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Vorwort
EXTRA »Messerschmitt, das wird nie ein Jäger […] nen Jahren die Geschichte dieses legen-
vereinigt mit Ein Jagdflieger muss doch die Geschwindig- dären Jägers nachgezeichnet. Nun haben wir
keit fühlen […] Über dem vorhandenen die Beiträge in diesem Extra-Band zusam-
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Flügel muss noch ein zweiter sein, mit Stre- mengestellt und um zahlreiche Zeichnungen
Redaktionsanschrift ben und Drähten zwischendrin, dann wird’s und Fotos, auch von einem Museumsflug-
Postfach 40 02 09, D-80702 München
Tel. +49 (0) 89.130699.720 ein Jäger«. Das waren die Worte von Willy zeug, ergänzt. In diesem Heft beschäftigen
Fax +49 (0) 89.130699.700
E-Mail: redaktion@geramond.de Messerschmitts Freund Ernst Udet, als er wir uns mit der Geschichte vom Prototyp bis
zum ersten Mal in einem Flugzeug Platz zur Version »Friedrich«, die Folgeversionen
Chefredakteur: Markus Wunderlich
Redaktion: nahm, das nur Jahre später der deutschen behandelt der nächste Band.
Dietmar Hermann, Luftwaffe die Luftüberlegenheit über Euro-
Herbert Ringlstetter,
Wolfgang Mühlbauer pa sichern sollte: die Messerschmitt Bf 109. Viel Lesevergnügen wünscht
Fotos, soweit nicht anders angegeben: FLUGZEUG CLASSIC hat in den vergange- Markus Wunderlich
D. Hermann
Flugzeugzeichnungen:
© 2013 Herbert Ringlstetter – www.aviati-
cus.com
Fotos Umschlag:
Sammlung Ringlstetter
Grafik: Ralf Puschmann Inhalt
Leserservice, Kundenservice,
GeraMond-Programm
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Der Adler aus Augsburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Fax 0180 – 505 16 20 (14 Cent/Min.)
leserservice@flugzeugclassic.de
Vom Prototyp zu den Versionen »Berta« und »Dora«
Gesamtanzeigenleitung
Die Messerschmitt-Stammwerke Augsburg und Regensburg . . . . . . 10
Helmut Kramer Von der Bf 108 zur Bf 109 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Tel. +49 (0) 89.13 06 99.270
helmut.kramer@verlagshaus.de Die »109« bei der »Legion Condor« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Anzeigenleitung
Helmut Gassner Das Innenleben der Bf 109 B-1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
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Anzeigendisposition
Johanna Eppert Dreiseitenansichten und Farbprofile der Bf 109 A, B und D . . . . . . . . 26
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johanna.eppert@verlagshaus.de
Es gilt Anzeigenpreisliste: Neuer Motor, neues Gesicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Nr. 20 vom 1.1.2013
Druck: Die nächste Generation: die Bf 109 »Emil«
Stürtz GmbH, Würzburg
Verlag: Das Innenleben der Bf 109 E-3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Das Cockpit der Bf 109 E . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
3-D-Ansichten: von der Bf 109 E-1 zur E-7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
GeraMond Verlag GmbH Dreiseitenansichten und Farbprofile der Bf 109 »Emil« . . . . . . . . . . . 48
Infanteriestraße 11a, 80797 München,
www.geramond.de
Geschäftsführung:
Clemens Hahn, Carsten Leininger
Die Beste von allen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
Herstellungsleitung: Gelungener Wurf: die Bf 109 »Friedrich«
Sandra Kho
Vertriebsleitung: Das Innenleben der Bf 109 F-2. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
Dr. Regine Hahn
Vertrieb/Auslieferung: Das Cockpit der Bf 109 F . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel:
MZV, Unterschleißheim Einzelexemplar: Adolf Gallands Sonder-»109« . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
Im selben Verlag erscheinen außerdem: 3-D-Ansichten der Bf 109 F-2 und F-4/trop . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
Dreiseitenansichten und Farbprofile der Bf 109 »Friedrich« . . . . . . . 72

Leseralbum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
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ISSN 1617-0725 • 52469 Tarnschemen und Markierungen der Bf 109
Erscheinen und Bezug: FLUGZEUG CLASSIC SPE-
CIAL ist eine Sonderausgabe der Zeitschrift FLUGZEUG Die »Emil« des Deutschen Museums . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
CLASSIC und erscheint im Jahr 2013 zweimal. Sie erhal-
ten FLUGZEUG CLASSIC in Deutschland, in Österreich Fotorundgang: eine erhaltene Bf 109 E bis ins Detail fotografiert
und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel, an gut sor-
tierten Zeitschriftenkiosken sowie direkt beim Verlag.
© by GeraMond Verlag. Die Zeitschrift und alle in ihr
enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheber-
rechtlich geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts Hinweis § 86/86a: Aufgrund der deutschen Gesetzeslage sind die Hakenkreuze in den Zeichnungen retuschiert, die
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tionellen Inhalt: Markus Wunderlich; verantwortlich für gen aus diesem Heft kopiert, verpflichtet sich hiermit, diese ausschließlich für oben genannte Zwecke und in keiner
die Anzeigen: Helmut Kramer, beide: Infanteriestraße 11a,
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BF 109 Prototyp/»Berta«/»Dora«

DER BEGINN EINER LEGENDE

Der Adler aus Augsburg


Drei Zahlen, zwei Buchstaben, ein Mythos: Kein deutsches Flugzeug hat so
einen Bekanntheitsgrad wie die Bf 109. Als sich am 28. Mai 1935 in Augsburg die
erste »109« in die Luft erhob, war ihr atemberaubender Erfolg nicht abzusehen

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nfang 1934 schrieb das Reichsluft- ruar 1934 die offiziellen Entwicklungsauf-

A fahrtministerium (RLM) Aufträge


zur Entwicklung eines modernen
Jagdeinsitzers aus, um die bis dahin gefloge-
träge an beide Firmen sowie BFW in Augs-
burg ergingen.
Nun liefen auch in Bayern die Arbeiten an
nen Standardjäger der deutschen Luftwaffe dem nun als Bf 109 benummerten und als
abzulösen. Die Heinkel He 51 und Arado »Verfolgungsjäger (VJ)« bezeichneten leichten
Ar 68 waren Doppeldecker, Vertreter einer Flugzeug an. Erste technische Gespräche zwi-
veralteten Flugzeuggeneration. Die Zukunft schen BFW und dem RLM folgten im März.
sollte neuen, modernen Maschinen gehören. Schließlich stieß noch Focke-Wulf als vierter
Und so forderte das RLM einen neuen Jäger, Mitstreiter im September 1934 mit deutlicher
der in Ganzmetallbau hergestellt werden soll- Verspätung hinzu.
te, mit einem 650 PS starken Motor schneller Die Entwürfe der vier Firmen unterschie-
als 450 km/h fliegen musste und ein einzieh- den sich mehr oder weniger deutlich vonei-
bares Fahrwerk haben sollte. Als Bewaffnung nander: Arado schickte die Ar 80, Focke-Wulf
war eine Kanone und zwei MG vorgesehen. seine Fw 159, Heinkel die He 112 und BFW
Drei Herstellerwerke wurden mit dieser die Bf 109 ins Rennen. Um die Leistungsfä-
RLM-Ausschreibung aufgefordert, an dem higkeit praxisnah zu untersuchen, wurden
Wettbewerb teilzunehmen. Heinkel und vom RLM erste Versuchsmuster zur Erpro-
Arado waren mit Sicherheit schon vorher bung bestellt.
eingeweiht und standen teilweise längst mit Unterschiedliche Vorgeschichten der Her-
dem RLM in Verhandlung, ehe dann im Feb- stellerwerke führten naturgemäß zu unter-

Mit der Bf 109 V1 nahm Messerschmitt


an der Ausschreibung für einen neuen
Standardjäger der Luftwaffe teil Foto DEHLA

flugzeugclassic.de 5
BF 109 Prototyp/»Berta«/»Dora«

Auf diesem Bild soll die Bf 109 V1 zu sehen


sein. Schon früh zeigte sich die wegweisende
Konzeption der »109«, wodurch sie letztlich als
Sieger aus dem Jäger-Wettbewerb hervorging
Foto DEHLA

schiedlichen Auslegungen der neuen Kons-


truktionen. Der Entwurf der Messerschmitt
Bf 109 basierte auf den Erfahrungen, die Mes-
serschmitt mit seinem erfolgreichen Reise-
flugzeug Bf 108 Taifun gesammelt hatte (sie-
he S. 13). In Zusammenarbeit mit dem RLM
und dem BFW-Projektbüro unter der Leitung
von Robert Lusser wurden im Frühjahr 1934 Foto DEHLA
die einzelnen Details zu dem neuen Jägerent- Junkers Jumo 210
wurf festgelegt. Im Sommer begann das Team
Der Junkers Jumo 210 kam erstmals bei verbesserten Jumo 210 G mit einer von
unter der Leitung von Richard Bauer, der von
der Bf 109 zum Einbau. Der Hubraum des August Lichte ab 1934 entwickelten Einspritz-
Arado kam, mit der Umsetzung der Projekt- flüssiggekühlten 12-Zylinder-Reihenmotors anlage. Damit war der Jumo 210 G weltweit
unterlagen in detaillierte Konstruktions- und lag bei nur 19,7 Litern. Der Motor hatte der erste Serienflugmotor mit Benzindirekt-
Bauunterlagen. ein Zweigangschaltgetriebe. Die B-Serie einspritzung und automatischer Gemisch-
erhielt den Jumo 210 D mit Vergaser und regelung. Von 1934 bis 1938 sind rund
Mit den Genen der Bf 108 einer Leistung von 680 PS, die C-Serie den 6500 Jumo 210 gebaut worden.
Im Entwurf zeigte die Bf 109 deutliche Ana-
logien zur Bf 108. Die Bf 109 war ebenso wie
die Bf 108 einfach und funktionell aufgebaut. Bf 109 erhielten genau wie die Bf 108 Vorflü- liche Zelle für den leistungsstärksten deut-
Der Rumpf bestand aus zwei selbsttragenden gel, welche die Langsamflugeigenschaften schen Motor bauen. Um die gesamte Monta-
Halbschalen, die mit Längsprofilen versteift verbessern bzw. einen Strömungsabriss bei ge der »109« möglichst einfach zu halten,
eine hohe Festigkeit aufwiesen. Wie bei der hohen Anstellwinkeln verhindern sollten. Die wurden die (einziehbaren) Hauptfahrwerks-
Bf 108 konnte der einholmige Flügel mit dem Vorflügel fuhren automatisch nur durch die beine direkt am Rumpf angebracht. Dadurch
Rumpf lediglich mit drei Bolzen an zwei An- Luftkräfte aus und ein. Ebenso sollte die Zel- fuhr es von innen nach außen in die Flügel
schlussbeschlägen befestigt werden. Dadurch le durch modernste Fertigungsmethoden ein. Die Nachteile einer schmalen Spurweite
war ein einfacher An- und Abbau der Flügel möglichst leicht ausfallen. des Fahrwerks nahm man dabei in Kauf.
möglich. Die beiden mit 16 Quadratmeter Doch die Bf 109 war als schnelles Jagd- Sicherlich eines der genialsten Konstruk-
flächenmäßig knapp bemessenen Flügel der flugzeug gedacht. Man wollte die kleinstmög- tionselemente der »109« war der Fahrwerks-

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Die Bf 109 V3, D-IOQY, während eines Fotoflugs am 29. Juni 1936. Sie hatte bereits den Jumo-210-Motor Foto Dabrowski

bock. Dieses Bauteil nahm den Federbeinkopf


des Fahrwerks auf, ebenso die komplette Me-
chanik für das Ein- und Ausfahrens des Fahr-
werks. Außerdem besaß es die Befestigung
Kompromissloser Leichtbau
für den vorderen Tragflächenanschluss und
Willy Messerschmitt (26. Juni 1898 bis 15. September 1978) folg-
hielt den unteren Gerüstanschluss des Mo-
te stets drei Entwurfsgrundsätzen: geringstes Baugewicht, kleinster
tors. Es war damit ein höchstbelastetes Bau- Luftwiderstand, einfacher Gesamtaufbau. Schon sein erstes echtes
teil. Motorflugzeug M 17 zeigte diese Merkmale. Als Entwicklungsleiter
bei BFW lotete er kompromisslos die Grenzen seiner Konstruktions-
Erstflug mit britischem Motor weise aus. Einige dadurch verursachte Unfälle machten ihn aber
Als Triebwerke waren der BMW 116 und Ju- zum Intimfeind des Luft-Hansa-Direktors und späteren Staats-
mo 210 vorgesehen. Da beide Motoren nicht sekretär im RLM Erhard Milch. Wichtige Grundlagenarbeit zum
rechtzeitig zum geplanten Erstflug fertig wur- modernen Leichtbau war dank technischer Wettbewerbe bis Anfang
den, griff man zunächst noch auf den Rolls der 1930er-Jahre möglich, wobei hier Leichtbau reiner Selbst-
Royce Kestrel V zurück. Im Frühjahr 1935 war Willy Messerschmitt zweck blieb. Diese staatlichen Entwicklungsaufträge befähigten
BFW zum Aufbau einer »leistungsfähigen Leichtbau-Organisation«.
die erste Bf 109 soweit fertig, um mit den ers-
Mit der Bf 108 erntete man erstmals deren kommerzielle Früchte – gefolgt von der
ten Rollversuchen beginnen zu können. Die Bf 109. 1955 schrieb Messerschmitt
Messerschmitt Bf 109 V1, Werknummer 758, unter anderem: »Das Geheimnis des
startete am 28. Mai 1935 zum Erstflug in Augs- Erfolges war nicht so sehr eine äußere
burg-Haunstetten. Hans Dietrich Knoetzsch Verfeinerung der Konstruktion (…),
hieß der Mann, der den Adler von Augsburg sondern ein echter Leichtbau: gerings-
zum ersten Mal in die Luft brachte. Das Start- te Abmessungen, geringste Oberfläche,
gewicht der V1 mit dem Kennzeichen D-IA- leichtester Werkstoff, gleichmäßige
BI betrug lediglich 1900 Kilogramm. Flugka- Beanspruchung, besonders aber die
pitän Knoetzsch brachte die »109« jedoch kein Vereinigung mehrer Funktionen in den-
selben Bauteilen. Die konsequente
Glück: Nachdem er bei einem Landeunfall die
Durchführung dieses Prinzips führte
V1 schwer beschädigte, wurde er umgehend nicht nur zur größten Leichtigkeit, son-
Fotos (2) DEHLA

von Messerschmitt entlassen. dern auch zu größter Einfachheit. Wir


Zwischen Februar und März 1936 kam es konnten trotz extremen Leichtbaus
dann zum entscheidenden Vergleichsfliegen auch geringe Baustunden erreichen.«
zwischen den vier Konkurrenten bei der Wolfgang Mühlbauer
E-Stelle Travemünde. Schon bald zeichnete
sich ab, dass die Arado 80 und Fw 159 Die Rumpfschale
➔ Weiter auf Seite 11 einer Bf 108

flugzeugclassic.de 7
BF 109 Prototyp/»Berta«/»Dora«

Messerschmitt Bf 109 V1 – W.Nr. 758

Die erste Bf 109 in Augsburg 1935.


Details wie die Ausbuchtungen
für die Reifen auf den Tragflächen,
das Kühlsystem und die im
Vergleich zu den späteren
Ausführungen anders ausgeführte
Fahrwerksverkleidung sind
deutlich sichtbar
Fotos (2) Herbert Ringlstetter

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Bf 109 V1
Bf 109 V1 – lackiert war sie
wahrscheinlich in einem L 40/52
genannten Grauton. Die Propellerhaube
blieb unbemalt oder war silberfarben
gehalten. Die der fehlenden Kennung
zufolge früher entstandene Aufnahme
auf Seite 6 zeigt eine farbige Propellerhaube
Zeichnung Herbert Ringlstetter

flugzeugclassic.de 9
BF 109 Prototyp/»Berta«/»Dora«

Die Messerschmitt Bf 109 V6,


Kennzeichen D-IHHB, gehörte mit
zur Versuchsreihe für die B-Serie
Foto Dabrowski

Die Messerschmitt-Stammwerke Augsburg und Regensburg


Als 1933 die Wiederaufrüstung Deutschlands anlief,
stand die Luftfahrtindustrie vor gigantischen Herausforde- Bayerische Flugzeugwerke (BFW) Augsburg 1927 Fotos (4) DEHLA
rungen. Der Versailler Vertrag hatte eigene Militärluftfahrt
sowie militärischen Flugzeugbau seit 1920 verboten.
Zwar war er in bescheidenem Maß heimlich umgangen
worden, doch die tatsächlich vorhandenen Produktions-
kapazitäten waren für Großserien völlig unzureichend.
Trotz dieser ungünstigen Voraussetzungen war in kürzester
Zeit eine neue Luftwaffe aus dem Boden zu stampfen –
so der politische Wille.
Verantwortlich dafür: das neu geschaffene Reichsluft-
fahrtministerium (RLM), das auch die knapp am Konkurs
vorbei geschrammten Bayerischen Flugzeugwerke in Augs-
burg (BFW) in diesen Prozess einzubinden hatte. Es galt
jede Produktionsstätte zu nutzen, weshalb zunächst Li-
zenzaufträge in die Schwaben-Metropole vergeben wurden.
Parallel dazu erhielt BFW im September 1933 einen
ersten Entwicklungsauftrag für das Wettbewerbsflugzeug
Bf 108. Eine Aufgabe, die das RLM sicher auch deshalb
in die Hände des dortigen Entwicklungsleiters Willy Es geht aufwärts: der Augsburger Werkflugplatz mit einflugbereiten
Messerschmitt gab, da er wie BFW bislang hauptsächlich Bf 109 B-1, aufgenommen im Juli 1937
mit erfolgreichen Sport- und Wettbewerbsmaschinen
geglänzt hatte. Die revolutionäre Bf 108 bot ihm nun die
Möglichkeit, die eigene Leistungsfähigkeit gegenüber dem
RLM zu beweisen und modernsten Flugzeugbau nach
eigenen Vorstellungen industriell zu etablieren.
Gleichzeitig brachten die Nachbauprogramme BFW
dringend benötigtes Geld sowie einen wachsenden Fach-
arbeiterstamm. Bis 1937 waren rund 400 Lizenzbauten
abzuliefern – 25 Prozent mehr Flugzeuge, als man seit
Firmengründung 1926 hergestellt hatte. Bald folgten
Werkserweiterungen, die umso dringender wurden, als das
RLM Mitte 1936 die Bf 109 zum Standardjäger wählte.
Großaufträge für die Bf 110 kamen ab März 1938 hinzu.

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chancenlos gegen die moderne »109« und
He 112 waren, die beide (Bf 109 V2 und
He 112 V2) inzwischen den Jumo 210 unter
der Motorhaube hatten. Messerschmitt ging
mit der »109« letztendlich als Gewinner her-
vor. Der Weg für eine steile und lange Kar-
riere war frei!

Die weiteren Prototypen


Die V2 galt als Prototyp der geplanten A-Bau-
reihe. Der eingebaute Jumo-210-Motor war
ein flüssiggekühlter 12-Zylinder-Reihenmotor
mit einem Hubraum von 19,7 Liter. Seine
Leistung betrug 610 PS. Gehalten wurde der
Motor durch ein Strebengerüst, das an vier
Befestigungspunkten mit der Zelle verbun-
den war. Sollte eine Strebe brechen, waren
Fangseile angeordnet, die ein Auskippen des
Antriebs verhinderten. Der Wasserkühler lag
direkt unterhalb des Motors. Die Kühlung
konnte mit einer Klappe geregelt werden. Der
Lamellen-Ölkühler saß auf der Unterseite der
linken Tragfläche. Bf 109 B: Der wuchtige Kühlereinlass und die starre Luftschraube sind gut zu erkennen

Bis dahin entstanden in Augsburg drei neue Werkteile.


Der Ausbau des Augsburger Stammwerks fand Auf 165 000 Quadratmeter befanden sich nun neben Ver-
zwischen 1934 und 1937 statt waltungsgebäuden unter anderem 18 Fabrikations- und
Lagerhallen sowie sechs Hallen des Einflugbetriebs; BFW
ließ zwei Werkssiedlungen in den Ortteilen Hochfeld und
Haunstetten errichten.
Am 11. Juli 1938 wurde vom Aufsichtsrat die Umbenen-
nung des Unternehmens in Messerschmitt AG beschlossen.
Das RLM war einverstanden, fortan trugen Neuentwicklungen
das offizielle Namenskürzel Me, beginnend mit dem Rekord-
flugzeug Me 209. Die Belegschaft des Augsburger Werkes
wuchs von 524 Mitarbeitern im Dezember 1933 auf 6491
im Dezember 1939 an, die Umsätze stiegen im gleichen Zeit-
raum um mehr als 470 Prozent – in erster Linie wegen der
»109«-Massenproduktion in den eigenen Hallen sowie bei
diversen Lizenznehmern.
Mit der offiziellen Entscheidung zum Serienbau hatte
sich BFW bereits 1936 veranlasst gesehen, selbst eine zu-
sätzliche Fertigungsstätte aufzubauen. Um die Stadt Augs-
Messerschmitt mit Frau und Mitgliedern burg nicht über Gebühr mit weiteren Rüstungsbetrieben zu
der Konzernführung 1940 in Regensburg belasten, fiel die Standortwahl auf das wenig industrialisierte
Regensburg und seinen Flugplatz Prüfening. Am 21. August
1936 rief BFW die Bayerische Flugzeugwerke Regensburg
GmbH ins Leben, schon am 8. Mai 1937 feierte man Richt-
fest für das neue Werk. Ab Jahresende lief die Produktion der
Bf 108 an, die man von Augsburg dorthin verlagert hatte.
Doch der eigentliche Zweck des Regensburger Werks blieb
die Fertigung der Bf 109, die dort Ende 1938 begann. Ende
Januar 1939 schied man aus dem Augsburger Unternehmen
aus, wurde eigenständig und firmierte ab November 1940
als Messerschmitt GmbH Regensburg. Bis Kriegsende ver-
ließen insgesamt fast 11 000 Flugzeuge des Typs Bf 109 die
Hallen beider Stammwerke des Messerschmitt-Konzerns.
Wolfgang Mühlbauer

flugzeugclassic.de 11
BF 109 Prototyp/»Berta«/»Dora«

Bf 109 B im Flug. Der Segment-


Sichtschutzanstrich ist gut zu erkennen

Die A-Baureihe wurde lediglich mit zwei


starr durch den Luftschraubenkreis feuernde
MG 17 geplant. Die Bf 109 V2 (D-ILLU, Werk-
nr. 759) blieb allerdings unbewaffnet. Sie flog
erstmals am 12. Dezember 1935 und nahm
nach dem Unfall der V1 an dem Vergleichs-
fliegen teil. Schon kurz danach, am 1. April
1936, machte sie allerdings Bruch und musste
verschrottet werden.
Als zweiter Prototyp galt die V3 mit der
Werknummer 760, D-IOQY, die erstmals zwei
7,92 mm MG 17 erhielt. Am 8. April 1936 wur-
de der Erstflug von Dr.-Ing. Hermann Wurs-
ter erfolgreich durchgeführt. Mit nur zwei
MG war die vorgesehene Bewaffnung einfach
zu schwach, deshalb unterblieb die Großse-
rienausführung dieser Baureihe. Zusammen
mit der V3 sind 20 Bf 109 A gebaut worden.

