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100% Recyclingpapier

Yoga und Meditation wirken.


Aber wie?!
Ein Überblick über präventive & therapeutische
Wirkungen von Yoga und Meditation

Berufsverband der Yoga Vidya


Lehrer/innen e.V.

Stand: November 2019


Mitgliederverwaltung:
Yogaweg 7, 32805 Horn-Bad Meinberg
Tel.: 05234 87 2113 • Fax: - 2114
berufsverband@yoga-vidya.de
yoga-vidya.de/netzwerk/berufsverbaende/byv/byv-infos
3
(Vereinssitz: Niddastr. 76, 60329 Frankfurt/Main)
Markil, N., Whitehurst, M., Jacobs, P. L.. & Zoeller, R. F. (2012). Yoga Schutte, N. S. & Malouff, J. M. (2014). A meta-analytic review Vorkapic, C. F. & Rangé, B. (2014). Reducing the symptomato-

D iese Broschüre stellt kurz und kompakt die werden, warum es sinnvoll ist, Yoga und Meditation scheint. Offensichtlich stellen diese Praktiken Nidra relaxation increases heart rate variability and is unaffected of the effects of mindfulness meditation on telomerase activity. logy of panic disorder: the effects of a yoga program alone
by a prior bout of Hatha Yoga. J. Altern. Complement. Med. 2012 Psychoneuroendocrinology. 2014 Apr;42:45-8. and in combination with cognitive-behavioral therapy. Front
wichtigsten Ergebnisse ausgewählter For- in unterschiedlichen Einrichtungen intensiver als sichere Verfahren dar, die zu Klarheit, Ruhe,
Oct;18(10):953-8. Psychiatry. 2014, Dec 8;5:177.
schungs- und Übersichtsarbeiten über die Effekte bislang zur Gesundheitsförderung einzusetzen. Konzentration, Verankerung in der Gegenwart Sedlmeier, P. (2016). Die Kraft der Meditation: Was die
von Yoga und Meditation auf Körper und Psyche und Bewusstheit führen. Doch auch bei kardio- Meister, K. & Becker, S., (2018). Yoga bei psychischen Störungen. Wissenschaft darüber weiß (Originalausgabe). Reinbek bei Wallstreet: online (2017). Yoga kann auch Schmerzen verursa-
dar. Ergänzt werden sie durch die von den beiden Vom wissenschaftlichen Standpunkt her deutet logischen, gastroenterologischen, gynäkologischen Nervenarzt 2018; 89 (9): 994–998. Hamburg: Rowohlt Polaris. chen. Zugriff am 15.05.2019 unter https://www.wallstreet-on-
vieles auf besonders positive Gesundheitswirkungen und neurologischen Erkrankungen sind sie von line.de/nachricht/9710435-yoga-schmerzen-verursachen
größten Yogaverbänden in Auftrag gegebenen
Michalsen, A. (2017). Heilen mit der Kraft der Natur. Meine Erfahrung aus Smith, J. M. & Alloy, L. B. (2009). A roadmap to rumination: A
Befragungen zum Thema Yoga- und Medita- von Yoga und Meditation hin. Die Asanas scheinen Vorteil. Regelmäßige Meditationspraxis und Tie- Praxis und Forschung – Was wirklich hilft. (2.Aufl.). Berlin: Insel Verlag. review of the definition, assessment, and conceptualization Weltgesundheitstag (2017). F0actsheet zum Thema Depression.
tions-Verhalten in Deutschland. Das Ziel besteht besondere Wirksamkeit z.B. bei chronischen fenentspannungsverfahren reduzieren nicht nur of this multifaceted construct. Clin Psychol Rev. 2009 Mar; Zugriff am 30.10.2018 unter https://www.weltgesundheitstag.
darin, Yoga-Lehrenden, Entscheidungstragenden Rücken- und Nackenschmerzen zu entfalten, den Blutdruck und den Cortisolspiegel, sondern Oparil S., Zaman M. A. & Calhoun D. A. (2003). Pathogenesis 29(2): 116–128. de/wgt-who/images/wgt2017/Depression_Fact_Sheet_PG%20
aus dem Gesundheitssektor, Medienschaffenden, während Meditation speziell bei der unterstützen- fördern auch die Aktivität des Parasympathikus. Das of hypertension. Ann. Intern. Med. 2003 Nov 4;139(9):761-76. Final_2911.pdf
Streeter, C. C., Gerbarg, P. L., Saper, R. B., Ciraulo, D. A.
Schüler*innen und Studierenden sowie anderen den Behandlung psychischer Erkrankungen wie vegetative Nervensystem – oftmals stark einseitig
Ott, U. (2010). Meditation für Skeptiker: Ein Neurowissenschaftler & Brown, R. P. (2012). Effects of yoga on the autonomic Yang, Z. Y., Zhong, H. B., Mao, C., Yuan, J. Q., Huang, Y. F.,
Interessierten die aktuelle Forschungslage in Depressionen, Angststörungen, Abhängigkeitser- erregt – kann sich auf diese Weise ausgleichen erklärt den Weg zum Selbst (Orig.-Ausg). München: Barth. nervous system, gamma-aminobutyric-acid, and allostasis Wu, X. Y., Gao, Y. M. & Tang, J. L. (2016). Yoga for asthma
Auszügen darzulegen. Außerdem soll verdeutlicht krankungen, z.B. Rauchen u. a. effektiv zu sein und in eine größere Balance zurückfinden. in epilepsy, depression, and post-traumatic stress disorder. (Review). Cochrane Database of Systematic Reviews 2016,
Panorama Fachkliniken – Akutkrankenhaus (2018). Behandlungskon- Med Hypotheses. 2012 May;78(5):571–9. Issue 4. Art. No.: CD010346.
zept. Zugriff am 30.10.2018 unter https://www.panorama-fachklinik.
de/akut/behandlungskonzept/therapiebegleiter/schlafentzug/ Swain, T. A. & McGwin, G. (2016). Yoga-Related Injuries in Yoga Vidya Wiki (2018). Evaluation der Yoga Vidya-Fitness-Rei-
the United States from 2001 to 2014. Orthop J Sports Med. he. Zugriff am 30.07.2018 unter https://wiki.yoga-vidya.de/
Sarubin, N., Nothdurfter, C., Schüle, C., Lieb, M., Uhr, M., Born, 2016 Nov; 4(11): 2325967116671703. Evaluation_der_Yoga_Vidya_Fitnessreihe
C., Buehner, M., Konopka, K. Rupprecht, R. & Baghai, T.(2014).
The influence of Hatha yoga as an add-on treatment in major
depression on hypothalamic-pituitary-adrenal-axis activity: a
randomized trial. J Psychiatr Res. 2014 Jun;53:76-83.

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„Betrachte ich die wissenschaftliche Datenlage, Das Yoga Vidya Wiki bietet Einblick in die
die große Wirksamkeit und Sicherheit, bleibt un-
verständlich, warum nicht mehr Krankenhäuser aktuelle Forschungslage zu den Bereichen
Yoga anbieten und Krankenkassen die Kosten
nicht übernehmen. […] Es gibt jedenfalls keinen Yoga und Meditation und stellt die Ergeb-
vernünftigen Grund, orthopädische Injektionen
und alle möglichen Operationen zu vergüten, nisse zentraler Studien kurz, prägnant und
während das gleich effektive, wenn nicht sogar
überlegene Yoga aus eigener Tasche bezahlt allgemeinverständlich dar.
werden muss“ (Michalsen, 2017).

wiki.yoga-vidya.de/Wissenschaftliche_Studien
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung................................... 6 4. Yoga und Meditation
1.1. Yoga und Meditation in Deutschland.................. 7 als Prävention........................... 26
1.2. Herausforderungen der Yoga- und
Meditationsforschung............................................ 8 4.1. Körperliche Bewegung:
Hanuman Fitnessreihe.......................................... 26
4.2. Alterungsprozesse................................................. 27

2. Wirkungen von Yoga und


Meditation bei physischen
Beschwerden............................. 12 5. Potenziale und Grenzen von
Yoga und Meditation............. 28
2.1. Chronische Schmerzen: Rücken- und
Nackenschmerzen................................................. 12
2.2. Erkrankungen des Herzens und Herz-
Kreislauf-Systems.................................................. 14
2.3. Adipositas............................................................... 15
2.4. Krebserkrankungen: Brustkrebs.......................... 16
2.5. Asthma................................................................... 18
2.6. Kopfschmerzen / Migräne..................................... 19

3. Wirkungen von Yoga und


Meditation bei psychischen
Erkrankungen............................ 20
3.1. Depressionen......................................................... 22
3.2. Angststörungen..................................................... 24
3.3. Abhängigkeitserkrankungen................................ 25

5
1. Einführung
Y oga und Meditation als jahrtausendealte
Praktiken wirken sowohl präventiv als auch
therapeutisch – das ist wissenschaftlich belegt.
Angesichts des sich weiter entfaltenden Yoga-und
Meditations-Booms in Deutschland erscheint es
uns als Berufsverband der Yoga Vidya Lehrer*in-
Der gesundheitswirksame Aspekt ist dabei für nen (BYV) von steigender Relevanz, sich mit den
die meisten Menschen unseres Kulturkreises aus- nachgewiesenen Effekten von Yoga und Meditation
schlaggebend, um mit Yoga zu beginnen: Eine auf Übende vertraut zu machen.
Optimierung ihres physischen Zustands erwarten
66% der Übenden, 64% möchten ihr psychisches
Wohlbefinden steigern (BDY, 2018a).

Yoga und Meditation als jahrtausendealte Praktiken wirken.


Eine Optimierung ihres physischen Zustands erwarten 66%
der Übenden und 64% möchten ihr psychisches Wohlbefinden
steigern (BDY, 2018a).

