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Die Symptom-Checkliste-27 in Deutschland

Article in PPmP - Psychotherapie · Psychosomatik · Medizinische Psychologie · July 2006


DOI: 10.1055/s-2006-932577 · Source: PubMed

CITATIONS READS

33 3,285

3 authors, including:

Ulrich T. Egle Elmar Brähler


Psychiatrische Klinik Sanatorium Kilchberg, Zürich University of Leipzig
439 PUBLICATIONS 4,282 CITATIONS 2,063 PUBLICATIONS 54,987 CITATIONS

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Jochen Hardt1
Ulrich T. Egle1
Bernd Kappis1
Die Symptom-Checkliste SCL-27 Aike Hessel2
Ergebnisse einer deutschen Repräsentativbefragung Elmar Brähler3

Symptom Checklist SCL-27


Originalarbeit

Results of a Representative German Survey

Zusammenfassung Abstract

Die Symptom-Checkliste-27 (SCL-27) stellt eine Modifikation The Symptom-Checklist-27 (SCL-27) forms a modification of the
der Skalenbildung der weit verbreiteten Symptom-Checklis- widely used Symptom-Checklist-90-R, with the latter demon-
te-90-R (SCL-90-R) dar, deren psychometrische Kennwerte zum strating considerable shortcomings in psychometric properties.
Teil erhebliche Mängel aufweisen. Die SCL-27 ist zum Screening The SCL-27 is designed to screen for psychiatric symptoms in pa-
nach psychischen Beschwerden bei Patienten mit körperlichen tients presenting somatic complaints. It contains the six sub-
Leitsymptomen gedacht. Es werden die Subskalen depressive, scales depressive, dysthymic, vegetative, agoraphobic, sociopho-
dysthyme, vegetative, agoraphobe, soziophobe Symptome und bic symptoms and symptoms of mistrust. Additionally, a global
Symptome von Misstrauen gebildet, sowie zusätzlich ein globa- severity index (GSI-27), similar to the GSI in the SCL-90-R is avai-
ler Schwereindex (GSI-27) analog zum GSI der SCL-90-R. Die lable. The subscales are short, the number of items varies bet-
Subskalen sind kurz, sie umfassen je 4 ± 6 Items. Anhand einer ween four and six. Psychometric properties and reference values
deutschen Repräsentativstichprobe von über 2000 Personen based on a representative German sample of more than 2000
werden Gütekriterien und Normwerte für die verschiedenen subjects are presented for the various subscales. All subscales
214 Skalen angegeben. Die internen Konsistenzen sind zufrieden show sufficient internal consistency with Cronbach's a ³ 0.70
stellend, Cronbach's a beträgt ³ 0,70 für alle Subskalen der and for the GSI-27 a is = 0.93. The correlation between GSI-27
SCL-27 und 0,93 für den GSI-27. Die Korrelation zwischen GSI-27 and GSI is r = 0.93. Sex-specific cut-offs are presented to identify
und dem GSI-90 beträgt r = 0,95. Geschlechtsspezifische Cut-off- those patients, who need further examination.
Werte geben an, ab wann eine weitere Diagnostik erfolgen sollte.
Key words
Psychiatric screening ´ Symptom-Checklist ´ representative sam-
ple ´ reference values

Institutsangaben
1
Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Mainz
2
Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatische Medizin,
Medizinische Fakultät der Universität Leipzig
3
Selbständige Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie,
Medizinische Fakultät der Universität Leipzig

Korrespondenzadresse
Dr. Jochen Hardt ´ Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie ´
Universitätsklinikum Mainz ´ Untere Zahlbacher Straûe 8 ´ 55131 Mainz ´ E-mail: hardt@mail.uni-mainz.de

Eingegangen: 2. Juli 2003 ´ Angenommen: 22. Oktober 2003


Bibliografie
Psychother Psych Med 2004; 54: 214 ± 223  Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ´ New York
DOI 10.1055/s-2003-814786
ISSN 0937-2032
Einleitung mit diesen Verfahren entwickelt wurden, bilden sich die Skalen
nicht zufrieden stellend ab. Einzelne Items laden kaum auf ihrem
Viele Patienten mit chronischen Erkrankungen, beispielsweise zugehörigen Faktor oder sie laden höher auf Faktoren, die zu an-
chronische Schmerzzustände ohne hinreichende organische Ur- deren Subskalen gehören. Wird die Anzahl der Faktoren nicht
sache, werden immer noch auf der Grundlage eines rein medizi- vorgegeben, zeigen sich in unterschiedlichen Stichproben Lösun-
nisch-biologischen statt anhand eines biopsychosozialen Mo- gen mit unterschiedlichen Faktorenzahlen. In der Regel bilden
dells diagnostiziert und behandelt. Der Beitrag, den psychische sich weniger als neun Faktoren ab (Scree-Kriterium: [4]. Die test-
Faktoren am Beschwerdebild leisten, wird oft nicht hinreichend statistische Kritik lässt sich folgendermaûen zusammenfassen:
beachtet. Daher ist es sinnvoll, ein mehrdimensionales und öko- Patienten mit Belastungen durch Symptome im Sinne der
nomisches Instrument zu verwenden, das diese Faktoren erfasst. SCL-90-R erreichen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nur in
einigen Skalen hohe Werte, sondern in allen. Damit ist die Mög-
Die Symptom-Checkliste SCL-90-R von Derogatis et al. [1, 2] stellt lichkeit, mithilfe der SCL-90-R spezifische psychische Belastun-
ein für diese Fragestellung häufig verwendetes Instrument dar. gen zu entdecken, nicht gegeben. Es besteht die Gefahr, dass zu-
Zu 90 Items können die Patienten angeben, inwiefern sie in der fällig erhöhte Werte in einzelnen Skalen als solche spezifischen

