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KABALE UND LIEBE

Interpretation, Aufbau und Konflikt


Kabale und Liebe ist eine bürgerliche Tragödie von Friedrich Schiller.
Den Verhältnissen seiner Zeit setzt er in dem Drama, das dem Sturm und Drang
zuzuordnen ist, seine unumschränkte Kritik aus. Diese beginnt bereits dadurch, dass
er Deutschland als Handlungsort seines Stückes definiert und somit allein deutlich
macht, welche Verhältnisse er seinem Urteil auseinandersetzt. Anders als in einer
klassizistischen Tragödie werden bei Schiller auch Bürger, also die Vertreter niederer
Stände, zum Gegenstand seiner Literatur.

1. den Einleitungssatz für die Inhaltsangabe bzw. Interpretation


2. den Aufbau des Stückes und die dramatische Konzeption Schillers
3. die zentralen Konflikte: Ständekonflikt, Generationenkonflikt und Liebeskonflikt
4. Einordnung des Dramas als gesellschaftlicher Spiegel
5. »Kabale und Liebe« als Drama des Sturm und Drang

1. „Kabale und Liebe“ Einleitungssatz

 Kabale und Liebe: Bürgerliches Trauerspiel in fünf Aufzügen,


(Arbeitstitel: Luise Millerin)
 von Friedrich Schiller
 Uraufführung: 13. April 1784 in Frankfurt/Main
 Gattung: Drama (bürgerliches Trauerspiel)
 Ort: Deutschland, Zeit: 18. Jahrhundert
 Thema: eine Liebe über Standesgrenzen hinweg,
die durch eine Intrige zerstört wird
 wichtige Charaktere: Luise Miller, Ferdinand von Walter, Lady Milford

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2. Aufbau von „Kabale und Liebe“

Kabale und Liebe hat Schillers als klassisches Drama in fünf Akten aufgebaut. In den ersten
vier Akten wechselt die Szene jeweils zwischen den verschiedenen Orten der Handlung bzw.
der Konflikte. Der fünfte Akt, in dem sich der dramatische Knoten auflöst, findet im Haus von
Miller statt.

1. Akt – Exposition

Schiller führt ganz im Sinne einer klassischen Exposition im 1. Akt in die Handlung von Kabale
und Liebe ein. Dabei stellt er die Personen, Ort und Zeit vor und wir lernen den zentralen
Konflikt kennen. Der Akt zerfällt in zwei Teile. Die ersten vier Szenen spielen im bürgerlichen
Haus der Familie von Miller, die drei letzten Szenen spielen im Haus von Präsident von Walter.

2. Akt – Steigende Handlung

Der Konflikt zwischen den Bürgerlichen und den Adeligen wird nun verschärft. Auch im zweiten
Akt wechseln die Schauplätze zwischen den beiden Lagern.
In den ersten drei Szenen lernen wir Lady Milford, die Mätresse des Fürsten, kennen. Die
Milford verhält sich anders als erwartet: Das höfische Leben mit seinem Prunk und seinen
Intrigen hat die Milford ermüdet. Sie verachtet den kostbaren Schmuck, den ihr ein
Kammerdiener vom Fürsten überbracht hat. Denn der Fürst hatte den Schmuck durch den
Verkauf von Landeskindern bezahlt. Daher lässt sie den Schmuck verkaufen, dessen Erlös an
arme Familien gehen soll. Andererseits ist sie von einer Verbindung mit Ferdinand nicht
abgeneigt. Ganz im Gegenteil: In der Liebe zu Ferdinand sieht Lady Milford eine Möglichkeit,
dem höfischen Leben zu entfliehen.
Die letzten vier Szenen ereignen sich wiederum im Haus von Miller. Auch hier verschärft sich
der Konflikt. Der Vater von Luise ist vehement gegen eine Verbindung von Luise mit einem
Adeligen, weil dies nur Unheil mit sich bringt. Ferdinand berichtet Luise von der Absicht seines
Vaters, ihn mit der Milford zu verheiraten. Er bekennt sich aber zu Luise. Präsident von Walter
erscheint und beleidigt Luise. Er bezeichnet sie als Hure. Ihr Vater Miller tritt dem Präsidenten
entschieden entgegen und hält diesem die Unsittlichkeit des Hofes entgegen. Der Präsident will
sich sein Recht gewaltsam verschaffen. Luises Vater soll verhaftet werden, Mutter und Tochter
sollen an den Pranger. Ferdinand droht nun seinem Vater, öffentlich zu machen, wie dieser
gewaltsam an sein Amt gekommen ist. Damit erreicht er zunächst, dass sein Vater sich
unverrichteter Dinge zurückzieht.

3. Akt – Konflikt-Höhepunkt und Wendepunkt

Im 3. Akt erreicht der Konflikt seinen Höhepunkt und wendet sich ins Tragische. Auch dieser Akt
zerfällt in zwei Teile. Die ersten drei Szenen ereignen sich wieder im Haus von Präsident von
Walter. Die drei letzten Szenen spielen dann wieder im Haus von Miller.
Durch einen gefälschten Brief wollen Wurm und der Präsident nun eine Falle für Ferdinand
ziehen. Damit wollen sie Eifersucht und Misstrauen säen. Hofmarschall von Kalb muss sich
hierfür als Liebhaber von Luise ausgeben.

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Luise ahnt, dass die Geschichte kein gutes Ende nehmen wird. Die Standesunterschiede
zwischen ihr und Ferdinand scheinen ein unüberwindbares Hindernis. Daher will sie die
Beziehung zu Ferdinand auflösen. Hierdurch weckt sie aber das Misstrauen ihres Geliebten.
Die Eltern von Luise wurden ins Gefängnis geworfen. In Angst um ihre Eltern schreibt Luise den
Liebesbrief an den Hofmarschall, den ihr Wurm diktiert. Wurm gegenüber verpflichtet sich Luise,
sich in Schweigen darüber zu hüllen. Damit ist das tragische Missverständnis, die Intrige
(Kabale) von allen Seiten geknüpft.

4. Akt – Hemmung / Retardation

Nun wird die Spannung aufrechterhalten. Im klassischen Sinne fällt nun die Handlung ab bis zur
Auflösung, die im 5. Akt erfolgt. Wir sehen, was die Intrige mit den Gestalten anstellt. Auch
dieser Akt ist in zwei Teile gegliedert. Die ersten fünf Szenen spielen im Haus des Präsidenten.
Die vier letzten Szenen bei Lady Milford.
Ferdinand ist rasend vor Eifersucht und gerät mit seinem scheinbaren Nebenbuhler, dem
Hofmarschall von Kalb, aneinander. Dessen Geständnis nimmt er gar nicht mehr wahr.
Präsident von Walter hat nun starkes Misstrauen, seinem Sohn erlaubt und gestattet er nun
scheinheilig, Luise zu heiraten. Ferdinand fühlt sich aber so schändlich von ihr hintergangen,
dass er beschließt, sie zu töten.
Lady Milford will ihrerseits ihre Macht missbrauchen, Luise als Nebenbuhlerin um Ferdinand
ausstechen und sie demütigen. Sie bietet Luise an, dass diese in ihren Dienst als
Kammerjungfer treten kann. Luise hingegen tritt unerwartet selbstbewusst auf und lehnt das
Angebot der Milford ab. Sie verweist auf das Unmoralische der Hofgesellschaft und zeigt der
Milford ihre eigene Überheblichkeit auf.
Mit der ehrlichen Frage Luises: „Sind Sie glücklich, Mylady?“ trifft sie den Nagel auf den Kopf
und leitet die persönliche Wende bei der Milford ein. Diese will sich zunächst gewaltsam ihr
Recht auf Ferdinand verschaffen und stößt Drohungen aus. Luise aber verzichtet auf Ferdinand
und kündigt ihren Selbstmord an. Hierdurch fühlt sich Lady Milford zutiefst beschämt. Sie lässt
ihr bisheriges Leben als Mätresse ihres Fürsten zurück und reist aus dem Land aus.

5. Akt – Lösung des Konfliktes

Im 5. Akt ereignet sich die Katastrophe und der Konflikt löst sich hierdurch auf. Alle Szenen
ereignen sich nun im Haus von Miller.
Vater Miller kommt aus dem Gefängnis frei. Er hält seine Tochter von ihren
Selbstmordgedanken ab. Ferdinand erscheint und will sich bei Luise über die Echtheit des
Briefes Gewissheit verschaffen. Luises Schweigen gibt ihm Bestätigung. Ferdinand schickt
ihren Vater zum Präsidenten fort und vergiftet die Limonade für Luise. Nach bitteren Vorwürfen
von Ferdinand trinkt Luise. Den Tod vor Augen erzählt sie Ferdinand die ganze Wahrheit und
stirbt. Ferdinand erkennt nun die ganze Tragik, die unabwendbar ist. Er trinkt selbst von dem
Gift, vergibt seinen Vater, der mit seinen Leuten und Miller eingetroffen war, und stirbt.
Präsident von Walter aber will die Schuld an Wurm abwälzen. Dieser will die Schuld nicht allein
tragen und zieht den Präsidenten in seinen Sturz hinein. Sie werden dem Gericht zugeführt,
damit sie für ihre Taten gerichtet werden. Damit obsiegten am Ende das bürgerliche Recht und
bürgerliche Ansichten. Anders als in der Hofgesellschaft, die durch Willkür und Gewalt über die
Untertanen richtet, soll nun ein unabhängiges Gericht über die Straftaten entscheiden.

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Der Aufbau des Stückes folgt einem strengen System, welches mit den Begriffen
„Symmetrie“ und „dialektisches Prinzip“ bezeichnet werden kann. Entsprechung und
Gegensatz kennzeichnen Inhalt wie auch Gestalt des Werkes. Dies wird in der
Szenen-Abfolge deutlich, die im regelmäßigen Rhythmus zwischen der Welt des
Kleinbürgertums und der des absolutistischen Hofes wechselt. Auf diese Weise wird
die „kleine Welt“ (Zimmer der Miller) der „großen Welt“ (Saal des Präsidenten
beziehungsweise Palais der Lady Millford) dialektisch gegenübergestellt und eine
Symmetrie in der Abfolge der Szenen erzielt.

