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Widersacher
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
Die Widersacher sind Geistige Wesen die ursprünglich den Hierarchien entstammen, aber in
ihrer eigenen Entwicklung teilweise zurückgeblieben, teilweise aber auch vorausgeeilt sind
und sich nun dem regelrechten Schöpferischen Werden der Welt hemmend entgegen stellen
und daher mit gewissem Recht als böse bezeichnet werden - sie sind es aber nicht im
absoluten Sinn. Sie haben sich nicht aus freiem Willen gegen Gott erhoben, sondern wurden
gleichsam zu ihrer besonderen Aufgabe abkommandiert, wie es Rudolf Steiner öfter
ausdrückt. Durch den Widerstand, den sie leisten, erfüllen sie auch wichtige positive
Aufgaben in der Weltentwicklung und ohne ihre Hilfe könnte der Mensch niemals zur
Freiheit gelangen, zu der ihn die guten Götter bestimmt haben. In gnostischen Schriften wie
der Pistis Sophia oder dem Apokryphon des Johannes wird der im Menschen wirkende
Widersacher ganz allgemein als antimimon pneuma (griech. άντίμιμον πνεύμα „Gegengeist“)
bezeichnet[1].

Die Widersachermächte werden in den verschiedensten religiösen Überlieferungen genannt,


so auch in der Christlichen Tradition. Rudolf Steiner unterscheidet folgende
Widersachermächte:

der rote Teufel sei Luzifer (bibl. die Schlange und Diabolos)
der schwarze Teufel sei Ahriman, Mephistopheles (bibl. Satan)
die Asuras (werden auch als die Scharen des Sorat betrachtet)
der Fürst der Finsternis oder Fürst dieser Welt ist Satan (nach Steiner also Ahriman, (vgl.
auch: Joh. 14,30, dort ist eindeutig Ahriman gemeint))
der Sonnendämon das ist Sorat, (das Tier 666 aus der Apokalypse des Johannes)
der Antichrist das ist je nach Lesart entweder Sorat oder (seltener) auch Ahriman. (Davon
abweichend konstatiert Hermann Keimeyer hier nochmals eine eigenständige Wesenheit).
Der Eingriff der Widersacher in die Menschheitsentwicklung

Die drei bisherigen bösen Prinzipien


"Wir haben öfters zurückgeblickt in die Zeiten, die der großen atlantischen Flut
vorangegangen sind, in denen unsere Vorfahren, das heißt unsere eigenen Seelen, in den
Vorfahrenleibern auf dem alten atlantischen Kontinent gelebt haben zwischen Europa, Afrika
und Amerika. Und wir haben zurückgeblickt auf jene noch älteren Zeiten, die wir als die
lemurischen Zeiten bezeichnen, in denen die Menschenseelen, die jetzt verkörpert sind, auf
viel niedrigerer Stufe des Daseins standen als heute. Auf diesen Zeitraum wollen wir heute
noch einmal zurückkommen. Wir wollen uns zunächst sagen: Der Mensch hat seine heutige
Stufe des Empfindungslebens, des Willenslebens, der Intelligenz, ja seine heutige Gestalt
dadurch errungen, daß im Erdendasein mitgewirkt haben diejenigen geistigen Wesenheiten
(siehe Hierarchien), die höher stehen im Weltenall als der Mensch...
Nun müssen wir uns heute einmal recht deutlich vor die Seele führen, daß andere Geister
und andere Wesenheiten noch eingegriffen haben als diejenigen, welche die menschliche
Entwickelung vorwärtsbringen. Es haben in einer gewissen Weise geistige Wesenheiten
eingegriffen, die feindlich gegenüberstehen den vorwärtsschreitenden geistigen Mächten.
Und wir können für jeden dieser Zeiträume, sowohl für das lemurische wie auch für das
atlantische Zeitalter, wie auch für unsere Nachatlantische Zeit, in der wir leben, angeben,
welche geistigen Wesenheiten sozusagen die Hemmungen gebracht haben, welche geistigen
Wesenheiten feindlich gegenübertraten denjenigen, die die Menschheit bloß
vorwärtsbringen wollen.
Lemuria - luziferische Geister
Im lemurischen Zeitalter, in dem ersten, das uns heute beschäftigt in dem Erdensein, haben
in die menschliche Entwickelung die luziferischen Wesenheiten eingegriffen. Sie stellen sich
in einer gewissen Beziehung feindlich gegenüber denjenigen Mächten, die dazumal den
Menschen bloß vorwärtsbringen wollten. In dem atlantischen Zeitalter stellten sich feindlich
den vorwärtsschreitenden Mächten die Geister gegenüber, die wir als die Geister des
Ahriman oder auch des Mephistopheles bezeichnen. Ahrimanische Geister,
mephistophelische Geister, das sind diejenigen, die eigentlich, wenn man die Namen genau
nimmt, in der mittelalterlichen Anschauung die Geister des Satans genannt wurden, der
nicht zu verwechseln ist mit Luzifer.
In unserem Zeitalter werden nach und nach noch andere geistige Wesenheiten hemmend
den vorwärtsschreitenden in den Weg treten...
Sie wissen, wie der Mensch sich auf dem alten Saturn dadurch entwickelt hat, daß die
Throne ausgegossen haben ihre eigene Substanz, und daß da die erste Anlage gelegt worden
ist zu dem menschlichen physischen Leib. Wir wissen, daß dann die Geister der Weisheit auf
der Sonne ihm den Äther- oder Lebensleib, daß die Geister der Bewegung auf dem alten
Monde den astralischen Leib eingeprägt haben. Nun war es an den Geistern der Form, auf
der Erde dem Menschen das Ich zu geben, damit der Mensch dadurch, daß er sich von seiner
Umgebung unterscheidet, in einer gewissen Weise ein selbständiges Wesen werden könne.
Aber wenn der Mensch auch durch die Geister der Form ein selbständiges Wesen geworden
wäre gegenüber der Außenwelt, gegenüber dem, was ihn auf der Erde umgibt, er würde
durch diese Geister der Form niemals ein selbständiges Wesen ihnen selbst gegenüber
geworden sein; er wäre von ihnen abhängig geblieben, er wäre an Fäden von ihnen gelenkt
und geleitet worden. Daß das nicht eingetreten ist, das ist die in gewisser Beziehung sogar
wohltätige Wirkung der Tatsache, daß sich in der lemurischen Zeit die luziferischen
Wesenheiten entgegengestellt haben den Geistern der Form. Diese luziferischen
Wesenheiten haben dem Menschen die Anwartschaft auf seine Freiheit gegeben. Allerdings
haben sie dem Menschen damit auch die Möglichkeit des Bösen gegeben, die Möglichkeit
des Verfalls in sinnliche Leidenschaft und Begierde. In was haben denn eigentlich diese
luziferischen Geister eingegriffen? Sie haben eingegriffen in das, was da war, und zwar in
dasjenige, was zuletzt dem Menschen gegeben worden ist, in den astralischen Leib, was
damals in gewisser Beziehung des Menschen Innerstes war. Darin haben sie sich festgesetzt,
davon haben sie Besitz ergriffen. Von diesem astralischen Leib hätten sonst, wenn die
luziferischen Wesenheiten nicht gekommen wären, nur Besitz ergriffen die Geister der Form.
Sie hätten diesem astralischen Leib jene Kräfte eingeprägt, die dem Menschen das
Menschenantlitz geben, die den Menschen eben zum Ebenbild der Götter, der Geister der
Form machten. Das alles wäre aus dem Menschen geworden, aber der Mensch wäre
abhängig geblieben von diesen Geistern der Form zeit seines Lebens, durch alle Ewigkeiten...
Die luziferischen Geister haben dem Menschen die sinnliche Begierde gegeben; die höheren
Wesenheiten haben ihre Gegenmittel ergriffen in dem Sinne, daß der Mensch nunmehr nicht
unbedingt dieser Sinneswelt verfallen konnte, indem sie ins Gefolge der sinnlichen
Begierden und sinnlichen Interessen Krankheit und Leiden gesetzt haben, so daß in der Welt
genau ebenso viele Leiden und Schmerzen sind wie bloßes Interesse für die physische,
sinnliche Welt. Beide halten sich vollständig das Gleichgewicht, von keinem ist mehr in der
Welt vorhanden: ebenso viele sinnliche Begierden, ebenso viele sinnliche Leidenschaften wie
Krankheit und Schmerzen. Das war die gegenseitige Aufeinanderwirkung der luziferischen
Geister und der Geister der Form im lemurischen Zeitalter. Wären diese luziferischen Geister
nicht gekommen, dann würde der Mensch nicht so früh in die irdische Sphäre
hinuntergestiegen sein. Seine Leidenschaft, seine Begierde für die sinnliche Welt hat es auch
gemacht, daß er früher seine Augen aufgeschlossen erhalten hat, daß er früher den ganzen
Umkreis des sinnlichen Daseins hat sehen können. Der Mensch hätte, wenn es regelmäßig
nach den fortschreitenden Geistern gegangen wäre, erst von der Mitte der atlantischen Zeit
an die Umwelt gesehen. Aber er hätte sie dann geistig gesehen, nicht so wie heute, er hätte
sie so gesehen, daß sie ihm überall der Ausdruck von geistigen Wesenheiten gewesen wäre.
Dadurch, daß der Mensch verfrüht herunterversetzt worden ist in die irdische Sphäre, daß
ihn seine irdischen Interessen und Begierden heruntergedrängt haben, dadurch kam es
anders, wie es sonst gekommen wäre in der Mitte der atlantischen Zeit.
Atlantis - ahrimanische Geister
Dadurch haben sich hineingemischt in das, was der Mensch hat sehen und begreifen
können, die ahrimanischen Geister, diejenigen Geister, die eben auch mit dem Namen
mephistophelische Geister bezeichnet werden können. Dadurch verfiel der Mensch in
Irrtum, verfiel in das, was man eigentlich erst die bewußte Sünde nennen könnte. Also von
der Mitte der atlantischen Zeit an wirkt auf den Menschen die Schar der ahrimanischen
Geister ein. Wozu hat nun diese Schar der ahrimanischen Geister sozusagen den Menschen
verführt? Sie hat ihn dazu verführt, daß er das, was in seiner Umgebung ist, für stofflich, für
materiell hält, daß er nicht durch dieses Stoffliche hindurchsieht auf die wahren Untergründe
des Stofflichen, auf das Geistige. Würde der Mensch in jedem Stein, in jeder Pflanze und in
jedem Tier das Geistige sehen, er würde niemals verfallen sein in Irrtum und damit in das
Böse, sondern der Mensch würde, wenn nur die fortschreitenden Geister auf ihn gewirkt
hätten, bewahrt geblieben sein vor jenen Illusionen, denen er immer verfallen muß, wenn er
nur auf die Aussage der Sinneswelt baut.
Was haben nun dagegen diejenigen geistigen Wesenheiten, welche den Menschen in seinem
Fortschreiten erhalten wollen, gegen diese Verführung, gegen Irrtum und Illusion aus dem
Sinnlichen unternommen? Sie haben dagegen unternommen, daß der Mensch tatsächlich
nunmehr erst mit Recht - natürlich ist das langsam und allmählich gekommen, aber hier
liegen die Kräfte, warum das gekommen ist - sozusagen in die Lage versetzt wird, aus der
sinnlichen Welt heraus wiederum die Möglichkeit zu gewinnen, über Irrtum und Sünde und
das Böse hinwegzukommen, das heißt, sie haben dem Menschen die Möglichkeit gegeben,
sein Karma zu tragen und auszuwirken. Haben also diejenigen Wesenheiten, welche die
Verführung der luziferischen Wesenheiten gutzumachen hatten, Leiden und Schmerzen, ja
auch das, was damit zusammenhängt, den Tod in die Welt gebracht, so haben diejenigen
Wesenheiten, welche auszubessern hatten, was aus dem Irrtum über die sinnliche Welt
fließt, dem Menschen die Möglichkeit gegeben, durch sein Karma allen Irrtum wieder zu
beseitigen, alles Böse wiederum zu verwischen, das er in der Welt angerichtet hat.
In Zukunft - Asuras
In unserer Zeit gehen wir jenem Zeitalter entgegen, in dem nun andere Wesenheiten sich an
den Menschen heranmachen werden, Wesenheiten, welche immer mehr und mehr in der
Menschenzukunft, die vor uns liegt, in die menschliche Entwickelung eingreifen werden.
Genau ebenso wie die luziferischen Geister im lemurischen Zeitalter eingegriffen haben, die
ahrimanischen Geister im atlantischen Zeitalter, so werden nach und nach auch in unserem
Zeitalter Wesenheiten eingreifen. Machen wir uns einmal klar, was das für Wesenheiten sein
werden.
Die Wesenheiten, die im lemurischen Zeitalter eingegriffen haben, von denen mußten wir
sagen: sie haben sich im astralischen Leib des Menschen festgesetzt, haben seine Interessen,
seine Triebe und Begierden in die irdische Sphäre heruntergezogen. In was genauer gesagt,
haben sich diese luziferischen Wesenheiten festgesetzt?
Verstehen können Sie das nur, wenn Sie jene Gliederung zugrunde legen, welche Ihnen in
meinem Buche «Theosophie» gegeben ist. Da ist gezeigt, daß wir am Menschen zunächst
seinen physischen Leib zu unterscheiden haben, dann seinen Äther- oder Lebensleib und
seinen astralischen Leib, oder, wie ich ihn dort genannt habe, den Empfindungsleib oder
Seelenleib.
Wenn wir diese drei Glieder betrachten, so sind es genau die drei Glieder, die dem
Menschen gegeben waren vor seiner irdischen Laufbahn. Was da genannt ist der physische
Leib, das ist auf dem alten Saturn veranlagt worden, was genannt ist der Ätherleib, das ist
auf der Sonne veranlagt, und dasjenige, was da genannt ist der Seelen- oder
Empfindungsleib, ist auf dem alten Monde veranlagt. Jetzt sind auf der Erde nach und nach
dazugekommen die Empfindungsseele, die eigentlich eine unbewußte Umänderung, eine
unbewußte Bearbeitung des Empfindungsleibes ist. In der Empfindungsseele hat sich
verankert Luzifer; da hinein hat er sich geschlichen, da sitzt er drinnen. Weiter ist entstanden
durch die unbewußte Umarbeitung des Ätherleibes die Verstandesseele. Genaueres ist
darüber gesagt in der Abhandlung über «Die Erziehung des Kindes». In diesem zweiten Glied
der menschlichen Seele, der Verstandesseele, also in dem umgearbeiteten Stück des
Ätherleibes, da hat sich festgesetzt Ahriman. Da ist er drinnen und führt den Menschen zu
falschen Urteilen über das Materielle, führt ihn zu Irrtum und Sünde und Lüge, zu allem, was
eben aus der Verstandes- oder Gemütsseele kommt. In alledem zum Beispiel, daß der
Mensch sich der Illusion hingibt, mit der Materie sei das Richtige gegeben, haben wir
Einflüsterungen des Ahriman, des Mephistopheles zu sehen. Drittens kommt an die Reihe
die Bewußtseinsseele, die in einer unbewußten Umarbeitung des physischen Leibes besteht.
Es ist Ihnen ja erinnerlich, wie diese Umarbeitung geschah. Gegen das Ende der atlantischen
Zeit trat der Ätherleib des Kopfes ganz hinein in den physischen Kopf und gestaltete
allmählich den physischen Leib so um, daß er eine selbstbewußte Wesenheit wurde. An
dieser unbewußten Umarbeitung des physischen Leibes, an der Bewußtseinsseele, arbeitet
der Mensch heute noch immer im Grunde genommen. Und in der Zeit, die jetzt kommen
wird, werden sich hineinschleichen in diese Bewußtseinsseele und damit in das, was man das
menschliche Ich nennt - denn das Ich geht auf in der Bewußtseinsseele -, diejenigen
geistigen Wesenheiten, die man die Asuras nennt. Die Asuras werden mit einer viel
intensiveren Kraft das Böse entwickeln als selbst die satanischen Mächte der atlantischen
oder gar die luziferischen Geister der lemurischen Zeit.
Das Böse, das die luziferischen Geister den Menschen zugleich mit der Wohltat der Freiheit
brachten, das werden sie alles im Verlaufe der Erdenzeit ganz abstreifen. Dasjenige Böse, das
die ahrimanischen Geister gebracht haben, kann abgestreift werden in dem Ablauf der
karmischen Gesetzmäßigkeit. Das Böse aber, das die asurischen Mächte bringen, ist nicht auf
eine solche Weise zu sühnen. Haben die guten Geister dem Menschen Schmerzen und
Leiden, Krankheit und Tod gegeben, damit er sich trotz der Möglichkeit des Bösen aufwärts
entwickeln kann, haben die guten Geister die Möglichkeit des Karma gegenüber den
ahrimanischen Mächten gegeben, um den Irrtum wieder auszugleichen - gegenüber den
asurischen Geistern wird das im Verlaufe des Erdendaseins nicht so leicht sein. Denn diese
asurischen Geister werden bewirken, daß das, was von ihnen ergriffen ist - und es ist ja des
Menschen tiefstes Innerstes, die Bewußtseinsseele mit dem Ich -, daß das Ich sich vereinigt
mit der Sinnlichkeit der Erde. Es wird Stück für Stück aus dem Ich herausgerissen werden,
und in demselben Maße, wie sich die asurischen Geister in der Bewußtseinsseele festsetzen,
in demselben Maße muß der Mensch auf der Erde zurücklassen Stücke seines Daseins. Das
wird unwiederbringlich verloren sein, was den asurischen Mächten verfallen ist. Nicht, daß
der ganze Mensch ihnen zu verfallen braucht, aber Stücke werden aus dem Geiste des
Menschen herausgeschnitten durch die asurischen Mächte. Diese asurischen Mächte
kündigen sich in unserem Zeitalter an durch den Geist, der da waltet und den wir nennen
könnten den Geist des bloßen Lebens in der Sinnlichkeit und des Vergessens aller wirklichen
geistigen Wesenheiten und geistigen Welten. Man könnte sagen: Heute ist es erst mehr
theoretisch, daß die asurischen Mächte den Menschen verführen. Heute gaukeln sie ihm
vielfach vor, daß sein Ich ein Ergebnis wäre der bloßen physischen Welt. Heute verführen sie
ihn zu einer Art theoretischem Materialismus. Aber sie werden im weiteren Verlauf - und das
kündigt sich immer mehr an durch die wüsten Leidenschaften der Sinnlichkeit, die immer
mehr und mehr auf die Erde herniedersteigen - dem Menschen den Blick umdunkeln
gegenüber den geistigen Wesenheiten und geistigen Mächten. Es wird der Mensch nichts
wissen und nichts wissen wollen von einer geistigen Welt. Er wird immer mehr und mehr
nicht nur lehren, daß die höchsten sittlichen Ideen des Menschen nur höhere
Ausgestaltungen der tierischen Triebe sind, er wird nicht nur lehren, daß das menschliche
Denken nur eine Umwandlung dessen ist, was auch das Tier hat, er wird nicht nur lehren,
daß der Mensch nicht bloß seiner Gestalt nach mit dem Tier verwandt ist, daß er auch seiner
ganzen Wesenheit nach vom Tier abstamme, sondern der Mensch wird mit dieser
Anschauung Ernst machen und so leben." (Lit.: GA 107, S. 240ff)
Die zerstörerische Wirkung der Widersacher in der Natur
Insofern die äußere Natur etwas ist, das erst nach und nach im Zuge der irdischen
Entwicklung aus dem Menschenwesen herausgesetzt wurde, ist auch diese äußere Natur
durch die Folgen des Sündenfalls betroffen. Sie hat dadurch zerstörende Elemente in ihr
Wesen aufgenommen. Besonders die Ätherkräfte der Natur sind davon betroffen:

Lichtäther
Klangäther
Lebensäther
Luzifer
Ahriman
Asuras
Elektrizität
Magnetismus
Dritte Kraft

Licht ist das Ätherische Bild der Astralwelt. Elektrizität ist Licht im untermateriellen Zustand,
wodurch eine unterphysische Astralwelt als Reich Luzifers entsteht.

Der Klangäther ist das ätherische Bild des niederen Devachans. Magnetismus ist in den
untermateriellen Zustand gefesselter Klangäther. Dadurch entsteht ein unterphysisches
niederes Devachan als Reich Ahrimans.

Der Lebensäther ist das ätherische Bild des oberen Devachans. Furchtbare
Vernichtungskräfte, die Rudolf Steiner zusammenfassend als die sog. Dritte Kraft (Atomkraft)
bezeichnet hat, entstehen, wenn diese Kräfte durch die Asuras in den unterphysischen
Bereich gebannt werden. Es entsteht ein unterphysisches oberes Devachan als Reich der
Asuras.

Diese drei Kräfte werden die Erde nach und nach zerstören. Einmal wird das sogar im
positiven Sinn nötig sein, damit die Menschheit ihre weitere Entwicklung in einem
geistigeren Dasein durchmachen kann. Es besteht allerdings die große Gefahr, dass diese
Zerstörung zu rasch voranschreitet und an ihr Ziel gelangt, ehe die Menschheit ihr
Entwicklungsziel auf Erden erreicht hat. Verhindert werden kann das nur, indem der neu
belebende Christusimpuls in der Natur wirksam wird. Dass das so ist, dazu ist aber auch die
bewusste Mitarbeit des Menschen nötig.

Die Wirkung der Widersacher in der Hüllennatur des Menschen


Das menschliche Ich entwickelt sich in dem Maß weiter, als es ihm gelingt, seine niederen
Wesensglieder umzuarbeiten und zu vergeistigen. Dieser Arbeit des menschlichen Ichs
treten die Widersacher hemmend entgegen. Jede der Widersachermächte setzt dabei den
Schwerpunkt ihres Wirkens in einem ganz bestimmten Wesensglied. Das heißt keineswegs,
dass die einzelnen Widersacher in den anderen Wesensgliedern nicht wirkten. Tatsächlich
erstreckt sich die Wirkung aller Widersacher auf alle niederen Wesensglieder, nur hat jeder
sein besonderes Zentrum, von dem aus er hauptsächlich wirkt.

Luzifer ergreift vor allem den Astralleib und behindert seine Umwandlung zur
Empfindungsseele.
Ahriman setzt sich im Ätherleib fest und hemmt seine Umarbeitung zur Verstandes- oder
Gemütsseele.
Die Asuras greifen primär den physischen Leib an und stören die regelrechte Entwicklung der
Bewusstseinsseele. Da die Gestalt des physischen Leibes der unmittelbarste sinnliche
Ausdruck des menschlichen Ichs und das zunächst wesentlichste Instrument zur Entfaltung
des Ich-Bewusstseins ist, hemmen sie zugleich am direktesten die Ich-Entwicklung. Das geht
so weit, dass geradezu Teile des menschlichen Ichs abgesplittert und dauerhaft der
sinnlichen Welt einverleibt werden und so für die künftige Entwicklung verlorengehen.
Erst mit der Bewusstseinsseele erwacht der Mensch zur vollbewussten moralischen
Verantwortlichkeit. Durch den bewussten Willen zum Guten verbinden wir uns mit dem
Christus. Zugleich kann sich aber auch durch die Bewusstseinsseele erstmals der volle
bewusste Wille zum Bösen entfalten, durch den wir uns mit den Asuras verbünden. Die
Asuras, gefallene Geister der Persönlichkeit, sind die eigentlichen Geister des Egoismus.
Einmal schon trat ihr Einfluss in der Menschheitsgeschichte deutlich bei den typischen
machiavellistischen Renaissancemenschen hervor, etwa bei den Borgia-Päpsten oder
manchen spanischen Conquistadores.

Vor den schlimmsten Wirkungen Luzifers und Ahrimans wird der Mensch durch göttliche
Hilfe bewahrt. Luzifer verführt uns zur sinnlichen Begierde; damit wir dieser nicht
vollkommen verfallen, haben uns die guten Götter Krankheit, Leiden und Tod gegeben.
Durch Ahriman verfällt der Mensch in Irrtum und Lüge. Der Christus ermöglicht es den
Menschen, diese Fehler durch das Karma in den aufeinanderfolgenden Erdenleben wieder
auszugleichen. Eine solche unmittelbare göttliche Hilfe gegenüber den Asuras kann es nicht
geben. Der Mensch muss sich zuerst aus freiem Entschluss dem Guten zuwenden und kein
Gott kann ihm dabei helfen. Ist aber der Entschluss aus freiem Willen gefasst, dann kann der
Christus durch seine Gnade helfend eingreifen. Nur eine Hilfe ist für solche möglich, die aus
eigener Kraft nicht mehr den Weg zum Guten finden können - die durch andere Menschen,
die bereit und befähigt sind, jener Karma auf sich zu nehmen und diesen ihre eigene für das
Erdenleben vorbereitete Hüllennatur für die irdische Inkarnation zur Verfügung stellen.

Die polare Wirkung von Luzifer und Ahriman auf den Menschen
"Also in der Welt braucht es die luziferischen Kräfte, damit wir nicht schon mit drei Jahren
Greise sind. In der Welt braucht es die ahrimanischen Kräfte, damit wir nicht fortwährend
Kinder bleiben. Diese zwei entgegengesetzten Kräfte müssen im Menschen sein.

ahrimanisch
luziferisch
körperlich: Verhärtung Verjüngung
Verkalkung Verweichung
seelisch: Pedanterie Phantastik
Philisterhaftigkeit Schwärmerei
Materialismus Mystik
Trockener Verstand Theosophie
geistig:Aufwachen Einschlafen
Nun handelt es sich darum, daß diese zwei entgegengesetzten Kräfte ausgeglichen sein
müssen. Worinnen liegt nun die Ausgleichung? Es darf nichts von diesen Kräften überhand
nehmen." (Lit.: GA 349, S. 226)

Der Umgang mit den Widersachen


Hermann Keimeyer gab hierzu einen Ratschlag (bezogen auf alle Widersachermächte): Die
Widersacher können bekämpft werden, nämlich "Luzifer (läßt sich) bannen durch Moralität,
Ahriman (läßt sich) bannen durch ausgewogene Urteilskraft, Asuras-Sorat (läßt sich) bannen
durch das Michaelsschwert im eigenen ätherischen Rückgrat" (Hermann Keimeyer). Das
Michaelsschwert im eigenen ätherischen Rückgrat läßt sich erzeugen durch eine
Visualisierung einer entsprechenden Meditation (Imagination). Auch der moderne
Manichäismus, wie er etwa durch Bernard Lievegoed dargestellt wurde, bietet
Möglichkeiten dem Bösen (also den Widersachermächten) insgesamt adäquat zu begegnen.
Zur zukünftigen Bedeutung des Manichäismus zählt die Erkenntnis, "dass es nicht
Weltaufgabe ist, das Böse ausschließlich zu vernichten, sondern daß es zu erlösen und durch
Milde zu verwandeln ist" (Flensburger Hefte Nr. 26, S. 76). Dabei geht es letztlich um die
"Verwandlung des Bösen in ein noch höheres Gutes" (Flensburger Hefte Nr. 26, S. 76). Dies
ist jedoch gegenwärtig noch Zukunftsmusik. Die manichäische Wandlung des Bösen gelingt
heute allenfalls partikulär, wird aber in der Zukunft der Menschheit noch eine bedeutende
Rolle spielen, spätestens ab der sechsten Kulturepoche wird man mehr davon sehen. Als die
erste Widersachermacht, die in diesem Sinne reif ist zu ihrer Erlösung, muss Luzifer
betrachtet werden. Nach Sergej O. Prokofieff nähert sich Luzifer bereits heute dem Stadium
seiner Erlösung.

In den Vorträgen zu den Offenbarungen des Karma, geht Rudolf Steiner wie folgt auf die
Frage des Umgangs mit Luzifer und Ahriman ein:

"Und Herr werden über die luziferischen und ahrimanischen Einflüsse können wir durch
nichts anderes als durch Erkenntnis. Einmal durch Selbsterkenntnis, indem wir uns immer
fähiger machen - auch im Leben zwischen Geburt und Tod -, unsere Schwachheiten in allen
drei Seelenmerkmalen kennenzulernen, in Denken, Fühlen und Wollen...

Sodann durch Erkenntnis der Außenwelt, die sich ergänzen muß mit der Selbsterkenntnis;
beide müssen zusammenwirken. Selbsterkenntnis und Erkenntnis der Außenwelt müssen wir
mit unserem Wesen vereinigen." (Lit.: GA 120, S. 217)
Schließlich kann es zur Überwindung Luzifers und Ahrimans durch Liebe und Weisheit
kommen:

"Wenn wir selber Luzifer entgegenwirken sollen, wenn wir seine Angelegenheiten in der
Zukunft besorgen sollen, wird es bei uns nur die Liebe sein können, die an die Stelle der
Taten des Luzifer treten kann; die Liebe aber wird es sein können.

Wenn wir immer mehr diese Dunkelheit hinwegbringen (durch Weisheit), wenn sie
schwindet, und wir dazu gelangen, den ahrimanischen Einfluß auf diese Weise völlig zu
überwinden, dann werden wir in der Lage sein, die Welt so zu erkennen, wie sie wirklich als
Erdenwelt ist." (Lit.: GA 120, S. 221)
Siehe auch
Das Böse, Ahriman; Ahrimanisch, Luzifer; Luziferisch, Sorat, Asuras, Satan, Diabolos,
Mammon, Antichrist

Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische
Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen
Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos
online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners
Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des
Originalwortlautes Rudolf Steiners.
Weblinks
Ernst Marti: Das dreifache Böse
Einzelnachweise
Alexander Böhlig: Mysterion und Wahrheit: Gesammelte Beiträge zur spätantiken
Religionsgeschichte, E. J. Brill, Leiden 1968 google
Rudolf Steiner: Elementarwesen, Pastell auf Transparentpapier (1923)
Die Elementarwesen (auch Elementargeister, Naturgeister; eng. elementary beings) sind die
unmittelbar in der Natur lebendig gestaltend wirkenden Werkmeister. Sie auch als
"Elementargeister" zu bezeichnen, ist eigentlich irreführend, denn sie haben gerade kein
«Ich», keinen eigenständigen geistigen Wesenskern, sondern sind dienende Glieder der
höheren geistigen Hierarchien. Die Geister der Umlaufzeiten leiten ihr Tun. Elementarwesen
entstehen als Abschnürungen höherer geistiger Wesenheiten, die der dritten Hierarchie
(Archai, Archangeloi, Angeloi) angehören. Auch der Mensch, als vierte Hierarchie, bringt
durch seine Tätigkeit unbewusst vielerlei Elementarwesen hervor. Entsprechend ihrem
unselbstständigen Charakter darf ihnen niemals irgendeine moralische Verantwortlichkeit
für ihr Tun zugesprochen werden. Den physischen Sinnen bleiben die Elementarwesen
verborgen, sie offenbaren sich nur der imaginativen seelischen Wahrnehmung.

Eigenschaften der Elementarwesen


„Die Elementarwesen brauchen Sie sich nicht als besonders hochentwickelt vorzustellen; sie
machen nicht Geburt und Tod durch wie der Mensch. Die wenigsten haben etwas
durchgemacht, was einer Menschheitsentwicklung auch nur ähnlich wäre. Den meisten
stehen derartige Entwicklungen auch nicht bevor. Manche kommen - wie Kometen - von
anderen Planeten, verschwinden wieder und setzen ihr Dasein woanders fort. Was diese
Wesenheiten vollbringen, ist nicht ohne Einfluß auf die Menschen. Manches geht da im
menschlichen Astralkörper vor, was auf Wirkungen dieser Wesen zurückgeht. Nur dem, der
im Astralraum sehen kann, sind solche Vorgänge, die im menschlichen Astralkörper sich
abspielen können, erklärlich.“ (Lit.:GA 88, S. 74)

Bei den Elementarwesen dominiert das Form-Prinzip über Leben und Bewusstsein:

„Die Elementargeister sind solche Wesen, bei denen die Form mächtiger ist als das Leben
und das Bewußtsein, deren Form also von Bewußtsein und Leben beherrscht werden muß.
Sie sind das genaue Gegenteil der dhyanischen Wesenheiten. Diese können mehr als ihre
Form und ihr Leben beherrschen. Bei den Elementargeistern ist die Form umfassender als
Leben und Bewußtsein. Sie fordern daher anderes Leben und anderes Bewußtsein zur
Beherrschung ihrer Form. Das heißt, der Elementargeist muß sich in anderem Leben und
anderem Bewußtsein festsetzen, um es für sich zu verwenden. Daher ist er der
Retardierende, der anderer Leben und Bewußtsein zurückhält. So sind die Elementargeister
die eigentlich hemmenden Wesen der Evolution. Alle parasitischen Wesenheiten werden
beherrscht von solchen Elementargeistern. Sie sind diejenigen Wesenheiten für uns
Menschen, welche in der lunarischen Epoche bereits in ihrer Art vollendet waren, daher
prävaliert bei ihnen die Form. Sie fluten jetzt ab, sind in absteigender Entwicklung.

Über die Entwicklung hinausgestoßen sind zum Beispiel die Tiere, die ein Skelett außen
tragen, die eingehüllt sind in ihr Skelett. Ihre Innenentwicklung hat sich aufgelöst, und von
außen umgeben sie sich mit einer Hornschicht (Käfer, Kerbtiere). Sie bereiten sich vor für das
Abfluten in die achte Sphäre. Der alte Mond hat auch eine achte Sphäre gehabt, einen
Nebenmond. Diese Wesen sind damals fertig geworden, sie sind über ihre Entwicklung
hinausgegangen und sind jetzt gleich einer überreifen Frucht. In die achte Sphäre gehören
zum Beispiel die Spinnen, und unter den Pflanzen die Mistel. Das Reich der Spinnen und
Fliegen schreibt Goethe deshalb dem Mephisto zu. Alles Parasitäre ist ein äußerer Ausdruck
von den auf dem Astralplan lebenden elementarischen Wesenheiten.

Vorher war der Mensch selbst ein Elementarwesen. Nicht alles Physische am Menschen ist
bestimmt, erlöst zu werden. Es bleibt vom Menschen eine Schlacke zurück. Diese Schlacke,
die da zurückbleibt, ist im Menschen fortwährend vorhanden, daher steht er unter dem
Einfluß der astralischen Elementarwesen; das dazugehörige Elementarwesen hängt ihm an.
Der Mensch ist daher in fortwährender Verbindung mit dem, was ein hemmender Feind, ein
Störenfried seiner Entwicklung ist. Die Wesenheiten, die sich dem Menschen anhängen,
nannte man in der deutschen Mythologie die Alben. Sie treten in einer unbestimmten
Gestalt auf im sogenannten Alptraum. Diese Träume äußern sich etwa so, daß man glaubt,
ein Wesen setzt sich einem auf die Brust. Wenn man astral sehend wird, sieht man zuerst
diese Wesen (The Dweller on the Threshold in Bulwers «Zanoni»). Es ist die Widerspiegelung
der astralen Bekanntschaft des Menschen mit seinem Alb, ein Sich-Wehren des Menschen
gegen seinen Feind. Das Wesen ist die Projektion eines astralen Wesens in uns selbst. Es ist
der [kleine] Hüter der Schwelle. Der Mensch, der die Furcht vor dem inneren Feinde nicht
überwinden kann, der kehrt gewöhnlich um beim Tor der Initiation.

Auf dem höheren Gebiet des astralen Planes ist es [das Bild] der Sphinx, die in den Abgrund
gestürzt werden muß, ehe man weiterschreiten kann. Der Mensch, der sich entwickeln muß,
geht diesem Augenblick entgegen. Aber nicht jeder Mensch muß diese Entwicklungsstufe in
gleicher Weise durchmachen. Es ist möglich, daß er wie mit verbundenen Augen
hindurchgeführt wird. Dadurch, daß wir unsere moralische Natur entwickeln, können wir
überwinden. Wenn man die moralische Natur vorher höherbringen kann, ehe man in der
Astralwelt sehend wird, wird die Erscheinung des Hüters der Schwelle weniger furchtbar.

In der atlantischen Rasse sind es hauptsächlich die Turanier, die sich der schwarzen Magie
ergaben und in ausgiebigstem Maße mit der Elementarwelt bekannt geworden sind.“
(Lit.:GA 89, S. 133ff)

Der sinnlichen Beobachtung sind die Elementarwesen unzugänglich:

„Diejenigen, welche geistiges Anschauungsvermögen haben, nehmen aber solche Wesen


wahr und können sie beschreiben. Zu den niedrigeren Arten solcher Wesen gehört alles, was
die Wahrnehmer der geistigen Welt als Salamander, Sylphen, Undinen, Gnomen
beschreiben. Es sollte nicht gesagt zu werden brauchen, dass solche Beschreibungen nicht
als Abbilder der ihnen zugrunde liegenden Wirklichkeit gelten können. Wären sie dieses, so
wäre die durch sie gemeinte Welt keine geistige, sondern eine grob-sinnliche. Sie sind
Veranschaulichungen einer geistigen Wirklichkeit, die sich eben nur auf diese Art, durch
Gleichnisse, darstellen lässt. Wenn derjenige, der nur das sinnliche Anschauen gelten lassen
will, solche Wesenheiten als Ausgeburten einer wüsten Phantasie und des Aberglaubens
ansieht, so ist das durchaus begreiflich. Für sinnliche Augen können sie natürlich nie sichtbar
werden, weil sie keinen sinnlichen Leib haben. Der Aberglaube liegt nicht darin, dass man
solche Wesen als wirklich ansieht, sondern dass man glaubt, sie erscheinen auf sinnliche
Art.“ (Lit.:GA 9, S. 156)

Allerdings gibt Rudolf Steiner auch den Hinweis, dass diese Elementarwesen in einer
Entwicklung begriffen sind, durch die sie später einmal auch sinnlich wahrnehmbar werden:
„Wenn wir die normalen elementarischen Reiche betrachten, also - wenn wir uns des
volkstümlichen Ausdruckes bedienen - die Reiche der Gnomen, Sylphen, Undinen,
Salamander, so haben wir in ihnen eigentlich Reiche, die erst noch etwas in der Welt werden
wollen. Sie gehen ähnlichen Gestaltungen entgegen, die wir in unserer Sinnenwelt haben,
nur anders werden sie sein, aber sie werden für solche Sinne, wie die Menschen sie heute
haben, einmal wahrnehmbar werden [...]“ (Lit.:GA 219, S. 84f)

Dem gegenüber stehen anders geartete Elementarwesen, die auf dem alten Mond bereits
ein sinnlich fassbares Dasein geführt haben, jetzt aber in einer absteigenden Entwicklung
begriffen und nur mehr übersinnlich erfahrbar sind. Sie begleiten als gnomenartige
Geisttölpel, als den Sylphen und Undinen verwandte hässliche Spinnenwesen und als
salamanderartige Wärmewesen den Menschen paradoxerweise überall dort, wo dieser sich
für das Wahre, Schöne und Gute begeistert. Sie werden von den regulären
Naturelementarwesen zutiefst verachtet und flüchten sich vor diesen tief ins Innere des
Menschen, sodass sie auch für den entwickelten geistigen Blick nur schwer entdecken sind.

Elementarwesen und Elemente


Bestimmte Elementarwesen stehen in engem Zusammenhang mit den vier Elementen.

„Also wir treten, wenn wir aufsteigen - so sagt die Geisteswissenschaft - von Erde durch
Wasser, durch Luft zum Feuer und dann zum Licht, wir treten da von äußerlich
Wahrnehmbarem, Sichtbarem ins Unsichtbare hinein, ins Ätherisch-Geistige. Oder, wie man
auch sagt: Das Feuer steht an der Grenze zwischen dem äußerlich Wahrnehmbaren,
Materiellen und dem, was ätherisch-geistig ist, was nicht mehr äußerlich wahrnehmbar ist.
Was tut also ein durch die Flamme, das heißt durch das Feuer aufgezehrter Körper? Was
geschieht, wenn etwas brennt? Wenn etwas brennt, so sehen wir auf der einen Seite
entstehen das Licht. Das erste äußerlich Unwahrnehmbare, dasjenige, was in die geistige
Welt hineinwirkt, was nicht mehr bloß äußerlich materiell ist sozusagen, gibt die Wärme,
wenn sie so stark ist, daß sie eine Lichtquelle wird. Sie gibt an das Unsichtbare, an das, was
nicht mehr äußerlich wahrgenommen werden kann, etwas ab, aber sie muß das bezahlen
durch den Rauch. Sie muß aus dem, was vorher durchsichtig durchleuchtet war, sich
herausbilden lassen das Undurchsichtige, das Rauchige. Und so sehen wir, wie in der Tat die
Wärme oder das Feuer sich differenziert, sich teilt. Sie teilt sich nach der einen Seite in Licht,
und damit eröffnet sie einen Weg in die übersinnliche Welt hinein. Dafür, daß sie etwas
hinaufsendet als Licht in die übersinnliche Welt, dafür muß sie etwas hinuntersenden in die
materielle Welt, in die Welt des Undurchsichtigen, aber Sichtbaren. Nichts entsteht einseitig
in der Welt. Alles, was entsteht, hat zwei Seiten: Wenn durch Wärme Licht entsteht, so
entsteht auf der anderen Seite Trübung, finstere Materie. Das ist uralte
geisteswissenschaftliche Lehre.

Nun aber ist der Vorgang, wie wir ihn jetzt beschrieben haben, nur die Außenseite, nur der
physisch-materielle Vorgang. Diesem physisch-materiellen Vorgang liegt nun etwas
wesentlich anderes noch zugrunde. Wenn Sie bloße Wärme vor sich haben, also etwas, was
noch nicht leuchtet, dann ist darinnen in gewisser Beziehung die Wärme selbst, die Sie
wahrnehmen, das äußerlich Physische, aber es ist ein Geistiges darinnen. Wenn diese
Wärme nun so stark wird, daß Leuchten entsteht und Rauch sich bildet, dann muß etwas von
dem Geistigen, das in der Wärme war, in den Rauch hinein. Und dieses Geistige, das in der
Wärme war, das in den Rauch, in ein Luftförmiges übergeht, also in etwas, was unter der
Wärme steht, das ist jetzt in dem Rauch, in dem, was als Trübung erscheint, verzaubert.
Geistige Wesenheiten, die mit der Wärme sind, müssen sich sozusagen herbeilassen, in das
Dichtwerdende, in das Rauchigwerdende sich hineinverzaubern zu lassen. Und so ist denn
mit allem, was sozusagen wie eine Trübung, wie eine Materialisierung herausfällt aus der
Wärme, eine Verzauberung geistiger Wesen verbunden. Wir können das noch krasser
hinstellen. Denken wir uns einmal, wir bringen, was ja heute schon möglich ist, die Luft zur
Verflüssigung. Die Luft selber ist nichts anderes als verdichtete Wärme, sie ist entstanden
aus der Wärme, indem sich Rauch gebildet hat. Das vom Geistigen ist hineingezaubert
worden in den Rauch, was eigentlich im Feuer sein möchte. Geistige Wesenheiten, die man
nun auch Elementarwesen nennt, sind verzaubert in aller Luft, und sie werden noch weiter
verzaubert, sozusagen zu einem noch niedrigeren Dasein verbannt, wenn die Luft in Wasser
übergeführt wird. Daher sieht die Geisteswissenschaft überhaupt in dem, was äußerlich
wahrnehmbar ist, etwas, was aus einem Urzustände des Feuers oder der Warme
hervorgegangen ist auf die Weise, daß es erst Luft oder Rauch oder Gas wurde, indem die
Wärme sich zu Gas verdichtete, das Gas zu Flüssigem, das Flüssige zum Festen. Seht zurück,
so sagt der Geheimwissenschafter, seht euch an irgend etwas Festes: Es war einmal flüssig,
es ist erst im Verlaufe der Entwickelung zum Festen geworden; und das Flüssige war einmal
gasförmig, und das Gasförmige bildete sich als Rauch heraus aus dem Feuer. Aber mit dieser
Verdichtung, mit diesem Gasförmig- und Festwerden ist immer eine Verzauberung von
geistigen Wesenheiten verbunden.

Blicken wir also jetzt in unsere Umwelt, sehen wir uns an die festen Steine, die Ströme von
Wasser, welche hinrinnen, sehen wir das, was an Wasser verdunstet, als Nebel emporsteigt,
sehen wir die Luft, sehen wir alles Feste, Flüssige, Luftförmige und Feuer: so haben wir im
Grunde nichts als Feuer. Alles ist Feuer, nur eben verdichtetes Feuer. Gold, Silber, Kupfer ist
verdichtetes Feuer. Alles war einstmals Feuer, alles ist aus dem Feuer geboren - aber in all
diesem Verdichteten überall ein Geistiges, das darin verzaubert ruht!

Womit erreichen es also die geistig-göttlichen Wesenheiten, die um uns herum sind, daß,
wie es auf unserem Planeten ist, ein Festes entsteht, daß ein Flüssiges, ein Luftförmiges
entsteht? Sie schicken ihre Elementargeister, die im Feuer leben, hinunter, sie sperren sie
ein in Luft, Wasser und Erde. Das sind die Boten, die Elementarboten der geistigen
schöpferischen Bildnerwesen. Erst hat man diese Elementargeister im Feuer. Im Feuer
fühlen sie sich, wenn wir bildlich sprechen, noch wohl, und nun werden sie sozusagen
verdammt, in Verzauberung zu leben. Und wir blicken um uns herum und sagen uns: Diese
Wesenheiten, denen wir alles das verdanken, was um uns herum ist, sie haben aus dem
Elemente des Feuers heruntersteigen müssen, sie sind in den Dingen verzaubert.“ (Lit.:GA
110, S. 34ff)

Wesensglieder der Elementarwesen


→ Hauptartikel: Wesensglieder der Elementarwesen
Die Wesensglieder der Elementarwesen sind anders geartet als die des Menschen. Zwar
verfügen sie wie der Mensch über vier grundlegende Wesensglieder, doch sind sie viel
irdischer orientiert und wurzeln teilweise in den niederen drei Elementarreichen. (Lit.: GA
102, S. 162ff)
Die Gnome, die eng verbunden mit dem Erdelement sind, haben als oberstes Wesensglied
einen physischen Leib. Darunter haben sie drei weitere Wesensglieder, die in das dritte,
zweite und erste Elementarreich hinnunterreichen. Durch die Wirkung dieser drei unteren
Wesensglieder ist der physische Leib der Gnome für gewöhnlich nicht sinnlich sichtbar.

Die Undinen, die mit dem Wasserelement verbunden sind, haben als oberstes Wesensglied
einen Ätherleib, dann einen physischen Leib und darunter noch zwei Wesensglieder, die im
dritten und zweiten Elementarreich wurzeln.

Die Sylphen, die im Luftelement weben, haben Astralleib, Ätherleib, physischen Leib und
noch ein Wesensglied im dritten Elementarreich.

Nur die Salamander haben wie der Mensch Ich, Astralleib, Ätherleib und physischen Leib.
Allerdings ist ihr Ich nicht vollständig ausgebildet. Salamander entstehen als Abschnürung
der Gruppenseele höherer Tiere, etwa der Affen, wenn bei deren Tod nicht nicht alles
wieder in den Schoß der Gruppenseele zurückkehrt und sein Ich-artiger Rest zurückbleibt.

Naturgesetze, Naturkräfte und Elementarwesen


Die Geister der Umlaufszeiten, Zeitgeister aus der Hierarchie der Urengel, dirigieren die
Elementarwesen und alle rhythmisch geordneten Naturvorgänge, den Wechsel von Tag und
Nacht, den Wechsel der Jahreszeiten und weiter auch jene rhythmischen Prozesse, durch die
den einzelnen Tierarten eine ganz spezifische typische Lebensspanne zugemessen ist.
Letztlich ist alles, was wir im weitesten Sinn mit dem Begriff „Naturgesetz“ belegen, eine
Wirkung der Geister der Umlaufzeiten, während die Naturkräfte der äußere Ausdruck der
Tätigkeit der Elementarwesen sind.

Über den Geistern der Umlaufszeiten steht der Planetengeist als das Ich des Planeten. Der
Planetengeist der Erde ist der Erdgeist.

„So wie wir beim Menschen also sagen: hinter seinem astralischen Leib ist sein Ich, so
sprechen wir davon, daß hinter all dem, was wir die Gesamtheit der Geister der
Umlaufszeiten nennen, verborgen ist der Geist des Planeten selbst, der Planetengeist.
Während die Geister der Umlaufszeiten die Naturgeister der Elemente dirigieren, um auf
dem Erdenplaneten rhythmischen Wechsel, Wiederholungen in der Zeit, Abwechselung im
Raum hervorzurufen, hat der Geist der Erde eine andere Aufgabe. Dieser Geist der Erde hat
die Aufgabe, die Erde selber in Wechselbeziehung zu bringen zu den übrigen
Himmelskörpern der Umgebung, sie so zu dirigieren und zu lenken, daß sie im Laufe der
Zeiten in die richtigen Stellungen kommt zu den anderen Himmelskörpern. Dieser Geist der
Erde ist gleichsam der große Sinnesapparat der Erde, durch den die Erde, der Erdenplanet, in
das richtige Verhältnis zu der Umwelt kommt.

Wenn ich also die Aufeinanderfolge jener geistigen Wesenheiten, mit denen wir es zunächst
auf unserer Erde zu tun haben und zu denen wir den Weg finden können durch eine
allmähliche okkulte Entwickelung, zusammenfassen soll, so muß ich sagen: Wir haben als
den äußersten Schleier die Sinnenwelt mit aller ihrer Mannigfaltigkeit, mit demjenigen, was
wir ausgebreitet sehen für unsere Sinne, was wir mit dem Verstand des Menschen begreifen
können. Wir haben dann hinter der Sinneswelt liegen die Welt der Naturgeister. Hinter der
Welt der Naturgeister haben wir liegen die Welt der Geister der Umlaufszeiten und dahinter
den Planetengeist.

Wenn Sie dasjenige, was für das normale Bewußtsein von diesem Weltenaufbau vorliegt,
vergleichen wollen mit diesem Weltenaufbau selber, dann können Sie sich das etwa so
klarmachen: der äußerste Schleier der Welt wäre diese Welt der Sinne, dahinter die Welt der
Naturgeister, die Welt der Geister der Umlaufszeiten und dahinter der Planetengeist. Nun
müssen wir aber sagen, daß der Planetengeist sich in seiner Wirksamkeit in einer gewissen
Beziehung durchdrückt bis zur Sinneswelt, so daß man in der Sinneswelt sein Abbild in
gewisser Weise wahrnehmen kann, ebenso die

Zeichnung aus GA 136, S 45


Geister der Umlaufszeiten, ebenso die Naturgeister. So daß wir, wenn wir die Sinneswelt
selber mit dem normalen Bewußtsein beobachten, in dieser Sinneswelt gleichsam wie in
einem Aufdruck von hinten die Spur dieser Welten haben, die dahinter liegen, etwa so, wie
wenn wir in der obersten Haut, die wir als die Sinneswelt weggezogen haben, eben die
hinter dieser stufenweise wirksamen geistigen Wesenheiten hätten. Das normale
Bewußtsein nimmt die Sinneswelt als ihre Wahrnehmungen wahr; die Welt der Naturgeister,
die drückt sich in den Wahrnehmungen als das ab, was man die Naturkräfte nennt. Wo die
Wissenschaft von Naturkräften spricht, da haben wir eigentlich nichts Wirkliches. Für den
Okkultisten sind die Naturkräfte nichts Wirkliches, sondern sie sind die Maja, sie sind die
Abprägung der Naturgeister, die hinter der Sinneswelt wirken.

Der Abdruck wiederum der Geister der Umlaufszeiten ist das, was man gewöhnlich für das
normale Bewußtsein die Naturgesetze nennt. Alle Naturgesetze sind im Grunde genommen
dadurch vorhanden, daß die Geister der Umlaufszeiten dirigierend als Mächte wirken.
Naturgesetze sind nichts Wirkliches für den Okkultisten. Wenn der gewöhnliche
Naturforscher von Naturgesetzen spricht und sie äußerlich kombiniert, so weiß der Okkultist,
daß diese Naturgesetze in ihrer Wahrheit sich enthüllen, wenn der Mensch bei
aufgewachtem Astralleib hinlauscht auf das, was die Geister der Umlaufszeiten sagen und
wie sie die Naturgeister anordnen, dirigieren. Das drückt sich in der Maja, im äußeren
Schein, in den Naturgesetzen aus. Und weiter geht gewöhnlich das normale Bewußtsein
nicht. Zu dem Abdruck des Planetengeistes in der äußeren Welt geht gewöhnlich das
normale Bewußtsein nicht. Das normale Bewußtsein der heutigen Menschheit spricht von
der äußeren Wahrnehmungswelt, von den Tatsachen, die man wahrnimmt, spricht von den
Naturkräften: Licht, Wärme, Magnetismus, Elektrizität und so weiter, Anziehungskraft,
Abstoßungskraft, Schwere und so weiter. Das sind diejenigen Wahrnehmungen in der Welt
der Maja, denen in Wirklichkeit die Welt der Naturgeister zugrunde liegt, der Ätherleib der
Erde. Dann spricht die äußere Wissenschaft von Naturgesetzen. Das ist wiederum eine Maja.
Es liegt zugrunde das, was wir heute geschildert haben als die Welt der Geister der
Umlaufszeiten. Erst dann, wenn man noch weiter vordringt, kommt man auch zu der
Ausprägung des Planetengeistes selber in der äußeren Sinneswelt. Die Wissenschaft tut das
heute nicht.“ (Lit.:GA 136, S. 44ff)

Elementarwesen in der Natur


Die Natur-Elementarwesen leben, wie voranstehend angesprochen, in der niederen
ätherischen, elementarischen Welt und wirken in den Elementen Feuer, Wasser, Luft und
Erde. Es gibt allerdings auch höhere Elementarwesen, die im Lichtäther, Klangäther und
Lebensäther walten.

Die Wesensglieder der Elementarwesen sind anders geartet als die des Menschen und
stehen teilweise in enger Beziehung zu den Elementarreichen.

Zu den Elementarwesen gehören all die unzähligen bezaubernden oder bedrohlichen


Wesen, die in den Märchen und Mythen als Feen, Elfen, Nixen, Fluß- und Quellengeister,
Meerjungfrauen, Alben, Kobolde, Zwerge usw. bildhaft beschrieben werden und die, sofern
es sich um echte Märchen handelt, die noch aus einer natürlichen niederen Hellsichtigkeit
schöpfen, durchaus als geistige Wirklichkeiten aufgefasst werden müssen. Ein falscher,
materialistischer Aberglaube würde nur entstehen, wenn man sie als physisch-sinnlich
erfahrbare Realitäten auffassen wollte.

Rudolf Steiner nennt häufig folgende den Elementen zuzuordnende Gruppen von
Elementarwesen:

Salamander Feuer
Sylphen Luft
Undinen Wasser
Gnome Erde
Ohne die unermüdliche Tätigkeit der Natur-Elementarwesen würde es die irdische
Pflanzenwelt nicht geben. Die lebendig sich entwickelnde Pflanzengestalt wird nicht nur
durch rein irdische Kräfte bestimmt, sondern sehr wesentlich durch kosmische Einflüsse
geprägt. Diese kosmisch-ätherischen Kräfte werden der Pflanze durch die in der Natur
wirkenden Elementarwesen einverleibt. Sie tragen das in den feineren kosmischen
Ätherkräften webende lebendige ätherische Urbild der Pflanze (die Urpflanze im Sinne
Goethes) in den Bereich der irdischen Elemente hinein. Die Gnomen oder Wurzelgeister
führen die Lebensätherkräfte, in denen ungeheure kosmische Intelligenz waltet, bis dorthin,
wo die Pflanzenwurzel in die mineralische Erde übergeht. Kosmische Weisheit wird so zu
irdischer Gestaltungskraft. Die Undinen sind die eigentlichen «Weltenchemiker», welche die
Klangätherkräfte (in denen sich die «Sphärenharmonie» ausdrückt) bis in das flüssige
Element hineintragen und vorallem die Laubblätter der Pflanzen ausgestalten. Die Sylphen
umschweben die Blüten und durchfluten das Pflanzenleben mit den Lichtätherkräften. Die
feurigen Salamander schließlich durchglühen die Pflanze mit der lebendigen Energie des
Wärmeäthers und lassen die Früchte und Samen reifen. So wird insgesammt ein lebendiges
irdisches Abbild der urbildlichen kosmischen Lebenskräfte geschaffen.

Auch an der Gestaltung des Tierreiches sind die Elementarwesen wesentlich mitbeteiligt.
Insbesondere offenbaren sie sich aber überall dort, wo einander die verschiedenen
Naturreiche berühren:

„Man redet heute viel von Naturkräften, aber von Wesenheiten, die hinter diesen
Naturkräften stehen, redet man recht wenig. Wenn man von Naturwesenheiten spricht,
dann betrachtet der heutige Mensch das als Aufwärmung eines alten Aberglaubens. Daß
jene Worte, die unsere Vorfahren gebrauchten, auf Wirklichkeit sich gründen - wenn jemand
behauptet, daß Gnomen, Undinen, Sylphen und Salamander etwas Wirkliches bedeuten -,
das gilt als alter Aberglaube. Was die Menschen für Theorien und Vorstellungen haben, ist in
gewissem Sinne zunächst gleichgültig; wenn aber die Menschen durch diese Theorien
verführt werden, gewisse Dinge nicht zu sehen und ihre Theorien im praktischen Leben
anzuwenden, dann beginnt die Sache erst ihre volle Bedeutung zu gewinnen.

Nehmen wir ein groteskes Beispiel: Wer glaubt an Wesenheiten, deren Dasein an die Luft
gebunden ist oder die im Wasser verkörpert sind? Wenn zum Beispiel jemand sagt: Unsere
Vorfahren haben an gewisse Wesenheiten geglaubt, an Gnomen, Undinen, Sylphen,
Salamander, aber das ist alles phantastisches Zeug! - dann möchte man erwidern: Fragt
einmal die Bienen. — Und könnten die Bienen reden, so würden sie antworten: Für uns sind
die Sylphen kein Aberglaube, denn wir wissen ganz gut, was wir von den Sylphen haben! -
Und derjenige, dessen geistige Augen geöffnet sind, kann verfolgen, welche Kraft es ist, die
das Bienlein hinzieht zur Blume. «Instinkt, Naturtrieb», wie der Mensch antwortet, sind leere
Worte. Wesenheiten sind es, welche die Bienen hinleiten zum Blütenkelch, um sich dort
Nahrung zu suchen, und im ganzen Bienenschwarm, der nach Nahrung ausschwärmt, sind
Wesenheiten tätig, die unsere Vorfahren Sylphen nannten. Überall da, wo verschiedene
Naturreiche sich berühren, wird eine Gelegenheit geboten, daß sich gewisse Wesenheiten
offenbaren. Zum Beispiel im Innern der Erde, da, wo sich der Stein mit der Metallader
berührt, da setzen sich besondere Wesenheiten an. An der Quelle, wo das Moos den Stein
bedeckt und somit das Pflanzenreich das Mineralreich berührt, setzen sich solche
Wesenheiten fest. Wo Tier und Pflanze sich berühren, im Blumenkelch, bei der Berührung
der Biene mit der Blüte, da verkörpern sich bestimmte Wesenheiten, ebenso da, wo der
Mensch sich mit dem Tierreiche berührt. Nicht im gewöhnlichen Verlauf der Berührung ist
das der Fall. Wenn zum Beispiel der Fleischer das Rind schlachtet, oder wenn der Mensch
das Fleisch der Tiere ißt, nicht im normalen Verlauf des Lebens, da ist so etwas nicht der Fall.
Aber wo im außernormalen Verlauf, wie bei Bienen und Blume, sich wie durch einen
Überschuß von Leben die Reiche berühren, da verkörpern sich Wesenheiten. Und
insbesondere da, wo des Menschen Gemüt, sein Intellekt, im Umgang mit den Tieren
besonders engagiert ist, bei einem Verhältnis, wie es zum Beispiel der Schäfer zu den
Schafen hat, ein Gemütsverhältnis, da verkörpern sich solche Wesenheiten.

Solche intimere Verhältnisse des Menschen zum Tiere finden wir häufiger, wenn wir
zurückgehen, in alten Zeiten. In Zeiten niederer Kulturen hatte man vielfach solch ein
Verhältnis, wie es der Araber zu seinem Pferde hat, nicht wie ein Rennstallbesitzer zu seinen
Pferden. Da finden wir jene Gemütskräfte, die hinüberspielen von Reich zu Reich, wie
zwischen dem Schäfer und den Lämmern. Oder wo Geruchs- und Geschmackskräfte
entwickelt werden und hinüberstrahlen, wie zwischen der Biene und der Blume, da wird
Gelegenheit geschaffen, daß sich ganz gewisse Wesenheiten verkörpern können. Wenn die
Biene an der Blume saugt, dann kann der Hellseher beobachten, wie sich am Rande der
Blüte eine kleine Aura bildet. Das ist die Wirkung des Geschmackes: der Stich der Biene in
den Blütenkelch ist ein gewisses Geschmacksmittel geworden, die Biene empfindet den
Geschmack und strahlt aus wie eine Blütenaura, und die ist Nahrung für sylphenhafte
Wesenheiten. Ebenso ist das Gefühlselement, das zwischen Schäfer und Schafen spielt,
Nahrung für Salamander.

Jene Frage gilt nicht für den, der die geistige Welt versteht: Warum sind dann die
Wesenheiten da und sonst nicht? Nach dem Ursprung dürfen wir nicht fragen; ihr Ursprung
liegt im Weltenall. Gibt man ihnen aber Veranlassung zur Nahrung, so sind die Wesenheiten
da. Zum Beispiel ziehen schlechte Gedanken, die der Mensch ausströmt, schlechte
Wesenheiten in die Aura des Menschen, weil sie dort Nahrung finden. Dann verkörpern sich
gewisse Wesenheiten in seiner Aura.

Überall, wo sich verschiedene Naturreiche berühren, bietet sich Gelegenheit, daß gewisse
geistige Wesenheiten sich verkörpern. Wo Metall an den Stein sich anschmiegt im Innern der
Erde, da sieht der Seher, wenn der Bergmann das Erdreich abhackt, an verschiedenen Stellen
merkwürdige Wesen wie zusammengekauert beieinander-. hocken, in einem ganz kleinen
Raum. Sie stieben, sie sprühen auseinander, wenn die Erde entfernt wird. Es sind
merkwürdige Wesenheiten, die zum Beispiel in gewisser Beziehung dem Menschen ganz und
gar nicht unähnlich sind. Sie haben zwar keinen physischen Leib, aber sie haben Verstand.
Doch der Unterschied zwischen ihnen und den Menschen ist, daß sie Verstand haben ohne
Verantwortung. Daher haben sie auch nicht das Gefühl eines Unrechtes bei dem mancherlei
Schabernack, den sie den Menschen spielen. Gnomen heißen diese Wesenheiten, und
zahlreiche Arten von ihnen beherbergt die Erde, und sie sind da zu Hause, wo sich der Stein
mit dem Metall berührt. Recht sehr gedient haben sie früher den Menschen beim alten
Bergbau, nicht beim Kohlenbergwerk, aber im Metallbergbau. Die Art, wie man in alten
Zeiten Bergwerke angelegt hat, die Kenntnis davon, wie sich die Schichten lagern, die wurde
durch diese Wesenheiten vernommen. Und die am besten veranlagten Flöze kannten diese
Wesenheiten, die da wissen, wie sich im Innern der Erde die Schichten lagern, und die daher
die beste Anleitung geben konnten, wie man das bearbeiten soll. Wenn man nicht mit den
geistigen Wesenheiten arbeiten will und sich nur auf das Sinnliche verläßt, dann gerät man
in eine Sackgasse. Von diesen geistigen Wesenheiten muß man ein gewisses Verfahren
lernen, um die Erde zu erforschen. Ebenso findet eine Verkörperung statt von Wesenheiten
an der Quelle. Wo der Stein die Quelle berührt, da verkörpern sich die Wesen, die an das
Element des Wassers gebunden sind: die Undinen. Da wo Tier und Pflanze sich berühren, da
wirken die Sylphen. Die Sylphen sind gebunden an das Element der Luft, sie leiten die Bienen
zu den Blüten. So verdanken wir fast alle nützlichen Erkenntnisse der Bienenzucht den alten
Traditionen, und gerade bei der Bienenzucht können wir viel von ihnen lernen. Denn was
heutzutage als Wissenschaft über die Bienen existiert, ist vollständig von Irrtum durchzogen,
und die alte Weisheit, die sich fortgepflanzt hat durch Tradition, wird dadurch nur beirrt. Die
Wissenschaft erweist sich da als etwas Unbrauchbares. Nützlich sind nur die alten
Handgriffe, deren Ursprung unbekannt ist, weil der Mensch damals als Leitfaden die geistige
Welt benützte.

Die Salamander kennen die Menschen heutzutage auch, denn wenn einer sagt: Es strömt mir
etwas zu, ich weiß nicht woher -, so ist das meistens die Wirkung der Salamander.

Wenn der Mensch zu den Tieren in intime Verbindung tritt, wie der Schäfer zu seinen
Schafen, dann erhält er Erkenntnisse zugeraunt von Wesenheiten, die in seiner Umgebung
leben. Dem Schäfer wurde zugeraunt sein Wissen, das er in bezug auf seine Schafherde hat,
von den Salamandern in seiner Umgebung. Diese alten Erkenntnisse sind heutzutage
geschwunden und müssen nun durch wohlgeprüfte okkulte Erkenntnisse wieder gewonnen
werden.

Denken wir diese Gedanken weiter, so werden wir uns sagen müssen: Wir sind ganz
umgeben von geistigen Wesenheiten! Wir gehen durch die Luft, und sie ist nicht nur
chemische Substanz, sondern jeder Windhauch, jeder Luftstrom ist die Offenbarung geistiger
Wesenheiten. Wir sind umgeben und ganz und gar durchdrungen von diesen geistigen
Wesenheiten, und der Mensch muß in Zukunft, wenn er nicht ein ganz trauriges, sein Leben
ausdörrendes Schicksal erfahren soll, eine Kenntnis haben von dem, was um ihn lebt. Ohne
diese Erkenntnis wird er nicht mehr weiterkommen können.“ (Lit.:GA 98, S. 88ff)

Abnorme Elementarwesen
Rudolf Steiner nennt einige teils sehr eigentümliche abnorme Elementarwesen, die für den
Menschen bedeutsam sind. Anders als die regulären Elementarwesen sind sie in
absteigender Entwicklung:

Geistertoren oder Geisttölpel sind riesenhafte plumpe Elementarwesen, die es dem


Menschen ermöglichen, seine Gedanken festzuhalten. So, wie wir diese in unserem
Bewusstsein erleben, sind nämlich keine eigenständige Wirklichkeit, sondern bloße Bilder
und als solche äußerst flüchtig. Um die flüchtigen Gedanken in unserem Bewusstsein
festhalten zu können, bedürfen wir dieser besonderen Art nur schwer zu beobachtender
abnormer Elementarwesen, die aber durchaus nicht ahrimanischer Natur sind, wie man
fälschlich glauben könnte. Sie gehören dem selben Reich an wie die Gnome, liegen aber mit
diesen ständig im Kampf und werden von ihnen zutiefst verachtet. Sie sind besonders in der
Umgebung sehr gescheiter Menschen zu finden, aber etwa auch in Bibliotheken, wenn viel
Gescheites in den Büchern steht. (Lit.:GA 219, S. 75ff)
Spinnenwesen, die geradezu Urbilder der Hässlichkeit sind, erwecken im Menschen erst den
Sinn für die Schönheit wirklicher Kunst. Man findet sie stets in der Umgebung von Künstlern
und Kunstwerken. Sie leben vorwiegend im Wasser- und Luftelement und gehören dem
gleichen Elementarreich an, wie die Sylphen und Undinen, mit denen sie aber im
beständigen Kampf stehen. Keineswegs sind sie luziferischer Natur, wie man irrtümlich
annehmen könnte. (Lit.:GA 219, S. 78ff)
Wärmewesen, die aus dem selben Reich wie die Salamander stammen, befeuern den
Menschen für das Gute. Sie zeigen ein großes Schamgefühl und flüchten sich vor den
anderen Elementarwesen in das Innere des Menschen. (Lit.:GA 219, S. 81ff)
Luziferische Wärmewesen wirken ganz besonders auf das menschliche Fühlen und wollen es
mit einem ungeheuren Lustgefühl aufsaugen lassen von der Wärme. (Lit.:GA 270a, S. 95f)
Ahrimanische Kältewesen, die den Menschen verdichten und erstarren lassen wollen, wirken
den luziferischen Wärmewesen entgegen. Nur wenn der Mensch diese beiden Kräfte im
rechten Gleichgewicht halten kann, vermag er bewusst in die geistige Welt einzutreten.
(Lit.:GA 270a, S. 95f)
„So wie es mit dem Lichte in bezug auf das Denken ist, so ist es mit der Wärme in bezug auf
das Fühlen. Derjenige, der mit Bezug auf das Fühlen vor den Hüter der Schwelle hintritt, der
wird gewahr, wie er in einen Kampf eintritt zwischen dem Warmen und dem Kalten: wie das
Warme fortwährend verlockt unser Fühlen, denn es möchte dieses Fühlen in sich aufsaugen.
Wie die Lichtwesen, die luziferischen Lichtwesen mit uns gewissermaßen von der Erde
fortfliegen, zum Lichte wollen, so wollen die luziferischen Wärmewesen unser Fühlen
aufsaugen in der allgemeinen Weltenwärme. Alles Fühlen der Menschen soll den Menschen
verlorengehen und aufgesogen werden in der allgemeinen Weltenwärme.

Und verlockend ist das aus dem Grunde, weil vorhanden ist, was der die
Einweihungswissenschaft Empfangende gewahr wird, wenn er mit seinem Fühlen vor die
Schwelle hintritt: dann erscheinen die Wärmewesen, die in Überfülle, im Übermaß dasjenige
dem Menschen geben wollen, was eigentlich sein Element ist, in dem er lebt: die Wärme. Sie
wollen sein ganzes Fühlen aufsaugen lassen von der Wärme. Das aber, indem es der Mensch
gewahr wird - er tritt ja hin vor die Schwelle, diese Wärmewesen sind da, er wird warm,
warm, warm, er wird ganz selber Wärme, er fließt über in die Wärme -, das ist eine
Riesenlust, das ist das Verlockende. All das rieselt fortwährend durch den Menschen. Und all
das muß man wissen. Denn ohne daß man weiß, diese Verlockung in der Wärmelust ist da,
ist es unmöglich, daß man eine freie Aussicht in das Geisterland gewinne.

Und die Feinde dieser luziferischen Wärmewesen sind die ahrimanischen Kältewesen. Diese
ahrimanischen Kältewesen, sie ziehen den Menschen an, der sich noch ein Bewußtsein
davon erhält, wie gefährlich es ist, in der Wärmelust zu verschweben. Er möchte in die
gesundende Kälte eintauchen. Da gerät er in das andere Extrem: da kann die Kälte ihn
verhärten. Und dann entsteht, wenn die Kälte in dieser Situation, in dieser Lage an den
Menschen herantritt, dann entsteht unendlicher Schmerz, der gleich physischem Schmerz
ist. Physisches und Psychisches, Stoffliches und Geistiges werden eins. Der Mensch erlebt die
Kälte als sein ganzes Wesen in Anspruch nehmend, wie zerreißend in maßlosem Schmerz.“
(Lit.:GA 270a, S. 95f)

Vom Menschen geschaffene Elementarwesen


Die Elementarwesen wirken tätig in der Natur, sie sind aber zugleich eng verwandt mit den
inneren Kräften des menschlichen Seelenlebens, mit Denken, Fühlen und Wollen. Mit jedem
Gedanken, den wir bilden, erzeugen wir neue Elementarwesen. Was wir als
Gedächtnisschatz dadurch in uns tragen, ist in Wahrheit eine grosse Summe von uns selbst
geschaffener Elementarwesen. Hier auf Erden erleben wir sie nur als schattenhafte
Erinnerungsgedanken; ihr wahres Wesen zeigt sich erst im Leben zwischen Tod und neuer
Geburt oder durch geistige Schulung (siehe z.B. -> Rosenkreuzer-Schulung). Unser ganzes
Seelenleben wird von den verschiedensten Elementarwesen begleitet. Das Denken, Fühlen
und Wollen des Menschen, überall, wo er ernsthaft nach dem Wahren, Schönen und Guten
strebt, ist sogar mit ganz eigentümlich gestalteten Elementarwesen verbunden, die in vieler
Hinsicht den in der Natur schaffenden Elementarwesen entgegengesetzt sind.

Es gibt auch andere Elementarwesen, die vom Menschen (unbewusst) künstlich erzeugt
werden. Dazu zählen etwa die Phantome, Spektren, Dämonen und Geister, die sich als
Abschnürungen der menschlichen Wesensglieder bilden. Namentlich werden durch die
Technik und das moderne Wirtschaftsleben Elementarwesen hervorgebracht. Es besteht
zunehmend die Gefahr, dass die Elementarwesen den luziferischen und ahrimanischen
Einflüssen unterworfen werden.

"Der Mensch schuf zu der Natur hinzu die Maschinen. Diese sieht der Mensch zunächst in
aller Abstraktion an. Er wirtschaftet mit ihnen in aller Abstraktion. Er hat seine Mathematik,
er hat seine Geometrie, seine Mechanik. Er konstruiert damit seine Maschinen und sieht sie
so in aller Abstraktion an. Aber er wird sehr bald eine gewisse Entdeckung machen. So
sonderbar es dem heutigen Menschen noch erscheinen mag, daß diese Entdeckung gemacht
wird, der Mensch wird die Entdeckung machen, daß bei all dem Maschinellen, das er dem
Wirtschaftsleben einverleibt, die Geister wieder wirken werden, die er früher in der Natur
wahrgenommen hat. In seinen technischen Wirtschaftsmechanismen wird er wahrnehmen:
er hat sie fabriziert, er hat sie gemacht, aber sie gewinnen ein eigenes Leben nach und nach,
zunächst allerdings nur ein Leben, das er noch ableugnen kann, weil es sich im
Wirtschaftlichen kundgibt. Aber er wird es immer mehr und mehr bemerken durch das, was
er da selber schafft, wie das ein eigenes Leben gewinnt, wie er es, trotzdem er es aus dem
Intellekt heraus geboren hat, mit dem Intellekt nicht mehr erfassen kann. Vielleicht kann
man sich heute noch nicht einmal eine gute Vorstellung davon machen, dennoch wird es so
sein. Die Menschen werden nämlich entdecken, wie ihre Wirtschaftsobjekte durchaus die
Träger von Dämonen werden." (Lit.: GA 200, S. 91ff)

Die Könige der Elementarwesen


Die «Könige» der Elementarwesen sind Engelwesen aus der Dritten Hierarchie, die in den
Veden als Devas bezeichnet werden. Agni ist der Herr der Salamander, Vayu beherrscht die
Sylphen, Varuna die Undinen und Kshitideva die Gnome; für Letztere wird oft auch Prithivi
genannt, die große göttliche Erdmutter, vergleichbar der Gaia der griechischen Mythologie.
Sie steht im weiteren Sinn auch für das feste Erdelement überhaupt.

„In den Kultuszeremonien sollen durch bestimmte Handlungen nicht widersprechende,


sondern harmonische Wesenheiten erschaffen werden. Der Mensch ist zunächst nicht
imstande, diese Dinge in Harmonie zu bringen. Aber für alles, was der Mensch so schafft auf
dem Astralplan, gibt es gewisse dirigierende Wesenheiten. So haben wir eine Welt von
Elementarwesen um uns mit einem König. Bei den Indern werden genannt der König der
Gnomen: Kshiti, der alleroberste Gnom; das oberste Wesen unter den Undinen: Varuna; das
oberste Wesen unter den Sylphen: Vayu; und alles, was im Feuer sein Bewußtsein hat, wird
dirigiert durch den König des Feuers: Agni. Bei allem Feuer- und Wasserwirken und so weiter
haben wir es zu tun mit diesen bestimmten Devawesenheiten. Alles Feuer, das wir hier auf
der Erde haben, ist der Stoff, der aus den Wesen, die zu Agni gehören, gewoben ist.
Zeremonielle Magie ist die niedrigste Art der Zauberei und besteht darin, daß man sich
gewisse Kunstgriffe aneignet auf dem physischen Plane, um bestimmte Gebilde und
Wesenheiten auf dem Astralplan zu schaffen. Es gibt Schulen, in denen zeremonielle Magie
heute noch getrieben wird. Ein solches Treiben verursacht einen großen Hang zur Astralwelt
und bewirkt sehr häufig Selbstmord, weil dann der Mensch fast nur in der astralen Welt tätig
ist und sich abgewöhnt hat, die physische Welt um ihrer selbst willen zu nehmen. Er hat den
Hang zur anderen Welt ausgebildet und der physische Körper ist ihm dann oft hinderlich.

Nun werden Sie auch den Zusammenhang mit dem Feuerdienst begreifen, der in der
Religionsgeschichte hervorgetreten ist. Die Anhänger des Zarathustra versuchten, durch das
Feueropfer der Priester gewisse Gebilde auf dem astralen Plane tatsächlich zu schaffen. Auf
der Erdkugel geht jetzt alles physisch vor sich. Aber man kann aus dem Gesagten sehen, daß
sich fortwährend astrale Wesenheiten bilden unter dem Einflusse unserer Taten. Alle
Handlungen sind begleitet von astralen Wesenheiten. Das sind unsere Skandhas, die unser
Karma vollziehen. Aber auch alle physischen Tatsachen lassen astrale Wesenheiten im
Astralen zurück. So zum Beispiel entspricht auch dem Kölner Dom eine ganz bestimmte
Wesenheit auf dem Astralplan. Durch alles, was auf der Erde geschieht, wenn alle physische
Materie umgearbeitet ist und die Erde sich auflöst, wird von selbst der nächste astrale
Globus gebildet. Er ist einfach da als die astralen Wesenheiten, als die Wirkungen aller
früheren physischen Vorgänge. Darum muß der Mensch fortwährend im Karma wirken. Er
muß die grotesken astralen Wesenheiten, die er verpfuscht hat, im nächsten Leben wieder
zurechtbringen, sonst wären diese als sinnlose Geschöpfe für den nächsten Globus da. Das
ist Karma, das der Mensch ausbessern muß. Was da im Großen vorgeht auf der Erde, das
geht beim Menschen auch im Kleinen vor.“ (Lit.:GA 93a, S. 219)

Elementarwesen im Bündnis mit den Widersachern


Es besteht zunehmend die Gefahr, dass die Elementarwesen den luziferischen und
ahrimanischen Einflüssen unterworfen werden. Die in den niederen Elementen webenden
Elementarwesen werden zum Bündnis mit Ahriman gedrängt, wenn ihnen der Mensch nicht
bewusst erkennend gegenübertritt:

"Wollen wir nichts wissen von der geistigen Welt, dann ist dieser ganze Chor verfallen den
ahrimanischen Mächten, dann kommt das Bündnis zwischen Ahriman und den Naturgeistern
zustande. Das ist heute das, was in der geistigen Welt schwebt als überragender Entschluß:
das Bündnis zustande zu bringen zwischen den ahrimanischen Mächten und den
Naturkräften. Es ist sozusagen der Kompromiß im Werke zwischen den ahrimanischen
Mächten und den Naturgeistern, und es gibt keine andere Möglichkeit, dies zu verhindern,
als dadurch, daß sich die Menschen in ihrer Erkenntnis an die geistige Welt wenden und
dadurch bekannt werden mit den Naturgeistern, ebenso wie sie bekannt wurden mit
Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff, Kalzium, Natrium und so weiter. Es muß also hingesetzt
werden neben eine Wissenschaft des Sinnlichen, des Physischen, eine Wissenschaft des
Geistes. Und zwar müssen wir mit dieser Wissenschaft des Geistigen absolut Ernst machen.
Indem wir bloß in pantheistischer Weise herumreden vom Geist, kommen wir ihm nicht
nahe. Wir dürfen nicht jene Mutlosigkeit haben, die sich davor zurückhält, von konkreten
geistigen Wesenheiten zu reden." (Lit.: GA 211, S. 206ff)
Die in den höheren ätherischen Elementen lebenden Elementarwesen werden sich hingegen
mit Luzifer verbünden, wenn der Mensch die Vertiefung in sein Inneres versäumt:

"Der Monotheismus ist entsprungen der Offenbarung der ätherischen Welt an die
Erdenmenschheit. Aber indem wir zu diesen Lichtwesen hinaufgehen, zu den
elementarischen Wesen des Äthers, kommen wir zu einer anderen äußeren Welt. Diese Welt
ist jedoch nicht nur im physischen Licht enthalten, sondern auch in demjenigen, was als
Geistiges zu uns herniederströmt mit jedem Sonnenstrahl: Da finden wir solche
Wesenheiten, wie wir sie in den irdischen Elementen finden. Aber in jenen ätherischen
Elementen finden wir Wesenheiten, die nun wiederum die Menschheit nicht so mit der Erde
verbinden wollen, wie es in der Absicht der ahrimanischen Mächte liegt, welche die Erde in
ihrer Entwickelung aufhalten, sondern sie wollen den Menschen nicht zur vollen Erkenntnis
des Irdischen kommen lassen, sie möchten dessen Entwickelung aufhalten, bevor die Erde
an ihr Ziel gelangt. Die ahrimanischen Wesenheiten möchten die Erde so weit bringen als es
ihren Zwecken dienlich ist; die anderen Wesenheiten sind darauf aus, das, was in der
Menschheitsentwickelung vom Anbeginn veranlagt ist, nicht bis zur vollen Entfaltung
kommen zu lassen, es in früheren Stadien festzuhalten. Da aber konnten sie den Entschluß
fassen - und das ist der andere Entschluß, der uns entgegentritt, wenn wir hinaufschauen in
die höheren Sphären - eines Bündnisses nun zwischen Luzifer und den Elementarmächten
des Ätherischen. Während Ahriman mit seinen Mächten einziehen kann in die menschliche
Wesenheit, wenn sich der Mensch der Erkenntnis des Geistigen verschließt, kann Luzifer mit
den Mächten, die im Ätherischen sind, in den Menschen einziehen, wenn der Mensch die
rechte Vertiefung in sein Inneres versäumt. Und so stehen heute die feindlichen Mächte von
oben und unten da vor dem Menschen." (Lit.: GA 211, S. 206ff)
Erlösung der Elementarwesen durch den Menschen
„Können wir als Menschen für diese Elementargeister etwas tun? Das ist die große Frage, die
sich die heiligen Rishis aufwarfen. Können wir etwas tun, um das, was da verzaubert ist, zu
erlösen? Ja, wir können etwas tun! Denn das, was wir Menschen tun hier in der physischen
Welt, ist auch nichts anderes als der äußere Ausdruck geistiger Prozesse. Alles, was wir tun,
hat zu gleicher Zeit seine Bedeutung in der geistigen Welt. Nehmen wir einmal folgendes an:
Ein Mensch steht gegenüber irgendeinem, sagen wir, Bergkristall oder einem Stück Gold
oder dergleichen. Er schaut das an. Was geschieht, wenn ein Mensch einfach anglotzt,
anschaut mit seinem sinnlichen Auge irgendeinen äußeren Gegenstand, was geschieht da?
Da ist ein fortwährendes Wechselspiel zwischen dem verzauberten Elementargeist und dem
Menschen. Dasjenige, was da in der Materie drinnen verzaubert ist, und der Mensch, sie
haben etwas miteinander zu tun. Nehmen wir nun an, der Mensch glotzt nur den
Gegenstand an, so daß ihm nur auffällt, was ans Auge herandringt; da geht immer etwas von
diesen Elementarwesen in den Menschen herein. Fortwährend geht etwas von den
verzauberten Elementarwesen in den Menschen herein, von früh bis abends. Indem Sie
wahrnehmen, geht von Ihrer Umgebung fortwährend eine Schar von Elementarwesenheiten,
die verzaubert war und die fortwährend verzaubert wird durch die Verdichtungsprozesse der
Welt, fortwährend geht eine solche Schar von Wesenheiten in Sie hinein. Nehmen wir nun
einmal an, der Mensch, der so die Gegenstände anglotzt, hätte gar nicht die Neigung,
nachzudenken über die Gegenstände, in seiner Seele irgend etwas leben zu lassen vom Geist
der Dinge. Er macht sich's bequem, geht nur so durch die Welt, verarbeitet es aber geistig
nicht, nicht mit Ideen, nicht mit Gefühlen, mit gar nichts, er bleibt sozusagen ein bloßer
Anschauer dessen, was ihm materiell in der Welt entgegentritt. Da gehen diese
Elementargeister in ihn herein und sitzen nun in ihm, sind in ihm drinnen und haben nichts
anderes gewonnen im Weltprozeß, als daß sie hereingestiegen sind aus der Außenwelt in
den Menschen. Nehmen wir aber an, der Mensch sei ein solcher, der die Eindrücke der
Außenwelt geistig verarbeitet, der mit seinen Ideen, Begriffen sich Vorstellungen macht über
die geistigen Grundlagen der Welt, der also ein Stück Metall nicht einfach anglotzt, sondern
über das Wesen nachdenkt, die Schönheit der Sache nachfühlt, der seinen Eindruck
vergeistigt; was tut der? Der erlöst durch seinen eigenen geistigen Prozeß das
Elementarwesen, das überströmt von der Außenwelt zu ihm; der hebt es herauf zu dem, was
es war, der befreit das Elementarwesen aus seiner Verzauberung. So können wir durch
unsere eigene Vergeistigung diejenigen Wesenheiten, die in Luft, Wasser und Erde
verzaubert sind, wir können sie entweder einsperren in unser Inneres, ohne sie zu
verändern, oder aber wir können sie dadurch, daß wir uns selber immer mehr und mehr
vergeistigen, befreien, erlösen, sie wiederum zu ihrem Elemente zurückführen. Sein ganzes
Leben hindurch auf der Erde läßt der Mensch aus der Außenwelt Elementargeister in sich
her einfließen. In demselben Maße, in dem er die Dinge bloß anglotzt, in demselben Maße
läßt er diese Geister einfach in sich hineinwandern und verändert sie nicht; in demselben
Maße, in dem er die Dinge der Außenwelt in seinem Geist zu verarbeiten sucht durch Ideen,
Begriffe, Gefühle der Schönheit und so weiter, in demselben Maße erlöst und befreit er
diese geistigen Elementarwesen.

