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Eberhard Lemke
Hochspannungsprüf-
und Messtechnik
Hochspannungsprüf- und Messtechnik
Wolfgang Hauschild · Eberhard Lemke
Hochspannungsprüf- und
Messtechnik
Wolfgang Hauschild Eberhard Lemke
Dresden, Deutschland Dresden, Deutschland
Dieses Buch ist eine Übersetzung des Originals in Englisch „High-Voltage Test and Measuring Tech-
niques“ von Hauschild, Wolfgang und Lemke, Eberhard publiziert durch Springer Nature Switzerland
AG im Jahr 2019. Die Übersetzung erfolgte mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (maschinelle Überset-
zung). Eine anschließende Überarbeitung im Satzbetrieb erfolgte vor allem in inhaltlicher Hinsicht, so
dass sich das Buch stilistisch anders lesen wird als eine herkömmliche Übersetzung. Springer Nature
arbeitet kontinuierlich an der Weiterentwicklung von Werkzeugen für die Produktion von Büchern und
an den damit verbundenen Technologien zur Unterstützung der Autoren.
© Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Nature Switzerland AG
2023
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Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen
und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral.
V
VI Geleitwort zur ersten Ausgabe
besuchte. Seitdem sind wir gute Partner und enge Freunde geworden. Ich traf die
Autoren regelmäßig, vor allem bei der Teilnahme an verschiedenen Arbeitsgrup-
pen der CIGRE und der IEC, wo sich Wolfgang Hauschild besonders auf dem
Gebiet der Hochspannungsprüftechnik und Eberhard Lemke auf dem Gebiet der
Hochspannungsmesstechnik engagierten. Ihre herausragenden Arbeiten und die
fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Institut für Hochspannungstechnik der Tech-
nischen Universität Graz wurden durch die Verleihung des Doktortitels honoris
causä in den Jahren 2007 und 2009 gewürdigt.
Mehr als ein Jahrhundert nach seinem Beginn bleibt die Hochspannungstechnik
(HV) weiterhin ein empirisches Feld. Experimentelle Untersuchungen sind die
Grundlage für die Dimensionierung von elektrischen Isolierungen und unver-
zichtbar für die Qualitätssicherung durch Typ-, Routine- und Inbetriebnahme-
tests sowie für die Bewertung des Isolationszustands durch Überwachungs- und
Diagnosetests. Für solche empirischen Verfahren ist keine Änderung in Sicht. Die
Anwendung höherer Übertragungsspannungen, verbesserter Isoliermaterialien und
neuer Gestaltungsprinzipien erfordern die weitere Entwicklung von HV-Test- und
Messverfahren. Die relevanten Expertengremien in CIGRE, IEC und IEEE stellen
gemeinsam anerkannte Standards und Richtlinien für HV-Tests bereit, die sowohl
den Bedürfnissen als auch dem Wissensstand entsprechen.
Die Autoren kommen aus der Dresdner Schule der Hochspannungstechnik von
Fritz Obenaus und Wolfgang Mosch und hatten das Glück, der Entwicklung der
HV-Testtechniken während des letzten halben Jahrhundert zu folgen und dazu bei-
zutragen. Dieses Buch basiert auf dieser Erfahrung und soll den aktuellen Stand
der HV-Test- und Messverfahren widerspiegeln. Wir hoffen, dass das Buch eine
Lücke in der internationalen Literatur der Hochspannungstechnik schließt und zu
einem besseren Verständnis der relevanten IEC- und IEEE-Standards führt. Es ist
für Konstrukteure, Prüffeld- und EVU-Betriebsingenieure sowie für Studierende
und Forscher gedacht. Viele Ingenieure, die heute mit HV-Prüfungen konfrontiert
sind oder sich sogar damit beschäftigen, haben keine fundierte Ausbildung in der
Hochspannungstechnik erhalten. Daher soll das Buch die individuelle Weiterbil-
dung unterstützen und auch für weitere Schulungen nützlich sein.
Nach einer Einführung zur Geschichte und zur Bedeutung der HV-Prüftech-
nik in der elektrischen Energieversorgung werden die allgemeine Grundlagen der
Testsysteme und Testverfahren, die Zulassung von Messsystemen und die statis-
tische Behandlung von Prüfresultaten erläutert. In gesonderten Kapiteln werden
die Erzeugung, die Anforderungen und die Messungen von Wechsel-, Gleich-,
Impuls- und Kombispannungen im Detail beschrieben. Da partielle Entladungen
und dielektrische Messungen hauptsächlich mit Wechselspannungsprüfungen in
Verbindung stehen, sind separate Kapitel über diese wichtigen Werkzeuge nach
VII
VIII Vorwort zur ersten Ausgabe
dem Kapitel über Wechselspannungstests angeordnet. Das Buch schließt mit Kapi-
teln über HV-Prüffelder und Vor-Ort-Prüfungen.
Die Zusammenarbeit mit vielen Experten aus aller Welt war eine Vorausset-
zung für das Schreiben dieses Buches. Wir sind allen dankbar, können aber nur
einige wenige nennen: Wir haben unsere Prägung im HV-Laboratorium der Tech-
nischen Universität Dresden erhalten und schätzen die Zusammenarbeit mit sei-
nem Personal, vertreten durch Eberhard Engelmann und Joachim Speck. Wir
betrachten unsere Mitgliedschaft in den Expertengremien von CIGRE 33 (später
D1), IEC TC 42 und IEEE- TRC und ICC als Schule während unseres Berufsle-
bens. Aus dieser Arbeit zur HV-Prüfung sowie aus Diskussionen mit den Mitg-
liedern haben wir zahlreiche Anregungen erhalten. Wir sind dafür dankbar Dieter
Kind, Gianguido Carrara, Kurt Feser, Arnold Rodewald, Ryszard Malewski,
Ernst Gockenbach, Klaus Schon, Michael Muhr und alle anderen, die hier nicht
genannt sind. Natürlich war und ist die tägliche Arbeit in unseren Betrieben mit
vielen technischen Herausforderungen der Hochspannungsprüftechnik verbun-
den. Da diese immer in unseren zuverlässigen Teams gemeistert wurden, möchten
wir der Geschäftsleitung und den Mitarbeitern von Highvolt Prüftechnik Dresden
GmbH und Doble- Lemke GmbH danken. Dank an Harald Schwarz und Josef
Kindersberger die Wolfgang Hauschild auf einen Lehrauftrag für Hochspann-
ungsprüftechnik an der Technischen Universität Cottbus bzw. an der Technischen
Universität München beriefen. Dies erforderte eine dem Thema angemessene
Gliederung, die auch in diesem Buch verwendet wird. Für das sorgfältige Kor-
rekturlesen des Manuskripts und die hilfreichen Ratschläge danken wir unseren
Freunden Jürgen Pilling und Wieland Bürger. Für weitere Anregungen und Kriti-
ken der Leserinnen und Leser dieses Buches wären wir dankbar.
Die letzten Jahre nach dem Erscheinen der ersten Auflage dieses Buches sind
durch viele Entwicklungen in der elektrischen Energieerzeugung, -übertragung
und -verteilung gekennzeichnet, z. B. die zunehmende Nutzung erneuerbarer
Energien, die Ausweitung der Wechselspannungen auf die UHV-Ebene >800 kV,
die breitere Anwendung der HGÜ-Stromübertragung, auch unter Verwendung
von Kabelsystemen, und verbesserte Methoden der Diagnose und Zustandsbewer-
tung. All diese Fortschritte haben Auswirkungen auf die Hochspannungsprüf- und
Messtechnik. Die zweite Auflage dieses Buches soll den Trend in der HV-Prüfung
widerspiegeln und ist als Beitrag zu den aktuellen Impulsen der Hochspannungs-
technik im Allgemeinen zu verstehen.
Auch bei dieser zweiten Auflage wurden wir von vielen Kollegen unterstützt
und erwähnen Dr. Ralf Pietsch, Günter Siebert und Uwe Flechtner. Besonders
bedanken wir uns für die Zusammenarbeit mit Dr. Christoph Baumann, Petra
Jantzen und Sudhany Karthick von Springer Nature.
IX
Danksagung
XI
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1.1 Die Entwicklung der Elektroenergieübertragung
und erforderliche Hochspannungsprüfungen. . . . . . . . . . . . . . . . 1
1.2 Die Internationale Elektrotechnische Kommission (IEC)
und ihre Standards. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
1.3 Die Isolationskoordination und ihr Nachweis durch
HV-Prüfungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
1.4 Prüfungen und Messungen im Lebenszyklus von
Hochspannungsgeräten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
2 Grundlagen der Hochspannungsprüftechnik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
2.1 Äußere und innere Isolierungen im elektrischen Feld. . . . . . . . . 17
2.1.1 Prinzipien und Definitionen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
2.1.2 HV-Trockenprüfungen äußerer Isolierungen
einschließlich atmosphärischer Korrekturfaktoren . . . . 19
2.1.3 HV-künstliche Regenprüfungen an äußerer
Isolierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
2.1.4 HV-künstliche Verschmutzungsprüfungen
an äußerer Isolierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
2.1.5 Hinweise zu weiteren Umweltprüfungen. . . . . . . . . . . . 30
2.1.6 HV-Prüfungen an inneren Isolierung. . . . . . . . . . . . . . . 30
2.2 HV-Prüfsysteme und ihre Komponenten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
2.3 HV-Messung und Abschätzung der Messunsicherheit. . . . . . . . . 35
2.3.1 HV-Messsysteme und ihre Komponenten. . . . . . . . . . . 36
2.3.2 Zulassung eines HV-Messsystems für ein
akkreditiertes HV-Prüffeld. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
2.3.3 Kalibrierung durch Vergleich mit einem
Referenzmesssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
2.3.4 Abschätzung der Unsicherheit von HV-Messungen . . . 44
2.3.5 HV-Messung mit Messkugelfunkenstrecken
gemäß IEC 60052:2002. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
XIII
XIV Inhaltsverzeichnis
Literaturverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 543
Abkürzungsverzeichnis
XIX
XX Abkürzungsverzeichnis
A Fläche
a Distanz
α Phasenwinkel
ß Überschwingungsmagnitude
C Kapazität
Ci Impulskapazität
Cl Lastkapazität
c Lichtgeschwindigkeit
D Dielektrische Flussdichte
d Durchmesser
dV Spannungsabfall (DC)
Δf Bandbreite
ΔT Fehler der Zeitmessung
ΔV Spannungsreduktion (DC)
δ (1) Luftdichte
(2) Weibull-Exponent
(3) Ripple-Faktor
(4) Verlustwinkel (tan δ)
δV Ripple-Spannung (DC)
E Elektrische Feldstärke
e (1) Elementarladung (e = 1,602 × 10 −19As)
(2) Basis des natürlichen Logarithmus (e = 2,71828 …)
ε Dielektrische Permittivität (ε 0= 8,854 × 10 −12As / Vm)
εr Relative Dielektrizität
η (1) 63% Quantil (Weibull- und Gumbel-Verteilungen)
(2) Ausnutzungs- oder Effizienzfaktor
F (1) Skalenfaktor
(2) Coulomb-Kraft
Fp Polarisationsfaktor
F(f) Übertragungsfunktion
F(x) Verteilungsfunktion
XXIII
XXIV Verzeichnis der Symbole
f Frequenz
fm Nennfrequenz
ft Testfrequenz
f0 (1) Natürliche Frequenz
(2) Zentrale Frequenz (Schmalband- PD-Messung)
f1 Untere Frequenzgrenze
f2 Obere Frequenzgrenze
Φ Magnetischer Fluss
ϕ Phasenwinkel
G Stromdichte
g Parameter für atmosphärische Korrekturen
g(t) Einheits- Schrittantwort
H (1) Magnetische Feldstärke
(2) Höhe
h Luftfeuchtigkeit
I Strom
Im Nennstrom
Isc Kurzschlussstrom
iL Entladestrom
K Deckungsfaktor für erweiterte Unsicherheit
Kt Atmosphärischer Korrekturfaktor
k (1) Parameter für atmosphärische Korrekturen
(2) Fester Faktor
kd Konstante in der Lebensdauercharakteristik
ke Feldverstärkungsfaktor
k(f) (1) Prüfspannungsfaktor
(2) Prüfspannungsfunktion für die LI-Bewertung
k1 Luftdichtekorrekturfaktor
k2 Feuchtigkeitskorrekturfaktor
κ Leitfähigkeit
L (1) Induktivität
(2) Likelihood-Wahrscheinlichkeitsfunktion
M Impulsgröße (PD-Messung)
m Geschätzter Mittelwert
μ Theoretischer Mittelwert
μ Permeabilität ( µ 0= 0,4 π × 10 −6Vs/Am = 1.257 × 10 −6Vs/Am)
μr Relative Permeabilität
n (1) Lebensdauer Exponent
(2) Anzahl (z. B. von Elektronen)
ω Winkelgeschwindigkeit
P Wirkleistung (bei Prüfung)
PF Speiseleistung
Pm Dipolmoment
PN Natürliche Leistung einer Übertragungslinie
PR Leistungsverlust einer Resonanzschaltung
Verzeichnis der Symbole XXV
p (1) Wahrscheinlichkeit
(2) Druck
p0 Referenzdruck
Q (1) Ladung
(2) Güte (eines Resonanzprüfkreises)
q (1) Ladung eines PD-Impulses
(2) Ladung eines Leckstromimpulses
R (1) Widerstand
(2) Verhältnis zwischen zwei Ergebnissen
Rd Dämpfungswiderstand
Rf Frontwiderstand (LI/SI-Prüfspannung)
Rt RückenwWiderstand (LI/SI-Prüfspannung
r (1) Verhältnis (z.B. Teiler oder Transformer)
(2) Radius
S (1) Reaktive Prüfleistung
(2) Steilheit (LI / SI Prüfspannung)
Sf Skalenfaktor
S50 50 Hz Äquivalenztestleistung
sg Mittlere quadratische Abweichung (Schätzung der Standardabweichung)
σ Standardabweichung
T Dauer (AC-Periode)
TC Abschneidezeit
TN Experimentelle Reaktionszeit
TR Restantwortzeit
TT Dauer des Überschwingens
T1 Frontzeit der LI-Spannung
T2 Rückenhalbwertszeit der Impuls-Spannungen
t (1) Temperatur
(2) Zeit
ts Einschwingzeit
tt Testzeit
t0 Bezugstemperatur
τ Zeitkonstante
U ErweiterteUnsicherheit
Ucal Erweiterte Unsicherheit der Kalibrierung
UM Erweiterte Unsicherheit der Messung
u Standardunsicherheit
uA Typ-A-Standardunsicherheit
uB Typ-B-Standardunsicherheit
V Spannung
VB Maximalwert der Basiskurve (LI-Spannung)
VE Extremwert der aufgezeichneten Kurve (LI-Spannung)
Ve PD-Aussetzspannung
VF Speisespannung
Vi (1) PD-Einsetzspannung
XXVI Verzeichnis der Symbole
(2) Impuls-Spannung
Vk Kurzschluss-Spannung (Prüftransformator)
Vm (1) Höchste Systempannung , Isolationsspannung
(2) Arithmetisches Mittel (DC)
Vmax Maximum der Gleichspannung
Vmin Minimum der Gleichspannung
Vn Nennspannung
Vpeak Scheitelspannung
Vr Rückkehrspannung
Vrms Effektivwert der Spannung
VT Prüfspannungswert
V(v) Verhaltensfunktion
V∑ Summenladespannung
V0 (1) Leiter-Erde-Spannung-Spannung
(2) Anfangsspannung für eine Prüfung
(3) Lade-Gleichspannung
V1 Primärspannung eines Testtransformators
V2 Sekundärspannung eines Testtransformators
V50 50% Durchbruchspannung
v Varianz
v(t) Zeitabhängige Spannung
vk Kurzschlussimpedanz eines Prüftransformators
w Anzahl der Windungen einer Wicklung
W Energie
Wi Impulsenergie (eines Impuls-Spannungsgenerators)
X Reaktanz
Xres Kurzschlussreaktanz eines Transformators
Z Impedanz
ZL Wellenwiderstand (einer Übertragungsleitung)
Kapitel 1
Einführung
linien (GIS, GIL) (Koch, 2012), und synthetische Feststoffe, z. B. Epoxidharz für
Instrumententransformatoren und Polyethylen für Kabel (Abb. 1.2) (Ghorbani
et al., 2014) ergänzt. Aus Umweltgesichtspunkten wird in Zukunft eine breitere
Anwendung von Kabeln und GIL für die Stromübertragung von AC- und DC-
Spannungen erwartet.
Es wird angenommen, dass die aktuelle Technologie der UHV DC-Über-
tragung es sogar ermöglichen würde, ein weltweit reichendes Supergrid zu
errichten, um regionale Netze zu verbinden (Abb. 1.3) (Gellings, 2015). Dies
ermöglicht den weltweiten Austausch von elektrischer Energie, hält das Gleich-
gewicht zwischen Angebot und Nachfrage aufrecht und sichert Netze gegen
elektronische und physische Angriffe. Geplante und sogar errichtete EHV/UHV-
regionale Netze, z. B. in China, Europa oder rund um das Mittelmeer, können
als erste Schritte zu einem Supergrid verstanden werden, das auch eine Heraus-
forderung für UHV-Tests sein würde!
Das grundlegende Prinzip der HV-Prüfung besagt, dass Prüfspannungen die
Beanspruchungen nachbilden sollen, die den charakteristischen Spannungen im
Betrieb entsprechen (IEC 60071-1). Als der elektrische Stromtransport begann,
waren nicht alle diese Spannungen bekannt. Darüber hinaus hängen Art und Höhe
der Spannungen von der Systemkonfiguration, den verwendeten Geräten, den
Umgebungsbedingungen und anderen Einflüssen ab. Die historische Entwicklung
der HV-Prüfung steht in engem Zusammenhang mit der Entwicklung und dem
Wissen über Stromnetze. Sie kann wie folgt charakterisiert werden:
4 1 Einführung
Konventionelle Isolierung:
Luft, Keramik, Öl, Papier
Druckgasisolierung
SF6
Feste Dielektrika,
XLPE, EP...
v ereinheitlichen. Aber heute tragen immer mehr nationale Ausschüsse dazu bei,
bestehende IEC-Standards zu erhalten oder neue IEC-Standards zu etablieren,
die später als nationale und regionale Standards übernommen werden (z. B.
CENELEC-Standards der Europäischen Union). Dieses Buch bezieht sich haupt-
sächlich auf IEC-Standards und erwähnt auch relevante Standards der US-
Organisation „Instituteof Electrical and Electronic Engineers (IEEE)“, die in
einigen Teilen der Welt eine wichtige Rolle spielen. IEEE veröffentlicht auch
„IEEE Guides“, die die Rolle von fehlenden Lehrbüchern übernehmen können.
Die IEEE Guides enthalten nur Empfehlungen und keine Anforderungen wie
Standards. Die aktuelle Trend zeigt eine engere Zusammenarbeit zwischen IEC
und IEEE für die Harmonisierung von IEC- und IEEE-Standards.
Die Struktur der IEC (im Jahr 2014) ist in Abb. 1.5 dargestellt: Die nationalen
Ausschüsse entsenden Delegierte in den IEC-Rat, der das IEC-Parlament ist
und die Aktivitäten der IEC durch den IEC-Exekutivausschuss kontrolliert. Der
Exekutivausschuss wird von drei Verwaltungsausschüssen unterstützt, von denen
einer mit IEC-Standards zusammenhängt. Für die verschiedenen Bereiche der
IEC-Aktivitäten wird der Verwaltungsrat von Spezialgruppen unterstützt. Die
aktive Standardisierungsarbeit wird von Technischen (TC) und Subkommittee
(SC) durchgeführt. Jede TC oder SC ist für eine bestimmte Anzahl von Standards
eines speziellen Bereichs verantwortlich. Bestehende IEC-Standards werden von
Wartungsgruppen (MG) beobachtet; neue IEC-Standards werden von Arbeits-
Deutscher
Nationale Ausschüsse bei I EC NC
(DKE)
Entwürfe
IEC-Rat
Vorschläge, Mitglieder, Abstimmungen
IEC-Exekutivausschuss Zentral
Beirat der büro
Geschäftsführung
Ausschuss Technische
Strategische 94 Technische Ausschüsse (TC)
für den Beratungs
Gruppen
Industriesektor gruppen 80 Unterausschüsse (SC)
gruppen (WG) auf der Grundlage von Vorschlägen nationaler Ausschüsse etabliert.
Jedes Nationalkommittee kann Mitglied oder Beobachter einer TC/SC sein (oder
die Aktivitäten bestimmter TCs und SCs nicht besuchen) und entsendet dann Mit-
glieder in die aktiven WGs.
Es gibt TCs, die IEC-Standards aufrechterhalten müssen, die für Übertragungs-
systeme und alle Arten von Apparaten wichtig sind. Beispiele für sogenannten
horizontal standards. sind die zur Isolationskoordination oder die für die HV-Prüf-
technik) Die zugehörigen TCs sind in der ersten Spalte der Tab. 1.1 aufgeführt.
IEC-Standards, die sich auf Apparate oder Ausrüstung (z. B. Tests an Trans-
formatoren, GIS oder Kabeln) beziehen, werden als „vertical“ (or apparatus)
standards. bezeichnet. Wenn ein vertikaler Standard entwickelt wird, sollten alle
relevanten horizontalen Standards berücksichtigt werden. Umgekehrt sollten
während der Entwicklung eines horizontalen Standards die Anforderungen ver-
schiedener Geräte bekannt sein. Die Zusammenarbeit zwischen horizontalen
TCs und vertikalen (Apparaten) TCs erfordert eine Verbesserung. Vertikale TCs
sollten besser zur Tätigkeit der horizontalen Ausschüsse beitragen und dann die
horizontalen Standards konsequent anwenden.
Dieses Buch steht in engem Zusammenhang mit den Aufgaben des TC 42
„High-voltage and high-current test techniques“. Es erläutert die wissenschaft-
lichen und technischen Grundlagen der TC 42-Standards, ersetzt sie jedoch nicht.
Vielmehr sollte es als Anwendungsleitfaden für die relevanten IEC-Standards ver-
standen werden und deren Anwendung fördern.
Tab. 1.1 Die technischen Kommitttees für horizontale und vertikale Normen
Horizontale Rotierende Leistungs Schalter- Kabel Leistungs Kapa- Insu- Arres- Instrumenten-
Fachausschüsse Maschinen transfor Gear elektronik citoren latoren ters Trans-
für Systeme matoren für T & D formatoren
und grundlegende
Aufgaben
TC 2 TC 14 TC 17 TC 20 SC 22F TC 33 TC3 6 TC 37 TC38
TC 1
Terminologie
TC 8
System-Aspekte
TC 28
Koordinierung der Isolierung
TC 42
HV-Prüftechniken
TC 77
Electrom. Kompatibilität
TC 104
Umwelt. Bedingungen
TC 115
HVDC-Übertragung
TC 122
UHV AC Übertragung
1.3 Die Isolationskoordination und ihr Nachweis durch HV-Prüfungen 9
Erklärung
In der Regel werden die Leiter (Phase)-Erde-Prüfspannungen auch auf Leiter-Leiter (Phasen-zu-
Phasen)-Isolierung angewendet. Wenn die in Klammern angegebenen Werte zu niedrig sind, sind
zusätzliche Leiter- Leiter-Prüfspannungen anzuwenden.
Tab. 1.3 Prüfspannungspegel für HVAC-Geräte Vm = 300–1200 kV (IEC 60071-2: 2006), (IEC
60071-2-Änderung 2010)
Höchste Spannung für SI-Prüfspannung kV (Spitzenwert) LI-PrüfspannungcVt
Geräte Vm kV (rms, kV (Scheitelwert)
Längsisolierunga Phasen-zu-Erdung- Phasen-zu-Phasen-
Phasen-zu-Phasen)
Isolierung Isolierungb
300 750 750 1125 850
750 750 1125 950
750 850 1275 950
750 850 1175 1050
362 850 850 1275 950
850 850 1275 1050
850 950 1425 1050
850 950 1425 1175
420 850 850 1360 1050
850 850 1360 1175
950 950 1425 1175
950 950 1425 1300
950 1050 1575 1300
950 1050 1575 1425
550 950 950 1615 1175
950 950 1615 1300
950 1050 1680 1300
950 1050 1680 1425
950 1175 1763 1425
1050 1175 1763 1550
800 1175 1300 2210 1675
1175 1300 2210 1800
1175 1425 2423 1800
1175 1425 2423 1950
1175 1550 2480 1950
1300 1550 2480 2100
1200 1425 1550 2635 2100
1425 1550 2635 2250
1550 1675 2764 2250
1550 1675 2764 2400
1675 1800 2880 2400
1675 1800 2880 2550
Erklärungen
aUnter Längsisolierung versteht man die Isolierung zwischen verschiedenen Teilen des Netzes, die z. B. durch
Trennschalter realisiert und mit kombinierten Spannungen geprüft wird (siehe Abschn.8.1) In der Spalte wird
nur der Wert der SI-Spannungskomponente der betreffenden kombinierten Spannungsprüfung angegeben. Der
Scheitelwert der Wechselspannungskomponente mit entgegengesetzter Polarität ist (Vm·√2/√3)
bDies ist der Scheitelwert der kombinierten Spannung bei der entsprechenden kombinierten SI/AC-
Spannungsprüfung
cDiese Werte gelten sowohl für die Isolierung Phase-Erde als auch Phase-Phase. Für die Längsisolierung
Tab. 1.4 Vereinfachtes Beispiel zur Auswahl der Spannungsfestigkeit für drei Schutzniveaus
Hinweis Beachten Sie, dass die meisten AC-Prüfspannungen zwischen Phase und Erde angelegt
werden. Die Referenz dafür ist die line-to-ground voltageV0 =Vm/√3 bzw. deren Spitzenspannung
Vp = √2 V0
berücksichtigen, dass der Ausnutzungsgrad bei großen Prüfobjekten bis auf η = 0,85
zurückgeht. Außerdem kann für interne Entwicklungsprüfungen eine Prüfspannung
erforderlich sein, die 20 % über der LIC-Stehspannung liegt. Das bedeutet, dass die Nenn-
spannung des Stoßspannungsprüfsystems um den Faktor k = 1,2/0,85 ≈ 1,4 höher sein
sollte als die höchste LIC-Prüfspannung. Dies bedeutet, für die Nennspannung Vm= 800
kV, ist ein 3000 kV-Impulsprüfsystem ausreichend. Ist eine spätere Erweiterung der Prüf-
möglichkeiten auf 1200 kV-Anlagen geplant, sollte ein 4000 kV-Prüfsystem in Betracht
gezogen werden. Die Auswahl von Impulsprüfsystemen gemäß Abb. 1.5 wird empfohlen.
3000
3000 LIC
LI
2500
2200
2000 SI
AC (Schei-
1500 telwert)
1500
AC(rms)
1000
800
500
0
0 250 500 750 1000 1250
rated Nennspannung
voltage of equipment [kV]
der Ausrüstung / kV
Abb. 1.6 Höchste Prüfspannungen für HLK-Geräte und Auswahl von Impulsspannungsprüf-
systemen
Prüfspannung / kV
LI
SI
DC
ACrms
Die Prinzipien der Isolationskoordination werden nur auf neue Geräte angewendet
und in Fabriktests überprüft. Dazu gehören Typprüfung und Stückprüfung. Beide
Tests sind Qualitäts-(sicherungs)-prüfungen der Isolation; eine erfolgreiche
Typprüfung demonstriert die korrekte Konstruktion gemäß den Prüfspannungen
(Tab. 1.2 und 1.3), und eine erfolgreiche Stückprüfung überprüft die fertigungs-
gerechte Herstellung gemäß der bestätigten Konstruktion. Die beiden Tests sind nicht
die einzigen Tests im Lebenszyklus der Isolationen von Stromgeräten (Abb. 1.8).
Entwicklungstests an Modellisolierungen werden oft durchgeführt, bevor die
Isolierung endgültig entworfen wird. Wenn Typ- und Stückprüfungen erfolg-
reich durchgeführt wurden, werden größere Hochspannunggeräte zerlegt an ihren
künftigen Standort transportiert und dort zusammengebaut. Es kann vorkommen,
dass Fehler in der Isolierung durch den Transport und das Zusammenbauen ver-
ursacht werden. Auch einige große Geräte (z. B. Transformatoren) können nicht
als komplette Einheiten transportiert werden. Die endgültige Montage erfolgt nicht
in der Fabrik, sondern vor Ort. Daher müssen zusätzliche Qualitätssicherungstest
zur Abnahme oder sogar der Routine-Test vor Ort mit mobilen Hochspannungs-
testsystemen durchgeführt werden. Diese Vor-Ort-Prüfungen sollen in Relation zu
den Fabriktests (Abb. 1.8) durchgeführt werden.
Benutzer: Hersteller:
Ende des Dienstes, Berechnung,
Diagnostik Konstruktion, Qualitäts
endgültige Daten,
Tests Bewertung Typprüfung abnahme
prüfungen
Lebenszyklusbilanz
Reparatur, der
Ausrüstung Produktion,
erneute Prüfung
Routineprüfungen
(vor Ort)
Überwachung löst eine Warnung aus, wenn der gemessene Parameter einen vor-
gegebenen Grenzwert überschreitet.
Dies führt zurück zu Abb. 1.8: Im Betrieb liefern die online überwachten Daten
die Datentrends, beschreiben damit die Situation und liefern möglicherweise Daten
für die Wartung. Bei einer Warnung des Überwachungssystems muss der Grund
für den Fehler geklärt werden. Oft sind die überwachten Daten nicht ausreichend
für eine Klärung. In diesem Fall ist eine detailliertere Untersuchung erforderlich, z.
B. durch eine (off-line) vor Ort durchgeführte Prüfung mit geeigneten Messungen.
Diese Prüfung mit einer separaten Quelle ermöglicht eine Stehspannungsprüfung
(mit einem Prüfwert, der dem Alter der Isolation gut angepasst ist) und die
Messung der Parameter abhängig von der angelegten Spannung (anstelle von nur
einer festen Spannung bei der Überwachung). Nachdem der Zustand der Isolation
geklärt ist, kann es sich als erforderlich erweisen, die Ausrüstung im Werk oder
vor Ort zu reparieren. Dann erscheinen ein oder mehrere Schleifen im Schema von
Abb.1.8, und man muss zurück zur Vor-Ort-Prüfung um den Betrieb wieder auf-
zunehmen. Am Ende des Lebenszyklus wird die Ausrüstung demontiert und dies
kann auch Daten für die zukünftige Entwicklung liefern.
Die Daten aller Prüfungen und Messungen während des Lebenszyklus
müssen im – vorzugsweise elektronischen – Lebenszyklusprotokoll der Aus-
rüstung aufgezeichnet werden. Das Lebenszyklusprotokoll ist das wichtigste
Dokument der Ausrüstung, das die Trends der gemessenen Parameter liefert
und qualifizierte Entscheidungen ermöglicht. Da alle Lebenszyklusphasen mit-
einander verbunden sind, muss betont werden, dass Qualitäts- und Diagnose-
prüfungen einen gemeinsamen physikalischen Hintergrund haben. Dies wird oft
vergessen, wenn Qualitäts -und Diagnoseprüfungen getrennt betrachtet werden.
Die einzige Referenz für alle Hochspannungs-Qualitätsprüfungen vor Ort an
neuer Ausrüstung sind die Fertigungstests mit standardisierten Prüfspannungen
der Isolationskoordination. Dies kann auch bedeuten, dass die Prüfspannungen
für die Diagnostik von alternder Ausrüstung in engem Zusammenhang mit den
Betriebspannungen stehen sollten.
Kapitel 2
Grundlagen der
Hochspannungsprüftechnik
dieses Buches soll dieses Phänomen als „Durchschlag“ in Bezug auf die
Beanspruchungsspannung bezeichnet werden:
Definition: Der Durchschlag ist das Versagen der Isolierung unter elektrischer
Beanspruchung, bei dem die Entladung die zu prüfende Isolierung vollständig
überbrückt und die Spannung zwischen den Elektroden praktisch auf Null
reduziert (Spannungseinbruch).
Anmerkung In der IEC 60060-1 (2010) wird dieses Phänomen als „Zerstörende Ent-
ladung“ bezeichnet. Es gibt auch andere Begriffe, wie „Überschlag“ wenn der Durch-
schlag entlang der Oberfläche eines festen Dielektrikums in einem gasförmigen oder
flüssigen Dielektrikum erfolgt. „Durchschlag“ dient als Oberbegriff für alle Dielektrika.
„Funkenüberschlag“(=spark over) ist in der deutschen Fachliteratur nicht üblich. wenn
es in gasförmigen oder flüssigen Dielektrika auftritt.
In homogenen und schwach inhomogenen Feldern tritt ein Durchschlag auf, wenn
eine kritische Stärke des Beanspruchungsfeldes erreicht ist. In stark inhomogenen
Feldern verursacht eine lokale Spannungskonzentration eine lokalisierte elektrische
Teilentladung (PD) ohne Überbrückung der gesamten Isolierung und ohne Zusam
menbruch der Beanspruchungsspannung.
Definition: Eine Teilentladung (PD) ist eine lokale elektrische Entladung,
die die Isolierung zwischen den Elektroden nur teilweise überbrückt, siehe dazu
Kap. 4.
Abb. 1.2 zeigt die Anwendung einiger wichtiger Isoliermaterialien. Bis heute
wird atmosphärische Luft als das wichtigste Dielektrikum der äußeren Isolierung
von Übertragungsleitungen und Ausrüstungen von Freiluftschaltanlagen ein-
gesetzt.
Definition: äußere Isolierung bedeutet Luftisolierung einschließlich der
äußeren Oberflächen der festen Isolierung von Geräten, die dem elektrischen Feld,
atmosphärischen Bedingungen (Luftdruck, Temperatur, Luftfeuchtigkeit) und
anderen Umwelteinflüssen (Regen, Schnee, Eis, Verschmutzung, Feuer, Strahlung,
Ungeziefer) ausgesetzt sind.
Äußere Isolierung erholt sich in den meisten Fällen nach einem Durchbruch
und wird dann als selbst-regenerierende Isolierung bezeichnet. Im Gegensatz
dazu ist die interne oder innere Isolierung von Geräten und Ausrüstungen – wie
Transformatoren, gasisolierten Schaltanlagen (GIS), rotierenden Maschinen oder
Kabeln – stärker von Entladungen betroffen, oft sogar zerstört, wenn ein Durch-
bruch durch eine HV-Belastung verursacht wird.
Definition: Die innere Isolierung aus festen, flüssigen oder gasförmigen
Komponenten ist vor direkten Einflüssen von äußeren Bedingungen wie Ver-
schmutzung, Feuchtigkeit und Ungeziefer geschützt.
Feste und flüssig- oder gasgetränkte laminierte Isolationselemente sind
nicht-selbstregenerierende Isolierung. Einige Isolationen sind teilweise selbst-
regenerierende Isolierung selbst-wiederherstellend, insbesondere wenn sie z. B.
aus gasförmigen und festen Elementen bestehen. Ein Beispiel ist die Isolation eines
GIS, das SF6-Gas und und isolierende, feste Abstandshalter verwendet. Im Falle
eines Durchschlags in einem öl- oder SF6-gasgefüllten Behälter geht das Isolations-
verhalten nicht vollständig verloren und erholt sich teilweise. Nach einer größeren
2.1 Äußere und innere Isolierungen im elektrischen Feld 19
Hinweis. Es sei darauf hingewiesen, dass für die Korrektur der atmosphärischen
Bedingungen auf Referenzbedingungen in verschiedenen IEC-Normen für Hoch-
spannungsgeräte unterschiedliche Verfahren vorgeschlagen werden. Es ist eine zukünftige
Aufgabe, die verschiedenen Verfahren zu harmonisieren. Dieses Buch folgt der IEC
60060-1: 2010.
Eine Prüfspannungskorrektur für den Luftdruck auf Basis dieser Formel kann für
Höhen bis zu 2500 m empfohlen werden. Weitere Details finden Sie bei Pigini
et al. (1985), Ramirez et al. (1987) und Sun et al. (2009). Die Temperatur t und der
Druck p bestimmen die Luftdichte δ, die den Durchbruchprozess direkt beeinflusst:
p 273 + t0
δ= · . (2.3)
p0 273 + t
Die Luftdichte liefert zusammen mit dem Luftdichtekorrektur-Exponenten m
(Tab. 2.1) den Luftdichtekorrekturfaktor
k1 = δ m . (2.4)
Die Luftfeuchtigkeit beeinflusst den Durchschlagprozess insbesondere, wenn er
durch Teilentladungen bestimmt wird. Diese werden von der Art der Prüfspannung
beeinflusst. Daher müssen für verschiedene Prüfspannungen unterschiedliche
Feuchtigkeitskorrekturfaktoren k2 angewendet werden, die mit dem Parameter k
und dem Feuchtigkeitskorrekturexponenten w berechnet werden
k2 = k w , (2.5)
mit
k = 1 + 0 : 014(h/δ − 11) − 0,00022(h/δ − 11)2 f ür 1 g m3 < h/δ, < 15 g m3 ,
DC :
3
AC : k = 1 + 0 : 012(h/δ − 11) f ür 1 g m < h/δ, < 15 g m3 ,
3 3
LI SI : k = 1 + 0 : 014(h/δ − 11) f ür 1 g m < h/δ, < 20 g m .
mit
0,8
0,6
0,4
0,2
0,8
0,6
0,4
0,2
Beispiel 2 Derselbe Trennschalter soll mit einer LI-Referenz-Spannung von V0= 550 kV
in einem HV-Laboratorium in größerer Höhe unter den Bedingungen t = 15 °C, p =
950 hPa und h = 10 g/m3geprüft werden. Welche Prüfspannung muss angelegt werden?
Die beiden Beispiele zeigen, dass die Unterschiede zwischen den Ausgangs- und
den resultierenden Werten erheblich sind. Die Anwendung von atmosphärischen
Korrekturen ist für HV-Prüfungen der äußeren Isolierung unerlässlich.
45° auf das Prüfobjekt fallen, das bedeutet, dass die horizontalen und vertikalen
Komponenten der Niederschlagsrate identisch sein sollen. Die Niederschlags-
rate wird mit einem speziellen Auffanggefäß mit einer horizontalen und einer
vertikalen Öffnung gleicher Fläche zwischen 100 und 700 cm2gemessen. Der
Regen wird von einer künstlichen Regenanlage erzeugt, die aus Düsen besteht, die
an Rahmen befestigt sind. Es können alle Arten von Düsen verwendet werden, die
die entsprechenden Regenbedingungen (Tab. 2.2) erzeugen.
Hinweis 1 Beispiele für anwendbare Düsen sind in der alten Version von IEC 60-1:1989-
11 (Abb. 2, S. 113–115) sowie in IEEE Std. 4–1995 zu finden.
Die Niederschlagsrate wird durch den Wasserdruck gesteuert und muss so ein-
gestellt werden, dass nur Wassertropfen erzeugt werden und die Erzeugung von
Wasserstrahlen oder Nebel vermieden wird. Dies wird mit zunehmender Größe der
Prüfobjekte, die größere Abstände zwischen Prüfobjekt und künstlicher Regen-
anlage erfordern, immer schwieriger. Daher beziehen sich die Anforderungen der
IEC 60060-1:2010 nur auf Geräte mit Bemessungsspannungen von Vm = 800 kV,
Tab. 2.2 enthält einen aktuellen Vorschlag für den UHV-Bereich.
Die Reproduzierbarkeit von Nassprüfergebnissen (Regenüberschlagspannung)
ist geringer als bei trockenen HV-Überschlagprüfungen. Die folgenden Vorsichts
maßnahmen ermöglichen akzeptable Ergebnisse der Regenprüfungen:
• Die Wassertemperatur und -leitfähigkeit sollen an einer Wasserprobe gemessen
werden, die der Regenfront unmittelbar vor Erreichen des Prüfobjekts ent-
nommen wird.
• Das Prüfobjekt soll zunächst mindestens 15 Minuten lang unter den in Tab. 2.2
angegebenen Bedingungen vorgenässt werden, und diese Bedingungen sollen
während des gesamten Tests innerhalb der angegebenen Toleranzen bleiben.
Die Wasserprobe soll ohne Unterbrechung der Beregnung durchgeführt werden
sollte.
Hinweis 2 Die Vorberegnungszeit beinhaltet nicht die Zeit, die für die Einstellung
der Beregnung benötigt wird. Es ist auch möglich, eine erste Vorberegnung mit
unbehandeltem Leitungswasser für 15 Minuten durchzuführen, gefolgt von einer zweiten
Vorberegnung mit dem gut konditionierten Prüfwasser für mindestens 2 Minuten ohne
Unterbrechung des Sprühstrahls, bevor der Test beginnt.
• Das Prüfobjekt soll in mehrere Zonen unterteilt werden, in denen die Nieder-
schlagsrate durch ein Sammelgefäß gemessen wird, das nahe am Prüfobjekt
platziert und langsam über eine ausreichende Fläche bewegt wird, um die
gemessene Niederschlagsrate zu mitteln.
• Einzelne Messungen sollen in allen Messzonen durchgeführt werden, wobei
auch eine Messung oben und eine nahe dem unteren Ende des Prüfobjekts
berücksichtigt werden soll. Eine Messzone soll eine Breite haben, die der Breite
des Prüfobjekts (bzw. seiner benetzten Teile) entspricht, und eine maximale
Höhe von 1–2 m. Die Anzahl der Messzonen soll die gesamte Höhe des Prüf-
objekts abdecken.
2.1 Äußere und innere Isolierungen im elektrischen Feld 27
• Die Streuung der Ergebnisse kann verringert werden, wenn das Prüfobjekt mit
einem oberflächenaktiven Reinigungsmittel gereinigt wird, das vor Beginn der
Befeuchtung entfernt werden muss.
• Die Streuung der Ergebnisse kann auch durch lokale anomale (hohe oder
niedrige) Niederschlagsraten beeinflusst werden. Es wird empfohlen, diese
durch lokale Messungen zu erfassen und die Gleichmäßigkeit der Regenfront zu
verbessern, falls erforderlich.
Der Prüfspannungszyklus für eine künstlichen Regenprüfung soll dem einer
Trockenprüfung entsprechen. Für spezielle Anwendungen sind unterschiedliche
Zyklen von den zuständigen Geräteausschüssen festgelegt. Ein Dichtekorrekturfaktor
gemäß Abschn. 2.1.2, jedoch keine Feuchtigkeitskorrektur, soll angewendet werden.
Hinweis 3 Die IEC 60060-1:2010 erlaubt einen Überschlag bei AC- und DC-Nasstests,
sofern bei einer wiederholten Prüfung kein weiterer Überschlag auftritt.
Hinweis 4 Im UHV-Prüfspannungsbereich kann es erforderlich sein, das elektrische
Feld (z. B. durch toroidale Elektroden) zur künstlichen Regenausrüstung und/oder zu
umgebenden geerdeten oder unter Spannung stehenden Objekten, einschließlich Wänden
und Decke, zu steuern, um einen Durchschlag zu vermeiden. Auch künstliche Regen-
anlagen mit einem von der Erde abweichenden Potential sollten in Betracht gezogen
werden. Unter extremen, insbesondere tropischen Bedingungen kann die Niederschlags-
rate höher sein als in Tab. 2.2 angegeben. Selbst Wasserstrahlen können nicht aus-
geschlossen werden. Für solche Bedingungen können spezielle Tests erforderlich sein,
wie z. B. von Yuan et al. (2015) beschrieben. Darüber hinaus verringert sich die Über-
schlagsspannung mit zunehmender Niederschlagsrate und mit zunehmender Wasserleit-
fähigkeit (CIGRE WG D1.36, 2017). Auch HVDC-Isolierungen erfordern bei künstlichen
Regenprüfungen besondere Überlegungen (Zhang et al. 2016).
2.1.4 HV-künstliche Verschmutzungsprüfungen an
äußerer Isolierung
Freiluftisolatoren sind nicht nur Regen ausgesetzt, sondern auch der Ver-
schmutzung durch Salznebel in Küstennähe, durch Industrie und Verkehr oder
einfach durch natürlichen Staub. Abhängig von der Position einer Übertragungs-
leitung oder eines Umspannwerks wird die Umgebung in mehrere verschiedene
Verschmutzungsklassen zwischen niedrig (Oberflächenleitfähigkeit κs ≤ 10 μS)
und extrem (κs ≥ 50 μS) (Mosch et al. 1988) eingeteilt. Die Schwere der Ver-
schmutzungsklasse kann auch durch die äquivalente Salinität (SES in kg/m3)
charakterisiert werden, wobei die Salinität [Salzgehalt (in kg) in Leitungswasser
(in m3)] bei einem Salznebeltest nach IEC 60507 (1991) vergleichbare Werte des
Leckstroms auf einem Isolator wie bei natürlicher Verschmutzung vor Ort bei
gleicher Spannung erzeugt(Pigini 2010).
Abhängig von der Verschmutzungsklasse wird der künstliche Verschmutzungs-
test mit unterschiedlichen Verschmutzungsintensitäten durchgeführt, da die Test-
bedingungen repräsentativ für nasse Verschmutzung im Betrieb sein sollen. Das
bedeutet nicht zwangsläufig, dass reale Betriebsbedingungen simuliert werden
28 2 Grundlagen der Hochspannungsprüftechnik
Hochspannungskreis
Koppel
Stromversor- Generator Prüfling Spannungsteiler kondensator
gung
Stellglied
(a) (b)
HV-Teiler
Computer
Steuereinheit
HV-
Anschlusskabel
HV-
Resonanzprüfstand
LV-Instrument
(c)
Kabelabschluss
im Test
HV-Prüftransformator
Kupplung Spannungsteiler
Kondensator (Druckgaskondensator)
Impedanz
messung
computergestütztes
Kalibrator PD-Messsystem
INTERNET
Schaltschrank
Router
Benutzer-LAN
separates Router
Management
Testsystem
Dienstleistungszentrum
Unter anderem umfasst das Sicherheitssystem einen Zaun um den Prüfbereich, der
mit der elektrischen Sicherheitsschleife kombiniert ist. Der Test kann nur durch-
geführt werden, wenn die Schleife geschlossen ist. Weitere Einzelheiten finden Sie
in Abschn. 9.2.
Dieser Abschnitt bezieht sich auf die Spannungsmessung und beschreibt HV-
Messsystemes, deren Kalibrierung und die Abschätzung ihrer Messunsicher-
heiten. Die präzise Messung hoher Prüfspannungen gilt seit vielen Jahren als
schwierige Aufgabe (Jouaire et al. 1978; „Les Renardieres Group“ 1974). Diese
Situation spiegelt sich auch in den älteren Ausgaben der einschlägigen Norm IEC
60060-2 wider. Für eine gute Praxis in HV-Prüffeldern ist dieser Abschn. 2.3 über
HV-Messung und Unsicherheitsschätzung eng mit der Norm IEC 60060-2:2010
verknüpft. Eine detaillierte Beschreibung der Grundlagen und des Standes der HV-
Impulsmesstechnik findet sich bei Schon (2010, 2013).
Die Begriffe Unsicherheit, Fehler und Toleranz werden oft vermischt. Daher
erscheint die folgende Klarstellung notwendig: Die Unsicherheit ist ein Para-
meter, der mit dem Ergebnis einer Messung verbunden ist. Sie charakterisiert
die Streuung der Ergebnisse aufgrund der Eigenschaften des Messsystems. Der
Fehler ist die gemessene Größe minus einem Referenzwert für diese Größe und
die Toleranz ist die zulässige Differenz zwischen dem gemessenen und dem
vorgegebenen Wert. Toleranzen spielen eine Rolle bei standardisierten HV-
Prüfverfahren (Abschn.3.6, 6.5 und 7.6). Unsicherheiten sind wichtig für die Ent-
scheidung, ob ein Messsystem für Abnahmetests geeignet ist oder nicht.
36 2 Grundlagen der Hochspannungsprüftechnik
Definition: Ein HV-Messsystem (MS) ist ein „vollständiger Satz von Geräten,
der für die Durchführung einer HV-Messung geeignet ist“. Die Software zur
Berechnung des Messergebnisses ist Teil des Messsystems (IEC 60060-2:2010).
Ein HV-Messsystem (Abb. 2.9), das direkt an das Prüfobjekt angeschlossen
werden soll, besteht in der Regel aus den folgenden Komponenten
• Ein Messumformer, einschließlich seiner HV- und Erdverbindung zum Prüf-
objekt, das die zu messende Messgröße (Prüfspannung mit ihren Spannungs-
und/oder Zeitparametern) in eine mit dem Messgerät kompatible Größe
(Niederspannungs- oder Stromsignal) umwandelt. Es handelt sich sehr oft
um einen Spannungsteiler eines Typs, der von der zu messenden Spannung
abhängt (Abb. 2.10). Für spezielle Anwendungen können auch ein Spannungs-
wandler, eine spannungsumsetzende Impedanz (die einen messbaren Strom
trägt) oder eine elektrische Feldsonde (die Amplituden- und Zeitparameter eines
elektrischen Feldes umwandelt) verwendet werden. Die Abstände zwischen dem
Messumformer und benachbarten geerdeten oder unter Spannung stehenden
Strukturen können das Ergebnis der Messung beeinflussen. Solche Näherungs-
effekte müssen bei der Unsicherheitsschätzung berücksichtigt werden (siehe
Abschn. 2.3.4). Um den Beitrag des Näherungseffekts zur Messunsicherheit
gering zu halten, sollten die Abstände von beweglichen Messumformern denen
des Prüfobjekts entsprechen (siehe Abschn. 2.1.2 und Abb. 2.1). Wenn der
Messumformer immer in einer festen Position ist und das Messsystem vor Ort
kalibriert wird, kann der Näheeffekt vernachlässigt werden.
• Ein Übertragungs System, das die Ausgangsklemmen des Umsetzungsgeräts
mit den Eingangsklemmen des Messgeräts verbindet. Es handelt sich sehr oft
um ein Koaxialkabel mit seiner abschließenden Impedanz, kann aber auch eine
optische Verbindung sein, die einen Sender, ein optisches Kabel und einen
Empfänger mit Verstärker umfasst. Für spezielle Anwendungen sind auch
Kabelverbindungen mit Verstärkern und/oder Dämpfungsgliedern im Einsatz.
• Ein Mess Instrument, das geeignet ist, die erforderlichen Prüfspannungspara-
meter aus dem Ausgangssignal des Übertragungssystems zu messen. Mess-
geräte für HV-Anwendungen sind in der Regel spezielle Geräte, die den
Anforderungen der IEC-Normen 61083 entsprechen (Teil 1 und 2 für LI/SI-
Prüfspannungen wurden veröffentlicht, Teil 3 und 4 für AC/DC-Spannungen
sind in Vorbereitung). Die herkömmlichen analogen Scheitelwertspannungs-
messer werden durch digitale Scheitelwertwertspannungsmesser und
zunehmend durch digitale Recorder ersetzt (Abb. 2.11). Digitale Recorder
messen sowohl Prüfspannung als auch Zeitparameter. Dies ist für LI/SI-Prüf-
spannungen zwingend erforderlich, aber zunehmend auch für AC/DC-Prüf-
spannungen in Bezug auf zeitliche Änderungen durch Spannungsabfall (siehe
Abschn. 3.2.1 und 6.2.3.2), Oberschwingungen (AC, siehe Abschn. 3.2.1) oder
Rippel (DC, siehe Abschn. 6.2.1).
Jedes HV-Messsystem ist durch seine Betriebsbedingungen gekennzeichnet, also
die Nennbetriebsspannung, die Messbereiche, die Betriebszeit (oder Art und
Anzahl der LI/SI-Spannungsanwendungen) und die Umgebungsbedingungen.
38 2 Grundlagen der Hochspannungsprüftechnik
Alle diese Nennwerte müssen vom Hersteller des Messsystems (bzw. seiner
Komponenten) nach Typ- und Routineprüfungen geliefert werden. Sie sollten den
Anforderungen und Bedingungen des HV-Prüffeldes entsprechen, bei dem das
Messsystem eingesetzt werden soll.
Darüber hinaus ist jedes Spannungsmesssystem gekennzeichnet durch seinen
Skalenfaktor, das bedeutet, der Wert, mit dem die Anzeige des Instruments multi-
pliziert werden muss, um die Eingangsgröße des HV-Messsystems (Spannung und
Zeitparameter) zu erhalten. Bei Messsystemen, die den Wert der Eingangsgröße
direkt anzeigen, ist der Maßstabsfaktor eins. In diesem Fall – und bei Übertragung
über ein Koaxialkabel – ist der Maßstabsfaktor des Instruments das Inverse des
Maßstabsfaktorfaktors des Messumformers. Ein korrekt abgeschlossenes Koaxial-
kabel hat den Maßstabsfaktorfaktor eins, andere Arten von Übertragungssystemen
können einen von eins abweichenden Skalenfaktor haben.
2.3 HV-Messung und Abschätzung … 39
-3 dB
f1A f2A f 2B
zu messende Frequenz
(b)
normalisiertes
Ausgangssignal im
eingeschwungenen Zustand
±2%
Abweichung
1
virtueller
Ursprung Einschwingzeit Beispiel: Nennepoche
von LI/LIC
0
0,03 0,05 0,1 0,3 0,5 1 3 s 10
Ein HV-Messsystem ist für den Einsatz in einem akkreditierten HV-Prüffeld durch
mehrere erfolgreiche Tests und Prüfungen gemäß IEC 60060-2:2010 qualifiziert.
Es wird zu einem bestätigten Messsystem (AMS) = approved measuring system
(AMS), wenn es die folgenden Tests und Prüfungen bestanden hat:
• Die Typprüfung des Herstellers am System oder seinen Komponenten anhand
von Exemplaren aus der Produktion soll das korrekte Design und die Überein-
stimmung mit den Anforderungen nachweisen. Diese Anforderungen beinhalten
die Bestimmung von
– dem Maßstabsfaktor, seiner Linearität und seinem dynamischen Verhalten,
– seiner Kurz- und Langzeitstabilität,
– dem Einfluss der Umgebungstemperatur,
– dem Näherungseffekt, d. h. dem Einfluss von benachbarten geerdeten oder
unter Spannung stehenden Strukturen,
– dem Softwareeffekt, d. h. dem Einfluss der Software auf die Streuung der
Messungen,
– dem Nachweis des Isoliervermögens in einer HV-Prüfung.
• Die Stückprüfung an jedem System oder jeder seiner Komponenten durch
den Hersteller soll die korrekte Produktion und die Übereinstimmung mit den
Anforderungen durch
– den Skalenfaktorwert, seine Linearität und sein dynamisches Verhalten und
auch
– den Nachweis der SpannungsfestigkeitIsoliervermögens in einer HV-Prüfung.
• Der Leistungstest des „kompletten Messsystems“ soll an seinem Platz im HV-
Prüffeld „unter Betriebsbedingungen“ erfolgen und die Bestimmung von
– Maßstabsfaktor, seiner Linearität und seinem dynamischen Verhalten,
– Langzeitstabilität (aus Wiederholungen von Systemprüfungen) und
– Näherungseffekten umfassen.
Der Benutzer ist für die Systemprüfungen verantwortlich und sollte diese jährlich
wiederholen, jedoch mindestens einmal in 5 Jahren (IEC 60060-2:2010).
• Die Leistungsüberprüfung ist ein „einfaches Verfahren“ – normalerweise der
Vergleich mit einem zweiten AMS oder mit einer Standard-Luftstrecke (siehe
Abschn. 2.3.5) – „um sicherzustellen, dass der aktuellste Systemtest noch gültig
ist“. Der Benutzer ist für die Systemüberprüfungen verantwortlich und sollte
diese entsprechend der Stabilität des AMS wiederholen, jedoch mindestens ein-
mal jährlich (IEC 60060-2:2010).
2.3 HV-Messung und Abschätzung … 41
Hinweis Da das übliche Symbol für die Unsicherheit der Buchstabe “u” oder “U” (ISO/
IEC Guide 98-3:2008) ist, wird für die Spannung das Symbol “V” verwendet.
Für praktische Fälle wird empfohlen, die beiden Teiler in gleichem Abstand von
einer Stütze anzuordnen, die direkt mit dem Prüfspannungsgenerator verbunden
ist. Diese symmetrische Anordnung funktioniert gut, wenn die beiden Spannungs-
teiler ungefähr die gleiche Größe haben (Abb. 2.14). Alle HV- und Erdver-
bindungen sollen ohne Schleifen und so kurz und gerade wie möglich sein.
VN VX
2.3 HV-Messung und Abschätzung … 43
Wenn die Nennspannung des RMS größer oder gleich der des Systems unter
Kalibrierung ist, kann man ideale Bedingungen annehmen, da die Kalibrierung
mindestens bei g = 5 Spannungsstufen einschließlich der niedrigsten und höchsten
des zugewiesenen Betriebsbereichs durchgeführt werden kann (Abb. 2.15). In
diesem Fall beinhaltet die Kalibrierung auch den Linearitätstest.
Da RMS jedoch nicht bis zu den höchsten Prüfspannungen verfügbar sind,
erlaubt die IEC 60060-2:2010, dass der Vergleich bei Spannungen durchgeführt
werden kann, die so niedrig wie 20 % des zugewiesenen Messbereichs sind. Ein
zusätzlicher Linearitätstest zeigt, dass der kalibrierte Skalenfaktor bis zur oberen
Grenze des Messbereichs anwendbar ist, der oft die Nennbetriebsspannung ist
(siehe Abschn. 2.3.4). In diesem Fall ist die symmetrische Anordnung der beiden
Messsysteme wie in Abb. 2.14 nicht möglich, aber man sollte ausreichende
Abstände verwenden (Abb. 2.1), damit das RMS nicht durch das oft viel größere
System unter Kalibrierung beeinflusst wird.
Das verwendete RMS soll eine Kalibrierung aufweisen, die auf nationale
und/oder internationale Messstandards zurückführbar ist, die von einem
Nationalen Metrologieinstitut (NMI) (Hughes et al. 1994; Bergman et al.
44 2 Grundlagen der Hochspannungsprüftechnik
F1; u1 Spannung
F3; u3
F5; u5 F; u
2001) gepflegt werden. Dies bedeutet, dass RMS, die von einem NMI oder von
einem akkreditierten Kalibrierlabor (ACL) mit NMI-Akkreditierung kalibriert
wurden, auf nationale und/oder internationale Standards zurückführbar sind. Die
Anforderungen an RMS sind in Tab. 2.3 angegeben. Die Kalibrierung von RMS
kann mit Transfer RMS (TRMS) mit geringerer Unsicherheit (UM ≤ 0,5 % für
Spannung und UM ≤ 3 % für Impulszeitparameter) durchgeführt werden. Die
Rückführbarkeit wird durch Vergleiche von RMS verschiedener Kalibrierlabore
(Maucksch et al. 1996) aufrechterhalten.
Kalibrierungen können von akkreditierten HV-Prüflaboren durchgeführt
werden, sofern ein korrekt gewartetes RMS und geschultes Personal zur Ver-
fügung stehen und die Rückführbarkeit gewährleistet ist. Dies kann in größeren
Prüffeldern möglich sein, der übliche Weg besteht darin, eine Kalibrierung durch
ein ACL zu beauftragen.
Unter der Annahme einer Gauß-Normalverteilung wird die Streuung der Ergeb-
nisse der Vergleiche durch die relative Standardabweichung (auch „Variations-
koeffizient“ genannt) der Skalierungsfaktoren Fi beschrieben:
n
1 1
2
sg = Fi,g − Fg . (2.13)
Fg n − 1 i=1
Zusätzlich muss man die Nicht-Linearität des Skalenfaktors durch einen Typ B
Beitrag berücksichtigen
Hinweis Typ A Unsicherheit Beiträge zur Standardunsicherheit beziehen sich auf den Ver-
gleich selbst und basieren auf der Annahme, dass die Abweichungen vom Mittelwert einer
Gauss-Normalverteilung mit Parametern gemäß (2.12) und (2.13) (Abb. 2.16a) folgen,
während die Typ B Unsicherheit Beiträge auf der Annahme einer rechteckigen Verteilung
einer Breite 2a mit dem Mittelwert xm = (a+ + a−)/2 und der Standardunsicherheit u =
a/√3 (Abb. 2.16b) basieren, Details sind in IEC 60060-2:2010 und weiter unten in diesem
Unterabschnitt beschrieben.
1 h Fg
uB0 = √ · max − 1.
(2.17)
3 g=1 F
46 2 Grundlagen der Hochspannungsprüftechnik
(a) (b)
p(x)
p(x) 2a
1
0
0 a- xi a+ x
xi σ xi xi σ x
2a/√3
Wenn die maximale RMS- Betriebsspannung niedriger ist als die des AMS bei der
Kalibrierung, erlaubt die IEC 60060-2:2010 den Vergleich über einen begrenzten
Spannungsbereich (VRMS ≥ 0,2 VAMS) unter Verwendung von nur a ≥ 2 Stufen.
Der Vergleich soll durch einen Linearitätstest mit b ≥ (6 − a) Stufen (Abb. 2.17)
abgeschlossen werden. Dann wird der Skalenfaktor F geschätzt durch
a
1
F= Fg , (2.18)
a g=1
zugeordneter Messbereich
Ein zusätzlicher Nichtlinearitätsbeitrag ergibt sich aus dem Bereich des Lineari-
tätstests und soll wie unten unter „nicht-linearer Effekt“ beschrieben berechnet
werden.
Beispiel 1 Ein 1000 kV LI-Spannungsmesssystem (AMS) mit einem Skalenfaktor von
FX0 = 1000 (vor 3 Jahren kalibriert) hat bei einer Systemüberprüfung der Spannungs-
abweichungen der Scheitelwerte von mehr als 3 % im Vergleich zu einem zweiten AMS
gezeigt. Daher muss es durch Vergleich mit einem RMS kalibriert werden. Ein 1200 kV
LI-Referenzmesssystem (RMS) steht für diese Kalibrierung zur Verfügung. Es wurde
beschlossen, den Vergleich bei g = 5 Spannungsstufen mit n = 10 Anwendungen pro Stufe
durchzuführen. Das RMS ist durch einen Skalenfaktor FN = 1025 und eine erweiterte
Messunsicherheit von UN = 0,80 % gekennzeichnet. Tab. 2.4 zeigt den Vergleich auf der
ersten Stufe. Als Ergebnis erhält man den Skalenfaktor F1 für diese erste Spannungsstufe
(g = 1) und die zugehörige Standardabweichung s1und Standardunsicherheit u1.
Tab. 2.5 fasst die Ergebnisse aller fünf Vergleichsstufen zusammen und liefert als
Endergebnis den neuen Skalenfaktor FX und die Typ-A-Standardunsicherheit uA
gemäß den Gl. (2.15) und (2.16).
Die Unsicherheitsbewertung des Typs B bezieht sich auf alle Einflüsse, die sich
von dem statistischen Vergleich unterscheiden. Sie umfasst die folgenden Beiträge
zur Unsicherheit.
Tab. 2.5 Skalenfaktor und Typ-A-Unsicherheitsschätzung (Ergebnisse des Vergleichs bei den
fünf Spannungsebenen)
Nr. Spannungs- VX/VXr(%) Skalenfaktor Fg Standardab- Standardunsicher-
ebene g weichung sg(%) heit ug(%)
g = 1 (Beispiel!) 20 1.0286 0.25 0.08
2 39 1.0296 1.94 0.61
3 63 1.0279 1.36 0.43
4 83 1.0304 2.15 0.68
h=5 98 1.028 1.4 0.44
Ergebnis Neuer Skalen- Typ A Unsicher-
faktor heit
FX=1.0289 uA=0.68 %
2.3.4.1 Nichtlinearitätseffekt (Linearitätstest)
Wenn das AMS über einen begrenzten Bereich kalibriert wird, wird der Linearitäts-
test verwendet, um die Gültigkeit des Skalenfaktors bis zur Nennbetriebsspannung
zu zeigen. Dies geschieht durch Vergleich mit einem AMS mit ausreichender Nenn-
spannung oder mit der Eingangs- (Gleichspannungs-) Spannung eines LI/SI- Prüf-
spannungsgenerators (wenn das AMS auf diese Spannungen bezogen ist) oder mit
einer Standardmess-Funkenstrecke gemäß IEC 60052:2002 oder mit einer Feld-
sonde (siehe Abschn. 2.3.6). Es spielt keine Rolle, wenn der Linearitätstest ein Ver-
hältnis R zeigt, das vom Skalenfaktor abweicht, es ist nur wichtig, dass es über den
Bereich des Linearitätstests stabil ist (Abb. 2.18). Wenn dies garantiert ist, können
auch andere Methoden zur Untersuchung der Linearität angewendet werden. Die
maximale Abweichung der untersuchten g = b Verhältnisse Rg = Vx /VCD (VCD
ist der Ausgang des Vergleichsgeräts) von ihrem Mittelwert Rm liefert die Typ-B-
Abschätzung der Standardunsicherheit (Abb. 2.18) in Bezug auf Nichtlinearitäts-
effekte:
1 b Rg
uB1 = √ · max − 1. (2.21)
3 g=1 Rm
2.3.4.2 Dynamisches Verhalten
2.3.4.3 Kurzzeit-Stabilitätseffekt
Die Kurzzeitstabilität wird häufig durch die Eigenerwärmung des AMS, ins-
besondere seines Messumformers, bestimmt. Der Test soll bei Nennbetriebs-
spannung durchgeführt werden, er beginnt mit der Bestimmung des Skalenfaktors
F1, wenn die Testspannung erreicht ist, und endet mit einer neuen Bestimmung des
Skalenfaktors F2, wenn die vordefinierte Testzeit, normalerweise die voraussicht-
liche Nutzungsdauer oder die zugewiesene Betriebszeit, vorbei ist:
1 F2
uB3 =√ · − 1.
(2.23)
3 F1
2.3.4.4 Langzeit-Stabilitätseffekt
Ein Ausgangswert für den Beitrag der Langzeitstabilität kann auch vom Hersteller
angegeben werden. Dann kann er auch für die Nutzungsdauer Tuse aus der
Änderung des Skalenfaktors innerhalb der Zeit von zwei Leistungsprüfungen (von
F1 bis F2 zu den Zeiten T1bzw. T2, oft ist die projizierte Nutzungsdauer Tuse= T2
− T1):
1 F2 Tuse
uB4 =√ · − 1 ·
. (2.24)
3 F1 T2 − T1
50 2 Grundlagen der Hochspannungsprüftechnik
2.3.4.5 Umgebungstemperatur-Effekt
2.3.4.6 Näherungseffekt
Der Näherungseffekt für kleinere HV-Messsysteme wird oft vom Hersteller des
Umwandlungsgeräts untersucht und kann aus der Bedienungsanleitung entnommen
werden.
2.3.4.7 Software-Effekt
Hinweis Nur die Toleranzbereiche Toi der künstlichen Testdaten, die dem aufgezeichneten
Stoßspannungswert ähnlich sind, müssen berücksichtigt werden.
Beispiel 2 Das im ersten Beispiel 1 charakterisierte AMS wird hinsichtlich der
Typ-B-Standardunsicherheitsbeiträge untersucht. Für die Unsicherheitsschätzung der
Kalibrierung müssen auch die Standardunsicherheiten des RMS berücksichtigt werden,
die nicht in dessen Messunsicherheit enthalten sind. Tab. 2.6 fasst beide zusammen und
nennt die Quelle des Beitrags.