Auch für den Handlungsaufbau des Werks gilt das Prinzip der Symmetrie. Als
Beispiel lassen sich die drei Szenen zwischen Ferdinand und Louise am Anfang
(1,4), in der Mitte (3,4) und am Ende (5,7) anführen; die erste hebt den geheimen
Gegensatz der Liebenden hervor, die zweite lässt ihn in dem entscheidenden
Wendepunkt akut werden, die dritte besiegelt ihn im Tod.

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3. Die Konflikte in „Kabale und Liebe“

Ständekonflikt / Wertekonflikt
In Schillers Drama kommt es zur Auseinandersetzung zwischen der Hofgesellschaft und der
aufstrebenden bürgerlichen Welt. Der Hofgesellschaft ist dabei jedes Mittel recht, um den
eigenen Lebensstandard, Prunksucht und Macht zu erhalten und zu vermehren. Das Drama zeigt
auf eine Zeit, in der der französische Einfluss und das französische System (unter Sonnenkönig
Ludwig XIV.) sich auch auf den deutschen Adel ausgebreitet hatte. Der Verfall der Sitten hatte
sich breit gemacht und wurde durch das hierarchisch aufgebaute, höfische System gestürzt.
Durch Intrigen oder günstige Hochzeit konnte man in diesem System den eigenen Machtbereich
erweitern und andere zum Sturz bringen. Die Familie im Adelsstand diente zum Machterhalt.
Beamte waren in dieses System integriert.

Auf der anderen Seite steht das Bürgertum, das durch Fleiß und Strebsamkeit stetig sich erhöht
hat. Die bürgerlichen Werte stehen der höfischen Unsittlichkeit entgegen. Sie sind geprägt von
Rechtschaffenheit und einer Ordnung, in der Menschen durch Gleichheit und Freiheit
gesellschaftlich organisiert sind. Die Bildung und das Leistungsprinzip nehmen hierbei als Werte
zentrale Stellung ein. Auch die Familie definiert sich im bürgerlichen Leben anders.

Generationenkonflikt
Neben dem Konflikt zwischen bürgerlichen und höfischen Werten kommt es in beiden Lagern
auch zur Auseinandersetzung der Generationen:
Auf Seiten des Hofes tritt Ferdinand der alten höfischen Welt entgegen. Anders als diese hat
Ferdinand bürgerliche Werte angenommen. Bildung ist ihm wichtiger als das unsittliche Treiben
am Hofe. Ferdinand steht für eine Generation, die sich dem Volk annähert und eine Eintracht mit
diesem sucht. Dies ist ganz entgegen der Generation seines Vaters, für die die Untaten
rechtloser Besitz bedeuten. Auch Lady Milford steht als Figur dazwischen, die bürgerliche Werte
angenommen hat und sich vom höfischen Leben mit all seinen Schatten abwendet.

Auch auf der bürgerlichen Seite wird von Schiller ein Generationenkonflikt aufgezeigt. Luises
Vater ist ein Vertreter der alten Generation. Bildung hat für ihn kaum einen Stellenwert. Die
neumodischen Bücher, die Luise von Ferdinand als Lektüre erhält, betrachtet er abschätzig. Die
Lektüre der heiligen Schrift ist ihm Bildung genug. Luise hingegen steht – in idealisierter Form –
für die oben bereits genannten bürgerlichen Werte.

Liebeskonflikte
In Kabale und Liebe gibt es zwei Liebeskonflikte. Zum einen gibt es den Liebeskonflikt zwischen
Lady Milford und Ferdinand. Die Milford scheint den sittsamen und gebildeten Ferdinand ehrlich
zu lieben. Durch die Liebe Ferdinands erhofft sie sich eine Erlösung aus den Schranken des
höfischen Lebens. Doch ihre Liebe wird nicht von ihm erwidert. Dennoch versucht die Milford,
ihre Nebenbuhlerin auszustechen und sich die öffentlich verkündete Verbindung mit dem Sohn
des Präsidenten nicht streitig zu machen. Vor der hohen Sittsamkeit Luises beugt sie sich jedoch
und fühlt sich durch ihr eigenes Handeln zutiefst beschämt. Ungeliebt verlässt sie den Hof.

Anders verhält es sich bei der Liebe zwischen Ferdinand und Luise. Diese Liebe kann zunächst
scheinbar alle Schranken überwinden. Durch den Widerstand seines eigenen Standes wird der
Heldenmut Ferdinands angefacht, so dass er sich offen und innig Luise zur Seite stellt. Doch das
Wesen der höfischen Welt hat sich ihm auch als Schatten auf die Seele gelegt. Misstrauen wird
somit zu einem Keil, den er selbst zwischen sich und Luise treibt. Anders hingegen verhält sich
bei Luise. Sie ahnt das Schicksal, das über ihr hereinbricht und fügt sich diesem. Ihre Liebe zu
Ferdinand opfert sie schließlich um ihre Werte willen.

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4. »Kabale und Liebe« als gesellschaftlicher Spiegel zur
Zeit Schillers

Verschwendungssucht und eine aufgeblasene Hofgesellschaft waren Kennzeichen


seines adeligen Standeslebens zurzeit Schillers. Ein Minister des Herzogs, in
Württemberg, hatte sich seine eigene Stellung durch eine Intrige verschafft. Durch
einen gefälschten Brief konnte er seinen Vorgänger aus dem Wege räumen. Auch
die Mätressenwirtschaft war Schiller bekannt. Die Gewalt seines Monarchen hatte
Schiller am eigenen Leibe erfahren müssen. Weil er sich unerlaubt aus Stuttgart
entfernt hatte, um einer Vorstellung seiner Räuber in Mannheim beiwohnen zu
können, wurde er verhaftet.
Gegenüber der absolutistischen Gewalt entwickelte sich in den Städten eine
bürgerliche Schicht, die sich durch ihre hohe Bildung auszeichnete. Diese Schicht
nahm vor ihrem Bildungshorizont andere Werte an und wurde finanziell unabhängig.
Auch das System Familie wandelte sich in dieser Zeit und Bevölkerungsgruppe
gewaltig. Diesen Wandel weg von der Großfamilie hin zur bürgerlichen Kleinfamilie
zeigt Schiller in seinem Drama durch die Familie Miller auf. Bei den Bürgerlichen
entstand zunehmen eine räumliche Trennung zwischen Arbeit und Privatsphäre. Die
Rollen in der Familie wurden klar geteilt. Während der Mann für Erwerb und
Unterhalt der Familie zuständig war, oblag der Frau die Haushaltung und die
Erziehung und Bildung der Kinder.
Die finanzielle Unabhängigkeit von Bürgern brachte auch einen Wandel bei der Wahl
der Ehepartner mit sich. In der Ständegesellschaft wurden die Ehepartner aus
wirtschaftlichen und ständischen Gründen von den Eltern gewählt. Dies war nun in
diesem Maße nicht mehr notwendig. Die Heirat aus Liebe, bei der sich die Kinder
selbst ihren Ehepartner erwählen konnten, wurde möglich. So wurde auch eine
Heirat über die Standesgrenzen hinweg theoretisch denkbar. Doch die Hochzeit über
die Standesgrenzen waren zum Teil sogar noch verboten. Im Mindesten aber galten
sie als ein verabscheuungswürdiger Missgriff. Adelige, die sich mit Bürgerlichen
verbanden, wurden daher vom Leben bei Hofe ausgeschlossen.
In »Kabale und Liebe« schildert Schiller kritisch die gesellschaftlichen Zustände
seiner Zeit und das Scheitern einer unstandesgemäßen Liebe.

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5. »Kabale und Liebe« als Drama des Sturm und Strang

Friedrich Schiller zeigt in seinem Drama Kabale und Liebe einen Sittenspiegel seiner
Zeit auf.
→ Kritik an die Verhältnisse des höfischen Lebens
→ Sturm und Drang
→ wendet sich gegen die Autorität des Hofes und gegen die Tradition
→ bricht mit literarischen Anschauungen und
→ stellt das Ideal der Persönlichkeit in Vordergrund
→ Persönlichkeit und i freie Entwicklung wird durch absolutistischen Staat
unterwandert und gefährdet
Die gesamte höfische Welt färbt Schiller wort- und bildgewaltig sehr negativ.
Dem gegenüber steht – positiv – die fortschrittliche bürgerliche Welt und ihre
Ansichten, die durch die Machenschaften des Hofes in ihrer Entwicklung gehemmt
wird.
Auch die Sprache wird zum Ausdruck dessen: dem französelndem Hofgefolge setzt
er die teils derbe Volkssprache – gerade in Vater Miller – entgegen.
Im Sturm und Drang wurde der Konflikt des mit der Natur vereinten, nach Freiheit
strebenden, widerspenstigen jugendlichen Menschen mit den Schranken der
bestehenden Weltordnung zum wiederkehrenden Thema dramatischer
Auseinandersetzung. Ferdinand und Luise sind hierin die Repräsentanten dieser
jungen Generation, die sich über ihre Schranken erheben. An diesen Schranken
gehen sie aber tragisch zu Grunde. Die Straftäter, die den Tod der beiden zu
verantworten haben, werden am Ende einem – bürgerlichen – Gericht zugeführt.
Hierin liegt auch ein weiterer Aspekt im Sturm und Drang. Maßgeblich handelnde
Charaktere werden hierin entweder als Rebellen oder als Verbrecher dargestellt.
Sowohl Wurm als auch der Präsident von Walter werden bei Schiller am Ende als
Drahtzieher der Intrige vor Gericht gestellt und müssen sich dort als Straftäter
verantworten.