Und was geschieht also jetzt mit diesen Elementarwesen, die sozusagen von den Dingen aus
in den Menschen eingetreten sind, was geschieht mit ihnen? Sie sind zunächst im Menschen.
Auch die erlösten müssen zunächst im Menschen bleiben, aber nur bis zum physischen Tod
des Menschen. Wenn der Mensch durch die Pforte des Todes tritt, dann tritt ein Unterschied
ein zwischen denjenigen Elementarwesen, die bloß hereingewandert sind und die der
Mensch nicht wiederum hinaufgeführt hat zu einem höheren Elemente, und zwischen jenen,
die der Mensch durch seine eigene Vergeistigung zu ihrem früheren Element zurückgebracht
hat. Die Elementarwesen, die der Mensch nicht verändert hat, die haben zunächst gar nichts
gewonnen dadurch, daß sie herübergewandert sind von den Dingen zum Menschen; die
anderen aber, die haben das gewonnen, daß sie mit dem Tode des Menschen wiederum in
ihre ursprüngliche Welt zurückkehren können. Der Mensch ist in seinem Leben ein
Durchgangspunkt für diese Elementarwesenheiten. Und wenn nun der Mensch durch die
geistige Welt durchgegangen ist und in einer nächsten Verkörperung wiedergeboren wird,
da kommen bei der Wiederverkörperung des Menschen, indem der Mensch durchgeht
durch die Pforte der Geburt, alle die Elementarwesen, die der Mensch vorher nicht befreit
hat, wieder zurück in die physische Welt; die aber, die er befreit hat, die bringt er nicht
wieder mit, wenn er heruntersteigt, die sind zurückgekehrt zu ihrem ursprünglichen
Elemente.“ (Lit.:GA 110, S. 36ff)

Literatur
Glomer.com - alle lieferbaren Bücher Hier finden sie eine Zusammenstellung von Büchern
zum Thema „Elementarwesen“
Flensburger Hefte 79 Was die Naturgeister uns sagen - Im Interview direkt befragt ISBN 3-
935679-09-2
Flensburger Hefte 80 Neue Gespräche mit den Naturgeistern ISBN 3-935679-10-6
FH-Sonderheft Nr. 21 Naturgeister 3 - Von Rauch-, Wiesen-, Torf- und Maschinenwesen ISBN
3-935679-17-3
FH-Sonderheft Nr. 22 Naturgeister 4 - Fragenkompendium ISBN 3-935679-18-1
Jürgen Strube: Die Beobachtung des Denkens: Rudolf Steiners 'Philosophie der Freiheit' als
Weg zur Bildekräfte-Erkenntnis, 3. Auflage, Verlag für Anthroposophie 2017, ISBN 978-
3037690239
Dorian Schmidt: Lebenskräfte ─ Bildekräfte: Methodische Grundlagen zur Erforschung des
Lebendigen., 2. Auflage, Verlag Freies Geistesleben 2011, ISBN 978-3772514814
Dirk Kruse: Seelisches Beobachten - in der Natur, Menschenbildverlag, Groß Heins 1, 27308
Kirchlinteln 2008
Thomas Mayer: Rettet die Elementarwesen!, Vlg. Neue Erde, 2010, ISBN 978-3890605173
Thomas Mayer: Zusammenarbeit mit Elementarwesen, Vlg. Neue Erde, 2010, ISBN 978-
3890605609
Thomas Mayer: Zusammenarbeit mit Elementarwesen 2, Vlg. Neue Erde, 2012, ISBN 978-
3890606040
Karsten Massei: Botschaften der Elementarwesen, Futurum Verlag, 2012 ISBN 978-
3856362362
Karsten Massei: Schule der Elementarwesen, Futurum Verlag, 2013 ISBN 978-3856362294
Karsten Massei: Die Gaben der Bienen, Futurum Verlag, 2013 ISBN 978-3856362430
Karsten Massei: Zwiegespräche mit der Erde: Ein innerer Erfahrungsweg, Futurum Verlag,
2014 ISBN 978-3856362461
Karsten Massei: Die Wolkenschrift: 49 Mythen, Futurum Verlag, 2017, ISBN 978-3856362553
Karsten Massei: Erde und Mensch: Was uns verbindet, Futurum Verlag, 2018, ISBN 978-
3856362607
Rudolf Steiner: Theosophie. Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und
Menschenbestimmung , GA 9 (2003) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English:
rsarchive.org
Rudolf Steiner: Über die astrale Welt und das Devachan, GA 88 (1999), ISBN 3-7274-0880-4
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Rudolf Steiner: Bewußtsein – Leben – Form , GA 89 (2001), ISBN 3-7274-0890-1 pdf pdf(2)
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Rudolf Steiner: Natur- und Geistwesen. Ihr Wirken in unserer sichtbaren Welt., GA 98 (1983)
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DatenschutzÜber AnthroWikiHaftungsausschluss„1 Und der fünfte Engel blies seine
Posaune; und ich sah einen Stern, gefallen vom Himmel auf die Erde; und ihm wurde der
Schlüssel zum Brunnen des Abgrunds gegeben. 2 Und er tat den Brunnen des Abgrunds auf,
und es stieg Rauch empor aus dem Brunnen wie der Rauch eines großen Ofens, und es
wurden verfinstert die Sonne und die Luft von dem Rauch des Brunnens. 3 Und aus dem
Rauch kamen Heuschrecken auf die Erde, und ihnen wurde Macht gegeben, wie die
Skorpione auf Erden Macht haben. 4 Und es wurde ihnen gesagt, sie sollten nicht Schaden
tun dem Gras auf Erden noch allem Grünen noch irgendeinem Baum, sondern allein den
Menschen, die nicht das Siegel Gottes haben an ihren Stirnen. 5 Und ihnen wurde Macht
gegeben, nicht dass sie sie töteten, sondern dass die Menschen Qualen leiden sollten fünf
Monate lang; und ihre Qual war wie eine Qual von einem Skorpion, wenn er einen
Menschen sticht. 6 Und in jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und nicht
finden, sie werden begehren zu sterben und der Tod wird von ihnen fliehen. 7 Und die
Heuschrecken sahen aus wie Rosse, die zum Krieg gerüstet sind, und auf ihren Köpfen war
etwas wie goldene Kronen, und ihr Antlitz glich der Menschen Antlitz; 8 und sie hatten Haar
wie Frauenhaar, und ihre Zähne waren wie die Zähne von Löwen; 9 und sie hatten Panzer
wie eiserne Panzer, und das Rasseln ihrer Flügel war wie das Rasseln der Wagen vieler Rosse,
die in den Krieg laufen, 10 und hatten Schwänze wie Skorpione und Stacheln, und in ihren
Schwänzen lag ihre Kraft, Schaden zu tun den Menschen fünf Monate lang; 11 sie hatten
über sich einen König, den Engel des Abgrunds; sein Name heißt auf Hebräisch Abaddon,
und auf Griechisch hat er den Namen Apollyon.“

– Off 9,1-11 LUT


Bei den hier genannten Heuschreckenmenschen handelt es sich laut Rudolf Steiner um
ichlose Menschen, die zwar über physischen Leib, Ätherleib und Astralleib, aber über kein
individuelles Ich von ‫ אָ ָּב ד‬ābād. Sie unterliegen daher auch nicht der Reinkarnation.

In der Offenbarung des Johannes ist an späterer Stelle wieder die Rede von einem Engel, der
den Schlüssel zum Abgrund hat, um dort den Teufel und Satan, die vereinigten luziferischen
und ahrimanischen Widersacher, für 1000 Jahre zu binden (Offb 20 EU). Gemeint ist hier der
Erzengel Michael, der den Drachen besiegt. Anonym
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Biografie Rudolf Steiner


Martin von Mackensen: Ein Vortrag für die Landbauschüler am Dottenfelderhof
ᐃᐁ
Schwangerschaftsunterbrechung
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Abtreibung)
Bei einer Schwangerschaftsunterbrechung wird laut Rudolf Steiner das Karma von Mutter
und Kind nur für kurze Zeit in andere Karmabahnen gelenkt. Es findet jedoch ein starker
Eingriff in das Karma des Operierenden statt:

„Auf die Frage, ob man bei Schwangerschaftsunterbrechung, die man zur Rettung der Mutter
vornimmt, in das Karma der Mutter und in das Karma des Kindes eingreift, ist zu sagen: daß
beide Karmas zwar in kurzer Zeit in andere Bahnen gelenkt, aber bald wieder durch den
Eigenverlauf in die entsprechende Richtung gebracht werden, so daß von dieser Seite von
einem Eingreifen in das Karma kaum gesprochen werden kann. Dagegen findet ein starker
Eingriff in das Karma des Operierenden statt. Und dieser hat sich zu fragen, ob er vollbewußt
auf sich nehmen will, was ihn in karmische Verbindungen bringt, die ohne den Eingriff nicht
dagewesen wären. Fragen dieser Art sind aber nicht generell zu beantworten, sondern
hängen von der Besonderheit des Falles ab, gleich manchem, das ja auch im rein seelischen
Kulturleben einen Eingriff in das Karma bedeutet und zu tiefen, tragischen Lebenskonflikten
führen kann.“ (Lit.:GA 316, S. 228)

Bei einer anderen Gelegenheit beantwortete Rudolf Steiner diese Frage so:

„(Eine Frage an Rudolf Steiner ging dahin), ob es berechtigt sei, eine Schwangerschaft dann
zu unterbrechen, wenn als sicher anzunehmen sei, daß bei Fortsetzung derselben die Mutter
das Leben einbüßen müsse. Er sagte ziemlich genau das folgende: Erstens kann man nie mit
absoluter Gewißheit sagen, daß bei Fortsetzung einer Schwangerschaft die Mutter wird
sterben müssen. Aber selbst wenn man mit einem absolut sichern Tod der Mutter würde
rechnen müssen, könnte der Arzt nicht das Recht in Anspruch nehmen zu entscheiden, ob
die Mutter oder das Kind am Leben bleiben solle. Es kann durchaus sein, daß es in einem
bestimmten Fall im Karma der beiden begründet ist, daß die Mutter sterben soll, dem Kind
aber bestimmt ist, am Leben zu bleiben. In diesem Fall zum Beispiel würde der Arzt durch
seinen Eingriff störend in das Karma dieser Menschen eingreifen.“ (zitiert nach Emil Leinhas:
Aus der Arbeit mit Rudolf Steiner (1950), Seite 147)

Die ethischen Fragen die sich um diese Entscheidung ranken sind vielfältig.

Folgendes ist aber auch richtig:

"Die Seele des Kindes inkarniert sich am 17. Tage nach der Empfängnis. Jene Frauen, welche
die Frucht nach diesem Zeitpunkt vernichten, werden stets von der Seele des Kindes
bedrängt, da die Seele immer wieder zurück will in den Körper der Mutter." (zitiert nach
Ludwig Polzer-Hoditz: Erinnerungen an Rudolf Steiner (1985), Seite 300)

Siehe auch
Fortpflanzung
Pille_danach
attfinden, denn wären die beiden Weltenkörper wie im Beginne des Erdenwerdens
miteinander verknüpft geblieben, so hätte der Fortgang der Menschheitsentwickelung dem
Menschen seine eigentliche Erdenbedeutung nicht geben können. Alles das, was wir Sonne
nennen, also natürlich nicht nur das Elementarische oder Physische des Sonnenleibes,
sondern auch alle die geistigen Wesenheiten, die zum Sonnenleibe gehören, alles das mußte
sozusagen aus der Erde heraustreten, oder, wenn man es richtiger findet, es mußte die Erde
von sich abstoßen, weil, trivial gesprochen, die Kräfte jener Wesenheiten, welche ihren
Schauplatz von der Erde hinaus auf die Sonne verlegt haben, für das Gedeihen des
Menschen zu stark gewirkt hätten, wenn sie mit der Erde verbunden geblieben wären. Diese
Wesenheiten mußten gleichsam ihre Kräfte dadurch abschwächen, daß sie sich
hinausverlegten von dem Erdenschauplatz und von außen her wirkten.“ (Lit.:GA 122, S. 159f)

Sorat und die Trennung von Erde und Sonne in der hyperboräischen Zeit
Eine wesentliche Rolle bei der Sonnentrennung spielt der Einfluss des Sonnendämons Sorat,
der in der Apokalypse des Johannes geschildert wird. In der hyperboräischen Zeit bewirkten
seine verdichtenden, verhärtenden Kräfte, dass sich die Erde, die damals noch den Mond in
sich trug, als selbstständiger Himmelskörper aus der Sonne herauslöste. Als abnormer Geist
der Form erzeugte er an der Peripherie der ätherischen Sonnen-Erden-Sphäre zunächst eine
Einstülpung, in der die anfangs rein geistige Form zerbrach und sich, ähnlich wie bei den
anderen Planeten (vgl. → Planetenentstehung), als physische Erde materialisierte. Dem
entgegen wirkten die Kräfte der Sonnenintelligenz Nachiel (Lit.:GA 101, S. 135ff), durch die
sich die Sonne weiter verfeinern und vergeistigen konnte und so den Elohim ihr
Schöpfungswerk ermöglichten. Die Schilderungen der biblischen Genesis setzen etwa zu
diesem Zeitpunkt ein (Lit.:GA 122, S. 35).

enaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Abtrennung der Sonne)
Die Sonnentrennung, die Trennung der Sonne von der Erde, die damals noch den Mond in
sich enthielt, fand nach der Darstellung Rudolf Steiners während der Erdentwicklung in der
hyperboräischen Zeit statt. Zu dieser Zeit setzen auch die Schilderungen der biblischen
Schöpfungsgeschichte ein.

„Es mußte einmal diese Sonnentrennung von der Erde stattfinden, denn wären die beiden
Weltenkörper wie im Beginne des Erdenwerdens miteinander verknüpft geblieben, so hätte
der Fortgang der Menschheitsentwickelung dem Menschen seine eigentliche
Erdenbedeutung nicht geben können. Alles das, was wir Sonne nennen, also natürlich nicht
nur das Elementarische oder Physische des Sonnenleibes, sondern auch alle die geistigen
Wesenheiten, die zum Sonnenleibe gehören, alles das mußte sozusagen aus der Erde
heraustreten, oder, wenn man es richtiger findet, es mußte die Erde von sich abstoßen, weil,
trivial gesprochen, die Kräfte jener Wesenheiten, welche ihren Schauplatz von der Erde
hinaus auf die Sonne verlegt haben, für das Gedeihen des Menschen zu stark gewirkt hätten,
wenn sie mit der Erde verbunden geblieben wären. Diese Wesenheiten mußten gleichsam
ihre Kräfte dadurch abschwächen, daß sie sich hinausverlegten von dem Erdenschauplatz
und von außen her wirkten.“ (Lit.:GA 122, S. 159f)

Sorat und die Trennung von Erde und Sonne in der hyperboräischen Zeit
Eine wesentliche Rolle bei der Sonnentrennung spielt der Einfluss des Sonnendämons Sorat,
der in der Apokalypse des Johannes geschildert wird. In der hyperboräischen Zeit bewirkten
seine verdichtenden, verhärtenden Kräfte, dass sich die Erde, die damals noch den Mond in
sich trug, als selbstständiger Himmelskörper aus der Sonne herauslöste. Als abnormer Geist
der Form erzeugte er an der Peripherie der ätherischen Sonnen-Erden-Sphäre zunächst eine
Einstülpung, in der die anfangs rein geistige Form zerbrach und sich, ähnlich wie bei den
anderen Planeten (vgl. → Planetenentstehung), als physische Erde materialisierte. Dem
entgegen wirkten die Kräfte der Sonnenintelligenz Nachiel (Lit.:GA 101, S. 135ff), durch die
sich die Sonne weiter verfeinern und vergeistigen konnte und so den Elohim ihr
Schöpfungswerk ermöglichten. Die Schilderungen der biblischen Genesis setzen etwa zu
diesem Zeitpunkt ein (Lit.:GA 122, S. 35).

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Mondentrennung
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(Weitergeleitet von Abtrennung des Mondes)
Die Mondentrennung, die Abtrennung des Mondes von der Erde, fand nach Rudolf Steiner
im Zuge der Erdentwicklung während der lemurischen Zeit statt. Schon viel früher, während
der hyperboräischen Zeit, hatte sich die Sonne abgelöst. Etwa zu dieser Zeit der
Sonnentrennung setzen die Schilderungen der biblischen Schöpfungsgeschichte ein. Die
Mondenabtrennung geschah, nachdem die sieben Elohim, die unmittelbaren Schöpfergeister
der Erdentwicklung, durch ihre gemeinsame Schöpfertätigkeit zum gemeinschaftlichen
Jahvebewusstsein aufgestiegen waren. Dadurch wurde die durch die Mondenkräfte bedingte
fortschreitende Verhärtung der Erde, die zukünftige irdische Inkarnationen des Menschen
unmöglich gemacht hätten, verhindert. Eine der wesentlichen weiteren Folgen der
Mondenabtrennung war die Geschlechtertrennung.

„Mit der Sonne sind im wesentlichen die Elohim von der Erde hinausgegangen, um ihren
Schauplatz nach außen zu verlegen, um aus dem Umkreise her zu wirken. Aber nicht alle. Es
blieb sozusagen etwas von den Elohim mit der Erde vereinigt, auch als die Erde die
Mondenkräfte noch in ihrem Leibe hatte. Und das, was damals von den geistigen
Elohimkräften mit der Erde vereint blieb, ist das, was in einer gewissen Weise verbunden ist
mit allen guten Wirkungen der Mondenkräfte. Denn wir müssen ja auch von guten
Wirkungen der Mondenkräfte sprechen. Nach der Sonnentrennung wäre alles, namentlich
der Mensch, auf der Erde in die Mumifizierung, in die Verhärtung, in die Verholzung
hineingetrieben. Der Mensch wäre erstorben für die Erde. Die Erde wäre öde geworden,
wenn sie die Mondenkräfte in ihrem Leibe behalten hätte. Innerhalb der Erde wären diese
Mondenkräfte nicht segensreich geworden. Warum mußten sie dennoch eine Zeitlang bei
der Erde bleiben? Aus dem Grunde, weil die Menschheit sozusagen alle Erdenzustände
überdauern mußte, weil tatsächlich die Menschheit in ihren tüchtigsten Vertretern
durchgehen mußte durch diese Mondenverdichtung. Dann aber, als der Mond sich von der
Erde getrennt hatte, da waren die Kräfte, die sonst den Erdentod für die Menschen
herbeigeführt hätten, segensreich. Nach dem Hinausgehen der Mondenkräfte erfrischte sich
wiederum alles, so daß auch die schwächeren Seelen herunterkommen, sich inkorporisieren
konnten in Menschenleibern. So wurde der Mond der Wohltäter der Erde, indem er ihr
Nachbar wurde. Was er niemals in der Erde selber hätte sein können, das wurde er als ihr
Nachbar. Jene Wesenheiten, welche diese ganze Reihe von Vorgängen dirigierten, das sind
die großen Wohltäter des Menschen. Welche Wesenheiten waren das? Nun, diejenigen, die
mit dem Monde eben verbunden waren, die dann den Mond gleichsam herausgerissen
haben aus der Erde, um den Menschen weiterzuführen innerhalb der Erdenentwickelung.
Wir erkennen ja aus dem Berichte der Genesis, daß die Elohim die großen, dirigierenden
Kräfte waren. Und was von diesen Elohimkräften jene große gewaltige Tatsache des
Mondherausganges bewirkt und dadurch erst das eigentliche Wesen des Menschen
herbeigeführt hat, das war nichts anderes, als was auch bewirkt hatte das kosmische
Avancement der Elohim zu Jahve-Elohim, was hinaufgeführt hat das Wesen der Elohim zu
Jahve-Elohim. Das blieb mit dem Monde vereint, das hat dann auch den Mond
herausgeführt aus unserer Erde. Daher dürfen wir sagen: Mit dem, was wir als Mondleib
innerhalb unserer Schöpfung finden, ist innig verbunden das, was wir als Jahve-Elohim
bezeichnen.“ (Lit.:GA 122, S. 169ff)

„Solange der Mond innerhalb der Erde war, solange war es mit dem, was man
Fortpflanzungskraft der tierischen Wesen nennen kann, etwas ganz anderes als später,
nachdem der Mond hinausgeflogen war. Ich habe Ihnen gesagt, daß in der Zeit, in der der
Mond noch in der Erde war, der Mond diejenigen Kräfte für die Erde hergegeben hat, die
gewissermaßen die mütterlichen Kräfte sind, die weiblichen Kräfte. So daß wir uns vorstellen
können: Es hat eine Zeit gegeben, da war der Mond noch in der Erde drinnen. Ich will Ihnen
das nur ganz schematisch aufzeichnen, wie das war.

Tafel 8 aus GA 347, S. 149


Als der Mond noch in der Erde drinnen war, da war er nicht in der Mitte drinnen, sondern
etwas nach außen gelegen (siehe Zeichnung, links). Wenn Sie heute die Erde anschauen,
dann werden Sie ja auch bemerken, daß auf der einen Seite, mehr dahin, wo Australien liegt,
viel Wasser auf der Erde ist, währenddem auf der Seite, wo Europa liegt und Asien, viel Land
ist. So daß die Erde eigentlich nicht Land und Wasser gleich verteilt hat, sondern die Erde ist
so, daß sie auf der einen Seite eigentlich das meiste Land hat und auf der anderen Seite das
meiste Wasser. Also gleich verteilt ist der Stoff auf der Erde nicht (siehe Zeichnung S. 149,
rechts). Das war auch nicht gleich verteilt, als der Mond noch in der Erde drinnen war. Der
Mond war eben nach der Seite gelegen, wo die Erde überhaupt die Neigung hat, schwer zu
sein. Natürlich, wenn da ein fester Stoff liegt, ist sie dort schwer. So daß ich also die Sache so
zeichnen muß, wie ich es dort mit weißer Kreide bezeichnet habe.“ (Lit.:GA 347, S. 149f)

Sehr anschaulich schilderte Rudolf Steiner die Mondenabtrennung in den Arbeitervorträgen:

„Später aber ist einmal ein Zustand, ein Ereignis gekommen, das von ganz besonderer
Wichtigkeit war. Diese Geschichte hätte nämlich lange fortgehen können; da wäre aber alles
nicht so geworden, wie es jetzt auf der Erde ist. Da wäre alles so geblieben, daß plumpe
Tiere mit luftfähigen Tieren zusammen einen lebendigen Erdenkörper bewohnt hätten. Aber
es ist eines Tages eben etwas Besonderes eingetreten. Sehen Sie, wenn wir diese lebendige
Bildung der Erde da nehmen (siehe Zeichnung), so trat das ein, daß sich eines Tages von
dieser Erde wirklich, man kann schon sagen, ein Junges bildete, das in den Weltenraum
herausging. Diese Sache geschah so, daß da ein kleiner Auswuchs entstand; das
verkümmerte da und spaltete sich

Tafel 3 aus GA 354, S. 36


zum Schluß ab. Und es entstand statt dem da hier ein Körper draußen im Weltenraum, der
das Luftförmige, das da in der Umgebung ist, innerlich hatte, und außen die dickliche
Flüssigkeit hatte. Also ein umgekehrter Körper spaltete sich ab. Während die Mondenerde
dabei blieb, ihren innerlichen Kern dickflüssig zu haben, außen dickliche Luft zu haben,
spaltete sich ein Körper ab, der außen das Dickliche hat und innen das Dünne. Und in diesem
Körper kann man, wenn man nicht mit Vorurteil, sondern mit richtiger Untersuchung an die
Sache herangeht, den heutigen Mond erkennen. Heute kann man schon ganz genau wissen,
so wie man zum Beispiel das Natrium in der Luft finden kann, aus was die Luft besteht. So
kann man ganz genau wissen: Der Mond war einmal in der Erde drinnen! Was da draußen als
Mond herumkreist, war in der Erde drinnen und hat sich von ihr abgetrennt, ist
hinausgegangen in den Weltenraum.

Und damit ist dann aber eine ganze Veränderung eingetreten sowohl mit der Erde wie mit
demjenigen, was hinausgegangen ist. Vor allen Dingen: Die Erde hat da gewisse Substanzen
verloren, und jetzt erst konnte sich das Mineralische in der Erde bilden. Wenn die
Mondensubstanzen in der Erde drinnen geblieben wären, so hätte sich niemals das
Mineralische bilden können, sondern es wäre immer ein Flüssiges und Bewegtes gewesen.
Erst der Mondenaustritt hat der Erde den Tod gebracht und damit das Mineralreich, das tot
ist. Aber damit sind auch erst die heutigen Pflanzen, die heutigen Tiere und der Mensch in
seiner heutigen Gestalt möglich geworden.“ (Lit.:GA 354, S. 36f)

In der Zeit von der Sonnentrennung bis zur Mondentrennung verkörperte sich der Mensch
zunächst im Feuernebel, der die Erde wie eine feine Atmosphäre umgab. Mit dem Austritt
des Mondes änderte sich dies und der Leib verdichtete sich.

„Da hat sich der Mond von der Erde abgetrennt. Eine große Umwälzung hat sich dadurch
vollzogen. Ein großer Teil der Wärme ist aus den Dingen gewichen, die um den Menschen
herum sind. Diese Dinge sind dadurch zu derberer, dichterer Stofflichkeit übergegangen. Der
Mensch muß in dieser abgekühlten Umgebung leben. Das kann er nur, wenn er seine eigene
Stofflichkeit verändert. Mit dieser Stoffverdichtung ist aber zugleich eine Gestaltänderung
verknüpft. Denn der Zustand des Feuernebels auf der Erde ist ja selbst einem ganz anderen
gewichen. Die Folge davon ist, daß die geschilderten höheren Wesen nicht mehr den
Feuernebel zum Mittel ihrer Wirksamkeit haben. Sie können daher auch nicht mehr auf
diejenigen seelischen Lebensäußerungen der Menschen ihren Einfluß entfalten, der vorher
ihr hauptsächliches Wirkungsfeld war. Aber sie haben Macht erhalten über die Gebilde des
Menschen, die sie vorher selbst aus dem Feuernebel heraus geschaffen haben. — Diese
Wirkungsänderung geht Hand in Hand mit einer Verwandlung der Menschengestalt. Diese
hat die eine Hälfte mit zwei Bewegungsorganen zur unteren Körperhälfte umgewandelt, die
dadurch hauptsächlich der Träger der Ernährung und Fortpflanzung geworden ist. Die
andere Hälfte wurde gleichsam nach oben gewendet. Aus den beiden anderen
Bewegungsorganen sind die Ansätze zu Händen geworden. Und solche Organe, die vorher
noch mit zur Ernährung und Fortpflanzung gedient haben, bilden sich zu Sprach- und
Denkorganen um. Der Mensch hat sich aufgerichtet. Das ist die unmittelbare Folge des
Mondaustrittes. Und mit dem Monde sind alle diejenigen Kräfte aus dem Erdenkörper
heraus geschwunden, durch welche sich der Mensch während seiner Feuernebelzeit noch
selbst befruchten und Wesen seinesgleichen ohne äußeren Einfluß hervorbringen konnte.
Seine ganze untere Hälfte — dasjenige, was man oft die niedere Natur nennt — ist nun unter
den verstandesmäßig gestaltenden Einfluß der höheren Wesenheiten gekommen. Was diese
Wesenheiten dadurch, daß die nunmehr im Monde abgesonderte Kraftmasse noch mit der
Erde vereinigt war, vorher noch im Menschen selbst regeln konnten, das müssen sie jetzt
durch das Zusammenwirken der beiden Geschlechter organisieren. Daraus ist es begreiflich,
daß der Mond von den Eingeweihten als das Symbol für die Fortpflanzungskraft angesehen
wird. An ihm haften ja sozusagen diese Kräfte. Und die geschilderten höheren Wesen haben
eine Verwandtschaft mit dem Monde, sind gewissermaßen Mondgötter. Sie wirkten vor der
Abtrennung des Mondes durch dessen Kraft im Menschen, nachher wirkten ihre Kräfte von
außen auf die Fortpflanzung des Menschen ein.“ (Lit.:GA 11, S. 123f)

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Mondentrennung
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(Weitergeleitet von Abtrennung des Mondes von der Erde)
Die Mondentrennung, die Abtrennung des Mondes von der Erde, fand nach Rudolf Steiner
im Zuge der Erdentwicklung während der lemurischen Zeit statt. Schon viel früher, während
der hyperboräischen Zeit, hatte sich die Sonne abgelöst. Etwa zu dieser Zeit der
Sonnentrennung setzen die Schilderungen der biblischen Schöpfungsgeschichte ein. Die
Mondenabtrennung geschah, nachdem die sieben Elohim, die unmittelbaren Schöpfergeister
der Erdentwicklung, durch ihre gemeinsame Schöpfertätigkeit zum gemeinschaftlichen
Jahvebewusstsein aufgestiegen waren. Dadurch wurde die durch die Mondenkräfte bedingte
fortschreitende Verhärtung der Erde, die zukünftige irdische Inkarnationen des Menschen
unmöglich gemacht hätten, verhindert. Eine der wesentlichen weiteren Folgen der
Mondenabtrennung war die Geschlechtertrennung.

„Mit der Sonne sind im wesentlichen die Elohim von der Erde hinausgegangen, um ihren
Schauplatz nach außen zu verlegen, um aus dem Umkreise her zu wirken. Aber nicht alle. Es
blieb sozusagen etwas von den Elohim mit der Erde vereinigt, auch als die Erde die
Mondenkräfte noch in ihrem Leibe hatte. Und das, was damals von den geistigen
Elohimkräften mit der Erde vereint blieb, ist das, was in einer gewissen Weise verbunden ist
mit allen guten Wirkungen der Mondenkräfte. Denn wir müssen ja auch von guten
Wirkungen der Mondenkräfte sprechen. Nach der Sonnentrennung wäre alles, namentlich
der Mensch, auf der Erde in die Mumifizierung, in die Verhärtung, in die Verholzung
hineingetrieben. Der Mensch wäre erstorben für die Erde. Die Erde wäre öde geworden,
wenn sie die Mondenkräfte in ihrem Leibe behalten hätte. Innerhalb der Erde wären diese
Mondenkräfte nicht segensreich geworden. Warum mußten sie dennoch eine Zeitlang bei
der Erde bleiben? Aus dem Grunde, weil die Menschheit sozusagen alle Erdenzustände
überdauern mußte, weil tatsächlich die Menschheit in ihren tüchtigsten Vertretern
durchgehen mußte durch diese Mondenverdichtung. Dann aber, als der Mond sich von der
Erde getrennt hatte, da waren die Kräfte, die sonst den Erdentod für die Menschen
herbeigeführt hätten, segensreich. Nach dem Hinausgehen der Mondenkräfte erfrischte sich
wiederum alles, so daß auch die schwächeren Seelen herunterkommen, sich inkorporisieren
konnten in Menschenleibern. So wurde der Mond der Wohltäter der Erde, indem er ihr
Nachbar wurde. Was er niemals in der Erde selber hätte sein können, das wurde er als ihr
Nachbar. Jene Wesenheiten, welche diese ganze Reihe von Vorgängen dirigierten, das sind
die großen Wohltäter des Menschen. Welche Wesenheiten waren das? Nun, diejenigen, die
mit dem Monde eben verbunden waren, die dann den Mond gleichsam herausgerissen
haben aus der Erde, um den Menschen weiterzuführen innerhalb der Erdenentwickelung.
Wir erkennen ja aus dem Berichte der Genesis, daß die Elohim die großen, dirigierenden
Kräfte waren. Und was von diesen Elohimkräften jene große gewaltige Tatsache des
Mondherausganges bewirkt und dadurch erst das eigentliche Wesen des Menschen
herbeigeführt hat, das war nichts anderes, als was auch bewirkt hatte das kosmische
Avancement der Elohim zu Jahve-Elohim, was hinaufgeführt hat das Wesen der Elohim zu
Jahve-Elohim. Das blieb mit dem Monde vereint, das hat dann auch den Mond
herausgeführt aus unserer Erde. Daher dürfen wir sagen: Mit dem, was wir als Mondleib
innerhalb unserer Schöpfung finden, ist innig verbunden das, was wir als Jahve-Elohim
bezeichnen.“ (Lit.:GA 122, S. 169ff)

„Solange der Mond innerhalb der Erde war, solange war es mit dem, was man
Fortpflanzungskraft der tierischen Wesen nennen kann, etwas ganz anderes als später,
nachdem der Mond hinausgeflogen war. Ich habe Ihnen gesagt, daß in der Zeit, in der der
Mond noch in der Erde war, der Mond diejenigen Kräfte für die Erde hergegeben hat, die
gewissermaßen die mütterlichen Kräfte sind, die weiblichen Kräfte. So daß wir uns vorstellen
können: Es hat eine Zeit gegeben, da war der Mond noch in der Erde drinnen. Ich will Ihnen
das nur ganz schematisch aufzeichnen, wie das war.

Tafel 8 aus GA 347, S. 149


Als der Mond noch in der Erde drinnen war, da war er nicht in der Mitte drinnen, sondern
etwas nach außen gelegen (siehe Zeichnung, links). Wenn Sie heute die Erde anschauen,
dann werden Sie ja auch bemerken, daß auf der einen Seite, mehr dahin, wo Australien liegt,
viel Wasser auf der Erde ist, währenddem auf der Seite, wo Europa liegt und Asien, viel Land
ist. So daß die Erde eigentlich nicht Land und Wasser gleich verteilt hat, sondern die Erde ist
so, daß sie auf der einen Seite eigentlich das meiste Land hat und auf der anderen Seite das
meiste Wasser. Also gleich verteilt ist der Stoff auf der Erde nicht (siehe Zeichnung S. 149,
rechts). Das war auch nicht gleich verteilt, als der Mond noch in der Erde drinnen war. Der
Mond war eben nach der Seite gelegen, wo die Erde überhaupt die Neigung hat, schwer zu
sein. Natürlich, wenn da ein fester Stoff liegt, ist sie dort schwer. So daß ich also die Sache so
zeichnen muß, wie ich es dort mit weißer Kreide bezeichnet habe.“ (Lit.:GA 347, S. 149f)

Sehr anschaulich schilderte Rudolf Steiner die Mondenabtrennung in den Arbeitervorträgen:

„Später aber ist einmal ein Zustand, ein Ereignis gekommen, das von ganz besonderer
Wichtigkeit war. Diese Geschichte hätte nämlich lange fortgehen können; da wäre aber alles
nicht so geworden, wie es jetzt auf der Erde ist. Da wäre alles so geblieben, daß plumpe
Tiere mit luftfähigen Tieren zusammen einen lebendigen Erdenkörper bewohnt hätten. Aber
es ist eines Tages eben etwas Besonderes eingetreten. Sehen Sie, wenn wir diese lebendige
Bildung der Erde da nehmen (siehe Zeichnung), so trat das ein, daß sich eines Tages von
dieser Erde wirklich, man kann schon sagen, ein Junges bildete, das in den Weltenraum
herausging. Diese Sache geschah so, daß da ein kleiner Auswuchs entstand; das
verkümmerte da und spaltete sich

Tafel 3 aus GA 354, S. 36


zum Schluß ab. Und es entstand statt dem da hier ein Körper draußen im Weltenraum, der
das Luftförmige, das da in der Umgebung ist, innerlich hatte, und außen die dickliche
Flüssigkeit hatte. Also ein umgekehrter Körper spaltete sich ab. Während die Mondenerde
dabei blieb, ihren innerlichen Kern dickflüssig zu haben, außen dickliche Luft zu haben,
spaltete sich ein Körper ab, der außen das Dickliche hat und innen das Dünne. Und in diesem
Körper kann man, wenn man nicht mit Vorurteil, sondern mit richtiger Untersuchung an die
Sache herangeht, den heutigen Mond erkennen. Heute kann man schon ganz genau wissen,
so wie man zum Beispiel das Natrium in der Luft finden kann, aus was die Luft besteht. So
kann man ganz genau wissen: Der Mond war einmal in der Erde drinnen! Was da draußen als
Mond herumkreist, war in der Erde drinnen und hat sich von ihr abgetrennt, ist
hinausgegangen in den Weltenraum.

Und damit ist dann aber eine ganze Veränderung eingetreten sowohl mit der Erde wie mit
demjenigen, was hinausgegangen ist. Vor allen Dingen: Die Erde hat da gewisse Substanzen
verloren, und jetzt erst konnte sich das Mineralische in der Erde bilden. Wenn die
Mondensubstanzen in der Erde drinnen geblieben wären, so hätte sich niemals das
Mineralische bilden können, sondern es wäre immer ein Flüssiges und Bewegtes gewesen.
Erst der Mondenaustritt hat der Erde den Tod gebracht und damit das Mineralreich, das tot
ist. Aber damit sind auch erst die heutigen Pflanzen, die heutigen Tiere und der Mensch in
seiner heutigen Gestalt möglich geworden.“ (Lit.:GA 354, S. 36f)

In der Zeit von der Sonnentrennung bis zur Mondentrennung verkörperte sich der Mensch
zunächst im Feuernebel, der die Erde wie eine feine Atmosphäre umgab. Mit dem Austritt
des Mondes änderte sich dies und der Leib verdichtete sich.

„Da hat sich der Mond von der Erde abgetrennt. Eine große Umwälzung hat sich dadurch
vollzogen. Ein großer Teil der Wärme ist aus den Dingen gewichen, die um den Menschen
herum sind. Diese Dinge sind dadurch zu derberer, dichterer Stofflichkeit übergegangen. Der
Mensch muß in dieser abgekühlten Umgebung leben. Das kann er nur, wenn er seine eigene
Stofflichkeit verändert. Mit dieser Stoffverdichtung ist aber zugleich eine Gestaltänderung
verknüpft. Denn der Zustand des Feuernebels auf der Erde ist ja selbst einem ganz anderen
gewichen. Die Folge davon ist, daß die geschilderten höheren Wesen nicht mehr den
Feuernebel zum Mittel ihrer Wirksamkeit haben. Sie können daher auch nicht mehr auf
diejenigen seelischen Lebensäußerungen der Menschen ihren Einfluß entfalten, der vorher
ihr hauptsächliches Wirkungsfeld war. Aber sie haben Macht erhalten über die Gebilde des
Menschen, die sie vorher selbst aus dem Feuernebel heraus geschaffen haben. — Diese
Wirkungsänderung geht Hand in Hand mit einer Verwandlung der Menschengestalt. Diese
hat die eine Hälfte mit zwei Bewegungsorganen zur unteren Körperhälfte umgewandelt, die
dadurch hauptsächlich der Träger der Ernährung und Fortpflanzung geworden ist. Die
andere Hälfte wurde gleichsam nach oben gewendet. Aus den beiden anderen
Bewegungsorganen sind die Ansätze zu Händen geworden. Und solche Organe, die vorher
noch mit zur Ernährung und Fortpflanzung gedient haben, bilden sich zu Sprach- und
Denkorganen um. Der Mensch hat sich aufgerichtet. Das ist die unmittelbare Folge des
Mondaustrittes. Und mit dem Monde sind alle diejenigen Kräfte aus dem Erdenkörper
heraus geschwunden, durch welche sich der Mensch während seiner Feuernebelzeit noch
selbst befruchten und Wesen seinesgleichen ohne äußeren Einfluß hervorbringen konnte.
Seine ganze untere Hälfte — dasjenige, was man oft die niedere Natur nennt — ist nun unter
den verstandesmäßig gestaltenden Einfluß der höheren Wesenheiten gekommen. Was diese
Wesenheiten dadurch, daß die nunmehr im Monde abgesonderte Kraftmasse noch mit der
Erde vereinigt war, vorher noch im Menschen selbst regeln konnten, das müssen sie jetzt
durch das Zusammenwirken der beiden Geschlechter organisieren. Daraus ist es begreiflich,
daß der Mond von den Eingeweihten als das Symbol für die Fortpflanzungskraft angesehen
wird. An ihm haften ja sozusagen diese Kräfte. Und die geschilderten höheren Wesen haben
eine Verwandtschaft mit dem Monde, sind gewissermaßen Mondgötter. Sie wirkten vor der
Abtrennung des Mondes durch dessen Kraft im Menschen, nachher wirkten ihre Kräfte von
außen auf die Fortpflanzung des Menschen ein.“ (Lit.:GA 11, S. 123f)

ᐃᐁ
Apzu
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(Weitergeleitet von Abzu (Gottheit))
Abzu ist ein Gott der sumerischen und damit auch der akkadischen (hier Apsu),
babylonischen und assyrischen Religion. Somit ist Abzu auch Vorbild und Bestandteil anderer
Gottheiten diverser altorientalischer und anderer Völker.

Abzu ist die göttliche Personifizierung des sich unter der Erde befindlichen Süßwasserozeans.
Seine Wohnstatt trägt seinen Namen und liegt tief unter der Erde. Sie ist Quelle allen
Süßwassers und liegt im Verborgenen. Nach akkadischer Tradition ist Abzu Gemahl und
Gegenpart der Meeresgöttin Tiamat, die den Salzwasserozean symbolisiert. Zusammen
bildeten sie den Urozean aus Süß- und Salzwasser. Er ist einer der alten Götter, die durch die
Erhebung Enkis, der dadurch „Herr des Abzu“ wurde, in einem Götterkampf von einer
jüngeren Generation Götter gestürzt und getötet wurde. Aus den toten Körpern wurde der
Himmel geschaffen, was zur Erschaffung der Welt und auch der Menschen führte. Enkis
Tempel in Eridu war Eapsu, das „Haus des Ozeans“.

Im Enuma Elisch sind Abzu („der Uranfängliche“) und Tiamat („die sie alle gebar“) die ersten
Daseinsformen, lange vor der Schöpfung. Sie zeugen mehrere Götter, unter anderem
Lachmu und Lachamu, über die außer den Namen jedoch nichts bekannt ist. Später jedoch
werden Abzu und Tiamat von den jungen Göttergenerationen gestört und Abzu will sie
deshalb vernichten. Sein Berater und Begleiter Mummu unterstützt ihn dabei und regt den
Plan zur Tötung der anderen Götter an. Der Gott Enki jedoch belauscht die beiden und lässt
Abzu durch einen Zauber in tiefen Schlaf versinken. Danach tötet er ihn, nimmt Mummu
gefangen und beansprucht die Wohnstatt von Abzu für sich. Er wird nun der Herr über das
Süßwasser. Tiamat schwört Rache und startet einen Rachefeldzug gegen die Götter.

Sowohl Abzu als auch Tiamat sind nicht nur Götter, sie repräsentieren auch das jeweilige
Prinzip des Süß- und Salzwassers. So war Abzu auch die Bezeichnung für den
„Süßwasserozean“, dem auch die sieben als Abgal bekannten Geisterwesen entstammten.

In seinen Vorträgen über das Initiaten-Bewusstsein machte Rudolf Steiner deutlich, was als
eigentliche geistige Realität hinter diesen mythologischen Bildern steht, die aus einem
Bewusstsein entsprungen sind, wo der Unterschied zwischen dem Tagesbewusstsein und
dem Traumleben noch nicht so scharf ausgeprägt war wie heute:

„Da wurde etwa im alten Chaldäa, sagen wir, folgendes gelehrt: Der Mensch erlebt die
äußersten Grenzen des Daseins, bis zu denen er kommen kann mit seinen Seelenkräften,
wenn er den geistigen, den Seelenblick auf den wunderbaren Gegensatz lenkt zwischen dem
Leben, wenn er schläft - das Bewußtsein ist dumpf, der Mensch weiß nichts von seinem
Leben - , und demjenigen Leben, das er verbringt, wenn er wach ist - es ist hell um den
Menschen herum, der Mensch weiß von seinem Leben.

Anders wurden diese Wechselzustände zwischen Schlafen und Wachen vor Jahrtausenden
empfunden. Der Schlaf war nicht so bewußtlos, das Wachen war nicht so bewußtvoll. Im
Schlafe nahm man sich wandelnde, mächtige Bilder, webend-wellendes Weltenleben wahr;
man war unter Wesenhaftem, wenn man schlief. Daß der Schlaf so bewußtlos geworden ist,
ist erst mit der Entwickelung der Menschheit geschehen. Dafür aber war vor Jahrtausenden
das Wachleben nicht so durchsonnt, nicht so durchleuchtet wie heute. Die Dinge hatten
nicht feste Grenzen, waren verschwommen. Sie sprühten noch allerlei Geistiges aus. Es war
kein so schroffer Übergang zwischen Schlafen und Wachen. Aber man konnte unterscheiden,
und man nannte alles das, worinnen man lebte, im Wachen der damaligen Zeit, etwa
«Apsu». Das war die Welt des Wachens.

Man nannte dasjenige, worin man war, wenn man schlief, das Webend-Wellende, das,
wodurch man nicht so gut unterscheiden konnte, wie wenn man wach war, Mineralien, Tiere
und Pflanzen, man nannte das «Tiamat».

Nun wurde in den chaldäischen Mysterien gelehrt: Mehr ist der Mensch im Wahren, im
Wirklichen drinnen, wenn er im Tiamat schlafend webt, als wenn er wachend unter den
Mineralien, Pflanzen und Tieren lebt. Tiamat ist ursprünglicher, ist mehr der Welt des
Menschlichen verbunden als Apsu; Apsu ist unbekannter; Tiamat stellt dasjenige dar, was
dem Menschen naheliegt. Aber es traten Veränderungen ein im Tiamat im Laufe der Zeit. So
sagte man und lehrte man den Schülern der Mysterien. Aus dem Weben und Leben
entstanden Dämonengestalten, pferdeähnliche Gestalten mit Menschenköpfen,
löwenähnliche Gestalten mit Engelsköpfen. Sie entstanden aus dem Gewebe des Tiamat.
Das, was da lebte als dämonische Gestalten, wurde dem Menschen feindlich.

Da aber trat in die Welt ein mächtiges Wesen ein: «Ea». Wer heute noch Laute fühlt, der
fühlt in dem Zusammenklange von E und A den Hinweis auf jenes mächtige Wesen, das dem
Menschen hilfreich im Sinne dieser alten Mysterienlehre zur Seite war, als die Dämonen aus
Tiamat mächtig waren: Ea, la, was dann später, indem man die Seinspartikel «soph»
voraussetzte, Soph Ea = Sophia wurde. Ea, ungefähr dasjenige, was wir mit dem abstrakten
Worte: Weisheit, die in allen Dingen waltet, bezeichnen. Ia = die in allem waltende Weisheit,
Sophia. Soph = eine Partikel, die ungefähr «seiend» bedeutet. Sophia, Sophea, Sopheia = die
waltende Weisheit, die überall waltende Weisheit schickte dem Menschen einen Sohn,
jenen Sohn, den man dazumal mit dem Namen bezeichnete: «Marduk», den wir gewohnt
worden sind in einer etwas späteren Terminologie als Michael zu bezeichnen, als den aus der
Hierarchie der Archangeloi heraus waltenden Michael. Das ist dieselbe Wesenheit wie
Marduk, der Sohn von Ea, der Weisheit, Marduk-Michael.

Und Marduk-Michael - so ist die Mysterienlehre - war mächtig, groß und gewaltig. Und alle
jene Dämonenwesen, wie Pferde mit Menschenköpfen, Löwengestalten mit Engelsköpfen,
alle diese webenden, wogenden Dämonen standen eben in ihrem Zusammenhange als die
große Tiamat ihm gegenüber. Er war mächtig, Marduk-Michael, den Sturmwind, der durch
die Welt wogt, zu beherrschen. Also Tiamat, alles das wurde wesenhaft vorgestellt, mit
Recht, denn so sah man es, wesenhaft. Alle diese Dämonen zusammen bildeten einen
mächtigen Drachen, der feuerwütig sich entgegenstellte als die Summe all der
Dämonengewalten, die aus Tiamat, der Nacht, herausgeboren wurden. Als sein Wesen
feuerwütig Marduk-Michael entgegentrat, da stieß er ihm erst seine anderen Waffen, dann
die ganze Gewalt des Sturmwindes in die Eingeweide, und das Wesen Tiamat barst und rollte
auseinander, zerbarst in alle Welt. Und Marduk-Michael konnte oben formen den Himmel
und unten die Erde. Und so entstand das Oben und Unten.

Und so lehrte man in den Mysterien: Der große Sohn der Ea, der Weisheit, er hat Tiamat
bezwungen und aus einem Teil des Tiamat das Obere, die Himmel gebildet, aus einem
anderen Teil des Tiamat das Untere, die Erde gebildet. Siehst du hin in die Himmel zu den
Sternen, o Mensch, dann siehst du einen Teil desjenigen, was aus den furchtbaren
Abgründen der Tiamat Marduk-Michael oben geformt hat zum Heile der Menschen.

Und siehst du nach unten, wo die Pflanzen aus dem mineraldurchsetzten Irdischen wachsen,
wo die Tiere sich gestalten, dann findest du den anderen Teil, den der Sohn der Ea, der
Weisheit, aus Tiamat zum Heile der Menschheit umgeformt hat.

Und so sah jene alte Menschheitszeit im alten Chaldäa zurück auf ein Gestalten in der Welt,
sah hin auf Wesenhaftes. Alles das empfand man wesenhaft: diese Dämonengestalten, die
die Nacht bevölkerten, all das, was aus diesen Nachtgestalten, aus den waltenden,
webenden Wesenheiten in der Tiamat, die ich Ihnen geschildert habe, Marduk- Michael
geformt hat als oben die Sterne, als unten die Erde - all das, was uns aus den Sternen
entgegenglänzt: umgewandelte, durch Marduk-Michael umgewandelte Dämonen - all das,
was uns aus der Erde selber herauswächst: durch Marduk-Michael umgewandelte Haut,
umgewandeltes Gewebe von Tiamat, so sah man in alten Zeiten dasjenige an, was man
durch die alten Seelenfähigkeiten sich vergegenwärtigen konnte. Das war Erkenntnis.“
(Lit.:GA 243, S. 22ff)

ge
Michelangelo: Verführung und Fall Adams und Evas., Lilith, als Mischwesen aus Frau und
Schlange dargestellt, reicht Eva den Apfel. Ausschnitt eines Deckengemäldes in der
Sixtinischen Kapelle.

John Collier: Lilith

Tommaso di Cristoforo Fini Masolino: Die Versuchung von Adam und Eva (Eine Schlange mit
weiblichem Haupt lauert im Baum der Erkenntnis über Adam und Eva), 1425, Santa Maria
del Carmine.

Berthold Furtmeyr, "Der Baum des Todes und des Lebens", Salzburger Missale (15. Jh.)

Anonyme Buchmalerei zur Versuchungsszene aus dem 11. Jahrhundert (Le Jeu d'Adam)

William Blake: Adam und Eva (1808)

Gustave Doré: Dier Erschaffung der Eva, Holzstich, um 1866


Adam (hebr. ‫אדם‬, adam, „der aus der Erde Genommene“, „Mensch“[1] von hebr. ‫אֲדָ מָ ה‬
adamah, „Erde, Staub, Erdboden, Ackerboden“[2]) und Eva (hebr. ‫חוה‬, chawah, „die Belebte“,
die "Leben Schenkende", die "Mutter der Erde") waren nach dem Schöpfungsbericht der
Genesis das erste Menschenpaar, das man sich allerdings nicht in Form zweier physisch
verkörperter Einzellebewesen vorstellen darf. Das wird heute auch durch
populationsgenetische Sudien, insbesondere solche, die den Y-chromosomalen Adam und
die mitochondriale Eva betreffen nahegelegt, die zeigen, dass ein solches physische
menschliches Urpaar wohl niemals existiert hat. Vielmehr repräsentieren Adam und Eva das
Gruppen-Ich bzw. die Gruppenseele der werdenden Menschheit.

Jahve und Eva


Nicht zufällig sind die Worte Jahve und Eva miteinander verwandt. Eva, als die große
Erdenmutter, ist in Jahve enthalten als die Summe all dessen, was durch die alte Saturn-,
Sonnen- und Mondenentwicklung herübergekommen ist, wo die Grundlage für den
physischen Leib, den Ätherleib und Astralleib des Menschen geschaffen wurden. Erst auf
Erden kam das Ich dazu, repräsentiert durch das J im Namen "Jahve".

"Wenn man alles das, was mitgebracht worden ist von der Saturn-, Sonnen-,
Mondenentwickelung her für die Erdenentwickelung, zusammenfaßt in seinem natürlichen
Aspekt, so tritt es uns entgegen durch das althebräische Altertum symbolisiert in Eva. Eve —
die Vokale sind ja niemals klar genannt im Hebräischen — Eve! Fügen Sie dazu das Zeichen
für jene göttliche Wesenheit des althebräischen Altertums, welche der Lenker der
Erdengeschicke ist, so haben Sie eine Form, die ebenso richtig ist wie jede andere: Jeve-
Jahve, der im Mond sein Symbol habende Lenker der Erde. Mit dem verbunden, was von der
Mondenentwickelung herübergekommen ist, mit dem Ergebnis der Mondenentwickelung
für die Erdenentwickelung: der Erdenherr, verbunden mit der Erdenmutter, die in ihren
Kräften ein Ergebnis der Mondenentwickelung ist . . . Jahve! Es geht also herüber aus dem
althebräischen Altertum die geheimnisvolle Verbindung der Mondenkräfte, die ihren Rest
zurückgelassen haben in dem uns astronomisch erscheinenden Mond und die ihre
menschheitlichen Kräfte zurückgelassen haben in dem weiblichen Elemente des
Menschendaseins. Die Verbindung des Erdenherrn mit der Mondenmutter kommt uns schon
in dem Namen Jahve entgegen." (Lit.: GA 149, S. 97f)

Lilith - Adams erste Frau


→ Hauptartikel: Lilith
In einigen jüdischen Legenden wird Lilith als Adams erste Frau genannt. Danach erschuf Gott
Adam und Lilith aus demselben Lehm, um Adam eine Partnerin zu schenken. Gott holte Lilith
vor der ersten Nacht noch zu sich und sagte ihr, sie solle Adam untertan sein (einige deuten
dies so, dass sie beim Geschlechtsakt unten zu liegen habe). Dies wurde von Lilith nicht
akzeptiert, denn der Lehm, aus dem Lilith erschaffen worden war, war durch den Speichel
des verstoßenen Samael verunreinigt worden. Lilith stritt sich mit Adam und verschwand
dann aus dem Paradies in die Wüste. Dort verkehrte sie jeden Tag mit tausend Mischwesen
und brachte tausend Kinder pro Tag auf die Welt. Adam beklagte sich bei Gott über seine
Einsamkeit, welcher ihm dann Eva aus seiner Seite erschuf.

Lilith aber blieb unsterblich, da sie nie die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis aß.

"Als der Herr Adam erschaffen hatte, sprach er: Es ist nicht gut, dass ein Mensch allein sei.
Und er schuf ihm ein Weib aus der Erde, aus der auch Adam gebildet war, und hieß ihren
Namen Lilith. Alsbald hatten beide Streit miteinander, und Lilith sprach: Bist doch nur
meinesgleichen, beide sind wir von Erde genommen; und hörte nicht eins auf den Willen des
andern.

Und wie nun Lilith sah, dass kein Friede war, sprach sie den wahrhaften Namen Gottes aus
und flog davon in die Lüfte.

Da stand Adam und betete vor seinem Schöpfer und sprach: Herr der Welt! das Weib, das du
mir gegeben hast, es ist von mir gegangen. Da schickte der Herr drei Boten, um die Lilith
zurückzubringen, und er sprach zu ihnen: Will sie zurückkommen, so ist es gut, will sie aber
nicht, so muss sie es auf sich nehmen, dass täglich hundert von ihren Kindern sterben.

Und die Engel verließen den Herrn und gingen der Lilith nach und fanden sie im Meer, in
reißendem Wasser stehen, an derselben Stelle, wo dereinst die Ägypter ertrinken sollten.
Und die Engel erzählten der Lilith, was der Herr gesprochen hatte. Aber sie wollte nicht
umkehren; da sprachen die Engel: Wir ertränken dich im Meer. Sprach Lilith: Lasset ab von
mir, wisset ihr nicht, dass ich nicht umsonst erschaffen bin, und dass es meine Bestimmung
ist, Säuglinge zu verderben; ist's ein Knabe, so habe ich bis zu seinem achten Tage über ihn
Gewalt, ist's ein Mägdlein, so habe ich bis sie zum zwanzigsten Tage. Doch schwor sie den
Engeln im Namen des lebendigen Gottes, dass sie allezeit, wenn immer sie ihre Gestalten
oder ihre Namen erblicken wird, von dem Kinde lassen würde. Auch nahm sie es auf sich,
dass täglich ihrer eigenen Kinder hundert sterben sollten. Das geschieht auch.

Die drei Boten aber hießen mit ihren Namen: Senoi, Sansenoi und Samangelof. Und diese
drei Namen schreiben wir auf die Amulette der Neugeborenen, damit Lilith sie sehe, an ihren
Schwur erinnert werde und das Kind verschone." (Lit.: Die Sagen der Juden I, S 323f) [1]

In Goethes Faust erscheint Lilith in der Walpurgisnacht. Auf Fausts Frage nach ihr erhält er
folgende Antwort von Mephisto: „Lilith ist das.“ [Faust: „Wer?“] „Adams erste Frau. Nimm
dich in Acht vor ihren schönen Haaren, vor diesem Schmuck, mit dem sie einzig prangt.
Wenn sie damit den jungen Mann erlangt, so lässt sie ihn sobald nicht wieder fahren.“
Rudolf Steiner weist darauf hin, dass in der Walpurgisnacht auch der Ätherleib Fausts
gelockert wird und ihm - da er ein Mann ist - in weiblicher Gestalt als Lilith erscheint (Lit.: GA
273, S. 52f).

Adam und Eva als menschliches Hauptpaar


Dem biblischen Schöpfungsbericht liegt eine okkulte Wahrheit zugrunde. Als sich die Sonne
bereits von der Erde getrennt hatte, die Mondenkräfte aber noch in ihr wirksam waren,
wurde es für die Menschenseelen immer schwieriger, ihren Aufenthalt auf der Erde zu
nehmen, da sie die durch die Mondenkräfte immer mehr verhärtete irdische Substanz nicht
mehr bemeistern konnten. Das feste Erdelement gab es zwar damals noch nicht, die Erde
war erst bis zum flüssigen Zustand verdichtet. Auch lebten die Menschen damals noch nicht
in einem dichten fleischlichen Leib, sondern in einem noch viel feineren ätherischen Zustand;
dennoch war auch dieser Zustand bereits zu starr geworden, um den Menschen geeignete
Lebensbedingungen zu bieten. Viele Menschenseelen mussten sich daher zeitweilig von der
Erde abwenden und auf den anderen Planetensphären einen geeigneten Wohnplatz suchen.

"Schon als noch die Erde mit der Sonne verbunden war und ihre luftigen Elemente sich
eingliederte, da stellte es sich heraus, daß die Seelen sich ungeeignet erwiesen, um die
Erdenentwickelung mitzumachen. Sie wurden durch die irdische Körpergestalt zu stark
berührt. Deshalb mußten sie schon damals dem unmittelbaren Einflusse der Sonnenkräfte
entzogen werden. Diese mußten von außen auf sie wirken. Diesen Seelen wurde auf dem
«Saturn» ein Platz der Weiterentwickelung." (Lit.: GA 013, S. 241f)

"Es gab Seelen, welche schon bei der Trennung der Sonne von der Erde keinen Platz auf
dieser fanden. Sie wurden für ihre weitere Entwickelung auf einen Planeten entrückt, der
sich unter Führung kosmischer Wesenheiten loslöste aus der allgemeinen Weltensubstanz,
welche beim Beginne der physischen Erdenentwickelung mit dieser verbunden war und aus
welcher sich auch die Sonne herausgesondert hatte. Dieser Planet ist derjenige, dessen
physischen Ausdruck die äußere Wissenschaft als «Jupiter» kennt." (Lit.: GA 013, S. 241)

"Und später, als sich die Erde immer mehr dem Festen zuneigte, da mußte noch ein anderer
Wohnplatz für Seelen geschaffen werden, die zwar die Möglichkeit hatten, eine Zeitlang die
verfestigten Körper zu bewohnen, dann aber dies nicht mehr konnten, als diese Verfestigung
zu weit fortgeschritten war. Für sie entstand im «Mars» ein entsprechender Platz zu ihrer
weiteren Entwickelung." (Lit.: GA 013, S. 241)

Als diese Menschenseelen nach der Abtrennung des Mondes allmählich wieder zur Erde
zurückkehren konnten, wurden später für sie die mit den Planetensphären
zusammenhängenden Orakelstätten der atlantischen Mysterien geschaffen.

Die Trennung von Sonne und Erde, mit der der biblische Schöpfungsbericht einsetzt, war
notwendig geworden, weil gewisse höhere Wesenheiten, namentlich die Elohim, nur auf der
Sonne die ihrem Entwicklungstempo angemessenen Bedingungen finden konnten.
Zurückgebliebene luziferische Wesen verließen zwar die Erde, konnten aber nicht bis zur
Sonnensphäre aufsteigen.

"Es gab solche Wesen, welche zwar bei der Sonnentrennung die Erde verlassen haben, aber
doch nicht auf der Höhe standen, daß sie die Sonnenentwickelung auf die Dauer hätten
mitmachen können. Sie gliederten sich nach der Trennung von Sonne und Erde einen
Wohnplatz von der Sonne ab, die Venus. Deren Führer wurde das Wesen, welches nun für
die geschilderten Eingeweihten und ihre Anhänger zum «höheren Ich» wurde. Ein ähnliches
geschah mit dem führenden Geist des Merkur für eine andere Art Menschen. So entstanden
das Venus- und das Merkurorakel. Eine gewisse Art von Menschen, die am meisten von dem
luziferischen Einfluß aufgenommen hatten, konnte nur zu einem Wesen gelangen, welches
mit seinen Genossen am frühesten von der Sonnenentwickelung wieder ausgestoßen
worden ist. Es hat dieses keinen besonderen Planeten im Weltenraum, sondern lebt im
Umkreis der Erde selbst noch, mit der es sich wieder vereinigt hat nach der Rückkehr von der
Sonne. Diejenigen Menschen, welchen sich dieses Wesen als höheres Ich enthüllte, können
die Anhänger des Vulkanorakels genannt werden. Ihr Blick war mehr den irdischen
Erscheinungen zugewendet als derjenige der übrigen Eingeweihten. Sie legten die ersten
Gründe zu dem, was später als Wissenschaften und Künste unter den Menschen entstand.
Die Merkur-Eingeweihten dagegen begründeten das Wissen von den mehr übersinnlichen
Dingen; und in noch höherem Grade taten dies die Venus-Eingeweihten. Die Vulkan-,
Merkur- und Venus-Eingeweihten unterschieden sich von den Saturn-, Jupiter- und Mars-
Eingeweihten dadurch, daß die letzteren ihre Geheimnisse mehr als eine Offenbarung von
oben empfingen, mehr in einem fertigen Zustande; während die ersteren schon mehr in
Form von eigenen Gedanken, von Ideen ihr Wissen enthüllt erhielten. In der Mitte standen
die Christus-Eingeweihten." (Lit.: GA 013, S. 263f)

Immer mehr Seelen wanderten zunächst in die verschiedenen Planetensphären ab, bis im
wesentlichen nur mehr ein Hauptpaar zurückblieb, das die Bibel Adam und Eva nennt.

Die Formulierung "im wesentlichen" weist darauf hin, dass es nicht nur ein Hauptpaar der
Menschheit gab, sondern noch wenige weitere. Anders ist auch die jüdische Legende von
Lilith, die sich gleichfalls mit Adam gepaart haben soll, nicht vorstellbar. Dieser Auffassung ist
jedenfalls Hermann Keimeyer (siehe: Weblinks).

"In der uraltlemurischen Zeit war die Erde einmal so entvölkert, so verödet, daß nur ein
einziges Menschenpaar, das stark genug war, die tierischen Gebilde zu beseelen, auf ihr
verblieb. Die anderen Menschen hatten sich auf die anderen Planeten verteilt, und im
wesentlichen stammen daher die jetzigen Menschen von diesem Urpaar ab. Auch darin ist
der Bericht der Bibel von Adam und Eva richtig, wenn er auch in Form einer allegorischen
Erzählung gebracht wird. Dieser ersten Menschen nun bemächtigte sich Luzifer und
durchdrang ihren Astralleib mit seinen Einflüssen. Durch diese luziferischen wurden später
die ahrimanischen Einflüsse möglich und alles, was dem Menschen dazu verhalf, sich im
Physisch-Sinnlichen auszuleben. Dadurch verschwand für ihn immer mehr das Geistige hinter
der Materie, und diese wurde für ihn zur undurchdringlichen Decke. Wäre der Mensch nur
unter dem Einfluß der göttlich-geistigen Wesenheiten geblieben, die ihn erschufen, so wäre
er nicht frei geworden, hätte aber durch die Materie hindurch immer das Geistige erkannt.
Diese leitenden Schöpfer wollten nun die Gefahr verhindern, daß auch der ganze Ätherleib
von luziferischen Einflüssen durchsetzt würde. Deshalb trennten sie einen Teil des
Ätherleibes des Adam ab und behielten ihn in den geistigen Welten zurück. Und dieser
Ätherleib ist das höhere Selbst, mit dem wir uns wieder vereinigen sollen, mit dem
zusammen wir erst ein ganzer Mensch sind [...]

Zum ersten Mal geschah diese Vereinigung des zurückgebliebenen Ätherleibes mit einem
Menschen damals, als der Jesus von Nazareth geboren wurde, von dem uns das Lukas-
Evangelium erzählt. Dieser Jesusknabe erhielt den Ätherleib des Adam. Mit diesem Teile des
Ätherleibes hatten damals die hohen, leitenden schöpferischen Wesenheiten dem
Menschen die Fähigkeit des individuellen Denkens und der [individuellen] Sprache
zurückbehalten. Wohl denkt der Mensch, aber es ist kein Denken, das er individuell selber
produziert, sondern er nimmt von dem göttlichen Stoffe des Denkens, der die Welt
durchflutet. Und auch eine individuelle Sprache hat der Mensch nicht, sondern hohe geistige
Wesenheiten gaben Gruppen von Menschen eine gemeinsame Sprache. Das eigene Denken,
die eigene Sprache sollen die Menschen sich erst erwerben durch die Wiedervereinigung mit
ihrem höheren Ätherleib. Da in diesem Ätherleibe die Fähigkeit der Sprache liegt, so ist die
Legende verständlich, die erzählt, daß der Jesusknabe die Sprache nicht zu erlernen
brauchte, sondern mit seiner Mutter nach seiner Geburt in einer Sprache redete, die diese
verstand." (Lit.: GA 266a, S. 548f)

Sündenfall und Geschlechtertrennung


→ Hauptartikel: Geschlechtertrennung
Adam und Eva lebten ursprünglich noch im ätherischen Paradieseszustand. Die
Geschlechtertrennung hatte noch nicht stattgefunden. Sie wurde erst als Folge der
luziferischen Versuchung herbeigeführt. Durch den Sündenfall wurde der Mensch aus dem
Paradies verstossen und musste auf die Erde heruntersteigen in eine noch viel dichtere
Stofflichkeit. Das war überhaupt nur dadurch möglich, dass zugleich die verhärteten
Mondenkräfte durch Jahve aus der Erde herausgezogen wurden. Damit begann die Zeit der
irdischen Inkarnationen des Menschen. Jetzt erst konnte der Mensch allmählich sein
individuelles Ich entwickeln.

Die Entstehung der Fortpflanzungsorgane


Die nun von außen auf die Erde einwirkenden Mondenkräfte bewirkten die
Geschlechtertrennung und Jahve wurde der Herr der irdischen Fortpflanzungskräfte, die nun
erstmals auf Sexualität beruhte. Die Sexualorgane waren allerdings die letzten, die sich im
dichten Fleisch ausbildeten. Anfangs waren sie noch rein vegetabile, pflanzenartige Organe.
Die astralen Triebkräfte spielten bei der Fortpflanzung noch keine Rolle, sondern nur die
lebensspendenden Ätherkräfte.

"Die Sexualorgane waren lange pflanzlicher Natur, und sie werden auch am frühesten wieder
zur pflanzlichen Natur zurückkehren. Erst als in der Entwickelung des Menschen das Ich
schon tief in den Astralleib hinuntergestiegen war und die eigensüchtigen Begierden tief
eingedrungen waren, da gestalteten sich die ehemals pflanzlichen Organe um und wurden
fleischliche Organe." (Lit.: GA 101, S. 58)

Die Bibel weist auf diesen Zustand mit dem Feigenblatt hin, mit dem Adam und Eva ihre
Blöße bedeckten, nachdem sie vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten. Aus diesen
Kräften wurde auch das natürliche Hellsehen gespeist, das damals noch alle Menschen in
reichem Maß hatten. Als dann später die Sexualorgane immer mehr von den Astralkräften
ergriffen wurden, begann nach und nach das urprüngliche Hellsehen zu schwinden und der
Egoismus erwachte immer mehr. Dadurch wurde das Selbstbewusstsein des Menschen
vorbereitet, zugleich aber lief er auch Gefahr, immer mehr in die Hände der
Widersachermächte zu fallen.

Noch bis in die Mitte der lemurischen Zeit erfolgte die Fortpflanzung ungeschlechtlich durch
eine Art von Selbstbefruchtung. Im Bilde der Isis, die durch den Sonnenstrahl des Osiris
befruchtet wird, deuteten die ägyptischen Mysterien auf diese ungeschlechtliche
Fortpflanzungskraft des Mondes hin.

Die vier Sphinxtiere als Gruppenseelen


Die vier Sphinxtiere entsprechen den vier Gruppenseelen des lemurischen und atlantischen
Menschen. Die Löwenrasse hatte einen männlichen Ätherleib, der genügend Kraft hatte, den
physischen Leib selbst ohne äußere Anregung zu befruchten. Es war eine unmittelbare
Befruchtung aus dem Geistigen, ohne die Mithilfe eines anderen Wesens. Die Stierrasse
hingegen hatte einen weiblichen Ätherleib und verlor allmählich die Fähigkeit zur
selbsttätigen Fortpflanzung, konnte aber nach und nach die Löwenmenschen befruchten.
Nach der Aufnahme des Ichs entwickelte sich aus der Löwenrasse das weibliche, aus der
Stierrasse das männliche Geschlecht (Lit.: GA 107, S. 74ff).

Adams Bruderseele: Der nathanische Jesus


→ Hauptartikel: Nathanischer Jesus
"Es entwickeln sich im Menschen gewisse Kräfte mit einer gewissen Unbewußtheit: das sind
die Kräfte, welche zusammenhängen mit der menschlichen Fortpflanzung, mit der
menschlichen Generation. Wir wissen ja, daß im menschlichen Bewußtsein bis zu einem
gewissen Lebensalter über diese Kräfte eine unmittelbare holde Unbewußtheit waltet, die
Unschuld des Kindesalters. Wir wissen, daß mit einem gewissen Alter über diesen Kräften
das Bewußtsein erwacht, daß gleichsam von einem bestimmten Alter an der menschliche
Organismus durchsetzt wird vom Bewußtsein aus mit den Kräften, die später die sinnliche
Liebe der Geschlechter genannt werden. Was vorher waltet wie schlafende Kräfte, die erst
mit der Geschlechtsreife erwachen, das sind, wenn sie in ihrer ureigenen Gestalt betrachtet
werden, genau dieselben Kräfte, die im Schlaf die zerstörten Kräfte im Menschen wieder
herstellen. Verdeckt sind diese Kräfte nur von der anderen menschlichen Natur, weil sie
vermischt sind mit der anderen menschlichen Natur. Es walten unsichtbar im Menschen
Kräfte, welche schuldvoll erst werden, wenn sie zum Erwachen kommen, welche schlafen
oder höchstens träumen bis die Geschlechtsreife eintritt [...]

Wir haben eigentlich in jedem Menschen zwei Menschen vor uns: den einen Menschen, der
wir sind vom Aufwachen bis zum Einschlafen, und den anderen Menschen, der wir sind vom
Einschlafen bis zum Aufwachen. In dem einen Menschen sind wir fortwährend bemüht,
unsere Natur bis zur Tierheit herabzuquälen mit allem, was nicht Erkenntnis ist, was nicht
rein im Geiste erfaßt wird. Mit alle dem sind wir immerdar bemüht, unsere Natur zur
Tierheit herabzuquälen. Dies ist während unseres Wachzustandes. Was uns aber über diesen
Menschen erhebt, waltet zunächst als holdselige Kraft unschuldsvoll während der Kindheit
innerhalb der Generationskräfte, und waltet, wenn diese Kräfte erwachen, im Schlafe, wenn
regeneriert wird, was durch das Tagwachen zerstört worden ist. So haben wir einen
Menschen in uns, der verwandt ist mit den schöpferischen Kräften im Menschen, und einen
Menschen, der diese Kräfte zerstört. Das Bedeutsame aber in der Doppelnatur des
Menschen ist, daß man eigentlich hinter alle dem, was die Sinne wahrnehmen, zu vermuten
hat einen anderen Menschen, einen Menschen nämlich, in dem die schöpferischen Kräfte
walten. Dieser zweite Mensch, in dem die menschenschöpferischen Kräfte walten, ist
ungemischt eigentlich nie da. Er ist niemals ohne Mischung da: während des Wachens ist er
nicht da und während des Schlafens auch nicht. Denn während des Schlafens bleibt ja der
physische Leib und Ätherleib durchsetzt von den Nachwirkungen des Tages, von den
Zerstörungskräften. Wenn diese Zerstörungskräfte aber endlich fortgeschafft worden sind,
so wachen wir ja wieder auf [...]

Wenn wir das Menschengeschlecht verfolgen von diesem Zeitpunkt der lemurischen Zeit an,
so haben wir durch alles hindurch, was dann gekommen ist, immer diese Doppelnatur des
Menschen vor uns. Eingetreten ist der Mensch damals in eine Art niedere Natur. Aber
dazumal - das zeigt uns der zurückgewandte hellsichtige Blick in die Akasha-Chronik - ist
neben jenen auch von menschenschöpferischen Kräften durchsetzten Menschen gleichsam
hinzugetreten, wie eine Schwester- oder Bruderseele, eine bestimmte Seele. Es wurde
gewissermaßen zurückgehalten diese Schwesterseele, die nicht in die Menschenevolution
hineinversetzt worden ist. Sie blieb nur durchsetzt von menschenschöpferischen Kräften. Es
blieb zurück ein Mensch, in der alten lemurischen Zeit, gleichsam die Schwester- oder
Bruderseele - denn für jene Zeit ist das ja einerlei -, es blieb zurück die Bruderseele des
Adam. Diese Seele blieb damals zurück, diese Seele konnte nicht eingehen in den physischen
Menschheitsprozeß. Sie blieb zurück und waltete unsichtbar für den physischen
Menschheitsprozeß. Sie wurde nicht geboren wie die Menschen im fortlaufenden Prozeß.
Denn wäre sie geboren worden und gestorben, dann wäre sie ja eingetreten in den
physischen Menschheitsprozeß. Sie waltete im Unsichtbaren und konnte nur
wahrgenommen werden von denjenigen, die sich hinauferhoben zu jenen hellsichtigen
Höhen, zu jenen hellsichtigen Kräften, die erwachen in dem Zustande, der sonst der Schlaf
ist. Denn dann ist der Mensch verwandt mit den Kräften, die lauter in der Schwesterseele
walten [...]

Durch jene besonderen Umstände, unter denen die Arjunaseele all das um sich herum
wahrnahm und auf ihre Empfindung wirken ließ, indem sie fühlte, was sich damals in
Kurukshetra abspielte, auf dem Schlachtfelde, wo die Kurus und Pandus sich
gegenüberstanden, da ereignete es sich, daß durch die Seele des Wagenlenkers des Arjuna
diese bestimmte eigentümliche Seele sprach. Und die Erscheinung dieser Seele, sprechend
durch eine Menschenseele, das ist der Krishna. Welche Seele also war geeignet, in die
menschliche Seele hineinzuversenken den Impuls zum Selbstbewußtsein? Jene Seele war es,
die zurückgeblieben ist in der alten lemurischen Zeit, als die Menschheit in die eigentliche
Erdenevolution eingetreten ist. Früher war diese Seele oftmals in Erscheinungen zu schauen,
aber in viel geistigerer Art. In dem Zeitpunkte aber, von dem uns der erhabene Sang, die
göttliche Gita verkündet, ist zu denken eine Art Verkörperung — aber viel Maya ist dabei -,
eine Art Verkörperung dieser Seele von Krishna. Dann aber tritt in der
Menschheitsgeschichte eine bestimmte Verkörperung ein: diese selbe Seele verkörpert sich
später wirklich in einem Knaben. Diejenigen der verehrten Freunde, zu denen ich öfter
darüber gesprochen habe, wissen, daß zu der Zeit, als das Christentum begründet wurde,
zwei Knaben geboren wurden in Familien, in welchen beiden das Blut des Hauses David floß.
Der eine Knabe ist uns im Matthäus-Evangelium, der andere im Lukas-Evangelium
geschildert. Dies ist der wahre Grund, warum das Matthäus-Evangelium mit dem Lukas-
Evangelium für eine äußere Betrachtung nicht stimmt. Derselbe Jesusknabe nun, von dem
das Lukas-Evangelium berichtet, ist zunächst die Verkörperung dieser selben Seele, die
früher niemals in einem menschlichen Leibe gewohnt hat, aber doch eine Menschenseele
ist, weil sie eine Menschenseele war während der alten lemurischen Zeit, in welcher unsere
eigentliche Evolution begonnen hat. Es ist dieselbe Seele, die sich als der Krishna offenbart
hat. So haben wir dasjenige, was der Krishna-Impuls bedeutet, den Anstoß zum
menschlichen Selbstbewußtsein, verkörpert in dem Körper des Lukas-Jesusknaben. Das, was
da verkörpert war, ist verwandt mit den Kräften, die im Kindesalter in so holder Unschuld,
bevor sie als Geschlechtskräfte erwachen, schlafend da sind. Im Lukas-Jesusknaben können
sie sich bis zu diesem Alter hin, wo sonst der Mensch in die Geschlechtsreife eintritt,
betätigen, kundgeben. Es hätte der Körper des Jesusknaben, der ja aus der allgemeinen
Menschheit genommen worden ist, die in die Inkarnationen heruntergestiegen war, nicht
mehr gepaßt zu den Kräften, die ja verwandt sind mit den holden, unschuldigen
Geschlechtskräften im Kinde. Daher geht die Seele, die in dem anderen Jesusknaben ist und
die, wie die meisten unserer lieben Freunde ja wissen, die Zarathustraseele ist, also eine
Seele, die von Inkarnation zu Inkarnation geschritten ist und die gerade durch besonderes
Arbeiten innerhalb vieler Inkarnationen ihre Höhe erreicht hat, daher geht diese
Zarathustraseele hinüber in den Leib des Lukas-Jesusknaben und ist von da ab - wie Sie es
dargestellt finden in meinem Buche «Die geistige Führung des Menschen und der
Menschheit» - mit diesem Leibe des Lukas-Jesusknaben verbunden. Da berühren wir ein
wunderbares Geheimnis. Da sehen wir, wie in einen menschlichen Leib, in den Leib des
Lukas-Jesusknaben, einzieht die Menschenseele, wie sie gewesen ist, bevor der Mensch in
die irdische Inkarnationsreihe hinuntergegangen ist. Da begreifen wir, daß diese Seele in
dem Menschenleibe nur bis zum zwölften Jahre dieses Leibes walten konnte, begreifen, daß
dann eine andere Seele, welche alle Menschheitsverwandlungen durchgemacht hat, wie die
Zarathustraseele, Besitz ergreifen muß von diesem besonderen Leibe. Das Wunderbare
vollzieht sich, daß dasjenige, was des Menschen Innerstes ist, sein eigentliches Selbst, was
wir als Krishna haben ansprechen sehen, als Impuls haben aufblitzen sehen in dem Krishna-
Impuls, den Jesusknaben durchdringt, der uns geschildert wird im Lukas-Evangelium." (Lit.:
GA 146, S. 115ff)

Anmerkungen
Mensch im eigentlichen Sinn heißt hebr. ‫ אֱנֹוׁש‬Enosch: Enosch war der älteste Sohn Seths, vgl.
1 Mos 4,26 LUT: Und Set zeugte auch einen Sohn und nannte ihn Enosch. Zu der Zeit fing
man an, den Namen des HERRN anzurufen.
Gemeint ist mit dem „Ackerboden“ die Substanz der Erdensphäre, die zu diesem Zeitpunkt
noch die Mondensphäre mit umfasste und erst bis zum zähflüssigen Zustand, also bis zum
Wasserelement verdichtet war; der Mond trennte sich erst durch den Sündenfall von der
Erde. Zu diesem Zeitpunkt entstand erst das feste, kristalline Erdelement.
Sebastiano Conca – Anbetung der Hirten (1720)
Als nathanischer Jesus wird jener Jesusknabe bezeichnet, von dem das Lukas-Evangelium
berichtet. Rudolf Steiner war durch seine geisteswissenschaftliche Forschung zu der Ansicht
gelangt, dass zur Zeitenwende nicht nur ein, sondern zwei Jesusknaben geboren wurden.
Tatsächlich weisen auch die Evangelien bei genauerer Betrachtung in diese Richtung. Die
Geburtserzählung im Lukas-Evangelium unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von der
im Matthäus-Evangelium, insbesondere sind in beiden Evangelien auch deutlich
unterschiedliche Abstammungslinien angegeben. Der Jesusknabe, den das Lukas-Evangelium
schildert, entstammt der priesterlichen nathanischen Linie des Hauses David, die - anders als
beim salomonischen Jesus - bis zu Adam zurückgeführt wird - und „der war Gottes“.
Gemeinsam ist beiden Jesusknaben, dass ihre Eltern im Neuen Testament Josef und Maria
genannt werden - Namen, die damals in Palästina weit verbreitet waren.