Zahlreiche Versuchsmaschinen
Die Bf 109 in Dübendorf Aufgrund der bisher mit den drei Versuchs-
mustern gesammelten Erfahrungen entstand
Für internationales Aufsehen sorgte die Meeting mit dabei. Allerdings ging die V14, die Bf 109 V4, Werknr. 878, D-IALY, als erstes
Bf 109 beim 4. Internationalen Flugmeeting geflogen von Ernst Udet, nach einer ge- Musterflugzeug für die B-Serie. Sie startete
in Dübendorf 1937. Gleich mehrere Bf 109 brochenen Ölleitung am 27. Juli 1937 durch
am 23. September 1936 mit Hermann Wurster
beteiligten sich äußerst erfolgreich daran. Bauchlandung unwiederbringlich verloren.
Neben der V7 und V13 war auch noch Auf dem Foto ist die Bf 109 V7, D-IJHA,
am Steuer zu ihrem ersten Flug in Augsburg.
die V9, D-IPLU, die V14, D-ISLU sowie eine zusammen mit der V9, D-IPLU, und einer Vorgesehen war eine vergrößerte Bewaffnung
Bf 109 B-1, Werknummer 1062, bei dem weiteren Bf 109 zu sehen. mit jetzt drei MG 17, wobei zwei synchroni-
➔ Weiter auf Seite 14

12
Bf 109 D-1 der II./JG 234 im typischen Segment-Sichtschutzanstrich aus RLM 70/71/65, Düsseldorf im Juni 1938 Zeichnung H. Ringlstetter

Von der Bf 108 zur Bf 109


Dass diese richtungweisenden Flugzeuge sowie die extrem widerstandsarme Form- Da Croneiß wichtigster Förderer Messer-
eine konstruktive Verwandtschaft zeigen, gebung verbunden mit einfachem Gesamt- schmitts in dessen Anfangsjahren als
dürfte offensichtlich sein. Doch Dokumen- aufbau. Trotz Spannungen bildeten Lusser Unternehmer gewesen und beide Männer
te, die dies klar belegen, sind bislang nicht und Messerschmitt hier ein ideales Team. freundschaftlich verbunden waren, dürfte
aufgetaucht. Beide Dass man diesen Aufwand nur für ein BFW rasch davon gewusst haben. Sicher
Flugzeugmuster Wettbewerbsflugzeug trieb, von dem ganze noch zeitnah genug, um die Bf 108 als
gehen auf Robert sechs Stück entstehen sollten, scheint passendes Testobjekt zu nutzen.
Lusser zurück, seit zweifelhaft. Vielmehr wollte BFW wohl end- Als Anfang 1934 die Ausschreibung für
1933 Leiter des lich die kommerziellen Früchte langer Ent- den künftigen Standardjäger kam, konnte
Projektbüros bei wicklungsarbeit ernten. man bereits auf deren fortschrittliche
BFW. Es gibt Indizien, dass sich die Firma ur- Bau- und Konstruktionsweise zurückgrei-
Den geistigen sprünglich nur noch mit einem höchst fort- fen. Unter Einbeziehung höherer Festig-
Entwurf der Bf 108 schrittlichen Reiseflugzeug ernsthafte keitswerte wandelte Lusser das Grund-
brachte er offenbar Marktchancen – auch international – er- konzept entsprechend ab, Messerschmitt
Robert Lusser schon aus seiner hoffte. Kaum vorauszusehen war dagegen, kümmerte sich analog um technische
Zeit bei Klemm mit: dass einige Wochen nach Auftragsertei- Detaillösungen. In einem seiner wenigen
Im Prinzip war sie nichts anderes als eine lung ein persönliches Schreiben von Interviews betonte er später: »Der Gene-
verfeinerte Kl 32. Wie viel Messerschmitt Göring an Theo Croneiß, zuständig für die ralstabchef Wever, ein sehr kluger Mann,
steckt dann eigentlich in der Bf 108? Neuorganisation der Luftfahrtindustrie in hat befürwortet, dass ich den Auftrag
Zum einen die fortschrittliche Leichtme- Bayern, erging. ohne jede Bedingungen bekomme, dass
tall-Halbschalenbauweise, entwickelt und Darin wurde der Bedarf für ein »blitz- ich ein Flugzeug bauen kann, so, wie ich
optimiert in Augsburg. Zum anderen viele schnelles Kurierflugzeug« sowie ein »mög- mir einen Jäger vorstelle«.
technische Details wie das Einziehfahrwerk lichst großes Werk« in Augsburg angedeutet. Wolfgang Mühlbauer

Bf 109 und Bf 108 des EADS Heritage Flight Fotos (2) DEHLA

flugzeugclassic.de 13
BF 109 Prototyp/»Berta«/»Dora«

siert durch den Propellerkreis und eines rüstete 1937 die II./JG 132 Richthofen in Jü- korps, die neu geschaffene »Legion Condor«,
durch die hohle Propellernabe schossen. Für terborg-Damm von den veralterten He 51 auf die Putschisten aus der Luft – für die im Auf-
weitere Tests kamen noch die V5 und V6 hin- die neue Bf 109 B um. Kurz danach folgte bau befindliche deutsche Luftwaffe ein will-
zu. Die Bf 109 V6, Werknr. 880, Kennzeichen auch die I./JG 132 in Döberitz-Elsgrund. Um kommenes Experimentierfeld für ihre neuen
D-IHHB, flog erstmals am 11. November den Bedarf für die Luftwaffe decken zu kön- Flugzeuge wie zum Beispiel die Bf 109 (siehe
1936, wieder saß Hermann Wurster im Cock- nen, nahmen neben Messerschmitt nun auch Kasten unten).
pit. Anfangs hatte sie eine starre Holzluft- Fieseler und Erla den Lizenzbau für die Bf 109 Die Werkserprobung und die Erfahrungen
schraube der Firma Schwarz. Sie bekam je- B auf. Bis zum 31. Mai 1938 lieferten alle drei aus Spanien waren Grundlage für die Ent-
doch später eine neue Verstell-Luftschraube. Werke die Gesamtzahl von 341 B-1 Jäger. wicklung der Serie Bf 109 C. Sie glich zwar in
Zusätzliche Versuchsmaschinen von der V7 ihrer allgemeinen Auslegung der B-Serie,
bis zur V10a folgten für weitere Erprobungs- Experimentierfeld in Spanien doch erstmals kamen zwei ungesteuerte MG
und Präsentationszwecke. Im Juli 1936 begann der spanische Bürger- 17 in den Außenflügeln zum Einbau. Als Pro-
Mit Beginn des Serienbaus der Bf 109 B er- krieg. Francos Truppen erhielten Waffen aus totypen galten die V11 und V12 mit den neu-
hielten auch die ersten Jagdverbände der Deutschland und Italien. Außerdem unter- en »Waffenflügeln«. Das hinter dem Motor-
Luftwaffe den neuen Jäger. Als erster Verband stützte ein rund 10 000 Mann starkes Flieger- ➔ Weiter auf Seite 18

Die »109« bei der »Legion Condor« – Bewährungsprobe Spanien


Ab Oktober 1936 erhielten die Republikaner wäh-
rend des Spanischen Bürgerkrieges von der UdSSR Bf 109 B, 6•53, 1. Staffel der Jagdgruppe 88. Die »109« erhielt die 6 als Typen-
massive militärische Unterstützung, darunter auch kennung vor dem schwarzen Kreis. Die anschließende Nummerierung war fortlaufend
leistungsstarke Polikarpow-Jäger I-15 (Doppeldecker) Foto Dabrowski
und I-16 (Eindecker) sowie die ersten schnellen
Bomber Tupolew SB-2.
Einen Monat später wurde die deutsche Unter-
stützungstruppe »Legion Condor« aufgestellt. Diese
zunächst kleine Einheit war mit Heinkel-He-51-Jägern
sowie Ju-52/3m-Behelfsbombern ausgerüstet.
Schnell zeigten sich die äußerst agilen sowjetischen
I-15 und I-16 als klar überlegen, die SB-2 konnte
von der He 51 nicht abgefangen werden. Besonders
die sehr moderne I-16 mit Einziehfahrwerk beein-
druckte und ließ den Ruf nach einem schnelleren
Jäger laut werden.
Für die deutsche Luftwaffe kam der Konflikt wie
gerufen – nach und nach schickte man die neuesten
Flugzeugentwicklungen ins Testgebiet Spanien:
schnelle Bombertypen wie He 111, Do 17 und Ju 86
– und, im März 1937, auf Drängen von General
Sperrle (Befehlshaber »Legion Condor«) auch die
ersten 16 Serienmaschinen Bf 109 A. Schon im
Vorfeld erprobte die Versuchsjagdgruppe 88 die Ver-
suchsmuster V3, V4 und V6, jedoch ohne Feind-
Unter Einsatzbedingungen war das »109«-Fahrwerk
kontakt. Problematisch war der Umstieg vom offe-
den Anforderungen oft nicht gewachsen
nen und wesentlich langsameren Doppeldecker
auf die hochmoderne »109«: Die geschlossene
Kabine mit schlechterer Sicht und ohne die Nase
im Wind, die höhere Geschwindigkeit sowie das
Einziehfahrwerk, all das galt es in die fliegerische

Bf 109 B der 2.J/88, der Zylinderhut-Staffel

14
Bf 109 D der 3.J/88, Spanien im Sommer 1938, geflogen von Oberleutnant Werner Mölders, dem erfolgreichsten Jagdflieger der »Legion Condor«.
Lackiert war die Maschine wahrscheinlich in RLM 63 oder 02 mit Unterseiten in RLM 65. Die rote Propellerhaube ist lediglich eine Vermutung
Zeichnung H. Ringlstetter

Normalität zu überführen – Feindberührung noch gar


nicht inbegriffen.
Nach den ersten Aufeinandertreffen mit dem
Gegner wurde rasch klar, dass mit den oft noch übli-
chen klassischen Kurvenkämpfen nichts zu gewinnen
war. Für die schnelle Bf 109 waren neue Kampftak-
tiken nötig. Die bisher übliche starre Kettenformation
mit jeweils drei Flugzeugen wich dem Schwarm,
bestehend aus zwei Rotten mit je zwei gestaffelt
fliegenden Flugzeugen. Die sogenannte Vierfinger-
Formation ermöglichte es den Piloten, sehr beweglich
und flexibel zu operieren. Federführend beteiligt an
deren Entwicklung waren Olt. Günther Lützow sowie
in der Folge Olt. Werner Mölders, der spätere General
der Jagdflieger. Zwar zeigten sich die frühen Bf-109-
Varianten B, C und D als ausgezeichnete Jagdflug-
zeuge, die ihren Teil dazu beitrugen, die Luftherrschaft
über Spanien zu erringen. Insgesamt gesehen jedoch
waren sie der etwa gleich schnellen, aber wesentlich
wendigeren I-16, genannt Rata (Ratte), keinesfalls
überlegen. Erst die stärker motorisierte »Emil« sorgte
für klare Verhältnisse.
Doch zeigte die »109« auch Schwächen: das eng
stehende wenig stabile Fahrwerk, die geringe Reich-
weite und die Bewaffnung der B-Variante. Das durch
die hohle Propellernabe schießende MG fiel nervend
oft durch Ladehemmung auf und wurde oft aus-
gebaut. Die C- und D-Muster mit vier MG 17 stellten
eine klare Verbesserung dar. Bis zum offiziellen
Ende des Kriegs in Spanien am 1. April 1939 wurden
insgesamt zirka 90 Bf 109 der Serien B, C und D
nach Spanien geliefert. Viele deutsche Jagdflieger
legten mit relativ hohen Abschusszahlen und äußerst
wertvoller Kampferfahrung die Grundlage für ihre
militärische Karriere. Darunter spätere Größen wie
Hannes Trautloft, Walter Oesau, Wilhelm Balthasar,
Günther Lützow oder Werner Mölders.
H. Ringlstetter/D. Hermann

Oberleutnant Werner Mölders,


erfolgreichster Jagdflieger
der »Legion Condor«

flugzeugclassic.de 15
BF 109 Prototyp/»Berta«/»Dora«

MESSERSCHMITT BF 109 B-1


»Ein unberechenbares Biest«

16
» Allmählich erreichen wir eine gewisse Könnerschaft
im engen Verbandsflug. (…) Dann sind wir soweit,
dass wir offiziell auf die Me 109 umgeschult werden
können. (…) Selbst in der B-Version, auf der in
Schleißheim geschult wird und die mit einem 685 PS-
Triebwerk von Junkers nur über halb so viel Leistung
verfügt wie das aktuelle Einsatzmuster Me 109 E,
bringt die Messerschmitt fast 500 km/h Höchst-
geschwindigkeit und eine Steigleistung von über
600 m/min. Und das ist längst nicht alles, woran man
sich gewöhnen muss. Das Flugzeug hat im Unter-
schied zu allem, was die meisten von uns bisher
geflogen sind, ein Einziehfahrwerk; (…) Im Startlauf
wird die Me 109 mit ihrem geringen Gewicht,
der schmalen Spur ihres Hauptfahrwerks und der
gewaltigen rotierenden Masse des Propellers zum
unberechenbaren Biest: eine Sekunde Unaufmerk-
samkeit, ein wenig zu viel oder zu wenig rechtes
Seitenruder, ein wenig zu früh oder zu spät den
Schwanzsporn gehoben, während sie mit Vollgas rollt,
und das Präzessionsmoment der Luftschraube zieht
das Flugzeug in eine Lage, die in aller Regel mit
Bruch, in schlimmen Fällen auch mit Überschlag und
schweren Verletzungen des Flugzeugführers endet.«
Lt. Julius Meimberg, Jagdfliegerschule Schleißheim,
September 1939
Quelle: »Feindberührung. Erinnerungen 1939–1945«
von Julius Meimberg, herausgegeben von Kurt Braatz,
Verlag NeunundzwanzigSechs, Moosburg 2002.

Illustration Asen Atanasov

flugzeugclassic.de 17
BF 109 Prototyp/»Berta«/»Dora«

Bf 109 D-1 vom Stab des JG 132, 1939


bereits ohne farbig hinterlegtes Hakenkreuz
Zeichnung H. Ringlstetter

210 G weltweit der erste Serienflugmotor mit Ein von 237 auf 337 Liter vergrößerter
Benzindirekteinspritzung und automatischer Tank erhöhte die Reichweite, eine weitere
Gemischregelung. Der auf 730 PS verbesser- Verbesserung ab der C-Serie betraf die
te Motor verhalf der C-Version zu einer abgeänderte Auspuffanlage des Motors. Die
Höchstgeschwindigkeit von 465 km/h in B-Serie verfügte noch über bündige Ausläs-
4500 Meter. Sie war damit die leistungs- se, die eine hohe thermische Belastung der
stärkste Baureihe mit diesem Motor. Die neue umgebenden Metallstruktur mit sich brach-

Die Direkteinspritzung erlaubte


Flugmanöver ohne Motoraussetzer.
Benzindirekteinspritzung erlaubte zudem te. Die neuen Auspuffstutzen traten deutlich
erstmals Flugmanöver mit negativen g- aus der Rumpfstruktur hervor und waren
Kräften ohne Motoraussetzer. Allerdings war leicht nach hinten gekrümmt. Damit verrin-
die Einspritzanlage noch nicht völlig ausge- gerte sich die Hitze erheblich, und
reift, weshalb sich die Serienproduktion der außerdem erzeugten diese Stutzen noch
Bf 109 C in überschaubaren Grenzen hielt. zusätzlichen Schub.

Nagelneue Bf 109B stehen für die Abgabe an die Luftwaffe bereit Foto DEHLA

Bf 109 C mit auffälliger Haifisch-Bemalung. Deut-


lich sind hier die gekrümmten Abgasstutzen zu
sehen. Diese »109« soll zur I./ZG 144 gehört ha-
ben, die aus der I. Gruppe des JG 144 her vorging

block montierte MG 17 erwies sich als sehr


anfällig gegenüber Ladehemmungen bezie-
hungsweise neigte bei Überhitzung zu Selbst-
zündern. Bei der C-Serie wurde daher auf den
Einbau dieser Waffe verzichtet. Damit stand
die Bewaffnung mit insgesamt vier MG fest.
Der verbesserte Junkers Jumo 210 G wur-
de jetzt serienmäßig eingebaut. Mit einer neu
entwickelten Einspritzanlage war der Jumo

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BF 109 Prototyp/»Berta«/»Dora«

Obwohl bereits ab der B-Serie eine Sporn- rienproduktion zu gehen. Lediglich 58 Ma- ßer. Demzufolge lag seine Leistung auch um
einziehvorrichtung vorhanden war, wurde sie schinen wurden als C-1 gebaut. gut 400 PS höher. Laut Daimler Benz fand der
auch bei der C- und der späteren D- Serie im In der ursprünglichen Ausschreibung des erste Flug einer Bf 109 mit dem DB 601 Aa be-
Regelfall nicht an die Öldruckanlage ange- Jägerwettbewerbs von 1934 hatte das Techni- reits am 2.1.1937 statt. Obwohl kurz danach
schlossen. Dadurch konnte man natürlich sche Amt des RLM auch die Forderung nach mit der V13 (Erstflug 10.7.1937) und V14
auch keine Erfahrungen im praktischen Ein- leichter Austauschbarkeit der in der Entwick- (Erstflug 28.4.1937) zwei weitere Prototypen
satz der Anlage sammeln. lung stehenden Triebwerke gefordert. mit dem neuen DB-601-Motor flogen, konn-
Auch die C-Serie wurde, wie schon ihre te hier von Serienvorläufern noch nicht ge-
Vorgängerversion, in Spanien im Einsatz er- Neuer Daimler-Benz-Motor sprochen werden. Beide Versuchsmuster hat-
probt. Für die weiteren Serien wurde ver- Mittlerweile hatte Daimler Benz auf der Basis ten spezielle Rekordmotoren, die nur zu
sucht, eine 20-mm-Maschinenkanone vom des DB 600 den leistungsstarken DB 601 A diesem Zweck aus B-Zellen umgebaut wur-
Typ MG FF in den Tragflächen einzubauen. entwickelt. Dessen Hubraum war mit 33,9 Li- den. Für eine neue Serie musste aber die
Man gab das Vorhaben aber wegen Festig- ter gegenüber dem des Jumo 210 deutlich grö- Zelle der Bf 109 beim Einbau des größeren
keitsproblemen der Tragflächenstruktur zu-
nächst auf.
Während der Flugerprobung der V12 Technische Daten – Bf 109 B-1
(D-IVRU, W.Nr. 1016) entdeckte man bei der
Verwendungszweck Leichter Jäger
Erprobungsstelle Travemünde Mängel, die Motor Junkers Jumo 210 D
nur konstruktiv zu beheben waren. Die Wei- Leistung 680 PS
terentwicklungen der daraus abgeleiteten Luftschraube verstellbare Zweiblatt VDM, D = 3.20 m
C-3 mit der verstärkten Flügelbewaffnung Fluggewicht 1960 kg
wurde deshalb abgebrochen, ohne in die Se- Länge 8,70 m
Spannweite 9,90 m
Flügelfläche 16,0 m2
Bewaffnung 2 x 7,92 mm MG 17 synchronisiert im Rumpf
Deutlich erkennbar: Öffnungen für die erstmals
1 x 7,92 mm MG 17 ungesteuert als Motor-MG
in den Flügeln eingebauten MG 17 Foto Dabrowski
Kraftstoffvorrat 235 l
Höchstgeschwindigkeit 430 km/h am Boden
460 km/h in 2,7 km Höhe
Dienstgipfelhöhe 8,75 km
Steigleistung am Boden 13,4 m/s
Reichweite 530 km

20
Bf 109 D-1, W.Nr. 2724, der Jagdfliegerschule Werneuchen während des Kriegs mit der zu dieser Zeit gängigen Lackierung aus RLM 71/02/65.
Im Bereich der Auspuffanlage ist das Flugzeug der E-Serie angeglichen Zeichnung H. Ringlstetter

Bf 109 B-1, KD+VH, mit einer Auspuffleiste, wie sie später bei der E-Serie eingesetzt wurde,
dahinter steht eine Arado Ar 76 Foto D. Hermann