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1.1. Yoga und Meditation in Meditation in Deutschland teilnehmer*innen nehmen durch die Meditation
Deutschland Die erste national repräsentative Studie des BYV eine größere Ausgeglichenheit, Entspannung
zur Meditationspraxis in Deutschland, die 2019 und ein umfassenderes Wohlbefinden an sich
Yoga in Deutschland in der Fachzeitschrift Complementary Medici- wahr. Wöchentlich oder häufiger Meditieren-
Allein in Deutschland haben schon rund 11,3 Mio. ne Research erschienen ist, belegt, dass ge- de berichten zusätzlich über eine gesteigerte
Menschen Yoga praktiziert (BDY, 2018a). Aktuell schätzte 15,7 Millionen Menschen in Deutsch- Konzentrationsfähigkeit und besseren Schlaf
praktizieren 4,9 Prozent (ca. 3,4 Mio.) der Be- land meditieren oder daran interessiert sind, mit (Cramer, 2019).
fragten Yoga, weitere 11 Prozent (7,9 Mio.) haben Meditation zu beginnen (Cramer, 2019). Derzeit Als Hauptgrund für die Aufnahme und Beibe-
früher einmal Yoga praktiziert, üben die Praxis meditieren 6,6% der Befragten, meist mindestens haltung der Meditationspraxis führen 71,1%
derzeit jedoch nicht aus. Im Vergleich zu 2014 einmal wöchentlich. Weitere 12,4% können sich der Studienteilnehmer*innen Verbesserungen
hat sich die Anzahl der aktuell Übenden damit vorstellen, in den nächsten 12 Monaten mit des geistigen Befindens an, gefolgt von ei-
von 3,3% der Befragten auf 5,6% im Jahr 2018 Meditation zu beginnen. Die durchschnittliche ner verbesserten geistigen Leistungsfähigkeit
erhöht (BDY, 2018a). Von den 95,1 Prozent, die Meditationspraxis beträgt rund vier Jahre. Ge- (50,3%), die unabhängig von der Häufigkeit
noch nie Yoga geübt haben oder es derzeit nicht bildete und berufstätige Personen im erwerbs- der Meditation erlebt wird. Hingegen werden
praktizieren, können sich 19,2 Prozent (ca. 12,8 fähigen Alter, insbesondere Frauen, meditieren körperliche Gründe, wie die Verbesserung des
Mio.) vorstellen, in den nächsten zwölf Monaten häufiger. Die Meditationsstudie zeigt zudem, körperlichen Befindens oder der körperlichen
damit anzufangen. Auch hier geht die Kurve dass die Yoga-Praxis weiter auf 5,6% der re- Leistungsfähigkeit, häufiger von Befragten
nach oben: 2014 waren es noch 16 Prozent (ca. präsentativ Befragten zugenommen hat. 46,6% angegeben, die mindestens wöchentlich me-
12,5 Mio.). Betrachten wir die Anzahl der aktuell der aktuell Yoga Praktizierenden meditieren ditieren (59,3%), als von solchen, die seltener
Übenden und die der Interessierten zusammen, auch, 39% der aktuell Meditierenden üben meditieren. Neben gesundheitlichen Gründen
kommt die Yoga-Praxis für fast jede*n vierte*n auch Yoga. Die aktuelle Studie spricht dafür, erscheint auch die geistig-spirituelle Ebene für
Deutsche*n in Frage (BDY, 2018a). dass hierzulande mehr Menschen Meditation als die Aufnahme und Beibehaltung eine wichtige
Yoga üben. 95,8% der meditierenden Studien- Rolle zu spielen (Cramer, 2019).

Menschen, die
meditieren oder es
sich vorstellen können
zu meditieren
15,7 Mio
Anzahl der aktuell Yoga Praktizierenden in Dtl.

Menschen, die schon


einmal Yoga praktiziert
haben
5,6 % 11,3 Mio

3,3 %
Betrachten wir die
Anzahl der aktuell
Übenden und die
der Interessierten
zusammen, kommt
die Yoga-Praxis für
Prozent Millionen fast jede*n vierte*n
Deutsche*n in Frage
2014 2018 Yoga Meditation (BDY, 2018a).

7
Anzahl der randomisierten* Yoga-Studien (modifiziert nach Cramer et al., 2014)
300

70 Seit den letzten fünf bis sechs


Jahren ist sie nochmals auf über
300 randomisierte* Studien an-
60 gestiegen.

50 300

40 250

30 200

20 150

10 100

0 0

09
03

05
07
01
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83

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77

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20
1.2. Herausforderungen der Yoga- Yoga effektiv unterstützbare Brustkrebs-Therapie Als Gegenmittel zum "Flucht-Kampf-Mecha-
und Meditationsforschung (z.B. Cramer, Lauche, Klose, Lange, Langhorst & nismus" trägt sie u.a. dazu bei, Stoffwechsel,
Dobos, 2017c) sowie psychische Erkrankungen, Atemfrequenz, Puls, Gehirnaktivität und Mus-

D ie frühesten Yoga-Studien stammen aus den


1920er Jahren. Systematisch und auf wissen-
schaftlichem Niveau wird seine Erforschung in
z.B. Depressionen (z.B. Cramer, Anheyer, Lauche &
Dobos, 2017a). Auf dieser erfreulich breiten Basis
lassen sich Aussagen über die Effekte des Yoga
kelanspannung zu reduzieren und damit Stress-
reaktionen auszugleichen. Auch die Befürworter
der Transzendentalen Meditation (TM) haben in
Deutschland seit den 1970er Jahren betrieben. wesentlich zuverlässiger treffen, als dies noch den 1960er und 1970er Jahren zahlreiche Studien
Die Anzahl der als „randomisiert*“ bezeichneten zu Zeiten der frühen Pionierleistungen einzelner angeregt. Mit über 600 Studien gilt TM heute
Studien hat sich seit der Jahrtausendwende Wissenschaftler*innen möglich gewesen wäre. als eine der besterforschten Meditationsarten
enorm erhöht (BDY, 2018b). Seit den letzten fünf überhaupt.
bis sechs Jahren ist sie nochmals auf über 300 Die Meditation stößt im Rahmen der Stressfor- Seit Beginn des 21. Jahrhunderts wird Meditation
randomisierte* Studien angestiegen. schung seit den 1950er auf wissenschaftliches auch in Deutschland auf wissenschaftlich-sys-
Besonders intensiv untersucht wurden darin Interesse. Als einer der Forschungspioniere in tematischem Niveau erforscht. In den letzten
die Wirksamkeit von Yoga für Volksleiden wie den 1960er Jahren gilt Herbert Benson, der als zehn Jahren ist die Anzahl der Veröffentlichungen
chronische Rücken- und Nackenschmerzen Arzt, Kardiologe und Gründer des Benson-Henry exponentiell angestiegen. Rasant werden immer
(z.B. Cramer, Klose, Brinkhaus, Michalsen & Institute for Mind Body Medicine in Boston mehr Erkenntnisse über Meditation gewonnen,
Dobos, 2017b), kardiologische Erkrankungen die Wirksamkeit der Benson-Meditation auf zahlreiche Aspekte gilt es jedoch noch sehr
wie Bluthochdruck (z.B. Cramer, Haller, Lauche, den Körper untersuchte. Sie ist auch unter der viel differenzierter anhand ausreichend großer
Steckhan, Michalsen & Dobos, 2014a), die durch Bezeichnung "relaxation response" bekannt. Studien zu beleuchten (Hölzel, 2018).

* Randomisierung ist ein Verfahren, bei der Studienteilnehmer*innen per Zufallsprinzip unterschiedlichen Gruppen zugeordnet werden.
8
• Karana Sharira • Sukshma Sharira • Sthula Sharira
• Atman oder
Linga Sharira

3 Körper
• Anandamaya Kosha

• Vijnanamaya Kosha 3 Körper und 5 Hüllen- Das Konzept der drei Körper
und fünf Hüllen, das aus dem Vedanta stammt, hilft
• Manomaya Kosha 5 Hüllen dir die Beziehung zwischen Körper, Energie, Emotion,
Psyche, Gedanken und Bewusstsein zu verstehen. So
kannst du besser verstehen, warum und wie Yoga auf
• Pranamaya Kosha den verschiedenen Ebenen des Menschseins wirkt.

• Annamaya Kosha

Seit jeher weist die Yoga- und Meditations- beschrieben werden können. Die seelischen, der zum Yoga gehörenden Disziplinen (Asanas,
forschung Herausforderungen auf, denen es emotionalen, mentalen, körperlichen, energe- Pranayama, Meditation, Ernährung, Ent-
sich zu stellen lohnt. Denn sie ermöglicht ein tischen und spirituellen Wirkungen hängen von spannung, positives Denken) im Verhältnis
tieferes Verständnis für Wesen und Wirkweise einer Vielzahl weiterer Faktoren ab, z.B. zueinander
dieser speziellen Formen der Naturheilkunde. • Begleitung der Yoga/ Meditations-Praxis
Yoga-Praktizierende erleben positive Effekte • Dauer, Häufigkeit und Intensität der Yoga/ durch andere spirituelle Techniken, Sport-,
ihrer Praxis häufig nicht nur auf physiologischer Meditations-Praxis Selbsterfahrungs- und Entspannungsver-
– und damit vergleichsweise gut messbarer – • praktizierter Yoga-/Meditationsstil innerhalb fahren e0tc.
sondern auch auf psychischer, energetischer eines breiten Spektrums eher psychologisch-,
und spiritueller Ebene. Denn als komplexes fitness-, entspannungs- oder spirituell orien-
ganzheitliches System besteht Yoga nicht nur aus tierter Stile
korrekt ausgeführten Körperstellungen (Asanas), • Alter, Vorerfahrung, physiologischer und psy-
sondern auch aus grundlegenden Atemübungen chischer Zustand der Praktizierenden zum
(Pranayama), vielfältigen Entspannungstech- Zeitpunkt der Untersuchung
niken, einer gesunden Ernährungsweise sowie • selbstständig ausgeführte versus professionell
einem großem Spektrum an Meditationsformen angeleitete Yoga/Meditations-Praxis
und Techniken des positiven Denkens. Es liegt • individuelle Spürgenauigkeit/Wahrneh-
auf der Hand, dass nicht alle diese Aspekte in mungsfähigkeit/Sensibilität der Übenden
gleichem Maße wissenschaftlich erforscht und • individuelle Schwerpunktsetzung innerhalb

9
Die Vorgehensweise führender deut- gen konzentrieren sie sich z. T. besonders Yoga- und Meditationsforschung:
scher Yogaforscher*innen auf die Wirkungsstudien, die ganzheitliche, Wohin geht der Weg?
auf traditionelle Yoga-Techniken aufbauende