Originalarbeit
letzten Woche an Problemen und Beschwerden litten. Die Ant- Belastungen fehlinterpretiert werden. Durch die Skalenbezeich-
worten werden von ¹0ª (¹überhaupt nichtª) bis ¹4ª (¹sehr starkª) nungen, die teilweise den Kategorien der diagnostischen Manua-
kodiert. Die Antworten von 83 dieser Items werden neun ver- le ICD-10 und DSM-IV [16,17] ähneln, wird der Diagnostiker in
schiedenen Dimensionen zugeordnet: Somatisierung, Zwang- eine falsche Richtung geleitet. Dies führt im ungünstigsten Fall
haftigkeit, Unsicherheit, Depressivität, ¾ngstlichkeit, Aggressivi- zu einer Fehldiagnose.
tät, phobische Angst, paranoides Denken und Psychotizismus.
Weiterhin gibt es drei Zusatzskalen, die allerdings die verschie- Offensichtlich ist die traditionelle Faktorenstruktur der SCL-90-R
denen Dimensionen nicht berücksichtigen: Ein Gesamtbelas- wenig geeignet, die in den 90 Items enthaltenen Informationen
tungsindex (GSI-90: Global-Severity-Index) erfasst die durch- zusammenzufassen ± ein Befund, der bei der weiten Verbreitung
schnittliche Schwere der Symptome für alle 90 Items. Ein Kenn- und dem relativ guten Renommee dieses Fragebogens erstaun-
wert PST (Positive Symptom Total) gibt die Anzahl der überhaupt lich ist. Mögliche Ursachen sind zum einen die Verwendung ei-
vorhandenen Symptome an, also die mit mindestens ¹1ª (¹trifft nes für Fragebogen wie der Symptom-Checkliste ungeeigneten
ein wenig zuª) beantworteten Items. Die durchschnittliche statistischen Verfahrens zur Itemselektion, der Hauptkompo-
Schwere dieser Symptome wird durch den Index PSDI (Positiv- nentenfaktorenanalyse (PCA: Principal Component Analysis)
Symptom-Distress-Index) wiedergegeben, rechnerisch der Quo- mit orthogonaler Rotation [18]. Zum anderen kann ein zu wenig
tient PST/GSI-90. differenzierter Umgang mit Fragebogenverfahren im klinischen
Alltag dazu beigetragen haben: Bekanntheit steht für Validität,
Historisch entstand die SCL-90-R aus der Hopkins-Symptom- der Skalenname alleine erscheint ausreichend zur Bestimmung
Checklist [3, 4]. Die SCL-90 war ursprünglich für die Evaluation des zugrunde liegenden Konstruktes. Ein Blick auf die Items 215
bei Psychotherapiepatienten entwickelt worden. Sie wurde an- oder statistischen Kennwerte unterbleibt oft im Zuge von ökono-
hand einer Stichprobe von 1000 psychiatrischen Patienten vali- mischen Erfordernissen und Zeitdruck.
diert und in der Folge bei Patientengruppen mit unterschied-
lichsten Störungen und Beschwerden eingesetzt [1, 5]. Es scheint, Versuche, bessere Lösungen zur Skalenzuordnung der Items der
dass auch ein psychologisch nicht geschulter Arzt die SCL-90-R SCL-90-R zu erreichen, lassen sich in zwei Gruppen einteilen.
als Screeningverfahren für psychische Stressfaktoren benutzen Zum einen wird die Benutzung lediglich einer Globalskala, die
kann. Doch wurde aufgrund teststatistischer Überlegungen seit im Wesentlichen den globalen Distress erfasst, vorgeschlagen.
Ende der 70er-Jahre zunehmend Kritik an der SCL-90-R laut (z. B. In der Regel wird hierzu eine Modifikation des GSI verwendet.
[6 ± 15]). Allerdings ist zur Erfassung einer einzigen Dimension ein Frage-
bogen von 90 Items unökonomisch, eine Auswahl von fünf oder
Dabei erreichen die Subskalen der SCL-90-R fast alle befriedigen- sechs der 90 Items erwies sich in verschiedenen Sprachen bereits
de, zum groûen Teil sogar sehr gute, Reliabilitäten im Sinne der als ausreichend um den globalen Distress zu erfassen [19, 20].
internen Konsistenzen. In fünf groûen deutschen Stichproben Klaghofer u. Brähler [21] schlagen eine im deutschsprachigen
wird in den neun Subskalen nur einmal ein niedriger Wert für Raum entwickelte Kurzversion SCL-K-9 vor, in der aus jeder der
eine interne Konsistenz erreicht (Cronbach's a = 0,60 für para- neun Subskalen der SCL-90-R dasjenige Item ausgewählt wurde,
noides Denken bei n = 800 Studenten), alle weiteren Werte lie- das die höchste Korrelation zum GSI aufwies. Der Index K-9 zeigt
gen bei a ³ 0,68 [4]. Wesentlich problematischer erscheint die in einer Kreuzvalidierung eine interne Konsistenz von Cron-
Tatsache, dass die einzelnen Skalen fast durchweg sehr hohe In- bach's a = 0,87 und eine Korrelation zum GSI-90 von r = 0,93 bei
terkorrelationen aufweisen. Diese liegen beispielsweise in der vergleichbaren Mittelwerten auf.
Repräsentativstichprobe im Mittel bei r = 0,67 (in anderen Stich-
proben sind sie niedriger bis zu einem mittleren r = 0,47) und da- Der zweite Ansatz erhält die Mehrdimensionalität bei ¾nderun-
mit teilweise im Bereich der Reliabilitätskoeffizienten. Das zent- gen in den Itemzuordnungen. Für dieses Vorgehen spricht, dass
rale Problem besteht jedoch in einer mangelnden empirischen der GSI in der Regel weniger Varianz unter den einzelnen Items
Evidenz der Zuordnung der Items zu den verschiedenen Subska- aufklärt als einzelne Subskalen. Er wird häufig mit einer Reduk-
len. Selbst unter Verwendung orthogonaler Faktorenrotationen, tion der Anzahl der Items verbunden. Bereits im Jahre 1983
für die im Falle der SCL-90-R kaum eine andere Begründung an- schlugen Derogatis u. Melisaratos [22] eine auf 57 Items verkürz-
gegeben werden kann als diejenige, dass die Skalen ursprünglich te Form der SCL-90-R vor, den Brief-Symptom-Index (BSI), der

Hardt J et al. Die Symptom-Checkliste SCL-27 ¼ Psychother Psych Med 2004; 54: 214 ± 223
alle Dimensionen der SCL-90-R enthält. Es wurden jedoch keine Interkorrelationen der Subskalen lagen mit Werten von
wesentlichen ¾nderungen vorgenommen, so dass die oben ge- 0,39 £ r £ 0,63 deutlich unter den Werten der SCL-90-R.
nannte Kritik an der SCL-90-R in etwa gleichem Maûe auf den
BSI zutrifft. Deutlichere ¾nderungen wurden von Rief et al. [23] Ziel der vorliegenden Arbeit ist eine Übertragung der anhand von
anhand einer Stichprobe von Patienten mit psychosomatischen Patienten mit chronischen Schmerzen gewonnenen Skalen der
Erkrankungen vorgenommen. Sie verwendeten ebenfalls die deutschen Form der SCL-27 auf eine repräsentative Stichprobe.
PCA mit orthogonaler Rotation und hielten an einer 9-faktoriel- Hierzu werden die Skalenkennwerte angegeben, die Verteilun-
len Lösung fest. Die beiden Faktoren ¹¾ngstlichkeitª und ¹phobi- gen abgebildet und Korrelationen zur Einschätzung der eigenen
sche Angstª der SCL-90-R fielen in dieser Lösung zusammen, ein Gesundheit und sozialen Unterstützung dargestellt.
neuer Faktor ¹Schlafstörungenª wurde hinzugefügt. Mittels Neu-
zuordnungen der Items konnten teilweise geringere Skaleninter-
korrelationen erreicht werden. Stichprobe und Methoden

Die SCL-27 gehört zum Ansatz der Weiterentwicklung eines Im Jahr 1996 füllten im Rahmen einer repräsentativen Bevölke-
Originalarbeit

