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Gynäkologie – Pädiatrie
978-3-540-46347-4
Querschnittsbereiche
978-3-540-46357-3
Gesundheitsstörungen
978-3-540-46339-9
Innere Medizin
Mit 90 größtenteils farbigen Abbildungen und 80 Tabellen
123
Reihenherausgeber
Dr. med. Klaus-Peter Schaps
Rostocker-Str. 21
26388 Wilhelmshaven
Ulrich Fetzner
Von-Lobdeburg-Str. 4
97688 Bad Kissingen
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Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere
Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutzgesetzge-
bung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen.
Planung: Peter Bergmann, Heidelberg
Projektmanagement: Axel Treiber, Heidelberg
Lektorat: Dr. med. Monika Merz, Leimen, Ursula Illig, Stockdorf
Layout und Umschlaggestaltung: deblik Berlin
Satz: Fotosatz-Service Köhler GmbH, Würzburg
SPIN 11885610
Vorwort
Das Hammerexamen: die letzte große Hürde vor dem Traumberuf »Arzt«. So mag es all jenen vor-
kommen, die sich kurz vor dem Hammerexamen befinden. Der gesamte klinische Stoff – und noch
dazu im PJ – wie soll das gehen?
Daher hat sich der Springer Medizin Verlag entschlossen, eine neue Repetitorien-Reihe ins Leben
zu rufen. Ideal für das Lernen auf die 2. Ärztliche Prüfung hin – gerade während des PJ – und für das
kurze Repetieren vor dem Examen bieten die 9 Bände alle Krankheitsbilder und die Gesundheits-
störungen des aktuellen Gegenstandskataloges.
Das Besondere daran: Die Krankheitsbilder, die in den ersten 8 Bänden behandelt werden, werden
nach wie vor nach Fächern geordnet angeboten – ganz so, wie es jeder Student aus dem klinischen
Studienabschnitt kennt. In Lerntexten, die größtenteils von Studenten und jungen Assistenzärzten
verfasst und von Fachärzten der jeweiligen Disziplinen gegengelesen wurden, wird all das noch mal
kurz wiederholt, was in der 2. Ärztlichen Prüfung angewandt werden soll. Nach jedem GK-Krank-
heitsbild findet sich eine Zusammenfassung für das schnelle Repetieren an den Tagen unmittelbar vor
dem Examen. Für grafische Lerner stellen große Übersichtsschaubilder, die »Mindmaps«, komplexe
Sachverhalte übersichtlich dar.
Der 9. Band enthält die Gesundheitsstörungen: Jede Gesundheitsstörung wird durch einen Fall
lebendig gemacht und vom Leitsymptom ausgehend die Differentialdiagnose entwickelt. Zusätzlich
finden sich am Ende jeder Gesundheitsstörung noch eine Wiederholung der häufigsten Krankheits-
bilder, die diese Störung hervorrufen, eine grafische Darstellung der Differentialdiagnostik und einige
Fragen zur Selbstprüfung.
»GK2 Das Zweite – kompakt« ist die ideale Reihe, um sich das Grundwissen anzueignen, das man
zum Lösen der Probeexamina in schwarzer oder gelber Reihe und natürlich zum Bestehen der 2. ÄP
benötigt.
Allen Mitwirkenden, den Herausgebern, Herrn Dr. Schaps, Herrn Dr. Kessler und Herrn Fetzner,
allen Autoren und Fachärzten und auch allen studentischen Testlesern sei an dieser Stelle von Seiten
des Springer Medizin Verlags noch einmal sehr herzlich für Ihre Mitarbeit am Entstehen dieses Pro-
jektes gedankt. Wir hoffen alle sehr, den Studenten mit diesem Werk eine echte »erste Hilfe« zum
Bestehen des »Hammerexamens« an die Hand gegeben zu haben.
Auszüge aus Vorabrezensionen:
»Aufgrund der oben genannten Aspekte finde ich das neue Konzept hervorragend!! Der GK wird
erfüllt; ich kann systematisch vorgehen und gleichzeitig verknüpfen, wiederholen und die neue Frage-
stellung üben. Von dem Arbeitsbuch-Charakter des letzten Bandes »Gesundheitsstörungen« halte
ich sehr viel. Der Platz für eigene Notizen, ein einprägsames Bild und die 2-Farbigkeit setzen das sehr
gut um.«
»Das Konzept ist vernünftig und schlüssig. Auch die Aufteilung der Themen ist meiner Meinung
nach gelungen. … Die Sprache finde ich sehr gut getroffen, … das Lesen fällt leicht, was das Arbeiten
mit dem Text angenehm gestaltet. … Auch das Layout der einzelnen Seiten wirkt übersichtlich, nicht
voll gepackt und ist durch Absätze, Tabellen und die farbliche Gestaltung ansprechend und über-
sichtlich.«
Mindmap:
Grafische Übersicht
komplexer Sachver-
halte
Leitsystem:
Schnelle Orientierung
über alle Kapitel
Inhaltliche Struktur:
Klare Gliederung
durch alle Kapitel
Übersichten:
Wichtige Fakten
werden übersichtlich
dargestellt
Aufzählungen: Cave
Lerninhalte über- Vorsicht! Bei falschem Vorgehen
sichtlich präsentiert Gefahr für den Patienten
Zahlreiche Abbildungen Navigation: Seitenzahl
veranschaulichen kom- und Kapitelnummer
plizierte und komplexe für die schnelle Orien-
Sachverhalt tierung
Tabellen:
Klare Übersicht der
wichtigsten Fakten
In Kürze:
Wiederholung der
wichtigsten Fakten zu
jedem Krankheitsbild
zum schnellen
Repetieren kurz vor
dem Examen
VIII
Mitarbeiterverzeichnis
I. Barnaure C. Neßelmann
50E 98th St, apt 5C2 Richard-Wagner-Str. 1
New York, NY 10029 18119 Rostock
Gegenstandskatalog
Teil 2: Krankheitsbilder
1 A00-A09 Infektiöse Darmkrankheiten, (z.B. Salmonellenenteritis, Lebensmittel- 7 Band Grundlagen. 7 Band Innere Medizin, 7 Kap. 4.3.2.1,
vergiftung durch Staphylokokken, Enteritis 7 Kap. 4.3.2.2, 7 Kap. 4.3.2.3
durch Rotaviren)
2 A15-A19 Tuberkulose 7 Band Grundlagen, 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 3.3.3,
7 Band Querschnittsbereiche
3 A20-A28 Bestimmte bakterielle Zoonosen
A20 Pest 7 Band Grundlagen, 7 Band Innere Medizin,7 Band Querschnitts-
bereiche
A22 Anthrax [Milzbrand] 7 Band Grundlagen, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirur-
gie, Urologie
A23 Brucellose 7 Band Grundlagen
A27 Leptospirose 7 Band Grundlagen
4 A30-A49 Sonstige bakterielle Krankheiten
A31 Infektion durch sonstige Mykobakterien 7 Band Grundlagen
A32 Listeriose 7 Band Grundlagen
A35 Sonstiger Tetanus, (Wundstarrkrampf ) 7 Band Grundlagen, 7 Band Querschnittsbereiche
A36 Diphtherie 7 Band Grundlagen, 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie, 7 Band Quer-
schnittsbereiche
A37 Keuchhusten 7 Band Grundlagen, 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie, 7 Band Quer-
schnittsbereiche
A38 Scharlach 7 Band Grundlagen, 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie, 7 Band Quer-
schnittsbereiche
A39 Meningokokkeninfektion 7 Band Grundlagen
A40 Streptokokkensepsis 7 Band Grundlagen, Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie,
Urologie, 7 Band Allgemeinmedizin, Anästhesie, Arbeits- und Sozial-
medizin, Rechtsmedizin
A41 Sonstige Sepsis (z.B. Sepsis durch Staphylococcus aureus, 7 Band Querschnittsbereiche
Systemic inflammatory response syn-
drome [SIRS])
A42 Aktinomykose 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde 7 Band Grundlagen
A46 Erysipel [Wundrose] 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde, 7 Band Grundlagen
A48 Sonstige bakterielle Krankheiten, anderenorts (z.B. Gasbrand, Legionellose, Toxisches 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie, Band
nicht klassifiziert Schocksyndrom) Grundlagen
A49 Bakterielle Infektion nicht näher bezeichneter (z.B. Helicobacter-Infektion) 7 Band Grundlagen
Lokalisation
5 A50-A64 Infektionen, die vorwiegend durch (z.B. Syphilis, Gonokokkeninfektion, Chla- 7 Band Querschnittsbereiche
Geschlechtsverkehr übertragen werden mydienkrankheiten, Ulcus molle [venere-
um], Infektionen des Anogenitalbereiches
durch Herpesviren [Herpes simplex], Con-
dylomata acuminata, Trichomoniasis)
6 A65-A69 Sonstige Spirochätenkrankheiten
A69 Sonstige Spirochäteninfektionen 7 Band Grundlagen
(z.B. Lyme-Krankheit)
7 A70-A74 Sonstige Krankheiten durch Chlamydien (z.B. Infektion durch Chlamydia psittaci, 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
Trachom) 7 Band Grundlagen
8 A75-A79 Rickettsiosen (z.B. Zeckenbissfieber, Q-Fieber) 7 Band Grundlagen
19 C00-C14 Bösartige Neubildungen der Lippe, der (z.B. Bösartige Neubildung der Parotis) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
Mundhöhle und des Pharynx
20 C15-C26 Bösartige Neubildungen der Verdauungs-
organe
C15 Bösartige Neubildung des Ösophagus 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 4.1.7
C16 Bösartige Neubildung des Magens 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
7 Band Innere Medizin 7 Kap. 4.2.5
C17 Bösartige Neubildung des Dünndarmes 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
7 Band Innere Medizin 7 Kap. 4.3.4
C18 Bösartige Neubildung des Kolons 7 Band Querschnittsbereiche, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und
Unfallchirurgie, Urologie
7 Band Grundlagen
7 Band Innere Medizin 7 Kap. 4.3.15
XI
Gegenstandskatalog
C19 Bösartige Neubildung am Rektosigmoid, Über- 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
gang 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 4.3.15
C20 Bösartige Neubildung des Rektums 7 Band Querschnittsbereiche
7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
7 Band Innere Medizin 7 Kap. 4.3.15
C21 Bösartige Neubildung des Anus und des Anal- 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
kanals 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 4.3.16
C22 Bösartige Neubildung der Leber und der intra- 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
hepatischen Gallengänge 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 5.2.9.2
C23 Bösartige Neubildung der Gallenblase 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
7 Band Innere Medizin 7 Kap. 5.3.3.1
C24 Bösartige Neubildung sonstiger und nicht (z.B. Gallenwegskarzinom) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
näher bezeichneter Teile der Gallenwege 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 5.3.3.2
C25 Bösartige Neubildung des Pankreas 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
7 Band Innere Medizin 7 Kap. 5.4.3
21 C30-C39 Bösartige Neubildungen der Atmungsor-
gane und sonstiger intrathorakaler Organe
C32 Bösartige Neubildung des Larynx 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
C33 Bösartige Neubildung der Trachea 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
C34 Bösartige Neubildung der Bronchien und der 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
Lunge 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 3.4.1
22 C40-C41 Bösartige Neubildungen des Knochens und
des Gelenkknorpels
C40 Bösartige Neubildung des Knochens und des (z.B. Osteosarkom des Femurs) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
Gelenkknorpels der Extremitäten
C41 Bösartige Neubildung des Knochens und des (z.B. Chondrosarkom, Ewing-Sarkom des 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und
Gelenkknorpels sonstiger und nicht näher be- Beckens) Unfallchirurgie, Urologie
zeichneter Lokalisationen
23 C43-C44 Melanom und sonstige bösartige Neubildun-
gen der Haut
C43 Bösartiges Melanom der Haut 7 Band Querschnittsbereiche, 7 Band Dermatologie, HNO, Augen-
heilkunde
C44 Sonstige bösartige Neubildungen der Haut (z.B. Basalzellenkarzinom, Plattenepithel- 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
karzinom)
24 C45-C49 Bösartige Neubildungen des mesothelialen (z.B. Pleuramesotheliom, Kaposi-Sarkom, 7 Band Allgemeinmedizin, Anästhesie, Arbeits- und Sozialmedizin,
Gewebes und des Weichteilgewebes Liposarkom) Rechtsmedizin, 7 Band Chirurgie, Orthopäadie und Unfallchirurgie,
Urologie, 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde,
7 Band Innere Medizin 7 Kap. 3.6.3
25 C50 Bösartige Neubildung der Brustdrüse 7 Band Querschnittsbereiche, 7 Band Chirurgie, Orthopädie
[Mamma] und Unfallchirurgie, Urologie, 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie,
7 Band Grundlagen
26 C51-C58 Bösartige Neubildungen der weiblichen
Genitalorgane
C51 Bösartige Neubildung der Vulva 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
C52 Bösartige Neubildung der Vagina 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
C53 Bösartige Neubildung der Cervix uteri 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
C54 Bösartige Neubildung des Corpus uteri 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
C56 Bösartige Neubildung des Ovars 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
C57 Bösartige Neubildung sonstiger und nicht 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
näher bezeichneter weiblicher Genitalorgane
27 C60-C63 Bösartige Neubildungen der männlichen (z.B. Peniskarzinom, Prostatakarzinom, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
Genitalorgane Hodenmalignom) 7 Band Querschnittsbereiche, 7 Band Allgemeinmedizin, Anästhesie,
Arbeits- und Sozialmedizin, Rechtsmedizin
28 C64-C68 Bösartige Neubildungen der Harnorgane (z.B. Nierenzellkarzinom, Wilms-Tumor, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
Urothelkarzinom) 7 Band Allgemeinmedizin, Anästhesie, Arbeits- und Sozialmedizin,
Rechtsmedizin, 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 6.7.1, 7 Kap. 6.7.2,
7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
29 C69-C72 Bösartige Neubildungen des Auges, des Ge-
hirns und sonstiger Teile des Zentralnerven-
systems
C69 Bösartige Neubildung des Auges und der (z.B. Retinoblastom, Aderhautmelanom) 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
Augenanhangsgebilde
C71 Bösartige Neubildung des Gehirns 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik, 7 Band Chirurgie,
Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
C72 Bösartige Neubildung des Rückenmarkes, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
der Hirnnerven und anderer Teile des Zentral-
nervensystems
30 C73-C75 Bösartige Neubildungen der Schilddrüse
und sonstiger endokriner Drüsen
C73 Bösartige Neubildung der Schilddrüse 7 Band Innere Medizin, 7 Kap. 8.4.7, 7 Kap. 8.6.1
C74 Bösartige Neubildung der Nebenniere (z.B. Neuroblastom, Phäochromozytom) 7 Band Innere Medizin, 7 Kap. 8.3.6, 7 Kap. 8.3.7, 7 Kap. 8.6.1
31 C76-C80 Bösartige Neubildungen ungenau bezeichne- (z.B. Metastasen, Paraneoplastisches 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik, 7 Band Chirurgie,
ter, sekundärer und nicht näher bezeichneter Syndrom) Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie, 7 Band Grundlagen,
Lokalisationen 7 Band Innere Medizin, 7 Kap. 5.2.9.2, 7 Kap. 3.4.2
XII Gegenstandskatalog
F07 Persönlichkeits- und Verhaltensstörung auf- (z.B. Organische Persönlichkeitsstörung) 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
grund einer Krankheit, Schädigung oder Funk-
tionsstörung des Gehirns
51 F10-F19 Psychische und Verhaltensstörungen durch (z.B. Psychische und Verhaltensstörungen 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik, 7 Band Querschnitts-
psychotrope Substanzen durch Alkohol, Opioide und Cannabinoide, bereiche
Entzugssyndrom mit Delir)
52 F20-F29 Schizophrenie, schizotype und wahnhafte
Störungen
F20 Schizophrenie 7 Band Grundlagen, 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
F22 Anhaltende wahnhafte Störungen 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
F25 Schizoaffektive Störungen 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
53 F30-F39 Affektive Störungen
F31 Bipolare affektive Störung 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
F32 Depressive Episode 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
F33 Rezidivierende depressive Störung 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
F34 Anhaltende affektive Störungen 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
54 F40-F48 Neurotische, Belastungs- und somatoforme
Störungen
F40 Phobische Störungen 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
F41 Andere Angststörungen (z.B. Panikstörung, Generalisierte Angst- 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik, 7 Band Querschnitts-
störung) bereiche
F42 Zwangsstörung 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
F43 Reaktionen auf schwere Belastungen und (z.B. Akute Belastungsreaktion, Posttrau- 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
Anpassungsstörungen matische Belastungsstörung, Anpassungs-
störungen)
F44 Dissoziative Störungen [Konversionsstörun- 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
gen]
F45 Somatoforme Störungen (z.B. Hypochrondrische Störung) 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
55 F50-F59 Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen
Störungen und Faktoren
F50 Essstörungen (z.B. Anorexia nervosa, Bulimia nervosa) 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
F51 Nichtorganische Schlafstörungen 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik, 7 Band Querschnitts-
bereiche
F52 Sexuelle Funktionsstörungen, nicht verursacht (z.B. Erektile Dysfunktion) 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik, 7 Band Chirurgie, Or-
durch eine organische Störung oder Krankheit thopädie und Unfallchirurgie, Urologie, 7 Band Querschnittsbereiche
F54 Psychologische Faktoren oder Verhaltens- 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
faktoren bei anderenorts klassifizierten Krank-
heiten
56 F60-F69 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
F60 Spezifische Persönlichkeitsstörungen (z.B. Dissoziale Persönlichkeitsstörung, 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
Emotional instabile Persönlichkeitsstö-
rung)
57 F70-F79 Intelligenzminderung 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
58 F80-F89 Entwicklungsstörungen (z.B. des Sprechens und der Sprache, schu- 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
lischer Fertigkeiten; Frühkindlicher Autis-
mus)
59 F90-F98 Verhaltens- und emotionale Störungen mit
Beginn in der Kindheit und Jugend
F90 Hyperkinetische Störungen 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
F91 Störungen des Sozialverhaltens 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
F93 Emotionale Störungen des Kindesalters 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
F94 Störungen sozialer Funktionen mit Beginn in (z.B. Elektiver Mutismus) 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
der Kindheit und Jugend
F95 Ticstörungen 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
F98 Andere Verhaltens- und emotionale Störun- (z.B. Nichtorganische Enuresis) 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
gen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
60 G00-G09 Entzündliche Krankheiten des Zentral- (z.B. Meningitis, Enzephalitis, Myelitis, En- 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
nervensystems zephalomyelitis, Intrakranielle und intra- 7 Band Grundlagen, 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
spinale Abszesse und Granulome)
61 G10-G13 Systematrophien, die vorwiegend das
Zentralnervensystem betreffen
G10 Chorea Huntington 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik, 7 Band Grundlagen
G11 Hereditäre Ataxie 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
G12 Spinale Muskelatrophie und verwandte 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
Syndrome
62 G20-G26 Extrapyramidale Krankheiten und
Bewegungsstörungen
G20 Primäres Parkinson-Syndrom (z.B. Demenz mit Lewy-Körperchen bei 7 Band Querschnittsbereiche, 7 Band Neurologie, Psychiatrie,
Parkinson-Syndrom) Psychosomatik
G21 Sekundäres Parkinson-Syndrom 7 Band Querschnittsbereiche, 7 Band Neurologie, Psychiatrie,
Psychosomatik
XV
Gegenstandskatalog
G23 Sonstige degenerative Krankheiten der Basal- 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
ganglien
G24 Dystonie 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
G25 Sonstige extrapyramidale Krankheiten und (z.B. Restless-Legs-Syndrom) 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
Bewegungsstörungen
63 G30-G32 Sonstige degenerative Krankheiten des
Nervensystems
G30 Alzheimer-Krankheit 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik, 7 Band Querschnitts-
bereiche
64 G35-G37 Demyelinisierende Krankheiten des Zentral-
nervensystems
G35 Multiple Sklerose [Encephalomyelitis dissemi- 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
nata]
65 G40-G47 Episodische und paroxysmale Krankheiten
des Nervensystems
G40 Epilepsie 7 Band Querschnittsbereiche, 7 Band Grundlagen, 7 Band Neuro-
logie, Psychiatrie, Psychosomatik
G41 Status epilepticus 7 Band Querschnittsbereiche, 7 Band Neurologie, Psychiatrie,
Psychosomatik
G43 Migräne 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
G44 Sonstige Kopfschmerzsyndrome (z.B. Cluster-Kopfschmerz, Vasomotori- 7 Band Querschnittsbereiche, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Un-
scher Kopfschmerz, Spannungskopf- fallchirurgie, Urologie, 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
schmerz, Chronischer posttraumatischer
Kopfschmerz, Arzneimittelinduzierter
Kopfschmerz)
G45 Zerebrale transitorische Ischämie und ver- 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
wandte Syndrome
G46 Zerebrale Gefäßsyndrome bei zerebrovaskulä- 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik, 7 Band Querschnitts-
ren Krankheiten bereiche, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
G47 Schlafstörungen 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
66 G50-G59 Krankheiten von Nerven, Nervenwurzeln
und Nervenplexus
G50 Krankheiten des N. trigeminus [V. Hirnnerv] 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik, 7 Band Chirurgie,
Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
G51 Krankheiten des N. facialis [VII. Hirnnerv] 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
G52 Krankheiten sonstiger Hirnnerven 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
G54 Krankheiten von Nervenwurzeln und Nerven- 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
plexus
G56 Mononeuropathien der oberen Extremität 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik, 7 Band Allgemein-
medizin, Anästhesie, Arbeits- und Sozialmedizin, Rechtsmedizin,
7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
G57 Mononeuropathien der unteren Extremität 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
67 G60-G64 Polyneuropathien und sonstige Krankheiten
des peripheren Nervensystems
G61 Polyneuritis 7 Band Allgemeinmedizin, Anästhesie, Arbeits- und Sozialmedizin,
Rechtsmedizin, 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
G62 Sonstige Polyneuropathien (z.B. Alkoholneuropathie) 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
G63 Polyneuropathie bei anderenorts klassifizier- (z.B. Diabetische Polyneuropathie) 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
ten Krankheiten
68 G70-G73 Krankheiten im Bereich der neuro-
muskulären Synapse und des Muskels
G70 Myasthenia gravis und sonstige neuromusku- 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
läre Krankheiten
G71 Primäre Myopathien (z.B. Muskeldystrophien, Myotone 7 Band Grundlagen, 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
Syndrome)
G72 Sonstige Myopathien (z.B. Arzneimittelinduzierte Myopathie) 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik, 7 Band Querschnitts-
bereiche, 7 Band Allgemeinmedizin, Anästhesie, Arbeits- und Sozial-
medizin, Rechtsmedizin
69 G80-G83 Zerebrale Lähmung und sonstige Läh-
mungssyndrome
G80 Infantile Zerebralparese 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
G95 Sonstige Krankheiten des Rückenmarkes (z.B. Syringomyelie) 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik, 7 Band Chirurgie,
Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
71 H00-H06 Affektionen des Augenlides, des Tränenap-
parates und der Orbita
H00 Hordeolum und Chalazion 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
H02 Sonstige Affektionen des Augenlides (z.B. Ektropium, Entropium, Ptosis) 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
H04 Affektionen des Tränenapparates 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
72 H10-H13 Affektionen der Konjunktiva
H10 Konjunktivitis 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
73 H15-H22 Affektionen der Sklera, der Hornhaut, der Iris
und des Ziliarkörpers
H15 Affektionen der Sklera (z.B. Skleritis, Episkleritis) 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
H16 Keratitis 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
H18 Sonstige Affektionen der Hornhaut (z.B. Keratokonus) 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
H20 Iridozyklitis 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
H22 Affektionen der Iris und des Ziliarkörpers bei (z.B. Iridozyklitis bei Zoster, bei Spondylitis 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
anderenorts klassifizierten Krankheiten ankylopoetica)
74 H25-H28 Affektionen der Linse
H25 Cataracta senilis 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
H26 Sonstige Kataraktformen (z.B. Cataracta traumatica) 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde, 7 Band Allgemein-
medizin, Anästhesie, Arbeits- und Sozialmedizin, Rechtsmedizin
75 H30-H36 Affektionen der Aderhaut und der Netzhaut
H30 Chorioretinitis 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
H32 Chorioretinale Affektionen bei anderenorts (z.B. bei Toxoplasmose) 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
klassifizierten Krankheiten
H33 Netzhautablösung und Netzhautriss 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
H34 Netzhautgefäßverschluss 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
H35 Sonstige Affektionen der Netzhaut (z.B. Hypertensive Retinopathie, Retino- 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
pathia praematurorum, Altersbedingte
Makuladegeneration [AMD], Retinopathia
pigmentosa)
H36 Affektionen der Netzhaut bei anderenorts (z.B. Diabetische Retinopathie, Atheroskle- 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
klassifizierten Krankheiten rotische Retinopathie)
76 H40-H42 Glaukom 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde, 7 Band Querschnitts-
bereiche
77 H43-H45 Affektionen des Glaskörpers und des
Augapfels
H43 Affektionen des Glaskörpers (z.B. Glaskörperblutung) 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
H44 Affektionen des Augapfels (z.B. Endophthalmitis, Intraokularer Fremd- 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
körper)
78 H46-H48 Affektionen des N. opticus und der Sehbahn
H46 Neuritis nervi optici 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
H47 Sonstige Affektionen des N. opticus [II. Hirn- (z.B. Anteriore ischämische Optikusneuro- 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
nerv] und der Sehbahn pathie (AION), arteriosklerotisch)
H48 Affektionen des N. opticus [II. Hirnnerv] und (z.B. bei Multipler Sklerose) 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
der Sehbahn bei anderenorts klassifizierten
Krankheiten
79 H49-H52 Affektionen der Augenmuskeln, Störungen
der Blickbewegungen sowie Akkommoda-
tionsstörungen und Refraktionsfehler
H49 Strabismus paralyticus 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
H50 Sonstiger Strabismus (z.B. Strabismus concomitans) 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
H52 Akkommodationsstörungen und Refraktions- 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
fehler
80 H53-H54 Sehstörungen und Blindheit 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
81 H60-H62 Krankheiten des äußeren Ohres
H60 Otitis externa 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
82 H65-H75 Krankheiten des Mittelohres und des
Warzenfortsatzes
H65 Nichteitrige Otitis media 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
H66 Eitrige und nicht näher bezeichnete Otitis 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
media
H68 Entzündung und Verschluß der Tuba auditiva 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
H70 Mastoiditis und verwandte Zustände 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
H71 Cholesteatom des Mittelohres 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
H72 Trommelfellperforation 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
83 H80-H83 Krankheiten des Innenohres
H80 Otosklerose 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
XVII
Gegenstandskatalog
H81 Störungen der Vestibularfunktion (z.B. Ménière-Krankheit) 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
H83 Sonstige Krankheiten des Innenohres (z.B. Lärmschwerhörigkeit) 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde, 7 Band Querschnitts-
bereiche, 7 Band Allgemeinmedizin, Anästhesie, Arbeit- und Sozial-
medizin, Rechtsmedizin
84 H90-H95 Sonstige Krankheiten des Ohres
H90 Hörverlust durch Schalleitungs- oder Schall- (z.B. Angeborene Taubheit) 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde, 7 Band Gynäkologie,
empfindungsstörung Pädiatrie
H91 Sonstiger Hörverlust (z.B. Altersschwerhörigkeit) 7 Band Querschnittsbereiche, 7 Band Dermatologie, HNO, Augen-
heilkunde
85 I00-I02 Akutes rheumatisches Fieber 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 9.1.3.2
86 I05-I09 Chronische rheumatische Herzkrankheiten
I05 Rheumatische Mitralklappenkrankheiten
I06 Rheumatische Aortenklappenkrankheiten 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
87 I10-I15 Hypertonie [Hochdruckkrankheit]
I10 Essentielle (primäre) Hypertonie 7 Band Grundlagen, 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.2.1,
7 Band Querschnittsbereiche
I11 Hypertensive Herzkrankheit 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.2.3
I12 Hypertensive Nierenkrankheit 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.2.4
I15 Sekundäre Hypertonie 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.2.2, 7 Band Querschnittsbereiche,
7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
7 Band Grundlagen
88 I20-I25 Ischämische Herzkrankheiten
I20 Angina pectoris 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.3.1, 7 Kap. 1.3.2, 7 Band Quer-
schnittsbereiche, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie,
Urologie
I21 Akuter Myokardinfarkt 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.3.3, 7 Band Querschnittsbereiche
I22 Rezidivierender Myokardinfarkt 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.3.4
I25 Chronische ischämische Herzkrankheit 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.3
89 I26-I28 Pulmonale Herzkrankheit und Krankheiten
des Lungenkreislaufes
I26 Lungenembolie 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 3.5.2, 7 Band Allgemeinmedizin,
Anästhesie, Arbeits- und Sozialmedizin, Rechtsmedizin, 7 Band Quer-
schnittsbereiche, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie,
Urologie
I27 Sonstige pulmonale Herzkrankheiten (z.B. Cor pulmonale) 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.9.1, 7 Kap. 1.9.2
90 I30-I52 Sonstige Formen der Herzkrankheit
I30 Akute Perikarditis 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.8.1
I31 Sonstige Krankheiten des Perikards (z.B. Chronische Perikarditis) 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.8.1
I34 Nichtrheumatische Mitralklappenkrankheiten 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.10.3, 7 Kap. 1.10.4,
7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
I35 Nichtrheumatische Aortenklappenkrank- 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.10.1, 7 Kap. 1.10.2
heiten
I38 Endokarditis, Herzklappe nicht näher 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.7
bezeichnet
I39 Endokarditis und Herzklappenkrankheiten bei 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.7.2, 7 Kap. 1.10
anderenorts klassifizierten Krankheiten
I40 Akute Myokarditis 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.6
I41 Myokarditis bei anderenorts klassifizierten 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.6
Krankheiten
I42 Kardiomyopathie 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.5
I44 Atrioventrikulärer Block und Linksschenkel- 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.11.2
block
I45 Sonstige kardiale Erregungsleitungsstörungen (z.B. Rechtsschenkelblock, Präexitations- 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.11.3, 7 Kap. 1.12.1.4
Syndrom)
I46 Herzstillstand (z.B. Plötzlicher Herztod) 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.12.2.1, 7 Band Querschnittsbereiche
I47 Herzstillstand 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.12.2, 7 Band Querschnittsbereiche
I48 Vorhofflattern und Vorhofflimmern 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.12.1.1, 7 Kap. 1.12.1.2
I49 Sonstige kardiale Arrhythmien (z.B. Kammerflimmern, Sick-Sinus- 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.12.1.5. 7 Kap. 1.11.1, 7 Kap. 1.12.1.3,
Syndrom) 7 Band Querschnittsbereiche
I50 Herzinsuffizienz 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 1.4
91 I60-I69 Zerebrovaskuläre Krankheiten
I60 Subarachnoidalblutung 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik, 7 Band Chirurgie,
Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
I61 Intrazerebrale Blutung 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik, 7 Band Chirurgie,
Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
I62 Sonstige nichttraumatische intrakranielle (z.B. Spontane subarachnoidale Blutung) 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
Blutung
I63 Hirninfarkt 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
XVIII Gegenstandskatalog
I65 Verschluss und Stenose präzerebraler Arterien (z.B. Basilaristhrombose) 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
ohne resultierenden Hirninfarkt
I66 Verschluss und Stenose zerebraler Arterien 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
ohne resultierenden Hirninfarkt
I67 Sonstige zerebrovaskuläre Krankheiten (z.B. Hirnatherosklerose, Hirnvenenthrom- 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik, 7 Band Chirurgie,
bose) Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
I69 Folgen einer zerebrovaskulären Krankheit 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
92 I70-I79 Krankheiten der Arterien, Arteriolen und
Kapillaren
I70 Atherosklerose 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 2.1.2, 7 Band Grundlagen,
7 Band Querschnittsbereiche
I71 Aortenaneurysma und -dissektion 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
7 Band Innere Medizin, 7 Band Grundlagen
I72 Sonstiges Aneurysma (z.B. Aneurysma der A. carotis) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
7 Band Innere Medizin, 7 Band Grundlagen
I73 Sonstige periphere Gefäßkrankheiten (z.B. Raynaud-Syndrom, Thrombangiitis 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 2.1.5, 7 Kap. 2.1.4.4, 7 Kap. 2.1.2.1,
obliterans, Claudicatio intermittens) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
I74 Arterielle Embolie und Thrombose 7 Band Innere Medizin, 7 Kap. 2.1.3, 7 Band Grundlagen
93 I80-I89 Krankheiten der Venen, der Lymphgefäße
und der Lymphknoten, anderenorts nicht
klassifiziert
I80 Phlebitis und Thrombophlebitis 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 2.2.3, 7 Band Dermatologie, HNO,
Augenheilkunde
I81 Pfortaderthrombose 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
7 Band Innere Medizin 7 Kap. 5.2.6.3
I82 Sonstige venöse Embolie und Thrombose (z.B. Thrombophilie wie Protein-S-Mangel, 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 7.6.2, 7 Kap. 7.6.2.4, 7 Kap. 7.6.2.1
Protein-C-Mangel, APC-Resistenz)
I83 Varizen der unteren Extremitäten (z.B. Ulcus cruris venosum) 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 2.2.6, 7 Band Chirurgie, Orthopädie
und Unfallchirurgie, Urologie, 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheil-
kunde
I84 Hämorrhoiden 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
I85 Ösophagusvarizen 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 4.1.2, 7 Band Chirurgie, Orthopädie
und Unfallchirurgie, Urologie
I86 Varizen sonstiger Lokalisationen (z.B. Magenvarizen, Varikozele) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
7 Band Innere Medizin, 7 Kap. 4.1.2
I87 Sonstige Venenkrankheiten (z.B. Postthrombotisches Syndrom, Venöse 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde, 7 Band Innere Medizin,
Insuffizienz) 7 Kap. 2.2.5
I88 Unspezifische Lymphadenitis 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 2.3.1, 7 Band Dermatologie, HNO,
Augenheilkunde
I89 Sonstige nichtinfektiöse Krankheiten der (z.B. Lymphödem) 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde, 7 Band Innere Medizin
Lymphgefäße und Lymphknoten 7 Kap. 2.3.2
94 J00-J06 Akute Infektionen der oberen Atemwege
J00 Akute Rhinopharyngitis 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
[Erkältungsschnupfen]
J01 Akute Sinusitis 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
J02 Akute Pharyngitis 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
J03 Akute Tonsillitis 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
J04 Akute Laryngitis und Tracheitis 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
J05 Akute obstruktive Laryngitis [Krupp] und Epi- 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde, 7 Band Gynäkologie,
glottitis Pädiatrie
J06 Akute Infektionen an mehreren oder nicht nä- (z.B. Grippaler Infekt) 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde, 7 Band Grundlagen,
her bezeichneten Lokalisationen der oberen 7 Band Innere Medizin, 7 Band Querschnittsbereiche
Atemwege
95 J10-J18 Grippe und Pneumonie 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 3.3.2, 7 Band Querschnittsbereiche,
7 Band Grundlagen
96 J20-J22 Sonstige akute Infektionen der unteren
Atemwege
J20 Akute Bronchitis 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 3.3.1.1
J21 Akute Bronchiolitis (z.B. RSV-Infektion) 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 3.3.1.4, 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie,
7 Band Grundlagen
97 J30-J39 Sonstige Krankheiten der oberen Atemwege
J30 Vasomotorische und allergische Rhinopathie 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
J31 Chronische Rhinitis, Rhinopharyngitis und 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
Pharyngitis
J32 Chronische Sinusitis 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
J33 Nasenpolyp 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie, 7 Band Dermatologie, HNO, Augen-
heilkunde
J34 Sonstige Krankheiten der Nase und der Nasen- (z.B. Nasenfurunkel) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, 7 Band Dermato-
nebenhöhlen logie, HNO, Augenheilkunde
J35 Chronische Krankheiten der Gaumen- und Ra- 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde, 7 Band Gynäkologie,
chenmandeln Pädiatrie
XIX
Gegenstandskatalog
J38 Krankheiten der Stimmlippen und des Kehl- (z.B. Stimmlippenknötchen) 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
kopfes, anderenorts nicht klassifiziert
98 J40-J47 Chronische Krankheiten der unteren Atem-
wege
J41 Einfache und schleimig-eitrige chronische 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 3.3.1.2
Bronchitis
J43 Emphysem 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 3.3.1.3, 7 Band Grundlagen
J44 Sonstige chronische obstruktive Lungenkrank- (z.B. COPD) 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 3.3.1.2
heit
J45 Asthma bronchiale 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 3.2.1
J46 Status asthmaticus 7 Band Querschnittsbereiche, 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 3.2.2
J47 Bronchiektasen 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 3.2.3
99 J60-J70 Lungenkrankheiten durch exogene
Substanzen
J61 Pneumokoniose durch Asbest und sonstige (Asbestose) 7 Band Allgemeinmedizin, Anästhesie, Arbeits- und Sozialmedizin,
anorganische Fasern Rechtsmedizin, 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 3.2.7
J62 Pneumokoniose durch Quarzstaub (z.B. Silikose) 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 3.2.7, 7 Band Allgemeinmedizin,
Anästhesie, Arbeits- und Sozialmedizin, Rechtsmedizin
J67 Allergische Alveolitis durch organischen Staub (z.B. Farmerlunge) 7 Band Innere Medizin, 7 Band Allgemeinmedizin, Anästhesie,
Arbeits- und Sozialmedizin, Rechtsmedizin
100 J80-J84 Sonstige Krankheiten der Atmungsorgane,
die hauptsächlich das Interstitium betreffen
J81 Lungenödem 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 3.5.1, 7 Band Allgemeinmedizin,
Anästhesie, Arbeits- und Sozialmedizin, Rechtsmedizin,
7 Band Grundlagen
J84 Sonstige interstitielle Lungenkrankheiten (z.B. Hamman-Rich-Syndrom) 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 3.2.5
101 J85-J86 Purulente und nekrotisierende
Krankheitszustände der unteren Atemwege
J86 Pyothorax 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 3.3.6, 7 Band Chirurgie, Orthopädie
und Unfallchirurgie, Urologie
102 J90-J94 Sonstige Krankheiten der Pleura
J90 Pleuraerguss, anderenorts nicht klassifiziert (z.B. Exsudative Pleuritis) 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 3.6.2
J91 Pleuraerguß bei anderenorts klassifizierten 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 3.6.2
Krankheiten
J93 Pneumothorax 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 3.6.1, 7 Band Querschnittsbereiche,
7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
103 J95-J99 Sonstige Krankheiten des Atmungssystems
J98 Sonstige Krankheiten der Atemwege (z.B. Atelektase, Interstitielles Emphysem, 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 3.2.6, 7 Kap. 3.3.1.3, 7 Kap. 3.3.6
Mediastinitis)
104 K00-K14 Krankheiten der Mundhöhle, der Speichel-
drüsen und der Kiefer
K10 Sonstige Krankheiten der Kiefer (z.B. Kieferosteomyelitis) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
K11 Krankheiten der Speicheldrüsen (z.B. Sialolithiasis) 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
K12 Stomatitis und verwandte Krankheiten (z.B. Rezidivierende orale Aphthen) 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde, 7 Band Gynäkologie,
Pädiatrie
K13 Sonstige Krankheiten der Lippe und der (z.B. Cheilitis, Leukoplakie) 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde, 7 Band Gynäkologie,
Mundschleimhaut Pädiatrie
105 K20-K31 Krankheiten des Ösophagus, des Magens
und des Duodenums
K20 Ösophagitis 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 4.1.3
K21 Gastroösophageale Refluxkrankheit 7 Band Querschnittsbereiche, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und
Unfallchirurgie, Urologie, 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 4.1.4
K22 Sonstige Krankheiten des Ösophagus (z.B. Erworbene Divertikel, Mallory-Weiss- 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 4.1.5, 7 Kap. 4.1.6, 7 Band Chirurgie,
Syndrom, Perforation) Orthiopädie und Unfallchirurgie, Urologie
K25 Ulcus ventriculi 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
7 Band Innere Medizin 7 Kap. 4.2.2, 7 Band Allgemeinmedizin,
Anästhesie, Arbeits- und Sozialmedizin, Rechtsmedizin
K26 Ulcus duodeni 7 Band Allgemeinmedizin, Anästhesie, Arbetis- und Sozialmedizin,
Rechtsmedizin, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie,
Urologie, 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 4.2.2
K29 Gastritis und Duodenitis 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 4.2.3, 7 Kap. 4.2.2
K30 Dyspepsie 7 Band Querschnittsbereiche
106 K35-K38 Krankheiten der Appendix
K35 Akute Appendizitis 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 4.3.6, 7 Band Chirurgie, Orthopädie
und Unfallchirurgie, Urologie
107 K40-K46 Hernien
K40 Hernia inguinalis 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
K41 Hernia femoralis 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
K42 Hernia umbilicalis 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
K43 Hernia ventralis 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
XX Gegenstandskatalog
M17 Gonarthrose [Arthrose des Kniegelenkes] 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
M19 Sonstige Arthrose (z.B. Omarthrose) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
125 M20-M25 Sonstige Gelenkkrankheiten
M20 Erworbene Deformitäten der Finger und Ze- (z.B. Hallux valgus) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
hen
M21 Sonstige erworbene Deformitäten der Extre- (z.B. Fallhand) 7 Band Allgemeinmedizin, Anästhesie, Arbeits- und Sozialmedizin,
mitäten Rechtsmedizin, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie,
Urologie
M22 Krankheiten der Patella 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
M23 Binnenschädigung des Kniegelenkes [internal (z.B. Meniskusschädigung) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
derangement]
M24 Sonstige näher bezeichnete Gelenkschädigun- (z.B. Freier Gelenkkörper) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
gen
M25 Sonstige Gelenkkrankheiten, anderenorts (z.B. Hämarthros, Gelenkinstabilität, Ge- 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
nicht klassifiziert lenksteife)
126 M30-M36 Systemkrankheiten des Bindegewebes
M30 Panarteriitis nodosa und verwandte Zustände (z.B. Kawasaki-Krankheit) 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 2.1.4.1, 7 Kap. 9.3.2.2,
7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
M31 Sonstige nekrotisierende Vaskulopathien (z.B. Hypersensitivitätsangiitis, Riesenzel- 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 2.1.4.2, 7 Kap. 2.1.4.3
larteriitis)
M32 Systemischer Lupus erythematodes 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
M33 Dermatomyositis-Polymyositis 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
M34 Systemische Sklerose 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde
M35 Sonstige Krankheiten mit Systembeteiligung (z.B. Polymyalgia rheumatica) 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 9.3.3.1
des Bindegewebes
127 M40-M43 Deformitäten der Wirbelsäule und des
Rückens
M40 Kyphose und Lordose 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
M41 Skoliose 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
M42 Osteochondrose der Wirbelsäule 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
M43 Sonstige Deformitäten der Wirbelsäule und (z.B. Spondylolisthesis) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
des Rückens
128 M45-M49 Spondylopathien
M45 Spondylitis ankylosans 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
M46 Sonstige entzündliche Spondylopathien (z.B. Spondylodiszitis) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
M47 Spondylose 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
M48 Sonstige Spondylopathien (z.B. Lumbale Spinalstenose) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
129 M50-M54 Sonstige Krankheiten der Wirbelsäule und
des Rückens
M50 Zervikale Bandscheibenschäden (z.B. zervikale Myelopathie) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
M51 Sonstige Bandscheibenschäden (z.B. Lumbaler Bandscheibenvorfall) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
M53 Sonstige Krankheiten der Wirbelsäule und des (z.B. Zervikobrachial-Syndrom) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
Rückens, anderenorts nicht klassifiziert
M54 Rückenschmerzen (z.B. Lumboischialgie) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
130 M60-M63 Krankheiten der Muskeln
M60 Myositis 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 9.4.1
M61 Kalzifikation und Ossifikation von Muskeln 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
131 M65-M68 Krankheiten der Synovialis und der Sehnen
M65 Synovitis und Tenosynovitis (z.B. Schnellender Finger) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
132 M70-M79 Sonstige Krankheiten des Weichteilgewebes
M70 Krankheiten des Weichteilgewebes im Zusam- (z.B. Bursitis praepatellaris) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
menhang mit Beanspruchung, Überbeanspru- 7 Band Allgemeinmedizin, Anästhesie, Arbeits- und Sozialmedizin,
chung und Druck Rechtsmedizin
M72 Fibromatosen (z.B. Nekrotisierende Fasziitis) 7 Band Grundlagen, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfall-
chirurgie, Urologie
M75 Schulterläsionen (z.B. Läsionen der Rotatorenmanschette) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
M76 Enthesopathien der unteren Extremität mit (z.B. Tractus-iliotibialis-Syndrom) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
Ausnahme des Fußes
M77 Sonstige Enthesopathien (z.B. Epicondylitis radialis humeri) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
M79 Sonstige Krankheiten des Weichteilgewebes, (z.B. Fibromyalgie, Neuralgie) 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde, 7 Band Innere Medizin
anderenorts nicht klassifiziert 7 Kap. 9.2.1, 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
133 M80-M85 Veränderungen der Knochendichte und -
struktur
M80 Osteoporose mit pathologischer Fraktur 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
7 Band Querschnittsbereiche
M81 Osteoporose ohne pathologische Fraktur 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
7 Band Querschnittsbereiche
XXIII
Gegenstandskatalog
M85 Sonstige Veränderungen der Knochendichte (z.B. Knochenzyste) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
und -struktur
134 M86-M90 Sonstige Osteopathien
M86 Osteomyelitis 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
M87 Knochennekrose (z.B. Idiopathische aseptische Knochen- 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
nekrose)
M88 Osteodystrophia deformans [Paget-Krankheit] 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
M89 Sonstige Knochenkrankheiten (z.B. Komplexes regionales Schmerz- 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik
syndrom)
135 M91-M94 Chondropathien (z.B. M. Perthes, Osteochondrosis 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
dissecans) 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
136 M95-M99 Sonstige Krankheiten des Muskel-Skelett-
Systems und des Bindegewebes
M99 Biomechanische Funktionsstörungen, (z.B. Knöcherne Stenose des Spinalkanals, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
anderenorts nicht klassifiziert Stenose des Spinalkanals durch Band-
scheiben)
137 N00-N08 Glomeruläre Krankheiten
N00 Akutes nephritisches Syndrom 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
7 Band Innere Medizin 7 Kap. 6.4.5
N01 Rapid-progressives nephritisches Syndrom 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
7 Band Innere Medizin, 7 Kap. 6.4.3
N02 Rezidivierende und persistierende Hämaturie 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
7 Band Innere Medizin, 7 Kap. 6
N03 Chronisches nephritisches Syndrom 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
7 Band Innere Medizin, 7 Kap. 6.2.4
N04 Nephrotisches Syndrom 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
7 Band Innere Medizin, 7 Kap. 6.4.6
138 N10-N16 Tubulointerstitielle Nierenkrankheiten
N10 Akute tubulointerstitielle Nephritis 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
7 Band Innere Medizin, 7 Kap. 6.3
N11 Chronische tubulointerstitielle Nephritis 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
7 Band Innere Medizin, 7 Kap. 6.3
N13 Obstruktive Uropathie und Refluxuropathie 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
