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11 Neuer Storch fliegt!

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Fw 190 Nov. 2018
Authentischste Fi 156?
FLUGZEUGCLASSIC
Mit Hightech Österreich € 7,15
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Nachtjäger Dänemark DKK 70

FLUGZEUG
CLASSIC
Luftfahrt
Zeitgeschichte
Oldtimer

Schwere Waffen für die Me 262

Der Bomberjäger

Rollenwechsel: Boote statt Bomben »Schwarze 2« ist Nummer drei!


Die Boeing B-17 als Seenotretter Hangar 10 bringt dritte Bf 109 in die Luft
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Editorial
Herbstzeiten

R
ollentausch: Hat man gerade zu Beginn des ob die deutsche Luftwaffe mit diesem Ansatz tatsäch-
Zweiten Weltkriegs nicht wenige zivile Flug- lich eine Chance gehabt hätte, die verheerenden
zeugmuster mit aller Gewalt in den Militär- Nachtangriffe abzuwehren.
dienst gezwängt, suchten die Alliierten bei Kriegsen- Alles und sofort. Computer und Internet haben
de händeringend neue Einsatzrollen für die Flut an unser Leben ziemlich beschleunigt. Viele werden
Militärmaschinen, die US-Fabriken in kaum vorstell- schon unruhig, wenn sie gezwungen sind, sich mit
baren Mengen ausspuckten. Ein Paradebeispiel dafür ein und demselben Gegenstand über mehr als eine
ist die B-17, die nun, anstatt den Tod zu bringen, Le- Stunde hinweg zu beschäftigen. Doch es gibt sie
ben rettete, und zwar als Seenotretter. Wie ihr weite- noch, die Enthusiasten, die nicht nur Stunden und Ta-
rer Dienst im Herbst ihrer Einsatzgeschichte aussah, ge, sondern sogar Jahre an ihrem Projekt arbeiten
schildert Wolfgang Mühlbauer ab Seite 22. können. Einer von ihnen ist der Norweger Tor Nør-
Apropos Herbst: Der Sommer ist nun vorbei, stegård. Stolze zehn Jahre hat er an seiner Fieseler Fi
liebe Leser, und mit ihm enden Gluthitze und vor 156 geschraubt! Am Ende besaß er einen Storch, der Markus Wunderlich,
allem die Mückenplage. Aber es gehört wohl ein- als einer der authentischsten weltweit gilt. Erfahren Chefredakteur
fach dazu, wenn die Freundin mitten in der Nacht Sie ab Seite 68, wie die Fi 156 zurück in die Luft kam!
die Leselampe wie einen Flak-Scheinwerfer auf die
Plagegeister ausrichtet und »Da!« ruft, während Viel Lesevergnügen wünscht Ihnen
unsereins versucht, den Biestern mit einer zusam- Ihr Markus Wunderlich
mengerollten Zeitschrift den Gar-
aus zu machen.
Ähnlich frustrierend mag im
Zweiten Weltkrieg die Jagd auf
die britische Mosquito gewesen
sein. Mitten in der Nacht kam sie
angeflogen, zu hoch und zu
schnell, als dass die deutschen
Nachtjäger eine Chance gehabt
hätten, sie abzufangen. Doch eben
dies wurde 1943 immer wichtiger,
da die Mosquito den schweren
Bombern den Weg bereitete. In
dieser Situation kam die Luftwaf-
fe auf eine verblüffende Idee: Wa-

Foto USAF
rum nicht einfach die einmotorige
Fw 190 fit für die Nachtjagd ma-
chen? Dietmar Hermann erklärt, Flugboot mal anders: B-17 mit Rettungsboot

Mehr zu diesen Themen


ab Seite 56 bzw. 68! Die Umfrage auf www.flugzeug-classic.de – Sie haben abgestimmt:

2018 wurde so- 6%


wohl eine Fieseler Ständig dieser Rummel um die Bf 109! Mit dem Storch bekomme ich mal etwas anderes geboten.
Fi 156 als auch 14 %
eine Bf 109
Die Bf 109 ist immer noch der Klassiker schlechthin und steht auf meiner Wunschliste ganz oben.
restauriert. Wel-
che der beiden 80 %
würden Sie lieber
Warum entweder/oder? Ich würde gerne beide zusammen sehen.
auf der nächsten
Airshow sehen? Besuchen Sie unsere Website und machen Sie bei der aktuellen Umfrage mit!

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 3


INHALT Flugzeug Classic 11-18

14
Anfang 1944 verzögert sich die Serienreife der Me 262
weiter, doch man erprobt schon mal die zukünftigen
Waffen. Diese V8 dient im Februar Mk-108-Tests

TECHNIK TITELTHEMA
Messerschmitt Me 262
Viele Aufgaben, kaum Flugzeuge . . . . . . 14
Das Erprobungskommando muss monatelang auf Maschinen
warten, obwohl seit Anfang 1944 mehr Kapazitäten frei sind. Was
drückt auf die Bremsen? Und welche Waffen erhält die Me 262?

TECHNIK TITELTHEMA
Boeing B-17
Boote statt Bomben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Eigentlich ist die B-17 als Bomber bekannt, doch das ist nicht ihre
einzige Rolle. So tritt sie auch als Seenotretter in Erscheinung – und Die B-17 leistet auch als Seenotretter und Aufklärer ihren Dienst.
das ziemlich erfolgreich. 22 Hier der wohl erste PB-1W-Seeaufklärer der US Navy
TECHNIK TITELTHEMA
Focke-Wulf Fw 190
»Wilde Sau« und Mosquito-Jäger. . . . . 30
Die Alliierten behindern 1943 die deutsche Nachtjagd massiv. Ein
junger Referent hat eine gewagte Idee, wie die Luftwaffe reagieren
soll: den Tagjäger Fw 190 zum Nachtjäger machen.

TECHNIK – TYPENGESCHICHTE
Aggregat 4/V 2
Der letzte »Blitz«. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
Ab Herbst 1944 greifen die Deutschen massenhaft alliierte Städte
wie Antwerpen und London mit V-2-Raketen an. Die Westmächte Mit Hightech wie dem Zielsuchgerät FuG 217 wandelt man
sind diesen »Blitzeinschlägen« schutzlos ausgeliefert. 30 Fw 190 wie diese A-6 zu Nachtjägern gegen alliierte Bomber
4
Der Hangar 10 feiert im August den Erstflug ihrer dritten In Norwegen ist nach über 9000 Arbeitsstunden ein Fieseler
56 flüggen »109«: der G-14 »Schwarze 2« 68 Fi 156 Storch mit vielen originalen Details entstanden
TECHNIK – COCKPIT OLDTIMER TITELTHEMA
LFG Roland D.VIB Fi 156 aufwendig restauriert
Ahoi, Flieger! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Der an den Storch glaubte . . . . . . . . . . . . . . . . 68
Die D.VIB ist ein besonderes Flugzeug. Ihre Konstruktionsform Zehn Jahre haben Tor Nørstegård und sein Team in den Fi 156 in-
stammt aus der Schifffahrt, der Kompass weist in die Zukunft. vestiert. Herausgekommen ist der wohl originalgetreueste Storch.

SERIE – ERSTER WELTKRIEG LESERALBUM


Fokker D.VII Fernaufklärer in Norwegen
Der Überflieger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 Adler im hohen Norden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
Die Fokker D.VII mausert sich schon bald nach ihrem Erscheinen Nach seiner Zeit bei der Aufklärungsschule verlegt Karlheinz
an der Front 1918 zu einem Schreck für die Alliierten. Dietsche als Späher nach Norwegen, um den alliierten Nachschub
zu observieren.
OLDTIMER TITELTHEMA
Messerschmitt Bf 109 La Ferté-Alais
Auf dem Weg zur »109«-Staffel. . . . . . . . . 56 62 präsentiert
dieses Jahr eine breite
Im April hebt die Air Fighter Academy zum ersten Mal mit ihren Palette an Warbirds.
Bf 109 G-6 und G-12 ab, nun folgt die G-14. Unter anderem
diese Fokker Dr.I
OLDTIMER
La Ferté-Alais
Französischer Feuerzauber . . . . . . . . . . . . . . 62
Eine »Buchón«, Fokker-Dreidecker und zwei Flugzeuge mit 100
Jahren Altersunterschied – all das und mehr bietet La Ferté-Alais.

RUBRIKEN 11
Fw 190 Nov. 2018
€ 6,50
Mit Hightech SÖcshtewrreeizicshF€r. 172,1,520
zum
Nachtjäger
Luxemburg € 7,70
Italien € 8,50
Dänemark DKK 70

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 FL ZEUG
FLUGZEU

Flugzeuge in dieser Ausgabe ASSIC


LASS
CLA
Bild des Monats . . . . . . . . . . . . 6
Boeing B-17...........................22 LFG Roland D.VI.....................44 Panorama . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Curtiss P-36..........................64 Lockheed T-33.........................9 Wissen kompakt . . . . . . . . . . . 13 Schwere Wa
affen für die Me 262

Der Bomberjäger
de Havilland Mosquito..............9 Messerschmitt Bf 109.....32, 56 Modellbau . . . . . . . . . . . . . . . 47
Douglas SBD.........................11 Messerschmitt Me 262....14, 37 Leserbriefe/Bücher . . . . . . . . . 52 Rollenwechsel: Boote statt Bomben »Schwarze 2« ist Nummer drei!

Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
Die Boeing B-17 als Seenotretter Hangar 10 bringt dritte Bf 109 in die Luft

Fieseler Fi 156......................68 Morane-Saulnier MS.406.......63


Focke-Wulf Fw 190.................30 North American P-51..............10 Background . . . . . . . . . . . . . . 79 TITELBILD
Fi 156: B. Hellenius
Fokker D.VII...........................48 North American XP-82............13 Unterhaltung . . . . . . . . . . . . . 80 Fw 190: Slg. D. Hermann
Profil: H. Ringlstetter
Hispano Aviación HA-1112.....62 Sea Fury T.20.........................65 Vorschau/Impressum . . . . . . . 82 Me 262: DEHLA
B-17: USAF
Junkers Ju 52........................63 Supermarine Spitfire..............64 Bf 109: R. Paver

Junkers Ju 88........................74 Transall C-160.......................64 TITELSEITE: Erprobung der Me 262 im


Sommer 1944 in Lechfeld

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 5


BILD DES MONATS

n Koryphäen der Luftfahrt


Hier fliegen zwei der wohl bekanntesten Kontrahenten friedlich nebeneinander: die Bf 109
G-14, D-FMGV, mit Klaus Plasa im Cockpit zusammen mit Rob Davis in der North American
TF-51D, D-FUNN, über der Küste bei Heringsdorf auf Usedom am 17. August 2018. Beide
Maschinen stammen vom Hangar 10, der damit jetzt seine dritte flügge Bf 109 vorweisen
kann (in Flugzeug Classic 7/2018 haben wir ausführlich und mit exklusiven Bildern über
die anderen beiden »Messerschmitts« berichtet). Fotograf Richard Paver hat die Bf 109 und
TF-51D von der North American T-6J Harvard, G-TVIJ, aus aufgenommen. Mehr zu der dritten
»109« im Bunde ab Seite 56. Foto Richard Paver

6
FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 7
PANORAMA

n MESSERSCHMITT BF 109

Bf 109 verlässt
Deutschland
N ach dem Wiederaufbau durch die Hart-
mair Leichtbau GmbH in Freising ist
der rekonstruierte Rumpf der Bf 109 G-6,
dings wurde sie mit MG-Kugeln
durchlöchert, um nicht intakt dem
Feind in die Hände zu fallen.
W.Nr. 410077, bei Mike Vadeboncoeurs Firma Nach mehreren Besitzerwech-
Mid West Aero Restorations Limited in Dan- seln in Nordamerika, Australien
ville, Illinois, eingetroffen. und Deutschland will man die
Der im Jahr 1990 aus dem Swiblo-See in Messerschmitt wieder flügge ma-
Russland geborgene ehemalige »Grünherz«- chen, nachdem Bruce Winter sie
Jäger fiel Flakfeuer zum Opfer. Ihr Pilot, 2012 erwarb. Die Tragflächen
Oberleutnant Gröne, konnte die beschädigte sind beinahe fertig, und Mike Nixon soll den Bf 109 G-6, W.Nr. 410077, zurück in den USA
Maschine noch auf dem gefrorenen See lan- instand gesetzten Motor bis Ende dieses Jah- nach der Restaurierung durch Hartmair Leicht-
den, in dem sie später versank. Zuvor aller- res zuliefern. Dave McDonald n bau in Deutschland Fotos (2) Michael Vadeboncoeur

n PIEL CP 30 EMERAUDE
n FLIEGERHORSTMUSEUM LEIPHEIM
Die Mutter der »301«
Neues Exponat
I n Frankreich ist im Vorjahr der
zweite Prototyp der Piel CP 30 A
Emeraude restauriert worden.
Die CP 30 A steht heute auf dem
Flugplatz Carpentras in Südfrank-
reich. Ihr Erstflug fand 1953 statt, der
Prototyp von Claude Piel mit Conti-
Eleganter Tiefdecker: CP 30 A nental-A-65-Motor diente vor allem
Foto Pierre Schmitt der Erprobung der Landeklappen.
Aus der CP 30 ist die Weiterentwick-
lung zur CP 301 Emeraude mit Schiebehaube und zur Super Emeraude
entstanden, Letztere produzierten Schempp-Hirth und Binder Aviatik auch
in Deutschland unter Lizenz sowie als Experimental. Das Fliegerhorstmuseum Leipheim konnte in diesem Jahr
Die finale Entwicklung war schließlich die erfolgreiche zweisitzige eine Fouga Magister erwerben. Nach der Außerdienststel-
Fliegerhorstmuseum Leipheim

Kunstflugmaschine CAP 10 mit 180-PS-Motor. Weltweit baute man etwa lung des LTG61 in Landsberg gelangte die ehemals im
380 Emeraude. Nachbaupläne sind immer noch erhältlich bei der Tochter Fliegerhorst Landsberg aufgestellte Fouga Magister in den
des Konstrukteurs, der eine ganze Serie von Sportflugzeugen entworfen Besitz der Leipheimer. Das Bild entstand noch auf dem al-
hat, so das Rennflugzeug CP 80, die zweisitzige, kunstflugtaugliche CP 750 ten Standort. Spenden für das Projekt: Verwendungszweck
Beryl in Tandemausführung und die schnittige, schnelle dreisitzige »Fouga Magister«, Sparkasse Günzburg Krumbach, IBAN:
CP 1320 Saphir in verschiedenen Fahrwerkkonfigurationen. Alle Piel-Kon- DE44 7205 1840 0008 3888 78, Swift-BIC: BYLADEM1GZK.
struktionen sind in klassischer Holzbauweise gebaut. Pierre Schmitt n

8
n DE HAVILLAND MOSQUITO NF.II HJ711 Wieder an einem Stück: de Havilland

Unter Hochdruck Mosquito NF.II Foto Martin Keen

E in Jahr nach dem Umzug vom Yorkshire


Air Museum in Elvington in das Lin-
colnshire Aviation Heritage Centre in East
nem Rollout. Gemeinsam mit dem Team des
Museums hat Agar in den letzten Monaten
den Nachtjäger wieder zusammengesetzt
beiten hart daran, die Motoren so schnell
wie möglich zum Laufen zu bringen«, so
Tony Agar, der sich begeistert von der Un-
Kirkby feierte Tony Agars de Havilland und bei dieser Gelegenheit langfristige Res- terstützung des Teams in East Kirkby zeigte.
Mosquito NF.II HJ711 den Jahrestag mit ei- taurierungsarbeiten durchgeführt. »Wir ar- Andreas Metzmacher/Elaine Wilcox n

n LOCKHEED T-33 UND NORTH AMERICAN F-86


n FLUGZEUG CLASSIC NEWSLETTER
Düsenfreunde Immer aktuell
iebe Leser, warum versenden wir eigentlich Newsletter?
Die Lockheed T-33A wirkt weitgehend vollständig,
daher scheint eine Zukunft als Ausstellungsstück L Zum einen natürlich, damit Sie schon vor Erscheinen
einer neuen Ausgabe informiert sind und alle Highlights
noch möglich Foto Roger Soupart
mitbekommen. Zum anderen aber auch, um Ihnen andere
luftfahrtgeschichtliche Angebote wie Bücher und Spezial-
ausgaben zu präsentieren. Seit der neuen Datenschutz-
grundverordnung (DSGVO) hat sich jedoch einiges geän-
dert. So ist es nun Pflicht, dass jeder Abonnent eines
Newsletters dem Erhalt zweifach zustimmen muss: einmal
durch die Anmeldung zu selbigem und zum anderen durch
das Bestätigen einer anschließenden Empfangs-E-Mail.
Wenn Sie sich für den Newsletter anmelden möchten
oder sich bereits angemeldet haben, aber das damals
nicht durch eine Empfangs-E-Mail bestätigt wurde, kön-
nen Sie das jederzeit auf unserer Webseite www.flugzeug-
classic.de unter »Leserservice, Newsletter« tun. Geben
Sie dort einfach Ihren Vor-, Nachnamen und Ihre E-Mail
sowie den abgebildeten Code an und drücken Sie auf
D ie Lockheed T-33A 1926 (1343)
und die F-86F Sabre 5361
(202-133) des Portugiesischen Luft-
gangs, die Sabre ist hinter den
Tragflächen praktisch amputiert.
Beide Maschinen möchte man
»Anmelden«. Bestäti-
gen Sie daraufhin
noch die E-Mail, die
waffenmuseums auf dem Flug- wahrscheinlich in Alcochete ein- Sie von uns bekom-
platz Sintra bei Lissabon sind in lagern. Die letzte C-47 A Skytrain men, und schon sind
einer Ecke des Flugplatzes abge- der Portugiesischen Luftwaffe Sie immer auf dem
stellt worden. Beide Jets dienten befindet sich ebenfalls in dieser neuesten Stand. Soll-
in der Luftwaffe Portugals und Ecke des Flugplatzes. Tragflächen, ten Sie sich nicht noch
standen bis vor einiger Zeit im Triebwerke und Seitenruder der mal nach der neuen
Methode für den News-
Museum in Sintra, bevor Exem- C-47 hat man bereits abmontiert
letter eintragen, dürfen
plare in besserem Zustand sie ab- und in das Ersatzteillager des Mu- wir Ihnen leider keinen
lösten. Die T-33 ist fast komplett, seo do Ar in Alcochete gebracht Newsletter mehr schi-
hat aber Schäden im hinteren (siehe Flugzeug Classic 10/2017, cken. n
Bereich des Flügel-Rumpf-Über- Seite 11). Roger Soupart n

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 9


PANORAMA
n NORTH AMERICAN P-51

Spatz von Avignon


D er Air-France-Pilot Frederick Akary hat
seine P-51 D Mustang, »Moonbeam Mc.
Swine«, in die USA verkauft. Die Maschine
Boden zerstört. Anfang 2013 kam das Flug-
zeug nach Avignon. Seine neue Heimat ist
jetzt Waukegan, zirka 60 Kilometer von Chi-
225 Exemplare des Typs im Einsatz. Die F-86
E Mk 6 war die letzte Variante der Sabre-Serie
und galt als Beste ihrer Reihe, besonders we-
mit der W.Nr. 44-14237 und dem Dekor eines cago entfernt. Frederick Akary hat als Ersatz gen verbesserter Langsamflugeigenschaften.
Flugzeugs des 352th Fighter Squadrons der eine aus kanadischer Produktion stammende Die Produktion endete 1958. Die F-86 Mk 6,
487th Fighter Group entstand 1944. Ihr da- Canadair F-86 E Sabre aus den USA erwor- Baujahr 1958, W.Nr. 1675, hat das Dekor einer
maliger Pilot hatte 1944 15,5 Flugzeuge über ben, die Maschine war auch zeitweise in Luft- US-Maschine von 1965, das derzeitige Kenn-
Europa abgeschossen und drei Maschinen am waffe-Beständen, Deutschland hatte damals zeichen ist N 80 FS. Pierre Schmitt n

Zurück in die USA: P-51 D von Frederick Akary Foto Pierre Schmitt

Kooperation muss sein


higen westdeutschen Luftfahrtindustrie zusammen, um danach die Magister hier-
ohne internationale Kooperation denkbar. zulande nachzubauen. Ein Jahr später
Freilich mit Geburtswehen. Zum Beispiel schließen beide öffentlichkeitswirksam gar
ist Willy Messerschmitt fest davon über- Frieden per Handschlag. Letztendlich ein
zeugt, dass sich die Luftwaffe wie selbst- weiser Entschluss, denn damit sind ihnen
verständlich anstelle der französischen Ma- alle Türen für die nachfolgende Massen-
gister seine Me 200 D herauspikt. Ihres produktion der F-104G Starfighter aufge-
Zeichens wiederum die geplante deutsche stoßen – und (West-)Deutschlands Luft-
Fouga bei der FUS Foto Airbus Corporate Heritage Version der spanischen HA 200, die unter fahrtindustrie ist bald wieder wer.
seiner Leitung in Sevilla entstanden ist und Wolfgang Mühlbauer n
Als die Bundeswehr am 10. November dort gefertigt wird.
1958 den ersten Fouga Magister Strahltrai- Dumm nur, dass dafür dieselben An-
ner aus heimischer Fertigung übernimmt, triebsaggregate verwendet werden, wie sie
neigt sich so eine jahrzehntelange Rivalität ebenso in Fougas zierlicher Magister ver-
dem Ende zu, nämlich die von Messer- baut sind. Für den Fall aber, dass sich die
schmitt und Heinkel als konkurrierende Deutschen zugunsten der Me 200 entschei-
Hersteller. Zugleich setzt die Übergabe je- den, verweigert Triebwerkshersteller Tur-
nes Flugzeuges ein sichtbares Symbol boméca angeblich jede Belieferung an Mes-
deutsch-französischer Zusammenarbeit, serschmitt. Wogegen Frankreichs Regie-
welche fortan Europas Luftfahrtindustrie rung anscheinend nichts hat. Wie dem
stärker und stärker prägt. Davon abgese- auch sei: Messerschmitt und Heinkel fin-
hen sind weder der schnelle Aufbau der den 1956 aus rein wirtschaftlicher Notwen-
Bundesluftwaffe noch einer konkurrenzfä- digkeit in der Flugzeug Union Süd (FUS) Abgeblitzt: Me 200 D Foto Airbus Corporate Heritage

10
n DOUGLAS SBD

Tieflandung
B eim Yankee Air Force Museum (YAFM)
in Belleville, Michigan, hat eine Ausstel-
lung über die Ausbildung auf den Flugzeug-
trägern auf den Great-Lakes während des
Zweiten Weltkriegs begonnen. Im Zentrum
steht die auf dem Rücken liegende, unres-
taurierte SBD-3 Dauntless, Bu.No. 06626, eine
Langzeitleihgabe des National Naval Avia-
tion Museum (NNAM) in Pensacola. So, wie man sie 1994
Die Dauntless sank nach einem Crash auf aus dem Lake Michigan
der USS Wolverine auf den Grund des Lake Mi- zog, ist die SBD-3 Daunt-
chigan. Bevor das Schiff das Flugzeug versenk- less, Bu.No. 06626, Mittel-
te, konnte sich der Pilot retten. Diese SBD ist punkt einer Ausstellung
ein Veteran der Operation »Torch«, der Invasi- des Yankee Air Force Mu-
on in Nordafrika, und flog von der USS Ranger seum in Belleville Foto YAFM
aus. Nach der Bergung im Jahr 1994 wurde das
Wrack im NNAM eingelagert und diente als
Teilespender für eine Reihe von weiteren SBD, wurden. Das YAFM eröffnete die Ausstellung re, nachdem die Maschine im Lake Michigan
die über die Jahre geborgen und restauriert am 5. Oktober 2018, auf den Tag genau 75 Jah- versank. Dave McDonald n

n SUPERMARINE SPITFIRE
n JAHRESABO+DIGITAL
Hellas Einzige Ihre Flugzeug Classic
immer dabei
b sofort gibt es Flugzeug Classic auch als »Jahresabo+digi-
A tal«. Neben der Print-Version können Sie Flugzeug Classic
damit auf bis zu drei digitalen Endgeräten gleichzeitig lesen.
Sie haben so alle Ausgaben, jede Restaurations- und Technik-
geschichte immer griffbereit – ob auf dem Flugplatz oder unter-
wegs. Wenn Sie bereits Print-Abonnent sind, aktivieren Sie die
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»Jahresabo+digital« direkt unter www.flugzeugclassic.de/abo

Griechenlands einzige Spitfire, Mk.IXc, MJ755, soll wieder fliegen Foto BHHH

I m März erreichte die Spitfire Mk.IXc, MJ755, aus dem griechischen


Luftwaffenmuseum den Heritage Hangar in Biggin Hill in Eng-
land, wo man sie flügge machen möchte. Der Jäger ist das einzige
erhaltene Exemplar in Griechenland. Er wurde im August 1944 der
No. 43 Squadron, den »Fighting Cocks«, zugeteilt und sicherte die
Landungsoperationen in Südfrankreich während der Operation
»Anvil«. Nach späteren Einsätzen in Italien ging die Spit im Frühjahr
1947 nach Griechenland. Ab 1953 kam die Maschine bei der Luft-
aufklärung und Pilotenausbildung zum Einsatz, später auch als
technische Ausbildungszelle, in den späten 1970er-Jahren gelangte
sie in das Luftwaffenmuseum. Im Jahr 2009 begann das Interesse,
sie als Teil einer hellenischen historischen Staffel wieder in die Luft
zu bringen, auch angeregt durch das Sponsoring eines griechischen
Geschäftsmanns. Ingenieure der Shuttleworth Collection und von
Jetzt downloaden!
Personal Plane Services untersuchten die Maschine. Im Anschluss
verbrachte sie einige Jahre im Container. Nachdem man sich geeinigt
hat, können die Arbeiten nun beginnen. Dave McDonald n

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 11


PANORAMA Tom Reillys XP-82
Twin Mustang auf
dem diesjährigen
DE HAVILLAND CANADA DHC-2
EAA/AirVenture in
Beaver de Luxe Oshkosh Foto EAA

