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„Umweltgerechtes Design“
vorgelegt von:
1 Zusammenfassung ..................................................................................................... 1
2 Einleitung ................................................................................................................... 2
3.2.2 Datenberechnung....................................................................................... 12
5 Fazit ......................................................................................................................... 26
Literaturverzeichnis .......................................................................................................... IV
Anhang............................................................................................................................. VI
Tabellenverzeichnis
ABS Acrylnitril-Butadien-Styrol
CAD Computer Aided Design
EoL End of Life
EVR Eco-Cost to Value Ratio
FFF Fused Filament Fabrication
FU Functional Unit
LCA Life Cycle Assessment
Die folgende Ausarbeitung beschäftigt sich mit einem Fast Track LCA nach der
DIN EN 14040 [1] eines Handmixers hergestellt in China. Für diesen werden die
Eco-Kosten abgeschätzt und Analysiert. Zunächst wird neben der Zielsetzung und
der Definition der Systemgrenzen auch eine Funktionale Einheit definiert. Sie ist
die verbrauchte Leistung über die Lebensdauer von 2 Jahren. Hierdurch soll eine
Vergleichbarkeit mit anderen Handmixern gewährleistet werden. Des Weiteren
wird der Handmixer demontiert und die verwendeten Rohstoffe und
Fertigungsverfahren abgeleitet. Durch Wiegen der Bauteile und der Eco-Kosten
für Material und Fertigungsverfahren aus der Idemat2021 Datenbank [2] ergeben
sich für den gesamten Lebenszyklus des Produktes Eco-Kosten von etwa 2,27€.
Für die Wirkungsabschätzung wird die Berechnung in die vier Endpoint
Indikatoren unterteilt. Dabei ergeben sich die Anteile wie folgt: menschliche
Gesundheit 6%, toxische Schädigung 28%, Ressourcenknappheit 38% und der
CO²- Fußabdruck mit 28%. Zusätzlich wird festgestellt, dass 76% der insgesamt
erzeugten Umweltbelastung auf die Produktion und 71% auf die verwendeten
Rohstoffe zurückzuführen sind. Anschließend werden die sich aus den
Ergebnissen abzuleitenden Designänderungen zur Reduktion der ökologischen
Belastung ausgearbeitet. Für die Bewertung und Anpassung des Designs werden
die zehn goldenen Regeln nach [3] angewandt. Die wichtigsten Änderungen
stellen dabei der Verzicht auf Aluminium und ABS und ein kompakteres Design
dar. Neben dem Produkt werden unteranderem Verbesserungsmaßnahmen für
das Verpackungsmaterial abgeleitet, so trägt z.B. eine Reduktion der
flächendeckenden Bedruckung auf der Verpackung und die Bereitstellung einer
digitalen Anleitung über Link oder QR-Code zur Senkung der Umweltbelastung
bei.
Aufgrund der rasant steigenden Bevölkerungszahl, die laut der Vereinte Nationen
bis 2050 auf 9,7 Milliarden Menschen steigt [4] und die über der Zeit steigenden
privaten Konsumausgaben [5] wächst der Bedarf nach Haushaltsgeräten wie
einem Handmixer stetig und somit die davon ausgehende absolute ökologische
Belastung.
Aufgrund dieser Ausgangslage gilt es die ökologische Belastung je Produkt
möglichst zu reduzieren, um somit dem Trend entgegen zu steuern. Um den
ökologischen Einfluss solcher Produkte einzuordnen und untereinander besser zu
vergleichen wird eine Lebenszyklusanalyse, auch bekannt als Ökobilanz oder im
Englischen „Life Cycle Assessment“ (LCA), durchgeführt. Dabei werden alle
ökologischen Aspekte eines Produktes in dessen Leben zusammengetragen,
analysiert und bewertet. Bei dieser Ausarbeitung handelt es sich um ein „Fast
Track LCA“, welcher die Herstellungsprozesse und Rohstoffgewinnung zwar
berücksichtig, diese aber nicht tiefer betrachtet und analysiert [6]. Der
Schwerpunkt dieser Methode ist die Analyse des Produkts an sich und die daraus
abzuleitenden Designanpassungen [6].