N15 Sonstige tubulointerstitielle Nierenkrank- (z.B. Nierenkarbunkel, Paranephritis) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
heiten 7 Band Innere Medizin, 7 Kap. 6.3
139 N17-N19 Niereninsuffizienz
N17 Akutes Nierenversagen 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
7 Band Innere Medizin 7 Kap. 6.5.1, 7 Band Allgemeinmedizin,
Anästhesie, Arbeits- und Sozialmedizin, Rechtsmedizin
N18 Chronische Niereninsuffizienz 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
7 Band Innere Medizin 7 Kap. 6.5.2, 7 Band Querschnittsbereiche
140 N20-N23 Urolithiasis
N20 Nieren- und Ureterstein 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
N21 Stein in den unteren Harnwegen (z.B. Blasenstein) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
141 N25-N29 Sonstige Krankheiten der Niere und des
Ureters
N26 Schrumpfniere, nicht näher bezeichnet 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
7 Band Innere Medizin, 7 Kap. 6.5.2
N28 Sonstige Krankheiten der Niere und des (z.B. Niereninfarkt) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
Ureters, anderenorts nicht klassifiziert 7 Band Innere Medizin, 7 Kap. 6
142 N30-N39 Sonstige Krankheiten des Harnsystems
N30 Zystitis 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
N31 Neuromuskuläre Dysfunktion der Harnblase, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
anderenorts nicht klassifiziert
N32 Sonstige Krankheiten der Harnblase (z.B. Blasenhalsobstruktion) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
N34 Urethritis und urethrales Syndrom 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
N35 Harnröhrenstriktur 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
N39 Sonstige Krankheiten des Harnsystems (z.B. Stressinkontinenz, Urgeinkontinenz, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
Harnwegsinfektion, Urosepsis) 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 6.2, 7 Band Allgemeinmedizin,
Anästhesie, Arbeits- und Sozialmedizin, Rechtsmedizin
143 N40-N51 Krankheiten der männlichen Genitalorgane
N40 Prostatahyperplasie 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
N41 Entzündliche Krankheiten der Prostata 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
N43 Hydrozele und Spermatozele 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
N44 Hodentorsion und Hydatidentorsion 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
N45 Orchitis und Epididymitis 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
N46 Sterilität beim Mann 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
XXIV Gegenstandskatalog
N47 Vorhauthypertrophie, Phimose und Paraphi- 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
mose
N48 Sonstige Krankheiten des Penis (z.B. Balanoposthitis, Priapismus, Impotenz 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
organischen Usprungs, Penisfraktur)
N49 Entzündliche Krankheiten der männlichen (z.B. Fournier-Gangrän) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
Genitalorgane, anderenorts nicht klassifiziert
144 N60-N64 Krankheiten der Mamma [Brustdrüse]
N60 Gutartige Mammadysplasie (z.B. Fibrozystische Mastopathie) 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
N61 Entzündliche Krankheiten der Mamma [Brust- 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
drüse]
145 N70-N77 Entzündliche Krankheiten der weiblichen
Beckenorgane
N70 Salpingitis und Oophoritis 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
N71 Entzündliche Krankheit des Uterus, ausge- 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
nommen der Zervix
N72 Entzündliche Krankheit der Cervix uteri 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
N73 Sonstige entzündliche Krankheiten im weibli- (z.B. Parametritis, Pelveoperitonitis) 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und
chen Becken Unfallchirurgie, Urologie
N75 Krankheiten der Bartholin-Drüsen 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
N76 Sonstige entzündliche Krankheit der Vagina (z.B. Akute Kolpitis) 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
und Vulva
146 N80-N98 Nichtentzündliche Krankheiten des weibli-
chen Genitaltraktes
N80 Endometriose 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
N81 Genitalprolaps bei der Frau 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
N85 Sonstige nichtentzündliche Krankheiten des (z.B. Glanduläre Hyperplasie, Adenomatö- 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
Uterus, ausgenommen der Zervix se Hyperplasie)
N86 Erosion und Ektropium der Cervix uteri 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
N87 Dysplasie der Cervix uteri 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
N89 Sonstige nichtentzündliche Krankheiten der (z.B. Hochgradige Dysplasie) 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
Vagina
N90 Sonstige nichtentzündliche Krankheiten der (z.B. Atrophie der Vulva) 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
Vulva und des Perineums
N91 Ausgebliebene, zu schwache oder zu seltene 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
Menstruation
N92 Zu starke, zu häufige oder unregelmäßige 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
Menstruation
N94 Schmerz und andere Zustände im Zusammen- (z.B. Dyspareunie) 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
hang mit den weiblichen Genitalorganen und
dem Menstruationszyklus
N95 Klimakterische Störungen 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
N97 Sterilität der Frau 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
147 O00-O08 Schwangerschaft mit abortivem Ausgang
O00 Extrauteringravidität 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
O01 Blasenmole 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
O03 Spontanabort 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
148 O10-O16 Ödeme, Proteinurie und Hypertonie
während der Schwangerschaft, der Geburt
und des Wochenbettes
O14 Gestationshypertonie [schwangerschaftsindu- 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
ziert] mit bedeutsamer Proteinurie
O15 Eklampsie 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
149 O20-O29 Sonstige Krankheiten der Mutter, die vor-
wiegend mit der Schwangerschaft verbun-
den sind
O20 Blutung in der Frühschwangerschaft (z.B. Drohender Abort) 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
O24 Diabetes mellitus in der Schwangerschaft 7 Band Querschnittsbereiche, 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
O26 Betreuung der Mutter bei sonstigen Zustän- (z.B. Übermäßige Gewichtszunahme, 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
den, die vorwiegend mit der Schwangerschaft Herpes gestationis)
verbunden sind
150 O30-O48 Betreuung der Mutter im Hinblick auf den (z.B. Mehrlingsschwangerschaft, Übertra- 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
Feten und die Amnionhöhle sowie mögliche gene Schwangerschaft, Polyhydramnion)
Entbindungskomplikationen
151 O60-O75 Komplikationen bei Wehentätigkeit und (z.B. Abnorme Wehentätigkeit, Geburts- 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
Entbindung hindernis)
152 O85-O92 Komplikationen, die vorwiegend im
Wochenbett auftreten
O91 Infektionen der Mamma [Brustdrüse] im 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
Zusammenhang mit der Gestation
XXV
Gegenstandskatalog
153 O95-O99 Sonstige Krankheitszustände während der (z.B. Infektionskrankheiten während der 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
Gestationsperiode, die anderenorts nicht Schwangerschaft, Schwangerschaftsder-
klassifiziert sind matosen)
154 P00-P04 Schädigung des Feten und Neugeborenen (z.B. Schädigung des Kindes durch Placen- 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
durch mütterliche Faktoren und durch ta praevia)
Komplikationen bei Schwangerschaft,
Wehentätigkeit und Entbindung
155 P05-P08 Störungen im Zusammenhang mit der
Schwangerschaftsdauer und dem fetalen
Wachstum
P05 Intrauterine Mangelentwicklung und fetale 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
Mangelernährung
P07 Störungen im Zusammenhang mit kurzer 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
Schwangerschaftsdauer und niedrigem Ge-
burtsgewicht, anderenorts nicht klassifiziert
156 P10-P15 Geburtstrauma 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
157 P20-P29 Krankheiten des Atmungs- und Herz-Kreis- (z.B. Intrauterine Hypoxie, Atemnot-Syn- 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und
laufsystems, die für die Perinatalperiode drom und Aspirationssyndrome beim Unfallchirurgie, Urologie
spezifisch sind Neugeborenen, Angeborene Pneumonie,
Bronchopulmonale Dysplasie bei Frühge-
burtlichkeit, Herzrhythmusstörung beim
Neugeborenen, Persistierender Fetalkreis-
lauf )
158 P35-P39 Infektionen, die für die Perinatalperiode (z.B. Angeborene Sepsis) 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
spezifisch sind
159 P50-P61 Hämorrhagische und hämatologische
Krankheiten beim Feten und Neugeborenen
P53 Hämorrhagische Krankheit beim Feten und 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
Neugeborenen
P55 Hämolytische Krankheit beim Feten und 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
Neugeborenen
P57 Kernikterus 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
P59 Neugeborenenikterus durch sonstige und (z.B. Hyperbilirubinämie bei Frühgeburt- 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
nicht näher bezeichnete Ursachen lichkeit)
160 P70-P74 Transitorische endokrine und Stoffwechsel-
störungen, die für den Feten und das Neuge-
borene spezifisch sind
P70 Transitorische Störungen des Kohlenhydrat- (z.B. Syndrom des Kindes einer diabeti- 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie, 7 Band Grundlagen
stoffwechsels, die für den Feten und das schen Mutter)
Neugeborene spezifisch sind
P74 Sonstige transitorische Störungen des Elektro- (z.B. Dehydratation beim Neugeborenen) 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
lythaushaltes und des Stoffwechsels beim
Neugeborenen
161 P75-P78 Krankheiten des Verdauungssystems beim
Feten und Neugeborenen
P75 Mekoniumileus 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und
Unfallchirurgie, Urologie
P77 Enterocolitis necroticans beim Feten und 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und
Neugeborenen Unfallchirurgie, Urologie
162 P90-P96 Sonstige Störungen, die ihren Ursprung in
der Perinatalperiode haben
P90 Krämpfe beim Neugeborenen 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie, 7 Band Querschnittsbereiche
P91 Sonstige zerebrale Störungen beim Neugebo- 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
renen
P92 Ernährungsprobleme beim Neugeborenen 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
163 Q00-Q07 Angeborene Fehlbildungen des Nerven-
systems
Q05 Spina bifida 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und
Unfallchirurgie, Urologie
Q07 Sonstige angeborene Fehlbildungen des (z.B. Arnold-Chiari-Syndrom) 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie, 7 Band Neurologie, Psychiatrie,
Nervensystems Psychosomatik
164 Q10-Q18 Angeborene Fehlbildungen des Auges, des (z.B. Angeborene Fehlbildungen des Trä-
Ohres, des Gesichtes und des Halses nenapparats)
165 Q20-Q28 Angeborene Fehlbildungen des Kreislauf- (z.B. Transposition der großen Gefäße, Sep- 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
systems tumdefekte, Klappenstenosen und Klap- 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie
peninsuffizienzen, Hypoplastisches Links-
herzsyndrom, Offener Ductus Botalli, Aor-
tenisthmusstenose,
Lungenvenen-Fehleinmündungen, Hirn-
gefäßaneurysma)
166 Q30-Q34 Angeborene Fehlbildungen des Atmungs-
systems
Q30 Angeborene Fehlbildungen der Nase (z.B. Choanalatresie) 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie, 7 Band Dermatologie, HNO, Augen-
heilkunde
167 Q35-Q37 Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalte 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
XXVI Gegenstandskatalog
181 S60-S69 Verletzungen des Handgelenkes und der 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
Hand
182 S70-S79 Verletzungen der Hüfte und des Ober- 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
schenkels
183 S80-S89 Verletzungen des Knies und des Unter- 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
schenkels
184 S90-S99 Verletzungen der Knöchelregion und des 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie
Fußes
185 T00-T07 Verletzungen mit Beteiligung mehrerer
Körperregionen
186 T08-T14 Verletzungen nicht näher bezeichneter Teile (z.B. Wirbelsäulenfraktur, Rückenmarksver- 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik, 7 Band Querschnitts-
des Rumpfes, der Extremitäten oder anderer letzung ohne Höhenbezeichnung) bereiche, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie
Körperregionen
187 T15-T19 Folgen des Eindringens eines Fremdkörpers (z.B. Fremdkörper in den Atemwegen) 7 Band Allgemeinmedizin, Anästhesie, Arbeits- und Sozialmedizin,
durch eine natürliche Körperöffnung Rechtsmedizin, 7 Band Querschnittsbereiche
188 T20-T32 Verbrennungen oder Verätzungen 7 Band Dermatologie, HNO, Augenheilkunde, 7 Band Chirurgie,
Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie, 7 Band Allgemeinmedizin,
Anästhesie, Arbeits- und Sozialmedizin, Rechtsmedizin, 7 Band Quer-
schnittsbereiche
189 T33-T35 Erfrierungen 7 Band Querschnittsbereiche, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und
Unfallchirurgie, Urologie, 7 Band Allgemeinmedizin, Anästhesie,
Arbeits- und Sozialmedizin, Rechtsmedizin
190 T36-T50 Vergiftungen durch Arzneimittel, Drogen 7 Band Querschnittsbereiche, 7 Band Grundlagen, 7 Band Allgemein-
und biologisch aktive Substanzen medizin, Arbeits- und Sozialmedizin, Rechtsmedizin
191 T51-T65 Toxische Wirkungen von vorwiegend nicht 7 Band Allgemeinmedizin, Arbeits- und Sozialmedizin, Rechts-
medizinisch verwendeten Substanzen medizin, 7 Band Grundlagen
192 T66-T78 Sonstige und nicht näher bezeichnete
Schäden durch äußere Ursachen
T67 Schäden durch Hitze und Sonnenlicht 7 Band Allgemeinmedizin, Arbeits- und Sozialmedizin, Rechtsmedi-
zin, 7 Band Querschnittsbereiche
T68 Hypothermie 7 Band Querschnittsbereiche, 7 Band Allgemeinmedizin, Arbeits-
und Sozialmedizin, Rechtsmedizin
T69 Sonstige Schäden durch niedrige Temperatur (z.B. Frostbeulen) 7 Band Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Urologie,
7 Band Allgemeinmedizin, Arbeits- und Sozialmedizin, Rechts-
medizin, 7 Band Querschnittsbereiche
T71 Erstickung 7 Band Allgemeinmedizin, Arbeits- und Sozialmedizin, Rechtsmedizin
T74 Missbrauch von Personen (z.B. Kindesmisshandlung) 7 Band Allgemeinmedizin, Arbeits- und Sozialmedizin, Rechtsmedi-
zin, 7 Band Gynäkologie, Pädiatrie, 7 Band Neurologie, Psychiatrie,
Psychosomatik
T75 Schäden durch sonstige äußere Ursachen (z.B. Ertrinken, Schäden durch elektrischen 7 Band Allgemeinmedizin, Arbeits- und Sozialmedizin, Rechts-
Strom) medizin, 7 Band Querschnittsbereiche
T78 Unerwünschte Nebenwirkungen, anderenorts (z.B. Anaphylaktischer Schock, Angioneu- 7 Band Querschnittsbereiche, 7 Band Dermatologie, HNO, Augen-
nicht klassifiziert rotisches Ödem, Kuhmilchproteinintole- heilkunde, 7 Band Innere Medizin 7 Kap. 4.3.3.2, 7 Band Grundlagen
ranz)
T79 Bestimmte Frühkomplikationen eines Trau- (z.B. Luftembolie, Schock, Kompartment- 7 Band Querschnittsbereiche, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und
mas, anderenorts nicht klassifiziert syndrom) Unfallchirurgie, Urologie, 7 Band Grundlagen, 7 Band Allgemein-
medizin, Arbeits- und Sozialmedizin, Rechtsmedizin
193 T80-T88 Komplikationen bei chirurgischen Eingriffen (z.B. Septikämie, Transfusionsreaktion) 7 Band Allgemeinmedizin, Arbeits- und Sozialmedizin, Rechts-
und medizinischer Behandlung, anderenorts medizin, 7 Band Grundlagen
nicht klassifiziert
194 U00-U49 Vorläufige Zuordnungen für Krankheiten mit
unklarer Ätiologie
195 U04 Schweres akutes respiratorisches Syndrom 7 Band Grundlagen
[SARS]
196 U80-U85 Infektionserreger mit Resistenzen gegen
bestimmte Antibiotika oder Chemothera-
peutika
U80 Erreger mit bestimmten Antibiotikaresisten- 7 Band Grundlagen, 7 Band Querschnittsbereiche
zen, die besondere therapeutische oder hygie-
nische Maßnahmen erfordern
U82 Mykobakterien mit Resistenz gegen Antituber- 7 Band Querschnittsbereiche, 7 Band Grundlagen
kulotika (Erstrangmedikamente)
197 V01-X59 Unfälle 7 Band Querschnittsbereiche, 7 Band Allgemeinmedizin, Arbeits-
und Sozialmedizin, Rechtsmedizin, 7 Band Chirurgie, Orthopädie und
Unfallchirurgie, Urologie
198 X60-X84 Vorsätzliche Selbstbeschädigung 7 Band Querschnittsbereiche, 7 Band Neurologie, Psychiatrie, Psy-
chosomatik, 7 Band Allgemeinmedizin, Arbeits- und Sozialmedizin,
Rechtsmedizin
199 X85-Y09 Tätlicher Angriff 7 Band Allgemeinmedizin, Arbeits- und Sozialmedizin, Rechtsmedizin
XXIX
Inhaltsverzeichnis
1 Kardiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2 Angiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
1.1 Anamnese, klinische Untersuchung, 2.1 Erkrankungen arterieller Gefäße . . . . . . 58
Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2.1.1 Anamnese, klinische Untersuchung,
1.1.1 Anamnese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Diagnostik, Therapie . . . . . . . . . . . . . 58
1.1.2 Klinische Untersuchung . . . . . . . . . . . 3 2.1.2 Atherosklerose . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
1.1.3 Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.1.3 Arterielle Embolie und Thrombose . . . . 63
1.2 Arterieller Hypertonus . . . . . . . . . . . . 9 2.1.4 Vaskulitiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
1.2.1 Primäre Hypertonie . . . . . . . . . . . . . . 11 2.1.5 Raynaud-Phänomen . . . . . . . . . . . . . 67
1.2.2 Sekundäre Hypertonie . . . . . . . . . . . . 11 2.2 Erkrankungen venöser Gefäße . . . . . . . 68
1.2.3 Hypertensive Herzkrankheit . . . . . . . . . 12 2.2.1 Anamnese, klinische Untersuchung,
1.2.4 Hypertensive Nierenkrankheit . . . . . . . 12 Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
1.2.5 Hypertensive Krise, hypertensiver Notfall 12 2.2.2 Varikosis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
1.3 Koronare Herzkrankheit (KHK) . . . . . . . 14 2.2.3 Thrombophlebitis . . . . . . . . . . . . . . . 70
1.3.1 Stabile Angina pectoris . . . . . . . . . . . . 17 2.2.4 Phlebothrombose . . . . . . . . . . . . . . . 71
1.3.2 Instabile Angina pectoris . . . . . . . . . . 17 2.2.5 Postthrombotisches Syndrom,
1.3.3 Akuter Myokardinfarkt . . . . . . . . . . . . 18 chronisch-venöse Insuffizienz . . . . . . . 73
1.3.4 Rezidivierender Myokardinfarkt . . . . . . 22 2.2.6 Ulcus cruris venosum . . . . . . . . . . . . . 74
1.4 Herzinsuffizienz . . . . . . . . . . . . . . . . 24 2.3 Erkrankungen lymphatischer Gefäße . . . 76
1.5 Kardiomyopathien . . . . . . . . . . . . . . 27 2.3.1 Unspezifische Lymphangitis . . . . . . . . 76
1.5.1 Dilatative Kardiomyopathie (DCM) . . . . 27 2.3.2 Lymphödem . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
1.5.2 Hypertrophe Kardiomyopathie 2.3.3 Tumoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
(HNOCM/HOCM) . . . . . . . . . . . . . . . . 28
1.5.3 Restriktive Kardiomyopathie (RCM) . . . . 29 3 Pneumologie . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
1.5.4 Arrhythmogene rechtsventrikuläre 3.1 Anamnese, klinische Untersuchung,
Dysplasie (ARVCM) . . . . . . . . . . . . . . 29 Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
1.6 Myokarditis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 3.1.1 Anamnese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
1.6.1 Akute Myokarditis . . . . . . . . . . . . . . . 31 3.1.2 Klinische Untersuchung . . . . . . . . . . . 82
1.7 Endokarditis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 3.1.3 Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
1.7.1 Infektiöse Endokarditis . . . . . . . . . . . . 33 3.2 Erkrankungen der Atemwege . . . . . . . . 83
1.7.2 Rheumatische Endokarditis . . . . . . . . . 35 3.2.1 Asthma bronchiale . . . . . . . . . . . . . . 83
1.8 Perikarderkrankungen . . . . . . . . . . . . 36 3.2.2 Chronisches Asthma bronchiale,
1.8.1 Perikarditis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Status asthmaticus . . . . . . . . . . . . . . 87
1.8.2 Perikarderguss, Perikardtamponade . . . 37 3.2.3 Bronchiektasien . . . . . . . . . . . . . . . . 87
1.9 Erkrankungen des rechten Herzens . . . . 38 3.2.4 Zystische Fibrose . . . . . . . . . . . . . . . . 88
1.9.1 Akutes Cor pulmonale . . . . . . . . . . . . 38 3.2.5 Hamman-Rich-Syndrom . . . . . . . . . . . 89
1.9.2 Chronisches Cor pulmonale . . . . . . . . . 39 3.2.6 Atelektasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
1.10 Herzklappenfehler . . . . . . . . . . . . . . . 40 3.2.7 Pneumokoniosen. . . . . . . . . . . . . . . . 90
1.10.1 Aortenklappeninsuffizienz . . . . . . . . . 40 3.3 Erkrankungen durch Erreger . . . . . . . . 91
1.10.2 Aortenklappenstenose . . . . . . . . . . . . 41 3.3.1 Bronchitis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
1.10.3 Mitralinsuffizienz . . . . . . . . . . . . . . . 42 3.3.2 Pneumonie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
1.10.4 Mitralstenose . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 3.3.3 Tuberkulose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
1.10.5 Mitralklappenprolaps . . . . . . . . . . . . . 44 3.3.4 Aspergillose, Kryptokokkose . . . . . . . . 102
1.11 Bradykarde Herzrhythmusstörungen . . . 45 3.3.5 Sarkoidose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102
1.11.1 Sick-Sinus-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . 47 3.3.6 Mediastinitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
1.11.2 Atrioventrikuläre Leitungsstörungen . . . 47 3.4 Tumoren der Lunge . . . . . . . . . . . . . . 105
1.11.3 Intraventrikuläre Blockierungen . . . . . . 48 3.4.1 Bronchialkarzinom . . . . . . . . . . . . . . 105
1.12 Tachykarde Herzrhythmusstörungen . . . 50 3.4.2 Lungenmetastasen . . . . . . . . . . . . . . 106
1.12.1 Supraventrikuläre Rhythmusstörungen . 50 3.4.3 Bronchialkarzinoid . . . . . . . . . . . . . . 107
1.12.2 Herz-Kreislauf-Stillstand . . . . . . . . . . . 53 3.4.4 Benigne Lungentumoren . . . . . . . . . . 107
XXX Inhaltsverzeichnis
Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315
1 Kardiologie
S. Barreiro Cotón, K.-P. Schaps
. Abb. 1.3a, b. Spezifisches Muskelsystem des Herzens. a Reizleitungssystem mit akzessorischen Strukturen. b His-Bündel-
und Oberflächen-EKG. (Aus Piper 2007)
1.1 · Anamnese, klinische Untersuchung, Diagnostik
7 1
HBDH 6–12 30–72 HBDH: herzspezifische LDH, Quotient LDH/HBDH <1,3 spricht für In-
farkt bzw. Hämolyse
α-HBDH
LDH
h-FABP
1.1.3.2 Invasive Verfahren 4 Stents: Einsatz bei Stenose, Dissektion, akuter Ko-
1 Herzkatheteruntersuchung ronararterienverschluss
. Abb. 1.5. Unauffällige Koronarangiographie der linken einer 51-jährigen Patientin mit atypischen pektanginösen
(RIVA, RCX) und rechten Koronarangiographie (RCA) bei Beschwerden. (Aus Piper 2007)
1.2 · Arterieller Hypertonus
9 1
1.2 Arterieller Hypertonus Grunderkrankungen bzw. Auslöser können sein:
Schwangerschaft, Fieber, Anämie, M. Mönckberg
Definition. Nach wiederholten Messungen zu verschie- (Diabetes mellitus, Niereninsuffizienz, Hyperparathy-
denen Zeitpunkten gemessener Blutdruck über den reoidismus), Aortenisthmusstenose (Differenz Blut-
Normwerten (. Tab. 1.2, . Tab. 1.3). druckmessung Arm–Bein), Nierenarterienstenose,
Arteriosklerose, Phäochromozytom, Cushing-Syn-
Ätiopathogenese. Die arterielle Hypertonie kann Fol- drom, Hyperthyreose.
ge eines erhöhten Herzzeitvolumens und/oder erhöh-
ten peripheren Gefäßwiderstandes sein. Differenziert > Unterschiede zwischen den Blutdruckwerten bei-
werden: der Arme weisen auf eine Stenose der A. subclavia,
4 Labile Hypertonie Aortendissektion oder arteriosklerotischer Verände-
4 Belastungsabhängige Hypertonie rungen der zuführenden Gefäße hin.
4 Stabile Hypertonie
4 Hypertensive Krise Epidemiologie. Prävalenz in den westlichen Indus-
4 Hypertonie bei Phäochromozytom trienationen bis zu 20%, in Nordjapan am häufigs-
ten.
Therapieform Pharmaka
Zweifachtherapie Diuretikum + Kalziumantagonisten (lang wirksame), β-Blocker (nicht mit Diltiazem- oder
Verapamil-Typ kombinieren), ACE-Hemmer oder
Kalziumantagonist + β-Blocker (nicht mit Diltiazem- oder Verapamil-Typ kombinieren),
ACE-Hemmer/Angiotensin-Rezeptorblocker
In Kürze
Arterielle Hypertonie
4 Primäre Hypertonie 4 Symptomatik: oft keine Beschwerden. Typisch sind Nykturie, Oligurie, Angina
pectoris, Belastungsdypnoe, lageunabhängiger Schwindel; Kopfschmerzen,
Nasenbluten, vorübergehende Visusverschlechterung, Synkopen, TIA
4 Ätiologie: Ursache ungekannt; begünstigend sind Konstitution, Stress, Rauchen,
Ernährung, endokrine Faktoren
4 Diagnostik: Ausschlussdiagnose, wiederholte Messungen
4 Therapie: s. oben
– Sekundäre 4 Symptomatik: ähnlich wie bei primärer Hypertonie: oft symptomlos, frühmor-
Hypertonie gendlicher Kopfschmerz, Schwindel, Ohrensausen, Nervosität, Präkordial-
schmerz, Herzklopfen, Nasenbluten, Belastungsdyspnoe, Schlafstörungen
4 Ätiologie: renal, endokrin, Aortenisthmusstenose, Intoxikationen, zerebrale
Erkrankungen, Pharmaka, Drogen, Schwangerschaft
4 Diagnostik: Labor, EKG (Hypertrophie, KHK), Echokardiographie, Thoraxröntgen,
farbkodierte Duplexsonographie, DSA, MRT- oder Spiral-CT-Angiographie,
Arteriographie, PTA
4 Therapie: s. oben
Hypertensive Krise 4 Symptomatik: Blutdruckerhöhung auf Werte ≥230/120 mmHg ohne Zeichen
eines Organschadens mit starken Kopfschmerzen, verschwommenem Sehen,
Schwindel, Übelkeit, Bewusstseinstrübung, fokaler neurologischer Symptomatik,
Angina pectoris, Linksherzdekompensation
4 Diagnostik: Blutdruckmessung
4 Therapie: langsame, kontrollierte Blutdrucksenkung mit Antihypertensivum,
innerhalb von ca. 30 min Senkung um ca. 20% des Ausgangswertes
Hypertensiver Notfall 4 Symptomatik: Blutdruckerhöhung auf Werte ≥230/120 mmHg mit Zeichen eines
Organschadens wie Enzephalopathie, intrakranieller Blutung, Aortendissektion,
instabiler Angina pectoris, Lungenödem, Myokardinfarkt
4 Diagnostik: Blutdruckmessung
4 Therapie: sofortiges Eingreifen wegen Gefahr des Lungenödems oder hyper-
tensiver Enzephalopathie mit: Nitraten, Nifedipin oder Urapidil, Clonidin,
Dihydralazin, Nitroprussid-Na, Furosemid; stationäre Weiterführung mit eng-
maschiger Kontrolle
tik gehören Belastungs-EKG, Myokardszintigraphie, Stress- > Die KHK ist in zivilisierten Ländern die häufigste
Echokardiographie, Koronarangiographie. Die Therapie Todesursache.
entspricht der bei symptomatischen Ischämien. 50% der
asymptomatischen Patienten entwickeln eine sympto- Symptomatik. Leitsymptom der koronaren Mangel-
matische Form, die Mortalität ist relativ niedrig. versorgung ist der kurzzeitige, belastungsabhängige
retrosternale Thoraxschmerz (Angina pectoris).
Prinzmetal-Angina (vasospastische Angina pectoris)
Verursacht durch koronare Spasmen meist mit, aber auch
Diagnostik.
ohne Verbindung zu arteriosklerotischen Stenosen. Die
4 Anamnese: Thoraxschmerz (Lokalisation, Aus-
sehr heftigen Anfälle treten eher in den frühen Morgen-
strahlung, Dauer, Auslöser, Besserung durch Nitrat,
stunden, nie während Belastung, meist ohne vorangegan-
Risikofaktoren, Belastungsdyspnoe
gene Belastung auf. Kammertachykardie oder -flimmern
4 Klinik: Auskultation, Perkussion, Zeichen der
sind möglich. Die Ätiologie ist unbekannt, Männer sind
Herzinsuffizienz, Erkrankungen der Lunge/Medias-
häufiger betroffen als Frauen. Die Erkrankung manifestiert
tinum
sich v. a. im 3. bis 4. Lebensjahrzehnt; die Patienten sind
4 Labor: CK, CK-MB, Troponin I und T (erhöht bei
meist Raucher oder haben andere vaskuläre Probleme
Myokardnekrosen)
(Migräne, M. Raynaud). Das EKG ähnelt dem bei akutem
4 EKG:
Myokardinfarkt, die Koronarangiographie zeigt arterio-
5 Ruhe-EKG: Vergleich mit Vor-EKG (Q-Za-
sklerotische Veränderungen. Die medikamentöse Behand-
cken, T-Negativierung, ST-Senkung)
lung erfolgt mit Nitraten, Kalziumantagonisten, ggf. β-Blo-
5 Belastungs-EKG (Angina bei Belastung)
cker. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei 90–95%.
5 Langzeit-EKG: alltägliche Belastung beibehal-
Risikofaktoren der KHK (. Tab. 1.5): ten (Rhythmusstörungen, ischämische ST-Sen-
4 Erhöhter Serumcholesterinspiegel kungen, Angina nocturna)
4 Arterielle Hypertonie
4 Nikotinabusus
Indikationen für ein Belastungs-EKG
4 Diabetes mellitus
4 Lipidstoffwechselstörung 4 Nachweis einer Myokardischämie
4 Familiäre Disposition 4 Erfassung belastungsabhängiger Rhythmus-
4 Adipositas störungen
4 Hyperfibrinogenämie, Hyperhomozysteinämie 4 Analyse der Blutdruck- und Herzfrequenz-
werte
Epidemiologie. Häufigstes Auftreten im 5. Lebensjahr-
zehnt, Zunahme nach der Menopause.
Risiko Risikofaktoren
Therapie. Allgemeine Maßnahmen wie Nikotinver- der Ischämie (horizontale oder deszendierende
zicht, körperliche Bewegung, lipid- und salzarme Er- ST-Senkung)
nährung. Ggf. medikamentöse Blutdruckeinstellung, 4 Perfusionsmyokardszintigraphie: Ischämienach-
Diabeteseinstellung, Lipidsenkung, Statine, ACE- weis
Hemmer. 4 Stress-Echokardiographie: Dyskinesien, regionale
Revaskularisation mit Hilfe von: meist linksventrikuläre Wandverdickungen
4 PTCA: Dilatation mit Ballon und/oder Stentim- 4 CT: Verkalkungen der Koronarien, Stenosen in
plantation proximalen Gefäßabschnitten
4 CABG (»coronary artery bypass graft«) unter Be- 4 Koronarangiographie: Stenosengrad, koronare
nutzung der A. mammariae oder Venen (aorto- Blutflussgeschwindigkeit
koronarer Venenbypass, ACVB) 4 Intravaskuläre Sonographie (IVUS): Lumina,
4 MIDCAB (»minimally invasive direct coronary Wandschichten, Gefäßplaquestruktur
artery bypass«)
4 PACAB (»port-access coronary artery bypass«) Differenzialdiagnose. Aortendissektion (plötzlicher
Schmerz), Pneumothorax (atemabhängiger Schmerz),
Als Ultima Ratio: Herztransplantation. Lungenembolie (atemabhängiger Schmerz, Throm-
bose, Husten), Perikarditis (Fieber, retrosternaler
Schmerz)
1.3.1 Stabile Angina pectoris
Therapie. Behandlungsziele sind:
Definition. Belastungsabhängiges, wiederkehrendes 4 Senkung des Sauerstoffbedarfs
thorakales Druckgefühl oder Brennen, das in Ruhe 4 Erhöhung der Sauerstoffzufuhr
oder nach Nitratgabe wieder abklingt. 4 Elimination der Risikofaktoren
> Das Auftreten von EKG-Veränderungen ist prognos- Epidemiologie. Inzidenz 100.000/Jahr.
tisch ungünstig.
Symptomatik. Leitsymptome sind:
4 Labor: CK, CK-MB, CRP, Troponin T bzw. I (cTnI 4 Anhaltender Brustschmerz in Ruhe (70% retro-
bzw. cTnT <0,1 µg/l), GOT, LDH, Myoglobin, Blut- sternal, 40% linksthorakal, 30% in den linken Arm
bild, Natrium, Kalium, Kreatinin, Gerinnungssta- ziehend, 20% in die linke Schulter, 25% Epigas-
tus, TSH trium, 10% Hals, 10% Rücken, 10% Unterkiefer)
4 Thoraxröntgen 4 Dyspnoe in 50% der Fälle
4 Koronarangiographie 4 Vegetative Symptome in 30% der Fälle (Übelkeit,
Erbrechen, Schwitzen, Blässe, Stuhldrang, unwill-
Therapie. Bettruhe, Sauerstoffgabe, Klinikeinweisung kürlicher Stuhlabgang, Verwirrtheit, Unruhe, all-
wegen erhöhter Gefahr des Mykardinfarktes. gemeine Schwäche, Todesangst
4 Medikamentöse Therapie: Nitrate, β-Blocker, Kal-
ziumantagonisten, ASS, Glykoprotein-IIb/IIIa- Der Schmerz kann selten in die rechte Körperhälfte
Rezeptor-Antagonist, Heparin (20% Senkung der ausstrahlen, in 15% bleibt der Infarkt asymptomatisch
Infarktrate) (z. B. bei Diabetikern). Weitere Symptome können hy-
4 Invasive Eingriffe: PTCA, Stent-Implantation, Rot- pertensive Reaktionen, bradykarde oder tachykarde
ablation, Atherektomie, Bypassoperationen Herzrhythmusstörungen sein.
Bei akutem Koronarsyndrom: Sauerstoff, Heparine, > Die Symptomatik ist durch Nitrate oder körperliche
Thrombozytenaggregation, Nitrate, β-Blocker, ACE- Ruhe kaum beeinflussbar.
Hemmer, bei Bedarf Antiemetika und Schmerz-
mittel. Frühkomplikationen:
4 Herzrhythmusstörungen: ventrikuläre Extrasysto-
Prognose. Infarktgefahr in Akutphase am Höchsten, sie len, Tachykardie, Kammerflimmern (am häufigsten
sinkt mit medikamentöser Stabilisierung. in den ersten 4 h nach Infarkt, häufigste Todesur-
1.3 · Koronare Herzkrankheit (KHK)
19 1
Spätkomplikationen: ! Cave
4 Herzwandaneurysma Ein vorbestehender Linksschenkelblock kann infarkt-
4 Arterielle Embolie typische EKG-Veränderungen überdecken; das EKG
4 Postmyokardinfarktsyndrom (1–6 Wochen nach kann dann nicht zur Diagnosestellung herangezogen
Infarkt auftretende Perikarditis oder Pleuritis) werden.
4 Arrhythmie
4 Herzinsuffizienz Anhand des EKG-Befundes werden differenziert:
4 Infarktrezidiv 4 STEMI (»ST-segment-elevation myocardial infarc-
tion«)
Symptome, bedingt durch Komplikationen in der Akut- 5 Akutes Stadium: Erstickungs-T, ST-Über-
phase, können sein: höhung, T-en-dôme
4 Tachypnoe, Orthopnoe, feuchte Rasselgeräusche, 5 Folgestadium: R-Verlust, breite tiefe Q-Zacke
3. Herzton (ventrikulärer Galopp) als Zeichen ei- (Breit >0,04 s, Tiefe >¼ R), Ausbildung einer
ner Linksherzinsuffizienz, Lungenödem oder kar- terminal negativen T-Zacke
diogener Schock 5 Chronisches Stadium: weiterhin terminal
4 Vermehrte Halsvenenfüllung als Zeichen einer negative T-Zacke oder T-Normalisierung, tiefe
Rechtsherzinsuffizienz Q meist lebenslang
4 NSTEMI (»non-ST-segment-elevation myocardial
! Cave infarction«)
50% aller Infarktpatienten sterben in den ersten 5 Keine pathologische Q-Zacke, evtl. leichte
4 Wochen. Frühkomplikationen sind in den ersten R-Zackenreduktion, ST-Streckensenkung,
48 h nach Infarkt am gefährlichsten! gleichschenkeliges terminal negatives T. Be-
weisend ist meist nur die positive Serologie
Gesamt-CK 4–8 16–36 3–6 Leitenzym (Ursachen für Anstieg sind Trauma,
Operation, Muskelerkrankung, Alkoholismus,
nekrotisierende Pankreatitis, Malignome,
endokrine Erkrankungen u. a.
In Kürze
Koronare Herzkrankheit, Angina pectoris und Myokardinfakrt
Akuter Myokardinfarkt 4 Symptomatik: anhaltender Brustschmerz in Ruhe und unter Nitraten (bis Ver-
nichtungsschmerz), Dyspnoe, Übelkeit, Erbrechen, Schwitzen, Blässe, ggf. starke
Angst. Bei 15% der Patienten asymptomatisch (Diabetiker). Bei Komplikationen
Tachypnoe, Orthopnoe, feuchte RG, 3. Herzton (Linksherzinsuffizienz, Lungen-
ödem, kardiogener Schock, Halsvenenfüllung (Rechtsherzinsuffizienz), Rhyth-
musstörungen
4 Ätiologie: irreversible Myokardläsion infolge einer Ischämie bei KHK, fließender
Übergang von instabiler Angina pectoris zum Infarkt möglich
4 Diagnostik: Anamnese, Auskultation, Labor, EKG, Echokardiographie, Koronar-
angiographie, MRT
4 Therapie: allgemeine, medikamentöse und invasive Therapie und Therapie der
6 Komplikationen
24 Kapitel 1 · Kardiologie
1 Rezidivierender 4 Symptomatik: intensive Angina pectoris, bei Diabetikern in 40% der Fälle keine
Myokardinfarkt Symptomatik, Schwäche, Angst, Schwitzen, Übelkeit, Erbrechen, Herzrhythmus-
störungen, Blutdruckp
4 Ätiologie: Arteriosklerose mit Risikofaktoren
4 Diagnostik: Labor, Klinik, EKG, Echokardiographie, SPECT, PET, MRT
4 Therapie: Ausschaltung der Risikofaktoren (Cholesterin-/Triglyzeridsenkung,
Blutzuckereinstellung, Nikotinverzicht, Gewichtsreduktion), optimierte Blut-
druckeinstellung, kontrolliertes körperliches Training, Meiden von Stress oder
akuten Kraftanstrengungen. Im Akutfall: Sauerstoff, Heparin, ASS, Nitrate,
β-Blocker, Morphin, des Weiteren PTCA, evtl. CABG (»coronary artery bypass
graft«)
Nach zeitlichem Verlauf 4 Akut: Entwicklung innerhalb von Stunden oder Tagen. Mögliche Ursachen sind
akutes Koronarsyndrom, Myokardinfarkt mit hypertensiver Krise, Perikardtamponade,
Herzrhythmusstörungen
4 Chronisch: Entwicklung innerhalb von Monaten oder Jahren, kompensierte oder
dekompensierte Herzinsuffizienz
Mögliche Komplikationen:
4 Rhythmusstörungen (Ursache/Komplikation)
4 Lungenödem
4 Kardiogener Schock
4 Venöse Thrombose
4 Lungenembolie
4 Kardiale Thrombenbildung
4 Arterielle Embolie
Diagnostik.
4 Anamnese: Belastbarkeit, Herzstolpern, Herzrasen,
Dyspnoe (Ruhe, Belastung, nachts), Angina pec-
toris, Schwindel, Synkopen, Nykturie, Husten,
häufige Bronchitis, Übelkeit, Inappetenz, Magen-
schmerzen, Zunahme der Beschwerden, bisherige
Therapie
4 Klinik: Blutdruck, Herzfrequenz, Blässe, Zyanose,
Dyspnoe, Ödeme, Bauchumfang, Venenstauung, . Abb. 1.9. Echokardiographischer 4-Kammerblick eines
hepatojugulärer Reflux, Aszites 50-jährigen Patienten mit dilatativer Kardiomyopathie
4 Auskultation: pulmonale Rasselgeräusche, 3. Herz- (RA/LA = rechter/linker Vorhof, RV/LV= rechter/linker Ventri-
ton kel). (Aus Piper 2007)
26 Kapitel 1 · Kardiologie
In Kürze
Herzinsuffizienz
Definition. Hypertrophie des linken und/oder rechten Differenzialdiagnose. KHK, hypertensive Herzerkran-
Ventrikels, meist asymmetrisch im Septumbereich, kung, subvalvuläre Aortenstenose, Pulmonalstenose,
initial mit normalen oder hyperkinetischen Kontrak- Amyloidose, M. Fabry, andere Speicherkrankheiten.
tionen ohne Dilatation.
Therapie.
Ätiopathogenese. 50% der Fälle genetischer Defekt, 4 Allgemeinmaßnahmen: Meiden plötzlicher star-
autosomal dominante Vererbung. Einteilung in: ker körperlicher Belastungen, symptomatische The-
4 Hypertrophisch obstruktive Kardiomyopathie rapie der Dyspnoe und Angina
(HOCM) 4 Medikamentöse Therapie: Verapamil, β-Blocker,
5 Typische HOCM (subaortale Obstruktion) Amiodaron bei zusätzlichen Herzrhythmusstörun-
5 Atypische HOCM (ventrikuläre Obstruktion) gen. Thromboembolieprophylaxe bei Vorhofflim-
4 Hypertrophisch nicht-obstruktive Kardiomyopa- mern. Endokarditisprophylaxe. Digitalis nur bei
thie (HNOCM): asymmetrischer Hypertrophie des Vorhofflimmern bei HNOCM. Endokarditispro-
Septums und apikal betonte Hypertrophie phylaxe bei HOCM
> Die HNOCM in auskultatorisch stummer Form ist die 4 Invasive Maßnahmen: Implantation eines Kardio-
häufigste Todesursache junger Sportler. verter-Defibrillators (AICD) bei therapierefraktä-
ren Tachyarrhythmien, transkoronare Ablation der
Symptomatik. Oft beschwerdefrei. Dyspnoe, pektangi- Septumhypertrophie (TASH) = perkutane trans-
nöse Beschwerden, höhergradige ventrikuläre Arrhyth- luminale septale Myokardablation (PTSMA) bei
mien bis ventrikulären Tachykardie, Schwindel, Syn- HOCM, transaortale subvalvuläre Myektomie
kopen, plötzlichen Todesfälle. Häufig mit begleitender (TSM), Mitralklappenersatz, DDD-Schrittmacher,
Mitralinsuffizienz. Herztransplantation.
kotika oder Antibiotika bzw. angeborene Verlängerung 4 Invasiv: Implantation eines Kardioverter-Defibril-
1 bei Romano-Ward-Syndrom, Jervell-Lange-Nielsen- lators
Syndrom, sporadisches Long-QT-Syndrom).
Prognose. Unter Therapie günstige Prognose. Bei Voll-
Therapie. bild der Erkrankung beträgt die Überlebenszeit nach
4 Medikamentös (symptomatisch): Antiarrhythmi- 10 Jahren 75‒95%.
ka (Verapamil, Metoprolol)
In Kürze
Kardiomyopathien
phase. Nach Ausheilung ist eine Fibrose möglich. Therapie: 4 Chagas-Krankheit: endemische Erkrankung in
1 Diphtherie-Antitoxin, Penicillin, Erythromycin. Prävention: Mittel- und Südafrika; meist chronischer Verlauf.
aktive Schutzimpfung. Nach 20 Jahren Myokarddilatation, Aneurysma-
bildung, Myokardnekrose und Ganglienzerstörung
Symptomatik. 7 Kap. 1.6.1.1. der Herzvorhöfe möglich
Diagnostik. > Infektionen mit Pilzen oder Protozoen treten meist als
4 Anamnese: Fieber, Myalgien, Lymphadenopathien, opportunistische Infektion bei Immundefizienz auf.
flüchtiges Exanthem, Arthritis, neurologische
Symptome, evtl. Zeckenbiss Diagnostik.
4 Klinik: Exanthem. Auskultation: Pleuraerguss. 4 Mykosen: Erregernachweis aus Sputum, Liquor,
Temperatur Biopsiematerial oder serologisch
4 EKG: AV-Block mit eventueller spontaner Rück- 4 Protozoen: bei Chagas-Krankheit: erschwerte Di-
bildung agnostik, da Infektion lange zurückliegen kann
4 Labor: Antikörpersuche mittels ELISA oder IFT
oder Immunoblot. Urin: direkter Erregernachweis Therapie.
mittels PCR 4 Kryptokokkose: Fluconazol, liposomales Ampho-
tericin
Therapie. Allgemeinmaßnahmen: Bettruhe, Fieber- 4 Aspergillose: Itraconazol, Amphotericin B + Fluc-
senkung. tyosin
4 Toxoplasma gondii: Pyrimethamin + Sulfadiazin +
> Die antibiotische Therapie erfolgt erregerabhängig. Folsäuresubstitution mit Kalziumfolinat bei Sul-
fonamidallergie, Pyrimethamin + Clindamycin,
Spiramycin
1.6.1.3 Sonstige infektiöse Myokarditiden 4 Chagas-Krankheit: therapierefraktäre Herzinsuf-
Definition. Myokarditis aufgrund einer Infektion mit fizienz, antiarrhythmische Therapie wegen ventri-
Protozoen oder Pilzen. kulärer Herzrhythmusstörungen und Thrombo-
embolieprophylaxe wegen Gefahr der Thromben-
Ätiopathogenese. Mögliche Erreger sind: Protozoen bildung
wie Toxoplasmose, Trypanosomiasis (Chagas-Krank-
heit), Malaria, Leishmaniose oder Mykosen (Asper- Nichtinfektiöse Myokarditis
gillus fumigatus). Nicht durch Erreger hervorgerufene Entzündung des Myo-
4 Toxoplasma gondii: meist Re-Infektion bei Im- kards bei Grunderkrankungen wie Kollagenosen, Vaskuliti-
mundefizienz, Pseudozystenbildung im Myokard, den, rheumatoide Arthritis, Sarkoidose, Dressler-Syndrom
evtl. Myokarddilatation, Arrhythmie, Erregungs- (Postkardiotomiesyndrom: fiebrige Perikarditis oder Pleu-
leitungsstörung ritis, 1–6 Wochen nach Myokardinfarkt oder nach kardialen
4 Aspergillose: meist durch Inhalation von Sporen, Operationen), M. Crohn, M. Whipple, allergisch-hyperergi-
die überall (Blumenerde, Heu, Korn, Kompost etc) sche Reaktion auf Pharmaka oder idiopathische autoim-
vorhanden sind. Manifestation bronchopulmonal mune Myokarditis (Scharlach). Zur Behandlung Allge-
(Aspergillus-Pneumonie) oder extrapulmonal meinmaßnahmen wie Bettruhe, Behandlung der Grund-
(Keratitis, Otomykose, Sinusitis, Endokarditis) krankheit.
1.7 · Endokarditis
33 1
In Kürze
Myokarderkrankungen
Ätiopathogenese. Mit Latenzzeit von 10–20 Tagen Kriterien zur Diagnosestellung des rheumati-
postinfektiös auftretend, progrediente Entwicklung schen Fiebers nach Jones
nach Infektion mit Streptokokken A (Streptococcus 4 Hauptkriterien: Karditis, Arthritis, Chorea mi-
pyogenes: Tonsillitis, Pharyngitis, Scharlach, Haut- und nor, subkutane Knötchen, Erythema anulare
Weichteilinfektion), streptokokkenalllergische Folge- 4 Nebenkriterien: frühes rheumatisches Fieber,
erkrankung wie rheumatisches Fieber oder Glomerulo- Entzündungsparameter, verlängerte PQ-Zeit,
nephritis. Gelenkschmerzen
4 Zusatzkriterien: Nachweis von Streptokkenin-
Epidemiologie. Weltweit häufigste Ursache für er- fektion der Gruppe A, durchlaufene Scharlach-
worbene Herzerkrankungen, in den Industrienationen infektion, positive Rachenkultur, steigende
seltener. Antikörper gegen Streptokokken
In Kürze
Endokarderkrankungen
4 EKG: leichte Anhebung der ST-Strecke bei gleich- Ätiopathogenese. Ursachen sind idiopathisch, akute
bleibendem Kammerkomplex und T-Welle, bei exsudative Perikarditis, akuter Myokardinfarkt, Me-
ausgeprägter ST-Veränderung. Nach Abheilung tastasen, Tumoren, Aortendissektion, Infektionen, bei
spitze T-Negativität Hypothyreose, Perforation durch Herzkatheter oder
4 Echokardiographie: anfangs normal, Ventrikel- Trauma, postoperativ nach Herzoperation.
funktion
> Maligne Perikardergüsse sind meist hämorrhagisch.
! Cave
Differenzialdiagnose der akuten Perikarditis ist der Symptomatik. Eine schnelle Füllung des Herzbeutels
akute Myokardinfarkt. mit Flüssigkeit führt zur mechanischen Behinderung
des diastolischen Einstroms mit Einflussstauung (ver-
Therapie. mehrte Jugularvenenfüllung) und Abnahme des
4 Virale Perikarditis: Bettruhe, Antiphlogistika, Korti- Schlagvolumens, Tachykardie, Abfall des Blutdrucks,
kosteroide bei starken Schmerzen Zyanose, Pulsus paradoxus und Lungenstauung,
4 Idiopathisch Perikarditis: Kortikosteroide über Schwindel, Unruhe, Schweißausbrüche, Dyspnoe,
mehrere Wochen bei Persistenz, selten operative thorakalem Druck.
Fensterung oder Perikardektomie
4 Eitrige Perikarditis: Antibiose nach Antibiogramm, ! Cave
Letalität 10‒20% Die Symptome der Perikardtamponade sind
4 Tuberkulöse Perikarditis: Tuberkulosetherapie, denen des kardiogenen Schocks ähnlich. Die Peri-
Perikardektomie kann Konstriktiva verhindern kardtamponade kann innerhalb kurzer Zeit töd-
4 Perikarditis bei Myokardinfarkt (Dressler-Syn- lich sein.
drom): Antiphlogistika, bei Persistenz auch Kor-
tikosteroide Diagnostik.
4 Postkardiotomiesyndrom: Behandlung wie beim 4 Klinik: Jugularvenenstauung, Tachypnoe, Tachy-
Dressler-Syndrom kardie, Hepatomegalie, paradoxer Puls (Abfall
4 Stoffwechselerkrankungen, Neoplasien: Therapie RRsyst >10 mmHg bei Inspiration), leise Herztöne,
der Grunderkrankungen kaum tastbarer Herzspitzenstoß
4 Chronische Perikarditis: Kortikosteroiden über 4 EKG: Abflachung der Brustwandableitungen, bei
mehrere Monate, Perikardektomie bei Persistenz großen Ergüssen wechselnde Position des QRS-
hämodynamischer Beeinträchtigungen Amplituden durch schwimmendes Herz
4 Echokardiographie: sensitiver Nachweis, grobe
Prognose. Verlauf abhängig von der Grunderkrankung. Schätzung der Ergussmenge, Vorhof- oder Ven-
trikelkompression
In Kürze
1
Perikarderkrankungen
Perikarditis 4 Symptomatik:
– Akute Perikarditis: präkordialer retrosternaler Schmerz (atemabhängig, im Liegen
verstärkt), Fieber, Tachypnoe, Schwitzen, Abgeschlagenheit, Leistungsschwäche
– Chronische Perikarditis: abhängig von Ergussmenge (Beeinträchtigung der Herz-
funktion ab 500 ml), Fibrosierung, Vernarbungen, Verkalkungen
4 Ätiologie: idiopathisch (Ausschlussdiagnose, bis zu 50%), viral Coxsackie-, Echoviren),
bakteriell (meist Staphylokokken, Streptokokken, Hämophilus, Pneumokokken), tuber-
kulöse Perikarditis (ggf. mit massiv serös-hämorrhagischem, gekammertem Erguss),
bei Myokardinfarkt, Postkardiotomiesyndrom, Stoffwechselerkrankungen, Kollagen-
krankheiten (häufig)
4 Diagnostik: Auskultation, Labor, EKG, Echokardiographie
4 Therapie:
– Idiopathische Perikarditis: Kortikosteroide
– Virale Perikarditis: Bettruhe, Antiphlogistika, Kortikosteroide bei starken Schmerzen
– Eitrige Perikarditis: Antibiose nach Antibiogramm
– Tuberkulöse Perikarditis: Tuberkulosetherapie
– Perikarditis bei Myokardinfarkt, Postkardiotomiesyndrom: Antiphlogistika
– Stoffwechselerkrankungen, Neoplasien: Therapie der Grunderkrankung
– Chronische Perikarditis: Kortikosteroide über mehrere Monate, Perikardektomie
bei Persistenz hämodynamischer Beeinträchtigungen
Perikarderguss, 4 Symptomatik: schnelle Füllung der Herzbeutels mit Flüssigkeit führt zur mechanischen
Perikardtampo- Behinderung des diastolischen Einstroms mit Einflussstauung, Abnahme des Schlag-
nade volumens, Tachykardie, Blutdruckp, Zyanose, Pulsus paradoxus, Lungenstauung,
Schwindel, Unruhe, Schweißausbruch, Dyspnoe, thorakaler Druck
4 Ätiologie: idiopathisch, akute exsudative Perikarditis, Myokardinfarkt, Metastasen,
Tumoren, Aortendissektion, Infektion, Hypothyreose, Perforation (Herzkatheter,
Trauma), nach Herzoperation
4 Diagnostik: Klinik, EKG, Echokardiographie, Untersuchung des Punktats
4 Therapie: bei Tamponade sofortige Punktion, Infusionstherapie, Vasokonstriktoren,
ggf. Antibiotika
In Kürze
Erkrankungen des rechten Herzens
Chronisches 4 Symptomatik: anfangs diskrete Beschwerden, Dyspnoe bei Belastung, atypische Angina
Cor pulmonale pectoris, Schwindel, Arrhythmien (Palpitationen), diskrete Zyanose, später Rechtsherz-
insuffizienz
4 Ätiologie: Vaskulitis der pulmonalen Strombahnen, primär pulmonale Hypertonie,
Toxic Oil Syndrom, Appetitzügler, Drogenabusus, Euler-Liljestrand-Effekt (Hypoxie und
pulmonale Vasokonstriktion), Lungengefäßsklerose, rezidivierende Embolien, COPD,
chronisches Asthma bronchiale
4 Diagnostik: Anamnese, Auskultation, EKG, Thoraxröntgen, Echokardiographie, Herzka-
theter
4 Therapie: Schonung, Diuretika, ACE-Hemmer, Digitalis, Antikoagulation, Sauerstoffgabe,
Vasodilatanzien (Druck- und Widerstandssenkung), Prostazyklintherapie, Herz-Lungen-
Transplantation. Therapie der Grunderkrankung
40 Kapitel 1 · Kardiologie
a b c
. Abb. 1.10a–c. Echokardiographie eines 58-jährigen Patien- c FD-Doppler mit breitem transaortalem Rückstromsignal
ten mit schwerer Aorteninsuffizienz auf der Basis eines nicht- in den linken Ventrikel (AO Aorta, LV linker Ventrikel, LA linker
disseziierten Aortenaneurysmas. a Parasternaler Längsschnitt Vorhof, AML vorderes Mitralsegel, PML rechtsventrikulärer
mit Ektasie der Aorta ascendens (79 mm) und dilatiertem lin- Ausflusstrakt, RCC rechtskoronare Semilunarklappe, ACC akoro-
ken Ventrikel. b Parasternaler Querschnitt in Höhe der Aorten- nare Semilunarklappe, LCC linkskoronare Semilunarklappe).
klappe mit großer enddiastolischer Regurgitationsfläche, (Aus Piper 2007) (7 Farbtafelteil)
4 Herzkatheter: diastolischer Rückstrom in linken Ätiopathogenese. Meist erworben als Folge eines de-
Ventrikel und koronare Gefäße, Quantifizierung generativ-sklerotischen Umbaus mit konsekutiver ein-
der Insuffizienz geschränkter Segelbewegung.
Therapie. Ursachen:
4 Allgemeinmaßnahmen: körperliche Schonung 4 Degeneration, Verkalkung
bei schweren Klappendefekten, Kontrolle der 4 Rheumatische Endokarditis
möglichen Progression, Endokarditisprophylaxe 4 Angeborene, bikuspidale Klappen
4 Medikamentöse Therapie: ACE-Hemmer, keine 4 M. Paget (Osteodystrophia deformans: Krebs-
β-Blocker und Vasodilatatoren ekzem der Brust)
4 Invasive Therapie: Operationsindikation, abhängig 4 Terminale Niereninsuffizienz
vom endsystolischen Volumenindex 4 Relative Aortenstenose bei hochgradiger Aorten-
5 Hochgradig akute Form: dringliche Opera- insuffzienz
tionsindikation
5 Chronische Form: Klappenersatz vor Links- Hämodynamik
herzinsuffizienz, asymptomatische schwere Hämodynamisch kritisch sind die Klappenöffnungsfläche
Insuffizienzen, erhebliche Dilatation (<0,5 cm2/m2) und der transvalvuläre systolische Druck-
5 Übergang der hyperkinetischen Kompensation gradient (>75 mmHg mit normalem HMV). Infolge steigt
in normokinetische linksventrikuläre Kontrak- der Austreibungswiderstand mit steigender linksventri-
tionen in Ruhephasen kulärer Druckbelastung, es entsteht eine linksventriku-
läre konzentrische Hypertrophie. Die Compliance sinkt,
Prognose. Bei Dekompensation Vorhofflimmern die Steifigkeit steigt, ebenso der linksventrikuläre end-
möglich. Todesursachen meist Linksherzinsuffizienz, diastolische Druck. Möglicherweise bildet sich eine Fibro-
»sudden death«. Signifikante Prognoseverbesserung sierung des Myokards aus, die sich nach Klappenersatz
durch rechtzeitige Operation (noch keine irreversiblen nicht wesentlich zurückbildet.
Myokardschäden).
Die Obstruktion führt zu Druckbelastung mit links-
ventrikulärer konzentrischer Hypertrophie (verlän-
1.10.2 Aortenklappenstenose gerte O2-Diffusionsstrecke) und diastolischer Dehn-
barkeitseinschränkung.
Definition. Angeborene oder erworbene Funktions-
störung, Einteilung in sub- und supravalvuläre Aorten- Epidemiologie. Männer > Frauen, häufigster erwor-
stenose. bener Klappenfehler, ca. 6% der kongenitalen Herz-
fehler.