Purer Luxus in der Luft! DHC-2 Bea-


ver, G-EVMK, nach ihrer Restaurierung
bei ARCo in Duxford Foto Dave McDonald
n NORTH AMERICAN XP-82
Am 1. Februar absolvierte die DHC-2 Beaver,
c/n 672, G-EVMK, von Duxford aus ihren ers- Siamesische Mustang
ten Flug nach umfangreicher Grundüberho-
lung. Sie ist der jüngste Spross einer langen
Reihe von makellos restaurierten Flugzeugen
aus der Werkstatt der Aircraft Restoration
D ie North American XP-82 Twin Mustang,
44-83887, N-887XP, »Terrific Twin« von
Tom Reilly steht kurz vor der flugfähigen
Force zurück, die damit Bruchversuche
durchführte! Tom Reilly erwarb im April 2008
von der Familie Soplata die Reste des rechten
Company (ARCo). Die Beaver durchlief einen Restaurierung. Die Maschine war einer der Rumpfes. Fünf Monate später begann die
kompletten Neuaufbau und wurde nach den Prototypen des Langstreckenjägers und ist Restaurierung. Er konnte genügend Teile auf-
Wünschen des Eigners aufgewertet. Die Arbei- heute das älteste überlebende Exemplar. Nach treiben, um die zwei Rümpfe aufzubauen.
ten umfassten eine Neubeplankung des der Fertigstellung im Mai 1945 diente sie ab Außerdem fand sich ein brandneuer, links-
Rumpfes, Grundüberholung des Motors mit März 1946 für Leistungstests, bevor sie im drehender Motor für den zweiten Rumpf. Die
null Stunden, einen neuen Dreiblattpropeller, Oktober 1947 an das National Advisory Com- Propeller kamen von MT Propeller in Atting
maßgeschneiderte/s Lederinterieur und -sitze, mittee for Aeronautics (NACA) abgegeben in Niederbayern, und am 14. Oktober 2017
ein Instrumentenbrett nach Kundenwunsch wurde. Am 25. Februar 1950 kam die Ma- fand der erste Bodenlauf beider Triebwerke
mit Avionik-Aufwertung sowie eine Imron-Me- schine von einer vereisten Startbahn ab, was statt. Jetzt fehlen nur noch ein paar Kleinig-
tallic-Lackierung nach dem Farbschema des zu erheblichen Schäden führte. Walter So- keiten, und das Ergebnis von mehr als 200 000
Kunden. Dave McDonald plata, ein Flugzeugsammler in Newbury, Arbeitsstunden kann von Luftfahrtenthusi-
Ohio, kaufte das Flugzeug, schnitt es halb asten in der Luft bewundert werden. Dieses
durch und gab den rechten Rumpf, die Trag- Jahr war die Maschine schon der Star der Air-
BAC JET PROVOST flächen und das Höhenleitwerk an die Air Venture in Oshkosh. Dave McDonald n

Bier und Luftfahrt

n STINSON RELIANT

Cadillac der Lüfte


ach vierjähriger Arbeit fand bei Aero Res-
N tauration Service im Mai 2018 in Frank-
reich die Restaurierung der Stinson Reliant
das Interieur wurde stilgerecht renoviert und
ein Anstrich nach altem Vorbild angebracht.
Dijon-Aero-Restauration-Service-Chef Bruno
Mächtig stolz: Pub-Besitzer Paul Greig
vor seiner Provost Foto SWNS F-AYDK ihr Ende. Die Maschine mit der W.Nr. Ducreux brachte die Reliant am 5. Mai 2018
6375 entstand 1942 und kam zunächst bei erstmals in die Luft, Eigentümer sind zwei Old-
der Royal Navy als AT-19-Trainer zum Einsatz, timer-Fans. Die vier- bis fünfsitzige Stinson Re-
Das Pub The Standard in der nordenglischen
der eigentlichen Militärversion des Flugzeugs. liant wurde wegen ihres Komforts und ihrer
Kleinstadt Northhallerton ist seit August ein Nach dem Krieg ging sie nach Belgien, bis Reisegeschwindigkeit von 240 bis 250 km/h
Ziel für Luftfahrt-Enthusiasten. Der Grund: Der sie 1954 mit dem Kennzeichen SE-BZP nach oft auch als Cadillac der Lüfte bezeichnet.
Besitzer Paul Greig hat in den Biergarten die Schweden gelangte. 1999 besaß sie ein Eng- Pierre Schmitt n
Jet Provost T.3, XN458, Baujahr 1966, ge- länder, bevor sie in Deutschland lan-
stellt. In den 1960er-Jahren gehörte die Dü- dete. 2004 gab es einen kleinen Un-
senmaschine zur 1 Flying Training School fall mit Kopfstand. Seit 2014 befand
(1 FTS), die auf RAF Linton-on-Ouse statio- sie sich im Wiederaufbau in Dijon, wo
niert war. In der Einheit bildete man RAF- und man die Maschine in 6000 Stunden
Navy-Piloten aus. Auch deutsche Marine- reparierte und komplett überholte.
Man baute den 300 PS starken
Piloten wurden dort geschult. Von einem
Neunzylinder-Sternmotor-R-680 ein,
Bekannten hat Paul Greig erfahren, dass
einer der zwei Unfälle der Maschine auf Lin-
ton-on-Ouse auf einen Deutschen zurück- Stinson Reliant F-AYDK ist nun
geht, der vergessen hatte, bei der Landung fertig restauriert Foto Pierre Schmitt
das Fahrwerk auszufahren. AMU

12
WISSEN KOMPAKT

Wussten Sie, dass …


… Positionslichter
an Flugzeugen aus
der Seefahrt stam-
men und schon ein
ausgefallenes Back-
bord- oder Steuer-
bord-Licht genügt,
um einen Jumbo am
Boden zu halten?

… Passagierflugzeuge … der briti-


erst seit 1963 (Boeing sche König
B727) mit einer Hilfs- Edward
turbine (APU) ausge- (1894–1972),
stattet sind, die schon Begründer
am Boden für Strom und der »King’s
Klimatisierung sorgt? Flight« auf
Alle Mahlzeiten mussten dem Fliegerhorst Hendon, als
vorher mit Trockeneis erster Monarch der Welt gleich-
frisch gehalten werden. zeitig Passagier und Pilot war?

… die britische Fluglinie BOAC von


1940 bis 1941 eine Focke-Wulf Con-
dor Fw 200A betrieb? Die »Dania«,
ein Flugzeug der Danish Air Lines,
war nach der deutschen Invasion
in Dänemark von den Briten in
England beschlagnahmt worden.

… der sowjetische Jagdeinsitzer


Zahl des
12 650 Polikarpow I-16 Typ 4 (Erstflug:
Fotos Airbus; Pratt & Whitney; Sammlung Wolfgang Mühlbauer (3); USAF

Monats 1934) bereits eine Acht-Milli-


meter-Pilotensitz-Panzerung
Flugzeuge brachten hatte, anders als beispielsweise
WASPs (Women Air- eine frühe Hawker Hurricane
force Service Pilots), oder Supermarine Spitfire?
1074 zivile Pilotinnen
im Dienst der US
Army Air Force, von
1942 bis 1944 vom
Hersteller zu den
Luftwaffenbasen
innerhalb der USA.
FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 13
TECHNIK Messerschmitt Me 262

ERPROBEN, UMSCHULEN, AUSBILDEN

Viele Aufgaben,
kaum Flugzeuge
Im Dezember 1943 wird das Erprobungskommando 262 aufgestellt, doch eigene Ma-
schinen gibt es nicht. Die wenigen Versuchsmuster der Me 262 sind anderweitig mit
Beschlag belegt, und der Serienanlauf verzögert sich weiter Von Wolfgang Mühlbauer

Wegen Flugzeugmangels vorerst Zukunftsmusik: Einsatz-


erprobung der Me 262 in Lechfeld – wie hier im Sommer
1944. Tatsächlich wartet das Erpobungskommando 262,
das man für diesen Zweck schon sieben Monate zuvor ins
Leben gerufen hat, bis in den April des Jahres hinein auf
die ersten Maschinen Foto DEHLA

14
A
m 9. Dezember 1943 befiehlt der Gene- Freilich gleicht das Ekdo. 262 in seiner An- Hier für Abhilfe zu sorgen, liegt – wie schon
ral der Jagdflieger Adolf Galland die fangszeit eher einem zahnlosen Tiger, viel mehrfach in dieser Artikelreihe erwähnt – in
Aufstellung eines Sonderverbandes mehr als der Gruppenstab ist in Lechfeld vor- den Händen rivalisierender Ministerien, mit
für die Einsatzerprobung der Me 262 – als erst nicht vorhanden. Darüber hinaus gibt es stetig menschenverachtenderen Zügen.
Jagdflugzeug. Zum Kommandeur des Erpro- so gut wie kein einziges Flugzeug, mit dem es
bungskommandos 262 (Ekdo. 262) ernennt sich beständig an die praktische Arbeit gehen Schulflugzeug fest eingeplant
man am 15. des Monats Hauptmann Werner ließe. Zumindest ist mit der Aufstellung des Neben seiner Einsatzerprobung als Jäger soll
Thierfelder. Für dessen Wahl gibt es triftige Ekdo. 262 das Dreigestirn zur umfänglichen sich das Ekdo. 262 unter anderem der Ausbil-
Gründe: Der Ritterkreuzträger war davor un- Erprobung des Turbinenjägers vollends auf dung und Umschulung auf den »Turbo« an-
ter anderem beim ZG 26 und beim ZG 2 im die Füße gestellt. In Zukunft arbeiten Messer- nehmen. Nicht bloß fliegerisch anspruchsvol-
Kriegseinsatz geflogen. Dementsprechend gut schmitt, die zentrale Erprobungsstelle (E’Stel- les Neuland, sondern eine Herausforderung
weiß er über schnelle zweimotorige Kampf- le) Rechlin und das Ekdo. 262 eng verzahnt auch in Hinblick auf die nötigen Lehrmittel.
flugzeuge Bescheid. Gilt es nämlich, möglichst zusammen, damit die Me 262 schnell einsatz- Zumal es bei einem so neuartigen Flugzeug
rasch auf die zweistrahlige Me 262 umzuschu- reif wird. Dabei gilt es nicht nur, ihre Technik wie der Me 262 keineswegs mit den bislang
len, scheinen Zerstörerpiloten prädestiniert ausreichend zuverlässig zu machen. Gleicher- üblichen Bedienvorschriften und Handbü-
dafür. Schließlich kennen sie sich nicht nur mit maßen müssen operative Konzepte, passende chern getan scheint. Insbesondere müssen zu-
dem Luftkampf aus, sondern sind zudem mit Strategien und schlagkräftige Taktiken erson- sätzliche Lehrmaterialien zum Strahltriebwerk
allen Besonderheiten des Zweimotorenfluges nen und umgesetzt werden. mit seinem besonderen Aufbau und seiner
bis in die höheren Geschwindigkeitsbereiche Machtlos bleibt man indessen gegenüber Wirkungsweise auf den Weg gebracht wer-
hinauf vertraut. dem eklatanten Mangel an Arbeitskräften. den. Am Ende soll schließlich eine »262 Fibel«

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 15


TECHNIK Messerschmitt Me 262

Die Me-262-Schulzweisitzer entstehen später ausschließlich als Umbauflugzeuge mit der Typbezeichnung
B-1a, unter anderem diese Maschine, die ab November 1944 zur 1./KG(J) 54 gehört Foto DEHLA

So soll das zweisitzige Me-262-Schulflugzeug anfänglich aussehen Foto Airbus Corporate Heritage

nach dem Muster der bekannten Tigerfibel für bung vom 11. September 1943 deutlich. Die MK 108 ausgetauscht werden kann. Ferner ist
den gleichnamigen Kampfpanzer stehen – beiliegende Zeichnung, datiert auf den 22. Ju- der hintere Rumpftank aus Platzgründen er-
was aber offenbar Zukunftsmusik bleibt. li, zeigt einen passend abgeänderten Jäger – heblich verkleinert sowie unterhalb des Flug-
Ganz im Gegensatz zum passenden Trai- mit vergrößertem Führerraum, zwei hinter- lehrersitzes eingebaut. Gleichfalls reduziert
ner. Denn das Augsburger Projektbüro hat be- einander liegenden Sitzen sowie einem nach sich der Umfang der Funkausrüstung, Pan-
reits eine zweisitzige Schulausführung der hinten verlängerten Kabinenaufbau. Der zer- und Behälterschutz entfallen komplett.
Me 262 konzipiert, in die Planungen aufneh- Schüler sitzt vorne; es gibt eine Doppelsteue- Lediglich die Panzerstirnscheibe kann »zur
men lassen und alle Vorgaben dafür an die
Konstruktion übermittelt. Nicht zuletzt, da
das Reichsluftfahrtministerium (RLM) seit Ju-
Die Me 262 ist zurzeit zu wertvoll,
ni 1943 konkret in diese Richtung sondiert. um im Jägerkampf riskiert zu werden.
Der Umstieg vom Propellerflugzeug auf den
technisch anspruchsvollen Düsenjäger soll so rung. Um die Sichtverhältnisse für den Lehrer Darstellung der Sichtverhältnisse wie beim Jä-
für Durchschnittspiloten wie Flugschüler ein- zu verbessern, hat das Kanzeldach auf Höhe ger übernommen werden«.
facher sein; zugleich hofft man, dadurch Zeit seines hinteren Arbeitsplatzes zwei seitliche Kurz vor Herausgabe jener Projektbaube-
und Menschenleben zu sparen. Ausbeulungen. Statt einer Bewaffnung findet schreibung hat man bereits die Attrappe be-
Wie die Schulmaschine prinzipiell aus- sich entsprechend Ballast im Bug, der jedoch sichtigt. Abgesehen vom zu geringen Treib-
sieht, wird anhand der Projektbaubeschrei- für Schießübungen gegen zwei oder vier stoffvorrat sind es nur Kleinigkeiten, die hier

16
Me 262 V3 mit versuchsweise
aufgesetztem langen Kabinenablauf,
von Seiten der E’Stellen beanstandet werden. der keinen Einzug in die Serie fand
Zum Beispiel steht im zugehörigen Protokoll: Strömungsbilder der Me 262 V3 Zeichnung Herbert Ringlstetter/Aviaticus
»Die eckig seitlich ausladende Kabinenform mit serienmäßigem und aufgefüt-
wird eingeführt, wenn die Flugeigenschaften tertem Rumpfrücken Foto DEHLA
befriedigen. Andernfalls kann auf den seitlich
vorspringenden Aufbau verzichtet werden.«
Zum Führerraum ist unter anderem Folgen-
des zu lesen: Er »wird durch Verwendung 2er
Druckkessel mit den gleichen Einbauten wie
beim Jäger Me 262 A-1 angefertigt«. Abschlie-
ßend heißt es: »Die Festlegung der V-Maschi-
ne erfolgt von Mtt.AG.« Die späteren Schul-
maschinen sollen übrigens nicht eigens
gefertigt werden, »um die Serie nicht zu stö-
ren, sodaß mit den von Mtt.AG beschafften
Umbauteilen z. B. in einer Werft der Umbau
durchgeführt werden kann«. Zum Urahn der
Trainer bestimmt die Messerschmitt AG zwei
Tage später die V10; sie soll entsprechend mo-
difiziert werden. Dass es dazu nie kommt,
steht auf einem anderen Blatt …

Hochgeschwindigkeitsflüge
Losgelöst davon gelingt Versuchspilot Gerd
Lindner, der nach dem Tod von Willy Oster-
tag Mitte April 1943 dessen Nachfolge ange-
treten hat, am 3. Oktober des Jahres der vor- Kommandoführer Werner Thierfelder
läufige Höhepunkt einer Reihe von Hoch- Geboren am 24. Dezember 1915, dient
geschwindigkeitsflügen. An jenem Tag er- Thierfelder erst bei der Infanterie, um
reicht er mit der V3 eine horizontale Maximal- dann zur Luftwaffe zu wechseln. Bei
geschwindigkeit von 970 km/h in 4650 Meter Kriegsbeginn Leutnant, gehört er zum
Höhe. Viel weiter will man die Versuchsflüge ZG 26 und sammelt erste Kampferfah-
vorerst aber nicht treiben. Unter anderem we- rung über Frankreich. Es folgen Feindflüge
gen der Festigkeit der Zelle. Zum einen beur- über England, später auf dem Balkan so-
teilt man die frühen V-Muster hier vorsichti- wie über Kreta. Nach 14 Luftsiegen erhält
ger, andererseits liegen dafür noch gar keine er das Ritterkreuz; von April 1942 an
fliegt er beim ZG 2, wo er zum Staffel-
verbindlichen Abnahmekriterien fest. Ohne-
kapitän aufsteigt. Ab Oktober im General-
hin kann die angestrebte amtliche Hochge- stabsdienst, arbeitet der technisch ver-
schwindigkeitszulassung bis 1000 km/h nur sierte Thierfelder eng mit der E’Stelle
anhand eines Serienflugzeuges erteilt werden. Rechlin zusammen. Vom 15. Dezember
Neben »vielen Messeinbauten« hat man 1943 an fungiert er sicher auch deshalb
der V3 für die genannten Versuchsflüge eini- als Kommandoführer des Ekdo. 262.
ge »statisch notwendig gewordene« Ände- Im Juni 1944 erhält er zusätzlich das
rungen verpasst. Darunter beispielsweise den Kommando über die III./ZG 26, die sei-
»Einbau eines neuen Kabinenabwurfes«, eine nerzeit auf die Me 262 umrüstet. Haupt-
»größere Überlappung der seitlichen Trieb- mann Thierfelder findet am 18. Juli 1944
in einem »seiner« Strahlflugzeuge den Tod
werksverkleidungsklappen gegen Absaugen Hauptmann Thierfelder (links) zusammen
– offiziell im Luftkampf mit US-Jägern, weit
derselben«, den »Einbau einer Staurohrhalte- wahrscheinlicher aber ohne Feindeinwir- mit Gerhard Caroli, dem Leiter der Flug-
rung ohne äußerliche Luftwiderstände« so- kung infolge schwerwiegender technischer erprobung (Mitte), und Versuchspilot Gerd
wie das »Einsetzen eines Messknüppels für Defekte an den Triebwerken. n Lindner Foto Airbus Corporate Heritage
Querruderkraftmessung«. Zusätzlich erhält

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 17


TECHNIK Messerschmitt Me 262

Nach ihrer Fertigstellung dient die Me 262 V9


zur Erprobung der Funkausrüstung und Elektrik,
später dann als Versuchsträger für die Hochge-
schwindigkeitsentwicklung (HG) Foto DEHLA

die Maschine ein ESK-2000-Lichtbild-MG so- ne merkliche Verbesserung mit sich, weshalb
wie ein Reflexvisier. man es sich erspart, hier gründlicher nachzu-
Interessant ist zudem auch folgender Hin- haken. Stattdessen wird die Me 262 V3 im
weis: »Aus Flugsicherheitsgründen wurde Mai 1944 für weitere Hochgeschwindigkeits-
auf Wunsch der Flugzeugführer der Abwurf- flüge der DVL (Deutsche Versuchsanstalt für
hebel für die Schleudersitzauslösung auf Luftfahrt) überstellt.
Gerätebretthöhe verlängert und
an der rechten Bordwand eine Die Ausbildung beginnt
Handschutzverkleidung gegen Zurück zu Thierfelder und dem
Verletzung beim Ausschleudern Ekdo. 262, das dringend auf eige-
angebracht.« Zur gleichen Zeit ne Flugzeuge wartet. Bis ins Früh-
untersucht man mithilfe des jahr 1944 hinein lässt sich dort
Versuchsmusters V3 die Rich- mehr oder minder sporadisch
tungsstabilität, da die nur auf einige der kost-
Erprobungs- baren V-Muster
stelle aus der

ein leichtes Pendeln um die Hochachse bei


350 bis 500 km/h beanstandet hat.
Dieses Pendeln und eine »Unruhe im Leit-
werk bei hohen Geschwindigkeiten« haben
eventuell mit Strömungsablösungen entlang Messerschmitt Me 262 A-1a,
der Kabine zu tun. Deshalb soll »der Strö- W. Nr. 170071, Erprobungskommando
mungsverlauf eines nach hinten zur Seiten- 262, Lechfeld im Juli 1944
leitwerkswurzel durchgestrakten Kabinen- Zeichnung Herbert Ringlstetter/Aviaticus
ablaufes« mit dem der serienmäßigen Aus-
führung verglichen werden. Wie sich zeigt,
treten an beiden Formen so gut wie keine Ab-
lösungserscheinungen auf. Zwar verläuft
die Strömung entlang des aufgefütterten
Rumpfrückens geradliniger, bringt aber kei-

18
Flugerprobung zurückgreifen. Trotzdem be-
ginnen neben Thierfelder selbst bald die Bordkanone MK 108
allerersten dem Verband zugewiesenen Trup- Bis 1942 bei Rheinmetall-Borsig entwickelt,
penpiloten in Lechfeld mit der Strahlflugaus- dient diese Bordkanone mit Kaliber 30 Milli-
bildung. Eigentlich sollten dafür ab Januar meter vor allem zur Bekämpfung schwerer
des Jahres schon die ersten (Vor-)Serien- Bomberverbände. Derartige Einsätze ver-
Me-262 zur Verfügung stehen. Doch einzig sprechen wegen des konzentrierten Abwehr-
die V9, die als erstes Flugzeug die standard- feuers und des starken Begleitschutzes nur
mäßige Kabinenhaube trägt, erhebt sich zu bei hoher Angriffsgeschwindigkeit Erfolg.
jener Zeit neu in die Luft. Wovon Thierfelder Entsprechend kurz ist das Zeitfenster, in MK 108 mit Steckkabel zur Zündschiene.
und seine Mannen nicht viel haben, denn die dem sich die ihrerseits langsamen Bomber Die Länge beträgt 1080 Millimeter, das Ge-
treffen lassen. Hohe Durchschlagskraft und
V9 wird sofort vollständig zur Erprobung wicht knapp 58 Kilogramm
Schussfolge (anfangs 600, zuletzt 850
der elektrischen wie der Funkausrüstung ab- Schuss/Minute) stehen darum bei der kom- das Abfeuern geschieht über einen elektro-
gezogen. Später rüstet man sie dann zum pakten sowie einfach aufgebauten MK 108 magnetischen Schalter. Die Zündung der
Versuchsträger für die geplanten Hochge- im Vordergrund – allerdings zu Lasten der Patronen, die ein Zerfallgurt seitlich zuführt,
schwindigkeitsversionen (HG I bis III) der Mündungsgeschwindigkeit (525 m/s). Aus- geht elektrisch vonstatten, während der Ver-
Me 262 auf. gelegt ist die Kanone als vollautomatischer schluss nach vorne läuft. Bei der Truppe
Der Anlauf der Vorserie (S-Maschinen) Rückstoßlader, der Verschluss ist massever- trägt die MK 108 schnell den Spitznamen
verzögert sich dagegen weiter bis in den riegelt. Durchgeladen wird mittels Druckluft, »Presslufthammer«. n
März hinein. Daran ändert auch der Um-
stand wenig, dass die von Willy Messer-
schmitt verbissen verteidigte Me 209 im Ja-
nuar endgültig aus den Rüstungsplänen der
Luftwaffe gestrichen und so mehr Herstel-
lungskapazität frei wird. Zu allem Überfluss
verunglückt Thierfelder am 1. Februar 1944
mit der V5 – sie muss danach abgeschrieben Hauptteile der MK 108: Waffengehäuse mit Rohr, die
werden, er selbst bleibt ungeschoren. Gurtzuführer, Abzugseinrichtung, Verschluss und Vorho-
Zumindest läuft die Erprobung der Bord- ler samt Bodenstück Fotos (2) DEHLA
bewaffnung in der Me 262 auf vollen Touren.
Ende Mai 1942 ist zunächst der Einbau von
drei MG 151/20 mit je 320 Schuss Munitions-
vorrat in die ersten 100 Serienflugzeuge ge- »aus Gewichtsgründen noch nicht alle Waffen schossen. Es wird dabei angenommen, dass
plant gewesen. Parallel dazu sollte eine aus- eingebaut werden«. Bis Sommer 1943 haben zwei Treffer genügen. (…) Als Angriffsfläche
tauschbare Waffenkanzel für sechs Drei- sich vorerst vier MK 108 als Standardbestü- wird der gesamte Umriß des Flugzeuges an-
Zentimeter-Kanonen MK 108 entwickelt wer- ckung für die erste geplante Serienausfüh- genommen. Bei 3 cm Minengeschossen ist es
den und nach erfolgreicher Erprobung in die rung der Me 262 durchgesetzt. unrichtig, Treffer in Mitte Rumpf erzielen zu
Serie einlaufen. Immer vorausgesetzt, dass wollen. Der Schuß auf das Leitwerk oder den
zugleich die schubgesteigerten Jumo-004C- Standardwaffe MK 108 Flügelaußenteil bringt bessere Wirkung.«
Triebwerke bereit stehen. Ansonsten könnten Interessant sind in diesem Zusammenhang Weiter steht zu lesen: »Bei der Me 262
einige Auszüge aus einer zeitgenössischen wird als taktische Aufgabe hauptsächlich der
amtlichen Studie zur »Bewaffnung von TL-Jä- Angriff gegen Bomber gesehen. Es ist un-
gern«. Einführend heißt es: »Die Feuereröff- zweckmäßig, mit einem feindlichen Jäger
nung erfolgt aus größerer Entfernung als heu- sich auf einen Kurvenkampf einzulassen, da
te üblich. Circa 700–800 Meter. Bei den 3 cm die Kurvenradien der Me 262 naturgemäß
Waffen werden nur Minengeschosse ver- größer sind. (…) Die Me 262 ist zur Zeit zu
wertvoll, um im Jägerkampf riskiert zu wer-
den. Sie hat sich daher tunlichst dem Angriff
durch Jäger zu entziehen, wie es am besten
durch Wegsteigen mit hoher Fahrtgeschwin-
digkeit geschieht.« Damit ist die spätere Ein-
satztaktik des Turbojägers weitgehend um-
rissen. Zusätzlich gelangt die Studie zu dem
Schluss, dass in erster Linie das »Durch-
schnittkönnen der Jagdflieger« über die sinn-
vollste Zusammenstellung der in Betracht
gezogenen Bordwaffen (MG 151/15, MG
151/20, MK 103 und MK 108) entscheidet.
Deshalb ist »bei Verwendung nur einer Waf-
fenart die MK 108 vorzuziehen« – besonders
wegen ihrer hohen Schussfolge.
Entsprechend richtet sich die grundlegen-
de Waffenerprobung mit der Me 262 aus. Sie

19
TECHNIK Messerschmitt Me 262

Mit der Me 262 V8, hier Mitte Februar 1944 in Augsburg bei Rollversuchen im Schnee, absolviert man einen Großteil der
grundlegenden Waffenerprobung mit MK 108. Ferner kommt sie als erster Strahljäger zum Ekdo. 262 Foto DEHLA

Nach einem Landeunfall im Februar 1944 wieder instand gesetzt, hebt die Messerschmitt Me 262 V7 zu einem Testflug ab Foto DEHLA

geht in enger Zusammenarbeit mit der E’Stel- gensatz zur gewölbten Doppelsichtscheibe und -zerlegung, beim Durchladen per Knopf-
le Tarnewitz über die Bühne, hauptsächlich der V7 einwandfreies Zielen. Mit den ersten druck oder generell an der elektrischen Ver-
mithilfe der Versuchsmuster V7 und V8. Wo- Schießflügen muss man sich trotzdem lange schaltung, führt über viele Wochen hinweg
bei Letztere bald den Vorzug genießt, denn gedulden. Denn um reichlich Feinabstim- kein Weg vorbei – der Hauptgrund, weshalb
ihre plane Panzersichtscheibe erlaubt im Ge- mung am Boden, etwa an der Gurtzuführung die Me 262 V8 erst am 18. März 1944 in die
Luft kommt.