Die Anbetung des Jesuskindes durch die Hirten oder kurz die Anbetung der Hirten, die den
nathanischen Jesusknaben besuchen, der im ärmlichen Stall in einer Krippe zwischen Ochs
und Esel liegt, ist seit dem Mittelalter ein beliebtes Motiv der christlichen Kunst. Gelegentlich
wird die Szene fälschlich mit der Anbetung der Könige vermischt, die sich aber auf den
salomonischen Jesus, den wiedergeborenen Zarathustra, bezieht.

Nach Rudolf Steiner handelt es sich bei dem nathanischen Jesus um die von der luziferischen
Versuchung unberührte reine Schwesterseele Adams, die nach dem Sündenfall als engel-
bzw. erzengelartige Wesenheit in der Seelenwelt verblieben war. Von Anfang an stand sie in
enger Beziehung zu dem Christus, der durch sie wirkte und so die Vorstufen zum Mysterium
von Golgatha vollbringen konnte. Kurz vor dem Anbruch des Kali-Yuga, des finsteren
Zeitalters, in dem die natürliche Hellsichtigkeit bei den meisten Menschen erlosch, erschien
sie in der Gestalt Krishnas, durch die sich Vishnu-Christus offenbarte. Zur Zeitenwende
wurde sie auf Erden als der nathanische Jesusknabe geboren, dessen Leibeshüllen mit der
Jordan-Taufe die leibliche Inkarnation des Christus ermöglichten. Bei der Geburt wurde sein
Astralleib von dem Nirmanakaya des Buddha überstrahlt. Der Lichtschein dieser
Schwesterseele Adams war es auch, durch den Paulus von Tarsos bei seinem Damaskus-
Erlebnis den Auferstandenen erkannte.
Der Bericht des Lukas-Evangeliums
Die Verkündigung und Geburt des nathanischen Jesus
Die Ankündigung der Geburt Jesu
26 Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens
Nazaret 27 zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus
dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. 28 Der Engel trat bei ihr ein
und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. 29 Sie erschrak über die Anrede
und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. 30 Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich
nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. 31 Siehe, du wirst schwanger werden
und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. 32 Er wird groß
sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines
Vaters David geben. 33 Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine
Herrschaft wird kein Ende haben. 34 Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da
ich keinen Mann erkenne? 35 Der Engel antwortete ihr: Heiliger Geist wird über dich
kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig
und Sohn Gottes genannt werden. 36 Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in
ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar gilt, ist sie schon im sechsten
Monat. 37 Denn für Gott ist nichts unmöglich. 38 Da sagte Maria: Siehe, ich bin die Magd des
Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.

– Lukas 1,26-38 EU
Die Geburt Jesu
1 Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augustus den Befehl erließ, den ganzen
Erdkreis in Steuerlisten einzutragen. 2 Diese Aufzeichnung war die erste; damals war
Quirinius Statthalter von Syrien. 3 Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. 4
So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die
Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. 5 Er wollte sich eintragen
lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. 6 Es geschah, als sie dort waren,
da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, 7 und sie gebar ihren Sohn, den
Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge
kein Platz für sie war. 8 In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten
Nachtwache bei ihrer Herde. 9 Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des
Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr. 10 Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch
nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden
soll: 11 Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. 12
Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt,
in einer Krippe liegt. 13 Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das
Gott lobte und sprach: 14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen
seines Wohlgefallens. 15 Und es geschah, als die Engel von ihnen in den Himmel
zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Lasst uns nach Betlehem gehen, um das
Ereignis zu sehen, das uns der Herr kundgetan hat! 16 So eilten sie hin und fanden Maria und
Josef und das Kind, das in der Krippe lag. 17 Als sie es sahen, erzählten sie von dem Wort,
das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. 18 Und alle, die es hörten, staunten über
das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde. 19 Maria aber bewahrte alle diese Worte und
erwog sie in ihrem Herzen. 20 Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für
alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war. 21 Als acht
Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus,
den der Engel genannt hatte, bevor das Kind im Mutterleib empfangen war.

– Lukas 2,1-21 EU
Die Genealogie des nathanischen Jesus
23 Und Jesus war, als er auftrat, etwa dreißig Jahre alt und wurde gehalten für einen Sohn
Josefs, der war ein Sohn Elis, 24 der war ein Sohn Mattats, der war ein Sohn Levis, der war
ein Sohn Melchis, der war ein Sohn Jannais, der war ein Sohn Josefs, 25 der war ein Sohn
Mattitjas, der war ein Sohn des Amos, der war ein Sohn Nahums, der war ein Sohn Heslis,
der war ein Sohn Naggais, 26 der war ein Sohn Mahats, der war ein Sohn Mattitjas, der war
ein Sohn Schimis, der war ein Sohn Josechs, der war ein Sohn Jodas, 27 der war ein Sohn
Johanans, der war ein Sohn Resas, der war ein Sohn Serubbabels, der war ein Sohn
Schealtiëls, der war ein Sohn Neris, 28 der war ein Sohn Melchis, der war ein Sohn Addis, der
war ein Sohn Kosams, der war ein Sohn Elmadams, der war ein Sohn Ers, 29 der war ein
Sohn Joschuas, der war ein Sohn Eliësers, der war ein Sohn Jorims, der war ein Sohn Mattats,
der war ein Sohn Levis, 30 der war ein Sohn Simeons, der war ein Sohn Judas, der war ein
Sohn Josefs, der war ein Sohn Jonams, der war ein Sohn Eljakims, 31 der war ein Sohn
Meleas, der war ein Sohn Mennas, der war ein Sohn Mattatas, der war ein Sohn Nathans,
der war ein Sohn Davids, 32 der war ein Sohn Isais, der war ein Sohn Obeds, der war ein
Sohn des Boas, der war ein Sohn Salmons, der war ein Sohn Nachschons, 33 der war ein
Sohn Amminadabs, der war ein Sohn Admins, der war ein Sohn Arnis, der war ein Sohn
Hezrons, der war ein Sohn des Perez, der war ein Sohn Judas, 34 der war ein Sohn Jakobs,
der war ein Sohn Isaaks, der war ein Sohn Abrahams, der war ein Sohn Terachs, der war ein
Sohn Nahors, 35 der war ein Sohn Serugs, der war ein Sohn Regus, der war ein Sohn Pelegs,
der war ein Sohn Ebers, der war ein Sohn Schelachs, 36 der war ein Sohn Kenans, der war ein
Sohn Arpachschads, der war ein Sohn Sems, der war ein Sohn Noahs, der war ein Sohn
Lamechs, 37 der war ein Sohn Metuschelachs, der war ein Sohn Henochs, der war ein Sohn
Jereds, der war ein Sohn Mahalalels, der war ein Sohn Kenans, 38 der war ein Sohn des
Enosch, der war ein Sohn Sets, der war ein Sohn Adams, der war Gottes.

– Lukas 3,23-38 LUT


Erläuterungen Rudolf Steiners
„Nehmen wir einmal die Tatsachen. Der Schreiber des Matthäus-Evangeliums schildert, daß
vorherverkündet wird die Geburt des Schöpfers des Christentums, daß diese Geburt erfolgt,
daß Magier kommen aus dem Morgenlande, die den Stern wahrgenommen haben, daß der
Stern sie geführt hat an die Stätte, wo der Erlöser geboren wird. Er schildert ferner, daß
Herodes dadurch aufmerksam gemacht wird und daß, um zu entgehen der Maßnahme des
Herodes, die in dem bethlehemitischen Kindermord besteht, das Elternpaar des Erlösers mit
dem Kinde nach Ägypten flieht. Als Herodes tot ist, wird Joseph, dem Vater des Jesus,
angezeigt, daß er wieder zurückkehren kann, und er kehrt nun aus Furcht vor dem
Nachfolger des Herodes nicht zurück nach Bethlehem, sondern er geht nach Nazareth. - Ich
will heute noch absehen von der Ankündigung des Täufers. Ich will aber schon darauf
aufmerksam machen, daß, wenn wir das Lukas-Evangelium und das Matthäus-Evangelium
miteinander vergleichen, in den beiden Evangelien die Vorverkündigung des Jesus von
Nazareth ganz verschieden erfolgt: das eine Mal erfolgt sie dem Joseph, das andere Mal der
Maria. Wir sehen dann aus dem Lukas-Evangelium, wie die Eltern des Jesus von Nazareth
ursprünglich in Nazareth wohnen und dann bei einer Gelegenheit nach Bethlehem gehen,
nämlich zur Zählung. Während sie dort sind, wird der Jesus geboren. Dann erfolgt nach acht
Tagen die Beschneidung - nichts von einer Flucht nach Ägypten - ; und nach einiger Zeit, die
nicht weit danach liegt, wird das Kind dargestellt im Tempel. Wir sehen, daß das Opfer
dargebracht wird, das üblich ist, und daß danach die Eltern mit dem Kinde nach Nazareth
zurückziehen und dort leben. Und dann wird uns ein merkwürdiger Zug erzählt, der Zug, wie
der zwölfjährige Jesus bei einem Besuch, den seine Eltern in Jerusalem gemacht haben, im
Tempel zurückbleibt, wie sie ihn suchen, wie sie ihn dann wiederfinden im Tempel zwischen
denen, welche die Schrift auslegen, wie er ihnen da entgegentritt als ein Kundiger in der
Schriftauslegung, wie er sich verständig und weise im Kreise der Schriftgelehrten ausnimmt.
Dann wird erzählt, wie sie das Kind wiederum mit nach Hause nehmen, wie es heranwächst;
und wir hören nichts Besonderes mehr von ihm bis zur Johannes-Taufe. Da haben wir zwei
Geschichten des Jesus von Nazareth vor der Aufnahme des Christus.“ (Lit.:GA 114, S. 27f)

Rudolf Steiner bemerkt dazu weiter:

„Diese Wesenheit, die in dem nathanischen Jesusknaben wirkte, war zum ersten Male in
eine physische Verkörperung getreten in dem Jesus von Bethlehem. Vorher hatte sie von der
geistigen Welt aus Anteil genommen an der Menschheitsentwickelung, nie aber in einem
physischen Menschenleib gelebt. Sie hatte mitgelebt die Zeiten, als die Menschenhüllen
geschaffen wurden, mitgelebt die Saturnzeit, in der der Keim zum physischen Leib veranlagt
wurde, die Sonnen- und Mondenzeit, wo Äther- und Astralleib sich bildeten, mitgelebt auch
die die großen Zeitperioden wiederholenden kleineren Etappen. Als aber das Menschen-Ich
in der lemurischen Zeit herabstieg in die drei Hüllen, da war dieses Wesen gleichsam als ein
Teil des göttlichen Menschenseins zurückgeblieben in den geistigen Welten und hatte nicht
mitgemacht die Entwickelung des Ich in den drei Hüllen und seine Verführung durch den
luziferisch-ahrimanischen Einschlag. Dieser sich in den geistigen Welten zurückhaltende Teil
des göttlichen Menschenwesens, dieses Geisteswesen ist zum ersten Male in einen
physischen Leib herabgestiegen als nathanischer Jesusknabe, um als solcher sich von dem
Christus durchleuchten zu lassen. Die Johannestaufe stellt dar die Durchdringung des Jesus
von dem Christus-Geist.“ (Lit.:GA 152, S. 93)

Nach einer Angabe Rudolf Steiners wurde der nathanische Jesus einige Monate nach dem
salomonischen Jesus geboren und entging so - wie auch Johannes der Täufer - dem von
Herodes dem Großen angeordneten Kindermord, von dem das Matthäus-Evangelium
kündet. Der salomonische Jesus konnte nur durch die Flucht nach Ägypten dem Massaker
entrinnen; im Lukas-Evangelium, das mit seiner Erzählung etwas später beginnt, wird der
Kindermord gar nicht mehr geschildert.

„Einige Monate voneinander geschieden also lagen die Geburten der beiden Jesusknaben.
Aber sowohl der Jesus des Lukas-Evangeliums wie auch der Johannes waren doch um so viel
später geboren, daß sie der sogenannte bethlehemitische Kindermord nicht treffen konnte.“
(Lit.:GA 114, S. 97)

Die Zeitdifferenz zwischen der Geburt der beiden Jesusknaben könnte aber auch deutlich
größer gewesen sein. Da Herodes der Große nach den historischen Quellen bereits im März
4 v. Chr. in Jericho verstorben war, ist das sogar sehr wahrscheinlich. Der Bethlehemische
Kindermord, der historisch allerdings nicht belegt ist, muss vor seinem Tod stattgefunden
haben. Dass es bei der Datierung der Geburt der zwei Jesusknaben auf ein paar Jahre
Unterschied nicht ankommt, macht der folgende Hinweis von Rudolf Steiner deutlich:
„Die Akasha-Chronik sagt uns, daß in der Zeit, wie sie ungefähr in der Bibel festgestellt wird -
auf ein paar Jahre Unterschied kommt es nicht an —, der Jesus von Nazareth geboren ist,
daß in dem Leibe des Jesus von Nazareth eine Individualität lebte, die in früheren
Inkarnationen hohe Stufen der Einweihung bereits erlebt hatte, hohe Einblicke gewonnen
hatte in die geistige Welt. Ja die Akasha-Chronik sagt uns noch etwas mehr, und ich will
zunächst nur auf die äußeren Umrisse dessen, was sie sagt, eingehen. Die Akasha-Chronik,
welche die einzige wirkliche Geschichte liefert, sagt uns, daß derjenige, welcher in diesem
Jesus von Nazareth erschien, in seinen früheren Verkörperungen durchgemacht hatte in den
verschiedensten Gegenden die verschiedensten Einweihungen. Und sie führt uns dahin
zurück, daß dieser spätere Träger des Namens Jesus von Nazareth ursprünglich innerhalb der
persischen Welt eine hohe, bedeutsame Einweihungsstufe und eine hohe, bedeutungsvolle
Wirksamkeit erlangt hatte. So zeigt uns die Akasha-Chronik, wie diese Individualität, die in
dem Leib des Jesus von Nazareth war, auch innerhalb der geistigen Welt des alten Persiens
schon gewirkt harte, wie sie zur Sonne hinaufgeschaut und den großen Sonnengeist als
Ahura Mazdao angesprochen hatte.“ (Lit.:GA 112, S. 141)

Tatsächlich vermuten manche Astronomen und Historiker, dass der Stern von Betlehem, der
die Geburt des salomonischen Jesus anzeigte, eine Große Konjunktion der Planeten Saturn
und Jupiter in den Jahren 7 bis 6 v. Chr. im Sternbild Fische gewesen sein könnte.[1][2] Sie
gilt in der Astrologie als klassischer Königsaspekt (coniunctio aurea), der für die Vereinigung
von geistiger Weisheit (Jupiter) und weltlicher Gestaltungsmacht (Saturn) steht, die aber
sowohl segensreich als auch unheilvoll gedeutet werden kann.[3] Folgt man dieser
astronomisch-astrologischen Deutung des Sterns von Bethlehem, wären es immerhin gut 6
Jahre gewesen, die zwischen der Geburt der zwei Jesusknaben liegen.

Andere äußere Erklärungen für den Stern von Bethlehem erscheinen weniger überzeugend.
Die beiden Konjunktion von Venus und Jupiter in den Jahren 3 und 2 v. Chr., die sehr auffälig
waren (bei der zweiten Begegnung verschmolzen sie für das freie Auge zu einem hell
strahlenden Gestirn), kommen nicht in Frage, da Herodes zu diesem Zeitpunkt bereits
verstorben war. Die Deutung als Halleyscher Komet (12–11 v. Chr.) reißt ein vermutlich zu
großes Zeitfenster zwischen der Geburt der beiden Jesusknaben auf. Der Hinweis auf einen
bislang unbekannten anderen Kometen oder eine Nova in den Jahren 5 oder 4 v. Chr. bleibt
sehr vage. Möglich wäre auch noch eine besonders ungewöhnliche Konstellation von Sonne,
Jupiter, Venus und Mond im Sternbild Widder, die sich 6 v. Chr. ereignete.

Die Schwesterseele Adams


In der lemurischen Zeit war der Funke des menschlichen Ichs dadurch entzündet worden,
dass die Elohim ihr Ich hingeopfert hatten. Doch ging nicht die ganze Ich- und Seelen-
Substanz in die irdischen Inkarnationen der Menschen ein. Ein Teil der Seelensubstanz,
gleichsam die Schwesterseele Adams, wurde zurückbehalten in der geistigen Welt und
aufbewahrt für den späteren nathanischen Jesusknaben, während die Ich-Substanz für
Johannes den Täufer vorbehalten war (siehe unten):

„Wir müssen uns darüber klar sein, daß alles, was vor der lemurischen Zeit lag, eigentlich nur
eine Wiederholung war des Saturn-, Sonnen- und Mondendaseins, und daß erst da die erste
Keimanlage — als Möglichkeit — in den Menschen gelegt worden ist, so daß er das vierte
Glied seiner Wesenheit in der Erdentwickelung annehmen konnte: das Ich. Wenn wir die
ganze Strömung der Menschheitsentwickelung nehmen, müssen wir sagen: Die Menschheit,
wie sie sich über die Erde verbreitet hat — Sie haben diese Weiterverbreitung genauer in der
«Geheimwissenschaft im Umriß» dargestellt —, ist in der lemurischen Zeit auf gewisse
menschliche Vorfahren dieser Anfangsperiode unserer heutigen Erde zurückzuführen. Und
wir müssen dabei in der lemurischen Zeit einen Zeitpunkt festsetzen, nach welchem im
heutigen Sinne erst richtig vom Menschengeschlecht gesprochen werden kann. Was vorher
war, kann noch nicht so besprochen werden, daß man sagen könnte, es wären schon jene
Iche in den Erdenmenschen vorhanden gewesen, die sich dann immer weiter und weiter
inkarniert haben. Das war nicht der Fall. Vorher war das Ich des Menschen keineswegs noch
abgetrennt von der Substanz derjenigen Hierarchie, die zunächst zu diesem Ich des
Menschen die Veranlassung gegeben hat, von der Hierarchie der Geister der Form. Wir
können uns nun vorstellen — das zeigt die okkulte Forschung —, daß gleichsam ein Teil der
Substanz der Geister der Form eingegangen ist in die menschlichen Inkarnationen zur
menschlichen Ich-Bildung. Aber als damals der Mensch seinen fleischlichen Inkarnationen
auf der Erde übergeben worden ist, wurde von dem, was Mensch werden sollte, etwas
zurückbehalten. Es wurde also gleichsam eine Ich-Substanz zurückbehalten, die nicht in den
Strom der fleischlichen Inkarnationen geleitet wurde. Wenn wir uns diesen Strom der
fleischlichen Inkarnationen des Menschen vorstellen wollten, der da beginnt mit dem, was
die Bibel den Stammvater des Menschengeschlechtes, den Adam nennt, so müßten wir
einen weitverzweigten Stammbaum zeichnen. Aber wir können uns einfach vorstellen: was
von den Geistern der Form heruntergeströmt worden ist, das fließt nun fort; nur wurde
gleichsam etwas zurückbehalten, gleichsam ein Ich, das nun bewahrt wurde vor dem
Eingehen in die fleischlichen Inkarnationen — ein Ich, das nicht immer als Mensch
wiedererschien, sondern das jene Gestalt, jene Substantialität behielt, die der Mensch hatte,
bevor er zu seiner ersten Erdeninkarnation fortgeschritten war. Also ein Ich, das fortlebte
neben der übrigen Menschheit, und das bis zu der Zeit, von der wir jetzt sprechen, wo die
Ereignisse von Palästina geschehen sollten, noch nicht in einem menschlichen physischen
Leibe jemals verkörpert gewesen war, ein Ich, das noch in derselben Lage war wie — wenn
wir jetzt biblisch sprechen wollten — das Ich des Adam vor seiner ersten irdischen
fleischlichen Verkörperung. Ein solches Ich war immer vorhanden.

Wenn wir nun die okkulten Erkenntnisse über dieses Ich, die natürlich für den heutigen
Menschen etwas ungeheuer Törichtes sind, ein wenig berühren, so sehen wir, daß dieses
Ich, das gleichsam in Reserve zurückbehalten wurde, nicht in einen Menschenleib geleitet
worden ist, sondern eigentlich nur übergeben worden ist den heiligen Mysterien, wie sie
bestanden haben durch die atlantischen Zeiten, durch die nachatlantischen Zeiten hindurch.
In einer wichtigen Mysterienstätte war es wie in einem Tabernakel aufbewahrt. Dieses Ich
hatte dadurch ganz besondere Eigentümlichkeiten; es hatte die Eigentümlichkeit, daß es
unberührt war von allem, was überhaupt ein menschliches Ich jemals auf der Erde hatte
lernen können. Es war also auch unberührt von allen luziferischen und ahrimanischen
Einflüssen; war überhaupt etwas, was wir uns gegenüber den anderen Ichen der Menschen
vorstellen können wie eine leere Kugel, eigentlich nur wie etwas, was noch vollständig
jungfräulich war gegenüber allen Erdenerlebnissen, ein Nichts, ein Negatives gegenüber
allen Erdenerlebnissen. Daher sah es so aus, als ob jener nathanische Jesusknabe, den das
Lukas-Evangelium schildert, überhaupt kein Menschen-Ich hätte, als ob er nur bestünde aus
physischem Leib, Ätherleib und Astralleib. Und es genügt vollständig, wenn wir zunächst
sagen: ein so entwickeltes Ich, wie es sich durch die atlantische und nachatlantische Zeit
entwickelt hatte, ist bei dem Lukas-Jesusknaben gar nicht vorhanden.“ (Lit.:GA 131, S. 177ff)
„Woher also kam die große belebende Kraft des Jesusleibes? Sie kam aus der großen
Mutterloge der Menschheit, die der große Sonnen-Eingeweihte, der Manu, lenkt. In das
Kind, das dem Elternpaare geboren wurde, das im Lukas-Evangelium Joseph und Maria
genannt wird, wurde hineingesenkt eine große individuelle Kraft, die gehegt und gepflegt
worden war in der großen Mutterloge, in dem großen Sonnenorakel. Es wurde in dieses Kind
hineingesenkt die beste, die stärkste jener Individualitäten. Welche Individualität? Wenn wir
die Individualität, die in das Kind Jesus damals hineinversenkt wurde, kennenlernen wollen,
so müssen wir weit zurückgehen, bis in die Zeit vor dem luziferischen Einfluß auf die
Menschheit, bevor sich in den Astralleib der Menschen der luziferische Einfluß
hineinerstreckt hat. Dieser luziferische Einfluß kam an die Menschen heran in derselben Zeit,
als das Urmenschenpaar, das menschliche Hauptpaar die Erde bevölkerte. Dieses
menschliche Hauptpaar war zwar stark genug, um die Menschensubstanz sozusagen zu
überwinden, so daß es sich verkörpern konnte, aber es war nicht stark genug, um dem
luziferischen Einfluß Widerstand zu leisten. Der luziferische Einfluß kam heran, erstreckte
seine Wirkungen auch in den astralischen Leib dieses Hauptpaares, und die Folge war, daß es
unmöglich war, alle die Kräfte, die in Adam und Eva waren, auch herunterfließen zu lassen in
die Nachkommen, durch das Blut der Nachkommen. Den physischen Leib mußte man durch
alle die Geschlechter herunter sich fortpflanzen lassen, aber von dem Ätherleib behielt man
in der Leitung der Menschheit etwas zurück. Das drückte man eben dadurch aus, daß man
sagte: Die Menschen haben genossen von dem Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen,
das heißt, was von dem luziferischen Einfluß kam; aber es wurde auch gesagt: Jetzt müssen
wir ihnen die Möglichkeit nehmen, auch zu genießen von dem Baume des Lebens! Das heißt,
es wurde eine gewisse Summe von Kräften des Ätherleibes zurückbehalten. Die flossen jetzt
nicht auf die Nachkommen herunter. Es war also in Adam eine gewisse Summe von Kräften,
die ihm nach dem Sündenfalle genommen wurden. Dieser noch unschuldige Teil des Adam
wurde aufbewahrt in der großen Mutterloge der Menschheit, wurde dort gehegt und
gepflegt. Das war sozusagen die Adam-Seele, die noch nicht berührt war von der
menschlichen Schuld, die noch nicht verstrickt war in das, wodurch die Menschen zu Fall
gekommen sind. Diese Urkräfte der Adam-Individualität wurden aufbewahrt. Sie waren da,
und sie wurden jetzt als «provisorisches Ich» dahin geleitet, wo dem Joseph und der Maria
das Kind geboren wurde, und in den ersten Jahren hatte dieses Jesuskind die Kraft des
ursprünglichen Stammvaters der Erdenmenschheit in sich.“ (Lit.:GA 114, S. 88f)

Der nathanische Jesus und die Vorstufen zum Mysterium von Golgatha
→ Hauptartikel: Vorstufen zum Mysterium von Golgatha
Drei Vorstufen zum Mysterium von Golgatha machte der Christus durch, ehe er mit der
Jordan-Taufe zum irdischen Dasein herabstieg. Um diese drei Opfertaten vollbringen zu
können, die dem Mysterium von Golgatha vorangingen, musste er die Wesenheit des
späteren nathanischen Jesus durchdringen, die damals noch als engel- bzw. erzengelartiges
Wesen in der Seelenwelt lebte.

„Von diesem nathanischen Jesusknaben müssen wir uns auch klar sein, daß er nicht eine
Menschenwesenheit ist wie andere Menschenwesenheiten, daß er nicht - wie etwa der
salomonische Jesusknabe, der das Ich des Zarathustra in sich hatte, und wie andere
Menschen - viele Erdenleben hinter sich hatte, in derselben Weise solche viele Erdenleben
hinter sich hatte, sondern daß er sein vorhergehendes Dasein durchaus in den geistigen
Welten durchgemacht hat. Ich habe das schon bei früheren Gelegenheiten dadurch
angedeutet, daß ich sagte: Von dem, was als Menschenseelen in die menschlichen
Inkarnationen seit der lemurischen Zeit übergegangen ist, wurde gleichsam etwas
zurückbehalten in den geistigen Welten, das nicht zur menschlichen Verkörperung geführt
worden ist, sondern das dann erst zu einer menschlichen Verkörperung geführt wurde, als es
eben geboren wurde als nathanischer Jesusknabe. Das, was damals zurückgeblieben ist, was
man also nicht in dem gewöhnlichen Sinne des Wortes ein Menschen- Ich nennen kann -
denn ein Menschen-Ich ist das, was von Inkarnation zu Inkarnation auf der Erde geht -, das
machte seine Schicksale in den geistigen Welten durch. Und nur die Angehörigen der alten
Mysterien, die imstande waren, die Vorgänge in den geistigen Welten zu beobachten,
konnten wissen, daß dieses Wesen, das einmal erscheinen werde als der nathanische
Jesusknabe, das durchseelt werden sollte von der Christus-Wesenheit, vorher gewisse
Schicksale in den geistigen Welten durchzumachen hatte.“ (Lit.:GA 148, S. 191f)

„Diese Wesenheit, die in dem nathanischen Jesusknaben wirkte, war zum ersten Male in
eine physische Verkörperung getreten in dem Jesus von Bethlehem. Vorher hatte sie von der
geistigen Welt aus Anteil genommen an der Menschheitsentwickelung, nie aber in einem
physischen Menschenleib gelebt. Sie hatte mitgelebt die Zeiten, als die Menschenhüllen
geschaffen wurden, mitgelebt die Saturnzeit, in der der Keim zum physischen Leib veranlagt
wurde, die Sonnen- und Mondenzeit, wo Äther- und Astralleib sich bildeten, mitgelebt auch
die die großen Zeitperioden wiederholenden kleineren Etappen. Als aber das Menschen-Ich
in der lemurischen Zeit herabstieg in die drei Hüllen, da war dieses Wesen gleichsam als ein
Teil des göttlichen Menschenseins zurückgeblieben in den geistigen Welten und hatte nicht
mitgemacht die Entwickelung des Ich in den drei Hüllen und seine Verführung durch den
luziferisch-ahrimanischen Einschlag. Dieser sich in den geistigen Welten zurückhaltende Teil
des göttlichen Menschenwesens, dieses Geisteswesen ist zum ersten Male in einen
physischen Leib herabgestiegen als nathanischer Jesusknabe, um als solcher sich von dem
Christus durchleuchten zu lassen. Die Johannestaufe stellt dar die Durchdringung des Jesus
von dem Christus-Geist.

Da war es aber nicht das erste Mal, daß es sich von dem Christus hat durchdringen lassen
dürfen. Während es als Geistwesen in den geistigen Welten lebte, hatte es schon vermocht,
sich wiederholt von dem Sonnengeist durchdringen zu lassen. Vorbereitend das Christus-
Ereignis im physischen Leib, hatte sich vorher Ähnliches vollzogen in geistigen Welten und
hereingewirkt auf die Menschenentwickelung.“ (Lit.:GA 152, S. 93f)

„Das ist ja das Wesentliche an dem Mysterium von Golgatha, daß diese Jesuswesenheit, die
herangewachsen ist als der nathanische Knabe, durchdrungen worden ist von der Christus-
Wesenheit. Aber auch bei den drei früheren Ereignissen war diese spätere nathanische
Jesuswesenheit da, nur war sie nicht als physischer Mensch inkarniert. Sie lebte als geistige,
als erzengelartige Wesenheit in den geistigen Welten. Und in den geistigen Welten ist sie als
in Vorstufen des Mysteriums von Golgatha während der lemurischen Zeit und zweimal
während der atlantischen Zeit durchzogen worden von der Christus -Wesenheit.“ (S. 102)

Lemurische Zeit
in der lemurischen Zeit drohten die 12 kosmischen Kräfte, die die Sinnestätigkeit regulieren,
durch den luziferischen Einfluss immer stärker in Unordnung zu kommen. Ungeheure
Begierden schlossen sich an die Sinnestätigkeit, deren Werkzeug die 12 Sinne des physischen
Leibes sind, an, die zu immer größerer Intensität zu erwachen drohte. Die rote Farbe etwa
wäre als bedrängender stechender Schmerz empfunden worden, die blaue Farbe als ein
schmerzhaftes Ausgesogenwerden. Da drang der Ruf der gequälten Menschheit zu jenem
Geistwesen und trieb es hin zu dem Sonnengeist, so dass es sich von dem Christus
durchdringen lassen durfte. Die menschliche Gestalt richtete sich auf und wurde dadurch aus
der horizontalen Ebene, in der die astralen Begierdekräfte wirken, herausgehoben. Dadurch
wurde die Stärke der Sinnestätigkeit abgemildert und harmonisiert.

Frühe atlantische Zeit


Ein zweite Gefahr drohte der Menschheit in der frühen atlantischen Zeit durch Luzifer und
Ahriman gemeinsam. Die Lebenskräfte, deren Werkzeug der Ätherleib ist, drohten sich
abnorm zu entwickeln, so dass der Mensch etwa statt Hunger eine brennende Gier
empfunden hätte, oder ihm nicht zuträglicher Nahrung gegenüber von maßlosem Ekel
erschüttert worden wäre. Besonders empfindsam wäre auch das Atmen gewesen; schlechte
Luft hätte den Menschen mit grausigem Ekel erfüllt. Eine Hyperempfindlichkeit der
Lebenskräfte wäre entstanden. Das konnte wieder nur dadurch verhindert werden, dass sich
der Christus mit jenem Geistwesen verband, das später als nathanischer Jesusknabe
erstmals auf die Erde herabsteigen sollte. Auch die menschliche Sprache wurde dadurch erst
möglich, der Mensch hätte sonst nur lallende trieberfüllte Tierlaute hervorbringen können.
Durch die Christustat wurde er befähigt, nicht nur Töne, Interjektionen und
Empfindungsworte zu gebrauchen. Vor allem die klaren Vokale traten jetzt hervor. Er konnte
die Laute von seinem bloß subjektiven Empfinden trennen und sich diesem dadurch
objektiver gegenüberstellen.

Späte atlantische Zeit


Eine dritte Gefahr drohte der Menschheit gegen Ende der atlantischen Entwicklung. Die drei
Seelenkräfte Denken, Fühlen und Wollen, die im Astralleib tätig sind, sollten durch Luzifer
und Ahriman in Unordnung gebracht und unharmonisch miteinander vermengt werden.
Wieder wurde das dadurch verhindert, dass sich der Christus in jenem engelartigen
Geistwesen gleichsam verseeligte („verkörperte“ kann man ja in diesem Fall nicht sagen).

Der nathanische Jesus und Apollon

Apollo von Belvedere, ca. 140 - 130 v. Chr., Vatikanische Museen; römische Kopie nach
einem Leochares zugeschriebenen griechischen Bronze-Original (ca. 330 - 320 v. Chr.)
→ Hauptartikel: Apollon
Die Griechen stellten sich in ihrem Apollon den vom Christus durchseelten späteren
nathanischen Jesus vor, der mit der dritten Vorstufe zum Mysterium von Golgatha die
Harmonisierung der Seelenkräfte des Denkens, Fühlens und Wollens bewirkte. In der
griechischen Mythologie drückt sich das durch die Besiegung des schlangenartigen
Ungeheuers Python und durch das Saitenspiel Apollons aus.

„Die Griechen stellten dar den Christus, durchseelend den späteren nathanischen
Jesusknaben, als ihren Apollon. Und in tief bedeutsamer Weise, man möchte sagen, in den
Kosmos selbst hineingestellt ist Sankt Georg mit dem Drachen in Griechenland. Die Griechen
hatten jenen kastalischen Quell am Parnassos, an dem sich eröffnete aus der Erde heraus ein
Schlund, aus dem Dämpfe aufstiegen. Diese Dämpfe umgaben schlangenartig den Berg, so
daß man in diesen schlangenartig den Berg umgebenden Dämpfen selber ein Bild hatte der
wild stürmenden menschlichen Leidenschaften, die Denken, Fühlen und Wollen in
Unordnung bringen. Über dem Erdschlund, an der Stelle, wo diese schlangenartigen Dämpfe
herauskamen, in denen der Python lebte, errichtete man jene Orakelstätte, welche der
Pythia geweiht war. Die Pythia saß auf ihrem Dreifuß über diesem Erdschlund und wurde
durch die heraufsteigenden Dämpfe in einen visionären Zustand gebracht, und was sie in
diesem Zustande sprach, das faßte man auf als den Ausspruch des Apollon selber. Und die,
welche Ratschlüsse haben wollten, schickten zur Pythia und ließen sich von Apollo durch den
Mund der Pythia Rat erteilen.

Die Anschauung lag also bei den Griechen zugrunde, daß Apollo zurückführt auf eine
wirkliche Wesenheit. Jetzt kennen wir diese Wesenheit. Es ist der von dem Christus
durchseelte spätere nathanische Jesusknabe, Apollo bei den Griechen genannt. Er nimmt
dem, was aus der Erde in der Seele der Pythia aufsteigt, seine luziferischahrimanische
Wirkung. Und weil in den Dämpfen das Opfer des Apollon aufsteigt, so sind sie nicht mehr
verwirrend, sondern weise ordnend Denken, Fühlen und Wollen für die Griechen. So sehen
wir, wie in der Apollon-Idee der Griechen das lebt, daß in Denken, Fühlen und Wollen der
Menschen eingezogen ist der Gott, den wir später den Christus nennen, der Gott, der damals
sich geopfert hat, indem er in die Seele des späteren nathanischen Jesusknaben eingezogen
ist und Harmonie ausgegossen hat in das, worauf der Einfluß von Luzifer und Ahriman - in
Denken, Fühlen und Wollen - in der Menschenseele verwirrend wirken mußte.“ (Lit.:GA 148,
S. 196f)

Der nathanische Jesus und der Nirmanakaya des Buddha


Als der nathanische Jesus zu Bethlehem geboren wurde, überstrahlte ihn der Nirmanakaya
des Buddha Shakyamuni. Der Nirmanakaya erschien als eine Vielheit von Wesenheiten, die
sich in der Engelschar offenbarte, die den Hirten auf dem Felde die Geburt Jesusknaben
verkündete:

„Der Nirmanakaya des Buddha erschien den Hirten in der Form der Engelscharen. Da
erstrahlte der Buddha in seinem Nirmanakaya und offenbarte sich auf diese Weise den
Hirten.“ (Lit.:GA 114, S. 72)

Später, als der nathanische Jesus in seinem 12. Lebensjahr stand und mit der
Geschlechtsreife seine jugendliche astralische Mutterhülle abstreifte, verband und
durchdrang sich der Nirmanakaya des Buddha mit dieser und wurde selbst verjüngt. Durch
seinen verjüngten übersinnlichen Leib konnte der Buddha seine Lehre in völlig neuer,
kindlich frischer Art geben und damit den Schreiber des Lukas-Evangeliums inspirieren.

Beschneidung und Darstellung im Tempel

Simeon und Hanna im Tempel, Rembrandt van Rijn (1627)


→ Siehe auch: Beschneidung und Darstellung des Herrn
Nach jüdischem Brauch (Gen 17,10–14 EU) wurde das nathanische Jesuskind am achten
Lebenstag beschnitten. Gleichzeitig, und darauf liegt in Lk 2,21 EU das Gewicht, sei ihm der
Name Jesus gegeben worden. Das Beschneidungsfest wird am 1. Januar gefeiert, dem
Oktavtag von Weihnachten.

40 Tage nach der Geburt wurde der Jesusknabe zur Darstellung im Tempel gebracht. Nach
jüdischer Sitte galt nämliche solange nach der Geburt eines Knaben die Mutter als unrein
und durfte den Tempel nicht betreten (Lev 12,2–4 EU). Die im Lukasevangelium geschilderte
Abfolge (Beschneidung – Reinigung der Frau – Heiligung der Erstgeburt) entspricht genau
dem von der Tora vorgeschriebenen Zeitschema. Nach dem Bericht des Lukasevangeliums
erkennt der Prophet Simeon ebenso wie die Prophetin Hanna in dem nathanischen
Jesusknäblein bei dessen Darbringung im Tempel am vierzigsten Tag nach seiner Geburt den
lange erwarteten Messias.

Diese Erzählung hat eine oft bemerkte Parallele in der Kindheitslegende des Gautama
Buddha. Dort wird berichtet, dass der indische Weise Asita Gautamas Vater Suddhodana
vorausgesagt hatte, dass dessen Sohn einst ein großer Chakravartin („der das Rad des
Gesetzes in Bewegung setzt“) und Geisteslehrer sein würde. Wie Rudolf Steiner betont, sind
ähnlich geartete Schilderungen für den Lebenslauf großer Initiierter durchaus typisch.

Tatsächlich war Simeon laut Rudolf Steiner der wiedergeborene indische Weise Asita, der
erkannte, dass der Astralleib des nathanischen Jesusknäbleins von dem verklärten
Nirmanakaya des Buddha Shakyamuni umleuchtet war. Dieser Nirmanakaya des Buddha war
es auch, der den Hirten auf dem Felde als jene Engelschar erschienen war, die ihnen die
Geburt des Erlösers angezeigt hatte.

„Es gibt ein Wesen, das in der orientalischen Weisheit Asita genannt wird; der lebte zur Zeit
des Gautama Buddha. Asita ging hin und weinte bei der Geburt des Knaben. Als der Vater
des Gautama Buddha ihn fragte, warum er weine, ob dem Knaben großes Unglück
bevorstünde? – antwortete er: Nein, ich weine nicht, weil ihm ein Unglück passiert, sondern
weil ich nicht mehr erleben werde zu sehen, wie er zum Buddha wird. – Asita wird
wiedergeboren, Lukas bezeichnet ihn als Simeon. Als Jesus im Tempel sitzt, da sieht Asita-
Simeon das Nirmanakaya. Da lesen wir im Lukas-Evangelium, dass Simeon Gott dankt, dass
er ihn hat erleben lassen, dass er sieht den Buddha.“ (Lit.:GA 244, S. 340)

Die Beziehung des nathanischen Jesus zu Johannes dem Täufer


→ Siehe auch: Johannes der Täufer
„Ein solches Ich wie das Ich Johannes des Täufers wird hineingeboren in einen Leib
unmittelbar unter der Lenkung und Leitung der großen Mutterloge der Menschheit, der
Zentralstätte des irdischen Geisteslebens. Aus derselben Stätte stammte das Johannes-Ich,
aus der auch das Seelenwesen für das Jesuskind des Lukas-Evangeliums stammte, nur daß
dem Jesus mehr jene Eigenschaften übergeben wurden, die noch nicht durchdrungen waren
von dem egoistisch gewordenen Ich, das heißt, eine junge Seele wird dorthin gelenkt, wo der
wiedergeborene Adam inkarniert werden soll.

Es wird Ihnen sonderbar erscheinen, daß hier einmal von der großen Mutterloge aus an eine
Stätte eine Seele hingelenkt werden konnte ohne ein eigentliches ausgebildetes Ich. Denn
dasselbe Ich, das im Grunde genommen dem Jesus des Lukas-Evangeliums vorenthalten
wird, das wird dem Körper Johannes des Täufers beschert, und dieses beides, was als
Seelenwesen lebt im Jesus des Lukas-Evangeliums und was als Ich im Täufer Johannes lebt,
das steht von Anfang an in einer innerlichen Beziehung. Wenn sich der menschliche Keim im
mütterlichen Leibe entwickelt, dann vereinigt sich allerdings in der dritten Woche das Ich mit
den anderen Gliedern der menschlichen Organisation, aber es kommt erst in den letzten
Monaten vor der Geburt nach und nach zur Wirksamkeit. Da erst wird das Ich eine
innerliche, bewegende Kraft. Denn in einem normalen Falle, wo das Ich in gewöhnlicher
Weise wirkt, um den Menschenkeim zur Bewegung zu bringen, da haben wir es mit einem
Ich zu tun, das aus früheren Inkarnationen herstammt und den menschlichen Keim zur
Bewegung bringt. Hier aber, bei dem Johannes, haben wir es mit einem Ich zu tun, das in
Zusammenhang steht mit der Seelenwesenheit des nathanischen Jesus. Daher muß sich im
Lukas-Evangelium die Mutter des Jesus zu der Mutter des Täufers Johannes begeben, als
diese im sechsten Monate der Schwangerschaft ist, und was sonst durch das eigene Ich
angeregt wird in der eigenen Persönlichkeit, das wird hier angeregt durch die andere
Leibesfrucht. Das Kind der Elisabeth beginnt sich zu bewegen, als sich ihm nähert die Frau,
die das Jesuskind in sich trägt; denn es ist das Ich, durch welches das Kind in der anderen
Mutter angeregt wird (Lukas 1,39-44 LUT). So tief ist der Zusammenhang zwischen
demjenigen, der da wirken sollte zu dem Zusammenströmen der beiden Geistesströmungen,
und dem, der ihn vorherverkünden sollte.“ (Lit.:GA 114, S. 106f)

Die Sprache des nathanischen Jesuskindes


Besonders zeichnete sich das nathanische Jesuskind dadurch aus, dass es gleich nach seiner
Geburt einige Worte sprechen konnte, deren Bedeutung aber nur seine Mutter empfinden
konnte.

„Von demjenigen Wesen, welches wir als nathanischen Jesus ansprechen, habe ich Ihnen
gesagt, daß es seine ganz besondere Natur dadurch zeigte, daß es gleich nach seiner Geburt
bereits einige Worte zu sprechen vermochte, Worte, die allerdings in einer so sonderbaren
Sprache gesprochen waren, daß diese Sprache damals nicht verstanden werden konnte, und
daß nur die Mutter, aus ihrer Empfindung heraus, eine Ahnung davon hatte, was diese
Worte zu bedeuten hatten.“ (Lit.:GA 148, S. 191)

„Nun war der Leib dieses nathanischen Jesusknaben, oder besser gesagt, die dreifache
Leiblichkeit: physischer Leib, Ätherleib und Astralleib dieses Knaben in einer ganz
besonderen Art beschaffen. Denn dieser Leib war in der Tat so, daß der Knabe, der ihn hatte,
gerade die entgegengesetzten Fähigkeiten zeigte wie der salomonische Jesusknabe.
Während der letztere auffiel durch seine große Begabung in bezug auf äußere Dinge, die
man eben äußerlich lernen kann, könnte man den nathanischen Jesusknaben in bezug auf
äußere Dinge, man möchte fast sagen — Sie werden begreifen, daß dies auch nicht in der
geringsten Weise abfällig gesagt werden kann — unbegabt nennen. Er war nicht in der Lage,
sich hineinzufinden in diejenigen Dinge, welche die Menschenkultur auf der Erde geschaffen
hat. Dagegen tritt das Merkwürdige hervor, daß er gleich von der Geburt an sprechen
konnte. Also das, was mehr körperlich ist, zeigte sich als schon von der Geburt an
vorhandene Fähigkeit. Es ist eine ganz richtige Überlieferung, daß er, allerdings in einer für
alle andern Menschen unverständlichen Sprache, gesprochen hat. Aber was gerade in dieser
Sprache von der Geburt an drinnen lag, von dem wird erzählt — und es ist dies eine gute
Überlieferung, die auch okkult festgestellt werden kann —, daß von der Mutter verstanden
werden konnte, was dieser Knabe sagte. Es ist so, daß gerade diejenigen Eigenschaften bei
dem Knaben ausgeprägt waren, die wir die Herzenseigenschaften nennen können; eine
ungeheure Liebefähigkeit und ein ungeheuer hingebungsfähiges Naturell zeichneten diesen
Knaben aus. Und das Merkwürdige war, daß er von dem ersten Tage seines Lebens an durch
seine bloße Gegenwart oder auch durch seine Berührung wohltätige Wirkungen ausübte,
Wirkungen, die man heute vielleicht magnetische Wirkungen nennen würde. Also alle
Herzenseigenschaften — und die Herzenseigenschaften so gesteigert, daß sie zu. einer
magnetischen Wohltat für die Umgebung werden konnten, zeigten sich bei diesem Knaben.“
(Lit.:GA 131, S. 174f)

„Und daß dieser Jesusknabe eine merkwürdige Sprache zeigte, das ist etwas noch viel
Interessanteres. Denn da müssen wir auf etwas blicken, was ich auch in meiner Schrift über
«Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit» erwähnt habe: daß die Sprachen,
die heute über die Erde verbreitet sind, die bei den verschiedenen Volksstämmen auftreten,
verhältnismäßig spät innerhalb der Menschheitsentwickelung entstanden sind; ihnen aber
ging voraus, was man wirklich eine menschliche Ursprache nennen könnte. Und die
trennenden Geister der luziferischen und ahnmanischen Welt sind es, die aus der Ursprache
die vielen Sprachen in der Welt gemacht haben. Die Ursprache ist verloren und kann heute
mit einem solchen Ich, das im Laufe der Erdentwickelung von Inkarnation zu Inkarnation
gegangen ist, von keinem Menschen zunächst gesprochen werden. Jener Jesusknabe, der
nicht durch menschliche Inkarnationen gegangen war, bekam vom Ausgangspunkte der
Menschheitsentwickelung die Fähigkeit mit, nun nicht diese oder jene Sprache, sondern eine
Sprache zu sprechen, von der mit einem gewissen Recht behauptet wird, daß sie nicht
verständlich war für die Umgebung, die aber durch das, was drinnen lebte an Herzinnigkeit,
von dem Mutterherzen verstanden wurde. Es wird damit auf ein ungeheuer bedeutendes
Phänomen bei diesem Lukas-Jesusknaben hingewiesen.“ (Lit.:GA 131, S. 180f)

Die Sprache bedient sich der Kräfte des Ätherleibs. Der nathanische Jesusknabe konnte
schon von Geburt an sprechen, weil er über jene reinen Ätherkräfte verfügte, die vor den
Wirkungen des Sündenfalls bewahrt worden waren.

„Zum ersten Mal geschah diese Vereinigung des zurückgebliebenen Ätherleibes mit einem
Menschen damals, als der Jesus von Nazareth geboren wurde, von dem uns das Lukas-
Evangelium erzählt. Dieser Jesusknabe erhielt den Ätherleib des Adam. Mit diesem Teile des
Ätherleibes hatten damals die hohen, leitenden schöpferischen Wesenheiten dem
Menschen die Fähigkeit des individuellen Denkens und der [individuellen] Sprache
zurückbehalten. Wohl denkt der Mensch, aber es ist kein Denken, das er individuell selber
produziert, sondern er nimmt von dem göttlichen Stoffe des Denkens, der die Welt
durchflutet. Und auch eine individuelle Sprache hat der Mensch nicht, sondern hohe geistige
Wesenheiten gaben Gruppen von Menschen eine gemeinsame Sprache. Das eigene Denken,
die eigene Sprache sollen die Menschen sich erst erwerben durch die Wiedervereinigung mit
ihrem höheren Ätherleib. Da in diesem Ätherleibe die Fähigkeit der Sprache liegt, so ist die
Legende verständlich, die erzählt, daß der Jesusknabe die Sprache nicht zu erlernen
brauchte, sondern mit seiner Mutter nach seiner Geburt in einer Sprache redete, die diese
verstand.“ (Lit.:GA 266a, S. 550)

Der nathanische und der salomonische Jesus


Zum ersten Mal sprach Rudolf Steiner von den zwei Jesusknaben in seinen im Juni 1911
gehaltenen Vorträgen über «Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit» (GA
15):

„Man betrachte zunächst Jesus von Nazareth. Dieser hatte ganz besondere
Daseinsbedingungen. Im Beginne unserer Zeitrechnung sind zwei Jesus-Knaben geboren
worden. Der eine stammte aus der nathanischen Linie des Hauses David, der andere aus der
salomonischen Linie desselben Hauses. Diese beiden Knaben waren nicht ganz zu gleicher
Zeit geboren, aber doch annähernd. In dem salomonischen Jesus- Knaben, den das
Matthäus-Evangelium schildert, inkarnierte sich dieselbe Individualität, die früher als
Zarathustra auf der Erde gelebt hat, so daß man in diesem Jesus-Kinde des Matthäus-
Evangeliums vor sich hat den wiederverkörperten Zarathustra oder Zoroaster. So wächst
heran, wie ihn Matthäus schildert, in diesem Jesus-Knaben bis zum zwölften Jahre die
Individualität des Zarathustra. In diesem Jahre verläßt Zarathustra den Körper dieses Knaben
und geht hinüber in den Körper des anderen Jesus-Knaben, den das Lukas-Evangelium
schildert. Daher wird dieses Kind so plötzlich etwas ganz anderes. Die Eltern erstaunen, als
sie es in Jerusalem im Tempel wiederfinden, nachdem in dasselbe der Geist des Zarathustra
eingetreten war. Das wird dadurch angedeutet, daß der Knabe, nachdem er
verlorengegangen war und in Jerusalem im Tempel wiedergefunden wurde, so gesprochen
hat, daß ihn die Eltern nicht wiedererkannten, weil sie dieses Kind - den nathanischen Jesus-
Knaben - eben nur so kannten, wie er früher war. Aber als es anfing zu den Schriflgelehrten
im Tempel zu reden, da konnte es so sprechen, weil in dasselbe der Geist des Zarathustra
eingetreten war, - Bis zum dreißigsten Jahre lebte der Geist des Zarathustra in dem Jesus-
Jüngling, der aus der nathanischen Linie des Hauses David stammte. In diesem andern
Körper reifte er heran zu einer noch höheren Vollendung. Noch ist zu bemerken, daß in
diesem andern Körper, in dem jetzt der Geist des Zarathustra lebte, das Eigentümliche war,
daß in dessen Astralleib der Buddha seine Impulse aus der geistigen Welt einstrahlen ließ.

Die morgenländische Tradition ist richtig, daß der Buddha als ein «Bodhisattva» geboren
wurde, und erst während seiner Erdenzeit, im neunundzwanzigsten Jahre, zur Buddha-
Würde aufgestiegen ist.

Asita, der große indische Weise, kam, als der Gotama Buddha ein kleines Kind war, in den
Königspalast des Vaters des Buddha weinend. Dies aus dem Grunde, weil er als Seher hat
wissen können, daß dieses Königskind der «Buddha» werden wird, und weil er sich als ein
alter Mann fühlte, der es nicht mehr erleben wird, wie der Sohn des Suddhodana zum
Buddha werden wird. Dieser Weise wurde in der Zeit des Jesus von Nazareth
wiedergeboren. Es ist derselbe, der uns im Lukas-Evangelium als jener Tempelpriester
vorgeführt wird, welcher in dem nathanischen Jesus-Knaben den Buddha sich offenbaren
sieht. Und weil er dies sah, deshalb sagte er: «Laß, Herr, deinen Diener in Frieden fahren,
denn ich habe meinen Meister gesehen!» Was er damals in Indien nicht sehen konnte, das
sah er durch den Astralleib dieses Jesus-Knaben, der uns als der des Lukas-Evangeliums
entgegentritt: den zum Buddha gewordenen Bodhisattva.

Das alles war notwendig, damit der Leib zustande kommen konnte, welcher dann am Jordan
die «Johannes-Taufe» empfing. Damals verließ die Individualität des Zarathustra den
dreifachen Leib - physischen Leib, Ätherleib, Astralleib - jenes Jesus, der auf so komplizierte
Weise herangewachsen war, damit der Geist des Zarathustra in ihm sein konnte. Durch zwei
Entwickelungsmöglichkeiten, die in den beiden Jesus-Knaben gegeben waren, mußte
hindurchgehen der wiedergeborene Zarathustra. Es stand also dem Täufer gegenüber der
Leib des Jesus von Nazareth, und in diesen wirkte nun herein die kosmische Individualität
des Christus. Bei einem andern Menschen wirken die kosmisch-geistigen Gesetze nur so, daß
sie ihn in das Erdenleben hereinstellen. Dann treten entgegen diesen Gesetzen diejenigen,
welche aus den Bedingungen der Erdenentwickelung stammen. Bei dem Christus Jesus
blieben nach der Johannes-Taufe die kosmisch-geistigen Kräfte allein wirksam, ohne alle
Beeinflussung durch die Gesetze der Erdenentwickelung.“ (Lit.:GA 15, S. 74ff)
„Das sind aber nicht alle Tatsachen, durch die wir das wunderbare Mysterium von Palästina
verstehen können, das ist nur eine Seite. Wir verstehen jetzt, wer in Bethlehem geboren
worden ist, nachdem von Nazareth Joseph und Maria dorthin gereist sind, und wer den
Hirten verkündet worden ist. Aber das ist noch nicht alles. In der Zeit am Beginne unserer
Zeitrechnung geschah so mancherlei Seltsames und Bedeutungsvolles, um das größte
Ereignis der Menschheitsentwickelung zustande zu bringen. Um das verständlich zu machen,
was allmählich zu diesem großen Ereignisse hinaufführte, müssen wir folgendes noch
betrachten.

Es gab innerhalb des althebräischen Volkes das David-Geschlecht. Diejenigen, welche wir die
«davidischen Geschlechter» nennen, leiteten sich alle auf ihren Stammvater David zurück.
Sie können es nun aus der Bibel ersehen, daß David zwei Söhne hatte, Salomo und Nathan
(2. Samuelis 5, 14). Zwei Geschlechterfolgen, die salomonische Linie und die nathanische
Linie, stammen also von David ab. Wenn wir daher die Zwischenglieder unberücksichtigt
lassen, können wir sagen: In der Zeit, als unsere Zeitrechnung beginnt, sind in Palästina
vorhanden die Nachkommen sowohl der salomonischen Linie wie auch der nathanischen
Linie des davidischen Geschlechtes. Und es lebt als ein Nachkomme aus derjenigen Linie, die
wir die nathanische Linie des davidischen Geschlechtes nennen, ein Mann unter dem Namen
Joseph in Nazareth. Er hat zu seiner Gemahlin eine Maria. Und es lebt ein Nachkomme der
salomonischen Linie des David-Geschlechtes in Bethlehem, der auch Joseph heißt. Es ist
nicht weiter wunderbar, daß da zwei Menschen leben aus dem Geschlechte Davids, welche
beide Joseph heißen, und daß beide mit einer Maria, wie sie die Bibel nennt, vermählt sind.
Wir haben also zwei Elternpaare im Beginne unserer Zeitrechnung in Palästina; beide tragen
die Namen Joseph und Maria. Das eine Elternpaar führt seine Abkunft auf die salomonische
Linie des Geschlechtes David zurück, das heißt auf die «königliche Linie»; das andere
Elternpaar, dasjenige in Nazareth, führt seine Abkunft zurück auf die nathanische Linie, das
heißt auf die «priesterliche Linie». Dieses letztere Elternpaar aus der nathanischen Linie nun
hatte das Kind, das ich Ihnen gestern und heute geschildert habe. Und dieses Kind lieferte
einen solchen astralischen Mutterleib, der hinaufgenommen werden konnte von dem
Nirmanakaya des Buddha. Dieses Elternpaar aus der nathanischen Linie ging damals, als das
Kind geboren werden sollte, von Nazareth nach Bethlehem - wie Lukas sagt — «zur
Schätzung» (Lukas 2, 4-5). Das schildert uns das Geschlechtsregister des Lukas-Evangeliums.

Das andere Elternpaar, das gar nicht in Nazareth ursprünglich wohnte - man muß die
Evangelien nur wörtlich nehmen - , lebte in Bethlehem, und das wird uns geschildert von
dem Schreiber des Matthäus-Evangeliums (Matthäus 2, 1). Die Evangelien schildern immer
die Wahrheit - man braucht gar nicht zu klügeln - , und die Menschen werden durch die
Anthroposophie schon wieder dahin kommen, die Evangelien wörtlich zu nehmen. Diesem
Elternpaar der salomonischen Linie wird ein Kind geboren, das auch Jesus heißt. Dieses Kind
hat auch eine mächtige Individualität innerhalb seines Leibes. Aber dieses Kind hatte zuerst
eine andere Aufgabe - die Weisheit der Welt ist tief -, dieses Kind sollte nicht dazu berufen
sein, dem astralischen Mutterleibe die jugendfrischen Kräfte abzugeben, sondern es war
dazu berufen, dasjenige der Menschheit zu bringen, was man nur bringen kann, wenn man
eine reife Seele ist. Dieses Kind wurde durch alle Kräfte, die dabei in Betracht kamen, so
gelenkt, daß es die Verkörperung jener Individualität sein konnte, die einstmals in Persien
den Ahura Mazdao gelehrt hat, die einstmals ihren Astralleib abgeben konnte an Hermes
und ihren Ätherleib an Moses und die wiedererschien als der große Lehrer des Pythagoras,
als Zarathas oder Nazarathos, der große Lehrer im alten Chaldäa: es ist keine andere
Individualität als die Zarathustra-Individualität. Die Ichheit des Zarathustra wurde
wiederverkörpert in dem Kinde, von dem uns der Matthäus-Evangelist erzählt, daß es
geboren wurde von einem Elternpaare Joseph und Maria, welches aus der königlichen Linie,
aus der salomonischen Linie des davidischen Geschlechtes stammte und ursprünglich schon
in Bethlehem wohnte.“ (Lit.:GA 114, S. 92f)

„Die Statur, die äußere Gestalt, was sich in der äußeren Gestalt unmittelbar ausdrückt, und
«des Lebens ernstes Führen», was mit dem Charakter des Ich zusammenhängt, das ererbt
der Mensch von dem väterlichen Element. Deshalb mußte der salomonische Jesus vor allem
von dem väterlichen Element die Kraft erben, weil es immer seine Mission war: die
Überführung dessen in die Welt, was die Welt im Raume an göttlichen Kräften umstrahlt.
Das drückt der Schreiber des Matthäus- Evangeliums so großartig aus, wie man es nur
ausdrücken kann. Daß sich eine besondere Individualität verkörpern wird, das wird aus der
geistigen Welt heraus als ein bedeutsames Ereignis verkündet, und es wird nicht der Maria,
sondern dem Vater, dem Joseph, verkündet (Matthäus 1, 20-21). Hinter alledem verbergen
sich die tiefsten Wahrheiten; nicht als Zufälliges darf man so etwas nehmen. - Auf den Jesus
aus der nathanischen Linie gingen über die innerlichen Eigenschaften, die sich von der
Mutter vererben. Daher mußte der Jesus des Lukas- Evangeliums der Mutter verkündet
werden, und wir sehen auch im Lukas-Evangelium die Verkündigung an die Mutter
geschehen (Lukas 1, 26-38). So tief drücken sich die Tatsachen in den religiösen Schriften
aus.“ (S. 105f)

Der zwölfjährige Jesus im Tempel


„41 Und seine Eltern gingen alle Jahre nach Jerusalem zum Passafest. 42 Und als er zwölf
Jahre alt war, gingen sie hinauf nach dem Brauch des Festes. 43 Und als die Tage vorüber
waren und sie wieder nach Hause gingen, blieb der Knabe Jesus in Jerusalem, und seine
Eltern wussten's nicht. 44 Sie meinten aber, er wäre unter den Gefährten, und kamen eine
Tagereise weit und suchten ihn unter den Verwandten und Bekannten. 45 Und da sie ihn
nicht fanden, gingen sie wieder nach Jerusalem und suchten ihn. 46 Und es begab sich nach
drei Tagen, da fanden sie ihn im Tempel sitzen, mitten unter den Lehrern, wie er ihnen
zuhörte und sie fragte. 47 Und alle, die ihm zuhörten, verwunderten sich über seinen
Verstand und seine Antworten. 48 Und als sie ihn sahen, entsetzten sie sich. Und seine
Mutter sprach zu ihm: Mein Kind, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich
haben dich mit Schmerzen gesucht. 49 Und er sprach zu ihnen: Warum habt ihr mich
gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist? 50 Und sie
verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen sagte. 51 Und er ging mit ihnen hinab und kam
nach Nazareth und war ihnen gehorsam. Und seine Mutter behielt alle diese Worte in ihrem
Herzen. 52 Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.“

– Lukasevangelium: Lk 2,41-50 LUT


„Diese beiden Jesusknaben lebten nebeneinander. Als sie beide zwölf Jahre alt waren,
geschah folgendes. Da entschloß sich der Zarathustra in dem bethlehemitischen
Jesusknaben, hinüberzugehen mit seiner Individualität in den nazarenischen Jesusknaben.
Das wird angedeutet in der Bibel in dem Ereignis, das man nennt das Verlorengehen des
zwölfjährigen Jesus, wo da die Eltern erstaunt sind, ihn wiederum zu finden. Er war ganz
anders, als er vorher war, der nazarenische Jesusknabe. Jetzt auf einmal hat er Interesse an
der äußeren Kultur, weil Zarathustras Individualität in ihm war. Das war in jenem
Zeitmoment geschehen, der in der Bibel geschildert ist bei dem Verlorengehen des
zwölfjährigen Jesus [...]

Gesagt soll noch werden, daß, nachdem die Zarathustra-Individualität herübergegangen ist
in die Persönlichkeit, in den Körper des nazarenischen Jesusknaben, daß da allmählich der
bethlehemitische Jesusknabe dahinsiechte und bald starb.

Das Wichtige ist, daß Sie verstehen, wie diese Führung der Zarathustra-Individualität in den
Jesusknaben sich vollzogen hat. Sie wissen, daß die Entwickelung des Menschen so vor sich
geht, daß von der Geburt bis zum siebenten Lebensjahr die Entwickelung des physischen
Leibes vor sich geht, vom siebenten bis vierzehnten Jahre die Entwicklung des Ätherleibes
stattfindet, die besondere Entfaltung, und daß dann der Astralleib geboren wird. Ein
besonderes Ich, eine Egoität, wie sie ja in der lemurischen Zeit geboren wurde im Menschen,
war gar nicht im nazarenischen Jesusknaben. Hätte er sich fortentwickelt, ohne daß der
Zarathustra hinübergegangen wäre, so hätte kein Ich geboren werden können. Er hatte, was
als heilige drei Glieder, wie sie waren vor dem Sündenfall, zusammengefügt worden war:
physischer Leib, Ätherleib und Astralleib, und bekam erst da die Begabung mit dem Ich durch
den Zarathustra. Das alles gliederte sich in wunderbarer Weise zusammen. In den Evangelien
haben wir die Tatsachen widergespiegelt, die in der Akasha-Chronik zu finden sind.“ (Lit.:GA
117, S. 122ff)

„So sehen wir zwei Jesuskinder heranwachsen, einmal den Sohn des nathanischen
Elternpaares Joseph und Maria, und wir sehen diesen Sohn geboren werden von einer
jungen Mutter - im Hebräischen würde man das Wort Alma dafür gebraucht haben - ; denn
das, was als eine junge Seele wirken sollte, mußte von einer ganz jungen Mutter geboren
werden. Mit diesem Sohne wohnte das Elternpaar nach der Rückkehr aus Bethlehem wieder
in Nazareth. Sie hatten keine anderen Kinder. Es war der Mutter aufgespart, einzig und allein
die Mutter dieses Jesus zu sein.- Dann haben wir den Jesus des Elternpaares Joseph und
Maria aus der salomonischen Linie. Nachdem dieses Elternpaar aus Ägypten zurückgekehrt
und nach Nazareth übergesiedelt war, bekam es noch eine Reihe von Kindern, die Sie im
Markus-Evangelium angeführt finden: Simon, Judas, Joses, Jakobus und auch zwei
Schwestern (Markus 6,3 LUT). — Die beiden Jesuskinder wachsen heran. Das Kind, welches
die Zarathustra-Individualität in sich birgt, entwickelt nach und nach mit einer ungeheuer
schnellen Reifung diejenigen Kräfte, die es entwickeln muß, wenn eine so mächtige
Individualität in dem Körper tätig ist. Die Individualität, die in dem Körper des anderen Jesus
tätig ist, ist von anderer Art. Das Wichtigste ist ja an ihr der Nirmanakaya des Buddha. Das ist
etwas, was auf diesem Kinde ruht. Daher wird uns auch gesagt, als die Eltern von Jerusalem
zurückkommen: Das Kind ist voll Weisheit - das heißt, in seinem Ätherleibe ist es
durchströmt von Weisheit - , und die Gnade des Gottes ist über ihm (Lukas 2,40 LUT). Aber
es wuchs so heran, daß es die gewöhnlichen menschlichen Eigenschaften, die sich auf
Verstehen und Erkennen in der äußeren Welt beziehen, außerordentlich langsam
entwickelte. Der triviale Mensch würde gerade dieses Jesuskind ein «verhältnismäßig
zurückgebliebenes Kind» genannt haben, wenn er nur auf das gesehen hätte, was Kräfte zum
Verstehen und Begreifen der äußeren Welt sind. Dafür aber entwickelte sich gerade in
diesem Kinde das, was herunterströmte aus dem es beschattenden Nirmanakaya des
Buddha. Es entwickelte eine Tiefe der Innerlichkeit, die sich mit nichts an Innerlichkeit in der
Welt vergleichen läßt. Es entwickelte sich eine Gefühlstiefe in dem Knaben, die auf die ganze
Umgebung in außerordentlicher Art wirkte. — So sehen wir eine gefühlstiefe Wesenheit in
dem nathanischen Jesus heranwachsen, und wir sehen eine Individualität mit einer
ungeheuren Reife, mit einem tiefen Weltverständnis in dem salomonischen Jesus
heranwachsen.

Nun war der Mutter des nathanischen Jesus, jenes gefühlstiefen Kindes, Bedeutsames gesagt
worden. Schon als Simeon dem neugeborenen Kinde gegenüberstand und es überstrahlt sah
von dem, den er einst in Indien als Buddha noch nicht hatte sehen können, da sagte er
voraus das Große und Gewaltige, was sich jetzt vollziehen sollte; aber er sagte auch die
großen, bedeutungsvollen Worte von dem «Schwert, das der Mutter durch das Herz gehen»
sollte (Lukas 2, 35). Auch dieses Wort bezieht sich auf etwas, was wir heute noch verstehen
lernen wollen.

In unmittelbarer Nachbarschaft und unter den freundschaftlichen Beziehungen der Eltern


wuchsen die beiden Kinder heran und entwickelten sich beide ungefähr bis zu ihrem
zwölften Jahre. Als das zwölfte Jahr des nathanischen Jesus herankam, begaben sich dessen
Eltern nach Jerusalem, wie gesagt wird, der Sitte gemäß, um an dem Osterfeste
teilzunehmen, und sie nahmen das Kind mit, wie es gebräuchlich war, wenn die Kinder reif
wurden. Nun findet sich im Lukas-Evangelium in außerordentlich geheimnisvoller Weise eine
Erzählung von dem zwölfjährigen Jesus im Tempel. Es heißt da: Als sich die Eltern wieder
zurückbegaben von dem Fest, vermißten sie plötzlich den Knaben, und als sie ihn nirgends
unter der Reisegesellschaft fanden, da begaben sie sich wieder zurück und fanden ihn im
Tempel mitten unter den großen Lehrern, alle erstaunend durch seine Weisheit (Lukas 2,41-
50 LUT).

Was war da geschehen? Fragen wir darüber die unvergängliche Akasha-Chronik. Die
Tatsachen der Welt sind nicht so ganz einfach. Was hier geschehen war, das geschieht in
anderer Weise auch sonst in der Welt. Es kommt vor, daß eine Individualität auf einer
gewissen Entwickelungsstufe andere Bedingungen braucht, als sie ihr von Anfang an
gegeben wurden. Daher kommt es immer wieder vor, daß ein Mensch bis zu einem gewissen
Lebensalter heranwächst - und dann auf einmal in Ohnmacht fällt und wie tot ist. Da geht
dann eine Umwandlung vor sich: es verläßt ihn sein eigenes Ich, und ein anderes Ich nimmt
in seiner Körperlichkeit Platz. Eine solche Umlagerung des Ich findet auch in anderen Fällen
statt; das ist eine Erscheinung, die jeder Okkultist kennt. Hier, bei dem zwölfjährigen Jesus
war folgendes geschehen: Jene Ichheit, die bis dahin als Zarathustra-Ichheit den Körper des
Jesus aus der königlichen Linie des davidischen Geschlechtes gebrauchte, um auf die Höhe
seiner Zeit zu kommen, drang aus dem Körper des salomonischen Jesusknaben heraus und
übertrug sich auf den nathanischen Jesus, der daher wie ein Verwandelter erschien. Die
Eltern erkannten ihn nicht wieder, sie verstanden seine Worte nicht. Denn jetzt sprach aus
dem nathanischen Jesus das Zarathustra-Ich, das sich auf ihn übertragen hatte. Das war der
Zeitpunkt, als der Nirmanakaya des Buddha sich mit dem ausgeschiedenen astraüschen
Mutterleibe vereinigte, und das war auch der Zeitpunkt, da sich das Zarathustra-Ich mit dem
nathanischen Jesus vereinigte. Jetzt lebte das Zarathustra-Ich in dem nathanischen Jesus.
Und dieses Kind, das so verwandelt war, daß es die Eltern nicht verstehen konnten, das
nahmen sie jetzt mit nach Hause.

In nicht zu ferner Zeit starb dann die Mutter dieses Jesuskindes, so daß dieses Kind, in dem
das Zarathustra-Ich jetzt wohnte, von mütterlicher Seite her verwaist war. Wir werden
sehen, daß die Tatsache, daß diese Mutter starb und das Kind verwaist zurückließ, noch auf
einen besonders tiefen Zusammenhang hinweist. - Auch das andere Kind konnte nicht unter
gewöhnlichen Verhältnissen fortleben, als das Zarathustra- Ich es verlassen hatte. Der
Joseph aus der salomonischen Linie war schon früher gestorben, und die Mutter des
salomonischen Jesuskindes mit ihren Kindern, dem Jakobus, Joses, Judas, Simon und den
beiden Töchtern, wurde in dem Hause des nathanischen Joseph aufgenommen, so daß also
der Zarathustra jetzt wieder zusammenlebte mit derjenigen Familie, in die er sich
hineininkarniert hatte, bis auf den Vater. Auf diese Weise haben sich die beiden Familien in
eine zusammengesetzt, und so lebt denn die Mutter der Geschwister - wir können sie
Geschwister nennen, denn nach dem Ich hin sind sie Geschwister - in dem Hause des
nathanischen Joseph mit dem Jesus, der aber seiner Vaterstadt nach, leiblich, in Nazareth
heimisch war. So lebte er mit ihnen zusammen.

So sehen wir im Konkreten den Zusammenfluß des Buddhismus und des Zarathustrismus.“
(Lit.:GA 114, S. 108ff)

„Nun erinnern Sie sich, wie ich Ihnen immer gesagt habe, daß der Mensch in seiner
einzelnen persönlichen Entwickelung von der Geburt bis zum siebenten Jahre vorzugsweise
den physischen Leib entwickelt, daß er während der nächsten sieben Jahre, vom
Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife, besonders den Ätherleib entwickelt; dann erst kommt
die freie Entwickelung des astralischen Leibes. Was Entwickelung des physischen Leibes und
Ätherleibes ist, sollte in dem besonderen physischen und Ätherleibe, die durch die mit
Abraham beginnenden Generationen zubereitet worden sind, zum Abschluß kommen und
von Zarathustra in der neuen Inkarnation durchlebt werden. Dann aber, wenn er bis zum
Ende der Entwickelung des Ätherleibes gekommen war, war das, was ihm zubereitet worden
war, nicht mehr genügend, und er mußte nun heranschreiten an die Entwickelung des
astralischen Leibes.

Dazu geschieht nun das Gewaltige und Wunderbare, ohne dessen Verständnis wir das ganze
große Mysterium von dem Christus Jesus nicht begreifen können. Die Zarathustra-
Individualität entwickelte sich während der Knabenzeit im physischen Leibe und Ätherleibe
des Jesus des Matthäus-Evangeliums bis zum zwölften Jahre; denn bei dieser Individualität
und vermöge des Klimas trat der Zeitpunkt, den wir für unsere Gegenden als den des
vierzehnten, fünfzehnten Jahres bezeichnen, etwas früher ein. Da war bis zum zwölften
Jahre alles erreicht, was in dem entsprechend zubereiteten physischen und Ätherleibe der
salomonischen Linie erreicht werden konnte. Und da verließ in der Tat die Zarathustra-
Individualität diesen physischen Leib und Ätherleib, von denen im Matthäus-Evangelium
zunächst die Rede ist, und ging über in den Jesus des Lukas-Evangeliums. Denn aus den
Vorträgen über das Lukas-Evangelium wissen wir schon, daß in der Tat mit der Erzählung
vom zwölfjährigen Jesus im Tempel, wie sie Lukas erzählt (Lukas 2,42-50 LUT), folgendes
gemeint ist: Da, wo plötzlich der Jesusknabe des Lukas-Evangeliums seinen Eltern so
entgegentritt, daß sie ihn gar nicht verstehen können, wo er ein ganz anderer ist, da hat sich
vollzogen, daß in sein Inneres eingezogen ist die Zarathustra- Individualität, die bis dahin ihre
Entwickelung in dem physischen Leib und Ätherleib des salomonischen Jesus durchgemacht
hat. - Solche Dinge gibt es im Leben, so schwer sie auch heute bei der Natur der laienhaften
materialistischen Weltanschauung geglaubt werden. Der Übergang einer Individualität aus
einem Leib in einen anderen Leib kommt vor. Und damals fand so etwas statt, als die
Zarathustra- Individualität den ursprünglichen Leib verließ und hinüberdrang in den Jesus
des Lukas-Evangeliums, in dem nun besonders zubereitet war der astralische Leib und der
Ich-Träger.

So konnte Zarathustra in dem besonders zubereiteten astralischen Leibe und Ich des
nathanischen Jesus vom zwölften Jahre ab die Weiterentwickelung fortführen. Das wird uns
im Lukas-Evangelium in einer so großartigen Weise dargestellt, wo auf das Ungeheuerliche
hingewiesen wird, daß der zwölfjährige Jesus im Tempel unter den Schriftgelehrten sitzt und
Dinge sagt, die ganz merkwürdig klingen. Wodurch konnte das der Jesus der nathanischen
Linie? Er konnte es, weil in diesem Moment die Zarathustra-Individualität in ihn
«hineingefahren» war. Zarathustra hat aus diesem Knaben, der damals nach Jerusalem
gebracht worden war, bis zum zwölften Jahre nicht gesprochen; daher war die
Charakterveränderung so stark, daß die Eltern ihn nicht wiedererkannten, als sie ihn
zwischen den Schriftgelehrten sitzend wiederfanden.“ (Lit.:GA 123, S. 120f)

„Ich habe schon bei Besprechung des Lukas-Evangeliums gesagt, daß es sehr leicht sein kann,
daß eine Persönlichkeit, die von der Individualität verlassen wird und nur die drei Leiber,
physischen Leib, Ätherleib, astralischen Leib noch hat - denn die bleiben dabei zurück -, eine
Zeitlang noch leben kann. Was aber von dem salomonischen Jesus zurückgeblieben war, das
siechte hin und starb in der Tat bald darnach. Das heißt: Der eigentliche Jesusknabe der
ersten Kapitel des Matthäus- Evangeliums starb verhältnismäßig bald nach seinem zwölften
Jahre. So haben wir also zunächst nicht einen Jesusknaben, sondern wir haben %wei; dann
aber werden diese zwei einer.

Manchmal sprechen die Urkunden aus alten Zeiten sehr merkwürdige Dinge aus, die man
allerdings dann verstehen muß, und man kann sie nur verstehen, wenn man die
entsprechenden Tatsachen kennt. Auf die nähere Art, wie die beiden Knaben
zusammenkommen, werden wir noch eingehen; jetzt soll nur eines erwähnt werden.

In dem sogenannten «Ägypter-Evangelium» findet sich eine merkwürdige Stelle, die schon in
den ersten Jahrhunderten als sehr ketzerisch angesehen wurde, weil man darüber in
christlichen Kreisen nicht die Wahrheit hören wollte, oder sie nicht aufkommen lassen
wollte. Aber es gibt etwas, was sich erhalten hat als ein apokryphes Evangelium und
darinnen wird gesagt, «daß das Heil erscheinen wird in der Welt, wenn die Zwei Eines und
das Äußere wie das Innere werden wird». Dieser Satz ist ein genauer Ausdruck des
Tatbestandes, den ich Ihnen eben aus den okkulten Tatsachen heraus geschildert habe.
Davon hängt das Heil ab, daß die zwei einer werden. Und sie wurden einer, als im zwölften
Jahr die Zarathustra-Individualität überging in den nathanischen Jesus, und das Innere wurde
äußerlich. Die Seelenkraft des Jesus des Lukas-Evangeliums war etwas gewaltiges
Innerliches. Aber dieses Innerliche wurde ein Äußerliches, indem die Zarathustra-
Individualität, die an dem Äußeren, an dem physischen Leib und Ätherleib des
salomonischen Jesus sich herangebildet hatte, diese Innerlichkeit durchdrang und sie
gleichsam mit den Kräften durchsetzte, die am physischen und Ätherleibe herangebildet
waren» Da durchdrang diesen physischen Leib und Ätherleib des nathanischen Jesus ein
Kräftiges von innen heraus, so daß das Äußere jetzt ein Ausdruck des Inneren werden
konnte, jenes Inneren, das früher ein Inneres geblieben war, bevor der Lukas-Jesusknabe
von der Zarathustra- Individualität durchdrungen worden war. - So waren die zwei eins
geworden.“ (Lit.:GA 123, S. 124f)
Krishna und das Damaskus-Erlebnis des Paulus
Die Schwesterseele Adams verblieb nach dem Sündenfall als engelartige Wesenheit in der
Seelenwelt. Von Anfang an stand sie in enger Beziehung zu dem Christus, der durch sie
wirkte und so die Vorstufen zum Mysterium von Golgatha vollbringen konnte. Kurz vor dem
Anbruch des Kali-Yuga, des finsteren Zeitalters, in dem die natürliche Hellsichtigkeit bei den
meisten Menschen erlosch, erschien sie in der Gestalt Krishnas, durch die sich Vishnu-
Christus offenbarte. Zur Zeitenwende wurde sie auf Erden als der nathanische Jesusknabe
geboren, dessen Leibeshüllen mit der Jordan-Taufe die leibliche Inkarnation des Christus
ermöglichten.