F ührende deutsche Yoga-Forscher*innen


und Wissenschaftler*innen wie Dr. Hol-
ger Cramer (Lehrstuhl für Naturheilkunde
Programme untersuchen, statt auf Studien,
die nur einzelne Elemente des Yoga in andere
Verfahren integrieren. Gleichzeitig nehmen sie
D ie Yogaforschung hat sich bereits aus ihren
Kinderschuhen heraus entwickelt. Aktuell un-
ternimmt sie auf internationaler Ebene den nicht
der Medizinischen Fakultät der Universität die Auswirkungen auf gesundheitliche Aspek- ganz einfachen Versuch, einen „Yoga-Standard für
Duisburg-Essen), Prof. Dr. Andreas Michal- te beim gesunden oder kranken Menschen in Studien“ zu definieren, um eine Vergleichbarkeit
sen (Chefarzt der Abteilung Naturheilkun- den Blick. Zudem werden Studien bevorzugt, aussagekräftiger Forschungsarbeiten untereinander
de im Immanuel-Krankenhaus Berlin), Prof. die einen von der wissenschaftlichen Medizin herzustellen. Dies entspricht einer wissenschaftli-
Dr. Arndt Büssing (Prof. für Lebensqualität, und Psychologie akzeptierten Standard auf- chen Herangehensweise und kann der Verbreitung
Spiritualität und Coping an der Fakultät für weisen. Die Studienteilnehmer*innen werden von Yoga, in den der Spiritualität eher fernen
Gesundheit der Universität Witten/Herde- darin per Zufallsprinzip einer von mehreren Kreisen, nur nützlich sein.
cke) oder Promovierende wie Sushila Thoms Gruppen zugewiesen, von denen eine Grup-
(Lehrstuhl für Naturheilkunde und Integrati- pe Yoga bzw. Meditation praktiziert und eine Die Meditationsforschung befindet sich dagegen
ve Medizin der Universität Duisburg-Essen) nicht. Eine solche zufällige Zuordnung erlaubt noch in ihren Anfängen. Schon bei der genauen
stellen sich diesen bekannten Herausforde- den Vergleich von Yoga-Praktizierenden und Definition scheint Uneinigkeit zu herrschen. So
rungen. In ihren aktuellen Veröffentlichun- Meditierenden mit Nicht-Praktizierenden. werden die Begriffe „Meditation“ und „Achtsamkeit“

• Surya-Namaskar
"Sonnengruß"

Ganzheitlicher
Hatha-Yoga.
Hatha Yoga beinhaltet
u.a. eine Vielzahl von
Körperübungen (Asanas),
siehe rechts
"Sonnengruß" Hasta Ashva
Uttanasana Sancalanasana
Pranamasana Hastapadasana Dandasana

10
z.B. oftmals synonym gebraucht. Das Gros der Aufgrund der noch eher geringen Anzahl an Kundalini-, Buddhistischen- und christlichen
derzeitigen Befunde wird miteinander verglichen, Meditationspapern scheinen wir vorläufig wei- Meditationen von einer systematischen, in
ohne der Tatsache Beachtung zu schenken, dass terhin auf diese Vorgehensweise angewiesen zu ausreichendem Umfang betriebenen Erforschung
sein, um unseren aktuellen Kenntnisstand zu einzelner Techniken noch recht weit entfernt
• die Studien unterschiedliche Meditationsstile den Wirkungen der Meditation grundsätzlich sind. Die Methode der „Mindfulness based stress
z.B. hinduistische, buddhistische, christliche zu erhöhen. Der Nachteil der nicht nach Stil reduction“ (MBSR) und die achtsamkeitsba-
untersuchen bzw. die Stile aus gänzlich bzw. Technik differenzierenden Studien be- sierten Meditationen generell stechen als eine
philosophisch bzw. religiös ungebundener steht darin, keine allgemeingültigen konkreten der besser erforschten Meditationstechniken
Traditionen stammen, Aussagen über die speziellen Wirkungen der unter der Vielzahl anderer effektiver Formen
• die Meditationsformen unterschiedliche jeweiligen Meditationsarten treffen zu können dagegen etwas heraus (Hempel, Taylor, Mar-
Intentionen verfolgen können, (Hölzel, 2018). shall, Miake-Lye, Beroes, Shanman, Solloway
• sie unterschiedliche Abläufe, Strukturen und Die Ergebnisse der Studien, die sich auf die & Shekelle, 2014). Ein Grund könnte die bei
Techniken aufweisen, Wirkungen einzelner Meditationsstile beziehen, diesen Methoden relativ problemlose Standar-
• und sie daher unterschiedliche energetische, sind jedoch wiederum nur sehr eingeschränkt disierung der Meditationselemente und Abläufe
physische, seelische und mentale Effekte vergleichbar. Bislang hat es den Anschein, dass sein, die einer wissenschaftlichen Auswertung
erzielen können. wir bei Meditationsarten wie Konzentrations- entgegenkommen.
meditationen, Herzzentrierten Meditationen,
Mantrameditationen, Gehmeditationen, Zen-,

Ashva Hasta
Bhujangasana Sancalanasana Uttanasana
Ashtanga
Namaskara Parvatasana Hastapadasana Pranamasana

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2. Wirkungen von Yoga und Meditation
bei physischen Beschwerden
Ganzheitlicher Hatha-Yoga, wie es z. B. Yoga Yoga wirkt nach einem Yoga-Kurs - Yoga ist eine effektive Alternative zu vergleich-
Vidya lehrt, beinhaltet u.a. eine Vielzahl von iso- bei anhaltender Übungspraxis - baren physiotherapeutischen Verfahren.
metrischen Körperübungen. Asanas, der Bewe- nachhaltig Die aktuellen Forschungsergebnisse zeigen, dass
gungsaspekt des Yoga, steuern muskulären und auf Rücken- und Nackenschmerzen angepasstes
skelletalen Schmerzen gezielt entgegen. Für eine Hochqualitative Studien zur Wirksamkeit von Yoga als gleichwertig mit medizinisch aner-
Schmerzlinderung in bestimmten Regionen des Yoga liegen insbesondere für Rücken- und kannten und wissenschaftlich gut messbaren
Bewegungsapparates ist die gezielte Anleitung Nackenschmerzen vor. Demnach profitierten Bewegungsformen wie der Rückenschule ein-
gut ausgebildeter Yogatherapeut*innen erfor- etwa zwei Drittel der Betroffenen von einem geschätzt werden muss (Cramer et al., 2013a).
derlich. Meditation und Entspannung tragen zur Yogakurs. Dabei hielten die positiven Effekte
Linderung physischer Beschwerden bei. bis zu 12 Monate nach Ende des Kurses an. Yoga bewirkt eine Schmerzlinderung
Wichtig dabei war, dass die Teilnehmer*innen und Funktionsverbesserung bei
2.1. Chronische Schmerzen: Yoga nicht als einmalige Behandlungsmethode chronischen Schmerzen
Rücken- und Nackenschmerzen begriffen, sondern als ein in den eigenen Alltag
zu integrierendes Ritual. Bei fortgesetztem Üben Metaanalysen mit insgesamt 1000 Patient*innen

F olgende Forschungsergebnisse sind für Rü- waren die durch Yoga erzielten Erfolge nicht zeigen eine „moderate bis starke Evidenz“, was
cken- und Nackenschmerzen durch Meta- nur kurzfristig, sondern nachhaltig nachweisbar die Schmerzlinderung und Funktionsverbesse-
studien gut belegt: (Cramer, Lauche, Haller & Dobos, 2013a). rung von Yoga bei Rücken- und Nackenschmer-
zen angeht (Cramer et al., 2013a).

Zwei Drittel der Yogaübenden von einem Yogakurs


profitieren von den Asanas (Yogaübungen).
Bei fortgesetztem Üben waren die durch Yoga erziel-
ten Erfolge nicht nur kurzfristig, sondern nachhaltig
nachweisbar (Cramer, Lauche, Haller & Dobos, 2013a).

12
Erst 2017 wurde wieder gezeigt, dass Yoga positive Kurzzeitef- Bei Yoga-Übenden besteht die Wahrscheinlichkeit, dass der
fekte auf chronische, nicht-spezifische Nackenschmerzen und Gesundheitszustand bei Rücken- und Nackenschmerzen sich
damit verbundene Beeinträchtigungen hat (Cramer et al., 2017b). um das Dreifache verbessert (Cramer et al., 2017b).

Aufgrund der festgestellten Evidenzstärke lässt den behandelt wurden (Cramer et al., 2017b). der Wirbelsäule verglichen mit herkömmlichen
sich rückschließen, dass der Nutzen von Yoga Verglichen mit Nicht-Praktizierenden erhöht Behandlungsmethoden erzielt. Gefunden wurde
verglichen mit potentiellen Risiken in den un- sich bei Yoga-Übenden die Wahrscheinlichkeit, eine kurzfristige Verringerung der Schmerz-
tersuchten Fällen überwiegt. Je stärker die ihren Gesundheitszustand bei Rücken- und Na- intensität und Verbesserung der physischen
nachgewiesene Evidenz ist, umso sicherer können ckenschmerzen zu verbessern, um das Dreifache Funktionalität. Langzeit-Studien müssen weitere
Wissenschaftler*innen eine Empfehlung für die (Cramer et al., 2017b). Hinweise auf die kurz- und langfristige Wirk-
Yoga-Praxis bei entsprechenden Beschwerden samkeit von MBSR auf Schmerzen im unteren
aussprechen. Meditation bewirkt kurzfristige Rücken liefern (Anheyer, Haller, Barth, Lauche,
Erst 2017 wurde wieder gezeigt, dass Yoga positive Verringerung von Schmerzen im Dobos & Cramer, 2017).
Kurzzeiteffekte auf chronische, nicht-spezifi- unteren Rücken
sche Nackenschmerzen und damit verbundene
Beeinträchtigungen, auf die Lebensqualität und In einer Metaanalyse aus 2017 wurde untersucht,
die Stimmung der Proband*innen hat, verglichen welche Ergebnisse Meditation – in diesem Fall
mit Gruppen, die mit herkömmlichen Metho- MBSR bei Rückenschmerzen im unteren Bereich

13
Meditation

entration
Parasympathicus onz
eK we n

guter Schlaf ht
ig

ö
er h

Stres
GABA

nin
Gamma-Amino-
Buttersäure

lato
Me
S erotonin

En
or

d
ph
Sympathicus in

Yoga

2.2. Erkrankungen des Herzens Generell wird von einer multifaktoriellen Entste- der Ausschüttung von Stresshormonen entgegen.
und Herz-Kreislauf-Systems hung der Hypertonie ausgegangen. Ein Faktor Bei Yogaübenden ließ sich darüber hinaus eine
ist häufig eine sympathische Überaktivität, oft erhöhte Konzentration des hemmenden Boten-

