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Patrick Richter

MEHR
SEHKRAFT
SOFORT
BESSER
SEHEN!

Wie Du mit einfachen und


effektiven Übungen deine natürliche
Sehkraft verbessern kannst.
DANKSAGUNG

Ich möchte mich an dieser Stelle bei dem gesamten Team von Augen‑trai‑
nieren.com für die großartige Unterstützung bedanken. Insbesondere
hervorheben möchte ich Enrico, welcher mir eine sehr große Hilfe bei
meiner Arbeit war und durch seine hervorragende Betreuung viel zum
Erfolg dieses Buchprojektes beigetragen hat. Ebenfalls möchte ich mich
bei allen Augentrainern bedanken, welche ebenfalls einen großartigen
Beitrag leistenden und Menschen dabei helfen ihre natürliche Sehfä‑
higkeit wiederzuerlangen. Besonders hervorheben möchte ich den Ur‑
großvater des Sehtrainings Dr. Williams Bates. Dieser hat eine großartige
Pionierarbeit geleistet, denn ohne ihn würden uns heute viele Informa‑
tionen zum Augentraining fehlen.

Weitere Informationen zum Augentraining und Seminare


findest du im Internet unter: www.augen-trainieren.com

1. Auflage 2021
Copyright © 2021 Verlag Augen-trainieren.com
Alle Rechte vorbehalten.
ISBN:
Inhaltsverzeichnis

KAPITEL 1 Das Sehvermögen zurückgewinnen


1.1 Wer sind wir?.............................................................................. 08
1.2 Das ist unsere Mission................................................................. 10
1.3 So kannst du von diesem Buch profitieren.................................. 11

KAPITEL 2 Was ist Augentraining überhaupt?


2.1 Wer hat das Augentraining erfunden?........................................ 14
2.2 So funktioniert Augentraining am effektivsten............................ 17

KAPITEL 3 Die Anatomie des Auges - So funktioniert


unser Sehen
3.1 Die Augenmuskeln....................................................................... 18
3.2 Die Hornhaut............................................................................... 19
3.3 Die Linse...................................................................................... 20
3.4 Die Netzhaut................................................................................ 21

KAPITEL 4 So beginnt jedes Augentraining - Welches


Sehprobleme habe ich?
4.1 Mache einen Sehtest beim Optiker............................................. 22
4.2 Auswertung des Sehtests............................................................ 23
4.3 Was ist eine Kurzsichtigkeit......................................................... 24
4.4 Was ist eine (Alters-) Weitsichtigkeit.......................................... 26
4.5 Was ist eine Hornhautverkrümmung.......................................... 27
4.6 Das Nacht- & Kontrastsehen....................................................... 30
4.7 So ermittelst du deine Sehschärfe und verbesserst sie.............. 31
4.8 Berechne deinen Dioptrienwert................................................. 33
4.9 Das dominante Auge................................................................... 35

KAPITEL 5 Die optimale Ernährung

5.1 Bewusst essen............................................................................. 36


5.2 Vitamine & Mineralstoffe............................................................ 38

3
KAPITEL 6 Entspannungstechniken
6.1 Palmieren – Die Beste Entspannungsmethode........................... 39
6.2 Entspannungsübungen für den Alltag......................................... 44

KAPITEL 7 Die Hornhautverkrümmung


7.1 Hast du eine Hornhautverkrümmung? Finde es heraus!............. 47
7.2 Übung zur Lockerung der Augenmuskeln.................................... 48
7.3 Das Tibetisches Rad..................................................................... 51
7.4 Augenmuskeln entspannen......................................................... 54
7.5 Ursachen einer Hornhautverkrümmung..................................... 55

KAPITEL 8 Kurzsichtigkeit - Sehfähigkeit verbessern


8.1 Augen entspannen und besser sehen.......................................... 57
8.2 Sehfähigkeit bei geringer Kurzsichtigkeit verbessern................... 60
8.3 Sehfähigkeit bei mittlerer Kurzsichtigkeit verbessern.................. 66
8.4 Sehfähigkeit bei hoher Kurzsichtigkeit verbessern....................... 71

KAPITEL 9 (Alters-) Weitsichtigkeit - Sehfähigkeit verbessern


9.1 Sehtrainingsprinzipien bei der Weitsichtigkeit............................... 77
9.2 Teste deine Lesefähigkeit.............................................................. 77
9.3 Konvergenz verbessern................................................................. 81
9.4 Monovision – zwei Augen mit verschiedenen Fähigkeiten........... 86

KAPITEL 10 Schielendes Auge wegtrainieren


10.1 Ablauf des Augentrainings beim Schielen................................... 89
10.2 Das Augen gerade rücken - Schmetterlingsübung....................... 90
10.3 Elefantenschwung - Schwingübung............................................. 92
10.4 Relax and See - Spiegelschwingübung......................................... 93
10.5 Segelfliegerübung - Ausgleichende Schwingübung.................... 95
10.6 Bilder fokussieren - Posaunenübung.......................................... 96
10.7 Amblyopie – Das schwachsichtige Auge..................................... 97

4
KAPITEL 11 Endlich Farben sehen
11.1 Farbtest..................................................................................... 100
11.2 Zählübung................................................................................. 102
11.3 Farben zuordnen....................................................................... 103

KAPITEL 12 Vorbeugen gegen Grauen & Grünen Star


12.1 Grauer Star................................................................................ 103
12.2 Reflexionstechnik...................................................................... 106
12.3 Grüner Star................................................................................ 106

KAPITEL 13 Alternativen zur Brille?


13.1 Lasern bei Hornhautverkrümmung........................................... 108
13.2 Operation bei schielenden Augen............................................. 109
13.3 Kontaktlinsen als Alternative?................................................... 110
13.4 Persönliches Fazit...................................................................... 111

Anhang............................................................................................. 112

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KAPITEL 1
Das Sehvermögen zurückgewinnen

Augen auf und wir können sehen. Diese Fähigkeit ist vermutlich eine der
Wichtigsten von all unseren Sinnen.

Problematisch wird es, wenn wir unsere Augen öffnen und nicht mehr so
gut sehen können, wie wir es gewohnt sind. Meistens ist das ein schlei‑
chender Prozess und man erreicht diesen Zustand nicht von heute auf
morgen. Aber eins scheint sicher, mit den Jahren verschlechtert sich die
Sehkraft immer mehr. Das bringt so einige Schwierigkeiten mit sich und
früher oder später benötigt man eine Brille, um wieder scharf sehen zu
können.

Vermutlich trägst auch du eine Brille und kennst wahrscheinlich eben‑


falls Menschen, welche dauerhaft eine Brille tragen müssen und täglich
werden es mehr. Es ist also ganz normal.

Doch warum ist das so? Was hat sich in den letzten Jahren und Jahr‑
zehnten so geändert, dass immer mehr Menschen, immer früher eine
Brille tragen? Hilft mir eine Brille, um meine natürliche Sehkraft wieder‑
zuerlangen? Diese Fragen habe ich mir mit Anfang 20 selbst gestellt.

Ich war gerade erst 20 Jahre alt geworden und merkte immer mehr, dass
ich ohne Brille kaum noch etwas in der Ferne genau erkennen konnte.
Schon zur Schulzeit merkte ich, wie nach langem Tagen meine Sehfähig‑
keit nachließ. Damals habe ich mir natürlich überhaupt keine Gedanken
gemacht. Im Nachhinein weiß ich, dass spätestens hier Augentraining
notwendig gewesen wäre. Doch damals kannte ich nur die Option, das
Tragen einer Brille. Aber das kam für mich überhaupt nicht infrage, da
ich einfach keine Brille tragen wollte, sondern unabhängig davon bleiben
wollte. Es vergingen wenige Jahre und ich merkte zunehmend, wie sich
nach und nach meine Sehfähigkeit verschlechterte. Das führte im Alltag
natürlich zu stressigen Situationen, ob nun beim Autofahren oder wäh‑
rend der Arbeit im Büro. Schnell schmerzten meine Augen und ich be‑
kam Kopfschmerzen. Man kann nicht behaupten, dass sich meine Augen
in dem Alter schon „abgenutzt“ haben. Nein, meine natürliche Sehfähig‑
keit hat in wenigen Jahren, so stark abgenommen, dass ich den Gang
zum Optiker wagte und einen Sehtest machte.
Das Resultat war eindeutig. Ich war kurzsichtig und hatte etwas über 2
Dioptrien Sehschwäche. Damit brauchte ich also offiziell eine Brille, die
ich jedoch niemals tragen wollte. Vermutlich wehren sich nicht alle Men‑
schen gegen eine Brille, so wie ich und akzeptieren ihre Schicksale etwas
früher, doch die Leidenswege sind meistens ähnlich. Insgesamt gibt es in
Deutschland über 41 Millionen* Menschen mit einer Brille.
(Statistik: Stand 2018).

Diese Zahl ist in den letzten Jahren stark angestiegen und wird auch in
den kommenden Jahren weiterhin stark ansteigen. In den asiatischen
Ländern leiden teilweise schon über 90 % der Bevölkerung unter einer
Sehschwäche.

Das ist vor allem auf unseren neuen Lebensstil zurückzuführen. In den
letzten 20 ‑ 30 Jahren gab es viele Neuerungen, wie z.B. der PC oder das
Smartphone. Der Fortschritt der Technik ist Segen und Fluch zugleich.
Natürlich erleichtert uns die Technik viele Arbeiten und wir müssen nicht
mehr so schwer arbeiten wie vor 100 Jahren. Doch gleichzeitig verbrin‑
gen wir heute deutlich mehr Zeit vor Bildschirmen. Sei es nun der Com‑
puter auf der Arbeit oder das Smartphone, wenn wir unterwegs sind.
Unsere Augen arbeiten deutlich häufiger und deutlich intensiver im Nah‑
bereich als früher. Das führt dazu, dass wir unsere Fähigkeit in die Ferne
zu blicken weniger nutzen und sie so langsam verkümmert. Häufig mer‑
ken es die Betroffenen gar nicht, bis sie plötzlich darauf angewiesen sind
in die Ferne zu schauen.

Der technische Wandel ist jedoch nur ein Teil des Problems. In der heu‑
tigen Zeit der Globalisierung muss alles immer schneller und einfacher
gehen. Das wirkt sich auch auf unsere Ernährung aus. Menschen vor 100
Jahren hatten noch eine völlig andere Ernährung, als wir sie kennen.
Heute gibt es Fast Food und Co. an jeder Ecke zu einem günstigen Preis.
Aber auch der Besuch beim Supermarkt verleitet uns zu Fertigproduk‑
ten mit Inhaltsstoffen, die wir nicht genau definieren können. Es ist also
vorprogrammiert, dass wir an Vitaminmangel leiden und sich so unsere
Gesundheit verschlechtert. Nicht umsonst gibt es das Sprichwort: „Du
bist, was du isst!“. Wer unter einen Mangel leidet, kann nie zu 100 %
volle Leistung bringen und unseren Augen geht es ähnlich.

Deshalb befassen wir uns in diesem Buch u.a. auch ausführlich mit ge‑
sunder Ernährung. Einen der größten Fortschritte beim Augentraining
erzielte ich tatsächlich durch die Einnahme von Vitaminen. Daher emp‑

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Das Sehvermögen zurückgewinnen

fehle ich jedem, der mit dem Training beginnen möchte, sich ebenfalls
mit seiner Ernährung zu beschäftigen.
Aber auch Ernährung ist nur ein Teil des Augentrainings. Das Augentrai‑
ning zielt darauf ab, herauszufinden, woher die Sehschwäche kommt
und welche Übungen für das jeweilige Augenproblem am besten geeig‑
net sind.

Ich schreibe dieses Buch aufgrund eigener Erfahrungen und voller Über‑
zeugung, dass in den meisten Fällen eine Brille nicht notwendig ist. Na‑
türlich habe auch ich anfangs nicht daran geglaubt, dass man seine Seh‑
fähigkeit allein verbessern kann und war sehr skeptisch. Jedoch war ich
noch skeptischer, als mir der Optiker & Augenarzt erklären wollte, dass
man seine Sehfähigkeit niemals verbessern kann. Es ist also nicht ver‑
kehrt, skeptisch zu sein und zu hinterfragen.Wer allerdings behauptet,
man könne seine Sehfähigkeit nicht verbessern, sollte auch hinterfra‑
gen, warum die Sehfähigkeit schlechter werden kann. Denn selbst im
hohen Alter ist das Augen kaum merkbar „abgenutzt“. Das ist wissen‑
schaftlich bewiesen.

Wenn du deine Sehkraft wirklich verbessern möchtest, dann lass dich


einfach darauf ein und glaube fest daran, dass es möglich ist. Denn wenn
du von einer Sache nicht hundertprozentig überzeugt bist, wird es in den
meisten Fällen auch nicht klappen. Deshalb glaube daran, dass du deine
Fähigkeit des Sehens trainieren kannst und du wirst schnell Fortschritte
erzielen.

Bei mir hat das reine Training etwas über 2 Monate gedauert, bis ich wie‑
der scharf sehen konnte. Es war viel Ausprobieren dabei und ich habe
auch nicht jeden Tag diszipliniert trainiert. Solltest du also eine ähnli‑
che Sehschwäche haben wie ich damals, dann wirst du vermutlich sogar
schneller wieder klar sehen können. Wichtig ist dabei nur, dass du die
Ursache deiner Sehschwäche herausfindest und wenn möglich, abstellst.

Das Sehen ist übrigens keine angeborene Fähigkeit, sondern eine erlern‑
te Fähigkeit. Ein Neugeborenes hat noch nicht voll entwickelte Augen.
Ein Baby beginnt erst mit etwa 4 Monaten Farben zu erkennen. Anschlie‑
ßend entwickelt sich die Koordinationsfähigkeit zwischen Händen und
Augen und dann zwischen Augen und dem Rest des Körpers. Spätestens
ab dem 14. Lebensjahr ist das Auge vollständig ausgewachsen. Das heißt
aber nicht, dass es danach keine Wachstumsveränderungen mehr gibt.

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Mehr Sehkraft ohne Brille

Nach dieser Erkenntnis trug ich meine Brille nicht mehr und merkte, wie
sich der „alte“ Zustand nach ein paar Tagen langsam wieder herstell‑
te. Kein klares Sehen, aber dennoch besser, als mit Brille nur noch ver‑
schwommen zu sehen.

Natürlich reagiert nicht jeder so bzw. nicht jeder kann auch so entschei‑
den. Ein Kind, welches von seinen Eltern eine Brille bekommt, kann sich
selten dagegen wehren wie ein erwachsener Mensch. Oft wird auch den
neuen Brillenträgern gesagt, sie müssen sich erst daran gewöhnen.

Im Prinzip stimmt das auch. Unser Auge gewöhnt sich relativ schnell an
neue Umstände. Doch warum sollte man sich an etwas gewöhnen, was
uns in gewisser Weise abhängig macht? Außerdem erhält man so nie
seine natürliche Sehfähigkeit zurück! Die Ursache der Sehschwäche wird
damit nicht behoben. Es ist eine reine Symptombehandlung. Sobald die
Brille abgesetzt wird, sieht man genauso schlecht wie vorher. Oder wie
es bei mir der Fall war, deutlich schlechter.

Ich suchte nach Alternativen, um die natürliche Sehkraft wieder herzu‑


stellen. Dabei unterhielt ich mich mit einem alten Freund und späteren
Mitgründer, Enrico von: augen‑trainieren.com, über das Sehen. Wir
stellten uns die Frage, ob es möglich sei, seine Sehkraft zu verbessern
und das möglichst dauerhaft.
Natürlich gibt es auch neben der Brille andere Sehhilfen, wie eine Kon‑
taktlinse oder auch operative Eingriffe. Doch löst das wirklich die Ursa‑
che, oder ist es nur eine andere Form der Symptombehandlung? Wie
oft ist es denn überhaupt möglich, seine Augen zu lasern? Wer sagt mir,
dass ich in ein paar Jahren nicht wieder unter einer Sehschwäche leide,
wenn nicht die eigentliche Ursache behoben wird?

Ich suchte weiter und fand wie schon erwähnt heraus, dass man sei‑
ne Augen mit einfachen Übungen trainieren kann. Noch nie hatte ich
bis dato davon gehört, daher befasste ich mich umfassend mit der Ge‑
schichte des Sehtrainings. Ich las diverse Bücher, nahm an Seminaren teil
und konnte so meine Kurzsichtigkeit von knapp 2 Dioptrien in kurzer Zeit
vollständig heilen. Diese Erkenntnis und das Gefühl endlich wieder ge‑
stochen scharf sehen zu können, gaben mir die Motivation auch andere
Brillenträger vom Augentraining zu berichten.

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Das Sehvermögen zurückgewinnen

Nimmt beispielsweise die Länge des Augapfels weiter zu, werden jun‑
ge Menschen kurzsichtig. Das passiert hauptsächlich durch unsere Ge‑
wohnheit, viel im Nahbereich zu sehen z.B. durch das Smartphone.
Wenn du dennoch Angst oder Zweifel hast, ob Augentraining dir hel‑
fen kann, probiere es einfach aus. Denn das Schlimmste, was dir beim
Augentraining passieren kann, ist das nichts passiert. Dann liegt es ver‑
mutlich an einer fehlerhaften Ausführung, oder es war einfach nicht die
richtige Übung für dein jeweiliges Augenproblem. Dafür stelle ich jedoch
genügend Übungen vor und du kannst dir deine Lieblingsübungen he‑
raussuchen. Theoretisch kannst du auch alle Übungen zu allen Augen‑
problemen machen, doch meistens reichen 2 - 3 Übungen völlig aus, um
deine Fehlsichtigkeit weg zu trainieren.

1.1 Wer sind wir?


Bevor ich mit dem Augentraining begonnen habe, trug ich kurze Zeit
eine Brille. Mein langfristiges Ziel war, irgendwann ohne Brille wieder
scharf sehen zu können.
Aber verbessert eine Brille nun meine natürliche Sehfähigkeit so, dass
ich in ein paar Monaten oder Jahren wieder ohne Brille scharf sehen
kann?

Wenn ich diese Fragen nun mit einem einfachen „Ja“ beantworten könn‑
te, würde es vermutlich nie dieses Buch geben und demzufolge kein:
augen-trainieren.com. Doch, nachdem ich meine neue Brille einige Stun‑
den getragen habe, merkte ich, sobald ich die Brille absetzte, dass ich
deutlich weniger sehen konnte als zuvor ohne Brille. Außerdem bekam
ich schnell Augenschmerzen und mir wurde schwindelig. Kurz gesagt: Ich
hatte nicht die geringste Lust auf die neue Brille.

Nächster Tag! Neuer Versuch! Denn ich dachte mir, man muss sich
schließlich an die neue Brille erst gewöhnen. Doch nach einigen anstren‑
genden Tagen kam ich zu folgendem Entschluss: Je länger ich die Brille
trug, desto weniger konnte ich ohne sie sehen. Somit war für mich klar,
dass die Brille niemals meine natürliche Sehfähigkeit verbessert, son‑
dern im Gegenteil, dass meine natürliche Sehkraft sogar verschlechtert
wird.

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Anfangs waren die Reaktionen durchaus unterschiedlich. Einige wollten
sofort wissen, was sie machen müssen. Andere wiederum waren skep‑
tisch und glaubten nicht daran, dass so etwas auch bei ihnen möglich ist.
Also konzentrierte ich mich darauf den Menschen zu helfen, welche es
wirklich wollten.

Das Feedback war unglaublich. Selbst die anfänglichen Skeptiker hatten


nach einiger Zeit mit dem Augentraining begonnen. Wir beschlossen
also das Augentraining professionell anzubieten, um so mehr Menschen
zu erreichen, welchen es genauso ging wie mir damals.

Ich beschäftigte mich immer intensiver mit dem Augentraining und es


dauerte nicht lange, bis ich eigene Übungen entwickelte, welche inner‑
halb kürzester Zeit eine merkbare Verbesserung der Sehfähigkeit er‑
wirken. Für viele Übungen in diesem Buch brauchst du übrigens selten
mehr Zeit als 15 Minuten. Natürlich normalisiert sich das Sehvermögen
nicht mit einer einzelnen Übung, jedoch spürt man das sich etwas tut.
Darüber hinaus habe ich auch Übungen zu anderen Augenproblemen
entwickelt, da immer mehr Menschen mit unterschiedlichen Augenpro‑
blemen auf uns zukamen.

Mittlerweile sind mehrere Jahre vergangen und wir sind inzwischen ein
kleines Team rund um “augen-trainieren.com”. Wir bekommen regelmä‑
ßig neue Mails von glücklichen Teilnehmern und hoffen auch bei deinem
Augenproblem behilflich sein zu können.

1.2 Das ist unsere Mission


Kurz gesagt: Unsere Mission ist deine Gesundheit zu verbessern! Es ist
höchste Zeit, sich daran zu erinnern, dass Mensch und Natur eine un‑
trennbare Einheit bilden und nicht getrennt voneinander existieren. Je‑
der weiß, dass Training gut für die Gesundheit ist. Eine halbe Stunde zü‑
giges Laufen reicht unter anderem völlig aus, um die körperliche Fitness
signifikant zu steigern. Wenn du also regelmäßig deine Augen trainierst,
wirst du auch dort eine Verbesserung spüren. Wir von “augen‑trainie‑
ren.com” sind davon aus tiefstem Herzen überzeugt. Allein das Tragen
einer Brille ändert nichts an der Ursache, wie Kurzsichtigkeit. Aufgrund
unserer heutigen Gewohnheiten, leiden immer mehr Menschen an Seh‑
schwächen, welche im Alter zu weiteren Augenproblemen führen kön‑

11
Das Sehvermögen zurückgewinnen

nen. Daher wollen wir so viele Menschen wie möglich erreichen und
eine echte Alternative zu den herkömmlichen Methoden bieten. Natür‑
liches Sehen steht bei uns im Vordergrund.

1.3 So kannst du von diesem Buch profitieren


Beim Sehtraining geht es nicht darum, so viele Informationen wie mög‑
lich zu bekommen. Vielmehr geht es darum ein Verständnis zu entwi‑
ckeln, dass man in der Lage ist seine Sehfähigkeit selbst zu kontrollie‑
ren. Mein Ziel ist es, dass der Leser am Ende dieses Buches genau weiß,
welche Übungen er machen muss und was er davon erwarten kann. Bei
hohen Dioptrien oder einer extremen Augenfehlstellung ist Augentrai‑
ning mit viel Arbeit und Disziplin verbunden. Das kann bedeuten, dass in
manchen Fällen das Augentraining mehrere Jahre regelmäßig gemacht
werden muss, um Stück für Stück Fortschritte zu erzielen.

Deine Augen werden dir schnell zeigen, dass sie sich verbessern können.
Kinder springen sogar häufig noch schneller auf das Augentraining an.
Oft reichen schon wenige Wochen. Grundsätzlich ist es zu empfehlen,
rechtzeitig mit dem Augentraining anzufangen, um ein gesundes natürli‑
ches Sehen zu entwickeln. Dennoch gibt es auch genug positive Beispiele
älterer Personen, welche Ihre Sehfähigkeit verbessert haben. Es ist also
grundsätzlich egal, in welchem Alter du dich befindest, Augentraining
funktioniert in jedem Alter.

Mit diesem Buch möchten wir außerdem teilen, was wir gelernt und
erfahren haben. Besonders wichtig sind uns dabei die Kinder. Warum
sollten Kinder Brillen tragen, wenn es Möglichkeiten gibt die Augen zu
trainieren? Sollten die Kinder dazu verdammt werden ihr Leben lang
eine Brille zu tragen? Wenn man früh mit unseren Übungen beginnt,
sind dieses höchst effektiv und erzielen dauerhaften Erfolg.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass du jetzt sofort die Seite aufschlagen
möchtest, bei der du die Übung für dein Augenproblem findest. Das
kannst du auch gerne machen. Bitte lies dir jedoch anschließend die
anderen Kapitel auch noch durch, denn durch diesen Wissenstransfer
bleibst du dauerhaft motiviert und verstehst auch, warum es überhaupt
möglich ist, die Augen zu trainieren. Überprüfe auch deine Fortschritte,
denn positive Rückmeldungen sollten nicht allzu lange auf sich warten
lassen. Fortschritte sind wichtig, um sich weiter zu motivieren.

12
Mehr Sehkraft ohne Brille

Für manche Übungen werden spezielle Sehtafeln benötigt. Diese


findest du auf unserer Homepage. Das Buch verfügt natürlich auch
über Sehta‑feln, allerdings ist der Raum begrenzt. Wenn du mit
Sehtafeln auf Origi‑nalgröße trainieren möchtest, dann schau bei uns
unter: augen-trainie‑ren.com vorbei.

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KAPITEL 2
Was ist Augentraining überhaupt?

Wer regelmäßig trainiert verbessert nicht nur seine Fähigkeiten, sondern


auch seine Gesundheit. Daher ähnelt das Augentraining auch jedem an‑
deren Training.

Die Wirksamkeit des Augentrainings wurde bereits 1988 von der Ameri‑
can Optometric Association in vielen Studien bewiesen. Dennoch lehnen
viele Augenärzte und Optiker Sehtraining, Sehtherapie oder Augentrai‑
ning ab oder stehen diesen Methoden grundsätzlich kritisch gegenüber.
Häufig sehen sie den chirurgischen Eingriff oder eine Brille als notwendig
und sind mit einer reinen Symptombehandlung sehr zufrieden. Eine Bril‑
le ändert natürlich überhaupt nichts an der Ursache der Fehlsichtigkeit.
Die Gläser korrigieren zwar den Brechungsfehler, dennoch bleibst du,
wenn du an einer Kurzsichtigkeit leidest, weiterhin kurzsichtig. Doch da‑
mit nicht genug. Studien haben herausgefunden, dass Brillenträger ein
um 60 % höheres Risiko einer Netzhautablösung haben, Grünen Star
oder eine Makuladegeneration bekommen.

