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Editorial
Herbstzeiten
R
ollentausch: Hat man gerade zu Beginn des ob die deutsche Luftwaffe mit diesem Ansatz tatsäch-
Zweiten Weltkriegs nicht wenige zivile Flug- lich eine Chance gehabt hätte, die verheerenden
zeugmuster mit aller Gewalt in den Militär- Nachtangriffe abzuwehren.
dienst gezwängt, suchten die Alliierten bei Kriegsen- Alles und sofort. Computer und Internet haben
de händeringend neue Einsatzrollen für die Flut an unser Leben ziemlich beschleunigt. Viele werden
Militärmaschinen, die US-Fabriken in kaum vorstell- schon unruhig, wenn sie gezwungen sind, sich mit
baren Mengen ausspuckten. Ein Paradebeispiel dafür ein und demselben Gegenstand über mehr als eine
ist die B-17, die nun, anstatt den Tod zu bringen, Le- Stunde hinweg zu beschäftigen. Doch es gibt sie
ben rettete, und zwar als Seenotretter. Wie ihr weite- noch, die Enthusiasten, die nicht nur Stunden und Ta-
rer Dienst im Herbst ihrer Einsatzgeschichte aussah, ge, sondern sogar Jahre an ihrem Projekt arbeiten
schildert Wolfgang Mühlbauer ab Seite 22. können. Einer von ihnen ist der Norweger Tor Nør-
Apropos Herbst: Der Sommer ist nun vorbei, stegård. Stolze zehn Jahre hat er an seiner Fieseler Fi
liebe Leser, und mit ihm enden Gluthitze und vor 156 geschraubt! Am Ende besaß er einen Storch, der Markus Wunderlich,
allem die Mückenplage. Aber es gehört wohl ein- als einer der authentischsten weltweit gilt. Erfahren Chefredakteur
fach dazu, wenn die Freundin mitten in der Nacht Sie ab Seite 68, wie die Fi 156 zurück in die Luft kam!
die Leselampe wie einen Flak-Scheinwerfer auf die
Plagegeister ausrichtet und »Da!« ruft, während Viel Lesevergnügen wünscht Ihnen
unsereins versucht, den Biestern mit einer zusam- Ihr Markus Wunderlich
mengerollten Zeitschrift den Gar-
aus zu machen.
Ähnlich frustrierend mag im
Zweiten Weltkrieg die Jagd auf
die britische Mosquito gewesen
sein. Mitten in der Nacht kam sie
angeflogen, zu hoch und zu
schnell, als dass die deutschen
Nachtjäger eine Chance gehabt
hätten, sie abzufangen. Doch eben
dies wurde 1943 immer wichtiger,
da die Mosquito den schweren
Bombern den Weg bereitete. In
dieser Situation kam die Luftwaf-
fe auf eine verblüffende Idee: Wa-
Foto USAF
rum nicht einfach die einmotorige
Fw 190 fit für die Nachtjagd ma-
chen? Dietmar Hermann erklärt, Flugboot mal anders: B-17 mit Rettungsboot
14
Anfang 1944 verzögert sich die Serienreife der Me 262
weiter, doch man erprobt schon mal die zukünftigen
Waffen. Diese V8 dient im Februar Mk-108-Tests
TECHNIK TITELTHEMA
Messerschmitt Me 262
Viele Aufgaben, kaum Flugzeuge . . . . . . 14
Das Erprobungskommando muss monatelang auf Maschinen
warten, obwohl seit Anfang 1944 mehr Kapazitäten frei sind. Was
drückt auf die Bremsen? Und welche Waffen erhält die Me 262?
TECHNIK TITELTHEMA
Boeing B-17
Boote statt Bomben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Eigentlich ist die B-17 als Bomber bekannt, doch das ist nicht ihre
einzige Rolle. So tritt sie auch als Seenotretter in Erscheinung – und Die B-17 leistet auch als Seenotretter und Aufklärer ihren Dienst.
das ziemlich erfolgreich. 22 Hier der wohl erste PB-1W-Seeaufklärer der US Navy
TECHNIK TITELTHEMA
Focke-Wulf Fw 190
»Wilde Sau« und Mosquito-Jäger. . . . . 30
Die Alliierten behindern 1943 die deutsche Nachtjagd massiv. Ein
junger Referent hat eine gewagte Idee, wie die Luftwaffe reagieren
soll: den Tagjäger Fw 190 zum Nachtjäger machen.
TECHNIK – TYPENGESCHICHTE
Aggregat 4/V 2
Der letzte »Blitz«. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
Ab Herbst 1944 greifen die Deutschen massenhaft alliierte Städte
wie Antwerpen und London mit V-2-Raketen an. Die Westmächte Mit Hightech wie dem Zielsuchgerät FuG 217 wandelt man
sind diesen »Blitzeinschlägen« schutzlos ausgeliefert. 30 Fw 190 wie diese A-6 zu Nachtjägern gegen alliierte Bomber
4
Der Hangar 10 feiert im August den Erstflug ihrer dritten In Norwegen ist nach über 9000 Arbeitsstunden ein Fieseler
56 flüggen »109«: der G-14 »Schwarze 2« 68 Fi 156 Storch mit vielen originalen Details entstanden
TECHNIK – COCKPIT OLDTIMER TITELTHEMA
LFG Roland D.VIB Fi 156 aufwendig restauriert
Ahoi, Flieger! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Der an den Storch glaubte . . . . . . . . . . . . . . . . 68
Die D.VIB ist ein besonderes Flugzeug. Ihre Konstruktionsform Zehn Jahre haben Tor Nørstegård und sein Team in den Fi 156 in-
stammt aus der Schifffahrt, der Kompass weist in die Zukunft. vestiert. Herausgekommen ist der wohl originalgetreueste Storch.
RUBRIKEN 11
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Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 FL ZEUG
FLUGZEU
Der Bomberjäger
de Havilland Mosquito..............9 Messerschmitt Bf 109.....32, 56 Modellbau . . . . . . . . . . . . . . . 47
Douglas SBD.........................11 Messerschmitt Me 262....14, 37 Leserbriefe/Bücher . . . . . . . . . 52 Rollenwechsel: Boote statt Bomben »Schwarze 2« ist Nummer drei!
Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
Die Boeing B-17 als Seenotretter Hangar 10 bringt dritte Bf 109 in die Luft
6
FLUGZEUG CLASSIC 11/2018 7
PANORAMA
n MESSERSCHMITT BF 109
Bf 109 verlässt
Deutschland
N ach dem Wiederaufbau durch die Hart-
mair Leichtbau GmbH in Freising ist
der rekonstruierte Rumpf der Bf 109 G-6,
dings wurde sie mit MG-Kugeln
durchlöchert, um nicht intakt dem
Feind in die Hände zu fallen.
W.Nr. 410077, bei Mike Vadeboncoeurs Firma Nach mehreren Besitzerwech-
Mid West Aero Restorations Limited in Dan- seln in Nordamerika, Australien
ville, Illinois, eingetroffen. und Deutschland will man die
Der im Jahr 1990 aus dem Swiblo-See in Messerschmitt wieder flügge ma-
Russland geborgene ehemalige »Grünherz«- chen, nachdem Bruce Winter sie
Jäger fiel Flakfeuer zum Opfer. Ihr Pilot, 2012 erwarb. Die Tragflächen
Oberleutnant Gröne, konnte die beschädigte sind beinahe fertig, und Mike Nixon soll den Bf 109 G-6, W.Nr. 410077, zurück in den USA
Maschine noch auf dem gefrorenen See lan- instand gesetzten Motor bis Ende dieses Jah- nach der Restaurierung durch Hartmair Leicht-
den, in dem sie später versank. Zuvor aller- res zuliefern. Dave McDonald n bau in Deutschland Fotos (2) Michael Vadeboncoeur
n PIEL CP 30 EMERAUDE
n FLIEGERHORSTMUSEUM LEIPHEIM
Die Mutter der »301«
Neues Exponat
I n Frankreich ist im Vorjahr der
zweite Prototyp der Piel CP 30 A
Emeraude restauriert worden.
Die CP 30 A steht heute auf dem
Flugplatz Carpentras in Südfrank-
reich. Ihr Erstflug fand 1953 statt, der
Prototyp von Claude Piel mit Conti-
Eleganter Tiefdecker: CP 30 A nental-A-65-Motor diente vor allem
Foto Pierre Schmitt der Erprobung der Landeklappen.
Aus der CP 30 ist die Weiterentwick-
lung zur CP 301 Emeraude mit Schiebehaube und zur Super Emeraude
entstanden, Letztere produzierten Schempp-Hirth und Binder Aviatik auch
in Deutschland unter Lizenz sowie als Experimental. Das Fliegerhorstmuseum Leipheim konnte in diesem Jahr
Die finale Entwicklung war schließlich die erfolgreiche zweisitzige eine Fouga Magister erwerben. Nach der Außerdienststel-
Fliegerhorstmuseum Leipheim
Kunstflugmaschine CAP 10 mit 180-PS-Motor. Weltweit baute man etwa lung des LTG61 in Landsberg gelangte die ehemals im
380 Emeraude. Nachbaupläne sind immer noch erhältlich bei der Tochter Fliegerhorst Landsberg aufgestellte Fouga Magister in den
des Konstrukteurs, der eine ganze Serie von Sportflugzeugen entworfen Besitz der Leipheimer. Das Bild entstand noch auf dem al-
hat, so das Rennflugzeug CP 80, die zweisitzige, kunstflugtaugliche CP 750 ten Standort. Spenden für das Projekt: Verwendungszweck
Beryl in Tandemausführung und die schnittige, schnelle dreisitzige »Fouga Magister«, Sparkasse Günzburg Krumbach, IBAN:
CP 1320 Saphir in verschiedenen Fahrwerkkonfigurationen. Alle Piel-Kon- DE44 7205 1840 0008 3888 78, Swift-BIC: BYLADEM1GZK.
struktionen sind in klassischer Holzbauweise gebaut. Pierre Schmitt n
8
n DE HAVILLAND MOSQUITO NF.II HJ711 Wieder an einem Stück: de Havilland
Zurück in die USA: P-51 D von Frederick Akary Foto Pierre Schmitt
10
n DOUGLAS SBD
Tieflandung
B eim Yankee Air Force Museum (YAFM)
in Belleville, Michigan, hat eine Ausstel-
lung über die Ausbildung auf den Flugzeug-
trägern auf den Great-Lakes während des
Zweiten Weltkriegs begonnen. Im Zentrum
steht die auf dem Rücken liegende, unres-
taurierte SBD-3 Dauntless, Bu.No. 06626, eine
Langzeitleihgabe des National Naval Avia-
tion Museum (NNAM) in Pensacola. So, wie man sie 1994
Die Dauntless sank nach einem Crash auf aus dem Lake Michigan
der USS Wolverine auf den Grund des Lake Mi- zog, ist die SBD-3 Daunt-
chigan. Bevor das Schiff das Flugzeug versenk- less, Bu.No. 06626, Mittel-
te, konnte sich der Pilot retten. Diese SBD ist punkt einer Ausstellung
ein Veteran der Operation »Torch«, der Invasi- des Yankee Air Force Mu-
on in Nordafrika, und flog von der USS Ranger seum in Belleville Foto YAFM
aus. Nach der Bergung im Jahr 1994 wurde das
Wrack im NNAM eingelagert und diente als
Teilespender für eine Reihe von weiteren SBD, wurden. Das YAFM eröffnete die Ausstellung re, nachdem die Maschine im Lake Michigan
die über die Jahre geborgen und restauriert am 5. Oktober 2018, auf den Tag genau 75 Jah- versank. Dave McDonald n
n SUPERMARINE SPITFIRE
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Griechenlands einzige Spitfire, Mk.IXc, MJ755, soll wieder fliegen Foto BHHH
n STINSON RELIANT
12
WISSEN KOMPAKT
Viele Aufgaben,
kaum Flugzeuge
Im Dezember 1943 wird das Erprobungskommando 262 aufgestellt, doch eigene Ma-
schinen gibt es nicht. Die wenigen Versuchsmuster der Me 262 sind anderweitig mit
Beschlag belegt, und der Serienanlauf verzögert sich weiter Von Wolfgang Mühlbauer
14
A
m 9. Dezember 1943 befiehlt der Gene- Freilich gleicht das Ekdo. 262 in seiner An- Hier für Abhilfe zu sorgen, liegt – wie schon
ral der Jagdflieger Adolf Galland die fangszeit eher einem zahnlosen Tiger, viel mehrfach in dieser Artikelreihe erwähnt – in
Aufstellung eines Sonderverbandes mehr als der Gruppenstab ist in Lechfeld vor- den Händen rivalisierender Ministerien, mit
für die Einsatzerprobung der Me 262 – als erst nicht vorhanden. Darüber hinaus gibt es stetig menschenverachtenderen Zügen.
Jagdflugzeug. Zum Kommandeur des Erpro- so gut wie kein einziges Flugzeug, mit dem es
bungskommandos 262 (Ekdo. 262) ernennt sich beständig an die praktische Arbeit gehen Schulflugzeug fest eingeplant
man am 15. des Monats Hauptmann Werner ließe. Zumindest ist mit der Aufstellung des Neben seiner Einsatzerprobung als Jäger soll
Thierfelder. Für dessen Wahl gibt es triftige Ekdo. 262 das Dreigestirn zur umfänglichen sich das Ekdo. 262 unter anderem der Ausbil-
Gründe: Der Ritterkreuzträger war davor un- Erprobung des Turbinenjägers vollends auf dung und Umschulung auf den »Turbo« an-
ter anderem beim ZG 26 und beim ZG 2 im die Füße gestellt. In Zukunft arbeiten Messer- nehmen. Nicht bloß fliegerisch anspruchsvol-
Kriegseinsatz geflogen. Dementsprechend gut schmitt, die zentrale Erprobungsstelle (E’Stel- les Neuland, sondern eine Herausforderung
weiß er über schnelle zweimotorige Kampf- le) Rechlin und das Ekdo. 262 eng verzahnt auch in Hinblick auf die nötigen Lehrmittel.
flugzeuge Bescheid. Gilt es nämlich, möglichst zusammen, damit die Me 262 schnell einsatz- Zumal es bei einem so neuartigen Flugzeug
rasch auf die zweistrahlige Me 262 umzuschu- reif wird. Dabei gilt es nicht nur, ihre Technik wie der Me 262 keineswegs mit den bislang
len, scheinen Zerstörerpiloten prädestiniert ausreichend zuverlässig zu machen. Gleicher- üblichen Bedienvorschriften und Handbü-
dafür. Schließlich kennen sie sich nicht nur mit maßen müssen operative Konzepte, passende chern getan scheint. Insbesondere müssen zu-
dem Luftkampf aus, sondern sind zudem mit Strategien und schlagkräftige Taktiken erson- sätzliche Lehrmaterialien zum Strahltriebwerk
allen Besonderheiten des Zweimotorenfluges nen und umgesetzt werden. mit seinem besonderen Aufbau und seiner
bis in die höheren Geschwindigkeitsbereiche Machtlos bleibt man indessen gegenüber Wirkungsweise auf den Weg gebracht wer-
hinauf vertraut. dem eklatanten Mangel an Arbeitskräften. den. Am Ende soll schließlich eine »262 Fibel«
Die Me-262-Schulzweisitzer entstehen später ausschließlich als Umbauflugzeuge mit der Typbezeichnung
B-1a, unter anderem diese Maschine, die ab November 1944 zur 1./KG(J) 54 gehört Foto DEHLA
So soll das zweisitzige Me-262-Schulflugzeug anfänglich aussehen Foto Airbus Corporate Heritage
nach dem Muster der bekannten Tigerfibel für bung vom 11. September 1943 deutlich. Die MK 108 ausgetauscht werden kann. Ferner ist
den gleichnamigen Kampfpanzer stehen – beiliegende Zeichnung, datiert auf den 22. Ju- der hintere Rumpftank aus Platzgründen er-
was aber offenbar Zukunftsmusik bleibt. li, zeigt einen passend abgeänderten Jäger – heblich verkleinert sowie unterhalb des Flug-
Ganz im Gegensatz zum passenden Trai- mit vergrößertem Führerraum, zwei hinter- lehrersitzes eingebaut. Gleichfalls reduziert
ner. Denn das Augsburger Projektbüro hat be- einander liegenden Sitzen sowie einem nach sich der Umfang der Funkausrüstung, Pan-
reits eine zweisitzige Schulausführung der hinten verlängerten Kabinenaufbau. Der zer- und Behälterschutz entfallen komplett.
Me 262 konzipiert, in die Planungen aufneh- Schüler sitzt vorne; es gibt eine Doppelsteue- Lediglich die Panzerstirnscheibe kann »zur
men lassen und alle Vorgaben dafür an die
Konstruktion übermittelt. Nicht zuletzt, da
das Reichsluftfahrtministerium (RLM) seit Ju-
Die Me 262 ist zurzeit zu wertvoll,
ni 1943 konkret in diese Richtung sondiert. um im Jägerkampf riskiert zu werden.
