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Okt. 2018
Die V 2 im Begehrter Österreich € 7,15
FLUGZEUGCLASSIC
Visier der Lücken- Schweiz sFr. 12,20
Luxemburg € 7,70
Italien € 8,50
Alliierten büßer Dänemark DKK 70
FLUGZEUG
CLASSIC
Luftfahrt
Zeitgeschichte
Oldtimer
Neue Serie!
JG 53 über Malta
Kampf um Rommels
Nachschub
Jetzt
am Kiosk!
Jagdflugzeug, mit
dem Amerika den
Krieg gewann.
Flugzeug Classic Extra
schildert, wie der
wohl beste Jäger des
Zweiten Weltkriegs
entstand.
www.flugzeugclassic.de
Editorial
Ihr Fokus
W
ir haben’s gern gründlich. Die Rede ist von ger nicht einen spektakulären Luftkampf mit briti-
unseren mehrteilig angelegten Typenbe- schen Spitfire liefern würden. Sie sehen, auch dieses
schreibungen aus den Federn von Wolf- Jahr konnte Duxford wieder mal Maßstäbe setzen –
gang Mühlbauer, Peter Cronauer und Holger Lo- selbst ohne den Badenweiler Marsch.
renz. Doch immer wieder werden wir gebeten, doch Duxford hat seine Bf 109 sozusagen vervierfacht,
auch mal andere Flugzeugmuster zwischen Me 262, die Amerikaner haben ihre P-51 verdoppelt. Ergeb-
Hs 129, Ju 88 & Co zu streuen. Ihrem Wunsch, liebe nis war die P-82 Twin Mustang. Denn was, so moch-
Leser, sind wir nachgekommen. »Im Fokus« heißt ten sich die Verantwortlichen gesagt haben, kann
unsere neue Serie, in der wir künftig Flugzeuge und schon schief gehen, wenn man das Erfolgsmuster P-
die Menschen, die mit ihnen zu tun hatten, vorstel- 51 verzweifacht? Nun, eine ganze Menge, wie der
len. Facettenreich und dennoch kompakt. Den An- Bericht von Wolfgang Mühlbauer zeigt. Mehr zur
fang machen wir mit einem Ende, genauer gesagt Rolle der P-82 als Eskorte der B-29-Atomkeule erfah-
mit der Arado Ar 234, einem Jet, der das Tor Rich- ren Sie ab Seite 22. Markus Wunderlich,
tung Zukunft aufstieß, jedoch in den wenigen Viel Lesevergnügen wünscht Ihnen Chefredakteur
Monaten vor Kriegsende sein wahres Potenzial nur Ihr Markus Wunderlich
teilweise unter Beweis stellen konnte. In der Dezem-
ber-Ausgabe dürfen Sie dann auf die Hawker Hur-
ricane in ihrer Rolle als Nachtjäger sowie als Schreck
der deutschen Panzer gespannt sein. Schreiben Sie
uns, wie Ihnen die neue Serie gefällt!
Es gibt Filmszenen, die sich für alle Zeiten ins Ge-
dächtnis brennen. So auch die berühmte Eingangs-
sequenz von „Luftschlacht um England“: Der Zu-
schauer sieht den Strand von Dünkirchen, übersät
mit zurückgelassenem Kriegsgerät. Dann ein harter
Schnitt und zu den schmetternden Fanfaren des Ba-
Besuchen Sie unsere Website und machen Sie bei der aktuellen Umfrage mit!
14
Bf 109 F der I./JG 53 auf dem Flugplatz von
Gela auf Sizilien. Karlheinz Dietsche gehörte zu dieser
Einheit und flog gegen die Briten auf Malta
OLDTIMER
Militärhistorisches Museum Berlin-Gatow
In Zeiten des Umbruchs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Das Militärhistorische Museum Berlin-Gatow bietet im Hangar 3
eine neue Schau zur Geschichte der Militärluftfahrt, während ihre
Luftfahrt-Ausstellung umzieht.
ZEITGESCHICHTE TITELTHEMA
Messerschmitt Bf 109
Dem Tod so nah . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Walter Seiz hatte bereits viele riskante Einsätze über England und
der Sowjetunion hinter sich, als er Ende 1941 ans Mittelmeer ver-
Twin Mustang P-/F-82E der 27th FG/FW. Sie beweist sich in den
legte. Dort sprang er dem Tod nur zweimal knapp von der Schippe.
22 Nachkriegsjahren als leistungsstarker Begleitjäger
TECHNIK TITELTHEMA
North American F-82
Alternativlos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Das Strategic Air Command braucht sie als Begleitschutz, die konti-
nentale Luftverteidigung greift großzügig auf sie zurück … und das,
obwohl die Twin Mustang eigentlich nur Lückenbüßer sein sollte.
OLDTIMER TITELTHEMA
Flying Legends 2018
Neue Maßstäbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Um das 100-jährige Bestehen der Royal Air Force zu zelebrieren,
sprengte die Flying-Legends-Airshow dieses Jahr alle Maßstäbe. In Reih und Glied aufgestellt stehen die vier HA-1112 auf dem
Einer der Höhepunkte des Events: vier »Buchón« über Duxford. 30 Boden in Duxford. Doch auch in der Luft waren sie zu sehen
4
Arardo Ar 234 beim Start. Das Flugzeug war bei Kriegsende ein Eine V 2 im polnischen Blizna beim Transport. Hier erprobte
37 unerreichbarer Aufklärer und galt als Blitzbomber 52 man die V 2 – geschützt vor Bombern der USAF und RAF
SERIE – IM FOKUS TITELTHEMA SERIE – ERSTER WELTKRIEG
Arado Ar 234 Am Vorabend der Frühjahrsoffensive
Legendärer Blitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Sand im Getriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
Die neue Serie beginnt gleich mit einem Paukenschlag – und zwar Anfang 1918 möchte das Deutsche Kaiserreich zu einem mächti-
mit der Arado Ar 234, überlegener Aufklärer und erster Strahl- gen Schlag im Westen ausholen, jetzt, da der Rücken im Osten
bomber. Unsere Autoren beleuchten das Flugzeug von den ver- frei ist. Auch die Flieger werden in die Planungen involviert, doch
schon bald kommt es zu Verwerfungen.
schiedensten Blickwinkeln.
TITELTHEMA
LESERALBUM TITELTHEMA
TECHNIK – TYPENGESCHICHTE Abwechslungsreiche Fliegerlaufbahn
Aggregat 4/V 2
Vom Aufklärer zum Jagdflieger . . . . . . . . 62
Höchst dringlich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Statt einer Kaufmannsausbildung im elterlichen Unternehmen
Im Juli 1943 erhielt die Produktion der V 2 die höchste entschied sich Karlheinz Dietsche 1935 für die Fliegerei. Als Pilot
Dringlichkeitsstufe – doch auch den Alliierten entgingen die war er zunächst Fernaufklärer, später dann Jagdpilot.
Aktivitäten nicht und sie begannen, das Projekt durch
Bombenangriffe zu behindern.
TECHNIK – COCKPIT
Zeppelin LZ C II
Schmuggelware für die Schweiz . . . . . . 58
Deutschland saß nach dem Ende des Ersten Weltkriegs auf
einem Haufen modernster Militärtechnik, die nicht veräußert
Nach seiner Zeit als Aufklärer flog Dietsche als Jagdpilot auch in
werden durfte. Trotzdem gelangte die Schweiz auf Umwegen
an 19 brandneue Beobachtungsflugzeuge von Zeppelin.
62 der Bf 109. Hier die D-1, PE+OH im Oktober 1942
RUBRIKEN 10 Aggregat 4
Die V 2 im
F-82 € 6,50
Okt. 2018
Begehrter Österreich € 7,15
FLUGZEUGCLASSIC
Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 FLUGZEUG
Flugzeuge in dieser Ausgabe CLASSIC
Bild des Monats . . . . . . . . . . . . 6 Neue Serie!
6
FLUGZEUG CLASSIC 10/2018 7
PANORAMA
n HAWKER TEMPEST
n CURTISS F6C
8
n RTTL 2757 UND 1374
Lebensretter
Z ur Eröffnung der neuen Ausstellung an-
lässlich des 100-jährigen Jubiläums der
Royal Air Force hievte man zwei der größten
und schwersten Ausstellungsstücke des RAF-
Museums in Hendon an ihre neuen Aufstel-
lungsorte. Es handelt sich um zwei Rettungs-
schnellboote der RAF, 2757 und 1374, die für
all jene stehen, die Tausende Menschen aus
Seenot gerettet haben.
RTTL 2757 stammt aus der Werft Vosper
Limited in Portsmouth, zwei Rolls-Royce-
Sea-Griffon-101-Motoren mit je 1700 PS trie-
ben sie an. Nach der Indienststellung 1958
nahm das Boot an etwa 50 Einsätzen und
Übungen teil, viele davon für RAF-Flugzeu-
ge. Die 19 Meter lange Pinnace (Pinasse)
Mk.1, 1374, war das Arbeitspferd der RAF- Die letzten beiden Seerettungs-
Marine-Craft-Flotte und wurde in heimischen bensübungen zu unterstützen und Rettungs- boote der RAF kommen auf ihre
Gewässern und in Übersee eingesetzt. Zu ih- hubschraubercrews auszubilden. neuen Standplätze in Hendon.
ren Aufgaben gehörte es, Übungstorpedos Die Boote zu verlegen, war keine leichte Das letzte Boot seiner Art quit-
und Sonarbojen einzubringen, Schlepp- und Aufgabe und erforderte den Einsatz einer tierte erst 1986 den Dienst
Transporteinsätze durchzuführen, bei Überle- Spezialfirma. Francois Prins n Fotos Francois Prins
Hoffnungsträger D.520
lich eine harte Nuss für ihre deutschen Gegenzug werden die Jäger ebenso vom
oder italienischen Gegner wird. Der erste Vichy-Regime eingesetzt. Die Produktion
Prototyp, der am 2. Oktober 1938 Erstflug läuft bis in den Sommer 1944 hinein auf
feiert, hat noch Verbesserungsbedarf. Doch Geheiß der Deutschen weiter, die sie meist
nach zwei weiteren Prototypen ist der Jä- als Fortgeschrittenentrainer verwenden
ger soweit ausgereift, dass im April 1939 oder an Verbündete abgeben. Gut 910
der Großserienauftrag eintrifft. Freilich Exemplare entstehen letztendlich. Nach
Harte Nuss für die Bf 109 E: D.520 fehlt die industrielle Kapazität, um den Kriegsende baut man einige davon noch in
rasch völlig überzogenen amtlichen Her- doppelsitzige Schulflugzeuge um. Die letz-
Technisch zweitklassig, wirtschaftlich am stellungsplänen nachzukommen. Zuliefe- te D.520 verschwindet erst im September
Abgrund. So steht es Anfang der 1930er- rer wie Hersteller sind überfordert; Streiks, 1953 aus den Reihen der Armée de l‘Air
Jahre um Frankreichs Luftfahrtindustrie. knappe Kassen und umständliche Ausrüs- Wolfgang Mühlbauer n
Als über Deutschland aber die Haken- tungsverfahren tun ein Übriges.
kreuzfahnen zu wehen anfangen, erwacht Trotzdem kommt schließlich Zug in die
die Grande Nation aus ihrer Lethargie. Sache: Sind am 10. Mai 1940, als die Wehr-
Unter anderem ruft sie eigenständige Luft- macht den Westfeldzug beginnt, noch gan-
streitkräfte ins Leben und versucht so ze 34 D.520 einsatzbereit, gelangen bis zum
krampfhaft, den technischen Anschluss Waffenstillstand am 25. Juni nicht weniger
wiederzugewinnen. Im Frühjahr 1938 kann als 294 Stück an die Front – fast 110 sichere
Emile Dewoitine den zuständigen Behör- Luftsiege gehen auf deren Konten. Danach
den den Bau von Frankreichs bis dato wohl kämpft die D.520 den restlichen Krieg über
modernstem Jagdflugzeug abringen. Die bei den Streitkräften des freien Frankreich
Rede ist von der D.520, die später tatsäch- an angloamerikanischer Seite weiter. Im D.520 des Vichy-Regimes Fotos (2) Slg. Bénichou
10
Waiss, Walter /
Breuer, Falk
n SOPWITH PUP Heinz Sannemann
– Ein Jagdflieger-
Gerade noch mal leben
in Berichten – Doku-
gut gegangen! menten – Fotos
248 Seiten, Hardco-
ver, 212 Abb., davon
D er Warbird-Sammler Kermit Weeks
überstand beim Erstflug mit einer frisch
restaurierten Sopwith Pup im Mai einen ge-
Sofort nach der erfolgreichen Notlandung mach-
te Kermit Weeks dieses Selfie mit der beschä-
25 farbig, Großformat;
ISBN 978-3-86933-
218-5
fährlichen Unfall. Die ersten 15 Minuten ver- digten Pup im Hintergrund Fotos (2) Kermit Weeks
liefen nach Plan, der 80-PS-LeRhone-Um- 39,80 €
laufmotor lief problemlos. Nach mehreren
neu
Achten über dem Flugplatz machte er einen
weiten Bogen, um den Fotografen einen Vor-
beiflug zu bieten. Groß, Manfred
Er senkte langsam die Nase, doch kurz be- Die Luftverteidi-
vor er die Startbahn des Fantasy-of-Flight- gungszone West
Museum in Polk City, Florida, erreichte, im Rheinland
zwischen Krefeld
sprang die wohl nicht ganz korrekt einge- und der Grenze zu
passte Verkleidung aus der Nut und wurde Rheinland-Pfalz
dann vom rotierenden Motor in 1000 Stücke 168 Seiten, Hard-
geschreddert, die in alle Richtungen davon- cover, 82 Karten,
flogen. »Teile der Flügelbespannung und der 33 Schema/Zeich-
Motorhaube wickelten sich um den Rumpf, nungen und 151 Fo-
und ich konnte Spanndrähte im 140-km/h- tos, 17x24 cm; ISBN
Fahrtwind peitschen sehen!«, erzählt Weeks. 978-3-86933-188-1
Er riss den Gashebel sofort zurück, und da er 24,00 €
die Runway mittlerweile erreicht hatte,
schloss er Sprithahn und Magnetschalter und Die Schäden an der kleinen Pup sind
konnte die Maschine sicher landen. Das Re- umfassend. Teile sind abgerissen, einzelne Groß, Manfred
sultat: ein weiterer monatelanger Aufenthalt Stücke der Motorverkleidung stecken im König, Christian /
der Pup in der Werkstatt. Roger Soupart n Rumpf und den Flügeloberseiten Kleckers, Axel
Das große Bord-
flugzeug
Arado Ar 95 und
Heinkel He 114
148 Seiten, Hard-
cover, 274 Abb.,
21x28 cm; ISBN
978-3-86933-215-4
34,00 €
neu
der Fluggesellschaft Ju-Air ab – alle 18 Pas- nügend Radaraufzeichnungen gibt. Die Er-
sagiere und die zwei Piloten kamen dabei mittler überprüfen nun, ob technische Män-
ums Leben. Die 79-jährige Maschine startete
am Freitag zu einer zweitägigen Reise vom
gel oder menschliches Versagen Ursache für
die Katastrophe waren. Das Wetter und die
Helios-Verlag.de
Militärflughafen Dübendorf, Zürich, nach hohen Temperaturen ziehen sie ebenfalls in Postfach 39 01 12, 52039 Aachen
Locarno im Kanton Tessin. Der Grund für Betracht. Alexander Müller n Tel.: 0241-555426 Fax: 0241-558493
eMail: Helios-Verlag@t-online.de
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innerhalb Deutschlands
OLDTIMER Luftfahrtmuseum
In Zeiten des
Umbruchs Frühzeit der deutschen Militärluftfahrt mit
Farman-Albatros und Großmodellen des
Staaken R-Flugzeugs und Schütte-Lanz-
Luftschiffs Foto MHM Gatow
Die Luftfahrt-Ausstellung des Militär-
historischen Museums in Berlin-Gatow
befindet sich gerade im Umbau. Um
Fans und Besuchern trotzdem etwas zu
bieten, ist seit dem 12. April 2018 nun
im Hangar 3 eine neue Schau zur Ge-
schichte der Militärluftfahrt zu sehen
Von Peter W. Cohausz
12
Gänsehaut: Die He 111 ist im Flug beim
Bombenwurf dargestellt
Foto Andreas Metzmacher
D
irekt bei der Hauptstadt, modern und gefertigt hat. Weitere markante Exponate sind Jagdfliegergeschwader 3 und dann bis 2004
ausgestattet mit rund 600 000 Expona- Großmodelle eines Staaken-Riesenflugzeugs bei der Bundesluftwaffe im Jagdgeschwader
ten – das Militärhistorische Museum in und eines Schütte-Lanz-Luftschiffs. Es folgt 73 im Einsatz war. Für die Alliierten waren
Berlin-Gatow ist ein Magnet für Luftfahrt-En- der Zeitabschnitt zwischen den Kriegen 1918 die MiG 29 der Luftwaffe beliebte Sparrings-
thusiasten und Berlin-Besucher. Für sie gibt es bis 1939, vertreten durch einen Schulgleiter partner. Die letzte Epoche bilden die Jahre
jetzt, trotz Umbaus, im 3500 Quadratmeter SG 38. Mit diesen einfachen hölzernen Flugge- 1995 bis heute; sie zeigen eine Armee im Ein-
großen Hangar 3 eine völlig neu konzipierte räten haben bis 1945 und auch noch danach satz. Leitobjekte sind hier eine Panavia 200
Ausstellung, die mit ihren rund 350 kleinen Tausende von Flugschülern ihre ersten Luft- Tornado und eine taktische Drohne Mikado
und großen Objekten übersichtlich die Ge- sprünge gemacht. Der ausgestellte Gleiter AR 100 B zur Nahaufklärung.