Projektierte Daten – Me-262-Schulflugzeug (August 1943*) Dramatischer Absturz


Länge 10,60 m Das ist neun Tage nach dem Absturz der V6,
Höhe 2,80 m welcher Flugzeugführer Kurt Schmidt das Le-
Spannweite 12,65 m ben kostet. Die Unglücksursache liegt wahr-
Tragflügelfläche 21,7 m² scheinlich beim verstellbaren Steuerknüppel,
Antrieb 2 Jumo-004B-2-Turbinen-Luftstrahl-Triebwerke mit je 900 kp Schubleistung der kurz vorher für die anstehenden Kräfte-
Maximales Fluggewicht 5240 kg**
messflüge eingebaut worden ist. In einer Ak-
Höchstgeschwindigkeit 860 km/h in 9000 m
Größte Flugzeit*** 1,07 h in Bodennähe tennotiz steht, die Maschine habe sich vor
1,22 h in 3000 m dem Aufprall »ohne jede Drehung um die
1,43 h in 6000 m Längsachse im Sturzflug« befunden. Sofern
1,63 h in 9000 m keine gesundheitliche Störung des Piloten
Bewaffnung standardmäßig keine (4 MK 108 bei Bedarf nachrüstbar) vorlag, war in etwa wohl Folgendes passiert:
Besatzung 2 Mann
»Nach Erreichen einer Flughöhe von 1000 m
* Projektbaubeschreibung, Blatt Nr. 3 vom 7.8.1943
** mit Abzügen für Start und Warmlaufen wollte der Flugzeugführer den Verstellknüp-
*** einschließlich Steig- und Gleitzeit pel auf ›geringe Kräfte‹ umstellen, wobei er,
da die Verstellrändelmutter ziemlich tief am

20
Die mit vier MK 108 ausgerüstete
Me 262 V8 mit kompletter Versuchs-
muster-Kennung auf dem Anstrich aus
RLM 74/75/76 Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus
Auszug aus dem Flugzeug-
Handbuch der Me 262,
der den Waffeneinbau der Knüppel sitzt, in gebückter Haltung ohne
MK 108 zeigt Sicht auf den Boden weiterflog.« Da die Ver-
Foto Airbus Corporate Heritage stellzeit 20 bis 25 Sekunden beträgt, blieb
Schmidt offenbar zu lange abgelenkt und
konnte das Flugzeug nicht mehr abfangen.
Zuvor, im Dezember 1943, hatte unter ande-
rem Generalmajor Dietrich Peltz, damals Füh-
rer des IX. Fliegerkorps, die Maschine nach-
geflogen. Ähnlich wie Thierfelder, der damit
ebenfalls einige Starts absolvieren konnte.
Dessen ungeachtet erhält das Ekdo. 262
am 19. April 1944 mit der Me 262 V8 endlich
sein erstes Flugzeug zugewiesen. Es gilt zu-
gleich als Muster für die spätere Serie – unter
anderem ohne Katapultsitz, der mit ihm aus
den Ausrüstungslisten des »Turbo« ver-
schwindet. Mittlerweile haben außerdem die
allerersten serienmäßig hergestellten Me 262
ihre Erstflüge hinter sich gebracht, ebenso
wie die V10 als letzter Prototyp. Die Gründe,
weshalb beides so lange gebraucht hat, sind
vielfältig. Mehr darüber in einer der kom-
menden Ausgaben von Flugzeug Classic. n

Quellen (Auswahl):
Erprobungskommando 262: Besprechungs-
niederschrift 19. Januar 1944
GL/C-E 2 I: Bewaffnung von TL-Jägern (ins-
besondere der Me 262), Juni 1943
Messerschmitt AG: Abt. Flugerprobung,
Erprobungsberichte Me 262 Nr. 37 vom
13.12.1943–16.1.1944, Nr. 39 vom
7.2.–12.3.1944 sowie Nr. 40 vom
13.3.–22.4.1944
Messerschmitt AG: Protokoll Me 262
Nr. 18 vom 7.9.1943 sowie Nr. 21 vom
17.11.1943

Bisher zur Me 262 erschienen:


FC 02/2017 Geburt einer Legende
FC 06/2017 Start in eine neue Ära
FC 10/2017 Kräftig auf die Bremsen
FC 02/2018 Ein ganz großer Wurf
FC 06/2018 Jäger, Jabo, Blitzbomber?

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 21


TECHNIK Boeing B-17

MIT RETTUNGSBOOT UND SUCHRADAR

Boote statt

Entsprechend umgebaut gibt die Boeing B-17G ein ausgezeichne-


tes Patrouillen- und Seenotrettungsflugzeug ab, das ab Anfang
1945 bei den USAAF in Dienst geht. Die abgebildete »Pacific
Tramp«, eine B-17H-95-DL, gehört zur 6th Emergency Rescue Squa-
dron (ERS) und ist 1946 auf Okinawa stationiert Foto Boeing

22
Bomben
Nicht nur als Langstreckenbomber am Himmel Europas bewährt sich
die Flying Fortress. Auch über dem Atlantischen sowie Pazifischen
Ozean macht sie eine gute Figur – freilich mehr als Seenotretter, Früh-
warnflugzeug oder im Passagierdienst Von Wolfgang Mühlbauer

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 23


TECHNIK Boeing B-17

Die US-Küstenwache schickt insgesamt 18 PB-1G auf Patrouille.


Allerdings gibt es anscheinend nie einen echten Rettungsein-
satz mit Bootsabwurf Foto USGC

In den typischen gelben Markierungen des Air Rescue Service rollt


eine SB-17G der 5th Rescue Squadron zum Start (siehe Profil rechts)
Foto USAF

24
TB-17H/SB-17G, 44-83575, eine zum
Seenotrettungsflugzeug umgewandelte

Z
war ist es nicht ihre Hauptaufgabe, doch Higgins Industries im November 1943 das B-17 der 1st Air Rescue Squadron (siehe
gelegentlich wirft die Boeing B-17 etwas größere, robuster aufgebaute A-1-Lifeboat in Foto links) Zeichnung Juanita Franzi
anderes als todbringende Bomben ab. Et- Angriff. Der einzige Serienauftrag trifft offiziell
wa ein Rettungsboot, das dafür Sorge trägt, am 10. Mai 1944 ein; er umfasst 600 Exemplare,
Menschenleben zu bewahren statt auszulö- wird später jedoch schrittweise wieder bis auf tet beträgt die Reichweite 2400 Kilometer, un-
schen. Als Vorbilder dieser besonderen Art von die Hälfte gestutzt. ter günstigen Bedingungen lassen sich bis zu
luftgestützter Seenotrettung fungieren die Bri- 240 Kilometer am Tag zurücklegen.
ten mit ihrem Uffa Fox Lifeboat, das ab Früh- Segeln für Ungeübte
jahr 1943 zum Einsatz kommt. Das sieben Me- Als Grundbaustoffe für das 1,4 Tonnen schwe- Bestens angepasst
ter lange, selbstaufrichtende Boot mit Segel re, acht Meter lange A-1 dienen laminiertes Davon abgesehen hat Higgins sein A-1 nicht
und zwei Motoren wird mithilfe mehrerer Fall- Mahagoni- und Birkenholz. Bootskörper wie bloß für den eigentlichen Bestimmungszweck
schirme abgesetzt. Sein größerer Bruder mit Spantengerüst werden getrennt hergestellt optimiert, sondern ebenso zum Transport un-
zehn Meter Länge, das ebenfalls von Fox ent- und im Anschluss miteinander verschraubt ter der B-17. So ist die stehende Einfassung
worfene Mark II Lifeboat, kommt bald hinzu. oder verklebt. 20 wasserdichte Kammern sor- der Decksöffnung, das Süll, so geformt, dass
Beide sollen abgeschossenen oder notgewas- gen im Zusammenwirken mit selbstaufbla- es sich nahtlos an den Unterrumpf des Trä-
serten Besatzungen dabei helfen, sich eigen- senden Schlauchkörpern dafür, dass sich das gerflugzeuges schmiegt. Eine rundum verlau-
ständig aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Boot stets von alleine aufrichtet beziehungs- fende gummierte Schaumstofflippe sorgt zu-
Ursprünglich war an die Avro Lancaster weise nie untergeht. Den Antrieb besorgen dem für einen luftdichten Abschluss. Das
als Trägerflugzeug gedacht gewesen, tatsäch- zwei kleine luftgekühlte Wisconsin-Motoren Boot selbst ist zwischen vorderem Einstiegs-
luk und dem Kugelturm untergehängt, gehal-
ten von vier Kabeln, die ihrerseits im Bom-
Solange der Zweite Weltkrieg andauert, benschacht festgemacht sind.
bleiben die B-17-Seenotretter bewaffnet. Abgeworfen wird möglichst direkt über
den Rettungssuchenden, im Normalfall aus ei-
lich schlüpft meist die zweimotorige Vickers zusammen mit einem simpel gehaltenen ner Höhe von 1500 Fuß (463 Meter), wobei die
Warwick in jene Spezialrolle. Das erfolgreiche kleinflächigen Segel. Letzteres stammt zusam- Trägermaschine nicht schneller als 120 mph
Konzept des Airborne Lifeboat, des luftge- men mit dem Kielschwert von Ratsey and (193 km/h) fliegt. Sobald das A-1 ausklinkt –
stützten Rettungsbootes, findet schnell bei Lapthorn, die als renommierte Zulieferer von dies geschieht, nachdem Pilot oder Bomben-
den USAAF Anklang. In der Folge lässt man Anfang an quasi mit im Boot sitzen. Segel und schütze den Auslöser für den Reihenabwurf
in Wright Field zunächst eine Attrappe her- Takelage sind so konzipiert, dass selbst voll- betätigen –, entfalten sich drei Standard-Las-
stellen und deren Abwurf aus einer B-17E he- kommen Ungeübte mit der Handhabung klar- tenfallschirme, jeder mit 14,6 Meter Durch-
raus untersuchen. Offensichtlich klappt alles kommen. Das Boot bietet zwölf Menschen messer. In Anschluss neigt sich der Bug um et-
zufriedenstellend, wenngleich das britische Platz; die an Bord gelagerten Nahrungs- und wa 50 Grad nach unten, um den Aufprallstoß
Mark II, das sieben Mann Platz bietet, letzt- Wasservorräte reichen 20 Tage. Voll ausgerüs- besser zu kompensieren. Die Sinkgeschwin-
endlich als zu klein beurteilt wird. Trotzdem
drängen die USAAF mit hoher Dringlichkeit
auf einen Entwicklungsauftrag, den Higgins Technische Daten – Boeing PB-1W (offizielles Datenblatt Juni 1949)
Industries in New Orleans übernimmt.
Länge 22,78 m
Die Werft genießt hohes Ansehen, nicht zu- Höhe 5,84 m
letzt wegen des unverwechselbaren Higgins- Spannweite 31,5 m
Landungsbootes (LCVP) mit seiner charakte- Tragflügelfläche 132 m²
ristischen Bugrampe. In New Orleans wird Triebwerk 4 luftgekühlte Curtiss-Wright-GR-1820-97-9-Zylinder-Sternmotoren
zunächst das britische Mark-II-Boot gründlich mit je 1200 PS Startleistung
Max. Startmasse 28 865 kg
unter die Lupe genommen. Danach ist man
Höchstgeschwindigkeit 476 km/h in 9966 m
zwar, ähnlich wie in Wright Field, vom Gefechtsradius 1908 km
Grundkonzept überzeugt, hält allerdings die Dienstgipfelhöhe 9753 m (bei maximaler Motorleistung)
Gesamtkonstruktion für zu fragil, um den An- Bewaffnung 8 x 12,7-mm-MG (nur bei Bedarf)
forderungen der USAAF gerecht zu werden. Besatzung 13 Mann
Da das Militär ohnehin mehr erwartet, nimmt

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 25


TECHNIK Boeing B-17

Dumbo digkeit beträgt nun durchschnittlich 8,22 Me-


ter pro Sekunde. Hat das A-1 aufgesetzt und
sich aufgerichtet, katapultieren Feststofftreib-
So lautet in den 1940er- und 1950er-Jahren der Codename für militärische Such- und Rettungs-
missionen über See mit Langstreckenflugzeugen. Er beruht auf Disneys gleichnamigen fliegen- sätze mehrere Halteleinen aufs Wasser. Zusätz-
den Elefanten, dessen dickliches Erscheinungsbild an eine B-17H/SB-17G mit untergehängtem lich fungieren die Fallschirme als Treibanker.
Rettungsboot erinnern soll.
Radar statt Drehturm
Bis zum Oktober 1944 hat Higgins ganze
20 Stück abgeliefert. Schuld daran ist Good-
year, das mit der Herstellung der aufblasbaren
Schlauchkörper zunächst hinterherhinkt. Erst
nachdem die Lieferprobleme überwunden
sind, kann Higgins die Fertigungsrate stei-
gern. Ab Januar 1945 haben die USAAF dann
ausreichend A-1-Boote. Wie viele von Boeings
Fliegenden Festungen man nun tatsächlich zu
Seenotrettern modifiziert, muss an dieser Stelle
B-17H unmittelbar nach offenbleiben. Anscheinend sieht die ursprüng-
Ausklinken des mitgeführ- liche Planung die Umrüstung von 130 B-17G
ten Rettungsboots vor. Wie es aussieht, verlassen aber deutlich
weniger jener B-17H beziehungsweise TB-17H
genannten Umbauten die Hallen.
Solange der Zweite Weltkrieg andauert,
bleiben die Maschinen bewaffnet. Anfangs
weitgehend vollständig, im Laufe der Zeit
dann immer eingeschränkter. In jedem Fall
weicht der Kinnturm einem Suchradar mit
markanter Verkleidung. Die erste erfolgreiche
Rettungsoperation geht im April 1945 vor der
dänischen Küste über die Bühne – um einer
notgewasserten B-17-Crew zu helfen. Bereits
wenige Minuten nach dem Absetzen sind die
Männer vollzählig an Bord des A-1-Bootes;
drei Tage später kommen sie damit trotz
schweren Sturms wohlbehalten auf den briti-
schen Inseln an.

B-17 für die Küstenwache


Nach dem Krieg nehmen die Viermotorigen
Das A-1-Lifeboat schwebt, mit dem generell unbewaffnet ihre Such- und Ret-
Bug nach unten geneigt, aufs Wasser tungsaufgaben (SAR) innerhalb des bald neu
geschaffenen Air Rescue Service (ARS) wahr.
1948 ändert sich die Typenbezeichnung in
SB-17G. Spätestens nachdem der Koreakrieg
Higgins A-1 in voller Fahrt – die begonnen hat, erhalten sie wieder bewegliche
Höchstgeschwindigkeit ist sieben Abwehrwaffen. Obendrein stellen sie damals
Knoten (13 km/h) Fotos (3) USAF die einzigen SAR-Flugzeuge dar, die der Far
East Air Force zur Verfügung stehen.
Zwei Air Rescue Squadrons sind seinerzeit
in Japan stationiert; beide leisten mit der
SB-17G bis November 1950 wertvollste Diens-
te. Dann löst man die Maschinen hier durch
die ähnlich modifizierte Boeing SB-29 ab. Ihre
letzten SB-17G mustert die USAF schließlich
1956 aus. Weiterhin betreibt Brasiliens Militär
ab 1951 insgesamt 13 Stück, die letzten davon
fliegen regulär bis 1967. Zweiter Auslands-
kunde ist Portugal, wo man 1947 fünf SB-17G
übernimmt und sie bis 1960, meist von den
Azoren aus, auf Patrouille schickt.
Die US Coast Guard (USGC) hält in den ers-
ten Nachkriegsmonaten gleichfalls nach der
B-17 als Patrouillenflugzeug Ausschau. Wobei

26
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TECHNIK Boeing B-17

Der wohl erste PB-1W-Seeaufklärer der US Navy,


noch voll bewaffnet und mit Abwurftanks Foto USN

Nach und nach erhalten alle PB-1W einen dunkel-


blauen Anstrich in Midnight Blue. Die hier gezeigte
Maschine scheidet 1956 aus dem Dienst und fliegt
dann bis 1963 zivil registriert weiter Foto Boeing

die infrage kommenden Maschinen nicht aus nung PB-1G. Ausgerüstet sind sie weitgehend erst im April 1959 von der letzten PB-1G – und
Beständen der USAAF, sondern vielmehr von ähnlich wie B-17H und SB-17G. Entlang der entlässt damit die letzte Flying Fortress aus
der Navy kommen, der man eine Anzahl da- Nord- und Westküste der USA nehmen sie vor- dem aktiven Dienst der US-Streitkräfte.
von überlassen hat. Dort werden 17 B-17G so- wiegend SAR-Aufgaben wahr, überwachen bei
In Diensten der Navy
Die erste erfolgreiche Rettungsoperation Wie schon angedeutet, findet sich die B-17
auch im Inventar der US Navy, die ersten bei-
geht im April 1945 über die Bühne. den ab Frühjahr 1945. Es heißt, insgesamt sei-
en es 48 Stück, die man ihr aus Überschuss-
wie eine B-17F aus den Depots geholt, um sie Bedarf jedoch auch Eisberge. Zumindest eine beständen überlässt. Unter der Bezeichnung
für die Küstenwache bis Anfang 1946 herzu- PB-1G dient außerdem zur Luftbildkartierung, PB-1 nutzt die Navy sie für ihre eigenen Be-
richten. Passend umgestaltet, tragen diese un- versehen mit umfangreicher fotogrammetri- lange, etwa als Trainer oder zur Wettererkun-
bewaffneten Viermotorigen die neue Bezeich- scher Ausrüstung. Die Küstenwache trennt sich dung. Besonderes Augenmerk richtet sich

28
B-17G-40-BO, s/n 42-97115, 1944 umge-
baut zum »Felix«-Airliner für die SILA. SE-BAO
fliegt bis 1948 (siehe Bild unten) Zeichnung J. Franzi

»Felix« – Schwedische B-17 im Transatlantikdienst


Am 25. Februar 1943 wird in Schweden die
Swensk Interkontinental Lufttrafik AB (SILA)
als privatwirtschaftliche Fluglinie gegründet.
Zunächst transportiert man mit zweimotori-
gen Maschinen amerikanischer Bauart Di-

Fotos (3) SAS


plomatenpost nach Schottland und zurück.
Allerdings fordert hier die deutsche Luftwaf-
fe hohen Tribut, sodass modernerer Ersatz,
vor allem mit guter Höhenleistung, dringend
nötig wird. Zum Glück sind seinerzeit viele
B-17 im neutralen Schweden notgelandet. Während des Krieges tragen die »Felix« der SILA Tarnlackierung und Neutralitätsmarkierungen
Die US-Regierung ist im Austausch gegen
die internierten Besatzungen bereit, Schwe- erwartet, ein vertretbares Risiko. Freilich hat muss bereits wenig später nach einem
den neun der Bomber zu überlassen. Nach- die Gesellschaft von Anfang an den interkonti- Landeunfall abgeschrieben werden. Die
dem SILA die Verhandlungen erfolgreich nentalen Luftverkehr im Auge, besonders SILA will indessen die »Felix« im Fernverkehr
abgeschlossen hat, trifft im Juni 1944 die nach Nordamerika. Kaum ist der Krieg vorü- bald gegen die rentableren Douglas DC-4
erste B-17 bei SAAB für den Umbau zum ber, nehmen ihre »Felix«, so der Spitzname der austauschen. Als Ende 1946 genug davon
Fernverkehrsflugzeug ein. B-17-Airliner, passend den Liniendienst auf – verfügbar sind, schicken die Schweden ihre
Alle Militärausrüstung wird ausgebaut, an erstmals am 27. Juni 1945 von Stockholm B-17-Airliner in die zweite Reihe, wo sie
die Stelle der gläsernen Bugkanzel tritt eine über Reykjavik nach New York. Später fliegt noch bis 1948 hinein fliegen. Im selben
aufklappbare Blechnase. Das Rumpfinnere sie ferner für kurze Zeit zusätzlich nach Afrika. Jahr verkauft die DDL ihre verbliebene Ma-
wird in Passagierabteile mit 14 Sitzen insge- Obwohl nur ein Notbehelf, bewähren sich schine ans Militär. Diese gelangt später
samt umgestaltet. Auf diese Art modifiziert die »Felix« technisch gut, brauchen aber viel nach Frankreich und schließlich zurück in
SAAB drei B-17F und vier B-17G. Fünf Stück Wartung und bleiben unwirtschaftlich. Ende die USA, wo man sie für Museumszwecke
davon übernimmt die SILA. Damit durch die 1945 übernimmt Dänemarks Staatslinie DDL mehr oder minder in den Originalzustand
europäische Kriegsgebiete zu fliegen, ist, wie die beiden restlichen Exemplare; eines davon zurückversetzt. n

Einer der beiden dänischen B-17-Airliner – er kehrt später wieder in die USA zurück »Felix« der SILA 1948 (siehe Profil oben)

bald auf die Verwendung als Frühwarnflug- Abwurftanks. Ihre aktive Dienstzeit reicht Quellen (Auswahl):
zeug und Seeaufklärer. Dafür aber sind die von Anfang 1946 bis ins Jahr 1955 hinein. Lloyd, Alwyn T.: B-17 Flying Fortress
Bomber erst einmal bei der Naval Aircraft Dann löst man die PB-1W, die ihre Rolle gut Part 2. In: Detail & Scale, Vol. 11. Aero
Modification Unit (NAMU) in Johnsville, erfüllt hat, endgültig ab. Mehr zu weiteren Publishers Inc.
Pennsylvania, umfangreich zu modifizieren. Spezialabwandlungen der B-17 in einer kom- Marion, Forrest L.: That Others May Live.
So wird unter anderem über dem versie- menden Ausgabe von Flugzeug Classic. n USAF 2004
gelten Bombenschacht eine große, nicht im-
mer einheitlich geformte Verkleidung ange-
Bisher zur B-17 erschienen:
bracht, unter der ein AN/APS-20-S-Band-
FC 07/2010 Die ersten fliegenden Festungen FC 08/2015 Doppelkinn wird Pflicht
Suchradar sitzt. Ferner erhalten die wohl FC 06/2012 Festung mit Schwachstellen FC 07/2016 Spürbar am Limit
19 Umbauflugzeuge (andere Quellen nennen FC 04/2013 Gestärkte Abwehrkraft FC 07/2017 Pfadfinder und Abstandswaffen
24), die im Anschluss PB-1W heißen, zusätz- FC 05/2014 »Bandits at twelve o’clock High« FC 05/2018 B-17 mit »Vergeltungswaffen«
liche Treibstoffzellen und Vorrichtungen für

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 29


TECHNIK Fw 190

DIE FW 190 ALS NACHTJÄGER

Von der »Wilden


zum Mosquito-
Im vierten Kriegsjahr werfen britische Bomber massenhaft
Stanniolstreifen ab und setzen damit die deutsche Nachtjagd
funktechnisch schachmatt. Jetzt sollen einmotorige Tagjäger die
Wende bringen – und die Alliierten nachts attackieren. Kann die
Fw 190 in dieser Rolle überzeugen? Von Dietmar Herrmann

Gerüstet für die Nachtjagd: Fw 190 wie diese A6/R11


»Weiße 11«, W.Nr. 550143, traten speziell modifiziert in der
Nacht gegen alliierte Bomber an

30
I
m Sommer 1943 bereiten sich die alliierten
Luftflotten darauf vor, deutsche Städte mit
Flächenbombardements von bislang unge-

Sau«
kannter Dimension in Schutt und Asche zu le-
gen. Will die Luftwaffe diese Angriffe abweh-
ren, muss sie neue Wege beschreiten – und es
ist ein junger technischer Referent im Luftwaf-
fenführungsstab, der hier eine Möglichkeit
aufzeigt: Major Hans-Joachim Herrmann (sie-