Im Folgenden wird eine Ökobilanz-Studie für einen Handmixer nach DIN EN ISO
14040 [1] durchgeführt. Sie umfasst den gesamten Produktlebenszyklus, sodass
ein umfassender Überblick über das Ausmaß der Umweltbelastung des Produktes
von der Rohstoffbeschaffung und Herstellung bis zur Entsorgung entsteht [1]. Die
in diesem Kapitel gewonnen Erkenntnisse werden anschließend in Form von
Designvorschlägen / -kriterien auf das Produkt angewandt. Die Durchführung der
Ökobilanz erstreckt sich über vier Phasen, aus welchen sich die folgenden
Teilkapitel ergeben.
3.1.1 Ziel
Das Ziel dieser Studie ist die Abschätzung des „Eco-Cost“ eines in China
produzierten Handmixers. Der Eco-Cost ist ein Indikator für ökologische Belastung
und stellt diese mittels ihrer äquivalenten Präventionskosten dar [7]. Durchgeführt
wird diese Studie als Grundlage für die Erarbeitung von Designvorschlägen / -
kriterien zur Reduktion der ökologischen Belastung. Die Zielgruppe des Berichts
sind angehende Ingenieure*innen in der Produktentwicklung. Es soll ein
Grundverständnis geschaffen werden, wie und warum Designentscheidungen bei
der Produktentwicklung die ökologische Belastung beeinflussen. Hierzu wird diese
Ausarbeitung dem Fachbereich „Maschinenbau und Kunststofftechnik“ der
Hochschule Darmstadt zur Verfügung gestellt. Eine Veröffentlichung darüber
hinaus ist nicht vorgesehen.
3.1.2 Untersuchungsrahmen
Produktbeschreibung
Ein Handmixer oder auch Küchenmixer genannt ist ein Küchengerät, welches für
das Verrühren von teigigen oder flüssigen Speisen verwendet wird.
Funktionale Einheit
Die Funktionale Einheit oder auch „Funktional Unit“ kurz FU genannt ist eine
wichtige Einheit in einer LCA, da diese einen Bezugspunkt darstellt, auf den alle
anderen Daten in der Bilanz normiert werden. Um eine Gleichwertigkeit der
Produktsysteme zu gewährleisten, muss in vergleichbaren Studien dieselbe
Funktionale Einheit gewählt werden. Voraussetzung für die Festlegung ist in der
Regel die im Marktsegment obligatorische Produkteigenschaft. Die FU sollte sich
dabei so weit wie möglich auf die Funktionen und nicht auf das physische Produkt
beziehen. [8]
Im Fall des Handmixers ist die Funktion das Verrühren von teigigen oder flüssigen
Speisen oder in einem physikalischen und somit auch definierten Zusammenhang:
die Verrichtung von Kraft längs eines Weges (hier eine Kreisförmige Bewegung)
und somit die physikalische Arbeit W. Da die Rotationsgeschwindigkeit und somit
der verrichtete Weg über der Zeit ebenfalls eigestellt werden kann müssen wir
diese mit in die FU mit einbeziehen. Somit erhalten wir eine Leistung P, da sich
die Rührleistung allerdings nur aufwendig messen lässt und unterschiedliche
Handmixermodelle unterschiedliche Wirkungsgrade aufweisen können, wird sich
hier auf die verbrauchte Leistung bezogen. Um den ganzen einen zeitlichen
Rahmen zu geben, bezieht sich der Betrachtungszeitraum auf die Lebenszeit des
Handmixers von 2 Jahren. Somit erhalten wir als FU: verbrauchte Leistung
innerhalb der Lebenszeit.