K ardiovaskuläre Erkrankungen, allen voran


Hypertonie, gehören zu den typischen „Volks-
krankheiten“ des Westens. Etwa 20 bis 30
verbunden mit chronischem Stress (Oparil, Za-
man & Calhoun, 2003). Die Nierennervenfasern
des sympathischen Nervensystems umspannen
stoffs Gamma-Amino-Buttersäure (GABA) fest-
stellen. GABA besitzt eine noch über Serotonin
und Melatonin hinausreichende entspannende,
Millionen Deutsche besitzen einen erhöhten wie ein Netz die Nierengefäße. Ist das Stress- schlaffördernde und angstlösende Wirkung und
Blutdruck. Ist er dauerhaft zu hoch, wächst nervensystem gestört, schüttet die Niere in fördert zudem die Schmerz- und Krampflinde-
das Risiko für Schäden an lebenswichtigen verstärktem Maße Stresshormone - wie zum rung sowie die Blutdruckstabilisierung (Streeter,
Organen wie Herz, Gehirn und Nieren (Deut- Beispiel Adrenalin - aus. Patient*innen mit er- Gerbarg, Saper, Ciraulo & Brown, 2012).
sche Hochdruckliga e.V. DHL, Deutsche Gesell- höhter Sympathikus-Aktivität leiden dann z. B.
schaft für Hypertonie und Prävention, 2018). unter Schlaflosigkeit, innerer Unruhe, Nervosität, Yoga verbessert die meisten biologi-
Getriebenheit, Kopfschmerzattacken etc. (Isar schen Risikofaktoren für Herz-Kreis-
Langsame Atemübungen, Entspannung Herz Zentrum, 2018). lauf-Erkrankungen
und Meditation wirken günstig auf
Hypertonie Metastudien zeigen, das Yoga bei Hypertonie-Pa- In einer Metaanalyse mit 44 randomisierten
tient*innen die beschriebenen Beschwerden Studien und insgesamt 3168 Teilnehmer*innen
Besonders langsames Pranayama, Meditation, lindert, wenn es besonders auf langsame Atem- konnte gezeigt werden, dass Yoga den systoli-
Yoga Nidra und andere yogische Entspannungs- techniken, Entspannung und Meditation abstellt schen und diastolischen Blutdruck, die Herz- und
techniken wirken bei der begleitenden Behandlung (Cramer et al., 2014a). Diese Elemente des Yoga Atemfrequenz, den Taillenumfang, das Choleste-
von Bluthochdruck unterstützend – mehr als die aktivieren das parasympathische Nervensystem, rin, die Insulinresistenz und weitere biologische
isometrisch gehaltenen Asanas des Hatha Yoga fördern die Ausschüttung von Serotonin, Mela- Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen
(Markil, Whitehurst, Jacobs & Zoeller, 2012). tonin und Endorphinen und wirken gleichzeitig verbessert (Cramer, Lauche, Haller, Steckhan,

14
Yoga ist eine geeignete Intervention mit guten Effekten für übergewichtige und adipöse Menschen.

Michalsen, & Dobos, 2014b). Daher gilt Yoga aus 2.3. Adipositas schen zu reduzieren Bei gesunden Menschen
wissenschaftlicher Sicht als gut geeignete be- wurde ein günstigeres Taillen-Hüft-Verhältnis
gleitende Maßnahme, sowohl bei der generellen Rund ein Viertel der Deutschen leidet unter festgestellt (Lauche et al., 2016).
Bevölkerung als auch bei Patient*innen mit er- starkem Übergewicht, mit steigender Tendenz. Auch der Lehrstuhl für Naturheilkunde und Inte-
höhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Adipositas insbesondere ein erhöhter Bauch- grative Medizin der Universität Duisburg-Essen
umfang gilt als zentraler Risikofaktor für kar- widmete sich einer ähnlichen Fragestellung. Er
Yoga ist als nebengeordnete Intervention diologische Erkrankungen und Diabetes sowie untersuchte, inwiefern Yoga im Rahmen eines
bei Herzkrankheiten für Morbidität und Mortalität (Hauner, Moss, 12-wöchigen Yoga-Programms bei Frauen mit
empfehlenswert Berg, Bischoff, Colombo-Benkmann, Ellrott, zentraler Adipositas den Bauchumfang, das
Kanthak, Kunze, Stefan, Teufel, Wabitsch, & Gewicht und den Body-Mass-Index (BMI) redu-
Sieben randomisierte Studien mit 624 Pati- Wirth, A., 2017). Metastudien weisen nach, ziert (Cramer, Thoms, Anheyer, Lauche & Dobos,
ent*innen konnten positive Effekte bei Menschen dass Yoga Übergewicht reduzieren kann (z.B. 2016). Verglichen wurde eine Studiengruppe, die
mit koronaren Herzkrankheiten, Herzinsuffi- Lauche, Langhorst, Lee, Dobos & Cramer, 2016). im Untersuchungszeitraum Yoga praktizierte,
zienz und Herzrhythmusstörungen feststellen mit einer nicht praktizierenden Kontrollgruppe.
(Cramer, Lauche, Haller, Dobos & Michalsen, Yoga ist eine geeignete Intervention mit Die 60 Teilnehmerinnen wurden kurz vor und
2015a). Die Ergebnisse legen bis 2015 nur eine guten Effekten für übergewichtige und nach dem Yoga-Programm vermessen, mit
schwache Empfehlbarkeit nahe, sodass Unter- adipöse Menschen Fragebögen und Tiefeninterviews zu Aspekten
suchungen zur Effektivität und Sicherheit bei wie der gesundheitsbezogenen Lebensqualität,
dieser Klientel unternommen werden müssen. Forscher*innen konnten 2016 in einer Metaana- Stressempfinden, Selbstwertgefühl, Körper-
lyse mit mehr als 30 Studien an insgesamt über wahrnehmung und körperliche Aktivität im
2000 Teilnehmer*innen belegen, dass Yoga eine Alltag befragt. In einem ganztägigen Workshop
geeignete Maßnahme ist, um den Body-Mass-In- erhielten die Teilnehmerinnen eine Einfüh-
dex bei übergewichtigen oder adipösen Men- rung in den ganzheitlichen Yoga Vidya-Stil.

15
Im Anschluss bekamen sie zwei Yoga-Sitzungen und die Körperwahrnehmung verbesserten sich. 2.4. Krebserkrankungen:
pro Woche zu je 90 Minuten. Darin enthal- Auch das Stressempfinden war im Vergleich zur Brustkrebs
ten waren Asanas, Pranayama, Entspannung, Kontrollgruppe verringert. Das Yoga-Programm

B
Meditation, positives Denken/Affirmationen, gefiel 95 % der Frauen sehr gut bzw. gut. Be- is zu 90 % aller Krebspatient*innen leiden während
Empfehlungen zur yogischen Ernährung, sonders geschätzt wurden auch die Kombination oder kurz nach einer Chemotherapie, Bestrahlung
Kurzvorträge, Austausch in der Gruppe und der verschiedenen Yoga-Elemente (Entspannung, oder anderen in die hormonellen und/oder Stoffwech-
Feedback zum Programm. Einzelne Übungen Asanas, Atmung, Meditation, positives Denken, sel-Prozesse eingreifenden Therapien unter extremer
der Yoga-Vidya-Grundreihe wurden an die Ernährungsempfehlungen), die zahlreichen Impulse körperlicher, emotionaler und/oder geistiger Erschöp-
Bedürfnisse der Teilnehmerinnen angepasst zur Verbesserung des eigenen Lebensstils, die fung, der sogenannten Fatigue (Deutsche Krebsgesell-
(z.B. Modifikationen im Sonnengruß). Anlei- vertrauensvolle Atmosphäre in der Gruppe und die schaft, 2018). Schlaf und Erholungsphasen gleichen
tungen für das Üben zu Hause und das Führen Yoga-Praxis ohne Leistungsdruck. Die Mehrheit dann den fehlenden Antrieb, die anhaltende Müdigkeit
eines Tagebuchs über die tägliche Praxis run- der Teilnehmerinnen gab an, auch in Zukunft Yoga und Kraftlosigkeit ähnlich wie bei einer Depres-
deten das Programm ab (Cramer et al., 2016). praktizieren zu wollen, darunter eine Gruppe, die sion nicht mehr aus. Traurigkeit, Ängste, Konzentra-
gemeinsam im Yoga Vidya Zentrum Essen wei- tionsschwäche, Gedächtnisprobleme, Wortfindungs-
Signifikant positive Ergebnisse ter praktiziert. Berührungsängste werden auch störungen belasten zusätzlich. Hält der Zustand
durch wichtige Yoga-Prinzipien abgebaut. Dazu wochenlang an oder wird sogar chronisch, ist eine
Mit dem Programm konnten die Teilnehmer*in- gehört, sich nicht zu vergleichen, Yoga nicht als gesellschaftliche und berufliche Teilhabe erheblich
nen ihren Bauchumfang, ihr Gewicht, ihren BMI Körperkult, Diät oder Wettbewerb zu begreifen, erschwert, der Wiedereinstieg in den Beruf kaum
und ihr Körperfettanteil signifikant reduzieren. Selbstannahme und Vertrauen zu seinem Körper noch möglich. Der persönliche Alltag und das Be-
Die Muskelmasse stieg an, das psychische und aufzubauen u.a. (Cramer et al., 2016). ziehungsleben werden stark beeinflusst (Deutsche
körperliche Wohlbefinden, das Selbstwertgefühl Krebsgesellschaft, 2018).

Die Muskelmasse stieg an, das psychische


und körperliche Wohlbefinden, das Selbst-
wertgefühl und die Körperwahrnehmung
verbesserten sich.