schichte der deutschen Militärluftfahrt präsen- stammt aus der Nachkriegsfertigung der eng- Insgesamt erhält der Besucher bei seinem
tiert. Die bisher große Zahl der ausgestellten lischen Firma Slingsby für die Royal Air Force. Rundgang einen interessanten Überblick zur
deutschen Militärfluggeschichte, von einem
Der Besucher erhält einen Überblick filigranen und zerbrechlich wirkenden Flug-
gerät bis hin zur unbemannten Hightech-
vom Fluggerät bis zur Hightech-Drohne. Drohne. Bis der große, zentrale Ausstellungs-
hangar 4 in etwa acht bis zehn Jahren eröffnet,
Maschinen reduzierte sich auf 15 Flugzeuge Aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs 1939 präsentiert nun die »Zwischenlandung« die
und Flugkörper. Ein Reflexionsraum in der bis 1945 sind eine CASA 2.111 B, eine Fw 190 Geschichte der deutschen Militärluftfahrt im
Mitte der Halle lädt den Besucher zum Ver- A-8, eine Messerschmitt Me 163 B und eine Luftwaffenmuseum. n
weilen ein, während die Flugzeuge scheinbar Fieseler Fi 103 ausgestellt. Die CASA, ein spa-
von allen Seiten auf ihn zufliegen. Der gewon- nischer Lizenzbau der Heinkel He 111 H-16
nene Raum bietet zudem viel bessere Mög- mit Rolls-Royce-Motoren, trägt den Anstrich Museum Berlin-Gatow
lichkeiten, die Exponate zu studieren und zu einer Maschine des KG 55 der Luftwaffe und Militärhistorisches Museum
fotografieren. An Audiostationen kann man kam 1969 als Geschenk der spanischen Luft- Flugplatz Berlin-Gatow
Aussagen von Zeitzeugen anhören. waffe in das Museum. Mit viel Mühe und Adresse: General-Steinhoff-Kaserne
Gegliedert ist die Schau in acht Epochen. Liebe zum Detail hat das Museum über viele Am Flugplatz Gatow 33
Der erste Teilbereich beginnt mit den Anfän- Jahre eine wunderschöne Focke-Wulf Fw 190 14089 Berlin
gen der militärischen Luftfahrt in den Jahren A-8/A-9 aufgebaut, die einen neutralen Werk- Öffnungszeiten:
1884 bis 1914. Zentrales Exponat ist der Nach- anstrich trägt. Basis war die Zelle einer Flug- Di–So 10–18 Uhr
bau eines Albatros Farman III. Dieser 1909 Werk-Maschine, die eine Originalausrüstung Mo geschlossen, außer an Feiertagen
von Henri Farman konstruierte Gitterrumpf- erhielt. Die Messerschmitt Me 163 B stammt Eintritt: frei
Tel.: 030 36872601
Typ gehörte in vielen Luftstreitkräften zu den vom JG 400 aus Husum und fiel 1945 den
E-Mail: info@mhm-gatow.de
ersten Militärflugzeugen. Ab 1910 wurden Engländern in die Hände. 1988 übergab man Webseite: www.luftwaffenmuseum.de
auf diesen von Albatros in Lizenz gebauten sie an die Bundesluftwaffe.
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Walter Seiz, Peter Schmoll
Briten den Nachschub für das Afrikakorps gefährdeten. Zwei Flüge hätten Seiz dort fast
das Leben gekostet Von Peter Schmoll
N
ach den entbehrungsreichen Wochen noch in den Knochen. Da bekamen wir eine Russland erspart. Über die Verlegung in den
an der Ostfront kehrt die I. Gruppe vertrauliche Information, dass die III. Gruppe Mittelmeerraum waren alle erleichtert, ja es
des Jagdgeschwaders 53 »Pik-As« in unseres Geschwaders im November einen Be- kam sogar Freude auf und eine gewisse
die Heimat zurück und erhält auf dem Flug- fehl zur Verlegung nach Sizilien bekommen Abenteuerlust war zu verspüren. Wir jungen
platz in Mannheim/Sandhofen die Bf 109 habe. Da hofften wir nun auch hinzukom- Spunde freuten uns einfach auf neue Eindrü-
F-4. Nach einigen Wochen Urlaub für das Per- men, und wenige Tage später haben wir dann cke, keiner von uns war je in Italien gewesen,
sonal verlegte das Geschwader im September auch einen derartigen Befehl erhalten. geschweige denn einer hatte vorher das Mit-
1941 nach Katwijk in Holland (siehe Flugzeug Die I. Gruppe JG 53 erhielt noch im De- telmeer gesehen. Persönlich war die Erwar-
Classic 6/2017). Walter Seiz berichtet über die zember 1941 den Befehl zur Verlegung in den tungshaltung groß und für mich ging es nicht
weiteren Geschehnisse: »Dann kamen Paro- Mittelmeerraum. In der ganzen Gruppe war wissend in ein Abenteuer, bei dem ich drei-
len über eine bevorstehende Verlegung auf. ein spürbares Aufatmen zu verspüren, blieb mal so gerade überlebte, und das zweimal
Allen saß das Schreckgespenst mit Russland uns doch die Ostfront und dieses verdammte schwer verwundet.
14
Hauptmann Walter Seiz im JG 53
Eine Bf 109 F der I./JG 53 rollt auf dem Flugplatz von Gela auf Sizilien an den
Start. Zur Kennzeichnung für den Kriegsschauplatz im Mittelmeer hatten die
Flugzeuge ein weißes Rumpfband und weiße Tragflächenspitzen erhalten
Bf 109 F-4 der II./JG 77; auch diese Maschinen trugen ein weißes Rumpfband.
Die Gruppe verlegte Ende 1942 ebenfalls nach Sizilien, kurz dann nach Nord-
afrika und ab Mai 1943 wieder nach Sizilien Foto Archiv Flugzeug Classic
herauskatapultiert wurde. Überschlagend Erneuter Schreck: Wo war der Griff für den ich das Fallschirmschloss. Oh Schreck, es hat-
und drehend stürzte ich nach unten, sodass Schirm? Durch die rasende Drehbewegung te sich nach innen gedreht und ich konnte so
alle meine Taschen aufgerissen wurden und war er etwas nach hinten gerutscht. Endlich das Schloss nicht aufdrehen. Mit dem Fall-
die Seenotflagge, die Blechbüchse mit der hatte ich den kühlen Metallgriff in der Hand schirm im Wasser zu landen erschien mir viel
Schokolade, die Leuchtmunition und die und zog. Als sich die Fallschirmseide knat- zu gefährlich, da man sehr leicht unter den
Farbbeutel wegflogen. Einige Schuss Signal-
munition und einen Farbbeutel konnte ich
gerade noch festhalten und die Taschen zu-
Die ›Gelbe 8‹ wurde für Heinrich Blum
pressen. Es dauerte eine unendlich lange zum Sarg und das Mittelmeer sein Grab.
Zeitspanne, bis sich meine Fallgeschwindig-
keit auf einen normalen Wert reduzierte. Die ternd öffnete, gab es den obligatorischen har- Schirm geraten oder sich in dessen Leinen
Abläufe gingen rasend schnell vor sich, aber ten Stoß und ich hing in ca. 500 Meter Höhe verfangen konnte. Ich zog mich mit den Hän-
mir kam es wie eine Ewigkeit vor. Plötzlich über dem blauen Meer mit Sicht auf die Küste den an den Fallschirmleinen nach oben und
schoss es mir durch den Kopf: Wie hoch bist von Malta, das ca. sieben Kilometer entfernt drehte mit einer Hand den Beckengurt in sei-
du überhaupt noch? Bei geschätzten 1000 bis war. Unter mir verschwand meine 109 im ne richtige Position zurück.
1200 Metern tastete ich nach dem Griff der Mittelmeer in einer steil aufsteigenden Was- Ungefähr einen Meter über der Wasserober-
Reißleine für den Fallschirm. sersäule. Kurz vor der Wasserung überprüfte fläche öffnete ich den Gurt und fiel ins Wasser.
16
Walter Seiz' Bf 109 F-4, »Gelbe 9«, während des Einsatzes auf
Sizilien im Frühjahr 1942. Die Lackierung ist teils spekulativ
Zeichnung Herbert Ringlstetter/Aviaticus
Nach dem Auftauchen öffnete ich das Press- und das Mittelmeer sein Grab. Mir war ange- tuation war es wie Musik in meinen Ohren,
luftventil meiner Schwimmweste, die sich zi- sichts dieser Tragödie hundeelend zumute. als die Pressluft zischend das Schlauchboot
schend aufblies. Erst jetzt kam die Maschine Meine einzige Überlebensmöglichkeit war aufblies. Kaum saß ich im Boot, kam die erste
von Unteroffizier Blum flachtrudelnd herunter das Schlauchboot, welches ich am Rücken Welle und ich flog wieder ins Wasser. Beim
und schlug ungefähr 300 Meter von meinem mitführte. Auch hier war eine kleine Press- zweiten Versuch konnte ich das Boot so aus-
Standort entfernt in die See. Soweit ich es er- luftflasche vorhanden, die das Boot ungefähr balancieren, dass mich die Wellen nicht mehr
kennen konnte, war das Kabinendach noch ge- zur Hälfte mit Luft füllte, damit man noch rauswarfen. Es war mir auch nicht mehr ge-
schlossen. Die Bf 109 F-4 ›Gelbe 8‹, Werknum- einsteigen konnte, den Rest musste man lungen, einen Notruf über Funk abzusetzen,
mer 7392, wurde für Heinrich Blum zum Sarg selbst aufblasen. Trotz meiner schlimmen Si- denn die Kollision und der folgende Absturz
waren zu überraschend gekommen. Meine blieben sie in meiner Nähe. Jetzt stellte sich Langsam wurden die Wellen immer höher,
einzige Hoffnung war der Aufklärer, der si- nur noch die Frage, wer schneller war, der und ich hatte alle Hände voll zu tun, mein
cherlich unseren Zusammenstoß und den Seenotrettungsdienst der Luftwaffe oder der Schlauchboot auszuschöpfen. Endlich fand
darauffolgenden Absturz beobachtet haben von der Royal Air Force? Aber, wo blieb die ich eine geeignete Sitzposition, die verhinder-
musste. Dieser hatte tatsächlich einen Notruf Do 24 des Seenotdienstes?« te, dass zu viel Wasser ins Boot lief. Ich schob
mit einer präzisen Koordinatenangabe abge- meine Füße unter den luftgefüllten Gummi-
setzt. Eine Stunde später kamen die ersten 109 Die Rettung in letzter Minute wulst des Schlauchbootes und stellte sie nach
angeflogen. Sofort warf ich einen Farbbeutel Die Antwort gibt Seiz gleich darauf: »Die Do oben, dadurch hob sich der Rand und wirkte
ins Meer und im Nu war das Wasser um mich waren in Syracusa stationiert und hätten wie ein kleiner Wellenbrecher. Die Sonne
herum grün gefärbt. Sie fanden meine Positi- längst da sein können, da war irgendetwas brannte mir ins Gesicht, aber meine Beine
on auf Anhieb und mein alter Freund Röhrig schiefgelaufen. Später habe ich dann erfah- und mein Rücken waren eiskalt. Ich konnte
dröhnte winkend im Tiefstflug über mich hin- ren, dass die erste Aufnahme des Begleit- nur Wasser und nochmals Wasser erkennen.
weg. Solange es der Treibstoffvorrat erlaubte, schutzes für die Do 24 nicht geklappt hatte. Irgendwo im Norden musste Malta liegen,
18
Gerettet! Walter Seiz geht von
Bord der Do 24. Er war an die-
sem Tag der 300. aus Seenot
Gerettete. Am 15. Juli konnte
die 6. Seenotrettungsstaffel
bereits ihren 400. verzeichnen
ich konnte es aber aus meiner Position nicht Nun begann der Start, und das war das gefischt hatte. Man stelle sich das mal vor: In-
erkennen. Kriminellste, was ich bis dahin mitgemacht nerhalb eines Jahres 300 Menschen aus Seenot
So verging Stunde um Stunde, aber ich gab habe. Die Do 24 nahm Fahrt auf und hopste gerettet, da konnte man nur erahnen, wie
die Hoffnung nicht auf. Nach über zehn Stun- von einer Welle zur anderen, sodass wir kräf- hoch die Verluste in Wirklichkeit waren. An-
den glaubte ich wieder das typische Geräusch tigst durchgeschüttelt wurden. Kaum waren schließend floss der Sekt in Strömen. Die
von 109ern zu hören. Und tatsächlich suchten wir über eine Welle hinweg und in der Luft, Stimmung stieg nochmals an, als ein Tele-
sie nach mir. Sofort kramte ich meine Leucht- fing uns die nächste Welle schon wieder ein, gramm von Generalfeldmarschall Kesselring
pistole hervor und veranstaltete mit der ge- sodass der Rumpf bebte und ächzte. Der Pilot eintraf, der mir zu meiner Rettung gratulierte.
samten Munition, die ich dafür hatte, ein wah- aber, ein wackerer Schwabe, hatte die Ruhe Es gab aber auch viele, denen er keinen
Glückwunsch mehr zukommen lassen konn-
Ich hätte vor Freude einen Luftsprung ma- te, weil die abgesoffen waren.
Am nächsten Tag wurde ich mit einem Fie-
chen können, als eine Do 24 auf mich zuhielt. seler Storch abgeholt und mit großem Hallo
bei der Staffel empfangen. Da war dann eine
res Feuerwerk. Zwei Me 109 kamen auf mich weg. Die Sprünge wurden größer und höher, weitere ›Geburtstagsfeier‹ angesagt. Diese
zugerast, zogen hoch, drehten ihre Kreise über und endlich war es geschafft, die Maschine Feier gab es immer dann, wenn einer mit viel
meiner Position. Dann war ein ganz anderes hing förmlich an den Propellern. An Bord be- Glück eine solche Situation überlebt hatte. Zu
Motorengeräusch zu hören und ich hätte vor kam ich etwas zum Trinken und die Welt sah meiner Suche und Rettung waren beachtliche
Freude einen Luftsprung machen können, als schon wieder etwas freundlicher aus. Das war 143 Bf 109 mit 170 Flugstunden eingesetzt
eine Do 24 auf mich zuhielt und zur Wasse- wirklich Rettung in letzter Minute, denn der worden.«
rung ansetzte. Trotz der mittlerweile hohen Seegang hatte ständig zugenommen. Ob dann
Wellen, geschätzter Seegang 3 bis 4, gelang die Do noch hätte landen können, um mich Bruchlandung mit Totalschaden
dem Piloten eine glatte Landung. Derweil aufzunehmen? Im Anschluss schildert er noch seinen zweiten
drehten mehrere 109er ihre Runden über der In Syracusa angekommen, gab es einen schweren Unfall: »Dann kam der 20. April
Landestelle. Kräftige Fäuste packten mich und großen Empfang, denn ich war der Dreihun- 1942, der Tag, an dem mich das Glück fast ver-
innerhalb kürzester Zeit war ich in der Do. dertste, den diese Staffel aus dem Mittelmeer lassen hatte. Man könnte aber auch sagen, ich
20
Die Dornier Do 24 T-2, W. Nr. 102 (RLM 0029),
Bruchlandung am 20. April 1942 nach einem kapitalen CH+EU, flog ab Ende November 1942 bei der Seenot-
Motorschaden. »Meine brave ›Gelbe 9‹ liegt total zerstört staffel 6 in Syrakus und ab 25. Juli 1942 bei der See-
in den Dünen am Strand von Santa Croce.« notstaffel 7 bei Athen Zeichnung Herbert Ringlstetter/Aviaticus
hatte nochmals Glück im Unglück, allerdings dachte noch: ›Da kannste aber prima landen.‹ schen Flaksoldaten zu verdanken, welche
kam ich dieses Mal nicht ungeschoren davon. Denkste, es war kein flacher Sandstrand, son- die Bruchlandung beobachtet hatten und mir
Wir waren wieder im Einsatz über Malta und dern ein Dünengelände. Ich kann mich noch zu Hilfe kamen. Ort des Geschehens war der
hatten Luftkampf mit einigen Hurricanes und erinnern, wie die Maschine aufsetzte, aber Strand von Santa Croce. Nach einem länge-
Spitfires. Auf dem Rückflug nach Sizilien, die dann riss der Film. ren Lazarettaufenthalt ging es auf Heimatur-
Küste war schon zu erkennen, hatte meine 109
ohne irgendwelche vorherigen Anzeichen ei-
nen kapitalen Motorschaden. Es knirschte und
Ich kann mich noch erinnern, wie die
die Latte, sprich der Propeller, stand. Maschine aufsetzte, aber dann riss der Film.