Systemgrenzen
Zur Abschätzung der Eco-Kosten wird der Handmixer im Folgenden mithilfe einer
Baumstruktur in seine Systeme und Subsysteme unterteilt. Somit lässt sich das
System eingrenzen und für die weitere Studie organisieren. Das System umfasst
dabei neben der reinen Produktion auch die Phasen Zusammenbauen,
Verpackung, Transport sowie Betrieb und abschließende Entsorgung. Die
Rohstoffgewinnung wird aufgrund der verwendeten vereinfachten „Fast track LCA“
aus dem System ausgeschlossen. Somit ergibt sich die in Abbildung XX gezeigten
Systemgrenze. Hierbei lassen sich die Prozessschritte gut erkennen, zunächst
werden die verwendeten Produktionsschritte (Spritzgießen, Kaltumformen usw.)
und den dazu benötigten Materialien abgebildet, welche dann im Prozess
„Assembly“ zusammengeführt werden. Für die Verpackungsmaterialen wurden
ebenfalls die benötigten Produktionsschritte aufgeführt wie das Drucken der
Verpackung und die Extrusion der Plastikverpackungen. Darüber hinaus werden
die Prozesse Transport und auch die Verwendung des Handmixers sowie die
Entsorgung eingeschlossen.
Abbildung 1: System und Subsysteme in Baumstruktur
3.2.1 Datenerhebung
Das in dieser Studie abgedeckte System wird in die Phasen der Produktion, des
Verpackens, des Transports, der Nutzung und des Lebensendes unterteilt. Die
Datenerhebung für die einzelnen Phasen wird im Folgenden beschrieben.
Produktion
Eine direkte Erhebung aller Inputs während der Produktion und der
Verpackungsphase des Produktes ist aufgrund der Natur des Projektes nicht
möglich ist, daher werden diese indirekt über Reverse Engineering bestimmt.
Dabei wird das Produkt in seine Einzelteile zerlegt und diesen Baugruppen
zugeordnet, siehe Abbildung XX-XX.
Abbildung 4: Bauteile der Baugruppen "Electrical Assembly" und "Accessories" des Handmixers
Abbildung 5: Bestandteile der Verpackung des Handmixers
Verpackung
Die Erhebung der Daten für das Verpackungsmaterial erfolgt entsprechend der
Vorgehensweise in der Produktionsphase, jedoch wird für die Bestimmung der
Eco-Kosten von bedrucktem Papier oder Pappe ein Flächenmaß in
Quadratmetern benötigt. Hierzu wird das Papier und die Pappe komplett
aufgefaltet, und dann die Fläche der Abwicklung mit einem Metermaß
ausgemessen. Für die Bestimmung des Materials der Plastiktüten müssen keine
Annahmen getroffen werde, da diese mit der Materialkennung bedruckt sind. Der
beiliegende Kabelbinder für den Netzstecker wird unter Anwendung des Cut-Off-
Kriteriums aus der Berechnung ausgenommen.
Transport
Zur Bestimmung der Eco-Kosten des Transports werden zunächst Annahmen
getroffen:
- Der Transport nach Deutschland geschieht mittels Containerschiffs.
- Verschifft wird das Produkt nach Hamburg, Deutschland.
- Die Produktionsstätte befindet sich mittig in Shanghai, China.
- Das Zentrallager befindet sich mittig in Deutschland.
- Der Transport von Produktionsstätte zum Hafen findet mittels LKW statt.
- Der Transport vom Hamburger Hafen zum Zentrallager findet mittels LKW
statt.