Der Umstieg vom Propellerflugzeug auf den
technisch anspruchsvollen Düsenjäger soll so rung. Um die Sichtverhältnisse für den Lehrer Darstellung der Sichtverhältnisse wie beim Jä-
für Durchschnittspiloten wie Flugschüler ein- zu verbessern, hat das Kanzeldach auf Höhe ger übernommen werden«.
facher sein; zugleich hofft man, dadurch Zeit seines hinteren Arbeitsplatzes zwei seitliche Kurz vor Herausgabe jener Projektbaube-
und Menschenleben zu sparen. Ausbeulungen. Statt einer Bewaffnung findet schreibung hat man bereits die Attrappe be-
Wie die Schulmaschine prinzipiell aus- sich entsprechend Ballast im Bug, der jedoch sichtigt. Abgesehen vom zu geringen Treib-
sieht, wird anhand der Projektbaubeschrei- für Schießübungen gegen zwei oder vier stoffvorrat sind es nur Kleinigkeiten, die hier
16
Me 262 V3 mit versuchsweise
aufgesetztem langen Kabinenablauf,
von Seiten der E’Stellen beanstandet werden. der keinen Einzug in die Serie fand
Zum Beispiel steht im zugehörigen Protokoll: Strömungsbilder der Me 262 V3 Zeichnung Herbert Ringlstetter/Aviaticus
»Die eckig seitlich ausladende Kabinenform mit serienmäßigem und aufgefüt-
wird eingeführt, wenn die Flugeigenschaften tertem Rumpfrücken Foto DEHLA
befriedigen. Andernfalls kann auf den seitlich
vorspringenden Aufbau verzichtet werden.«
Zum Führerraum ist unter anderem Folgen-
des zu lesen: Er »wird durch Verwendung 2er
Druckkessel mit den gleichen Einbauten wie
beim Jäger Me 262 A-1 angefertigt«. Abschlie-
ßend heißt es: »Die Festlegung der V-Maschi-
ne erfolgt von Mtt.AG.« Die späteren Schul-
maschinen sollen übrigens nicht eigens
gefertigt werden, »um die Serie nicht zu stö-
ren, sodaß mit den von Mtt.AG beschafften
Umbauteilen z. B. in einer Werft der Umbau
durchgeführt werden kann«. Zum Urahn der
Trainer bestimmt die Messerschmitt AG zwei
Tage später die V10; sie soll entsprechend mo-
difiziert werden. Dass es dazu nie kommt,
steht auf einem anderen Blatt …
Hochgeschwindigkeitsflüge
Losgelöst davon gelingt Versuchspilot Gerd
Lindner, der nach dem Tod von Willy Oster-
tag Mitte April 1943 dessen Nachfolge ange-
treten hat, am 3. Oktober des Jahres der vor- Kommandoführer Werner Thierfelder
läufige Höhepunkt einer Reihe von Hoch- Geboren am 24. Dezember 1915, dient
geschwindigkeitsflügen. An jenem Tag er- Thierfelder erst bei der Infanterie, um
reicht er mit der V3 eine horizontale Maximal- dann zur Luftwaffe zu wechseln. Bei
geschwindigkeit von 970 km/h in 4650 Meter Kriegsbeginn Leutnant, gehört er zum
Höhe. Viel weiter will man die Versuchsflüge ZG 26 und sammelt erste Kampferfah-
vorerst aber nicht treiben. Unter anderem we- rung über Frankreich. Es folgen Feindflüge
gen der Festigkeit der Zelle. Zum einen beur- über England, später auf dem Balkan so-
teilt man die frühen V-Muster hier vorsichti- wie über Kreta. Nach 14 Luftsiegen erhält
ger, andererseits liegen dafür noch gar keine er das Ritterkreuz; von April 1942 an
fliegt er beim ZG 2, wo er zum Staffel-
verbindlichen Abnahmekriterien fest. Ohne-
kapitän aufsteigt. Ab Oktober im General-
hin kann die angestrebte amtliche Hochge- stabsdienst, arbeitet der technisch ver-
schwindigkeitszulassung bis 1000 km/h nur sierte Thierfelder eng mit der E’Stelle
anhand eines Serienflugzeuges erteilt werden. Rechlin zusammen. Vom 15. Dezember
Neben »vielen Messeinbauten« hat man 1943 an fungiert er sicher auch deshalb
der V3 für die genannten Versuchsflüge eini- als Kommandoführer des Ekdo. 262.
ge »statisch notwendig gewordene« Ände- Im Juni 1944 erhält er zusätzlich das
rungen verpasst. Darunter beispielsweise den Kommando über die III./ZG 26, die sei-
»Einbau eines neuen Kabinenabwurfes«, eine nerzeit auf die Me 262 umrüstet. Haupt-
»größere Überlappung der seitlichen Trieb- mann Thierfelder findet am 18. Juli 1944
in einem »seiner« Strahlflugzeuge den Tod
werksverkleidungsklappen gegen Absaugen Hauptmann Thierfelder (links) zusammen
– offiziell im Luftkampf mit US-Jägern, weit
derselben«, den »Einbau einer Staurohrhalte- wahrscheinlicher aber ohne Feindeinwir- mit Gerhard Caroli, dem Leiter der Flug-
rung ohne äußerliche Luftwiderstände« so- kung infolge schwerwiegender technischer erprobung (Mitte), und Versuchspilot Gerd
wie das »Einsetzen eines Messknüppels für Defekte an den Triebwerken. n Lindner Foto Airbus Corporate Heritage
Querruderkraftmessung«. Zusätzlich erhält
die Maschine ein ESK-2000-Lichtbild-MG so- ne merkliche Verbesserung mit sich, weshalb
wie ein Reflexvisier. man es sich erspart, hier gründlicher nachzu-
Interessant ist zudem auch folgender Hin- haken. Stattdessen wird die Me 262 V3 im
weis: »Aus Flugsicherheitsgründen wurde Mai 1944 für weitere Hochgeschwindigkeits-
auf Wunsch der Flugzeugführer der Abwurf- flüge der DVL (Deutsche Versuchsanstalt für
hebel für die Schleudersitzauslösung auf Luftfahrt) überstellt.
Gerätebretthöhe verlängert und
an der rechten Bordwand eine Die Ausbildung beginnt
Handschutzverkleidung gegen Zurück zu Thierfelder und dem
Verletzung beim Ausschleudern Ekdo. 262, das dringend auf eige-
angebracht.« Zur gleichen Zeit ne Flugzeuge wartet. Bis ins Früh-
untersucht man mithilfe des jahr 1944 hinein lässt sich dort
Versuchsmusters V3 die Rich- mehr oder minder sporadisch
tungsstabilität, da die nur auf einige der kost-
Erprobungs- baren V-Muster
stelle aus der
18
Flugerprobung zurückgreifen. Trotzdem be-
ginnen neben Thierfelder selbst bald die Bordkanone MK 108
allerersten dem Verband zugewiesenen Trup- Bis 1942 bei Rheinmetall-Borsig entwickelt,
penpiloten in Lechfeld mit der Strahlflugaus- dient diese Bordkanone mit Kaliber 30 Milli-
bildung. Eigentlich sollten dafür ab Januar meter vor allem zur Bekämpfung schwerer
des Jahres schon die ersten (Vor-)Serien- Bomberverbände. Derartige Einsätze ver-
Me-262 zur Verfügung stehen. Doch einzig sprechen wegen des konzentrierten Abwehr-
die V9, die als erstes Flugzeug die standard- feuers und des starken Begleitschutzes nur
mäßige Kabinenhaube trägt, erhebt sich zu bei hoher Angriffsgeschwindigkeit Erfolg.
jener Zeit neu in die Luft. Wovon Thierfelder Entsprechend kurz ist das Zeitfenster, in MK 108 mit Steckkabel zur Zündschiene.
und seine Mannen nicht viel haben, denn die dem sich die ihrerseits langsamen Bomber Die Länge beträgt 1080 Millimeter, das Ge-
treffen lassen. Hohe Durchschlagskraft und
V9 wird sofort vollständig zur Erprobung wicht knapp 58 Kilogramm
Schussfolge (anfangs 600, zuletzt 850
der elektrischen wie der Funkausrüstung ab- Schuss/Minute) stehen darum bei der kom- das Abfeuern geschieht über einen elektro-
gezogen. Später rüstet man sie dann zum pakten sowie einfach aufgebauten MK 108 magnetischen Schalter. Die Zündung der
Versuchsträger für die geplanten Hochge- im Vordergrund – allerdings zu Lasten der Patronen, die ein Zerfallgurt seitlich zuführt,
schwindigkeitsversionen (HG I bis III) der Mündungsgeschwindigkeit (525 m/s). Aus- geht elektrisch vonstatten, während der Ver-
Me 262 auf. gelegt ist die Kanone als vollautomatischer schluss nach vorne läuft. Bei der Truppe
Der Anlauf der Vorserie (S-Maschinen) Rückstoßlader, der Verschluss ist massever- trägt die MK 108 schnell den Spitznamen
verzögert sich dagegen weiter bis in den riegelt. Durchgeladen wird mittels Druckluft, »Presslufthammer«. n
März hinein. Daran ändert auch der Um-
stand wenig, dass die von Willy Messer-
schmitt verbissen verteidigte Me 209 im Ja-
nuar endgültig aus den Rüstungsplänen der
Luftwaffe gestrichen und so mehr Herstel-
lungskapazität frei wird. Zu allem Überfluss
verunglückt Thierfelder am 1. Februar 1944
mit der V5 – sie muss danach abgeschrieben Hauptteile der MK 108: Waffengehäuse mit Rohr, die
werden, er selbst bleibt ungeschoren. Gurtzuführer, Abzugseinrichtung, Verschluss und Vorho-
Zumindest läuft die Erprobung der Bord- ler samt Bodenstück Fotos (2) DEHLA
bewaffnung in der Me 262 auf vollen Touren.
Ende Mai 1942 ist zunächst der Einbau von
drei MG 151/20 mit je 320 Schuss Munitions-
vorrat in die ersten 100 Serienflugzeuge ge- »aus Gewichtsgründen noch nicht alle Waffen schossen. Es wird dabei angenommen, dass
plant gewesen. Parallel dazu sollte eine aus- eingebaut werden«. Bis Sommer 1943 haben zwei Treffer genügen. (…) Als Angriffsfläche
tauschbare Waffenkanzel für sechs Drei- sich vorerst vier MK 108 als Standardbestü- wird der gesamte Umriß des Flugzeuges an-
Zentimeter-Kanonen MK 108 entwickelt wer- ckung für die erste geplante Serienausfüh- genommen. Bei 3 cm Minengeschossen ist es
den und nach erfolgreicher Erprobung in die rung der Me 262 durchgesetzt. unrichtig, Treffer in Mitte Rumpf erzielen zu
Serie einlaufen. Immer vorausgesetzt, dass wollen. Der Schuß auf das Leitwerk oder den
zugleich die schubgesteigerten Jumo-004C- Standardwaffe MK 108 Flügelaußenteil bringt bessere Wirkung.«
Triebwerke bereit stehen. Ansonsten könnten Interessant sind in diesem Zusammenhang Weiter steht zu lesen: »Bei der Me 262
einige Auszüge aus einer zeitgenössischen wird als taktische Aufgabe hauptsächlich der
amtlichen Studie zur »Bewaffnung von TL-Jä- Angriff gegen Bomber gesehen. Es ist un-
gern«. Einführend heißt es: »Die Feuereröff- zweckmäßig, mit einem feindlichen Jäger
nung erfolgt aus größerer Entfernung als heu- sich auf einen Kurvenkampf einzulassen, da
te üblich. Circa 700–800 Meter. Bei den 3 cm die Kurvenradien der Me 262 naturgemäß
Waffen werden nur Minengeschosse ver- größer sind. (…) Die Me 262 ist zur Zeit zu
wertvoll, um im Jägerkampf riskiert zu wer-
den. Sie hat sich daher tunlichst dem Angriff
durch Jäger zu entziehen, wie es am besten
durch Wegsteigen mit hoher Fahrtgeschwin-
digkeit geschieht.« Damit ist die spätere Ein-
satztaktik des Turbojägers weitgehend um-
rissen. Zusätzlich gelangt die Studie zu dem
Schluss, dass in erster Linie das »Durch-
schnittkönnen der Jagdflieger« über die sinn-
vollste Zusammenstellung der in Betracht
gezogenen Bordwaffen (MG 151/15, MG
151/20, MK 103 und MK 108) entscheidet.
Deshalb ist »bei Verwendung nur einer Waf-
fenart die MK 108 vorzuziehen« – besonders
wegen ihrer hohen Schussfolge.
Entsprechend richtet sich die grundlegen-
de Waffenerprobung mit der Me 262 aus. Sie
19
TECHNIK Messerschmitt Me 262
Mit der Me 262 V8, hier Mitte Februar 1944 in Augsburg bei Rollversuchen im Schnee, absolviert man einen Großteil der
grundlegenden Waffenerprobung mit MK 108. Ferner kommt sie als erster Strahljäger zum Ekdo. 262 Foto DEHLA
Nach einem Landeunfall im Februar 1944 wieder instand gesetzt, hebt die Messerschmitt Me 262 V7 zu einem Testflug ab Foto DEHLA
geht in enger Zusammenarbeit mit der E’Stel- gensatz zur gewölbten Doppelsichtscheibe und -zerlegung, beim Durchladen per Knopf-
le Tarnewitz über die Bühne, hauptsächlich der V7 einwandfreies Zielen. Mit den ersten druck oder generell an der elektrischen Ver-
mithilfe der Versuchsmuster V7 und V8. Wo- Schießflügen muss man sich trotzdem lange schaltung, führt über viele Wochen hinweg
bei Letztere bald den Vorzug genießt, denn gedulden. Denn um reichlich Feinabstim- kein Weg vorbei – der Hauptgrund, weshalb
ihre plane Panzersichtscheibe erlaubt im Ge- mung am Boden, etwa an der Gurtzuführung die Me 262 V8 erst am 18. März 1944 in die
Luft kommt.
20
Die mit vier MK 108 ausgerüstete
Me 262 V8 mit kompletter Versuchs-
muster-Kennung auf dem Anstrich aus
RLM 74/75/76 Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus
Auszug aus dem Flugzeug-
Handbuch der Me 262,
der den Waffeneinbau der Knüppel sitzt, in gebückter Haltung ohne
MK 108 zeigt Sicht auf den Boden weiterflog.« Da die Ver-
Foto Airbus Corporate Heritage stellzeit 20 bis 25 Sekunden beträgt, blieb
Schmidt offenbar zu lange abgelenkt und
konnte das Flugzeug nicht mehr abfangen.
Zuvor, im Dezember 1943, hatte unter ande-
rem Generalmajor Dietrich Peltz, damals Füh-
rer des IX. Fliegerkorps, die Maschine nach-
geflogen. Ähnlich wie Thierfelder, der damit
ebenfalls einige Starts absolvieren konnte.
Dessen ungeachtet erhält das Ekdo. 262
am 19. April 1944 mit der Me 262 V8 endlich
sein erstes Flugzeug zugewiesen. Es gilt zu-
gleich als Muster für die spätere Serie – unter
anderem ohne Katapultsitz, der mit ihm aus
den Ausrüstungslisten des »Turbo« ver-
schwindet. Mittlerweile haben außerdem die
allerersten serienmäßig hergestellten Me 262
ihre Erstflüge hinter sich gebracht, ebenso
wie die V10 als letzter Prototyp. Die Gründe,
weshalb beides so lange gebraucht hat, sind
vielfältig. Mehr darüber in einer der kom-
menden Ausgaben von Flugzeug Classic. n
Quellen (Auswahl):
Erprobungskommando 262: Besprechungs-
niederschrift 19. Januar 1944
GL/C-E 2 I: Bewaffnung von TL-Jägern (ins-
besondere der Me 262), Juni 1943
Messerschmitt AG: Abt. Flugerprobung,
Erprobungsberichte Me 262 Nr. 37 vom
13.12.1943–16.1.1944, Nr. 39 vom
7.2.–12.3.1944 sowie Nr. 40 vom
13.3.–22.4.1944
Messerschmitt AG: Protokoll Me 262
Nr. 18 vom 7.9.1943 sowie Nr. 21 vom
17.11.1943
Boote statt
22
Bomben
Nicht nur als Langstreckenbomber am Himmel Europas bewährt sich
die Flying Fortress. Auch über dem Atlantischen sowie Pazifischen
Ozean macht sie eine gute Figur – freilich mehr als Seenotretter, Früh-
warnflugzeug oder im Passagierdienst Von Wolfgang Mühlbauer
24
TB-17H/SB-17G, 44-83575, eine zum
Seenotrettungsflugzeug umgewandelte
Z
war ist es nicht ihre Hauptaufgabe, doch Higgins Industries im November 1943 das B-17 der 1st Air Rescue Squadron (siehe
gelegentlich wirft die Boeing B-17 etwas größere, robuster aufgebaute A-1-Lifeboat in Foto links) Zeichnung Juanita Franzi
anderes als todbringende Bomben ab. Et- Angriff. Der einzige Serienauftrag trifft offiziell
wa ein Rettungsboot, das dafür Sorge trägt, am 10. Mai 1944 ein; er umfasst 600 Exemplare,
Menschenleben zu bewahren statt auszulö- wird später jedoch schrittweise wieder bis auf tet beträgt die Reichweite 2400 Kilometer, un-
schen. Als Vorbilder dieser besonderen Art von die Hälfte gestutzt. ter günstigen Bedingungen lassen sich bis zu
luftgestützter Seenotrettung fungieren die Bri- 240 Kilometer am Tag zurücklegen.