Besorgniserregend sind für mich die Laseroperationen, welche immer


mehr beworben werden. Dabei werden mögliche (Langzeit-) Risiken
vom Patienten ausgeblendet. Es hört sich einfach zu gut an, von jetzt auf
gleich besser sehen zu können. Bei einer solchen Operation werden im
wesentlichen kleine Schnitte auf der Hornhaut vorgenommen, welche
die Hornhautdicke um die Hälfte reduzieren. Die Hornhaut auf unserem
Auge ist jedoch nur einen halben Millimeter dick und wächst auch nicht
nach. Übrigens benötigen viele Menschen nach einer Laseroperation
eine Lesebrille. Das heißt im Umkehrschluss, dass du deine aktuelle Bril‑
le nur gegen eine andere Brille tauschst.

Natürlich darf man den kapitalistischen Gedanken ebenfalls nicht außer


Acht lassen. Wer einmal geheilt ist, an dem wird kein Geld verdient. So
werden nicht selten die Brillengläser von Brille zur Brille immer dicker
und ein neues, besseres Brillengestell wird gleich dazu gekauft.

Das Augentraining verfolgt hingegen den Ansatz der Übungen zur Ver‑
besserung der Sehfähigkeit. Dabei sind kurze Übungseinheiten (etwa
5–10 Minuten) und häufige Wiederholungen (bis zu zehnmal pro Tag)
der Schlüssel zum Erfolg. Neben den Übungen hängt dein Erfolg häufig
Mehr Sehkraft ohne Brille

davon ab, ob es dir gelingt, ein optimales Verständnis zu deinen Ursa‑


chen der Augenprobleme zu entwickeln.

Beim Training mit anderen Menschen habe ich schnell gemerkt, dass wir
eine Methode benötigen, um die Fortschritte festzustellen. Denn oftmals
verliert man schnell an Motivation, wenn nicht sofort etwas Messbares
bei den Übungen herauskommt. Deshalb stelle ich mit meiner Methode
sicher, dass der Fortschritt ständig registriert wird und so entsprechend
gewürdigt werden kann.

2.1 Wer hat das Augentraining erfunden?


Wie du dir sicher vorstellen kannst, bin ich nicht der Erfinder des Augen‑
trainings. Das Augentraining gibt es schon seit über 100 Jahren. Der Ur‑
vater des Sehtrainings war ein New Yorker Augenarzt namens Dr. William
H. Bates (1860 - 1931).

Dr. Bates untersuchte jährlich tausende von Augen


während seiner Tätigkeit als Augenarzt und stellte
bei seinen Untersuchungen fest: „Ich beobachte‑
te (…) viele Fälle, bei denen sich Brechungsfehler
entweder spontan zurückbildeten oder veränder‑
ten (…). Wenn Brechungsfehler irreversibel sind,
sollte es nicht möglich sein, dass sie sich spontan
zurückbilden oder verändern.“ (Bates, zitiert nach
Quackenbush, 1997, S.45). Bates stellte also eine
eigene Theorie auf, welche von der gängigen Theo‑
rie deutlich abwich.

Zu jener Zeit wurde ein neues klinisches Gerät, das Retinoskop, einge‑
führt. Mit diesem Gerät ist es möglich, die Fokussierfähigkeit des Auges
zu bestimmen. Mit seiner Hilfe wollte Dr. Bates beweisen, das er mit
seiner Annahme, dass der Brechungsfehler kein permanenter Zustand
ist, recht hat. Ein Brechungsfehler ist eine Fehlsichtigkeit, bei der der
Brennpunkt nicht genau auf der Netzhaut liegt und dadurch erscheint
die Umgebung des Betroffenen unscharf. Mit dem Retinoskop unter‑
suchte Bates Augen unter diversen Bedingungen.

15
Was ist Augentraining überhaupt?

Er kam letztlich zu dem Schluss, dass die bisherigen Theorien über die
Akkommodation zu verwerfen sind. Die dynamische Anpassung der
Brechkraft des Auges nennt sich Akkommodation. Sie führt dazu, dass
wir Objekte aus unterschiedlichen Entfernungen scharf erkennen kön‑
nen.

Außerdem stellte er fest, dass sich der Zustand der Augen ständig ver‑
ändert. Wir können also abhängig von der aktuellen Tagessituation oder
unserem momentanen Zustand, mal besser und mal schlechter sehen.
Am häufigsten leiden Menschen unter schwankendem Sehvermögen,
wenn sie müde sind oder viel Stress haben. Eventuell hast du das bei dir
auch schon einmal bemerkt und festgestellt, dass du an einigen Tagen
besser sehen kannst als an anderen. Es ist sogar so, dass unsere Augen
sich ständig verändern. Wenn man jede Stunde die exakte Sehkraft mes‑
sen würde, hätte man bei den Messungen auch immer unterschiedliche
Ergebnisse.

Diese Erkenntnis hat mir bei meinem Augentraining extrem viel gehol‑
fen. Unsere Augen sind keine Konstante, warum also eine Konstante auf
der Nase tragen? Die Brille wird also nur für die momentane Sehstärke
eingestellt. Was ist aber, wenn unsere Augen sich plötzlich verändern?
Dann würde die Brille schnell unpassend sein. Die Lösung ist also, die Au‑
gen möglichst auf einem Niveau zu halten. Das passiert, indem die Bril‑
le leicht zu scharf eingestellt wird. Anfangs werden die Augen dadurch
überfordert und man bekommt schnell Kopfschmerzen. Jeder, der eine
neue Brille bekam, erinnert sich sicherlich noch an das Gefühl. Nach ein
paar Stunden oder manchmal auch Tagen, verschwindet jedoch dieses
Gefühl. Unsere Augen haben sich dann an den neuen Zustand gewöhnt
und merken, dass sie weniger in Anspruch genommen werden. Die Bril‑
le nimmt also wortwörtlich das Sehen ab. Langfristig nehmen dadurch
auch unsere Augenmuskeln ab, da sie weniger benötigt werden als frü‑
her.

Für mich ist diese Theorie von Dr. Bates leicht nachvollziehbar, da ich es
selbst so erlebt habe und der festen Überzeugung bin, dass sich unsere
Augen ständig verändern. Leider wurde diese Theorie als Unsinn angese‑
hen und man blieb bei der herrschenden Meinung, dass die Linse für das
„Scharfstellen“ zuständig ist. Diese Theorie ist übrigens noch heute vor‑
herrschende Meinung und Lehrmeinung bei Optikern und Augenärzten.

16
Mehr Sehkraft ohne Brille

Bates hatte aufgrund dieser kontroversen Theorie einige Probleme. Für


ihn bedeutete seine Entdeckung nicht nur der Ausschluss aus den wis‑
senschaftlichen Kreisen, sondern er verlor auch seine Arbeit in der Au‑
genklinik. Dennoch ließ er sich nicht entmutigen und arbeitete weiter
an seiner Theorie und eröffnete später seine eigene Klinik, in der mit
Sehtraining gearbeitet wurde. So wurde er also zum ersten Augentrainer
weltweit und konnte schon damals vielen Menschen mit seinen Tech‑
niken helfen. So schrieb er auch das Buch „Rechtes Sehen ohne Brille“,
welches 1920 erschienen ist. Dieses Buch kann ich ebenfalls sehr emp‑
fehlen, denn selbst nach über 100 Jahren ist dieses Buch im Buchhandel
noch zu kaufen.

Viele seiner Techniken und Methoden haben wir für unsere Teilnehmer
weiterentwickelt und angepasst. Dennoch war es mir wichtig, Dr. Wil‑
liam Bates als den Urgroßvater des Augentrainings zu erwähnen und
auch zu würdigen.
Vermutlich gab es bereits vor Dr. Bates eine Art Augentraining. Denn
schätzungsweise wurde die Brille bereits im 13. Jahrhundert erfunden
und damit auch das Augentraining. Damals wurde die Brille jedoch im‑
mer nur als Hilfsmittel angesehen und so auch nur genutzt, wenn es un‑
bedingt nötig war.

Im 19. Jahrhundert war man so weit, dass ein Optiker eine Brille zur Ver‑
besserung der Sehkraft verschrieb. Sobald sich die Sehkraft verbesser‑
te, wurden dünnere Gläser eingesetzt. So wurde das Auge beim Sehen
leicht unterstützt und musste dennoch etwas anstrengen, um alles klar
und deutlich erkennen zu können. Dieser Ansatz hat sich heute leider ins
komplette Gegenteil gewandelt. Die Brillen werden immer dicker, da uns
das Sehen durch die zu scharfe Brille abgenommen wird.

Doch damals wie heute, gibt es Augentrainer, welche sich alle mehr oder
weniger auf die Errungenschaften von Dr. Bates beziehen. Immer wieder
wurden teils großartige Ergebnisse erzielt, jedoch ist das Verordnen von
teuren Medikamenten oder medizinischer Hilfsmittel viel lukrativer, als
dem Patienten zu empfehlen, seine Augen zu trainieren. Noch lukrativer
sind chirurgische Eingriffe, welche dem Patienten sofort das gewünschte
Ergebnis liefern. Jedoch bleibt es bei einer reinen Symptombehandlung.
Wie erwähnt, tragen immer mehr Menschen eine Brille oder Kontakt‑
linsen. In Asien tragen bereits heute mehr als 80 % eine Brille und in
Deutschland sind es bereits über 50 %! In diesen Statistiken sind keine
Kinder oder Jugendliche enthalten. Dennoch kann man davon ausgehen,

17
Was ist Augentraining überhaupt?

dass auch bei den Kindern und Jugendlichen immer mehr und immer
früher Brillen benötigt werden. Das liegt natürlich hauptsächlich an un‑
serem heutigen Lebensstil.
2.2 So funktioniert Augentraining am effektivsten!
Wie bei jedem anderen Training auch, macht die Dosis das Gift. Wer zu
viel am Anfang will, wird scheitern. Es bedarf viel Ruhe, Ausdauer und
Disziplin, um im Training richtig gut zu werden. Ein Hinweis gebe ich al‑
len meinen Teilnehmer immer mit auf dem Weg. Entspannung! Unsere
Augen sind durch Stress, Überanstrengung und durch unausgeglichenes
Sehen im Alltag, schnell überlastet und entwickeln eine Sehschwäche.
Das Augentraining fordert unsere Augen ebenfalls. Also sollten wir Ent‑
spannungsübungen unbedingt in unserem Alltag integrieren.

Es gibt Teilnehmer, welche zuerst alles zum Training wissen wollen, be‑
vor sie mit dem Training starten. Es ist natürlich nicht verkehrt, sich
verschiedene Übungen anzuschauen. Dennoch empfehle ich direkt mit
dem Augentraining anzufangen. Beim Üben wird man schnell feststel‑
len, welche Übungen am besten funktionieren und welche am meisten
Spaß machen. Denn die Übungen sollten durchaus auch Spaß machen.
Gerade wer mit Kindern trainiert wird merken, dass die Übungen nur
dann dauerhaft Erfolg bringen, wenn die Übungen auch eine gewisse
Abwechslung bieten. Hier ist deine Fantasie gefragt.
Den größten Erfolg, ob das Augentraining hilft oder nicht, liegt wie so oft
in der Einstellung dazu. Die Engländer haben ein interessantes Modell
erfunden, welches ich an der Stelle vorstellen möchte. Es handelt sich
dabei um das “ABC Modell of Attitudes”. Dieses Modell beschreibt den
Prozess des Umsetzens, um ein gewünschtes Ergebnis zu erzielen.

18
Mehr Sehkraft ohne Brille

Zu Beginn solltest du dir die Frage stellen: Kann ich es schaffen, meine
Augen zu trainieren? Das beschreibt deine Haltung (Attitude). Nur wer
bereit ist, sich vollständig darauf einzulassen und sich dann die Frage
nach dem: Wie? Stellt (behave), erzielt ein Ergebnis Konsequenz. Dabei
passt sich meine Haltung meiner Handlung an. Sobald du das verinner‑
licht hast, wirst du dich aufgrund deines Gefühls nicht von deinem Ziel
abbringen lassen. Denn so beginnst du nicht zu zweifeln und drehst
nicht auf halbem Wege um. Auch Geduld ist eine Aktion/Handlung. Sie
bringt dich langfristig zu deinem gewünschten Ergebnis, dem
natürlichen Sehen.

19
KAPITEL 3
DIE ANATOMIE DES AUGES -
So funktioniert unser Sehen
Um ein Verständnis zu bekommen, wie das Augentraining funktioniert,
widmen wir uns in diesem Kapitel der Anatomie des Auges. Das mensch‑
liche Auge ist ein wahres anatomisches Meisterwerk der Natur. Der
Aufbau des Auges ist - wie seine Funktion – hochkomplex. Bei Normal‑
sichtigen Erwachsenen ist der Augapfel ca. 24 mm lang und kugelförmig
gebaut. Das Auge dient als Schnittstelle zwischen Außen- und Innenwelt.
Im Prinzip sind unsere Augen Überwachungskameras, nur mit dem Un‑
terschied, dass eine Kamera niemals so gut sein wird wie das mensch‑
liche Auge.

3.1 Die Augenmuskeln


Die Augenmuskeln ermöglichen die Bewegungen des Augapfels. Ohne
exakte Augenbewegungen wäre ein optimales Sehen nicht möglich. Die
Augenmuskulatur hilft mit schnellen synchronen Augenbewegungen die
Umwelt abzutasten. Sechs äußere Muskeln sind mit dem Auge verbun‑
den, welche paarweise arbeiten und es so ermöglichen, den Augapfel in
alle Richtungen zu bewegen.

(Vier gerade Muskeln und zwei schräge Muskeln)


Wenn wir beispielsweise ein vorbeifahrendes Auto anvisieren, passen
sich unsere Augenmuskeln in Echtzeit an. Es gibt noch einen weiteren
Augenmuskel, den Ziliarmuskel. Dieser Muskel steuert nicht die Bewe‑
gung des Auges, sondern die Funktion in der Akkommodation des Au‑
ges. Das bedeutet, wenn sich der Ziliarmuskel anspannt, erschlafft das
Aufhängeband, und die Linse wölbt sich. Dadurch wird der Nahbereich
scharf gestellt. Sobald sich der Ziliarmuskel entspannt, wird die Linse fla‑
cher und damit das Sehen in der Ferne scharf gestellt.
Wenn die Augenmuskeln nicht absolut synchron arbeiten, also eine Ab‑
weichung der Augenachsen besteht, dann kommt es zum Schielen (Stra‑
bismus).

Ebenfalls kommt es zum Schielen, wenn ein Augenmuskel gelähmt ist.


Der Schielwinkel ändert sich dann aber mit der Augenbewegung. Die ne‑
gativen Auswirkungen sind fast immer Doppelbilder, die der Betroffene
durch die Kopfhaltung auszugleichen versucht.

3.2 Die Hornhaut


Die äußere Hülle des Augapfels bilden die Lederhaut zusammen mit
der Hornhaut. Die Lederhaut ist der sichtbare weiße Teil des Auges. Die
Hornhaut ist ein durchsichtiges, gefäßfreies, aber mit Nerven durchzo‑
genes Gewebe, das daher bei Berührung mit Schmerz reagiert. Sie sitzt
wie ein Uhrglas vorne auf. Durch sie tritt das Licht ein und wird beim
Auftreffen gebrochen. Die Hornhaut ist am Zentrum etwa einen halben
Millimeter dick und besteht aus mehreren Schichten.

Durch eine Hornhautverkrümmung wird das eintreffende Licht falsch ge‑


brochen und es entsteht unklare Sicht aus verschiedenen Entfernungen.
Eine Verkümmerung der Hornhaut kann durch äußere Einflüsse sehr
schnell passieren, lässt sich jedoch meist genauso schnell wieder weg‑
trainieren. Dazu bedarf es häufig nur Tage oder auch wenige Wochen.
Bei einer Laseroperation wird die Hälfe der Hornhaut entfernt. Zu den
Risiken kommen wir später.

21
DIE ANATOMIE DES AUGES - So funktioniert
unser Sehen

3.3 Die Linse


Die Linse besteht zu etwa 65 % aus Wasser und zu 35 % aus Eiweiß. Da sie
über keine Blutgefäße und Nerven verfügt, ist ihre Lichtdurchlässigkeit
gewährleistet. Wenn Licht in das Auge trifft, bricht die Linse dieses und
projiziert auf die Netzhaut ein scharfes Bild. Die dabei entstehenden Im‑
pulse werden über den Sehnerv des Auges an das Gehirn weitergeleitet.
Damit wir Objekte aus allen Entfernungen scharf sehen können, verän‑
dert sich die Krümmung unsere Augenlinse. In der Augenheilkunde heißt
der Fachbegriff Akkommodation, also die Nah- und Ferneinstellung des
Auges. Ziel der Linsenanpassung ist die Projektion eines scharfen Bildes
auf die Netzhaut des Auges. Die Iris, auch als Regenbogenhaut bekannt,
ist der farbliche Teil des Auges. Die Farbe der Iris ist erblich festgelegt
und unterschiedlich von Mensch zu Mensch.

Vitamin C ist der wichtigste Nährstoff für die Linse. Sie enthält 7 Mal
mehr Vitamine als jedes andere Körperteil. Bei einem Vitamin-C-Mangel
kann es nicht nur zur Sehschwäche führen, sondern bedeutet langfristig,
dass die Linse trüb werden kann und man so an Grauem Star erkrankt.
Durch eine Operation kann die Linse entfernt werden, dies führt zu einer
Reduzierung der Sehschärfe von ca. 10 %. Man dürfte also noch Auto‑
fahren.

22
Mehr Sehkraft ohne Brille

3.4 Die Netzhaut

Die Netzhaut (Retina) ist die innere Schicht des Augapfels, eine sehr
dün‑ne und leicht zerreißbare Haut. In ihrem hinteren Bereich befinden
sich die Stelle des schärfsten Sehens (Fovea, gelber Fleck) und die
Austritts‑stelle des Sehnervs. Die Netzhaut registriert die optischen
Lichtimpulse, die in das Auge einfallen und wandelt sie in elektrische
Signale um, die dann über den Sehnerv ins Gehirn geleitet werden.
Eine Beschädigung unserer Netzhaut ist irreparabel, lässt sich also
nie wieder herstellen. Wie zu Beginn erwähnt, haben Brillenträger ein
um 60 % höheres Risiko einer Netzhautablösung.

Es gibt noch weitere Bestandteile unseres Auges, welches dazu dienen,


dass wir überhaupt sehen können. Jedoch wollen wir nur einen groben
Überblick über den Aufbau unseres Auges geben. Wer dennoch
weiteres Interesse hat, kann sich entweder bei uns auf der Homepage
umsehen oder auf anderen Webseiten weitere Informationen über
einzelne Bestandteile einholen.

23
KAPITEL 4
SO BEGINNT JEDES AUGENTRAINING -
Welches Sehproblemen habe ich?
4.1 Mache einen Sehtest beim Optiker
Wenn du zum Optiker oder Augenarzt gehst, bitte ihn um einen nor‑
malen Sehtest. Solltest du Schielen, dann achte darauf, dass auch dort
der Winkelgrad angegeben ist. Später kannst du bei einem erneuten Test
deine Fortschritte, schwarz auf weiß festhalten. Es kann auch sein, dass
du eine subjektive Verbesserungen wahrnimmst, aber deinen Fortschritt
nicht überprüfen kannst. Verlasse dich dabei auf deine Wahrnehmung.
Außerdem hilft dir das enorm bei deinem Training. Denn nur so bleibst
du dauerhaft motiviert und trainierst deine Augen weiter.

Trotzdem ist dein erster Gang zum Optiker und du fragst nach einem
Sehtest. Die Auswertung bekommst du meistens kostenlos. Manche Op‑
tiker weigern sich allerdings Gläser zu verschreiben, deren Stärke unter‑
halb des ermittelten Korrekturwertes liegen. Falls dein Optiker zu dieser
Kategorie gehört, dann gehe einfach zu einem anderen. Lass dich jedoch
hier noch einmal neu messen, da auch die Messgeräte leichte Abwei‑
chungen haben können. Wichtig ist auch, dass deine neue Brille keine
Schmerzen verursacht. Teste dazu die Brille nicht nur im Laden, sondern
am besten auch vor dem Laden bei Tageslicht, um sie richtig auszupro‑
bieren. Die ideale Stärke findest du am besten heraus, wenn die Objekte
in der Ferne etwas weich wirken.

Noch besser wäre es natürlich, wenn du deine Brille sofort ablegen


könntest, da sich so das Auge am besten trainieren lässt. Das empfiehlt
sich jedoch nur bei einer geringen Sehschwäche. Wenn du mehr als 2
Dioptrien Sehschwäche besitzt, empfehle ich (zum Trainieren) eine bis
um 1 Dioptrien schwächere Brille zu kaufen. So kannst du weiter ganz
normal am Alltag teilnehmen und hast dennoch genügend Energie im
Auge, um dich weiter zu verbessern. Solltest du deine Augen zu oft über‑
anstrengen, wäre das nachteilig für die Regeneration deiner Sehkraft.
Sobald du merkst, dass deine Augen sich verbessert haben, tausche sie
erneut gegen um 1 Dioptrien schwächere Gläser aus, bis du keine mehr
benötigst. Es kann teilweise längere Zeit in Anspruch nehmen seine Au‑
gen auf 100 % zu trainieren. Daher lass dir Zeit und tausche wirklich erst
dann deine Gläser, wenn du mehrere Wochen denselben Dioptrien Wert
besitzt.
Mehr Sehkraft ohne Brille

4.2 Auswertung des Sehtests


Sofern du jetzt einen Sehtest hast, schauen wir uns nun gemeinsam die
Bedeutung der Symbole an. Die Verordnung wirkt für einige Menschen
zunächst unverständlich. Wenn man sich jedoch etwas damit beschäf‑
tigt, ist diese relativ leicht zu verstehen.

Es gibt jeweils eine Messung für das linke (L) und das rechte (R) Auge.
Außerdem gibt es eine Zeile für den Fernbereich (F) und ein für den Nah‑
bereich (N).

In der ersten Spalte der Verordnung (Sphäre), wird der Grad der Wöl‑
bung beschrieben, die erforderlich ist, um wieder eine normale Sehkraft
zu erreichen. Die Messung wird in Dioptrien angegeben. Der negative
Wert (-) kennzeichnet eine Kurzsichtigkeit und der positive Werte (+)
eine Weitsichtigkeit.

25
SO BEGINNT JEDES AUGENTRAINING -
Welches Sehproblemen habe ich?

Bist du z.B. kurzsichtig, bekommst du Minusgläser verschrieben, also bei‑


spielsweise -1,5 Dioptrien, bei einer Weitsichtigkeit genau das Gegenteil.

Die nächste Spalte (Zylinder) gibt eine Hornhautverkrümmung an. Das


bedeutet, dass die Hornhaut nicht gleichmäßig gewölbt ist, sondern in
einer Richtung eine Art Delle hat. Diese wird ebenfalls in Dioptrien an‑
gegeben.

Die dritte Spalte (Achse) wird ebenfalls nur dann angegeben, wenn eine
Hornhautverkrümmung vorliegt. Sie bezeichnet den Wert, in welcher
Richtung die Verkrümmung vorliegt. Es kann auch sein, dass nur auf ei‑
nem Auge eine Hornhautverkrümmung vorliegt oder dass der Grad von‑
einander abweicht.

Die vierte Spalte (Prisma) sagt aus, ob ein Schielen vorliegt. Falls ja, wird
mithilfe von Prismengläsern das Schielen korrigiert.

Es gibt noch einen kleinen Unterschied zwischen der Verordnung vom


Optiker und dem Brillenpass des Augenarztes. Wenn du beispielsweise
eine Gleitsichtbrille hast, gibt es noch den Wert Addition. Mit ihr wird
beschrieben, in welcher Spanne sich die Sehschwäche zwischen kurz‑
sichtig und weitsichtig bewegt. Eine Gleitsichtbrille wird also dann ver‑
schrieben, wenn eine Kurz- und Weitsichtigkeit vorliegt.

4.3 Was ist eine Kurzsichtigkeit


Bei einer Kurzsichtigkeit erscheinen Objekte in der Nähe gestochen
scharf, in der Ferne jedoch nur verschwommen. Diese Art von Augen‑
problem ist weltweit, die am häufigsten verbreitete Sehstörung. In Asien
sind teilweise über 80 % der Bevölkerung davon betroffen.

Häufig tritt die Kurzsichtigkeit schleichend auf und ist unabhängig vom
Alter. So leiden heutzutage viele junge Menschen an einer Kurzsichtig‑
keit, da aufgrund der heutigen Gewohnheiten viel im Nahbereich statt‑
findet. Auch die Dauer der Nah sehe Phasen sind dabei sehr entschei‑
dend. Wer sich regelmäßig in einem kleinen Büro oder Raum befindet,
kann ebenfalls eine Kurzsichtigkeit entwickeln. Denn auch hier arbeiten
die Augen ständig im Nahbereich.