Jäger
he Kasten Seite 32). Noch bevor diese desa-
strösen Angriffe beginnen, macht er den Vor-
schlag, die Bomber in der Nacht durch
einmotorige Tagjäger zu bekämpfen. Er erhält
seine Chance, das zu beweisen, und am 3. Juli
1943 kommt es erstmals zu größeren Feind-
berührungen beim Großangriff auf Köln.
Gleich mehrere RAF-Bomber schießt sein klei-
nes Nachtjagd-Versuchskommando ab. Herr-
mann ist der Ansicht, dass man beim Einsatz
der Fw 190 nachts ohne Weiteres vier bis fünf
Viermotorige vom Himmel holen könne,
wenn das Ziel einigermaßen beleuchtet sei.
Doch so einfach, wie es scheint, ist es nicht,
denn die Voraussetzung ist eine noch nicht
vorhandene Leuchtfeuerorganisation, mit de-
ren Hilfe man den Jagdfliegern das Ziel zu-
weisen könnte. Außerdem fehlt den einmoto-
rigen Jägern jegliches Nachtsichtgerät, und
auf Flammendämpfer müssen sie ebenfalls
verzichten. Sie würden es ermöglichen, die
Blendwirkung der eigenen Auspuffflammen
zu kompensieren, um so bessere Sichtverhält-
Das spezielle »Wilde Sau«-Emblem auf nisse in der Dunkelheit zu schaffen.
Migges Fw 190 A-8/R11, W.Nr. 2029210,
bei der NJGr. 10 in Werneuchen mit der Deckname »Wilde Sau«
Aufschrift »Kognakpumpe« Die Einsätze laufen unter dem Decknamen
»Wilde Sau«. Mitten in der Aufstellungsphase
von zwei Einsatzgruppen werfen britische
Bomber massenweise Stanniolstreifen ab, die
wiederum schwere Funkechos erzeugen. Das
deutsche Bodenradar kann die Bomberströme
deshalb nicht erkennen und ist praktisch
blind. Damit sind die funkgeführten deut-
schen Nachtjäger ebenfalls schachmatt ge-
setzt. So haben die RAF-Bomber über Ham-
burg freies Spiel, werfen nahezu unbehelligt
ihre tödliche Bombenlast ab und entfesseln in
Hamburg einen Feuersturm.
Auf Görings direkten Wunsch sollen jetzt
Herrmanns wenige Jäger in den Kampf ein-
greifen. Erste Abschüsse gelingen schon in
der Nacht vom 27. auf den 28. Juli. In der
nächsten Nacht sind seine Flieger deutlich er-
folgreicher. Auch die zweimotorigen Nachtjä-
ger werden in gleicher Weise eingesetzt. Und
Herrmanns Taktik zeigt Wirkung: Die Luft-
waffe kann 33 Bomber abschießen, also fast
doppelt so viele wie in der Nacht zuvor. Al-
lein die Hälfte davon geht auf das Konto von
seinen Piloten.
Die RAF glaubt trotzdem weiter, freie
Hand zu haben, und will Berlin wenige Wo-
chen danach in gleicher Weise zerlegen. Doch

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 31


TECHNIK Fw 190

Als sogenannte Aufsitzer setzten sich die »Wilde


Sau«-Piloten nachts in die vorhandenen Fw 190 der
II./JG 1 auf dem Fliegerhorst Rheine. Hier eine A-7
mit dem Emblem der JG 1 mit laufendem Motor

es kommt anders. Trotz aller britischen Stör- aber, dass es recht schwer ist, genügend lein im Oktober muss die II./JG 1 insgesamt
maßnahmen durch Düppelstreifen gehen bei einmotorige Flugzeuge für die »Wilde Sau« 21 Jäger überholen lassen. Die Situation bleibt
drei schweren Angriffen (24. August, 1. und zu erhalten. deshalb weiterhin kritisch. Erst im Frühjahr
4. September) insgesamt 123 britische viermo- 1944 – und damit viel zu spät – beginnt sich
torige Bomber verloren. Für Herrmanns Jäger Mangelware Fw 190 die Situation durch die höheren Produktions-
wird der September ein äußerst erfolgreicher Bestes Beispiel dafür ist die in Aufstellung be- zahlen langsam zu verbessern.
Monat, es herrschen ideale Wetterbedingun- findliche II./JG 300, die sich aus Mangel an ei- Zwei Dinge führen dazu, dass die »Wilde
gen, und so können die einmotorigen Maschi- genen Maschinen die Fw-190-Jäger mit der Sau«-Geschwader ab Anfang 1944 zuneh-
nen ganze 38 Bomber vom Himmel holen. II./JG 1 Monate lang auf dem Fliegerhorst mend auch für Tageseinsätze herangezogen
Der Erfolg gibt Herrmann recht und er erhält Rheine teilen muss. Während die II./JG 1 da- werden: Die Nachtjäger sind weiterhin auf
noch im September 1943 den Befehl zum Auf- mit Tageseinsätze fliegt, setzen sich die Flug- halbwegs gute Sicht angewiesen. Die einset-
bau von drei neuen Geschwadern (JG 300, zeugführer der II./JG 300 als sogenannte Auf- zende Schlechtwetterperiode im Spätherbst
JG 301 und JG 302) mit einmotorigen Jägern, sitzer nachts in die gleichen Maschinen, um und Winter behindert die erfolgreiche Jagd in
die die Nachtjagd verstärken sollen. gegen die schweren Bomber der RAF anzu- der Nacht. Die Folge: Abschusserfolge wer-
Herrmanns Wunschflugzeug ist die stark fliegen. Es dauert nicht lange, bis sich die den seltener und die Landeunfälle durch
bewaffnete Fw 190. Sehr schnell zeigt sich Nachteile dieser Intensivnutzung zeigen. Al- schlechte Sicht nehmen stark zu. Gleichzeitig
fehlen der Luftwaffe Jäger, um die jetzt mas-
senhaft am Tage einfliegenden schweren
Herrmann – Vom Kampfflieger zum Nachtjäger Bomber der 8. US-Luftflotte wirksam zu be-
Hans-Joachim (»Hajo«) Herr- kämpfen. Für eine effektivere Nachtjagd wie-
seine Gruppe bekämpft ab
mann beginnt seine Flieger- 1942 Schiffskonvois im derum fehlt es den einmotorigen Maschinen
karriere 1935 als Kampf- Nordmeer. an technischem Equipment. Nur damit
flieger und sammelt erste Im Juli 1942 wechselt scheint es auf lange Sicht noch möglich zu
Erfahrungen 1937 bei der Herrmann als technischer sein, erfolgreich am Nachthimmel zu operie-
Legion Condor. Als Staffel- Referent in den Luftwaffen- ren. Doch bislang stehen den Jägern geeignete
kapitän der 7./KG 4 fliegt führungsstab. Aus seiner Geräte zum Suchen des Gegners nicht zur
er mit der Ju 88 während Idee der einmotorigen Verfügung. Das soll sich ändern.
des Westfeldzugs. Die Nachtjagd entstehen ein
III./KG 4 wird im Oktober Nachtjagdversuchskom- Experimentelle Nachtjagdgruppe
1940 zur neuen III./KG 30 mando und später die Ge-
und mehrere Monate lang Im Januar 1944 entsteht die Nachtjagdgrup-
schwader JG 300, 301 und
im Mittelmeerraum unter 302. Er selbst wird Ende pe 10 in Werneuchen. Die Aufgabe dieser neu
anderem gegen Malta ein- September 1943 Komman- geschaffenen Spezialeinheit ist nicht nur
gesetzt. Herrmann ist direkt deur der 30. Jagddivision die Erprobung neuer Nachtjagdflugzeuge,
Fotos Sammlung Dietmar Hermann

an der Versenkung des Mu- und dann der 1. JD. Nach sondern auch neuer Nachtjagdgeräte. Sie ist
nitionsschiffs Clan Fraser über 320 Einsätzen mit damit quasi das Gegenstück zum Erpro-
beteiligt, dessen Explosion neun Luftsiegen und einer bungskommando EK 25 in der Tagjagd, das
weitere elf Schiffe im Hafen Ritterkreuzträger versenkten Schiffstonnage allerdings deutlich früher entstanden ist.
von Piräus zerstört. Er über- Hans-Joachim Herrmann von 65 000 Bruttoregister- Gruppenkommandeur wird Major Rudolf
nimmt im August 1941 als tonnen beendet er den Schönert. Er ist kein Unbekannter: Schönert
neuer Gruppenkommandeur die III./KG 30, Krieg im Rang eines Oberst. n
war einer der treibenden Kräfte, mit deren
Hilfe sich die Schrägbewaffnung bei den

32
Für die »Wilde-Sau«-Nachtjagd ge-
schwärzte Messerschmitt Bf 109 G-6/R6,
die im August/September 1943 in der
3./JG 300 flog Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus

Nachtjägern durchsetzen konnte. Aufgrund


seiner Erfahrungen überträgt man ihm die
Führung dieses neuen Erprobungskomman-
dos. Das Besondere an dieser Nachtjagdgrup-
pe (NJGr): Neuerungen, die man versuchs-
weise einbaut, lassen sich gleich in scharfen
Einsätzen überprüfen und gegebenenfalls
verbessern.
Es hapert jedoch massiv daran, Nachtjagd-
maschinen für diese Aufgabe zuzuweisen. Be-
sonders neue Muster wie die zweimotorigen
Ju 88 G, He 219, Do 335 und Ta 154 finden nur
sporadisch ihren Weg zur NJGr Bestes Bei- In Werneuchen unternimmt man erste Messversuche mit der Antennenordung auf dem
spiel ist die neue Ju 88 G-6 mit Jumo-213-Mo- Rumpfrücken der Bf 109 G-6
toren. Dieses Muster fliegt bereits zwei Mona-
te bei den Einsatzverbänden, ehe die Nacht- mente bei der Ju 88 G-1, die ab März 1944 aus- erhält die 2./NJGr 10 zweimotorige Nacht-
jagdgruppe überhaupt die erste Ju 88 G-6 er- geliefert wird, völlig unzureichend. Monate- jäger vom Typ Bf 110 und Ju 88. Die nominel-
hält. Dadurch nimmt man der Gruppe die lang muss die Truppe bei jedem Nachtjäger len Bestände der 1./NJGr 10 bleiben anfangs
Möglichkeit, das Modell vorab umfassend zu die Anordnung mühsam abändern. äußerst gering. Die Einheit verfügt im Febru-
ar 1944 nur über zwei Fw 190 A-6 und eine
Es hapert jedoch massiv daran, Nachtjagd- Bf 109 F-2. Bis zum Mai 1944 erhöht sich al-
lerdings der Bestand auf neun Fw 190
maschinen für diese Aufgabe zuzuweisen. A-5/A-8 und eine Bf 109 G – damit ist also
fast Staffelstärke erreicht.
überprüfen. Aber auch Verbesserungsvor- Die Arbeit innerhalb der Gruppe wird Staffelkapitän ist Hauptmann Friedrich-
schläge muss die Industrie erst einmal in Serie aufgeteilt. Während man die 1./NJGr 10 mit Karl Müller, ein erfahrener Flugzeugführer
umsetzen. So ist die Anordnung der Instru- einmotorigen Bf 109 und Fw 190 ausrüstet, des JG 300, der bereits 19 Maschinen abge-

Die Fw 190 besaßen – genauso wie die Bf 109 – lediglich Blendleisten über den Abgasstutzen. Flammenvernichter hätten die Geschwindigkeit zu
sehr reduziert und eine Mosquitojagd praktisch unmöglich gemacht

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 33


TECHNIK Fw 190
Die Fw 190 A-6, W.Nr. 550453, von Haupt-
mann Friedrich-Karl Müller, der besonders
erfolgreich Einsätze in der Nacht flog. Bis
Kriegsende brachte er es auf 30 Luftsiege

werden. Weil ein geeigneter schneller Abfang-


jäger nicht verfügbar ist, stellt man im Bereich
des I. Jagdkorps ab Mitte Dezember 1943 kei-
ne Einheiten mehr ab, um diese Aufklärer am
Tag zu bekämpfen.

Wandel zum Nachtjäger


Mehr Erfolg verspricht man sich bei der Ab-
fangjagd während der Nacht, denn hier setzt
die RAF ihre Mosquitos als Nachtbomber
und Zielmarkierer ein, die noch in erreichba-
ren Höhen operieren. Bislang fliegen die ein-
motorigen Jäger bei der »Wilden Sau« ohne
spezielle Nachtjagdausrüstung und müssen
darauf hoffen, dass Bodenscheinwerfer die
feindlichen Maschinen erfassen, damit die
Flieger sie verfolgen können. Jetzt scheint sich
die Situation aber zu bessern.
Erstmals rüstet die NJGr 10 normale
Fw 190 mit Funkmessgeräten aus. Dafür baut
man in die Jäger das FuG 216 Neptun ein. Es
ist eigentlich als Warngerät konzipiert, das
von hinten und von der Seite anfliegende
feindliche Nachtjäger erfassen soll; normaler-
weise befinden sich deshalb die Vertikalan-
Fritz Krause am Leitwerk seiner stacheligen Fw 190 A-6 »Weiße 11«. Die Maschine ist mit dem tennen auf der Rumpfunterseite. Doch für die
FuG 217 ausgestattet Mosquito-Jagd verlegt man die Antennen auf
die Tragflächenoberseite und auf den Rumpf,
schossen hat. Sein 20. Abschuss wird am operieren sie in großen Höhen und sind sehr um den Erfassungsbereich zu ändern.
20. Februar 1944 eine Lancaster über Leipzig. schnell. Die Tagjagd hat sich mittlerweile an Da das FuG 216 noch experimentellen Cha-
Am 23. Mai 1944 trifft er gleich doppelt, eine den hochfliegenden Mosquito-Aufklärern die rakter besitzt, entwickelt die Herstellerfirma
viermotorige Halifax bei Dortmund und er- Zähne ausgebissen. Im Zeitraum zwischen FFO (Flugforschungsinstitut Oberammergau)
neut eine Lancaster. Zwei Tage später er- dem 15. September und 1. Oktober 1943 flie- wenig später das verbesserte FuG 217. Man
wischt er einen viermotorigen Bomber. gen rund 20 dieser Maschinen Aufklärung kann mit dem neuen Funkgerät zwar ein
über Berlin, Bayern und Mitteldeutschland. feindliches Flugzeug entfernungsmäßig erfas-
Kein Rankommen Die Luftwaffe reagiert und lässt jedes Mal sen, allerdings ist es nicht möglich festzustel-
Zu einem der größten Probleme der Luftwaffe Bf-109- und Fw-190-Schwärme zur Abwehr len, wo es sich genau befindet. Daher ist schon
entwickelt sich die britische de Havilland starten. Doch die Ergebnisse sind ernüch- einige Erfahrung nötig, um sich dem feindli-
Mosquito. Gegen diese Maschine, insbesonde- ternd. Die Flugleistungen der Jäger reichen chen Jäger wirklich nähern zu können. Dafür
re über Berlin, hat man noch kein wirkungs- nicht aus, um die Mosquitos wirksam be- baut man ein Sichtgerät mit einer Braunschen
volles Abwehrmittel gefunden. Das hat auch kämpfen zu können. Nach 200 Alarmstarts Röhre für den Flugzeugführer im Cockpit ein.
seinen Grund, denn die Mosquitos fliegen ein- zeigt sich, wie ineffektiv diese Einsätze sind, Er sieht darauf ein Schirmbild mit einem soge-
zeln oder nur in kleinen Verbänden. Zudem lediglich eine Mosquito kann abgefangen nannten Nullzacken zur Orientierung und

34
Fw 190 A-6, Stab/JG 300, 1943
geflogen von Friedrich-Karl Müller, dem
erfolgreichsten Piloten auf einmotorigen
Nachtjägern Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus

entsprechende Funkechos, die er erst einmal


deuten muss. Sich nähernde Zacken bedeuten
meist ein sich näherndes Flugzeug.
Alles in allem braucht man für die erfolg-
reiche Nachtjagd Zeit. Und Flugzeit bedeutet
Kraftstoffverbrauch. Um die Reichweite zu
erhöhen, erhalten die einmotorigen Nachtjä-
ger deshalb 300-Liter-Zusatztanks.

Verräterische Rauchfahne
Einer der Piloten, der so eine Fw 190 fliegt, ist
Oberleutnant Fritz Krause von der 1./NJGr 10.
In der Nacht vom 7. auf den 8. Juli 1944 ist er
unterwegs mit der »Weißen 11«, einer speziell
mit dem FuG 217 Neptun J (J = Jäger) ausge-
rüsteten Fw 190. Um 0:40 Uhr startet er in Ber-
lin-Werneuchen, klettert auf 8,5 Kilometer Hö- Cockpit einer Nachtjäger-Fw-190. Die Anzeigenröhre des Neptun-Sichtgeräts ist oben links über
he und geht auf Mosquito-Jagd. Nur wenig dem Instrumentenbrett. Den Rest musste man extra in einem Röhrengerät unterbringen
später erblickt Krause eine von Suchschein-
werfern erfasste zweimotorige Maschine. Mit Nachtjägern muss die Staffel Ende Juli 1944 geführt: a) Dunkle, geführte Nachtjagd in
Vollgas greift er aus leichter Überhöhung an, vier zur Überholung und außerdem drei wei- Himmelbett-Gebieten mit Bf 109 und Fw 190
trifft mit der ersten Salve einen der Motoren. tere an andere Verbände abgeben. Damit ver- mit Bordsuchgerät, b) Helle Nachtjagd über
Die Mosquito versucht durch Ausweichmanö- bleiben nur noch zwei Fw 190. Gleichzeitig er- dem Ruhrgebiet nach dem Verfahren ›Wilde
ver zu entkommen, doch die Rauchfahne des hält die Staffel aber 16 neue Bf 109 G für die Sau‹.« Die 6./JG 300 mit den Typen Bf 109 AS
und Fw 190 soll die dunkle geführte Nacht-
Erstmals rüstet die Nachtjagdgruppe 10 jagd mit Bordsuchgerät übernehmen.
Wichtig für die Luftwaffe ist, dass die Jäger
normale Fw 190 mit Funkmessgeräten aus. frühzeitig starten müssen, denn sie brauchen
rund 30 Minuten, um auf Höhe der Mosqui-
getroffenen Motors verrät sie. Krause setzt sich Nachtjagd, die wahrscheinlich alle mit dem tos zu kommen. Bei der sogenannten »Ge-
hinter den Gegner und greift in 2000 Meter neuen DB 605 AS ausgerüstet sind. Mit die- führten Mosquito-Nachtjagd« sollen diese be-
Höhe erneut an. Seine Geschosse zerfetzen sem Motor hat die Bf 109 in der Höhe wesent- reits über der Nordsee durch Funkmessgeräte
den rechten Flügel und die Mosquito stürzt ab. lich mehr Leistungsreserven als die Fw 190, an der Küste erfasst werden. Bei einem Holz-
Ein Besatzungsmitglied, Flight Lieutenant E. V. die mit ihrem für mittlere Höhen ausgeleg- flugzeug keine einfache Sache. Die eigenen Jä-
Saunders, kann sich noch mit dem Fallschirm ten BMW-801-D-Motor gegen hochfliegende ger lotst man dann mit Y-Führung an die
retten. Er gerät in Kriegsgefangenschaft. Mosquitos fast machtlos ist. feindliche Maschine heran. Daher sind die Jä-
Wie gefährlich solche Einsätze sind, muss ger nicht unbedingt auf spezielle Nachtjagd-
Krause nur drei Tage später am Himmel über Gute Organisation ist alles geräte angewiesen. Während vor August 1944
Berlin erfahren, als die eigene Flak seine Eigens für die Mosquito-Jagd schafft die Luft- der Abschuss einer Mosquito eher durch zu-
Fw 190 unter Feuer nimmt und diese so waffe im Westen eine spezielle Organisations- fälliges Aufeinandertreffen zustande kommt,
schwer getroffen wird, dass auch er mit dem struktur, deren Zentrale im holländischen soll nun die gezielte Jagd beginnen.
Fallschirm aussteigen muss. Am 19. Juli er- Twente liegt. Am 8. August 1944 ergeht der
wischt es dann wieder eine Mosquito über entsprechende Befehl. Dort heißt es: »Zur Ab- Ein neues Geschwader entsteht
der Stadt, in acht Kilometer Höhe trifft dies- wehr immer stärker werdender Mosquito- Ende August werden zudem mit dem Aufbau
mal Unteroffizier Wittmann von der 1. Staffel. Einflüge wird bei der 3. Jagddivision Be- des neuen Nachtjagdgeschwaders 11 die Staf-
Von den vorhandenen zehn Fw-190-A-5/A-6- kämpfung nach folgenden Verfahren durch- feln neu gruppiert. Das Kommando der

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 35


TECHNIK Fw 190

Antennen-Evolution I. Gruppe übernimmt Major Friedrich Karl


Müller. Die 1. Staffel entsteht aus Teilen der
6./JG 300. Diese Staffel, auch bekannt als
Um in der Nacht gegnerische Flugzeuge erfassen zu können, griffen die Nachtjäger auf das
Neptun-Zielsuchgerät zurück. Dieses arbeitete mit Antennen, die Signale aussandten und wieder Nachtjagdkommando Plöger (benannt nach
empfingen. Im Laufe ihres Einsatzes waren die Antennen einem drastischen Wandel unterworfen. ihrem Staffelkapitän Wilhelm Plöger), setzt
mit Funkgeräten ausgerüstete Jäger ein. Ähn-
Fw 190 A-5/U2 mit Stachelantennen auf lich ist es auch bei der 2./NJGr 11. Wäh-
der Tragfläche. Die Konstruktion war auf- rend die Hälfte der Staffel noch weiter als
wendig. Deshalb ging man über zu … 1./NJGr 10 operiert, bildet die andere Hälfte
den Grundstock für die 2. Staffel.

Die Einmot-Tage sind gezählt


Als die Staffel Ende August 1944 nach Bonn-
Hangelar verlegt, ändert sich zwar der Nacht-
jagdraum, nicht aber die Aufgabe. Am 23. Au-
gust kann Hauptmann Friedrich Karl Müller
eine Mosquito in acht Kilometer Höhe über
Eindhoven stellen und abschießen. Im Raum
Duisburg trifft am 15. Oktober Unteroffizier
Dürscheid eine weitere Mosquito in 5,6 Kilo-
meter Höhe. Oberleutnant Krause bleibt zu-
nächst weiterhin bei der 1./NJGr 10, ihm ge-
lingt am 4. November der Abschuss einer
viermotorigen Lancaster. Doch die Tage der
einmotorigen Jäger bei der NJGr 10 sind ge-
… Flächenvorbauantennen: zählt. Am 12. Januar 1945 wird Krause, mittler-
Diese nahmen der Fw 190 weile zum Hauptmann befördert, erster Kom-
jedoch 18 bis 20 km/h an mandeur der neu gebildeten III./NJGr 11.
Geschwindigkeit, Die Mosquito-Jagd im Großraum Berlin
weswegen … übernimmt die 10./JG 300. Einer, der sich da-
bei besonders hervortut, ist Leutnant Kurt
Welter. Welter kommt aus der Tagjagd und
fliegt noch im Juli bei der 5./JG 300 erfolg-
reich gegen B-17-Bomber und P-51-Mustang.
Jetzt nimmt er nachts Mosquitos und Lancas-
ters aufs Korn, seine erste Mosquito schießt
er am 26. August 1944 ab – und das in 9,5 Ki-
lometer Höhe. Innerhalb kürzester Zeit, ge-
nauer bis zum Oktober, kann er mindestens
acht Luftsiege über das britische Holzflug-
zeug erringen; die ganze Staffel bringt es auf
doppelt so viele Abschüsse. Doch der Erfolg
ist nur von kurzer Dauer. Der Vormarsch der
Alliierten in Frankreich behindert zuneh-
mend die frühzeitige funktechnische Erfas-
… nur noch je zwei Antennen für die ho- sung der Mosquitos, somit ist es kaum noch
rizontale und vertikale Peilung an den möglich, die Maschinen rechtzeitig zu verfol-
Flügeln eingesetzt wurden gen, und die Erfolge nehmen deutlich ab.
Welter erzielt am 28. Oktober 1944 den letz-
ten Staffelabschuss.

Die Me 262 macht das Rennen


Auch wenn es diese vereinzelten Erfolge in
der Bekämpfung der schnellen Mosquito mit
einmotorigen Kolbenjägern in der Nacht
durchaus gibt, so sind sie doch nicht wirk-
sam genug, um die Einflüge der schnellen
britischen Bomber und Aufklärer zu unter-
binden. Erst der neue Düsenjäger Me 262 mit
seiner überlegenen Geschwindigkeit hat da-
zu das Potenzial. Doch von ihm gibt es zu
wenige. Unter dem Kommando von Ober-
leutnant Kurt Welter entsteht im November

36
Diese zweisitzige Version der Me 262,
ausgerüstet mit dem FuG 218 und zwei
300-Liter-Zusatztanks an den Wikinger-
schiffen, wurde von den Amerikanern er-
beutet und als FE-610 nach dem Krieg in
den USA ausgiebig getestet

1944 in Burg bei Magdeburg eine experimen-


telle Nachtjagdeinheit mit einsitzigen Me 262
A-1a. Geflogen wird zunächst klassisch oh-
ne Radargeräte im »Wilde Sau«-Verfahren.
Doch mehr und mehr finden auch mit Funk-
geräten ausgerüstete Me 262 ihren Weg zu
dieser Einheit.

