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Maximilian Herzig GE Q1 GK OST Samstag, 11.

Januar 2020

Deutsche Frage im 19. Jhd. – Revolution


Formulierung eines historischen Urteils

Aufgabenstellung
Wie beurteilen und bewerten sie die Ergebnisse und Folgen der deutschen
Revolution 1848 aus ihrer Sicht?

Ausformulierung
Bevor die Ergebnisse und Folgen der deutschen Revolution 1848 aus heutiger Sicht kriteriengeleitet
beurteilt und bewertet werden kann, müssen diese erst festgestellt, beziehungsweise verschiedene
Perspektiven auf diese berücksichtigt werden. Um die Folgen und Ergebnisse der Revolution 1848 zu
bewerten, wird ein Historikerurteil von Friedrich Prinz hinzugezogen und für die kriteriengeleitete
Bewertung die Relevanz der Revolution auf die Entwicklung der Bundesrepublik untersucht.

Aus dem Einfluss der napoleonischen Besatzung und dem darauf folgenden Wiener Kongress heraus
entwickelte sich zwischen 1830 und dem Beginn der Revolution im Jahr 1848 die Epoche des Vormärz,
die durch eine Vielzahl kleinerer Aufstände und Hungersnöte auf deutschem Gebiet geprägt war.
Besonders durch das Aufkommen von Nationalismus, Liberalismus und Sozialismus entstanden in
dieser Zeit immer wieder kleinere revolutionäre Strömungen, die sich gegen die restaurativ-
konservative Regierung durch die Fürsten richtete.
Mit dem Einsetzen der Julirevolution in Frankreich 1830 und schlussendlich der Ausrufung der
Französischen Republik gewann die Situation an Spannung und es entstanden konkrete
Bürgerbewegungen, die durch das Streben nach nationaler Einheit, Bürgerrechten für Deutsche und
damit eingehende Presse- und Meinungsfreiheit und die Freiheit der Wissenschaften auffielen. In
Verbindung dazu steht das erste Wartburgfest 1815, für das Studenten und Professoren politische
Protestkundgebungen gegen die streng konservative Politik und für einen einheitlichen deutschen
Staat nach dem Prinzip einer konstitutionellen Monarchie organisierten. Auf diesen gesellschaftlichen
Aufschwung reagierten die politischen Mächte, im Besonderen Fürst von Metternich im Jahr 1819 mit
den Karlsbader Beschlüssen, die jegliche Art von öffentlichem politischen Diskurs unmöglich machten.
Nach dem Sturz der Monarchie in Frankreich forderte die deutsche Bevölkerung nachdrücklich nach
nationaler Einheit und Bürgerrechten. Der Erfüllung der Forderung nach einem einheitlichen
deutschen Sozialstaat wurde mit der Gründung des Zollvereins ein erster Grundstein gelegt, da durch
wirtschaftliche Zusammenarbeit das Nationsgefühl unter Ausschluss Österreichs insgesamt verbessert
wurde.
Aus Pauperismus und den wirtschaftlichen Konsequenzen der restriktiven Handelspolitik
Großbritanniens entwickeln sich Hungersnöte, welche in kleineren Aufständen und Revolten mit meist
wenig nachhaltigen Motiven ausufern, die für das Aufkommen vorrevolutionären Stimmungen sorgen.
Nach dem Sieg der Revolutionäre, der viele Tote aus den einfachen Ständen forderte, wurde die
Nationalversammlung einberufen. Sie war ein Jahr lang das verfassungsgebende Organ der deutschen
Revolutionäre und gleichzeitig das interimistische Parlament des neu entstehenden Deutschen
Reiches. Durch fehlende militärische Macht ergaben sich allerdings fortbestehende
Abhängigkeitsverhältnisse zu Preußen, die vor allem in der Schleswig-Holstein Krise deutlich wurden.
Hier fehlte es der Nationalversammlung an Macht, um die eigenen Beschlüsse durchzusetzen. Dieser
Widerspruch entzog der Nationalversammlung jegliche Daseinsrechte, da sie in ihrem Bestehen die
Autonomie eines einheitlichen deutschen Nationalstaates sichern sollte.