Eigentlich war es kein Wunder, denn im
Luftkampf prügelten wir aus den Motoren Meine 109 zerlegte sich in ihre Bestand- laub nach Reutlingen und anschließend wie-
das Letzte an Leistung heraus. Na ja, die 109 teile. Der Motor flog weg, die Flächen der zurück nach Italien zu meiner 3. Staffel.«
war ein ausgezeichneter Jäger, aber eben kein brachen ab und ich wurde, angeschnallt mit- Über die weiteren Erlebnisse von Walter Seiz
Segelflugzeug. Blieb nur eines: die Klappen samt dem Sitz, aus dem Flugzeug geschleu- über Italien und auch Rumänien erfahren Sie
vorsichtig ausfahren, um im Gleitflug den dert. Meine brave ›Gelbe 9‹ hatte Totalscha- in einer kommenden Ausgabe von Flugzeug
Strand zu erreichen. Nach den Erfahrungen den und ich sah nicht viel besser aus. Mit Classic. n
vor vier Wochen wollte ich nicht schon wie- einem schweren Schädelbruch und zahlrei-
der baden gehen. Also schipperte ich mit mi- chen Quetschungen wurde ich ins Lazarett Bisher zu Walter Seiz erschienen:
nimaler Fahrt in Richtung Küste, dabei ging eingeliefert und lag dort vier Tage bewusst- FC 12/2017 Bedrängte Adler
es rasch abwärts. So gerade noch erreichte ich los, bis mich das Leben wiederhatte. Ach, FC 6/2018 Von Russland verschlungen
den Strand, warf die Kabinenhaube ab und mein Leben, das habe ich wohl den italieni-
Escort-Service
22
Egal, wie viele Macken ihre Allison-Motoren auch haben: An der
leistungsstarken Twin-Mustang führt in den ersten Nachkriegsjahren
kein Weg vorbei. Sei es, um die eigenen Atombomber zu schützen.
Oder die des Gegners aufzuhalten Von Wolfgang Mühlbauer
N
ach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ren, obschon sie sich teils indifferent auswirk-
sehen die USAAF den militärischen ten. In Verbindung mit den schnell wachsen-
Gesamtnutzen ihrer strategischen den Spannungen gegenüber der UdSSR so-
Luftkriegführung weitgehend bestätigt. In wie den jüngst eingeführten Kernwaffen als
der Tat lässt sich aus den umfangreich ange- Erstschlags- oder Abschreckungsinstrumente
stellten Bestandsaufnahmen ableiten, dass Gründe genug, Amerikas Luftstreitmacht
die verlustreichen Bomberoffensiven gegen entsprechend neu zu formen. Im Frühjahr
die Achsenmächte grundsätzlich richtig wa- 1946 ändern die USAAF darum einschnei-
24
North American F-82 Twin Mustang
»Ole 97«, 46-297 (FQ-297), bei der 27th
Fighter Escort Group, USAF
Zeichnung Juanita Franzi
kaum traurig sein, wenn dort trotz laufender 143/145 hegt. Zum Beispiel soll er mit fast
Demobilisierung neue Jäger mit V-1710-Kol- doppelt so hohem Ladedruck wie vom Her-
benantrieben aus den Hallen rollen. Ganz da- steller ausgelegt arbeiten. Ohne auf verzwick- voller sein können. Davon losgelöst, bleibt
von abgesehen hat GM viele Unterstützer im ten technischen Einzelheiten herumzureiten, besagtes Allison-Triebwerk so oder so ein
Regierungsapparat, darunter den späteren findet NAA tatsächlich eine praktikable Lö- dauerhaftes Ärgernis, unter anderem dank
fortwährender Schmierstoffleckagen und
Der Allison V-1710-143/145 erstickt unter ständig verölter Zündkerzen. Obendrein sind
die ersten 200 Serienexemplare nie zum Be-
störanfälligen elektronischen Zusatzgeräten. trieb mit Notleistung freigegeben und laufen
bloß im unteren Drehzahlbereich rund. Fer-
ersten Verteidigungsminister der USA, James sung, den Motor ausreichend betriebssicher ner erstickt der V-1710-143/145 regelrecht
Forrestal. anzupassen. Doch kein Geringerer als James unter zwar hochmodernen, aber dafür stör-
Womit aber wohl niemand rechnet: Die ge- Forrestal unterbindet die industrielle Umset- anfälligen elektronischen Anbau- und Zu-
troffene Motorenwahl verzögert den Auslie- zung: Er weist Allison an, ja alles unverändert satzgeräten.
ferungsbeginn der P-82E um mehr als ein zu belassen. Dies alles, um ja ein paar Quäntchen mehr
Jahr. Dass NAA seinen »Twin« einst auf den Leistung aus dem Motor herauszukitzeln –
Merlin zugeschnitten hat, fällt dabei weniger Ein regelrechter Albtraum und nebenbei ein dankbares Betätigungsfeld
ins Gewicht als die übertriebenen Leistungs- Seither hält sich die Behauptung, die P-82E für alle ambitionierten Ingenieure in den rele-
vorstellungen, die das Militär vom V-1710- und ihre Folgemuster hätten spürbar kraft- vanten Amtsressorts der Luftstreitkräfte.
Nicht zuletzt das komplex aufgebaute Verga- Schlimm genug, dass NAA vorerst mit hinein, ehe die P-82E beim SAC den aktiven
sersystem verwandelt die gesamte Antriebs- stark fehlerhaften Motoren klarkommen darf, Dienst antritt – bei der 27th Fighter Group
anlage in einen »Albtraum für jeden Elektri- kann Allison so gut wie nie planmäßig liefern. (FG) beziehungsweise ab August des Jahres
ker«. Kein Wunder, dass der Wartungsauf- In der Folge entstehen Flugzeugzellen quasi bei der 27th Fighter Wing (FW) als einzigem
wand ungeahnte Dimensionen annimmt. auf Halde, um deren Fertigung im Stamm- Verband. Hier löst sie Zug um Zug die älteren
werk Inglewood nicht zu unterbrechen. Mit P-51-Jäger ab, wenngleich Letztere zum Teil
Wo gibt es Zusatztanks? stetig steigenden Kosten, denn die unvoll- noch gut zwei Jahre im Bestand bleiben. Die
Die erste P-82E kommt anscheinend am ständigen Maschinen müssen im benachbar- Berlin-Blockade macht den drei Squadrons
17. Februar 1947 in die Luft. In puncto Höchst-
geschwindigkeit und Steigleistung reicht sie
nicht ganz an ihre Vorläuferin P-82B heran.
Die Langstreckenmissionen senden bald
Äußerlich weicht die E-Version dagegen nur deutliche Signale Richtung Sowjetunion.
unbedeutend ab: Sie hat zwölf statt sechs Aus-
puffstutzen, die Ansaugöffnung der Vergaser- ten Downey bei Consolidated Vultee zwi- der 27th FG/FW den Übergang kaum leichter:
anlage ist kleiner und liegt etwas weiter hin- schengelagert werden. In den ersten Monaten herrscht permanent
ten. Wie erwähnt, gehören Fehlfunktionen am Anfangs bringt man sie von dort im Stra- Alarmbereitschaft, oft scheint es, als müsse
Motor von Beginn an zur Tagesordnung. ßentransport zurück nach Inglewood, sobald man jeden Augenblick Richtung UdSSR star-
Auch deshalb sind zum Jahresende gerade die zugehörigen Triebwerke bereitstehen. Bald ten. Erschwerend kommt hinzu, dass die
einmal vier E-Maschinen regulär ausgeliefert. jedoch schafft man lieber alles Notwendige P-82E (ab Sommer 1948 im Zuge des neuen
Wegen ihrer starken Einschränkungen im nach Downey, schließt dort die Ausrüstung ab Bezeichnungssystems F-82E) anfangs bloß
Flugbetrieb nutzt man das Quartett aus- und bringt die »Twins« danach auf dem Luft- eingeschränkt dazu in der Lage ist.
schließlich zu Test- und Erprobungszwecken. weg zurück. Es dauert bis in den März 1948 Denn zunächst fehlen bei der 27th FG/FW
die großen 1175-Liter-Abwurftanks, ohne die
die »Twins« unmöglich auf eine komfortable
Technische Daten – North American F-82E Einsatzreichweite kommen. Erst nach umtrie-
bigem Suchen finden sich in einem Depot auf
Länge 11,91 m
Höhe 4,21 m dem Hamilton Airfield in Kalifornien einige
Spannweite 15,62 m Überschussbestände, einst für die Northrop
Tragflügelfläche 37,90 m² P-61 bestimmt und zum Glück nicht vom
Antrieb 2 flüssigkeitsgekühlte Allison-V-1710-143/145-(G6R/L)-12-Zylinder- Schrotthändler abgeholt.
Reihenmotoren mit je 1578 PS Start-* beziehungsweise 2219 PS
Kurzzeit-Notleistung* Angstgegner Tu-4
Max. Startmasse 11 771 kg*
Höchstgeschwindigkeit 748 km/h in 6400 m Die vollständige Einsatzbereitschaft der
Max. Reichweite 4345 km (mit Zusatztanks)* »Twins« beim SAC ist Ende 1948 erreicht. Al-
Dienstgipfelhöhe 11 704 m les in allem wird die F-82E ihren militärischen
Bewaffnung sechs 12,7-mm-MG in der Tragfläche, Aufgaben hier durchaus gerecht; bald schon
bis zu 2222 kg Abwurflast* senden propagandawirksame Langstrecken-
Besatzung 2 Mann missionen, die über den nordamerikanischen
* Angaben je nach Quelle unterschiedlich
Kontinent hinweg stattfinden, deutliche Sig-
26
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nale Richtung Sowjetunion. Ironisch, dass aus- gesehene Lebensdauer des Nachtjägers schon cans »Twin« ins Spiel gelangt. Allemal schnel-
gerechnet von dort die eigene Waffentechnik überschritten; Ersatzteile drohen bald ebenso ler und moderner als die P-61, rollt sie zudem
wie ein Bumerang zurückkommt: in Form der knapp zu werden wie einsatzbereite Maschi- frisch aus den Hallen. Dass die P-82 eine gute
B-29, nachkonstruiert bei Tupolew als Tu-4. nen, die oft zuerst entmottet und aus den De- Ausgangsbasis für einen radarbestückten Ab-
Während des Krieges hatte die UdSSR ver- pots geholt werden müssen. fangjäger abgibt – statt des zweiten Piloten
sucht, legal im Rahmen des Pacht- und Leih- Zu allem Überfluss kommt die Entwick- kann genauso ein Radarbeobachter im rech-
gesetzes an den schweren Bomber zu gelan- lung strahlgetriebener Alternativen äußerst ten Cockpit sitzen – hat NAA frühzeitig er-
gen, war jedoch bei der US-Regierung ab- zäh voran. Das ADC sucht dringend eine bes- kannt. Und zwei passende Erprobungsträger
geblitzt. Nachdem einige Exemplare auf sow- sere Übergangslösung – womit North Ameri- in Eigenregie auf den Weg gebracht. Die not-
jetischem Boden notlanden mussten, behielt
man diese kurzerhand ein und leitete den
Nachbau in die Wege.
Gute Grundlage
Öffentlich präsentiert wird die Tu-4 erstmals
im August 1947 bei der großen Luftparade in
Tushino. Umso notwendiger erscheint seit-
her die landesweite Luftverteidigung der
USA. Hauptverantwortlich dafür zeichnet
das Air Defence Command (ADC), das man
zusammen mit dem SAC aufgestellt hat.
Rasch wird klar, dass die alten Schlachtrös-
ser P-51 und P-47 nicht annähernd in der La-
ge sind, die Tu-4 – oder besser die B-29, mit
deren Hilfe man »lebensnah« übt – zuverläs-
sig abzufangen.
Weder bei Schlechtwetter oder Nacht noch
in ausreichender Entfernung von deren An-
griffszielen. Beiden einmotorigen Jagdflug-
zeugen fehlt es an Leistung, Ausdauer und Ebenfalls nur Einzelstück: P-82D. Das zweite Ver-
Ausrüstung. Der Not gehorchend, greift das suchsmuster für den Allwetterjäger trägt ein moder-
ADC darum auf die zweimotorige Northrop neres Abfangradar als die P-82C, sein Gehäuse ragt
P-61 Black Widow (Schwarze Witwe) aus erkennbar über den Propellerkreis hinaus Foto NAA
Weltkriegszeiten zurück. Freilich ist die vor-
28
F-82 Twin Mustang »Cumulus Woody«,
46-485 (FQ-485), der 325th Fighter
wendige Funkmessausrüstung findet in ei- kreis hinaus. Und hat, dank seiner markanten Group (AW), 319th Fighter (AW) Squa-
nem externen Behälter Platz, der unter dem Gestalt, bald Spitznamen weg wie »Pickle« dron, USAF Zeichnung Juanita Franzi
Mittelflügel hängt. Wiederum nichts Neues, (Essiggurke) oder, weit weniger vornehm,
hat man doch an dieser einladenden Position »Dong« (formähnlicher Bestandteil der männ-
schon mit diversen Waffen- oder Aufklä- lichen Anatomie …). Das erste von 91 gebauten Serienexempla-
rungsbehältern experimentiert. Beide Maschinen absolvieren kurz nachei- ren kommt am 11. März 1948 in die Luft. Wie
nander ihre Erstflüge: die P-82C am 27. März sich zeigt, fliegt die P-82F trotz gestiegener
Überraschend leistungsstark 1946, die P-82D zwei Tage später. Mit ihrer er- Gesamtmasse und höherem Luftwiderstand
Erstes Versuchskaninchen für den künftigen folgreichen Erprobung keimt rasch ernsthaf- maximal 740 km/h schnell – ganze acht
Allwetterjäger ist die zehnte P-82B, die man tes Interesse beim Militär auf. Letztendlich km/h weniger als die E-Version. Die Trup-
zur einzigen P-82C modifiziert. Ihr unterge- werden 150 Stück der ungewöhnlichen All- peneinführung beim ADC, wo man die
schwarz lackierten neuen »Twins« in erster
Trotz gestiegener Gesamtmasse fliegt Linie nutzt, läuft zwischen Juli und Oktober
1948. Insgesamt drei Fighter Groups erhalten
die P-82F 740 km/h schnell. dort die neuen Allwetterjäger. Wie es danach
mit der F-82 allgemein weitergeht, erfahren
hängter Zentralbehälter birgt ein SCR-720C wetterjäger in zwei Hauptversionen bestellt. Sie in einer kommenden Ausgabe von Flug-
Abfangradar, wie es ebenso in der größeren Wobei die moderner ausgerüstete F-82F zu- zeug Classic. n
Black Widow verbaut ist. Parallel dazu wird erst an den Start geht. Sie hat neben dem
mit der P-82D der zweite Erprobungsträger AN/APG-28, einer verbesserten Ausführung Quellen (Auswahl):
fertig; er fußt auf der elften B-Zelle. In seinem des AN-APS-4, zusätzlich unter anderem ei-
Ausrüstungsbehälter steckt wiederum ein nen Heckwarnempfänger sowie ein Freund- Boyd, Robert J.: SAC Fighter Planes and their
AN/APS-4-Abfangradar, das kompakter als Feind-Erkennungssystem. Wegen ihres höhe- Operations. Office of the Historian HQ SAC,
das ältere SCR-720 ist. Um Interferenzen mit ren Gesamtgewichtes kann sie allerdings 1988
dem Radar-Suchstrahl zu vermeiden, ragt das höchstens 2000 Pfund (907 Kilogramm) an Pape, Garry R.: Escort Fighter. In: Airpower,
röhrenförmige Gehäuse über den Propeller- Außenlasten mitführen. November 1977, S. 48 ff
Neue Maßstäbe
Dreimal im Jahr verwandelt sich
das beschauliche Duxford in ein
Mekka für Warbird-Enthusiasten.