„Derselbe Jesusknabe nun, von dem das Lukas-Evangelium berichtet, ist zunächst die
Verkörperung dieser selben Seele, die früher niemals in einem menschlichen Leibe gewohnt
hat, aber doch eine Menschenseele ist, weil sie eine Menschenseele war während der alten
lemurischen Zeit, in welcher unsere eigentliche Evolution begonnen hat. Es ist dieselbe
Seele, die sich als der Krishna offenbart hat. So haben wir dasjenige, was der Krishna-Impuls
bedeutet, den Anstoß zum menschlichen Selbstbewußtsein, verkörpert in dem Körper des
Lukas-Jesusknaben. Das, was da verkörpert war, ist verwandt mit den Kräften, die im
Kindesalter in so holder Unschuld, bevor sie als Geschlechtskräfte erwachen, schlafend da
sind. Im Lukas-Jesusknaben können sie sich bis zu diesem Alter hin, wo sonst der Mensch in
die Geschlechtsreife eintritt, betätigen, kundgeben. Es hätte der Körper des Jesusknaben, der
ja aus der allgemeinen Menschheit genommen worden ist, die in die Inkarnationen
heruntergestiegen war, nicht mehr gepaßt zu den Kräften, die ja verwandt sind mit den
holden, unschuldigen Geschlechtskräften im Kinde. Daher geht die Seele, die in dem anderen
Jesusknaben ist und die, wie die meisten unserer lieben Freunde ja wissen, die
Zarathustraseele ist, also eine Seele, die von Inkarnation zu Inkarnation geschritten ist und
die gerade durch besonderes Arbeiten innerhalb vieler Inkarnationen ihre Höhe erreicht hat,
daher geht diese Zarathustraseele hinüber in den Leib des Lukas-Jesusknaben und ist von da
ab - wie Sie es dargestellt finden in meinem Buche «Die geistige Führung des Menschen und
der Menschheit» - mit diesem Leibe des Lukas-Jesusknaben verbunden. Da berühren wir ein
wunderbares Geheimnis. Da sehen wir, wie in einen menschlichen Leib, in den Leib des
Lukas-Jesusknaben, einzieht die Menschenseele, wie sie gewesen ist, bevor der Mensch in
die irdische Inkarnationsreihe hinuntergegangen ist. Da begreifen wir, daß diese Seele in
dem Menschenleibe nur bis zum zwölften Jahre dieses Leibes walten konnte, begreifen, daß
dann eine andere Seele, welche alle Menschheitsverwandlungen durchgemacht hat, wie die
Zarathustraseele, Besitz ergreifen muß von diesem besonderen Leibe. Das Wunderbare
vollzieht sich, daß dasjenige, was des Menschen Innerstes ist, sein eigentliches Selbst, was
wir als Krishna haben ansprechen sehen, als Impuls haben aufblitzen sehen in dem Krishna-
Impuls, den Jesusknaben durchdringt, der uns geschildert wird im Lukas-Evangelium.
Diejenigen Kräfte sind darinnen, welche die innersten Menschheitskräfte sind. Wir können
sie auch die Krishna-Kräfte nennen, denn wir kennen ja ihren Ursprung. Was ich im vorigen
Vortrage gleichsam wie ohne Wurzel gezeichnet habe, diese Krishna-Wurzel reicht bis in die
lemurische Zeit hinauf, in die menschliche Urzeit. Sie war in einer Zeit mit der Menschheit
verbunden, bevor die physische Menschheitsentwickelung begonnen hat. Diese Wurzel,
diese in dem Unbestimmten zusammenkommenden, sich vereinenden Krishna- Kräfte
wirkten dann dazu, daß das menschliche Innere von Innen heraus sich entfaltete, sich
entwickelte. Konkret im Innern einer einzelnen Wesenheit ist diese Wurzel im Lukas-
Jesusknaben darinnen, wächst heran und bleibt unter der Oberfläche des Daseins
fortwirkend, nachdem die Zarathustraseele in diesen besonderen Menschenleib eingezogen
ist. Dann kommt in jenem Augenblick, der geschildert wird in der Bibel durch die
Johannestaufe, also im dreißigsten Jahre dieses eigentümlichen Menschenleibes, dasjenige
an diesen Leib heran, was jetzt der ganzen Menschheit angehört. In dem Augenblick, der
bezeichnet wird durch die Stimme: «Dieser ist mein vielgeliebter Sohn, heute habe ich ihn
gezeugt», da tritt der Christus von der anderen Seite nun an das Physische heran. Hier haben
wir den Moment: in dem Leibe, der vor uns steht, haben wir konkret dasjenige, was wir
gestern abstrakt betrachtet haben. Es tritt, was der ganzen Menschheit angehört, an diesen
Leib heran, der in sich enthält dasjenige, was von einem anderen Impulse aus die
individuellen Kräfte des Menscheninnern, die der Mensch noch heraufentfalten will, zum
höchsten Ideal gebracht hat.“ (Lit.:GA 146, S. 119ff)

Der Lichtschein dieser Schwesterseele Adams war es auch, durch den Paulus von Tarsos bei
seinem Damaskus-Erlebnis den Auferstandenen erkannte.

„Was war das eigentlich, warum konnte Paulus den Christus in jener Art wahrnehmen, wie
er ihm vor Damaskus erschienen ist? Warum war darin für Paulus die Gewißheit enthalten:
Das ist der auferstandene Christus? Diese Frage führt uns auf eine andere Frage zurück: Was
war da notwendig, damit vollends die ganze Christus- Wesenheit bei jenem Ereignis, das uns
als Johannistaufe im Jordan angedeutet wird, in den Jesus von Nazareth hineinsteigen
konnte? — Nun, wir haben es gerade gesagt, was notwendig war, um jene Leiblichkeit zu
bereiten, in welche die Christus-Wesenheit hinuntersteigen sollte. Was war aber nötig, daß
der Auferstandene so dicht seelisch erscheinen konnte, wie er dem Paulus erschienen ist?
Was war denn sozusagen jener Lichtschein, in dem der Christus dem Paulus vor Damaskus
erschienen ist? Was war das? Woher war das genommen?

Wenn wir uns diese Frage beantworten wollen, dann müssen wir einiges ergänzend zu dem
hinzufügen, was ich eben vorhin gesagt habe. Ich habe Ihnen gesagt: Es war gleichsam eine
Schwesterseele der Adamseele da, die da in die menschliche Generationsfolge
hineingegangen ist. Diese Schwesterseele ist in der seelischen Welt geblieben. Diese
Schwesterseele war es auch, die in dem Lukas-Jesuskriaben inkarniert war. Aber sie war
dazumal nicht im strengen Sinn des Wortes zum erstenmal wie ein physischer Mensch
inkarniert, sondern sie war vorher prophetisch inkarniert einmal schon. Früher wurde auch
schon diese Seele verwendet wie ein Bote der heiligen Mysterien. Ich habe Ihnen gesagt: Sie
verkehrte in den Mysterien, wurde sozusagen in den Mysterien gehegt und gepflegt, wurde
hinausgeschickt da, wo es Wichtiges in der Menschheit gab. Aber sie konnte nur als
Erscheinung im ätherischen Leibe da sein, konnte daher im strengen Sinn nur
wahrgenommen werden so lange, als das alte Hellsehen da war. Aber das war ja in früheren
Zeiten vorhanden. Da brauchte also diese alte Schwesterseele des Adam nicht bis zum
physischen Leibe zu kommen, damit man sie hätte sehen können. So erschien sie denn auch
wirklich, von den Impulsen der Mysterien gesandt, wiederholt innerhalb der
Menschheitsentwickelung der Erde, immer, wenn wichtige Dinge in der Erdenentwickelung
zu tun waren. Aber sie brauchte sich ja nicht zu verkörpern in alten Zeiten, weil
Hellsichtigkeit da war.

Sie brauchte sich zum ersten Male zu verkörpern, als gerade die Hellsichtigkeit überwunden
werden sollte beim Übergang der Menschheitsentwickelung vom dritten ins vierte
nachatlantische Zeitalter, wovon wir gestern gesprochen haben. Da nahm sie gleichsam eine
Ersatzverkörperung an, eine Verkörperung, um sich geltend machen zu können in der Zeit,
wo nicht mehr Hellsichtigkeit da war. Diese Schwesterseele des Adam war verkörpert im
Krishna sozusagen das einzige Mal, wo sie erscheinen mußte, um auch physisch sichtbar zu
werden, und dann wiederum wurde sie im Lukas- Jesusknaben verkörpert. So daß wir nun
begreifen, warum der Krishna so übermenschlich redet, warum er der beste Lehrer für das
menschliche Ich ist, warum er sozusagen eine Überwindung des Ich darstellt, warum er so
seelisch erhaben erscheint: Weil er als der Mensch erscheint in jenem erhabenen
Augenblick, den wir vor ein paar Tagen vor unsere Seele treten ließen, als der Mensch, der
noch nicht untergetaucht ist in die menschlichen Inkarnationen.

Dann erscheint er wiederum, um im Lukas-Jesusknaben verkörpert zu sein. Daher jene


Vollkommenheit, die zustande kommt, als sich die bedeutendsten Weltanschauungen Asiens
in dem zwölfjährigen Jesusknaben, das Zarathustra-Ich mit dem Krishna-Geist, verbinden. Es
spricht zu den Lehrern im Tempel nun nicht nur der Zarathustra — der spricht als Ich — , er
spricht mit den Mitteln, mit denen einstmals der Krishna den Yoga verkündet hat; er spricht
über einen Yoga, der wiederum eine Stufe in die Höhe gehoben ist; er vereinigt sich mit der
Krishna-Kraft, mit dem Krishna selber, um bis zum dreißigsten Jahre heranzuwachsen. Und
dann erst haben wir jene vollständige Leiblichkeit, die in Besitz genommen werden kann von
dem Christus. So fließen die geistigen Strömungen der Menschheit zusammen. So haben wir
wirklich, da das Mysterium von Golgatha geschieht, ein Mitwirken der bedeutendsten Führer
der Menschheit, eine Synthesis des Geisteslebens.

Als Paulus seine Erscheinung vor Damaskus hat, da ist dasjenige, was ihm erscheint, der
Christus. Der Lichtschein, in den sich der Christus kleidet, ist der Krishna. Und weil der
Christus den Krishna zu seiner eigenen Seelenhülle genommen hat, durch die er dann
fortwirkt, ist enthalten in dem, was aufstrahlt, ist in dem Christus auch alles das, was
einstmals Inhalt der erhabenen Gita war.“ (Lit.:GA 142, S. 120ff)

Texten vor. In der Astrologie wird Lilith als der „Schwarze Mond“ ( ) bezeichnet und heute
gleichgesetzt dem Apogäum oder dem zweiten Brennpunkt der elliptischen Mondbahn.

Nach Rudolf Steiner erscheint Lilith in der Walpurgisnacht von Goethes Faust als Imagination
von Fausts teilweise gelockertem (weiblichen) Ätherleib (Lit.: GA 273, S. 52f).

Etymologie
Neben der sumerischen Form DLIL.LU bestanden weitere literarische Bezeichnungen sowie
Gleichsetzungen mit anderen Gottheiten. Als Gottheit KI.SIKIL.LIL.LA („Reiner Ort des
Windes“) erscheint sie auch in Form der Göttin (w)ardat-LIL.I (LIL.LU), die zum Zeitpunkt der
Schöpfung durch ihren negativen Einfluss in die Steppe verbannt wird und fortan als ruhelos
und ohne festen Wohnort gilt. Der in diesem Zusammenhang auch verwendete Begriff
BAḪAR („Töpfer“) weist auf das Töpferhandwerk, Symbolbestandteil der sumerischen
Schöpfungsgötter.

Die Lesung lil2 als „lillu“ deutet auf die Bedeutung Tölpel (LIL.MEŠ): Luftwesen, die sich nur
unbeholfen auf der Erde fortbewegen konnten. Die Grundform LIL (Wind) zeigt die
Charakteristik als Luftgottheit. In der späteren Zeit taucht die gleichgesetzte Göttin DLi-lum
und DLe-el-lu-um in Mari als „Nächtlicher Schutzwind“ auf.
Die mythologischen Zusammenhänge und Wandlungen lassen eine eindeutige Übersetzung
deshalb nicht zu. Sicher belegt ist nur ihre ursprüngliche Zugehörigkeit zu den Luftwesen, die
als Nachkommen aus der Verbindung von Mutter- und Schöpfungsgottheiten gelten. Die
meistgenannten Bedeutungen „Windhauch, Schützer des Windes“, „Tölpel der Städte“ und
„Nachtwind“ zeigen die Vielfältigkeit der verwendeten Synonyme.

Häufig wird der Name Liliths auch von hebr. ‫ ליל‬LIL = Nacht abgeleitet, was zwar als
wissenschaftlich nicht haltbare Volksetymologie gilt, aber dennoch eine tiefere geistige
Wahrheit ausspricht, denn Lilith steht in enger Beziehung zu den Geistern der Nacht, die in
der Genesis als Laj'lah (hebr. ‫ )לילה‬bezeichnet werden (Lit.: GA 102, S. 195). Die Laj'lah, die
zurückgebleibene Urengel (Archai) sind, wirken bis heute in den lebenswichtigen
Aufbaukräften, die während des Schlafes am physischen und Ätherleib arbeiten und dadurch
die Schäden wieder ausbessern, die durch unser Tagesbewusstsein angerichtet werden. ‫לילית‬
bedeutet im Hebräischen auch „Eule“ bzw. „Kreischeule“[1]. Die «Uhu»-artigen Laute der
Eulen weisen durch die Betonung des U-Lautes, des Saturn-Lautes, auf ein (geistiges)
Erwachen in tiefster Nacht, das im Extremfall sogar mit einer Lockerung des Ätherleibs
verbunden ist, der dann in der Imagination als weibliche Lilith-Gestalt erscheint, wie es nach
Rudolf Steiner etwa in der «romantischen Walpurgisnacht» in Goethes Faust I geschildert
wird (siehe unten). Damit mag auch eine zarte Wiedererweckung des Bewusstseinszustands
verbunden sein, in dem die Menschheit auf dem alten Saturn war, wo der physische Leib des
Menschen zunächst als reiner Wärmeleib veranlagt und die Grundlage für die Sinne
geschaffen wurde.

„Das u bedeutet, daß wir eigentlich immer aufwachen, mehr aufwachen, als wir aufgewacht
sind. Wer u ausspricht, deutet darauf hin, daß er aufwachen möchte in bezug auf den
Gegenstand, den er wahrnimmt. Man kann nicht stärker ausdrücken, daß man aufwachen
möchte, als wenn die Eule sich geltend macht. Dann sagt man «Uhu». Die Eule veranlaßt,
daß man so recht wachen möchte der Eule gegenüber.“ (Lit.:GA 282, S. 69f) Anonym
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ᐃᐁ
Adlermenschen
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Adlergeister)
Adlermenschen gab es bereits auf der planetarischen Entwicklungsstufe des alten Mondes,
der unserer Erdentwicklung vorangegangen ist. Sie bildeten eine der drei Hauptgattungen
der dort beheimateten Tiermenschen, die sich als oberstes Naturreich auf dem alten Mond
nach dessen Abtrennung von der damaligen Sonne entwickelt hatten. Ihre Urbilder hatten
sie in den Adlergeistern, den engelartigen Gruppenseelen, die mit der Sonne
hinausgegangen waren.

„Wenn der hellseherische Blick den Ätherleib betrachtet, wie der physische Blick den
physischen Leib, so findet er die Menschen geteilt in Menschmenschen, Löwenmenschen,
Stiermenschen, Adlermenschen. Ihr Gruppen-Ich ist astraler Natur. Der Hellseher findet auf
dem astralen Plan zwischen dem tierischen Gruppen-Ich und dem menschlichen Individual-
Ich das menschliche Gruppen-Ich stehen. Je weiter wir zeitlich zurückgehen, desto mehr
finden wir die Menschen in bezug auf ihren Atherleib eine dieser vier Gestalten annehmen,
und wir schreiben diesen vier Seelengruppen je eine menschliche Gruppenseele zu, der
einen eine Mensch-Gruppenseele, der anderen eine Löwen-Gruppenseele, der dritten eine
Stier-Gruppenseele und der vierten eine Adler-Gruppenseele. Sie würden nur dann eine
falsche Vorstellung davon bekommen, wenn Sie diese Namen, die von physischen
Tierformen hergenommen sind, allzu stark pressen würden. Viel ähnlicher ist dieser
Ätherkörper der Löwenmenschen der Gruppenseele der Löwen, als dem einzelnen Löwen
hier auf dem physischen Plan. Das Christentum hat sich von den Evangelisten vorgestellt,
daß ihre Seelen nicht so sind wie gewöhnliche Menschenseelen, sondern ganze Gruppen von
Menschen umfassen, und hat nach dem inneren Seelencharakter Matthäus verglichen mit
dem Menschen, Markus mit dem Löwen, Lukas mit dem Stier und Johannes mit dem Adler.
Das rührt von jener Ähnlichkeit her, welche die christliche Esoterik den Seelen der einzelnen
Evangelisten zugeschrieben hat. Noch genauer werden wir das verstehen, wenn wir sehen,
daß der Mensch auf der einen Seite in einem Abstieg und auf der anderen Seite in einem
Aufstieg begriffen ist. Hier auf der Erde im tiefsten Punkte des Materialismus, erlangt der
Mensch die Anlage zu der Individualseele. Der Mensch ist heruntergestiegen von den alten
Zeiten, wo man genauer unterschied die einzelnen Gruppenseelen: Menschmensch,
Löwenmensch, Stiermensch, Adlermensch. Wenn die Menschen in der Zukunft wieder
hinaufsteigen werden, werden sie ihre Individualseele beibehalten und auf höherer Stufe
mit höherem Bewußtsein wiederum das entwickeln, was sie früher nur in dämmerhaftem
Bewußtsein hatten, die vier Gruppenseelen. Daher legt man im Christentum den
Evangelisten diese Eigenschaften bei.“ (Lit.:GA 101, S. 218f)

Luzifer in einer Inszenierung von Rudolf Steiners Mysteriendramen am Goetheanum in


Dornach.
Durch die luziferische Verführung stieg der Mensch früher und tiefer als ursprünglich geplant
in die sinnliche Welt herab. Dadurch kam er in den Herrschaftsbereich Ahrimans, der aus den
Erdentiefen wirkt:

„Wären diese luziferischen Geister nicht gekommen, dann würde der Mensch nicht so früh
in die irdische Sphäre hinuntergestiegen sein. Seine Leidenschaft, seine Begierde für die
sinnliche Welt hat es auch gemacht, daß er früher seine Augen aufgeschlossen erhalten hat,
daß er früher den ganzen Umkreis des sinnlichen Daseins hat sehen können. Der Mensch
hätte, wenn es regelmäßig nach den fortschreitenden Geistern gegangen wäre, erst von der
Mitte der atlantischen Zeit an die Umwelt gesehen. Aber er hätte sie dann geistig gesehen,
nicht so wie heute, er hätte sie so gesehen, daß sie ihm überall der Ausdruck von geistigen
Wesenheiten gewesen wäre. Dadurch, daß der Mensch verfrüht herunterversetzt worden ist
in die irdische Sphäre, daß ihn seine irdischen Interessen und Begierden heruntergedrängt
haben, dadurch kam es anders, wie es sonst gekommen wäre in der Mitte der atlantischen
Zeit.

Dadurch haben sich hineingemischt in das, was der Mensch hat sehen und begreifen
können, die ahrimanischen Geister, diejenigen Geister, die eben auch mit dem Namen
mephistophelische Geister bezeichnet werden können. Dadurch verfiel der Mensch in
Irrtum, verfiel in das, was man eigentlich erst die bewußte Sünde nennen könnte. Also von
der Mitte der atlantischen Zeit an wirkt auf den Menschen die Schar der ahrimanischen
Geister ein. Wozu hat nun diese Schar der ahrimanischen Geister sozusagen den Menschen
verführt? Sie hat ihn dazu verführt, daß er das, was in seiner Umgebung ist, für stofflich, für
materiell hält, daß er nicht durch dieses Stoffliche hindurchsieht auf die wahren Untergründe
des Stofflichen, auf das Geistige. Würde der Mensch in jedem Stein, in jeder Pflanze und in
jedem Tier das Geistige sehen, er würde niemals verfallen sein in Irrtum und damit in das
Böse, sondern der Mensch würde, wenn nur die fortschreitenden Geister auf ihn gewirkt
hätten, bewahrt geblieben sein vor jenen Illusionen, denen er immer verfallen muß, wenn er
nur auf die Aussage der Sinneswelt baut.

Ahriman in einer Inszenierung von Rudolf Steiners Mysteriendrama "Die Pforte der
Einweihung" am Goetheanum in Dornach.
Was haben nun dagegen diejenigen geistigen Wesenheiten, welche den Menschen in seinem
Fortschreiten erhalten wollen, gegen diese Verführung, gegen Irrtum und Illusion aus dem
Sinnlichen unternommen? Sie haben dagegen unternommen, daß der Mensch tatsächlich
nunmehr erst mit Recht - natürlich ist das langsam und allmählich gekommen, aber hier
liegen die Kräfte, warum das gekommen ist - sozusagen in die Lage versetzt wird, aus der
sinnlichen Welt heraus wiederum die Möglichkeit zu gewinnen, über Irrtum und Sünde und
das Böse hinwegzukommen, das heißt, sie haben dem Menschen die Möglichkeit gegeben,
sein Karma zu tragen und auszuwirken. Haben also diejenigen Wesenheiten, welche die
Verführung der luziferischen Wesenheiten gutzumachen hatten, Leiden und Schmerzen, ja
auch das, was damit zusammenhängt, den Tod in die Welt gebracht, so haben diejenigen
Wesenheiten, welche auszubessern hatten, was aus dem Irrtum über die sinnliche Welt
fließt, dem Menschen die Möglichkeit gegeben, durch sein Karma allen Irrtum wieder zu
beseitigen, alles Böse wiederum zu verwischen, das er in der Welt angerichtet hat. Denn was
wäre geschehen, wenn der Mensch nur dem Bösen, dem Irrtum verfallen wäre ? Dann
würde der Mensch nach und nach sozusagen eins geworden sein mit dem Irrtum, er würde
unmöglich haben vorwärtsschreiten können; denn mit jedem Irrtum, mit jeder Lüge, mit
jeder Illusion werfen wir uns ein Hindernis des Fort-schreitens in den Weg. Wir würden
immer um so viel zurückkommen in unserem Fortschreiten, als wir uns Hindernisse in den
Weg werfen durch Irrtum und Sünde, wenn wir nicht in der Lage wären, Irrtum und Sünde zu
korrigieren, das heißt, wir könnten in Wahrheit das Menschenziel nicht erreichen. Es wäre
unmöglich, das, was das Menschenziel ist, zu erreichen, wenn nicht die gegensätzlichen
Kräfte, die Kräfte des Karma, wirken würden.

Denken Sie einmal, Sie begehen irgendein Unrecht in einem Leben. Dieses Unrecht, das Sie
begangen haben, das bedeutet, wenn es so stehenbliebe in Ihrem Leben, nichts Geringeres,
als daß Sie den Schritt, den Sie vorwärts gemacht hätten, wenn Sie das Unrecht nicht
begangen hätten, verloren haben. Und mit jedem Unrecht würden Sie einen Schritt
verlieren, und dafür wäre gesorgt, daß genügend viele Schritte zurück gemacht werden.
Wenn die Möglichkeit nicht gegeben wäre, sich über den Irrtum zu erheben, so müßte der
Mensch zuletzt in Irrtum versinken. So aber ist die Wohltat des Karma eingetreten. Was
bedeutet diese Wohltat für den Menschen? Ist Karma irgend etwas, vor dem der Mensch
sich fürchten soll, vor dem der Mensch schaudern soll ? Nein! Karma ist eine Macht, für die
der Mensch eigentlich den Weltenplänen dankbar sein sollte. Denn Karma sagt uns: Hast du
einen Irrtum begangen - Gott läßt seiner nicht spotten! Was du gesät hast, das mußt du auch
ernten. Dieser Irrtum bewirkt, daß du ihn verbessern mußt; dann hast du ihn aus deinem
Karma ausgetilgt und du kannst wieder ein Stück vorwärtsschreiten.

Ohne Karma wäre unser Fortschreiten in der menschlichen Laufbahn unmöglich. Karma
erweist uns die Wohltat, daß wir jeden Irrtum wieder gutmachen müssen, daß wir alles, was
wir rückwärts getan haben, wieder vernichten müssen. So trat als die Folge der Taten des
Ahriman Karma auf.“ (Lit.:GA 107, S. 244ff)

Michael, Ahriman und der Intellekt

Raffael: Der Erzengel Michael (1518; Louvre)


Die Kosmische Intelligenz entsteht aus dem geordneten Zusammenspiel der geistigen
Hierarchien, die unter der obersten Leitung der göttlichen Trinität stehen. Sie lässt sich
daher ganz knapp so charakterisieren: „Intelligenz sind die gegenseitigen
Verhaltensmaßregeln der höheren Hierarchien. Was die tun, wie sie sich zueinander
verhalten, wie sie zueinander sind, das ist kosmische Intelligenz.“ (Lit.:GA 237, S. 168) Dieses
Weltendenken, das laut Rudolf Steiner von dem Erzengel Michael verwaltet wird, ist auch
die Ursprungsquelle unseres Denkens, unserer irdisch-menschlichen Intelligenz. Michael will,
dass auch diese menschliche Intelligenz in stetem Zusammenhang mit den göttlich-geistigen
Wesen bleibt. Doch dem stellt sich Ahriman mit seinen Scharen entgegen. Was sich als
Intelligenz von den Hierarchien loslöst, will er aufsaugen und einseitig für seine Zwecke
missbrauchen, um so auf Erden zum obersten Herrn des Intellekts zu werden und die
Menschen mit seinem erkalteten seelenlosen, aber brillianten Denken inspirieren. So hofft er
sie für ewig an sein materielles Reich zu binden.

„Es gibt zunächst eine älteste Zeit, in der man eigentlich nur von dem sprechen kann, was
unter göttlich-geistigen Wesenheiten geschieht. Man hat es mit einem fortlaufenden
Götterhandeln zu tun. Götter vollbringen, was ihnen die Impulse ihrer Wesenheiten
eingeben ; sie sind entsprechend befriedigt in dieser Tätigkeit. Und was sie bei alledem
erleben, kommt allein in Betracht. Nur in einer Ecke im Felde dieses Götterhandelns ist
etwas wie die Menschheit bemerkbar. Sie ist ein Teil in dem Götterhandeln.

Die geistige Wesenheit aber, die von Anfang an ihren Blick auf die Menschheit gelenkt hat,
ist Michael. Er gliedert gewissermaßen das Götterhandeln so, daß in einer kosmischen Ecke
die Menschheit bestehen kann. Und die Art, wie er sich da betätigt, ist verwandt dem Tun,
das später im Menschen als Intellekt zur Offenbarung kommt; nur ist sie als Kraft betätigt,
die in Ideenordnung durch den Kosmos strömt, Wirklichkeit verursachend. In dieser Kraft
wirkt Michael. Die kosmische Intellektualität zu verwalten, ist sein Amt. Er möchte den
weiteren Fortschritt auf seinem Gebiete. Und der kann nur darin bestehen, daß, was als
Intelligenz durch den ganzen Kosmos wirkt, später sich konzentriert in der menschlichen
Individualität. Was dadurch zustande kommt, ist dieses: es tritt in der Weltentwickelung eine
Zeit ein, in der der Kosmos nicht mehr von seiner gegenwärtigen, sondern von seiner
vergangenen Intelligenz lebt. Und die gegenwärtige Intelligenz ist in der menschheitlichen
Entwickelungsströmung.

Michael möchte, was sich da innerhalb der Menschheit als Intelligenz entwickelt,
fortdauernd im Zusammenhänge mit den göttlich-geistigen Wesen erhalten.

Dem aber steht ein Widerstand entgegen. Was die Götter als Entwickelung durchmachen in
der Linie von der Ablösung der Intellektualität von ihrem kosmischen Tun bis zur
Eingliederung in die menschliche Natur hin, das steht offen als Tatsache in der Welt drinnen.
Sind Wesen vorhanden, die ein Wahrnehmungsvermögen haben, durch das sie diese
Tatsachen schauen können, so können sie sich diese zunutze machen. - Und solche
Wesenheiten sind vorhanden. Es sind die ahrimanischen Wesen. Sie sind ganz dazu
veranlagt, alles, was sich als Intelligenz von den Göttern loslöst, in sich aufzusaugen. Sie sind
dazu veranlagt, die Summe aller Intellektualität mit ihrem eigenen Wesen zu vereinigen. Sie
werden damit die größten, die umfassendsten und eindringlichsten Intelligenzen des
Kosmos.

Michael sieht voraus, wie der Mensch, indem er immer mehr zum Eigengebrauch der
Intelligenz vorrückt, sich mit den ahrimanischen Wesen begegnen muß und wie er dann
ihnen verfallen kann, indem er eine Verbindung mit ihnen eingeht.- Deshalb bringt Michael
die ahrimanischen Mächte unter seine Füße, er stößt sie fortwährend in ein tieferes Gebiet,
als das ist, in dem der Mensch sich entfaltet. Michael, den Drachen zu seinen Füßen, ihn in
den Abgrund stoßend : das ist das im Menschenbewußtsein lebende gewaltige Bild der hier
geschilderten übersinnlichen Tatsachen.“ (Lit.:GA 26, S. 88f)

Ahriman als Geist der Schwere


Ahriman wirkt auch - wie manche Urengel - als Geist der Schwere und er hat Gewalt über
den Tonäther und den Lebensäther. Durch seinen Einfluss wird der physische Leib des
Menschen stärker ins Physische hineingetrieben und dadurch zur männlichen Gestalt
geformt. Die weibliche Gestalt wird durch Luzifer gebildet, der auch Einfluss auf den
Lichtäther und den Wärmeäther hat, die beide der Leichte verwandt sind.

„Über den Ton- und Lebensäther hat besonders Ahriman seine Gewalt. Ahriman ist zugleich
der Geist der Schwere. Ahriman hat das Bestreben, Luzifer entgegenzuwirken. Dadurch wird
in einer gewissen Weise wesentlich das Gleichgewicht bewirkt, daß von den weise
wirkenden, fortschreitenden Göttern der luziferischen Gewalt, die den Menschen
hinausheben will über das Irdische, entgegengestellt wird die ahrimanische Gewalt. Ahriman
will nun den Menschen eigentlich herunterziehen ins Physische. Er will ihn mehr physisch
machen, als er sonst würde als Mittelmensch. Dazu ist Ahriman dadurch vorbereitet, daß er
besonders Gewalt hat über den Ton- und Lebensäther. Und in Ton- und Lebensäther wirkt er
und webt er, der Ahriman. Und dadurch wird nun die menschliche physische Gestalt, indem
sie aus dem Äther herausgeht ins Physische hinein, in einer andern Weise physisch, als sie
geworden wäre durch die bloß fortschreitenden Götter, zur männlichen Gestalt. Die
männliche Gestalt wäre ohne den Einfluß Ahrimans gar nicht denkbar, gar nicht möglich. So
daß man sagen kann: Die weibliche Gestalt ist herausgewoben durch Luzifer aus dem
Wärme- und Lichtäther, indem Luzifer dieser Gestalt ätherisch ein gewisses Streben nach
oben einflößt. Die männliche Gestalt wird von Ahriman so geformt, daß ihr ein gewisses
Streben zur Erde hin eingepflanzt wird.“ (Lit.:GA 272, S. 182f)
Ahriman und der Zufall
Bei Ereignissen, die uns als Zufall erscheinen, können wir durch ahrimanischen Einfluss am
allerleichtesten getäuscht werden kann:

„Ahriman ist das Prinzip, das sich in unsere Wahrnehmungen mischt und von außen in uns
hineinzieht. Nun wirkt Ahriman am allerstärksten in den Fällen, wo wir das Gefühl haben:
Hier kommst du mit deinem Denken nicht mehr nach; da stehst du an einem kritischen
Punkt mit deinem Denken, da fängt sich das Denken wie in einem Gedankenknäuel. - Da
ergreift das ahrimanische Prinzip die Gelegenheit, um wie durch einen Spalt der Außenwelt
in uns einzudringen. Wenn wir den Gang der Weltereignisse verfolgen und die mehr
offenbaren Ereignisse ansehen, wenn wir zum Beispiel die heutige Physik zurückverfolgen bis
zu dem Moment, wo Galilei vor der schwingenden Kirchenlampe im Dom zu Pisa saß, so
können wir ein Gedankennetz über alle Ereignisse spinnen, das uns die Sache leicht erklärt;
überall werden uns die Dinge erklärlich werden. Da aber, an der Stelle, wo wir zu der
schwingenden Kirchenlampe kommen, da verwickeln sich unsere Gedanken. Da ist das
Fenster, wo die ahrimanischen Kräfte am allerstärksten in uns eindringen, und da hört unser
Denken auf, dasjenige aus den Erscheinungen zu begreifen, was Vernunft und Verständnis in
die Sache hineinbringen kann. Da sitzt aber auch das, was man den Zufall nennt. Er sitzt da,
wo uns Ahriman am allergefährlichsten wird. Diejenigen Erscheinungen nennt der Mensch
zufällig, bei denen er durch den ahrimanischen Einfluß am allerleichtesten getäuscht werden
kann.

So wird der Mensch verstehen lernen, daß es nicht in der Natur der Tatsachen liegt, wenn er
irgendwo veranlaßt wird, von Zufall zu sprechen, sondern daß es an ihm, an seiner
Entwickelung liegen wird. Und er wird sich nach und nach dazu erziehen müssen, Maja und
Illusion zu durchdringen, das heißt, dort die Dinge zu durchdringen, wo Ahriman am
stärksten wirkt.“ (Lit.:GA 120, S. 111f)

Die Angst als ahrimanisches Phänomen


„Die Furcht ist eine unmittelbare Folge des Irrtums. — Man sieht aber auch, wie mit dem
luziferischen Einflusse der Mensch unabhängig wurde von bestimmten Kräften, denen er
vorher willenlos hingegeben war. Er konnte nunmehr aus sich heraus Entschlüsse fassen. Die
Freiheit ist das Ergebnis dieses Einflusses. Und die Furcht und ähnliche Gefühle sind nur
Begleiterscheinungen der Entwickelung des Menschen zur Freiheit.

Geistig angesehen stellt sich das Auftreten der Furcht so, daß innerhalb der Erdenkräfte,
unter deren Einfluß der Mensch durch die luziferischen Mächte gelangt war, andere Mächte
wirksam waren, die viel früher im Entwickelungslaufe als die luziferischen Unregelmäßigkeit
angenommen hatten. Mit den Erdenkräften nahm der Mensch die Einflüsse dieser Mächte in
sein Wesen herein. Sie gaben Gefühlen, die ohne sie ganz anders gewirkt hätten, die
Eigenschaft der Furcht. Man kann diese Wesenheiten die ahrimanischen nennen; sie sind
dieselben, die — in Goethes Sinne — mephistophelisch genannt werden.“ (Lit.:GA 13, S. 256)

Ahrimanische Einflüsse auf das Leben des Menschen nach dem Tod

Ahriman, Abguss des von Rudolf Steiner entworfenen Modells für die große Holzstatue des
Menschheitsrepräsentanten.
Die ahrimanischen Wesen kämpfen darum, den Menschen zu verhärten und sich ähnlich zu
machen:

„Er würde dadurch im Materiellen unendlich klug werden; unendlich gescheit, unglaublich
intelligent würde er werden. Diese Wesenheiten können das nicht direkt erreichen, sie
möchten es indirekt erreichen. Deshalb ist es in der Tat ihren wirklich jahrtausendealten
Anstrengungen im Erdenleben schon gelungen, ein ganzes Geschlecht solcher
untermenschlicher Wesenheiten auszubilden. Sie machen das so, daß sie sich der
Instinktnatur der Menschen bemächtigen, wenn diese Instinktnatur besonders wüst und
stark ist; sie reißen gewissermaßen diese Instinktnatur an sich. Der Mensch ist dann
während seines Lebens verfallen diesen ahrimanischen Mächten.

Wenn der Mensch während seines Lebens verfallen ist den ahrimanischen Mächten, so daß
er seinen Leidenschaften, Instinkten, Trieben ganz hingegeben ist, daß er ein wüster Mensch
ist, dann können sie das herausreißen nach dem Tode. Und auf diese Weise gibt es nämlich
schon eine ganze Bevölkerung, eine untermenschliche Bevölkerung der Erde. Die ist wirklich
vorhanden, die ist im Wasser und im Irdischen vorhanden.

Und wenn wir fragen, was die ahrimanischen Wesenheiten mit dieser untermenschlichen
Bevölkerung vorhaben, so ist es das, daß sie denken: Jetzt werde ich aus einem Menschen
herausziehen diese Instinktnatur; daraus mache ich ein irdisch-wässeriges Wesen. - Diese
irdisch-wässerigen Wesen bevölkern tatsächlich die Schichte, die unmittelbar unter der
Erdoberfläche liegt. Da sind sie drinnen. Diejenigen Menschen, die in Bergwerken schauen
können, die kennen diese Wesenheiten sehr gut. Es sind Wesenheiten, die dadurch
vorhanden sind, daß sie dem Menschen im Momente des Todes entrissen worden sind. Und
da wartet Ahriman, da warten die ahrimanischen Mächte darauf, daß die Menschen einmal
in einer solchen Inkarnation herunterkommen durch ein Karma, das durch die Instinkte,
Triebe, Leidenschaften bewirkt wird, daß sie herunterkommen, daß ihnen nun ein solches
Wesen besonders gut gefällt, daß Menschen in einem bestimmten Erdenleben sagen: Ich will
nicht wieder zurück in die geistige Welt, ich will, nachdem ich meinen physischen Körper
verlassen habe, aus dem man ja doch wiederum herausgeht zu einem übersinnlichen Leben,
mich verkörpern in einem solchen untersinnlichen Wesen. Dafür bleibe ich dann mit der
Erde vereint. Ich sterbe nicht mehr, ich bleibe mit der Erde vereint. Ich wähle, ein
untersinnliches Wesen zu sein.

Und in der Tat, so paradox es klingt - man muß darüber erstaunt sein, weil ja die
ahrimanischen Wesen eben außerordentlich klug sind -, aber sie sind immer der Meinung,
das kann man ganz richtig konstatieren, daß sie imstande sein werden, so viel Menschen auf
diese Weise hereinzulocken in ihr Geschlecht, daß die Erde sich einmal mit lauter solchen
ahrimanischen untermenschlichen Wesen bevölkern werde. Und dadurch wollen sie die Erde
selbst unsterblich machen, so daß sie nicht zerstäubt im Weltenraum.“ (Lit.:GA 218, S. 146f)

Nur durch den Christus der durch das Mysterium von Golgatha in das Totenreich herabstieg,
konnte die völlige Verfinsterung des nachtodlichen Lebens, die bereits zur Zeitenwende
drohte, verhindert werden.

„Dieser Ahriman wirkt durch die mannigfaltigsten Mittel und Wege auf den Menschen ein.
Ich habe Sie darauf aufmerksam machen können, daß es ein großer Moment war für die
Entwickelung der Welt, als das Ereignis von Golgatha eintrat. Da erschien der Christus in der
Welt, die der Mensch nach dem Tode betritt. In dieser Welt war der Einfluß des Ahriman
noch viel stärker, als er in der Welt war, die hier auf der Erde zwischen Geburt und Tod zu
sehen ist. Gerade in der Welt zwischen dem Tode und der neuen Geburt wirkten mit einer
furchtbaren Gewalt und Macht die Einflüsse des Ahriman auf den Menschen. Und wenn
nichts anderes eingetreten wäre, so wäre der Mensch zwischen dem Tode und der neuen
Geburt in dem Schattenreiche - wie es mit Recht der alte Grieche empfunden hat -
allmählich verfinstert worden. Eine unendliche Vereinsamung und Zurückführung auf die
menschliche Egoität wäre eingetreten in dem Leben zwischen Tod und neuer Geburt. Und
der Mensch würde bei der Wiederverkörperung so in sein Leben hineingeboren werden, daß
er zu einem krassen, zu einem furchtbaren Egoisten geworden wäre. So ist es daher mehr als
eine bloß bildliche Redeweise, daß nach dem Ereignis von Golgatha, in dem Moment, als auf
Golgatha das Blut aus den Wunden rann, der Christus in der jenseitigen Welt, in dem
Schattenreiche erschien und Ahriman in Fesseln legte. Wenn auch der Einfluß Ahrimans
blieb, und im Grunde auf ihn alle materialistische Denkweise der Menschen zurückzuführen
ist, wenn auch dieser Einfluß nur dadurch paralysiert werden kann, daß die Menschen das
Ereignis von Golgatha in sich aufnehmen, so ist doch dieses Ereignis das geworden, aus dem
die Menschen Kraft saugen, um dadurch wieder hineinzukommen in die geistig-göttliche
Welt.“ (Lit.:GA 107, S. 171)

Ahrimanische Kultur im Westen


In der Vergangenheit spielte Luzifer eine wichtige, der weisen Weltenlenkung entsprechende
und heute immer noch nachwirkende Rolle bei der Entwicklung der Kultur. Eine ebenso
wichtige Aufgabe kommt jetzt und in der weiteren Zukunft Ahriman zu. Dieses ahrimanische
Element in die Kultur einzuführen, ist die Aufgabe des Westlichen Welt, namentlich
Amerikas.

„Und im Westen finden wir nach der weisen Weltenlenkung überall die Seelen eingetaucht
in das ahrimanische Element. Am stärksten finden wir das in Amerika. In Amerika besteht die
Tendenz, eine Kultur zu entwickeln, die ganz untertaucht in das materialistische, das
ahrimanische Element, die ganz durchsetzt wird - selbst da, wo nach Spiritualismus gestrebt
wird - von rein materiellen Anschauungen. Selbst da, wo man nach Geistigem strebt, will
man dort die Geister handgreiflich nach spiritistischer Art vor sich haben. Das wird immer
stärker werden, und die Sehnsucht nach dem Handgreiflichen wird immer größer werden.
Sie wird auch den Westen Europas nach und nach ergreifen. Da wird die Mission erfüllt
werden, das ahrimanische Element einzuführen in die Kultur.“ (Lit.:GA 159, S. 236)

Schutz vor Ahriman


"Auf welche Weise kann man sich vor Ahriman schützen? Indem man zufrieden ist mit dem,
was einem beschieden ist:

Erfreue dich dessen, was dir gewährt ist;


entbehre gern, was dir nicht beschert ist!

Dann kann Ahriman nicht an uns heran. Man soll nicht wunschlos sein, kein Asket, der die
Welt flieht, aber auch nicht voller Freude [nur], sondern die Waage halten zwischen beiden;
das gibt die rechte Stimmung für den Esoteriker." (Lit.: GA 266c, S. 177)
In Rudolf Steiners Mysteriendrama „Die Prüfung der Seele“ spricht Maria ganz klar aus, dass
es nur ein Gebiet im Geisterland gibt, in dem das Schwert gegen Ahriman geschmiedet
werden kann. Es ist das Reich, in dem die Menschenseelen sich aus Verstandeskräften
Wissen bilden und zur Geistesweisheit umgestalten:

Es gibt nur Ein Gebiet im Geisterland,


In dem das Schwert geschmiedet werden kann,
Vor dessen Anblick du verschwinden mußt.
Es ist das Reich, in dem die Menschenseelen
Sich aus Verstandeskräften Wissen bilden
Und dann zur Geistesweisheit umgestalten.
Und kann ich mir in diesem Augenblicke richtig
Das Wahrheitswort zum Schwerte schmieden,
So wirst du diesen Ort verlassen müssen.
(Lit.:GA 14, S. 265)

Die Erlösung Ahrimans


Luzifer kann durch die vom Egoismus befreite Liebe erlöst werden. Ahriman hingegen kann
erlöst werden, wenn er sein Wesen im Spiegel des menschlichen Denkens wiederfindet.

„Die Erlösung des Luzifer geschieht durch die Liebe, durch die höhere Liebe, welche frei von
Egoismus ist. Die Erlösung des Ahriman geschieht durch das Denken.“ (Lit.:GA 266c, S. 167)

und weiter

„Die Erlösung des Ahriman geschieht durch das Denken. - Als Mittel gegen zu starke
ahrimanische Angriffe ist das Durchdenken des ersten Kapitels des Johannes-Evangeliums
sehr zu empfehlen: «Im Anfang war das Wort...» und das achte Kapitel.“ (Lit.:GA 266c, S.
167)

In Rudolf Steiners viertem Mysteriendrama «Der Seelen Erwachen» weist Benedictus den
Weg zur Erlösung Ahrimans:

Er strebt das Menschendenken zu verwirren,


Weil er in ihm die Quellen seiner Leiden
Durch einen altvererbten Irrtum sucht.
Er weiß noch nicht, daß ihm Erlösung nur
In Zukunft werden kann, wenn er sein Wesen
Im Spiegel dieses Denkens wiederfindet.
(Lit.:GA 14, S. 542f)
Kältewesen
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(Weitergeleitet von Ahrimanische Kältewesen)
Ahrimanische Kältewesen sind abnorme Elementarwesen, die den Menschen verdichten und
leiblich und seelisch erstarren lassen und Stoffliches und Geistiges untrennbar miteinander
verschmelzen wollen, treten den luziferischen Wärmewesen entgegen, die ganz besonders
auf das menschliche Fühlen wirken und dieses mit einem ungeheuren Lustgefühl aufsaugen
lassen wollen von der Wärme, die eng mit dem menschlichen Fühlen zusammenhängt. Nur
wenn der Geistesschüler diese beiden Kräfte im rechten Gleichgewicht halten kann, vermag
er bewusst in die geistige Welt einzutreten.

„So wie es mit dem Lichte in bezug auf das Denken ist, so ist es mit der Wärme in bezug auf
das Fühlen. Derjenige, der mit Bezug auf das Fühlen vor den Hüter der Schwelle hintritt, der
wird gewahr, wie er in einen Kampf eintritt zwischen dem Warmen und dem Kalten: wie das
Warme fortwährend verlockt unser Fühlen, denn es möchte dieses Fühlen in sich aufsaugen.
Wie die Lichtwesen, die luziferischen Lichtwesen mit uns gewissermaßen von der Erde
fortfliegen, zum Lichte wollen, so wollen die luziferischen Wärmewesen unser Fühlen
aufsaugen in der allgemeinen Weltenwärme. Alles Fühlen der Menschen soll den Menschen
verlorengehen und aufgesogen werden in der allgemeinen Weltenwärme.

Und verlockend ist das aus dem Grunde, weil vorhanden ist, was der die
Einweihungswissenschaft Empfangende gewahr wird, wenn er mit seinem Fühlen vor die
Schwelle hintritt: dann erscheinen die Wärmewesen, die in Überfülle, im Übermaß dasjenige
dem Menschen geben wollen, was eigentlich sein Element ist, in dem er lebt: die Wärme. Sie
wollen sein ganzes Fühlen aufsaugen lassen von der Wärme. Das aber, indem es der Mensch
gewahr wird - er tritt ja hin vor die Schwelle, diese Wärmewesen sind da, er wird warm,
warm, warm, er wird ganz selber Wärme, er fließt über in die Wärme -, das ist eine
Riesenlust, das ist das Verlockende. All das rieselt fortwährend durch den Menschen. Und all
das muß man wissen. Denn ohne daß man weiß, diese Verlockung in der Wärmelust ist da,
ist es unmöglich, daß man eine freie Aussicht in das Geisterland gewinne.

Und die Feinde dieser luziferischen Wärmewesen sind die ahrimanischen Kältewesen. Diese
ahrimanischen Kältewesen, sie ziehen den Menschen an, der sich noch ein Bewußtsein
davon erhält, wie gefährlich es ist, in der Wärmelust zu verschweben. Er möchte in die
gesundende Kälte eintauchen. Da gerät er in das andere Extrem: da kann die Kälte ihn
verhärten. Und dann entsteht, wenn die Kälte in dieser Situation, in dieser Lage an den
Menschen herantritt, dann entsteht unendlicher Schmerz, der gleich physischem Schmerz
ist. Physisches und Psychisches, Stoffliches und Geistiges werden eins. Der Mensch erlebt die
Kälte als sein ganzes Wesen in Anspruch nehmend, wie zerreißend in maßlosem Schmerz.“
(Lit.:GA 270a, S. 95f) Ahrimanische und luziferische Richtungskräfte
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(Weitergeleitet von Ahrimanische Richtungskräfte)

ahrimanische Richtungskräfte in den Vogelfedern.

luziferische Richtungskräfte in der Vogeleischale.


Ahrimanische und luziferische Richtungskräfte wirken gestaltend an allen Erdenwesen mit.
Die ahrimanischen Richtungskräfte wirken strahlig in Linien und zeigen sich besonders
deutlich im Federkleid der Vögel. Die luziferischen Richtungskräfte wirken hingegen in
Spiralen und zeigen sich etwa in der Form der Vogeleischale.

"Wenn Sie das Vogelei vor sich hinlegen, so können Sie sich sagen: Dadrinnen sitzt in seiner
Wesenheit Luzifer. Wenn Sie einem Vogel die Federn auszupfen, dann können Sie sagen:
Hier habe ich das reinste Bild der ahrimanischen Richtungskräfte. Da wirken die
ahrimanischen Richtungskräfte, auch bei den feinen, daunenhaften Federchen, die Sie beim
auskriechenden Küchlein finden. Da haben schon die ahrimanischen Kräfte durch die Schale
hindurch gewirkt. Sie waren schon im Kampfe mit demjenigen, was sich durchaus nicht von
Federn durchziehen lassen will. Wenn Sie also das Federkleid des Vogels betrachten, dann
haben Sie das reinste Bild des Ahrimanischen.

Daher können Sie sagen: Schaue ich ein Ei an, so verhüllt sich mir Luzifer. Er verrät sich mir
nur durch die äußere Gestalt, die er abwirft, durch dasjenige, was an Materie ausgeworfen
wird in gewisser Weise. - Was also abfällt, ob es eine Vogeleischale ist, ob es eine
Schlangenhaut ist, die abgeworfen wird und so weiter, das ist aus dem luziferischen Prinzip,
aus den luziferischen Kräften herausgeworfen. In dem, was da abgeworfen wird, kann man
noch etwas sehen von der eigentlichen Gestaltung der luziferischen Kräfte. Sie wirken
eigentlich, wenn sie rein wirken, in Spiralen. Und in demjenigen, was Sie als Federkleid
haben, oder was Sie überhaupt so haben, daß es von außen sich in das Leibliche
hineinversetzt, da haben Sie das Ahrimanische. Das wirkt in seinen Richtungskräften
tangential. Nehmen Sie einen Pfauenschwanz und betrachten Sie ihn recht genau und
denken Sie sich dabei: Das ist das reinste Bild von ahrimanischen Richtekräften.

Nun, natürlich müssen Sie sich klar sein darüber, daß überall Luzifer und Ahriman
ineinander- und durcheinanderwirken, daß wir also nur Bilder davon haben. Aber diese
Bilder sind tatsächlich im Vogelgeschlechte am allerschönsten zu haben; denn wir brauchen
nur dieses Vogelgeschlecht so zu betrachten, wie ich es eben hingestellt habe." (Lit.: GA 205,
S. 213f) Anonym
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Biografie Rudolf Steiner


Martin von Mackensen: Ein Vortrag für die Landbauschüler am Dottenfelderhof
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Gottessöhne und Menschentöchter
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(Weitergeleitet von Ahrimanische Versuchung)

„Es sahen die Gottessöhne, wie schön die Töchter der Menschen waren“, Plastik von Daniel
Chester French (ca. 1923)
Die Gottessöhne und Menschentöchter, die eine unheilsame Verbindung eingingen, aus der
das Geschlecht der Riesen hervorging, die zugleich die berühmten Heroen der Vorzeit waren,
werden im 6. Kapitel der Genesis erwähnt. Unmittelbar danach wird Noah die
bevorstehende Sintflut angekündigt, durch die die alte Atlantis unterging. Nachdem die
Menschen etwa in der Mitte der lemurischen Zeit durch die luziferische Versuchung und den
damit verbundenen Sündenfall aus den Paradies vertrieben worden waren, gerieten sie nun
immer stärker unter ahrimanischen Einfluss und verstrickten sich durch diese ahrimanische
Versuchung noch tiefer in die irdisch-materielle Welt.
„1 Als aber die Menschen sich zu mehren begannen auf Erden und ihnen Töchter geboren
wurden, 2 da sahen die Gottessöhne, wie schön die Töchter der Menschen waren, und
nahmen sich zu Frauen, welche sie wollten. 3 Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht
immerdar im Menschen walten, denn er ist Fleisch. Ich will ihm als Lebenszeit geben
hundertzwanzig Jahre. 4 Es waren Riesen zu den Zeiten und auch danach noch auf Erden.
Denn als die Gottessöhne zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder
gebaren, wurden daraus die Riesen. Das sind die Helden der Vorzeit, die hochberühmten.“

– Genesis: 6,1-4 LUT


Noch ausführlicher berichtet darüber das apokryphe 1. Buch Henoch:

„6: 1. Es geschah, nachdem die Menschenkinder sich gemehrt hatten in diesen Tagen, daß
ihnen herrliche und schöne Töchter geboren wurden. 2. Und als die Engel, die Söhne des
Himmels sie erblickten, erbrannten sie in Liebe zu ihnen und sprachen zueinander: Kommt,
laßt uns für uns Weiber auswählen aus der Nachkommenschaft der Menschen und laßt uns
Kinder zeugen. 3. dann sprach Samjaza, ihr Anführer, zu ihnen: ich fürchte, daß ihr vielleicht
der Ausführung dieses Unternehmens abgeneigt werdet, 4. und daß ich allein dulden müßte
für ein schweres Verbrechen. 5. Aber sie antworteten ihm und sprachen: Wir schwören alle,
6. und verpflichten uns durch Verwünschungen gegenseitig, daß wir nicht ändern unser
Vorhaben, sondern ausführen unser beabsichtigtes Unternehmen. 7. Dann schworen sie alle
einander und alle verpflichteten sich durch gegenseitige Verwünschungen. Ihre Zahl betrug
zweihundert, welche herabstiegen auf Ardis, den Gipfel des Berges Armon. 8. Dieser Berg
wurde deshalb Armon genannt, weil sie geschworen hatten auf ihm und sich gebunden
durch gegenseitige Verwünschungen. 9. Dies sind die Namen ihren Häupter: Samjaza,
welcher ihr Führer war, Urakabarameel, Akibeel, Tamiel, Ramuel, Danel, Azkeel, Sarakujal,
Afael, Armers, Batraal, Anane, Zavebe, Samsaveel, Ertael, Turel, Jomjael, Arazjal. Dies waren
die Vorsteher der zweihundert Engel und die Übrigen waren mit ihnen.

7: 1. Dann nahmen sie Weiber, ein jeder wählte sich; ihnen begannen sie sich zu nahen und
ihnen wohnten sie bei, lehrten sie Zauberei, Beschwörungen und das Teilen von Wurzeln
und Bäumen. 2. Und die Weiber empfingen und gebaren Riesen, deren Länge dreihundert
Ellen betrug. 3. Diese verschlangen allen Erwerb der Menschen, bis es unmöglich wurde, sie
zu ernähren. 4. Da wandten sie sich gegen Menschen, um sie zu essen, 5. und begannen zu
verletzen Vögel, Tiere, Gewürm und Fische, ihr Fleisch zu essen eins nach dem andern und zu
trinken ihr Blut. 6. Dann tadelte die Erde die Ungerechten.“

– 1. Buch Henoch 6-7


Louis Claude de Saint-Martin, der bedeutende Schüler von Jakob Böhme, sprach in diesem
Zusammenhang von dem «ursprünglichen menschlichen Ehebruch»:

„Da spricht er von dem «ursprünglichen menschlichen Ehebruch». Dieser Ehebruch habe
einmal stattgefunden in der Zeit, in welcher ein Verkehr zwischen Mann und Weib in
sexueller Beziehung auf der Erde noch nicht stattgefunden hat. Also einen gewöhnlichen
Ehebruch meint er nicht; er meint etwas ganz anderes, er meint etwas, worüber er einen
sehr starken, dichten Schleier webt, etwas, worauf etwa die Bibel deutet, indem sie sagt:
«Und die Söhne der Götter fanden, daß die Töchter der Menschen schön waren, und
verbanden sich mit ihnen.» Es ist ja dasjenige Ereignis, durch das dann die ganze Verwirrung
in der atlantischen Welt stattfindet, das auch in einem geheimnisvollen Zusammenhang
steht damit, daß der Mensch seine elementargeistige Natur versinnlicht hat. Man kann
dieses Ereignis, das Saint-Martin «den ursprünglichen Ehebruch» nennt, eben nur andeuten;
er deutet es auch nur an.“ (Lit.:GA 177, S. 113)

Näher erläutert Rudolf Steiner den geistigen Hintergrund dieser Geschehnisse so:

„Wir müssen, wenn wir in die Evolution der Menschheit zurückblicken, auf menschliche
Zustände sehen mit dem okkulten Blick, in denen die Menschen viel geistigere Wesen waren,
als sie später geworden sind; denn wir haben es in gewisser Weise mit einem Herabsteigen
aus der geistigen Welt in die materielle Welt zu tun. Dieses Herabsteigen geschieht nicht für
alle Menschen in der gleichen Zeit, sondern langsam und allmählich; sodass Menschen der
einen Art früher – sagen wir besser: Menschenseelen der einen Art früher, andere später in
die physische Erdenmaterie heruntersteigen.

Nun gibt es einen ganz bestimmten Zeitpunkt unserer Erdentwicklung, in dem die
Bedingungen so waren, dass, wenn vor diesem Zeitpunkt eine Menschenseele zur dichtesten
physischen Verkörperung heruntergestiegen wäre, so hätte sie müssen in der weiteren
Evolution einen niedereren Typus von Menschen darstellen als die Seelen, welche später
heruntergestiegen sind – sich also Zeit gelassen haben, bis die entsprechenden Bedingungen
eingetreten waren. Sodass also durch die zu früh sich verkörpert habenden Seelen Rassen
begründet worden sind, welche einen niederen Typus der Menschheit darstellen [als] jene
Seelen, welche sich lange genug in der geistigen Sphäre gehalten haben und zur physischen
Verkörperung erst gekommen sind, als die Bedingungen da waren. Die haben jene Typen
von Menschen begründet, die eigentlich die Träger der Menschenkultur geworden sind.

Nun trat aber das ein, dass zu früh Menschenseelen herunterstiegen, also in einer sehr weit
zurückliegenden Urzeit wirklich ein niedrigerer Menschentypus da war, als der richtige. Da
entstand aber eine Vermischung zwischen denjenigen Seelen, die richtig gewartet hatten,
und denjenigen, die nicht gewartet hatten. Und auf diesen Zeitpunkt, in dem diese
Vermischung entstand, spielen die Bibel und das Buch Henoch an, spielen darauf an, dass es
der Menschheit in ihrer gesamten Evolution besser gegangen wäre, wenn einfach die
Menschen, welche abstammten von einem solchen Menschentypus – für den die Seelen
genügend lange gewartet haben –, wenn diese hätten die anderen Seelen, die niedriger
waren, aussterben lassen und die Entwicklung nach dem Aussterben dieser Typen vor sich
gegangen wäre. Die Seelen dieser Typen wären dann nicht verloren gegangen, sie wären
übergegangen in die anderen. Es wurde ein Zustand konserviert, der nicht hätte konserviert
werden sollen; konserviert dadurch, dass sich Menschen höherer Typen vermischten mit
Menschen niedrigerer Typen.“ (Lit.:GA 244, S. 409f)

„Wir suchen mit einem gewissen Rechte die Manifestationen, die Offenbarungen Luzifers in
alledem, was ausgedrückt ist in den menschlichen Emotionen, was in den menschlichen
Leidenschaften, Empfindungen und so weiter sich darlebt. Als mehr aus dem Innern heraus
wirksam betrachten wir das Luziferische. Als Eva daranzugehen hatte, sich selber schön zu
machen, um selber schön zu scheinen, um das Wesen zu sein, das als solches sich selber
schön findet und durch seine Schönheit die Versuchung bewirken kann, da mußte eben
Luzifer mitwirken. Als das andere eintreten sollte im Laufe der Erdenentwickelung, daß die
Söhne der Götter die Töchter der Menschen schön finden sollten, also das Objekt schön
finden sollten, da mußte Ahriman wirken. - Um Eva so zu durchdringen, daß sie sich schön
fühlte und durch ihre Verführung schön wirken konnte: Luzifer. Damit das Objekt schön
befunden werden und wirken konnte von außen als Schönes, dazu war Ahriman notwendig.
Das erstere fällt in die lemurische Zeit, das zweite in die atlantische Zeit.“ (Lit.:GA 170, S.
228f)

„Die erste Tatsache liegt in der lemurischen Zeit, die zweite liegt in der atlantischen Zeit. Wir
wollen sie heute nur, soweit wir sie brauchen, charakterisieren. Die Tatsache der
lemurischen Zeit, von einem gewissen Gesichtspunkte aus gekennzeichnet, besteht darin,
daß durch all die Ereignisse, die nachgelesen werden können in der «Geheimwissenschaft im
Umriß» oder in unseren Zyklen, die Menschen gewissermaßen tiefer in die Materie herein
sich organisiert haben, als es vorausbestimmt war. Das ist geschehen durch den luziferischen
Impuls. Durch diesen Impuls ist gewissermaßen die eine der Absichten erfüllt worden, auf
die Mephistopheles hinweist mit dem, wovon er sagt, daß er es mit den andern zusammen
unternommen habe in tiefverruchten Stunden, als Vernichtung ersonnen wurde dem
menschlichen Geschlecht. Damit, daß die Menschheit sich tiefer in die Materie
hereinorganisierte, als es ihr eigentlich vorbestimmt war, verband sich das menschliche
Bewußtsein mit alldem, was das Dasein des Menschen in der Erdenentwickelung bedeutet,
in anderer Weise, als es hätte sein sollen. Wir haben öfter darauf hingewiesen, daß dadurch,
daß dieser luziferische Impuls gegeben worden ist, der Mensch ein ganz anderes Bewußtsein
verbindet mit der Generation, mit der geschlechtlichen Fortpflanzung. Es wurde dazumal
sozusagen die geschlechtliche Fortpflanzung in das Bewußtsein hereingeholt, und dadurch
wurde sie in gewissem Sinne, man kann schon sagen aus einer übersinnlichen Tatsache zu
einer sinnlichen Tatsache gemacht. Das ist das erste.

Die Tatsache, die dann in der atlantischen Zeit vorliegt, besteht darin, daß, indem der
Mensch nun schon in der Sinnlichkeit tiefer organisiert war, als es ihm vorbestimmt war, er
seinen ganzen Organismus so ausbildete, daß die Verahrimanisierung, könnte man sagen, so
stattfinden konnte, wie wir es oftmals beschrieben haben, daß der Mensch seine geistigen
Kräfte mit den sinnlich-physischen Naturkräften und Naturtatsachen verband. Sie wissen,
daß in der Bibel die erste Tatsache ausgedrückt wird durch das Bild, das gegeben wird über
die luziferische Verführung, das in den Worten hauptsächlich charakterisiert ist, die Luzifer
spricht mit Bezug auf das Menschengeschlecht: Eure Augen werden aufgetan sein, und ihr
werdet unterscheiden das Gute und das Böse. - Eure Augen werden aufgetan sein - in
diesem Hereinnehmen der Sinnlichkeit in das Bewußtsein mit dem Aufgetanwerden der
Augen liegt eben der Fall der Menschheit in die Materie. Also jetzt war die Menschheit tiefer
in die Materie hineingefallen, als es ihr vorbestimmt war. Es war der Menschheit
vorbestimmt, zu schauen die materielle Welt von außerhalb der materiellen Welt. Durch die
luziferische Verführung ist die Menschheit gesunken in die materielle Welt, und durch das
Ahrimanische der atlantischen Zeit ist dann innerhalb des Materiellen eine Verwandtschaft
des Menschen mit dem Materiellen eingetreten, die nur gewissermaßen im geistigen
Gegenbild oben hätte stattfinden sollen. Was sich oben hätte vollziehen sollen,
gewissermaßen schwebend über dem Materiellen, hat sich in dem Materiellen vollzogen.

Das erste also ist dadurch ausgedrückt, daß über dem Menschen die Worte gesprochen
worden sind: Eure Augen werden auf getan sein, und ihr werdet unterscheiden - äußerlich -
in der sinnlichen Anschauung das Gute und das Böse. - Das zweite wird ausgedrückt in der
Bibel, wie Sie wissen, dadurch, daß gesagt wird: Und die Söhne der Götter fanden, daß die
Töchter der Menschen schön seien, und sie verbanden sich mit ihnen in der Materie. - Das
ist das biblische Wort, welches, ich möchte sagen mit Anlehnung an den Menschen und das,
was im Menschen wohnt, eine breite Tatsache ausdrückt. Denn in dieser breiten Tatsache ist
alles ahrimanische Wirken im Menschengeschlecht zugleich mit inbegriffen. Durch dieselbe
Kraft, mit der die himmlische Liebe hineingesunken, -gezogen ist in die Materie und zur
irdischen Liebe geworden ist, durch die Kraft, die der Tatsache der Verwandlung der
himmlischen Liebe zur irdischen Liebe zugrunde liegt, durch diese Impulse, diese Tatsache
wurde zugleich das bewirkt, daß in einer irdischen Weise der Intellekt des Menschen sich
verbindet mit der Materie und die materialistische Form der Wissenschaft schafft. Ohne daß
die ahrimanischen Impulse im Menschen Platz gegriffen hätten, die ausgedrückt werden
durch ihre gewissermaßen menschlichste Tatsache: Und die Söhne der Götter fanden, daß
die Töchter der Menschen schön seien, und sie verbanden sich mit ihnen im Fleische -, ohne
daß die Impulse in das Menschengeschlecht eingezogen wären, wären auch die Impulse
nicht eingezogen, die den menschlichen Intellekt dazu verwenden, alle möglichen
Instrumente zu erzeugen, die nur Zusammenfügungen von materiellen Kräften sind, und die
darin bestehen, daß man bloß maschinenmäßig alles mögliche erzeugt zu jedem beliebigen
Zwecke, wenn auch dieser Zweck die Vernichtung des menschlichen Geschlechtes ist. Es
würde, wenn diese ahrimanische Verführung nicht geschehen wäre, nicht möglich geworden
sein auf der Erde, daß Mordinstrumente und dergleichen ersonnen worden wären, weil,
wenn die Menschen die Verwandtschaft behalten hätten zwischen dem Intellekt und dem
Schaffen da oben, nicht da unten in der Materie, sie auch nicht den Intellekt in die Materie
hineingießen würden, um solche Gebilde zu schaffen, wie sie in unseren bloß dämonischen
Mechanismen geschaffen werden, die eine immer größere Rolle in der Vermaterialisierung
der menschlichen Kultur spielen. So wie alles, was Verwirrungen und Verirrungen des
menschlichen Affekt-, Leidenschaftslebens ist, des menschlichen emotionellen Lebens,
ausgedrückt ist durch die Tatsache: Und Eure Augen werden auf getan sein, und ihr werdet
unterscheiden — äußerlich, sinnlich unterscheiden — das Gute und das Böse -, so sind alle
die Tatsachen, die gewissermaßen aus dem Hochmut der Menschen heraus und aus der
ahrimanischen Natur der Menschen heraus wie große Fortschritte der Menschheit
angestaunt werden, die rein mechanische Kultur, aus demselben Prinzip, aus dem heraus ist,
was angedeutet ist in der Bibel: Und die Söhne der Götter fanden, daß die Töchter der
Menschen schön seien, und sie verbanden sich mit ihnen im Fleische. - Die Urkunden
drücken diese Dinge in ihrer Art aus. Auf einem gewissen Gebiete leuchten sie dahin, wo
diese Impulse liegen, aber diese Impulse sind im weiten Umkreise geltend. Im jetzigen
Zeitalter, wo die Menschheit Luziferisches und Ahrimanisches überwinden soll — und dieses
muß voll erkannt werden -, in unserer Zeit muß eine klare Einsicht immer mehr und mehr
Platz greifen über das, was da geworden ist durch das Auftun der Augen, durch das
Verbinden der Göttersöhne mit den Töchtern der Menschen, das heißt, durch das
Heruntersteigen der himmlischen Liebe zur irdischen Liebe. Ein klares Verständnis muß sich
darüber verbreiten.“ (Lit.:GA 272, S. 298ff)

Kain und Abel und die Rakshasas

Ein Rakshasa, dargestellt in einem Yakshagana, einem Tanztheater mit mythologischer


Handlung
→ Siehe auch: Kain und Abel-Imagination
Rudolf Steiner spricht in diesem Zusammenhang auch von den Rakshasas, den dämonischen
teuflischen Wesen der indischen Mythologie, die nach der Teilung der Menschheit in ein
männliches und ein weibliches Geschlecht durch die Verbindung der Söhne Abels bzw. Seths
mit dem Irdischen entstanden. Mit der Abelströmung ist die weibliche, transzendente,
religiöse Weisheit gemeint. Es galt deswegen zu jener Zeit als Sünde sich mit dem Irdischen
zu verbinden, wenn man sich dem Göttlichen geweiht hatte, wenn man also einen
spirituellen Lebensweg gehen wollte.

„Jetzt ist der Mensch mit der Erde völlig verbunden, so daß ein Gegensatz zwischen Kain und
Abel, ein Gegensatz zwischen Göttersohn und Sohn des physischen Planes ist, wobei die
Söhne von Abel-Seth die Göttersöhne, die Söhne Kains die Söhne des physischen Planes
darstellen.

Sie werden nun begreifen, daß das Ereignis von Kain und Abel zwischen Adam und Seth
hineinfällt. Es ist da ein neues Prinzip in den Menschen eingetreten, das Prinzip der
Erblichkeit, der Erbsünde, des der vorhergehenden Generation Unähnlichseins.

Göttersöhne sind aber noch geblieben. Nicht alle Abels sind aus der Welt gescharrt. Und nun
sehen wir, was auf die Erde gekommen ist dadurch, daß Kain auf die Frage: «Wo ist dein
Bruder Abel?» antwortet: «Bin ich denn der Hüter meines Bruders?» - Das hätte früher
niemals ein Mensch gesagt. Das sagt nur ein Verstand, der gleichsam wie akustisch [?] auf
das Spirituelle reagiert. Jetzt mischt sich das Prinzip des Kampfes, das Prinzip des
Gegensatzes in das Prinzip der Liebe; jetzt ist der Egoismus geboren: «Bin ich denn der Hüter
meines Bruders?»

Die Abels, die geblieben sind, die waren die Göttersöhne; sie blieben dem Göttlichen
verwandt. Aber sie mussten sich jetzt hüten, einzugehen in das Irdische. Und damit begann
das Prinzip, das für denjenigen, der sich dem Göttlichen geweiht hat, zum Prinzip der Askese
wird. Eine Sünde wird es, wenn er sich verbindet mit denjenigen, welche sich der Erde
geweiht haben. Eine Sünde ist es, wenn «die Göttersöhne Gefallen finden an den Töchtern
der Menschen aus dem Geschlechte des Kain».

Daraus ging ein Geschlecht hervor, das gewöhnlich in den öffentlichen Büchern des Alten
Testamentes nicht einmal erwähnt, sondern nur angedeutet wird: ein Geschlecht, das für
physische Augen nicht wahrnehmbar ist. Es wird in der okkulten Sprache «Rakshasas»
genannt und ist ähnlich den «Asuras» der Inder. Es sind das teuflische Wesen, die wirklich
vorhanden waren und verführend auf die Menschen wirkten, so dass das menschliche
Geschlecht selbst herabkam. Diese «Poussade» der Göttersöhne mit den Töchtern der
Menschen gab ein Geschlecht, welches besonders verführend wurde für die vierte
Unterrasse der Atlantier, die Turanier, und zum Untergange des Menschengeschlechtes
führte. Einiges wird hinübergerettet in die neue Welt. Die Sintflut ist die Flut, welche Atlantis
vernichtet hat. Die Menschen, die verführt waren von den Rakshasas, waren nach und nach
verschwunden.

Jetzt muss ich etwas sagen, was Ihnen jedenfalls sehr eigenartig erscheinen wird, was aber
unendlich wichtig ist zu wissen, was von einer ganz besonderen Bedeutung ist und ein
okkultes Geheimnis durch viele Jahrhunderte hindurch war für die Außenwelt, und was für
den Verstand der meisten unglaublich erscheinen wird, aber trotzdem wahr ist. Ich kann
Ihnen die Versicherung geben, dass jeder Okkultist sich oft überzeugt in dem, was wir die
Akasha-Chronik nennen, ob das so ist. Aber es ist so.
Diese Rakshasas sind vorhanden, sie sind wirklich vorhanden gewesen - tätig, aktiv - als
Verführer der Menschen. Sie haben gewirkt auf die menschlichen Leidenschaften bis zu dem
Zeitpunkte, wo sich in Jesus von Nazareth der Christus inkarnierte und in einer menschlichen
Leiblichkeit das Buddhiprinzip selbst gegenwärtig geworden ist auf der Erde. Nun mögen Sie
das glauben oder nicht: das hat eine kosmische Bedeutung, das hat eine Bedeutung, die
hinausreicht über den irdischen Plan. Die Bibel drückt das nicht umsonst so aus: Christus ist
in die Vorhölle hinabgestiegen. - Da waren nicht mehr menschliche Wesen, er hatte es mit
geistigen Wesen zu tun. Die Wesen der Rakshasas kamen dadurch in einen Zustand der
Lähmung und Lethargie. Sie wurden gleichsam im Zaume gehalten, so dass sie unbeweglich
wurden. Dies konnten sie nur dadurch werden, dass ihnen von zwei Seiten her
entgegengewirkt wurde. Das wäre nicht möglich gewesen, wenn in Jesus von Nazareth nicht
zwei Naturen vereinigt gewesen wären: auf der einen Seite der alte Chela, der ganz
verbunden war mit dem physischen Plan, der auch auf dem physischen Plane wirken konnte
und durch seine Kräfte ihn im Gleichgewicht halten konnte und auf der anderen Seite der
Christus selbst, ein reines Geistwesen. Das ist das kosmische Problem, das dem Christentum
zugrunde liegt. Es ist damals auf okkultem Felde etwas geschehen; es ist dies die Bannung
der Feinde des Menschentums, nachklingend in der Sage des Antichrist, der gefesselt wurde,
aber wieder erscheinen wird, wenn ihm nicht das christliche Prinzip in seiner
Ursprünglichkeit wieder entgegentritt.

Der ganze Okkultismus des Mittelalters strebte danach, die Wirkung der Rakshasas nicht
heraufkommen zu lassen. Diejenigen, welche auf höheren Planen sehen können, haben
schon längst vorhergesehen, dass der Zeitpunkt, wo es geschehen kann, am Ende des 19.
Jahrhunderts, an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert, eintreten kann. Nostradamus, der
in einem Turm arbeitete, der oben offen war, der auch Hilfe in der Pest brachte, war
imstande, die Zukunft vorherzusagen. Er schrieb eine Anzahl prophetischer Verse, in denen
Sie den Krieg von 1870 und manches über Marie-Antoinette als bereits erfüllte
Prophezeiungen nachlesen können. In diesen Centurien des Nostradamus steht auch
folgendes (Centurie 10,75): Wenn das 19. Jahrhundert zu Ende sein wird, wird einer der
Hermesbrüder von Asien erscheinen und wird die Menschheit wieder vereinen. - Die
Theosophische Gesellschaft ist nichts anderes als eine Erfüllung dieser Prophezeiung des
Nostradamus. Die Entgegenwirkung gegen die Rakshasas und die ursprünglichen Mysterien
wieder aufzurichten, ist ein Bestreben der Theosophischen Gesellschaft.“ (Lit.:GA 93, S. 37ff)

"In der Anthroposophie spricht man von der Ahriman-Schule als die geistige Versammlung
um Ahriman, die als Gegeneinrichtung zur geistigen Michael-Schule gebildet wurde. Seit dem
Anbruch der Neuzeit ist die Aktivität aus dieser geistigen Bastion stark angestiegen, sodass
nicht nur geistige Wesen, sondern auch Menschenseelen sich der Ahriman-Schule
angeschlossen haben. Die Wirksamkeit der Ahriman-Schule hat sich über, um und in der
Erde verbreitet. Wo sie sich irdisch fokussiert, kann das als negative Ausstrahlungsorte z. B.
geomantisch festgestellt werden."[1] Als geologisch besonders geeigneter Ort für die
Impulse Ahrimans gilt Amerika.

„Während Michael oben seine Scharen schulte, wurde eine Art unterirdischer, unmittelbar
unter der Oberfläche der Erde liegende ahrimanische Schule gegründet. Und wenn von
Michael jetzt gerade in dieser Zeit keine Impulse herunterströmten, um die Intelligenz
himmlisch zu inspirieren, wenn die Intelligenz auf der Erde sich zunächst selbst überlassen
war, so bemühten sich um so mehr die ahrimanischen Scharen, von unten herauf Impulse in
die intelligente Menschheitsentwickelung hineinzusenden.“ (Lit.:GA 240, S. 191)

Margarita Woloschin: Erzengel Michael


Die Michaelschule wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts durch den Erzengel Michael nicht
als äußere irdische Institution, sondern als rein übersinnliche geistige Gemeinschaft in der
geistigen Welt begründet. Michael hatte diese übersinnliche Schule ins Leben gerufen,
nachdem seit dem 8. Jahrhundert die kosmische Intelligenz, die er zu verwalten hatte, immer
mehr auf die Erde herabgestiegen, in den menschlichen Intellekt eingezogen und dort immer
mehr von Ahriman ergriffen worden war.

Als Ergebnis dieser Michael-Schule entfaltete sich Ende des 18. und in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts in der übersinnlichen Welt in gewaltigenen Imaginationen jener Michael-
Kultus, aus dem die entscheidenden Impulse zur Begründung der Anthroposophie flossen
und der sich zuvor schon in abgeschwächter Form in Goethes Märchen widerspiegelte.