DB 601 deutlich geändert werden. Die Verle- Weitere Firmen wie Focke-Wulf, AGO und
gung des Wasser- und Ölkühlers machte ei- Arado wurden in den Lizenzbau für die D-Se-
ne komplette Neukonstruktion des Wasser- rie mit eingebunden. Im August 1938 war die
und Schmierstoffsystems notwendig. Und Hälfte der rund 650 Luftwaffenjäger mit der
diese galt es erst noch ausgiebig zu erproben. Bf 109 D ausgestattet. Bis zum Auslaufen der
Zusammen mit der bereits erwähnten un- D-Version verließen 647 Jäger die Fertigungs-

Die D-Serie musste sich mit


dem Jumo 210-D begnügen.
ausgereiften Einspritzanlage des Jumo 210-G bänder. Dazu zählten auch erstmals zehn D-
dürften das die Gründe dafür gewesen sein, 1-Jäger, die in die Schweiz verkauft wurden.
weshalb man bei der D-Serie nochmals auf Doch mit der Verfügbarkeit der leistungs-
den Jumo 210-D zurückgreifen musste. Die mäßig deutlich verbesserten E-Version mit
Serienmaschinen der D-1-Version erhielten dem Daimler Benz DB 601 ging ihr Anteil bis
alle dieses Triebwerk, das eine schlechtere zum Kriegsbeginn Anfang September 1939
Leistung hatte als der Jumo-210-G-Einspritz- sehr schnell auf unter 400 Jäger zurück. Die
motor bei der C-Serie. Zellenmäßig unter- D-Serie war die letzte Baureihe mit dem Jun-
schied sie sich aber kaum von der C-Serie. kers Jumo 210.
Die Höchstgeschwindigkeit der D-Serie lag Dietmar Hermann/MW
bei maximal 450 km/h in 3,3 Kilometer Hö-
he. Damit blieb sie in ihrer Leistungsfähigkeit Literatur: Schick/Radinger:
hinter der C-Version zurück. Messerschmitt Me 109

flugzeugclassic.de 21
BF 109 Prototyp/»Berta«/»Dora«

Details an der rechten Cockpitwand: Karten- Das Instrumentenbrett der Bf 109 D im Detail Foto TG JG 52
kasten, Leuchtpatronenkasten und Spornfest-
stellung Foto Archiv Hafner

Cockpit der Messerschmitt Bf 109 D


Die Messerschmitt Bf 109 hatte aufgrund ihrer technischen Philosophie –
möglichst leistungsfähiger Motor in kleinstmöglicher Zelle – von Anfang an
eine enge Kabine. Wir stellen das Cockpit der Bf 109 D »Dora« vor, mit
rund 660 Stück bis zur Bf 109 E die meistgebaute aller frühen Versionen

Die Anordnung der Bedienhebel, Schalter stoffanlage, ein Kartenkasten und der
und Instrumente um den Führersitz war nach Hebel für die Spornarretierung.
den damals üblichen Standards ausgelegt. Die Instrumententafel war zweigeteilt. Im
Links befanden sich die Verstellräder für oberen Teil waren die Navigations- und
Höhenflosse und Landeklappen, Anlass- Flugüberwachungsgeräte sowie die wichtigs-
einspritzpumpe sowie die Gas-, Kühler- und ten Triebwerksüberwachungsgeräte unter-
Brandhahnhebel, in der Mitte die Instrumen- gebracht. Unten fanden sich die weiteren
tentafel und rechts die elektrische Haupt- Motorinstrumente, Anzeigen und Bedien-
Die Handräder für Landeklappen und Höhen- schalttafel mit den Sicherungen, die Sauer- hebel für das Fahrwerk sowie Schaltkästen
flosse an der linken Rumpfwand Archiv Hafner
Ein Erinnerungsfoto im Cockpit einer Bf 109 D zeigt Details der Kabinenhaube Foto via Sky J. Moog

Der Hebelkasten für Gas, Höhengas und


Laderschaltung Archiv Hafner

22
für die starre Bewaffnung und die Funk-
anlage. An dieser Grundauslegung hat sich
bis zu den letzten spanischen Versionen
der 1950er-Jahre praktisch wenig geän-
dert. Im Detail gab es jedoch zahlreiche
Modifikationen. So wurden die Instrumen-
tentafel und der elektrische Hauptschalt-
kasten in späteren Versionen mehrfach
neu gestaltet. Hinzu kam eine laufende
Modernisierung und Ergänzung der Instru-
mentierung und der Funkanlage sowie die
Anpassung an die immer stärker werden-
den Triebwerke. So wurde das in seinen
Abmessungen eigentlich gleich bleibende
enge Cockpit immer voller und komplexer.
Die bei den Schuleinheiten eingesetzten
Bf 109 D erhielten bei Reparaturen ver-
mutlich später auch wie die Bf 109 E
eine automatische Luftschraubenverstell-
anlage. Dadurch entfiel der Verstellschalter
im Gerätebrett, den man durch einen
Daumenschalter am Gashebel ersetzte.
Auch wurden Instrumente oft durch mo-
dernere Baumuster abgelöst.
Erhalten geblieben ist von den frühen
Bf-109-Versionen bis zur D im Wesent-
lichen nur das Wrack der Bf 109 V10
(B-0), D-IAKO, das 1989 aus einem ehe-
maligen Bombentrichter geborgen wurde
und nun langfristig bei den Bayerischen
Flugzeughistorikern restauriert wird. Das Cockpit der Bf 109 D Foto Archiv Hafner
Weitere kleine Erinnerungsstücke sind ein
Propeller einer schweizerischen Bf 109 D
im Fliegermuseum in Dübendorf sowie
Cockpitausstattung der Bf 109 D
kleine Teile einer weiteren Bf 109 D aus Nr. Gerät Nr. Gerät
einer Wrackbergung in Privatbesitz, eben- 1 Sitzwanne 26 Führerkompass FK 5
falls in der Schweiz. Peter W. Cohausz 2 Höhenflossenverstellrad 27 Wendezeiger, pneumatisch
3 Landeklappenverstellrad 28 Ladedruckmesser 0,6–1,8 ata
Quellen 4 Sitzverstellhebel 29 Schalter Luftschraubenverstellung
5 Schauzeichen für Höhenflossenverst. 30 Kraftstoff-Differenzdruckmesser 0–1 kg/cm2
Archiv Hafner,
6 Behälter der Anlasseinspritzpumpe 31 Drehzahlmesser 600–3600 U/min
Flugzeughandbuch Bf 109 C und D, 1938 7 Anlasseinspritzpumpe SUM APB 6 32 Schmierstoff-Druckmesser 0–10 kg/cm2
Kurzbetriebsanleitung Bf 109 D, 1940 8 Flügelmutter f. d. Feststellung d. Gashebel 33 mech. Steigungsanzeiger Luftschraube
9 Hebel für die Ladergetriebeschaltung 34 Anzeigegerät Fahrwerk (Vierlampengerät)
10 Höhengashebel 35 Hebel Kraftstoffhandpumpe
11 Gashebel 36 Sicherungskasten mit Schalter Kennlichter
12 Betriebsdatenkarte 37 Schalter Gerätetafelbeleuchtung
13 Hebel für die Kühlerklappenvers. 38 Schalter Staurohrheizung
14 Brandhahnhebel 39 Fahrwerksschalter
15 Verriegelungshebel für den 40 mech. Fahrwerksanzeige
Windschutzaufbau 41 Griff Fahrwerksnotauslösung
16 Anlassschalter, darunter Schalt- und 42 Sauerstoffdruckm. 0–250 kg/cm2
Kontrollkst. SKK 404 (Bewaffnung) 43 Höhenatmer mit Absperrhahn
rechts daneben Nullschuss-Knopf 44 Spornarretierungshebel
17 Abwurfhebel Windschutzaufbau rechts daneben Kartenkasten
18 Schauzeichen Staurohrheizung 45 Fernbedienungsventil f. Sauerstofffl.
19 Fensterriegel 46 Selbstschalter m. Fernauslösung
20 Netzausschalter 47 Gurtverstellhebel
21 Zündschalter 48 Kühlwasser-Temp.-Anzeiger 40–120° C
22 Fahrtmesser 120–750 km/h 49 Druckknopf für Schmierstoff-Temperaturanz.
23 Fein- und Grobhöhenmesser 0–10000 m 50 Schmierstoff-Temperaturanzeiger 0–120° C
rechts Deviationstabelle Nav. Vordruck K 6 51 Reststandswarnlampe (rot)
24 Borduhr Bo-UK 1 52 Kraftstoff-Vorratsanzeiger 0–340 l
Letztes Relikt einer frühen Bf 109 ist dieses
rechts daneben Reflexvisier Revi C/12 C
Wrack der Bf 109 B-0 (V10), das langfristig
rechts daneben Revi-Steckdose (frühe Weitere Ausrüstung (Auswahl)
restauriert wird Foto Olaf Bichel
Bf 109 D, sonst Steckdose unter dem Revi) Steuerknüppel mit Knüppelgriff KG 12 C
25 Hebel für Kabinenbelüftung Gerätebrettlampen an beiden Kabinenseiten

flugzeugclassic.de 23
BF 109 Prototyp/»Berta«/»Dora«

MESSERSCHMITT BF 109 B-1


Bescheidene Anfänge
Unter der Triebwerkverkleidung verrichtete ein Junkers Jumo 210 D
seinen Dienst. Der flüssigkeitsgekühlte, hängende V-12-Zylinder-
Reihenmotor lieferte 680 PS Startleistung – kein Vergleich zu den
späten Versionen »Gustav« und »Kurfürst«
Illustrationen (2) Asen Atanasov

24
MESSERSCHMITT BF 109 D-1
Erfahrung aus dem Spanieneinsatz
Die Lehren aus dem Einsatz der »Legion Condor« führten zu
der Forderung, der Bf 109 mehr Feuerktraft zu verleihen. Der Jäger
erhielt zwei zusätzliche MG 17 in den Tragflächen, die deswegen
umkonstruiert werden mussten. Neben dem Jumo-210G-Einspritz-
motor baute man einen 100 Liter zusätzlich fassenden Sprittank ein.
Die Änderungen führten zur Bezeichnung Bf 109 C-1, später D-1.

flugzeugclassic.de 25
BF 109 Prototyp/»Berta«/»Dora«

Messerschmitt Bf 109 A – Jagdgruppe 88

Bf 109 A der 2. Staffel der Jagdgruppe 88 (2.J/88). Die »6-7« gehörte zusammen
mit der »6-4« (unten) zu den ersten Serienmaschinen, die 1937 in Spanien bei der Legion Condor
eingesetzt wurden. Geflogen wurde die 6-7 von Unteroffizier Norbert Flegel Fotos (2) Herbert Ringlstetter

26
Bf 109 A
Die ersten in Spanien eingesetzten
Maschinen sollen silberfarben lackiert
gewesen sein. Seitlich am Rumpf ist
ein Zylinderhut, das Zeichen der 2. Staffel,
aufgemalt. Teile des Flugzeugs wurden
ausgetauscht und waren möglicherweise
hellgrau lackiert
Zeichnung Herbert Ringlstetter

flugzeugclassic.de 27
BF 109 Prototyp/»Berta«/»Dora«

Messerschmitt Bf 109 D-1 – JG 234

Die untere Aufnahme zeigt Bf 109 D der II. Gruppe (4., 5. und 6. Staffel) des JG 234 in Düsseldorf im Sommer 1938.
Unter den Maschinen befindet sich auch die »Gelbe 12« mit der Werknummer 439. Die II./JG 234 war
im Frühjahr 1938 von der Bf 109 »Berta« (oben) auf die »Dora« umgerüstet worden Fotos (2) Herbert Ringlstetter

28
Bf 109 D-1
Bf 109 D-1, W.Nr. 439, 6./JG 234
Lackiert war die »Gelbe 12« im
damaligen Standardsichtschutzanstrich
aus RLM 70/71/65. Die »12« ist
in der Staffelfarbe Gelb gehalten
Zeichnung Herbert Ringlstetter

flugzeugclassic.de 29
BF 109 Prototyp/»Berta«/»Dora«

Bf 109 V-7
Die unbewaffnete Bf 109 V-7, D-IJHA, während des IV. Internationalen Flugmeetings 1937
in Dübendorf mit der Startnummer 4 (wie die Bf 109 B, W.Nr. 1062).
An dem Wettbewerb nahmen fünf Bf 109 teil
Zeichnungen Herbert Ringlstetter

Bf 109 B
Bf 109 B vom Stab der II./JG 132 »Richthofen« (später umbenannt in JG 2),
stationiert in Jüterbog-Damm 1938

Bf 109 C
Bf 109 C der 2. Staffel des JG 71 in Friedrichshafen 1939.
Seitlich am Rumpf ist das Emblem der 2. Staffel ausgemalt

30
Bf 109 D-1
Bf 109 D-1 der 1./JGr. 102 im September 1939. Das schwarzweiße Band
am Rumpf weist die Maschine als die des Staffelkapitäns aus

Bf 109 D
Bf 109 D der Jagdfliegerschule 2 in Zerbst,
wo auch Erich Hartmann ausgebildet wurde

Bf 109 D-1
Bf 109 D-1 der 10.(N)JG 26, Ende 1939. Geflogen wurde
die mit zwei Abschussmarkierungen versehene Maschine
von Oberleutnant Johannes Steinhoff

flugzeugclassic.de 31
BF 109 »Emil«

Neuer Motor,
neues Gesicht
Die Bf 109 bekommt einen neuen Motor – und damit
ein Aussehen, das als das typische Gesicht der frühen
»109«-Varianten gilt und während der ersten einein-
halb Jahre des Zweiten Weltkriegs das Bild der »109«
bestimmte, so auch in der Luftschlacht um England

32
ie Messerschmitt Bf 109 bekam ein Dafür waren die Leistungsunterschiede

D neues Gesicht: Mit dem Einbau des


leistungsstarken Daimler Benz DB 601
änderte sich das Aussehen der Bf 109 deut-
zwischen der D- und der E-Version augen-
fällig. Die Höchstgeschwindigkeit stieg von
450 km/h in vier Kilometer Höhe auf
lich. Daimler-Benz hatte den DB 601 bereits 550 km/h in fünf Kilometer. Die Steigra-
seit 1934 in der Entwicklung. Ende 1936 ging te verbesserte sich ebenfalls. Die Gipfel-
er in Serie und flog erstmals am 2. Januar 1937 höhe stieg von 9500 auf 11 000 Meter.
versuchsmäßig in der Bf 109. Der Motor ver- Doch es gab nicht nur Vorteile: Durch den
fügte zwar wie der Jumo 210 G über eine stärkeren Motor nahm auch die Ausbrechnei-
direkte Benzineinspritzung. Aber seine Leis- gung der »109« beim Start zu. Gerade junge
tung war deutlich höher: 1020 PS in 4,5 Kilo- und wenig routinierte Piloten hatten damit
meter Höhe. Die konstruktiven Unterschie- Probleme.
de zu den bisherigen Baureihen waren beim Erste Erfahrungen mit dem neuen DB 601
Einbau des »601« erheblich: Der vordere sammelte Messerschmitt bereits mit den Daimer-Benz DB 601
Rumpf musste komplett geändert werden, Bf-109-Rekordflugzeugen. Als Prototypen für
Der DB 601 A wurde aus dem DB 600 G
statt geschweißter Rohrträger nahmen zwei die neue Serie galten die Versuchsflugzeuge
abgeleitet. Seine Entwicklung begann be-
massive Schmiedestücke das Kraftpaket auf. Bf 109 V15, D-IPHR, W.Nr. 1773, Erstflug am reits 1934. Der Serienbau wurde im Okto-
Der bislang beim Jumo 210 unter dem Mo- 18. Dezember 1937, und die V15a, D-ITPD, ber 1936 eingeleitet, der Erstflug in der
tor angeordnete Wasserkühler wurde bei der WNr. 1774, Erstflug am 21. April 1938. »109« fand am 2. Januar 1937 statt. Bei
E-Version in die Flächen verlegt. Der Ölküh- Nach der ausgiebigen Erprobung im Ver- dem flüssiggekühlten 12-Zylinder-Motor
ler wanderte von der linken Fläche direkt un- lauf des Jahres 1938 konnten die Werke auf waren jeweils sechs Zylinder in V-Form hän-
ter den Motor, wodurch der markante Kinn- die neue Großserie umgestellt werden. Nach gend (60°) angeordnet. Er hatte eine Ein-
kühler der bisherigen Versionen deutlich einigen Vorserienmaschinen begann Anfang spritzpumpe und einen Höhenlader für
schrumpfte. Diese Neukonstruktion galt 1939 der Bau der Bf 109 E-1, die ab Febru- 4000 Meter mit selbstständiger Ladedruck-
es erst noch ausgiebig zu erproben. Auch das ar/März 1939 an die Verbände der Luftwaffe Regelung. Der Gesamthubraum lag bei
33,9 Liter. Für fünf Minuten konnte der
Tankvolumen konnte nochmals auf jetzt ausgeliefert wurde. Unter ihrer Motorabde-
DB 601 A eine Kurzleistung von 1020 PS
400 Liter vergrößert werden. Doch all diese ckung arbeitete ein DB 601A, die Bewaffnung bei 2400 U/min in 4500 Meter abgeben.
Maßnahmen hatten ihren Preis: Das Flugge- bestand – wie bei der D-Version – aus vier Seine Bodenleistung lag bei 990 PS.
wicht stieg um rund 200 auf 2300 Kilogramm. MG 17, davon zwei gesteuert im Rumpf und

Messerschmitt Bf 109 V26: Die Maschine


diente zur Erprobung von Abwurfanlagen
Foto Sammlung H. Ringlstetter

flugzeugclassic.de 33
BF 109 »Emil«

zwei ungesteuert in den Tragflächen der Jagd-


maschine.
Erstmals war mit der E-1 die Ausrüstung als
Jagdbomber möglich (E-1/B). Dafür war un-
ter dem Rumpf eine Aufhängevorrichtung ETC
500 erforderlich, womit man Bomben verschie-
denster Kaliber von 250 Kilogramm oder 500
Kilogramm einsetzen konnte. Anstelle des ETC
500 war auch ein Rost mit vier ETC 50 samt
Verkleidung für die Mitnahme von vier SC-50-
Bomben möglich. Zu Beginn des Zweiten Welt-
kriegs verfügte die Luftwaffe noch über 389 Bf
109 D, aber bereits über 631 Bf 109 E-1 und 36
Bf 109 E-1/B mit dem stärkeren DB 601.
Während die E-2 nicht realisiert wurde, Bei der Erprobung der Minenbombe SC 500 zeigte sich bei der Bf 109 V26 eine zu geringe
ging die Produktion zur nächsten Baureihe Bodenfreiheit, sodass man auf die SC 250 zurückgreifen musste
weiter. Die E-3 war die meistgebaute Version
der E-Baureihe. Sie war quasi der Standardjä- ne größere Anzahl von Jägern Curtiss P-36 aus Als Ausgangsmuster für die Exportversion
ger der Luftwaffe in den Jahren 1940/41 bis US-Produktion gehörten zur Armée de l’air. Bf 109 E-3a galt die Werknummer 1797,
zur Ablösung durch die »Friedrich«. Sie wur- Beide Jäger waren aber der Bf 109 unterlegen. D-IRTT. Sie flog erstmals am 26. Oktober
de weiterhin mit dem DB 601 A montiert. Die Produktion der leistungsmäßig stärkeren 1938. Bei Export-Bf-109 wurden alle nicht frei-
Wichtigste Neuerung war aber die Ausrüs- neuen Jäger vom Typ Bloch 152 und Dewoiti- gegebenen militärischen Geräte und Anlagen
tung mit 20-mm-Bordkanonen Typ MG FF in ne D.520 lief aber erst an, und nur wenige Jä- ausgebaut. Abnehmerländer waren neben
den Tragflächen, wodurch sich die Feuerkraft ger gingen tatsächlich noch in den Einsatz. Spanien, Bulgarien, Jugoslawien, Rumänien,
der »109« deutlich erhöhte. Die E-3/B ließ Anders als bei den Deutschen fehlte den Schweiz, UdSSR auch Japan mit zwölf
sich als Jäger und Jabo einsetzen. Sie hatte die französischen Piloten die notwendige Kampf- Bf 109 E. In den Jahren zwischen 1939 und
gleiche Zelle wie die E-3, war aber mit einer erfahrung. Im Gegensatz zu den »109«-Ver- 1942 gingen gut 300 Jäger in den Export. Am
Abwurfanlage wie bei der E-1/B ausgerüstet. bänden flogen die französischen Jäger in en- 16. Juli 1940 ordnete Hitler an, die Vorbe-
ger Kampfformationen und behinderten sich
Bf 109 in Polen und Frankreich dadurch im Einsatz gegenseitig. Außerdem
Als die Wehrmacht am 1. September 1939 in gingen die »109«-Verbände zumeist in Grup-
Polen einmarschierte, vermochte die polni- penstärke in den Einsatz, die zahlenmäßig
sche Luftwaffe der Bf 109 keinen adäquaten fast doppelt so groß waren wie gegnerische
Jäger entgegenzusetzen. Die Verluste auf deut- Verbände. Trotzdem musste die Luftwaffe
scher Seite waren relativ gering. Anders sah es erstmals einen erheblichen Aderlass hinneh-
schon beim Westfeldzug aus. Das Kräftever- men: Vom 10. Mai 1940 bis zum 1. Juli 1940
hältnis war zwar ausgewogen. Doch die Hälf- verlor sie 457 Jäger und Zerstörer. Die Verlus-
te der französischen Jagdverbände war mit te der Armée de l’air und der verbündeten
der Morane-Saulnier 406 ausgerüstet. Auch ei- RAF waren aber mehr als doppelt so hoch.
Die Exportversion
Die Bf 109 E wurde als Exportversion auch
Für die Erprobung der E-Serie wurden zehn ins Ausland geliefert. Spanien übernahm
Bf-109-E-0-Vorserienmaschinen gebaut einige Bf 109 E aus Beständen der Legion
Condor. Auch Japan erhielt 1940/41
zwölf Bf 109 E. Insgesamt gingen gut
300 Maschinen in den Export.