Meistens wird die Kurzsichtigkeit auch nicht sofort bemerkt, da wir im‑
mer seltener in die Ferne gucken. Wenn wir dann jedoch ein Objekt in

26
Mehr Sehkraft ohne Brille

der Ferne anvisieren, sind unsere Augen schnell überfordert, man sieht
unscharf. Greift man dann sofort zu einer Brille, schreitet dieser Zustand
schneller voran und man braucht immer stärkere Gläser. Bald trägt man
die Brille ständig – selbst bei Aktivitäten, bei denen man sie eigentlich
gar nicht braucht. Sobald die Augen sich nicht mehr entspannen können
und die Überanstrengung regelmäßig auftritt, entsteht eine dauerhafte
Sehschwäche, welche durch eine Brille aber nicht geheilt wird.
Die Kurzsichtigkeit lässt sich jedoch mit Augentraining gut behandeln.
Ich selbst war mittelschwer kurzsichtig (ca. -2 Dioptrien) und brauchte
nur knapp 2 Monate um wieder gestochen scharf sehen zu können. Soll‑
test du unter 2 Dioptrien haben, wirst du mit etwas Disziplin deine Seh‑
kraft noch schneller zurückerlangen.

Doch es gibt natürlich auch Problemfälle, bei denen es deutlich län‑


ger dauern kann. Grund dafür ist meist ein zu langer Augapfel, welcher
hauptsächlich bei höheren Dioptrien Graden auftreten kann (ab ca. 4 Di‑
optrien). Durch jahrelanges und dauerhaftes Sehen im Nahbereich, kann
sich der Augapfel verlängern. Das lässt sich durch ein paar Augenübun‑
gen nicht so leicht wiederherstellen. Vielmehr bedarf es dabei an einer
kompletten Umstellung der (Seh-)Gewohnheiten und der Ernährung.

Denn die Ernährung spielt eine wichtige Rolle. Unser Auge besteht zu
einem sehr großen Teil (über 70 %) aus Vitamin C. Daher wäre ein Man‑
gel an Vitamin C ausschlaggebend für eine Sehschwäche. Grundsätzlich
sollte man natürlich an keinem Vitaminmangel leiden, wenn man seine
Sehkraft verbessern möchte. Dazu mehr im 8. Kapitel.
Solltest du unter einer höheren Sehschwäche leiden, kann ich dich den‑
noch beruhigen, denn auch dann kannst du deine Augen trainieren. Der
einzige Unterschied besteht darin, dass du deutlich mehr Zeit dafür be‑
nötigst. Es ist vergleichbar mit Menschen, welche ins Fitness-Studio ge‑
hen, um abzunehmen. Nur wer dauerhaft am Ball bleibt, fleißig trainiert
und die alten Gewohnheiten über Bord wirft, hat gute Chancen. Denn
wenn ich weiterhin keine Änderungen vornehme, können auch keine
großen Verbesserungen stattfinden.

Wenn du also viel vor dem PC oder Smartphone arbeitest, verringere


unbedingt deine Bildschirmzeit oder lege Pausen ein. Durch die lang an‑
haltenden Nah sehe Phasen entwickeln die Augen schnell eine Kurzsich‑
tigkeit. Zusätzlich solltest du darauf achten genügend Vitamine zu dir

27
SO BEGINNT JEDES AUGENTRAINING -
Welches Sehproblemen habe ich?

zu nehmen. Bei einem zu langen Augapfel, empfiehlt es sich außerdem


regelmäßig Kalzium zu nehmen, denn dadurch soll sich der Augapfel
wieder kürzen. Dazu gibt es Studien, welche über eine heilende Wirkung
berichten.
Insgesamt lässt sich zusammenfassen, dass je höher die Dioptrien Werte
sind, desto länger musst du deine Augen trainieren. Übungen dazu fin‑
dest du ab dem 6 Kapitel.

4.4 Was ist eine (Alters-) Weitsichtigkeit


Die Weitsichtigkeit ist genau das Gegenteil von einer Kurzsichtigkeit.
Wenn du in der Ferne alles gestochen scharf sehen kannst, jedoch mit
dem Nahbereich Probleme hast, spricht man von Weitsichtigkeit. Diese
Art der Fehlsichtigkeit tritt deutlich seltener auf als eine Kurzsichtigkeit,
lässt sich jedoch ebenfalls effektiv behandeln. Häufig leiden Säuglinge
unter Weitsichtigkeit von etwa 1 Dioptrie. Das normalisiert sich jedoch
im Laufe des Wachstumsprozesses, sodass nur ca. 10 % aller Schulkinder
unter Weitsichtigkeit leiden. Wenn ein Kind jedoch an Weitsichtigkeit im
Schulalter leidet, geht das fast immer mit einer Lernschwäche einher.

So untersuchten Rosner und Garber im Jahr 1989 das Sehvermögen von


Kindern, welche Schwierigkeiten in der Schule hatten. Dabei wurden 710
Schulkinder im Alter von 6 ‑ 12 Jahren untersucht. Dabei kam heraus,
dass 82 % der weitsichtigen Kinder signifikante Lernprobleme hatten.

Die mit Weitsicht assoziierten Leseprobleme werden im Allgemeinen auf


die Überanspruchung der Augen zurückgeführt, die beim Lesen menta‑
len Stress verursacht. Folglich vermeiden die Kinder diese Aktivitäten.
Man kann sich also sehr leicht vorstellen, welche Lernprobleme es mit
Sehproblemen gibt.

Unter den Augenärzten gibt es im Hinblick auf die Weitsichtigkeit bei


Kindern 2 verschiedene Lehrmeinungen. Entweder werden Brillen mit
Plus Gläsern verschrieben, um den Stress zu reduzieren oder aber es
wird gar keine Brille verschrieben. Denn durch die Brille wird auch die
Fähigkeit in die Ferne zu gucken verschlechtert. Eltern geraten bei so
verschiedenen Meinungen schnell in einen Konflikt.

28
Mehr Sehkraft ohne Brille

Beim Augentraining konzentrieren wir uns auf Übungen, die nah fokus‑
sierte Fähigkeit des Auges trainieren. Mit diesen Übungen haben wir
bereits hervorragende Ergebnisse erzielen können. Auch hier gilt es, je
höher der Dioptrien Grad, desto mehr Zeit muss eingeplant werden.

Um lesen zu können, benötigst du das Nahsehen. In diesem Augenblick


nutzt du schon den Nahbereich. Sehtafeln für den Nahbereich basieren
auf dem gleichen Prinzip, wie die für die Fernsicht. Bei normaler Lese‑
sehschärfe bei Tageslicht kann man folgenden Text ohne Probleme lesen:
Dieser Text wurde in Schriftgröße 6 geschrieben. Wenn du diese Zeile ohne Problem lesen kannst, hast du eine gute Sehschärfe. Falls nicht,
solltest du deine Sehschärfe trainieren.

Hast du gerade beim Lesen ein Problem bemerkt oder fiel es dir auf An‑
hieb leicht? Natürlich hängt die Lesefähigkeit stark von der Lichtqualität
ab. Wenn du gemerkt hast, dass diese Textgröße schon etwas anstren‑
gend ist zu lesen, dann versuche am besten viel klein gedruckte Texte
unter verschiedenen Lichtverhältnissen zu lesen. Das verbessert dein
Nahsehen und deine Augen bleiben flexibel. Solltest du diesen Text nicht
erkannt haben oder trägst sogar schon eine Lesebrille, dann leidest du
an Altersweitsichtigkeit.

Wie der Name vermuten lässt, tritt die Altersweitsichtigkeit erst im Alter
auf. Zuerst werden die Arme bei Lesen immer länger gestreckt, bis sie
nicht mehr reichen. In einigen Fällen beginnt die Altersweitsichtigkeit
bereits ab dem 40. Lebensjahr. Grund dafür ist, dass unsere Augenmus‑
keln unflexibler werden und wir so nicht mehr richtig konvergieren kön‑
nen. Als konvergieren bezeichnet man das nach innen Drehen der Au‑
gen, auf ein vor sich liegendes Objekt. Das Augentraining ist hier wirklich
sehr effektiv, sodass einige Übungen nur ein paar Mal gemacht werden
müssen, um einen dauerhaften Fortschritt zu erzielen. Übungen dazu ab
Kapitel 9

4.5 Was ist eine Hornhautverkrümmung


Wenn du aus unterschiedlichen Entfernungen nicht scharf sehen kannst,
leidest du an einer Hornhautverkrümmung. Die Hornhaut ist der durch‑
sichtige Teil unseres Auges und schützt unser Auge vor äußeren Einflüs‑
sen. Unterschieden wird in: den regulären Astigmatismus (12 Uhr- / 6
Uhr-Achse) und in den irregulären Astigmatismus. (9 Uhr- / 3 Uhr-Achse)

29
SO BEGINNT JEDES AUGENTRAINING -
Welches Sehproblemen habe ich?

Es kann auch sein, dass man die Hornhautverkrümmung nur auf einem
Auge hat, oder in unterschiedlichen Winkeln beider Augen. Solltest du
eine Hornhautverkrümmung haben, kannst du das im Kapitel 7 mithil‑
fe des Hornhautverkrümmungstests überprüfen. Alle Linien sind gleich
lang und gleich dick. Sobald du eine Hornhautverkrümmung hast, er‑
scheinen einige Linien deutlich dicker. Das passiert auch recht schnell,
du benötigst also keine 10 Sekunden um herauszufinden, ob du an einer
Hornhautverkrümmung leidest. Um ganz sicherzugehen, kannst du auch
noch einen zweiten Test im Kapitel 7 machen

Die Ursachen können ganz unterschiedlich sein. Häufig sind es Verspan‑


nungen durch die Augenmuskeln, welche entweder durch Umweltein‑
flüsse oder durch persönliche Sehgewohnheiten hervorgerufen werden.
Daher bestehen die Übungen darin, die verspannten Muskeln zu lösen
oder auszugleichen. Das kann man sich vorstellen wie die Nackenmus‑
kulatur. Die Muskeln sind den ganzen Tag angespannt, damit unser Kopf
oben ist und sich schnell in allen Richtungen drehen kann. Wir entspan‑
nen unsere Augenmuskeln, sodass der Druck von der Hornhaut ver‑
schwindet.

Auch ich hatte eine Hornhautverkrümmung und weiß daher, dass nur
wenige Übungen notwendig sind, damit die Hornhautverkrümmung
komplett verwindet. Ich schwärme nach wie vor von diesen Übungen,
weil ich weiß, wie effektiv sie sind. Sicherlich muss man in manchen Fäl‑
len auch mehrere Wochen trainieren, bis die Augen wieder normalsich‑
tig sind, aber es ist machbar. Daher verstehe ich auch nicht, warum Au‑
genärzte nicht einfach solche einfachen Übungen verschreiben, anstelle
einer Laseroperation. Natürlich weiß ich, dass die traditionelle Meinung
sagt, dass eine Hornhautverkrümmung sich nicht ändert. Dennoch wirst
du feststellen, dass du nur ein einziges Mal diese Übung machen musst,
um einen Fortschritt festzustellen.

Übungen findest du ab Kapitel 7

30
Mehr Sehkraft ohne Brille

[BILD KONTRAST]
2 % 10 % 100 %

31
SO BEGINNT JEDES AUGENTRAINING -
Welches Sehproblemen habe ich?

4.6 Das Nacht- & Kontrastsehen


Unsere Augen werden natürlich bei idealen Lichtverhältnissen unter‑
sucht bzw. getestet. Auch bei den Übungen, empfehle ich anfangs immer
gut auszuleuchten. Doch unsere Augen besitzen die Fähigkeiten auch bei
völliger Dunkelheit klar zu sehen. Nachts sind wir auf unsere lichtemp‑
findlichen Stäbchenzellen im Auge angewiesen, welche etwa 30 Minu‑
ten benötigen, um sich ganz der Dunkelheit anzupassen.

Ich möchte diese Fähigkeit etwas ins Bewusstsein rücken, da aufgrund


der heutigen Zeit (Bildschirme in jedem Zimmer) diese Fähigkeit immer
seltener von uns genutzt wird. Daher empfehle ich möglichst jede Licht‑
quelle aus dem Schlafzimmer zu entfernen.

Das absolute Nachtsehen findet heutzutage also kaum noch statt. Statt‑
dessen wird uns diese Fähigkeit genommen, was sogar zur Nachtblind‑
heit führen kann. Das ist momentan eher eine Vermutung als eine be‑
wiesene Theorie, dennoch hat jede Wirkung eine Ursache. Daher kann
ich es mir vorstellen, dass auch hier in den nächsten Generationen einige
Probleme auf uns zukommen.

Sehr interessant hingegen ist die Tatsache, dass wir Kontraste unabhän‑
gig von der Lichtintensität sehen können. Die Kontrastwahrnehmung
verändert sich also nicht mit den Lichtverhältnissen. Dieses Phänomen
lässt sich z. B. beim Lesen beobachten. Der Schwarz-Weiß-Kontrast
bleibt bei allen Lichtverhältnissen gleich. Nur klein gedrucktes, ist etwas
schwieriger zu lesen.

32
Mehr Sehkraft ohne Brille

Kontrast bezeichnet den Unterschied zwischen der Intensität des Objek‑


tes und dem Hintergrund. Sobald der Kontrast unter 90 % sinkt, haben
wir Probleme das Objekt klar zu erkennen. Ein Kontrast von 0 % wäre ein
schwarzer Buchstabe auf einem ebenfalls schwarzen Hintergrund.

Um diese beiden Fähigkeiten aufrechtzuerhalten, solltest du beginnen,


klein gedrucktes bei schwachem Licht zu lesen. Ja, ich weiß, deine El‑
tern haben es dir wahrscheinlich als Kind verboten bei dunklem Licht zu
lesen. Doch wir wollen trainieren, bei allen Lichtverhältnissen klar und
deutlich lesen zu können. Daher experimentiere einfach etwas herum
und probiere Kleingedrucktes unter verschiedenen Lichtverhältnissen
zu erkennen. Vielleicht fällt dir dann auch auf, dass der Kontrast gleich
bleibt, der Text aber teilweise schwerer zu erkennen ist.

Hinweis: Kontrastverlust nach Laseroperation Häufig leiden Menschen


nach einer Laseroperation unter Kontrastverlust (Schleier sehen). Dann
sind diese Patienten nicht mehr in der Lage, Details eines Objektes zu er‑
kennen, das von hinten hell beleuchtet wird. Der Eingriff wird dennoch
als Erfolg angesehen, da die Sehschärfe wieder als normal zu betrachten
ist.

4.7 So ermittelst du deine Sehschärfe und verbesserst sie


Im Idealfall warst du bei einem Optiker oder Augenarzt und hast einen
Sehtest gemacht. Das ist auch wirklich zu empfehlen, da du so schwarz
auf weiß einen Nachweis hast, welches Augenproblem du hast. Außer‑
dem kann ein Optiker dir sagen, ob du eine Hornhautverkrümmung hast
oder in welchem Winkel dein Auge schielt.

Damit du jedoch nicht jeden Monat zum Optiker gehen musst, zeige ich
dir eine Methode, wie du selbst herausfinden kannst, wie viel Dioptrien
du hast. Überprüfe und vergleiche dazu auch einmal diesen Test mit dem
Sehtest vom Optiker. Die Ergebnisse sollten nicht zu sehr voneinander
abweichen. Falls doch, versuche herauszufinden, woran es liegen kann.

Test:Um zu wissen, wo unser absoluter Fern- bzw. Nah Punkt liegt, ma‑
chen wir folgenden Test. Dazu benötigst du drei verschiedene Stifte, in
möglichst unterschiedlichen Farben. Einen Stift nutzen wir, um deine
Sehfähigkeit zu testen, daher sollte dieser mit einem kleinen Text oder
einem Logo versehen sein. Die anderen Stifte nutzen wir, um die Be‑

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SO BEGINNT JEDES AUGENTRAINING -
Welches Sehproblemen habe ich?

reiche zu markieren. Es empfiehlt sich außerdem, das Ganze zu zweit zu


machen, da es dann deutlich leichter fällt.

1) Halte den Stock gerade unter eines deiner Augen an die Wange.
Schließe das andere Auge und schaue entlang des Stockes.

2) Überprüfe zunächst, bis zu welcher Entfernung du die Schrift auf dem


Teststift klar und deutlich erkennen kannst. Markiere diesen Bereich als
deinen Fernpunkt.

3) Anschließend ermittelst du deine geringste Entfernung, in dem du


den Stift zu dir heranziehst. Markiere nun diesen Punkt als deinen Nah
Punkt.

4) Das gleiche machst du nun mit dem anderen Auge, einmal für den
Fernbereich und einmal für den Nahbereich. Nun weißt du, in welchem
Bereich du absolut klar sehen kannst. Sollten sich unterschiedliche Ent‑
fernung bei den Augen ergeben, weißt du, dass die Augen voneinander
abweichen.

Mithilfe der Tabelle kannst du herausfinden, wo dein idealer Nah Punkt‑


bereich liegen sollte.:

Alter Entfernung
55 40 cm
Normaler Leseabstand 35 cm
45 20 cm
35 14 cm
25 10 cm
15 7 cm

Diese Methode eignet sich übrigens auch, um deinen Fern- und Nah
Punktbereich zu verbessern. Dazu mehr im Kapitel 8.4 Schnurübung.

34
Mehr Sehkraft ohne Brille

4.8 Berechne deinen Dioptrien Wert


Nachdem wir unseren Nah- und Fernpunkt kennen, haben wir nun die
Möglichkeit unsere Dioptrien Werte selbst zu errechnen. Es ist wichtig
zu verstehen, dass ein Dioptrien Wert nicht linear ist. Das bedeutet, der
Unterschied zwischen 1 Dioptrien und 2 Dioptrien bei 25 cm liegt. Der
Unterschied zwischen 4 und 5 Dioptrien liegt bei nur 5 cm. Das bedeutet,
dass du dich bei einer größeren Sehschwäche anfangs nur um weniger
cm verbessern musst, um eine komplette Dioptrie zurückzugewinnen.

Entfernung zum Fernpunkt (in cm) Dioptrien


100 -1
75 -1,5
50 -2
40 -2,5
33 -3
28 -3,5
25 -4
22,5 -4,5
20 -5
18 -5,5
15 -6
14 -7
12,5 -8
11 -9
10 -10

Um deinen Dioptrien Wert zu errechnen, benötigst du zunächst die Ent‑


fernung von deinem Fernpunkt und setzen ihn dann in folgende Formel
ein.

35
SO BEGINNT JEDES AUGENTRAINING -
Welches Sehproblemen habe ich?

(Solltest du einen Unterschied zwischen den Augen haben, musst du den


Fernpunkt beider Augen einzeln bestimmen.)

Die Formel lautet:


1
Fernpunkt in Metern = Dioptrien
Dazu ein kleines Beispiel. Wenn dein Fernpunkt bei 25 Zentimetern liegt,
dann teilst du 1 durch 0,25 Meter. Dein Ergebnis liegt bei 4,0 Dioptrien.
Probiere nun deinen Wert auszurechnen und schreibe ihn dir auf. Später
kannst du erneut messen und dokumentieren, um wie viel du dich ver‑
bessert hast.

Da du nun bestens vorbereitet bist und weißt, welches Augenproblem


du hast, können wir mit den Übungen beginnen. Dazu liste

Theoretisch kannst du auch alle Übungen nacheinander machen, das


schadet deinen Augen nicht. Du kannst theoretisch auch Übungen zum
schielenden Auge machen, auch wenn du nur eine Kurzsichtigkeit hast.
Das Schlimmste, was passieren kann ist, dass nichts passiert. Dennoch
kannst du so feststellen, ob alles funktioniert. Schaden kann es in jedem
Fall deinen Augen nicht.
Wenn du kurzsichtig bist oder eine Hornhautverkrümmung hast, mache
die Übungen ab Kapitel 7.

Wenn du weitsichtig bist, empfehle ich alle Übungen ab Kapitel 9.

Bei schielenden Augen empfehle ich folgende Übungen ab Kapitel 10.

36
Mehr Sehkraft ohne Brille

4.9 Das dominante Auge


Wenn du mit dem Sehtraining beginnen möchtest, kann es hilfreich sein
zu wissen, welches Auge das dominante Auge ist. Es ist nicht immer das‑
selbe Auge, sondern situationsabhängig. Daher testen wir nun, welches
Auge zurzeit dominant ist. Das machen wir in drei kurzen Schritten. Dazu
solltest du dich in einem ruhigen Raum aufhalten. Alles, was wir benöti‑
gen sind, deine Hände und ein paar Objekte in dem Raum.

1) Im ersten Schritt suchen wir uns einen Gegenstand heraus, welcher


sich gut merken lässt.

2) Halte nun die Finger deiner beiden Hände so übereinander, dass sich
beide Daumen an den Daumenspitzen berühren. Es entsteht ein kleines
Guckloch.

3) Schau durch dieses Guckloch auf dein Objekt und bewege deine Hän‑
de langsam auf dein Gesicht zu. Wenn deine Hände dein Gesicht berüh‑
ren, blickst du mit deinem dominanten Auge durch das Guckloch.

Das Ergebnis ist nicht immer das Auge, welches man vermutet hatte.
Viele Menschen entdecken, dass ihr vermeintlich „schlechteres Auge“
das dominante Auge ist. Wiederhole den Test mit Objekten aus verschie‑
dener Entfernung und überprüfe, ob es beim selben Auge bleibt.

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SO BEGINNT JEDES AUGENTRAINING -
Welches Sehproblemen habe ich?

Merke dir, welches Auge in diesem Augenblick das dominante Auge war
und mache mit den nächsten Schritten weiter.

4) Schau dir dein Objekt nochmal genauer an. Öffne und schließe dabei
deine Augen ein paar Mal, bis du ein gutes inneres Bild hast.

5) Schließe deine Augen und sieh dir das Objekt vor deinem inneren
Auge an. Mit welchem Auge guckst du? Ist es dasselbe oder diesmal das
andere?

6) Lass deine Augen geschlossen und betrachte das Objekt von deinem
anderen Auge. Wie hat sich die Bildqualität verändert? Sollte es der Fall
sein, dass es Unterschiede gibt, versuche das Bild klarzustellen.

7) Sobald das innere Bild klar und deutlich geworden ist, öffne deine
Augen und schau dir das Objekt an. Gibt es Unterschiede zwischen Reali‑
tät und dem inneren Auge? Wenn ja, schließe die Augen und passe die
Größe bei deinem inneren Auge an. Ziel ist es, dass die Bilder gleich groß
sind und man so eine Konstellation herausfindet, welche das klarste Bild
hervorbringt.

Bei kurzsichtigen Menschen sind die inneren Bilder meist kleiner als die
physischen Bilder. Das ist sehr interessant, da die Brillengläser bei einer
Kurzsichtigkeit das tatsächliche Bild schrumpfen lässt. Bei weitsichtigen
Personen ist das demzufolge genau umgekehrt.

38
Mehr Sehkraft ohne Brille

39
KAPITEL 5
Die optimale Ernährung

„Du bist, was du isst“, dieses Sprichwort stimmt in vielerlei Hinsicht. Auch
die Ernährung wirkt sich elementar auf unsere Gesundheit und demzu‑
folge auch auf unsere Augen aus. Die nachfolgenden Informationen über
die Ernährung sind zu wichtig, um sie einfach wegzulassen. Denn eine
mangelhafte Ernährung und der daraus resultierende Mangel an Vitami‑
nen und Mineralien wirkt sich immer auf unseren Gesundheitszustand
aus. Die Ernährung ist somit ein entscheidender Faktor, wenn es um gu‑
tes Sehen geht.

Leidet man unter einem Vitamin- und Nährstoffmangel, wird zwangs‑


läufig auch die Sehkraft nachlassen. Irgendwann sind einfach die Reser‑
ven leer und die natürlichen Fähigkeiten lassen nach. Es ist also sinnvoll,
Grundlagen zu schaffen, um alle Nährstoffe in ausreichender Form zu
sich zu nehmen.

Grundsätzlich sind wir von “Augen-trainieren.com” nicht der Ansicht,


dass alle wichtigen Nährstoffe und Vitamine ausschließlich über Nah‑
rungsergänzungsmittel aufgenommen werden müssen. Stattdessen ist
es sinnvoll, diese zu ergänzen, um unter keinen Mangelerscheinungen
zu leiden.

Mit einem genaueren Blick auf die Nährstoffe der täglichen Nahrung fällt
auf, dass die Nährwerte vieler Lebensmittel immer geringer ausfallen.
Selbst biologisch angebaute Nahrungsmittel haben oftmals sehr geringe
Nährwerte.

Schauen wir uns dazu einmal eine Banane an. Sie werden grün gepflückt
und während des Transports künstlich gereift. Es ist üblich, die Pflanzen
zu veredeln, damit die Früchte fester und größer werden. Das alles geht
auf Kosten des Nährwerts.

Am besten vergleichen kann man den Apfel aus dem Garten, mit einem
Apfel aus dem Supermarkt. Weder der Geschmack noch die Größe oder
Form lassen sich vergleichen. Natürlich ist es sinnvoller viel Obst und Ge‑
müse zu essen, als irgendwelche Fertiggerichte. Andererseits kann ich
mir persönlich nicht vorstellen, mich ausschließlich von Früchten zu er‑
nähren, um den Tagesbedarf an Vitaminen aufzunehmen.
Die Lösung für dieses Problem heißt: Nahrungsergänzungsmittel. In dem
Wort steckt auch schon die ideale Anwendung, nämlich die Ergänzung.
Sie sollten keinen Ersatz für unsere Ernährung sein, sondern uns unter‑
stützen, eine ausreichende Menge an Vitaminen und Mineralstoffe zu
sich zu nehmen.