"Im 8. nachchristlichen Jahrhundert war es ja so, daß diejenigen, die um Michael waren,
sahen, wie das Substantielle, das Michael bis dahin bewahrte, nunmehr unten auf der Erde
ist. Nun tritt aber eine besondere Zeit ein, eine Zeit, welche uns Michael, den
hervorragendsten Archangelos der Sonne, innerhalb dieser Sonne so zeigt, daß er seine
Verwaltung der kosmischen Intelligenz von der Sonne fortgegangen weiß; daß er weiß: auch
die Angelegenheiten sind geordnet, welche die weitere Entwickelung dieser Intelligenz auf
der Erde fortführen können. Diese Zeit tritt etwa im 16., 17. nachchristlichen Jahrhundert
ein. Da ist sozusagen Michael frei von seinen früheren Obliegenheiten im Kosmos. Jetzt aber,
da Gabriel seine Herrschaft ausübte, war Michael in der besonderen Lage, von der Sonne aus
bei den irdischen Angelegenheiten nicht mitwirken zu können. Das ist für einen führenden
Archangelos eine ganz besondere Lage: zu sehen, daß seine Tätigkeit, die durch lange
Zeiträume hindurch ausgeübt worden ist, sozusagen aufgehört hat. Und so kam es, daß
Michael zu den Seinigen sagte: Es ist notwendig, daß wir für die Zeit, in der wir nicht Impulse
auf die Erde schicken können, uns eine besondere Aufgabe suchen, eine Aufgabe suchen
innerhalb der Sonnenregion. Das war etwas, was sozusagen herausfiel aus all den sonstigen,
regelmäßig fortgehenden Taten unter Göttern und Menschen. Die mit Michael verbundenen
Seelen die führenden Menschenseelen der Alexanderzeit, diejenigen der großen
Dominikanerzeit und die, welche sich als weniger führende um sie geschart hatten, und eine
große Anzahl von strebenden, sich entwickelnden Menschen im Verein mit führenden
Geistern –, sie fühlten sich wie herausgerissen aus dem althergebrachten Zusammenhange
mit der geistigen Welt." (Lit.: GA 240, S. 186f)

"Es fand jetzt unmittelbar unter der Führung Michaels vom 15. bis ins 18. Jahrhundert herein
eine übersinnliche Schulung statt, als deren großen Lehrer die Weltenordnung Michael
selber auserwählt hat. Dem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in mächtigen
Imaginationen verfließenden übersinnlichen Kultus, ging voran eine übersinnliche Schulung
für zahlreiche Menschenseelen, eine Schulung, deren Resultate diese Menschenseelen jetzt
in ihrem Inneren tragen, unbewußt. Das Resultat dieser Schulung kommt nur dadurch
heraus, daß diese Menschenseelen den Drang zur Anthroposophie verspüren. Und man kann
sagen: Einstmals, am Ende des 15. Jahrhunderts, versammelte Michael seine Götter- und
Menschenscharen in der Sonnenregion und sprach zu ihnen in einer Rede, die über lange
Zeiträume ausgedehnt war, etwa folgendermaßen: Seitdem das Menschengeschlecht in
menschlicher Gestalt die Erde bevölkert, hat es auf der Erde Mysterien gegeben:
Sonnenmysterien, Merkurmysterien, Venusmysterien, Marsmysterien, Jupitermysterien,
Saturnmysterien. In diese Mysterien haben die Götter ihre Geheimnisse hineingesendet;
dort sind die dazu geeigneten Menschen eingeweiht worden. So daß man auf der Erde
wissen konnte, was auf Saturn, Jupiter, Mars und so weiter vor sich geht und wie dieses, was
dort vor sich geht, in die Menschheitsentwickelung auf der Erde hineinwirkt. In instinktiver
alter hellseherischer Weise haben die Initiierten das aufgenommen, was in den Mysterien
durch Impulse an sie herangekommen ist. Das ist – so sagte Michael zu den Seinen – bis auf
wenige Traditionen hin auf der Erde verschwunden, das ist nicht mehr da. Die Impulse
können nicht mehr in die Erde hineinfließen. Einzig und allein in der untergeordnetsten
Region, in der Fortpflanzungsregion, hat noch Gabriel die Macht, die Mondeneinflüsse in die
Entwickelung der Menschheit hineinkommen zu lassen. Mehr oder weniger sind die alten
Traditionen von der Erde verschwunden und damit die Möglichkeit, die ins Unterbewußtsein
und damit in die verschiedenen Leiblichkeiten der Menschen hineingehenden Impulse zu
pflegen. Wir aber schauen nunmehr zurück auf alles das, was einstmals wie eine Gabe des
Himmels in den Mysterien an Menschen herangebracht worden ist, wir überblicken einmal
dieses wunderbare Tableau, wir schauen in den Zeitenlauf hinunter: Wir finden da die
Mysterienstätten, wir sehen, wie die himmlische Weisheit in diese Mysterien hineingeströmt
ist, wie Menschen von ihr initiiert worden sind, wie gerade von unserer geweihten
Sonnenstätte aus die kosmische Intelligenz über die Menschen so heruntergekommen ist,
daß die großen Lehrer der Menschheit Ideen, Gedanken, Begriffe gehabt haben, die spirituell
waren, die ihnen aber eininspiriert waren von unserer geweihten Sonnenstätte aus. Wir
sehen es, indem wir auf alte Epochen der Erde zurückschauen, wir sehen es nach und nach
von der Erdentwickelung verschwinden in der Alexanderzeit und ihrer Nachwirkung, und
unten sehen wir, unter den Menschen, allmählich die irdisch gewordene Intelligenz sich
ausbreiten. Aber wir haben ja diesen Anblick, der uns geblieben ist: wir schauen hin auf die
Geheimnisse, in die einstmals die Initiierten der Mysterien eingeweiht worden sind. Bringen
wir sie uns zum Bewußtsein! Bringen wir es denjenigen geistigen Wesenheiten, die um mich
herum niemals in einem Erdenleibe erscheinen, sondern nur in ätherischer Art leben, zum
Bewußtsein. Bringen wir es aber auch denjenigen Seelen, die in Erdenleibern oftmals auf der
Erde waren, jetzt aber gerade da sind und zur Michael-Gemeinschaft gehören, bringen wir es
diesen Menschenseelen zum Bewußtsein. Entwerfen wir die große Initiatenlehre, die
einstmals auf die alte Art auf die Erde durch die Mysterien niedergeströmt ist, entwerfen wir
sie vor den Seelen derjenigen, die auf intelligente Art mit Michael verbunden waren. Und da
wurde «durchgenommen» – wenn ich mich eines irdischen, in einem solchen
Zusammenhange fast trivial klingenden Ausdruckes bedienen darf –, da wurde
durchgenommen die alte Initiationsweisheit. Eine große, umfassende himmlische Schule gab
es. In ihr wurde von Michael das gelehrt, was er jetzt nicht mehr selbst verwalten konnte. Es
war etwas Ungeheures, etwas, was die ahrimanischen Dämonen auf der Erde, gerade im 15.
bis ins 18. Jahrhundert herein, in allertiefster Weise beunruhigte, was sie in furchtbare
Erregung brachte." (Lit.: GA 240, S. 188ff)

"Im Beginne des 15. Jahrhunderts entstand unter der Führung des Michael etwas – wir
müssen ja irdische Ausdrücke gebrauchen –, was man nennen könnte eine übersinnliche
Schule. Was einstmals Michael-Mysterium war, dasjenige, was in den alten Michael-
Mysterien verkündet worden war den Eingeweihten, was jetzt anders werden mußte, weil
die Intelligenz vom Kosmos ihren Weg auf die Erde gefunden hatte, das faßte in ungeheuer
bedeutsamen Zügen Michael selber für diejenigen zusammen, die er jetzt sammelte in dieser
übersinnlichen Michael-Schule. Da wurde alles das wieder lebendig in übersinnlichen
Welten, was einstmals in den Sonnen-Mysterien als Michael-Weisheit gelebt hat. Da wurde
dann in einer grandiosen Weise zusammengefaßt, was in aristotelischer Fortsetzung
Platonismus war und durch Alexander den Großen hinübergebracht war nach Asien,
hinuntergebracht war nach Ägypten. Es wurde auseinandergesetzt, wie da drinnen noch die
alte Spiritualität lebte. Da nahmen alle die Seelen, die immer mit jener Strömung verbunden
waren, jene Seelen, die eben prädestiniert waren der anthroposophischen Bewegung
anzugehören, ihr Karma für die anthroposophische Bewegung zu gestalten, an jener
übersinnlichen Lehrschule teil. Denn alles, was da gelehrt wurde, wurde unter dem
Gesichtspunkte gelehrt, daß nun auf andere Art in der Menschheitsentwickelung unten,
durch Eigen-Intelligenz der menschlichen Seele, das Michaelsmäßige ausgebildet werden
müsse. Hingewiesen wurde darauf, wie am Ende des 19. Jahrhunderts, Michael selber auf
der Erde seine Herrschaft wieder antreten würde, wie ein neues Michael-Zeitalter, das
anders werden müsse wie die anderen, beginnen werde. Denn diese anderen Michael-
Zeitalter waren eben so, daß da die kosmische Intelligenz immer sich in dem Allgemein-
Menschlichen ausgelebt hat. Jetzt aber – das sagte dazumal Michael im Übersinnlichen zu
seinen Schülern – wird es sich im Michaelzeitalter um etwas ganz anderes handeln.
Dasjenige, was Michael durch Äonen verwaltet hat für die Menschen, was er ins irdische
Dasein inspirierte, das ist ihm entsunken. Er wird es wiederfinden, wenn er Ende der
siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts seine Erdenherrschaft antreten wird. Er wird es
wiederfinden, indem eine zunächst von der Spiritualität entblößte Intelligenz unter den
Menschen unten Platz gegriffen haben wird; aber er wird es wiederfinden so, daß es
ausgesetzt ist im stärksten Maße den ahrimanischen Kräften. Im letzten Drittel des 19.
Jahrhunderts war irdisch geworden die frühere kosmische Intelligenz, da war Ahriman, der
diese Intelligenz ganz irdisch machen wollte, so daß sie fortlaufend wird in der Art, wie sie in
dem Gabrielischen Zeitalter eingeleitet worden war. Ganz irdisch werden sollte diese
Intelligenz, nur eine Angelegenheit der Generationenfolge, eine Angelegenheit der
Fortpflanzungskräfte. Das alles wollte Ahriman. Michael stieg herunter auf die Erde. Er
konnte dasjenige, was nun einmal seinen Gang in der Zwischenzeit hat machen müssen,
damit die Menschen zur Intelligenz und zur Freiheit kommen, nur auf der Erde wiederfinden,
so daß er es jetzt auf der Erde ergreifen muß, so daß er innerhalb der Erde wiederum
Herrscher wird über die Intelligenz, die aber jetzt innerhalb der Menschheit wirkt. Ahriman
gegenüber Michael, Michael in die Notwendigkeit versetzt, gegen Ahriman zu verteidigen,
was er durch Äonen hindurch zugunsten der Menschheit verwaltete – in diesem Kampfe
steht die Menschheit drinnen." (Lit.: GA 237, S. 116ff)

Die ahrimanische Gegenschule


"Während Michael oben seine Scharen schulte, wurde eine Art unterirdischer, unmittelbar
unter der Oberfläche der Erde liegende ahrimanische Schule gegründet. Und wenn von
Michael jetzt gerade in dieser Zeit keine Impulse herunterströmten, um die Intelligenz
himmlisch zu inspirieren, wenn die Intelligenz auf der Erde sich zunächst selbst überlassen
war, so bemühten sich um so mehr die ahrimanischen Scharen, von unten herauf Impulse in
die intelligente Menschheitsentwickelung hineinzusenden." (Lit.: GA 240, S. 191)

"Nun war ja in diesem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, namentlich im letzten Jahrzehnt,
nur durch einen dünnen Schleier verborgen, was die Herrschaft, der ganze Kampf, der ganze
Tatsachenzusammenhang Michaels ist. Seither ist es so, daß Michael gewissermaßen in der
äußeren Welt mitkämpft. Da handelt es sich dann darum, daß man eine viel stärkere Kraft
braucht, um das, was übersinnlich da ist, zu schauen, als vor dem Ablauf des Kali Yuga, als im
vorigen Jahrhundert noch, wo, wie gesagt, durch einen dünnen Schleier die
nächstanstoßende Welt verborgen war, wo Michael noch mehr hinter der Szene kämpfte. In
dieser übersinnlichen Lehrschule des 15., 16., 17. Jahrhunderts, in jenem übersinnlichen
Kultus im Beginne des 19. Jahrhunderts, da spielen fortwährend unter den Geistern, die
daran beteiligt sind, zahlreiche Scharen von notwendigen, für den ganzen Zusammenhang
notwendigen luziferischen Gestalten herein. Michael hat nötig luziferische Gestalten, die
mitwirken, um den polarischen Gegensatz, um Ahriman zu überwinden. So daß die Michael-
Menschen schon hineingestellt sind auch in – mansann vielleicht nicht sagen einen Kampf,
aber in ein Gewoge des Zusammenwirkens zwischen luziferischen Impulsen und
ahrimanischen Impulsen. Diese Dinge zeigten sich mit einer großen Bestimmtheit eben
gerade gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts. Da war es nicht so selten, daß man durch
diesen Schleier, wie ich ihn genannt habe, durchschauen konnte. Dann sah man, wie stark
Michael zu kämpfen hat gegen Ahriman, und wie leicht es war, durch allerlei luziferische
Einflüsse das Bewußtsein abgelenkt zu bekommen." (Lit.: GA 237, S. 141f)

Der Doppelgänger (eng. double ist eine abnorme Erscheinung des kleinen Hüters der
Schwelle. Während die normale Begegnung mit dem kleinen Hüter der Schwelle im Zuge
einer regulären Geistesschulung geschieht, tritt das Doppelgänger-Erlebnis oft spontan auf,
meist ausgelöst durch eine vorangegangene starke seelische Erschütterung. Im
Doppelgänger tritt uns die karmische Schuld, die als dunkler Schatten unserem Astralleib
einverwoben ist, in objektiver Gestalt als ätherisches Ebenbild des physischen Leibes vor das
geistige Auge. In Edward Bulwer-Lyttons «Zanoni» wird mit dem „Dweller on the Threshold”
eine romanhafte Darstellung dieses kleinen Hüters der Schwelle gegeben.

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG


„Es ist - verhältnismäßig - eine elementare Erscheinung, diese Begegnung mit dem
Doppelgänger, und sie kann auftreten durch besondere unterbewußte Eindrücke und
Impulse der menschlichen Seele, auch wenn der Mensch nicht hellsichtig ist. Es kann das
Folgende vorkommen: Irgendein Mensch kann ein Intrigant sein, kann mancherlei Menschen
durch seine Intrigen Böses zugefügt haben. Er kann wieder einmal ausgegangen sein und
irgendeine Intrige eingefädelt haben. Er kommt zurück in seine Wohnung, tritt vielleicht in
sein Schreibzimmer ein, auf seinem Schreibtisch liegen vielleicht Papiere, auf denen Dinge
stehen, mit denen er die Intrigen eingefädelt hat, und es kann ihm passieren, trotzdem er in
seinem Oberbewußtsein zynisch geartet sein kann, daß doch sein Unterbewußtsein erfaßt
wird von jenen Impulsen des Intrigierens. Er tritt ein in sein Schreibzimmer, schaut zu seinem
Schreibtisch hin und siehe da: er sitzt da selber. Das ist eine unangenehme Begegnung, wenn
man durch seine eigene Türe ins Zimmer tritt und sich selbst am Schreibtisch sitzen sieht.
Aber solche Dinge gehören in den Bereich dessen, was sehr oft passiert und was dann
gerade leicht passieren kann, wenn solches Intrigieren stattfindet. Dasjenige, dem man da
begegnet, ist durchaus der Doppelgänger, den ich wiederum mit anderen Aufgaben versucht
habe, in dem «Hüter der Schwelle» und in «Der Seelen Erwachen» darzustellen. Wir wissen,
daß dieser Doppelgänger von Johannes Thomasius erlebt wird, und es hängt mit der
eigentümlichen Entwickelung des Johannes Thomasius zusammen, daß er an den Stellen, wo
es gezeigt wird, die Begegnung mit dem Doppelgänger hat, weil durch die eigentümlichen
Erlebnisse, die er gehabt hat, Ahriman einen Teil seiner Seele formgemäß so gestalten kann,
daß dieser Teil der Seele substantiell als Teil des ätherischen Leibes mit selbstsüchtigen
Seelenelementen erfüllt ist.“ (Lit.:GA 147, S. 119f)

„Im Verlauf der Etappe, die man in der christlichen Einweihung die Dornenkrönung nennt,
tritt ein furchteinflößendes Phänomen auf, das die Bezeichnung «Hüter der Schwelle» trägt
und das man auch die Erscheinung des Doppelgängers nennen könnte. Das geistige Wesen
des Menschen, gebildet aus seinen Willensströmungen, seinen Wünschen und seinen
Verstandesfähigkeiten, erscheint alsdann dem Eingeweihten als Bild im Traumbewußtsein.
Und dieses Bild ist manchmal abstoßend und Schrecken einflößend, denn es ist ein Ergebnis
seiner guten und schlechten Eigenschaften und seines Karma; von diesem allem ist es die
bildhafte Personifikation auf dem Astralplan. Das ist der schlimme Fährmann im Totenbuch
der Ägypter. Der Mensch muß ihn besiegen, um sein höheres Ich zu finden. Der Hüter der
Schwelle, ein Phänomen des hellsichtigen Schauens bis in die ältesten Zeiten hinein, ist der
eigentliche Ursprung all der Mythen über den Kampf des Helden mit dem Ungeheuer, des
Perseus und des Herakles mit der Hydra, des heiligen Georg und des Siegfried mit dem
Drachen.

Der vorzeitige Eintritt der Hellsichtigkeit und die plötzliche Erscheinung des Doppelgängers
oder des Hüters der Schwelle kann denjenigen, der nicht alle Vorbereitungen befolgt und
alle dem Schüler auferlegten Vorsichtsmaßnahmen wahrgenommen hat, zum Wahnsinn
führen.“ (Lit.:GA 94, S. 56f)

Wahre Selbsterkenntnis macht den Doppelgänger sichtbar

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG


Was wir mit unserem Alltagsbewusstsein über unser wahres Wesen erfahren, besteht zum
großen Teil aus Illusionen, die wir uns über uns selbst machen. Diese legen sich wie ein
Schleier über unsere wahre Natur. Je nach Temperamentslage schätzen wir uns als zu hoch
oder zu niedrig, nur selten aber richtig ein. Namentlich durchschauen wir mit unserem
normalen Bewusstsein nicht, welche Kräfte in unserem Schicksal walten. Gerade in diesen
Schicksalskräften liegt aber ein wesentlicher Teil unseres Selbsts begründet. Wirkliche
Selbsterkenntnis ist nur durch konsequente geistige Schulung zu erreichen und sie ist, da
nun die Illusionen zerfallen, die wir uns über uns selbst gemacht haben, durchaus mit
schmerzlichen Erlebnissen verbunden. Wir müssen zuvor genügende geistige Standfestigkeit
errungen haben, um diese Erlebnisse überhaupt ertragen zu können. Erst aber wenn wir zu
wirklicher Selbsterkenntnis vorgedrungen sind, können wir uns bewusst von der restlichen
geistigen Welt unterscheiden und erst dann tritt sie uns als objektive Erscheinung vor das
innere Seelenauge. Solange wir noch nicht reif sind, uns selbst und die geistige Welt in ihrer
wahren Gestalt kennenzulernen, wirkt der Doppelgänger als verborgener Hüter der
Schwelle, der uns den bewussten Eintritt in die geistige Welt verwehrt:

„Und was ist das andere unabwendbare Erlebnis, das der Mensch innerlich durchmacht, -
unabwendbar, denn es ist die Folge des treuen Befolgens der esoterischen Übungen? Das ist
die Spaltung der Persönlichkeit, die da auftritt. Der Mensch wird allmählich empfinden so, als
ob etwas neben ihm ginge, etwas, das mitdenkt, mithört, ja sogar, wenn der Mensch
innerlich nicht sehr stark ist, mitspricht. Es ist ein zweites Ich, das hervortritt, ein
Doppelgänger, den man aus sich herausgesetzt hat. Je ernsthafter einer den esoterischen
Weg gegangen ist, um so mehr setzt er von seinem alten Menschen aus sich heraus, das
heißt, er wirft wie die Schlange eine Haut nach der anderen ab. Diese Häute -
vergleichsweise gesprochen - werden zu einem zweiten Leib, einem Doppelgänger, der einen
im Leben nicht mehr verläßt. Der Mensch, der seinen Doppelgänger aus sich herausgesetzt
hat, wurde in den alten ägyptischen Mysterien der «Kha-Mensch» genannt. Der
Doppelgänger ist an den Kha-Menschen gekettet, um ihn fortwährend daran zu erinnern,
wie sein früheres Leben war oder wie er noch ist. Das ist nicht immer eine angenehme
Empfindung. Aber das Bewußtsein, diesen Doppelgänger immer mit sich zu führen, wird ihm
seine Fehler ins Bewußtsein rufen, damit er sich bessern solle. Er soll fortwährend diese
Anwesenheit empfinden, sonst würde es gefährlich werden und er über all seinen hohen
Idealen und Absichten vergessen, was eigentlich sein Innenleben und was seine Fehler sind.
Es würde unter gewissen Umständen sogar für einen hohen Eingeweihten lebensgefährlich
sein, trotz seines hohen Strebens, wenn er diesen Doppelgänger nur einen Augenblick
vergessen würde. Er würde tatsächlich seinen physischen Leib durch den Tod verlieren
können, ungefähr in der Weise wie jemand, der, in ein erhabenes Problem vertieft,
vergessen würde, auf seinen Körper zu achten, und infolge dieser Unaufmerksamkeit
überfahren würde. Je stärker der Doppelgänger auftritt, desto besser ist es für unsere
Entwicklung, denn sonst würden wir uns großen Illusionen über uns selbst hingeben.“
(Lit.:GA 266b, S. 274f)

„Durch diesen Doppelgänger lernen wir gründlich kennen alles dasjenige, was wir aus uns
heraussetzen müssen. Er zeigt es uns immer wieder von neuem. Alles, was an
Unaufrichtigkeit, Lieblosigkeit, Egoismus und anderen schlechten Eigenschaften in uns ist,
das tritt uns durch das Erleben dieses Doppelgängers entgegen. Und daß wir diese
Eigenschaften noch mit uns herumschleppen, sie noch nicht abschütteln können, das bewirkt
das Gefühl des Unbehagens, das uns der Doppelgänger bereitet. Solange wir diese
schlechten Eigenschaften noch in uns hatten, in unserem Unterbewußtsein, gleichsam in der
Meerestiefe unserer Seele, kamen sie uns in ihrer ganzen Stärke noch nicht zum Bewußtsein.
Wenn aber der geistige Mensch sich entwickelt und immer mehr wächst, wenn er mahnend
hinschaut auf diese Eigenschaften unserer Seele, so wirken sie quälend durch ihr
Vorhandensein, das dieser geistige Mensch nicht mehr dulden kann. Und deshalb ist es sehr
gut, wenn das Gefühl des quälenden Unbehagens sehr stark auftritt, denn dadurch kommen
wir am schnellsten von diesem Doppelgänger los.“ (Lit.:GA 266b, S. 279f)

„Vor dem Betreten der übersinnlichen Welt kannte der Mensch Denken, Fühlen und Wollen
nur als innere Seelenerlebnisse. Sobald er die übersinnliche Welt betritt, nimmt er Dinge
wahr, welche nicht Sinnlich-Physisches ausdrücken, sondern Seelisch-Geistiges. Hinter den
von ihm wahrgenommenen Eigenschaften der neuen Welt stehen jetzt seelisch-geistige
Wesenheiten. Und diese bieten sich ihm jetzt so dar als eine Außenwelt, wie sich ihm im
physisch-sinnlichen Gebiet Steine, Pflanzen und Tiere vor die Sinne gestellt haben. Es kann
nun der Geistesschüler einen bedeutsamen Unterschied wahrnehmen zwischen der sich ihm
erschließenden seelisch-geistigen Welt und derjenigen, welche er gewohnt war, durch seine
physischen Sinne wahrzunehmen. Eine Pflanze der sinnlichen Welt bleibt, wie sie ist, was
auch des Menschen Seele über sie fühlt oder denkt. Das ist bei den Bildern der seelisch-
geistigen Welt zunächst nicht der Fall. Sie ändern sich, je nachdem der Mensch dieses oder
jenes empfindet oder denkt. Dadurch gibt ihnen der Mensch ein Gepräge, das von seinem
eigenen Wesen abhängt. Man stelle sich vor, ein gewisses Bild trete in der imaginativen Welt
vor dem Menschen auf. Verhält er sich zunächst in seinem Gemüte gleichgültig dagegen, so
zeigt es sich in einer gewissen Gestalt. In dem Augenblicke aber, wo er Lust oder Unlust
gegenüber dem Bilde empfindet, ändert es seine Gestalt. Die Bilder drücken somit zunächst
nicht nur etwas aus, was selbständig außerhalb des Menschen ist, sondern sie spiegeln auch
dasjenige, was der Mensch selbst ist. Sie sind ganz und gar durchsetzt von des Menschen
eigener Wesenheit. Diese legt sich wie ein Schleier über die Wesenheiten hin. Der Mensch
sieht dann, wenn auch eine wirkliche Wesenheit ihm gegenübersteht, nicht diese, sondern
sein eigenes Erzeugnis. So kann er zwar durchaus Wahres vor sich haben und doch Falsches
sehen. Ja, das ist nicht nur der Fall mit Bezug auf das, was der Mensch als seine Wesenheit
selbst an sich bemerkt; sondern alles, was an ihm ist, wirkt auf diese Welt ein. Es kann zum
Beispiel der Mensch verborgene Neigungen haben, die im Leben durch Erziehung und
Charakter nicht zum Vorschein kommen; auf die geistig-seelische Welt wirken sie; und diese
bekommt die eigenartige Färbung durch das ganze Wesen des Menschen, gleichgültig,
wieviel er von diesem Wesen selbst weiß oder nicht weiß. — Um weiter fortschreiten zu
können von dieser Stufe der Entwickelung aus, ist es notwendig, daß der Mensch
unterscheiden lerne zwischen sich und der geistigen Außenwelt. Es wird nötig, daß er alle
Wirkungen des eigenen Selbstes auf die um ihn befindliche seelisch-geistige Welt
ausschalten lerne. Man kann das nicht anders, als wenn man sich eine Erkenntnis erwirbt
von dem, was man selbst in die neue Welt hineinträgt. Es handelt sich also darum, daß man
zuerst wahre, durchgreifende Selbsterkenntnis habe, um dann die umliegende geistig-
seelische Welt rein wahrnehmen zu können. Nun bringen es gewisse Tatsachen der
menschlichen Entwickelung mit sich, daß solche Selbsterkenntnis beim Eintritte in die
höhere Welt wie naturgemäß stattfinden muß. Der Mensch entwickelt ja in der
gewöhnlichen physisch-sinnlichen Welt sein Ich, sein Selbstbewußtsein. Dieses Ich wirkt nun
wie ein Anziehungs-Mittelpunkt auf alles, was zum Menschen gehört. Alle seine Neigungen,
Sympathien, Antipathien, Leidenschaften, Meinungen usw. gruppieren sich gleichsam um
dieses Ich herum. Und es ist dieses Ich auch der Anziehungspunkt für das, was man das
Karma des Menschen nennt. Würde man dieses Ich unverhüllt sehen, so würde man an ihm
auch bemerken, daß bestimmt geartete Schicksale es noch in dieser und den folgenden
Verkörperungen treffen müssen, je nachdem es in den vorigen Verkörperungen so oder so
gelebt, sich dieses oder jenes angeeignet hat. Mit alle dem, was so am Ich haftet, muß es
nun als erstes Bild vor die Menschenseele treten, wenn diese in die seelisch-geistige Welt
aufsteigt. Dieser Doppelgänger des Menschen muß, nach einem Gesetz der geistigen Welt,
vor allem andern als dessen erster Eindruck in jener Welt auftreten. Man kann das Gesetz,
welches da zugrunde liegt, sich leicht verständlich machen, wenn man das Folgende
bedenkt. Im physisch-sinnlichen Leben nimmt sich der Mensch nur insofern selbst wahr, als
er sich in seinem Denken, Fühlen und Wollen innerlich erlebt. Diese Wahrnehmung ist aber
eine innerliche; sie stellt sich nicht vor den Menschen hin, wie sich Steine, Pflanzen und Tiere
vor ihn hinstellen. Auch lernt sich durch innerliche Wahrnehmung der Mensch nur zum Teil
kennen. Er hat nämlich etwas in sich, was ihn an einer tiefergehenden Selbsterkenntnis
hindert. Es ist dies ein Trieb, sogleich, wenn er durch Selbsterkenntnis sich eine Eigenschaft
gestehen muß und sich keiner Täuschung über sich hingeben will, diese Eigenschaft
umzuarbeiten.

Gibt er diesem Triebe nicht nach, lenkt er einfach die Aufmerksamkeit von dem eigenen
Selbst ab und bleibt er, wie er ist, so benimmt er sich selbstverständlich auch die
Möglichkeit, sich in dem betreffenden Punkte selbst zu erkennen. Dringt der Mensch aber in
sich selbst und hält er sich ohne Täuschung diese oder jene seiner Eigenschaften vor, so wird
er entweder in der Lage sein, sie an sich zu verbessern oder aber er wird dies in der
gegenwärtigen Lage seines Lebens nicht können. In dem letzteren Falle wird seine Seele ein
Gefühl beschleichen, das man als Gefühl des Schämens bezeichnen muß. So wirkt in der Tat
des Menschen gesunde Natur: Sie empfindet durch die Selbsterkenntnis mancherlei Arten
des Schämens. Nun hat dieses Gefühl schon im gewöhnlichen Leben eine ganz bestimmte
Wirkung. Der gesund denkende Mensch wird dafür sorgen, daß dasjenige, was ihn an sich
selbst mit diesem Gefühl erfüllt, nicht in Wirkungen nach außen sich geltend mache, daß es
nicht in äußeren Taten sich auslebe. Das Schämen ist also eine Kraft, welche den Menschen
antreibt, etwas in sein Inneres zu verschließen und dies nicht äußerlich wahrnehmbar
werden zu lassen. Wenn man dies gehörig bedenkt, so wird man begreiflich finden, daß die
Geistesforschung einem inneren Seelenerlebnis, das mit dem Gefühl des Schämens ganz
nahe verwandt ist, noch viel weitergehende Wirkungen zuschreibt. Sie findet, daß es in den
verborgenen Tiefen der Seele eine Art verborgenes Schämen gibt, dessen sich der Mensch
im physisch-sinnlichen Leben nicht bewußt wird. Dieses verborgene Gefühl wirkt aber in
einer ähnlichen Art wie das gekennzeichnete offenbare des gewöhnlichen Lebens:

es verhindert, daß des Menschen innerste Wesenheit in einem wahrnehmbaren Bilde vor
den Menschen hintritt. Wäre dieses Gefühl nicht da, so würde der Mensch vor sich selbst
wahrnehmen, was er in Wahrheit ist; er würde seine Vorstellungen, Gefühle und seinen
Willen nicht nur innerlich erleben, sondern sie wahrnehmen, wie er Steine, Tiere und
Pflanzen wahrnimmt. So ist dieses Gefühl der Verhüller des Menschen vor sich selbst. Und
damit ist es zugleich der Verhüller der ganzen geistig-seelischen Welt. Denn indem sich des
Menschen eigene innere Wesenheit vor ihm verhüllt, kann er auch das nicht wahrnehmen,
an dem er die Werkzeuge entwickeln sollte, um die seelisch-geistige Welt zu erkennen; er
kann seine Wesenheit nicht umgestalten, so daß sie geistige Wahmehmungsorgane erhielte.
— Wenn nun aber der Mensch durch regelrechte Schulung dahin arbeitet, diese
Wahmehmungsorgane zu erhalten, so tritt dasjenige als erster Eindruck vor ihn hin, was er
selbst ist. Er nimmt seinen Doppelgänger wahr. Diese Selbstwahrnehmung ist gar nicht zu
trennen von der Wahrnehmung der übrigen geistig-seelischen Welt. Im gewöhnlichen Leben
der physisch-sinnlichen Welt wirkt das charakterisierte Gefühl so, daß es fortwährend das
Tor zur geistig-seelischen Welt vor dem Menschen zuschließt. Wollte der Mensch nur einen
Schritt machen, um in diese Welt einzudringen, so verbirgt das sogleich auftretende, aber
nicht zum Bewußtsein kommende Gefühl des Schämens das Stück der geistig-seelischen
Welt, das zum Vorschein kommen will. Die charakterisierten Übungen aber schließen diese
Welt auf. Nun ist die Sache so, daß jenes verborgene Gefühl wie ein großer Wohltäter des
Menschen wirkt. Denn durch alles das, was man sich ohne geisteswissenschaftliche Schulung
an Urteilskraft, Gefühlsleben und Charakter erwirbt, ist man nicht imstande, die
Wahrnehmung der eigenen Wesenheit in ihrer wahren Gestalt ohne weiteres zu ertragen.
Man würde durch diese Wahrnehmung alles Selbstgefühl, Selbstvertrauen und
Selbstbewußtsein verlieren. Daß dies nicht geschehe, dafür müssen wieder die
Vorkehrungen sorgen, welche man neben den Übungen für die höhere Erkenntnis zur Pflege
seiner gesunden Urteilskraft, seines Gefühls- und Charakterwesens unternimmt. Durch seine
regelrechte Schulung lernt der Mensch wie absichtslos so viel aus der Geisteswissenschaft
kennen und es werden ihm außerdem so viele Mittel zur Selbsterkenntnis und
Selbstbeobachtung klar, als notwendig sind, um kraftvoll seinem Doppelgänger zu begegnen.
Es ist dann für den Geistesschüler so, daß er nur als Bild der imaginativen Welt in anderer
Form das sieht, womit er sich in der physischen Welt schon bekanntgemacht hat. Wer in
richtiger Art zuerst in der physischen Welt durch seinen Verstand das Karmagesetz begriffen
hat, der wird nicht besonders erbeben können, wenn er nun die Keime seines Schicksales
eingezeichnet sieht in dem Bilde seines Doppelgängers. Wer durch seine Urteilskraft sich
bekanntgemacht hat mit der Welten- und Menschheitsentwickelung und weiß, wie in einem
bestimmten Zeitpunkte dieser Entwickelung die Kräfte des Luzifer in die menschliche Seele
eingedrungen sind, der wird es unschwer ertragen, wenn er gewahr wird, daß in dem Bilde
seiner eigenen Wesenheit diese luziferischen Wesenheiten mit allen ihren Wirkungen
enthalten sind. — Man sieht aber hieraus, wie notwendig es ist, daß der Mensch nicht den
eigenen Eintritt in die geistige Welt verlange, bevor er durch seine gewöhnliche in der
physisch-sinnlichen Welt entwickelte Urteilskraft gewisse Wahrheiten über die geistige Welt
verstanden hat. Was in diesem Buche vor der Auseinandersetzung über die «Erkenntnis der
höheren Welten» mitgeteilt ist, das sollte der Geistesschüler im regelrechten
Entwickelungsgange durch seine gewöhnliche Urteilskraft sich angeeignet haben, bevor er
das Verlangen hat, sich selbst in die übersinnlichen Welten zu begeben.

Bei einer Schulung, in welcher nicht auf Sicherheit und Festigkeit der Urteilskraft, des
Gefühls- und Charakterlebens gesehen wird, kann es geschehen, daß dem Schüler die
höhere Welt entgegentritt, bevor er dazu die nötigen inneren Fähigkeiten hat. Dann würde
ihn die Begegnung mit seinem Doppelgänger bedrücken und zu Irrtümern führen. Würde
aber — was allerdings auch möglich wäre — die Begegnung ganz vermieden und der Mensch
doch in die übersinnliche Welt eingeführt, dann wäre er ebensowenig imstande, diese Welt
in ihrer wahren Gestalt zu erkennen. Denn es wäre ihm ganz unmöglich, zu unterscheiden
zwischen dem, was er in die Dinge hineinsieht, und dem, was sie wirklich sind. Diese
Unterscheidung ist nur möglich, wenn man die eigene Wesenheit als ein Bild für sich
wahrnimmt und dadurch sich alles das von der Umgebung loslöst, was aus dem eigenen
Innern fließt. — Der Doppelgänger wirkt für das Leben des Menschen in der physisch-
sinnlichen Welt so, daß er sich durch das gekennzeichnete Gefühl des Schämens sofort
unsichtbar macht, wenn sich der Mensch der seelisch-geistigen Welt naht. Damit verbirgt er
aber auch diese ganze Welt selbst. Wie ein «Hüter» steht er da vor dieser Welt, um den
Eintritt jenen zu verwehren, welche zu diesem Eintritte noch nicht geeignet sind. Er kann
daher der «Hüter der Schwelle, welche vor der geistig-seelischen Welt ist», genannt werden.
— Außer durch das geschilderte Betreten der übersinnlichen Welt begegnet der Mensch
noch beim Durchgang durch den physischen Tod diesem «Hüter der Schwelle». Und er
enthüllt sich nach und nach im Verlaufe des Lebens in der seelisch-geistigen Entwickelung
zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Da kann aber die Begegnung den Menschen
nicht bedrücken, weil er davon andern Welten weiß als in dem Leben zwischen Geburt und
Tod.

Wenn der Mensch, ohne die Begegnung mit dem «Hüter der Schwelle» zu haben, die geistig-
seelische Welt betreten würde, so könnte er Täuschung nach Täuschung verfallen. Denn er
könnte nie unterscheiden, was er selbst in diese Welt hineinträgt und was ihr wirklich
angehört. Eine regelrechte Schulung darf aber den Geistesschüler nur in das Gebiet der
Wahrheit, nicht in dasjenige der Illusion führen.

Eine solche Schulung wird durch sich selbst so sein, daß die Begegnung notwendig einmal
erfolgen muß. Denn sie ist die eine der für die Beobachtung übersinnlicher Welten
unentbehrlichen Vorsichtsmaßregeln gegen die Möglichkeit Von Täuschung und Phantastik.
— Es gehört zu den unerläßlichsten Vorkehrungen, welche jeder Geistesschüler treffen muß,
sorgfältig an sich zu arbeiten, um nicht zum Phantasten zu werden, zu einem Menschen, der
einer möglichen Täuschung, Selbsttäuschung (Suggestion und Selbstsuggestion) verfallen
kann. Wo die Anweisungen zur Geistesschulung recht befolgt werden, da werden zugleich
die Quellen vernichtet, welche die Täuschung bringen können. Hier kann natürlich nicht
ausführlich von all den zahlreichen Einzelheiten gesprochen werden, die bei solchen
Vorkehrungen in Betracht kommen. Es kann nur angedeutet werden, worauf es ankommt.
Täuschungen, welche hier in Betracht kommen, entspringen aus zwei Quellen. Sie rühren
zum Teil davon her, daß man durch die eigene seelische Wesenheit die Wirklichkeit färbt. Im
gewöhnlichen Leben der physisch-sinnlichen Welt ist diese Quelle der Täuschung von
verhältnismäßig geringer Gefahr; denn hier wird sich die Außenwelt immer scharf in ihrer
eigenen Gestalt der Beobachtung aufdrängen, wie sie auch der Beobachter nach seinen
Wünschen und Interessen wird färben wollen. Sobald man jedoch die imaginative Weit
betritt, verändern sich deren Bilder durch solche Wünsche und Interessen, und man hat wie
eine Wirklichkeit vor sich, was man erst selbst gebildet oder wenigstens mitgebildet hat.
Dadurch nun, daß durch die Begegnung mit dem «Hüter der Schwelle» der Geistesschüler
alles kennenlernt, was in ihm ist, was er also in die seelisch-geistige Welt hineintragen kann,
ist diese Quelle der Täuschung beseitigt. Und die Vorbereitung, welche der Geistesschüler
vor dem Betreten der seelisch-geistigen Welt sich angedeihen läßt, wirkt ja dahin, daß er sich
gewöhnt, schon bei der Beobachtung der sinnlich-physischen Welt sich selbst auszuschalten
und die Dinge und Vorgänge rein durch ihre eigene Wesenheit auf sich einsprechen zu
lassen. Wer diese Vorbereitung genügend durchgemacht hat, kann ruhig die Begegnung mit
dem «Hüter der Schwelle» erwarten. Durch sie wird er sich endgültig prüfen, ob er sich nun
wirklich in der Lage fühlt, seine eigene Wesenheit auch dann auszuschalten, wenn er der
seelisch-geistigen Welt gegenübersteht.“ (Lit.:GA 13, S. 374ff)

Der luziferische Samael und die Erscheinung des Doppelgängers


Es ist der luziferische Samael mit seinen Scharen, der den Doppelgänger im Zuge der
esoterischen Schulung sichtbar macht. In einer Aufzeichnung zu einer von Rudolf Steiner am
1. Januar 1912 in Hannover gehaltenen estoterischen Stunde heißt es (Aufzeichnung A):

„Wir haben gehört, daß es Samael ist, eine der luziferischen Wesenheiten mit seinen
Scharen, der den Doppelgänger aus uns herausbringt. Man sieht daraus, daß die
luziferischen Wesen nicht immer das Böse, sondern auch das Gute zustande bringen. Wenn
wir immer unbewußt unsere Fehler in uns tragen würden, so könnten wir niemals der
zerstörenden, verderblichen Kräfte, die sie sowohl in unserem Leibe wie in der ganzen
kosmischen Substanz anrichten, bewußt werden. Solange Samael unsere Fehler nicht aus
unserem Innern hervorgeholt hat, solange wir sie nicht objektiv als unseren Doppelgänger
vor uns sehen, so lange wird uns von der Gottheit gnädiglich verborgen gehalten die
verderbliche, zerstörende Kraft all unserer Emotionen - wie Eifersucht, Haß, Neid -, unserer
Leidenschaften überhaupt, die wir in unsere Umgebung ausströmen. Der Hellseher sieht, wie
diese Leidenschaften etwas zerstören, abbauen in unserem physischen Leib und auch in der
Substanz des Kosmos, während das Gute aufbauende Kräfte erregt. So ist Samael im Grunde
ein Segen für die Entwicklung. Er zeigt uns unser inneres Wesen um so richtiger, je
ernsthafter wir unsere Schulung in die Hand nehmen. Wir sehen uns selber dann objektiv mit
unseren Fehlern, denen wir bis jetzt keine Aufmerksamkeit geschenkt haben.“ (Lit.:GA 266b,
S. 283)

Aufzeichnung B bezeichnet Samael dabei ausdrücklich als gute luziferische Wesenheit:

„Wir haben gestern in unserer esoterischen Betrachtung gesehen, wie der Esoteriker durch
rechte Meditation und Konzentration dazu gelangen muß, durch die Welt der Illusion
hindurch sich bewußt hinauf zu entwickeln zu der Wirklichkeit der geistigen Welt, und daß
ihm auf diesem Wege behilflich sind gute luziferische Wesenheiten, deren Anführer Samael
ist.“ (S. 288)

Der Doppelgänger als zurückgebliebener Rest des Astralleibs einer früheren Inkarnation
Als Doppelgänger erscheint häufig der im Kamaloka zurückgebliebene und nicht aufgelöste
Rest des Astralleibs der vorangegangenen Inkarnation, der dem Astralleib in der
gegenwärtigen irdischen Verkörperung einverwoben ist. Dieser astralische Rest kann sich
sehr leicht herauslösen und als selbstständige Wesenheit erscheinen.

„Daß der Hüter der Schwelle auf abnorme Art auftritt geschieht, wenn der Mensch eine so
starke Anziehung hat zu dem einen Leben zwischen Geburt und Tod, daß er wegen des
geringen Maßes an innerer Tätigkeit nicht lange genug im Devachan bleiben kann. Wenn der
Mensch sich zu sehr gewöhnt hat, nach außen zu schauen, hat er im Inneren nichts zu sehen.
Er kommt dann bald ins physische Leben zurück. Das Gebilde seiner früheren Begierden ist
noch im Kamaloka vorhanden; er trifft es dann noch an. Da mischt sich zu seinem neuen
Astralleib der alte hinzu; das ist das vorhergehende Karma, der Hüter der Schwelle. Er hat
dann sein früheres Karma fortwährend vor sich, dies wird eine eigentümliche Art von
Doppelgänger. Viele von den Päpsten der berüchtigten Päpstezeit, wie zum Beispiel
Alexander VI, haben solche Doppelgänger in der nächsten Inkarnation gehabt. Es gibt
Menschen, und zwar jetzt gar nicht selten, die ihre frühere niedere Natur fortwährend
neben sich haben. Das ist eine spezifische Art von Wahnsinn. Das wird immer stärker und
heftiger werden, weil das Leben im Materiellen sich immer mehr ausbreitet. Viele
Menschen, die jetzt ganz im materiellen Leben aufgehen, werden in der nächsten
Inkarnation die abnorme Form des Hüters der Schwelle neben sich haben. Alle Nervösen von
heute werden gehetzt sein durch den Hüter der Schwelle in der nächsten Inkarnation. Sie
werden gehetzt werden in eine zu frühe Inkarnation, eine Art kosmischer Frühgeburt.“
(Lit.:GA 93a, S. 28f)

„Der Astralleichnam eines hochentwickelten Menschen, der an seinen niederen Trieben


gearbeitet hat, löst sich rasch auf; aber langsam geht die Auflösung vor sich bei
niedrigstehenden Menschen, die ihren Neigungen und Leidenschaften freien Lauf gelassen
haben. Da kann es sogar vorkommen, daß der alte zurückgelassene Astralleichnam sich noch
nicht aufgelöst hat, wenn der ursprüngliche Träger zu einer neuen Geburt schreitet. Und das
ist dann ein schweres Schicksal. Es kann auch sein, daß ein Mensch durch besondere
Umstände bald wiederkehrt und seinen alten Astralleichnam noch vorfindet; dieser hat dann
eine starke Anziehung zu ihm und schlüpft mit hinein in den neuen Astralleib. Der Mensch
bildet sich also wohl einen neuen Astralleib, aber sein alter verbindet sich damit, beide
schleppt er dann mit sich durchs Leben. Der alte Astralleib tritt dann in bösen Träumen oder
Visionen vor ihn als sein zweites Ich und umgaukelt, quält und peinigt ihn. Das ist der
unberechtigte, falsche «Hüter der Schwelle»[1]. Dieser alte Astralleichnam tritt leicht aus
dem Menschen heraus, weil er nicht fest mit den anderen Wesensgliedern verbunden ist,
und erscheint dann als ein Doppelgänger.“ (Lit.:GA 95, S. 50f)

Im Grunde ist der Doppelgänger bzw. der kleine Hüter der Schwelle die Erscheinung eines
astralen Elementarwesens:
„Vorher war der Mensch selbst ein Elementarwesen. Nicht alles Physische am Menschen ist
bestimmt, erlöst zu werden. Es bleibt vom Menschen eine Schlacke zurück. Diese Schlacke,
die da zurückbleibt, ist im Menschen fortwährend vorhanden, daher steht er unter dem
Einfluß der astralischen Elementarwesen; das dazugehörige Elementarwesen hängt ihm an.
Der Mensch ist daher in fortwährender Verbindung mit dem, was ein hemmender Feind, ein
Störenfried seiner Entwicklung ist. Die Wesenheiten, die sich dem Menschen anhängen,
nannte man in der deutschen Mythologie die Alben. Sie treten in einer unbestimmten
Gestalt auf im sogenannten Alptraum. Diese Träume äußern sich etwa so, daß man glaubt,
ein Wesen setzt sich einem auf die Brust. Wenn man astral sehend wird, sieht man zuerst
diese Wesen (The Dweller on the Threshold in Bulwers «Zanoni»). Es ist die Widerspiegelung
der astralen Bekanntschaft des Menschen mit seinem Alb, ein Sich-Wehren des Menschen
gegen seinen Feind. Das Wesen ist die Projektion eines astralen Wesens in uns selbst. Es ist
der [kleine] Hüter der Schwelle. Der Mensch, der die Furcht vor dem inneren Feinde nicht
überwinden kann, der kehrt gewöhnlich um beim Tor der Initiation.“ (Lit.:GA 89, S. 134)

Ahrimanische und luziferische Doppelgänger


Substanziell ist der Doppelgänger ein großer Teil des Ätherleibs, teilweise auch des
Astralleibs, die von außen geschaut und von Ahriman nach unserer physischen Erscheinung
gestaltet werden.

"Nun, für die hellsichtige Seele stellt sich das Folgende heraus. Der Mensch hat immer in
seiner Seele einiges, was er sozusagen nicht voll beherrscht, wofür er besondere Affekte hat.
Solchen Dingen gegenüber, was so geartet ist, daß der Mensch mit seinem Inneren in ganz
eigenartiger Weise zusammenhängt, entfaltet Ahriman eine besondere Tätigkeit. Es gibt in
der Menschenseele solche Teile, die man gewissermaßen loslösen kann von dem Ganzen
dieser Menschenseele. Weil der Mensch nicht eine vollständige Herrschaft ausübt über
solche Einschlüsse, macht sich Ahriman darüber her. Und da macht sich durch Ahrimans
Tätigkeit, die unberechtigt ist, die dadurch entsteht, daß Ahriman seine Grenze
überschreitet, dann die Tendenz geltend, daß solche Teile der menschlichen ätherischen
Wesenheit und auch der menschlichen astralischen Wesenheit, welche die Neigung haben,
sich von dem übrigen Seelenleben loszutrennen und selbständig zu werden, von Ahriman
sich formen lassen, so daß er ihnen die menschliche Gestalt gibt. Im Grunde genommen
steht es mit allen möglichen Gedanken, die in uns selber sitzen, so, daß sie die menschliche
Gestalt annehmen können. Wenn der Mensch diesen Gedanken als Gedankenlebewesen
gegenübertritt, wenn dann Ahriman die Gelegenheit hat, einen solchen Teil der
menschlichen Seele zu verselbständigen, ihm die menschliche Form zu geben, und man lebt
sich in die elementarische Welt hinein, dann steht man diesem verselbständigten Teil seiner
Wesenheit als seinem Doppelgänger gegenüber. Es ist immer ein Teil der menschlichen
Seele, dem Ahriman die Form der menschlichen Gestalt gibt. Man muß sich nur klarmachen,
daß, wenn man die elementarische Welt betritt, wenn man außerhalb seines physischen
Leibes ist, sich in den ganzen Verhältnissen so manches ändert. Wenn man in seinem
physischen Leibe darinnensteckt, so kann man sich nicht gegenübertreten; wenn man aber
in seinem ätherischen Leibe die elementarische Welt betritt, so kann man in ihm stecken
und ihn dennoch von außen sehen, wie man den Doppelgänger sieht. Dies ist mit dem
Doppelgänger gemeint. Er ist im Grunde genommen, wenn man substantiell spricht, ein
großer Teil des ätherischen Leibes selber. Während man einen Teil desselben zurückbehält,
sondert sich ein Teil ab, wird objektiv. Man schaut ihn an, es ist ein Teil der eigenen
Wesenheit, dem Ahriman die Gestalt gegeben hat, die man selber hat. Denn Ahriman
versucht alles sozusagen hereinzudrängen in die Gesetze der physischen Welt. In der
physischen Welt herrschen die Geister der Form, und sie teilen diese Herrschaft mit
Ahriman, so daß Ahriman das durchaus ausführen kann mit einem Teil der menschlichen
Wesenheit, was man bezeichnen kann als das Gestalten eines Teiles der menschlichen
Wesenheit zum Doppelgänger." (Lit.: GA 147, S. 118f)

Der ahrimanische Doppelgänger ergreift unseren Leib kurz vor der Geburt und steht in
Zusammenhang mit den elektrischen Kräften in unserem Organismus. Kurz vor dem Tod ist
er gezwungen, den Leib zu verlassen.

"Also der Mensch kommt recht sehr mit seinem Organismus, mit dem er sich bekleidet, in
diese Welt herein, ohne daß er mit seiner Seele hinunterlangt in diesen Organismus. Dafür
ist aber auch Gelegenheit vorhanden, daß kurze Zeit bevor wir geboren werden - nicht sehr
lange bevor wir geboren werden -, außer unserer Seele noch ein anderes geistiges Wesen
Besitz ergreift von unserem Leib, von dem unterbewußten Teil unseres Leibes. Das ist schon
mal so: kurze Zeit bevor wir geboren werden, durchsetzt uns ein anderes, wir würden nach
unserer Terminologie heute sagen, ein ahrimanisches Geisteswesen. Das ist ebenso in uns
wie unsere eigene Seele. Diese Wesenheiten, welche ihr Leben gerade dadurch zubringen,
daß sie die Menschen selber dazu benützen, um da sein zu können in der Sphäre, in der sie
da sein wollen, diese Wesenheiten haben eine außerordentlich hohe Intelligenz und einen
ganz bedeutsam entwickelten Willen, aber gar kein Gemüt, nicht das, was man menschliches
Gemüt nennt. - Und wir schreiten schon so durch unser Leben, daß wir unsere Seele haben
und einen solchen Doppelgänger, der viel gescheiter ist, sehr viel gescheiter ist als wir, sehr
intelligent ist, aber eine mephistophelische Intelligenz hat, eine ahrimanische Intelligenz hat,
und dazu einen ahrimanischen Willen, einen sehr starken Willen, einen Willen, der den
Naturkräften viel näher steht als unser menschlicher Wille, der durch das Gemüt reguliert
wird.

Im 19. Jahrhundert hat die Naturwissenschaft entdeckt, daß das Nervensystem von
elektrischen Kräften durchsetzt ist. Sie hatte recht, diese Naturwissenschaft. Aber wenn sie
glaubte, wenn die Naturforscher glauben, daß die Nervenkraft, die zu uns gehört, die für
unser Vorstellungsleben die Grundlage ist, irgendwie mit elektrischen Strömen zu tun hat,
welche durch unsere Nerven gehen, so haben sie eben unrecht. Denn die elektrischen
Ströme, das sind diejenigen Kräfte, die von dem Wesen, das ich eben jetzt geschildert habe,
in unser Wesen hineingelegt werden, die gehören unserem Wesen gar nicht an: wir tragen
schon auch elektrische Ströme in uns, aber sie sind rein ahrimanischer Natur.

Diese Wesenheiten von hoher Intelligenz, aber rein mephistophelischer Intelligenz, und von
einem der Natur mehr verwandten Willen, als es für den menschlichen Willen gesagt werden
kann, die haben einmal aus ihrem eigenen Willen heraus beschlossen, nicht in jener Welt
leben zu wollen, in der sie durch die weisheitsvollen Götter der oberen Hierarchie zu leben
bestimmt waren. Sie wollten die Erde erobern, sie brauchen Leiber; eigene Leiber haben sie
nicht: sie benützen so viel von den menschlichen Leibern, als sie benützen können, weil die
menschliche Seele eben nicht ganz den menschlichen Leib ausfüllen kann.

Diese Wesenheiten also können, so wie sich der menschliche Leib entwickelt, zu einer
bestimmten Zeit bevor der Mensch geboren wird, gewissermaßen in diesen menschlichen
Leib hinein, und unter der Schwelle unseres Bewußtseins begleiten sie uns. Sie können nur
eines im menschlichen Leben absolut nicht vertragen: sie können nämlich den Tod nicht
vertragen. Daher müssen sie diesen menschlichen Leib, in dem sie sich festsetzen, immer
auch, bevor er vom Tode befallen wird, verlassen. Das ist eine sehr herbe Enttäuschung
immer wiederum, denn sie wollen gerade das sich erobern: in den menschlichen Leibern zu
bleiben über den Tod hinaus. Das wäre eine hohe Errungenschaft im Reiche dieser
Wesenheiten; das haben sie zunächst nicht erreicht.

Wäre das Mysterium von Golgatha nicht geschehen, wäre der Christus nicht durch das
Mysterium von Golgatha gegangen, so wäre es längst so auf der Erde, daß diese
Wesenheiten sich die Möglichkeit erobert hätten, im Menschen auch drinnen zu bleiben,
wenn dem Menschen der Tod karmisch vorbestimmt ist. Dann hätten sie überhaupt über die
menschliche Entwickelung auf der Erde den Sieg davongetragen, und sie wären Herren der
menschlichen Entwickelung auf der Erde geworden.

Das ist etwas von einer ungeheuer tiefgehenden Bedeutung: einzusehen diese
Zusammenhänge zwischen dem Durchgehen des Christus durch das Mysterium von Golgatha
und diesen Wesenheiten, die den Tod in der Menschennatur erobern wollen, aber ihn heute
noch nicht vertragen können; die sich immer hüten müssen, im Menschenleibe zu erleben
die Stunde, wo der Mensch vorbestimmt hat zu sterben, hüten müssen, seinen Leib über
diese Todesstunde hinaus zu erhalten, das Leben seines Leibes über diese Todesstunde
hinaus zu verlängern." (Lit.: GA 178, S. 58ff)

Der ahrimanische Doppelgänger ist der Urheber aller physischer Krankheiten, die spontan
aus dem Inneren hervorbrechen, während der luziferische Doppelgänger alle psychischen
Erkrankungen hervorruft.

"Denn dieser Doppelgänger, von dem ich gesprochen habe, der ist nichts mehr und nichts
weniger als der Urheber aller physischen Krankheiten, die spontan aus dem Innern
hervortreten, und ihn ganz kennen, ist organische Medizin. Die Krankheiten, die spontan,
nicht durch äußere Verletzungen, sondern spontan von innen heraus im Menschen
auftreten, sie kommen nicht aus der menschlichen Seele, sie kommen von diesem Wesen. Er
ist der Urheber aller Krankheiten, die spontan aus dem Innern hervortreten; er ist der
Urheber aller organischen Krankheiten. Und ein Bruder von ihm, der allerdings nicht
ahrimanisch, sondern luziferisch geartet ist, der ist der Urheber aller neurasthenischen und
neurotischen Krankheiten, aller Krankheiten, die eigentlich keine Krankheiten sind, die nur,
wie man sagt, Nervenkrankheiten, hysterische Krankheiten und so weiter sind." (Lit.: GA 178,
S. 61)

Geographische Einflüsse auf den Doppelgänger

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG


„Ein Wesen, das etwa überall das gleiche auf seine Bewohner hinaufstrahlt, ist unsere Erde
durchaus nicht, sondern auf den verschiedensten Gebieten der Erde wird ganz
Verschiedenes hinaufgestrahlt. Und da gibt es verschiedene Kräfte: magnetische, elektrische,
aber auch viel mehr in das Gebiet des Lebendigen heraufgehende Kräfte, die aus der Erde
heraufkommen, und die den Menschen beeinflussen in der mannigfaltigsten Weise in den
verschiedensten Punkten der Erde, also nach der geographischen Gestaltung in
verschiedener Weise den Menschen beeinflussen.
Das ist eine sehr wichtige Tatsache. Denn das, was der Mensch zunächst ist an Leib, Seele
und Geist, das hat eigentlich wenig direkten Bezug zu diesen von der Erde heraufwirkenden
Kräften. Aber der Doppelgänger, von dem ich gesprochen habe, der hat vorzugsweise Bezug
zu diesen von der Erde aus aufströmenden Kräften. Und indirekt, mittelbar steht der Mensch
nach Leib, Seele und Geist mit der Erde in Beziehung und dem, was sie ausstrahlt an den
verschiedenen Punkten dadurch, daß sein Doppelgänger die intimsten Beziehungen hegt zu
demjenigen, was da heraufströmt. Diese Wesen, die als solche ahrimanisch-
mephistophelische Wesen von dem Menschen eine kurze Zeitstrecke, bevor er geboren ist,
Besitz ergreifen, die haben ihre ganz besondere Geschmacksnatur. Da gibt es solche
Wesenheiten, denen ganz besonders die östliche Halbkugel, Europa, Asien, Afrika gefallen;
die wählen sich solche Menschen, die dort geboren werden, um ihre Leiber zu benützen.
Andere wählen sich Leiber, die auf der westlichen Halbkugel, in Amerika geboren werden.
Dasjenige, was wir Menschen in einem schwachen Abbilde als Geographie haben, das ist für
diese Wesenheiten lebendiges Prinzip ihres eigenen Erlebens; danach richten sie ihren
Wohnsitz ein.

Und daraus ersehen Sie weiter, daß eine der wichtigsten Aufgaben der Zukunft sein wird,
wieder weiterzupflegen dasjenige, was abgerissen ist: geographische Medizin, medizinische
Geographie. Bei Paracelsus ist es aus der alten atavistischen Weisheit heraus abgerissen;
seither ist es wenig gepflegt worden wegen der materialistischen Anschauungen. Es wird
wieder Platz greifen müssen; und manche Dinge werden erst wiederum erkannt werden,
wenn man den Zusammenhang des krankmachenden Wesens im Menschen mit der
Erdengeographie, mit all den Fusionen, mit all den Ausstrahlungen, die je nach den
verschiedenen Gegenden der Erde von dieser Erde herauskommen, kennenlernen wird. Also
wichtig ist es schon, daß der Mensch mit diesen Dingen bekannt wird, denn sein Leben hängt
ja davon ab. Er ist ja durch diesen Doppelgänger in einer ganz bestimmten Weise
hineingestellt in das Erdendasein, und dieser Doppelgänger, der hat sein Wohnhaus in ihm
selbst, in dem Menschen.“ (Lit.:GA 178, S. 63f)

Der ahrimanische Doppelgänger steht auch in engem Zusammenhang mit den elektrischen
und magnetischen Kräften der Erde.

"Diese Wesen, die als solche ahrimanisch-mephistophelische Wesen von dem Menschen
eine kurze Zeitstrecke, bevor er geboren ist, Besitz ergreifen, die haben ihre ganz besondere
Geschmacksnatur. Da gibt es solche Wesenheiten, denen ganz besonders die östliche
Halbkugel, Europa, Asien, Afrika gefallen; die wählen sich solche Menschen, die dort geboren
werden, um ihre Leiber zu benützen. Andere wählen sich Leiber, die auf der westlichen
Halbkugel, in Amerika geboren werden. Dasjenige, was wir Menschen in einem schwachen
Abbilde als Geographie haben, das ist für diese Wesenheiten lebendiges Prinzip ihres
eigenen Erlebens; danach richten sie ihren Wohnsitz ein." (Lit.: GA 178, S. 63)

Besonders stark wirken diese Kräfte in Amerika auf den Doppelgänger.

"Denn die deutlichsten Beziehungen zum Doppelgänger gehen aus von demjenigen Gebiete
der Erde, das vom amerikanischen Kontinente bedeckt ist; und in den älteren Jahrhunderten
fuhr man mit norwegischen Schiffen hinüber nach Amerika und studierte da drüben
Krankheiten. Von Europa aus wurden in Amerika gewissermaßen die unter dem Einflüsse des
Erdenmagnetismus bewirkten Krankheiten studiert. Und der geheimnisvolle Ursprung der
älteren europäischen Medizin, der ist da zu suchen. Da konnte man den Verlauf beobachten,
den man nicht hätte beobachten können in Europa, wo die Menschen empfindlicher waren
gegen die Einflüsse des Doppelgängers." (Lit.: GA 178, S. 66)

"Dasjenige Gebiet, wo am meisten Einfluß hat auf den Doppelgänger das, was von unten
heraufströmt, und wo es dadurch, daß es beim Doppelgänger am meisten Verwandtschaft
eingeht mit dem Ausströmenden, also sich auch wieder der Erde mitteilt, das ist dasjenige
Erdengebiet, wo die meisten Gebirge nicht von Westen nach Osten, in der Querrichtung hin,
sondern wo die Gebirge hauptsächlich von Norden nach Süden gehen - denn das hängt auch
mit diesen Kräften zusammen -, wo man den magnetischen Nordpol in der Nähe hat. Das ist
das Gebiet, wo vor allen Dingen Verwandtschaft entwickelt wird mit der mephistophelisch-
ahrimanischen Natur durch die äußeren Verhältnisse. Und durch diese Verwandtschaft wird
vieles bewirkt in der fortschreitenden Entwickelung der Erde. Der Mensch darf heute nicht
blind durch die Entwickelung der Erde gehen; er muß solche Verhältnisse durchschauen.
Europa wird sich zu Amerika nur dann in ein richtiges Verhältnis setzen können, wenn solche
Verhältnisse durchschaut werden können, wenn man weiß, welche geographischen
Bedingtheiten von dorther kommen. Sonst aber, wenn Europa fortfahren wird, in diesen
Dingen blind zu sein, dann wird es mit diesem armen Europa so gehen, wie es mit
Griechenland gegenüber Rom gegangen ist. Das darf nicht sein; die Welt darf nicht
geographisch amerikanisiert werden." (Lit.: GA 178, S. 70)

Am wenigsten sind diese Kräfte, die den ahrimanischen Doppelgänger stärken, in Russland
vorhanden.

"Im Osten Europas ist verhältnismäßig wenig Neigung rein durch das, was von der Erde
ausströmt, denn das Russentum zum Beispiel hängt wohl innig zusammen gerade durch den
Boden, aber es nimmt ganz besondere Kräfte aus dem Boden heraus auf, und zwar Kräfte,
die nicht von der Erde kommen. Das Geheimnis der russischen Geographie besteht darinnen,
daß das, was der Russe von der Erde aufnimmt, zuerst das der Erde mitgeteilte Licht ist, das
von der Erde wieder zurückgeht. Also der Russe nimmt eigentlich aus der Erde dasjenige auf,
was aus den äußeren Regionen zu der Erde erst hinströmt; der Russe liebt seine Erde, aber
er liebt sie eben aus dem Grunde, weil sie ihm ein Spiegel ist des Himmels. Dadurch aber hat
der Russe, wenn er noch so territorial gesinnt ist, in dieser territorialen Gesinnung etwas -
wenn es auch heute noch auf einer kindlichen Stufe ist - außerordentlich Kosmopolitisches:
weil die Erde, indem sie sich durch den Weltenraum bewegt, mit allen möglichen Partien des
Erdenumkreises in Beziehung kommt. Und wenn man nicht dasjenige in die Seele aufnimmt,
was von unten nach oben strömt in der Erde, sondern dasjenige, was von oben nach unten
und wiederum hinaufströmt, dann ist es etwas anderes, als wenn man aufnimmt das, was -
direkt von der Erde ausströmend - in eine gewisse Verwandtschaft zur Menschennatur
gesetzt wird. Das aber, was der Russe an seiner Erde liebt, womit er sich durchdringt, das
gibt ihm manche Schwäche, aber auch vor allen Dingen eine gewisse Fähigkeit, jene
Doppelgängernatur zu überwinden, von der ich Ihnen vorhin gesprochen habe." (Lit.: GA
178, S. 69)

Das Doppelgängermotiv in der Dichtung


Doppelgänger-Erlebnisse werden in der Dichtung recht häufig geschildert. So beschreibt
etwa Goethe ein solches Erlebnis, das am 7. August 1771 stattfand , nachdem er sich gerade
endgültig von Friederike Brion getrennt hatte:

"In solchem Drang und Verwirrung konnte ich doch nicht unterlassen, Friedriken noch
einmal zu sehn. Es waren peinliche Tage, deren Erinnerung mir nicht geblieben ist. Als ich ihr
die Hand noch vom Pferde reichte, standen ihr die Tränen in den Augen, und mir war sehr
übel zu Mute. Nun ritt ich auf dem Fußpfade gegen Drusenheim, und da überfiel mich eine
der sonderbarsten Ahndungen. Ich sah nämlich, nicht mit den Augen des Leibes, sondern des
Geistes, mich mir selbst, denselben Weg, zu Pferde wieder entgegen kommen, und zwar in
einem Kleide, wie ich es nie getragen: es war hechtgrau mit etwas Gold. Sobald ich mich aus
diesem Traum aufschüttelte, war die Gestalt ganz hinweg. Sonderbar ist es jedoch, daß ich
nach acht Jahren, in dem Kleide, das mir geträumt hatte, und das ich nicht aus Wahl,
sondern aus Zufall gerade trug, mich auf demselben Wege fand, um Friedriken noch einmal
zu besuchen. Es mag sich übrigens mit diesen Dingen wie es will verhalten, das wunderliche
Trugbild gab mir in jenen Augenblicken des Scheidens einige Beruhigung." (Lit.: Goethe)

Ein ähnliches Erlebnis schildert Conrad Ferdinand Meyer in seinem Gedicht Begegnung:

Mich führte durch den Tannenwald


Ein stiller Pfad, ein tief verschneiter,
Da, ohne dass ein Huf gehallt,
Erblickt ich plötzlich einen Reiter.

Nicht zugewandt, nicht abgewandt,


Kam er, den Mantel umgeschlagen,
Mir deuchte, dass ich ihn gekannt
In alten, längst verschollnen Tagen.

Der jungen Augen wilde Kraft,


Des Mundes Trotz und herbes Schweigen,
Ein Zug von Traum und Leidenschaft
Berührte mich so tief und eigen.

Sein Rösslein zog auf weisser Bahn


Vorbei mit ungehörten Hufen.
Mich fassts mit Lust und Grauen an,
Ihm Gruss und Namen nachzurufen.

Doch keinen Namen hab ich dann


Als meinen eigenen gefunden,
Da Ross und Reiter schon im Tann
Und hinterm Schneegeflock verschwunden.

Eine der berühmtesten dichterischen Darstellungen des Doppelgängermotivs ist Robert Louis
Stevensons Roman Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde (1886). Auch in Oscar
Wildes Das Bildnis des Dorian Gray (1891) wird die Begegnung mit dem Doppelgänger sehr
deutlich gezeichnet.
Zitate
"Ich wollte nur sagen, dass das Dopplegängermotiv immer ein negatives ist.. Ich selbst habe
meinen Doppelgänger gefunden... Und der ist sehr sehr stark..." (Joachim Stiller)

Siehe auch
Hüter der Schwelle
Spaltung der Persönlichkeit
Elektrizität
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Blitz
Elektrizität (von griech. ήλεκτρον elektron „hellgold, nach der Farbe des Bernsteins“) ist aus
physikalischer Sicht eine zusammenfassende Bezeichnung für alle Phänomene, die durch
ruhende oder bewegte elektrischen Ladungen und die damit verbundenen elektrischen und
magnetischen Felder hervorgerufen werden. In der Elektrostatik wird dabei oft das
idealisierte Modell einer räumlich nicht ausgedehnten Punktladung verwendet. Nach dem
Prinzip der Ladungserhaltung ist die Summe der in einem abgeschlossenen System
enthaltenen Ladung konstant.

Elektrizität und Magnetismus


Elektrizität und Magnetismus sind eng miteinander verbunden und bilden gemeinsam als
Elektromagnetismus eine der vier heute bekannten Grundkräfte der Physik. Von 1861 bis
1864 entwickelte James Clerk Maxwell mit den nach ihm benannten Maxwellschen
Gleichungen eine mathematisch exakte Beschreibung aller Phänomene des klassischen
Elektromagnetismus. Die quantenfeldtheoretische Beschreibung des Elektromagnetismus
erfolgt gegenwärtig im Rahmen der Quantenelektrodynamik (QED). Diese wird heute
zusammen mit der schwachen Wechselwirkung in der vereinheitlichten Theorie der
elektroschwachen Wechselwirkung dargestellt.

Physikalische Grundlagen der Elektrizität

Das Coulombsche Gesetz: Die Kraft zwischen zwei punktförmigen Ladungen nimmt mit dem
Quadrat ihres Abstands ab; Ladungen mit gleichem Vorzeichen stoßen einander ab, solche
mit unterschiedlichen Vorzeichen ziehen einander an.
Als Ladungsträger, d.h. als materielle Träger der elektrischen Ladung, gelten heute vor allem
negativ geladene Elektronen und positiv geladene Protonen bzw. Ionen. Gleichnamige
Ladungen stoßen einander ab, ungleichnamige Ladungen ziehen sich an. Ruhende oder
bewegte elektrische Ladungen sind die Quellen des elektrischen Feldes, bewegte Ladungen
darüber hinaus die Ursache magnetischer Felder. Durch periodisch schwingende elektrische
Ladung werden Elektromagnetische Wellen erregt, die sich nach ihrer Entstehung
unabhängig von den Ladungsträgern im Raum (als sog. Photonen) ausbreiten und
gegebenenfalls mit der Materie in Wechselwirkung treten. Die Ausbreitung von Licht im
Raum ist mit solchen elektromagnetischen Erscheinungen verbunden.

Die elektrische Ladungsdichte kann pro Volumen (Raumladungsdichte


�{\displaystyle \rho } in A·s·m−3), pro Fläche (Oberflächenladungsdichte
�{\displaystyle \sigma }) oder pro Länge (Linienladungsdichte
�{\displaystyle \lambda }) angegeben werden.

Die Kraft, die auf eine elektrische Ladung durch ein elektrisches oder magnetisches Feld
ausgeübt wird, bezeichnet man als Lorentzkraft, benannt nach dem niederländischen
Mathematiker und Physiker Hendrik Antoon Lorentz. Nach dem um 1785 von dem
französischen Physiker Charles Augustin de Coulomb (1736-1806) entdeckten und später
nach ihm benannten Coulombschen Gesetz nimmt die Coulombkraft

{\displaystyle F} zwischen zwei punktförmigen Ladungen

1
{\displaystyle q_{1}},

2
{\displaystyle q_{2}} mit dem Quadrat des Abstandes

{\displaystyle r} zwischen ihnen ab.

0
=
8,854
187


10

12
A
s
V
m
{\displaystyle \varepsilon _{0}=8{,}854\,187\ldots \cdot 10^{-12}\,\textstyle \mathrm {\frac
{A\,s}{V\,m}} } ist die elektrische Feldkonstante (auch: Dielektrizitätskonstante des Vakuums,
Permittivität des Vakuums, Influenzkonstante):


=
1
4


0

1

2

2
{\displaystyle F={\frac {1}{4\pi \varepsilon _{0}}}{\frac {q_{1}\,q_{2}}{r^{2}}}}
Elektrischer Strom
Der elektrische Strom beruht auf der Bewegung elektrischer Ladungen. Er wird in
Festkörpern durch die Bewegung freier Elektronen, in Flüssigkeiten und Gasen durch
Ionenbewegung erklärt. Bei den Festkörpern unterscheidet man zwischen elektrischen
Leitern, Halbleitern und Nichtleitern (Isolatoren). Die technische Stromrichtung ist als die
Richtung festgelegt, in die sich positive elektrische Ladungen bewegen. Sie ist also
gegensätzlich zur Richtung, in der sich die negativ geladenen Elektronen in einem Leiter
bewegen.

Ein System von elektrischen Leitern, in dem sich die Ladungsträger (z.B. Elektronen, Ionen)
auf einem geschlossenen Weg bewegen können, bilden einen Stromkreis. Wechselt die
Stromrichtung periodisch, spricht man von Wechselstrom, andernfalls von Gleichstrom. Ist
der Stromkreis an einer oder mehreren Stellen unterbrochen (z.B. durch einen
mechanischen oder elektronischen Schalter), spricht man von einem offenen Stromkreis.

Die Triebkraft des elektrischen Stromes ist die in Volt gemessene elektrische Spannung

{\displaystyle U}, die der Potentialdifferenz zwischen zwei Punkten des elektrischen Feldes
entspricht. Dabei wird unterschieden zwischen einer zeitlich mehr oder weniger konstanten
Gleichspannung, bei der sich die Polarität nicht ändert, und einer Wechselspannung, bei der
die Polarität periodisch wechselt.

Die Stärke elektrischer Ladungen wird in der SI-Einheit Coulomb (C) angegeben. 1 Coulomb
wird dabei durch jene Ladungsmenge definiert, die innerhalb einer Sekunde bei einer
Stromstärke

{\displaystyle I} von 1 Ampere durch den Querschnitt eines elektrischen Leiters fließt. Ein
Coulomb entspricht daher einer Amperesekunde (As):

1
C
=
1
A
s
{\displaystyle \mathrm {1\,C=1\;As} }
Die kleinste frei existierende positive oder negative elektrische Ladungsmenge wird als
Elementarladung bezeichnet und ist eine universelle Naturkonstante. Ihr Wert wurde
erstmals 1910 von dem US-amerikanischen Physiker Robert Andrews Millikan (1868-1953)
mit dem nach ihm benannten Millikanschen Öltröpfchenversuch bestimmt:


=
1,602
176
6208
(
98
)

10

19
C
{\displaystyle e=1{,}602\,176\,6208(98)\cdot 10^{-19}\,\mathrm {C} }

Veranschaulichung der Ampere-Definition. Die blau eingezeichneten Kräfte haben jeweils


den Betrag 2·10−7 N.
Das Ampere wird seit 1948 durch die Lorentzkraft definiert, die zwei stromdurchflossene
Leiter aufeinander ausüben:

1 A ist die Stärke des zeitlich konstanten elektrischen Stromes, der im Vakuum zwischen zwei
parallelen, unendlich langen, geraden Leitern mit vernachlässigbar kleinem, kreisförmigem
Querschnitt und dem Abstand von 1 m zwischen diesen Leitern eine Kraft von 2·10−7
Newton pro Meter Leiterlänge hervorrufen würde.[1]
Die elektrische Energie bzw. die durch den elektrischen Strom verrichtete elektrische Arbeit
errechnet sich aus dem Produkt der Potentialdifferenz, d.h. der elektrischen Spannung

{\displaystyle U} und der Ladungsmenge

{\displaystyle Q}. Sie wird im SI-System in Joule (J) oder Wattsekunden (Ws) angegeben; als
größere Einheit ist die Kilowattstunde (kWh) gebräuchlich:


=



=





{\displaystyle E=U\cdot Q=U\cdot I\cdot t}
Die elektrische Leistung

{\displaystyle P}, also die pro Zeiteinheit umgesetzte elektrische Energie, wird in Watt (W)
angegeben und errechnet sich entsprechend aus dem Produkt von Spannung

{\displaystyle U} und Stromstärke

{\displaystyle I}:

=



{\displaystyle P=U\cdot I}
Elektrisches Feld
Jede elektrische Ladung erzeugt in ihrem Umkreis ein elektrisches Feld, dessen Stärke und
Richtung durch die elektrische Feldstärke


(


)
{\displaystyle {\vec {E}}({\vec {x}})} angegeben wird. Sie wird als vektorielle Größe definiert,
die angibt, mit welcher Kraft


(


)
{\displaystyle {\vec {F}}({\vec {x}})} das elektrische Feld auf eine kleine Probeladung

{\displaystyle q} an einem gegebenen Ort

→{\displaystyle {\vec {x}}} einwirkt:



(


)
=


(


)

{\displaystyle {\vec {E}}({\vec {x}})={{\vec {F}}({\vec {x}}) \over q}}
Die SI-Einheit der elektrischen Feldstärke

→{\displaystyle {\vec {E}}} ist Newton pro Coulomb oder Volt pro Meter. Es gilt:
N
C
=
J
C

m
=
W
s
A
s

m
=
V
A

s
A
s

m
=
V
m
{\displaystyle \mathrm {{\frac {N}{C}}={\frac {J}{C\cdot m}}={\frac {W\,s}{A\,s\cdot m}}={\frac
{V\,A\cdot s}{A\,s\cdot m}}={\frac {V}{m}}} }
Reibungselektrizität
Die Reibungselektrizität wurde erstmals um 550 v. Chr. von Thales von Milet anhand des
Bernsteins beschrieben. Sie tritt bereits bei der Berührung unterschiedlicher, elektrisch
nichtleitender Stoffe auf, kann aber durch Reibung aufgrund der größeren einander
berührenden Oberflächen wesentlich verstärkt werden. Die aufgewendete Reibungskraft als
solche hat dabei keinen Einfluss. Dabei kommt es zu einer Trennung der elektrischen
Ladungen, die sich unterschiedlich auf die verwendeten Materialien verteilen. 1733
bezeichnet Charles du Fay die beiden Ladungsarten als Glaselektrizität (franz. électricité
vitreuse), die der positiven Ladung entspricht, und als Harzelektrizität (franz. électricité
résineuse), die der negativen Ladung entspricht. Er erkannte auch, dass die beiden
Ladungsarten einander neutralisieren können.

„Nicht wahr, die elementaren Dinge der Elektrizitätslehre kennen Sie. Sie wissen, daß es das
gibt, was man die Reibungselektrizität nennt, daß man eine Glasstange zum Entfalten einer
Kraft bringt, indem man sie mit irgendeinem Reibzeug, wie man es nennt, reibt, oder auch
eine Harzstange, daß dadurch die Glasstange oder Harzstange, wie man sagt, elektrisch wird,
das heißt kleine Körper, Papierschnitzelchen, anzieht. Sie wissen auch, daß die Beobachtung
der Erscheinungen allmählich ergeben hat, daß in ihrer Entfaltung verschieden sind die
beiden Kräfte, die ausgehen im einen Fall von der geriebenen Glasstange, im anderen Fall
von der geriebenen Harzstange oder der Siegellackstange: Wenn die Stange veranlaßt
worden ist, Papierschnitzelchen anzuziehen, so wird dasjenige, was von der Glasstange in
einer bestimmten Weise, wie man sagt, elektrisch durchtränkt wird, in der
entgegengesetzten Weise von der Harzstangen-Elektrizität elektrisch durchtränkt, und man
unterscheidet daher, indem man sich mehr an das Qualitative anschließt, Glaselektrizität
und Harzelektrizität, oder, indem man das bloß mehr allgemein ausdrückt, positive
Elektrizität und negative Elektrizität. Die Glaselektrizität würde die positive, die
Harzelektrizität die negative sein.

Nun ist das Eigentümliche, daß positive Elektrizität negative Elektrizität immer in gewisser
Weise herbeizieht. Sie können diese Erscheinung an der sogenannten Leidener Flasche
ersehen, also jenem Gefäß, das außen mit einem elektrisierbaren Belag versehen ist, das hier
dann isoliert ist, das dann im Innern mit einem anderen Belag versehen ist, der sich fortsetzt
in eine Metallstange mit einem Metallknopf. Wenn man nun eine Metallstange elektrisch
gemacht hat

Leidener Flasche, Zeichnung aus GA 320, S. 147


und diese Elektrizität mitteilt - was man kann - dem äußeren Belag, so wird der äußere Belag
zum Beispiel positiv elektrisch, erzeugt die Erscheinungen der positiven Elektrizität. Dadurch
aber wird der innere Belag negativ elektrisch. Und wir können, wie Sie wissen, dann, indem
wir verbinden den Belag, der mit positiver Elektrizität angefüllt ist, und den Belag, der mit
negativer Elektrizität angefüllt ist, es zu einer Verbindung der positiv elektrischen und
negativ elektrischen Kraft bringen, wenn wir sie in eine solche Lage versetzen, daß die eine
Elektrizität sich bis hierher fortsetzen kann und gegenübersteht der anderen. Sie stehen sich
mit einer gewissen Spannung gegenüber und fordern ihren Ausgleich. Es springt der Funke
von dem einen Belag auf den andern über. Wir sehen also, daß Elektrizitätskräfte, die sich so
gegenüberstehen, eine gewisse Spannung haben und zum Ausgleich streben. Der Versuch
wird vor Ihnen oftmals gemacht worden sein. Sie sehen hier die Leidener Flasche. Aber wir
brauchen noch eine Gabel. Ich will einmal hier laden. Es ist noch zu schwach. Ein bißchen
stoßen sich die Plättchen ab. Es würde also, wenn wir hier genügend laden würden, die
positive Elektrizität die negative hervorrufen, und wir würden, wenn wir beide einander
gegenüberstehend hätten, durch eine Entladungsgabel den Funken zum Überspringen
bringen. Sie wissen aber auch, daß diese Art, elektrisch zu werden, mit dem Ausdruck
Reibungselektrizität bezeichnet wird, weil man es zu tun hat eben mit der durch Reibung
hervorgegangenen, irgendwie gearteten Kraft - so möchte ich vorläufig sagen.“ (Lit.:GA 320,
S. 146ff)

Berührungselektrizität
→ Hauptartikel: Kontaktelektrizität
Der Begriff Kontaktelektrizität bzw. Berührungselektrizität wurde von Alessandro Volta
geprägt und stand im Gegensatz zu der von Luigi Galvani vertretenen These der
animalischen Elektrizität. Tatsächlich umfasst die Berührungselektrizität einen sehr weiten
Bereich unterschiedlicher elektrischer Phänomene, die an der Grenzfläche einander
berührender Substanzen bzw. an der Grenzfläche zur Umgebung, z. B. auch zum Vakuum,
auftreten. Die Reibungselektrizität ist in diesem Sinn ein Spezialfall der Kontaktelektrizität.
Aufgrund der Heterogenität der Phänomene ist der Begriff „Kontaktelektrizität“ in der Physik
heute nicht mehr gebräuchlich.
„Nun wurde, wie ich Ihnen auch nur zu wiederholen brauche, eigentlich erst um die Wende
des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts zu dieser Reibungselektrizität
hinzugefunden, entdeckt dasjenige, was man Berührungselektrizität nennt. Und damit
wurde für die moderne Physik ein Gebiet eröffnet, das sich gerade außerordentlich fruchtbar
erwiesen hat für die materialistische Ausgestaltung der Physik. Ich brauche Sie auch da nur
an das Prinzip zu erinnern. Galvani beobachtete einen Froschschenkel, der in Verbindung
war mit Metallplatten und der in Zuckungen geriet, und hatte damit eigentlich, man möchte
sagen, etwas außerordentlich Bedeutsames gefunden, hatte zwei Dinge zugleich gefunden,
die nur voneinander abgetrennt werden mußten und die heute noch nicht ganz sachgemäß
voneinander abgetrennt sind zum Unheil der naturwissenschaftlichen Betrachtungen.
Galvani hatte dasjenige gefunden, was wenig später Volta eben als die eigentliche
Berührungselektrizität bezeichnen konnte. Er hatte die Tatsache gefunden, daß, wenn zwei
verschiedene Metalle sich so berühren, daß ihre Berührung vermittelt wird durch
entsprechende Flüssigkeiten, so entsteht eine Wechselwirkung, die in Form einer
elektrischen Strömung von dem einen Metall zu dem andern sich äußern kann. Damit haben
wir die elektrische Strömung, die verläuft rein auf dem Gebiete des unorganischen Lebens
scheinbar, wir haben aber, indem wir hinblicken auf dasjenige, was Galvani eigentlich
bloßlegte, auch noch das, was man gewissermaßen als physiologische Elektrizität bezeichnen
kann, einen Kraftspannungszustand, der eigentlich immer besteht zwischen Muskel und
Nerv und der geweckt werden kann, wenn elektrische Ströme durch Muskel und Nerv
hindurchgeführt werden. So daß in der Tat dasjenige, was Galvani damals gesehen hat,
zweierlei enthielt: Dasjenige, das man einfach auf unorganischem Gebiet nachbilden kann,
indem man Metalle durch Vermittlung von Flüssigkeiten zur Ausbildung der elektrischen
Ströme bringt, und dasjenige, was in jedem Organismus ist, bei gewissen elektrischen
Fischen und anderen Tieren besonders hervortritt als Spannungszustand zwischen Muskel
und Nerv, der sich für den äußeren Anblick ähnlich ausnimmt in seinem Ausgleich wie
strömende Elektrizität und ihre Wirkungen. Damit war aber alles dasjenige gefunden, was
dann zu gewaltigen wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritten auf materialistischem Gebiete
einerseits geführt hat, was auf der anderen Seite so gewaltige, epochemachende
Grundlagen für die Technik ergeben hat.“ (Lit.:GA 320, S. 148f)

Elektrizität in der Natur


In der Natur offenbart sich die Elektrizität am unmittelbarsten und spektakulärsten in der
Erscheinung des Blitzes. In beseelten Lebewesen sind elektrische Erscheinungen mit der
Nerven- und Muskeltätigkeit verbunden. Manche Fische, wie beispielsweise der Zitterrochen
und der Zitteraal, können hohe elektrische Spannungen bis zu einigen 100 Volt aufbauen und
Stromstöße mit bis zu ettlichen Ampere Stärke austeilen.

Das Wesen der Elektrizität aus anthroposophischer Sicht

Die untersinnliche Welt als Spiegelung der übersinnlichen Welt (Lit.: GA 130, S. 104)
Aus geisteswissenschaftlicher Sicht ist nach Rudolf Steiner Elektrizität als Licht im
untermateriellen Zustand zu begreifen:

"Elektrizität ist Licht in untermateriellem Zustand. Da ist das Licht in der schwersten Weise
zusammengepreßt. Dem Licht muß man auch Innerlichkeit zusprechen, es ist in jedem
Punkte es selbst. Wärme kann sich in drei Richtungen des Raumes ausdehnen, beim Licht
müssen wir von einer vierten sprechen: Es ist vierfach ausgedehnt; es hat Innerlichkeit als
viertes." (Lit.: GA 130, S. 103)

Elektrizität entsteht, wenn die Kräfte des Lichtäthers in die untersinnliche Spiegelung der
Astralwelt gestoßen werden, die das Reich Luzifers ist (Lit.: GA 130, S. 102f).