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Die Idee des Stückes – Worum es geht
In dem Drama wird die Liebe zwischen der bürgerlichen Luise Miller und dem
adeligen Ferdinand von Walter durch eine Intrige zerstört. Schiller setzt sich hierbei
mit der Frage der Gerechtigkeit auseinander. Er erkennt die Ordnung der Welt als
eine von Gott geschaffene Ordnung an. Am Ende seines Stückes steht so auch Gott
als letzte richterliche Instanz, nicht die weltliche Justiz. In seiner Tragödie
thematisiert er kritische Aspekte der Ständegesellschaft: die Verschwendungssucht
am Hof, den Handel mit Menschen und Soldaten, höfische Intrigen und die Willkür
des Herrschers. Gleichzeitig beschreibt er mit seinen Figuren den Konflikt
verschiedener Generationen und den sich abzeichnenden gesellschaftlichen Wandel
durch das Erstarken der bürgerlichen Kultur.

Die Fabel & kurze Zusammenfassung des Inhalts


Luise Miller, Tochter des Stadtmusikanten, und der adelige Ferdinand von Walter
sind ein Liebespaar. Ihre Eltern lehnen die Beziehung jedoch ab. Der Vater
Ferdinands, der Präsident von Walter, möchte seinen Sohn mit Lady Milford
verheiraten, der Mätresse des Herzogs. Er erhofft sich dadurch, seinen Einfluss bei
Hofe zu erhöhen. Ferdinand lehnt sich jedoch gegen seinen Vater auf. Er möchte
lieber mit Luise fliehen. Lady Milford bittet er, auf eine Heirat zu verzichten. Doch
auch Lady Milford, die Ferdinand von ihrer tragischen Vergangenheit berichtet, liebt
ihn, wie sie glaubt. Sie ist des höfischen Lebens überdrüssig und wünscht sich in den
Hafen der Liebe. Da die Vermählung bereits Thema am Hofe ist, kann auch Lady
Milford nicht mehr zurücktreten. Und sie will es auch nicht. Ihre Konkurrentin will die
Milford, die am Hofe zu regieren gewohnt ist, ausstechen. Sie ändert ihre Meinung
erst nach einem Gespräch mit Luise. Luise beeindruckt sie mit ihrer Unschuld, ihrem
Stolz und ihrer Selbstlosigkeit. Luise zum Vorbild, verlässt sie das Land und kehrt
dem höfischen Leben den Rücken.
Der Präsident von Walter und sein Sekretär Wurm planen indes eine hinterhältige
Intrige. Ferdinand hatte gedroht, die korrupten Machenschaften seines Vaters offen
zu legen. Dies wollen sie verhindern, ebenso wie die Verbindung der Bürgerlichen
mit seinem Sohn. Sie lassen Luises Eltern verhaften. Luise wird gezwungen, einen
Liebesbrief an den Hofmarschall von Kalb zu schreiben, um ihre Eltern vor dem Tod
zu retten. Der erzwungene Brief wird Ferdinand zugespielt. Eifersucht und
Rachegelüste wallen in ihm auf. Luise, die sich für die „Rechtmäßigkeit“ dieses
erpressten Briefes verbürgen musste, will sich durch Selbstmord von diesem Eid
lösen. Ferdinand will sie ihre Unschuld beteuern. Ihr gläubiger Vater durchkreuzt
jedoch diesen Plan. Selbstmord ist eine schwere Sünde. Der Klage Ferdinands
entgegnet sie nur mit Schweigen. Dieser tobt vor Wut und vergiftet Luise. Erst den
Tod vor Augen gesteht sie, dass der Brief nur erzwungen wurde. Als er begreift, dass
er eine Unschuldige getötet hat, vergiftet er sich schließlich selbst. Seinem Vater
vergibt er im Sterben. Der Präsident, der die Schuld auf Wurm abwälzen will, wird
von diesem in den Abgrund mit hineingezogen und muss sich nun den Gerichten
stellen.

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Weitere Interpretationen:
Der Test
Da Wurm von Frau Miller von der ernsthaften Beziehung zwischen Luise und
Ferdinand weiß, will er sie schnellstmöglich auseinanderbringen. Er erzählt deshalb
dem Präsidenten davon, weil er weiß, dass dieser seinen Sohn mit Lady Milford, der
Mätresse des Herzogs, verheiraten will und er es aufgrund seines Machtstrebens
nicht zulassen wird, dass diese Vereinbarung nicht zustande kommt.
Allerdings reagiert der Präsident erst einmal nicht wie erwartet, da er die Affäre nicht
ernst nimmt und sich freut, dass sein Sohn so beliebt bei Frauen ist. Er durchschaut
außerdem, dass Wurm die schöne Luise für sich haben will und nur aus Eifersucht
handelt. Er beruhigt ihn aber trotzdem, indem er ihm mitteilt, dass Ferdinand Lady
Milford heiraten soll und Luise dann frei ist. Wurm geht das aber noch nicht weit
genug, da er der Meinung ist, dass Ferdinand diese Verbindung auch ablehnen
könnte, weil er nicht die Mätresse mit ihrem zweifelhaften Ruf heiraten möchte.
Er schlägt daher vor, dass der Präsident seinem Sohn eine Frau mit bestem Ruf als
Braut vorschlagen soll und sehen soll, ob er ablehnt. Wurm ist sich so sicher, dass er
es tut, dass er selbst freiwillig drei Jahre ins Gefängnis gehen würde, falls er falsch
liegt. Dies zeigt dem Präsidenten, dass an der Affäre wohl doch mehr dran sein muss
und er will seinen Sohn so testen, wie Wurm es gesagt hat. Als Gegenleistung will
Wurm, dass der Präsident ihm hilft, Luise zur Frau zu bekommen.

Um den Druck auf Ferdinand zu erhöhen, der Heirat mit Lady Milford zuzustimmen,
lässt der Präsident die Verlobung direkt vom Hofmarschall in der Residenz
verkünden, bevor sein Sohn überhaupt davon weiß. Als er dann mit ihm spricht, bittet
er ihn zuerst, sich ganz nach seinen Plänen zu richten, da er nur das Beste für ihn
will. Aus seiner Sicht ist das eine politische Karriere am Hof. Er erklärt Ferdinand,
dass er nur deshalb seinen Vorgänger im Präsidentenamt ermordet hat. Den
Schrecken darüber und die daraus resultierende Ablehnung seines Sohnes kann er
nicht verstehen, zumal er Ferdinands Karriere von Anfang gefördert hat.
So war er bereits mit zwölf Jahren Fähnrich und mit zwanzig Major, was sehr früh ist.
Bisher hat Ferdinand sich nie gegen die Ambitionen seines Vaters gewehrt, aber seit
seinem Studium an der Universität hat sich sein Denken verändert. Er hat sich von
den Wünschen und Vorstellungen seines Vaters emanzipiert. Er sucht sein Glück in
seinem Herzen und damit in der Liebe. Damit stößt er bei seinem Vater auf
Unverständnis, weshalb er jedes Gespräch darüber abbricht, um Ferdinand zu
verkünden, dass er noch am selben Tag Lady Milford heiraten wird.

Wie erwartet, sträubt sich Ferdinand gegen diese Verlobung, indem er auf seine
Ehre pocht, die es nicht zulässt, eine abgelegte Mätresse zu heiraten. Nach einem
leidenschaftlichen Plädoyer tut der Präsident so, als wäre dies ein Test gewesen und
Ferdinand es nun wert, sich mit der untadeligen Friederike von Ostheim zu verloben.
Als er aber auch das ablehnt – diesmal mit der Begründung, dass er sie nicht lieben
könnte – wird sein Vater rasend vor Wut.
Er droht, ihn zu vernichten, falls er nicht die Lady heiratet und ihn als Lügner vor
allen dastehen lässt, da die Verlobung mittlerweile überall bekannt ist. Außerdem soll
Ferdinand sich in Acht nehmen, falls er herausfindet, dass eine andere Frau der
Grund für seine Widerspenstigkeit ist. Dann lässt er seinen Sohn wie betäubt zurück.

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Die Verhaftung
Ferdinand beugt sich zwar insofern dem Willen seines Vaters, dass er die Lady
aufsucht, aber er macht aus seiner Ablehnung keinen Hehl. Nachdem sie ihm ihre
Lebensgeschichte erzählt hat, hat er zwar Mitleid mit ihr, will sie aber dennoch nicht
heiraten. Sie macht ihm aber klar, dass sie nicht auf ihn verzichten wird und alles in
ihrer Macht Stehende daransetzen wird, dass die Hochzeit zustande kommt.
Ferdinand eilt nach dem Gespräch verzweifelt zu Luise, um mit ihr eine mögliche
Lösung zu besprechen.

Von Wurm weiß der Präsident bereits, dass Ferdinand eine Liebesbeziehung mit
Luise Miller hat, daher war es vorher keine leere Drohung. Er setzt diese auch gleich
in die Tat um und überrascht die Liebenden bei den Millers zu Hause, genau in dem
Moment, als Ferdinand zu seinem Vater gehen will, um ihm mitzuteilen, dass er
Luise heiraten wird. Da niemand mit ihm gerechnet hat, ist das
Überraschungsmoment auf seiner Seite und er nutzt dies geschickt aus. Er
verschafft sich zuerst einen Überblick über die Familie Miller und führt das Gespräch
wie ein Verhör, um die Anwesenden einzuschüchtern.
Dies gelingt ihm allerdings vorerst nur bei den alten Millers. Luise beantwortet seine
Fragen wahrheitsgemäß. Ferdinand versucht sich mehrfach ins Gespräch
einzuschalten, wird aber immer wieder von seinem Vater zum Schweigen gebracht.
Nachdem Luise ihm gesagt hat, dass sie sich gegenseitige Liebe geschworen haben,
ändert der Präsident seine Taktik und beleidigt Luise als Hure. Das kann sie nicht
fassen und wird beinahe ohnmächtig. Auch Miller bringt das in Rage und er droht
damit, den Präsidenten hinauszuwerfen. Das macht den Präsidenten so wütend,
dass er seinen ganzen Hass auf die Familie herabbeschwört. Er will Miller ins
Gefängnis bringen und Luise und ihre Mutter an den Pranger stellen lassen.