Hinweis IEC 60060-2:2010 erfordert nicht die Anwendung dieser vereinfachten Methode,
alle Verfahren in Übereinstimmung mit dem ISO/IEC Guide 98-3:2008 (GUM) sind eben-
falls anwendbar. In den Anhängen A und B von IEC 60060-2:2010 wird eine weitere
Methode beschrieben, die direkt mit dem GUM in Zusammenhang steht.
Kalibrierungsergebnisse:
Referenzmesssystem (RMS):
RMS: Messunsicherheit UN= 0,80 % uN= 0,4 %
RMS: Temperatureinfluss uB5 = 0,06 %
Kalibrierung durch Vergleich uA= 0,68 %
Erweiterte Kalibrierunsicherheit (95 % Vertrauens- Ucal= 1,58 %
bereich, k = 2)
Standardunsicherheit der Kalibrierung ucal= 0,79 %
HV-Messung:
AMS: nicht-statistische Einflüsse uB2 = 0,43 %
uB3 = 0,24 %
uB4 = 0,4 %
uB5 = 0,15 %
Erweiterte Messunsicherheit (95 % Vertrauens- UM= 2,10 %
bereich)
Genaueres Messergebnis: V = Vx(1 ± 0,021)
Das HV-Messsystem soll gemäß seinem neuen Skalenfaktor F = 1.0289 (Tab. 2.5)
angepasst werden, möglicherweise mit einer Änderung des Instrumentenskalen-
faktors, um die direkte Ablesung des gemessenen HV-Werts auf dem Monitor
beizubehalten. Die IEC 60060-2:2010 fordert eine Unsicherheit der HV-Messung
von UM ≤ 3 %. Da UM = 2, 10 % <3 % (Beispiel 3), kann das System für weitere
HV-Messungen verwendet werden. Es wird jedoch empfohlen, die Gründe für die
relativ hohe erweiterte Unsicherheit UM zur Verbesserung des Messsystems zu
untersuchen.
die Standardabweichung
n
1 2
s(∆T1 ) = ∆T1,i − ∆T1 , (2.31)
n − 1 i=1
54 2 Grundlagen der Hochspannungsprüftechnik
B
D
zum ersten Standard der HV-Prüfung, der aktuellen IEC 60052:2002. Inzwischen
ist vollständig verstanden, dass diese Anwendbarkeit auf dem sogenannten
Streamer-Durchbruchmechanismus beruht, z. B. Meek (1940), Pedersen (1967),
und Durchschlagspannungs-Abstands-Charakteristiken von Kugelfunkenstrecken
können auch mit ausreichender Genauigkeit berechnet werden (Petcharales 1986).
Lange Zeit prägten Messkugelfunkenstrecken mit Kugeldurchmessern von bis
zu 3 m das Erscheinungsbild von HV-Laboratorien. Aber die Spannungsmessung
mit Kugelfunkenstrecken ist mit dem Durchschlag der Prüfspannung verbunden,
daher ist ihre Anwendung nicht einfach. Außerdem benötigen sie viele Freiräume
(siehe unten), gut gepflegte saubere Oberflächen der Kugeln und atmosphärische
Korrekturen (siehe Abschn. 2.1.2) für Messungen nach dem Standard.
Heute werden sie nicht mehr für tägliche HV-Messungen verwendet und
spielen nicht mehr die gleiche wichtige Rolle in HV-Laboratorien wie in der Ver-
gangenheit. Ihre Hauptanwendung liegt in Systemüberprüfungen von AMSs (siehe
Abschn. 2.3.2) oder Linearitätsprüfungen (siehe Abschn. 2.3.4). Bei Abnahme-
prüfungen von HV-Geräten kann der Inspektor eine Überprüfung des verwendeten
AMS durch eine Kugelfunkenstrecke verlangen, um zu zeigen, dass das AMS
nicht manipuliert ist. Für diese Anwendungen sind mobile Kugelfunkenstrecken
mit Kugeldurchmessern D ≤ 50 cm ausreichend.
Der IEC-Standard zur Spannungsmessung mittels Kugelfunkenstrecken
hat den ältesten IEC-Standard im Zusammenhang mit HV-Prüfungen. Seine
neueste Ausgabe IEC 60052 Ed.3:2002 beschreibt die Messung von AC-, DC-,
LI- und SI-Prüfspannungen mit horizontalen und vertikalen Kugel-zu-Kugel-
Abständen mit Kugeldurchmessern D = (2 … 200 cm) und eine der Kugeln
geerdet (Abb. 2.19 und 2.20). Der Abstand S für die Spannungsmessung ist
56 2 Grundlagen der Hochspannungsprüftechnik
S
D D
A B
für AC-, LI- und SI-Prüfspannungen UM≈ 3 % für ein Konfidenzniveau von 95 % beträgt. Für
DC-Prüfspannungen gibt es keinen zuverlässigen Wert
cDie Werte in Klammern dienen nur zur Information, ihnen wird kein Vertrauensniveau
zugeordnet
58 2 Grundlagen der Hochspannungsprüftechnik
Die Alterung der Isolierung und damit die Betriebszuverlässigkeit von Hoch-
spannungsgeräten wird hauptsächlich durch die maximale elektrische Feldstärke
bestimmt. Auch wenn die Feldverteilung in dielektrischen Materialien auf Basis
der Maxwell-Gleichungen mit Hilfe fortschrittlicher Computersoftware berechnet
werden kann, sollte die Gültigkeit der theoretischen Ergebnisse experimentell
überprüft werden. Zu diesem Zweck können kapazitive Sensoren, allgemein
als Feldsonden bezeichnet, verwendet werden. Die Feldverteilung kann jedoch
durch die Anwesenheit solcher Feldsonden erheblich beeinflusst werden, weshalb
sie so klein wie möglich gestaltet werden sollten, um Feldverzerrung und damit
die unvermeidliche Messunsicherheit zu minimieren (Les Renardieres Group
1974; Malewski et al. 1982). In bestimmten Fällen können Feldsonden jedoch
so gestaltet werden, dass das Feld nicht gestört wird, wie im Fall von koaxialen
Elektrodenkonfigurationen, die für Durchführungen, Energiekabel und SF6-Schalt-
anlagen repräsentativ sind. Darüber hinaus können Feldsonden in die Erdelektrode
einer Patte-Platte-Elektrodenanordnung mit Rogowski-Profil integriert werden,
wie in Abb. 2.21 skizziert. Unter dieser Bedingung kann die an die Hoch-
spannungselektrode angelegte Spannung einfach aus der Feldstärke abgeleitet
werden, die an der Messelektrode auftritt.
Das grundlegende Messprinzip basiert auf der ersten Maxwell-Gleichung, die
lautet:
� = ∂ D/∂t
rot H � �
+G (2.35)
E(t) Sensorelektrode
dg
Schutzringelektrode
i(t)
CM Messkondensator
60 2 Grundlagen der Hochspannungsprüftechnik
Für gasförmige Dielektrika ist die Leitfähigkeit extrem niedrig, so dass die
Dichte des Leitungsstroms, die durch den zweiten Term in Gl. (2.35) gegeben ist,
vernachlässigt werden kann:
� = ∂ D/∂t,
rot H � (2.36a)
Im Gegensatz dazu ist die Leitfähigkeit der Messelektrode extrem hoch, so dass
für diesen Fall der erste Term in Gl. (2.35) vernachlässigt werden kann:
� = G,
rot H � (2.36b)
Kombiniert man die Gl. (2.36a und 2.36b) und ersetzt die Verschiebungsfluss-
dichte durch die elektrische Feldstärke, d. h., D � erhält man
� = ε · E,
� = ∂ D/∂t
G � �
= ε · ∂ E/∂t, (2.37)
Wenn beispielsweise eine Niederspannung von Vm = 5 V über Cmanliegt, dann wird diese
durch eine angelegte Hochspannung von Vhp = 113 kV verursacht.
Ersetzt man den Kondensator Cm durch einen Messwiderstand von Rm = 500 kΩ und
nimmt eine Testfrequenz f = 50 Hz an, erhält man den folgenden Skalensfaktor:
dg
Sf = = 18 × 103 .
Rm · As · ε0 · 2πf
Die in Abb. 2.22 dargestellten Kurven, die auf den oben genannten Berechnungen
basieren, ermöglichen eine einfache Bestimmung der angelegten Hochspannung Vhp aus
der gemessenen Niederspannung Vm. In diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen,
dass der Skalenfaktor auch von der Testfrequenz abhängig ist, wenn ein Messwiderstand
verwendet wird.
0
0 2 4 6 8 10
gemessene Niederspannung [V]
62 2 Grundlagen der Hochspannungsprüftechnik
Rotierende
Schutzelektrode
Flügelelektrode
Messelektrode auf Erdpotential
Messelektroden
Schutzringe-
lektrode
Dadurch wird ein Wechselstrom induziert, der mit der elektrostatischen Feldstärke
korreliert ist und - entsprechend verstärkt - angezeigt wird.
Eine weitere Möglichkeit der Feldsondenmessung ist die Verwendung einer
mechanischen Methode, die die sogenannte Coulomb-Kraft nutzt, die 1884 ent-
deckt wurde. Zu diesem Zweck wird die in Abb. 2.21 dargestellte Messimpedanz
CM durch ein empfindliches Kraftmesssystem ersetzt, wie es ursprünglich von
Kelvin im Jahr 1884 für absolute Gleichspannungsmessungen angewendet wurde.
Bei einem homogenen Feld kann die Kraft, die die Messelektrode mit der Fläche
A anzieht, wenn sie einem Potentialgradienten E ausgesetzt ist, durch folgende
Gleichung ausgedrückt werden:
1
Fe = · ε · A · E2. (2.42)
2
Die Torsion aufgrund der angezogenen Sensorelektrode wird durch ein Spotlicht-
und Spiegelsystem verstärkt und angezeigt. Da die Coulomb-Kraft proportional
zum Quadratwert des Potentialgradienten ist und somit auch proportional zum
Quadratwert der angelegten Prüfspannung, ist die Anzeige unabhängig von der
Polarität der zu messenden Spannung. Daher sind elektrostatische Voltmeter nicht
nur für Gleichspannungsmessungen anwendbar, sondern auch für die Messung des
Effektivwerts von Wechsel-Prüfspannungen, siehe Abschn. 3.4.
Die Phänomene der elektrischen Entladungen – wie die meisten anderen in Natur,
Gesellschaft und Technik – basieren auf stochastischen Prozessen und zeichnen
sich durch ihre Zufälligkeit aus (Van Brunt 1981; Hauschild et al. 1982). Dies
wird oft ignoriert und nur ein durchschnittlicher Trend wird betrachtet, um eine
untersuchte Beziehung zu interpretieren. Oft ist jedoch nicht der Mittelwert,
sondern ein Extremwert entscheidend für die Leistungsfähigkeit eines Systems.
In der Technik wird dies oft durch die Anwendung eines „Sicherheitsfaktors“
berücksichtigt. Ein besserer Ansatz ist die statistische Beschreibung stochastischer
Phänomene. Daher sollen Hochspannungsprüfungen auf statistischer Basis aus-
gewählt, durchgeführt und ausgewertet werden: Sie sind Zufallsexperimente
(Versuche) und werden mathematisch durch Zufallsvariablen (manchmal auch
„Zufallsvariante“ genannt) beschrieben.
Wenn eine vorgegebene konstante Spannungsbelastung – z. B. eine bestimmte
LI-Prüfspannung – an eine Isolierung – z. B. eine Luftstrecke – angelegt wird,
kann man das Zufallsereignis „Durchschlag“ (A) oder das komplementäre Ereig-
nis „Nichtdurchschlag“ (A*) beobachten. Die relative Durchschlagshäufigkeit hn
(A) ist das Verhältnis zwischen der Anzahl der Durchschläge k und der Anzahl der
Anwendungen n (Stichprobenumfang)
hn (A) = k/n. (2.43)
Die relative Häufigkeit der Nichtdurchschläge folgt zu
hn (A∗) = (n − k)/n = 1 − hn (A). (2.44)
Die relative Häufigkeit hängt von der Anzahl der durchgeführten Tests (oft als
Stichprobengröße) und der jeweiligen Testreihe ab, wie in Abb. 2.24 für die
Durchschlagshäufigkeit gezeigt. Die relativen Häufigkeiten variieren um einen
festen Wert und erreichen ihn als Grenzwert„Durchschlagswahrscheinlichkeit“ p:
0,4
Testreihe 2
0,2
0 10 20 30 40 50 60
Anzahl der Tests
Je größer die Anzahl der Anwendungen für die Schätzung der Häufigkeit,
desto besser ist die Anpassung der Schätzung an die wahre, aber unbekannte
Wahrscheinlichkeit (Abb. 2.24). Eine Vertrauensschätzung liefert ein Gefühl
für die Genauigkeit der Schätzung durch die Breite des berechneten Vertrauens-
bereichs. Dieser Bereich umfasst den wahren, aber unbekannten Wert von p mit
einem bestimmten Konfidenzniveau, z. B. ε = 95 %. Aus der Stichprobe werden
die obere und die untere Grenze des Vertrauensbereichs auf der Grundlage der
Annahme einer theoretischen Verteilungsfunktion ermittelt, in diesem Fall
basierend auf der Binomialverteilungsfunktion und der Fisher (F) Verteilung als
Testverteilung.
Erläuterung: Die Binomialverteilung basiert auf zwei komplementären Ereig-
nissen A und A* (wie Durchschlag und Nichtdurchschlag = Widerstand) mit den
bekannten Wahrscheinlichkeiten p und q (Bernoulli-Versuch). Die Binomialver-
teilung gibt die Wahrscheinlichkeit P(X = k) an, mit der das Ereignis A k-mal in n
unabhängigen Versuchen auftreten wird.
n k
P(X = k) = p (1 − p)n−k (2.47)
k
wobei k = 0, 1, 2, . . . , n und
n n! n · (n − 1) · . . . (n − k + 1)
= =
k k! · (n − k)! 1 · 2 · 3 · ... · k
Abb. 2.25 zeigt die 95 % Konfidenzgrenzen in Abhängigkeit von der relativen Aus-
fallhäufigkeit und der Anzahl der Anwendungen (Stichprobengröße).
Beispiel Für hn (A) = 0,7 und n = 10 Anwendungen liefert Abb. 2.25 die untere Grenze
pl = 0,37 und die obere Grenze pu = 0,91. Mit einer statistischen Konfidenz ε = 95%
66 2 Grundlagen der Hochspannungsprüftechnik
liegt die reale Wahrscheinlichkeit innerhalb eines Bereichs von 0,37 ≤ p≤ 0,91. Für n
= 100 Anwendungen würde man den viel kleineren Bereich 0,60 ≤ p ≤ 0,78 erhalten.
Wiederum wird mit zunehmender Stichprobengröße die Schätzung besser, das heißt, der
Konfidenzbereich wird kleiner.
Es sollte beachtet werden, dass ein Konfidenzintervall auch berechnet werden kann,
wenn kein Ausfall (k = 0) in einer Reihe von n Belastungen auftritt. Für den Fall (n = 20;
k = 0) liefert Abb. 2.25 das Konfidenzintervall (0; 0,16). Die obere Konfidenzgrenze kann
für weitere Vergleiche oder Schätzungen verwendet werden.
0,8
0,6
0,4
0,2
pl
Tab. 2.8 Überprüfung der Unabhängigkeit von zwei Tests mit Stichprobengröße n = 100
(a) Unabhängige Stichprobe: Kugel-Platten-Abstand in Durchbruchsfrequenz
atmosphärischer Luft (Durchschlag: -; Durchbruch: x)
h20 h100
-xxx---x-xxxxxxx-x-x 0,65
x - x- - x x x x x - x x- x x x x x x 0,75
-xxxx-xxxxxx-x-xxx– 0,70
xxx-xx-x-x---x-xxx-x 0,6 0,68
xx-xxxx--x-x-xxxxxx- 0,7
(b) Abhängige Probe: Wie oben, aber eingeschlossene Luft in einem h20 h100
Behälter (aushalten: -; Durchschlag: x)
xxxxxxxxxxxxxxxxxx-x 0.95
x - x- x x - x x - - x x x - x - - x x - 0.55
- - - x x x - x - - - x - x x - x- x x 0.5
-xx------x---x-x--xx 0.35 0.48
------x------------- 0.05
Zeit t
Gruppennummer:
Durchbruchspannungswerte:
Hinweis Anstelle der Verteilungsfunktion liefert auch die Dichtefunktion eine voll-
ständige mathematische Beschreibung, aber sie ist für die Auswertung von HV-Tests nicht
sinnvoll.
0,4 F(x)=p
0,2
F(x1)
0 x1 xp a b
Wahrscheinlichkeitsdichte
0,4
0,2
0 x1 a b
Zufallsvariable
Grundlage von Formeln für funktionale Parameter (z. B. den Mittelwert), Quantile
(Realisierung der Zufallsvariable in Bezug auf eine vorgegebene Wahrscheinlich-
keit) oder Intervalle (Differenz zwischen zwei Quantilen) erfolgen (Abb. 2.27).
AC-Durchbruchsspannung SF6
Gasdruck
250
0,4 MPa
kV
unabhängig
180
0,25 MPa
unabhängig
120
0,15 MPa
Unabhängig
0,1 MPa
abhängig
60
0 20 40 60 80 100
number of single test
Abb. 2.28 Grafische Überprüfung der Unabhängigkeit von vier Testreihen in SF6-Gas
Jede unabhängige Reihe soll statistisch ausgewertet werden, das heißt grafisch
dargestellt und durch eine theoretische Verteilungsfunktion approximiert werden.
Beide Aufgaben können verbunden werden, wenn ein sogenanntes Wahrschein-
lichkeitsgitter für die Darstellung verwendet wird. Ein Wahrscheinlichkeitsnetz
verwendet die inverse Funktion der betrachteten theoretischen Verteilungsfunktion
auf der Ordinate. Für jeden Typ von theoretischen Verteilungen kann ein Wahr-
scheinlichkeitsnetz erstellt werden. Jede empirische Verteilung desselben Typs wie
das Netz erscheint als gerade Linie.
Die folgenden theoretischen Verteilungsfunktionen werden für HV-
Anwendungen empfohlen:
Die Gauss oder Normalverteilung ist gekennzeichnet durch die Parameter μ
(geschätzt durch den arithmetischen Mittelwert oder das 50 % Quantil u50) und die
Standardabweichung σ [geschätzt durch die Quadratwurzel des Mittelwerts von (xi
− μ) oder die Differenz der Quantile (x84 − x50) = (x50 − x16)]:
ˆ x
2 1 2 2
F(x; µ; σ ) = √ e−(z−µ) /2σ dz (2.49)
2π σ −∞
Die Anwendung einer bestimmten Verteilungsfunktion sollte auf ihrem
stochastischen Modell basieren: Eine normalverteilte Zufallsvariable ist das
Ergebnis einer großen Anzahl unabhängiger, zufällig verteilter Einflüsse, wenn
jeder dieser nur einen unbedeutenden Beitrag zur Summe leistet. Dieses Modell ist
auf viele zufällige Ereignisse, auch auf Durchschlagprozesse mit Teilentladungen,
sehr gut anwendbar.
Die Gumbel- oder Doppel-Exponentialverteilung ist – wie die Normalver-
teilung – eine unbegrenzte Funktion (−∞ < x < + ∞) und wird durch zwei Para-
2.4 Durchschlags- und Stehspannungsprüfungen und ihre statistische … 71
F(x; η; γ ) = 1 − e−e
γ
. (2.50)
F(x; η; δ; x0 ) = 0 x ≤ x0 , (2.51b)
δ = 3,3
0,001 0,01 0,1 0,3 0,5 0,7 0,9 0,99 0,999
Weibull-Verteilung
δ = 10
0,001 0,01 0,1 0,3 0,5 0,7 0,9 0,99 0,999
Gumbel-Doppel-
Exponentialverteilung
0,01 0,1 0,3 0,5 0,7 0,9 0,99 0,999
zwischen xmin und xmaxanzuordnen und sie durch ihre relativen, Summenhäufig-
keiten
i
hm
hΣi = (2.52)
m=1
(n + 1)
0,99
kumulative
Ausfallhäufigkeit h
0,9
0,84
0,8
0,7
0,6
0,5
0,4
0,3
0,2
0,16
0,1
s = 18 kV
0,01
880 900 920 940 960 980 kV 1020
Durchschlagsspannung V b
Vb50 = 952,5 kV
Der Faktor „A“ dient nur zur Normalisierung. Die wahrscheinlichsten Punkt-
schätzungen der Parameter δ1 und δ2 sind diejenigen, die L maximieren, wie in
Abb. 2.31 gezeigt (δ*1 und δ*2). Sie werden aus den Maximalbedingungen dL/dδ1
= 0 und dL/dδ2 = 0 berechnet, normalerweise mit den Logarithmen, bei denen
dieselben Parameter das Maximum anzeigen
74 2 Grundlagen der Hochspannungsprüftechnik
Die gleiche Probe wie in Abb. 2.30 wird mit einem kommerziell erhält-
lichen PC-Programm der ML-Methode (Speck et al. 2009) unter der Annahme
einer Weibull-Verteilung ausgewertet (Abb. 2.33). Das Programm liefert nach
Unabhängigkeitstests eine Darstellung der kumulativen Häufigkeitsverteilung
auf einem Weibull-Netz mit logarithmischer Abszisse. Die Parameter werden
wie folgt geschätzt: Anfangswert v0 = 750 kV, 63 % Quantil Vb63 = (v0 + x63)
= (750 + 211) kV und Streuparameter δ = 8,4. Die ausgewertete untere 95 %
Konfidenzgrenze der Summenhäufigkeitsfunktion sollte für technische Schluss-
folgerungen herangezogen werden.
δ 2min δ *2 δ 2max
δ 1min δ2
δ *1
δ 1max
δ1
2.4 Durchschlags- und Stehspannungsprüfungen und ihre statistische … 75
δ 2max
50%
obere Konfidenzgrenze
x50 x
0,99
Abb. 2.33 Summenhäufig-
Kumulative
keitsfunktion mit 95 % Ausfallhäufigkeit h ∑
Konfidenzgrenzen im 0,9
Weibull-Netz
0,8
0,6 0,63
untere Konfidenzgrenze
0,4 obere Konfidenzgrenze
0,3
0,2
0,1
0,05
δ = 8,4
(Gl. (2.50))
v63 = 211 kV
v0 = 750 kV
0,01
140 160 180 200 220 kV 260
Durchbruchspannung X b = Vb -V0
Impulsspannung
kV
112
Durchschläge
Nichtdurchschläge
108
104
100
Abb. 2.34 MLM-Prüfverfahren nach der mehrstufigen Methode mit m = 8 Spannungsstufen und
n = 10 Impulsen pro Stufe
1
Ausfallwahrscheinlichkeit
0
angelegte Impulsspannung
Abb. 2.35 Verhaltensfunktion mit monotonem (a) und nicht-monotonem (b) Anstieg
2.4 Durchschlags- und Stehspannungsprüfungen und ihre statistische … 77
-3 -2 -1 0 1 2 x
normierte Zufallsvariable
SΔx (x) unterschiedlicher Höhen Δx der Spannungsschritte bei der Prüfung. Aus
statistischen Gründen gilt das Prinzip SΔx (x) > V(x). Beide Funktionen haben
eine unterschiedliche Bedeutung: Summenhäufigkeitsfunktionen berücksichtigen
die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls bei allen Belastungen bis zur betrachteten
Belastung, Verhaltensfunktionen tun dies nur bei einer bestimmten Belastung.
Summenhäufigkeitsfunktionen aus schrittweise erhöhten Spannungen können in
Verhaltensfunktionen (Hauschild und Mosch 1992) umgewandelt werden.
Eine MLM-Prüfung sollte bei m ≥ 5 Spannungsstufen und n ≥ 10 Belastungen
pro Stufe durchgeführt werden. Die Anzahl der Belastungen muss nicht unbedingt
auf allen Stufen identisch sein. Wenn Durchschlagsspannungen berücksichtigt
werden, kann die Anzahl der Belastungen bei niedriger Durchschlagshäufigkeit
höher sein. Dann muss die Unabhängigkeit der Ergebnisse jeder Stufe überprüft
werden (siehe Tab. 2.8) und Vertrauensschätzungen für die Durchschlagswahr-
scheinlichkeit werden bestimmt (Abb. 2.25) und in einem Wahrscheinlichkeits-
gitter dargestellt.
Beispiel Aus früheren Experimenten kann erwartet werden, dass die Verhaltensfunktion
monoton zunimmt und durch eine Doppelexponentialverteilung angenähert werden kann.
Daher werden die Punkt- und Vertrauensschätzungen in einem Gumbel-Netz (Abb. 2.37)
dargestellt. Da eine Gerade durch alle Vertrauensbereiche gezeichnet werden kann, wird
die Annahme einer Doppelexponential- oder Gumbel-Verteilung bestätigt. Die geringe
Reduzierung der relativen Durchschlagshäufigkeit zwischen 1083 und 1089 kV ist nicht
signifikant, wie aus den Vertrauensgrenzen ersichtlich ist. Die Parameter können aus
Quantilen abgeschätzt werden, v63 = 1112 kV und γ = (v63 − v31) = 12 kV.
0,99
0,9 Ausfall
wahrscheinlichkeit
0,8
0,6 0,63
0,4
0,3 0,31
0,2
0,1
untere/ Y = 12 kV
obere
Konfidenzgrenze
vb63 = 1112 kV
0
1060 1070 1080 1090 1100 1110 kV 1130
Durchbruchspannung v b
Abb. 2.37 Verhaltensfunktion mit ihrem Vertrauensbereich gemäß einer ML-Schätzung und Ver-
trauensgrenzen der einzelnen Durchschlagswahrscheinlichkeiten
Durch Variation der Parameter δ1 und δ2 wird das Maximum von Gl. (2.56)
gefunden, wie oben beschrieben. Man erhält Punkt- und Konfidenzschätzungen
sowie eine Konfidenzregion für die gesamte Verhaltensfunktion.
Für praktische Anwendungen der Maximum-Likelihood-Methode ist die Ver-
wendung geeigneter Software erforderlich. Ein optimales Softwarepaket (Speck
et al. 2009) enthält alle notwendigen Schritte der HV-Prüfdatenauswertung, von
mehreren Unabhängigkeitstests, Tests für die beste Anpassung an eine theoretische
Verteilungsfunktion, Darstellung der empirischen Leistungsfunktion (oder der
kumulativen Häufigkeitsverteilung) auf Wahrscheinlichkeitsnetz bis hin zu Punkt-
und Konfidenzschätzungen für die Parameter und die gesamte Leistungsfunktion
(oder Verteilungsfunktion).
2.4 Durchschlags- und Stehspannungsprüfungen und ihre statistische … 79
Eine ganze Verhaltensfunktion ist nicht immer erforderlich, z. B. kann die Durch-
schlagfestigkeit einer Isolierung bestätigt werden, wenn der Prüfspannungswert ut
niedriger ist als das 10 % Quantil v10. In diesem Fall ist es ausreichend, den Wert
v10zu ermitteln, in anderen Fällen könnte es ausreichend sein, nach den Quantilen
v50 oder v90 zu suchen. Die zugehörige Auf- und Abwärts-Prüfmethode (UDM),
die auf den Konstantspannungsprüfungen (Abschn. 3.4.1) basiert, wurde von
Dixon und Mood (1948) eingeführt.
Die Methode erfordert, dass die Spannung zunächst in festen Spannungs-
schritten Δv erhöht wird, ausgehend von einem Anfangswert v00, bei dem sicher-
lich kein Durchbruch auftritt, bis ein Durchbruch bei einer bestimmten Spannung
auftritt (Abb. 2.38: v1 ist der erste gezählte Wert). Nun wird die Spannung um Δv
verringert, wenn kein Durchschlag auftritt, wird die Spannung wieder in Schritten
erhöht, bis der nächste Durchbruch auftritt, andernfalls wird sie im Falle eines
Durchschlags um Δv verringert. Das Verfahren wird wiederholt, bis eine vor-
bestimmte Anzahl n≥ 20 von Spannungswerten vl, v2, … vn ermittelt wurde. Der
Mittelwert dieser angelegten Spannungen ist eine erste Schätzung für die 50 %
Durchbruchspannung v50:
n
1
v50 ∗ = vl . (2.57)
n l=1
Wider
Schritt Pause stands Spannung
Spannung i ki fähiges ui / kV
160 widerstehen Durchbruch qi
3 1 0 155
kV 2 4 2 150
1 3 5 145
v0
140 0 1 3 140
- 0 1 135
v 00 =120
Zeit
100
Spannungswert v / kV: 145 150 145 145 135 145 145 145 155 145
140 150 150 140 140 140 150 150 150 150
q. Die Summe der beiden komplementären Ereignisse entspricht der Anzahl der
Spannungsanwendungen n = k+ q, beginnend mit dem ersten Durchbruch. Zusätz-
lich wird die Anzahl der Spannungsstufen oder Schritte vi (mit i = 0 … r) berück-
sichtigt. Es wird i = 0 ab dem Schritt des niedrigsten Durchbruchs gezählt. Auf
einer bestimmten Spannungsebene vi,gibt es ki Durchbrüche. Dann kann die
50%ige Durchbruchspannung geschätzt werden durch
r
i=1 i · ki 1
v50 = v0 + ∆v ± . (2.58)
k 2
Beispiel Der Test in Abb. 2.38 beginnt bei v00 = 120 kV und hat Spannungsschritte von Δv=
5 kV. Einschließlich des ersten Durchbruchs gibt es l= 20 Spannungsanwendungen. Die erste
Schätzung von v50* nach Gleichung (2.57) liefert v50* = 145,5 kV.
Die niedrigste Spannungsebene, bei der ein Durchbruch auftritt, ist v0 = 140 kV. Die
Anzahl der Durchbrüche beträgt k = 9, die der Nichtdurchschläge q = 11 und es gibt i=
3 Spannungsschritte über der niedrigsten Durchbruchspannung. Mit diesen Daten liefert
Gleichung (2.58) v50 = 145,3 kV. Der Unterschied zwischen den beiden Methoden ist sehr
gering, für die meisten praktischen Schlussfolgerungen kann er vernachlässigt werden.
(a)
1160
6 1150 2 ja
kV 5 1120 6 ja
4 1090 7 ja
1080
3 1060 3 ja
1040
Panne 2 1030 1 Kein
k j<2
1100
Prüfspannung
6 1090 1 Kein
kj<2
kV 5 1060 2 ja
4 1030 5 ja
1020 widerstehen
3 1000 7 ja
980
2 970 4 ja
900
Anzahl der
12 3 4 5 6,7,8 9 10 11,12,13,14 15,16,17 18 19 20 Belastungsgruppen
Abb. 2.39 Auf-und-ab-Test zur Bestimmung des 90 % Quantils v90 (a: Durchschlagsver-
fahren), und entsprechend des 10 % Quantils v10 (b: Stehspannungsverfahren)
Tab. 2.9 Anzahl der Beanspruchungen n pro UDM-Gruppe zur Schätzung der Ordnung p der
Quantile
n 70 34 14 7 4 3 2 1
p 0,01 0,02 0,05 0,10 0,15 0,20 0,30 0,50 (Stehspannungsver-
fahren )
p 0,99 0,98 0,95 0,90 0,85 0,80 0,70 0,50 (Durchschlagver-
fahren )
Ein Lebens-dauer Test ist die Beanspruchung der Isolierung bei einer bestimmten
konstanten AC- oder DC-Spannung (oder einer Reihe von Impulsen). Die Zufalls-
0,8
0,7
0,5
obere
0,3 Konfidenz
grenze
0,2
0,1
0,01
900 950 1000 1050 1100 kV 1150
Durchschlagspannung
2.4 Durchschlags- und Stehspannungsprüfungen und ihre statistische … 83
variable ist die Durchbruchzeit (oder die Anzahl der Impulse), die gemäß dem
PSM ausgewertet werden kann (siehe Abschn. 2.4.2). Wenn diese Prüfung bei
mehreren Spannungsstufen durchgeführt wird, kann die Beziehung zwischen
Durchschlagspannung und Durchschlagzeit – normalerweise als Lebensdauer
Kennlinie (LTC) bezeichnet – ausgewertet werden (Speck et al. 2009). Sie wird für
ein Quantil der Ordnung p der Durchschlagspannung vp ausgedrückt durch
n
kd
vp = kd tp−1/n oder tp = , (2.59)
vp
kV
obere Konfidenzgrenze
100
80
70
60
untere Konfidenzgrenze
50
0,1 1 10 100 1000 h 100000
Zeit bis zum Ausfall t b
84 2 Grundlagen der Hochspannungsprüftechnik
2.4.6 Standardisierte Stehspannungsprüfungen
Stehspannung
(a) Anwendung (b) TE-Messung mit Stehspannung
Anstiegsgeschwindigkeit auf allen Ebenen Anmeldung
V /V t der V /V t
1 0,02/s
Spannung
0,75
0,5
Zeit
Abb. 2.42 Konventionelles (a) und PD-überwachtes (b) Stehspannungsprüfverfahren für AC-
und DC-Prüfspannungen
2.4 Durchschlags- und Stehspannungsprüfungen und ihre statistische … 85
Prüfspannungswert erreicht ist, muss er innerhalb von ±1 % für die Prüfdauer Tt,
die sehr oft 1 min beträgt, aber manchmal länger, z. B. eine Stunde, eingehalten
werden. Dann soll die Spannung auf 50 % verringert und abgeschaltet werden.
Ein solcher Test ist eine Art Konstantspannungsversuch, die Prüfspannung ist
eine einzelne Belastung und ohne Kenntnis von Einzelheiten aus der Entwicklung
ist eine statistische Beurteilung des Einzelversuchs unmöglich. Wenn jedoch
viele Prüfobjekte desselben Typs getestet werden, sollte man eine statistische
Auswertung der Ausfallstatistik zur Verbesserung von Konstruktion und/oder
Produktion haben.
AC- und DC-Durchschlagfestigkeitsprüfungen werden zunehmend durch
PD-Messungen ergänzt („PD-überwachte Durchschlagfestigkeitsprüfungen“).
Dann muss ein Stufenprüfverfahren angewendet werden (Abb. 2.42b). Die Auf-
wärts- und Abwärtsschritte sollten bei identischen Spannungen erfolgen, um
einen Vergleich der PD-Eigenschaften vor und nach dem Maximalwert der Steh-
spannungsprüfung zu ermöglichen. Die PD-Messung sollte auch bei der Durchs
chlagfestigkeitsprüfspannung für die angegebene Prüfdauer durchgeführt werden.
Auch die Dauer der Schritte für die PD-Messung muss festgelegt werden. Für
alle Schritte ist eine Dauer T≥ 1 min erforderlich. Welche Stufenspannungen für
die Durchschlagfestigkeitsprüfung in Betracht gezogen werden, ist ebenfalls eine
Frage der Spezifikation. Die Kombination von Stehspannungs- und PD-Prüfung ist
heute die effizienteste Methode für AC/DC-Prüfungen.
Für LI- und SI-Durchschlagfestigkeitsprüfungen werden mehrere Methoden
empfohlen (IEC 60060-1:2010):
(A1)
Eine Stehspannungsprüfung einer selbstregenerierenden externen Iso-
lation ist bestanden, wenn gezeigt werden kann, dass das 10 %-Quantil
der Verhaltensfunktion höher ist als die angegebene Prüfspannung. Das
10 %-Quantil kann aus einer gemessenen Verhaltensfunktion oder aus
einem Auf- und Ab-Test entnommen werden (siehe Abschn. 2.4.4).
(A2) Für solche externen Isolationen sollen n = 15 Prüfspannungsimpulse
angelegt werden und k ≤ 2 Durchschläge sind zulässig.
(B) Für interne Isolationen können n= 3 Prüfspannungsimpulse angelegt
werden und kein Durchschlag ist erlaubt.
Mithilfe der binomialen Verteilung(Gl. 2.47) können die Methoden verglichen
werden: Abb. 2.43 zeigt ein Diagramm der Wahrscheinlichkeit, den Test abhängig
von der Ausfallwahrscheinlichkeit p des Prüfobjekts bei der Prüfspannung
zu bestehen. Die Methode A1 hat ein scharfes Kriterium: Wenn die Ausfall-
wahrscheinlichkeit p = 0,10 erreicht, fällt das Prüfobjekt durch den Test. Das
Verfahren A2 ist nicht scharf, denn bei p = 0,08 scheitern 10 % der Prüfobjekte,
obwohl sie nach Verfahren A1 als akzeptabel gelten. Aber wenn p = 0,30 – eine
zu hohe Ausfallwahrscheinlichkeit – besteht, gibt es eine 15%ige Wahrscheinlich-
keit, den Test im Falle von Methode A1 zu bestehen. Das Verfahren B ist noch
schlechter: Ein Prüfobjekt mit der hohen Ausfallwahrscheinlichkeit p = 0,30 wird
den Test sogar mit einer Wahrscheinlichkeit von 30 % bestehen.
86 2 Grundlagen der Hochspannungsprüftechnik
0,8
0,6
0,4
0,2
0
0,01 0,02 0,04 0,.06 0,1 0,2 0,4 0,6 1
Ausfallwahrscheinlichkeit des Prüfobjekts p(Vw )
Das Beispiel zeigt, dass kein Hersteller seine Produkte mit einer Ausfall-
wahrscheinlichkeit von 0,10 bei der Prüfspannungswert konstruieren sollte. Die
Ausfallwahrscheinlichkeit für die Konstruktion sollte p < 0,01 sein!
2.4.7 Die Vergrößerungsgesetze
2.4.7.1 Statistische Grundlagen
bzw.
n
Fn (x) = 1 −
i=1
(1 − F1i (x)) (2.66)
Ausfallwahrscheinlichkeit p1
Ausfallwahrscheinlichkeit pn
Vergrößerungsfaktor n
Abb. 2.44 (nun basierend auf Gl. 2.67) kann auch verwendet werden, um die
Ausfallwahrscheinlichkeit von Messungen an vollständigen großen Objekten mit
pn zurück auf die sehr niedrigen Ausfallwahrscheinlichkeiten p1 kleiner Proben zu
berechnen:
p1 = 1 − n 1 − pn (2.67)
2.4 Durchschlags- und Stehspannungsprüfungen und ihre statistische … 89
Abb. 2.45 zeigt schematisch die Ergebnisse der Vergrößerung als Ergebnisse der
statistischen Eigenschaften des Durchschlags: Wenn es eine Einzelpunktver-
teilung (a) gibt, das bedeutet keine Streuung der Ergebnisse, dann können keine
Vergrößerungseffekte erwartet werden.
Im Falle einer Verteilung mit einem Anfangswert wie der Weibull-Verteilung
(Abb. 2.45b) konvergiert die Verteilung für n → ∞ zu einer Einzelpunktverteilung
beim Anfangswert x0. Wenn die Variablen der Weibull-Verteilungsfunktion durch
y = (x − x0)/η1 auf ihren Anfangswert x0 und ihr 63 % – Quantil η = x63 − x0
reduziert werden, erhält man parallele Verteilungsfunktionen für zunehmende
Vergrößerungsfaktoren und eine logarithmische y-Skala (Abb. 2.46). Die
parallelen Geraden zeigen an, dass die Anwendung des Vergrößerungsgesetzes
die Art der Verteilung nicht ändert, eine Weibull-Verteilung bleibt eine Weibull-
Verteilung. Die Einschränkung wird durch den für die Reduktion verwendeten
Anfangswert verursacht.
Vergrößerungsfaktor n
Ausfallwahrscheinlichkeit p
Vergrößerungs
faktor
Ausfallwahrscheinlichkeit p
Abb. 2.47 Vergrößerungsgesetz für doppelt exponentielle (Gumbel) Verteilung auf Gumbel-
Wahrscheinlichkeitspapier
Vergrößerungsfaktor n
Ausfallwahrscheinlichkeit p
variieren
3.1.1.1 Allgemeines Prinzip
Kompen- Betriebssc
Netz Netzschalter Regeltransformator sationsdrossel halter Prüftransformator
Stromversorgungseinheit
IPC-Kontrolle
Abb. 3.1 Schaltbild eines HVAC-Prüfsystems auf Basis eines Prüftransformators (ACT)
3.1 Erzeugung von HVAC-Prüfspannungen 95
(a) (c) I · RT
V1 V2
V2
jwLT · I
(b)
RT LT C = CT + C0
V1* = (w2/w1)V1 I V2
I = jωC · V2
die Speisespannung V1∗ (Abb. 3.2b) liefert einen einfachen R–L–C-Schaltkreis, bei
dem LT die Streuinduktivität des Transformators, RT die aktiven Transformatorver-
luste und C die wirkende Kapazität von Prüfobjekt, Spannungsteiler und Trans-
formator darstellt.
Die Spannung am Prüfobjekt V2 ist im Phasendiagramm dargestellt (Abb. 3.2c).
Mit dem vorgegebenen Strom I im Prüfschaltkreis ergibt sich die Prüfspannung
I
VT = V2 = .
jωC
Es gibt einen resistiven Spannungsabfall am Transformator
VR = I · RT .
Die Induktivität des Transformators verursacht einen reaktiven Spannungsabfall
VL = I · jωLT ,
der die kapazitive Prüfspannung V2 = VT teilweise kompensiert. Es ist leicht zu
erkennen, dass die transformierte Speisespannung V1∗ für ein kapazitives Prüf-
objekt niedriger ist als erwartet von der Prüfspannung V2.
Hinweis Entsprechend wäre eine Speisespannung V1∗ höher als erwartet von der Prüf-
spannung V2 erforderlich, wenn das Prüfobjekt induktiv ist. Im Falle eines resistiven Prüf-
objekts und geringen Verlusten im Prüftransformator gilt V2 ≈ V1∗.
96 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
Man kann daraus schließen, dass das Verhältnis zwischen der primären Speise-
spannung eines Prüftransformators und der erzeugten sekundären Prüfspannung
von den Parametern des Prüfobjekts abhängt. Daher kann die Primärspannung
nicht zur Messung der Prüfspannung verwendet werden (siehe Abschn. 3.4).
Wenn auch die resistiven Verluste im Prüfobjekt vernachlässigt werden (VR =
0), wären die Speisespannung und die Prüfspannung fast in Phase, man erhält
V2 = V1∗ + VL und
V1∗ (3.1)
V2 = .
1 − ω2 CLT
Beispiel Ein HVAC-Prüftransformator ist mit einem kapazitiven Prüfobjekt (Abb. 3.2b)
belastet, das bei Nennfrequenz seinen Nennstrom benötigt. Die erhöhte Spannung kann
mit V2 = V1∗ /(1 − vkT ) berechnet werden. Für eine Impedanzspannung von vkT = 18 %
erhält man V2 = V1∗ /0,82 = 1,22 V1∗. Das bedeutet, dass die Prüfspannung im Vergleich
zum Transformatorverhältnis um 22 % erhöht ist. Umgekehrt ist die Primärspannung für
eine bestimmte Sekundärprüfspannung niedriger.
von Drähten, die in Isolierpapier von einigen Zentimetern Dicke eingepackt sind
(Abb. 3.3). Die Lagen sind miteinander verbunden, und die Spule ist mit den
benachbarten Spulen verbunden. Die mechanische Stabilität hängt stark von einer
zuverlässigen Auslegung ab, die das Schrumpfen des Papiers berücksichtigt, von
der Qualität der Wicklungsherstellung und von einem sorgfältigen Trocknungs-
prozess.
Einige Prüftransformatoren wenig erfahrener Hersteller sind nicht ausreichend
gegen Kurzschlussströme geschützt und benötigen eine Impedanz, oft eine
Induktivität, im HV-Kreis zwischen Prüftransformator und Prüfobjekt. Dies weist
auf bestimmte Probleme der mechanischen Stabilität der Wicklungen hin, die bei
einem modernen Prüftransformator unter normalen Prüfverfahren in einem Prüf-
feld nicht auftreten sollten.
Neben der dielektrischen und der mechanischen Auslegung ist die thermische
Auslegung von großer Bedeutung. Aufgrund der dicken Papierschichten wird der
Wärmeübergang von den Wicklungen zum Öl behindert. Daher werden Kühl-
kanäle zwischen den einzelnen Lagen angeordnet, um die Wärmeleitung zum
strömenden Öl zu ermöglichen. Üblicherweise arbeiten Prüftransformatoren mit
natürlicher Kühlung durch Ölströmung aufgrund von Temperaturunterschieden
im Tank. In seltenen Fällen wird auch eine Zwangskühlung zur weiteren Ver-
besserung des Wärmeübergangs eingesetzt. Das erhitzte Öl wird an den Wänden
des Transformators durch die umgebende Luft gekühlt. Manchmal bestehen die
Wände aus gewelltem Blech oder sind mit Radiatoren oder speziellen Wärme-
tauschern ausgestattet.
Kern
Kern
Abb. 3.3 Prinzipielle Anordnung von Schichten, Spulen und Wicklungen eines öl-papier-
isolierten Prüftransformators
3.1 Erzeugung von HVAC-Prüfspannungen 99
Tab. 3.1 Parameter und Anwendung verschiedener Typen von Prüftransformatoren (Einzel-
geräte)
Typ und Iso- Metalltank Isolierzylinder Metallgekapselte Epoxydharz-
lationseigen- mit Öl-Papier- mit Öl-Papier- SF6-getränkte Isollierung
schaften Isolierung Isolierung Folienisolierung
Maximale 1000 500 1000 100
Bemessungs-
spannung (kV)
Maximaler 10 <2 <0,5 0,2
Bemessungsstrom
(A)
Maximale Prüf- 10.000 <1000 <500 <20
leistung (kVA)
Maximaler Dauerbetrieb Kurzzeit 10 h Kurzzeit < 1 h Kurzzeit < 2 h
Betriebszyklus
Impedanz- 5–10 10–15 20 20
spannung (%)
HV-Anzapfungen Ja Nein Nein Nicht wichtig
Spezifisches 10–15 8–12 8–10 15–20
Gewicht (kg/kVA)
Lab-Höhen- Niedrig Hoch Nicht wichtig Nicht wichtig
anforderung
Bodenflächen- Durchschnitt- Durchschnitt- Klein Nicht wichtig
anforderung lich lich
Für Parallel- Ja Bedingt Ja Nicht wichtig
schaltung vor-
gesehen
Für Kaskaden vor- Ja Ja Nein Nicht wichtig
gesehen
Anwendbar für Ja Nein Ja (bevorzugt) Bedingt
metallgekapselte
Schaltungen
Außenanwendung Ja Nein Nein Nein
100 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
3.1.1.2 Metalltank- Prüftransformatoren
Abb. 3.4 Metalltank-Prüftransformator 600 kV, 2000 kVA mit einer einzelnen HV-Wicklung
Pressspan-Zylinder mit
Windungen im Inneren
Vorbereiteter Anschluss
der Durchführung
für die höchsten Prüfströme bzw. Prüfleistungen ausgelegt werden und ermög-
lichen einen Dauerbetrieb (Tab. 3.1). Der Magnetkern des Transformators hat oft
drei BSchenkel, und die innere LV- und die äußere HV-Wicklung sind um den
zentrale Schenkel angeordnet (Abb. 3.5). Der Kern befindet sich auf dem gleichen
Erdpotential wie der Tank, das untere Ende der HV-Wicklung ist normalerweise
auch über eine Durchführung geerdet. An dieser Durchführung kann der Strom im
HV-Prüfkreis gemessen werden. Für eine HVAC-Prüfung in Umgebungsluft muss
der Transformator mit einer Öl-Luft-Durchführung ausgestattet sein (Abb. 3.4),
aber Metalltank-Transformatoren können auch über Öl-SF6-Durchführungen
mit metallgekapselten Prüfkreisen verbunden werden, die hauptsächlich für die
Prüfung von gasisolierten Systemen (GIS) und deren Komponenten eingesetzt
werden (Abb. 3.6; siehe auch Abschn. 3.2.3 und 10.4.1).
Aufgrund des geerdeten Tanks benötigt der Tank-Typ Prüftransformator aus
elektrischer Sicht keinen Abstand zu benachbarten Wänden. Bei horizontalen oder
diagonalen Durchführungen können andere Komponenten (Spannungsteiler und
Koppelkondensator) unter oder sehr nahe am Ende der Durchführung angeordnet
werden. Dies ermöglicht eine sehr kompakte und platzsparende Anordnung
in einem Prüflabor, oft ist der Flächenbedarf am Boden geringer als bei einem
Zylindertyp-Transformator (Abb. 3.7).
Testbus mit
PD-Kopplungs Öl-SF6 - Transformator mit
Anschlüssen Sperrwiderstand
für Testobjekte kondensator Durch- geerdetem Tank
führung
Abb. 3.6 Metalltank-Transformator 1000 kV/1000 kVA mit Öl-SF6-Durchführung zu einer SF6-
isolierten Prüfleitung
102 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
3.1.1.3 Zylindertyp-Prüftransformatoren
(a)
(b)
0,1
0,01
0 0,2 0,4 0,6 0,8 A 1,1
erforderlicher Prüfstrom
mit geteilten Wicklungen und dem Kern auf halbem Potential (Abb. 3.10b).
Letzteres erfordert eine isolierende Stütze für den Kern, ist aber besser an die
Geometrie des Zylinders angepasst. Die unteren Wicklungen haben das Nieder-
spannungspotential auf ihrer Außenseite und das H ochspannungspotential auf
104 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
ihrer Innenseite. Der Kern ist mit diesem „halb“ Potential sowie einer Über-
tragungswicklung für die oberen Wicklungen verbunden. Dort ist die Erreger-
wicklung neben dem Kern, während die zweite Hochspannungswicklung
auf der Außenseite liegt. Das bedeutet, dass zwischen den beiden Hoch-
spannungswicklungen die volle Hochspannung anliegt, daher wird der Ölstrecke
dazwischen durch isolierende Barrieren geteilt, um die Isolierung für eine höhere
Durchschlagspannung zu verbessern (Abb. 3.8b und 3.10b).
Zylindertyp-Transformatoren eignen sich gut für Transformator-Kaskaden
bis zu 1500 kV (Abb. 3.11), werden jedoch nur für Innenraumlaboratorien
empfohlen. Sie sind gut geeignet für Mehrzweck-Prüflaboratorien ohne besondere
Anforderungen, z. B. an Universitäten oder bei Prüfdienstleistern.
Das Prinzip der Zylinderkaskaden wird auch in HVDC-Modulen ver-
wendet (siehe Abschn. 6.1.4; Abb. 6.9) sowie für kaskadierte HVDC-
Spannungsgeneratoren (Abb. 6.10).
3.1.1.5 Prüftransformator-Kaskaden
(b)
mit Beiträgen von W. Petersen mit Mitarbeitern und A.-J. Fischer im Jahr 1915
(Abb. 3.13). Es ist nur für Öl-Papier-isolierte Transformatoren sinnvoll, die im
Folgenden betrachtet werden.
Die Anwendung einer Transformator-Kaskade kann für Spannungen über 600
kV in Betracht gezogen werden (Abb. 3.11). Ein Prüftransformator, der für Trans-
formator-Kaskaden verwendet wird, hat zusätzlich zur Primär- und Sekundär-
wicklung eine Übertragungswicklung (w3 Windungen) auf dem HV-Potential mit
einem Transformatorverhältnis zur Primärwicklung von w3:w1 = 1:1 (Abb. 3.14).
Diese Wicklung speist die Primärwicklung (Erregerwicklung) der folgenden
Stufe der Kaskade. Normalerweise haben die Transformatoren einer Kaskade ein
identisches Design mit jeweils drei Wicklungen. Dies ermöglicht ihre Anwendung
auf allen Stufen in der Kaskade, obwohl die Übertragungswicklung nicht in der
höchsten Stufe verwendet wird. Abb. 3.15 zeigt den bisher größten hergestellten
3.1 Erzeugung von HVAC-Prüfspannungen 107
Stage 2
Stage 1
Abb. 3.15 Größte Transformator-Kaskade der Welt für 3000 kV/4,2 A mit Kondensatorbänken
zur SI-Spannungserzeugung
V=0 V =Vmax
Outher Balancing
Wicklung
Kaskaden-Wicklung
Primärwicklung V = 0,5·Vmax
Isolierende
HV-Wicklung Unterstützung
Innere
Auswuchtwicklung
Abb. 3.16 Prüftransformator für Kaskaden mit geteilter HV-Wicklung und Tank auf halbem
Potential
3.1 Erzeugung von HVAC-Prüfspannungen 109
wo angenommen wird, dass alle Reaktanzen auf die gleiche Spannung, z. B. den
HV-Ausgang des niedrigsten Transformators, und aktive Verluste, z. B. in den
Wicklungen oder im Kern, bezogen sind und vernachlässigt werden. Wenn drei
identische Transformatoren (n = 3) für die Kaskade verwendet werden, erhält man
die resultierende Kurzschlussreaktanz:
Xres = 3 · XHV + 5 · XLV + 14 · XTV . (3.8)
Die Formel zeigt unterschiedliche Spannungsänderungen in den verschiedenen
Stufen und folglich Nichtlinearitäten der Spannungsverteilung an. Die Spannungs-
verteilung kann durch Kompensationsreaktoren auf den Stufen verbessert werden.
Dies bleibt ohne wesentlichen Einfluss auf die Kurzschlussimpedanz. Die
Reduzierung des Prüfstroms und die Erhöhung der Kurzschlussimpedanz sind
die Hauptgründe dafür, dass Kaskaden in der Regel aus nicht mehr als drei Stufen
bestehen.
Um die Überlastung der unteren Stufen zu vermeiden, werden die kapazitiven
Ströme durch parallel zu den Primärwicklungen des Transformators geschaltete
Reaktoren kompensiert und auf den Stufen der Kaskade angeordnet. Die
Kompensationsreaktoren sind mit Abgriffen oder sogar abstimmbaren Reaktoren
zur Anpassung an die Kapazität des Prüfobjekts ausgestattet. In den meisten Fällen
sind die Reaktoren separat auf der Ebene der Stufe angeordnet. In einigen Fällen
werden feste Reaktoren innerhalb des Tanks des Prüftransformators verwendet,
wenn nur die Kapazitäten des Prüftransformators selbst kompensiert werden
sollen. Dies kann auch mit einem geeigneten Spalt im Kern des Transformators
erreicht werden.
110 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
Prüfspannung
Frequenz f
Induktivität L
(a) (b)
IF IC
IF = I
Vf=V V
VT
VC
VF
Drossel L einschließlich
Vorschalttransformator Te Prüfobjekt Drossel L einschließlich ;
Paralleltransformator Tp Prüfobjekt
Ein Parallelresonanzkreis ist ein HV-Prüftransformator, der auf der HV-Seite voll-
ständig kompensiert ist. Es ist üblich, den Prüftransformator mit einem Resonanz-
reaktor zu einer Einheit in einem Tank zu kombinieren. In diesem Fall ist der
magnetische Kern mit Spalten ausgelegt. Aufgrund des HV-Transformators kann
die Prüfspannung durch Oberschwingungen erheblich gestört werden, während
Serienresonanzkreise eine feine Sinuswelle liefern. Im Folgenden werden nur die
wichtigeren Serienresonanzkreise betrachtet.
Das gesamte Prüfsystem kann als Parallelschaltung des Einspeisekreises (mit
dem Gütefaktor QF) und des Prüfobjekts (mit QT) verstanden werden (Abb. 3.18a).
Die Kombination der beiden Gütefaktoren liefert den Gesamtgütefaktor des Prüf-
kreises:
1 1 QF · QT
Q=1 + = . (3.12)
QF QT QF + QT
Der Gütefaktor ist ein relativer Parameter und daher abhängig von den Prüf-
bedingungen. Der Wert von QF kann als fester Wert für eine feste Frequenz
betrachtet werden (abhängig von der Auslegung zwischen QF = 50 und 200).
Wenn beispielsweise ein langes XLPE-Kabelsystem vor Ort getestet wird, sind die
kapazitive Prüfleistung und QT hoch, dann wird der resultierende Gütefaktor durch
QF bestimmt. Umgekehrt im Fall eines Typentests an einer Kurzkabelprobe mit
Wasserendverschluss (siehe Abschn. 3.6) ist die Kapazität des Prüfobjekts gering
und der Parallelwiderstand des Wasserabschlusses verursacht zusätzliche resistive
Verluste, dann wird der resultierende Gütefaktor durch QT bestimmt. Daher sollten
für die korrekte Auslegung eines resonanten Prüfsystems die Bedingungen der
späteren Anwendung gut bekannt sein.
Die Induktivität eines Reaktors kann geändert werden, wenn sein magnetischer
Kern einen Spalt mit einstellbarer Breite hat (Abb. 3.19). Die Induktivität des
Reaktors ist proportional zum Quadrat der Windungszahl w2 der Wicklung, der
Permeabilität μ0 des Isoliermaterials im Spalt, der Fläche A des Querschnitts
des magnetischen Kerns am Spalt sowie umgekehrt proportional zur Breite a des
Spalts (k ist ein Proportionalitätsfaktor)
k · µ0 · w2 · A
L= . (3.13)
a
Die maximale Induktivität Lmax steht in Verbindung mit dem minimalen Spalt
amin und ermöglicht die Resonanz (Gl. 3.9) mit der minimalen Lastkapazität Cmin.
Umgekehrt ist die maximale Last Cmax mit der minimalen Induktivität Lmin und
dem maximalen Spalt amax verbunden. Mit zunehmender Spaltbreite nehmen der
magnetische Streufluss und auch die Verluste zu, was zu einer gewissen Nicht-
linearität der Induktivität und einer Abnahme des Gütefaktors führt. Diese – und
auch einige technologische Einschränkungen – verursachen die technisch nutz-
bare Änderung des Spalts bis amax/amin ≈ 20. Basierend auf den Gl. 3.9 und 3.13
114 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
(a) (b)
Plungerkern HV-Ausgang am oberen Deckel Vmax
Abgriff 0,5·Vmax
HV-Durchführung
Vmax
Abb. 3.19 Aktiver Teil eines abstimmbaren Reaktors, a Tauchkern (Mantelkern) mit einem Spalt
der Breite a, b zwei Halbkerne mit je zwei halben Spalten, jeweils a/2
Beispiel: Bestimmen Sie die minimale und maximale Induktivität eines ACRL-
Prüfsystems für 50-Hz-Routinetests an Kabeln mit Längen zwischen 100 und 2000 m
(Kapazität: 220 nF/km)!
Mit f = 50 Hz und Cmin = 22 nF und Cmax = 440 nF liefert die Gl. (3.9)
L = 1/(C · (2πf)2 ) Lmax = 460 H (für die Prüfung des kürzesten Kabels) und Lmin = 23
H (für das längste Kabel). Diese Induktivitäten können durch einen einstellbaren Spalt des
Reaktorkerns zwischen 200 und 10 mm realisiert werden.
Die genaue Einstellung des Spalts – entsprechend dem Maximum der Resonanz-
kurve – wird erreicht, wenn der Phasenwinkel zwischen Prüfspannung und Prüf-
strom maximiert ist. Ein robusteres Kriterium liefert der Phasenwinkel zwischen
der Speisespannung am Eingang des Reaktors und dem Prüfstrom. Wenn dieser
Winkel Null wird, ist das Maximum der Resonanzkurve erreicht. Je höher
der Gütefaktor, desto steiler ist die Resonanzkurve und desto höher sind die
Anforderungen an die Genauigkeit der Spaltregelung.
Normalerweise ist ein Resonanzkreis mit einem Grundlastkondensator Cb ≥
Cmin ausgestattet, der Resonanz und Betrieb ohne kapazitives Prüfobjekt ermög-
licht. Dies ist wichtig, wenn das Resonanzprüfsystem selbst überprüft werden
soll. Der Grundlastkondensator wird als Spannungsteiler und/oder Kopplungs-
kondensator für PD-Messungen oder als Teil eines HV-Filters verwendet.
3.1 Erzeugung von HVAC-Prüfspannungen 115
Aktuell
35 nF Grundlast Abzweig 1:
75kV; 1000kVA Strom
Abzweig 2:
Ausgangsspannung / kV 45kV; 600kVA
Last-Kapazität /
Aktuell
35 nF Grundlast Abzweig 1:
75kV; 1000kVA
Abzweig 2:
45kV; 1000kVA
Ausgangsspannung / kV
Strom
Last-Kapazität /
Abb. 3.20 Lastdiagramm eines induktiv abgestimmten Resonanzkreises, a Entwurf für einen
Abgriff mit identischem (konstantem) Strom, b Entwurf für einen Abgriff mit identischer
(konstanter) Leistung
Tank-Typ Reaktoren: Das Design eines Reaktors hängt auch von der Isolierung
und den thermischen Bedingungen ab. Oft werden Tank-Typ Reaktoren mit
Anschlüssen für Spannungen Vi niedriger als ihre Nennspannung Vm aus-
gelegt. Dann kann die Wicklung für konstanten Strom I ausgelegt werden, was
bedeutet, dass sie mit einer einzigen Drahtsorte hergestellt wird und die Leistung
bei niedrigerer Spannung entsprechend dem Verhältnis der Spannung Vi/Vm
niedriger ist (Abb. 3.20a), die Wicklung besteht aus identischen Teilwicklungen.
Sie kann auch für konstante Leistung ausgelegt werden. Dann muss das Strom-
verhältnis Ii/Im umgekehrt zum Spannungsverhältnis Vi/Vm zunehmen. Höhere
Ströme erfordern dickere Drähte für die Wicklung, die Wicklung besteht aus ver-
schiedenen Teilwicklungen.
116 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
Für das Tank-Typ Design (Abb. 3.21) ist ein Manteltypkern (Abb. 3.19a) nütz-
lich, weil der sehr stabile magnetische Kern aus einem einstellbaren zentralen
Schenkel und drei festen äußeren Schenkeln die hohen mechanischen Kräfte
(Spiegelberg et al. 1993) übernehmen kann. Die mechanische Stabilität bedeutet
weniger Vibrationen, was in einer stabilen Ausgangsspannung und weniger
akustischem Rauschen resultiert. Die Lagenwicklung ist ähnlich wie oben für öl-
isolierte Prüftransformatoren beschrieben ausgelegt. Wie in Abb. 3.20 gezeigt, ist
die Wicklung von Tank-Typ Reaktoren oft mit Anzapfungen ausgelegt. Wenn es
nur eine zusätzliche Anzapfung gibt, kann eine zweite Buchse eine wirtschaftliche
Lösung sein. Im Falle von drei oder mehr Anzapfungen ist der Reaktor mit einem
Lasttrennschalter ausgestattet. Die Vorteile von Tank-Typ- Reaktoren können mit
denen von Tank-Typ- Prüftransformatoren (Tab. 3.1) verglichen werden, aber sie
werden nicht für Kaskadierung für höhere Spannungen verwendet. Ihre Haupt-
anwendung ist für Kabelprüfung bis zu 400 kV einschließlich PD-Messung. Für
diese Anwendung mit einem Faradayschen Käfig können sie außerhalb des Käfigs
angeordnet werden, der Tank ist an die geerdete, metallische Wand des Käfigs
geflanscht und nur ihre Durchführung ist im Prüfbereich angeordnet.
(a)
(b)
Abb. 3.21 Tank-Typ Reaktor (250–100 kV, 2000 kVA). a Reaktor mit zwei Durchführungen, b
aktiver Teil mit Antrieb für Kernverstellung
3.1 Erzeugung von HVAC-Prüfspannungen 117
(a)
(b)
Abb. 3.22 Zylinderförmiger Reaktor (400 kV, 14 MVA). a Kompletter Prüfreaktor, b aktiver Teil
mit zwei Spulen und einem verstellbaren Halbkern
Anfang des unteren Teils der Wicklung ist mit dem geerdeten unteren Deckel des
Zylinders verbunden. Das Ende des oberen Teils ist mit dem oberen Deckel auf
HV-Potential verbunden. Der aktive Teil befindet sich hinter dem metallischen
mittleren Teil des Zylinders (grau in Abb. 3.22a), der sich auf halbem Potential
wie der magnetische Kern selbst befindet. Der Metallzylinder steuert das
elektrische Feld im Inneren für den aktiven Teil in Öl und außen für die Ober-
fläche des Reaktors in Luft. Die (blauen) isolierenden Zylinder übernehmen die
Rolle der Buchsen des Reaktors. Die äußere Feldstärkeverteilung wird durch
die toroidalen Elektroden gesteuert. Für eine gute Ausnutzung des begrenzten
Platzes im Inneren des Zylinders haben die Wicklungen einen rechteckigen Quer-
schnitt (Abb. 3.23). Für die hohe mechanische Stabilität der Drahtlagen wird eine
spezielle kompakte Isolierung verwendet.
Kern und
Unterstützung
bei 0,5·Vt
Vt Vmax
Öl-Barriere-
Isolierung
Ein Schwingkreis mit einem festen Reaktor der Induktivität L und einem festen
kapazitiven Testobjekt C0 hat eine feste natürliche Frequenz f0 gemäß Gl. 3.9:
1
f0 = √ .
2π L · C0
Es muss mit dieser Frequenz angeregt werden, um in Resonanz zu kommen. Für
ein anderes Testobjekt erscheint eine andere Eigenfrequenz. Der Abstimmungs-
bereich eines ACRF Resonanzkreises hängt von dem akzeptablen Frequenzbereich
ab. Die maximale Lastkapazität Cmax bestimmt die minimale Testfrequenz fmin
für eine vorgegebene Induktivität L des Reaktors und umgekehrt. Normalerweise
3.1 Erzeugung von HVAC-Prüfspannungen 119
1 1
Cmax = 2 und Cmin = . (3.15)
2πfmin ·L (2πfmax )2 · L
Aus den Gl. 3.9, 3.15 und 3.16 kann die Betriebscharakteristik einer ACRF-
Testschaltung (Abb. 3.25) berechnet werden. Mit zunehmender Last von Cmin bis
Cmax nimmt die natürliche Frequenz von fmax auf fmin ab (Abb. 3.25a). Gleich-
zeitig steigt der Strom mit der kapazitiven Last. Es kann vorkommen, dass der
120 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
erforderliche Strom Imax höher ist als der Strom, der sich aus der thermischen Aus-
legung Imax
∗
ergibt. Dann muss der Strom auf den technisch akzeptablen Wert
Imax durch Reduzierung der Prüfspannung im relevanten Lastbereich begrenzt
∗
werden (Abb. 3.25b). Die Spannung kann im Bereich zwischen minimaler und
maximaler Last erzeugt werden, möglicherweise mit bestimmten Reduzierungen
für eine notwendige Strombegrenzung.
Die maximale kapazitive Prüfleistung bei fmin ergibt sich zu ST = VT · Imax,
aber dies ist kein typischer Parameter, da er von der Prüffrequenz abhängt. Daher ist
es üblich, für Vergleiche zu verwenden: 50 Hz (oder 60 Hz) äquivalente Leistung
50
S50 = · ST . (3.18)
fmin
Prüffrequenz f/Hz
Frequenz
Prüfstrom I / A
Aktuell
Belastungskapazität Cp / nF
Prüfspannung / kV
Betriebsbereich
Belastungskapazität C / nF
Bei 160 kV ist eine Kapazität von 18 nF ziemlich groß und teuer. Man kann darüber nach-
denken, z. B. eine Kapazität von diesem Wert zu verwenden, aber nur für 50 kV und die
Leistung des Prüfsystems bei dieser reduzierten Spannung zu überprüfen.