mehrdimensionalen Instrumentes. Sie wurde anhand einer Neu- rungsbefragung in Ost- und Westdeutschland insgesamt 2179
faktorisierung der Daten der SCL-90-R bei Patienten mit chroni- Personen im Alter zwischen 16 und 96 Jahren (M = 44,4,
schen Schmerzen gewonnen [24]. Bei chronischen Schmerzpa- SD = 16,8) die SCL-90-R aus. 57 % der Befragten waren weiblich,
tienten zeigten weder die genannten neun Subskalen der 50 % waren Angestellte oder Beamte, 35 % Arbeiter/Facharbeiter.
SCL-90-R noch der GSI-90 zufrieden stellende psychometrische Weitere Angaben zur Stichprobe und detaillierte Beschreibun-
Kennwerte [15]. Daher wurde eine Kurzform mit 27 Items entwi- gen zur Erhebung finden sich in Hessel et al. [13, 26, 27]. Für
ckelt, die eine Extraktion von sechs Skalen und einem globalen 2148 ± 2151 Personen der Gesamtstichprobe lieûen sich die Ska-
Belastungsindex ermöglichte (GSI-27). Die Skalen wurden mög- len der SCL-27 berechnen, das sind über 98 %. Die Skalen berech-
lichst kurz gehalten, sie beruhen auf je 4 ± 6 Items. Die Subskalen nen sich als der Mittelwert der jeweiligen Items, dabei wurde je
heiûen ¹depressive Symptomeª (DEP), ¹dysthyme Symptomeª maximal ein (beim GSI-27 vier) fehlendes Item durch den perso-
(DYS), ¹vegetative Symptomeª (VEG), ¹agoraphobe Symptomeª nenspezifischen Mittelwert der übrigen Items einer jeweiligen
(AGO), ¹Symptome der sozialen Phobieª (SOP) und ¹Symptome Skala ersetzt. Zur Einschätzung der Konstruktvalidität werden
von Misstrauenª (MIS). In die Skalenbezeichnungen wurde be- Fragen zum Gesundheitszustand [26] und die Skalen des Frage-
wusst das Wort ¹Symptomeª aufgenommen, um den Unter- bogens zur sozialen Unterstützung (F-SozU: [28]) herangezogen.
schied der Fragebogenskalen zu psychiatrischen Diagnosen zu Erwartet werden hohe Zusammenhänge der SCL-27-Skalen DEP,
betonen. ¹Depressive Symptomeª in der SCL-27 sind existenziell DYS und VEG mit Angaben zum Gesundheitszustand sowie hohe
bedrohende Gedanken, ¹dysthyme Symptomeª hingegen bezie- Zusammenhänge der Skalen SOP und MIS mit sozialer Unterstüt-
hen sich auf Beeinträchtigungen im Alltag. Unter ¹vegetative zung. Für die Skala AGO wird keine Hypothese aufgestellt.
216 Symptomeª werden sechs Beschwerden wie Übelkeit und Herz-
klopfen verstanden. ¹Agoraphobe Symptomeª beziehen sich auf Die statistischen Berechnungen zu den Kennwerten der SCL-27
¾ngste in öffentlichen Räumen, mit ¹Symptome der sozialen gliedern sich in mehrere Schritte: Zunächst werden die Vertei-
Phobieª werden ¾ngste und Unsicherheiten gegenüber anderen lungen der Skalenwerte analysiert. Die Itemzuordnungen wer-
Personen erfasst. Die ¹Symptome von Misstrauenª bezeichnen den mittels konfirmatorischer Faktorenanalysen untersucht. Es
im Gegensatz zu ¾ngsten eher Argwohn und Vorsicht gegenüber wird ein Maximum-Likelihood-Verfahren verwendet, Korrelatio-
anderen Menschen. Eine interne Konsistenz von Cronbach's nen der latenten Variablen (Skalen) sind zugelassen. Es werden
a ³ 0,70 wurde als ausreichend angesehen. Aussagen, wie sie bei- die Kennwerte Comparative-Fit-Index (CFI: berechnet mit
spielsweise in Item 16 getroffen werden, ¹Hören von Stimmen, AMOS 3.61b) und Standardized Root Mean Square Residual
die sonst keiner hörtª, wurden ausgelassen. Psychotische Syn- (SRMR: berechnet mit LISREL 8.541) angegeben [29]. Zudem wer-
drome können nicht mit Hilfe von Fragebogen erhoben werden den die Reliabilitäten mittels Cronbach's a bestimmt. Für jedes
und die Fragen hierzu verunsichern nichtpsychotische Patienten Item werden zusätzlich konvergente (korrigiert) sowie diskrimi-
möglicherweise. Es wurden weiterhin keine Items aufgenom- nante Trennschärfen berechnet. Es handelt sich dabei um eine
men, die in der SCL-K-9 enthalten sind, um die beiden Instru- vereinfachte Form des Multitrait-Multimethod-Ansatzes von
mente unabhängig voneinander zu erhalten. Itemumformulie- Campbell u. Fiske [30]. Danach sollte jedes Item höher mit der
rungen oder -ergänzungen wurden nicht vorgenommen, damit zugehörigen Skala korrelieren (konvergente Trennschärfe) als
bleibt die neue Struktur auf vorhandene Fragebogen anwendbar. mit jeder Fremdskala (diskriminante Trennschärfe). Im nächsten
Schritt werden die Zusammenhänge aller Skalen zu Alter und
Bei Patienten mit chronischen Schmerzen bildeten sich die Item- Geschlecht analysiert. Dies geschieht via multipler Regressions-
zuordnungen der SCL-27 sowohl in der 90-Item-Form als auch in
einer Kurzform gut ab [24]. Alle verbleibenden 27 Items zeigten
in der Extraktionsstichprobe spezifische Ladungen auf dem zu- 1
Der Grund für die Verwendung unterschiedlicher Programme zur
gehörigen Faktor, in der Kreuzvalidierung erwies sich lediglich Schätzung der beiden Parameter liegt darin, dass AMOS 3.61b kein
ein Item der Skala ¹vegetative Symptomeª als wenig spezifisch. SRMR ausgibt und LISREL seit der Version 8.52 eine geänderte Berech-
nung des CFI durchführt. Im vorliegenden Fall ergeben sich durch letz-
Bei Benutzung der Kurzform treten in geringem Umfang Itempo-
teres sehr viel höhere Werte für den CFI (zwischen 0,94 und 0,98 für die
sitionierungseffekte auf, ähnlich wie sie von Franke et al. [25] bei in den Ergebnissen vorgestellten Modelle), die aber nicht mit den in der
Verwendung aller Items der SCL-90-R beschrieben wurden. Die Literatur berichteten Werten vergleichbar sind.

Hardt J et al. Die Symptom-Checkliste SCL-27 ¼ Psychother Psych Med 2004; 54: 214 ± 223
Abb. 1 Häufigkeitsverteilungen der Ska-
lenwerte der SCL-27.

Originalarbeit
217

analysen, in die neben den Haupteffekten Terme für einen qua- Ergebnisse
dratischen Alterseffekt und eine Interaktion zwischen Alter und
Geschlecht aufgenommen werden. Abschlieûend werden die In- Verteilungen der Skalenwerte
terkorrelationen der Skalen dargestellt sowie die Korrelationen Abb. 1 zeigt die extremen Linksgipfeligkeiten aller Skalen. Für
zu verschiedenen Auûenkriterien angegeben. Verwendet wur- den GSI-27 wurde deshalb eine Transformation vorgenommen,
den die Statistikprogramme AMOS 3.61b [31], ITAMIS [32], LIS- die diese Skala annähernd zu einer Normal- und gleichzeitig zu
REL 8.54 [33], SPSS 6.13 [34] und STATA 7 [35]. einer z-Verteilung umformt. Für beide Berechnungen zusam-
mengefasst ergeben sich die Formeln:

Hardt J et al. Die Symptom-Checkliste SCL-27 ¼ Psychother Psych Med 2004; 54: 214 ± 223
kunft), 53 (Kloû im Hals), 33 (Furchtsamkeit), 82 (Furcht, in der
Tab. 1 Kennwerte zur Dichotomisierung der Skalen der SCL-27 Öffentlichkeit in Ohnmacht zu fallen), 37 (Leute sind unfreund-
lich), 18 (Menschen nicht trauen) und 68 (Ideen, die andere nicht
Frauen Männer teilen), die jeweils mindestens eine diskriminante Trennschärfe
Dimension Cut-off % Fälle Cut-off % Fälle im Bereich der Konvergenten aufweisen. Falschzuordnungen in
der Art, dass ein Item mit einer Fremdskala wesentlich höher als
DEP: depressive Symptome > 1,00 12,70 > 0,50 14,75
mit der zugehörigen korreliert, treten nicht auf. Die Interkorrela-
DYS: dysthyme Symptome > 1,00 12,64 > 0,75 11,73
tionen der Skalen liegen zwischen 0,44 und 0,65 (Tab. 3). Die in-
VEG: vegetative Symptome > 0,80 12,80 > 0,50 12,24
haltlich nahen Konstrukte SOP und MIS weisen dabei die höchs-
AGO: agoraphobe Symptome > 0,80 9,94 > 0,25 10,50
ten Zusammenhänge auf (r = 0,65), DEP und DYS zeigen einen
SOP: soziophobe Symptome > 1,00 9,62 > 0,75 10,52
Zusammenhang von r = 0,57.
MIS: Symptome v. Misstrauen > 1,00 14,18 > 1,00 11,81

Alters- und Geschlechtseffekte


In allen Subskalen der SCL-27 sowie im GSI-27 zeigen Frauen hö-
Originalarbeit

zGSI-27 = 4,4 ± 5,8/(G27 + 1) für Frauen, here Werte als Männer (p < 0,001). Insbesondere in der Skala
AGO werden von Männern im Alter zwischen 30 und 60 extrem
zGSI-27 = 5,0 ± 5,5/(G27 + 0,9) für Männer. niedrige Werte angegeben. Es zeigen sich nichtlineare Altersef-
fekte für alle Skalen auûer für MIS (vgl. Abb. 2). Dabei weisen in
Für die sechs Subskalen lieû sich eine solche Transformation den Skalen DEP, DYS, VEG und AGO Personen bis zum Alter von
nicht durchführen, insbesondere, da der Anteil an Probanden etwa 50 Jahren durchgängig vergleichsweise niedrigere Werte
mit einem Wert von ¹0ª zu hoch war. Stattdessen wurde eine Di- auf, höhere Altersgruppen berichten zunehmend stärkere Be-
chotomisierung vorgenommen. Tab. 1 zeigt hierzu die Cut-off- schwerden in den Skalen der SCL-27. In den Skalen SOP und MIS
Werte, durch die jeweils diejenigen 10 ± 15 % der Probanden mit zeigt sich ein gegenläufiger Trend: Hier sind lineare Abnahmen
den höchsten Werten einer Skala identifiziert werden. Ein Anteil mit dem Alter bis etwa zum 60. Lebensjahr zu beobachten, ab
von 10 ± 15 % wurde gewählt, da die SCL-27 als Screeninginstru- 60 zeigen sich in etwa gleiche Werte. Der scheinbare Anstieg
ment für psychische Erkrankungen konzipiert wurde, so dass ei- von Misstrauen in der Gruppe der 75 ± 85-Jährigen hingegen soll-
ner hohen Sensitivität Vorrang gegenüber einer hohen Spezifität te nicht interpretiert werden ± dieser Effekt ist nicht signifikant.
eingeräumt wurde. Die Cut-off-Werte wurden dennoch so be- Der GSI-27 und stärker noch der zGSI-27 zeigt eine geringe Abnah-
stimmt, dass Unterschiede in den Häufigkeiten zwischen Frauen me der Werte im Alter von 20 ± 50 Jahren, gefolgt von einem
und Männern möglichst gering ausfallen, dabei bleiben die un- deutlichen Anstieg bei den über 50 Jahre alten Personen.
terschiedlichen Prävalenzen psychischer Erkrankungen bei Män-
nern und Frauen unberücksichtigt. Zur Konstruktvalidität der Skalen der SCL-27
218 Tab. 4 zeigt die Angaben zur Konstruktvalidität der SCL-27. Die
Faktorenanalytische Auswertung Korrelationen der einzelnen Subskalen mit den Kriteriumsvari-
Die konfirmatorischen Faktorenanalysen zeigen einen Compara- ablen sind durchweg gering, die Werte liegen zwischen
tive-Fit-Index von CFI = 0,92 bei einem standardisierten Root 0,08 £½r½ £ 0,37. Die Skalen DEP, DYS und VEG zeigen erwar-
Mean Square Residual von SRMR = 0,04 für die Faktorenstruktur tungsgemäû höhere Korrelationen zu den Angaben zum Gesund-
der SCL-27. Die standardisierten Ladungszahlen liegen zwischen heitsstatus als zu den Skalen zur sozialen Unterstützung. Die
0,42 und 0,71. Die Korrelationen zwischen den latenten Variab- Skalen SOP und MIS weisen das umgekehrte Muster auf, Skala
len sind allerdings noch höher, die Werte liegen zwischen 0,54 AGO zeigt durchweg sehr niedrige Korrelationen zu allen Kriteri-
und 0,83. In der Analyse der Modifikationsindizes fällt insbeson- umsvariablen. Der GSI-27 zeigt vergleichsweise hohe Korrelatio-
dere Item 53 (Kloû im Hals) auf, das deutliche Beziehungen zur nen zu allen gewählten Kriteriumsvariablen (0,18 £ ½r½ £ 0,35).
latenten Variable (Skala SOP) aufweist. Weiterhin zeigt sich ein
Zusammenhang zwischen Item 4 (Ohnmachts- und Schwindel-
gefühle) und Item 82 (Furcht, in der Öffentlichkeit in Ohnmacht Diskussion
zu fallen). Letzteres könnte ein sprachlicher Effekt sein, da in bei-
den Items das Wort Ohnmacht vorkommt. Die Struktur der Skalencharakteristika
SCL-27 wurde mit Ladungen aller 27 Items auf einem Faktor so- Beschwerdelisten wie die SCL weisen sehr häufig linksgipfelige
wie mit der Originalstruktur der SCL-90-R, letztere allerdings Verteilungen auf. Der Grund dafür liegt unter anderem darin,
mit korrelierenden Faktoren, verglichen. Es zeigt sich ein CFI dass mit den vorgegebenen Antwortkategorien gleichzeitig er-
von 0,80 bei einem SRMR von 0,06 für die Einfachstruktur, wäh- fasst wird, ob bestimmte Beschwerden auftreten, und wenn ja,
rend die Originalstruktur Kennwerte von CFI = 0,76 und wie ausgeprägt die Belastung erlebt wird. Die Schweregraduie-
SRMR = 0,05 aufweist. rung ist eine unipolare Skala, die in Verbindung mit Vorhanden-
sein der Beschwerden zwangsläufig diese linksgipfeligen Vertei-
Reliabilitäten und Interkorrelationen der Skalen lungen produziert [36]. In Bezug auf den GSI-27 wurde dem hier
Die Analyse der Reliabilitäten ergibt ausnahmslos zufrieden stel- insofern zu begegnen versucht, als dass eine Transformation vor-
lende Werte von a > 0,70 (Tab. 3). Der Vergleich der konvergen- geschlagen wurde, die die Schiefe reduziert und die Werte auf ei-
ten und divergenten Trennschärfen zeigt für die Mehrheit der nen Mittelwert nahe Null und eine Standardabweichung nahe 1
Items eine optimale Zuordnung zur jeweiligen Skala. Ausnah- umformt. Dabei wurden einfache Formeln verwendet, die mit je-
men bilden die Items 54 (Hoffnungslosigkeit angesichts der Zu- dem Taschenrechner auszuführen sind, um eine schnelle Berech-

Hardt J et al. Die Symptom-Checkliste SCL-27 ¼ Psychother Psych Med 2004; 54: 214 ± 223
Abb. 2 Mittelwerte und Standardabwei-
chungen der Skalen der SCL-27 nach Alter
und Geschlecht.