ten mit ihrem Uffa Fox Lifeboat, das ab Früh- Segeln für Ungeübte
jahr 1943 zum Einsatz kommt. Das sieben Me- Als Grundbaustoffe für das 1,4 Tonnen schwe- Bestens angepasst
ter lange, selbstaufrichtende Boot mit Segel re, acht Meter lange A-1 dienen laminiertes Davon abgesehen hat Higgins sein A-1 nicht
und zwei Motoren wird mithilfe mehrerer Fall- Mahagoni- und Birkenholz. Bootskörper wie bloß für den eigentlichen Bestimmungszweck
schirme abgesetzt. Sein größerer Bruder mit Spantengerüst werden getrennt hergestellt optimiert, sondern ebenso zum Transport un-
zehn Meter Länge, das ebenfalls von Fox ent- und im Anschluss miteinander verschraubt ter der B-17. So ist die stehende Einfassung
worfene Mark II Lifeboat, kommt bald hinzu. oder verklebt. 20 wasserdichte Kammern sor- der Decksöffnung, das Süll, so geformt, dass
Beide sollen abgeschossenen oder notgewas- gen im Zusammenwirken mit selbstaufbla- es sich nahtlos an den Unterrumpf des Trä-
serten Besatzungen dabei helfen, sich eigen- senden Schlauchkörpern dafür, dass sich das gerflugzeuges schmiegt. Eine rundum verlau-
ständig aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Boot stets von alleine aufrichtet beziehungs- fende gummierte Schaumstofflippe sorgt zu-
Ursprünglich war an die Avro Lancaster weise nie untergeht. Den Antrieb besorgen dem für einen luftdichten Abschluss. Das
als Trägerflugzeug gedacht gewesen, tatsäch- zwei kleine luftgekühlte Wisconsin-Motoren Boot selbst ist zwischen vorderem Einstiegs-
luk und dem Kugelturm untergehängt, gehal-
ten von vier Kabeln, die ihrerseits im Bom-
Solange der Zweite Weltkrieg andauert, benschacht festgemacht sind.
bleiben die B-17-Seenotretter bewaffnet. Abgeworfen wird möglichst direkt über
den Rettungssuchenden, im Normalfall aus ei-
lich schlüpft meist die zweimotorige Vickers zusammen mit einem simpel gehaltenen ner Höhe von 1500 Fuß (463 Meter), wobei die
Warwick in jene Spezialrolle. Das erfolgreiche kleinflächigen Segel. Letzteres stammt zusam- Trägermaschine nicht schneller als 120 mph
Konzept des Airborne Lifeboat, des luftge- men mit dem Kielschwert von Ratsey and (193 km/h) fliegt. Sobald das A-1 ausklinkt –
stützten Rettungsbootes, findet schnell bei Lapthorn, die als renommierte Zulieferer von dies geschieht, nachdem Pilot oder Bomben-
den USAAF Anklang. In der Folge lässt man Anfang an quasi mit im Boot sitzen. Segel und schütze den Auslöser für den Reihenabwurf
in Wright Field zunächst eine Attrappe her- Takelage sind so konzipiert, dass selbst voll- betätigen –, entfalten sich drei Standard-Las-
stellen und deren Abwurf aus einer B-17E he- kommen Ungeübte mit der Handhabung klar- tenfallschirme, jeder mit 14,6 Meter Durch-
raus untersuchen. Offensichtlich klappt alles kommen. Das Boot bietet zwölf Menschen messer. In Anschluss neigt sich der Bug um et-
zufriedenstellend, wenngleich das britische Platz; die an Bord gelagerten Nahrungs- und wa 50 Grad nach unten, um den Aufprallstoß
Mark II, das sieben Mann Platz bietet, letzt- Wasservorräte reichen 20 Tage. Voll ausgerüs- besser zu kompensieren. Die Sinkgeschwin-
endlich als zu klein beurteilt wird. Trotzdem
drängen die USAAF mit hoher Dringlichkeit
auf einen Entwicklungsauftrag, den Higgins Technische Daten – Boeing PB-1W (offizielles Datenblatt Juni 1949)
Industries in New Orleans übernimmt.
Länge 22,78 m
Die Werft genießt hohes Ansehen, nicht zu- Höhe 5,84 m
letzt wegen des unverwechselbaren Higgins- Spannweite 31,5 m
Landungsbootes (LCVP) mit seiner charakte- Tragflügelfläche 132 m²
ristischen Bugrampe. In New Orleans wird Triebwerk 4 luftgekühlte Curtiss-Wright-GR-1820-97-9-Zylinder-Sternmotoren
zunächst das britische Mark-II-Boot gründlich mit je 1200 PS Startleistung
Max. Startmasse 28 865 kg
unter die Lupe genommen. Danach ist man
Höchstgeschwindigkeit 476 km/h in 9966 m
zwar, ähnlich wie in Wright Field, vom Gefechtsradius 1908 km
Grundkonzept überzeugt, hält allerdings die Dienstgipfelhöhe 9753 m (bei maximaler Motorleistung)
Gesamtkonstruktion für zu fragil, um den An- Bewaffnung 8 x 12,7-mm-MG (nur bei Bedarf)
forderungen der USAAF gerecht zu werden. Besatzung 13 Mann
Da das Militär ohnehin mehr erwartet, nimmt
26
Sta r t kl a r b on n i e re n !
zum A
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die infrage kommenden Maschinen nicht aus nung PB-1G. Ausgerüstet sind sie weitgehend erst im April 1959 von der letzten PB-1G – und
Beständen der USAAF, sondern vielmehr von ähnlich wie B-17H und SB-17G. Entlang der entlässt damit die letzte Flying Fortress aus
der Navy kommen, der man eine Anzahl da- Nord- und Westküste der USA nehmen sie vor- dem aktiven Dienst der US-Streitkräfte.
von überlassen hat. Dort werden 17 B-17G so- wiegend SAR-Aufgaben wahr, überwachen bei
In Diensten der Navy
Die erste erfolgreiche Rettungsoperation Wie schon angedeutet, findet sich die B-17
auch im Inventar der US Navy, die ersten bei-
geht im April 1945 über die Bühne. den ab Frühjahr 1945. Es heißt, insgesamt sei-
en es 48 Stück, die man ihr aus Überschuss-
wie eine B-17F aus den Depots geholt, um sie Bedarf jedoch auch Eisberge. Zumindest eine beständen überlässt. Unter der Bezeichnung
für die Küstenwache bis Anfang 1946 herzu- PB-1G dient außerdem zur Luftbildkartierung, PB-1 nutzt die Navy sie für ihre eigenen Be-
richten. Passend umgestaltet, tragen diese un- versehen mit umfangreicher fotogrammetri- lange, etwa als Trainer oder zur Wettererkun-
bewaffneten Viermotorigen die neue Bezeich- scher Ausrüstung. Die Küstenwache trennt sich dung. Besonderes Augenmerk richtet sich
28
B-17G-40-BO, s/n 42-97115, 1944 umge-
baut zum »Felix«-Airliner für die SILA. SE-BAO
fliegt bis 1948 (siehe Bild unten) Zeichnung J. Franzi
Einer der beiden dänischen B-17-Airliner – er kehrt später wieder in die USA zurück »Felix« der SILA 1948 (siehe Profil oben)
bald auf die Verwendung als Frühwarnflug- Abwurftanks. Ihre aktive Dienstzeit reicht Quellen (Auswahl):
zeug und Seeaufklärer. Dafür aber sind die von Anfang 1946 bis ins Jahr 1955 hinein. Lloyd, Alwyn T.: B-17 Flying Fortress
Bomber erst einmal bei der Naval Aircraft Dann löst man die PB-1W, die ihre Rolle gut Part 2. In: Detail & Scale, Vol. 11. Aero
Modification Unit (NAMU) in Johnsville, erfüllt hat, endgültig ab. Mehr zu weiteren Publishers Inc.
Pennsylvania, umfangreich zu modifizieren. Spezialabwandlungen der B-17 in einer kom- Marion, Forrest L.: That Others May Live.
So wird unter anderem über dem versie- menden Ausgabe von Flugzeug Classic. n USAF 2004
gelten Bombenschacht eine große, nicht im-
mer einheitlich geformte Verkleidung ange-
Bisher zur B-17 erschienen:
bracht, unter der ein AN/APS-20-S-Band-
FC 07/2010 Die ersten fliegenden Festungen FC 08/2015 Doppelkinn wird Pflicht
Suchradar sitzt. Ferner erhalten die wohl FC 06/2012 Festung mit Schwachstellen FC 07/2016 Spürbar am Limit
19 Umbauflugzeuge (andere Quellen nennen FC 04/2013 Gestärkte Abwehrkraft FC 07/2017 Pfadfinder und Abstandswaffen
24), die im Anschluss PB-1W heißen, zusätz- FC 05/2014 »Bandits at twelve o’clock High« FC 05/2018 B-17 mit »Vergeltungswaffen«
liche Treibstoffzellen und Vorrichtungen für
30
I
m Sommer 1943 bereiten sich die alliierten
Luftflotten darauf vor, deutsche Städte mit
Flächenbombardements von bislang unge-
Sau«
kannter Dimension in Schutt und Asche zu le-
gen. Will die Luftwaffe diese Angriffe abweh-
ren, muss sie neue Wege beschreiten – und es
ist ein junger technischer Referent im Luftwaf-
fenführungsstab, der hier eine Möglichkeit
aufzeigt: Major Hans-Joachim Herrmann (sie-
Jäger
he Kasten Seite 32). Noch bevor diese desa-
strösen Angriffe beginnen, macht er den Vor-
schlag, die Bomber in der Nacht durch
einmotorige Tagjäger zu bekämpfen. Er erhält
seine Chance, das zu beweisen, und am 3. Juli
1943 kommt es erstmals zu größeren Feind-
berührungen beim Großangriff auf Köln.
Gleich mehrere RAF-Bomber schießt sein klei-
nes Nachtjagd-Versuchskommando ab. Herr-
mann ist der Ansicht, dass man beim Einsatz
der Fw 190 nachts ohne Weiteres vier bis fünf
Viermotorige vom Himmel holen könne,
wenn das Ziel einigermaßen beleuchtet sei.
Doch so einfach, wie es scheint, ist es nicht,
denn die Voraussetzung ist eine noch nicht
vorhandene Leuchtfeuerorganisation, mit de-
ren Hilfe man den Jagdfliegern das Ziel zu-
weisen könnte. Außerdem fehlt den einmoto-
rigen Jägern jegliches Nachtsichtgerät, und
auf Flammendämpfer müssen sie ebenfalls
verzichten. Sie würden es ermöglichen, die
Blendwirkung der eigenen Auspuffflammen
zu kompensieren, um so bessere Sichtverhält-
Das spezielle »Wilde Sau«-Emblem auf nisse in der Dunkelheit zu schaffen.
Migges Fw 190 A-8/R11, W.Nr. 2029210,
bei der NJGr. 10 in Werneuchen mit der Deckname »Wilde Sau«
Aufschrift »Kognakpumpe« Die Einsätze laufen unter dem Decknamen
»Wilde Sau«. Mitten in der Aufstellungsphase
von zwei Einsatzgruppen werfen britische
Bomber massenweise Stanniolstreifen ab, die
wiederum schwere Funkechos erzeugen. Das
deutsche Bodenradar kann die Bomberströme
deshalb nicht erkennen und ist praktisch
blind. Damit sind die funkgeführten deut-
schen Nachtjäger ebenfalls schachmatt ge-
setzt. So haben die RAF-Bomber über Ham-
burg freies Spiel, werfen nahezu unbehelligt
ihre tödliche Bombenlast ab und entfesseln in
Hamburg einen Feuersturm.
Auf Görings direkten Wunsch sollen jetzt
Herrmanns wenige Jäger in den Kampf ein-
greifen. Erste Abschüsse gelingen schon in
der Nacht vom 27. auf den 28. Juli. In der
nächsten Nacht sind seine Flieger deutlich er-
folgreicher. Auch die zweimotorigen Nachtjä-
ger werden in gleicher Weise eingesetzt. Und
Herrmanns Taktik zeigt Wirkung: Die Luft-
waffe kann 33 Bomber abschießen, also fast
doppelt so viele wie in der Nacht zuvor. Al-
lein die Hälfte davon geht auf das Konto von
seinen Piloten.
Die RAF glaubt trotzdem weiter, freie
Hand zu haben, und will Berlin wenige Wo-
chen danach in gleicher Weise zerlegen. Doch
es kommt anders. Trotz aller britischen Stör- aber, dass es recht schwer ist, genügend lein im Oktober muss die II./JG 1 insgesamt
maßnahmen durch Düppelstreifen gehen bei einmotorige Flugzeuge für die »Wilde Sau« 21 Jäger überholen lassen. Die Situation bleibt
drei schweren Angriffen (24. August, 1. und zu erhalten. deshalb weiterhin kritisch. Erst im Frühjahr
4. September) insgesamt 123 britische viermo- 1944 – und damit viel zu spät – beginnt sich
torige Bomber verloren. Für Herrmanns Jäger Mangelware Fw 190 die Situation durch die höheren Produktions-
wird der September ein äußerst erfolgreicher Bestes Beispiel dafür ist die in Aufstellung be- zahlen langsam zu verbessern.
Monat, es herrschen ideale Wetterbedingun- findliche II./JG 300, die sich aus Mangel an ei- Zwei Dinge führen dazu, dass die »Wilde
gen, und so können die einmotorigen Maschi- genen Maschinen die Fw-190-Jäger mit der Sau«-Geschwader ab Anfang 1944 zuneh-
nen ganze 38 Bomber vom Himmel holen. II./JG 1 Monate lang auf dem Fliegerhorst mend auch für Tageseinsätze herangezogen
Der Erfolg gibt Herrmann recht und er erhält Rheine teilen muss. Während die II./JG 1 da- werden: Die Nachtjäger sind weiterhin auf
noch im September 1943 den Befehl zum Auf- mit Tageseinsätze fliegt, setzen sich die Flug- halbwegs gute Sicht angewiesen. Die einset-
bau von drei neuen Geschwadern (JG 300, zeugführer der II./JG 300 als sogenannte Auf- zende Schlechtwetterperiode im Spätherbst
JG 301 und JG 302) mit einmotorigen Jägern, sitzer nachts in die gleichen Maschinen, um und Winter behindert die erfolgreiche Jagd in
die die Nachtjagd verstärken sollen. gegen die schweren Bomber der RAF anzu- der Nacht. Die Folge: Abschusserfolge wer-
Herrmanns Wunschflugzeug ist die stark fliegen. Es dauert nicht lange, bis sich die den seltener und die Landeunfälle durch
bewaffnete Fw 190. Sehr schnell zeigt sich Nachteile dieser Intensivnutzung zeigen. Al- schlechte Sicht nehmen stark zu. Gleichzeitig
fehlen der Luftwaffe Jäger, um die jetzt mas-
senhaft am Tage einfliegenden schweren
Herrmann – Vom Kampfflieger zum Nachtjäger Bomber der 8. US-Luftflotte wirksam zu be-
Hans-Joachim (»Hajo«) Herr- kämpfen. Für eine effektivere Nachtjagd wie-
seine Gruppe bekämpft ab
mann beginnt seine Flieger- 1942 Schiffskonvois im derum fehlt es den einmotorigen Maschinen
karriere 1935 als Kampf- Nordmeer. an technischem Equipment. Nur damit
flieger und sammelt erste Im Juli 1942 wechselt scheint es auf lange Sicht noch möglich zu
Erfahrungen 1937 bei der Herrmann als technischer sein, erfolgreich am Nachthimmel zu operie-
Legion Condor. Als Staffel- Referent in den Luftwaffen- ren. Doch bislang stehen den Jägern geeignete
kapitän der 7./KG 4 fliegt führungsstab. Aus seiner Geräte zum Suchen des Gegners nicht zur
er mit der Ju 88 während Idee der einmotorigen Verfügung. Das soll sich ändern.
des Westfeldzugs. Die Nachtjagd entstehen ein
III./KG 4 wird im Oktober Nachtjagdversuchskom- Experimentelle Nachtjagdgruppe
1940 zur neuen III./KG 30 mando und später die Ge-
und mehrere Monate lang Im Januar 1944 entsteht die Nachtjagdgrup-
schwader JG 300, 301 und
im Mittelmeerraum unter 302. Er selbst wird Ende pe 10 in Werneuchen. Die Aufgabe dieser neu
anderem gegen Malta ein- September 1943 Komman- geschaffenen Spezialeinheit ist nicht nur
gesetzt. Herrmann ist direkt deur der 30. Jagddivision die Erprobung neuer Nachtjagdflugzeuge,
Fotos Sammlung Dietmar Hermann
an der Versenkung des Mu- und dann der 1. JD. Nach sondern auch neuer Nachtjagdgeräte. Sie ist
nitionsschiffs Clan Fraser über 320 Einsätzen mit damit quasi das Gegenstück zum Erpro-
beteiligt, dessen Explosion neun Luftsiegen und einer bungskommando EK 25 in der Tagjagd, das
weitere elf Schiffe im Hafen Ritterkreuzträger versenkten Schiffstonnage allerdings deutlich früher entstanden ist.
von Piräus zerstört. Er über- Hans-Joachim Herrmann von 65 000 Bruttoregister- Gruppenkommandeur wird Major Rudolf
nimmt im August 1941 als tonnen beendet er den Schönert. Er ist kein Unbekannter: Schönert
neuer Gruppenkommandeur die III./KG 30, Krieg im Rang eines Oberst. n
war einer der treibenden Kräfte, mit deren
Hilfe sich die Schrägbewaffnung bei den
32
Für die »Wilde-Sau«-Nachtjagd ge-
schwärzte Messerschmitt Bf 109 G-6/R6,
die im August/September 1943 in der
3./JG 300 flog Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus
Die Fw 190 besaßen – genauso wie die Bf 109 – lediglich Blendleisten über den Abgasstutzen. Flammenvernichter hätten die Geschwindigkeit zu
sehr reduziert und eine Mosquitojagd praktisch unmöglich gemacht
34
Fw 190 A-6, Stab/JG 300, 1943
geflogen von Friedrich-Karl Müller, dem
erfolgreichsten Piloten auf einmotorigen
Nachtjägern Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus
Verräterische Rauchfahne
Einer der Piloten, der so eine Fw 190 fliegt, ist
Oberleutnant Fritz Krause von der 1./NJGr 10.