Maximaler Strom nach Gl. 3.17
3 3,962 AsV−1
Imax = 160 × 10 V · = 79,6 A
106 · 16 VsA−1
Dieser Strom liegt unter dem Nennwert und es gibt keine Begrenzung aufgrund des
Stroms. Die testbare Länge des Kabels ergibt CCable/200 nF/km = (3962 nF – 18 nF)/200
nF/km = 19,7 km.
Erforderliche Speiseleistung nach Gl. 3.19
Diese Leistung muss von einem steifen Netzwerk geliefert werden. Im Falle der
Anwendung einer mobilen Stromversorgung sollte ein 400 kVA Motor-Generator-Set ver-
wendet werden.
122 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
Wechselrichtereinheit
Erregertransformator
CAN-Bus-
Leistungs Lichtwellenleiter
Schnittstelle
steuerung PT-100-Sensor
ext. Not-Aus,
Strom Sicherheitsschleife,
zufuhr Umrichtersteuerung Warnlampen
Reaktorkühlgebläse
CAN-Bus
LAN
Kontrollsystem Taktsignal
Synchronisationssignal
PLC Spitzenwert-
Steuereinheit Spannungs Spannungsteiler
Simatic messer
Touchpanel Profibus DP
Zeit
3.1 Erzeugung von HVAC-Prüfspannungen 123
(a) (b)
äußerer
Magnetkreis
zylindrischer
Mittelschenkel
(später in der
Spule)
kleine Lücken
durch keramische
Träger realisiert
Stützen für
mechanische
Stabilität
(b)
(a)
Abb. 3.29 Zylinder-Typ fester Reaktor mit Öl-Papier-Isolierung. a Prinzipdesign des aktiven
Teils, b zwei Reaktoren 250/10 kV in Serie für eine Prüfspannung von 500 kV
mit einem Stabkern und einem relativ kleinen Ölvolumen realisiert. Die
Kombinationen von mehreren Reaktoren in Serie und/oder parallel (Abb. 3.29b)
ermöglichen eine gute Anpassung an verschiedene Prüfobjekte (Kuffel und Zaengl
2006; Hauschild et al. 1997). Ihre geringe thermische Kapazität begrenzt sowohl
den Nennstrom als auch den Taktzyklus erheblich.
Feststehende Reaktoren mit SF6-imprägnierter Folienisolierung: Dieser
Reaktortyp ist oft in einem nichtmagnetischen Metallgehäuse (Aluminium)
angeordnet, das direkt an gasisolierte Prüfobjekte angeflanscht werden kann
(Abb. 3.30). Er ist ohne Eisenkern, aber mit einer geteilten Wicklung mit einer
sehr hohen Anzahl von Windungen ausgelegt. Die einzelnen Schichten jeder
halben Wicklung sind jeweils auf einem leitenden Zylinder angeordnet. Die SF6-
Isolierung des Gaszwischenraums zwischen den beiden Zylindern muss für die
Nennspannung des Reaktors ausgelegt sein, während die Spannung zwischen
den äußeren Schichten und dem Gehäuse der Hälfte der vollen Spannung ent-
spricht. Die thermische Auslegung ist aufgrund der großen Anzahl von Windungen
und der Kontrolle des magnetischen Flusses schwierig. Dieser Reaktortyp ist für
Nennspannungen bis zu 750 kV pro Einheit, Prüfströme von wenigen Ampere
und Kurzzeitbetrieb ausgelegt. Es wird empfohlen, die erforderliche Last-
Zeit-Charakteristik dieser Reaktoren sorgfältig zu klären. Ihre Anwendung ist
für die Prüfung von GIS und deren Komponenten (siehe Abschn. 3.6 und 7.3)
empfehlenswert. Eine Verbesserung sowohl der Nennspannung als auch des Ein-
schaltdauer ist zu erwarten, wenn der Reaktor mit einer magnetischen Rück-
kopplung (als magnetischer Kern wirkend, Belinski et al. 2017) ausgelegt ist. Dies
ermöglicht auch die Anwendung eines Stahltanks.
3.1 Erzeugung von HVAC-Prüfspannungen 125
Erregers
Ausgangss
pannung
pannung
< 25 kV
680 KV
(b)
Regel Resonanz
Netzschalter Betriebsschalter
transformator reaktor
Stromversorgungseinheit
LAN IPC-Kontrolle
Resonanz
reaktor
LAN IPC-Kontrolle
a usreichenden Abstimmungsbereich für die Last. Sie entspricht nur einem Faktor
(fmax/fmin)2 = 2 zwischen höchster und niedrigster Last.
Tab. 3.2 fasst einen Vergleich zwischen den beiden Prinzipien für die
Anwendung von Vor-Ort-Prüfungen von HV- und EHV-Kabeln zusammen. Es
ist eineFrequenzbereich von 20–300 Hz akzeptiert (IEC 62067; IEC 60840) und
vom ACRF-System ausgeschöpft, aber nicht hilfreich für ein System mit fester
Frequenz von 50 oder 60 Hz. Der erweiterte Frequenzbereich mit der unteren
Grenze von 20 Hz ermöglicht eine 2,5-mal höhere Testleistung (oder eine 2,5-
mal höhere Kapazität des Testobjekts) des ACRF-Systems als des ACRL-Systems
bei identischer Spannung. Aufgrund der geringeren Verluste des Reaktors ist der
Gütefaktor des ACRF-Systems etwa doppelt so hoch wie der des ACRL-Systems.
Der Frequenzbereich ermöglicht einen ACRF Lastbereich etwa zehnmal größer
3.1 Erzeugung von HVAC-Prüfspannungen 127
als der eines ACRL-Systems. Sowohl der größere Frequenzbereich als auch der
höhere Gütefaktor führen zu einer Einspeiseleistung, die für ACRF-Prüfsysteme
etwa fünfmal niedriger ist als für ACRL-Prüfsysteme. Die Stromversorgung eines
ACRL-Systems erfordert Ein- oder Zweiphasenbetrieb. Der Frequenzumrichter
eines ACRF-Systems verwendet eine dreiphasige Stromversorgung, die eine sym-
metrische und geringere Last und einfachere Handhabung vor Ort ermöglicht.
Für raue Transport- und Betriebsbedingungen vor Ort ist das Fehlen von beweg-
lichen Teilen ein Vorteil von ACRF-Systemen, während ACRL-Systeme Regel-
transformatoren und abstimmbare Reaktoren verwenden. Wie auch aus Tab. 3.2
und Abb. 3.31 hervorgeht, ist die Anzahl der Komponenten eines ACRF-Systems
geringer.
Der Vergleich zeigt deutlich, dass ein ACRF-Prüfsystem immer die bessere
wirtschaftliche Lösung ist, wenn der Frequenzbereich für einen akzeptablen
Abstimmungsbereich ausreicht. Dies ist bei den meisten Vor-Ort-Prüfungen der
Fall (siehe Kap. 7), kann aber auch für einige Fabriktests angewendet werden:
Der angewandte AC-Spannungstest von Leistungstransformatoren (IEC 60076-3:
2012) muss bei einer Frequenz von >40 Hz durchgeführt werden, wenn eine obere
Grenze von 200 Hz angenommen wird, kann ein ausreichender Lastbereich von 1
bis 25 erreicht werden. Für superlange HVAC-Seekabel (einige 10 km lang) kann
keine andere Lösung als ACRF-Prüfung mit akzeptablem wirtschaftlichem Auf-
wand durchgeführt werden. Es gibt Diskussionen über die Verwendung des vollen
Frequenzbereichs 10–500 Hz gemäß IEC 60060-3 auch für die Werksprüfungen
(Karlstrand et al. 2005). Eine breitere Anwendung von ACRF-Systemen in Werks-
prüfungen erfordert die Definition akzeptabler Frequenzbereiche. Dies kann nur
auf der Grundlage neuer Forschungsarbeiten über den Einfluss der Frequenz –
z. B. im Bereich 10–100 Hz – auf die Entladungsprozesse in den relevanten
Isolierungen erfolgen.
Tab. 3.2 Vergleich zwischen ACRL- und ACRF-Testsystemen für die Kabelprüfung vor Ort
Resonanzkreis ACRL (induktiv abgestimmt) ACRF (frequenzabgestimmt)
Frequenz fL = 50 Hz (60 Hz) fF = 20–300 Hz (Kabel)
Maximale Testleistung SLmax = 2πf · CU 2 SFmax = 2,5 SLmax
Gütefaktor QL = 40–60 QF = 80 bis > 120
Lastbereich Cmax/Cmin = Lmax/Lmin ≈ 20 Cmax/Cmin = (fmax/fmin)2 ≈ 225
Zuführleistung PeL = (2πf CU2)qL PeF = PeL · (fF /fL ) · (QL /QF )
Stromversorgung Einphasig oder zweiphasig Dreiphasig
Gewichts-Leistungs-Verhält- 3–8 0,8–1,5
nis (kg/kVA)
Komponenten mit beweg- Abstimmbare Drossel, Keine
lichen Teilen Regler, Transformator
Anzahl der Haupt- Sechs Komponenten: Vier Komponenten: Fest-
komponenten Abstimmbare Drossel, HV- drossel, HV-Teiler/PD-
Teiler/PD-Koppler, Erreger- Koppler, Erregertransformator,
transformator, Schaltschrank, Steuer- und Speiseeinheit
Steuer- und Messschrank
128 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
Spannung:
3.1 Erzeugung von HVAC-Prüfspannungen 129
Prüffrequenzen f durchgeführt werden, in der Regel höher als das Doppelte der
Betriebsfrequenz (f ≥ 2 fm).
Der Transformator unter Prüfung ist keine einfache Last, seine Kennlinie
ändert sich also mit der Frequenz (Abb. 3.33). Die obere Kurve ist die gesamte
Prüfleistungsanforderung St und die untere die aktive Leistungsanforderung Pt.
Die Differenz zwischen den beiden Kurven ist die Blindleistungsanforderung.
Bei niedrigeren Frequenzen ist das Prüfobjekt eine induktive Last, bei höheren
Frequenzen eine kapazitive Last für die Speiseschaltung. Dazwischen liegt die
Frequenz der Selbst-Kompensation, in Abb. 3.33 bei f ≈ 160 Hz. Wenn diese
Frequenz für einen Test ausgewählt wird, wird die extern erforderliche Prüf-
leistung minimal.
Bei der Transformatorprüfung müssen nicht nur die Isolierungen der
Wicklungen bei induzierter Spannung getestet werden, sondern auch die Leerlauf-
und Kurzschlussverluste sollen bei induzierter Spannung der Betriebsfrequenz
gemessen werden. Daher muss das Speisesystem mindestens Testspannungen
von zwei Frequenzen liefern, Betriebsfrequenz fm und Prüffrequenz f ≥ 2 fm. Aus
diesem Grund ist ein Frequenzumrichter für Einphasen- und Dreiphasenbetrieb
das Grundelement des Speisekreises:
Seit sehr langer Zeit werden rotierende Frequenzumrichter, sogenannte Motor-
Generator (M/G)-Sätze, eingesetzt und die meisten Transformatorprüffelder sind
mit solchen Sätzen ausgestattet (Abb. 3.34a). Sie bestehen aus einem Motor mit
variabler Drehzahl (traditionell ein Gleichstrommotor, heutzutage ein thyristor-
gesteuerter Wechselstrommotor), der mechanisch mit einem Synchron-Generator
gekoppelt ist. Die Frequenz ändert sich entsprechend der Drehzahl des Motors,
gleichzeitig kann die Ausgangsspannung eingestellt werden. Bei induzierten
Spannungsprüfungen (normalerweise f > 100 Hz) stellt das Prüfobjekt oft eine
kapazitive Last dar, die gefährliche Überspannungen verursachen kann. Um solche
Selbst-Erregungen („runaways“) zu vermeiden, die die Grenzen des M/G-Satzes
überschreiten, muss eine ausreichende induktive Kompensation angewendet
werden. Die Ausgangsspannung des M/G-Sets wird an die erforderliche Eingangs-
spannung des zu prüfenden Transformators durch einen Anpasstransformator(auch
als Step-up-Transformator bezeichnet) angepasst.
Abb. 3.33 Beispiel für die Prüfwirkleistung (kW) und Prüfblindleistung (kVA)
Frequenz-Last-Kennlinie 10.000
eines Leistungstransformators
unter induzierter
Spannungsprüfung
1.000
100
10
0 50 100 150 200 250 300
Prüffrequenz (Hz)
130 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
Netz
a
t
3-phasige Sinusspannung
3-phasige verzerrte Ströme
Abb. 3.35 Statischer Frequenzumrichter (SFC) für induzierte Spannungsprüfungen (Thiede et al.
2010). a Prinzipschaltbild, b sinusförmige Spannungen und gestörte Ströme
Kompensation 1
Zu prüfender
Messgeräte für Transformator
Konverter Adaptionstransformator HV-Filter Strom und Durchführung
Spannung
3x Leistungs PD-
Spitzenwert- analysator Messgerät
Voltmeter
Kompensation
ETHERNET
PROFIBUS
Bedienergerät Steuerrechner
Abb. 3.36 Vollständige Schaltung für Tests und Messungen bei induzierter Spannung
Ein Frequenz-wandler, wie in Abb. 3.35 dargestellt, kann auch als Stromver-
sorgung für einen Prüftransformator oder eine Transformator-Kaskade verwendet
werden. ACTF-Prüfsysteme würden HVAC Tests mit voreingestellter Frequenz
unabhängig von der Charakteristik des Prüfobjekts (kapazitiv, induktiv oder
resistiv) ermöglichen.
132 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
Abb. 3.37 Komponenten einer Schaltung für induzierte Spannungsprüfungen (mit freundlicher
Genehmigung von Siemens Transformers Dresden). a Motor-Generator (M/G) Satz, b statischer
Frequenzumrichter (SCF), c oberer Teil des Anpasstransformators und Kondensatorbank, d und e
Transformator im Prüfstand und Mittelspannungs (MV) Filter
Tab. 3.3 Vergleich von Motor-Generator-Sets (M/G) und statischen Frequenzumrichtern (SFC)
ohne zusätzliche Kompensationselemente
Merkmale M/G SFC
Allgemeine Eigenschaft Set aus elektrischen Leistungselektronische
Maschinen mit speziellen Module, die kombiniert, ersetzt
Parametern oder hinzugefügt werden
können
Max. verfügbare Wirkleistung 5 8
(MW)
Max. verfügbare induktive 30a 12a
Leistung (MVA)
Max. verfügbare kapazitive Diese Last muss durch 12
Leistung (MVA) zusätzliche Reaktoren ver-
mieden werden
Frequenzwerte oder Bereich Normalerweise nur zwei feste Kontinuierlich einstellbar, z. B.
Frequenzen, z. B. 50 und 40–200 Hz
150 Hz
Anwendung von Leistungs- Zur Steuerung des Antriebs- Für den gesamten Umrichter
elektronik motors
PD-Störsignalunterdrückung Ja Ja
erforderlich
PD- Grundstörpegel <30 pC wird normalerweise <10 pC können erreicht
erreicht werden
Optimale Schaltkreis-Ober- Standardwert <5 % erfüllt Standardwert <5 % erfüllt
schwingungen (THD)
Dynamisches Verhalten Begrenzt, da durch rotierende Ausgezeichnet, da durch
Maschinen bestimmt schnelle Reaktion der
Leistungselektronik bestimmt
Selbsterregung Kann auftreten, um dies Kann nicht auftreten
zu vermeiden, ist eine
Anpassung der Reaktoren
bei niedrigerer Spannung
erforderlich
Gewicht und Größe Groß und schwer, M/G-Set Relativ leicht und kompakt
benötigt Fundamente
Grundsätzliches Design, Auf- Konventionelle Struktur, Modulares Design, Leistungs-
rüstung, Reparatur Leistungserhöhung ist nicht erhöhung oder Reparatur durch
möglich zusätzliche oder Austausch von
Modulen
Anwendung Traditionell für stationäre Anwendung sowohl für Werks-
Anwendung bei Werks- als auch für Vor-Ort-Prüfungen
prüfungen
aDer Bereich der induktiven Leistung kann durch eine Kondensatorbank erweitert werden
134 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
3.2.1 Anforderungen an AC-Prüfspannungen
Wenn die Scheitelnwerte bei den beiden Polaritäten unterschiedlich sind, wird der
Durchschnittswert beider als Spitzenwert angewendet. Für einige spezielle Test-
anwendungen, z. B. wenn Erwärmungsprozesse die Entwicklung des Durchbruchs
beeinflussen, könnte der Effektivwert angewendet werden:
ˆT
1
Vrms = V (t)2 dt, (3.21)
T
0
Spannung V
Vrms +Vpeak
Zeit t
T
-Vpeak
t1
Abb. 3.38 Parameter von AC-Prüfspannungen
3.2 Anforderungen an AC-Prüfspannungen und Auswahl … 135
wo T die Dauer einer Periode ist. Die beiden Halbwellen sollten innerhalb von 2 %
symmetrisch sein
V
peak+ − Vpeak−
|�V | = < 0,02 (3.22)
Vpeak+
Für die Abweichung der Prüfspannungsform definiert die IEC 60060-1: 2010 den
Spitzenfaktor als das Verhältnis zwischen dem Scheitel- und dem Effektivwert, das
innerhalb von ±5 % gleich √2 sein sollte, das bedeutet
Vpeak
1,344 ≤ ≤ 1,485.
Vrms
Diese Definition bezieht sich nur auf den Scheitelwert der Spannung, sie berück-
sichtigt nicht die Wellenform der Prüfspannung als Ganzes. Dies mag ausreichend
sein, um Durchschlag- oder Stehspannungsprüfungen zu machen, aber PD-
Messungen werden auch von anderen weiteren Zeitpunkten der Prüfspannung
beeinflusst. Für solche Anwendungen berücksichtigt die Totale harmonische Ver-
zerrung (THD) die Scheitelwerte Vnpeak der überlagerten Oberschwingungen auf
der Grundfrequenz (Scheitelwert V1peak):
m
1
THD = V2 n peak . (3.23)
V1peak n=2
Das IEC Technical Committee 42 hatte diskutiert, eine akzeptable Grenze von
5 % für den THD einzuführen, entschied sich jedoch bei der letzten Überarbeitung
der IEC 60060-1 im Jahr 2010 nicht für dessen verbindliche Einführung. Ein
Grund für diese Entscheidung ist, dass Scheitelfaktor und THD nicht proportional
zueinander sind. Tab. 3.4 (Engelmann 2007) zeigt ein Beispiel: Die Spannung
eines Kaskadentransformators mit einer Nennspannung Vm = 1200 kV wurde
bei sehr niedrigen Ausgangsspannungen bewertet und mit einer 5 %igen Grenze
der Abweichung des Scheitelfaktors bzw. der THD verglichen. Während die Aus-
gangsspannung von 2,8 % in Bezug auf Vm starke Harmonische zeigt und sowohl
Scheitelfaktor als auch THD zu hoch sind, um als AC-Prüfspannung akzeptiert zu
werden. Eine geringe Spannungserhöhung um 3 % führt zu einer Verbesserung der
136 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
Tab. 3.4 Abweichungen von der sinusförmigen Wellenform (Messung an einem 1200 kV
Kaskadentransformator von Engelmann 2008)
Spannungsform
Ausgangsspannung
Vpeak/VT ·100 %
Parameter
Wellenform und Akzeptanz durch den Scheitelfaktor, jedoch nicht durch die THD.
Die Ausgangsspannung von 24,1 % zeigt eine bessere Sinuswelle und Akzeptanz
durch beide Kriterien.
Hinweis Der Gehalt an Harmonischen hängt von allen Elementen des HVAC-
Prüfschaltkreises ab und somit auch von der Position des Reglers. Einige Harmonische,
die von der Stromversorgung stammen, können durch Resonanzen bestimmter Teile des
Prüfkreises verstärkt werden. Bei sehr niedrigen Positionen des Reglers ist ein hoher
Gehalt an Harmonischen typisch. Daher wird ein Scheitelfaktor (oder eine THD) inner-
halb der erwähnten Grenzen von 5 % normalerweise nur für Ausgangsspannungen Vt
> 10 % der Nennspannung eines HVAC-Prüfsystems angegeben. Wenn das HVAC-
Prüfsystem bei niedrigeren Prüfspannungen angewendet werden soll, muss die Wellen-
form überprüft werden. Normalerweise ist es ausreichend, in Gl. 3.23 die Harmonischen
der Zahlen n = 3, 5, 7 und 9 zu berücksichtigen.
Die Auswahl von Prüfsystemen hängt stark von ihrer Verwendung ab. HVAC-
Prüfsysteme für Mehrzweckanwendungen dienen der HV-Forschung, der Aus-
bildung in HV-Technik, der Kalibrierung von Messsystemen oder der HV-Prüfung
von Modellisolierungen. Während z. B. die HVAC-Prüfsysteme für die Routine-
prüfung einer bestimmten Produktgruppe nach den Prüfparametern ausgewählt
werden, erfordern Systeme für Mehrzweckanwendungen detaillierte Analysen
der späteren Anwendung. Normalerweise werden sie für Trockentests an Luft-
isolierungen, Tests an Modellisolierungen von gasförmigen, flüssigen oder festen
Dielektrika eingesetzt. Die Objekte müssen bis zu einigen hundert Kilovolt, in
seltenen Fällen bis zu 1000 kV belastet werden. Oft ist ein Prüfstrom unter 0,5 A
ausreichend, aber eine sehr empfindliche PD-Messung ist heute obligatorisch.
Unter den genannten Bedingungen sind HV-Prüftransformatoren (oder Trans-
formator-Kaskaden) mit einer Nennspannung Vm= 30–1000 kV und einem
Nennstrom Im = 0,2–0,5 A (in seltenen Fällen bis zu Im = 1 A) die idealen HV-
Generatoren für Mehrzweck-Prüfsysteme. Insbesondere sind zylindrische Prüf-
transformatoren gut geeignet. Ihr Betriebszyklus sollte einige Stunden betragen,
nur für Langzeittests ist ein Dauerbetrieb erforderlich. Das Steuerungssystem
sollte sowohl manuelle als auch computergestützte Prüfungen ermöglichen.
Der HV-Kreis sollte durch ein Spannungsmesssystem auf Basis eines
kapazitiven Spannungsteilers mit einem Scheitelwertvoltmeter oder – noch besser –
mit einem Transientenrekorder (IEC 61083-3 und -4, Entwurf 2011) für die
Messung aller oben genannten Parameter (Abschn. 3.2.1) vervollständigt werden.
Darüber hinaus sollte ein PD-Messsystem, oft auch Messsysteme für dielektrische
Parameter, verfügbar sein.
Für Nennspannungen bis 200 kV und niedrige Ströme können modulare HV-
Prüfsysteme empfohlen werden, für Spannungen bis 500 kV einzelne zylindrische
Transformatoren und für höhere Spannungen Kaskadentransformatoren
(Abb. 3.39).
138 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
Die kapazitive Last eines HVAC-Prüfsystem kann einen sehr weiten Bereich
abdecken, von wenigen 100 pF für den Spannungsteiler und Leerlauf-
bedingungen bis zu einigen 10 μF für Seekabel oder Kondensatoren. Die Grenze
der Anwendung zwischen Mehrzweck-Prüfsystemen auf Basis von Prüftrans-
formatoren und Resonanzprüfsystemen ist nicht scharf, sollte aber durch den
verfügbaren Strom gekennzeichnet sein. Mit der Beziehung zwischen Gesamtlast-
kapazität C, Prüfspannung Vt und Prüfstrom It
It = ωC · Vt ≤ 1 A (3.24)
eines Mehrzweck-HVAC-Prüfsystems erhält man eine Grenzkurve für die prüfbare
Kapazität
It
C= . (3.25)
ωVt
Abb. 3.40 zeigt diese Beziehung. Für Gesamtlastkapazitäten C oberhalb der Kurve
von 1 A (abhängig von der Situation möglicherweise 0,5 A) ist die Anwendung
von HVAC-Resonanzprüfsystemen besser geeignet als die eines transformator-
3.2 Anforderungen an AC-Prüfspannungen und Auswahl … 139
nF
10
It 0.5 A
Abb. 3.40 Prüfbare kapazitive Last abhängig von Prüfspannung und Nennstrom des HVAC-
Prüfsystems (untere Grenze für die Anwendung von Resonanzprüfsystemen)
Koppelkondensator
Sperrwiderstand
GIS-Testbus
Transformator oder Drossel
Testobjekt
Drosselkaskade Spannungsteiler
ist ein beeindruckendes Beispiel für die Kontrolle der Feldstärke entlang der
isolierenden Oberfläche des Endabschlusses (Pietsch et al. 2003; Saya et al. 2016):
Während das elektrische Feld innerhalb des Kabels schwach inhomogen ist,
ist das Feld der Kabelenden durch eine lokal hohe Feldstärke gekennzeichnet,
die eine stark inhomogene Feldstärkeverteilung entlang der Oberfläche des
Abschlusses verursacht (Abb. 3.43a). Die Feldstärkeverteilung wird verbessert,
wenn das isolierte Kabelende von deionisiertem Wasser mit kontrollierter Leit-
fähigkeit umgeben ist. Im äquivalenten Schaltbild (Abb. 3.43b) wird das Wasser
durch die Kette von Widerständen dargestellt. Je höher die Wasserleitfähigkeit
σ, desto besser ist die Steuerung des elektrischen Feldes. Aber mit zunehmender
Leitfähigkeit steigen auch die Verluste und das Wasser wird erhitzt. Um eine
Überhitzung zu vermeiden, muss das Wasser gekühlt und seine Leitfähigkeit den
Prüfbedingungen entsprechend durch eine Wasseraufbereitungseinheit angepasst
werden (Abb. 3.44a). Es gibt zwei Grenzen für die Leitfähigkeit. Die untere
wird durch eine Mindestleitfähigkeit verursacht, die für die Verbesserung des
elektrischen Feldes erforderlich ist. Die obere wird durch die verfügbare Leistung
des HVAC-Prüfsystems verursacht, um die Verluste durch die Erwärmung des
Wassers sowie die Leistung, die für die Kühlung in der Wasseraufbereitungsein-
heit erforderlich ist, zu kompensieren. Sie bestimmt die obere Grenze der Leit-
fähigkeit. Der Steueralgorithmus für die Leitfähigkeit ergibt sich aus den beiden
entgegengesetzten Effekten der Leitfähigkeit, die in Abb. 3.45 dargestellt sind.
Während eines Kabeltests soll die Leitfähigkeit im zulässigen Bereich gehalten
werden (Pietsch et al. 2003).
kapazitive Spannungsverteilung
Widerstände stellen das Wasser der Endabschlüsse dar
Abb. 3.43 Kabelende für die Prüfung vorbereitet (schematisch) a elektrisches Feld, b äqui-
valentes Schaltbild
142 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
Sperrwiderstand HV-Drossel
Wasserendverschluss Wasseraufbereitungsanlage
Akzeptabler Bereich
der Leitfähigkeit
Prüfspannung
Eine resistive oder aktive Last eines HVAC-Prüfsystems erfordert eine aktive
Prüfleistung, die nur von einem Prüftransformator geliefert werden kann. In
diesem Sinne ist auch der oben erwähnte sogenannte Parallelresonanzkreis ein
144
Tab. 3.5 Prüfspannungen für extrudierte Kabel 220–500 kV (IEC 62067: 2001)
Nennspannung, Höchst- Leiter-Erde- AC- AC PD-Prüf- AC-Wärme- LI-Spannungs- AC- SI-
Vr (kV) spannung Spannung, V0 Stehspannungssprüfung spannung, zyklus- prüfung (kV) Spannung Spannungs-
für Geräte, (kV) Prüfung, nach LI prüfung (kV)
Spannung, Vt Dauer, Tt
Vm (kV) 1,5 V0 (kV) 2 V0 (kV) 2 V0 (kV)
(kV) (min)
220–230 245 127 318 30 190 254 1050 254 –
3
50 A
15
30 A
10
10 A
(c)
Abb. 3.47 ACRF-Testsystem für Seekabel (mit freundlicher Genehmigung von ABB Karls-
krona). a Drehender Kabeltisch, b ACRF-Testsystem aus fünf Reaktoren, c Verlegeschiff mit
Kabel an Bord
146 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
erhöhen verringern
innerhalb von jeweils 10 Perioden
Testbehälter
Phasenlage/el. Grad
148 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
Prüfspannung
aktuell
Spannungs
abfall
ausreichend
nicht ausreichend
spezifische Kriechstrecke
1 − ω2 LC
X= ,
ωC
Bei künstlichen Regen- (oder Nass-) Prüfungen (siehe Abschn. 2.1.3) können
Streamer- und sogar Leaderentladungen mit bemerkenswerten Stromimpulsen
auftreten. Die Scheitelströme erreichen nicht die Größenordnung der Leckstrom-
impulse von Verschmutzungstests, aber Mehrzweck-Testsysteme können nicht
garantieren, dass der damit verbundene Spannungsabfall innerhalb akzeptabler
Grenzen (<10 %) bleibt und die Entladungsprozesse nicht beeinflusst. Daher
werden leistungsfähigere HVAC-Testsysteme für Regenprüfungen eingesetzt.
Normalerweise ist ein HVAC-Prüfsystem auf Basis eines Transformators (ACT)
mit einem Nennstrom von Im = 1 A und einem Kurzschlussstrom Isc > 10 A
(Kurzschlussimpedanz vk < 15 %) ausreichend. Zusätzlich wird ein Kondensator
von etwa Cp ≈ 1 bis 3 nF parallel zum Prüfobjekt empfohlen (z. B. zugehöriger
Spannungsteiler).
Wenn Serienresonanz-Testsysteme für Regenprüfungen eingesetzt werden
sollen, muss ein Parallelkondensator mit einer noch höheren Kapazität als oben
erwähnt verwendet werden. In jedem Fall sollte die Spannung mit einem digitalen
Recorder aufgezeichnet werden, um sicherzustellen, dass ein Spannungsabfall
10 % nicht überschreitet. Die Überwachung der Spannung scheint auch bei Regen-
prüfungen hilfreich zu sein, und man kann hoffen, dass für diese Prüfungen eine
zukünftigen Norm eine physikalisch begründete obere Grenze des Spannungs-
abfalls vereinbart wird.
Zeit
einschalten ausschalten
PD-Messung PD-Messung
Anhebungsspannung*
Abb. 3.53 Testzyklen eines induzierten Spannungstests ohne (blau) und mit PD-Messung (rot)
an Leistungstransformatoren (Entwurf IEC 60076-3: 2011)
154 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
erhöhung reduziert und eine PD-Messung wie zuvor durchgeführt. Die PD-
Einsetz- und Aussetzspannungspegel sollen ermittelt werden. Der IVPD-Test
ist bestanden, wenn während des gesamten Zyklus kein Durchschlag auftritt,
wenn innerhalb der 60-minütigen Prüfung keiner der aufgezeichneten PD-Werte
250 pC überschreitet, der PD-Pegel um nicht mehr als 50 pC ansteigt oder keinen
steigenden Trend zeigt und wenn auf der nächstniedrigeren Spannungsstufe nicht
mehr als 100 pC gemessen werden. Die angegebenen PD-Werte können gemäß
vereinbarten Abnahmebedingungen geändert werden. Weitere Einzelheiten finden
Sie in der IEC 60076-3.
Die allgemeine statistische Grundlage dieses Abschn. 3.3 wurde in Abschn. 2.4
beschrieben, und weitere Einzelheiten sind bei Hauschild und Mosch (1992) zu
finden, siehe auch Yakov (1991), Carrara und Hauschild (1990) und Anhang A der
IEC 60060-1 (2010). Im Folgenden werden Verfahren betrachtet, die für Tests mit
hohen Wechselspannungen relevant sind.
HVAC-Test Verfahren: Das übliche Testverfahren bei einem HVAC-Test ist ein
progressiver Belastungstest (Abb. 2.26; Abschn. 2.4.2). Die Spannung beginnt
3.3 Verfahren und Bewertung von HVAC-Tests 155
Überprüfung der Unabhängigkeit: Wenn der Test mit den vorausgewählten Para-
metern durchgeführt wurde und n zufällige Durchbruchspannungen verfügbar
sind, muss ihre statistische Unabhängigkeit überprüft werden. Mit Hilfe einer ein-
fachen grafischen Methode werden die Durchbruchspannungen (Vb1 bis Vbn) in der
156 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
Einsetzfeldstärke
80
70
60
50
40
30
20
10 Durchschlagwert
Meßpunkte
5 Wert ohne Durchschlag
Abbruchwerte
Treppenfunktion
2 Treppenkurve
Verteilungsfunktion
1 Verteilungsfunktion
Vertrauensbereich Verteilungsfunktion
0,5 Vertrauensbereiche Verteilung
Konfidenzintervall der Quantile
Vertrauensbereiche Quantile
0,2
100 105 110 115 kV 120
Durchbruchspannung
158 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
3.4 HVAC-Prüfspannungsmessung
L12 R12
RT LT
CT
V20 V2T IR IL IC
V12R
V12L
IR
IC
IL
H und R12 = 40 kΩ angenommen werden. Darüber hinaus soll jede Art von Prüfobjekt,
das an den Transformator angeschlossen ist, von einen gleichen Scheitelstrom durch-
flossen werden, der IR = IL = IC = 50 mA betrage. Die Scheitelwerte der Spannung, die
an den Klemmen des Prüfobjekts auftreten, sind in Tab. 3.8 aufgeführt. Dies zeigt, dass
bei konstanter Primärspannung die Ausgangsspannung des Prüftransformators V2T und
somit die am Prüfobjekt angelegte Spannung sowohl bei resistiver als auch bei induktiver
Belastung abnimmt und bei kapazitiver Belastung zunimmt.
Tab. 3.8 Änderung der Sekundärspannung bei unterschiedlicher Last unter konstanter Quell-
spannung V20 = 100 kV
Last (Bild 3.8) Resistiv (a) Induktiv (b) Kapazitiv (c)
Prüfobjekt (Beispiele) Verschmutzter Spannungswandler Starkstromkabel
Isolator (Länge 10 m)
Wert des Schaltungs- RT = 2 MΩ LT = 5350 H CT = 1,6 nF
elements
Erzeugte Prüfspannung V2T ≈ 97 kV V2T ≈ 84 kV V2T = 110 kV
Relative Abweichung −3 −16 +10
(%)
162 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
die Hochspannung auf ein angemessenes niedriges Niveau reduzieren, das bequem
mit klassischen Anzeigeinstrumenten messbar ist, was in den 1930er Jahren die
übliche Praxis war (Raske 1937).
Im Allgemeinen bestehen Systeme zur indirekten Messung hoher Spannungen
aus den folgenden Komponenten (Abb. 3.59):
• Messumformer (Spannungsteiler und Spannungswandler),
• Übertragungssystem (koaxiales Messkabel oder Lichtwellenleiter),
• Messgerät (Scheitelspannungsmesser oder Digitalrecorder).
3.4.1 Spannungsteiler
C1
Messgerät
Übertragungssystem
V1
C2
V2
3.4 HVAC-Prüfspannungsmessung 163
sie für Nennspannungen über 100 kV ausgelegt sind. Dies ist auf die unvermeid-
lichen Erdkapazitäten zurückzuführen, die das Teilerverhältnis beeinflussen, wie
in Abschn. 7.4 detaillierter behandelt wird. Ohne näher ins Detail zu gehen, kann
festgestellt werden, dass kapazitive Teiler die bequemste Lösung zur Messung
hoher Wechselspannungen bieten. Da einzelne HV-Kondensatoren nicht mit
angemessenem Aufwand für Nennspannungen über 300 kV ausgelegt werden
können, besteht die HV-Teilersäule aus in Reihe geschalteten Hochspannungs-
kondensatoren, siehe Abb. 3.60.
Die an den in Abb. 3.59 dargestellten kapazitiven Teiler angelegte Hoch-
spannung V1 kann aus der gemessenen Niederspannung V2 wie folgt abgeleitet
werden:
V1 = V2 · (1 + C2 /C1 ) ≈ V2 · C2 /C1 . (3.31)
Diese einfache Beziehung ist jedoch in der Praxis nicht anwendbar aufgrund der
Auswirkungen der unvermeidlichen Streukapazitäten zwischen Teilersäule und
Erde.
Beispiel Betrachten Sie Abb. 3.61, in der die HV-Teilersäule aus zwei HV-Kondensatoren
besteht, die als C11 und C12 bezeichnet sind. Für eine einfache Abschätzung soll
angenommen werden, dass jeder HV-Kondensator von einem metallischen Zylinder der
Länge l und des Durchmessers d abgeschirmt ist, wobei jeder Schirm mit dem unteren
Anschluss des Kondensators verbunden ist. Unter dieser Bedingung wird die Strom- und
damit die Spannungsverteilung nur durch die Erdkapazität Ce des oberen metallischen
Zylinders beeinflusst, der den Kondensator C11 in einer Höhe von h = 1,2 m über dem
Boden abschirmt. Mit Hilfe der sogenannten Antennenformel kann die Erdkapazität der
2πεl
Ce = ,
(3.32)
2l 4h+l
ln d 4h+3l
mit ε = 8,86 pF/m die dielektrische Permittivität der Umgebungsluft. Für eine
quantitative Schätzung sollen die folgenden praktischen Werte eingeführt werden: C11 =
C12 = 200 pF, d = 0,2 m, l = 1 m, h = 1,2 m. Setzt man diese Werte in Gl. (3.32) ein,
ergibt sich die Erdkapazität des oberen HV-Kondensators als Ce ≈ 26 pF, das sind etwa
13 % von C11. Wird eine Wechselspannung von V12 = 100 kV und der Frequenz f =
50 Hz angelegt, ergibt sich der folgende kapazitive Strom I12 durch C12 und somit auch
durch C2:
beträgt, ergibt sich der folgende Gesamtstrom durch den oberen HV-Kondensator
C12:
l = 1,0m
C 12
h = 1,2m V 12 = 100 kV
Ce
C2
I2 Ie
3.4 HVAC-Prüfspannungsmessung 165
I11
V11 = = 113 kV.
2 · π · f · C11
Somit beträgt die Gesamtspannung, die über beide in Reihe geschalteten Hochspannungs-
kondensatoren abfällt:
Offensichtlich ist dies 6,5 % größer als der theoretische Wert, der
2 · 100kV = 200kV beträgt.
Mit anderen Worten: Die unvermeidliche Erdkapazität der Teilersäule führt zu
einer fiktiven Reduzierung der Kapazität der HV-Teilersäule. Dies wird bei einer
größeren Anzahl n in Reihe geschaltete Kondensatoren und insbesondere bei einer
geringeren Kapazität jeder Einheit noch deutlicher. Um die Potenzialverteilung
entlang der gesamten HV-Teilersäule abzuschätzen, wird häufig das vereinfachte
Ersatzschaltbild gemäß Abb. 3.62 verwendet (Raske 1937; Hagenguth 1937;
Elsner 1939).
Auf dieser Grundlage kann die effektive Kapazität C1 der HV-Teilersäule, die
aus n in Reihe geschalteten Kondensatoren mit jeweils der Kapazität C1n besteht,
in etwa wie folgt abgeschätzt werden:
C1n n · Ce
C1 ≈ − . (3.33)
n 6
C 11
Ie1 Ie2 Ie3 Ie4 Ie5
C2 C e1 C e2 C e3
I2 C e4 C e5
166 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
Beispiel Betrachten Sie einen 2-MV-Teiler, der aus n = 10 in Reihe geschalteten HV-
Kondensatoren besteht, von denen jeder eine Nennkapazität von C1n = 2000 pF hat. Die
Länge und der Durchmesser jeder Einheit sollen als l = 1 m und d = 0,2 m angenommen
werden. Setzt man diese Werte in die Gl. (3.34) und (3.35) ein, erhält man Ce ≈ 40 pF
und C1 ≈ 160 pF. Das bedeutet, dass die virtuelle Kapazität der HV-Teilersäule etwa 20 %
niedriger ist als die theoretische, die durch Cu/n = 2000 pF/10 = 200 pF gegeben ist.
HV-Abschirmelektrode
C/tan Messelektrode
(C 1)
Spannungsmesselektrode
(C 2)
Schutzringelektroden
C1
C2
C 1n
HV-Teilerarm
Signalanschlussleitung
V1
LV-Teilerarm
AC-Signal Digital-
generator Oszilloskop
C 11
Impedanzwandler
V2 C 2r C2
Abb. 3.65 Aufbau zur Messung der effektiven HV-Kapazität C1 eines Spannungsteilers
3.4 HVAC-Prüfspannungsmessung 169
C2 200 nF
C1 = V1
= 500 = 172 pF.
V2
−1 0,438
−1
Offensichtlich liegt dieser Wert 14 % unter dem theoretischen Wert, der durch C1t =
1000 pF/5 = 200 pF gegeben ist. Ersetzt man den Referenzkondensator C2r = 200 nF
wieder durch den ursprünglichen Kondensator C2 = 877 nF, erhält man das folgende
„wahre“ Teilerverhältnis:
Vernachlässigt man jedoch die Erdkapazität, würde man das folgende (falsche) Teilerver-
hältnis erhalten:
In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass die Kapazität C1, die den HV-
Arm repräsentiert, stark von dem Abstand zwischen der HV-Teilersäule und den
umgebenden Wänden sowie anderen leitenden Strukturen in der Nähe beeinflusst
wird. Daher sollte die geometrische Konfiguration nicht geändert werden, nach-
dem die tatsächliche Kapazität C1 der HV-Teilersäule ermittelt wurde. Darüber
170 3 Prüfungen mit hohen Wechselspannungen
hinaus ist zu berücksichtigen, dass C1 auch von der Temperatur des dielektrischen
Materials, das für HV-Kondensatoren verwendet wird, wie ölgetränktes Papier,
beeinflusst werden kann. Aufgrund der unvermeidlichen dielektrischen Ver-
luste steigt die Temperatur bei längerer Prüfzeit und höherem Prüfniveau an,
was zu einer Erhöhung der erweiterten Messunsicherheit führt. Daher kann eine
Messunsicherheit von unter 3 %, wie in den einschlägigen IEC-Publikationen
angegeben, kaum erreicht werden, insbesondere wenn die HV-Teilersäule aus in
Reihe geschalteten HV-Kondensatoren, isoliert mit ölgetränkten Papier, besteht.
3.4.2 Messinstrumente
IN
10 M 10 nF 10 M 100 nF
1M
Zurücksetzen
Abb. 3.66 Vereinfachte Schaltung zur Messung von AC-Scheitelwerten, bei der die inhärente
Durchlassspannung der Gleichrichterdioden durch Operationsverstärker (OP) kompensiert wird
Eingabe
Display &
manuelle
Teile
Spannungs Mikro
teiler programmierbarer A/D- D/A-
computer Ausgabe
Vorverstärker Wandler Wandler
1
Mikro
RS 232 RS 485
computer
(V 24) PROFIBUS
2
Abb. 3.67 Blockdiagramm und Foto eines kommerziell erhältlichen digitalen Scheitel-
spannungsmessgerätes
Prüfspannungsfrequenz f1min gleich oder größer als 100 sein sollte. Diese
Bedingung ergibt
100
Ri ≥ . (3.37)
C2 · f1min
2002), ist ein Frequenzbereich deutlich größer als 50/60 Hz ebenfalls von Interesse.
Daher soll die normalisierte Amplitude Am/A0, die den Skalenfaktor darstellt, inner-
halb von 1 % zwischen der niedrigsten Nennfrequenz f1n und der höchsten Nenn-
frequenz f2n konstant sein. Ein Beispiel dafür ist in Abb. 3.68 dargestellt, das
sich auf fn1 = 20 Hz und fn2 = 300 Hz bezieht. Für diesen speziellen Fall soll die
normalisierte Amplitudengrenze innerhalb der in Abb. 3.68 gezeichneten roten und
blauen Linien liegen. Um eine akzeptable Messunsicherheit auch bei harmonischen
Verzerrungen der Prüfspannung im höheren Frequenzbereich zu gewährleisten,
sollte die Amplituden-Frequenz-Antwort für einen Nennfrequenzbereich zwischen
fn2 ≤ f ≤ 7fn2 ermittelt werden, wie durch den schattierten Bereich in Abb. 3.68
angezeigt. Dies ist auch von Bedeutung für die Messung von zusammengesetzten
Prüfspannungen, d. h. wenn transiente Spannungen auf die HVAC-Prüfspannung
überlagert werden, wie in Kap. 8 behandelt.
In diesem Zusammenhang scheint es wichtig zu erwähnen, dass Typprüfungen
und Stückprüfungen der Hauptkomponenten von Messsystemen, wie dem
Spannungsteiler und dem Messgerät sowie dem Übertragungssystem, wenn es sich
nicht um das BNC-Messkabel handelt (zum Beispiel Glasfaser-Verbindung), vom
Hersteller durchgeführt werden müssen, siehe Tab. 3.9, während Systemprüfungen
(siehe Abschn. 2.3.3) zur Qualifikation von kompletten HVAC-Messsystemen
unter der Verantwortung des Benutzers durchgeführt werden müssen, siehe
Tab. 3.10.
+ 0,15 A0
1,1
Amplitudenverhältnis Am / A0
0,9
- 0,15 A0
0,8
10 f1 = 20 Hz 100 f2 = 300 Hz 1000 f3 = 2100 Hz 10000
Messfrequenz f [Hz]
Tab. 3.9 Übersicht über die in IEC 60060-2:2010 empfohlenen Prüfungen für zugelassene
HVAC-Messsysteme, die vom Hersteller für jede Komponente durchgeführt werden sollen
Typ-Prüfung Stückprüfungt
Linearität X
Dynamisches Verhalten X
Kurzzeitstabilität X
Langzeitstabilität X
Einfluss der Umgebungstemperatur X
Näherungseffekt X
(falls zutreffend)
Software-Effekt X
(falls zutreffend)
Trockenfestigkeitsprüfung am Umwandlungsgerät X X
(falls zutreffend)
Nass- oder verschmutzte Festigkeitsprüfung am X
Umwandlungsgerät (falls zutreffend)
Skalenfaktor des Umwandlungsgeräts X X
Skalenfaktor des Übertragungssystems, ausgenommen X X
Kabel
Skalenfaktor des Messgeräts X X
Wiederholungsrate (empfohlen)
Tab. 3.10 Übersicht über die in IEC 60060-2 empfohlenen Systemprüfungen und Systemüber-
prüfungen für zugelassene HVAC-Messsysteme, die vom Benutzer durchgeführt werden sollen
Systemprüfung Systemüberprüfung
Skalenfaktor-Kalibrierung X
Skalenfaktor-Prüfung X
Linearität X
(falls zutreffend)
Dynamisches Verhalten X
Langzeitstabilität X
(falls zutreffend)
Näherungseffekt X
(falls zutreffend)
Wiederholungsrate Jährlich, mindestens alle fünf Je nach Stabilität, mindestens
(empfohlen) Jahre jährlich
4.1 Grundlagen
4.1.1 PD-Vorkommen
Abb. 4.1 Fotos von Entladungskanälen. a Streamer-Entladung in der Luft (Lemke 1967). b
Leader-Entladung in Öl (Hauschild 1970). c Elektrische Bäume in PMMA (Pilling 1976)
180 4 Teilentladungsmessung
RELATIVER
STROM
ZEIT (ns)
(a)
Oszilloskop
Kalibrator
XLPE-Kabel
im Test
12 m 4m
(b) (c)
Abb. 4.3 Einfluss der Messfrequenz auf die Dämpfung eines PD-Impulses, der sich ent-
lang eines XLPE-Energiekabels von 16 m Länge ausbreitet. a Experimentelle Einrichtung.
b Oszilloskop-Aufzeichnung bei einer Systembandbreite von 200 MHz. c Oszilloskop-Auf-
zeichnung bei einer Systembandbreite von 20 MHz
4.1 Grundlagen 181
als 4 m gewählt. Der erste (direkte) Impuls legte also 4 m zurück, während der
zweite Impuls, der am entfernten Kabelende reflektiert wurde, insgesamt (16 −
4) m + 16 m = 28 m zurücklegte. Betrachtet man Abb. 4.3b, in der die Band-
breite des Oszilloskops auf 200 MHz eingestellt wurde, ist der Spitzenwert des
zweiten (reflektierten) Impulses deutlich niedriger als der Spitzenwert des ersten
(direkten) Impulses. Reduziert man jedoch die Bandbreite auf 20 MHz, erscheint
der Spitzenwert des ersten Impulses ebenfalls deutlich reduziert, während der
Spitzenwert des zweiten Impulses nur geringfügig beeinflusst wird. Mit anderen
Worten: Die Spitzenwerte beider Impulse werden unveränderlich, wenn die Mess-
frequenz so niedrig wie möglich gewählt wird, was im Prinzip durch ein Tief-
passfilter und damit durch eine sogenannte Quasi-Integration erreicht wird. Unter
dieser Bedingung werden die Spitzenwerte proportional zum Zeitintegral der auf-
gezeichneten Impulse, was als Grundlage für die Messung der PD-Größe „schein-
bare Ladung“ (Kind 1963; Schon 1986; Zaengl und Osvath 1986) angesehen
werden kann. Basierend auf diesem Ansatz wird in der IEC 60270:2000 sowie in
der zugehörigen Änderung/Ergänzung, die 2015 veröffentlicht wurde, empfohlen,
dass die obere Grenzfrequenz des gesamten Messsystems unter 1 MHz gewählt
werden sollte, um die gewünschte Quasi-Integration des erfassten PD-Signals zu
erreichen.
4.1.2 PD-Größen
Wie oben erwähnt, werden zur Beurteilung der PD- Gefährdung von HV-
Geräten im Betrieb häufig chemische, optische, akustische und elektrische PD-
Größen gemessen. Im Folgenden werden jedoch nur PD-Größen berücksichtigt,
die im Rahmen elektrischer PD-Messungen gewonnen werden, und in der IEC
60270:2000 definiert sind, sowie in der Änderung / Ergänzung zu dieser Norm, die
2015 veröffentlicht wurde.
1. Scheinbare Ladung
Die scheinbare Ladung kann als die wichtigste PD-Größe angesehen werden. Sie
ist in der einschlägigen IEC 60270:2000 definiert als
die Ladung, wenn sie innerhalb einer sehr kurzen Zeit zwischen den Anschlüssen des
Prüfobjekts in einem spezifizierten Prüfkreis eingespeist wird, die gleiche Anzeige
des PD-Messinstrumentes verursacht wie der an den Klemmen des Prüfobjectes aus-
gekoppelte PD-Impuls. Die scheinbare Ladung wird normalerweise in pico-Coulomb (pC)
ausgedrückt.
Für weitere Informationen diesbezüglich siehe die Abschn. 4.3 und 4.4.
182 4 Teilentladungsmessung
3. Phasen-Winkel
Die Bestimmung des Phasenwinkels Φi gemäß IEC 60270:2000 basiert auf der
folgenden Gleichung:
ti
i = · 3600 , (4.1)
Tc
mit ∆ti der Zeitspanne, die zwischen dem negativ-positiven Übergang der
angelegten Wechselspannung und dem Zeitpunkt, zu dem der PD-Impuls gezündet
wird, vergeht, und Tc die Periodendauer der angelegten Wechselspannung.
Bei der Durchführung praktischer PD-Tests ist der tatsächliche Phasenwinkel
jedes einzelnen PD-Impulses in der Regel von geringem Interesse, während die
qualitative Verteilung der PD- Impulsfolgen in Bezug auf den Phasenwinkel
der angelegten Wechselspannung oft hilfreich ist, um isolationsschädigende
4.1 Grundlagen 183
(a)
24 kV
18 kV 18 kV
12 kV 12 kV
(b)
auf
unten
Vi = Ve = 3,2 kVrms
(c)
n
te
un
auf
unten
ow n
Vpeak = 25 dkV
Abb. 4.5 Auswirkung des Grundstörpegels auf die Bestimmung der Einsetz- und Aussetz-
spannung (Erläuterung im Text)
(a) (b)
320 pC
Abb. 4.6 Scheinbare Ladungsimpulse (rosa Spuren) von Trichel-Entladungen, die in einer
Nadel-Platten-Anordnung bei einem Elektrodenabstand von 3.5 mm unter Wechselspannung
(grüne Spur) auftreten, angezeigt auf einer Zeitbasis von 4 ms/div (a) und 0,4 ms/div (b)
ursprünglich gewählte Zeitskala von 4 ms/div (Abb. 4.6a) auf 0,4 ms/div
(Abb. 4.6b) eingestellt wurde. Wie man sehen kann, sind die Trichel-Impulse
zufällig um den negativen Scheitelbereich der angelegten Wechselspannung ver-
teilt, d. h. der Phasenwinkel streut um 270°.
Als weiteres Beispiel betrachten Sie die in Abb. 4.7 gezeigten Oszilloskop-
Aufzeichnungen, die sich auf Oberflächen- und Hohlraumentladungen beziehen.
Hier sind die PD-Impulse zufällig um den Nulldurchgang der Wechselspannung
verteilt, d. h. der Phasenwinkel streut um 0 und 180°. Wie man sehen kann, ist
die PD-Signatur von Hohlraumentladungen qualitativ vergleichbar mit der von
Oberflächenentladungen. Die Impulsamplituden von Oberflächenentladungen sind
4.1 Grundlagen 185
(a) (b)
Vpeak = 6,3 kV
Vpeak = 3,7 kV
720 pC 28 pC
4 ms/div 4 ms/div
Abb. 4.7 Oszilloskop-Screenshots von scheinbaren Ladungsimpulsen (rosa Spuren), die für
Oberflächenentladungen (a) und Hohlraumentladungen (b) unter Wechselspannung (grüne
Spuren) gewonnen wurden
jedoch wesentlich größer als die von Hohlraumentladungen, was die Möglichkeit
bietet, zwischen beiden Arten von Entladungen zu unterscheiden.
4. PD-Impuls-Wiederholrate
(a) (b)
Vrms = 19 kV Vrms = 63 kV
62 nC 62 nC
5 ms/div 5 ms/div
7. Entladungsleistung
8. Quadratische Rate
Die Bestimmung der quadratischen Rate Dn gemäß IEC 60270:2000 basiert auf
der folgenden Gleichung:
1 2
· q1 + q22 + q32 · · · + qi2 .
Dn = (4.6)
Tref
Um diesen PD-Wert im Echtzeitmodus mit angemessener Genauigkeit zu messen,
ist der Einsatz von Computer-basierten PD-Messsystemen ebenfalls unerläßlich.
188 4 Teilentladungsmessung
Diese selten verwendete Kenngröße wurde eingeführt, um die Schädigung der Iso-
lation durch hohe PD-Impulsamplituden zu unterstreichen.
4.2 PD-Modelle
4.2.1 Netzwerkbasiertes PD-Modell
Der Ursprung des netzwerkbasierten PD-Modells geht auf das Jahr 1928 zurück,
als Burstyn die Durchschlagsequenz einer Funkenstrecke pro Halbperiode der
Prüfwechselspannung theoretisch analysierte, wobei die Funkenstrecke über
eine kleine Kapazität mit einer Wechselspannungsquelle verbunden war. Das
Hauptziel dieses Ansatzes bestand darin, zu unterstreichen, dass der vergleichs-
weise hohe Verlustfaktor von Masse-imprägnierten Energiekabeln die Folge von
Abb. 4.10 Typische Geometrien von gasförmigen Einschlüssen in festen Dielektrika nach
Kreuger (1989) a Flacher Hohlraum senkrecht zum elektrischen Feld, b Sphärischer Hohl-
raum, c Flacher Hohlraum parallel ausgerichtet zum elektrischen Feld, d Luftspalt zwischen
dielektrischen Grenzflächen
4.2 PD-Modelle 189
Abb. 4.12 Oszilloskopische Aufzeichnungen von Gemant und Philippoff (1932) (a) und Ver-
gleich mit theoretischen Abchätzungen (b)
190 4 Teilentladungsmessung
π · rb2
Cb = ε0 · εr · , (4.7a)
db
π · rb2
Cc = ε0 · , (4.7b)
dc
2rb
(a) (b) ib(t)
Cb1
Anode
Ca Cc Ca
da dc Cc ∆V c ∆Va Fc ∆Vc ∆Va
db2 Cb2
Cb2
Kathode
mit dc – der Länge der gasförmigen zylindrischen Säule, die den PD-Defekt dar-
stellt, db =db1 +db2 – der gesamten Länge der beiden Feststoffsäulen (Teillängen
db1 und db2) zwischen gasförmiger Säule und den Elektroden, ε0 – der Permittivität
der Luft, und εr – der relativen Permittivität des Feststoffdielektrikums. Voraus-
gesetzt, die Funkenstrecke in Abb. 4.13a zündet bei der Einsatzfeldstärke Ei,
und die transiente Spannung über der Hohlraumkapazität Cc bricht fast auf Null
zusammen, dann würde über Ccein transienter Spannungssprung von ∆Vc ≈ Ei ∙ dc
auftreten. Das bedeutet, dass die interne Ladung qc, die ursprünglich in der
Kapazität Cc gespeichert war, fast vollständig neutralisiert wird und somit wie
folgt abgeschätzt werden kann:
qc ≈ �Vc · Cc ≈ Ei · εo · π · rb2 . (4.8)
Wie in Abb. 4.13b angegeben, tritt der oben erwähnte Spannungszusammenbruch
∆Vc auch über der Reihenschaltung der äquivalenten Kapazitäten Cb1 −Cb2 −Ca
auf. Unter der Annahme der vereinfachten Beziehung Cb1 =Cb2 =2 Cb, erhält man
den folgenden messbaren Spannungssprung über Ca :
Cb
Va = Vc · (4.9)
Ca + Cb
Multipliziert man dies mit der Prüfobjektkapazität Ca, dann kann die messbare
externe Ladung wie folgt ausgedrückt werden:
Cb · Ca dc
qa = �Va · Ca = �Vc · ≈ �Vc · Cb ≈ Ei · ε0 · εr · π · rb2 · (4.10a)
Cb + Ca db
dc
qa ≈ q c · (4.10b)
4.2.2 Dipol-basiertes PD-Modell
Das klassische Konzept der scheinbaren Ladung, das auf dem kapazitiven
Ersatzschaltbild gemäß Abb. 4.13 basiert, wurde von Pedersen und seinen
192 4 Teilentladungsmessung
itarbeitern (Pedersen 1986, 1987; Pedersen et al. 1991, 1995) abgelehnt. Ins-
M
besondere kritisierten sie, dass der Spannungszusammenbruch über der intuitiv
angenommenen Hohlraumkapazität nicht das Ergebnis einer Funkenentladung
ist, sondern die Folge eines elektrischen Dipols ist, der durch die Ablagerung
von bipolaren Raumladungen an den Hohlraumwänden entsteht. Da diese
bipolaren Ladungsträger stets infolge von Elektronenkollision und Photoionisation
aus neutralen Gasmolekülen freigesetzt werden, entspricht die Anzahl der
Elektronen und negativen Ionen, die an der anodenseitigen dielektrischen
Grenzfläche abgelagert werden, stets der Anzahl der positiven Ionen, die an der
kathodenseitigen dielektrischen Grenzfläche abgelagert werden (Abb. 4.14). Da
das Raumladungsfeld (Poisson-Feld) dem ursprünglich raumladungsfreien Feld
(Laplace-Feld), bedingt durch die angelegte Prüfspannung, entgegenwirkt, wird
die Ionisation von Gasmolekülen plötzlich unterdrückt. Das für die Abtrennung
der gesamten bipolaren Ladungsträger von den neutralen Gasmolekülen erforder-
liche Zeitintervall liegt in der Regel im Nanosekundenbereich, was somit auch für
die Zeitparameter des zugehörigen Stromimpulses repräsentativ ist.
Um den transienten PD-Strom durch die äquivalente Kapazität Ca und somit
durch das in Abb. 4.14 gezeigte Prüfobjekt abzuschätzen, gilt die klassische
Kontinuitätsgleichung. Das bedeutet, dass der Leitungsstrom ic (t), verursacht
durch die im gasgefüllten Hohlraum sehr schnell fortschreitenden Ladungsträger c,
identisch ist mit dem Verschiebungsstrom ib (t) durch die Säule des Feststoff-
dielektrikums, die durch die Kapazitäten Cb1 und Cb2 repräsentiert wird. Dieser
fließt somit auch durch die Testobjektkapazität Ca und verursacht den Spannungs-
sprung ∆Va. Das bedeutet, dass die messbare externe PD-Ladung qa, die an den
Prüflingsklemmen ausgekoppelt wird, der internen PD-Ladung qc entspricht, die
durch das Zeitintegral des transienten Stroms durch den Gaseinschluß gegeben ist.
Offensichtlich steht dies im Gegensatz zum klassischen Konzept der scheinbaren
Ladung, das aus dem zuvor betrachteten netzwerkbasierten PD-Modell abgeleitet
wurde.
ia (t)
db1
Hohlraum
Ca Ca
da dc ∆Vc ∆Va ic (t) ∆Vc ∆Va
db2
Cb2
Kathode
ib(t)
Abb. 4.14 Dipol-Modell nach Pedersen (1986, 1987). a Raumladungsfeld aufgrund bipolarer
Punktladungen, die an den gegenüberliegenden Hohlraumwänden abgelagert werden. b Ersatz-
schaltbild
4.2 PD-Modelle 193
Kathode
194 4 Teilentladungsmessung
Auf analoge Weise erhält man den folgenden Ausdruck für die Energie, die vom
Feld auf das zugehörige positive Ion übertragen wird, das die Elementarladung +e
trägt:
ˆo
Wp = F dx = e · Ei · (dc − xi ). (4.13)
xi
Wenn man die Gl. (4.12) und (4.13) kombiniert, wird die gesamte Feldenergie, die
sowohl auf das Elektron als auch auf das positive Ion übertragen wird, wenn sie
die dünnen dielektrischen Grenzflächenerreichen, wie folgt:
Wt = W e + W p = e · Ei · d c . (4.14)
Offensichtlich ist dieser Ausdruck unabhängig von der tatsächlichen Stelle xi, an
der das Elektron aus einem neutralen Molekül freigesetzt wurde. Somit kann die
maximale Feldenergie, die auf eine Elektronenlawine übertragen wird, die durch
die Ionisation von ni neutralen Gasmolekülen erzeugt wird, einfach durch
Wa = e · n i · Ei · d c . (4.15)
ausgedrückt werden.
Wenn man sich vorstellt, dass kurz vor der Zündung eines PD-Ereignisses bei
der Einsetzspannung Vi das Prüfobjekt von der HV-Prüfspannungsquelle getrennt
wird, wird die auf die fortschreitenden Ladungsträger übertragene Feldnergie
ausschließlich von der im Prüfobjektkondensator Ca gespeicherten Energie
geliefert, siehe Abb. 4.14b. Zur Vereinfachung soll angenommen werden, dass
zum Zeitpunkt td alle Ladungsträger die anoden- und kathodenseitige dielektrische
Grenzfläche erreicht haben. Unter dieser Bedingung kann der klassische Energie-
bilanzsatz wie folgt geschrieben werden:
ˆtd
W a = Vi ia (t) · dt = Vi · qa = e · ni · dc · Ei = Pm · Ei , (4.16)
o
Anode
da dc dc dc
Kathode
Ladungsträger übertragen wird. Ohne weiter ins Detail zu gehen, kann daher auf
der Grundlage der Gl. (4.15) und (4.16) festgestellt werden, dass die messbare
externe PD-Ladung qa eine vernünftige Größe darstellt, um die PD-Gefährdung
zu bewerten. So steigt die Dichte der dielektrischen Flusslinien, die anodenseitig
in den Hohlraum eintreten und kathodenseitig wieder austreten, mit zunehmender
Hohlraumlänge dc an, siehe Abb. 4.16. Folglich steigt auch die Feldstärke im
Dielektrikum an und somit die Gefahr eines Isolationsdurchschlages. Dies spiegelt
sich nicht in dem zuvor diskutierten netzwerkbasierten PD-Modell wider. So führt
eine Zunahme von dc zwar zu einem Anstieg der Einsetzsspannung Vi, aber auch
zu einer Verringerung der intuitiv angenommenen Hohlraumkapazität Cc. Daher
würde sich die berechnete „interne Impulsladung“ bei Vergrößerung von dc nicht
wesentlich ändern und daher die Gefahr eines Isolationsdurchschlages infolge des
vorwachsenden Entladungskanals nicht anzeigen.
Hinweis: In Bezug auf das zuvor betrachtete netzwerkbasierte PD-Modell gemäß
Abb. 4.14 ist es bemerkenswert, dass die interne PD-Ladung qc gemessen werden könnte,
wenn alle negativen und positiven Ladungsträger in der Lage wären, die gesamte Strecke
zwischen Anode und Kathode zu durchlaufen. Basierend auf den Gl. (4.10b) und (4.17)
kann somit geschrieben werden:
dc dc · Ei dc · Ei dc
qa ≈ qc · = e · ni · = e · ni · = e · ni ·
db Vi db · Ei db
qc ≈ e · ni .
Das bedeutet, dass die „fiktive“ interne PD-Ladung qc, die aus dem netzwerkbasierten
PD-Modell abgeleitet wird, der Ladungsmenge entspricht, die entweder allein von den
positiven Ionen oder allein von den negativen Elektronen getragen wird. Dies steht jedoch
im Gegensatz zur Physik der Gasentladungen, da bei einer Hohlraumentladung die von
den positiven Ionen getragene Ladungsmenge gleich, aber von entgegengesetzter Polari-
tät zu der von den Elektronen und den negativen Ionen getragenen Ladungsmenge ist.
Aufgrund der sehr kurzen Entfernung zwischen den bipolaren Raumladungen, die an der
anoden- und kathodenseitigen dielektrischen Grenzfläche abgelagert sind, wird ein großer
Teil der positiven Raumladung durch die negative Raumladung neutralisiert, wie auch aus
Abb. 4.16 abgeleitet werden kann. Folglich erreicht die Netto-Ladung nur einen Bruch-
teil der unipolaren Ladung, die durch e ∙ ni gegeben ist, wobei ni die Gesamtzahl der bei
einem PD-Ereignis ionisierten Gasmoleküle ist.
196 4 Teilentladungsmessung
ra
Selbst wenn Gl. (4.16) für quasi-homogene Feldbedingungen gilt, ist sie
prinzipiell auch für technische Elektrodenkonfigurationen anwendbar, voraus-
gesetzt, die Hohlraumlänge dc in Feldrichtung ist wesentlich geringer als der
Elektrodenabstand (Lemke 2013). Als Beispiel sei Abb. 4.17 betrachtet, das sich
auf einen kugelförmigen Hohlraum, eingebettet im Feststoffdielektrikum zwischen
koaxialen Zylinderelektroden, bezieht, wie es für Energiekabel typisch ist.
Um die folgende Abhandlung zu vereinfachen, wird ein raumladungsfreier
sphärischer Hohlraum mit dem Durchmesser dc betrachtet, der im Feststoff-
dielektrikum zwischen koaxialen Zylinderelektroden mit dem Abstand da = ra –
ri eingebettet is. Die Betrachtung eines raumladungsfreien Feldes scheint ver-
nünftig, da die Ladungsträger, die die Feldverteilung beeinflussen, erst unmittelbar
Unter der Annahme der Ungleichung dc ≪ da, die für technische Isolierung im
nach dem Moment entstehen, wenn die Einsetzfeldstärke Ei überschritten wird.