Ernährung ist ein sehr verwirrendes, aber auch wiederkehrendes The‑


ma beim Augentraining. Da sich ständig ein neuer Trend zum Thema
Ernährung entwickelt, habe ich einfachheitshalber eine Übersicht der
wichtigsten Vitamine erstellt. Diese Liste besteht aus allen Nährstoffen,
die unser Körper braucht, um unsere Augen optimal zu versorgen und
gesund zu halten.

Vitamin A
Wer viel am PC arbeitet oder generell viel vor Bildschirmen verbringt,
leidet immer unter einem Vitamin-A-Mangel. Grund dafür ist, dass Vita‑
min A zuständig für das Umwandeln von Lichtquellen in Sinnesreize ist.
Durch die Monitore und Bildschirme wird übermäßig viel Vitamin A ver‑
braucht. Alkohol und Nikotin sind ebenfalls klassische Vitamin A Räuber.
Ein Mangel an Vitamin A spielt eine direkte Rolle, bei der Entstehung von
Nachtblindheit. Eine natürliche Vitamin A Quelle ist Leber.
Unsere Empfehlung: 5.000 – 10.000 I. E pro Tag.

Beta Carotin
Der Körper kann Vitamin A in zwei Formen aufnehmen. Als Vitamin A
Vorstufe ist es in Form von Beta Karotin in Pflanzen enthalten und wird
im Körper je nach Bedarf in Vitamin A umgewandelt. Eine natürliche
Beta Carotin Quelle sind Karotten, gelbe und grüne Früchte.

Unsere Empfehlung: 5.000 – 10.000 I. E pro Tag.

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Die optimale Ernährung

Vitamin B-Komplex
Diese Vitamine sollte man in Kombination einnehmen, damit der Körper
sie gut aufnehmen kann. Alle B-Vitamine werden vor allem bei Stress in
hohem Maße verbraucht.

Vitamin B1 (Thiamin)
B1 ist ein besonders wichtiges Vitamin für die Funktion der Augenmus‑
keln. Vitamin B1 ist vor allem in Getreideprodukten, Eigelb & unbehan‑
delter Milch enthalten.

Unsere Empfehlung: 50 mg am Tag.

Vitamin B2 (Riboflavin)
Eine Mangelerscheinung an Vitamin B2 sind müde und brennende Au‑
gen, was bei Dämmerung zu erschwerter Sicht führen kann. Bei Men‑
schen mit Grauem Star wurde ein Mangel an Vitamin B2 festgestellt. Vi‑
tamin B2 ist vor allem in Mandeln, unbehandelter Milch & Sojabohnen
enthalten.
Unsere Empfehlung: 10 bis 30 mg am Tag

Vitamin B6 (Pyridoxin­hydrochlorid)
Ein Mangel an Vitamin B6 kann sich z. B. durch Taubheitsgefühle in Ar‑
men und Beinen bemerkbar machen oder Konzentrationsschwäche. Vit‑
amin B6 verbessert die Signalübertragung durch Botenstoffe (Adrenalin
und Cholin) im Nervensystem, regt die Produktion der Antikörper an und
unterstützt die Bildung von roten Blutkörperchen. Eine Unterversorgung
durch Vitamin B6 kann durch hohen Alkoholkonsum, falsche oder einsei‑
tige Ernährung (Fertignahrung) oder auch durch Medikamente (die Pille)
hervorgerufen werden. Vitamin B6 ist besonders wichtig für Nervenstär‑
ke, Muskelkraft und Entspannung. Vitamin B6 ist vor allem in Bananen,
Karotten, Eiern und Vollkornprodukten enthalten.
Unsere Empfehlung: 20 mg bis 50 mg am Tag.

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Vitamin B12 (Cyanocobalamin)
Bei Menschen mit Grünem Star oder Grauem Star, wurde eine Unterver‑
sorgung von Vitamin B12 festgestellt. Vitamin B12 ist vor allem in natür‑
lichen Milchprodukten, Eiern und Fisch enthalten.

Unsere Empfehlung: 50 µg am Tag.

Vitamin C
Dieses Vitamin ist ein starker Radikalfänger und gleichzeitig enorm wich‑
tig für die Gesunderhaltung der Linse. Unser Auge besteht über 70 % aus
Vitamin C. Herrscht hier ein Mangel, leidet man automatisch unter einer
Sehschwäche. Vitamin C ist deshalb einer der wichtigsten Vitalstoffe, da‑
mit die Linse möglichst klar und rein bis ins hohe Alter bleibt. In verschie‑
denen Studien mit mehr als 80.000 Teilnehmern wurde gezeigt, dass es
die altersbedingte Trübung der Linse um 40–50 % verringern kann.
Vitamin C ist vor allem in Zitrusfrüchte, aber auch in Tomaten und Me‑
lonen enthalten.

Unsere Empfehlung: 200 mg am Tag.

Vitamin D in Verbindung mit K2


In der Regel bildet der Körper in der Haut 80 % bis 90 % des Vitamins
selbst. Zumindest im Sommer. Gerade in Deutschland leiden viele Men‑
schen an einem Vitamin D3 Mangel. Dieses Vitamin hat Einfluss auf das
Immunsystem, die Zellteilung, den Kalziumspiegel im Blut, sowie auf den
Aufbau und Erhalt gesunder Knochen, Zähne und Muskeln. Vitamin D
und Vitamin K sind deshalb so gute Partner, weil sie sich in ihrer Arbeit
gegenseitig begünstigen.
Unsere Empfehlung: 10.000 I. E. pro Woche.

Vitamin E
Wie wichtig Vitamin E für scharfes Sehen ist, erkennt man daran, dass
seine Konzentration in der Makula 70 Mal höher ist als in der Linse. Dort

43
Die optimale Ernährung

schützt es die 130 Millionen Lichtstäbchen vor den schädlichen Ein‑


flüssen der UV-Strahlen. Vitamin E verbessert die Elastizität der Augen‑
muskeln und der Linse. Gemeinsam mit anderen sogenannten Antioxi‑
dantien macht Vitamin E diese gefährlichen Moleküle unschädlich und
schützt die Zellen vor deren Zerstörung.

Unsere Empfehlung: 50 mg am Tag

Kalzium
Kalzium ist der mengenmäßig wichtigste Mineralstoff im Körper. Ein hö‑
herer Kalziumspiegel mindert die Gefahr Kurzsichtig zu sein, da das Kal‑
zium die Flüssigkeit im Auge reduziert und so den Augapfel verkürzt. Au‑
ßerdem wird die Gefahr verringert am Grünen Star zu erkranken. Gute
Kalzium Quellen sind Milch und grünes Blattgemüse.

Unsere Empfehlung: 800 mg am Tag

Lutein und Zeaxanthin


Beide bilden gemeinsam die gelbe Pigmentschicht auf der Makula - auch
„gelber Fleck“ genannt. Dieser liegt im Mittelpunkt unseres Blickfeldes.
Nur mit diesem Teil der Netzhaut wird fokussiert und optimal scharf ge‑
sehen. Die Sehschärfe nimmt zu den Bildrändern hin kontinuierlich ab.

Vor allem im Alter kann es zu einem Abbau der Farbpigmente der Ma‑
kula kommen, die zum Verlust der Sehkraft im Bereich des schärfsten
Sehens führt. Lutein-haltige Lebensmittel sind Brokkoli, Spinat, Avoca‑
do, Leinöl und Seefisch. Zeaxanthin ist in orangefarbenem Paprika, Mais,
Erbsen & Eigelb enthalten.
Unsere Empfehlung: Die JECFA (gemeinsamer FAO/WHO‑Sachverständi‑
genausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe) legte eine maximale Tages‑
dosis von 2 mg pro Kilogramm fest, was bei einer 70 kg schweren Person
rund 140 mg Lutein in Verbindung mit Zeaxanthin pro Tag entspricht.

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Mehr Sehkraft ohne Brille

OPC (Oligomere Proanthocyanidine)


Für die Gesundheit der Augen ist OPC gemeinsam mit Vitamin C durch
seine Wirkung auf das Bindegewebe im ganzen Körper außerordentlich
wichtig. Das Auge, aber insbesondere die Linse, besteht neben
Wasser hauptsächlich aus Kollagen (Bindegewebe). Je elastischer und
kräftiger das Kollagen ist, desto gesünder bleiben die Augen.
Außerdem ist OPC eines der stärksten Antioxidantien und schützt
etwa 20 Mal stärker als Vitamin C gegen freie Radikale.

Unsere Empfehlung: 50 mg am Tag

Astaxanthin – ein kraftvolles Antioxidans


Für fast alle Augenprobleme sind freie Radikale und Entzündungen ver‑
antwortlich. Astaxanthin kann freie Radikale entgegenwirken und
als einziges Antioxidans die Blut-Retina-Schranke durchdringen.

Diese Eigenschaft ist entscheidend, denn so kann es die Linsen und


Netz‑haut vor UV-Strahlen schützen. Astaxanthin kann trockene
Augen und Augenstechen in nur wenigen
Wochen deutlich reduzieren.

Wer den ganzen Tag am Computer arbeiten, sollte dringend


Astaxanthin nehmen, um die Sehschärfe zu verbessern.

Unsere Empfehlung: 8 mg am Tag

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KAPITEL 6
Entspannungstechniken

Neben der Ernährung ist auch das Entspannen der Augen enorm wich‑
tig. Beide bilden die Grundlagen, um Fortschritte beim Augentraining
erzielen zu können. Schließlich entstehen die meisten Augenprobleme
aufgrund von Vitaminmangel und/oder durch Überlastung. Daher stelle
ich in diesem Kapitel die besten Entspannungstechniken vor. Diese soll‑
ten jeweils vor und nach jedem Training angewendet werden. Ebenfalls
empfiehlt es sich, einige dieser Techniken auch im Alltag anzuwenden,
um zu verhindern, dass sich unsere Augen überanstrengen. Wendest du
keine Entspannungsübungen beim Augentraining an, überlastest du da‑
mit zwangsläufig deine Augen und verschlechterst evtl. sogar noch deine
Sehfähigkeit.

6.1 Palmieren
Die vermutlich wichtigste Übung beim Augentraining ist das sogenann‑
te Palmieren. Egal, welches Augenproblem vorliegt, durch das Palmie‑
ren wird die Sicht klarer. Diese Entspannungsmethoden sind einer der
bekanntesten Übungen von Dr. Bates. Er erkannte, dass Sehprobleme
hauptsächlich durch mentalen Stress verursacht werden. Daher unter‑
suchte er mehrere Probanden, um eine Methode zu entwickeln, welche
die Augen entspannt.

Durch Palmieren haben schon viele Menschen ihre Sehfähigkeit verbes‑


sern können. In einigen Fällen sieht man blitzartig klarer, in andere Fällen
wiederum dauert es einige Augenblicke, bis die Sicht klarer wird.

So wird palmiert
Lege zunächst deine Brille ab und suche dir einen ruhigen und gemüt‑
lichen Ort, wo du ungestört bist. Reibe deine Hände aneinander, wie in
kalten Wintermonaten, sodass sich die Hände aufwärmen. Gähne ein‑
mal und atme tief in den Bauch ein und aus. Versuche dich vollkommen
zu entspannen.
Mehr Sehkraft ohne Brille

Lege dann deine Handflächen auf deine geschlossenen Augen, sodass


du absolut nichts mehr sehen kannst. Deine Hände können dabei über‑
kreuzen, so wie es für dich am angenehmsten ist. Stelle dir zusätzlich die
Farbe Schwarz vor und atme so langsam wie möglich immer aus. Das
verstärkt zusätzlich die entspannende Wirkung.

Wenn, du vollkommen entspannt bist, nimmst du nichts als tiefes


Schwärze wahr. Solltest du noch grelle Blitze oder graue Schatten wahr‑
nehmen, ist dein Nervensystem noch nicht vollkommen entspannt.

Grundsätzlich gibt es keine ideale Dauer, da es für jeden unterschiedlich


lang dauern kann, bis man vollkommen entspannt ist. Schon ein paar Mi‑
nuten können reichen, um den idealen Zustand zu erreichen. Du spürst
einfach, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, aufzuhören.

Nimm zuerst deine Hände von deinen geschlossenen Augen. Nimm das
einfallende Licht wahr und öffne langsam deine Augen. Lass das Licht
langsam eintreten und blicke sanft. Wenn, die Augen feucht sind oder
sogar tränen ist dies ein gutes Zeichen. Trockene Augen sind immer ver‑
spannte Augen in einem gestressten Körper.

Generell: je öfter und je länger palmiert wird, desto besser. Nach dem
Palmieren ist jede andere Trainingsübung für das Sehen effektiver. Unab‑
hängig davon ist es gut, ein Leben lang zu Palmieren, um gesunde Augen
zu haben.

6.2 Entspannungsübungen für den Alltag


Wir haben ein paar weitere kurze und einprägsamem Tipps zusammen‑
gestellt, welche sich gut in den Alltag integrieren lassen und einfach an‑
zuwenden sind.

Der erste Entspannungstipp lautet: Massiere deine Augen. Bei unserer


ersten Übung massierst du deine Augen. Schließe dazu deine Augen,
atme tief ein uns aus und klopfe mit zwei Fingern kreisförmig um die
Augen. Das regt den Tränenfluss und die Durchblutung an. Schon nach
kurzer Zeit entspannen sich deine Augen.

Mit der nächsten Übung lockerst du die Muskulatur deiner Augen. Lass
diesmal deine Augen geöffnet und kreise deine Augen ein paar Mal im

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Entspannungstechniken

Uhrzeigersinn und entgegen dem Uhrzeigersinn. Kreise anschließend


deine Augen ein paar Mal in Form einer liegenden Acht.

Ebenfalls sehr zu empfehlen ist das schnelle Blinzeln. Gerade wer oft und
lange vor einem Bildschirm sitzt, blinzelt deutlich seltener. Daher sind
trockene und überanstrengte Augen vorprogrammiert. Öffne und schlie‑
ße deine Augen eine Minute lang schnell, aber locker. Das trainiert die
Muskulatur, löst den starren Blick und schützt vor dem Austrocknen der
Augen.

Unseren letzten Tipp solltest du nicht in der Nähe deines Chefs machen.
Denn um deine Augen und dein Nervensystem zu entspannen, hilft es
herzhaft zu Gähnen. Das versorgt den Körper mit neuem Sauerstoff, ent‑
spannt die Augen und lockert die Gesichtsmuskulatur.

Du musst nicht alle Tipps anwenden, dennoch empfiehlt es sich, einige


dieser Tipps in den Alltag zu integrieren. Auch bei Augenübungen kann
es sehr hilfreich sein, seine Augen regelmäßig vorher zu entspannen.

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Mehr Sehkraft ohne Brille

49
KAPITEL 7
Die Hornhautverkrümmung

Du bist kurzsichtig, wenn du in die Ferne schaust und nichts scharf er‑
kennen kannst. Im Nahbereich hingegen sehen die meisten kurzsichtigen
Menschen noch einwandfrei. Wenn du jedoch aus allen Entfernungen
„verschleiert“ siehst, dann leidest du an einer klassischen Hornhautver‑
krümmung. Das ganze hört sich schlimmer an als es tatsächlich ist, denn
eine Hornhautverkrümmung lässt sich in der Regel kurzfristig wegtrai‑
nieren.

Die Hornhaut liegt vor der Pupille, ist etwas kleiner als ein 1-Cent-Stück
und circa einen halben Millimeter dick. Da sie dem runden Augapfel auf‑
liegt, ist sie selbst sphärisch gewölbt, in etwa so wie eine Kontaktlinse.
Von einer Hornhautverkrümmung spricht man, wenn der vorderste Ab‑
schnitt des Augapfels nicht gleichmäßig gewölbt ist. Diese Anomalie wird
auch Stabsichtigkeit oder Astigmatismus genannt.

Normalerweise sorgt die Hornhaut zusammen mit der Augenlinse dafür,


dass die parallel einfallenden Lichtstrahlen gebündelt werden, und fo‑
kussiert auf einem einzigen Punkt der Netzhaut auftreffen. Dadurch ist
scharfes Sehen möglich.

Bei der Hornhautverkrümmung ist die Hornhaut aber ungleichmäßig ge‑


wölbt, wodurch das Licht nicht richtig gebündelt werden kann. An man‑
chen Stellen werden einfallende Lichtstrahlen stärker gebündelt als an
anderen. Sie vereinen sich auf der Netzhaut in der Folge nicht in einem
einzigen Punkt, sondern auf einer Linie. Die Folge: die Sicht ist unscharf.
7.1 Hast du eine Hornhautverkrümmung? Finde es heraus!
Um zu überprüfen, ob du an einer Hornhautverkrümmung leidest,
kannst du mithilfe des Astigmatismus-Spiegels deinen aktuellen Zustand
überprüfen.

Betrachte den Sehtest aus verschiedenen Entfernungen, denn bei man‑


chen Menschen ist die Hornhautverkrümmung nicht immer gleich. Soll‑
test du an einer Hornhautverkrümmung leiden, erscheinen dir einige
Linien deutlich dicker und dunkler als die anderen.

Der Test sollte immer in dem Bereich angewendet werden, wo du ab‑


solut scharf sehen kannst. Dann liefert er ein schnelles und zuverlässiges
Ergebnis.

Solltest du dir nicht sicher sein, ob du eine Hornhautverkrümmung hast,


kannst du einen Gegentest machen. Schaue dir dazu die vier kleinen Krei‑
se an. Erscheint einer dieser abgebildeten Kreise dunkler, dann weißt du,

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Die Hornhautverkrümmung

dass du eine Hornhautverkrümmung hast und auf welcher Achse sich


diese befindet.

Solltest du feststellen, dass alle Linien gleich sind und auch die vier Krei‑
se identisch sind, dann leidest du unter keiner Hornhautverkrümmung.
Theoretisch kannst du dann mit anderen Augenübungen weiter trainie‑
ren, welche sich auf dein spezielles Sehproblem beziehen. Jedoch emp‑
fehle ich auch, einmal die nächsten Übungen mitzumachen, um alle dei‑
ne Muskelgruppen zu aktivieren. Denn mit diesen Übungen verbesserst
du die Geschmeidigkeit deiner Augenmuskeln und verringerst die Gefahr
deine Augen zu verschlechtern.

In den meisten Fällen merken selbst Menschen ohne eine Hornhautver‑


krümmung, dass sie Fortschritte machen. Zwar ist das dann meistens nur
subjektiver Natur, dennoch merken viele die Intensität dieser Übungen.
Nur die wenigsten schaffen diese Übungen auf Anhieb, ohne die Augen
zu überanstrengen.

7.2 Übung zur Lockerung der Augenmuskeln


Wir trainieren mit dieser Übung unsere Augenmuskeln, damit sie wieder
geschmeidiger und lockerer werden. Anschließend gehen wir zur eigent‑
lichen, anstrengenden Übung vor.
Sollten bei dieser Übung bereits Schmerzen auftreten, übe vorsichtiger
und langsamer weiter. Trainiere wirklich erst dann mit dem Tibetischen
Rad, wenn dir diese Übung einfach fällt. Es kann sein, dass du diese
Übung ein paar Tage lang machen musst, bis deine Augenmuskeln den
gewünschten Fortschritt erreicht haben.

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1) Halte deinen Daumen ca. 10 cm vor deine Augen. Das ist etwas weni‑
ger als eine Handbreite.

2) Schau mit beiden Augen auf die Daumenspitze. Solltest du deinen


Daumen nicht scharf sehen, ist das nicht weiter schlimm.

3) Bewege jetzt deinen Daumen ganz langsam nach oben und folge der
Bewegung soweit es geht, ohne den Kopf dabei zu bewegen.
4) Nun bewege deinen Daumen in einer geraden Linie nach unten. Da‑
nach gehe wieder in die Ausgangsposition in die Mitte.

5) Bewege jetzt deinen Daumen auf der horizontalen Achse, nach links
und anschließend nach rechts.

6) Entspanne nun deine Augen und deinen Arm für einen Moment.

7) Starte erneut aus der Ausgangsposition heraus und bewege nun den
Daumen einmal im Uhrzeigersinn und einmal entgegengesetzt. Bewege
dabei nicht den Kopf, sondern bewege nur deine Augen, soweit es geht.
Mache erneut eine kleine Pause, bevor du mit dem nächsten Schritt wei‑
termachst, und schließe deine Augen.

8) Wiederhole diese Übung, wobei du nun die Bewegungen mit der


Atmung koordinierst. Atme ein, wenn du den Daumen nach außen be‑

53
Die Hornhautverkrümmung

wegst und atme so lange wie möglich aus, wenn du den Daumen wieder
in die Ausgangsposition bringst. Du wirst schnell merken, dass sich nicht
nur die Augen, sondern auch der gesamte Körper entspannt.

9) Versuche ebenfalls auf deine Atmung zu achten, wenn du die Übung


im Uhrzeigersinn und einmal gegen den Uhrzeigersinn machst.

Solltest du nicht alle Schritte schaffen, baue einige Pausen ein und ent‑
spanne deine Augen. Steigere dich, indem du regelmäßig diese Übung
wiederholst.

Hast du bei dieser Übung bemerkt, dass dir die Bewegung in einige Rich‑
tungen leichter zu fallen scheint als in andere.? Das ist immer ein Hinweis
darauf, dass einige Muskelgruppen weniger flexibel sind als andere. Ver‑
suche dich bei jeder Trainingseinheit zu steigern, bis die Muskeln wieder
geschmeidiger sind und die Spannung in deinen Augen stark zurückgeht.
Dadurch nimmt deine Hornhaut wieder ihre natürliche Form an.

Ich empfehle es, diese Übung mehrmals täglich durchzuführen, mit ei‑
nigen Stunden Pause zwischen den Trainingseinheiten. Je öfter du diese
Übung wiederholst, desto geschmeidiger werden deine Augenmuskeln
und desto einfacher fällt dir die nächste Übung mit dem Tibetischen Rad.

54
7.3 Das Tibetisches Rad
Diese Übung ist sehr intensiv und sollte wirklich erst dann gemacht
werden, wenn dir die vorige Übung keinerlei Probleme mehr bereitet.
Grundsätzlich kann man mit Augentraining nichts falsch machen und
keinen Schaden verursachen. Voraussetzung ist jedoch, dass die Augen‑
muskeln nicht überanstrengt werden. Gehe also möglichst locker und
entspannt an die Sache heran und gebe deinen Augenmuskeln etwas
Zeit sich an diese Übung zu gewöhnen.

Um sich richtig zu entspannen, kann es auch hilfreich sein, Entspan‑


nungsmusik zu hören, da der Rhythmus der Musik den Entspannungs‑
effekt verstärkt.
Wenn du mit dieser Übung startest, versuche dich über die nächsten
Tage zu steigern. Die wenigsten untrainierten Menschen schaffen die ge‑
samte Übung beim ersten Mal. Höre unbedingt auf mit dieser Übung,
sobald deine Augen schmerzen.

Es kann sein, dass du in den nächsten Tagen eine Art Muskelkater um die
Augen verspürst. Daher ist es auch ratsam, einen Tag Pause einzulegen,
um am nächsten Tag weiter zu trainieren.

1. Halte das Tibetische Rad in einem Abstand von ca. 3 cm von deiner
Nasenspitze entfernt. Diese zeigt auf den weißen Punkt in der Mitte der
Übungstafel. Es spielt keine Rolle, ob Du das Tibetische Rad scharf sehen
kannst oder nicht.

55
Die Hornhautverkrümmung

2. Atme ein und bewege dabei nur deine Augen in einer geraden Linie
nach oben. „Hüpfe“ mit deinen Augen über die einzelnen Stufen, bis du
die Kugel oben sehen kannst. Halte diese Position für etwa 2 Sekunden
und bewege anschließend deine Augen zurück zur Ausgangsposition.
Atme dabei langsam aus.

3. Das Gleiche machst du nun mit allen Achsen (Rechts, Links, Oben und
Unten). Achte währenddessen auf deine Atmung und versuche dich da‑
bei zu entspannen. Mache anschließend Pause und palmiere deine Au‑
gen. Was genau das ist, erkläre ich im Kapitel 6.

4. Im nächsten Schritt bewegst du deine Augen einmal im Uhrzeigersinn


und einmal entgegengesetzt. Du beginnst mit der Ausgangsposition in
der Mitte, atmest ein und bewegst deine Augen nach oben. Wenn du
oben angekommen hältst du diese Position für ein paar Sekunden und
bewegst deine Augen so langsam wie möglich beim Ausatmen über die
rechte Seite nach unten.

5. Wenn du das geschafft hast, schließe und palmiere deine Augen min‑
destens 2 Minuten lang, damit diese sich entspannen können.

Mache diese Übung am Tag bis zu dreimal über einen Zeitraum von 4
Wochen, damit die Hornhautverkrümmung komplett verschwinden
kann. Wie bereits erwähnt, lässt sich die Hornhautverkrümmung rela‑
tiv einfach beseitigen. In einigen Fällen reicht es einige Tage lang regel‑
mäßig zu trainieren, um das natürliche, klare Sehvermögen wiederher‑
zustellen. Solltest du merken, dass nach ein paar Tagen des Übens die
Hornhautverkrümmung verschwunden ist, kannst du andere Übungen
machen, solltest jedoch diese Übung mindesten 4 Wochen regelmäßig
machen. So stellst du sicher, dass die Hornhautverkrümmung vollständig
verschwunden ist und nicht in absehbarer Zeit zurückkommt.