Letzte Überlebende
Die ersten Me-262-Doppelsitzer gehen mit
dem neuen FuG 218 ab Ende März 1945 auf
Mosquito-Jagd. Welters Kommando wird ab
dem 28. Januar 1945 als neue 10. Staffel eben-
falls ins NJGr 11 integriert. Seine Staffel fliegt
nun mit der Me 262 rund 70 weitere Einsätze.
Dabei gelingen insgesamt 48 Abschüsse, 46
davon sind Mosquitos; auf Welters Konto ge-
hen allein 22. Das Kriegsende beendet auch
die Mosquito-Jagd. Die 10./NJGr 11 übergibt
Anfang Mai 1945 ihre Me 262 in Schleswig-
Jagel den Alliierten. Oberfeldwebel Kurt Welter im Januar 1944 bei der 5./JG 302 in Ludwigslust zusammen mit
Als die britische Armee die deutschen seinen Mechanikern vor einer Fw 190 im Ausrüstungszustand A-5/U2, die mit zwei 300-Liter-
Luftwaffenstützpunkte in Norddeutschland Zusatztanks über eine enorme Reichweite verfügte und mit FuG 217 ausgerüstet war
einnimmt, findet sie auf dem Platz in Leck
auch einen der seltenen Fw-190-Nachtjäger.
Es ist laut Liste eine A-6/R6, Werknummer
550214, PN+LU, die mit dem FuG 217 ausge-
rüstet ist. Sie erhält die britische Registrierung
AM 10 und findet ihren Weg über Schleswig
nach Farnborough. Im September 1945 ist sie
dann Ausstellungsstück im Hyde Park und
wird 1946 an Südafrika abgegeben. Heute
steht sie im South African National Museum
of Military History in Johannesburg – und
kündet dort von einem letztlich gescheiterten
Versuch der deutschen Luftwaffe, alliierte
Flugzeuge vom Nachthimmel über Deutsch-
land fernzuhalten. n

Bisher zur Fw 190 erschienen:


FC 11/2017 Daimlers Bester
FC 04/2018 Turbokraft für die Fw 190
FC 09/2018 Für Notfälle!
Lesen Sie außerdem weitere Artikel zur
Fw 190 in Flugzeug Classic Extra 6, 7 und 9. Letzte erhaltene Fw 190 A-6/R6 mit FuG 217. Das Emblem der 8./JG 1 gehört nicht dorthin.
Auch die angebauten Gondelwaffen sind nicht authentisch Foto Derek Gaynor

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 37


TECHNIK Typengeschichte

Eine am Brennstand in
der Feuerstellung zum
Schuss vorbereitete
V 2. Nachdem die ge-
planten Abschussanla-
gen in Frankreich weg-
fielen, blieben für den
Einsatz der Fernrakete
nur mehr die mobilen
Fernraketen-Einheiten

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Herbert Ringlstetter

38
Typisches Gespann: ein Hanomag SS 100 (Sonder-Kfz 251) als Zug-
maschine eines Meillerwagens (FR-Wagen) samt A 4. Die maximale
Transportgeschwindigkeit lag bei 40 km/h auf guten Straßen

AGGREGAT 4/V 2

Der letzte »Blitz«


Von September 1944 an begannen die neu geschaffenen Raketen-Abteilungen in gro-
ßem Umfang, V 2 zielbestimmt abzufeuern. Insbesondere die Einwohner von Antwer-
pen und London fürchteten das lautlos herabstürzende Geschoss Von Herbert Ringlstetter

P
arallel zu den riesigen Bunkerbauten den Dienstgebrauch im Umgang mit der lin auf den SS-Truppenübungsplatz Heidela-
Kraftwerk Nordwest (Watten), südlich Fernrakete. ger bei Blizna östlich von Krakau. Dort wähnte
von Dünkirchen, und Schotterwerk Ein besonderes Augenmerk galt der Be- man sich sicher vor alliierten Luftangriffen,
Nordwest bei Wizernes, südöstlich von Ca- weglichkeit und Tarnung der V-2-Einheiten. auch eignete sich der entlegene Standort dazu,
lais, schuf man von Mitte 1943 an Raketen- Die Lehr- und Versuchsbatterie 444 verlegte Personal zu schulen und die V 2 unter den spä-
abteilungen, die beweglich von praktisch be- nach der Bombardierung der Heeresversuchs- ter zu erwartenden Einsatzbedingungen abzu-
liebigen Positionen aus V 2 abfeuern sollten. anstalt Peenemünde im Oktober 1943 von Kös- feuern. Abgeschossen wurden die Raketen oh-
Diese neu aufgestellten Heereseinheiten
gehörten der Artillerie an, da es sich beim
Aggregat 4 um ein unbemanntes Geschoss,
ähnlich einer Kanonengranate, handelte. So
begann die Lehr- und Versuchsbatterie 444
bei Köslin (heute Koszalin) an der Ostsee, öst-
lich von Peenemünde, mit der speziellen Aus-
bildung des Personals. Im September 1943
kam die Artillerie-Abteilung 836 hinzu, im
November folgte die Abteilung 485, 1944 die
SS-Werfer-Batterie 500 (ab 1945 Abteilung
500). In der Regel bestand eine Abteilung aus
drei Batterien.

Die Trefferquote steigt


Für den späteren scharfen Einsatz erarbeitete
man Aufstellungspläne sowie die Anforde-
rungen an Ausrüstung und die mögliche
Truppenstärke. Hinzu kamen die taktischen
Vorgehensweisen für die Fernraketen-Mann-
schaften. Für den Dienstgebrauch gab es eine
mit anschaulichen Zeichnungen versehene Eine V 2 wird per Straßenbockkran vom Vidalwagen auf einen Meillerwagen gehievt und anschlie-
Fibel, ein geheim zu haltendes Handbuch für ßend in die Feuerstellung gefahren

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 39


TECHNIK Typengeschichte

auf die mobilen Raketen-Abteilungen. Im


August 1944 begann das Unternehmen »Pin-
guin«, der Fronteinsatz der V 2, den Adolf
Hitler Ende August mit Nachdruck forderte.
Die Führung der Raketen-Verbände wechsel-
te nach dem Attentat auf Hitler auf Reichs-
führer Heinrich Himmlers energisches
Betreiben hin vom LXV. Armeekorps zur
Waffen-SS unter Obergruppenführer Hans
Kammler. Das Personal der nicht offiziell als
solche geführten Division zur Vergeltung
(z.V.) setzte sich aus üblichen Wehrmachtsol-
daten, SS-Angehörigen sowie zivilem techni-
schen Fachpersonal zusammen. Unterteilt
war die Division z.V. in die Gruppe Nord zur
Bekämpfung von Zielen in Frankreich und
Belgien, die Gruppe Süd für den Schuss Rich-
tung Großbritannien, insbesondere London,
sowie den Führungsstab.
Zum erstenreibungslosen Fronteinsatz deu-
tscher Fernraketen kam es am 8. September
1944 mit dem Einschlag einer V 2 in Paris mit
geringen Beschädigungen. Um 18:44 Uhr des-
selben Tages schlug in Chiswick, in Londons
Westen, eine Rakete ein, wobei drei Menschen,
darunter die dreijährige Rosemary Clarke,
ums Leben kamen. Elf Häuser wurden völlig
zerstört, 21 stark und 512 leicht beschädigt. Ei-
ne weitere V 2 explodierte außerhalb Londons,
verletzte jedoch niemanden.

Präzision unabdingbar: Einstellarbeiten im Geräteraum einer V 2 – unter den Verkleidungen be- Gegen Punktziele ungeeignet
finden sich die beiden kardanisch aufgehängten Hochgeschwindigkeitskreisel, die nach Anlauf Täglich folgten nun bis ins Frühjahr 1945
drei Minuten brauchten, ehe sie die korrekte Lage gefunden hatten hinein V-2-Abschüsse. So verschoss die bei
Hellendoorn in den Niederlanden gelegene
Feuerstellung Nr. 412 der SS-Batterie 500 zwi-
Cinema Rex schen dem 9. und 27. März 1945 noch etwa
Die Unberechenbarkeit und Dauergefahr 38 A 4. Drei Starts endeten als Fehlschüsse.
tere Gebäude im Umfeld wurden in Schutt
der deutschen Rakete verdeutlichten die Ge- gelegt. Gestartet war die Vergeltungswaffe Die vorrückenden alliierten Truppen zwan-
schehnisse im Zentrum von Antwerpen am nur Minuten zuvor in den Niederlanden, auf gen die Raketeneinheit am 28. März dazu, ih-
Nachmittag des 16. Dezember 1944: Mehr den Weg geschickt von einer Bedienungs- re Stellung zu verlassen. Nur wenige V 2 ka-
als 1100 Menschen nahmen Abstand vom mannschaft der SS-Werfer Batterie 500. men gegen Punktziele wie etwa die Brücke
Kriegsalltag und genossen den Film The Der V-2-Einschlag im voll besetzten Cine- von Remagen zum Einsatz, doch blieben die-
Plainsman mit Gary Cooper im Großkino ma Rex gilt als der tödlichste seiner Art. se Aktionen erfolglos, da sich die A 4 für der-
Cinema Rex. Um 15:17 Uhr nahm der Wes- Nach der Katastrophe ließ der Antwerpener artige Zwecke zu ungenau steuern ließ.
tern ein jähes Ende, als eine V 2 direkt im Stadtrat sämtliche Theater und Kinos schlie- Eine motorisierte Fernraketen-Batterie
Dach des Kinos einschlug und in üblicher, ßen und ordnete an, die Personenzahl bei
(FR-Batterie) verfügte über zahlreiche einsatz-
brachialer Manier explodierte. Die Trefferwir- Veranstaltungen auf maximal 50 zu begren-
kung zeigte sich verheerend; für 567 Men- spezifische Trupps, darunter der Vermes-
zen. Zwar hielt man die desaströsen Verlus-
schen endete der Raketeneinschlag tödlich, te des V-2-Angriffs geheim, doch sickerte die sungs-, Triebwerk- oder Elektrotrupp. Für die
darunter 296 alliierte Soldaten. Hinzu ka- Geschichte durch und landete mit überzoge- Mobilität sorgten rund 35 Wagen und Anhän-
men 291 Verletzte. Das Kino sowie zehn wei- nen Opferzahlen auf Hitlers Schreibtisch. n ger, darunter etliche Sonderfahrzeuge wie Be-
triebsstoff-Anhänger und -Lkw, gepanzerte
Halbketten-Zugmaschinen und Flakwagen.
ne Sprengkopf in überwiegend nordöstliche nen gelangten im Juli 1944 auch erstmals Teile Transportiert wurden die Fernraketen auf
Richtung, wo sie nach Vorgabe auf einem einer abgestürzten A-4-Rakete in die Hände speziellen Vidalwagen im Schlepp einer Zug-
Übungsgelände niedergingen. Lag die Treffer- der Westalliierten. maschine, was ihren Einsatz sehr flexibel ge-
quote anfänglich bei mageren 30 Prozent, stei- staltete. Für den Transport vom Feldspeicher
gerte sich diese bald auf 80 Prozent. Mitunter Ausschließlich mobil in die Feuerstellung verlud man die mit
betrugen die Abweichungen vom Zielpunkt Nach der massiven Bombardierung der Ab- Sprengkopf versehenen Raketen mittels
lediglich vier Kilometer. schussanlagen und der zu erwartenden transportablem Stabokran letztlich auf den
Im Juli rückte die Rote Armee an und man Rückeroberung der französischen Gebiete ebenfalls speziell entwickelten Meillerwagen.
musste den Übungsplatz verlagern. Durch unterhalb von Dünkirchen und Calais kon- Über diesen ließ sich die V 2 direkt auf- und
die Zusammenarbeit mit polnischen Partisa- zentrierte sich die Einsatzführung verstärkt auf dem Abschussgestell ausrichten. Der Auf-

40
bau der Rakete auf dem Brennstand hatte mit
höchster Präzision in zahlreichen Schritten Aggregat 4/V 2 V-2-Abschüsse*
genau nach Vorschrift zu geschehen. Bereits in 1945 Belgien
kleinste Ungenauigkeiten und Versäumnisse üblichem Antwerpen 1610
konnten zum Fehlschuss oder zur Zielabwei- Tarnanstrich Lüttich 27
chung führen. Hasselt 13
Nicht selten stellte man bei der techni- Tournai 9
Mons 3
schen Überprüfung bereits im Feldspeicher
Diest 2
einer Batterie technische Mängel an Raketen Frankreich
fest und veranlasste, sie zurückzuführen. Im Lille 25
Januar 1945 verfügte die Division z.V. über ei- Paris 22
ne Personalstärke von insgesamt etwa 11 000 Tourcoing 19
Mann, wobei zu diesem Zeitpunkt auch je ei- Arras 6
Cambrai 4
ne Einheit mit V 1 (Flugbombe) und V 3 (Rie-
Großbritannien
senkanone) der Division z.V. unterstand. London 1358
Norwich/Ipswich 44
Kaum zu bekämpfen Deutschland
Die Alliierten versuchten zwar, auch die mo- Remagen 11
bilen Abteilungen zu bekämpfen, doch gestal- Niederlande
Maastricht 19
tete sich dies äußerst schwierig, weshalb man
Gesamt* 3172
in erster Linie die Infrastruktur der Raketen- *Es existieren unterschiedliche Angaben,
Abteilungen angriff. Auch zwang die Be- zudem ist die Auflistung nicht vollständig
kämpfung vermuteter Einrichtungen in be-
wohnten Gebieten in den Niederlanden zur
Zurückhaltung. Immerhin gelang es Jagd-
bombern, die Produktionsstätten für Flüssig-
sauerstoff im Den Haager Loosduinen und
Alblasserdam bei Rotterdam zu zerstören.
Zwar war den Alliierten die im Harz gele-
gene A-4-Hauptfertigungsstätte Mittelwerk
im Kohnstein bei Nordhausen bekannt, doch
galt die unterirdische Fabrikanlage als un-
zerstörbar. Neben den getarnten Feuerstel-
len im Schutz von Wäldern nutzte man auch
entsprechend präparierte Züge. Zudem ver-
schoss man über 1000 A 4 direkt von Den
Haag in Südholland aus, meist Richtung Lon-
don. Britische Bomber griffen die städtische
V-2-Stellung noch im März 1945 an, wobei
aufgrund eines Navigationsfehlers 500 Men-
schen ihr Leben verloren.
Die deutsche Propaganda kreierte den Na-
men Vergeltungswaffe 2 für das Aggregat 4
und pries die Rakete als eine der »Wunder-
waffen« an, mit deren Hilfe sich das Kriegs-
glück doch noch auf die deutsche Seite schla-
gen würde. Tatsächlich aber blieben die
Kampfergebnisse relativ bescheiden und der
extreme finanzielle wie materielle Aufwand
stand hierbei in keinerlei Verhältnis.

Tausende Opfer
Insgesamt kamen etwa 3280 V 2 zum scharfen
Einsatz, etwa 270 davon endeten als Fehl-
schüsse. Mehr als ein Drittel der verschosse-

In Peenemünde entwickelte man auf Basis eines


Wagens der Firma Meiller Kipper speziell für den
Einsatz des A 4 den FR-Wagen, meist Meiller-
wagen genannt. Dieser ermöglichte nicht nur die
V 2 in die Feuerstellung zu transportieren,
sondern sie auch exakt auf der integrierten
Abschussplattform aufzustellen und auszurichten

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 41


TECHNIK Typengeschichte

Vorbereitung zum Weitertransport: Eine mit


Schutzüberzug getarnte A 4 auf dem SS-Trup-
penübungsplatz Heidelager auf einem
Schmalspurwagen. Die Rakete wurde zuvor
aus dem Feldspeicher, einem als Sicht- und
Witterungsschutz genutzten Tunnel, gezogen

nen Raketen startete Richtung London, 1610 unerheblichen psychologischen Unruhefaktor ernstlich verletzte. Die letzte gegen Großbri-
richteten sich gegen die militärisch wichtige – lautlos ging die deutsche Rakete ohne Vor- tannien gerichtete V 2 schlug am 27. März
Hafenanlage Antwerpens. Weitere Ziele lagen warnung mit mehrfacher Schallgeschwindig- 1945 in Orpington/Kent ein und tötete die
in Frankreich und den Niederlanden. Schät- keit nieder. Vom Abschuss bis zum Einschlag 34-jährige Ivy Millichamp. Verglichen mit üb-
zungen zufolge verloren mindestens 8000 vergingen nur wenige Minuten. lichen Bombardements waren die durch den
Menschen, hauptsächlich im Großraum Lon- V-2-Einsatz angerichteten materiellen Schä-
don und Antwerpen, durch V-2-Angriffe ihr Tödliches Potenzial den sowie die Opferzahlen relativ gering.
Leben. Anders als bei der rund 600 km/h Der folgenschwerste V-2-Einschlag auf der Während des Ausbaus des Mittelwerks
schnellen V 1 (Fieseler Fi 103) gab es gegen britischen Insel ereignete sich am 25. Novem- und der A-4-Fertigung starben zwischen
die V 2 praktisch keine Abwehrmöglichkeit, ber 1944 mit dem Direkttreffer auf das Kauf- 12 000 und 20 000 der hierfür herangezogenen
wenngleich britische Spezialisten fieberhaft haus Woolworth in New Cross/London, der Häftlinge des KZs Mittelbau Dora. Wernher
daran arbeiteten. Dies erzeugte einen nicht 168 Menschen das Leben kostete und 108 von Braun nahm die Gegebenheiten im Zu-

Die Flugbahn der deutschen Vergeltungswaffe veranschaulicht, wie aussichtslos es für die Alliierten war, die Rakete abzufangen

42
Whitechapel nach dem ersten V-2-Einschlag am 27. März 1945. Laut
einer Rekonstruktion von 2010 hinterließ eine V-2-Detonation einen
etwa 20 Meter breiten sowie acht Meter tiefen Krater
Der auf der Abschussplattform des Meillerwagens aufgesetzte,
ge des Einsatzes und beim Bau der V 2 samt geöffnete Ventilkasten diente dazu, die Triebwerke zu überprüfen. Die 168 Seiten
den zu erwartenden und tatsächlichen Op- starke A-4-Fibel gab anschaulich Auskunft über die Vorgehensweise
fern protestlos hin.
Die Peenemünder Raketenbauer um von
Braun und Dornberger verfolgten sicherlich
auch – oder womöglich vor allem – das Ziel,
die unstrittigerweise hochgradig potente Ra-
kete militärisch gesehen treffsicherer und, zi-
vil betrachtet, raumfahrttauglicher zu bauen.
Noch ahnte Wernher von Braun nichts von
den Möglichkeiten, die sich ihm bald bieten
würden, um seinen eigentlichen Plan des
Weltraumflugs in die Tat umzusetzen.
Lesen Sie in der nächsten Ausgabe von
Flugzeug Classic über die Operation »Back-
fire« und den weiteren Werdegang der V 2
in den USA. n

Auch mit sämtlicher Ausrüstung bestückte


Züge nutzte man zum Abschuss

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 43


TECHNIK Cockpit

LFG ROLAND D.VIB

Ahoi, Flieger!

Die ersten Typen von »Roland« waren die


Pilotensitz einer LFG D.VIb. bekannten Tauben und die üblichen Doppel-
Rechts hängt oben die Zugkette decker, darunter auch Lizenzbauten von Al-
für den Kühler im Oberflügel batros B. Popularität erreichten später dann
und unten ist die Luftpumpe für die stromlinienförmigen »Walfisch«-Aufklärer
die Benzinanlage zu erkennen LFG Roland C.II.
Ab Ende 1917 entstand mit dem Typ D.IV
ein Jagdeinsitzer in der aus dem Bootsbau be-

D
Warum sollte eine bewährte ie LFG ist ursprünglich 1908 zum Bau kannten Klinkerbauweise. Dabei wurden die
von Parseval-Luftschiffen entstanden, Sperrholzspanten mit langen, schmalen, über-
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Peter W. Cohausz
Konstruktionsform aus der aber bereits 1912 begann die Firma mit lappt verleimten Fichtenholzplanken verklei-
dem Flugzeugbau. Als Werksymbol suchte det. Von diesem und dem Nachfolger-Typ D.V
Seefahrt nicht auch in der man sich die Sagengestalt Roland aus und so baute man nur je ein Versuchsmuster.
Luft erfolgreich sein? Die erlangten die Flugzeuge als »Roland-Maschi- In Serie produzierte LFG jedoch die mit ei-
nen« Bekanntheit. nem 160 PS Daimler ausgerüstete elegante Ro-
Luftfahrzeug-Gesellschaft Mit Beginn des Ersten Weltkriegs dehnte land D.VIa, deren Prototyp gleichzeitig das
LFG aus Berlin-Charlotten- sich das Werk aus und es entstanden weitere 1000. LFG-Flugzeug war. Insgesamt wurden
Produktionsanlagen in Adlershof und eine 353 D.VI gebaut, davon 200 von der Weiterent-
burg nutzte die Klinkerbau- Fliegerschule am Flugplatz Johannisthal, wo wicklung D.VIb.
weise gleich bei mehreren die Flugzeuge auch eingeflogen wurden.
Die Zeiten überlebt
Als am 6. September 1916 ein Großbrand
ihrer Jagddoppeldecker die Werkanlagen zerstörte, verlegte man die Erhalten geblieben ist davon der Rumpf einer
Produktion in die Ausstellungshallen am Kai- D.VIb mit der Bestellnummer D2225/18 im
wie der Roland D.VIb serdamm in Berlin. Gegen Kriegsende verlie- Luftfahrtmuseum in Krakau, die ursprünglich
Von Peter W. Cohausz ßen vier bis fünf Maschinen pro Tag das Werk. aus der Deutschen Luftfahrtsammlung in Ber-

44
Eine LFG Roland D.VIb vor dem Start. Die aus
der Seefahrt entlehnte Konstruktion war nicht
das einzig Besondere an diesem Flugzeug
Foto Sammlung Herbert Ringlstetter

Ein weiterer Blick in


den Pilotensitz zeigt
oben das Ablesefenster
für den Kompass

Instrumentierung einer LFG Roland D.VIb


Nr. Gerät Anzeigebereich Hersteller
1 Hebel für die Zündverstellung
2 Gaszug
3 Hebel für die Benzinanlage
4 Pilotensitz
5 Seitensteuerhebel
6 Gashebel an der Steuersäule
7 Maschinengewehr LMG 08/15
8 Zündschalter Bosch
9 Benzinuhr 0–(?) Liter Maximall
10 Sichtfenster für Kompass Ludolph
11 Windschutzscheibe
12 Drehzahlmesser 300–1600 U/min Morell
13 Benzindruckmesser 0–0,5 kg/cm² Maximall u. a.
14 Abzüge für die MG
15 Benzintank
16 Griff der Steuersäule
17 Anlassmagnet Bosch
Nicht sichtbar:
Luftpumpe für die Benzinanlage (rechts unten)
Zugkette für die Kühlerklappen im Oberflügel (rechte Cockpitwand)
Anemometer 50–250 km/h (Tragflächenstrebe)
Fettpresse für die Wasserpumpe
Zum Teil wurde auch ein Höhenmesser mitgeführt
Erläuterung der Ausrüstung in der LFG D.VIb

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 45


TECHNIK Cockpit

Trommelkompass von … hier das seitliche


Ludolph mit Ablese- Ablesefenster. Rechts
möglichkeit von oben oben lässt sich eine
und von der Seite. Lampe für Nachtflüge
Dafür sind zwei Roset- befestigen
ten eingebaut, … Fotos (2) Oliver Jordan

Typische Maximall-Benzinuhr. Der Tankin-


halt der LFG C.VI war um einiges geringer
Foto Vanhee
Der erhaltene Rumpf
einer LFG D.VIb im Luft- Ein Dreh-
fahrtmuseum in Krakau zahlmesser
Foto Heimo Stadlbauer von Morell
Foto Oliver Jordan

Das unvollständige Cockpit der Museumsmaschine in Krakau zeigt viele Auf der linken Seite des Pilotensitzes sieht man oben den Gaszug und
Komponenten des »hölzernen Arbeitsplatzes« Foto Mikael Olrog darunter den Hebel für die Zündverstellung Foto Mikael Olrog

lin stammt. Sie hat im Juni 1918 am zweiten Benzindruckmesser nur Schalter und Hebel. gels ein rechteckiges Fenster eingelassen. Da
Vergleichsfliegen der D-Flugzeuge teilgenom- Drehzahlmesser und Benzinuhr saßen oben die Kompasstypen damals üblicherweise aus
men, bei dem die Flugzeugmeisterei Adlershof auf dem Rumpf vor der Windschutzscheibe. der Seefahrt abgeleitete, kardanisch aufge-
das beste deutsche Jagdflugzeug ermitteln Der Steuerknüppel hatte den Einheitsgriff, der hängte Draufsichtgeräte waren, entwickelte
wollte. 37 Maschinen nahmen teil, gewonnen auch in der Fokker D.VII zum Einsatz kam. Ludolph ein besonderes Modell mit einem zu-
hat die Fokker D.VII. Links saß der Gashebel, der über einen sätzlichen Ablesefenster an der Seite.
Bowdenzug mit dem Gashebel an der linken Diese als Trommelkompass bezeichneten
Ein rustikaler Pilotensitz Rumpfwand verbunden war. So konnte der Pi- Geräte waren bereits der Übergang zum späte-
Der Pilot saß wie ein Kajakfahrer in einem höl- lot in engen Kurven beide Hände am Knüppel ren Führerkompass, den der Pilot von der Seite
zernen Arbeitsplatz. Sein Sitz konnte je nach lassen und trotzdem die Drehzahl regeln. ablas. Allerdings hatten die Flieger anfangs Be-
denken gegenüber dieser Konstruktion, weil
Der Pilot saß wie ein Kajakfahrer in durch das Fenster nur ein Teil der Rosette
sichtbar war. n
einem hölzernen Arbeitsplatz.
Quellen:
Körpergröße in drei Stellungen gerastet wer- Einen raffinierten Platz hatten die Kon- Bennewitz, Dr. Kurt: Flugzeuginstrumente.
den. Instrumente und Bedienelemente waren strukteure der LFG D.VIb dem Kompass gege- Berlin 1922
vor und neben dem Sitz verteilt, zum Teil so- ben. In vielen Jagdmaschinen saß er am Cock- Hundertmark, Michael/Steinle, Holger:
gar außen am Rumpf. Die Ausrüstung ent- pitboden. Da sich dort aber der Anlassmagnet Phönix aus der Asche – Die Deutsche Luft-
sprach dem üblichen damaligen Standard für befand, der die Kompassnadel abgelenkt hätte, fahrtsammlung Berlin. Berlin 1985
Jagdflugzeuge. Das schmale Instrumentenbrett wanderte er in den Oberflügel. Zum Ablesen Lange, Bruno: Das Buch der deutschen Luft-
oder besser Schaltbrett enthielt bis auf den der Rosette wurde in der Hinterkante des Flü- fahrttechnik. Mainz 1970

46
MODELLBAU

So macht Modellbau jedem Spaß: Bis auf wenige kleine


Ausnahmen ist die Do 27 von Special Hobby problem-
los zu bauen. Dieses Modell zeigt eine »27« der Bundesluft-
waffe von 1977 auf dem Luftwaffenstützpunkt Penzing

DORNIER DO 27/CASA C-127

Verbindungsflugzeug im Kleinen
W
ie viele ande-
Modellbausatz:
re deutsche
Dornier Do 27/CASA C-127 German, Spa-
Flugzeugfab- nish and Belgian Service
rikanten ging auch Kit-Nr.: SH72327
Claudius Dornier ins Maßstab: 1:72
Ausland nach Spa- Hersteller: Special Hobby
nien, um nach dem Preis: 17,40 €
Zweiten Weltkrieg Die Sitzgurte Kommentar: Neuer
wieder Flugzeuge zu entstammen Spritzgussbausatz, filigra-
bauen. Hier gründete der Ersatzteilkiste ne Bauteile, Decals für drei Maschinen
er die Firma Oficinas und sind durch die Plus: Gute Oberflächendetails, gute Cock-
piteinrichtung, detailliertes Fahrwerk, offen
Técnicas Dornier geöffnete Glas-
darzustellende Glastüren
(OTEDO). Mitte der türe gut zu sehen Minus: Keine erkennbaren Mängel
1950er-Jahre schrieb
die spanische Regie-
rung ein neues STOL-Flugzeug aus, an dem ganz zum Schluss angebracht werden. Nur schmalsten Stelle des Türrahmens sitzt. Zie-
sich Dornier beteiligte. Es entstand die bei den vorderen Glastüren ist Vorsicht beim wes Fazit: »Ein tolles Modell, das man mehr-
Do 25 – ein viersitziger Hochdecker. Nach- Abtrennen geboten, da der Anguss an der mals bauen kann.« Othmar Hellinger
dem aber die deutschen Betriebsanlagen
wiederaufgebaut waren und auch Deutsch-
land nun Flugzeuge produzieren durfte, be-
gann Dornier die Do 25 zu überarbeiten –
Ta 152 sieht rot
heraus kam die Do 27. Der Erstflug fand
1955 statt und die Produktion lief 1956 an. 1 T-62 in 1:35 Jaktviggen in 1:72
Man
Special Hobbys
Perfekt
kte Seite 10 Donnersschlag
asis fürs