42 Kapitel 1 · Kardiologie
In Kürze
Herzklappenfehler
Mitralstenose 4 Symptomatik: Dyspnoe, pulmonale Stauung mit Hustenreiz oder Hämoptoe, rezidi-
vierende respiratorische Infekte. Lungenödem, Facies mitralis, Zyanose, Müdigkeit,
Schwächegefühl, Rechtsherzinsuffizienz, Vorhofextrasystolen, paroxysmales Vorhoff-
flattern oder -flimmern, systemische Embolien
4 Ätiologie: angeboren, erworben
4 Diagnostik: Klinik, EKG, Thoraxröntgen, Echokardiographie, Herzkatheter
4 Therapie: Schonung, Kontrolle der Progression, Endokarditisprophylaxe, salzarme Kost
und Diuretika. β-Blocker, bei Vorhofflimmern Kalziumantagonisten oder β-Blocker,
pharmakologische oder elektrische Kardioversion, Antikoagulation. Bei akutem Lungen-
operation bei Mitralklappenstenose, wenn Klappenöffnungsfläche >1,5 cm2. Kommis-
surotomie, perkutane Ballonkatheter-Valvulotomie
. Abb. 1.11. Röntgenthorax (p.a. und lateral) einer 72-jähri- de, 2 Pfeile: Ventrikelelektrode) mit Sick-Sinus-Syndrom und
gen Patientin mit DDD-Schrittmacher (1 Pfeil: Vorhofelektro- Synkope. (Aus Piper 2007)
1.11 · Bradykarde Herzrhythmusstörungen
47 1
In Kürze
Bradykarde Herzrhythmusstörungen
Supraventrikuläre Rhythmusstörungen
4 Sinustachykardie
b e 4 Vorhofflattern
4 Vorhofflimmern
4 Atriale Tachykardie
4 AV-Knoten-Tachykardie
c f 4 Präexzitationssyndrome (WPW-, Mahaim-
Bündel-, James-Bündel-, Lown-Ganong-
Levine-Syndrom)
. Abb. 1.13a–f. Tachykarde Herzrhythmusstörungen. a Su-
praventrikuläre paroxysmale Tachykardie, b Vorhofflattern,
Vorhofflimmern, c Vorhofflimmern, d ventrikuläre Tachykar-
1.12.1.1 Vorhofflattern
die, e Kammerflattern, f Kammerflimmern. (Aus Piper 2007)
Definition. Herzfrequenz von 250–450 Schläge/min
(. Abb. 1.14).
. Abb. 1.14. Typisches Vorhofflattern mit negativen sägezahnartigen P-Zacken in den Ableitungen II, III, aVF und positiver
P-Zacke in V1. (Aus Piper 2007)
4 Typ II: ungewöhnlicher Typ, »uncommon type« Therapie. Medikamentöse Therapie senkt meist nur
5 Positive Flatterwellen, Herzfrequenz 350–450 die Frequenz mit konsekutiver Senkung der ven-
Schläge/min trikulären Frequenz. Elektrische Kardioversion be-
5 Beendigung durch Überstimulation manchmal vorzugt. Falls eine Kardioversion nicht erfolgreich
möglich ist, kann mit Digitalis, Verapamil oder β-Blocker eine
Normofrequenz zur Frequenzkontrolle angestrebt
Symptomatik. Abhängig von Frequenz, Kammertätig- werden.
keit und linksventrikulärer Pumpfunktion, oft Über-
gang von Flattern in Flimmern. 1.12.1.2 Vorhofflimmern
Definition. Herzfrequenz >300 Schläge/min (. Abb.
Diagnostik. EKG (typische Flatterwellen – Sägezahn- 1.15).
muster), TEE (Ausschluss atrialer Thromben).
Diagnostik. EKG: deformierter QRS-Komplex mit Symptomatik. Kammerflimmern, akute Ischämie, Myo-
unterschiedlicher Morphologie (polymorph). kardinfarkt, Elektrolytstörungen wie Hypokaliämie,
Hypomagnesiämie.
Therapie. Ohne sofortige Defibrillation und Reani-
mation versterben die Patienten an Herz-Kreislauf- Therapie. ICD-Schrittmacher, medikamentöse Thera-
Versagen. AICD bei Überleben. pie mit β-Blockern oder Amiodaron.
54 Kapitel 1 · Kardiologie
In Kürze
1
Tachykarde Herzrhythmusstörungen
2.1 Erkrankungen arterieller Gefäße komprimieren und Faustschluss beobachten. Die erkrankte
Seite blasst stärker ab. Nach Lösen der Kompression folgt
2.1.1 Anamnese, klinische Untersuchung, die reaktive Hyperämie beim Gesunden fast schlagartig.
Diagnostik, Therapie
2 Bei Obliteration der Unterarm-, Mittelhand-, und Digital
arterien ist sie verzögert.
2.1.1.1 Anamnese
Gefragt wird nach: Weitere Untersuchungsmöglichkeiten sind Oszillo-
4 Risikofaktoren: Rauchen, Hyperlipidämie, Hyper- graphie, Volumenplethysmographie, Ultraschall-Dop-
cholesterinämie pler-Druckmessung, Duplexsonographie, Venenver-
4 Art der Beschwerden: Schmerz, Taubheitsgefühl schlussplethysmographie, Arteriographie, Magnetre-
4 Auslöser sonanztomographie, Spiral-CT, Gefäßbiopsie.
4 Beschwerdedauer
2.1.1.3 Therapie
2.1.1.2 Körperli che Untersuchung, Diagnostik 4 Medikamentöse Therapie: Thrombozytenfunk-
4 Inspektion: tionshemmer, Cumarine, Fibrinolytika, defribinie-
5 Haut: blass (AVK), livide (Prästase der Kapil- rende Substanzen, Antibiotika
laren), zyanotisch, gerötet, braunpigmentiert, 4 Physikalische Therapie: Bewegungstherapie, Elek-
zirkumskriptive oder großflächige, scharf oder trotherapie, Thermo- und Hydrotherapie, Massage
unscharf begrenzte, marmorierte oder homo- 4 Angioplastische Verfahren: PTA, rekonstruktive
gen verfärbte Veränderungen Gefäßchirurgie
5 Ödem: generalisiert, lokal (hypoxische Kapil-
larschädigung, entzündlich)
5 Nekrose, Gangrän: Ausdehnung, Keimbesied- 2.1.2 Atherosklerose
lung
4 Hauttemperatur: Seitenvergleich von proximal Definition. Proliferativer Prozess der Gefäßwandzellen
nach distal mit Plaquebildung und der Gefahr eines thrombo-
4 Pulstastung embolischen Verschlusses. Atherosklerose tritt lokal
4 Gefäßauskultation: arterielle Gefäßgeräusche bei auf und kann progredient generalisieren.
Wandunebenheiten, Gefäßweitenunterschiede zwi-
schen Stenosen und poststenotischen Dilatationen, Ätiopathogenese. Endothelveränderungen und PDGF
Seitenvergleich (Bulbus, A. carotis, A. subclavia, A. (»platelet derived growth factor«) stimulieren die
axillaris, A. renalis, Aorta, A. femoralis, A. poplitea) Proliferation glatter Muskelzellen, die begünstigende
4 Lagerungsproben: Ratschow, Faustschlussprobe Wirkung des Hypercholesterins führen zur Bildung
4 Gehtests: einfacher Gehtest, Laufbandergometrie, von atheromähnlichen Plaques.
Fuß- oder Pedalergometrie
Gehtest: Bei pAVK schmerzfreie Gehstrecke in Metern und Symptomatik. Abhängig vom Ort der atherosklero-
Minuten messen. tischen Veränderungen. Durchblutungsstörungen,
Thrombose, Auftreten einer Embolie.
Faustschlussprobe: Beide Arme senkrecht anheben,
Fäuste 20-mal öffnen und schließen. Danach Handgelenke Therapie. Je nach Ursache: Tieflagerung der Extremität,
6 Wattepolsterung, Analgesie, Antikoagulation, Revas-
2.1 · Erkrankungen arterieller Gefäße
59 2
Mehretagentyp
Kompensationsmechanismen:
4 Senkung des peripheren poststenotischen Strö- . Tab. 2.2. Stadieneinteilung der peripheren arteriel-
mungswiderstandes len Verschlusskrankheit nach Fontaine-Tatschow
4 Wachstum von überbrückenden Kollateralen
Stadium Symptome
4 Vermehrte Sauerstoffextraktion
4 Anpassung der Muskelkoordination an die Durch- I Asymptomatisch, aber Gefäß-
blutungsverhältnisse veränderungen vorhanden
II Claudicatio intermittens
Epidemiologie. Prävalenz: bis 10% der Männer über 4 Schmerzfreie Gehstrecke >200 m
50 Jahre. Männer : Frauen 5:1. Patienten mit pAVK ha- 4 Schmerzfreie Gehstrecke <200 m
ben häufig KHK (Stadium II: >50%, Stadium III: >90%),
zerebrale Durchblutungsstörungen (Stadium III: >50%). III Distal lokalisierter ischämischer Ru-
heschmerz, meist nachts, verstärkt
nach Anheben des Beines
Symptomatik. Leitsymptom ist der belastungsabhän-
gige Ischämieschmerz distal des Verschlusses (Abklin- IV Ischämischer Ruheschmerz, Gangrän,
gen in Ruhe, Linderung des Ruheschmerzes bei Tief- Ulkus, Nekrose, evtl. ischämische
lagerung der Extremität), Puls distal schlecht oder nicht Neuropathie
mehr tastbar.
60 Kapitel 2 · Angiologie
Stadium Symptome
In Kürze
2
Atherosklerose 4 Symptomatik: Schmerz, Blässe, Blutdruckabfall, Gefühlsstörung, Pulsverlust, Bewe-
gungsunfähigkeit, Schockzeichen, Zeichen der Gewebeschädigung mit Spannungs-
blasen oder Gangrän, Ischämie
4 Ätiologie: Entzündung (Periarteriitis nodosa), Trauma, arterielle Thrombose, arterielle
Embolie, funktionelle Durchblutungsstörung (Raynaud-Syndrom), Degeneration
4 Diagnostik: Hautfarbe, Hauttemperatur, Palpation und Auskultation der Gefäße,
Funktionsprüfungen (Lagerungsprobe nach Ratschow, Faustschlussprobe, Gehprobe,
Ergometrie), Oszillographie, Plethysmographie, Sonographie, DSA, Angiographie,
Magnetresonanzangiographie
4 Therapie: Tieflagerung der Extremität, Wattepolsterung, Analgesie, Antikoagulation,
Revaskularisierung, Thrombektomie, Lyse, Elimination der Risikofaktoren, Gehtrai-
ning, Medikamente mit vasokonstriktorischer Wirkung absetzen (β-Blocker, Ergota-
minderivate), operative Gefäßrekonstruktion, perkutane transluminale Angioplastie
(PTA), Amputation
Symptomatik. Ischämische Symptome der Organe im tationen wie Arthritiden, gastrointestinale Läsionen,
befallenem Stromgebiet, Polymyalgia rheumatica oder Hämaturie, Proteinurie, Lungeninfiltrate und peri-
arthritica (schmerzhafte Steifigkeit im Schulter-/Becken- phere Neuropathien auftreten.
2 gürtel und proximalen Extremitätenabschnitten) mit
schmerzhafter Retroversion der oberen Extremitäten Diagnostik. Klinische Manifestation mit entzündlicher
(Kämmen, Schürze binden), Kopfschmerz, Halbseiten- Affektion der Venolen, die mit neutrophilen Infiltraten,
parästhesien, intermittierende Visuseinschränkungen. Leukoplakie, Gewebsdestruktionen, Fibrinoidbildung
und Blutextravasaten einhergeht.
! Cave
Fehldiagnosen: HWS-Syndrom, Schulter-Arm-Syn- Therapie. Nichtsteroidale Antiphlogistika, Colchicin,
drom oder Lumbischialgie, da die Schmerzen meist langfristig Glukokortikoide.
symmetrisch auftreten.
2.1.4.4 Thrombangiitis obliterans
Diagnostik. Labor: CRP erhöht, BSG stark erhöht, Synonym. Morbus Winiwarter-Buerger.
Anämie, keine spezifischen Marker, AP und γ-GT er-
höht, Diagnosesicherung mittels Histologie (Biopsie Definition. Multikoluläre, segmental verlaufende
der Arteria temporalis). Wegen der unspezifischen Entzündung der kleinen und mittleren Arterien und
Symptomatik und der Altersgruppe durchlaufen die Venen mit sekundärer Thrombosierung des Gefäß-
Patienten häufig zunächst eine ausführliche Tumor- lumens.
diagnostik und Suche nach bakteriellem Fokus.
Ätiopathogenese. Unbekannt, deutliche Häufung bei
> Die histologische Absicherung muss vor Therapie- starken Rauchern (vermutlich Autoantikörper gegen
beginn erfolgen, da Therapie langwierig und mit Kollagen). Trotz entzündlichem Infiltrat bleiben Wand-
Nebenwirkungen verbunden ist. Nach Beginn der aufbau des Gefäßes und Lamina elastica interna er-
Steroidtherapie ist das Biopsiematerial diagnostisch halten. Es kommt zum thrombotischen Gefäßver-
unbrauchbar. schluss und Ausbildung von Mikroabszessen.
Therapie. Steroide (1 mg/kg KG mit Reduzierung bis Epidemiologie. Vor allem junge Männer, häufiger in
zur Erhaltungsdosis unterhalb der Cushing-Schwelle). Indien, Korea oder Japan.
Laborkontrolle (BSG, CRP).
Symptomatik. Schubweiser Verlauf, Beginn vor dem
Prognose. Bei konsequenter Behandlung gut. 40. Lebensjahr. Ruheschmerz, Kältegefühl der Extremi-
täten, Parästhesien, schmerzhafte periphere Durch-
! Cave blutungsstörungen der Hände und Füße, Waden- und
Der sofortige Beginn der Therapie ist erst bei drohen- Fußsohlenclaudicatio, Arterienverschlüsse (Unter-
dem Visusverlust indiziert – rechtzeitiger Therapie- arme/infrapopliteal), Nekrose, Gangrän (häufig erstes
beginn kann den Visus erhalten. Symptom), Raynaud-Phänomen, Phlebitis migrans
(sprunghaftes Übergreifen auf andere Körperpartien),
Phlebitis saltans (rekurrente, multifokale Entzündung
2.1.4.3 Hypersensitivitätsangiitis kleiner und mittlerer Venen mit rezidivierenden
Synonym. Hypersensitivitätsvaskulitis. Thrombosen und Embolien bei einem Malignom).
> Die Thrombangiitis obliterans besitzt kein charak- tokokken, Proteus vulgaris) kommen komplizierend hinzu.
teristisches Merkmal, das zum Ausschluss anderer Typisch sind:
Erkrankungen führt. 4 Ulzerationen an Zehenkuppen, interdigital, an Ge-
lenken, am lateralen Fußrand, Außenknöchel, Achil-
Differenzialdiagnose. Periphere arterielle Embolien. lessehne, tibial
4 Flächenhafte Rötung als Entzündungszeichen
Therapie. Nikotinkarenz, Behandlungsziel ist Rück- 4 Oft kolbenförmige Auftreibung der Zehen bei Lymph-
gang der Beschwerden, Vermeidung von Nekrosen- abflussstörung nach Lymphangitis
bildung bzw. Abheilung vorhandener Nekrosen, Ver-
meiden von Amputationen. Zur Diagnostik gehören Anamnese (Diabetes mellitus),
4 MedikamentöseTherapie: Prostaglandin E1, nicht- gründliche Inspektion der Füße (Trophik, Fußstatus,
steroidale Antiphlogistika. Deformierungen, Entzündungen, Druckstellen), Palpation
4 Invasive Maßnahmen: thorakale und lumbale der Fußpulse, Temperaturunterschiede, Auskultation der
Sympathektomie. Arterien, Sensibilitätsprüfung, Vibrationsempfinden, Re-
flexstatus, Röntgen des Fußskeletts, Doppler-Untersu-
> Sofortige Nikotinkarenz führt zum Stillstand der chung, Duplex-Sonographie, Augenhintergrund (diabe-
Krankheit (Compliance <5%). tische Retinopathie), transkutane Sauerstoffmessung,
Labor (Mikroalbuminurie, HbA1c, Erregernachweis aus
Prognose. Lebenserwartung unbeeinflusst. In 30% der Wundabstrich).
Fälle wird in den ersten 5 Jahre eine Teilglied-Ampu- Präventive Maßnahmen sind optimale Stoffwechsel-
tation vorgenommen. einstellung, orthopädische Schuhe, Gewichtsreduktion bei
Adipositas, Nikotinabstinenz, optimale Blutdruckeinstel-
Diabetischer Fuß (diabetisches Fußsyndrom) lung, regelmäßige Fußpflege. Zur Basistherapie gehören
Insbesondere die Makroangiopathie, neben Mikroangio- tägliche Wundpflege, Drainage subkutaner Höhlen, Ab-
pathie und Neuropathie (. Tab. 2.5), des Diabetes mellitus tragung der Hyperkeratosen, antibiotische Behandlung
können Ischämien des Fußgewebes verursachen. Hyper- nach Erregernachweis, Ödembehandlung. Medikamentöse
glykämie, Adipositas, Hypertonie, Nikotinabusus, Hyper- Therapie mit intraarterieller antibiotischer Infusionsbe-
lipidämie, mangelnde Fußhygiene sind dabei ursächlich. handlung, evtl. Prostaglandin E1. Mögliche invasive Maß-
Kleinste Verletzungen heilen dann schlecht ab, Infektionen nahmen dienen der Revaskularisierung (PTA, lokale intra-
(Staph. aureus, E. coli, Pseudomonas aeruginosa, Strep- arterielle Fibrinolyse. Amputation (Amputationsrate bei
6 Diabetikern 15-fach höher als bei Nichtdiabetikern).
66 Kapitel 2 · Angiologie
In Kürze
Vaskulitiden
Hypersensitivitäts- 4 Symptomatik: schmerzhafte, palpable Purpura der unteren Extremitäten, evtl. Nekro-
angiitis sebildung, systemische Manifestationen
4 Ätiologie: Virusinfekte, Malignome, Kollagenkrankheiten
4 Diagnostik: Klinik mit entzündlicher Affektion der Venolen, die mit neutrophilen
Infiltraten, Leukoplakie, Gewebsdestruktionen, Fibrinoidbildung und Blutextra-
vasaten einhergeht
4 Therapie: nichtsteroidale Antiphlogistika, Colchicin, langfristig Glukokortikoide
Sekundäres Raynaud- 4 Symptomatik: paroxysmale Ischämien mit fehlender reaktiver Hyperämie, Parästhe-
Phänomen sien, Kältegefühl, Schmerzen, Gewebsnekrosen
4 Ätiologie: Arterienverschluss, Entzündung, hämatologische Grunderkrankung,
toxische Schädigung
4 Diagnostik: nichtakrale Lichttransmissionsplethysmographie, Kapillarmikroskopie,
Arteriographie, zusätzlich Faustschlussprobe
4 Therapie: Therapie der Grunderkrankung
2.2 Erkrankungen venöser Gefäße 4 Palpation: am stehenden Patienten Suche nach kno-
tigen Veränderungen, Blow-out (Vorwölbungen
2.2.1 Anamnese, klinische Untersuchung, der Haut) und Konvoluten, Druckschmerzpunkte
Diagnostik 4 Temperatur der Haut: lokal, Seitenvergleich
4 Trendelenburg-Test: Hochlagerung der Beine,
2.2.1.1 Anamnese Ausstreichen der Varizen, Stauen der V. saphena
4 Familienanamnese: Varizen, Phlebitiden, Throm- magna unterhalb der Leistenbeuge; rasche Vari-
bosen, Embolien zenfüllung nach Aufstehen bei Insuffizienz der
4 Eigenanamnese: Schweregefühl, Spannungsgefühl, Vv. perforantes; Stauung nach 30 s lösen, distale
nächtliche Wadenkrämpfe, Schwellungen,, AVK, Venenfüllung bei Klappeninsuffizienz der ober-
myogene/neurogene/orthopädische Ursachen flächlichen Venen
4 Perthes-Test: Stauung oberhalb der Varizen: bei
> Typische Beschwerden bei Erkrankungen der Bein- intakten Vv. perforantes und tiefen Venenklappen
venen: Entleerung der Varizen mit Muskelpumpe
4 Nach längerem Sitzen oder Stehen
4 Gehäuft zu warmen Jahreszeiten Druckschmerzpunkte der Thrombosediagnostik
4 Linderung durch Kältebehandlung, Kompres- 4 Payr-Zeichen: Fußsohlendruckschmerzpunkt (z. B. bei
sionsbehandlung und Hochlagerung Auftreten)
4 Prämenstruelle Verschlechterung 4 Bisgaard-Zeichen: Kulissendruckschmerzpunkt (retro-
4 Selten mit Ödembildung einhergehend malleolär)
4 Homans-Zeichen: Wadenschmerz bei Dorsalflexion
2.2.1.2 Klinische Untersuchung des Fußes
4 Inspektion: am stehenden Patienten (Beginn 4 Tschmarke-Zeichen: Druckschmerz der Wade
oberhalb der Leiste fußabwärts): Verteilungsmus- 4 Lowenberg-Test: Wadenschmerz bei Druck über
ter, Ausprägung, Hautveränderungen, Varizentyp, 100 mmHg, Seitendifferenz überprüfen
Ödeme (. Tab. 2.6) 6
2.2 · Erkrankungen venöser Gefäße
69 2
Typ Merkmale
Stammvarikose Meist V. saphena magna, seltener V. saphena parva. Typisch: geschlängelt verlaufende
Venen mit knäuelartigen Erweiterungen
4 Meyer-Druckpunkte: unterhalb des Kniegelenks, me- borenes Fehlen der Venenklappen, Venenwand-
dial der Tibia schwäche, chronische Adipositas, Schwangerschaft,
4 Pratt-Zeichen: Druckschmerz in der Kniekehle statische Belastung wie langes Stehen oder Sitzen
4 Sigg-Zeichen: Schmerzen in der Kniekehle bei Stre- 4 Sekundäre Varikosis: Folge einer venösen Ab-
ckung des Beines flussstauung, Begleiterscheinung des postthrom-
4 Druckschmerz im Adduktorenkanal botischen Syndroms, bei primäre Klappeninsuf-
4 Rielander-Zeichen: Druckschmerz in der Leiste fizienz
2.2.1.3 Diagnostik
4 Labor: Blutbild, Eisen, Urin, Entzündungsparame-
ter, Gerinnungsparameter (AT-III, Protein C, Pro-
tein S, APC, Faktor V, Homozystein, Thrombo-
zytenzahl und -aggregation)
4 Dopplersonographie: Klappeninsuffizienz,
Stammveneninsuffizienz, Fisteln
4 Duplexsonographie: Ausdehnung, Tiefe einer
Thrombose; Funktion der venösen Klappen
4 Plethysmographie: venöse Pumpfunktion, chro-
nisch venöse Insuffizienz, Verlaufskontrolle
4 Phlebographie: Dokumentation, bei gutachter-
lichen Fragestellungen, zur präoperativen Abklä-
rung bei Rezidivvarikose, Angiodysplasien
2.2.2 Varikosis
Synonym. Krampfadern.
Epidemiologie. 55% der Erwachsenen, Männer : Frauen 4 Invasive Eingriffe: Sklerosierungstherapie, Vari-
1:2,5, über 60% vor dem 30. Lebensjahr mit familiärer zenstripping
Häufung.
2 > 3-S-L-Regel: Sitzen und Stehen sind schlecht, lieber
Symptomatik. Schwere- und Müdigkeitsgefühl in den Liegen und Laufen.
Beinen, prämenstruelle Schmerzen in den Varizen,
Knöchelschwellung, Beschwerdenzunahme bei Wärme,
Besserung durch Hochlagerung der Beine. Bei pri- 2.2.3 Thrombophlebitis
märere Varikosis meist diskrete, eher kosmetische Be-
schwerden. Definition. Thrombosierung oberflächlicher Venen mit
Entzündung.
Stadieneinteilung der Stammvarikose der V. saphena
magna Ätiopathogenese. Mögliche Ursachen sind:
4 Stadium I: Insuffizienz der »Crosse« (Mündungskrüm- 4 Traumen, Infekte, Neoplasien, Immunkomplex-
mung oder Mündungsbogen der V. saphena magna vaskulitiden, Thrombangiitis obliterans
vor der Einmündung in die V. femoralis) und der 4 An den Beinen: häufig bei vorbestehender Vari-
Schleusenklappen (keine Krankheitszeichen) kosis. Auslöser: Immobilisation, Trauma
4 Stadium II: Insuffizienz der Venenklappen von der Leiste 4 An den Armen: meist iatrogen (Kanülen)
bis über das Kniegelenk. Diskrete klinische Beschwerden
4 Stadium III: Insuffizienz von der Leiste bis unterhalb Thrombophlebitis migrans
der Knie Schnell ausbreitende Thrombophlebitis (häufig mit Para-
4 Stadium IV: Insuffizienz von der Leiste bis zum me- neoplasien).
dialen Knöchel
Thrombophlebitis saltans
Mögliche Komplikationen: Typisch ist eine münzgroße lokale Rötung entlang der
4 Varikophlebitis Venen und ein diskontinuierlicher Wechsel von z. B. einer
4 Varizenruptur Extremität auf die andere (Buerger-Syndrom, Thromb-
4 Chronisch venöse Insuffizienz angiitis obliterans, Paraneoplasien). Primäre (Ursache nicht
bekannt) und sekundäre (Ursache meist Vaskulitis, Kollage-
Diagnostik. nose, Thrombangiitis obliterans, Buerger-Arteriitis) Form.
4 Primäre Befunde bei Stammvarikose der V. saphena Abklingen nach ein paar Tagen. Sicherung der Diagnose
magna: tastbare Erweiterung des Gefäßes in der durch Probeexzision, evtl. Neoplasie-Abklärung, Ausschluss
Leistenregion, positiver Hustentest (palpable Aus- einer Vaskulitis.
dehnung während der Hustenstöße), positiver Per-
kussionstest Epidemiologie. In über 90% der Fälle liegt Varikosis
4 Sekundäre Befunde: Besenreiser, chronisch venöses zugrunde, Frauen > Männer.
Stauungssyndrom
4 Doppler-Sonographie, Phlebographie, Photople- Symptomatik. Lokal druckdolente derbe Vene, Rötung,
thysmographie, Lichtreflexionsrheographie, Phle- Hyperthermie.
bodynamometrie
Diagnostik.
Therapie. 4 Anamnese: Kanülen o. ä.
4 Allgemeinmaßnahmen: körperliche Bewegung 4 Sonographie, Phlebographie: Ausbreitung der Ent-
zur Aktivierung der Wadenmuskelpumpe, Kom- zündung
pressionsbehandlung mit elastischen Binden bzw.
Strümpfen, Hitze meiden, bequeme Kleidung und > Die diagnostischen Maßnahmen sind von Ausdeh-
Schuhe, Hochlagerung der Beine nung der Entzündung abhängig.
4 Physikalische Therapie: Kaltwassergüsse, Bewe-
gungstherapie Differenzialdiagnose. Paraneoplastisches Syndrom
4 Medikamentöse Therapie: ödemprotektive Venen- bei maligner Grundkrankheit, Borrelliose, Behçet-
mittel wie Flavonoide und Rosskastanienextrakte Syndrom, Thrombangiitis obliterans, Lymphangitis,
(bisher therapeutische Evidenz durch Studien nicht Tendovaginitis, Bursitis, Erysipel, Phlebothrom-
gesichert) bose.
2.2 · Erkrankungen venöser Gefäße
71 2
Therapie. Ziel ist es eine weitere Ausbreitung der Ent- 4 Störungen der Fibrinolyse (verminderte Freiset-
zündung zu vermeiden. zung von t-PA, erhöhte Aktivität von PAI)
4 Allgemeinmaßnahmen: Mobilisation, kalte Um- 4 Erhöhte Blutviskosität durch Polyglobulie, forcierte
schläge, Kompressionsverbände Diurese mit Exsikkose
4 Medikamentöse Therapie: Salbenumschläge (In- 4 Nephrotisches Syndrom
dometacin, Diclofenac, Ibuprofen), bei Schmer- 4 Hyperhomozysteinämie
zen nichtsteroidale Antiphlogistika. Heparini-
sierung, wenn Thrombophlebitis sehr ausgeprägt Symptomatik. Schweregefühl in den Beinen, ziehender
ist (Mündungsbereich der V. saphena magna und Schmerz in der Wade oder im ganzen Bein, Umfangs-
parva); Bei zunehmender Ausdehnung und stei- differenz, akute Ödembildung (erst Knöchelbereich,
genden Entzündungsparametern Antibiose danach Stauungsödem), Zyanose, ektatische oberfläch-
liche Venen prätibial und über dem Fußrücken, lokale
> Eine Thrombose in den Cross-Venen ist eine Indika- Überwärmung, oberflächliche, vor allem prätibiale Ve-
tion für einen gefäßchirurgischen Eingriff. nenzeichnung. Tachykardie, Dyspnoe, Thoraxschmer-
zen, Husten, Fieber.
Prognose. Meist komplikationslos. Vollbild der Sepsis
z. B. bei Immunschwäche möglich, septischer Schock,
Endokarditis, bakterielle Embolie Druckpunkte und Hinweiszeichen bei tiefer
Beinvenenthrombose
4 Druckpunkte: Meyer-Druckpunkte im Verlauf
2.2.4 Phlebothrombose der V. saphena magna
4 Schmerzpunkte: Druckschmerz an der Ober-
Definition. Akuter, kompletter oder inkompletter Ver- schenkelinnenseite, im Kniegelenksbereich,
schluss einer tiefen Beinvene (. Abb. 2.2). in der Wade, Kulissendruckschmerz, Dorsa-
flexionsschmerz, Plantarmuskulatur-Druck-
Ätiopathogenese. Meist in Bein- und Beckenvenen schmerz
(98%), aber auch in den großen Hohl- und in den
Halsvenen lokalisiert. In ca. 10% der Fälle ist das erste
Symptom der Thrombose die Lungenembolie. ! Cave
Bei negativen Druckschmerzpunkten ist eine Phle-
Trias der Thromboseentstehung nach Virchow bothrombose nicht ausgeschlossen.
4 Beeinträchtigung der Gefäßwand bzw. des Endothels
4 Beeinträchtigung der Blutströmung
4 Beeinträchtigung der Blutzusammensetzung Wichtige Thrombosezeichen
4 Payr-Zeichen: Fußsohlenschmerz
Risikofaktoren: 4 Bisgaard-Zeichen: Kulissendruckschmerz im
4 Hormonelle Kontrazeptiva retromalleolären Bereich
4 Gleichzeitiger Nikotinabusus 4 Homann-Zeichen: Wadendruckschmerz bei
4 Bekannte Phlebothrombose Dorsalflexion
4 Herzerkrankungen wie Herzinsuffizienz, konges- 4 Lowenberg-Test: Wadendruckschmerz ausge-
tive Kardiomyopathie löst durch Drucksteigerung, z. B. mit einer Blut-
4 Neoplasien druckmanschette, Seitendifferenz
4 Operationen 4 Meyer-Druckpunkte: Druckschmerzpunkte im
4 Trauma Verlauf der tiefen Venen
4 Schwangerschaft 4 Pratt-Zeichen: Druckschmerz in der Kniekehle
4 Immobilisation, Bettlägerigkeit, Lähmungen, Gips-
ruhigstellung
4 Angeborene Thrombophilie: Protein-C-, Protein- Mögliche Komplikationen sind:
S-, Antithrombin-III-Mangel, aktivierte Protein- 4 Lungenembolie
C-Resistenz (APC-Resistenz), Faktor-V-Leiden- 4 Phlegmasia coerulens dolens
Mutation, Faktor-II-Mangel, hereditäre Fibrino- 4 Postthrombotisches Syndrom
lysedefekte 4 Ulcus cruris
72 Kapitel 2 · Angiologie
Stadien der chronisch-venösen Insuffizienz: Binden oder Strümpfen, kalte Güsse, Bewegungs-
4 Stadium I: Corona phlebectatica paraplantaris therapie
(variköser Venenkranz am Fußrand), diskretes 4 Medikamentöse Behandlung: venentonisierende,
2 Stauungsödem antiadenomatöse Medikamente, Diuretika (nur in-
4 Stadium II: Stauungsdermatose, weiße Atrophie itial, da Hämokonzentration)
der Haut (Atrophie blanche), Depigmentierung, 4 Invasive Maßnahmen: Varizensklerosierung,
Stauungsinduration, Hyperpigmentierung, Ekzem Durchtrennung von insuffizienten Perforans-
4 Stadium III: abgeheiltes oder florides Ulcus cruris venen, Varizenchirurgie, spezielle Ulkuschirur-
gie
Komplikationen:
4 Superinfektionen des Ekzems oder Ulcus cruris Prognose. Günstige Prognose nur bei konsequenter
4 Knochenmetaplasie lebenslanger Kompressionstherapie und der anderen
4 Allergieentwicklung allgemeinen Maßnahmen.
Diagnostik.
4 Anamnese: bekannte Thrombose 2.2.6 Ulcus cruris venosum
4 Klinik: Ödem der Extremitäten, kutane Insuffi-
zienzzeichen (kleinkalibrige Venektasien, Stauungs- Synonym. Unterschenkelgeschwür.
ekzem, Dermoepidermitis, Parakeratose, Hämo-
siderose, Mikroulzerationen, längliche Ulzera über Definition. Gewebsnekrose aufgrund venöser Gefäß-
insuffizienten Cockett-Venen, größere Erosivge- stauung bei Varikose.
schwüre), meist einseitig betroffene Extremität,
Varizen, Erysipelbildung möglich Ätiopathogenese. Häufigste Ulkusform (80% der Ul-
4 Duplexsonographie/Phlebogramm: Klappenin- zera), ggf. nach Phlebothrombose oder lange Immo-
suffizienz, Reflux im tiefen Venensystem, kutane bilisation.
Lymphabflussstörungen
Symptomatik. Schmerzen im Rahmen einer exulze-
Differenzialdiagnose. rierten Capillaritis alba, sicht- und tastbare Varikosis,
4 Ödeme bräunlich verfärbte und trophisch veränderte Haut
5 Lymphödem: blasse Haut, teigige Konsistenz, als Zeichen einer Stauungsdermatitis. Lokalisation
tiefe Querfalte über den Zehen meist proximal des Innenknöchels, in schweren Fällen
5 Lipödem: nicht eindrückbar, v. a. Frauen mitt- Gamaschenulkus (den gesamten Unterschenkel be-
leren Alters treffend).
5 Kardiale Ödeme: Rechtsherzinsuffizienz, Cor
pulmonale Differenzialdiagnose. pAVK, Erysipel, Plantarulcus
5 Renale Ödeme: Niereninsuffizienz mal perforans.
5 Onkotische Ödeme: Hypoproteinämie, Hypal-
buminämie Diagnostik. Klinik.
4 Veränderungen der Haut
5 Ekzeme, Hautblutungen, Vaskulitiden, Erysi- Therapie. Schwierig und langwierig. Beseitigung der
pel, diabetisches Gangrän Stauung durch Kompression und Gehübungen tags-
über und Hochlagerung nachts. Wundpflege mit syn-
Therapie. thetischen Wundverbänden. Chirurgische Deckung.
4 Allgemeine, physikalische Maßnahmen: konse- Ultima Ratio: Faszienentfernung mit großzügiger Exzi-
quente Kompressionsbehandlung mit elastischen sion der Geschwüre.
2.2 · Erkrankungen venöser Gefäße
75 2
In Kürze
Phlebo- 4 Symptomatik: Schweregefühl der Beine, ziehender Schmerz (Wade, ganzes Bein), Um-
thrombose fangsdifferenz, Ödem (erst Knöchelbereich, dann Stauungsödem), Zyanose, ektatische
oberflächliche Venen prätibial/über dem Fußrücken, lokale Überwärmung, prätibiale
Venenzeichnung, Tachykardie, Dyspnoe, Thoraxschmerzen, Husten, Fieber. Thrombose-
zeichen (Payr-, Bisgaard-, Homann-, Lowenberg-, Pratt-, Meyer-Druckpunkte)
4 Ätiologie: Beeinträchtigung der Gefäßwand (Endothel), Blutströmung,der Blutzusam-
mensetzung. Risikofaktoren: Kontrazeptiva, gleichzeitiger Nikotinabusus, bekannte
Phlebothrombose, Herzerkrankungen, Neoplasien, Operationen, Trauma, Schwanger-
schaft, Immobilisation, Thrombophilie, Störungen der Fibrinolyse, erhöhte Blutvisko-
sität, Exsikkose, nephrotisches Syndrom, Hyperhomozysteinämie
4 Diagnostik: Anamnese, Klinik, Duplexsonographie, Phlebographie
4 Therapie: Allgemeinmaßnahmen (Hochlagerung, Wickeln der Extremität zur Verbes-
serung der venösen Zirkulation und gegen Ödeme und Ablösung von Thromben,
Bettruhe bei schmerzhaften Schwellungen für wenige Tage), Fibrinolysebehandlung,
6 Thrombektomie, orale Antikoagulation
76 Kapitel 2 · Angiologie
Ulcus cruris 4 Symptomatik: Schmerzen bei exulzerierter Capillaritis alba, schwere Varikosis, bräun-
venosum lich verfärbte und trophisch veränderte Haut bei Stauungsdermatitis, meist proximal
des Innenknöchels, Gamaschenulkus möglich
4 Ätiologie: Gewebsnekrose aufgrund venöser Gefäßstauung bei Varikose, ggf. nach
Phlebothrombose oder langer Immobilisation
4 Diagnostik: Klinik mit typischem venösem Unterschenkelgeschwür im Bereich des
Innenknöchels
4 Therapie: Schwierig und langwierig, Kompression, Hochlagerung, Wundpflege,
chirurgsche Deckung. Ultima Ratio: Faszienentfernung mit großzügiger Exzision der
Geschwüre
Diuretika sind kontraindiziert, da der Wasserent- Symptomatik. Lymphstau mit sekundären Stauungs-
zug zu einer weiteren Konzentrierung des Eiweißge- zeichen. Progressives Lymphangiom: Rotbraune pla-
haltes führt. queförmige Hautverdickung mit gutartiger Größen-
2 zunahme.
Prognose. Meist lebenslange konsequente Therapie
notwendig. Komplikationen sind Lymphangitis, rezi- Diagnostik. Sonographie, Lymphangiographie.
divierendes Erysipel, Lymphangiosarkome (Steward-
Trewes-Syndrom), Lymphfistel und Hyperkeratose Therapie. Chirurgische Tumorresektion.
(Verrucosis lymphostatica).
Lymphangiosarkom
Synonym: Stewart-Treves-Syndrom. Bösartiger Tumor der
2.3.3 Tumoren Lymphgefäße mit früher Metastasierung. Typischerweise
schmerzlose blutergussartige Flecken im Bereich einer
2.3.3.1 Benignes Lymphangiom lymphomatös geschwollenen Extremität. Nach histologi-
Definition. Benigne Neoplasie der Lymphgefäße. scher Bestätigung Amputation der betroffenen Extremität
indiziert.
Ätiopathogenese. In der Regel angeboren und gutar-
tig. Unterscheidung in kapilläre Lymphangiome, die Prognose. Die sarkomatöse Entartung droht nur Pa-
lokale, oberflächliche Lymphangiome bilden und ka- tienten mit ausgeprägten, ungenügend oder unbehan-
vernöse Lymphangiome, die ausgedehnte, tiefe Lymph- delten Lymphödemen. Die konsequente Therapie ist
angiome bilden. Vergrößern sich im Laufe der Jahre. die beste Prophylaxe.
Wesentlich seltener als Hämangiome.
In Kürze
Erkrankungen der Lymphgefäße
III Globale Insuffizienz <50 >45 p Respiratorische Azidose und metabolische Alkalose
a b
. Abb. 3.3. Asthma bronchiale. a Im Anfall Überblähung der Lunge mit Tiefstand des Zwerchfells. b Nach dem Anfall Rückbil-
dung der Überblähung (Sammlung Prof. Jend)
86 Kapitel 3 · Pneumologie
1 Intermittierendes Kurzwirksame –
gelegentliches Asthma β2-Sympathomimetika
Antileikotriene 5-Lipoxygenase-Inhibitor
Prognose. Allergisches Asthma bessert sich im jugend- Krankheitsbild. Status asthmaticus: Sprechdyspnoe,
lichen Alter und kann in der 4. und 5. Lebensdekade erhöhte Atemfrequenz, »silent chest«, Tachykardie,
wiederkehren. Das nichtallergisches Asthma kann sich Agitiertheit, vermindertes PaCO2, arterielle Hypoxie,
spontan bessern, ist aber seltener. verminderte Peak-Flow-Werte.
In Kürze
Asthma bronchiale
Prognose. Gute Lebensqualität bei konsequenter physi- > Mukoviszidoseverdächtig: Mekoniumileus bei
kalischer Therapie. Geburt (10–15% der Fälle), Steatorrhö mit Entwick-
lungsstörung, rezidivierende Bronchitiden/Pneumo-
nien/Sinusitiden, Cholelithiasis, Salzgeschmack auf
der Haut.
3.2 · Erkrankungen der Atemwege
89 3
Definition. Chronisch progrediente Lungenfibrose mit Definition. Minderbelüftung der Lunge ohne entzünd-
neutrophilen und eosinophilen Alveolitiden und Zer- liche Veränderungen.
störung des Lungenparenchyms bei raschem Verlauf.
Ausschlussdiagnose! Ätiopathogenese.
4 Kompressionsatelektase: Lungenkompression
Ätiopathogenese. Unklare Ursache der Lungenfibro- durch Erguss, Tumor oder fehlende Zugkräfte beim
sierung. Pneumothorax
90 Kapitel 3 · Pneumologie
In Kürze
Bronchiektasen, zystische Fibrose, Hamman-Rich-Syndrom, Atelektasen
3.3 Erkrankungen durch Erreger sternalen Schmerzen, der in produktiven Husten mit
eitrigem Auswurf übergehen kann. Ein inspiratorischer
3.3.1 Bronchitis Stridor weist auf eine Laryngotracheitis hin.
3.3.1.1 Akute Bronchitis > Bei viralen Infekten findet man sehr häufig eine
Definition. Entzündung der Bronchialschleimhaut, bakterielle Superinfektion.
häufig mit Rhinitis, Sinusitis, Laryngitis, Tracheitis.
Komplikationen:
Ätiopathogenese. 4 Bronchopneumonie
4 90% Vireninfektion: Influenzaviren, Parainfluen- 4 Bronchiolitis und/oder Verschlechterung einer
zaviren, Respiratory-syncytial-Viren (RS-Viren), vorbestehenden Herzinsuffizienz
Adenoviren, Coronaviren, Rhinoviren, Coxsackie
4 Weiterhin: Mykoplasmen, Chlamydien, Pneumo- Diagnostik.
kokken, Haemophilus influenzae, Staph. aureus, 4 Klinik: Fieber, Husten, Auswurf. Auskultation:
Mykoplasma pneumoniae, Moraxella catarrhalis, initial eher unauffällig, später mittel- und grob-
Pseudomonas aeruginosa, Enterokokken, E. coli, blasige RG, Giemen und Brummen möglich.
Klebsiellen, Candida Peribronchitische Prozesse haben eher feinbla-
sige RG
> Häufigste Infektion bei Kinder: RS-Viren, Adeno-, 4 Thoraxröntgen: bei Verdacht auf Pneumonie,
Coxsackie, ECHO-Viren protrahiertem Verlauf, Hämoptyse (Tumoraus-
Häufigste Infektion bei Erwachsenen: Rhino-, schluss)
Corona-, Influenza- und Parainfluenza 4 Labor:
5 Viraler Infekt: mäßige BSG-Erhöhung, Leuko-
Epidemiologie. Sehr häufig, vor allem Frühjahr/ penie, Lymphozytose
Herbst. 5 Bakterieller Infekt: stärkere BSG-Erhöhung,
Leukozytose, Linksverschiebung
Symptomatik. Schleimhautrötung, Schwellung der 4 Sputum: bei bronchopulmonalen Vorerkrankun-
oberen Luftwege, Krankheitsgefühl, Glieder- und Kopf- gen
schmerzen, Fieber. Nichtproduktiver Husten mit retro- 4 Lungenfunktion: bei Bronchialobstruktion
92 Kapitel 3 · Pneumologie
Differenzialdiagnose. Allergische Reaktion, Asthma 4 Chronisch obstruktive Bronchitis: wie oben, zu-
bronchiale, Bronchialkarzinom, Fremdkörperaspira- sätzlich messbarer Obstruktion
tion, Pneumonie, Exazerbation einer COPD (7 Kap. 4 COPD (»chronic obstructive pulmonary disease«):
3.3.1.2), Tbc. chronisch obstruktive Bronchitis kombiniert mit
einem Lungenemphysem (7 Kap. 3.3.1.3)
Therapie. Symptomatisch: Bettruhe, Flüssigkeit, Anti-
3 pyretika, Antitussiva, inhalierbare Glukokortikoide, Ätiopathogenese. Belastungen der Atemwege (Rau-
Sekretolytika. chen, Umwelt, Arbeitsplatz) können die Inzidenz der
Erkrankung stark beeinflussen. Seltener sind genetische
! Cave Faktoren wie α1-Proteinase-Mangel, Ziliendysfunktion.
Antitussiva können bei hypersekretorischer Bron- Selten ist auch eine akute respiratorische Infektion, die
chitis zur Schleimretention führen. zur vermehrten und abnormen Schleimproduktion mit
hypertrophischen Schleimdrüsen führt.
Bei bakterieller Superinfektionen und vorbestehender
Lungenerkrankung, hohem Alter oder kardialen Er- > Eine sekundäre chronische Bronchitis kann bei Bron-
krankungen kann eine Antibiose (Aminopenicillinen, chialkarzinom, Tuberkulose, Bronchiektasien, Sinusitis
Makroliden, Tetrazyklinen oder abhängig vom Anti- und Fremdkörper auftreten.
biogramm) indiziert sein.
Epidemiologie. 10% der westlichen Bevölkerung sind
Prognose. Ohne Komplikation meist folgenlose Aus- betroffen, 90% davon sind Raucher bzw. Exraucher.
heilung in ein bis vier Wochen. 10% aller Frühinvaliditätsfälle sind Folge einer COPD.
In der Todesursachenstatistik steht die COPD an Platz
3.3.1.2 Chronische Bronchitis, chronisch Nummer 5. Mit dem Alter steigen Prävalenz, Inzidenz
obstruktive Bronchitis, COPD und Mortalität.
Definition.
4 ChronischeBronchitis: Entzündung der Bronchial- Symptomatik. Dreistufige Krankheitsentwicklung:
schleimhaut mit vermehrter Schleimproduktion 4 »Simple chronic bronchitis«: einfache chronische
ohne bronchiale Obstruktion; nach WHO Husten Bronchitis mit Husten und Auswurf
und Auswurf über mindestens 3 Monate im Jahr 4 Chronisch obstruktive Bronchitis mit Belastungs-
an 2 aufeinander folgenden Jahren. dyspnoe
4 Obstruktives Emphysem und respiratorische In-
suffizienz (. Abb. 3.4)
. Abb. 3.4. Thoraxaufnahme in 2 Ebenen (a.p. und seitlich) der Lunge, tiefstehendes Zwerchfell mit abgeflachten Kup-
bei ausgeprägtem Emphysem. Erhöhte Strahlentransparenz peln, erweiterter Retrosternalraum (Sammlung Prof. Jend)
3.3 · Erkrankungen durch Erreger
93 3
4 »Blue bloater« (bronchitischer Typ): adipös, Zya- 4 Medikamente: Inhalation mit β2-Sympathomi-
nose mit Polyglobulie, kaum Dyspnoe, Husten, metika (evtl. Anticholinergika), lang wirksame
Auswurf,respiratorischeGlobalinsuffizienz(Hypox- β2-Sympathomimetika, orale Glukokortikoide
ämie, Hyperkapnie) 4 Physiotherapie: Atemgymnastik (Lippenbremse)
In Kürze
Bronchitis, Emphysem, Bronchiolitis
Definition. Pneumonie nach Aspiration von Magensaft Therapie. Absaugung unter Bronchoskopie, Tiefla-
oder saurem Mageninhalt. gerung des Körpers, Sauerstoffgabe, evtl. Intubation
(PEEP-Beatmung), Bronchospasmolytika, Glukokorti-
Ätiopathogenese. Nach Aspiration mögliche Verät- koide, Antibiotikabehandlung (Clindamycin, Cephalo-
zung der Atemwege. Ursache sind z. B. Notfall-Opera- sporine).
tionen, Schwangerschaft, Schluckstörung, Bewusstlo-
sigkeit, Zwerchfellhochstand. ! Cave
Die Aspirationspneumonie ist ein Notfall mit relativ
Symptomatik. Nach Latenz von 2–12 h Broncho- hoher Letalität.
spasmus, bronchiale Hypersekretion, pulmonale Vaso-
konstriktion, Tachykardie, Hypotonie, Dyspnoe, Hypo-
xämie, Zyanose.
In Kürze
Pneumonie
Pneumonie 4 Symptomatik:
– typische Pneumonie: akut auftretend, Schüttelfrost, Husten, Auswurf, Fieber, Tachy-
pnoe, Tachykardie, Atemnot mit Naseflügeln
– atypische Pneumonie: langsam beginnend, kein Schüttelfrost, mildere Form
4 Ätiologie: Infektionen (bakteriell, meist Strept. pneumoniae, aber auch Viren, Pilze,
Protozoen), physikalische oder chemische Noxen, Kreislaufstörungen
4 Diagnostik: Klinik, Perkussion, Auskultation (Bronchialatmen, klingende RG), Thorax-
röntgen, Labor (Leukozytose)
4 Therapie: Antibiose nach Antibiogramm
SARS (»severe 4 Symptomatik: Symptomtrias (Fieber >38°C, Husten, Kurzatmigkeit, andere Atem-
acute respiratory beschwerden, evtl. Übelkeit, Durchfall, Anamnese
syndrome”) 4 Ätiologie: SARS-Virus, unterschiedliche Infektiosität von Erkrankten
4 Diagnostik: SARS-Virennachweis
4 Therapie: schwierig. Isolation, Allgemeinmaßnahmen, Intensivbehandlung, noch keine
spezifische Medikation bekannt. Probatorisch: Kortikosteroide, Ribavirin, Lopinavir,
6 Glycyrrhizin
100 Kapitel 3 · Pneumologie
Diagnostik.
4 Anamnese: Immunsystem, Reisen, Tbc-Erkrankte
in Familie oder Umgebung, Beruf, Lungenvorer-
krankungen (auch Tbc)
4 Klinische Untersuchung: subfebrile Temperatu-
ren, Nachtschweiß, Gewichtsverlust, Husten, Aus-
wurf, Dyspnoe
4 Hauttest: Tuberkulintest (Immunreaktion Typ IV)
nach Mendel-Mantoux nach ca. 37 Tagen. Falsch-
negativ bei Immunschwäche, -suppression, zu In-
fektionsbeginn, bei Morbus Hodgkin
Symptomatik. Anfangs fehlend, selten Fieber, Gelenk- > Die Diagnosesicherung ist nur durch den direkten
beschwerden. Später unspezifisch Müdigkeit, Abge- Erregernachweis oder histologisch möglich.
schlagenheit, Krankheitsgefühl, subfebrile Tempera-
turen, Gewichtsverlust, Inappetenz, Appetitlosigkeit, Differenzialdiagnose. Alle malignen Erkrankungen, da
Nachtschweiß, Erythema nodosum. die unspezifische Tuberkulosesymptomatik die B-Symp-
tomatik (Nachtschweiß, Gewichtsverlust, Adynamie)
Lungen-Tbc: Husten, erst trocken, später mit Auswurf umfasst.
(gelb-bräunlich, auch blutig), bei Pleurabeteiligung
auch atemabhängige Schmerzen, bei Ergussbildung Therapie. Präventiv: Identifizierung und Isolierung von
Dyspnoe und thorakales Druckgefühl. Patienten mit offener Tbc, Umgebungsuntersuchung,
Suche nach der Infektionsquelle.
Organ-Tbc:
4 Kehlkopf: Heiserkeit Kombinationstherapie (schnelle Resistenzentwick-
4 Tonsillen: Halsschmerzen lung bei Monotherapie):
4 Urogenital/Darm: Schmerzen im Bauch/Unter- 4 Anfangsbehandlung bis 3 Monate: 3- oder 4-fach-
bauch oder in den Flanken Behandlung mit Isoniazid, Rifampicin, Pyrazin-
4 Skelett: Schmerzen der Wirbelsäule, mit Senkun- amid, bei Verdacht auf Resistenzen: Etambutol und
gen durch Abszesse Streptomycin
4 Meningen: schleichender Beginn mit Kopf- 4 4–6 Monate: 2-fach-Therapie mit Isoniazid und
schmerzen, Reizbarkeit, Erbrechen, Gewichtsver- Rifampicin. 4-fach-Therapie bei Kavernen-Bildung
lust, Nackensteifigkeit, Augenmuskelparesen bzw. hämatogener Streuung
Komplikationen: ! Cave
4 Hiluslymphknoten-Tbc Eine lange Behandlungsdauer ist sehr wichtig, da
4 Pleuritis exsudativa (häufigste Form in der Klinik) Mykobakterien in Granulomen überleben und zu
4 Miliar-Tbc einer Reinfektion führen können.
102 Kapitel 3 · Pneumologie
In Kürze
Tuberkulose, Sarkoidose, Mykosen
Sarkoidose 4 Symptomatik:
– Akut: Arthritis, Erythema nodosum, bihiläre Adenopathie, Löfgren-Syndrom, Fieber,
Husten, BSGn. Heerfordt-Syndrom seltener
– Chronisch: Erst symptomlos, später Husten, Belastungsdyspnoe, Diskrepanz zwischen sub-
jektivem Befinden und Befunden
– Extrapulmonal: Haut, Augen, Parotitis, Knochen, Nervensystem, Milz, andere Organe
4 Ätiologie: unbekannt, familiäre Häufung. Systemerkrankung mit nichtverkäsender Granulom-
bildung, zu 90% Lungenbefall
4 Diagnostik: Auskultation (oft ohne Befund). Diffusionskapazität. Labor, Thoraxröntgen, CT, Gal-
liumszintigraphie, Bronchoskopie, transbronchiale Biopsie, Abklärung weiteren Organbefalls
4 Therapie:
– Akut: ggf. nichtsteroidale Antiphlogistika, Kortikosteroide.