Im Frühjahr, Herbst und natürlich
zur Flying-Legends-Airshow.
Letztere bot neben vielen
Höhepunkten einen historischen
Kracher: vier »Buchón« am
Himmel. Kein Wunder,
zollte die Show doch
dem Film Luftschlacht
um England Tribut
Von Andreas Zeitler
30
Einmalig in Europa ist diese fliegende
Republic P-47D Thunderbolt. Seit
diesem Jahr ist »Nellie« wieder in Duxford
stationiert (siehe auch Seite zehn)
D
ie Flying-Legends-Airshow im briti-
schen Duxford ist ein Klassiker. Ge-
spickt mit alljährlich neuen Highlights
sorgt der Veranstalter The Fighter Collection
(TFC) dafür, dass der Zuschauerstrom nicht
abreißt. Wobei auch schon alleine die geballte
Präsenz der üblich teilnehmenden Warbirds
den regelmäßigen Besuch rechtfertigen würde.
Mehr als beeindruckend war in diesem
Jahr die Flightline, auf der die Propellernaben
gefühlt bis zum Horizont Tragflächenspitze
an -spitze aufgereiht standen. Insgesamt wa-
ren es an die 50 Maschinen, die der Besucher
auf der vom trockenen britischen Sommer
deutlich gezeichneten Graspiste bestaunen
konnte. Und darunter gab es die stattliche
Anzahl von sieben Maschinen, die alleine seit
der Veranstaltung im letzten Jahr ihren Erst-
flug gefeiert haben.
Penibel nach Typen sortiert, verloren selbst
die regelmäßigen Besucher der Show beim
Anblick der unzähligen Spitfires und Hurri-
canes schnell den Überblick. Vier »Buchón«
auf einem Fleck waren aber eindeutig eine
Überraschung. Denn damit waren alle vier in
Großbritannien vorhandenen flugfähigen
Maschinen an einem Ort versammelt und
stellten schon am Vormittag den Grund für ei-
nen gespannten Blick auf das Flugprogramm
am Nachmittag dar. Drei Corsairs mit ihren
platzsparend hochgeklappten Tragflächen
sorgten ebenfalls für einen besonderen Blick-
fang. Zu der FG-1D der TFC und der Corsair
der Flying Bulls gesellte sich die Vought F4U
der Le Casques de Cuir aus dem französi-
schen La Ferté-Alais. Diese Maschine war zu-
letzt im Jahr 2002 in Duxford zu Gast gewe- stündiges, ununterbrochenes Flugprogramm ten Airshow-Auftritt feiern durfte. Verstärkt
sen und in den letzten elf Jahren in Frankreich am Nachmittag. Das besondere Highlight wurde dieses Trio durch die »Gelbe 10« der
wieder mühevoll restauriert worden. Jetzt er- hierbei: Zum ersten Mal seit dem Film Luft- Aircraft Restoration Company, die man in
strahlt sie in den dunkelblauen Farben eines schlacht um England aus dem Jahr 1969 gab es Duxford inzwischen schon fast als alteinge-
Nachtjägers, wie sie Anfang der 1950er-Jahre vier »Buchón« in der Luft zu sehen! Der Ver- sessen bezeichnen darf. Gleichzeitig waren
bei der Staffel VC-3 von den Flugzeugträgern kauf mehrerer »Buchón« aus der Sammlung zusammen mit den »spanischen Messer-
der amerikanischen Marine starteten. von Connie Edwards machte dieses Ensemble schmitts« auch drei Spitfires in der Luft, die
32
sammelten sich aber alle vier »Buchón« noch
einmal zur gemeinsamen Formation, dem si- Duxford – Sicher immer wieder!
cherlich größten Highlight der diesjährigen
echt nach Duxford reisen, da Piras neben
Flying Legends! seinen Uniformen aus dieser Epoche auch
Nicht minder spektakulär war die sehr mit dem passenden Gefährt aufwarten
britische Formation rund um die Bristol kann. Und so fiel aus einer Laune heraus
Blenheim. Als Geleitschutz hatte das von Lee vor langer Zeit die Entscheidung, auch ein-
Proudfoot pilotierte zweimotorige fliegende mal mit einem Willy’s Jeep nach Duxford zu
Unikat stilgerecht zwei Spitfires Ia mit John fahren. Lange zögerten die beiden vor die-
Romain und Stu Goldspink an seinen Tragflä- sem Unterfangen und warteten bis dieses
chen. Im Schlepptau folgten dem Trio noch Jahr, »denn beständiges und vor allem gu-
tes Wetter wollten wir für diese Fahrt schon
weitere vier Hawker Hurricanes.
haben!«, erinnert sich Beckers an die end-
Auch die Boeing B-17 Flying Fortress
Die Reenactors Karl-Heinz Beckers, Reto gültige Entscheidung zur Fahrt. Mit den son-
»Sally B« trat mit Begleitschutz auf. Im Fall nigen Aussichten für dieses Juli-Wochenen-
des amerikanischen Bombers war es die Re- Siegenthaler und Patricio Piras (von links
nach rechts) de der Flying Legends gab es für die beiden
public P-47D »Nellie«. Sie ist eine alte Bekann- keine Ausrede mehr.
te am Himmel über Duxford. Bis 2007 war »Das werden wir so wohl ziemlich sicher Die zweitägige Anreise mit jeweils fünf
diese Thunderbolt im Besitz der TFC und nicht mehr wiederholen«, waren sich Patricio Stunden Fahrt mit dem Willy’s Jeep von Bel-
trug damals als »No Guts – No Glory!« das Piras und Karl-Heinz Beckers einig. Die bei- gien bis nach Duxford war zwar ein einmali-
Schema einer P-47 der 78th Fighter Group. den sind als Reenactors in ihren Piloten- ges Erlebnis, aber nur auf Landstraßen und
Nach einem zwischenzeitlichen Aufenthalt in monturen als Aufpasser und willkommenes im halboffenen Gefährt auch ein anstren-
Fotomotiv zugleich zusammen mit ihren Kol- gendes Unterfangen. Die Flying Legends
den USA ist die Maschine seit April wieder in
legen ein fester Bestandteil des Static Dis- 2019 besuchen die beiden in ihren Unifor-
England und damit die einzige fliegende
plays der Veranstaltung. In diesem Jahr men ganz bestimmt wieder, dann aber deut-
Thunderbolt auf dieser Seite des Atlantiks. In- wollten es die beiden wissen und auch stil- lich bequemer im eigenen Auto. n
zwischen in Naturmetall und mit auffälligen
roten Markierungen versehen, repräsentiert
sie eine P-47D Thunderbolt der 492nd FS,
48th FG der 9th Air Force, deren Nachfolge- Hurricane gecheckt und
staffel der USAF heute nicht weit von Dux- startklar! Ein Bild wie in
ford entfernt auf der RAF Lakenheath mit der den 1940er-Jahren ver-
F-15E Strike Eagle operiert. mitteln die Reenactors
in der Bodenausstellung
Geburtstagsgruß aus Amerika
Drei P-51 Mustangs vervollständigten diese
Flugvorführung, an der neben der ehemals
als »Miss Velma« bekannten TF-51D – diesmal
in ihrer neuen Lackierung als »Contrary Ma-
34
Heimspiel – als »Contrary Mary« präsentiert sich diese
P-51D Mustang in den Farben der in Duxford stationier-
ten 84th Fighter Squadron, 78th Fighter Group
ford, der es notwendig machte, die Ohren
kurzzeitig zu schützen. Bei allen weiteren
Flugvorführungen war ein genaues Hinhören
explizit gewünscht und empfohlen.
Die Qual der Wahl hatten Flugzeug-Enthusi- unterschiedliche Interessen bediente, stand
asten in England am Wochenende des das 100-jährige Jubiläum der Royal Air Force
14./15. Juli. Neben den Flying Legends in stets weit oben auf der Agenda. Einigen
Duxford fand bei der Shuttleworth Collection Fans fiel bei dem Angebot die Auswahl
eine Flugshow am späten Samstagnachmit- leicht: Sie statteten jeder dieser Airshows
tag statt, und das Royal International Air Tat- einen Besuch ab! Den offiziellen Abschluss
Zweimotoriger Bomber Bristol
too in Fairford als größte Airshow der Welt dieser Feierlichkeiten bildet übrigens die
Blenheim und zwei Spitfires Mk. I
begeisterte an drei Tagen über 185 000 Be- Duxford Battle of Britain Air Show am
sucher. Obwohl jede dieser Veranstaltungen 22. und 23. September. n
Ungewollter
Bodenkontakt
S
eitdem Flugzeuge Einziehfahrwerke haben – die schieht sogar mit Fluglehrer – vermutlich, weil sich unbe-
ersten hoppelten ab 1920 herum –, plumpsen sie wusst der Schüler auf den Instruktor verlässt.
immer wieder ohne ausgefahrene Räder auf den
Asphalt. »Es gibt zwei Gruppen von Piloten«, lautet ein SCHNELLE UND GROSSE FLUGZEUGE haben Warn-
Sprichwort. »Die, die schon ohne Fahrwerk gelandet sind, einrichtungen, die vor peinlichen Schrammen am Rumpf
und die, die es noch tun werden.« In den fliegerfreundli- schützen sollen. Digitalrechner zapfen Schubhebel-Win-
chen Vereinigten Staaten passiert das etwa dreimal pro kel, Geschwindigkeit, Höhe über Grund und Landeklap-
Woche; die US-Luftsicherheitsbehörde NTSB erfasst da- penposition ab und melden im rechten Moment. »Räder
»Bauch- rum in der Allgemeinen Luftfahrt nur noch Fälle mit Per- nicht unten!«. Doch selbst das lauteste Warnhorn ist schon
landungen sonenschäden und schweren Beeinträchtigungen am überhört worden. Im Frühjahr 1978 kam eine voll besetzte
Flugzeug. Rund 20 Prozent der Gear up Landings weltweit Convair-Coronado-Chartermaschine der Spantax auf dem
mit Flug- geschehen mit Kleinflugzeugen. Köln-Bonner Flughafen erst nach 2000 Metern im Funken-
lehrer regen zum Stehen: Die Piloten hatten wegen eines Lande-
WARUM KOMMEN IMMER WIEDER Flieger so un- klappenproblems die bereits ertönende Fahrwerkwar-
passieren sanft zum Stehen? Als Hauptursachen gelten abgelenkte nung abgestellt und nach Abhandlung aller Checklisten
am häu- Piloten und das Abweichen von festen Routinen. Starker
Verkehr in der Platzrunde, ein anstrengender Passagier
vergessen, die Räder auszufahren.
figsten.« oder Turbulenz können erhöhte Aufmerksamkeit erfor- IM ZWEITEN WELTKRIEG kamen auf den Trainings-
dern. Wer sich dann nicht an die gewohnte Checkliste stützpunkten der US Army Air Force Bauchlandungen
hält, zum Beispiel den GUMP-Check: Gas – Undercarria- häufig vor. »Der nächste Flugschüler kommt vors Kriegs-
ge (Fahrwerk) – Mixture (Gemischregelung) – Prop (Pro- gericht«, lautete ein geflügeltes Wort. Wenn der Chef mit
pellersteigung), könnte anschließend die Propellerblätter schlechtem Beispiel vorangeht, hilft nur Humor: In der Bar
auf den Beton hämmern hören. Eine irritierende Erkennt- eines norddeutschen Fliegerhorstes hängt seit Jahrzehnten
nis: Zweimann-Cockpits sind keine Garantie für sichere der verbogene Propeller einer Piaggio-Schulmaschine,
Landungen. Die größte Zahl von Bauchlandungen ge- übel zugerichtet vom Oberst persönlich. Rolf Stünkel
Fahrwerk drin, Prop verbogen – in diesem Fall ist nicht bekannt warum, aber in
der Regel kommen Bauchlandungen zustande, weil Piloten abgelenkt sind oder
von der Routine abweichen Foto picture-alliance/dpa
36
Neue Serie
IM FOKUS
Arado Ar 234
Sie ist weltweit der erste Bomber mit Strahltriebwerk, der zum Einsatz kam,
und gilt als »Wunderwaffe« des »Dritten Reichs«. In der Rolle des
Aufklärers war sie den alliierten Flugzeugen haushoch überlegen, als
Blitzbomber löste sie gemischte Reaktionen aus. Die Ar 234 C gilt gar als der
weltweit erste vierstrahlige Jet. Doch welche Rekorde, Leistungen und Hin-
tergründe verbirgt diese Maschine noch?
Wie das Flugzeug entstand, wel- Die Köpfe hinter der legendären Der erste Strahlaufklärer-Einsatz Aufklärer über England, Angriffe
che Varianten entwickelt wurden Maschine: Entwickler und Test- der Geschichte und das auf Lüttich, Ardennen-Offensive,
und der Vergleich mit der Kon- piloten. Mit Augenzeugenberich- Flugzeug von drei Seiten, die Brücke von Remagen, der
kurrenz im In- und Ausland ten von Flieger Gunther Eheim großformatig und im Detail letzte deutsche Aufklärer-Einsatz
S. 38 S. 40 S. 44 S. 46
Die Ar 234 glänzte nicht nur fliegerisch, sondern auch leistungsmäßig und
setzte sich damit deutlich insbesondere von den Kolbenmotorjägern der
Alliierten ab. Im Bild die 10. Vorserienmaschine Ar 234 S10 (E2+20), die
im November 1944 beim Erprobungskommando 234 in Rechlin-Lärz flog
Talentierter
Zunächst als Aufklärer
Strahler
lich der Nachtjäger-Entwicklung ließ das tierte man zwei- und vierstrahlige Ver-
Reichsluftfahrtministerium (RLM) der sionen für unterschiedliche Einsatz-
konzipiert, legte das Arado-Mannschaft die Tür offen. zwecke, vom schnellen Aufklärer bis
hohe Leistungspotenzial zum ausgefeilten Allwetter- und Nacht-
Sehr vielseitig jäger Ar 234 P.
der Ar 234 nahe, den Allerdings hatte man zu Beginn der Ar- Das Fliegen mit der Ar 234 vermittel-
234-Entwicklung auch nie vor, ein Jagd- te den Piloten ein völlig neues Flugge-
Strahler vielseitig aus- flugzeug in die Luft zu bringen. Viel- fühl. Die Jumo-Strahltriebwerke arbeite-
zulegen und einzusetzen. mehr entsprach man vor allem den ten weitaus leiser und mit merklich
Forderungen des RLM nach einem weniger Vibrationen als Kolbenmotoren
Den Vergleich mit der schnellen, strahlgetriebenen Aufklärer. und beschleunigten die Düsenmaschine
Konkurrenz brauchte die Dem zunächst verwendeten, für den zweistrahlig auf bis zu 760 km/h. Selbst
Einsatz als Aufklärer ausreichenden Ku- mit 500 Kilogramm Bombenlast hatten
»234« nicht zu scheuen fen-Landegestell folgte rasch ein kon- es alliierte Jäger schwer, an eine Ar 234
900 Kilopond (8,8 Kilonewton) Schub hatten die Jumo-004B-1-Triebwerke der Ar 234 B-2
38
Arado Ar 234 B-2 Konkurrenzvergleich
Einsatzzweck Bomber Arado Ar 234 B-2
Besatzung 1
Antrieb 2 x Jumo-004-B-1-Turbinen-Luftstrahltriebwerk Höchstgeschwindigkeit 745 km/h in 6000 m
Leistung 2 x 900 kp Standschub
Starthilfe (optional) 2 x Walter HWK R 1 mit je 500 kp Einsatzhöhe 10 000 m
Länge 12,64 m
Spannweite 14,41 m Reichweite max. 1600 km
Höhe 4,30 m
Flügelfläche 26,40 m²
Leergewicht 4650 kg
Startgewicht max. 9450 kg, 10 000 kg mit Starthilfe
Meteor F Mk III (Jäger)
Höchstgeschwindigkeit 665 km/h in Meereshöhe Höchstgeschwindigkeit 795 km/h in 9000 m
685 km/h in 6000 m mit 500 kg Bombenlast
745 km/h in 6000 m ohne Bombenlast Einsatzhöhe 13 800 m
Marschgeschwindigkeit 535 km/h in Meereshöhe
Landegeschwindigkeit 145 km/h Reichweite max. 830 km
Steigleistung auf 6000 m 12,8 min mit 500 kg Bombenlast
17,5 min mit 1500 kg Bombenlast
Dienstgipfelhöhe 6800 m, 10 000 m ohne Bombenlast
Startstrecke ca. 1800 (940) m auf Gras Me 262 A-2a (Jabo)
1500 (840) m auf Beton (mit Starthilfe)
Höchstgeschwindigkeit 850 km/h in 6000 m
Landestrecke ca. 1000 m
Reichweite max. ca. 1600 km
Einsatzhöhe 11 800 m
Schusswaffen* 2 MG 151/20, 20 mm, starr nach hinten
Abwurflast max. 2000 kg extern
normal 1000 kg extern Reichweite max. 700 km
Sofern nicht anders angegeben, Daten mit 1000 kg Last
* Als Rüstsatz möglich, jedoch nicht eingebaut
aerodynamisch gelungen, doch er- langte ebenfalls im Sommer 1944 in den nen und endete mit einer leicht beschä-
scheint Arados »234« zweckdienlicher Truppendienst. Da nicht dringlich erfor- digten Meteor.