In der Nacht vom 7. auf den 8. Juli 1944 ist er
unterwegs mit der »Weißen 11«, einer speziell
mit dem FuG 217 Neptun J (J = Jäger) ausge-
rüsteten Fw 190. Um 0:40 Uhr startet er in Ber-
lin-Werneuchen, klettert auf 8,5 Kilometer Hö- Cockpit einer Nachtjäger-Fw-190. Die Anzeigenröhre des Neptun-Sichtgeräts ist oben links über
he und geht auf Mosquito-Jagd. Nur wenig dem Instrumentenbrett. Den Rest musste man extra in einem Röhrengerät unterbringen
später erblickt Krause eine von Suchschein-
werfern erfasste zweimotorige Maschine. Mit Nachtjägern muss die Staffel Ende Juli 1944 geführt: a) Dunkle, geführte Nachtjagd in
Vollgas greift er aus leichter Überhöhung an, vier zur Überholung und außerdem drei wei- Himmelbett-Gebieten mit Bf 109 und Fw 190
trifft mit der ersten Salve einen der Motoren. tere an andere Verbände abgeben. Damit ver- mit Bordsuchgerät, b) Helle Nachtjagd über
Die Mosquito versucht durch Ausweichmanö- bleiben nur noch zwei Fw 190. Gleichzeitig er- dem Ruhrgebiet nach dem Verfahren ›Wilde
ver zu entkommen, doch die Rauchfahne des hält die Staffel aber 16 neue Bf 109 G für die Sau‹.« Die 6./JG 300 mit den Typen Bf 109 AS
und Fw 190 soll die dunkle geführte Nacht-
Erstmals rüstet die Nachtjagdgruppe 10 jagd mit Bordsuchgerät übernehmen.
Wichtig für die Luftwaffe ist, dass die Jäger
normale Fw 190 mit Funkmessgeräten aus. frühzeitig starten müssen, denn sie brauchen
rund 30 Minuten, um auf Höhe der Mosqui-
getroffenen Motors verrät sie. Krause setzt sich Nachtjagd, die wahrscheinlich alle mit dem tos zu kommen. Bei der sogenannten »Ge-
hinter den Gegner und greift in 2000 Meter neuen DB 605 AS ausgerüstet sind. Mit die- führten Mosquito-Nachtjagd« sollen diese be-
Höhe erneut an. Seine Geschosse zerfetzen sem Motor hat die Bf 109 in der Höhe wesent- reits über der Nordsee durch Funkmessgeräte
den rechten Flügel und die Mosquito stürzt ab. lich mehr Leistungsreserven als die Fw 190, an der Küste erfasst werden. Bei einem Holz-
Ein Besatzungsmitglied, Flight Lieutenant E. V. die mit ihrem für mittlere Höhen ausgeleg- flugzeug keine einfache Sache. Die eigenen Jä-
Saunders, kann sich noch mit dem Fallschirm ten BMW-801-D-Motor gegen hochfliegende ger lotst man dann mit Y-Führung an die
retten. Er gerät in Kriegsgefangenschaft. Mosquitos fast machtlos ist. feindliche Maschine heran. Daher sind die Jä-
Wie gefährlich solche Einsätze sind, muss ger nicht unbedingt auf spezielle Nachtjagd-
Krause nur drei Tage später am Himmel über Gute Organisation ist alles geräte angewiesen. Während vor August 1944
Berlin erfahren, als die eigene Flak seine Eigens für die Mosquito-Jagd schafft die Luft- der Abschuss einer Mosquito eher durch zu-
Fw 190 unter Feuer nimmt und diese so waffe im Westen eine spezielle Organisations- fälliges Aufeinandertreffen zustande kommt,
schwer getroffen wird, dass auch er mit dem struktur, deren Zentrale im holländischen soll nun die gezielte Jagd beginnen.
Fallschirm aussteigen muss. Am 19. Juli er- Twente liegt. Am 8. August 1944 ergeht der
wischt es dann wieder eine Mosquito über entsprechende Befehl. Dort heißt es: »Zur Ab- Ein neues Geschwader entsteht
der Stadt, in acht Kilometer Höhe trifft dies- wehr immer stärker werdender Mosquito- Ende August werden zudem mit dem Aufbau
mal Unteroffizier Wittmann von der 1. Staffel. Einflüge wird bei der 3. Jagddivision Be- des neuen Nachtjagdgeschwaders 11 die Staf-
Von den vorhandenen zehn Fw-190-A-5/A-6- kämpfung nach folgenden Verfahren durch- feln neu gruppiert. Das Kommando der
36
Diese zweisitzige Version der Me 262,
ausgerüstet mit dem FuG 218 und zwei
300-Liter-Zusatztanks an den Wikinger-
schiffen, wurde von den Amerikanern er-
beutet und als FE-610 nach dem Krieg in
den USA ausgiebig getestet
Letzte Überlebende
Die ersten Me-262-Doppelsitzer gehen mit
dem neuen FuG 218 ab Ende März 1945 auf
Mosquito-Jagd. Welters Kommando wird ab
dem 28. Januar 1945 als neue 10. Staffel eben-
falls ins NJGr 11 integriert. Seine Staffel fliegt
nun mit der Me 262 rund 70 weitere Einsätze.
Dabei gelingen insgesamt 48 Abschüsse, 46
davon sind Mosquitos; auf Welters Konto ge-
hen allein 22. Das Kriegsende beendet auch
die Mosquito-Jagd. Die 10./NJGr 11 übergibt
Anfang Mai 1945 ihre Me 262 in Schleswig-
Jagel den Alliierten. Oberfeldwebel Kurt Welter im Januar 1944 bei der 5./JG 302 in Ludwigslust zusammen mit
Als die britische Armee die deutschen seinen Mechanikern vor einer Fw 190 im Ausrüstungszustand A-5/U2, die mit zwei 300-Liter-
Luftwaffenstützpunkte in Norddeutschland Zusatztanks über eine enorme Reichweite verfügte und mit FuG 217 ausgerüstet war
einnimmt, findet sie auf dem Platz in Leck
auch einen der seltenen Fw-190-Nachtjäger.
Es ist laut Liste eine A-6/R6, Werknummer
550214, PN+LU, die mit dem FuG 217 ausge-
rüstet ist. Sie erhält die britische Registrierung
AM 10 und findet ihren Weg über Schleswig
nach Farnborough. Im September 1945 ist sie
dann Ausstellungsstück im Hyde Park und
wird 1946 an Südafrika abgegeben. Heute
steht sie im South African National Museum
of Military History in Johannesburg – und
kündet dort von einem letztlich gescheiterten
Versuch der deutschen Luftwaffe, alliierte
Flugzeuge vom Nachthimmel über Deutsch-
land fernzuhalten. n
Eine am Brennstand in
der Feuerstellung zum
Schuss vorbereitete
V 2. Nachdem die ge-
planten Abschussanla-
gen in Frankreich weg-
fielen, blieben für den
Einsatz der Fernrakete
nur mehr die mobilen
Fernraketen-Einheiten
38
Typisches Gespann: ein Hanomag SS 100 (Sonder-Kfz 251) als Zug-
maschine eines Meillerwagens (FR-Wagen) samt A 4. Die maximale
Transportgeschwindigkeit lag bei 40 km/h auf guten Straßen
AGGREGAT 4/V 2
P
arallel zu den riesigen Bunkerbauten den Dienstgebrauch im Umgang mit der lin auf den SS-Truppenübungsplatz Heidela-
Kraftwerk Nordwest (Watten), südlich Fernrakete. ger bei Blizna östlich von Krakau. Dort wähnte
von Dünkirchen, und Schotterwerk Ein besonderes Augenmerk galt der Be- man sich sicher vor alliierten Luftangriffen,
Nordwest bei Wizernes, südöstlich von Ca- weglichkeit und Tarnung der V-2-Einheiten. auch eignete sich der entlegene Standort dazu,
lais, schuf man von Mitte 1943 an Raketen- Die Lehr- und Versuchsbatterie 444 verlegte Personal zu schulen und die V 2 unter den spä-
abteilungen, die beweglich von praktisch be- nach der Bombardierung der Heeresversuchs- ter zu erwartenden Einsatzbedingungen abzu-
liebigen Positionen aus V 2 abfeuern sollten. anstalt Peenemünde im Oktober 1943 von Kös- feuern. Abgeschossen wurden die Raketen oh-
Diese neu aufgestellten Heereseinheiten
gehörten der Artillerie an, da es sich beim
Aggregat 4 um ein unbemanntes Geschoss,
ähnlich einer Kanonengranate, handelte. So
begann die Lehr- und Versuchsbatterie 444
bei Köslin (heute Koszalin) an der Ostsee, öst-
lich von Peenemünde, mit der speziellen Aus-
bildung des Personals. Im September 1943
kam die Artillerie-Abteilung 836 hinzu, im
November folgte die Abteilung 485, 1944 die
SS-Werfer-Batterie 500 (ab 1945 Abteilung
500). In der Regel bestand eine Abteilung aus
drei Batterien.
Präzision unabdingbar: Einstellarbeiten im Geräteraum einer V 2 – unter den Verkleidungen be- Gegen Punktziele ungeeignet
finden sich die beiden kardanisch aufgehängten Hochgeschwindigkeitskreisel, die nach Anlauf Täglich folgten nun bis ins Frühjahr 1945
drei Minuten brauchten, ehe sie die korrekte Lage gefunden hatten hinein V-2-Abschüsse. So verschoss die bei
Hellendoorn in den Niederlanden gelegene
Feuerstellung Nr. 412 der SS-Batterie 500 zwi-
Cinema Rex schen dem 9. und 27. März 1945 noch etwa
Die Unberechenbarkeit und Dauergefahr 38 A 4. Drei Starts endeten als Fehlschüsse.
tere Gebäude im Umfeld wurden in Schutt
der deutschen Rakete verdeutlichten die Ge- gelegt. Gestartet war die Vergeltungswaffe Die vorrückenden alliierten Truppen zwan-
schehnisse im Zentrum von Antwerpen am nur Minuten zuvor in den Niederlanden, auf gen die Raketeneinheit am 28. März dazu, ih-
Nachmittag des 16. Dezember 1944: Mehr den Weg geschickt von einer Bedienungs- re Stellung zu verlassen. Nur wenige V 2 ka-
als 1100 Menschen nahmen Abstand vom mannschaft der SS-Werfer Batterie 500. men gegen Punktziele wie etwa die Brücke
Kriegsalltag und genossen den Film The Der V-2-Einschlag im voll besetzten Cine- von Remagen zum Einsatz, doch blieben die-
Plainsman mit Gary Cooper im Großkino ma Rex gilt als der tödlichste seiner Art. se Aktionen erfolglos, da sich die A 4 für der-
Cinema Rex. Um 15:17 Uhr nahm der Wes- Nach der Katastrophe ließ der Antwerpener artige Zwecke zu ungenau steuern ließ.
tern ein jähes Ende, als eine V 2 direkt im Stadtrat sämtliche Theater und Kinos schlie- Eine motorisierte Fernraketen-Batterie
Dach des Kinos einschlug und in üblicher, ßen und ordnete an, die Personenzahl bei
(FR-Batterie) verfügte über zahlreiche einsatz-
brachialer Manier explodierte. Die Trefferwir- Veranstaltungen auf maximal 50 zu begren-
kung zeigte sich verheerend; für 567 Men- spezifische Trupps, darunter der Vermes-
zen. Zwar hielt man die desaströsen Verlus-
schen endete der Raketeneinschlag tödlich, te des V-2-Angriffs geheim, doch sickerte die sungs-, Triebwerk- oder Elektrotrupp. Für die
darunter 296 alliierte Soldaten. Hinzu ka- Geschichte durch und landete mit überzoge- Mobilität sorgten rund 35 Wagen und Anhän-
men 291 Verletzte. Das Kino sowie zehn wei- nen Opferzahlen auf Hitlers Schreibtisch. n ger, darunter etliche Sonderfahrzeuge wie Be-
triebsstoff-Anhänger und -Lkw, gepanzerte
Halbketten-Zugmaschinen und Flakwagen.
ne Sprengkopf in überwiegend nordöstliche nen gelangten im Juli 1944 auch erstmals Teile Transportiert wurden die Fernraketen auf
Richtung, wo sie nach Vorgabe auf einem einer abgestürzten A-4-Rakete in die Hände speziellen Vidalwagen im Schlepp einer Zug-
Übungsgelände niedergingen. Lag die Treffer- der Westalliierten. maschine, was ihren Einsatz sehr flexibel ge-
quote anfänglich bei mageren 30 Prozent, stei- staltete. Für den Transport vom Feldspeicher
gerte sich diese bald auf 80 Prozent. Mitunter Ausschließlich mobil in die Feuerstellung verlud man die mit
betrugen die Abweichungen vom Zielpunkt Nach der massiven Bombardierung der Ab- Sprengkopf versehenen Raketen mittels
lediglich vier Kilometer. schussanlagen und der zu erwartenden transportablem Stabokran letztlich auf den
Im Juli rückte die Rote Armee an und man Rückeroberung der französischen Gebiete ebenfalls speziell entwickelten Meillerwagen.
musste den Übungsplatz verlagern. Durch unterhalb von Dünkirchen und Calais kon- Über diesen ließ sich die V 2 direkt auf- und
die Zusammenarbeit mit polnischen Partisa- zentrierte sich die Einsatzführung verstärkt auf dem Abschussgestell ausrichten. Der Auf-
40
bau der Rakete auf dem Brennstand hatte mit
höchster Präzision in zahlreichen Schritten Aggregat 4/V 2 V-2-Abschüsse*
genau nach Vorschrift zu geschehen. Bereits in 1945 Belgien
kleinste Ungenauigkeiten und Versäumnisse üblichem Antwerpen 1610
konnten zum Fehlschuss oder zur Zielabwei- Tarnanstrich Lüttich 27
chung führen. Hasselt 13
Nicht selten stellte man bei der techni- Tournai 9
Mons 3
schen Überprüfung bereits im Feldspeicher
Diest 2
einer Batterie technische Mängel an Raketen Frankreich
fest und veranlasste, sie zurückzuführen. Im Lille 25
Januar 1945 verfügte die Division z.V. über ei- Paris 22
ne Personalstärke von insgesamt etwa 11 000 Tourcoing 19
Mann, wobei zu diesem Zeitpunkt auch je ei- Arras 6
Cambrai 4
ne Einheit mit V 1 (Flugbombe) und V 3 (Rie-
Großbritannien
senkanone) der Division z.V. unterstand. London 1358
Norwich/Ipswich 44
Kaum zu bekämpfen Deutschland
Die Alliierten versuchten zwar, auch die mo- Remagen 11
bilen Abteilungen zu bekämpfen, doch gestal- Niederlande
Maastricht 19
tete sich dies äußerst schwierig, weshalb man
Gesamt* 3172
in erster Linie die Infrastruktur der Raketen- *Es existieren unterschiedliche Angaben,
Abteilungen angriff. Auch zwang die Be- zudem ist die Auflistung nicht vollständig
kämpfung vermuteter Einrichtungen in be-
wohnten Gebieten in den Niederlanden zur
Zurückhaltung. Immerhin gelang es Jagd-
bombern, die Produktionsstätten für Flüssig-
sauerstoff im Den Haager Loosduinen und
Alblasserdam bei Rotterdam zu zerstören.
Zwar war den Alliierten die im Harz gele-
gene A-4-Hauptfertigungsstätte Mittelwerk
im Kohnstein bei Nordhausen bekannt, doch
galt die unterirdische Fabrikanlage als un-
zerstörbar. Neben den getarnten Feuerstel-
len im Schutz von Wäldern nutzte man auch
entsprechend präparierte Züge. Zudem ver-
schoss man über 1000 A 4 direkt von Den
Haag in Südholland aus, meist Richtung Lon-
don. Britische Bomber griffen die städtische
V-2-Stellung noch im März 1945 an, wobei
aufgrund eines Navigationsfehlers 500 Men-
schen ihr Leben verloren.