Als die Gerichtsdiener kommen, um die Familie festzunehmen, stellt sich Ferdinand
mutig vor seine Geliebte und verteidigt sie mit seinem Degen. Seinem Vater
imponiert das aber nicht weiter und er befiehlt wiederholt, Luise festzunehmen. Er
will unbedingt die Oberhand behalten und ist daher nicht bereit nachzugeben – nicht
mal als Ferdinand droht mit Luise am Pranger zu stehen oder sie zu erstechen.
Der Präsident weiß, dass sein Sohn das nicht tun würde und gibt deshalb nicht nach.
Er ergreift Luise selbst und übergibt sie den Gerichtsdienern. Allerdings hat er seinen
Einfluss auf Ferdinand überschätzt. Dieser gibt nämlich keineswegs auf, sondern
droht seinem Vater mit der Aufdeckung des Attentats auf den vorherigen
Präsidenten. Darüber ist er zutiefst schockiert und lässt Luise frei, da er erkennt,
dass es Ferdinand mit dieser Drohung ernst ist. Er hat nicht erwartet, dass sein Sohn
so weit gehen würde und ihn für eine Frau opfern würde.

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Der Brief
Zurück im Palast ist der Präsident enttäuscht, dass sein Plan nicht geglückt ist. Er
wollte, dass Luise am Pranger steht, denn durch diese öffentliche Verletzung ihrer
Ehre hätte Ferdinand sich von ihr trennen müssen. Als er zudem noch meint, er hätte
sich zu schnell von Ferdinands Drohung einschüchtern lassen, zeigt Wurm ihm auf,
dass sein Sohn diese Drohung als leidenschaftlicher Schwärmer durchaus wahr
gemacht hätte.
Es sei geschickter, ihm den liebenden Vater vorzuspielen und zu versuchen, die
Liebesbeziehung heimlich zu hintertreiben, indem man Misstrauen bei Ferdinand sät.
Der listige Sekretär spinnt gleich einen Plan und es zeigt sich, wie gut er die beiden
Liebenden einschätzen kann – ganz im Gegensatz zum Präsidenten.
Wurm hat erkannt, dass Ferdinands Leidenschaft sich auf alle Bereiche erstreckt. Das
heißt, er ist genauso leidenschaftlich in der Liebe wie in der Eifersucht. Von daher
reicht es, letztere zu schüren, so dass er Luise von sich aus verlassen wird und Lady
Milford heiraten wird. Um das zu erreichen, soll ihm ein Liebesbrief in die Hände
gespielt werden, den Luise an einen anderen Mann geschrieben hat. Da Luise diesen
Brief nicht einfach so schreiben würde, muss sie an ihrem wunden Punkt getroffen
werden und Wurm weiß, dass ihre Schwachpunkte Ferdinand und ihr Vater sind.
Da ersterer außen vor bleiben soll, ersinnt Wurm den Plan, Miller wegen
Majestätsbeleidigung in Form seines Stellvertreters (des Präsidenten) mit einem
Prozess mit möglichem Todesurteil bedrohen. Um der haltlosen Anschuldigung noch
mehr Nachdruck zu verleihen, soll die Mutter gleich mitverhaftet werden. Die einzige
Rettung soll dann darin bestehen, dass Luise den Brief schreibt.
Damit Ferdinand nicht die Wahrheit über den Brief erfährt, sollen die Millers bei ihrem
Leben schwören nichts zu verraten. Wurm weiß, dass ein Schwur den Bürgern heilig
ist und man nicht fürchten muss, dass sie ihn brechen. Als Adressat des Briefes
wählen der Präsident und Wurm den Hofmarschall aus, da dieser vom Präsidenten
abhängig ist und daher mitmachen wird. Während Wurm den Brief aufsetzt, lässt der
Präsident die Millers in aller Stille verhaften und spricht mit dem Hofmarschall.
Um von Kalb zum Mitmachen zu bewegen, behauptet der Präsident, dass Ferdinand
von den gemeinsam gefälschten Dokumenten wisse und drohe, diese Tatsache
bekanntzumachen. Um noch mehr Druck auszuüben, behauptet er weiterhin, dass von
Kalbs größter Rivale, Obermundschenk von Bock, der einzig verbliebene Bewerber
um die Hand Lady Milfords sei. Damit hat er den Hofmarschall bei seinem Ehrgeiz
gepackt, denn der Oberschenk wäre dann einflussreicher als er selbst und das kann
er nicht auf sich sitzen lassen. Als der Präsident ihm dann auch noch in düsteren
Farben ausmalt, was passieren würde, wenn er vom Hof entlassen wird, ist der
Hofmarschall bereit alles zu tun, um das zu verhindern.
Wurm geht dann zu Luise und überbringt ihr die Nachricht von der Verhaftung ihrer
Eltern und dem drohenden Prozess. Luise will daraufhin zum Herzog gehen, was
Wurm unbedingt verhindern will, da der Herzog von nichts weiß und ihre Eltern sicher
freilassen würde. Außerdem müsste der Präsident dann mit unangenehmen Folgen
rechnen. Da Wurm weiß, wie wichtig Luise ihre Ehre ist, behauptet er, dass der
Herzog als Gegenleistung von ihr verlangen würde, mit ihm das Bett zu teilen.
Das würde Luise niemals tun und gibt deshalb ihren Plan auf und fügt sich widerwillig
in das Schreiben des Briefes. Als sie mehrfach abbrechen will, tut Wurm so, als ob er
gehen wolle und macht ihr klar, dass sie dann am Tod ihres Vaters eine Mitschuld
tragen wird und er sicher von ihr enttäuscht wäre, da er sich auf ihre Hilfe verlässt.
Diese Drohungen zeigen Wirkung und sie schreibt den Brief nach Wurms Wünschen.

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1)
Bereits in der ersten Szene erfährt der Leser bzw. Zuschauer aus einem Gespräch der Millers,
dass Ferdinand seiner Luise Liebesbriefe schreibt, in denen er ihre innere Schönheit lobt.
Außerdem erhält Luise Liebesromane und weitere Geschenke von ihm. Sie schätzt vor allem die
Briefe und Romane und träumt genau wie Ferdinand von einer Hochzeit.

Ihre Mutter ist ebenfalls von den Briefen begeistert, während ihr Vater Ferdinand Kalkül
unterstellt. Er denkt, dass es ihm nur um den schönen Körper seiner Tochter geht und er ihr
diese Briefe schreibt, um bei ihr sexuell ans Ziel zu kommen. Da Ferdinand Luise leidenschaftlich
liebt und sie ernsthaft heiraten will, stimmt Millers Vermutung nicht.
Das nächste Schreiben ist eine Karte an Lady Milford, die der Präsident in Ferdinands Namen
an sie geschickt hat. Darin kündigt er Ferdinands Besuch nach der Wachparade an. Der
Präsident hat dies gemacht, um größtmöglichen Druck auf seinen Sohn auszuüben, sich mit der
Lady zu verloben.

Die Hochzeit ist längst von oben beschlossen und wurde auch schon in der Residenz verkündet.
Nur Ferdinand weiß bis zu dem Gespräch mit seinem Vater noch nichts davon. Durch die
Bekanntmachung und die Karte soll verhindert werden, dass Ferdinand sich weigert. Als er dies
aber trotzdem tun will, droht der Präsident damit, ihn mit seinem Zorn zu verfolgen.

Da Ferdinand sich weiter weigert, die Lady zu heiraten schmieden Wurm und der Präsident den
Plan, Luise zu zwingen, einen Liebesbrief an Hofmarschall von Kalb zu schreiben. Dieser
markiert den Höhe- und Wendepunkt des Stücks, da der Plan aufgeht und er die Liebenden
auseinanderbringt. In dem Brief steht, dass Luise den Hofmarschall vermisst, da sie ihn bereits
seit drei Tagen nicht treffen konnte.

2)
Grund dafür ist, dass Ferdinand ständig bei ihr ist und ihr dadurch keinen Freiraum lässt. Ihr wird
das allmählich zu viel und sie wäre Ferdinand gerne los. Wenn er am nächsten Tag Dienst hat,
kann sie sich endlich wieder mit dem Hofmarschall in ihrem geheimen Liebesnest treffen.

Diesen Brief diktiert ihr Wurm, mit dem Luise so gut wie verlobt ist. Er zwingt sie dazu, indem er
sie mit ihren eingekerkerten Eltern erpresst, deren einzige Rettung vor dem Todesprozess dieser
Brief ist. Dass er diese Aufgabe selbst übernimmt, zeigt Wurms Skrupellosigkeit und dass es ihm
nicht um Luises Herz geht, sondern nur um ihre Schönheit, die er besitzen will.

Der Brief wird Ferdinand in die Hände gespielt und facht seine Eifersucht an und er ist so
enttäuscht, dass er sich und Luise töten will. Er vertraut nicht mehr auf seine Gefühle, sondern
meint, dass ihn seine Geliebte von Anfang an getäuscht hat, auch wenn dies für ihn nur schwer
vorstellbar ist. Bevor er zu ihr geht, um seinen Plan in die Tat umzusetzen, versöhnt er sich mit
seinem Vater. Dadurch hat dieser erst einmal erreicht, was er wollte: Er hat die Liebe seines
Sohnes wieder und dieser trennt sich von Luise. Damit kann er ihn leichter mit Lady Milford
verheiraten.

Allerdings macht ihm da die Lady einen Strich durch die Rechnung, da sie nach dem Gespräch
mit Luise den Hof verlässt. Sie verteilt ihren Besitz unter ihrer Dienerschaft und schreibt noch
einen Abschiedsbrief an den Fürsten. In diesem drückt sie ihre Enttäuschung über das
gebrochene Versprechen des Fürsten aus.

