent-
hält und über die Idee der „philosophischen Disziplinen" - Idee der Philo-
sophie handelt. Bl. 3 ist die Rückseite einer Drucksache vom 15. Juli 1912
und tragt außer dem oben als Beilage 13 abgedruckten Text in. Bleist. die
folgenden, auf die genannte Ethikvorlesung bezüglichen Notizen: Die Griechen
haben die Worte q'iAayaTiac - (pat»caAla (Aristoteles u.a.). cpaAoi«) w
9uAóKocloc <kommen vor bei> Thukydides. Aber nicht orpri4lc. gnAogrpdylewv
(npdylccc) heißt sich in alle Sachen, alles Tun Anderer hineinmischen,
händelsüchtig. - Bl. 3 ist leicht m. Rotst. und Bleist. bearbeitet.
558,8 Titel untenan in. Blaust. notiert und m. Rotst. in Anführungs-
zeichen gesetzt 11 558,10 Wissenschaft, die das Interesse der Einf., z.T. m.
Bleist. 11 558,12 wertvollen Einf. 11 558,12 personalen V. m. Bleist. (m.
Tinte nachgezogen) für Bewußtseins- 11 558,13 1911 V. für 1910; m. Rotst.
wiederholt: 1911 11 558,15 1910/11 m. Rotst. wiederholt I 1558,18 A) Einf. 11
558,21 B) Einf. I I
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 671

Beilage 14 (S. 559-560)


Text von Bl. 17 aus dem Konvolut B I i (vgl. darüber die textkrit. Anm. zu
Beilage 4), aus dem auch ein Teil des als Beilage 12 veröffentlichten Texts
stammt. Das Einzelbl. 17 trägt die Überschrift 27. <August 1912> Abend
Rückkehr <Husserls aus den Ferien>. 28. August 1912. Vormittag. Das
Bl. ist leicht m. Rotst. bearbeitet.
559,2 Titel = Teil der Überschrift des Ms.: 27. <August 1912> Abend
Rückkehr. 28. August 1912. Vormittag. Daneben m. Blaust. am Rand
Disposition II 559,3 I m. Tinte geschrieben, darunter m. Rotst. wiederholt IC
559,10 realen über ontologischen geschrieben I 1559,12 Real- über ontolo-
gischen geschrieben jE 559,27 II. Einf. m. Rotst. II 559,39 Anm. = zweite
Zeile des Ms. It

B. AUS DEM BLEISTIFTMANUSKRIPT

Die lediglich fragmentarisch erhaltenen Texte dieser Gruppe sind alle m.


Bleist. stenographiert.

Beilage 15 (S. 560)


Text der Rückseite von Bl. 58 aus dem Sonderumschlag 38/86 in Konvolut
F III z, aus dem auch ein Teil des als Beilage 7 veröffentlichten Texts
stammt. Der Sonderumschlag enthält einer der Aufschriften zufolge die Aus-
arbeitung der Ideen Buch II. November—Dezember 1912. Darin liegen
die von Husserl als 22-45 paginierten Teile des Bleistiftmanuskripts der
Ideen II mit vielen Beiblättern. Eines davon ist Bl. 58, das die Husserlsche
Paginierung 29a trägt. Sein Text ist in Husserliana V, S. 39, Z. 31—S. 41,
Z. 2 abgedruckt. Auf der m. Rotst. und m. Blaust. durchgestrichenen Rück-
seite steht auf der oberen, nochmals m. Bleist. gestr. Hälfte der Text der Bei-
lage 15, der von Husserl ursprünglich m. Bleist. als 7a paginiert war. Das a
ist in. Bleist. gestr. und das 7 in 17 geändert. Die untere Hälfte des Bl. ent-
hält folgenden gestr. Text, der in den Rahmen der Entwürfe zum Bleistift-
manuskript der Ideen HI gehört (vgl. Husserliana V, S. 37) : Machen wir
von unseren allgemeinen Einsichten Anwendung, so ergibt sich also, daß
es nicht nur gegenüber der physischen Naturwissenschaft eine rein ra-
tionale Wesenswissenschaft von „Natur überhaupt" (eine Ontologie der
Natur, „rationale Naturwissenschaft") geben muß, sondern <Ms.: so>
auch gegenüber der Psychologie und jedweder Erfahrungswissenschaft
vom Geiste eine rationale Geisteswissenschaft, eine „rationale Psycholo-
gie", eine Ontologie des Geistes, der geistigen Gemeinschaft usw. Das ist
an sich etwas Selbstverständliches, da es eben von jeder Gattung nicht
nur faktisch erfahrener Gegenständlichkeiten, sondern auch von jeder
Gattung in Phantasieanschauung (als Möglichkeit, aber nicht Wirklich-
keiten) anschaubarer Gegenständlichkeiten eine reine Wesenslehre geben
muß, wie viel oder wenig an zusammengehörigen Wesenswahrheiten sie
auch umspannen mag. Somit muß es, in diesem Rahmen der Ontologie des
672 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

Geistes, auch eine solche der „Phänomene", der Bewußtseinserlebnisse in


unserem Sinn geben, eine rein von aller Mitsetzung von Tatsächlichkeit
völlig freie Erforschung dessen, was sei es zu jeder Art von „Bewußtsein",
an Bewußtseinsvermeintlichem, Bewußtseinskorrelaten, an möglichen
Zusammenhängen „apriori" gehört, eben rein wesensmäßig. Beispielsweise
sind aus Wahrnehmungen <Text bricht ab>
560,10 Titel = Rb. m. Rotst. II 560,17-19 sonde rn bis so habe n Einf. II
560,24 So Festgeste lltes V. für dergleichen II 560,25 nach wichtig sein
gestr. aber es liegt darin die Eingangspforte der Philosophie 11 560,25 nach
keine gestr. vorgegebene ii

Beilage 16 (S. 560-564)


Text von Bl. 3 und 4 aus dem Konvolut F III r. Die von Husserl m.
Bleist. als 23 und 24 paginierten Bl. liegen im Konvolut den B1. des Zweiten
Buchs der Ideen voran, und zwar so, daß sein Bl. 24 vorweg liegt und erst
danach, mit der Rückseite voran, Bl. 23. Die Vorderseite von Bl. 23 und die
Rückseite von Bl. 24 sind m. Bleist. leicht durchgestrichen; auf Bi. 23 hat
Husserl noch darübergeschrieben benützt und auf der Rückseite von Bl. 24:
erledigt. Auf das voranliegende Bl. 24 hat Husserl am Rand notiert Ma-
nuskript aus Ideen I, ebenso auf der Rückseite von Bl. 24 seiner Pagi-
nierung Aus dem Manuskript zu Ideen I. Beide Angaben sind m. Blaust.
eingeklammert und unterstrichen. Dazu hat Husserl noch m. Bleist. notiert
reines Ich, cf. II 10 Nov., was wohl zu lesen ist als „vgl. 131. 10 des Blei-
stiftmanuskripts des Zweiten Buchs der Ideen von November 1912". An der
gleichen Stelle hat Edith Stein beigefügt Ideen I, <Originalpaginierung S.>
109, auf welcher Seite sich der diesem Bl. korrespondierende Drucktext der
Ideen I findet. Die Vorderseite von Bl. 3 (= Husserls Bl. 24) des Konvolut
F III 1 weist einige Bleistiftverbesserungen auf, die wohl bei Gelegenheit der
Niederschrift des Anfangsteils des ursprünglichen Zweiten Buchs der Ideen
entstanden.
560,28 Titel = Rb. auf F III 1/4a II 561,3 nach eo ipso radiert im Blick II
561,12 nach alles gestr. und jedes sowie eine V. für „und jedes": individuelle
Sein im weitesten logischen Sinn II 562,15 individuell Einf. II 561,19 Be-
wußtseins- Einf. II 561,26 nach sind gestr. individuelle II 561,27 anderen
Konstitution im Bewußtsein V. für sich im Bewußtsein konstituierend
durch 11 561,40-47 Einf. am Rand als zweite V., nachdem Husserl vorher
als erste folgenden Text angefangen und wieder gestrichen hatte: Es ist nun
erforderlich, uns im Rahmen der phänomenologischen Reduktion etwas
umzutun und II 562,2 nach dann gestr. weiter II 562,3 weiteren Einf. II
562,8 dieses V. für das II 562,18 statt für im Ms. auf II 562,23-24 geschlosse-
nen Einf. II 562,30 zufällig daue rn den Einf. II 562,35 Diese bliebe ihm
allzeit ein Gegenüber V. für die ihm all zeit ein Gegenüber bleibt li 562,37
natürlichen Einf. II 562,38-39 (und Bekundung) Einf. II 562,39-40 und
schematisch sich bekundendes Einf. II 562,45 Anm. = Einf. Ij 563,1 nach
lebt gestr. und ist II 563,2 nach als gestr. seine Zuständlichkeiten 11 563,2-4
die Aktgebilde bis der Freiheit Einf. II 563,7 in dem es lebt V. für eben
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 673

seines Lebens II 563,8 be kundet gestr. II 563,8 nicht nur Einf. II 563,8 Ich
und Einf. I 1 563,17 „ be kundendes" gestr. I 1563,23-26 Aber nur soweit bis
anerkennen Eint. I 1 563,24 unmittelbare Einf. 563,28 Noch auf eine
andere Transzendenz stoßen wir V. für Das gleiche überträgt sich auf
eine andere, in gewisser Weise verwandte und doch ungleich tiefer liegende
Transzendenz II 563,33 auffällige V. für wunderbare II 563,37 Grundes V.
für reinen Subjekts als II 563,39-40 nach hinführen und gestr. vielleicht Il
563,40-41 offenbar ist, daß dies außerweltliche göttliche Prinzip V. für
genug, es wäre die Gottheit hier gedacht als ein nichtweltliches, ein in
diesem Sinn reines 563,43 Anm. = Rb. II 564,1 Auf dieses erstrecken wir
natürlich V. für Natürlich verfällt auch das Il 564,3-4 sofern bis sein soll
Einf. 11 564,6 transzendenten Einf. II

Beilage 17 (S. 564-565)


Text von Bl. 70 aus dem Sonderumschlag 41/91 des Konvolut F IV .r
(vgl. darüber die textkrit. Anm. zu Beilage 5), dem auch die Beilagen 5, 9,
zo, rr und 12 (zum Teil', entnommen sind. Das B1. trägt die wieder durch-
gestrichene Husserlsche Bleistiftpaginierung 40a. Es ist nicht weiter bearbei-
tet. Auf der Rückseite des Bl. steht die fragmentarische Bleistiftnotiz: Was
unter dem Titel <unter dem Titel V. für als> Noema bezeichnet ist, ist ein
im Wesen des Erlebnisses beschlossenes <bricht ab>
564,15 jeden Einf. II 564,20-27 so wie bis unterscheiden Einf. II 564,34
freien Einf. II 564,40-565,1 und auch bis Denn Eint. I 1565, 7 noematische
Einf. 0

Beilage 18 (S. 565-566)


Text von Bl. 9 aus dem Konvolut M III 6. Es enthält unter dem Hus-
serlschen Titel Klassifikation. Beschreibende und erklärende Wissenschaf-
ten eine von Edith Stein angefertigte Kurrentabschriftt von Ms. A IV r5 (vgl.
darüber die Einleitung des Hrsg., S. XXX VIII) . Ihr voran liegen im Sonder-
umschlag 3117 laut Husserls Blaustifttitel Beilagen zu der K -Ausarbeitung
(von Frl. Stein abgeschrie be n) über Klassifika tion. Neben Bl. aus der Vor-
lesung von Sommer 1912 liegen darin auch Bleistiftmanuskripte, darunter
dar als Beilage 20 publizierte Text. Auf der gestr., wohl weil von Husserl
verworfenen Rückseite von Bl. 9 findet sich der als Beilage r8 publizierte
Text. Die nicht durchgestrichene Vorderseite trägt die Steinsche Bezeichnung
K 17b. Ihr Text lautet: Klassifikation und Beschreibung. Typen-
beschreibung. - Das Auffassen unter intellektiven Ideen - Das Erklären,
das eindeuti g Bestimmen. Imaginative Ideen. NB: Jedes Imagina tive ist
vieldeutig, das Intellektive ist eindeutig, soweit es unter Ideen faßbar ist.
Es in seinen Abhängigkeiten ideal fassen und es so bes timmen, daß eine
Reihe typischer Beschreibungen gege ben werden kann, die in immer
größerer Annäherung das ideale Sein als das Wahre bestimmen, das wäre
das Ideal. Das imagina tive Objekt ist unvollkommen gege ben, einseitig,
ist bezogen auf Ge<gen>stände; es in diesen Abhängig<keit>en bestimmen
674 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

und vollkommen bes timmen. Vollkommen bestimmen ist ideal bestim-


men. Es fehlt wohl noch etwas für das Verhältnis von Typus und Idee.
„An sich" ist jedes Objekt bestimmt; Subjekt bestimmter Eigenschaften.
Es ist bestimmbar in exakter Weise. Es gehört ihm zu eine Idee : eine
Idee der intellektiven Stufen. Ist es überhaupt Etwas, so muß es mit sich
Identisches sein, und das kann es als Identisches der Dauer nur sein da-
durch, daß jede Phase der Dauer absolut identisch ist. Und daß die
Dauer selbst eine Kontinuität von ausdehnungslosen Zeitpunkten ist, die
identisch-ideal erfüllt sind. An sich kann das Objekt nicht vage sein, nur
der Typus ist vage, die Anschauung ist fließend, die imaginative Gleich-
heit ist inexakt, Imagination kann Gleichheit nicht exakt fassen. Die
imaginative Auffassung faßt auf : da ist ein Objekt, soll diese Auffassung
gelten im Sinn der exakten Wissenschaft, so muß sie explizierbar sein.
Und nicht bloß das, es muß das Explizierte „unter festen Begriffen
stehen". Das ist einen exakten Inhalt haben. Aber muß es wirklich
exakte Wissenschaft geben ? Kann die Welt nicht so sein, daB sie nur
ein vages Bestimmen ermöglicht ? Ist nicht tatsächlich die Welt hinsicht-
lich der „Sinnlichkeit" vage und die exakte Bestimmbarkeit beruht nur
darauf, daß typische Zusammenhänge den exakten Ansätzen der Physik
entsprechen, derart daß in den Erscheinungen sich indirekt ein Exaktes
bekundet ? Eine Regelung der sinnlichen Erscheinungen, aber nicht
eine in den sinnlichen Erscheinungen selbst liegende Exaktheit. — Das
Typische als Annäherung an die Idee. Erscheinung des ruhenden Seins,
des sich Unverändemden (qualitativ, nach der Fülle des Raums) ; sich
bewegenden Unverändemden; des Werdens in beiderlei Hinsicht. Be-
schreibung der Abhängigkeiten empirischen Werdens, der Kausalitäten
in der Imagination. Unterschiede der Erscheinung der in unterster
Imagination gegebenen Zustände des Dings und der in Reihen von
Zuständen sich bekundenden real-kausalen Eigenschaften.
565,42 Anm. 2 - Rb.