34
Eine Bf 109 E-3 1940 im Windkanal der Luft-
fahrtforschungsanstalt »Hermann Göring« in
Braunschweig-Völkenrode Foto DLR-Archiv Köln

reitungen für die Invasion Englands bis zum


15. September abzuschließen. Voraussetzung
dafür aber war die absolute Luftherrschaft
über dem Ärmelkanal, die sich die Luftwaffe
aber erst einmal erkämpfen musste.

Die Luftschlacht um England


Zu Beginn der Luftschlacht im Juli 1940 stan-
den sich Messerschmitt-Jäger und britische Jä-
ger im Verhältnis 1:1 gegenüber. Die Royal Air
Force (RAF) besaß in der Mehrzahl Hawker Eine E-9 trop mit 300-l-Zusatztank und sichtbarer Kamera-Ausbeulung unter dem Rumpf
Hurricane, aber auch schon rund 250 neue Su-
permarine Spitfire. Als Jagdflugzeug war die Zwei startklare Bf 109
»109« den britischen Jägern mindestens eben- E-4 der III./JG 77. Auf
bürtig, teils überlegen: Ihr Einspritzmotor er- der gelben Motorhaube
laubte der »109«, als Defensivmanöver direkt ist deutlich das Wolfs-
in den Sturzflug zu gehen, ohne das der Motor kopfemblem der Grup-
pe zu sehen. Das Foto
aussetzte. Die britischen Flugzeuge mit Ver-
entstand im Frühjahr
gasermotoren hingegen mussten den Sturzflug 1941
mit einer zeitraubenden halben Rolle einlei-
ten und konnten daher der »109« nicht schnell
genug folgen. Dennoch: Die Luftwaffenpiloten
stießen hier zum ersten Mal auf einen in jeder
Beziehung gleichwertigen Gegner.
➔ Weiter auf Seite 38

flugzeugclassic.de 35
BF 109 »Emil«

Unterschiede E-Baureihen
E-0 Vorserie, zehn Maschinen
E-1 Serienmuster mit DB 601 A mit 2 x MG 17 im Rumpf und 2 x MG 17 im Flügel
E-2 keine Serie
E-3 meistgebaute Serie, serienmäßiger Einbau 2 x MG FF in der Fläche
E-3a Exportversion der E-3
E-4 verstärkter Kabinenrahmen und gepanzerte Kopfstütze, Einbau MG FF M (Minengeschoss)
E-5 Nahaufklärer auf Basis E-1/DB 601 A mit Rb-21/18-Kamera
E-6 Nahaufklärer auf Basis E-1/DB 601 N mit 2 x HK 12,5/7 x 9 motorisierte Handkameras
E-7 Jäger mit erhöhter Reichweite oder Jabo, 300-l-Außenbehälter oder ETC 500
E-8 Jäger mit erhöhter Reichweite auf Basis E-1
E-9 Aufklärer mit erhöhter Reichweite, Ausrüstung mit Rb-50/30-Kamera für größere Höhen

36
Bf 109 E-3
Bf 109 E-3 der 9. Staffel des JG 3 1940.
Am Rumpf unterhalb der Kabinenhaube
ist das damalige Emblem der III. Gruppe,
dahinter das der 9. Staffel aufgemalt.
Lackiert ist das Flugzeug im Standard-
Sichtschutzanstrich aus RLM 71/02/65
mit weit nach oben gezogenen hellen
Rumpfseiten
Zeichnung H. Ringlstetter

Verwendete Zusatzbuchstaben für werksseitige Einbauten


/N Ausrüstung mit dem DB 601 N/100 Oktan statt DB 601 A/87 Oktan
Umrüstung älterer Baureihen bei der Truppe möglich
/B Ausrüstung mit Abwurfanlage für Bomben
/BN Ausrüstung mit DB 601 N und Bombenabwurfanlage
/Z Ausrüstung mit GM-1-Anlage zur Leistungssteigerung
Einbau in Serie oder durch Umrüsthorst Dortmund
/NZ Ausrüstung mit DB 601 N und GM-1-Anlage
/trop Ausrüstung für Tropeneinsatz mit Sandabscheider
lief nicht serienmäßig vom Band, Umbauten in Reparaturbetrieben

Bf 109 U-Bezeichnungen (U = Umbau), kein werksseitiger Einbau


/U1 Wasserkühler-Panzerung
/U2 Schlachtflieger-Panzerung und SG-Behälter
(geschützter Kraftstoff-Sackbehälter)
/U3 Heeresaufklärer mit zwei verschränkt eingebauten Rb 12,5/7 x 9
Kameras und FuG 17

flugzeugclassic.de 37
BF 109 »Emil«

Bf 109 E-4 der 3./JG 2 im August 1940, geflogen von Leutnant Franz Fiby. Die hellen
Rumpfseiten und Teile der Balkenkreuze wurden feldmäßig mit RLM 71 abgedunkelt.
Die Motorhaube ziert das Emblem der 3. Staffel, seitlich unter der Kabinenhaube ist
das JG-Richthofenzeichen zu sehen Zeichnung H. Ringlstetter

Obwohl die Hurricane nicht so schnell wie zugs wurde sie am 2. Mai 1940 an die RAF
die »109« war, so war sie doch wendiger und abgegeben.
sehr robust. In punkto Wendigkeit galt das Wenige Tage danach stand der deutsche Jä-
Gleiche auch für Spitfire. Und es gab noch ei- ger im britischen Erprobungszentrum RAE
nen wichtigen Vorteil für die britischen Jagd- (Royal Aircraft Establishment) in Farnbo-
flugzeuge: den Heimvorteil. Sie kämpften rough für erste britische Tests zur Verfügung.
über eigenem Gebiet. Abgesprungene oder Dort erhielt die »109« die britische Serien-
notgelandete RAF-Piloten saßen schon bald nummer AE 479 (s. Bild unten). Die Spitfire I Das MG-FF 20 mm
wieder im Cockpit, für Luftwaffenpiloten be- erwies sich während der Tests der Bf 109 E in Mit den zwei eingebauten 20-mm-MG-FF in
deutete es Gefangenschaft, wenn sie über der einigen Punkten überlegen. In der Endge- der Fläche besaß die Bf 109 ab der E-3
Insel niedergingen. schwindigkeit war die Spitfire gut 15 km/h eine wirkungsvolle Bewaffnung. Der Einbau
schneller. Die Briten stellten auch fest, dass ih- bereitete bei den früheren Serien noch
Geheimnisse entlockt Schwierigkeiten, die aber durch strukturelle
re Spitfire aufgrund der größeren Fläche wen-
Verbesserungen im Flügel gelöst werden
Am 22. November 1939 landete Feldwebel diger war als die Bf 109 E. Die Spitfire konn-
konnten. Allerdings blieb die Munitionsmen-
Karl Hier der I./JG 76 mit seiner Weißen 1, te sich dank besserer Kurveneigenschaften ge pro Waffe, bedingt durch das Trommel-
W.Nr. 1304, hinter den französischen Lini- der »109« schnell entziehen. magazin, auf 60 Schuss beschränkt
en. Diese Bf 109 E-3 wurde zunächst noch Auch auf deutscher Seite blieb man nicht
von den Franzosen in ihrem Erprobungs- untätig. Bei der Erprobungsstelle in Rechlin
zentrum bei Orleans-Bricy gegen eigene Jä- testete die Luftwaffe quasi im gleichen Zeit- und Bf 110 gegen erbeutete Hurricane, Spit-
ger getestet. Kurz vor Beginn des Westfeld- raum im August 1940 ihre beiden Jäger Bf 109 fire und Hawk. Man hielt die Bf 109 für das
klar überlegene Flugzeug. Die Hurricane, die
ja in der Mehrzahl das Rückgrat der RAF
Wertvolle Beute: bildete, war der »109« leistungsmäßig unter-
Diese Messer- legen. Der kleinere Kurvenradius aller alliier-
schmitt Bf 109 E ter Jäger war aber auch der Luftwaffe be-
wurde zunächst von
kannt.
den Franzosen und
Die »109«-Piloten sollten deshalb als An-
später von den Eng-
ländern als AE 479 griffs- und Abwehrmanöver dem Gegner
ausgiebig erprobt nicht in einem steilen Winkel im Steigflug fol-
gen. Bei einem flachen Steigwinkel war die
Steiggeschwindigkeit der »109« deutlich bes-
ser. Auch das direkte Wegdrücken mit negati-
ver Beschleunigung, dem keiner der Gegner
durch ihre Vergasermotoren folgen konnte,
wurde als weitere Kampfempfehlung ausge-
Der langgezogene geben. Außerdem konnte die Spitfire durch
Sandfilter vor dem ihre außenliegenden Waffen in den Flügeln
Ladereinlass war das bei einem schnellen Wechsel der Schussbahn
Markenzeichen der erheblich schlechter zielen und schießen als
Tropenversion.
die deutschen Jäger.
Das Foto zeigt die
Trotz aller Widrigkeiten brachte die Luft-
Bf 109 E von Oblt.
Werner Schroer der waffe die RAF zeitweilig an den Rand einer
I./JG 27 in Libyen Niederlage. Als die Briten mit wenigen Bom-
bern am 26. August 1940 Berlin angriffen,
kam es bei der Luftwaffe zu einem verhäng-
nisvollen Strategiewechsel. Auf Hitlers direk-
ten Befehl hieß das neue Angriffsziel jetzt
London. Die deutschen Jäger wurden jetzt da-

38
Bf 109 E-4/trop der
2./JG 27 mit Sandfilter
vor dem Laderluft-
einlass und individuellem
Tarnanstrich 1941
in Libyen. Das weiße
Rumpfband diente
zur Kennzeichnung
von im Mittelmeerraum
eingesetzten Maschinen
Foto Slg. Ringlstetter

zu verdammt, die eigenen Bomber zu schüt- die Piloten der Bf 109 noch höchstens einen die Voraussetzung zur Mitnahme eines ab-
zen. Damit gaben sie ihren Vorteil der freien Treibstoffvorrat für etwa 30 Minuten Kampf- werfbaren 300-l-Zusatztanks. Doch für die
Jagd auf und mussten ihre Rolle vom Angrei- zeit. Mussten sie die Bomber 15 Minuten (et- Luftschlacht kam sie zu spät.
fer zum Verteidiger wechseln. wa 100 Kilometer) weit ins Landesinnere be- Bereits am 17. September 1940 verschob
Die eigentlich für den Langstrecken-Be- gleiten, blieb praktisch kein Treibstoff mehr Hitler das Unternehmen Seelöwe, die Inva-
gleitschutz vorgesehene zweimotorige Mes- übrig für einen Kampf gegen die britischen sion Großbritanniens, auf unbestimmte Zeit.
serschmitt Bf 110 verfügte zwar über die nö- Jagdflugzeuge. Damit hatten sich die Angriffe auf London
nach kurzer Zeit als Fehlschlag erwiesen,
Einer der größten Schwachpunkte der und die RAF war alles andere als am Boden
zerstört. Bis zum Ende der Luftschlacht
Bf 109 war ihre zu geringe Eindringtiefe. Ende Oktober 1940 hatte die deutsche Luft-
waffe 500 Bf 109 durch Feindeinwirkung
tige Eindringtiefe, erwies sich aber für diese Viel zu spät wurde an die Möglichkeit eingebüßt. Die RAF verlor mehr als 1000 Jä-
Aufgabe als völlig ungeeignet und erlitt dabei eines abwerfbaren Zusatztanks unter dem ger, darunter 400 Spitfire.
schwere Verluste. Jetzt musste die »109« die- Rumpf gedacht. Vielfach mussten die zu-
se Rolle übernehmen. rückkehrenden Jäger mit den letzten Tropfen Verbesserte Versionen
Einer der größten Schwachpunkte der Sprit im Tank an der Küste bauchlanden. Den Die E-4 unterschied sich hauptsächlich durch
»109« war aber ihre viel zu geringe Eindring- Preis dafür zahlten die deutschen Bomberbe- den verstärkten Kabinenrahmen und eine ge-
tiefe. Als Begleitjäger konnte sie die deutschen satzungen die, ohne Jagdschutz, sich der bri- panzerte Kopfstütze (gegen den Beschuss von
Kampfflugzeuge praktisch nur über dem Ka- tischen Jäger erwehren mussten. Erst mit der hinten). Diese Änderungen wurden aber oft-
nal schützen. Ab der englischen Küste hatten späteren Version E-7 schaffte Messerschmitt mals auch bei der E-3 durchgeführt. Zudem
baute man erstmals das MG FF M ein. Mit
dieser leicht geänderten Waffe konnten Mi-
Technische Daten Bf 109 E-3 nengeschosspatronen abgefeuert werden, die
eine deutlich stärkere Wirkung erzielten.
Verwendungszweck Leichter Jäger Auch die E-4 eignete sich als E-4/B für die Ja-
Motor Daimler Benz DB 601 A bo-Rolle.
Leistung 1020 PS bei 2400 U/min (5 Minuten)
Eine weitere Variante der E-4 war die Aus-
Luftschraube verstellbare Dreiblatt VDM, D = 3,10 m
Fluggewicht 2540 kg
rüstung mit dem stärkeren DB-601-N-Motor.
Länge 8,70 m Der benötigte allerdings C3-Kraftstoff mit
Spannweite 9,90 m 100 Oktan anstelle des B4-Kraftstoffs mit
Flügelfläche 16,0 m² 87 Oktan beim DB 601 A. Da C3-Sprit nicht
Bewaffnung 2 x 7,92 mm MG 17 synchronisiert im Rumpf flächendeckend zur Verfügung stand, erhiel-
2 x 20 mm MG FF ungesteuert in der Tragfläche ten diese Jäger zur Kennzeichnung ein »N«.
Kraftstoffvorrat 400 l Die Höchstleistung des stärkeren Motors lag
Höchstgeschwindigkeit 465 km/h am Boden bei 1175 PS in 4,9 Kilometer Höhe. Auch seine
570 km/h in 5 km Höhe Bodenleistung war entsprechend höher. Da-
Dienstgipfelhöhe 11 000 m
mit dürfte die E-4/N die kampfstärkste E-Ver-
Steigleistung am Boden 14,5 m/s
Reichweite 665 km
sion gewesen sein.
➔ Weiter auf Seite 42

flugzeugclassic.de 39
BF 109 »Emil«

» Im Unterschied zu manchen meiner Kameraden,


die in böse Unfälle verwickelt wurden, kam ich
mit der Messerschmitt ganz gut zurecht. Ohnehin
waren die älteren Versionen ›Berta‹ und ›Dora‹,
auf denen wir zunächst geschult wurden, noch
vergleichsweise harmlos. Das änderte sich jedoch,
als wir es mit der ›Emil‹ zu tun bekamen. Ihr
Daimler-Benz-Triebwerk verfügte über rund
400 Pferdestärken mehr als ihre Vorgänger;
die 1050, später sogar 1400 PS bedeuteten schiere
Kraft und veränderten das Verhalten des Flugzeugs
bis ins nahezu Unberechenbare. Beim Gasgeben
entwickelte sein größerer und schwerer Dreiblatt-
Propeller ein derartiges Präzessionsmoment,
dass man vor allem im Start kräftig mit dem Seiten-
ruder korrigieren musste. (…) Damit ich das
wirklich begriff, hat sie es mir gleich bei einem
unserer ersten Rendezvous vorgeführt.«
Leutnant Walter Wolfrum,
Jagdfliegerschule Bad Aibling, 1942
Quelle: »Unbekannte Pflicht. Meine Erinnerungen
als Jagd- und Kunstflieger 1923–2009«
von Walter Wolfrum,
herausgegeben von Peter Cronauer,
Verlag NeunundzwanzigSechs,
Moosburg 2009.
Illustration Asen Atanasov

40
MESSERSCHMITT BF 109 E-3

»400 Pferdestärken mehr«

flugzeugclassic.de 41
BF 109 »Emil«

Bf 109 E-7 der 7./JG 27 im Frühjahr 1941 auf Sizilien, geflogen von Oberleutnant Klaus Mietusch. Die Maschine trug schon den neuen werksseitig
ausgeführten Tarnanstrich für Jagdflugzeuge aus RLM 74/75/76 Zeichnung H. Ringlstetter

Die Bf 109 E-5 wurde erstmals als Nahauf- spritzt wurde. Damit konnte oberhalb der Die erste Einheit, die mit der Tropenversion
klärer gebaut und hatte im Rumpf ein Rei- Volldruckhöhe die Leistung durch Einsprit- ausgerüstet wurde, war die I./JG 27 im April
henbildgerät Rb 21/18 anstelle des FT-Gerä- zen eines Sauerstoffträgers um 250 PS gestei- 1941. In Nordafrika bewies die Bf 109 E noch-
tes. Die E-6/N (nur neun Maschinen) war gert und die Höchstgeschwindigkeit der mals ihre Einsatzfähigkeit unter schwierigs-
ebenfalls ein Nahaufklärer, jedoch mit dem »109« dadurch oberhalb 6500 Meter um bis zu ten Bedingungen.
stärkeren DB 601 N. Sie hatte im Rumpf zwei 100 km/h erhöht werden. Die letzte »Emil«- Im Laufe des Jahres 1941 verschwand die
verschränkt eingebaute, motorisierte Hand- Version war die E-9 als Aufklärer mit erhöh- E-Baureihe zusehends aus der ersten Linie
kameras HK 12,5/7 x 9. ter Reichweite. Sie war mit einem Reihen- und wurde von der leistungsgesteigerten
Nach den Erfahrungen mit der kurzen bildgerät Rb 50/30 für den Einsatz in größere und aerodynamisch optimierten F-Baureihe
Einsatzdauer der Bf 109 bei Missionen über Höhen ausgerüstet. abgelöst. Insgesamt verließen rund 3400 Ma-
England erhielt die E-7/B erstmals einen Son- Für den Tropeneinsatz entwickelte Mes- schinen der E-Versionen die Produktions-
derträger für einen abwerfbaren 300-Liter-Zu- serschmitt keine spezielle Version. Vielmehr stätten bei Messerschmitt in Regensburg und
satzbehälter, der gegen einen ETC 500 aus- wurden normale Bf 109 E bis zur Ablösung Augsburg, bei AGO, Fieseler, Erla, Focke-
tauschbar war. Damit steigerte man die durch die neue Bf 109 F durch Nachrüstung Wulf und den Wiener Neustädter Flugzeug-
Reichweite erheblich. Die E-7/Z war eine tropentauglich. In erster Linie gehörte dazu werken.
Sondervariante mit einer GM-1-Anlage: drei der deutlich sichtbare Sandabscheider vor
wärmeisolierte Flaschen, deren Inhalt bei Be- dem Laderlufteinlauf, aber auch ein Sonne- Die T-Version
darf unter Druck in den Laderschacht ge- schirm mit Befestigungspunkten am Rumpf. Beinahe hätte die »Emil« auch auf hoher See
ihr Debut gegeben. Sie war als Jagdflugzeug
Bf 109 T für den Einsatz auf dem Flugzeug-
Erhaltene »Emil«: die Bf 109 E weltweit träger GRAF ZEPPELIN vorgesehen. Wich-
tigste Änderungen waren der Einbau eines
Rund 20 Messerschmitt Bf 109 »Emil« sind erhalten geblieben, davon sind zwölf in
Fanghakens, Bremsseilabweiser vor dem
Museen und Sammlungen ausgestellt oder in Restaurierung und zwei davon sogar flugfähig.
Spornrad und Katapultstartbeschläge. Mit den
Die restlichen sind nur noch als mehr oder weniger vollständige Wracks vorhanden.
Versuchsmustern V17 und V17a führte man
bei der E-Stelle Travemünde erfolgreich aus-
giebige Katapultstart und Bremslandungen
durch.
Hinzu kam die V15 mit vergrößerten Flä-
chen (und verlängerten Querrudern), die die
Langsamflugeigenschaften erheblich verbes-
serten. Für die Serie war der beiklappbare
Flügel mit 11,08 Meter Spannweite vorgese-
hen. Doch der Flugzeugträger wurde nie fer-
tig – und damit die T-Serie hinfällig.
Von den 70 gebauten Maschinen hatten le-
Bf 109 E-3 im Deutschen Museum, ein Bf 109 E-3 im Deutschen Technikmuseum in diglich sieben die Trägerausrüstung, die rest-
Geschenk aus Spanien Foto A. Zeitler Berlin, restauriert aus einem Wasserwrack! lichen 63 als T-2 bezeichneten Jäger wurden
zunächst als normale Frontjagdflugzeuge
ausgerüstet. Das hin und her um den Einsatz
der Graf Zeppelin führte dazu, dass fertige
T-2-Jäger auf den T-1-Zustand umgerüstet
und insgesamt 46 Bf 109 T-1 für den mögli-
chen Trägereinsatz bis Ende März 1943 auf
den Flugplatz Pillau abgestellt worden wa-
ren. Mit der endgültigen Aufgabe des Trä-
gereinsatzes verteilte man diese Jäger auf an-
dere Einheiten, unter anderem zur Jagd-
Bf 109 E-3 in der Flying Heritage Collection in Bf 109 E-3/b im RAF-Museum in Hendon. staffel Helgoland.
Seattle. Sie ist flugfähig! Foto FHC Ein Veteran der Battle of Britain Fotos (2) Cohausz Dietmar Hermann/MaW

42
Cockpit der Bf 109 E
Im Vergleich zu ihrem Vorgänger
Bf 109 »Dora« war die in Großserie
gebaute »Emil« leistungsmäßig ein
echter Quantensprung. Auch das
Cockpit wurde fast unverändert
übernommen. Doch Einsatzrollen
als Jabo und Aufklärer sorgten für
unterschiedliche Ausrüstung im
Flugzeugführerraum