– Chronisch: Kortikosteroide bei Hyperkalzämie, Beteiligung von Augen, ZNS, Myokard,
Haut, bei progredienter Symptomatik. Therapie über ca. 6 Monate.
Aspergillose, 4 Symptomatik:
Krypto- – Aspergillose: allergische bronchopulmonale Aspergillose (Asthma bronchiale, exogen aller-
kokkose gische Alveolitis), Aspergillom, Pneumonie, Keratitis, Otomykose, Sinusitis, Endokarditis
– Kryptokokkose: Pneumonie, Meningitis, Enzephalitis
4 Ätiologie: systemische Pilzinfektionen. Meist Aspergillus fumigatus, Cryptococcus neoformans
4 Diagnostik:
– Aspergillose: Nachweis von Aspergillus, Antigen aus Blut, Sputum, Bronchialsekret,
Biopsiematerial, histologischer Erregernachweis, Antikörpernachweis
– Kryptokokkose: Nachweis von Cryptococcus, Antigen aus Blut, Bronchialsekret, Urin, Li-
quor, Biopsiematerial
4 Therapie: Therapie der Grunderkrankung, Amphotericin B, evtl. kombiniert mit Fluctyosin
104 Kapitel 3 · Pneumologie
Epidemiologie. Heute öfter, aber nicht mehr so fulmi- Symptomatik. Obere Einflussstauung, Schluckbe-
nant wie früher. Häufig iatrogen. schwerden, Dyspnoe.
In Kürze
Mediastinitis
Akute Mediastinitis 4 Symptomatik: meist akuter Beginn mit Schüttelfrost, Fieber, Dysphagie, Tachy-
kardie, Tachypnoe, starken retrosternalen Schmerzen, Schluckbeschwerden.
4 Ätiologie: Fortgeleitete Infektionen, Fremdkörper, endoskopische Eingriffe
4 Diagnostik: Klinik, Thoraxröntgen, CT
4 Therapie: Antibiotika, Drainage, Tumorexstirpation, operative Deckung bei
Perforationen
Definition. Maligne Neoplasie der Lunge. Epidemiologie. 25% aller Karzinome. Häufigste Krebs-
todesursache bei Männern. Inzidenz: 60/100.000.
Ätiopathogenese. Zigarettenrauchinhalation ist Ur-
sache bei 85% der Bronchialkarzinome, andere Karzi- Symptomatik.
nogene wie Asbest, Arsenverbindungen, Haloether, 4 Frühsymptome: Husten, Dyspnoe, Thorax-
Radon, Nickelmetalle, polyzyklische aromatische Koh- schmerz
lenwasserstoffe erhöhen das Erkrankungsrisiko. Gene- 4 Spätsymptome: Hämoptysen, Reizhusten, Fieber,
tische Disposition steigert das Risiko um das 2- bis Thoraxschmerzen, Appetitlosigkeit, Gewichtsver-
3-Fache. Die Latenzzeit beträgt bis zu 30 Jahre. lust, Plexusneuralgie, Armschwellung, Rekurrens-
parese, Phrenikuslähmung, Horner-Syndrom, Pleu-
> 95% der Patienten mit Bronchialkarzinom sind oder raexsudat, paraneoplastische Syndrome (Cushing-
waren Raucher. Syndrom, Thromboseneigung), Knochendestruk-
tion der 1. Rippe und 1. BWK, Poliomyositis,
70% der Bronchialkarzinome liegen zentral, 25% peri- Dermatomyositis, Thromboseneigung
pher, 5% wachsen diffus (Alveolarzellenkarzinom).
Diagnostik.
4 Anamnese, Klinik
Histologie der Bronchialkarzinome (WHO) 4 Labor: BSG, Blutbild, Elektrolyte, Kreatinin, Harn-
4 Plattenepithelkarzinom (35–60%) stoff, GPT, γ-GT, AP, LDH. Tumormarker: Neuro-
4 Kleinzelliges Bronchialkarzinom (SCLC, »small spezifische Enolase (kleinzelliges Bronchialkarzi-
cell lung cancer«, 20–25%, nom), CYFRA 21-1 (nichtkleinzelliges Bronchialkar-
4 Adenokarzinom (6–32%) zinom). Hormondiagnostik. Sputum (Zytologie)
4 Großzelliges Karzinom (10–15%) 4 Lungenfunktion (präoperativ)
4 Kombinierte adenosquamöse Karzinome 4 Thoraxröntgen:
4 Karzinoide (7 Kap. 3.4.3) 5 Zentral-wachsend: endobronchial (Überblä-
4 Tumoren der Drüsen hung, Hilusverkleinerung, Atelektase, Pneu-
4 Karzinosarkome monie), extrabronchial (einseitige Hilusver-
4 Blastome kleinerung, unscharfe Hilusbegrenzung)
4 Melanome 5 Peripher-wachsend: flächenhafte Verschattung,
Rundherde
5 Pancoast-Tumoren: Verschattung der Lungen-
Das kleinzellige Bronchialkarzinom (SCLC) ist vor- spitze, knöcherne Beteiligung
wiegend zentral lokalisiert. Die Prognose ist sehr 5 Bronchoalveoläres Karzinom: Rundherde, klein-
schlecht, da der Tumor bei Diagnosestellung meist fleckige/konfluierende Infiltrate, mulilokal
schon metastasiert hat. Möglicherweise paraneoplas- 4 HR-CT: 3D-Bilder, virtuelle Bronchoskopie. Schä-
tische Endokrinopathie (Hormonesekretion der malig- del-/Abdomen-CT, PET
nen Zellen). 4 Bronchoskopie (Biopsie)
Das Adenokarzinom liegt meist peripher. Es ist die 4 Thorakoskopie (Pleurakarzinose, Biopsie)
häufigste Krebsform bei Nichtrauchern und stellt einen 4 Knochenszintigraphie
großen Anteil der Narbenkarzinome. Selten als Alveo- 4 Sonographie: Abdomen
larzellenkarzinom auftretend.
Differenzialdiagnose. Benigne Neubildung, Metasta-
Alveolarzellenkarzinom sen, Lungennarben, entzündliche Rundherde (Abszess,
Seltener, kleinknotig und diffus sich ausbreitender Tumor Pneumonie, Echinokokkuszyste).
mit Schleim produzierendem, hochdifferenziertem Zylin-
derepithel. Symptomatik: Dyspnoe, Reizhusten, dünnflüs- ! Cave
siger Auswurf. Ursprung im Alveolar-, auch Bronchiolen- Jeder pulmonale Rundherd sollte abgeklärt werden.
epithel, geringe Infiltrations- und Metastasierungsten- Bei Husten und Hämoptysen ab >40 Jahren immer
denz. an Bronchialkarzinom denken.
106 Kapitel 3 · Pneumologie
X Tumor nicht radiologisch oder bronchoskopisch Keine Beurteilung möglich Keine Beurteilung
nachweisbar, maligne Zellen im Sputum möglich
3 Tis: Carcinoma in situ N0: Keine Lymphknoten befallen M0: Keine
Fernmetastasen
Definition. Tumoren unterschiedlichster Histologie, Prognose. Gut bei kurativer Resektion, Rezidive sind
z. B. Papillome, Hamartome, Leiomyome, Hämangio- selten.
In Kürze
Lungentumoren
4 EKG: passagere Veränderungen, unspezifisch: > Operative Embolektomie bei Versagen aller konser-
Rechtsschenkelblock, ST-Anhebung mit terminal vativen Maßnahmen in der ersten Stunde. Letalität
negativem T in III, T-Negativierung V1–4, Sinus- 50%!
tachykardie, Tachyarrhythmie
4 Thoraxröntgen: Anfangs unauffällig, später Herz- Prognose. Meist spontane Auflösung innerhalb von
vergrößerung, Pleuraergüsse, periphere Infiltrate, 2 Wochen. Therapie hat die Sterblichkeit gesenkt. Ab-
Zwerchfellhochstand (einseitig), streifige Atelek- hängig von Alter, Vorerkrankungen, Zeitpunkt der Diag-
tasen nose, Komplikationen (Pleuritis, Lungeninfarkt, Abs-
4 Echokardiographie: akute Druckbelastung des zessbildung, Rechtsherzversagen, Rezidive, chronisches
rechten Ventrikels (Dilatation, paradoxe Septum- Cor pulmonale).
bewegung, Trikuspidalinsuffizienz)
4 Lungenperfusionsszintigraphie: kein Nachweis.
Typisch sind Segment oder lappenbezogene Per-
fusionsdefekte
4 CT-Angiographie, MR-Angiographie: Methode
der 1. Wahl. Thrombendarstellung der zentralen
Pulmonalgefäße; sicherste Diagnostik; invasives
Verfahren, wenn andere Untersuchungsformen
keine klare Diagnose zeigen
4 Sonographie: Beinvenen
110 Kapitel 3 · Pneumologie
In Kürze
Lungenödem 4 Symptomatik:
– Interstitielles Lungenödem: Tachypnoe, Dyspnoe, Orthopnoe, Husten
3 – Alveoläres Lungenödem: starke Dyspnoe, Angst, Zyanose, schaumiges Sputum
– Hypertone Krise. Schocksymptomatik
4 Ätiologie: Austritt von Flüssigkeit aus den Lungenkapillaren ins Interstitium und den
Alveolarraum bei Linksherzinsuffizienz, Niereninsuffizienz, Höhenkrankheit, anaphylak-
tischem Schock, toxisch
4 Diagnostik: Anamnese, Klinik, Auskultation, Labor, EKG, Thoraxröntgen
4 Therapie: sitzende Lagerung, Sedierung, Sauerstoff, Vorlastsenkung (Nitrate, Furosemid),
Kortikosteroide bei toxisch-allergischen Prozessen, Überdruckbeatmung (PEEP).
Sekret Ursache
In Kürze
Erkrankungen der Pleura
Die Gastroenterologie beschäftigt sich mit den Funk- weder stationäre Durchzugsmanometrie oder 24-h-
tionen und Erkrankungen der Verdauungsorgane. Langzeitmanometrie (bei selten auftretenden Spasmen
indiziert).
5 Mykotisch: Candida albicans oder andere Risikofaktoren: Nikotin, Kaffee, Fruchtsäfte, Alkohol,
Candida-Spezies (Soorösophagitis) üppige Mahlzeiten, Adipositas, Stress, endogene De-
5 Viral: Herpes simplex, Zytomegalievirus pression.
4 Chemisch
5 Verätzung Epidemiologie. 10% der westlichen Bevölkerung (Volks-
5 Gastroösophagealer Reflux (chronisch, 7 Kap. krankheit).
4.1.5)
5 Alkohol Symptomatik.
4 Physikalisch 4 Sodbrennen (Leitsymptom, bei 70%)
5 Bestrahlung 4 Dysphagie und Oberbauchschmerzen, vor allem
5 Magensonde im Liegen auf der rechten Seite
4 Medikamentös, vor allem Breitbandantibiotika, 4 Übelkeit mit/ohne Erbrechen (bei 20%)
Zytostatika 4 Refluxassoziierte Atemwegserkrankungen: chro-
4 Stenose nischer Husten (bei 40%), Bronchitis (bei 35%) und
4 Bei Morbus Crohn (7 Kap. 4.3.9.1) chronische Heiserkeit (bei 10%)
Synonym. »Gastroesophageal reflux disease«, GERD. . Tab. 4.1. Stadieneinteilung der Refluxkrankheit
(nach Savary und Miller)
Definition. Symptome und Begleiterkrankungen, die
Stadium Endoskopischer Befund
durch Einwirken von saurem Magensaft auf die Öso-
phagusschleimhaut entstehen. NERD 0 Keine Schleimhautveränderung
Ätiopathogenese. Diagnostik.
4 Pulsionsdivertikel: Missverhältnis zwischen intra- 4 Mallory-Weiss-Syndrom: notfallmäßige ÖGD
luminärem Druck und Wandstabilität, wobei sich 4 Boerhaave-Syndrom: Thoraxröntgen (Mediasti-
Mukosa und Submukosa ausstülpen (Pseudodiver- nalemphysem), Kontrastmittel-Breischluckunter-
tikel) suchung (wasserlösliches Kontrastmittel)
4 Traktionsdivertikel: Zug von außen (z. B. entzün-
deter zervikaler Lymphknoten, Persistenz konge- Therapie.
nitaler Gewebsbrücken zwischen Ösophagus und 4 Mallory-Weiss-Syndrom: Kreislaufstabilisierung,
Trachea) konservative Blutstillung mit Wasserlavage, endo-
4.1 · Erkrankungen der Speiseröhre
117 4
> Bis zu 40% der Fälle sind asymptomatisch. > Eine operative Therapie ist indiziert bei Komplikati-
onen, wie Ulkusperforation.
Komplikationen sind:
4 Blutung (peranal, Bluterbrechen) als mögliche
Erstmanifestation
4.2 · Erkrankungen des Magens
121 4
Zur Überprüfung des Therapieerfolgs: > Die Diagnose einer unkomplizierten akuten Gastritis
4 Bei Ulcus ventriculi erneute Endoskopie mit Biop- wird anhand der Klinik gestellt.
sie
4 Bei Ulcus duodeni 13C-Harnstoff-Atemtest (Kon- Therapie. Meist spontane Ausheilung. Weglassen der
trolle der H.-p.-Sanierung) auslösenden Substanz und belastender Nahrungsmit-
tel. Zeitweise Nahrungskarenz, dann Schonkost (Tee,
Die H.-p.-Sanierung senkt die Rezidivrate inner- Zwieback, Schleimsuppen über wenige Tage). Bei Brech-
halb des ersten Jahres von 50% (Ulcus ventriculi) reiz Gabe von Antihistaminika (z. B. Dimenhydrinat)
bzw. 80% (Ulcus duodeni) auf 1–2%. Medikamentöse in Betracht ziehen.
Regulierung und Auslöserkarenz (Nikotin) sind bei
H.-p.-negativem Ulkus ausschlaggebend. 4.2.3.2 Chronische Gastritis
Definition. Chronische Entzündung der Magen-
> Zur Prävention eines Stressulkus bei polytraumati- schleimhaut.
sierten oder länger intensivmedizinisch betreuten
Patienten ist eine Prophylaxe mit H2-Rezeptor-Ant- Ätiopathogenese. Unterschieden werden Typ A–C
agonisten oder Sucralfat indiziert. (. Tab. 4.2). Sonderform ist Crohn-Gastritis (Epithe-
loidzellgranulome). Ménétrier-Faltenhyperplasie (Rie-
senfaltengastritis), evtl. Zytomegalievirus-Infektion
4.2.3 Gastritis (bei Kindern).
Typ-A-Gastritis Autoimmun: Antikörper gegen Achlorhydrie durch Atrophie der Korpusgastritis, proxi-
(chronisch- Parietalzellen und Intrinsic Schleimhaut einschließlich säure- mal (Kardia) beginnend,
atrophische Factor, andere Autoimmun- produzierender Drüsen, perniziöse deszendierend (zu
Gastritis) (5%) endokrinopathien (z. B. Hashi- Anämie (Vitamin-B12-Mangel), Korpus)
4 moto-Thyreoiditis) erhöhtes Karzinomrisiko
Sie gibt nur epidemiologisch Aufschluss oder dient > Bis zu 50% aller Fälle mit Magenbeschwerden sind
als Verlaufsparameter (bei H.-p.-Sanierung 50% Anti- auf NUD zurückzuführen.
körper-Titerabfall).
Ätiopathogenese. Der genaue Pathomechanismus ist
Differenzialdiagnose. Nichtulzeröse Dyspepsie, Reflux- nicht bekannt. Diskutiert werden antrale Hypomotilität
ösophagitis. und veränderte viszerale Schmerzempfindlichkeit. Eine
gesteigerte motorische und sekretorische Aktivität wird
Therapie. beobachtet.
4 Typ-B-Gastritis: H.-p.-Eradikationstherapie bei
Beschwerden, Ulkusleiden oder familiärer Vorbe- Symptomatik. Sodbrennen, Völlegefühl, Übelkeit, Auf-
lastung für ein Magenkarzinom und bei Morbus stoßen, epigastrische Schmerzen, Blähungen.
Ménétrier. 6–8 Wochen nach H.-p.-Sanierung en-
doskopisch-bioptische Erfolgskontrolle Diagnostik. Differenzierte Anamnese, Labor (H. p.),
4 Typ-A-Gastritis: Vitamin B12-Substitution, je nach Sonographie, ÖGD ab Alter >45 Jahre (steigende Kar-
Ausprägung zinomgefahr).
4 Typ-C-Gastritis: Meiden der Noxe, Prokinetika
(z. B. Metoclopramid), eventuell Säureblocker (H2- ! Cave
Rezeptorantagonisten und PPI) Die NUD muss immer eine Ausschlussdiagnose sein.
Synonym. Reizmagen, funktionelle Dyspepsie. Definition. Maligne Neoplasie des Magens (Infiltration
der Lamina muscularis propria und tieferer Wandschich-
Definition. Oberbauchbeschwerden länger als 3 Mo- ten. Magenfrühkarzinom (T1; . Abb. 4.2): Begrenzt
nate ohne nachweisbare organische Ursache. auf Mukosa (M-Typ) und Submukosa (SM-Typ).
4.2 · Erkrankungen des Magens
123 4
In Kürze
4 Erkrankungen des Magens
Akute Gastritis 4 Symptomatik: Druck- und Völlegefühl, krampfartige Schmerzen, Übelkeit, Brechreiz
4 Ätiologie: direkter Schädigungsreiz (exogen), Stress (endogen)
4 Diagnostik: klinische Diagnose
4 Therapie: meist spontane Restitutio ad integrum, Schonkost
Chronische Gastritis 4 Symptomatik: meist symptomlos oder unspezifisch, wie Blähungen und Aufstoßen
4 Ätiologie: Typ A: autoimmun, Typ B: H.-p.-Infektion, Typ C: chemisch-toxisch
4 Diagnostik: OGD
4 Therapie: kausal: H.-p.-Eradikation (Typ-B-Gastritis), Vitamin-B12-Substitution
(Typ-A-Gastritis). Meiden der Noxe, Prokinetika (z. B. Metoclopramid), evtl. Säure-
blocker
Koloskopie. Hohe Koloskopie, evtl. als Ileokoloskopie, Diagnostik. Stuhl- und Blutkultur, Kultur aus Lebens-
erfolgt routinemäßig. Indikationen sind Screening (ab mitteln.
50. Lebensjahr Vorsorgeuntersuchung, getragen von
den gesetzlichen Krankenkassen), peranale Blutung, Therapie. Symptomatisch (Flüssigkeit- und Elektrolyt-
okkultes Blut im Stuhl, Eisenmangelanämie, Anämie substitution), bei systemischer Erkrankung Ampicillin,
unklarer Genese, Polypektomie, Blutstillung. Perfora- Gyrasehemmer (Ofloxacin, Ciprofloxacin), Cotrimo-
tionsrisiko 1–2%. xazol oder Cephalosoprine der 3. Generation.
> Strikte glutenfreie Diät (GFD) lebenslang. Definition. Epithelialer Tumor, der von den APUD-
Zellen (amine presursor uptake and decarboxylation
! Cave cells) des diffusen neuroendokrinen Systems ausgeht.
Bei ausbleibendem Therapieerfolg (5–10%):
Kollagensprue (therapierefraktär) oder Lymphom. Ätiopathogenese. Die enterochromaffinen Zellen
sind endokrin aktiv und sezernieren biogene Amine/
Mit glutenfreier Ernährung werden Beschwerde- Peptide wie Serotonin, Kallikrein (Bradykinin, Pros-
freiheit, Reduktion des erhöhten Lymyphomrisikos taglandin) und Tachykinine.
und Besserung einer Dermatitis herpetiformis er- Lokalisation am häufigsten Appendix (50%), ter-
reicht. minales Ileum und Rektum. Etwa 10% befinden sich
extraintestinal im Bronchialsystem, selten Haut, Ova-
Laktoseintoleranz rien oder Pankreas. Metastasierung abhängig von der
Definition: Enzymdefekt des Dünndarms, der zur Disac- Lokalisation (Appendixkarzinoid metastasiert selten)
charidmalabsorption für Laktose (Milchzucker) führt. und Tumorgröße erst lymphogen, dann hämatogen.
> Die Primärtumorsuche ist oft schwierig. 4 Paralytischer Ileus: Peritonitis, abdominale Abs-
zesse, Sepsis, Mesenterialgefäßverschluss, Gallen-
Somatostatinrezeptorszintigraphie (sehr spezifisch, aber oder Nierensteinkolik, sekundär infolge Durch-
mäßig sensitiv). Bei negativem Szintigraphiebefund: wanderungsperitonitis
Sonographie Abdomen, Endosonographie, Angio-CT,
Koloileoskopie, Bronchoskopie. Lebermetastasensuche Mischformen sind möglich (paralytischer Ileus nach
mit Sonographie der Leber und CT. länger bestehendem mechanischem Ileus). Sonderfor-
men: Mekoniumileus, postoperativer Ileus.
! Cave
4 Körperliche Anstrengung, Palpation der Leber und Symptomatik.
Nahrungsaufnahme können Auslöser eines Flush- 4 Mechanischer Ileus: krampfartige Schmerzen,
Syndroms sein. klingende hochgestellte Darmgeräusche, Stuhl-
und Windverhalt, (Kot-)Erbrechen
Differenzialdiagnose. SystemischeMastozytose (Flush- 4 Paralytischer Ileus: fehlende Darmgeräusche (To-
anfälle, begleitende Urticaria pigmentosa, Mastzellin- tenstille), Stuhl- und Windverhalt, Übelkeit und
filtrate im Knochenmark), Hyperthyreose (TSH basal), Erbrechen, starke Beeinträchtigung des Allgemein-
schwere Nahrungsmittelallergie. zustandes
. Tab. 4.4. 5-Jahresüberlebensrate bei intestinalem Epidemiologie. Auftreten bei 5% der Bevölkerung im
Karzinoid Laufe ihres Lebens.
Appendixkarzinoid 99%
Symptomatik. Im mittleren Oberbauch einsetzender
Lokalisiertes Dünndarmkarzinoid 75% Schmerz, der nach Stunden in den rechten Unterbauch
Alle Darmkarzinoide 55%
wandert (lokale Peritonitis). Übelkeit und Brechreiz
mit/ohne Erbrechen.
Metastasiertes Bronchialkarzinoid 30–70%
4.3 · Erkrankungen des Darms
131 4
4.3.9 Chronisch-entzündliche
Darmerkrankungen (CED)
Raucher Häufiger Seltener > Mögliche Ursachen von Darmfisteln: Morbus Crohn,
im Vergleich betroffen betroffen Divertikulitis, Tuberkulose.
zu Nicht-
rauchern Differenzialdiagnose. Appendizitis (Fieber, Schmer-
zen; häufige Fehldiagnose), Colitis ulcerosa, granuloma-
töse oder infektiöse Darmerkrankungen (bakteriologi-
4.3.9.1 Morbus Crohn (Enteritis regionalis) sche Stuhldiagnostik).
Synonym. Enteritis regionalis.
> Ursachen gastrointestinaler Granulome: intestinale
Definition. Chronische nichtinfektiöse, diskontinuier- Tuberkulose, Sarkoidose, Yersiniose.
liche Entzündung aller Darmwandschichten, die meist
in Schüben verläuft. Therapie. Konservative, endoskopisch-interventionel-
le und chirurgische Maßnahmen. Supportiv erfolgen
Ätiopathogenese. Segmentales Befallsmuster, alle Ab- Durchfallbehandlung (Loperamid, Cholestyramin)
schnitte (von Mund bis Anus) sind potenziell betroffen, und parenterale Substitution bei Malabsorption.
hauptsächlich terminales Ileum und Kolon. Die Therapiewahl erfolgt mit Hilfe des Crohns
Disease Activity Index (CDAI) nach Best:
Symptomatik. Stadienentsprechend Müdigkeit, Ge- 4 Akuter Schub (CDAI>150)
wichtsverlust (Mangelernährung), Schmerzen im rech- 5 Ballaststofffreie Kost, evtl. parenterale Ernäh-
ten Unterbauch, nichtblutige Durchfälle. Entzündungs- rung
zeichen, z. B. Fieber. Extraintestinale CED-Manifestati- 5 Alleiniger Ileumbefall: Steroide (Prednisolon,
onen, zusätzlich auch Zinkmangeldermatosen und Methylprednisolon, Budesonid)
Aphthen. 5 Befall von Kolon und/oder Ileum: zusätzlich
Zu den Komplikationen zählen Fisteln (15–50%, Salazosulfapyridin oder 5-Aminosalizylsäure
häufig Erstsymptom), anorektale Abszesse, Malabsorp- (5-ASA)
tion (Hinweis auf Ileumbefall), Subileus (Strikturen) 4 Schwere oder therapierefraktäre Verläufe
und Ileus (Stenosen). 5 Azathioprin (AZT) oder 6-Mercaptopurin so-
wie hochkalorische parenterale Ernährung.
Diagnostik. Anamnese, klinischer Befund (druck- Reservemittel: TNF-Antikörper (z. B. Inflixi-
schmerzhafte Resistenz im rechten Unterbauch: Abs- mab)
zess, Fisteln nach außen). Labor: Leukozyten, CRP, BSG 4 Fistelbildung
erhöht, Anämie. 5 Metronidazol und/oder Ciprofloxacin, über
Koloileoskopie mit Biopsie, typische Befunde: höchstens 3–6 Monate
4 Diskontinuierlicher Befall von Dünn- und Dick- 5 Endoskopischer Verschluss mit Clip- oder
darm (skip lesions) Looptechnik
4 Aphthoide Läsionen und landkartenartige oder 5 Chirurgisch bei Metronidazol-Versagen (Com-
länglich geformte (snail tails) Ulzerationen pliance überprüfen) und bei fixierten oder stark
4 Plastersteinrelief der Schleimhaut (cobble-stone- sekretabsondernden (>500ml/Tag) Fisteln
pattern) durch lymphofollikuläre Hyperplasie 4 Stenosen: endoskopische Ballonkatheterdilatation
4 Kleinste hämorrhagische Läsionen (pin-point- oder Operation (Strikturoplastik)
lesions) 4 Schwangerschaft bzw. deren Planung: Fortsetzen
4 Fisteln, Strikturen (hochgradige Verengung), Ste- der Therapie außer mit AZT/Metronidazol und eng-
nosen maschigere Verlaufskontrollen, z. B. alle 4 Wochen
4.3 · Erkrankungen des Darms
135 4
Typische Komplikationen sind massive Blutung, Dila- > Auf chirurgischem Wege ist eine Heilung der Krank-
tation des Kolons (toxisches Megakolon), als Spätfolge heit und Besserung der extraintestinalen Manifes-
kolorektales Karzinom. tationen (außer primär sklerosierende Cholangitis)
möglich.
Diagnostik. Labor: Entzündungsparameter, antineutro-
phile cytoplasmatische Antikörper (p-ANCA), Hypo- Prognose. Die 20-Jahres-Überlebensrate beträgt bei
proteinämie, Hypokaliämie. Rektoskopie, Ileokolosko- Pankolitis 80%. Hohes Risiko für ein Kolorektales Kar-
pie mit Stufenbiopsien: zinom. Risikosenkung durch effektive Therapie.
4 Schleimhaut geschwollen, hyperämisch und vul-
nerabel, Kontaktblutung Nachsorge. Rezidivprophylaxe. Regelmäßige Kontroll-
4 unregelmäßige Ulzerationen endoskopien zur Früherkennung eines kolorektalen
4 bei Langzeitbestehen Pseudopolypen (Inseln intak- Karzinoms ab 8–10 Jahre nach Erstmanifestation.
ter Schleimhaut), Kragenkopfulzera
4 Histologie: entzündliche Infiltration hauptsächlich
von Mukosa, seltener Submukosa mit Granulozy- 4.3.10 Reizdarmsyndrom (RDS)
ten (Kryptenabszesse), später mit Lymphozyten
und Histiozyten, bei Langzeitbestehen Epitheldys- Synonym. Colon irritable.
plasien
Definition. Chronisch gastrointestinale Beschwerden,
Röntgenkontrastdarstellung (Haustrenverlust), evtl. verursacht durch funktionelle Störung des Dickdarms.
Leukozytenszintigraphie.
Bei toxischem Megakolon Sonographie (Durch- Ätiopathogenese. Psychosomatisches Krankheitsbild.
messer >6 cm) und Abdomenübersicht. Ausschluss Exzessive Reizung vegetativ-parasympathischer Bah-
anderer Ursachen der Kolitis (z. B. bakteriologischer nen kann Symptomatik erklären. Hypermotilität des
Stuhlnachweis). Kolons mit spastischer intraluminaler Drucksteige-
136 Kapitel 4 · Gastroenterologie
Gering gradig Sulfasalazin oder Mesalazin Sulfasalazin oder Mesalazin (4 g/Tag) oral
4 zu 1: <4 täglich (4 g/Tag) rektal
4 4 zu 2: <37°C
4 zu 3: gering
Mäßig gradig 5-ASA (4 g/Tag) rektal Sulfasalazin oder Mesalazin (4 g/Tag) oral und
4 zu 1: 4–6 täglich Prednisolon rektal (Steroid- Prednisolon (60–100mg/Tag) oral
4 zu 2: bis 38°C schaum)
4 zu 3: deutlich
Schwer gradig/fulminant 5-ASA (4 g/Tag) rektal Prednisolon (1–2 mg/kg KG/Tag) oral oder i.v,
4 zu 1: >6 täglich Steroide rektal Parenterale Ernährung
4 zu 2: >38°C Steroide (60–100 mg/Tag) Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution
4 zu 3: viele systemisch Therapierefraktäre Colitis ulcerosa: Ciclosporin A
und anschließend Azathioprin
rung. Fraglich ist, ob eine gestörte Perzeption bei be- Rom-II-Kriterien: Während der letzten 12 Monate
sonderem Rezeptorbesatz eine Rolle spielt. Keine struk- mehr als drei Monate anhaltende oder rezidivierende
turellen oder biochemischen (Darmhormone) Verän- Beschwerden, Bauchschmerzen oder Bauchbeschwer-
derungen. den (Blähgefühl des Bauches) mit Besserung nach
Stuhlentleerung, veränderter Stuhlfrequenz und Stuhl-
Epidemiologie. 50% aller Patienten mit gastrointesti- form.
nalen Beschwerden. Erstmanifestation häufig im 20. bis Palpation spastischer Kolonabschnitte (Colon
40. Lebensjahr, m:w=1:2. ascendens, Colon descendens oder Sigmoid) und rek-
tale Palpation. Sonographie Abdomen, Koloskopie
Symptomatik. Variable Kombination krampfartiger (Entzündungen, Tumorerkrankung).
abdomineller Leibschmerzen, Obstipation (eventuell
schafskotartiger Stuhl) und/oder Diarrhö (nicht nachts, ! Cave
morgendlich bei jungen Patienten), Druck- und/oder Blut im Stuhl, Gewichtsverlust sowie auffällige labor-
Völlegefühl, Schleimbeimengungen mit dem Stuhl, chemische Parameter (CRP, Blutbild) sind mit der Diag-
Symptome des Reizmagens. Häufig mit Dysphagie, nose RDS primär nicht vereinbar.
Migräne, Dysurie, Dysmenorrhö und Nahrungsmit-
telintoleranz verknüpft. Die Patienten haben oft lebenslang Beschwerden, je-
doch keine verkürzte Lebenserwartung.
Diagnostik. Anamnese: Lebhafte Beschwerdeschilde-
rung. > Symptomwechsel kann auf eine neue bzw. andere
Erkrankung hinweisen, Diagnose neu stellen.
> Gespanntes Arzt-Patient-Verhältnis. Problem: Krank-
heit existiert aufgrund des Krankheitsgefühls des Differenzialdiagnose. Abführmittelabusus, Medika-
Patienten und nicht aufgrund erfassbarer Verände- mentennebenwirkung, Infektionen, Koprostase, Glu-
rungen des Darms. tenenteropathie, Laktoseintoleranz, bakterielle Fehl-
4.3 · Erkrankungen des Darms
137 4
Epidemiologie. Steter Anstieg der Prävalenz mit dem Therapie. Divertikel: Quellstoffe/Weizenkleie (physi-
Alter. Meckel-Divertikel ca. 1–2% der Bevölkerung, kalisches Prinzip), regelmäßige und ausreichende Flüs-
Duodenaldivertikel ca. 3% der Bevölkerung. sigkeitszufuhr, Stuhlregulierung (Laktulose).
Akute Divertikulitis: Bettruhe, Nahrungskarenz,
Symptomatik. Divertikel: symptomlos. parenterale Ernährung oder Flüssigkeitsgabe, Stuhlre-
gulierung, Antibiotika (z. B. Gyrasehemmer, i.v.). Ope-
Sigmadivertikulitis: Linksseitige Unterbauchbeschwer- rative Sanierung.
den (linksseitige Appendizitis), hochakut begleitende
Peritonitis mit Abwehrspannung, Fieber, Leukozytose. > Bei rezidivierender Divertikulitis elektive Operation,
da diese mit geringerer Letalität als Notfallopera-
Mögliche Komplikationen sind Divertikelblutung, tionen belastet ist.
Perforation, Abszedierung oder Fistelbildung, entzünd-
liche Stenose, Pyoderma gangraenosum (vor allem
Haut der unteren Extremität). 4.3.12 Fissur/Fistel in der Anal-/Rektal-
region
Diagnostik.
4 Dickdarmdivertikel: Anamnese (Obstipation, Definition. Fissur: Einriss der Anal-/Rektalhaut. Ano-
schlackenarme Kost), Kontrasteinlauf (. Abb. 4.6), rektalfistel: meist von den Proktodealdrüsen ausge-
Koloskopie (Karzinomausschluss) hend.
4 Divertikulitis: Labor (CRP-Anstieg, Urinstatus),
Sonographie und CT (entzündliche Wandver-
dickungen)
138 Kapitel 4 · Gastroenterologie
4.3.13 Anal-/Rektumprolaps
Epidemiologie. Vorkommen bei 2–15% der Erwach- 95% sind Adenokarzinome, selten schleimbildende
senen, Hauptmanifestation im 5. Lebensjahrzehnt. Adenokarzinome (Gallertkarzinom) oder Siegelring-
zellkarzinome. 40% der Tumoren sind im Kolon (Zö-
> Auftreten von Polypen vor dem 3. Lebensjahrzehnt: kum und Colon ascendens 10%, Colon transversum
Juvenile Polypen, Polyposis-Syndrome oder Pseudo- und Colon descendens 10%, Sigma 20%), etwa 60% im
polypen bei Colitis ulcerosa. Rektum lokalisiert. Die Ausbreitung erfolgt per conti-
nuitatem in die Darmwand.
Je nach Sitz metastasieren die Tumoren in paraaor-
Symptomatik. Häufiger Zufallsbefund der Koloskopie. tale Lymphknoten (proximales Rektumdrittel, >8 cm
Eventuell Blut im Stuhl (vor allem bei Hämangiomen) ab Anus), in die Lymphknoten der Beckenwand (mitt-
oder peranaler Verlust von Schleim, Elektrolyten und leren Rektumdrittel, 4–8 cm ab Anus) oder in ingui-
Flüssigkeit (breitbasige Polypen und Polyposis coli). nale Lymphknoten (distales Rektumdrittel, <4 cm ab
Anus).
Diagnostik. Familienanamnese (Darmtumorleiden), Hämatogene Metastasen entwickeln sich vorrangig
rektale Palpation (Schleimhautvorwölbungen), Häm- in Leber (Vena portae) und Lunge (bei tiefem Sitz über
okkulttest und Koloskopie. Kolonkontrasteinlauf bei Vena cava). Peritoneale Metastasen.
endoskopisch nicht vollständig einsehbarem Kolon.
Epidemiologie. Inzidenz zunehmend, derzeit etwa
Therapie. Endoskopische Polypektomie, <0,5 cm mit 20–40/100.000 in Europa. In 90% Manifestation ab
Biopsiezange, <3 cm mit Diathermieschlinge. Opera- 50. Lebensjahr. Das Risiko zu erkranken beträgt für
tive Ektomie breitbasiger (villöser) Polypen und/oder die Normalbevölkerung >40. Lebensjahr 6% und für
>3 cm. Histologie. Risikogruppen 10–100%.
Familiäre adenomatöse Polyposis: vor 20. Lebensjahr Symptomatik. Im Frühstadium oft keine Beschwer-
prophylaktische Proktokolektomie. den. Hinweise sind Blutbeimengungen im Stuhl, plötz-
liche Änderung der Stuhlgewohnheiten (Obstipation,
> Alle Polypen sollten entfernt werden. Wechsel von Obstipation und Diarrhö), Leistungsab-
fall, Müdigkeit, Gewichtsverlust und Fieber.
Im Verlauf chronische Blutungsanämie (häufig ers-
4.3.15 Kolorektales Karzinom tes Symptom), Subileus, Ileus, Schmerzsensationen und
Peritonitis bei Tumorpenetration.
Definition. Bösartige Neubildung der Kolon- bzw Rek-
tumschleimhaut (. Abb. 4.8). Diagnostik.
! Cave
. Abb. 4.9. Radiologisches Bild eines Adenokarzinoms des Keine Radiotherapie bei Kolonkarzinom aufgrund der
Kolons, zirkulär stenosierend Gefahr einer Dünndarmaffektion.
In Kürze
Erkrankungen des Darms
Ileus 4 Symptomatik:
– Mechanischer ileus: krampfartige Schmerzen, klingende
hochgestellte Darmgeräusche, Stuhl- und Windverhalt,
(Kot-)Erbrechen
– Paralytischer Ileus: Fehlende Darmgeräusche (Totenstille),
Stuhl- und Windsverhalt, Übelkeit und Erbrechen, starke
AZ-Beeinträchtigung
4 Ätiologie:
– Mechanischer Ileus: Briden, Tumor, Strangulationsileus
– Paralytischer Ileus: Peritonitis, abdominale Abszesse, Sepsis
4 Diagnostik: Anamnese (Operationen), Klinik: Auskultation,
Perkussion (Meteorismus), digital-rektale Palpation (kolorektales
Karzinom), Röntgenleeraufnahme
4 Therapie: operativ (Laparotomie) bei mechanischem, Sympathiko-
lyse bei paralytischem Ileus
Anal-/Rektal- Symptomatik:
prolaps 4 Analprolaps: Pruritus ani, Stuhlinkontinenz
4 Rektumprolaps: Nässen, Stuhlinkontinenz, Blut- und Schleimabgang
4 Ätiologie:
4 Analprolaps: Hämorrhoidalleiden, Analsphinkterschwäche
4 Rektumprolaps: Beckenbodenschwäche
4 Diagnostik: Klinik, Pressversuch
4 Therapie:
4 Analprolaps: Sklerosierung, Hämorrhoidektomie
4 Rektumprolaps: Präventive sublevatorische Drahtring-Implantation.
6 Operativ: abdominelle Rektopexie, Resektion bei Inkarzeration
146 Kapitel 4 · Gastroenterologie
* Malabsorption = gestörte Aufnahme der Nahrung aus dem Darmlumen, primär oder sekundär; Maldigestion =
Verdauungsstörung
5 Hepatologie, Gallenwege, Pankreas
A. Gräfin zu Toerring-Jettenbach, R.-D. Issels
Inkubationszeit 15–50 Tage 30–180 Tage 15–180 Tage 30–180 Tage 15–60 Tage
Akute Hepatitis + + + + +
Impfprophylaxe + + – + –
Cholestatische Verlaufsform Hepatitis mit intrahepatischem Starker Anstieg von Bilirubin und
Verschluss der Gallenwege cholestatischen Enzymen (AP, LAP, γ-GT)
Viruspersistenz Nur bei HBV, HCV, HDV Asymptomatisch oder als chronische
Hepatitis
Epidemiologie. Am häufigsten treten HAV-Infektionen Die akute Hepatitis B ist in der Serologie durch ob-
bei Urlaubsreisen in Länder mit schlechten hygieni- ligates Auftreten von Anti-HBC-IgM sowie in 90% der
schen Verhältnissen auf. Der Durchseuchungsgrad Fälle durch Auftreten von HBs-Ag in Kombination mit
mit HAV innerhalb Europas zeigt dabei ein deutliches entsprechender Klinik gekennzeichnet. Die Ausheilung
Süd-Nord-Gefälle. der Krankheit wird durch das Auftreten von Anti-HBs
signalisiert, da dieses erst positiv wird, wenn kein HBs-
Diagnostik. Bestimmung von Antikörpern gegen HAV Antigen mehr nachweisbar ist. In den Fällen, wo HBs-
im Blut. Hierbei weist positives Anti-HAV-IgM auf eine Ag nicht nachweisbar ist (10%) sowie in der Zeitspanne,
frische, Anti-HAV-IgG auf eine frühere Infektion hin. in der HBs-Ag nicht mehr und Anti-HBs-Ag noch nicht
Die Patienten sind über die Dauer von 2 Wochen vor bis nachweisbar ist (diagnostisches Fenster), stellt das Vor-
2 Wochen nach Krankheitsbeginn infektiös, was der handensein von Anti-HBc-IgM die einzige Möglichkeit
Dauer der HAV-Ausscheidung im Stuhl entspricht. zum Nachweis einer akuten Hepatitis B dar. Infektiös
sind die Patienten, solange man in der Serologie HBV-
Symptomatik. In seltenen Fällen kommt es zum fulmi- DNA nachweisen kann.
nanten Verlauf. In 75% der Fälle tritt dann eine ikteri-
scher Form auf. Symptomatik. Die Erkrankung kann asymptomatisch
(65%), als akute Hepatitis (25%) sowie chronisch ver-
Therapie. Im akuten Krankheitsstadium Bettruhe, da laufen. Beim chronischen Verlauf kommt es zur Virus-
die Durchblutung der Leber in liegender Position bes- persistenz mit nachweisbarem HBs-Ag (HBV-Träger)
ser ist als in stehender. Auf hepatotoxische Medika- bis zu einem halben Jahr nach Beginn der akuten He-
mente und Noxen sollte verzichtet werden. patitis. HBV-Träger können auch klinisch gesund sein.
Diagnostik. Eine akute Infektion mit HCV lässt sich 5.2.1.5 Hepatitis E
durch den Nachweis von HCV-RNA beweisen. Diese Ätiopathogenese. Das Hepatitis-E-Virus (HEV) ist
beweist zugleich die Virämie und somit die Infektiosität ein RNA-Virus (Calzivirus). Es findet sein natürliches
des Patienten. Bei einer chronischen Erkrankung per- Reservoir bei Tieren. Die Übertragung erfolgt fäkal-
sistiert die HCV-RNA. Etwa 1–5 Monate nach Krank- oral (wie bei HAV).
heitsbeginn wird Anti-HCV nachweisbar. Anti-HCV-
positive Patienten tragen in ungefähr 80% der Fälle Diagnostik. Serologischer Nachweis von Anti-HEV-
auch HCV-RNA im Blut. Daher sollte ein positiver IgM und -IgG.
Anti-HCV-Test durch einen Bestätigungstest (z. B. Im-
munoblot) überprüft werden. Prognose. In fast allen Fällen heilt die Erkrankung aus,
chronische Fälle sind nicht bekannt.
5 Symptomatik. Die akute Hepatitis C verläuft zu 85%
asymptomatisch, nur in 15% treten die Symptome
einer akuten Hepatitis auf. Asymptomatische HCV- 5.2.2 Autoimmunhepatitis
Infektionen verlaufen meist chronisch, das Virus per-
sistiert im Blut. Die chronische Hepatitis C zeigt in 25% Definition. Chronisch-aktive Hepatitis aufgrund einer
einen gutartigen Verlauf. In 20% der Fälle entwickeln Autoimmunreaktion.
die Patienten innerhalb von 20 Jahren eine Leber-
zirrhose welche wiederum das Risiko eines primären Epidemiologie. Betroffen sind in etwa 80% der Fälle
Leberzellkarzinoms erhöht. Bei HIV-HCV-Doppel- Frauen, in der Hälfte der Fälle beginnt die Erkrankung
infektion finden sich oft rasch progrediente Verläufe. vor dem 30. Lebensjahr.
Therapie. Außer den bereits bei der Hepatitis A erwähn- Symptomatik. Klinisch imponiert eine chronische
ten Allgemeinmaßnahmen (Bettruhe, Weglassen aller Lebererkrankung, die erhebliche Beschwerden (z. B.
Medikamente, Alkoholverbot) kann bei akuter Hepatitis Müdigkeit, Leistungsminderung, Druckschmerz in der
C mit α-Interferon (PEG-α-IFN) therapiert werden. Bei Lebergegend, Ikterus) hervorrufen kann. Das gleich-
frühzeitiger Therapie mit α-Interferon über 24 Wochen zeitig gehäufte Vorkommen extrahepatischer Autoim-
kann in über 95% eine Ausheilung erreicht werden. munerkrankungen (rheumatoide Arthritis, Vaskuliti-
den etc.) ist typisch.
! Cave
Eine abgelaufene HCV-Infektion schützt nicht vor Diagnostik. In über 90% der Fälle gelingt der Nachweis
Reinfektion! typischer Autoantikörper. Unterschieden werden:
4 Typ 1: Klassische autoimmune chronische Auto-
5.2.1.4 Hepatitis D immunhepatitis (80%):
Ätiopathogenese. Das Hepatitis-D-Virus (HDV) ist 5 ANA (antinukleäre Antikörper)
ein inkomplettes RNA-Virus (Viroid), das zur Repli- 5 SMA (Antikörper gegen glatte Muskulatur)
kation die Hülle des HBV (HBs-Ag) benötigt. Deshalb 5 p-ANCA
ist die Verbreitung an das Vorhandensein von HBV ge- 4 Typ 2: LKM-1-positive chronische Autoimmun-
bunden. Ungefähr 5% der Patienten mit HBV sind hepatitis (besonders Kinder):
ebenfalls mit HDV infiziert. Am häufigsten kommt es 5 LKM1 (»Liver-kidney-microsome«-Antikörper)
zu einer Superinfektion eines HBs-Ag-Trägers mit
HDV, in seltenen Fällen liegt eine Simultaninfektion Therapie. Immunsuppressive Therapie mit Kortiko-
mit HBV und HDV vor. steroiden und Azathioprin. Darunter ist die Prognose
relativ günstig (10-Jahres-Überlebensrate ca. 90%).
Symptomatik. Superinfektionen haben häufig einen
chronischen Verlauf mit Ausbildung einer Leberzirrho-
se zur Folge. Bei Simultaninfektion entwickelt sich eine 5.2.3 Chronische Hepatitis
schwere akute Hepatitis, welche durch einen zweigipf-
ligen Anstieg der Transaminasen gekennzeichnet ist Definition. Leberentzündung über mindestens 6 Mo-
(1. Anstieg durch HBV, 2. Anstieg durch HDV). nate.
Prognose. Die schwere Hepatitis nach Simultaninfek- Ätiopathogenese. Vor allem nach akuten Virushe-
tion heilt jedoch in 90% der Fälle aus. patitiden (B, C, D) und alkoholbedingter Hepatitis (bis
5.2 · Erkrankungen der Leber
153 5
Merkmale Weltweit 300 Millionen Keine Schutzimpfung Super-/Koinfektion bei Bevorzugt das weib-
Träger. Gefahr der möglich. Häufig extra- Hepatitis-B-Trägern. liche Geschlecht.
Leberzirrhosebildung. hepatische Manifestati- Beschleunigt dann die Verantwortlich für bis
Unter Umständen onen (Kryoglobulinämie, Progredienz der Hepati- zu 20% aller chroni-
asymptomatischer Glomerulonephritis, tis-B-Erkrankung schen Hepatitiden
Verlauf Panarteriitis nodosa)
80%), aber auch Autoimmunhepatitis, toxischer He- Diagnostik. Labor (Hepatitisserologie auf HBV, HCV,
patitis, NASH (nichtalkoholische Steatohepatitis) und HDV, Transaminasen, γ-GT, alkalische Phosphatase),
weiteren Stoffwechselstörungen (z. B. M. Wilson, Hä- Leberbiopsie.
matochromatose) oder Infektionen.
Therapie. Zur Therapie . Tab. 5.4. Bei hepatischer De-
! Cave kompensation (ab Child B, Klassifikation 7 Kap. 5.2.6.1,
Mit Dauer der Entzündung steigt die Gefahr von irre- . Tab. 5.6) muss immer eine Lebertransplantation er-
versiblen Leberzellschäden (Leberzirrhose, Ausbil- wogen werden.
dung von Folgeerkrankungen wie portaler Hyperten-
sion, Aszites, Enzephalopathie, Leberzellkarzinom). ! Cave
Bei Kindern, in Gesundheitsberufen Tätigen und
Symptomatik. Möglich sind völlig symptomlose Ver- Reisenden in Hepatitis-B-Risikogebiete sollte
läufe sowie das Auftreten von Schwäche, Inappetenz, eine Hepatitis-B-Schutzimpfung durchgeführt
Oberbauchschmerzen, extrahepatische Manifestati- werden.
onen, Juckreiz bis hin zu Ikterus und akuten Hepatitis-
erscheinungen (7 Kap. 5.2.1).
In Kürze
Hepatitiden
Therapie. Ziel der Behandlung ist die Verringerung Prognose. Da das Risiko, an einem hepatozellulä-
der Eisenablagerung im Körper. Dies geschieht einer- ren Karzinom zu erkranken, bei hepatischer Mani-
seits durch das strikte Vermeiden von Alkohol sowie festation der Hämochromatose um das 200-fache
eisenhaltiger Speisen (Innereien), andererseits durch erhöht ist, hängt die Prognose stark vom Vorhanden-
eine Aderlassbehandlung, deren Frequenz sich an der sein einer Leberzirrhose ab. Bei Leberzirrhose ver-
vorhandenen Ferritinmenge orientiert. Die Therapie schlechtert sich die kumulative Überlebensrate von
der sekundären Organschäden erfolgt symptomatisch. 90% auf 60%.
Gegebenenfalls muss eine Lebertransplantation erwägt
werden.
In Kürze
Stoffwechselerkrankungen der Leber
5.2.5 Toxische Leberschäden Symptomatik. Bei Ausbildung einer Fettleber ist die
Leber deutlich vergrößert tastbar, die Patienten sind
5.2.5.1 Alkoholtoxische Leberschäden meist asymptomatisch. Auch bei einer Fettleberhepa-
Definition. Progrediente Leberzellschädigung durch titis ist anfangs etwa die Hälfte der Patienten trotz
chronische Alkoholzufuhr Hepatomegalie subjektiv beschwerdefrei. Treten Symp-
tome auf, sind dies häufig Schmerzen im rechten Ober-
Ätiopathogenese. Bei chronischem Alkoholkonsum bauch, Appetitlosigkeit sowie Übelkeit und Gewichts-
wird der Alkohol zunehmend über das Cytochrom- verlust. In etwa 50% der Fälle manifestiert sich ein
P450-abhängige mikrosomale ethanoloxidierende Sys- Ikterus, in etwa 45% der Fälle Fieber als Ausdruck der
tem (MEOS) anstatt über die Alkoholdehydrogenase unspezifischen Entzündungsreaktion.
abgebaut. Aufgrund des höheren O2-Bedarfs des MEOS Die häufigsten Komplikationen sind
kommt es zur zentrolobulären Hypoxie. Außerdem 4 Leberzirrhose mit Leberinsuffizienz
wirkt das beim Alkoholabbau entstehende Azetaldehyd 4 Hypoglykämien als Ausdruck der Hemmung der
lebertoxisch. Glukoneogenese durch Alkohol
4 Zieve-Syndrom (alkoholtoxischer Leberschaden,
> Etwa 30–50% aller Lebererkrankungen werden durch hämolytische Anämie, Hyperlipidämie)
übermäßigen Alkoholkonsum verursacht. 4 Verschiedene extrahepatische Alkoholschäden
(wie Delir, psychotische Störungen, Wernicke-
Korsakoff-Syndrom, atrophische Hirnerkrankun-
Stadien des alkoholtoxischen Leberschadens gen, 7 Psychiatrie).
4 Stadium 1: reine Fettleber ohne entzündliche
Reaktion (Steatosis hepatis) Diagnostik. Als Marker für den chronischen Alkohol-
4 Stadium 2: alkoholische Fettleberhepatitis mit abusus gilt CDT (Carbohydrate-Deficient-Transferrin).
entzündlicher Reaktion (alkoholische Steato- Eine Erhöhung von CDT findet sich aber auch bei bili-
hepatitis) ärer Zirrhose und Autoimmunhepatitis.
4 Stadium 3: mikronoduläre Leberzirrhose (Fett- Charakteristische Laborwerte sind für
zirrhose) 4 Stadium 1: erhöhte Werte von γ-GT und AP (alka-
lische Phosphatase)
156 Kapitel 5 · Hepatologie, Gallenwege, Pankreas
4 Stadium 2: wie Stadium 1, zusätzlich erhöhte Trans- Die Oxidation kann stimuliert (z. B. Enzyminduktion durch
aminasen Phenobarbitel oder Alkohol) oder auch gehemmt werden.