Beilage 19 (S. 566-567)


Text von Bl. 48 aus Konvolut B II 1, dessen Umschlag eine Drucksache
vom 26. August 1912 ist. Der Sonderumschlag 44149 ist ein Inhaltsverzeich-
nis von Mss. aus dem September 1907, aus welcher Zeit auch so gut wie alle
Bl. des Konvolut B II 1 stammen, mit Ausnahme derer in diesem Sonder-
umschlag, der zwischen 1904 und 1912 entstandene Einzelblätter enthält.
Das Einzelbl. 48 trägt auf der Vorderseite den als Beilage 19 publizierten
Text, dessen letzter Satz allerdings auf der Rückseite steht. Diese Rückseite ist
m. Bleist. durchgestrichen und enthält zunächst den m. Bleist. stenographier-
ten Text, der in den Rahmen des Schlußkapitels der Ideen I gehört: Ähn-
liches muß für jede oberste „Region", das ist für den einer sachhaltigen
Verallgemeinerung nicht mehr fähigen und da rum höchsten Gattungs-
begriff gelten, der ein Gebiet individuellen Seins in idealer Reinheit ab-
schließt, das dann dazu bestimmt ist, Gebiet einer wesensmäßig abge-
schlossenen Wissenschaft (oder zusammengehö ri gen Wissenschaftsgruppe)
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 675

zu werden. Solche Ideen sind die des physischen Objekts, die des indivi-
duellen Geistes. Außerdem ist die Rückseite noch umgekehrt beschrieben mit
folgenden Textversionen: Ob es als ein wirkliches oder fingiertes und da bei
als ein re al es psychophysisches Subjekt gedacht ist, darauf kommt es
nicht an, sondern e ben nur auf Akte des betreffenden Gehalts. Und sofern
sie ein „Ich" voraussetzen, nur auf das, was sie da be i unter diesem Titel
notwendig voraussetzen, und was im übrigen einer näheren Bestimmung
nicht bedarf. A ber ob dieses als ein englisches etc. gedacht ist, ob als ein
reales psychophysisches Subjekt oder nicht: wofern diese Akte ein Ich
voraussetzen, kommt es auch nur auf den notwendigen Sinn dieses „Ich"
an, das sie dabei voraussetzen und das im übrigen einer näheren Sinnes-
erforschung nicht bedarf.
566,9 Motive V. für Ausgangspunkte II 566,9 nach vernunfttheore-
tischen gestr. und dann in weiterer Folge der 566,12-13 Vernunftlehre
bis umspannt V. für Vernunftkritik wiederzufinden II 566,13 nach ver-
einigen gestr. und versöhnen II 566,18-19 und unentbehr lichen Einf.
566,20 Bewußtseins„erlebnis” V. für Bewußtsein sind II 566,20 nach Be-
wußtseins„erlebnis” gestr. Gegenstände der Region „Bewußtsein" sind,
das ist Gegenstände II 566,32 Erwerb V. für Gewinn II 566,35 nach Vor-
urteile gestr. und aus ihren verworrenen II 566,36 nach daraus gestr. ge-
zogenen II 566,40 der geschulten Einsicht V. für dem geschulten Geist II
567,5 nach vorwissenschaftlicher gestr. gelegentlicher II

Beilage 20 (S. 567)


Ein Text auf Bl, 13 von Konvolut M III 6 (vgl. die textkrit. Anm. zu
Beilage 18), das in den Zusammenhang der Bleistiftbl. 1r-16 des Konvoluts
gehört. Die obige Beilage 20 bietet den durchgestrichenen Text der Rückseite
des Bi. Ihm geht das schon bei der Niederschrift wieder gestrichene Satz-
bruchstück vorher: die Phänomenologie der soeben besprochenen Schichte,
also der nach dem ontologischen Leitfaden einer ursprüng lich materialen
Katego rie in systematischer Ordnung überschaubaren Wahrnehmung
(genauer Wahrnehmungssätze), in denen Gegenständlichkeiten dieser
Kategorie zu vollkommener Ausweisung kommen sowie das nicht gestr.
Bruchstück: Ist die Phänomenologie der mög li chen Wahrnehmungen
(Wahrnehmungsakte und Wahrnehmung. Die von Edith Stein als K 17f
paginierte Vorder- sowie ein Teil der Rückseite des Bi. tragen folgenden, noch
gültigen Text, der ebenfalls m. Bleist. geschrieben ist: Beschreibung der er-
scheinenden Natur. Concreta. Beschrei bende Beg ri ffe. Farbe — Ton, tak-
tuale Bestimmung < ?> nicht „Qualitäten", sondern die in der Konkretion
direkt enthaltene abstrakte Komponente. Was ich im Konkretum
finde, wenn ich es in seine anschaulichen Komponenten zerlege. Ebenso :
die Formen der Einheit „Komponenten", ist nicht gut deutlich. Es sind
anschauliche Bestimmungen, anschaulich komponierende Bestandstücke
des „Gesamtinhalts", und Gesamtinhalt ist hier die Gesamtbeschaffen-
heit des Einen, des identischen Gegenstands. Er ist ein Iden tisches, das
seinen konkreten Bestand an dem hat, was er hat, was er ist, und dieser
676 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

löst sich in partiale Beschaffenheiten auf. Das Eine war hier Einheit der
möglichen Veränderung, der möglichen Bewegung usw. Die Beschaffen-
heiten sind selbst Einheiten, das was das Subjekt ist, in dem es sie hat.
Es sind also doch Komponenten, sofern eben das Ganze eine transzen-
dente Einheit ist und die Beschaffenheiten Strahlen dieser Einheit. Sie
ist Identisches in der Kontinuität, evtl. der Veränderung. — Farbe: Je
zwei Farben stehen in gewissen Wesensrelationen, „vergleiche" ich sie, so
finde ich Unterschiede der „Helligkeit", der „Qualität", der Sättigung.
Es wird abgehoben „Sättigung" Rot. Also nicht Farbe, sondern visuelle
Beschaffenheit. Ebenso nicht Ton im Sinne der Musik, sondern akustische
Beschaffenheit. Unterschied zwischen Geräusch und Ton, Unterschiede
zwischen Geräuschen als solchen, Tönen als solchen: typische Unter-
schiede. Abstrakta niederster Stufe, Partialkonkretionen. Innerhalb jeder
Grundgattung von Partialkonkretionen ergeben sich dann „Qualitäten",
„Intensitäten", „Helligkeiten" u. dgl., deren Unterscheidung ein Pro-
blem ist. Hier haben wir neue Gattungen, die für die verschiedenen Gat-
tungen von Konkretionen durch Abgründe getrennt sind und nur formale
Gemeinsamkeiten haben wie „Qualität", „Grad", „Zeitlichkeit", „Räum-
lichkeit". Das sind feste Begriffe. Dagegen in der Sphäre der Besonde-
rungen, die wir doch beschreibend berücksichtigen müssen, kommen wir
auf Typisches. Kupferrot, veilchenblau etc. Aber ist dabei nicht eine ge-
wisse Helligkeit oder Helligkeitssphäre etc. mitgenommen ? Doch wohl.
Ebenso Violinton, und zwar das Violin-E oder A, ist da nicht eine In-
tensitätssphäre mitgenommen ? Doch das kann man ausschließen. Oder
Gestalt, visuelle Gestalt? Doch wohl nicht. Das „lanzettförmig" kann ich
auch durch Tasten erfassen. Die Qualitäten sondern sich. Nicht die An-
schauungsformen. Ich kann sie sondern, ich kann darauf achten, aber
für botanische Beschreibung kommt das nicht in Betracht; da ich das
Ding beschreibe, in der Dinganschauung ist die Raumform nicht ein
Doppeltes.
567,16 nach folgend gestr. systematisch II 567,17 nach Leistungen der
gestr. funktionellen II 567,21 Wahrnehmungsthesen V. für Wahrneh-
mungssynthesen II 567,24 statt des im Ms. des des II 567,26 nach wirklich
ist gestr. und des daraus zu Folge rnden II 567,28 leeren und vollen Einf. II
567,29 gesetzt V. für vollzogen II 567,29 nach gesetzt gestr. und begründet
werden usw. All das II

C. AUS DEN DRUCKVORLAGEN

Alle Manuskripte dieser und der folgenden Textgruppen sind, sofern nicht
anders vermerkt, mit Tinte stenographiert.

Beilage 21 (S. 568)


Umschlagblatt des Konvolut K 16g, in dem nur die in Beilage 22 abge-
druckten Bl. enthalten sind. Der Umschlag 1/5 ist m. Bleist. teils steno-
graphisch, teils in Kurrentschrift beschrieben. Auffer dem oben abgedruckten
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 677

Gliederungsentwurf, dem statt II. Die Fundamentalbetrachtung der Phä-


nomenologie das wieder gestr. II. Die phänomenologischen Reduktionen
vorhergeht, trägt der Umschlag die Notiz Begonnen die Ausarbeitung
30.12.<19>12 <S.> 1-4 und enthält tagebuchartige Notizen vom 5.-27. Januar
1913 über den Fortschritt der Ausarbeitung des Kurrentms. der Ideen I mit
Seitenangaben sowie einer Übersicht, wieviel Seiten Husserl pro eingetra-
genem Tag (und zusammen pro Woche) ausgearbeitet hat. Die drei Kolonnen
dieser Aufzeichnungen geben also zuerst das Datum, dann die ausgearbeiteten
Seiten des Kurrentms. und schließlich die Anzahl der am betreffenden Tag
ausgearbeiteten Seiten. Am Wochenende hat Husserl die Anzahl der in der
jeweiligen Woche ausgearbeiteten Seiten vorangesetzt.
<Am> 5/1 <S.> 33- 39 7 <Seiten>
6/1 40- 45 6
7/1 46- 52 7
8/1 53- 63 11
9/1 64- 68 5
10/1 69- 74 6
<zusammen> 45 <Seiten> 11/1 75- 77 3
12/1 78- 88 ' 10
13/1 89 1
14/1 90- 93 4
15/1 94- 99 St
16/1100-106 7
17/1 107-111 5
35 18/1 112-114 3f
19/1 115-117 3
20/1 118-121 4
21/1 121-125 3
22/1 126-135 10i
23/1 136-141 6
24/1 142-144 4
37 25/1 145-150 6
26/1 151-153 3
27/1 154-162 8

Die Notiz 190 Seiten zu Beginn des Blattes dürfte sich auf das insgesamt
zwischen dem 3o. Dezember 1912 und dem 3o. Januar 1913 Ausgearbeitete
beziehen, dagegen läßt sich die Bedeutung des Vermerks 19-20 S. nicht auf-
hellen.
568,9 vor 2. Kap. vermerkt: Die Kapitel fortlaufend nummern II 568,24
einer V. für zur II

Beilage 22 (S. 568 571)


-

Diese Beilage gibt Bl. 2-4 des Konvolut K 169, das einzige darin Ent-
haltene, wieder. Die in Kurrentschrift abgefaßten Bl. sind m. Bleist. von
678 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

Husserl paginiert als 210-212. Das letzte der drei Bl. bricht knapp nach der
Mitte des Bl. im Satz ab. Außer den bei der Niederschrift vorgenommenen
Verbesserungen tragen die El. keine Überarbeitungsspuren.
568,28 in den V. für durch die II 568,29 in den V. für durch die II 569,10
vor mit gestr. und II 569,12 vor oder gestr. also II 569,17 speziell die Einf. II
569,18 ganz unentbehrlich V. für die Voraussetzung durchaus erforderlich
II 569,21 nach Tat gestr. sind II 569,30-31 die Versuchungen verstehen, die
V. für und ihre Quelle haben in 1I 569,31 nach sich gestr. zu Anfang II
569,32 überhaupt Einf. II 569,39 im Stadium der Anfänge bleiben V. für
im Anfangsstadium bleiben II 569,45 man sieht V. für es zeigt sich II 569,47
tief in Einf. I 1 570,1 sofern V. für und durch die I 570,1 nämlich Einf. II
570,3 überhaupt Einf. II 570,5 nach Strukturen gestr. im Allgemeinen
II 570,9 oft Einf . II 570,18 etwa Einf• II 570,23 berücksichtigt V. für
merkt II 570,24 nach Schicht gestr. Einf. (wodurch diese als eigene erkannt
worden ist) II 570,28-29 statt durcheinanderging im Ms. durcheinanderging
durcheinanderging II 570, 30-31 deren Hauptthema ja die Intentiona-
lität ist Einf. II 570,37 zwar V. für nicht nur überhaupt gegenständ liche
II 570,40 hic et nunc V. für hier II 570, 47 nach den gestr. jeweiligen II 571,2
bzw. V. für und II 571,4-5 der je nach Art der Sinnesfülle Einf. II

Beilage 23 (S. 571 572)


-

Text der El. 63 und 64 von Konvolut K 124. Sie liegen im Binnen-
umschlag 55168, der die Aufschrift trägt Zur Antwort auf Messers Aufsätze
über Husserls Phänomenologie. Cohn. Voran liegt darin ein längerer
Briefentwurf Husserls an August Messer, darauf folgt als ein neuer Binnen-
umschlag 60/67 eine Drucksache mit dem Datum 17. Februar 1914. Husserl
hat darauf einige Exzerpte aus den Ideen I notiert: <S.> 153 <der Original-
paginierung handelt über> Existenz der Erlebnisse, <§ ?> 63ff, § 66, 125.
p. 9, 17 faktische Regelungen, <S.> 18, § 8: keine empirische Wissenschaf-
ten vorausgesetzt. <S.> 113: Wir bewegen uns im Bannkreis der phänome-
nologischen Ausschaltung der Welt. <S.> 114: Erweiterung der ursprüng-
lichen Reduktion. Diese Bemerkungen auf dem Binnenumschlag beziehen
sich auf das darin liegende Bl. 65, die Abschrift (?) durch Malvine Husserl
eines Briefs Husserls an J. Cohn vom 19. Februar 1914, in dem Husserl sich
gegen Cohns Mißverständnis der Husserlschen Unterscheidung von Tat-
sachen- und Wesenswissenschaft in den Ideen I wendet. Außerdem enthält
dieser Binnenumschlag noch eine Abschrift Malvine Husserls von Georg
Anschütz' Anzeige des August Messerschen Aufsatzes über „Husserls Phä-
nomenologie in ihrem Verhältnis zur Psychologie" sowie die hier als Beilage
23 und 24 abgedruckten Texte. - Bl. 63 und 64 sind beide nur auf der Vorder-
seite m. Bleist. beschrieben. Außer einigen bei der Niederschrift entstandenen
Änderungen weisen sie keine Spuren späterer Bearbeitung auf. Die Rück-
seite von Bl. 64 trägt folgenden m. Tinte geschriebenen Text, der ein Entwurf
zu einem Teil des oben als Beilage 24 abgedruckten Ms. ist (vgl. oben S. 573,
Z. 26-29) : Wenn man bei der Beschreibung des Wesens zu sagen nicht
vergessen wird, daß es (und darunter speziell auch das Erlebniswesen)
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 679

keinen Ort in der psychophysischen Welt hat, so besagt das doch keine
Gleichsetzung.
571,11 vor Über gestr. Das Mißverständnis <bricht ab> Messer hat in
meinen ausführlichen <bricht ab> meinen Begriff <bricht ab> II 571,14 nach
bemerkbar gestr. Phänomenologie das hieße < ?> II 571,17 (räum lichen und
zeitlichen) Einf. II 571,18 des Geschehens Einf. I 1571,29 nach nur gestr. das
Wesen „Farbe" oder „Ton überhaupt" klarzumachen II 571,35 nach Auf-
satzes gestr. Die freie II 572,1 nach Erlebniswesen gestr. Die Identität des
Wesens, die seine Gegenständlichkeit ausmacht, besagt nun aber gar
nichts davon, daß ein Phänomen im einen Stück des Flusses als wesens-
identisch sowie gestr. Was würde II 572,3 nach Beweis gestr. danach II
572,11 nach fest gestr. Aber wie I 1572,12 nach Wesenserkenntnis gestr. ist
unmöglich II 572,20 nach und die gestr. beispiel<-hafte?>

Beilage 24 (S. 572-574)