Die zweiteilige Instrumententafel wurde


ebenso beibehalten wie die Anordnung
der meisten Geräte und Bedienelemente.
Lediglich in Details der Instrumentierung
wurden Änderungen vorgenommen,
überwiegend bedingt durch die neue
Motorenanlage und die erweiterte Kraft-
Cockpit einer Bf-109-E-Jagdmaschine. Revi und Borduhr sind ausgebaut stoffmenge. Da die Bf 109 E von 1938
bis 1941 gebaut wurde und zum Teil
noch länger im Einsatz blieb, wurde die
Ausrüstung bei Reparaturen und auf-
grund von Änderungsanweisungen auch
modernisiert.
Die auffälligste Änderung im Cockpit
kam aufgrund des erweiterten Einsatz-
spektrums der Bf 109 E als Jagdbomber
und als Aufklärer. Die dafür erforderlichen
Bediengeräte und Schalter wurden
auf einer Hilfsgerätetafel unter dem
Führergerätebrett angeordnet.
Peter W. Cohausz

Quellen
Archiv Hafner,
Flugzeughandbuch Bf 109 E
vom Dezember 1939

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Cohausz

Detailaufnahme der unteren Gerätetafel eines Bf 109 E-Jabos mit Hinweisen für Flüge mit Kraft-
stoff-Zusatztank. Der Absperrhahn links gehört zur Schmierstoffanlage Fotos Sammlung Heinstein

Aufklärer Bf 109
E-7/trop,»Schwarze
Bei diesem
11« der 4.(H)/Auf-
Aufklärer wurde
klärungsgruppe 12
das Kamera-
in Nordafrika.
Bediengerät auf
Das Bediengerät
die Hilfsgeräte-
für die Bildanlage
tafel für die
ist unter der Geräte-
Abwurfwaffen
tafel zu erkennen
aufgesetzt

flugzeugclassic.de 43
BF 109 »Emil«

Die Kabinenhaube der frühen Bf-109-E- Cockpit der Bf 109 E-3 des DTMB. Bis auf die fehlenden Beschriftungen und Markierungen am
Versionen (oben) und späten Versionen (unten) Gerätebrett ist es weitgehend komplettFoto DTMB
Foto Archiv Hafner

Die rechte Kabinenseite in der Schweizer Bf 109


E-3a. Abweichend von deutschen Bf 109 E sind
der Knüppelgriff KG 11, die Bedienhebel rechts
oben und das Funkgerät rechts unten

Der Pilotensitz: a = Hebel für Sitzverstellung,


b = Hebel für Rückengurtverstellung Linke Cockpitseite der Bf 109 E-3
in Berlin mit Trimmrädern und
Triebwerksbedienhebeln. Der fehlende
Pilotensitz gibt den Blick frei auf
die Kraftstoffleitungen Foto DTMB

44
Cockpitausstattung der Bf 109 E
Nr Gerät Gerätenummer Nr Gerät Gerätenummer
1 Handrad für Höhenflossenverstellung 32 Ladedruckmesser 0,6–1,8 ata Fl 20550
2 Handrad für Landeklappenverstellung 33 Anzeigegerät für das Fahrwerk (Vierlampengerät) Fl 32526
3 Anzeige für Höhenflossenverstellung 34 mechanischer Drehzahlmesser Fl 20222,
4 Flügelmutter für die Feststellung der Gashebel 600–3600 U/min später 20222-3
5 Leuchte für die Trimmanlage Fl 32261-1 35 Deviationstabelle Nav. Vordruck K 6 Fl 23906
6 Handzug für die Schnellstoppvorrichtung 36 Kühlstoff-Temperaturanzeiger 40–120°C Fl 20342-2
7 Hebel für die Schmierstoff-Kühlerklappenverstellung 37 mechanischer Stellungsanzeiger Fl 18502 oder
8 Handgriff für die Kerzenabbrennung (Zündzeitpunktverstellung) für die Luftschraube 18503-2
9 Brandhahnhebel 38 Handgriff für Fahrwerk
10 Gashebel 39 Handgriff für Fahrwerksnotauslösung
11 Handgriff für Anlasserkupplung (Starter) Fl 21211 40 Gerätebrettleuchte rechts Fl 32266
12 Kraftstoff-Vorratsanzeiger 0-400 l Fl 20723 41 Handhebel für Filterpumpenbetätigung
13 Verriegelung für Kabinenhaube 42 mechanische Fahrwerksanzeige 109.200-22
14 Hebel für Notabwurf Windschutzaufbau 43 elektrische Hauptschalttafel
15 Schauzeichen für die Staurohrheizung Fl 32525-3 44 Leuchtpistole N 4002
16 Gerätebrettleuchte links Fl 32266 45 Höhenatmer mit Absperrhahn Fl 30400-2
17 Netzausschalter Fl 32315-2 oder 30402
18 Fensterverriegelung 46 Selbstschalter für Kraftstoffpumpe Fl 32318
19 Zündschalter Fl 21121-2 47 Handkurbel für die Kühlstoffkühlerklappe
20 Fahrtmesser 80–750 km/h Fl 22231 48 Kartenkasten, rechts daneben Leuchtpatronenkasten
21 Schmierstoff-Temperaturanzeiger 0–160°C Fl 20343 49 Fernbedienungsventil für Höhenatmer Fl 30511
22 Fein- und Grobhöhenmesser 0–10000 m Fl 22320 50 Anlasseinspritzpumpe SUM APB 6 mit Behälter 8-4506 A
23 Wendezeiger, pneumatisch Fl 22402 51 Handhebel für Rückengurtverstellung
24 Hinweisschild für Landeklappen- und Flossenstellung 52 Handgriff für Selbstschalter mit Fernauslösung Fl 32407-1
25 Kraftstoff-Schmierstoffdruck- 53 Seitensteuerpedale
messer 0–2/0–10 kg/cm² Fl 20512-2 54 Steuerknüppel mit Knüppelgriff KG 12 A 102-56 A
26 Führerkompass FK 5 oder später FK 38 Fl 23211, 55 Reststandswarnlampe (rot) Fl 32262-1
später 23233 56 Verdunkler für die Beleuchtung Fl 32401-2
27 Borduhr Bo-UK 1 Fl 23885 57 Nullschuss-Knopf Fl 32302
28 Hebel für Kabinenbelüftung 58 Schalt- und Kontrollkasten SKK 404-2 Fl 47309
29 Reflexvisier Revi C/12 C oder C/12 D Fl 52095 oder für Schusswaffen, später auch SKK 224 Fl 47293
52191 59 Fernbediengerät für Funkgerät FuG VII Fl 26858-1
30 Revi-Steckdose Fl 32624 60 Sitzverstellhebel
31 Schalter für die Luftschraubenverstellung 9-9500-20 61 Pilotensitz
später ersetzt durch Daumenschalter
am Gashebel Fl 32337

Jagdbomber
Bei den Jagdbombern war zusätzlich eine
Hilfsgerätetafel am unteren Gerätebrett mit:

Zünderschaltkasten ZSK 244 A


(GerätenummerFl 50869)
4 Merkleuchten für die Abwurfwaffen
(Gerätenummer Fl 32529)
Ferntrennschalter für die Abwurfwaffen
(Gerätenummer Fl 32408-)1

Der Notwurfgriff für die Bomben war


über dem Höhenatmer angeordnet.
Die Bomben wurden durch einen zusätzlich
links oben am Knüppelgriff montierten
»Bombenknopf« ausgelöst. Diese Hilfs-
gerätetafel wurde zunächst im Feld
nachgerüstet, aber später werksseitig
eingebaut, auch wenn die Maschine dann
nicht als Jabo geflogen ist.
Bei den Aufklärern befanden sich auf
der Hilfsgerätetafel die Bediengeräte
für die Bildanlage. Zum Teil wurden die
Geräte auch einfach auf die Jabo-Hilfsgeräte-
tafel aufgesetzt. Auch hier wurden die
Kameras mit einem oder zwei zusätzlich am
Knüppelgriff montierten Knöpfen ausgelöst.

flugzeugclassic.de 45
BF 109 »Emil«

BF 109 E-1
Das neue Gesicht der »109«
Durch den Einbau des Daimler-Benz DB 601-A-Motors mussten
die Ingenieure die Triebwerkverkleidung komplett neu gestalten.
Zudem erhielt die neue Serienversion einen Dreiblattpropeller.
Der DB 601 A mit seinen 1100 PS verhalf der »Emil« zu einem
gewaltigen Leistungssprung. Illustrationen Asen Atanasov

BF 109 E-3
Stärkeres Kaliber
Musste die E-1 noch mit vier MG 17 auskommen, so
verstärkte man bei der E-3 die Bewaffnung, indem man die
beiden Flügel-MG-17 durch MG-FF (20 mm) ersetzte.

46
BF 109 E-4
Für eine neue Einsatzrolle
Die E-4 hatte einen DB-601-N-Motor und erhielt einen ETC 50 oder
500 für Bomben und konnte dadurch als Jagdbomber eingesetzt werden.

BF 109 E-7
Reichweite oder Abwurfwaffen
Die E-7 glich der E-4 weitgehend, jdeoch ließ sie sich entweder
mit einem abwerfbaren 300-Liter-Zusatztank ausrüsten oder mit
Bomben. Zudem wurde die Öffnung im Spinner verschlossen.

flugzeugclassic.de 47
BF 109 »Emil«

Messerschmitt Bf 109 E-4 – JG 26 »Schlageter«

Bf 109 E-4 der 9./JG 26 (oben).


Geflogen wurde die »Gelbe 1« von
Staffelkapitän Oberleutnant
Gerhard Schöpfel (oben rechts als
Hauptmann) im Sommer 1940.
Schöpfel erzielte am 18. August 1940
mit dem Abschuss von vier britischen
Hurricane-Jägern die anerkannten
Luftsiege 9 bis 12, die gerade auf
dem Seitenruder seiner »Emil«
samt Datum vermerkt werden. Am
11. September 1940 wurde Schöpfel
mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet
Fotos Herbert Ringlstetter

48
Bf 109 E-4
Die Bf 109 E-4 »Gelbe 1« der 9./JG 26
ist im Tarnanstrich aus RLM 71/02/65
gehalten, der im Winter 1939/40 eingeführt
worden war. Seitlich am Rumpf ist das
Emblem der 9. Staffel aufgemalt. Die gelben
Markierungen dienten zur besseren
Freund/Feinderkennung
Zeichnung Herbert Ringlstetter

flugzeugclassic.de 49
BF 109 »Emil«

Messerschmitt Bf 109 E-4 – JG 53 »Pik As«

Eine »Emil« der 7./JG 53 mit gelb lackierter Motorverkleidung, die der Freund/Feinderkennung diente.
Rechts oben: Herbert Schramm in seiner Bf 109 E-4 der 7./JG 53. Darunter: Maschinen der III./JG 53
mit übermalten Hakenkreuzen. Die Flugzeugführer der III. Gruppe drückten damit ihren Unmut über
die ungerechtfertigten Vorwürfe gegen die deutschen Jagdflieger aus, die seitens der Luftwaffenführung
gegen sie erhoben worden waren. Die deutschen Piloten sprachen dagegen von einer dilettantischen
Vorgehensweise der obersten Führungskräfte Fotos Herbert Ringlstetter

50
Bf 109 E-4
Bf 109 E-4 der 7./JG 53, geflogen
von Leutnant Herbert Schramm.
Die 7. Staffel lag im Dezember
1940 in Frankreich.
Lackierung: RLM 71/02/65
Zeichnung Herbert Ringlstetter

flugzeugclassic.de 51
BF 109 »Emil«

Bf 109 E-3
Bf 109 E-3 der 4. Staffel des JG 51 während der »Luftschlacht um England«.
Die Maschine trägt noch kleine Balkenkreuze am Rumpf sowie einen
veränderten Tarnanstrich auf den Oberseiten von Rumpf und Tragflächen
Alle Zeichnungen Herbert Ringlstetter

Bf 109 E-1
Bf 109 E-1 der 7./JG 27 mit später Kabinenhauben-Ausführung.
Geflogen wurde sie von Oberleutnant Karl Fischer, der am
30. September 1940 in britische Gefangenschaft geriet

Bf 109 E-4
Bf 109 E-4, W.Nr. 1480, die von Oberleutnant Franz von Werra geflogen wurde.
Werra musste am 5. September 1940 in England notlanden und kam in britische
Gefangenschaft, aus der ihm im Januar 1941 die spektakuläre Flucht gelang

52
Bf 109 E-7
Bf 109 E-7 der 7. Staffel des JG 5, die im
Frühjahr 1942 in Petsamo/Finnland lag. Pilotiert
wurde die Maschine von Oberfeldwebel Franz Dörr

Bf 109 E-4
Bf 109 E-4/trop der 3./JG 27 1941 in Nordafrika.
Die »Gelbe 6« wurde auch von Hans Joachim Marseille geflogen,
der 1942 zum »Stern von Afrika« aufsteigen sollte

Bf 109 E-3
Bf 109 E-3 vom Stab der I./LG 2 im Juli 1941 in Russland mit
42 Abschussbalken am Seitenruder. Die Maschine wurde mehrfach umlackiert
und von Gruppenkommandeur Hauptmann Herbert Ihlefeld geflogen

flugzeugclassic.de 53
BF 109 »Friedrich«

ie konstruktiven Arbeiten an der

D F-Version der Messerschmitt Bf 109


begannen bereits im Sommer 1938, al-
so noch ehe der Zweite Weltkrieg überhaupt

Die Beste
ausbrach. Die »Friedrich« war die konse-
quente Weiterentwicklung der Bf 109 E und
sollte diese schnellstens ablösen. Ursprüng-
lich war der Serienstart bereits ab September
1939 vorgesehen, mit steigender Produktion

von allen?
bis auf 180 Stück bis spätestens zum 1. April
1940. Doch bei Kriegsausbruch war die »Emil«
weiterhin der Standardjäger der Luftwaffe.
Durch den vorrangigen Serienbau der
Bf 109 E für die Front und aufgrund techni-
scher Probleme verzögerte sich die Produkti-
Noch bevor die Bf 109 »Emil« durch on der neuen Serie allerdings deutlich, näm-
lich bis zum August 1940. Bei der Erprobung
die Kämpfe im Zweiten Weltkrieg so richtig von einigen Vorserienmaschinen F-0 gingen
ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit vier Jäger innerhalb kurzer Zeit verloren. Der
Grund dafür war das zu schwach ausgelegte
geriet, lagen schon Pläne für die Nach- Leitwerk – Willy Messerschmitt hatte auf
folgerin in den Schubladen: die »Friedrich«. Stützstreben für die Höhenflossen verzichtet.
Der hintere Rumpfbereich musste deshalb
Nicht selten wird sie für die ausgewogenste durch Metallbänder verstärkt werden. Die
aller »109«-Baureihen bezeichnet. meisten der 19 gebauten F-0 landeten bei Aus-
bildungseinheiten oder dienten zur Truppen-
Was ist an dieser Bewertung dran? erprobung. Gegenüber der Vorgängerbaurei-
he wies die F-Version darüber hinaus einige
grundlegende Änderungen auf.

54
Ostfront 1941: Eine erbeutete sowjetische
Polikarpow I-16 neben einer Bf 109 F
des JG 54. Wenngleich äußerst agil, war
die auch »Rata« genannte I-16 an
Geschwindigkeit, Steigleistung und
Bewaffnung der »Friedrich« weit unterlegen
Foto Sammlung H. Ringlstetter

Als Triebwerk diente jetzt der neue Daimler


Benz DB 601 N. Dieser wassergekühlte Zwölf-
zylinder-Reihenmotor mit einem Hubraum
von 33,9 Litern hatte gegenüber dem Vorgän-
ger DB 601 A eine höhere Verdichtung von
1:8,2 und eine gesteigerte Drehzahl auf 2600
Mit der Bf 109 V23, W.Nr. 5603, wurden die Änderungen für die F-Serie erprobt. Neben dem U/min. Außerdem benötigte der Motor jetzt
neuen DB 601 N hatte sie bereits das typische Erscheinungsbild der neuen F-Serie. Der kleine C3-Kraftstoff mit 100 Oktan. Diesen Luxus
Ladereinlass allerdings wurde für die spätere Serie noch geändert konnte man sich 1941 noch leisten. Die Start-
leistung betrug dadurch 1175 PS. Und mit dem
neuen Kraftpaket konstruierten Techniker das
Rumpfvorderteil komplett neu, das in seinen
Grundzügen der Bf/Me 109 bis zum Kriegs-
ende ihr endgültiges Aussehen gab: Der vor-
dere Rumpfbereich erhielt jetzt eine saubere,
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung D. Hermann

stromlinienförmige Verkleidung ohne Beulen,


von der Luftschraubenabdeckung bis zum
Cockpit. Die neue, dreiflügelige VDM-Luft-
schraube hatte eine vollautomatische, elektri-
sche Verstellmechanik. Diese war mit dem
Gashebel so gekuppelt, dass zu jedem Lade-
druck die entsprechende Drehzahl geregelt
werden konnte, bis zur Volldruckhöhe. Bei
Versagen der Automatik oder in besonderen
Flugsituationen (Sparflug) konnte auch die
Handverstellung eingeschaltet werden.
Die Tragfläche der neuen F-Serie entsprach
in ihren Dimensionen zwar der alten. Doch
Bf 109 F-0 (PH+BE) während der Werkserprobung bei Messerschmitt bis auf die Anschlussmaße am Flügelträger

flugzeugclassic.de 55
BF 109 »Friedrich«

handelte es sich um eine fast komplett neue


Fläche. Der Holm wurde geändert, weniger
Rippen mit geänderter Bauweise eingebaut
und im hinteren Bereich mit einem Hilfsholm
verstärkt. Die Tragflächenenden wurden
durch sauber abgerundete Endkappen abge-
schlossen.

Geniale Kühlerkonstruktion
Genial waren die neuen in der Tragfläche ein-
gestrakten Kühlstoffkühler der Bf 109 F. Die
neuen Kühler verfügten erstmals über eine Bf 109 F, Jaboversion von Oberleutnant Liesendahl vom Richthofen-Geschwader. Das Seitenleit-
Grenzschichtabsaugung. Dies ermöglichte werk zeigt Symbole von bekämpften Schiffen. Erkennbar ist bei dieser F-4/B der 10.(Jabo)/JG 2
der Grenzschicht auf der Flügelunterseite außerdem die aufgesetzte, gepanzerte Frontscheibe
oberhalb des Kühlers entlanggeführt zu wer-
den und an der Flügelhinterkante auszutre- Weggefallen war indes die Bewaffnung gentliche Serienbau der F-1 begann im Mes-
ten. Dadurch konnten die Kühler tiefer in den der zwei 20-Millimeter-Kanonen im neuen serschmitt-Werk Regensburg im August
Flügel gesetzt und die Stirnfläche deutlich Flügel. Stattdessen verfügte die »F« über eine 1940, einen Monat später beim Wiener Neu-
verkleinert werden. Die Verstellung der Klap- zentral eingebaute 20-Millimeter-Motorkano- städter Flugzeugbau (WNF). Die Ausliefe-
pen lief über einen Arbeitszylinder, der mit ne vom Typ MG FF, die im Rumpf eingebau-
der Druckölanlage verbunden war. Ein ein- ten beiden 7,9-Millimeter-MG-17 wurden bei-
gebauter Thermostat regelte den Ölein- und behalten. Nicht wenige Luftwaffenpiloten
-austritt des Zylinders und bewirkte so eine sahen diese Reduzierung der Feuerkraft kri-
entsprechende Verstellung der Klappen. Die tisch und bevorzugten weiterhin die stärker
Kühlerklappen waren mit den Landeklappen bewaffnete »Emil« – auch wenn diese lang-
gekoppelt, die dadurch entsprechend mitver- samer als die »Friedrich« war.
stellt wurden. Unterm Strich bedeuteten die Erprobt wurden all diese wesentlichen
durch Thermostate gesteuerten Kühlerklap- Änderungen der »Friedrich« mit mehreren
pen und die automatische Propellerverstel- Versuchsmaschinen der W.Nr. 5601, 5602,
lung für den Flugzeugführer gegenüber der 5603, 5604 und 5605. Hinzu kamen die bereits
Bf 109 E eine wesentliche Entlastung. erwähnten F-0-Vorserienmaschinen. Der ei-

Kniff mit dem Kühler


Wirkungsprinzip der Grenzschichtabsaugung
am Flügelprofil der Bf 109 F: Um die lami-
Deutlich widerstandsärmer: der neue, weit nare Strömung weiter anliegen zu lassen,
in die Tragfläche eingezogene Kühler. Hier eine wurde der Luftstrom an der Flügelunterseite
Bf 109 F der III./JG 77, die auch über einen oberhalb des Kühlers entlanggeführt, um
300-l-Zusatztank verfügte Foto Dabrowski dann an der Flügelhinterkante auszutreten.
Dadurch wurde verhindert, dass die Strö-
mung zu früh abriss, was den Luftwider-
stand sonst erheblich erhöht hätte. Durch
diesen aerodynamischen Kniff konnten die
Kühler tiefer in den Flügel gesetzt und seine
geschwindigkeitsmindernde Stirnfläche
deutlich verkleinert werden.