Originalarbeit
219

nung im klinischen Alltag zu ermöglichen. Die Linksgipfeligkeit Struktur der SCL-27 auf ein Kollektiv von überwiegend gesunden
wurde nicht ganz aus der Verteilung entfernt. Die Diskrimina- Personen anzuwenden ist. Inwiefern die SCL-27 eine sinnvolle
tionsfähigkeit der Skala ist im unteren Bereich gering, und die Skalenstruktur für ein solches Kollektiv bietet, ist hingegen frag-
SCL-27 ist zum Einsatz bei Patienten gedacht, die zumeist Werte lich. In der konfirmatorischen Faktorenanalyse zeigt sich ein mä-
über dem in dieser Repräsentativbefragung beobachteten Mit- ûiger Wert für den Anpassungsindex (CFI = 0,92) und ein guter
telwert aufweisen. Wert für das Residuum (SRMR = 0,04). Verantwortlich sind ins-
besondere Mehrfachladungen der Items auf den hoch korrelier-
Itemzuordnungen ten latenten Variablen (Skalen). Die Regressionsgewichte der
Sowohl die Analyse der konvergenten und diskriminanten einzelnen Items auf ihren jeweiligen Faktoren sind gut. Die
Trennschärfen als auch die konfirmatorische Faktorenanalyse Kennwerte der SCL-27 sind dabei deutlich besser als diejenigen
zeigen, dass die an chronischen Schmerzpatienten gewonnene für eine Einfachstruktur und die Originalstruktur der SCL-90-R.

Hardt J et al. Die Symptom-Checkliste SCL-27 ¼ Psychother Psych Med 2004; 54: 214 ± 223
Tab. 2 Itemwortlaute, Skalenzuordnungen, internen Konsistenzen und Itemkorrelationen (ritt)

Item Skalenzuordnung Skala


Position in der SCL-90-R in der SCL-27 DEP DYS VEG AGO SOP MIS

(DEP) depressive Symptome 0,71


15 Depression Gedanken, sich das Leben zu nehmen 0,48 0,38 0,30 0,38 0,36 0,34
30 Depression Schwermut 0,55 0,50 0,40 0,43 0,48 0,43
54 Depression Gefühl der Hoffnungslosigkeit angesichts der Zukunft 0,51 0,42 0,37 0,39 0,47 0,49
59 Zusatzskala Gedanken an den Tod und ans Sterben 0,53 0,41 0,43 0,46 0,41 0,37
(DYS) dysthyme Symptome 0,78
9 Zwanghaftigkeit Gedächtnisschwierigkeiten 0,38 0,59 0,38 0,38 0,32 0,32
14 Depression Energielosigkeit oder Verlangsamung in den Bewegungen 0,47 0,59 0,47 0,45 0,38 0,39
oder im Denken
Originalarbeit

51 Zwanghaftigkeit Leere im Kopf 0,45 0,54 0,48 0,46 0,39 0,36


55 Zwanghaftigkeit Konzentrationsschwierigkeiten 0,48 0,63 0,44 0,39 0,43 0,41
(VEG) vegetative Symptome 0,74
4 Somatisierung Ohnmachts- oder Schwindelgefühle 0,33 0,38 0,49 0,42 0,26 0,24
39 ¾ngstlichkeit Herzklopfen oder Herzjagen 0,35 0,39 0,51 0,37 0,26 0,27
40 Somatisierung Übelkeit oder Magenverstimmung 0,31 0,37 0,45 0,35 0,29 0,32
48 Somatisierung Schwierigkeiten beim Atmen 0,26 0,30 0,44 0,31 0,21 0,22
49 Somatisierung Hitzewallungen oder Kälteschauer 0,35 0,41 0,52 0,45 0,31 0,31
53 Somatisierung Gefühl, einen Klumpen (Kloû) im Hals zu haben 0,43 0,39 0,44 0,42 0,45 0,37
(AGO) agoraphobe Symptome 0,75
13 phobische Angst Furcht auf offenen Plätzen oder auf der Straûe 0,33 0,37 0,43 0,54 0,32 0,28
25 phobische Angst Befürchtungen, wenn Sie alleine aus dem Haus gehen 0,38 0,36 0,35 0,55 0,34 0,34
33 ¾ngstlichkeit Furchtsamkeit 0,53 0,45 0,43 0,55 0,48 0,43
50 phobische Angst Notwendigkeit, bestimmte Dinge, Orte oder Tätigkeiten 0,38 0,40 0,45 0,52 0,42 0,40
zu meiden, weil Sie durch diese erschreckt werden
82 phobische Angst Furcht in der Öffentlichkeit in Ohnmacht zu fallen 0,31 0,31 0,44 0,45 0,30 0,31
(SOP) Symptome der sozialen Phobie 0,77
37 Unsicherheit im Gefühl, dass die Leute unfreundlich sind oder Sie nicht 0,40 0,33 0,32 0,35 0,53 0,54
Sozialkontakt leiden können
41 Unsicherheit im Minderwertigkeitsgefühle gegenüber anderen 0,52 0,44 0,38 0,44 0,59 0,49
220 Sozialkontakt
61 Unsicherheit im unbehagliches Gefühl, wenn Leute sie beobachten oder 0,47 0,38 0,36 0,44 0,58 0,51
Sozialkontakt über Sie reden
69 Unsicherheit starke Befangenheit im Umgang mit anderen 0,41 0,37 0,34 0,42 0,61 0,48
im Sozialkontakt
(MIS) Symptome von Misstrauen 0,71
18 paranoides Gefühl, dass man den meisten Menschen nicht trauen kann 0,43 0,35 0,31 0,36 0,45 0,47
Denken
68 paranoides Ideen oder Anschauungen, die andere mit Ihnen nicht teilen 0,37 0,38 0,32 0,35 0,46 0,46
Denken
76 paranoides mangelnde Anerkennung Ihrer Leistung durch andere 0,42 0,33 0,30 0,35 0,54 0,51
Denken
83 paranoides Gefühl, das die Leute sie ausnutzten, wenn Sie es zulassen 0,40 0,35 0,35 0,38 0,45 0,55
Denken würden

Lesebeispiel: Das Item ¹Gedanken, sich das Leben zu nehmenª steht auf Platz 15 in der SCL-90-R. Es gehört zur Skala Depression in der SCL-90-R, zu Skala DEP in
der SCL-27. Cronbachs' a von Skala DEP ist 0,71. Die korrigierte konvergente Korrelation von Item 15 mit Skala DEP beträgt 0,48. Die diskriminanten Korrelatio-
nen von Item 15 zur Skala DYS beträgt 0,38

Dabei sind die Kennwerte der Originalstruktur in der vorliegen- SCL-90-R, wie sie beispielsweise von Klaghofer et al. [21] ange-
den Stichprobe etwas besser als in anderen Stichproben für die wendet wurde, als ausreichend. In Patientenkollektiven hinge-
SCL-90-R beobachtet (CFI ~ 0,65 vgl. [37]). gen ist dies nicht der Fall [24]. Ein ähnliches Ergebnis wurde
von Vassend u. Skrondal [38] basierend auf der SCL-90-R berich-
Einigen Items fehlt deutlich eine Spezifität, wie insbesondere die tet: Sie fanden unterschiedliche Faktorenstrukturen in Abhän-
Analyse der konvergenten und diskriminanten Trennschärfen gigkeit von der Höhe des GSI-Wertes (vgl. hierzu auch [21]). Die
zeigt. Als Schlussfolgerung ist die Struktur der SCL-27 in einem Reliabilitäten der Subskalen der SCL-27 sind in Anbetracht der
Kollektiv überwiegend gesunder Personen nicht als optimal zu Kürze der Skalen als gut zu bewerten, im Vergleich zur Extrak-
bezeichnen. Bei überwiegend Gesunden erweist sich vermutlich tions- und Validierungsstichprobe sind jedoch die Interkorrela-
eine einfaktorielle Skala basierend auf anderen Items der tionen in dieser Repräsentativstichprobe mit einem Median von