4 Stadium 3: Leberzirrhose (7 Kap. 5.2.6.1) Bei einzelnen Substanzen kann die Biotransformation zu
toxischen Zwischenprodukten führen. Bei Hypersensibili-
Bei Leberinsuffizienz besteht zusätzlich eine verminder- tätsreaktionen kommt es zur Bildung eines Neoantigens,
te Syntheseleitung der Leber, welche sich in verminder- das eine Autoantikörperbildung auslöst.
ten Werten für Cholinesterase, Albumin sowie einem
herabgesetzten Quick-Wert (INR) wiederspiegelt. Symptomatik. Medikamenteninduzierte Leberschäden
Im Sonogramm ist ein verdichtetes Echomuster können unterschiedlich in Erscheinung treten.
nahezu beweisend für eine Fettleber. Bei Verdacht auf
alkoholtoxische Leberschädigung kann die Leberbiop-
5 sie, bei Verdacht auf Fettleberzirrhose die diagnostische Häufige medikamenteninduzierte Leber-
Laparoskopie Aufklärung geben. schäden
4 Akute Hepatitis, z. B. durch Isoniazid (INH),
Therapie. Bei Mangel an Folsäure und Vitamin B12 Methyldopa
sollten diese substituiert werden, um einer zerebralen 4 Fulminante Hepatitis, z. B. durch Halothan
Schädigung entgegenzuwirken. (Risiko 1:30.000), Paracetamol
4 Chronisch aktive Hepatitis, z. B. durch INH,
> Einzig wirksame Therapie ist die Alkoholabstinenz. Methyldopa
4 Fettleber
Prognose. Bei Alkoholabstinenz in den reversiblen 4 Intrahepatische Cholestase, z. B. durch Thyreo-
Stadien1 und 2 gut. Im Stadium 3 wird die Prognose statika, östrogenhaltige Kontrazeptiva
durch das Auftreten von Komplikationen wie Leberin- 4 Autoimmunhepatitis, z. B. durch α-Interferon
suffizienz, hepatische Enzephalopathie und Pfortader- 4 Lebertumoren, z. B. durch östrogenhaltige
hochdruck bestimmt. Kontrazeptiva, Androgene
In Kürze
Toxische Leberschäden
Pathologische
Fakultative
Zu erhebende Parameter Veränderung
Veränderungen
bei Leberzirrhose
Spiegelt die Synthese von Vitamin-K-abhängigen Gerinnungsfaktoren wieder (Faktor II, VII, IX, X).
Bei primärer biliärer Sklerose, primär sklerosieren- Sicherung einer ausreichenden Kalorien- und Eiweiß-
der Cholangitis oder einem cholestatisch verlaufenden zufuhr, bei Bedarf auch von Vitaminen (Folsäure, Thi-
Hepatitisschub steigen die cholestaseanzeigenden amin). Eine halbjährliche sonographische Kontrolle,
Enzyme an, evtl. auch Bilirubin. auch zur Frühdiagnostik eines Leberzellkarzinoms, ist
Sonographisch zeigt sich eine unregelmäßige, sinnvoll. Das Mittel der letzten Wahl bei Leberinsuffi-
wellenförmige Leberoberfläche mit inhomogenem zienz mit drohendem Leberausfallskoma kann die Le-
Leberparenchym und Regeneratknötchen sowie eine bertransplantation sein.
Rarefezierung der Lebervenen. Eine sonographiege-
steuerte Feinnadelpunktion mit anschließender Histo- 5.2.6.2 Portale Hypertension
logie kann die Diagnose sichern. Synonym. Pfortaderhochdruck.
Der Schweregrad der Leberzirrhose kann anhand der
Child-Pugh-Kriterien festgelegt werden (. Tab. 5.6). Definition. Druckerhöhung in der Pfortader >13 mmHg
(Normalwert: 3–13 mmHg).
Therapie. Zunächst Allgemeinmaßnahmen (Alkohol-
abstinenz, Behandlung der Grunderkrankung, Vermei- Ätiopathogenese. Je nach Entstehungsort werden prä-
den potenziell lebertoxischer Noxen). Des Weiteren hepatischer, intrahepatischer und posthepatischer
Da die Leberschäden oft alle Gefäßabschnitte gleichzeitig betreffen, ist eine pathogenetisch scharfe Trennung meist
unmöglich.
Block unterschieden (. Tab. 5.7). Aufgrund der Druck- 4 Hepatopulmonales Syndrom (Ursache unbekannt,
erhöhung in der Pfortader bilden sich Kollateralkreis- wahrscheinlich eine NO-vermittelte Vasodilatation,
läufe vom portalen zum kavalen Venensystem. die in Zusammenhang mit der portalen Hyperten-
sion steht)
Symptomatik. Erhöht sich der Druckgradient zwischen
Pfortader und V. cava inferior auf mehr als 10 mmHg Durch den Bluthochdruck in den Splachnikusgefäßen
(Normalwert: bis zu 5 mmHg), ist die Entstehung von kommt es zum Aszites. Dieser ist gekennzeichnet durch
Ösophagusvarizen wahrscheinlich, ab einem Druck- Zunahme des Bauchumfangs und des Gewichts, einem
gradienten von 12 mmHg besteht die Gefahr, dass diese vorgewölbten Abdomen sowie im Liegen ausladenden
bluten oder rupturieren. Flanken.
! Cave > Auffällig ist beim Aszites oft ein Missverhältnis zwi-
Blutende, rupturierte Ösophagusvarizen sind die schen der Abmagerung der Extremitäten und dem
Haupttodesursache bei portaler Hypertension und geblähten Abdomen.
stellen einen absoluten Notfall dar.
Diagnostik. Die portale Hypertension wird nachgewie-
Durch Ausbildung der Kollateralkreisläufe werden die sen mittels:
Venen der Bauchhaut paraumbilikal als Caput medu- 4 Farbduplexsonographie (portokavale Kollateralen,
sae externum sichtbar. Häufiger ist jedoch das Caput Flussverlangsamung, evtl. Flussumkehr in der Pfort-
medusae internum an der Innenseite der Bauchwand ader, evtl. Thrombusdarstellung)
(Farbduplexsonographie). 4 Sonographie, ggf. mit sonographisch gesteuer-
Aufgrund der venösen Rückstauung kann sich eine ter Aszitespunktion (Fettleber, Splenomegalie, As-
Splenomegalie ausbilden, ggf. mit Leuko-, Thrombo- zites)
zytopenie und Anämie einhergehend. 4 Gastroduodenoskopie (Ösophagus- oder Fundus-
Komplikationen der portalen Hypertension sind varizen)
4 Akute Peritonitis 4 Endoskopische Messung des Ösophagusvarizen-
4 Akute Ösophgusvarizenblutung druckes (indirekt ohne Blutungsrisiko) bzw. Leber-
4 Hepatorenales Syndrom (funktionelle Nierenfunk- venenverschlussmessung (direkte intraoperative
tionsstörung mit Oligurie bis Anurie als Folge einer Druckmessung)
dekompensierten Leberzirrhose mit Aszites)
160 Kapitel 5 · Hepatologie, Gallenwege, Pankreas
Nach dem Nachweis des Pfortaderhochdrucks muss die (z. B. Spironolacton) zur Diurese erfolgen. Bleibt der
Diagnostik der verursachenden Erkrankung erfolgen. Erfolg aus, zusätzlich ein Schleifendiuretikum (z. B.
Furosemid, sequenzielle Nephronblockade) hinzuge-
Therapie. Behandlung der Grundkrankheit. fügt werden.
Bei therapierefraktärem Aszites erfolgt die thera-
Zur Primärprophylaxe der Ösophagus- und/oder Fun- peutische Aszitespunktion (Parazentese) in Kombina-
dusvarizenblutungen Gabe eines nichtselektiven Beta- tion mit Infusion von kochsalzarmer Albuminlösung
Blockers (z. B. Propanolol), der das akute Blutungs- oder einem kolloidosmoidalen Plasmaersatzmittel. Ab-
risiko um bis zu 50% senken kann. Bei Auftreten einer hängig von der Klinik kommen die Implantation eines
akuten Ösophagusvarizenblutung sollte diese endosko- transjugulären intrahepatischen portosystemischen
pisch gestillt werden (Ligaturbehandlung, Untersprit- Shunts (TIPS) oder als Ultima Ratio die Lebertrans-
5 zung und Verödung, Sklerosierung mit Adrenalin und plantation in Betracht.
Fibrinkleber). Bei massiven Blutungen müssen die Va-
rizen mit einer Ballontamponade komprimiert werden 5.2.6.3 Pfortaderthrombose
(Doppelballonsonde = Senkstaken-Blakemore-Sonde, Definition. Thrombose im Pfortadersystem extra- bis
Einballonsonde = Linton-Nachlas-Sonde). intrahepatisch.
Zur akuten medikamentösen Senkung des portalen Symptomatik. Die Symptomatik beruht auf dem sekun-
Druckes werden neben den Beta-Blockern auch Soma- dären Auftreten einer portalen Hypertension und
tostatine verwendet (Drucksenkung durch Vasokon- kann sich als Ösophagusvarizenblutung, Aszitesbil-
striktion). dung bzw. -zunahme äußern.
Bei guter hepatischer Reserve (Child A, B) kann ein Therapie. Behandlung der Grundkrankheit. Antikoa-
Blutungsrezidiv auch durch operative Shuntanlage gulation durch Gabe von Heparin oder Kumarinde-
wirksam reduziert werden. rivaten (Marcumarisierung). Operative Implantation
Zur Behandlung des Aszites sollte eine Natrium- eines TIPS (transjugulären portosystemischen Shunt)
restriktion auf <3 g/Tag, eine Flüssigkeitsrestriktion auf bei Patienten mit rezidivierenden oberen gastrointes-
ca. 1 l/Tag sowie die Gabe eines Aldosteronantagonist tinalen Blutungen.
In Kürze
Leberzirrhose, portale Hypertension, Pfortaderthrombose
Erkrankung
Leberzirrhose 4 Symptomatik: Müdigkeit, Leistungsminderung, später Druck-/Völlegefühl im Oberbauch,
Meteorismus, Leberhautzeichen (Palmar-/Plantarerythem, Lacklippen, Lackzunge, Mund-
winkelrhaganden, Weißnägel, Spider naevi)
4 Ätiologie: chronischer Alkoholabusus (60%), Virushepatitiden (B, C, D, 30%)
4 Diagnostik: vergrößerte, verhärtete Leber, Syntheseleistungp, bei hepatischer Enzephalo-
pathie Ammoniakn
4 Therapie: Alkoholabstinenz, keine potenziell lebertoxischer Medikamente und Noxen;
6 ggf. Folsäure, Thiamin; Sonographiekontrolle
5.2 · Erkrankungen der Leber
161 5
5
. Abb. 5.3. Echinococcus cysticus in der Leber, CT-Bild (aus
Kuntz, Hepatology, Springer 2006)
In Kürze
Leberabszess, Echinokokkose
5.2.8 Akutes Leberversagen Bei Schwangeren sollte zusätzlich eine akute Schwan-
gerschaftsfettleber sowie das Vorliegen eines HELLP-
Definition. Ausfall der Leberfunktion bei Patienten, die Syndroms (7 Gynäkologie).
zuvor keine chronische Lebererkrankung hatten.
Epidemiologie. Relativ seltene Erkrankung, 100–150
Ätiopathogenese. Häufigste Ursache mit ungefähr Fällen pro Jahr in Deutschland.
65% der Fälle ist die Virushepatitis (in absteigender
Häufigkeit Hepatitis B, Hepatitis A, sehr selten Hepati- Symptomatik. Hepatische Enzephalopathie (Bewusst-
tis C). In etwa 30% der Fälle ist das Zuführen exogener seinsstörungen bis hin zum Koma), Ikterus, ggf. Foetor
Noxen ursächlich: hepaticus (Geruch nach roher Leber), »flapping« Tre-
4 Lebertoxische Medikamente, wie größere Mengen mor. Durch Mangel an Gerinnungsfaktoren sowie einer
Paracetamol disseminierten intravasalen Gerinnung, kommt es zur
4 Drogen, insbesondere synthetische Substanzen wie hämorrhagischen Diathese. Wegen des vermehrten
Ecstasy, Speed Anfalls von Ammoniak entwickeln Patienten im akuten
4 Selbst gesammelte Pilze (Intoxikation mit Knollen- Leberversagen häufig eine Hyperventilation.
blätterpilzen)
5.2 · Erkrankungen der Leber
163 5
> Klinische Trias des akuten Leberversagens: Ikterus, graphisch ist die Leber wegen des Leberzerfalls ver-
Gerinnungsstörung, Bewusstseinsstörung. kleinert.
Schreitet die hepatische Enzephalopathie fort, ent- Therapie. In 50% der Fälle ist eine Lebertransplantation
wickelt sich in 80% der Fälle ein Hirnödem. Weitere notwendig.
Komplikationen sind Magen-Darm-Blutungen, akutes Kausal sollten nach Aufnahme von lebertoxischen
Nierenversagen sowie Hypoglykämie bei verminderter Substanzen Entgiftungsmaßnahmen eingeleitet wer-
Glukoneogenese. den (Magenspülung, Kohleperfusion, Plasmapherese,
Gabe von Azetylzystein bei Paracetamolvergiftung).
Diagnostik. Exakte Anamnese bei entsprechender Klinik Symptomatisch sollte eine Substitution mit Elektroly-
sowie pathologischen leberspezifischen Laborwerten: ten, Gerinnungsfaktoren sowie Glukose unter ständiger
4 Transaminasen normal oder vermindert Überwachung der Laborwerte erfolgen.
4 Bilirubin erhöht Bei Hirnödem Gabe einer hyperosmolaren Man-
4 Gerinnungswerte: Quickwert <20%, Gerinnungs- nitol-Lösung zur Drucksenkung sowie Hirnsonden-
faktoren vermindert, Thrombozytopenie anlage zur Druckkontrolle.
4 Alkalose, da Harnstoffsynthese und Bikarbonat-
verbrauch vermindert ! Cave
Beim akuten Leberversagen sind kontraindiziert:
Bei hepatischer Enzephalopathie muss ein EEG ge- Aminosäuren, Fruktose, Kortikosteroide und Benzo-
schrieben sowie der Hirndruck gemessen werden. Sono- diazepine.
In Kürze
Akutes Leberversagen
Akutes 4 Symptomatik: hepatische Enzephalopathie (Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma). Ikterus,
Leber- Foetor hepaticus, »flapping« Tremor, hämorrhagische Diathese, häufig Hyperventilation
versagen 4 Ätiologie: 65% Virushepatitis, 30% exogene Noxen. Bei Schwangeren akute Fettleber,
HELLP-Syndrom
4 Diagnostik: Transaminasen normal/p, Bilirubinn. Gerinnung: Quickwert <20%, Gerinnungs-
faktorenp, Thrombozytopenie. Alkalose
4 Therapie: in 50% Lebertransplantation; kausal Entgiftungsmaßnahmen,
symptomatisch Substitution von Elektrolyten, Gerinnungsfaktoren, Glukose; bei Hirnödem
hyperosmolarer Mannitol-Lösung, Hirnsonde
Leberhämangiom ! Cave
Definition. Gutartiger Gefäßtumor der Leber ohne Keine Punktion, Blutungsgefahr!
Entartungsgefahr
Leberzelladenom
Ätiopathogenese. Fehlbildung, die bei Gravidität oder Definition. Benigner, von den Hepatozyten ausge-
Östrogeneinnahme an Größe zunimmt. hender Tumor.
Epidemiologie. Häufigster gutartiger Lebertumor. Ätiopathogenese. Auftreten vor allem bei Frauen im
gebärfähigen Alter, die östrogenhaltige Kontrazeptiva
Symptomatik. Meist symptomloser sonographischer einnehmen.
Zufallsbefund, der als echoreicher Tumor (Durchmes-
ser meist <4 cm) imponiert. Bei oberflächlicher Lage Symptomatik. Meist asymptomatischer Zufallsbefund,
besteht Rupturgefahr. im Falle der Infarzierung akutes Abdomen.
164 Kapitel 5 · Hepatologie, Gallenwege, Pankreas
Symptomatik. Schmerz; Druckgefühl rechter Ober- Irotecan oder Oxaliplatin). Bei multipler Metastatisie-
bauch nur bei großen Metastasen. rung oder Irresektabilität Versuch der palliativen Be-
handlung, z. B. lokale Chemotherapie (isolierte Leber-
Diagnose. Sonographie, CT, MRT, histologische Siche- perfusion), radiofrequenzinduzierte Thermoablation
rung nach Zytopunktion. (RITA), stereotaktische Bestrahlung, laserinduzierte
Thermotherapie und Kryotherapie.
Therapie. Behandlung des Primärtumors. Bei bis zu
5 solitären Metastasen chirurgische Resektion (Leber- Prognose. 5-Jahres-Überlebensrate bei primärer/
teilresektion). Chemotherapie nach Protokollen des sekundärer Resektion bis zu 30%. Bei Chemotherapie
Primärtumors (meist 5-Flourouracil/Folinsäure und medianes Überleben bis zu 20 Monate.
In Kürze
Lebertumoren
Benigne Tumoren
Leberhämangiom 4 Symptomatik: keine, Ruptur möglich
4 Ätiologie: Fehlbildung; Wachstum in Schwangerschaft, Östrogengabe;
keine Entartungsgefahr
4 Diagnostik: Sonographie
4 Therapie: Verlaufkontrolle
Leberzelladenom 4 Symptomatik: keine; bei Infarzierung akutes Abdomen, 10% Ruptur mit starker
Blutung
4 Ätiologie: östrogenhaltige Kontrazeptiva; Entartung möglich
4 Diagnostik: Sonographie, Histologie
4 Therapie: Tumorresektion
Maligne Tumoren
Hepatozelluläres 4 Symptomatik: B-Symptomatik mit Gewichtp, Appetitp, Abgeschlagenheit,
Karzinom (HCC) lokaler Druckschmerz
4 Ätiologie: alkoholtoxische Leberzirrhose, Hepatitis B, C
4 Diagnostik: Sonographie, Zytopunktion, CT, MRT
4 Therapie: Leberteilresektion, Lebertransplantation. Bei Inoperabilität evtl.
perkutane Alkoholinstallation, Radiofrequenzablation, Chemoembolisation
5.3.1 Cholelithiasis
a b
. Abb. 5.5. Sonographischer Nachweis von Gallenkonkrementen. a Cholezystolithiasis, b Choledocholithiasis (aus
Internist 5/2003)
5.3 · Erkrankungen der extrahepatischen Gallenwege
167 5
Bei Einklemmung eines Steins im Ductus chole- Bei Choledocholithiasis wird entweder im Rahmen
dochus kann es zum Auftreten des Verschlussikterus einer operativen Cholezystektomie der Ductus chole-
kommen. dochus revidiert oder im Rahmen einer ERCP (endo-
skopisch retrograde Cholangio-Pankreatographie) die
> Courvoisier-Zeichen: Prallelastische, schmerzlose tast- Papilla Vateri geschlitzt und somit für den Steinabgang
bare Gallenblase und ikterus. Beim Vorliegen eines erweitert (endoskopische Papillotomie, EPT).
positiven Courvousier-Zeichen besteht stets
ein hochgradiger Verdacht auf ein Malignom.
5.3.2 Akute Cholezystitis
Diagnostik. Anamnese und klinischer Befund mit Gal-
lenkoliken und Schmerzen im rechten Oberbauch sind Definition. Meist im Rahmen einer Cholezystolithiasis
wegweisend. auftretende Entzündung der Gallenblasenwand.,
Bei Cholezystitis sind CRP und BSG im Blut er-
höht, eine Leukozytose tritt auf. Ätiopathogenese. Der Cholezystitis liegt eine mecha-
Bei Gallengangsverschluss steigen die choles- nische Reizung durch Gallensteine oder eine bak-
taseanzeigenden Enzyme (zunächst γ-GT und Trans- terielle Besiedelung (E. coli, Klebsiellen, Enterokokken,
aminasen, nach etwa einem Tag auch AP) sowie das Proteus) bei einer Choledocholithiasis zugrunde liegt.
direkte Bilirubin an. Bei anhaltendem Verschluss kann
das Serum-Bilirubin den Wert von 10 mg/dl über- Symptomatik. Zunächst unterscheidet sich die Sym-
steigen. ptomatik nicht von der einer Gallenkolik (7 Kap. 5.4.1).
Die Sonographie weist Gallensteine (ab einem Anhaltende Schmerzen über länger als 4–6 h sowie Fie-
Durchmesser von 2 mm) am schnellsten und sichersten ber, BSG-Beschleunigung und Leukozytose kennzeich-
nach. Die Steine zeigen im Ultraschall unabhängig vom nen den Übergang von einer Gallenkolik in eine akute
Kalkgehalt einen Schallschatten. Weiterhin können Cholezystitis.
Größe und Formveränderungen der Gallenblase sowie
gestaute Gallenwege beurteilt werden. ! Cave
Bei Verdacht auf Gallengangssteine ist die endo- Gefährliche Komplikation: Gallenblasenempyem mit
skopisch-retrograde-Cholangiographie (ERP) Me- Gefahr der Perforation!
thode der Wahl und bietet zusätzlich die Option der
Konkrementextraktion. Mit einer Röntgen-Leerauf- Diagnostik. Mit der Sonographie als wichtigstem diag-
nahme können wegen ihres Kalkanteils 50% der Pig- nostischem Mittel, können Gallensteinen und Ver-
mentsteine sowie 10–15% der Cholesterin- und Misch- änderungen in der Gallenblasenwand (>3 mm, drei-
steine dargestellt werden. schichtig) nachgewiesen werden. Daneben sind die
Entzündungsparameter (CRP, BSG) erhöht, eine Leu-
Therapie. Asymptomatische Gallensteine bedürfen kei- kozytose liegt vor.
ner Therapie. Bei symptomatischen Gallensteinleiden
wird bei Gallenkoliken zunächst eine Analgesie durch Therapie. 1–2 Tagen nach Krankheitsbeginn ist die
Spasmolyse (z. B. Butylscopolamin, Metamizol) ange- Cholezystektomie Methode der Wahl. Bei bereits län-
strebt, außerdem 24-h-Nahrungskarenz, anschließend ger anhaltender Symptomatik oder schwerwiegenden
eine fettarme Diät. Begleiterkrankungen wird zunächst konservativ be-
handelt und im Intervall von 1–3 Monaten nach Ab-
> In Anbetracht der Häufigkeit rezidivierender Be- klingen der Beschwerden eine elektive Cholezystekto-
schwerden und der Komplikationsgefahr sollte mie durchgeführt. Die konservative Therapie besteht in
frühzeitig eine elektive Cholezystektomie erfolgen. der Gabe eines Antibiotikums, Nahrungskarenz, pa-
renteraler Ernährung mit Volumen- und Elektrolytaus-
Bei Kontraindikationen für eine operative Therapie gleich sowie Analgesie.
kommen entweder eine medikamentöse Litholyse mit
oral gegebenen Gallensäuren (Urodesoxycholsäure) ! Cave
oder die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWL) Keine laparoskopische Cholezystektomie bei akuter
in Betracht (7 Urologie). Cholezystitis.
168 Kapitel 5 · Hepatologie, Gallenwege, Pankreas
In Kürze
Cholelithiasis, Cholezystitis
Diagnostik. Erhöhung der Cholestaseenzyme AP und Ätiopathogenese. Als Risikofaktoren gelten: Chole-
γ-GT, ggf. kann CA 19-9 erhöht sein. Bei sonographisch dochussteine, Choledochuszysten, primär sklerosieren
auffälligen Befunden sollte eine ERCP mit Biopsie- de Cholangitis, parasitäre Gallengangserkrankungen.
entnahme sowie ein Kontrastmittel-MRT oder CT er- Meist handelt es sich um Adenokarzinome, beim Auf-
5.4 · Erkrankungen des Pankreas
169 5
In Kürze
Gallenblasentumoren
n
5 GOT, GPT, γ-GT, AP Cholestase
schmerzen vor. Diese können nach allen Seiten aus- Die Abdomenübersichtsaufnahme zeigt bei akuter
strahlen, der Schmerz zieht oft gürtelförmig um den Pankreatitis häufig luftgeblähte Abschnitte im Darm des
Leib. linken Ober- und Mittelbauches. Bei Verdacht auf Obs-
truktion des Ductus choledochus sollte zusätzlich eine
! Cave ERCP mit evtl. Papillotomie durchgeführt werden.
Gürtelförmiger Oberbauchschmerz: Verdacht auf aku-
te Pankreatitis, Differenzialdiagnose: Herzinfarkt. Therapie. Die Behandlung einer akuten Pankreatitis
erfordert eine engmaschige intensivmedizinische
Weitere häufige Symptome sind Übelkeit und Erbre- Überwachung des Patienten. Bei Schmerzen, Übelkeit
chen, Darmparesen (Andauung der Umgebung durch und Erbrechen sollte Nulldiät eingehalten werden. Da
Pankreasenzyme), Aszites, Fieber sowie Schockzeichen. häufig eine Hypovolämie vorliegt, ist eine parenterale
Selten können periumbilikal bläuliche Flecken auftre- Volumen-, Elektrolyt-, sowie Kaloriensubstitution
ten, welche als Cullen-Zeichen bezeichnet werden und erforderlich. Eine umfassende Analgesie ist zur Ver-
als prognostisch ungünstig zu werten sind. besserung der Prognose sinnvoll. Die Behandlung mit
Antibiotika sollte bei biliärer sowie nekrotisierender
Diagnostik. Labordiagnostik . Tab. 5.8. Form der Pankreatitis erfolgen (wahlweise Carbape-
neme oder Ciprofloxacin in Kombination mit Metro-
Pankreasspezifische Enzyme nidazol über 7–10 Tage). Eingeklemmte Choledochus-
Lipase und Elastase im Serum sind pankreasspezifische steine werden mittels ERCP und Papillotomie extra-
Enzyme. Die Amylase ist nicht pankreasspezifisch, da der hiert.
überwiegende Teil der Isoamylasen (60%) aus Speichel- Eine chirurgische Intervention ist bei infizierten
amylasen besteht. Dennoch ist die Bestimmung der Amy- Pankreasnekrosen (Nekrosektomie) erforderlich.
lase als Differenzialdiagnose- und Verlaufsparameter zur Prognose. Die akute Pankreatitis kann ein einma-
Beurteilung des Krankheitsverlaufs wichtig. liges Ereignis sein oder in chronischer Form rezidivie-
ren. Wenn die auslösende Ursache eliminiert wurde,
Sonographie: Pankreasloge vergrößert, ödematös un- erholt sich das Pankreas in der Regel klinisch, funktio-
scharf begrenzt, im Sinne eines Pankreasödems. Auch nell und pathologisch-anatomisch vollständig. Bleiben
Nekrosen oder Abszesse innerhalb des Pankreas sind Defektheilungen zurück, ist mit Diabetes mellitus, exo-
darstellbar. Bei akuter biliärer Pankreatitis können Gal- kriner Insuffizienz und anderen Organschäden zu
lensteine sowie eine konsekutive Erweiterung der extra- rechnen (z. B. Milzvenenthrombose).
hepatischen Gallenwege nachweisbar sein. Weitere mögliche Komplikationen sind:
4 Autodigestive Nekrosen angrenzender Hohlorgane
> Auch wenn sonographisch keine Gallensteine nach- 4 Pseudozystendurchbruch in die freie Bauchhöhle,
gewiesen werden, kann eine biliäre Genese der evtl. mit Nachbarorganbeteiligung
akuten Pankreatitis nicht ausgeschlossen werden, 4 Gastrointestinale Arosionsblutungen
da die verursachenden Steine die Gallenwege be- 4 Toxischer Kreislaufschock, Schocklunge, Nieren-
reits passiert haben können. versagen
5.4 · Erkrankungen des Pankreas
171 5
Definition. Chronische Entzündung der Bauchspeichel- Diagnostik. Im pankreatischen Schub sind die Pank-
drüse mit Destruktion des exokrinen Gewebes und resul- reasenzyme im Serum erhöht (Lipase, Elastase, Amy-
tierender exokriner, später auch endokriner Insuffizienz. lase), wobei Normwerte eine chronische Pankreatitis
nicht sicher ausschließen. Bei exokriner Pankreasin-
Ätiopathogenese. In ca. 80% der Fälle tritt die chro- suffizienz sind Chymotrypsin und Elastase im Stuhl
nische Pankreasinsuffizienz in Folge eines chronischen erniedrigt.
Alkoholabusus auf, in etwa 15% ist keine Ursache In der Bildgebung fällt eine Verkalkung des Pank-
eruierbar. Den restlichen 5% liegen als Auslöser Noxen reas auf (Sonographie, Abdomenleeraufnahme, CT,
(insbesondere Medikamente), Hyperlipidämie oder MRT). Bei einer ERCP oder MRCP können Pankreas-
eine nicht ausgeheilte akute Pankreatitis zugrunde. steine und unregelmäßige Pankreasgänge nachge-
wiesen werden. Im Wechsel treten kurzzeitige Stenosen
Symptomatik. Im Gegensatz zur akuten Pankreatitis und Dilatationen auf, die zu einem perlschnurartigen
verläuft die chronische Pankreatitis häufig oligosymp- Bild des Pankreasganges führen.
tomatisch. In über 90% klagen die Patienten über rezi-
divierende Oberbauchschmerzen, welche gürtelför- Therapie. Grundsätzlich sollte die zugrunde liegende
mig bis in den Rücken ausstrahlen können. Erkrankung behandelt werden. Akute, abakterielle
entzündliche Schübe sowie die exokrine Pankreasin-
> Im Gegensatz zur Gallenkolik treten die Schmerzen suffizienz werden symptomatisch therapiert. Bei exo-
bei Pankreatitiden nicht krampfartig auf. kriner Pankreasinsuffizienz werden Pankreasenzyme
(Lipase!) substituiert, sowie eine kohlehydratreiche,
Aufgrund der exokrinen Insuffizienz des Pankreas mit fettarme Diät in 5–7 kleinen Mahlzeiten pro Tag zu-
daraus folgendem Lipasemangel besteht häufig eine geführt. Bei Bedarf werden zusätzlich die fettlöslichen
Nahrungsintoleranz für Fette, die sich in Dyspepsien, Vitamine A, D, E und K ersetzt.
In Kürze
Pankreatitis
Epidemiologie. Inzidenz bei etwa 10/100.000/Jahr. Therapie. Nur 20% der Pankreaskarzinome qualifizie-
Männer sind häufiger betroffen als Frauen. ren sich für einen kurativ-operativen Ansatz. Bei loko-
regionär begrenzter Ausbreitung des Tumors empfiehlt
Symptomatik. Keine Frühsymptome. Ein schmerz- sich die Duodenopankreatektomie (Whipple-Opera-
loser Ikterus, als Folge eines tumorbedingten Ver- tion), eventuell in Kombination mit einer neoadju-
schlusses des Ductus choledochus kann auftreten, im vanten Radiochemotherapie. Palliativ werden die Tu-
Spätstadium ist er meist zu finden. Häufiger ist ein in morschmerzen durch Bestrahlung, oral-medikamen-
den Rücken ausstrahlender Oberbauchschmerz. Cour- tös oder durch eine Blockade des Ganglion coeliacum
voisier-Zeichen (7 Kap. 5.3.1). behandelt. Bei Ikterus wird mittels ERCP ein Stent
Weiterhin wird von Appetitverlust, Übelkeit, Ge- zum Offenhalten des Ductus choledochus eingebracht.
wichtsverlust, Nachtschweiß (im Sinne einer allgemei- Eine Chemotherapie konnte bisher kein längeres Über-
nen B-Symptomatik bei Tumoren) und unspezifischen leben bewirken.
Oberbauchbeschwerden (schwierige Differenzialdiag-
nose zur chronischen Pankreatitis) berichtet. Als Zei- Prognose. Die Prognose ist ausgesprochen schlecht.
chen der endokrinen Funktionsstörung kann eine pa- Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei palliativer Be-
thologische Glukosetoleranz oder ein Diabetes mel- handlung bei 0,2–0,4%, bei kurativer Resektion mit
litus auftreten. dem Ziel der Tumorfreiheit bei 20–40%.
Gastrinom (Zollinger-Ellison-Syndrom)
Gastrinbildender, oft im Pankreas lokalisierter, meist ma- rende Magen- und Duodenalulzera, in 50% der Fälle Diar-
ligner Tumor, in 50% der Fälle bei Diagnosestellung bereits rhöen auf, seltener auch Steatorrhöen. Tumorresektion,
metastasiert. Typisch sind therapieresistente, rezidivie- Protonenpumpenhemmer.
In Kürze
Pankreastumoren
Die Nephrologie beschäftigt sich mit den primären Er- 6.1.3 Diagnostik
krankungen der Niere sowie den renalen Folgeerschei-
nungen anderer Erkrankungen. Urinuntersuchung
Inspektion der gewonnenen Urinprobe: Je dunkler die
Harnfarbe, desto konzentrierter ist der Urin (z. B. bern-
6.1 Anamnese, klinische steinfarbener Harn nach Dursten).
Untersuchung, Diagnostik
> Klassische Ausnahme Diabetes mellitus: Die Farbe
6.1.1 Anamnese ist hell, der Urin ist jedoch aufgrund von Glukosurie
hoch konzentriert.
Zu erfragen sind:
4 Miktionsbeschwerden Suche nach Bestandteilen, die nicht in unphysiolo-
4 Schmerzen im Nierenlager gisch hohen Mengen im Urin zu finden sein sollten:
5 Akut einsetzend 4 Proteinurie: Ausscheidung von >150 mg Eiweiß/
6 5 Kolikartig, wie bei Harnleitersteinen Tag bzw. von Proteinen in unphysiologischer Zu-
5 Anhaltend dumpf, wie bei akuter Pyelonephritis sammenstellung. Klassisches Beispiel der Protein-
4 Ödeme, Kopfschmerz, Fieber urie ist die Mikroalbuminurie (Ausscheidung von
4 Bluthochdruck, früheren Nierenerkrankungen, Be- 30–300 mg Albumin/Tag, typisches Frühsymptom
gleiterkrankungen einer diabetischen Nephropathie).
4 Glukosurie: Überschreitung der sog. Nieren-
schwelle für für Glukose (160–180 mg/dl) bei mas-
Miktionsbeschwerden siver Hyperglykämieund Ausscheidung der über-
4 Polyurie: Urinmenge >3000 ml/Tag, schüssigen Glukose mit dem Urin.
Urinmenge <500 ml/Tag 4 Das Vorkommen von Leukozyten, Erythrozyten
4 Oligurie: Urinmenge <500 ml/Tag und Epithelzylindern kann diagnostisch wegwei-
4 Pollakisurie: abnorm häufiger Harndrang mit send sein.
Entleerung nur kleiner Mengen
4 Strangurie: schmerzhaftes Wasserlassen bei Clearancebestimmung
imperativem Harndrang
4 Dysurie: schmerzhaftes Wasserlassen > Clearance: Plasmavolumen, welches innerhalb
4 Hämaturie: blutiger Urin einer bestimmten Zeit durch Harnbildung von einer
4 Nykturie: nächtlicher Harndrang bestimmten Substanz gereinigt wird.
Glomeruläre Filtrationsrate: Von beiden Nieren pro
Zeiteinheit filtrierte Menge an Plasmawasser.
Mit steigendem Alter nimmt die GFR physiologisch > Der Kreatininwert überschreitet seine Normgrenze
ab. Der Normwert (Männer: bei 110 ml/min, Frauen: (1,1 mg/dl) erst dann, wenn eine Verminderung
bei 95 ml/min) gilt bis zum 30. Lebensjahr. Danach ist der glomerulären Filtrationsrate von mehr als 50%
mit einer Abnahme von ca. 10 ml/min pro Dekade zu vorliegt.
rechnen.
Harnstoff: Endprodukt des Eiweißstoffwechsels. Se-
Harnpflichtige Substanzen rumspiegel hängt von renalen und extrarenalen Fak-
Kreatinin: Metabolit des Kreatininphosphats, das im toren ab.
Muskel entsteht und von der gesunden Niere fast voll-
ständig filtriert wird. Die Konzentration von Kreatinin > Der Serumharnstoff ist erhöht, wenn die glomeruläre
im Urin korreliert unmittelbar mit der GFR. Filtration um mehr als 75% absinkt.
178 Kapitel 6 · Nephrologie
6.2 Harnwegsinfektionen
. Abb. 6.2. Nierenarterienstenose rechtsseitig (Angiographie) Definition. Nachweis einer Bakteriurie bei beschwerde-
freiem Patienten.
der Urethritis ist bei Männern eine Entzündung der Urethralabstrich. Die Infektion mit Chlamydien oder
Prostata. Bei Frauen verläuft die Infektion oft asympto- Gonokokken wird am sichersten durch einen DNA-
matisch, es können aber auch multiple gynäkologische Nachweis bewiesen.
Folgeprobleme auftreten
Therapie. Zufuhr von sehr viel Flüssigkeit. Auf Sexual-
! Cave hygiene sollte unbedingt beachtet werden. So empfiehlt
Gefürchtete Komplikation nach Chlamydieninfektion sich bei akuter Erkrankung sexuelle Abstinenz oder die
ist in 20% der Fälle weibliche Sterilität. Entleerung der Blase nach dem Geschlechtsverkehr.
Die antibiotische Therapie richtet sich nach dem nach-
Diagnostik. Bei der Urinuntersuchung können Leuko- gewiesenen Erreger.
zytenzylinder im Morgenurin nachweisbar sein. Diag-
nostisch beweisend ist nur der Erregernachweis im > Der Sexualpartner sollte immer mitbehandelt werden.
6 In Kürze
Harnwegsinfektionen
In Kürze
Tubulointerstitielle Nierenerkrankungen
Ätiopathogenese. Nach einer Infektion mit β-hämoly- Ätiopathogenese. Ursache sind IgA-Ablagerungen im
sierenden Streptokokken der Gruppe A werden Immun- Mesangium (immunhistologischer Nachweis).
komplexe in den glomerulären Kapillaren abgelagert.
Symptomatik. Oft Infekt der Atemwege vorausgehend.
Symptomatik. Klinisch bessert sich die Symptomatik Asymptomatische Mikrohämaturie, die von einer Pro-
nach einem Streptokokkeninfekt (Angina tonsillaris, teinurie begleitet werden kann. Bei 40% der Patienten
Scharlach) zunächst, jedoch verschlechtert sich der All- Hypertonie (immer, wenn auch eine Niereninsuffi-
gemeinzustand des Patienten nach einem Intervall von zienz vorliegt), 10% entwickeln ein nephrotisches Syn-
7–14 Tagen wieder. Es bestehen (Mikro-)Hämaturie drom.
sowie Proteinurie, die von einer Hypertonie und Öde-
men begleitet sind. ! Cave
Etwa 25% der Patienten mit IgA-Nephropathie ent-
> Die Leitsymptome Hämaturie, Ödeme und Hyper- wickeln im Laufe der Zeit eine terminale Nieren-
tonie werden als Volhard-Trias bezeichnet. insuffizienz.
Symptomatik. Auffällig blasse Patienten mit Hyper- Ätiopathogenese. Primäre Glomerulonephritiden oder
tonie, deren Entzündungsparameter (CRP, BSG) stark Glomerulonephritis als Ausdruck einer zugrunde liegen-
erhöht sind, oft besteht erhebliche Proteinurie. Außer- den Systemerkrankung (wie Wegener-Granulomatose,
dem kann die Klinik von einem nephrotischen Syn- systemischer Lupus erythematodes, Goodpasture-Syn-
drom (7 Kap. 6.4.6) begleitet sein. drom).
184 Kapitel 6 · Nephrologie
Symptomatik. Das akute nephritische Syndrom zeich- 4 Hypalbuminische Ödeme (bei Serumalbumin
net sich durch Proteinurie, Hämaturie sowie tubu- <2,5 g/dl)
lärer Natriumretention aus. Letztere führt zu arteriel- 4 Hyperlipidämie mit Erhöhung von Cholesterinen
ler Hypertonie und Ödemen. und Triglyzeriden
Diagnostik. Serologie zum Ausschluss einer System- Daneben treten Symptome der Grunderkrankung so-
erkrankung, Nierenbiopsie (insbesondere zum Aus- wie im fortgeschrittenen Stadium einer Niereninsuffi-
schluss einer RPGN). Urinuntersuchung: Mikro- bzw. zienz auf. Bei starkem Eiweißverlust kann ein so erwor-
Makrohämaturie, Proteinurie, Hämoglobin- und Zell- bener IgG-Mangel mit daraus resultierender erhöhter
zylinder, dysmorphe Erythrozyten. Blutuntersuchung: Infektanfälligkeit hinzu kommen.
Hypernatrieämie.
Diagnostik. Urinuntersuchung: Proteinurie.
Therapie. Behandlung der Grunderkrankung.
Proteinurie
6 Unterschieden wird zwischen selektiver (niedriges Moleku-
6.4.6 Nephrotisches Syndrom largewicht der Proteine) und nicht-selektiver (hohes Mole-
kulargewicht der Proteine) Proteinurie. Die Prognose der
Definition. Symptomkomplex, gekennzeichnet durch nicht selektiven Proteinurie ist um einiges schlechter als die
gemeinsames Auftreten von: der selektiven, da bei Auftreten hochmolekularer Proteine
4 Starker Proteinurie im Urin die Basalmembran bereits schwer geschädigt ist.
4 Hypoproteinämie
4 Hypalbuminischen Ödemen Serumelektrophorese: Albumine und γ-Globuline sind
4 Hyperlipidämie erniedrigt, α2- und β-Globuline reaktiv erhöht.
Ebenfalls erhöht sind das Cholesterin sowie im
Ätiopathogenese. Verschiedene Grunderkrankungen, Falle einer Niereninsuffizienz Harnstoff und Kreatinin,
insbesondere einige Formen der Glomerulonephritis. bei erniedrigter Kreatininclearance. Um das genaue
Im Kindesalter ist dies vor allem die minimal proliferie- Ausmaß der Nierenschädigung zu bestimmen, ist eine
rende interkapilläre Glomerulonephritis, bei Erwach- Nierenbiopsie unbedingt erforderlich.
senen führt die membranöse Glomerulonephritis am
häufigsten zum nephrotischen Syndrom. Eine weitere Therapie. Behandlung der Grunderkrankung bzw. Be-
häufige Ursache ist die fokal segmentale Glomerulo- seitigung der evtl. toxischen Ursachen (z. B. Absetzen
sklerose, die bei der farbigen Bevölkerung mit über 50% nephrotoxischer Medikamente) des nephrotischen
Ursache eines nephrotischen Syndroms ist. Auch eine Syndroms. Kochsalzarme (ca. 3 g NaCl/Tag) Diät sowie
diabetische Nephropathie kann ein nephrotisches Syn- Gabe von Diuretika. Therapie der Hypercholesterin-
drom auslösen ämie mit einem CSE-Hemmer. Falls eine Hypertonie
vorbesteht, ist eine konsequente Therapie derselben
Symptomatik. Leitsymptome des nephrotischen Syn- unumgänglich, da diese die Niere sonst noch zusätzlich
droms: schädigt. Bei genügend erhaltener Nierenfunktion (Se-
4 Proteinurie (>3–3,5 g/dl) rumkreatinin <2 mg/dl) wird eine immunsuppressive
4 Hypoproteinämie Therapie mit Kortikosteroiden angestrebt.
6.5 · Niereninsuffizienz
185 6
In Kürze
Glomerulonephritiden
Bei Hyperkaliämie wegen verminderter Kaliumaus- Prognose. In vielen Fällen gelingt eine Restitutio
scheidung können Herzrhythmusstörungen bis hin zur ad integrum. Bei jungen Patienten liegt die Morta-
Asystolie auftreten. Es besteht die Gefahr einer Urämie lität bei unter 10%, bei Hochrisikopatienten (Poly-
(7 Kap. 6.5.2), die zu gastrointestinalen Blutungen (urä- trauma mit Sepsis, nach kardiochirurgischen Eingrif-
mische Gastritis und Ulzera) und urämischem Koma fen) bei über 80%. Die Gesamtletalität beträgt etwa
führen kann. 50%.
Diagnostik.
4 Anamnese: Risikofaktoren, wie Schock, Sepsis, in- 6.5.2 Chronische Niereninsuffizienz,
terstitielle Nephritis (Medikamentenanamnese!) Urämie
6 4 Zytologie: Ausschluss einer Glomerulonephritis
4 Harnvolumenbestimmung: Genaues Ausmaß der Synonym. Chronisches Nierenversagen.
Oligurie/Anurie
4 Harnstoff und Kreatinin erhöht, Elektrolyte (Hyper- Definition. Chronische Niereninsuffizienz: Folge einer
kaliämie!) irreversiblen Verminderung der glomerulären, tubu-
4 Serologie: Ausschluss einer Leptospirose, des lären sowie endokrinen Funktion beider Nieren.
Hantaan-Virus
4 Sonographie: Niere, ableitende Harnwege Urämie: Terminales Stadium (Stadium IV) der chro-
nischen Niereninsufizienz.
Therapie. Volumensubstitution bis zur Normalisie-
rung der Kreislaufverhältnisse, möglichst unter ZVD- Ätiopathogenese. Häufigste Ursache der chronischen
Kontrolle: Bei hypertoner Dehydratation mit 5%-iger Niereninsuffizienz ist die diabetische Nephropathie.
Glukoselösung, bei isotoner Hypovolämie mit isotonen Daneben können Auslöser sein:
Salzlösungen, bei hypotoner Dehydratation mit hyper- 4 Primäre und sekundäre Glomerulonephritiden
toner NaCl-Lösung. 4 Chronisch-interstitielle Nierenerkrankungen
Versuch mit Diuretika (z. B. Furosemid 250 mg in 4 Hypertensive Nephropathien (z. B. durch Natrium-
250 ml Ringer-Glukoselösung innerhalb 1 h. Falls er- retention bei Aktivierung des Renin-Angiotensin-
folglos, Wiederholung mit 2–4 Ampullen in 500 ml Systems), Nierenarterienstenose, fibromuskuläre
Ringer-Glukoselösung innerhalb 4 h. Applikationsge- Dysplasie
schwindigkeit so bemessen, dass 4 mg Furosemid/min 4 Polyzystische Nierenkrankungen
nicht überschritten werden).
Pathogenese
! Cave Die Niere ist zunächst nicht mehr in der Lage, ihrer exkre-
Diuretikatherapie nur bei erhaltener Diurese! torischen Funktion nachzukommen, da durch sinkende
Erhöhung der Toxizität von Aminoglykosiden! Nephronenzahl die maximale Konzentrationsfähigkeit
eingeschränkt wird. Es kommt zur osmotischen Diurese,
Eine Nierenersatztherapie durch Dialyse (7 Kap. 6.5.3) die sich unter anderem in Nykturie, Polyurie und Polydip-
ist induziert bei: sie äußern kann. Multiplen Störungen des Wasser-, Elektro-
4 Überwässerung mit »fluid lung« lyt- und Säure-Basen-Haushaltes, wie eine erhöhte Na+-
4 Hyperkaliämie und H2O-Retention (ab einer Filtrationsrate von <10–20ml/
4 Harnstofferhöhung über 200 mg/dl min) können sich entwickeln. Das extrazelluläre Volumen
nimmt zu, was wiederum eine Hypertonie bahnen kann.
In Idealfall erfolgt eine prophylaktische Dialyse oder Bei einer Filtrationsrate von <30 ml/min kommt eine me-
Hämofiltration. tabolische Azidose hinzu, da die Nieren nicht mehr in der
Eine genaue Flüssigkeitsbilanzierung muss durch- Lage sind, aus dem anfallenden H+ Ammoniumionen zu
geführt werden. Bei Kaliumintoxikation Gabe von bilden.
Kationenaustauschern (Natriumpolystyrolsulfonat).
Epidemiologie. In Europa sind etwa 10/100.000 Per-
sonen pro Jahr betroffen.
6.5 · Niereninsuffizienz
187 6
Stadium III: Hypertonienn, als Folge Herzinsuffizienz, links- Serumkreatinin 6–10 mg/dl
Dekompensierte Retention, ventrikuläre Hypertrophie; Natrium- und Wasser-
Präurämie retention, mit peripheren Ödeme, Lungenödem;
Polyneuropathie, Pruritus
Therapie. Wichtigste Therapieziel ist es, die Progres- Diffusion entlang eines Konzentrationsgefälles aus
sion der Erkrankung zu verhindern. dem Blut in die isotonische Dialyseflüssigkeit über.
Gleichzeitig erfolgt wegen des Druckgradienten über
der Membran eine Ultrafiltration, bei der ein Entzug
Wichtigste Progressionsfaktoren chronischer von Flüssigkeit und niedermolekularen Substanzen er-
Niereninsuffizienz reicht wird.
4 Intraglomeruläre Hypertonie und Hypertrophie
4 Systematische Hypertonie Peritonealdialyse
4 Proteinurie Über einen Peritonealkatheter (das Peritoneum des
4 Eiweißzufuhr Patienten dient hierbei als semipermeable Membran)
4 Phosphatzufuhr erfolgt mehrfach täglich die Instillation bzw. Entlee-
4 Hyperlipidämie rung einer dem Elektrolytgehalt des Serums ange-
4 Metabolische Azidose passten kaliumfreien glukosehaltigen Lösung, wodurch
4 Tubulointerstitielle Erkrankungen eine Diffusion der harnpflichtigen Substanzen in die
6 Dialyseflüssigkeit erreicht wird.
6.5.3 Nierenersatztherapie
Chronische Hämodialyse
Über eine arteriovenöse Fistel, welche meist am Unter-
arm angelegt wird (Cimino-Fistel) erfolgt eine extra-
korporale Blutreinigung. Hierbei treten harnpflichtige . Abb. 6.5. Nierentransplantation in die Fossa iliaca links
Substanzen über eine semipermeable Membran durch (7 Farbtafelteil)
6.6 · Nierenzysten, Zystennieren
189 6
In Kürze
Niereninsuffizienz
Akute Nieren- 4 Symptomatik: in 50% der Fälle Oligurie, Anurie, Ödeme, Herzrhythmusstörungen
insuffizienz 4 Ätiologie: reversible Verminderung des Einzelnephronfiltrates, meist nach Schock
(insbesondere septischem Schock), nach TIN
4 Diagnostik: Anamnese, Urin: Zytologie, Blut: Harnstoffn, Kreatininn, Elektrolyte
(Ausschluss Hyperkaliämie), Serologie
4 Therapie: Nierenersatztherapie (Dialyse)
6.6.1 Nierenzysten
Ätiopathogenese. Idiopathisch.
oder Chromosom 4 (APDN 2, 15%), mit Inzidenz Hirnbasisaneurysmen. Typisch ist Flankenschmer-
von 1:1000 relativ häufig. zen, evtl. eine Makrohämaturie. In über 90% patho-
4 Zystische Nierendysplasien (Zystennieren Typ III logisches Harnsediment mit Proteinurie und/oder
nach Potter) Erythrozyturie. Als Komplikation tritt in 50% re-
4 Zystische Nierendysplasien im Rahmen von nale Hypertonie auf. Die Entwicklung einer Nieren-
Fehlbildungs-Syndromen (wie Meckel-Syndrom, insuffizienz ist möglich.
persistierender Teil des Ductus omphaloentericus, 4 Dysplasien: Ein- oder beidseitig, bei einseitiger
der zum Bild einer akuten Appendizitis führen Manifestation evtl. häufige Harnwegsinfekte im
kann.) Kleinkindesalter. Bei schwerem beidseitigem Befall
4 Andere zystische Nierenerkrankungen (wie Mark- angeborene Niereninsuffizienz.
schwammniere: nicht erbliche, angeborene Fehl-
bildung, die zur zystischen Aufweitung der Sammel- Diagnostik. Werden in der Sonographie mehr als 3 Zys-
rohre im Papillenbereich führt. Klinisch imponie- ten pro Niere gefunden und besteht zusätzlich eine po-
ren Hyperkalziurie, Nephrolithiasis mit Koliken sitive Familienanamnese, so kann von einer zystischen
6 und Steinabgängen, Nephrokalzinose in 50% der Nierenerkrankung ausgegangen werden. Ein i v. Uro-
Fälle.) gramm sollte zum Ausschluss eventueller Missbildun-
gen der ableitenden Harnwege erstellt werden. Bei Ver-
Symptomatik. Abhängig vom Erkrankungstyp: dacht auf ADPN muss eine Darstellung der Hirnbasis-
4 ARPN: Vorkommen nur bilateral, begleitet von arterien zum Ausschluss zerebraler Aneurysmen
kongenitaler Leberfibrose. Aufgrund respiratori- erfolgen.
scher Insuffizienz (Atemnotsyndrom, Lungenhy-
poplasie) verstirbt ca. die Hälfte der Kinder bereits Therapie. Symptomatische Behandlung der Komplika-
im Neugeborenenalter. Sie entsteht durch Mutation tionen, beispielsweise Zystostomie, um das restliche
eines Gens auf Chromosom 6 und hat eine Inzi- Nierengewebe zu entlasten, Behandlung einer Hyper-
denz von ungefähr 1:20.000. tonie oder einer als Folgeerscheinung aufgetretenen
4 ADPN: Manifestation meist nach dem 20. Niereninsuffizienz.
4 Lebensjahr mit meist bilateral auftretenden Nie-
renzysten (Durchmesser mehrere cm). Fast immer > Eine genetische Beratung, vor allem bei ADPN, sollte
zusätzlich Leberzysten, in ungefähr 10% der Fälle durchgeführt werden.
In Kürze
Nierenzysten, Zystennieren
6.7.1 Nierenzellkarzinom (NZK) Mit der Zystoskopie kann die Seitenlokalisation der Blu-
tung oberhalb der Harnblase bestimmt werden. Zum
Definition. Maligner Tumor, der von den Nierenzellen Nachweis der erhöhten Vaskularisation eines Tumors
ausgeht. sowie dessen Einbruch in die Nierengefäße sind Farb-
doppler-Sonographie sowie Angiographie geeignet.
Ätiopathogenese. Hauptrisikofaktor ist das Rauchen,
aber auch Exposition anderer Noxen wie Cadmium > Da in 25% der Fälle bei Diagnosestellung bereits
oder Trichlorethen. Fernmetastasen vorliegen, muss eine gründliche
Metastasensuche erfolgen.