Elektrizität ist anderseits ahrimanisch gewordenes Licht, das aus uralten Zeiten stammt (Lit.:
GA 224, S. 169).

Elektrizität als ahrimanisierte Sonnenkraft früherer Weltentwicklungsstufen


„Wir wissen, daß einstmals die Erde und die Sonne ein Körper waren. Das ist allerdings
lange, sehr lange her: in der Saturnzeit, Sonnenzeit war es. Dann war eine kurze
Wiederholung dieses Zustandes während der Erdenzeit. Aber dennoch ist etwas in der Erde
zurückgeblieben, das dahin gehört. Das holen wir heute wieder heraus. Und wir holen es
nicht nur aus dem Wiederholungszustande heraus, der sich während unserer Erdenzeit
zugetragen hat, indem wir mit Steinkohle unsere Räume heizen, sondern wir holen es
heraus, indem wir die Elektrizität benützen. Denn aus jenen Zeiten, in denen nach der alten
Saturnzeit, zur Sonnenzeit, Sonne und Erde eines waren, da ist der Grund zu dem gelegt
worden, daß wir auf der Erde Elektrizität haben. Wir haben mit der Elektrizität eine mit der
Erde altverbundene Kraft, die Sonnenkraft ist, in der Erde verborgene Sonnenkraft.“ (Lit.:GA
224, S. 166f)

„Ach was - sagen die Menschen leicht, die nichts mehr von dem seelischen Verlauf des
Jahres wissen wollen -, ein Tag ist wie der andere: Frühstück, Mittagsmahl, Teezeit,
Souperzeit; es ist ja gut, wenn es zu Weihnachten etwas Besseres gibt, aber im Grunde
genommen geht es so Tag für Tag das ganze Jahr hindurch. - Man sieht nur noch auf den
Tag, das heißt auf das äußerlich Materielle des Menschen: Ach was, kosmische
Zusammenhänge! Emanzipieren wir uns von einer solchen Weltanschauung! Machen wir uns
doch klar, daß selbst die eigensinnige Buche den Kosmos nicht mehr braucht, daß wir ihr,
wenn wir sie in ein geschlossenes Gefängnis sperren, doch nur in genügender Stärke
elektrisches Licht beizubringen brauchen, dann wächst sie ohne die Sonne! - Nein, sie wächst
eben nicht ohne die Sonne. Wir müssen nur in der richtigen Weise die Sonne aufzusuchen
wissen, wenn wir so etwas tun. Wir müssen uns aber dann auch klar sein darüber, daß es
nun doch etwas anderes ist, eine andere Beziehung. Mit weitem Blicke geschaut, stellt es
sich schon heraus, daß es doch etwas anderes ist, ob wir die Buche im kosmischen
Sonnenlichte gedeihen lassen, oder ob wir ihr das ahrimanisch gewordene, aus uralten
Zeiten stammende Licht geben.“ (S. 168f)

Einverleibung der elektrischen und magnetischen Kräften in der lemurischen Zeit


Die elektrischen und magnetischen Kräfte nahm der Mensch erst in der lemurischen Zeit in
sein Wesen auf.

„Es gab einen Punkt in der Entwickelung, wo sich festsetzte im Innern des Menschen aus
dem Kosmos heraus das, was wir heute kennen als magnetische und namentlich als
elektrische Kräfte. Denn in uns leben auf geheimnisvolle Art auch die magnetischen und
elektrischen Kräfte. Vor diesem Zeitalter, in der lemurischen Zeit, lebte der Mensch auf der
Erde noch ohne die magnetischen und elektrischen Kräfte, die sich in seinem Nervensystem,
zwischen den Nervenwirkungen und den Blutwirkungen geistig entwickeln. Da wurden ihm
diese Kräfte einverleibt. Von den magnetischen Kräften wollen wir absehen, auch von einem
gewissen Teile der elektrischen Kräfte wollen wir absehen. Dadurch nun, daß sich diese
Kräfte, die ich als elektrische Kräfte im Galvanismus, im Voltaismus und so weiter bezeichnen
will, also jene Kräfte, die heute in die Kultur so tief eingreifen, in der Urzeit in den
menschlichen Organismus hineingelebt haben, mit dem menschlichen Leben verbanden,
dadurch konnten diese Kräfte eine Zeitlang für das menschliche Bewußtsein unbekannt
bleiben. Der Mensch trug sie im Innern, aber äußerlich blieben sie ihm unbekannt. Nun, die
magnetischen, die anderen elektrischen Kräfte außer dem Galvanismus und Voltaismus
lernten wir schon früher kennen. Denn Galvanismus, die Berührungselektrizität, die mehr,
als man heute sich überlegt, unserem Zeitalter sein Karma aufdrückt von außen, sie wurde,
wie Sie wissen, erst um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert durch Galvani und Volta
gefunden. Über solche Dinge denkt man gewöhnlich viel zu wenig nach. Denken Sie einmal,
dieser Galvani, einen Froschschenkel präpariert er. Dadurch, daß er ihn, wie man sagt,
zufällig am Fenster befestigt und der Froschschenkel mit Eisen in Berührung kommt, zuckt
er. Das ist der Anfang all der Entdeckungen, all der Erfindungen, die heute durch den
elektrischen Strom unsere Erde beherrschen! Seit so kurzer Zeit ist das erst. Man denkt
gewöhnlich nicht nach: Wie kommt es denn, daß die Menschheit so etwas früher nicht
gewußt hat? Plötzlich taucht auf eine ganz wunderbare Art in einem Menschen dieser
Gedanke auf; er wird darauf gestoßen, dieser Mensch, auf diesen Gedanken. Unser
materialistisches Zeitalter denkt natürlich über solche Dinge nicht nach. Aber deshalb
versteht unser materialistisches Zeitalter rein gar nichts wissenschaftlich von dem wirklichen
Werdegang der Welt. Die Wahrheit ist diese:

Nachdem die Menschheit den Zeitpunkt in der lemurischen Zeit durchgemacht hatte, wo sie
sich selbst jene Kräfte in ihr Inneres ein-

Zeichnung aus GA 171, S. 218


gepflanzt hat, oder wo sie eingepflanzt erhalten hat die Kräfte, die heute in der Elektrizität
durch den Draht gehen, und die auf unsichtbare Weise im Menschen wirken, nachdem
dieses Zeitalter vorübergegangen war, lebte gewissermaßen die Elektrizität im Innern des
Menschen. Nun geht die Entwickelung nicht so vorwärts, wie man es leichthin zeichnet, so
mit einem einfachen Strich. Man glaubt nur, die Zeit geht so vorwärts, daß sie ins Unendliche
verfließt. Das ist aber eine ganz abstrakte Vorstellung. In Wahrheit geht die Zeit so, daß sie
sich weiterbewegt, daß die Entwickelung wieder umgekehrt wird und zurückläuft. Nicht nur
im Räume gehen diese Bewegungen in der Lemniskate vor sich, sondern auch in der Zeit.

Zeichnung aus GA 171, S. 218


Da war die Menschheit während der lemurischen Zeit (Kreuzungspunkt der
Lemniskatenbewegung, siehe Zeichnung), als sie sich eingepflanzt hat in sich selber das
elektrische Kraftprinzip. Diesen Weg (blau) ist sie gegangen in der atlantischen Zeit, und kam
mit Bezug auf gewisse Kräfte in der nachatlantischen Zeit an um die Wende des 18. zum 19.
Jahrhundert an den Punkt, genau an den Punkt in der Weltentwickelung, wo sie war in der
alten lemurischen Zeit, als sie sich selber vom Kosmos herein das Elektrizitätsprinzip
eingepflanzt hatte. Und das ist der Grund, daß Galvani dazumal die Elektrizität fand!“ (Lit.:GA
171, S. 216ff)

Licht, Elektrizität, Atome und Moral


"Sehen Sie, als Leute meines Alters noch junge Dachse waren, da ist es keinem Menschen
eingefallen, auf dem Gebiete der Physik etwa von Atomen anders zu reden, als daß kleine,
unelastische oder auch meinetwillen elastische Kügelchen seien, die sich gegenseitig stoßen
und dergleichen, und man hat dann die Ergebnisse dieser Stöße ausgerechnet. Es wäre
dazumal noch niemandem eingefallen, das Atom so ohne weiteres vorzustellen, wie man es
heute vorstellt: als ein Elektron, als eine Wesenheit, die eigentlich ganz und gar aus
Elektrizität besteht.

Der Gedanke der Menschen ist ganz eingesponnen worden von der Elektrizität, und das seit
noch gar nicht langer Zeit. Heute reden wir von den Atomen als von etwas, wo sich um eine
Art kleiner Sonne, um einen Mittelpunkt herum, die Elektrizität lagert; von Elektronen reden
wir. Wenn wir also hineinschauen in das Weltengetriebe, so vermuten wir überall
Elektrizität. Da hängt schon die äußere Kultur mit dem Denken zusammen. Menschen, die
nicht auf den elektrischen Bahnen fahren würden, würden sich auch die Atome nicht so
elektrisch vorstellen.

Und wenn man nun hinschaut auf die Vorstellungen, die man vor dem Zeitalter der
Elektrizität gehabt hat, so kann man von ihnen sagen: Sie haben dem Naturdenker noch die
Freiheit gegeben, das Geistige in die Natur wenigstens abstrakt hineinzudenken. - Ein kleiner
winziger Rest des scholastischen Realismus war noch vorhanden. Aber die Elektrizität ist
dem modernen Menschen auf die Nerven gegangen und hat aus den Nerven alles, was
Hinlenkung zum Geistigen ist, herausgeschlagen.

Es ist ja noch weiter gekommen. Das ganze ehrliche Licht, das durch den Weltenraum flutet,
ist ja nach und nach verleumdet worden, auch so etwas Ähnliches zu sein wie die Elektrizität.
Wenn man heute so über diese Dinge redet, dann kommt es natürlich jemandem, der mit
seinem Kopf ganz untergetaucht ist in die elektrische Kulturwelle, so vor, als ob man lauter
Unsinn redete. Aber das ist deshalb, weil dieser Mensch eben mit dem Kopf, der das als
Unsinn anschaut, eben mit herausgehaltener Zunge wie der Hund, dem es ganz warm
geworden ist, und mit der Geschichtslast auf dem Buckel, sich hinschleppt und mit
historischen Begriffen belastet ist und nicht aus der unmittelbaren Gegenwart heraus reden
kann.

Denn sehen Sie, mit der Elektrizität betritt man ein Gebiet, das sich dem imaginativen
Anschauen anders darstellt als andere Naturgebiete. Solange man im Licht, in der Welt der
Töne, also in Optik und Akustik geblieben war, so lange brauchte man nicht dasjenige
moralisch zu beurteilen, was einem Stein, Pflanze, Tier, im Lichte als Farben, in der
Gehörwelt als Töne kundgaben, weil man einen wenn auch schwachen Nachklang von der
Realität der Begriffe und Ideen hatte. Aber die Elektrizität trieb einem diesen Nachklang aus.
Und wenn man auf der einen Seite heute für die Welt der moralischen Impulse nicht
imstande ist, die Realität zu finden, so ist man andererseits auf dem Felde dessen, was man
heute als das wichtigste Ingrediens der Natur ansieht, erst recht nicht imstande, das
Moralische zu finden.

Wenn heute einer den moralischen Impulsen reale Wirksamkeit zuschreibt, so daß sie die
Kraft in sich haben, wie ein Pflanzenkeim später sinnliche Realität zu werden, dann gilt er als
ein halber Narr. Wenn aber etwa heute jemand kommen würde und Naturwirkungen
moralische Impulse zuschreiben würde, dann gälte er als ein ganzer Narr. Und dennoch, wer
jemals mit wirklicher geistiger Anschauung den elektrischen Strom bewußt durch sein
Nervensystem gehen gefühlt hat, der weiß, daß Elektrizität nicht bloß eine Naturströmung
ist, sondern daß Elektrizität in der Natur zu gleicher Zeit ein Moralisches ist, und daß in dem
Augenblicke, wo wir das Gebiet des Elektrischen betreten, wir uns zugleich in das Moralische
hineinbegeben. Denn wenn Sie Ihren Fingerknöchel irgendwo in einen geschlossenen Strom
einschalten, so fühlen Sie sogleich, daß sie Ihr Innenleben in ein Gebiet des Innenmenschen
hineinerweitern, wo zugleich das Moralische herauskommt Sie können die Eigenelektrizität,
die im Menschen liegt, in keinem andern Gebiete suchen, als wo zugleich die moralischen
Impulse herauskommen. Wer die Totalität des Elektrischen erlebt, der erlebt eben zugleich
das Naturmoralische. Und ahnungslos haben eigentlich die modernen Physiker einen
sonderbaren Hokuspokus gemacht. Sie haben das Atom elektrisch vorgestellt und haben aus
dem allgemeinen Zeitbewußtsein heraus vergessen, daß sie dann, wenn sie das Atom
elektrisch vorstellen, diesem Atom, jedem Atom einen moralischen Impuls beilegen, es
zugleich zu einem moralischen Wesen machen. Aber ich spreche jetzt unrichtig. Man macht
nämlich das Atom, indem man es zum Elektron macht, nicht zu einem moralischen Wesen,
sondern man macht es zu einem unmoralischen Wesen. In der Elektrizität sind allerdings
schwimmend die moralischen Impulse, die Naturimpulse - aber das sind die unmoralischen,
das sind die Instinkte des Bösen, die durch die obere Welt überwunden werden müssen.

Und der größte Gegensatz zur Elektrizität ist das Licht. Und es ist ein Vermischen des Guten
und des Bösen, wenn man das Licht als Elektrizität ansieht. Man hat eben die wirkliche
Anschauung des Bösen in der Naturordnung verloren, wenn man sich nicht bewußt ist, daß
man eigentlich die Atome, indem man sie elektrifiziert, zu den Trägern des Bösen macht,
nicht nur, wie ich im letzten Kursus ausgeführt habe, zu den Trägern des Toten, sondern zu
den Trägern des Bösen. Zu den Trägem des Toten macht man sie, indem man sie überhaupt
Atome sein läßt, indem man die Materie atomistisch vorstellt. In dem Augenblicke, wo man
diesen Teil der Materie elektrifiziert, in demselben Augenblicke stellt man sich die Natur als
das Böse vor. Denn elektrische Atome sind böse, kleine Dämonen." (Lit.: GA 220, S. 189ff)

Elektrizität, Materie und menschliche Gedanken


"Letztes Mal habe ich Ihnen aus einer Rede des englischen Premierministers Balfour[2]
vorgelesen. Es ist da bereits aufmerksam darauf gemacht, daß gewisse Dinge heute
physikalische Wahrheiten sind, die uralte okkulte Erkenntnisse sind. Wenn Sie in Blavatskys
«Geheimlehre» nachlesen, werden Sie dort eine Stelle finden über die Elektrizität, welche
buchstäblich dasselbe besagt wie das, worauf die Physiker jetzt nach und nach kommen.
Was Sie aber finden, ist eine bloße Ahnung von dem, um was es sich handelt. Es handelt sich
um das physikalische Atom. Bis vor vier, fünf Jahren ist von aller äußeren - nicht der
okkultistischen - Wissenschaft dieses verkannt worden. Man hat es für eine raumerfüllende
Masse gehalten. Heute fängt man an, dieses physikalische Atom als dasjenige zu erkennen,
was es wirklich ist. Man kommt darauf, daß dieses physikalische Atom sich so verhält zur
Kraft der Elektrizität, wie sich ein Klumpen Eis verhält zum Wasser, aus dem es gefroren ist.
Wenn Sie sich Wasser vorstellen, das zu Eis gefriert, so ist das Eis auch Wasser. Und so ist das
physikalische Atom nichts anderes als gefrorene Elektrizität. Wenn Sie dies ganz begreifen
und die Mitteilungen, die bis vor wenigen Jahren in sämtlichen wissenschaftlichen Schriften
über die Atome enthalten waren, durchgehen und sie für Blech ansehen, dann werden Sie
ungefähr die richtige Vorstellung gewinnen. Erst seit dieser kurzen Zeit kann sich die Physik
eine Vorstellung bilden von dem, was das physikalische Atom ist. Es verhält sich nämlich wie
ein Eisklumpen zu der Wassermenge, aus der er gefroren ist. Das physikalische Atom ist
kondensierte Elektrizität. Die Rede von Balfour betrachte ich als etwas außerordentlich
Wichtiges...

Die Tatsache ist bei den Okkultisten schon seit Jahrtausenden bekannt. Nun fängt man an zu
wissen, daß das physikalische Atom kondensierte Elektrizität ist. Aber es handelt sich noch
um ein zweites: zu wissen, was Elektrizität selber ist. Das ist noch unbekannt. Sie wissen
nämlich eines nicht: wo das Wesen der Elektrizität gesucht werden muß. Dieses Wesen der
Elektrizität kann nicht gefunden werden durch irgendwelche äußere Experimente oder durch
äußere Anschauung. Das Geheimnis, welches gefunden werden wird, ist, daß Elektrizität
genau dasselbe ist - wenn man auf einem gewissen Plan zu beobachten versteht -, was der
menschliche Gedanke ist. Der menschliche Gedanke ist dasselbe Wesen wie die Elektrizität:
das eine Mal von innen, das andere Mal von außen betrachtet.

Wer nun weiß, was Elektrizität ist, der weiß, daß etwas in ihm lebt, das in gefrorenem
Zustande das Atom bildet. Hier haben Sie die Brücke vom menschlichen Gedanken zum
Atom. Man wird die Bausteine der physischen Welt kennenlernen, es sind kleine
kondensierte Monaden, kondensierte Elektrizität. In dem Augenblicke, wo die Menschen
diese elementarste okkulte Wahrheit von Gedanke, Elektrizität und Atom erkannt haben
werden, in dem Augenblicke werden sie etwas erkennen, was das Wichtigste sein wird für
die Zukunft und für die ganze sechste Unterrasse. Sie werden mit den Atomen bauen können
durch die Kraft des Gedankens. " (Lit.: GA 93, S. 112f)

Wirkung auf den Menschen - Elektrosmog


„Die elektrischen Leitungen induzieren fortwährend Strömungen in uns. Das alles nimmt der
Menschheit den physischen Leib weg, macht den physischen Leib so, daß die Seele gar nicht
hineinkommt. In der Zeit als es keine elektrischen Ströme gab, nicht die Luft durchschwirrt
war von elektrischen Leitungen (und Felder), da war es leichter Mensch zu sein. Denn da
waren nicht fortwährend diese ahrimanischen Kräfte da, die einem den Leib wegnehmen,
wenn man auch wacht. Da war es auch nicht nötig, daß sich die Leute so anstrengen, um
zum Geist zu kommen. Denn wenn wir hineinkommen in uns, kommen wir eigentlich erst
zum Geist. Daher ist es nötig, heute viel stärkere geistige Kapazität aufzuwenden, um
überhaupt Mensch zu sein, als es noch vor hundert Jahren war.“ (Lit.:GA 224, S. 109)

„Vergleichen Sie die Welt von heute mit der von vor hundert Jahren. Sie werden sagen,
wenn man die Welt von heute mit der von vor hundert Jahren vergleicht, so ist im Ganzen
ein Unterschied zwischen heute und der Zeit vor hundert Jahren da; aber einer der
gewaltigsten Unterschiede, der nicht aufgezählt wird, das ist der, daß wir heute unsere
Atmosphäre durchzogen haben von lauter Telegraphendrähten, Telephondrähten und so
weiter. Nun, in Europa scheint das Durchwachsensein mit Drähten noch ein Kinderspiel zu
sein gegenüber Amerika. Deshalb ist dort eine Spur von Einsicht vorhanden, was das für den
Menschen bedeutet. Man ahnt dort endlich, daß der Mensch nicht unbeeinflußt bleibt von
dem, was in den Telegraphendrähten lebendig durch die Luft schwirrt, daß der Mensch ein
richtiger Induktionsapparat wird. Bedenken Sie, daß ein entgegengesetzter Strom in Ihren
Nerven und wiederum ein gleichgerichteter Strom in Ihrem Blutsystem wirkt. Das alles trägt
die Menschheit heute in sich, aber davon spricht man kaum. Das sind im eminentesten Sinne
ahrimanische Kräfte, die der Mensch heute durch die äußere Kultur aufnimmt, die er auch
gar nicht ablehnen kann. Man macht sich ja Gedanken über das Mögliche und Unmöglichste,
aber gerade über die stärksten Realitäten macht sich die heutige Menschheit am wenigsten
Gedanken. Man sollte zum Beispiel auch einmal darüber sprechen, inwiefern der
Unterschied zwischen Goethe und den heutigen Menschen darin besteht, daß Goethe noch
nicht von Telegraphendrähten umwickelt war. Sehen Sie, was heute die Verödung der
Menschenseele ist, das ist wesentlich mit alldem zusammenhängend.“ (Lit.:GA 345, S. 14)

„Es ist doch, ich möchte sagen, trostvoll, daß jet2t schon von Amerika herüber, wo
überhaupt eine bessere Beobachtungsgabe auftritt wie in Europa, daß von Amerika herüber
Stimmen kommen, welche dahin gehen, daß gesagt wird, die Menschen können nicht in
derselben Weise sich weiterentwickeln, in einer Atmosphäre, die nach allen Seiten von
elektrischen Strömen und Strahlungen durchzogen ist, sondern das hat einen Einfluß auf die
ganze Entwickelung des Menschen. Das Seelenleben wird ein anderes werden, wenn diese
Dinge so weit getrieben werden, wie man es eigentlich vor hat. Es ist schon ein Unterschied,
ob Sie irgendein Gebiet mit Dampfmaschinen, Dampflokomotiven für die Eisenbahn
versehen, oder ob Sie es elektrifizieren. Der Dampf wirkt hier mehr bewußt, die Elektrizität
wirkt furchtbar unbewußt ein, und die Menschen wissen gar nicht, woher gewisse Dinge
kommen. Ganz zweifellos geht da eine Entwickelung in der folgenden Richtung, wenn ich
jetzt berücksichtige, daß die Elektrizität ja oberirdisch verwendet wird als strahlende
Elektrizität, aber auch als leitende Elektrizität, um möglichst rasch Nachrichten zu bringen
von einem Ort zum anderen; dieses Leben des Menschen, namentlich in der strahlenden
Elektrizität, wird bewirken, daß die Menschen nicht mehr kapieren können diese
Nachrichten, die sie so schnell kriegen. Es wirkt auslöschend auf das Kapieren. Es sind heute
schon Wirkungen bemerkbar. Sie können heute schon die Bemerkung machen, daß die
Menschen Sachen viel schwerer kapieren, die ihnen zukommen, als das noch vor
Jahrzehnten der Fall war. Es ist trostvoll, daß man schon immerhin von Amerika her
Einsichten verbreitet findet über diese Sachen.“ (Lit.:GA 327, S. 221)

Elektrizität und ahrimanischer Doppelgänger

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG


Die Elektrizität, die das Nervensystem durchströmt, hängt nicht mit unserem
Vorstellungsleben zusammen, wie fälschlich in den Neurowissenschaften angenommen wird,
sondern mit dem ahrimanischen Doppelgänger, der kurz vor der Geburt unseren Leib
ergreift, diesen aber auch kurz vor dem Tod wieder verlassen muss.

„Also der Mensch kommt recht sehr mit seinem Organismus, mit dem er sich bekleidet, in
diese Welt herein, ohne daß er mit seiner Seele hinunterlangt in diesen Organismus. Dafür
ist aber auch Gelegenheit vorhanden, daß kurze Zeit bevor wir geboren werden - nicht sehr
lange bevor wir geboren werden -, außer unserer Seele noch ein anderes geistiges Wesen
Besitz ergreift von unserem Leib, von dem unterbewußten Teil unseres Leibes. Das ist schon
mal so: kurze Zeit bevor wir geboren werden, durchsetzt uns ein anderes, wir würden nach
unserer Terminologie heute sagen, ein ahrimanisches Geisteswesen. Das ist ebenso in uns
wie unsere eigene Seele. Diese Wesenheiten, welche ihr Leben gerade dadurch zubringen,
daß sie die Menschen selber dazu benützen, um da sein zu können in der Sphäre, in der sie
da sein wollen, diese Wesenheiten haben eine außerordentlich hohe Intelligenz und einen
ganz bedeutsam entwickelten Willen, aber gar kein Gemüt, nicht das, was man menschliches
Gemüt nennt. - Und wir schreiten schon so durch unser Leben, daß wir unsere Seele haben
und einen solchen Doppelgänger, der viel gescheiter ist, sehr viel gescheiter ist als wir, sehr
intelligent ist, aber eine mephistophelische Intelligenz hat, eine ahrimanische Intelligenz hat,
und dazu einen ahrimanischen Willen, einen sehr starken Willen, einen Willen, der den
Naturkräften viel näher steht als unser menschlicher Wille, der durch das Gemüt reguliert
wird.

Im 19. Jahrhundert hat die Naturwissenschaft entdeckt, daß das Nervensystem von
elektrischen Kräften durchsetzt ist. Sie hatte recht, diese Naturwissenschaft. Aber wenn sie
glaubte, wenn die Naturforscher glauben, daß die Nervenkraft, die zu uns gehört, die für
unser Vorstellungsleben die Grundlage ist, irgendwie mit elektrischen Strömen zu tun hat,
welche durch unsere Nerven gehen, so haben sie eben unrecht. Denn die elektrischen
Ströme, das sind diejenigen Kräfte, die von dem Wesen, das ich eben jetzt geschildert habe,
in unser Wesen hineingelegt werden, die gehören unserem Wesen gar nicht an: wir tragen
schon auch elektrische Ströme in uns, aber sie sind rein ahrimanischer Natur.

Diese Wesenheiten von hoher Intelligenz, aber rein mephistophelischer Intelligenz, und von
einem der Natur mehr verwandten Willen, als es für den menschlichen Willen gesagt werden
kann, die haben einmal aus ihrem eigenen Willen heraus beschlossen, nicht in jener Welt
leben zu wollen, in der sie durch die weisheitsvollen Götter der oberen Hierarchie zu leben
bestimmt waren. Sie wollten die Erde erobern, sie brauchen Leiber; eigene Leiber haben sie
nicht: sie benützen so viel von den menschlichen Leibern, als sie benützen können, weil die
menschliche Seele eben nicht ganz den menschlichen Leib ausfüllen kann.

Diese Wesenheiten also können, so wie sich der menschliche Leib entwickelt, zu einer
bestimmten Zeit bevor der Mensch geboren wird, gewissermaßen in diesen menschlichen
Leib hinein, und unter der Schwelle unseres Bewußtseins begleiten sie uns. Sie können nur
eines im menschlichen Leben absolut nicht vertragen: sie können nämlich den Tod nicht
vertragen. Daher müssen sie diesen menschlichen Leib, in dem sie sich festsetzen, immer
auch, bevor er vom Tode befallen wird, verlassen. Das ist eine sehr herbe Enttäuschung
immer wiederum, denn sie wollen gerade das sich erobern: in den menschlichen Leibern zu
bleiben über den Tod hinaus. Das wäre eine hohe Errungenschaft im Reiche dieser
Wesenheiten; das haben sie zunächst nicht erreicht.“ (Lit.:GA 178, S. 58f)

Die Umgestaltung der Erde zu einem selbstfunktionierenden elektrischen Apparat


Die technologische Entwicklung wird in der zukünftigen 7. Kulturepoche (5733 - 7893 n. Chr.)
soweit fortgeschritten sein, dass die ganze Erde zu einem selbstfunktionierenden
elektrischen Apparat umgestaltet wird. In dieser Zeit wird der Krieg aller gegen alle seinem
Höhepunkt zustreben.

„Wir gehen einer Zeit entgegen, in der, wie ich neulich schon andeutete, das Verständnis bis
ins Atom hinein kommen wird. Man wird begreifen - auch in der populären Meinung -, daß
das Atom nichts anderes ist als geronnene Elektrizität. Der Gedanke selbst ist aus derselben
Substanz.

Man wird in der Tat so weit kommen, noch ehe die fünfte Unterrasse zu Ende geht, daß man
imstande sein wird, bis ins Atom hineinzuwirken. Wenn man nur erst die Stofflichkeit
zwischen dem Gedanken und dem Atom begreifen kann, so wird man auch bald das
Hineinwirken ins Atom verstehen. Und nichts wird mehr für gewisse Wirkungsarten
verschlossen sein: Ich werde hier stehen und unbemerkt auf einen Knopf, den ich in der
Tasche trage, drücken können, um einen Gegenstand in weiter Ferne, sagen wir in Hamburg,
in die Luft zu sprengen, so wie Sie jetzt schon drahtlos telegraphieren können, indem Sie hier
eine Wellenbewegung hervorbringen und sie an einer anderen bestimmten Stelle in
bestimmter Weise zum Ausdruck bringen können. Das wird in dem Momente eintreten
können, wo die okkulte Wahrheit, daß Gedanke und Atom aus derselben Substanz bestehen,
im praktischen Leben durchgeführt sein wird.

Es ist unmöglich, sich auszudenken, was in einem solchen Falle geschehen würde, wenn die
Menschheit dann nicht bis zur Selbstlosigkeit gelangt wäre. Nur durch das Erringen der
Selbstlosigkeit wird es möglich sein, die Menschheit vom Rande des Verderbens
zurückzuhalten. Der Untergang unserer gegenwärtigen Wurzelrasse wird herbeigeführt
werden durch den Mangel an Moralität. Die lemurische Rasse ist durch Feuer zugrunde
gegangen, die atlantische durch Wasser; unsere wird zugrunde gehen durch den Krieg aller
gegen alle, das Böse, durch den Kampf der Menschen untereinander. Die Menschen werden
sich selbst im gegenseitigen Kampf vernichten. Und es wird das Trostlose sein - trostloser als
andere Untergangsarten -, daß die Menschen selbst die Schuld daran tragen werden.

Ein kleines Häuflein wird sich hinüberretten in die sechste Wurzelrasse. Dieses kleine
Häuflein wird zur vollständigen Selbstlosigkeit sich entwickelt haben. Die anderen werden
alles Raffinement in der Durcharbeitung und Dienstbarmachung der physischen Naturkräfte
anwenden, aber ohne den nötigen Grad der Selbstlosigkeit erlangt zu haben. Sie werden den
Kampf aller gegen alle inaugurieren, und das bildet den Grund des Untergangs unserer
Wurzelrasse.

Namentlich in der siebenten Unterrasse wird dieser Kampf aller gegen alle sich in der
furchtbarsten Weise austoben. Starke, gewaltige Kräfte werden ausgehen von
Entdeckungen, die den ganzen Erdball zu einer Art selbstfunktionierendem elektrischem
Apparat umgestalten werden. Auf eine Weise, über die nicht gesprochen werden kann, wird
das kleine Häuflein geschützt werden.“ (Lit.:GA 93, S. 122ff)

Die Elektrizität im Gefüge der anderen Grundkräfte der Physik


Fundamentale Wechselwirkungen und ihre Beschreibungen
(Theorien in frühem Stadium der Entwicklung sind grau hinterlegt.)
Starke Wechselwirkung Elektromagnetische Wechselwirkung Schwache
Wechselwirkung Gravitation
klassisch Elektrostatik & Magnetostatik,
Elektrodynamik Newtonsches Gravitationsgesetz,
Allgemeine Relativitätstheorie
quanten-
theoretisch Quantenchromodynamik
(Standardmodell) Quantenelektrodynamik Fermi-Theorie Quantengravitation ?
Elektroschwache Wechselwirkung
(Standardmodell)
Große vereinheitlichte Theorie ?
Weltformel („Theory of Everything“) ?
Siehe auch
Elektrizität - Artikel in der deutschen Wikipedia
„Wir stehen vor einer ganz außerordentlichen Umwälzung. Vor zweihundert Jahren schien
Elektrizität nichts weiter als ein Gelehrtenspielzeug. Und heute wird sie schon von vielen für
das Wesen der Dinge angesehen, deren sinnlich wahrnehmbarer Ausdruck die Materie ist.
Kaum ein Jahrhundert ist vergangen, seit auch der Äther von ernster Seite einen Platz im
Weltall zugewiesen erhielt. Und gegenwärtig wird schon die Möglichkeit diskutiert, daß er
geradezu der Urstoff ist, aus welchem sich die ganze Welt zusammensetzt. Auch die
weiteren, aus dieser Auffassung des Weltalis sich ergebenden Schlüsse lauten nicht minder
frappierend. Man hielt beispielsweise Masse bis her für eine Grundeigenschaft der Materie,
die sich weder erklären ließ, noch der Erklärung bedurfte; die ihrem Wesen nach
unveränderlich war, weder Zuwachs noch Einbuße erfuhr, mochte welche Kraft immer auf
sie einwirken; und die untrennbar jedem, auch dem kleinsten Teil der Materie, anhaftete,
ohne Rücksicht auf dessen Gestalt, Volumen, chemische oder physische Beschaffenheit.

Akzeptiert man aber die neue Theorie, dann müssen auch diese Doktrinen berichtigt
werden. Masse wird dann nicht nur einer Erklärung fähig, sondern diese findet sich vielmehr
ohne Verzug. Masse ist keine der Materie anhaftende Ureigenschaft. Sie entspringt vielmehr,
wie bereits gesagt, den Wechselbeziehungen, die zwischen den elektrischen Monaden, aus
denen sich die Materie zusammensetzt, und dem Ather bestehen, in den erstere wie in ein
Bad getaucht sind. Sie ist keineswegs unveränderlich. Im Gegenteil ist sie, wenn sie überaus
rasch fortbewegt wird, bei jedem Wechsel in ihrer Geschwindigkeit Veränderungen
unterworfen. - Die elektrische Theorie, die wir besprochen haben, führt uns . . . auf ein völlig
neues Gebiet . . . . Sie löst . . . die Materie, mag sie nun molare oder molekulare Gestalt
besitzen, in etwas auf, was gar nicht mehr Materie ist. Das Atom ist jetzt nichts weiter als der
relativ weite Raum, in dem winzige Monaden ihren geordneten Kreislauf vollziehen; die
Monaden selbst gelten nicht mehr als Substanzeinheiten, sondern als elektrische Einheiten,
so daß diese Theorie die Materie nicht nur erklärt, sondern sie sofort hinwegexpliziert.“ (Lit.:
Balfour 1905, S 15f und 27)

Magneten, magnetisierbaren Substanzen und bewegten elektrischen Ladungen äußert. Die


Kraftwirkungen werden durch ein Magnetfeld repräsentiert, wobei die Dichte und
Orientierung der Feldlinien die Stärke und Richtung der wirkenden Kräfte veranschaulicht.
Zeitlich konstante Magnetfelder, wie sie von Dauermagneten (Permanentmagneten) erzeugt
werden, sind Gegenstand der Magnetostatik.

Die untersinnliche Welt als Spiegelung der übersinnlichen Welt (GA 130, S 104)
Nach Rudolf Steiner entsteht der Magnetismus dadurch, dass die Kräfte des Klangäthers
(auch Chemischer Äther genannt) in den Bereich des unterphysischen niederen Devachans,
das das Reich Ahrimans ist, hinuntergestoßen werden:

„Wenn man nun einen Körper noch weiter hinunterdrückt als zur physischen Welt, dann
kommt man in die unterphysische Welt, in die unterastralische Welt, das untere oder
schlechte Unterdevachan und das untere oder schlechte Oberdevachan. Die schlechte
Astralwelt ist das Gebiet des Luzifer, das schlechte untere Devachan ist das Gebiet des
Ahriman und das schlechte obere Devachan ist das Gebiet der Asuras. Wenn man den
Chemismus noch weiter hinunterstößt als unter den physischen Plan, in die schlechte untere
devachanische Welt, entsteht Magnetismus, und wenn man das Licht ins Untermaterielle
stößt, also um eine Stufe tiefer als die materielle Welt, entsteht die Elektrizität.“ (Lit.:GA 130,
S. 102f)
Rudolf Steiner begründet auch, warum es sehr gut ist, dass der Mensch keine
Wahrnehmungsorgane für die Elektrizität und den Magnetismus hat.

„Wenn nun William Crookes sagt: Warum leugnet ihr denn das Dasein einer übersinnlichen
Welt, die doch auch nur deshalb nicht für euch da ist, weil ihr solche Organe habt, die nicht
geeignet sind, sie wahrzunehmen? - so hat das auch seine Richtigkeit. Diese vollberechtigte
Idee drückt er genauer aus, indem er davon ausgeht, daß er sagt: Die Farben nehmen wir
wahr, die Töne hören wir, aber von Elektrizität und Magnetismus sehen wir nur Wirkungen.
Sie sind Naturkräfte, deren Wesen der Mensch nicht kennt, wenn er sie auch im praktischen
Leben anwendet. Das findet man überall, daß man sagt, das seien Naturkräfte, deren Wesen
der Mensch nicht ergründet hat. - Zugegeben! Es bedeutet in Wirklichkeit nichts anderes als:
Für die Farben hat der Mensch seine Augen, für die Töne seine Ohren und so weiter; in dem
Falle des Magnetismus sieht der Mensch zwar, daß der Magnet das Eisen anzieht, aber den
Magnetismus selber, das, was der Magnetismus eigentlich selber ist, das sieht er nicht. Bei
der Elektrizität nimmt er Licht- und Wärmewirkungen wahr, nicht aber die Elektrizität selber.
- Nun sagt William Crookes: Wie würde sich die Welt ausnehmen für Wesen, die Elektrizität
und Magnetismus unmittelbar mit besonderen Sinnesorganen wahrnehmen könnten, aber
dafür nicht Licht, Farben, Töne und so weiter? Wenn wir kein Licht wahrnehmen könnten, so
würde zum Beispiel ein Kristall für uns undurchsichtig sein, Glas ebenso, und Fenster
anzubringen würde dann keinen Sinn haben. Sie würden uns nur daran hindern, eine
Verbindung mit der Außenwelt zu haben. Hätten wir dagegen Organe für den elektrischen
Strom, so würden wir einen Telegraphendraht sehen wie eine Lichtlinie, die durch den
finsteren Raum zieht; fließende, lichtvolle Elektrizität würden wir da wahrnehmen.
Magneten könnten wir, wenn wir ein Organ für Magnetismus hätten, so wahrnehmen, daß
magnetische Kräfte nach allen Seiten ausstrahlen würden und so weiter. - William Crookes
sagt nun: Es ist nicht unwahrscheinlich, daß es solche Wesen gibt, deren Organe eingerichtet
sind auf Schwingungen, die unsere Organe unberührt lassen. Solche Wesen leben in einer
ganz anderen Welt als wir. - Und er betrachtet dann, wie diese Welt ausschauen würde. Glas
und Kristall sind in dieser Welt dunkle Körper, Metalle, da sie die Elektrizität leiten, sind
schon etwas heller, mit dunklen Teilen durchsetzt. Ein Telegraphendraht wäre ein langes,
enges Loch in einem Körper von undurchdringbarer Festigkeit. Eine arbeitende
Dynamomaschine würde ähnlich sein einer Feuersbrunst, und ein Magnet würde gar den
Traum der mittelalterlichen Mystiker erfüllen von einer ewigen Lampe, die nie erlischt.

Schön hat das William Crookes auseinandergesetzt, und man kann auf diese Weise schon
eine Vorstellung davon erwecken, wie unsinnig es ist, zu behaupten, daß diese sinnlich-
physische Welt die einzige sei, daß es keine andere Welt gäbe als nur die unsrige, und daß es
andere Wesen als die Menschen nicht geben könne. Alles richtig! Aber man kann noch etwas
anderes sagen über diese Idee - und hier beginnt die andere Seite der Sache, die den wahren
Geistesforscher angeht. Nehmen wir einmal an, wir stellen die Frage: Wie würde es sein,
wenn der Mensch anstelle der Augen wirklich diese Organe hätte, um direkt Elektrizität und
Magnetismus wahrzunehmen, wenn diese Idee, die in einer naiven Weise ein Mensch
hinstellt, verwirklicht wäre an uns Menschen, wie wäre das? Dann würden wir Menschen
uns in dem Reich von Elektrizität und Magnetismus ebenso unmittelbar zurechtfinden, wie
wir uns jetzt im Reiche des Lichtes und der Töne zurechtfinden. Das würde aber eine Folge
haben. Hätte der Mensch ein Organ für das unmittelbare Wahrnehmen von Elektrizität und
Magnetismus, so hätte er zugleich mit diesem Organ, das dann für ihn ein Erkenntnisorgan
wäre, die Macht und die Gewalt, jeden anderen Menschen zu töten oder krank zu machen.
Diese Fähigkeit würde ein solches Organ unmittelbar verleihen.

Das ist es, was Geisteswissenschaft zu sagen hat zu der Idee des William Crookes, weil
Geisteswissenschaft weiß, daß der Mensch durchzogen ist von solchen Kräften, die eine
Verwandtschaft haben hier auf Erden mit den magnetischen und elektrischen Kräften. Nun
bekommt die Frage einen ganz anderen Sinn, nun wird wirklich das Stück Naivität in dem
einfachen Aufstellen einer solchen Idee erst recht sichtbar. Während ein Mensch, der kein
höheres Schauen besitzt, die Idee von dem Hineinschauen in die elektrischen und
magnetischen Kräfte aufstellt, folgt für den Geistesforscher aus ihr sogleich das soeben
Gesagte. Wenn wir uns das vergegenwärtigen, kommen wir erst dazu, uns klar zu werden
darüber, daß wir nicht an der Oberfläche bleiben dürfen, wenn wir uns in die Weisheit, die
der Weltenordnung zugrunde liegt, wirklich vertiefen und sie verstehen wollen. Denn diese
Erkenntnis des Geistesforschers zeigt uns, daß es sehr gut ist für den Menschen, daß er die
elektrischen und magnetischen Organe nicht hat, daß er also seine Mitmenschen mit ihnen
nicht schädigen kann. So können sich zunächst seine niederen Instinkte und Begierden auch
nicht in solcher Weise ausleben und für ihn und die Welt verhängnisvoll werden. Der
Mensch hat eine Welt um sich herum, die ihm in langsamer und allmählich wirkender
Erziehung erlaubt, diese niederen Kräfte zu besiegen und dann erst zu den höheren Kräften
aufzusteigen.

Das ist der ganze Sinn der Erdenentwickelung, daß der Mensch durch viele Erdenleben
gehend, in mannigfaltigen auf und ab wogenden Wellenbewegungen allmählich doch der
Vervollkommnung entgegengeht, aber so, daß er lernt, seine niederen Kräfte, Instinkte und
Sehnsüchte in den Dienst der höheren Ideen und Motive zu stellen. Das würde er nicht tun
können, wenn er in der Zeit, als er sich erst im Laufe der Erdenentwickelung zur Moralität zu
erziehen hatte, Organe bekommen hätte, die ihn Elektrizität und Magnetismus unmittelbar
wahrnehmen ließen, denn da würde die Versuchung zu stark gewesen sein, die Menschen,
die ihm aus irgendeinem Grunde nicht gefallen hätten, zu töten, und nur diejenigen
Menschen auf der Erde zu lassen, die ihm recht wären.“ (Lit.:GA 150, S. 87ff)

Magnetische Feldkonstante
Auch dem Vakuum ist eine magnetische Permeabilität
angedeutet, wie dieser Drache zwar eine tierähnliche Gestalt hat, aber eigentlich ein
übersinnliches Wesen ist, wie er durch seine Widersetzlichkeit als übersinnliches Wesen in
die Sinneswelt verstoßen ist und nun in ihr haust. Ich habe angedeutet, wie er nur im
Menschen ist, weil die äußere Natur ihn nicht haben kann. Die äußere Natur in ihrer
Unschuld, als ein Spiegel der göttlichen Geistigkeit, hat mit dem Drachen nichts zu tun. Ich
habe gestern dargestellt, wie er in den Menschenwesenheiten sitzt. Dadurch aber, daß er ein
solches Wesen ist, daß er ein Übersinnliches in der Sinneswelt ist, zieht er in demselben
Augenblicke dasjenige an, was aus den Weiten der Natur an den Menschen als
übersinnliches Elementarisches heranströmt, verbindet sich mit dem, und statt daß der
Mensch durch seine Seelenhaftigkeit, durch sein Gemüt die Elementarwesen, sagen wir der
Pflanzen, aus ihrer Verzauberung erlöst, verbindet er sie mit dem Drachen, läßt er sie in
seiner niederen Natur mit dem Drachen untergehen. Denn alles in der Welt ist in der
Strömung einer Entwickelung, nimmt die verschiedensten Wege der Entwickelung. Und jene
Elementarwesen, die in den Mineralien, Pflanzen und Tieren leben, müssen zu höherem
Dasein aufsteigen, als sie es haben können in den gegenwärtigen Mineralien, Pflanzen und
Tieren. Das können sie nur, wenn sie durch den Menschen durchgehen. Der Mensch ist
wahrhaftig auf der Erde nicht nur dazu da, daß er die äußere Kultur begründet. Der Mensch
hat innerhalb der ganzen Weltenentwickelung ein kosmisches Ziel, und dieses kosmische Ziel
hängt mit solchen Dingen zusammen, wie ich sie eben beschrieben habe: mit der
Höherentwickelung jener Elementarwesen, die im irdischen Dasein auf einer niederen Stufe
stehen, aber zu einer höheren Stufe bestimmt sind, und die, wenn der Mensch in ein
bestimmtes Verhältnis zu ihnen kommt, und wenn das alles mit rechten Dingen zugeht, zu
einer höheren Entwickelungsstufe kommen können.

Es war nun in der Tat in den alten Zeiten der instinktiven Menschenentwickelung, da die
Menschen in ihrem Gemüt als Erleben hatten das Seelisch-Geistige, und da ihnen das
Geistig-Seelische ebenso ein Selbstverständliches war wie das Natürliche, so, daß in der Tat
die Weltenentwickelung vorrückte, indem gewissermaßen die Strömung des Daseins durch
den Menschen in einer regelrechten Weise durchging. Aber gerade in der Epoche, die jetzt
ihren Abschluß finden muß, die jetzt zu einer höheren Geistigkeit vorrücken muß, ist es so
gewesen, daß Unzähliges von Elementarwesenhaftigkeit innerhalb des Menschen dem
Drachen ausgeliefert worden ist. Denn es ist gerade das die Wesenhaftigkeit dieses Drachen,
daß er dürstet und hungert nach diesen Elementarwesen; er möchte überall
herumschleichen, er möchte alle Pflanzen und Mineralien abschlecken, um in sich die
Elementarwesen der Natur aufsaugen zu können. Denn mit denen will er sich verbinden, mit
denen will er sein eigenes Dasein durchdringen. In der außermenschlichen Natur kann er das
nicht, er kann es nur in der innermenschlichen Natur. Er kann es nur in der menschlichen
Natur, weil dort für ihn eine Möglichkeit des Daseins ist. Und wenn das so fortginge, dann
wäre die Erde dem Verfall anheimgegeben, dann würde unbedingt der Drache, von dem ich
gestern gesprochen habe, im irdischen Dasein siegen.“ (Lit.:GA 223, S. 113ff) Anonym
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Akasha
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
Akasha (skrt. आकाश ākāśa, von kash „leuchten, strahlen, glänzen, sichtbar sein“) bedeutet
nach alter indischer Anschauung soviel wie Himmel, Äther oder Raum. Insbesonders nach
der indischen Elementenlehre des Vaisheshika wird Akasha dem Äther gleichgesetzt und
entspricht damit zugleich der Quintessenz des Aristoteles. Genau besehen ist der Akasha-
Stoff die feinstoffliche Ursubstanz, aus der alles geformt wird und in der sich der Gedanke
unmittelbar ausprägen kann. Als solcher bildet er zugleich die Grundlage für das
Weltengedächtnis, die sogenannte Akasha-Chronik.

Auf die Frage: "Ist der Akasha-Stoff ätherischer oder astralischer Stoff?" antwortete Rudolf
Steiner:

„Der astralische Stoff ist der höhere Stoff. Der Akasha-Stoff steht zwischen der physischen
und astralen Materie. Er ist die feinste physische Materie, die allerfeinste Materie, in
welcher der Gedanke sich unmittelbar ausprägen kann.“ (Lit.:GA 53, S. 230)

Nicht ohne Grund sagt daher schon H.P. Blavatsky:

„Das Astrallicht der Kabbalisten wird von Einigen sehr unrichtig mit „Ether“ übersetzt, der
letztere wird mit dem hypothetischen Ether der Wissenschaft vermengt und beide von
einigen Theosophen als synonym mit Âkâsha bezeichnet. Das ist ein großes
Missverständnis.“

– Blavatsky: Die Geheimlehre, Band I, S 315


An anderer Stelle heißt es bei Steiner:

„Die ganze Erde war früher in einem viel feineren, dünneren ätherischen Zustande da.
Akasha ist die feinste Form, in der vor Urzeiten sich alles im Ätherzustand befand, was jetzt
als Festes, Flüssiges und so weiter auf der Erde uns entgegentritt. Der feste Granit unserer
Urgebirge, alle Metalle, alle Salze, alle Kalkarten, alles was heute auf unserer Erde ist - auch
alle pflanzlichen und tierischen Formen -, waren damals vorhanden in diesem feinen Akasha.
Akasha ist die feinste Form der Materie.

Der Menschenleib, den der Mensch heute hat, ist ja zusammengesetzt aus allen Stoffen der
Erde. Alle Arten der Materie finden sich in irgendeiner chemischen Zusammensetzung im
Menschenleibe. Damals waren alle diese Stoffe im Akasha-Zustande und in diese Akasha-
Materie inkarnierte sich nun die geistig-seelische Wesenheit des Menschen. Eine ganz
andere Gestalt war das als die heutige des Menschen. In dieser Akasha-Materie war noch
alles undifferenziert, was sich später differenziert hat. Es war alles das darin, was später zu
Mineral, Pflanze, Tierformen geworden ist. In dem, worin sich der reine göttliche Mensch
inkarnierte, in dieser Akasha-Materie waren alle Tierformen noch mitenthalten, ebenso wie
alles, was später Menschenform geworden ist.“ (Lit.:GA 53, S. 217)

Der Raum oder Äther, ja sogar der Himmel, ist das, worin Bewegung stattfindet. Mit dem
Raum ist aber nicht nur der äußere sinnlich erfahrbare dreidimensionale Raum gemeint,
sondern eine Folge multidimensionaler Bewusstseinsräume, von denen der sinnlich
erfahrbare Raum nur die unterste Stufe ist, und auch die Bewegung ist nicht bloß eine
äußere, sondern umfasst auch alle seelischen und geistigen Bewegungen. Hinter diesen aber
steht Prana als geistiges Prinzip aller Bewegungen, der lebendige Odem, der klingende
Rhythmus des ganzen Kosmos, womit nach Rudolf Steiner letzlich auf den Lebensäther
gedeutet ist, in dem sich das gestaltende Weltenwort, der Christus selbst, zum Ausdruck
bringt. Was in Prana als Bewegung schöpferisch lebt, wird in Akasha in Formen festgehalten.
Dadurch wird Akasha zur Grundlage des Weltengedächtnisses, zur Akasha-Chronik, in der die
Spuren des Schöpfungsprozesses bewahrt werden. Prana ist in diesem Sinn das formende
Prinzip, Akasha ist das, was geformt wird, ähnlich wie es Aristoteles später durch die beiden
Prinzipen Stoff und Form angedeutet hat. Akasha ist in der Form manifestiertes Leben:

"Das Erste, woraus alles andere hervorging, ist die unmanifestierte Gottheit. Aus dieser ging
dann hervor das Zweite, das Leben oder auch die unmanifestierte schöpferische Substanz.
Dieses Leben geht dann hindurch durch die mannigfaltigsten Formen und wird benannt in
den Formen Akasha oder Mahat. Dieses Akasha oder Mahat enthält alles, was es an Formen
des Lebens in der Welt gibt. Die ganzen Hierarchien der Throne, Cherubim, Seraphim, der
Gewalten, Urkräfte, Erzengel und Engel gingen hervor durch das Leben und bilden die
Formen, unter denen dies eine Leben erscheint.

Die erste Kraft, die unmanifestierte Gottheit, wird auch der Vater genannt; die zweite Kraft
ist der Sohn, der zugleich Leben und schöpferische Substanz ist, und die dritte Kraft ist der
Geist. Zusammen erscheinen diese drei Urkräfte also als Vater, Sohn und Geist, als
Bewußtsein, Leben und Form. Die Kraft des Lebens steht unter der Leitung Michaels, dessen,
der zur Sonne gehört, die Kraft der Form steht unter der Leitung Samaels, der zum Vulkan
gehört, wo alles Leben umgesetzt sein wird in lebendige Formen. Die Kraft des Bewußtseins
steht unter der Leitung Anaels, der alles umfaßt, was da ist. Die obersten drei sind also:

Unmanifestierte Gottheit
Vater
[Bewußtsein]
Unmanifestierte
schöpferische Substanz
Leben
Sohn Manifestiertes Leben
Akasha. Mahat
Form
(Lit.: GA 89, S. 255)

Akasha kann auch als negative Materie aufgefasst werden:

„Wir wissen, daß jeder Körper aus einem mehr festen in einen mehr immateriellen Zustand
übergehen kann: vom festen zum flüssigen und zum gasförmigen Zustand, Die Verfeinerung
des materiellen Zustandes kann einen Grad erreichen, der, wenn man ihn überschreitet, bei
einer negativen Materie endet; man nennt ihn Akasha. In ihr drücken sich alle Ereignisse in
einer endgültigen Weise ab,-und man kann sie alle wiederfinden, selbst diejenigen aus der
tiefsten Vergangenheit.“ (Lit.:GA 94, S. 83)

Ganz besonders hängt Akasha aber auch mit der Sphärenmusik zusammen. Akasha ist der
feine Stoff, in dem die Töne der Sphärenharmonie erklingen:

„In der alten pythagoreischen Philosophie wurde, wie Sie wissen, von Sphärenmusik
gesprochen. Unter «Sphäre» wird dabei der Weltenraum begriffen, der Raum, in dem die
Sterne schweben. Das ist kein erdachtes, ausspintisiertes Bild, kein poetischer Vergleich,
sondern das ist eine Wirklichkeit. Wenn der Mensch sich genügend nach den Angaben des
Geheimlehrers geübt hat, dann lernt er, innerlich nicht nur einen erhellten, durchleuchteten
Raum zu schauen, der der Ausdruck der Weisheit ist, sondern er lernt auch zu hören die
Sphärenmusik, die den Weltenraum durchflutet. Und wenn der Raum zu erklingen beginnt,
dann sagt man, der Mensch sei in der himmlischen Welt, im Devachan. Richtig ist, daß der
Raum erklingt, aber es ist nicht ein physischer Ton, sondern dies sind geistige Töne, die nicht
in der Luft leben, sondern in einem viel höheren, feineren Stoffe, im Akasha-Stoff.
Fortwährend ist der Raum von solcher Musik erfüllt, und es gibt in dieser Sphärenmusik
gewisse Grundtöne.“ (Lit.:GA 101, S. 150)

„Dasjenige, was hinter dem Physischen steht, aus dem heraus das Physische gemacht und
geboren ist, das Chaos - alle haben es gekannt. Ob die Griechen es Chaos genannt haben, ob
es uns die Genesis in der Weise, wie wir es gesehen haben, schildert, oder ob die indische
Philosophie von dem Achaos, dem Akasha spricht: es ist immer dasselbe, was aus den
Geheimschulen heraus uns erinnern soll, wie das, was im Anfang war, fortwirkt durch alle
Zeiten.
Nur dadurch, daß sich der Mensch mit seinem wahren Ursprung verbindet, kann ein
Fortschritt stattfinden. Dem, der an die Sinneswelt gefesselt ist, erscheint das Chaos wirr und
wüst. Dem Wissenden ist es nicht so. Wer es im geistigen Sinne durchdringt, der vernimmt,
wie es durchklungen ist von der Sphärenharmonie, von der die Pythagoräer gesprochen
haben, und deren Übersetzung in Worte dasjenige ist, was heute in der theosophischen
Weltbewegung der Öffentlichkeit übermittelt wird, gerade zur richtigen Zeit.“ (Lit.:GA 284, S.
87)

Reines, noch umgeformtes Akasha ist der Urstoff der Welt, der in der okkulten Überlieferung
als Akashastoff bezeichnet wird; anders ausgedrückt: Prakriti, der Urstoff der Samkhya-
Philosophie in ihrem ursprünglichen Zustand, ist Âkâsha[1].

„Âkâsha ist sodann Pradhâna[2] in einer anderen Form und als solches kann er nicht Ether,
der immer unsichtbare Agent sein, dem sogar die Naturwissenschaft den Hof macht. Auch ist
er nicht das Astrallicht. Er ist, wie gesagt, das Ding an sich der siebenfältigen differenzierten
Prakriti[3] - die ewig unbefleckte „Mutter“ des vaterlosen „Sohnes“, welcher auf der
niederen geoffenbarten Ebene zum „Vater“ wird. Denn Mahat ist das erste Produkt von
Pradhâna oder Âkâsha; und Mahat – universelle Intelligenz, „deren charakteristische
Eigenschaft Buddhi ist“ – ist nichts anderes als der Logos, denn es wird Îshvara, Brahmâ,
Bhâva u. s. w. genannt. Es ist, kurz gesagt, der „Schöpfer“, oder der göttliche Gedanke in
schöpferischer Thätigkeit, „die Ursache von allen Dingen“.“

– Blavatsky: Geheimlehre I, S 277


In allen anderen Stoffen, von der gröbsten festen Materie bis hinauf zu den feinsten
ätherischen Substanzen, wirken Prana und Akasha in einem ganz spezifischen
Kräfteverhältnis zusammen. Und in allen Stoffen, auch in der groben Materie, sind die
Spuren des Schöpfungsprozesses und aller daraus folgenden Bewegungen eingeschrieben.

„Nach altindischer Anschauung offenbart sich das Universum in zwei grundlegenden


Eigenschaften: als Bewegung und als das, worin diese Bewegung stattfindet, nämlich Raum.
Dieser Raum wird als Akasha (Tib.: nam-mkhah) bezeichnet und ist das, wodurch Dinge in
Erscheinung treten, d. h. Ausdehnung, Körperlichkeit besitzen. Als das alle Dinge
Umfassende entspricht Akasha dem dreidimensionalen Raum unserer Sinneserfahrung und
wird als solcher «mahakasha» genannt. Das Wesen des Akasha erschöpft sich jedoch nicht in
dieser Dreidimensionalität; es umfaßt alle Möglichkeiten der Bewegung, nicht nur der
körperlichen, sondern auch der geistigen, d. h. unendliche Dimensionen.

Auf der Ebene geistiger Aktivität wird Akasha als «Bewußtseinsraum» oder Dimension des
Bewußtseins «cittakasha», bezeichnet, während er auf der höchsten Stufe geistigen
Erlebens, auf der die Dualität von Subjekt und Objekt aufgehoben ist, «cidakasha» genannt
wird.

Akasha kommt von der Wurzel kash, «leuchten», «strahlen» und hat daher auch die
Bedeutung «Äther», der als Medium der Bewegung dient. Das Prinzip der Bewegung aber ist
Prana (Tib.: sugs), der lebendige Odem, der allgewaltige Rhythmus des Universums, in dem
Weltentstehungen und Weltvergehungen einander folgen wie Einatmung und Ausatmung im
menschlichen Körper, und in dem der Lauf der Sonnen und Planeten ebenso beschlossen ist
wie der Umlauf des Blutes und die Ströme psychischer Energien. Alle Kräfte des Universums
wie des menschlichen Geistes, vom höchsten Bewußtsein bis in die Tiefen des
Unterbewußten sind Modifikationen des Prdna. Das Wort »prana» kann daher nicht mit dem
körperlichen Atem gleichgesetzt werden, obwohl der Atem (prana im engeren Sinne) eine
der vielen Funktionen ist, in denen diese universelle Urkraft sich manifestiert.

Obwohl im höchsten Sinne Akasha und Prana nicht voneinander zu trennen sind, sondern
sich wie «oben» und «unten» oder «rechts» und «links» gegenseitig bedingen, ist es
möglich, das Vorwiegen des einen oder des anderen Prinzips im Gebiete praktischer
Erfahrung zu beobachten und zu unterscheiden.

Alles Geformte, Ausgedehnte, in räumliche Erscheinung Tretende offenbart die Natur des
Akasha. Daher werden die vier groben Elemente (mahabhuta; Tib.: hbyun-ba) oder
Aggregatzustände des Festen («Erde»), des Flüssigen («Wasser»), des Flammenden oder
Hitzenden («Feuer») und des Gasförmigen («Luft») als Modifikationen des Akasha, des
Raumäthers aufgefaßt.

Alles Bewegende, Dynamische, Veränderung-Hervorrufende, Verwandelnde offenbart die


Natur des Prana. Alle körperlichen und seelischen Vorgänge, alle physischen und
psychischen Kräfte, von den Funktionen der Atmung, des Blutkreislaufs und des
Nervensystems bis zu denen des Bewußtseins, des Denkens und aller höheren
Geistesfunktionen sind Modifikationen des Prana.

Akasha stellt sich in seiner gröbsten Form als Materie dar; in seinen feinsten Formen geht er
unmerklich ins Energetische über.“ (Lit.: Govinda, S 157f)

Siehe auch
Akashastoff
Akasha-Chronik
Prakriti
ᐃᐁ
Akasha-Chronik
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
Die Akasha-Chronik ist das geistige Weltengedächtnis, der Akashastoff, in dem der
Geistesforscher die Ereignisse der fernsten Vergangenheit lesen kann - allerdings nicht so,
wie sie sich unmittelbar äußerlich zugetragen haben, sondern von der Seite des inneren
seelischen Erlebens her.

Das «Weltgedächtnis» in der abendländischen Tradition


Angaben über das Weltgedächtnis finden sich bereits bei Plotin, Marsilio Ficino, Paracelsus,
ansatzweise auch bei Agrippa von Nettesheim, und später im 19. Jahrhundert bei Eduard von
Hartmann, dem Philosophen des Unbewussten, dem Rudolf Steiner seine grundlegende
philosophische Schrift Wahrheit und Wissenschaft (GA 3) gewidmet hat. Die Vorstellung
eines Weltgedächtnisses ist auch ein fester Bestandteil der christlichen Tradition,
beispielsweise in der Messfeier für Verstorbene (Missa pro defunctis) aus dem Missale
curiale (1472) oder auch dem Missale Romanum (1570) der römisch-katholischen Kirche. Im
Dies irae der Missa pro defunctis heißt es:
Liber scriptus proferetur
in quo totum continetur,
unde mundus iudicetur.

Ein geschriebenes Buch wird vorgebracht werden,


in dem alles enthalten ist,
nach dem die Welt gerichtet werden soll.

In der Überlieferung des Alten und Neuen Testaments wird mehrfach das Buch des Lebens
(hebr. ‫ סֵ ֶפר חִ ִּי ים‬Sefer Chajim) erwähnt, in das die Namen aller Gerechten eingetragen sind, die
am Tag des Jüngsten Gerichts nicht in den Feuersee geworfen werden und nicht den zweiten
Tod erleiden.

Helena Petrovna Blavatsky wies in ihrem 1877 erschienenen Werk Isis Unveiled (Isis
entschleiert) auf dieses Weltgedächtnis hin, indem sie von „metaphysischen Tafeln“,
„Daguerreotypen, auf dem Astrallicht gedruckt“, sprach, von Aufzeichnungen „von allem was
war, ist oder je sein wird“ und die „dem Auge des Sehers und Propheten als ein lebendes
Bild hingestellt“ würden (Lit.: Blavatsky, S 178ff).

Charakteristische Eigenschaften der Akasha-Chronik


Das Lesen in der Akasha-Chonik ist zuverlässiger als eine Geschichtsbetrachtung, die sich nur
auf die Interpretation äußerlich überlieferter Dokumente oder Artefakte stützt, dennoch
sind auch hier Irrtümer möglich, die eine spätere Korrektur erfordern.

"Durch die gewöhnliche Geschichte kann sich der Mensch nur über einen geringen Teil
dessen belehren, was die Menschheit in der Vorzeit erlebt hat. Nur auf wenige Jahrtausende
werfen die geschichtlichen Zeugnisse Licht. Und auch was uns die Altertumskunde die
Paläontologie, die Geologie lehren können, ist nur etwas sehr Begrenztes. Und zu dieser
Begrenztheit kommt noch die Unzuverlässigkeit alles dessen, was auf äußere Zeugnisse
aufgebaut ist. Man bedenke nur, wie sich das Bild dieser oder jener gar nicht so lange hinter
uns liegenden Begebenheit oder eines Volkes geändert hat, wenn neue geschichtliche
Zeugnisse aufgefunden worden sind. Man vergleiche nur einmal die Schilderungen, die von
verschiedenen Geschichtsschreibern über eine und dieselbe Sache gegeben werden; und
man wird sich bald überzeugen, auf welch unsicherem Boden man da steht. Alles, was der
äußeren Sinnenwelt angehört, unterliegt der Zeit. Und die Zeit zerstört auch, was in der Zeit
entstanden ist. Die äußerliche Geschichte ist aber auf das angewiesen, was in der Zeit
erhalten geblieben ist. Niemand kann sagen, ob das, was erhalten geblieben ist, auch das
Wesentliche ist, wenn er bei den äußeren Zeugnissen stehenbleibt. - Aber alles, was in der
Zeit entsteht, hat seinen Ursprung im Ewigen. Nur ist das Ewige der sinnlichen
Wahrnehmung nicht zugänglich. Aber dem Menschen sind die Wege offen zur
Wahrnehmung des Ewigen. Er kann die in ihm schlummernden Kräfte so ausbilden, daß er
dieses Ewige zu erkennen vermag. In den Aufsätzen über die Frage: «Wie erlangt man
Erkenntnisse der höheren Welten?», die in dieser Zeitschrift erscheinen, wird auf diese
Ausbildung hingewiesen. In ihrem Verlaufe werden diese Aufsätze auch zeigen, daß der
Mensch auf einer gewissen hohen Stufe seiner Erkenntnisfähigkeit auch zu den ewigen
Ursprüngen der zeitlich vergänglichen Dinge dringen kann. Erweitert der Mensch auf diese
Art sein Erkenntnisvermögen, dann ist er behufs Erkenntnis der Vergangenheit nicht mehr
auf die äußeren Zeugnisse angewiesen. Dann vermag er zu schauen, was an den Ereignissen
nicht sinnlich wahrnehmbar ist, was keine Zeit von ihnen zerstören kann. Von der
vergänglichen Geschichte dringt er zu einer unvergänglichen vor. Diese Geschichte ist
allerdings mit andern Buchstaben geschrieben als die gewöhnliche. Sie wird in der Gnosis, in
der Theosophie die «Akasha-Chronik» genannt. Nur eine schwache Vorstellung kann man in
unserer Sprache von dieser Chronik geben. Denn unsere Sprache ist auf die Sinnenwelt
berechnet. Und was man mit ihr bezeichnet, erhält sogleich den Charakter dieser
Sinnenwelt. Man macht daher leicht auf den Uneingeweihten, der sich von der
Tatsächlichkeit einer besonderen Geisteswelt noch nicht durch eigene Erfahrung überzeugen
kann, den Eindruck eines Phantasten, wenn nicht einen noch schlimmeren. - Wer sich die
Fähigkeit errungen hat, in der geistigen Welt wahrzunehmen, der erkennt da die
verflossenen Vorgänge in ihrem ewigen Charakter. Sie stehen vor ihm nicht wie die toten
Zeugnisse der Geschichte, sondern in vollem Leben. Es spielt sich vor ihm in einer gewissen
Weise ab, was geschehen ist. - die in das Lesen solcher lebenden Schrift eingeweiht sind,
können in eine weit fernere Vergangenheit zurückblicken als in diejenige, welche die äußere
Geschichte darstellt; und sie können auch - aus unmittelbarer geistiger Wahrnehmung - die
Dinge, von denen die Geschichte berichtet, in einer weit zuverlässigeren Weise schildern, als
es dieser möglich ist. Um einem möglichen Irrtum vorzubeugen, sei hier gleich gesagt, daß
auch der geistigen Anschauung keine Unfehlbarkeit innewohnt. Auch diese Anschauung
kann sich täuschen, kann ungenau, schief, verkehrt sehen. Von Irrtum frei ist auch auf
diesem Felde kein Mensch; und stünde er noch so hoch. Deshalb soll man sich nicht daran
stoßen, wenn Mitteilungen, die aus solchen geistigen Quellen stammen, nicht immer völlig
übereinstimmen. Allein die Zuverlässigkeit der Beobachtung ist hier eine doch weit größere
als in der äußerlichen Sinnenwelt. Und was verschiedene Eingeweihte über Geschichte und
Vorgeschichte mitteilen können, wird im wesentlichen in Übereinstimmung sein. Tatsächlich
gibt es solche Geschichte und Vorgeschichte in allen Geheimschulen. Und hier herrscht seit
Jahrtausenden so volle Übereinstimmung, daß sich damit die Übereinstimmung, die
zwischen den äußeren Geschichtsschreibern auch nur eines Jahrhunderts besteht, gar nicht
vergleichen läßt. Die Eingeweihten schildern zu allen Zeiten und allen Orten im wesentlichen
das gleiche." (Lit.: GA 11, S. 21ff)
Die Akasha-Chronik am Übergang vom unteren zum oberen Devachan
Laut Rudolf Steiner beginnt die Akasha-Chronik, zumindest was alle Gedankenbildungen
betrifft, dort, wo die obere geistige Welt (Oberes Devachan, Arupa-Devachan) in die untere
geistige Welt (Unteres Devachan, Rupa-Devachan) übergeht, d.h. dort, wo die formende,
aber selbst ungeformte Schöpferkraft sich in das Geformte wandelt.

„Das ist die Werkstatt der Welt, die alle Formen in sich einschliesst, aus denen die Schöpfung
entsprungen ist. Das ist die Ideenwelt Platos, das Reich der Mütter, von dem Goethe spricht
und aus dem er das Phantom der Helena aufsteigen lässt. Was auf dieser Stufe des Devachan
erscheint, ist dasjenige, was der Inder die Akasha-Chronik nennt. In unserer neuzeitlichen
Sprache würden wir es das Astralbild aller Weltereignisse nennen. Alles, was durch den
Astralleib der Menschen hindurchgegangen ist, ist hier in einer unendlich subtilen Substanz,
die eigentliche eine negative Materie ist, festgehalten.“ (Lit.:GA 94, S. 82f)

Genauer besehen handelt es sich hier um die vierte Region des Geisterlandes, die bereits
über unser Planetensystem hinausweist:

„Und was als die vierte Region des Geisterlandes geschildert ist, das geht schon hinaus über
unser Planetensystem. Da dehnt sich die Seele sozusagen in weitere Räume aus, in den
weiteren Sternenhimmel hinein. Und Sie werden an der Schilderung, welche damals von
dem inneren Seelengesichtspunkte aus gegeben wurde, finden, wie die Eigenschaften der
Seelenerlebnisse für die vierte Region des Geisterlandes so gegeben sind, daß man ihnen
ansieht: sie können nicht durchlebt werden in dem, was noch in einer solchen räumlichen
kosmischen Beziehung zur Erde steht wie das gesamte Planetensystem. Es wird aus der
vierten Region des Geisterlandes etwas hereingetragen, was so urfremd ist, daß man es
nicht mit alledem zusammenbringen kann, was innerhalb auch der letzten planetarischen
Sphäre, der Saturn-Sphäre, erlebt werden kann.“ (Lit.:GA 141, S. 182)

Akasha-Chronik und Saturnsphäre


Aus kosmologischer Sicht entspricht dem die äußerste Grenze der Saturnsphäre, also die
äußerste Grenze unseres Planetensystems und darüber hinaus, wo dieses bereits in die
Weiten des Sternenhimmels übergeht (siehe voriger Abschnitt). Hier ist die Schnittstelle, wo
das Geschaffene, die Schöpfung, in ihrer allerfeinsten geistigen Gestalt, aus der
schöpferischen Quelle, also aus dem ungeschaffen Schaffenden (die natura naturans non
naturata im Sinne der Scholastik), hervorbricht. In der oberen geistigen Welt sind die noch
völlig gestaltlosen schöpferischen Ideen, aus denen unsere Welt hervorgeht. In der unteren
geistigen Welt verdichten sich diese "Geistkeime" zu ausgestalteten, geformten
Weltgedanken. Hier kann man erstmals den Raumbegriff einigermaßen sinnvoll anwenden.
Die Akasha-Chronik enthält alle Weltgedanken, die sich im Zuge der Entwicklung im
gestalteten Zustand verwirklich haben - und dadurch ist die Akasha-Chronik so etwas wie ein
universelles Weltgedächtnis.

"Was ist Akasha-Chronik? Wir machen uns den besten Begriff davon, wenn wir uns klar sind,
daß alles, was auf unserer Erde oder sonst auf der Welt geschieht, einen bleibenden
Eindruck auf gewisse feine Essenzen macht, der für den Erkennenden, der eine Einweihung
durchgemacht hat, aufzufinden ist. Es ist keine gewöhnliche Chronik, sondern eine Chronik,
die man als eine lebendige bezeichnen könnte. Nehmen wir an, ein Mensch lebte im ersten
Jahrhundert nach Christo. Das, was er damals gedacht, gefühlt, gewollt hat, das, was in seine
Taten übergegangen ist, ist nicht ausgelöscht, sondern es ist aufbewahrt in dieser feinen
Essenz. Der Seher kann es «sehen». Nicht etwa so, wie wenn es aufgeschrieben wäre in
einem Geschichtsbuche, sondern so, wie es sieh zugetragen hat. Wie man sich bewegt, was
man getan, wie man zum Beispiel eine Reise gemacht hat, kann man sehen in diesen
geistigen Bildern. Man kann auch die Willensimpulse, die Gefühle, die Gedanken sehen.
Doch wir dürfen uns nicht vorstellen, daß diese Bilder sich so ausnehmen, als wenn sie
Abdrücke der physischen Persönlichkeiten hier wären; das ist nicht der Fall. Um ein
einfaches Bild zu gebrauchen: Wenn man seine Hand bewegt, so ist der Wille des Menschen
überall in den kleinsten Teilen der sich bewegenden Hand, und diese Willenskraft, die sich
hier versteckt, die kann man sehen. Das, was jetzt geistig wirkt in uns und im Physischen
ausgeflossen ist, das sieht man dort im Geistigen." (Lit.: GA 99, S. 44)
Einer genaueren geistigen Betrachtung zeigt sich, dass alles, was jemals gedacht wurde, wohl
in den Regionen des oberen Devachans sein Gegenbild in der Akasha-Chronik findet, dass
aber Gefühle und Willensimpulse auf noch höheren Planen bewahrt werden. Die Gefühle
haben ihr Gegenbild auf dem Buddhiplan und die Taten und Willensimpulse auf dem
Nirvanaplan:

"Wenn man im Sinne dieser Pläne den Menschen betrachtet, so wird man sehen, daß jedem
Gedanken, den der Mensch denkt, als Reaktion auf dem entsprechenden andern Plan, ein
anderer, aktiver Gedanke folgt. Wenn man auf dem niederen Mentalplan einen Gedanken
hegt, bewirkt dies ein Gegenbild auf dem höheren Mentalplan. Wenn man ein Gefühl hegt,
bewirkt dies ein Gegenbild auf dem Budhiplan. Wenn man auf dem physischen Plan tätig ist
bewirkt dies ein Gegenbild auf dem Nirvanaplan. Wie früher der aktive Gedanke unser
passives Denken geschaffen hat, so schafft sich ein aktiver Gedanke ein entsprechendes
passives Gegenbild auf dem höheren Mentalplan und so weiter. Es kann also kein Gedanke
von uns gefaßt werden, der nicht sein Gegenbild hätte, ebenso kein Gefühl, keine Handlung.

Die Summe von all diesen Gegengedanken, Gegenerlebnissen, Gegenhandlungen nennt man
Akasha-Chronik. Man kann also alle Gedanken des Menschen lesen auf dem höheren
Mentalplan, alle Gefühle und Erlebnisse auf dem Budhiplan und alle Handlungen auf dem
Nirvanaplan." (Lit.: GA 89, S. 175)

Die Akasha-Chronik, die ihrer Wirklichkeit nach in den geschilderten höheren Weltebenen
lebt, spiegelt sich ab bis hinunter in die Astralwelt. Hier finden sich aber nur sehr
unzuverlässige Widerspiegelungen der wahren Bilder, die sehr leicht zu Irrtümern in der
geistigen Forschung führen können. Scott Elliots Schilderung der Atlantis ist aus solchen
astralen Schauungen hervorgegangen und daher mit manchen Fehlern behaftet. Medien
beziehen ihre Mitteilungen meist aus diesem Bereich; oft zitieren sie auch lebendige Akasha-
Bilder von Verstorbenen, die aber nicht mit den zugehörigen Individualitäten, von denen sie
stammen, verwechselt werden dürfen.

Die Geschehnisse der Vergangenheit prägen sich nicht nur der Akasha-Chronik ein, sondern
hinterlassen teilweise auch anderwärts ihre Spuren. Menschliche Taten etwa, die mit starken
Emotionen verbunden waren, lassen sich auch im Astrallicht erkennen. Das leidenschaftslose
Wirken der großen Eingeweihten ist zwar im Astrallicht nicht zu sehen, bildet sich aber im
Äther ab. Die vergangenen großen kosmischen Weltereignisse kann man allerdings nur in
der Akasha-Chronik lesen. (Lit.: GA 093a, S. 78ff)

Die Saturnwesen als Bewahrer des «Weltengedächtnisses»


"So sehen wir, wenn wir nach dem Monde hinaufschauen, seine Wirklichkeit nur dann, wenn
wir verstehen, daß da hohe geistige Wesenheiten, die einmal mit der Erde verbunden waren,
es sich heute zur Aufgabe machen, nicht das, was sie selber in sich tragen, sondern was im
Weltenall an physischen und geistigen Kräften vermittelt ist, auf die Erde zurückzustrahlen
[...]

Nicht in derselben Weise wie die Mondenbevölkerung war die Saturnbevölkerung mit der
Erde verbunden. Daß eine Verbindung da war, können Sie aus meiner «Geheimwissenschaft
im Umriß» ersehen. Aber nicht in derselben Weise wie die Mondenwesen sind die
Saturnwesen mit dem Irdischen verbunden, sondern diese Saturnwesen strahlen nichts
zurück von dem, was im Weltenraum ist. Kaum daß wir physisch Sonnenlicht vom Saturn
zurückgestrahlt bekommen. Wie ein einsamer, wenig leuchtender Einsiedler zieht der Saturn
langsam um die Sonne herum. Aber dasjenige, was die äußere Astronomie zu sagen weiß
über den Saturn, das ist das allerallerwenigste. Was der Saturn für die Menschheit der Erde
bedeutet, das tritt jede Nacht auf, aber nur im Bilde, insbesondere aber im Leben zwischen
dem Tode und einer neuen Geburt, wenn der Mensch durch die geistige und damit durch die
Sternenwelt hindurchgeht, wie ich es auch schon einmal in einem der Vorträge in diesem
Zweige hier auseinandergesetzt habe.
Der Mensch begegnet ja nicht dem Saturn selber in der jetzigen menschlichen
Entwickelungsphase, aber er kommt auf einem Umwege dennoch mit den Saturnwesen
zusammen. Den Umweg will ich heute nicht charakterisieren. Aber um was es sich handelt,
ist, daß innerhalb des Saturn Wesen wohnen von einer sehr hohen Vollkommenheit, äußerst
erhabene Wesenheiten, Wesenheiten, die unmittelbar in einer inneren Beziehung zu
Seraphim, Cherubim und Thronen stehen, für die eigentlich Seraphim, Cherubim und Throne
die nächsten Wesen sind, die Wesen ihrer nächsten Hierarchie sind.

Diese Wesenheiten, diese Bevölkerung des Saturn, strahlen eigentlich vom Saturn zur Erde
nichts nieder und geben nichts den Menschen, was in der äußeren physischen Welt ist.
Dagegen bewahren die Saturnwesen das kosmische Gedächtnis, die kosmische Erinnerung.
Alles, was das Planetensystem an physischen und geistigen Tatsachen durchgemacht hat,
was Wesenheiten innerhalb unseres Planetensystems erlebt haben, das bewahren die
Saturnwesen treulich im Gedächtnis. Die Saturnwesen schauen immer erinnernd zurück auf
das ganze Leben des Planetensystems. Wie wir auf unser ganzes enges Erdenleben mit der
Erinnerung zurückschauen, so haben - zusammen in ihren Wirkungen - Saturnwesen das
kosmisehe Erinnern an all das, was das Ganze und jedes einzelne Wesen des
Planetensystems durchgemacht hat. Und das alles, was da an Kräften in dieser Erinnerung
lebt, das lebt für den Menschen dadurch, daß er zwischen dem Tode und einer neuen
Geburt, eigentlich auch in jeder Nacht im Bilde, mit diesen Saturnwesen in eine Beziehung
kommt. Dadurch wirken im Menschen die Kräfte, die ausgehen von diesen Saturnwesen, die
eigentlich das tiefste Innere des Planetensystems darstellen. Denn wie die Erinnerung unser
tiefstes Inneres auf Erden ist, so ist das, was im Saturn lebt, eigentlich das tiefste innere
kosmische Ich des ganzen Planetensystems." (Lit.: GA 228, S. 74ff)

Lesen in der Akasha-Chronik


Das Lesen in der Akasha-Chronik erfordert das Opfer des Intellekts:

„Sie wissen, daß alle Ereignisse, welche geschehen sind, in einer gewissen Weise
aufgezeichnet sind in einer ewigen Chronik, in dem Akasha-Stoff, der ein viel feinerer Stoff
ist als die Stoffe, welche wir kennen. Sie wissen, daß alle Ereignisse der Geschichte und
Vorgeschichte in diesem Stoff aufgezeichnet sind. Das, was man gewöhnlich in der
theosophischen Sprache die Akasha-Chronik nennt, sind aber nicht die ursprünglichen
Aufzeichnungen, sondern es sind Abspiegelungen der eigentlichen Aufzeichnungen im
astralen Raum. Um diese lesen zu können, sind gewisse Vorbedingungen notwendig, von
denen ich Ihnen wenigstens eine angeben will.