Text der Bl. 6r und 62 aus dem Binnenumschlag 60/67 des Konvolut K T
24 (vgl. darüber die textkrit. Anm. zu Beilage 23). Bl. 6r ist die Rückseite
einer Drucksache von etwa Mitte Februar 1913.
572,32 Titel _ Rb. m. Blaust. II 572,34 nach während gestr. der letzten
Revision dieser I 1573,1 und mit großem Bedauern Eint. I 1573,1 er V. für
der schätzenswerte Forscher II 573,5 Lehren V. für Ansichten II 573,8 nach
geradezu gestr. umkehrt I 1573,11 statt der Begriffe Ms. der Begriffs, wobei
der V. für des ist II 573,11-12 bleiben ohne Wirkung V. für hat er hinweg-
gelesen II 573,13 nach eine gestr. Art Psychologie II 573,14-17 Ich bis werden
V. für Und erst recht nichts zu den geradezu leichtfertigen und bis zur
wissenschaftlichen Gewissenlosigkeit leichtfertigen Aufsätzen von An-
schütz, die charakte ri stisch sind für das Niveau, auf dem heutzutage noch
Prinzipienfragen der Psychologie (also philosophische Fragen) erwogen
und - beliebt <?> werden genommen werden können. Ich hoffe doch, daß
gründliche Forscher es nicht verschmähen werden, meine Arbeiten selbst
zu lesen, statt sich durch solche verfälschende Darstellungen irreleiten
zu lassen. II 573,20 vor gemeint gestr. nämlich II 573,21 nach Weltzeit).
gestr. Diese Gleichsetzung ha be ich nie vollzogen II 573,24 eine Gleich-
setzung V. für die obige Behauptung II 573,28 nach hat gestr. Aber eine
Gleichsetzung ist darin II 573,34 Absurdität V. für Widersinn II 573,34
nach wollen gestr. Ich ersehe das !I 573,37 richtig und keineswegs V. für
wahr und nichts weniger als II 573,38 in ihnen Einf. II 573,44 nach das ist
gestr. vom II 574,2 nach unsere gestr. obigen II 574,2 nach über gestr. Fik-
tionen II 574,2-3 Mit diesem Nicht-Verstehen V. für Damit II 574,9 nach
Dinggegebenheiten gestr. ein als hier und do rt erfaßtes Räumliches II
574,11 nach geometrisch gestr. gleich II 574,13 nach versichere. gestr. Was
würde man nun von II 574,17 nach „Beweis" gestr. verlangen II 574,23 nach
sollten ? gestr. Ich brauche diese Fragen wohl nicht zu beantworten. Was
würde man weiter sagen, wenn sowie Und hier erhebt sich auch II 574,24
nach finden gestr. Eine exakte Beschreibung II 574,26 nach sei. gestr. Und
ebenso daß die Phänomenologie erkenntnistheoretische. Natürlich soviel
680 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

Zerlegungsweisen, soviel Wesenserkenntnis. II 574,28 nach Psychologie


gestr. aber ohne Phänomenologie II 574,32-33 ohne die V. für die jede
Anderung II 574,35 nach versehen gestr. die nicht an der Erfahrung, son-
dern vor ihrer Ausbildung die Bedingung einer wirklich streng empirischen
Naturwissenschaft ist II 574,37 exakte V. für strenge II 574,39 analog V. für
so II

III. BEIBLATTER AUS DEN HANDEXEMPLAREN

Beilage 25 (S. 574-575)


Ursprünglich aus Exemplar A stammendes Bl., das Husserl später in
Exemplar D vor das Titelbl. eingelegt hat. Das nicht weiter bearbeitete Bl.
trägt als Datum die Rb. 2. X. <1913?> aus den Ideen exzerpiert.
575,17 vor Wahrnehmung gestr. Urerfahrung H 576,13 vor Wahrnehmung
gestr. sinnliche II

Beilage 26 (S. 576)


Nur auf der Vorderseite beschriebenes Bl., das ursprünglich in Exemplar
A lag. Von Husserl später zwischen S. 14 und 15 der Originalpaginierung
in Exemplar D eingelegt. Das El. weist keine Spuren späterer Bearbeitung
auf.
576,17 Titel = Titel des Ms., der dort folgende Form hat: S. 15 (Ab-
schrift) II 576,35 nach beliebige gestr. auch H

Beilage 27 (S. 577)


Ursprünglich in Exemplar A eingelegtes Bl., das Husserl später, ebenso
wie das der Beilage 28 zugrunde liegende Bl., zwischen S. 22 und 23 der
Originalpaginierung in Exemplar D eingelegt hat. Das Bl. weist keine Spuren
einer späteren Bearbeitung auf.
577,2 Titel = Rb. Il

Beilage 28 (S. 577-578)


Ursprünglich aus Exemplar A stammendes Bl., das Husserl später, ebenso
wie das der Beilage 27 zugrunde liegende El., zwischen S. 22 und 23 der
Originalpaginierung in Exemplar D eingelegt hat. Das El. ist nicht weiter
bearbeitet.
577,12 Titel = Rb. II 577,14 Titel = Rb. II 577,14 Bedeutung V. für Be-
deutungen II 577,37 nach Kategorien gestr. ausdrücken II 578,11 evtl.
Einf. II

Beilage 29 (S. 578-580)


Text von zwei ursprünglich aus Exemplar A stammenden, leicht m. Bleist.
überarbeiteten Bl., die Husserl, ebenso wie die den Beilagen 30-32 zugrunde
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 681

liegenden Bl., später zwischen S. 24 und 25 der Originalpaginierung in


Exemplar D eingelegt hat. Die Bl. sind von Husserl m. Tinte als 1 und 2
paginiert.
578,14-15 Titel = zwei Rb. m. Bleist., die im Ms. folgenden Wortlaut
haben: Insbesondere auch zu § 13, S. 26. Auch kann alles hier Ausgeführte
als bloße Näherausführung zu § 10, S. 21 unten usf. angesehen werden II
578,17 18 Untertitel = Rb. II 579,12 besondere Eint. II 579,16 total Eint. II
-

579,18-19 seit vielen Jahren Einf. m. Bleist. II 579,45 Anm. = Rb. m.


Bleist. I 1580,6 reine Einf. II

Beilage 30 (S. 580-582)


Text von drei unpaginierten Bl., die ursprünglich in Exemplar A ein-
gelegt waren. Später hat Husserl sie, ebenso wie die den Beilagen 29, 31 und
32 zugrunde liegenden Bl., zwischen S. 24 und 25 der Originalpaginierung
in Exemplar D eingelegt. Die Bt. weisen einige wenige Bleistiftbemerkungen
auf.
580,13 (Schwierigkeiten) Einf. m. Bleist. II 580,17 selbst Eint. II 580,22
logischen Verhalten V. für Sätzen II 580,23-24 den beiden bis Möglich-
keiten Einf. H 580,36-37 aufbauendes Einf. II 581,37 des Gattungswesens
V. m. Bleist. für von dem Gattungswesen II 582,3 individuellen Eint. I I

Beilage 31 (S. 583-584)


Ursprünglich aus Exemplar A stammendes Bl., das Husserl später, ebenso
wie die den Beilagen 29, 3o und 32 zugrunde liegenden Bl., in Exemplar D
zwischen S. 24 und 25 der Originalpaginierung eingelegt hat. Das Bl. ist nicht
überarbeitet.
583,2 Titel = Rb. II 583,7 nach entsprechenden gestr. syntaktischen II
583,35-39 Es bis Syntaxen Einf. H 584,1 (Vergleichung etc.) Einf. II

Beilage 32 (S. 584)


Ursprünglich aus Exemplar A stammendes Bl., dessen Text auf die Rück-
seite eines Briefes von F. Neef, an Husserl vom 8.12.17 notiert ist. Später
hat Husserl diese Notiz, ebenso wie die den Beilagen 29-31 zugrunde liegen-
den Bl., in Exemplar D zwischen S. 24 und 25 der Originalpaginierung
eingelegt.

Beilage 33 (S. 584 585)


-

Unbearbeitetes, nur vorderseitig beschriebenes Bl., das ursprünglich in


Exemplar A lag und später von Husserl in Exemplar D zwischen S. 32 und
33 der Originalpaginierung eingelegt wurde.
584,17 Kapitel V. für Abschnitt II
682 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

Beilage 34 (S. 585-586)


Ursprünglich aus Exemplar A stammendes Bl., von Husserl später
zwischen S. 5o und 51 der Originalpaginierung in Exemplar D eingelegt.
Das Bl. weist mehrere Unterstreichungen m. Rotst. auf.
585,16 nach verstehe gestr. als das verstehende sowie jederzeit ihrem
„wahren Sinn" nach wieder aktualisieren kann I 1 585,16 unklaren Einf. I I
585,25 nach sein gestr. von dem das I I 585,25 nach zwar gestr. dann 11 585,29
nach Welt gestr. bleibt 11 585,29 direkt und indirekt Einf. II 585,30 zur Zeit
da V. für wenn II 585,31 mir noch nicht erworben hatte V. für die ich mir
erworben habe II 585,36 den V. für das 11 586,10 nach oft gestr. da II

Beilage 35 (S. 3586)


Aus Exemplar D stammendes Bl., das dort zwischen S. 56 und 57 der
Originalpaginierung eingelegt war. Das nur vorderseitig beschriebene Bl.
weist mehrere m. Bleist. vorgenommene Textänderungen auf.
586,13 56 (= Titel) = Rb. m. Bleist. 11 586,20 nach Leben m. Bleist.
gestr. des Alltags 586,20 auch V. m. Bleist. für aber auch I1 586,21 als
eine im voraus seiende Welt und V. m. Bleist. für also II 586,21 nach Hin-
sicht m. Bleist. gestr. ich nehme sie II 586,23 von Realem Einf. 11 586,24
hinfort Einf. II 586,27 nach Geltungsmodi gestr. sollen nicht mehr naiv
betätigte bleiben II 586,27 nach das gestr. macht, was wir 586,28 (ohne
sich in einer besonderen Vornahme und Entscheidung V. m. Bleist. für
bzw. sich 11 586,29 setze ich V. für setzen wir lI 586,30 ich versage mir V.
für wir versagen uns II 586,31 nicht bloß Einf. 11586,36 bei im voraus Gelten
ist im voraus Einf. 11 586,37 bei die Kraft ist die V. m. Bleist. für seine 11
586,37 die mir bisher V. für ich stelle mich nicht auf II 586,38-39 Und
doch geht der alte Gang der Erfahrung weiter wie bisher V. für die ich,
und doch weiter wie bisher, erfahre 11 586,40 modifiziert Einf. m. Bleist. 11
586,40 mir eben V. für keinen II 586,40 nicht mehr Einf. 11 586,40-41 auf
dem ich bisher stand V., z. T. m. Bleist., für auf den ich mich, und ins-
besondere auch als Urteilender, stelle II 586,43-44 von räumlich-zeitlichem
Dasein V. für von Weltlichem 11

Beilage 36 (S. 587-589)


Zwei aus Exemplar D stammende Bl., die ebenso wie die den Beilagen 37
und 38 zugrunde liegenden Bl, in einem Umschlag liegen, der von einem
Brief Friedrich Bergers an Husserl vom 13. September 1929 gebildet wird.
Den Umschlag hat Husserl zwischen S. 58 und 59 der Originalpaginierung
eingelegt. Das erste der beiden hier abgedruckten Bl. ist von Husserl m.
Blaust. als I paginiert, welche Paginierung offenbar sofort in 1 geändert
wurde. Neben einer Bleistiftbemerkung weist es mehrere Blausti f tunter-
streichungen auf. Die Rückseite beginnt mit einem sofort wieder gestr. Titel
Transzendenz. Grundabsicht des 1. Buches Enthüllung der Transzendenz.
Das zweite Bl. ist oben am Rand als 592 bezeichnet, d.h. als Neufassung des
Textes des 2. Absatzes auf S. 59 der Originalpaginierung. Neben mehreren
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 683

bei der Niederschrift vorgenommenen Verbesserungen weist es keine An-


derungen auf. So ist zu vermuten, daß die beiden Bl. unabhängig vonein-
ander entstanden sind, und erst später als <59>1 bzw. 592 zusammengestellt
wurden. Deswegen wurden sie im Druck durch Asterisk voneinander ab-
gesetzt.
587,2 59 (= Titel) ist der Bezeichnung 592 des 2. Bl. entnommen II 587,4
nach um gestr. die erste II 587,5 nach Bewußtsein gestr. Bewußtseinssubjekt
ein eigenes Wesen hat, das II 587,6 nach und gestr. in seiner Eigenwesent-
lichkeit II 587,9 nach Einstellung gestr. auf Bewußtseinserlebnis, auf Be-
wußtseinssubjektivität überhaupt II 587,9 nach Seelische gestr. auf Be-
wußtseinssubjektivität und Bewußtseinsleben 587,10 nach Forschers)
gestr. das einzelne Bewußtseinserlebnis ein wesensmäßig unselbständiges
ist, und derart, daß sich Bewußtseinserlebnis je eines Menschen und eine
reine und konsequente II 587,11 vor wissenschaftlich gestr. als wissen-
schaftlich rein II 587,11 nach fungierend gestr. rein II 587,12 zu nennen V.
für genannt II 587,14 nach konsequent gestr. und aktual II 587,17 nach aber
gestr. innerhalb der II 587,18 nach neuen gestr. und das schon Erfahrene
ergänzenden II 587,24-25 zu einer Totalität abgeschlossenen Einf. und V.
für endlos offenen II 587,25 solchen Einf. II 587,26-27 der Klammerausdruck
Einf. m. Bleist. II 587,29 nur Einf. II 587,32 nach eigenen gestr. aprio-
rischen Wissenschaft (Wesenswissenschaft) II 587, 32-33 nach Wissenschaft
gestr. und vor allem einer sowie in Sonderheit einer apriorischen II 587,33
die menschliche Subjektivität V. für das Bewußtsein, die Seele und so If
587,42 nach Erschauungen gestr. rein II 587,43 nach eine gestr. apriorische II
587,44 invarianten und V. für Wesen II 588,3 erdenklicher V. für mög-
licher II 588,6 Erfahrungsanalyse von V. für Typisierung der II 588,8 nach
Phantasie gestr. also II 588,8 nach mit der gestr. Konstruktion II 588,10 sie
hält sich also im Rahmen V. für also unter II 588,11 realer V. für em-
pirischer II 588,11-12 nach mitverflochtenen gestr. Realitäten 588,13
nach realen gestr. wirklichen und eidetisch möglichen I 1588,17 nach Region
gestr. möglicher Erfahrung und phantasierend abwandelbarer Vorstellung
(gestr. in fungierend abwandelbarer Phantasie) ist und wie sie danach in
konsequent erfahrender und fortphantasierender Anschauung in infini-
tum als ein unendlicher Einheitszusammenhang zu durchlaufen ist: so
ähnlich kann, wie zu zeigen ist, in der Gegenrichtung durch eine konse-
quent reine psychische Erfahrung abstraktiv ein regional geschlossenes,
einheitlich geschlossenes Erfahrungsfeld erfahren bzw. in abwandelnder
Phantasie als ein zusammenhängendes Reich quasi-erfahrend anschaulich
als der der II
verfolgt werden II 588,19 nach Einheitszusammenhang gestr.
einen kontinuierlich fo rt zuführenden Natur
588,19 nach darbietet gestr.
darbietet - ein den kontinuierlich die II 588,24 vor ungebrochener gestr.
kontinuierlich II 588,31 vor Auf der gestr. Auf der einen Seite gründet in
dem kontinuierlich zu verfolgenden Feld wirklicher rein physischer Er-
fahrung die 11 588,32 rein physischer Einf. II 588,32 nach sich gestr. er-
schließender II 588,37-39 dasselbe bis ist V. für ebenso mindest zunächst
als notwendige Frage zu erwägen sowie für Aufgabe zu stellen die II 588,39
684 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

Möglichkeit einer Einf. II 588,45 nach Kraftlehre gestr. und der anderen II
589,1 apriorischen V. für „rein" rationalen II 589,2 „exakten" V. für ra-
tionalen II 589,3 eidetisch V. für reine II 589,5 psychologischen V. für see-
lischen II 589,7 konkrete Psychologie V. für Psychologie überhaupt II
589,10 hätte V. für ergäbe II 589,12 als ihre reine ratio V. für in reiner
Rationalität II 589,13 vor Tatsachenwissenschaften gestr. allen II 589,13
nach psychischen gestr. nach der Seite rein als scichem II 589,16 nach
Psychologie gestr. obschon nicht ganz II

Beilage 37 (S. 589-590)


Einzelbl. aus dem gleichen Umschlag wie die den Beilagen 36 und 38 zu-
grunde liegenden Texte. Von Husserl in Exemplar D zwischen S. 58 und 59
der Originalpaginierung eingelegt. Das Bl. ist nicht weiter bearbeitet.
589,27 nach als gestr. in sich zusammenhängend II 589,28-29 eine offen
endlose und doch für sich abgeschlossene Seinssphäre V. für und abge-
schlossene Erfahrungssphäre II 589,39 jener V. für der II 590,2 nach der
Welt gestr. beantwortet, vernünftig oder unvernünftig gestellt und II