Das Szenario ist begründet in der vorgegebenen Produktion in China und der
Lieferung nach Deutschland. Die Produktionsstätte wird in Shanghai gewählt, da
es eine mit dem Schiff am weitesten entfernte plausible Produktionsstätte in China
ist. Nach Hamburg wird verschifft, da es der größte Hafen in Deutschland ist. Die
Lage der Produktionsstätte und des Zentrallagers wird mittig gewählt, da sich
hieraus der ein durchschnittlicher Transportweg ergibt. Der Schiffsweg von
Shanghai nach Hamburg wird über Literatur ermittelt (21.000 Km [9]) und mit
einem Multiplikator aus der Idemat2021 Datenbank [2] verrechnet. Eine
Berücksichtigung des Transports vom Zentrallager zum Endkunden erfolgt nicht.
Dies ist begründet in der Vielfältigkeit der plausiblen Transportmöglichkeiten,
aufgrund welcher eine Festlegung auf ein spezifisches Transportmittel nicht
möglich ist. Des Weiteren ist der Transportweg unbekannt und daher eine
Berechnung der ökologischen Belastung ausgeschlossen. Zudem ist zu erwarten,
dass der Transport zum Endkunden verglichen zum restlichen Transport wenig ins
Gewicht fällt und somit vernachlässigt werden kann.
Nutzung
Für die Bestimmung der Eco-Kosten der Nutzungsphase wird zunächst die
Bedienungsanleitung herbeigezogen, welche eine Nennleistung von 200 W für das
Gerät angibt. Zudem hat das Produkt eine Garantie von 2 Jahren. Darauf
basierend werden folgende Annahmen für die Nutzung getroffen:
- Das Produkt versagt kurz nach Ablauf der Garantie. Die Lebensdauer
entspricht somit 2 Jahre.
- Benutzt wird das Produkt 12,5 Min/Woche auf Nennleistung und 1,5
Min/Woche auf 50% der Nennleistung. Diese hohe Nutzung ist damit
begründet, dass das Gerät in einem Dreipersonenhaushalt zum Einsatz
kommt.
Die Eco-Kosten für die Nutzungsphase ergibt sich aus der insgesamt
verbrauchten Energie und einem Multiplikator für diese aus der Idemat2021
Datenbank [2].
Lebensende
Für das Ende des Produktlebenszyklus wird ein Szenario angesetzt welches die
folgenden Punkte beinhaltet:
- „Open Loop“ Recycling für im Produkt enthaltene Metalle.
- Kunststoffe werden in einer Müllverbrennung mit Energiegewinnung
verbrannt.
Dabei wird das „Open Loop“ Recycling über den „Trade Mix“ der Metalle und
durch das Ansetzen der Eco-Kosten für „Scrap, Collection and Sorting“ modelliert.
3.2.2 Datenberechnung
Der Wert des Produktes ist abhängig von dem*der Kunden*in, seiner*ihrer
Erwartungshaltung und persönlichen Präferenzen in der Nutzung [10]. Unter der
Annahme, dass im Dreipersonenhaushalt:
- eine Person zusätzlichen Wert im Produkt sieht
- eine Person den Wert des Produkts geringer einschätzt
- und sich für eine Person der Wert des Produktes mit dem Preis ausgleicht.
Ist der Durchschnittliche Wert des Produktes im Haushalt gleich der Kaufpreis.
Woraus sich der EVR wie folgt ergibt:
Ein Bezug der Daten auf die Prozessmodule und die funktionelle Einheit findet
bereits in der Berechnungstabelle statt. Dabei werden die Eco-Kosten auf die
Lebenszeit bzw. auf die Benutzungszeit eines Produktes bezogen. Somit ergibt
sich die ökologische Belastung die ein Handmixer in seinem gesamten
Produktlebenszyklus erzeugt.
Für die Betrachtung der Wirkungskategorien werden die vier Endpoint Indikatoren
der Eco-Kosten genutzt. Diese bieten zwar lediglich eine Unterteilung in vier
Umweltwirkungen, allerdings würde eine weitere Aufteilung nach den zwölf
Midpoint Indikatoren aufgrund der unzureichenden Datenlage und -qualität zu
einer unpräzisen bis fehlerhafte Auswertung führen. Daher wird auf solch eine
tiefere Betrachtung verzichtet. Die vier Endpoint Indikatoren sind dabei die
menschliche Gesundheit, toxische Schädigung, Ressourcenknappheit und der
CO²- Fußabdruck, dargestellt in Abbildung XX.