Um in der Akasha-Chronik lesen zu können, ist es notwendig, daß man seine eigenen
Gedanken den Kräften und Wesenheiten zur Verfügung stellt, die wir in der theososphischen
Sprache die «Meister» nennen. Die Meister müssen uns die nötigen Anweisungen geben, um
in der Akasha-Chronik lesen zu können, die geschrieben ist in Symbolen und Zeichen, nicht in
Worten irgendeiner bestehenden Sprache oder einer, die früher bestanden hat. Solange
man die Kraft noch anwendet, die der Mensch beim gewöhnlichen Denken anwendet — und
jeder Mensch, der nicht ausdrücklich gelernt hat, sein Ich bewußt auszuschalten, wendet
diese Kraft an —, solange kann man nicht in der Akasha-Chronik lesen. Wenn Sie sich fragen:
Wer denkt?—, so werden Sie sich sagen müssen: Ich denke. — Sie verbinden Subjekt und
Prädikat miteinander, wenn Sie einen Satz bilden. Solange Sie selbst die einzelnen Begriffe
miteinander verbinden, sind Sie nicht imstande, in der Akasha-Chronik zu lesen, weil Sie Ihre
Gedanken mit dem eigenen Ich verbinden. Sie müssen aber Ihr Ich ausschalten; Sie müssen
verzichten auf jeden Eigen-Sinn. Sie müssen lediglich die Vorstellungen hinstellen und die
Verbindung der einzelnen Vorstellungen durch Kräfte außerhalb Ihrer selbst durch den Geist
herstellen lassen. Es ist also der Verzicht notwendig — nicht auf das Denken —, wohl aber
darauf, von sich aus die einzelnen Gedanken zu verbinden. Dann kann der Meister kommen
und Sie lehren, durch den Geist von außen Ihre Gedanken zusammenfügen zu lassen zu dem,
was der universelle Weltengeist über Ereignisse und Tatsachen, die in der Geschichte sich
vollzogen haben, zu zeigen vermag. Wenn Sie nicht mehr urteilen über die Tatsachen, dann
spricht zu Ihnen der universelle Weltengeist selbst, und Sie stellen ihm Ihr Gedankenmaterial
zur Verfügung.

Nun muß ich über etwas sprechen, was vielleicht Vorurteile erwecken wird. Ich muß etwas
sagen, was eine gute Vorbereitung ist, um zur Ausschaltung des eigensinnigen Ich zu
kommen und dadurch in der Akasha-Chronik lesen zu lernen. Sie wissen, wie heute das
verachtet wird, was die Mönche im Mittelalter gepflegt haben: sie haben das Opfer des
Intellektes gebracht. Der Mönch hat nicht so gedacht wie der heutige Forscher. Der Mönch
hatte eine bestimmte heilige Wissenschaft, die geoffenbarte heilige Theologie, deren Inhalt
gegeben war, über den man nicht zu entscheiden hatte. Der Theologe des Mittelalters hat
seinen Verstand dazu gebraucht, die gegebenen Offenbarungen zu erklären und zu
verteidigen. Das war — wie man sich auch heute dazu stellen mag — eine strenge Schulung:
die Hinopferung des Intellektes an einen gegebenen Inhalt. Ob das nun nach modernen
Begriffen etwas Vorzügliches oder etwas Verwerfliches ist, davon wollen wir absehen. Dieses
Opfer des Intellektes, das der Mönch brachte, die Ausschaltung des von dem persönlichen
Ich ausgehenden Urteils, das führte ihn dazu zu lernen, wie man den Gedanken in den Dienst
eines Höheren stellt. Bei der späteren Wiederverkörperung kommt dann das, was damals
durch dieses Opfer hervorgebracht wurde, zur Auswirkung und befähigt den Betreffenden zu
selbstlosem Denken und macht ihn zu einem Genie des Anschauens. Kommt das höhere
Schauen, die Intuition dazu, dann kann er diese Fähigkeiten darauf anwenden, die Tatsachen
in der Akasha-Chronik zu lesen.“ (Lit.:GA 92, S. 22f)

Beim Lesen in der Akasha-Chronik sieht man nicht die äußeren Taten der Menschen,
sondern deren geistige Urbilder, aus denen sie hervorgegangen sind. Die Kenntnis der
äußeren historischen Überlieferung behindert sogar das Lesen in der Akasha-Chronik.

„Nehmen wir an, der Blick des Sehers schweift zurück - sagen wir in die Zeit des Cäsar. Cäsar
hat dies und das getan, und insofern er es auf dem physischen Plan getan hat, haben es
seine Zeitgenossen gesehen. Alles hat eine Spur zurückgelassen in der Akasha-Chronik.
Wenn man aber zurücksieht als Seher, dann sieht man die Taten so, wie wenn man ein
geistiges Schattenbild oder ein geistiges Urbild vor sich hätte. Denken Sie sich noch einmal
die Bewegung der Hand. Das Augenbild können Sie als Seher nicht erblicken; aber die
Absicht, die Hand zu bewegen, die unsichtbaren Kräfte, welche die Hand bewegt haben, die
werden Sie immer sehen. So ist alles zu sehen, was in den Gedanken des Cäsar gelebt hat,
sei es, daß er diese oder jene Schritte machen oder diesen oder jenen Kampf führen wollte.
Alles, was die Zeitgenossen gesehen haben, ist ja aus seinen Willensimpulsen
hervorgegangen, hat sich ja realisiert durch die unsichtbaren Kräfte, die hinter den
Augenbildern stehen. Aber das, was hinter diesen Augenbildern stand, ist wirklich wie der
wandelnde und handelnde Cäsar zu sehen, wie ein Geistesbild des Cäsar, wenn man
zurückblickt als geistiger Seher in die Akasha-Chronik.

Nun könnte jemand, der in solchen Dingen nicht bewandert ist, sagen: Wenn ihr uns erzählt
von vergangenen Zeiten, so glauben wir, daß das alles nur Träumerei ist. Denn ihr kennt aus
der Geschichte, was der Cäsar getan hat, und glaubt dann durch eure mächtige Einbildung
irgendwelche unsichtbaren Akasha-Bilder zu sehen. - Wer aber in diesen Dingen bewandert
ist, der weiß, daß es um so leichter ist, in der Akasha-Chronik zu lesen, je weniger man
dieselben Dinge aus der äußeren Geschichte kennt. Denn die äußere Geschichte und ihre
Kenntnis ist geradezu eine Störung für den Seher. Wenn wir an ein bestimmtes Lebensalter
kommen, so haftet uns mancherlei Erziehung an aus unserer Zeit heraus. Auch der Seher
kommt mit der Erziehung seines Zeitalters zu demjenigen Zeitpunkt, wo er sein seherisches
Ich gebären kann. Er hat gelernt aus der Geschichte, er hat gelernt, wie Geologie, Biologie,
wie die Kulturgeschichte und Archäologie ihm die Dinge überliefern. Das alles stört eigentlich
den Blick und kann ihn befangen machen für das, was in der Akasha-Chronik zu lesen ist.
Denn in der äußeren Geschichte darf man durchaus nicht etwa dieselbe Objektivität suchen
und dieselbe Sicherheit, die bei der Entzifferung der Akasha-Chronik möglich ist. Bedenken
Sie nur einmal, wovon es in der Welt abhängt, daß dieses oder jenes «Geschichte» wird. Da
sind von irgendeinem Ereignis diese oder jene Urkunden erhalten geblieben, während
andere, und vielleicht gerade die wichtigsten, abhanden gekommen sind.“ (Lit.:GA 112, S.
29f)

Es gibt aber bedeutsame Fehlerquellen, die sehr leicht zu einer Fehlinterpretation dessen
führen können, was man in der Akasha-Chronik lesen kann:

„Je weiter wir zurückgehen in die Vergangenheit, desto mehr müssen wir uns auf die
Akasha-Chronik verlassen, und je weiter wir zurückgehen, desto reiner ist diese Chronik. Sie
ist am leichtesten zu lesen in weit, weit zurückliegenden Erdenzuständen, ehe die Erde
physisch war. Viel schwieriger ist es, sie zu lesen während der atlantischen Zeit, und am
allerschwierigsten während der nachatlantischen Zeit. Denn der Lesende muß sorgfältig alles
eigene Wissen von diesen Zeiten aus seiner Seele ausmerzen, damit es nicht die Chronik
fälscht. Daher ist es leichter, über die ältesten Zeiten etwas zu erforschen, von denen man
noch keine sinnlichen Bilder hat.

Es kann aber auch große Verwirrung geben, wenn jemand nicht ganz sicher im Lesen dieser
Schriftzeichen ist. Zum Beispiel, wenn jemand gelebt hat zur Römerzeit, nehmen wir an
Vergil. Wenn wir Vergil in der Akasha-Chronik wahrnehmen, so wirkt dieser wie ein
lebendiges Bild, wie wirkliches Leben; es ist wie eine Wiederholung des Lebens selbst. Man
kann nun dieses Vergil-Leben neu sich abspielen sehen; es ist eine treue Wiedergabe dessen,
was sich damals zugetragen hat. Wenn Sie an dieses Bild eine Frage richten, so antwortet es
so, wie Vergil möglicherweise hätte antworten können. Swedenborg hat mit diesem Akasha-
Bild des Vergil gesprochen. Die Individualität des Vergil selbst hat eine eigene, andere
Entwicklung durchgemacht. Wenn jemand nicht genau unterscheiden kann, dann kann er
das verwechseln.“ (Lit.:GA 89, S. 282)

Siehe auch
Akasha
Akashastoff
Akashastoff
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Akasha-Substanz)
Der Akashastoff, die Akashasubstanz, in der abendländischen Terminologie auch als
Feuerluft bezeichnet, ist die feinstoffliche Ursubstanz, die Urmaterie, in der "der Gedanke
sich unmittelbar ausprägen kann" (Lit.: GA 53, S. 230) und aus der alles geformt wird und
zugleich die Grundlage für das Weltengedächtnis, die Akasha-Chronik, bildet.

„Nun kommen wir in die vierte Region des Geistesreiches. Dies ist ein ganz besonderes
Reich; die Schöpfer und Beseeler aller Dinge sind dort am Werke. Der sogenannte
Akashastoff ist die Substanz, der Ton, aus dem alles geformt wird. Das ist ein Bild, von dem
alle Magier sprechen. Goethe spricht auch davon, an der Stelle, wo er von Feuerluft spricht.
Es ist derjenige Stoff, der die größte Plastizität hat, der Stoff, in den man von einer Seite die
materiellen Gebilde, auf der anderen Seite den Geist eindrücken kann.“ (Lit.:GA 88, S. 95)

„Der Akasha-Stoff steht zwischen der physischen und astralen Materie. Er ist die feinste
physische Materie, die allerfeinste Materie, in welcher der Gedanke sich unmittelbar
ausprägen kann.“ (Lit.:GA 53, S. 230)

„Die ganze Erde war früher in einem viel feineren, dünneren ätherischen Zustande da.
Akasha ist die feinste Form, in der vor Urzeiten sich alles im Ätherzustand befand, was jetzt
als Festes, Flüssiges und so weiter auf der Erde uns entgegentritt. Der feste Granit unserer
Urgebirge, alle Metalle, alle Salze, alle Kalkarten, alles was heute auf unserer Erde ist - auch
alle pflanzlichen und tierischen Formen -, waren damals vorhanden in diesem feinen Akasha.
Akasha ist die feinste Form der Materie.“ (Lit.:GA 53, S. 217)

Siehe auch
Akasha
Materie
DatenschutzÜber AnthroWikiHaftungsausschlussWas in meinem Buche «Wie erlangt man
Erkenntnisse der höheren Welten?» Inspirationen genannt wird, das ist nur das zur
Helligkeit, zum Vollbewußtsein heraufgehobene Erleben desjenigen, was bei jedem
Menschen unten im Gefühlsleben unbewußt an Inspirationen vorhanden ist. Und wenn
besonders veranlagte Leute von ihren Inspirationen sprechen, so sprechen sie eigentlich von
dem, was die Welt in ihr Gefühlsleben hineingelegt hat und durch ihre Anlagen
heraufkommen läßt in ihr volles Wachbewußtsein. Es ist das ebenso Weltinhalt, wie der
Gedankeninhalt Weltinhalt ist. Aber in dem Leben zwischen Geburt und Tod spiegeln diese
unbewußten Inspirationen solche Weltenvorgänge, die wir nur träumend erleben können;
sonst würde unser Ich in diesen Vorgängen sich verbrennen oder es würde ersticken,
namentlich ersticken. Dieses Ersticken beginnt auch manchmal beim Menschen in abnormen
Zuständen. Denken Sie nur einmal, Sie haben Alpdruck. Dann will ein Zustand, der sich
abspielt zwischen Ihnen und der äußeren Luft, wenn bei einem Menschen in diesem
Wechselverhältnis nicht alles in Ordnung ist, in abnormer Weise übergehen in etwas
anderes. Indem das übergehen will in Ihr Ich-Bewußtsein, wird es Ihnen nicht als eine
normale Vorstellung bewußt, sondern als eine Sie quälende Vorstellung: als der Alpdruck.
Und so qualvoll wie das abnorme Atmen im Alpdruck, so qualvoll wäre das gesamte Atmen,
wäre jeder Atemzug, wenn der Mensch das Atmen vollbewußt erleben würde. Er würde es
fühlend erleben, aber qualvoll wäre es für ihn. Es wird daher abgestumpft, und so wird es
nicht als physischer Vorgang, sondern nur in dem träumerischen Gefühl erlebt.“ (Lit.:GA 293,
S. 100f)

„Zwei Gestalten haben die Dinge, die instinktiv im Menschen diesen Menschen besessen
machen, zwei Gestalten haben sie vor dem Hüter der Schwelle. Das heißt, kommt man zur
Schwelle, dann stellt sich heraus: dasjenige, wovon man instinktiv besessen ist, hat entweder
die eine oder die andere Gestalt. Die eine Gestalt kann man bezeichnen als die
Gespenstgestalt. Das, wovon der Mensch instinktiv besessen ist, tritt in dem einen Falle so
auf vor dem Hüter der Schwelle, daß es wie eine äußere Wahrnehmung ist; sie ist dann
halluzinär, aber sie ist eine äußere Wahrnehmung, sie tritt tatsächlich vor den Menschen hin
und kündigt sich dem Menschen wie eine äußere Wahrnehmung an. Das ist der
Gespenstcharakter. Es kann also etwas, was instinktiv im Menschen lebt, was in ihm rumort,
wenn er es bewußt kennenlernt beim Hüter der Schwelle, wo alle Instinkte aufhören, wo die
Dinge anfangen, vollbewußt zu sein und in das freie Geistesleben sich einzugliedern, es kann
vor dem Hüter der Schwelle ein solches instinktiv Lebendes als Gespenst auftreten. Dann ist
man es los als Instinkt. Man darf sich nicht fürchten davor, daß so etwas als Gespenst
auftritt, denn nur dadurch bekommt man es los, daß man es in der Objektivierung außen
sieht, daß man das, was da in einem rumort, wirklich als Gespenst außen vor sich hat. Das ist
die eine Form. Die andere Form, in der ein solches Instinktives auftreten kann, das ist die als
Alp. Das ist nicht eine Wahrnehmung von außen, sondern eine bedrückende Empfindung
oder auch eine Nachwirkung in einer Vision von dem, was einen bedrückt, ein imaginatives
Erlebnis, das man aber zugleich als Alpdruck empfindet.“ (Lit.:GA 186, S. 16f)

Im Grunde ist der Doppelgänger bzw. der kleine Hüter der Schwelle die Erscheinung eines
astralen Elementarwesens:

„Vorher war der Mensch selbst ein Elementarwesen. Nicht alles Physische am Menschen ist
bestimmt, erlöst zu werden. Es bleibt vom Menschen eine Schlacke zurück. Diese Schlacke,
die da zurückbleibt, ist im Menschen fortwährend vorhanden, daher steht er unter dem
Einfluß der astralischen Elementarwesen; das dazugehörige Elementarwesen hängt ihm an.
Der Mensch ist daher in fortwährender Verbindung mit dem, was ein hemmender Feind, ein
Störenfried seiner Entwicklung ist. Die Wesenheiten, die sich dem Menschen anhängen,
nannte man in der deutschen Mythologie die Alben. Sie treten in einer unbestimmten
Gestalt auf im sogenannten Alptraum. Diese Träume äußern sich etwa so, daß man glaubt,
ein Wesen setzt sich einem auf die Brust. Wenn man astral sehend wird, sieht man zuerst
diese Wesen (The Dweller on the Threshold in Bulwers «Zanoni»). Es ist die Widerspiegelung
der astralen Bekanntschaft des Menschen mit seinem Alb, ein Sich-Wehren des Menschen
gegen seinen Feind. Das Wesen ist die Projektion eines astralen Wesens in uns selbst. Es ist
der [kleine] Hüter der Schwelle. Der Mensch, der die Furcht vor dem inneren Feinde nicht
überwinden kann, der kehrt gewöhnlich um beim Tor der Initiation.“ (Lit.:GA 89, S. 134)

Der Albtraum, das Fragemotiv und die Sphinx

Gustave Moreau, Ödipus und die Sphinx


In verfeinerter Form zeigt sich der Albtraum in der Rätselfrage der Sphinx, wie sie etwa
durch die Ödipus-Sage überliefert ist. Sie beruht auf dem luziferischen Einfluss auf die
Atmung und Blutbewegung, der in der griechisch-lateinischen Zeit besonders stark war und
zu einer Ausweitung des Ätherleibs über die Grenzen des physischen Leibs führte. Heute tritt
an dessen Stelle vermehrt der ahrimanische Einfluss, der sich im Erleben der
Mephistopheles-Gestalt äußert, wie sie Goethe in seiner Faust-Tragödie schildert.

„In das menschliche Leben spielen immer Erlebnisse herein, die von Luzifer und Ahriman
stammen. In das Grunderlebnis der vierten nachatlantischen Periode spielte insbesondere
Luzifer herein; in unsere Periode spielt Ahriman herein und bedingt das Grunderlebnis. Nun
hängt Luzifer mit alledem zusammen, was noch nicht bis zur Deutlichkeit der einzelnen Sinne
sich ausgewachsen hat, was undeutlich an den Menschen, undifferenziert an ihn
herankommt. Mit andern Worten, Luzifer hängt mit dem Atemerlebnis zusammen, mit dem
Erlebnis des Ein- und Ausatmens. Das Atmen des Menschen ist etwas, was in einem ganz
bestimmten geregelten Verhältnis stehen muß zu seiner Gesamtorganisation. In dem
Augenblick, wo der Atmungsprozeß in irgendeiner Weise gestört ist, verwandelt sich sogleich
die Atmung aus dem, wie sie sonst auftritt, nämlich als unbewußter Vorgang, auf den wir
nicht zu achten brauchen, in einen bewußten, in einen mehr oder weniger traumhaft
bewußten Vorgang. Und wenn - wir können es ganz trivial ausdrücken - der Atmungsprozeß
zu energisch wird, wenn er größere Anforderungen an den Organismus stellt, als dieser
Organismus leisten kann, dann hat Luzifer die Möglichkeit, mit dem Atmen einzudringen in
den menschlichen Organismus. Er muß es ja nicht selbst sein, aber seine Scharen tun es,
diejenigen, die zu ihm gehören.

Ich weise damit auf eine Erscheinung hin, welche jeder kennt als Traumerlebnis. Dieses
Traumerlebnis kann sich in beliebiger Weise steigern. Der Alptraum, wo also der Mensch
durch das gestörte Atmen zum Traumbewußtsein kommt, so daß sich Erlebnisse der
geistigen Welt hineinmischen können, und auch alle Angst- und Furchterlebnisse, die mit
Alpträumen verbunden sind, haben in dem luziferischen Element der Welt ihren Ursprung.
Alles, was vom gewöhnlichen Atmungsprozeß übergeht zum Würgen, zu dem Gefühl des
Gewürgtwerdens, das hängt zusammen mit dieser Möglichkeit, daß Luzifer sich einmischt in
den Atmungsprozeß. Das ist der grobe Prozeß, wo durch eine Herabminderung des
Bewußtseins Luzifer sich in das Atemerlebnis hineinmischt, gestaltenhaf t in das
Traumbewußtsein tritt und da zum Würger wird. Das ist das grobe Erlebnis.

Es gibt aber auch ein feineres Erlebnis, das uns dieses Würgeerlebnis gleichsam verfeinert,
nicht so grob wie ein physisches Würgen darstellt. Man achtet gewöhnlich nicht darauf, daß
eine solche Verfeinerung des Würgens zu den menschlichen Erlebnissen gehört. Aber
jedesmal, wenn an die menschliche Seele dasjenige herantritt, was zu einer Frage wird oder
zu einem Zweifel an diesem oder jenem in der Welt, dann ist in verfeinerter Weise ein
Würgeerlebnis da. Man kann schon sagen: Wenn wir eine Frage aufstellen müssen, wenn ein
kleines oder ein großes Weltenrätsel sich uns aufdrängt, dann werden wir gewürgt, aber so,
daß wir es nicht merken. - Jeder Zweifel, jede Frage ist ein verfeinertes Alpdrücken oder ein
verfeinerter Alptraum.

So verwandeln sich die Erlebnisse, die uns sonst grob entgegentreten, in feinere Erlebnisse,
wenn sie mehr seelisch auftreten. Man kann sich schon denken, daß die Wissenschaft einmal
dazu kommen wird, den Zusammenhang des Atmungsprozesses mit der Fragestellung oder
der Empfindung eines Zweifels in der Menschenseele zu studieren. Aber auch alles das, was
mit Fragen und Zweifeln zusammenhängt, alles das, was damit zusammenhängt, daß wir
unbefriedigt sind, weil die Welt an uns herantritt und eine Antwort verlangt, oder weil wir
gezwungen sind, eine Antwort zu geben durch das, was wir sind, hängt mit dem
Luziferischen zusammen.

Wenn wir nun die Sache geisteswissenschaftlich betrachten, so können wir sagen: Bei allem,
wo der Würgeengel im Alptraum uns bedrückt, oder wo wir durch die Fragestellung eine
innere Bedrückung, einen Anflug von Beängstigung erfahren, haben wir es mit einem
gleichsam stärkeren, energischeren Atmungsprozeß zu tun, mit etwas, was im Atem lebt,
was aber, damit die menschliche Natur in der richtigen Weise funktioniert, harmonisiert,
abgeschwächt werden muß, damit das Leben richtig verläuft. Was findet nun statt, wenn ein
energischerer Atmungsprozeß eintritt? Da ist gleichsam der Ätherleib und alles, was mit der
ätherischen Natur des Menschen zusammenhängt, zu weit ausgedehnt, zu sehr
auseinandergedrängt, und da sich das dann auslebt im physischen Leibe, so kann es sich
nicht auf den physischen Leib beschränken, es will ihn gewissermaßen auseinanderzerren.
Ein zu üppiger, ein zu weit ausgedehnter Ätherleib liegt einem verstärkten Atmungsprozeß
zugrunde, und dann besteht die Möglichkeit für das luziferische Element, sich besonders
geltend zu machen. Man kann also sagen: Das Luziferische kann sich in die menschliche
Natur hineinschleichen, wenn der Ätherleib geweitet ist. — Man kann auch sagen: Das
Luziferische hat die Tendenz, in einem der menschlichen Form gegenüber geweiteten
Ätherleibe sich auszudrücken, also in einem Ätherleibe, der mehr Raum braucht, als in der
menschlichen Haut eingeschlossen ist, der die Form üppiger gibt. — Man kann sich nun
denken, daß man künstlerisch diese Frage beantworten will, und da kann man sagen: So wie
der menschliche Ätherleib normal ist, ist er der Bildner der menschlichen Gestalt, die
physisch vor uns steht. Aber sobald er sich weitet, sobald er sich einen größeren Raum,
weitere Grenzen verschaffen will, als in der menschlichen Haut darinnen sind, will er auch
andere Formen geben. Es kann da nicht die menschliche Form bleiben. Er will überall über
die menschliche Form hinaus. - Dieses Problem hat man in alter Zeit schon gelöst. Was für
eine Form kommt da heraus, wenn der geweitete Ätherleib, der nicht für das menschliche
Wesen, sondern für das luziferische Wesen paßt, sich Geltung verschafft und formhaft vor
die menschliche Seele tritt? Was kommt da heraus? Die Sphinx!

Hier haben wir eine besondere Art, uns in die Sphinx hinein zu vertiefen. Die Sphinx ist es,
was eigentlich an einem würgt. Wenn der Ätherleib des Menschen durch die Energie des
Atmens sich ausweitet, taucht ein luziferisches Wesen in der Seele auf. Es lebt in diesem
Ätherleibe nicht die menschliche Gestalt, sondern die luziferische Gestalt, die Sphinxgestalt.
Die Sphinx taucht auf als die Zweifelaufwerferin, als die Fragepeinigerin. Diese Sphinx hat
also eine besondere Beziehung zum Atmungsprozeß. Wiederum wissen wir aber, daß der
Atmungsprozeß eine besondere Beziehung zur Blutbildung hat. Daher lebt das Luziferische
auch im Blute, durchwogt und durchwallt das Blut. Überall kann auf dem Umwege durch die
Atmung das Luziferische in das Blut des Menschen hinein, und wenn zuviel Energie in das
Blut hineinkommt, dann ist das Luziferische, die Sphinx, besonders stark.

So steht der Mensch dadurch, daß er in seinem Atmungsprozeß dem Kosmos geöffnet ist,
der Sphinxnatur gegenüber. Dieses Erlebnis, in seinem Atmen der Sphinxnatur des Kosmos
gegenüberzustehen, dieses Grunderlebnis ging besonders in der vierten nachatlantischen,
der griechisch- lateinischen Kulturperiode auf. Und in der Ödipus-Sage sehen wir, wie der
Mensch der Sphinx gegenübersteht, wie die Sphinx sich an ihn kettet, zur Fragepeinigerin
wird. Der Mensch und die Sphinx, oder wir können auch sagen, der Mensch und das
Luziferische im Weltall sollten gleichsam als ein Grunderlebnis der vierten nachatlantischen
Kulturperiode so hingestellt werden, daß, wenn der Mensch sein äußeres normales Leben
auf dem physischen Plan nur ein wenig durchbricht, er mit der Sphinxnatur in Berührung
kommt. Da tritt Luzifer in seinem Leben an ihn heran, und er muß mit Luzifer, mit der Sphinx
fertig werden.“ (Lit.:GA 158, S. 99ff) Anonym
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Seele
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(Weitergeleitet von Alte Seele)

Frederic Leighton: The Bath of Psyche, 1890


Die Seele (von urgerm. *saiwalō bzw. *saiwlō, vermutlich abgeleitet von *saiwaz, "See"; eng.
soul), von den Griechen in der Antike Psyche (griech. ψυχή, psychḗ = „Atem, Atemhauch“;
lat. anima) genannt und darum glegentlich auch als Atemseele bezeichnet, ist jenes
Wesensglied des Menschen, das seine leibliche und geistige Existenz miteinander verbindet.

„Mit Leib ist hier dasjenige gemeint, wodurch sich dem Menschen die Dinge seiner Umwelt
offenbaren [...] Mit dem Worte Seele soll auf das gedeutet werden, wodurch er die Dinge
mit seinem eigenen Dasein verbindet, wodurch er Gefallen und Mißfallen, Lust und Unlust,
Freude und Schmerz an ihnen empfindet. Als Geist ist das gemeint, was in ihm offenbar wird,
wenn er, nach Goethes Ausdruck, die Dinge als «gleichsam göttliches Wesen» ansieht. - In
diesem Sinne besteht der Mensch aus Leib, Seele und Geist.“ (Lit.:GA 9, S. 26f)

Anthroposophie vertritt also die Trichotomie, die Dreigliederung des Menschenwesens in die
drei Wesensglieder Geist, Seele und Leib. In der katholischen Kirche gilt die Lehre von der
Trichotomie seit dem Vierten Konzil von Konstantinopel (869) als Häresie. An ihre Stelle trat
die Dichotomie, die dem Menschen nur mehr Leib und Seele zugesteht und seinen
selbstständigen Geist leugnet. Diese dualistische Anschauung wirkt bis heute auch in der
Philosophie und in den Wissenschaften nach, wie die nicht enden wollenden Diskussionen
über das Leib-Seele-Problem zeigen, die vornehmlich an die von Descartes postulierte
Scheidung des Menschenwesens in eine räumlich ausgedehnte körperliche res extensa und
eine ausdehnungslose, punktförmige seelisch-geistige res cogitans anknüpfen. Wie es
zwischen diesen völlig unterschiedlichen Substanzen zu einer psychophysischen
Wechselwirkung kommen soll, bleibt dabei völlig unklar. Aus anthroposophischer Sicht sind
Leib, Seele und Geist hingegen keine unterschiedlichen Substanzen, sondern im Sinn eines
konsequenten Monismus verschiedene Erscheinungsformen ein und derselben geistigen
Substanz. Bildhaft vergleichen lässt sich das mit dem Wasser, das als gasförmiger Dampf, als
flüssiges Wasser und als fest gefrorenes Eis erscheinen kann.

Die in ihrer vollen Entfaltung nur dem Menschen ermöglichte seelische Innenwelt gliedert
sich in drei in der Aura unterscheidbare Teile. Ihre leibgebundenen Anteile, nämlich die
Empfindungsseele, die Verstandes- oder Gemütsseele und auch der der Sinneswelt
zugewandte Teil der Bewusstseinsseele unterliegen der Sterblichkeit; nur der dem Geist
zugewandte Teil der Bewusstseinsseele ist unsterblich. Dieser unsterbliche Teil der Seele ist
aber nicht von vornherein und unverlierbar gegeben, sondern muss aktiv errungen und
bewahrt werden (siehe → Unsterblichkeit der Seele).

Ihrer substanziellen Natur nach entstammt die Seele dem Astralleib, der sich seinerseits aus
der Astralwelt herausgegliedert hat. Die Seele ist das Organ des Bewusstseins, der Begierden
und Empfindungen und der menschlichen Seelenfähigkeiten des Denkens, Fühlens und
Wollens, die das Seelenleben bestimmen. Künstlerisch wird sie meist in weiblicher Gestalt
dargestellt.

Leib, Seele und Geist


Die menschliche Seele wird oft in weiblicher Gestalt personifiziert dargestellt. Ursprünglich
war sie, wie manche gnostische Schriften andeuten, ein androgynes, also
doppelgeschlechtliches männlich-weibliches Wesen, das erst durch ihren Sturz in die
sinnliche Welt ihre eingeschlechtliche weibliche Form annahm. So heißt es etwa in der unter
den Nag-Hammadi-Schriften gefundenen «Exegese über die Seele»:

„Die Weisen, die vor uns lebten, gaben der Seele einen weiblichen Namen. Tatsächlich ist sie
auch ihrer Natur nach eine Frau. Sie hat ebenso wie andere Frauen einen Mutterschoß.
Solange sie sich allein beim Vater befand, war sie eine Jungfrau und mannweiblich von
Gestalt. Aber als sie in einen Körper hinabgefallen und in dieses Leben gekommen war, da
geriet sie in die Gewalt vieler Räuber. Und die Frevler warfen sie sich gegenseitig zu und
schändeten sie. Die einen mißbrauchten sie gewaltsam, während andere so handelten, daß
sie sie überredeten mit einem verführerischen Geschenk. Kurz: Sie wurde geschändet, und
sie verlor ihre Jungfräulichkeit [...]
Sie aber pflegt eine arme Witwe zu werden, die keine Hilfe hat; sie hat auch keinen, der sie
anhört in ihrem Leid; denn sie hatte von ihnen nichts erhalten außer den Schändungen, die
sie ihr zugefügt hatten, als sie mit ihr Umgang hatten. Und die Kinder, die sie mit den
Ehebrechern hervorgebracht hat, sind stumm und blind und krank.
Aber wenn der Vater, der oben im Himmel ist, sie sucht und auf sie herabblickt und sie
seufzen sieht mit ihren Leiden und der Schande und wie sie die Unzucht, die sie getrieben
hat, bereut und wie sie beginnt, seinen Namen anzurufen, damit er ihr helfe, wobei sie mit
ganzem Herzen ruft und sagt: ,,Rette mich, mein Vater, denn siehe: Ich will dir Rechenschaft
ablegen, denn ich habe mein Haus verlassen und und bin aus meinem Jungferngemach
geflohen. Hole mich wieder zu dir zurück!``, und wenn er sie sieht, daß sie in diesem Zustand
ist, dann wird er sie seines Erbarmens würdig halten; denn zahlreich sind die Schmerzen, die
über sie gekommen sind, weil sie ihr Haus verlassen hat.“
– Exegese über die Seele: (NHC II,6)
Sophia
→ Siehe auch: Sophia (Gnosis)
Sophia (griech. Σοφíα „Weisheit“) wird in der Gnosis oft der weibliche Aspekt der Gottheit
genannt. Als Weltseele ist sie das makrokosmische Analogon der menschlichen Seele bzw.
die Gruppenseele der Menschheit. Sie wird oft auch dem (hier weiblich gedachten) Heiligen
Geist gleichgesetzt. Vielfach erscheint sie als der unterste der von der Gottheit emanierten
Äonen, die in ihrer Gesamtheit das Pleroma bilden. Durch ihren Fall wird sie zur Ursache für
die Erschaffung der materiellen Welt. Oft wird auch zwischen einem höheren und niederen
Aspekt der Sophia unterschieden. Die niedere oder untere Sophia, die außerhalb des
Pleromas weilt, wird bei den Valentinianern dann auch als Achamoth (griech. Ἀχαμώθ)
bezeichnet. Manchmal wird sie auch Prunikos (griech. Προύνικος) genannt, was nach
Epiphanius von Salamis so viel wie „Dirne“ oder „die Lüsterne“ bedeuten soll[1] - diese
Wortbedeutung gilt aber nicht als gesichert.

Jungfrau Sophia
→ Siehe auch: Jungfrau Sophia
Als Jungfrau Sophia wird in der christlichen Esoterik der von niederen sinnlichen Begierden
gereinigete und zum Geistselbst erhöhte Astralleib bezeichnet, entsprechend der Isis in
vorchristlicher Zeit. Sie steht für die vollkommen reine menschliche bzw. menschheitliche
Seele. Im esoterischen Christentum wurde die Mutter Jesu stets als «Jungfrau Sophia»
bezeichnet, so auch von Johannes, dem Evangelisten; nur exoterisch nennt er sie die
«Mutter des Jesus».

Zwei-Seelen-Lehre
Die noch von dem byzantinischen Patriarchen Photius I. vertretene Zwei-Seelen-Lehre,
gemäß der dem Menschen eine höhere, unsterbliche Geist-Seele und eine irdische,
vergängliche Seele eigen sind, wurde 869 auf dem vierten Konzil von Konstantinopel mit
dem Bannfluch belegt. Der Geist sollte Gott allein vorbehalten sein. Die Lehre von der
Trichotomie, wonach der Mensch aus Geist, Seele und Leib bestehe, gilt seitdem in der
römisch-katholischen Kirche als Häresie. An ihre Stelle trat die Dichotomie, die dem
Menschen nur mehr Leib und Seele zugesteht und seinen selbstständigen Geist leugnet.
Damit wurde, wie sich Rudolf Steiner öfters ausdrückt, „der Geist abgeschafft“.

Die unsterbliche Seele


Nach anthroposophischer Auffassung ist es aber gerade der unsterbliche individuelle Geist,
das Ich des Menschen, das sich wiederverkörpert und, von Ausnahmefällen abgesehen[2],
nicht die weitgehend vergängliche Seele, die sich nach dem Tod durch ihre Läuterung im
Kamaloka (Fegefeuer) und in den höheren Bereichen der Seelenwelt bis auf ihren
unvergänglichen Rest (Entelechie) in der allgemeinen Astralwelt zerstreut und für die
nächste irdische Inkarnation weitgehend neu und mit anderen Eigenschaften wieder
aufgebaut werden muss. Die Unsterblichkeit der Seele ist nicht von Anfang an gegeben,
sondern wird erst mit der auf das Geistige ausgerichteten Bewusstseinsseele durch die
Tätigkeit des Ich erworben. Die Lehre von der Reinkarnation des Geistes ist darum auch
streng zu unterscheiden von der Seelenwanderung oder Metempsychose. Der Leib unterliegt
der Vererbung, die Seele dem in früheren Erdenleben selbstgeschaffenen Schicksal (Karma)
und der Geist entwickelt sich durch die aufeinanderfolgenden Inkarnationen weiter.
Leib und Seele
Platon empfand noch ganz im orientlisch-vorchristlichen Sinn den Leib als Kerker oder gar als
Grab der Seele (griech. τὸ μὲν σῶμά ἐστιν ἡμῖν σῆμα to men soma estin hemin sema,
wörtlich: „Der Körper ist für uns ein Grab.“[3]), wodurch sie sich erst im leibfreien Zustand
nach dem Tod voll entfalten und in die Ewigkeit aufschwingen könne. Im Christentum
hingegen erscheint - im schroffen Gegensatz dazu - gerade die inhärente und unauflösliche
Leibbezogenheit[4] der Seele als ihre zentrale Wesenseigenschaft, die sie erst zur wahrhaft
menschlichen Seele macht. Für Thomas von Aquin ist die wesentlichste Bestimmung der
Seele, entsprechend des aristotelischen Hylemorphismus, Form des Körpers zu sein (lat.
anima forma corporis)[5]. Als unsterbliche Substanz bleibe sie zwar nach dem Tod erhalten,
doch könne sie leiblos nicht ihr volles Potential entfalten und verliere ihr Person-Sein[6], das
sie nur im[7] Leib habe. Sie habe daher nach dem Tod eine mindere Daseinsweise als im
verkörperten Zustand und erführe ihre Vollendung erst durch die Auferstehung des Leibes,
die durch die alles übersteigende Liebe und Gnade Gottes dadurch möglich wird, dass Gott
selbst in Jesus Christus Mensch geworden, durch den Tod auf Golgatha geschritten und am
dritten Tage wieder auferstanden ist.

Mit dem zunehmenden Materialismus ist mittlerweile nicht nur das Verständnis für den
Geist, sondern auch für die Seele, namentlich für ihr Fortbestehen nach dem Tod,
weitgehend verloren gegangen. Diese Entwicklung hat auch vor der zeitgenössischen
Theologie nicht haltgemacht, etwa in Form der hauptsächlich von evangelischen Theologen
vertretenen Ganztodtheorie oder der in der katholischen Theologie seit der Mitte des 20.
Jahrhunderts immer verbreiteteren Rede von der unmittelbaren Auferstehung im Tod,
womit zugleich auch die unsterbliche Seele de facto „abgeschafft“ wird.

Die Seele als Innenwelt


→ Hauptartikel: Innenwelt
„Als eigene Innenwelt ist die seelische Wesenheit des Menschen von seiner Leiblichkeit
verschieden. Das Eigene tritt sofort entgegen, wenn man die Aufmerksamkeit auf die
einfachste Sinnesempfindung lenkt. Niemand kann zunächst wissen, ob ein anderer eine
solche einfache Sinnesempfindung in genau der gleichen Art erlebt wie er selbst. Bekannt ist,
daß es Menschen gibt, die farbenblind sind. Solche sehen die Dinge nur in verschiedenen
Schattierungen von Grau. Andere sind teilweise farbenblind. Sie können daher gewisse
Farbennuancen nicht wahrnehmen. Das Weltbild, das ihnen ihr Auge gibt, ist ein anderes als
dasjenige sogenannter normaler Menschen. Und ein Gleiches gilt mehr oder weniger für die
andern Sinne. Ohne weiteres geht daraus hervor, daß schon die einfache Sinnesempfindung
zur Innenwelt gehört. Mit meinen leiblichen Sinnen kann ich den roten Tisch wahrnehmen,
den auch der andere wahrnimmt; aber ich kann nicht des andern Empfindung des Roten
wahrnehmen. – Man muß demnach die Sinnesempfindung als Seelisches bezeichnen. Wenn
man sich diese Tatsache nur ganz klar macht, dann wird man bald aufhören, die
Innenerlebnisse als bloße Gehirnvorgänge oder ähnliches anzusehen. – An die
Sinnesempfindung schließt sich zunächst das Gefühl. Die eine Empfindung macht dem
Menschen Lust, die andere Unlust. Das sind Regungen seines inneren, seines seelischen
Lebens. In seinen Gefühlen schafft sich der Mensch eine zweite Welt zu derjenigen hinzu, die
von außen auf ihn einwirkt. Und ein Drittes kommt hinzu: der Wille. Durch ihn wirkt der
Mensch wieder auf die Außenwelt zurück. Und dadurch prägt er sein inneres Wesen der
Außenwelt auf. Die Seele des Menschen fließt in seinen Willenshandlungen gleichsam nach
außen. Dadurch unterscheiden sich die Taten des Menschen von den Ereignissen der
äußeren Natur, daß die ersteren den Stempel seines Innenlebens tragen. So stellt sich die
Seele als das Eigene des Menschen der Außenwelt gegenüber. Er erhält von der Außenwelt
die Anregungen; aber er bildet in Gemäßheit dieser Anregungen eine eigene Welt aus. Die
Leiblichkeit wird zum Untergrunde des Seelischen.“ (Lit.:GA 9, S. 30f)

Die drei seelischen Wesensglieder

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG


Die menschliche Seele wird dadurch gebildet, dass das individuelle menschliche Ich
unterbewusst beständig an den drei unteren, leiblichen Wesensgliedern arbeitet und sich
diese Arbeit in entsprechenden Veränderungen des Astralleibes widerspiegelt. Daraus ergibt
sich eine Dreigliederung der menschlichen Seele.

„Wir haben wiederum zu berücksichtigen, daß dasjenige, was wir das eigentliche
menschliche Seelenleben, das menschliche Innere nennen, nicht einfach ein Chaos von
durcheinanderwogenden Empfindungen, Trieben, Vorstellungen, Leidenschaften, Idealen ist;
sondern wir haben uns mit aller Klarheit zu sagen, daß diese menschliche Seele in drei
voneinander gesonderte Glieder zerfällt; daß wir ganz genau unterscheiden können: das
unterste Seelenglied, die Empfindungsseele; das mittlere Seelenglied, die Verstandes- oder
Gemütsseele; und das höchste Seelenglied, die Bewußtseinsseele. Diese drei Glieder sind im
menschlichen Seelenleben zu unterscheiden. Sie dürfen aber in dieser menschlichen Seele
nicht auseinanderfallen. Die menschliche Seele muß eine Einheit sein. Was verbindet nun im
Menschen diese drei Seelenglieder zu einer Einheit? Das ist eben dasjenige, was wir im
eigentlichen Sinne das menschliche «Ich», den Träger des menschlichen Selbstbewußtseins
nennen.“ (Lit.:GA 58, S. 145f)

Entsprechend den drei unteren Wesensgliedern des Menschen werden dem Astralleib also
folgende seelische Wesensglieder eingegliedert:

Empfindungsseele
Verstandes- oder Gemütsseele
Bewusstseinsseele
„Man kann ja wieder rückhaltlos den Willen zur Trivialität haben und sagen: Warum habt ihr
Anthroposophen durchaus den Spleen, in der Seele drei Seelenglieder und gar viele Glieder
in der menschlichen Natur zu unterscheiden? Ihr redet da von einer Empfindungsseele, von
einer Verstandesseele und von einer Bewußtseinsseele. Es wäre doch viel einfacher, von der
Seele als einer einheitlichen Wesenheit zu sprechen, in der gedacht, empfunden und gewollt
wird.—Einfacher ist es gewiß, bequemer - und trivial auch. Aber das ist auch zugleich etwas,
was die wissenschaftliche Betrachtung des Menschen nicht in Wahrheit fördern kann. Denn
nicht aus der Sehnsucht, einzuteilen und viele Worte zu machen, entspringt die Gliederung
der menschlichen Seele in Empfindungsseele, das heißt in denjenigen Teil, der zunächst mit
der Umgebung in Verbindung tritt und die Wahrnehmungen und Empfindungen von außen
erhält, in dem sich auch die Begierden und Instinkte entwickeln, und der dann von dem Teil
zu trennen ist, in dem schon in einem gewissen Sinne das Gewonnene verarbeitet ist. Unsere
Empfindungsseele bringen wir in Tätigkeit, indem wir der Außenwelt gegenüberstehen, von
ihr Farben- und Toneindrücke empfangen, aber auch auftauchen lassen, was wir als normale
Menschen zunächst nicht in der Hand haben: unsere Triebe, Begierden und Leidenschaften.
"Wenn wir uns aber zurückziehen und das, was wir durch die Wahrnehmungen und so
weiter aufgenommen haben, in uns verarbeiten, so daß das durch die Außenwelt in uns
Angeregte sich zu Gefühlen umformt, dann leben wir in dem zweiten Seelengliede, in der
Verstandes- oder Gemütsseele. Und insofern wir unsere Gedanken lenken und leiten und
nicht am Gängelbande geführt werden, leben wir in der Bewußtseinsseele.

In der «Geheimwissenschaft» oder in der «Theosophie» werden Sie sehen, daß die drei
Seelenglieder noch viel mehr Beziehungen haben - in anderer Art — zu dem, was in der
Außenwelt ist, nicht weil wir an der Einteilung Freude haben, sondern weil das, was wir
Empfindungsseele nennen, in ganz anderer "Weise zum Kosmos zugeordnet ist als das, was
wir Bewußtseinsseele nennen.

Die Bewußtseinsseele ist es, die den Menschen isoliert, die ihn sich so recht als ein innerlich
geschlossenes Wesen empfinden läßt. Was wir Verstandesseele nennen, bringt ihn zu der
Umgebung und zum ganzen Kosmos in Beziehung, dadurch ist er ein Wesen, das wie ein
Extrakt, wie ein Zusammenfluß der ganzen Welt erscheint. Durch die Bewußtseinsseele lebt
der Mensch in sich, isoliert sich. Das Hauptsächlichste, was man in der Bewußtseinsseele
erlebt, ist das, was man am spätesten unter seinen Anlagen als Mensch zur Entwickelung
bringt: die Fähigkeit des logischen Denkens, daß wir Meinungen, Gedanken und so weiter
haben. Das ruht in der Bewußtseinsseele. In bezug auf diese Eigenschaften ist der
individuelle Wesenskern des Menschen, der durch die Geburt ins Dasein tritt, in der Tat am
meisten zur Isolierung veranlagt. Dieser innerste Wesenskern arbeitet sich am spätesten
beim Menschen heraus. Während seine Umhüllung, seine leibliche Organisation sich am
frühesten herausschält, schält sich seine eigentliche Individualität am spätesten heraus. Aber
wie der Mensch gegenwärtig ist - er war in der Vergangenheit anders und wird in der
Zukunft anders sein -, entwickelt er in der Tat seine Meinungen, Begriffe, Vorstellungen in
dem isoliertesten Teil seines Wesens. Diese haben daher am wenigsten auf den ganzen
Aufbau und die Ausgestaltung seiner Gesamtpersönlichkeit Einfluß und kommen auch erst
als Anlage heraus, wenn die Gesamtpersönlichkeit fest gestellt, plastisch gebildet ist.“
(Lit.:GA 60, S. 237ff)

Die erste Anlage der Empfindungsseele wurde geschaffen, als sich in der polarischen Zeit, die
in gewisser Weise den alten Saturnzustand wiederholte, die Erde bis zum Feuerzustand
verdichtete. Sie bildet sich weiter aus durch die unbewusste Arbeit des menschlichen Ich am
Astralleib. Sie ist ein umgewandelter Teil des Astralleibs. Diese dämmerhafte unbewusste
Arbeit am astralischen Leib begann in der lemurischen Zeit und erreichte ihren Höhepunkt in
der Ägyptisch-Chaldäischen Kultur. Als selbstständiges Wesensglied wird die
Empfindungsseelemit dem 21. Lebensjahr geboren. Aristoteles bezeichnete die
Empfindungsseele als Orektikon. In der hebräischen Überlieferung wird sie Nephesch
genannt.

Die Verstandes- oder Gemütsseele wurde veranlagt, als sich in der polarischen Zeit die Erde
bis zum Luftzustand verdichtete. Sie stellt eine Modifikation des Astralleibs dar, die sich
dadurch weiter ausbildet, dass das Ich unbewusst am Ätherleib arbeitet und das Ergebnis
dieser Tätigkeit in den Astralleib zurückgespiegelt wird. Diese Arbeit begann in der
atlantischen Zeit und erreichte in der griechisch-lateinischen Kultur ihren Höhepunkt.
Aristoteles bezeichnete die Verstandes-oder Gemütsseele als Kinetikon. In der hebräischen
Überlieferung nennt man sie Ruach. Als selbstständiges Wesensglied wird die Verstandes-
oder Gemütsseele mit dem 28. Lebensjahr geboren. In der Verstandesseele geht uns
erstmals das Ich auf, ohne dass sich dieses aber schon ganz klar seiner selbst bewusst wird.
Das geschieht erst durch die Bewusstseinsseele.

Die Bewusstseinsseele ist ein umgewandelter Teil des Astralleibs. Ihre erste Anlage wurde
geschaffen, als sich während der hyperboräischen Zeit – eine kurze Wiederholung der alten
Sonnenzeit - die Erde bis zum Wasserzustand verdichtete. Sie bildet sich dadurch weiter aus,
dass das Ich unbewusst umgestaltend am physischen Leib arbeitet und sich diese Tätigkeit in
den Astralleib zurückspiegelt. Diese unbewusste Arbeit des Ich hat am Ende der atlantischen
Zeit begonnen und strebt in unserer gegenwärtigen Kulturepoche einem Höhepunkt zu. Als
selbstständiges Wesensglied wird die Bewusstseinsseele mit dem 35. Lebensjahr geboren.
Aristoteles gebrauchte für die Bewusstseinsseele die Bezeichnung Dianoetikon. In der
hebräischen Überlieferung wird sie Neschama genannt.

Im Sohar, dem heiligen Buch der Kabbala, wird diese Dreiheit der Seelenglieder in ihrer
grundlegenden Bedeutung so beschrieben:

„Und siehe: »Als der Allheilige den Menschen erschuf, las Er dessen Stoff von den vier Seiten
der Welt, stellte den Menschen selbst an den Ort des unteren Heiligtums und zog an ihn
Seele des Lebens heran vom oberen Heiligtum. Und die Seele ist zusammengefaßt in drei
Stufen, weshalb ihr drei Namen eignen, gemäß oberem Geheimnis: Nefesch, Ruach,
Neschama. Nefesch die untere Stufe. Ruach der Bestand, der über der Seele waltet, in allem
bestehend in rechter Weise. Neschama, der höhere Bestand, waltend über allem - heilige,
obere Stufe. Diese drei Stufen sind im Menschen zusammengefaßt, bei jenen, welche zum
Dienste ihres Herrn gewürdigt sind. Denn im Anfang ist in ihm zur Nefesch, und das ist die
heilige Richte, daß in ihr der Mensch zum Rechten sich wandle. Wenn der Mensch auf dieser
Stufe zur Läuterung gelangt, kann er aufsteigend an »Ruach« sich veredeln, denn dies ist die
heilige Stufe, die über Nefesch ruht, daß mit ihr der Mensch, der würdig geworden, sich
veredle. Ist er aber in Nefesch und Ruach aufgestiegen und hat sich im Dienste seines Herrn
zum Rechten gewandelt, dann waltet über ihm Neschamah, die obere, heilige, über allen
waltende Stufe, daß er mit der oberen, heiligen Stufe sich verschöne - so wird er
allvollkommen, vollkommen nach allen Seiten, um würdig zu werden der kommenden Welt,
als Gottgeliebter.“ (Lit.: Sohar, S 127f)

Alte und junge Seelen


„Sie wissen ja aus der Darstellung in meiner «Geheimwissenschaft im Umriß», daß während
des lemurischen Zeitraums der Erdentwickelung nur ganz wenige Menschen die Ereignisse
der Erdentwickelung auf der Erde selbst sozusagen überdauert haben, daß nur wenige auf
der Erde blieben während des lemurischen Zeitraums; daß die Mehrzahl der Seelen, bevor
die eigentliche Gefahr der Mumifizierung alles Menschlichen begann, sich von der Erde
hinweghob nach anderen Planeten und weiterlebte auf Mars, Saturn, Venus, Jupiter und so
weiter; daß dann vom Ende des lemurischen Zeitraums an und während des atlantischen
Zeitraums nach und nach diese Seelen wieder herunterkamen auf die Erde, um unter den
veränderten irdischen Verhältnissen sich in irdischen Leibern zu verkörpern und in immer
neuen Inkarnationen zu erscheinen. Da haben wir also solche Seelen, die verhältnismäßig
früh heruntergekommen sind aus der Planetenwelt, und andere, die spät, erst in späten
Zeiträumen der atlantischen Entwickelung niedergestiegen sind. Die ersteren Seelen, die also
früher heruntergekommen sind, haben mehr Inkarnationen innerhalb der Erde hinter sich
als die später herniedergestiegenen, und diese können wir daher im Gegensatz zu den
ersteren, jüngere Seelen nennen, Seelen, die also weniger in sich aufgenommen haben.

Eine alte Seele war diejenige Individualität, die sich hinter dem Namen Gilgamesch verbirgt,
und eine jüngere, die in Eabani verkörpert war am Ausgangspunkte der babylonischen
Kultur. Ja, in bezug auf dieses Jüngere oder Ältere der menschlichen Seelen zeigt sich - man
möchte fast sagen selbst zur Überraschung des Okkultisten - etwas sehr Merkwürdiges.
Wenn zum Beispiel irgend jemand heute es so weit gebracht hat, daß er die Wahrheiten der
Geisteswissenschaft ein wenig zugibt, sonst aber noch immer an den Vorurteilen und
Werturteilen der äußeren Welt hängt, dann wird es ihm ja plausibel erscheinen, daß zum
Beispiel Philosophen- oder Gelehrtenseelen unserer heutigen Zeit zu den älteren Seelen
gerechnet werden müssen. Die okkulte Forschung ergibt das gerade Gegenteil, so sonderbar
es klingt, und es ist für den Okkultisten selbst überraschend, daß zum Beispiel in Kant eine
junge Seele lebte. Ja, die Tatsachen sagen es, da ist nichts dagegen zu machen. Und man
könnte nun darauf hinweisen, daß die jüngeren Seelen sich allerdings in der Mehrzahl in den
farbigen Rassen verkörpern, daß also die farbigen Rassen, namentlich die Negerrasse,
vorzugsweise jüngere Seelen zur Verkörperung bringen. Aber gerade das Eigentümliche
jener menschlichen Denkungsart, die sich in Gelehrsamkeit, in der heutigen materialistischen
Wissenschaft auslebt, die bedingt jüngere Seelen. Und es ist sogar nachweisbar, daß bei
mancher Persönlichkeit, bei der man es gar nicht voraussetzen würde, die vorhergehende
Inkarnation durchaus bei den Wilden liegt. Ja, das sagen wieder die Tatsachen! Das alles
muß durchaus festgehalten werden, es ist so. Das nimmt natürlich den Urteilen, die wir über
unsere Umwelt haben, nichts von ihrer Bedeutung, nichts von ihrem Werte; dennoch muß es
erfaßt werden zum Gesamtverständnis dessen, um was es sich handelt. In diesem Sinne
haben wir es mit Eabani im alten Babylonien zu tun mit einer jungen Seele, in Gilgamesch
mit einer alten Seele. Eine solche alte Seele, die wird ihrer ganzen Natur nach früh erfassen,
was gewissermaßen nicht nur Kulturelement, Kulturfaktor der Gegenwart ist, sondern was
als Kultureinschlag in die Gegenwart hereinfällt und weit hinausblicken läßt in die
Perspektive der Zukunft.“ (Lit.:GA 126, S. 34f)

Das Schicksal der Seele nach dem Tod

Stadtpfarrkirche Rohrbach. Aller-Seelen-Altar (1700) - Altargemälde: Arme Seelen im


Fegefeuer.
→ Siehe auch: Leben zwischen Tod und neuer Geburt und Kamaloka
Unmittelbar nach dem Tod erlebt der Mensch zunächst für etwa zwei bis drei Tage ein
umfassendes Lebenspanorama, das ihm sein vergangenes Erdenleben in Gleichzeitigkeit vor
das Bewusstsein stellt. Während dieser kurzen, als beglückend empfundenen Zeit zerstreut
sich sein Ätherleib bis auf einen kleinen Rest im Weltenäther. Erst danach tritt der Tote in
den Zustand des Kamalokas ein, das die 3 bzw. 4 niederen Partien der Seelenwelt
(Astralwelt) umfasst, in denen der Mensch jene Begierden ablegen muss, die nur mittels des
mit dem Tode abgelegten physischen Leibes befriedigt werden könnten und die ihn noch an
das vergangene Erdenleben fesseln. Ein großer Teil des Astralleibs wird hier abgelegt und
geht in der allgemeinen Astralwelt auf. Im Kamaloka begegnet der Mensch den geistig-
kosmischen Kräften der Mondensphäre.

„Die erste Zeit nach dem Tode — das wurde ja schon gesagt — ist eigentlich für den
Menschen ausgefüllt mit einer Art von Zusammenhang mit dem letzten Erdenleben. Es ist
eine Art von Herauswachsen aus dem letzten Erdenleben, so daß in der Tat in diesen ersten
Zeiten nach dem Tode alles das fortdauert, was im Erdenleben den menschlichen Astralleib
ergriffen hat. Was diesen menschlichen Astralleib beschäftigt hat, die Art der Affekte, die Art
der Leidenschaften, die Art der Gefühle, das dauert fort. Und weil der Mensch hier in der
physischen Verkörperung alle diese Dinge bewußt nur erlebt, wenn er innerhalb seines
physischen Leibes ist, so ist natürlich das Erlebnis all dieser im Astralleib befindlichen Kräfte
wesentlich anders, wenn der Mensch durch das Gebiet durchgeht, das da liegt zwischen dem
Tode und einer neuen Geburt. Es ist dieses Erleben im wesentlichen durchzogen in normalen
Fällen — es gibt davon viele Ausnahmen — in den ersten Zeiten nach dem Tode von einer
gewissen Entbehrung, hervorgerufen dadurch, daß der Mensch in seinem Astralleibe leben
muß, ohne daß ihm der physische Leib zur Verfügung steht. Der Mensch drängt darnach,
noch seinen physischen Leib zu haben; das hält den Menschen eine kürzere oder längere Zeit
— man darf es schon so nennen - im normalen Falle in der Sphäre der Erde zurück. Alles
Kamaloka verläuft ja eigentlich in der Sphäre zwischen der Erde und der Mondenbahn; aber
das eigentliche für den Menschen bedeutungsvolle Kamaloka verläuft viel näher der Erde als,
sagen wir, der Mondenbahn.“ (Lit.:GA 140, S. 266f)

In manchen Fällen werden die Toten länger als üblich an die Erdensphäre gebunden. Oft
wird dieses für den Toten nur schwer zu ertragende Erlebnis dadurch verursacht, dass der
Mensch es während des Erdenlebens versäumt hat, sich Begriffe und Vorstellungen zu
bilden, die über das irdische Dasein hinausreichen. Es können aber auch Sorgen für
zurückgelassene Freunde, Verwandte und Kinder oder unerfüllte Aufgaben sein, die den
Toten noch lange an das Erdendasein fesseln. Man kann dann den Toten helfen, indem man
ihre Aufgaben und Pflichten übernimmt. Für die Erde selbst und die hier zurückgelassenen
Menschen stellen die erdgebundenen Toten ein großes Problem dar, denn „vieles von dem,
was an zerstörenden Kräften wirkt innerhalb der Erdensphäre, kommt von solchen in diese
Erdensphäre gebannten Toten.“ (Lit.:GA 182, S. 20)

→ Siehe auch: Erdgebundene Tote


Das Ich-Bewusstsein im Erdenleben und nach dem Tod
→ Siehe auch: Ich-Bewusstsein
Die Erinnerung an den physischen Leib, die als Gedanke auftaucht, wenn sich der Leib
auflöst, ermöglicht uns das Ich-Bewusstsein nach dem Tod. Eine besondere Bedeutung
kommt dabei dem Moment des Todes zu, bei dem der physische Leib in einem Augenblick
abgelegt wird und dadurch ein ungeheures Bewusstseinslicht aufflammt, dass der Mensch
aber, weil es so hell und blendend ist, erst nach und nach zu erfassen vermag. Hier wird nur
im Großen fortgesetzt, was im Kleinen schon während des Erdenlebens der Fall war, denn
auch da schon beruhte das Ich-Bewusstsein auf kleinen Zerstörungsprozessen im physischen
Leib.

„Das Selbstbewußtsein, das im «Ich» sich zusammenfaßt, steigt aus dem Bewußtsein auf.
Dieses entsteht, wenn das Geistige in den Menschen dadurch eintritt, daß die Kräfte des
physischen und des ätherischen Leibes diese abbauen. Im Abbau dieser Leiber wird der
Boden geschaffen, auf dem das Bewußtsein sein Leben entfaltet. Dem Abbau muß aber,
wenn die Organisation nicht zerstört werden soll, ein Wiederaufbau folgen. So wird, wenn
für ein Erleben des Bewußtseins ein Abbau erfolgt ist, genau das Abgebaute wieder
aufgebaut werden. In der Wahrnehmung dieses Aufbaues liegt das Erleben des
Selbstbewußtseins. Man kann in innerer Anschauung diesen Vorgang verfolgen. Man kann
empfinden, wie das Bewußte in das Selbstbewußte dadurch übergeführt wird, daß man aus
sich ein Nachbild des bloß Bewußten schafft. Das bloß Bewußte hat sein Bild in dem durch
den Abbau gewissermaßen leer Gewordenen des Organismus. Es ist in das Selbstbewußtsein
eingezogen, wenn die Leerheit von innen wieder erfüllt worden ist. Das Wesenhafte, das zu
dieser Erfüllung fähig ist, wird als «Ich» erlebt.“ (Lit.:GA 26, S. 19f)

„Im Tode löst sich der physische Leib auf in die Erdenmaterie. Das ist nun von Bedeutung.
Wenn wir schlafen, dann lebt in uns fortwährend - öfters habe ich das schon erwähnt - die
Begierde, wiederum in den physischen Leib zurückzukehren. Diese Begierde beherrscht uns
vom Einschlafen bis zum Aufwachen, wir sehnen uns gewissermaßen wiederum nach dem
physischen Leib zurück. Wenn wir diesen im Tode abgelegt haben, dann können wir uns
nicht zu ihm zurücksehnen, können uns nicht wieder in ihn hineinpressen. Daraus aber geht
für uns hervor, daß wir nunmehr diese Begierde, wieder in den physischen Leib
zurückzukehren, nicht entwickeln können. Diese Begierde fällt jetzt weg, die wir vom
Einschlafen bis zum Aufwachen haben. An die Stelle dieser Begierde tritt etwas anderes. An
ihre Stelle tritt der in unserem Astralleib und namentlich in unserem Ich auftauchende
Gedanke an unseren physischen Leib. Wir schauen unseren physischen Leib jetzt an. Er lebt
in unserem Bewußtsein. Er wird ein Inhalt unseres Bewußtseins. Und das Auflösen unseres
physischen Leibes in seine Elemente, das bewirkt nun in uns, daß wir das Bewußtsein
unseres physischen Leibes durch die Zeit hindurchtragen, die zwischen dem Tod und einer
neuen Geburt verfließt. Dadurch aber wissen wir uns, gleichsam uns erinnernd an unseren
physischen Leib, die ganze Zeit zwischen dem Tod und einer neuen Geburt als ein Ich. Es tritt
also an die Stelle des Habens des physischen Leibes das Wissen vom physischen Leibe. Es
tritt ein Bewußtseinszustand, eine Bewußtseinserscheinung an die Stelle. Dieses ganze
Erfühlen des physischen Leibes, das wir haben von der Geburt bis zum Tode, das wird ersetzt
nach dem Tode durch das Bewußtsein von unserem physischen Leib. Und durch dieses
Bewußtsein, also durch einen rein geistigen Zustand, hängen wir des weiteren mit dem
Erdenleben genügend zusammen.“ (Lit.:GA 163, S. 125)

Unsterblichkeit der Seele

Betende Madonna auf der Mondsichel, Spanien, 17. Jh. (anonym)


→ Siehe auch: Seelentod
Die Unsterblichkeit der Seele besteht nicht einfach im Fortleben dessen, was wir als
empirisches Seelenleben - im angelsächsischen Sprachraum „mind“ genannt - aus dem
Erdendasein kennen, denn dieses ist weitgehend an die Tätigkeit unserer physischen
Organistation gebunden.

„Diejenigen, die über die Unsterblichkeit der Seele gedacht haben, haben immer gedacht
wie über etwas, was im gewöhnlichen Leben ist und durch die Pforte des Todes geht;
während man das, was durch die Pforte des Todes geht, eben erst suchen muß, denn es liegt
so tief verborgen in der Seele, daß es gar nicht beachtet wird, daß die Aufmerksamkeit im
gewöhnlichen Leben nicht darauf gerichtet ist; aber es ist eben doch da. Und wenn
derjenige, der so wirklich, gleichsam chemisch, abtrennt das Geistig-Seelische vom
Leiblichen, wenn er dieses Geistig-Seelische dann erlebt, wie es geborgen wird in einer über
ihm stehenden, übersinnlichen Welt von geistigen Wesenheiten, dann weiß er auch, daß er
in diesem, sich im gewöhnlichen Leben Verbergenden der Seele — so wie der Wasserstoff im
Wasser verborgen ist —, daß er in dem etwas hat, was ganz im geheimen arbeitet,
sozusagen zwischen den Zeilen des Lebens; was so die feinsten Kräfte der Seele, der
Erfahrung, der moralischen Fähigkeiten des Menschen in sich aufnimmt, wie der kleine
Pflanzenkeim aufnimmt aus der ganzen Pflanze die Kräfte, um sie zu konzentrieren. Und wie
nach dem Abwelken, nachdem die Blätter abwelken und die Blüte erstirbt, die Pflanze als
kleinen Keim das, was in der vorigen Pflanze gelebt hat, hinüberträgt in die folgende Pflanze,
das, was die Pflanze als Keim hinüber gerettet hat, — so ist es in der Menschenseele. Wenn
man sie so herausdestilliert, so merkt man: unablässig arbeitet in jedem Augenblick des
Lebens, wachend und schlafend, diese Menschenseele in den Untergründen des alltäglichen
Lebens, arbeitet heraus alles das, was wir uns an Fähigkeiten aneignen, wird durchdrungen,
tief durchdrungen von dem, was sie getan hat an Unrecht und Recht, Schön und Häßlich; das
trägt sie in sich, wie der Pflanzenkeim in sich trägt den Keim der ganzen neuen Pflanze. Und
dann weiß man, daß das so verborgen in der Seele Lebende ein Leben durchmacht zwischen
Tod und neuer Geburt — und wiederum zurückkehrt zum Erdenleben. In dem Leben
zwischen Tod und neuer Geburt sammelt aus einer geistigen Welt heraus dann der Mensch
die Kräfte, die aber Bildekräfte werden, so daß er sich durch eine neue Geburt vereinigen
kann mit dem, was ihm gegeben wird von Vater und Mutter, von der Vorfahrenreihe. So
durchlebt die Menschenseele nicht ein Erdenleben, sondern aufeinanderfolgende
Erdenleben.“ (Lit.:GA 64, S. 342f)

Vor allem aber ist die Unsterblichkeit der Seele nicht etwas, das dem Menschen von
vornherein und unverlierbar geben ist, sondern etwas, das er sich aktiv erwerben und
ebenso aktiv bewahren muss.

„Innere Aktivität, inneres aktives Mittun mit dem, was der Mensch aus sich macht, sogar was
er aus sich macht als einem unsterblichen Wesen, das ist notwendig. Der Mensch muß
arbeiten an seiner Unsterblichkeit. Das ist dasjenige, was sich die meisten Menschen gern
wegzaubern lassen möchten. Sie glauben, eine Erkenntnis kann einen nur etwas von dem
lehren, was ja sowieso ist, kann einen höchstens lehren, der Mensch sei unsterblich [...]

Das ist im Grunde genommen in Wahrheit ja die christliche Lehre. Daher soll der Mensch
nicht bloß, wie es ein neueres Bekenntnis durchaus will, den Glauben an Christus haben,
sondern er soll das Pauluswort beherzigen: «Nicht ich, sondern der Christus in mir.» Die Kraft
des Christus in mir, entwickelt muß sie werden wollen und ausgebildet muß sie werden! Der
Glaube als solcher kann durchaus den Menschen nicht retten, sondern einzig und allein das
innere Zusammenarbeiten mit dem Christus, das innere Sich-Erarbeiten der Christuskraft,
die ja immer da ist, wenn man sie sich erarbeiten will, die aber erarbeitet werden muß.
Initiative, Aktivität, das ist es, womit die Menschheit sich wird erfüllen müssen. Und
einsehen wird sie müssen, daß der bloß passive Glaube den Menschen einfach zu leicht
macht, so daß allmählich die Unsterblichkeit auf der Erde sterben würde. Das ist das
Bestreben des Ahriman.“ (Lit.:GA 205, S. 186f)

„Platons "Phaidon" will nichts anderes als Seelenewigkeit. Er will Seelenewigkeit nicht etwa
beweisen. Es handelt sich nicht um logische Beweise. Er bezweckt ein Hinaufleben
desjenigen, was sich um Sokrates herumschart, und ein Einleben in eine neue Welt. Die
Seele soll sich erheben dadurch, dass sie sich abwendet von dem, was man mit Augen sehen
und mit Ohren hören kann. Kurz, die Ewigkeit soll etwas sein, was man erwirbt, was man
durch die Einführung in die Mysterien erwirbt. Platos Schüler sagt: Die Seele kann
unsterblich werden, wenn sie sich erhebt zur Ewigkeitsschau. Wenn sie das Geistige sieht,
nimmt sie Anteil am geistigen Leben. Dadurch wird sie ewig. Das ist ein Entwicklungsprozess,
den wir im platonischen "Phaidon" durchgemacht haben, auch ein Entwicklungsprozess, den
wir im "Gastmahl" sehen [...]

Das ist das, was als Grundelement den platonischen "Phaidon" durchzieht. Da sagt Plato: Ihr
könnt sehen, was Ihr wollt, wenn Ihr aber nur das wahrnehmt, was Eure Augen, Ohren, die
äusseren Sinne geben, dann könnt Ihr nicht ins Geistige kommen. Das Uebersinnliche ist es,
was Euch die Seelenewigkeit verbürgt. - Er konnte die Seelenewigkeit nicht beweisen lassen.
Die Schüler sollten sie erwerben, sie sollten unsterblich werden. Das ist die Grundauffassung
der platonischen Methode.“ (Lit.: R. Steiner 1901/1902, 12. Vortrag, [2])

Bis zur Zeit des Mysteriums von Golgatha hatten die Menschen, allerdings noch ohne
ausgeprägtes Ich-Bewusstsein, ein inneres Wissen von ihrem wahren Ich. Je stärker das
leibgebundene Ich-Bewusstsein in den Vordergrund trat, umso mehr ging dieses Wissen
verloren. Was der Mensch in seinem Erdenleben bewusst als Seele in sich trug, unterlag
damit immer mehr der Sterblichkeit. Darauf deutet auch der Brief des Paulus an die Kolosser
(Kol 3,3-4 LUT). Nur durch die bewusste Verbindung mit dem Christus kann die Seele davor
bewahrt werden, das Schicksal des vergänglichen Leibes zu teilen. Ausführlich sprach Rudolf
Steiner darüber in seinen Vorträgen bei der Begründung der Christengemeinschaft:

„Vor allen Dingen handelt es sich darum, daß Ihr in der richtigen Weise dasjenige vor Eure
Seelen stellen könnt, was als das Geheimnis des Christentums ausgesprochen ist im dritten
Teil des Kolosserbriefes im dritten Vers. Diese Stelle möchte ich heute so vor Eure Seele
rufen, wie sie in Wirklichkeit gemeint ist:

Ihr seid gestorben, und euer Ich ist von euch getrennt und
vereinigt mit Christo in der Geistwelt; wenn aber Christus,
der euer Ich trägt, selber vor die Anschauung getreten ist,
dann werdet auch ihr mit ihm euch offenbaren.
Ein ungeheuer Tiefes ist in diesem Worte verborgen. Es ist eigentlich fast für spätere Zeiten
gesprochen als für die Zeit der Apostel. Es ist eigentlich für unsere Zeit gesprochen, damit
unsere Zeit es in der richtigen Weise versteht. Denn es ist so, daß in der irdischen
Menschheitsentwickelung bis ungefähr um die Zeit des Mysteriums von Golgatha die
Menschen in ihrem Innern dasjenige erlebten, was von ihrem [wahren] Selbst in diesem
Innern sein konnte. Mit dem, was sie in ihrem Innern erlebten, erlebten sie zugleich etwas
Reales von dem, was im vorirdischen Dasein in ihnen lebte. Man hätte zu diesen Menschen
nicht sagen können: Werdet euch durch irgend etwas eures ewigen geistig-seelischen Kernes
bewußt!, denn sie hatten einfach Bewußtseinszustände, in denen dieser ewige geistig-
seelische Kern aufleuchtete. Sie brauchten nur Selbsterkenntnis, so wie die Menschen heute
Sinneserkenntnis haben; und im Hinschauen auf ihr Selbst nahmen sie wahr - ohne jenes
deutliche Ichbewußtsein, das sich erst später ausbildete - ihr Vorgeburtliches und ihr
Nachtodliches. Und so konnten sie verstehen, wenn die Eingeweihten zu ihnen sprachen:
Euer Leib stirbt; aber was ihr in eurem Innern erlebt, von dem wißt ihr, es stirbt nicht mit;
das ist lebendig, das bleibt lebendig. - Der Tod hatte noch kein Instrument, auch die
menschliche Seele zu töten.

Das aber, was den Apostel in eine andere Lage brachte, war, daß die Seelen begonnen
hatten, ungefähr um die Zeit des Mysteriums von Golgatha, teilzunehmen an den
Schicksalen des Leibes, und daß die Seelen [seit dieser Zeit] in der Gefahr stehen,
mitzumachen die Schicksale des Leibes. In den alten Zeiten hatte die Seele nicht die
Schicksale des Leibes mitgemacht. Zum Schicksal des Leibes gehört das Sterben, und die
Seele war nicht mitgestorben. Das war in alten Zeiten die sehr konkrete Auffassung. Diese
Tatsache ist später verabstrahiert worden, weil die Menschen sie in ihrer ganzen Intensität
nicht ertragen haben. Die Menschen wollten sich nicht gestehen, daß das, was zwischen
Geburt und Tod sich unter dem fortwährenden Hervordrängen des Ichbewußtseins
entwickelt hat, nicht mehr Anteil hat an dem ewigen Seelenkern des Menschen, sondern
Anteil hat an dem Leibe und teilnimmt an dem Schicksal des Leibes, daß es also mitstirbt.
Dies war vor allen Dingen den ersten Christen klar, daß in der Erdenentwickelung die Zeit
eingetreten war, wo die Seele zwar auf Erden Ich-begabt wird, aber dadurch mit dem Leibe
stirbt. Daß der Leib stirbt, war ja nicht das, was in den ersten Evangelienverkündigungen
gesagt worden ist, sondern daß die Seele stirbt, und daß sie in den Menschen, die aus der
vorchristlichen Weltentwickelung hervorgingen, schon gestorben ist. Als ein reales Wort war
es gemeint: Ihr seid gestorben. - Nicht die früheren Seelen waren gestorben, denn da hatten
sie noch nicht teilgenommen an dem Schicksal des Leibes, aber ihr gehört dem Schicksal der
Generation derer an, die gestorben sind, das heißt, eure Seelen nehmen teil an dem
Schicksal des Leibes; denn das, was ihr als ein Ichbewußtsein hier tragt durch euren
physischen Leib, das ist nur ein Abbild eures wahren Ichs. - Vor dem Mysterium von Golgatha
hatte man zwar von diesem wahren Ich nichts gewußt, wenn man hineingeschaut hat in das
eigene Selbst, aber es war noch nicht vom Menschen getrennt. In der Zeit des Mysteriums
von Golgatha ist es gerade vom Menscheninnern getrennt worden, und der Mensch ist
erhoben worden in die geistige Welt, und nur den Abglanz des Ichs hat er als Ichbewußtsein
hier unten.

Wenn wir uns also das vorstellen, was der Mensch vor dem Mysterium von Golgatha erlebte,
so hatte er damals sein Seelisches, in welchem er das Vorgeburtliche erlebte, und er hatte
das reale Ich, das er aber zunächst nicht wahrnahm. Nach dem Mysterium von Golgatha war
es so, daß der Mensch sein Seelisches hatte, aber das Vorgeburtliche erlebte er darin nicht
mehr. Sein wahres Ich ist seit jener Zeit ein geistiges, das heißt, es gehört nicht der
Erdenwelt, sondern der geistigen Welt an, und er hat den Abglanz dieses Ichs durch den
physischen Leib, das Ichbewußtsein: «... und euer Ich ist von euch getrennt und vereinigt mit
Christo in der Geistwelt.»

Der ist nun herabgestiegen auf die Erde, so daß diese geistige Welt durch ihn die Erdenwelt
durchdringen kann. Aber der Menschen wahres Ich lebt nicht in der Welt, die mit Augen
gesehen werden kann und an die man herankommen kann mit den drei gewöhnlichen
Fähigkeiten, dem Denken, dem Fühlen und dem Wollen; es lebt in einer Welt, die seit jener
Zeit die irdische durchdringt, aber es ist mit dem Christus vereint. Und von dem wahren Ich
kann man nur wissen, indem man zugleich von dem Christus weiß; das wahre Ich kann man
nur fühlen, wenn man zugleich das Wesen des Christus und das Wesen des Mysteriums von
Golgatha fühlt; das wahre Ich kann einen nur durchkraften, wenn man zugleich sich
durchkraftet fühlt von demjenigen Impuls, der von dem Mysterium von Golgatha ausgeht.“
(Lit.:GA 344, S. 117ff)

Wiktor Michailowitsch Wasnezow: Die vier apokalyptischen Reiter (1887)


Darauf, dass das Bewusstsein für die Sterblichkeit der leibgebundenen Seele erst in der
griechisch-lateinische Zeit auftrat, wird in der Apokalypse des Johannes bei der Öffnung des
vierten Siegels hingwiesen:

„Wir werden da gewahr ..., wie auf die Eröffnung des vierten Siegels, das also entspricht
einem Geheimnis der vierten nachatlantischen Epoche, ein fahles Pferd erscheint, und wie
nun die Rede ist von dem Tode, der in die Welt gekommen ist (Apk 6,8 LUT). Damit wird
zunächst eines der wichtigsten Geheimnisse der Apokalypse berührt, insofern dieses
Geheimnis ganz besonders wichtig ist für unsere Zeit. In der vierten nachatlantischen Epoche
tritt in gewissem Sinne wirklich der Tod in die Menschheit ein. Machen Sie sich das nur klar.
Man lernt die menschliche Natur gut erkennen, wenn man so etwas wie den Tod betrachtet
[...]

Das war es, was in der vierten nachatlantischen Epoche auftrat, gerade in der Epoche, die
zusammenfiel mit dem Mysterium von Golgatha, daß der Mensch sein irdisches Leben
sozusagen deutlich eingeschlossen sah durch die zwei Tore: das Tor der Geburt oder
Empfängnis und das Tor des Todes.

Dieses Bewußtsein, diese Art von Seelenverfassung, trat wirklich erst in der vierten
nachatlantischen Epoche ein, so daß wir es also zu tun haben mit der Entfaltung dieses
Bewußtseins, daß der Mensch streng eingeschlossen ist innerhalb der Grenzen des irdischen
Lebens, etwa vom achten vorchristlichen Jahrhundert an bis in das 15.Jahrhundert nach dem
Mysterium von Golgatha. Seit dieser Zeit bereitet sich ja ein neues Bewußtsein vor, aber da
stehen wir erst im Anfang.“ (Lit.:GA 346, S. 74ff)

In diesem Sinn sind auch die Worte zu deuten, die Achileus zu dem in die Unterwelt
herabgestiegenen Odysseus spricht:

Preise mir jetzt nicht tröstend den Tod, ruhmvoller Odysseus.


Lieber möcht' ich fürwahr dem unbegüterten Meier,
Der nur kümmerlich lebt, als Tagelöhner das Feld baun,
Als die ganze Schar vermoderter Toten beherrschen.

– Homer: Odyssee 11,488-491 (übersetzt von Johann Heinrich Voß)


Rudolf Steiner bemerkt dazu:

„Die vierte Kultur, die griechisch-römische, sie führt den Menschen vollends herab auf den
physischen Plan. So lieb hat er ihn jetzt gewonnen, daß er ganz vergessen hat, woher er
gekommen ist. Das Verständnis für die geistige Welt ist ihm verlorengegangen. Tief zeigt
dieses der Ausspruch des griechischen Helden Achilles: Lieber ein Bettler in der Oberwelt als
ein König im Reiche der Schatten.“ (Lit.:GA 109, S. 246f)

Persönliche Unsterblichkeit
Die persönliche Unsterblichkeit - das über den Tod hinaus fortdauernde Bewusstsein von der
Persönlichkeit - hat der sich der Mensch überhaupt erst durch die Bewusstseinsseele
errungen.
"In Spanien wurde von den maurischen Gelehrten, vor allen Dingen von einer solchen
Persönlichkeit wie Averroes, gelehrt, wie die Intelligenz überall waltet, wie die ganze Welt,
der Kosmos erfüllt ist von der allwaltenden Intelligenz. Die Menschen unten auf der Erde, sie
haben verschiedene Eigenschaften, aber sie haben nicht eine eigene, persönliche Intelligenz.
Sondern jedesmal, wenn ein Mensch auf der Erde wirkt, so geht ein Tropfen der Intelligenz,
ein Strahl der Intelligenz von der allgemeinen Intelligenz aus, senkt sich gewissermaßen in
den Kopf, in den Körper des Menschen, erfüllt ihn, so daß, wenn ein Mensch auf Erden
herumgeht, er etwas hat wie eine Art Teil der ganz allgemeinen kosmischen Intelligenz.
Stirbt dann der Mensch,

Tafel 9
geht er durch die Pforte des Todes, so geht das, was er als Intelligenz gehabt hat, zurück in
die allgemeine Intelligenz, fließt zurück. So daß, was der Mensch während des Lebens
zwischen Geburt und Tod an Gedanken, Begriffen, Ideen hat, in das allgemeine Reservoir der
allgemeinen Intelligenz zurückfließt und man nicht davon sprechen kann, daß dasjenige, was
der Mensch als besonders Wertvolles in seiner Seele trägt, seine Intelligenz, einer
persönlichen Unsterblichkeit unterliegt.