Bis 1965 bekamen die deutschen Streitkräfte


ltern Seite 54

Vereint
Ve
mit

über 400 Maschinen. ,7

Das neue Modell von Special Hobby aus hrende deutschsprac


hige Magazin f
o ellbau

Tschechien zeigt sich sauber gefertigt. Die Modell zum


Austoben!
Teile besitzen sehr feine Oberflächen mit tol-
len Gravuren. Die Glasteile sind schlierenfrei
Fotos Othmar Hellinger/Modell Harald Ziewe

und recht dünn. Die Inneneinrichtung über-


MENGs neuester Wurf
zeugt durch eine Vielzahl von kleinen De-
tails wie Instrumentenbrett, Steuerknüppel
und Sitzen. Modellbauer Harald Ziewe bau- Premium-Hersteller Zoukei Mura hat die Ta 152 H-0
te die Do 27 für Flugzeug Classic und war von herausgebracht. Modellbauer Sven Müller verpasste
der Passgenauigkeit sehr angetan. Der Bau ihr einen roten Anstrich – definitiv ein Hingucker, Taa 152 in 1:32
Zoukei-Muras-Hit
S-38 in 1:35
sieht rot. Seite 20

ging deshalb problemlos vonstatten. Aufpas- doch wie gelingt der? Das und mehr ist in der neuen
sen muss man bei den Kleinteilen, damit ModellFan nachzulesen, die seit dem 17. September
im Kiosk für Sie bereitliegt. n
nichts verloren geht. Die Glasteile können

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 47


FOKKER D.VII

Der Überflieger
Bis zum Ende des Krieges versuchten die jeweiligen Luftfahrtin-
dustrien, ihre Gegner durch Neuentwicklungen zu übertrumpfen.
Im April 1918 erreichten die ersten Fokker D.VII die Frontverbände,
die Maschinen wurden gefürchtete Gegner Von Peter Cronauer

Die Fokker D.VII war Anfang 1918 ihrer damaligen alliierten


Konkurrenz ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen
Foto Sammlung Herbert Ringlstetter

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Peter Cronauer


A
us der Zeit des Ersten Weltkriegs sind mentlich erwähnt wurde. Darin heißt es in Ar- lebte diesen nicht mehr, doch kurz nach sei-
bis heute vor allem drei Entwicklungen tikel I.4, der die Übergabe deutscher Waffen nem Tod trafen die ersten Exemplare zu-
der Schweriner Fokker-Flugzeugwerke »in gutem Zustand« an die Gegner regelte, nächst bei Richthofens Jasta 11 und bei den
in Erinnerung: erstens der Eindecker E.I bis dass »1700 Flugzeuge, Jäger, Bomber und allen sonstigen Staffelführern des Jagdgeschwa-
E.IV, mit dem unter anderem Jagdflieger wie voran sämtliche D 7 und Nachtbomber« un- ders 1 ein. Die Einführung fiel in die deutsche
Oswald Boelcke und Max Immelmann erfolg- verzüglich abzuliefern seien. Frühjahrsoffensive und das Flugzeug be-
reich waren. Zweitens der Dreidecker Dr.I, in währte sich sogleich. Laut Geschwaderadju-
dem der weltweit vermutlich prominenteste Empfehlung von Richthofen tant Karl Bodenschatz leistete die Maschine
Flugzeugführer des Ersten Weltkriegs, Man- Gemäß der zwischenzeitlich eingeführten Re- für die damalige Zeit Außergewöhnliches: »In
fred Freiherr von Richthofen, fiel. Und schließ- gelung, wonach erfahrene Frontflieger in der 24 Minuten kam dieser Typ auf 6000 Meter.«
lich die Fokker D.VII, die als einziger deut- Heimat Neuentwicklungen erproben und be- Tatsächlich war die D.VII ihrer eigenen so-
scher Typ in dem am 11. November 1918 im urteilen sollten, flog Manfred von Richthofen wie der gegnerischen Konkurrenz zumindest
Wald von Compiègne unterzeichneten Waffen- die neue Fokker D.VII bereits im Januar 1918 ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen. Dies
stillstandsabkommen ausdrücklich und na- und empfahl deren Fronteinsatz. Er selbst er- gilt insbesondere für die Version D.VIIF, die

28. Juni 1914 Attentat 1. August 1914 Deutschland Mai 1915 Erster Bombenangriff August 1915 Beginn 21. Februar 1916 Erster Abschuss
von Sarajewo erklärt Russland den Krieg auf London durch Luftschiff der »Fokker-Plage« eines Luftschiffes mit Brandmunition

1914 1915 1916

48
Karl Bodenschatz, Ernst Udet und Karl Bolle (von
links) im Gespräch; im Hintergrund steht eine D.VII

Ernst Udet in seiner


Maschine. »Lo« war der
Spitzname seiner da-
maligen Herzensdame

Ernst Udet vor


seiner Fokker D.VII

von dem überbemessenen und überverdichte- dem Unfalltod Wilhelm Reinhards neuer Leutnant Friedrichs sprang sofort aus dem
ten Höhenmotor BMW IIIa angetrieben wur- Kommandeur des Jagdgeschwaders 1 und so- Flugzeug ab, blieb aber mit dem Rücken an
de, aber auch mit dem überkomprimierten mit Manfred von Richthofens Nach-Nachfol- der Stabilisierungsfläche hängen. Der Fall-
Daimler D IIIa war sie eine »durchaus gleich- ger wurde, den folgenden amtlichen Unfall- schirm öffnete sich ordnungsgemäß, riss aber,
wertige Maschine«. Die D.VII war außerge- bericht: »Am 15. Juli 1918 neun Uhr abends jedenfalls infolge des übergroßen Gewichtes
wöhnlich wendig und schnell, stieg rasanter startete Leutnant Friedrichs, Jasta 10, zu ei- durch den hängengebliebenen Körper, ab. Die
als Freund und Feind, und vor allem der BMW- nem Frontfluge. Flugzeug Fokker D.VII Seile sind etwa 10 cm unterhalb der Spleiß-
Motor entfaltete erst oberhalb von 3000 Meter 309/18. In 1700 m Höhe bemerkten die neben stelle am Fallschirm abgerissen. Bereits wäh-
Höhe sein gesamtes Leistungspotenzial. Leutnant Friedrichs fliegenden Flugzeugfüh- rend des Absprungs des Leutnant Friedrichs
rer am Flugzeug des Ersteren plötzlich eine hörte man plötzlich mehrere losgehende
Rätselhafte Selbstentzündung weiße Rauchfahne zu beiden Seiten des Ben- Schüsse. Das Flugzeug stürzte hellbrennend
Allerdings litt auch dieser Typ zunächst unter zintanks. Leutnant Friedrichs drückte sein ab und verbrannte restlos am Boden.«
diversen »Kinderkrankheiten«. So verfasste Flugzeug daraufhin sehr stark, im nächsten Während Leutnant Friedrichs bei dem
Hermann Göring, der Mitte Juli 1918 nach Moment fing das Flugzeug an zu brennen. Absturz ums Leben kam, verfasste Leutnant

28. Oktober 1916 Oswald Boelcke April 1917 Im »Blutigen April« werden 19. Oktober 1917 »Groß«-Angriff mit 29. Juli 1918 Jungfernfahrt des letzten
stirbt bei einem Zusammenstoß 298 alliierte Flugzeuge zerstört elf Luftschiffen auf Großbritannien deutschen Marine-Luftschiffes »L 71«

1917 1918 1919

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 49


dichtungen fliegen die Funken dicht über den
Benzintank nach hinten. Eine Entzündung
des herumspritzenden Benzins ist auch hier
möglich.« Umgehend reichte man eine lange
Liste notwendiger Modifikationen nach oben
weiter. Auch wurde der Einsatz von Leucht-
spurmunition vorübergehend untersagt, was
wiederum zur Folge hatte, dass der Abschuss
von Ballonen nahezu unmöglich wurde, zu-
mal die Gegner in der Zwischenzeit auch hier
nachlegten und eine neuartig gefertigte und
gefirnisste Ballonhülle zum Einsatz brachten,
die eine Entzündung ohnehin erschwerte.
Die deutsche Frühjahrsoffensive kam zum
Erliegen, und ab dem 18. Juli 1918 wendete
sich das Blatt. Mit »enormer zahlenmäßiger
Überlegenheit« gingen die Gegner zum Ge-
genangriff über, und »auch in der Luft rann-
ten Franzosen und Engländer mit einem Mas-
seneinsatz von Geschwadern heran«. Die
deutschen Jagdflieger versuchten, dagegen-
zuhalten. Dabei erzielten einzelne Flugzeug-
führer zwei, drei oder sogar vier Abschüsse
an einem Tag, häufig wiesen die täglichen Ge-
samtstatistiken der deutschen Jagdgeschwa-
der zweistellige Abschusszahlen auf. Daran
hatte auch die Fokker D.VII ihren Anteil, die
zeitgenössischen Beurteilungen zufolge »aus
einem durchschnittlichen Piloten ein Ass ma-
chen« konnte, am Gesamtverlauf änderte das
freilich nichts.
Luftkampfszene mit Fokker D.VII, Mit dem großen Durchbruch zwischen
gemalt von Claus Bergen Somme und Luzebach am 8. August 1918 –
Ludendorff bezeichnete dieses Datum als den
Bender von der Jasta 4 nur einen Tag später war keine Feindeinwirkung im Spiel, auch »schwarzen Tag des deutschen Heeres« – be-
folgenden Bericht: »Ich merkte gleich nach hatten die Flugzeuge keinerlei Vor- oder Be- gann schließlich die 100-Tage-Offensive der
dem Start eine sehr große Hitze im Flugzeug. schussschäden. Alliierten, die das Heft des Handelns bis zum
Nachdem ich etwa 200 m hoch war, hörte ich Ende des Krieges nicht mehr aus der Hand
plötzlich einige Schüsse losgehen. Im glei- Ein Funke genügt gaben. Ausgerechnet an jenem Tag schossen
chen Augenblick spritzte Benzin im Flugzeug Die Aussagen der »Luft- und Erdzeugen«
herum und das Flugzeug fing an zu brennen. führten zu der Erkenntnis, dass leck werden-
Ich konnte mich nur durch sofortigen Ab- de Benzintanks die Brände verursachten: »In- Die Jasta 26 flog noch lange
sprung vor dem Verbrennen schützen.« folge der übergroßen Hitze im Fokker D.VII, den veralteten Fokker-Dreidecker;
Leutnant Bender kam glimpflich davon, die hier nicht genügend Abzug hat, dehnt davor steht Otto Eßwein
seine Fallschirmlandung glückte, doch die sich das unter Drucke stehende Benzin stark
wenigen Überreste seiner D.VII 2063 ließen aus. Ein Leckwerden der Behälter ist leicht
keinerlei Aufschluss über eine mögliche Un- möglich, da alle Benzintanks im Fokker D.VII

Mit enormer zahlenmäßiger Überlegenheit


gingen die Gegner zum Gegenangriff über …
fallursache zu. Immerhin gab es auch bei die- wegen schlechter Arbeit schon immer zu Kla-
sem Ereignis reichlich »Erdzeugen«, genauso gen Anlass gegeben haben. Es besteht außer-
wie nur eine Stunde später, als eine D.VII der dem die Möglichkeit, dass das nach Leckwer-
Jasta 45 direkt neben den Platz des Jagdge- den des Tanks umherspritzende Benzin von
schwaders 1 fiel. Dem Flugzeugführer zufol- der Ph-Munition (Ph steht für Phosphor, also
ge, der sich selbst aus dem brennenden Leuchtspurmunition), die sich in den Gurten
Wrack befreite, »wurde zunächst der Benzin- befand, zur Entzündung gebracht wurde.
tank leck, das Benzin spritzte als weiße Eine dritte Möglichkeit als Entstehungs-
Rauchfahne heraus.« Später erst seien Schüs- ursache zum Brande kann bei Überspringen
se losgegangen und das Flugzeug habe ange- von Funken aus dem kurzen Auspufftopf ein-
fangen zu brennen. Bei allen drei Vorfällen treten, auch nach Durchbrennen der Auspuff-

50
Leutnant Adolf Auers Fokker D.VII der
Jasta 40 mit Davidstern am Rumpf. Auer
D.VII schnell auf etwa 5000 m Höhe Richtung wollte damit seinen jüdischen Rottenflie-
Front. Infolge von Wolkenfetzen war es ziem- ger unterstützen Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus
lich diesig und sehr bald trafen wir auf ein gro-
ßes englisches Geschwader. Die übliche Kurbe-
lei begann, jeder suchte und fand auch sehr te Löwenhardt nicht sehen, da ich schoss, und
schnell einen oder mehrere Gegner und schon auch er konnte mich nicht wahrnehmen, da er
die deutschen Jagdflieger mehr gegnerische im Laufe der nächsten Minuten sah man hier durch die untere Tragdecke seiner Maschine
Flugzeuge ab als an jedem anderen Tag des und dort brennende Abstürze. Freund und wenig Ausblick nach unten hatte.«
Krieges. Feind, doch meistens Feind. Ich beobachtete, Von Wenz’ oberer Tragfläche flog ein
wie Löwenhardt hinter einem Engländer saß, »tischtuchgroßer Fetzen« weg, seine steuerlos
Auf Engländer eingearbeitet jedoch plötzlich nach einigen MG-Serien in gewordene D.VII stellte sich umgehend auf
Während man französische Jagdflieger eher als großer Linkskurve von ihm abließ.« den Kopf und raste, zunächst trudelnd und
»zurückhaltend« und US-amerikanische vor dann senkrecht, nach unten. Wenz stieg mit
allem als »unerfahren« einstufte, galten briti- Auch unten, »aber tot« dem Fallschirm aus, für ihn endeten die
sche Flugzeugführer als die gefährlichsten Nahm Löwenhardt einen anderen Gegner höchst dramatischen Sekunden und Minuten
Gegner. Ihnen stellten sich vor allem alte, er- aufs Korn? Wollte er umkehren, weil sie seines Absturzes in einer sicheren Landung
fahrene und »auf den Engländer eingearbeite- schon zu weit auf gegnerisches Territorium mitten im Trommelfeuer. Als er wieder am
te« deutsche Jagdflieger entgegen. Zu ihnen vorgestoßen waren? Aus 200 Meter Überhö- Flugplatz eintraf, erfuhr er, dass Löwenhardt
zählte Oberleutnant Erich Löwenhardt. hung stieß jetzt Wenz auf »den Engländer« ebenfalls unten war, »aber tot«. Dessen Fall-
Der Träger des Pour le Mérite und vorüber- herab und nahm ihn aus kurzer Distanz aufs schirm hatte sich nicht geöffnet. Abgesehen
gehende stellvertretende Kommandeur des Korn. »Plötzlich sehe ich halbrechts über mir, davon, dass ihm Löwenhardts Absprung un-
Jagdgeschwaders 1 reihte Luftsieg an Luftsieg. greifbar nahe, die gelbe Maschine des Olt. Lö- begreiflich war, weil seine Maschine beim Zu-
Am 10. August 1918 erreichte er seinen 54. Sein wenhardt und im nächsten Augenblick schla- sammenprall kaum Schaden genommen ha-
Staffelkamerad Alfred Wenz schilderte, was gen mir die Räder des Fahrgestells seiner Ma- ben konnte, litt Wenz lange unter diesem
anschließend geschah: »Um die Mittagszeit schine, wahrscheinlich das linke Rad, in »seelischen Schlag«; in »unzähligen Träu-
kletterten wir mit unseren tadellosen Fokker meine rechte, obere Tragfläche. (…) Ich konn- men« kehrte das Ereignis wieder. n

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 51


LESERBRIEFE

Leserbriefe
Anmerkung der Redaktion Leserbriefe spiegeln nicht unbedingt die Meinung Sie wollen uns schreiben?
der Redaktion wider. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe aus Gründen Flugzeug Classic
der Darstellung eines möglichst umfassenden Meinungsspektrums unserer GeraMond Verlag GmbH
Leser sinnwahrend zu kürzen. Infanteriestraße 11a
80797 München

Uniformen und Ränge bildet, da er als solcher dann gefal- zum Fluglehrer wäre es noch ein Seite 25 beschrieben, wie ein
»Serie WK I« und »Serie Cold len ist. Anders ausgedrückt: Das ganz langer Weg für den Stabs- »Verwundeter« auf Bahren in
Einzige, was auf dem Bild nicht zu unteroffizier. Nichtsdestotrotz: umgebaute Zusatztanks gescho-
War Pilots« in Heft 5/2018
sehen ist, ist ein Korvettenkapitän. tolle Beiträge in der Mai-Ausgabe ben wird. Als ich vor über 30 Jah-
Auf Seite 56 ist oben ein Bild von Auf Seite 69 Mitte ein Bild von – da ist jede Seite lesenswert! ren meinen Wehrdienst als Sani-
Peter Strasser – auf dem Bild leicht Uetersen, interessant die »selte- Jochen Graffmann, per E-Mail täter bei der Bundeswehr absol-
zu identifizieren als Fregattenka- ne« Erstuniform Seite 56 bei dem vieren durfte, erklärte man uns
pitän oder Kapitän zur See; das Stabsunteroffizier. Nur wird der Bahre und Trage den Unterschied zwischen Bahre
könnte man nur angesichts der mit Sicherheit kein Fluglehrer »Endlich ausgereift« und Trage. Auf der Bahre liegt
zugehörigen Schulterklappen ent- sein, sondern vielleicht einer der der Tote, daher der Begriff »auf-
scheiden, da beide vier Ärmel- Warte/Mechaniker. Bei aller Lie-
in Heft 6/2018 gebahrt«, auf eine Krankentra-
ringe trugen. Tatsächlich ist hier be zum heute auch dringend ge- In Ausgabe 6/2018 wird im Be- ge legt beziehungsweise damit
Strasser als Fregattenkapitän abge- suchten jungen Nachwuchs – bis richt über die Lightning P-38 auf transportiert man den Verwun-

Foto USAF
Peter Strasser ist Verwundete
auf diesem Bild werden mit
Fregattenkapitän einer Trage
Foto Eberhard Meyer-Reinhard

oder Kapitän zur transportiert,


See die Bezeich-
Foto Slg. Peter Cronauer nung Bahre
aus Flugzeug
Eher ein Mechani- Classic 6/2018
ker/Wart, aber ist hier fehl
kein Fluglehrer am Platz

B Ü C H ER
DOUG BARBIER DANIEL CORROY
Ultimativer Abfangjäger Überschallkämpfer
Die Convair F-106 war maßgeschneidert »Ich möchte die persönlichen Erinne-
für die kontinentale Luftverteidigung rungen der Piloten und Mechaniker
der USA, voll mit hochmoderner Avio- nicht verloren gehen lassen.« Das war
nik, martialisch bewaffnet und brachial der Beweggrund für Daniel Corroy, ein
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Geschichte und Geschichten um die dern I/3 Navarre und II/3 Champagne
World’s La 3e Escadre de Chasse et
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le North American F-100 D/F
The Story of Convair’s F-106 sammengestellt sowie oft packend ge- war Elektromechaniker für Flugzeuge Super Sabre
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52
TERMINE

deten/Kranken. Dem Toten wird zur A-7. Mit Einführung des neuen
es sicher einerlei sein, ob er auf Kopfschutzes (Furchenzieher), ab
der Bahre oder Trage liegt, dem der A-8 mit der gewölbten Vergla-
Lebenden sicherlich nicht. sung, hat man auf die Rollendurch-

Fotos (2) Sammlung Dietmar Hermann


Thomas Hahn, per E-Mail führung verzichtet und die Antenne
war an der Haube fest fixiert. Bei
offener Haube hing sie also durch.
Focke-Wulf Fw 190 Soweit ist alles eindeutig.
Flugzeug Classic Extra Es gibt aber auch A-8er mit nor-
malem Panzerschutz und alter Hau-
Focke-Wulf Fw 190 be, wo deutlich sichtbar die Um-
Als treuer, begeisterter Abonnent lenkrolle auf der Haube fehlt und
und Leser Ihrer Zeitschrift habe Schematische Darstel- der Antennendraht ebenfalls durch-
ich als Modellbauer eine Frage, lung der Antennendurch- hängt. So beispielsweise bei Ma-
die leider auch Ihre wirklich tol- führung bei der Fw 190 schinen vom JG 51 und JG 54
len Fw-190-Sonderhefte (Flugzeug im/aus dem Osten. Die Umlenkrol-
Classic Extra 6, 7 und 9) nicht be- len waren aus Kunstharz und damit
antworten konnten. auch nicht verschleißfrei. Es ist
Bisher war mir bekannt, dass durchaus möglich, da bei der in
bei der Fw 190 das Antennenka- Massen gebauten A-8-Baureihe
bel bei geöffneter Kabine über ei- Materialersparnis und Vereinfa-
ne Umlenkrolle im Kabinendach chung im Vordergrund standen, dass
immer gespannt wird, sodass ich man mehr und mehr im Laufe der
das auch bisher im Modell so späteren Serienausbringung auf die
dargestellt habe. nicht immer störungsfreien Um-
Allerdings geben einige Fotos lenkrollen verzichtet hat. Und es
mit geöffneter Kanzel neuerdings ging ja auch ohne.
Rätsel auf, wo das Antennenka- Ich kann jedem Modellbauer
bel einmal gespannt und das an- nur empfehlen, sich an bekannten
dere Mal ungespannt zu sehen Beschreibung der Antennendurchführung Fotos zu orientieren, denn den klei-
ist. Ist das eventuell von Baureihe nen, auffälligen Buckel für die Um-
zu Baureihe unterschiedlich? Ich Vielen Dank für Ihren Leserbrief. A-4 nur noch die Antennenabspan- lenkrolle oben auf der Haube sieht
würde mich sehr freuen, wenn Die beste Erklärung hierfür liefert nung (über die Umlenkrollen), da man eigentlich immer ganz gut.
Sie etwas Licht ins Dunkel dieser das Handbuch. Bis zur A-3 lief der die Antennenzuleitung für das neue Gab es ihn nicht, dann hing die An-
Frage bringen könnten. Antennendraht über zwei Umlenk- FuG 16 jetzt direkt durch den tenne bei offener Haube durch.
Detlef Fischer, per E-Mail rollen direkt zum FuG VII, ab der Rumpf führte. Das blieb auch so bis Dietmar Hermann

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FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 55


OLDTIMER Messerschmitt Bf 109

DRITTE »MESSERSCHMITT« IN HERINGSDORF FLÜGGE

Auf dem Weg zur

Bei den Testflügen ihrer beiden Bf-109-Kameraden


im April verweilte sie noch auf dem Boden, doch
nun ist auch ihre Zeit gekommen: Die Bf 109 G-14
des Hangar 10 fliegt am 16. August über die Ost-
see bei Heringsdorf

56
»109«-Staffel
Im April dieses Jahres brachte die Air Fighter Academy in Herings-
dorf die Bf 109 G-12 und G-6 in die Luft. Nur einige Monate später
folgte nun ihr dritter Streich: eine flügge G-14 Von Richard Paver

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 57


OLDTIMER Messerschmitt Bf 109

Pilot Klaus Plasa durfte die G-14 bei den Testflü-


gen steuern. Am zweiten Tag war er jedoch nicht
mehr allein, Rob Davies begleitete ihn mit der
North American TF-51D, D-FUNN, des Hangar 10

Einblick in die Herzkammer der G-14. Ein DB-605-Motor von Rinner Perfor-
mance Engines aus Österreich treibt die »Schwarze 2« an. Die G-6 fliegt
ebenfalls mit solch einem Triebwerk

Fotos Richard Paver

Das Cockpit der Bf 109 gilt sowieso schon als eng, das Testflug- Der Daimler Benz DB 605 war einer der am häufigsten produzierten Kol-
programm auf dem Schenkel, zusätzliche Kameras und Flugdaten- benflugmotoren der Deutschen im Zweiten Weltkrieg. Bis auf wenige Aus-
Aufzeichnungscomputer zwischen den Füßen toppen das noch mal nahmen war es der Standardmotor der Bf 109

58
D
ie Air Fighter Academy in Heringsdorf Erster Flug mit der G-14
sorgte für eine Warbird-Sensation, als
sie im April die Testflüge mit der Bf 109
Der erfahrene Warbird-Pilot Klaus Plasa ist der Mann für den Erstflug der »Schwarzen 2«. Schließ-
G-12 und der Bf 109 G-6 begann (Flugzeug lich gilt es nicht nur das Flugzeug selbst, sondern auch das eingebaute Flugdatensystem bei sich
Classic hat in Ausgabe 7/2018 dazu ausführ- verändernden Zuständen und Manövern zu erproben.
lich mit exklusiven Fotos berichtet). Im Au-
gust folgte nun der Jungfernflug der restau-
rierten Bf 109 G-14. Der Propeller läuft, gleich rollt die
Die G-14 wurde im Februar von Rare Bird G-14 los. Nachdem der Testflug am
Aviation auf dem ungarischen Flugplatz 16. August abgeschlossen ist, …
Meidl bei Sopron, kurz hinter der österrei-
chischen Grenze, flugbereit fertiggestellt und
auf der Straße nach Heringsdorf geliefert. Die
Genehmigung für die Flugerprobung durch
das Luftfahrtbundesamt (LBA) kam im Juli,
im August konnten die Flüge beginnen. Das
G-14-Projekt basiert auf der Bf 109 G-14,
W.Nr. 462707, »Schwarze 2«. B-17-Bomber
schossen die Maschine am 21. November
1944 bei Hannover ab. Das Wrack wurde 1997
entdeckt und geborgen; die dabei gefundenen
Überreste von Oberfähnrich Karl-Heinz
Schirrmacher, der bei dem Absturz ums Le-
ben kam, wurden auf dem städtischen Fried-
hof von Stöcken in Hannover beigesetzt.
Über die drei Bf 109 hinaus umfasst der Be-
stand von Hangar 19 die folgenden Flugzeuge: … hebt die »Schwarze 2« erneut ab. Sie
Bf 108, D-ERTT (vollständig und authentisch muss wieder zurück zum Hangar 10.
restauriert), Fieseler Storch, D-EVAS, Bücker Denn dort warten bereits …
Jungmeister, D-EPAX, Bücker 131 Jungmann,
D-ETJR. Die nichtdeutsche Sammlung besteht
aus: TF51D Mustang, D-FUNN mit Doppel-
steuerung, Spitfire XIX, TP280, Jak 9, D-FAFA,
Boeing Stearman, D-ERAX, Piper Super Cub,
D-ERDJ, Tiger Moth, D-EDAH, Polikarpow
Po-2, D-EEPO, und Pilatus P-2, D-EPIL.