Für diesen speziellen Fall kann das Dipolmoment durch den folgenden semi-
empirischen Ansatz (Lemke 2013) ausgedrückt werden:
Pm ≈ (270 pC/mm) · dc2 f ür 0,1 mm < dc < 2 mm. (4.20)
Wenn man dies in Gl. (4.19) einführt und die folgenden angenommenen geo-
metrischen Parameter einsetzt: ri = 8,5 mm, ra = 14 mm und rc = 10 mm, die
repräsentativ sind für ein 20-kV-Polyethylen-isoliertes Energiekabel, dann erhält man
2
dc
qa ≈ (67 pC) · . (4.21)
do
0
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4 1,6 1,8 2
Durchmesser des Hohlraums [mm]
198 4 Teilentladungsmessung
durchmesser. Durch Einsetzen dieser Werte in Gl. (4.17) erhält man den folgenden
Ansatz zur Bestimmung der Einsetzspannung eines raumladungsfreien kugel-
förmigen Hohlraumes, eingebettet im Feststoffdielektrikum zwischen koaxialen
Zylinderelektroden.
E0 ra dr 0,82 mm
Vi = · rc · ln · 1+ ≈ Vi ≈ (10,5 kV) · 1 + .
kε ri dc dc
(4.23)
Durch Kombination der Gl. (4.21) und (4.23) wurde die nachweisbare PD-Impuls-
ladung qa abhängig von der Einsetzspannung Vi berechnet und in Abb. 4.19 dar-
gestellt. In diesem Zusammenhang scheint es erwähnenswert, dass in der IEC
60502:1997 ein maximaler Prüfspannungspegel von 1,73 V0 für Mittelspannungs-
kabel mit extrudierter Isolierung empfohlen wird, wobei V0 den rms-Wert
(Effektivwert) der Phase-Erde-Spannung darstellt. Für das hier betrachtete 20-kV-
Kabel entspricht dies einer Scheitelspannung von 28 kV. In Abb. 4.19a ist dieser
Wert durch einen Kreis angezeigt, was bedeutet, dass das Kabel die PD-Prüfungt
nur bestehen würde, wenn der gemessene PD-Pegel unter 5 pC bleibt. Dieses
Ergebnis stimmt zufriedenstellend mit den Empfehlungen der IEC 60502:1997
überein, die besagt, dass die scheinbare Ladung bei der Prüfspannung von 1,73 V0
nicht mehr als 10 pC betragen darf. Darüber hinaus kann aus Gl. (4.23) abgeleitet
werden, dass eine PD- Einsetzspannung von über 28 kV nur für einen Hohlraum-
durchmesser dc < 0,3 mm garantiert werden kann.
Auch wenn die berechneten Kurven, die in den Abb. 4.18 und 4.19 gezeichnet
sind, in zufriedenstellender Übereinstimmung mit praktischen Erfahrungen stehen,
muss hier betont werden, dass die quantitativen Werte nur Annäherungen sind.
Dies liegt daran, dass Gl. (4.17) für einen raumladungsfreien Hohlraum abgeleitet
wurde, der, mit Umgebungsluft unter atmosphärischen Normalbedingungen gefüllt
ist. Bei technischen Isolierungen sind jedoch weder die Hohlraumgröße noch der
(a) (b)
32 32
PD-Einsetzspannung [kV]
PD-Einsetzspannung [kV]
30 30
28 28
26 26
24 24
2 4 6 8 10 12 0,2 0,3 0,4 0,5
PD-Impulsladung Hohlraumdurchmesser [mm]
Abb. 4.19 PD-Einsetzspannung abhängig von der PD-Impulsladung (a) und vom Hohlraum-
durchmesser (b) berechnet für ein XLPE-Mittelspannungskabel
4.3 PD-Impulsladungsmessung 199
4.3 PD-Impulsladungsmessung
Wie bereits in Abschn. 4.1 besprochen, wird der Frequenzgehalt von PD-Strom-
impulsen erheblich reduziert, wenn sich die elektromagnetischen Transienten
von der PD-Quelle zu den Anschlussklemmen des Prüfobjekts ausbreiten, siehe
Abb. 4.3. Im Gegensatz dazu ist das Zeitintegral des transienten PD-Stroms und
damit die Impulsladung mehr oder weniger unverändert. Zum besseren Verständ-
nis betrachten Sie Abb. 4.20, die sich auf einen gasgefüllten zylindrischen Hohl-
raum bezieht, der im Feststoffdielektrikum zwischen planparallelen Elektroden
eingebettet ist, wie bereits in Abschn. 4.2 untersucht wurde.
Da die PD-Transienten durch Zeitparameter bis in den Nanosekunden-
bereich und damit durch ein Frequenzspektrum von bis zu 100 MHz und
mehr gekennzeichnet sind, wird die Impedanz der HV-Induktivität zwischen
HV-Induktivität
qa
qa
Prüfobjekt
Koppel
kondensator qa
Ck Ca
qc V a
HV-Prüf-
spannungs- PD-Defekt
quelle
Messimpedanz
Cm
Rm qa
Abb. 4.21 Aufzeichnungen typischer Spannungssignale, die durch PD-Ereignisse in einer Stab-
Platte-Anordnung verursacht wurden (rosa Spur) und zugehörige Prüfwechselspannung (grüne
Spur); Erklärung im Text
4.3 PD-Impulsladungsmessung 201
dass eine Messimpedanz, die mit einem RC-Netzwerk ausgestattet ist, wie in
Abb. 4.20 gezeigt, nur für Prüflinge mit sehr geringer Kapazität geeignet ist, die
für grundlegende PD-Studien verwendet werden, wie z. B. das Studium von Ent-
ladungsprozessen in Stab-Platte-Funkenstrecken, aber nicht für PD-Prüfungen von
hoch-kapazitiven HV-Geräten und deren Komponenten.
Selbst wenn die höchste Messsensitivität erreicht wird, wenn das Prüfobjekt
über die Messimpedanz geerdet wird, ist dieser Ansatz im Allgemeinen nicht
anwendbar. Einerseits kann die Erdungsverbindung des Prüfobjekts oft nicht
unterbrochen werden und andererseits muss die Messimpedanz in der Lage sein,
den gesamten kapazitiven Laststrom durch das Prüfobjekt, wie oben diskutiert,
und zusätzlich den schnellen transienten Strom, der bei einem unerwarteten
Durchbruch auftreten würde, zu tragen. Daher wird die Messimpedanz üblicher-
weise in Reihe mit dem Koppelkondensator geschaltet Ck, wie in Abb. 4.22 dar-
gestellt. Hier wird der Messwiderstand Rm durch eine Induktivität Ls überbrückt,
die den gesamten Wechselstrom durch den Koppelkondensator ableitet. Die Über-
spannungsschutzeinheit Op ist erforderlich, um schnelle Überspannungen aufgrund
unerwarteter Prüflingsdurchschläge zu unterdrücken und so eine Beschädigung der
Messimpedanz und des Messgeräts zu verhindern. Da die in Abb. 4.22 gezeigte
PD-Koppeleinheit einen Hochpassfilter darstellt, muss darauf geachtet werden,
dass die untere Grenzfrequenz f1 so niedrig wie möglich gewählt wird, vorzugs-
weise unter 100 kHz.
Beispiel Um eine PD-Auskopplungseinheit gemäß Abb. 4.22 zu entwerfen, die für
induzierte Spannungsprüfungen von Leistungstransformatoren vorgesehen ist, sollen die
folgenden Parameter angenommen werden:
HV-Induktivität
PD-Koppelkondensator
Ck
PD-Messimpedanz
HV-Prüf- IN
Prüfobjekt
spannungs-
quelle OUT
PD-Impulse
Ls
Op Rm
OUT
Cm
Prüfspannung
Erdleitung
Abb. 4.22 PD-Messschaltung, bei der die Messimpedanz in Reihe mit dem Koppelkondensator
geschaltet ist
202 4 Teilentladungsmessung
(a) HV-Induktivität
Koppel
kondensator
Ck
HV-Prüf- Prüfobjekt
spannungs-
quelle
PD
Messgerät
Zm Mess
impedanz
(b) HV-Induktivität
Koppel
kondensator
Ck
Prüfobjekt
HV-Prüf-
spannungs-
quelle
PD
Messgerät
Zm
Messimpedanz
(c) HV-Induktivität
Koppel
kondensator
Ck
HV-Prüf- Prüfobjekt
spannungs- Differential-
quelle Verstärker
PD-Messgerät
Abb. 4.23 Grundlegende PD-Messschaltungen, die in der IEC 60270:2000 empfohlen werden.
a Messimpedanz in Reihe mit einem Koppelkondensator, der für geerdete Prüfobjekte verwendet
wird. b Prüfobjekt über die Messimpedanz geerdet. c Brückenschaltung, die zur Reduzierung des
Grundstörpegels empfohlen wird
4.3 PD-Impulsladungsmessung 205
Prüfobjekt
(20-kV- Koppel-
PD-Messsystem Spannungs- kondensator, HV-Induktivität HV-Prüftransformator
LDS-6 wandler) 0,6 nF 50 mH 100 kV
Abb. 4.24 Foto einer PD-Prüf-und Messschaltung, die gemäß IEC 60270 ausgelegt ist. (Mit
freundlicher Genehmigung von Doble Lemke)
AC
Erreger
maschine
4.3.3 PD-Signalverarbeitung
Wie besprochen in Abschn. 4.2.2, ist das Zeitintegral des transienten PD-Stromes,
der durch die Anschlussleitungen des Prüfobjekts fließt, und somit die messbare
Impulsladung, mit der Ladungsmenge korreliert, die durch den PD-Defekt fließt.
Darüber hinaus ist die Impulsladung mehr oder weniger unverändert, auch wenn
der PD-Stromimpuls beim Übergang von der PD-Quelle zu den Anschlüssen des
Prüfobjekts erheblich verzerrt sein kann. Daher wird die transiente Spannung, die
über einem resistiven Messwiderstand erscheint, üblicherweise integriert, um die
sogenannte scheinbare Ladung zu messen. Dies wird bequem durch ein Band-pass-
Filter erreicht, und allgemein als Quasi-Integration bezeichnet. Zu diesem Zweck
wird die Signalverarbeitung in einem Frequenzbereich durchgeführt, in dem das
Amplituden-Frequenzspektrum der erfassten PD-Impulse nahezu konstant ist
(Kind 1963; Kuffel et al. 2006; Schon 1986; Zaengl und Osvath 1986; König und
Narayana 1993; Lemke 1997), wie in Abb. 4.26 schematisch dargestellt. Praktische
Erfahrungen haben gezeigt, dass diese Anforderung für die meisten Prüfobjekte
erfüllt ist, wenn die obere Grenzfrequenz unter 1 MHz begrenzt ist, wie auch in der
Änderung zu IEC 60270:2000 empfohlen, die 2015 veröffentlicht wurde.
Je nach Bandbreite ∆f = f2 −f1, die für die PD-Signalverarbeitung ver-
wendet wird, wird allgemein zwischen Breit-band und Schmal-bandinstrumenten
unterschieden. Für Breitband-PD-Instrumente werden in der Änderung zu IEC
60270:2000 die folgenden Frequenzparameter empfohlen:
Untere Grenzfrequenz: 30 kHz ≤ f1 ≤ 100 kHz
Obere Grenzfrequenz: 130 kHz ≤ f2 ≤ 1000 kHz
Bandbreite: 100 kHz ≤ f ≤ 970 kHz
Hinweis Gemäß IEC 60270:2000 bezieht sich der Begriff „Breitband“ auf die Bandpass-
filtereigenschaften der PD-Verarbeitungseinheit, die durch eine Bandbreite ∆f = f2 − f1
gekennzeichnet ist, die wesentlich größer ist als die untere Grenzfrequenz f1. In diesem
Amplitude
Frequenzspektrum des
erfassten PD-Signals
0 dB
Frequenzgang des
Bandpassfilters
-3 dB
-6 dB
Bandbreite f = f2 - f1 Frequenz
f1 f2
Zusammenhang muss betont werden, dass dieser Begriff nicht mit dem Frequenzspektrum
realer PD-Stromimpulse korreliert ist, das oft einen Frequenzbereich bis in den GHz-
Bereich abdeckt, siehe Abschn. 4.1.
Die PD-Impulsantwort eines Bandpassfilters mit der oberen und unteren Grenz-
frequenz von f2 = 320 kHz und f1 = 40 kHz, ist in Abb. 4.27a gezeigt. Basierend
auf der Netzwerktheorie kann festgestellt werden, dass der Scheitelwert des Aus-
gangsimpulses proportional zum Zeitintegral des Eingangsimpulses ist, wobei die
Dauer des Ausgangsimpulses wesentlich größer ist als die des Eingangsimpulses.
In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass das Integrationsvermögen nur
durch die obere Grenzfrequenz f2 und nicht durch die untere Grenzfrequenz f1
bestimmt wird. So könnten prinzipiell auch Schmalbandfilter verwendet werden,
um eine Quasi-Integration zu erreichen. Zu diesem Zweck muss die Bandbreite
f deutlich niedriger als die Mittenfrequenz f0 = (f2 − f1 )/2 gewählt werden.
Als typisches Messbeispiel zeigt Abb. 4.27b die PD-Impulsantwort eines Schmal-
bandverstärkers, mit einer Mittenfrequenz von f0 = 780 kHz und einer Bandbreite
von f = 9 kHz. Hier ist der maximale Spitze-Spitze-Wert der oszillierenden
Antwort direkt proportional zu der in den Schmalbandverstärker eingespeisten
Impulsladung, was sich auch aus der klassischen Netzwerktheorie (Schon 1986)
(a)
PD-Stromimpuls
PD-Impulsladung
(b)
PD-Stromimpuls
f0 = 780 kHz
PD-Impulsladung
Abb. 4.27 PD-Impulsantwort einer Breitband- (a) und einer Schmalband- (b) PD-Verarbeitungs-
einheit. a Untere Grenzfrequenz f1 = 40 kHz und obere Grenzfrequenz f2 = 320 kHz. b Mitten-
frequenz f0 = 780 kHz und Bandbreite ∆f = 9 kHz
208 4 Teilentladungsmessung
Doppelimpuls-Abstand Doppelimpuls-Abstand
Abb. 4.28 Auswirkung des Doppelimpulsabstands auf die Schwingungsamplitude einer schmal-
bandigen PD-Signal-Verarbeitungseinheit
4.3.4 PD-Messgeräte
4.3.4.1 Allgemeines
4.3.4.2 Analoge PD-Instrumente
PD-Signal
Oszilloskop
PD-Ladungsimpulse
breitbandige
PD-Impulse CH1
AC-Prüfspannungssignal CH2
CH2
Abb. 4.30 Screenshots, die mit einem computergestützten PD-Messsystem gewonnen wurden
und den PD-Pegel der Impulse, ausgekoppelt aus einem defekten MV-Kabelendverschluss unter
Wechselspannung (50 Hz) bei einerPrüfwechselspannung von 38 kV zeigen, Aufzeichnungs-
dauer 120 s). a Spitzenwerte jedes einzelnen Ladungsimpulses. b Größte wiederholt auftretende
PD-Impulsladung, gewichtet nach IEC 60270:2000
80
Messung der „größten
wiederholt auftretenden
60
PD-Impulsladung“
40
20
0
1 10 100
PD-Impuls-Wiederholrate [%]
212 4 Teilentladungsmessung
wandlern, bei denen die Prüffrequenz gelegentlich auf bis zu 400 Hz erhöht wird.
Dies muss auch berücksichtigt werden, wenn Resonanzprüfsätze für Vor-Ort-PD-
Tests von verlegten Energiekabeln verwendet werden, bei denen die Prüffrequenz
häufig zwischen 20 Hz und 300 Hz variiert (Rethmeier et al. 2012).
Um PD-Prüfergebnisse auszuwerten, wird dringend empfohlen, die phasen-
aufgelösten PD-Muster (phase-resolved-PD-pattern – PRPDP) aufzuzeichnen,
die die Identifizierung potenzieller PD-Defekte unterstützen und häufig die
Unterscheidung von störenden elektromagnetischen Signalen ermöglichen.
Zu diesem Zweck können entweder das eingebaute Oszilloskop oder ein extern
angeschlossenes Mehrkanaloszilloskop sowie ein Computer-basiertes PD-Mess-
system verwendet werden.
Wie bereits erwähnt, sind Schmalbandinstrumente in der Regel nicht in der
Lage, die scheinbare Ladung von PD-Impulsen zu messen. Dennoch werden
solche Geräte, die speziell zur Messung von Funkstörspannungen (Radio
Interference Voltages – RIV) und zur Untersuchung der elektromagnetischen
Verträglichkeit (Electromagnetic Compability – EMC) elektronischer Geräte
entwickelt wurden, heutzutage auch häufig für PD-Messungen eingesetzt, ins-
besondere für PD-Diagnosetests von HV-Geräten unter Vor-Ort-Bedingungen, auf-
grund ihrer hervorragenden Immunität gegen Radio-Störspannungen. Auch wenn
solche Instrumente das erfasste PD-Signal in μV und nicht in pC messen, besteht
kein Zweifel daran, dass die Einsetzspannung und Aussetzspannung von PD-
Ereignissen, sowie der Trend der PD-Aktivität gut mit Schmalbandinstrumenten
bestimmt werden können.
4.3.4.3 Digitale PD-Instrumente
(a)
PD-Signal digitaler
Signalprozessor
Speicher
A/D-Wandler
(AC) Steuer-Einheit
AC-Prüfspannungssignal
Phasen
synchronisation
Berichterstattung
(b)
PD-Signal f1 f2 digitaler
Signalprozessor
Speicher
A/D-Wandler
AC Steuer-Einheit
AC-Prüfspannungssignal
Phasen
synchronisation
Berichterstattung
Das Ziel der Kalibrierung von PD-Messkreisen besteht darin, den Skalenfaktor
Sf zu bestimmen, der erforderlich ist, um die scheinbare Ladung qa von PD-
Impulsen aus dem Anzeigewert Mp des PD-Messgeräts oder aus der Amplitude
der PD-Impulse, die auf dem Bildschirm eines Oszilloskops oder eines Computers
erscheinen, abzuleiten. Zu diesem Zweck wird eine bekannte Kalibrierladung q0 in
die Prüflingsklemmen eingespeist. Vorausgesetzt, dies führt zur Anzeige M0, dann
kann die scheinbare Ladung mit der folgenden Beziehung berechnet werden:
q0
qa = · Mp = Sf · Mp . (4.25)
M0
Das Kalibrierverfahren basiert auf der Tatsache, dass jedes PD-Ereignis eine
Spannungsstufe Va über der Prüflingskapazität Ca verursacht, die zwischen den
Prüflingsklemmen nachweisbar ist, siehe Abschn. 4.2. Eine äquivalente Reaktion
erfolgt, wenn eine Kalibrierladung in die Klemmen des Prüfobjekts injiziert wird,
wie in Abb. 4.34 dargestellt (Lemke et al. 1996; Lukas et al. 1997).
Beispiel Angenommen, eine Kalibrierladung von q0 = 20 pC wird in die Klemmen des
Prüfobjekts injiziert und verursacht eine Ablenkung von 5,4 div auf dem Display eines
Oszilloskops, das mit dem Ausgang des PD-Instruments verbunden ist. Der Skalenfaktor
beträgt dann Sf = 20 pC/5,4 div = 3,7 pC/div. Bei einer tatsächlichen PD-Prüfung, bei der
ein aufgezeichneter PD-Impuls eine maximale Ablenkung von 8,6 div verursacht, beträgt
die scheinbare Ladung des registrierten TE-Impulses qa = (3,7 pC/div) × 8,6 div ≈ 32 pC.
In der Praxis werden die Kapazitäten C01 und C02, wie in Abb. 4.34 gezeigt, nur
durch nur einen einzigen Kalibrierkondensator C0 ersetzt, der üblicherweise
zwischen dem internen Impulsgenerator des Kalibrators und dem HV-Anschluss
Prüfobjekt
Koppel
Kalibrator
kondensator
C 02 Ck
PD-Defekt
Ca
Messimpedanz
C 01
Zm
HV-Anschlussklemme
Prüfobjekt
Erdleitung (Flachbandkabel)
Kalibrator
Anstiegszeit: tr ≤ 60 ns
Einschwingzeit: ts ≤ 200 ns
Dauer der Rechteck-Spannung: td ≥ 5 µs
Absolute Spannungsabweichung: V ≤ 0,03 Vo
Um mögliche Verzerrungen der Rechteckspannungs-Antwort zu minimieren, die
bei vergleichsweise hoher kapazitiver Last auftreten können, sollte der Kalibrier-
4.3 PD-Impulsladungsmessung 217
(a)
Prüfobjekt
(110-kV-Konensator-
Durchführung)
Kalibrator CH1
C/tanδ-Messklemme
C0 (Bushing Tap)
CH2
CH3
C1 elektronischer
Integrator
C2 Messimpedanz
(b)
CH1
1 V/Teilung
CH2
CH3
100 mV/Teilung
20 mV/Teilung
100 ns/Teilung
kondensator C0 nicht größer als 200 pF gewählt werden. Zusätzlich sollte die
Bedingung C0 ≤ 0,1 Ca erfüllt sein, um die vollständige Ladungsübertragung auf
die Testobjektkapazität Ca zu gewährleisten.
218 4 Teilentladungsmessung
Spannung
V0 + V
1,0 V0
0,9 V0 V0 - V
0,1 V0
tr ts Zeit
td
t0
t0 Ursprung der Rechteck-Spannug td Dauer der Rechteck-Spannung
tr Anstiegszeit V0 Größe der Schrittspannung
ts Einschwingzeit der Rechteck- V Maximal zulässige Abweichung
Spannung der Rechteck-Spannung
Abb. 4.37 Zeit- und Amplitudenparameter der Rechteck-Spannung, für PD-Kalibratoren spezi-
fiziert in der Änderung / Ergänzung zu IEC 60270:2000, die 2015 veröffentlicht wurde
C0 Rd
Rechteck- Cm
spannungs- V m
Generator
(b) (c)
Abb. 4.38 Prinzipschaltung zur Messung der Kalibrierladung (a) und typische Oszilloskop-Auf-
zeichnungen bei Verwendung der Dämpfungswiderständet Rd = 50 Ω (b) und Rd = 390 Ω (c)
(a) CH1
Cm
CH2
Kalibrator
C0 Rd
Rechteck-
spannungs-
Generator elektronischer V m
Integrator
(b) (c)
Abb. 4.39 Prinzipschaltung zur Messung der Kalibrierladung mittels elektronischem Integrator
(a) und typische Signale, die bei einer Zeitskala von 100 ns/div (b) und 1 μs/div (c) auf-
gezeichnet wurden
(a) (b)
CH1 CH2 CH3
Kalibrator CH1: 200 mV/Teilung
C0
CH2: 0,4 mA/Teilung
Rechteck-
Spannungs- Rm vm(t)
Digital-
Generator
Oszilloskop CH3: 200 mV/Teilung
Eine weitere in IEC 60270:2000 empfohlene Option ist die Einspeisung der
Kalibrierladung in einen Messwiderstand Rm, wie in Abb. 4.40a dargestellt.
Offensichtlich stellt die Reihenschaltung von C0 und Rm einen Hochpassfilter dar,
sodass die vom eingespeisten Strom verursachte zeitabhängige Spannung vm (t),
die über Rm abfällt, erneut integriert werden muss, um die Kalibrierladung q0 zu
bestimmen. Zu diesem Zweck wird üblicherweis ein Digitaloszilloskop mit einer
4.3 PD-Impulsladungsmessung 221
Funktion für die numerische Integration eingesetzt, wobei der A/D-Wandler eine
vertikale Auflösung von nicht weniger als 10 Bits bei einer Abtastrate von 50 MS/s
haben sollte, um eine ausreichende Auflösung des Eingangssignals zu erreichen.
Zusätzlich sollte die analoge Bandbreite nicht niedriger als 50 MHz sein, und es
sollten nur Digitaloszilloskope verwendet werden, die gemäß IEC 61083-1:2002
kalibriert sind.
Die dritte Ausgabe von IEC 60270:2000 empfiehlt die folgenden Prüfungen, um
die Einhaltung der spezifizierten Kennwerte des PD-Messsystems nachzuweisen
1. Die routinemäßige Kalibrierung des gesamten PD-Messsystems, das an den
HV-Prüfkreis angeschlossen ist. Diese sollte unmittelbar vor einem PD-Test
durchgeführt werden, wobei die Kalibrierung den Skalenfaktor Sf für das
gesamte PD-Messsystem angeschlossen an den Prüfling liefert. Heutzutage
wird dieses Verfahren hauptsächlich verwendet, um die Aussteuerung des
PD-Messgeräts so anzupassen, damit eine direkte Anzeige der PD-Ladungs-
werte in pC erfolgt, wobei der Skalenfaktor Sf vorzugsweise auf gradzahlige
Werte (z. B. 1, 2, 5, 10, 20…) abgestimmt sein sollte. Für diese routinemäßige
Kalibrierung gibt es keine wesentlichen Änderungen im Vergleich zur IEC 270,
die 1981 herausgegeben wurde.
2. Die Bestimmung der spezifizierten technischen Kennwerte des gesamten PD-
Messsystems mindestens einmal im Jahr oder nach einer größeren Reparatur.
3. Die Kalibrierung des PD-Kalibrators selbst, wie oben dargestellt.
Im Allgemeinen müssen die Hersteller von PD-Messgeräten die erforderlichen
Richtlinien für die Überprüfung der angegebenen technischen Kennwerte bereit-
stellen. Unabhängig von solchen Richtlinien empfiehlt die aktuelle (dritte)
Ausgabe von IEC 60270:2000 zusätzliche Prüfverfahren, bei denen die Ergeb-
nisse in einem Prüfprotokoll (Record of Performance – RoP) erfasst werden.
das vom Benutzer eingerichtet und gepflegt wird. DerRoP sollte die folgenden
Informationen enthalten:
• Nominale Eigenschaften (Identifikation; Betriebsbedingungen, Messbereich,
Versorgungsspannung)
• Ergebnisse der Typprüfung
• Ergebnisse der Routineprüfung
• Ergebnisse der Systemprüfung (Datum und Uhrzeit)
• Ergebnisse der Systemüberprüfung (Datum und Uhrzeit; Ergebnis: bestanden/
nicht bestanden: wenn nicht bestanden: ergriffene Maßnahme)
Systemprüfungen von PD-Messsystemen und PD-Kalibratoren müssen ein-
mal als Abnahmetests durchgeführt werden sowie jährlich oder nach jeder
222 4 Teilentladungsmessung
a) Typprüfungen sind vom Hersteller durchzuführen und sollen für einen PD-
Kalibrator einer Serie durchgeführt werden. Typprüfungen sollen mindestens
alle Prüfungen umfassen, die für eine Systemprüfung erforderlich sind. Wenn
die Ergebnisse von Typprüfungen nicht vom Hersteller verfügbar sind, sollen
die erforderlichen Prüfungen zur Ermittlung der technischen Parameter von
PD-Kalibratoren vom Benutzer arrangiert werden.
b) Routineprüfungen sind vom Hersteller durchzuführen und sollen alle Prüfungen
umfassen, die für eine Systemprüfung erforderlich sind. Routineprüfungen
sollen vom Hersteller für jedes Messsystem einer Serie durchgeführt werden.
Wenn die Prüfergebnisse nicht vom Hersteller verfügbar sind, sollen die
erforderlichen Prüfungen vom Benutzer arrangiert werden.
c) Systemprüfungen sollen die Bestimmung der folgenden Parameter umfassen:
– Tatsächlicher Wert der Kalibrierladung q0 für alle Nennwerteinstellungen,
wobei eine Messunsicherheit von 5 % oder 1 pC, je nachdem was größer ist,
akzeptabel ist.
– Anstiegszeit tr der Rechteck-Spannung U0, wobei eine Messunsicherheit von
10 % akzeptabel ist.
– Impulswiederholungsfrequenz N, wobei eine Messunsicherheit von 1 %
akzeptabel ist.
d) Systemüberprüfungen umfassen die Bestimmung der tatsächlichen Werte der
Kalibrierladung q0 für alle Nennwerteinstellungen, wobei eine Messunsicher-
heit von 5 % oder 1 pC, je nachdem was größer ist, akzeptiert wird.
4.3.8 PD-Prüfverfahren
Das Hauptziel von PD-Prüfverfahren gemäß IEC 60270:2000 ist es, die Integrität
von Isoliersystemen von HV-Geräten und deren Komponenten nachzuweisen. Die
Prüfverfahren, die für Qualitätssicherungstests nach der Herstellung und Reparatur
von Hochspannungsgeräten und der zugehörigen Komponenten angewendet
werden, sowie die Prüfspannungspegel und die tolerierbare scheinbare Ladung
der erfaßten PD-Impulse, die auf langjähriger Erfahrung basieren, werden für jede
Art von HV-Gerät vom zuständigen Technischen Kommittee festgelegt. Da die
Prüfverfahren für verschiedene HV-Geräte variieren, wird im Folgenden nur eine
typische Anwendung vorgestellt, die sich auf die PD-Prüfung eines einphasigen
Leistungstransformators mit induzierter Spannung bezieht, basierend auf dem in
Abb. 4.41 skizzierten Prüfkreis.
Das häufig angewendete PD-Prüfverfahren kann im Allgemeinen in die
folgenden Schritte unterteilt werden:
C/tanδ-Messklemme
PD-Messsystem
Kalibrator C1 Messimpedanz
PD-Signal
Tiefpassfilter
C2 AC-Signal
Einphasen
transformator
AC-Prüf
spannungs
versorgung
Abb. 4.41 Anordnung zur PD-Messung eines Leistungstransformator, mit induzierter Spannung
bei Auskopplung der PD-Impulse über die C/tanδ-Messklemme der HV-Kondensatordurch-
führung
jedoch deutlich unter 100 kHz reduziert wird, können aufgrund einer möglichen
Eisenkernsättigung sowie anderer kernbezogener Störungen und sogar Ober-
wellen, die der sinusförmigen Erregerspannung überlagert sind, erhebliche Stör-
beeinflussungen auftreten.
c) PD-Kalibrierung:
Prüfspannungspegel
PD 3
V3
PD 2 PD 4 PD 5 PD n-1 PD n
V2
PD 1
V1
Testzeit 1h
Abb. 4.43 Profil der HVAC-Prüfspannung empfohlen in der IEEE-Norm C57.113 für die PD-
Prüfung von Leistungstransformatoren und Shuntreaktoren gefüllt mit Isolierflüssigkeit
4.4 PD-Fehlerlokalisierung
(a)
Stromkabel
lc
im Test
x
t
Koppel
kondensator tc
Ck
Kalibrator
Zm Vm
Messimpedanz
(b) xr
lc
Tiefpass
filter
tr
tc
Ck
HV-Prüf-
spannungs-
quelle Zm Vm
Abb. 4.44 Prinzip der PD-Fehlerlokalisierung in elektrisch langen Kabeln. a Bestimmung der
Wanderwellengeschwindigkeit. b Verwendung der Zeitbereichsreflektometrie (Time-Domain-
Reflectometry – TDR) zur Lokalisierung einer PD-Fehlerstelle
lich ist, d. h. 2 ∙ lc. Daher kann die Wanderwellengeschwindigkeit einfach mit der
folgenden Beziehung berechnet werden
2lc
vc = (4.26)
tc.
Vorausgesetzt, ein PD-Fehler befindet sich in einer Entfernung xn vom nahen
Kabelende, dann würde sich der PD-Impuls vom Ursprungsort in beide
Richtungen ausbreiten, d. h. direkt zum nahen Kabelende innerhalb der Zeit-
spanne tn und auch zum fernen Kabelende innerhalb der Zeitspanne tr, wo er
reflektiert wird, siehe 4.44b. Der reflektierte Impuls durchläuft somit zweimal die
Entfernung xr zwischen PD-Stelle und entferntem Kabelende und danach zusätz-
lich die Entfernung xn, die auch vom direkten PD-Impuls durchlaufen wurde.
Basierend darauf kann geschrieben werden:
xr = 0,5 · vc · tr . (4.27)
4.4 PD-Fehlerlokalisierung 229
tc
tPD
Störimpuls
Kabellänge (m)
2,7 m entfernt vom Kabelendverschluss 452 m (Kabelmuffe)
(e) PD-Fehler-Mappe
Ein weiteres praktisches Beispiel ist in Abb. 4.45 dargestellt, das sich auf einen
Vor-Ort-PD-Test eines XLPE-Stromkabels bezieht, das einer sogenannten DAC-
Testspannung ausgesetzt ist (Lemke et al. 2001). Hier wurde die Lokalisierung der
PD-Fehler ebenfalls mit Hilfe eines computergestützten PD-Messsystems durch-
geführt, das die folgenden Schritte umfasst:
a) Eingabe der Kabeldaten: Neben den grundlegenden Kabelparametern
(Hersteller, Typ und Isolierung des Kabels, Nennspannung, Betriebsspannung,
kürzlich durchgeführte Tests usw.) sollten hier auch die anzuwendenden Prüf-
spannungsparameter (Prüfspannungspegel, Anzahl der angelegten Prüfstöße
bei jedem Prüfspannungspegel) eingegeben werden, sowie die Kabellänge
und die Positionen der Garnituren (Kabelmuffen und Kabelendverschlüsse),
die besonders wichtig sind, um die PD-Defekte so genau wie möglich zu
lokalisieren.
b) Kalibrierung: Diese beinhaltet die Bestimmung sowohl der Messsensitivität als
auch der Wellengeschwindigkeit der PD-Impulse. Wie in Abb. 4.45a gezeigt,
können neben dem kalibrierenden Impuls, der am nahen Kabelende ein-
gespeist wird, mehrere Impulsreflexionen auftreten, von denen nur die erste von
Interesse ist. Daher wird dieses Signal gezoomt, wie aus Abb. 4.45b ersichtlich,
und die Cursor werden entsprechend von der Computersoftware eingestellt, um
das Zeitintervall tc und damit die Wellengeschwindigkeit vc auf der Grundlage
von Gl. (4.26) so genau wie möglich zu bestimmen.
c) PD-Messung: Aufzeichnung der aufeinanderfolgenden PD-Impulse, die inner-
halb eines vorgewählten Zeitintervalls auftreten (Abb. 4.45c), und Bewertung
der PD-Impulsmagnituden. Zu diesem Zweck wird jede PD-Impulsmagnitude
zunächst in Volt angegeben, und auf dieser Grundlage wird die Impulsladung,
die bei jedem Prüfspannungsstoß auftritt, von der Software berechnet und
gespeichert, um eine statistische Analyse des Datenstroms durchzuführen.
d) PD-Fehlerlokalisierung: Um die Zeitbereichsreflektometrie (Time-Domain
Reflectometry – TDR) anzuwenden, werden nur die PD-Impulse extrahiert,
die innerhalb des Zeitintervalls tr ≤ 2 tc typische Reflexionen zeigen. Danach
werden diese Impulse gezoomt und die Cursor entsprechend eingestellt, um
das Zeitintervall zwischen jedem direkten und dem zugehörigen reflektierten
Impuls zu messen, siehe Abb. 4.45d. Auf dieser Grundlage wird der Abstand
zwischen der PD-Quelle und dem nahen oder dem entfernten Kabelende
bestimmt. Dieses Verfahren wird mehrmals wiederholt, um eine Mittelung
durchzuführen und damit die Messgenauigkeit zu erhöhen. Gelegentlich kann
eine digitale Filterung des erfassten Signals durchgeführt werden, um den Ein-
fluss von Funkstörspannungen auf die Prüfergebnisse zu minimieren.
e) PD-Mapping: Anzeige aller ermittelten Fehlerpositionen und der zugehörigen
Pulsladungsmagnituden entlang der Kabellänge. Ein typisches Messbeispiel
hierfür ist in Abb. 4.45e dargestellt, das sich auf ein 20-kV- XLPE-Kabel
von 480 m Länge bezieht, das zwei potenzielle PD-Defekte aufweist. Der
erste befindet sich 3 m vom nahen Ende entfernt und der zweite bei 452 m.
In der Regel wird die PD-Fehlerlokalisierung automatisch von der Software
4.4 PD-Fehlerlokalisierung 231
Abb. 4.47 Charakteristische PD-Signaturen, die aus den drei Kabelendverschlüssen einer drei-
phasigen SF6-isolierten Schaltanlage ausgekoppelt wurden
4.5 Störsignalreduzierung
CH1 CH1
CH2 CH2
CH3 CH3
Abb. 4.50 Oszilloskopische Screenshots, die für einen 20-pC-Kalibrierimpuls, eingespeist in ein
XLPE-Kabel, gewonnen wurden: CH1: Eingangssignal, das von einer Breitbandmessimpedanz
erfasst wurde; CH2: Ausgekoppeltes Signal nach konventioneller Bandpassfilterung; CH3: Aus-
gekoppeltes Signal nach Breitbandverstärkung (f2 = 20 MHz) gefolgt von einer elektronischen
Integration
4.5 Störsignalreduzierung 237
Breitband
verstärker Störimpuls
PD
Antenne
Torschaltung
(Gating)
RIV-
Entstöreinheit
elektronischer
Integrator
(a) (b)
CH1
CH1
CH2
CH2
2 ms/div 4 µs/div
(c) (d)
N N N N
CH1
CH1
CH1
500 µs
CH2
CH1 CH1
40 ns/div 40 ns/div
(b) (c)
(a)
Abb. 4.56 Entstörung von PD-Signalen mit Hilfe der Cluster-Trennung nach Cavallini und
Montenari (2007). a Erfasster Datenstrom während einer Prüfdauer von 10 Minuten. b Wellen-
formanalyse. c Cluster-Trennung
signale, getrennt werden, siehe Abb. 4.56c. Im Prinzip ist dieser Ansatz auch für
die Trennung von PD-Impulsen aus mehreren Quellen anwendbar (Plath 2005).
In diesem Zusammenhang sollte betont werden, dass fortschrittliche Ent-
störungswerkzeuge nur von erfahrenen Testingenieuren erfolgreich angewendet
werden können, die nicht nur mit den Grundlagen der PD-Messung vertraut sein
müssen, sondern auch mit den Funktionsprinzipien sowie den Möglichkeiten und
Grenzen der verwendeten Entstörungswerkzeuge. Auch wenn in fortschrittlichen
Computer-basierten PD-Messsystemen häufig ausgeklügelte Entstörungssoft-
ware implementiert ist, sollte nicht übersehen werden, dass elektromagnetische
Störungen oft einfach von realen PD-Impulsen durch den Einsatz von Mehr-
kanal-Digitaloszilloskopen unterschieden werden können und somit bequem mit
klassischen analogen Entstörtools, wie Windowing und Gating, eliminiert werden
können, wie zuvor erläutert.
Hilfsmittel war die Elektronenstrahlröhre, auch bekannt als Braunsche Röhre, die
bereits 1928 von Lloyd und Starr eingesetzt wurde. Durch Anschluss des Wechsel-
spannungssignals an die horizontalen Ablenkplatten und Überbrückung der
vertikalen Ablenkplatten durch eine Messkapazität konnten sogenannte Lissajous-
Figuren aufgezeichnet werden, wie beispielhaft in Abb. 4.57a gezeigt. In diesem
Zusammenhang scheint es erwähnenswert, dass dieser Schaltkreis im Prinzip eine
integrierende Brücke darstellt, die die Messung der Leistungsverluste von Ent-
ladungen auf der Grundlage der sogenannten Parallelogrammmethode ermöglicht,
die erstmals 1960 von Dakin und Malinaric verwendet wurde.
Als die ersten PD-Detektoren verfügbar waren (Arman und Starr 1936; Mole
1954), wurde die klassische Lissajous-Figuren-Technik dahingehend modifiziert,
um die PD-Impulsfolgen auf einer elliptischen Schleife darzustellen, wobei die
Zeitbasis einen einzelnen Wechselstromzyklus abdeckt, siehe Abb. 4.57b. Später
wurde die Verwendung einer linearen Zeitbasis üblich, um die phasenaufgelösten
PD-Muster (PRPDP) aufzuzeichnen, wie beispielhaft in Abb. 4.58 gezeigt. Diese
Darstellung bezieht sich auf eine Nadel-Platte-Anordnung, die häufig für grund-
legende PD-Studien verwendet wird, insbesondere um typische PD-Defekte zu
klassifizieren.
Weitere wesentliche Fortschritte bei der Bewertung von PD-Ereignissen
wurden 1969 erreicht, als Bartnikas und Levi einen Impulshöhen-Analysator vor-
stellten und 1978, als Tanaka und Okamoto das erste minicomputerbasierte PD-
Messsystem präsentierten. Zu Beginn der computergestützten PD-Messungen
wurden PD-Impulsfolgen, die innerhalb einzelner Wechselstromperiode auftreten,
häufig wie Wasserfalldiagramme dargestellt, siehe Abb. 4.59.
Die heutigen digitalen PD-Messsysteme sind in der Lage, den Vektor
qi ; ui ; ti ; ϕi für jeden erfassten PD-Impuls zu erfassen zu speichern und zu
(a) (b)
Ladung: 500 pC/div; Prüfwechselspannung: 4 kV/div max. Ladung 550 pC; max. AC-Prüfspannung: 24 kV
Abb. 4.57 Die sogenannte Lissajous-Figuren-Technik, die seit den 1960er Jahren verwendet
wird, um die Ladung von PD-Impulsen innerhalb eines einzelnen Zyklus der angelegten
Wechselspannung anzuzeigen. a Spannung, die über der Messkapazität einer integrierenden
Brücke erscheint. b Traditioneller elliptischer Anzeigemodus
244 4 Teilentladungsmessung
(a) (b)
XLPE-Kabelendverschluss XLPE-Kabelmuffe
Abb. 4.59 PD-Signaturen von defekten Kabelgarnituren, die wie Wasserfalldiagramme dar-
gestellt sind
4.6 Visualisierung von PD-Ereignissen 245
(a) (b)
Spannung
Zeit
Abb. 4.63 Prinzip der PD-Pulssequenzanalyse (a) und Messbeispiel (b) für Hohlraument-
ladungen in einem Kabelendverschluß
wertvolles Instrument zur Beurteilung des Isolationszustands und damit für Ent-
scheidungen bezüglich Wartung, Reparatur und Erneuerung der Betriebsmittel in
Versorgungs- und Übertragungsnetzen darstellen.
4.7.1 Allgemeines
Bei der Durchführung von PD-Messungen gemäß IEC 60270:2000 muss die
obere Grenzfrequenz unter 1 MHz begrenzt werden, wie in der Änderung zu
diesem Standard empfohlen und in Abschn. 4.3 ausführlicher erläutert. Unter
dieser Bedingung wird jedoch die Signalamplitude erheblich gedämpft, so dass
gut abgeschirmte Testlabors erforderlich sind, um empfindliche PD-Tests durch-
zuführen. Bekanntlich kann das Nutz-Störsignal-Verhältnis erheblich ver-
bessert werden, wenn das PD-Signal im VHF/UHF-Bereich erfasst wird. Diese
nicht konventionelle Methode wurde erstmals von Fujimoto und Boggs (1981)
für Qualitätssicherungstests von gasisolierten Schaltanlagen eingesetzt. Später
wurden die Vorteile dieses Ansatzes erfolgreich für PD-Diagnosetests von HV/
EHV-Kabelgarnituren (Pommerenke et al. 1995) und sogar für PD-Diagnosen
4.7 PD- Detektion im VHF/UHF-Bereich 249
Abb. 4.65 Vergleich des PD-Fingerabdrucks, der für eine Statorstabisolierung gewonnen wurde,
mit früher erstellten PD-Fingerabdrücken, die für verschiedene Testmuster gewonnen wurden
4.7.2.1 Kapazitive PD-Koppler
(a)
10 ns/div
(b)
10 ns/div
(c)
10 ns/div
Folglich ist die höchste Messfrequenz mit kapazitiven Sensoren erreichbar, die
eine einfache Metallscheibe darstellen. Die Machbarkeit dieses einfachen Ansatzes
wurde zunächst für die Erkennung und Lokalisierung von PD-Quellen mit
einer tragbaren PD-Sonde nachgewiesen, wie in Abb. 4.66c gezeigt und auch in
Abschn. 10.4.4 beschrieben (Abb. 10.43). Solche Arten von kapazitiven Sensoren,
die oft als C-Sensoren bezeichnet werden, empfangen die elektrische Feld-
komponente elektromagnetischer PD-Transienten.
Abb. 4.67 zeigt eine Skizze eines koaxialen C-Sensors, der für die PD-Signal-
erfassung in Kabelmuffen entwickelt wurde. Hier wird ein Abschnitt der äußeren
halbleitenden Schicht entfernt, um die elektrische Feldkomponente zu erfassen,
die vom inneren Kabelleiter aufgrund von PD-Ereignissen abgestrahlt wird. Die
erreichbare Messsensitivität wird hauptsächlich durch die effektive Kapazität Cs
zwischen Sensorelektrode und innerem Kabelleiter bestimmt und liegt im pC-
Bereich.
Beispiel Betrachten Sie ein polyethylenisoliertes Stromkabel mit einer dielektrischen
Permittivität von εr = 2,2. Unter der Annahme eines Verhältnisses zwischen äußerem und
innerem Kabelleiter von ra/ri =e ≈ 2,7 erhält man für einen koaxialen C-Sensor mit einer
Länge von la = 100 mm die folgende Näherung:
Cs ≈ 2 · π · ε0 · εr · la ≈ 12 pF
Vorausgesetzt, das empfangene PD-Signal wird über ein Messkabel übertragen,
das durch seine charakteristische Wellenimpedanz Zm angepasst ist, kann die
Scheitelspannung Vp, die über Zm erscheint und somit am Eingang des Peak-
Detektors, ungefähr wie folgt abgeschätzt werden:
Ip
Vp ≈ Cs · Zc · Zm · .
tr
Hier sind Ip und tr der Spitzenwert und die Anstiegszeit des PD-Pulsstroms und
Zc ist die charakteristische Wellenimpedanz des Stromkabels. Angenommen,
eine Hohlraumentladung erzeugt einen Strompuls mit einer Anstiegszeit tr = 1
ns und einem Spitzenwert Ip = 1 mA, dann erhält man für die oben eingeführten
Äußere kapazitiver
Halbleiterschicht Koppler
Kabelaußenleiter
Kabelinnenleiter
Ip
Vp
4.7.2.2 Induktive PD-Koppler
Erdverbindungsleitung
ip(t)
Ferritkern
Oszilloskop
Messkabel oder
PD-
Messsystem
Rm vp(t)
4.7 PD- Detektion im VHF/UHF-Bereich 253
(a) (b)
CH2 CH2
ip1(t) vp (t)
CH1
CH1
vp1(t) vp2(t)
(d)
Abb. 4.69 Aufbau zur Messung der Schrittstromantwort von induktiven PD-Sensoren (a, b) und
Oszilloskop-Aufzeichnungen, die für Impulstransformatoren mit n = 10 Windungen (c) bzw. n =
1 Windung (d) gewonnen wurden
4.7.2.3 Elektromagnetische PD-Koppler
Richtkoppler Richtkoppler
Abb. 4.71 Wirkungsprinzip eines Paares von Richtkoppler-Sensoren (DCS), die an beiden Seiten
einer Kabelmuffe installiert sind
(b)
Eingangsklemme
(a)
in
aus Ausgang zu
UHF
PD-Messsystem
R=Z R=Z
zur Erdungsklemme
(c) (d)
in 20 mA/Div
Ausgang 20 mA/Div
100 MHz 1 GHZ
1 ns/Teilung
Abb. 4.72 UHF-PD- Koppler basierend auf dem Konzept von Transmission-Line-Invertern. a
Prinzipschaltung. b Technisches Design. c PD-Impulsantwort im Zeitbereich, aufgezeichnet bei
einer Zeitbasis von 1 ns/div. d Übertragungsfunktion im Frequenzbereich
256 4 Teilentladungsmessung
(Lemke et al. 2003) schematisch dargestellt. Hier wird ein Koaxialkabel von
wenigen cm Länge verwendet, wobei das PD-Signal am Kabelanfang in den
Kabelmantel (koaxialer Außenleiter) eingespeist und aus dem Innenleiter am
Kabelende wieder ausgekoppelt wird. Darüber hinaus sind der Innenleiter am
Kabeleingang und der Außenleiter am Kabelende geerdet. Unter dieser Bedingung
werden, in Analogie zum Richtkoppler-Prinzip, sowohl die magnetische als auch
die elektrische Feldkomponente mit vergleichsweise geringer Dämpfung bis in
den UHF-Bereich übertragen (Lewis 1959), wobei die Impulspolarität invertiert
wird. Die Eignung von PD- Kopplern auf der Grundlage dieses Konzepts wurde
in der Praxis erfolgreich nachgewiesen, und hat sich insbesondere im Rahmen der
Vor-Ort-PD-Überwachung von Kabelgarnituren, wie Muffen und Endverschlüsse,
bewährt (Abb. 4.73).
Wie bereits in Abschn. 4.7.1 besprochen, liegt der Hauptvorteil der PD- Detektion
im VHF/UHF-Bereich im vergleichsweise hohen Nutz-Störsignal-Verhältnis. Bei
dieser Technologie kann grundsätzlich zwischen Breitband- und Schmalband-PD-
Detektionsmethoden unterschieden werden. Breitband-VHF/UHF-Messsysteme
sind mit einem hochsensiblen Breitbandverstärker in Kombination mit einem sehr
schnellen Peak-Detektor ausgestattet, um den Spitzenwert des verstärkten PD-
Signals zu bewerten, wie beispielhaft in Abb. 4.74a gezeigt. Bei der Schmalband-
methode werden gedämpfte Schwingungen angeregt, wobei ebenfalls ein schneller
Spitzenwertdetektor verwendet wird, um die maximale Amplitude der Hüllkurve
zu bewerten, siehe Abb. 4.74b.
(a) (b)
10 ns/div 40 ns/div
Abb. 4.74 PD-Impulsantwort der untersuchten UHF-Verstärker (violette Spuren) und des
zugehörigen Spitzenwertdetektors (grüne Spuren). a Breitband-Messsystem. b Schmalband-
Messsystem
Spitzenwertdetektoren, die sowohl für die Breitband- als auch für die Schmal-
band-PD-Signalverarbeitung im VHF/UHF-Bereich verwendet werden, verlängern
das Eingangssignal, dessen Dauer normalerweise im ns-Bereich liegt, bis in den
µs-Bereich. Unter dieser Bedingung kann die weitere Signalverarbeitung mit
klassischen PD-Messsystemen durchgeführt werden, so dass phasenaufgelöste
PD-Muster bequem dargestellt werden können. Eine Übersicht über die grund-
legenden Prinzipien, die üblicherweise für die PD-Bewertung im VHF/UHF-
Bereich verwendet werden, enthält Abb. 4.75.
In diesem Zusammenhang sollte auch erwähnt werden, dass für eine breit-
bandige PD-Erkennung im VHF/UHF-Bereich auch digitale Oszilloskope ein-
gesetzt werden können, da diese heutzutage für Echtzeitmessungen bis in den
GHz-Bereich kommerziell erhältlich sind. Für die schmalbandige PD-Erkennung
sind klassische Spektrumanalysatoren anwendbar, bei denen entweder der Breit-
bandmodus oder auch der Selektivmodus verwendet werden kann, siehe Abb. 4.76.
Frequenz
spektrum
f0 f01 f02 f1 f2
PD
im
Zeitmodus
fmin fmax
(a) (b)
Abb. 4.76 Oszilloskopische Screenshots, die mit Hilfe eines Spektrumanalysators im Breitband-
modus (50–300 MHz) gewonnen wurden. a Grundstörpegel der Messumgebung. b Frequenz-
antwort bei Einspeisung eines Kalibrierungsimpulses
Abb. 4.77 Oszilloskopische Screenshots von phasenaufgelösten PD-Impulsen, die aus einem
defekten Kabelendverschluss unter Betriebswechselspannung (50 Hz) ausgekoppelt und gleich-
zeitig mit einem VHF-Messsystem (rosa Spur) und einem PD-Instrument gemäß IEC 60270
(grüne Spur) gemessen wurden. a Positive Halbperiode. b Negative Halbperiode
Wie man sehen kann, sind die Amplituden der PD-Impulse, die am Ausgang
des VHF-Messsystems (rosa Spur) erscheinen, nicht proportional zu denen der
scheinbaren Ladungsimpulse (grüne Spur). Dies wird durch die grafische Dar-
stellung in Abb. 4.78 unterstrichen, die aus 10 aufeinanderfolgenden Screenshots
gemäß Abb. 4.77 resultiert. Hier wurde der Spitzenwert jedes Stromimpulses,
der am Ausgang des UHV-Messsystems erscheint, über der Amplitude des
zugehörigen scheinbaren Ladungsimpulses aufgetragen.
Trotz des Nachteils, dass die UHF/VHF-PD- Detektionsmethode nicht in
Bezug auf pC kalibriert werden kann, gibt es auch verschiedene Vorteile. So wird
das Nutz-Stör-Signal-Verhältnis im Vergleich zur IEC-Methode wesentlich ver-
bessert, wie bereits erwähnt. Dies bietet u. a. die Möglichkeit, die PD- Einsatz-
spannung sowie den PD-Trend unter Störbedingungen vor Ort zu bestimmen.
Darüber hinaus kann diese Technik vorteilhaft zur Lokalisierung potenzieller
PD-Defekte in geometrisch ausgedehnten HV-Geräten, wie gas-isolierten Schalt-
negative TE-Impulse
der PD-Stromimpulse
zeigen, die mit der VHF- 10
Methode bewertet wurden,
im Vergleich zu den
Amplituden der scheinbaren
Ladungsimpulse 5
0
0 5 10 15 20
Scheinbare Ladung der TE-Impulse [pC]
260 4 Teilentladungsmessung
anlagen (GIS), eingesetzt werden, indem die Laufzeitmessung (Pearson 1991) ver-
wendet wird, wie in Abschn. 10.4.1 beschrieben wird.
4.8 Akustische PD-Detektion
Ultraschall
Schmalbandverstärker mikrofon
Mittenfrequenz: 40 kHz
Bandbreite: 800 Hz parabolischer
Reflektor
Kopfhörer
Abb. 4.79 Foto eines Ultraschall-PD-Detektors. (Mit freundlicher Genehmigung von Doble
Lemke)
4.8 Akustische PD-Detektion 261
AE-Wandler 2
PD-Quelle
AE-Wandler 3
262 4 Teilentladungsmessung
elektrisches Auslösesignal
Abb. 4.81 Prinzip der „time-of-flight“-Messung, bei der das akustische Signal von drei Ultra-
schallsensoren empfangen wird, die am Tank eines 110-kV-Spannungswandlers befestigt sind.
Hier wurde das Oszilloskop durch ein elektrisches PD-Signal ausgelöst. a Einzelpulsauslösung. b
Mehrfachpulsauslösung und Averaging
auszulösen, wenn das PD-Ereignis zündet, siehe Abb. 4.81a. Da die Zeitver-
zögerung des erfassten elektrischen Signals weit unterhalb des μs-Bereichs liegt,
kann diese im Vergleich zur Flugzeit des akustischen Signals vernachlässigt
werden, da dieses in Öl nur 1,2 mm pro µs zurücklegt. Unter störbehafteten
Bedingungen kann das Nutz-Störsignal-Verhältnis durch die Verwendung des
sogenannten Averaging-Modus erheblich verbessert werden, wie in Abb. 4.81b
dargestellt. Die kombinierte akustisch-elektrische Methode bestätigt außerdem,
dass tatsächlich ein PD-Defekt erkannt wurde und nicht ein störendes akustisches
Geräusch.
Unter Laborbedingungen wird das elektrische Signal, das zum Auslösen des
Oszilloskops erforderlich ist, häufig über einen Koppelkondensator oder auch
über die C/tanδ-Klemme von Kondensatordurchführungen, falls verfügbar, aus-
gekoppelt. Unter stark gestörten Umgebungsbedingungen vor Ort ist es jedoch
vorteilhafter, die VHF/UHF-Technik zur Triggerung der akustischen Erfassungs-
einheit und damit zur Verbesserung des Nutz-Störsignal-Verhältnisses einzu-
setzen, wie in Abschn. 4.7 erläutert. In diesem Zusammenhang muss jedoch
betont werden, dass die Triangulation gemäß Abb. 4.80 nur vernünftige Ergebnisse
liefert, wenn sich die Schallwellen in einem Kontinuum ausbreiten, da dann die
Geschwindigkeit der akustischen Druckwellen konstant bleibt. Bei HV-Geräten
mit komplexem Design, wie z. B. Leistungstransformatoren, wird die Schall-
wellengeschwindigkeit stark durch die sehr unterschiedlichen Konstruktions-
materialien beeinflusst, wie z. B. Kupfer, Stahl, Holz, Pressspan und Isolieröl.
So müssen statt der direkten Schallwelle, die die kürzeste Entfernung zwischen
PD-Quelle und Ultraschallwandler zurücklegt, zwei Wellenfronten mit sehr unter-
schiedlichen Geschwindigkeiten berücksichtigt werden. Diese werden üblicher-
weise als longitudinale (Druck-) und transversale (Schub-) Welle bezeichnet.
Ohne weiter ins Detail zu gehen, sei erwähnt, dass der kürzeste Weg oft nicht der
schnellste ist, wie in Abb. 4.82 dargestellt. Dies liegt an den unterschiedlichen
Geschwindigkeiten der Schallwellen, die z. B. in Öl ca. 1,25 mm/μs und in Stahl
4.8 Akustische PD-Detektion 263
PD-Quelle
kürzester Weg
kritischer Winkel
für Druckwelle schnellster Weg
Öl
we
g
Stahlpfad
Behälterwand strukturgetragene Welle
AE-Wandler
Abb. 4.82 Kürzester und schnellster Weg zwischen einer PD-Quelle in Öl und einem
akustischen Sensor, der auf einem Leistungstransformator-Tank platziert ist
5,1 mm/μs erreichen. Um die sehr komplexen Gleichungen für die Schallwellen-
geschwindigkeit in realen HV-Geräten zu lösen, stehen heutzutage fortschrittliche
Computersysteme mit ausgeklügelten Softwarepaketen zur Verfügung.
Die für die akustische Erkennung und Lokalisierung von PD-Quellen in HV-
Geräten erforderliche Einrichtung umfasst neben einem Array von AE-Wandlern
eine Signalübertragungseinheit (Verkabelung oder Glasfaserverbindung) und ein
Erfassungssystem (digitales Oszilloskop oder computerbasiertes Messsystem)
zur Durchführung der Signalverarbeitung sowie zur Visualisierung und auch zur
Speicherung der erfassten Ultraschalldaten. Zur Erfassung der akustischen Signale
werden üblicherweise folgende Arten von Ultraschallwandlern eingesetzt:
• Piezoelektrische Wandler,
• Körperschallresonanzwandler,
• Beschleunigungsmesser,
• Kondensatormikrofone und
• Elektrooptische Wandler.
Da die akustische Impedanz der Wandler sehr unterschiedlich zu der des
metallischen Gehäuses des zu untersuchenden HV-Geräts ist, besteht die Auf-
nehmerseite des Wandlers in der Regel aus gehärtetem Epoxidharz, um eine
effiziente Signalübertragung zu gewährleisten. Dies bietet zusätzlich die erforder-
liche Isolierung zwischen metallischem Wandlergehäuse und metallischen Teilen
des Prüfobjekts. Darüber hinaus sollte der Kopplungsmethode besondere Auf-
merksamkeit geschenkt werden, da die abgegebene Schallwelle an der Schnitt-
stelle zwischen Wandler und Gehäuse des HV-Geräts reflektiert werden kann.
Daher sollte ein akustisches Kopplungsgel verwendet werden, um die Aus-
wirkungen von Reflexionen zu minimieren.
Im Allgemeinen scheint es vorteilhaft, einen Vorverstärker in den Ultraschall-
wandler zu integrieren, um das Nutz-Störsignal-Verhältnis zu verbessern. Wie
264 4 Teilentladungsmessung
elektrisches Signal
AC-Prüfspannungs
signal
akustisches Signal
S1
(a)
Prüfling Voltmeter
DC
Spannung- Ve S2 vr (t)
squelle
(b)
Ve
S r= dvr /dt @ t2
Spannung
Vr
vr (t)
t0 t1 t2 t3 Zeit
S1 eingeschaltet
S2 einge-
schaltet
140
1% 2%
120
Wiederkehrspannung [Vr ]
100
5%
80
60
40
20
0
1 10 100 1000
Ladezeit [s]
Abb. 5.3 Depolarisationsspektren, gemessen für ölimprägniertes Papier bei einem Feuchtigkeits-
gehalt von 1, 2 und 5 %
5.1 Messung der dielektrischen Antwort 269
(a) S1
Prüfling
DC S3
Spannung- Ve
squelle
Amperemeter
S2
ip (t) id (t)
(b)
Ve
Spannung; Strom
ip (t)
IDC Zeit
t0 t1 t2 t3
id (t)
S1 eingeschaltet
S2 eingeschaltet eingeschaltet
S3 eingeschaltet
Strom nimmt mehr oder weniger exponentiell ab, bis er einen stationären Wert IDC
erreicht, der durch den Gleichstromwiderstand R0 bestimmt wird.
Der nächste Schritt beginnt im Augenblick t2, wenn der Schalter S2 wieder
kurzgeschlossen wird und der Schalter S1 geöffnet wird, um den Prüfling
von der Gleichstromquelle zu trennen. Unmittelbar danach wird der Schalter
S3 geschlossen, so dass die Hauptkapazität C0 fast vollständig entladen
wird. Wenige Sekunden später, d. h. im Augenblick t3, wird der Schalter S2
geöffnet, während S3 geschlossen bleibt. Unter dieser Bedingung wird der zeit-
abhängige Depolarisationsstrom id(t) gemessen. Auch wenn die Polarität dieses
Depolarisationstromes der des Polarisationsstroms entgegengesetzt ist, ist die
Zeitfunktion mehr oder weniger vergleichbar mit der exponentiellen Funktion
des Polarisationsstroms. Der einzige Unterschied besteht darin, dass eine resistive
270 5 Messung dielektrischer Eigenschaften
Stromkomponente, die während der ersten Phase auftritt, aufgrund der kurz-
geschlossenen Anschlüsse des Prüfobjekts nicht nachweisbar ist.
In diesem Zusammenhang sollte darauf hingewiesen werden, dass auch
andere Verfahren als die oben genannten zur Beurteilung des globalen Isolier-
zustands verwendet werden, wie z. B. die Messung von isothermen Relaxations-
strömen (Simmons et al. 1973; Beigert et al. 1991). Im Prinzip sind die für
diesen Zweck verwendeten Schaltungen mehr oder weniger Modifikationen
der oben vorgestellten Schaltungen. Als Beispiel soll im Folgenden kurz die
Messung der sogenannten Depolarisationsladung vorgestellt werden, die auf
einer elektronischen Integration des Depolarisationsstroms beruht (Lemke und
Schmiegel 1995). Ein Schema der für dieses Verfahren entwickelten Schaltung
sowie typische Spannungssignale sind in Abb. 5.5 dargestellt.
Wie üblich bei Messungen der Wiederkehrspannung und des Polarisations-/
Depolarisations-Stromes wird die Prüflingskapazität zunächst auf eine konstante
DC-Spannung Ve aufgeladen, in der Regel auf wenige kV. Basierend auf
praktischen Erfahrungen wird die Dauer der DC-Vorbeanspruchung vorzugsweise
(a) S1
S2 S3
Prüfling
DC Cr
Spannung Ve
Quelle
Cm
Vm vr (t)
(b)
Ve
Vr
Ve
Spannung
vr (t)
t0 t1 t2 Zeit t3
S1 eingeschaltet
S2 eingeschaltet
S3
eingeschaltet
Abb. 5.5 Grundschaltung für die Messungen der Depolarisationssladung (a) und charakteristische
Spannungssignale (b)
5.1 Messung der dielektrischen Antwort 271
zwischen 2 und 10 min gewählt. Während dieser Zeitspanne ist der Schalter S1
geschlossen, während alle anderen Schalter noch offen bleiben. Der zweite Schritt
beginnt zum Zeitpunkt t1, wenn der Schalter S1 geöffnet und unmittelbar danach
der Schalter S2 geschlossen wird. Vorausgesetzt, die Bedingung Cm >> C0 ist
erfüllt, wird die ursprünglich in der Basiskapazität C0 des Prüflings gespeicherte
Ladungsmenge fast vollständig auf den Messkondensator Cm übertragen. Somit
kann die Basiskapazität C0 des Prüflings einfach aus dem Verhältnis zwischen der
Spannung Vm, die über Cm im Zeitintervall t1–t2 auftritt, und der Erregerspannung
Ve, die über C0 im Zeitintervall t0–t1 auftritt, abgeleitet werden:
Vm
C0 ≈ Cm · . (5.1)
Ve
Der nächste Schritt beginnt im Augenblick t2, wenn der Schalter S2 geöffnet wird,
um den Messkondensator Cm vom Prüfobjekt zu trennen. Wenige Sekunden später
wird der Schalter S3 geschlossen, um die Restladung, die zuvor in der Kapazi-
tät des Prüfobjekts gespeichert war, auf den Integrationskondensator Cr zu über-
tragen. Grundlegende Untersuchungen haben gezeigt, dass beide Zeitintervalle
t1–t0 und t2–t1 vorzugsweise nahe bei 10 s gewählt werden sollten. Für eine
bekannte Kapazität Cr, die den entscheidenden Teil des aktiven Integrators liefert,
kann die in Cr gespeicherte Depolarisationsladung qr(t) einfach aus der Ausgangs-
spannung vr(t) mit der folgenden Beziehung abgeleitet werden:
qr (t) = Cr · vr (t). (5.2)
Die Messung wird üblicherweise zum Zeitpunkt t3 abgeschlossen, wenn sich
ein quasi-stationärer Zustand einstellt, d. h. die Ausgangsspannung vr(t) des
elektronischen Integrators nahezu konstant bleibt, was normalerweise nach ca.
10 min der Fall ist. Eine geeignete Größe zur Beurteilung des Isolierzustands
ist der Depolarisationsfaktor Fp, der das Verhältnis zwischen der gemessenen
maximalen Depolarisationsladung Qr und der Gesamtladung Qm angibt, die
während der Gleichspannungs-Vorbelastungsperiode in der Basistkapazität C0 des
Prüflings gespeichert wird. Durch Kombination der Gl. (5.1) und (5.2) kann der
Depolarisationsfaktor wie folgt ausgedrückt werden:
Qr Cr Vr
FP = = · . (5.3)
Qm Cm Vm
Das Verhältnis Cr /Cm liefert im Prinzip einen Skalenfaktor des Messsystems, so
dass der Depolarisationfaktor FP proportional zum Verhältnis der Spannungs-
magnituden Vr und Vm ist, die über Cr und Cm gemessen werden können.
Basierend auf praktischen Erfahrungen, die mit XLPE-isolierten Starkstromkabeln
gesammelt wurden, kann der Isolierzustand als „gut“ beurteilt werden, solange die
Bedingung Fp < 10−4 erfüllt ist.
Beispiel Abb. 5.6 zeigt typische Spannungssignale, die für ein betriebsgealtertes 20 kV
XLPE-Kabel aufgezeichnet wurden. Um geeignete Messwerte zu erhalten, wurden die
folgenden Einstellungen gewählt:
272 5 Messung dielektrischer Eigenschaften
Mit Hilfe der Gl. (5.1) und (5.3) können die folgenden Werte aus der in Abb. 5.6
gezeigten Aufzeichnung abgeleitet werden:
Da dieser Wert die oben genannte kritische Grenze von Fp < 10−4 deutlich über-
schreitet, wurde eine starke Exposition durch sogen. Water Trees vermutet, was
aufgrund mikroskopischer Untersuchungen bestätigt werden konnte.