Beilage 38 (S. 590-594)


Text von sechs Bl. aus dem gleichen, zwischen S. 58 und 59 der Original-
paginierung in Exemplar D eingelegten Umschlag wie die Unterlagen der als
Beilage 36 und 37 abgedruckten Texte. Das erste, m. Blaust. als 591 be-
zeichnete Bl. beginnt mit dem sogleich wieder gestr. Satzbruchstück 59 kon-
kreter gesprochen und zunächst in natürlich psychologischer Weise, die
menschliche (und tierische) Seele, das bewußtseinsmäßig Auf der Vorder-
seite dieses Bl. unten hat Husserl später m. Blaust. als einzufügen ein Bl. a
und b bezeichnet. Das m. Blaust. als zu 59 a bezeichnete Einschubbl. (abge-
druckt oben S. S9o, Zeile 33—S. 59r, Zeile 5) trägt auf der Rückseite den
gestr. Bleistifttext: Die schlichte erfahrende Reflexion des vorwissenschaft-
lichen Lebens, z.B. die von der erfahrenden Betrachtung eines Umwelt-
dings oder -ereignisses, auf das Erfahren selbst zurückwendet und sich
ausdrückt als ich sehe, ich höre, oder die aus der schlichten Hingabe an
Erfreuliches den reflektiv erfahrenden Blick auf das ich freue mich richtet,
ebenso auf das ich will, ich handle — solche schlichte, subjektiv gewendete
Erfahrung, indem sie Ichakte, Ichzustände eben als die des Ich erfaßt
und zum Ausdruck bringt, ist offenbar gerade in dieser Hinsicht keine
„reine". Außerdem ist auf dieses Bl. m. Bleist. der nur versehentlich nicht
gestr. Text notiert bloße Schichte an konkreten Realitäten der Welt <einige
Worte unlesbar> zu erforschen ist, sondern daß sie in eigenwesentlicher
Reinheit einmal gefaßt und schon zu psychologischen Zwecken gefaßt,
durch eine methodische Umstellung, die jene eigentümliche Epoche er-
weckt, als absolutes Sein zu erfahren und erforschend zu verfolgen ist als
eine prinzipiell eigenartige Seinsregion, Erfahrungsfeld einer prinzipiell
neuartigen Erfahrung, die in der Tat zum Gebiet einer neuartigen, ins
Unendliche fortzuführenden Wissenschaft wird — der transzendentalen
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 685

Phänomenologie. Doch um das einzusehen, und zwar, wie es erforderlich


ist, von der auch wesensmäßig vorangehenden natürlichen Einstellung
und der in ihr erwachsenden oder zu entwerfenden Psychologie (bricht ab)
Diese ganze Rückseite des Einschubbl. gehört in den Rahmen jener m.
Bleist. geschriebenen Bl. im „Gibson-Konvolut", die in vorliegendem Halb-
band als Beilagen 8o, 81 und 83 veröffentlicht sind. Inhaltlich bildet das
zweite Textstück einen Vorentwurf zu dem oben S. 59o, Zeile 22-32 und
S. 591, Zeile r3-15 abgedruckten Textstücke des Bi. 591, welcher Text z.T.
gleich auf den der Einschübe a und b folgt. Nach dem beschriebenen Einschub
zu 59 a ist laut Husserls Angabe das Beibl. zu 59 b einzuschalten, das außer
dem einzuschiebenden Text auch noch die Einfügung zum 3. Absatz von S.
S9 der Originalpaginierung enthält. Dieser Einschub ist hier sinngemäß ans
Ende der Beilage gestellt (oben S. 593, Zeile 38—S. 594, Zeile 4). Nach diesen
beiden Einschubblättern läuft der Text von Bl. 591 durch bis auf die Mitte der
Rückseite des Bl., wo er endet., Dies weist darauf hin, daß auch das m. Blaust.
als 592 bezeichnete und dergestalt dem vorigen angefügte Bl. erst später an-
gestückt wurde. Dies bestätigt auch der Beginn des Bl., der folgenden m.
Blaust. gestr. Text enthält: konkreter gesprochen, daß menschliche Seele,
als bewußtseinsmäßig lebendes „Ich" in Reinheit an und für sich zu er-
fahren und zu erforschen ist, und zwar in doppelter Weise: 1. psycholo-
gisch, d.h. so, daß das innerhalb der konkreten Welt nur als unselbständige
Seite konkreter animalischer Realitäten auftretende Psychische im Rah-
men der erfahrenden Anschauung rein in sich, in seinem regionalen Eigen-
wesen thematisch gemacht wird und Der diesen Worten (die übrigens auf
dem oben zitierten gestr. Bleistifttext der Beilage zu 59 a beruhen) folgende
Text (ab zwar, abgedruckt oben S. 591, Zeile 33/1.) der an Bl. 591 anschließt,
weist einige Bleisti f tüberarbeitungen auf. Kurz vor dem Ende der Vorder-
seite von Bl. 592 ist m. Bleist. auf die Einlagen verwiesen. Dieses Bl. n,
Fortsetzung zu 592 ist ebenfalls spätere Beifügung zum Text (abgedruckt
oben S. 592, Zeile 7-21). Es stellt die ursprüngliche obere Hälfte zu dem
schon beschriebenen Bl. zu 59 b dar. Sein ursprünglicher, jetzt auf der m.
Blaust. gestr. Rückseite stehender Text, der eine Vor form des auf dem Bl. zu
59 a stehenden Textstücks ist, lautet wie folgt: daB Bewußtseinssubjektivi-
tät, Bewußtseinsleben ein erfahrbares eigenwesentliches Sein, das in
dieser Eigenwesentlichkeit absolut zu setzen ist <bis hierher m. Tinte
gestr.>, derart, daß es durch die oben besch riebene phänomenologische
Epoche nicht betroffen ist. Somit bleibt es in ihr als Residuum zurück,
als eine prinzipiell eigenartige Seinsregion, unweltlich, keine Teilregion
der Totalregion reales Weltall, von ihr und allen sich ihr einordnenden und
sie bestimmenden realen Regionen prinzipiell geschieden und in keiner
Weise an das Weltall angrenzend, sich mit ihm <nicht> zu einem umfas-
senden Ganzen verbindend — und doch, wie sich zeigen wird, in einer
be sonderen, einzigartigen Weise das Weltall „in sich tragend", es in sich
„intentional konstituierend". Der auf diese Beilage n folgende Text von
Bl. 592 geht kontinuierlich über in den Text des ursprünglich m. Bleist. als
686 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

592 paginierten Schlußblatts der Beilage, dessen Paginierung Husserl m.


Blaust. in 593 umgeändert hat.
590,16 reale V. für bloße II 590,24 und eigenwesentlicher Verbunden-
heit Einf. II 590,27 dieser V. für hier II 590,29 konsequent Einf. II 590,31
absolut Einf. II 590,39 Realitäten- Einf. I 1590,40 nach Sonderregionen gesir.
total II 590,43 nach die gestr. keine II 591,3 realen Einf. II 591,7 vor beschrie-
benen gesir. Phänomenologie II 591,9 zeigen V. für herausstellen H 591,
11-12 mit der neuen Phänomenologie Einf. II 591,13-14 im Ausgang
Einf. JI 591,14 nach früheren gesir. vorausgehenden II 591,14 nach Ein-
stellung gestr. ausgehend II 591,26 statt den im Ms. den in den II 591,29
eidetisch V. für ideal II 591,31 und Tieren Einf. II 591,36 weltzuge-
hörigen Einf. II 591,38 und rein physischer Phantasie Einf. m. Bleist.
II 591,38-39 zusammenhängendes Feld V. m. Bleist. für Erfahrungs-
feld II 591,39 wirklicher Erfahrung oder Einf. m. Bleist. II 591,39-40
fingierender Quasierfahrung zu verflechten und zu durchlaufen ist V. m.
Bleist. für durchforschen ist II 591,41 Erfahrung oder Quasierfahrung
Einf . m. Bleist. I 1591,43 wie zu zeigen ist Einf. I t 591,44 abstraktiv Einf . m.
Bleist. II 591,45-46 Bewußtseinssubjektivität V. für Psychologie II 591,46
nach dann gestr. vielleicht II 591,46 nach eine gestr. apriorische und em-
pirische II 592,3-4 eigentümlichen Einf. II 592,6 durchdrang V. m. Bleist.
für kam II 592,10 Ganzheit V. für Einheit It 592,13 angedeutet V. für wie
gesagt II 592,16 vor Erfahrung gestr. systematischen II 592,16 nach Er-
fahrung gestr. und die aus ihr hervortretenden empirischen Typik II 592,17
animalisches Lebewesen Einf. II 592,18 psychische Seite dieser zwei-
seitigen V. für biologische II 592,18 nach Region gestr. (die im weitesten Sinn
zoologische, zweiseitig konkrete) II 592,19 psychischer Einf. II 592,20-21
nach Psychologie gestr. in der Methode II 592,22 dieser V. m. Bleist. für
einer II 592,24 und dessen, was sie als rein Erfahrenes behält, desgleichen
Einf. II 592,25 statt die Nachweisung im Ms. und die Nachweisung, dabei
ist die Einf. m. Bleist. 11 592,31 den Sinn einer V. für als eine II 592,33 der
Psychologie V. m. Bleist. für des Psychologen II 592,35 sie bezeichnet dann
nicht V. m. Bleist. für in der sie nicht II 592,36 nach Welt m. Bleist. gestr.
bezeichnet II 592,36 nimmt sie V. m. Bleist. für m. Tinte gestr. sich heraus-
stellt II 592,37 den grundwesentlich neuen Sinn einer V. m. Bleist. für als
die II 592,38 Region V. für Seinsregion II 592,38 an Einf. m. Bleist. II 592,38
nach an m. Bleist. gestr. herauszustellen ist II 592,38 rein, also unweltlich
Einf. II 592,39 nach unreal gestr. (oder irreal) sind II 592,41 Selbsterfahrung
V. m. Bleist. für Erfahrung II 592,41 nach ruhende gesir. transzendentale II
592,43-44 gegeben als im voraus Einf. m. Bleist. II 593,7 wandelt sich
Einf. H 593,17 nach zugänglich gestr. doch als durch eine apriori mögliche
Einstellungsänderung II 593,17-18 also über die V. für eben die II 593,19-20
durch eine apriori jederzeit mögliche Einstellungsänderung V. für als
II 593,20 nach zugehörige gear. mögliche II 593,20-21 nach Sinnesabwand-
lung gestr. zu gewinnen II 593,23 wiederholen wir V. für beantwortet sich
bzw. II 593,23-24 nach Gesagten gestr. beantworten II 593,24 beantwo rt en
Einf. II 593,28 Was verbleibt V. für Das phänomenologische Residuum
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 687

sozusagen II 593,29 Anschauung V. für Erfahrung II 593, 29 einer Einf. II


593,29-30 ihr gesamtes Eigenwesen Einf. II 593,31-32 nach Seinsregion
die wieder gestr. Einf. die als erfahrbare das Feld einer p rinzipiell neu-
artigen Wissenschaft werden kann — der transzendentalen Phänomenolo-
gie. II 593,32 transzendentale Region Einf. II 593,34 ausführlich Einf. II
593,36 einsichtigen Einf. II 593,39 nach sprechen gestr. wobei aber das II
593,41 nach eigenartige gestr. und neue II 594,1 nach Ausdrücke gestr.
transzendental II

Beilage 39 (S. 594)


Text eines aus Exemplar D stammenden und dort zwischen die Seiten 64
und 65 der Originalpaginierung eingelegten Bl.
594,6 Titel Beilage 64 Rb. m. Blaust. II 594,10 vor aber auch gestr. aber
auch in welchem (gestr. Einf.: Zeitigungs) Modus Zeitigungs- <bricht ab> II
594,12 selbst da Einf. I 1594,13 selbst Einf. II

Beilage 40 (S. 594-595)


Text eines aus Exemplar D stammenden und dort zwischen die Seiten 66
und 67 der Originalpaginierung eingelegten B1. Das Bl. ist leicht m. Bleist.
bearbeitet.
594,24 67 Rb. II 594,26 Zum Abschluß des § Rb. H 594,28 nach Z.B. gestr.
Einf. m.
nicht II 594,30 nach von gestr. Zweck II 594,30 und als solchen
Bleist. II 594,32 nach Maschinen gestr. etc. II 594,32 litera ri schen Einf. 11
gestr. aber auch H
595,3 nach den der gestr. Handwerker II 595,5 nach steht
595,6 im-
595,6 nach aber auch gestr. Unterschiede wesentlich möglicher II
Einf . m. Bleist. II 595, 10 nach erfassen-
mer Einf. m. Bleist. 1I 595,7 nämlich
V.
de gestr. in die so daß sie II 595,11 „Vorstellens", im besonderen eines
für Erfassens, Bestimmens II

Beilage 41 (S. 595-597)


Text dreier Bl., die Husserl in Exemplar A zwischen die Seiten 68 und
69 der Originalpaginierung eingelegt hat. Alle drei Bl. sind leicht m. Bleist.
bearbeitet. Das erste Bl. ist m. Tinte als 1 paginiert. Diese Bezeichnung hat
und
Husserl m. Blaust. zu 691 erweitert und diesem Bl. die m. Blaust. als 692
693 bezeichneten Blättchen angereiht. Sie sind entstanden aus einem in der
Mitte auseinandergerissenen größeren Bl., auf dessen früherer Rückseite ihr
heutiger Text notiert ist. Die ursprüngliche obere Hälfte des größeren Blatts
trägt auf ihrer Rückseite nun den als 693 bezeichneten Schlußtext der Einlage,
während die Rückseite der ursprünglichen unteren Hälfte den Text von 692
enthält. Der gestr. ursprüngliche Text des größeren Blattes lautet: Ebenso
die Vorerwartung <bis hierher gestr.>. Allgemein kann diese Zugehö
ri gkeit
jedes meiner Erlebnisse zu einem <gestr.: Ganzen, obschon endlos offenen
Ganzen meines „Erlebnisstroms"> allheitlich abgeschlossen, in sich
eigenwesentlich verbundenen Ganzen in folgender Weise evident ge-
688 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