Eco-Cost of
Eco-Cost of
Resource
Toxicity
Scarcity
Eco-Cost of Eco-Cost of
Human Carbon
Health Total Footprint
Eco-Cost
Im Lebenszyklus (Abbildung XX) nimmt die Produktion des Produktes für das
modellierte Szenario mit insgesamt 76% der erzeugten Umweltbelastung eine
entscheidende Rolle ein. Besonders kritisch ist dabei die Rohstoffgewinnung bei
welcher 71% der Eco-Kosten anfallen. Die Werkstoffwahl ist daher ein
entscheidender Faktor der bei einer Anpassung des Designs nicht missachtet
werden darf. Besonders ins Gewicht fallen dabei die Bauteile aus Kupfer,
Aluminium und ABS. Auch die Nutzungsphase nimmt mit 18% einen erheblichen
Anteil an den Eco-Kosten ein und sollte daher auch in den Designvorschlägen
entsprechend vertreten sein. Obwohl die Verpackungsphase nur 2% der
gesamten Eco-Kosten einnimmt ist sie dennoch nicht zu vernachlässigen, es zeigt
sich, dass der Verpackungsprozess mehr Schaden verursacht als das verwendete
Material. Dies ist auf den Bedruckungsprozess zurückzuführen, welcher 99% der
Eco-Kosten des Verpackungsprozesses erzeugt und damit für etwa 88% der in
der Verpackungsphase entstehenden ökologischen Belastung verantwortlich ist.
In diesem Kapitel wird zunächst das Design des Produkts bewertet und hierdurch
auf Probleme aus sich des Eco-Designs aufmerksam gemacht. Anschließend
werden konkrete Designvorschläge für die Anpassung des Produkts
ausgearbeitet.
Das Design des Handmixers ist funktional aber trotzdem sehr kostengünstig,
aufgrund der konsequenten Anwendung der integrierenden Bauweise, bei welcher
Komponenten durch Kleben, Verpressen oder Schweißen gefügt werden.
Hierdurch kann die Anzahl der Komponenten und Verbindungselemente und somit
die Kosten drastisch gesenkt werden. So wird beispielsweise zur axialen Lagerung
der Welle eine Kugel ins Wellenende eingepresst. Dies ist eine kostengünstige
und materialsparend Alternative zu einem Rillenkugellager. Generell gilt es
festzuhalten, dass im Mixer nur Gleitlager verwendet werden, was zur
Zuverlässigkeit und Lebensdauer beiträgt, da die Lager selbst bei Verschmutzung
nicht blockieren. Die potentiell kostenaufwändigsten Bauteile (Spritzguss- und
Druckgussbauteile) nutzen die Fertigungsmöglichkeiten der Verfahren unter
Anwendung der Funktionsintegration ideal aus. Zum Beispiel erfüllt einer der
Lagersitze der Motorwelle aus druckgegossenem Aluminium zusätzlich die
Funktionen der Halterung des Stators, der Befestigung des Antriebsstrangs im
Gehäuse und die Lagerung beider Wellen mit den Zahnrädern zum Antrieb der
Rührwerkzeuge. Diese Sparsamkeit bei den Verbindungselementen und des
Materials schlägt sich auch in den Eco-Kosten nieder, welche hierdurch gesenkt
werden.
Im Folgenden werden anhand der zehn goldenen Regeln des Eco-Designs aus
Literatur [3] konkrete Designvorschläge und Anpassungen für den Handmixer
ausgearbeitet.