12
Sie war ihm vor drei Jahren nämlich nur als Mätresse an seinen Hof gefolgt, weil er ihr
versprochen hat, seine Untertanen nicht weiter zu unterdrücken, also z.B. keinen Soldatenhandel
zu betreiben.
Da er diese Vereinbarung hinter ihrem Rücken gebrochen hat, ist sie nicht länger bereit, bei ihm
zu bleiben. Abschließend gibt sie ihm den Rat, sein Volk zu lieben und Erbarmen zu zeigen. Sie
selbst wird in einer Stunde über der Grenze sein. Unterschrieben hat sie den Brief mit ihrem
echten Namen „Johanna Norfolk“, da sie sich nur Emilie Milford genannt hat.
Durch ihren Brief zeigt die Lady, dass sie eine Frau mit Prinzipien ist. Obwohl sie sich in einer
persönlichen und finanziellen Notlage befand, als sie den Fürsten kennenlernte, folgte sie ihm
nicht bedingungslos an seinen Hof. In ihrer eigenen Not hat sie die der anderen nicht vergessen,
sondern sorgt dafür, dass das Volk weniger zu leiden hat. Dafür opfert sie ihre Tugend und bleibt
beim Herzog.

3.
Als sie aber mitbekommt, dass er sie getäuscht hat, zieht sie direkt Konsequenzen und verlässt
ihn. Dies hängt auch damit zusammen, dass Luise ihr bei ihrem vorherigen Besuch die Augen
geöffnet hat, da sie gedroht hat sich umzubringen, sollte die Lady auf der Hochzeit mit Ferdinand
bestehen. Dadurch hat Lady Milford sich auf ihre einstigen Werte besonnen und festgestellt, dass
sie ihr Glück nicht auf dem Unglück anderer aufbauen kann. Deshalb kann auch nicht über die
Täuschung des Fürsten hinwegsehen. Sie lässt alles hinter sich und macht eine Wallfahrt, um
Vergebung für ihre Sünden zu finden.

In ihrer Verzweiflung, weil sie Ferdinand betrügen musste und sie keine andere Chance für ihre
Liebe sieht, schreibt Luise einen Erklärungsbrief an Ferdinand. Darin schreibt sie von dem
Zwang und dem Schwur, den sie leisten musste. Außerdem deutet sie die Schuld des
Präsidenten an der schlimmen Lage an und bittet Ferdinand sich mit ihr zusammen
umzubringen, damit sie im Jenseits in Liebe vereint sein können. Dafür soll er um Mitternacht auf
den Karmeliterturm kommen, frei von allen Leidenschaften und nur auf sein Herz hörend.
Außerdem schreibt sie ihm, dass er schwach ist, wenn er aus Angst nicht kommt, und er sich
schämen muss, weil ein Mädchen mehr Stärke bewiesen hat als er.

An den letzten Zeilen wird deutlich, dass sie sich auch allein vom Turm stürzen wird, falls er nicht
kommt. Er kann also wählen, ob er gemeinsam mit ihr in den Tod geht und die Liebe im Jenseits
hat oder ob er nicht kommt und in ihren Augen ein feiger Schwächling ist, der nicht für seine
Liebe einsteht. Sie fordert damit von ihm, seinen Liebesschwüren auch Taten folgen zu lassen.

Allerdings erreicht dieser Brief Ferdinand nie, da Luise ihn nach einem eindringlichen Gespräch
mit ihrem Vater zerreißt. Er macht ihr klar, dass es ihn auch umbringen würde, wenn sie sich
tötet und sie dann schuld an seinem Tod ist. Das bringt sie nicht übers Herz und entscheidet sich
für ihren Vater, mit dem sie aber fortgehen will.

Das letzte Schreiben ist ein Geschäftsbrief, den Ferdinand von einem Boten bekommt, den er
jedoch nicht gelesen hat. Der Leser erfährt den Inhalt ebenfalls nicht, aber Ferdinand vermutet,
dass er etwas Geschäftliches enthält. Er schickt Miller damit zu seinem Vater, damit dieser sich
darum kümmert. Er hat sich selbst nicht mehr damit befasst, da er sich und Luise gleich töten
wird. Der Brief hat also keine Relevanz mehr für ihn, da Ferdinand schon mit dem diesseitigen
Leben abgeschlossen hat.

13
Die Wirkung
Ferdinand bekommt den Brief in die Hände und reagiert so leidenschaftlich und enttäuscht wie
von Wurm erwartet, allerdings hat der Hofmarschall weniger Rückgrat als gedacht. Denn als
Ferdinand ihn mit dem Brief konfrontiert und sich mit ihm duellieren will, gesteht er ihm, dass er
Luise gar nicht kennt und der Präsident darin verwickelt ist. Ferdinand ist aber so rasend vor
Eifersucht, dass er nicht richtig zuhört und dem Hofmarschall auch nicht glaubt. Er denkt, dass
der Hofmarschall einfach nur feige ist und schickt ihn fort.

Der Präsident geht darauf zu seinem Sohn und spielt ihm den reuigen Vater vor, der sich in der
Geliebten des Sohnes getäuscht hat und nun um Vergebung bittet. Er erlaubt sogar eine
Hochzeit mit ihr. Ferdinand selbst bittet seinen Vater ebenfalls um Verzeihung, da er nun erkannt
hat, dass er aus Liebe gehandelt hat und von Anfang an Recht hatte. Dass er seine Meinung
über Luise so zum Positiven verändert hat, ist für Ferdinand ein Beweis für ihre Durchtriebenheit.
Sie hat nicht nur ihn sondern auch seinen Vater getäuscht. Er versöhnt sich mit dem Präsidenten
und eilt davon, um sich und Luise mit Gift zu töten.

Luises Vater wurde in der Zwischenzeit aus der Haft entlassen und eilt direkt zu seiner Tochter.
Diese hat einen Brief an Ferdinand geschrieben, in dem sie ihm von dem erzwungenen Verrat
ihrer Liebe schreibt und ihn bittet, sich mit ihr zusammen von einem Turm in den Tod zu stürzen,
da sie dann im Jenseits für immer zusammen sein können. Sie hat den Brief geschrieben, weil
sie dem Präsidenten keinen Sieg über ihre Liebe gönnen will und sie Ferdinand nicht durch eine
Lüge verlieren will. Im Tod sind nämlich alle Eide aufgehoben und sie kann ihm endlich die
Wahrheit sagen.
Miller liest den Brief und ist zutiefst schockiert. Er will seine Tochter auf keinen Fall verlieren und
bringt sie nach langem Argumentieren dazu, den Brief zu zerreißen. Er appelliert an ihre
Vaterliebe und dass sie ihn zerstören wird, wenn sie sich tötet. Das bringt sie nicht übers Herz,
will aber mit ihrem Vater fortgehen von dem Ort, an dem sie alles an ihr einstiges Glück erinnert
und ihr guter Name nun beschmutzt ist. Miller stimmt sofort zu.
Da kommt Ferdinand und konfrontiert sie mit dem Brief. Ihr Vater appelliert an ihre
Standhaftigkeit und ihre eben getroffene Vereinbarung. Luise hält sich daran und behauptet,
dass der Inhalt der Wahrheit entspricht. Dies veranlasst Ferdinand seinen Plan in die Tat
umzusetzen. Er erbittet von Luise ein Glas Limonade und gibt Miller Geld, angeblich um seine
Musikstunden zu bezahlen, aber in Wahrheit ist es ein Blutgeld für den Tod seiner Tochter.

Dass es so viel Geld ist, rechtfertigt er vor Miller damit, dass er das Land verlassen will und es
nicht mehr brauchen kann. Außerdem soll es ein Geschenk für die schöne Zeit mit Luise sein.
Miller schluckt den Köder und macht eifrig Pläne für Luises Zukunft.
Als Luise mit der Limonade kommt, schickt Ferdinand Miller mit einem Brief zum Präsidenten, um
mit Luise allein zu sein. Während sie ihren Vater hinausbegleitet, vergiftet er heimlich die
Limonade. Nachdem er davon getrunken hat, gibt er auch ihr etwas. Er will unbedingt von ihr
wissen, ob sie ihn wirklich niemals geliebt hat, denn das kann er nicht glauben. Er braucht
Gewissheit, bevor sie beide tot sind. Sterbend gesteht sie ihm dann die Wahrheit und vergibt
ihm, dass er sie tötet. Außerdem legt sie auch ihm ans Herz seinem Vater zu vergeben, während
Ferdinand rasend vor Wut wird.
Als der Präsident dazukommt, gibt er ihm die Schuld an Luises Tod. Dass sein Sohn zum Mörder
wird, lag nicht in der Absicht des Präsidenten. Er ist schockiert und weist seine Mitschuld von
sich, indem er alles Wurm anlastet. Das führt dazu, dass Wurm alle dunklen Geheimnisse des
Präsidenten in einem Prozess aufdecken will und ihn dadurch mit an den Galgen bringen will.
Der Präsident erkennt, dass er alles verloren hat und fleht seinen Sohn noch um Vergebung an,
damit er später in Frieden sterben kann. Als Ferdinand ihm sterbend die Hand zur Vergebung
reicht, ist er bereit sich verhaften zu lassen.