macht werden. Jedes Erlebnis, das ich in immanenter Reflexion erfasse,


zunächst jedes „innerlich Wahrgenommene", das ist als strömende
lebendige Gegenwart wirk li che, hat seinen immanent-zeitlichen Ho ri zont
<gestr.: seiner zunächst dunklen Vergangenheit und Zukunft. Er enthüllt
sich dadurch>. Er gehö rt dem Erlebnis zunächst als „Leer"-Horizont,
als Horizont einer dunklen (unanschau li chen) Vergangenheit und Zu-
kunft zu. Assoziative Weckung (evtl. auch willkürlich di ri giert) macht
ihn fo rtschreitend klar und macht dabei evident das anschaulich auf-
tauchende Erlebnis, in reiner Erlebnisreflexion als das erfaßt; des vordem
schon zu der lebendigen Gegenwart <gestr.: obschon vielleicht ganz
unabgehoben zugehören als> Mitgehörigen <Ms.: mitgehörten> als dunkle,
obschon vielleicht ganz unabgehobene Mitmeinung eines „nicht mehr"
oder „noch nicht" Gegenwärtigen. Jedes so, in Sonderheit anschaulich,
Hervort retende oder willkürlich Hervorgeholte, hat wieder seinen
Hori zont, der sich in ähnlicher Weise befragen und anschaulich ver-
wirklichend klären läßt. Evidenterweise ist da bei der Zukunftshorizont
einer schon geweckten und klaren Vergangenheit wieder Vergangenheit,
und zwar eine solche, die ich in Richtung auf die lebendige Gegenwa rt
kontinuierlich enthüllen und als kontinuier lich einheitliche erschauen
kann. Rückspringende Deckung, die von jeder Stelle als mög liche Ver-
gangenheitsweckung evident ist, zeichnet immer wieder eine kontinuier-
liche Strecke in Richtung auf die Gegenwart . Dieser Text ist eine Vorform
des Textes von Bl. 691 (abgedruckt oben S. 595 Zeile 16-S. 596, Zeile 21).
Daneben enthält die obere Hälfte des ursprünglichen Entwurfblattes, d.h. die
heutige Rückseite von Bl. 698, noch folgenden Entwurf zur Widmung eines
Geschenkexemplars der im Juli/August 1929 erschienenen Formalen und
transzendentalen Logik: Th. G. Masaryk, dem Logiker, dem <gestr.:
hochverehrten> Führer in meinen allerersten philosophischen Studien
<gestr.: dem Logiker, in Dankbarkeit und ehrerbietigst überreicht.
595,14 69 am Rand m. Blaust. II 595,16 Wesensnotwendigkeit V. für
wesensmäßig II 595,16 statt alle Ms. allen sowie danach gestr. meinen II
595,22 vor Wesensmäßig gestr. Jedes II 595,23 nach das gestr. mir II 595,24
zweiseitig enthüllbar Einf. m. Bleist. 11 595,26 inner lich Einf. II 595,27
etwa zunächst Einf. m. Bleist. II 595,27 die V. m. Bleist. für eine II 595,29
nach wird m. Bleist. gestr. jeweils II 595,30 überhaupt Einf. m. Bleist. II
595,30-31 die jeweils auftauchenden V. m. Bleist. für solche 11 595,31 nach
Einzelheiten m. Bleist. gestr. etwa auftauchend danach m. Tinte gestr.
anschaulichen II 595,31-32 oder Vorerwartungen Einf. II 595,32 nur Einf.
m. Bleist. II 595,32 nach schon gestr. wenn auch vielleicht ganz unab-
gehoben 11595,33 nämlich V. m. Bleist. für eben II 595,34 ineins mit dem jetzt
lebendig Einf. m. Bleist. I 1 595,40 nach Iterierbarkeit gestr. sie lassen 11
595,40 den V. für die [I 596,1 nach möglich gestr. eines II 596,2 nach zur
gestr. evidenten II 596,2 nach weiter gestr. entscheidend II 596,2 nach
evident gestr. zu machen II 596,4 in die Einf. II 596,4 ferner V. für und
schließlich II 596,5-6 führt und enthiillbar ist V. für gehört II 596,11-12
eine apriorische Totalität Einf. 11 596,14 Auf den genaueren Gang des
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 689

der II 596,18 endlose


Stufenbaus der V. für Die genauere Begründung
ihrer Eigenwesentlichkeit, wie sie
Einf. II 596,22 nach Erlebnisse gestr. in
in II 596,23-24 reines und somit Einf. m. Bleist II 596,24
nach was gestr.
II 596,28-29 von einer
in ihr II 596,25 nach diesem m. Bleist. gestr. seinem rt gestr. wenn sie II
„äußeren" Wahrnehmung Einf. II 596,29 nach gehö
geringste
596,29 „äußerlich" Einf. II 596,30 nach und gestr. nicht mit
gleichen gestr. Wahmehmungs
Moment II 596,34 evtl. Einf. II 596,34 nach
II 596, 40-41 in welchem ich das betreffende Wahrgenommene V. für das
ihr Ding im Modus II 596,41 leibhaften Einf. II 596,41-42 bewußt ha be
anderen II 596,43 meine ich es zudem
V. für meint II 596,42 neuen V. für
596,43 jede dieser V. für
Einf. II 596,43 nach „dessel ben" gestr. meint II Einf. II
die anderen II 596,44 „leibhaft Einf. II 596,44 leibhaft erfaßte
schlossen als Teil oder Momentll
596,45 nach für gestr. liegt nicht reell be
597,2 im be sonderen Einf. II 597,4 nach hat gestr. als irgend II 597,6 nach
ist auch II 597,8 nach meinem
reiner gestr. Selbst II 597,6 statt auch Ms.Eigenwesentliche (den adäquat
gestr. Wesens I 1597,11 nach die das gestr.
anschaulichen Gehalt) II 597,12 nach Erlebnisse gestr. und der ganzen II
597,12 nach also gestr. mit II

Beilage 42 (S. 597)


M. Bleist. beschriebenes BI., das Husserl zwischen S. 7o und 71 der
Originalpaginierung in Exemplar D beigelegt hat. Der Text ist auf die Rück-
seite einer Rechnung des Max Niemeyer Verlags vom 9. September 1929
notiert, in der der Verlag über die Verschickung von Geschenkexemplaren der
Formalen und transzendentalen Logik an Neumann,abrechnet. Binder, Jensen,
Auf der
Hilbe rt, Broad, Schweitzer, Albrecht, Dawes Hicks
Rückseite hat Husserl, außer dem als Beilage 42 abgedruckten Text, noch m.
Blaust. die Namen Jakob, Arnim, Schestov, Schneider
notiert, an welche
Personen wohl ebenfalls Geschenkexemplare der Formalen und transzen-
dentalen Logik versandt werden sollten. Dem oben wiedergegebenen Beilagen-
text geht vorher der m. Tinte notierte und sogleich wieder gestr. Verbesserungs-
sowie der Entwurf Nach
entwurf Betrachten wir nun die Realitätenwelt
der Betrachtung der Erlebnisse in sich als Erlebnisstrom betr achten wir
Außerdem der m. Bleist. geschriebene und wieder gestr. Entwurf Wie ist nun
diese „Ver flechtung" von realer Welt und <Bewußtsein> zu verstehen,
da doch Bewußtsein im Bewußtseinsstrom je ein abgeschlossener Zu-
sammenhang sein so ll .
was sie nach Sein0und
597,15 70 Rb. m. Bleisi. II 597,18 nach uns gestr.
Sosein II 597,19 nach Bewußtsein gestr. erfahrene, gemeinte II 3
Einf. II 597,21 nach und
in seinem eigenwesentlichen Zusammenhang das und den darin vom
gestr. jeweiligen Synthesen II 597,24 nach selbst gestr.
Sein II
Ich in II 597,28 nach Bestimmtes gestr. da doch personales
690 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

Bedlaae 43 (S. 597-598)


Text eines nur auf der Vorderseite besch riebenen BI., das ursprünglich
in Exemplar A eingelegt war, aber später zwischen S. 8o und 8r der Original-
paginierung in Exemplar D beigelegt wurde. Au/ der Rückseits findst sick
folgender nicht gestr. Satz: Das alles kann doch nicht e rnstlich in dieser
Darstellung der Ideen, an dieser Stelle auseinandergesetzt werden.
598,4 nach Punktes gestr. der Dauer, die die des Dinges ist und die
598,4 stan in dem Ms. in der II
n

Beilage 44 (S. 596)


Notiz auf der Rückseite sinter Drucksache. Das ursprünglich in Exemplar
A eingelegte Bi. wurde von Husserl später zwischen S. 86 und 87 der Original-
paginierung in Exemplar D eingelegt.

Beilage 45 (S. 596 -681)


Text eines rn.. Gleist. notiertem Doppelbl., das Husserl zwischen S. 86 und
87 der Originalpaginierung in Exemplar D eingelegt hat. Als in. Blast.
geschriebener Text gehört dieses Ms. in den Zusammenhang der Beilagen 8o,
8r und 83 aus denn Gibson-Konvolut (vgl. auch die texthrit. Anne. zu Beilage
38). Das Ms. ist nicht weiter bearbeitet.
598,27 Titel Rb. p 596,34 Ding- V. far Erlebnis- II 599.12 wie immer
Ein/. II 599,13 nach „reales" gesir. gegeben II 599,19 für mich Eis/. II
599,20 nach mit gestr. Sinn II 599,23 wirklich Eiw/. II 599.30 anschaulich
Ein/. II 599,35 unbekannten Einl . II 599,37 Erinnerung V . far Wieder-
erinnerung II 599,38 nach beschrAnkten gesir. (stets mit Horizonten II
599,41 Also auch dieses V. far das seinerseits II 599,42-43 das Welt-
erfahrung für mich V. far ob das eine apodiktische Zweifellosigkeit ft
599,47 einer V. far der II 606,1 durfte ich Ein/. II 6110,10 hin V. für zurück
II 600,10 konkrete Ein/. II 60,13-14 ans dem V. für in der II 600,18 ver-
schiedenartigen V. /ü wechselnden II 606,23 - 24 vor Erfahrung gelb.
,

Meinung und II 606,34 indiziert V. für drückt II 600,35 nach Tatsache


gesa. aus II 601,1 Jedem V. für Soviel II 601,4 unendliche Einf. II 601,12
letzte fest wurzelnde V. Mr allein verwurzelnde II 601,12 -kraft Einf. ft

Betlage 46 (S. 601)


M. Blast. geschriebenes Beilagebl. (vgl. die textkrit. Anus. zu Beilage 45),
das von Husserl in Exemplar D zwischen dis Seiten 96 und 97 der Original-
paginierung eingelegt wurde. Es ist au/ die Rückseite eines Exzerpts aus M.
Heideggers Sein und Zeit notiert, wekkes Werk Husserl inn Juli/August
2 929 ousführlich studiert hat (vgl. I. Kerns „Einleitseng dos Hrsg." zu
.

Huewrliana XV, S. XXIIi.). Der Text dieses nm. Tinte geschriebenen


Resort* das Betinns von 5 9 des Heideggerschen Washes lautet:
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 691

Vochandenseia Sein als Dasein


Was-sein: Eigenschaften Walsein in „Weisen des Seins"
Charaktereigenschaften....
<Dem vor>handenen Seienden Dem Dasein im Gegenteil „geht es
ist sein Sein <gleich>gültig bsw. um sein Sein"
weder gleichgültig noch un-
gtig
aw. Bloist.: Be>dcutsa.mkeit ?
411,16 97 Rb. II 611.19 wach Welt gesh. an der II 611,20 Diese V. fit Die
Welterfahrung ist die II 611.21 wach Umwelt ist geh. umspannt ist ja II
611,23 körperliche Leiber V. jü, Leiber II 611,24 weck Leiber gsstr. nicht
Kultur U 611,24-25 körperlich als reale WeltvorkommnisseEixf. II 611,25
sack Welt gesrr. durch Il 611.26 wach ihre gesar. körperlich II 601.28 wach
unzureichend gash . Das materielle Ding nahmen wir U

Bella e 47 (S. 681-413)


Text =vier eicht siwias► iüberarbsitster Bi., dis Husserl maischen S. 98 m.d
99 der Origiwalpagiwisrwwg in Exemplar D tingeln hat.
613,13 sack diese gear. Möglichkeit II 612,15 statt und ihre Ms. und die
<pth. für sie > ihre 11612.19 -artige Wesen Eiui. II 632,24 Erfahrungen V.
fair Wahrnehmungen II 602.24 vermutende V. f ar Antizipationen 1
W1,36-37 Erfahrbarem V. für Wahrnehmbarem II 412.38 Typik V. für
Art 1 612.40 ihre Geltung haben. evtl. Eiuf. II 612,41 eigener Eiwf. H
• 613,6 mittelbaren Eiwf. 11 603,13 nach diesen gssh. gegenüber als II

Deflate 48 (S. 603-604)


Tian eines Bt., das Husserl in Examples D zwischen dis Seiko, zoo wed
for der Origiwalpagieierwng singskgt hat. Der oboe he Druck durch Aste-
risk vom Vorhergthewdse abgstrenwae Testteil ist ins Ms. durch sines
Querstrich Aber dis gauss Breite des Bt. vom vorawgehowdew T ge-
sckiedee. Das Bt. wrist sins großer* A wsahl you Uwtersanickangse et.
Bleist. auf.
613,18 100 Rb. are. !Reid. 11 603.20-21 leibhafte Eire/. 11 613,21 verhar-
renden Eby. 613,30 in seinem anschmcicbm Bestende Eiaf. U 618,36
gsbören V. für gehört 11 611,38-42 KIawewrawsdrwch Eifit ff 61.3
sack wedboeindnu gosh. Genauigkeit II 4145 durch den V. fib aus dem
6145 motivierte V. far entspringende, durch ihn selbst nahe II 604,7 in
kantischer Rede Einf. 11606,9-10 „exakte" (mathematische) V. ter nicht
au den ff 604,10 blo0e Ein/ . II 61410 aus der AmecbanUug direkt V. far
aw direkter Anschauung II 61,12 wach is denen gesh. der jeweils ge-
sonderte Stil der Erfahrung, so wie er aus ihrem Gang sich bestimmt
vorzeichnet 11606,14 mathematisch EiwJ. U 41,15 exakten Eiw/. U 60416
seek Erfahrungsgegebenheiten gam. Diese Aufgabe logisch -thearetischer
odor logischer Bestimmung ist Bestimmung U 61.18 wach Dings geh.
aber 1614,19 sack Gehalte pelr. selbst 1604,19 sack sich goer. anschaulich
692 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

11 604,20 theoretisch Ein f.. 11 604,20 nach vermeinten gestr. so wie alle
zufällige Relativität 11604,23 Erfahrungspraxis V. m. Bkist. für als welche
11 604,25 nach praktische gestr. Umstände 11 604,26 nach als gestr. er-
fahrungsmäßig seiend 11 604,27 Bach Wechsel der gestr. praktischen
Zwecke und 11604,28 nach Art der gestr. Zielung hindurch II

Beilage 49 (S. 604-605)


Text eines m. Bkist. nur auf der Vorderseite beschriebenen Bl., das
Husserl zwischen S. 102 und 103 der Originalpaginierung in Exemplar D
eingelegt hat.
604,32 103 Rb. 11 604,36 vor die gestr. Natur 11 604,37 nach erfahrenden
gestr. bzw. theoretisch 11 604,38 logisch V. für theoretisch 11 605,1 reale
Ms/. 11 605, 8 immanenten Ein/. 11605,10 nach kommt gestr. für mich II

Beilage 50 (S. 605)


Text eines nicht weiter bearbeitetest Bl., das zwischen S. i68 und 169 der
Originalpaginierung ist Exemplar A eingelegt war.
605,24 nach gehören Ms. nicht II

Beilage 51 (S. 606)


Text auf der Vorderseite eines nicht weiter bearbeiteten Bl., das Husserl,
ebenso wie das der Beilage 52 zugrund, liegende Bl., zwischen S. r78 und
r79 der Originalpaginierung in Exemplar A eingelegt hat.