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Maximilian Herzig GE Q1 GK OST Samstag, 11. Januar 2020

Aus weiteren Konflikten ergab sich daraufhin die Gründung des Norddeutschen Bundes, der als
historische Vorstufe des Deutschen Reiches betrachtet werden kann. Mit der Gründung dieses Bundes
waren alle Bestrebungen gegen die von Monarchen dominierte Politik besiegt.
Im vorliegenden Textextrakt von Friedrich Prinz behandelt der Autor die fehlende Beantwortung der
deutschen Nationalfrage durch die Revolution 1848 und den Schutz ethnischer Minderheiten als
Grundvoraussetzung für ein föderales Europa gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Er stellt vor allem dar,
dass die violente Liquidierung des österreichischen Reichstags durch das Militär einer der
gravierendsten Fehlentwicklungen der damaligen Zeit gewesen sei (Vgl. Z. 5). Die Schuld an diesem
Fehler ordnet er dem Verfassungsstaat unter Franz Joseph zu (Vgl. Z. 4f), der, so Prinz damit die
„Chance vertan [hat], die Nationalitätenfrage […] zu lösen“ (Z. 8ff). Dies verdeutlich er in Angesicht der
des damaligen Nationalismus’, den er insofern als nicht allzu Populär bezeichnet, da die Ideologie zur
Zeit der Revolution eher in den Kreisen des Bildungsbürgertums Akzeptanz und Bestätigung gefunden
habe (Vgl. Z. 12). Als längerfristige Folge der Revolution sieht er die Unfähigkeit von monarchischen
Staatsformen, sich in Deutschland durchzusetzen (Vgl. Z. 9). Dies würde dafür sprechen, dass die
Revolution 1848 einen Grundstein für die Abkehr von der Monarchie gelegt hat und damit von großer
Bedeutung für die Gründung der Bundesrepublik Deutschland ist.

Letzten Endes war eine große und relevante Folge der Revolution das Scheitern der
Nationalversammlung und damit die vorläufige Festigung der Fürstenmacht. Aus diesem Fehlschlag
ging unteranderem auch die Schwächung des deutschen Nationalgefühls hervor, die besonders durch
die Unterordnung der deutschen Kleinstaaten gegenüber Preußen verstärkt wurde.

Allerdings wurde durch das Kämpfen für die demokratischen Werte und Ideale auf Seiten der
Revolutionäre das Bewusstsein für politische Gerechtigkeit und damit auch die teilweise Etablierung
der Werte der Aufklärung in der Gesellschaft gestärkt. Im späteren Verlauf der Reichsgründung
entstanden außerdem die ersten politischen Parteien, zum Teil nach dem Vorbild der
Nationalversammlung, die verschiedene politische Lager zusammenbrachte. Diese politische
Errungenschaft ist bis heute ein zentrales Element unseres heutigen Verständnisses von Demokratie
und gesellschaftlichen Handelns.
Insofern scheint die Frage nach dem Erfolg oder Scheitern der Nationalversammlung eine Frage der
Perspektive zu sein, denn niemand kann erahnen, wie sich die Geschichte ohne die Märzrevolution,
weiterentwickelt hätte. Aus heutiger Sicht mit einer weiten Perspektive kann die Märzrevolutionj als
erfolgreich betrachtet werden, da sie auf lange Sicht zu einem einheitlich deutschen Nationalstaat,
Bürger- und Menschenrechten und damit zu einem Sieg über die restaurativen politischen
Maßnahmen der Fürstenherrschaft geführt hat. Die Revolutionäre haben nach modernen moralischen
Maßstäben nachvollziehbar gehandelt, denn selbst im Grundgesetz ist das Recht auf Verteidigung
gegen Unterdrückung formuliert und kommt deshalb jedem deutschen Bürger zu.

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