14
Luise Miller:
→ 16-Jährige Bürgertochter
→ ist unverheiratet und ohne Anstellung
→ verfügt über wenig Bildung, Ferdinand zeigt ihr die Welt der Romane
→ ist ihrem Vater unterwürfig
→ fühlt sich, anders als Ferdinand, neben ihrer Liebe an weitere Verpflichtungen
gebunden
→ religiös, fremdbestimmt
Ferdinand von Walter:
→ ist 20 Jahre alt
→ einziger Sohn des Präsidenten
→ studierter Major beim Militär
→ stellt politische- und soziale Ordnung infrage (Merkmale des Sturm und Drang)
→ verstößt mit Beziehung zu Luise gegen Standesschranken
→ impulsiv, egozentrisch
Präsident von Walter:
→ 50-jähriger alleinstehender Adeliger
→ steht an der Spitze der Verwaltung des Fürstentums
→ Werte und Normen sind ihm gleichgültig -> ist durch Attentat auf Vorgänger an
seine Macht gelangt
→ versucht mit einer Intrige (Kabale) Ferdinand und Luise zu trennen
→ zeigt am Ende des Dramas Reue und lässt sich gefangen nehmen
→ skrupellos, machtbesessen
Hofmarschall von Kalb:
eitel, dumm, geschwätzig
Lady Milford:
unglücklich, mutig
Miller:
→ verheirateter Vater von Luise
→ ist ein Stadtmusikant und versorgt mit Einkommen die Familie
→ gefangen im ständischen Denken (Adel und Bürgertum sind getrennt)
→ stolz auf seine Bürgerlichkeit
→ sieht seine Frau nicht als gleichberechtigte Partnerin
→ sperrt sich gegen Luises und Ferdinands Beziehung
→ verletzt am Ende des Dramas eigene Prinzipien -> großzügiges Geldgeschenk
lässt ihn unbescheiden werden
→ despotisch, voller Bürgerstolz
Frau Miller:
einfältig, unterwürfig
Sekretär Wurm:
raffiniert, hinterlistig

15
16
Charakterisierung
Luise Miller ist die Tochter des Stadtmusikanten und hat eine Liebesbeziehung
mit dem adeligen Major Ferdinand von Walter. Sie ist eine junge Frau von 16
Jahren und weniger naiv, als man meinen könnte. Die folgende
Charakterisierung geht ausführlich auf Luise ein.
Liebesbeziehung vs. Tochterliebe
Luise wächst als einziges Kind des Stadtmusikanten Miller und dessen Frau auf. Sie
ist 16 Jahre alt und hat sich in Ferdinand von Walter, den adligen Sohn des
Präsidenten, verliebt, als dieser bei ihrem Vater Flötenunterricht nahm.
Der junge Major erwidert ihre Liebe und die beiden werden ein Liebespaar.
Ermöglicht wird dies vor allem durch die Freiheiten, die Luises Mutter ihr zugesteht,
da sie sich geschmeichelt fühlt, dass ein Adliger sich für ihre Tochter interessiert. Im
Gegensatz zu ihrer Mutter, die von einer Hochzeit der beiden träumt, weiß Luise,
dass diese Liebe keine Zukunft haben kann, da durch die Standesunterschiede eine
Hochzeit ausgeschlossen ist.
Trotzdem kann sie sich nicht von Ferdinand trennen. Die Liebe zu ihm beherrscht
jeden ihrer Gedanken und sie ist auch in der Kirche, die sie regelmäßig besucht,
nicht in der Lage dem Gottesdienst aufmerksam zu folgen.
Von Ferdinand hat sie Bücher bekommen, in denen eine Liebe über Standesgrenzen
hinaus möglich ist. Sie ist davon schwärmerisch begeistert und zitiert oft daraus,
jedoch ist sie nicht so realitätsfern, zu glauben, dass so eine Hochzeit auch
Wirklichkeit werden könnte.
Vater und Tochter
Stark beeinflusst wird Luise von ihrem Vater, der seine fromme Tochter an ihre
religiösen Pflichten erinnert und ihr die Affäre auszureden versucht. Luise ist aber so
verliebt, dass sie nicht auf ihn hört. Allerdings hängt sie auch mit zärtlicher Liebe an
ihrem Vater und möchte ihn nicht enttäuschen. Hin- und hergerissen erwägt sie mit
Ferdinand zu fliehen, will aber andererseits kein Leben auf der Flucht führen und
auch ihren Vater nicht verlassen, da für ihn dann seine Welt zusammenbrechen
würde.
Besonders deutlich wird dies, nachdem sie den erpressten Liebesbrief an den
Hofmarschall geschrieben hat. Sie schreibt einen zweiten Brief an Ferdinand, in dem
sie die Lüge aufdeckt und Ferdinand bittet, sich mit ihr zusammen zu töten, da sie
keinen anderen Ausweg für ihre Liebe sieht. Sie zerreißt diesen Brief dann aber nach
einem eigehenden Gespräch mit ihrem Vater, in welchem er sie förmlich bekniet es
nicht zu tun, da sie damit auch ihn töten würde.
Dieses Argument verfängt bei ihr und sie beschließt schweren Herzens Ferdinand
nicht über die wahren Umstände des Briefes aufzuklären und ihrer Liebe zu
entsagen. Sie möchte aber mit ihrem Vater aus der Stadt fortgehen, um nicht immer
an Ferdinand erinnert zu werden, den sie nach wie vor im Herzen hat.
Sie bleibt ihrem Vorsatz sogar treu, als Ferdinand zu Besuch kommt und sie fragt, ob
sie den Brief an den Hofmarschall geschrieben hat. Ihr Vater beschwört sie immer
wieder standhaft zu bleiben und sie hört auf ihn. Erst als er weg ist und sie im
Sterben liegt, gesteht sie Ferdinand die Wahrheit.

17
Luise als Opfer
Luise wird zum Opfer von Ferdinands Eifersucht und der Gesellschaft. Ferdinand
tötet sie, weil er ihr nicht vertraut und sofort an ihrer Liebe zweifelt, obwohl sie ihm
bis zu dem Brief nie einen Grund dazu gegeben hat. Sie wird aber auch zum Opfer
der Gesellschaft, die eine Liebesheirat zwischen den Ständen unmöglich macht.
Wurm und der Präsident tragen an ihrem Tod ebenfalls Schuld, da sie durch ihre
Intrigen einen Keil zwischen die beiden Liebenden treiben. Auch Lady Milford ist
nicht unbeteiligt, da sie Ferdinand für sich haben will und den Liebenden dadurch
auch Steine in den Weg legt. Die einzige Befürworterin der Liebesbeziehung ist
Luises Mutter, die aber keinen Einfluss auf die Geschehnisse hat.
Obwohl Luise das Opfer der Intrigen des Adels ist und als Bürgerliche unter ihm
steht, ist sie Adligen gegenüber keineswegs ängstlich und zurückhaltend. Sie macht
z.B. Ferdinand deutlich klar, dass sie nicht mit ihm fliehen wird und auch Lady Milford
erklärt sie selbstbewusst ihren Standpunkt.
Sie macht ihr klar, dass sie sich töten wird, wenn die Lady auf der Hochzeit mit
Ferdinand bestehen wird und ihr Tod ihr immer als Mahnmal ihrer Schuld vor Augen
stehen wird. Lediglich dem Präsidenten gegenüber ist sie nicht so selbstbewusst,
was aber daran liegt, dass er sie und ihre Familie direkt bedroht. Sie antwortet ihm
aber dennoch direkt auf seine Fragen.

Ferdinand von Walter ist der Sohn des Präsidenten und Major in der Armee des
Herzogs. Er führt seit ein paar Monaten eine Liebesbeziehung mit der
bürgerlichen Luise Miller. Die folgende Charakterisierung geht ausführlich auf
Ferdinand ein.
Liebe vs. Karrierezwang
Der adlige Präsidentensohn Ferdinand von Walter bekleidet bereits mit zwanzig
Jahren den Rang eines Majors in der Armee des Fürsten. Auf Betreiben seines
ehrgeizigen Vaters hin trat er bereits mit zwölf Jahren als Fähnrich in die Armee ein
und nun soll er als Minister in das Kabinett des Fürsten eintreten.
Ginge es nach seinem Vater, so wäre Ferdinand eines Tages selbst Herzog.
Allerdings verfolgt er keinerlei Karriereabsichten, da ihm die Machtpolitik am Hof
zuwider ist. Er ist äußerst schockiert, als er erfährt, dass sein Vater seinen Vorgänger
im Präsidentenamt ermordet hat, um für seine Karriere und damit auch die seines
Sohnes den Weg zu ebnen. Ferdinand möchte damit nichts zu tun haben und
verzichtet gerne auf alle höheren Ämter.
Glück ist für ihn etwas, das man nur im eigenen Herzen finden kann und nichts mit
Äußerlichkeiten zu hat. Dieser Denkweise ist er an der Universität begegnet und sie
steht im Widerspruch dazu, wie er aufwachsen ist. Er träumt von Liebe, die über
Standesgrenzen hinweg möglich ist und sucht das kleine Glück in Form einer
Familie, die ein einfaches Leben führt.
Er hofft, dass sich dieser Traum mit Luise Miller verwirklicht. Er hat sich nämlich in
die schöne Tochter des Stadtmusikanten Miller verliebt, als er bei diesem
Flötenunterricht genommen hat. Sie erwidert seine Liebe, sieht die gesellschaftlichen
Hindernisse aber realistischer als er.