Die deutsche Propaganda kreierte den Na-
men Vergeltungswaffe 2 für das Aggregat 4
und pries die Rakete als eine der »Wunder-
waffen« an, mit deren Hilfe sich das Kriegs-
glück doch noch auf die deutsche Seite schla-
gen würde. Tatsächlich aber blieben die
Kampfergebnisse relativ bescheiden und der
extreme finanzielle wie materielle Aufwand
stand hierbei in keinerlei Verhältnis.
Tausende Opfer
Insgesamt kamen etwa 3280 V 2 zum scharfen
Einsatz, etwa 270 davon endeten als Fehl-
schüsse. Mehr als ein Drittel der verschosse-
nen Raketen startete Richtung London, 1610 unerheblichen psychologischen Unruhefaktor ernstlich verletzte. Die letzte gegen Großbri-
richteten sich gegen die militärisch wichtige – lautlos ging die deutsche Rakete ohne Vor- tannien gerichtete V 2 schlug am 27. März
Hafenanlage Antwerpens. Weitere Ziele lagen warnung mit mehrfacher Schallgeschwindig- 1945 in Orpington/Kent ein und tötete die
in Frankreich und den Niederlanden. Schät- keit nieder. Vom Abschuss bis zum Einschlag 34-jährige Ivy Millichamp. Verglichen mit üb-
zungen zufolge verloren mindestens 8000 vergingen nur wenige Minuten. lichen Bombardements waren die durch den
Menschen, hauptsächlich im Großraum Lon- V-2-Einsatz angerichteten materiellen Schä-
don und Antwerpen, durch V-2-Angriffe ihr Tödliches Potenzial den sowie die Opferzahlen relativ gering.
Leben. Anders als bei der rund 600 km/h Der folgenschwerste V-2-Einschlag auf der Während des Ausbaus des Mittelwerks
schnellen V 1 (Fieseler Fi 103) gab es gegen britischen Insel ereignete sich am 25. Novem- und der A-4-Fertigung starben zwischen
die V 2 praktisch keine Abwehrmöglichkeit, ber 1944 mit dem Direkttreffer auf das Kauf- 12 000 und 20 000 der hierfür herangezogenen
wenngleich britische Spezialisten fieberhaft haus Woolworth in New Cross/London, der Häftlinge des KZs Mittelbau Dora. Wernher
daran arbeiteten. Dies erzeugte einen nicht 168 Menschen das Leben kostete und 108 von Braun nahm die Gegebenheiten im Zu-
Die Flugbahn der deutschen Vergeltungswaffe veranschaulicht, wie aussichtslos es für die Alliierten war, die Rakete abzufangen
42
Whitechapel nach dem ersten V-2-Einschlag am 27. März 1945. Laut
einer Rekonstruktion von 2010 hinterließ eine V-2-Detonation einen
etwa 20 Meter breiten sowie acht Meter tiefen Krater
Der auf der Abschussplattform des Meillerwagens aufgesetzte,
ge des Einsatzes und beim Bau der V 2 samt geöffnete Ventilkasten diente dazu, die Triebwerke zu überprüfen. Die 168 Seiten
den zu erwartenden und tatsächlichen Op- starke A-4-Fibel gab anschaulich Auskunft über die Vorgehensweise
fern protestlos hin.
Die Peenemünder Raketenbauer um von
Braun und Dornberger verfolgten sicherlich
auch – oder womöglich vor allem – das Ziel,
die unstrittigerweise hochgradig potente Ra-
kete militärisch gesehen treffsicherer und, zi-
vil betrachtet, raumfahrttauglicher zu bauen.
Noch ahnte Wernher von Braun nichts von
den Möglichkeiten, die sich ihm bald bieten
würden, um seinen eigentlichen Plan des
Weltraumflugs in die Tat umzusetzen.
Lesen Sie in der nächsten Ausgabe von
Flugzeug Classic über die Operation »Back-
fire« und den weiteren Werdegang der V 2
in den USA. n
Ahoi, Flieger!
D
Warum sollte eine bewährte ie LFG ist ursprünglich 1908 zum Bau kannten Klinkerbauweise. Dabei wurden die
von Parseval-Luftschiffen entstanden, Sperrholzspanten mit langen, schmalen, über-
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Peter W. Cohausz
Konstruktionsform aus der aber bereits 1912 begann die Firma mit lappt verleimten Fichtenholzplanken verklei-
dem Flugzeugbau. Als Werksymbol suchte det. Von diesem und dem Nachfolger-Typ D.V
Seefahrt nicht auch in der man sich die Sagengestalt Roland aus und so baute man nur je ein Versuchsmuster.
Luft erfolgreich sein? Die erlangten die Flugzeuge als »Roland-Maschi- In Serie produzierte LFG jedoch die mit ei-
nen« Bekanntheit. nem 160 PS Daimler ausgerüstete elegante Ro-
Luftfahrzeug-Gesellschaft Mit Beginn des Ersten Weltkriegs dehnte land D.VIa, deren Prototyp gleichzeitig das
LFG aus Berlin-Charlotten- sich das Werk aus und es entstanden weitere 1000. LFG-Flugzeug war. Insgesamt wurden
Produktionsanlagen in Adlershof und eine 353 D.VI gebaut, davon 200 von der Weiterent-
burg nutzte die Klinkerbau- Fliegerschule am Flugplatz Johannisthal, wo wicklung D.VIb.
weise gleich bei mehreren die Flugzeuge auch eingeflogen wurden.
Die Zeiten überlebt
Als am 6. September 1916 ein Großbrand
ihrer Jagddoppeldecker die Werkanlagen zerstörte, verlegte man die Erhalten geblieben ist davon der Rumpf einer
Produktion in die Ausstellungshallen am Kai- D.VIb mit der Bestellnummer D2225/18 im
wie der Roland D.VIb serdamm in Berlin. Gegen Kriegsende verlie- Luftfahrtmuseum in Krakau, die ursprünglich
Von Peter W. Cohausz ßen vier bis fünf Maschinen pro Tag das Werk. aus der Deutschen Luftfahrtsammlung in Ber-
44
Eine LFG Roland D.VIb vor dem Start. Die aus
der Seefahrt entlehnte Konstruktion war nicht
das einzig Besondere an diesem Flugzeug
Foto Sammlung Herbert Ringlstetter
Das unvollständige Cockpit der Museumsmaschine in Krakau zeigt viele Auf der linken Seite des Pilotensitzes sieht man oben den Gaszug und
Komponenten des »hölzernen Arbeitsplatzes« Foto Mikael Olrog darunter den Hebel für die Zündverstellung Foto Mikael Olrog
lin stammt. Sie hat im Juni 1918 am zweiten Benzindruckmesser nur Schalter und Hebel. gels ein rechteckiges Fenster eingelassen. Da
Vergleichsfliegen der D-Flugzeuge teilgenom- Drehzahlmesser und Benzinuhr saßen oben die Kompasstypen damals üblicherweise aus
men, bei dem die Flugzeugmeisterei Adlershof auf dem Rumpf vor der Windschutzscheibe. der Seefahrt abgeleitete, kardanisch aufge-
das beste deutsche Jagdflugzeug ermitteln Der Steuerknüppel hatte den Einheitsgriff, der hängte Draufsichtgeräte waren, entwickelte
wollte. 37 Maschinen nahmen teil, gewonnen auch in der Fokker D.VII zum Einsatz kam. Ludolph ein besonderes Modell mit einem zu-
hat die Fokker D.VII. Links saß der Gashebel, der über einen sätzlichen Ablesefenster an der Seite.
Bowdenzug mit dem Gashebel an der linken Diese als Trommelkompass bezeichneten
Ein rustikaler Pilotensitz Rumpfwand verbunden war. So konnte der Pi- Geräte waren bereits der Übergang zum späte-
Der Pilot saß wie ein Kajakfahrer in einem höl- lot in engen Kurven beide Hände am Knüppel ren Führerkompass, den der Pilot von der Seite
zernen Arbeitsplatz. Sein Sitz konnte je nach lassen und trotzdem die Drehzahl regeln. ablas. Allerdings hatten die Flieger anfangs Be-
denken gegenüber dieser Konstruktion, weil
Der Pilot saß wie ein Kajakfahrer in durch das Fenster nur ein Teil der Rosette
sichtbar war. n
einem hölzernen Arbeitsplatz.
Quellen:
Körpergröße in drei Stellungen gerastet wer- Einen raffinierten Platz hatten die Kon- Bennewitz, Dr. Kurt: Flugzeuginstrumente.
den. Instrumente und Bedienelemente waren strukteure der LFG D.VIb dem Kompass gege- Berlin 1922
vor und neben dem Sitz verteilt, zum Teil so- ben. In vielen Jagdmaschinen saß er am Cock- Hundertmark, Michael/Steinle, Holger:
gar außen am Rumpf. Die Ausrüstung ent- pitboden. Da sich dort aber der Anlassmagnet Phönix aus der Asche – Die Deutsche Luft-
sprach dem üblichen damaligen Standard für befand, der die Kompassnadel abgelenkt hätte, fahrtsammlung Berlin. Berlin 1985
Jagdflugzeuge. Das schmale Instrumentenbrett wanderte er in den Oberflügel. Zum Ablesen Lange, Bruno: Das Buch der deutschen Luft-
oder besser Schaltbrett enthielt bis auf den der Rosette wurde in der Hinterkante des Flü- fahrttechnik. Mainz 1970
46
MODELLBAU
Verbindungsflugzeug im Kleinen
W
ie viele ande-
Modellbausatz:
re deutsche
Dornier Do 27/CASA C-127 German, Spa-
Flugzeugfab- nish and Belgian Service
rikanten ging auch Kit-Nr.: SH72327
Claudius Dornier ins Maßstab: 1:72
Ausland nach Spa- Hersteller: Special Hobby
nien, um nach dem Preis: 17,40 €
Zweiten Weltkrieg Die Sitzgurte Kommentar: Neuer
wieder Flugzeuge zu entstammen Spritzgussbausatz, filigra-
bauen. Hier gründete der Ersatzteilkiste ne Bauteile, Decals für drei Maschinen
er die Firma Oficinas und sind durch die Plus: Gute Oberflächendetails, gute Cock-
piteinrichtung, detailliertes Fahrwerk, offen
Técnicas Dornier geöffnete Glas-
darzustellende Glastüren
(OTEDO). Mitte der türe gut zu sehen Minus: Keine erkennbaren Mängel
1950er-Jahre schrieb
die spanische Regie-
rung ein neues STOL-Flugzeug aus, an dem ganz zum Schluss angebracht werden. Nur schmalsten Stelle des Türrahmens sitzt. Zie-
sich Dornier beteiligte. Es entstand die bei den vorderen Glastüren ist Vorsicht beim wes Fazit: »Ein tolles Modell, das man mehr-
Do 25 – ein viersitziger Hochdecker. Nach- Abtrennen geboten, da der Anguss an der mals bauen kann.« Othmar Hellinger
dem aber die deutschen Betriebsanlagen
wiederaufgebaut waren und auch Deutsch-
land nun Flugzeuge produzieren durfte, be-
gann Dornier die Do 25 zu überarbeiten –
Ta 152 sieht rot
heraus kam die Do 27. Der Erstflug fand
1955 statt und die Produktion lief 1956 an. 1 T-62 in 1:35 Jaktviggen in 1:72
Man
Special Hobbys
Perfekt
kte Seite 10 Donnersschlag
asis fürs
Vereint
Ve
mit
ging deshalb problemlos vonstatten. Aufpas- doch wie gelingt der? Das und mehr ist in der neuen
sen muss man bei den Kleinteilen, damit ModellFan nachzulesen, die seit dem 17. September
im Kiosk für Sie bereitliegt. n
nichts verloren geht. Die Glasteile können
Der Überflieger
Bis zum Ende des Krieges versuchten die jeweiligen Luftfahrtin-
dustrien, ihre Gegner durch Neuentwicklungen zu übertrumpfen.
Im April 1918 erreichten die ersten Fokker D.VII die Frontverbände,
die Maschinen wurden gefürchtete Gegner Von Peter Cronauer
28. Juni 1914 Attentat 1. August 1914 Deutschland Mai 1915 Erster Bombenangriff August 1915 Beginn 21. Februar 1916 Erster Abschuss
von Sarajewo erklärt Russland den Krieg auf London durch Luftschiff der »Fokker-Plage« eines Luftschiffes mit Brandmunition
48
Karl Bodenschatz, Ernst Udet und Karl Bolle (von
links) im Gespräch; im Hintergrund steht eine D.VII
von dem überbemessenen und überverdichte- dem Unfalltod Wilhelm Reinhards neuer Leutnant Friedrichs sprang sofort aus dem
ten Höhenmotor BMW IIIa angetrieben wur- Kommandeur des Jagdgeschwaders 1 und so- Flugzeug ab, blieb aber mit dem Rücken an
de, aber auch mit dem überkomprimierten mit Manfred von Richthofens Nach-Nachfol- der Stabilisierungsfläche hängen. Der Fall-
Daimler D IIIa war sie eine »durchaus gleich- ger wurde, den folgenden amtlichen Unfall- schirm öffnete sich ordnungsgemäß, riss aber,
wertige Maschine«. Die D.VII war außerge- bericht: »Am 15. Juli 1918 neun Uhr abends jedenfalls infolge des übergroßen Gewichtes
wöhnlich wendig und schnell, stieg rasanter startete Leutnant Friedrichs, Jasta 10, zu ei- durch den hängengebliebenen Körper, ab. Die
als Freund und Feind, und vor allem der BMW- nem Frontfluge. Flugzeug Fokker D.VII Seile sind etwa 10 cm unterhalb der Spleiß-
Motor entfaltete erst oberhalb von 3000 Meter 309/18. In 1700 m Höhe bemerkten die neben stelle am Fallschirm abgerissen. Bereits wäh-
Höhe sein gesamtes Leistungspotenzial. Leutnant Friedrichs fliegenden Flugzeugfüh- rend des Absprungs des Leutnant Friedrichs
rer am Flugzeug des Ersteren plötzlich eine hörte man plötzlich mehrere losgehende
Rätselhafte Selbstentzündung weiße Rauchfahne zu beiden Seiten des Ben- Schüsse. Das Flugzeug stürzte hellbrennend
Allerdings litt auch dieser Typ zunächst unter zintanks. Leutnant Friedrichs drückte sein ab und verbrannte restlos am Boden.«
diversen »Kinderkrankheiten«. So verfasste Flugzeug daraufhin sehr stark, im nächsten Während Leutnant Friedrichs bei dem
Hermann Göring, der Mitte Juli 1918 nach Moment fing das Flugzeug an zu brennen. Absturz ums Leben kam, verfasste Leutnant
28. Oktober 1916 Oswald Boelcke April 1917 Im »Blutigen April« werden 19. Oktober 1917 »Groß«-Angriff mit 29. Juli 1918 Jungfernfahrt des letzten
stirbt bei einem Zusammenstoß 298 alliierte Flugzeuge zerstört elf Luftschiffen auf Großbritannien deutschen Marine-Luftschiffes »L 71«
50
Leutnant Adolf Auers Fokker D.VII der
Jasta 40 mit Davidstern am Rumpf. Auer
D.VII schnell auf etwa 5000 m Höhe Richtung wollte damit seinen jüdischen Rottenflie-
Front. Infolge von Wolkenfetzen war es ziem- ger unterstützen Zeichnung H. Ringlstetter/Aviaticus
lich diesig und sehr bald trafen wir auf ein gro-
ßes englisches Geschwader. Die übliche Kurbe-
lei begann, jeder suchte und fand auch sehr te Löwenhardt nicht sehen, da ich schoss, und
schnell einen oder mehrere Gegner und schon auch er konnte mich nicht wahrnehmen, da er
die deutschen Jagdflieger mehr gegnerische im Laufe der nächsten Minuten sah man hier durch die untere Tragdecke seiner Maschine
Flugzeuge ab als an jedem anderen Tag des und dort brennende Abstürze. Freund und wenig Ausblick nach unten hatte.«
Krieges. Feind, doch meistens Feind. Ich beobachtete, Von Wenz’ oberer Tragfläche flog ein
wie Löwenhardt hinter einem Engländer saß, »tischtuchgroßer Fetzen« weg, seine steuerlos
Auf Engländer eingearbeitet jedoch plötzlich nach einigen MG-Serien in gewordene D.VII stellte sich umgehend auf
Während man französische Jagdflieger eher als großer Linkskurve von ihm abließ.« den Kopf und raste, zunächst trudelnd und
»zurückhaltend« und US-amerikanische vor dann senkrecht, nach unten. Wenz stieg mit
allem als »unerfahren« einstufte, galten briti- Auch unten, »aber tot« dem Fallschirm aus, für ihn endeten die
sche Flugzeugführer als die gefährlichsten Nahm Löwenhardt einen anderen Gegner höchst dramatischen Sekunden und Minuten
Gegner. Ihnen stellten sich vor allem alte, er- aufs Korn? Wollte er umkehren, weil sie seines Absturzes in einer sicheren Landung
fahrene und »auf den Engländer eingearbeite- schon zu weit auf gegnerisches Territorium mitten im Trommelfeuer. Als er wieder am
te« deutsche Jagdflieger entgegen. Zu ihnen vorgestoßen waren? Aus 200 Meter Überhö- Flugplatz eintraf, erfuhr er, dass Löwenhardt
zählte Oberleutnant Erich Löwenhardt. hung stieß jetzt Wenz auf »den Engländer« ebenfalls unten war, »aber tot«. Dessen Fall-
Der Träger des Pour le Mérite und vorüber- herab und nahm ihn aus kurzer Distanz aufs schirm hatte sich nicht geöffnet. Abgesehen
gehende stellvertretende Kommandeur des Korn. »Plötzlich sehe ich halbrechts über mir, davon, dass ihm Löwenhardts Absprung un-
Jagdgeschwaders 1 reihte Luftsieg an Luftsieg. greifbar nahe, die gelbe Maschine des Olt. Lö- begreiflich war, weil seine Maschine beim Zu-
Am 10. August 1918 erreichte er seinen 54. Sein wenhardt und im nächsten Augenblick schla- sammenprall kaum Schaden genommen ha-
Staffelkamerad Alfred Wenz schilderte, was gen mir die Räder des Fahrgestells seiner Ma- ben konnte, litt Wenz lange unter diesem
anschließend geschah: »Um die Mittagszeit schine, wahrscheinlich das linke Rad, in »seelischen Schlag«; in »unzähligen Träu-
kletterten wir mit unseren tadellosen Fokker meine rechte, obere Tragfläche. (…) Ich konn- men« kehrte das Ereignis wieder. n
Leserbriefe
Anmerkung der Redaktion Leserbriefe spiegeln nicht unbedingt die Meinung Sie wollen uns schreiben?