Von-Hippel-Lindau-Erkrankung
Etwa 30% der Patienten mit Von-Hippel-Lindau-Erkran- Therapie. Operativ durch En-bloc-Entfernung der
kung (hereditäre Multisystemerkrankung, die mit verschie- betroffenen Niere samt Nierenkapsel, perirenaler Fett-
den Mutationen des VHL (von-Hippel-Lindau)-Tumorsup- kapsel, Nebenniere, Harnleiter sowie der Spermatika-
pressorgens assoziiert ist) entwickeln ein NZK. bzw. Ovarika-Gefäße mit oder ohne Lymphadenekto-
mie. Chemotherapie verbessert die Prognose nicht.
In über 80% der Falle handelt es sich um ein klarzelliges
NZK, das seinen Ausgang vom Epithel oder den Tubuli Prognose. Ist nur die Niere befallen liegt die 10-Jahres-
der Sammelrohre nimmt. Überlebensrate bei 70–80%. Liegen bereits Fernmetas-
tasen vor, liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei 8%.
Wichtigste Nierenzellkarzinomtypen
4 Klarzelliges Nierenzellkarzinom: 80%, 6.7.2 Nephroblastom
Nachweis von immunhistochemischen
Merkmalen proximaler Tubuli. Die Zellen Synonym. Wilms-Tumor.
haben aufgrund ihres hohen Gehalts an
Glykogen ein helles Zytoplasma. Definition. Maligner Mischtumor der Niere im Kindes-
4 Chromophiler Typ: 10%, basophiles oder alter.
eosinophiles Zellplasma, Wachstum vorwie-
gend in tubulopapillären Mustern. Ätiopathogenese. Entstehung nicht selten autosomal-
4 Chromophober Typ: 5%, Nachweis von dominant.
feinretikulärem Zytoplasma, die Zellen gleich
denen der Sammelrohr-Schaltstücke. Epidemiologie. Häufigster Weichteiltumor des Kindes-
4 Spindelzelltyp: 1%, spindelige Tumorzellen, alters, das Nephroblastom macht 6% aller Neoplasien
sehr proliferationsaktiv, Wachstum oft bei Kindern aus. Häufigkeitsgipfel liegt im 3. bis 4. Le-
sarkomartig aggressiv. bensjahr.
Beim hoch malignen Klarzelltyp werden auch Metasta- Operativ erfolgt eine erweiterte Nephrektomie. Das
sen in Knochen und ZNS beobachtet. endgültige Stadium wird durch einen intraoperativen
Schnellschnitt festgelegt. Abhängig vom Tumorstadium
Diagnostik. Wegen der Gefahr der Tumorruptur muss und der Histologie erfolgt eine weitere, postoperative
das Abdomen vorsichtig palpiert werden. Chemotherapie.
4 Sonographie: Nachweis, dass der Tumor von der
Niere ausgeht
4 CT: Bestimmung der Tumorausdehnung Stadien beim Nephroblastom
4 Thoraxröntgen: Metastasenachweis 4 Stadium I: Tumor auf die Niere beschränkt
4 Stadium II: Tumor überschreitet die Niere,
Therapie. Präoperative Chemotherapie (z. B. Vincris- jedoch vollständige operative Entfernung
tin/Actinomycin über 4–6 Wochen), nicht bei Säuglin- 4 Stadium III: Tumor überschreitet die Niere,
gen unter 6 Monaten. keine vollständige operative Entfernung
4 Stadium IV: Fernmetastasen
6 > Bei mehr als der Hälfte wird so die Tumorrückführung 4 Stadium V: bilateraler Tumor
in das Stadium I erreicht, was die Prognose zusätzlich
verbessert.
Prognose. Tumorrezidive sind mit <4% selten, in 85%
der Fälle gelingt eine dauerhafte Heilung.
In Kürze
Nierentumoren
Nierenzellkarzinom 4 Symptomatik: Spätsymptome: Hämaturie (60%), Schmerzen, Fieber, evtl. tastbarer Ab-
(NZK) dominaltumor
4 Diagnostik: Zystoskopie, Farbdoppler-Sonographie, Angiographie, Metastasensuche
4 Therapie: operative En-bloc-Entfernung der Niere
In Kürze
Störungen im Wasserhaushalt
Hypertone Dehydra- 4 Symptomatik: Durst, trockene Schleimhäute, trockene Haut, evtl. Fieber,
tation: Benommenheit, Verwirrtheit
Defizit an freiem H2O 4 Diagnostik: Hämoglobin, Hämatokrit und Eiweißn, Na+ und Serumosmolalitätn
4 Therapie: wie bei hypotoner Dehydratation
In Kürze
Störungen im Natriumhaushalt
In Kürze
Störungen im Kaliumhaushalt
Diagnostik. . Tab. 6.4. Therapie. Beim pH-Wert >7,55 gibt es zwei Varianten.
Bei der chlorsensiblen Form (z. B. Verlust von Magen-
saft) wird 0,9%-iges NaCl i.v. gegeben, bei Hypokaliä-
. Tab. 6.4. Diagnostik der respiratorischen Azidose mie steht die Kaliumsubstitution im Vordergrund.
Respiratori- Dekompensiert Kompensiert
6.9.1.4 Respiratorische Alkalose
sche Azidose
Ätiopathogenese. Ursache häufig psychogene Hyper-
pH p Normal ventilation. Auch durch Hyperventilation zur Kompen-
-
n
sation einer Hypoxie sowie bei zerebralen Störungen
HCO3 Normal bis n
kann es zu einer respiratorischen Alkalose kommen.
pCO2 p n
Symptomatik. Hyperventilation, die evtl. eine Hyper-
ventilationstetanie (Patienten sind unruhig, ängstlich
und tachykard, Parästhesien an den Akren und/oder
6 Therapie. Bei starker respiratorischer Azidose ist die perioral; Karpalspasmen) ausgelösen kann. In schweren
apparative Ventilationssteigerung unumgänglich, da- Fällen kann es zur Verminderung der zerebralen
mit CO2 abgeatmet werden kann. Durchblutung kommen.
pCO2 p p
. Tab. 6.5. Diagnostik der metabolischen Alkalose
pH n Normal
HCO3- n n
! Cave
Hautblässe ist kein zuverlässiges Anämiesymptom. . Abb. 7.1. Herstellung eines Blutaustrichs
7.2 · Anämien
201 7
Ätiopathogenese. Blutverluste (insbesondere gebärfä- Therapie. Nach Ursachenabklärung erfolgt ggf. deren
hige Frauen) und Fehlernährung (vor allem Männer). Beseitigung. Therapie der Wahl ist die orale Eisensubs-
titution mit 100–150 mg Fe2+-Salzen (wie Eisensulfat)
Epidemiologie. Prävalenz bei Männern 1–2%, bei ge- pro Tag. Wegen der geringen intestinalen Resorptions-
bärfähigen Frauen 5–10%. rate (5–15%) sollte die Substitution mindestens 3 Mo-
nate bzw. solange dauern, bis die Serumferritinkonzen-
Symptomatik. Anämiesymptome (7 Kap. 7.1), zusätz- tration wieder im Normbereich liegt.
lich Haut- und Schleimhautatrophie, Mundwinkelrha-
gaden (Cheilosis), Brüchigkeit von Haaren und Nägeln > Nebenwirkungen der oralen Substitutionstherapie
(Koilonychie), Minderung der Leistungs- und Lern- mit Eisensalzen sind charakteristische Schwarzfär-
fähigkeit, Kälteüberempfindlichkeit und herabgesetzte bung des Stuhls, Oberbauchschmerzen, Sodbrennen,
Infektresistenz. Obstipation und Diarrhö.
Diagnostik. Stadienabhängig (. Tab. 7.1). Die Nebenwirkungen der oralen Eisensubstitution sind
bei Einnahme mit bzw. nach den Mahlzeiten geringer
! Cave und für den Patienten leichter zu tolerieren. Die intesti-
Die Serumeisenkonzentration kann trotz manifester nale Eisenresorption wird dadurch jedoch deutlich ge-
Eisenmangelanämie normal sein. hemmt und die Therapiedauer verlängert.
Die parenterale Eisensubstitution (kolloidale Ei-
Die erniedrigte Serumferritinkonzentration beweist senverbindungen oder Eisen-Dextran-Komplexe) führt
den Eisenmangel. Daneben sind erhöhte Serumkonzen- zwar zur schnelleren Beseitigung der Anämie, insge-
7.2 · Anämien
203 7
samt aber nicht zu einem besseren Therapieeffekt als > Bei der Hälfte der Patienten liegt keine Anämie vor,
die orale Eisensubstitution. Sie ist ihr gleichwertig, wird bei einem Drittel lassen sich keine Megaloblasten
meistens bei Resorptionsstörungen durchgeführt. Ana- nachweisen.
phylaktische Reaktionen und Venenreizungen können
auftreten. Die Vitamin-B12-Bestimmung im Serum ist einfach
und sensitiv, aber nur gering spezifisch. Bei Verdacht
Prognose. Bei richtiger Diagnosestellung und adäqua- auf eine Malabsorption sollte ein Schilling-Test durch-
ter Substitutionstherapie sehr gut. geführt werden. Die Hälfte der Patienten weist spezi-
fische Antikörper gegen den Intrinsic Factor auf.
7.2.1.2 Vitamin-B12-Mangelanämie
Synonym. Perniziöse Anämie. Schilling-Test
Der Patient erhält radioaktiv markiertes Cobalamin p.o, 2 h
Definition. Durch Mangel an Vitamin B12 (Cobalamin, später nicht markiertes Cobolamin i.m. Danach wird der
Synonym: Extrinsic Factor) verursachte makrozytär- Anteil des radioaktiv markierten Cobalamins am insgesamt
hyperchrome Anämie mit charakteristischem Auftre- im Urin ausgeschiedenen Cobalamin bestimmt. Normaler-
ten von Megaloblasten. weise erscheint mehr als 10% des oral zugeführten radio-
7 aktiven Cobalamins im 24-h-Urin.
Ätiopathogenese. Vitamin B12 findet sich vor allem in
tierischer Nahrung. Im sauren Magenmilieu wird es ! Cave
freigesetzt, an den von den Parietalzellen des Magens Zum Ausschluss eines Magenkarzinoms, zur Doku-
gebildeten Intrinsic Factor gebunden und im termina- mentation einer atrophischen Gastritis und als Aus-
len Ileum resorbiert. Deshalb kommt es insbesondere gangsbefund für Verlaufskontrollen muss eine Gas-
bei atrophischer Autoimmungastritis mit Anazidität, troskopie durchgeführt werden.
bei Resektionen des Magens bzw. des terminalen
Ileums, bei Morbus Crohn und bei bakteriellen oder Therapie. Cobalamin wird bis zur Korrektur der An-
parasitären Fehlbesiedlungen des Dünndarmes mit ämie parenteral substituiert (1000 μg i.m. oder s.c. pro
Malabsorption zum Mangel. Dieser bedingt die fehler- Woche über mehrere Monate). Danach als Erhaltungs-
hafte Zellneubildung in schnell proliferierenden Gewe- therapie die gleiche Dosis alle drei Monate oder oral mit
ben wie Knochenmark und Schleimhäuten (megaloblas- hohen Dosen Vitamin B12 substituieren.
täre Anämie und gastrointestinale Beschwerden). Der
resultierende Methioninmangel verursacht Schäden im Prognose. Schon innerhalb eines Tages nach Substitu-
ZNS (funikuläre Spinalerkrankung: Demyelinisierung tion kommt es zur Besserung des morphologischen
der Hinter- und Seitenstränge im Rückenmark). Knochenmarkbefundes, innerhalb einer Woche tritt
eine Retikulozytose auf (Retikulozytenkrise), bevor
Epidemiologie. Inzidenz 9–17/100.000, Prävalenz die Anämie verschwindet. Strukturelle neurologische
0,1–0,2%, Verhältnis Frauen zu Männern 2:1. Schäden, wenn sie über längere Zeit persistieren, sind
irreversibel.
Symptomatik. Neben Blässe von Haut und Schleim-
häuten, Diarrhö oder Obstipation können Antriebs- > Nur die frühzeitige Diagnose und Therapie eines
mangel, Gedächtnisstörungen, Zungenbrennen (atro- Vitamin-B12-Mangels kann neurologische Schäden
phische Hunter-Glossitis), Inappetenz und ein Subik- verhindern.
terus bestehen. Die neurologischen Störungen reichen
von isolierter peripherer Neuropathie bis zur funiku-
lären Spinalerkrankung. Gelegentlich tritt ein orga- 7.2.1.3 Folsäuremangelanämie
nisches Psychosyndrom auf. Definition. Durch Folsäuremangel verursachte makro-
zytär-hyperchrome Anämie mit charakteristischem
Diagnostik. Nachweis einer hyporegeneratischen Anä- Auftreten von Megaloblasten.
mie mit verringerter Retikulozytenzahl sowie erhöhtem
MCV und MCH in Blutbild und Knochenmarkaspirat. Ätiopathogenese. Absoluter Folsäuremangel tritt häu-
Im Ausstrich der selten notwendigen Knochenmarks- fig bei Fehlernährung (Alkoholismus), bei langandau-
punktion finden sich übersegmentierte Granulozyten, ernder parenteraler Ernährung und bei Resorptionsstö-
makrozytär-hyperchrome Megalozyten und kernhal- rungen (Zöliakie) auf. Dagegen liegt bei Schwanger-
tige Megaloblasten. schaften, chronischer Hämolyse oder myeloproliferativen
7.2 · Anämien
205 7
In Kürze
Alimentäre Anämieformen
schwerer intravasaler Hämolyse besteht eine Hämo- Epidemiologie. Inzidenz der immunhämolytischen
globinurie. Bei chronischer Hämoglobinurie ist Hämo- Anämien 1–3/100000.
siderin im Urin nachweisbar. Aufgrund der gesteiger-
ten Erythropoese liegen im peripheren Blut Polychro- Symptomatik. Neben akuten Anämiesymptomen liegt
masie und Retikulozytose vor. Bei schwerer Hämolyse bei der Kälteagglutininkrankheit eine schmerzhafte
befinden sich kernhaltige Normoblasten im Blut, im Akrozyanose in der Kälte vor, während bei Wärme
Knochenmark kommt es zur Hyperplasie der erythro- keine Beschwerden bestehen. Ansonsten finden sich
poetischen Zellen. Blässe, Ikterus, Splenomegalie (als Hinweis auf andere
Das Plasmaprotein Haptoglobin bindet Hämoglo- Krankheiten oder Zeichen einer vermehrten Milzakti-
bin, das bei intravasaler Hämolyse entsteht. Bei jeder vität). Ein Drittel der Patienten mit Immunhämolysen
signifikanten Hämolyse sinkt das Haptoglobin im Plas- hat ätiologisch unklares Fieber und ggf. Zeichen einer
ma ab. Dagegen bindet Hämopexin das beim Hämoglo- lymphatischen Grunderkrankung.
binabbau entstehende Hämatin.
Diagnostik. Beurteilung des Blutausstrichs, z. B. Nach-
> Ein normaler Haptoglobinwert schließt eine Hämo- weis von Schistozyten (fragmentierte Erythrozyten),
lyse aus. Sphärozyten (Kugelzellen) oder Targetzellen (Schieß-
7 scheibenzellen) sowie zyto- und histologische Knochen-
markuntersuchungen sind wichtig. Bestimmung der
7.2.2.1 Extrakorpuskuläre hämolytische Hämolyseparameter, von Kälte- und Wärmeagglutinin-
Anämien titern und Durchführung des Antiglobulin-Tests
Definition. Vorzeitiger Abbau normal gebildeter Erythro- (Coombs-Test).
zyten durch Antikörper, Toxine oder Veränderungen
der Gefäßstrombahn. Am häufigsten sind autoimmun- Antiglobulin-Test (Coombs-Test)
hämolytische Anämien. Inkomplette (können allein keine Agglutination auslösen)
und gegen menschliche Erythrozyten gerichtete Antikör-
Ätiopathogenese. Nach der Ursache unterscheidet per werden mittels Antiglobulinen, die gegen die beteilig-
man 3 verschiedene Subtypen: ten Antikörper gerichtet sind, nachgewiesen.
4 Immunhämolytische Anämien: Die Hämolyse Beim direkten Antiglobulin-Test für den Nachweis von
wird durch Bindung von Antikörpern an die Ery- Antikörpern gegen Erythrozyten erfolgt die Agglutination
throzytenmembran ausgelöst. Man unterscheidet der Patientenerythrozyten nach Zugabe der Antiglobuline
zwischen Allo- und Autoantikörpern(autoimmun- (Nachweis von Antikörpern, die bereits an die Erythrozyten-
hämolytische Anämie). 90% der Antikörper sind oberfläche gebunden sind).
Kälte-(IgM)- oder Wärme-(IgG)- Agglutinine, die Beim indirekten Antiglobulin-Test werden für den
zur Hälfte idiopathisch oder mit malignen lympha- Nachweis von freien bzw. zirkulierenden Antikörpern Pa-
tischen Erkrankungen assoziiert auftreten. Bei den tientenserum und Testerythrozyten zusammen bei 37°C
restlichen 10% handelt es sich um medikamenten- inkubiert. Die nicht agglutinierten, jetzt von inkompletten
induzierte Antikörper (meist vom Methyldopa-Typ, Antikörpern besetzten Testerythrozyten werden in physio-
selten auch vom Penicillin- oder Chinidin-Typ). logischer Kochsalzlösung gewaschen und mit den Antiglo-
4 Anämien durch mechanische Hämolysen: Die bulinen versetzt, wodurch ebenfalls eine Agglutination
Erythrozyten werden intravasal zu Schistozyten ausgelöst wird.
(mikroangiopathische hämolytische Anämie) frag-
mentiert. Mechanische Hämolysen treten bei der > Relativ häufig finden sich Antikörper oder Komple-
thrombotisch-thrombozytopenischen Purpura, mentfaktoren auf Erythrozyten auch bei Patienten,
beim hämolytisch-urämischen Syndrom, beim bei denen keine Hämolyse besteht.
HELPP-Syndrom, bei primärer Vaskulitis, bei me- Der Nachweis eines erhöhten Kälteagglutininti-
tastatischen Vaskulopathien, künstlichen Herz- ters gelingt auch bei einer Mykoplasmeninfektion.
klappen- und Gefäßprothesen sowie als Marsch-
hämoglobinurie bei Soldaten auf. Extrakorpuskuläre hämolytische Anämien werden oft
4 Anämien durch toxischen Hämolyse: Insbeson- durch eine Grunderkrankung oder äußere Schädigungs-
dere Bakterientoxine oder Parasiten wie Plasmo- faktoren verursacht. Suche nach diesen Ursachen nicht
dien lösen eine Hämolyse aus vergessen!
7.2 · Anämien
207 7
Diagnostik. Nachweis insbesondere von Elliptozyten, Therapie. Nierentransplantation bei geeigneten Patien-
Drepanozyten (Sichelzellanämie) oder Sphärozyten ten als kausale Therapie. Ansonsten Gabe von rekom-
(hereditäre Sphärozytose) im Blutausstrich. Bei gene- binantem Erythropoetin.
tisch bedingten Hämolysen spezifische Mutations-
diagnostik zur Identifikation heterozygoter Merkmals- Prognose. Wird durch die Niereninsuffizienz be-
träger. stimmt.
Therapie. Die meisten Hämolyseformen können nur Definition. Anämie durch Schädigung oder Suppres-
symptomatisch therapiert werden. Diese Therapie sion erythropoetischer Vorstufen im Knochenmark.
beinhaltet die Splenektomie zur Verhinderung einer
relevanten Hämolyse, die weiter bestehende Form- Ätiopathogenese. Man unterscheidet angeborene (Di-
anomalie ist asymptomatisch. Bei schweren Formen amond-Blackfan- oder Fanconi-Anämie) von erwor-
kann eine allogene Stammzelltransplantation erwogen benen Formen. Wenn das pathogenetisch verantwort-
7 werden. liche Agens selektiv erythropoetische Zellen schädigt
Die familiäre Form der Methämoglobinämie be- (wie bei Parvovirus-Infektion), kann die Erythropoese
darf in der Regel keiner Therapie. Ausnahme: Meiden isoliert betroffen sein.
von Saubohnen (lat. fava), die den Favismus (sog. Boh-
nenkrankheit, Auftreten von deutlicher Methämo- > Oft ist die Anämie aber Teil einer Panzytopenie.
globinämie, Hämolyse und Hämoglobinurie nach der
Mahlzeit) auslösen. Bei der toxischen Form werden Diagnostik. Nachweis durch zyto- und histologische
die auslösenden Agenzien vermieden, bei akuten Ver- Knochenmarkuntersuchungen. Typische Befunde sind
giftungssymptomen Toluidinblau gegeben. Abnahme der Erythroblasten im Knochenmark und
infolge Verminderung der Retikulozytenzahl im peri-
pheren Blut.
7.2.3 Renale Anämie
Therapie. Bei kurzfristiger, spontan reversibler Schädi-
Definition. Normozytär-normochrome Anämie bei gung der Knochenmarkzellen (ionisierende Strahlen,
chronischer Niereninsuffizienz als Folge eines relativen obligat hämatotoxische Substanzen, Zytostatika, Viren)
Erythropoetinmangels. wird die spontane Erholung der Blutbildung abgewartet
und der Patient supportiv betreut.
Ätiopathogenese. Die insuffizienten Nieren bilden zu Bei angeborenen Knochenmarkaplasien oder lang-
wenig Erythropoetin und können deshalb den Hämo- fristigen, persistierenden Knochenmarkschädigungen
globinspiegel nicht im Normbereich halten. (aplastische Anämie) muss sofort und intensiv (Ery-
throzytensubstitution, ggf. allogene Knochenmarktrans-
Epidemiologie. Äußerst häufige Komplikation einer plantation) behandelt werden.
chronischen Niereninsuffizienz.
Epidemiologie. Inzidenz 20/100.000. Diagnostik. Das Blutbild zeigt bei 75% der Patienten
zunächst eine normozytär-normochrome Anämie, die
Symptomatik. Im Vordergrund stehen die Symptome bei längerem Verlauf in eine mikrozytär-hypochrome
der Grunderkrankung sowie Symptome einer Hyper- Anämie übergeht. Im Serum ist die Konzentration des
kalzämie. Ferritins normal oder erhöht, die des Transferrins meis-
tens erhöht und die des löslichen Transferrinrezeptors
! Cave normal oder erniedrigt. Zur Dokumentation der syste-
Bei Anämie mit Knochenschmerzen immer an mischen Entzündungsreaktion sollten Entzündungs-
Knochenmarksinfiltration denken. parameter bestimmt werden.
Das rechtzeitige Erkennen einer Hyperkalzämie und/ > Die Differenzierung zur Eisenmangelanämie gelingt
oder einer Hämolyse bei thrombotischer Mikroangio- durch die Bestimmung des löslichen Transferrin-
pathie ist sehr wichtig. rezeptors.
> Die Hämolyse kann schnell zur Verschlechterung der Liegt bei einer chronischen Erkrankung zusätzlich ein
Anämie mit raschem Transfusionbedarf führen. echter Eisenmangel vor, so ist die Serumkonzentration
des löslichen Transferrinrezeptors deutlich erhöht, wäh-
Diagnostik. Nachweis einer normozytären Anämie, rend sie bei einer vorliegenden Eisenmobilisations-
die oft mit Retikulozytenabnahme und gleichzeitiger bzw. Verwertungsstörung im Normbereich liegt.
Granulozytopenie und/oder Thrombozytopenie ein-
hergeht. Aufgrund einer gestörten Knochenmark-Blut- Therapie. Die Behandlung der Grunderkrankung steht
Schranke und/oder einer extramedullären Hämato- im Vordergrund. Hoch dosiertes Erythropoetin kann
poese werden unreife Vorstufen (insbesondere Erythro- in therapierefraktären Fällen gegeben werden.
blasten und Myeloblasten) ins Blut ausgeschwemmt
(leukoerythroblastisches Blutbild). Die Knochen- ! Cave
markbiopsie sichert die Diagnose. Im Stadium der mikrozytär-hypochromen Anämie
ist die Eisensubstitution kontraindiziert, da nur ein
Therapie. Die Grunderkrankung und deren Therapie funktioneller Eisenmangel mit vollen Eisenspeichern
bestimmen den weiteren Verlauf, die symptomatische vorliegt.
Therapie besteht ggf. aus Transfusionen und/oder Ery-
thropoetingabe.
7.2.7 Akute Blutungsanämie
7.2.6 Anämie bei chronischer Ätiopathogenese. Häufig Blutungen aus dem Gastro-
Erkrankung intestinaltrakt (Ösophagusvarizenblutung).
Definition. Sekundäre Anämie als unspezifische Begleit- Symptomatik. Der Blutverlust pro Zeiteinheit bestimmt
erscheinung bei chronisch-entzündlichen, infektiösen Klinik und Laborbefunde. Der akute Volumenmangel
und neoplastische Erkrankungen (Tumoranämie). verursacht Kreislaufsymptome (Blutdruckabfall, peri-
phere Vasokonstriktion, Schwitzen und Tachykardie),
Ätiopathogenese. Zytokine hemmen die Erythropoe- durch welche die akute Blutung auffällt. Hämoglobin-
tinproduktion und vermitteln eine Eisenmobilisa- konzentration und Hämatokrit liegen zu Beginn im
tionsstörung, sodass Eisen in Makrophagen akku- Normbereich.
muliert.
Diagnostik. Messung der Kreislaufparameter und Blut-
Epidemiologie. 25% aller Anämien. bildbestimmung.
> Die Anämie bei chronischer Erkrankung (einschließ- Therapie. Lokalisation der Blutungsquelle, ggf. Blutstil-
lich Tumoranämie) ist die zweithäufigste Anämieform lung, Bluttransfusionen, wenn nötig Kreislaufstabili-
nach der Eisenmangelanämie. sierung.
rumkonzentration von Eisen, Ferritin und löslichem Therapie. Je nach Anämieform Bluttransfusionen und/
Transferrinrezeptor bestimmt werden (. Tab. 7.2). oder parenterale Gabe von Chelatbildnern (wie Defer-
oxamin) zur Therapie der sekundären Hämochromato-
Sonderformen se (Eisenmobilisation aus dem Körper).
Bei Sonderformen der chronisch-refraktären Anämien wie
RAS (refraktäre Anämie mit Ringsideroblasten), RAEB (refrak- Prognose. Häufiges Auftreten einer prognostisch un-
täre Anämie mit Blastenexzess) und RAEB/T (refraktäre Anä- günstigen Myokardiopathie bei Patienten mit Thalas-
mie mit Blastenexzess in Transformation) können patholo- saemia maior und sideroblastischen Anämien.
gische Ringsideroblasten (ringförmige Erythroblasten mit
Eisengranula überall in der Zelle) nachgewiesen werden.
In Kürze
Nicht-alimentäre Anämien
Anämie bei chro- 4 Symptomatik: Symptome der Anämie und der Grunderkrankung
nischer Erkrankung 4 Ätiologie: zytokinvermittelte Eisenmobilisationsstörung
wie Tumoranämie 4 Diagnostik: Bestimmung von Blutbild und Serumkonzentrationen von Ferritin und
löslichem Transferrinrezeptor
6 4 Therapie: kausal (Grunderkrankung) und evtl. Erythropoetingabe
212 Kapitel 7 · Hämatologie, Hämostaseologie und internistische Onkologie
Chronisch-refraktäre 4 Symptomatik: Symptome einer schweren Anämie mit vermehrter Eisenreserve und
Anämien Retikulozytopenie
4 Ätiologie: Gendefekte und Knochenmarkschäden
4 Diagnostik: Knochenmarkpunktion, Hb-Elektrophorese, Bestimmung der Serum-
konzentration von Eisen, Ferritin und löslichem Transferrinrezeptor
4 Therapie: Tranfusionen und Gabe von Chelatbildnern zur Eisenmobilisation aus dem
Körper
7 7.3 Stammzellerkrankungen
4 Einteilung:
7.3.1 Chronisch-myeloproliferative – Differenzierung der malignen Zellen
Erkrankungen (myeloisch/lymphatisch)
– Reifegrad der malignen Zellen (blastär bzw.
Zu den chronisch-myeloproliferativen Erkrankungen unreif/reif )
(CMPE) gehören eine Reihe von Krankheitsbildern, – Natürlicher Krankheitsverlauf (akut/
die bezüglich Pathogenese, Symptomatik und häma- chronisch, . Tab. 7.3)
tologischer Befunde viele Gemeinsamkeiten auf- – Leukozyten im peripheren Blut (leukämisch/
weisen: aleukämisch)
4 Chronisch-myeloische Leukämie (CML) – Genese (primäre/sekundäre akute
4 Osteomyelofibrose (OMF) Leukämie)
4 Polycythaemia vera (PV)
4 Essenzielle bzw. primäre Thrombozythämie (ET)
7.3.1.1 Chronisch-myeloische Leukämie
Die wichtigsten diagnostischen Methoden bei den Definition. Klonale hämatopoetische Stammzellerkran-
CMPE sind: Anfertigung von Blutbild und Blutaus- kung mit autonomer Proliferation vorwiegend von Zel-
strich mit Pappenheimfärbung, Sonographie, zyto- und len der Granulozytopoese, die ihre Differenzierungs-
histologische Knochenmark-Untersuchungen sowie fähigkeit behalten haben. Im peripheren Blut finden
zytochemische, zytogenetische und molekularbiolo- sich eine stark erhöhte Leukozytenzahl und häufig alle
gische Untersuchungen. Reifungsstufen aus dem Knochenmark.
Blastenschub bzw. -krise Wie Übergangsphase, aber zusätzlich Anämiesymptome und Störungen der Blutgerin-
(Terminalphase) nung (Blutungen und/oder Thrombosen)
Remissionsart Kriterien
Hämatologische 4 Komplett: Normalisierung von Blutbild und Differenzialblutbild, Rückbildung aller klinischen
Remission Symptome und der Splenomegalie sowie Reduzierung der Knochenmarkdichte
4 Partiell: Leukozytose <20.000/μl und persistierende Splenomegalie
Die allogene Stammzelltransplantation ist wegen der in Diagnostik. Im Blutbild Nachweis einer normozytär-
höherem Alter gehäuft auftretenden Komplikationen normochromen Anämie mit mäßiger Leukozytose (mit
auf jüngere Patienten beschränkt. Linksverschiebung), Normoblastämie und Thrombo-
zytose. Charakteristisch ist das leukoerythroblastische
> Nur die allogene Stammzelltransplantation ist Blutbild mit Dakryozyten (Tränentropfenzellen) bzw.
kurativ. Poikilozyten (unterschiedlich geformte Erythrozyten).
Erhöhung der Serumkonzentrationen von ALP, LDH
Um den Therapieerfolg beurteilen zu können, wurden und Harnsäure. Die Knochenmarkbiopsie weist bei der
Remissionskriterien definiert (. Tab. 7.5). hyperplastischen Form eine Vermehrung aller drei
Zellreihen, bei der hypoplastischen Form ein stamm-
Prognose. Im Mittel dauert die chronische Phase 4 Jah- zellleeres Knochenmark nach (während die Knochen-
re, die mittlere Lebenserwartung beträgt 4–7 Jahre. markpunktion eine Punctio sicca ergibt) und beweist
die Diagnose. Gegebenenfalls zytogenetischer Nach-
7.3.1.2 Osteomyelofibrose weis von Chromosomenaberrationen zur Abgrenzung
Synonym. Myelofibrose. von der CML.
Definition. Klonale Stammzellerkrankung mit Osteo- Therapie. Im Rahmen der palliativen Therapie der hy-
fibrosklerose und extramedullärer Hämatopoese. perplastischen Form ist die Gabe von Hydroxyurea und
INF-α oder Anagrelide möglich. Ansonsten supportive
> Die Osteomyelofibrose ist trotz ihres Namens eine Therapie mit Bluttransfusionen, Gabe von Erythro-
maligne Erkrankung. poetin, Thrombozytenaggregationshemmern und Allo-
purinol sowie evtl. Splenektomie.
Ätiopathogenese. Markfibrose und Insuffizienz der me-
dullären Hämatopoese werden wahrscheinlich durch Prognose. Die mittlere Lebenserwartung beträgt 4–5
Chemikalien oder ionisierende Strahlen ausgelöst und Jahre, bei jedem 5. Patienten erfolgt eine Transforma-
führen zu einer extramedullären Blutbildung. tion in eine akute Leukämie.
Prognose. Die Lebenserwartung ist nur gering einge- > Die bedeutendsten Komplikationen der essenziellen
schränkt. Thrombozythämie sind arterielle und venöse Throm-
bosen großer Gefäße mit Thromboembolien und
Mikrozirkulationsstörungen.
In Kürze
Chronisch-myeloproliferativen Erkrankungen (CMPE)
7.3.2 Myelodysplastische Syndrome > MDS werden als stufenweise ablaufende maligne
(MDS) Entartung des Alters angesehen.
Synonym. Panmyelopathie. > Oft manifestieren sich die Thrombosen als Bauch-
oder Rückenschmerzen.
Definition. Anämie bei verschiedenen Knochenmark-
insuffizienzen. Diagnostik. Nachweis einer normochromen hämoly-
tischen Anämie mit komplementabhängiger Hämolyse
Ätiopathogenese. Die aplastische Anämie ist zu 80% (positiver Säureserumtest und Zuckerwassertest), da-
idiopathisch, zu 20% wahrscheinlich durch Medika- neben Nachweis einer Hämoglobinurie und Hämo-
mente, Toxine oder Viren verursacht. siderinurie. Der sensitive und spezifische Nachweis
verminderter oder fehlender GPI-Ankermoleküle ist
Epidemiologie. Inzidenz 3/100.000. genauso wie die quantitative Größenbestimmung des
PNH-Klons mit der Durchflusszytometrie möglich.
Symptomatik. Neben Anämien und Blutungen vom
thrombozytopenischen Typ (7 Kap. 7.6.1) bestehen Therapie. Bei Thrombosen, rezidivierenden schweren
Zeichen einer neutropenischen Infektion wie Mund- hämolytischen Schüben oder Panzytopenie Knochen-
und Rachenulzera, nekrotisierende Gingivitis oder marktransplantation, ansonsten Immunsuppression mit
Tonsillitis, Pneumonie und Phlegmone. Antilymphozytenglobulin, Ciclosporin und Steroiden.
Symptomatische Therapie mit Erythrozytentransfusio-
Diagnostik. Die Anamnese spielt bei den medikamen- nen, Eisensubstitution, Antikoagulation (erst nach einem
ten- und toxininduzierten, aber auch bei den seltenen thrombotischen Ereignis), Kortikosteroidgabe während
angeborenen Formen eine große Rolle. Das Blutbild der Hämolysen, Androgengabe für etwa 2 Monate und
(einschließlich Differenzialblutbild und Retikulozy- einer antiinfektiösen Therapie mit Antibiotika.
tenzahl) zeigt eine periphere Panzytopenie. Knochen-
markuntersuchungen weisen eine Aplasie bzw. Hypo- Prognose. Die mittlere Überlebenszeit liegt bei etwa
plasie des hämatopoetischen Knochenmarks nach. 10 Jahren.
218 Kapitel 7 · Hämatologie, Hämostaseologie und internistische Onkologie
In Kürze
Stammzellerkrankungen (ohne CMPE)
Paroxysmale Nächtliche 4 Symptomatik: Symptome der hämolytischen Anämie, Bauch- bzw. Rücken-
Hämoglobinurie (PNH) schmerzen bei abdominellen Thrombosen
7 4 Ätiologie: PIG-A-Genmutation
4 Diagnostik: Blutbild, Säureserumtest und Durchflusszytometrie
4 Therapie: allogene Knochenmarktransplantation oder Immunsup-
pression
7.4 Granulo- und monozytäre erniedrigt, normal oder erhöht sein. Im Differenzial-
Erkrankungen blutbild erkennt man neben dem Hiatus leucaemicus
(Granulopoeselücke mit Auftreten von Blasten und
7.4.1 Akute myeloische Leukämie (AML) segmentierten Granulozyten bei Fehlen der Zwischen-
stufen) bei 25% der Patienten charakteristische Auer-
Definition. Klonale Erkrankung einer frühen myeloisch Stäbchen (. Abb. 7.3). Punktion und Stanzzylinderent-
determinierten Vorläuferzelle, die zu einer gestörten nahme aus dem Knochenmark sind für Diagnose-
Ausreifung und unkontrollierten Proliferation leukämi- stellung und Klassifikation unbedingt erforderlich.
scher Blasten im Knochenmark und oft im Blut führt. Wichtige zytochemische Marker . Abb. 7.4. Die Immun-
phänotypisierung ist für die FAB-Klassifikation der
Ätiopathogenese. Im Zusammenhang mit Chromoso- akuten myeloischen Leukämie sehr wichtig, molekular-
menaberrationen kommt es zur malignen Transforma- und zytogenetische Untersuchungen bestimmen pro-
tion einer myeloisch determinierten hämatopoetischen gnostische Faktoren.
Stammzelle. Als prädisponierende Faktoren gelten ins-
besondere Chemikalien, ionisierende Strahlen, Rauchen,
hereditäre Faktoren und hämatologische Erkrankungen
wie die MDS.
Diagnostik. Im initialen Blutbild kann die Leukozyten- . Abb. 7.3. Auer-Stäbchen in Myeloblasten, die mittels
zahl bei bestehender Anämie und Thrombozytopenie Peroxidasereaktion angefärbt sind (7 Farbtafelteil)
7.4 · Granulo- und monozytäre Erkrankungen
219 7
Die WHO-Klassifikation der AML unterscheidet: Prognose. Eine langfristige komplette Remission (»Hei-
4 AML mit wiederkehrenden zytogenetischen Ab- lung«) erreicht jeder 3. Patient, die allogene Stammzell-
normalitäten transplantation hat eine bessere Prognose. Bei jedem
4 AML mit Dysplasie mehrerer Zellreihen (Erythro-, 2. Patienten mit Rezidiv kann eine zweite Remission
Granulo- und Thrombopoese) erreicht werden.
4 AML und myelodysplastisches Syndrom bzw. thera-
piebedingt > Jede akute Leukämie ist potenziell heilbar und sollte
4 AML ohne weitere Kategorie nach Abwägung der beim jeweiligen Patienten vor-
liegenden Rahmenbedingungen (biologisches Alter,
> Eine HLA-Typisierung des Patienten sollte für die Allgemein- und Ernährungszustand des Patienten)
Spendersuche zur allogenen Stammzelltransplanta- adäquat therapiert werden.
tion so früh wie möglich vorgenommen werden.
Therapiephase Charakteristika
Diagnostik. Da es sich beim HES um eine Ausschluss- Prognose. Etwa ein Drittel der Patienten verstirbt.
diagnose handelt, müssen obligat 3 Kriterien erfüllt sein:
4 Eosinophilie >1.500/μl, die länger als 6 Monate
besteht 7.4.4 Langerhans-Zell-Histiozytose
4 Ausschluss anderer Ursachen für die Eosinophilie
wie einer Parasitose, d. h. Ausschluss einer reakti- Synonym. Histiozytosis X.
ven bzw. sekundären Eosinophilie
4 Symptomatische Organbeteiligung Definition. Seltene neoplastische Erkrankung des Mono-
zyten-Makrophagen-Systems mit drei verschiedenen
Therapie. Beim HES Reduktion der Eosinophilen und Formen:
Begrenzung der Organschädigung durch Prednison, 4 Lokalisierte Krankheitsmanifestation (früher eosi-
Hydroxyurea, Vincristin, Interferon-α2a und -α2b. nophiles Granulom genannt).
4 Multiorganbeteiligung mit Diabetes insipidus, Exoph-
thalmus und multiplen osteolytischen Knochenher-
7.4.3 Agranulozytose den (Hand-Schüller-Christian-Krankheit).
4 Generalisierte Organinfiltration mit Funktions-
Definition. Zeitlich begrenzte, medikamentös verur- störungen im Säuglings- und frühen Kindesalter
sachte Verminderung der Granulozyten auf <500/μl. (Abt-Letterer-Siwe-Erkrankung).
Symptomatik. Hohes Fieber, Schüttelfrost, Tachykar- Therapie. Lokaltherapie mit Steroiden, systemische
die, Dyspnoe und Angina (Angina agranulocytotica) Therapie mit Steroiden und Vinblastin.
entwickeln sich innerhalb weniger Stunden bis Tage.
Die Patienten sind schwer krank. Weil die neutrophilen
Granulozyten den größten Anteil an den Granulozyten 7.4.5 Mastozytose
ausmachen, wird die Agranulozytose auch als schwere
Neutropenie und das Fieber als neutropenes Fieber be- Definition. Gruppe unterschiedlicher Syndrome, durch
zeichnet. Akkumulation von Mastzellen in einem oder mehreren
Organen charakterisiert.
Diagnostik. Im peripheren Blutbild und im Knochen- Unterschieden werden:
markaspirat können praktisch keine Granulozyten 4 Lokalisierte bzw. kutane Mastozytose (Urticaria
nachgewiesen werden. pigmentosa) mit normaler Lebenserwartung
4 Systemische Mastozytose mit eingeschränkter Le-
Therapie. Neben dem Absetzen des auslösenden Arz- benserwartung
neistoffs ist die sofortige antibiotische Breitbandtherapie
in Verbindung mit der Gabe von G-CSF lebensrettend.
222 Kapitel 7 · Hämatologie, Hämostaseologie und internistische Onkologie
Ätiopathogenese. Klonale und autonome Mastzellver- Diagnostik. Laborchemischer Nachweis eines erhöhten
mehrung. Tryptaseserumspiegels und Nachweis von Mastzellin-
filtraten in Organproben.
Symptomatik. Typisch sind Urtikaria bei beiden For-
men, ansonsten treten gastrointestinale Beschwerden Therapie. Je nach Klinik bei beiden Formen symptoma-
(Diarrhö, Schmerzen, Malabsorption) und Flushsymp- tische Therapie mit Antihistaminika und Kortikoste-
tomatik bei der systemischen Form auf. roiden, bei der lokalisierten Form kann eine P-UVA-
Therapie versucht werden.
In Kürze
Granulo- und monozytäre Erkrankungen
7.5.1 Hodgkin-Krankheit
Stadium Ausdehnung
Stadium I Befall einer einzigen Lymphknotenregion (I/N) oder Vorliegen eines einzigen oder lokalisierten extra-
nodalen Herdes (I/E)
Stadium II Befall von zwei oder mehr Lymphknotenregionen auf einer Seite des Zwerchfells (II/N) oder Vorliegen
lokalisierter extranodaler Herde und Befall einer oder mehrerer Lymphknotenregionen auf einer
Seite des Zwerchfells (II/E)
Stadium III Befall von zwei oder mehr Lymphknotenregionen auf beiden Seiten des Zwerchfells (III/N) oder Befall
von lokalisierten extranodalen Herden und Lymphknoten, sodass ein Befall auf beiden Seiten des
Zwerchfells vorliegt (III/E)
Stadium III1 Subphrenische Lokalisation mit Befall oberhalb des Truncus coeliacus (beschränkt auf Milz, zöliakale
und/oder portale Lymphknoten allein oder gemeinsam)
7 Stadium III2 Subphrenische Lokalisation mit Befall unterhalb des Truncus coeliacus (beschränkt auf paraaortale,
mesenteriale, iliakale und/oder inguinale Lymphknoten allein oder gemeinsam)
Stadium IV Disseminierter Befall einer oder mehrerer extralymphatischer Organe mit oder ohne Befall von
Lymphknoten
Der Zusatz A bedeutet Fehlen, der Zusatz B Vorhandensein der klassischen B-Symptomatik; N steht für nodalen, E für
extranodalen Befall. Zum lymphatischen Gewebe gehören Lymphknoten, Milz, Thymus, Waldeyer-Rachenring und
Appendix
> Patienten mit hochmalignen NHL sollten immer Prognose. Grundsätzlich sind die Heilungschancen
therapiert werden, dagegen werden Patienten mit umso höher, je lokalisierter das E-NHL ist und je gerin-
niedrig malignen NHL oft erst bei deutlicher Krank- ger die Therapiemöglichkeiten durch das befallene Or-
heitsprogredienz therapiert. gan eingeschränkt werden.
Prognose. Bei Patienten mit niedrig malignen NHL ist 7.5.2.3 Periphere und kutane T-Zell-Lymphome
nur bei den seltenen lokalisierten Stadien I und II eine Definition. Sonderformen der Non-Hodgkin-Lym-
Heilung durch Strahlentherapie möglich, bei den fort- phome, die durch das Auftreten von atypischen T-Lym-
geschrittenen, nicht mehr kurativ behandelbaren Sta- phozyten charakterisiert sind, häufigste Manifestation
dien beträgt die mittlere Überlebenszeit unter palliati- ist die Mycosis fungoides.
ver Therapie etwa 10 Jahre.
Bei Patienten mt hochmalignen NHL ist in allen Epidemiologie. Mycosis fungoides tritt hauptsächlich
Stadien eine kurative Immun-/Polychemotherapie mög- nach dem 4. Lebensjahrzehnt, insbesondere bei Män-
lich, jeder 3. Patient kann geheilt werden. nern auf.
226 Kapitel 7 · Hämatologie, Hämostaseologie und internistische Onkologie
Diagnostik. Histologische Untersuchung von Hautpro- Diagnostik. Das Blutbild zeigt eine Leukozytose, das
ben. Typisch ist subepidermales Infiltrat mit atypischen Differenzialblutbild eine Vermehrung kleiner, reif wir-
lymphoiden Zellen, die in die Epidermis einwandern kender Lymphozyten. Knochenmarkbiopsie und Im-
und abszessartige Herde bilden (Pautrier-Mikroabs- munphänotypisierung der maligen Zellen sind obligat.
zesse). Im Blut gelegentlich atypische T-Lymphozyten Oft tritt eine Hypogammaglobulinämie auf. Die Sta-
(Lutzner- oder Sézary-Zellen) nachweisbar (Sézary-Syn- dien der CLL werden entweder nach Rai oder nach
drom, erythrodermatisch verlaufendes kutanes T-Zell- Binet eingeteilt (. Tab. 7.11 und 7.12).
Lymphom mit zirkulierenden atypischen T-Lympho-
zyten). > Der Nachweis von Gumprecht-Kernschatten (Reste
von zerstörten Lymphozyten im Blutausstrich) ist
Therapie. Im Frühstadium werden P-UVA-Therapien charakteristisch für die CLL (. Abb. 7.6).
in Kombination mit Retinoiden und Interferonen,
alternativ eine lokale Chemotherapie durchgeführt. Bei Therapie. Bei schwerer Anämie, Hämolyse, Thrombo-
fortgeschrittenen Tumoren wird eine palliative Strahlen- zytopenie und symptomatischer Lymphadenopathie
Stadium Symptome
Stadium II Rote, rundliche und plattenartige Infiltrate, die bis handtellergroß werden, manchmal
(infiltratives Stadium) bilden sich polygonal geformte, scharf begrenzte Aussparungen gesunder Haut
Stadium III Bildung pilzartiger, meist geschwürig zerfallender Tumorherde von braunroter Farbe;
(mykotisches Stadium) oft Fieber, reduzierter Allgemeinzustand
7.5 · Lymphome
227 7
systemische Chemotherapie mit Chlorambucil und Diagnostik. Das Blutbild zeigt bei den meisten Patien-
Fludarabin ggf. in Kombination mit Strahlentherapie ten eine mäßige Panzytopenie mit im Vordergrund
bei großen Lymphomen. stehender Leukopenie. Im Blutausstrich erkennt man
die charakteristischen Haarzellen. Eine Knochen-
! Cave markpunktion ist nicht möglich (Punctio sicca), die
Asymptomatische CLL-Patienten sollten nicht Knochenmarkbiopsie ergibt eine Infiltration und eine
(chemo-)therapiert werden! Vermehrung der retikulären Fasern im Knochen-
mark.
7.5.2.5 Haarzellenleukämie (HCL) > Die Trias Panzytopenie, Punctio sicca und Spleno-
Definition. Klonale Proliferation maligner transfor- megalie ist charakteristisch für die Haarzellenleu-
mierter lymphatischer Zellen, die haarige (namens- kämie.
228 Kapitel 7 · Hämatologie, Hämostaseologie und internistische Onkologie
Therapie. Patienten mit deutlich progredienter Panzyto- Defekte (80%, wie der Schrotschussschädel), bei dem im
penie erhalten eine Kombinationstherapie aus INF-α Bereich der Osteolysen keine in der Szintigraphie an-
und Purinanaloga wie Cladribin oder Pentostatin. reichernden Tumorzellen gesehen werden können.
Die in den Glomeruli filtrierten Leichtkettenproteine
7.5.2.6 Plasmozytom werden in den Tubuli rückresorbiert und glomerulär fil-
Synonym. Multiples Myelom, Morbus Kahler. triert. Tubuluszellschäden und in der Folge Nekrosen treten
auf. Im Nierengewebe wird Paraprotein in Form von Amy-
Definition. Neoplastische Proliferation eines von B-Lym- loid (AL-Amyloid) eingelagert. Jeder zweite Patient ent-
phozyten abstammenden Plasmazellklons. Ein Plas- wickelt eine Niereninsuffizienz.
mozytom manifestiert sich in der Regel als systemische
Erkrankung mit Sekretion eines monoklonalen Immun- Epidemiologie. Inzidenz 3/100.000, gehäuft in bestimm-
globulins, das Paraprotein genannt wird. ten Familien, bei Männern und älteren Menschen.
> Bei jedem 5. Patienten liegt ein Plasmozytom vor, das Symptomatik. Bei Osteolysen kommt es zu Skelett-
kein komplettes Immunglobulin bildet, sondern nur schmerzen, bei sekundärem Antikörpermangelsyn-
Leichtketten vom Typ κ oder λ. Diese Formen werden drom treten gehäuft Infektionen auf. Ein Hyperkalzä-
7 Bence-Jones-Myelome genannt. miesyndrom kann mit Adynamie, Nausea, Vomitus,
Polydipsie und -urie, und Psychosen in Erscheinung
Morbus Waldenström treten. Daneben bestehen Symptome einer Nierenin-
Im Unterschied zum M. Kahler handelt es sich beim M. Wal- suffizienz (50%) und Anämie (60%).
denström um ein seltenes Non-Hodgkin-Lymphom, das ein
lymphoplasmozytoides Immunozytom ist und nur Parapro- Diagnostik. Bei der Diagnosestellung müssen von drei
tein vom IgM-Typ bildet. Klinisch verläuft der M. Walden- Hauptkriterien zwei erfüllt sein:
ström wie der M. Kahler. 4 Im Knochenmarkausstrich finden sich mehr als
10% Plasmazellen.
Ätiopathogenese. Die genaue Ätiologie ist unklar. Ver- 4 Im Plasma kann ein Paraprotein nachgewiesen
mutlich gib es eine genetische Prädisposition. Ionisie- werden.
rende Strahlen können die Entstehung auslösen oder 4 Es liegen Osteolysen oder eine generalisierte Osteo-
fördern. porose vor.
Stadium I Hb >10 g/dl, normales Serumkalzium, keine oder maximal eine Osteolyse, monoklonales Protein
im Serum niedrig (IgG<5 g/dl, IgA <3 g/dl), Bence-Jones-Protein im Urin <4g/24h
(Stadium I liegt nur vor, wenn alle Bedingungen erfüllt sind)
Stadium III Hb <8,5 g/dl, Serumkalzium >3 mmol/l, ausgeprägte Knochendestruktion, monoklonales Protein
im Serum hoch (IgG>7 g/dl, IgA >5 g/dl), Bence-Jones-Protein im Urin >12g/24h
(Stadium III liegt bereits vor, wenn nur eine Bedingungen erfüllt ist)
Der Zusatz A bedeutet eine normale Nierenfunktion (Kreatininwert <2 mg/dl), der Zusatz B eine eingeschränkte
Nierenfunktion (Kreatininwert >2 mg/dl)
phalan, Prednisolon) oder nach dem VAD-Schema Epidemiologie. Häufigste Leukämie bei Kindern, beim
(Vincristin, Adriamycin, Dexamethason) durchge- Erwachsenen ist nur jede 5. akute Leukämie eine ALL.
führt. In Erwägung zu ziehen ist die autologe Kno-
chenmark- oder Stammzelltransplantation sowie Symptomatik. Sie ähnelt der AML, oft treten zusätzlich
die Gabe von Thalidomid, Lenalidomid oder Borte- Hepatosplenomegalie und periphere LK-Schwellungen
zomib. auf. Ein ZNS-Befall äußert sich in Kopfschmerzen und
Die symptomatische Therapie hängt von den auf- neurologischen Ausfällen.
tretenden Komplikationen ab:
4 Bei Infektionen: antiinfektiöse Therapie, insbeson- Diagnostik. Charakteristische Befunde bzw. notwen-
dere Infektionsprophylaxe dige Untersuchungen sind:
4 Bei Skelettschmerzen: Analgesie, orthopädische 4 Im Blutbild Panzytopenie
und physikalische Therapie 4 Im Differenzialblutbild Nachweis von Blasten
4 Bei Hyperkalzämie und Osteolysen: forcierte Diu- 4 Im Knochenmarkausstrich kleine bis mittelgroße
rese und Gabe von Bisphosphonaten PAS-positive Lymphoblasten
4 Bei Niereninsuffizienz: Dialyse 4 Durch die Immunzytologie mit B- oder T-Zell-
4 Bei Anämie: Erythrozytentransfusion Markern Bestimmung des Immunphänotyp
4 Bei Hyperviskosität des Plasmas: Plasmapherese 4 Durch zytogenetische und molekularbiologische
Verfahren Nachweis von Chromosomenaberratio-
Prognose. Je nach Stadium beträgt die mittlere Überle- nen (Ph-Chromosom)
benszeit 2–4 Jahre. 4 Molekulargenetische Verfahren zur Therapiekon-
trolle (Nachweis einer mikroskopisch nicht erkenn-
7.5.2.7 Akute Lymphatische Leukämie (ALL) baren Resterkrankung)
Definition. Klonale Proliferation einer frühen lympha- 4 Liquoranalyse zum Ausschluss eines asymptoma-
tischen Vorläuferzelle, bei der Lymphoblasten das Kno- tischen ZNS-Befalls
chenmark infiltrieren.