16
Yoga reduziert Fatigue und erhöht während und nach der kurativen (auf Heilung aus- finden die Patientinnen Kontakt zu anderen
Lebensqualität bei Frauen mit gerichteten) als auch der palliativen (schmerzlin- Betroffenen, können sich austauschen und
Mammakarzinom dernden) Therapie belegbar (Cramer et al., 2017c). schaffen sich ein zusätzliches soziales Stand-
bein. So lassen sich die körperlichen Signale, die
In einer Cochrane Review aus 2017 konnten Yoga und Sport erzielen ähnliche alles andere als den Wunsch nach Bewegung
Forscher*innen anhand von 24 ausgewerteten positive Effekte – bei Yoga ist jedoch unterstützen, austricksen, ohne auf die positiven
randomisierten Studien mit mehr als 2100 Frauen oft die innere Hürde geringer Effekte verzichten zu müssen. Die Verminderung
mit Mammakarzinom zeigen, dass Yoga das bei von Müdigkeit, Stress und Angst, ein besserer
Brustkrebs häufig auftretende Erschöpfungs- Yoga und Sport erzielten die gleichen Effekte. Schlaf, größere Beweglichkeit, die Steigerung
syndrom (Fatigue) vermindern und die Lebens- Yoga scheint jedoch für Patientinnen mit krebs- des Selbstwertgefühls und der Selbstwirksamkeit
qualität erhöhen kann (Cramer et al., 2017c). assoziierter Fatigue besonders interessant zu belohnen die Teilnahme (Cramer et al., 2017c).
sein, denn die – gerade bei metastasierendem
Yoga vermindert Angst, Depressivität Krebs und nach Operationen - stark verminderten Yoga und Meditation reduzieren
und Fatigue stärker als psychothera- Kraftreserven verhindern zeitweise eine betont brustkrebsassoziierte menopausale
peutische Verfahren fitnessorientierte Betätigung. Besonders deh- Beschwerden
nende Asanas und Meditation können in diesem
Der Studienauswertung zufolge konnte Yoga Zeitraum hilfreich sein (Brustkrebszentrale, Die Antihormontherapie (und gelegentlich auch
Angst, Depressivität und Fatigue stärker re- 2018). Mit seiner sanften Herangehensweise die Chemotherapie) kann bewirken, dass Brust-
duzieren als die eingesetzten psychotherapeu- kann Yoga den Betroffenen ohne Leistungs- krebs-Patientinnen kein Östrogen mehr produ-
tischen und psychoedukativen Verfahren. Die druck helfen, innere Hürden, sich zu bewegen, zieren oder dieses nicht wie bisher wirkt. Deshalb
positiven Effekte von Yoga waren dabei sowohl abzubauen. Durch das Praktizieren in der Gruppe können durch die Behandlung vermehrt Wechsel-

Studien mit mehr als 2100


Frauen mit Mammakarzi-
nom zeigen, dass Yoga das
bei Brustkrebs häufig auftre-
tende Erschöpfungssyndrom
(Fatigue) vermindern und die
Lebensqualität erhöhen kann

17
Beispiele verschiedener
Atemtechniken im Yoga

Uddiyana
Gorilla Bandha Wechselatmung
Ergebnisse von Studien lassen vermuten, dass Tiefe
durch Yoga-Übungen die Lebensqualität von Kapalabhati Agni Sara Bauchatumg
Patient*innen mit Asthma verbessert wird.
Außerdem scheinen sich die Symptome der
Erkrankung zu verringern.

der Lebensqualität und zur Linderung der Krank-


jahrs-Symptome wie Hitzewallungen, Schwitzen, det werden können, da hierdurch das Risiko
heitssymptome führen, fanden Forscher von
Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen für einen Rückfall erhöht würde (Deutsches
der Chinese University of Hong Kong heraus
auftreten. Bei Frauen, die schon in den Wech- Krebsforschungszentrum. Krebsinformations-
(Yang, Zhong, Mao, Yuan, Huang, Wu, Gao &
seljahren sind oder waren, können bestehende dienst, 2018). Dies ist z.B. bei Frauen mit oder
Tang, 2016).
Beschwerden durch eine antihormonelle Behand- nach hormonabhängigem Brustkrebs der Fall.
lung stärker werden oder bereits überwundene Hitzewallungen und Schlafstörungen können In der Untersuchung aus dem Jahr 2016 wurden
Symptome erneut auftreten (Deutsches Krebsfor- dann durch Yoga, Meditation, Entspannungs- die Ergebnisse von fünfzehn randomisierten
schungszentrum. Krebsinformationsdienst, 2018). übungen und andere Bewegungsformen ge- Studien analysiert. An diesen Studien hatten
In einer Studie aus 2015 konnte gezeigt werden, lindert werden und das psychische Befinden 1048 Personen teilgenommen. Fünf der Studien
dass die während einer antihormonellen Therapie verbessern (Cramer et al., 2015b). Der Arzt kann untersuchten ausschließlich, wie sich die Atmung
auftretenden menopausalen Beschwerden mittels zudem prüfen, ob bei sehr starken Hitzewal- während der Yoga-Übungen verändert. Die an-
Yoga und Meditation gelindert werden können. lungen alternative Medikamente ohne Hor- deren Untersuchungen beschäftigten sich mit
Dies scheint umso relevanter zu sein, als sich monwirkung möglich sind (Deutsches Krebsfor- Atmung, Asanas und Meditation. Die meisten
etwa ein Viertel der Brustkrebspatientinnen zum schungszentrum. Krebsinformationsdienst, 2018). Proband*innen nahmen auch während der Studie
Zeitpunkt der Diagnose noch vor der Menopause weiterhin ihr übliches Asthma-Medikament
befand (Cramer, Rabsilber, Lauche, Kümmel & 2.5. Asthma ein. Unklar ist weiterhin, ob Yoga eine einheitliche
Dobos, 2015b) Wirkung auf die Lungenfunktion hat und ob Yoga

Yoga scheint auch empfehlenswert zu sein, wenn


Hormonersatztherapien (z.B. Hormonpflaster
A sthma ist eine chronisch entzündliche Er-
krankung der Atemwege, unter der weltweit
rund 300 Millionen Betroffene physisch wie auch
die Medikamenteneinnahme bei Asthma reduzieren
kann, so der Wissenschaftler Dr. Zuyao Yang. Aller-
dings lassen die Ergebnisse vermuten, dass durch
oder hormonhaltige Präparate) nicht angewen- psychisch leiden. Yoga kann zu Verbesserungen Yoga-Übungen die Lebensqualität von Patient*innen

18
Therapien aus einer Kombination von her-
kömmlichen Therapien mit Yoga brachte
große Effekte:
Die Lebensqualität der Patient*innen ver-
besserte sich drastisch, indem sich die Kopf-
schmerz-Episoden reduzierten, die Medikation
verringert werden konnte und die Herzfrequenz
absank (Kisan et al., 2014). Regelmäßige Be-
wegung in Form von Yoga oder anderen Be-
wegungspraktiken lindert dabei Angstzustände
sowie das Schmerz- und Stressempfinden.

mit Asthma verbessert wird. Außerdem scheinen stark reduzieren kann (Kisan, Sujan, Adoor, Rao, In Deutschland strengte Dr. Martina Bley bereits
sich die Symptome der Erkrankung zu verringern. Nalini, Kutty, Murthy, Raju & Sathyaprabha, 2014). 1993 eine der damals größten Untersuchungen
Für Betroffene besteht also die Möglichkeit, ihre Be- zur Wirkung von Hatha-Yoga bei Schlafstörungen,
schwerden zu reduzieren, wenn sie regelmäßig Yoga In der Studie wurden 60 Migräne-Patient*innen chronischem Kopfschmerzsyndrom, Hypertonie
üben (Yang et al., 2016). Für eindeutige Schluss- in zwei Gruppen aufgeteilt: Die eine Gruppe er- und chronischem Lumbalsyndrom an. Die For-
folgerungen über die Auswirkungen von Yoga auf hielt weiterhin eine herkömmliche Behandlung, schungs-Kooperation, bestehend aus der Freien
Asthma braucht es weitere Studien, so Dr. Yang. die andere Gruppe besuchte zusätzlich fünf bis Universität Berlin, der Barmer Ersatzkasse Berlin
sechs Mal wöchentlich Yoga-Stunden. Die Teilneh- und dem Gesundheitszentrum der BKK Berlin, ließ
2.6. Kopfschmerzen / Migräne mer*innen dieser Gruppe absolvierten insgesamt bis Juli 1995 in einen Untersuchungszeitraum von
30 Yoga-Stunden. Dabei wurden Atemübungen, 18 Monaten 253 Proband*innen an Yoga- Kursen
In Deutschland leiden rund 18 Millionen Menschen, Asanas und Tiefenentspannung erlernt. Es zeigte teilnehmen. Die positiven Effekte der Yoga-Praxis,
die meisten davon Frauen, an Migräne. Migräne sich, dass die Kombination der herkömmlichen die durch die Studie belegt werden konnten, trugen
kann die Betroffenen tagelang so sehr belasten, dass Therapie mit Yoga große Effekte brachte: Die dazu bei, dass Yoga Eingang in die krankenkassen-
der Alltag nicht mehr zu meistern zu sein scheint. Lebensqualität der Patient*innen verbesserte sich finanzierte Prävention fand (Fuchs, 2000).
Zusätzlich zu den oft presslufthammerartigen drastisch, indem sich die Kopfschmerz-Episoden
Kopfschmerzen leiden sie häufig an Begleiter- reduzierten, die Medikation verringert werden
scheinungen wie Übelkeit, gestörter Sehfähigkeit, konnte und die Herzfrequenz absank (Kisan et
Lichtsensibilität und schmerzenden Gliedmaßen. al., 2014). Regelmäßige Bewegung in Form von
Eine Studie aus dem Jahr 2014 zeigte, dass Yoga Yoga oder anderen Bewegungspraktiken lindert
in Kombination mit herkömmlichen Behandlungen dabei Angstzustände sowie das Schmerz- und
Migräne-Attacken in ihrer Häufigkeit und Intensität Stressempfinden.