(a)
IS IS
VS
VR RS
VR
VS
CS
VC
VC
(b)
VS
IP
Ip
IR
IR IC
CP
UP
RP
IC
Abb. 5.7 Äquivalente Schaltkreise und zugehörige Vektordiagramme, die häufig zur Definition
des Verlustfaktors tanδ verwendet werden. a Serienschaltung. b Parallelschaltung
In Bezug auf Abb. 5.7b, wo CP und RP parallel geschaltet sind, gilt die folgende
Beziehung:
IR VP /jω · CP 1
tan δP = / /=/ /= . (5.5)
IC VP · RP ω · CP · RP
Wenn man Gl. (5.4) einerseits mit dem Strom IS, der durch CS und RS fließt, multi-
pliziert und andererseits Gl. (5.5) mit der Prüfspannung VP, die über CP und RP
abfällt, kann leicht gezeigt werden, dass der Verlustfaktor für beide in Abb. 5.7
gezeigten Schaltungen gleich wird und einfach durch das Verhältnis zwischen
resistiver Wirkleistung und reaktiver (kapazitiver) Blindleistung ausgedrückt
werden kann:
VR · IS VP · IR PR
tan δP = / /=/ /= (5.6)
Vc · IS VP · IC PC
Wie aus der klassischen Netzwerktheorie bekannt, kann jeder Serienschaltkreis
in einen Parallelschaltkreis umgewandelt werden und umgekehrt. Wenn man die
in Abb. 5.7a und b gezeigten äquivalenten Schaltkreise berücksichtigt, gelten die
folgenden Beziehungen (Küpfmüller 1990):
1 1
CP = CS · = Cs · . (5.7)
1 + (ω · CS · RS )2 1 + (tan δS )2
1 1
RP = RS · 1 + = RS · 1 + . (5.8)
(ω · CS · RS )2 (tan δS )2
1
= CP · 1 + (tan δP )2 .
CS = CP · 1 + 2 (5.9)
(ω · CP · RP )
1 (tan δP )2
RS = RP · 2
= . (5.10)
1 + (ω · CP · RP ) 1 + (tan δP )2
Diese Beziehungen ermöglichen die Bestimmung des Verlustfaktors auf der
Grundlage der Einstellungen der abgeglichenen Schering-Brücke , wie im
Folgenden behandelt wird.
5.2.1 Schering-Brücke
1 + jω · CS · RS 1 + jω · C4 · R4
= , (5.13b)
jω · CS · R3 jω · CN · R4
276 5 Messung dielektrischer Eigenschaften
1 RS 1 C4
+ = + . (5.13c)
jω · CS · R3 R3 jω · CN · R4 CN
Wenn man nur diejenigen Terme vergleicht, die durch jω geteilt werden, erhält
man die folgende Beziehung, die die Bestimmung der äquivalenten Serien-
kapazität CS aus den Einstellungen der Schering-Brücke unter abgeglichenen
Bedingungen ermöglicht:
CN · R4
CS = , (5.14)
R3
Vergleicht man die restlichen (frequenzunabhängigen) Ausdrücke in Gl. (5.14),
erhält man den folgenden hypothetischen Serienwiderstand RS, der aus den Ein-
stellungen von R3, R4 und C4 unter abgeglichenen Bedingungen abgeleitet werden
kann:
R3 · C4
RS = , (5.15)
CN
Durch Kombination dieser Gleichungen kann der Verlustfaktor mit der folgenden
Beziehung berechnet werden:
CN · R4 R3 C4
tan δS = ω · CS · RS = ω · · = ω · C4 · R4 . (5.16)
R3 CN
Kommerziell erhältliche Schering-Brücken sind oft mit einem festen LV-Wider-
stand R4 ausgestattet, über den das Prüfobjekt geerdet wird. Vorausgesetzt, die
Messung von CS und tan δS wird unter 50 Hz Wechselspannung durchgeführt,
wird dieser Widerstand genau auf R4 = 318,5 Ohm eingestellt. Setzt man dies in
Gl. (5.12) ein, erhält man
tan δS = 314s−1 · 318,5V · A−1 · C4 = C4 /(10 µF).
müssen die Gl. (5.9) und (5.10) mit den Gl. (5.14) und (5.15) kombiniert werden.
Daraus folgt für die Parallelkapazität:
CS R4 1
CP = = CN · · (5.17a)
1 + (ω · CS · RS )2 R3 1 + (ω · C4 · R4 )2
d. h. die Bedingung tanδS = ω ⋅ C4 ⋅ R4 ≪ 1 gilt, kann Gl. (5.17a) wie folgt verein-
Da der Verlustfaktor bei technischer Isolierung in der Regel deutlich unter 1 liegt,
facht werden:
R4
CP ≈ CN · (5.17b)
R3
Basierend auf Gl. (5.8) kann der parallele Widerstand RP wie folgt ausgedrückt
werden:
1 + (ω · CS · RS )2 C4 1 + (ω · C4 · R4 )2
RP = RS = R 3 · · (5.18a)
(ω · CS · RS )2 CN (ω · C4 · R4 )2
1 (ω · CS · RS )2
tan δP = = = ω · CS · RS = ω · C4 · R4 = tan δS .
ω · CP · RP ω · CS · RS
(5.19)
R3 ZI C4
R4
5.2 Verlustfaktor- und Kapazitätsmessung 279
CX
CN
RX
ZI
M1 M2
S4 R 4 C4
TR R3
R5 C5
5.2.2 Automatische C-tanδ-Brückenschaltungen
CX
IX IN
CN
RX
W1 W2 Differntial-
transformator
W4 W3 W5
Mikrocomputer
CX
CN
RX
PC
CM CR
D D
M-sensor R-sensor
Spannung
Messsignal
basierten C-tanδ-Messsystem
verarbeitet wird
δ Zeit
Referenz
signal
Im Gegensatz zur automatischen C-tanδ-Brücke, bei der der Strom IX durch das
Prüfobjekt durch den Referenzstrom IN abgeglichen wird, ist ein genauer Abgleich
nicht erforderlich. Dies liegt daran, dass die Phasenverschiebung und damit der
Verlustfaktor unabhängig von den tatsächlichen Spannungsmagnituden ist, die
über den niederspannungsseitigen Kapazitäten CM und CR abfallen , so dass die
dielektrischen Eigenschaften auch durch eine direkte Messung der Spannungs-
vektoren ermittelt werden können, siehe Abb. 5.13. Es scheint daher ausreichend,
die Spannung über CM nur auf einen Scheitelwertwert abzugleichen, der sich
dem Scheitelwertwert der Spannung über CR nähert, wobei eine Abweichung von
mehreren zehn Prozent akzeptabel ist.
Die Hauptkomponenten eines computergestützten DSP-basierten C-tanδ-
Messsystems sind in Abb. 5.14 dargestellt. Die LV-Signale, die über CM und CR
abfallen, werden von den batteriebetriebenen, potentialfreien Sensoren erfasst.
Beide Sensoren sind mit einem rauscharmen Differenzverstärker mit extrem
hoher Eingangsimpedanz (>1 GΩ), einem schnellen A/D-Wandler (Auflösung
16 Bit bei 10 kHz Abtastrate) und einer elektro-optischen Schnittstelle aus-
gestattet. Die digitalisierten Signale werden über Glasfaserleitungen (FOL) an das
computergestützte C-tanδ-Messsystem übertragen, das auch die Steuersignale vom
Computer zu beiden Sensoren per FOL überträgt. Nach einer schnellen diskreten
0.08
0.06
loss factor tan
0.04
0.02
0
0 5 10 15 20 25 30 kV 35
test voltage
Abb. 5.15 Screenshot, der den Verlustfaktor abhängig von der Prüfspannung zeigt, die für eine
stark gealterte Generatorstabisolierung gemessen wurde
5.2 Verlustfaktor- und Kapazitätsmessung 283
HV-Elektrode
Feststoffdielektrikum
Messelekt- Schutzringe-
rode lektrode
zum
Messsystem
Abb. 5.16 Elektrodenkonfiguration eines Prüflings für die C-tanδ-Messung unter Verwendung
einer Schutzringelektrode
Es sei bemerkt, dass die Messunsicherheit nicht nur durch das computer-
gestützte Messsystem bestimmt wird, sondern auch durch die Konstruktion
des Prüflings beeinflusst wird. Um z.B. den Einfluss von Streukapazitäten und
parasitären Oberflächenströmen zu minimieren, wird die Verwendung sogenannter
Schutzringelektroden dringend empfohlen, wie in Abb. 5.16 dargestellt.
Kapitel 6
Prüfungen mit hohen Gleichspannungen
6.1.1 Halbwellengleichrichtung (Einphasen-,
Einpuls-Schaltung)
(c)
Transformator Gleichrichter Glättung widerstand
sfähig
Kondensator Vorwiderstand Teiler
(b) Spannung
Vmax
Vmin
Zeit t
Hinweis Gemäß IEC 60060-1:2010 ist der Spannungsabfall die „momentane Reduzierung
der Prüfspannung für eine kurze Dauer von bis zu wenigen Sekunden“. Hier wird
er gemäß dieser Definition verwendet. In der Literatur, z. B. bei Kuffel et al. (2006)
oder Kind und Feser (1999), wird der Begriff Spannungsabfall für die kontinuier-
liche Spannungsreduzierung zwischen dem Leerlauf- und dem Lastfall verwendet, ins-
besondere bei mehrstufigen Kaskaden. Der Begriff „Spannungs Reduzierung“ wird für
dieses Phänomen im Folgenden verwendet. Die Spannungsreduzierung wird durch den
„Vorwärtsspannungsabfall“ und den Innenwiderstand der Gleichrichter verursacht.
Mit der Schaltung nach Fig. 6.3a kann die Ausgangsspannung verdoppelt werden:
Der sogenannte Verdopplungskondensator C1 wird auf die Spannung VC1 auf-
geladen, und dann schwankt die Spannung über dem Gleichrichter D1 um diesen
V
6.1 Schaltungen zur Erzeugung von HVDC-Prüfspannungen 289
Wert der
DC-Prüfs
pannung
Zeit t
Einspeisung der
Wechselspannung
Wert VC1. Folglich wird der Glättungskondensator auf eine Spannung aufgeladen,
die den Scheitelwertwert der speisenden Wechselspannung verdoppelt (Abb. 6.3b),
wenn die Verluste in der Schaltung vernachlässigt werden (R → ∞). Bei Ver-
lusten – das heißt mit einem Lastwiderstand R – wird die Ausgangsspannung
unter den theoretischen Leerlaufwert reduziert. Für die übliche Konstruktion
eines HVDC-Anhangs mit Verdopplungsschaltung, die an einen HVAC-Generator
angeschlossen ist mit einem Nenn-Gleichstrom von wenigen 10 mA und einem
Ripple-Faktor δV/V = δ ≤ 3 %, kann diese Reduktion in der Größenordnung von
10 % liegen. Daher sollte die Glättungskapazität groß genug gewählt werden.
Die Verdopplungsschaltung soll als Grundstufe einer Multiplikatorschaltung
verstanden werden, die erstmals von Greinacher (1920) für die HVDC-
Stromversorgung für die Kernphysik vorgeschlagen und später von Cockcroft und
Walton 1932 verbessert wurde. Das Prinzip soll für eine Kaskade von drei Stufen
290 6 Prüfungen mit hohen Gleichspannungen
(Abb. 6.4) erläutert werden: Die linke Spalte der Kondensatoren enthält die Ver-
dopplungskondensatoren [manchmal auch als „Sperrkondensatoren“ bezeichnet
(Kind und Feser 1999)], und die rechte Spalte enthält die Glättungskondensatoren
(Abb. 6.4a). Wenn Spannungsabfall und Lastwiderstand vernachlässigt werden,
schwankt die Wechselspannung VAC(t) mit einem Spitzenwert von Vmax um
einen Gleichspannungsoffset von 1 · Vmax am ersten Verdopplerkondensator und
liefert einen Gleichstromwert von V1 = 2 · Vmax am Ausgang der ersten Stufe
der Glättungssäule (Abb. 6.4b). In der zweiten Stufe beträgt der Gleichstrom-
offset V12 = 3 · Vmax und die Spannung an der Glättungssäule ist V2 = 4 · Vmax.
(a) Verdoppler
Glättungs-
konden- Messwider-
Kondensatoren Gleichrichter satoren stand Prüfobjekt
V3 = VDC
V13
Stufe 3
V2
V12
stage 2
V1
V11
stage 1
VAC
HVAC
Transformator
(b) (c)
Vorwiderstand steiler Glättungskondensator
Spannun HVDC-Ausgangsspannung VDC = V3 = 6 VACmax (R = )
V13
V2 = 4·VACmax
(R = )
V12
V1 = 2·VACmax
(R = )
V11
VACmax
VAC
Zeit t
Folglich ist der Gleichstromoffset am Eingang der dritten Stufe V13 = 5 · Vmax,
und der Ausgang des Generators ist eine Gleichspannung von V3 = 6 · Vmax.
Die Gleichspannung pro Stufe ist doppelt so hoch wie die Scheitelspannung
Vmax der speisenden Wechselspannung. Im stationären Betrieb und bei Nenn-
spannung ist die notwendige Sperrspannung der Gleichrichter 2 · Vmax.
Verdopplerkondensatoren (außer dem der untersten Stufe) müssen einer Gleich-
spannungsbelastung von 2 · Vmax plus der Wechselspannungsbelastung der
speisenden Spannung standhalten. Glättungskondensatoren müssen auch einer
Gleichspannung von 2 · Vmax standhalten. Der niedrigste Verdopplerkondensator
wird nur mit der Hälfte dieser Spannung belastet, trägt aber am meisten zur
Welligkeit bei. Daher sollte er die doppelte Kapazität haben, was zur Spannungs-
verteilung passt und die Welligkeit reduziert. Die 1500 kV-Kaskade mit einer
Stufenspannung von 500 kV – in Abb. 6.4c gezeigt – wird für ihre Nennspannung
mit einer Wechselspannung von 250 kV/√2 = 177 kV (rms) gespeist.
Die Welligkeit hängt für diese einphasige Ein-Puls-Multiplikatorschaltung
auch von der Anzahl der Stufen ab. Der kontinuierliche Strom I durch das Prüf-
objekt wird von den Glättungskondensatoren geliefert. Normalerweise haben alle
Kondensatoren in der Glättungssäule die gleiche Kapazität, was für eine lineare
Spannungsverteilung bei transienten Belastungen erforderlich ist, z. B. bei Durch-
schlag des Prüfobjekts. Die Welligkeit, die durch das Entladen jedes Glättungs-
kondensators verursacht wird, könnte mit Gl. (6.3) berechnet werden, wenn keine
Ladung durch die Gleichrichter zu den schwingenden Verdopplungskondensatoren
übertragen wird. Aber in Wirklichkeit verursacht die Ladungsübertragung eine
höhere Welligkeit δV und eine Spannungsreduzierung ΔV für Kaskaden mit n
Stufen, die geschätzt werden kann (Elstner et al. 1983) durch:
I n + n2
∂V = · , (6.4)
f ·C 4
I 2 · n3 + n
V = · . (6.5)
f ·C 3
Die Beziehung zwischen der tatsächlichen Ausgangsspannung (VΣ − ΔV) und der
kumulierten Leerlauf-Ladespannung VΣ = nV1 eines HVDC-Mehrstufengenerators
kann als Ausnutzungsgrad verstanden werden (wie üblich für Impulsspannungs-
generatoren)
V − �V
ηDC = . (6.6)
V
Für praktische Fälle kann die Spannungsreduzierung deutlich höher sein als durch
Gl. (6.5) ausgedrückt, die nur die Parameter des Generators berücksichtigt. Haupt-
sächlich verursachen Streukapazitäten im Speisekreis eine zusätzliche Spannungs-
reduzierung (Spiegelberg 1984).
292 6 Prüfungen mit hohen Gleichspannungen
Ähnlich wie die einphasige Zweipulsschaltung (Abb. 6.2) können auch Verdoppler-
schaltungen entworfen werden. Sie sind Grundstufen der sogenannten symmetri
schen Greinacher-Kaskade, einer einphasigen Zweipulsmultiplikatorschaltung für
Ströme von einigen 100 mA (Abb. 6.5). Dieses Prinzip kann auch mit drei Phasen
angewendet werden. Abb. 6.6 zeigt eine dreiphasige Sechspulsmultiplikatorschaltung
mit sechs Ladeimpulsen innerhalb einer Periode der speisenden Dreiphasen-
spannung. Diese Schaltung eignet sich daher für hohe Prüfströme in der
Größenordnung von bis zu einigen Ampere.
HVAC-Transformator
6.1 Schaltungen zur Erzeugung von HVDC-Prüfspannungen 293
Abb. 6.6 Dreiphasige Sechsp für jede Phase eine Kombination aus gemeinsamer Ohmscher
Verdopplungskondensatoren und Gleichrichter Glättungskon- Spannungs-
ulsmultiplikatorschaltung densator teiler
dreiphasiger
HVAC-Transformator
Tab. 6.1 Vergleich der Spannungsreduktion und der Welligkeit für Multiplikatorschaltungen mit
n Stufen (Die Symbole „x“ und „y“ sind die Faktoren gemäß Zeilen 3 und 4 für die n = 5 Stufen.)
Art des Greinacher-Kaskade Symmetrische Dreiphasige, sechs-
Schaltungparameters (einphasige, ein- Greinacher-Kaskade impulsige Multi-
impulsige Multi- (einphasige, zwei- plikatorschaltung
plikatorschaltung) impulsige Multi- (Abb. 6.6)
(Abb. 6.4) plikatorschaltung)
(Abb. 6.5)
Spannungsreduktion I
· 2n3 +n I
· 2n3 −3n2 +4n I
· 2n3 −3n2 +4n
f·C 3 f·C 12 f·C 36
ΔV
Welligkeit δV I n I n
2
I
f·C
· (n 4+n) f·C
· 4 f·C
· 12
Beispiel n = 5: x = 85 (angenommen x = 16,25 (19 %) x = 5,4 (6,3 %)
I
V = f ·C ·x als 100 %)
Beispiel n = 5: y = 7,5 (angenommen y = 1,25 (16,7 %) y = 0,42 (5,6 %)
I
δ = f·C ·y als 100 %)
Tab. 6.1 vergleicht die Welligkeit und die Spannungsreduzierungen für die kon-
ventionelle und die symmetrische Greinacher-Kaskade sowie für die dreiphasige
Sechspulsmultiplikatorschaltung. Sie beziehen sich auf den Einfluss der Anzahl
der Stufen n auf die Spannungsreduzierung und auf die Welligkeit. Sie gelten
unter der Annahme, dass alle Kondensatoren die gleiche Kapazität C haben, nur
der unterste Verdopplungskondensator hat 2C. Darüber hinaus wird in allen Fällen
der Strom I benötigt, der von einer Last R gefordert wird und die Speisefrequenz f
sind identisch.
294 6 Prüfungen mit hohen Gleichspannungen
4V1
3V1
2V1
V1
(a)
Verdoppler
Kondensatorglei Glättungsdämpfung R-C gemischt
chrichter Kondensator Widerstand Teiler
Einspeisung
HVAC-
Transformator
Trenntran
sformator
Transformatorensäule Gleichrichter
Abb. 6.8 Greinacher-Kaskade mit Einspeisung in die sechste Stufe, a vereinfachtes Schaltbild, b
Generator für 2000 kV und für sehr schnelle Polaritätswechsel bis zu 700 kV
6.2 Anforderungen an HVDC-Prüfspannungen
Gemäß IEC 60060-1:2010 (Abb. 6.11) werden einige notwendige Merkmale von
HVDC-Testsystemen diskutiert. Es gibt eine starke Wechselwirkung zwischen
dem Prüfsystem und dem Prüfobjekt (Last). Daher wird die Rolle von kapazitiven
und resistiven Prüfobjekten für die Auswahl der Erzeugungsschaltung und seiner
Parameter beschrieben.
6.2 Anforderungen an HVDC-Prüfspannungen 297
V DC +
400 kV
VDC
+/-
M
Abb. 6.9 Vereinfachtes Schaltbild eines HVDC-Moduls mit zwei internen Stufen
6.2.1 Anforderungen an HVDC-Prüfspannungen
Gemäß IEC 60060-1:2010 ist der HVDC Prüfspannungswert Wert nicht – wie
bei anderen Prüfspannungen – der Scheitelwert (Vmax), sondern der arithmetische
Mittelwert während eines Zeitraums T des Ladevorgangs (Abb. 6.11):
tˆ
1 +T
1
Vm = · v(t) · dt. (6.7)
T
t1
Abb. 6.10 Modulare HVDC-Generatoren, a 800 kV/30 mA aus zwei Modulen, b 2200 kV/10
mA aus 7 Modulen in Parallel-Serien-Schaltung. Beide Generatoren mit externer Sperrimpedanz
und PD-Koppelkondensator (Reale Größe der Module ist in beiden Bildern identisch!)
Vmin Vm Vmax
T Zeit t
Mit der Welligkeit δV (Rippelspannung) (Gl. 6.1), erhält man den dimensions-
losen Welligkeits faktor δ als Beziehung zum Prüfspannungswert
Vmax − Vmin
δ= · 100 ≤ 3 %. (6.8)
2 · Vm
Die Anforderung δ ≤ 3 % akzeptiert, dass ein bemerkenswerter Unterschied
zwischen der Spitzen- und der Prüfspannung auftritt. Eine hohe Ripplespannung
6.2 Anforderungen an HVDC-Prüfspannungen 299
reduziert auch die Zündspannung für Teilentladungen. Daher ist es für beide
Seiten eines Abnahmetests nützlich, einen möglichst niedrigen Welligkeitsfaktor
zu haben.
Schwere Vor-Entladungen, insbesondere bei Regen- und Fremdschicht-
prüfungen, verursachen bemerkenswerte Stromimpulse, die den Prüfspannungswert
Vm auf einen niedrigeren Wert Vm min reduzieren können. Das HVDC-Prüfsystem
sollte in der Lage sein, diese transienten Entladungsstromimpulse von bis zu
wenigen Sekunden ohne einen augenblicklichen Spannungsabfall von mehr als
10 % zu liefern:
Vm − Vm min
dv = ≤ 10 %. (6.9)
Vm
Leider gibt die IEC 60060-1:2010 nicht den Stromwert und seine Dauer an,
z. B. für einen angenommenen rechteckigen Impuls oder irgendeine Angabe der
erforderlichen Ladung. Einige Veröffentlichungen betrachten dV ≤ 10 % als einen
zu hohen Wert, (z. B. Hylten-Cavallius 1988; Köhler und Feser 1987). Siehe auch
Abschn. 6.2.3.2 unten.
Der Referenzwert der Parameter δ und dV ist immer der gemessene
Prüftspannungswert Vm. Daher ist die Spannungsreduzierung ΔV (Gl. 6.5) kein
Parameter der Prüfspannung, sondern des HVDC-Testsystems. Es charakterisiert
den Ausnutzungsfaktor des verwendeten Testsystems und muss berücksichtigt
werden, wenn ein neues Testsystem benötigt wird.
Die oben diskutierten Schaltungen sind vereinfacht, da sie ideale Elemente und
stationäre Bedingungen berücksichtigen. Zusätzlich muss ein HVDC-Generator
auch transienten Belastungen standhalten, z. B. bei einem Versagen des Prüflings
oder einer schnellen Polaritätsänderung. Wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen
werden, würden die Streuinduktivitäten und -kapazitäten die Verteilung der
Spannungen im Generator beeinflussen. Darüber hinaus müssen hohe Durchbruch-
ströme berücksichtigt werden.
das hier nicht berücksichtigt werden sollte. Nur die wichtigsten praktischen
Konsequenzen der damit verbundenen Berechnungen werden zusammengefasst.
Die Schwingungen können nichtlineare Spannungsverteilungen im Generator und
Überlastungen der Komponenten verursachen. Der einzige Weg, um Schäden an
Komponenten zu vermeiden, ist ein Schutzschema des Generators. Dies beginnt
mit einem externen Dämpfungswiderstand zwischen dem Generator und dem
Spannungsteiler oder dem Testobjekt (Abb. 6.8a). Darüber hinaus sollte es in allen
Kondensatoren einen internen Dämpfungswiderstand geben. Auch die Gleich-
richter sollten mit Abstufungskondensatoren für eine lineare Spannungsverteilung
bei transienten Belastungen und mit internen Dämpfungswiderständen für Über-
strom- und Spannungsbegrenzung ausgestattet sein. Ein Gleichrichter besteht aus
vielen Dioden in Serie. Abb. 6.12 zeigt ein Beispiel für die Schutzschaltung von
Dioden für beide Fälle, stationäre und transiente Belastung des Gleichrichters
(Kind und Feser 1999). Das Schutzschema sollte durch Schutzfunkenstrecken
oder Überspannungs-Ableiter an besonders gefährdeten Teilen des Generators,
z. B. den obersten Gleichrichtern oder dem Ausgang des speisenden HVAC-
Transformators, vervollständigt werden.
Hinweis Das Schutzschema funktioniert nur, wenn ein Durchschlag am Prüfling auftritt,
der über den externen Dämpfungswiderstand verbunden ist. Ein Durchschlag zwischen
einem beliebigen Punkt des Generators und einem geerdeten oder unter Spannung
stehenden Objekt, z. B. aufgrund falscher Anordnungen im HV-Prüffeld, kann das Ver-
hältnis zwischen den einzelnen Komponenten des Schutzschemas so verändern, dass
Gleichrichter und/oder Kondensatoren des Generators gefährdet sind.
Eine Umkehrung der Spannung ist eine sehr starke Belastung für die HVDC-
Isolierung, hauptsächlich wegen der Raum- und/oder Oberflächenladungen,
die während des stationären Zustands vor der Umkehrung und auch nach der
Umkehrung der Polarität wirken. (z. B. Okubo 2012; Wang et al. 2017; Tanaka
et al. 2017; Azizian, A. et al.). Daher fordern mehrere Normen eine Polaritäts-
umkehr in Typprüfungen. Das verwendete HVDC-Prüfsystem muss eine motor-
6.2 Anforderungen an HVDC-Prüfspannungen 301
(b)
Ausgangsspannung in % t rev
Entladungselektrode
Isolierstange
Schutz
Griff
Erdungsschiene Entladeelektrode
6.2.3.1 Kapazitive Testobjekte
2160 h nach
Laplacian- Laplacian-Feld
Feld
5 h nach
0h
5 h nach
0h
Posion (mm)
identisch). Auch abhängig von der angelegten Gleichspannung ändert sich die
Charakteristik der Verteilung nicht. „DC XLPE“ eignet sich gut für HVDC-
Kabel.
Die Auswahl der Prüfdauer muss das Raumladungsverhalten der Isolierung
berücksichtigen und ist recht schwierig. Dies schließt auch verschiedene Lade-
und Entladevorgänge ein.
Bei Ladeströmen von üblicherweise 3–10 mA kann das Laden bis zu mehreren
Minuten dauern. Zum Beispiel würde das kontrollierte Laden eines 10 km langen
HVDC-Kabelsystems (ca. 2 μF) auf eine Prüfspannung von 250 kV mit einem
konstanten Strom von 5 mA fast 2 min dauern. Selbst während dieser kurzen
Zeit kann die Erzeugung von Raumladungen nicht ausgeschlossen werden. Nach
Erreichen des Prüfspannungswertes findet die Verschiebung der Feldstärkever-
teilung in den stationären Zustand (Abb. 6.15b) statt.
Bei einem Prüfobjekt mit sehr geringem Leckstrom kann der höchste
Spannungswert auch Stunden nach dem Abschalten der Speisespannung bestehen
bleiben. Um schwerwiegende Sicherheitsprobleme zu vermeiden, müssen alle
Kondensatoren sofort entladen und geerdet werden (siehe Abschn. 6.2.2.2 und
9.2.6.2). Der notwendige Entlade- und Erdungsschalter muss mit einem sorg-
fältig ausgelegten Dämpfungswiderstand Rd ausgestattet sein, der an verschiedene
Kapazitäten des Prüfobjekts angepasst werden kann. Er wandelt die Entlade-
energie in Wärme um. Bei einer Prüfspannung Vt sind der zeitabhängige Entlade-
strom, d. h. der maximale Entladestrom Ie max und die Entladezeitkonstante τe wie
folgt gegeben:
−t Vt
ie (t) = Iemax · e τe mit Iemax = und τe = Rd · Cc . (6.10)
Rd
Im erwähnten Beispiel des 10-km-Kabels und Vt = 250 kV beträgt die gespeicherte
Energie 62,5 kJ, die innerhalb weniger Sekunden entladen werden kann. Der
306 6 Prüfungen mit hohen Gleichspannungen
Die Entladung aufgrund des Widerstands der Kabelisolierung selbst würde fast
10 h dauern. Das bedeutet, dass das Kabel viel länger belastet wird als bei einem
Test von z. B. 1 Stunde. Darüber hinaus hat kein Drahtwiderstand die notwendige
thermische Kapazität, um die Energie zu übernehmen. Daher wird ein HVDC
Entladegerät auf der Basis eines wassergefüllten vertikalen Widerstands vor-
geschlagen. Eine Wasseraufbereitungseinheit – wie sie für Wasserendverschlüsse
bei Kabelprüfungen verwendet wird (siehe Abb. 3.44) – steuert den Wert der Leit-
fähigkeit des Wassers: Die Aufbereitungseinheit erhöht die Wasserleitfähigkeit
durch Dosierung von Salz in das Wasser und reduziert sie durch ein spezielles
Harzbett zur Entionisierung. Da das Wasser durch seinen Widerstand erhitzt
wird, wird es auch in der Aufbereitungseinheit gekühlt. Das Wasser zirkuliert im
Widerstand, der aus einem inneren Rohr (wo das Wasser aufsteigt) und einem
äußeren Rohr (wo das Wasser absteigt) besteht. Das elektrische Feld zwischen den
beiden Rohren sowie in vertikaler Richtung muss sorgfältig ausgelegt sein. Das
thermische Design sollte Kondensation auf der Außenseite des Widerstandsrohres
vermeiden. Der Widerstand kann aus 400 kV-Modulen mit einem Wasservolumen
von jeweils etwa 70 Litern zusammengesetzt werden. Der 800 kV-Wasserwider-
stand würde beispielsweise aus zwei Modulen bestehen und kann immer parallel
zum geprüften Kabel geschaltet sein.
Der Wasserwiderstand wird so gesteuert, dass er während des Ladens und
Testens des Kabels sehr hoch ist (was bedeutet, dass er nur sehr geringen Einfluss
auf die HVDC-Spannungsquelle hat) und für die Entladung des Kabels niedrig
ist. Die thermische Kapazität des Wassers ist so hoch, dass die Entladeenergie von
22 MJ die Wassertemperatur nur um 40 K erhöht! Für einen neuen Test muss das
Wasser abgekühlt und entionisiert werden.
Flüssigkeits-imprägniertes, Papier-isoliertes (LIP-HVAC) Kabel: In gewisser
Hinsicht ist die HVDC-Prüfung von HVAC LIP Kabelsystemen das klassische
Beispiel für die Anwendung von Gleichspannung auf Wechselstromisolierung,
insbesondere für Prüfungen vor Ort (siehe Abschn. 10.4.2). Daher verursacht die
HVDC-Prüfung von HVDC-Kabelsystemen keine neuen Probleme. Ziemlich
kleine HVDC-Testsysteme können die hohe Kapazität eines LIP-Kabelsystems
aufladen. Es wurde auch ein gewisser Zusammenhang zwischen der Lebensdauer
bei Wechselstrombetrieb und den Ergebnissen geeigneter HVDC-Tests gefunden.
HVDC gas-isolierte Systeme: Für die Verbindung von HVDC-Kabeln
mit HVDC-Stromversorgungen sind gasisolierte Systeme (GIS) notwendig,
um sichere Trennstrecken zu schaffen, Spannungen und Ströme zu messen
und Überspannungsableiter anzuordnen (Hering et al. 2017). Die Kapazi-
tät solcher Systeme ist nicht sehr hoch, aber die Isolierung des Gases, vorzugs-
weise SF6, in Kombination mit festen Abstandshaltern ist ziemlich empfindlich.
Der Grund ist eine Änderung der Spannungsverteilung von einem kapazitiven
elektrostatischen Feld während des Ladevorgangs, Polarisationsumkehrungen
oder Überspannungen zu einem resistiven Strömungsfeld unter stationären
Gleichstrombedingungen. Dann wird das Feld zusätzlich durch die Ladungs-
akkumulation auf den festen Abstandshaltern sowie durch thermische Effekte
beeinflusst. Auch die Bewegung von Partikeln kann das PD-Phänomen des „Glüh-
308 6 Prüfungen mit hohen Gleichspannungen
2000). Als Ergebnis gibt der IEC-Standard 61245:2015 Hinweise für HVDC-
Verschmutzungstests und die notwendige Spezifikation von HVDC-Testsystemen
(Ripple-Faktor ≤3 %, Spannungsabfall ≤10 %, Spannungsüberschreitung
≤10 %, Spannungsmessung für beide, kontinuierliche und transiente Spannungs-
komponenten). Die Praxis der HVDC-Verschmutzungstests wird in mehreren Ver-
öffentlichungen beschrieben, z. B. Windmar et al. (2014).
Während die Spannungsreduktion nur akzeptabel wird, wenn ein HVDC-
Testsystem mit ausreichender Nennstromstärke angewendet wird, kann der
Spannungsabfall dV durch einen sehr großen Glättungskondensator auf einen
akzeptablen Wert reduziert werden, möglicherweise durch einen zusätzlichen
Kondensator (Reichel 1977; Spiegelberg 1984) oder durch eine Rückkopplungs-
steuerung mit einer höheren Einspeisespannung (Köhler und Feser 1987).
Gemäß den oben genannten Referenzen nimmt der Leckstromimpuls
(Abb. 6.17) mit der Oberflächenleitfähigkeit von etwa 10 mA bis in die
Größenordnung von 1–2 A zu, aber seine Dauer nimmt von etwa 10 s mit
zunehmender Stromamplitude auf wenige 100 ms ab. Die maximale Ladung
eines Impulses kann in der Größenordnung von 200–300 mC liegen. Der reale
Impuls wird für Berechnungen durch dreieckige oder rechteckige Stromimpulse
ersetzt (Abb. 6.16). Der akzeptable Spannungsabfall bei einem solchen Impuls
liegt zwischen 5 % (Hylten-Cavallius 1988) und 8 % (IEC 61245:1993; Köhler
und Feser 1987). Merkhalev und Vladimirski (1985) schätzten die Beziehung
der gemessenen Überschlagspannung (VFL) eines verschmutzten Isolators, wenn
ein Stromimpuls mit der Ladung qp erscheint und ein unregulierter Greinacher-
Generator mit einer begrenzten Glättungskapazität Csl, (Ladung QsL) verwendet
wurde, im Vergleich zu einem Generator mit Werten Cs0 (einer Ladung Qs0), die
die Überschlagspannung (VF0) nicht beeinflussen:
VFL −qp
= 1 + 0,5 1 − exp . (6.11)
VF0 QsL
Ableitstrom IFL
typischer
rechteckig aufgezeichneter Trapezförmiger Impuls
Impuls (2A / 100ms) Impuls (200 mC) (200 mC) mit einem
2000 abschließenden
Sprung (20A / 50µs)
mA
dreieckiger Impuls
1200 (max. 1A / 400 ms)
800 Rechteckimpuls
(500mA / 400 ms)
400
Zeit t
0
100 200 300 ms 400
Abb. 6.16 Leckstromimpuls (rot) und seine vereinfachten Ersatzformen für Berechnungen
310 6 Prüfungen mit hohen Gleichspannungen
Ausgangsspannung VDC
nach Stromimpulsen
HVDC-Generator arbeitet mit
3 Stufen
1400
kV Spannungsabfall
0,5A
1A
2A
1000 2 Stufen
1A 0,5A
2A
200 mC =konst.
600
1 Stufen
1A 0,5A
2A
200
0 Tp 0 Tp Zeit t
Form des
Stromimpulses
Ausgangsspan- Spannungs-
nung Vm abfall dV
0
450
%
kV 3
425
6
400 12
0 20 40 60 80 100 120 ms
Thyristors-
teller
shunt
AC-Netzteil
Kontroll-
und
Messsystem
100%
0.5 A
95%
100%
Regler
intervall 5%
95% 1.0 A
100%
Spannungsred
uzierung ∆V
95% 2.0 A
Abb. 6.21 Bipolares HVDC-Zubehör von ± 1000 kV/500 mA für ein 600 kV/3,3 A HVAC-
Testsystem. (Mit freundlicher Genehmigung von KEPRI Korea)
6.3 Verfahren und Bewertung von HVDC-Tests 315
Die Verfahren und Bewertungen von HVAC-Tests (siehe Abschn. 3.3 basierend auf
Abschn. 2.4), die für alle kontinuierlichen Spannungen entwickelt wurden, können
auch für HVDC-Tests angewendet werden. Daher werden die beschriebenen
Methoden in diesem Abschnitt nicht wiederholt, nur einige Unterschiede sollen
erwähnt werden.
Der Spannungssteigerungsversuch mit kontinuierlich oder schrittweise
steigender Gleichspannung (Abb. 2.26) wird verwendet, um eine kumulative
Häufigkeit Verteilung zu bestimmen, die durch eine theoretische Verteilungs-
funktion approximiert werden kann. Die Approximation kann gemäß den
Empfehlungen der Tab. 3.7 durchgeführt werden. Auch für Lebensdauer-Tests
gelten die Bemerkungen von Abschn. 3.3.1.
Im Vergleich zu HVAC-Tests ist es schwieriger, die Unabhängigkeit bei
HVDC-Tests zu gewährleisten. Der Grund dafür beruht auf dem Phänomen, dass
Teilentladungen (und die Spur von Überschlägen) bei Gleichspannung Ober-
flächen- und Raumladungen mit langer Lebensdauer verursachen. Daher können
vorhergehende Belastungen das Ergebnis nachfolgender Belastungen viel stärker
beeinflussen. Es ist unbedingt notwendig, die Unabhängigkeit eines Testergeb-
nisses zu überprüfen, bevor eine weitere statistische Auswertung vorgenommen
wird. Die grafische Überprüfung (Abb. 2.28) sollte während der HVDC-
Prüfung durchgeführt werden, und die Prüfprozedur sollte geändert werden, bis
Unabhängigkeit erscheint. Änderungen sind z. B. die Änderung der Steigerungs-
rate der Spannung, die sorgfältige Reinigung von Testobjekten nach Überschlägen,
die Verwendung eines neuen Testobjekts für jeden Belastungszyklus oder die
Anwendung einer niedrigen Wechselspannung zwischen zwei Belastungszyklen
(„Reinigung“ durch ein wechselndes elektrisches Feld). Bei der Untersuchung
einer Feststoffisolierung ist für jeden Testzyklus in der Regel eine neuer Prüfling
erforderlich.
Bei der Qualitätssicherungsprüfung wird das in Abschn. 2.4.6 und Abb. 2.39a
beschriebene Verfahren auch für Gleichspannungen empfohlen (IEC 60060-
1:2010). Der Test sollte bei der Polarität durchgeführt werden, die die niedrigeren
Durchschlagspannungen liefert. Wenn dies nicht klar ist, ist ein Test bei beiden
Polaritäten erforderlich. Auch PD-überwachte Stehspannungsprüfungen
(Abschn. 3.3.2) sind anwendbar, aber die Zufälligkeit von relativ seltenen Teil-
entladungen bei Gleichspannung muss berücksichtigt werden (siehe Abschn. 6.5).
Dies kann längere Prüfdauern auf den verschiedenen Spannungsebenen erfordern
(Abb. 2.39b). Bei der diagnostischen Stehspannungsprüfung können auch andere
Messgrößen als Teilentladungen berücksichtigt werden, z. B. der Leckstrom oder
der Isolationswiderstand.
316 6 Prüfungen mit hohen Gleichspannungen
V1 R13 V1 R13
R12
R 12
R11 R 11
I2 R 2 V2
die Ablagerung von Staubpartikeln auf der Oberfläche der Teilersäule erzwingt.
Die Reduzierung des HV-Widerstandes , um den Einfluss von Staub und Ver-
schmutzung zu minimieren, ist jedoch nicht nur durch die zusätzliche Strom-
belastung begrenzt, die für die HVDC-Prüfspannungsquelle noch akzeptabel
ist, sondern auch durch die zulässige Betriebstemperatur, die bei abnehmendem
Widerstand der HV-Teilersäule drastisch ansteigen könnte.
Beispiel Betrachten Sie die HV-Säule eines 100-kV-Spannungsteilers mit einem Gesamt-
widerstand von 10 MΩ, die aus 100 Niederspannungswiderständen in Serie besteht, von
denen jeder 100 kΩ beträgt und für 1 kV bemessen ist. Bei Anwendung einer Gleich-
spannung von 100 kV würde der Strom durch die HV-Widerstandssäule10 mA erreichen,
so dass die erzeugte Leistung 1000 W erreicht. Dies führt nicht nur zu einer Erhöhung der
Betriebstemperatur, die das Teilerverhältnis ändern könnte, sondern könnte auch die HV-
Widerstandssäule beschädigen. Aus diesem Grund sollte der Strom so niedrig wie mög-
lich gehalten werden, aber nicht niedriger als 0,5 mA, um einen Einfluss von Staub und
Verschmutzung auf das Teilerverhältnis zu verhindern, wie oben erwähnt. Unter dieser
Bedingung beträgt der Spannungsabfall über jeden LV-Widerstand in der HV-Säule 0,5
kV, was einem spezifischen Wert von 0.5 kV / 0.5 mA = 1 MΩ entspricht.
Dieses Beispiel unterstreicht, dass ein Teilerstrom in der Größenordnung von etwa 0,5
mA eine vernünftige Wahl zu sein scheint, denn aus thermischer Sicht sollte der Strom so
niedrig wie möglich sein. Ein Strom unter 0,5 mA würde jedoch zu einem Einfluss von
parasitären Leckströmen auf die Messunsicherheit führen, wie oben erwähnt.
Das Foto zeigt einen 300 kV DC-Teiler, der von Peier und Greatsch (1979) ent-
worfen wurde. Die HV-Säule besteht aus 300 Stück LV-Widerständen, von denen
jeder einen Nennwert von 2 MΩ hat, wobei der Spannungsabgriff über dem
untersten 2- MΩ-Widerstand erfolgt, so dass das Teilverhältnis 1:300 beträgt. Um
eine Potentialverteilung entlang der HV-Widerstandssäule zu erreichen, die der
elektrostatischen Feldverteilung entspricht, die allein durch die obere Elektrode
verursacht wird, d. h. ohne resistive Teilersäule, wurde der Abstand der Wider-
standshelix entsprechend variiert, wie ursprünglich von Goosens und Provoost
(1946) vorgeschlagen, siehe Abschn. 7.4.2. Die HV-Widerstandssäule ist in einem
mit Öl gefüllten PMMA-Zylinder angeordnet, um die Konvektion der in der HV-
Säule erzeugten Leistung zu verbessern, die bei 300 kV nur 150 W beträgt. Das
bedeutet, dass der maximale Strom durch den HV-Widerstand 0,5 mA erreicht,
was den oben diskutierten Anforderungen entspricht, d. h. einerseits wird der
Einfluss von Staub und Verschmutzung auf den parasitären Leckstrom entlang
der HV-Teilersäule minimiert und andererseits verhindert die vom HV-Teiler-
widerstand abgegebene Leistung eine signifikante Widerstandsänderung. Durch
Verwendung von drahtgewickelten LV-Widerständen, die durch eine Temperatur-
behandlung künstlich gealtert wurden, kann eine Messunsicherheit von etwa
3 × 10−5 erreicht werden.
In diesem Zusammenhang sollte erwähnt werden, dass der oben beschriebene
resistive Spannungsteiler, der vom deutschen nationalen Institut für Metrologie
(PTB Braunschweig) für hochpräzise Referenzmessungen verwendet wird, nicht
für DC-Spannungsmessungen in industriellen Prüffeldern geeignet ist. Dies liegt
6.4 Messung der HVDC-Prüfspannung 319
daran, dass ein unerwarteter Durchschlag des Prüfobjekts mit sehr schnell ver-
änderlichen transienten Überspannungen aufgrund der vergleichsweise hohen
Selbstinduktivität der in Reihe geschalteten drahtgewickelten Widerstände ver-
bunden ist. Dies führt zu einer stark nichtlinearen Spannungsverteilung und würde
damit die HV-Teilersäule beschädigen. Um die Energiekapazität zu erhöhen,
könnten grundsätzlich Metalloxidfilm-Widerstände als Alternative verwendet
werden. Das Hauptproblem ist jedoch ihr vergleichsweise hoher Temperatur-
koeffizient, der die Messunsicherheit erhöhen würde, insbesondere bei längerer
Prüfdauer, die zu einem Temperaturanstieg in der HV-Säule führt. Selbst wenn
dieser Effekt durch eine künstliche Alterung minimiert werden könnte, die durch
eine langfristige Temperaturbehandlung erreicht wird, muss berücksichtigt
werden, dass eine solche Konditionierung extrem zeitaufwändig ist und daher nur
in sehr spezifischen Fällen angewendet wird.
Die beste Lösung, um mögliche Schäden an Widerstandsteilern bei
unerwarteten Durchschlägen zu vermeiden, ist die Verwendung von gemischten
Spannungsteilern, wie z. B. resistiv-kapazitive Teiler oder auchr kapazitiv-
gesteuerte Teiler. Eine optimale Lösung wird durch die Parallelschaltung von in
Reihe geschalteten HV-Kondensatoren erreicht, die an bestimmte Punkte der
Widerstandsteilersäule angeschlossen sind, wie aus dem Foto in Abb. 6.24 ersicht-
gemischter RC
-Spannungsteiler
Gleichrichtersäule
Glättungskondensator
Abb. 6.24 Gleichstromgenerator (links) und ein resistiv-kapazitiver Teiler (2 MV, 1 mA) für die
Messung von statischen und dynamischen Spannungen
320 6 Prüfungen mit hohen Gleichspannungen
lich ist. Als Faustregel sollte die Kapazität der HV-Säule solcher gemischten
Spannungsteiler in der Größenordnung von 200 pF gewählt werden. Darüber
hinaus sollten Abschirmungselektroden mit vergleichsweise großer Oberfläche
eingesetzt werden, um das Auftreten von Teilentladungen zu verhindern, die eben-
falls das Teilerverhältnis beeinflussen könnten.
Um die Ausgangsspannung von HVDC-Teilern zu messen, können grundsätz-
lich klassische analoge Instrumente verwendet werden, die den arithmetischen
Mittelwert anzeigen. Der bessere Ansatz ist jedoch die Verwendung von
Oszilloskopen oder Digitalrekordern, um Gleichspannungen unter realen Prüf-
bedingungen zu messen, d. h. neben der statischen Gleichspannung auch typische
dynamische Spannungen wie die Welligkeit und der dynamische Spannungs-
abfall sowie die Parameter, die die Polaritätsumkehr charakterisieren. Die
Anforderungen an zugelassene Gleichspannungsmesssysteme sind in der
IEC 60060-2:2010 festgelegt. So soll der arithmetische Mittelwert mit einer
erweiterten Unsicherheit UM ≤ 3 % gemessen werden, was einer Abdeckungs-
wahrscheinlichkeit von 95 % entspricht. Um das dynamische Verhalten des
Messsystems zu bestimmen, wird ihm eine sinusförmige Spannung am Eingang
zugeführt. Durch Änderung der Frequenz zwischen 0,5 und 7 mal der Grund-
frequenz der Welligkeit fr soll die Differenz der gemessenen Ausgangsspannungs-
magnitude innerhalb von 3 dB liegen.
Die oben angegebenen Unsicherheitsgrenzen dürfen bei Vorhandensein der
maximalen Welligkeit, der in der IEC 60060-1:2010 angegeben ist, nicht über-
schritten werden. Die Größe der Welligkeit soll mit einer erweiterten Unsicher-
heit ≤1 % des arithmetischen Mittelwerts der Gleichspannung oder ≤10 %
der Ripple-Magnitude gemessen werden, je nachdem, welcher Wert größer ist
(IEC 60060-2:2010). Um den Mittelwert der Gleichspannung und die Größe der
Welligkeite zu messen, können entweder separate Messsysteme oder das gleiche
Umwandlungsgerät in Verbindung mit zwei separaten Messmodi für Gleich- und
Wechselspannungen verwendet werden.
Der Skalenfaktor des Messsystems für die Welligkeit soll bei der Grund-
welligkeit fr mit einer erweiterten Unsicherheit ≤3 % bestimmt werden. Der
Skalenfaktor kann auch als Produkt der Skalenfaktoren der verschiedenen
Komponenten bestimmt werden. Bei Messung der Amplituden-/Frequenzantwort
des Welligkeitslmesssystems in einem Frequenzbereich zwischen 0,5 und 5 fr darf
die Amplitude nicht niedriger als 85 % des Wertes sein, der bei der Grundwellig-
keitsfrequenz fr auftritt.
Um steigende und fallende HVDC-Prüfspannungen sowie die Welligkeit und
die Spannungsform bei Polaritätswechsel zu messen, soll die charakteristische
Zeitkonstante des Gleichspannungsmesssystems ≤0,25 s betragen. Im Falle von
Verschmutzungsprüfungen soll die Zeitkonstante ≤1/3 der typischen Anstiegszeit
für die auftretenden Transienten (Spannungsabfall) betragen.
Die Ergebnisse der Typ- und Stückprüfungen von HVDC-Messsystemen
können dem Prüfprotokoll des Herstellers entnommen werden, wobei Stück-
prüfungen an jeder Komponente des Messsystems durchgeführt werden sollen.
Systemprüfung des gesamten Messsystems sowie Systemüberprüfungen müssen
6.5 PD-Messung bei HVDC-Prüfspannungenen 321
unter der Verantwortung des Benutzers selbst oder durch einen Kalibrierdienst
durchgeführt werden. Die Systemprüfung soll die Bestimmung des Skalenfaktors
bei der Kalibrierung sowie das dynamische Verhalten für die Welligkeit umfassen
und jährlich, aber mindestens alle 5 Jahre durchgeführt werden. Systemüber-
prüfungen umfassen Überprüfungen des Skalenfaktors und sollten mindestens
jährlich oder entsprechend der Stabilität des Messsystems durchgeführt werden.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in den Abschn. 2.3.3 und
2.3.4.
Ca1 Ca2
Ra4 Rc Ra5
Nähe zum Hohlraum freigesetzt werden. Angenommen, dies geschieht über eine Fläche
von Ac = 1 mm2, dann könnte der Elektronenstrom, der die dielektrische Grenzfläche
durchdringt und die positive Raumladung neutralisiert, wie folgt abgeschätzt werden:
Ie = Ge · Ac = 0,2 pA. Basierend darauf beträgt die Zeitspanne, die benötigt wird, um die
positive Raumladung, die an der kathodenseitigen dielektrischen Grenzfläche abgelagert
ist, zu neutralisieren, tr ≈ q+ /Ie = (16 pC)/(0,2 pA) = 80 s.
Wenn man nun die negative Raumladung berücksichtigt, die an der anodenseitigen
dielektrischen Grenzfläche abgelagert ist, kann der Strom, der durch die Elektronen ver-
ursacht wird, wenn sie den gasförmigen Hohlraum verlassen, ebenfalls als nahe bei 0,2 pA
eingeschätzt werden. Folglich werden alle Elektronen (einschließlich diejenigen, die an
neutrale Gasmoleküle angelagert werden und somit negative Ionen bilden) den Hohlraum
innerhalb einer Zeitspanne von etwa 80 s verlassen. Mit anderen Worten: Die anfänglichen
raumladungsfreien Feldbedingungen und damit die Zündbedingungen werden nach einer
Relaxationszeit von etwa 80 s wieder erreicht.
(a) (b)
Abb. 6.27 Ladungsimpulse (CH1 – rosa Spur) und kumulierte Impuls-Ladung (CH2 – grüne
Spur), aufgezeichnet bei Gleichspannung für Entladungen in einem gasförmigen Einschluss in
einem PE-Kabelprüfling, a Aufnahmezeit 20 s, Prüfpegel geringfügig oberhalb der PD-Zünd-
spannung, b Aufnahmezeit 100 s, Prüfpegel ca. 20 % oberhalb der PD-Zündspannung
6.5 PD-Messung bei HVDC-Prüfspannungenen 325
Impulsladung [nC]
60270 empfohlen werden, 5
um PD-Testergebnisse 4
unter konstantem 3
Gleichspannungspegel 2
1
anzuzeigen, a
0
aufeinanderfolgende 0 5 10 15 20 25 30
Ladungsimpulse, die
Messzeit [min]
während einer 30-minütigen
Testperiode auftreten, b (b)
zugehörige kumulierte akkumulierte Ladung [nC] 60
Impuls-Ladung
50
40
30
20
10
0
0 5 10 15 20 25 30
Messzeit [min]
PD-Impulsanzahl
20
statistische Analyse der
PD-Daten empfohlen werden. 15
a Anzahl der PD-Impulse,
die die Impulsladungen 10
0, 1, 2, 3, 4 und 5 nC
überschreiten. b Anzahl der 5
PD-Impulse, die innerhalb
0
der Impulsladungsklassen 0 1 2 3 4 5 6
(0–1) nC, (1–2) nC, (2–3)
Impulsladungsamplitude qm [nC]
nC, (3–4) nC und (4–5) nC
auftreten
(b)
10
PD-Impulsanzahl
0
0 1 2 3 4 5 6
Impulsladungsamplitude qm [nC]
Darüber hinaus wird in der oben genannten Änderung empfohlen, die gemessenen
PD-Testergebnisse grafisch darzustellen, wie beispielhaft in den Abb. 6.28 und
6.29 gezeigt.
Kapitel 7
Prüfungen mit hohen Blitz- und
Schaltimpulsspannungen
-1000
0 1 2 3 4
Spannung V Zeit t
3000
kV
2000
1000
-1000
0 2 4 6 8
7.1 Erzeugung von Impulsprüfspannungen 329
Spannung V
kV 13
11
2000
9
1500
5
3
1000
500 1
0
10 25 100 250 s 1000
Zeit bis zum Scheitelwert Tp
Abb. 7.3 Durchschlagspannung von langen Stab-Platte-Funkenstrecken in Luft bei positiver SI-
Prüfspannung in Abhängigkeit von der Zeit bis zum Scheitelwert (Frontzeit)
7.1.2.1 Grundlegender RC-Schaltkreis
VDC VSG Vi
(b) Spannung V
VDCmax
VSG
= V0
Vip
Vi
t0 tp Zeit t
Beginn Zeit bis zum Scheitelwert (Frontzeit)
Abb. 7.4 Grundlegende Ersatzschaltung für die Erzeugung von Impulsspannungen. a Ersatz-
schaltbild. b Potenzialdiagramm
Der Ausnutzungsfaktor η kann als Produkt der Ausnutzung ηs abhängig von der
Impulsform und der Ausnutzung ηc abhängig von den Schaltungsparametern
(Hylten-Cavallius 1988) verstanden werden. Die Ausnutzung ηs steigt mit dem
Verhältnis von Rücken- und Frontzeit des zu erzeugenden Impulses. Wenn eine
LI-Impulsspannung (1,2/50) erzeugt werden soll, beträgt das Verhältnis z. B.
etwa 40, wenn eine SI-Spannung (250/2500) erzeugt wird, beträgt das Verhält-
nis z. B. nur 10. Die Schaltungsausnutzung ηc hängt hauptsächlich vom Verhält-
nis zwischen Impuls- und Lastkondensator ab. Je größer die Impulskapazität Ci im
Verhältnis zur Lastkapazität Cl, desto höher ist ηc. Der resultierende Ausnutzungs-
faktor der LI-Basisschaltung ist relativ hoch (η ≈ 0,85…0,95), während der Aus-
nutzungsfaktor der SI-Basisschaltung bemerkenswert niedrig ist (η ≈ 0,70…0,80).
Hinweis Zusätzlich zur Schaltung von Abb. 7.4a wird in Lehrbüchern manchmal eine
zweite Grundschaltung diskutiert, bei der der Rückenwiderstand nicht vor, sondern nach
dem Frontwiderstand liegt. Diese Schaltung hat einen niedrigeren Ausnutzungsfaktor.
Daher wird sie in der Praxis nicht verwendet und hier nicht diskutiert.
Die Frontzeit (auch als Stirnzeit bezeichnet) der Impulsspannung wird haupt-
sächlich durch die Zeitkonstante τf bestimmt und ihre Rückenzeit durch die Zeit-
konstante τt
τf = Rf · Cl ; τ t = Rt · C i . (7.2)
332 7 Prüfungen mit hohen Blitz- und Schaltimpulsspannungen
Cl zu gewährleisten.
7.1.2.2 Vervielfacher-RC-Schaltung
Die Grundschaltung (Abb. 7.4a) wird normalerweise für die Ausbildung von
Studenten und Demonstrationen mit Spannungen unter 200 kV verwendet. Für
höhere Spannungen werden Vervielfacherschaltungen angewendet, die von E.
Marx im Jahr 1923 vorgeschlagen wurden (Abb. 7.5a, ohne die roten Kurzschluss-
brücken).
Die Impulskondensatoren Ci aller n Stufen werden über die Ladewiderstände Rc
aufgeladen, die mittels der Schaltfunkenstrecken in Serie geschaltet werden. Wenn
die Ladewiderstände richtig dimensioniert sind, spielt es keine Rolle, dass der
Ladewiderstand der höchsten Stufe n-mal größer ist als der der niedrigsten, da die
Ladezeit lang genug gewählt wird, damit alle Impulskondensatoren gleichmäßig
geladen sind. Heutzutage wird eine thyristorgesteuerte Ladung mit konstantem
Strom bis zu einer vorgewählten Spannung V0 verwendet, bei der die Schalt-
funkenstrecke für den Durchbruch ausgelöst wird. Nun beginnen die Impuls-
kondensatoren, sich über die Rückenwiderstände auf jeder Stufe zu entladen
(Abb. 7.5a: blauer Pfad). Gleichzeitig wird die externe Lastkapazität Cl (Grundlast
eines kapazitiven Teilers plus Streukapazitäten des Generators gegen Erde plus
Kapazität des Prüfobjektes) aus der Reihenschaltung aller Impulskondensatoren
und Vorwiderstände geladen (grüner Pfad). Ein Impulsspannungsgenerator mit n
Stufen (Abb. 7.5b), geladen mit einer Gleichspannung V0, liefert mit dem Aus-
nutzungsfaktor η die Ausgangsimpulsspannung
7.1 Erzeugung von Impulsprüfspannungen 333
(a)
Rf
SG
Rt
Ci SCB 3·C l
Rf
Rc SG
Rt
Ci
Rc Rf
SG
Rt
Ci SCB 3·C I
Rf
Rc SG
(b) Ladewiderstände Frontwiderstände
Rt
Ci
Rc Rf
SG
Rt
Ci SCB 3·C l
Rf
SG trigger
Rc generator
Rt
Ci
Rc
DC-Laden Cm>>C l zum Messgerät
Spannung
Vin = n · η · V0 (7.4)
Der Begriff V0n max= n · V0max wird als kumulative Ladespannung des Generators
bezeichnet und üblicherweise als Nennspannung des Impulsprüfsystems ver-
wendet, da V0n max > Vin max bei der Bewertung von Nennspannungen für Impuls-
prüfsysteme Vorsicht geboten ist. Es ist immer notwendig, den Ausnutzungsfaktor
für alle Impulsspannungsformen zu kennen um die zugehörigen Ausgangs-
spannungen zu berechnen.
Zur Berechnung seiner Schaltungselemente wird ein mehrstufiger Generator (n
Stufen, Elemente Rf; Rt, Ci; Cl) üblicherweise in einen äquivalenten Grundschalt-
kreis mit folgenden Elementen überführt
334 7 Prüfungen mit hohen Blitz- und Schaltimpulsspannungen
Rf∗ = n · Rf
Rt∗ = n · Rt
(7.5)
Ci∗ = Ci /n
Cl∗ = Cl .
Nach der Berechnung der Schaltungselemente der Grundschaltungen werden die
oben genannten Gl. (7.5) zur Dimensionierung des mehrstufigen Generators durch
Rücktransformation verwendet. Das thermische Design der Widerstände – ins-
besondere der Vorwiderstände – bestimmt die zulässige Impulsspannungswieder-
holungsrate. Die Widerstände werden durch den Impulsstrom erwärmt, der bei der
Selbstzündung
Auslösebereich
keine Auslösung
Elektrodenabstand der
Hauptfunkenstrecke
Erzeugung der Impulsspannung fließt, und sollten ausreichend abkühlen, bevor der
nächste Impuls erscheint. Eine definierte maximale Temperatur der Widerstände
darf nicht überschritten werden.
Die kontrollierte sichere Auslösung zeichnet einen Generator von hoher
Qualität aus. Üblicherweise ist nur die unterste Stufe mit einem sogenannten
„Trigatron“ ausgestattet, einer Dreielektrodenanordnung (Abb. 7.6a). Ein kleines,
batteriebetriebenes Auslösegerät erzeugt einen Spannungsimpuls von mehreren
Kilovolt, der eine kleine Auslöseentladung in einer Pilotfunkenstrecke verursacht.
Diese Entladung löst den Durchbruch der Haupfunkenstrecke der untersten Stufe
aus. Die Auslöseentladung liefert Ladungsträger und Photonen für den unmittel-
baren, schnellen Durchbruchprozess, wenn die Feldstärke in der Hauptfunken-
strecke hoch genug ist. Dies erfordert eine bestimmte Mindestspannung, die
sogenannte untere Auslösegrenze (Abb. 7.6b). Ist die Spannung an der Auslöse-
funkenstrecke zu hoch, wird ein ungewollter Durchbruch ohne Auslösung ver-
ursacht. Diese Selbstzündung liefert die obere Auslösegrenze der Ladespannung.
Der Auslösebereich zwischen den beiden Grenzen (Abb. 7.6b) sollte so breit wie
möglich sein. Üblicherweise liegt seine Breite zwischen 5 und 20 % der Durch-
schlagfestigkeit der nicht ausgelösten Funkenstrecke (obere Kurve). Er hängt von
der Konstruktion des Trigatrons, der Energie der Auslöseentladung und der Höhe
der Gleichspannung an der Hauptfunkenstrecke ab.
Die Ladespannung und der Auslösezeitpunkt müssen gut kontrolliert werden,
um eine sichere Auslösung des gesamten Generators zu gewährleisten und ein
„Nicht-Auslösen“ oder eine Selbstzündung ohne Triggerung zu vermeiden. Sobald
die unterste Schaltfunkenstrecke (Hauptfunkenstrecke) durchbricht, erscheint eine
Überspannung an der zweiten Stufe, die als Wanderwelle durch den Generator
läuft (Pedersen 1967) und verursacht die Durchbrüche aller weiteren Schalt-
funkenstrecken. Die Überspannungen müssen hoch genug sein, um das Durch-
zünden sämtlicher Schaltfunkenstrecken zu verursachen. Dies hängt von der zu
erzeugenden Impulsform ab (z. B. dämpfende Frontwiderstände) und von den
Streukapazitäten gegen Erde, die die Überspannungen erhöhen, während sie
durch longitudinale Streukapazitäten reduziert werden (Rodewald 1969a, b). Auf
der Grundlage solcher Untersuchungen wurden zusätzliche Auslösemaßnahmen
(z. B. unterstützende Zündfunkenstrecken und Zündkondensatoren) eingeführt,
um die Höhe der Überspannungen auch für sehr große Generatoren aufrechtzu-
erhalten (Rodewald 1971; Feser 1973, 1974). Generatoren mit symmetrischer
Ladung (Abschn. 7.1.2.4; Abb. 7.7) ermöglichen eine sichere Auslösung ohne
diese zusätzlichen Maßnahmen (Schrader 1971).
Das modulare Design von mehrstufigen Generatoren ist hilfreich für spätere
Erweiterungen auf höhere Spannungen durch zusätzliche Stufen. Es ermöglicht
auch die Parallelschaltung von Stufen für höhere Impulsenergie bei niedrigeren
Spannungen [Abb. 7.5a, rote Kurzschlussbrücken (SCB)], wie sie z. B. für die
Prüfung der Niederspannungswicklung von Leistungstransformatoren oder Mittel-
spannungskondensatoren erforderlich sind. Auch Impulsprüfströme können mit
Impulsspannungsgeneratoren mit parallelen Stufen erzeugt werden.
336 7 Prüfungen mit hohen Blitz- und Schaltimpulsspannungen
V DC Ci Rt C lb C lt V LI
VLI VLI
Zeit t
weniger als eine Periode der Schwingung) sind nur bei der Erzeugung von LI-
Spannungen relevant, da der LI-Generator mit Vorwiderständen von wenigen 10 Ω
ausgestattet ist (Abb. 7.7). Es gibt interne Induktivitäten des Generators und
externe des Prüfobjekts und seiner Verbindungen.
Interne Induktivitäten Li sind die der Kondensatoren, Widerstände und der
Verbindungen zwischen ihnen. Für Schätzungen beträgt die Induktivität für 1 m
der Schleife (z. B. grüner Pfad in Abb. 7.5a) etwa 1 μH. Die Verringerung der
internen Induktivität eines Generators erfordert ein kompaktes Design mit einer
möglichst kurzen Schleife. Ein diesbezüglich optimierter LI-Generator sollte
eine interne Induktivität von Li < 4 μH pro Stufe haben. Normalerweise kann der
Benutzer die interne Induktivität des Generators nicht leicht beeinflussen. Wenn
nur ein Teil der Stufen ausreicht, um die erforderliche Spannung zu erzeugen
(sogenannter „Teilbetrieb“), sollte die Schleife kurz sein und den nicht ver-
wendeten Teil des Generators sowie die Grundlast (Spannungsteiler) ausschließen.
Bei sehr alten Generatoren sollte man die Induktivität der Frontwiderstände über-
prüfen: Die Frontwiderstände müssen mit geringer Induktivität ausgelegt sein,
die durch eine bifilare Wicklung erreicht werden kann. Das bedeutet, dass zwei
isolierte, eng beieinander angeordnete Drähte in entgegengesetzten Richtungen
auf einem Glasfaserzylinder gewickelt werden. Die Magnetfelder der Drähte
haben entgegengesetzte Richtungen und kompensieren sich gegenseitig zu einer
verbleibenden Induktivität, die der Länge des Widerstandszylinders entspricht.
Eine zweite Möglichkeit ist ein Widerstandsband, bei dem der isolierte Wider-
standsdraht in ein Gewebe als Mäander eingewebt ist. Widerstandsbänder sind
kommerziell erhältlich. Die Induktivität von Widerständen kann auch reduziert
werden, wenn anstelle eines einzelnen Widerstands zwei oder mehr parallele
Widerstände verwendet werden, die den gleichen Widerstand ergeben.