> Eine HLA-Typisierung des Patienten sollte so früh
! Cave wie möglich zur Spendersuche für die allogene
Die ALL ist hochmaligne. Stammzelltransplantation vorgenommen werden.
Ätiopathogenese. Wahrscheinlich liegen Chromoso- Therapie. Sie ähnelt der AML-Therapie und basiert im
menaberrationen vor, so kann bei jedem 4. erwach- Wesentlichen auf einer dreiphasigen Chemotherapie
senen Patienten ein Ph-Chromosom (7 Kap. 7.3.1.1) (Induktions-, Konsolidierungs- und Erhaltungsphase).
nachgewiesen werden. Zu den vielen prädisponieren- Allerdings sind die Phasen im Vergleich zur AML deut-
den Faktoren gehören u. a. Erkrankungen wie die AML lich länger. Bei ZNS-Befall (Meningeosis leucaemica)
und T-Zell-Leukämien sowie virale Infektionen durch werden Zytostatika intrathekal appliziert und eine zu-
HTLV ½ und EBV. sätzliche ZNS-Bestrahlung durchgeführt.
230 Kapitel 7 · Hämatologie, Hämostaseologie und internistische Onkologie
In Kürze
Maligne Lymphome
> Petechien sind meist Ausdruck einer thrombozytären 7.6.1.2 Von-Willebrand-Jürgens-Syndrom (vWJS)
Gerinnungsstörung, können aber auch bei einer vas- Definition. Mangel bzw. Defekt des von-Willebrand-
kulären Gerinnungsstörung auftreten. Dagegen sind Faktors (vWF).
Gelenkeinblutungen und Muskelhämatome typisch
für schwere plasmatische Gerinnungsstörungen. Ätiopathogenese. Das vWJS kann angeboren oder er-
worben sein, es gibt verschiedene Subtypen mit unter-
Diagnostik. Verläuft in 3 Stufen: schiedlichem autosomalen Erbgang. Weil der Von-Wil-
4 Anamneseerhebung: Besonders wichtig sind Fami- lebrand-Faktor sowohl die Thrombozytenadhäsion
lien- und Medikamentenanamnese (Gerinnungs- an das Subendothel der verletzten Gefäßwand durch
hemmer) großmolekulare Multimere vermittelt als auch den
4 Einfache Labordiagnostik: Bestimmung der Pro- labilen Faktor VIII im Plasma bindet und stabilisiert, ist
thrombinzeit (PTZ bzw. TPZ, Thromboplastinzeit der Schweregrad der hämorrhagischen Störung sehr
nach Quick), der aktivierten partiellen Thrombo- variabel.
232 Kapitel 7 · Hämatologie, Hämostaseologie und internistische Onkologie
Symptomatik. Je nach Restaktivität des Gerinnungsfak- Therapie. Kausale Therapie durch Behandlung der
tors variiert das Ausmaß der hämorrhagischen Symp- Grunderkrankung, symptomatische Therapie durch
tomatik (7 Kap. 6.1). Substitution von Gerinnungsfaktoren und Gerinnungs-
inhibitoren durch fresh frozen plasma (FFP) bzw. durch
Diagnostik. Die Labordiagnostik liefert den entschei- gerinnungsaktives Frischplasma (GFP).
denden Hinweis: TPZ und TZ sind normal, APTT ist
verlängert und die Blutungszeit ist deutlich erhöht, 7.6.1.4 IdiopathischeThrombozytopenische
F-VIII- und Ristocetin-Kofaktor-Aktivität sind er- Purpura (ITP)
niedrigt. Definition. Primäre Thrombozytopenie durch Auto-
antikörperbildung gegen Thrombozyten.
Therapie. Die Klinik entscheidet: Bei einem leichten
(partiell quantitativen) vWF-Mangel Gabe von Desmo- Ätiopathogenese. Man unterscheidet eine akute ITP,
pressin, ansonsten Gabe von F-VIII-Konzentraten. die häufig nach einem Virusinfekt auftritt, von einer
7 7.6.1.3 Disseminierte intravasale Gerinnung
chronischen ITP (Morbus Werlhof).
In Kürze
Hämorragische Diathesen
7.6.2 Thrombophile Diathesen Diagnostik. Wenn der Verdacht auf eine plasmatisch-
bedingte Hyperkoagulabilität besteht, sollten neben
Synonym. Thrombophilien. Gerinnungstests die Antithrombin III-Aktivität, die
Protein-C- und Protein-S-Resistenz sowie die Aktivität
Definition. Gerinnungsstörungen, die zu einer gestei- der Faktoren II und V bestimmt werden.
gerten Bildung von Thromben und dem Auftreten von
Thromboembolien führen. Therapie. Thromboseprophylaxe in Risikosituationen
bei bekannter thrombophiler Diathese, Patientenaufklä-
Ätiopathogenese. Physiologische Inhibitoren der Ge- rung über die Thromboserisiken, Familienuntersuchung.
rinnung begrenzen und kontrollieren die Gerinnungs- Thrombosebehandlung durch Gabe von Heparinen und
aktivierung und verhindern eine überschießende Fi- anschließende orale Antikoagulation mit Kumarinen.
brinbildung in den Gefäßen. Wenn einzelne dieser
Inhibitoren vermindert sind oder Funktionsdefekte 7.6.2.1 Aktiviertes-Protein-C-Resistenz
haben, besteht eine Tendenz zur Hyperkoagulabilität, (APC-Resistenz)
die insbesondere im venösen System zur Entstehung Definition. Thrombophile Diathese durch Mutation
von Thrombosen führt. des Faktor V (Faktor-V-/G1691A-Mutation, Faktor-V-
Leiden-Mutation).
Symptomatik. In Abhängigkeit von der Ursache verlau-
fen die meisten thrombophilen Diathesen asymptoma- Symptomatik. Jeder 5. Patient mit heterozygotem Gen-
tisch. Sonst manifestieren sie sich als Thrombosen, die defekt entwickelt Venenthrombosen, der Rest bleibt
insbesondere in jüngerem Lebensalter (<40 Jahren) asymptomatisch.
einmalig oder rezidivierend auftreten oder eine atypi-
sche Lokalisation aufweisen (Mesenterial- oder Sinus- Diagnostik. Faktor-V-Bestimmung, DNA-Analyse zum
venenthrombose). Mutationsnachweis.
234 Kapitel 7 · Hämatologie, Hämostaseologie und internistische Onkologie
In Kürze
Thrombophile Diathesen
Für die Einteilung von Krankheitsstadien differen- bildgebende Verfahren, Biopsie, chirurgische Exploration,
ziert man zwischen Endoskopie und andere Verfahren prätherapeutisch erho-
4 einer klinischen Stadieneinteilung (»clinical stag- benen Befunden.
ing«, CS) und Die pathologische Klassifikation (pTNM) basiert auf
4 einer pathologisch-histologischen Einteilung (»pa- postoperativen Befunden. Dabei erfordert die Beurteilung
thological staging«, PS, . Tab. 7.14). des Primärtumors seine Resektion oder Biopsien, um die
höchste pT-Kategorie zu bestimmen. Regionäre Lymph-
Die klinische Stadieneinteilung beschreibt nur die Tu- knoten müssen in einem Ausmaß reseziert werden, das
morausdehnung, erst durch den histologischen Nach- eine verlässliche Aussage über das Fehlen von regionären
weis der Tumorausbreitung kann eine pathologische Lymphknotenmetastasen und die Bestimmung der höchs-
Stadieneinteilung vorgenommen werden. ten pN-Kategorie möglich wird. Für die pathologische Fest-
Das bedeutendste Staging-System ist das TNM-Sys- stellung von Fernmetastasen (pM) ist die mikroskopische
tem (T = Größe des Primärtumors, N = Lymphknoten- Untersuchung verdächtiger Läsionen notwendig.
befall, M = Fernmetastasierung). Zusätzlich kann fakul- Die klinische TNM-Klassifikation entspricht den Fakto-
tativ ein C-Faktor (certainty, . Tab. 7.15), der die von ren C1, C2 und C3, während die pathologische Klassifika-
den diagnostischen Methoden abhängige Zuverläs- tion im Allgemeinen der C4-Kategorie (. Tab. 7.15) zuge-
sigkeit der Klassifikation kennzeichnet, verwendet ordnet wird.
werden. Daneben existieren je nach betroffenem Organ Bestehen Zweifel hinsichtlich der richtigen Zuordnung
bzw. Organsystem weitere Klassifikationen (FIGO-Ein- zur T-, N- oder M-Kategorie, wird die niedrigere Kategorie
teilung bei gynäkologischen Tumoren). gewählt. Treten in einem Organ multiple Tumoren simultan
auf, wird der Tumor mit der höchsten T-Kategorie klassifi-
Klassifikation maligner Tumoren ziert und die Multiplizität oder die Anzahl der Tumoren in
Die klinische Klassifikation maligner Tumoren (cTNM, Klammern angegeben. Bei bilateralen Tumoren in paarigen
. Tab. 7.14) basiert auf den durch klinische Untersuchung, Organen wird jeder Tumor für sich klassifiziert.
236 Kapitel 7 · Hämatologie, Hämostaseologie und internistische Onkologie
cT Primärtumor pT Primärtumor
T0 Kein Anhalt für einen Primärtumor T0 Kein histologischer Anhalt für Primärtumor
T1–4 Zunehmende Größe und/oder lokale T1–4 Zunehmende Größe und/oder lokale
Ausdehnung des Primärtumors Ausdehnung des Primärtumors bei histo-
logischer Untersuchung
N1–3 Zunehmender Befall regionärer Lymphknoten N1–3 Zunehmender Befall regionärer Lymph-
knoten bei histologischer Untersuchung
cM Fernmetastasen pM Fernmetastasen
C2 Aussage aufgrund spezieller diagnostischer Maßnahmen oder bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnah-
men in speziellen Projektionen, Schichtaufnahmen, Computertomographie, Sonographie, Lymphographie,
Angiographie, nuklearmedizinische Untersuchungen, Magnetresonanztomographie oder Endoskopie, Punk-
tion und Biopsie
C4 Aussage nach definitiver chirurgischer Behandlung und pathologischer Untersuchung des Tumorresektats
Geringfügig verminderte Aktivität und 90% Mäßig eingeschränkte körperliche Aktivität Grad 1
Belastbarkeit und Arbeitsfähigkeit, nicht bettlägerig
Unfähig zu normaler aktivität, versorgt 70% Arbeitunfähig, meist selbstständige Lebens- Grad 2
sich selbstständig führung, wachsendes Ausmaß an Pflege und
Unterstützung notwendig, weniger als 50%
bettlägerig
Ständige Unterstützung und Pflege, 50% Weitgehend unfähig sich selbst zu versorgen, Grad 3
häufige ärztliche Hilfe erforderlich kontinuierliche Pflege oder Hospitalisierung
notwendig, rasche Progredienz des Leidens,
mehr als 50% bettlägerig
Dauernd bettlägerig, geschulte Pflege- 30% 100% bettlägerig, völlig pflegebedürftig Grad 4
kraft notwendig
Moribund 10%
Für die Therapieplanung spielt die Beurteilung des All- 4 PD (»progressive disease«): Das Produkt der beiden
gemeinzustands des Patienten eine große Rolle. Um größten senkrecht aufeinander stehenden Tumor-
diesen adäquat und vergleichbar beurteilen zu können, durchmesser hat sich um mehr als 25% vergrößert.
wurde ein Index zur Beurteilung der Aktivität von Pa-
tienten unter Berücksichtigung körperlicher und sozia-
ler Faktoren nach Karnofsky entwickelt (Karnofsky- 7.7.2 Infektionen bei Tumorerkrankungen
Index), dem die WHO-Einteilung (Performance-Sta-
tus) gegenübergestellt wird (. Tab. 7.16). Definition. Infektionen bei Patienten mit Tumorer-
Um die Wirkungsamkeit der Therapien besser be- krankungen durch Schwächung des Immunsystems
urteilen zu können, werden die Behandlungsergebnisse und tumorassoziierte Faktoren.
nach internationaler Konvention wie folgt eingeteilt:
4 CR (»complete remission«): Alle Tumormanifesta- Ätiopathogenese. Wichtigster Faktor ist das Vorliegen
tionen sind verschwunden. einer Granulozytopenie. Diese kann primär durch ein-
4 PR (»partial remission«): Das Produkt der beiden geschränkte Immunkompetenz bei Neoplasien des hä-
größten senkrecht aufeinander stehenden Tumor- mato- oder lymphopoetischen Systems entstanden
durchmesser hat sich um mehr als 50% verringert. sein. Die Granulozytopenie kann auch sekundär ver-
4 NC (»no change«): Entweder hat sich der Tumor ursacht sein bei Verdrängung der Myelopoese durch
weniger als bei der PR zurückgebildet oder weniger Metastasen oder bei Schädigung der Myelopoese durch
als bei der PD vergrößert. Chemo- oder Radiotherapie.
238 Kapitel 7 · Hämatologie, Hämostaseologie und internistische Onkologie
kompression), Husten und Kopfschmerzen (evtl. durch Therapie. Abhängig von der Höhe der Serumkalzium-
Liquordruckerhöhung) entwickeln sich innerhalb von konzentration:
Tagen bis Wochen. 4 Bei Werten <3,2 mmol/l: orale Flüssigkeitsgabe,
Mobilisierung der Patienten und Behandlung der
Diagnostik. Die Diagnose wird bei oberer Einflusstau- Grunderkrankung.
ung klinisch gestellt. Radiologische Verfahren wie 4 Bei Werten >3,2 mmol/l: parenterale Gabe von
Röntgenaufnahmen des Thorax in zwei Ebenen und 0,9%-iger NaCl-Lösung, Schleifendiuretika, Korti-
Computertomographie des Thorax können eine Me- kosteroide und Bisphosphonaten.
diastinalverbreiterung und evtl. deren Ursache zeigen.
Für eine histopathologische Untersuchung werden 7.7.3.3 Tumorlysesyndrom
Proben durch Bronchoskopie, Mediastinoskopie, trans- Definition. Nekrose vieler Tumorzellen im Rahmen
thorakale Punktion oder operative mediastinale Pro- einer Chemo- und/oder Radiotherapie, die zur Freiset-
benentnahme gewonnen. zung von intrazellulärem Material mit vielfältigen Fol-
gen führt.
Therapie. Patienten mit benignen Tumoren werden
meist chirurgisch behandelt, Patienten mit malignen > Am häufigsten ist ein Tumorlysesyndrom bei
Tumoren erhalten oft eine Chemo-/Radiotherapie. Die Patienten mit Leukämien oder generalisierten
symptomatische Therapie beinhaltet die Gabe von Kor- Lymphomen zu beobachten.
tikosteroiden, die prophylaktische Gerinnungshem-
mung mit Heparinen und evtl. eine Stentimplantation Symptomatik. Durch die Tumorzellnekrosen kommt
in die Vena cava superior. es zur Hyperkaliämie, Hyperphosphatämie, Hyperuri-
kämie mit Nierenfunktionseinschränkungen mit evtl.
7.7.3.2 Hyperkalzämie-Syndrom sich manifestierender Uratnephropathie und Laktatazi-
Definition. Anstieg der Serumkalziumkonzentration dose. Daneben können Hypoglykämie und Hypokalz-
auf über 2,8 mmol/l (albuminkorrigiert) im Verlauf ämie auftreten. Uncharakteristische Allgemeinsymp-
einer Tumorerkrankung ohne andere erkennbare Ur- tome sind Herzrhythmusstörungen, Oligurie (evtl.
sache (7 Kap. 7.5.2.5). Anurie) und Nausea.
Ätiopathogenese. Die Hyperkalzämie ist oft Folge der Diagnostik. Bei Patienten mit einer das Tumorlysesyn-
Wirkung von Osteoklasten-aktivierenden oder Parat- drom verursachenden Therapie sollten täglich die Se-
hormon-ähnlichen Faktoren, die von den Tumorzellen rumkonzentrationen der Elektrolyte und der Glukose
gebildet werden. gemessen sowie die allgemeinen Gerinnungs- und Nie-
renfunktionswerte bestimmt werden. Um eine Oligurie
Symptomatik. Neben Nausea, Vomitus, Obstipation, bzw. Anurie rechtzeitig zu erkennen, sollten regel-
Polydipsie und Polyurie können neuromuskuläre mäßige Gewichtskontrollen und Urinbilanzierungen
Störungen wie Müdigkeit, Muskelschwäche, Hyperre- durchgeführt werden.
flexie und psychische Störungen bis hin zum Koma
auftreten. Therapie. Am wichtigsten ist die prophylaktische The-
rapie zur Verhinderung eines Tumorlysesyndroms (Er-
Diagnostik. Neben der Messung der Serumelektrolyte höhung der Flüssigkeitszufuhr, Gabe von Allopurinol,
(freies und ungebundenes Kalzium) sowie der Nieren- Urinalkalisierung). Eine Hyperkaliämie wird durch
funktionswerte, sollte das Parathormon-related Protein Glukose-Insulin-Infusionen mit gleichzeitiger oraler
bestimmt werden. Gabe von Ionenaustauschern behandelt.
240 Kapitel 7 · Hämatologie, Hämostaseologie und internistische Onkologie
In Kürze
Wichtige Syndrome in der Onkologie
Zur klinischen Untersuchung gehören: Symptomatik. Aufgrund der Wirkungen der produ-
4 Inspektion: Extremitäten (Vergößerung), Viszera zierten Hormone sowie der Raumforderung entstehen
(z. B. sichtbare Struma), Striae, Pigmentierung, Störungen der hormonellen Achsen, Diabetes insipi-
Hidrosis dus, Hyperprolaktinämie, Sehstörungen durch Druck
4 Palpation: Schilddrüse, Gynäkomastie, Testes auf das Chiasma opticum (bitemporale obere Quadran-
4 Neurologischer Status tenanopsie, bei zunehmender Größe bitemporale
4 Ophthalmologische Untersuchung: Augenfundus Hemianopsie), Kopschmerzen und Ausfälle der im
4 EKG: z. B. Mikrovoltage bei Hypothyreose Sinus cavernosus verlaufenden Hirnnerven. Es kann
auch zu einer Hypophysenapoplexie mit akutem Hypo-
pituitarismus kommen.
Symptomatik.
4 Galaktorrhö (Milchproduktion außerhalb der post-
partalen Zeit)
4 Hypogonadismus mit sekundärer Amenorrhö
(Anovulation mit Sterilität) bei der Frau (Amenor-
rhö-Galaktorrhö = Forbes-Albright-Syndrom)
4 Impotenz und Libidoverlust beim Mann
4 Eventuell Osteoporose
4 Zeichen eines raumfordernden Effekts
Diagnostik.
4 Mehrfache Messung des basalen PRL: Normal ist
ein Wert unter 25 ng/ml. Werte zwischen 25 und
150 ng/ml benötigen eine weitere Abklärung. Sie
können durch einen »stalk effect« (Wegfall des
. Abb. 8.1. Mikroadenom der Hypophyse. Hypointenses »prolactin inhibiting factors« Dopamin, z. B. durch
8 Areal (9 mm) am Sellaboden links paramedian. MRT, koronar, Abklemmen des Hypohysenstiels, und konsekutiv
T1-Wichtung, nach Kontrastmittelgabe: (Quelle: Privatarchiv fehlende Inhibition der Prolaktinsekretion), Medi-
Oberärztin Dr. I. Scheer, Kinderradiologie, Charité Berlin) kamente (Dopaminantagonisten), Schwangerschaft
oder primäre Hypothyreose bedingt sein. PRL-Wer-
te über 200 ng/ml gelten als fast beweisend für ein
Differenzialdiagnose. Kraniopharyngeome, (Epi-)Der- Prolaktinom.
moidzysten, Teratome, Metastasen, granulomatöse Er-
krankungen. Stalk effect
Ein »stalk effect« wird durch eine Verletzung des Hypotha-
Therapie. Inaktive Mikroadenome und asymptoma- lamus oder des Hypophysenstiels (z. B. bei einer Adeno-
tische Mikroprolaktinome können initial ohne Thera- mexstirpation) hervorgerufen. Dadurch nimmt der »pro-
pie engmaschig mittels Bildgebung kontrolliert werden. lavtin inhibiting factor« (PIF) Dopamin im HVL ab und die
Eine transsphenoidale Operation (bei Hormonsekre- Prolaktinsekretrion wird enthemmt. Deshalb kann Prolak-
tin auch postoperativ erhöht bleiben.
tion oder raumforderndem Effekt) führt in 70–80% der
Fälle zur Remission. Desweiteren werden Tumoren der
Hook effect
Sellagegend bestrahlt (Ausnahme: Kraniopharyngeome Stark erhöhte Prolaktinspiegel können bei der Messung
sind strahlenresistent), wobei danach eine Hormon- falsch-negative Resultate ergeben, weil die große Anzahl
substitution erforderlich wird. Bei Prolaktinomen kann an Prolaktinmolekülen die Formierung der PRL-Antikörper-
eine medikamentöse Therapie mit Dopamin erfolgen. Signal-Komplexe verhindern kann. Bei dem Befund eines
großen Adenoms mit normalem PRL sollte eine wieder-
Nachsorge. Gesichtsfelder, Hormonspiegel. holte Messung mit verdünnter Probe erfolgen.
> In der Nachsorge muss auf die mögliche Entwicklung 4 Prolaktinmessung nach TRH-Gabe (Provokations-
eines Hypopituitarismus (7 Kap. 8.2.2) oder Diabetes test): Beim Prolaktinom erfolgt kein Anstieg des
insipidus (7 Kap. 8.2.3) geachtet werden. Prolaktinspiegels (autonome Produktion).
das 2- bis 3-fache erhöht. Das Risiko korreliert mit der Differenzialdiagnose. Unterfunktion einer hormona-
Höhe der GH-Konzentration und dem Vorhandensein len Achse, polyendokrine Autoimmunsyndrome, Myx-
von Hypertonie und Diabetes mellitus bei Diagnose- ödemkoma.
stellung. Bei normalisiertem GH-Spiegel normalisiert
sich auch die Mortalitätsrate. Therapie. Kausal: Operation. Symptomatisch (da meist
irreversibel): Substitution von Kortisol (als erstes, z. B.
Nachsorge. Aufgrund des erhöhten Risikos von Kolon- Prednison 5–7,5 mg/Tag), L-Thyroxin, Testosteron
polypen Screening-Koloskopie. (z. B. 250 mg alle 3–4 Wochen i.m.) bzw. Östrogen (Ös-
trogen-Gestagen-Kombination), evtl. gentechnisch
hergestelltes GH (Dosierung nach Klinik, Kontrolle
8.2.2 Hypopituitarismus der substituierten Hormone im Blut). Bei besonderen
Stresssituationen wie Operationen oder Infektionen
Definition. Partieller oder (seltener) kompletter Ausfall Dosis erhöhen. Bei hypophysärem Koma Glukokorti-
der HVL-Funktionen durch die Zerstörung oder Ver- koide in Glukoselösung, anschließend auch Schild-
drängung von Hypophysengewebe oder durch Abtren- drüsenhormone.
nung vom Hypothalamus (M. Simmonds).
In Kürze
Hypophysenerkrankungen
Hypophysenadenom 4 Symptomatik:
4 40% aktiv – Raumfordernder Effekt (bitemporale obere Quadrantenanopsie/Hemianopsie,
(PRL > GH > Hirnnervenausfälle, HVL-Insuffizienz, Diabetes insipidus)
ACTH) – Hyperprolaktinämie, Akromegalie, M. Cushing
4 60% inaktiv 4 Diagnostik: Hormonspiegel, MRT, CT
4 Therapie: transsphenoidale Adenomexstirpation, bei Inoperabilität Bestrahlung,
ggf. Bromocriptin/Octreotid; ggf. Substitution der anderen Hormonachsen
Blood-Sampling aus dem Sinus petrosus infe- Conn-Syndrom) oder aufgrund einer verstärkten Stimu-
rior beidseits (Bestimmung der wahrschein- lation des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (se-
lichen Seite eines nicht sichtbaren Mikroade- kundärer Hyperaldosteronismus).
noms, Ausschluss einer ektopen Produktion
bei Konzentrationsgradient zentral/femoral), Ätiopathogenese. Möglich sind:
CT/Thoraxröntgen, Octreotidszintigraphie 4 Autonome Aldosteronproduktion durch ein Neben-
(bei einigen ektop produzierenden Tumoren nierenadenom (unilateral, häufigster Fall)
finden sich auf der Zelloberfläche Somatosta- 4 Bilaterale idiopathische Nebennierenhyperplasie
tinrezeptoren), Lipotropin (LPH) wie ACTH- 4 Nebennierenkarzinom
Fragment des POMC (Proopiomelanokortin). 4 Fusion des ACTH-abhängig exprimierten Gluko-
kortikoidgens mit dem Gen der Aldosteronsyn-
Differenzialdiagnose. thase (glukokortikoid-supprimierbarer Hyperal-
4 Erhöhtes Kortisol: Einnahme von Kontrazeptiva dosteronismus)
(kortisolbindendes Globulin = CBG erhöht, Gesamt-
hormon erhöht, freier Anteil jedoch normal), Einnah- > Die Hypertonie entsteht durch eine aldosteron-
me von Steroiden ohne Wissen des Arztes (evtl. chro- bedingte Natrium- und Flüssigkeitsretention sowie
matografischer Nachweis synthetischer Steroide). durch direkte Vasokonstriktion. Der Hyperaldostero-
4 Adrenale Raumforderung: Inzidentalom der NNR nismus ist die häufigste Ursache einer sekundären
(zufällig entdeckter Tumor, meist endokrin inak- Hypertonie.
tives NNR-Adenom), zu finden bei ca. 1% der Be-
völkerung. Prozedere: bei endokriner Aktivität und Epidemiologie. 2‒8% aller hypertensiven Patienten.
über 5 cm Durchmesser Adrenalektomie, bei unter
5 cm Verlaufskontrolle nach 346 Monaten. Symptomatik. Die Symptomatik wird bestimmt
4 Aspekt: Adipositas (dicke Haut, normaler Dexa- durch:
methason-Hemmtest). 4 Arterielle Hypertonie (evtl. Kopfschmerzen)
4 Hypertonie und Hypokaliämie: Hyperaldosteronis- 4 Hypokaliämie (kein obligates Symptom!) sowie da-
mus, renovaskuläre oder maligne Hypertonie. raus resultierende Symptome (Muskelschwäche,
Obstipation, U-Welle und ST-Strecken-Senkung
Therapie. Exstirpation des verursachenden Tumors im EKG)
(Nebenniere, Hypophyse): Postoperativ nach Adrenal- 4 Metabolische Alkalose
ektomie hormonelle Substitutionstherapie bis zur Er-
holung der kontralateralen atrophierten Nebenniere Teilweise wird empfohlen, Hypertoniker auf primären
(bis zu 2 Jahre). Hyperaldosteronismus zu screenen, wenn mehr als
Bei Inoperabilität (häufig bei ektop produzierenden zwei Antihypertensiva zur Blutdruckeinstellung not-
Tumoren) oder mangelnder Effektivität: Medikamen- wendig sind.
töse Suppression der Kortisolproduktion (Ketocona-
zol 400–600 mg/Tag, Aminoglutethimid), bei Hypo- Diagnostik. Blutdruckmessung (Hypertonie). Labor:
physentumor Bestrahlung. Hyperkaliurie, evtl. Hypokaliämie. Erhöhte Aldoste-
Eine bilaterale Adrenalektomie bei Hypophysena- ronkonzentration in Plasma und Urin (zur Bestäti-
denom (z. B. bei fehlender Besserung trotz Hypo- gung NaCl-Belastungstest: fehlende Aldosteronsup-
physenadenomexstirpation) macht eine lebenslange pression bei primärem Hyperaldosteronismus). Ver-
Substitutionstherapie notwendig, z. T. kommt es auch minderte Plasmareninaktivität (negative Rückkopplung
zur Ausbildung invasiv wachsender Hypophysentu- durch Aldosteron; Quotient Aldosteron/Renin >20).
moren sowie einer braunen Pigmentierung (Nelson- CT/MRT.
Syndrom). Zur differenzialdiagnostischen Abklärung Neben-
nierenhyperplasie/Adenom kann ein Orthostasetest
durchgeführt werden: Beim Adenom steigt die Aldo-
8.3.2 Primärer Hyperaldosteronismus steronkonzentration nach zweistündiger Orthostase
nicht an (autonome Produktion). In unklaren Fällen
Synonym. Conn-Syndrom. selektive Katheterisierung der Nebennierenvenen mit
seitengetrennter Bestimmung von Aldosteron, Korti-
Definition. Überproduktion von Aldosteron in der Ne- son und Aldosteron/Kortison-Quotient (Adenom bei
bennierenrinde (primärer Hyperaldosteronismus, Seitendifferenz).
252 Kapitel 8 · Endokrinologie, Stoffwechsel
Symptomatik. Je nach Enzymdefekt ergeben sich unter- steron im Fruchtwasser oder HLA-Typisierung ist
schiedliche Krankheitsbilder. möglich.
Am häufigsten (>90%) ist der 21-Hydroxylase-De-
fekt, der zur Erhöhung der Sexualhormone bei Ernied- > Eine pränatale Therapie kann die Virilisierung weib-
rigung von Gluko- und Mineralokortikoiden führt. licher Feten verhindern.
Man unterscheidet das klassische AGS mit Beginn im
Säuglingsakter von der »Late-onset«- (Pubertät) und Differenzialdiagnose. Stein-Leventhal-Syndrom (Syn-
der kryptischen Form (typisches Hormonprofil ohne drom der polyzystischen Ovarien), androgenbilden-
Symptomatik). de Ovarial- oder NNR-Tumoren (erworbenes AGS),
Folge ist eine Virilisierung mit Pseudopubertas Hirsutismus (7 Kap. 8.3.4).
praecox bei Jungen und Pseudohermaphroditismus
femininus bei Mädchen (primäre Amenorrhö, fehlende Therapie. Lebenslange Substitution von Glukokorti-
Brustentwicklung, Klitorishypertrophie, weibliches koiden (ein Teil der Dosis wird zur Suppression des
inneres Genitale). morgendlichen ACTH-Peaks abends eingenommen),
sowie evtl. Mineralkortikoidsubstitution, bei Patien-
> Bei Pseudopubertas praecox besteht ein Hypo- tinnen Antiandrogengabe.
gonadismus der Jungen (Gonadotropinsekretion
durch Androgene gehemmt) neben sehr ausge- ! Cave
prägten sekundären Geschlechtsmerkmalen. Die In Stresssituationen (Infektion, Trauma) muss die
Patienten sind als Kinder groß (anabole Wirkung der Glukokortikoiddosis erhöht werden.
Androgene), als Erwachsene klein (früher Schluss der
Epiphysenfugen). Nachsorge. 17α-Hydroyprogesteron im Serum/Speichel,
Metabolit Pregnantiol im 24-h-Urin.
Daneben kann ein Salzverlustsyndrom mit Hypona-
triämie, Hyperkaliämie und Hypotension auftreten
(»salt-wasting«, im Gegensatz zur »Simple-virilizing«- 8.3.4 Hirsutismus
Form).
Beim 11β-Hydroxylase-Defekt sind Sexualhor- Definition. Zunahme der androgenabhängigen Behaa-
mone und Aldosteronvorstufen erhöht, woraus sich rung vom männlichen Typ bei Kindern und Frauen
Virilisierungund Salzretention (aufgrund der mineral- (Gesicht, Brust, Schamregion, Extremitäten).
kortikoiden Wirkung von 11-Desoykortikosteron) mit
Bluthochdruck ergeben. Ätiopathogenese.
Beim 3β-Dehydrogenase-Defekt sind alle 3 Hor- 4 Idiopathisch (<90%): genetische Disposition mit
montypen vermindert, mit resultierendem Pseudo- normalen Testosteronspiegeln
hermaphroditismus masculinus bei Jungen. 4 Sekundär: ovariell (androgenproduzierende Tumo-
Der 17α-Hydroxylase-Defekt führt zu Hypertonie, re, Stein-Leventhal-Syndrom), adrenal (Tumoren,
Hypokaliämie und einem weiblichen Phänotyp ohne Cushing-Syndrom, AGS, Adipositas, Diabetes mel-
pubertäre Entwicklung bei beiden Geschlechtern (ver- litus Typ 2), Akromegalie, Hypothyreose, Prolak-
minderte Sexualhormone und Kortisol, erhöhte Mine- tinom, medikamentös (Testosteron, Gestagene,
ralokortikoide). Glukokortikoide, Phenytoin, Minoxidil, Spirono-
lacton, Ciclosporin)
Diagnostik. Klinik. Labor: Kortisol erniedrigt, ACTH
erhöht, erhöhte Konzentration von Hormonvorstufen Diagnostik. Anamnese, DHEA-S (erhöht bei adrenaler
im Serum (17-Hydroyprogesteron, 11-Desoxykortiko- Ursache, normal bei ovarieller Ursache), Testosteron,
steron bzw. 17-Hydroxypregnenolon), erhöhte 17-Keto- Androstendion.
steroide im Urin. Überschießender Anstieg der Hor-
monvorstufen im ACTH-Stimulationstest. Differenzialdiagnose. Hypertrichose: Lokale oder gene-
Zur Suche nach heterozygoten Merkmalsträgern ralisierte Vermehrung der Körperbehaarung. Virilisie-
können ebenfalls der ACTH-Stimulationstest sowie rung: Hirsutismus mit weiteren Androgenisierungser-
eine HLA-Typisierung durchgeführt werden (alle Merk- scheinungen (z. B. tiefe Stimme, Amenorrhö, Alopezie).
malsträger einer Familie haben den gleichen HLA-Ge-
notyp). Eine pränatale Diagnose mittels Genanalyse
(21-Hydroxylase), Bestimmung von 17-Hydroxyproge-
254 Kapitel 8 · Endokrinologie, Stoffwechsel
Androgene p Normal
Phäochromozytom: Zehner-Regel
Elektrolyte Na+p, K+n Na+, K+ normal
4 10% außerhalb der Nebenniere (bei Kindern
1/3), vor allem in den Grenzstrangganglia
(Paragangliome)
Therapie. 4 10% bilateral
4 Chronische Insuffizienz: Lebenslange Substitu- 4 10% maligne (30% bei den extraadrenalen)
tion von Glukokortikoiden sowie bei primärer und 4 10% familiär (Assoziation mit MEN II, Neu-
länger bestehender sekundärer Entstehung auch rofibromatose 1, Von-Hippel-Lindau-
von Mineralkortikoiden und ggf. DHEA, z.B. Hydro- Syndrom)
kortison 10–15 mg morgens und 5–10 mg mittags
und abends, Fludrokortison 0,05–0,2 mg/Tag.
Kontrollparameter sind subjektives Befinden, Epidemiologie. 0,2% aller Hypertonien, Inzidenz
Schellong-Test, Plasmareninaktivität, Na+ und K+. 1/100.000/Jahr, Alter meist 30–50 Jahre, beide Ge-
In leichten Stressituationen (Fieber, Durchfall) Ver- schlechter gleich häufig betroffen.
dopplung der Dosis, in schweren Fällen (Polytrau-
ma) bis 200 mg/Tag. Symptomatik. Permanente (50% der Fälle bei Erwach-
senen, 90% bei Kindern) oder paroxysmale Hyperto-
! Cave nie, die z. T. durch Druck auf das Abdomen ausgelöst
Bei allen Belastungen (z. B. Infekte, Operationen) ist werden kann. Bei 2/3 der Patienten typische, Minuten
die Glukokortikoiddosis aufgrund der Gefahr einer bis Stunden andauernde Krisen mit Kopfschmerzen,
Dekompensation mit Addison-Krise zu erhöhen. Schwitzen und Palpitationen. Zudem orthostatische
Dysregulation und Schwindel (aufgrund einer Volumen-
4 Akute Insuffizienz: Intensivmedizinische Versor- depletion), Blässe (Vasokonstriktion), Tremor, abdomi-
gung. Blutentnahme (Kortisol, ACTH) und sofor- nelle Schmerzen oder Flankenschmerzen, Leukozytose,
tiges Einleiten einer Therapie (ohne Abwarten der psychische Veränderungen. In 1/3 der Fälle Hypergly-
Laborergebnisse): 5% Glukose in 0,9% NaCl + Hy- kämie und Glukosurie.
drokortison 100 mg als Bolus i.v., dann 10 mg/h.
Keine K+-haltigen Lösungen. > Die Trias Kopfschmerzen, Schwitzen, Palpitationen
bei nachgewiesener arterieller Hypertonie ist nahezu
Prognose. Bei ausreichender Substitution gut. pathognomonisch für das Phächromozytom. Blässe
im Anfall und Gewichtsabnahme (Hypermetabolis-
Nachsorge. Patientenschulung (Aufsuchen einer Klinik mus) sprechen für die Diagnose, Gesichtsrötung und
bei Erkrankungen wie Gastroenteritis, Prednisolon- Gewichtszunahme dagegen.
256 Kapitel 8 · Endokrinologie, Stoffwechsel
Diagnostik. Klinik mit Hypertonie/hypertensive Krisen. bzw. eines postoperativen Blutdruckabfalls. Bei Tachy-
24-h-Blutdruckmessung (kein nächtlicher Blutdruck- arrhythmien zusätzliche β-Blockade.
abfall). Nachweis einer erhöhten Katecholaminproduk-
tion: ! Cave
4 Screening: Katecholamine/Metabolite (Metanephrin, β-Blockade niemals vor der α-Blockade einleiten!
Normetanephrin) im angesäuerten 24 h-Urin (Kate- Bei besetzten β-Rezeptoren würden die α-Rezeptoren
cholamine sensitiver, Metanephrine spezifischer). vermehrt stimuliert, was zu schweren hypertensiven
Katecholamine (Metanephrine) im Plasma (nur in Krisen führen kann.
der Krise, andernfalls viele falsch positive Resultate.
Peripherer Venenkatheter, 1 h ruhig liegen). Bei Ver- Bei Inoperabilität medikamentöse Therapie mit α-Re-
dacht auf malignes Phäochromozytom zusätzlich zeptoren-Blockern oder α-MPT (hemmt die Tyrosin-
Dopamin und Homovanillinmandelsäure. hydroxylase und damit die Katecholaminproduktion).
Bei metastasierendem Phächromozytom Polychemo-
> Etwa 2 Wochen vor den diagnostischen Maßnahmen therapie, eventuell Radiotherapie mit 131J-MIBG (An-
sollten interferierende Medikamente abgesetzt wer- sprechrate 25%) oder Interferon/Octreotid, Chemoem-
den (z. B. Tetrazykline, Clonidin, Theophyllin). Diureti- bolisation von Lebermetastasen.
ka, ACE-Hemmer, AT1- und Ca2+-Antagonisten können Symptomatische Therapie der hypertensiven Krise.
weiterhin eingenommen werden.
Prognose. 80% der Patienten mit benignem Phäochro-
8 4 Bestätigungstest bei klinischem Verdacht und mozytom haben nach der Operation normotensive
grenzwertigen Katecholaminwerten: Clonidin- Blutdruckwerte, bei 20% besteht eine fixierte Hyperto-
Hemmtest (nur bei systolischem Blutdruck nie bei zusätzlich essenzieller Hypertonie.
>120 mmHg, Gabe von Clonidin p.o.). Aufgrund
einer zentralen Sympathikolyse sinken dabei die
Katecholamine im Plasma bei gesunden Proban- 8.3.7 Neuroblastom
den, nicht jedoch bei Phäochromozytom (auto-
nome Produktion). Definition. Maligner, von neuroektodermalen Zellen
4 Lokalisationsdiagnostik (nach klinischer und ausgehender embryonaler Tumor des Kindesalters mit
laborchemischer Diagnose): Sonographie, Neben- Lokalisation in Nebennierenmark (40%) oder Grenz-
nieren-/Abdomen-CT/MRT, 123I-MIBG-Szintigra- strangganglia (abdominal 25% > thorakal > zervikal
phie (ist Noradrenalin molekular ähnlich und wird und pelvin), selten primär z. B. in Orbita und Niere.
im enterochromaffinen Gewebe angereichert, er- Zellen mit defekter Katecholaminsynthese sowie Akku-
bringt Nachweis von bis zu 90% der Phäochromo- mulation und Sekretion der Vorstufen Homovanillin-
zytome, Ausschluss extraadrenaler Befunde), evtl. säure, Vanillinmandelsäure sowie Dopamin.
selektive Katecholaminbestimmung in Vena cava
und Nebennierenvenen. Epidemiologie. Dritthäufigster Tumor des Kindes-
4 Diagnostik auf MEN 2 (7 Kap. 8.6) bei nachgewie- alters. 85% der Fälle vor dem 5. Lebensjahr.
senem Phäochromozytom.
Symptomatik. Hypertonie, Blässe, je nach Lokalisation
Differenzialdiagnose. Thyreotoxikose, Herzrhythmus- palpabler abdominaler Tumor, Bauchschmerzen, Obsti-
störungen, Angststörungen, essenzielle Hypertonie, pation, spinale Kompression, Horner-Syndrom, Prop-
Diabetes mellitus, Kokain-/Amphetaminmissbrauch. tosis, zudem Diarrhö durch Sekretion von VIP (vaso-
aktives intestinales Polypeptid), Opsoklonus-Myoklo-
Therapie. Unilaterale Adrenalektomie bei unilateralem nus-Ataxie. Frühe lymphogene und hämatogene
Befund, bilaterale subtotale Adrenalektomie bei MEN 2 Metastasierung u. a. in Haut, Leber, Knochenmark.
(subtotal zur Vermeidung einer lebenslangen Gluko-
kortikoidsubstitution) in No-touch-Technik (zur Ver- Diagnostik.
meidung einer intraoperativen Katecholaminfreiset- 4 Bildgebung: CT/MRT-Thorax/Abdomen (. Abb. 8.5),
zung mit hypertensiver Krise). Präoperativ mindestens Sonographie, 131I-MIBG-Szintigraphie
einwöchige α-Blockade (Phenoxybenzamin in steigen- 4 Labor: Vanillinmandelsäure (VMS), Homovanillin-
der Dosis) und Volumenauffüllung zur Blutdruck- säure (HMV), Dopamin im Urin
einstellung, Verbesserung des Volumenhaushalts sowie 4 Histologie, zum Staging . Tab. 8.2. Verlaufskontrol-
Vermeidung einer intraoperativen hypertensiven Krise le mit Marker NSE (neuronenspezifische Enolase)
8.3 · Nebenniere
257 8
Stadium Beschreibung
Therapie. Operation und je nach Stadium zusätzlich Prognose. Je nach Stadium Heilungsrate 8–99%.
bzw. bei Inoperabilität alleinige Chemotherapie und
Radiatio.
In Kürze
Nebennierenerkrankungen
Nebennierenrin- 4 Symptomatik:
deninsuffizienz – Chronisch: Müdigkeit, Gewichtsabnahme, abdominelle
Beschwerden
– Akut: Addison-Krise (Differenzialdiagnose: akutes Abdomen)
4 Therapie: Kortisonsubstitution, bei primärer Form auch Substitution
von Mineralokortikoiden und Androgenen; bei besonderen Bela-
stungen Erhöhung der Kortisondosis um ein Mehrfaches. Addison-
Krise: Intensivstation mit hochdosierter Hydrokortisonsubstitution
Primäre Neben- 4 Symptomatik: Müdigkeit, Gewichtsabnahme, abdominelle
nierenrindenin- Beschwerden, zusätzlich Hyperpigmentierung, Blutdruckp,
suffizienz Behaarungp
4 Ätiologie: Autoimmunadrenalitis, Metastasen, Infektionen,
hämorrhagische Infarzierung
4 Diagnostik: Kortisol basalp, Kortisol im ACTH-Test mo, Plasma-ACTHn,
ACTH im CRH-Kurztestn, Aldosteronp, Androgenep, Na+p, Ka+n.
6 4 Therapie: Substitution von Kortison, Mineralkortikoiden, Androgenen
8.4 · Schilddrüse
259 8
4 Operativ: Indikationen sind mechanische Kompli- Bei der sekundären Hypothyreose liegt ein TSH-Mangel,
kationen, Autonomien und Malignitätsverdacht. bei der tertiären Hypothyreose ein TRH-Mangel vor.
Eine Rezidivprophylaxe wird mit Jodid und/oder
Thyroxin durchgeführt. Epidemiologie. Mit einer alters- und geschlechtsab-
hängigen Inzidenz von 2–10% und einer Prävalenz von
Eine Radiojodtherapie mit 131Jod wird bei Rezidiv- 1:5000–1:3000 ist die primäre Hypothyreose die häu-
struma, Kontraindikationen für eine Operation, höhe- figste Form. Die Hashimoto-Thyreoiditis betrifft vor
rem Alter und multifokaler Autonomie eingeleitet. allem Frauen im Alter von 30–50 Jahren.
Obstipation Obstipation
Parästhesien, Schwerhörigkeit, verzögerte Relaxation der MER, Störung der Gehirnreifung, geistige Retardierung,
Makroglossie, obstruktive Schlafapnoe, Karpaltunnelsyndrom Schwerhörigkeit, Bewegungsarmut
Eventuell Struma
Hypercholesterinämie
262 Kapitel 8 · Endokrinologie, Stoffwechsel
Im Alter ist die Symptomatik häufig maskiert und kann Die thyreotoxische Krise erfordert eine intensivmedizi-
vor allem aus Gewichtsverlust, Kraftminderung und nische Behandlung:
Müdigkeit (cave: Fehldiagnose Depression), Herzinsuf- 4 Thiamazol 40–80 mg Bolus i.v., dann 160–200 mg/
fizienz, Herzrhythmusstörungen bestehen. Tag i.v. (Hemmung der Hormonsynthese)
Bei der thyreotoxischen Krise (spontan oder nach 4 hochdosierte Jodidgabe, z. B. Lugolsche Lösung
Jodgabe bzw. Absetzen von Thyreostatika) treten auf: 3×10 Tropfen/Tag (Hemmung der Hormonaus-
Tachykardie (Herzfrequenz >150/min), Fieber bis schüttung, bei jodinduzierter Hyperthyreose kon-
41°C, Schwitzen, Exsikkose, außerdem Unruhe, Angst, traindizier)
Tremor, Durchfälle und Erbrechen sowie in fortge- 4 Plasmapherese bei jodinduzierter Krise
schrittenen Stadien Somnolenz, Desorientiertheit und 4 Subtotale Thyreoidektomie als Ultima Ratio
schließlich Koma. 4 Parenterale Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution
(4–6 l/Tag), Kalorienzufuhr (3000 kcal/Tag)
Diagnostik. Anamnese, Klinik. Labor: TSH erniedrigt 4 β-Blocker
(TRH-Test nicht stimulierbar), fT3, meist auch fT4 er- 4 Glukokortikoide (wegen relativer NNR-Insuffi-
höht. Sonographie. Szintigraphie und im Technetium- zienz und zur Hemmung der T4/T3-Konversion:
Uptake erhöht, homogenes Speichermuster, bei Hyper- Hydrokortison 100 mg i.v. alle 8 h)
thyreosis factitia im Technetium-Uptake erniedrigt. 4 Physikalische Temperatursenkung
4 Thromboembolieprophylaxe
Differenzialdiagnose. Vegetative Dystonie, Depression,
Status febrilis, Kokain-/Amphetaminmissbrauch, sub-
akute Thyreoiditis, Hyperhidrosis anderer Ursache, 8.4.5 Endokrine Orbitopathie
Struma ovarii (Teratom mit Thyroxinproduktion).
Definition. Autoimmunerkrankung der Augenmus-
Therapie. kulatur und des orbitalen Bindegewebes, pathognomo-
4 Medikamentös vor allem mit Thioharnstoffen (Jodi- nisch für Morbus Basedow, z. T. in euthyreotem Zu-
sationshemmer: Carbimazol, inital 10–40 mg/Tag, stand auftretend.
Thiamazol, Propylthiouracil), symptomatische
Therapie mit β-Blockern (vor allem Propranolol, Ätiopathogenese. Infiltration mit T-Lymphozyten und
weil dadurch auch die periphere T4/T3-Konversion Förderung der Glykosaminoglykanproduktion der Fi-
gehemmt wird). Bei M. Basedow Auslassversuch broblasten mit einer Änderung des osmotischen Drucks
nach einem Jahr. und Flüssigkeitsansammlung mit Druckerhöhung in
4 Operative Therapie (subtotale Thyreoidektomie, der Orbita.
bei Malignitätsverdacht radikale Exstirpation) nach
medikamentöser Herstellung eines euthyreoten Symptomatik. Meist bilaterale Proptosis (Exophthal-
Zustands bei großer Struma mit Kompressions- mus), Lichtempfindlichkeit, vermehrtes Tränen, Fremd-
zeichen, Malignitätsverdacht, thyreotoxischer Krise körper-/Druckgefühl, Doppelbilder, Visusminderung,
oder Morbus Basedow-Rezidiv. sowie periorbitale Ödeme.
4 Radiojodtherapie (Vor- und Nachbehandlung mit
Thyreostatika) und anschließend lebenslange Subs- Zeichen bei Exophthalmus
titutionstherapie bei: Morbus-Basedow-Rezidiv, 4 Stellwag-Zeichen: seltener Lidschlag
Autonomie ohne kalte Areale, progredienter endo- 4 Dalrymple-Zeichen: sichtbarer Sklerastreifen über der
kriner Orbitopathie. In der Schwangerschaft kontra- Kornea
indiziert. Adenome können bevorzugt aufnehmen, 4 Graefe-Zeichen: zurückbleibendes Oberlid bei Blick-
sodass das Normalgewebe intakt bleibt. senkung
4 Möbius-Zeichen: Konvergenzschwäche
! Cave
Eine Überkompensation mit Hypothyreose ist zu Differenzialdiagnose. Retrobulbäre Tumoren, Sinus
vermeiden, da sie u. a. ein Wachstum der Schilddrüse cavernosus-Thrombose, Abszess, Mukozele.
fördert (TSH-Anstieg).
Therapie. Herstellung einer euthyreoten Situation, Ni-
kotinkarenz, lokale Maßnahmen (Augensalbe, Schlafen
mit angehobenem Kopfende), Steroide. Retrobulbärbe-
strahlung, operative Dekompression.
264 Kapitel 8 · Endokrinologie, Stoffwechsel
Diagnostik. CRP, Blutsenkung und Leukozyten sind Diagnostik. Palpation, Sonographie, Schilddrüsenhor-
erhöht. Sonographisch können echofreie Areale (Ein- mone, ggf. Feinnadelpunktion.
schmelzungen) nachgewiesen werden. Im Feinnadel-
punktat zeigen sich Granulozyten und Erreger. Therapie. Symptomatisch kann mit β-Blockern behan-
8 delt werden.
Therapie. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), bei
bakterieller Genese Antibiotika. Größere Einschmel- Prognose. Das Rezidivrisiko bei weiteren Schwanger-
zungen sollten abpunktiert werden. schaften ist erhöht, ebenso das Risiko einer späteren
Hypothyreose.
8.4.6.2 Thyreoditis de Quervain
Synonym. Subakute Thyreoditis, painful thyreoiditis. 8.4.6.4 Hashimoto-Thyreoiditis
Synonym. Chronisch lymphozytäre Thyreoiditis.
Ätiopathogenese. Oft nach viralem Infekt der oberen
Luftwege, gehäuft bei HLA-B35-Trägern. Ätiopathogenese. Der Hashimoto-Thyreoiditis liegt
eine chronische lymphozytäre Entzündung mit Des-
Epidemiologie. Verhältnis w:m = 5:1, das Krankheitsbild truktion von Schilddrüsengewebe bei familiärer Dispo-
tritt bevorzugt zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr auf. sition zugrunde (50% der Verwandten bilden ebenfalls
Antikörper, gehäuft HLA-DR-3,-5, -B8).
Symptomatik. Stoffwechsellage anfangs oft hyper-,
später eu- bzw. passager hypothyreot. Fieber, Abge- Epidemiologie. Die Hashimoto-Thyreoiditis ist die
schlagenheit. Die Schilddrüse ist vergrößert, palpa- häufigste Thyreoiditis und die häufigste Ursache einer
torisch fest, hart und schmerzhaft. Es bestehen Hals- Hypothyreose. Verhältnis w:m = 9:1.
schmerzen und Schluckstörungen.
Symptomatik. Hypothyreose. Beginn in der Regel
Diagnostik. CRP und vor allem Blutsenkung sind stark unmerklich, evtl. Struma (klassische Form versus
erhöht, die Leukozytenzahl normal. Sonographisch atrophe Form). Die Erkrankung kann assoziiert sein
zeigen sich echoarme, teils konfluierende Areale. Szinti- mit Vitiligo, Alopezie, Diabetes mellitus, Morbus
graphisch verminderte Technetiumanreicherung. Im Addison, perniziöser Anämie (polyglanduläre Stö-
Feinnadelpunktat ist eine granulomatöse Entzündung rungen).
mit Epitheloid- und Langhanszellen nachweisbar.
Diagnostik. Nachweis von Anti-TPO-Antikörpern
Therapie. In 80% der Fälle kommt es über Wochen bzw. (MAK, 95%) bzw. Tg-Antikörpern (TAK, 70%). Sono-
Monate zur Spontanheilung. graphisch erscheint die Schilddrüse homogen, echo-
arm. Szintigraphisch verminderte Technetiumauf-
! Cave nahme. Lymphozytäres und plasmazelluläres Infiltrat
Keine Thyreostatikagabe, da die Hyperthyreose nicht (Feinnadelpunktion).
auf einer erhöhten Hormonproduktion, sondern auf
einer Zerstörung von Schilddrüsengewebe beruht. Therapie. T4-Substitution.
