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BUCHBESPRECHUNG
AGRARWIRTSCHAFT

Buchbesprechung
Günther Schmitt und H. von Witzke, Ziel- und Japans Landwirtschaft verfünffachte die Produktion von 1882
Mittelkonflikte sektorspezifischer bis 1972 und dies fast ohne Neulandgewinnung und mit einem an-
Systeme sozialer Sicherung. Das Bei- fangs nahezu konstanten, später rasch abfallenden Einsatz von Ar-
spiel der landwirtschaftlichen Sozialpolitik in der Bun- beit . Das Wachstum wurde von der Initiative der Landwirte getra-
desrepublik Deutschland. Berlin: Duncker & Humblot gen, wobei in der Anfangsphase der Aktivität derjenigen, die zu-
(Sozialpolitische Schriften Heft 37.) Berlin 1975, gleich Land bewirtschafteten und verpachteten, besondere Be-
86 Seiten. deutung zukam. Diese kleinen landwirtschaftlichen Unternehmer
gründeten und trugen eine bemerkenswert erfolgreiche Landwirt-
schaftsgesellschaft. Sie bildeten eine einflußreiche Lobby, die
Angesichts der hohen staatlichen Transferleistungen und wesentlich zur intensiven Förderung landwirtschaftlicher Innova-
ihres eigengesetzlichen Wachstums stellt sich den Autoren tionstätigkeit durch den Staat beitrug. Die Expansion der japa-
die Frage nach der Rationalität des Altersruhegeldes für nischen Landwirtschaft lebte von der rasch wachsenden Kauf-
Landwirte, der Nachversicherung für Landwirte und der kraft der Städte. Koloniale Entwicklungen in den 20er und
Landabgaberente. Zunächst werden die angestrebten ver- 30er Jahren - billiger Reis aus Taiwan und Korea - verlang-
teilungs- und strukturpolitischen Ziele abgeleitet und näher samten den Produktionsanstieg im Kemgebiet. Die Situation
bestimmt, um dann anhand von mikroökonomischen Mo- nach dem zweiten Weltkrieg brachte eine erneute Expansioa Ja-
dellüberlegungen zu prüfen, ob die derzeitige Ausgestaltung pans Territorium wurde durch den Krieg fast halbiert. Millionen
dieser Maßnahmen geeignet ist, diese Ziele mit dem „höch- Flüchtlinge strömten in das Kerngebiet zurück. Eine rasche Pro-
sten Erfolgsgrad” zu erreichen. Schließlich untersuchen die duktionssteigerung der Landwirtschaft wurde gefordert, erreicht
Autoren die gegenseitige Vereinbarkeit sowie die Kompatibi- und trug wesentlich zum Erfolg des Wiederaufbaues bei Besonders
lität der eingesetzten Instrumente mit dem allgemeinen wichtig war die Entlastung der Zahlungsbilanz. Im Zuge des in-
sozialen Sicherungssystem in der Bundesrepublik Deutsch- dustriellen Wachstums der japanischen Wirtschaft rückte die Auf-
land. Sie kommen zu dem Ergebnis, die landwirtschaft- gabe der Produktionssteigerung wieder in den Hintergrund. Die
liche Sozialpolitik sei weder konform noch konsistent und Reduzierung der Einkommensdisparität zwischen Stadt und Land
leiten daraus die Forderung nach einer grundsätzlichen wurde hauptsächliches Ziel der Agrarpolitik. Japans Bauernver-
Neuordnung ab. Diese sei um so dringlicher, als bisherige bänden gelang es, einen Reispreis durchzusetzen, der die Pro-
Versäumnisse bereits zu kostspieligen Fehlentwicklungen duktionskosten auf den Feldern deckt, deren Hektarertrag um
geführt hätten, ein weiteres Verharren auf einem sozialen eine Standardabweichung unterhalb des japanischen Durch-
Sonderrecht für selbstständige Landwirte immer schwieri- schnittsertrages liegt Damit kamen auch Landwirte auf unter-
ger und komplizierter werde, und eine Einbeziehung der durchschnittlichen Standorten in den Genuß kostendeckender
selbständigen Landwirte in das allgemeine System der Reispreise. Diese Regelung führte zu einer Erhöhung des Erzeuger-
sozialen Sicherung Probleme aufwerfe, die um so schwerer preises für Reis von 193 US-/$/dt im Jahre 1960 auf 382 US-
zu lösen seien, je weiter die sozialpolitische Desintegration $/dt im Jahre 1968. 1960 lag der japanische Reispreis 20 % über
durch einen sektorspezifischen Ausbau fortschreite. Die dem Weltmarktniveau. 1968 waren es 100 %. Reisüberschüsse
Frage ist allerdings, ob die vorgeschlagene sozialrechtliche akkumulierten sich. 1968 kosteten sie 1,3 Milliarden US-Dollar
Gleichstellung der Landwirte mit den unselbständigen Be- und beanspruchten 40 % des Budgets der Zentralregierung.
