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1966 erhielt Handkes Lebensgefährtin und spätere Ehefrau, die Schauspielerin Libgart Schwarz, ein

Engagement an den Düsseldorfer Kammerspielen. Im August 1966 zog das junge Paar nach
Düsseldorf.

1967 bis 1970 – Düsseldorf, Paris, Kronberg

In Düsseldorf lebte Handke bis 1968. In dieser Zeit veröffentlichte er seinen Roman Der Hausierer
(1967) und das Sprechstück Kaspar (Uraufführung am 11. Mai 1968 in Frankfurt unter Claus
Peymann und in Oberhausen unter Günther Büch). 1967 las Handke Thomas Bernhard und
reflektierte das Leseerlebnis im Text Als ich ‚Verstörung‘ von Thomas Bernhard las. Zu dieser Zeit
übte Bernhard eine große Wirkung auf Peter Handke aus. Später entwickelte sich zwischen den
beiden österreichischen Schriftstellern eine wechselseitige Abneigung.

1968 zog das Ehepaar Handke nach Berlin. Am 20. April 1969 wurde Tochter Amina geboren. Das
Kind bedeutete für Handke eine völlige Umstellung seines bisherigen Lebensstils. Er „sah sich zu
Hause gefangen und dachte auf den stundenlangen Kreisen, mit denen er nachts das weinende Kind
durch die Wohnung schob, nur noch phantasielos, dass das Leben nun für lange Zeit aus sei“
(Kindergeschichte, 1981). Später berichtete er, dass die Erfahrung der Vaterschaft ein wichtiges und
liebevolles Erlebnis war.[5] 1969 war Peter Handke Gründungsmitglied des Frankfurter Verlags der
Autoren. 1970 zog die Familie kurzzeitig nach Paris. Im selben Jahr wurde ein Haus in Kronberg im
Taunus gekauft, in das man im Herbst übersiedelte. Zu diesem Zeitpunkt war die Ehe bereits
gescheitert. Zunächst wechselten sich Vater und Mutter in der Betreuung des Kindes ab. Nach
wenigen Monaten verließ die Mutter das Haus und widmete sich ihrem Schauspielerberuf. Fortan
kümmerte sich primär Vater Handke um das Kind. Die Ehe mit Libgart Schwarz wurde erst 1994 in
Wien geschieden.

1971 bis 1978 – Jahre in Paris

1971 unternahm Handke mit seiner Frau und Alfred Kolleritsch eine Reise durch die USA. In der
Nacht vom 19. zum 20. November 1971 nahm sich Handkes Mutter, Maria Handke, nach jahrelangen
Depressionen das Leben. Dieses traumatische Erlebnis verarbeitete er in der Erzählung Wunschloses
Unglück (1972), die 1974 verfilmt wurde. Kurz vor ihrem Tod hatte Peter Handke im Juli 1971 seine
Mutter mit Ehefrau Libgart und Tochter Amina ein letztes Mal besucht. Im selben Jahr wie
Wunschloses Unglück erschien Der kurze Brief zum langen Abschied (1972), der auch Teile von
Handkes USA-Reise beschreibt. Im November 1973 zog er mit seiner Tochter Amina nach Paris an die
Porte d’Auteuil am Boulevard Montmorency, wechselte 1976 nach Clamart, im Südwesten von Paris,
und blieb dort bis 1978. 1972 erhielt Handke den Schiller-Preis in Mannheim und 1973 den Georg-
Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Ein Jahr später
erschien das Theaterstück Die Unvernünftigen sterben aus (1974), das in Zürich uraufgeführt wurde.
Etwa zur selben Zeit verfilmte Peter Handkes langjähriger Freund und Weggefährte, der Regisseur
Wim Wenders, Falsche Bewegung (Premiere 1975).

Der Ritt über den Bodensee (erschienen 1971) wurde 1974 Handkes erfolgreichstes Stück in
Frankreich und trug dort zur großen Bekanntheit des Schriftstellers bei. In diesem Jahr lernte er in
Paris Jeanne Moreau kennen.[6] Ein Jahr später erschien Die Stunde der wahren Empfindung (1975),
und Peter Handke begann mit den Journal-Aufzeichnungen (Das Gewicht der Welt. Ein Journal,
1977), die er bis 1990 fortführte. 1976 folgte ein Krankenhausaufenthalt, ausgelöst durch panikartige
Angstanfälle und Herzrhythmusstörungen. Im Jahr darauf erschien die Verfilmung des Buchs Die
linkshändige Frau (1976). Während dieser Zeit war er (von 1973 bis 1977) Mitglied der Grazer

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