56
Bf 109 F-2 der 3./JG 54, Leutnant Walter Nowotny, Ostfront im Juli 1942. Die »8« scheint weiß und nicht wie für die 3. Staffel üblich gelb gewesen.
Auch andere Bf 109 der 3. Staffel tragen augenscheinlich weiße Zahlen. Vielleicht wurden die Maschinen schon in der 1./(Erg)/JG 54 geflogen und
so belassen. Möglicherweise wurde auch ein sehr helles, schlecht deckendes Gelb verwendet Zeichnung H. Ringlstetter

rung der ersten Serienmaschinen verlief trotz F-2/B bezeichnet. Außerdem ließ sich die nor- Einführung der »Friedrich« dennoch weiter
allem zögerlich. Erst Ende 1940 erhielten die male Flugzeit von 1,1 Stunden durch den An- hin. Ende Juli 1941 war im Westen erst das
Geschwader- und Gruppenstäbe des JG 26 bau eines standardisierten 300-Liter-Zusatz- JG 2 vollständig mit der F-Version ausgerüs-
und JG 51 im Westen einzelne Bf 109 F, um behälters fast verdoppeln. tet. Beim JG 26 war es lediglich die erste
taktische Erfahrungen mit dem neuen Mus- Auch wenn es mit der Auslieferung nen- Gruppe, die anderen beiden mussten sich
ter zu sammeln. Am 1. Januar 1941 sollen nenswerter Stückzahlen ab April 1941 zu ers- noch mit der älteren E-Version begnügen.
dort gerade mal fünf Bf 109 F im Einsatz ge- ten echten Jagdeinsätzen kam, zog sich die ➔ Weiter auf Seite 60
standen haben.
Bekannt ist der frühe Einsatz von »109«-F
beim JG 51. Die ersten F-1-Jäger erhielt das
Geschwader am 19. Dezember 1940. An-
schließend gingen neue Maschinen an die
Jagdgeschwader JG 1, JG 2, JG 3, JG 26 und
JG 53. Schon im Januar 1941 wechselte die

Zweites Versuchsmuster ohne die größeren abgerundeten Flächenendkappen. Es diente zur Erpro-
bung des Motors (mit neuem Ansaugstutzen), aber auch der Slots und der Wasserkühlerklappen
Waffen-Test
Diese Bf 109 F-4 mit der W.Nr. 9246 wurde
mit 2 x 4 drallstabilisierten RZ-(Rauchzylin-
der)-65-Luft-Luft-Raketen ausgerüstet. Doch
die Ergebnisse waren unbefriedigend und
selbst eine rüstsatzmäßige Änderung der
Bf 109 F wurde damit nicht realisiert.

Produktion zur verbesserten F-2. Wichtigste


Änderung war der Einbau des neuen MG 151
anstelle des älteren 20-Millimeter-MG-FF, das
über einen wesentlich größeren Munitions-
vorrat verfügte. Neben der Rolle als reines
Jagdflugzeug war auch der Einsatz der F-Ver-
sion als Jagdbomber möglich. Unter dem
Rumpfmittelteil konnten unter einem ETC
500 eine 250-Kilogramm-Bombe oder mit
einem Einhängerost vier 50-Kilogramm-Bom-
ben mitgeführt werden, ebenso war die Mit-
nahme von 96 (4 x 24) SD-2-Bomben möglich. Robuste Konstruktion: Mit schweren Flaktreffern schaffte es diese Bf 109 F des JG 54 Grünherz
Die so ausgerüsteten Maschinen wurden als noch zurück zum Liegeplatz

flugzeugclassic.de 57
BF 109 »Friedrich«

Erhaltene »Friedrichs«
Zwei Bf 109 F, die den Krieg überlebt haben, sind heute in Museen zu besichtigen.
Eine F-2/trop, dargestellt als »Weiße 6« der 1./JG 27, steht im National War Museum
Johannesburg, Südafrika. Sie wurde 1942 auf einem Feldflugplatz erbeutet,
allerdings ist ihre Identität aufgrund von Nachkriegsplünderungen nicht geklärt.
Eine zweite Bf 109 F-4 steht heute im Canada Aviation Museum in Ottawa (siehe
Foto). Diese F-4, von Erla gebaut, trägt die W.Nr. 10132 und flog beim Stab II./JG 5.
Nach einem Luftkampf mit russischen Jägern musste sie am 12. August 1942
auf feindlichem Gebiet notlanden. Ihr Pilot, Hauptmann Horst Carganico, wurde
anschließend durch einen Fieseler Storch gerettet. Fünf Bf 109 F sind in unter-
schiedlichen Restaurierungsstadien und weitere fünf als Wracks in Museen eingelagert.
Wann die erste wieder fliegt, ist noch nicht abzusehen.

58
Bf 109 F-4/B
Bf 109 F-4/B der 10./JG 53, der
Jagdbomber-Staffel des Geschwaders,
auf Sizilien 1942. Auf der Motorhaube
ist das Geschwader-Emblem »Pik-Ass«
aufgemalt, während das Heck mit
dem Zeichen der Jabo-Staffel verziert ist.
Lackierung: RLM 74/75/76 mit
zusätzlichen Flecken in RLM 02 und 70
Zeichnung H. Ringlstetter

Bekannte Bauversionen am Beispiel der F-4


F-4/trop Ausrüstung mit Sandabscheider am Ladereinlauf
F-4/B Jaboversion mit ETC
F-4/U1 MG 17 ersetzt durch 2 x 13 mm MG 131 im Rumpf
F-4/R1 Zwei MG 151/20 Gondelwaffen unter der Fläche
F-4/R2 Aufklärerrüstsatz mit Reihenbildgerät Rb 20/30
F-4/R3 Aufklärer mit Reihenbildanlage Rb 50/30
F-4/Z Einbau einer GM-1-Anlage zur Leistungssteigerung

nicht realisiert
F-4/R4 als Aufklärer mit Rb 75/30 und ohne FT-Ausrüstung
F-4/R5 als Aufklärer mit Rb 50/30 oder RB 75 x 30

flugzeugclassic.de 59
BF 109 »Friedrich«

Bf 109 F-4 des JG 27 in Nordafrika 1942, geflogen wurde sie von Oberleutnant Werner Schroer, dem Adjutanten der II. Gruppe. Die Maschine ist im
Standardanstrich für den Wüsteneinsatz aus RLM 76/78/79 lackiert Zeichnung H. Ringlstetter

Auch wenn sich diese Verbände brennend senkt, weshalb die Staffel auch treffend als von ihren Vorgängern unterschied. Obwohl
für die neue »109«-Version interessierten – »Kanalräumer« bezeichnet wurde. der DB 601 E nur noch B4-Kraftstoff mit
vorerst war das volle Leistungspotenzial der Die nächste Baureihe F-3 sollte erstmals 87 Oktan benötigte, konnte seine Leistung
»Friedrich« für sie tabu: Die volle Motorleis- den verbesserten DB 601 E erhalten, aller- dennoch auf 1350 PS erhöht werden. Damit
tung war zunächst nicht freigegeben worden. dings noch mit dem alten MG FF M. Eine stieg auch theoretisch das Leistungsvermögen
Der Ladedruck der Startleistung musste von Bauausführung fand nicht statt. Die nächste der F-4. Doch wie schon beim DB 601 E muss-
1,42 auf 1,35 ata zurückgenommen werden und auch letzte Baureihe, die in Großserie te anfänglich auch hier die Motorleistung re-
(das entsprach sechs Prozent weniger Leis- ausgeliefert wurde, war die F-4, die sich im glementiert werden; die Notleistung blieb zu-
tung) und die Kampfleistung von 1,3 auf 1,25 Wesentlichen durch den stärkeren DB 601 E nächst gesperrt.
ata (4,5 Prozent weniger). Vermutlich waren
erste technische Probleme im Alltagsbetrieb
die Ursache für die Selbstbeschränkung, die
nicht ohne Murren hingenommen wurde,

Diese Bf 109 F-4 fiel der Roten Armee in die Hände. Die Sowjets übergaben die Maschine
im März 1943 den Amerikanern zur weiteren Auswertung. Dort …

Abwurfwaffen … erhielt sie die Kennzeichnung EB-1 (Evaluation Branch) und wurde von US-Spezialisten
Die Bf 109 F konnte an ihrem ETC 500 auseinandergenommen, wie diese seltene Farbaufnahme zeigt
eine Bombenlast von bis zu 250 Kilo-
gramm mitführen. Aber auch die Mitnahme
von 4 x SC 50 am Einhängerost oder 96
(4 x 24) x SD-2-Bomben war möglich.
Diese Maschinen wurden als F-2/B oder
F-4/B bezeichnet.

denn Start- und Notleistung sind gerade in


kritischen Luftkampfsituationen ein äußerst
wichtiges Hilfsmittel für die Piloten.
Trotzdem merkten die Flugzeugführer
rasch, was für ein Flugzeug sie da in die
Hand bekamen. Auch als Jabo zeichnete sich
die »Friedrich« aus. Im November 1941 wur-
de beim JG 2 erstmals eine selbstständige
10. Jabo-Staffel unter dem Kommando von
Staffelkapitän Hauptmann Liesendahl aufge-
stellt. Er perfektionierte die Angriffstechnik
auf englische Schiffe im Kanal. Bis zum
26. Juni 1942 hatte die Staffel 20 Schiffe mit
mehr als 60 000 Tonnen im Ärmelkanal ver-

60
den, trotzdem standen den rund 9000 sowjeti-
schen Maschinen lediglich 2800 Kampfflug-
zeuge der Luftwaffe gegenüber. Fast sämt-
liche im Westen stationierte Jagdeinheiten wur-
den in den Osten verlegt. Lediglich das JG 2
und JG 26 verblieben im Westen, das JG 1 über-
nahm die Reichsverteidigung. Die Jagdver-
bände im Osten zogen teilweise schon mit der
»Friedrich« ins Feld, aber auch die veraltete Bf
109 E gehörte noch zur Ausrüstung. Durch den
Überraschungsangriff, bei dem zahlreiche geg-
nerische Flugzeuge bereits am Boden zerstört
wurden, sowie die bessere Ausbildung und

Fliegerass Hans-Joachim Marseille auf einer Bf 109 F-4/trop mit Sandfilter am Luftansaugstutzen

Wie schon bei der »Emil« ließ sich auch bei montiert werden mussten. Zwar verfügte die
der »Friedrich« durch Zusatzeinspritzung im »Friedrich« dadurch über deutlich mehr Feu-
Motor (mit GM-1-Anlage als F-4/Z bezeich- erkraft, büßte aber auch an Geschwindigkeit
net) in großen Höhen mehr Geschwindigkeit ein. Zudem neigte die ganze Konstruktion zu
herauskitzeln. Das waren oberhalb der Voll- Schwingungen. Mit 240 Exemplaren lief diese
druckhöhe bis zu 120 km/h. Auch die Steig- Rüstsatzvariante ausschließlich bei WNF vom
leistung ließ sich dadurch in der Höhe deutlich Band. Lediglich fünf Exemplare wurden von
verbessern. Von der F-4/Z baute WNF allein der F-4/R2 als Aufklärer mit Reihenbildgerät
806 Maschinen, 55 weitere kamen von Erla. Rb 20x30 bei Erla produziert. Erla baute au-
Der Rüstsatz bestand aus acht in den Flächen ßerdem noch 36 Stück von der F-4/R3 mit Rei-
eingebauten Druckflaschen, die samt Füllung henbildanlage Rb 50/30. Weitere Aufklärerva-
110 Kilo wogen. Damit konnten 300 PS an zu- rianten wie die F-4/R4 mit Rb 70/30 oder
sätzlicher Leistung zugeschaltet werden. F-4/R5 für wahlweise Rb 50 x 30 oder 75 x 30
Verbessert wurde bei der F-4 auch der Pan- entstanden nur mustermäßig. Die Bf 109 F-4 der 9./JG 2 von Ritterkreuz-
zerschutz hinter dem Kopf des Piloten. Hinzu träger Oberleutnant Siegfried Schnell, Frankreich
kamen bei der F-4 einige Varianten mit spe- Verschleiß im Osten im April 1942. Kennung und Ruder wirken
ziellen Rüstsätzen: Die Bf 109 F-4/R1 besaß Am 22. Juni 1941 begann im Osten der Krieg aufgrund des Filmmaterials rot, waren jedoch
tatsächlich gelb lackiert! Foto Sammlung H. Ringlstetter
erstmals Gondelwaffen mit 20-Millimeter-MG- gegen die Sowjetunion. Der Angriff war von
151/20, die jeweils einzeln unter der Tragfläche deutscher Seite zwar sorgfältig geplant wor-
leistungsfähigeren Maschinen konnte die Luft-
waffe die materielle Übermacht der Roten Ar-
Technische Daten – Bf 109 F-4 mee ausgleichen und oftmals über der Front
die Luftherrschaft an sich reißen. Viele deut-
Verwendungszweck Leichter Jäger sche Jagdflieger legten hier den Grundstein für
Motor DB 601 E
ihre hohen Abschusszahlen.
Leistung 1350 PS bei 1,42 ata Ladedruck
Von 1941 bis 1942 dominierten die deut-
Start-/Notleistung auf 3 min begrenzt
Luftschraube VDM, D = 3,0 m schen Jäger mit der »Friedrich« eindeutig die
Fluggewicht 2900 kg Kämpfe am Himmel. Aber auch hier wurde
Länge 8,94 m die schwache Bewaffnung der Bf 109 F immer
Spannweite 9,97 m wieder angeprangert – noch immer bevor-
Flügelfläche 16,1 m² zugten manche Piloten ihre alten »Emils« mit
Flächenbelastung 180 kg/m² der größeren Feuerkraft.
Bewaffnung 2 MG 17 im Rumpf, je 500 Schuss Sicherlich waren die älteren Modelle vom
1 x 20 mm MG 151/20 Motorkanone, Typ Polikarpov I-15 und I-16 sowohl der
200 Schuss
Bf 109 E als auch F unterlegen. Aber die
Kraftstoffvorrat 400 l
sowjetische Luftwaffe verfügte bereits über
Dienstgipfelhöhe 11 800 m
Höchstgeschwindigkeit 523 km/h am Boden moderne Jäger vom Typ MiG 3, Yak 1 und
(mit Kampfleistung) 635 km/h in 6 km Höhe LaGG 3. Die MiG 3 erwies sich hinsichtlich
Steigleistung am Boden 18,5 m/s der Feuerkraft der Bf 109 E unterlegen,
Reichweite 605 km trumpfte aber in größeren Höhen mit besserer
Als Jabo 1 x SC 250 kg, 4 x SC 50 kg, 96 x SD 2 Leistung auf. Doch dort spielten sich im Re-
➔ Weiter auf Seite 64

flugzeugclassic.de 61
BF 109 »Friedrich«

MESSERSCHMITT BF 109 F-2

»Inbegriff der Me 109«

62
» Am Tage nach unserer Rückkehr beginnt auf dem
Flugplatz Bukarest-Pipera die Umschulung unserer
Gruppe auf Messerschmitt Me 109 F-4. Schon
äußerlich stellt das Flugzeug einen beträchtlichen
Fortschritt gegen die Baureihe E dar, die wir bis jetzt
geflogen sind. (…) Es gibt nicht nur Enthusiasmus (…),
denn man hat beim Überarbeiten auch gleich die
beiden 20 mm-Kanonen aus den Tragflächen ver-
schwinden lassen, die noch der Me 109 E zu beacht-
licher Feuerkraft verhalfen. (…) Im Unterscheid
zu manchem Anderen fühle ich mich daher mit dem
Flugzeug sofort verwachsen. Gerade weil die
Flügelbewaffnung entfernt wurde, hat sich seine
Rollrate deutlich erhöht, so dass man nun schneller
und enger kurven kann. (…) So wird mir die
›Fritz‹ auf Anhieb zum Inbegriff der Me 109 – ein
Florett, wie geschaffen für das, was ich mir unter
Jagdfliegerei vorstelle.«
Oberleutnant Günther Rall, Juni 1941
Quelle: »Mein Flugbuch. Erinnerungen 1938–2004«,
herausgegeben von Kurt Braatz,
Verlag NeunundzwanzigSechs, Moosburg 2004.
Illustration Asen Atanasov

flugzeugclassic.de 63
BF 109 »Friedrich«

gelfall die Luftkämpfe nicht ab, sodass


die MiG 3 unterlegen blieb. Die LaGG 3 war
zwar robust und widerstandsfähig gebaut,
schwächelte aber zu sehr beim Motor, um der
Bf 109 F gefährlich werden zu können.
Als ein großer Nachteil der Bf 109 erwie-
sen sich Bauchlandungen unter den widrigen
Verhältnissen im Osten. Regelmäßig verzogen
sich dabei Flächen oder Rumpf. Damit war
die Maschine unbrauchbar für den weiteren
Truppeneinsatz, es kam zu hohen Ausfällen
bei der Bf 109.

Tropentauglichkeit gefragt
Mit dem Einsatz der Luftwaffe über dem Bal-
kan und in Afrika wurde dringend auch eine
Tropenversion der Bf 109 F gefordert. Dazu
saß vor dem Ansaugschacht des Laders ein
spezieller Tropenfilter, der das Eindringen
von Sand in den Motor verhindern sollte. Zu-
sätzliche Belüftungshutzen für die Kabine,
Halterungen für einen Sonnenschirm, ein Ka- Bf 109 F-4 der 7./JG 53 »Pik As« mit abwaschbarem Winteranstrich Foto H. Ringlstetter
rabiner und spezielle Abdeckplanen opti-
mierten die »Friedrich« für das heiße Klima. Im Juni 1941 wurden die ersten Maschi- zwischen der Fw 190 A-1 und der Bf 109 F-4
Ebenso die Notausrüstung, die neben der nen der neuen Focke-Wulf Fw 190 in Form herauszufinden. Dies fand Ende 1941 in
der Baureihe A an die Verbände der Luftwaf- Rechlin statt und begründete eine Konkur-
fe ausgeliefert. Sie unterschied sich allein renzsituation zwischen Messerschmitt und
schon äußerlich durch den bulligen Stern- Focke-Wulf, die bis zum Kriegsende beste-
motor von der Bf 109. Doch der neue BMW- hen bleiben sollte.
801-Sternmotor war zu diesem Zeitpunkt
noch recht störanfällig. Rückgrat der Luftwaffe
Die ersten Fw 190 A-1 mit dem teilweise Die Bf 109 F-4 war die letzte Großserienver-
verbesserten BMW 801 C-1 gingen im Au- sion. Bei der geplanten F-5 handelte es sich
gust 1941 an das JG 26. Damit besaß die Luft- um einen speziellen Höhenjäger beziehungs-
waffe zusammen mit der Bf 109 F zwei weise Aufklärer mit DB 601 N, der nicht in
Jäger, die zu diesem Zeitpunkt enorm leis- Serie ging. Die F-6 sollte eine waffenverstärk-
tungsfähig waren. Obwohl beide Typen ih- te Version werden mit zwei zusätzlichen
Als Aufkärer re Vor- und Nachteile hatten, hielt man es MG FF in den Flächen. Nur ein Musterexem-
von Seiten der Luftwaffe für wichtig, ihr plar wurde gebaut, mit dem der General der
Bei der Aufklärervariante der Bf 109 F-4/R3 Leistungsvermögen durch Vergleichsfliegen Jagdflieger Adolf Galland flog.
musste die Filmkassette für die Reihenbild-
kamera vom Führerraum aus durch den Ge-
päckraum aufgesetzt werden. Hier ist an
der vorderen Kabinenhaube ein Rückspiegel
angebracht.

Notverpflegung auch einen Rucksack, San-


dalen, ein Zelt, ein Sanitätspack, Signalfa-
ckeln, Munition und drei Wasserflaschen um-
fasste. Allein 576 F-4/trop liefen bei Erla vom
Band und lösten damit die älteren Bf 109 E-
7/trop ab, eingesetzt beim JG 27, das zu-
nächst einzige Jagdgeschwader im Süden.
Dessen herausragende Persönlichkeit war
Hans Joachim Marseille, der bis zu seinem
Tod 158 feindliche Flugzeuge mit der Bf 109
abschoss (Marseille starb beim Absturz
seiner Bf 109 durch technische Probleme am
30. September 1942). Trotz dieses Erfolgs
blieben die deutschen Möglichkeiten aber
begrenzt, zumal das JG 27 als einziges Jagd-
geschwader sich einer britischen Übermacht Die »Schwarze 9« einer unbekannten III. Gruppe wird nach einem Landeunfall untersucht. Der
gegenübersah. mittlere und hintere Teil der Kabinenhaube konnte im Notfall abgeworfen werden Foto H. Ringlstetter

64
Mit einem abwaschbaren, provisorischen Wintertarnanstrich versehen, wie diese
Zeichnung veranschaulicht Zeichnung H. Ringlstetter

Gut zwei Jahre dauerte die Fertigung der Aufklärer bei verschiedenen Aufklärungsver-
Bf 109 F, die im Juli 1940 mit der Vorserie be- bänden wie der 4.(H)/12, 6./NAG, 1./ObdL
gann. Insgesamt wurden in dieser Zeit etwa sowie den Fernaufklärungsgruppen 100, 122
3300 Exemplare aller Versionen gebaut, neben und 123 zum Einsatz. Einige wenige Exem-
dem Messerschmittwerk in Regensburg auch plare erhielten auch die italienischen (etwa
bei WNF, Arado, Erla in Leipzig und bei AGO 20) und rumänischen (weniger als 20) Ver-
in Oschersleben. bündeten.
Die Bf 109 F bildete als Jagdflugzeug und Ausgeliefert wurden die letzten F-4-Seri-
Jabo das Rückgrat der deutschen Jagdwaffe in enmaschinen bis Juli 1942, vereinzelte Ma-
dieser Zeit und wurde praktisch bei allen schinen noch bis in den August 1942, bevor
Jagdgeschwadern (JG 1, 2, 3, 5, 26, 27, 51, 52, sie in der Produktion von einer neuen Bau-
53, 54 und 77) geflogen, ebenso kam sie als reihe abgelöst wurden: der »Gustav«.
Kraftprotz DB 601 N
Daimler Benz erhöhte die Motorleistung
des neuen DB 601 N auf kurzzeitig
1250 PS. Voraussetzung dafür war die Ver-
wendung von hochwertigem C3-Kraftstoff
in Kombination mit einer höheren Verdich-
tung. Durch weitere Erhöhung der Drehzahl
in Kombination mit weiteren Verbesserun-
gen konnte der Motor zum DB 601 E
weiterentwickelt werden, der kurzzeitig
1350 PS leistete.