Solltest du dennoch merken, dass deine Hornhautverkrümmung zurück‑


gekehrt ist, trainiere deine Augen mit diesen Übungen und versuche die
Ursache in deinem Alltag herauszufinden.

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57
Die Hornhautverkrümmung

7.4 Augenmuskeln entspannen


Um gezielt die verspannten Muskelgruppen zu entspannen, solltest du
folgende Übung machen.

1) Im ersten Schritt ist es wichtig zu wissen, auf welcher Achse deine


Hornhautverkrümmung sich befindet. Das hast du beim Astigmatismus-
Spiegel herausgefunden. Diese kann z. B. auf der 1 Uhr/7 Uhr‑Achse lie‑
gen.
2) Halte einen Finger ca. 3 cm vor deinen Augen und bewege ihn drei‑
mal auf der entsprechenden Achse vor und zurück. Folge dem Finger mit
deinen Augen so weit es geht.

3) Wiederhole die Übung nun mit geschlossenen Augen und bewege


deine Augen in jeder Richtung noch etwas weiter nach außen. Das Ganze
wiederholst du bis zu dreimal.

4) Öffne nun wieder deine Augen und mache die Übung erneut. Du wirst
feststellen, dass du deine Augen etwas weiter als beim ersten Versuch
auf der Achse bewegen kannst.

5) Mache die Übung zum Schluss noch einmal auf der entgegengesetz‑
ten Achse. Damit verhinderst du, dass sich die Hornhautverkrümmung
auf die andere Achse verschiebt.

58
Mehr Sehkraft ohne Brille

7.5 Ursachen einer Hornhautverkrümmung


Die Hornhautverkrümmung lässt sich mit diesen Übungen sehr schnell
und einfach behandeln. In den meisten Fällen machen sich
Verbesserun‑gen nach dem ersten Anwenden bemerkbar. Nach ein paar
Tagen oder Wochen regelmäßigen Übens, wirst du deine Augen
mühelos in alle Richtungen bewegen können. Überprüfe mit dem
Astigmatismus-Spie‑gel deinen Fortschritt. Wenn du alles klar und ohne
Verzerrungen sehen kannst, bist du deine Hornhautverkrümmung los.

Durch diese Übungen kann dem Auge kein Schaden zugefügt werden.
Es kann trotzdem sein, dass die Hornhautverkrümmung zurückkehrt.
Dann setze diese Übungen erneut fort.

Der Grund für eine erneute Hornhautverkrümmung ist relativ einfach


nachzuvollziehen. Wenn sich an Umwelteinflüssen und deinen (Seh-)
Gewohnheiten nichts ändert, also die Ursache nicht behoben wird, tritt
das Augenproblem erneut auf. Daher empfehle ich, wenn du dauerhaft
gesunde Augen haben möchtest, die Ursache herauszufinden und zu
be‑heben.

Es ist mit einem Zelt vergleichbar. Wenn die Seile an allen Seiten gleich‑
mäßig angespannt sind, steht das Zelt gerade. Ist auch nur eine Seite zu
stark angespannt, verzieht sich das gesamte Konstrukt und steht nicht
mehr gerade. So ähnlich verhält es sich auch bei einer Hornhautver‑
krümmung. Je stärker an einer Seite gezogen wird, desto größer ist die
Verspannung und die Hornhautverkrümmung. Dein Ziel sollte darin be‑
stehen, die Augenmuskeln wieder auszugleichen, damit keine einseitige
Verspannung die Hornhaut verkrümmt.

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KAPITEL 8
Kurzsichtigkeit verbessern

Die Kurzsichtigkeit ist weltweit am verbreitetsten. Solltest du Probleme


damit haben Dinge in der Ferne klar zu sehen, dann bist auch du kurz‑
sichtig. Fast immer haben die Betroffenen dieser Sehschwäche auch eine
Hornhautverkrümmung. Solltest du also das Kapitel „Hornhautverkrüm‑
mung“ übersprungen haben, dann lies dir zunächst dieses Kapitel durch,
bevor du mit den kommenden Übungen weiter machst.

Die Ursachen der Kurzsichtigkeit können unterschiedlicher Natur sein.


Zum einen sind unsere heutigen Gewohnheiten ausschlaggebend, da
wir fast ausschließlich im Nahbereich sehen und arbeiten. Auch die An‑
zahl der Bildschirme nimmt immer weiter zu, sodass unsere Augen stän‑
digen Lichtreizen ausgesetzt sind. Ein Vitamin-A-Mangel ist hier vorpro‑
grammiert. Auch die Dauer der Nah sehe Phasen nehmen immer weiter
zu. Schaut man dann einmal in die Ferne, sind die Augen schnell über‑
fordert, da sie es schlicht nicht mehr gewohnt sind so weit zu sehen.
Allerdings gibt es auch Menschen, welche aufgrund ihrer genetischen
Veranlagung kurzsichtig sind. Diese Menschen haben meistens einen
verlängerten Augapfel. Dadurch trifft der Brechwinkel nicht mehr ex‑
akt auf die Netzhaut und das wahrgenommene Bild erscheint unscharf.
Solltest du eine genetische Kurzsichtigkeit haben, ist das Augentraining
dadurch nicht weniger effektiv, jedoch ist es mit einem deutlich höhe‑
ren zeitlichen Aufwand verbunden. Die Ernährung spielt hier eine noch
größere Rolle.

Prinzipiell lässt sich jedoch die Kurzsichtigkeit mit Augentraining hervor‑


ragend behandeln. Entscheidend wie schnell du deine Kurzsichtigkeit
loswirst, ist die Stärke der Sehschwäche. Ich unterteile dabei in:

Geringfügige Kurzsichtigkeit bis zu 2 Dioptrien


Mittlere Kurzsichtigkeit zwischen 2 – 4 Dioptrien
Starke Kurzsichtigkeit ab 4 Dioptrien

Je nachdem, wo du dich einordnest, dauert es im Idealfall nur ein paar


Monate, bis du wieder klar sehen kannst. Es kann aber auch deutlich län‑
ger dauern, wenn du eine sehr hohe Sehschwäche hast. Grundsätzlich
kann man sagen, je geringer die Sehschwäche ist, desto schneller kannst
du wieder klar sehen.
Mehr Sehkraft ohne Brille

Damit du jedoch nicht nach ein paar Monaten erneut eine Sehschwäche
entwickelst, versuche verschiedene Entspannungstechniken, wie das
Palmieren in deinen Alltag zu integrieren. Achte außerdem unbedingt
auf deine Ernährung, denn ein Vitaminmangel kann häufig unsere Sicht
schlagartig verschlechtern.

8.1 Augen entspannen und besser sehen


Wir entwickeln dann eine Sehschwäche, wenn unser Auge dauerhaft
überanstrengt ist. Auch das Augentraining fordert unser Auge. Damit du
deine Augen während des Trainings nicht überanstrengst, schauen wir
uns zunächst einiger Lockerungsübungen an.

An dieser Stelle empfehle ich dir noch mal das Palmieren als Entspan‑
nungstechnik, im Kapitel 6 anzuschauen. Am besten palmierst du vor
und nach jeder Übung, um deinen Augen die notwendige Entspannung
zukommen zu lassen. Auch im Alltag kann das Palmieren helfen, wie‑
der besser sehen zu können. Wenn die Augen auch nur 1 Minute über‑
anstrengt sind, benötigt man mehrere Stunden Pause! Wer also meint,
ohne Pause zu trainieren, um sich zu verbessern, wird leider enttäuscht
werden. Im schlimmsten Fall lässt die Sehkraft sogar nach, was du natür‑
lich nicht möchtest. Plane daher unbedingt Pausen ein, vor allem auch
im Alltag!

Die Augen lockern


Lockern ist eine sehr einfache Übung für Beginner, denn hier merkt man
recht schnell, welches Potenzial in dem Augentraining liegt. Diese Übung
mache mit geöffneten Augen.

1) Suche dir einen ruhigen Platz, im Sitzen oder im Stehen, wo du die


nächsten 5 Minuten ungestört bist.

2) Jetzt beginnst du langsam deine Augen ein paar Mal im Uhrzeigersinn


zu drehen. Versuche zu Beginn nicht bis an den Rand zu gehen, sondern
nur dahin, wo es sich noch weich anfühlt.

Du kannst auch deinen Kopf kreisen lassen und deine Augen auf einen

61
Kurzsichtigkeit verbessern

Punkt fixieren. Der Effekt bleibt derselbe. Anschließend machst du das


mit einigen Umdrehungen gegen den Uhrzeigersinn. Jetzt sollten deine
Augenmuskeln warm sein und wir können nun einen Schritt weiterge‑
hen.

3) Wir beginnen wieder unsere Augen im Uhrzeigersinn zu drehen, doch


diesmal so weit es geht. Obwohl wir die Muskeln aufgewärmt haben,
wird es vereinzelt zu leichten Schmerzen kommen. Mach das Ganze nur
1-2-mal und höre danach auf und schließe deine Augen.

4) Entspanne dich, halte deine Hände über deine geschlossenen Augen


und atme tief ein und aus. Achte darauf, dass deine Augen ein immer
dunkler werdendes Schwarz sehen. Sobald du dich wieder bereit fühlst,
kannst du mit dem nächsten Schritt weiter machen.

5) Im nächsten Schritt drehen wir die Augen erneut so weit es geht, dies‑
mal jedoch in die andere Richtung. Spüre wie die Muskeln in deinen Au‑
gen arbeiten.

6) Schließe erneut deine Augen, lege deine Hände auf die Augen und
atme ein und aus.

7) Abschließend bewege deine Augen einmal auf der horizontalen und


vertikalen Achse ein paar Mal hin und her. Versuche die Augen so weit
wie möglich an den Rand zu bewegen.

8) Schließe dann deine Augen erneut, um neue Energie zu tanken.

Wer noch nie Augentraining gemacht hat, wird bereits hier merken, wel‑
che Kraft hinter dem Augentraining liegt. Daher auch die vielen Pausen.
Natürlich kannst du die Pausen auch überspringen, aber dann läufst du
Gefahr, deine Augen schon bei der Erwärmung zu überlasten. Denn die‑
se Übung dient lediglich nur zur Aktivierung der Augenmuskeln. Solltest
du hier bereits Schmerzen in den Augen spüren, ist das ein Anzeichen,
das deine Augen zu wenig ausbalanciert sind. Wenn du mit dem Augen‑
training weiter fortgeschritten bist, dann probiere diese Übung erneut
aus und du wirst merken, wie leicht sie dir dann fällt.

62
Mehr Sehkraft ohne Brille

Die Augen massieren


Diese Übung dient dazu, den Energiefluss in den Augen anzuregen.
Gleichzeitig hilft es dir dabei deine Augen zu entspannen. Du kannst also
während der gesamten Übung deine Augen geschlossen halten.

Du brauchst nicht alle Schritte dieser Übungen machen, um perfekt vor‑


bereitet zu sein. Probiere am besten alle einmal aus und entscheide
dich, welche dir am besten gelingt. Oder wähle dir deine Lieblingsübung
heraus und übe diese regelmäßig.

1) Lege deine Daumenkuppen so nah wie möglich an die


inneren Augenwinkel unter der Augenbraue. Du wirst
wahrscheinlich direkt spüren, welchen Bereich du mas‑
sieren musst. Kreise dreimal gegen den Uhrzeigersinn von
rechts nach links und anschließend im Uhrzeigersinn.

2) Als nächstes, widmen wir uns nun den äußeren Augen‑


winkeln. Kreise mit zwei Fingern, jeweils dreimal gegen
den Uhrzeigersinn und dreimal im Uhrzeigersinn. Achte
dabei auf eine ruhige gleichmäßige Atmung. Arbeite dich
bis zum Haaransatz vor und kreise erneut jeweils dreimal
gegen und im Uhrzeigersinn
3) Eine meiner Lieblingsübungen zum Massieren, befin‑
det sich unterhalb der Wangenknochen, etwa auf Höhe
der Nasenlöcher. Der ideale Punkt liegt einen Fingerbreit
entfernt von der Nase. Nimm dieses Mal alle vier Finger
und presse pulsierend auf diesen Punkt. Du wirst rasant
einen positiven Effekt spüren. Du kannst diesen Bereich
auch mit kreisenden Bewegungen massieren, wenn es
dir besser gefällt.

4) Direkt unterhalb der Augenmitte befindet sich der


nächste Punkt zum Massieren. Wir bearbeiten den Kno‑
chen direkt unter dem Auge mit pulsierendem Pressen.
Drücke dazu mit vier Fingern jeweils mehrfach auf die‑
sen Punkt und du wirst dabei eine wunderbare erfri‑
schende Kühle über deinen Augen spüren. Dann merkst
du, dass deine Energie ins Fließen kommt.

63
Kurzsichtigkeit verbessern

Wenn du merkst, dass deine Augen Energie benötigen, kannst du diese


Übungen beliebig oft anwenden. Vielleicht findest du auch einen ande‑
ren Punkt, um dich zu entspannen und die Energie ins Fließen zu bringen.
Das sind meine Vorschläge, welche mir geholfen haben, meine Augen zu
entspannen. Wichtig ist zu verstehen, dass sich die Augen entspannen
müssen und das geht nicht, wenn man dabei am Handy sitzt oder ande‑
ren Aktivitäten nachgeht. Entspannung heißt Ruhe.

8.2 Sehfähigkeit bei geringer Kurzsichtigkeit verbessern (bis 2


Dioptrien)
Wenn du leicht kurzsichtig bist und vielleicht sogar noch keine Brille
trägst, sind das, gute Voraussetzungen, um deine Sehfähigkeit schnell
wieder zu verbessern. Wenn du die Übungen zur Hornhautverkrüm‑
mung bereits gemacht hast und immer noch nicht 100-prozentig klar
sehen kannst, sind die nächsten Übungen sehr hilfreich. Falls du die
Übungen mit der Hornhautverkrümmung übersprungen hast, empfehle
ich dir trotzdem, diese einmal anzuschauen, da dort schnell großarti‑
ge Fortschritte möglich sind. Erst anschließend solltest du die folgenden
Übungen ausführen.

64
Mehr Sehkraft ohne Brille

Üben mit der Sehtafel


Die Sehtafel (Seite 63) hilft dir, deinen Fortschritt zu überprüfen. Dein
Ziel besteht darin, sich so weit wie möglich nach unten vorzuarbeiten.
Suche dir einen Raum mit guten Lichtverhältnissen und stelle dort die
Sehtafel mit einem Abstand von 3 Metern Entfernung zu dir auf. Markie‑
re anschließend jeweils den Abstand von 1, 2 und 3 Metern auf dem Bo‑
den. Damit findest du später die beste Entfernung, falls du aus 3 Metern
nicht so klar sehen kannst.

1) Stelle dich auf die 3 Meter Markierung und versuche die fünf Zeilen
(40/20) mühelos zu erkennen. Solltest du Probleme damit haben, stelle
dich auf die 1 Meter Markierung oder auf die 2 Meter Markierung.

2) Wandere mit deinen Augen über die gesamte Zeile. Bewege sie von
links nach rechts, hin und her. Am einfachsten geht es, wenn du den ers‑
ten und den letzten Buchstaben im Wechsel fokussierst. (zwischendurch
immer wieder blinzeln, damit die Augen nicht trocken werden)

3) Tipp: Wenn du auf einen Buchstaben starrst, ohne zu blinzeln, über‑


anstrengst du die Augen. Es kann sein, dass du für einen Moment besser
sehen kannst, jedoch geht das auf Kosten der Augenmuskeln. Falls du
eine Zeile nicht klar sehen kannst, probiere zuerst die Augen durch das
Palmieren zu entspannen.

65
Kurzsichtigkeit verbessern

4) Schau dir den letzten Buchstaben der 5 Zeilen an. Der Buchstabe ist
ein P. Jetzt lege deine Handflächen auf deine Augen, wie beim Palmieren
und versuche dich an das P zu erinnern. Das mentale Bild hilft dir dabei,
dich an die darunter liegende Zeile zu erinnern. Der letzte Buchstabe ist
ein A. Versuche dich so immer weiter nach unten vorzuarbeiten.

5) Dein Ziel sollte es sein, aus einer Entfernung von 3 Metern unterhalb
der Grünen Markierung zu liegen. Wenn du die Zeile 20/40 aus 3 Metern
ohne Brille erkennst, darfst du beispielsweise noch ohne Brille Auto fah‑
ren. Bei der Zeile 20/20 liegt das ideale Sehen ohne Brille. Wenn du diese
Zeile scharf sehen kannst, hast du wieder 100 % Sehkraft.

6) Natürlich kannst du mit dieser Übung beliebig oft weiter machen, bis
du auch die letzte Zeile ohne Brille scharf sehen kannst. Dann liegt deine
natürliche Sehfähigkeit bei 100 %.

66
Mehr Sehkraft ohne Brille

67
Kurzsichtigkeit verbessern

Kurze Schwingübung
Diese Übung stammt ebenfalls von Dr. Bates. Sie hilft uns unsere Augen
zu entspannen und dient gleichzeitig zur Verbesserung der Sehschärfe.
Sie wurde von uns ebenfalls leicht abgewandelt, damit lässt sie sich bes‑
ser in den Alltag integrieren. Mir persönlich hat diese Übung sehr viel
Spaß bereitet, da man recht schnell Verbesserungen feststellt.

Die Übung heißt Schwingübung, da wir mit unserem Kopf schwingen


und gleichzeitig ein Objekt oder eine Zeile der Sehtafel fokussieren.

1) Stelle oder setze Dich vor die Sehtafel. Den idealen Abstand findest
du heraus, wenn du den Buchstaben einer Zeile nicht mehr klar sehen
kannst, aber er sich noch unterscheiden lässt.

2) Fange jetzt an nur mit dem Kopf hin und her zu schwingen. Der Ober‑
körper geht leicht mit. Wandere mit den Augen ganz leicht über die Zei‑
le. Du wirst merken, wie die Augen arbeiten. Am Anfang wird das noch
etwas gewöhnungsbedürftig sein, jedoch wird sich das schnell legen.
Wiederhole das etwa drei- bis viermal.

3) Schließe deine Augen und höre auf zu schwingen. Sobald du dich wie‑
der zentriert fühlst, öffnest du deine Augen und visierst einen Buchsta‑
ben der Zeile an.

68
Mehr Sehkraft ohne Brille

4) Unterteile den Buchstaben in zwei Hälften. Schaue zuerst den oberen


Teil an und dann den unteren. Schau dir die Form an und lass ihn auf dich
wirken.

5) Du wirst wahrscheinlich feststellen, dass der ganze Buchstabe bzw. die


gesamte Zeile nun deutlich schärfer erscheint.

6) Die Übung eignet sich hervorragend für den Alltag. Solltest du Prob‑
lem mit dem Sehen haben, visiere das Objekt an und schwinge ein paar
Mal hin und her. Fokussiere dabei das Objekt und nach ein paar Bewe‑
gungen wirst du klar sehen können.

Es gibt neben dieser Übung zwei weiter Übungen, welche auf dem glei‑
chen Prinzip basieren. Zunächst schauen wir uns die lange Schwing‑
übung an.

Lange Schwingübung
Der größte Unterschied ist, dass du diesmal aus der Taille in 180 Grad
schwingst.

1) Stelle dich dazu so hin, dass du dich gut bewegen kannst und einen
sicheren Stand hast. Die Beine sollten etwa schulterbreit auseinander
stehen.
2) Die Übung kannst du entweder vor der Sehtafel machen, oder mit
einem oder mehreren Objekten in deinem Umfeld.

3) Lass deinen Blick über die Objekte gleiten und schwinge mit dem ge‑
samten Körper von links nach rechts. Wie schnell du das machst, ist dir
überlassen. Probiere es aus, so wie du dich am wohlste fühlst.

4) Fokussiere mit der Schwingübung verschiedene Objekte aus verschie‑


denen Entfernungen an.
5) Schon bald wirst du feststellen, dass sich dein Blick geschärft hat.

69
Kurzsichtigkeit verbessern

Augen Schwingübung
Diese Übung basiert ebenfalls auf der kurzen Schwingübung und eignet
sich ideal, um im Alltag seine Augen zu trainieren. Diese Übung lässt sich
unauffällig überall und universell anwenden. Diesmal schwingen wir nur
mit den Augen. Du kannst aber auch deine Augen auf das Objekt fokus‑
sieren und deinen Kopf von links nach rechts bewegen. So kannst du
einen größeren Radius trainieren.

1) Schau dir zunächst ein Wort oder einen kurzen Satz an. Schweife an‑
schließend mit deinem Blick ein paar mal darüber.

2) Schließe für einen Moment deine Augen und blicke sofort wieder auf
das Wort oder den Satz.

3) du wirst feststellen, dass das Wort bzw. der Satz nun deutlich stärker
und kräftiger erscheint.

Im Wesentlichen geht es darum, sich immer weiter auf die kleinsten De‑
tails zu konzentrieren und dadurch scharf zu sehen. Am einfachsten lässt
es sich mit folgendem Beispiel erklären.
Schau dir dazu einmal einen Baum an. Dieser Baum besteht aus einem
Stamm, ein paar Ästen und Blättern. Wenn ich dir sage, schau den Baum
an, worauf schaust du als Erstes? Zunächst schaust du dir den Stamm
an. Anschließend fokussierst du einen einzelnen Ast und abschließend
visierst du ein Blatt an. Auf diesem Blatt kannst du nun die kleinen Äder‑
chen vom Blatt sehen, oder vielleicht sogar die Laus, die auf dem Blatt
sitzt. Im Wesentlichen ist das der Weg zum klaren Sehen.

8.3 Sehfähigkeit bei mittlerer Kurzsichtigkeit verbessern (zwi‑


schen 2 und 4 Dioptrien)

70
Mehr Sehkraft ohne Brille

Wer zwischen 2 und 4 Dioptrien kurzsichtig ist, kann noch viele Sachen
im Nahbereich ohne Brille erkennen. So wirst du noch gut lesen und teil‑
weise am PC arbeiten können, ohne dass alles unscharf erscheint. Damit
du deinem Hauptziel jedoch näher kommst und endlich wieder scharf
sehen kannst, benötigen wir zunächst ein Zwischenziel. Dein Zwischen‑
ziel sollte darin bestehen, den Sehradius auszuweiten, um dann deine
Kurzsichtigkeit um 1 bis 2 Dioptrien verringern zu können. Anschließend
machst du mit Übungen zur geringen Kurzsichtigkeit weiter.

Alternierende Sehtafel

71
Kurzsichtigkeit verbessern

Mit dieser Übung trainierst du den Wechsel zwischen Nah- und Fern‑
sicht. Zusätzlich verbesserst du so deine räumliche Wahrnehmung und
das akkurate Fixieren von Objekten. Für diese Übung benötigst du eine
Kopie der Lesetafel.

1) Befestige die Sehtafel an der Wand und stelle dich in einem Abstand
davor, bis du die Buchstaben noch einigermaßen klar erkennen kannst.

2) Lese nun die ersten vier Buchstaben der kleinen Lesetafel ab. Siehe
rechts.

3) Blinzle einmal kurz und blicke dann sofort auf die große Sehtafel an
der Wand. Lese die nächsten vier Buchstaben von der Wandtafel ab.

4) Blinzle wieder und lese die nächsten Buchstaben ab.

5) Du kannst auch das Ablesen variieren. So kannst du versuchen deinen


Namen zu buchstabieren, oder willkürlich ein paar Buchstaben auszu‑
wählen. Das Wichtigste ist, dass du Spaß an der Übung hast und du dich
von der Übung nicht ablenken lässt.

6) Bewege dich immer wieder mal von der Sehtafel weiter weg und wie‑
der darauf zu. Dadurch trainierst du deine Fokussierfähigkeit aus ver‑
schiedenen Entfernungen.

7) Bei einer Kurzsichtigkeit empfiehlt es sich, sich immer weiter von der
Sehtafel wegzubewegen. Solltest du weitsichtig sein, dann bewegst du
dich immer weiter auf die Sehtafel hinzu.

8) Nach ca. 5 Minuten solltest du eine kurze Pause einlegen und deine
Augen palmieren.

Du kannst die Übung so oft wiederholen, wie du Spaß daran hast. Achte
darauf, dass du die Trainingszeit von 5 Minuten nicht überschreitest und
anschließend deine Augen entspannst.

Diese Übung eignet sich hervorragend für den Alltag. Wechsel einfach
öfter den Fokus von einem zum anderen und fordere deine Augen im‑
mer wieder heraus, indem du Objekte aus verschiedenen Entfernungen
anvisierst. Denke auch im Alltag immer wieder an kurze Entspannung.

72
Mehr Sehkraft ohne Brille

Die Sehtafel zum Ausdrucken findest du auch auf unserer Webseite un‑
ter www.augen-trainieren.com

Dominoübung
Die Dominoübung ist sehr nützlich, um den Bereich des klaren Sehens
auszudehnen. Wie der Name vermuten lässt, benötigen wir eine Sehta‑
fel voller Dominosteine. Diese findest du auf Seite 72. Das Ziel ist es, die
Augen zu entspannen und so die Sehschärfe zu verbessern.
Durch die weißen Punkten auf den schwarzen Dominosteinen entsteht
ein starker Kontrast, welchen wir uns hier zunutze machen.