der Redaktion wider. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe aus Gründen Flugzeug Classic
der Darstellung eines möglichst umfassenden Meinungsspektrums unserer GeraMond Verlag GmbH
Leser sinnwahrend zu kürzen. Infanteriestraße 11a
80797 München
Uniformen und Ränge bildet, da er als solcher dann gefal- zum Fluglehrer wäre es noch ein Seite 25 beschrieben, wie ein
»Serie WK I« und »Serie Cold len ist. Anders ausgedrückt: Das ganz langer Weg für den Stabs- »Verwundeter« auf Bahren in
Einzige, was auf dem Bild nicht zu unteroffizier. Nichtsdestotrotz: umgebaute Zusatztanks gescho-
War Pilots« in Heft 5/2018
sehen ist, ist ein Korvettenkapitän. tolle Beiträge in der Mai-Ausgabe ben wird. Als ich vor über 30 Jah-
Auf Seite 56 ist oben ein Bild von Auf Seite 69 Mitte ein Bild von – da ist jede Seite lesenswert! ren meinen Wehrdienst als Sani-
Peter Strasser – auf dem Bild leicht Uetersen, interessant die »selte- Jochen Graffmann, per E-Mail täter bei der Bundeswehr absol-
zu identifizieren als Fregattenka- ne« Erstuniform Seite 56 bei dem vieren durfte, erklärte man uns
pitän oder Kapitän zur See; das Stabsunteroffizier. Nur wird der Bahre und Trage den Unterschied zwischen Bahre
könnte man nur angesichts der mit Sicherheit kein Fluglehrer »Endlich ausgereift« und Trage. Auf der Bahre liegt
zugehörigen Schulterklappen ent- sein, sondern vielleicht einer der der Tote, daher der Begriff »auf-
scheiden, da beide vier Ärmel- Warte/Mechaniker. Bei aller Lie-
in Heft 6/2018 gebahrt«, auf eine Krankentra-
ringe trugen. Tatsächlich ist hier be zum heute auch dringend ge- In Ausgabe 6/2018 wird im Be- ge legt beziehungsweise damit
Strasser als Fregattenkapitän abge- suchten jungen Nachwuchs – bis richt über die Lightning P-38 auf transportiert man den Verwun-
Foto USAF
Peter Strasser ist Verwundete
auf diesem Bild werden mit
Fregattenkapitän einer Trage
Foto Eberhard Meyer-Reinhard
B Ü C H ER
DOUG BARBIER DANIEL CORROY
Ultimativer Abfangjäger Überschallkämpfer
Die Convair F-106 war maßgeschneidert »Ich möchte die persönlichen Erinne-
für die kontinentale Luftverteidigung rungen der Piloten und Mechaniker
der USA, voll mit hochmoderner Avio- nicht verloren gehen lassen.« Das war
nik, martialisch bewaffnet und brachial der Beweggrund für Daniel Corroy, ein
leistungsstark. Die rundum gelungene Buch über die North American F-100
Monografie bietet so ziemlich alles an D/F in den französischen Jagdgeschwa-
Geschichte und Geschichten um die dern I/3 Navarre und II/3 Champagne
World’s La 3e Escadre de Chasse et
Fastest Single-Engine Jet Aircraft Delta Dart. Inhaltlich hervorragend zu- von 1959 bis 1966 zu schreiben. Er selbst
le North American F-100 D/F
The Story of Convair’s F-106 sammengestellt sowie oft packend ge- war Elektromechaniker für Flugzeuge Super Sabre
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52
TERMINE
deten/Kranken. Dem Toten wird zur A-7. Mit Einführung des neuen
es sicher einerlei sein, ob er auf Kopfschutzes (Furchenzieher), ab
der Bahre oder Trage liegt, dem der A-8 mit der gewölbten Vergla-
Lebenden sicherlich nicht. sung, hat man auf die Rollendurch-
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Academy
56
»109«-Staffel
Im April dieses Jahres brachte die Air Fighter Academy in Herings-
dorf die Bf 109 G-12 und G-6 in die Luft. Nur einige Monate später
folgte nun ihr dritter Streich: eine flügge G-14 Von Richard Paver
Einblick in die Herzkammer der G-14. Ein DB-605-Motor von Rinner Perfor-
mance Engines aus Österreich treibt die »Schwarze 2« an. Die G-6 fliegt
ebenfalls mit solch einem Triebwerk
Das Cockpit der Bf 109 gilt sowieso schon als eng, das Testflug- Der Daimler Benz DB 605 war einer der am häufigsten produzierten Kol-
programm auf dem Schenkel, zusätzliche Kameras und Flugdaten- benflugmotoren der Deutschen im Zweiten Weltkrieg. Bis auf wenige Aus-
Aufzeichnungscomputer zwischen den Füßen toppen das noch mal nahmen war es der Standardmotor der Bf 109
58
D
ie Air Fighter Academy in Heringsdorf Erster Flug mit der G-14
sorgte für eine Warbird-Sensation, als
sie im April die Testflüge mit der Bf 109
Der erfahrene Warbird-Pilot Klaus Plasa ist der Mann für den Erstflug der »Schwarzen 2«. Schließ-
G-12 und der Bf 109 G-6 begann (Flugzeug lich gilt es nicht nur das Flugzeug selbst, sondern auch das eingebaute Flugdatensystem bei sich
Classic hat in Ausgabe 7/2018 dazu ausführ- verändernden Zuständen und Manövern zu erproben.
lich mit exklusiven Fotos berichtet). Im Au-
gust folgte nun der Jungfernflug der restau-
rierten Bf 109 G-14. Der Propeller läuft, gleich rollt die
Die G-14 wurde im Februar von Rare Bird G-14 los. Nachdem der Testflug am
Aviation auf dem ungarischen Flugplatz 16. August abgeschlossen ist, …
Meidl bei Sopron, kurz hinter der österrei-
chischen Grenze, flugbereit fertiggestellt und
auf der Straße nach Heringsdorf geliefert. Die
Genehmigung für die Flugerprobung durch
das Luftfahrtbundesamt (LBA) kam im Juli,
im August konnten die Flüge beginnen. Das
G-14-Projekt basiert auf der Bf 109 G-14,
W.Nr. 462707, »Schwarze 2«. B-17-Bomber
schossen die Maschine am 21. November
1944 bei Hannover ab. Das Wrack wurde 1997
entdeckt und geborgen; die dabei gefundenen
Überreste von Oberfähnrich Karl-Heinz
Schirrmacher, der bei dem Absturz ums Le-
ben kam, wurden auf dem städtischen Fried-
hof von Stöcken in Hannover beigesetzt.
Über die drei Bf 109 hinaus umfasst der Be-
stand von Hangar 19 die folgenden Flugzeuge: … hebt die »Schwarze 2« erneut ab. Sie
Bf 108, D-ERTT (vollständig und authentisch muss wieder zurück zum Hangar 10.
restauriert), Fieseler Storch, D-EVAS, Bücker Denn dort warten bereits …
Jungmeister, D-EPAX, Bücker 131 Jungmann,
D-ETJR. Die nichtdeutsche Sammlung besteht
aus: TF51D Mustang, D-FUNN mit Doppel-
steuerung, Spitfire XIX, TP280, Jak 9, D-FAFA,
Boeing Stearman, D-ERAX, Piper Super Cub,
D-ERDJ, Tiger Moth, D-EDAH, Polikarpow
Po-2, D-EEPO, und Pilatus P-2, D-EPIL.
Alles aufzeichnen
Die BF 109 G-12 D-FMGZ, Seriennummer
15208, flog erstmals im August 2016 mit einem
DB 605, neuerdings kann allerdings auch kurz-
fristig auf einen Rolls-Royce Merlin 500-45 um-
gerüstet werden. Die Modifikationen liegen vor
dem Brandspant und erlauben einen wechsel-
weisen Betrieb mit beiden Motoren. Zusätzlich … Motorspezialist Michael Rinner (links) und
hat die G-12 einen weiteren Rumpftank er- Volker Schülke, der Besitzer des Hangar 10,
halten, wodurch sich der Treibstoffvorrat um um den Flug mit Klaus Plasa zu besprechen
320 Liter fast verdoppelte und Reichweite so-
wie Flugdauer bedeutend steigerten.
Die Möglichkeit, diese einzigartige »109«
mit einem Merlin-Motor zu fliegen, macht
den Betrieb einfacher und weit dauerhafter
als nur mit dem DB 605, der in der Wartung
höhere Ansprüche stellt.
Wirklich einzigartig macht das Flugzeug
aber der Einbau eines originalen hinteren
G-12-Cockpits mit einer vollständigen Steuer-
anlage. Die Modifikationen durch MeierMo-
tors in Bremgarten fanden auf Basis weniger
erhaltener Originalzeichnungen sowie mit um-
fangreicher Hilfe durch das Kbely Museum in
Prag statt, das eine CS-199 (zweisitziger Bf-109-
Nachkriegstrainer aus Tschechien) besitzt.
Hangar 10 beauftragte Michail Stock von Systems entwickelte digitale CDARS (CAN den Cockpits befanden sich mehrere Sensoren
Stock Flight Systems mit dem Entwurf und Aerospace Flight Data Acquisition and Recor- und Kameras zur Erfassung sämtlicher Steu-
Einbau eines Flugdaten-Aufzeichnungssys- ding System) wurde im August 2018 in die er- und Leistungseingaben, ein Racelogic-
tems, das mittlerweile in allen drei »Messer- G-14 installiert, zuvor testete man das System Vbox-Videosystem zeichnete alle Bewegun-
schmitts« zum Einsatz kommt. Das Testpro- bereits in der G-12 und der G-6 erfolgreich. Es gen auf. Der Flügelausleger beinhaltet ein
gramm fand im August mit der G-14 und basiert auf mehreren vernetzten Kleincompu- drehbar gelagertes Pitotrohr mit Bohrungen
mehr als 30 Flugstunden mit den drei Messer- tern, die man in beiden Cockpits und dem für den statischen Druck sowie einen Daten-
schmitt-Typen seinen Abschluss. rechten Flügel der Bf 109 eingebaut hat. Auf aufzeichnungscomputer für die Messung von
Die G-12, die künftig für Passagierflüge zur der Flügelunterseite befindet sich ein Advan- statischem Druck, Gesamtdruck und Lufttem-
Verfügung steht, erlaubt den Vergleich von ced-Flight-Log-System-Ausleger. Die gesamte peratur, um die wahre Luftgeschwindigkeit
Flugleistungen und Handling mit einer un- Anlage kann nach Abschluss der Testreihen (TAS), die Luftdichte und das Steigen/Sinken
modifizierten Bf 109 G. Das von Stock Flight schnell und problemlos entfernt werden. In zu errechnen. Darüber hinaus werden Anstell-
und Gierwinkel präzise erfasst.
Michael Rinner überprüft den DB-605-Motor im Hangar 10 nach dem ersten Testflug.
Zu einem gewichtigen Teil haben er und sein Team die Maschine restauriert Hightech »109«
Die erfassten Daten werden nicht zum Boden
gesendet, sondern per CAN Aerospace Da-
tenbus ins Cockpit übertragen. Schließlich
befand sich im Cockpit ein temporär instal-
liertes integriertes Flugzustands- und Naviga-
tionssystem für die Aufzeichnung von GPS-
Flugweg, Höhe, Flugrichtung und Geschwin-
digkeit. Zusammen mit den Druckdaten und
Trägheitswerten entstand so ein vollständiges
Bild des gesamten jeweiligen Fluges. Sämtli-
che Flugdaten werden 100-mal pro Sekunde
erfasst, um die Flugdynamik möglichst de-
tailgetreu abzubilden.
Nach jedem Testflug lädt man die gesam-
melten Daten auf einen Laptop und analysiert
60
Nach dem Flug macht sich Klaus Plasa Notizen auf dem Flügel der
»Schwarzen 2«. Am Ende hatte man ein umfassendes Testprogramm absolviert
sie. Für die Nachfluguntersuchung und Be- flüge und einfacher Kunstflug. Im Frühjahr Restaurierung in den flugfähigen Zustand ab.
richterstattung verfügt das CDARS über hatte das Team von Hangar 10 die G-6 für die Michael Rinners Werkstatt in Kärnten hat sich
hochmoderne Online-Datenverarbeitungs- Flugerprobung vorbereitet, und nach mehre- mittlerweile einen hervorragenden Namen
werkzeuge, die kurzfristig mehrere Berichte ren gefesselten Motorstandläufen brachte im Aufbau von Daimler-Benz-V-12-Motoren
erstellen. Pilot und Flugingenieur können so Klaus Plasa die G-6 am 26. April erstmals nach erworben.
innerhalb kurzer Zeit notwendige Änderun- ihrer Komplettrestaurierung in die Luft. Am 29. und 30. April flogen Klaus Plasa
gen in die Pläne für die nächsten Flüge auf- Wie auch mit der G-12 blieb Plasa mit der und Cliff Spink gemeinsam in der G-12. Cliffs
nehmen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Ab- G-6 in der Nähe des Flugplatzes, bevor er am voller Kalender erlaubte nur diese beiden Tage,
hebe- und Steigfluggraph, den das System für 27. April zwei weitere Flüge durchführte. Klei- und passenderweise spielte das Wetter mit, so-
dass die dritte Phase der Flugerprobung eben-
Das System basiert auf mehreren Kleincom- falls erfolgreich abgeschlossen werden konnte.
Die Erprobung der G-14 begann am 16. Au-
putern, die man in die Bf 109 eingebaut hat. gust, und über die nächsten Wochen absolvier-
te Klaus Plasa ein umfangreiches Testpro-
die Darstellung von Einflüssen durch Tempe- ne Einstellungen an der Trimmung und Ände- gramm. Danach erstellte man die Flugberichte
raturen, Geschwindigkeiten und Beladungs- rungen an den Mikroschaltern für die Fahr- und schickte sie an das LBA, um ein allgemei-
zuständen auf die Startleistungen erstellt. werkanzeige im Cockpit waren die einzigen nes Flugtüchtigkeitszeugnis zu erhalten. In der
notwendigen Arbeiten, ansonsten zeigte die ersten Septemberwoche waren die LBA-Papie-
Erstmals in der Luft G-6 sehr gute Eigenschaften. Sowohl die G-6 re für die G-12 und die G-6 bereits eingetroffen,
Der bekannte Warbirdpilot Klaus Plasa führte als auch die G-14 haben DB-605-Motoren, die das Zeugnis für die G-14 stand noch aus.
die meisten Testflüge in Heringsdorf durch, sich bei den Flügen von ihrer besten Seite zeig-
darunter auch den Erstflug der G-14 mit in- ten – ein Verdienst von Michael Rinner und Vorbild für Restaurierungsteams
stalliertem Flugdatensystem am 16. August seiner Mannschaft von Rinner Performance Schon während des ersten Testprogramms
2018. Bei diesem Flug blieb Plasa in Sichtweite Engines, die die beiden DB 605 aufgebaut und konnten wir einige Fotoflüge einschieben, nun
des Flugplatzes und erprobte das Aufzeich- prüfstanderprobt hatten. durften wir die »Schwarze 2« fotografieren.
nungssystem mit einer Reihe von einfachen Rinner hatte den Wiederaufbau der G-6 mit Die innovative Datenerfassungstechnik,
Flugmanövern. Nachdem alles nach Plan ver- der Seriennummer 440738 im Jahre 2007 in die in Heringsdorf eingesetzt wurde, kommt
lief, folgten umfangreichere Testflüge mit Österreich begonnen und zu großen Teilen fer- der Flugsicherheit von Warbirds direkt zugu-
komplexeren Flugzuständen, Strömungsabris- tiggestellt. Im November 2013 erwarb die Air te und findet sicher künftig auch bei anderen
se mit ein- und ausgefahrenem Fahrwerk, An- Fighter Academy diese G-6 und schloss die Restaurierungsteams Anwendung. n
LA FERTÉ-ALAIS
Französischer
Feuerzauber
Die Airshow La Ferté-Alais ließ es in diesem Jahr so richtig krachen – und zwar im
wahrsten Sinne des Wortes! Von Andreas Zeitler
W
as für ein Spektakel! Zwar ist die weise spielte das Wetter mit. Darüber hinaus in dem Film Battle of Britain mit und absol-
Airshow in La Ferté-Alais bereits stellten sich auch hochkarätige Warbirds von vierte in La Ferté-Alais ihren ersten Airshow-
die 46. Veranstaltung dieser Art der der anderen Seite des Ärmelkanals ein. So er- Auftritt auf dem europäischen Festland. Am
Amicale Jean-Baptiste Salis (AJBS). Doch die- möglichten die traditionell guten Beziehun- Steuer saß Steve Jones. Gemeinsam mit der
se wird den Besuchern sicherlich noch lange gen zu »The Fighter Collection« aus Duxford, Sea Fury T.20 und der Curtiss Hawk 75 bot er
in Erinnerung bleiben – manch ein Gast be- dass die Besucher eine Sea Fury T.20 und eine den staunenden Zuschauern eine spektaku-
hauptete gar, dass La Ferté-Alais dieses Jahr Curtiss Hawk 75 bewundern durften – Letz- läre Dreierformation, die an die Luftschlacht
Maßstäbe gesetzt habe. tere weist im Übrigen einen starken Bezug zu um England erinnern sollte.