Externe Induktivitäten Le sind die des Prüfobjekts (auch wenn dieser haupt-
sächlich eine Kapazität ist), der HV-Leitung zum Prüfobjekt und dem Spannungs-
teiler sowie der Erdungsrückführung. HV-Leitung und Erdungsrückführung sollen
besonders kurz sein und können oft beeinflusst werden. Mit zunehmender LI-
Prüfspannung werden die Abstände zwischen Generator und Prüfobjekt länger,
so daß Oszillationen und Überschwingen bei der Prüfung von UHV-Geräten
nicht kontrolliert werden können (siehe Abschn. 7.3). Bis zu einem gewissen
Grad kann auch die Induktivität des Stromkreises durch eine geeignete Auswahl
der Geometrie der HV-Leitung reduziert werden. Tab. 7.1 gibt einige Induktivi-
338 7 Prüfungen mit hohen Blitz- und Schaltimpulsspannungen
täten abhängig von der Form und der Länge der Verbindung an. Niemals sollte ein
dünner Draht für die HV-Leitung oder die Erdungsrückführung verwendet werden,
da dessen Induktivität höher ist als die von Kupferfolie mit einer Breite w ≥ 10 cm
oder einem metallischen Rohr mit einem Durchmesser d ≥ 10 cm. Eine weitere
Reduzierung kann mit einer breiteren Folie oder zwei parallelen Folien und
Abstandshaltern mit einem Abstand d dazwischen erreicht werden. Ebenfalls recht
nützlich ist die Verwendung der erwähnten Widerstandsbänder als HV-Leitung und
ein externer Dämpfungswiderstand zum Prüfobjekt. Um die Impulsform beizu-
behalten, muss der interne Frontwiderstand reduziert werden, während der externe
Widerstand die Dämpfungseffizienz und den Ausnutzungsfaktor erhöht.
Überschwingkompensationen können als Tiefpassfilter aus L/C/R-
Kombinationen (serielle oder parallele Kompensationseinheit) ausgelegt werden,
die im Generator oder außerhalb als separate Komponenten angeordnet sind:
Abb. 7.8 zeigt die Prinzipien der beiden Kompensationseinheiten.
Die Reihenkompensationseinheit (Abb. 7.8b; Wolf und Voigt 1997) verhindert
das Eindringen von höherfrequenten Beiträgen in die Lastkapazität, die das Prüf-
objekt mit einschließt. Die Reihenschaltung von Kompensationswiderstand Rc
und Kompensationsinduktivität Lc muss auf die des Vorwiderstands Rf und die der
internen Induktivität Li abgestimmt werden. Auch der Kompensationskondensator
Cc muss auf die Lastkapazität Cl abgestimmt werden. Die notwendige Einstellung
deckt einen bestimmten Bereich von Lastfällen ab, aber wenn eine Feinabstimmung
erforderlich ist, muss die Kompensationseinheit angepasst werden. Bei größeren
Impulsgeneratoren kann die Reihenkompensationseinheit auf die verschiedenen
Stufen des Generators verteilt werden (mit Elementen der Stufenspannung, z. B.
200 kV) und ohne Komponenten mit hoher Nennspannung (z. B. 3000 kV).
VDC Ci Rt C lb C lt
(b) Rc G Rf Li Le
Überschwingungs-
kompensationseinheit
angeschlossene HV-Elektroden
Parallel
Kompensation
(Abb. 7.8b)
Kondensatoren
für
Spannungssteuerung /
HV-Zweig des Teilers
angeschlossene
Erdungselektroden
Einstellbare LV-Zweig
Abschneidefun- des Teilers
kenstrecken
HV-Leitung
LI/SI-
Generator
HV-Zweig
HVDC Prüf Überschwing- Schwin
Thyristor des
generator Spannung- objekt
Kompensation gungs
steller
steilers dämpfung
LV-Zweig Erdung
des Stroms Stromrückführung
Testbus Spannung- hunt
(Ethernet, Profibus, usw.) steilers
(a) (b)
Ladewiderstände Rückenwiderstände Rt 2 Ladewiderstandssäulen
Rc Frontwiderstände R f Rc1 und Rc2, kein
Impulskondensatoren Symmetrierwiderstände Symmetrierwiderstand
Ci1 und Ci2 R sym
Cl Rc2
Ci2
Rc Rc1
Ci2 Ci1
Rsym Rf
SG Rt
Cl
Rf
Rt Rc2
Ci1 Ci2
Rc1
Rc
Ci2 Ci1
Rt Rsym Ci1
SG
Rf
DC 200 kV Cl DC +100 kV DC -100 kV
Isolierrohr
mit
Schaltfunkenstrecken
Ci aufgeladen Ci aufgeladen
auf 100 kV auf 100 kV
entgegengesetzter einer Polarität
Polarität
4 Stützisolierrohre Impulskondensator Ci
4 Stützisolierrohre
Frontwiderstand Isolierrohr mit
Schaltfunkenstrecken Ladewiderstände
Schaltfunkenstrecken
im Isolierrohr
Ladewiderstand
funkenstrecke erfolgt viel schneller als der einer einzelnen großen Kugelfunken-
strecke. Die Mehrfach-Abschneidefunkenstrecke besteht aus mehreren in Reihe
geschalteten Kugel-Kugel-Funkenstrecken, normalerweise eine Funkenstrecke
für eine Stufe des Generators. Die eine Kugel jeder Stufe ist unbeweglich und an
einer festen Isoliersäule angeordnet. Die andere – ebenfalls auf einer Isoliersäule
montiert – ist durch einen Motorantrieb beweglich, so dass der Abstand zwischen
beiden Kugeln auf die entsprechende Durchschlagspannung eingestellt werden
kann. Die parallele Kondensatorsäule steuert die Spannungsverteilung linear
7.1 Erzeugung von Impulsprüfspannungen 343
-800
-1600
-kV
-2400
voltage V 0 0,5 1 1,5 2 2,5 0 20 40 60
Zeit
(Rodewald 1972). Diese Säule kann auch als gedämpfter kapazitiver Spannungs-
teiler verwendet werden, der normalerweise eine separate Komponente ist (siehe
Abschn. 7.5). Der Abschneide-Zeitpunkt kann, wie oben für den Generator
beschrieben, ausgelöst werden (Abb. 7.6). Auch die Kombination mit einer
Überschwingkompensationseinheit wird angewendet (Abb. 7.9).
Elektroden für die HV-Komponenten: Ein Impulsspannungsgenerator und
die anderen HV-Komponenten erfordern einen ausreichenden Abstand D von
geerdeten oder unter Spannung stehenden Objekten in einem HV-Prüflabor
(Abb. 7.15a), um Durchschläge der Luftstrecke zwischen dem HV-Kreis und der
Umgebung zu vermeiden. Der erforderliche Abstand hängt von der Art der Vor-
Entladungen ab, die den Durchschlagprozess bestimmen. Die optimale Gestaltung
der Elektroden der HV-Komponenten ermöglicht nicht nur den korrekten Betrieb
eines LI/SI-Prüfsystems, sondern gewährleistet auch deren minimalen Platzbedarf
im Prüflabor.
Hinweis Dieser Abstand sollte nicht mit den Abständen für das Prüfobjekt gemäß
Abb. 2.1 verwechselt werden. Die Abstände dort berücksichtigen, dass die Spannungsver-
teilung am Prüfobjekt nicht durch die Umgebung beeinflusst wird. Hier soll der Betrieb
des Generators nicht durch unerwünschte Entladungen oder sogar Durchschläge gestört
werden.
(a) (c)
Reihenschaltung Kondensatoren zur
von Spannungssteuerung
Abschneidefunkenstrecken und -messung
(b)
Modul 2
Modul 1
(a) (b)
(c) (d)
der Abstand mindestens 20 % größer sein als für LI-Spannung, und die Ober-
flächenfeldstärke der Elektroden bei SI-Spannung sollte unter 20 kV/cm liegen.
Wenn ein Generator und zugehörige HV-Komponenten für LI- und SI-
Spannungserzeugung verwendet werden, werden die Elektroden durch die
maximalen SI-Prüfspannungen bestimmt, auch wenn sie etwa 25 % niedriger sind
als die maximalen LI-Prüfspannungen. Eine optimale Nutzung einer Prüffläche
kann erreicht werden, wenn ein Generator im Labor beweglich ist, z. B. durch
Luftkissen. Die Gestaltungsprinzipien für Freiluftgeneratoren (Abb. 7.15d) sind
identisch. Sie erfordern auch große Elektroden für die SI-Spannungserzeugung,
aber unter Regenbedingungen müssen die maximalen Ausgangsspannungen deut-
lich reduziert werden.
Steuerungs- und Messsystem: Dieses – heutzutage meist computergestützte –
Teilsystem eines LI/SI-Prüfsystems (Abb. 7.10; siehe auch Abschn. 2.2) eines
LI/SI-Spannungsprüfsystems ermöglicht die Einstellung des Generators für
den Prüfspannungswert und ein bestimmtes Prüfverfahren (siehe Abschn. 7.4),
die Messung von LI/SI-Spannungen und der zugehörigen Impulsströme (siehe
Abschn. 7.5 und 7.6). Es ist verfügbar für einen, zwei oder alle drei der folgenden
Modi:
1. Manueller Betrieb mit Messung und Auswertung von LI/SI-Parametern:
Der Bediener muss das Prüfsystem steuern, einschließlich der Einstellung
der Spannungen und der Dauer der Pausen zwischen den Impulsen, sowie
der Auswertung und Darstellung des Prüfergebnisses (Prüfprotokoll). Der
Lade- und Auslösevorgang muss kontrolliert werden. Wenn Steuerungs- und
Messkomponenten nicht an ein System angeschlossen sind, muss dies vom
Bediener durchgeführt werden. Dieser traditionelle Modus wird sehr selten für
industrielle Prüfungen und Forschungsarbeiten angewendet, aber zum Beispiel
für die Ausbildung von Studenten eingesetzt.
2. Computer-gestützter Betrieb und Prüfergebnisdarstellung: Die Prüfung wird
manuell durchgeführt, aber die genaue Einstellung der Prüfspannungen – das
bedeutet die Einstellung des Abstands der Schaltfunkenstrecken sowie der
Lade-Gleichspannung – und die Prüfdatendarstellung werden vom System
übernommen. Steuerungs- und Messkomponenten sind verbunden. Dieser
Modus wird für größere und teure Prüfobjekte in der industriellen Prüfung und
für Forschungsarbeiten angewendet.
3. Automatische Prüfung nach einem vorgegebenen Prüfverfahren durch eine
Computersteuerung: Die PC-Software für das Prüfverfahren wird vom
Bediener vorher konfiguriert, die HV-Prüfung selbst wird automatisch durch-
geführt, ausgewertet und präsentiert. Ein Eingreifen des Bedieners ist nicht
erforderlich, aber die Prüfung kann jederzeit vom Bediener unterbrochen
oder beendet werden. Dieser Modus ist anwendbar für die Prüfung von sehr
ähnlichen oder sogar identischen Prüfobjekten in größerem Umfang oder für
statistische Untersuchungen in Forschungsarbeiten.
Das Steuerungssystem gibt die Befehle zum Ein- und Ausschalten der Schalter,
zum Einstellen der Schaltfunkenstrecken des Generators für die vorgewählte
7.1 Erzeugung von Impulsprüfspannungen 347
Spannung und für die entsprechende Ladespannung, die durch einen Thyristor-
regler eingestellt wird. Auf der Grundlage der Spannungsmessung überprüft die
Computersteuerung, ob die Spannungswerte innerhalb der vorgegebenen Sequenz
und Toleranzen liegen. Auf der Grundlage der Auswertung der Spannungsform
werden Prüflingsdurchschläge für die Auswertung der Prüfung aufgezeichnet.
Auch die Auswertung der zugehörigen Ströme kann darauf hinweisen, ob eine
Prüfung erfolgreich war oder fehlgeschlagen ist. Die Gestaltung des Prüf-
protokolls hängt vollständig von den Forderungen des Benutzers ab.
Schaltschrank und Gleichrichtereinheit: Ein LI/SI-Prüfsystem hat einen relativ
geringen Leistungsbedarf von einigen 10 kW. Der Schaltschrank enthält den Netz-
schalter und den Betriebsschalter, die Messwandler für die Versorgungsspannung
und Strommessung sowie Schutzeinrichtungen. Der eingebaute Thyristorregler
ermöglicht eine konstante Ladestromausgabe der angeschlossenen Gleichrichter-
einheit. Diese Gleichrichtereinheit ist in der Regel eine Verdopplerschaltung
(siehe Abschn. 6.1.2 und Abb. 6.3) oder für symmetrisches Laden ein Halbwellen-
gleichrichter mit symmetrischem Ausgang (Modifikation von Abb. 6.2). Abhängig
von der Nennleistung und Energie des Impulsgenerators entsprechen die Lade-
spannungen den Stufenspannungen (100–200 kV) und die Ladeströme liegen
zwischen wenigen 10 mA und einigen 100 mA. Die Dauer des Ladens, die die
Impulsspannungswiederholungsrate bestimmt, liegt in der Regel zwischen 10 und
60 s. Für spezielle Anwendungen können auch schnellere Ladevorgänge und
höhere Wiederholungsraten realisiert werden.
Für einen Generator mit n Stufen muss man Ci∗ = Ci /n und Rt∗ = n · Rt (Gl. 7.5)
anwenden. Die Gesamtlast Cl = Clb + Clt ist die Summe der Grundlast und
der Prüfobjektlast. Die feste Reiheninduktivität Ls ersetzt den (dämpfenden)
Frontwiderstand. Gemäß IEC 60060-3:2006 werden Impulsspannungen mit
Oszillationen f0 > 15 kHz als „oszillierende Blitz- Impuls (OLI) Spannungen“
(Abb. 7.16a) betrachtet, solche mit f0 < 15 kHz als „oszillierende Schalt- Impuls
348 7 Prüfungen mit hohen Blitz- und Schaltimpulsspannungen
(b) Basis-/Testobjekt
(a) Impuls Entladewiderstand Induktivität Kondensator
kondensator
Spannung V
(c)
0
0 20 40 60 µs 80 time
0
0 20 40 60 s 80 Zeit
(a) (b)
Spannung V
0 1 2 3 4 ms 5 Zeit
(OSI) Spannungen“ (Abb. 7.17a). Die Dämpfung wird durch die Verluste im
Schaltkreis bestimmt, bei rein kapazitiven Prüfobjekten hauptsächlich durch die
Rückenwiderstände Rt des aperiodischen Impulses. Da diese bei OSI-Spannungen
7.1 Erzeugung von Impulsprüfspannungen 349
größer sind als bei OLI-Spannungen, zeigen OSI-Spannungen nicht nur eine
niedrigere Frequenz, sondern auch eine größere Dämpfung (Abb. 7.17a).
Theoretisch kann die oszillierende Impulsspannung (OLI oder OSI) einen
Scheitelwert erreichen, der doppelt so hoch ist wie der Scheitelwert der ent-
sprechenden aperiodischen Impulsspannung (LI oder SI). In der Praxis erreicht sie
etwa 90 % dieses Wertes. Die Wirkungsgradfaktoren sind
VOLI VOSI
ηOLI = ≈ 1.7 . . . 1.8 und ηOSI = ≈ 1.3 . . . 1.4. (7.7)
V0Σ V0Σ
Als Beispiel zeigt Abb. 7.18 den bemerkenswerten Einfluss der Testobjektkapazi-
tät (Last) auf den Wirkungsgrad und die Zeit bis zum Spitzenwert. Die hohen
Wirkungsgradfaktoren im Vergleich zu denen der aperiodischen Stoßspannungen
sind besonders wichtig, wenn mobile Impulstestsysteme für die Prüfung im Feld
erforderlich sind. Daher wurden OLI- und OSI-Spannungen für die Vor-Ort-
Prüfung vorgeschlagen (Kind 1974; Feser 1981) und sind mittlerweile in der IEC
60060-3:2006 standardisiert. Weitere Details finden Sie in Abschn. 10.2.1.
Wenn der Generator für eine maximale kumulative Ladespannung V0Σmax aus-
gelegt werden muss, müssen die Grundlastkapazität und auch die Reiheninduktivi-
tät in der Lage sein, die maximale Oszillationsstoßspannung standzuhalten, die
viel höher ist als die V0Σmax (Gl. 7.7). Die Isolationsauslegung der Grundlast-
kapazität für OLI- und OSI-Spannungen ist praktisch identisch, während die der
Reiheninduktivität sehr unterschiedlich ist (vergleiche Abb. 7.16c mit 7.17b).
Für OLI-Spannungen ist eine geringe Induktivität erforderlich, die leicht her-
gestellt werden kann. Im Gegensatz dazu erfordert die OSI-Erzeugung eine viel
höhere Induktivität. Jetzt müssen Streukapazitäten berücksichtigt werden, die eine
nichtlineare Spannungsverteilung entlang der Spule verursachen würden. Um
15 1,75
1,50
10
1,25
5
1,00
0
0 2 4 6 8 nF 10
Gesamtlastkapazität
350 7 Prüfungen mit hohen Blitz- und Schaltimpulsspannungen
(a)
+1
v(t)/Vt
3s
-1
Zeit t (c)
(b) Spannung v(t) / Wert der Prüfspannung Vt Zeit t
+1 +1
v(t)/Vt
0 0
0,2 s
-1 -1
frequenz hängen von der Kapazität (Länge) des Kabels ab, während die Dämpfung
der Schwingung von den Verlusten im Stromkreis abhängt. Daher kann die
gesamte Belastung nicht von Kabelprüfung zu Kabelprüfung reproduziert werden.
Gelegentlich wird die Spannung für Durchschlagfestigkeitsprüfungen verwendet
(Abb. 7.19c), aber dies kann nicht empfohlen werden (für weitere Details zu DAC-
Spannungen siehe Abschn. 10.2.2.2).
7.1.4 OSI-Prüfspannungserzeugung durch
Transformatoren
VDC V OSI
(b) LR L0
Zeit t
VDC C l* V OSI
Abb. 7.20 Erzeugung unipolarer OSI-Spannungen durch Transformatoren (Schrader et al. 1989).
a Schematisches Schaltbild. b Äquivalente Schaltung. c Unipolare OSI-Spannung
352 7 Prüfungen mit hohen Blitz- und Schaltimpulsspannungen
(a) Kondensator
bank
Thyristor Rücken einstellbare Prüf Last
schalter widerstand Induktivität transformator kapazität
CB Th1, Th 2 Rp LR L0 Cl
(c)
OSI-Spannung VOSI
VDC VOSI
Zeit t
(b) TH 2 Opedrate
Abb. 7.21 Erzeugung bipolarer OSI-Spannungen durch Transformatoren (Schrader et al. 1989).
a Schaltbild. b Ersatzschaltbild. c Bipolare OSI-Spannung
7.1 Erzeugung von Impulsprüfspannungen 353
F F F
Streuinduktivität auf 1/40 im Vergleich zum Fall a) und folglich erhöht sich die
Frequenz auf mehr als 600 Hz. Dieses Prinzip wurde auf den erwähnten 3-MV-
Kaskadentransformator angewendet (Frank et al. 1991), (Abb. 3.15 und 7.23). Auf
jeder Stufe befindet sich eine Kondensatorbank mit einer Gleichrichtereinheit. Die
Gleichspannung wird auf den Stufen aus einer niederfrequenten Wechselspannung
erzeugt, die über die Wicklungen des Transformators in einem speziellen Modus
zugeführt wird. Die drei Kondensatorbänke werden gleichzeitig in die tertiäre
Wicklung eines Transformators entladen. Dies ermöglicht die Erzeugung von
OSI-Spannungen bis zu 4,2 MV. Die in Luft erzeugten Leader-Entladungen durch
354 7 Prüfungen mit hohen Blitz- und Schaltimpulsspannungen
diese extrem hohe OSI-Spannung ähneln sehr stark der natürlichen Blitzentladung
(Hauschild et al. 1991).
(a) (b)
Spannung V
VLI
LI
Spannungs
generator VLI VVFF
VVFF
Versteilerungskreis Zeit t
LI-Spannungs
generator
HV-Durchführung
Versteilerungsfunkenstrecke zu prüfende Konfiguration
Kapazität gegen Erde gegen Gehäuse
Die k-Faktoren drücken aus, dass ein Überschwingen von langer Dauer (niedrige
Frequenz) einen stärkeren Einfluss auf die Durchschlagspannung einer Isolierung
7.2 Anforderungen an LI/SI-Prüfsysteme und Auswahl von ... 357
(a)
k-Faktor-Wert 500 kHz
0,8
0,6
0,4
Scheitelwert bestimmt
den Durchschlag
0,2
Überschwingdauer
(b)
k- Faktorwert
SF6
Öl
Abb. 7.27 Prüfspannungsfunktionen a nach IEC 60060-1:2010 mit empirischen Daten und
Grenzwert von IEC 60060-1:1989. b Vergleich mit dem Vorschlag von CIGRE WG D1.36 (2017)
für UHV-LI-Tests
hat als eines von kurzer Dauer (hohe Frequenz). Dies folgt aus der bekannten
Durchschlagspannung-Durchschlagzeit-Charakteristik von Isolierungen (Kind
et al. 2016). Als erster Schritt zur Einführung dieser neuen Art der Bewertung
empfiehlt die IEC 60060-1:2010 die Anwendung von Gl. 7.10a, b für alle Arten
von Isolierungen mit Vm ≤ 800 kV, für die notwendige Verbesserung der Methode
siehe Abschn. 7.2.1.2. Die Bestimmung der Prüfspannungskurve Vt(t) aus der auf-
gezeichneten Kurve Vr(t) soll in den folgenden Schritten erfolgen (Abb. 7.28, für
weitere Details siehe Anhang B der IEC 60060-1:2010):
1. Bestimmen Sie die Basiskurve Vb(t) als Schätzung der Exponentialfunktion mit
den Parametern V0, τ1 und τ2:
Die Basiskurve (Gl. 7.11) stellt die aufgezeichnete Kurve ohne Überschwingen
dar und soll durch ihren Scheitelwert VB charakterisiert werden, während die
358 7 Prüfungen mit hohen Blitz- und Schaltimpulsspannungen
(a) (b)
VU VE
1,1
Ue 1,0
0,6
Basiskurve Filterung der Restkurve
k(f)
0,5
0,4
Restkurve 0,3
0,2
0 0,1
t 0,0
Prüfspannung
Präsentation Basiskurve
Gefilterte Restkurve
0 0
t t
Prüfspannungskurve zur Parameter
bewertung ó mit Ausnahme des
Überschwingens β! Prüfspannungskurve
Hinweis Es sollte erwähnt werden, dass die Behandlung des Nullniveau-Problems hier
nicht berücksichtigt wird. Für das Nullniveau und die Details zur Implementierung der
Auswertungssoftware siehe IEC 60060-1:2010, Anhänge B und C und IEC 61083-2:2013,
für die Filterkurve siehe auch Lewin et al. (2008).
0,9
0,5
0,3
0
Zeit
Rückenhalbwertszeit T2
Frontzeit T1 = 1.67·TAB
TAB
virtueller Ursprung 01
nicht messbar wahrer Ursprung 0
hat eine Toleranz von ±30 %, das bedeutet, die tatsächliche Frontzeit muss inner-
halb von (0,84–1,56) μs liegen.
Hinweis Bei Prüfobjekten mit hoher Kapazität wie Kabeln oder Kondensatoren kann die
obere Toleranzgrenze auf 5 μs oder sogar mehr erweitert werden. Auch für UHV-Geräte
ist eine obere Toleranzgrenze in der Größenordnung von 2,5 μs im Gespräch.
1
0,9 VCH B
B B
0,7 C
C Abweichung
0,7·VCH
≥ 0,05·T1
0,3 A A
A
D D0.1·VCH
0,1
0 T1 T1
TC TC
Hinweis Nach Auffassung der IEC ist eine in der Front abgeschnittene LIC-Spannung
für die Prüfung von Objekten mit Wicklungen nicht erforderlich, da die im Rücken
abgeschnittene LIC-Spannung eine höhere Steilheit und damit eine ungleichmäßigere
Spannungsverteilung im Prüfobjekt verursacht. Die traditionelle IEEE-Meinung berück-
sichtigt mehr die Darstellung von hohen Überspannungen, die durch Schutzvorrichtungen
begrenzt sind. Es scheint, dass in einer zukünftigen Version von IEEE Std. 4 auch die
IEC-Praxis angewendet wird.
Einzelheiten finden Sie in der IEC 60060-1:2010 (Anhang B.5). Das Problem
des Überschwingens tritt bei in der Front abgeschnittenen Impulsen nicht auf, sie
können wie in Abb. 7.30a gezeigt, ausgewertet werden.
Die Bewertungsmethode nach den IEC- und IEEE-Normen, wie sie oben
beschrieben ist, ist ein wichtiger erster Schritt in Richtung einer physikalisch
korrekten Bewertung von LI-Prüfspannungen mit Überschwingungen, aber sie ist
auch ein Kompromiss zwischen neuen Ideen und traditionellem Denken. Daher
soll im Folgenden versucht werden, die möglichen Richtungen für die weitere
Verbesserung der k-Faktor-Methode zu erläutern. Dazu betrachten wir die neue
Bewertungsmethode im Vergleich zu der von IEC 60-1:1989 (Abb. 7.27).
Wie in Abschn. 7.1.2.3 betrachtet, können die Induktivitäten und Kapazitäten
im Schaltkreis Schwingungen verursachen, die durch die ohmschen Verluste im
Schaltkreis gedämpft werden. Die Schwingungen haben einen bemerkenswerten
Einfluss auf das Durchbruchverhalten, wenn sie im Bereich des Scheitelpunktes
auftreten und daher den Scheitelwert der LI-Prüfspannung erhöhen. Im Falle einer
starken Dämpfung wird die Schwingung auf eine einzelne Halbwelle reduziert,
die als „Überschwingung“ bezeichnet wird. Im Folgenden soll der Begriff „Über-
schwingung“ auch Schwingungen mit geringerer Dämpfung einschließen.
Die vorherige Version von IEC 60-1:1989 tolerierte Oszillationen und Über-
schwingungen bis zu 5 % des Scheitelwerts beim stetigen Verlauf der Prüf-
spannung. Wenn ihre Frequenz „nicht weniger als 0,5 MHz beträgt oder die Dauer
des Überschwingens nicht mehr als 1 μs beträgt, sollte eine Mittelwertkurve
gezeichnet werden … zum Zwecke der Messung“. Der Prüfspannungswert war der
Scheitelwert der aufgezeichneten Kurve für Überschwingfrequenzen f < 0,5 MHz;
für f > 0,5 MHz ist es das Maximum der gezeichneten Mittelwertkurve. Es gab
keine Regel, wie die Mittelwertkurve abzuschätzen ist. Diese abrupte Änderung
der Bewertung bei 0,5 MHz (Abb. 7.27) ist physikalisch falsch, verursacht einen
Fehler von bis zu 5 % bei dieser Frequenz, eine gewisse Willkür für den Bediener
oder für Anbieter von Bewertungssoftware. Daher war eine Änderung dringend
erforderlich. Mitte der 1990er Jahre begann die CIGRE-Arbeitsgruppe 33.03 und
ein damit verbundenes europäisches Forschungsprojekt mit Experimenten zum
Einfluss des Überschwingens (z. B. Garnacho et al. 1997, 2002; Berlijn 2000;
Simon 2004). Eine kombinierte Spannung (siehe Abschn. 8.1.1), bestehend aus
einer stetig verlaufenden SI-Spannung und eines überlagerten oszillierenden
kurzen Impulses wurde auf Isolationsproben in Luft, SF6, sowie mit ölgetränktem
Papier und Polyethylen angewendet. Die Prüfspannungswerte von Testreihen
waren normalerweise auf 200 kV begrenzt. Die Experimente lieferten 50 % LI-
Durchschlagspannungen für Impulse mit Überschwingungenr (Extremwert VE)
sowie den stetig verlaufenden Standardimpuls (Scheitelwert VLI) und ermöglichen
die Bestimmung einer gut definierten Basis-Kurve (Gl. 7.11; Maximum VB). Für
7.2 Anforderungen an LI/SI-Prüfsysteme und Auswahl von ... 363
Tab. 7.2 Unterschiede der LI-Parameterbewertung nach IEC 60060-1:2010 und IEC 60-1:1989
Parameter Überschwingfrequenz Überschwingfrequenz
f < 0,5 MHz f > 0,5 MHz
Prüfspannungswert 0…−3 % +2 %…+6 %
(V2010 − V1989)/V1989
Frontzeit 0…−6 % 0…+15 %
(T1 2010 − T1 1989)/T1 1989
Rückenhalbwertszeit 0…+5 % −4 %…7 %
(T2 2010 −T2 1989)/T2 1989
Überschwingen Unabhängig von der Frequenz
(ß2010 − ß1989)/ß1989 −10 %…+40 %
364 7 Prüfungen mit hohen Blitz- und Schaltimpulsspannungen
Auch die Definition des Überschwingens (Gl. 7.15) ist physikalisch nicht korrekt.
Sie berücksichtigt nicht die Dauer des Überschwingens (Hinow et al. 2010),
da der Extremwert VE der aufgezeichneten Kurve der Referenzwert ist. Eine
Überschwingdefinition, die die Dauer berücksichtigt, könnte einem deutschen
Vorschlag an TC 42 folgen, wenn die Überschwingamplitude auf der Grundlage
der Prüfspannungskurve definiert würde – wie auch die anderen Parameter der LI-
Spannung (Hinow et al. 2010):
VT − VB
β∗ = (7.19)
VT
Der Vergleich der beiden Definitionen (Abb. 7.31) zeigt, dass ß* immer niedrigere
Werte als ß liefert. Für eine Überschwingfrequenz von f < 0,5 MHz ist ß*
typischerweise höher als für den Fall f > 0,5 MHz. In Bezug auf die Dauer des
Überschwingens ist dies eine plausible Eigenschaft.
Ein weiterer Punkt ist die Abhängigkeit von der Frequenz. Die Frequenz
wird aus der Dauer des Überschwingens geschätzt (Garnacho et al. 1997), aber
der Durchschlagprozess wird durch die verfügbare Zeit gemäß der bekannten
Durchschlagspannung-Durchschlagzeit-Charakteristik beeinflusst (siehe
Abschn. 7.3). Diese Charakteristik kann durch eine statistische Zeitverzögerung
gefolgt von der formativen Zeitverzögerung beschrieben werden. Letztere
kann durch die formative Spannung – Zeitfläche (Kind 1957; Kind et al. 2016)
beschrieben werden, die möglicherweise auch für die Überschwingbehandlung
angewendet werden kann (Hauschild und Steiner 2009; Garnacho 2010; Ueta
et al. 2011c). Dann wird das Überschwingen durch die Spannung-Zeit-Fläche
oberhalb eines bestimmten Spannungswerts VX charakterisiert (Abb. 7.32). Dies
könnte ein bestimmter Prozentsatz des Extremwerts (Abb. 7.32a, b) oder der
15
β* für
f ≈ 500 kHz
10
β* für f > 500 kHz
kürzere Dauer
0 5 10 15 20 % 25
Vx Vx VT
Tt Tt1 Tt2 Tt
Zeit t t t
Abb. 7.32 Definition des Überschwingens in Verbindung mit dem formativen Zeitmodell. a Bei-
spiel für ein aperiodisches Überschwingen unter Verwendung eines Prozentsatzes des Extrem-
werts VE. b Beispiel für oszillierendes Überschwingen unter Verwendung von 0,9 · VE. c Beispiel
für oszillierendes Überschwingen unter Verwendung des Prüfspannungswerts VT
4Tt2 /µs2
k ∗ (Tt ) = . (7.21)
4Tt2 /µs2 + 2.2
Diese Funktion (Abb. 7.33) würde nicht nur das physikalische Verständnis ver-
bessern. Sie hat auch eine lineare Skala mit einer direkten Beziehung zu den Zeit-
parametern der LI-Spannung. Der Fall Tt = 0 bedeutet kein Überschwingen. Die
Bestimmung der Dauer ist sogar einfacher als die der Frequenz. Sie würde auch
den Fall berücksichtigen, dass die Schwingungen nur schwach gedämpft sind
(Abb. 7.32b) und der zweite Peak zur formativen Spannungs-Zeit-Fläche beiträgt.
Anstelle der Prüfspannungsfunktion von IEC 60060-1:2010 (Gl. 7.10a, b) kann
eine andere Definition der relativen Überschwingamplitude verwendet werden –
z. B. die von Gl. 7.20.
366 7 Prüfungen mit hohen Blitz- und Schaltimpulsspannungen
k-Faktor-Wert
Überschwingdauer Tt
µs
ungefähre Frequenz f
MHz
k-Faktor
1
IEC 60060-1:2010
0,8
geringere Isolierdicke
schnellerer
0,6
Durchschlagprozess
0
0,01 0,1 1 MHz 10
Überschwingfrequenz f
hat IEC TC42 noch keine endgültige Schlussfolgerung aus dieser internationalen
Forschungsarbeit gezogen.
Es kann angenommen werden, dass für verschiedene elektrische Felder, ver-
schiedene Isolationsmaterialien und möglicherweise auch für verschiedene
Überschwingweiten unterschiedliche Charakteristiken gefunden werden. Auch
die Auswertungsalgorithmen und die bemerkenswerte Unsicherheit bei der
Bestimmung der Prüfspannungsfunktion (Okabe et al. 2015) müssen berück-
sichtigt werden. Möglicherweise sollte für eine zukünftige Norm IEC 60060-1
alle verfügbaren experimentellen Ergebnisse verwendet werden, um eine all-
gemeine Prüfspannungsfunktion zu finden, die innerhalb akzeptabler Toleranzen
für die Parameterbewertung aller Isolationen anwendbar ist.
Die Anpassungsmethode zur Extraktion der Basis-Kurve, wie oben beschrieben
(Gl. 7.11), ist ebenfalls Gegenstand laufender Untersuchungen (z. B. Satish und
Gururaj 2001; Kuan und Chen 2006; Ueta et al. 2011a, b, c, d, 2012a, b; Garnacho
et al. 2013; Pattanadesh und Yutthagowith 2015). Die Einführung einer neuen
Auswertungsmethode für die Basis-Kurve könnte Unterschiede in der LI-Para-
meterbewertung verursachen. Im Gegensatz zur Prüfspannungsfunktion scheint
es keine dringende Notwendigkeit für die Einführung einer neuen Methode zur
Bestimmung der Mittelwertkurve zu geben. Zuerst muss gezeigt werden, dass die
aktuelle Methode für praktische Fälle unzureichend ist.
In Bezug auf die Prüfung von UHV-Geräten hat die CIGRE-Arbeitsgruppe
D1.36 (2017) das derzeitige Wissen zusammengefasst: Es wurde gezeigt, dass
für UHV-Prüfobjekte die Anforderungen T1≤ 1,56 µs und ß ≤ 10 % nicht erfüllt
werden können, wenn die Kapazität der Prüfobjekte in die Größenordnung von
10 nF gelangt (siehe auch den folgenden Abschn. 7.2.1.3). Es wird empfohlen,
das obere Toleranzlimit auf T1 = 2,5 µs und das zulässige Überschwingen auf ß
≤ 15 % zu erhöhen, wenn UHV-Geräte mit Vm > 800 kV geprüft werden. Darüber
hinaus wird vorgeschlagen die Prüfspannungsfunktion für UHV- LI-Prüfungen
(Abb. 7.27b) auf die oben genannte Gl. (7.10b) zu ändern und ein verbessertes
Verfahren zur Schätzung der Basis-Kurve zu verwenden. Hoffentlich wird IEC
TC42 auf dieser Grundlage die nächste Ausgabe von IEC 60060-1 bereitstellen.
Last but not least gibt es Diskussionen, das Überschwingen bei LI-Prüfungen
durch Verwendung der Überschwingkompensation zu reduzieren (siehe
Abschn. 7.1.2.3).
Ci
ηc ≈ . (7.23)
Ci + Cb + Cto
Rf · (Cb + Cto) mit oft Cto > Cb. In vielen Fällen wird die Frontzeit nahezu ver-
doppelt, wenn die Kapazität des Prüfobjekts verdoppelt wird. Wenn man bedenkt,
dass die zulässige Frontzeit-Toleranz (0,84–1,56 μs) weniger als das Doppelte
ihrer unteren Grenze beträgt (Abb. 7.35), müssen die Anstiegswiderstände Rf
eines Generators entsprechend angepasst werden. Für einen festen Wert von τf –
bzw. der Frontzeit T1 – kann der erforderliche Wert von Rf für die obere bzw.
die untere Toleranzgrenze der Frontzeit berechnet werden (Abb. 7.35a). Eine
horizontale Linie durch das resultierende Band, das einem bestimmten Bereich
der Lastkapazität entspricht, gibt den Bereich der Last an, für den ein Widerstand
700 Rt
500
R f2 600 T1 = 40 s
200
500
100
0,1 0,5 1 5 nF 10 0,1 0,5 1 5 nF 10
Gesamtbelastungskapazität C b +C to Gesamtbelastungskapazität C b +C to
Abb. 7.35 Einfluss der Lastkapazität auf die Auswahl von Front- und Rückenwiderständen eines
Generators 2000 kV/400 kJ mit zehn Stufen. a Prinzip der Auswahl des Frontwiderstandes. b
Einfluß des Rückenwiderstandes (Kind und Feser 1999)
7.2 Anforderungen an LI/SI-Prüfsysteme und Auswahl von ... 369
1,4
R f1
1,2
1 inkrementeller
Frontwiderstand
Tf
0,8
(a) (c)
Rf Spannung Vt
Ci Rt (Cb+C to) L to Vt
Prüfkreis (b)
Rf Zeit t
Unterschwingung
7.2.2 SI-Prüfspannungen
kV
1200
800
400
0
0 600 1200 1800 2400 3000 3600 µs 4800
Zeit
Abb. 7.38 Aufgezeichnete Kurven von SI-Prüfspannungen 250/2500 und deren Reproduzierbar-
keit für verschiedene werte
0,5
0,3
0
Zeit t
TAB
Zeit bis zum Scheitelwert Tp = K·TAB
(b)
Spannung V/VP
100
% 90%
80
Zeit über 90%
60
40
20
Zeit
0
Wie von Sato et al. (2015) gezeigt wurde, ist Gl. (7.25) nur für Standard-SI-
Spannungen gültig, ihre Anwendung auf nicht standardgemäße SI-Spannungen
(z. B. 20/4000 µs, wie für SI-Spannungsprüfungen vor Ort akzeptiert, siehe
Abschn. 10.2.1.3) könnte zu Ausfällen von bis zu 25 % führen. Sato et al. geben
eine Formel an, die besser an den gesamten Bereich der SI-Spannungen angepasst
ist.
Die Zeit- bis- zum-Halbwert T2 ist ein virtueller Parameter, da das Zeitinter-
vall zwischen dem wahren Ursprung und dem Zeitpunkt, an dem die Spannung die
Hälfte des Prüfpannungswerts überschreitet (Abb. 7.39a): Es wird gefordert T2 =
2500 μs mit einer Toleranz von ±60 %, das bedeutet, der tatsächliche Wert muss
innerhalb von (1000–4000 μs) liegen.
Hinweis Die enorme Toleranz von T2 hängt mit Spannungsprüfungen von Geräten mit
Sättigungsphänomenen zusammen, z. B. verursacht durch den Eisenkern von Trans-
formatoren und Reaktoren. Dort verursachen die SI-Spannungen eine Sättigung
des magnetischen Kerns, die zum schnellen Zusammenbruch der Spannung führt
(Abb. 5.39b). Für solche Prüfungen wurden zusätzliche Parameter, wie die Zeit über 90 %
und die Zeit bis Null, eingeführt (siehe unten). Das weite Toleranzintervall ist akzeptabel,
weil der Durchbruchprozess in Luft – Entwicklung von Leader-Entladungen (siehe
Abb. 7.3) – durch die Steilheit der Front der SI-Spannung und sehr wenig durch die Dauer
des Rückens bestimmt wird.
Die Zeit über 90 % T90 ist das Intervall, während dessen die SI-Spannung 90 %
ihres maximalen Wertes übersteigt (Abb. 7.39b).
Die Zeit bis Null TZ ist das Intervall zwischen dem wahren Ursprung und dem
Zeitpunkt des Null-Durchgangs (Abb. 7.39b).
Die Parameter sollten nicht vermischt werden, da eine Standard-SI-Test-
spannung 250/2500 durch das Set (Vt; Tp; T2) charakterisiert werden muss und für
Prüfungen an Geräten mit Sättigungseffekten das unterschiedliche SI-Set (Vt; Tp;
T90; TZ) verwendet werden kann.
beste Schätzung
Durchschlagwahrscheinlichkeit Vertrauensbereich der Verhaltensfunktion
Wahrscheinlichkeit der Verteilungsfunktion des Quantils Leistungsfunktion
Quantile:
99
97,7% 50 +2
98
95
90
, 50 +
%
70
50 50
Punkt- und
30 Konfidenzschätzungen
der
20 Wahrscheinlichkeit
, 50
10
5
2
, 50
1
1110 1130 1150 1170 1190 Spannung / kV
der Quantile (rosa Linien). Abb. 7.40 zeigt die Auswertung auf Basis der
Normalverteilung (Gauss). Sie kann für eine andere Verteilungsfunktion wieder-
holt werden, um die optimale Anpassung zu finden. Alle möglichen Schluss-
folgerungen können aus einem Diagramm wie Abb. 7.40 gezogen werden.
Wenn statt der gesamten Verhaltensfunktion die Schätzung eines bestimmten
Quantils (z. B. V50 oder V10) ausreichend ist, kann die Auf-und-Ab-Methode
angewendet werden (Abschn. 2.4.4 und Abb. 2.38 und 2.39). Auch für dieses
Prüfverfahren ist eine Maximum-Likelihood-Auswertung möglich und kann
empfohlen werden.
7.3.2 LI/SI-Qualitätsabnahmetests
A2. Die LI/SI-Prüfspannung wird 15-mal angelegt und die Anzahl der Durch-
schläge beträgt k ≤ 2.
Für interne, nicht- selbst-generierende Isolierung (alle festen oder flüssigkeits-
getränkten Isolierungen) darf während der Qualitätssicherungsprüfung kein
Durchschlag auftreten; daher wird das folgende Verfahren angewendet:
B. Die LI/SI-Prüfspannung wird dreimal angelegt und es darf kein Durchbruch
auftreten (k = 0).
Für Isolierungen wie die einer GIS, bestehend aus einem selbst-regenerierenden
(SF6-Gas) und einem nicht- selbst-generierenden (feste Isolatoren) Teil, muss
nachgewiesen werden, dass der Durchschlag im selbst-regenerierenden Teil statt-
gefunden hat. Dies kann nachgewiesen werden durch eine bestimmte Anzahl von
Nicht-Durchschlägenbei der LI/SI-Prüfspannung nach einem Durchschlag . Ein
weiterer Nachweis kann eine PD-Messung sein, die kein erhöhtes PD-Niveau
zeigt. Das gültige Verfahren wird vom zuständigen Geräteausschuss der IEC oder
IEEE festgelegt. Im Folgenden werden einige Beispiele für LI/SI-Akzeptanzprüf-
verfahren vorgestellt:
Prüfung der externen Isolierung (IEC 60071-1): Das Verfahren A1 (Vt < V10)
erfordert die Schätzung von V10 aus einer Verhaltensfunktion, die bis zu dieser
niedrigen Durchschlagwahrscheinlichkeit gemessen wird, oder für bekannte
V50 und Standardabweichung σ aus V10= V50–1,7 σ oder für bekannte V50 und
Standardabweichung σ aus V10= V50–1,7 σ oder aus einer Prüfung basierend
auf der Auf-und-Ab-Methode mit sieben Impulsen pro Spannungsebene (siehe
Abschn. 2.4.4). Das Verfahren A2 (n = 15/k= 2) ist für alle anderen Fälle anwend-
bar, wenn die oben genannten notwendigen Parameter nicht verfügbar sind
und der Aufwand für deren Bestimmung als zu hoch angesehen wird. Es ist zu
erwähnen, dass die LI-Spannungsprüfungen für trockene Isolierungen angewendet
werden (siehe Abschn. 2.1.2), während die SI-Spannungsprüfungen für beregnete
Isolierungen angewendet werden (siehe Abschn. 2.1.3).
Prüfung von gas-isolierten Schaltanlagen (GIS) (IEC 62271-203:2003): Die
Isolierung der GIS ist gekennzeichnet durch einen selbs-regenerierenden Teil, das
SF6-Gas, und einen nicht selbst-generierenden Teil, die Oberfläche und das Epoxid-
harz der Abstandsisolatoren (Spacer). Die LI/SI-Spannungsprüfungen werden
mit zahlreichen dielektrischen, thermischen, elektrischen und mechanischen
Messungen und Prüfungen kombiniert. Die Standard-Wellenformen werden
angewendet und das Verfahren A2 (15/2) muss angewendet werden. Es muss
gewährleistet sein, dass im nicht selbst-generierendem Teil kein Durchschlag oder
Überschlag auftritt. Dies gilt als bestätigt, wenn bei den letzten fünf Impulse kein
Durchschlag erfolgt. Wenn der erste Durchschlag nach dem Impuls Nr. 10 auftritt,
muss die Anzahl der Gesamtimpulse entsprechend erhöht werden. Im schlimmsten
Fall eines Durchschlags bei Nr. 15 beträgt die Gesamtzahl der Prüfimpulse 20.
Hinweis Es ist wichtig zu erwähnen, dass die „horizontale“ IEC 60071-1:1993 nur
drei Prüfstöße fordert und im Falle eines Durchschlags neun zusätzliche Spannungs-
impulse, wobei kein weiterer Durchschlag toleriert wird. Dieses Verfahren ist mit einer
höheren Unsicherheit behaftet und wurde daher als nicht ausreichend angesehen, als der
„vertikale“ GIS-Standard im Jahr 2003 eingeführt wurde.
378 7 Prüfungen mit hohen Blitz- und Schaltimpulsspannungen
HV-Wandlungsgerät
R1
HV-Widerstand
Ladewiderstand
Messgerät
Übertragungssystem
V1
Gleichspannungsquelle R2
LV-Widerstand
V2
Unter anderem wird das dynamische Verhalten hauptsächlich durch die Streu-
kapazitäten zwischen Teilersäule und Erde sowie anderen geerdeten Strukturen
beeinflusst. Für ein besseres Verständnis betrachten Sie den äquivalenten Schalt-
kreis eines resistiven Spannungsteilers, wie in Abb. 7.42a dargestellt. Hier ist der
HV-Zweig in n gleiche Elemente unterteilt, wobei die Teilwiderstände sowie die
zugehörigen Erdkapazitäten als linear verteilt entlang der gesamten HV-Teiler-
säule angenommen werden:
C16
R16
C15
R15 1/2 R1
C14
R14
2/3 Ce
C13
V1 V1 R1 V1
R13
C12
R12 1/2R1
C11
R11
R1
R2 V2 R2 V2 R2 1/6 Ce V2
mit
(n · γ )2 = jω · R1 · Ce . (7.28)
(n ∙ γ)2 ≪ 1 erfüllt sein. Unter dieser Bedingung kann Gl. (7.27) wie folgt verein-
Um die Messunsicherheit so gering wie möglich zu halten, muss die Ungleichung
facht werden:
R2 1 R2 1 R2 1
F(jω) ≈ · 2
= · ≈ · (7.29)
R1 1 + (n · γ ) /6 R1 1 + jω · R1 · Ce /6 R1 1 + jω · τf
Auf dieser Grundlage kann das Amplituden-Frequenzspektrum wie folgt aus-
gedrückt werden:
F(jω) F(jω) 1
Fr (ω) = 2 .
= =
F(0) R2 R1 (7.30)
1 + ω · τf
1 1
Fr (f ) = 2 = 2 . (7.31)
1 + 2πf · τf 1 + f f2
Beispiel Betrachten Sie den HV-Arm eines LI-Teilers mit einem HV-Widerstand
R1= 10 kΩ und einer Streukapazität gegen Erde von Ce = 30 pF, dann erhält man die
folgenden Werte, die einen äquivalenten Tiefpassfilter erster Ordnung entsprechen
(Abb. 7.42c): Rs = R1 = 10 kΩ und Cp = Ce/6 = 5 pF. Basierend darauf werden die
folgenden Werte der Schaltungselemente erhalten:
7.4 Messung von LI- und SI-Prüfspannungen 383
(a) 1 (b) 1
0,8 0,8
0,6 0,6
S(t)
A(f)
0,4 0,4
0 0
0,1 1 10 0 1 2 3 4
f/f 2 t/ f
0
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0
Zeit [µs]
Um die Abweichung von den realen Werten einer in der Front abgeschnittenen
LI-Spannung abzuschätzen, soll eine linear ansteigende Spannungsrampe gemäß
Abb. 7.44 (rote Kurve) betrachtet werden. Unter dieser Bedingung folgt die auf-
gezeichnete Spannung (blaue Kurve) fast der angelegten Spannung, jedoch ver-
zögert um die Zeitkonstante τf = 50 ns. Daher ist zum Zeitpunkt des Abschneidens
Tc der folgende Spitzenwert zu erwarten:
Vp = Vc 1 − τf /Tc .
Angenommen, die LI-Spannung wird zum Zeitpunkt Tc = 500 ns abgeschnitten,
erhält man die folgende relative Abweichung der Ausgangsspannung vom wahren
Wert der angelegten LI-Prüfspannung:
Vc − Vp �V τf 50 ns
= = = = 0.1 = 10%.
Vc Vc Tc 500 ns
384 7 Prüfungen mit hohen Blitz- und Schaltimpulsspannungen
(a) (b)
Zeitskala: 20 ns/Div
Abb. 7.45 Experimentell bestimmte Antwort (rote Kurven) eines kapazitiven (a) und eines
resistiven (b) Teilers bei Anlegen einer Sprungspannung (blaue Spur)
7.4 Messung von LI- und SI-Prüfspannungen 385
(a) (b)
V/V0 V/V0
1,2 1,2 T
T T T
1,0 1,0
A0 = V0 T
0,8 0,8
0,6 0,6
S(t) S(t)
0,4 0,4
0,2 0,2
0
0 1 2 3 4 0 1 2 3 4
berücksichtigt werden, die als Zeitintervall definiert ist, in dem die Referenzebene
der Sprungantwort mit ihrer unteren Grenze gleich 0,5-mal der unteren Grenze
der nominellen Epoche (0,5 tmin) und ihrer oberen Grenze gleich 2-mal der oberen
Grenze der nominellen Epoche (2 tmax) bestimmt wird. Die oben aufgeführten
Parameter werden für die Zeitspanne ermittelt, die zwischen dem Ursprung O1
der aufgezeichneten Sprungantwort und der Einschwingzeit ts verstreicht, wobei
O1 der Zeitpunkt ist, zu dem die aufgezeichnete Antwortkurve einen monotonen
Anstieg über die Amplitude des Grundstörpegels auf der Null-Ebene der Sprung-
antwort beginnt, und ts die kürzeste Zeit ist, für die der relative Beitrag der ver-
bleibenden Antwortzeit kleiner als 2 % von ts wird und bleibt, das bedeutet
/TN – TR/ ≤ 0,02 ts, was für t > ts erfüllt sein muss.
In der Vergangenheit war es üblich, die Messunsicherheit von Spannungs-
teilern mit der sogenannten Faltungs-Methode abzuschätzen, die auf den
charakteristischen Sprungantwort-Parametern basiert. Ergebnisse internationaler
Ringversuche zeigten jedoch, dass diese Methode nicht in der Lage ist, die Mess-
unsicherheit von technischen HV-Impulsspannungsteilern innerhalb der in den
relevanten IEC-Normen festgelegten Grenzen zu bestimmen. Unter anderem (z. B.
Annahme eines Tiefpassfilters) ist dies darauf zurückzuführen, dass der Ursprung
der aufgezeichneten Kurve, der in der IEC 60060-2010 als O1, bezeichnet wird,
mehr oder weniger verzögert auftritt, verglichen mit dem Zeitpunkt t = 0, wenn
die Spannungsstufe angelegt wird, siehe Abb. 7.45. Diese Signallaufzeit wird
hauptsächlich durch die Laufgeschwindigkeit der Wanderwelle bestimmt, die für
HV-Anschlussleitungen und die Teilersäule etwa 30 cm/ns und für Messkabel fast
20 cm/ns beträgt. Darüber hinaus könnten störende Oszillationen angeregt werden
(Abb. 7.45), zum Beispiel durch Reflexionen an den Enden der HV-Anschluss-
leitungen oder auch durch eine schlechte Auslegung der Erdungsrückleitungen.
Folglich kann der oben erwähnte Ursprung O1 der aufgezeichneten Antwort-
funktion nicht genau bestimmt werden und führt somit zwangsläufig zu einer
fehlerhaften Bestimmung der charakteristischen Ansprechzeitparameter.
386 7 Prüfungen mit hohen Blitz- und Schaltimpulsspannungen
Trotz der oben dargestellten Probleme hat sich die Bestimmung der signi-
fikanten Parameter aus der Sprungantwort zu einer weit verbreiteten Methode
entwickelt, um das dynamische Verhalten von Spannungsteilern zu optimieren.
Darüber hinaus wird diese Methode als „Fingerabdruck“ für Systemprüfungen
empfohlen (siehe Abschn. 2.3.2). Um den Skalenfaktor zu kalibrieren sowie
das angemessene dynamische Verhalten nachzuweisen, empfiehlt die Norm
IEC 60060-2:2010 den Vergleich mit Referenzmesssystemen (RMS, siehe
Abschn. 2.3.3), die in der Lage sein sollen, die erweiterte Messunsicherheit inner-
halb der folgenden Grenzen zu bestimmen:
≤1 % für die Scheitelwerte der vollen LI- und SI-Spannungen sowie der im
Rücken abgeschnittenen LI-Spannungen
≤3 % für die Scheitelwerte der in der Front abgeschnittenen LI-Spannungen
≤5 % für die Zeitparameter von LI- und SI-Spannungen in ihrem Anwendungs-
bereich.
Um das angemessene Übertragungsverhalten eines HV-Messsystems nach-
zuweisen, soll die Kalibrierung auf einem Vergleich mit einem solchen RMS
basieren. Die Kalibrierung soll auf die Standards eines nationalen metro-
logischen Instituts zurückführbar sein. Zu diesem Zweck sollen LI-Spannungen
mit verschiedenen Anstiegszeiten im nominalen Epochenbereich angewendet
werden. Alternativ soll der Skalenfaktor des Referenzmesssystems für eine
Impulsspannungsform mittels eines höherklassigen Referenzmesssystems auf
dem relevanten Prüfspannungspegel festgelegt werden. Zusätzlich sollen die
gemessenen Einheits-Sprungantwortparameter eines RMS den in Tab. 7.3
zusammengefassten Empfehlungen entsprechen.
Aufgrund der Tatsache, dass die Messunsicherheit eines HV-Messsystems
hauptsächlich durch den Spannungsteiler selbst bestimmt wird, können die oben
genannten Empfehlungen im Prinzip auch für Referenzspannungsteiler allein
übernommen werden, wenn diese entweder von einem nationalen Metrologie-
institut oder auch von einem vom Nationalen Institut für Metrologie akkreditierten
Kalibrierlabor bestimmt wurden.
7.4.2.1 Resistive Spannungsteiler
Unter der allgemein erfüllten Bedingung d ≪ h erhält man die folgende Näherung:
vertikalen metallischen Zylinder der Höhe h und dem Durchmesser d ersetzt wird.
2π · ε0 · h h
Ce ≈ ≈ 56(pF/m) · . (7.35)
ln(h/d) ln(h/d)
Dämpfungswiderstand HV-Anschlussleitung
Wandlungsgerät
R1
LI-
Spannungs
generator Messgerät
Prüfobjekt Übertragungssystem
V1
R21 R22
V2
Beispiel Betrachten Sie eine HV-Teilersäule mit h = 4 m Höhe und d = 0,1 m Durch-
messer. Setzt man diese Werte in Gl. (7.35) ein, so ergibt sich die Erdkapazität zu Ce ≈
58 pF. Angenommen, der Widerstand des HV-Zweiges beträgt R1 = 10 kΩ, erhält man die
folgende charakteristische Zeitkonstante des äquivalenten Schaltkreises gemäß Abb. 7.42:
τf = R1 · Ce/6 ≈ 100 ns. Wird eine LIC-Spannung gemessen, die zum Zeitpunkt Tc =
0,5 μs abgeschnitten ist, wäre der gemessene Scheitelwert etwa 20 % niedriger als der tat-
sächlich am Prüfobjekt angelegte Wert, siehe Abb. 7.44. Folglich ist der hier untersuchte
Spannungsteiler nicht in der Lage, front-abgeschnittene LI-Spannungen gemäß IEC
60060-2 zu messen.
Ein Foto eines Widerstandsteilers, der für die Messung von LI-Spannungen bis zu
2,2 MV ausgelegt ist, ist in Abb. 7.48 dargestellt. Trotz des vergleichsweise hohen
HV-Widerstandes von R1 = 10 kΩ wurde eine experimentelle Antwortzeit von nur
15 ns erreicht, die deutlich niedriger ist als die für den oben untersuchten Teiler
mit vergleichbaren geometrischen Abmessungen und gleichem Widerstandswet
des HV-Zweiges. Unter anderem wurde dies durch die Verwendung einer
großflächigen „Abschirm“-HV-Elektrode erreicht, wie sie ursprünglich von Davis
im Jahr 1928 und Bellaschi im Jahr 1933 vorgeschlagen wurde, da dies den Ein-
fluss der Erdkapazität auf die Zeitkonstante τf reduziert. So werden die Teilströme
Ie1, Ie2 … und Ie6 zwischen Teilersäule und Erde mehr oder weniger durch die Teil-
ströme Ih1, Ih2 … und Ih6 zwischen Teilersäule und HV-Elektrode kompensiert, wie
schematisch in Abb. 7.49 dargestellt.
Ih6 Ie6
Ih5 Ie5
Ih4 Ie4
Ih3 Ie3
V1
Ih2 Ie2
Ih1 Ie1
V2
Abb. 7.49 Prinzip der Kompensation der Teilströme zwischen Teilersäule und Erde durch die
Ströme zwischen HV-Elektrode und Teilersäule
(a) (b)
80 %
60 %
40 % 80 %
60 %
20 %
40 %
20 %
Abb. 7.50 Verteilung der Äquipotentiallinien entlang der HV-Säule von Widerstands-LI-
Spannungsteilern. a Ohne Feldabstufung. b Mit Feldabstufung unter Verwendung einer
großflächigen Abschirmelektrode
(a) (b)
Zeitskala: 20 ns
Abb. 7.51 Einheits-Sprungantwort eines kapazitiven Teilers ohne und mit Dämpfungswiderstand
392 7 Prüfungen mit hohen Blitz- und Schaltimpulsspannungen
(a) (b)
Cen HV Anschlusskabel Rs HV Anschlussleitung Rs
Ln
Rn
Cn
Cen-1
R1
Ce2 V1 V1
L11
R11
Ce1 C11 Rd Ld
L2
R2 Cp V2
R2 V2
C2
Abb. 7.52 Ersatzschaltung eines gedämpften kapazitiven Teilers. a Gedämpfter C-Teiler mit ver-
teilten Elementen. b Idealer R-Teiler kombiniert mit einem RLC-Netzwerk
Ld µ0 1 h Z0 h
Za ≈ ≈ · · ln = · ln . (7.37)
Cp ε0 2π d 2π d
Für eine weitere Vereinfachung soll im Einklang mit der klassischen Netzwerk-
theorie angenommen werden, dass der Übergang von einer schwingenden Antwort
zu einer monotonen erfolgt, wenn für den Serienwiderstand gilt:
Ld
Rd > 2 . (7.39)
Cp
Ersetzt man Cp durch Ce/6 gemäß Abb. 7.42 und kombiniert Gl. (7.39) mit
Gl. (7.38), erhält man den folgenden Ansatz:
6 · Ld 5 · Z0 h h h
Rd > 2 ≈ · ln ≈ 0.8 · Z0 · ln ≈ (300 �) · ln . (7.40)
Ce 2π d d d
7.4 Messung von LI- und SI-Prüfspannungen 393
Auch wenn dieser Ansatz das Ergebnis starker Vereinfachungen ist, hat er sich
erfolgreich als grundlegendes Gestaltungskriterium für gedämpfte kapazitive
Spannungsteiler erwiesen. In diesem Zusammenhang muss jedoch berücksichtigt
werden, dass zusätzlich zum „internen“ Dämpfungswiderstand, der aus Gl. (7.40)
folgt, auch ein „externer“ HV-Widerstand von etwa 300 Ω zwischen Prüfobjekt
und oberer Elektrode des Teilers geschaltet werden muss, um das Auftreten von
Wanderwellen zu verhindern.
Beispiel Betrachten Sie einen 2-MV-Teiler, der aus fünf in Reihe geschalteten HV-
Kondensatoren besteht, wobei die Höhe der gesamten Teilersäule h = 5 m und der
Durchmesser d = 0,25 m beträgt, d. h. h/d = 20. Basierend auf Gl. (7.40) erhält man
Rd > (300 Ω) · ln (20) ≈ 900 Ω. Die fünf in Reihe geschalteten HV-Kondensatoren sollten
daher mit vier Serienwiderständen verbunden werden, von denen jeder (900/4) Ω ≈
225 Ω beträgt. Unter Verwendung eines zusätzlichen externen Reihenwiderstands von
300 Ω erreicht der Gesamtserienwiderstand (900 + 300) Ω = 1200 Ω. Dieser Wert muss
bei der Auswahl des im LV-Zweig zu integrierenden Widerstands berücksichtigt werden.
In diesem Zusammenhang sollte betont werden, dass die Gestaltung des LV-
Zweiges gedämpfter kapazitiver Teiler eine Herausforderung darstellt, da das
Verhältnis zwischen den Induktivitäten des HV- und LV-Zweiges dem Teiler-Ver-
hältnis entsprechen muss, das auch dem Widerstandsverhältnis entspricht und
umgekehrt proportional zum Kapazitätsverhältnis ist:
L2 L1 = R2 R1 = C1 C2 .
Beispiel Unter Anwendung von Gl. (7.36) ergibt sich die effektive Induktivität des HV-
Zweiges der oben betrachteten 2-MV-Teilersäule von h = 5 m Höhe und d= 0,25 m
Durchmesser als L1 = 0,2 (µH/m) · 5 m · ln (20) ≈ 3 μH. Angenommen, das Teiler-Ver-
hältnis beträgt R2 /R1 = C1 /C2= 1/1000, dann muss die Induktivität L2 des LV-Zweiges so
niedrig wie 3 nH gewählt werden.
Abb. 7.53 LV-Arm eines gedämpften kapazitiven Teilers, der aus 60 parallelen Elementen
besteht, von denen jedes aus einem in Serie geschalteten Widerstand und einem Kondensator
besteht
394 7 Prüfungen mit hohen Blitz- und Schaltimpulsspannungen
68 Widerstandsblock
4 Stück in Serie, 68 jeweils
4 Stück parallel, 68 jeweils
7.4 Messung von LI- und SI-Prüfspannungen 395
realisiert. Vier davon sind in Serie und vier parallel geschaltet, so dass der
resultierende Widerstand jedes Widerstandsblocks ebenfalls 68 Ω beträgt. Mit der
klassischen Einheitssprung-Antwortmethode wurden die folgenden Zeitparameter
gemäß Tab. 7.3 ermittelt:
Experimentelle Antwortzeit: TN ≈ 2 ns
Teilantwortzeit: Tα ≈ 5 ns
Einschwingzeit: ts ≈ 120 ns.
7.4.3 Digitalrekorder
Abb. 7.55 Aufzeichnung und Verarbeitung von LI-Prüfspannungen (Von oben: Aufzeichnungen
von 50 und 100 % Prüfspannungswerten; Vergleich der normalisierten Spannungen; Differenz
der normalisierten Spannungen)
A
Eingabe AM MU IF IPC
D
Steuereinheit
2,0
V
LI-Prüfspannung [MV]
1,5
1,0
0,5
0
0 0,2 0,4 0,6 0,8
dieser Bedingung erreicht die maximale Abweichung des gemessenen Wertes vom
wahren Wert, die durch 0,5 LSB gegeben ist, 1 % des Scheitelwertes Vc.
Bei der Durchführung einer digitalen Signalverarbeitung muss im Allgemeinen
das klassische Shannon-Theorem berücksichtigt werden (Shannon 1949; Stan-
ley 1975; Robinson und Silvia 1978). Auf dieser Grundlage kann festgestellt
werden, dass die Abtastrate mehr als doppelt so hoch sein sollte wie der maximale
Frequenzumfang des zu messenden Signals, wobei die analoge Bandbreite diesen
maximalen Frequenzumfang wesentlich überschreiten muss. In Bezug auf die
IEC 61083-1:2001 sollte die analoge Bandbreite nicht weniger als das 6-fache der
Abtastrate betragen.
Um die Messunsicherheit zu validieren, werden in der IEC 61083-1:2001 ver-
schiedene Kalibrierungsverfahren empfohlen, die sich sowohl auf die Hardware
als auch auf die Software beziehen. Um die Messunsicherheit, die durch die
Hardware verursacht wird, zu validieren, müssen die differentielle Nicht-Lineari-
tät (DNL) sowie die integrale Nicht-Linearität (INL) unter Verwendung eines
„idealen“ ADC als Referenz bestimmt werden. Die Übertragungsfunktion eines
solchen Referenz-ADC ist durch einen stufenweise ansteigenden Ausgangs-
code k = 1, 2 … 2N gekennzeichnet, bei dem die Eingangsspannung stufen-
weise um w(r) = Vfsd /2N .erhöht wird. Das bedeutet, für einen Ausgangscode
k = 2N · Vin /Vfsd erhält man für die nächste Stufe k + 1 = 2N · (Vin + w(r))/Vfsd .
Hier sind Vin – die Eingangsspannung, Vfsd – die Vollaussteuerungsspannung und
N – die Auflösung in bit.
Gemäß Abb. 7.59 ist die DNL durch die Differenz w(k) − w(r) für jeden mög-
lichen Wert des Ausgangscodes k gegeben, und die INL stellt die Differenz s(k)
zwischen der Eingangsspannung des untersuchten ADC und des Referenz-ADC
dar. Da die Bestimmung der DNL und INL bei stufenweise ansteigender Gleich-
spannung äußerst zeitaufwändig ist, insbesondere für ADCs mit mehr als 8-Bit-
Auflösung, können die experimentellen Ergebnisse stark von der Langzeitstabilität
der Gleichspannungsquelle beeinflusst werden.
7.4 Messung von LI- und SI-Prüfspannungen 399
4
Ausgangscode
2
k +1
s(k)
0 2-N
k
-2 w(r) w(k)
-4
-6
-8
-10 -5 0 5 10
Eingangsspannung [V]
Abb. 7.59 Abschätzung der differentiellen Nicht-Linearität (DNL), die durch w(k) − w(r)
gegeben ist, und der integralen Nicht-Linearität (INL) s(k), die durch die Abweichung der tat-
sächlichen Eingangsspannung von der Referenzspannung eines „idealen“ ADC gegeben ist
10 8 8
Eingangsspannung [V]
6 6
Ausgangscode
5 4 4
Ausgangscode
2 2
0 0 0
-2 -2
-5 -4 -4
-6 -6
-10 -8 -8
0 5% 10%
0 5 10 15 20
Integrale Nichtlinearität
Zeit [ms]
Abb. 7.60 Vergleich einer sinusförmigen Eingangsspannung mit dem Ausgangscode eines nicht-
linearen 4-Bit-ADC
Daher wurde als Alternative die folgende Methode von Steiner im Jahr 2011
vorgeschlagen, siehe Abb. 7.60:
1. Wenden Sie eine präzise Sinuswelle niedriger Frequenz (z. B. 50 Hz) an und
stellen Sie die Amplitude nahe der vollen Aussteuerung ein (z. B. zwischen
−10 V und +10 V).