Hardt J et al. Die Symptom-Checkliste SCL-27 ¼ Psychother Psych Med 2004; 54: 214 ± 223
Tab. 3 Interkorrelationen der Skalen der SCL-27

DEP depressive Sy
DYS dysthyme Sy 0,57
VEG vegetative Sy 0,52 0,57
AGO agoraphobe Sy 0,56 0,54 0,59
SOP Sy der sozialen Phobie 0,59 0,49 0,45 0,54
MIS Sy von Misstrauen 0,56 0,48 0,44 0,49 0,65
GSI-27 globale Belastung 0,80 0,78 0,78 0,78 0,78 0,77

Mittelwert 0,37 0,41 0,33 0,19 0,35 0,49 0,35


Standardabweichung 0,56 0,56 0,46 0,40 0,53 0,59 0,40
n 2150 2147 2150 2151 2148 2150 2142

Originalarbeit
DEP DYS VEG AGO SOP MIS GSI-27

Pearson-Korrelationen, alle p < 0,001

Tab. 4 Zur Konstruktvalidität der SCL-27

Gesundheita F-SozUb
Dimension der Zustand Beeinträch- anfällig gegen emotionale praktische soziale soziale
SCL-27 gegenwärtig tigung Krankheiten Unterstützung Unterstützung Integration Belastung

DEP 0,31 0,27 ± 0,22 ± 0,16 ± 0,19 ± 0,27 0,23


DYS 0,33 0,28 ± 0,22 ± 0,11 ± 0,14 ± 0,19 0,17
VEG 0,37 0,33 ± 0,33 ± 0,08 ± 0,11 ± 0,14 0,17
AGO 0,24 0,23 ± 0,22 ± 0,13 ± 0,15 ± 0,20 0,18
SOP 0,15 0,10 ± 0,13 ± 0,21 ± 0,19 ± 0,33 0,34
MIS 0,18 0,15 ± 0,12 ± 0,16 ± 0,18 ± 0,28 0,37
GSI-27 0,35 0,29 ± 0,27 ± 0,18 ± 0,20 ± 0,30 0,31

Pearson Korrelationen, alle p < 0,001; a Die Items lauten: Wie würden Sie Ihren gegenwärtigen Gesundheitszustand beschreiben (1: sehr gut, 5: schlecht)? Beein-
trächtigt Sie Ihr Gesundheitszustand bei der Erfüllung alltäglicher Aufgaben (1: überhaupt nicht, 3: erheblich)? Wie anfällig sind Sie im Allgemeinen gegenüber 221
Krankheiten (1: sehr, 4: gar nicht)? b Fragebogen zur sozialen Unterstützung

0,54 relativ hoch. Sie liegen aber immer noch unter dem Wert, Zur Konstruktvalidität der Skalen der SCL-27
den Rief et al. [23] für die SCL-90-R angeben (mittlere Korrela- Die Interkorrelationen der Skalen der SCL-27 liegen im mittleren
tion r = 0,62). bis hohen Bereich, doch teilweise deutlich unter den Werten, die
für die Struktur der SCL-90-R angegeben werden. Auch die Er-
Alters- und Geschlechtseffekte gebnisse bezüglich der Konstruktvalidität der Skalen der SCL-27
Frauen zeigen in Beschwerdelisten in der Regel höhere Werte als sind durchweg erwartungsgemäû. Einschränkend muss zu Letz-
Männer. In dieser Hinsicht bildet die SCL-27 keine Ausnahme, le- terem jedoch gesagt werden, dass die beobachteten Zusammen-
diglich in der Skala MIS sind Geschlechtsunterschiede vernach- hänge mit Absolutwerten zwischen 0,09 £ ½r½ £ 0,36 generell
lässigbar gering. Im zGSI-27 wurden Geschlechtsunterschiede nicht hoch sind. Zusätzlich sind die Unterschiede zwischen kons-
rechnerisch eliminiert. Hinsichtlich der Altersverteilungen über- truktkonformen Skalen, d. h. DEP, DYS und VEG mit Angaben
raschen die Ergebnisse der SCL-27. Die vergleichsweise niedrigen zum Gesundheitszustand sowie SOP und MIS mit Angaben zur
Werte der psychischen Beschwerden DEP, DYS, AGO sowie der sozialen Unterstützung, nur gering.
vegetativen Symptome im jungen und mittleren Lebensalter de-
cken sich nicht mit den Altersverteilungen psychischer Erkran- Einschränkungen
kungen [39, 40]. Derzeit ist unklar, wie dieser Effekt in der SCL-27 Die vorliegende Arbeit zeigt folgende Einschränkungen: Die Ana-
zustande kommt. Möglicherweise sind ältere Menschen eher lysen beruhen auf einem Datensatz, in dem die Probanden alle
sensibel hinsichtlich der Wahrnehmung solcher Symptome. 90 Items der SCL-90-R vorgelegt bekamen. Eine Verkürzung auf
Eine Abnahme von Symptomen zu interpersonellen Problemen die verwendeten 27 Items zeigte bei chronischen Schmerzpa-
mit dem Alter, hier beobachtet in den Skalen SOP und MIS, hin- tienten geringe Veränderungen in den Mittelwerten und Streu-
gegen deckt sich mit den Auftretenswahrscheinlichkeiten dies- ungen einiger Items, allerdings auch eine Verbesserung der psy-
bezüglicher Erkrankungen. Die meisten Menschen gewinnen chometrischen Kennwerte. Als Erklärung hierfür wurde ange-
mit den Jahren an Sicherheit im Umgang mit anderen. nommen, dass der Wegfall von Items zu schweren psychiatri-

Hardt J et al. Die Symptom-Checkliste SCL-27 ¼ Psychother Psych Med 2004; 54: 214 ± 223
schen Symptomen ein sorgfältigeres Ausfüllen des Bogens mit 8
Holcomb WR, Adams NA, Ponder HM. Factor structure of the symptom
sich bringt. Streng genommen liegen jedoch für diese verkürzte checklist 90 with acute psychiatric inpatients. J Consult Clin Psychol
1983; 51: 535 ± 538
Form keine Normwerte vor. 9
McNiel DE, Greenfield TK, Attkisson CC, Binder RL. Factor structure of a
brief symptom checklist for acute psychiatric inpatients. J Clin Psychol
Weiterhin wird eine Anwendung der Skalen zum Screening in 1989; 45: 66 ± 72
10
Repräsentativbefragungen nur bedingt empfohlen. Zum einen Rief W, Fichter M. The Symptom Check List SCL-90-R and its ability to
discriminate between dysthymia, anxiety disorders, and anorexia ner-
sind die Ergebnisse zur Validität in der vorliegenden Stichprobe vosa. Psychopathology 1992; 25: 128 ± 138
hierzu zu schwach. Zum anderen bildet sich der globale 11
Steer RA, Clark DA, Ranieri WF. Symptom dimensions of the SCL-90-R:
Schwereindex der Symptome so stark in den einzelnen Skalen a test of the tripartite model of anxiety and depression. J Pers Assess
ab, dass in Populationen mit überwiegend gesunden Personen 1994; 62: 525 ± 536
12
Cyr JJ, McKenna-Foley JM, Peacock E. Factor structure of the SCL-90-R:
eine eindimensionale Struktur ausreichend erscheint. Dennoch Is there one? J Pers Assess 1985; 49: 571 ± 578
bleibt festzustellen, dass die SCL-27 sowohl einer Einfachstruk- 13
Hessel A, Geyer M, Brähler E. Symptomcheckliste SCL-90-R: Normie-
tur als auch der Originalstruktur überlegen ist. Die SCL-27 wurde rung an einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe. Diagnostica
zum Screening in Patientenkollektiven entwickelt. Hier ist der 2001; 47: 498 ± 508
Originalarbeit