1. „Verwenden Sie keine giftigen Stoffe und nutzen Sie geschlossene Kreisläufe
für notwendige, aber giftige Stoffe“ [3]
Im Produkt an sich können keine offensichtlich giftigen Stoffe festgestellt
werden. Bei Betrachtung der Herstellung und der Rohstoffgewinnung jedoch
werden Giftstoffe freigesetzt. Auf verchromte Bauteile gilt es daher zu
verzichten. Auch wird für das Gehäuse und auch weitere Komponenten der
Kunststoff ABS verwendet, welcher beim Erhitzen im Herstellungsprozess
gesundheitsschädliche Gase freisetzt [13]. Zudem werden Komponenten aus
Aluminium verbaut. Bei der Rohstoffgewinnung fällt dabei Rotschlamm an,
welcher oftmals in Gruben in der Umwelt entsorgt wird [14]. Dadurch gefährdet
die Produktion von Aluminium vor allem in Brasilien und Guinea das
Ökosystem des Regenwaldes [14]. Um die ökologische Belastung zu senken
empfiehlt sich somit ein Verzicht auf Aluminiumkomponenten, welche durch
Komponenten aus Grauguss oder Stahl ersetzt werden könnten. Auch eine
Alternative zu ABS (Eco-Cost: 0,52 €/Kg) könnte zu geringeren Eco-Kosten
beitragen. Grade für das Gehäuse könnte biologisch abbaubares und
nachhaltig hergestelltes Polylactid, PLA (Eco-Cost: 0,42 €/Kg) zum Einsatz
kommen. Zwar weist es verglichen zu ABS eine geringere chemische und
thermische Belastbarkeit auf [15], jedoch sind diese Kennwerte noch immer
ausreichend für einen Handmixer. Für Komponenten wie die Zahnräder würde
sich aufgrund der abrasiven Beanspruchung hingegen ein Polyamid wie PA-11
empfehlen (Eco-Cost: 0,48 €/Kg) [16].
Die vorliegende Studie beschäftigte sich mit der Ermittlung der ökologischen
Auswirkungen eines Handmixers und mit der Ableitung von Designvorschlägen
zur Verbesserung der Ökobilanz. Dazu wurde ein Fast Track LCA durchgeführt.
Es konnte festgestellt werden, dass der Hauptteil der ökologischen Belastung auf
die Produktionsphase zurückzuführen ist. Auch konnten einzelne Komponenten
beziehungsweise deren Materialien als Haupttreiber identifiziert werden. Vom
Kupfer, Aluminium und ABS geht die hauptsächliche ökologische Belastung der
Materialien des Produktes aus. Dies ist unteranderem auf die enthaltene
Materialmenge aber auch auf hohe Eco-Kosten der einzelnen Rohstoffe
zurückzuführen. Für die in der Auswertung gewonnenen Erkenntnisse konnten
passende Designmaßnahmen abgeleitet werden, die sich insbesondere auf die
Bauart, die Werkstoffwahl und die verbrauchte Materialmenge beziehen. Des
Weiteren konnten Ansätze zur Qualitätsverbesserung und somit Verlängerung der
Lebensdauer, sowie dem Aftermarket erarbeitet werden. Die entstandenen
Lösungsansätze zur Verbesserung der Ökobilanz des Produktes stehen dabei
einer weiterhin wirtschaftlichen Produktion nicht im Weg. Dies ist für eine
Verwirklichung der Designvorschläge und somit einem realen Beitrag an der
Bewältigung der ökologischen Probleme essentiell.