8.4 · Schilddrüse
265 8
In Kürze
Schilddrüsenerkrankungen
ten Kalziums, Gesamtkalzium normal) und Hypokalz- > Die postmenopausale Osteoporose ist die häufigste
ämie anderer Ursache (PTHintakt erhöht): Osteoporoseform.
4 Akute Pankreatitis
4 Malabsorption Prävention. Kalziumzufuhr 1200–1500 mg/Tag, kör-
4 Niereninsuffizienz perliche Aktivität.
4 Peritonitis
4 Infusion von EDTA- oder Zitratblut Symptomatik. Knochenschmerzen (v. a. Rücken-
schmerzen), Zusammensinterung der Wirbelsäule
Pseudohypoparathyreoidismus (Endorganresistenz ge- (Körpergröße nimmt ab, Gibbusbildung), Spontanfrak-
genüber PTH mit Hypokalzämie, Hyperphosphatämie, turen von Wirbelkörperdeckplatten, Schenkelhals, dis-
erhöhtem PTH und phänotypischen Auffälligkeiten talem Radius.
wie Albrightscher hereditärer Osteodystrophie). Pseu-
dopseudohypoparathyreoidismus: Mutation mit nor- Diagnostik. Labor (meist unauffällig): Kalzium,
malem Kalziumspiegel bei typischem klinischen Bild Phosphat, Bikarbonat, Differenzialblutbild, Kreatinin,
eines Pseudohypoparathyreoidismus. Protein, Albumin, Kreatinin, AP, TSH, Testosteron
bei Männern, ggf. Serum- und Urin-Proteinelektro-
Therapie. phorese.
4 Tetanie: 20 ml Kalziumglukonat 10% langsam i.v.
nach Blutentnahme (ionisiertes und Gesamtkal- Osteodensitometrie (Messung der Flächen-/Volu-
zium, pH). Calcitriol 0,25–0,5 μg/Tag und Kalzi- mendichte): t-Score (Abweichung der Dichte in Stan-
um p.o. dardabweichungen von der peak bone mineralisation,
4 Langzeittherapie: Vitamin D und Kalzium p.o. dem Knochenmassenmaximum bei 30-Jährigen),
Osteoporose z-Score <–2,5 (im Vergleich zu altersab-
Nachsorge. Regelmäßige Kontrolle von Kalzium in hängiger Referenzgruppe).
Serum und 24-h-Urin (Kalzium im unteren Normbe-
reich), Patienteninstruktion und Notfallausweis (Hy- Differenzialdiagnose. Malignome (Kalzium erhöht,
perkalzämiegefahr). Phosphat normal, AP erhöht), pHPT (Kalzium erhöht,
Phosphat erniedrigt, AP erhöht), Osteomalazie (Kal-
zium erniedrigt, Phosphat normal bis erniedrigt, AP
8.5.3 Osteoporose erhöht).
Definition. Verminderung der Knochenmasse und Stö- > Labor bei Osteoporose: Ca2+ normal, Phosphat
rung der Knochenmikroarchitektur mit erhöhtem Frak- normal, AP normal bis erhöht.
turrisiko. Stadien: Osteopenie (Knochenmassenverlust)
– Osteoporose – manifeste Osteoporose (mit Fraktur) Therapie. Kausal: z. B. Testosteronsubstitution. Kör-
– fortgeschrittene Osteoporose. Generalisiert/loka- perliche Aktivität, Kalziumsubstitution (1000 mg/Tag),
lisiert. Vitamin-D-Substitution (800 IE/Tag), falls Diuretikum
nötig ggf. kalziumretinierende Substanz auswählen,
Ätiopathogenese. Bisphosphonate (z. B. Alendronat 10 mg/Tag), Raloxi-
4 Primäre Osteoporose: 95%, altersabhängig (senile fen (SERM, selektiver Östrogenrezeptor-Modulator),
Osteoporose), postmenopausal, idiopathisch Östrogen-Gestagen-Kombination. Bestimmung der
4 Sekundäre Osteoporose: Hyperkortisolismus, Osteoklastenaktivitätsmarker Pyridinium-Crosslinks,
Hyperthyreose, Immobilisation, Heparintherapie, TRSAP, AP zur Therapiekontrolle.
Malabsorption, hereditär (Osteogenesis imper-
fecta, Ehlers-Danlos-Syndrom, Marfan-Syndrom),
Hypogonadismus, rheumatoide Arthritis 8.5.4 Osteomalazie und Rachitis
4 Vitamin-D-Mangel (Malabsorption, fehlende Son- und Entstehung eines instabilen Knochens, Verformun-
nenlichtexposition) gen und Schmerzen.
4 Störung des Vitamin-D-Stoffwechsels (Leberzir-
rhose, Niereninsuffizienz) oder des Vitamin-D-Re- Ätiopathogenese. Möglicherweise virale Stimulation
zeptors der Osteoklasten mit Knochenabbau, reaktiv ungeord-
4 Renal-tubulärer Funktionsstörung (Phosphatdia- neter Anbau mit mechanischer Instabilität, Verdickung
betes, renal tubuläre Azidose) und Verformung. Bei etwa 1% Auftreten eines Osteo-
sarkoms.
Symptomatik. Schmerzen, Extremitätendeformitäten,
Gangstörungen, Stressfrakturen, rachitischerRosenkranz, Epidemiologie. Familiäre Häufung, 1–2% der >40-Jäh-
Säbelscheidentibia, Tetanie. Druckschmerzhaftigkeit. rigen, m>w.
Diagnostik. Kalzium vermindert, AP erhöht, PTH er-
höht. Bei Malabsorption Phosphat vermindert, Kal- > Der Morbus Paget ist nach der Osteoporose die
zitriol erhöht. Bei Niereninsuffizienz Phosphat erhöht, häufigste Knochenerkrankung.
Calcitriol vermindert. Röntgen: Looser-Umbauzonen,
Knochendeformierungen. Osteodensitometrie. Fami- Symptomatik. Bei 1/3 der Fälle Röntgen-Zufallsbefund.
lienanamnese. Lokale Schmerzen, evtl. lokale Überwärmung, Verkür-
zung der Beine, Vergrößerung des Kopfumfangs. Ar-
Differenzialdiagnose. Knochentumoren, Morbus Paget, throsen, Wurzelkompressionssyndrome, Schwerhörig-
8 Hyperparathyreoidismus, rheumatische Erkrankungen. keit, Nephrolithiasis, Volumenbelastung (durch ver-
Therapie. Vitamin-D-Substitution (Cholecalciferol bei mehrte Knochendurchblutung).
Vitamin-D-Mangel, Calcitriol bei Vitamin-D-Stoff-
wechselstörungen). Diagnostik. AP stark erhöht (Aktivitätsparameter), Py-
ridinium-Crosslinks im Urin erhöht, Hydroxprolin im
Nachsorge. Kalziumkontrolle in Serum und Urin. Urin erhöht. Röntgen, Szintigraphie, Biopsie.
Differenzialdiagnose. Knochentumoren,Osteomyelitis,
8.5.5 Morbus Paget HPT.
In Kürze
Epithelkörperchen und metabolische Osteopathien
Hyperpara- 4 Symptomatik: »Stein, Bein- und Magenpein”; hyperkalzämische Krise: diffuse Oberbauch-
thyreoidismus schmerzen, Erbrechen, Polyurie, Polydipsie, Exsikkose, Bewusstseinsstörungen, KomaHerz-
rhythmusstörungen, Niereninsuffizienz, evtl. Kalzifizierungen in Kornea, Niere, Lunge,
Pankreas
4 Ätiologie:
– pHPT: solitäres Adenom (85%), hyperplastische Epithelkörperchen (15%, MEN), multiple
Adenome, Karzinom
– sHPT: Niereninsuffizienz, Malabsorption
4 Diagnostik: Ca2+ i.S.n, Ca2+ i.U.n
Ph i.S.p, PTHintaktn; Differenzialdiagnose: Malignome: paraneoplastisch (PTHrP-Sekretion)/
osteolytisch (Metastasen)
4 Therapie:
– pHPT: Operation (Adenomexstirpation, bei Hyperplasie 3½-Resektion)
– Hyperkalzämische Krise: forcierte Diurese, Kalziumkarenz, Kalzitonin i.m., zusätzlich
Bisphophonate/Glukokortikoide, ggf. Hämodialyse gegen kalziumfreie Lösung
6 – sHPT: Phosphatrestriktion, kalziumhaltige Phosphatbinder, Vitamin-D-Substitution
8.6 · MEN, polyglanduläre Störungen, Karzinoidsyndrom
273 8
8.6 MEN, polyglanduläre Störungen, Epidemiologie. MEN 1 und 2a jeweils ca. 1:50.000.
Karzinoidsyndrom
Diagnostik. Persönliche Anamnese und Familienana-
8.6.1 MEN (multiple endokrine mnese. Bei Diagnose einer glandulären Störung Screen-
Neoplasien) ing auf weitere (4 P’s: PTH, PRL, Pentagastrintest mit
Kalzitonin, Phächromozytomdiagnostik, aber auch Insu-
Definition. Autosomal-dominante Erkrankungen mit lin, Gastrin, VIP, PP, CEA). Auch Familienscreening.
endokrinen Neoplasien in mehreren Organen
(. Tab. 8.6). Therapie. Operation, medikamentöse Therapie, Strah-
lentherapie. Schilddrüsenexstirpation bei MEN 2.
FMTC-only (»familial medullary thyroid carcinoma«)
sind familiäre Schilddrüsenkarzinome ohne neoplasti-
schen Befall anderer Organe.
274 Kapitel 8 · Endokrinologie, Stoffwechsel
nach biochemischer Diagnose: CT-/MRT-Abdomen, Therapie. Tumorexstirpation und Entfernung der regio-
Endosonographie, evtl. Bronchioskopie, Octreotidszin- nären Lymphknoten unter Octreotidtherapie, konser-
tigraphie. vativ Octreotid (Hemmung der Hormonsekretion),
Serotoninantagonisten, Chemotherapie.
In Kürze
MEN, polyglanduläre Störungen, Karzinoidsyndrom
. Tab. 8.7. Klassifikation des Diabetes mellitus. (Nach ADA [American Diabetes Association] 2004
Andere spezifische 4 Genetische Defekte der β-Zell-Funktion (chromosomal, früher MODY = »mature onset of
Typen diabetes of the young«/mitochondrial)
4 Genetische Defekte der Insulinwirkung
4 Erkrankungen des exokrinen Pankreas (Pankreatitis, zystische Fibrose, Hämochromatose etc.)
4 Endokrinopathien (Akromegalie, Cushing-Syndrom, Glukagonom, Phäochromozytom,
Hyperthyreose, Somatostatinom, Aldosteronom)
4 Medikamentös oder chemisch induziert (Kortikoide, β-Agonisten, Phenytoin, Thiazide,
Diazoxid u. a.)
4 Infektionen (kongenitale Rötelninfektion, CMV)
4 Seltene Formen des immunvermittelten Diabetes (stiff man-Syndrom, Anti-Insulinrezeptor-
Antikörper)
4 Andere gelegentlich mit Diabetes assoziierte Syndrome (wie Down-, Klinefelter-, Turner-
Syndrom)
Gestations- Insulinsekretion kommt nicht an gegen antiinsulinäre Hormone aus der Plazenta (Progesteron,
diabetes Kortisol etc.) und erhöhten Bedarf
Die vaskulären Komplikationen scheinen u. a. durch fallsbefund ist (pathologischer Wert bei Routineblutent-
eine Anreicherung von Gylkosylierungsprodukten mit nahme) oder im Rahmen der Untersuchungen bei Be-
Verdickung der Basalmembranen und eine intrazellu- gleiterkrankungen oder Komplikationen auffällig wird
läre Akkumulation von Sorbitol bedingt zu sein. (Screening bei Risikopatienten). Zu Beginn der Erkran-
kung können beim Typ-2-Diabetes hypoglykämische
Epidemiologie. Prävalenz in Mitteleuropa: Typ 1: 0,3%
(Inzidenz im Alter von 15–19 Jahren am höchsten), Typ
2: 5% (Inzidenz steigt mit dem Alter), Gestationsdiabe-
tes: 3% aller Schwangeren.
BZ= Blutzucker. oGTT= oraler Glukose-Toleranztest. Werte in mg/dl, Werte in Klammern in mmol/l
Pankreas-Transplantation bei Typ 1 mit terminaler Mahlzeiten mit Zwischenmahlzeiten zur Verhin-
Niereninsuffizienz. Inselzelltransplantation in kli- derung von postprandialen Blutzuckerspitzen. Al-
nischer Erprobung. Ziel ist eine Wiederherstellung kohol maximal 30 g/Tag und immer zusammen
der Glukosekontrolle (und damit eine Senkung der mit Kohlenhydraten. Meiden von schnell resorbier-
mikrovaskulären Komplikationsrate) und ein Moni- baren Mono-und Disacchariden.
torisieren/Verhindern/Behandeln von Komplika- 4 Orale Antidiabetika. Bei schlechter Einstellung
tionen. durch Lebensumstellung allein Beginn mit Metfor-
Angestrebt werden: min bei Übergewicht bzw. Sulfonylharnstoff bei
4 Normoglykämie mit Blutzuckerwerten um 80– Normalgewicht. Bei ungenügender Einstellung zu-
120 mg/dl und einem HbA1c um 7% sätzlich Acarbose/Glinid/Glitazon, bei Sekundär-
4 Glukose- und azetonfreier Urin versagen: Sulfonylharnstoff + Intermediärinsulin
4 Normalisiertes Körpergewicht sowie normale Fett- vor dem Schlafengehen (bei Kombination nur 1 In-
werte sulingabe und nur 1/3 der Dosis nötig). Bei Erschöp-
4 Eliminierung anderer Arterioskleroserisiken fung der Insulinproduktion CT (konventionelle
(Rauchverbot, Einstellung einer Hypercholesteri- Insulintherapie)/ICT (intensivierte konventionelle
nämie) Insulintherapie).
4 Tiefnormaler Blutdruck (<130/80 mmHg, anti- 4 Insulintherapie (. Tab. 8.9). Bei Typ-1-Diabetes
hypertensive Therapie mit ACE-Hemmern oder absolute Indikation, bei Typ 2 indiziert, wenn Basis-
AT1-Blockern), was eine Progression der Nephro- therapie und orale Antidiabetika nicht ausreichend
pathie verhindert sind, bei Gestationsdiabetes, diabetischer Ketoazi-
dose und hyperosmolarem Koma, perioperativen
> Der Diabetes Typ 1 wird primär durch eine Kombi- Situationen/Patienten auf Intensivstation, Unver-
nation von Insulinsubstitution und Basistherapie träglichkeit, Nebenwirkungen, Kontraindikationen
behandelt, der Typ-2-Diabetes mit einer primären oraler Antidiabetika, sekundärem Diabetes melli-
Basistherapie und ggf. zusätzlich medikamentös. tus. Es bestehen ein basaler und zuzsätzlich ein
mahlzeitenabhängiger Bedarf.
4 Diät: Bei Typ 1 Abstimmung von Insulin und Nah- 5 Konventionelle Insulintherapie (CT): Inter-
rung zur Vermeidung von Blutzuckerfluktuationen mediärinsulin/Intermediärinsulin+Normalinsu-
und Senkung des Insulinbedarfs, bei Typ 2 ggf. Ge- lin mit 2–3 Injektionen/Tag (3/4 der Tagesdosis
wichtsreduktion durch initial hypokalorische Er- vor dem Frühstück, ¼ abends), 6–7 Mahlzeiten/
nährung (Ziel BMI<25 kg/m2). 55% der Kalorien- Tag (da hohe Insulinspiegel zwischen den Mahl-
zufuhr in Form von Kohlenydraten (KH-Portionen zeiten), starres Ernährungsschema, Gefahr der
1 KE=10 g KH, 1 BE=12 gKH), 15% Proteine, 30% Hypoglykämie (nachts Hypo- morgens reaktive
Fett (gesättigte Fettsäuren maximal 10%). Mehrere Hyperglykämie).
280 Kapitel 8 · Endokrinologie, Stoffwechsel
Kurzwirksames Insulin
Reflexep
K+n, Glukosen (>300 mg/dl), Glukosurie, Herzrhythmusstörungen, Hkt Glukose >600 mg/dl, Osmolalität
+ Hbn, Ketonämie (>300 mmol/l) + Ketonurie, metabolische Azidose >310 mosm/l, kaum Azetonurie
In 25% der Fälle ist die diabetische Ketoazidose <250 mg/dl Normalinsulin 2 IE/h + 5%Glukose. Bei
(DKA) ein Manifestationskoma. Sie entsteht meist auf- pH <7,1 vorsichtige Gabe von Bikarbonat.
grund von auslösenden Faktoren: fehlende/ungenügen-
de Insulinzufuhr (Erstmanifestation, unterlassene In- ! Cave
jektion), erhöhter Insulinbedarf bei Infekten (40% der Durch Insulinzufuhr und Azidosekorrektur wird
Fälle, vor allem Harnwegsinfekt, Pneumonie), stummer Kalium in den Intrazellulärraum verschoben, eine
Herzinfarkt, Alkohol oder Drogenmissbrauch, Schlag- Kaliumsubstitution wird nötig.
anfall, Pankreatitis, Trauma, Medikamente (Kortikoide, Wegen der Gefahr von Retinaschäden Blutzucker
Thiazide), unzureichende Flüssigkeitszufuhr, Schwan- nicht schneller als 100 mg/dl/h senken und initial
gerschaft. nicht <250 mg/dl senken.
Beim Typ-2-Diabetes mellitus entsteht wahr-
scheinlich aufgrund der Insulinrestwirkung keine Ke-
tose, da zur Hemmung der Lipolyse nur 1/10 der zur 8.7.3 Hypoglykämie
Glukoseutilisation notwendigen Insulindosis benötigt
wird. Definition. Blutzucker <40 mg/dl (<2,2 mmol/l) oder
Whipple-Trias: Blutzucker <45 mg/dl (2,5 mmol/l),
Symptomatik. . Tab. 8.10. Hypoglykämiesymptome, Verschwinden der Sympto-
me durch Glukosegabe.
Diagnostik. (Fremd-)Anamnese, Klinik, Glukosespie-
gel, E-Hydroxybutyrat, Anstieg der Anionenlücke. Ätiopathogenese.
4 Organisch: Abnahme des Nüchternblutzuckers bei
Differenzialdiagnose. Differenzialdiagnose der Be- Insulinom, extrapankreatische Tumoren, paraneo-
wusstlosigkeit: toxisch, kardiovaskulär, endokrin (Hy- plastischen insulinähnlichen Peptiden, Lebererkran-
poglykämie), zerebral (oft mit reaktiver Hyperglykä- kungen, Nebennierenrinden-/Hypophysenvorder-
mie), psychisch, anoxämisch, laktatazidotisch. lappeninsuffizienz, β-Zellhyperplasie, Glykogeno-
sen, renal, bei diabetischer Mutter
Therapie. Intensivstation, Blasenkatheter, ZVK, Magen- 4 Reaktiv/postprandial: Dumping-Spätsyndrom
sonde, Blutzucker stündlich, K+, BGA alle 2 h, Deku- 4 Exogen: Hypoglycaemia factitia bei Insulinein-
bitus- und Thromboembolieprophylaxe. 0,9% NaCl nahme (z. B. in suizidaler Absicht), Alkoholexzess,
in der 1. Stunde: 1000 ml, danach abhängig von ZVD, Medikamentenwechselwirkungen, relative Über-
Bilanzierung (innerhalb der ersten 8 h ca. 5–6 l), dosierung von Insulin oder SH
evtl. zusätzlich Albumin, Ausgleich des Elektrolytdefi-
zits (cave: Hypokaliämie). Normalinsulin 5–10 IE/h,
Dosierung nach Blutzuckerkontrolle. Ab Blutzucker
282 Kapitel 8 · Endokrinologie, Stoffwechsel
Durst Hunger
Definition. Adenom (vereinzelt Karzinom) ausgehend
von pankreatischen Zellen mit autonomer Insulinsekre-
Haut trocken, Exsikkose Haut feucht, Schwitzen tion und konsekutiver Nüchternhypoglykämie.
Hypotone Muskulatur Tremor, Konvulsionen
Epidemiologie. Inzidenz von 4/1.000.000/Jahr.
Kussmaul-Atmung
Symptomatik. Nüchternhypoglykämie mit neurogly-
Fieber Kein Fieber
kopenischen Symptomen (Verwirrtheit, Sehstörungen,
Bauchschmerzen Keine Bauchschmerzen Verhaltensänderungen, z. T. Gewichtszunahme.
Reflexep Reflexen, Babinski
Differenzialdiagnose. Primäre Inselzell-Hyperplasie
8 evtl. positiv
(Nesidioblastose).
Diagnostik. Blutzucker, Insulin, C-Peptid, β-Hydrox- > Bei Insulinom wird die Insulinsekretion durch eine
butyrat, Hungerversuch (Insulinom). Hypoglykämie nicht supprimiert.
In Kürze
Diabetes mellitus, Hypoglykämie, Insulinom
. Tab. 8.12. Einteilung der Dyslipidämien nach Fredrickson (Phänotypen nach Fredrickson)
TG nn n n n nn nn
> Bei einem BMI >35 kg/m2 ist die Mortalität gegen- 4 Erfassung weiterer Risikofaktoren: Blutdruck, BZ
über Normalgewichtigen verdoppelt. (nüchtern, oGTT), Lipidstatus, Kreatinin, Harn-
stoff, TSH basal, kleines Blutbild, Elektrolyte, Dexa-
Symptomatik. Belastungsdyspnoe, rasche Ermüdbar- methason-Kurztest (Ausschluss Cushing-Syn-
keit, Gelenkbeschwerden, vermehrtes Schwitzen sowie drom), Ergometrie
Komplikationen bzw. Begleiterkrankungen:
Therapie. Indikation bei BMI ≥30 kg/m2 oder 25–
> Adipositas ist Manifestationsfaktor des metabo- 30 kg/m2 mit assoziierten Erkrankungen:
lischen Syndroms und Risikofaktor für zahlreiche 4 Ernährungsumstellung mit Bewegungs- (mind.
Erkrankungen. 3×/Woche 30–60 min) und Verhaltenstherapie
4 Gewichtsreduktion durch negative Energiebilanz
4 KHK, Schlaganfall, tiefe Beinvenenthrombose und bis zum Erreichen des Zielgewichts (Ziel oft 10-
thromboembolische Komplikationen (vor allem bis 20%-ige Reduktion bei BMI>35, 5–10% bei
postoperativ) 25-35)<.
4 Cholezystolithiasis 5 Kalorienreduzierte Mischkost mit 1000–
4 Präeklampsie 2000 kcal/Tag (50–60% der Kalorienzufuhr
4 Schlafapnoe-Syndrom durch Kohlenhydrate, 25–30% Fett, 15–20%
4 Maligne Erkrankungen (Karzinome von Endome- Proteine, Proteine mindestens 50 g/Tag) und
trium, Zervix, Ovar, Mamma, Kolon, Prostata) reichlich Flüssigkeitszufuhr
4 Arthrosen 5 Niedrigkalorische Diät (mit Zufuhr von Linol-
4 Aufgrund der erhöhten Aromataseaktivität in den säure, Proteinen und Kohlenhydraten)
Adipozyten und des dadurch erhöhten Östrogen- 5 Bei alleiniger Fettreduktion nur geringe Ge-
und verminderten Testosteronspiegels Potenzstö- wichtsabnahme
rungen beim Mann 5 Bei Erreichen des Zielgewichts isokalorische
4 Striae cutis, Intertrigo Ernährung
4 Medikamente (als Ergänzung falls Basistherapie
Diagnostik. nicht ausreichend, umstritten): Orlistat (nichtresor-
4 Gewichts-/Ernährungsanamnese bierbarer Lipasehemmer), Sibutramin (zentral
4 Bestimmung von BMI wirksamer Appetitzügler)
4 Hüftumfang (Risiko für assoziierte Stoffwechsel- 4 Chirurgie (»gastric banding«, Magen-Bypass)
erkrankungen steigt bei >102 cm [Männer] bzw.
>88 cm[Frauen]) > Keine Null-Diät (negative Stickstoffbilanz bedingt
4 »Waist-to-hip-ratio« (WHR, Risiko erhöht bei >1,0 Abnahme der Proteine und der Muskelmasse, keine
[Männer] bzw. >0,85 [Frauen]), langfristige Gewichtskontrolle).
4 Fettverteilungstyp: android/proximal/stamm-
betonter (sog. Apfeltyp; prognostisch ungünstiger) Prognose. 30% der therapiewilligen Patienten erreichen
versus gynoid/distal/hüftbetonter (sog. Birnen- eine langfristige Gewichtsreduktion.
typ)
288 Kapitel 8 · Endokrinologie, Stoffwechsel
In Kürze
Hyperlipidämie und Adipositas
Störung der tubulären Harnsäuresekretion >99% der Fälle Harnsäureausscheidung in der Nierep
Polygen, Manifestation bei purinreicher Ernährung und Über- Nierenerkrankungen, Laktatazidose, Ketoazidose,
gewicht Saluretika
Häm
Hämoglobin
eP = erythropoetische Porphyrien, ahP = akute hepatische Porphyrien, chhP = chronische hepatische Porphyrien
8.8 Stoffwechsel, Ernährung
291 8
In Kürze
Gicht, Pophyrien, Hämochromatose
Porphyrien 4 Symptomatik:
– Akute intermittierende Porphyyrie (AIP): Krisen bei Stimulation der Hämsynthese
8 (Medikamente, Stress) mit Koliken, Polyneuropathie, epileptischen Anfällen, Bewusstseins-
störungen, Hypertonie, Tachykardie
– Porphyria cutanea tarda: Fotodermatose mit Blasenbildung, narbiger Abheilung
4 Ätiologie: Störungen der Hämbiosynthese mit Anhäufung von Porphyrinvorstufen.
4 Diagnostik: Nachweis von Hämvorstufen im Urin/Plasma.
Therapie: Lichtschutz
– AIP: Intensivtherapie, Glukose + Hämarginat i.v., Intervallprophylaxe mit Hämarginat 1 Ampul-
le/Woche
– Pophyria cutanea tarda: Aderlass/Erythrozytopherese, Chloroquin
In Kürze
Morbus Wilson, Phenylketonurie, α-Antitrypsinmangel, Mukoviszidose
Phenylketonurie 4 Symptomatik: helle Haut, blonde Haare, blaue Augen, psychomotorische Retardierung,
zerebrale Krampfanfälle, Phenylazetatgeruch
4 Ätiologie: autosomal-rezessiv, Phenylalaninhydroxylasemangel; Neurotransmitterp,
Melaninp, Akkumulation toxischer Phenylketone
4 Diagnostik: Screening: Guthrie-Test (Phenylalaninkonzentration im Blut) am 5. Lebenstag
6 4 Therapie: Phenylalaninarme Diät
294 Kapitel 8 · Endokrinologie, Stoffwechsel
8
9 Rheumatologie
R. Kasch
. Tab. 9.1. Diagnostische Kriterien der ARA (American Rheumatism Association) bei cP
Kriterium
Arthritis (Schwellung) von Hand-, Fingergrund- Befall mindestens eines Hand-, Metakarpophalangeal-
oder Fingermittelgelenken oder proximalen Interphalangealgelenks
Rheumatoide Arthritis: mindestens 4 der 7 Kriterien müssen erfüllt, wobei die Kriterien 1–4 während 6 Wochen be-
stehen müssen.
9
Die Familienanamnese wie auch das Ansprechen Definition. Sonderform der chronischen Polyarthritis.
auf NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) sind zu- Heterogene Gruppe von Gelenkerkrankungen, die im
meist positiv. Es können im Serum HLA-B27-Immun- Alter unter 16 Jahren auftreten und mindestens 3 Mo-
komplexe nachgewiesen werden. Im akuten Schub fin- nate arthritische Beschwerden zeigen.
den sich im Labor zusätzlich eine Erhöhung von CRP, Morbus Still (Still-Syndrom, systemische juvenile
α2-Fraktion, BSG und eine Leukozytose. Im Gelenk- chronische Polyarthritis): Chronische Polyarthritis
punktat finden sich Rhagozyten. Diese enthalten Rheu- kombiniertmitviszeralenSymptomenwieHepatospleno-
mafaktoren und immunkomplexe. megalie, Lymphknotenschwellungen, Myokarditis und
Für die Diagnose des Felty-Syndroms sind Neutro- Perikarditis.
penie, zirkulierende Immunkomplexe und granulo-
zytenspezifische antinukleäre Antikörper (ANA) rich- Ätiopathogenese. Wahrscheinlich entzündliche Erkran-
tungweisend. kung auf autoimmunologischer Basis, deren Hauptma-
nifestation die Synovitis großer und kleiner Gelenke ist.
Therapie. Folgende Maßnahmen kommen zum Einsatz:
4 Physikalisch (Bewegungstherapie, lokale Kryothe- Symptomatik. Bei einigen Kindern kann Fieber auftre-
rapie im entzündlichen Schub) ten sowie die Augen und andere innere Organe befallen
4 Medikamentös werden. Unterschieden werden 5 Gruppen (. Tab. 9.2).
5 NSAR
5 Glukokortikoide Diagnostik. Die Diagnose wird klinisch gestellt. Mit Hil-
5 Basistherapeutika (Chloroquin, Goldsalze, D-Pe- fe von 4 Laborparametern lassen sich Krankheitsvarian-
nicillamin, Salazosulfapyridin, Methotrexat) ten klassifizieren:
4 Operativ (Synovektomie, prothetischer Gelenker- 4 Entzündungsparameter (BSG, Leukozyten, CRP)
satz) 4 IgM- Rheumafaktoren
4 Strahlentherapeutisch (Radiosynoviorthese) 4 Antinukleäre Antikörper (ANA)
4 Humane Leukozytenantigen HLA-B27
9.1.1.2 Juvenile chronische Arthritis (JcA)
Synonym. Juvenile rheumatoide Arthritis, juvenile Ar- Therapie. Zunächst Therapie mit NSAR (Nebenwir-
thritis. kungen!), die Dauer richtet sich nach dem Verlauf. Spä-
ter kommen Basismedikamente (Gold, D-Penicillamin,
Sulfasalazine) und Glukokortikoide zum Einsatz.
9.1 · Erkrankungen der Gelenke
299 9
Systemische juvenile chronische Kleinkindalter, hohes intermittierendes Fieber mit meist frühmorgendlichen
Polyarthritis (M. Still), ca. 20% Spitzen, bei 50% flüchtiges kleinfleckiges Exanthem, Lymphadenopathie, bei 70%
der JcA-Fälle Hepatosplenomegalie, Perikarditis, RF-negativ*, vorwiegend Handgelenke be-
troffen, Amyloidose als langfristige Komplikation in ≤10%. Labor mit ausgepräg-
ten Entzündungszeichen: BSGn, CRPn, Leukozytose, Thrombozytose. Zellreiches
Gelenkpunktat
Frühkindliche Oligoarthritis Erkrankungsgipfel im Alter von 1–3 Jahren. Häufig Beginn am Knie, OSG (oberes
(Typ l), ca. 20% der JcA-Fälle Sprunggelenk) als Monarthritis. In bis zu 50% chronisch rezidivierende Iridozyklitis
HLA-B27-assoziierte Oligoarthritis In ca. 80% HLA-B27-positiv. Meist Jungen vor der Pubertät. In ca. 80% HLA-B27-
(Typ ll), ca. 20% der JcA-Fälle positiv. Typisch akuter Verlauf, Iridozyklitis möglich
*rA = Rheumafaktor
Definition. Chronisch-entzündliche Erkrankungen vor- Ätiopathogenese. Der M. Bechterew ist eine entzünd-
zugsweise des Achsenskeletts bei genetischer Disposition liche, seronegative rheumatische Erkrankung mit fakul-
(Assoziation mit HLA-B27) und Fehlen von Rheumafak- tativer Mitbeteiligung innerer Organe und genetischer
toren (seronegativ) mit folgenden Leitsymptomen: Disposition. Fast 90% der Fälle sind HLA-B27-assozi-
4 Rückenschmerzen durch Sakroiliitis und Befall der iert, Männer sind häufiger betroffen. Langfristig ver-
Wirbelsäule knöchern die Iliosakralfugen, die Längsbänder (Syn-
4 Asymmetrische Oligoarthritis, oft der Kniegelenke desmophyten) und die gesamte Wirbelsäule inkl. Hals-
4 Entzündlichkeit der Sehnenansätze und Bänder wirbelsäule (Bambusstabform der Wirbelsäule). Die
4 Iritis und Iridozyklitis Wirbelkörper werden »entlastet«, sodass sich eine In-
aktivitätsosteoporose entwickeln kann.
Fünf Krankheitsbilder werden unterschieden, auf die
ersten drei soll näher eingegangen werden: Symptomatik. Im Frühstadium kann die Diagnose-
4 Ankylosierende Spondylitis (M. Bechterew) stellung oft sehr schwierig sein, da das Röntgenbild
4 Reaktive Arthritis (Reiter-Syndrom) unauffällig ist. Meist treten iliosakrale Schmerzen, Be-
300 Kapitel 9 · Rheumatologie
schmerzhafte Iliosakralgelenke (Sakroilitis) und Schmer- Epidemiologie. Bei ca. 5–10% aller Psoriasispatienten
zen im Bereich der Sehnen- und Bandansätze (Enthesio- kommt es zur Begleitarthritis.
pathie) auf.
Symptomatik. Betroffen sein können die großen Ge-
Diagnostik. Die Diagnose wird klinisch gestellt, bei lenke, die peripheren Gelenke der Akren und die
mindestens 3 Hauptsymptomen der Tetrade ist das Gelenke der Wirbelsäule. Unterschieden werden die
Reiter-Syndrom gesichtert. Ein serologischer Nachweis asymmetrische, symmetrische und die Spondylitis pso-
der auslösenden Bakterien ist gegebenenfalls möglich. riatica.
Therapie. Symptomatisch mit NSAR und physika- Diagnostik. Ergibt sich aus der Anamnese der Grund-
lischen Maßnahmen. Durch antibiotische Behandlung erkrankung und dem Befallsmuster der Gelenke. Im
wird versucht eine Infektsanierung zu erzielen, bei Labor finden sich unspezifische Entzündungszeichen,
schwerem und akuten Schub werden Kortikosteroide evtl. Rheumafaktoren.
gegeben. Basistherapeutika (z. B. Salazosulfapyridin)
kommen bei chronischem Verlauf zum Einsatz. Therapie. Die symptomatische Behandlung sieht kon-
sequente Krankengymnastik und NSAR zur Schmerz-
Prognose. Etwa 80% der Erkrankungen heilen nach behandlung vor. In schweren Fällen kommen Basis-
6–12 Monaten aus. Beim Vollbild des Reiter-Syndroms therapeutika (Salazosulfapyridin, Methotrexat) zum
ist das Risiko eines chronische Verlaufes deutlich er- Einsatz.
höht.
M. Crohn Kleine Gelenke bei ca. 20%, seltener Wirbelsäulengelenke, granulomatöse Entzündungen möglich
M. Wippel Häufig Arthritiden kleiner oder großer Gelenke, intraartikuläre, PAS-positive Makrophagenein-
schlüsse
Psoriasis Arthritis bei ca. 30% (Arthritis psoriatica), häufig aymmetrischer Befall der distalen Inter-
phangealgelenke
M. Behςet Polyarthritiden
In Kürze
Erkrankungen der Gelenke
Autoimmunologische Arthritiden
Juvenile chronische 4 Symptomatik: Fieber, Augen und andere innere Organe sind befallen.
Arthritis 4 Ätiologie: autoimmunologischer Prozess
4 Diagnostik: Klinik
4 Therapie: NSAR, Basismedikamente, Glukokortikoide
Reiter-Syndrom 4 Symptomatik: bevorzugt die untere Extremität; oft mit Erythema nodosum,
Diarrhoe, Urethritis, Augenentzündung
4 Ätiologie: Reaktive Arthritis oder HLA-B27-assoziierte seronegative Arthritis
4 Diagnostik: Keimnachweis, Serologie
4 Therapie: primär symptomatisch, bei schwerem Schub Kortikosteroide
Arthritis psoriatica 4 Symptomatik: asymmetrischer Befall (sog. Befall im Strahl), Haut- und Nagel-
veränderungen
4 Ätiologie: unbekannt
4 Diagnostik: typische Röntgenbefunde
4 Therapie: Krankengymnastik, NSAR, in schweren Fällen Basistherapeutika
Postinfektiöse Arthritiden
9.2 Extraartikulärer Rheumatismus, > An sensitiven Stellen (tender points) sind durch Druck
Weichteilrheumatismus bilateral heftige Schmerzreaktionen auslösbar.
Definition. Komplexes Schmerzsyndrom mit chro- Diagnostik. Ausführliche Anamnese, körperliche Un-
nischen multilokulären Schmerzen der Muskulatur, des tersuchung einschließlich der Überprüfung der tender
Bindegewebes und der Knochen. Kennzeichnend sind points. Um von Fibromyalgie sprechen zu können,
typisch lokalisierte schmerzhafte Druckpunkte und müssen mindestens 11 von 18 getesteten Punkten über
gleichzeitig bestehende psychische, neurologische, vege- 3 Monate schmerzhaft sein. Differenzialdiagnosen wie
tative und funktionelle Störungen ohne erkennbare entzündliche und degenerative Gelenkerkrankungen,
organische Ursache. Kollagenosen, Polymyalgia rheumatica (7 Kap. 9.3.3.1)
und neurologische Erkrankungen müssen ausgeschlos-
Ätiopathogenese. Unbekannt. sen werden.
Epidemiologie. Frauen erkranken 7mal häufiger als Therapie. Physikalische Therapie mit krankengymnas-
Männer. Häufig im mittleren Lebensalter (30.‒60. Le- tischen Entspannungsübungen, Lösung von Stresssitua-
bensjahr), ca. 3% der Bevölkerung sind betroffen. tionen und Akupunktur können helfen. Medikamentös
können ggf. Antidepressiva (Amitriptylin 10-50mg/d)
9 Symptomatik. Schmerzen im Bereich der oberen und
unteren Extremitäten, der Wirbelsäule und der vorde-
erfolgreich eingesetzt werden.
Diagnostik. Im Labor findet sich oft eine BSG-Erhö- Diagnostik. Klinik, Biopsie/Histologie, Labor: pANCA.
hung, Erythrozyturie und Anstieg des Serumkreatinins
(Glomerulonephritis), evtl. Leukozytose, Thrombozy- Therapie. Wie bei Wegener-Granulomatose
tose, Anämie, Nachweis von c-ANCA (ANCA mit zyto- (7 Kap. 9.3.1.1).
plasmatischem Fluoreszenzmuster, meist mit Ziel-
antigen Proteinase 3). Wichtige Differentialdiagnose ist Prognose. Unter Therapie oftmals langfristige Remis-
das Churg-Strauss-Syndrom (7 Kap. 9.3.1.2). sion.
Therapie. Therapiert wird, wenn notwendig, mit Korti- Diagnostik. Zur Diagnosestellung der Erkrankung ist
kosteroiden. das Vorliegen von 5 der 6 Hauptsymptome oder von
4 Hauptsymptomen und gleichzeitigem Nachweis von
Prognose. Relativ gut, in einigen Fällen kann es nach Aneurysmen der Herzkranzgefäße erforderlich. Labor:
Jahren zur chronischen Niereninsuffizienz kommen. BSG erhöht, CRP erhöht, Leukozyten und Thrombo-
zyten erhöht.
Symptomatik. Typisch sind unspezifische Symp- Definition. Unterschiedliche Krankheitsbilder mit ähn-
tome wie Nachtschweiß, Fieber, Muskel- und Ge- licher Symptomatik:
lenkschmerzen wie auch Gewichtsverlust. Weitere Be- Polymyalgia rheumatica: Systemische Riesenzell-
schwerden sind abhängig vom Befall der inneren arteritis der mittelgroßen und großen Arterien.
Organe. Arteritis temporalis (Arteritis temporalis Horten):
Riesenzellarteritis zusätzlich oder hauptsächlich der
Diagnostik. BSG-Anstieg, Granulozytose, Leukozytose, Temporalarterien.
Eosinophilie, positives HBs-Ag, ANCA-negativ, Kom-
plementverbrauch. Ätiopathogenese. Unbekannt.
Therapie. Je nach Schwere der Erkrankung wird Symptomatik. Die Polymyalgia rheumatica tritt akut
mit Kortikosteroiden und Cyclophosphamid be- auf. Typisch sind starke Schmerzen der Schultermusku-
handelt. latur, etwas seltener der Muskulatur des Beckengürtels,
Schwäche, Gewichtsverlust, Atrophie, Paresen, Ober-
Prognose. Ohne Therapie schlecht, mit Behandlung armdruckschmerz und Morgensteifigkeit.
liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei ca. 90%. Leitsymptom der Arteritis temporalis ist der
Kopfschmerz (Schläfenkopfschmerz), daneben Claudi-
9.3.2.2 Kawasaki-Syndrom catio intermittens der Kau- (Masseterschmerz) und
Ätiopathogenese. Unbekannt. Häufigstes Vorkommen Zungenmuskulatur und schlechtes Allgemeinbefin-
bei Kleinkindern, 80% der Patienten sind ≤5 Jahre. den. Die Patienten sind typischerweise über 60 Jahre
alt. Die A. temporalis ist verhärtet, druckempfind-
Symptomatik. 6 Hauptsymptome: lich, pulsschwach oder pulslos, geschlängelt und ge-
4 Septische Temperaturen, die nicht auf Antibiotika schwollen. Weitere vaskuläre Komplikationen können
ansprechen Augenschmerzen, Sehstörungen, Amaurosis fugax
4 Meist doppelseitige Konjunktivitis sein.
4 Stomatitis mit Rötung der Rachenhinterwand +
Erdbeerzunge ähnlich wie bei Scharlach ! Cave
4 Palmarerythem, meist auch der Fußsohlen Bei einer Beteiligung der Arteria centralis retinae
4 Exantheme droht die Erblindung durch einen entzündlichen
4 Schwellung der Halslymphknoten in 50% Verschluss!
9.4 · Kollagenosen
307 9
Diagnostik. Diagnostisch wegweisend sind das kli- Symptomatik. Proximal lokalisierte Muskelschwäche
nische Bild, eine augenärztliche Untersuchung und der und muskelkaterartige Myalgien im Bereich des Be-
histologische Nachweis der Riesenzellarteriitis (Biopsie ckens und des Schultergürtels.
der A. temporalis).
Diagnostik. Die Klinik ist diagnostisch wegweisend. Im
> Vor der Biopsie der A. temporalis muss ein Verschluss EMG (Elektromyogramm) kann eine Muskelschwäche
der A. carotis interna mit Kollateralkreislauf über nachgewiesen werden. Das Labor zeigt erhöhte Muskel-
die A. carotis externa/A. temporalis ausgeschlossen enzyme im Serum (CK, GOT, LDH), die unspezifischen
werden! Entzündungszeichen (BSG, CRP, Leukozyten) sind
ebenfalls erhöht. In der Muskelbiopsie wird eine lym-
Differenzialdiagnostisch sind die cP (Gelenkbeteiligung, phozytäre Entzündungsreaktion sichtbar.
Befallsmuster), Poly-/Dermatomyositis (CK erhöht)
und Kopfschmerzen anderer Genese zu erwägen. Therapie. Im akuten Stadium Bettruhe und hochdo-
sierte Glukokortikoidgabe (40–100 mg Prednison/
Therapie. Hoch dosierte Kortisongaben (40–60 mg Tag), die erst bei Besserung (klinisch, serumchemisch,
Prednison/d). Bei Sehstörungen durch die Arteriitis cen- EMG) langsam unter die Cushing-Schwelle (30 mg
tralis retinae ist eine hochdosierte intravenöse Kortiko- Kortisol/Tag) reduziert wird. Reicht die Glukokortiko-
steroidtherapie unter stationären Bedingungen erforder- idgabe nicht aus, können Immunsuppressiva (Azathi-
lich, um eine Erblindung abzuwenden. Nach klinischer oprin, Ciclosporin A) eingesetzt werden.
Besserung wird stufenweise auf eine Erhaltungsdosis re-
duziert und diese für mindestens 2 Jahre weiter gegeben. 9.4.1.2 Dermatomyositis
Definition. Polymyositis mit Hautbeteiligung.
Prognose. Bei konsequenter Behandlung ist die Prog-
nose günstig. Symptomatik. Die Hautbeteiligung kennzeichnet sich
durch ein lilarötliches Erythem im Gesicht, ein peri-
> Ohne Behandlung erblinden 30% der Patienten, Rezi- orbitales Ödem der Augenlider und eine schuppende
dive sind häufig. ekzematöse Dermatitis.
Takayasu -Syndrom
Wie bei Polymyalgia rheumatica Riesenzellarteriitis, die 9.4.2 Sjögren-Syndrom
jedoch die großen Abgangsarterien des Aortenbogens
befällt und zu deren Verschluss führt. Das Labor zeigt eine Synonym. Sicca-Syndrom.
stark erhöhte BSG, leichte Anämie und Leukozytose. Leit-
symptom ist die Pulslosigkeit der Arme. Die Therapie ähnelt Definition. Chronische Autoimmunerkrankung mit
der Behandlung der Arteriitis temporalis. Sollten Kortiko- Verminderung der exokrinen Drüsenleistung der Trä-
steroide nicht wirken, wird zusätzlich Cyclophosphamid nen- und Speicheldrüsen.
eingesetzt.
Ätiopathogenese. Unterschieden werden:
4 Primäres Sicca-Syndrom: Ätiologie nicht bekannt.
9.4 Kollagenosen 4 Sekundäres Sicca-Syndrom: Gehäuft bei cP, Kolla-
genosen, Hepatitis C, primärer biliärer Zirrhose.
Definition. Autoimmunerkrankungen des Bindegewe-
bes mit Manifestation am Bewegungsapparat (systemi- Symptomatik. Xerophthalmie (Austrocknung der
scher Lupus erythematodes, progressive systemische Augen), Xerostomie (Austrocknung des Mundes) so-
Sklerodermie, 7 Dermatologie). wie Austrocknung weiterer Schleimhäute.
308 Kapitel 9 · Rheumatologie
Diagnostik. Schirmer-Test (verminderte Durchfeuch- Therapie. Bei der sekundären Form ist die Behandlung
tung eines in den Konjunktivalsack gelegten Papierstrei- der Grundkrankheit indiziert. Die symptomatischen
fens). Die verminderte Speicheldrüsenfunktion kann Maßnahmen bestehen in lokaler Applikation von
semiquantitativ durch die Szintigraphie erfasst werden. künstlichem Speichel und Tränenersatzflüssigkeit.
BSG-Erhöhung, exzessive γ-Globulinerhöhung.
In Kürze
Extraartikulärer Rheumatismus, Weichteilrheumatismus, allergische Vaskulitiden, Kollagenosen
Allergische Vaskulitiden
Wegner-Granulomatose 4 Symptomatik: Nasenbluten, Otitis media, »rotes Auge«, später Multiorganbefall
4 Ätiologie: unbekannt
4 Diagnostik: BSGn, Erythrozyturie, Serumkreatininn, Anämie, c-ANCA-Anstieg
9 4 Therapie: Kortikosteroide, Immunsuppressiva
Kollagenosen
Polymyositis/ 4 Symptomatik: systemische Muskelentzündung, proximale Myalgie, Muskel-
Dermatomyositis schwäche. Hautbeteiligung (lilarötliches Gesichtserythem, periorbitales Ödem,
(+ Hautbeteiligung) ekzematoide Dermatitis)
4 Ätiologie: unklar, wichtigste primäre Muskelerkrankung
4 Diagnostik: CK, GPT, GOT und LDHn, lymphozytäre Infiltration des Muskels
4 Therapie: Glukokortikoiden, Immunsuppressiva
a b c
. Abb. 1.10a–c. Echokardiographie eines 58-jährigen Patien- c FD-Doppler mit breitem transaortalem Rückstromsignal
ten mit schwerer Aorteninsuffizienz auf der Basis eines nicht- in den linken Ventrikel (AO Aorta, LV linker Ventrikel, LA linker
disseziierten Aortenaneurysmas. a Parasternaler Längsschnitt Vorhof, AML vorderes Mitralsegel, PML rechtsventrikulärer
mit Ektasie der Aorta ascendens (79 mm) und dilatiertem lin- Ausflusstrakt, RCC rechtskoronare Semilunarklappe, ACC akoro-
ken Ventrikel. b Parasternaler Querschnitt in Höhe der Aorten- nare Semilunarklappe, LCC linkskoronare Semilunarklappe).
klappe mit großer enddiastolischer Regurgitationsfläche, (Aus Piper 2007)
312
. Abb. 4.4. Endoskopisches Bild eines Morbus Crohn mit . Abb. 4.5. Endoskopisches Bild einer Colitis ulcerosa
lymphofollikulärer Hyperplasie (Pflastersteinrelief ) (moderate Form) mit Verlust der Haustrierung des Kolons
. Abb. 5.2. Leberzirrhose. Laparoskopisches Bild (aus Kuntz, . Abb. 5.4. Bilirubin-(Pigment-)Steine (aus Kuntz, Hepato-
Hepatology, Springer 2006) logy, Springer 2006)
. Abb. 7.3. Auer-Stäbchen in Myeloblasten, die mittels . Abb. 7.6. Zerquetschte Zellkerne als Gumprecht-Kern-
Peroxidasereaktion angefärbt sind schatten im peripheren Blutausstrich
314
Sachverzeichnis
Anämie 3, 200–212 α1-Antitrypsin 128
A – bei akuter Blutung 209 α1-Antitrypsinmangel 293
– alimentäre 202–205 Anurie 185
Abdomen, akutes 131, 170 – aplastische 208, 217 Aortenklappeninsuffizienz 40
Abt-Letterer-Siwe-Krankheit 221 – autoimmunhämolytische 206 Aortenklappenstenose 41, 42
ACTH-Stimulationstest 253, 254 – bei chronischer Erkrankung 209 Aortenisthmusstenose 11
Addison-Krise 254 – chronisch-refraktäre 210 APECED 274
Additionsazidose 197 – Definition 201 Apolipoprotein, familiär
Adenokarzinom 105 – Diagnostik 201, 202 defektes 284
Aderlass 155 – erworbene 210 Apolipoprotein-E-Variante 284
Adhäsionsatelektase 90 – hämolytische 205–208 Appendizitis 130, 131
ADH-Sekretion – – extrakorpuskuläre 206 APUD-Zellen 129
– fehlende 246 – – korpuskuläre 207 Arcus lipoides corneae 284, 285
– inadäquate 247 – hereditäre 210 ARDS 93
Adipositas 286–288 – hyperplastische 210 ARDS 98
– Einteilung 286 – hypoplastische 210 Arteriitis temporalis 63, 306, 307
– sekundäre 286 – immunhämolytische 206 Arteriosklerose
Adrenalektomie 256 – bei Knochenmarkaplasie 208 – Differenzialdiagnose 65
adrenogenitales Syndrom 252, 253 – bei Knochenmarkinfiltration 208, – Risiko 284, 285
Adrenoleukodystrophie 254 209 Arthritis
Advanced Life Support 53 – makrozytär-hyperchrome 201 – autoimmunologische 297,
Agranulozytose 221 – mikrozytär-hypochrome 201 298
– akute 221 – normozytäre 201 – chronische 298, 299
– subakute 221 – perniziöse 274 – juvenile 298, 299
Akromegalie 243, 245 – renale 208 – postinfektiöse 7, 302
Akrozyanose 67 – sideroblastische 210 – psoriatica 301
Aktiviertes-Protein-C-Resistenz 233 – Therapie 202 – reaktive 300
Akute-Phase-Proteine 238 Anasarka 3 – rheumatoide 297
AL-Amyloid 228 Anastomosenulkus 120 Asbestose 90
51Cr-Albumin-Test 128 Aneurysma Aspergillose 32, 98, 102
Albuminurie 278 – dissecans 40 Aspirationspneumonie 99
Aldosteron/Kortison-Quotient 251 – verum 40 Asthenurie 246
Alkalose Angina Asthma
– metabolische 198 – abdominalis 60, 131 – Analgetika 83
– respiratorische 198 – pectoris – Anstrengung 83
Alkoholabusus 155, 157, 169, 171 – – instabile 17, 18 – bronchiale 83–87
Allupurinol 290 – – stabile 17 – – chronisches 87
Alopezie 274 – – vasospastische 14, 15 – – Therapie 86, 87
Alveolarzellenkarzinom 105 – nocturna 14 – allergisches 83
Amenorrhö 249, 253, 277 Angioplastie, perkutane 58, 61 – Extrinsic 83, 85
Amyloid 228 Anorektalfistel 137 – Intrinsic 83, 85
Amyloidose 254 Anstrengungsasthma 83 – Sulfit 83
Analfissur 137, 138 Antidiabetika 279 Asthmaanfall 85
Analgetika-Asthma 83 Antiglobulin-Test 206 Aszites 159
Analgetikanephropathie 180 Antihypertensiva 10 Atelektase 82, 89, 90
Analkanalkarzinom 142 Antikörper, antinukleäre 298 Atemnot, akute 86
Analkarzinom 142 Antikörpermangelsyndrom, 13C-Atemtest 119
Zuckerwassertest 217
Z Zunge, belegte 114
Zyanose 3, 67
Zenker-Divertikel 116 Zystenniere 189
Zieve-Syndrom 155 Zystitis, akute 178
Zöliakie 128 Zystostomie 190
Zollinger-Ellison-Syndrom 172