14
Rauter UK, Leonard CE, Swett CP. SCL-90-R factor structure in an acute,
Anteil derjenigen, die keine Symptome haben, wesentlich gerin- involuntary, adult psychiatric inpatient sample. J Clin Psychol 1996;
ger. Dadurch lassen sich die unterschiedlichen psychischen Prob- 52: 625 ± 629
lembereiche möglicherweise besser voneinander abgrenzen. 15
Hardt J, Gerbershagen HU, Franke P. The symptom check-list,
Weitere Forschung ist notwendig, um die Bedingungen zu analy- SCL-90-R: its use and characteristics in chronic pain patients. Eur J
Pain 2000; 4: 137 ± 148
sieren, wann einer einfachen und wann einer mehrdimensiona- 16
Saû H, Wittchen HU, Zaudig MH. Diagnostisches und statistisches Ma-
len Struktur der Vorzug zu geben ist. nual Psychischer Störungen DSM-IV. Göttingen: Hogrefe, 1996
17
Dilling H, Mombour W, Schmidt MH. Internationale Klassifikation
psychischer Störungen. ICD-10 Kapitel V (F). Bern: Huber, 2000
18
Gorsuch RL. Exploratory factor analysis: its role in item analysis. Jour-
Resümee nal of Personality and Social Psychology 1997; 69: 532 ± 560
19
Strand BH, Dalgard OS, Tambs K, Rognerud M. Measuring the mental
Die SCL-27 wurde als ein kurzes Screeninginstrument entwi- health status of the Norwegian population: a comparison of the in-
ckelt, mit dem nicht nur die globale Belastung, sondern unter- struments SCL-25, SCL-10, SCL-5 and MHI-5 (SF-36). Nord J Psychiatry
2003; 57: 113 ± 118
schiedliche Problembereiche von Patienten erfasst werden kön- 20
Rosen CS, Drescher KD, Moos RH, Finney JW, Murphy RT, Gusman F.
nen. Es zeigen sich in Stichproben von Kranken und Gesunden Six- and ten-item indexes of psychological distress based on the
geringfügig abweichende, doch überwiegend kongruente, Stich- symptom checklist-90. Assessment 2000; 7: 103 ± 111
21
proben übergreifende Faktorenstrukturen. Dem sollte in weite- Klaghofer R, Brähler E. Konstruktion und Teststatistische Prüfung ei-
ner Kurzform der SCL-90-R. Construction and test statistical evalua-
ren wissenschaftlichen Untersuchungen nachgegangen werden. tion of a short version of the SCL-90-R. Zeitschrift für Klinische Psy-
In der vorliegenden Arbeit werden Cut-off-Werte vorgelegt, an- chologie, Psychiatrie und Psychotherapie 2001; 49: 115 ± 124
222 hand derer auffällig hohe Werte bei Patienten identifiziert wer- 22
Derogatis LR, Melisaratos N. The Brief Symptom Inventory: an intro-
den können. Die Skalen werden bewusst mit ¹depressive Symp- ductory report. Psychol Med 1983; 13: 595 ± 605
23
Rief W, Greitemeyer M, Fichter MM. Die Symptom Check List SCL-90
tomeª anstelle von beispielsweise ¹Depressionª bezeichnet, da R: Überprüfung an 900 psychosomatischen Patienten. Diagnostica
nach Ansicht der Autoren eine Vergabe psychiatrischer Diagno- 1991; 37: 58 ± 65
sen alleine aufgrund von Fragebogendaten unzulässig ist. Mit 24
Hardt J, Gerbershagen HU. Cross-validation of the SCL-27: a short psy-
dem zGSI-27 wird eine zusätzliche Skala vorgestellt, mit der neben chometric screening instrument for chronic pain patients. Eur J Pain
2001; 5: 187 ± 197
einem dem GSI vergleichbaren Gesamtbelastungswert auch eine 25
Franke HG. Effekte von Typographie und Itempositionierung in der
Dissimulation entdeckt werden kann. Werte kleiner ± 1 erschei- Fragebogendiagnostik. Zeitschrift für Differenzielle und Diagnostische
nen hier kritisch. Psychologie 1996; 17: 187 ± 200
26
Hessel A, Geyer M, Plottner G, Schmidt B, Brähler E. Subjektive Ein-
schätzung der eigenen Gesundheit und subjektive Morbidität in
Deutschland. Ergebnisse einer bevölkerungsrepräsentativen Befra-
Literatur gung. Psychother Psych Med 1999; 49: 264 ± 274
27
Hessel A, Heim E, Geyer M, Brähler E. Krankheitsbewältigung in einer
1
Derogatis LR, Cleary PA. Factotial invariance across gender for the pri- repräsentativen Bevölkerungsstichprobe. Situative, soziodemographi-
mary symptom dimensions of the SCL-90-R: a study in construct vali- sche und soziale Einflussfaktoren. Psychother Psych Med 2000; 50:
dation. Br J Soc Cli Psychol 1977; 16: 347 ± 356 311 ± 321
28
2
Franke HG. Die Symptom-Checkliste von Derogatis ± Deutsche Ver- Fydrich T, Geyer M, Hessel A, Sommer G, Brähler E. Fragebogen zur so-
sion. Beltz, Hogrefe, 1995 zialen Unterstützung (F-SozU): Normierung an einer repräsentativen
3
Derogatis LR, Lipman RS, Rickels K, Uhlenhuth EH, Covi L. The Hopkins Stichprobe. Diagnostica 1999; 4: 212 ± 216
29
Symptom Checklist (HSCL): a self-report symptom inventory. Behav Hu L, Bentler PM. Cutoff criteria fit indixes in covariance structure
Sci 1974; 19: 1 ± 15 modeling: conventional criteria versus new alternatives. Structural
4
Franke GH. Eine weitere Überprüfung der Symptom-Check-Liste Equation Modeling 1999; 6: 1 ± 55
30
(SCL-90-R) als Forschungsinstrument. Diagnostica 1992; 38: 160 ± 167 Campbell DT, Fiske DW. Convergent and discriminant validity by the
5
Derogatis LR, Cleary PA. Confirmation of the dimensional structure of multitrait-multimethod matrix. Psychological Bulletin 1959; 56: 81 ±
the SCL-90-R: a study in construct validation. J Clin Psychol 1977; 33: 105
31
981 ± 989 Arbuckle J. AMOS. 1996
32
6
Hoffmann NG, Overall PB. Factor structure of the SCL-90 in a psychi- Kohr HU. ITAMIS. Ein benutzerorientiertes Fortran-Programm zur
atric population. J Consult Clin Psychol 1978; 46: 1187 ± 1191 Test- und Fragebogenanalyse. Berichte aus dem Sozialwissenschaftli-
7
Carpenter KM, Hittner JB. Dimensional characteristics of the chen Institut der Bundeswehr 1978; 6
33
SCL-90-R: evaluation of gender differences in dually diagnosed inpa- Jöreskog KG, Sörborn D. Lisrel 8.5. 2001
34
tients. J Clin Psychol 1995; 51: 383 ± 390 SPSSinc. SPSS V 6.1.3. Chicago, Illinois: 1995
35
StataCorp. Stata Statistical Software. 2001