19
3. Wirkungen von Yoga und Meditation
bei psychischen Erkrankungen
Yoga bei psychischen Erkrankungen von mittleren bis großen positiven Effekten Angststörungen (Blanck, Perleth, Heidenreich,
von Yoga auf störungsspezifische Symptome Krögera, Ditzen, Bents & Mander, 2018). In diesen

D ie Befunde einer der ersten großen deutschen


Metaanalyse aus dem Jahr 2016, die die
Wirksamkeit von asana- und atemorientier-
gesprochen werden. Der Behandlungskontext
erweist sich als signifikanter Einflussfaktor. Am-
bulant und stationär behandelte Patienten*innen
Untersuchungen wurden Proband*innen beforscht,
die neben der Meditation auch andere Interven-
tionen wie Psychotherapie erhielten. Daher ließ
tem Hatha Yoga auf psychische Erkrankungen profitierten offenbar weniger von Yoga als Pro- sich hier die Wirksamkeit der Meditation nicht
erforscht hat, sprechen für eine gleichwertige band*innen, die sich aufgrund ihrer psychischen allein auf diese zurückführen. Eine erst kürzlich
Wirksamkeit von Yoga und psychotherapeuti- Symptome aktuell nicht in therapeutischer veröffentlichte Metaanalyse beschäftigte sich
scher Standardbehandlung in komplementärem Behandlung befanden (Klatte et al., 2016). dagegen mit der alleinigen Wirkung von Meditation
Einsatz mit einer medikamentösen Behandlung auf Angst- und Depressionssymptome (Blanck et
(Klatte, Pabst, Beelmann & Rosendahl, 2016). Meditation bei psychischen al., 2018). Hierfür wurden 1150 Teilnehmer*innen
Darüber hinaus zeigen andere Studien, dass Erkrankungen aus 18 ähnlichen Studien verglichen. Menschen,
die Wirksamkeit einer Kombination von Yoga die meditierten, hatten im Vergleich zu Menschen,
und einer psychotherapeutischen Behand- Zahlreiche Studien und systematische wissen- die nicht meditierten, eine kleine bis mittlere
lung, zum Beispiel einer kognitiv-behavioralen schaftliche Übersichten belegen die Wirksamkeit Verbesserung in ihren Angst- und Depressions-
Therapie, über die Einzeleffekte der Interventionen von Meditation bei Menschen mit psychischen symptomen (Blanck et al., 2018).
hinausgeht (Vorkapic & Rangé, 2014). So kann Störungen, insbesondere bei Depressionen und

Menschen, die Menschen, die


nicht meditierten meditierten
Angst- und Depressionssymptome

Anzahl der Teilnehmer*innen

20
Meditation induziert funktio-
nelle und strukturelle Gehirn-
veränderungen. Dies betrifft
vor allem Bereiche, die mit
selbst-referentiellen Prozessen
wie z.B. Selbstwahrnehmung
und Eigenregulation zu tun
haben, sowie Gehirnberei-
che, die mit Aufmerksamkeit,
exekutiven Funktionen und
Erinnerungsleistungen in Ver-
bindung stehen.

Meditation bewirkt eine Anreicherung der Kontrollgruppe, die nicht meditierten, konnte neuronalen Netzwerke ermöglicht. Zudem stehen
der grauen Substanz im Hippocampus keine entsprechende Anreicherung festgestellt mangelnde Fähigkeiten bei der Selbstwahrneh-
werden. (Ott, 2010; Hölzel et al., 2011). mung und der Selbstregulation im Fokus zahl-
MBSR-Studien zeigen, dass achtsamkeitsba- reicher psychologischer Erkrankungen wie dies
sierte Meditation eine Regeneration und Anrei- Meditation verändert neuronale z.B. bei Angsterkrankungen und stoffgebundenen
cherung der grauen Substanz im Hippocampus Strukturen im Gehirn Süchten der Fall ist. Hier müssen die ermutigen-
bewirkt (Ott, 2010; Hölzel, Carmody, Vangel, den neuronalen und psychischen Effekte der
Congleton, Yerramsetti, Gard & Lazar, 2011). In einer Metaanalyse von Boccia, Piccardi und Meditation in noch größerem Umfang erforscht
Dort sind wichtige Funktionen wie das Lernen, Guariglia aus dem Jahr 2015, die über 42 Studien werden (Boccia, Piccardi & Guariglia, 2015).
Gedächtnisfunktionen sowie die Emotions- und auswertet, konnte belegt werden, dass Meditation
Stressregulation lokalisiert. Bestimmte Formen funktionelle und strukturelle Gehirnveränderun- Aktivierte Gehirnareale stimmen mit
von Stress beeinträchtigen die graue Substanz auf gen induziert. Dies betrifft vor allem Bereiche, Intentionen der jeweiligen Meditations-
eine Weise, dass diese Funktionen nur beschränkt die mit selbst-referentiellen Prozessen wie z.B. technik überein
nutzbar sind. Bei psychischen Störungen wie z.B. Selbstwahrnehmung und Eigenregulation zu
Depression, Angststörungen, Posttraumatische tun haben, sowie Gehirnbereiche, die mit Auf- In einer Metaanalyse aus 2016 wurden 78 Studien
Belastungsstörung, Alzheimer und Demenz ist merksamkeit, exekutiven Funktionen und Erin- ausgewertet. Fox, Dixon, Nijeboer, Girn, Floman,
die graue Substanz verringert. Meditation hilft, nerungsleistungen in Verbindung stehen. Diese Lifshitz, Ellamil, Sedlmeier und Christoff konn-
die graue Substanz wieder aufzubauen (Hölzel et Erkenntnisse führten in einem Pariser Krankenhaus ten spezifische Muster der Gehirnaktivierung
al., 2011; Hölzel, 2018). Innerhalb der MBSR-Me- zur Anwendung von Meditation als Therapie und –deaktivierung für vier Meditationsstile
ditationsforschung wiesen Proband*innen der bei bereits psychisch Erkrankten, und auch zur belegen, und zwar für Focused Attention, Mantra
Experimentalgruppe – gesunde Menschen, die Prävention in Risikogruppen. Meditation könnte Rezitation, Open Monitoring und Liebende Güte.
noch keine Meditationserfahrung besaßen und demnach dazu geeignet sein, fortschreitenden Die aktivierten Gehirnareale stimmten mit den
acht Wochen lang jeden Tag eine 3/4 Stunde kognitiven Verfall bei älteren Menschen aufzu- Zielen der jeweiligen Meditationstechnik überein.
meditierten – eine solche Anreicherung der grauen halten, und eine sogenannte „kognitive Reserve“ Die Insula, der prä/supplementär-motorische
Substanz im Hippocampus auf. Bei Proband*innen aufzubauen, die ein verlängertes Fortbestehen der Kortex, der dorsale anteriore cinguläre Cortex

21
und der frontopolare Kortex wurden durchgängig mit Angststörungen dürften Meditationstech- tationsmaßnahmen und Berentung (Deutsche
angesprochen, unabhängig davon, welche der niken, die zu einer verbesserten Emotionsregu- Rentenversicherung, 2014). Bei der Behandlung
Meditationsstile der untersuchten Techniken lation führen, sinnvoll sein (Sedlmeier, 2016). von Depressionen sind Schweregrad und Suizid-
praktiziert wurden (Fox et al., 2016). gefahr entscheidend (Weltgesundheitstag, 2017).
Durch Studienergebnisse, die auf bestimm- 3.1. Depressionen
te Wirkungen spezifischer Meditationsstile Erste Hinweise auf positive Effekte von
hinweisen, leiten die Forscher*innen Thesen Nach einer Schätzung der Weltgesundheitsor- Yoga bei Majorer Depression
ab, für welche psychische Erkrankung welche ganisation (WHO) sind Depressionen bis 2020
Meditationsart besonders förderlich sein könnte. die zweithäufigste Volkskrankheit (Bundesmi- Bei schweren Depressionen („major depression“)
So könnte für psychisch kranke Menschen, die nisterium für Gesundheit, 2018). Weltweit leiden sind oft ein stationärer Aufenthalt und Antide-
besonders unter einem Aufmerksamkeitsman- inzwischen ca. 350 Millionen Menschen unter pressiva angezeigt, um eine Psychotherapie und
gel leiden, eine Meditation mit fokussierter einer Depression. Sozialversicherungen doku- weitere Maßnahmen überhaupt durchführen
Aufmerksamkeit von Vorteil sein. Suchtkranke mentieren eine stark zunehmende Bedeutung zu können (Weltgesundheitstag, 2017). Erste
könnten besonders von Meditationsarten mit von Depressionen im Versorgungsgeschehen und Ergebnisse, wie sie in einer Studie aus dem Jahr
Fokus auf das Innere profitieren. Für Menschen als Ursache von Arbeitsunfähigkeit, Rehabili- 2017 von Cramer, Anheyer, Lauche und Dobos

Bei schweren Depressionen („major depression“) sind


oft ein stationärer Aufenthalt und Antidepressiva
angezeigt, um eine Psychotherapie und weitere
Maßnahmen überhaupt durchführen zu können
(Weltgesundheitstag, 2017)

22
Bei Angst und depressiven Schüben
ist die durch GABA (Gamma-Ami-
no-Buttersäure) gesteuerte Aktivität
nachweislich vermindert. Meditation,
Yoga Nidra, Achtsamkeits- und Atem-
übungen helfen, die Ausschüttung
des wichtigsten inhibitorischen Neu-
rotransmitters GABA im Thalamus
zu erhöhen.

bei 240 Proband*innen erzielt werden konnten, Yoga wirkt in der supportiven Behand- erhöhtes Risiko für eine depressive Erkrankung
deuten darauf hin, dass Yoga auch bei Majorer lung leichterer Formen der Depression aufweisen, ist Yoga demnach empfehlenswert.
Depression zu positiven Ergebnissen führt. symptomlindernd
Demnach erscheint Yoga gleich wirksam zu sein Meditation, Achtsamkeits- und Atem-
wie eine medikamentöse Behandlung und geht Bei leichteren unipolaren Depressionen und übungen helfen, negative Gedanken-
über Placebo-Wirkungen hinaus. Andernfalls depressiven Verstimmungen erweist sich Yoga als schleifen loszulassen
erscheint es so, dass Yoga in Kombination mit eine geeignet erscheinende ergänzende Therapie
Antidepressiva keine besseren Ergebnisse erzielt mit sehr guter Evidenz (Meister & Becker, 2018). Typische Symptome der Depression sind zer-
als die alleinige Gabe der Medikamente (Sarubin, Als ergänzende Behandlungsoption zur Psycho- mürbendes Grübeln („Rumination“) und immer
Nothdurfter, Schüle, Lieb, Uhr, Born, Buehner, therapie und/oder Psychopharmakologie kann es wiederkehrende, negative Gedankenschleifen
Konopka, Rupprecht, & Baghai, 2014). Doch auch die Schwere und die begleitend zur Depression (Smith, & Alloy, 2009.) Mit sanftem Prana-
kleinere randomisierte Studien wie die der Boston auftretenden Ängste stärker reduzieren als yama, das den Atem vertieft und den Geist
University School of Medicine aus 2017, die Yoga reine Entspannung oder Sport (Cramer, Lauche, beruhigt, sowie Meditation, Achtsamkeits- und
mit Atemübungen kombinierten, zeigten, dass Langhorst & Dobos, 2013b). Die Wahrschein- Wahrnehmungsübungen können Patient*innen
diese Behandlung die Beschwerden der Majoren lichkeit, dass die typischen Krankheitssymptome darin unterstützt werden, belastende Gedanken
Depression vermindert (Ärzteblatt, 2017). Die bei Patient*innen, die Yoga praktizierten, nach- loszulassen.
angst- und stressreduzierende Wirkung von lassen oder weitgehend zurückgehen, ist dann
Yoga und Meditation lässt das Anliegen einer dreimal so hoch wie bei Patient*innen, die kein Eine erst kürzlich veröffentlichte Metaanalyse
weiteren Wirkungsüberprüfung als besonders Yoga praktizierten (BDY, 2018b). Sowohl für über die Effekte von MBSR auf Depressio-
sinnvoll erscheinen (Buric, Farias, Jong, Mee & Menschen mit leichteren Formen depressiver nen bei Jugendlichen und jungen Erwachse-
Brazil, 2017). Erkrankungen als auch für Menschen, die ein nen zeigte einen Rückgang der depressiven