Der spätere Ritterkreuzträger Hans Pichler auf der von ihm geflogenen Bf 109 F bei der 7./JG 77. Die Unterseiten der Flächenenden sowie die
komplette Motorhaube sind zur besseren Freund/Feinderkennung gelb lackiert Foto H. Ringlstetter

flugzeugclassic.de 65
BF 109 »Friedrich«

Führerraum Bf 109 F-2, Schulungsunterlage 1942

sichtlichkeit profitierte. Der ölgefüllte Führer- wieder ausgebaut. Insgesamt ist die Instru-

Cockpit der Bf 109 F kompass wurde durch eine elektrische Fern-


kompassanlage von Patin ersetzt. Am Geräte-
mentierung bis auf kleinere Änderungen bei
allen Bf-109-F-Versionen gleich geblieben.
brettträger oben waren neben dem Reflexvisier Die zwei runden Öffnungen links und rechts in
Im Vergleich zur »eckigen« Bf 109 Emil
nun auch der Schusszählerkasten und die der Gerätetafel waren für den Rohrwechsel
war die »abgerundete« Friedrich ein Borduhr eingebaut. Auf der linken Kabinensei- der beiden MG 17 über dem Motor. Bei den
wesentlich eleganteres Flugzeug. Aber te fanden sich die neue Gashebeleinheit, die Tropenversionen war am Gerätebrett unter der
was hat sich im Cockpit geändert? mechanische Fahrwerksanzeige und die Anlass- Fahrwerksanzeige noch der Zuggriff für den
pumpe. An der Trimmanlage gab es kaum Än- Sandabscheider eingebaut. Maschinen mit
Das immer noch kleine Cockpit änderte derungen. Neu gestaltet wurde auch die rechte Gondelbewaffnungen oder Sonderausrüstun-
sich in der Größe nicht, wohl aber die Aus- Kabinenseite mit der neuen, vergrößerten gen hatten Zusatzgeräte. In Einzelfällen wur-
rüstung und Anordnung der Geräte. Das Hauptschalttafel, einer modernen Sauerstoff- de an der Front auf Wunsch von Piloten die
Instrumentenbrett war völlig neu gestaltet anlage und Bediengeräten für die Funkanlage. Instrumentierung geändert. P. W. Cohausz
worden. Es bestand nun aus einer durch- Bei Jagdbombern und Aufklärern wurde wie
gehenden Führergerätetafel aus Aluminium- schon bei der Bf 109 E unter der Führer- Quellen
blech, auf der die Flugüberwachungs- und gerätetafel eine Hilfsgerätetafel mit den Ge- Archiv Hafner, Ersatzteilliste Bf 109 F vom
Navigationsgeräte in einer schwingungs- räten für die Abwurfwaffen oder die Kamera- 1.1.42, Führerraumübersicht Bf 109 F-2
gedämpften Blindflugtafel gelagert waren. Die anlage angebracht. Diese Tafel, üblicher- vom Dez. 1941 (Fl Üb 8-192/9),
Anzahl der Instrumente wurde reduziert, neu weise ab Werk enthalten, wurde aber bei den Vogt: »Das Führergerätebrett der Bf 109 F
gruppiert und modernisiert, wovon die Über- reinen Jagdflugzeugen an der Front zum Teil bis K-4«, 2005

66
Cockpitausstattung der Bf 109 F
Nr Gerät Nr Gerät
1 Hauptschalter am SZK K 3 34 Handrad für Höhenflossenverstellung
2 Schusszählerkasten SZK K 3 35 Zünderschaltkasten ZSK 244 A
(anfangs Schalt- und Kontrollkasten SKK 224) 36 Merkleuchten (darunter Ferntrennschalter)
3 Reflexvisier Revi C/12 D 37 Knüppelgriff KG 12 A
4 Borduhr Bo-UK 1 38 Abzugshebel für die MG 17 (in Sicherstellung)
5 Zündschalter 39 Bombenknopf
6 Netzausschalter 40 FT-Knopf (alternativ auch vorne im Knüppelgriff)
7 Zuggriff für Kerzenabbrennung 41 MG 151 bzw. MG 151/20, gegen MG FF austauschbar
8 Anlassschalter (Starter) (Abdeckhaube fehlt)
9 Anzeigegerät für Fahrwerk (Vierlampengerät) 42 Leuchtpistole
10 Fahrwerksschalter (Einziehen) 43 Kraftstoffleitung zwischen Haupt- und Zusatzbehälter
11 Fahrwerksschalter (Ausfahren) 44 Schauglas in der Kraftstoffleitung
12 Fein- und Grobhöhenmesser bis 10 000 m 45 Elektrische Hauptverteiler- und Schalttafel
13 Fahrtmesser 80–750 km/h obere Reihe: Schalter für Regler, Kennlichter, Geräteleuchten,
14 Führertochterkompass Staurohrheizung, Wendezeiger
15 Wendezeiger, elektrisch untere Reihe: (unter Pos. 46) Schalter für Fernkompass, Messgeräte,
16 Ladedruckmesser 0,6–1,8 ata Fahrwerksanzeige, Anlass- und Zündanlage, Schusswaffenanlage
17 Nahdrehzahlmesser 500–3500 U/min und Bordfunkanlage
18 Revi-Steckdose 46 Frontplatte an der Hauptverteilertafel mit von links:
19 Stellungsanzeiger für die Verstellluftschraube Schalter für Luftschraubenverstellung, Kraftstoffpumpe,
20 Anzeigegerät (umschaltbar) für Kühlstoff- und Schauzeichen für Staurohrheizung und Verdunkler
Schmierstoff-Eintritts-Temperatur 0–160° C, später rechts daneben Kartenkasten
0–130° C (hier zusätzlich Druckknopf über Pos. 19) 47 Handgriff für Kühlstoff-Kühlerklappenverstellung
21 Reststandswarnlampe Kraftstoff (rot) 48 Handgriff für Bomben-Notwurf
22 Zuggriff für die Fahrwerks-Notbetätigung 49 Fernbedienventil für Höhenatmeranlage
23 Kraftstoff-Vorratsanzeiger 0–400 l (anfangs 0–410 l) 50 Schaltkästen für die Funkanlage
24 Kraftstoff-Schmierstoffdruckmesser 0–2/0–10 kg/cm² Bediengerät BG 25 a für FuG 25 a
25 Gerätebrettleuchten Fernbediengerät für FuG VII
26 Hebel für Kabinenabwurf 51 Membranlunge für Höhenatmeranlage
27 Gashebel mit Daumenschalter für Luftschraube 52 Sauerstoff-Druckmesser 0–250 kg/cm²
28 Brandhahnhebel 53 Sauerstoffwächter
29 Mechanische Fahrwerksanzeige 54 Klappenhebel für Kabinenbelüftung
30 Handzug für Schnellstopp 55 Verriegelung für Kabinenfenster
31 Gashebel-Feststellung 56 Anzeigegerät für Höhenflossenverstellung
32 Anlasseinspritzpumpe ABP 6 mit Behälter 57 Umschalter für Luftschrauben-Verstellautomatik
33 Handrad für Landeklappenbetätigung 58 B-Knopf für Abzug der Motorwaffe

Bauchgelandete Bf 109 F. Rechts oben fehlt die Borduhr Rarität: Farbfoto eines »F«-Cockpits

flugzeugclassic.de 67
BF 109 »Friedrich«

EINZELEXEMPLARE

Adolf Gallands Sonder-»109«


Adolf Galland, einer der berühmtesten deutschen Jagdflieger des
Zweiten Weltkrieges, glänzte nicht nur durch Ehrgeiz, Tatkraft und hohe
Abschusszahlen. Auffällig ist auch Gallands Vorliebe für Besonderheiten
an seinen Einsatzmaschinen, die so zu ganz speziellen Bf 109 wurden

ährend des Polenfeldzugs flog

W Adolf Galland als Schlachtflieger


Henschel Hs 123 bei der 4. Staffel
im Lehrgeschwader 2. Bereits bei der »Legion
Condor« war es ihm verwehrt gewesen, seine
Leidenschaft für die Jagdfliegerei zu leben
und die neue Bf 109 im Einsatz zu fliegen.
Im Oktober 1939 erfüllte sich endlich Gal-
lands lang ersehnter Wunsch nach Verset-
zung zu einem Jagdgeschwader. Nun flog er
als Adjutant des Kommodore im Stab des
JG 27. Mit Beginn des Frankreichfeldzuges
am 10.Mai 1940 begann Gallands Siegesserie
als Jagdflieger. Im Laufe des Jahres mauserte
er sich zu einem der erfolgreichsten Piloten
der Jagdwaffe. Ab 22. August 1940 führte Gal-
land das JG 26.

Wenig begeistert von der »F«


Bei Messerschmitt hatte man inzwischen am
Nachfolgemuster der Bf 109 »Emil« gearbei-
tet. Erste Vorserienmaschinen der »Fried-
rich«-Reihe kamen im Spätherbst 1940 an die
Front. Auch Oberstleutnant Galland flog ei-
ne der neuen, aerodynamisch verfeinerten
Maschinen. Seine Begeisterung hielt sich
trotz der im Vergleich zur E-Version merk-
lich gestiegenen Höchstgeschwindigkeit in
Grenzen. Der entscheidende Schwachpunkt
des neuen Jägers lag laut Galland in der re-
duzierten Bewaffnung: Zwei 7,92-Millime-
ter-MG-17 über dem Motor und ein durch
die hohle Propellerwelle feuerndes MG

Adolf Gallands Bf 109 F-6/U1 mit zwei


MG FF in den Flächen (oben). Im
Hintergrund ist Reichsmarschall Göring
zu sehen, der Anfang Dezember 1941 zum
JG 26 kam, um Galland persönlich zu
verabschieden, da dieser zum General der
Jagdflieger berufen worden war

Hermann Göring lässt sich Gallands


spezielle Bf 109 F zeigen. Die linke Flügel-
Waffe ist hier einwandfrei zu erkennen
Fotos (5) Sammlung Ringlstetter

68
Einzelstück: Oberst Adolf Gallands Messerschmitt Bf 109 F-6/U (inoffizielle Bezeichnung), W.Nr. 6750 (aus F-2), mit MG FF in den Flügeln. Unterhalb
der Kabinenhaube ist Gallands persönliches Zeichen aufgemalt: die Zigarre rauchende, Beil und Pistole schwingende Micky Maus. Sie war abgeleitet
von der Micky Maus der 3.J/88 der »Legion Condor« Zeichnung Herbert Ringlstetter – Aviaticus

Die zweite »Friedrich« des Kommodore: Ohne MG FF in den Flächen, dafür aber mit verstärkter Rumpf-Bewaffnung. Auf den Einbau von MG 131
über dem Motor weisen entsprechende Beulen hin. Die Maschine wurde als Bf 109 F-2/U1 bezeichnet

FF/M, Kaliber 20 Millimeter (später MG der F-Version keinen Ausgleich für die ins- Um die Flugleistungen der »Friedrich«
151/15 bzw. 151/20) waren nicht genug. Die gesamt geringere Feuerkraft im Gegensatz samt angemessener Feuerkraft nutzen zu
Bf 109 E hatte neben den beiden MG 17 zwei zur E-Variante. Adolf Galland und etliche können, bekam Galland 1941 zwei spezielle
MG FF in den Flächen. Gallands Meinung andere deutsche Jagdflieger zogen es daher Bf 109 F, die auf seine Bedürfnisse hin umge-
nach schaffte auch der mittig zentrierte Ein- zunächst vor, weiterhin die bewährte Bf 109 E rüstet waren. Ein Luxus, den sich der damals
bau der Waffen und die bessere Wendigkeit zu fliegen. höchst populäre Kommodore des JG 26 he-
rausnehmen konnte.
Gallands Hang zum Extravaganten zeigte sich bereits Mitte 1940. So ließ der leidenschaftliche
Zigarrenraucher Galland einen Zigarrenanzünder und -halter einbauen sowie ein Zielfernrohr Sondermodelle
in die Windschutzscheibe seiner »Emil« installieren Grundsätzlich standen dem Führer eines
Jagdgeschwaders zwei Einsatzmaschinen zur
Verfügung. Gallands Wunsch nach mehr
Feuerkraft entsprechend wurde eine Maschi-
ne mit zwei MG 131, Kaliber 13 Millimeter,
anstatt der MG 17 ausgerüstet, was den
Anbau von kleinen, stromlinienförmigen
Beulen nötig machte. Die zweite Kommodo-
re-Maschine erhielt gleich der Bf 109 E zwei
MG FF in den Tragflächen. Zudem sollen die
beiden Spezial-Jäger mit leistungsfähigen
Motoren ausgestattet gewesen sein.
Nach Werner Mölders Unfalltod am 22. No-
vember 1941 übernahm Galland dessen Posi-
tion als General der Jagdflieger. Der 29-jähri-
ge Zigarrenraucher Galland hatte nun andere
Sorgen. Lieber wäre er Kommodore und
Jagdflieger geblieben. Herbert Ringlstetter

69
BF 109 »Friedrich«

MESSERSCHMITT BF 109 F-4/TROP


Wüstentauglich
Für den Einsatz in Nordafrika erhielt
die »Friedrich« einen Sandabscheider.
Sie bewährte sich beim »Afrikakorps«
außerordentlich. Doch
als der DB-605-Motor
verfügbar war, lief die
F-Serie nach zirka
2400 Maschinen aus.

Illustrationen Asen Atanasov

70
MESSERSCHMITT BF 109 F-2
Aerodynamisch optimiert
An der »Friedrich« war alles aufgeräumt, keine
Ausbuchtung störte den Luftstrom so wie noch bei
der »Emil«. Unter der Motorverkleidung arbeitete ein
Daimler-Benz 601 E, durch den eine Motorkanone MG 151
schoss. Die Rumpfbewaffnung bestand aus zwei MG 17.

flugzeugclassic.de 71
BF 109 »Friedrich«

Messerschmitt Bf 109 F-2 – JG 51

Bf 109 F-2 vom Stab des


JG 51. Die Aufnahme oben
zeigt die »Friedrich« von
Geschwaderkommodore
Oberstleutnant Werner Mölders
in Düsseldorf im Juni 1941
vor Abflug an die Ostfront.
Dieselbe Maschine kurz darauf
eben dort. Die gelbe Motor-
verkleidung wurde bis auf
den unteren Teil übermalt,
genauso das Seitenruder.
Der Rumpf erhielt das übliche
gelbe Rumpfband für an
der Ostfront eingesetzte Flug-
zeuge Fotos (2) Herbert Ringlstetter

72
Bf 109 F-2, Stab/JG 51
Auf der Motorhaube das Emblem
des JG 51. Die Luftschraubenhaube
(RLM 70) ist zu einem Drittel
weiß lackiert. Die Maschine trägt
den Sichtschutzanstrich aus
RLM 74/75/76 mit seitlichen
Flecken in RLM 02, 70 und 74
Zeichnung Herbert Ringlstetter

flugzeugclassic.de 73
BF 109 »Friedrich«

Messerschmitt Bf 109 F-4/trop – JG 27

Hauptmann Hans Joachim Marseille flog die Bf 109 F-4/trop, W.Nr. 8673, im September 1942
bei der I./JG 27 in Nordafrika. Marseille gehörte zu den besten Jagdfliegern der Luftwaffe
und stieg zum »Stern von Afrika« auf. Das Seitenruder seiner »Gelben 14« zieren neben
136 Abschüssen auch die Auszeichnungen mit Schwertern zum Eichenlaub und Ritterkreuz
des Eisernen Kreuzes Fotos (2) Herbert Ringlstetter

74
Bf 109 F-4/trop der 3./JG 27
Der bereits werksseitig aufgetragene
Tarnanstrich von Marseilles »Friedrich«
bestand aus den RLM-Farben 78 und 79
Zeichnung Herbert Ringlstetter

flugzeugclassic.de 75
BF 109 »Friedrich«

Bf 109 F-2
Bf 109 F-2, W.Nr. 9670, im Stab der I./JG 51 von Gruppenkommandeur
Hermann-Friedrich Joppien in Brjansk/Russland im August 1941.
Hauptmann Joppien wurde in dieser Maschine am 28. August 1941 nach
70 Luftsiegen abgeschossen und dabei getötet
Alle Zeichnungen Herbert Ringlstetter

Bf 109 F-2
Bf 109 F-2, Stab/JG 54. Sie wurde im Februar 1942 von Geschwader-
kommodore Major Hannes Trautloft an der Ostfront geflogen.
Das Flugzeug wurde nachträglich in (vermutlich) zwei Grüntönen lackiert.
Das JG 54 war auch als »Grünherz-Geschwader« bekannt

Bf 109 F-2
Bf 109 F-2 der III. Gruppe des JG 2, Frankreich im Sommer 1941.
Die »Gelbe 8« gehörte zur 9. Staffel, deren Emblem die Motorhaube ziert.
Lackierung: RLM 74/75/76 mit seitlichen Flecken in 02, 70 und 74

76
Bf 109 F-4
Bf 109 F-4 der II./JG 2 »Richthofen« im Frühjahr 1942,
als das Geschwader bereits überwiegend mit der Fw 190, dem
zweiten Standardjäger der Luftwaffe, ausgerüstet war

Bf 109 F-4
Bf 109 F-4 vom Stab der I. Gruppe des JG 53 »Pik-As« auf Sizilien 1942.
Der Jäger wurde von Gruppenkommandeur Hauptmann Herbert Kaminski geflogen

Bf 109 F-4/trop
Bf 109 F-4/trop, W.Nr. 8693, der 3./JG 27 in Nordafrika 1942.
Auch diese »Gelbe 14« wurde von Oberleutnant Hans-Joachim Marseille geflogen.
Lackierung: RLM 78/79 mit bis zur Rumpfhälfte heruntergezogenem Sandgelb 79

flugzeugclassic.de 77
BF 109 Leseralbum

Fotoraritäten
Die Bf 109 gehört wohl
zu den meistfotografierten
Flugzeugen der ehemaligen
Luftwaffe. Der größte
Teil der Aufnahmen ist
bekannt. Trotzdem tauchen
immer wieder seltene
Fotos aus Privatbesitz auf.
So wie diese Aufnahmen
Von P. W. Cohausz Im März/April 1939 war
Erwin Peters, von dem
das Foto stammt (rechts
oben auf der Tragfläche),
in Olmütz stationiert.
Hier wird eine Messer-
schmitt Bf 109 D-1
gewartet Foto Erwin Peters

»Oben ohne« auf der Haube: Eine Bf 109 E-1,


»Rote 11« der 2./JG 77, bei der Sitzbereit-
schaft. Das Gruppenabzeichen auf der Motor- Oben: Nach der Rückkehr von einem
haube fehlt. Der eigentlich zu einer IV. Gruppe Einsatz wird gefeiert. Gut zu erkennen ist
gehörende Kreis nach dem Balkenkreuz ist auf der Motorhaube der »zerschlissene
eine Besonderheit, die noch von der letzten Stiefel«, das Abzeichen der I./JG 77
Umorganisation der Jagdgeschwader herrührt Foto Erwin Peters
und von einer früheren Einheit stammt
Foto Erwin Peters

78
Oben links: Die zwei MG 17 über dem Motor dieser
Bf 109 E-1 werden aufmunitioniert. Der Waffenwart
war verantwortlich, dass die MG’s im Einsatz
reibungslos funktionierten Foto Erwin Peters

Oben: Bf 109 E-1 mit ungleichförmiger abgeplatzter


Farbe an den Propellerblättern. Womöglich war
auf dem einen Blatt der Anstrich nicht so perfekt
aufgebracht worden Foto Erwin Peters

Links: Während sich der Wart hinten um den Motor


der Bf 109 E-1 kümmert, werden dem Kameraden
vorne die Haare geschnitten Foto Erwin Peters

Bf 109 E-1 »Weiße 12« der 1. Staffel


des JG 26. Das Geschwaderwappen mit
dem S (für Schlageter, nach dem deutschen
Freikorpskämpfer) wurde von Mitte 1939
bis zum Frühjahr 1942 auf den Bf 109 E und F
getragen, als die Fw 190 eingeführt wurden
Foto Heinrich Bartels

flugzeugclassic.de 79
BF 109 Leseralbum

Messerschmitt Bf 109 E-3 im


Sommer 1940 als Attraktion am
Strand von St. Omer-Wissant. Die
»Rrote 7« gehörte zur 2./JG 54.
Als Staffelabzeichen reitet ein Teufel
auf einem Dreizack. Solche mit
dem letzten Tropfen Benzin am Strand
notgelandete Maschinen gab es oft
während der Luftschlacht um England
Foto Heinrich Bartels

Reparatur einer Bf 109 E-3 in Chièvre. »Beim ersten


Angriff auf Paris beschädigt« vermerkt das Fotoalbum
dazu. Die Maschine scheint einen Flaktreffer in die linke
Fläche bekommen zu haben Foto Heinrich Bartels

Start einer Rotte Messerschmitt Bf 109 E. Die


»Weiße 13« links hat noch den ersten Einsatz-
anstrich mit den hochgezogenen hellen Unterseiten.
Bei der »Weiße 1« rechts sind die Rumpfseiten
bereits nachgetarnt worden. Der Adler als Abzeichen
der 1./JG 26 ist noch schwach unterhalb der
Kabinenhaube zu erkennen Foto Heinrich Bartels

Die Messerschmitt Bf 109 E-3 des Gruppenkommandeurs


ist hier am Jahreswechsel 1939/40 in Dortmund ab-
gestellt. Der Fallschirm ist griffbereit am Höhenleitwerk
abgelegt. Man beachte die ungewöhnlich weit außen auf
den Tragflächenoberseiten angebrachten Balkenkreuze
Foto Heinrich Bartels

80
Prillers Bf 109 E-3 wird gewartet. Sehr schön sind die Kennzeichen an der Rumpfseite zu erkennen. Das Wappen des JG 26 mit dem »S«,
der sitzende Adler mit den erhobenen Schwingen von der 1. Staffel und Josef Prillers persönliches Herz As Foto Sammlung Heinrich Bartels

Josef Priller vor seiner Messerschmitt


Bf 109 E-3 »Weiße 8« im Oktober 1940
mit 17 Abschussmarkierungen am Leitwerk
Foto Sammlung Heinrich Bartels

Kopfstand der Messerschmitt Bf 109 E-3 »Gelbe 7« Foto Sammlung Heinrich Bartels

flugzeugclassic.de 81
BF 109 Leseralbum
Diese »109« wurde einst von einem Gefreiten Fink geflogen.
Er machte der »Schwarzen 2« in Feuquières, Frankreich, Bruch
Foto Heinz Süssmann

Zwei Messerschmitt Bf 109 E


»Weiße 10« und »Weiße 12« einer
unbekannten Staffel in Frankfurt. Man
beachte die übergroßen Balkenkreuze
auf den Tragflächenoberseiten!
Foto Rudolf Hottmann

»Tag der Luftwaffe« im Fliegerhorst Erding: Das Foto zeigt die Bf 109 F-4/Trop, W.Nr. 10124, Stkz. CD+LR, eine
von etwa 40 F-4/Trop, die das JG 5 im Sommer 1942 erhielt. Nach den Aufzeichnungen hat sie am 31. Mai
1942 Pori in Finnland passiert. Am 2. Juli 1942 wurde sie bei einem Landeunfall als Folge eines Motorscha-
dens zu 55 Prozent beschädigt, als sie von Petsamo aus für die 6./JG 5 flog. Beim genaueren Betrachten des
Originaldias zeigt sich, dass die Oberseite der Maschine in RLM 79 »Sand« und die Unterseite in RLM 78 »Grau«
gehalten war Foto Bischler

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Kopfstand der Bf 109 F »Schwarze 1« von Feldwebel Gläubig
von der III./JG 3 am 15.9.1941 in Beresowka. Der Pilot sitzt
noch in der Kabine Foto Heinz Süssmann

Gefreiter Finks hingeschmissene »109« von der rechten Seite.