Beilage 52 (S. 606-607)


Text eines Bl., das Husserl, ebenso wie das der Beilage 5r zugrunde
liegende Bl., zwischen S. 178 und 179 der Originalpaginierung in Exemplar
A eingelegt hat. Das Bl. weist eisige Unterstreichungen m. Rotst. auf .
606,14 Beilage in Ideen I Rb. m. Bleist., 179if. — Rb. m. Blaust. II
606,26 statt ich den Ms. mir der 11

Beilage 53 (S. 607-608)


Text eines ursprünglich aus Exemplar A stammenden Bt., das Husserl,
ebenso wie das der Beilage 54 zugrunde liegende Bl., spdter in Exemplar D
zwischen die Seilen 206 und zo7 der Originalpaginierung eingelegt hat.
607,13 Titel = Rb. 11607,38 zusammengehen V. für zusammengehende
11 607,38 anschauenden Most 11608,3 gegliedertes V. für von Mannigfaltig-
e11
it
Beilage 54 (S. 608-609)
Ursprünglich aus Exemplar A stammendes B1., das Husserl gleich dem
in Beilage 53 abgedruckten Bl. spdter zwischen S. ao6 und 207 der Original-
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 693

swai Stalles
pagiseisrung ix Exemplar D eingelegt hat. Das Bl. weist sn
Unterstrsichungem m. Rotat. as/.
Ein/. II
648,27 mach und den gestr. entsprechenden If 601,32 noematischen

Bellage 55 (S. 609-610)


Text sines in Exemplar A liegenden Bl., dos Husserl, ebenso wit das der
Beilage 36 sugrxnde liegende Bl., swischem S. 228 und 229 der Origixal-
An- used
paginierrng des Werks eingslegt hat. Das Bl. weist einige wenige
Unterstreichungen no. Rotst. wand Blasest. au/.
vollziehendes gestr.
610,5 nach Gegenmodus gestr. in dem II 610,5 hack
als 11610,26 vor Auch geatr. ad 230. Diese AktualitlEt If

f
{
Beilage 56 (S. 610-611)
Text sines leicht sn. Bleist. bearbeiteten Bl., das Husssrl, ebenso wie das
der Beilage 55 Bugrunds hegende Bl., miscksn S. 228 send 229 der Original-
paginierung in Exemplar A eingelegt hat. Das Bl. ist user au/ der Vordsr-
sate beschrieben.
610,37 Ideen S. 228 Titel es. Bleist. II 611,7-8 in einer Klasse von
eine unmodifi-
Millen V. /er überhaupt II 611.8 nach Modifizierten gestr.
zierte Setzung, eine Setzung schlechthin nennen wir im Gegensatz ff
611,9 nach kontrastieren wir gast'. „wirkliche" Setzung, die Setzung
schlechthin, die unmodifizierte Setzung unter dem Titel ..wirkliche"
Setzung ff 611,11 nach modifizierten gestr. Andererseits kontrastieren
wir in anderen Klassen von Fellen Wirklichk eit und Möglichkeit, und
insbesondere auch da. wo die Möglichkeit eine im Wesen einer Sachlich-
le it begründete Eigenheit ist, die eine Verwirklichung in einer II 611.12
als ein II 611,14
speziell V. für zwar II 611,13-14 Hack Wirkliche gutr.
nach durch eine gestr. Herauszuholendes, als ein verborgen Enthaltenes
ans sich Herza< b> 11611,15 evtl. Ein/. II

Soilage 57 (S. 611)


aas den
Kwnrentschri/tlicher Text auf der Rückseite einer Druchsachs
ebenso leis
Mans Monates des Jahres r9o9. Das M. wile von Husserl,
las der Beilags 58 zugrunde hegeode Bl., swrisckeu S. 23s send 233 der
A eingelegt. Unten hat Humid in Steno-
Originalpagineermeg in Exemplar
gropkie das Brucksiga %a lea send nieder gestr.: Es ist ferner auch.
611,20 I. Absatz 114 Ein/. as Bleist. II 611,22 Erlebnissen
V. fir
Akten, darunter den II

Bealage 58 (S. 611)


wie doe der
Kurrentschriltlicher Tend sines Bl., das Hutted.
133 der Origineg-
Bag.S7asertnide limeade Bl., swrischen S. 932 si d
paiwiewuag is Exemplar A eisgelegt bat.
694 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

611,26 vor zu gestr. eine II 611,34 Wünschen Einf. II 611,34 nach usw.
gestr. vollziehend II

Beilage 59 (S. 612)


Text eines hauptsächlich kurrentschriftlichen Bi., das Husserl zwischen
S. 234 und 2 35 der Originalpaginierung in Exemplar A eingelegt hat. Das
auf der Vorderseite beschriebene, nickt weiter bearbeitete Bl. trägt vor der
Husserlschen Bezeichnung S. 234 den Hinweis Ideen. Letzteres Wort ist in
einer Art geschrieben, die der Handschrift Edith Steins zu ähneln scheint.
612,10 Potentialität V. für Positionalität II

Beilage 60 (S. 612)


Hauptsächlich kurrentschriftliches Bl., das Husserl zwischen S. 236 und
237 der Originalpaginierung in Exemplar A eingelegt hat. Das nur auf der
Vorderseite beschriebene Bi. weist eine Rotstift- und mehrere Blaustift-
unterstreichungen auf.

Beilage 61 (S. 613)


Text eines ursprünglich aus Exemplar A stammenden, von Husserl aber
später in Exemplar D zwischen S. 238 und 239 der Originalpaginierung
eingelegten Blättchens.

Beilage 62 (S. 613 - 614)


Text eines Bl., das Husserl in Exemplar A zwischen S. 242 und 243 der
Originalpaginierung eingelegt hat. Das beidseitig besch riebene Bl. ist nicht
w iter bearbeitet.
613,37 positionales V. für thetischen II 613,37 nämlich Einf. II 614,4
nach Gesamtcharakter gesir. in Form II

Beilage 63 (S. 614-615)


Text eines beidseitig beschriebenen, nicht weiter überarbeiteten Bi., das
Husserl zwischen S. 246 und 247 der Originalpaginierung in Exemplar A
eingelegt hat.
614,29 nach gleichmäßig gestr. zu II 614,32 bei Zeichenobjekt -objekt
Einf. II 614,33 Auch das Allgemeinheitsbewußtsein Einf. II 614,36 nach
sind gestr. in dem Sinn II

Beilage 64 (S. 615)


Text sines kurrentschri f tlichen Zettels, der ursprünglich aus Exemplar A
kommt, von Husserl aber später in Exemplar D zwischen die Seiten 248 und
249 der Originalpaginierung eingelegt wurde.
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 695

Beilage 65 (S. 615)


Text eines hauptsächlich hurrentschriftlich abgefaßten Bl., das von
Husserl zwischen S. 252 und 253 der Originalpaginierung in Exemplar A
eingelegt wurde.
615,25 Titel = Titel des Ms., der dort die Form hat: zu § 122, 253/4,
sowie Rb., die im Ms. lautet: Zu S. 253f. II

Beilage 66 (S. 616)


Text eines meist kurrentschriftlichen Zettels, den Husserl in Exemplar A
zwischen S. 27o und 27r der Originalpaginierung eingelegt hat.

Beilege 67 (S. 616 617)


-

Text zweier Bl.. die Husserl m. Tinte als 1 und 2 bezeichnet hat. Sie sind
dem Exemplar A zwischen S. 272 und 2 73 der Originalpaginierung bei-
gelegt. Diese Bl. weisen einige wenige Spuren einer Bearbeitung auf.
616,13 § 132 Einf. m. Blaust. II 616,15 noematischen Einf. II 616,29
bloß Einf . II 616,34 (und zwar der Hülle des Sinnes) Einf. II 616,34 nach
betrifft gestr. aber II 617,23 nach dasselbe ? gastr. Doch wohl. II 617,23
unveränderte Einf. II 617,43-44 Anm. x = Rb. II 617,45 Anm. 2 = Rb. II
617,46 Anm. 3 = Erg. m. Blaust. If

Beilage 68 (S. 618)


Text eines nur auf der Vorderseite beschriebenen Einzelbl., das, ebenso
wie die den Beilagen 69 und 7o zugrunde liegenden Bl., aus Exemplar A
stammt, von Husserl aber spdter in Exemplar D zwischen die Seiten 282 und
283 der Originalpaginierung eingelegt wurde.
618,15 -setzung V. für -charakters II

Beilage 69 (S. 618-619)


Text eines meist 1rvrentsc1riEtlich geschriebenen Bl., das ebenso wie die
den Beilagen 68 und 70 zugrunde liegenden Bl. aus Exemplar A stammt,
von Husserl indessen zwischen S. 283 und 284 der Originalpaginierung in
Exemplar D eingelegt wurde.
618,26 Titel = Rb. II 618,36-37 etwa gelegentlich einer Aussage Einf.
II 619,6 oder eidetische Besonderungen Einf. II 619,15 nach Einsehen
. gastr. und zwar II

Betlage 70 (S. 619-632)


Text dreier nicht waiter bearbeiteter B1., die vor allem zu Beginn kurrent-
schriftlich, gegen Ends dagegen hauptsächlich stenographisch niederge-
schrieben sind. Ebenso wie die den Beilagen 68 und 6g zugrunde liegenden
Texts entstammen sie ursprünglich dem Exemplar A. wurden indes von
6%
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

Husserl später zwischen S. 282 und 283


D eingelegt.B" der 1 Oleieru„g in Exemplar

620,31 mittelbare Ein/. II 620,43 nach


Urteile, Seinsverhalte V. /ür nachdem gestr. es II 621,22
(in Anffihrnn
Charakter?) Ein/. Il 621,38 evident evtl. Eix/. II 621,32 (besser:
II
Beilage 71 (S. 622-623)
Text eines teils ku►r'entstbriflhtfi, teils soso
das ursprünglich aus Exemplar von graphisch er heu
A kennt^
S. zgo und 291 der Originalpaginierung Husserl aber sspäter
pite, zwischen
R'
Die uckseite in Exemplar D eingelegt wurde.
dieses Bl. trägt das folgende
Textbruchstück, das offenbar eine Vorarbeit
m. Tinte und Bläust. gestr.
Text ist: rela ti ver auf bit zu dem als Beilage 7o publi-
nicht ein einsich ti g geworden Sein von etwas, das
einsichtig war, auf das einsichtig Werden einer uneinsichtigen
Ummeinung? Einsicht = Einleuchten. Es
vorher kein Licht, nun leuchtet mir ein. Ich hatte
erhell t. Ist habe ich das Licht, das mir den Sachverhalt
den Fällen,es nicht jedenfalls ein Ausdruck des Kontrastes
wo dasselbe gegenüber
Sicher ist, daB wir das Wortgemeint, aber „ohne Eissicht" gemeint ist ?
Einzelheiten verwenden. Einsicht nie bei Aussagen fiber individuelle
Andererseits doch bei Gesetzen. Von einem
Naturforscher sagt man, wenn er ein Naturgesetz entdeckt hat, er habe
unsere Einsicht (und die seine) erweite , N
Wahrheit, die ex datis in mittelbaren rt nn ist das freilich immer eine
dann als mittelbare Notwendigkeit Denkproxessen., inge sehet ist und
Teil freilich auf Grund von g bewußt ist und eingesehen". Zum
Hypothesen

Hellage 72 (S. 623 - 624)


Text eines ursprünglich aus

P
Exemplar
Exemplar
zwar rw k.;y s ys + a ^p9y' d^ ö ^,+
^ Bl.
623,25 ermöglicht V. für
fordert H 624,6 statt als Ms.
also II
Betlage 73 (S. 624 - 625)
Text eines
ines itels
hu neW^^/
Bl.
aus xemplar teils stenographisch Wiedergeachriebcnn
Exemplar D ssyischws Exemplar A horntuend. hat Husserl es sp t r in
S.
625,$ sack zerfallen er II der p^++perusg wsgslcgt.
g^ hi

Beilage 74 (S. 625)


Text eines Halbbl,, dessen
liegende Bl. ist. Das sw ^k Xäl ftc das der BwlQgc 73 +^+n^
aus Exemplar A. Späq, ^ beschriebene Bl. kommt ursprANglicb
^inierrWg ix Exernp *. D n a fischen S. 308 und 3o9 er Origis^
TEXTKRI'T'ISCHE ANMERKUNGEN 697

Beilage 75 (S. 626)


Text eines Halbbl., dessen erste Hdlfte das in Beilage 74 veröffentlichte
Bl. ist. Das teils kurrentschriftlich, teils stenographisch beschriftete Bl. stellt
die Rüchseite eines Entwes/s zu einem Brief Husserls an August Messer von
Anfang 1. 915 (1) dar. Ursprünglich aus Exemplar A hommend, hat Husserl
dieses Bl. spater in Exemplar D zwischen S. 310 und 311 der Original-
paginierung eingslegt.

IV. AUS DEM „GIBSON-KONVOLUT"

Beilage 76 (S. 627-629)


Text der Bl. 126-128 aus dem Sammelkonvolut B 1911. Husserl hat ihm
m. Blaust. den Umschlagtitel Reduktion. Psychologie und transzendentale
Phänomenologie gegeben. Der Sonderumschlag 114/134, dessen Inhalt in
dieser bzw. den folgenden Beilagen vollstdndig wiedergegeben ist, wird von
einem Brie/ Edith Steins an Husserl vom 10. Septem ber 1929 gebildet. Auf
der Vorderseite des Sonderumschlags hat Husserl m. Blaust. notiert Gibson,
für Ideen-I<Ms . : II>-Umarbeitung gedacht. Zur Psychologie. Weg über
psychologische Reduktion. Diese Notfis ist über einen m. Bleist. steno-
graphierten und wieder gestr. Text geschrieben. Er lautet folgendermaßen 592
<d.h. zu S. S9 der Originalpaginierung der Ideen I, 2. Absatz, dem dieser
Text offenbar vorangehen sollte) Aber sie gibt gleichwohl nicht das Be-
wußtseins-Ich und Bewußtsein auf mit dem Gehalte, der in der <gestr.:
psychologischen Abstraktion> natürlich psychologischen Auffassung den
Sinn seelische und abstrakte Komponente des realen Menschen hat. In
diesem Sinn ist Bewußtsein als absolut Seiendes erfahrbar, also über-
haupt und in Wahrheit konsequent setzbar, beurteilbar, erkennbar in einer
Kontinuität transzendentaler Erfahrung, bzw. als Bewußtsein eines
absoluten Eigenseins und Eigenwesens, das durch die phänomenologische
Reduktion nicht ausgeschaltet, sondern im Gegenteil erst durch ih ren
Vollzug anschaulich zugänglich ist, nämlich in diesem absoluten Sinn.
Gemäß dieser kurzen Vorzeichnung versteht sich, daß in der Tat sozu-
sagen ein phänomenologisches Residuum übrig bleibt, also daß die
Inhibierung aller Urteile über die Welt, darin aller psychologischer Ur-
teile nicht etwa nichts mehr als erfahrbar und erkennbar übrig läßt,
vielmehr eine unendliche, prinzipiell eigenartige Seinsregion, <gestr.: die
des transzendentalen Seins> Dieser Text, offenbar eine Vorlage für Teils
des als Beilage 38 abgedruckten Ms., wurde wohl durchgestrichen, nachdem
Husserl das darin Relevante in das Ms. jener Beilage übernommen hatte.
- Bl. 196-128 in diesem Umschlag ist leicht in. Bleist. bearbeitet und weist
Blaustift- und Rotsti/tunterstreichungen auf. Nach ihrem Aussehen zu
urteilen, durften diese Bl. aus der Mitts der mausiger Jahre stammen.
627,15-17 Die Region bis Momenten Einf. 11 627,22 transzendentale
Ein/. sn. Bleift. II 628,1 nach vergemeinschaftetes gestr.
ein Eigenwesen
bat, oder überhaupt II 628,6 während wir auf natürlichem Boden stehen
fi98 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

Eint.' ne. Bleist. ft 628,16 nachzugehen Einf. I I 628,26-29 Des soeben bis
als meine V. für Weise der II 628,30 zufällig geweckten V. für wirklichen
oder möglicherweise eintretenden U 628,32 nach für mich gestr. teils
wahrnehmungsmäßig da, teils (durch Erinnerung in Antizipation, durch
Erwartung und Handlung) selbsttätig zugängliches Leben. Und im
besonderen, es ist hier ein Feld möglicher absichtli ch 11 628,35 dann wohl
auch Einf. p 629,1 längst Eint. p 629,18-19 unseres eigenen Einf. II
629,29-35 Es ist bis zeigen wird Eint. 11629,38 40 Doppelte bis Vexierbild
Einf . m. Bleist. 1{