Wie bereits dargelegt mussten für die Erstellung der Ökobilanz allerdings
erhebliche Annahmen getroffen werden, wodurch die Relevanz einzelner
Positionen in der Berechnung Verzerrt werden kann. Eine unzureichende
Datenlage stellte dabei das größte Problem dar, weil Prozesse und Materialien
durch andere substituiert werden mussten. In Verbindung mit einem
Nutzungsszenario, welches rein auf Annahmen basiert und der Tatsache, dass
keine vergleichbaren Studien zur Validierung aufgefunden werden konnten ergibt
sich eine Berechnung mit zweifelhafter Genauigkeit. Denn sobald das
Nutzungsszenario ausschweifender ausfällt rückt die Nutzungsphase und somit
die Effizienz des Handmixers, statt das verwendete Material, in den Mittelpunkt
der Analyse. Auch sind nicht nur Werkstoffe nicht enthalten, sondern es wird die
Rohstoffgewinnung, wie auch die geographische Lage der Gewinnung nur
begrenzt in der Idemat2021 Datenbank [2] dargestellt. Hierdurch ergibt sich unter
Anwendung des vorgegebenen EoL-Szenarios die Problematik, dass ein „Open
Loop“ Recycling nur durch den Trade Mix modelliert werden kann, welcher die
geographische Lage außeracht lässt. Zudem kann hierdurch nicht modelliert
werden um welchen Werkstoff es sich handelt. Laut Datenbank [2] fallen
beispielsweise Aluminiumwerkstoffe, die für den Druckguss geeignet sind
schädlicher aus. Auch ist ein genereller Trend festzustellen, dass Werkstoffe mit
dem Standort China belastender ausfallen. Vor diesem Hintergrund wurde im
Rahmen dieser Studie eine weitere Berechnungstabelle ausgearbeitet, siehe
Anhang. Sie modelliert das „Open Loop“ Recycling über ein „Closed Loop“
Recycling plus den Aufwand, welcher Sortieren, Schreddern und Sammeln mit
sich bringt. Hierdurch kann bei den Werkstoffen die geographische Lage und auch
der Werkstofftyp berücksichtigt werden. Auffällig ist, dass hierdurch die Eco-
Kosten zwar nur um 28 Cent auf 2,55 € steigen, aber die Verteilung der Eco-
Kosten auf die einzelnen Phasen besser die Realität darstellen. Es wird deutlicher
welche Rolle und Relevanz das Recycling hat, denn zuvor wurde dies schon mit
im Werkstoff berücksichtigt. Die erzeugten Schäden des Werkstoffes an sich falls
somit stärker aus und nur durch das Recycling am Ende des Produktlebens
können diese Schäden gemindert werden. Dennoch ist auch diese Berechnung
von zweifelhafter Genauigkeit, weil zwar nun die Modellierung der Werkstoffe
präziser ist, aber die Phase des Produktlebensendes methodisch inkorrekt
berechnet wurde. Die vorliegende Studie kann somit nur als grober Richtwert für
die Produktentwicklung angesehen werden.
Darüber hinaus wäre wie bereits erläutert eine ausführlichere Betrachtung der
Rohstoffgewinnungsprozesse interessant, weil durch die Wahl eines weniger
belastenden Verfahrens nicht nur die Eco-Kosten eines einzelnen Produktes
gesenkt, sondern auch solche Verfahren unterstützt und somit gefördert würden.
Dies könnte dem Umweltschutz in einem größeren Ausmaß beitragen als eine
Anpassung des Designs eines Handmixers.
Literaturverzeichnis
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[6] A. Landfester (Hochschule Darmstadt) (2022): "Vorlesungsunterlagen zum Modul:
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[7] J. J. Klemes (Elsevier Inc) (2015): "Assessing and Measuring Enviromental Impact
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[10] O. A. (o. J.): "Introduction to the concept of the EVR".
https://www.ecocostsvalue.com/evr/ [Zugriff am 17.08.2022].
[11] O. A. (o. J.): "Wirkungsabschätzung". https://www.ifeu.de/methoden-
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[12] N. Rötzer (Springer Verlag) (2021): "Energetischer Aufwand der Bereitstellung von
Primärkupfer für". Pforzheim.
[13] O. A. (14.10.2019): "Wie gefährlich sind Emissionen von 3D-Druckern?".
https://healthcare-in-europe.com/de/news/last-fuer-die-lunge-wie-gefaehrlich-sind-