und funktionaler als Messerschmitts derlich, hielt die Royal Air Force die Die Leistungsdaten der Ar 234 B-2
aggressiv wirkender »Hai«. Auch zeig- hochmodernen wie geheimen Jets zu- und Meteor Mk III sprechen für die Bri-
te sich die Me 262 bei gleicher Motori- nächst auf der britischen Insel zurück. tin, die durch die neuen Derwent-I-
sierung ihrer Jägerrolle gemäß um etwa Erst Ende Februar 1945 stationierte man Triebwerke einen im Vergleich zur Mk I
100 km/h schneller. Zumindest in der ganze vier Meteors in Belgien und an- gewaltigen Leistungsschub erfuhr. Die
Rolle als Angreifer spielte die geringere schließend in den Niederlanden. Zum annähernd 850 km/h schnelle, vierstrah-
Wendigkeit der Me 262 eine unterge- Schlagabtausch mit den deutschen Kon- Die Me 262 A lige Ar 234 C ließ die Meteor Mk III aller-
ordnete Rolle. trahenten Me 262 und Ar 234 kam es war rund dings leistungsmäßig deutlich hinter
aber nicht. Der Bombenangriff einer 100 km/h sich. Doch auch für die Ar 234 B standen
Arado versus Meteor Ar 234 B des KG 76 am 19. März 1945 schneller als die die neuesten deutschen Triebwerke in
Das ebenfalls zweistrahlige britische auf den Meteor-Einsatzplatz in Belgien Ar 234 B, jedoch den Startlöchern. Ob die Meteor an die
Konkurrenzmuster, die am 5. März 1943 blieb das einzig bekannte »Aufeinander- deutlich weniger fliegerischen Qualitäten der Ar 234 he-
erstmals geflogene Gloster Meteor, ge- treffen« der gegnerischen Strahlmaschi- wendig ranreichte, darf bezweifelt werden. n
Englands
Einstieg ins Jet-
Zeitalter: Gloster
Meteor F Mk III
der RAF 1945.
Sie erreichte
eine Höchstge-
schwindigkeit
von knapp
800 km/h
Foto Royal Air Force
DIE EINZIGE ÜBERLEBENDE Ar 234 steht restauriert im National Air and Space Museum
Angetrieben von
Weltpremiere
zwei Strahltrieb-
werken, stieg die
Ar 234 V1 Ende Juli
1943 zum Erstflug
auf. Zunächst als
Aufklärer aktiv,
führte die weitere
Entwicklung zum
ersten Strahlbomber lugplatz Rheine bei Münster, das Ereignis beschreibt den Start zum 14-mi-
F
Ar 234 V1 auf
Kalenderblatt zeigt den 30. Juli nütigen Jungfernflug der Ar 234 V1, dem dem Startwagen
der Welt 1943: Flugkapitän Selle drückt die ersten Strahlflugzeug des Flugzeugher- – der auffallend
Von Herbert Ringlstetter Schubregler für die beiden Triebwerke stellers Arado. manövrierfähige
gefühlvoll nach vorne, langsam nimmt Die renommierte Firma hatte als Ein- Strahler absolvier-
das Flugzeug Fahrt auf, hebt ab. Für den zige einen Entwurf beim Technischen te nur drei Flüge
erfahrenen Chefeinflieger bloße Routi- Amt im Reichsluftfahrtministerium und ging am
ne, nichts Besonderes, wäre es nicht der (RLM) eingereicht, das im Herbst 1940 29. August 1943
Erstflug eines neuen Flugzeugtyps und, einen schnellen, strahlgetriebenen Auf- nach einer Not-
was noch weit mehr zählt: die Motoren. klärer mit einer Reichweite von mindes- landung verloren
Die Maschine fliegt mit zwei neuartigen tens 2000 Kilometern ausgeschrieben
Düsentriebwerken. Horst Selle ist be- hatte. Das Flugzeug sollte in der Lage
geistert: »Kein Motorenlärm beeinträch- sein, ungehindert über Großbritannien
tigt den Flugzeugführer, ein Vibrieren zu operieren, und später insbesondere
der Zelle ist kaum wahrnehmbar.« Das die speziellen Ju-86-Höhenaufklärer des
vom Boden aus mit Spannung verfolgte Kommandos Rowehl ablösen.
Eine bei Kriegsende in alliierte Hände gefallene Ar 234 B-2 mit deutli-
chen Abnutzungsspuren. Die Maschine ist hier bereits wieder mit deut-
schen Kennzeichen versehen. Die Blitz hinterließ von Beginn an einen
guten Eindruck und legte weiterführende Entwicklungsschritte nahe,
um den Strahler effektiv und vielseitig einzusetzen
Die Ar 234 V9
mit untergehäng-
Ein Dreiachs-Autopilot, gekoppelt MG 151/20, Kaliber 20 Millimeter, vor. ten Bomben.
mit dem Bombenzielgerät Lotfe (Lot- Eingebaut wurde die Rüstsatzbewaff- Möglich war eine
fernrohr) K7, führte das Flugzeug zum nung jedoch in der Regel nicht. Obwohl Abwurflast von
eingegebenen Abwurfziel. Ein Periskop außerordentlich manövrierfähig und maximal
erleichterte den Bombenabwurf im leich- schneller als alle alliierten Kolbenmotor- 2000 Kilogramm
ten Sinkflug und ermöglichte die Sicht Jäger, lehnte das RLM den Entwick-
nach hinten.In der Aufklärervariante lungszweig der Ar 234 in Richtung Jäger sich bei der V8 für die gebündelte An-
führten die Ar 234 A (V-Muster, keine Se- ab. Der war der Me 262 vorbehalten. ordnung, wie sie auch bei der kommen-
rie) und Ar 234 B wahlweise Kombina- den C-Serie beibehalten wurde. Die Ar
tionen aus zwei Reihenbildgeräten der Erstmals vierstrahlig 234 V8 war es auch, mit der Ubbo Jans-
Typen Rb 20/30, 50/30 und 75/30 im Noch 1943 rüstete man die Ar 234 V6 sen am 2. Februar 1944 den weltweit ers-
hinteren Rumpfsegment mit sich. und V8 mit vier BMW-003-Turbinen aus. ten vierstrahligen Flug durchführte.
Zur rückwärtigen Feindabwehr sah Während die V6 einzeln aufgehängte Warte sind Der erste Einsatz am 2. August 1944
man für die B-2 zwei Maschinengewehre TL-Triebwerke erhielt, entschied man Chefeinflieger über der Normandiefront verdeutlichte
Ubbo Janssen bereits die hervorragende Eignung der
beim Einsteigen Ar 234 zum Aufklärer. Die Bombereinsät-
in die Ar 234 V5 ze bestätigten die Vielseitigkeit der »234«.
behilflich Das Kriegsende verhinderte den Einsatz
weiterer, vierstrahliger Versionen. Als Be-
helfsnachtjäger hinterließ die Ar 234 B-
2/N gemischte Eindrücke. Auf nächtliche
Einsätze spezialisierte Ausführungen wie
die Ar 234 P hätten ihre Aufgabe jedoch
sicherlich effektiv erfüllt. n
2 MK 108 mit je 100 Schuss und ein MG 151 mit je 250 Schuss sollten in der P-Version verbaut werden
42
Ar-234-Testpilot Gunther Eheim
unther Eheim war ein erfahrener
50 Zentimeter Brennweite besaß die Kamera Rb 50/30, die bei der »234« zum Einsatz kam
FLUGZEUG CLASSIC 10/2018 45
IM FOKUS
Arado Ar 234 Im Einsatz
Unerreichbar
132 Ar 234 erhielt das Kampfgeschwader 76 zwischen August 1944 und März 1945
46
Die Arado Ar 234 trat zwar nur noch in kleiner Zahl gegen Ende
des Krieges in Aktion, doch ihre Einsätze, besonders als Aufklärer
über England, zeigten ihr wahres Potenzial: Sie war schneller als
alles, was die Alliierten zu bieten hatten Von Peter Cronauer
1500 Kilogramm Bomben konnte eine B-2 bei reduzierter Tankmenge mitführen
FLUGZEUG CLASSIC 10/2018 47
IM FOKUS
Arado Ar 234 Im Einsatz
Alternatives Ab-
wurfverfahren: gramm, dennoch war der Angriff ein
Eine Ar 234 B voller Erfolg: Eine Fabrik samt umlie-
beim Abwurf von gender Werkanlagen wurde zerstört
zwei 500-Kilo- und alle gestarteten Maschinen der
gramm-Bomben 9./KG 76 kehrten ohne eigene Verluste
im leichten wieder zu ihrem Platz zurück.
Sinkflug
Foto Sammlung Drei Verfahren
Herbert Ringlstetter Für den Bombenabwurf mit der Ar 234 B
hatte man drei Angriffsverfahren ent-
wickelt: Beim ersten steuerte man in ei-
nem leichten Bahnneigungsflug auf das
Ziel zu, so wie bei Lüttich geschehen.
Bei den beiden anderen warf man die
Bomben im Horizontalflug ab, sowohl
aus geringer als auch aus großer Höhe.
Britisches Aufklärungsfoto der Speziell für den Bombenabwurf aus
Pegasus-Brücke in der großer Höhe schuf man mit der Arado
Normandie während der Ar 234 B ein zukunftsweisendes Waf-
alliierten Landung am fensystem. Sein Einsatz war ein ausge-
6. Juni 1944 Foto picture-alliance/dpa klügeltes Zusammenwirken von Flug-
zeugführer und damaligem Hightech:
Eichenlaub. Zunächst verbrachten die Mögliche durch den Kopf, nur nicht,
neun Männer den Weihnachtsmorgen dass sie gerade Luftfahrthistorie schrie-
mit der üblichen Kampfflieger-Routine. ben: Zum ersten Mal flog ein Verband
Sind die Maschinen einsatzbereit, be- von Jet-Bombern einen scharfen Einsatz.
tankt und die Bomben untergehängt? Zunächst führte sie ihr Weg nach Mechaniker des
Wie wird das Wetter? In der Einsatzbe- Nordosten, um ihre Herkunft gegen- »Sonderkom-
sprechung werden die Ziele zugewie- über der gegnerischen Aufklärung zu mando Sperling«
sen, Uhrzeiten abgestimmt, An- und verschleiern. Dann schwenkten sie auf mit einer Kame-
Abflugwege festgelegt … für Kampfflie- Gegenkurs Richtung Südwest und er- ra der Ar 234 B.
ger das übliche Prozedere. reichten ihr Ziel nach einer guten halben Im Cockpit saß
Es ging gegen Ziele im belgischen Stunde. Aus 4000 Meter Höhe gingen meist der Kom-
Lüttich, einem wichtigen Nachschub- sie in einen leichten Sinkflug über, war- mando-Leiter
zentrum für die alliierten Truppen im fen ihre Bomben aus 2000 Meter Höhe Hort Götz. Man
Kampf gegen die deutsche Ardennen- ab und machten sich wieder aus dem hatte darin nach
offensive. Als dann kurz nach zehn Uhr Staub. Insgesamt hatten die deutschen überall hin eine
neun Arado 234 der 9./KG 76 starteten, Maschinen nur viereinhalb Tonnen gute Sicht … au-
ging deren Insassen vermutlich alles Bomben dabei, jede trug 500 Kilo- ßer nach hinten
26 000 Arbeiter waren in Alt-Lönnewitz im September 1944 tätig, wo man die B-Serie fertigte
48
Mithilfe der zu dieser Zeit üblichen Na- Hauptmann angriffs im geringeren Treibstoffver-
vigationsmethoden steuerte der Pilot Diether Lukesch. brauch, was die Reichweite vergrößerte.
sein Flugzeug bis rund 30 Kilometer Er führte die ers- Die war aber gar nicht vonnöten: »Die
vor das Ziel, dann schaltete er den Pa- ten Bomber- Ziele, die wir zu bekämpfen hatten, lie-
tin-Dreiachsen-Autopiloten ein, schob Einsätze mit der ßen sich von unserem Stützpunkt aus
den beweglichen Steuerknüppel an die Ar 234 an stets in mittleren Höhen erreichen.«
rechte Seite, löste die Schultergurte, Foto Archiv
mutierte zum Bombenschützen und Flugzeug Classic Den Gegnern davonfliegen
beugte sich über das Okular des Lotfe- Die große Stärke der ursprünglich als
(Lotfernrohr)-Bombenvisiers. Dessen Aufklärer entwickelten Arado Ar 234
Regler waren mit dem Autopiloten ge- war ihre überlegene Geschwindigkeit.
koppelt. Zentrierte der Pilot sein Ziel Das unbewaffnete Flugzeug war deut-
im Fadenkreuz, übertrug ein einfacher lich schneller als sämtliche alliierten Jä-
Rechner die Führungswerte an die au- ger und flog ihnen im Notfall einfach
tomatische Steuerung des Flugzeugs davon. So konnte der Typ bereits mona-
und legte auch den exakten Abwurf- telang und völlig unbehelligt als Auf-
zeitpunkt für die Bombe fest. klärer über Großbritannien operieren,
bevor er erstmals in alliierten Berichten
Praktisch, aber unbeliebt Erwähnung fand. Ein solcher datiert
Nach dem Abwurf schnallte sich der Pi- gab es der feindlichen Flak einen Vorteil vom 21. November 1944, verfasst von
lot wieder an, schwenkte den Steuer- in die Hand, wenn man den Kurs mithil- Mustang-Piloten der 339th Fighter
knüppel in seine Ursprungsposition zu- fe des Autopiloten längere Zeit hielt, Group, die Bomber auf ihrem Weg nach
rück, deaktivierte den Autopiloten und und zum anderen konnte der Flugzeug- Starkes Aufge- Deutschland begleiteten.
übernahm selbst wieder die Kontrolle führer bei diesem Angriffsverfahren den bot: Ar 234 B Über Holland kam ihnen ein unbe-
über sein Flugzeug. Diese Vorgehens- Bereich in seinem Rücken nicht überwa- der III./KG 76 kanntes deutsches Strahlflugzeug in die
weise brachte gute Ergebnisse, war aber chen. Er musste ständig damit rechnen, im Winter Quere: »Es näherte sich den Jagd- und
in der Praxis unbeliebt. dass gegnerische Jäger ihn überraschend 1944/45 Bomberverbänden aus Norden etwa
Diether Lukesch ließ diese Technik von hinten angriffen.« Aus seiner Sicht Foto Sammlung 300 m über ihnen in einer Höhe von
sogar gänzlich ungenutzt: »Zum einen bestand der einzige Vorteil eines Höhen- Herbert Ringlstetter schätzungsweise 8.250 m. Es flog direkt
1000 Ar 234 verpsrach Arado bis Mitte 1945 zu produzieren, falls genügend Arbeiter und Material
50
Fairbanks verlor ihn allerdings nicht
gänzlich aus den Augen und flog ihm
weiter hinterher. Als Felden vor dem
Fliegerhorst Rheine die Triebwerke
drosselte, folglich immer langsamer
wurde, dann Landeklappen und Fahr-
werk ausfuhr und schließlich zur Lan-
dung ansetzte, schloss Fairbanks zu sei-
nem Gegner auf. Unter den Feuerstößen
der Tempest-Kanonen explodierte die
Ar 234 und stürzte ab.
Vermutlich hatte ihr Insasse nichts
von der Gefahr bemerkt, die sich ihm
von hinten genähert hatte. Denn wenn
ein Arado-Ar-234-Pilot eine solche Be-
drohung rechtzeitig erkannte, hielt er
alle Trümpfe der neuen Triebwerktech-
nik in der Hand. Wie gefällt Ihnen die neue
Die Auswertung von Übungsgefech- Serie, bei der wir Flugzeuge
ten, die man im Herbst 1944 zwischen umfassend und vielseitig
Arado Ar 234 B und Fw 190 durchführ- behandeln? Bitte teilen Sie
te, vermittelte den Jet-Piloten die rich- uns Ihre Meinung mit:
tigen Verhaltensweisen. Für enge Kur- redaktion@flugzeugclassic.de
beleien war das Düsenflugzeug nicht
geeignet, da brachte sich die Propeller-
maschine mühelos in Schussposition.