schäftigten in Analogie zur Handwerker-Rentenversiche-
Japans Landhaushalte erreichten im Laufe der Jahre in der
rung agrarpolitisch erwünscht ist. Wenn die Verfasser von
Tat paritätische Einkommen, allerdings weniger dank der Reis-
einer „sozialrechtlichen Privilegierung” der Landwirt-
preispolitik, sondern vor allem durch außer landwirtschaftlichen
schaft sprechen, so muß dieser Tatbestand in Zusammen-
Erwerb. 1970 bezogen 85 % aller landwirtschaftlichen Haushalte
hang mit der aktiven Einkommenspolitik gesehen werden,
außerlandwirtschaftliche Einkommen. Im gleichen Jahr er-
zu der die Bundesregierung durch das Landwirtschafts-
reichten die landwirtschaftlichen Haushalte ein Einkommen von
gesetz verpflichtet ist. Weiterhin ist zu fragen, ob ohne
4418 US-Dollar gegenüber 3843 US-Dollar in den nichtland-
ein sektorspezifisches Sicherungssystem überhaupt noch
wirtschaftlichen. Allerdings beruhte nur ein Drittel des Ein-
strukturpolitische Ziele, wie z.B. die Verjüngung der kommens der landwirtschaftlichen Haushalte auf landwirtschaft-
landwirtschaftlichen Betriebsinhaber und die Mobilisie- lichem Erwerb, zwei Drittel kamen aus anderen Quellen.
rung von Arbeit und Boden mit sozialpolitischen Mitteln
verfolgt werden können. Und schließlich ist zu bedenken, Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von sehr guten Arbeiten
daß die praktische Agrarpolitik das ihr in nationaler Zu- zur landwirtschaftlichen Entwicklung Japans. Hayami bietet
ständigkeit verbliebene sozialpolitische Instrumentarium eine gelungene, mit sorgfältig ausgearbeiteten Übersichten ausge-
nicht aus der Hand geben kann, ohne ihren Gestaltungs- stattete Zusammenfassung der wesentlichen Aspekte.
spielraum noch mehr zu verengen.

U. Planck
Die Analyse der Produktionsfaktoren.
Y. Hayami, ACentury of Agricultural Growth
Rund die Hälfte des Produktionszuwachses der japanischen
in Japan-Its Relevance to Asian Develop-
Landwirtschaft läßt sich nicht durch den zusätzlichen Einsatz kon-
ment. University of Tokyo Press, Tokyo 1975. 248 S., Y 4800.
ventioneller Inputs an Arbeit, Boden und Kapital „erklären”.
Dieser „unerklärte” Rest wird normalerweise als Ergebnis des
technischen Fortschritts registriert. Hayami geht von der Hypo-
these aus, daß der „unerklärte” Rest auf „unkonventionelle”
Aufwendungen d. h. auf (1) Agrarforschung und Beratung und
Drei Aspekte des Buches von Hayami verdienen besondere
(2) „Erziehung”zuriickzuführen ist Der Aufwand für Meli-
Aufmerksamkeit:
orationen, dessen Umfang ebenfalls analysiert wird, erwies sich
(1) Die zusammenfassende Darstellung der Entwicklung der japa- im Gesamtzusammenhang als unwesentlich. Hayami sammelt die
nischen Landwirtschaft, Aufwandsmengen an konventionellen und unkonventionellen
Inputs und benutzt Cobb-Dougjas-Funktionen, um den Produk-
(2) die Analyse der einzelnen Faktoren, die zur Produktionsent-
tionszuwachs als Ergebnis der fünf beteiligten Produktionsfak-
wicklung beigetragen haben,
toren zu erklären. Der Versuch gelingt Der „fit” der Funktionen
(3) die Informationen und Überlegungen zur Ökonomie der ange- ist bemerkenswert gut. Der „unerklärte” Rest wird weitgehend
wandten Agrarforschung. als Wirkung der genannten “non-conventional inputs” erklärt. So

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AGRARWIRTSCHAFT BUCHBESPRECHUNG

elegant Gedankenfühlung und Methode in diesem F alle auch sein Hayami betreibt Agrargeschichte. Ausgehend von der
mögen, so ist doch Vorsicht bei der Interpretation der Ergebnisse ökonomischen Theorie und den Erfahrungen Japans stellt er
ratsam: Hypothesen auf, die er aufgrund dessen, was sich in Japan ab-
spielte, verifiziert oder falsifiziert Aus dem Ergebnis zieht er
- H a y a m i selbst verweist auf die Problematik des Arbeitens Folgerungen für die Entwicklungsländer. Das ist der klassische