18
Leidenschaft in allen Lebenslagen
In Bezug auf Luise ist er ein typischer Stürmer und Dränger. Seine Liebe ist
leidenschaftlich und er will seine Geliebte mit seiner Denkweise anstecken, indem er
ihr Liebesbriefe schreibt und Liebesromane zu lesen gibt, in denen Standesgrenzen
keine Rolle spielen. Daneben verteidigt er sie gegen Angriffe von außen.
Als sein Vater zu den Millers kommt, um die Familie verhaften zu lassen, stellt er sich
ihm und den Gerichtsdienern mutig in den Weg. Zuerst versucht er seinen Vater
durch Worte von seinem Vorhaben abzubringen, als das aber nicht funktioniert und
Waffen zum Einsatz kommen, kämpft er für Luise.
Als dies alles nichts bringt, greift er zum äußersten Mittel und erpresst seinen Vater.
Er droht im Palast zu erzählen, dass er seinen Vorgänger im Präsidentenamt
ermordet hat. Dies zeigt Wirkung und Familie Miller ist vorerst frei.
Weglaufen?
Ferdinand plant mit Luise wegzulaufen, um seinem Vater zu entkommen, der ihn aus
machtpolitischen Gründen zur Ehe mit Lady Milford, der Mätresse des Fürsten,
zwingen will. Als Luise darauf aber ablehnend reagiert, weil sie nicht ihr Leben lang
auf der Flucht sein will, wittert Ferdinand eifersüchtig einen anderen Liebhaber.
Als er dann den fingierten Liebesbrief findet, wandelt sich seine leidenschaftliche
Liebe in eine ebenso leidenschaftliche Rachsucht. Er ist rasend vor Eifersucht und
fühlt sich betrogen. Er fasst den Plan sich und sie zu töten. Zweifel daran verdrängt
er schnell und führt seinen Plan aus, indem er sich und Luise vergiftete Limonade zu
trinken gibt.
Als sie im Sterben liegt, erfährt er aber, dass sie ihn nie betrogen hat und sein Vater
hinter dieser Intrige steckt. Sofort will er auch ihn töten, aber dass Luise ihm selbst
und dem Präsidenten mit ihrem letzten Atemzug vergibt, bringt auch ihn dazu,
seinem Vater sterbend die Hand zu reichen. Allerdings macht er ihm zuvor noch
verantwortlich für Luises Tod und erst als sein Vater kurz vor seinem Tod Reue zeigt,
ist er in der Lage zu vergeben.
Ferdinand fühlt sich zu keinem Zeitpunkt schuldig und er bereut auch nicht, was er
getan hat. Er ist äußerst selbstgerecht und regelt seine Angelegenheiten auf sehr
extreme Weise. Er ist dabei aber auch religiös, da man sich im Jenseits letztlich vor
Gott verantworten muss und er ist sich sicher, dass es da für seinen Vater schlecht
aussieht.
Luise wandelt sich dagegen durch ihre Unschuld am Ende wieder in einen reinen
Engel, der die Schuldigen beim jüngsten Gericht stumm anklagt. Er sieht zwar ein,
dass er auch Schuld an Luises Tod ist, aber eigentlich sieht er in seinem Handeln
hauptsächlich eine Folge aus den Intrigen seines Vaters. Dieser ist also der
eigentlich Schuldige an ihrem Tod.

19
Der ehrgeizige und skrupellose Präsident von Walter ist nach dem Herzog die mächtigste Person
im Fürstentum. Um Macht zu erlangen und zu sichern, ist ihm jedes Mittel recht. Die folgende
Charakterisierung geht ausführlich auf den Präsidenten ein.
Machtstreben als Antrieb
Präsident von Walter ist der zweitmächtigste Mann im Fürstentum und kommt damit direkt nach dem
Herzog. Er ist getrieben von Ehrgeiz, da er seinen Vorgänger im Präsidentenamt durch ein hinterhältiges
Attentat ermordete.
Die erlangte Macht nutzt er für seine Ränkespiele gnadenlos aus. So lässt er Miller verhaften und macht
deutlich, dass es nichts bringt zum Herzog zu gehen, um sich zu beschweren, da der Weg dorthin über
ihn führt. Damit kann er Druck ausüben und seine Interessen weiter voranbringen.

Er will seine Stellung langfristig an seinen Sohn übergeben und hat deshalb dessen militärische Karriere
von Anfang an gefördert und will ihn als nächstes in die Politik bei Hofe einführen. Seine hochfliegenden
Pläne beinhalten sogar, dass Ferdinand eines Tages selbst Herzog sein könnte.
Die geplante Hochzeit mit der einflussreichen Mätresse des Herzogs soll Ferdinands Stellung festigen.
Da sein Sohn aber keinerlei Karriereabsichten hat und sich außerdem noch gegen seinen Vater stellt,
intrigiert der Präsident auch gegen ihn, um seinen Willen durchzusetzen. Er akzeptiert nicht, dass sein
nicht so ist wie er und will ihn daher zu seinem vermeintlichen Glück zwingen.

Hartes Vorgehen
Er schreckt auch vor Gewalt nicht zurück, da er die Gerichtsdiener gegen Ferdinand kämpfen lässt, als
diese Luise verhaften wollen und der junge Major sich ihnen in den Weg stellt. Dabei nimmt er billigend in
Kauf, dass sein Sohn verletzt werden könnte.
Außerdem droht er ihm, damit er Lady Milford besucht und sie heiratet. Sollte er sich weigern, dann
müsste er das Fürstentum verlassen, um der Rache seines Vaters zu entgehen. Dies zeigt, dass es dem
Präsidenten nicht um das Glück seines Sohnes geht, sondern er der Familie die Macht mit allen Mitteln
erhalten will.
Von Verständnis oder Vaterliebe sieht man hier nichts. Erst als Ferdinand im Sterben liegt, zeigt der
Präsident Gefühle ihm gegenüber. Ihm ist es wichtig, dass sein Sohn ihm vergibt. Er spürt, dass er durch
dessen Tod alles verliert und ihn quält sein herzloses und skrupelloses Verhalten.
Er erkennt nun, dass Macht nicht das Wichtigste im Leben ist und ist daher, nachdem Ferdinand ihm
vergeben hat, bereit für seine Taten vor Gericht einzustehen und selbst in den Tod zu gehen.

Der Präsident als Gegner bürgerlicher Werte


Als Vertreter des Adels steht der Präsident in krassem Gegensatz zum Bürgertum und den bürgerlichen
Werten. Besonders deutlich wird dies an der Intrige, die nur so erfolgreich wird, da sein Sekretär Wurm
ihm die entscheidenden Tipps gibt.
Er benutzt seine Macht, um die Millers einzusperren und Luise erpressen zu können, dass sie den Brief
an den Hofmarschall schreibt. Außerdem lässt er sie in der Kirche schwören, niemandem die Wahrheit
zu sagen, da er von Wurm weiß, dass den Bürgern solche Schwüre heilig sind und sie sie niemals
brechen würden.
Um das aber nochmal abzusichern, bedroht er bei Missachtung weiter das Leben ihrer Eltern. Außerdem
sorgt er dafür, dass Luise sich schuldig fühlt, obwohl die Schuldfrage etwas ist, das nur Gerichte klären
können.

Auch die bürgerlichen Moralvorstellungen teilt der Präsident nicht, denn er ist der Meinung, dass es keine
Rolle spielt, wie viele Affären man vor und auch in einer Ehe hat. Er hält dies sogar für normal und
versteht daher nicht, weshalb Ferdinand Einwände haben könnte, die Mätresse des Herzogs zu heiraten.
Diese Sichtweise kommt sicherlich auch dadurch, dass Ehen unter Adligen im Normalfall reine
Zweckehen waren und keine Liebesheiraten. Man sieht also deutlich, dass der Präsident nicht der
Gesellschaft dient, was eigentlich seine Aufgabe wäre, sondern es geht ihm nur um sich und seine
Machterhaltung.
20
Wurm ist der Sekretär des Präsidenten und sein Name ist Programm. Er windet sich wie ein
Wurm zwischen Bürgertum und Adel hin und her. Er ist gefühllos und grausam. Die
folgende Charakterisierung geht ausführlich auf den Sekretär ein.

Mit Verstand aber ohne Gefühl


Wurm ist der Sekretär des Präsidenten und bürgerlicher Herkunft. Privat lebt er die Werte des
Bürgertums, kennt aber auch die Denkweise des Adels ganz genau und macht sich diese für seine
Ziele zunutze. Er berät den Präsidenten, als dieser Ferdinand zur Ehe mit Lady Milford zwingen
will, indem er die entscheidenden Tipps gibt. So rät er, Ferdinand eine Falle zu stellen, um zu
testen, ob die Affäre mit Luise ernst ist.
Mit seinem klaren Verstand erkennt er dann aber sofort, dass der vom Präsidenten geplante Test
nicht weit genug geht, da Ferdinand eine Ehe mit der Lady aufgrund ihres zweifelhaften Rufs als
Mätresse ablehnen würde. Daher empfiehlt er, dass Ferdinand eine Braut von untadeligem Ruf
präsentiert wird. Lehnt er diese ebenfalls ab, weiß der Präsident, dass Ferdinand ernste Absichten
gegenüber Luise hat und kann die Beziehung torpedieren. Dadurch würde auch Wurm sein Ziel,
Luise heiraten zu können, erreichen.

Er hat schon länger ein Auge auf das Mädchen geworfen und im letzten Herbst die Verlobung
zwischen ihm und ihr mit ihrem Vater besprochen. Dass Luise ihn nicht heiraten möchte, ist für ihn
zweitrangig, zumal Frauen in der damaligen Zeit auch im Bürgertum kein Mitspracherecht bei der
Partnerwahl hatten. Nicht sehr begeistert ist er daher von Millers Aussage, dass er seine Tochter
zu keiner Ehe zwingen wird.
Er lässt sich dadurch aber nicht von seinem Ziel abbringen und auch die später offen gezeigte
Abscheu von Miller und Luise schreckt ihn nicht ab. Wurm will Luise nicht heiraten, weil er sie liebt,
sondern weil er sie besitzen will. Er benimmt sich ihr gegenüber völlig skrupellos, denn zum einen
rät er dem Präsidenten dazu, sie zu erpressen und zum anderen geht er persönlich zu ihr, um sie
zum Schreiben des Briefes zu zwingen.

Obwohl er die Intrige des Hofes geschickt beherrscht, macht er sich die höfischen Sitten nicht zu
eigen. Er ist da ganz Bürgersmann, weil er eine jungfräuliche Braut will und keine, die schon einige
Affären hinter sich hat, wie es bei Hofe durchaus üblich ist. Andererseits nutzt er aber sein Wissen
über die bürgerlichen Tugenden für die Intrige, als er dem Präsidenten erklärt, dass ein Bürger
einen Schwur in der Kirche niemals brechen würde, allein schon aus Angst vor der göttlichen
Rache.