Wenn der Jet jedoch einfach nur Vollgas Blick auf die
gab und davonflog, kam kein Kolben- Maschine bruchlandete, ihr Pilot blieb zerstörte Brücke setzte die Luftwaffe alles Verfügbare
triebler hinterher. Auch nicht bei weit unversehrt. In der Nacht zum 1. Januar von Remagen. ein, um das Bauwerk doch noch zum
geflogenen Kurven mit großen Radien, 1945 führte Lukesch die verbliebenen Bei den heftigen Einstürzen zu bringen. Weit mehr als
und erst recht nicht, wenn die »Düse« Maschinen im ersten Düsenbomber- Kämpfen um 300 Maschinen aller Art nahmen die
zusätzlich auch noch in einen leichten Nachteinsatz. Über Belgien und Hol- den Rheinüber- von starker US-Flak verteidigte Brücke
Steig- oder Sinkflug überging. Gegen land flogen sie Wettererkundung für gang kamen ins Visier, selbst Mistel-Gespanne fan-
die überlegene Geschwindigkeit einer das Unternehmen »Bodenplatte«, dabei auch Ar 234 den Verwendung und eben auch die
Ar 234 hatte eine Propellermaschine kei- führte ihr Flugweg in einem weiten Bo- zum Einsatz Arado Ar 234. Das Kriegstagebuch des
ne Chance, es sei denn, sie hatte das gen über Rotterdam und Antwerpen Foto picture- Oberkommandos der Wehrmacht er-
Überraschungsmoment auf ihrer Seite. bis Köln; zwischendurch warfen sie bei alliance/dpa wähnt, dass ein Flugzeug auf 450 Meter
Lüttich und Brüssel ihre Bomben ab. herunterging und eine 1000 Kilogramm
Nur wenige im Einsatz Die Anzahl der tatsächlich verwen- schwere Bombe mitten auf die Brücke
Das alles wussten Hauptmann Lukesch deten Arado 234 hielt sich in Grenzen. warf. Die erwies sich jedoch als Blind-
und seine Männer; nach der Ouvertüre Doch diejenigen der III./KG 76 zählten gänger, prallte von der Brücke ab und
am Weihnachtsmorgen 1944 setzten sie Mitte März 1945 zum Aufgebot der fiel ins Wasser.
ihre Angriffe in gleicher Weise fort. Da- deutschen Luftwaffe bei dem Versuch, Gemessen am gesamten Luftkriegsge-
bei erlitten sie auch erste eigene Verlus- die Ludendorff-Eisenbahnbrücke von schehen war der Einsatz der Arado Ar 234
te. Innerhalb von 24 Stunden wurden Remagen zu zerstören. Den wichtigen nur eine Randnotiz, allerdings bewies
vier Ar 234 der 9./KG 76 beschädigt Rheinübergang hatten US-Truppen we- das Flugzeug sein enormes Potenzial. So-
oder gingen verloren. Bei einer geriet nige Tage zuvor unversehrt besetzt, die wohl als Aufklärer als auch als Bomber.
ein Triebwerk in Brand, bei einer ande- Sprengung der Brücke war misslungen, Nicht von ungefähr war eine Ar 234 B-1
ren platzte bei der Landung ein Reifen, tagelang wurde sie heftig umkämpft. auch das letzte deutsche Flugzeug, das
die dritte geriet in den Kugelhagel der gegen Ende des Zweiten Weltkriegs im
eigenen Flak. Nur eine ging durch Enormes Potenzial Luftraum über England operierte. Am
»Feindeinwirkung« verloren, als eine Beim einzigen taktischen Kriegseinsatz 10. April 1945 drehte ein im norwegi-
Hawker Tempest der 80. Squadron eine der Raketen wurden sogar elf V2 auf schen Sola gestarteter Fernaufklärer über
Ar 234 im linken Triebwerk traf. Die die Brücke abgefeuert, und am 13. März Schottland einsam seine Kreise. n
AGGREGAT 4/V 2
Höchst
dringlich
Produktion und Einsatz der revolutionären
A-4-Rakete liefen ab Mitte 1943 auf
höchster Dringlichkeitsstufe. Die Alliierten
hielten indes die Zeit für gekommen, dem
deutschen Treiben Einhalt zu gebieten
Von Herbert Ringlstetter
52
Fertige Aggregat-4-
Rumpfmittelteile mit
den Treibstofftanks
im unterirdischen
Mittelwerk bei Nord-
hausen
N
achdem Walter Dornberger, Leiter des
deutschen Raketenwaffen-Programms,
und Wernher von Braun im Juli 1943 in
Hitlers Hauptquartier einen Vortrag über das
Aggregat 4 halten und auch persönlich mit
Adolf Hitler sprechen konnten, erhielt die
Rakete nun die höchste Dringlichkeitsstufe
und wurde mit ausreichenden Finanzen
bedacht. In einem Schreiben dazu hieß es un-
ter anderem: »Allen Maßnahmen, die darauf
abzielen, die unverzügliche Erhöhung der
A 4-Fertigung zu gewährleisten, muss vollste
Unterstützung zuteil werden.«
Auch der alliierten Aufklärung blieb das
rege Treiben in Peenemünde nicht verborgen
und rief im Rahmen der alliierten Operation
»Crossbow« schon bald das britische Bomber
Command der Royal Air Force auf den Plan.
So bereitete man am 17. August 1943 596 vier-
motorige, schwere Bomber der Typen Halifax,
Stirling und Lancaster für den nächtlichen
Einsatz vor. Ihr Ziel: das deutsche Raketen-
versuchsgelände Peenemünde auf Usedom.
Die Bomber Command Operation Order
No. 176 beschrieb ausdrücklich die immense
Wichtigkeit der Zielvorgabe: die vollständige
Zerstörung der deutschen Raketenanlagen
sowie der zugehörigen Bauten und Einrich-
tungen samt Unterkünften. Sollte der Angriff
nicht den angestrebten Effekt haben, waren
weitere Einsätze vorgesehen – das Ziel muss-
te zerstört werden, koste es, was es wolle.
Dass es sich beim Zielobjekt um eine Raketen-
versuchsanlage handelte, verschwieg man
den Bombermannschaften.
Die Existenz der deutschen »Wunderwaf-
fen« Fieseler Fi 103 (V 1) und Aggregat 4, der Häftlinge aus dem KZ Mittelbau Dora werden zur Fertigung der V 2 gezwungen. Die unmen-
V 2, blieb geheim und sollte die Besatzungen schlichen Arbeitsbedingungen forderten zahlreiche Opfer
Unternehmen ging die mit nur acht Mosqui- RAF-Bomber von nur 2400 Metern nicht viel. die Ausbildung von Bedienungsmannschaf-
tos geflogene Aktion »Whitebait« voraus. Innerhalb von 45 Minuten gingen insgesamt ten auf dem Programm. Als neuen Standort
Diese sollte die deutschen Nachtjäger ablen- 1874 Tonnen Bombenlast (überwiegend wählte man nach dem erneuten Abzug den
ken, deren Einsatzzentrale einen bevorste- Sprengbomben) auf die Heeresversuchsan- SS-Truppenübungsplatz Westpreußen in der
henden Großangriff im Raum Berlin vermu- stalt nieder. 70 Bomber warfen allerdings we- Tucheler Heide, von wo aus man bis Januar
tete. Tatsächlich markierten die Mosquito- gen falsch gesetzter Zielmarkierungen ihre 1945 104 V 2 startete.
Mannschaften die Reichshauptstadt, so wie Bomben über zwei Lagern in Trassenheide Der westalliierte Aufklärungsdienst unter-
es für einen bevorstehenden Angriff üblich unterhalb von Peenemünde ab. suchte im Dezember 1943 Luftbilder von Pee-
war. In drei Wellen bombardierten derweil 701* Menschen kostete der britische An- nemünde nochmals genauer und kam zu
die Briten Peenemünde, das nur von gerin- griff das Leben, die meisten davon waren dem Ergebnis, dass wesentlich weniger Be-
gen Flakkräften verteidigt wurde. Wirkungs- Kriegsgefangene. Jedoch kamen auch zahlrei- schädigungen angerichtet wurden als zu-
voller zeigte sich hier die Vernebelungsanla- che deutsche Soldaten und Fachkräfte ums nächst vermutet. Dennoch unterblieb ein er-
ge, die es sehr erschwerte, die Umrisse der Leben, darunter Doktor Walter Thiel, der lei- neuter Angriff der RAF. Womöglich trugen
54
Aggregat 4/V 2
Der unter dem Tarnnamen »Schotterwerk Nordwest« geführte V-2-Bun- Das US-Aufklärerfoto vom 7. Juli 1944 zeigt die extremen Folgen des
kerbau bei Wizernes auf einem Aufklärerbild Mitte 1944 mit markierter vorangegangenen Luftangriffs. Es ist kaum zu glauben, dass hier noch
Kuppel (Dome). Kartografisch steht die Aufnahme auf dem Kopf etwas heil geblieben ist, dennoch war dem so Fotos US Air Force (2)
die nicht wieder aufgebauten Gebäude ihren Ein erheblicher Teil der fabrikneuen Raketen hund« wieder verworfen worden war. Bei
Teil dazu bei. musste jedoch nachgebessert werden. Dies den Bedienmannschaften hieß das Aggregat 4
Erst am 18. Juli 1944 legten die Alliierten hatte zum einen mit schlechter Bauausfüh- dagegen lapidar »Gerät«.
nach, als 377 viermotorige Boeing-B-17-Bom- rung oder gar Sabotage zu tun, überwiegend
ber der US Army Air Forces Peenemünde bei aber mit der Tatsache, dass während der Pro- Neue Waffengattung
Tag angriffen und teilweise schwere Schäden duktion laufend Verbesserungen einflossen, Der Einsatz der A-4-Rakete machte es notwen-
anrichteten. Am 4. und 25. August 1944 er- was immer wieder dazu führte, dass man be- dig, eine neue Waffengattung zu schaffen: die
schienen die Amerikaner zwei weitere Male reits gebaute Raketen nachrüstete. Fernraketen-Abteilung. Um praktische Erfah-
und nahmen dabei auch nahe gelegene Flug- Insgesamt entstanden bis Kriegsende etwa rungen zu sammeln, entstand in Peenemünde
plätze ins Visier. 6000* Exemplare des Aggregats 4. Die deut- zunächst das Versuchskommando Nord.
1943 fertigte man die Peenemünder Rakete sche Propaganda bezeichnete die Rakete als Für Fertigung und Abschuss der Raketen
in vier Fabriken gleichzeitig. Das Arbeitsper- Vergeltungswaffe Nummer 2, kurz V 2, nach- begann Mitte 1943 südwestlich von Dünkir-
sonal dafür stammte zu einem Großteil aus dem der zuvor angedachte Beiname »Höllen- chen bei Éperlecques der Bau der Bunkeran-
Konzentrationslagern. Wernher von Braun
selbst suchte qualifizierte Häftlinge für die
Mitarbeit in Peenemünde aus.
Unterirdische Fertigung
Mit der unterirdisch gelegenen Fabrik Mittel-
werk GmbH im Kohlstein bei Nordhausen tat
sich im September 1943 die ideale, gut getarn-
te und relativ gut vor Bomben geschützte Pro-
duktionsstätte für das Aggregat 4 auf.
Die etwa 5000 Zwangsarbeiter für die
Fabrik kamen zunächst aus dem nahe gelege-
nen KZ Mittelbau Dora, einem Außenlager
des KZs Buchenwald. Mit der Zeit kamen
zahlreiche weitere Außenlager hinzu, um den
Arbeitskräftebedarf der A-4-Fabrik decken zu
können. Das A 4 entstand im Mittelwerk von
Januar 1944 bis März 1945, wobei die Häftlin-
ge die Raketen aus den von kleinen Zuliefer-
firmen produzierten Teilen zusammensetzen
mussten. Bei zunehmend verschlechterter
Kriegslage verlegten teilweise auch Zulieferer Sehr durchdacht und auf einen effizienten Betrieb ausgelegt: die V-2-Abschussanlage bei
ihre Fertigung in die Stollen des Mittelwerks. Wizernes mit der Abschusszentrale unter dem Kuppeldach (orange)
56
Eine V 2 auf einem zum Straßentransport bestimmten Vidalwagen bei einen Meillerwagen diente ein mobil einsetzbarer StraboKran
dem Dorf Blizna im Südosten von Polen, wo sich das SS-Gelände (Straßenbockkran). Die Flossen der V 2 sind mit einer tarnfarbenen
Heidelager befand. Zum Umladen der V 2 vom Bahnwaggon oder auf Schutzverkleidung versehen, die es auch für den Rumpf gab
lage Kraftwerk Nordwest. Denn nach wie vor griffe starke Schäden erlitt, begann man bei Luftangriffe eine gewaltige Raketenabschuss-
war das Hauptziel der Raketen Großbritan- Wizernes, südöstlich von Calais, einen weite- basis aus dem Boden, von der aus die Fern-
nien, insbesondere London. Als die sich noch ren, jedoch wesentlich größeren und stärke- waffen äußerst effizient zum Abschuss kom-
im Arbeit befindliche, auch als Watten Bunker ren Bunkerkomplex. Mit dem Bauvorhaben men sollten.
beziehungsweise schlicht Watten bezeichnete 21, Tarnname »Schotterwerk Nordwest«, Die alliierte Aufklärung fand auch dieses
Bau schon bald durch schwere Bombenan- stampfte man in unerhört kurzer Zeit trotz der deutsche Bestreben in Sachen Raketeneinsatz
heraus und mobilisierte erhebliche Kräfte, um
das gigantische Bauwerk zu zerstören.
US-Rekonstruktion der gigantischen Zwischen 11. März und 4. August 1944
V-2-Abschussanlage südöstlich von kam es zu neun (drei weitere brach man
Calais. Der bombensichere Haupt- wegen tief liegender Wolken ab, ein An-
bunker hatte einen Außendurchmes- griff erreichte das Ziel nicht), mitunter
ser von 72 Metern und eine Decken- schweren Luftangriffen gegen die Bun-
höhe von rund 20 Metern. Um vor keranlagen bei Wizernes, die das Gebiet
Luftangriffen so gut wie sicher zu in eine Mondlandschaft verwandelten.
sein, baute man zuerst die Kuppel Zu den alliierten Vorgehensweisen gegen
stark befestigte Ziele zählte auch der Ein-
satz schwerster britischer Bomben des
Typs Tallboy, einer Fünfeinhalb-Tonnen-
Bombe mit 2,4-Tonnen-Sprengkopf, die
bereits gegen Watten erfolgreich zum Ein-
satz gekommen war. Am 17. Juli wurden
die Zugänge zu den Tunneln Gretchen
und Gustav durch Tallboy-Treffer verschüttet. * Es existieren unterschiedliche Angaben.
Zwar hielt die Anlage insgesamt betrachtet
den Bomben stand, vollenden konnte man sie
jedoch nicht mehr, geschweige denn eine V 2
abschießen. Denn das monströse, markante
Bauwerk, von den Franzosen später La Coupole
(die Kuppel) genannt, musste nach der alliier-
ten Landung in der Normandie Mitte 1944
und der zügigen Rückeroberung Frankreichs
aufgegeben werden.