Hardt J et al. Die Symptom-Checkliste SCL-27 ¼ Psychother Psych Med 2004; 54: 214 ± 223
36
Brähler E, Scheer JW. Der Gieûener Beschwerdebogen. Bern: Huber, lidität) dargestellt und es wird auf die vorhandenen Norm- und/
1995 oder Vergleichwerte verwiesen. Eine Literaturübersicht und die
37
Schmitz N, Hartkamp N, Brinschwitz C, Michalek S, Tress W. Compari-
son of the standard and the computerized versions of the Symptom
genaue Anschrift der Autoren der Verfahrensbeschreibung
Check List (SCL-90-R): a randomized trial. Acta Psychiatr Scand 2000; schlieûen die Darstellung ab.
102: 147 ± 152 ¹Es kann davon ausgegangen werden, dass in dem vorliegenden
38
Vassend O, Skrondal A. The problem of structural indeterminacy in Buch die wichtigsten für den Bereich der Psychotherapie rele-
multidimensional symptom report instruments. The case of SCL-90-R.
Behav Res Ther 1999; 37: 685 ± 701
vanten Verfahren beschrieben werden. Hierzu zählen sowohl
39
Comer RJ. Klinische Psychologie. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verfahren, die explizit für psychotherapeutische Fragestellungen
Verlag, 1995 entwickelt wurden, als auch solche, die auûerhalb der Psycho-
40
American Psychiatric Association. Diagnostic and statistical manual of therapie (in anderen Bereichen der klinischen Psychologie, der
mental disorders Fourth edition (DSM-IV). Washington D. C.: Ameri-
can Psychiatric Press, 1994
Persönlichkeitspsychologie oder der Entwicklungspsychologie)
zur Anwendung kommen (S. 13 des Buches).ª
Im Inhaltsverzeichnis erscheinen die Verfahren in alphabeti-
scher Reihenfolge, von AAS, Adult Attachment Scale, über z. B.

Originalarbeit
Buchbesprechung FIT, Familienidentifikationstest und SFT, 6-Faktoren-Test, bis
ZUF, Fragebogen zur Messung der Patientzufriedenheit. Wer
nicht in der letzten Zeit Psychologie studiert hat und die aktuelle
Diagnostische Verfahren in der Psychotherapie. Forschungsberichtsliteratur kennt, könnte Probleme haben, sich
Diagnostik für Klinik und Praxis Band 1 unter den einzelnen Namen etwas vorzustellen bzw. müsste die
Brähler E, Schumacher J, Strauû B (Hrsg) entsprechenden Testbeschreibungen lesen, um das zu können.
Göttingen: Hogrefe, Verlag für Psychologie, 2002, 396 S., Ein Stichwörterverzeichnis könnte helfen, sowohl die von den
=C 59,95, ISBN 3-8017-1289-3 einzelnen Tests erfassten Konstrukte (für den FIT z. B. Identifizie-
rung mit anderen Familienmitgliedern, Kongruenz zwischen
Mit dem Buch ¹Diagnostische Verfahren in der Psychotherapieª Selbst- und Idealbild, Selbstkonzept, Selbstkongruenz) als auch
liegt nun schon seit 2002 (und seit 2003 in 2. unveränderter Auf- ihre Einbettung in umfassendere psychologische Modellvorstel-
lage), aber zum ersten Mal für den deutschen Sprachraum eine lungen (für den FIT z. B. Identifikation im Sinne von Kagan) und
Sammlung diagnostischer Verfahren speziell für den Bereich den Platz dieser Konzepte in den verschiedenen wissenschaftli-
der psychotherapeutischen Forschung und Praxis vor. Das Buch chen Diskursen (wieder für den FIT z. B. Depression bei Kindern
bietet einen Überblick über die derzeit existierenden Verfahren und Jugendlichen, Familiendynamik) zu identifizieren. Ohne
und erleichtert damit die Auswahl von geeigneten Verfahren für Stichwörterverzeichnis ist der Benutzer dieses Handbuchs sehr
die verschiedenen spezifischen Fragestellungen. Es beinhaltet davon abhängig, wie viele von den Verfahren er schon kennt
nicht eine grundlegende Darstellung der theoretischen Hinter- und wie viel er von ihrem Entstehungshintergrund weiû, oder
gründe, Probleme und Perspektiven der Psychodiagnostik in der davon, wie vollständig er das Buch bereits gelesen und verstan- 223
Psychotherapie, sondern eine umfassende Möglichkeit zur den hat.
Orientierung. Trotzdem: Ich kann mir eine Unterrichtung von zukünftigen Psy-
Die Verfahren sind auf der Basis einer umfänglichen Expertenbe- chotherapeuten im Fach Testdiagnostik in der Psychotherapie
fragung ausgewählt worden. Gefragt war nach Verfahren, die nicht mehr vorstellen ohne dieses Buch und bin sicher, dass es
1. im deutschsprachigen Raum entwickelt worden sind oder in noch lange Zeit immer wieder erweitert um die neuesten Ent-
einer deutschen Fassung vorliegen, 2. Selbst- oder Fremdbeurtei- wicklungen in der Diagnostik im Bereich der Psychotherapiepra-
lungsinstrumente sind (für die klinischen Interviews war ein xis und -forschung neu aufgelegt werden wird.
entsprechender separater Sammelband geplant, der ebenfalls Eva-Maria Biermann-Ratjen, Hamburg
2003 erschienen ist), die 3. teststatistisch entsprechend den
anerkannten methodischen Standards für die Testkonstruktion
und -evaluation überprüft sind, für die 4. Normwerte oder min-
destens Vergleichswerte für klinische Gruppen vorliegen und die
5. in der psychotherapeutischen Forschung und Praxis eine hohe
Akzeptanz und Verbreitung besitzen. Neben bereits publizierten
Verfahren werden auch solche berücksichtigt, die bisher nur als
Forschungsinstrumente vorlagen oder nur über ihre Autoren zu
beziehen waren. Die Verfahren werden von verschiedenen Auto-
ren ± oft von ihren Erfindern selbst ± nach einer einheitlichen
Gliederung vorgestellt: Es werden die Autoren und die Bezugs-
quelle für das Verfahren genannt. Auf eventuelle Vorgänger-
oder Originalversionen wird hingewiesen. Eine Kurzbeschrei-
bung des Verfahrens gibt Auskunft über die diagnostische Ziel-
setzung und die verwendete Erhebungsmethodik, die theoreti-
schen Hintergründe der Verfahrensentwicklung und den Bezug
zur Psychotherapie. Dem folgt eine kurze Beschreibung der Test-
entwicklung, des Aufbaus und der Auswertung des Verfahrens.
Dann werden die Gütekriterien (Objektivität, Reliabilität und Va-

Hardt J et al. Die Symptom-Checkliste SCL-27 ¼ Psychother Psych Med 2004; 54: 214 ± 223

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