23
Symptomatik bei der Experimentalgruppe beim Ausschüttung des wichtigsten inhibitorischen Neu- Depression können u. a. Lichttherapie und Massagen
Posttest im Vergleich zu den Kontrollgruppen rotransmitters GABA im Thalamus zu erhöhen (Kjaer, das Wohlbefinden steigern (Bundesärztekammer,
(wie z.B. normale Behandlung, keine Behandlung, Bertelsen, Piccini, Brooks, Alving, & Lou, 2002). Kassenärztliche Bundesvereinigung, Arbeitsge-
aktive Kontrolle etc.) (Chi, Bo, Liu, Zhang & Chi, Dies konnte mittels Magnetresonanzspektroskopie meinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen
2018). Die Studie umfasste 2042 Teilnehmer*innen. bei den Proband*innen nachgewiesen werden. Fachgesellschaften, 2016). Darüber hinaus kommen
Die langfristige Reduktion von Depressionssymp- Entspannende, meditative und atemfokussierte in Kliniken weitere Interventionen wie Schlafentzug
tomen (im Follow up) bei dieser Stichprobe wurde Elemente scheinen die sympathische Aktivität zu mit zum Teil guten Erfolgen zum Einsatz (Panorama
nicht signifikant (Chi et al., 2018). Zukünftige reduzieren und die parasympathische Aktivität zu Fachkliniken - Akutkrankenhaus, 2018).
Untersuchungen sollten sich damit befassen. erhöhen. Zudem wird der Anstieg weiterer antide-
pressiv wirkender Neurotransmitter wie Serotonin, 3.2. Angststörungen
Meditation, Entspannung und Atem- Melatonin und Dopamin, ihren Metabolismus und
übungen wirken auf die Ausschüttung
von Neurotransmittern
die Rezeptorfähigkeit der Synapsen gefördert.
Während einer Yoga Nidra Meditation konnte z. B.
eine erhöhte Ausschüttung von Monoaminen wie
W ie schon weiter oben aufgeführt, wurde
2018 eine Metaanalyse herausgebracht, die
erstmalig die alleinige Wirkung von Meditation
Bei Angst und depressiven Schüben ist die durch Dopamin nachgewiesen werden (Kjaer et al., 2002). auf Angststörungen betrachtete. Ihren Ergeb-
GABA (Gamma-Amino-Buttersäure) gesteuerte Hinlänglich erwiesen ist, dass körperliche Bewegung nissen zufolge hatten die Teilnehmer*innen, die
Aktivität nachweislich vermindert. Meditation, Yoga und intensives Training – z.B. durch Asana-Praxis – meditierten, weniger Angstsymptome als dieje-
Nidra, Achtsamkeits- und Atemübungen helfen, die stimmungsaufhellend wirkt. Bei anderen Formen der nigen, die nicht meditierten (Blanck et al., 2018).

24
Generalisierte Angststörung 3.3. Abhängigkeitserkrankungen werden, dass achtsamkeitsbasierte Meditation
bei Abhängigkeitserkrankungen insbesondere
Achtsamkeitsorientierte Meditationstechniken Die aktuellste Metaanalyse im Bereich der men- Rauchen zu positiven Effekten führte (Goldberg
wie MBSR haben signifikant positive Auswir- talen Gesundheit untersuchte 142 Datensätze et al., 2018).
kungen auf die Reduktion von Angstsymptomen mit 12.005 Teilnehmer*innen (Goldberg, Tucker,
bei Menschen mit Generalisierter Angststörung Greene, Davidson, Wampold, Kearney, Simpson, Nach wie vor ist Prävention die beste Therapie.
(GAD). Dies konnte eine Studie aus 2013 belegen, 2018). Die Proband*innen wurden den folgenden Das bedeutet: Solange wir beschwerdefrei sind,
für die 93 Versuchsteilnehmer*innen mit GAD fünf Kategorien zugeordnet: keine Behandlung, sollten wir die uns als angemessen erscheinenden
zu einer achtwöchigen MBSR Behandlung oder minimale Behandlung, keine spezifische aktive Mittel aktiv dafür einsetzen, diesen Zustand zu
einem „Stress Management Education (SME)“ Kontrolle, spezifische aktive Kontrolle und Evidenz erhalten. Yoga kann bei achtsamer Ausübung,
Programm zugeteilt wurden. Die Menschen basierte Behandlung. Die Analysen kamen zu den professioneller Anleitung und richtiger Einschät-
der Kontrollgruppe, die keine MBSR Techniken Ergebnissen, dass achtsamkeitsbasierte Meditation zung der eigenen Grenzen und Fähigkeiten dafür
erlernt und ausschließlich die SME praktiziert den Kategorien keine Behandlung, keine spezifische bis ins hohe Lebensalter verwendet werden. Bei
hatten, wiesen mehr Angstsymptome auf als aktive Kontrolle und spezifische aktive Kontrolle eingeschränkter Bewegungsfreiheit sowie in
die Gruppe, die eine MBSR Behandlung erfahren überlegen waren. Keine Unterschiede wurden späteren Lebensphasen kann Meditation einen
hatte (Hoge, Bui, Marques, Metcalf, Morris, Ro- zu den Gruppen minimale Behandlung und Evi- besonders hohen Stellenwert einnehmen und
binaugh, Worthington, Pollack & Simon, 2013). denz basierte Behandlung gefunden. Spezifische sowohl auf die Psyche, das Energiesystem und
Störungen betreffend konnte herausgefunden die Physis ausgleichend wirken.

25
4. Yoga und Meditation als Prävention
4.1. Körperliche Bewegung: hinsichtlich einer gesteigerten (intermuskulären) gen wie der Standwaage, dem Tänzer, dem Baum,
Hanuman Fitnessreihe Koordination (Yoga Vidya Wiki, 2018). Durch dem Kopf- und Schulterstand optimiert sowie die
die gezielte Dehnung der ischiokuralen Muskeln nach außen gerichteten Sinne gestärkt. Diese

G eht es darum, nachhaltige positive Wirkungen


auf die Gesundheit des Bewegungssystems
und die Lebensführung im Rahmen der Primär-
beispielsweise durch die Vorwärtsbeuge kann z.B.
einem Flachrücken vorgebeugt werden. Außerdem
wurden signifikante Verbesserungen bei der Stär-
körperlichen Kompetenzen sind mitentscheidend,
um im Alter durch abnehmende koordinative
Fähigkeiten Unfällen vorzubeugen. Die Studi-
prävention zu erzielen, können körperorientierte kung der Rückenstrecker durch Rückbeugen und enteilnehmer*innen berichteten im Anschluss
Yoga-Reihen wie die Übungsfolge „Hanuman des Rumpfbeugers durch yogatypische Bauch- eine deutliche Verbesserung des körperlichen
Yoga für Fitness“ gute Dienste leisten. Sie ist muskelübungen wie Navasana/ Bootsstellung Befindens, der Stimmung und der Aktivität. Ein
speziell auf die Erhaltung und Verbesserung der festgestellt. Die Ausdauertests zeigten, dass die halbes Jahr nach Beendigung des Kurses waren
Herz-Kreislaufaktivität, der Motorik und des Yogagruppe um durchschnittlich 20 Sek. länger noch mehr als dreiviertel aller Teilnehmer*innen
Muskelaufbaus ausgerichtet. Die Erforschung durchhielt als die Kontrollgruppe. Zudem wurde sportlich aktiv – zuvor waren sie sportabstinent
ihrer Wirkungen ergab hochsignifikante Ergebnisse die Gleichgewichtsfähigkeit und die ballistische gewesen (Yoga Vidya Wiki, 2018).
bei der Verbesserung der Wirbelsäulenstabilität Antizipation/Hand-Auge-Koordination bei Übun-

26
Meditation
Ausschlaggebend für das Auftre-
ten von Alterungsprozessen sind
Anzahl und Länge der Telomere Chromosome Chromosome
sowie die Aktivität des Enzyms
Telomerase in jeder Zelle.

Telomere sind sog. Schutzkappen


am Ende der Chromosomen, die
für die Zellteilung verantwort-
lich sind. Sie schützen die in Kurze Telomere Lange Telomere
den Chromosomen enthaltene
Erbinformation.