Nicht nur das leicht verdrehte Leitwerk lassen einen größeren
Reparaturaufwand erahnen Foto Heinz Süssmann

Ein Bild noch aus dem Jahr 1942. Im Mai hatte die III./JG 3
einige Messerschmitt Bf 109 F-4 mit überarbeiteter Afrika-
Tarnung erhalten. Das Gruppenabzeichen mit der Axt ist hier
weitgehend von der Luftansaughutze verdeckt Foto Wilhelm Geitz

flugzeugclassic.de 83
BF 109 Tarnung und Markierung

Frühe Bf 109 F mit Seitenfenster vorne rechts unten. Die Maschinen tragen einen Segmentschutzanstrich aus RLM 74/75/76 mit Flecken in 70,
74 und 02. Die vordere Maschine weist gezackte Felder auf den Flächen auf. Zudem sind die Vorderkanten in RLM 74 und die Propeller samt Haube
in RLM 66 Schwarzgrau lackiert

it der öffentlichen Bekanntgabe des


FARBEN, ZAHLEN UND BUCHSTABEN
M Bestehens der neuen deutschen
Luftwaffe im März 1935 kamen

Wechselnde »Kleider«
auch erste offizielle Farbmuster heraus. Ei-
nem schlichten Grau der Anfangszeit folgte
ein vierfarbiger Segment-Tarnanstrich aus
den RLM-Farben 61, 62, 63 und 65. Zu jedem
Flugzeugtyp gab es mindestens zwei unter-
Sämtliche Flugzeuge der deutschen Jagdwaffe, schiedliche Tarnschemenmuster, nach denen
die Maschinen einheitlich lackiert wurden.
ob Einsatzmaschinen oder Versuchsflugzeuge, Ab 1937/38 begann die Einführung eines
neuen Segment-Tarnanstrichs aus Schwarz-
erhielten Sichtschutzanstriche. Neue Erkenntnisse grün RLM 70 und Dunkelgrün RLM 71. Die
in Sachen Tarneffektivität sowie unterschiedliche Unterseite blieb Hellblau RLM 65. Dieser An-
strich betraf neben den Kampf-, Transport-
Einsatzräume führten über die Jahre hinweg zu und Aufklärungsflugzeugen auch die gera-
unterschiedlichen Anstrichen. Einem Wechsel unter- de zur Truppe gelangten ersten Serien-Bf-109
in Zerstörer- und Jagdeinheiten.
lagen aber auch die Bezeichnung von Einheiten Die ersten im März 1937 nach Spanien zur
und Ausführung von Hoheitszeichen und Schriften Legion Condor gelieferten Bf 109 A sollen
dagegen silberfarben lackiert gewesen sein.
Danach wiesen die Bf 109 in Spanien unter-
schiedliche Anstriche auf. Überwiegend wa-

84
ren die Jäger in Hellgrau RLM 63 (früh), 02
und RLM 65 lackiert, was den dortigen Tarn-
anforderungen am ehesten gerecht wurde.
Den auf den Oberseiten sehr dunklen
Standardanstrich aus RLM 70/71/65 änder-
te man im ersten Kriegswinter 1939/40. Nun
erhielten viele der Einsatzflugzeuge in den
Zerstörer- und Jagdgeschwadern mit RLM 65
aufgehellte Rumpfseiten. Zudem wurde meist
das Schwarzgrün RLM 70 durch RLM 02
ersetzt. Teilweise wurde auch RLM 71 mit 02
übermalt oder auch nur die Seiten mit
RLM 65 versehen und der Rest belassen.
Die Bf 109 V7 während des IV. Internationalen Flugmeetings in Dübendorf 1937. Sie trägt ver-
mutlich einen komplett grauen Anstrich aus RLM 63 (02?). Die D-Kennung ist in typischer Art auf- Kreatives Malen
gemalt und fand sich auch auf der Flächenunterseite wieder Zwar zog sich der Winter bis weit in den März
1940 hinein. Doch schon im Frühjahr änderten
Die Bf 109 A mit der Kennung »6-15« in (vermutlich) silberfarbenem Anstrich flog bei der Legion viele Staffeln die Tarnbemalung: Ohne Schnee
Condor in der Jagdgruppe 88 (J/88). Die dort eingesetzten deutschen Maschinen flogen nicht mit erschienen die Maschinen viel zu hell. Um am
Balkenkreuzen, sondern mit den Hoheitszeichen der Nationalisten Boden besser getarnt zu sein, erhielten daher
zahlreiche Bf 109 abgedunkelte Rumpfseiten.
Teilweise kam es auch zu Veränderungen der
71/02-Anstriche. Einheitlich war hier nichts
mehr, kreatives Malen beziehungsweise Tar-
nen hieß die Devise. So fanden sich gerade im
Sommer und Herbst 1940 die unterschied-
lichsten Tarnschemen, insbesondere auf den
Rumpfseiten der Bf 109 E.
Noch 1940 wurden die Maschinen ab Werk
mit dem neuen Anstrich aus den RLM-Farben
74/75/76 ausgeliefert. Neben den beiden
neuen Grautönen 74 und 75 war auch das

Die »Rote 11«, eine Bf 109 C der 2. Staffel des


JG 71 (2./JG 71) 1939. Seitlich am Rumpf
ist das Staffel-Emblem aufgemalt. Der Anstrich
aus RLM 70/71/65 ist stark verwaschen
(siehe auch Grafik auf Seite 30 unten)
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Herbert Ringlstetter

flugzeugclassic.de 85
BF 109 Tarnung und Markierung

Eine Messerschmitt-Werksmaschine Bf 109 E


in RLM 70/71/65 mit 1939 eingeführtem
Stammkennzeichen auf den Rumpfseiten und
der Flügelunterseite

etwas grünliche Hellblau RLM 76, auch Licht-


blau genannt, neu und ersetzte RLM 65, das
jedoch bei anderen Flugzeuggattungen wei-
terhin verwendet wurde. Auch der neue
Sichtschutzanstrich war wieder segmentartig
auf die Tragflächen und Rumpfoberseite ge-
spritzt. Die Rumpfseiten erhielten zusätzlich
ein Fleckenmuster aus RLM 70, 74 und 02.
Bei der »Friedrich« wurden die werkssei-
tigen Anstriche ebenfalls häufig im Feld an-
gepasst. Im Winter bekamen die Jagdflug-
zeuge oft abwaschbare weiße Winteranstriche
in unterschiedlichen Ausführungen. Auch die Bf 109 E gelangte noch zahlreich zur Jagdgruppe 88. Die Maschine ist in RLM 02/65
Zur besseren Freund/Feind-Erkennung lackiert und erhielt zudem in den Bereichen der Abgasspuren schwarze Streifen links und rechts
begann man 1940 zunächst weiße, dann meist des Rumpfes

Die Bf 109 B, 6-32, wurde 1938 bei der 2.J/88 von Leutnant Reinhard Seiler
geflogen und war RLM 63 (02?)/65 lackiert. Seitlich ist das berühmte Emblem
der 2. Staffel zu sehen. Das weiß umrahmte gelbe Dreieck mit der 87 wies
auf die Oktanzahl des zu verwendenden Treibstoffs hin

86
Bf 109 E-3 der III./JG 52 mit einer Ausführung der Doppelwinkel-Markierung für die
Maschine eines Gruppenkommandeurs. Die »Emil« mit stark verändertem Tarnanstrich
wurde Anfang Juni 1940 von Hauptmann Werner Mölders geflogen

gelbe Teilbemalungen aufzutragen. So tauch-


ten zunächst bei Jagdflugzeugen und Zerstö-
rern farbige Motorverkleidungen, Seitenruder
und/oder Flügelspitzen auf, bald aber auch
bei anderen Flugzeuggattungen.
Ab 1941 kamen MEsserschmitt Bf 109 mit
bereits werksseitig gelb lackierter Kühlerver-

Diese Bf 109 E-1, die »Gelbe 3« der 3./JG 51, macht den Eindruck, als wären die Oberseiten
komplett RLM 70 lackiert gewesen. Die Balkenkreuze auf den Flächen sind extrem groß, was
kurze Zeit teilweise zu finden war

Werksmäßig war die Bf 109 mit zahlreichen


Hinweisbeschriftungen versehen. Unten im Bild
eine »Emil« der III. Gruppe des JG 52
Die »Gelbe 10« der 9./JG 26 musste am 31. August 1940 in Kent/England notlanden. Der Jäger
kleidung und oftmals auch Flügelspitzen an trägt noch den Ende 1939 eingeführten Anstrich mit hellen Rumpfseiten
die Front.
Gerade wegen der vielen Abwandlungen Untergrund Libyens nicht funktionieren. Wie Wobei das neue im Vergleich zu RLM 76
an Frontflugzeugen gestaltet sich die Farbin- zuvor in Frankreich zeigte sich das deutsche dunklere und bläulichere RLM 78 zunächst
terpretation von Schwarz-Weiß-Fotos aus die- Bodenpersonal auch hier erfinderisch. Italie- über die Hälfte der Rumpfseiten gezogen
ser Zeit als schwierig. Anders ausgedrückt: nisches Sandgelb sowie ein dunkler Grünton war. Später wechselte man zu gänzlich in
Sie schafft viel Raum für Spekulationen. schafften Abhilfe und ließen die Maschinen RLM 79 gehaltenen Rumpfseiten.
der Luftwaffe im Untergrund des neuen Ein-
Die »109« in Nordafrika satzgebietes aufgehen. Herstellerwerke rea- Versuchsmuster
Kreativität war zunächst auch in Nordafrika gierten ebenfalls, indem man die Bf 109 F fürs Versuchsflugzeuge erhielten meist einen
angesagt. Das für Mitteleuropa taugliche Afrikakorps mit einem Anstrich aus Hellblau Werksanstrich in Grau L 40/52, ab etwa 1937
Tarnmuster konnte auf dem oftmals sandigen RLM 78 und Sandgelb RLM 79 auslieferte. RLM 63 und wiederum etwas später RLM 02

flugzeugclassic.de 87
BF 109 Tarnung und Markierung

(wenngleich die Meinungen über diesen


Sachverhalt auseinander gehen).
Bei der Luftwaffe eingesetzte V-Maschinen
erhielten Anstriche aus RLM 02, gefolgt von
RLM 70/65 oder 70/71/65, etwas später
dann entsprechend mit RLM 74/75/76.

Verbandsbezeichnungen
Bis März 1934 flogen die grau gehaltenen
Flugzeuge noch mit zivilen Kennungen, wie
zum Beispiel D-2012. Danach kam eine Buch-
stabenkombination, wie etwa D-IOQI (auf
Bf 109 V3) zur Anwendung, wobei der zwei-
te Buchstabe Aufschluss über Motorisierung
und Fluggewicht gab.

Zivile Kennung von 1934–39


Landflugzeuge
D-Y Einsitzer – Fluggewicht bis 500 kg
D-E Bis 3 Personen – Fluggewicht 500–1000 kg Die »Gelbe 11« der I./JG 54 wird aufgetankt. Das Flugzeug trägt einen
D-I Bis 4 Personen – Fluggewicht 1000–2500 kg aufwendig veränderten Tarnanstrich
D-O Bis 8 Personen – Fluggewicht 2500–5000 kg
D-U Einmotorig – Fluggewicht über 5000 kg
D-A Mehrmotorig – Fluggewicht über 5000 kg
Seeflugzeuge
D-Y Einsitzer – Fluggewicht bis 500 kg
D-E Bis 3 Personen – Fluggewicht 500–1000 kg
D-I Bis 4 Personen – Fluggewicht 1000–5000 kg
D-A Mehrmotorig – Fluggewicht über 5500 kg

Nach Aufhebung der Geheimhaltung im


März 1935 erhielten Einsatzmaschinen Ho-
heitszeichen und ab Mai 1936 Kennungen aus
einer Kombination von Zahlen und Buch-
staben. 1939 änderte sich die Kodierungsme-
thode abermals. Jagdverbände arbeiteten mit
Zahlen zur Durchnummerierung der Staffel- Oberfeldwebel Franz Jaenisch in der »Gelben 8« Mitte 1940 mit seinem persönlichen Zeichen,
flugzeuge sowie Winkel und Balken für die einem Hasen mit Boxhandschuhen. Neben dem abgedunkelten Anstrich fallen die verbreiterten
Maschinen des Geschwaderstabes und der äußeren Streifen der Balkenkreuze auf. Die Maschine ist ansonsten in RLM 71/02/65 lackiert
Gruppenstäbe. Zudem waren den Staffeln und
Gruppen Farben zugeordnet (siehe Tabelle
S. 89). Fast alle anderen fliegenden Verbände
waren durch Buchstaben/Zahlen-Kombina-
tionen auf dem Rumpf gekennzeichnet.

Spanische Besonderheiten
Die Flugzeuge der »Legion Condor« in
Spanien flogen mit Hoheitszeichen der
Nationalisten und erhielten ein System aus
Zahlen-Kombinationen. Jagdmaschinen tru-
gen grundsätzlich eine für Jagdflugzeuge ste-
hende »6« vorneweg auf den Rumpfseiten.
Dieser folgte eine Zahl für die jeweilige
Maschine. Die Einheitsbezeichnung für den
deutschen Jagdverband der Legion Condor
lautete Jagdgruppe 88, abgekürzt J/88.
Grundsätzlich erhielt ab Oktober 1939 je-
des Flugzeug ein Stammkennzeichen, eine Im September 1942 notgelandete Bf 109 F-4/trop, der 4./JG 27 in serienmäßigem Tarnanstrich
Kombination aus vier Buchstaben, unter der aus RLM 78/79. Auf der Motorhaube ist das Emblem der II. Gruppe zu sehen, am Heck das
es offiziell registriert war. Beim Einsatzver- weiße Rumpfband für den Mittelmeerraum und davor der Horizontalbalken für die II. Gruppe

88
Einheits-Farben
Einheit Kenn-Farbe
Stab Geschwader blau
Stab I. Gruppe grün
I. Gruppe weiß
1. Staffel weiß
2. Staffel rot od. schwarz
In Nordafrika verwendete man zunächst oftmals italienisches Sandgelb und Grün. 3. Staffel Gelb (auch braun)
Werksseitig gelangten später Maschinen in den Farben RLM 79/78 an die Afrikafront
Stab II. Gruppe grün
band wurde diese meist durch die Verbands- Üblicherweise bestand ein Geschwader aus II. Gruppe rot od. schwarz
kennung ersetzt. drei Gruppen mit je drei Staffeln zu anfänglich 4. Staffel weiß
Die Ausführung der Hoheitszeichen, wo- neun, später zwölf Flugzeugen plus jeweils 5. Staffel rot od. schwarz
zu auch das Hakenkreuz zählte, veränderte vier Stabsmaschinen der Geschwader- und 6. Staffel gelb (auch braun)
sich im Laufe des Krieges ebenso. Relativ klei- Gruppenstäbe. Möglich war auch eine vierte,
Stab III. Gruppe grün
nen Balkenkreuzen folgten 1939/40 teilweise manchmal sogar fünfte Gruppe. Später, im
III. Gruppe gelb
sogar extrem vergrößerte Ausführungen. Im Herbst 1944, sollte es dann zur Umstrukturie- 7. Staffel weiß
weiteren Kriegsverlauf kam es zur Vereinfa- rung auf vier Gruppen mit je vier Staffeln plus 8. Staffel rot od. schwarz
chung der Balken- und Hakenkreuze. Stäbe kommen. Aufklärungseinheiten bestan- 9. Staffel gelb (auch braun)
Hinweise auf die Verbandszugehörigkeit den meist nur aus einer Gruppe, die jedoch
eines Flugzeugs gaben auch Embleme, wobei oftmals mehr als drei Staffeln hatte. Stab IV. Gruppe grün
es sich bei Jagdflugzeugen oft auch um per- Damit bei abgekürzter Schreibweise Staf- IV. Gruppe grün
sönliche Zeichen der Piloten handelte. feln und Gruppen unterschieden werden 10. Staffel weiß
11. Staffel rot od. schwarz
12. Staffel gelb (auch braun)

Stab V. Gruppe grün


IV. Gruppe blau
13. Staffel weiß
14. Staffel rot od. schwarz
15. Staffel gelb (auch braun)

konnten, wurden für Staffeln arabische und


für Gruppen römische Zahlen verwendet.
Dem Kriegsschauplatz entsprechend tru-
gen an der Ostfront eingesetzte Flugzeuge
gelbe Rumpfbänder, im Mittelmeerraum sta-
tionierte Maschinen weiße Bänder. Um Ver-
wechslungen auszuschließen, sei, obwohl für
diese Ausgabe über die Bf 109 nicht relevant,
auf die 1944 eingeführten, so genannten
Reichsverteidigungsbänder hingewiesen. Da-
bei handelte es sich um ein- oder zweifarbi-
ge Rumpfbänder am Heck der Jagdmaschi-
Die gelben Motorhauben an vielen Bf 109 dienten der besseren Freund/Feinderkennung nen. Herbert Ringlstetter

flugzeugclassic.de 89
BF 109 Museumsflugzeug

ERHALTENE EXEMPLARE DER »109«

Die »Emil« des Deutschen Museums


Das Deutsche Museum in München ist die größte
naturwissenschaftlich-technische Sammlung der Welt.
Seine Luftfahrtabteilung schmücken wahre Schätze.
Darunter auch eine gut erhaltene Bf 109 der Baureihe »E«.
Andreas Zeitler hat die Rarität bis ins letzte Detail abgelichtet
90
Die Bf 109, Werknummer 790, wurde ursprünglich
im Frühjahr 1939 von der Erla-Maschinenwerk GmbH
in Leipzig-Mockau als E-1 gebaut und nach Spanien
zur 2./J88 der»Legion Condor« geschickt. Nach dem
Spanischen Bürgerkrieg übergab man sie den dortigen
Luftstreitkräften, wo sie mit dem Kennzeichen »6-106«
im Einsatz war, jedoch 1946 nach einer Bauchlandung
repariert, aber aus dem aktiven Flugbetrieb zurück-
gezogen wurde Fotos Andreas Zeitler
Mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Museums München

flugzeugclassic.de 91
BF 109 Museumsflugzeug

1954 diente das Flugzeug schließlich einer Lehrlingsschule


als Anschauungsobjekt. Als sich Willy Messerschmitt
in Spanien für die Rückgabe einer »109« ans Deutsche
Museum stark machte, entschieden sich die Spanier für
diese letzte noch komplett erhaltene Maschine

92
flugzeugclassic.de 93
BF 109 Museumsflugzeug

1960 zog die Maschine


schließlich in die Hallen des
Museums. Leihweise ging sie
1974 anlässlich einer Feier
an das Jagdgeschwader 74
»Mölders«. Dort erhielt sie
ihren derzeitigen Anstrich (mit
der W.Nr. 2804), der an
ein Flugzeug des Jagdfliegers
Werner Mölders erinnert

94
Legende und Meilenstein der deutschen Luftwaffe

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das meistgebaute Jagdflugzeug der Welt war. Diese letzte informativen Themenkarte die Entwick-
Einsatzversion war aus den Erfahrungen mit der G-Reihe lungsgeschichte der legendären Messer-
entwickelt worden und besaß serienmäßig sämtliche Verbes- schmitt Bf 109 K-4 auf besonders
serungen der G-Varianten, mit denen das Flugzeug nochmals anschauliche und brillante Weise. Vor-
an das Leistungsniveau alliierter Muster anschließen konnte. bildlich auch die strenge Limitierung auf
Doch die Effekte der Mangelwirtschaft und der unzureichende nur 5.000 Exemplare weltweit, die diese
Ausbildungsstand der jungen Piloten ließen die neuen Quali- Sammlerausgabe schon heute zu einer
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BF 109 Museumsflugzeug

Sie stellt nun eine Bf 109 des


Kommodores des Jagdgeschwaders 51
dar (Oberst Mölders war bis
November 1941 dessen Kommodore)

96
Inzwischen hat man auch herausgefunden, warum Flügelanschlüsse
und Bleche so schlecht passen: Rumpf und Flächen stammen von
unterschiedlichen Maschinen, wie auch andere Teile des Flugzeugs

flugzeugclassic.de 97
BF 109 Museumsflugzeug

1990 wurde die »109« restauriert,


ebenso ersetzte man fehlende
Kleinteile. Die Tage des der-
zeitigen Anstrichs sind gezählt:
Die »109« soll wieder das
Aussehen erhalten, das sie
als »6-106« bei der spanischen
Luftwaffe trug

98
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