Beilage 77 (S. 630-6321


Text der B!. 1O2-1O4 ans dem Konvolut B 11 4. Sein Gesamowaescldag
trägt den Titel Reduktion - Epoche (ns. Grünt.). Der Sonderumschlag
87/109, der ursprünglich. Umschlag des „Gibson-Kotwolsts", trägt ns.
Rotst. die Aufschrift Ideen stud .walmal no. Blasst. B II 16 sowie Gibson-
Pinlagen in die „Ideen", Bd. I. Die smitars Bemerkung Darin Idee der
Normalität in ihrer transzendentalen Bedeutung - der Einwand der
Verrücktheit <m. Roist.:> in den 12 Blattern hat Husserl m. Blasst. gsstr.
und dasu bemerkt Herausgenommen, in eigenem Umschlag. Diese Be-
merkung berieht sick auf das heutig. Ms. B IV 3, das die Aufschrift trägt
Gehört zu dem Gibson-Konvolut für Ideen I. 12 Blätter, darin Einwand
der Verrücktheit. Herausgesommes hat Hussey! dieser Bl. aus de ns ur-
sprünglichen Umschlag des Gibson-Ko,uvolsts, weil sr sie taut Aufschrift des
Umschlags von B IV 3 schließlich Zu den Pariser Vorlesungen gestellt hat,
in welchem Kontext eis auch in Husserliana XV. S. 22-39, ads Text Nr. a
veröffentlicht wurden. - Weiter hat Husserl auf dem ursprünglichen Um-
schlag des Gibsos-Konvoluts im Konvolut B I 4, B!. 87 ns. Blasst. noch
notiert Darin auch ein Versuch der Umarbeitung des Kapitel 2 <Ms.: 3>
Abschnitt 2 der Ideen für Gibson. Material zur Reduktion. Mit lila Stift bergs
der Umschlag noch dis Aufschriften Epoch6. Faßt < l> durchaus wichtig<e>
Entwürfe, geeignet als Beilagen zu einer Neuauflage der Ideen. In diesem
Sonderumschlag hat Husserl außer einiges wohl 1929 entstandenes Bl.
hauptsächlich d/ters Taute snsat unengdtgt, darunter dis m. Bkist. auf 1927
datierten Bl. 1O2-104. Si* sind ns. Blasst. von 1-3 paginiert. Zu Beginn
notierte Husserl n. Blasst. diese Blätter cverbesssrt ass: dieses Bl.> gut;
am Rand von B!. ro3 die wieder radierten Worts weniger gut, und auf B!.
104 radierte er die Bemerkung auch nicht besonders förderlich. Bd. ros ist
die abgerissene Rückseite eines endarm Massskripts, dosses swspriisglich.
Vorderseite ns. Rotst. und Tints durchgsssr. ist. Seim ursprünglicher Text
Lautete wie folgt: (die dadurch subjektiv erfolgt, daß sich in der Körper-
lichkeit seelisches Sein und Leben ausdrückt) gegebene ist „Körper-
lichkeit in Einheit mit einem Subjekt", und dieses Subjekt „erlebt" das
und das, hat Erfahrungen von Dingen „als Erscheinungen". Was es in
sich erlebt, sind wirkliche und mögliche Synthesen, in denen Erfahrungs-
einheit sich konstituiert und diese, so wie sie jeweils Einheitspunkt ist,
gehört mit zu dem Subjekt and seinen Synthesen, und die entsprechenden
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 699

Potenzialitäten gehören ihm zu als seine Vermögen. „An sich", in der


objektiven Welt sind die Dinge. die Realitäten überhaupt, in dem be-
treffenden Menschen, nämlich in seiner Seele sind Vorstellungen von den
Dingen etc. Jeder hat seine Erfahrungserlebnisse, jeder seine erscheinen-
den Dinge als solche, jeder seine Urteile, Erfahrungsurteile, theo retischen
Urteile etc. Jeder sein Werterleben etc. Daß Erfahrungen und Erfahrungs-
objekte „als solche" in der objektiven Welt entsprechende Wahrheiten
haben, daß wenn die Erfahrung und das Denken in erfahrungslogisch
konkreten Weisen von den Subjekten behandelt, in der Tat Wahrheit
ergeben, ist vorausgesetzt. Der Psychologe ist sicher, richtig denken zu
können, nehmen wir an, er denkt richtig, nun dann haben wir diese
Ordnung: vorausgesetzte Welt, die jedermann erfährt und erfahren kann,
bedenkt oder bedenken kann etc. und in ihr die erfahrbaren Subjekte und
Subjektleiber. In den Subjekten <bricht ab>. Die Bl. 102-104 sind m.
Time, Blei-. Blau- und Rotst. weiter bearbeitet und weisen zahlreiche Unter-
streichungen au/.
630,4 1927 Rb. m. Bleist. 1I 630,6 noch nicht V. se . Bleis*. ger nicht II
630,7 und ein absolutes Eis/. m. Rots*. II 630,8 welches V. m. fielst. für
das II 630,11 bei „erkenntnistheoretische" Anführ"uugszeichen m. Blaust. II
630,12 die Eint m. Blsist. II 630,12 wach zu gesh. einer erkenntnistheo-
retischen Feststellung II 638,17 statt so Ms. so so II 630,18 Welt Ein/. II
630,12 und 22 Klammer* m. Blasst. II 630,32 selbstverständlich V. für
selbst erfahren, meinen wir II 630,35 nach wir gestr. es nur II 630,40 und
Geltung Eis/. II 630,43-45 als bis Einfühlung Ein/. I1631,10 muß da sagen
V. /ür bei Anderen 11631,15 gelte ich mir als Ein/. II 631,16 Aber Ein!. m.
Bleis*. II 631,16-17 zu gewinnen Ein!. II 631,17 von ihr Ein/. II 631,19
zugleich in meiner Geltung Ein/. II 631,20 geltende bleibt V. für gilt II
631,22-432,2 Klammeres m. Rots*. II 631,28 nach was gestr. rein II 631,29
und offenbar V. für und II 631,30 Die Beschreibung Ein!. I1 632,10-12
Dieses Leben bis und es Ein/. II 632,14 mein V. m. Blaust. für unser II
632,23 konkreten Ein!. m. Blasst. II 632,26 eigenwesentlichen Inhalt
meines Ein/. II 632,27 Psychischen V. /ür Seelischen II 632,29 zunächst
meines und dann unseres V. für in 11632,30 als Eint. II 632,37-39 Anm. r
Rb. II

Ballage 78 (S. 633-640)


Text der Bt. 139-133 aus dem Sonderumschlag 114/134 im Konvolut
B 19 II (vgl. darüber die textkrit. Anm. su Beilage 76), dem auch die Beilagen
76 und 79-84 entwomrnsn sind. Diese von Husserl als 1-6 m. Bleist. ¢agi-
sirrten Bl. weisen Bearbeitungen und Untsrsfrekhuegen m. Tinte, Bieist.,
Blasst. und Rotzt. au!. Entstaesds* sind sie, wie ihre Bezugnahme au! dis
„Kanhede" mitt, nach 7934, wwd zwar offenbar einige Jahn danach.
Andererseits sind sie vor dem Herbst 1919 niedergeschrieben. Deswegen ist
als Datums das Jahr :928 wahrscheinlich.
633,2-4 Titel - Rb. m. Blasst. II 633,6-7 Untertitel - in. Blaus*. tugs-
Mgter Titel des Ms. II 633.18-23 Darin liegt bis erkennbar Eist. II 633,24-26
700 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

Die reine bis Mitsein V. m. Bleist. für gestr. Ein/. und zwar so, daß sein
Sein durch eine Entscheidung für Nichtsein der realen Welt nicht auf-
gehoben, sondern, wie wir noch einsehen werden, vorausgeset zt wäre. II
633,32-33 rein an sich und für sich Ein/. 11633,33 absolut Ein/. m. Rotst. II
633, 37-39 Nämlich bis seiend Einf. 11 633,43 vorstellen V. für denken Il
634,1 Momente V. für Punkt Il 634,4-5 vorstellen V. für voraussetzen ll
634,7-8 in Evidenz Ein/. 11 634,11 - 14 dabei Rb. m. Rotst. dazu Beilage I,
II. Diese Beilagen waren in Husserls Nachlaß nicht au/zn/inden bzw. zu
identifizieren 11 634,29-30 Aber die Wesensmöglichkeit der Abwandlung
besteht. Ein/. m. Bleist. 11 634,32 nach daß gestr. für mich 11 634,34 nach
in sich ist m. Blasst. gestr. was es ist 11 634,44-635,2 Wäre mein Sein bis
inhibiert wäre Erg. am Rand Il 635,13 in eigener Ein/. m. Bleist. 11 635,14
Erfahrung gegebenes Ein! . m. Bleist. 11 635.14 nach nun m. Bleist. gestr.
Einf. in dieser Absolutheit II 635,16-37 Klammern m. Bkist. II 635,17
exemplarisch - eidetischen an!.. lI 635,27 -sein im Ichleben Ein/. II
636,1 1) m. Blaust. nachgezogen p 636,1 obige Ein/. '" 636,1-2 schränkt
bis eingeschränkt Ein/. 11 636,3-4 obschon er auf dem Wege zu diesem
liegt m. Tints nachgezogene Ein f . m. Bleist. 11 636,10-14 Der bis Einstel-
lung in blase Keilklammern gesetzt, wohl zur Hervorhebung 11 636,15 2) m.
Blaust. nachgesogen 11 636,15 ferner Ein/. in. Bleist. 11 636,35-36 Es kann
bis ganz wie ein V. für Es kann daher gesagt werden, daß zugleich es der
II 636,37 eidetischen Ein/. II 636,38 statt Innerlichkeit Ms. Innerlichkeit
ist 11 636,42 am Rand m. Blass& bemerkt und sogleich wieder gestr. 1924 II
637,10-12 Statt bis herausgestellt Ein/. 11 637,14 zuerst Ein/. m. Blasst. II
637,15 vor Selbsterfahrung m. Bleist. gestr. Selbstwahrnehmung II 637,30
reiner reduzierter Ein/. m. Bleist. 11 637,42 als psychophysisch reale Ein/.
m. Bleist. 11 637,43-44 als psychophysisch zweiseitiger Ein/. m. Bkist. II
638,1 Untertitel a Rb. m. Rotst. 11 638,7-11 Wenn bis Idealismus in blase
Keilklammern gesetzt, wohl zur Hervorhebung 11 638,20 darin bewußten
realen Ein/. m. Bleist.11638,22 so wie das Psychophysische Ein/. m. Bleist. 11
638,26 Geltung inhibierte Einf. m. Blasst. II 638.28 alsdann Ein/. m.
Blasst. II 638,31 nach Erforschung m. Bleist. gestr. derjenigen II 638,35-
639,1 als phänomenologisch forschendes Ich Ein/. m. Bleist. II 638,36
A nm. r - Rb. i1 639.5 nach enthalte gestr. sie offen II 639,15 vor Aber m.
Blasst. eins (nirgends geschlossene) Keilklammer geöffnet 11 639.35 als
Möglichkeit und Wirk li chkeit Einf. 11 639,45 transzendental Ein/. m.
Bleist. 11 639,46 als absolut Ein/. H 640,1 transzendental Ein/. m. Blaise. II

Beilaas 79 (S. 640-641)


Text von Bi. rrs ous den Sonderumschlag 1141134 im Konvolut B t 9 II
(vgl. darüber die textkrit. Anal. zu Beilage 76), dem auch die Beilagen 76,
78 und 8o-84 entstammet. Außer den sogleich bei der Niederschrift ins
Herbst 1929 angebrachten Textänderungen meist das Bl. keins s 4te v
Bearbeitung au/. Dem ob eys gedruckten Text geht vorher der gelb. Text
Psychologie aus Quellen innerer Erfahrung ist die ursprüngliche Zugangs-
methode des Seelischen, die Erfahrungsart, in der es sich in seiner
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 701

von allem physischen Sein grundunterschiedenen Eigen art direkt zeigt.


640,11-12 so sagt man, Locke folgend, Einf. II 640,13 nach werden
fier das Seelische II
gestr. denn das ist die direkte II 640,13 Seelisches V.
640,13 nach sich gestr. in seiner II 640,13-14 wie unvollständig und un-
vollkommen V. für von allem Physischen unterschiedene Eigenart zeigt
oder unvollkommen II 640,14 schöpfen V. für verdanken II 640,15 und
schon das tägliche Leben Einf.. I1640,17-18 aber nicht bis Alltagsbegriffe
Ein/. II 640,18 Forderung V. f Air Idee II 640,19 in ihren Intentionen Einf.
V. für ausschließlich
II 640,20 nach weiter gestr. In ihr liegt II 640,21 reinweitesten Sinne Einf.
11 640,21-22 erforscht werden soll Ein%. II 640,22 im
II 640,25 nach Seelischen gestr. dieser bloß Komponente
unselbständigen
in der realen Welt. Das wäre dann eine an sich erste, eine reine Psycholo-
gie, eine Disziplin, die Seelisches gegeben in der rein psychischen Sphäre,
diejenige nämlich, die durch innere Anschauung sich rein phänomeno-
logisch. ausschließlich die Gegebenheiten <der> inneren Anschauung be-
Forschung
schreibend, erforscht. II 640,26 hack phänomenologischen garer.
640,27-28 statt
II 640,27 nach Forschung gestr. so handelt es sich unter II
Seelenforschung Ms. Erforschung Seelenerforschung 11640,29 Im übrigen
fur d.h. 11 640,32 oder
V. für Dabei II 640,30 idee ll Ein/. II 640,30 oder V.
nach u. dgl.
gar V. für und der Erfahrung überhaupt und evtl. II 640,33
deskriptiven II 640.35-36 als
gestr. Tatsächlich II 640,34 nach solchen gestr.
solche einer psychologischen Erkenntnistheorie Ein/. II 640,37 vor Reak-
und Skeptizismus
tionen gestr. beständigen II 640,39 nach Idealismus gestr.
II 640,39 nach Skeptizismus gest.. hat nie aufgehört 11640,39 nach hindurch
nach auf gestr. wissen-
gestr. in den neuen Bestrebungen nach II 641,2 unhalt-
schaftliche Psychologie sei nur möglich 11 641,4 nach wieder gestr.
nach daß gestr.
baren II 641,10 nach irgendwie gestr. an der tief II 641,11
es nicht in 11641,11 statt daß Ms. daß daß II

Beilage 80 (S. 641)


Text auf dem Vorderblatt des S andi:nomad +gs 1141134 im Konvolwt
Beilage 76), dem auch dis
B 1 9 II (vgl. darüber die texthrit. Anon. no
m. Blois& steno-
Beilagen 7 6 . 78-79 und 81-84 entnommen sind. Der
graphierte Text trdgt dis Bezeichnung II <m. Blanst.:> Beilage <m. Bleist.:>
zu <S.> 60 (der Originalpaginisruug>.
641,18 Die neue Seineregion ist V. für die des transzendentalen Seins
II 641,18-19 (des Philosophierenden) Ein/. II 641,19-20 die dem realen
II 641,22
Ich der natürlichen und psychologischen Einstellung fehlt Einf.
V. für
wach Sein gestr. der Welt 11 641,24 phänomenologisch reduzierten
transzendentale II 641,26
transzendentalen II 641,25 wach andere gesb.
gestr. meines II
und psychophysische Einf. II 641,30 wach Wissenschaft

Beilage 81 (S. 642)


im Konvois, B 19 II
Text von Bt. ras aus dens Sonder nssechlag 1x4/134
die Beilagen 76,
(vgl. dereber die asthrit. Anna. no Beilage 76). dem euch
702 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

78-80 lend 82-84 entnommen sind. Der m. Bloist. stenographierte Text steht
auf einem Bl., dessen unters Hälfte abgerissen ist. Auf der Rückseite des Bl.
ist der folgende gestr. Text rn. Bleist. notiert, offenbar eine Vorbereitung sum
gieltigen, hier als Beilage 8i abgedruckten Text: wie auch die Methode,
durch welche wir es gewinnen werden, als transzendentale Epoche oder
auch als transzendentale Reduktion, nämlich auf das transzendentale
Bewußtsein. Da <gestr.: die Begründung einer exakt wissenschaftlichen
Psychologie (das ist einer Psychologie <als> positiver Wissenschaft, die
in einem ähnlichen Sinn Rationalität oder Exaktheit anstreben muß wie
die Naturwissenschaft der Neuzeit). die systematische Ausbildung einer
reinen Psychologie, einer Psychologie aus „rein" seelischer Erfahrung
fordert und andererseits die Begründung einer radikal wissenschaft-
lichen Philosophie in ähnlicher Weise fordert die Begründung einer rein
transzendentalen Wissenschaft, einer Wissenschaft von der transzenden-
talen Subjektivität. <gear.: Wo es auf die für die prinzipielle Selbstausle-
gung der philosophischen Methode überaus wichtig, Die wesentliche
Verwandtschaft der Reduktion cbricht ab>
642,5 nach Erforschung gestr. von II 642,5 reinen Einf. II 443,5-6 be-
zeichnen ausschließlich V. fier rein II 6424 an und für sich V. für an auf
sich selbst, rein an sich selbst, in II 642,7 neck Möglichkeit gestr. bezeichnen
II 642,8-9 oder betonter phänomenologisch reine Ein/. 11642,9 besprochene
Einf. II 643,11 nach überhaupt gestr. (als welche ja II 642,12-13 als die
Zugangsmethoden zum beiderseitig Reinen Ein/. 11 642,13 nach und gsstr.
und die die transzendentale Phänomenologie aus 11 642.19 nach wo gesr.
von phänomenologisch 11 642,21 nach gedacht par. wie denn einzusehen
sein wird, daß die transzendentale Phänomenologie eigenständig ge-
gründet ist < ... > einer phänomenologischen Psychologie bedarf, nur die II