Alles aufzeichnen
Die BF 109 G-12 D-FMGZ, Seriennummer
15208, flog erstmals im August 2016 mit einem
DB 605, neuerdings kann allerdings auch kurz-
fristig auf einen Rolls-Royce Merlin 500-45 um-
gerüstet werden. Die Modifikationen liegen vor
dem Brandspant und erlauben einen wechsel-
weisen Betrieb mit beiden Motoren. Zusätzlich … Motorspezialist Michael Rinner (links) und
hat die G-12 einen weiteren Rumpftank er- Volker Schülke, der Besitzer des Hangar 10,
halten, wodurch sich der Treibstoffvorrat um um den Flug mit Klaus Plasa zu besprechen
320 Liter fast verdoppelte und Reichweite so-
wie Flugdauer bedeutend steigerten.
Die Möglichkeit, diese einzigartige »109«
mit einem Merlin-Motor zu fliegen, macht
den Betrieb einfacher und weit dauerhafter
als nur mit dem DB 605, der in der Wartung
höhere Ansprüche stellt.
Wirklich einzigartig macht das Flugzeug
aber der Einbau eines originalen hinteren
G-12-Cockpits mit einer vollständigen Steuer-
anlage. Die Modifikationen durch MeierMo-
tors in Bremgarten fanden auf Basis weniger
erhaltener Originalzeichnungen sowie mit um-
fangreicher Hilfe durch das Kbely Museum in
Prag statt, das eine CS-199 (zweisitziger Bf-109-
Nachkriegstrainer aus Tschechien) besitzt.

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 59


OLDTIMER Messerschmitt Bf 109

Könnte fast ein Gemälde sein – Bf 109 G-14 über


einer fast indigoblauen Ostsee bei Peenemünde

Hangar 10 beauftragte Michail Stock von Systems entwickelte digitale CDARS (CAN den Cockpits befanden sich mehrere Sensoren
Stock Flight Systems mit dem Entwurf und Aerospace Flight Data Acquisition and Recor- und Kameras zur Erfassung sämtlicher Steu-
Einbau eines Flugdaten-Aufzeichnungssys- ding System) wurde im August 2018 in die er- und Leistungseingaben, ein Racelogic-
tems, das mittlerweile in allen drei »Messer- G-14 installiert, zuvor testete man das System Vbox-Videosystem zeichnete alle Bewegun-
schmitts« zum Einsatz kommt. Das Testpro- bereits in der G-12 und der G-6 erfolgreich. Es gen auf. Der Flügelausleger beinhaltet ein
gramm fand im August mit der G-14 und basiert auf mehreren vernetzten Kleincompu- drehbar gelagertes Pitotrohr mit Bohrungen
mehr als 30 Flugstunden mit den drei Messer- tern, die man in beiden Cockpits und dem für den statischen Druck sowie einen Daten-
schmitt-Typen seinen Abschluss. rechten Flügel der Bf 109 eingebaut hat. Auf aufzeichnungscomputer für die Messung von
Die G-12, die künftig für Passagierflüge zur der Flügelunterseite befindet sich ein Advan- statischem Druck, Gesamtdruck und Lufttem-
Verfügung steht, erlaubt den Vergleich von ced-Flight-Log-System-Ausleger. Die gesamte peratur, um die wahre Luftgeschwindigkeit
Flugleistungen und Handling mit einer un- Anlage kann nach Abschluss der Testreihen (TAS), die Luftdichte und das Steigen/Sinken
modifizierten Bf 109 G. Das von Stock Flight schnell und problemlos entfernt werden. In zu errechnen. Darüber hinaus werden Anstell-
und Gierwinkel präzise erfasst.
Michael Rinner überprüft den DB-605-Motor im Hangar 10 nach dem ersten Testflug.
Zu einem gewichtigen Teil haben er und sein Team die Maschine restauriert Hightech »109«
Die erfassten Daten werden nicht zum Boden
gesendet, sondern per CAN Aerospace Da-
tenbus ins Cockpit übertragen. Schließlich
befand sich im Cockpit ein temporär instal-
liertes integriertes Flugzustands- und Naviga-
tionssystem für die Aufzeichnung von GPS-
Flugweg, Höhe, Flugrichtung und Geschwin-
digkeit. Zusammen mit den Druckdaten und
Trägheitswerten entstand so ein vollständiges
Bild des gesamten jeweiligen Fluges. Sämtli-
che Flugdaten werden 100-mal pro Sekunde
erfasst, um die Flugdynamik möglichst de-
tailgetreu abzubilden.
Nach jedem Testflug lädt man die gesam-
melten Daten auf einen Laptop und analysiert

60
Nach dem Flug macht sich Klaus Plasa Notizen auf dem Flügel der
»Schwarzen 2«. Am Ende hatte man ein umfassendes Testprogramm absolviert

sie. Für die Nachfluguntersuchung und Be- flüge und einfacher Kunstflug. Im Frühjahr Restaurierung in den flugfähigen Zustand ab.
richterstattung verfügt das CDARS über hatte das Team von Hangar 10 die G-6 für die Michael Rinners Werkstatt in Kärnten hat sich
hochmoderne Online-Datenverarbeitungs- Flugerprobung vorbereitet, und nach mehre- mittlerweile einen hervorragenden Namen
werkzeuge, die kurzfristig mehrere Berichte ren gefesselten Motorstandläufen brachte im Aufbau von Daimler-Benz-V-12-Motoren
erstellen. Pilot und Flugingenieur können so Klaus Plasa die G-6 am 26. April erstmals nach erworben.
innerhalb kurzer Zeit notwendige Änderun- ihrer Komplettrestaurierung in die Luft. Am 29. und 30. April flogen Klaus Plasa
gen in die Pläne für die nächsten Flüge auf- Wie auch mit der G-12 blieb Plasa mit der und Cliff Spink gemeinsam in der G-12. Cliffs
nehmen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Ab- G-6 in der Nähe des Flugplatzes, bevor er am voller Kalender erlaubte nur diese beiden Tage,
hebe- und Steigfluggraph, den das System für 27. April zwei weitere Flüge durchführte. Klei- und passenderweise spielte das Wetter mit, so-
dass die dritte Phase der Flugerprobung eben-
Das System basiert auf mehreren Kleincom- falls erfolgreich abgeschlossen werden konnte.
Die Erprobung der G-14 begann am 16. Au-
putern, die man in die Bf 109 eingebaut hat. gust, und über die nächsten Wochen absolvier-
te Klaus Plasa ein umfangreiches Testpro-
die Darstellung von Einflüssen durch Tempe- ne Einstellungen an der Trimmung und Ände- gramm. Danach erstellte man die Flugberichte
raturen, Geschwindigkeiten und Beladungs- rungen an den Mikroschaltern für die Fahr- und schickte sie an das LBA, um ein allgemei-
zuständen auf die Startleistungen erstellt. werkanzeige im Cockpit waren die einzigen nes Flugtüchtigkeitszeugnis zu erhalten. In der
notwendigen Arbeiten, ansonsten zeigte die ersten Septemberwoche waren die LBA-Papie-
Erstmals in der Luft G-6 sehr gute Eigenschaften. Sowohl die G-6 re für die G-12 und die G-6 bereits eingetroffen,
Der bekannte Warbirdpilot Klaus Plasa führte als auch die G-14 haben DB-605-Motoren, die das Zeugnis für die G-14 stand noch aus.
die meisten Testflüge in Heringsdorf durch, sich bei den Flügen von ihrer besten Seite zeig-
darunter auch den Erstflug der G-14 mit in- ten – ein Verdienst von Michael Rinner und Vorbild für Restaurierungsteams
stalliertem Flugdatensystem am 16. August seiner Mannschaft von Rinner Performance Schon während des ersten Testprogramms
2018. Bei diesem Flug blieb Plasa in Sichtweite Engines, die die beiden DB 605 aufgebaut und konnten wir einige Fotoflüge einschieben, nun
des Flugplatzes und erprobte das Aufzeich- prüfstanderprobt hatten. durften wir die »Schwarze 2« fotografieren.
nungssystem mit einer Reihe von einfachen Rinner hatte den Wiederaufbau der G-6 mit Die innovative Datenerfassungstechnik,
Flugmanövern. Nachdem alles nach Plan ver- der Seriennummer 440738 im Jahre 2007 in die in Heringsdorf eingesetzt wurde, kommt
lief, folgten umfangreichere Testflüge mit Österreich begonnen und zu großen Teilen fer- der Flugsicherheit von Warbirds direkt zugu-
komplexeren Flugzuständen, Strömungsabris- tiggestellt. Im November 2013 erwarb die Air te und findet sicher künftig auch bei anderen
se mit ein- und ausgefahrenem Fahrwerk, An- Fighter Academy diese G-6 und schloss die Restaurierungsteams Anwendung. n

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 61


OLDTIMER Airshow

Filmreifer Start: Die zweisitzige »Buchón«


aus England hatte in La Ferté-Alais ihren
ersten Auftritt auf dem Festland. Die Airshow
bot aber noch viele weitere Höhepunkte

LA FERTÉ-ALAIS

Französischer
Feuerzauber
Die Airshow La Ferté-Alais ließ es in diesem Jahr so richtig krachen – und zwar im
wahrsten Sinne des Wortes! Von Andreas Zeitler

W
as für ein Spektakel! Zwar ist die weise spielte das Wetter mit. Darüber hinaus in dem Film Battle of Britain mit und absol-
Airshow in La Ferté-Alais bereits stellten sich auch hochkarätige Warbirds von vierte in La Ferté-Alais ihren ersten Airshow-
die 46. Veranstaltung dieser Art der der anderen Seite des Ärmelkanals ein. So er- Auftritt auf dem europäischen Festland. Am
Amicale Jean-Baptiste Salis (AJBS). Doch die- möglichten die traditionell guten Beziehun- Steuer saß Steve Jones. Gemeinsam mit der
se wird den Besuchern sicherlich noch lange gen zu »The Fighter Collection« aus Duxford, Sea Fury T.20 und der Curtiss Hawk 75 bot er
in Erinnerung bleiben – manch ein Gast be- dass die Besucher eine Sea Fury T.20 und eine den staunenden Zuschauern eine spektaku-
hauptete gar, dass La Ferté-Alais dieses Jahr Curtiss Hawk 75 bewundern durften – Letz- läre Dreierformation, die an die Luftschlacht
Maßstäbe gesetzt habe. tere weist im Übrigen einen starken Bezug zu um England erinnern sollte.
Dabei schien der Ablauf auf den ersten Frankreich auf. Der Höhepunkt für die Amicale Jean-Bap-
Blick sehr konventionell zu sein: Bodenaus- tiste Salis dürfte aber der Auftritt der Vought
stellung am Vormittag, Flugprogramm am Filmstar mit dabei F4U-5N Corsair gewesen sein. Stolze zehn Jah-
Fotos Ben Dunnell

Nachmittag. Diesmal jedoch lag das Augen- Ein weiteres Highlight aus England ist nicht re benötigte die Gruppe der »Casques de Cuir«
merk des Veranstalters eindeutig darauf, den nur eine Warbird-Ikone, sondern ein echter (Lederhelme), um die Maschine zu restaurie-
Besuchern vor allem in der Luft etwas ganz Filmstar: Die zweisitzige Hispano HA-1112- ren, was zeigt, wie mühsam und zeitintensiv
Besonderes zu präsentieren, und glücklicher- M4L »Buchón« von Air Leasing spielte schon solche Projekte sind. Die Corsair diente zuletzt

62
Ein Heimspiel hatte die französische
Ju-52 AZ+JU. Zu ihr gesellte sich im Flug-
programm auch eine Maschine der Ju Air

Auf ins Gefecht: Traditionell gehören


zum Programm rund um den Ersten
Weltkrieg auch die Fokker-Dreidecker

Das Schweizer Duo aus MS.406 und


Hornet-Kampfjet war Teil der ungewöhnlichen
Formationen am französischen Himmel

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 63


OLDTIMER Airshow

Höhepunkt zum Schluss: Das


Trio aus Spitfire, Hawk und
»Buchón« wusste die Besucher
gänzlich zu begeistern

Offroad-Erfahrung: Die französische


Transall präsentiert eine imposante
Landung auf der trockenen Graspiste

64
Faire Face: SPAD S.XIII und der
Rafale-Jet der französischen Luft-
waffe zelebrierten das Ende des
Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren

auf Seiten Honduras im »Fußballkrieg« von


1969. Seit 1986 ist die Corsair in Frankreich und
feierte ihren erneuten Erstflug nur wenige Tage
vor der Airshow in La Ferté-Alais. Inzwischen
trägt sie wieder die Farben der US Navy, und
Baptiste Salis, der Enkel des berühmten Jean-
Baptiste Salis, hatte die Ehre, mit ihr eine For-
mation aktueller und ehemaliger Flugzeuge
der französischen Marineflieger anzuführen,
die neben der Corsair aus vier Dassault-Rafa-
le-Düsenjets, einer Dassault Falcon 10MER
und einer Morane-Saulnier MS.760 bestand.

Schwer zu überbieten
Alt und neu – so lautete auch das Motto, als
die SPAD S.XIII der Memorial Flight auf eine
Dassault Rafale der französischen Luftwaffe
traf. Satte 100 Jahre und ein atemberaubender Kraftprotz: Die PS-starke
technischer Fortschritt trennen die beiden Sea Fury T.20 flog aus
Maschinen, die gemeinsam über die Graspis- Duxford zum französischen
te flogen. Das ungewöhnliche Duo feierte zu- Airshow-Klassiker ein
gleich auch das Ende des Ersten Weltkriegs
vor nunmehr 100 Jahren. Im Cockpit der
SPAD saß unter anderem die Fliegerlegende gramm schon eine Ansage war: Beginn 12:40 werk dafür sorgten, dass die Besucher so-
Georges Guynemer; seine Devise »Faire Face« Uhr, Ende 18:41 Uhr. Mit anderen Worten: sat- gleich wieder hellwach waren.
(die Stirn bieten) ist auch heute noch der te sechs Stunden Airshow-Spektakel. Aller- »Vive la France« lautete schließlich die De-
Wahlspruch der französischen Luftwaffe. dings setzte die hochsommerliche Hitze dem vise, als das französische Kunstflugteam »Pa-
Eine Formation aus diesen beiden sehr un- ein oder anderen Besucher trotz Sonnencreme trouille de France« zum Abschluss am Sams-
gleichen Maschinen zu bilden, stellte sich auf- und ausreichend Trinken ordentlich zu. Das tagabend seine Figuren in den stahlblauen
grund der sehr unterschiedlichen Flugeigen- mag natürlich zum Teil auch daran gelegen Himmel über der Hochebene von Cerny mal-
schaften als nahezu unmöglich heraus, aber haben, dass in Frankreich das Gläschen Wein te. Am Sonntag verabschiedete die Schweizer
durch großes fliegerisches Können gelang es zum Mittagessen dazugehört. Und beim Toast Luftwaffe die Besucher mit der Boeing F/A-
18C Hornet nach Hause, nachdem diese auch
Das war wieder einer dieser Momente, noch eine Formation mit der Morane-Saul-
nier MS.406 präsentiert hatte.
die es so nur in La Ferté-Alais gibt. Bei so vielen Höhepunkten wird es im
nächsten Jahr freilich schwierig, das Ganze
den Piloten zumindest im Vorbeiflug, die bei- auf die Grande Nation, der während der be- noch zu steigern, aber das ist im Grunde auch
den Flugzeuge auf gleiche Höhe zum Publi- reits erwähnten Vorführungen natürlich auch nicht nötig. Sattsehen konnte man sich auf al-
kum zu bringen. Dies war wieder einer der nicht zu kurz kam, hoben die Genussmen- le Fälle, und in der Luft und am Boden war
Momente, die es so nur in La Ferté-Alais gibt. schen das Glas natürlich gleich noch mal. für alle Geschmäcker etwas geboten. Da
Von kurz nach Mittag bis gegen halb sie- Doch bevor irgendjemandem die Augen reicht es schon aus, wenn die AJBS im nächs-
ben am Abend gab es eine Zeitreise von den zufallen konnten, kamen die Programmpunk- ten Jahr wieder auf Bewährtes setzt, denn ei-
1920er-Jahren bis in die Gegenwart, wobei te Zweiter Weltkrieg und Vietnam, die mit ne grandiose Show ist auf diesem Weg schon
allein die Ankündigung auf dem Flugpro- viel Rauch, Krach und einem deftigen Feuer- einmal garantiert. n

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 65


Exklusive GeraMond Leserreise

Nach Verdun!
Begeben Sie sich mit uns auf die
Spuren des bedeutenden vom
3.
19.–23.
Schlachtfeldes des Ersten Weltkriegs
2019
W
enn aus Lesen erleben wird: Vielleicht ha-
ben Sie, liebe Leser, noch das Clausewitz Spe-
zial »Verdun« in Erinnerung. Nun haben Sie
die Möglichkeit, zusammen mit anderen Interessier-
ten die Schauplätze der Kämpfe von 1916 bis 1918 zu
besuchen. Kaum ein Schlachtfeld des Ersten Welt-

Fotos, soweit nicht anders angegeben: www.commedesimages.de, Markus Wunderlich


kriegs ist so gut erhalten wie jenes auf dem Ostufer
der Maas. Diese eindrucksstarke Erlebnisreise führt
Sie zu den ehemaligen Brennpunkten der Schlacht.
Wir haben für Sie ein außergewöhnliches Programm
entworfen, mit dem Sie das Gelände, Festungsbauten
sowie Museen entdecken werden. Sie brauchen keine
Französischkenntnisse, unser Führer Pierre Lenhard
spricht perfekt Deutsch.
Die GeraMond Verlags GmbH tritt in Koopera-
tion mit Intercontact GmbH als Vermittler auf.

66
Alles in
deutscher
Das Programm Sprache!
1.Tag: Besichtigung des zentralen
Schlachtfelds am Ostufer der Maas:
Caureswald, Deutscher Soldatenfriedhof Museum Mémorial de
Azannes II, zerstörtes Dorf Bezonvaux, Verdun: bedeutends-
Museum Mémorial de Verdun in Fleury tes Museum zur
und das Fort Douaumont. Schlacht von Verdun
2. Tag: Besichtigung am Westufer der Fotos (2): Mémorial Verdun
Maas (Auswahl): Höhe »Toter Mann (Morte
homme)«, »Höhe 304«, Montfaucon-
d’Argonne, Varennes en Argonne, Vauquois.
3. Tag: Zentrales Schlachtfeld am Ostufer
der Maas: Zwischenwerk »Kalte Erde
(Froideterre), Unterstand »Vier Kamine«,
Fort Vaux, Beinhaus von Douaumont,
»Tranchée des Baionettes (Bajonett-
graben)« und Fleury.

Infos, Preis & Buchung


Termin: 19.–23. März 2019
(Anmeldeschluss 17.12.2018)
Reisepreis: 680 € pro Person im Doppelzimmer,
Einzelzimmerzuschlag 136 € pro Person

Leistungen:
• Bus ab/bis Leipzig über Erfurt, Ihr Hotel
Frankfurt/Main, Karlsruhe
• 4 Übernachtungen im 3-Sterne Hotel 3-Sterne-Hotel Les Orchidées mit
(Landeskategorie) im Doppelzimmer mit Bad idealer Lage am östlichen Stadt-
oder Dusche/WC rand und kurzen Wegen zum ehe-
• Täglich Frühstücksbuffet & Abendessen im maligen Schlachtfeld.
Restaurant des Hotels
• Städtesteuer
• Führung in deutscher Sprache durch Pierre
Lenhard am 20., 21. und 22.3.2019
• Eintritte Mémorial de Verdun, Fort Douau-
mont und Vaux, Vauquois und Beinhaus

Buchung und weitere Infos vom Veranstalter


Intercontact GmbH, In der Wasserscheid 49,
Den Teilnehmern stehen
53424 Remagen, Tel.: +49(0)2642 2009-29,
E-Mail: dbascou-breuer@ic-gruppenreisen.de Einzel- oder Doppelzimmer
zur Verfügung

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 67


OLDTIMER Fieseler Fi 156

FI 156 AUFWENDIG RESTAURIERT

Der an den
Der Norweger Tor Nørstegård hat zehn Jahre seines Lebens und
9250 Arbeitsstunden dafür aufgewandt, einen Fieseler Fi 156 C
Storch wieder flügge zu machen. Am Ende kam eine der weltweit
wohl authentischsten »156er« heraus Von Tormod Løkling

Der Norweger Tor Nørstegård hat den Anstoß dafür gegeben, den
Storch wieder in die Luft zu bringen, und war auch der Kopf des Res-
taurierungssteams. Davor hatte er schon eine Piper L 4 aufgebaut

68
Storch glaubte

Über 9000 Arbeitsstunden haben sich mehr


als gelohnt: der Fieseler Fi 156 C fliegt!
Neben der harten Arbeit halfen den Restau-
ratoren einige günstige Begebenheiten
Foto Björn Hellenius

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 69


OLDTIMER Fieseler Fi 156

Von dieser Perspektive ist gut zu erkennen, warum der Fi 156 den
Beinamen Storch erhielt: aufgrund der langen Fahrwerkbeine, die ebenfalls
mittig geknickt wirken Foto Trond Gjerde

B
eim Rundgang um den Fi 156 C Storch ner von den Deutschen requirierten Flug- zosen komplettierten das Flugzeug und setz-
auf dem Flugplatz Kjeller nördlich von zeugfabrik im Norden von Paris. ten es bis zum Ende des Krieges für den Küs-
Oslo lässt mich eine Frage nicht los: Die Firma erwies sich als ausgezeichnete tenschutz ein. So diente ein Flugzeug, das in
Hätte sich Tor Nørstegård dieses Projekt auf- Wahl. Schon vor dem Ersten Weltkrieg ent- Frankreich für die Deutschen gebaut wurde,
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Tormod Løkling

gebürdet, wenn er gewusst hätte, wie viel Zeit standen hier Flugzeuge, und der Typ Mora- schlussendlich den Alliierten.
und Energie dafür nötig waren? Als ich ihm
die Frage stelle, zögert er keine Sekunde: »Na-
türlich«, sagt er. »Jede Stunde in der Werkstatt
So diente ein Flugzeug, das für Deutschland
war wie eine Belohnung. Obwohl es natürlich gebaut wurde, schlussendlich den Alliierten.
einige Abende gab, an denen ich eine dunkle
Wolke über meinem Kopf sah …« ne-Saulnier 406 war der französische Jäger Fünfzehn Jahre flog der Storch nach dem
mit den höchsten Produktionszahlen bei Krieg für die französische Luftwaffe, bevor
Deutsche Wertarbeit Ausbruch des Krieges 1940. man ihn an einen Luftsportverein verkaufte,
Nørstegårds Fieseler Storch hat eine einzigar- Als die Alliierten Paris im August 1944 be- der ihn zum Schleppen von Segelflugzeugen
tige Geschichte. Das kleine Verbindungsflug- freiten, war der Fi 156 C-3 mit der Werknum- einsetzte. Nach weiteren zehn Jahren ver-
zeug wurde bei Morane-Saulnier gebaut, ei- mer 1816 noch nicht fertiggestellt. Die Fran- schlug es den Fi 156 in die USA, wo er 1989

70
einen Bodenunfall hatte, der ihn beide Trag-
flächen und Teile des Rumpfes kostete. Ein
solches Wrack zu restaurieren, ist nicht jeder-
manns Sache.