Den idealen Abstand zur Sehtafel findest du individuell heraus. Hänge


dir die Sehtafel zunächst in einem gut belichteten Raum auf und gehe
so weit zurück, bis du noch alles gestochen scharf siehst. Jetzt gehst du
noch einen kleinen Schritt zurück und schon hast du die perfekte Ent‑
fernung gefunden. Achte darauf, dass die Konturen der Dominosteine
etwas weicher werden und nicht verschwommen sind. Fall es unscharf
erscheint, geh wieder ein Stück nach vorn.

1) Du beginnst die Übung, indem du zunächst deine Augen entspannst.


Lege dazu deine Hände kurz auf deine Augen.

2) Danach beginnst du langsam mit deinem Kopf von links nach rechts
zu schwingen. Schweife mit deinem Blick über die erste Zeile. Du wirst

73
Kurzsichtigkeit verbessern

schon recht schnell merken, dass die Konturen plötzlich deutlicher er‑
scheinen. Schwinge weiter und blicke auf die nächste Zeile.

3) Behalte die Bewegung bei, schließe aber deine Augen und achte dabei
auf deine ruhige und gleichmäßige Atmung.

4) Öffne deine Augen und schaue dir die Steine an. Siehst du sie jetzt
schärfer?

5) Hör aufzuschwingen und gehe ein kleines Stück zurück. Halte mit ei‑
ner Hand ein Auge zu und wandere mit dem anderen Auge für ca. 15
Sekunden auf einer Zeile hin und her. Wechsle anschließend das Auge
und wiederhole das ganze ein paar mal. Überprüfe mit beiden Augen, ob
du jetzt die Zeile schärfer erkennst.

6) Gehe langsam weiter zurück, bis die Konturen wieder weicher werden
und achte dieses Mal auf die weißen Punkte. Versuche sie laut zu zählen.
Dafür kannst du dir deine Lieblingsvariante aussuchen. Schwinge dazu
entweder erneut mit dem Kopf oder schließe ein Auge und wandere mit
dem anderen Auge über die Zeile. Wechsel spätestens nach 15 Sekun‑
den erneut das Auge.

Wiederhole diese Übung drei bis viermal am Tag und deine Sehfähigkeit
wird schon bald perfekt sein. Hier lassen sich schnelle Fortschritte er‑
zielen, wenn man alles richtig beachtet. Mach nicht den Fehler und ver‑
suche verschwommene Dominosteine zu fokussieren. Gehe dann lieber
einen Schritt nach vorne, um deine Augen nicht zu überanstrengen.

Die ganze Übung wurde von uns leicht abgewandelt und optimiert. Wer
sich die Originale Übung anschauen möchte, kann das in dem Buch „Die
Kunst des Sehens“ von Aldous Huxley machen.

74
Mehr Sehkraft ohne Brille

8.4 Sehfähigkeit bei hoher Kurzsichtigkeit verbessern (ab 4


Dioptrien)

Entscheidend für die Verbesserung der Kurzsichtigkeit bei einer höheren


Sehschwäche ist die Strategie. Die Augen sind oftmals sehr kraftlos und
haben kaum Energie. Bei einer Sehstärke von 4 Dioptrien kann man nur
25 cm klar sehen. Ohne Brille hätten es diese Menschen sehr schwer, da
weder Lesen noch andere Aktivitäten möglich wären. Solltest du sogar
eine noch höhere Sehschwäche haben, dann musst du einen langen Pro‑
zess durchlaufen. Bei einer hohen Kurzsichtigkeit kann das Sehtraining
mehrere Monate oder sogar Jahre dauern.

75
Kurzsichtigkeit verbessern

Unter anderem müssen die Augäpfel eine Veränderung durchmachen,


bevor die natürliche Sehkraft zurückkehrt, da sich diese bei einer starken
Kurzsichtigkeit verlängert haben.

Es bringt nichts, bei einer so hohen Kurzsichtigkeit, sofort die Brille ab‑
zulegen. Stattdessen solltest du dich etappenweise von der Brille lö‑
sen. Wenn du sofort die Brille absetzen würdest, wäre dein Alltag kaum
stressfrei. Ohne Brille würdest du wiederum zusätzlich die Augen belas‑
ten und die Sehstärke würde dann vermutlich weiter abnehmen.

Der erste Schritt besteht also darin, schwächere Brillengläser zu tragen,


als die, die verordnet wurden. Die starken Gläser nehmen dem Auge
die Fokussierfähigkeit vollständig ab. Das bedeutet, die Brille stellt al‑
les scharf, ohne dass du deinen Fokus auf ein Objekt gelegt hast. Diese
Fähigkeit ist durch die starken Gläser verloren gegangen, da die Augen‑
muskeln weniger beansprucht werden und mit der Zeit erschlaffen. Man
kann es gut mit einem gebrochenen Bein vergleichen. Zu Beginn sind
beide Beine gleich stark, doch je länger das Gipsbein nicht benutzt wird,
desto schneller gehen die Muskeln zurück. Nach der Heilung beginnt
man das Bein zu trainieren, um wieder bei voller Kraft zu sein. So ist es
auch mit dem Augentraining. Die Fokussierfähigkeit kannst du also wie‑
dererlangen mit einfachen Übungen.

Wenn du eine Brille trägst, dann passen sich automatisch auch deine
Augenmuskeln an die Glasstärke an. Trägst du aber Brillengläser, welche
etwa 1 Dioptrien schwächer sind als die verordneten, können sich die
Augen im Laufe des Tages an die verschiedenen Gegebenheiten anpas‑
sen. Im Zusammenhang mit dem Augentraining lassen sich die Augen
leichter trainieren, da sie nicht „rückfällig“ werden, sobald du deine Bril‑
le wieder aufsetzt.

Übrigens, diese Methode wurde bereits in der Renaissance so angewen‑


det. Der Augenarzt hat dem Patienten eine Brille ausgeliehen und nach
jeder Woche wurden die Gläser gegen schwächere getauscht. Irgend‑
wann hat man jedoch verstanden, dass ein Dauerkunde dem Arzt mehr
einbringt als ein geheilter Patient.

76
Mehr Sehkraft ohne Brille

Schnurübung
Die Schnurübung wurde bereits in einer ähnlichen Form im Kapitel 4.7
vorgestellt. Dort haben wir mithilfe dieser Übung den Dioptrien Wert
berechnet. Jetzt wollen wir mit dieser Übung deine Sehfähigkeit verbes‑
sern. Ermittle zunächst, ob du denselben Fernpunkt beider Augen hast.
Falls dort Unterschiede sind, trainiere zuerst das schwächere Auge, um
auf dasselbe Sehniveau zu kommen.

Du benötigst wieder drei verschiedene Stifte, in unterschiedlichen Far‑


ben. Einen Stift sollte mit einem kleinen Text oder einem Logo versehen
sein. Diesen wollen wir nutzen, um deinen Fernpunkt zu trainieren. Die
anderen Stifte nutzen wir, um den Fernpunkt beider Augen zu markie‑
ren.

Es empfiehlt sich außerdem, das Ganze zu zweit zu machen, da die


Übung dann deutlich leichter fällt.

1) Halte eine Schnur oder einen Stock gerade unter eins deiner Augen an
die Wange. Schließe das andere Auge und schaue entlang des Stockes.

2) Überprüfe zunächst, bis zu welcher Entfernung du die Schrift auf


dem Teststift klar und deutlich erkennen kannst. Markiere diesen Be‑
reich als deinen Fernpunkt. Das Gleiche machst du mit deinem anderen

77
Kurzsichtigkeit verbessern

Auge. Sollte bereits große Unterschiede bestehen, machst du zunächst


die Übung nur mit dem schlechteren Auge, bis du mit beiden Augen auf
demselben Niveau bist.

3) Halte deinen Stift auf Höhe deiner Markierung für den Fernbereich.
Bewege nun den Stift langsam, ein paar cm von dir weg. Versuche dich
auf den Text des Stiftes zu konzentrieren, um ihn scharf zu sehen. Bewe‑
ge ihn hin und her über die Markierung und versuche ihn Stück für Stück
weiter nach hinten zu verschieben. Achte darauf, dass du den Stift maxi‑
mal 10 cm darüber hinaus gleiten lässt. Durch das Vor- und Zurückschie‑
ben vermitteln wir dem Gehirn die Botschaft, den Fokus immer weiter
hinauszuschieben.

4) Atme aus, wenn der Blick in die Ferne geht und atme ein, wenn der
Blick zurück gleitet.

Mache die ganze Übung sehr langsam. Du wirst schnell feststellen, dass
sich dein Fernpunkt nach hinten verschiebt. Überprüfe das anhand dei‑
ner vorherigen Markierungen. Wiederhole die ganze Übung täglich bis zu
10‑mal, dafür jedoch immer nur maximal 5 Minuten. Die Schnurübung
ist äußerst effektiv und kann deine Sehfähigkeit tatsächlich drastisch ver‑
bessern. Nehmen wir an, du hast -6 Dioptrien, dann müsstest du dich
nur um 5 cm verbessern, um 1 Dioptrien weniger zu haben.
Lass dir bei dieser Übung Zeit und probiere, dich Zentimeter für Zenti‑
meter zu verbessern. Mach auf keinen Fall zu große Sprünge, da sonst
das Auge schnell überfordert ist.

Daumenübung
Diese Übung ist eine meiner Lieblingsübungen. Denn hier spürt man
sehr schnell die Fortschritte, ähnlich wie mit dem Tibetischen Rad bei
einer Hornhautverkrümmung. Diese Übung trainiert alle sechs Augen‑
muskeln gleichstark.

Du benötigst für diese Übung nichts weiter als deinen Daumen und eine
freie Sicht in die Ferne. Dazu eignet sich am besten ein Fenster oder ein
sehr großer Raum.

78
Mehr Sehkraft ohne Brille

1) Stelle dich gerade hin und halte deinen Kopf während der gesamten
Übung still. Bewege nur deine Augen und folge deinem Daumen.

2) Halte deinen Daumen mit etwas Abstand vor deinem Gesicht und fo‑
kussiere ihn mit beiden Augen an. Bewege ihn dann langsam von unten
nach oben auf deine Nasenspitze zu. Versuche so weit es geht den Dau‑
men heranzuholen, im Idealfall schaffst du es auch, die Nasenspitze zu
berühren. Falls nicht, ist das kein Problem. Du wirst in jedem Fall spüren,
wie sich deine Augen nach innen drehen.

3) Strecke nun deinen Arm langsam und gerade vor dir aus und folge
deinem Daumen mit den Augen.

4) Schaue jetzt am Daumen vorbei in die Ferne. Falls du nichts erkennst,


ist das nicht weiter schlimm, da wir zu Beginn unserem Gehirn mitteilen
wollen, dass du jetzt in die Ferne sehen möchtest.

5) Blicke nun wieder auf den Daumen und bewege ihn langsam zurück
zur Nase und berühre deine Nasenspitze.

6) Bewege nun deinen Arm nach oben und folge dem Daumen. Halte
diese Position einen Augenblick und bewege ihn erneut zurück zur Na‑
senspitze.

Die gesamte Übung solltest du mehrmals am Tag machen. Achte da‑


bei auf die langsame Ausführung der Bewegungen. Sobald du Schmer‑
zen verspürst, mache eine Pause und beginne dann nochmals mit der
Übung. Diese Übung lässt sich ideal in deinen Alltag integrieren, da sie
recht einfach zu merken ist und überall unauffällig angewendet werden
kann. Grundsätzlich gilt, je stärker die Kurzsichtigkeit ist, desto wichtiger
ist diese Übung.

79
KAPITEL 9
(ALTERS) - WEITSICHTIGKEIT- Sehfähigkeit
verbessern
Wenn du weitsichtig bist, kannst du alles in der Ferne gestochen scharf
sehen. Objekte im Nahbereich kannst du hingegen nicht scharf erken‑
nen. Weitsichtigkeit tritt deutlich seltener auf als eine Kurzsichtigkeit,
lässt sich jedoch ebenfalls effektiv behandeln. Häufig leiden Säugling
unter Weitsichtigkeit von etwa 1 Dioptrie. Das normalisiert sich jedoch
im Laufe des Wachstumsprozesses, sodass nur ca. 10 % aller Schulkinder
unter Weitsichtigkeit leiden.

Der größte Unterschied zwischen Weitsichtigkeit und Altersweitsichtig‑


keit besteht darin, ab wann die Sehschwäche auftritt. Von Altersweit‑
sichtigkeit spricht man in der Regel bei Menschen, welche das 40. Le‑
bensjahr abgeschlossen haben und Probleme mit dem Lesen haben.
Dieses Problem wird dann schnell mit einer Lesebrille ausgeglichen, je‑
doch schreitet auch dann noch die Weitsichtigkeit weiter voran. Es ist
auch nicht so, dass man automatisch ab einem höheren Alter unbedingt
eine Brille benötigt, da die Sehfähigkeit nachlässt. Das ist ein weitver‑
breiteter Irrglaube.
Aus Sicht des Augentrainings entsteht Altersweitsichtigkeit aufgrund
des allgemeinen Verlustes der Flexibilität der Augenmuskeln. Man kann
es mit einem 18-Jährigen vergleichen, welcher die Nacht durchfeiert,
ohne am nächsten Tag durchzuhängen. Das gleiche Szenario mit einem
40-Jährigen würde komplett anders ausgehen. Die Muskeln sind also
nicht mehr so geschmeidig und flexibel wie noch zu früheren Zeiten. Wir
müssen also unsere Augenmuskeln reaktivieren, um wieder scharf se‑
hen zu können.

Grundsätzlich kann man auch mit einer (Alters-)Weitsichtigkeit den Nah


Punkt fokussieren. Jedoch muss diese Fähigkeit trainiert werden. Der
einfachste Weg eine Weitsichtigkeit wegzutrainieren ist, indem man viel
Kleingedrucktes liest.

Dr. Bates war der Annahme, dass beim Lesen von klein gedruckten Tex‑
ten seine Augen nicht überanstrengen kann. Schon nach ein paar Tagen
Übung wird die Sehfähigkeit soweit zugenommen haben, dass man kei‑
ne Lesebrille mehr benötigt.
9.1 Sehtrainingsprinzipien bei der Weitsichtigkeit
Auch hier sind die Sehprinzipien ähnlich wie bei anderen Augenproble‑
men. Es ist wichtig für viel Entspannung der Augenmuskeln zu sorgen,
damit sie sich voll ausdehnen und zusammenziehen können. Das er‑
reichen wir, indem wir immer kleiner werdende Texte lesen. Der ideale
Nahpunktbereich liegt bei etwa 15 cm. Ebenfalls ist das Konvergieren
der Buchstaben oder Textzeichen notwendig und wichtig.

Grundsätzlich wirken sich auch alle Übungen gegen die Kurzsichtigkeit


positiv auf die Weitsichtigkeit aus, mit dem Unterschied, dass du an die
Sehtafeln näher herangehen solltest, statt immer weiter weg.

Wo liegt der ideale Nahpunkt Bereich?


Der Nahpunkt rückt immer weiter in die Ferne. Je älter wir werden, des‑
to mehr lässt die Flexibilität der Augenmuskeln nach und der Nahpunkt
rückt in die Ferne. Die folgende Tabelle listet die durchschnittliche Ent‑
fernung zum Nahpunkt im Verhältnis zum Alter auf.

Alter Entfernung
55 40 cm
Normaler Leseabstand 35 cm
45 20 cm
35 14 cm
25 10 cm
15 7 cm

9.2 Teste deine Lesefähigkeit


Dieser kleine Test wird dir zeigen, ob du eine gute Lesefähigkeit besitzt.
Wenn deine Sehfähigkeit bei 20/20 liegt, solltest du in der Lage sein die
folgenden Zeilen bei Tageslicht und normalem Leseabstand lesen kön‑

81
(ALTERS) - WEITSICHTIGKEIT- Sehfähigkeit verbessern

nen. Beachte, dass die Lichtverhältnisse deine Lesefähigkeit stark beein‑


flussen können. Die Zahlen auf der linken Seite sind Snellen-Indikatoren.

20/50 A B C d e f G H I 2 4 6 8 10
20/40 A B C d e f G H I 2 4 6 8 10

20/30 A B C d e f G H I 2 4 6 8 10
Deine Lesefähigkeit ist so weit in Ordnung, nur bei schlechtem Licht könntest du Prob‑
leme bekommen.

20/25 A B C d e f G H I 2 4 6 8 10
Deine Lesefähigkeit ist ziemlich gut, nur minimal unter dem Optimum.

20/20 A B C d e f G H I 2 4 6 8 10
Sehr gut! Du verfügst über die ideale Lesefähigkeit.

Wenn du diese Übung abends und bei dunklem Licht machst, kann es
sein, dass sich deine Sehfähigkeit um 1-2 Zeilen verbessert. Abends ver‑
bessert sich unsere Sehschärfe, daher macht eine (Lese-) Brille, welche
immer konstant bleibt, wenig Sinn.

Kleingedrucktes lesen
Wer viel liest und oft mit kleinen Texten zu tun hat, fürchtet sich sicher‑
lich vor dieser Aufgabe. Oftmals wird es als anstrengend empfunden,
kleine Texte zu lesen. Doch genau das solltest du in den nächsten Tagen
machen. Damit verbesserst du deine Flexibilität und Fokussierfähigkeit
auf ganz einfacher Weise. Achte darauf, dass du sowohl vor dem Training
als auch nach dem Training deine Augen entspannst.

Wenn du merkst, dass du die Zeile einfach nicht erkennst, dann dreh ein‑
mal das Buch auf dem Kopf. Jetzt kann sich dein Geist nicht mehr auf den
Inhalt konzentrieren und deine Augen verkrampfen nicht weiter. Wan‑
dere mit deinen Augen über die Zeilen, als würdest du lesen. Mach das
ganze ruhig ein paar Minuten und drehe es dann wieder richtig herum.
Kannst du jetzt besser lesen?

82
Mit Leseübung Fokussierfähigkeit trainieren

Eine weitere Methode die Weitsichtigkeit zu verbessern und gleichzeitig


die Flexibilität zu verbessern ist folgende:

1) Suche dir ein Buch/Zeitschrift mit vielen


weißen Zwischenräumen.

2) Die Zeilen sollten leicht verschwommen


wirken. Drehe das Buch auf den Kopf und
beginne mit den Augen nur über die Zeilen
zu schweben.

3) Suche dir in deinem Raum ein Objekt


mit einem Text. Das kann z.B. ein Kalender
sein.

4) Schaue abwechselnd auf die Seite im


Buch und auf den Kalender.

5) Lass deine Augen über die weißen Zwischenräume wandern, so als


würdest du lesen. Strenge dich dabei aber nicht an etwas zu erkennen.

6) Drehe das Buch auf die richtige Seite herum und schließe deine Au‑
gen. Versuche dir die weißen Zwischenräume noch einmal vorzustellen.

7) Öffne deine Augen und wandere über die erste Zeile des Buches.
Wichtig ist dabei nichts zu lesen, du sollst nur mit deinen Augen über die
Zeile wandern.

8) Schaue jetzt kurz weg und dann wieder auf die Seite. Der schwarze
Druck wirkt jetzt vermutlich deutlich dunkler und kräftiger. Die Wörter
grenzen sich stark vom weißen Hintergrund ab und du kannst die Wörter
erkennen.

Die ganze Übung kannst du jetzt täglich für 15 Minuten wiederholen. Am


besten eignet sich das ganze am Abend zu machen, da dann unsere Seh‑
stärke besonders gut ist. In den nächsten Wochen solltest du dir immer
kleinere Texte heraussuchen, bis du ganz ohne Mühe kleingedruckte
Texte einfach so lesen kannst.

83
(ALTERS) - WEITSICHTIGKEIT- Sehfähigkeit verbessern

Schnurübung die Dritte


Die Schnurübung ist hilfreich, um sowohl den Fernpunkt zu verbessern,
als auch den Nah Punkt. Grundsätzlich wurde diese Übung bereits voll‑
ständig im Kapitel 7.4 erklärt. Der größte Unterschied besteht darin, dass
wir dieses Mal nicht den Fernbereich trainieren, sondern den Nahbe‑
reich.

Markiere also zunächst deinen Nah Punkt, damit du weißt, wo er liegt


und wie weit du dich verbessern musst. Nutze dazu die obige Tabelle,
um herauszufinden, wie weit du vom Durchschnitt entfernt bist. Auch
hier gilt, sollten deine Augenwerte voneinander abweichen, bringe sie
zuerst auf dasselbe Niveau, um anschließend mit beiden Augen weiter
zu trainieren.

Du nimmst bei dieser Übung wieder einen Stift mit einem kleinen Text
oder Logo und bewegst ihn langsam ein paar cm auf dich zu. Durch das
Hin- und Herbewegen verbesserst du deine Weitsichtigkeit. Das machst
du so lange, bis du wieder den idealen Nah Punktbereich erreicht hast.
Achte darauf, die Bewegungen langsam auszuführen und genügend Pau‑
sen zu machen. Außerdem ist es hilfreich, auch auf die Atmung zu ach‑
ten. Oftmals wird diese beim Trainieren nicht beachtet, jedoch hat sie
eine große positive Auswirkung.

84
Wiederhole die ganze Übung täglich bis zu 10‑mal, dafür jedoch immer
nur maximal 5 Minuten. Die Schnurübung ist äußerst effektiv und kann
deine Sehfähigkeit tatsächlich drastisch verbessern. Lass dir bei dieser
Übung Zeit und probiere dich Zentimeter um Zentimeter zu verbessern.
Mach auf keinen Fall zu große Sprünge, da sonst das Auge schnell über‑
fordert ist.

9.3 Konvergenz verbessern


Wenn du ein Objekt direkt vor dir hast, dann drehen sich deine Augen
nach innen. Diesen Prozess nennt man konvergieren. Diese Fähigkeit
bemächtigt uns dazu, unsere Augen jederzeit „scharfzustellen“. So ist
es möglich den Fokus auf ein vorbeifahrendes Fahrzeug zu richten und
es trotz höherer Geschwindigkeit zu fokussieren. Alles, was im Hinter‑
grund passiert wird, nur verschwommen wahrgenommen. Jedoch ist es
in Bruchteilen von Sekunden möglich den Hintergrund scharfzustellen
und die Fahrzeuge erscheinen unscharf. Bei Menschen mit gutem Seh‑
vermögen passiert das ganz ohne Anstrengungen, da die Augen partner‑
schaftlich zusammenarbeiten.

Ein weiterer Vorteil korrekter Konvergenz ist die sogenannte Tiefenwahr‑


nehmung. Durch die zwei verschiedenen Bilder vom linken und rechten
Auge ergibt sich ein dreidimensionales Bild. Tiefenwahrnehmung ist be‑
sonders bei Ballsportarten wichtig. Wenn ein Ball auf dich zukommt und
du diesen fangen möchtest, musst du die Position und die Geschwindig‑
keit mit deinen Augen erfassen. Eine mangelnde Konvergenz führt dazu,
dass du nicht in der Lage bist den Ball zu fangen.

Die Lesefähigkeit wird bei einer mangelnden Konvergenz oder Mono‑


vision nicht eingeschränkt, da alternative Strategien entwickelt werden.

Schwere Konvergenzprobleme ergeben sich bei schielenden Augen.


Häufig wird beim Schielen ein Auge ausgeschalten, um Doppelsehen
zu vermeiden. Aus irgendeinem Grund fällt es den Augen zunehmend
schwerer, sich nach innen zu drehen. Der äußere Augenmuskel ist zu
stark angespannt. Das geht dann natürlich auch auf Kosten der Konver‑
genz.

85
(ALTERS) - WEITSICHTIGKEIT- Sehfähigkeit verbessern

Konvergenz Test
Um zu überprüfen, ob du korrekt konvergierst oder ob du deine Kon‑
vergenz trainieren musst, gibt es zwei einfache Tests. Für den ersten Test
benötigst du nichts weiter als einen Finger und ein Objekt in dem Raum,
in dem du dich befindest.

Halte deinen Finger eine Handbreit


vor deiner Nase und schaue an dem
Finger vorbei auf das Objekt. Du
wirst merken, dass dein Finger dop‑
pelt erscheint und das Objekt klar
und deutlich. Dann fokussiere den
Finger an und du wirst merken, dass
sich deine Augen nach innen dre‑
hen, um den Finger klar zu sehen.
Achte mit deinem peripheren Sehen
mal auf den Hintergrund. Erkennst
du dort etwas? Vermutlich siehst du
nur den Finger scharf und den Hin‑
tergrund verschwommen.

Es ist völlig normal, dass die natürli‑


che Konvergenz allmählich nachlässt. Meistens merkt man es nicht, bis
die Augen untersucht werden. Konvergenzprobleme sind jedoch fast
immer Teil des Sehproblems. Wenn du ein Objekt anschauen möchtest
und es etwas unscharf wirkt, kann es sein, dass du über konvergierst. Am
häufigsten ist das bei schlechten Lichtverhältnissen der Fall.

Bei Menschen mit gutem Seh‑


vermögen sind die Augen ohne
Anstrengung auf das Objekt,
wie zum Beispiel eine Blume
ausgerichtet und konventiert
dort.

Es gibt noch eine weiter Methode, um die Konvergenz zu testen. Dazu

86
benötigst du einen ca. 1 Meter langen dünnen Stock oder eine Schnur.
Befestige das Ende an einem Schrank und halte die andere Seite fest.