Beilage 82 (S. 642-643)


Bl. 123 aus dem Sonderuneschlag 1141134 im Konvolut B 19 II (vgl.
darüber die textkrit. Anm. zu Beilage 76), dean auch die Beilagen 76, 78-ßr
lend 83-84 entstammen. A ußer einigen wenigen bei der Niederschrift vor
Änderungen zeigt das Bt. keins weiteren Bearbeitlengsspewen.-genom
642,27 von identischem V. für ein identisches II 642.33 nach welche gear.
Zwecke 11 642,36 nach sich gestr. darin 11 643,2 nach die gear. rein II 643,2
statt Erforschung der auf Ms. Erforschung die cgear. transzendentale,
der 11 643,9 cacti auch gear. phänomenologisch 11 643,13 independents Ein/.
11643,14 kontrastierenden V. /fir Kontrastgerungen 11 643,18 neck Phäno-
menologie gestr. und Phänomenologischem die Rede ist II

Beilage 83 (S. 643-651)


Text der Bt. 116-122 awn dens Soudernnsclosg 1141134 im Konvolut
B 19 II (vgl. darüber die text/wit. Amos. su Beilage 76), dent such die Bei-
lagen 76.78-82 und 84 evsommen sind. Die nn. Biegst. stenographierten Bl.
117-120 sind von Hausen m. Rotst. von 2-5 paginiert, wobei das ebsn/albns.
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 703

Bleist. beschriebene Bl. rr6 als Beilage zu 2, die auf der Vorderseite von B!. 11'7
einzuschalten ist, bezeichnet ist. Die m. Bleist. als 6 und 7 angefügten m.
Tinte stenographierten Dl. rzr und 122 schließen zwar thematisch an die
vorhergehenden Bl. an, aber der Zusammenhang beider ist nicht notwendig
als eine Fortführung der ersten fünf Bl. durch die beiden letzten zu verstehen.
Deswegen wurden oben im Druck beide Tsxtgru¢*en durch Asterisk von-
einander abgesondert. - Au! der Rückseite von Bl. rr6 findet sich der
folgende gsstr. Text as. Blsist. notiert, an dessen Rand Husserl ein ebenfalls
gestr. Fragezeichen gesetzt hat: Wir begrenzen nun unser Thema. Es lautet
reines Bewußtsein in seinem eigenwesentlichen Sein, in seinen eidetischen
Möglichkeiten, seinen eidetisch allgemeinen Wesenseigenheiten. Deut-
licher: Wir betrachten in reiner Eigenheit das wesensmäßig Allgemeine
von Bewußtaeinserlebnis überhaupt. Die Reinheit, die jetzt <in Frage
kommt - wo wir auf dem Boden der vorgegebenen Welt stehen und
somit in jeder wissenschaftlichen Beschäftigung mit Ich und Bewußtsein
Psychologen sind -, hat einen besonderen psychologischen Sinn, der ea
ipso scharf unterschieden ist vom transzendentalen (in dem der Welt-
boden uns entzogen wäre), aber, wie sich zeigen wird, einen solchen, der
zwischen beiden eine Parallele und eine Gemeinsamkeit des Wesens
herstellt. <gestr.: Um diese Reinbeiten in der Parallele terminologisch
auszudrücken und dabei parallel die Methode der Reinigung anzudeuten>
Unterscheiden wir zwischen reinem Bewußtsein (reiner Subjektivität) in
transzendentalem Sinn und reinem in psychologischem, so gründet die
Parallele in einer para llelen Methode der Reinigung (der „Reduktion"
auf das Reine), und terminologisch scheiden wir danach transzendental-
phänomenologische Reduktion und psychologisch-phänomenologische
Reduktion. Dieser Text staut offenbar den Entwurf einer Änderung des a.
Abschnitts von 3 34 der Ideen I (auf S. 6o der Originalpaginierung) dar. -
BM. rr7, von Husserl a. Rotst. als 2 paginiert, beginnt mit den stehen gelasse-
nen Worte* zu beschreiben. Darauf folgt gestr.: Es liegt darin beschlossen
die Überzeugung, daß Bewußbminserlebnisse dem Psychologen ganz un-
mittelbar rein in sich gegeben sind, daß sie sich an und für sich <bricht ab>.
Auch durch dieses Einsatz also "mist sich dieses Bl. als sin zweites. Ein
dazugehöriges B!. r konnte indessen in Husserls Mss. nicht aufgefunden
werden. Nach ihrem Inhalt zu urteilen, gehören diese nns. Bleist. ssiaderga-
schriebenen B!., wie das mockk die silierte Rückseite des Beilageblaits rr6
nahelegt, in den Rahmen von 1 34 der Ideen I. Erst das Ends der m. Tinte
beschriebenes ausgefugten Bl. rzr-r22, die seit der Zitierung des Anfangssat-
z von 1 34 schließen, verweisen den ganzen Text vor ; 34. Da sr aber
offensichtlich sickt in den Rahmen der Oberorbsitungsversuche von f 33
des Werks gehört, ist aszunekssen, daß Husserl zunsind.st bei der Nieder-
schrift dieses Testes daran dachte, ihn als eigens Paragraphen zwischen
die Sf 33 u*d 34 sinauschIsben. - Dis m. Bleist. beschrifteten B!. 116-120
zeigen sei Blaustift- und eise Roesti ftasareie:huwg, das se. Tinte geschriebene
B!. rzr *Mgt dagegen viele Blaasstiftuntersirsicku+sgen, wetternd das ve.
Tints beschrieben. Bl. aus soar einige wenige BleesAiftbarbs gan zeigt.
704 TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN

Dies wie auch der Umstand, daß Bl. rar mir bis zur Mitte der Rückseite
beschrieben ist, deuten daran/ hin, daß die beiden ne. Tinte beschriebenen
Bl. keinen fortlaufenden Text bieten. Ähnliches gilt wohl auch für die in.
Bleist. geschriebenen Bl. 117-12o, sofern Bl. 117 (BI. 2 der Husserlschen
Paginierung) ebettfalls nur bis zur Mitt. der Rüclkseite beschrieben ist.
643,26 nach wir gut,. sie klärend und 11 643,29 nach Erfahrung gestr.
und in der ganzen Fülle ihrer Konkretion und in ihrem 11 643,29 und für
jedes einzelne Ich als Momente V. für und es ist wirklich zu sehen, daß
sie sich als so erfahrene und erfahrbare wesensmäßig zur konkreten
Einheit 11 643,30 often endlosen Ein/. 11 643,30-31 des jeweiligen V. für
eines 11 643,31.-32 als ein Bereich kontinuier lich fortzuführendes V. /sir
zusammenschließen müssen, oder daß dieser ein Il 643,35-36 und als
wissenschaftliche Erfahrung gemeint sein muß V. /ür hat ihrem zu
klärenden Sinn gemäß, wie die genauere Klärung zeigt II 643,37 nach
Reinheit gear. den einer i1 643,38-644,18 Die an sich bis erschließen
läßt V. für den m. Bleist. Bests. und m. Bleist. eingeklammerten Text: Die
eigentlich schlichte „innen"gewendete Erfahrung ist nicht rein und wird
dazu erst durch eine Methode, die nicht bloß naiv-selbstverständlich
betätigte bleiben darf, sondern zur Bestimmtheit ihres Sinnes gebracht
und so als bewußte Methode geübt werden muß. Und ebenso muß die
Tragweite dieser Methode, ihre Erschließung eines unendlich geschlosse-
nen Erfahrungsfeldes klar gemacht werden, Dieser Text ist su ersetzen durch
eine Beilage, die au/ einem eigenen Bl. notiert ist. Auf diesem Bl. geht dem
gültigen, als Ersatz dienenden Text folgendes z. T. eingehlammerte und
gestr., s. T. nur eingeklammerte ungültige Textstück vorher: <gestr.:> So wie
schlichte äußere Erfahrung (natürliche), dieselbe, die durch das Alltags-
leben hindurchgeht, auch als Ausgang. als beständige Voraussetzung für
das naturwissenschaftliche Leisten fungiert, aber erst durch Methode zu
wissenschaftlicher Erfahrung wird, so ist schlichte psychologische Er-
fahrung, ist die psychologische Reflexion des Alltags Ausgang und
beständige Voraussetzung für die Psychologie, bedarf aber erst der
Methode, um zu psychologischer Erfahrung zu werden. <eingehlanemert:s
Das Grundstück aller Methode wissenschaftlich psychologischer Erfahrung
ist es, Psychisches als reines Erfahrungsthema zu gewinnen, um es dann
in deskriptiven Begriffen zu fixieren. 11 643,38 vor Die gestr. Ich sagte 11
644,18 vor nämlich gestr. desjenigen 11644,19 innerlich Einf. 11 644,21 nach
Erfahrung gestr. mit ihrem jeweilig faktischen Feld 11644,23-24 anschau-
licher Einf. 11644,34 nach Eidetik gear. der rein psychologischen Inner- Il
644,38 nach nämlich für gear. sie 11 644,46 nach nun gash. diese 11 644,47
sack Boden der gear. in der eidetischen Variation 11 645,1 nach W elt
gestr. und somit auch der Variation meines menschlichen Seins in 11648,8
nach zu vollziehen ist gear. um innere Erfahrung 11 645,10 psychischen
V. für psychophysischen 11 645,10 reinen Ein t 11 445.19 Reales V . /ü5-
äußerlich 11645,29 Bestand- Ein/. 11 446,301 „äußere Erfahrung" Ein/. II
645,41 normalen Ein/. 11 646,5 als selbst da Ein/. i1 646,6 reines Most II
646,7 bzw. V. für und 11646,15 Sein V. für etwas 11646,19 statt unterzogen
TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN 705

lich Eist 11646,28 in


Ms. vollzogen I1646,20 erfahrend Einf.. 11646,23 inner
wach selbst gestr.
sich V. /ur an und 11 646,38 desk riptiv Ein/. II 646,44
11 647,10
meines Leibes 11 647,1 konkret Einf. 11 647,4 hat all das Eint.
für reines Bewußt-
Uslertitel Rb. 11647,11-12 als universales Thema V.
sein und zwar universal 11 647,12 reinen Erlebnisse V. fsir Erlebnisse in
Reinheit 11 647,14 das no rmal das V. für es 11 647,16 Vermeinte Einf- II
647,30 psychologische Ein/. 11 647,35 unverfälscht V. für urvermengt II
Einf. II
647,36 sack Selbsterfassung gestr. und Beschreibung II 647,41 als
647,42 sack Tier. gestr. und eisgeklarnmert: Es wird später die fundamen-
tale Frage sein, inwiefern die phänomenologische Reduktion der phino-
menologischen Psychologie (als Disziplin einer vollen Psychologie) eine
Abwandlung in der Weise ihrer Epoche erfahren kann, durch die das reine
Bewußtsein, die reine Subjektivität ihren Sinn radikal ändert und zu
dem wird, was wir transzendentale Subjektivität nennen - der Funda-
mentalbegriff der transzendentalen Phänomenologie und, wie wir hoffen
weiterhin nachweisen zu können, der fundamentalste einer wissenschaft-
f xr in der be-
lichen Philosophie 11 647,44 Disziplin ausschließlich V.
schriebenen Reduktion 11 648,8-11 Ist auch bis beachten, daß Einf. 11
648,11-13 als phänomenologischer Psychologie und zunächst ich phänome-
nologisch egologischer Ph ilosoph V. f ir dabei 11 648,14 gesamten Einf. II
648,15 aber darin bewußten Einf. Il 648,29 Utetertitel =
eingeklammerte
gestr. (wie bald
Rb. 11 648.40 reine Ein/. 11 648,45 sack nie gesehene
folgende Publikationen zeigen werden, inzwischen in den Grundlehren
schon gelöste) (1 648,45-649,12 Gesetzt bis Welt Einf. 11 649,7 inter-
einen von II
subjektive Einf. 11 649,32 in Geltung Haben von V. für Verm
gestr. und sich
649,40 statt der Ms. von der 11 649,43 wach erwachsenden
t dabei transzendental nennenden 11650,2 Wissenschaft V. fir Phänomeno-
logie 11 650,4 zutage treten Eis/. 11 650,5 sich rechtfertigen V. für zutage
treten 11 650,9 vor nämlich nee. Bleist. gestr. zunächst einen anderen Weg
zu bevorzugen i1 650,9 nicht nur Ein/. ns. Blsist. 11 650,10 rein Ein/. II
650,11 wie wir es bisher getan, sondern V. se. Blois& für und 11 650,12
daß gestr.
universalen Eis/. 11 650,22 kommen V. fir stehen 11650,24 sack
in parallelen und daß einmal 11 650,25 sack gedacht gesa. wird 11
650,26
daß fürs zweite und
teach wird gmtr. und im Zusammenhang dieser sowie
danach, außerdem dabei die prinzipielle Selbstbesinnung soweit zur
Durchführung kommt 11650,28 statt des Ms. der des 11650,29-30 Erkennt-
sack
nis- Eis/. n. Brist. 11 650,30 und zwar Eis/. se. Blsist. 11 650,31 11650,36
Einf.
Motivation gurr. entspringen kann 11650,34 anschaulichen
650,46-47
wach als gestr. Welt 11650,43 sack vielerlei gesr. Anfänge oder II
Reduktion II
phanomenologischen V. fier reinen 11 651,5 Epoche V. fir zur II
V. für
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TEXTKRITISCHE ANMERKUNGEN
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NACHWEIS DER ORIGINALSEITEN

In der folgenden Ubersicht sind in der linken Kolonne die Seitenzahlen


und Zeilenziffern des obigen Drucktexts wiedergegeben, Während die
rechte Kolonne die ihnen entsprechenden Mannskriptkonvolnte und
Blattzahlen nach der offiziellen Signatur bzw. Paginierung des Husserl-
Archivs zu Löwen vermerkt.
51 9,5-523,17 FI4/21-23 669,23-661,39 P17/35
523,21-634,37 111119/5569,40,658,6 P1V1/47-51
524,41-625,36 F111 1/91 b 558.8-25 FI14/3
536.2-628,38 BIt/15-16 559,2-669,7 BH/17
529,4-40 560,10-26 FIII1/586
FIV1/66
544-533,29 P14/6-8 569 28-564 9 3-4
533,33-533,19 FIII1/826 564,14-MS 16 Frv1/70
533.20-44 5ö5,21-M6,5 MIII6/9b
D13I/l14b
.5^! 566.9-567,8 BIIII/48
AI38/8b
534.37-669,38 FIV1/52-56 567,13-32 30116/136
541,5-543,26 68 568,5-24 S 169/1
M8,28-571, 7 2-4
2,28-546,34 4244
546,30547,38 BI1/13 571,11-572,30 K►I24/6 3-64
54 572,32-574,39 61-62
547,40-550,22 FIVI/45-46

Die „Beiblätter aus den Handexemplaren" tragen keine gesonderte


Archivsignatur
642,2-21 125
627,3-639,40 BI9II/126-128
642,23-60,20 123
630,2-633,39 B114/ 102-104 116-122
633,2-649,6 81,11/129-133 643,26-651,19
115651,21-28 124
640,11-661,14
641,16-35 114
NAMENREGISTER

Aristetelee 584 Hinas 533, 557, 596, 640


Berkeley 640 Kant 497, 523.524, 604
Brentano 589, 629 Locke 640
Cohn 571-574 Lotes 558
Comte 485 Messer 571-672
Descartes 650 Stein 598
Gal1ol 533 Steinmann 516
Geyser 501 Walther Si?
Heidegger 484

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