mit Produktionsfunktionen. Die einzelnen Produktionsfak- Induktionsschluß. Für Japan kann der ursächliche Zusammen-
toren sind miteinander korreliert. Das führt zur Verzerrung
hang zwischen Aufwand für Agrarforschung und Mehrprodukt
der Elastizitäten, und es bleibt offen, in welche Richtung die
als gut gesichert gelten. Der Schluß von Japan auf Andere ist ver-
Verzerrung geht
tretbar, wenn bei den Anderen ähnliche Verhältnisse vorliegen
- H a y a m i erklärt den Produktionszuwachs aufgrund der Auf- wie seinerzeit in Japan. Das ist aber nur teilweise der Fall. Der
wendung an Arbeit, Boden, Kapital, Forschung/Beratung und Induktionsschluß liefert also keine wahren Aussagen. Er hat
Erziehung. Hierbei wird leicht übersehen, daß so entscheidende heuristischen Charakter. Das Interessante ist nun, daß sich der
Produktionsfaktoren wie z. B. Kulturerbe, Agrarstruktur, Or- Induktionsschluß in der Entwicklungspraxis als außerordentlich
ganisation von Markt und Kredit, Gesetzgebung u. a. m. hinter nützlich erweist. Die Erfassung größerer Bereiche der Entwick-
den tatsächlich ermittelten Elastizitäten stehen. Eine andere lungsländer (Sektoren, Regionen) in Modellen stößt auf große
Konstellation in dieser Hinsicht hätte zu anderen Ergebnissen Schwierigkeiten. Der Gesamtzusammenhang der Systeme läßt
geführt. Die Elastizitäten sind damit nicht „input-spezifisch”, sich offenbar noch nicht so fassen, daß operational brauchbare
sondern auch Ausdruck der kulturellen, sozialen und po- Ergebnisse anfallen. Der Induktionsschluß hilft hier aus, gibt Hin-
litischen Situation, die in Japan vorlag. Es liegt nahe, anzu- weise aufgrund von Erfahrung. Er ist vor allem dann brauchbar,
nehmen, daß die fast vollständige Erklärung des zu Er- wenn er mit einem raschen „feed-back” hinsichtlich der Ergeb-
klärenden darauf zurückzuführen ist, daß sich die beiden un- nisse verbunden wird. Hayami leistet also nicht nur einen sehr
konventionellen Inputs „Agrarforschung/Beratung” und interessanten Beitrag zur Sache, sondern zugleich auch zur ange-
„Erziehung” als brauchbare Dummies für Kultur, Institutionen paßten Methodik der Entwicklungsländerforschung.
und Organisationen der Gesellschaft Japans erweisen.
H. Ruthenberg
Das Wesentliche der Produktionsfunktionsanalyse liegt auch
nicht in den quantitativen Ergebnissen. Ihre Ergebnisse lenken
die Aufmerksamkeit darauf, daß der technische Fortschritt pro-
duziert wird, und daß ein großer Teil der „unerklärten” Pro-
duktion als Ergebnis der Investition in Agrarforschung und Be- E. Schulze und H. Bohle, Zuckerrübenproduktion.
ratung anfällt Folglich ist es sinnvoll, danach zu fragen,was In- Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1976
vestitionen dieser Art aus gesamtwirtschaftlicher Sicht kosten
und abwerfen. H a y a m i weist zugleich auf ein relativ neues, Die Produktionstechnik des Zuckerrübenbaus hat in den
wichtiges Aufgabengebiet des Agrarökonomen hin: Die Ökonomie letzten Jahren durchgreifende Veränderungen erfahren. Die
öffentlicher Dienstleistungen im agraren Bereich. fruchtfolge mäßige Bewältigung hoher Anbauanteile, verem-
zelungsloser Anbau sowie die Ernte mit mehrreihigen Bunker-
köpfrodern kennzeichnen den neuesten Stand. Es ist deshalb
Ökonomik der Agrarforschung sehr zu begrüßen, daß die bisherige Entwicklung und der der-
zeitige Stand zusammenfassend dargestellt werden. Das umfang-
H a y a m i folgert aus den Erfahrungen Japans, daß die Pro- reiche Spezialwissen, das über den Zuckerrübenbau erarbeitet
duktion und die Diffusion landwirtschaftlicher Innovationen ent- wurde, rechtfertigt für diese Frucht ein Spezialbuch, das sich
scheidend für den Entwicklungserfolg in Japan war und in anderen um eine Verbindung zu anderen Früchten bemüht und damit
Ländern ebenfalls entscheidend sein dürfte. Es handelt sich um den Gesamtbetrieb im Auge behält.