Wurm – ein sprechender Name


Der Sekretär heißt nicht nur Wurm, er ist übertragenen Sinn auch einer. So wechselt er leicht
zwischen den Welten des Bürgertums und des Adels. Er schlängelt sich problemlos hin und her
und überall durch, da seine Betrügereien und Intrigen bisher noch nicht entdeckt wurden. Der
Wurm ist eine niedere Art und genauso verhält sich der Sekretär durch seine Skrupellosigkeit und
Gefühllosigkeit. Außerdem hat er ein hässliches Äußeres und wirkt allein dadurch abstoßend wie
ein Wurm.

Er fühlt sich auch selbst wie ein Wurm, da er sich minderwertig fühlt. Dies kommt daher, dass er
von seinem Umfeld als Mensch abgelehnt wird. So will Miller ihn nicht als Schwiegersohn und
auch für den Präsidenten ist nur Mittel zum Zweck. Diese Komplexe versucht er zu kompensieren,
indem er Macht über andere ausübt.

So erpresst er Luise und hat die ganze Familie Miller in der Hand und er kennt die finsteren
Machenschaften des Präsidenten, den er jederzeit vor Gericht bringen kann. Dies will er am Ende
Stücks auch tun, als dieser ihm die Schuld am Tod der Liebenden zuschieben will. Dies lässt er
nicht auf sich sitzen, sondern rächt sich, indem er alles verrät, was er über den Präsidenten weiß.

21
Frau Miller ist Luises Mutter und die Ehefrau des Stadtmusikanten Miller. Sie ist sehr
eingebildet und strebt nach Luxus und einer höheren Stellung. Die folgende
Charakterisierung geht ausführlich auf Frau Miller ein.
Frau Miller lebt zusammen mit ihrem Mann und ihrer Tochter Luise in einem Haus in der Stadt.
Sie ist eher faul und träge, denn sie sitzt am späten Vormittag immer noch im Nachtgewand am
Tisch, während ihre Tochter Luise bereits den Gottesdienst besucht. Ihr selbst ist Religion nicht
wichtig, da sie ihre Tochter nicht begleitet. Sie legt dagegen Wert auf Luxusgüter wie Kaffee und
Schnupftabak, die sich die Millers eigentlich nicht leisten können. Sie waren ein Geschenk von
Ferdinand, dem Geliebten von Luise.

Im Gegensatz zu ihrem Mann befürwortet sie die Beziehung der beiden. Sie sieht Luise schon
als Ehefrau des adligen Majors von Walter und sich selbst als die geachtete Mutter, die in
höheren Kreisen verkehrt. Daher versucht sie möglichst oft französische Ausdrücke zu benutzen,
die sie allerdings falsch ausspricht und dadurch ihre vermeintliche Bildung ins Lächerliche zieht.

Sie versteigt sich so sehr in das Wunschdenken einer Madame, dass sie jeglichen Realitätssinn
ausblendet, denn eine Hochzeit ihre Tochter über Standesgrenzen hinweg ist zur damaligen Zeit
nicht möglich. Sie prahlt sogar vor Wurm, der Luise heiraten möchte, mit ihren Plänen und der
Liebesbeziehung ihrer Tochter. Sie denkt nicht an die Konsequenzen, denn Wurm ist der
Sekretär des Präsidenten und dieser ist Ferdinands Vater.
Erfährt der von der Beziehung, käme die Familie in Verruf und Luise könnte im schlimmsten Fall
als Hure enden. Frau Miller sind diese Folgen aber erstmal egal, denn sie lässt sich von ihrem
Mann nicht von den Prahlereien gegenüber Wurm abhalten. Ihr angeberisches Verhalten führt
letztlich zur Katastrophe, da es der Ausgangspunkt für alle folgenden Ereignisse ist.
Frau Miller Charakterisierung
Zu ihrem Mann hat Frau Miller kein herzliches Verhältnis, da er völlig andere Vorstellungen hat
wie sie. So hat sie es erst ermöglicht, dass sich Luise und Ferdinand näherkommen, indem sie
ihrer Tochter viele Freiheiten gelassen hat und sie in ihrer Schwärmerei noch unterstütz hat. Ihr
gefallen beispielsweise die schönen Liebesbriefe Ferdinands und die Bücher, die er Luise
geschenkt hat.
Das zeigt, dass sie selbst gerne so umworben werden würde. Von Miller bekommt sie aber nur
noch Verachtung für ihr Verhalten und wird beschimpft. Sie versucht sich durch ihre Prahlerei vor
Wurm von ihrem Mann zu emanzipieren, scheitert aber, da er ihr den Mund verbietet.
Sie verhält sich insgesamt eher dumm, da sie die Konsequenzen ihres Handelns nicht reflektiert.
Als dann der Präsident vor der Tür steht und die ganze Familie festnehmen will, wirft sie sich ihm
zu Füßen und fleht um Gnade. Im Gegensatz zu ihrem Mann, der kämpft, durchschaut sie hier,
dass sie gegen den Präsidenten keine Chance haben. Von Miller wird sie für ihren schwachen
Charakter verachtet.

22
Miller ist Luises Vater und der Stadtmusikant. Er gibt Musikunterricht und hat auch
Ferdinand Flötenunterricht gegeben. Mit großer Liebe hängt er an seiner Tochter, die sein
einziges Kind ist. Die folgende Charakterisierung geht ausführlich auf Miller ein.
Der Stadtmusikant Miller lebt mit seiner Frau und der gemeinsamen Tochter Luise in einem
Haus. Er sichert seiner Familie den Lebensunterhalt, indem er Musikunterricht erteilt. Auch der
adlige Major Ferdinand von Walter nimmt seit November bei ihm Flötenunterricht.
Bei dieser Gelegenheit ist ihm die schöne Tochter des Hauses aufgefallen und die beiden
werden ein Liebespaar. Miller toleriert diese Beziehung, solange sie nicht öffentlich ist. Nun droht
sie aber aufzufliegen und er fürchtet um seinen guten Ruf. Als Herr im Haus ist es seine Aufgabe
auf die Moral und die religiöse Erziehung seiner Tochter zu achten. Er nimmt das ernst, da er sie
beispielsweise regelmäßig in die Kirche zum Gottesdienst schickt.

An seinem einzigen Kind hängt er voller Liebe und fürchtet vor allem die Konsequenzen, die die
Affäre mit Ferdinand für sie haben kann. Es könnte passieren, dass er keinen anderen
anständigen Ehemann für sie findet, sie schwanger wird und im schlimmsten Fall als Hure endet.
Sollte es zu einem davon kommen, wäre Millers Ruf ruiniert, da er die Affäre zugelassen und
damit als Hausherr versagt hätte.

Verhältnis zur Frau


Das Verhältnis zwischen ihm und seiner Frau ist nicht gerade liebevoll. Die beiden sind sehr
unterschiedlich. Während Frau Miller den Luxus, den sie sich dank Ferdinands großzügiger
Geschenke leisten können, genießt, legt ihr Mann darauf keinen Wert.

Er ist im Gegenteil sogar wütend darüber, dass seiner Frau ihre Bequemlichkeit wichtiger ist als
der gute Ruf ihrer Tochter. Miller ist ein sehr direkter Mensch, der offen ausspricht, was er denkt
und fühlt.

So hält er mit seiner Meinung über die Beziehung zwischen Luise und Ferdinand nicht hinterm
Berg und auch gegenüber Wurm macht er seine Abneigung deutlich, als dieser seine Hilfe bei
der Brautwerbung will.

Verhältnis zur Tochter


Seine Frau versucht er harsch zum Schweigen zu bringen, als diese mit der Affäre zwischen
ihrer Tochter und dem adligen Major prahlt. Gegenüber seiner Tochter ist er ebenso offen, aber
weniger schroff im Ton. Daran erkennt man seine Liebe zu ihr.

Er ist in Bezug auf seine Tochter aber nicht nur uneigennützig, sondern hat durchaus auch
egoistische Motive. So befürchtet er bei einem Öffentlichwerden der Beziehung auch, dass er
selbst in Verruf gerät und auch später, als er Luise vom Selbstmord abhält, geschieht dies nicht
selbstlos.

Er will seine Tochter behalten und appelliert an ihre Vaterliebe. Er bringt sie dadurch dazu, ihrem
geliebten Ferdinand endgültig zu entsagen und hat sie damit wieder für sich allein.

23
Der oberflächliche von Kalb ist der Hofmarschall des Herzogs. Als solcher
genießt er verschiedene Privilegien bei Hofe. Um diese zu behalten ist er zu
allem bereit. Die folgende Charakterisierung geht ausführlich auf den
Hofmarschall ein.
Der eitle und oberflächliche Hofmarschall von Kalb verkörpert die höfische
Lebensweise. In seiner Funktion als Hofmarschall organisiert er den Tagesablauf des
Herzogs und nimmt beispielweise an dessen morgendlichen Anziehritual teil. Dabei
ist es für ihn jedes Mal spannend, welche Kleidung der Herzog wohl wählen wird.
Aber auch bei sich selbst achtet er eitel auf sein Äußeres. Sein Lebensinhalt sind
Mode und Vergnügungen. Die Belange des Volks interessieren ihn nicht weiter,
genau wie alles, das nicht direkt mit ihm oder den Hofintrigen zu tun hat.

Seine Stellung hat er erlangt, indem er zusammen mit dem Präsidenten den
Mordanschlag auf dessen Vorgänger verübt hat. Deshalb ist er vom Präsidenten
abhängig und lässt sich von diesem und Wurm für deren Zwecke instrumentalisieren.
So verbreitet er die Nachricht von der Verlobung zwischen Lady Milford und
Ferdinand und er stellt sich als Adressat des fingierten Liebesbriefes zur Verfügung.
Dabei wird aber schnell klar, wie wenig Rückgrat von Kalb hat.
Denn als Ferdinand ihn zur Rede stellt und sich mit ihm duellieren will, ist sofort
dermaßen verängstigt, dass er die Wahrheit gesteht. Zwar glaubt Ferdinand ihm
nicht und denkt, er würde seine Geliebte aus Angst verleugnen, aber es wird
deutlich, wie feige der Hofmarschall ist.

24

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