Yoga

4.2. Alterungsprozesse schützen die in den Chromosomen enthaltene suchspersonen, die drei Monate lang täglich
Erbinformation. Bei jeder Zellteilung werden die mindestens sechs Stunden meditierten, die

P räventiv ausgeführtes Yoga, insbesondere


Meditation, führt zu verlangsamten Al-
terungsprozessen. Dies zeigen Studien aus
Schutzkappen etwas kürzer. Mit steigendem
Alter und einer entsprechend hohen Anzahl an
Zellteilungen verkürzen sich die Telomere in
Telomerase vermehrt aktiv war im Gegensatz
zu Proband*innen der Kontrollgruppe, die nicht
meditierten (Jacobs, Epel, Lin, Blackburn, Wol-
den Jahren 2018, 2014 und 2011. Ein Artikel einem Maße, dass es zu Alterserscheinungen kowitz, Bridwell, Zanesco, Aichele, Sahdra, Mac-
der Online Zeitschrift Forschung und Wissen, wie grauem Haar, Faltenbildung u.ä. kommt. Lean, King, Shaver, Rosenberg, Ferrer, Wallace, &
veröffentlicht 2018, fasst zusammen, wie dies Bei ausreichender Länge der Telomere bleibt die Saron, 2011). Schutte und Malouff bestätigten
geschieht: Erbinformation in den Chromosomen dagegen in einer Studie 2014, dass achtsamkeitsbasierte
vollständig erhalten. Alterungsprozesse treten Meditation zu vermehrter Telomeraseaktivität
Ausschlaggebend für das Auftreten von Al- in diesem Fall sehr viel langsamer in Erscheinung in peripheralen Zellen führt. Vier Jahre später
terungsprozessen sind Anzahl und Länge der (Forschung und Wissen, 2018). erweist sich bei Studienteilnehmer*innen, die
Telomere sowie die Aktivität des Enzyms Te- drei Wochen meditierten, dass sogar die Länge
lomerase in jeder Zelle. Telomere sind sog. Meditation kann den Prozess der Verkürzung der Telomere zunimmt (Conklin, King, Zanesco,
Schutzkappen am Ende der Chromosomen, der Telomere verlangsamen. So konnten For- Lin, Hamidi, Pokorny, Álvarez-López, Cosín-
die für die Zellteilung verantwortlich sind. Sie scher*innen 2011 zeigen, dass bei 30 Ver- Tomás, Huang, Kaliman, Epel & Saron, 2018).

27
5. Potenziale und Grenzen von Yoga und
Meditation
D as Gros der Yoga-Studien kommt zu dem
Schluss, dass Yoga eine sichere Übungsform
mit vielfältigen positiven Auswirkungen auf
•• Welcher Yogastil wird vermittelt?
Bei Aerial-, Acro-, SUP-, Power-Yoga oder an-
deren körperlich fordernden Yogaarten gilt es
sie selbst, was sie weitergeben? Wie lange unter-
richten sie schon? Welche Zielgruppen sprechen
sie an? Korrigieren sie die Teilnehmenden? Fühlen
die Gesundheit der Übenden ist (z.B. Swain & für die Übenden auf anderes zu achten als bei sich die Korrekturen für den Übenden hilfreich
McGwin, 2016). Sie überwiegen bei Weitem Yoga-Stilen, die Asanas isometrisch halten und an? Sind die Ansagen genau und verständlich
einer potentiellen Verletzungsgefahr. Das Risiko danach einen starken Fokus auf Entspannung, für das Übungslevel? Werden die Teilnehmen-
erscheint nicht höher als bei anderen Sportar- Atmung und/oder Bewusstseinsübungen legen. den ermutigt, auf ihre eigene Körperweisheit,
ten (Wallstreet: online, 2017). Für optimalen Grenzen und Intuition zu hören? Fühlt sich
Schutz ist es sinnvoll, die eigene Übungspraxis •• Wie und auf welcher Basis unterrichten der Übende willkommen, in der Stunde Asanas
mit Expert*innen der Fachmedizin, Orthopädie, die Yoga-Lehrenden? abzuwandeln oder Alternativen zu finden für
Physiotherapie, Psychologie und/oder Yogathe- Über welche Aus- und Weiterbildungen in den Übungen, die ihm nicht gut tun?
rapie abzustimmen. Folgende Aspekte können für die Praktizierenden wichtigen Bereichen (z.B.
zusätzliche Sicherheit bieten: yogatherapeutische) verfügen sie? Praktizieren

28
•• Gibt es in der Stunde Raum, um zu regene- Solche Aspekte werden oft erst dann wahr- der Lehrenden können Schüler*innen Geschick
rieren, zu spüren, zu atmen, energetische genommen, wenn der Übende vor der eigenen im Handeln, Selbstfürsorge und Achtsamkeit im
Aspekte wahrzunehmen oder sich mit Leistungsgrenze aus der Asana kommt und Umgang mit sich selbst und anderen entwickeln.
seinem höheren Selbst zu verbinden? sich Raum gibt, den Wirkungen nachzuspüren.
Die Yogalehrenden sollten dazu konkret anleiten •• Weisen die Lehrenden darauf hin, dass
und nicht nur in die Asana hinein-, sondern ge- •• Wird deutlich, dass regelmäßiges sanftes die eigene Übungspraxis mit erfahrenen
nauso detailliert wieder herausführen. Es gilt, die Üben ggf. sicherer ist als unregelmäßiges, Expert*innen der Fachmedizin, Orthopädie,
Teilnehmenden während des Haltens der Asana forciertes Üben? Physiotherapie, Psychologie oder Yogathe-
nicht alleinzulassen, sondern sie mit hilfreichen rapie – idealerweise schon vorbeugend
Spürhinweisen zu begleiten. Teilnehmer*innen, •• Ist dem Praktizierenden bewusst, dass ein besprochen werden sollte?
die z.B. stark schwitzen, laut und gepresst atmen ausgewogenes Verhältnis an Stärkung,
oder andere Anzeichen der Überforderung zeigen, Flexibilisierung, Entspannung, Atmung, •• Schenken Lehrende und Praktizierende
sollten aus einer Asana herausgeholt werden, um Koordination, Kraft, Ausdauer und Medita- den Gelenken besondere Aufmerksamkeit?
sie diese dann sanfter und korrekter einnehmen tion wichtig ist, um einseitiges Praktizieren Manche Teilnehmer*innen überfordern ihre
zu lassen. Achten die Yogalehrenden darauf, dass zu vermeiden? Gelenke , indem sie, z.B. im Hund (Adho Mukha
der Atem der Übenden immer frei fließen kann? Svanasana), ihre Arme extrem überstrecken, ihre
•• Übernehmen die Teilnehmenden Verant- Schultern nicht von den Ohren wegschieben,
•• Wird darauf hingewiesen, dass das Ziel des wortung für sich selbst? das Gewicht nicht gleichmäßig auf die ge-
Yoga nicht in Höchstleistung, Perfektion, Yogalehrende können Übende darin unterstützen, samte Handfläche verteilen, einen Rundrücken
Funktionieren, Gefallen wollen, sich Verglei- indem sie z.B. dazu auffordern, den eigenen zeigen u.ä. Eine genaue und gelenkschonende
chen, sich Pushen oder anderen Extremen Impulsen zu vertrauen, ihnen zu folgen und Ansage schafft gute Voraussetzungen für ein
besteht, sondern z.B. in der Erfahrung von sofort aus Asanas herauszukommen, die Be- beschwerdefreies Praktizieren. Da die Anatomie
innerer Freude, Frieden und Einheit? schwerden verursachen. Mit der Unterstützung jedes Menschen unterschiedlich ist, kann jedoch

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keine Ansage für jede/n Teilnehmer*in stets ganz den noch auf energetische, geistige oder spiri- unterstützen, Schüler*innen, die ihren Fokus al-
genau passen. Dann sind sanftere Alternativen, tuelle Wirkungen konzentrieren können, können lein auf den Körper richten, anhand entsprechen-
die nur wenig Belastung auf den Gelenken Fortgeschrittene sich auch mehr fordern. Aber der Meditationskurse, Pranayama-Workshops
verursachen, das Mittel der Wahl. Auch eine auch für die Entwicklung erfahrener Übender ist oder Vorträgen zu spannenden Yoga-Wegen
Ermutigung für eine Zwischenentspannung es oft dienlich, die geistigen, energetischen und und –techniken u. ä., für eine ganzheitlichere
und die Erläuterung ihrer positiven Wirkungen spirituellen Aspekte in den Vordergrund zu stellen. Perspektive auf sich selbst und andere zu öffnen.
unterstützt die Schüler*innen, mehr auf sich
selbst zu hören. •• Ist den Praktizierenden klar, dass Yoga nicht •• Verdeutlichen Lehrende den Übenden,
nur aus Asanas besteht? welche weiteren Voraussetzungen notwen-
•• Weisen die Lehrenden darauf hin, dass eine Je nach Beschwerdebild kann es hilfreich sein dig sind, um sicher Yoga zu praktizieren?
Übungspraxis, die nur mit 70 Prozent des Meditation als Hauptpraxis einzurichten, sich Bei fortgeschrittenen Atemübungen gehören
eigenen Leistungsmaximums ausgeführt stärker auf Atemübungen oder auf Entspannung dazu z.B. ein Verzicht auf Fleisch, Fisch, Alko-
wird, Verletzungen vorbeugen und bessere zu konzentrieren, sich intensiver mit wichtigen hol, Rauchen und Drogen und ein insgesamt
Effekte erzielen kann, als eine zu stark Yoga-Schriften und Yoga-Philosophie-Systemen sattwiger (reiner) Lebensstil.
fordernde Praxis? zu beschäftigen oder mehr Selbststudium zu
Solange die Atmung gleichmäßig und ruhig betreiben, um das eigene Denken, Fühlen und •• Die Übungspraxis muss stets den eigenen
weiterfließen, die für die Asana nicht benötigen Handeln anhand weiterer Yogatechniken posi- Lebensumständen und persönlichen Vor-
Körperteile entspannt bleiben und sich die Üben- tiv zu verändern. Yogalehrende können darin aussetzungen angepasst werden.

30
Blick über den Globus
Ein Blick nach Amerika gibt Aufschluss darüber, was auch in Deutschland mög-
lich wäre, zöge die Gesundheitspolitik mit: Die dort aktuell praktizierenden 20
Mio. Menschen sind Grund genug für das National Health Institute, Beträge in
Millionenhöhe für die Yoga- und Meditationsforschung zur Verfügung zu stellen
und eigene Ausbildungen für Yogatherapeut*innen anzubieten. In Deutschland
obliegt dies nach wie vor der Eigeninitiative der Ausbildungsinstitute wie Yoga
Vidya, die mehrwöchige physiologisch- und psychologisch-therapeutische
Fortbildungen durchführen.

31
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100% Recyclingpapier

Yoga und Meditation wirken.


Aber wie?!
Ein Überblick über präventive & therapeutische
Wirkungen von Yoga und Meditation

Berufsverband der Yoga Vidya


Lehrer/innen e.V.

Stand: November 2019


Mitgliederverwaltung:
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Tel.: 05234 87 2113 • Fax: - 2114
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3
(Vereinssitz: Niddastr. 76, 60329 Frankfurt/Main)

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