Für den Einsatz der V 2 blieben nun nur
mehr die mobilen Raketenabteilungen übrig
– für die alliierten Aufklärer schwierig auszu-
machende Objekte. Lesen Sie in der nächsten
La Coupole (die Kuppel) zwischen den Orten Wizernes und Helfaut südöstlich von Calais. Die Ausgabe von Flugzeug Classic unter anderem
Überreste des imposanten Bunkerbaus locken Besucher aus der ganzen Welt an Foto Clare Wilkinson über den Einsatz der V 2. n
ZEPPELIN LZ C II
Schmuggelware
für die Schweiz
Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs standen in den deutschen Flugzeugwerken
zahlreiche fabrikneue Flugzeuge ohne Abnehmer. Die Schweiz nutzte die Chance
und sicherte sich über Strohmänner 19 brandneue Beobachtungsflugzeuge für
ihre Fliegertruppen Von Peter W. Cohausz
I
m Versailler Vertrag von 1919 hatte die En- mal zurück mit der Hoffnung, sie gewinn- Militärflugzeuge noch mit etwas Gewinn ab-
tente Deutschland den Flugzeugbau verbo- bringend ins Ausland verkaufen zu können. zugeben, anstatt sie den Alliierten zu überlas-
ten. Das noch vorhandene Gerät musste So wurden die Maschinen als Zepp LZ C II sen, die sie wahrscheinlich lediglich zerstört
entweder abgeliefert oder zerstört werden. Da der Schweizer Fliegertruppe zum Kauf ange- hätten. Die Schweizer Fliegertruppe konnte
noch viele fabrikneue Maschinen bei den Her- boten. Die Schweizer versuchten es zunächst sich gleichzeitig über ein modernes Beobach-
stellern standen, versuchten die Firmen natür- legal über die Diplomatie und hofften als neu- tungsflugzeug freuen, ihre erste Leichtmetall-
lich, noch einiges davon ins Ausland zu ver- traler Staat auf eine Sonderbehandlung durch konstruktion.
kaufen. Die Chancen standen gut, denn viele die Entente. Die Antwort der Franzosen war Nun knüpfte man ein dichtes Strohmän-
Flugzeuge waren hervorragende Konstruktio- jedoch knapp und sehr direkt: »Sämtliches ner-Netz, um weder als Käufer noch als Ver-
nen auf dem neuesten Stand der Technik. Flugmaterial ist durch die Interalliierte Kon- käufer zu erscheinen. Zunächst wurden im
Oktober 1919 die 19 demontierten Zeppelin
Wir müssen doch wohl nicht die Entente LZ C II in einer Nacht- und Nebelaktion über
die Schweizer Grenze geschafft und in einer
fragen, was wir kaufen müssen! Lagerhalle der Fabrik Chemischer Produk-
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Peter W. Cohausz
58
Zepp LZ C II Nummer 808, aufgenommen
am 2. März 1920 Foto Fliegermuseum
60
WISSEN KOMPAKT
… im Jahre 1933
Curtiss-O2C-1-
… Airline-Flugzeug- Doppeldecker des
reifen selbst nach deutlichem US Marine Corps für
Verschleiß des Profils weiter Luftaufnahmen des
betrieben werden dürfen, Kinofilms King Kong
sofern keine definierten Risse Scheinangriffe auf
oder Schnitte drin sind? den Riesenaffen
und das Empire State
Building flogen?
3251,2
Millimeter beträgt der der Flugsteuerung durch Flügel-
Fandurchmesser des verwindung, einen Patentprozess
größten und leistungs- gegen Glenn Hammond Curtiss
fähigsten Strahltriebwerks verloren, der Querruder einsetzte?
der Luftfahrtgeschichte.
Das General Electric
GE90-115B hat einen
Startschub von 514 Kilo-
newton und kommt bei
der Boeing 777-200LR,
777-300ER und 777F
zum Einsatz.
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Nach Verdun!
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Spuren des bedeutenden vom
3.
19.–23.
Schlachtfeldes des Ersten Weltkriegs
2019
W
enn aus Lesen erleben wird: Vielleicht ha-
ben Sie, liebe Leser, noch das Clausewitz
Spezial »Verdun« in Erinnerung. Nun ha-
ben Sie die Möglichkeit, zusammen mit anderen In-
teressierten die Schauplätze der Kämpfe von 1916 bis
1918 zu besuchen. Kaum ein Schlachtfeld des Ersten
64
Alles in
deutscher
Das Programm Sprache!
1.Tag: Besichtigung des zentralen
Schlachtfelds am Ostufer der Maas:
Caureswald, Deutscher Soldatenfriedhof Museum Mémorial de
Azannes II, zerstörtes Dorf Bezonvaux, Verdun: bedeutends-
Museum Mémorial de Verdun in Fleury tes Museum zur
und das Fort Douaumont. Schlacht von Verdun
2. Tag: Besichtigung am Westufer der Fotos (2): Mémorial Verdun
Maas (Auswahl): Höhe »Toter Mann (Morte
homme)«, »Höhe 304«, Montfaucon-d’Ar-
gonne, Varennes en Argonne, Vauquois.
3. Tag: Zentrales Schlachtfeld am Ostufer
der Maas: Zwischenwerk »Kalte Erde
(Froideterre), Unterstand »Vier Kamine«,
Fort Vaux, Beinhaus von Douaumont,
»Tranchée des Baionettes (Bajonettgra-
ben)« und Fleury.
Leistungen:
• Bus ab/bis Leipzig über Erfurt, Ihr Hotel
Frankfurt/Main, Karlsruhe
• 4 Übernachtungen im 3-Sterne Hotel 3-Sterne-Hotel Les Orchidées mit
(Landeskategorie) im Doppelzimmer mit Bad idealer Lage am östlichen Stadt-
oder Dusche/WC rand und kurzen Wegen zum ehe-
• Täglich Frühstücksbuffet & Abendessen im maligen Schlachtfeld.
Restaurant des Hotels
• Städtesteuer
• Führung in deutscher Sprache durch Pierre
Lenhard am 20., 21. und 22.3.2019
• Eintritte Mémorial de Verdun, Fort Douau-
mont und Vaux, Vauquois und Beinhaus
Nebenjob: Sturzkampfbomber
N
achdem die Royal Air Force ihre ersten nen, da die P-51 Mustang in der Produktion Die tschechische Firma Brengun nahm sich
Mustangs I in die Verbände einführte, verbleiben und ungestört fortgeführt werden des Typs an und brachte vor nicht allzu langer
kamen Forderungen nach einer Sturz- sollte. Die Verantwortlichen der US Air Force Zeit gleich zwei A-36 auf den Markt. Zum einen
kampfbomber-Variante auf. North American unterzeichneten schnellstens einen Vertrag ist es die hier beschriebene RAF-, zum anderen
(NAA) begann mit den nötigen Modifikatio- über die Lieferung von 500 A-36A. Die A-36 die USAAF-Version. Gabriel Kustermann wähl-
erhielt Bombenhalterungen unter und Sturz- te die britische Apache für den Bau mit den Zu-
flugbremsen an den Flügeln. Außerdem be- behörsätzen von Brengun wie Maske BRL72132
kam sie einen Flügel, der höhere Lasten aus-
zuhalten vermochte.
Im September 1942 verließ die erste A-36
die Werkhallen von NAA in Inglewood, Ka-
lifornien. Im Oktober 1942 fand dann der
Erstflug statt, dem sich die Serienproduktion
gleich anschloss. Mit der A-36 Apache statte-
te man Verbände der USAAF und RAF vor
Modellbausatz: Strotzt vor Kanonen: Die A-36 hat zwei Kanonen seitlich des
A-36 Apache Motors und jeweils zwei in der linken und rechten Tragfläche
RAF Markings
Kit-Nr.: BRP72026
Maßstab: 1:72
Hersteller:
Brengun
Preis: 13,95 €
Kommentar: Neuer Short-Run-Spritzguss-
bausatz, gut 70 Bauteile, Decals für zwei
RAF-Maschinen
Plus: Gute Oberflächendetails, separates
Seitenruder, einzelne Flaps, ausbaubare
Cockpiteinrichtung, detailliertes Fahrwerk
Minus: Keine Sitzgurte in Form von Decals
oder Angüssen am Sitz
66
Hier der Zurüstätz-
teilesatz BRL72133 Modellbau-News
von Brengun. Er ent-
ITALERI/DICKIE-TAMIYA
hält Teile für Cockpit, F-4J Phantom II 1:48 (Kit:
Instrumentierung, 2781). Der bekannte Kampfjet
Flügel-Sturzflugbrem- befindet sich nun in neuer Auf-
sen, Lufteinlauf, machung und mit neuen Decals
Cockpitverglasung auf dem Markt. Für diesen sehr
und Fahrwerk empfehlenswerten und tollen Kit
hat eduard eine Reihe von Zusatzteilen wie Cockpit,
Radar, Räder und eine Reihe verschiedener Ätzteil-
sätze zum Detaillieren im Sortiment. Mit den klasse
Foto Brengun
AIRFIX/GLOW2B
und Ätzteile BRL72133. Der im klassischen Vallejo-Farben zum Einsatz. Das Fazit: Der Kit Vickers Wellington Mk.IA/C in
Short-Run gefertigte Bausatz macht einen recht einer nicht alltäglichen Mustang/Apache. 1:72 (Kit: A08019). Den Bomber
Wellington gibt es jetzt aus neuen
guten Eindruck und weist feine Gravuren auf. Othmar Hellinger
Formen zu kaufen. Die Bauteile
Für die Sturzflugbremsen sind Ätzteile beige- des Kits zeigen gute Strukturen und
legt, ebenso ein Resin-Teil für den Lufteinlass Neben der RAF-Version Details. Die Oberflächen geben die
unter dem Rumpf. Die Decals könnten umfang- hat Brengun die A-36 in Wabenoptik dieses Flugzeugs ordentlich wieder. Mit
reicher sein und die Bauanleitung findet auf ei- der US-Version auf den den Decals lassen sich zwei Maschinen der Royal
ner DIN-A4-Seite Platz. Die Passgenauigkeit der Markt gebracht. Die Auf- Air Force bauen. Preis: 34,99 €
Teile ist gut und man benötigt nur etwas Spach- machung ist gleich, nur
telmasse. Kanonenrohre und Staurohr stammen mit wesentlich mehr Abziehbildervarianten für
EDUARD
Afrika – Bf 109F-4 & Bf 109G-
von Spritzkanülen. Für die Lackierung kamen Mittelmeer und pazifischen Kriegsschauplatz 2 Dual Combo Limited Edition
in 1:48 (Kit: 11116). Die
tschechische Firma beschert
In dieser Ansicht ist die rechte obere Sturzflugbremse mit dem uns eine Afrika-Combo der be-
Mechanismus sichtbar, der identisch mit der unteren ist rühmten »109« in zwei Varianten. Mit den Bauteilen
lassen sich die F-4- und G-2-Variante bauen. Es lie-
gen für Nordafrika aus Resin
separate Luftfilter in toller Qualität bei. Mit den Ätztei-
len lassen sich die Cockpits und Weiteres detaillieren.
Mit dem umfangreichen Decalbogen können zwölf
der schnittigen Jäger entstehen, darunter zwei von
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Do 17Z-7 WWII German Night
Fighter in 1:48 (Kit: 48245).
Das namhafte Flugzeug
kommt als schwerer Nachtjä-
ger in die Läden. Die Bauteile
des Kits besitzen recht anspre-
chende Oberflächengravuren,
Düsenlegende wieder am Start eine gute Inneneinrichtung und ein gut gestaltetes
Fahrwerk. Die Glasteile sind besonders fein gestaltet
StuG III
und lassen eine gute Sicht ins Cockpit zu. Mit den
in 1:72 n 1:24 Seite 20
9 Umgebaut zur
Sturmhau-
C-477A
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Airfix-Klassiker
neu aufgelegt!
Me 262 in 1:72
FL 282 V-21 Kolibri von Miniart
von Airfix Seite 10
M60A3 in 1:35
ut: geben den Hubschrauber Flettner
Airfix hat einen neuen Bausatz der Me 262 heraus-
Patton-Panzer mit n em Turm
Seite 52
HM
MS Viicto
or
rious in 1:400 FL 282 wieder. Diese Konstruktion
gebracht. Kann sich der Kit beweisen? Und ist er war besonders interessant, da sich
auch für Anfänger geeignet? Das und noch mehr er- die beiden Rotoren ineinander verzahnt drehten.
fahren Sie in der neuesten Ausgabe von ModellFan, Die Bausätze sind sehr gut gestaltet und man kann
verschiedene Ausführungen bauen. Mit den Decals
die seit dem 20. August am Kiosk bereitliegt. n
lassen sich jeweils drei Helikopter umsetzen.
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Sand im Getriebe
Dass der Krieg an der
A
us der Sicht der obersten deutschen Frankreich und Großbritannien nicht auf glo-
Heeresleitung war die Kriegslage An- bale Ressourcen zurückgreifen konnten. Die
Westfront entschieden wird, fang 1918 zwar angespannt, aber nicht Truppen der deutschen und österreich-unga-
gänzlich hoffnungslos. Im Kriegsjahr 1917 rischen Kaiserreiche wurden dadurch ge-
war allen Beteiligten klar. Von scheiterten sämtliche Offensivbemühungen schwächt, zu sehr, um ihrerseits Entscheiden-
langer Hand bereitete die der Entente, wichtige Ziele konnten sie nicht des zu erzwingen.
erreichen, deutsche Gegenangriffe holten ver- Zum Jahreswechsel 1917/18 schien sich
deutsche Führung Anfang loren gegangenes Terrain weitgehend wieder das zu ändern: Der Zusammenbruch Russ-
1918 eine große Offensive vor zurück. Allerdings zehrten die für alle Seiten lands und das Ende der Kampfhandlungen
verlustreichen Kämpfe vor allem an der Sub- im Osten setzte Kräfte frei, die man jetzt in
Von Peter Cronauer stanz der Mittelmächte, die im Gegensatz zu den Westen verlegen konnte, um die Initiative
28. Juni 1914 Attentat 1. August 1914 Deutschland Mai 1915 Erster Bombenangriff August 1915 Beginn 21. Februar 1916 Erster Abschuss
von Sarajewo erklärt Russland den Krieg auf London durch Luftschiff der »Fokker-Plage« eines Luftschiffes mit Brandmunition
68
Bereits im Ersten
Weltkrieg
unterschied man
zwischen
taktischen und
strategischen
Bomben-
angriffen
28. Oktober 1916 Oswald Boelcke April 1917 Im »Blutigen April« werden 19. Oktober 1917 »Groß«-Angriff mit 29. Juli 1918 Jungfernfahrt des letzten
stirbt bei einem Zusammenstoß 298 alliierte Flugzeuge zerstört elf Luftschiffen auf Großbritannien deutschen Marine-Luftschiffes »L 71«
sollten »möglichst gleichmäßig auf alle Ar- in Geschwadern zusammen, und nicht zu-
meen verteilt werden«. Leerstand nahm man letzt genehmigte man auch die Aufstellung
dabei in Kauf, schließlich nutzten alle Seiten eines neuen Bombengeschwaders … Am grü-
unter anderem auch Flugzeugattrappen, um nen Tisch ließ sich leicht darüber befinden,
den Gegner zu verwirren. doch hinter den Kulissen knirschte es. Vor al-
lem rumorte es in der Heimat: In beiden Kai-
Es knirschte hinter den Kulissen serreichen sorgten große Streiks im Januar
Das »Kriegsspiel« lieferte auch neue Erkennt- 1918 für Produktionsverzögerungen und
nisse über die »Beweglichmachung der Flie- -ausfälle in der Rüstungsindustrie. Letztlich
gerverbände« beim Übergang vom lang an- beendete man den Aufruhr mit militärischer
dauernden Stellungs- in einen offensiven Gewalt und schickte anschließend zigtausend
Bewegungskrieg. »Vieles von dem, was die beteiligte Arbeiter zur Strafe an die Front.
Abteilungen sich (…) für ihren technischen
Betrieb, ihren taktischen Einsatz und ihre Un- Mangelverwaltung
terbringung eingerichtet hatten, musste zu- Deren soldatische Motivation dürfte sich in
rückgelassen werden.« Die Armeeflugzeug- Grenzen gehalten haben, ihre Hände fehlten
parks sollten sich auf die Aufnahme von dafür in der Produktion. Zugleich wirkte sich
mindestens 200 Flugzeugen und 1000 Mann Lediglich das Gerippe eines im Jahr 1918 auch der zunehmende Rohstoffmangel aus:
einrichten, auch musste ein »ausreichender abgeschossenen deutschen Riesen-Flugzeugs Immer häufiger klagten Flugzeugführer über
Vorrat an Benzin, Öl, Bomben, Handgranaten, ist übrig geblieben versagende Motoren und auch die Qualität
Sondermunition, Reserve-Maschinengeweh- der Munition ließ nach. Im heißen Sommer
ren, Reservezelten, Lichtbildverbrauchsmate- ganisieren musste, wie man sie nutzte und 1918 gingen einige Maschinen »ohne Feind-
rialien« und so weiter angelegt werden. möglichst effizient belud. einwirkung« am Boden verloren, weil sich ge-
Dafür richtete man im nordfranzösischen Insgesamt erfassten die Überlegungen gurtete Munition in der Hitze selbst entzün-
Maubeuge, in zentraler Lage hinter der An- sämtliche Aspekte einer offensiven Luftkrieg- dete. Dies galt freilich nicht nur für Flieger,
griffsfront, ein großes Depot ein, »das in An-
spruch genommen werden sollte, wenn die
unmittelbare Zuführung aus der Heimat an
Immer häufiger klagten Flugzeugführer
die Armeeflugparks infolge Überlastung der über versagende Motoren und die Munition.