Dabei schien der Ablauf auf den ersten Frankreich auf. Der Höhepunkt für die Amicale Jean-Bap-
Blick sehr konventionell zu sein: Bodenaus- tiste Salis dürfte aber der Auftritt der Vought
stellung am Vormittag, Flugprogramm am Filmstar mit dabei F4U-5N Corsair gewesen sein. Stolze zehn Jah-
Fotos Ben Dunnell
Nachmittag. Diesmal jedoch lag das Augen- Ein weiteres Highlight aus England ist nicht re benötigte die Gruppe der »Casques de Cuir«
merk des Veranstalters eindeutig darauf, den nur eine Warbird-Ikone, sondern ein echter (Lederhelme), um die Maschine zu restaurie-
Besuchern vor allem in der Luft etwas ganz Filmstar: Die zweisitzige Hispano HA-1112- ren, was zeigt, wie mühsam und zeitintensiv
Besonderes zu präsentieren, und glücklicher- M4L »Buchón« von Air Leasing spielte schon solche Projekte sind. Die Corsair diente zuletzt
62
Ein Heimspiel hatte die französische
Ju-52 AZ+JU. Zu ihr gesellte sich im Flug-
programm auch eine Maschine der Ju Air
64
Faire Face: SPAD S.XIII und der
Rafale-Jet der französischen Luft-
waffe zelebrierten das Ende des
Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren
Schwer zu überbieten
Alt und neu – so lautete auch das Motto, als
die SPAD S.XIII der Memorial Flight auf eine
Dassault Rafale der französischen Luftwaffe
traf. Satte 100 Jahre und ein atemberaubender Kraftprotz: Die PS-starke
technischer Fortschritt trennen die beiden Sea Fury T.20 flog aus
Maschinen, die gemeinsam über die Graspis- Duxford zum französischen
te flogen. Das ungewöhnliche Duo feierte zu- Airshow-Klassiker ein
gleich auch das Ende des Ersten Weltkriegs
vor nunmehr 100 Jahren. Im Cockpit der
SPAD saß unter anderem die Fliegerlegende gramm schon eine Ansage war: Beginn 12:40 werk dafür sorgten, dass die Besucher so-
Georges Guynemer; seine Devise »Faire Face« Uhr, Ende 18:41 Uhr. Mit anderen Worten: sat- gleich wieder hellwach waren.
(die Stirn bieten) ist auch heute noch der te sechs Stunden Airshow-Spektakel. Aller- »Vive la France« lautete schließlich die De-
Wahlspruch der französischen Luftwaffe. dings setzte die hochsommerliche Hitze dem vise, als das französische Kunstflugteam »Pa-
Eine Formation aus diesen beiden sehr un- ein oder anderen Besucher trotz Sonnencreme trouille de France« zum Abschluss am Sams-
gleichen Maschinen zu bilden, stellte sich auf- und ausreichend Trinken ordentlich zu. Das tagabend seine Figuren in den stahlblauen
grund der sehr unterschiedlichen Flugeigen- mag natürlich zum Teil auch daran gelegen Himmel über der Hochebene von Cerny mal-
schaften als nahezu unmöglich heraus, aber haben, dass in Frankreich das Gläschen Wein te. Am Sonntag verabschiedete die Schweizer
durch großes fliegerisches Können gelang es zum Mittagessen dazugehört. Und beim Toast Luftwaffe die Besucher mit der Boeing F/A-
18C Hornet nach Hause, nachdem diese auch
Das war wieder einer dieser Momente, noch eine Formation mit der Morane-Saul-
nier MS.406 präsentiert hatte.
die es so nur in La Ferté-Alais gibt. Bei so vielen Höhepunkten wird es im
nächsten Jahr freilich schwierig, das Ganze
den Piloten zumindest im Vorbeiflug, die bei- auf die Grande Nation, der während der be- noch zu steigern, aber das ist im Grunde auch
den Flugzeuge auf gleiche Höhe zum Publi- reits erwähnten Vorführungen natürlich auch nicht nötig. Sattsehen konnte man sich auf al-
kum zu bringen. Dies war wieder einer der nicht zu kurz kam, hoben die Genussmen- le Fälle, und in der Luft und am Boden war
Momente, die es so nur in La Ferté-Alais gibt. schen das Glas natürlich gleich noch mal. für alle Geschmäcker etwas geboten. Da
Von kurz nach Mittag bis gegen halb sie- Doch bevor irgendjemandem die Augen reicht es schon aus, wenn die AJBS im nächs-
ben am Abend gab es eine Zeitreise von den zufallen konnten, kamen die Programmpunk- ten Jahr wieder auf Bewährtes setzt, denn ei-
1920er-Jahren bis in die Gegenwart, wobei te Zweiter Weltkrieg und Vietnam, die mit ne grandiose Show ist auf diesem Weg schon
allein die Ankündigung auf dem Flugpro- viel Rauch, Krach und einem deftigen Feuer- einmal garantiert. n
Nach Verdun!
Begeben Sie sich mit uns auf die
Spuren des bedeutenden vom
3.
19.–23.
Schlachtfeldes des Ersten Weltkriegs
2019
W
enn aus Lesen erleben wird: Vielleicht ha-
ben Sie, liebe Leser, noch das Clausewitz Spe-
zial »Verdun« in Erinnerung. Nun haben Sie
die Möglichkeit, zusammen mit anderen Interessier-
ten die Schauplätze der Kämpfe von 1916 bis 1918 zu
besuchen. Kaum ein Schlachtfeld des Ersten Welt-
66
Alles in
deutscher
Das Programm Sprache!
1.Tag: Besichtigung des zentralen
Schlachtfelds am Ostufer der Maas:
Caureswald, Deutscher Soldatenfriedhof Museum Mémorial de
Azannes II, zerstörtes Dorf Bezonvaux, Verdun: bedeutends-
Museum Mémorial de Verdun in Fleury tes Museum zur
und das Fort Douaumont. Schlacht von Verdun
2. Tag: Besichtigung am Westufer der Fotos (2): Mémorial Verdun
Maas (Auswahl): Höhe »Toter Mann (Morte
homme)«, »Höhe 304«, Montfaucon-
d’Argonne, Varennes en Argonne, Vauquois.
3. Tag: Zentrales Schlachtfeld am Ostufer
der Maas: Zwischenwerk »Kalte Erde
(Froideterre), Unterstand »Vier Kamine«,
Fort Vaux, Beinhaus von Douaumont,
»Tranchée des Baionettes (Bajonett-
graben)« und Fleury.
Leistungen:
• Bus ab/bis Leipzig über Erfurt, Ihr Hotel
Frankfurt/Main, Karlsruhe
• 4 Übernachtungen im 3-Sterne Hotel 3-Sterne-Hotel Les Orchidées mit
(Landeskategorie) im Doppelzimmer mit Bad idealer Lage am östlichen Stadt-
oder Dusche/WC rand und kurzen Wegen zum ehe-
• Täglich Frühstücksbuffet & Abendessen im maligen Schlachtfeld.
Restaurant des Hotels
• Städtesteuer
• Führung in deutscher Sprache durch Pierre
Lenhard am 20., 21. und 22.3.2019
• Eintritte Mémorial de Verdun, Fort Douau-
mont und Vaux, Vauquois und Beinhaus
Der an den
Der Norweger Tor Nørstegård hat zehn Jahre seines Lebens und
9250 Arbeitsstunden dafür aufgewandt, einen Fieseler Fi 156 C
Storch wieder flügge zu machen. Am Ende kam eine der weltweit
wohl authentischsten »156er« heraus Von Tormod Løkling
Der Norweger Tor Nørstegård hat den Anstoß dafür gegeben, den
Storch wieder in die Luft zu bringen, und war auch der Kopf des Res-
taurierungssteams. Davor hatte er schon eine Piper L 4 aufgebaut
68
Storch glaubte
Von dieser Perspektive ist gut zu erkennen, warum der Fi 156 den
Beinamen Storch erhielt: aufgrund der langen Fahrwerkbeine, die ebenfalls
mittig geknickt wirken Foto Trond Gjerde
B
eim Rundgang um den Fi 156 C Storch ner von den Deutschen requirierten Flug- zosen komplettierten das Flugzeug und setz-
auf dem Flugplatz Kjeller nördlich von zeugfabrik im Norden von Paris. ten es bis zum Ende des Krieges für den Küs-
Oslo lässt mich eine Frage nicht los: Die Firma erwies sich als ausgezeichnete tenschutz ein. So diente ein Flugzeug, das in
Hätte sich Tor Nørstegård dieses Projekt auf- Wahl. Schon vor dem Ersten Weltkrieg ent- Frankreich für die Deutschen gebaut wurde,
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Tormod Løkling
gebürdet, wenn er gewusst hätte, wie viel Zeit standen hier Flugzeuge, und der Typ Mora- schlussendlich den Alliierten.
und Energie dafür nötig waren? Als ich ihm
die Frage stelle, zögert er keine Sekunde: »Na-
türlich«, sagt er. »Jede Stunde in der Werkstatt
So diente ein Flugzeug, das für Deutschland
war wie eine Belohnung. Obwohl es natürlich gebaut wurde, schlussendlich den Alliierten.
einige Abende gab, an denen ich eine dunkle
Wolke über meinem Kopf sah …« ne-Saulnier 406 war der französische Jäger Fünfzehn Jahre flog der Storch nach dem
mit den höchsten Produktionszahlen bei Krieg für die französische Luftwaffe, bevor
Deutsche Wertarbeit Ausbruch des Krieges 1940. man ihn an einen Luftsportverein verkaufte,
Nørstegårds Fieseler Storch hat eine einzigar- Als die Alliierten Paris im August 1944 be- der ihn zum Schleppen von Segelflugzeugen
tige Geschichte. Das kleine Verbindungsflug- freiten, war der Fi 156 C-3 mit der Werknum- einsetzte. Nach weiteren zehn Jahren ver-
zeug wurde bei Morane-Saulnier gebaut, ei- mer 1816 noch nicht fertiggestellt. Die Fran- schlug es den Fi 156 in die USA, wo er 1989
70
einen Bodenunfall hatte, der ihn beide Trag-
flächen und Teile des Rumpfes kostete. Ein
solches Wrack zu restaurieren, ist nicht jeder-
manns Sache.
Norwegischer Bezug
Der Storch ist nicht Tor Nørstegårds erstes
Projekt. Davor hatte er das Wrack einer origi- Das Emblem des Stabs Jagdfliegerführer
nalen Weltkriegs-Piper-L-4-Grasshopper auf- Norwegen und des Jagdgeschwaders 5
gebaut, ein Projekt von vier bis fünf Jahren,
das er 1992 abschloss. Diese Arbeit bewies
ihm, dass er solch eine Aufgabe meistern und
dabei auch noch Spaß haben kann.
Nach der Grasshopper hatte er Lust auf
ein neues Projekt, und dieses Mal sollte seine
Begeisterung für deutsche Flugzeuge eine
entscheidende Rolle spielen. »Die Restaura-
toren von deutschen Kampfflugzeugen wie
der Messerschmitt Bf 109 oder der Focke-
Wulf 190 spielen sicherlich in einer anderen
Liga. Deshalb stellte ich mir die Frage, wel-
ches deutsche Flugzeug in meinen finanziel-
len Möglichkeiten lag und gleichzeitig einen
Bezug zu Norwegen hatte.«
Der Fieseler Fi 156 Storch besitzt diesen Echter Reifen des Fahrwerkrads aus dem Sehr seltene echte Geschosshülsentasche aus
Bezug. Nach der norwegischen Schwerwas- Jahr 1944 dem Wrack einer Ju 88 vom Meeresgrund
ser-Sabotage im Februar 1943 suchten deut- vier Argus-AS-10C-Motoren. Drei davon in milie, die nötigen finanziellen Mittel, eine
sche Trupps in Fieseler Störchen die Saboteu- reichlich armseligem Zustand, ein weiterer, Werkstatt und nicht zuletzt natürlich ein pas-
re auf dem Hardanger Plateau. Und nach Ab- fast vollständiger befand sich in einem Storch sendes Flugzeug. Seine Frau Mari hat ihn die
schluss der Restaurierung erhieltNørstegårds im Flugzeugmuseum von Sola außerhalb gesamte Zeit hindurch unterstützt, und ohne
Fi 156 das Kennzeichen H3+BF, das ein von Stavanger. Nørstegård gelang es, sich die Hilfe von vielen Freunden und Firmen
Storch des Stabes Jagdfliegerführer Norwe- diesen im Austausch für die Restaurierung wäre das Projekt nicht möglich gewesen.
gen (JG 5) in Forus im Jahre 1943 trug. von zwei Motoren in den Museen in Sola Immer wieder während der zehn Restau-
Nach dem Krieg ließ die Königlich Nor- und Bodø, die er für die statische Ausstellung rierungsjahre fragte er sich, ob dieses Projekt
wegische Luftwaffe acht von den Deutschen herrichtete, zu sichern. nicht doch vielleicht eine Nummer zu groß
aufgegebene Fieseler Störche restaurieren für ihn oder vielleicht sogar komplett ver-
und in einem gelb-blauen Farbschema lackie- Teamarbeit rückt sei. Aufgeben kam aber nicht infrage.
ren. Die Maschinen wurden auf verschiede- Insgesamt 9250 Arbeitsstunden innerhalb Und nicht nur einmal kam ihm auch das
nen Militärflugplätzen im ganzen Land bis von zehn Jahren leistete ein Team um Tor Glück zu Hilfe. Der Motorträger des Storchs
ins Jahr 1954 betrieben. Nørstegård, um den Storch wieder zum Flie- ist eine recht komplizierte Aluminiumkon-
gen zu bringen. Etwa 750 Abende verbrach- struktion und nirgendwo mehr zu finden.
Ein besonderes Flugzeug ten vier bis sechs Männer in der Werkstatt, Eines Tages stöberte Nørstegård auf dem
Natürlich spielten die Störche nicht nur in die man passenderweise »Storchennest« Grundstück eines Mannes herum, der Un-
Norwegen ihre unvergleichlichen Fähigkei- nannte. Bei all der Arbeit fanden sie aber mengen von Teilen aller Art gehortet hatte.
ten aus. Wer kennt nicht die Geschichte von auch Zeit für Grillabende, Benzingespräche »Der Motorträger, den ich brauchte, lag ein-
Mussolinis Evakuierung von Grand Sasso und Kaffeepausen. fach auf dem Boden herum, direkt neben ei-
am 12. September 1943? Heinrich Gerlach Nørstegård ist überzeugt, dass für die nem Lastwagen, der ihn zusammen mit an-
war der nicht zu beneidende Pilot, dem es Realisierung eines solchen Projekts vier Fak- derem Schrott auf die Müllkippe bringen
gelang, mit seinem Fi 156 auf einem nur toren eine Rolle spielen: Toleranz in der Fa- sollte! Dieser Freund war wohl der einzige
80 Meter langen Streifen, der noch dazu mit
Felsen übersät war, zu landen und mit dem
übergewichtigen Mussolini an Bord auch Technische Daten – Fiesler Fi 156 C-3
wieder zu starten. Spannweite 14,25 m
Störche flogen bis zum Ende an allen eu- Gesamtlänge 9,9 m
ropäischen Kriegsschauplätzen, und es war Höhe 3,1 m
ein Storch, der als letztes deutsches Flugzeug Leergewicht 930 kg
in einem Luftkampf über der Westfront abge- Startgewicht 1320 kg
Höchstgeschwindigkeit 175 km/h in 300 m
schossen wurde.
Reichweite 380 km
Tor Nørstegård kaufte das Wrack des Dienstgipfelhöhe 4600 m
Fi 156 im Jahr 2007 in Nevada. Er hatte einen Besatzung 2
falschen Motor unter der Haube, also musste Motor 1 luftgekühlter 240-PS-Argus-AS-10C mit 8 hängenden Zylindern
er zunächst einen originalen finden. Wie sich Bewaffnung 1 MG-15-Maschinengewehr
herausstellte, gab es in Norwegen insgesamt
72
Mensch in Norwegen, der die Kenntnisse
hatte, um solche Teile zu erkennen.« Der wohl originalgetreueste Fieseler Fi 156 hob am
Eines der Teile, die immer noch fehlen, ist 7. Oktober vergangenen Jahres zu seinem Erstflug ab,
die Welle einer Handkurbel, mit der sich der nachdem er 28 Jahre auf dem Boden fristen musste
Motor ankurbeln lässt. Sollte irgendjemand
eine solche Kurbel herumliegen haben, wäre
Tor Nørstegård über einen Anruf hocherfreut
(die Redaktion leitet etwaige Angebote auch
gerne an ihn weiter).