eine Aufgabe, die mit öffentlichen Mitteln zu bestreiten ist:
Der Schwerpunkt der Darstellung liegt auf Grund der fach-
- Agrarmärkte in Ländern mit kleinbetrieblicher Agrarstruktur lichen Ausrichtung der Autoren im Bereich des Pflanzenbaus,
sind nahezu ideale Märkte. Die Zahl der Anbieter ist sehr groß. der eine notwendige Ergänzung durch die Landtechnik und die
Monopolistische Preissetzungen sind selten. Die Preiselastizität Arbeitswirtschaft erhält. Der Ökonom findet detaillierte natur-
der Märkte ist niedrig. Für Japan weist Hayami nach, daß der wissenschaftliche Grundlagen als Basis für aussagefähige einzel-
Ertrag des technischen Fortschritts fast vollständig von den betriebliche Kalkulationen. Das Buch wendet sich mit seinen
Landwirten an die Verbraucher weitergegeben wurde. Folg- pflanzenbaulichen Informationen primär an den Produktions-
lich sei es angemessen, daß die Kosten der Entwicklung und techniker. Für die Ausbildung im Bereich der Wirtschafts- und
Diffusion von Innovationen nicht speziell von den Landwirten Sozialwissenschaften des Landbaues bietet eine gute Daten-
getragen werden, sondern von der Allgemeinheit grundlage, die acker- und pflanzenbauliche, aber auch be-
triebliche Zusammenhänge wiedergibt.
- Landbauliche Innovationen sind in der Regel öffentliche Gü-
ter. Liegt eine neue Reissorte vor, so kann praktisch keiner von G. Steffen
ihrer Nutzung ausgeschlossen werden. Wird eine Tierkrankheit
durch veterinäre Maßnahmen kontrolliert, so ziehen alle Tier- NEUE BÜCHER
halter davon Nutzem Folglich kann nicht erwartet werden, daß
die Produktion und Diffusion von landbaulichen Innovationen Agrarkarte des Landes Niedersachsen. Agrar-
von privaten Firmen in dem nötigen Umfang betrieben wird. strukturelle Rahmenplanung. Hrsg, vom Niedersächsischen Mi-
Die Landwirtschaft stagniert wenn diese Aufgabe nicht vom nister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Hannover,
Staat gemeistert wird. Oktober 1975.
- Einige empirische Untersuchungen deuten darauf hin, daß die P. Rieder und P. Hauser: Varianten zur heutigen
angewandte Agrarforschung ausgeprägte “economies of scale” Milchpolitik. (Agrarwirtschaftliche Studien. Etude
aufweist (S. 139). Forschungseinrichtungen sollten so groß d’Economie Rurale. Eidgenössische Technische Hochschule,
sein, daß in ihnen ein Klima der gegenseitigen Anregungenund Zürich Nr. 9.) Zürich, Dezember 1975.
des Wettbewerbs möglich wird. Genügend große private Firmen
gibt es in Entwicklungsländern nicht. Andererseits werfen In-
vestitionen dieser Art hohe gesamtwirtschaftliche Erträge ab. Regionalpolitik und Agrarpolitik inEuropa.
Für Japan errechnet Hayami eine Verzinsung des Aufwandes Bericht über den wissenschaftlichen Teil der 38. Mitgliederver-
für Agrarforschung und Beratung von 75 % (S. 162). Er sammlung der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissen-
schreibt: “Public planners and policy-makers should be schaftlicher Forschungsinstitute e.V. in Bonn-Bad Godesberg am
constantly reminded that there is a tendency to underestimate 15. u. 16. Mai 1975. (Beihefte der Konjunkturpolitik, H. 22.)
the social productivity of research” (S. 164). Berlin: Duncker & Humblot 1975.

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