1) Setze in der Mitte eine sichtbare Markierung, z.b. einen Knoten oder
ein Papierclip.

2) Halte den Stock/die Schnur an deine Nase


und versuche die Markierung anzuvisieren.

3) Du wirst Phantomlinien sehen, welche


sich genau da kreuzen. Manche Menschen
nehmen das Phänomen auch wie ein Y oder
ein V wahr. Das ist auch alles in Ordnung,
solange der Konvergenzpunkt genau auf der
Markierung liegt. Kreuzen sich die Linien vor
der Markierung, ist der Konvergenzpunkt zu
nah. Kreuzen sie sich hinter der Markierung,
dann ist der Konvergenzpunkt zu weit hin‑
ausgerückt.

4) Es kann auch sein, dass du nur eine Schnur oder einen Stock siehst.
Dann beschränkt sich das Gehirn auf nur ein Bild und blockiert das an‑
dere Auge.

Mögliche Muster

Achte darauf, dass sich der Papierclip immer dort befinden


sollte, wo die Linien aufeinander treffen.

Konvergenz korrigieren

87
(ALTERS) - WEITSICHTIGKEIT- Sehfähigkeit verbessern

Falls das bei dir der Fall sein sollte, dass deine Augen nicht richtig konver‑
gieren, ist das kein Problem. Es ist recht einfach den Konvergenzpunkt
wieder korrekt einzustellen. Bei Über- oder Unterkonvergenz schiebe die
Markierung einfach weiter nach vorne und nach hinten, bis der Schnitt‑
punkt des X übereinstimmt. Anfangs mag das sich noch etwas schwierig
gestalten, doch nach ein paar Mal sollte sich das Gehirn darauf einge‑
stellt haben. Du kalibrierst also die Konvergenz neu. Das Gehirn braucht
nur einen Bezugspunkt und nimmt dann automatisch die Korrektur vor.
Das Ganze sollte etwa 10 Mal am Tag für 2 Minuten gemacht werden.
Schau kurz weg und dann wieder auf die Markierung. Diese Übung ist
sehr effektiv. Eine Studie dieser Übung wies auf eine über 80-prozentige
Wirksamkeit hin.

Eine weiter Möglichkeit die Konvergenz zu korrigieren


Falls dir die letzte Übung nicht gefallen hat oder nicht funktioniert hat,
gibt es noch eine weitere Methode die Konvergenz korrekt wiederherzu‑
stellen. Dafür benötigen wir nichts weiter als eine 2 Meter lange Schnur.
In dieser Schnur machst du alle 10 cm einen Knoten. Um diese später
besser zu erkennen, kannst du diese auch farbig markieren. Theoretisch
kannst du auch Büroklammern nehmen, um die Abstände zu markieren.

1) Halte die Schnur nun an deine Nase und bitte eine andere Person
dir bei dieser Übung zu helfen. Alternativ kannst du die Schnur auch an
einem Stuhl o.ä. befestigen. Wichtig ist nur, dass die Schnur gespannt ist.
Fokussiere nun jeden markierten Knoten. Du wirst immer ein X sehen.
Gehe so einmal die gesamte Schnur entlang und konvergiere bei mög‑
lichst jedem Punkt.

2) Nun veränderst du etwas deine Vorgehensweise und visierst nur noch


jeden zweiten Punkt an. Anschließend konvergierst du nur noch jeden
dritten Punkt.

3) Schaue zwischendurch öfter einmal woanders hin und anschließend


wieder auf die Knoten. Schaffst du es jetzt schneller zu konvergieren?

Trainiere diese Übung täglich für ungefähr 5-10 Minuten, bis du das Kon‑
vergieren mühelos beherrschst. Dann ist deine Konvergenz wieder per‑
fekt.

88
Kreisübung
Bei der Altersweitsichtigkeit ist die Elastizität des inneren Bereichs der
Augenlinse verloren gegangen. Dadurch verlieren die Augen die Fähig‑
keit sich auf verschiedene Entfernungen scharf einzustellen (Nahbe‑
reich‑Fernbereich). Der Fokussiermuskel ist einfach abgeschwächt und
das Auge fokussiert automatisch über. Mit der folgenden Übung wollen
wir den Muskel wieder stärken und den Nahpunkt so wieder etwas nä‑
her heranholen.

1) Halte dazu die Konvergenztafel so nah wie möglich vor deine Augen,
ohne dass du aktiv einen der Kreise fokussierst.

2) Die Kreise sollten langsam beginnen zu verschmelzen/ zu fusionieren.


Der innere Kreis schiebt sich über den äußeren Kreis und die Wörter
„Klar Sehen“ stehen dann untereinander.

3) Am Anfange kann das noch etwas schwerfällig sein, doch je öfter du


trainierst, desto leichter wird es dir fallen.

4) Bewege anschließend das Bild immer weiter von dir weg, bis etwa auf
Armlänge.

5) Dein Ziel sollte sein, über die komplette Armlänge das fusionierte Bild
aufrecht zu erhalten.

89
(ALTERS) - WEITSICHTIGKEIT- Sehfähigkeit verbessern

6) Schaue kurz weg und dann wieder auf die Kreise. Es sollte sofort wie‑
der konvergieren.

7) Nun kannst du versuchen die Sehtafel, langsam im Uhrzeigersinn zu


kreisen. Steigere dich immer weiter mit immer größer werdenden Krei‑
sen.

8) Jetzt solltest du in der Lage sein, aus verschiedenen Entfernungen dei‑


nen Blick zu konvergieren. Wenn du alle Schritte geschafft hast, kannst
du mit der Kreisübung aufhören.

Wenn du mit der Kreisübung beginnst, genügen jeweils ein paar Minu‑
ten Training. Auch hier gilt, bei schmerzenden Augen höre sofort auf. Es
geht bei der Übung darum, die Flexibilität zu erhöhen und das möglichst
auf sanfte Art und Weise.

9.4 Monovision - zwei Augen mit verschiedenen Fähigkeiten


Eine Monovision bedeute, dass du ein Auge für den Nahbereich, z.B.
beim Lesen oder Arbeiten am PC, und das andere Auge für die Ferne z.B.
beim Autofahren benutzt. Dadurch entsteht der Eindruck, scharf sehen
zu können. Jedoch gibt es einen großen Nachteil. Dein dreidimensiona‑
les Sehen wird immer schlechter, bis es gar nicht mehr vorhanden ist.
Das fällt zunächst meistens nicht weiter auf, außer man ist direkt darauf
angewiesen.

Häufig fällt es Sportlern auf, welche plötzlich Schwierigkeiten haben ei‑


nen Ball zu fangen oder eine Entfernung einzuschätzen. Dieser Zustand
ist nicht normal und kann unterschiedliche Ursachen haben. In manchen
Fällen lag es an zwei verschiedenen Brillengläsern oder entstand nach
einer Laserbehandlung.

Grundsätzlich ist dieser Zustand relativ einfach zu behandeln, auch wenn


er in den meisten Fällen nicht weiter stört. Hier ist deine Motivation ge‑
fragt, denn grundsätzlich hast du das Gefüh,l klar sehen zu können. Doch
irgendwann wirst du damit Probleme bekommen, daher empfehle ich,
so schnell wie möglich zu handeln.

90
Mehr Sehkraft ohne Brille

Um diesen Zustand zu behandeln, trainieren wir zunächst das Auge,


wel‑ches du für die Ferne benutzt. Zunächst verbessern wir die Sicht im
Nah‑punktbereich, so dass beide Augen Kleingedrucktes lesen
können. Das machen wir mit der Schnurübung, Seite 74

Anschließen trainieren wir die Fernsicht des schwächeren Auges.


Auch hier eignet sich die Schnurübung am besten. Achte auch
darauf, dass beide Augen gemeinsamen zusammenarbeiten.
Überprüfe dazu mithilfe des Konvergenztests (Seite 82) deinen
Zustand der Koordination.

91
KAPITEL 10
Schielendes Auge wegtrainieren

Wenn ein Auge in eine andere Richtung von der Sehrichtung abweicht,
spricht man von Schielen (Strabismus).

Die Divergenz kann geringfügig sein oder so hochgradig, dass die Pupille
fast im Augenwinkel verschwindet. Das Schielen führt zwangsläufig zu
einem Doppelsehen und unser Gehirn erhält dadurch keine uneindeu‑
tigen Informationen. Um dem entgegenzuwirken, wird das schielende
Mehr Sehkraft ohne Brille

Auge, vom Gehirn „abgeschalten“. Die Folge daraus ist, dass ein soge‑
nanntes schwachsichtiges Auge (Amblyopie) entsteht.

Die Ursachen sind bis heute nicht bekannt. Es wird vermutet, dass Schie‑
len durch den starken Zug der Muskeln verursacht wird. Auch Dr. William
Bates befasste sich mit diesem Thema und kam zu dem Schluss, dass
Schielen durch Stress verursacht wird und deshalb auch nicht anders be‑
handelt werden sollte wie Kurzsichtigkeit.

Die herkömmlichen Behandlungsmethoden korrigieren zwar das Schie‑


len, lösen damit allerdings nicht die Ursache dessen. So werden bei‑
spielsweise Prismengläser verschrieben, welche das Schielen ausglei‑
chen. Das ist jedoch nur bis zu einem geringen Schielen möglich, da ab
5 Prismen‑Dioptrien die Gläser zu schwer wären. Es gibt auch leichte‑
re (Fresbel-)Gläser, welche so geschliffen werden, dass auch stärkeres
Schielen korrigiert wird.

Die Korrektur der Gläser verändert nichts an der Ursache des Schielens.
Auch wenn der Winkel des Prismas die Position des Bildes verschiebt,
ohne Brille schielt man noch immer!

Eine weitere Maßnahme ist ein operativer Eingriff. Augenärzte empfeh‑


len diese Option, weil dadurch die Augenposition korrigiert wird. Durch
die operative Verkürzung oder Neupositionierung der Augenmuskeln,
verbessert sich jedoch nicht immer die Sehfähigkeit. Daher sollte eine
Augenoperation wirklich erst dann in Betracht kommen, wenn alle ande‑
ren Möglichkeiten komplett ausgeschöpft worden sind.

Divergierende Auge

10.1 Ablauf des Augentrainings beim Schielen


Um das Schielen erfolgreich mit Augentraining wegzutrainieren, ist es
zunächst unsere Aufgabe, dem Gehirn beizubringen, die Augenmuskeln
auszubalancieren. Das bedeutet, wir müssen versuchen, beide Augen ge‑
meinsam beim Augentraining einzubeziehen, dass sich die Augen wieder
einander annähern. Sobald die Augen wieder gemeinsam zusammen‑
arbeiten, erhält das Gehirn ein eindeutiges Bild und nutzt demzufolge
wieder beide Augen.

93
Schielendes Auge wegtrainieren

Das Ganze machen wir u.a. mit Konvergenzübungen, aber auch anderen
Übungen in diesem Kapitel. Übungen zur Konvergenz findest du im Kapi‑
tel 8.1. Diese Übungen solltest du nach den ersten Fortschritten machen.
Alle nachfolgenden Übungen können dir dabei helfen, eine Abweichung
der Augen zu korrigieren. Dazu mache die Übungen in der angegebenen
Reihenfolge.

Abschließend müssen wir uns dann um die entstandene Kurzsichtigkeit


kümmern. Das machen wir mit Übungen zur Kurzsichtigkeit.

Grundsätzlich empfehle ich die Brille sofort abzulegen, jedoch kann es


hilfreich sein, bei einem stärkeren Schielen, die Brille zu Unterstützung
der Augen zu tragen. Das hilft den Augen im Alltag zu entspannen bzw.
damit die Augen nicht überlastet werden. Langfristig sollte jedoch die
Brille wirklich nur noch bei Bedarf genutzt werden.

Aber während der/aller Übungen sollte auf eine Brille unbedingt ver‑
zichtet werden.

10.2 Das Augen gerade rücken - Schmetterlingsübung


Diese Übung hat es in sich. Sie ist gerade für starkes Schielen sehr hilf‑
reich. Mit den folgenden Schritten aktivieren wir, das schielendes Auge.
Für diese Übung benötigst du eine weitere Person, welche dich unter‑
stützt.

94
Mehr Sehkraft ohne Brille

1) Nimm eine Schnur von etwa einem Meter und halte diese gerade vor
deiner Nase. Alternativ kannst du auch einen geraden Stock nehmen.

2) Schließe nun dein normalsichtiges Auge. Dadurch wird das Gehirn ge‑
zwungen, das abweichende Auge zu benutzen. Im Normalfall ist dieses
Auge durchaus in der Lage ein Objekt zu fokussieren und sich korrekt
auszurichten.

3) Im nächsten Schritt brauchst du die Hilfe der anderen Person. Such dir
ein Objekt deiner Wahl aus, z.B. einen Stift und bitte die andere Person
es mittig zwischen euch zu halten.
Schielst du mit deinem Auge nach innen, dann bewege das Objekt über
die Körpermitte nach außen und anschließend wieder zurück. Schielst
du nach außen, dann machst du die Übung entsprechend anders herum.
Du beginnst das Objekt von außen zu verfolgen und wanderst bis über
die Körpermitte hinaus, auf die andere Seite.
So wollen wir erreichen, dass die Augenmuskeln, welche richtig einge‑
stellt werden müssen, aktiviert werden.

4) Bewege das Objekt hin und her und dehne den Bereich immer weiter
aus. Nimm die Fortschritte wahr und lass anschließend die Bewegungen
immer kleiner werden. Halte dann auf der Schnur an, so als würde ein
Schmetterling landen.
5) Schau das Objekt auf der Schnur an und öffne nun langsam dein nor‑
malsichtiges Auge. Sobald der Schielende ein Phantom Kreuz auf der
Schnur erkennt, haben wir den ersten großen Fortschritt erzielt. Die Au‑
gen beginnen nun langsam wieder zu konvergieren. Anfangs ist es nur
für einen kurzen Moment, jedoch wird er sich immer weiter ausdrehen,
bis die Augen schließlich wieder korrekt zusammenarbeiten.

6) Der nächste Teil dieser Übung sollte dann gemacht werden, wenn
die Augen wieder in dieselbe Richtung blicken. Dann folgt der Übende
mit beiden Augen dem Objekt. Anfangs noch im selben Umfang. Späte
sollten verschiedene Bewegungen und Entfernungen trainiert werden.
Ziel ist es, aus jeder Bewegung und jeder Entfernung korrekt zu konver‑
gieren. So kommt das natürliche Sehen und die natürliche Koordination
beider Augen zurück.

Die gesamte Übung ist gerade für Ungeübte sehr intensiv. Daher sollte
man jedes Mal nur ein paar Minuten trainieren. Dafür kann man jedoch

95
Schielendes Auge wegtrainieren

mehrmals man Tag diese Übung wiederholen. Sollte man mit Kindern
trainiert, empfehle ich unterschiedliche Objekte zu nutzen. Zum einen
lässt damit die Aufmerksamkeit nicht nach, zum anderen kann man das
ganze als eine Art Spiel verpacken. Auch Belohnungen für Fortschritte
können sehr hilfreich sein.

10.3 Elefantenschwung - Schwing‑


übung
Durch langsames Schwingen entspannen
sich die Augen und gleichzeitig verbes‑
sert sich die natürliche Augenkoordina‑
tion. Diese Übung wird von Sehtrainern
sehr gerne und oft verwendet, da sie sich
schon oftmals bewährt hat. Die Bewegung
erinnert an einen Elefanten, der sein Fut‑
ter kaut. Daher ist diese Übung auch als
Elefantenschwung bekannt. Ein positiver
Nebeneffekt ist, dass mit dieser Übung
auch die Reiseübelkeit zur Vergangenheit
gehört.

1) Zunächst stell dich schulterbreit hin, sodass deine Füße parallel ste‑
hen.

2) Dann verlagerst du dein Gewicht langsam von links auf rechts und
beginnst zu schwingen. Der Kopf und die Schultern sollten die leichten
Schwingbewegungen mitmachen.

3) Nun beginnst du laut zu zählen oder zu singen. Das machst du, da es


so unmöglich ist, den Atem anzuhalten. Durch das tiefe Atmen kannst
du dich, deinen und Geist herunterfahren und so entspannen. Wichtig
ist dabei, dass der Nacken, die Schultern und die Brustmuskulatur ent‑
spannt sind.

4) Nach ungefähr 1 Minute hat man den nötigen Entspannungszustand


erreicht.

5) Nach einer weiteren Minute schwingen, sind die Nerven und Muskeln

96
Mehr Sehkraft ohne Brille

vollkommen entspannt. Das Gute dabei ist, dass die Augen jetzt durch
ihr unwillkürliches schnelles Vibrieren anfangen, „mitzugehen“. Der gan‑
ze Raum scheint an einem vorbeizugleiten, wie bei einem fahrenden
Auto.

Ich wiederhole an dieser Stelle noch einmal, dass diese Übung wirklich
langsam gemacht werden sollte. Es geht darum, sich vollkommen zu ent‑
spannen. Solltest du dich während der Übung unwohl fühlen, z.B. durch
Schwindel oder Übelkeit, kann das bedeuten, dass du deine Augen „zu‑
rückgelassen“ hast. Man muss beim Schwingen das richtige Gefühl für
bekommen. Manchmal hilft auch ein bestimmtes Musikstück, um den
richtigen Rhythmus zu finden. Durch regelmäßiges Wiederholen, von
zwei- bis dreimal täglich wird eine bessere Augenkoordination erreicht
und eine allgemeine bessere Entspannung.

Diese Übung sollte nur mit Kindern gemacht werden, welche alt genug
sind, um den Ablauf zu versehen.

10.4 Relax and See - Spiegelschwingü‑


bung
Im Jahr 1955 veröffentlichte Clara Hackett,
eine damalige Sehtrainerin, ihr Buch “Relax
and See, a Daily Guide to Better Vision”. Sie
beschreibt darin ein Übungsprogramm zur
Heilung verschiedener Beeinträchtigungen
des Sehvermögens, einschließlich die des
Schielens. Die Spiegelschwingübung stellte
sich dabei als sehr effektiv heraus. Der Zweck
ist wie bei den anderen Übungen auch, die
Augen sollen sich entspannen und zusam‑
menarbeiten. Diese Übung ist perfekt für den
Alltag geeignet, denn du kannst diese Übung bequem im Bad machen.

1) Stelle dich zunächst vor einen Spiegel und drehe dich einmal um 180
Grad, sodass du verkehrt vor dem Spiegel stehst. Stelle dich schulter‑
breit hin, sodass du einen festen Stand hast.

2) Schließe anschließend dein gutes Auge oder bedecke es mit deiner

97
Schielendes Auge wegtrainieren

Hand und schaue mit dem anderen geradeaus.

3) Im nächsten Schritt drehst du dich nur mit dem Kopf zum Spiegel.
Entweder nach links oder nach rechts. Es kommt darauf an, in welche
Richtung dein Auge gedreht ist. Wenn dein rechtes Auge nach außen
gedreht ist oder dein linkes Auge nach innen, dann drehst du dich nach
links. Wenn dein rechtes Auge nach innen gedreht ist oder dein linkes
Auge nach außen, dann drehst du dich nach rechts.

4) Versuche mit dem schielenden Auge dich im Spiegel zu sehen und


kehre anschließend langsam in die Ausgangsposition zurück. Wiederho‑
le das ganze 3 - 4-mal.

5) Abschließend machst du das Ganze noch einmal in die andere Rich‑


tung mit dem anderen Auge. Du schließt dein schielendes Auge und
drehst dich so weit bis du dich im Spiegel siehst. Das verbessert die Zu‑
sammenarbeit der Augen.

Diese Übung kannst du über den Tag verteilt ein paar Mal wiederholen.
Es geht darum, das abweichende Auge dazu zu bringen, sich korrekt aus‑
zurichten.

98
Mehr Sehkraft ohne Brille

10.5 Segelfliegerübung - Ausgleichende Schwingübung


C. Hackett hat mehrere herausragende Übungen entwickelt, unter ande‑
rem auch die folgende für schielende Augen.

Suche dir einen Raum, der etwas Platz bietet, denn du musst deine Arme
seitlich auf Schulterhöhe ausstrecken können. Stelle dich dazu gerade
und schulterbreit hin.

1) Drehe deinen Kopf immer in die entgegengesetzte Richtung des ab‑


weichenden Auges. Wenn dein linkes Auge nach innen gedreht ist oder
dein rechtes nach außen, dann drehe deinen Kopf nach links und schaue
auf deine linke Hand.

2) Schwinge nun deine Körper und Kopf, dass du mit dem linken Arm
nach oben wanderst und den rechten Arm Richtung Boden bewegst.

3) Schwinge nun in die andere Richtung, dass dein linker Arm den Boden
berührt und der rechte Arm Richtung Zimmerdecke wandert.

4) Wiederhole diese Bewegung 8 – 10 mal und wechsel anschließend die


Seite. Drehe dazu deinen Kopf nach rechts und schaue auf deine rechte
Hand.

99
Schielendes Auge wegtrainieren

Ist dein linkes Auge nach außen gedreht oder dein rechtes nach innen,
dann beginnst du von der rechten Seite und drehst anschließen deinen
Kopf nach links.

Diese Übung macht gerade kleineren Kindern Spaß, da auch der Fort‑
schritt schnell spürbar ist. Auch hier wird das Zusammenspiel beider Au‑
gen trainiert und die Augenkoordination verbessert sich.

10.6 Bilder fokussieren -


Posaunenübung
Diese Übung ist von einer Au‑
gentrainerin aus dem Buch
„Natürlich besser sehen“, ge‑
schrieben von Janet Goodrich.
Diese Übung eignet sich sehr
gut, wenn man keine weitere
Person zur Hand hat.

1) Zunächst musst du dir ein „Instrument“ basteln. Es eignet sich ein


alter Tischtennisschläger, um dort kleine Sticker aufzukleben. Natürlich
kannst du auch etwas ganz anderes nehmen.
2) Wenn dein linkes Auge nach außen gedreht ist, bedecke dein rech‑
tes Auge und bewege den Tennisschläger, von Schräglinks nach Schräg‑
rechts auf die andere Seite. Versuche alle Details auf dem „Instrument“
so lange wie möglich zu fokussieren, während du es hin und her, vor und
zurückbewegst. Sollte dein rechtes Auge nach außen schielen, machst
du die ganze Übung anders herum. Decke dein linkes Auge ab und be‑
wege das „Instrument“ von rechts nach links.

3) Wenn das linke Auge nach innen gedreht ist, beginnst du von der Mit‑
te und bewegst das „Instrument“ nach außen auf der linken Seite. Sollte
das rechte Auge nach innen schielen, bewege das „Instrument“ nach
außen auf die rechte Seite.

4) Versuche jeweils die Sticker/Bilder so lange wie möglich zu fokussie‑


ren, überanstrenge aber deine Augen nicht und mache genügend Pau‑
sen.

100
Mehr Sehkraft ohne Brille

Ich empfehle diese Übung regelmäßige zu wiederholen, auch


mehrmals am Tag. Dafür jedoch immer nur kurz, meistens reichen 1-2
Minuten.

10.7 Amblyopie – Das Schwachsichtig Auge


Von einer Amblyopie, bzw. einem schwachsichtigen Auge spricht
man, wenn nach der Korrektur des Schielens, eine Sehschwäche
bestehen bleibt. Die Ursache, warum das Auge ausgeschaltet wird,
ist wissen‑schaftlich nicht belegt. Es gibt jedoch verschiedene Gründe
ein schwach‑sichtiges Auge zu entwickeln. Am häufigsten tritt es auf,
wenn ein Auge mit dem schielen beginnt. Gerade bei Kleinkindern kann
sich dieser Zu‑stand besonders schnell verschlechtern.

Um Amblyopie zu heilen, müssen wir wie bei einer Kurzsichtigkeit


vorge‑hen. Schaue dir dazu die Schnurübung auf Seite 74 an und
trainiere dein schwachsichtiges Auge. Versuche dich Stück für Stück zu
verbessern und nimm deine Fortschritte bewusst wahr. Den ersten
Meilenstein erreichst du, wenn beide Augen den gleichen Nah Punkt
erreicht haben. Versuche mit verschiedenen Übungen deine
Fokussier- und Lesefähigkeit zu verbessern.

101
KAPITEL 11
Endlich farben sehen

Auch das Farben-Sehen ist eine Fähigkeit, welche trainiert werden kann.
Du hast richtig gelesen. Farben erkennen und unterscheiden ist eine Fä‑
higkeit, welche wir noch im Kindesalter erlernen. Denn alle Babys wer‑
den farbenblind geboren. Wird die Entwicklung unterbrochen oder fin‑
det nicht richtig statt, entsteht eine Farbwahrnehmungsstörung.

Man kann also sagen, dass eine Rot-Grün-Schwäche, nur ein unterent‑
wickeltes Farben-Sehen ist. Daher ist es auch möglich mit Übungen das
Farben-Sehen zu fördern und zu entwickeln. Denn erst die Farben ma‑
chen die Welt bunt und schön. Doch die Farben sind auch nützlich, denn
so können wir unterscheiden, ob z.B. eine Frucht reif ist oder nicht. Aber
auch in anderen Bereichen helfen uns Farben und ziehen unsere Auf‑
merksamkeit auf sich.