Geplünderte Teile
Ein anderes Mal erhielt Nørstegård einen An-
ruf von einem älteren Herrn aus Dombås.
Die Deutschen mussten nach dem Krieg ihre
eigenen Minenfelder räumen, was in dem dä-
nisch-deutschen Spielfilm Unter dem Sand zu
sehen ist. Dabei kam es regelmäßig zu Unfäl-
len, und die Minenräumer wurden von drei
Fieseler Fi 156 unterstützt, die die Verletzten
in ein Feldlazarett nach Dombås flogen. Eine
der Maschinen stürzte beim Start ab, und ei-
nige Jugendliche bauten Teile als Erinne-
rungsstücke ab. Jetzt, 70 Jahre später, rief ei-
ner der damals Beteiligten an und bot den
Restauratoren seine Beute an. Nørstegård
nahm natürlich freudig an und verbaute die
Teile in der H3+BF. Die Krönung der Restau-
rierung war dann der Erstflug des Storchs am
7. Oktober 2017 nach ganzen 28 Jahren am
Boden. Und bis auf ein paar kleine Anpas-
sungen gab es nichts zu ändern – ein perfek-
tes Flugzeug.
Der Fieseler Fi 156 C ist nun vom norwe-
gischen Luftfahrtamt zugelassen. Erbauer
von Flugzeugen aus Baukästen oder Wracks
sind automatisch Mitglieder der Experimen-
tal Aircraft Association Norway, die sich um
die offizielle Registrierung dieser Flugzeuge
kümmert. Die Storch-Restaurierung wurde in
einem umfangreichen Arbeitslogbuch voll- Wie detailgetreu dieses Flugzeug ausge- die, dass meine Frau meine Angelausrüstung
ständig dokumentiert. stattet wurde, zeigen Details wie die Signal- zu dem Preis verkaufen könnte, den ich ihr
»Ich kam mit einem Mann in England in pistole mit Munition in verschiedenen Far- gesagt habe.«
Kontakt, der mir 3000 originale Zeichnungen ben, ein Reinigungsset für das handbediente Der Motor wird nach nur 500 Stunden
zuschickte, insgesamt etwa 65 Gigabyte Da- MG 15, ein Kartentisch zum Wegklappen, da- schon wieder eine Generalüberholung benö-
ten. Die Zeichnungen tragen die Namen der mit der Beobachter Platz für seinen Winter- tigen, inklusive Ersatz der meisten Lager.
Aber auch die laufenden Kosten für Hanga-
Die Liste der verbauten Gegenstände, die rierung, Versicherung, Steuern und Treibstoff
drücken aufs Budget. Daher hofft der Besit-
›unmöglich zu bekommen sind‹, ist lang. zer, durch Teilnahme an Flugschauen die eine
oder andere Krone wieder hereinzuholen. Si-
Ingenieure, die den ersten Entwurf gemacht mantel hat, und eine extrem rare Geschoss- cherlich nicht unberechtigt, gibt es doch welt-
sowie alle Teile angepasst und mit Datum hülsentasche aus Gummi, die schon auf dem weit nur noch zehn Störche mit Originalmo-
und Namen abgezeichnet hatten. Selbst die Meeresboden gelegen hatte … tor, und H3+BF ist in absolutem Bestzustand.
kleinste Beilagscheibe hat ihre eigene techni- In der Tat – die Liste der verbauten Ge- Was ging Tor Nørstegård durch den Kopf,
sche Zeichnung!« genstände, die »unmöglich zu bekommen als sein Fieseler Storch das erste Mal nach
Nørstegård legt Wert auf die Feststellung, sind«, ist erstaunlich lang. 9250 Arbeitsstunden vom Boden abhob? »Ich
dass er den authentischsten Fi 156 Storch der war sicherlich aufgeregter, als der Motor das
Welt besitze, und damit könnte er recht ha- Kosten, Kosten, Kosten erste Mal ansprang und ohne Probleme lief –
ben. Das Flugzeug ist fast 75 Jahre alt, aber Deutsche Kriegsflugzeuge zu restaurieren, ist keine Späne, kein Öldruckverlust und keine
viele Originalteile sind immer noch voll ein teures Hobby. Auf die Frage, was der gan- Klemmer. Aber ich muss zugeben, dass mei-
funktionsfähig. Das gilt selbst für einige der ze Spaß gekostet habe, zitiert Nørstegård ne Mundwinkel sich beim ersten Flug mit
Kabinenfenster und sogar den Reifen des einen berühmten Fliegenfischer mit den Wor- dem Storch auf Höhe meiner Nasenspitze
Spornrads! ten: »Die größte Angst vor dem Sterben ist befanden.« n
FERNAUFKLÄRER IN NORWEGEN
Adler im hohen
Nach seiner ausführlichen Ausbildung flog Leutnant Karlheinz Dietsche als Fernauf-
klärer in Norwegen, wo er seine Feuertaufe erhielt. Er hatte Glück und überstand widrige
Wetterverhältnisse, russische Jägerangriffe und gefährliches Flakfeuer Von Peter W. Cohausz
K
arlheinz Dietsche begann bereits im Al- Die Flugplätze waren unter anderem Kirkenes, deutende Murmanbahn war ein Hauptziel,
ter von 19 Jahren mit dem Fliegen. Seine Kaamanen, Banak und zuletzt Bardufoss. Zum denn auf ihr transportierten die Sowjets das
Ausbildung bei der Luftwaffe ging zwei Einsatz kamen dort Junkers Ju 88 D, und foto- Geleitzugmaterial an die Front. Das Staffelab-
Jahre, ab 1937 war er in der Aufklärer-Flieger- grafiert hat man insbesondere die russischen zeichen: ein weißer Adler vor dem Eiffelturm.
schule (H) 2 tätig. Fünf Jahre später kam er in
Fotos Sammlung Jörg Dietsche
74
Schöne Flugaufnahme der Junkers
Ju 88 D, G2+IH der 1.(F)/Aufkl.Gr 124.
Mit solchen Flugzeugen spähte Karlheinz
Dietsche vor allem den sowjetischen
Nachschub aus
Norden
Ju 88 D, G2+SH. Bereits zwei Tage später folg- schen zum Leutnant beförderten Beob-
te der erste Feindflug von vier Stunden Dauer achter Adolf Haiss folgte am 2. Juli nach
mit Flakfeuer und Jägerangriffen. Es ging al- dem 27. Feindflug. Am 1. November 1942
les gut, aber zwei Tage später endete der Ver- wurde Karlheinz Dietsche zum Ober-
legungsflug nach Kirkenes mit einem »Rin- leutnant befördert.
gelpiez« (Drehung des Flugzeugs um die Als sich die Abwehr der Russen im
äußere Tragfläche aufgrund Bodenkontakt). Raum Murmansk verstärkte, setzte die
Staffel ab Anfang 1943 vermehrt die
Verleihung des Eisernen Kreuzes schnellere und wendigere Messer-
Weiter ging es mit Feindflügen zur Seeaufklä- schmitt Bf 110 ein, die auch 10 000 Me-
rung, zur Luftbildaufklärung und zur Augen- ter Flughöhe erreichen konnte.
aufklärung. Manchen Flug musste man auch Welche weiteren Einsätze Dietsche
wegen startender russischer Jäger abbrechen. mit der neuen Bf 110 bewältigte, wie er
Am 16. Mai 1942 erhielten Leutnant Karlheinz seinem Funker das Leben rettete und
Dietsche und seine Besatzung das Eiserne wie sich seine Fliegerlaufbahn noch
Kreuz zweiter Klasse. Das Eiserne Kreuz erster radikal wandeln wird, erfahren Sie in der kom- Karlheinz Dietsche am Steuer einer
Klasse für Leutnant Dietsche und den inzwi- menden Ausgabe von Flugzeug Classic. n Junkers Ju 88 D bei den Fernaufklärern
76
Die Murman-
bahn war eine
wichtige Versor-
gungslinie der
Sowjets von den
Häfen an die
Das Abzeichen der Front und wur-
1.(F)/Aufkl.Gr 124 de deshalb
war ein weißer Adler immer wieder
vor dem Eiffelturm bombardiert.
Das Bild zeigt
den Bahnhof
Louchi mit eini-
gen zerstörten
Gebäuden und
Bomben-
trichtern
SIE haben seltene Bilder oder sind auf bisher unveröffentlichte Fotoalben gestoßen? Dann schicken Sie uns
die Aufnahmen zur Veröffentlichung an: FLUGZEUG CLASSIC, Infanteriestraße 11a, 80797 München
78
Zwei-Mann-Cockpit BACKGROUND
B
is Ende der 1970er-Jahre galt für viele angehende MODERNE JETS BOTEN klar abgegrenzte Arbeitsplätze.
Militärpiloten: wenn schon fliegen, dann im Ein- Im Tornado (Einführung: 1982) hatte der Pilot bis auf ei-
Mann-Cockpit. Nur wenige schwärmten für die nen Computerbediengriff, die Frontwaffenbedienung und
bullige F-4 Phantom oder die rassige F-14; sie schienen für einige Subsysteme nur Fliegeranzeigen und Hebel; im
Leute gebaut, die nichts allein auf die Reihe kriegten und »Büro« des Waffensystemoffiziers gab es Hauptrechner, »Manch
einen Kampfbeobachter brauchten. zwei Bildschirme, die gesamte Waffenvorwahl, Radar- neuer Chef
und Navigationsanlagen.
DAS WAR NATÜRLICH UNSINN, denn der wahre Wert hatte noch
des »Sandsacks« oder »GIB« (Guy in the Back) lag auf der
Hand. Während der Pilot sich ganz auf seinen Job konzen-
DIE ZWEI-MANN-FLIEGEREI GING ALTEN Single-Seat-
Piloten anfangs mächtig auf den Keks. Von hinten kamen
nie am
trieren konnte, suchte der Hintermann den Luftraum ab, nicht nur Steuerkommandos, sondern manchmal auch Wi- Steuer-
hielt die Formation zusammen, funkte und navigierte,
machte Lagemeldungen und passte auf, dass der Pilot im
derworte; die Staffeln hatten plötzlich doppeltes Personal,
und manch neuer Chef hatte noch nie am Steuerknüppel
knüppel
Luftkampf nicht die Flugzeugbetriebsgrenzen überschritt. gesessen. Doch bald raufte man sich zusammen, die Team- gesessen.«
War der Pilot verletzt, nicht mehr ansprechbar oder orien- arbeit brachte sichtbare Ergebnisse und machte Spaß. Heu-
tierungslos, konnte der Hintermann die Crew retten und te ist der Einsitzer wieder auf dem Vormarsch: Digitaltech-
per Schleudersitz-Ausschuss-Folgesystem erst sich, dann nik und Fly-by-Wire-Schutzsysteme machen es möglich –
den Piloten herauskatapultieren. auf dem Weg zur »Nullsitzer«-Drohne. Rolf Stünkel
Das Bilderrätsel
Hundert Jahre Luftfahrt-
geschichte – erkennen Sie
die hier abgebildeten
Typen?
Lösung:
Fouga CM.170 Magister 5
Vickers Type 432 4
Douglas B-23 Dragon 3
Heinkel He 112 B 2
Polikarpow I-16 Rata 1
Ananas-Desaster
Der »Pabco Pacific Flyer« wird sich sogleich vor laufenden Kameras in einen Trümmer-
haufen verwandeln, Pilot Livingston Irving kommt ohne einen Kratzer davon. Die Zu-
schauer verfolgen es aus gefährlicher Nähe. Es ist der 16. August 1927. Ort: der
80
Groß, Manfred
König, Christian /
Kleckers, Axel
Das große Bord-
flugzeug
Arado Ar 95 und
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Breuer, Falk
Heinz Sannemann
– Ein Jagdflieger-
Um 1913 unterschreiben die wenigen Fluggäste in Deutsch- leben
land, die sich in die offenen Cockpits kauern, vor dem Start in Berichten – Doku-
oftmals eine glatt sittenwidrige Verzichtserklärung … menten – Fotos
»
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218-5
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Abschuss! - Von
der Me 109 zur Me
262
Erinnerungen an die
Luftkämpfe beim
Jagdgeschwader 5
und 7
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bunden, 284 Abb.,
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… mokiert sich der DVL-Ingenieur Franz Schreiber über die ansonsten tadellose Heinkel 38,50 €
He 64B, eine Schöpfung von Walter Günter. Die effektiven Vorflügel und Klappen lassen die
Maschine noch mit 62 km/h in der Luft hängen. Die Flugsicht verschwindet dabei fast völlig. lt. Wikipedia: die
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Der vergessene
Soldat
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uwe.stockburger@verlagshaus.de
Impressum
Nr. 209 I 11/18 I November I 19. Jahrgang
Flugzeug Classic, Infanteriestraße 11a, 80797 München
Tel. +49 (0) 89 13 06 99-720, Fax: +49 (0) 89 13 06 99-700
E-Mail: redaktion@geramond.de
Die zweite Folge unserer neuen Serie beleuchtet das erste moderne, er-
Redaktion Markus Wunderlich (Chefredakteur Luftfahrt, Geschichte,
folgreiche Eindecker-Jagdflugzeug der britischen Luftfahrtindustrie: die Schifffahrt und Modellbau), Jens Müller-Bauseneik (Stellv. Chefredak-
Hawker Hurricane. Sie gilt zu Kriegsbeginn als Rückgrat der RAF-Jagd- teur), Richard Chapman (Chefreporter), Alexander Müller (Jungredakteur)
verbände; während der Battle of Britain übernimmt sie mehr die »Drecks- Produktion/Chef vom Dienst Christian Ullrich
Fotos Hawker
arbeit«. Wir blicken auf ihre weit weniger bekannten Einsatzrollen als Ständige Mitarbeiter Stefan Bartmann, Peter W. Cohausz,
Peter Cronauer, Juanita Franzi, Dietmar Hermann, Othmar Hellinger,
Nachtjäger und auch als »Panzerschreck«. Lino von Gartzen, Helmuth Lage, Wolfgang Mühlbauer, Alexander
Nüßlein, Herbert Ringlstetter, Pierre Schmitt, Rolf Stünkel, Andreas Zeitler
Layout Rico Kummerlöwe; Ralph Hellberg
Gesamtanzeigenleitung
Thomas Perskowitz
US-Ikone »Memphis Belle« thomas.perskowitz@verlagshaus.de
Anzeigenleitung Flugzeug Classic
Uwe Stockburger
uwe.stockburger@verlagshaus.de
Anzeigendisposition Flugzeug Classic
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Fax: +49 (0) 89 13 06 99-100
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Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 28, gültig ab 1.1.2018
Litho ludwigmedia, Zell am See, Österreich
Druck Severotisk, Usti nad Labem, Tschechien
Foto Björn Hellenius
Im Mai 1943 vollendete die Boeing B-17 »Memphis Belle« ihren 25. Kampfeinsatz Verlag
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über Europa, weswegen sie in die USA für einen »Siegeszug« zurückkehren durfte. Infanteriestraße 11a, 80797 München
75 Jahre später präsentiert sich die B-17 frisch restauriert. www.geramond.de
Geschäftsführung Henry Allgaier,, Alexander Koeppl
Vertriebsleitung Dr. Regine Hahn
Dieses Heft enthält historische Abbildungen aus
der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur, sie Vertrieb/Auslieferung
können Hakenkreuze oder andere verfassungs- Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel:
feindliche Symbole beinhalten. Soweit solche Fotos MZV, Unterschleißheim
in diesem Heft veröffentlicht werden, dienen sie
zur Berichterstattung über Vorgänge des Zeitge-
schehens und dokumentieren die militärhistorische
Lieber Leser, und wissenschaftliche Forschung. Diese Publikati- Erscheinen und Bezug
on befindet sich damit im Einklang mit der Rechts- Flugzeug Classic erscheint monatlich. Sie erhalten Flugzeug Classic in Deutsch-
Sie haben Freunde, die sich ebenso für lage in der Bundesrepublik Deutschland, insbeson- land, in Österreich und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel, an gut sortierten
Oldtimer der Lüfte begeistern wie Sie? dere § 86 (3) StGB. Wer solche Abbildungen aus Zeitschriftenkiosken sowie direkt beim Verlag.
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Ich freue mich über jeden neuen Leser. Sinne von § 86 und § 86a StGB verwendet, macht und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Durch Annahme eines
sich strafbar! Redaktion und Verlag distanzieren Manuskripts erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht zur Veröffentlichung.
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Flugzeug Classic scher Gesinnung. nommen. Gerichtsstand ist München.
Markus Wunderlich Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: Markus Wunderlich; verantwort-
lich für die Anzeigen: Thomas Perskowitz; beide: Infanteriestraße 11a, 80797
München.
ISSN 1617-0725
Flugzeug Classic 12/2018 erscheint am 12. November 2018
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