Ein echter Enthusiast


Zu den Schäden an der Zelle kamen noch di-
verse fehlende Teile wie der Propeller, die
Motoraufhängung, der Öltank und verschie-
dene Instrumente. Aber Nørstegård gab an-
gesichts dieses auf den ersten Blick hoff-
nungslos erscheinenden Projekts nicht auf.
»Ich interessiere mich sehr für Geschichte
und Maschinenbau. Als Flugzeugmechaniker
war ich auf dem Fliegerhorst Gardermoen
stationiert, wo ich bei der Restaurierung von
historischen Flugzeugen half. Der Hangar, in
dem wir arbeiteten, wurde später das Heim
der norwegischen Militärflugzeugsamm- Das Cockpit. Ganz oben prangt die Aufschrift »Sacklandung verboten«. Eine Sacklandung ist eine
lung. Anders Sæther, ein Flugzeugsammler, steile Landung, die bei der Storch jedoch zu Überlastungen und Bruchlanderisiko führen konnte
ließ mich seine Flugzeuge fliegen, dafür
kümmerte ich mich um deren Wartung. Ich
bin auch Mitglied von Warbirds of Norway, Die Bewaffnung des Fi 156: ein MG 15
einer Organisation, die sich dem Erhalt und mit 75 Schuss und Doppeltrommelmagazin
Betrieb von ehemaligen Militärflugzeugen Foto Tor Nørstegård
verschrieben hat.«
Nørstegård hat den Fliegervirus schon
länger, als er sich erinnern kann. »Kennen Sie
die Heinkel 111 in der Flugzeugsammlung?
Nahe der Stelle, wo sie im April 1940 abge-
stürzt war, südlich von Lesjaskog, hatten
meine Eltern eine kleine Berghütte. Als ich elf Original Landungslicht mit Gerätekenn-
Jahre alt war, stieg ich auf den Berg, um mir zeichnung des Berliner Herstellers Pintch
das Wrack anzusehen. Was für ein Erlebnis!
Im Gelände um das Wrack herum lagen leere
Geschosshülsen, Magazine und Flugzeugtei-
le. Ich kaufte mir ein Modell der Heinkel und
verfiel der besonderen Anmut der Formen
von deutschen Flugzeugen. Später, mit sech-
zehn, half ich bei der Bergung der He 111 mit
einem Hubschrauber.«

Norwegischer Bezug
Der Storch ist nicht Tor Nørstegårds erstes
Projekt. Davor hatte er das Wrack einer origi- Das Emblem des Stabs Jagdfliegerführer
nalen Weltkriegs-Piper-L-4-Grasshopper auf- Norwegen und des Jagdgeschwaders 5
gebaut, ein Projekt von vier bis fünf Jahren,
das er 1992 abschloss. Diese Arbeit bewies
ihm, dass er solch eine Aufgabe meistern und
dabei auch noch Spaß haben kann.
Nach der Grasshopper hatte er Lust auf
ein neues Projekt, und dieses Mal sollte seine
Begeisterung für deutsche Flugzeuge eine
entscheidende Rolle spielen. »Die Restaura-
toren von deutschen Kampfflugzeugen wie
der Messerschmitt Bf 109 oder der Focke-
Wulf 190 spielen sicherlich in einer anderen
Liga. Deshalb stellte ich mir die Frage, wel-
ches deutsche Flugzeug in meinen finanziel-
len Möglichkeiten lag und gleichzeitig einen
Bezug zu Norwegen hatte.«
Der Fieseler Fi 156 Storch besitzt diesen Echter Reifen des Fahrwerkrads aus dem Sehr seltene echte Geschosshülsentasche aus
Bezug. Nach der norwegischen Schwerwas- Jahr 1944 dem Wrack einer Ju 88 vom Meeresgrund

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 71


OLDTIMER Fieseler Fi 156

H3+BF vor dem Hangar bei Kjeller in Norwegen.


Der luftgekühlte Argus-AS-10C-V8-Motor ist durch
die Öffnungen teils sichtbar

ser-Sabotage im Februar 1943 suchten deut- vier Argus-AS-10C-Motoren. Drei davon in milie, die nötigen finanziellen Mittel, eine
sche Trupps in Fieseler Störchen die Saboteu- reichlich armseligem Zustand, ein weiterer, Werkstatt und nicht zuletzt natürlich ein pas-
re auf dem Hardanger Plateau. Und nach Ab- fast vollständiger befand sich in einem Storch sendes Flugzeug. Seine Frau Mari hat ihn die
schluss der Restaurierung erhieltNørstegårds im Flugzeugmuseum von Sola außerhalb gesamte Zeit hindurch unterstützt, und ohne
Fi 156 das Kennzeichen H3+BF, das ein von Stavanger. Nørstegård gelang es, sich die Hilfe von vielen Freunden und Firmen
Storch des Stabes Jagdfliegerführer Norwe- diesen im Austausch für die Restaurierung wäre das Projekt nicht möglich gewesen.
gen (JG 5) in Forus im Jahre 1943 trug. von zwei Motoren in den Museen in Sola Immer wieder während der zehn Restau-
Nach dem Krieg ließ die Königlich Nor- und Bodø, die er für die statische Ausstellung rierungsjahre fragte er sich, ob dieses Projekt
wegische Luftwaffe acht von den Deutschen herrichtete, zu sichern. nicht doch vielleicht eine Nummer zu groß
aufgegebene Fieseler Störche restaurieren für ihn oder vielleicht sogar komplett ver-
und in einem gelb-blauen Farbschema lackie- Teamarbeit rückt sei. Aufgeben kam aber nicht infrage.
ren. Die Maschinen wurden auf verschiede- Insgesamt 9250 Arbeitsstunden innerhalb Und nicht nur einmal kam ihm auch das
nen Militärflugplätzen im ganzen Land bis von zehn Jahren leistete ein Team um Tor Glück zu Hilfe. Der Motorträger des Storchs
ins Jahr 1954 betrieben. Nørstegård, um den Storch wieder zum Flie- ist eine recht komplizierte Aluminiumkon-
gen zu bringen. Etwa 750 Abende verbrach- struktion und nirgendwo mehr zu finden.
Ein besonderes Flugzeug ten vier bis sechs Männer in der Werkstatt, Eines Tages stöberte Nørstegård auf dem
Natürlich spielten die Störche nicht nur in die man passenderweise »Storchennest« Grundstück eines Mannes herum, der Un-
Norwegen ihre unvergleichlichen Fähigkei- nannte. Bei all der Arbeit fanden sie aber mengen von Teilen aller Art gehortet hatte.
ten aus. Wer kennt nicht die Geschichte von auch Zeit für Grillabende, Benzingespräche »Der Motorträger, den ich brauchte, lag ein-
Mussolinis Evakuierung von Grand Sasso und Kaffeepausen. fach auf dem Boden herum, direkt neben ei-
am 12. September 1943? Heinrich Gerlach Nørstegård ist überzeugt, dass für die nem Lastwagen, der ihn zusammen mit an-
war der nicht zu beneidende Pilot, dem es Realisierung eines solchen Projekts vier Fak- derem Schrott auf die Müllkippe bringen
gelang, mit seinem Fi 156 auf einem nur toren eine Rolle spielen: Toleranz in der Fa- sollte! Dieser Freund war wohl der einzige
80 Meter langen Streifen, der noch dazu mit
Felsen übersät war, zu landen und mit dem
übergewichtigen Mussolini an Bord auch Technische Daten – Fiesler Fi 156 C-3
wieder zu starten. Spannweite 14,25 m
Störche flogen bis zum Ende an allen eu- Gesamtlänge 9,9 m
ropäischen Kriegsschauplätzen, und es war Höhe 3,1 m
ein Storch, der als letztes deutsches Flugzeug Leergewicht 930 kg
in einem Luftkampf über der Westfront abge- Startgewicht 1320 kg
Höchstgeschwindigkeit 175 km/h in 300 m
schossen wurde.
Reichweite 380 km
Tor Nørstegård kaufte das Wrack des Dienstgipfelhöhe 4600 m
Fi 156 im Jahr 2007 in Nevada. Er hatte einen Besatzung 2
falschen Motor unter der Haube, also musste Motor 1 luftgekühlter 240-PS-Argus-AS-10C mit 8 hängenden Zylindern
er zunächst einen originalen finden. Wie sich Bewaffnung 1 MG-15-Maschinengewehr
herausstellte, gab es in Norwegen insgesamt

72
Mensch in Norwegen, der die Kenntnisse
hatte, um solche Teile zu erkennen.« Der wohl originalgetreueste Fieseler Fi 156 hob am
Eines der Teile, die immer noch fehlen, ist 7. Oktober vergangenen Jahres zu seinem Erstflug ab,
die Welle einer Handkurbel, mit der sich der nachdem er 28 Jahre auf dem Boden fristen musste
Motor ankurbeln lässt. Sollte irgendjemand
eine solche Kurbel herumliegen haben, wäre
Tor Nørstegård über einen Anruf hocherfreut
(die Redaktion leitet etwaige Angebote auch
gerne an ihn weiter).

Geplünderte Teile
Ein anderes Mal erhielt Nørstegård einen An-
ruf von einem älteren Herrn aus Dombås.
Die Deutschen mussten nach dem Krieg ihre
eigenen Minenfelder räumen, was in dem dä-
nisch-deutschen Spielfilm Unter dem Sand zu
sehen ist. Dabei kam es regelmäßig zu Unfäl-
len, und die Minenräumer wurden von drei
Fieseler Fi 156 unterstützt, die die Verletzten
in ein Feldlazarett nach Dombås flogen. Eine
der Maschinen stürzte beim Start ab, und ei-
nige Jugendliche bauten Teile als Erinne-
rungsstücke ab. Jetzt, 70 Jahre später, rief ei-
ner der damals Beteiligten an und bot den
Restauratoren seine Beute an. Nørstegård
nahm natürlich freudig an und verbaute die
Teile in der H3+BF. Die Krönung der Restau-
rierung war dann der Erstflug des Storchs am
7. Oktober 2017 nach ganzen 28 Jahren am
Boden. Und bis auf ein paar kleine Anpas-
sungen gab es nichts zu ändern – ein perfek-
tes Flugzeug.
Der Fieseler Fi 156 C ist nun vom norwe-
gischen Luftfahrtamt zugelassen. Erbauer
von Flugzeugen aus Baukästen oder Wracks
sind automatisch Mitglieder der Experimen-
tal Aircraft Association Norway, die sich um
die offizielle Registrierung dieser Flugzeuge
kümmert. Die Storch-Restaurierung wurde in
einem umfangreichen Arbeitslogbuch voll- Wie detailgetreu dieses Flugzeug ausge- die, dass meine Frau meine Angelausrüstung
ständig dokumentiert. stattet wurde, zeigen Details wie die Signal- zu dem Preis verkaufen könnte, den ich ihr
»Ich kam mit einem Mann in England in pistole mit Munition in verschiedenen Far- gesagt habe.«
Kontakt, der mir 3000 originale Zeichnungen ben, ein Reinigungsset für das handbediente Der Motor wird nach nur 500 Stunden
zuschickte, insgesamt etwa 65 Gigabyte Da- MG 15, ein Kartentisch zum Wegklappen, da- schon wieder eine Generalüberholung benö-
ten. Die Zeichnungen tragen die Namen der mit der Beobachter Platz für seinen Winter- tigen, inklusive Ersatz der meisten Lager.
Aber auch die laufenden Kosten für Hanga-
Die Liste der verbauten Gegenstände, die rierung, Versicherung, Steuern und Treibstoff
drücken aufs Budget. Daher hofft der Besit-
›unmöglich zu bekommen sind‹, ist lang. zer, durch Teilnahme an Flugschauen die eine
oder andere Krone wieder hereinzuholen. Si-
Ingenieure, die den ersten Entwurf gemacht mantel hat, und eine extrem rare Geschoss- cherlich nicht unberechtigt, gibt es doch welt-
sowie alle Teile angepasst und mit Datum hülsentasche aus Gummi, die schon auf dem weit nur noch zehn Störche mit Originalmo-
und Namen abgezeichnet hatten. Selbst die Meeresboden gelegen hatte … tor, und H3+BF ist in absolutem Bestzustand.
kleinste Beilagscheibe hat ihre eigene techni- In der Tat – die Liste der verbauten Ge- Was ging Tor Nørstegård durch den Kopf,
sche Zeichnung!« genstände, die »unmöglich zu bekommen als sein Fieseler Storch das erste Mal nach
Nørstegård legt Wert auf die Feststellung, sind«, ist erstaunlich lang. 9250 Arbeitsstunden vom Boden abhob? »Ich
dass er den authentischsten Fi 156 Storch der war sicherlich aufgeregter, als der Motor das
Welt besitze, und damit könnte er recht ha- Kosten, Kosten, Kosten erste Mal ansprang und ohne Probleme lief –
ben. Das Flugzeug ist fast 75 Jahre alt, aber Deutsche Kriegsflugzeuge zu restaurieren, ist keine Späne, kein Öldruckverlust und keine
viele Originalteile sind immer noch voll ein teures Hobby. Auf die Frage, was der gan- Klemmer. Aber ich muss zugeben, dass mei-
funktionsfähig. Das gilt selbst für einige der ze Spaß gekostet habe, zitiert Nørstegård ne Mundwinkel sich beim ersten Flug mit
Kabinenfenster und sogar den Reifen des einen berühmten Fliegenfischer mit den Wor- dem Storch auf Höhe meiner Nasenspitze
Spornrads! ten: »Die größte Angst vor dem Sterben ist befanden.« n

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 73


LESERALBUM

FERNAUFKLÄRER IN NORWEGEN

Adler im hohen
Nach seiner ausführlichen Ausbildung flog Leutnant Karlheinz Dietsche als Fernauf-
klärer in Norwegen, wo er seine Feuertaufe erhielt. Er hatte Glück und überstand widrige
Wetterverhältnisse, russische Jägerangriffe und gefährliches Flakfeuer Von Peter W. Cohausz

K
arlheinz Dietsche begann bereits im Al- Die Flugplätze waren unter anderem Kirkenes, deutende Murmanbahn war ein Hauptziel,
ter von 19 Jahren mit dem Fliegen. Seine Kaamanen, Banak und zuletzt Bardufoss. Zum denn auf ihr transportierten die Sowjets das
Ausbildung bei der Luftwaffe ging zwei Einsatz kamen dort Junkers Ju 88 D, und foto- Geleitzugmaterial an die Front. Das Staffelab-
Jahre, ab 1937 war er in der Aufklärer-Flieger- grafiert hat man insbesondere die russischen zeichen: ein weißer Adler vor dem Eiffelturm.
schule (H) 2 tätig. Fünf Jahre später kam er in
Fotos Sammlung Jörg Dietsche

die 1. Staffel der Fernaufklärungsgruppe


(F)/124 (siehe Flugzeug Classic 10/2017). Die
Fotografiert hat man Archangelsk und Mur-
Staffel war am 1. November 1938 in Wiener mansk, wo das alliierte Material anlandete.
Neustadt aus der 1. Staffel der Aufklärungs-
gruppe 28 hervorgegangen und begann ihre Flugplätze und Hafenstädte Archangelsk und Am 7. März 1942 gab es für Leutnant Karl-
Einsätze im Polenfeldzug. 1941 verlegte sie Murmansk, wo die alliierten Geleitzüge ihr heinz Dietsche und seine Besatzung in Kemi/
nach Norwegen, wo sie bis Kriegsende blieb. Material anlandeten. Auch die strategisch be- Finnland den ersten Einweisungsflug auf der

74
Schöne Flugaufnahme der Junkers
Ju 88 D, G2+IH der 1.(F)/Aufkl.Gr 124.
Mit solchen Flugzeugen spähte Karlheinz
Dietsche vor allem den sowjetischen
Nachschub aus

Norden
Ju 88 D, G2+SH. Bereits zwei Tage später folg- schen zum Leutnant beförderten Beob-
te der erste Feindflug von vier Stunden Dauer achter Adolf Haiss folgte am 2. Juli nach
mit Flakfeuer und Jägerangriffen. Es ging al- dem 27. Feindflug. Am 1. November 1942
les gut, aber zwei Tage später endete der Ver- wurde Karlheinz Dietsche zum Ober-
legungsflug nach Kirkenes mit einem »Rin- leutnant befördert.
gelpiez« (Drehung des Flugzeugs um die Als sich die Abwehr der Russen im
äußere Tragfläche aufgrund Bodenkontakt). Raum Murmansk verstärkte, setzte die
Staffel ab Anfang 1943 vermehrt die
Verleihung des Eisernen Kreuzes schnellere und wendigere Messer-
Weiter ging es mit Feindflügen zur Seeaufklä- schmitt Bf 110 ein, die auch 10 000 Me-
rung, zur Luftbildaufklärung und zur Augen- ter Flughöhe erreichen konnte.
aufklärung. Manchen Flug musste man auch Welche weiteren Einsätze Dietsche
wegen startender russischer Jäger abbrechen. mit der neuen Bf 110 bewältigte, wie er
Am 16. Mai 1942 erhielten Leutnant Karlheinz seinem Funker das Leben rettete und
Dietsche und seine Besatzung das Eiserne wie sich seine Fliegerlaufbahn noch
Kreuz zweiter Klasse. Das Eiserne Kreuz erster radikal wandeln wird, erfahren Sie in der kom- Karlheinz Dietsche am Steuer einer
Klasse für Leutnant Dietsche und den inzwi- menden Ausgabe von Flugzeug Classic. n Junkers Ju 88 D bei den Fernaufklärern

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 75


LESERALBUM

Am 16. Mai 1942


erhält die Besatzung
von Leutnant Diet-
sche (Mitte) von Ge-
neraloberst Stumpf
das Eiserne Kreuz
zweiter Klasse

Die Kameraden von der Jagdwaffe:


Eine Messerschmitt Bf 109 G-2 im
Winter 1942 in Kirkenes

76
Die Murman-
bahn war eine
wichtige Versor-
gungslinie der
Sowjets von den
Häfen an die
Das Abzeichen der Front und wur-
1.(F)/Aufkl.Gr 124 de deshalb
war ein weißer Adler immer wieder
vor dem Eiffelturm bombardiert.
Das Bild zeigt
den Bahnhof
Louchi mit eini-
gen zerstörten
Gebäuden und
Bomben-
trichtern

Flugplatz Niwa, aufgenom-


men am 10. Juli 1942

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 77


LESERALBUM

Warten auf den nächsten Einsatz auf dem


winterlichen Flugplatz Kirkenes

Murmansk auf der Halbinsel Kola ist einer


der wichtigsten Häfen der Sowjets am Nordmeer. Hier
sorgt der Golfstrom auch im Winter für Eisfreiheit

Dieser Frachter strandete


an der winterlichen Küste

SIE haben seltene Bilder oder sind auf bisher unveröffentlichte Fotoalben gestoßen? Dann schicken Sie uns
die Aufnahmen zur Veröffentlichung an: FLUGZEUG CLASSIC, Infanteriestraße 11a, 80797 München

78
Zwei-Mann-Cockpit BACKGROUND

DAS ENDE DES ZWEI-MANN-COCKPITS

Doppelt hält besser


Zwei Piloten während des
Vietnamkrieges auf einer
McDonnell F-4. Damals
waren Zwei-Mann-Cockpits
noch gang und gäbe. Der
technische Fortschritt macht
sie heutzutage aber zuneh-
mend obsolet Foto USAF

B
is Ende der 1970er-Jahre galt für viele angehende MODERNE JETS BOTEN klar abgegrenzte Arbeitsplätze.
Militärpiloten: wenn schon fliegen, dann im Ein- Im Tornado (Einführung: 1982) hatte der Pilot bis auf ei-
Mann-Cockpit. Nur wenige schwärmten für die nen Computerbediengriff, die Frontwaffenbedienung und
bullige F-4 Phantom oder die rassige F-14; sie schienen für einige Subsysteme nur Fliegeranzeigen und Hebel; im
Leute gebaut, die nichts allein auf die Reihe kriegten und »Büro« des Waffensystemoffiziers gab es Hauptrechner, »Manch
einen Kampfbeobachter brauchten. zwei Bildschirme, die gesamte Waffenvorwahl, Radar- neuer Chef
und Navigationsanlagen.
DAS WAR NATÜRLICH UNSINN, denn der wahre Wert hatte noch
des »Sandsacks« oder »GIB« (Guy in the Back) lag auf der
Hand. Während der Pilot sich ganz auf seinen Job konzen-
DIE ZWEI-MANN-FLIEGEREI GING ALTEN Single-Seat-
Piloten anfangs mächtig auf den Keks. Von hinten kamen
nie am
trieren konnte, suchte der Hintermann den Luftraum ab, nicht nur Steuerkommandos, sondern manchmal auch Wi- Steuer-
hielt die Formation zusammen, funkte und navigierte,
machte Lagemeldungen und passte auf, dass der Pilot im
derworte; die Staffeln hatten plötzlich doppeltes Personal,
und manch neuer Chef hatte noch nie am Steuerknüppel
knüppel
Luftkampf nicht die Flugzeugbetriebsgrenzen überschritt. gesessen. Doch bald raufte man sich zusammen, die Team- gesessen.«
War der Pilot verletzt, nicht mehr ansprechbar oder orien- arbeit brachte sichtbare Ergebnisse und machte Spaß. Heu-
tierungslos, konnte der Hintermann die Crew retten und te ist der Einsitzer wieder auf dem Vormarsch: Digitaltech-
per Schleudersitz-Ausschuss-Folgesystem erst sich, dann nik und Fly-by-Wire-Schutzsysteme machen es möglich –
den Piloten herauskatapultieren. auf dem Weg zur »Nullsitzer«-Drohne. Rolf Stünkel

FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 79


UNTERHALTUNG

Das Bilderrätsel
Hundert Jahre Luftfahrt-
geschichte – erkennen Sie
die hier abgebildeten
Typen?

Lösung:
Fouga CM.170 Magister 5
Vickers Type 432 4
Douglas B-23 Dragon 3
Heinkel He 112 B 2
Polikarpow I-16 Rata 1

Ananas-Desaster
Der »Pabco Pacific Flyer« wird sich sogleich vor laufenden Kameras in einen Trümmer-
haufen verwandeln, Pilot Livingston Irving kommt ohne einen Kratzer davon. Die Zu-
schauer verfolgen es aus gefährlicher Nähe. Es ist der 16. August 1927. Ort: der

Foto Sammlung Stefan Bartmann


städtische Flugplatz von Oakland. Beim Dole Air Race, das an diesem Tag startet,
geht fast alles schief. James D. Dole, Amerikas »Ananas-König«, will mit 25 000 Dollar jenen belohnen, der als Erster
den Sprung von Oakland, Kalifornien, nach Honolulu auf Hawaii schafft. Dazwischen liegen stattliche 3870 Kilometer. Schon während
der Vorbereitungen und bei der Anreise sind drei Maschinen verunglückt. Acht Teams und Flugzeuge bleiben übrig, allesamt Einmots ver-
schiedenster Auslegung. Zwei Flugzeuge crashen beim Start – wegen Überladung. Zwei müssen vorzeitig umkehren. Nur vier machen
sich auf die lange Reise. Nach gut 25 Flugstunden landen zwei auf Wheeler Field, Hawaii. Die beiden anderen gehen über dem Pazifik
verschollen und bleiben es. Zehn Menschen hat das hochdotierte Luftrennen das Leben gekostet. Darunter ist auch eine Frau, die als
Passagier mitgeflogen war. James Dole wird sich nach dem Dole-Derby-Desaster nie wieder als Preisstifter in der Luftfahrt betätigen.

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Groß, Manfred
König, Christian /
Kleckers, Axel
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flugzeug
Arado Ar 95 und

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Standardwerk zu Ar 95 und He 114

Waiss, Walter /
Breuer, Falk
Heinz Sannemann
– Ein Jagdflieger-
Um 1913 unterschreiben die wenigen Fluggäste in Deutsch- leben
land, die sich in die offenen Cockpits kauern, vor dem Start in Berichten – Doku-
oftmals eine glatt sittenwidrige Verzichtserklärung … menten – Fotos

»
248 Seiten, Hardco-
ver, 212 Abb., davon
25 farbig, Großformat;
ISBN 978-3-86933-
218-5

neu 39,80 €

Schuck, Walter
Foto DEHLA

Abschuss! - Von
der Me 109 zur Me
262
Erinnerungen an die
Luftkämpfe beim
Jagdgeschwader 5
und 7
248 Seiten, fest ge-
bunden, 284 Abb.,
Großformat; ISBN
978-3-938208-44-1
… mokiert sich der DVL-Ingenieur Franz Schreiber über die ansonsten tadellose Heinkel 38,50 €
He 64B, eine Schöpfung von Walter Günter. Die effektiven Vorflügel und Klappen lassen die
Maschine noch mit 62 km/h in der Luft hängen. Die Flugsicht verschwindet dabei fast völlig. lt. Wikipedia: die

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auflagenstärkste
Autobiografie zum
2. Weltkrieg:
Sajer, Guy
Der vergessene
Soldat
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* 483 Seiten, Paper-


back, 14,8x22,3 cm;
ISBN 978-3-86933-
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marques Im Westen nichts Neues (1930
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als All quiet on the Western Front ver- Autobiografie ei-
filmt) bewirbt 1966 die 20th Century-Fox nes Franzosen und Wehrmachtssol-
ihr neuestes Produkt: das Jagdflieger- daten im Rußlandfeldzug/Kämpfe um
spektakel Der Blaue Max, das im Ersten Kursk, Charkow etc. – in mehr als 30
Weltkrieg spielt. Der Film ist laut, frech Sprachen übersetzt – Bisherige Auf-
und anmaßend – genau wie sein vom lage: mehr als 3 Millionen
Ehrgeiz zerfressener Protagonist Bruno
Stachel, eine Referenz an die bürgerlichen Flieger-Asse Boelcke und Immelmann.
* Es gab keine Ruhe an der Westfront (für die Helden und Feiglinge
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Die gegenläufigen Gnome-Rhône 14M verliehen der Hs 129 gute Flugeigenschaften. Die Abogebühren werden unter der Gläubiger-Identifikationsnummer
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Die zweite Folge unserer neuen Serie beleuchtet das erste moderne, er-
Redaktion Markus Wunderlich (Chefredakteur Luftfahrt, Geschichte,
folgreiche Eindecker-Jagdflugzeug der britischen Luftfahrtindustrie: die Schifffahrt und Modellbau), Jens Müller-Bauseneik (Stellv. Chefredak-
Hawker Hurricane. Sie gilt zu Kriegsbeginn als Rückgrat der RAF-Jagd- teur), Richard Chapman (Chefreporter), Alexander Müller (Jungredakteur)
verbände; während der Battle of Britain übernimmt sie mehr die »Drecks- Produktion/Chef vom Dienst Christian Ullrich
Fotos Hawker

arbeit«. Wir blicken auf ihre weit weniger bekannten Einsatzrollen als Ständige Mitarbeiter Stefan Bartmann, Peter W. Cohausz,
Peter Cronauer, Juanita Franzi, Dietmar Hermann, Othmar Hellinger,
Nachtjäger und auch als »Panzerschreck«. Lino von Gartzen, Helmuth Lage, Wolfgang Mühlbauer, Alexander
Nüßlein, Herbert Ringlstetter, Pierre Schmitt, Rolf Stünkel, Andreas Zeitler
Layout Rico Kummerlöwe; Ralph Hellberg
Gesamtanzeigenleitung
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Vertriebsleitung Dr. Regine Hahn
Dieses Heft enthält historische Abbildungen aus
der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur, sie Vertrieb/Auslieferung
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in diesem Heft veröffentlicht werden, dienen sie
zur Berichterstattung über Vorgänge des Zeitge-
schehens und dokumentieren die militärhistorische
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Markus Wunderlich Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: Markus Wunderlich; verantwort-
lich für die Anzeigen: Thomas Perskowitz; beide: Infanteriestraße 11a, 80797
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Jagdflugzeug, mit
dem Amerika den
Krieg gewann.
Flugzeug Classic Extra
schildert, wie der
wohl beste Jäger des
Zweiten Weltkriegs
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