2. Nehmen Sie insgesamt zehn Perioden der angelegten Wechselspannung auf.
3. Vergleichen Sie die Häufigkeit des Auftretens jedes Codes (Code-Rate) mit der
idealen Anzahl .
400 7 Prüfungen mit hohen Blitz- und Schaltimpulsspannungen
4. Teilen Sie jede Code-Rate durch die Anzahl der aufgezeichneten Perioden, d. h.
durch n = 10 für den hier betrachteten Fall.
5. Berechnen Sie die differentielle Nichtlinearität (DNL) für jeden Code:
h(k)nonlin
d(k) = − 1.
h(k)lin
6. Berechnen Sie die integrale Nichtlinearität (INL) für jeden Code:
k
s(k) = d(i).
i=0
Der Test ist bestanden, wenn bei voller Aussteuerung die Anforderungen
d(k) = 10, 81% und s(k) = 10, 51% erfüllt sind.
Das Softwarepaket wird gemäß IEC 61083-2:2013 getestet. Es empfiehlt
neue Regeln für die Kalibrierung, einschließlich der Berechnung des k-Faktors,
der für LI-Prüfspannungen mit erheblichem Überschwingen relevant ist. Um
die Leistung von Digitalrekordern, die für LI-Spannungsmessungen vorgesehen
sind, zu überprüfen, wird empfohlen, insgesamt 52 Referenzkurven mit einem
computergestützten Testdatengenerator (TDG) zu erstellen. Diese künstlichen
Kurvenformen sind entweder auf einer Compact Disc (CD) oder auch auf einem
USB-Stick verfügbar. Grundsätzlich sollten die angewendeten Referenzimpuls-
wellenformen repräsentativ für die in IEC 60060-1:2010 und IEC 60060-3:2006
festgelegten Prüfspannungsformen sein, wie zum Beispiel:
• Volle Blitzimpulsspannung (LI)
• Front-abgeschnittene Blitzimpulsspannung (LIC)
• Rücken -abgeschnittene Blitzimpulsspannung (LIC)
• Oszillierende Blitzimpulsspannung (OLI)
• Schaltimpulsspannung (SI)
• Oszillierende Schaltimpulsspannungen (OSI).
Nach der digitalen Signalverarbeitung der vom TDG empfangenen Daten werden
die signifikanten Impulsparameter mittels der implementierten Software ermittelt.
Die Verfahren sollen den in IEC 60060-1:2010 gegebenen Bewertungsprinzipien
folgen. Diese beziehen sich auf die Messung des Scheitelwertes und des Über-
schwingens sowie auf die charakteristischen Zeitparameter, wie die Front- und
Rückenhalbwertszeit und die Abschneidezeit für LIC. Die Software gilt als
ordnungsgemäß funktionierend, wenn die erhaltenen Ergebnisse innerhalb eines
in IEC 61083-2:2013 festgelegten Toleranzbands liegen, wobei eine Manipulation
der Testdaten nicht akzeptiert werden kann.
Beispiel Tab. 7.4 zeigt den Vergleich zwischen den bewerteten Parametern von zwei
Referenz-LI-Wellenformen (Wellenformen Nr. LI-A4 und LI-M7 des Testdatengenerators
(TDG)) und den gemäß IEC 61083-2:2013 erforderlichen Parametern. Während die
Bewertung von Nr. LI-A4 Ergebnisse innerhalb des vom Standard geforderten Toleranz-
bands liefert, werden nicht alle Parameter von Nr. LI-M7 korrekt ermittelt. Das bedeutet,
7.4
Tab. 7.4 Test der Software mit dem Testdatengenerator (TDG) gemäß IEC 61083-2:2013
Referenznummer von IEC 61083- Parameter IEC-Referenzwert IEC-Akzeptanzgrenzen Beispiel: bewertete Bemerkungen
2 Werte
Prüfspannungs- −856,01 kV −(855,15…856,87) kV −856,4 kV Bewertung akzeptiert
wert Vt
Frontzeit T1 0,841 μs (0,824…0,858) μs 0,851 μs Bewertung akzeptiert
Zeit bis zum 47,80 μs (47,32…48,28) μs 47,88 μs Bewertung akzeptiert
halben Wert T2
Relatives Über- 7,9 % (6,9…8,9) % 7,2 % Bewertung akzeptiert
schwingen β
LI – A4a
Messung von LI- und SI-Prüfspannungen
dass die Software verbessert werden muss, bevor sie für praktische Prüfungen eingesetzt
werden kann.
Im Allgemeinen kann festgestellt werden, dass die Messung des Scheitelwerts der
vollständigen LI-Prüfspannungen bei einer Messunsicherheit von 2 % erreicht
wird, wenn die Amplitudenauflösung 10 bit beträgt und die Abtastrate 100 MS/s
erreicht, wobei die analoge Bandbreite nicht niedriger als 100 MHz sein sollte.
Darüber hinaus sollte die integrale Nichtlinearität unter 0,5 % liegen, und der
interne Hintergrundrauschpegel sollte 0,4 % der Vollaussteuerung nicht über-
schreiten. Weitere Informationen diesbezüglich finden Sie in Hällström (2002),
Hällström et al. (2003), Wakimoto et al. (2007) und Schon (2013).
Spannung aktuell
Referenzwert
Scheitelwert Scheitelwert
Prüfwert
Vergleich der
normierten Werte.
keine Unterschiede
sichtbar
Unterschiede
Abb. 7.61 Spannung und Strom während einer LI-Stehspannungsprüfung eines Verteiltrans-
formators aufgezeichnet
LI-Spannungs- Prüfobjekt
generator
Anpasswiderstand Digitalrekorder
Mess kabel
i(t)
Shunt
Abb. 7.62 Grundlegende Komponenten, die für ein LI-Strommesssystem erforderlich sind
Abb. 7.63 Antwort eines Strommesssystems auf einen exponentiell ansteigenden Strom, bei dem
der resistive Shunt entweder über einen dünnen Draht (links) oder eine niederinduktive Cu-Folie
(rechts) geerdet war
zu mehreren hundert kA gemessen werden müssen. Die Messung solcher hohen Ströme
ist jedoch nicht Gegenstand dieses Buches. Weitere Einzelheiten hierzu finden Sie in IEC
62475:2012 und der Reihe der IEC 60099-Normen.
Normierte Signalamplitude
vR(t) und vL(t) sowie
die messbare Spannung
vm(t) = vR(t) + vL(t) über
1
einem resistiven Shunt im vR(t) + vL(t)
Falle eines exponentiell
ansteigenden Stromimpulses vR(t)
0,5
vL(t)
0
0 1 2 3 4
Zeit p.u.
Im Allgemeinen ist das messbare Spannungssignal vm (t), das sich aus dem zeit-
abhängigen Strom im (t)ergibt, gegeben durch
dim (t)
vm (t) = vR (t) + vL (t) = Rm · im (t) + Lm · . (7.41)
dt
Um fehlerhafte Messungen zu vermeiden, müssen die induktive Spannungs-
komponente vL(t) und damit die parasitäre Induktivität Lm des Messkreises so
gering wie möglich gehalten werden. Zum besseren Verständnis betrachten Sie
Abb. 7.65, in der die induktive Messschleife durch den schattierten Bereich
gekennzeichnet ist. Für die hier gegebenen geometrischen Parameter a und b kann
die Induktivität Lc der Ankopplung einfach mit folgendem Ansatz abgeschätzt
werden (Küpfmüller 1990):
µ0 · b 2a + d
Lc = · ln (7.42)
2π d
406 7 Prüfungen mit hohen Blitz- und Schaltimpulsspannungen
mit µ0 = 0,4π (nH/mm) – die Permeabilität der Luft. Zusätzlich muss auch die
Selbstinduktivität des resistiven Shunts berücksichtigt werden. Ersetzt man diese
durch einen zylindrischen Leiter mit Durchmesser d und Länge b, kann folgender
Ansatz verwendet werden (Küpfmüller 1990):
µ0 · b b
Ls ≈ · ln (7.43)
2π 2d
Durch Kombination der Gl. (7.42) und (7.43) und Einfügen von µ0 = 0,4π (nH/
mm) , erhält man die folgende resultierende Induktivität des Messkreises:
µ0 · b a·b 0.4π · b · (1 nH) a·b
Lm = L c + Ls ≈ · ln = · ln (7.44)
2π d2 2π d2
Beispiel Betrachten Sie einen resistiven Shunt mit den folgenden Parametern:
Shunt-Widerstand Rs= 10 mΩ
Shunt-Durchmesser d = 10 mm
Messschleife a = b = 50 mm
110 · 50 mm2
Lm ≈ (0.2 nH/mm) · (50 mm) · ln = (10 nH) · ln(27.5) ≈ 33 nH.
200 mm2
Strom Widerstands-
leitungen Isolierring zylinder Stromleiter
0,5 i(t) 0,5 i(t) Widerstands-
scheibe
BNC
BNC-Buchse Jacke
i(t) i(t)
h(t) h(t)
a b
v(t)
v(t)
i(t) i(t)
Primärstrom Primärstrom
Sekundärspannung Sekundärspannung
mit n – der Windungszahl, a – dem Abstand zwischen der Achse des den
zeitabhängigen Strom i(t) führenden Leiters und der Achse der senkrecht
angeordneten Rogowski-Spule, und b – den Spulendurchmesser.
Da die Ausgangsspannung vl(t) proportional zur Ableitung des zeitabhängigen
Stroms ist, muss vl (t) integriert werden, um ein Signal zu erhalten, das direkt
proportional zum zeitabhängigen Strom ist (Abb. 7.68).
Im Prinzip ist das dynamische Verhalten von Rogowski-Spulen vergleichbar
mit dem eines Hochpassfilters, d. h. ein stationärer Gleichstrom ist nicht mess-
bar. Infolgedessen nimmt der Messfehler bei abnehmendem Frequenzgehalt und
damit bei zunehmender Länge des Strompulses zu (Abb. 7.68). Um die untere
Grenzfrequenz zu reduzieren, muss die Spuleninduktivität entsprechend erhöht
werden, was effektiv durch Wickeln der Windungen um einen hochpermeablen
Kern erreicht werden kann. Aufgrund praktischer Erfahrungen kann festgestellt
werden, dass Rogowski-Spulen in der Lage sind, Stromimpulse der Steilheit bis zu
100 kA/μs zu messen, wobei die Impulsdauer auf einige Zehntel von µs begrenzt
ist. Bei Verwendung klassischer Stromwandler können Impulslängen bis in den
ms-Bereich bei vertretbarer Messunsicherheit erfasst werden, während die Steil-
heit auf etwa 1 kA/μs begrenzt ist.
Wie bereits oben diskutiert, ist die Ausgangsspannung von induktiven
Wandlungsgeräten ohne Last proportional zur Ableitung des zu messenden
Primärstroms. Daher sind klassische Sprungantwortmessungen zur Untersuchung
des dynamischen Verhaltens nicht empfohlen, da unter dieser Bedingung das zur
Integration des Ausgangssignals des Wandlers erforderliche elektronische Gerät
überlastet sein könnte. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass Schwingungen
des Messsignals aufgrund der Wechselwirkung zwischen Induktivität und Streu-
kapazitäten der Spule angeregt werden könnten, was zu fehlerhaften Messungen
führt, wie in Abb. 7.69 dargestellt. Um das dynamische Verhalten zu untersuchen,
wird empfohlen, linear ansteigende und abfallende Stromrampen zu verwenden,
wie in Abb. 7.70 gezeigt, wobei die Anstiegs- und Abfallzeit mit denen unter tat-
sächlichen Messbedingungen vergleichbar sein sollte.
7.6 PD-Messung bei Impulsspannungen 409
Primärstrom
Primärstrom
Sekundärspannung Sekundärspannung
Abb. 7.69 Dynamisches Verhalten eines Stromwandlers bei schnell ansteigendem (links) und
langsam ansteigendem (rechts) Primärstrom
Primärstrom Primärstrom
Sekundärspannung
Sekundärspannung
Abb. 7.70 Dynamisches Verhalten eines Stromwandlers bei linear ansteigenden und abfallenden
Stromrampen mit Wiederholraten von 5,4 MHz (links) und 0,54 MHz (rechts)
7.6.1 SI-Prüfspannungen
Eine Erhöhung der Kabellängen führt nicht nur zu einer Verringerung des Aus-
nutzungsfaktors, wie zuvor besprochen, sondern auch zu einer Erhöhung der
Anstiegszeit der SI-Spannung, was ebenfalls aus den in Abb. 7.71b, c dargestellten
Oszilloskop-Aufzeichnungen hervorgeht. Experimentelle Untersuchungen haben
7.6 PD-Messung bei Impulsspannungen 411
(a) Ladewider-
Halbleiter Vorwider-
stand stand
schalter
Stoß- Kabelkapazität
Entladewi-
DC von 0.22 μF
kondensator derstand
Quelle und 1 μF
(b) (c)
53kV
31kV
24 kV 24 kV
(a) (b)
CH1: 2 kV/div
CH1: 2 kV/div
Abb. 7.72 PD-Signaturen, verursacht durch einen künstlichen Hohlraum in einem Kabelprüf-
ling bei SI-Spannungen unterschiedlicher Steilheit und nahezu identischen Scheitelwerten. a
Anstiegszeit 400 μs, Prüfspannungspegel 12 kV. b Anstiegszeit 1600 µs, Prüfspannungspegel
12,4 kV
7.6.2 DAC-Prüfspannungen
Wie oben diskutiert, besteht ein Hauptnachteil von SI-Prüfpannungen, die für
PD-Tests von Stromkabeln verwendet werden, in der starken Verringerung des
Ausnutzungsfaktors bei zunehmender Kabellänge (Abb. 7.71). Um dieses ent-
scheidende Problem zu überwinden, scheint es sehr vielversprechend, die Kabel-
kapazität selbst als Stoßkapazität zu verwenden, da unter dieser Bedingung der
7.6 PD-Messung bei Impulsspannungen 413
Ausutzungsfaktor nahezu 100 % beträgt. Dieser Vorteil wurde ursprünglich für die
Vor-Ort-Prüfung von Höchstspannungs (EHV) XLPE-Kabeln nach der Verlegung
genutzt (Dorison und Aucort 1984; Auclair et al. 1988; Lefèvre et al. 1989). Dazu
wurde die Kabelkapazität zunächst langsam mittels einer Gleichspannungs-Prüf-
einrichtung bis zum gewünschten Prüfpegel aufgeladen und unmittelbar danach
über eine Induktivität in Reihe mit einer Funkenstrecke entladen (Abb. 7.74a).
Unter diesen Bedingungen wird die Kabelisolierung durch eine oszillierende
Schaltimpulsspannung (OSI-Spannung) belastet (siehe Abschn. 7.3.1), die später
als „gedämpfte Wechselspannung“ (DAC-Spannung) bezeichnet wurde (IEC
60060-3:2006). Die im kHz-Bereich auftretenden Schwingungen werden aufgrund
der dielektrischen Verluste, die in der Kabelisolierung auftreten, sowie durch
den Wicklungswiderstand und die Magnetisierungsverluste im Eisenkern der
Induktivität gedämpft. Der Grund für die Verwendung der oszillierende Entladung
der Kabelkapazität bestand darin, die Ansammlung von unipolaren Raumladungen
aufgrund der vorbeanspruchenden hohen Gleichspannung zu vermeiden und somit
lokale Feldverstärkungen in der polymeren Isolierung zu verhindern, die einen
unerwarteten Durchschlag auslösen könnten.
(a)
Belastungswiderstand
Kabelkapazität
Entladungsinduktivität
DC
Spannungs
quelle
Kugelfunkens-
trecke
(b)
Gleichspannungsrampe
gedämpfte oszillierende Spannung
Sperrwiderstand
Ladewiderstand (10 mH)
(22 M )
PD-Koppelkon-
densator Prüfling
Entladungsin-
Ladekonden- (10 nF)
duktivität ohmscher
sator
Gleichspannung (4 H) Spannungsteiler
Quelle )
(60 kV, 10 mA)
Vakuum- Mess-
schalter impedanz
(100 kV) (50 )
Abb. 7.75 Blockdiagramm einer DAC-Prüfeinrichtung, die für grundlegende PD-Studien ver-
wendet wird
7.6 PD-Messung bei Impulsspannungen 415
Impulsladung [pC]
Impulsladung [pC]
Zeit[ms] Zeit[ms] Zeit[ms]
jeweils einmal pro 10 s ausgelöst wurde, so dass die gesamte Testdauer 1800 s
(90.000 AC-Zyklen) betrug. Trotz der großen Streuung der PD-Impulsmagnituden
(Abb. 7.77b) kann festgestellt werden, dass die PD-Testergebnisse, die unter
gedämpfter und kontinuierlicher AC-Spannung gewonnen wurden, miteinander
vernünftig vergleichbar sind.
Wie bereits oben diskutiert, wird bei der Anwendung von DAC-Spannungen
für PD-Diagnosetests von XLPE-Kabeln die hochpolymere Isolierung aufgrund
der langsam ansteigenden DC-Spannungsrampe (Abb. 7.74b) vorbeansprucht.
Abhängig von der Kabellänge und damit der zu ladenden Kapazität kann die Vor-
beanspruchungszeit zwischen dem Sekunden- und Minutenbereich variieren.
Experimentelle Untersuchungen ergaben jedoch, dass die PD-Signaturen von PD-
Defekten, die für extrudierte Mittelspannungs-Stromkabel repräsentativ sind, nicht
signifikant von der Dauer der DC-Vorspannung beeinflusst werden, wie beispiel-
haft in Abb. 7.78 gezeigt.
Wie aus der Physik der Gasentladungen bekannt ist, kann die Einsatzfeldstärke
von impulsförmigen Prüfspannungen mit sehr kurzer Frontzeit, wie Blitzimpuls-
spannungen (LI) und sehr schnellen transienten (very fast transients - VFT)
Spannungen, aufgrund der sogenannten statistischen Zeitverzögerung erheblich
erhöht werden. Dies ist die Zeitspanne, die zwischen dem Zeitpunkt, an dem die
statische Anfangsfeldstärke erreicht wird, und dem Zeitpunkt, an dem Anfangs-
elektronen, die durch natürliche Prozesse freigesetzt werden, zur Ionisierung
von Gasmolekülen verfügbar sind (Grey Morgan 1965). Als typisches Beispiel
vergleiche man die Zündung von Streamer-Entladungen unter der vergleichs-
weise langsam ansteigenden SI-Spannung und der sehr schnell ansteigenden
Blitz-Impulsspannung gemäß Abb. 7.79, die sich auf einen Stab-Plane-Abstand
in Umgebungsluft von 20 cm bei Elektrodenabstand bezieht (Lemke 1967).
Hier wurde eine negative SI-spannung von etwa 150 µs Zeit-bis-zum-Scheitel-
7.6 PD-Messung bei Impulsspannungen 417
(a) (b)
4
Streamer-Impuls
Streamer-Impuls
4 Prüfspannung Test voltage
180 nC
3 14 nC
2
92 kV
1 76 kV 50 kV
50 kV
(a) (b)
CH1: 2 kV/div CH1: 2 kV/div
Abb. 7.80 Auswirkung der Frontzeit von SI-Spannungen auf die PD-Signatur einer Hohlraum-
entladung. a 8 μs Frontzeit, 11,6 kV Testspannung. b 3 μs Frontzeit, 11 kV Testspannung
Abb. 7.81 Spannungsspitzen (rosa Spur) induziert durch wiederholtes Unterbrechen von
induktiven Strömen (blaue Spur) aufgezeichnet bei Zeitskalen von 10 ms/div (a) und 1 ms/div
(b), Erklärung im Text
Wie aus der klassischen Netzwerktheorie bekannt ist, ist die Unterbrechung
eines induktiven Stroms mit einer Übertragung der „induktiven“ Energie in die
parallel geschaltete Last verbunden. Im Falle einer rein kapazitiven Last wird der
Scheitelnwert der induzierten Spannungs oft erheblich höher als die Betriebs-
spannung, wie beispielhaft in Abb. 7.81 gezeigt.
Beispiel Die in Abb. 7.81 dargestellten Oszilloskop-Screenshots beziehen sich auf einen
Stator eines Niederspannungsmotors mit einer Spuleninduktivität von Lc = 0,17 H. Ein
Spulenende wurde an eine konstante Gleichspannung von V1 = 210 V angeschlossen,
während das andere Spulenende periodisch (etwa 150-mal pro Sekunde, siehe Abb. 7.81a)
für eine Zeitspanne von Td = 2,2 ms auf Erdpotential geschaltet wurde. Unmittelbar
danach wurde der induktive Strom durch einen schnellen Halbleiterschalter, der durch
einen isolierten Gate-Bipolartransistor (IGTB) realisiert wurde, abgeschnitten. In der Zeit-
periode, in der die Statorspule auf Erdpotential geschaltet ist, steigt der induktive Strom
nahezu linear an und erreicht schließlich einen Spitzenwert von Ic = 2,7 A, der auch aus
dem Induktionsgesetz von Faraday folgt:
V1 = Lc · di/dt ≈ Lc · Ic /Td ,
V2 = Ic · Lc /Cp ≈ (2.7 A) · (0.17 H)/(0.1 µF) ≈ 3.52 kV.
420 7 Prüfungen mit hohen Blitz- und Schaltimpulsspannungen
Abb. 7.82 Ladungsimpulse (rosa Spur) von Entladungen zwischen zwei kreisförmigen Lack-
drähten unter wiederholten Kommutierungsspannungsspitzen (grüne Spur), aufgezeichnet im
Zeitraster von 100 µs/div (a) und 10 µs/div (b), (Erklärung im Text)
Abb. 7.83 Stromimpulse (rosa Spur) von Entladungen, die in Luft in der unmittelbaren
Umgebung von zwei sich berührenden Lackdrähten (Isolierdicke jeweils 30 µm, Drahtdurch-
messer 1.2 mm) unter Kommutierungsspannung (grüne Spur) zünden, aufgezeichnet im Zeit-
raster von 20 ns/div (a) und 4 ns/div (b), Erklärung im Text
Ladungsimpuls
,
Abb. 7.84 Ladungsimpulse (rosa Spur) überlagert auf dem kapazitiven Laststrom, der durch
die hochfrequenten Kommutierungsspannungsspitzen verursacht wird (grüne Spur). Test-
bedingungen: 60 µm Luftspalt zwischen verdrillten Paaren von Magnetdrähten; der Strom
wurde mittels eines Breitband-PD-Messsystems integriert, bei dem die untere Grenzfrequenz auf
20 kHz (a) und auf 1,8 MHz (b) eingestellt wurde, Erklärung im Text
estproben für die Messung der scheinbaren Ladung gemäß IEC 60270:2000
T
muss berücksichtigt werden, dass aufgrund der vergleichsweise hohen kapazitiven
Lastströme nur eine geringe Messempfindlichkeit erreichbar ist, wie beispielhaft
in Abb. 7.84a gezeigt. Um das Signal-Rausch-Verhältnis (S/N) zu erhöhen, wäre
eine Möglichkeit, die untere Grenzfrequenz des Messkreises zu erhöhen, die
deutlich oberhalb des Frequenzspektrums der Kommutierungsspannungsspitzen
liegen sollte. Dies wird durch das in Abb. 7.84b gezeigte Messbeispiel unter-
strichen, bei dem die untere Grenzfrequenz des Messsystems auf f1 ≈ 1,8 MHz
eingestellt wurde. Dies steht natürlich im Widerspruch zu der IEC 60270:2000,
die Messfrequenzen unter 1 MHz zur Messung der PD-Größe scheinbare
Ladung empfiehlt. Alternativ könnten auch nicht-konventionelle Methoden ver-
wendet werden, wie die PD-Erfassung im UHF-Bereich oder die Auswertung der
422 7 Prüfungen mit hohen Blitz- und Schaltimpulsspannungen
zugehörigen akustischen und optischen Signale. Unter dieser Bedingung kann die
PD-Aktivität jedoch nur qualitativ, nicht quantitativ bewertet werden, wie bereits
in den Abschn. 4.7 und 4.8 hervorgehoben wurde. Im Allgemeinen lässt sich
sagen, dass die PD-Prüfung von induktiven Bauteilen, die durch Kommutierungs-
spannungsspitzen beansprucht werden, neue Ansätze erfordert. Weitere
Informationen zu diesem Thema finden Sie auch in der Technischen Broschüre TB
703, die 2017 von der Cigre WG D1.43 veröffentlicht wurde.
Kapitel 8
Prüfungen mit kombinierten und
zusammengesetzten Spannungen
8.1 Kombinierte Prüfspannung
VAC VSI
t
HV Umwandlun 3- Umwandlun HV
Quelle gsgerät Klemmen- gsgerät Quelle
1 1 Prüfobjekt 2 2
2-Kanal-
Aufnahmege
rät
kombinierte Spannung Vc
Up (b)
Abb. 8.1 Erzeugung und Messung von kombinierten Spannungen. a Schematischer Schaltplan.
b Kombinierte Prüfspannung als Differenz von zwei Spannungen
8.1 Kombinierte Prüfspannung 425
kombinierte Prüfspannung einer AC- und einer SI-Spannung. Solange das Prüf-
objekt die kombinierte Spannungsbelastung Vc aushält, trennt es die beiden HV-
Quellen voneinander. Aber wenn es versagt, wird jedes Prüfsystem auch durch die
Spannung der gegenüberliegenden HV-Quelle belastet. Dann muss es durch ein
geeignetes Schutzelement geschützt werden, das die andere Spannung zumindest
auf eine akzeptable Spannungsbelastung reduziert. Aber dieses Element muss
auch die Spannung der geschützten HV-Quelle koppeln – und nicht blockieren.
Dies bedeutet, dass Elemente angewendet werden müssen, die für verschiedene
Spannungen unterschiedliche Impedanzen aufweisen. Zum Beispiel hat ein
Induktor keine Impedanz für Gleichspannung, aber eine hohe Impedanz, wenn
er mit LI-Spannungen belastet wird. Daher kann er zum Schutz eines Gleich-
spannungsgenerators verwendet werden. Es muss berücksichtigt werden, wie die
Kopplungs-/Sperrelemente die beiden Komponenten der kombinierten Spannung
beeinflussen. Daher müssen die Messung der beiden Spannungen nach den
Kopplungs-/Schutzelementen parallel zur Erdungsisolation des Prüfobjekts
(Abb. 8.1a) durchgeführt werden. Im Vergleich zur Impedanz des Prüfobjekts
sollten die Impedanzen der Kopplungs-/Schutzelemente niedrig sein.
In der Tab. 8.1 werden die Eigenschaften der Kopplungs-/Schutzelemente
zusammengefasst. Die bevorzugte Anwendung eines Elements wird in der ersten
Zeile angegeben, eine zweite Anwendung mit unterschiedlichen Parametern
des Elements wird in Klammern angegeben. Die Pfeile in Klammern geben
einen niedrigen (↓) oder hohen (↑) Wert des Parameters (L, R, C) an. Zum Bei-
spiel koppelt ein Kondensator mit großer Kapazität (niedrige Impedanz für
Wechselspannung) Wechselspannung von Netzfrequenz, aber einer mit geringer
Kapazität (hohe Impedanz) kann sie blockieren. Ausgelöste Schalter können
in die Positionen „geschlossen = gekoppelt“ oder „offen = getrennt“ geschaltet
werden und können daher weitgehend angewendet werden. Es muss berück-
sichtigt werden, dass ein – möglicherweise ausgelöster – Zündfunken eine
bestimmte Spannung für die Zündung erfordert (siehe Abb. 7.6b). Wenn sie
erreicht ist, springt die resultierende Spannung auf diesen Wert (Abb. 8.8). Nach
einer Impulsbelastung erlischt sie nicht leicht bei einer AC- oder DC-Spannung,
die kurzgeschlossen ist. Nicht ausgelöste Funkenstrecken haben den Nachteil der
Streuung ihrer Durchschlagspannung so dass es schwierig ist, Standard-LI- und
SI-Spannungsformen zu erreichen. Das alternative Kopplungselement zur Kugel
ist ein Kondensator, in der Superposition erhält er die beiden Spannungen, wie sie
sind (z. B. Abb. 8.5). Kondensatoren sind teuer, weil ihre Kapazitäten erheblich
höher sein sollten als die der Prüfobjekte (Felk et al. 2017).
Beispiel: Wenn eine DC/LI- kombinierte Spannung angewandt werden soll, ist das rechte
Element zwischen DC Prüfsysten und Prüfling eine Drosselspule, weil sie die Gleich-
spannung koppelt und gegen die Blitzspannung schützt. Zwischen dem LI Prüfsystem
und dem Püfling ist ein Kondensator, der die Blitzspannung koppelt und vor der Gleich-
spannung schützt. Auch eine getriggerte Funkenstrecke könnte hier angewandt werden.
parallel zur AC-Quelle und zum Prüfobjekt, reduziert den Spannunsabfall erheb-
lich (Abb. 8.2c: <5 %) (Cui et al. 2009). Wenn eine kombinierte (oder zusammen-
gesetzte) Spannungsprüfung geplant ist, wird empfohlen, den Prüfkreis durch
einen geeigneten Äquivalenzkreis zu analysieren.
Schutz Schutz
Spannungsabfall!
Ct
Ca
Cs
SI Konvertierungs 3-Terminal Konvertierungs AC- Zeit t
Quelle gerät Prüfobjekt gerät Quelle ohne Ca: V = 20%
1 2
(c)
Spannung V
Spannungsabfall!
LI /SI AC
2-Kanal-
Ca>>Ct
Cs >>Ct Aufzeich-
nungsgerät
Zeit t
Zeit t Zeit t
t t
VACp
Vip1
Abb. 8.3 Zeitverzögerung von kombinierten und zusammengesetzten Spannungen. a Für zwei
Impulsspannungen. b Für eine Impulsspannung und eine Wechselspannung
428 8 Prüfungen mit kombinierten und zusammengesetzten Spannungen
8.2 Zusammengesetzte Spannungen
(b) Vp
(a)
VDC VSI/LI
test
objekt VDC
0
Spannung Zeit
DC SI / LI
Quelle Quelle
VDC
Vp
V1 V2
(a)
Kupplung+ Vco = V1 + V2 Kupplung+ V2
V1
Sperrele- Sperrele-
ment 1 ment 2
3-Kanal-
Aufnahmege
rät
zusammengesetzte
Spannung Vco
Up
(b)
DC 1,3 MV DC
1,0 A cont.
Prüf
object
AC 400 kV AC
3,3 A cont.
Abb. 8.6 Testsystem für DC/AC-zusammengesetzte Spannung bis ±1300 kV DC und 400 kV
AC (Das Prinzip wird für eine einzige Polarität gezeigt)
432 8 Prüfungen mit kombinierten und zusammengesetzten Spannungen
position in mm
normierte Feldstärke
Abb. 8.7 Feldbedingungen in einem HVAC- und einem HVDC-Gasisolierten System vor einer
transienten Beanspruchung (Hering et al. 2017). Beachten Sie die höhere Feldstärke auf der
Außenseite des Abstandshalters bei DC-Stress
Spannung V Spannung V
Zeit t Zeit t
Spannung V Spannung V
Zeit t Zeit t
(a)
geerdet
DC/LI
Spannungen
(b)
geerdet
DC/LI
Spannungen
(c)
DC LI
Spannung Spannung
geerdetes Gehäuse
Abb. 8.9 Prüfung des Schalters eines SF6 -isolierten Systems (schematisch). a DC/LI- oder SI-
zusammengesetzter-Spannungstest, rechte Seite geerdet. b DC/LI- oder SI-zusammengesetzter-
Spannungstest, linke Seite geerdet. c DC/LI- oder SI-kombinierter Spannungstest
Kapitel 9
Hochspannungsprüflaboratorien
Der Begriff „HV-Prüflabor“ reicht von einem kleinen Einzelraum mit Prüfgeräten
von wenigen Kilovolt Bemessungsspannung bis hin zu riesigen UHV-Laboratorien
mit mehreren Prüffeldern unterschiedlicher Prüfbereiche. Eine optimale Planung
eines an die Ziele eines Unternehmens oder einer Institution angepassten HV-
Laboratoriums ist die Grundlage für seinen späteren reibungslosen Betrieb. Die
Benutzer von HV-Testfeldern können in die folgenden Gruppen unterteilt werden:
• Hersteller und Reparaturbetriebe von Geräten und Anlagen für Energiever-
sorgungssysteme („Geräteanbieter“),
• Unternehmen der Stromerzeugung, -übertragung und -verteilung („Versorger“),
• Forschungsinstitute und HV-Prüfdienstleister („Dienstleister“),
Versorgungs
unternehmen
Test-
Dienstleister
Anbieter von
Kalibrierungen
Einrichtungen
9.1 Anforderungen und Auswahl von Hochspannungsprüfsystemen 437
Für die verschiedenen Arten von Tests sind unterschiedliche Testsysteme und
unterschiedliche spezielle Zubehörteile erforderlich. Tab. 9.2 und 9.3 geben einen
Überblick über die erforderlichen Prüfsysteme und Zubehörteile.
Wie in Tab. 9.1 angegeben, entspricht die dunkle blaue Farbe dem erforder-
lichen Gerät, die hellblaue Farbe dem nützlichen Gerät. Die in Tab. 9.2
angegebenen Spannungswerte geben die höchsten Bemessungsspannungen der
Prüfanlagen an, die gemäß dem in Abschn. 1.2 (Abb. 1.5 und 1.6) beschriebenen
Verfahren ausgewählt wurden. Sie sind nur für UHV-Stromgeräte erforderlich. In
den meisten anderen Fällen hängen die Bemessungsspannungen der Prüfanlagen
von den Prüfobjekten mit der höchsten Bemessungsspannung (Tab. 1.2 und 1.3)
oder den Zielen der HV-Forschung ab.
Für Stückprüfungen (Tab. 9.2), müssen die HV-Prüfsysteme ausreichend für die
zu prüfenden Produkte der kommenden 10 Jahre sein. Es wird empfohlen, eine
Überdimensionierung zu vermeiden. Die AC-Spannung der Netzfrequenz ist weit-
aus die wichtigste Spannung für Stückprüfungen. Sie wird immer mehr mit der
PD-Messung verbunden. Daher sollten die Prüfräume abgeschirmt sein oder eine
abgeschirmte Prüfkammer angewendet werden (Tab. 9.3; siehe auch Abb. 9.32).
Auch ein metallgekapseltes Prüfsystem (Abb. 3.47) ist nützlich für metall-
Kalibrierungen
Pädagogische Tests
438 9 Hochspannungsprüflaboratorien
Tab. 9.3 Spezielle Zubehörteile für die verschiedenen Arten von HV-Tests
Schirmung für
Verschmutz Klimakam- Prüftanks für Corona-
PD-und dielektr. Regenanlage Öltank
ungskammer mer Isoliergase Käfig
Messungen
Stückprüfung
Typprüfung
Entwicklungs-
prüfungen
Kalibrierungen
Pädagogische
Tests
gekapselte Prüflinge (z. B. GIS). Wenn das HVAC Prüfsystem metallgekapselt ist,
ist der gesamte Schaltkreis gut abgeschirmt und erfordert keinen abgeschirmten
Prüfräume. Es kann in der Fertigungshalle selbst angeordnet werden. Impuls-
Spannungstests sind für Stückprüfungen nur bei wenigen Geräten erforderlich,
z. B. für Transformatoren. Dann gehören die zugehörigen LI/SI-Prüfsysteme zum
Lieferumfang für das Prüffeld. Routine-Tests mit Gleichspannung sind zur Zeit
sehr selten, werden aber mit der breiteren HVDC-Anwendung immer häufiger
erforderlich.
Für Typ- und Entwicklungstests und für HV-Forschungsarbeiten sind alle Arten
von Prüfspannungen und für die meisten Spezialzubehör erforderlich (Tab. 9.1, 9.2
und 9.3). Ihre Nennwerte müssen sorgfältig unter Berücksichtigung der möglichen
Entwicklung in den nächsten 2 Jahrzehnten ausgewählt werden.
Spannungskalibrierungen (Tab. 9.2) können bei reduzierten Spannungen
von >20 % der Nennspannung der zu kalibrierenden Messsysteme durchgeführt
werden. Daher sind die Nennspannungen für die Kalibrierung etwa 20 % der
Nennspannungen für Typ-Tests (Tab. 9.2) und kleine Testsysteme sind ausreichend
(Abb. 9.1, courtesy of TÜBITAK, Gebze, Turkey). Kalibrierung erfordert immer
einen geringen elektromagnetischen Grundstörpegel; daher sollten Prüfräume für
Kalibrierung abgeschirmt sein.
Tests für die Ausbildung (Tab. 9.2) können bei hohen Spannungen von einigen
hundert Kilovolt durchgeführt werden (Abb. 9.2, mit freundlicher Genehmigung
der FH Mittweida, Deutschland). Es wird empfohlen, für jeden HV-Test separate
kleine Räume oder Bereiche zu haben, um mehreren Trainingsgruppen zu ermög-
lichen, parallel zu arbeiten, ohne sich gegenseitig zu stören (Prinz 1965; Mosch
et al. 1974; Hauschild und Fahd 1978; Kind und Feser 1999; Schwarz et al. 1999).
Hinweis Für die Auswahl der Nenndaten von Prüfsystemen, Sonderausstattungen und
Prüfbereichen wird empfohlen, eine Liste der zu Prüfenden elektrischen Geräte mit
ihren elektrischen Nennparametern, ihren Prüfspannungswerten, Prüfbedingungen,
Abmessungen und Gewicht zu erstellen. Auch die Standards, die angewendet werden
sollen, sollten für die Gestaltung des Laboratoriums wie im Folgenden beschrieben
zusammengefasst werden.
9.1 Anforderungen und Auswahl von Hochspannungsprüfsystemen 439
Die Größe eines Prüfraums kann definiert werden, nachdem die erforderlichen
HV-Testsysteme ausgewählt und die Größe des größten Prüfobjekts geschätzt
wurde. Die erforderlichen Abstände zwischen Prüfobjekten und jeder geerdeten
oder Hochspannung führenden Struktur wurden in Abschn. 2.1.2 besprochen und
sind in Abb. 2.1 dargestellt. Dieser Abstand ist erforderlich, um jeden Einfluss auf
die Spannungsverteilung am Testobjekt zu vermeiden. Im Gegensatz dazu muss
der Abstand in der Luft zwischen einem HV-Prüfsystem und seiner Umgebung so
gewählt werden, dass er mindestens etwa 120 % der Nennspannung Vr des Test-
systems aushält.
440 9 Hochspannungsprüflaboratorien
geschätzter
mindest
Abstand für
Stehspannung
Spaltabstand
9.1 Anforderungen und Auswahl von Hochspannungsprüfsystemen 441
20
berechnet
5
1
Referenzwa
0.1 hrscheinlich
keit für
0.01 A 0 =100cm2
T 0 =100µs
0.0001
18 20 22 24 26 kV/cm 30
Streamer-Einsatzfeldstärke Eref
Die Steuerungen in einem HV-Labor sollten nicht nur einzeln mit einem ein-
zigen HV-Testsystem verbunden sein (Abb. 2.8), sondern auch untereinander und
mit Hilfseinrichtungen. Es wird empfohlen, dass alle Steuer- und Messgeräte mit
industriellen Personalcomputern (IPC) ausgestattet sind, die über ein gemeinsames
Bussystem miteinander verbunden sind. Dies kann sogar so gestaltet werden, dass
ein bestimmter HV-Kreis von jedem der IPCs im Kontrollraum gesteuert werden
kann (Abb. 9.8). Auch externe Testdaten, z. B. die atmosphärischen Bedingungen,
Daten von Regen- oder Fremdschichtprüfungen., sowie die korrekte Funktion
9.1 Anforderungen und Auswahl von Hochspannungsprüfsystemen 443
Hälfte der
2 Schwei
1m cm ßnaht
3.5m 4
Zylindrischer
Teil der
6 Elektrode
Beispiel:
Es gibt viele Veröffentlichungen zum Design von HV-Prüfabors, und ihr Studium
ist immer nützlich für die Planung von HV-Labors. Es ist unmöglich, hier alle
zu erwähnen, aber im folgenden Abschnitt werden neben den Erfahrungen der
Autoren insbesondere die Bücher von Prinz et al. (1965), Hylten-Cavallius (1988)
und Schwarz et al. (1999) sowie Veröffentlichungen von Läpple (1966), Mosch
et al. (1974), Hauschild und Fahd (1978), Krump und Haumann (2011) und Hopke
und Schmidt (2011) berücksichtigt. Jedes HV-Labor muss gemäß den speziellen
Anforderungen des späteren Benutzers entworfen werden. Dieser Abschnitt
gibt Hinweise für Details, die bei der Planung neuer oder der Modernisierung
bestehender HV-Labors zu berücksichtigen sind.
9.2 Planung von HV-Laboratorien 445
(a)
HV-Testfeld: HV-Testfeld: HV-Testfeld:
Messung: Messung:
Messung:
Spannung, Spannung, Strom
Spannung PD
Strom, PD über Digitizer
LAN des
andere Testgebiete Management Firewall INTERNET
Unternehmens
(b)
Prüfungen mit
Prüfung der induzierten angelegter Spannung Spannung, LI/SI Spannungstests
Spannung, Verlust- und PD-Messung Strommessung Transientenrekorder für
TE-Messung
Transformator unter
Test Stromversorgung für
Impulsprüfsystem 2 MV Prüfungen der induzierten
Teiler und Abschneidefunkenstrecke Spannung + HV-Filter
Abb. 9.9 Testfeld für Stück- und Typprüfungen an Transformatoren. Courtesy Siemens AG,
TBD Dresden
9.2 Planung von HV-Laboratorien 447
Das Hochspannungslabor (HV) soll zum Testen von Ausrüstungen der Energiever-
sorgung mit einer Nennspannung bis zu 145 kV verwendet werden. Es ist daher mit
einem 800-kV-Impuls-Testsystem und einem 400-kV-AC-Testsystem ausgestattet.
Der zugehörige Kontrollraum (Abb. 9.10) ist in einer Ecke. Die drei MV-Labore sind
für die Ausbildung von Studenten geplant. Jedes von ihnen soll mit zwei kleinen
Hochspannungsprüfflächen für Spannungen im Bereich bis zu 100 kV ausgestattet sein.
Das Labor wird durch eine Reihe von Spezialprüfräumen abgeschlossen. Es gibt ein
spezielles HV-Kabelprüflabor mit einer großen Tür nach draußen für die Kabelrollen.
Wie die anderen beiden Labors ist auch dieses Labor einschließlich seines Kontrollraums
gut abgeschirmt. Das Kabelprüflabor wird durch ein Freiluftfeld für Präqualifikations-
prüfungen von Kabeln abgeschlossen. Der zugehörige Kontrollraum mit einem Fenster
nach draußen befindet sich im Zwischengeschoss. Der Bereich vor der EHV-Halle wird
für ein späteres Freiluft-EHV- oder UHV-Testfeld freigehalten. Auch ein zugehöriger
Kontrollraum im Zwischengeschoss ist für die Zukunft geplant. Ein Verschmutzungstest-
labor kann über eineDurchführung an das AC-Testsystem der EHV -Halle angeschlossen
werden (Alternativ ist der Raum groß genug für seinen eigenen leistungsstarken Prüf-
transformer. Auch ein klimatisiertes Kalibrierlabor ist Teil der Planung (links)).
Obergeschoss
Seminar
Sekretärin raum
Funktions
räume
Erdgeschoss
Büros oder kleine Laboratorien
Kalibrierlaboratorium Geschäfte
HV-Labor
EHV-Prüflabor
Kontrollraum
Abb. 9.10 Planung der Anordnung der Räume eines universellen Hochspannungslabors
sollten geplant werden. Die Anordnung dieser Räume wird mit der Fortsetzung des obigen
Beispiels erläutert:
Normalerweise kann ein HV-Labor nicht zu viele Lagerräume haben. Möglicherweise ist
der zwischen der EHV und dem HV-Labor vorgesehene Raum dafür nicht ausreichend.
Im Gegensatz dazu gibt es im Erdgeschoss eine mechanische Werkstatt und im Zwischen-
geschoss eine elektronische Werkstatt. Der Bereich unter dem Kalibrierlabor kann als
Konferenzraum genutzt werden. Im Obergeschoss (Abb. 9.10) ermöglicht ein Seminar-
raum die Unterrichtung von bis zu 60 Studenten. Der Unterrichtsraum ist mit einer
Besuchergalerie verbunden, die das Beobachten von Experimenten in der EHV-Halle
ermöglicht (ähnlich wie in Abb. 9.11). Darüber hinaus wird das Obergeschoss für alle
Büros, für Funktionsräume und für kleine Labors genutzt, z. B. für mechanische oder
chemische Untersuchungen von festen Isoliermaterialien und Isolieröl.
9.2 Planung von HV-Laboratorien 449
HV-Labor mit Prüfhalle 32m x 24m x 20m 1000 kV AC Spannung 2400 kV LI Spannung
Rechteckige Prüfräume können als optimale (Abb. 9.11, 9.12 und 9.13) betrachtet
werden. Sie können durch Sicherheitszäune für parallele Tests gut in zwei separate
Testbereiche unterteilt werden. Das Verhältnis zwischen Breite W und Länge L
hängt von den erforderlichen Prüfspannungen ab. Wenn nur Wechsel- und Impuls-
Spannungen erforderlich sind, scheint das Verhältnis W/L ≈ 0,5 … 0,6 am besten
geeignet zu sein. Bei den drei Spannungsquellen (Wechselstrom; Gleichstrom
und Impuls) ist das Verhältnis W/L ≈ 0,7 … 0,8 besser angepasst. Große Prüf-
objekte werden zwischen den Prüfsystemen angeordnet. Heute können die Hoch-
spannungs-Generatoren auf Luftkissen (siehe Abschn. 9.2.5.3) platziert und an
die optimale Prüfposition oder in eine Ecke bei Nichtbenutzung bewegt werden.
Kleinere Komponenten des Hochspannungs-Prüfkreises können mit Rädern aus-
gestattet und ebenfalls an optimale Prüfpositionen oder auf einen leeren Bereich
abgestellt werden.
In der Regel sind an den oberen Enden der Prüfsysteme die größten Freiräume
(Abstände) an Wänden und Decke erforderlich. Daher kann eine Begrenzung des
Freiraums, die manchmal durch eine parabolische Querschnittsform (Abb. 9.14a)
angewendet wird, nicht empfohlen werden, sondern eine rechteckige Form
(Abb. 9.14b). Die geringere Nachfrage nach Freiraum in der Nähe seines Bodens
kann für zusätzliche kleine integrierte Testbereiche geringerer Prüfspannungen
oder für Lagerräume innerhalb einer rechteckigen Struktur verwendet werden.
HV-Laboratorien sind beeindruckende technische Räume. Daher sollte eine
ausgefeilte Planung nicht nur die technischen Aspekte, sondern auch eine gewisse
ästhetische Planung berücksichtigen. Die dreidimensionale Gestaltung bietet die
besten Möglichkeiten für die ästhetische Planung (Abb. 9.15, die mit Abb. 9.4
in Verbindung steht). Die ausgewogene Planung der Farben zwischen HV-Prüf-
systemen, Wand, Decke und Boden wird sehr empfohlen. Das Kontrollzimmer
ist oft der Ort, an dem auch Besucher auftauchen, die aus ihrem Eindruck auf die
Qualität der HV-Prüfung schließen. Daher sollte der Schreibtisch (oder Tisch oder
Rack) klar angeordnet, einheitlich gestaltet (auch für Prüfsysteme unterschied-
licher Hersteller) und gut im Raum platziert sein. Die Höhe eines Schreibtisches
sollte der unteren Rahmen des Fensters entsprechen (Abb. 9.8). Es sollte zusätz-
450 9 Hochspannungsprüflaboratorien
Abb. 9.12 EHV-Labor der Technischen Universität Dresden (Gebäude errichtet 1930)
licher Platz auf dem Schreibtisch für spätere Erweiterungen durch verschiedene
Instrumente vorhanden sein, um den schlechten Eindruck zusätzlicher Stand-
alone-Geräte auf einem Schreibtisch mit integrierten Instrumenten zu vermeiden.
(b)
Abb. 9.16 Abschirmung des Bodens eines HV-Labors. a Vorbereitung der Abschirmung des
Bodens. b Erdungs- und Anschlusskästen
454 9 Hochspannungsprüflaboratorien
Abb. 9.18 Abschirmung der Wände (Courtesy of HSP Cologne). a Untere Schicht, die die
Wärmeisolierung trägt (schwarz). b Obere Schicht aus perforierten Stahlplatten. c Überprüfung
des elektrischen Kontakts
ung
schirm
n dab
Wa
W
an
da
bs
ch
irm
un
g
Es kann empfohlen werden, auch für den Kontrollraum (Abb. 9.8b) eine
Abschirmung zu entwerfen. In diesem Fall kann die Abschirmung aus gebürstetem
Stahl unter der Putzschicht der Wände und der Decke bestehen. Die einzel-
nen Blätter aus gebürstetem Stahl müssen überlappen und zusammengeschweißt
werden. Für Fenster und Türen sollten die Blätter an ihren metallischen Rahmen
geschweißt werden. Die Öffnungen der Fenster sollten mit Glas und dem oben
erwähnten Drahtgeflecht abgedeckt werden, das an seinem Rahmen geschweißt
werden muss. Es ist nützlich, wenn auch der Stromversorgungsraum abgeschirmt
wird (siehe 9.2.3).
Die empfindlichsten und teuersten Teile einer Abschirmung sind die
geschirmten Türen. Für sehr empfindliche PD-Messungen, z. B. von extrudierten
Kabeln mit sehr wenigen Pikocoulomb, sind spezielle Türen mit metallischen
Federkontakten erhältlich, die an den Türrahmen gedrückt werden. In vielen
Fällen sind solche Türen nicht erforderlich. Dann sind Schiebetüren aus Stahl
oder Rolltore mit metallischen Lamellen – beides in überlappenden Rahmen –
wirtschaftliche Alternativen.
Man sollte nicht vergessen, dass alle Zuführungen (Wasser, Druckluft, Öl
usw.), die in den ereich eintreten und die mit der Gebäudeerde verbunden sind,
isoliert und innerhalb der Abschirmung des Prüfraums untereinander verbunden
sein müssen. Andernfalls könnten sie Störsignale in den abgeschirmten Test-
bereich tragen. Die elektrischen Zuführungen müssen gefiltert werden.
Die Stromversorgung für ein komplettes HV-Labor wird in der Regel von einem
Mittelspannungsnetz bereitgestellt (Abb. 9.20). Dafür sollten ein oder mehrere
Drehstromverteilungstransformatoren in einer nahegelegenen Unterstation
verwendet werden. Ihre Bewertungen hängen von der zu versorgenden Aus-
rüstung ab. Man muss die maximale benötigte Testleistung (aktive und reaktive
Komponenten), die Versorgungsleistung für Steuer- und Messsysteme, die
Leistung für alle Hilfseinrichtungen (siehe Abschn. 9.2.4) und eine zusätzliche
Reserve für spätere Erweiterungen berücksichtigen.
Stromkabel verbinden diese externe Stromversorgung mit dem Stromver-
sorgungsraum. Dieser Raum sollte in der Nähe des HV-Testlagers angeordnet sein
(z. B. Abb. 9.10) und sollte in Verbindung mit der Abschirmung des zugehörigen
Testraums abgeschirmt sein (Abb. 9.20 und 9.21). Die Verbindung der externen
Stromkabel mit der Ausrüstung zur Verteilung und Regelung im Stromver-
sorgungsraum erfolgt über HF-Stromfilter, die an die Abschirmung dieses Raums
angeschlossen sind (Abb. 9.22). Der Stromregelraum enthält die in Abschn. 2.2
(Abb. 2.5) beschriebene Ausrüstung für die „Stromversorgung“:
9.2 Planung von HV-Laboratorien 457
SUBSTATION
externe
Stromversorgung
STROMVER
SORGUNGS
RAUM
Abschirmung mit
Filtern
Schalts
chränke
Spannungs
regler
Hilfestellun-
Kompensationsd gen
rosseln
GESCHÜTZT
HV-PRÜF
LABOR AC-Anlage AC-System DC-System LI/SI-System Kleine Systeme
1 MVA 100 kVA 80 kVA 30 kVA
Schaltschränke Reglertransformator
458 9 Hochspannungsprüflaboratorien
(b)
Vers
orgu
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nnu
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etz
Frequenzen, die deutlich höher sind als die Netzfrequenz 50/60 Hz, werden
durch die Induktivitäten blockiert und über die Kondensatoren zur Erde geführt.
Die Frequenzcharakteristik des HF-Filters sollte der des Schirms angepasst
werden.
Hinweis Wenn der Stromversorgungsraum nicht abgeschirmt ist, müssen die HF-Filter
zwischen den Reglern und dem Prüfgenerator am Schirm des Prüfraums angebracht
werden. Dann ist ein eigener Filter für jedes Prüfsystem und jedes der Hilfseinrichtungen
erforderlich. Für das AC-Prüfsystem ist sogar ein größerer Filter erforderlich, da die
Kompensationsinduktivitäten im – nicht abgeschirmten – Stromversorgungsraum sind.
Die Abschirmung des Stromversorgungsraums vereinfacht die Filterung und Verdrahtung.
Wenn Zubehör – wie in Tab. 9.3 erwähnt – verwendet wird, müssen Konsequenzen
für die Gebäudeplanung gezogen werden. Es könnte notwendig sein, Wasser-,
Druckluft- usw. Zuläufe in den abgeschirmten Bereich [Prüfraum (e), Kontroll-
raum (e), Stromversorgungsraum (e)] von einem Maschinenraum oder den
ungeschützten Außenbereichen in die abgeschirmten Bereiche zu führen; diese
Verbindungen müssen isoliert sein. Dies bedeutet, dass alle metallischen Rohre
an den Stellen, an denen sie in die Abschirmung eintreten, durch geeignete
isolierende Rohre unterbrochen werden müssen.
Die Größe der Künstlichen Regenanlage (siehe Abschn. 2.1.3) muss an die
Größe der größten HV-Ausrüstung angepasst werden, die getestet werden soll.
Dies bestimmt auch den Wasserbedarf des erforderlichen Leitungswassers, den
Wasseraufbereitungsbehälter und die Verbindung von dort zur Regenanlage.
Darüber hinaus muss der Boden im Bereich der Regenprüfungen mit einer Ent-
wässerung ausgestattet sein. Dies bedeutet, dass er über eine bestimmte Neigung
verfügen sollte, die im Widerspruch zum Luftkissentransportsystem stehen könnte.
Bei einer zu hohen Neigung können die Luftkissen mit ihrer Last von selbst weg-
laufen. Daher sollte in diesem Bereich kein Luftkissentransport erlaubt sein oder
die Neigung sehr gering sein. Eine Neigung unter 1 cm/m könnte wohlerforderlich
sein, doch sie sollte durch den Luftkissenlieferanten bestätigt werden.
DieVerschmutzungskammer muss mit einem Sprühsystem, Verbindungen
zu Wasser und Druckluft sowie einer Entwässerung im Boden ausgestattet sein.
Die Durchführung für die Verschmutzungskammer muss den schlimmsten Ver-
schmutzungsbedingungen innerhalb der Kammer standhalten und daher sorgfältig
ausgewählt werden. Da die Leitfähigkeit des Schadstoffes durch Salz und Wasser
eingestellt wird, müssen alle im Verschmutzungsraum verwendeten Materialien
korrosionsbeständig sein.
460 9 Hochspannungsprüflaboratorien
Durchführung als
HV-Zweig des Teilers
und PD-
Kopplungskondensator
Abdeckung des
Grabens
Metallbehälter mit
Standardkondensator
im Graben
Abb. 9.23 Verwendung eines Grabens in einem HV-Labor. a Anordnung eines Multifunktions-
kondensators. b Behälter zur Prüfung von Durchführungen. Mit freundlicher Genehmigung von
HSP Köln
9.2 Planung von HV-Laboratorien 461
gestattet sein, die die Grube nicht nur mechanisch, sondern auch die Abschirmung
schließen.
Tanks für komprimierte Gase werden für die Prüfung von Durchführungen
mit Luft bis SF6 und für Forschungs- und Entwicklungsexperimente mit gas-
isolierten Strukturen verwendet. Sie sind mit Gasaufbereitungsseinheiten für
die Konditionierung der verwendeten Gase verbunden. Die Anordnung von gas-
gefüllten Testtanks ist identisch mit denen von Flüssigkeiten (Abb. 9.23).
Klimakammern sollten den hier beschriebenen Prinzipien für Hochspannungs-
testkreise, Erdung und Abschirmung angepasst werden. Die Tweck und
Gestaltung einer kommerziell erhältlichen Kammer bestimmen die erforderlichen
Maßnahmen.
9.2.5 Gebäudeausrüstung
9.2.5.1 Beleuchtung
9.2.5.3 Transportmittel
Ein oder zwei Portalkräne, die den gesamten Bereich einer großen HV-Prüfhalle
abdecken, garantieren eine effiziente Nutzung (Abb. 9.24a). Dies kann im Wider-
spruch zu HV-Komponenten stehen, die z. B. an der Decke befestigt werden
können, z. B. Spannungsteiler, Zentralelektroden oder Gleichrichter. In einigen
Laboratorien wurde dies getan; Folglich musste ein Einzelbahnkran angewendet
werden (Abb. 9.24b; Prinz et al. 1965, mit freundlicher Genehmigung der TU
München). Der Vergleich der beiden Lösungen zeigt deutlich, dass mindestens
für industrielle HV-Prüflaboratorien der Portalkran dem Einzelbahnkran weit
überlegen ist. Mit zwei oder drei Portalkränen in einer HV-Prüfhalle wird ein
Kompromiss zwischen den beiden Lösungen erreicht. Abb. 9.25 (Krump und Hau-
mann 2011) zeigt einen Prüfraum mit drei Kränen; Der Kran in der Mitte trägt
die große, PD-freie Verbindungselektrode (1200 kV eff.), Zwischen dem zentralen
Anschlusspunkt und dem Prüfobjekt, während die Kräne auf beiden Seiten für den
Transport und die Befestigung von Prüfobjekten zur Verfügung stehen. Neben dem
Portalkran können Aufzüge mit einem einzigen Seil von einem Loch in der Decke
in Betracht gezogen werden. Sie sind nur während eines Tests zur Befestigung
eines Prüfobjekts gedacht. Hebebühnen und handbetriebene Kräne sind auch in
kleinen Prüfräumen nützlich.
Die maximale Last eines Krans hängt von der maximalen Last der künftigen
Prüfobjekte ab, in einigen Fällen auch von dem Gewicht des schwersten HV-
Komponente der Prüfanlagen, was auch immer schwerer ist. Für die kleinen
handbetriebenen Kräne und Hebebühnen sollte eine Last von bis zu 1000 kg aus-
9.2 Planung von HV-Laboratorien 463
(b)
Abb. 9.25 UHV-Labor mit drei Kränen. Mit freundlicher Genehmigung von HSP Köln
9.2.5.4 Technische Medien
Der Feuer- und Umweltschutz in einem HV-Labor muss sowohl den nationalen
Gesetzen als auch dem technischen Wissen über HV-Prüfungen folgen. Besondere
Beachtung erfordern Isolieröl und andere brennbare Flüssigkeiten. Dazu gehören
auch Öl-isolierte HV-Prüfkomponenten und -geräte der Stromversorgung, z. B.
466 9 Hochspannungsprüflaboratorien
die Mehrheit der Prüftransformatoren, Reaktoren, Regler usw. Man sollte berück-
sichtigen, dass ein Leck in einem Tank das Ökosystem, den Boden oder das
Wasser nicht verschmutzen sollte. Aber ein Leck in einem Tank einer modernen
HV-Prüfkomponente ist sehr selten. Wenn es auftritt, bleibt es sehr klein. Folg-
lich muss man ein Volumen berücksichtigen, das nach einem kleinen Leck
einen bestimmten Teil des Öls aufnehmen kann. In einigen Fällen werden
sogar Kabelkanäle dafür verwendet. Die Anwendung der harten Regeln für
Leistungstransformatoren, einen Sammler für das gesamte Öl des zugehörigen
Leistungstransformators vorzusehen, kann nicht empfohlen werden. Ein Leistungs-
transformer in einem Energiesystem kann bei Überspannungen infolge schwerer
interner Fehler dramatisch brennen und explodieren. Im Gegensatz dazu werden
Prüftransformatoren und andere Prüfgeräte in der Regel deutlich unter ihrer Nenn-
spannung belastet. Die HV- Prüfungensind mit sensiblen PD-Messungen ver-
bunden, die nicht nur die Fehler des Prüfobjekts, sondern auch alle Komponenten
des Prüfkreises anzeigen. Dies bedeutet, dass ein Fehler innerhalb von Öl
gefüllten Geräten sehr früh angezeigt wird, und die zugehörige Komponente recht-
zeitig aus dem Betrieb genommen werden muss. Es besteht praktisch keine Gefahr
eines leistungsstarken Fehlers in einem Öl-Prüftransformer oder – reaktor, gefolgt
von einer dramatischen Zerreißung des Tanks und einem Brand. Trotzdem muss
während der Planung eines HV-Labors ein realistisches Konzept für Feuer- und
Umweltschutz erstellt und auf der Grundlage des technischen Wissens und der
relevanten lokalen Vorschriften genehmigt werden.
Bei Tests der Isolation mit SF6-Gas muss berücksichtigt werden, dass SF6
ein Treibhausgas ist und ein völlig dicht verschlossenes Gas-Handling-System
geplant werden muss. Diemetallische GIS-Kapselung muss die technischen
Anforderungen an Hochdruckbehälter erfüllen.
9.2.6 Sicherheitsmaßnahmen
Europäische Norm EN 50191 (2000) zum Aufbau und Betrieb von elektrischen
Prüf systemen. Die Hinweise in diesem Abschnitt können die Benutzer nicht
von der Anwendung dieser gelegentlich schwer zu handhabenden, international
anerkannten Dokumente, Standards und speziellen nationalen Regeln entbinden.
Auch die Anweisungen und Hinweise der Lieferanten von HV-Prüfsystemen
sollten berücksichtigt werden.
Ein HV-Prüffeld ist ein Raum mit einem oder mehreren eingezäunten HV-Prüf-
bereiche und zugehörigen Kontrollbereichen, die durch einen Stromversorgungs-
bereich ergänzt werden. Ein HV-Prüflabor kann mehrere HV-Prüffelder enthalten
(Abb. 9.10). Die Grundlage für die Sicherheit eines gesamten Testfelds ist seine
korrekte Erdung und Abschirmung, wie in Abschn. 9.2.2 beschrieben. Die
empfohlene Stromrückführung eines Testkreises ist nur an einem Punkt mit dem
Erdungssystem verbunden. In besonderen Fällen kann das Erdungssystem als
Stromrückführung verwendet werden. Die Abschirmung darf niemals als Strom-
rückführung verwendet werden.
In einem HV-Prüffeld sollen die sicheren Abstände (siehe Abschn. 9.1.3) von
HV-Komponenten zu den Wänden, den Zäunen oder der Decke sowie zu geerdeten
oder unter Spannung stehenden Objekten(auch in benachbarten eingezäunten Prüf-
feldern) werden gemäß den dort maximal erzeugbaren Prüfspannungen ausgewählt.
Liegen mehrere eingezäunte Prüffelder in einem Prüffeld, so sind metallische
Sicherheitszäune mit einer Mindesthöhe von 2 m und einer maximalen Maschen-
weite von 4 cm anzuwenden. Die einzelnen Zaunelemente sind elektrisch mit-
einander und nur an einem Punkt mit dem Erdungssystem verbunden. Eine
komplette Schleife von Zäunen ist zu vermeiden. Wenn die HV-Komponenten in
einem Prüffeld neu angeordnet werden, müssen Wechselwirkungen mit benach-
barten eingezäunten Prüffeldern berücksichtigt werden (Abb. 9.27).
Das HV-Prüffeld ist von außen durch ein Warnschild und durch Warnlampen zu
kennzeichnen, die die Bedingungen im Bereich anzeigen: Das „rote“ Licht zeigt
an, dass der HV-Prüfkreis enterdet und möglicherweise unter Spannung steht. Das
„grüne“ Licht bedeutet, dass der HV-Prüfkreis geerdet ist und der Bereich sicher
zum Betreten ist (siehe Abschn. 7.2.6.3). Warnschilder sind an allen Türen zum
Prüffeld anzuordnen. Zusätzlich zu den Schildern und Lampen muss das Prüffeld
mit einer Sicherheitsschleife und Not-Aus-Schaltern ausgestattet sein.
Eine Sicherheitsschleife ist eine Ringleitung, die in die Wände, Zäune und
Türen eines Prüfbereichs integriert ist. Die Schleife muss geschlossen sein, bevor
das Prüfsystem enterdet und energisiert wird. Kontakte an der Tür sollen sicher-
stellen, dass die Schleife geschlossen ist. Sobald die Schleife irgendwo geöffnet
wird, wird der Notausschalter automatisch betätigt und das Prüfsystem geerdet
(siehe Abschn. 9.2.6.2). Notausschalter sollten große, rote Schalter sein, die
vorzugsweise auf gelbem Hintergrund an der zugehörigen Schalttafel oder am
Schaltschrank, in der Nähe der Türen des Prüfbereichs und in den Beobachtungs-
468 9 Hochspannungsprüflaboratorien
Warn
Warnschilder und lampen
Anweisungen an den
Zäunen und Türen
des Testbereichs
mobiler Not-Aus-Schalter
Abb. 9.27 Sicherheitszäune mit Warnschildern und Lampen, Sicherheitsschleife und Not-Aus-
Schalter
im Einsatz sind. Die Entladung erfolgt über Widerstände in Reihe mit Erdungs-
stangen, Erdungsschaltern und Erdungsseilen.
Die Steuerung eines HV-Testsystems realisiert nicht nur die HV-Testverfahren,
sondern aktiviert auch dieSicherheitsfunktionen. Dazu gehören die Interaktionen
zwischen der Position des Netzschalters und des Betriebschalters mit dem Status
der Sicherheits Schleife, der Signal Lampen und der Erdungsausrüstung. Darüber
hinaus soll das Steuerungssystem im Falle eines Ausfalls des Prüfobjekts, einer
Öffnung der Sicherheitsschleife oder einer Notfall-Anwendung reagieren. Alle
diese Funktionen müssen gemäß den relevanten Anweisungen des Herstellers der
Testsysteme periodisch überprüft werden. Tab. 9.4 zeigt einen Zeitplan für solche
Anweisungen als kurzes Beispiel.
6. Warnen Sie durch Hupe und Lautsprecher „Achtung, Hochspannung ist ein-
geschaltet“ (automatische Erdung „aus“)!
7. Schalten Sie den Betriebschalter ein und starten Sie die Prüfung. Wenn eine
Prüfung beendet ist, sollten Sie Folgendes tun:
1. Reduzieren Sie die Spannung auf ein Niveau <50 % oder auf Null!
2. Schalten Sie den Betriebschalter aus (automatische Entladung von
Kondesatoren und Erdung bewegt sich auf „ein“, auch rote Lampe noch
„ein“)!
3. Schalten Sie den Netzschalter (Hauptschalter) aus (rote Lampe „aus“,
grüne Lampe „ein“)!
4. Öffnen Sie die Sicherheitsschleife und führen Sie die manuelle Entladung
und Erdung durch, falls erforderlich!