Eisenbahnen versagte«. Und weil ein solches,
kaum übersehbares Depot die Gegner vorzei- führung. Das Spektrum reichte von der Aus- auch die Flak beklagte »so viele Rohrkrepierer
Fotos Sammlung Peter Cronauer
tig hätte warnen können, legte man »zur Ver- bildung des fliegerischen Nachwuchses bis wie noch nie zuvor«. Daher war das »Kriegs-
schleierung unserer Absichten« in Lothringen hin zum Fronteinsatz, erfasste aber auch spiel« zugleich auch Mangelverwaltung, wie
ein zweites an. Dadurch waren aber noch Kommandostrukturen und Befehlsketten. In unter anderem dieses Beispiel zeigt: »Bei dem
längst nicht alle Nachschubprobleme gelöst, der Folge gliederte man die bestehenden Flie- Ansetzen der Fliegeraufklärung war eine
wie das »Kriegsspiel« zeigte: Beispielsweise gerverbände teilweise um, neue wurden auf- scharfe Trennung der Arbeitsgebiete (Aufklä-
gab es viel zu wenige Lastkraftwagen, wes- gestellt. Die Jagdgeschwader 2 und 3 entstan- rungsräume) der einzelnen Verbände nach
wegen man umso sorgfältiger planen und or- den, Schlachtflieger fasste man jetzt ebenfalls der Seite und der Tiefe erforderlich. Der Roh-
70
Im Mai 1918 wird dieser dreisitzige französische Bomber Letort für einen Aufklärungsflug an der Somme vorbereitet
Luftaufnahme des deutschen Flugplatzes bei der kleinen Gemeinde Zielwirkungsaufnahme des Flugplatzes bei Bazuel am Morgen nach
Bazuel im Norden Frankreichs dem nächtlichen britischen Luftangriff
stoffmangel machte auch für die Lichtbild- te: Der Einsatz sämtlicher Stationen sollte zen- überwachen und Angreifer mit dem MG ab-
erkundung Einschränkungen im Verbrauch tral durch die Kommandostelle der Nachrich- zuwehren. Unter diesen schwierigen Bedin-
von Platten usw. notwendig.« tentruppe geregelt und befohlen werden. gungen musste der »Erdfunker« den Kontakt
Nicht zuletzt kam es im Frühjahr 1918 zu Schon damals gab es Kontroversen, weil zum Flugzeug aufrechterhalten. Laut von
Kompetenzgerangel zwischen führenden die Nachrichtentruppe auch das »gesamte Hoeppner erforderte dies »besondere Veranla-
Köpfen: Die schnelle und möglichst direkte Funkentelegraphenpersonal und -gerät der gung, Schulung und Hingabe«, Eigenschaften,
Verbindung zwischen Flugzeugen und Bo- Fliegertruppe« aus dieser herauslösen und die man von den »notdürftig im Gebrauch des
dentruppen, insbesondere zwischen Artille- sich selber angliedern wollte, was die Luft- Morsetelegraphen ausgebildeten Artilleriefun-
riefliegern und Geschützbatterien, war von streitkräfte jedoch vorerst verhinderten. Als kern nicht erwarten konnte«. Diese waren
allergrößter Bedeutung. Die »Funkentelegra- man im Januar 1918 auch bei der Artillerie in schlichtweg überfordert.
phie« war hier der Schlüssel zum Erfolg, und großem Umfang Empfangsgeräte einführte, Als die Oberste Heeresleitung Ende Januar
die Voraussetzungen dafür waren bereits ge- flammte die Diskussion wieder auf. 1918 schließlich doch noch den Übertritt des
schaffen. Die Fliegertruppe verfügte über gesamten Funkerpersonals einschließlich
selbst entwickeltes, leistungsfähiges Gerät Offener Streit Gerät von der Flieger- zur Nachrichtentruppe
und legte großen Wert auf die Auswahl und Die Hoffnung, dass nun Flugzeug und Batterie befahl, kam es zum offenen Streit zwischen
Ausbildung ihrer Funker. Dabei waren die direkt miteinander kommunizieren könnten, von Hoeppner und dem Chef der Nachrich-
»Gefechtsstationen der Flieger«, die mit »Ge- was die ideale Lösung wäre, erfüllte sich nicht. tentruppe. Der kommandierende General der
räten für Wechselverkehr« ausgestattet wa- Für einen »Erdfunker« war es keine leichte Luftstreitkräfte befürchtete, dass »diese folgen-
ren, die Dreh- und Angelpunkte bei der Kom- Aufgabe, die Verbindung zu einem Flieger zu schwere Entscheidung (…) die Zusammenar-
munikation zwischen Fliegern und Boden- halten: Die Bedienung des Bordgerätes oblag beit zwischen Fliegern und Artillerie unterbin-
truppe. Allerdings fiel das Entstehen dieser dem Beobachter, dieser hatte jedoch vor allem den musste, und das in einem Augenblick, in
Gefechtsstationen zeitlich mit der Einführung seine Aufklärungsarbeit zu leisten. Er musste dem alles darauf ankam, diese Verbindung so
von leichten Funkgeräten bei der Infanterie das Geschehen am Boden erfassen, dokumen- sicher wie möglich zu gestalten«. Die Konfron-
zusammen, was den »Funkentelegraphenver- tieren und die gewonnenen Erkenntnisse per tation spitzte sich zu; am Ende fällte die Obers-
kehr« derart anschwellen ließ, dass die Obers- Morsetelegraf »nach unten« durchgeben. te Heeresleitung einen Schiedsspruch zuun-
te Heeresleitung bereits im Januar 1917 eine Gleichzeitig hatte er aber auch noch den ge- gunsten der Fliegertruppe. Von Hoeppners
einheitliche Regelung forderte und anordne- samten Luftraum um sein Flugzeug herum zu Befürchtungen sollten sich bewahrheiten. n
Leserbriefe
Anmerkung der Redaktion Leserbriefe spiegeln nicht unbedingt die Meinung Sie wollen uns schreiben?
der Redaktion wider. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe aus Gründen Flugzeug Classic
der Darstellung eines möglichst umfassenden Meinungsspektrums unserer GeraMond Verlag GmbH
Leser sinnwahrend zu kürzen. Infanteriestraße 11a
80797 München
Heiratserlaubnis rialblatt des Bundesministeriums ser Zeit Disziplinarvorgesetzter Ich lernte Russ zirka 1972 in
»Leseralbum« in Heft 4/2018 (der Verteidigung) VMBl 1958, und habe 1968 geheiratet, aber RAF Lyneham als einen äußerst
Seite 95, unter »Führung und eine Heiratserlaubnis habe ich liebenswürdigen und hilfsberei-
Im Leseralbum in Heft 4/2018 be- Ausbildung – Heirat von Solda- nicht benötigt. ten Menschen und einen der ganz
richtet Herr Merz, dass er im Mai ten«). Danach musste der Soldat, Peter Lange, per E-Mail wenigen, die sich damals in den
1970 geheiratet und dazu die Ge- der zu heiraten beabsichtigte, 1970er-Jahren mit der Restaurie-
nehmigung seines Staffelkapitäns dieses spätestens vier Wochen Bf 109 G-2 »Schwarze 6« rung von Bf 109 beschäftigten,
benötigt hat. Eine Heiratserlaub- vor Bestellung des Aufgebots un- »Zurück am Himmel« in kennen. Als ich ihm von meinem
nis hat es aber in der Bundeswehr ter Angabe der Personalien der Problem erzählte, dass ich eine
aus gutem Grund nie gegeben. Braut und des Heiratstermins sei-
Heft 4/2018 Motorverkleidung samt Spinner
Die Heiratserlaubnis wurde in nem nächsten Disziplinarvorge- Der mehrteilige Bericht über die für »meine 109« benötigte, an der
der Wehrmacht des Dritten Rei- setzten melden. Dieser Erlass mühevolle Restaurierung – oder ich bereits den Merlin-Motor ge-
ches (und auch im Kaiserreich wurde 1974 aufgehoben. sagt man besser: Rettung? – der gen einen DB 605 ausgetauscht
und in der Reichswehr) gefordert Ich glaube, die Erinnerungen Bf 109 G-2 »Schwarze 6« durch hatte, machte er den Vorschlag,
in Verbindung mit gewissen wei- des Herrn Merz sind da etwas Russ Snadden weckt in mir wie- die entsprechenden Teile »seiner«
teren Nachweisen. In der Armee unscharf, nach vollzogener Ehe- der einmal Erinnerungen an mei- G-2 für GFK-(glasfaserverstärkte
eines demokratischen Staates war schließung musste er dies außer- nen Umbau einer spanischen Kunststoff)-Abdrücke zur Verfü-
eine solche Heiratserlaubnis dem seinem Staffelfeldwebel »Buchón« in eine Bf 109 G-6 an gung zu stellen. So haben wir es
schlicht undenkbar, sie würde die melden und der hat eine soge- der Aachener Technischen Hoch- dann auch gemacht. Einer meiner
bürgerlichen Rechte eines Solda- nannte Änderungsmeldung er- schule vor mehr als 40 Jahren Studenten, George Feltz, fuhr mit
ten unzulässig einschränken. stellt, damit die Besoldungsstelle (siehe meinen Artikel in Flugzeug seinem Renault R4 und mit GFK-
Es gab einen »Erlaß vom die Bezüge entsprechend an sei- Classic 8/2007 und das Foto der Matten, Gießharz und Trenn-
10. Januar 1958 – Fü B I 4 – Az 35- nen neuen Familienstand anpas- Maschine in Speyer in Flugzeug wachs ausgerüstet nach Lyneham
05-01« (veröffentlicht im Ministe- sen konnte. Ich selbst war zu die- Classic 10/2006). und erstellte mit Russ’ Hilfe die
B Ü C H ER
AMARU TINCOPA /SANTIAGO RIVAS MICHAEL JOHN CLARINGBOULD
Luftkrieg über Putumayo Airacobra gegen Zero
1932/33 tobte ein Grenzkrieg zwischen Erneut nimmt sich die »Duel«-Reihe ei-
Peru und Kolumbien um den Amazonas- ne klassische Luftkampfpaarung über
hafen Leticia. Im unwegsamen Kampf- dem Südwestpazifik vor. Als ausgewie-
gebiet am Rio Putumayo und Amazonas sener Kenner der Materie erzählt Autor
kam dem Flugzeug entscheidende Be- Michael Claringbould ebenso fundiert
deutung zu, zugleich feierten beide Wi- wie lebendig und verhilft dem Leser zu
Air War over the Putumayo dersacher dort die gegenseitige Feuertau- einer attraktiv vielseitigen, aber auch
Colombian and Peruvian Air fe ihrer rudimentären, wild zusammen- kritisch analysierenden Zusammen- P-39/P-400 Airacobra vs.
Operations during the gewürfelten Fliegerkräfte. Eilig umgerüs- schau. Beleuchtet werden darin unter A6M2/3 Zero-Sen –
1932–1933 conflict New Guinea 1942
tete Verkehrsmaschinen der SCADTA anderem die strategische Gesamtsitua-
In englischer Sprache wie Junkers F13 und W34 wurden dabei tion, die technischen Vorzüge und Osprey Duel 87
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72
LESERBRIEFE
ABWECHSLUNGSREICHE FLIEGERLAUFBAHN
Vom Aufklärer
zum Jagdflieger
Manche Fliegerlaufbahn verläuft über
viele Stationen. Karlheinz Dietsche
begann nach seiner Ausbildung als
Fernaufklärer, flog dann Nacht- und
Tagjagd-Einsätze und beendete den
Krieg als Gruppenkommandeur
Von Peter W. Cohausz
74
Luftwaffenführerschein von
Karlheinz Dietsche, ausge-
stellt am 18. Februar 1939.
Seit Oktober 1936 hatte er
jedoch schon den Militär-
flugzeugführerschein
Karlheinz Dietsche als junger
Flieger 1935 am Beginn seiner
Ausbildung bei der Luftwaffe
E
igentlich hätte der am 16. Januar 1916 in
Fliegerdenkmal mit der He 72 D, Mannheim geborene Karlheinz Dietsche
D-EPAI. Weiche Äcker sind als ein Berufsleben als Kaufmann im elterli-
Notlandegelände immer riskant chen Betrieb, der Chemiefabrik Emil Dietsche,
führen sollen. Er begann nach der Schule eine
kaufmännische Lehre, die ihn sogar für ein
Jahr nach Paris führte.
Daneben wuchs aber auch sein Interesse
für die Fliegerei, geweckt durch die Geschich-
ten seines Vaters, der im Ersten Weltkrieg Be-
obachter war und noch verschiedene interes-
sante Luftaufnahmen aufbewahrt hatte, unter
anderem von der Tankschlacht bei Cambrai.
In der Freizeit war Karlheinz Dietsche aber
auch oft Zaungast am 1926 eröffneten Flug-
Fotos Sammlung Jörg Dietsche
76
Luftwaffenübung 1938 in Scheuen. Män-
ner stellen eine He 46 der Aufklärungs-
schule Hildesheim bereit. Beachtenswert:
die übermalten Hoheitskennzeichen und
die verlängerte Auspuffanlage
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Dornier Do 17. Schwere Flugzeuge
wie diese durfte Dietsche mit seinem
C2-Pilotenschein fliegen
Nach der Ausbildung konnte er einmotori- Ju 88 fliegen. Dafür hatte er seine Kenntnisse
Ein Zwerg unter der Ju 52: Von dem ge Flugzeuge bis 2500 Kilogramm steuern und in Navigation, Instrumentenflug und Wetter-
Motorsegler Motorbaby sind insgesamt bekam am 14. Oktober 1936 seinen Piloten- kunde vertiefen müssen und außerdem eine
etwa 25 Stück gebaut worden. Als Antrieb schein und das Flugzeugführer-Abzeichen. ausführliche Nacht- und Blindflugausbildung
diente ein 18-PS-Kroeber-Boxer-Motor Dafür hatte er zwischen 100 und 150 Flug- erhalten.
SIE haben seltene Bilder oder sind auf bisher unveröffentlichte Fotoalben gestoßen? Dann schicken Sie uns
die Aufnahmen zur Veröffentlichung an: FLUGZEUG CLASSIC, Infanteriestraße 11a, 80797 München
Das Bilderrätsel
Hundert Jahre Luftfahrt-
geschichte – erkennen Sie
die hier abgebildeten
Typen?
Lösung:
Dassault Mystere IIC 5
Berijew Be-6 4
Fiat CR.42 3
Junkers Ju 160 A 2
Curtiss O2C-1 1
»D 2« auf Fernreise
Organisation ist alles! Vor 105 Jahren, im September 1913, will Alfred Friedrich mit einer
Etrich-Taube von Berlin über Paris nach London. Die Stimmung zwischen Deutschland und
seinen Nachbarn in diesem Vorkriegseuropa ist nervös, als Friedrich die erforderlichen
Papiere zum Überfliegen von Landesgrenzen beim Deutschen Luftfahrer-Verband beantragt.
Bereits im Sommer sind die Formalitäten zwischen den Nationen ausgehandelt worden.
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Foto Historisches Museum Hannover
the-Loop, wie ihn der Franzose Charles Pegoud zelebriert. Eines nur hier, nur digital: im Handel
Tages kündigt der 23-jährige Holländer beim Start in Berlin- vergriffene Ausgaben von
Johannisthal seinen Mechanikern an, es jetzt versuchen zu Flugzeug Classic Extra
»
wollen. Er schafft es tatsächlich – und wird einer der ersten Looper in Deutschland.
interessante und praktische
Funktionen: immer und
überall, online oder offline
lesen, Lesezeichen setzen,
… lautet der harmlose Eintrag im Hauptflugbuch des Zentralflughafens Tempelhof im Archiv suchen
am Morgen des 26. März 1928, als Hermann Köhl um 8:20 Uhr mit der Junkers W33
»Bremen« startet. Er kommt damit der beschlos-
senen Beschlagnahmung des Flugzeugs zuvor.
Um 16:20 Uhr landet Köhl auf dem irischen Mili-
tärflugplatz Baldonnel; die Luft Hansa kündigt
Foto DEHLA
Foto DEHLA
ber 1943 Form annimmt. Wenngleich es dafür zunächst praktisch keine Flugzeuge REDAKTIONSANSCHRIFT
gibt, denn Fertigung wie Auslieferung hinken massiv hinterher. Flugzeug Classic, Infanteriestraße 11a, 80797 München
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Nr. 208 I 10/18 I Oktober I 19. Jahrgang
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Redaktion Markus Wunderlich (Chefredakteur Luftfahrt, Geschichte,
Schifffahrt und Modellbau), Jens Müller-Bauseneik (Stellv. Chefredak-
teur), Richard Chapman (Chefreporter), Alexander Müller (Jungredakteur)
Produktion/Chef vom Dienst Christian Ullrich
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