Beim Augentraining widmen wir uns dem Unterschied zwischen voll‑


ständiger Farbblindheit und einer Farbschwäche. Bei einer vollständigen
Farbblindheit können die Menschen keinerlei Farben erkennen. Das be‑
deutet, sie können nur verschiedene Grautöne erkennen. Bei einer Farb‑
schwäche hingegen erkennen die Personen meistens alle Unterschiede
bis auf einige Farben. Die typische Rot-Grün Farbschwäche spricht sehr
gut auf Sehtraining an.

Solltest du jedoch gar keine Farben erkennen, ist es leider auch nicht
möglich deine Farbwahrnehmung zu verbessern. Der Grund dafür ist re‑
lativ einfach nachzuvollziehen:

Dazu sehen wir uns die Funktion unseres Auges einmal näher an. Um
es verständlicher zu machen, schauen wir uns zuerst einen Bildschirm
an. Denn ähnlich wie bei einem Computerbildschirm funktioniert auch
unser Auge. In unserem Auge haben wir drei verschiedene Rezeptorzel‑
len, welche jeweils auf Rot, Grün oder Blau ansprechen. Bekommen die
Rezeptorzellen ein Signal, sprechen sie wie bei einem Computer an und
ergeben aus deren Mischung ein Bild. Die lichtempfindlichen Zellen be‑
finden sich im hinteren Teil des Augapfels, auf der Netzhaut.

Sollte nun einige Rezeptoren das falsche Signal bekommen oder über‑
haupt keins, dann entstehen Probleme bei der korrekten Darstellung.
Das menschliche Auge ist zwar nicht in der Lage Farben auf eine objekti‑
ve Art und Weise zu bewerten, aber es existieren Geräte, die sie präzise
messen können. Instrumentale Methoden ermöglichen uns, Farben in
Zahlenform mithilfe von einer normalisierten Rechnung, von Kolorime‑
tern oder Sektorphotometern zu definieren. Die mathematische Formel
der Farbe wurde von der Internationalen Beleuchtungskommission (CIE)
erstellt und stimmt mit der optischen Bewertung überein.
Die Farbe kann mithilfe von drei Merkmalen beschrieben werden, zu
denen der Farbton, die Helligkeit und die Sättigung zählen.

Erstaunlicherweise wurde die Rot-Grün-Schwäche erst im späten 18.


Jahrhundert entdeckt, als der Chemiker John Dalton feststellte, dass er
die unterschiedlichen Substanzen nicht von der Farbe unterscheiden
konnte.

Um zu überprüfen, ob du an einer Farbschwäche oder an einer Farb‑


blindheit leidest, machen wir im folgenden Abschnitt einen Sehtest mit
Farben.

103
Endlich farben sehen

11.1 Farbtest

Um zu überprüfen, wie gut deine Farbwahrnehmung ist, folgt dieser klei‑


ne Farbsehtest. Dieser hilft dir, mit Gewissheit festzustellen, ob du far‑
benblind bist oder nicht. Solltest du dir nicht sicher sein, ob du an einer
Farbschwäche leidest, schau dir weitere Farbsehtests im Internet an und
suche einen Augenarzt auf.

1: Welche Zahl erkennst du? Auflösung → 74

104
2: Welchen Buchstaben erkennst du? → W

105
Endlich farben sehen

3: Bei diesem Sehtest, solltest du nichts erkennen.

Wenn du bei allen Sehtafeln einen Unterschied feststellen konntest, ar‑


beiten deine Augen hervorragend. Solltest du damit Probleme haben,
mache die nächsten Übungen und überprüfe deine Fortschritte.

11.2 Zählübung

Wenn du unter einer Farbwahrnehmungsstörung leidest, besteht die


Schwierigkeit darin, die verschiedenen Schattierungen einer Farbe zu
unterscheiden. Daher ist diese hilfreich, um das Farben-Sehen zu ver‑
bessern.

106
Mehr Sehkraft ohne Brille

Zähle in den nächsten Tagen alle Dinge einer Farbe. Du beginnst


bei‑spielsweise mit einer der Primärfarben (Rot, Gelb und Blau). Das
Gleiche machst du dann ein paar Tage mit Sekundärfarben (Grün...).
Achte den gesamten Tag auf Unterschiede in den Schattierungen. Es
fällt dir wahr‑scheinlich auf, dass die Dinge bei unterschiedlichen
Lichtverhältnissen anders wirken. Wie ist der Unterschied am
Morgen im Vergleich zum Abend. Wie sieht der Farbton bei Regen
aus.

Das Zählen und Identifizieren von Farben hilft Dir, dein


Farbwahrneh‑mungsvermögen zu entwickeln und zu verfeinern. Wenn
du immer mehr Vergleichserfahrungen mit immer feineren
Farbschattierungen machst, wird sich dein
Farbwahrnehmungsvermögen schon bald verbessern.

11.3 Farben zuordnen

Eine weitere Möglichkeit sein Farben-Sehen zu verbessern, ist die


An‑ordnung von Farbmustern nach ihrem Intensitätsgrad. Mit dieser
Übung trainierst du deine Fähigkeit, Farben korrekt zuzuordnen. Es
empfiehlt sich, zu Beginn Unterstützung von einer anderen Person zu
holen, die ein gutes Farben-Sehen hat.

Fertige (male) dazu ein Farbmuster mit möglichst vielen Farben und
unterschiedlichen Schattierungen an. Je feiner hier die Vorbereitung
ge‑troffen wird, desto besser werden die Fortschritte sein.

Benenne jede Farbe mit Nummern, sodass sie eine richtige Reihenfolge
ergeben. Beginne links mit den hellen Farbtönen, dann die immer
dunk‑ler werdenden auf die rechte Seite.

Trainiere besonders die Farbtöne Grün/Blau und Rot/Violett. Achte auf


Farben, die von gleicher Intensität, aber unterschiedlicher Schattierung
sind. So erweiterst du die Grenzen deines
Farbunterscheidungsvermö‑gens.

107
KAPITEL 12
Vorbeugen gegen Grauer & Grüner Star

Deine Augen spiegeln deinen aktuellen Gesundheitszustand wider. Wenn


man sich über Jahre schlecht ernährt, raucht und Alkohol trinkt, wirkt
sich das nicht nur auf den Körper aus, sondern auch auf die Augen. So
gibt es einige Augenprobleme, welche im Laufe eines Lebens auftreten
können. Auch äußere Einflüsse, beispielsweise wenn man einen spitzen
Gegenstand ins Auge bekommt, wirken sich auf unsere Augengesund‑
heit aus.

Die häufigsten Fälle von Augenkrankheiten, welche sich kaum bzw. sehr
schlecht behandeln lassen, sind z.B. Grauer & Grüner Star. Werden diese
nicht rechtzeitig behandelt, kann dies zur Erblindung führen.

12.1 Grauer Star

Bei Menschen mit grauem Star (Katarakt) trübt sich die Augenlinse ein
und die Transparenz geht verloren. Daher der Name „Grau“, weil sich die
Linse bei fortgeschrittener Erkrankung gräulich verfärbt und damit trübt.
Laut mehrerer Statistiken entwickelt sich bei nahezu zwei Dritteln der
Sechzigjährigen ein Grauer Star. Normalerweise entwickelt sich der
Graue Star gleichzeitig in beiden Augen, schreitet jedoch unterschiedlich
schnell voran. So entsteht der Eindruck, nur mit einem Auge scharf sehen
zu können. Daher werden Symptome oft lange nicht erkannt oder fehl‑
gedeutet. Häufige Symptome des grauen Stars sind verschwommenes
Sehen, Doppelsehen, erhöhte Lichtempfindlichkeit und eingeschränkte
Farbempfindlichkeit. Die schwarze Pupille kann deutliche Farbunter‑
schiede aufweisen und gelb oder weiß werden.

Wenn der Graue Star aufgrund von Infektionen, Medikamenten oder


Krankheiten wie Diabetes verursacht wird, handelt es sich um sekundä‑
ren Grauen Star. Auch hier erscheinen dieselben Symptome.

Auch Kinder können am Grauen Star erkranken. Eine Linsentrübung


kann bereits bei der Geburt bestehen oder sich im Laufe der ersten Jah‑
re entwickeln. Ein erstes Anzeichen dafür ist oft, dass das Kind mit dem
Mehr Sehkraft ohne Brille

Schielen beginnt. Daher sollten Eltern schnell handeln, da ansonsten


eine sogenannte Schwachsichtigkeit (Amblyopie) entstehen kann. Mehr
dazu im Kapitel 10.
Sobald der Graue Star das Sehvermögen zunehmend verschlechtert, wird
er durch einen einfachen chirurgischen Eingriff entfernt. In den meis‑
ten Fällen wird dann eine neue künstliche Linse eingesetzt, mit der der
Patient wieder einigermaßen gut sehen kann. Sollte der Patient jedoch
bereits eine Laseroperation hinter sich haben, kann es vorkommen, dass
eine Operation am Auge nicht mehr möglich ist.

Damit es jedoch nicht so weit kommt, können wir mit gesunder Ernäh‑
rung und Augentraining davor schützen. Wer an Grauen Star erkrankt,
leidet auch immer an Vitaminmangel. Gerade Vitamin C, Vitamin E und
Betacarotin sind mitverantwortlich für ein gesundes Auge und klare
Sicht.

Eine an der Tuft University durchgeführte Studie von 1994 stellte einen
Zusammenhang zwischen der Einnahmen von Vitamin C und einer um 77
% geringeren Wahrscheinlichkeit von beginnender Linsentrübung fest.

Vitamin C senkt also das Risiko, an grauem Star zu erkranken. Vitamin C


kann der Körper nicht speichern, daher sind Nahrungsergänzungsmittel
sehr zu empfehlen. Es empfiehlt sich mindestens 500 mg pro Tag ein‑
zunehmen. Bei einer Grauen Star Diagnose sollte die Aufnahme bis auf
1000 mg pro Tag erhöht werden.
Die erwähnten Forschungsberichte weisen ziemlich deutlich darauf hin,
dass die Ernährung ein essenzieller Faktor ist, bei der Verhinderung von
Grauem Star. Unser moderner Lebensstil ist der Grund, dass wir mit der
täglichen Nahrung nicht ausreichend Nährstoffe aufnehmen können. Je‑
doch benötigt unser Körper diese dringend, um zu funktionieren.

Auch wenn die Grauen Star Operationen weltweit ausreichend gut ent‑
wickelt sind, bin ich der Meinung, dass solche Schäden von vornherein
durch ausgewogene Ernährung und entsprechende Nahrungsergän‑
zungsmittel zu verhindern sind.

109
Vorbeugen gegen Grauer & Grüner Star

12.2 Reflexionstechnik

Um den Grauen Star zu behandeln, wandte Dr. Bates Methoden wie Pal‑
mieren oder die Schwingübung an und entwickelte zusätzlich folgende
Methode.
Diese Methode wirkt sich bei Grauen Star Patienten sehr positiv aus, ist
jedoch nicht ausreichend erforscht. Es gibt Menschen, bei denen eine
Operation nicht mehr nötig war. Daher nutzen wir dieses Wissen und
beobachten, was geschieht.

Wir benötigen für diese Übung drei verschieden farbige Stück Papier, ein
rotes, ein weißes und ein gelbes.

Zuerst nimmst du das rote Papier, halte es vor deine geschlossenen Au‑
gen, sodass das Sonnenlicht die Farbe reflektiert. Öffne deine Augen und
lass die Farbe für ca. 15 Sekunden einwirken. Anschließend schließe die
Augen erneut und spüre, wie die Farbe vom Licht reflektiert wird. Erin‑
nere dich gleichzeitig an das Gesehene für 15 Sekunden.

Wiederhole nun die Schritte mit dem weißen und dem gelben Papier.
Abschließend palmiere deine Augen für mindestens 30 Sekunden. Wie‑
derhole diese Übung bis zu sechsmal am Tag.

Der Graue Star ist mit Sicherheit kein unabwendbares Schicksal, das uns
irgendwann einmal einholt. Wenn du die in diesem Kapitel genannten
Tipps befolgst, ist es möglich, dass du nicht an Grauem Star erkrankst.

12.3 Grüner Star

Der Grünen Star (Glaukom) entsteht dann, wenn der Schlemm Kanal
verstopft. Dieser öffnet und schließt sich alle vier Stunden, sodass das
Kammerwasser in den Raum zwischen der Hornhaut und dem Glaskör‑
per oder der vorderen Augenkammer hinein- und wieder herausfließt.
Teilweise wird vermutet, dass zu hoher Augeninnendruck der Grund für
Grünen Star ist. Jedoch fand Dr. Alan Robins von Greater Baltimore Me‑
dical Center and Johns Hopkins Hospital in einer Studie heraus, dass 40
% der Patienten einen normalen Augeninnendruck hatten.

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Mehr Sehkraft ohne Brille

Eindeutig scheint hingegen, dass Grüner Star immer im Zusammenhang


mit Stress auftritt. Neben dem Stress gibt es jedoch auch andere Einflüs‑
se, die zum Grünen Star führen können. Dazu gehört eine Erkrankung
der Schilddrüse, Übergewicht, Diabetes oder eine Herz-Kreislauf-Erkran‑
kung. In einigen Fällen erkranken sogar Patienten mit Verdauungsprob‑
lemen an Grünem Star.
Um den Grünen Star schnell unter Kontrolle zu bringen, sind konventio‑
nelle Medikamente wie Augentropfen optimal geeignet. Danach sollte
herausgefunden werden, welche alternativen Therapien und Änderun‑
gen der Lebensweise langfristig notwendig sind. Der Graue Star spricht
sehr gut auf Entspannungsmethoden an. Ebenfalls sind Techniken hilf‑
reich, welche der Durchblutung und Beweglichkeit der Augen dienen.
Man kann sagen, dass der Energiefluss in den Augen beeinträchtigt.
Dasselbe gilt für Menschen, welche unter Kurzsichtigkeit leiden. Unter
Berücksichtigung dieser Tatsache, ist es nicht verwunderlich, dass eine
über 60-prozentige Wahrscheinlichkeit bei Kurzsichtigen besteht, an
Grünen Star zu erkranken.

Auch hier wirken Entspannungstechniken wie das Palmieren am besten


gegen Grünen Star.

In meinen Seminaren befasse ich mich nicht direkt mit Grünem oder
Grauem Star. Dennoch spielen auch hier wieder die Ernährung und die
Lebensweise eine wichtige Rolle.

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KAPITEL 13
Alternativen zur Brille?

Abschließend schauen wir uns nun mögliche Alternativen zur Brille an.
Denn es sollte klar sein, dass eine Brille immer nur ein Hilfsmittel ist und
nicht zur Verbesserung der Sehkraft beitragen kann. Denn wenn sich un‑
sere Sehschärfe verändert, bleibt eine Brille immer genau konstant. Sie
unterstützt uns nicht nur, sie nimmt uns das Sehen ab. Besonders schnell
geht die Fokussierfähigkeit verloren. Das bedeutet, du kannst ohne Brille
nicht mehr aus verschiedenen Entfernungen scharf stellen. Gleichzeitig
fällt das Konvergieren immer schwerer, bis letztendlich auch das nicht
mehr gelingt.

Doch die Technik schreitet immer weiter voran und es gibt immer neuere
Methoden, um die Sehkraft zu verbessern. Objektiv betrachtet werden
keine Ursachen gelöst, sondern immer nur die Symptome. Daher findet,
abgesehen vom Augentraining, immer nur eine Symptombehandlung
statt. Dennoch möchte ich einige der bekanntesten Möglichkeiten vor‑
stellen und die verbundenen Risiken erläutern, da leider diese in den
meisten Fällen verschwiegen werden.

13.1 Lasern bei Hornhautverkrümmung


Das Augenlasern findet in der Öffentlichkeit immer mehr Anklang und
immer mehr Menschen unterziehen sich solch einer Operation. Es wird
viel dafür geworben und der Traum vom perfekten Sehen scheint nur ein
paar Minuten entfernt zu sein.

Doch unsere Hornhaut ist nur einen halben Millimeter dick und bei einer
Laseroperation mit der populären LASIK-Methode wird die Hälfte der
Hornhautoberfläche für immer entfernt. Das bedeutet, der Eingriff muss
mit höchster chirurgischer Präzision durchgeführt werden. Eine Heilung
dauert viele Monate bzw. einige Forscher sagen, dass eine Heilung der
Hornhaut unmöglich sei, da sie keine Blutgefäße besitzt. Das bedeutet,
man geht ein großes Risiko ein, um wieder besser sehen zu können.

Normalerweise wird diese Methode als einfach, sicher und schmerzlos


angepriesen, doch es gibt viele Menschen, deren Augen für immer rui‑
Mehr Sehkraft ohne Brille

Natürlich sollte man seine Entscheidung immer individuell und ganzheit‑


lich treffen. Wenn bereits alle möglichen Alternativen ausgeschöpft wur‑
den und nicht das gewünschte Ergebnis erzielt wurde, dann kann eine
Operation in Betracht gezogen werden.

13.3 Einzige echte Alternative die Kontaktlinsen?


Kontaktlinsen werden gerne genommen, wenn man keine Brille tragen
möchte oder auch nicht tragen kann. Zum einen sieht man ästhetischer
aus, aber vor allem ist es praktischer. Viele Menschen nutzen über Jahre
regelmäßig Kontaktlinsen. Natürlich gibt es große Fortschritte auf dem
Gebiet der Kontaktlinsenherstellung. Es werden verträglichere Materia‑
lien genutzt und jeder kann sie sich leisten.

Doch ähnlich wie bei einer Brille ist eine Kontaktlinse auch nur ein Hilfs‑
mittel. Die Schärfe der Kontaktlinse passt sich nicht unserer aktuellen
Sehschärfe an. Folglich wird mit einer Kontaktlinse das Sehen nicht be‑
handelt, sondern ebenfalls nur unterstützt. Das hat wiederum zur Folge,
dass unsere Sehstärke mit der Zeit immer schwächer wird.

Jedoch gibt es noch einen weiteren großen Nachteil beim Tragen einer
Kontaktlinse, welcher im schlimmsten Fall zur Erblindung führen kann.
Denn eine Kontaktlinse ist ein Fremdkörper in unserem Auge und es ent‑
steht erhöhte Reibung zwischen dem Linsenmaterial und der schützen‑
den Proteinhülle des Auges. Die Proteinhülle kann man sich als Schutz‑
schild des Auges vorstellen und greift alle Fremdkörper im Auge an.
Dadurch können Hornhautgeschwüre entstehen, welche zur Erblindung
führen können. Doch, damit nicht genug. Kontaktlinsen verhindern, dass
genügend Sauerstoff ans Auge gelangt. Das bedeutet, die Hornhaut er‑
stickt unter der Kontaktlinse.
Es gibt noch weitere Gefahren wie z.B. eine gesprungene Kontaktlinse,
welche mit ihren scharfen Kanten die Hornhaut verletzen kann. Daher
sollten die Kontaktlinsen wirklich nur als Zwischenlösung genutzt wer‑
den, bzw. aus meiner Sicht sollte darauf lieber verzichtet werden.

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Alternativen zur Brille?

niert wurden. Dazu gibt es in etlichen Foren Einträge, welche über ihre
eigenen Erfahrungen berichten. Häufig klagen die Patienten auch Mona‑
te später über eine verschleierte Sicht oder über Kontrastverlust.

Die Ärzte sehen darin jedoch keinen Misserfolg, denn es wird getestet,
ob die Patienten auf der Sehtafel die Zeile 20/20 aus 3 Metern lesen
kann. Wenn ja, war die Operation ein Erfolg.

Über mögliche Nebenwirkungen wird auf der Jagd nach Geld selten auf‑
geklärt. Es kann also sein, dass der Patient nach der Operation seine Fä‑
higkeit, im Dunkeln zu sehen, verloren hat. Damit kann er also nicht mehr
ins Kino gehen und bei Dunkelheit Autofahren ist auch ausgeschlossen.

Viele Menschen stellen auch fest, dass sie schlechter ein Buch lesen und
daher eine Lesebrille benötigen. Man braucht also nach wie vor eine
Brille

Das eigentliche Problem, welches zur Fehlsichtigkeit geführt hat, ist da‑
mit jedoch immer noch nicht behandelt. Es ist also nicht unüblich, dass
Menschen nach ihrem Eingriff allmählich wieder so schlecht sehen kön‑
nen wie vor der Operation. Man darf nicht vergessen, dass sich am Zu‑
stand des Auges nichts verändert hat. Es wurde nur ein Teil der Hornhaut
abgetragen und damit der Fokus des Auges verändert. Das bedeutet,
man hat im Prinzip die Brillengläser in das Auge „hineingesetzt“. Man
sollte nicht vergessen, dass die Laseroperation immer noch relativ neu
ist. Das bedeutet, wir haben keinerlei Wissen, welche Spätfolgen in 20
oder 30 Jahren auftreten können.

13.2 Operation bei schielenden Augen


Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass jedes Problem auch auf natür‑
liche Weise gelöst werden kann. Ein operativer Eingriff löst nicht die Ur‑
sache des eigentlichen Problems. So ist es auch nicht unwahrscheinlich,
dass dasselbe Augenproblem später erneut auftritt. Bei einer OP wird
die Augenposition so korrigiert, dass sich das Erscheinungsbild verbes‑
sert. Durch eine Neupositionierung oder Verkürzung des Augenmuskels
verbessert sich jedoch nicht automatisch die Sehfähigkeit. Häufig lassen
sich die Augenprobleme mit einfachen Koordinationsübungen verbes‑
sern. Die eigentliche Aufgabe besteht also darin, das schwache Auge zu
aktivieren, um die Abweichung zu korrigieren.

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Mehr Sehkraft ohne Brille

13.4 Persönliches Fazit


Kurz gesagt, es gibt keine wirkliche Alternative neben dem Augentrai‑
ning, um die natürliche Sehfähigkeit wiederzuerlangen. Es gibt sicherlich
Methoden, welche kurzfristig funktionieren können, um eine gute Seh‑
kraft wiederherzustellen, jedoch muss man dann die Konsequenzen und
Nebenwirkungen im späteren Lebensalter ertragen.

Beim Augentraining hingegen verbessert man seine allgemeine Gesund‑


heit und kann die Übungen so oft anwenden und wiederholen, wie man
möchte. Damit kann man zum einen, die Ursache des Problems lösen
und gleichzeitig sorgt man zukünftigen Augenproblemen vor.

Man sollte nicht vergessen, dass jedes Problem eine Ursache hat. Daher
kann man nicht ausschließen, dass nach einer gelungenen Augenopera‑
tionen, die Augenprobleme zurückkommen. Zusätzlich läuft man immer
Gefahr, dass plötzlich andere unerwartete Probleme auftreten, welche
man ohne den Eingriff nicht hätte. Diese sind dann meist deutlich schwe‑
rer bzw. gar nicht mehr zu behandeln. Nicht selten beginnen ehemalige
Laserpatienten mit dem Augentraining, da sie erneut eine Sehschwäche
entwickelt haben. Eine erneute Laser-OP ist dann nicht mehr möglich,
weil ein Teil der Hornhaut bereits abgetragen wurde.

Grundsätzlich sollte man wirklich nur dann einen Eingriff vornehmen,


wenn es wirtlich absolut notwendig ist. Das kann bei einer grauen Star
Operation sein, um zu verhindern, dass man erblindet.

Wenn man im Laufe des Lebens eine Laseroperation gemacht hat, ist
es fast unmöglich eine Operation gegen den grauen Star vorzunehmen.
Daher sollte man auch langfristig seine Gesundheit betrachten und nicht
immer den „leichtesten“ Weg nehmen. Wobei die Augenübungen in den
meisten Fällen sehr einfach umzusetzen sind und somit unendlich oft an‑
gewendet werden können. Das wiederum stärkt die eigene Gesundheit
und man erkrankt seltener an Augenkrankheiten.

Solltest du weitere Unterstützung bei deinem Augenproblem benötigen,


dann schau auf unserer Webseite unter www.augen-trainieren.com vor‑
bei! Wir freuen uns auf dich und helfen dir bei deinem Augenproblem!

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Über den Autor

Patrick Richter

ist der jüngste Augentrainer Deutschlands. Er war selbst mehrere Jahre


kurzsichtig und konnte mit dem Augentraining seine natürliche Sehfä‑
higkeit wiedererlangen. Mittlerweile entwickelt er auf Grundlagen der
über 100 - jährigen Geschichte des Augentrainings eigene Methoden
und Übungen.

Auf dem YouTube-Kanal „Augen‑trainieren“ werden regelmäßig neue


Videos von ihm und seinem Team veröffentlicht. Außerdem gibt er seit
2020 Seminare als Augentrainer.

Weitere Informationen unter www.augen-trainieren.com


Besser sehen ohne Brille – dank einfacher und
effektiver Übungen mit geringem Zeitaufwand
Gerade in unserer heutigen Zeit, entwickeln immer mehr Menschen eine
Sehschwäche! Dabei scheint das Alter kaum mehr eine Rolle zu spielen. Se-
hschwächen gibt es in jeder Altersklasse. Eine echte Alternative zur Brille
oder Operation, ist vielen nicht bekannt – das Augentraining.

Augentraining hilft bei Augenproblemen:

Kurzsichtigkeit ● Weitsichtigkeit ● Hornhautverkrümmung ● Schielen ●


Amlyopie ● Altersweitsichtigkeit ● Monovision ● Farbsehstörung

Mit diesem Buch erhältst du die Möglichkeit, mithilfe von Übungen und
Sehtafeln, deine Augen zu verbessern, um deine natürliche Sehfähigkeit
wiederherzustellen.

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