5. Schalten Sie die Steuerstromversorgung aus, das Prüfsystem ist außer
Betrieb (grüne Lampe „aus“)!
Die beschriebenen Schritte der Bedienung sollten auch Teil der Anweisungen für
das Personal sein, das im HV-Labor arbeitet. Die Anweisungen sollten alle inter-
nationalen und nationalen Regeln zur Sicherheit bei elektrischen Prüfungen, die
Informationen des Herstellers der Prüfsysteme und die eigenen Erfahrungen ent-
halten. Die Anweisungen können Demonstrationen im Labor enthalten. Sie sollten
mindestens einmal im Jahr durchgeführt und aktenkundig gemacht werden.
Wenn ein outdoor test field ein traditionelles „indoor“ Labor (vergleiche Abb. 9.10)
vervollständigt, können die Prüfspannungen über Durchführungen oder große
Türen nach draußen übertragen werden. Sogar komplette HV-Prüfsysteme können
auf Luftkissen in das Freiluftprüffeld bewegt werden. Freiluftprüffelder sind in der
Regel für Forschung und Entwicklung von EHV- und UHV-Freileitungen mit den
zugehörigen Versuchsleitungen ausgestattet. In den meisten Fällen sind sie mit Prüf-
leitungen von einigen hundert Metern Länge verbunden, um die Konstruktion der
Masten, die Anordnung der Leiter oder die Messung der oronaverluste zu testen.
Die HV-Prüfsysteme befinden sich auf einer Betonfläche, die auch Platz für
die Prüfung von Stationsausrüstungen bietet. Dieser Bereich kann für Luftkissen
geeignet ausgeführt werden (siehe Abschn. 9.2.5.3). Freiluftprüffelder sollten
mit Straßen gut verbunden sein, um die Anlieferung von großen objekten zu
erleichtern. Die Montage der Prüfobjekte soll mit mobilen Kränen durchgeführt
werden. Die im Freien platzierten HV-Prüfsysteme haben ein spezielles Design für
die lokalen klimatischen Bedingungen. Manchmal sind die lokalen Bedingungen
der Grund, ein Outdoor-Testfeld zu haben, z. B. im Hochgebirge, um Tests unter
geringer Luftdichte durchzuführen. Die Verschmutzung der Prüfsysteme ist eine
Herausforderung, die sowohl ein gutes Design als auch eine dauerhafte Wartung
erfordert.
472 9 Hochspannungsprüflaboratorien
Wetterschutzturm
mit LI/SI-Generator
im Inneren
Spannungsteiler
Platz für
Stromversorgung,
Gleichstrom-
Ladegerät,
Klimatisierung
9.4 Aktualisierung bestehender HV-Prüffelder 473
Der Bau eines neuen HV-Labors ist eine große Investition. Die Aktualisierung
(manchmal auch als Upgrade oder Modernisierung bezeichnet) eines bestehenden
Testfelds ist oft eine wirtschaftlich und technisch akzeptable Alternative zu einem
neuen Prüflabor. Im einfachsten Fall handelt es sich um die Ersetzung kompletter
HV-Testsysteme, die Hinzufügung neuer oder der Austausch alter Komponenten.
Die Aktualisierung bestehender HV-TestPrüfräume ist oft schwieriger. Gesichts-
punkte für die Aktualisierung bestehender HV-Testfelder werden nachfolgend auf-
geführt. Generell sollte die Aktualisierung bestehender HV-Prüffelder so weit wie
474 9 Hochspannungsprüflaboratorien
möglich nach den in diesem Kapitel für neue Prüffelder beschriebenen Prinzipien
erfolgen (siehe Abschn. 9.1, 9.2, 9.3).
Die Lebensdauer von HV- und Leistungskomponenten ist in der Regel länger
als die von Komponenten von Steuer- und Messsystemen. Manchmal haben
auch Regeltransformatoren oder Thyristorregler eine kürzere Lebensdauer als
Generatoren für hohe Wechsel-, Gleich- oder Impulsspannungen. Daher ist ein
Update häufig für Steuer- und Messgeräten erforderlich. Es kann nicht empfohlen
werden, nur einige dieser Komponenten zu ersetzen und mit einer Mischung
aus neuen und alten Steuer- und Messinstrumenten zu arbeiten. Das Steuer- und
Messsystem sollte eine einfache und zuverlässige Steuerung, eine sichere Daten-
erfassung und -auswertung, eine Kommunikation innerhalb lokaler Daten-
netze und einen Fernservice ermöglichen, wie in Abb. 2.8 und in Abschn. 9.1.4
beschrieben. Die erforderlichen Schnittstellen zwischen digitalen Steuer- und
Messsystemen und den Komponenten des Hochspannungskreises sollten je nach
Bauart und Alter der zu modernisierenden Ausrüstung individuell hergestellt
werden.
Wenn in einem bestehenden Labor ein neues HV-Prüfsystem – möglicherweise
mit höherer Nennspannung – angeordnet werden soll, müssen die erforderlichen
Freiräume berücksichtigt werden (siehe Abschn. 9.1.3). Bei begrenztem Freiraum
zwischen HV-Komponenten (Generator, Teiler, Anschlüsse usw.) und benach-
barten geerdeten oder energisierten Objekten kann die Anwendung größerer
Steuerelektroden in Betracht gezogen werden. Dies erfordert die Berechnung der
Bedingungen des elektrischen Feldes zwischen den HV-Komponenten und ihrer
Umgebung. Darüber hinaus muss der erforderliche Freiraum für Prüfobjekte
garantiert werden (Abb. 2.1). Um Platz in dem Prüfbereich zu sparen, können
tankförmige Prüftransformatoren und Reaktoren außerhalb, mit ihren HV-Durch-
führungen in den Prüfraum angeordnet werden (Abb. 9.21). Die Sicherheitsan-
forderungen finden Sie in Abschn. 9.2.6.2.
Hochspannungs- (HV) Prüfung sind nicht nur mit Prüfungen beim Hersteller ver-
bunden. Der gesamte Lebenszyklus der Isolierung wird durch HV-Tests begleitet
(Abb. 10.1). Die Qualität der Geräte und Systeme, die schließlich vor Ort montiert
werden, wird sorgfältig durch Qualitätsakzeptanztests ihrer Komponenten in der
Fabrik (Stückprüfung) überprüft. Diese HV-Stehspannungs prüfungen werden
durch Qualitätsakzeptanztests vor Ort ergänzt, die die ausreichende Qualität sowohl
des Transports als auch der vor Ort erfolgten Montage für einen zuverlässigen
Betrieb (Inbetrienahme-Vor-Ort-Prüfung) überprüfen. Alle Qualitätsakzeptanz
prüfungen müssen nach denselben Prinzipien durchgeführt werden, wonach die
Prüfspannungen Spannungen im Betrieb repräsentieren und gut reproduzierbar sein
müssen. Nach erfolgreichen Tests (Abb. 10.1, gelber Bereich) kann das Gerät in
Betrieb genommen und vom Lieferanten an den Benutzer übergeben werden.
Der Benutzer der Ausrüstung kann für das neue System in-service monitoring
der Isolierung (Cigre TF D1.02.08 (2005)) einsetzen, z. B. durch Online-
Messung mit nicht-konventionellen PD-Sensoren. Das monitoring erfasst den
Trend geeigneter Parameter (möglicherweise die Kombination verschiedener
PD-Messgrößen) für die Bewertung des Zustands. Wenn ein Indikatorwert
(Kombination von Parametern) eine Größe für eine Warnung erreicht, kann ein
offline Diagnostische Prüfung nützlich für die Identifizierung und Lokalisierung
des Fehlers sein. Der Diagnosetest sollte einige Prinzipien des Qualitätstests
wiederholen, aber dies ist nicht unbedingt erforderlich. Er sollte Messungen an
verschiedenen Messpositionen umfassen und in der Lage sein, Informationen über
die Gefährdung der Isolierung durch einen erkannten Fehler bereitzustellen. Der
offline Diagnosetest mit einer externen Spannungsquelle ermöglicht Messungen
bei verschiedenen Spannungsniveaus, einschließlich der Bestimmung der Einsetz-
und Aussetzspannungen von Entladungen. Daher liefert er mehr Informationen
als das In-Service- (Online-) Monitoring. Trotzdem ergänzen sich Monitoring
Grundlag
enforschung
Qualitätssicherungs-Prüfungen
HV-Grundprüf
Ende des Dienstes,
ungen Berechnung
abschließende
Datenauswertung Entwurf
Typprüfung
Produktion
Nachprüfung Lebenszyklus Stückprüfung
AC der Reparatur Eintrag
(vor Ort)
ACRF
VLF
DAC AC
Überwachung Transport Vor- LI
Warnung Ort-Montage
Ortung Betrieb / SI
Vor-Ort-
Betriebsdaten Prüfung ACRF
Wartung
Diagnostische Prüfungen Überwachung
und Diagnosetests und spielen eine gemeinsame Rolle für die Zustandsbewertung
(Abb. 10.1, blauer Bereich).
Es ist sehr nützlich, alle Tests und Kontrollen z. B. für ein Kabel-System und
seine Komponenten in einem „life cycle record“ (Abb. 10.1) zusammenzufassen.
Dieser Datensatz liefert Informationen über die Entwicklung von diagnostischen
Indikatorwerten. Qualitätsakzeptanztests und Diagnosetests haben sich während
der letzten 20 Jahre relativ unabhängig voneinander entwickelt. Es scheint not-
wendig zu sein, diesen Unterschied zu überwinden und alle HV-Tests mit einer
allgemeinen Sicht auf die physikalischen Phänomene und die Anforderungen der
Praxis zu betrachten.
Die Isolationskoordination (siehe Abschn. 1.2) der Isolierung der Komponenten
eines Elektroenergiesystems soll seinen zuverlässigen Betrieb sowie den Schutz
des Bedienpersonals und wichtiger Ausrüstung gewährleisten. Dies wird durch
Schutzniveaus von Schutzeinrichtungen (Blitzableiter) und Prüfspannungsniveaus
für die Ausrüstung erreicht. Die Vielfalt der Fehler in der Isolierung verhindert
die Festlegung allgemeiner Äquivalenz zwischen verschiedenen Prüfspannungen.
Daher müssen die angewendeten Prüfspannungen typische Spannungen im
Betrieb darstellen (Hauschild 2013). Dieses Prinzip ist die Grundlage für die
Verifizierung der Isolierungskoordination durch Prüfspannungen. Folglich ist es
auch für Qualitätstests an neuer Ausrüstung einschließlich Qualitätsakzeptanz-
test vor Ort erforderlich (Abb. 10.1, gelber Bereich). Die typischen Spannungen
im Betrieb und die zugehörige Prüfspannung gemäß den horizontalen Standards
werden in Abschn. 1.1 und 1.2 erläutert. Prüfspannungen für Vor-Ort-Prüfungen-
tests haben größere Toleranzen als die für Laboruntersuchungen.
Die folgenden allgemeinen Anforderungen an Prüfspannungen für Qualitäts-
akzeptanztests werden seit vielen Jahren berücksichtigt:
a) Prüfspannungen sollten Betriebsbeanspruchungen repräsentieren.
b) Prüfspannungen sollten innerhalb definierter Toleranzgrenzen für ihre Para-
meter reproduzierbar sein. Die Toleranzen spiegeln sowohl die Erzeugbar-
keit der Prüfspannung als auch die Streuung der tatsächlichen Spannungen im
Betrieb wider.
c) Alle Qualitätsakzeptanz prüfungen sollten untereinander vergleichbar sein, da
die verschiedenen Prüfungen dem gemeinsamen System der Qualitätskontrolle
zugeordnet sind.
d) Qualitätsakzeptanztests erfordern ein klares Akzeptanz bzw. Fehler-Kriterium
und ein vergleichbares Prüfverfahren. Die Ergebnisse von „direkten“ Durch-
schlagprüfungen erfordern keine Erklärungen, und ein „indirekter“ Test auf der
Grundlage einer Messung erfordert eine Grenze, die in einem Standard oder
einem Vertrag vereinbart werden muss.
Tests an nicht – selbstheilenden Isolierungen erfordern eine detaillierte Überlegung:
Der Prüfspannungswert und die Prüfdauer sollten so gewählt werden, dass eine
gesunde Isolation (Abb. 10.2a, grüne Linie) nicht beeinflusst wird, während eine
mit einem schwerwiegenden Fehler zusammenbricht (orange Linie). Es scheint
480 10 Hochspannungsprüfungen vor Ort
(a) (b)
Spannung Spannun
Testniveau
VT
gesunde
PD PD
mangelhafte Dienstl
eistung
VT
V0
werden kann. Dies bedeutet, dass auch der Qualitätstest die Erfüllung eines Ver-
trags rechtfertigt.
10.1.2 Diagnostische Tests
Abb. 10.3 Prinzipielles Design von Vor-Ort- Prüfsystemen. a und b Außen- und Innenansicht
eines ACRF Prüfsystems für Mittelspannungskabel c Montiertes ACRF Prüfsystem mit drei
modularen Drosselspulen d Montiertes Stoßspannungsprüfsystemfür 900 kV Summenlade-
spannung und 1600 kV OLI Abgabespannung (Courtesy of Siemens AG, Berlin)
Container mit Steuer- und Speiseeinheit Erregertransformator HV ractorHV Filter- und Schutzeinheit
Wechselspannung der Netzfrequenz (siehe Kap. 3) gilt als die wichtigste Prüf-
spannung, insbesondere wenn die Stehspannungsprüfung PD-überwacht wird.
Daher dient sie als Referenz für viele im Feld angewendete Prüfspannungen. Die
Netzfrequenzprüfspannung für Laborprüfungen ist mit einem Frequenzbereich
von 45 bis 65 Hz (IEC 60060-1:2010) definiert. Für Feldprüfungen werden AC-
Spannungen oft durch mobile, Frequenz-gestelltes (ACRF) Prüfsystem Systeme
aufgrund ihrer deutlich besseren Gewichts-zu-Testleistungsrelation (siehe
Abschn. 3.1.2.4) erzeugt. Daher werden für Prüfungen vor Ort ein viel größerer
Frequenzbereich und größere Toleranzen durch die relevante IEC 60060-3:2006
akzeptiert:
10.2 Vor Ort eingesetzte Prüfspannungen 485
Testspannungswert Peak/√2
Testspannungsfrequenz 10–500 Hz
Toleranz des Testspannungswerts ±3 % bis 1 min
±5 % für >1 min
Verhältnis von Spitzen- zu Gleichstromwert Innerhalb √2 ± 15 %
Unsicherheit (k = 2) von
– Spitzenspannungsmessung 5%
– Frequenzmessung 10 %
V Spannung
20 Hz
t
50 Hz
t
t
300 Hz
Zeit
Prüffrequenz
Abb. 10.6 Spannungsfestigkeit von XLPE-Kabelmodellen und Prüffrequenz (1) ohne künstliche
Beschädigungen und (2) mit künstlichen Beschädigungen
z)
(H
nz
ue
eq
Fr
Phase
nlage
Prüfspannung V
vs.
Zeit t
innere HV-Elektrode
Partikel
position x
äußere geerdete Elektrode vs. Zeit t
Abb. 10.8 Ort-Zeit-Diagramm für Kugelpartikel zwischen koaxialen Elektroden bei ver-
schiedenen Prüfspannungen
abstimmbare
Drossel L L Cb
Erreger-Transformator-
Cl
Festdrossel L
Erregertransformator
Frequenzumrichter
L Cb
AC Cl
f
10.2.1.2 Hohe Gleichspannung
Steuerung Generator
Abb. 10.10 Historisches, mobiles ACDC Prüfsystem für 250 kV für Öl-Papier-isolierte Kabe, l
Hersteller:Koch & Sterzel Dresden (1936)
Für die Erzeugung von Gleichspannung werden in der Regel modulare Hoch-
spannungstestsysteme angewendet. Sie können luftisoliert oder – bei höherer
Stromstärke – ölisoliert sein, siehe Abb. 6.1c, 6.9 und 6.10). Für Tests an interner
oder sauberer externer Isolierung ist ein Hochspannungsprüfsystem mit sehr
geringem Strom ausreichend, für diagnostische Prüfungen an gealterter oder ver-
schmutzter Isolierung müssen jedoch Prüfsysteme mit höherer Stromstärke wegen
höheren Wirkstrombedarfs in Betracht gezogen werden.
LI/OLI SI/OSI
Testspannungswert Spitze Spitze
Toleranz des Testspannungswerts ±5 % ±5 %
Frontzeit/Zeit bis zur Spitze 0,8–20 μs 20–400 μs
490 10 Hochspannungsprüfungen vor Ort
LI/OLI SI/OSI
Halbwertszeit 40–100 μs 1000–4000 μs
Frequenz 15–500 kHz 1–15 kHz
Unsicherheit (Spannungsmessung) ±5 % ±5 %
Unsicherheit (Zeit/Frequenzmessung) ±10 % ±10 %
Zeit t
0
-1
-2
Abb. 10.12 VLF-Prüfsystem für 60 kV. a Mobilsystem für Landkabel bis wenige μF. b Test-
system für Seekabel bis 25 μF. Courtesy of BAUR AG, Austria
hoch ist wie bei 50 Hz (rote Linie)! Folglich müssen die angewendeten VLF-Prüf-
spannungen 50 % höher sein als die bei Netzfrequenz.
Aufgrund ihrer Kompaktheit und des geringen Strombedarfs sind VLF-
Spannungen für Diagnosetests und sogar für Qualitätstests an Mittelspannungs-
kabeln (Abb. 10.12a) gut eingeführt. Nach der europäischen Norm EN HD 620
S (1996) ist der Prüfspannungswert der Effektivwert, mit der Folge, dass der
Scheitelwert einer sinusförmigen VLF-Testspannung um den Faktor √2 höher sein
sollte als der einer rechteckigen VLF-Spannung. Ihre Anwendung bei Qualitäts-
tests von extrudierten HV- und EHV-AC-Kabeln kann nicht empfohlen werden.
VLF-Spannung ist keine Spannung, die im Betrieb eines Kabels auftritt. In
Kombination mit der höheren Spannung in HV- und EHV-Kabeln kann das VLF-
Prüfergebnis nicht mit denen bei Netzfrequenzspannungen übereinstimmen.
Testspannungswert Spitzenwert
Toleranz des Testspannungswerts ±5 %
Frequenz 20–1000 Hz
Dämpfung der folgenden Spitzen ≤40 %
Unsicherheit (Spannungsmessung) ±5 %
Unsicherheit (Zeit/Frequenzmessung) ±10 %
Wie bereits erwähnt, wird die Kabelisolierung zunächst durch eine unipolare
DC-Spannungsanhebung und unmittelbar danach durch eine schnelle Polaritäts
umkehr belastet, bei der der Scheitelwert der Spannung von entgegengesetzter
Polarität im Vergleich zum vorhergehenden Spitzenwert nur geringfügig gedämpft
wird, wenn der DAC-Testgenerator ausgelöst wird. Die Frequenz der DAC-
Spannung hängt sowohl von der Kapazität des Prüfobjekts als auch von der
Induktivität des HV-Induktors ab, der zum Entladen dieser Kapazität verwendet
wird [siehe Gl. (7.6)]. Vorausgesetzt, die oszillierende Frequenz liegt zwischen
1000 und 20 Hz, würde die Polungsumkehr zwischen 0,5 und 25 ms variieren.
20 Hz
Spannungen, die nach
dem Aufladen der Zeit
Prüfobjektkapazität durch
eine Gleichspannungsrampe
erscheinen
Spannu
500 Hz
Zeit
Spannung
200 Hz
DC Rampe
Zeit t
20 s 0.05 s (andere Skala)
494 10 Hochspannungsprüfungen vor Ort
Die Dämpfung der oszillierenden Spannung wird nicht nur durch die
Dielektrizitätsverluste bestimmt, die in der Kabelkapazität auftreten, sondern
auch durch die ohmschen Widerstände der Prüfanlage, wie dem HV-Reaktor
und dem soliden HV-Schalter. Trotz der oben genannten Dämpfung verursacht
die DAC-Spannung für eine geringe Anzahl von Zyklen eine Spannungs-
belastung der Kabelisolierung, die der unter Netzspannungstestspannung ähnelt.
Aus diesem Grund ist die in IEC 60060-3:2006 angegebene DAC-Spannung für
PD-Messungen geeignet. Wie bereits erwähnt, ist der Scheitelwert der ersten
Spannungsschwingung fast identisch mit dem des DC-Spannungsanstiegs. Die
Dauer des vorbelastenden DC-Anstiegs, die unter praktischen Bedingungen
zwischen einigen Sekunden und mehr als einer Minute variieren kann, hängt
sowohl von der Nennstromversorgung der DC-Spannungsquelle als auch von der
Kapazität des Testobjekts ab und damit von der Länge einer zu prüfenden Kabel-
strecke (Abb. 10.14).
100m
t ch = 0.62 s
f = 368 Hz
Spannung V / / kV
1 km
t ch = 6.25 s
f= 119 Hz
10 km
t ch = 62.5 s
f = 38 Hz
Zeit t/s
Abb. 10.14 DC-Spannungsanstieg und DAC-Spannung für verschiedene Längen von Kabel-
strecken
10.2 Vor Ort eingesetzte Prüfspannungen 495
(b)
1 3
496 10 Hochspannungsprüfungen vor Ort
Selektive
Integrale
Abb. 10.16 Übersicht über Diagnosemessungen zur Beurteilung des Isolationszustands von
Hochspannungs Apparaten unter Vor-Ort-Bedingungen
498 10 Hochspannungsprüfungen vor Ort
PD Fingerabdruck
& Geschichte
PD sensors
Sensoren
S1
S2
PD monitoring
PD-Überwachungs- PD-Daten Risikobewertung
&und
acquisition
Erfassun analyse und Entscheidung
Testobjekt, das eine gssystem
system & Diagnose
potenzielle PD-Quelle S3
enthält
S4
PD-Modell
und
experimentelle
Daten
10.4.1.1 Einige Grundlagen
et al. 2 1979; Cigre TF D1.33.05 (2012)) können die meisten der erkannten Fehler
nach folgenden Ursachen eingeteilt werden:
• frei bewegliche Partikel,
• scharfkantige Unebenheiten und feste Partikel an HV-Elektroden,
• Partikel, die an Abstandshaltern haften,
• Teile auf freiem Potentuial (z.B. vergessene Werkzeuge),
• kleine gasförmige Einschlüsse in Abstandshaltern (Hohlräume, Risse).
In der folgenden Tab. 10.1 wird eine Umfrage über die Effizienz der ver-
schiedenen Prüfspannungen dargestellt, die üblicherweise für die Qualitätstests
vor Ort angewendet werden.
HVDC Gas-isolierte Systeme werden mit den vorhandenen, kommenden
HVDC-Stromübertragungsverbindungen eingeführt. Aufgrund des sehr unter-
schiedlichen Verhaltens von Gasisolierungen in HVDC-Feldern im Vergleich
zu HVAC-Feldern (siehe Abschn. 6.2.3.1), ist die Testphilosophie und die damit
verbundenen Standards noch in Entwicklung. Es gibt einen Trend, die korrekte
Auslegung eines HVDC-GIS durch sehr detaillierte Typentests und Prototyp-
Installations tests (Neumann et al. 2017) zu bestätigen, aber nur Wechsel-
spannungstests für Qualitätsakzeptanztests, Stückprüfungen in der Fabrik und
Inbetriebnahmetests vor Ort (CIGRE JWG D1/B3.57 2017) anzuwenden. Hinter
dieser vorläufigen Entscheidung stehen die sehr zeitaufwändigen HVDC-Tests und
die Umstände, dass HVDC-Isolierungen auch transiente und Wechselspannungs-
belastungen (siehe z. B. Abschn. 8.2.3) aushalten müssen, sowie die langjährige
und sehr gute Erfahrung mit dem Testen von HVAC-GIS. Daher werden im
Folgenden vorzugsweise HVAC-Tests vor Ort betrachtet.
Tab. 10.1 Effizienz der Testmethoden für Qualitätstests vor Ort von HVAC GIS
Prüfverfahren/ Art AC-Stehspannung PD-überwachter LI/OLI- SI/OSI-
des Defekts AC-Stehspannung Stehspannung Stehspannung
Frei bewegliches X X o o
Teilchen
Scharfkantige o X X x
Unebenheiten und
feste Partikel
Partikel auf Spacer o X X x
Schwimmende x X x o
Teile vergessene
Werkzeuge)
Fehler in den x X x x
Abstandshaltern
X sehr effizient, x weniger effizient, o nicht effizient
10.4 Beispiele für den Einsatz vor Ort 501
Die für HVAC-GIS relevante Standard-IEC 62271-203: 2010 (siehe auch IEEE-
Standard C 37.122: 2ß010) empfiehlt entweder eine PD-überwachte AC-Steh-
spannungsprüfung (Verfahren B) oder – falls die Empfindlichkeit der PD-Messung
aufgrund eines vergleichsweise hohen Hintergrund-Störpegels (qN > 5 pC) nicht
ausreicht – die Kombination einer AC-Stehspannungsprüfung und eines LI/OLI-
Stehspannungsprüfung (Verfahren C), das für GIS von 245 kV und darüber gilt.
Für Spannungen <245 kV gilt ein AC-Stehspannungsprüfungt als ausreichend
(Verfahren A). Dieser Standard definiert die Prüfspannungen (leicht abweichend
von IEC 60060-3: 2006) und die Prüfverfahren wie folgt:
AC-Spannung Frequenz 10–300 Hz; Durchgang für 1 min (gefolgt von einer PD-
Messung bei 1,2 Ur mit Anforderungen q ≤ 10pC)
LI/OLI-Spannung Frontzeit T1 = 0,8–8 μs, für OLI-Spannung ≤15 μs, Durchgang zu drei
Impulsen jeder Polarität;
SI/OSI-Spannung Zeit zum Höhepunkt Tp = 0,15–10 ms, nur anwendbar, wenn keine
AC-Quelle verfügbar ist
Reaktoren
Prüfbuchse Kondensator-Blockierimpedanz
Prüffrequenz
3·s 2 in Reihe, 1 2·p 3 parallel Kombinationvon
Drosseln
300
Hz
200
100
50
30
20
0.5 1 2 3 4 5 10 20 30 40 50 nF 100
Belastungskapazität
oder seriellen (s) Verbindungen sind nicht nur nützlich für die Anpassung von
Spannung und Strom, sondern auch für die Anpassung der Testfrequenz.
Das luftisoliertes Prüfsystem erfordert eine Durchführung GIS-Prüfling zur
Einleitung der Prüfspannung. Der Kondensator stellt den Spannungsteiler, die
Grundlast und den Kopplungskondensator für die PD-Messung bereit (IEC
60270:2000). Falls das GIS nicht mit einer Durchführung ausgestattet ist, muss
eine Test-Durchführung oder ein Kabel-Adapter hinzugefügt werden. Die Ver-
bindung zwischen den Reaktoren und dem Kondensator wird durch einen Sperr-
widerstand realisiert. Aber der PD-Messkreis ist der Umgebung ausgesetzt. Daher
können elektromagnetische Störungssignale eindringen und die Empfindlichkeit
der PD-Messung verringern.
Ein metallgekapseltes ACRF Prüfsystem von leichten SF6-isolierten Reaktoren
verhindert das Eindringen von Störgesignalen: Es kann direkt an das zu testende
GIS gekoppelt werden (Abb. 10.21), wodurch ein abgeschirmter HV-Prüfkreis ent-
steht. Wenn die elektromagnetische UHF-PD-Messung angewendet wird, müssen
keine weiteren Komponenten an das GIS angeschlossen werden. Für die PD-
Messung enthält das System gemäß IEC 60270:2000 einen Kopplungskondensator
(Abb. 10.21). Das Arbeitsmerkmal eines solchen Systems ist in Abb. 3.25 und in
Abschn. 3.1.2.3 erläutert. Zwei SF6-isolierte Reaktoren können auch im Serien-
oder Parallelbetrieb (Abb. 10.22) verbunden werden, wenn geeignete Adapter der
Gehäuse vorhanden sind (Pietsch et al. 2005).
Example Ein 245-kV-GIS mit einer Kapazität von CGIS = 2,2 nF soll nach dem
Zusammenbau mit einem metallgekapselten ACRF-Testsystem Vr = 460 kV, Ir = 1,5 A
und L = 720 H geprüftt werden. Für den prüfkreis kann eine Güte Q = 50 angenommen
werden. Laut Tab. 10.2 beträgt die Prüfpannung 380 kV. Bestimmen Sie die Prüffrequenz,
TE- und
Spannung
smessung
an das zu
prüfende GIS
Abb. 10.22 ACRF-Test eines großen GIS mit zwei parallel geschalteten Reaktoren
den erforderlichen strom, die reaktive Prüfleistung und die erforderliche Speiseleistung!
Ist das Prüfsystem für die Prüfung geeignet? Kann ein Kopplungskondensator Ck = 1,2 nF
zur PD-Messung hinzugefügt werden? Können die induktiven Wandler während de r
Prüfung am GIS bleiben?
einen Durchführung am GIS, wie auch oben für das modulare ACRF-Testsystem
erwähnt.
Für die Abnahmetests von gas-isolierten Leitungen (GIL) (IEC 61640:1998;
Cigre JWG 23/21/33-2003; Cigre JWG B3/1.09-2008) mit erheblicher Kapazität
sollten die in Tab. 10.2 angegebenen AC-Testspannungen angewendet werden. Die
höheren Kapazitäten von GIL im Vergleich zu GIS erfordern ACRF-Testsysteme
mit höherer Leistung. Dies kann durch die Reihenschaltung von ACRF-
Testsystemen erreicht werden, wie in Abschn. 10.4.2 für die Prüfung von HV/
EHV-Kabelsystemen beschrieben. Neben einem Dauertest hängt die Abnahme von
den Ergebnissen einer empfindlichen PD-Messung ab (Okubo et al. 1998).
PD-Diagnoseprüfungen von GIS und GIL sind nicht nur für Akzeptanzprüfungen
nach der Installation oder Reparatur wichtig, sondern auch zur Beurteilung des
Isolationszustands nach einer bestimmten Betriebsdauer (periodische PD-Über-
wachung) oder sogar kontinuierlich unter Netzspannung (permanente PD-Über-
wachung). Die allgemeine Anforderung ist eine „PD-freie“ Isolierung, die bei
hoher Messempfindlichkeit nachgewiesen werden muss. Um PD-Fehlstellen in
GIS oder GIL einschließlich Hohlraumentladungen in Abstandshaltern zu ent-
decken, wird eine Messempfindlichkeit im pC-Bereich gewünscht. Vor Ort ist
dies nur durch die Verwendung nicht-konventioneller Methoden möglich, wie
die Detektion von elektromagnetischen PD-Transienten im UHF-Bereich (IEC
62478:2015) oder die Messung der Schallemission wie bereits in den Abschn. 4.6
und 4.7 vorgestellt.
Um die sehr schnellen PD-Transienten aus dem Prüfobjekt zu erfassen, wurden
verschiedene Arten von UHF-Sensoren entwickelt, wie mobile Fenstersensoren und
feste Scheiben-/Konussensoren (Abb. 4.63), sowie Feldsteuerungssensoren (Boggs
et al. 1981). Wie auch in Abschn. 4.7 diskutiert wurde, kann aus physikalischer
Sicht das durch die nicht-konventionelle UHF-Methode detektierte TE-Signal nicht
in pC gemessen werden. Daher basiert das „Akzeptanz/Fehler“-Kriterium auf einer
Sensibilitätsprüfung, bei der das UHF-Signal, gemessen in mV, mit der scheinbaren
Ladung, gemessen in pC nach der IEC-60270-Methode, unter Laborbedingungen,
verglichen wird.. In diesem Zusammenhang ist es wert, darauf hinzuweisen, dass
die phasenaufgelösten PD-Muster häufig sehr ähnlich für die UHF- und die IEC-
Methode sind. Daher ist auch die klassische PD-Mustererkennung anwendbar,
um typische PD-Mängel zu erkennen und zu klassifizieren, die durch die UHF-
Methode erkannt werden, wie beispielsweise frei bewegliche Partikel, scharfkantige
Unebenheiten an den Elektroden,, metallische Teile auf freiem Potential sowie
Hohlräume in Abstandshaltern (Mosch und Hauschild 1979; Kranz 2000).
Nachdem ein potentieller PD-Fehler aufgetreten ist, muss der Ursprungs-
ort bekannt sein, um das Risiko für einen unerwarteten Ausfall zu bewerten.
Ein häufig verwendetes Verfahren hierfür ist die Laufzeitmessung. Da sich
das PD-Signal in beide Richtungen der GIS-Sektion ausbreitet, was mit einer
506 10 Hochspannungsprüfungen vor Ort
(a)
1 2
1P 2P
12
(b)
2 2
1 1
12
Abb. 10.23 Prinzip der TE-Fehlerortung auf der Grundlage der Laufzeitmessung. a Signifikante
geometrische Parameter. b Oszilloskopische Aufzeichnungen von einem GIS-Dummy
10.4 Beispiele für den Einsatz vor Ort 507
Für HVDC GIS ist die Erfahrung mit HVDC-Tests sehr begrenzt und wird daher
nicht empfohlen, aber erlaubt. Routine-Tests in der Fabrik und Inbetriebnahme-
tests vor Ort von HVDCgas-insulated systems sollten effizient und nicht zeit-
aufwändig sein. Stück- und Inbetriebnahmeprüfungen sind in der Diskussion,
aber weder eine CIGRE Brochure noch ein IEC Standard ist diesbezüglich ver-
fügbar. Die CIGRE JWG D1/B3.57 (2017) empfiehlt derzeit die Anwendung
4 ms/div 4 ms/div
Abb. 10.24 Akustisches PD-Signal, verursacht durch ein frei bewegliches Partikel in einer GIS,
bei einer ACRF-Prüfungspannung mit variabler Prüffrequenz (68 Hz)
508 10 Hochspannungsprüfungen vor Ort
Wie bekannt, ist die Leitfähigkeit von Öl-Papierisolierung viel höher als die von
Hochpolymerisolierung. Daher ist die radiale Spannungsverteilung in koaxialen,
öl-papierisolierten Kabeln unter AC- und DC-Belastung qualitativ vergleich-
bar, was selbst in der Nähe von Dielektrikumsfehlern zutrifft. Darüber hinaus ist
LIP-Isolierung ziemlich beständig gegen partielle Entladungen. Zudem waren
vor Jahrzehnten nur mobile HVDC-Prüfsysteme verfügbar (siehe Abb. 10.10).
Wenn AC-Kabelsysteme getestet werden mussten, wurden ausschließlich
DC-Testspannungen angewendet. Die vergleichsweise hohen DC-Withstand-
Spannungstestwerte von bis zu 4 V0 und darüber sind mit der begrenzten Empfind-
lichkeit von Fehlern bei DC-Spannung verbunden. Weitere Informationen finden
Sie in IEEE Std. 400.1™-2007.
Tab. 10.3 Charakteristika der verschiedenen Prüfspannungen für Vor-Ort-Prüfungen von extrudierten Kabelsystemen
10.4
Entladungs- und Langsam und durch Typisch für Sehr ähnlich zu Anders, höhere Anders, Ladungsaufbau während
Durchbruchvorgang Raumladungen Wechselstrom der Wechselstrom der Prüfspannungswerte der Steigung, dann Polarity-
bestimmt Netzfrequenz Netzfrequenz erforderlich Umkehr
Reproduzierbarkeit Perfekt Perfekt Akzeptabel, Gut Schlecht, Änderungen in
bei verschiedenen Frequenz hauptsäch- • Steigungsdauer,
Kabel-Systemen lich innerhalb von • Frequenz,
30…100 Hz
• Dämpfung
Generierung im Feld Einfach Für HV/EHV: Gut für MV-Kabel, Gut für MV-Kabel, Gut für MV-Kabel
unmöglich, MV: akzeptabel für HV/ fraglich für HV-Kabel
wenige Sekunden EHV-Kabel
Empfohlen für die Alle Gleichspannungs- Nur für Wechsel- Alle Wechsel- Teilweise angewendet Teilweise angewendet für MV-
Akzeptanzprüfung kabel; (Traditionell spannungskabel mit spannungskabel von für MV-Kabel, nicht Kabel, nicht für HV-Kabel
auch Wechsel- mittlerer Spannung MV bis EHV für HV-Kabel
spannungskabel mit
LIP-Isolierung)
Empfohlen für die Alle Gleich- MV AC-Kabel Alle Wechsel- MV-Kabel MV AC-Kabel
Diagnoseprüfung spannungskabel spannungskabel von
MV bis EHV
509
510 10 Hochspannungsprüfungen vor Ort
leichten Ausrüstung (Boone et al. 1987), siehe Abschn. 10.2.2.1 und Abb. 10.12.
Die Stehspannungsprüfung wurde später durch die Messung des Verlustfaktors
und auch durch die PD-Messung ergänzt. Die Messungen von Schiller (1996)
(Abb. 10.6) werden manchmal als Hinweis auf die hohe Empfindlichkeit von
VLF-Spannungsfestigkeiten gegenüber Fehlern genommen. Dies könnte für
die untersuchten großen Fehler richtig sein, aber nicht für die Vielzahl mög-
licher Fehler von klein bis groß, siehe Abschn. 10.2.1.1. Die große Anzahl an
diagnostischen VLF-Tests und die damit verbundenen Messungen, die in den
letzten 25 Jahren durchgeführt wurden, lieferten Erfahrungen für die Bewertung
des Zustands. Die neuesten Erfahrungen mit VLF-Tests an Kabelanlagen mit bis
zu 69 kV werden im IEEE Guide 400.2-2012 zusammengefasst.
Der große Unterschied zwischen der VLF-Prüffrequenz und der Netzfrequenz
führte zur Einführung gedämpfter Wechselspannungen (siehe Abschn. 10.2.2.2)
und deren Kombination mit der PD-Messung (Abb. 10.15). Die Dämpfung der
Schwingungen wird sogar zur Schätzung des Verlustfaktors (Houtepen et al. 2011)
verwendet.
DAC-Stehspannungsprüfungen mit einer Folge von DC-Spannungsanstiegen
gefolgt von gedämpften AC-Oszillationen (Abb. 10.25 siehe auch 10.14) –
wie in einer Entwurfsfassung von IEEE 400.4 (2013) in Betracht gezogen –
können nicht als qualitätssichernde Akzeptanzprüfungen empfohlen werden,
wie in Abschn. 10.2.2.2 erwähnt. DAC-Spannung ist ein eingeführtes Mittel zur
diagnostischen Prüfung von Mittelspannungskabelanlagen. Es gibt dagegen
gute Gründe für die alternative Anwendung von ACRF-Spannungen auch für
diagnostische Tests (Weck 2003).
Spannung / % der
Zeit
Es gibt gute Gründe für eine sorgfältigere Auswahl der Prüfspannungswerte und
-verfahren für extrudierte HV- und EHV-Kabel: Ihr Design basiert auf vergleichs-
weise hohen Feldstärken von 15 bis mehr als 20 kV/mm und unterscheidet sich
damit erheblich von dem typischen Wert für MV-Kabel, der im Bereich von 5 kV/
mm liegt. Der Durchbruchsprozess wird durch Raumladungen bestimmt, die von
dem Spannungswert und der Testfrequenz abhängig sind (Cavallini und Montanari
2006; Nyamupangedengu und Jendrell 2012; Pietsch 2012). Folglich erfordern
die bei den Prüfungen stark beanspruchten Isolierungen von extrudierten HV-
und EHV-Kabeln eine strengere Auswahl der Prüfspannungswerte und der Prüf-
frequenz (Tab. 10.3: ACRF 10 bis 300 Hz)).
Für Qualitätsannahmetest qualitätssichernde Stehspannungsprüfungen vor
Ort empfehlen die Normen IEC 60840:2011 für HV-Kabel (Nennspannung
50–150 kV) und IEC 62067:2011 für EHV-Kabel (Nennspannung 150–500 kV)
Wechselspannungen im Frequenzbereich 20–300 Hz, (für Seekabel sogar 10 – 300
Hz) gemäß Tab. 10.4.
Alle Prüfspannungen sollen eine Stunde lang angewendet werden. Als
gewisse Alternative, wenn kein separates mobiles Prüfsystem zur Verfügung
steht, erlauben die Standards eine 24-Stunden-Prüfung mit der Netzspannung V0
(!). Dies sollte in einigen besonderen Fällen praktisch sein. Bei weitem wird für
wichtige Kabelanlagen ein ACRF-Test durchgeführt. Für Hochspannungskabel-
anlagen (Vm ≥ 245 kV) wird ein Bereich von Prüfspannungswerten Vtmin ≤ Vt ≤1,7
V0 vorgeschlagen. Es kann eine gewisse Tendenz zu höheren Prüfspannungen
innerhalb dieses Bereichs beobachtet werden. Der anzuwendende Prüfspannungs-
wert ist immer eine Frage des Einvernehmens zwischen dem Lieferanten und dem
Anwender der Kabelanlage. Es gibt eine starke Meinung für die Anwendung der
letzten Spalte in Tab. 10.4 in der Zukunft.
In der arabischen Regiont stehen mehrere Prüfsysteme zur Verfügung: drei Systeme für
260 kV mit insgesamt vier Reaktoren von L = 16,2H/83A und ein System für 160 kV
mit zwei Reaktoren von 23H/55A. Es muss eine geeignete Kombination der Reaktoren
gefunden werden, um die Anforderungen an Prüfspannung, Prüffrequenz und Prüfleistung
zu erfüllen. Aufgrund ihrer begrenzten Spannung müssen die beiden 160-kV-Reaktoren in
Serie geschaltet werden. Dann sollte der Prüfstrom – aus Gründen der Wärmeentwicklung
– so niedrig wie möglich sein, was bedeutet, dass die Prüffrequenz nur leicht über 20 Hz
liegen sollte. Die Seriellschaltung der 160-kV-Reaktoren deutet darauf hin, dass auch die
anderen Reaktoren entsprechend angeordnet werden sollten (Abb. 10.26a). Dann ist die
Gesamtinduktivität des Prüfsystems und die Frequenz
It = 2π · ft · Ct · Ut = 168 A,
St = It · Ut = 43,7 MVA.
Wenn die Prüfung bei 60 Hz durchgeführt würde, wäre eine äquivalente Prüfleistung
S60 = (60 Hz/21 Hz) · 43,7 MVA = 125 MVA erforderlich. Selbst wenn der Strom von
zwei Frequenzumrichtern bereitgestellt werden kann, werden alle Frequenzumrichter
verwendet, um die Last für jeden von ihnen niedrig zu halten. Die drei Reaktorkanäle
sind über ihre Frequenzumrichter geerdet und parallel geschaltet (Abb. 10.26a). Alle
Umrichter sind parallel zur Stromversorgung geschaltet. Die Steuerung eines Umrichters
arbeitet als Master und die der anderen Steuerungen als Slave. Für die Berechnung der
Speiseleistung Pt = St/Q = 550 kW, die für die Kompensation der Verluste im Testauf-
bau erforderlich ist, wird in der Regel ein Qualitätsfaktor von Q = 80 angenommen.
Der echte Test (Abb. 10.26b) hat die vorher berechneten Daten mit Ausnahme des
angenommenen Qualitätsfaktors bestätigt, weil der real mit Q = 141 bedeutend besser war
als vorher angenommen, was bedeutet, dass die erforderliche Speiseleistungleistung nur
Pt = 310 kW betrug. Der echte Test war ein PD-überwachter Dauertest. Die Überwachung
wurde durch eine nicht-konventionelle PD-Messung mit Sensoren in den Kabelver-
bindungen und Anschlüssen realisiert, wie in Abschn. 10.4.2.5 beschrieben.
514 10 Hochspannungsprüfungen vor Ort
(a)
61 A 260 kV
Steuer- und 165 A
Speiseeinheit 16.2 H, 260 kV,83 A 16.2 H, 260 kV, 83 A
(Master)
61A
Steuer- und 4.9 µF
Speiseeinheit 16.2 H, 260 kV, 83 A 16.2 H, 260 kV, 83 A
(Slave)
Prüfling
(b)
(a) (b)
(c)
Abb. 10.27 Tafelüberschrift ist nicht übersetzt, hier nachgeholt:Vor-Ort-Prüfung mit 174 kV
nach Verlegung des Seekabels (150kV; 62 km; 13,8 μF) a Verlegeschiff (Courtesy ABB Karls-
krona) b Kabelenden für Einphasenprüfung präperiert c ACRF-Prüfspannungserzeugung mit fünf
Prüfsystemen in Parallelschaltung
Betriebsspannung ausgeschaltet und die drei Phasen der Kabelstrecke vom Strom-
netz getrennt wurden, wird jede Phase einzeln PD-getestet. Zu diesem Zweck wird
ein Kopplungskondensator in Serie mit einem Messwiderstand an ein Kabelende
angeschlossen, um das PD-Signal aufzufangen und an das PD-Messsystem weiter-
zuleiten, um üblicherweise die phasenaufgelösten PD-Muster aufzuzeichnen,
siehe Abb. 4.17a. Nach der PD-Kalibrierung des kompletten Messkreises in
Bezug auf pC wird das Kabel bis zu der gewünschten Prüfspannung beansprucht.
Bei möglichen PD-Fehlern ist eine Lokalisierung des Ursprungsortes und das in
Abschn. 4.4 beschriebene PD-Mapping erforderlich für weitere Entscheidungen.
Diagnostische PD-Messungen von MV-Kabeln vor-Ort bekamen in den 1980er
Jahren auch deshalb zunehmend an Bedeutung, als XLPE-Verteilkabel – etwa ein
Jahrzehnt zuvor installiert – das Phänomen der „Wasser Bäume“ zeigten (Auclair
et al. 1988). Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt keine ACRF-Prüfsysteme ver-
fügbar und konventionelle AC-Prüfsysteme auf der Grundlage von herkömm-
lichen Prüftransformatoren (ACT) oder einstellbaren Reaktoren (ACRL) waren
zu schwer und zu teuer für die Anwendung vor Ort. Daher wurden alternative
Prüfspannungen eingeführt, wie sehr niedrige Frequenz (VLF) und gedämpfte
Wechselspannung (DAC) gemäß IEC 60060-3:2006. Die ursprünglich für
Diagnose-Stehspannungsprüfungen und Verlustfaktormessungen angewendete
VLF-Spannung ist jedoch aufgrund der langen Dauer einer einzelnen Periode
nicht so gut für die PD-Messung geeignet (siehe Abschn. 10.2.2.1; Abb. 10.11.
Der Hauptvorteil der DAC-Prüfspannung (siehe Abschn. 10.2.2.2; Abb. 10.13
sowie Abschn. 7.6) besteht darin, dass wesentliche PD-Größen, wie die Zünd-/
Aussetzspannung und die scheinbare Ladung mit den Werten bei Netzfrequenz
korrelieren. Weitere Vorteile sind der geringe Energiebedarf und die einfache
Mobilität aufgrund des geringen Gewichts der DAC-Prüfanlage (Abb. 10.15).
Daher wird die Verwendung von DAC-Spannungen zur PD-Diagnoseprüfung von
MV-Kabeln heutzutage weitgehend akzeptiert. Bei der Anwendung dieser Prüf-
spannungsform scheint es ausreichend zu sein, nur die PD-Pulse zu erfassen,
die während der ersten positiven und/oder negativen Halbwelle der DAC-
Prüfspannung zünden. Ein praktisches Messbeispiel zur Bereitstellung der sogen.
PD-Mappe ist in Abb. 10.28 dargestellt, die sich auf ein extrudiertes MV-Strom-
kabel von 1200 m Länge und 20 kV Nennspannung bezieht. Wie man sieht,
erschienen die PD-Ereignisse innerhalb des Zeitintervalls von 3 ms, das zwischen
dem positiven und negativen Scheitelwert liegt. Daher wurden nur die PD-Pulse
extrahiert, die während dieses Zeitintervalls auftraten, um die in Abb. 10.28c dar-
gestellte PD-Mappe zu erstellen. Diese zeigt drei typische Cluster, die die Position
von drei defekten Kabelmuffen anzeigen, bei denen die PD-Aktivität zwischen
etwa 100 pC und mehr als 1000 pC streute. Daher wurde beschlossen, die identi-
fizierten Muffen zu ersetzen. Danach wurde der PD-Diagnosetest wiederholt, und
es wurden keine erhöhten PD-Signale mehr erkannt.
Um die PD-Prüfparameter anzugeben, ist es eine gängige Praxis, die vor-
gespannte Gleichspannung und damit die Spitzenwertspannung der DAC-
Ladespannung in Bezug auf die Leiter-Erde-Spannung des Kabelnetzes (IEEE
Guide 400.4 2015) auszudrücken, die in Tab. 10.5 als V0 bezeichnet wird.
10.4 Beispiele für den Einsatz vor Ort 519
(a)
(b) 3 ms
(c)
Abb. 10.28 Ergebnis der Ortung von PD-Fehlstellen in einem 30-kV XLPE-Kabel (Länge
1200m) bei DAC-Prüfsapannung. a DAC Prüfspannung Scheitel-Scheitel-Wert 24 kV; b PD
Impuls-Folge während der ersten negativenHalbwelle; c PD Fehlerpositionen für die drei als
fehlerhaft identifizierten Muffen
Elektrons erforderlich ist. Aus statistischer Sicht sind daher nur wenige DAC-
Spannungsanwendungen für jeden Prüfspannungsniveau erforderlich. Eine Über-
sicht über die für PD-Diagnosetests von MV-Kabeln empfohlenen Prüfparameter
ist in Tab. 10.5 gegeben.
HV/EHV-Kabel-Systeme Wie bereits zuvor erwähnt, erfordert die PD-Prüfung
von extrudierten HV/EHV-Kabeln eine sehr hohe Messempfindlichkeit auf-
grund der Tatsache, dass PD-Ereignisse im pC-Bereich bereits einen sofortigen
Durchbruch von hochpolymerenDielektrika verursachen können. Dies ist auf die
sehr hohe Betriebsfeldstärke zurückzuführen, die deutlich größer ist als die von
MV-Kabeln. Folglich müssen vor Ort durchgeführte PD-Tests von HV/EHV-
Stromkabeln nach dem Verlegen oder Reparieren unter kontinuierlicher Wechsel-
spannung durchgeführt werden, die normalerweise von ACRF-Testsystemen
erzeugt wird.
Mit dem klassischen PD-Messkreis gemäß IEC 60270: 2000 wird jedoch die
für HV/EHV-Kabel erforderliche PD-Messempfindlichkeit in der Regel nicht
erreicht. Dies ist nicht nur auf die immer vorhandenen elektromagnetischen
Störungen zurückzuführen, sondern auch auf die starke Dämpfung und Dis-
persion der PD-Pulse, wenn sie sich von PD-Quellen zu den Kabelenden aus-
breiten. Als typisches Messbeispiel betrachten Sie Abb. 10.29a, die sich auf einen
2000-pC-Kalibrierimpuls bezieht, der am entfernten Ende eines 450 m langen
Kabels injiziert wird, wobei sowohl der direkte als auch der reflektierte impuls
angezeigt wird. Basierend auf solchen experimentellen Studien kann die PD-
Messempfindlichkeitt abhängig von der Kabel-länge abgeschätzt werden, wie
exemplarisch in Abb. 10.29b (Lemke 2003) dargestellt.
Angenommen, zum Beispiel, dass für ein Kabel von 1 km Länge unter starken
elektromagnetischen Umgebungsstörungen vor Ort ein minimales PD-Niveau
von 10 pC erfasst werden könnte, so würde der erreichbare Schwellwert für die
PD-Detektion in Kabelanlagen mit 5 und 10 km Länge auf ca. 50 bzw. 150 pC
ansteigen. Natürlich ist dies für extrudierte HV/EHV-Kabel, wie oben besprochen,
10.4 Beispiele für den Einsatz vor Ort 521
(b)
(a) 1000
450 m
Impulsladung (pC)
Impulswertigkeit
nachweisbare
100
(0.2 V/Div)
1350 m
2250 m 10
3150 m 4050 m
4950 m 5850 m
1
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
Verfahrzeit (4 µs/Div) Länge des Stromkabels (km)
Abb. 10.29 Dämpfung von PD Impulsen bei der Auasbreitung entlang eines extrudierten Kabels
a Gedämpfte TE-Impulse b Messempfindlichkeit abhängig von Kabellänge
Unterschiedlich zu GIS- und Kabelsystemen, die vor Ort endmontiert und geprüft
werden, werden Leistungstransformatoren im Werk fertiggestellt und sorgfältig
geprüft und in der Regel nicht unter Baustellenbedingungen (Vor-Ort-) geprüft.
Bis zu einer bestimmten Transformatorgröße werden nur die Teile demontiert, die
das Transportprofil überschreiten, wie z. B. die Durchführungen, der Konservator
und andere ähnliche Komponenten. Da die Montage vor Ort in der Vergangen-
heit recht begrenzt war, wurde kein Bedarf an Abnahmeprüfungen von Leistungs-
transformatoren vor Ort gesehen (Kachler et al. 1998). Inzwischen hat sich die
Situation geändert, und große Einheiten werden vor Ort montiert, insbesondere
in Gebieten mit unzureichenden Transportmöglichkeiten (Yamagata und Okabe
2009; Ohki 2010). Aufgrund der steigenden Transportkosten wird die verfügbare
Technologie für die Montage vor Ort auch für Reparaturen und Überholungen
genutzt. Transformatorenhersteller bieten auch den dazugehörigen Service
522 10 Hochspannungsprüfungen vor Ort
10.4.3.1 Qualitätsabnahmeprüfung
In IEC 60076-3:2012 heißt es für die Prüfung von Transformatoren, die in Betrieb
waren: „Jeder Transformator, der in gleicher Weise wie ein neuer Transformator
als mit dieser Norm übereinstimmend angesehen werden soll (z. B. nach einer
Garantiereparatur oder einer vollständigen Neuwicklung und Aufarbeitung, die
den Transformator in einen ‚neuwertigen‘ Zustand versetzen soll), muss nach
Abschluss der Reparatur oder Aufarbeitung allen in dieser Norm geforderten
Stückprüfungen bei 100 % der geforderten Prüfspannungen (Tab. 10.6) unter-
zogen werden“. Diese Aussage, die nicht zwischen einer Reparatur in einem Werk
und auf-Baustellenreparatur, unterscheidet, würde auch für vor Ort montierte
Leistungstransformatoren gelten. Im Falle einer Reparatur sollten reparierte
Teile mit einem Wert zwischen 80 und 100 % der ursprünglichen Prüfspannung
geprüft werden (Tab. 10.6). Neue Teile sollten mit 100 % geprüft werden. Die
Abnahmeprüfung der induzierten Spannung in Verbindung mit der TE-Messung
(AC-IVPD-Test, siehe Abschn. 3.2.5; Tab. 3.6 und Abb. 3.51) sollen bei derselben
10.4 Beispiele für den Einsatz vor Ort 523
(a)
(b)
Koppelkondensator
Spannungsteiler
Blockier- und
Schutzimpedanz
0.2
-1 0 1 2 3 10 11 12
Blindleistung / MVA
Aufwärts
transformator
Geprüfter
PD überwachter Leistungstran
Leistungstransformator sformator
Messimpedanzen
LDM-5/U
BNC-Kabel
PD-Überwachungssystem
PD GUARD Computer
Arten von UHF-PD-Kopplern entwickelt, wie der Sensor im Ölablassrohr und der
„Plate-hatch“-Sensor, wie in Abb. 10.35 (Markalous 2006; Coenen et al. 2007)
dargestellt.
Aufgrund der starken Dämpfung von UHV-Signalen bei der Ausbreitung
von der PD-Quelle bis zum Sensor, wird die Verwendung mehrerer UHF-PD-
Koppler auch für die PD-Überwachung von Einphasentransformatoren sehr
empfohlen. Die Installation eines mehrsensoren Arrays bietet auch die Möglich-
keit für einen sogenannten dual-port performance check (Coenen et al. 2007).
Zu diesem Zweck wird ein UHF-Signal mit bekannten Parametern in einem der
installierten Sensoren injiziert, und das Amplituden-Frequenz-Spektrum, das von
allen anderen Sensoren erhalten wird, wird aufgezeichnet. Darüber hinaus sollte
die Messempfindlichkeit vorzugsweise unter Werkbedingungen überprüft werden.
Dies kann anhand vergleichender PD-Untersuchungen durchgeführt werden,
indem sowohl die traditionelle IEC 60270-Methode als auch die UHF-Methode
angewendet werden. Zu diesem Zweck wird das von einer künstlichen PD-Quelle
im Transformatorenkessel abgestrahlte Signal gleichzeitig mit beiden Methoden
gemessen. Die Aufzeichnung der Impulsladung in pC und des UHF-Signals in mV
ermöglicht es grob, die Anspechschwelle der UHF-methode in pC abzuschätzen,
und somit zu beurteilen,, ob zwischen den Messgrößen gemessen in pC und in mV
10.4 Beispiele für den Einsatz vor Ort 529
Abb. 10.35 „Drain-valve“ Sensor (a) und „Plate-hatch“ Sensor (b), die für die kontinuierliche
PD-Überwachung von Transformatoren im UHF-Bereich entwickelt wurden. Courtesy of Doble
Lemke
eine ausreichende Korrelation besteht, selbst wenn die Größen beider Signale über
einen extrem weiten Bereich streuen.
Bei der permanenten PD-Überwachung ist zu berücksichtigen, dass aufgrund
der begrenzten Speicherkapazität des PD-Überwachungssystems der komplette
PD-Datenstrom nicht für einen sehr langen Zeitraum gespeichert werden kann.
Daher ist es üblich, in der Nähe jedes zu überwachenden Transformators ein ein-
faches „PD-System“ zu installieren, wie in Abb. 10.36 dargestellt. Darüber hinaus
wird der Roh-PD-Datenstrom üblicherweise nicht dauerhaft, sondern von Zeit zu
Zeit gespeichert, da die Isolierung des Transformators vergleichsweise langsam
altert, wie oben erwähnt. Nur bei einer plötzlich hohen PD-Aktivität wird diese
dauerhaft aufgezeichnet – um einen gefährlichen Trend sofort zu erkennen -,
während die phasenaufgelösten und zeitabhängigen PD-Impulsfolgen nur für
wiederholte vorab ausgewählte Zeitintervalle gespeichert werden, z. B. während
einer 5-minütigen Messdauer, die sich stündlich wiederholt.
Wenn gewünscht, können die charakteristischen PD-Muster im Kontroll-
raum des Umspannwerks, wie üblicherweise bei Qualitätssicherungstests beim
Hersteller, beobachtet werden. Bei erkennbar steigenden Trends können die Daten
jedoch über das Internet an Experten zur weiteren Untersuchung übermittelt
werden. Die heutigen PD-Überwachungssysteme sind auch mit Funktionen aus-
gestattet, um eine Warnung oder sogar einen Alarm auszulösen (siehe Abb. 10.18).
Basierend auf praktischen Erfahrungen sollte ein geeigneter Satz an Parametern
ausgewählt werden, um eine Alarmauslösung aufgrund sporadischer PD-Ereig-
nisse oder stochastisch auftretender Störsignale zu vermeiden. Geeignete Para-
meter für die Auslösung eines Alarmrelais sind z. B.
• Schwellenwert für kritische PD-Pulsamplituden, z. B. 10 mV,
• Durchschnittliche Anzahl der PD-Pulse, die den kritischen Schwellenwert über-
schreiten, z. B. 10 pro Minute,
530 10 Hochspannungsprüfungen vor Ort
Transformator A
LAN/WAN
Internet
PD-
Überwachu
ngscomputer
Ferngesteuerte
Computer-PD-
Datenanalyse
Fernsteuerung
PD-Überwachung
Systeme
PD-GUARD/UHF
Ethernet-Hub
Rotierende Maschinen werden in der Regel in der Fabrik montiert und geprüftt
(IEC 60034-1:2010), während die vor Ort durchgeführten Akzeptanzprüfungen
10.4 Beispiele für den Einsatz vor Ort 531
nur in seltenen Fällen vereinbart werden., Die vor Ort durchzuführende Prüfung
sollte im Allgemeinen unter Wechselspannung erfolgen, die Verwendung einer
VLF-Prüfspannung oder von Gleichspannung ist jedoch nicht ausgeschlossen.
Die Degradation von isolierenden Materialien, die für rotierende Maschinen
wie Hydro- und Turbogeneratoren sowie Hochspannungsmotoren verwendet
werden, ist nicht nur das Ergebnis eines hohen lokalen elektrischen Feldes,
sondern auch die Folge von thermischen und mechanischen Beanspruchungen, die
insbesondere durch zahlreiche wiederholte Starts und Stopps sowie durch starke
Lastschwankungen während des langfristigen Betriebs entstehen. Daher sind
neben Verlustfaktor und Rückkehrspannungsmesseung Wiederkehrspannungs-
messungen auch präventive PD-Tests zu einem wichtigen Diagnosewerkzeug
für die Beurteilung des Isolationszustands von rotierenden Maschinen geworden
(IEC 60034-27: 2006; Cigre TF D1.33.05 2012). Die Testphilosophie und das
Layout, die für die periodische und kontinuierliche Überwachung von rotierenden
Maschinen verwendet werden, sind denen bereits oben für die vor-Ort-Prüfung
von Transformatoren erwähnten sehr ähnlich. Als Beispiel zeigt Abb. 10.37 schäd-
liche PD-Defekte im Überhangbereich einer Drehstrommaschine, die im Zuge der
periodischen PD-Überwachung unter Betriebsspannung ermittelt wurden.
Bei der Verwendung der nicht-konventionellen PD-Detektion im UHF/VHF-
Bereich ist zu berücksichtigen, dass das PD-Signal bei der Ausbreitung von der
PD-Quelle bis zu den PD-Kopplern stark gedämpft wird. Dies wird nicht nur
durch die hohe Wicklunginduktivität, sondern auch durch die enge elektro-
magnetische Kopplung zwischen den einzelnen Statorstäben verursacht.
Bei der Durchführung von Vor-Ort-prüfungen von rotierenden Maschinen sind
verschiedene HVAC-Quellen anwendbar. Wenn die angewendete maximale Prüf-
spannung 20 kV und die erforderliche Prüfleistung 150 kVA nicht überschreitet,
kann ein herkömmlicher Prüftransformator verwendet werden. Wenn höhere
Prüfspannungen und Prüfleistungen erforderlich sind, wird die Verwendung von
Abb. 10.37 Nutaustritt der Stabwicklung einer rotierenden elektrischen Maschine nach der
Herstellung (links) und Isolationsschädigung identifiziert durch periodische PD-Überwachung
(rechts). Mit freundlicher Genehmigung der Doble Lemke GmbH
532 10 Hochspannungsprüfungen vor Ort
42-MVA-Hydro-Generator
Pelton-Turbine in Revision
350kVA-30/50-kV mobile
Prüfkabine
Abb. 10.38 Mobile ACRL-Prüfeinheit (30–50 kV, 350 kVA) zur Prüfung eines Generators.
Courtesy of TU Graz, Austria
10.4 Beispiele für den Einsatz vor Ort 533
(a)
tan ·10-3
18 50 Hz berechnet aus 26 Hz
50 Hz berechnet aus 42 Hz
14 50 Hz direkt gemessen
42 Hz
10
(b)
26 Hz
3
Ionisierungs-
Hysterese
2
0 2 4 6 8 kV 11
Prüfspannung
Die Fähigkeit und Grenzen verschiedener Arten von PD-Kopplern können ein-
fach durch Injektion von Kalibrierungssignalen in die Sternpunkte der rotierenden
Maschinen und Messen der Signalantwort an den Anschlüssen, die die drei Phasen
L1, L2 und L3 bereitstellen, die mit dem Stromnetz verbunden sind, nachgewiesen
werden. Dies wird durch das in Abb. 10.40 dargestellte Messbeispiel unterstrichen,
das sich auf einen 300-MVA-Motor/Generator in einem Pumpspeicherkraft-
werk bezieht. Hier wurden wiederholte Kalibrierimpulse von 10 nC in den Stern-
punkt injiziert. Mit einem 100-pF-PD-Koppler lag die empfangene Signalstärke
unterhalb des Hintergrundrauschens, das etwa 1 mV betrug. Durch Erhöhen der
Kopplungskapazität von ursprünglich 100 pF auf 2 nF stieg das Signal jedoch
auf etwa 20 mV an (Abb. 10.40), was mittels herkömmlicher PD-Überwachungs-
systeme, die gemäß IEC 60270:2000 entwickelt wurden, gut detektierbar war.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu beachten, dass der PD-Pegel von
rotierenden elektrischen Maschinen unter Betriebsbedingungen in der Regel nicht
unter einigen nC liegt.Das bedeutet, dass eine PD-Detektionsempfindlichkeit im
nC-Bereich vollständig akzeptabel ist.
Bei der durchgeführten periodischen PD-Diagnose vor Ort wird die zu
testende rotierende elektrische Maschine in der Regel durch eine mobile Test-
spannungsquelle erregt (Abb. 10.38), wobei die einzelnen Phasen nacheinander
geprüft werden, während die beiden anderen Phasen an den geerdeten Stator
angeschlossen sind. Eine weitere Option ist in Abb. 10.41 dargestellt, die sich auf
einen PD-Test unter Betriebsbedingungen bezieht. Das bedeutet, die drei Phasen
werden gleichzeitig durch die dreiphasige Betriebsspannung erregt und daher der
tatsächlichen Betriebsbeanspruchung ausgesetzt.
Unter dieser Bedingung wird die Messung jedoch in der Regel durch hohe
Kommutierungspulse sehr gestört, wie exemplarisch in Abb. 10.42a gezeigt. Dies
bezieht sich auf einen 300-MVA-Motor/Generator, Nennspannung 21 kV, wo
die störenden Kommutierungsimppulse in den sechs-Pulse-Wandlern der Hilfs-
stromversorgung, die die statische Erregung des Rotors bereitstellt, entstanden.
Wie aus Abb. 10.42a ersichtlich, nähern sich die störenden Impulse einem äqui-
valenten Ladungswert von etwa 10 nC an. Aufgrund ihrer festen Phasenposition
können diese jedoch deutlich von echten PD-Ereignissen unterschieden werden,
L1 Phase: 20 mV/Div, 0,4 µs/Div,L1 Phase: 20 mV/Div, 0,4 µs/Div,L1 Phase: 20 mV/Div, 0,4 µs/Div,
Abb. 10.40 PD-Koppler mit einem 2-nF/24-kV-Kondensator (links) und gemessene Pulsantwort
(rechts), die durch Injektion von 10-nC-Kalibrierimpulsen in den lSternpunkt einer 300-MVA-
Motor-/Generatoranlage gewonnen wurde. Courtesy of Doble Lemke
10.4 Beispiele für den Einsatz vor Ort 535
L1 L2 L3
L-Sensor
PD-überwachte
rotierende Ferncomputer für
Maschine Überwachungs die Analyse und
system Kontrolle der PD-Daten
NP
PD-GUARD
PD-Koppler
10 nF / 24 kV
Abb. 10.41 Aufbau für diagnostische online-PD-Tests von rotierenden elektrischen Maschinen
unter Service-Spannung
halbleitende Corona-
Schicht Schutzbeschichtung
geerdeter
Schutzleiter
PD Ebene vs.
Sensorposition
Abb. 10.43 Anordnung zur Lokalisierung von TE-Quellen in der Isolierung eines Statorstabes
mittels Differential-TE-Sonde (Lemke 1991)
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Wolfgang Hauschild
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