Das war auch durchaus gelehrt von den spanisch-maurischen Gelehrten, daß der Mensch
eine persönliche Unsterblichkeit nicht hat. Er lebt weiter, aber es ist ja das Wichtigste an ihm
- so sagten die Gelehrten -, daß er während des Lebens intelligentes Wissen entfalten kann.
Das geht aber nicht mit seinem Wesen mit. Also kann man nicht sagen, daß das intelligente
Wesen eine persönliche Unsterblichkeit hat. Sehen Sie, das war, ich möchte sagen, der Furor
des Kampfes der Scholastiker unter den Dominikanern, der Furor, geltendzumachen die
persönliche Unsterblichkeit des Menschen. Es konnte das in jener Zeit nicht anders auftreten
als so, daß diese Dominikaner geltend machten: Der Mensch ist persönlich unsterblich, und
das, was Averroes lehrt, ist Ketzerei, ist Häresie. Das müssen wir heute anders sagen. Aber
für die damalige Zeit ist begreiflich, daß man einen Menschen, der die persönliche
Unsterblichkeit nicht annahm, wie Averroes in Spanien, für einen Häretiker erklärte. Heute
müssen wir die Sache der Wirklichkeit, der Realität gemäß betrachten. Wir müssen sagen: In
dem Sinne, wie der Mensch unsterblich geworden ist seiner Bewußtseinsseele nach, hat er
sich diese Unsterblichkeit - dieses fortdauernde Bewußtsein von der Persönlichkeit -,
nachdem er durch die Pforte des Todes durchgegangen war, erst errungen seit der Zeit, da
eine Bewußtseinsseele im Erdenmenschen Platz greift. Wenn man also Aristoteles oder
Alexander gefragt hätte, wie sie über Unsterblichkeit denken, wie würden sie geantwortet
haben? Auf Worte kommt es nicht an, aber wenn sie gefragt worden wären und wenn sie in
christlicher Terminologie geantwortet hätten, würden sie gesagt haben: Unsere Seele wird
aufgenommen von Michael, und wir leben fort in der Gemeinschaft des Michael. - Oder sie
würden es kosmologisch ausgedrückt haben; gerade aus einer solchen Gemeinschaft heraus,
wie die des Alexander oder des Aristoteles war, würde man kosmologisch gesagt haben, und
man hat es auch gesagt: Die Seele des Menschen ist intelligent auf Erden, aber diese
Intelligenz ist ein Tropfen aus der Fülle dessen, was Michael ergießt wie einen intelligenten
Regen, der die Menschen überströmt. Und dieser Regen geht von der Sonne aus, die Sonne
nimmt in ihr eigenes Wesen wiederum zurück des Menschen Seele, und die Menschenseele,
die da besteht zwischen Geburt und Tod, sie strahlt aus der Sonne auf die Erde nieder.
Michael-Herrschaft hätte man auf der Sonne gesucht. So würde man kosmologisch
geantwortet haben." (Lit.: GA 237, S. 163ff)
Eine entsprechende Differenzierung kennt schon die hebräische Seelenlehre, indem sie
zwischen nephesch (hebr. ‫ ;נפש‬Empfindungsseele), ruach (hebr. ‫ ;רוח‬Verstandesseele) und
neschama (hebr. ‫ ;נשמה‬Bewusstseinsseele) unterscheidet. Die niederen Seelenglieder
nephesch und ruach sind sterblich und lösen sich nach dem Tod auf. Neschama ist der
lebendige Odem, der „Hauch des Lebens“, den Jahve-Elohim dem Menschen einbläst (1 Mos
2,7 LUT) und bezeichnet in der Genesis die Bewusstseinsseele, insbesondere in ihrer
Verschmelzung mit dem Geistselbst. Derart ist sie der zwar während der irdischen
Inkarnation im Leib wohnende, aber deswegen doch nicht leibgebundene, unsterbliche Teil
der Seele.

Seelentod
→ Siehe auch: Seelentod und Ganztod
Der Seelentod, das Absterben bzw. die völlige Auflösung der Seele, droht jenen Menschen,
die ihre Seele während des Erdenlebens nur mit irdisch vergänglichem Wissen erfüllen. Sie
wird zur Zeit des Jüngsten Gerichts der zweite Tod, wenn nicht nur der physische Leib,
sondern auch der Ätherleib in seiner der Erdentwicklung entsprechenden Form endgültig
abgelegt wird, besonders hart treffen, da sie nicht über die notwendige Seelensubstanz
verfügen, durch die sie ihre weitere Entwicklung auf dem Neuen Jupiter - dem Neuen
Jerusalem aus der Apokalypse des Johannes - fortführen können. Nur an denjenigen, die
ihren Astralleib erfüllt haben mit der Christus-Wesenheit, wird der zweite Tod unbemerkt
vorüber gehen.

„Diejenigen, deren Ätherleib ganz im Einklang ist mit dem astralischen Leib, die werfen ohne
Schmerzen diesen Ätherleib ab, denn sie bleiben in ihrem astralischen Leibe, der erfüllt ist
von der Christus-Wesenheit, und sie empfinden es als Entwickelungsnotwendigkeit, daß der
Ätherleib abgestreift wird. Denn sie fühlen in sich die Fähigkeit, ihn wiederum selbst
aufzubauen, weil sie Christus in sich aufgenommen haben. Diejenigen aber, die in diesem
Ätherleib die Begierde nach dem haben, was vergangen ist, die können diesen Ätherleib
auch nicht behalten, wenn alles astralisch wird. Er wird ihnen genommen werden, wird aus
ihnen gerissen werden, und jetzt empfinden sie das als ein zweites Sterben, als den «zweiten
Tod». Dieser zweite Tod geht an den anderen, die ihren Ätherleib mit dem astralischen Leib
durch Aufnahme des Christus-Prinzips harmonisch gemacht haben, unvermerkt vorüber.
Über sie hat der zweite Tod keine Macht. Die anderen empfinden aber den zweiten Tod
beim weiteren Hinüberleben in jene folgende astralische Gestalt. Dann ist die Menschheit in
jenem Zustand, wo diejenigen, die das Ziel der Entwickelung erreicht haben, ihren
astralischen Leib ganz durchdrungen haben mit Christus. Sie sind reif, hinüberzuleben nach
dem Jupiter, sie entwerfen auf unserer Erde den Plan zur Jupiterentwickelung. Das ist der
Plan, der genannt wird das neue Jerusalem. Sie leben in einem «neuen Himmel» und einer
«neuen Erde»: das ist Jupiter. Dieser neue Jupiter wird begleitet sein wie von einem
Trabanten von denjenigen, die ausgeschlossen sind von dem Leben im Geistigen, die den
zweiten Tod erlebt haben, die daher keine Möglichkeit haben, das Jupiterbewußtsein zu
erlangen.“ (Lit.:GA 104, S. 246f)

Abstammung der Seelen


„Alle Seelen stammen ab von Christus, und eine solche Zeit wird kommen, wo den Seelen
das zum Bewußtsein kommt und wo sie verstehen werden, daß auch der Ausgleich unter
den Seelen nur durch den Christus geschehen kann.“ (Lit.:GA 266c, S. 48)
(Aufzeichnung C)

„Im Urbeginn war eine Seelensubstanz vorhanden, die sich dann in die unzähligen
differenzierten Einzelseelen teilte; durch diese Differenzierung entstand das Karma, das
besteht in seelischen Zusammenhängen von Mensch zu Mensch. In der Zeit vor dem Ereignis
von Palästina lebten sich diese karmischen Zusammenhänge in der Blutsverwandtschaft aus,
waren an das Blut gebunden. Aber gerade zur Zeit des Mysteriums von Golgatha versiegte
allmählich diese Seelensubstanz, und die Menschen wären seelenlos über die Erde
dahingegangen am Ende der Erdenentwicklung, wären in die Tierheit verfallen in
Menschenleibern, die die Karikaturen von Tierleibern sein würden; und die Iche (denn nicht
das Ich stirbt aus, an dieses ist das Karma gebunden bis zum Ende) würden leer und
seelenlos sein, wenn nicht das Mysterium von Golgatha stattgefunden hätte. Der Christus ist
der geistig-seelische Stammvater der jetzigen Menschheit, wie Adam es in bezug auf den
Leib ist und nur, indem wir uns mit der Christus-Substanz, dem Christus-Impuls erfüllen,
entgehen wir der Seelenlosigkeit, und das tun wir, indem wir die Erkenntnisse über das
Mysterium von Golgatha in uns aufnehmen und in uns leben lassen. Immer seelischer
werden dann die Beziehungen und das Zusammenleben von Mensch und Mensch.“ (S. 48f)

(Aufzeichnung D)

Siehe auch
Seele - Artikel in der deutschen Wikipedia
Psyche
„Die vom Leibe getrennte Seele ist eine einzelne für sich bestehende Substanz der
vernünftigen Natur. Sie ist aber nicht «Person».“ (Summe der Theologie I 29,1,V)
im Leib, aber nicht durch den Leib

Königskobra (Königshutschlange; Alfred Brehm: Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des


Thierreichs)

Äskulapstab
Schlangen (griech. ὄφις, Ophis oder lat. Serpentes; hebr. ‫ נָחָ ׁש‬nachasch) sind eine
Unterordnung der Reptilien. Sie stammen von echsenartigen Vorfahren ab. Gegenüber
diesen ist der Körper stark verlängert und die Extremitäten wurden fast völlig
zurückgebildet. Heute sind etwa 3000 Arten beschrieben. Mit Ausnahme der Arktis,
Antarktis, Permafrostgebieten und einigen Inseln sind sie weltweit in allen Lebensräumen
anzutreffen.

Die Schlange als Symbol für die Widersachermächte


In okkulten Zusammenhängen erscheint die Schlange oft als imaginatives Symbol für die
niederen, erdgebundenen, aber sehr mächtigen Astralkräfte und wird dann oft mit den
luziferischen, aber auch mit den ahrimanischen Widersachern in Verbindung gesehen. So
verführte in der alttestamentarischen Schöpfungsgeschichte der Bibel Luzifer in Gestalt der
alten Schlange Adam und Eva dazu, die Frucht vom Baum der Erkenntnis zu kosten. In der
Persischen Mythologie, insbesondere im Zurvanismus, hat Ahriman als die Große Schlange
für 9000 Jahre die Herrschaft über die Unterwelt.

Es wäre dennoch falsch, in der Schlange darum nur eine negative Symbolik zu sehen.

„Wer tiefer hineinsieht in das Dasein, wird sich das Urteil abgewöhnen, daß etwas unter
allen Umständen gut oder böse ist. Im Christentum wird die Schlange als Verführerin der
Menschheit bezeichnet und Luzifer mit Abscheu genannt. Die Anschauung über das
luziferische Prinzip hat sich allerdings geändert [...] Dies ist keine Anschauung des
ursprünglichen Christentums, sondern später erst in das Christentum hineingekommen.
Auch bei den christlichen Mystikern der ersten Jahrhunderte, bei den Gnostikern ist die
Schlange nicht ein Symbol für das Böse, sondern sogar ein Symbol für die geistige Führung
der Menschheit Der Weise, der Führer heißt «die Schlange». So wurde derjenige bezeichnet,
welcher die Menschheit zur Erkenntnis führt. Die Schlange ist das Symbol des Luzifer.“
(Lit.:GA 97, S. 157f)

Schlangensymbol und alter Mond


Der alte Mond war die vorige Verkörperung unserer Erde. Dieser alte Mond trennte sich
damals zeitweilig von seiner Sonne[1], um seinen Bewohnern geeignete
Entwicklungsbedingungen zu schaffen. Dem Menschenwesen wurde damals der Astralleib
eingefügt. Am Ende der alten Mondenzeit vereinigten sich der alte Mond wieder mit seiner
Sonne und nahm dadurch höhere geistige Kräfte auf. Wäre das nicht geschehen, hätten sich
als Folge der alten Mondenentwicklung nur schlangenähnliche Wesen entwickeln können.
Die Sonnenwesen hingegen hätten als höchstes die Gestalt des Fisches erreichen können.

„Die hohen Wesenheiten, die auf der abgetrennten Sonne lebten, hatten sich vom Monde
trennen müssen, um in ihrer eigenen Entwickelung weiterkommen zu können. Nun aber
mußten diese auf dem Monde zurückgebliebenen Wesen, die sich dort weiter verfestigt
hatten, gerettet werden; deshalb mußte sich die Sonne mit dem Monde wieder vereinigen.
Fragen wir uns nun, was geschehen wäre, wenn Sonne und Mond sich nicht wieder vereinigt
hätten, wenn sie sich separat weiterentwickelt hätten. Dann hätte der Mensch niemals seine
heutige Gestalt erhalten können. Wäre der alte Mond seinen Weg allein gegangen, hätte er
nicht durch seine Wiedervereinigung mit der Sonne neue Kräfte schöpfen können, dann
wäre das höchste Wesen, das er je hätte hervorbringen können, etwa wie die heutigen
Schlangen gewesen. Die Sonnenwesen dagegen, sie hätten - wenn sie allein geblieben wären
- als höchstes die Gestalt des Fisches erreichen können. Die Fischgestalt ist der äußere
Ausdruck für Wesen, die viel höher stehen als der Mensch. Die Fischgruppenseele steht
tatsächlich auch heute sehr hoch; die äußere Gestalt ist aber etwas ganz anderes als die
Seele. Woher ist also jenen Wesen des alten Mondes die Kraft gekommen, sich über die
Schlange zu erheben? Von den Wesenheiten der Sonne ist ihnen diese Kraft gekommen. Und
die Reinheit des Sonnenzustandes jener hohen Wesen drückt sich materiell in der
Fischgestalt aus, denn das ist die höchste materielle Gestalt, die von den Wesenheiten der
alten Sonne erlangt werden kann.

Christus, der Sonnenheld, der die ganze Kraft der Sonne auf die Erde verpflanzt hat, wird ja
durch das Zeichen des Fisches symbolisiert. Jetzt werden Sie verstehen, mit welch tiefer
Intuition das esoterische Christentum die Bedeutung der Fischgestalt erfaßt hat; sie ist ihm
das äußere Sinnbild der Sonnenkraft, der Kraft des Christus. Wohl ist der Fisch äußerlich ein
unvollkommenes Wesen, aber er ist nicht so tief hinuntergestiegen in die Materie; wenig nur
ist er von Ichsucht durchzogen.

Für den Okkultisten ist die Schlange das Symbolum der Erde, wie sie sich aus dem alten
Monde entwickelt hat, und der Fisch ist das Symbolum des Geistwesens der alten Sonne.
Unsere Erde mit ihren festen Substanzen hat in der Schlange ihr tiefstes Wesen symbolisiert,
das Erdenwesen. Das, was sich als wäßrige Substanz abgesondert hat, zeigt sich symbolisiert
im Fisch.“ (Lit.:GA 101, S. 164f)

Die Kundalini-Schlange
→ Hauptartikel: Kundalini
Die Kundalini-Kraft, auch Kundalini-Schlange genannt, ruht am unteren Ende der
Wirbelsäule, symbolisiert durch die in dreieinhalb Windungen zusammengerollte Schlange,
die im Wurzelchakra, der vierblättrigen Lotosblume, bewusstlos schläft, und ist nach der
tantrischen Lehre die göttliche Kraft in ihrer individuellen Inkarnation im Menschen. Einmal
erweckt, kann sie zur höchsten Kraft der Liebe oder zur im höchsten Maß gesteigerten
reinen Begierde werden. Als Kundalinifeuer ist sie das Band, das den physischen Leib
während des ganzen irdischen Lebens mit dem Astralleib verbindet, die sogenannte
Silberschnur. Sie ist einerseits die Kraft im Menschen, die der mater, der Materie, am
nächsten steht und anderseits bildet sie die Brücke zwischen der physischen und astralen
Substanz. Sie ist zugleich das innerlich erregte Astrallicht, das die äußere Seelenwelt
erleuchtet und dem hellsichtigen Blick sichtbar macht.

Apophis

Die Katze des Re schneidet dem Schlangengott Apophis den Kopf ab.
In der ägyptischen Mythologie ist der Schlangengott Apophis (

O29
Q3 Q3 I14
; griech. Ἄπωφις) der Widersacher des Sonnengottes Re und steht für Finsternis, Zerstörung
und Chaos und versucht die Sonnenbarke des Re mit den Windungen seines riesigen
Schlangenkörpers zurückzuhalten. Apohis muss allmorgendlich von Re besiegt werden,
damit die Sonne (des Tagesbewusstseins) wieder aufgehen kann. Auf der Metternichstele[2]
wird Apophis auch als die Nabelschnur des Re bezeichnet.

Goethes Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie
In Goethes Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie wird diese tief
unbewusste Kraft, die die Inder als Kundalini kennen, durch die grüne Schlange
repräsentiert, die durch ihr Opfer künftig die dauerhafte Brücke zwischen der sinnlichen und
der geistigen Welt bildet, die im hellen Tagesbewusstsein beschritten werden kann.

Der Merkurstab (Caduceus)

Caduceus - Merkurstab
Für den Geistesschüler ist der Merkurstab mit den beiden Schlangen ein gutes Hilfsmittel,
um das Eindringen ahrimanischer Wesen in sein Bewusstsein zu verhindern. Die beiden
Schlangen stehen dabei die u.a. auch für die unbewusste (schwarz) und für die bewusste
(weiß) Seite der Kundalinikraft:

„Es gibt ein Mittel, um das Eindringen der ahrimanischen Wesen in unser Bewußtsein zu
verhindern, ein Symbol, das man in sich lebendig lassen werden muß. Dies ist der
Merkurstab, der leuchtende Stab mit einer schwarzen Schlange und der hell aufleuchtenden
glitzernden Schlange. Die Schlange ist das Symbol für den Astralleib. Jeden Abend häutet sich
der Astralleib, er wirft die verbrauchte Haut ab. Davon ist die schwarze Schlange Symbol.
Über Nacht erhält er eine neue, schillernde Haut, und diese neubelebte, schöne, glänzende
Haut des Astralleibes wird durch die glänzende Schlange symbolisiert.

Dies Symbol bannt alles, was in unser Bewußtsein störend eindringen will, wenn wir es vor
jeder Meditation lebendig vor uns erstehen lassen: der Merkurstab, den der Götterbote in
der Hand hält, der den Weg weist. Wenn der Mensch höher steigt, wenn er hellsehend wird,
drängen sich ihm die ahrimanischen Wesenheiten in Bildern vor. Parasitische Tiere sieht er,
Ratten und Mäuse. Als Versuchung treten an ihn heran Wesen mit schönen menschlichen
Gesichtern, aber verkrüppelten Füßen. Denen darf man sich nicht hingeben. Gute Bilder
sind, wenn der Meditant sieht eine Sphinx (Seraphim) oder einen Cherubim. - Auch hier ist
der Merkurstab anzuwenden, um die niederziehenden Wesen zu bannen.“ (Lit.:GA 266a, S.
465)

Die Schlange als Ich-Symbol


Die sich aufrichtende Schlange ist auch ein Symbol für die Ichkraft. Das Ich ist dann
gleichsam der Schlangenbeschwörer, der die mächtigen Schlangenkräfte zum Heil der Welt
unter seine Herrschaft gebracht hat. Der von einer Schlange umwundene Stab des Asklepios
in der griechischen Mythologie (Äskulapstab) ist bis heute das Symbol der medizinischen und
pharmazeutischen Berufe.

Ouroboros aus einem alchemistischen Manuskript


„In der Entwickelung der Erde kam nun ein Zeitpunkt, wo in dem gemeinsamen Leben und
Weben des Erdengeistes eine Besonderung eintrat. Es schloß sich ein Teil ab, wie in ein Rohr
hinein. Erst als dieser Zeitpunkt eintrat, war es überhaupt möglich, daß Wesen entstehen,
die auch Sonderwesen werden können. Die anderen sind Glieder einer Erdenseele. Jetzt erst
beginnt ein besonderer Grad von Sonderung. Jetzt beginnt erst die Möglichkeit, daß einmal
etwas zu sich «Ich» sagen kann. Diese Tatsache, daß zwei Epochen auf der Erde sind, erstens
die Epoche, in der es auf der Erde noch keine Tiere gab mit einem in ein Knochenrohr
eingeschlossenen Nervensystem, zweitens die Epoche, in welcher dann solche entstanden,
wird in allen Religionen besonders ausgedrückt. Die Schlange schließt zuerst das selbstlose,
ungesonderte Schauen des Erdengeistes in ein Rohr ein, und bildet so den Grund zur Ichheit.
Das prägten die esoterischen Lehrer den Schülern ein, so daß sie es empfinden konnten:
Seht ihr die Schlange an, so seht ihr das Merkzeichen für euer Ich. - Dabei mußten sie lebhaft
empfinden, daß das zusammengehört, das selbständige Ich und die Schlange. So wurde
diese Empfindung von der Bedeutung der Dinge um uns her ausgebildet. So durchdrangen
die Schüler ein jegliches Natur wesen mit dem richtigen Empfindungsgehalt. Mit dieser
Empfindung ausgerüstet war auch Moses, als er herausging aus den ägyptischen
Geheimschulen, und so stellte er die Schlange als Symbol auf. Man lernte in jenen Schulen
nicht so abstrakt, wie man heute lernt, sondern indem man aus dem eigenen inneren
Erleben heraus die Welt erfassen lernte.

Es gibt eine Beschreibung des Menschen auf Grund der äußerlichen Untersuchung der
einzelnen Teile seines Organismus. Aber in alten mystischen und okkulten Werken kann man
den Menschen ebenfalls beschrieben finden. Diese Beschreibungen sind aber auf ganz
andere Weise zustande gekommen als durch anatomische Untersuchungen. Sie sind sogar
weit genauer und viel richtiger, als was der Anatom von heute beschreibt, denn dieser
beschreibt nur den Leichnam. Die alten Beschreibungen sind so gewonnen, daß die Schüler
durch Meditation, durch innere Erleuchtung sich selbst sichtbar wurden. Durch das
sogenannte Kundalinifeuer kann der Mensch sich von innen heraus betrachten. Es gibt
verschiedene Stufen dieser Betrachtung. Die genaue, richtige Betrachtung tritt zuerst
symbolisch auf. Wenn der Mensch sich zum Beispiel auf sein Rückenmark konzentriert, sieht
er in der Tat immer die Schlange. Er träumt vielleicht auch von der Schlange, weil diese das
Wesen ist, das äußerlich in die Welt hinausversetzt wurde, als das Rückenmark sich bildete
und auf dieser Stufe stehengeblieben ist. Die Schlange ist das äußerliche, in die Welt
hinausversetzte Rückenmark. Diese bildhafte Art, die Dinge zu sehen, ist das astrale Schauen
(Imagination). Aber erst durch das mentale Schauen (Inspiration) ergibt sich die völlige
Bedeutung.“ (Lit.:GA 93a, S. 18f)

Die Ouroboros-Schlange (von griech. οὐροβóρος „Schwanzfresser“) ist ein Symbol für die
Unendlichkeit, der ewigen Wiederkehr und der Vereinigung von Gegensätzen (wie
hell/dunkel oder aktiv/passiv) und auch ein Symbol für das menschliche Ich. Die sich in den
Schwanz beißende Schlange deutet an, dass dem Ende ein neuer Anfang in ständiger
Wiederholung entspricht, dass der Abschluss eines Weges oder Prozesses einen Neubeginn
bedeutet. Zusammen mit der Symbolik, die dem Bild der sich ständig verjüngenden Schlange
ohnehin zukommt, stellt der Zirkelschluss des Tieres eine aussagekräftige Metapher einer
zyklischen Wiederholung dar – etwa des Kreislaufes der Zeiten, der Weltuntergänge und
Neuschöpfungen, des Sterbens und der Neugeburt, im abgeleiteten Sinn auch der Ewigkeit
(wie der einfache Kreis).

Symbolik und Mythologie


Der Buchstabe S steht sowohl wegen seiner Form, als auch wegen des Zischlautes als Symbol
für die Schlange.

Asklepios, der griechische Gott der Heilkunst mit seinem Stab, der von einer Äskulapnatter
umschlungen wird
Antike
Im antiken Griechenland galt die Schlange als heilig. Da sie sich durch die Häutung in den
Augen der Menschen unendlich oft erneuern konnte, hielt man sie für unsterblich. Dieser,
aus der damals menschlichen Sicht, ständige Akt der Verjüngung und die Tatsache, dass
Schlangen Heilkräfte zugesagt wurden (aus ihrem Fleisch stellte man Medizin her), machten
sie schließlich zum Symbol für den Stand der Mediziner. Bis heute hat sie sich im Zeichen des
Äskulapstabes gehalten, den man auch, stark vereinfacht, heute in einigen
Apothekenzeichen wiederfindet. Ebenso wurde der Schlange Hellsichtigkeit nachgesagt,
weshalb sie eines der Tiere der Göttin Gaia war. Laut Hesiod war Gaia Pelope einer der
vielen Namen der Erdgöttin Gaia. Im Orakel von Delphi taten Schlangenpriesterinnen
(Pythia) ihren Dienst. Nicht nur in der jüdisch-christlichen Tradition gab es einen von einer
Schlange bewachten Baum: In der altgriechischen Vorstellung stand im Garten der
Hesperiden der lebensspendende Apfelbaum, der der Göttin Hera von Gaia geschenkt
worden war und von der Schlange Ladon bewacht wurde.

Indien
Im indischen Volksglauben wird die Schlangengöttin Manasa verehrt, die die Menschen vor
Giftschlangen schützt. In den indischen Schöpfungsmythen gibt es den Schlangenkönig
Ananta-Shesha, der zwischen zwei Weltzeitaltern auf dem Grund des Urozeans ruht. Unter
dem Namen Vasuki hilft der selbe Schlangenkönig, den Milchozean zu quirlen, um den
Unsterblichkeitstrank zu erhalten.

China
In China galt die Schlange indes als Symbol für Schlauheit, Bosheit und Hinterlist. Sie zählt zu
den fünf Gifttieren. Gleichwohl stellt sie aber das 6. Tier im chinesischen Tierkreis dar.

Die Katze des Re schneidet Apophis den Kopf ab


Ägypten
Im vordynastischen Ägypten wurde die „Schlangenmutter“ Wadjet (auch Wa Zit) angebetet.
Ihr Symbol war der Uräus. Des Weiteren kannten die Alten Ägypter die Mehem, eine
Schlangengöttin, die des Nachts den Sonnengott Re in seinem Schlaf umfasste. Seit dem
Mittleren Reich ist auch der Glaube an den Gott Apophis belegt. Der als riesige Schlange
dargestellte Gott war die Verkörperung von Auflösung, Finsternis und Chaos und zugleich
der große Widersacher des Sonnengottes Re.

Bibel
Nach allgemeiner Ansicht ist die Schlange in der Bibel weitestgehend ein Sinnbild des
Teufels. In der Geschichte vom Paradies (1. Mose 3) ist die Schlange Sinnbild der Versuchung
und Verführung zum Bösen; sie weckt Zweifel an Gottes Güte und verführt Eva, vom „Baum
der Erkenntnis des Guten und des Bösen“ zu essen. Martin Luther übersetzt das hebräische
Wort „da’at“ mit „Erkenntnis“ im Sinne von „Allwissenheit“: der Mensch will sein wie Gott
und macht sich zum Herrn über „Gutes und Böses“, das heißt über alles.

Als das Volk Israel durch die Wüste wandert, wird es von Schlangen geplagt (4. Mose 21);
Mose soll eine Eherne Schlange aufrichten, und jeder, der zu ihr aufschaut, soll bewahrt
bleiben. Hier erscheint die Schlange (wie für die Christen das Kreuz) als Heilszeichen. In 2.
Kön. 18,4 wird berichtet, dass diese eherne Schlange, als „Nehuschtan“ bezeichnet, bis in die
Zeit des Königs Hiskia aufbewahrt wurde; weil sie aber kultisch verehrt wurde, wurde sie
durch Hiskia zerschlagen.

Auch wenn Jesus seinen Jüngern empfielt: „Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie
die Tauben!“ (Matth. 10,16), bleibt im Buch der Offenbarung des Johannes die Schlange
dennoch eindeutig ein Bild des Bösen: „Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, die der
Teufel und der Satan ist.“ (Offenbarung 20,2).

Naher Osten
Im Vorderen Orient stand die Schlange allgemein für Weisheit und Erleuchtung, welche die
tiefen Geheimnisse des Lebens verstand. Diese Vorstellung hat in der biblischen Geschichte
der Vertreibung aus dem Paradies überlebt, wo die Schlange Eva die „Frucht der Erkenntnis“
überreichte. In einigen gnostizistischen Sekten wurden Eva und die Schlange für das den
Menschen zur Verfügung gestellte Wissen verehrt (wobei sie dort manchmal auch als
männlicher Begleiter Evas, Ophion, dargestellt wurde).

Germanen
In der germanischen Mythologie spielt die Midgardschlange, die die Welt umspannt, zugleich
aber das Göttergeschlecht der Asen bedroht, eine wichtige Rolle.

Balten
In der heidnischen Religion der Balten spielten Schlangen ebenso wie Kröten eine erhebliche
Rolle, denn sie gelten, weil sie auf der Erde (lit. žemė) leben, als Symbol der Erdgöttin
Žemyna. Jede Familie schätzte sich glücklich, wenn sich eine Ringelnatter an der Feuerstelle,
im Badehaus oder unter der Handmühle niederließ. Man fütterte sie wie ein Haustier mit
Eiern und Milch und beobachtete gewissenhaft, ob sie das Futter auch annahm.

Aborigines
Die Regenbogenschlange verkörpert in den Mythen der Aborigines den Ur-Zustand der Natur
im Zustand der Traumzeit und herrscht über ihre gleichermaßen lebensspendenden und
verschlingenden Aspekte, insbesondere behütet sie das Wasser.

Mittelamerika
Das archetypische Motiv Ouroboros wird häufig mit ein oder zwei sich in den Schwanz
beißenden Schlangen dargestellt und symbolisiert die Unendlichkeit. In einigen Kulturen
Mittelamerikas ist der Ouroboros heute eine lebendige Gottheit.

Die Schlange bei den Gnostikern


Ophiten und Naassener

Die Anbetung der Schlange, Hellenistische Alabasterschale, 22 cm Durchmesser


→ Hauptartikel: Ophiten
Die Ophiten oder Ophianer (von griech. ὄφις, Ophis, „Schlange“) und Naassener (von hebr.
‫ נָחָ ׁש‬nachasch, „Schlange“, hier transkripiert als nahas bzw. naas) waren gnostische Sekten
der frühchristlichen Zeit im 2. Jahrhundert, die in ihren Kulten die Paradiesesschlange als
göttliches Wesen verehrten. Sie brachte die göttlichen Erkenntnis (nach 1 Mos 3,5 EU), aber
auch die Verderbnis. Den Naassener galt die Schlange als die alles belebende Weltseele. Die
Kainiten verehrten sie, weil sie die Menschheit von der Knechtschaft des Schöpfergottes
Jahve bzw. Jaldabaoth befreit habe. Ebenfalls zum gnostischen System der Ophiten zählen
die nach dem hebräischen Namen des Euphrat (hebr. ‫ ְּפ ָרת‬Pherat) benannten Peraten.

Einen Grundriss der Anschauungen der Naassener zeichnete Hippolyt von Rom in seiner
Widerlegung aller Häresien:.

„Es drängt die Zeit, an die Behandlung des Themas zu gehen und mit denen zu beginnen, die
sich unterfingen, die Schlange, die Urheberin des Irrtums, mit Worten, die sie selbst erfand,
zu feiern. Die ersten Priester und die Hauptvertreter dieser Lehre waren die sogenannten
Naassener; sie heißen so nach dem hebräischen „Naas“, Schlange. Später nannten sie sich
Gnostiker, da sie behaupteten, allein die Tiefen (der Weisheit) zu kennen. Von ihnen
zweigten viele ab, und die einheitliche Irrlehre wurde vielspältig, indem mit verschiedenen
Worten dasselbe dargelegt wurde, wie sich im Verlauf der Erörterung zeigen wird. Als
(Prinzip) des Alls verehren sie den „Menschen“ und den „Menschensohn“. Dieser Mensch ist
mannweiblich; sie nennen ihn Adam; es gibt viele mannigfaltige Loblieder auf ihn; diese
Loblieder lauten kurz gefaßt ungefähr so: „Von dir Vater und durch dich Mutter, die zwei
unsterblichen Namen, der Welten Eltern, du Himmelsbürger, hochgepriesener Mensch.“ Sie
nehmen in bezug auf ihn, wie in bezug auf Geryones, eine Dreiteilung an. Denn an ihm,
sagen sie, ist ein rationeller, ein psychischer und ein stofflicher Teil. Sie glauben, ihn zu
erkennen sei der Anfang der Gotteserkenntnis und sagen: „Anfang der Vollkommenheit —
Kenntnis des Menschen, Gotteserkenntnis — vollkommene Vollendung.“ All dies aber, das
Rationelle, das Psychische und das Stoffliche ist vereint auf einen Menschen, Jesus, den Sohn
Mariens, herabgekommen. Und diese drei Menschen sprachen zugleich, jeder aus seinem
eigenen Wesen heraus, zu den Seinigen. Denn es gibt dreierlei Wesen im Weltall: engelhafte,
psychische, stoffliche, und drei Kirchen: die engelhafte, die psychische und die stoffliche; ihre
Namen sind: die Auserwählte, die Berufene und die Gefangene.“

– Hippolyt von Rom: Widerlegung aller Häresien V,6 [2]


Diese Lehre, so behaupten die Naassener laut Hippolyt, habe Jakobus, der Bruder des Herrn,
der Mariamne überliefert[3]. Mit Mariamne ist vermutlich Maria Magdalena gemeint[4].

Siehe auch
Schlangen - Artikel in der deutschen Wikipedia
Die alte Sonne, nicht zu verwechseln mit unserer gegenwärtigen Sonne und darum auch
okkulte Sonne genannt, war die zweite Verkörperung (→ Weltentwicklungsstufen) unserer
Erde bzw. unseres ganzen Planetensystems. Der alten Sonnenwelt ging der alte Saturn, eine
reine Wärmewelt, voran und der alte Mond folgte ihr. Die alte Sonnenwelt wird gelegentlich
auch als Kosmos der Stärke bezeichnet. (Lit.: GA 104, S. 169) Ihre Entwicklung wurde von den
Geistern der Weisheit geleitet. Der höchste Regent der Sonnenentwicklung war der
Christus[1]. Auf der alten Sonne enstand der Lichtäther und das Luftelement. Die
Weltenmission der alten Sonne war es, den Ätherleib des Menschen auszugestalten, und
nach innen aus dem fortströmenden Element der Weisheit das Gefühl zu ermöglichen. (Lit.:
GA 121, S. 86ff) Die alte Sonnenentwicklung wird auch als zweiter Schöpfungstag bezeichnet:
Dies Solis = Sonnentag (= Sonnengott, denn Dies und Deus sind gleichen Ursprungs). (Lit.: GA
99, S. 93ff)

Licht und Gas als Substanzen der alten Sonne


Die alte Sonne ist der wiederauferstandene alte Saturn und trat mit schicksalsmäßiger
Notwendigkeit deshalb in die äußere Erscheinung, weil die Geister der Persönlichkeit auf
dem alten Saturn nicht alle Wärme-Eier aus eigener Kraft wieder in sich aufgenommen und
in ein rein inneres Dasein geführt hatten. Jetzt differenzierte sich die Wärme, aus der der
alte Saturn einzig bestanden hatte, in Licht und Rauch (→ siehe auch Feuerluft, Ruach), so
dass die Sonnensphäre nun innerlich aus Luft, aus strömendem Gas bestand und nach außen
in strahlendem Licht erglänzte. Das Licht wurde also durch das glühende Gas erzeugt. Im
Sonnenleib hätte man verschiedene Gasströme gesehen, was wie ein Atemprozess
angemutet hätte.
Die alte Sonne als Werk der zweiten Hierarchie
Der alte Saturn, der der Sonnenentwicklung vorangegangen ist, war das gemeinsame Werk
der ersten Hierarchie, also der Seraphim, Cherubim und Throne. Die alte Sonne wurde durch
die zweite Hierarchie, die Kyriotetes, Dynamis und Exusiai, hervorgebracht.

Tafel 1
"Man redete so, daß man, wenn man von Elementen redete, vom Elemente der Wärme,
darunter eigentlich Cherubim, Seraphim, Throne verstand. Und das ist das saturnische
Dasein.

Nun ging man weiter, und man sagte sich dann: Nur die Seraphim, Cherubim, Throne haben
die Macht, so etwas hervorzubringen, so etwas hinzustellen in den Kosmos. Nur diese
höchste Hierarchie hat die Fähigkeit, so etwas hinzustellen in den Kosmos. Aber indem diese
höchste Hierarchie im Ausgangspunkte eines Weltenwerdens so etwas hingestellt hat,
konnte die Entwickelung weitergehen. Es konnten gewissermaßen die Söhne der Seraphim,
Cherubim und Throne die Entwickelung weiterleiten. ~ Und das geschah dann auf die Weise,
daß wirklich die von den Seraphim, Cherubim und Thronen hervorgebrachten Wesenheiten
der zweiten Hierarchie, die Kyriotetes, Dynamis, Exusiai, daß diese nun eindrangen in diesen
Raum, sagen wir, der hier durch Seraphim, Cherubim und Throne saturnisch gestaltet
worden war, saturnisch warm gebildet worden war. Da drangen dann die jüngeren, natürlich
kosmisch jüngeren Wesenheiten ein. Diese kosmisch jüngeren Wesenheiten, wie wirkten
sie? Wahrend die Cherubim, Seraphim und Throne für sich im Elemente der Wärme sich
offenbarten, so offenbarten sich die Wesenheiten der zweiten Hierarchie im Elemente des
Lichtes. Hier (auf der Zeichnung, roter Hintergrund) das Saturnische ist dunkel, liefert
Wärme. Und innerhalb der dunklen finsteren Welt des saturnischen Daseins ersteht
dasjenige, was durch die Söhne der ersten Hierarchie, durch die Exusiai, Dynamis, Kyriotetes
entstehen kann.

Was da entsteht innerhalb dieses saturnisch Warmen, das entsteht dadurch, daß das
Eindringen der zweiten Hierarchie bedeutet ein innerliches Durchleuchtetwerden. Dieses
innerliche Durchleuchtetwerden ist verknüpft mit einer Verdichtung der Wärme. Es wird aus
dem aus dem bloßen Wärmeelement Luft. Und wir haben auf der einen Seite eindringend in
der Offenbarung des Lichtes die zweite Hierarchie. Aber Sie müssen sich jetzt klar vorstellen,
in Wirklichkeit dringen Wesenheiten ein. Für ein Wesen mit entsprechender
Wahrnehmungsfähigkeit dringt Licht ein. Licht ist dasjenige, was die Wege dieser
Wesenheiten bezeichnet. Wenn irgendwo Licht hinkommt, so entsteht unter gewissen
Bedingungen Schatten, Finsternis, finsterer Schatten. Durch das Eindringen der zweiten
Hierarchie in Form des Lichtes entstand auch Schatten. Was war dieser Schatten? Die Luft.
Und tatsächlich, bis ins 15., 16. Jahrhundert hat man gewußt, was die Luft ist. Heute weiß
man nur, die Luft besteht aus Sauerstoff, Stickstoff und so weiter, womit nicht viel anderes
gesagt ist, als wenn einer meinetwillen von einer Uhr weiß, sie besteht aus Glas und Silber,
womit über die Uhr gar nichts gesagt ist. Es ist über die Luft gar nichts gesagt als kosmische
Erscheinung, wenn man sagt, sie besteht aus Sauerstoff und Stickstoff, aber es ist viel über
die Luft gesagt, wenn man weiß: Aus dem Kosmos heraus ist die Luft der Schatten des
Lichtes. - So daß man also jetzt tatsächlich mit dem Eindringen der zweiten Hierarchie in das
saturnisch Warme das Eindringen des Lichtes hat (weiße Strahlen) und den Schatten des
Lichtes, die Luft (grüne Schlangenlinien). Und wo das entsteht, ist Sonne." (Lit.: GA 233a, S.
16ff)

Die alte Sonne als Heimatplanet der Erzengel


Im Licht der alten Sonne machten die Erzengel (Archangeloi) ihre Menschheitsstufe durch,
d.h. sie erwarben sich hier ihr Ich. Auch der Christus, der oberste Herr der alten
Sonnenentwicklung, offenbarte sich durch einen Erzengel bzw. Feuergeist, dessen unterstes
Wesensglied der Astralleib und dessen oberstes der zweite Logos, der spätere Christus, war.

Wesensglieder der Archangeloi


auf der alten Ssonne
Sohn (2. Logos)
Heiliger Geist (3. Logos)
Geistesmensch (Atma)
Lebensgeist (Buddhi)
Geistselbst (Manas)
Ich
Astralleib
„Die alte Sonne war ein wunderbares Wesen im Weltenraum. So arbeiteten die Menschen
dazumal auf der Sonne an ihrer eigenen Körperlichkeit, wie gewisse Wesen, zum Beispiel
Korallen, von außen an ihrem Bau arbeiten. Das geschah unter der Leitung höherer Wesen,
denn es gab höhere Wesenheiten in der Atmosphäre der Sonne.

Mit einer Kategorie derselben müssen wir uns besonders befassen, die damals auf der Stufe
stand wie die Menschen heute. Auf dem Saturn haben wir die Geister des Egoismus, die den
Freiheits- und den Selbständigkeitssinn einpflanzten und auf der Menschenstufe standen.
Auf der Sonne waren es andere Wesenheiten, die nicht das Ich, sondern den Astralleib als
unterstes Glied hatten. Sie bestanden aus Astralleib, Ich, Geistselbst, Lebensgeist und
Geistesmensch und dem achten Glied, dem, was die christliche Esoterik Heiliger Geist nennt,
und endlich als neuntem Gliede dem Sohne, dem «Wort» im Sinne des Johannes-
Evangeliums. Das zehnte Glied hatten sie noch nicht; dafür hatten sie unten angesetzt den
Astralleib. Das waren die Geister, die sich auf der Sonne betätigten; sie leiteten alle astrale
Arbeit. Sie unterscheiden sich von dem heutigen Menschen dadurch, daß der Mensch Luft
atmet, weil Luft in der Umgebung der Erde ist, jene Geister aber Wärme oder Feuer.

Die Sonne war selbst eine Art von Luftmasse. Das, was sie umgab, war jene Stofflichkeit, die
früher den Saturn selbst gebildet hatte: das Feuer, die Wärme. Der Teil, der sich verdichtet
hatte, hatte die gasförmige Sonne gebildet, und was sich nicht verdichten konnte, war ein
wogendes Feuermeer. Diese Wesenheiten konnten also auf der Sonne so leben, daß sie
Wärme, Feuer ein- und ausatmeten. Daher nennt man diese Geister die Feuergeister. Sie
standen auf der Sonne auf der Stufe der Menschheit, und sie arbeiteten in dem Dienst der
Menschheit. Sonnen- oder Feuergeister nennt man diese Wesenheiten. Der Mensch war
damals auf der Stufe des Schlafbewußtseins. Diese Sonnen-Feuergeister hatten schon das
Ich-Bewußtsein. Sie haben sich seither auch weiterentwickelt und höhere Bewußtseinsstufen
erstiegen. Man nennt sie in der christlichen Esoterik Erzengel. Und der am höchsten
entwickelte Geist, der auf der Sonne war als Feuergeist, der sich heute noch auf der Erde
betätigt, mit höchstentwickeltem Bewußtsein, dieser Sonnenoder Feuergeist, das ist der
Christus, ebenso wie der höchstentwickelte Saturngeist der Vatergott ist. Für die christliche
Esoterik war daher in dem fleischlichen Leibe des Christus Jesus ein solcher Sonnen-
Feuergeist verkörpert, und zwar der höchste, der Regent der Sonnengeister. Damit er auf die
Erde kommen konnte, mußte er einen physischen Leib benutzen. Er mußte unter denselben
irdischen Bedingungen stehen wie der Mensch, um sich hier betätigen zu können.

So haben wir es zu tun auf der Sonne mit einem Sonnenleib, gleichsam mit einem Leibe des
Sonnenplaneten, mit Ich-Geistern, die Feuergeister sind, und mit einem Regenten dieser
Sonne, dem höchstentwickelten Sonnengeist, dem Christus. Während die Erde Sonne war,
war dieser Geist der Zentralgeist der Sonne. Als die Erde Mond war, war er höherentwickelt,
aber er verblieb bei dem Mond. Als die Erde Erde ward, war er höchstentwickelt und
verblieb bei der Erde, nachdem er sich mit ihr nach dem Mysterium von Golgatha vereinigt
hatte. Er bildet so den höchsten planetarischen Geist der Erde.“ (Lit.:GA 99, S. 100)

Indem die Archangeloi das strömende Gas in ihr Wesen aufnahmen und wieder abgaben
enstand ein Einatmen Sonnen-Nacht und Ausatmen Sonnen-Tag, durch den sich die alte
Sonne rhythmisch wechselnd verdunkelte und wieder leuchtend erstrahlte. Dadurch
unterscheidet sich auch die alte Sonne von unserer heutigen Sonne, die kontinuierlich
leuchtet. Die ursprünglichen Wärme-Eier gestalteten sich durch diese Vorgänge zu
regelmäßigen, innerlich lebendigen Gebilden um. Die Feuergeister hatten eine besondere
Vorliebe für den Sonnentag, da dieser ihnen durch das Licht das Hinauswandern und das
Ausbreiten im Universium ermöglichte. In diesem Zustand fühlten sie sich sehr wohl. Das
Zurückkehren zur alten Sonne in der Sonnennacht war ihnen hingegen unangenehm, sie
empfanden das Dasein in der dunklen Sonnennacht als beengt und niedriger als das
Aufgehen im Universum am Sonnentage. Durch den Einfluss der Cherubim wurde es ihnen
möglich, ihren Aufenthalt im Lichtäther in die Länge zu ziehen. Diese waren rings um die alte
Sonne verteilt und nahmen die Erzengelwesen auf. Besagter Aufenthalt war ein solcher in
der geistigen Welt. Die Cherubim wirkten belebend auf die Archangeloi.

„Wenn nichts anderes eintreten würde als das, was ich im letzten Vortrag und jetzt
beschrieben habe, dann würden die Erzengel, die da Menschen sind auf der alten Sonne, in
den Sonnentagen mit den Lichtstrahlen hinauseilen in das Universum, würden sich
verbreiten im Universum, und sie müßten in den Sonnennächten wiederum zurückkehren
zur Sonne. Ein Aus- und Einatmen des Lichtes und damit auch der im Licht webenden und
wesenden Geschöpfe würde da sein. Aber so ist es nicht. Und ich möchte jetzt wiederum in
einer einfachen Weise, ich möchte sagen, fast trivial charakterisieren das Wesen dieser
Erzengel oder Archangeloi. Es gefällt ihnen sozusagen zu gut, wenn sie da hinausschweben in
das Universum; es gefällt ihnen besser das Hinausschweben und Aufgehen in dem Geist des
Universums als das Wiedersichzusammenziehen. Das ist ihnen wie ein sie beengendes
Dasein, ein niedrigeres Dasein. Das Leben im Lichtäther gefällt ihnen also besser. Nun
könnten sie dieses Leben im Lichtäther nimmermehr über eine gewisse Grenze hinaus
ausdehnen, wenn ihnen nicht irgend etwas zu Hilfe käme dabei. Wenn diese Wesenheiten
auf der alten Sonne allein auf sich angewiesen wären, ganz unmöglich könnten sie etwas
anderes tun als, sagen wir, brav wieder zurückkehren zur Sonne in den Sonnennächten.
Dennoch haben sie es nicht getan, sondern sie haben sozusagen die Zeit ihres Verweilens in
der Welt draußen immer länger und länger ausgedehnt, haben sich immer mehr und mehr
aufgehalten in der geistigen Welt. Was kam ihnen da zu Hilfe?
Wenn wir uns vorstellen, dieser Kreis sei der alte Sonnenball, so streben nach allen Seiten
hinaus von diesem alten Sonnenball in den Weltenraum die Erzengel, es verbreitet sich
geistig das Wesen der Erzengel in das Universum. Zu Hilfe kam den Erzengeln bei dieser
Ausbreitung der Umstand, daß ihnen Wesen aus dem Universum entgegenkamen. So wie
früher bei dem alten Saturn eingeströmt sind aus dem Universum die Feuerelemente der
Throne, so kommen jetzt den Erzengeln, die da hinausgehen, andere Wesenheiten
entgegen, Wesenheiten, die noch höher sind als die Throne; und sie helfen ihnen, so daß sie
länger da draußen in der geistigen Welt bleiben können, als sie es sonst hätten können.

Diese Wesenheiten, die den Erzengeln aus dem geistigen Raum entgegengekommen sind
und die Erzengel aufgenommen haben, nennen wir Cherubim. Das ist eine besonders
erhabene Art von geistigen Wesenheiten, denn sie haben die Macht, sozusagen mit offenen
Armen aufzunehmen die Erzengelwesen. Wenn diese Erzengelwesen hinaus sich verbreiten,
kommen ihnen die Cherubim aus dem Weltenall entgegen. Also wir haben rings um den
alten Sonnenball herum die sich nahenden Cherubim. Wie, wenn ich den Vergleich
gebrauchen darf, unsere Erde von ihrer Atmosphäre umgeben ist, so ist die alte Sonne
umgeben gewesen von dem Reich der Cherubim zur Wohltat der Erzengel. Diese Erzengel
schauten also, wenn sie hinausgingen in den Weltenraum, sie schauten ihre großen Helfer
an.“ (Lit.:GA 110, S. 70f)

Die Cherubim nahmen das Licht, welches der Feuermaterie entsprang, in sich auf und
veredelten es. Als Ausgleich dazu wurde die erste Anlage zum Tierreich in den dunklen
Rauch der Sonnennacht hineingemalt (→ Das Tierreich und die okkulte Sonne). Tritt im
Universum eine Erhöhung ein, muss dieser eine Involution entgegengestellt werden.

Die Menschheit und die okkulte Sonne


Der Mensch, von dem damals nur der physische Leib und der Ätherleib veranlagt waren,
hatte ein traumloses Schlaf-Bewusstsein, wie es heute die Pflanzen haben.

Indem dem Menschenwesen der Ätherleib verliehen wurde, ist zugleich im physischen Leib
das Drüsensystem veranlagt worden. Drüsen sind vom Ätherleib umgewandelte Anlagen der
Sinnesorgane vom alten Saturn.

Das Tierreich und die okkulte Sonne


In der Sonnennacht, in welcher die Cherubim nicht in der Weise auf die Erzengel einwirken
konnten, in der sie es am Sonnentage taten, beeinflussten sie das dunkle Gas der alten
Sonne. Dadurch entwickelte sich aus dem alten Sonnennebel heraus die erste Anlage zum
heutigen Tierreich. Diese war eine Spiegelung der Cherubim. Aufgrund dieses
Zusammenhanges der Geister der Harmonien mit den Tieren wurden sie in der
Vergangenheit auch von denjenigen, denen derselbe durch die Mysterien geläufig war, als
Tierkreis bezeichnet.

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Alter Mond
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Alter Mond; Gemälde von F. Heinrich


Der alte Mond, nicht zu verwechseln mit unserem gegenwärtigen Mond und daher auch
okkulter Mond genannt, war die dritte Verkörperung unserer Erde bzw. unseres ganzen
Planetensystems. Er wird auch als Kosmos der Weisheit bezeichnet. Der Name leitet sich
davon ab, dass man zur Erforschung dieses alten Mondenzustandes von der hellsichtigen
Betrachtung des heutigen Mondes ausgehen muss. (Lit.: GA 136, S. 140ff) Dem alten Mond,
auf den unsere Erdentwicklung folgte, gingen die Weltentwicklungsstufen des alten Saturns
und der alten Sonne voran.

Inhaltsverzeichnis
Die Geister der Bewegung und der Heilige Geist als Regenten der alten Mondentwicklung
Die Mondenentwicklung wurde von den Geistern der Bewegung bewerkstelligt. Hier
erwarben sich die Angeloi ihr Ich und machten so ihre Menschheitsstufe durch. Der höchste
Mondenregent war der Heilige Geist.

„Wie uns der höchste Regent des Saturn, der Ich-Geist, als Vatergott erscheint, der höchste
Regent, der höchste Gott der Sonne, der Sonnengott, als Christus, so wird uns der Regent der
Mondengestalt der Erde als Heiliger Geist mit seinen Scharen erscheinen, die in der
christlichen Esoterik die Boten der Gottheit, die Engel, genannt werden.“ (Lit.:GA 99, S. 103)

Die Mondenentwicklung wird in der okkulten Sprache auch als dritter Schöpfungstag, Dies
Lunae = Mondtag, bezeichnet. (Lit.:GA 99, S. 103)

Die Weltenmission des alten Mondes war es, den Astralleib des Menschen auszugestalten
und die Möglichkeit des Denkens zu begründen. (Lit.:GA 121, S. 97)

Der alte Mond als Werk der dritten Hierarchie


Der alte Saturn, der der Sonnenentwicklung vorangegangen ist, war das gemeinsame Werk
der ersten Hierarchie, also der Seraphim, Cherubim und Throne. Die alte Sonne wurde durch
die zweite Hierarchie, die Kyriotetes, Dynamis und Exusiai, hervorgebracht. Die dritte
Hierarchie, die Angeloi, Archangeloi und Archai, wirkten wesentlich an der Entwicklung des
alten Mondes mit.

"Nun gehen wir weiter. Die weitere Entwickelung wird nun wiederum durch die Söhne der
zweiten Hierarchie, durch Archai, Archangeloi, Angeloi, geleitet. Diese Wesenheiten bringen
ein Neues in das leuchtende Element, das zunächst durch die zweite Hierarchie, eingezogen
ist, das seinen Schatten, die luftige Finsternis nach sich gezogen hat - nicht die gleichgültige
neutrale Finsternis, die saturnische, die einfach Abwesenheit des Lichtes war, sondern die,
welche den Gegensatz des Lichtes herausgearbeitet hat. Zu dieser Entwickelung hinzu bringt
die dritte Hierarchie, Archai, Archangeloi, Angeloi, durch ihre eigene Wesenheit ein Element
hinein, das ähnlich ist unserem Begehren, unseren Trieben, etwas zu erlangen, nach etwas
sich zu sehnen.

Dadurch kam folgendes, dadurch kam zustande, daß, sagen wir, ein Archai- oder
Angeloiwesen hier hereinkam (siehe Zeichnung S. 17, Punkt auf dem Lichtstrahl rechts) und
auftraf auf ein Element des Lichtes, ich möchte sagen, auf einen Ort des Lichtes. In diesem
Ort des Lichtes empfing es durch die Empfänglichkeit für dieses Licht den Drang, das
Begehren für die Finsternis. Es trug das Angeloiwesen das Licht in die Finsternis herein, oder
ein Angeloiwesen trug die Finsternis in das Licht herein. Diese Wesenheiten werden die
Vermittler, die Boten zwischen Licht und Finsternis. Und die Folge davon war, daß dann
dasjenige, was früher nur im Lichte erglänzte und seinen Schatten, die dunkle luftige
Finsternis, nach sich gezogen hat, daß das anfing in allen Farben zu schillern, daß Licht in
Finsternis, Finsternis in Licht erschien. Die dritte Hierarchie ist es, die die Farbe
hervorgezaubert hat aus Licht und Finsternis. Sehen Sie, hier haben Sie auch sozusagen
etwas historisch Dokumentarisches vor Ihre Seele hinzustellen. In der Aristoteles-Zeit hat
man noch gewußt, wenn man, ich möchte sagen, innerhalb des Mysteriums sich gefragt hat,
woher die Farben kommen, daß damit die Wesenheiten der dritten Hierarchie zu tun haben.
Daher sprach es Aristoteles in seiner Farbenharmonie aus, daß die Farbe ein
Zusammenwirken des Lichtes und der Finsternis bedeutet. Aber dieses geistige Element, daß
man hinter der Wärme die Wesenheiten der ersten Hierarchie, hinter dem Lichte und
seinem Schatten, der Finsternis, die Wesenheiten der zweiten Hierarchie, hinter dem
farbigen Aufglitzern in einem Weitenzusammenhange die Wesenheiten der dritten
Hierarchie zu sehen hat, das ging verloren. Und es blieb nichts anderes übrig als die
unglückselige Newtonsche Farbenlehre, über die bis ins 18. Jahrhundert herein die
Eingeweihten gelächelt haben, und die dann das Glaubensbekenntnis derjenigen wurde, die
eben physikalische Fachleute sind.

Man muß eben wirklich von der geistigen Welt gar nichts mehr wissen, wenn man im Sinne
dieser Newtonschen Farbenlehre sprechen kann. Und wenn man noch innerlich
aufgestachelt ist von der geistigen Welt, wie es bei Goethe der Fall war, da sträubt man sich
dagegen. Man stellt, wie er es getan hat, das Richtige hin und schimpft furchtbar. Denn
Goethe hat nie so geschimpft als bei der Gelegenheit, wo er über Newton zu schimpfen
hatte; er schimpfte furchtbar über das unsinnige Zeug. Solche Dinge kann man ja heute nicht
begreifen, aus dem einfachen Grunde, weil heute jemand vor den Physikern ein Narr ist, der
nicht die Newtonsche Farbenlehre anerkennt. Aber die Dinge liegen doch nicht so, daß etwa
in der Goethe-Zeit Goethe ganz allein dagestanden hätte. Unter denen, die nach außen diese
Dinge aussprachen, stand er allein da, aber die Wissenden, auch noch am Ende des 18.
Jahrhunderts, sie wußten eben durchaus auch, wie innerhalb des Geistigen die Farbe
erquillt.

Aber sehen Sie, die Luft ist der Schatten des Lichtes. Und geradeso, wie, wenn das Licht
ersteht, unter gewissen Bedingungen der finstere Schatten da ist, so ersteht, wenn Farbe da
ist und diese Farbe als Realität wirkt - und das konnte sie, solange sie eindrang in das luftige
Element -, so entsteht, wenn die Farbe hinsprüht im luftigen Elemente, wirkt im luftigen
Elemente, also etwas ist, nicht bloß ein Abglanz ist, nicht bloß die Reflexfarbe ist, sondern
eine Realität, die hinsprüht im luftigen Elemente: dann entsteht, wie durch Druck
Gegendruck entsteht unter gewissen Bedingungen, aus dem realen Farbigen das flüssige, das
wäßrige Element. Wie der Schatten des Lichtes Luft ist, kosmisch gedacht, so ist das Wasser
der Abglanz, die Schöpfung des Farbigen im Kosmos. Sie werden sagen: Das verstehe ich
nicht. - Aber versuchen Sie nur einmal, tatsächlich das Farbige zu fassen in seinem realen
Sinne.

Zeichnung aus GA 233a, S 20


Rot - nun ja, glauben Sie, daß das Rot wirklich in seiner Wesenheit nur die neutrale Fläche
ist, als die man es gewöhnlich anschaut? Das Rot ist doch etwas, was eine Attacke auf einen
macht. Ich habe es oftmals erwähnt. Man möchte davonlaufen vor dem Rot, es stößt einen
zurück. Das Blauviolett, man möchte ihm nachlaufen, es läuft immer vor einem davon, es
wird immer tiefer und tiefer. In den Farben lebt ja alles. Die Farben sind eine Welt, und das
seelische Element fühlt sich in der Farbenwelt tatsächlich so, daß es gar nicht auskommen
kann ohne Bewegung, wenn es den Farben mit dem seelischen Erleben folgt.

Sehen Sie, der Mensch glotzt heute den Regenbogen an. Wenn man nur mit einiger
Imagination nach dem Regenbogen hinschaut, da sieht man Elementarwesen, die am
Regenbogen sehr tätig sind. Diese Elementarwesen zeigen sehr merkwürdige Erscheinungen.
Hier (bei Rot und Gelb) sieht man fortwährend aus dem Regenbogen herauskommen
gewisse Elementarwesen. Die bewegen sich dann so herüber. In dem Augenblicke, wo sie
ankommen an dem unteren Ende des Grüns, werden sie angezogen. Man sieht sie hier
verschwinden (bei Grün und Blau). Auf der anderen Seite kommen sie wieder heraus. Der
ganze Regenbogen zeigt für den, der ihn mit Imagination anschaut, ein Herausströmen des
Geistigen, ein Verschwinden des Geistigen. Er zeigt tatsächlich etwas wie eine geistige
Walze, wunderbar. Und zu gleicher Zeit bemerkt man an diesen geistigen Wesenheiten, daß,
indem sie da herauskommen, sie mit einer großen Furcht herauskommen, indem sie da
hineingehen, gehen sie mit einem ganz unbesieglichen Mut hinein. Wenn man nach dem
Rotgelb hinschaut, da strömt Furcht aus, wenn man nach dem Blauviolett hinschaut,
bekommt man das Gefühl: Da lebt ja alles wie Mut, wie Courage.

Nun stellen Sie sich vor, daß nicht bloß der Regenbogen da ist, sondern wenn ich jetzt hier
einen Schnitt zeichne (siehe Zeichnung, Tafel 2 oben) und der Regenbogen so steht (um 90°
gedreht), so kommen die Wesenheiten da heraus, da verschwinden sie; hier Angst, hier Mut
(siehe Zeichnung S. 22). Der Mut verschwindet wiederum. So wäre jetzt das Auge gerichtet,
hier ist der Regenbogen, hier ist jetzt

Zeichnung aus GA 233a, S 22


Rot, Gelb und so weiter. Da bekommt der Regenbogen eine Dicke. Und da werden Sie sich
schon vorstellen können, daß wäßriges Element daraus entsteht. Und in diesem wäßrigen
Element leben nun geistige Wesenheiten, die wirklich auch eine Art von Abbild sind der
Wesenheiten der dritten Hierarchie. Man kann schon sagen: Kommt man an die Wissenden
des 11., 12., 13. Jahrhunderts heran, so muß man solche Dinge verstehen. Sie können nicht
einmal die Späteren mehr verstehen, Sie können nicht den Albertus Magnus verstehen,
wenn Sie ihn lesen mit dem, was heute der Mensch weiß. Sie müssen ihn lesen mit einer Art
von Wissen, daß solches Geistiges für ihn noch eine Realität war; dann verstehen Sie erst,
wie er die Worte gebraucht, wie er sich ausdrückt. Und auf diese Weise treten auf wie ein
Abglanz der Hierarchien Luft, Wasser. Indem die Hierarchien selber eindringen, dringt die
zweite Hierarchie ein in Form des Lichtes, die dritte Hierarchie ein in Form des Farbigen.
Damit aber, daß dieses sich bildet, ist das Mondendasein erreicht." (Lit.: GA 233a, S. 18ff)

Die Mondentwicklung und die Entstehung des Bösen


Zu Beginn der Mondenentwicklung wiederholte sich auf höherer Stufe die Saturn- und
Sonnenentwicklung. Dann trennte sich der alte Mond von der Sonne ab und kreiste etwa
dort, wo der heutige Mars seine Bahnen zieht, um die Sonne, wobei er sich während eines
Rundgangs nur einmal um sich selbst drehte. Diese Sonne, die das Zentrum der alten
Mondenwelt bildete, glich weder der ursprünglichen alten Sonne, aus die Mondenwelt
hervorgegangen war, noch unserer heutigen Sonne.
Der alte Mond entwickelte sich aus der alten Sonne dadurch, dass die Geister der Bewegung
die Masse der alten Sonne bis zur Grenze der heutigen Marsspäre zusammendrängten.
Dadurch verdichtete sich die Luft teilweise zu Wasser. Zugleich verfeinerte sich aber der
Lichtäther, der während des alten Sonnendaseins entstanden war, teilweise zum Klangäther.
Diese Ätherkäfte trennten sich später mit der Sonne ab und wirkten nur mehr von außen auf
den Mond herein. Die fortgeschrittenen geistigen Kräfte gingen mit der Sonne, während die
zurückgebliebenen Mächte auf dem Mond verblieben. Letztere wurden zu luziferischen
Wesenheiten und es entstand die erste Anlage zum Egoismus, damit aber auch zur
Selbstständigkeit. Diese Entwicklung war mit heftigen Auseinandersetzungen verbunden, die
in der Esoterik als Streit am Himmel bezeichnet werden, und desssen Spuren wir heute in
dem Trümmerfeld der Planetoiden zwischen der Mars- und Jupiterbahn beobachten können.
Es entstand so die Möglichkeit des Bösen auf dem alten Mond.

Das weibliche Gemeinschaftsbewusstsein des alten Mondes


Der alte Mond hatte in hohem Grade ein gemeinsames Bewusstsein, das als weiblich
empfunden wurde (Isis). Die von außen hereinstrahlende Sonne wurde als männlich
empfunden (Osiris). Zu gewissen Zeiten, wenn der alte Mond in einer bestimmten Stellung
zur Sonne war, ertönte der ganze Mond, wenn die einzelnen Wesen ihren Trieb, der eine Art
Keim des Fortpflanzungstriebes war, in den Kosmos hinausschrien, aber nicht aus ihrem
einzelnen Erleben heraus, sondern als kollektiver Ausdruck dieser kosmischen Konstellation.

Die Naturreiche des alten Mondes


Der alte Mond war ein flüssiger bis zähflüssiger Weltkörper, umgeben mit einer von
Feuchtigkeit durchzogenen Atmosphäre aus Feuerluft. Die Naturreiche waren sehr eigenartig
gestaltet. Die Grundsubstanz glich einer Art Pflanzenbrei, der ähnlich einer innerlich
halblebendig wachsenden Torfmoormasse war. Ein festes Mineralreich in unserem irdischen
Sinn gabe es noch nicht, sondern das unterste Naturreich war so etwas wie ein
Mineralpflanzenreich, das auf einer Entwicklungsstufe stand, die zwischen unseren heutigen
Mineralien und unseren heutigen Pflanzen lag. Darüber erhob sich ein innerlich
empfindsames Pflanzentierreich, das entwicklungsmäßig zwischen unseren heutigen Tieren
und Pflanzen stand. Als drittes Naturreich folgte, zwischen Tier und Mensch stehend, ein
Tiermenschenreich, dem der Mensch in seinem damaligen Entwicklungsgrad angehörte.
Ursprünglich hatte es auf dem alten Mond ein Menschenreich, ein Tierreich und ein
Pflanzenreich gegeben. Durch den Austritt der Sonne wurden diese jeweils um eine halbe
Entwicklungsstufe gehoben, so dass die genannten Zwischenreiche entstanden.

"Nicht bloß während unserer Erdentwickelung, sondern vorbereitend schon während der
Mondentwickelung geht die Sonne einmal heraus aus dem gemeinsamen Weltenkörper; so
daß wir in der Mitte der Mondentwickelung zwei Körper haben, den Mondleib - Erde plus
Mond - und die Sonne, die mit den vorgeschrittensten Wesenheiten sich herausgetrennt hat,
weil diese Wesenheiten für ihre Weiterentwickelung einen erhabeneren Schauplatz
brauchten. Dadurch nun, daß die feineren Kräfte und Wesenheiten hinausgingen, blieben
auf der Erde die gröberen zurück, und dieser Weltkörper - Erde plus Mond - erfuhr dadurch
sozusagen eine Verdichtung. Wir sehen also, daß schon damals in der alten Mondzeit die
Sonne mit ihren Wesenheiten von außen her während einiger Zeit auf den zurückbleibenden
Mondkörper gewirkt hat. Nun wird es nötig sein, Ihnen diesen zurückbleibenden Körper ein
wenig näher zu beschreiben, denn wir haben ja einen Teil unserer Entwickelung auf ihm
durchgemacht. Auf dem Saturn gab es nur den physischen Leib; der Mensch hatte den Wert
eines Minerals. Auf der Sonne erhob sich der Mensch zu dem Werte einer Pflanze, denn er
hatte physischen und Ätherleib. Nun waren aber gewisse Wesenheiten zurückgeblieben,
indem sie auf der alten Sonne nicht mit hinaufstiegen zum Menschen-Pflanzendasein,
sondern auf der Stufe des Saturn stehen blieben. Das sind die Vorläufer gewisser heutiger
Tiere. Sie sehen, der heutige Mensch reicht in bezug auf seine Vergangenheit zurück bis zu
dem alten Saturn, während erst auf der Sonne die Vorläufer eines Teiles unserer heutigen
Tiere auftreten als ein zweites Reich neben dem Menschen. Aus demselben Grunde, aus
einem Zurückbleiben gewisser Wesenheiten, war der Mensch, der sich auf dem Monde zu
einem dreigliedrigen Wesen emporgearbeitet hatte, von zwei anderen Reichen umgeben:
von einem Reiche, das auf dem Monde in der Stufe der Pflanze zurückgeblieben war - die
Vorläufer unserer heutigen Tiere -, und von dem, was sich jetzt auf dem Monde noch auf der
Stufe des Minerals befand, die Vorläufer unserer heutigen Pflanzen. Das, was heute Mineral
ist, das gab es noch nicht auf dem Monde, das ist erst am spätesten entstanden als eine
Aussonderung der anderen Reiche. Natürlich weiß derjenige, der solche Dinge behauptet,
ganz genau, daß es Unsinn ist, im heutigen Sinne davon zu reden, daß die Pflanzen ohne die
Grundlage eines Mineralreichs entstehen könnten; aber es waren eben früher ganz andere
Verhältnisse. In der Tat entwickelte sich auf dem alten Monde der Mensch sozusagen im
Tierreich, das Tier im Pflanzenreich, die Pflanze im Mineralreich, und als der Mond sich von
der Sonne trennte, erfuhren alle Reiche eine Verschiebung, die in folgender Weise geschah.

Wenn wir uns den alten Mond denken, dann sind zunächst die drei oben genannten Reiche
vorhanden:

das Menschenreich - eigentlich Tierreich, aus physischem, ätherischem und Astralleib


bestehend;
das Tierreich - eigentlich Pflanzenreich, aus physischem und ätherischem Leibe bestehend;
das Pflanzenreich - eigentlich Mineralreich, weil es nur physischen Leib hat.
Unser heutiges Mineralreich also besteht noch nicht. Als nun Mond und Sonne sich trennen,
sind die Wesenheiten und Kräfte der Sonne ganz befreit von den groben Stoffen des Mondes
und können um so stärker wirken. Dadurch werden nun alle drei Reiche um eine Stufe
heraufgehoben. Das, was menschlicher Astralleib ist, wird aus seiner innigen Verbindung mit
physischem und Ätherleib herausgehoben, so daß, wenn Sie sich den Menschen mit seinem
physischen, seinem Äther- und Astralleib im Beginn des Mondendaseins denken, Sie später
eine wesentliche Veränderung wahrnehmen: Dadurch, daß die Sonne heraustritt und von
außen zu scheinen beginnt, werden der Astralleib und der Ätherleib zum Teil befreit. Die
Folge davon ist, daß etwas entsteht, was Sie sich etwa so vorstellen müssen: Denken Sie sich
einmal, der heutige Mensch bestünde aus physischem Leib, Ätherleib und Astralleib, und
nun käme eine äußere Kraft, die den Astralleib und den Ätherleib heraustriebe; dann würden
für den Hellseher Ihr Astralleib und Ihr Ätherleib außerhalb Ihrer vorhanden sein. Sie selbst
aber würden dadurch, daß diese beiden Leiber von der Schwere des physischen Leibes
befreit werden, um eine halbe Stufe hinaufgehoben werden. Und so etwas geschah auch
damals. Der Mensch wurde auch hinaufgehoben, er wurde ein Wesen, welches zwischen
dem heutigen Menschen und dem heutigen Tiere mitten drinnen steht, welches aber in
geistiger Beziehung gelenkt und geleitet wurde von den erhabenen Sonnenmächten. Ebenso
wurden die beiden anderen Reiche um ein Stück hinaufgehoben, so daß wir in der Mitte der
Mondentwickelung nicht unsere heutigen Reiche haben, sondern Zwischenreiche: ein
Tiermenschenreich, ein Reich zwischen Tier und Pflanze stehend, und ein
Pflanzenmineralreich. Und geradeso wie unsere Mineralien den festen Boden bilden, auf
dem wir herumwandeln, so gingen die Wesenheiten des alten Mondes herum auf dem, was
das niedrigste Reich des Mondes war, auf dem Pflanzenmineral. Diese Grundsubstanz des
Mondes war nicht wie auf der Erde heute eine mineralische Substanz, sondern eine Art
halblebendigen Wesens. Wenn Sie sich heute denken würden etwas wie Torfmoor oder wie
Kochsalat oder gekochten Spinat, einen solchen Brei, aber dabei lebendig, aufbrodelnd -
dann ungefähr hätten Sie eine Vorstellung von dem, was damals die Grundmasse war. Und
nicht Felsen ragten aus dieser Masse heraus, sondern Gebilde wie etwa das Holz, verdichtete
Pflanzenmasse, Horngebilde, das war damals anstelle der heutigen Felsen. Und für den
hellseherischen Blick zeigt sich das so, daß man auf einer pflanzlich-mineralischen Grundlage
wandelte, die eine Verdichtung erfuhr, und das sind die Gesteine. Da wachsen nun heraus,
mehr oder weniger festgewurzelt, die Tierpflanzen, viel beweglicher als heute; aus dem
zähflüssigen Element wachsen sie heraus. Sie hatten eine Art von Empfindung, wenn man sie
anrührte. Und aus den feinsten Substanzen hob sich der Tiermensch heraus, der keineswegs
bis in die gröbsten Substanzen hinunterreichte, sondern seinen physischen Leib aus den
feinsten Substanzen hatte. Und dieser physische Leib, der in fortwährender Verwandlung
sich befand, sah recht merkwürdig aus; einen solchen Menschenkopf, wie ihn der Mensch
heute hat, den kann der Hellseher nicht entdecken auf dem alten Monde. Er entdeckt im
physischen Leibe, wenn dieser auch noch so weich und flüssig ist, nur tierähnliche
Kopfformen, und was aus dieser tierähnlichen Kopfform herausragt, das ist der Äther- und
der Astralleib. Für den physischen Blick hatten alle Tiermenschen also die verschiedensten
Formen, die an Tiere erinnern, aber auch nur erinnern, und erst wenn man vom physischen
Sehen zum astralischen Schauen aufsteigt, dann erblickt man die höhere Natur dieses
Mondtiermenschen. So ist die Bevölkerung des alten Mondes." (Lit.: GA 105, S. 85ff)

"Die ganze Grundmasse des Mondes ist gebildet aus einer halblebendigen Substanz, die in
einer bald trägen, bald lebhaften Bewegung ist. Eine mineralische Masse im Sinne der
Gesteine und der Erdbestandteile, auf denen der gegenwärtige Mensch herumwandelt, ist
das noch nicht. Man könnte von einem Reiche von Pflanzenmineralien sprechen. Nur hat
man sich vorzustellen, daß der ganze Grundkörper des Mondes aus dieser Pflanzen-
Mineralsubstanz besteht, wie heute die Erde aus Gesteinen, Ackererde usw. besteht Wie
gegenwärtig sich Felsenmassen auftürmen, so lagerten sich der Mondenmasse härtere Teile
ein, die sich mit harten Holzgebilden oder mit Formen aus Horn vergleichen lassen. Und wie
sich jetzt Pflanzen aus dem Mineralboden erheben, so war der Mondengrund bedeckt und
durchdrungen von dem zweiten Reich, bestehend aus einer Art von Pflanzentieren. Ihre
Substanz war weicher als die Grundmasse und in sich beweglicher. Wie ein zähes Meer zog
sich dieses Reich über das andere dahin. Und der Mensch selbst kann als Tiermensch
bezeichnet werden. Er hatte in seiner Natur die Bestandteile der andern beiden Reiche. Aber
seine Wesenheit war ganz durchdrungen von einem Lebensleib und astralischen Leib, auf
weiche die von der abgeschiedenen Sonne ausgehenden Kräfte der höheren Wesenheiten
wirkten. So wurde seine Gestalt veredelt. Während ihm die «Geister der Form» eine Gestalt
gaben, durch die er dem Mondenleben angepaßt war, machten ihn die Sonnengeister zu
einer Wesenheit, die ihn über dieses Leben hinaushob. Er hatte die Kraft, mit den ihm von
diesen Geistern geschenkten Fähigkeiten seine eigene Natur zu veredeln, ja dasjenige, das
mit den niederen Reichen verwandt war, auf eine höhere Stufe emporzuheben." (Lit.: GA 13,
S. 192f)

"Als die Erde noch in dem Zustande war, den wir den Mond nennen, da gab es auf der Erde
noch kein Mineralreich. Es war der ganze Mond damals wie eine Art Pflanze, ähnlich wie ein
Torfmoor, weich und lebendig. Auf dieser pflanzenmineralischen Erde lebten Pflanzen
darinnen. Mineralisches war noch nicht da. Nur zogen sich festere Bestandteile hindurch in
der Art, wie Baumstämme sind. Felsen hätte man damals nicht besteigen können; die waren
nicht da. Das Feste, was man damals angetroffen hätte, wäre nur so gewesen wie heute das
Holzige der Pflanzen. In dieser lebendigen Pflanzenerde lebten solche Pflanzen, die, wenn
man sie angefaßt hätte, geschrien haben würden; denn sie hatten Empfindung, waren
Tierpflanzen. Ein Rest von diesen Mondpflanzen ist die Mistel, die deshalb auch nur auf
anderen Pflanzen, also auf Lebendigem nur gedeihen kann, weil sie sich diese Natur noch
vom Monde her bewahrt hat. Daher ist sie auch ganz anders gestaltet und hat besondere
okkulte Eigenschaften, die zur Mondentwicklung in Beziehung stehen. Es waren also auf dem
Monde:

ein Pflanzenmineralreich, das höher stand als das heutige Mineralreich;


ein Tierpflanzenreich von empfindenden Pflanzen;
ein Reich von Menschentieren, die höher standen als das jetzige Tierreich und tiefer als das
jetzige Menschenreich.
Auf dem Monde lebten die Wesen alle in hohem Maße von Stickstoff. Der Mond war von
einer Stickstoffatmosphäre umgeben. An einem Überfluß von Stickstoff ist der Mond
zugrunde gegangen. Die Pilze, die auch jetzt auf einem mehr pflanzlichen Boden leben,
enthalten noch sehr viel Stickstoff und sind deshalb ungünstig für die okkulte Entwicklung.
Sie sind noch mehr eine Art Tierpflanze wie die Tierpflanzen auf dem Monde." (Lit.: GA 266a,
S. 150)

Wie aus den Naturreichen des alten Mondes die irdischen Naturreiche entstanden
Aus den Tiermenschen des alten Mondes sind größtenteils, soweit sie sich nicht weiter
fortentwickeln konnten, unsere heutigen Tiere entstanden. Ebenso aus den Pflanzentieren
unsere heutigen Pflanzen und aus den Mineralpflanzen die Mineralien. In einzelnen Fällen
lassen sich die Spuren dieser Entwicklung noch deutlich an den heutigen Gestaltungen
ablesen; ein simples, aber vielsagendes Beispiel sind die Eisblumen an unseren winterlichen
Fenstern. Die Spaltung der alten Mondennaturreiche in die heutigen irdischen Naturreiche
fand statt, als sich währen der Erdentwicklung der Mond von der Erde trennte.

„Wollen wir nun die abgetrennte Erde noch einmal genauer ins Auge fassen. Sie ist noch
eingehüllt in einer Luftmasse, die aber ganz anders aussah als unsere heutige Luft. Sie
müssen sich nicht etwa denken, daß diese Luft so etwas war wie ein glühender Ofen in
seinem Inneren, obwohl die Temperatur eine viel höhere war als heute. Es waren auch viele
der Stoffe, die heute fest sind, flüssig in der Erde vorhanden. Eine Luft, dicht angefüllt mit
Dünsten der verschiedensten Substanzen, umhüllte die Erde, etwas, was man als Feuerluft
etwa bezeichnen kann, ein Wiederholungszustand des früheren Mondenzustandes. Als die
Erde nach der Trennung vom heutigen Mond selbständig geworden war, da war sie von
einer merkwürdigen Atmosphäre umgeben, die man als Feuerluft bezeichnen könnte.
Dadurch, daß sich die Erde von der Atmosphäre, die mit dem Mond fortgegangen war,
befreit hatte, wurden die Wesen fähig, gewisse höhere Stufen zu erreichen. Innerhalb dieser
Atmosphäre hatten die vorgeschrittensten Tiermenschen eine höhere Stufe erreicht, als sie
auf dem Monde hatten, aber nur jene, welche später zu Menschen geworden sind. Eine
große Anzahl dieser Tiermenschen blieb auf der Mondstufe stehen. Und die Folge davon
war, daß sie nicht bloß stehenblieben, sondern, weil jetzt ganz neue Verhältnisse eintraten
— denn es konnte nur auf dem Monde noch Tiermenschen geben -, sanken sie um eine
halbe Stufe herunter und wurden Tiere, die es damals auf dem Monde noch nicht gegeben
hat. So haben wir zwei Reiche: Menschen, und das zurückgebliebene Tiermenschenreich, das
allmählich heruntersank zu Tieren.

Ebenso war es mit den Pflanzentieren. Eine gewisse Anzahl hatte sich höher entwickelt, zu
Tieren; andere sind stehengeblieben und wurden Pflanzen. Und das Pflanzenmineralreich
hat sich eben so verteilt, daß einige zu schweren Mineralien geworden sind, und andere sich
zu Pflanzen hinaufentwickelt haben. Es ist nicht alles nach einem Maßstabe entstanden; was
wir heute als Tiere kennen, ist zum Beispiel zum Teil so entstanden, daß die Menschentiere
sich hinunterentwickelt, und zum Teil so, daß die Pflanzentiere sich hinaufentwickelt haben.
Ebenso haben wir im Pf lanzenreich nebeneinander Pflanzenmineralien im Aufstieg und
Pflanzentiere im Abstieg. Die Pflanzen, die heute vorzugsweise unsere ästhetische
Pflanzendecke bilden, sind jene, die entstanden sind durch Hinaufentwickelung der
Pflanzenmineralien des Mondes, das Veilchen zum Beispiel. Dagegen ist alles, was uns wie
moderig anklingt, in absteigender Entwickelung, während unsere grünen Laubpflanzen in der
Zukunft höhere Stufen erreichen werden.

Unsere Mineralien haben sich überhaupt auf der Erde entwickelt. Auf dem Monde gab es
noch nichts Mineralisches, wie es heute ist. Dies ist das heruntergesunkene
Pflanzenmineralreich, das als feste Kruste sich der Erde einlagerte. In der Zeit, in welcher die
Erde den Mond hinauswarf, war das, was zurückblieb und später Mineral, festes Metall und
so weiter wurde, selbst noch ganz und gar eine flüssige Masse. Was damals schon fest war,
wurde eben in den Weltenraum hinausgeschleudert, weil sich die Erde nicht hätte
höherentwickeln können, wenn sie diese Substanzen für sich behalten hätte. Dann
entstanden Einschlüsse derjenigen Metalle, die am ehesten fest wurden. Merkwürdige
Formen hatten sie zum Teil. Was Ihnen heute als Granit, als Gneis im Gebirge begegnet,
zeigte damals noch ganz deutlich, daß es entstanden ist, indem sich Pflanzenwesen
heruntergebildet haben, Steine geworden sind.“ (Lit.:GA 100, S. 133f)

Aus dem Menschentierreich entstanden auch die zwei Geschlechter:

„Auch das Reich der Menschentiere hat sich gespalten in zwei Reiche, und zwar in die zwei
Geschlechter.[1] Damit entstand bei den Menschen die physische Liebe, welche wieder das
Band zwischen den beiden Geschlechtern bildete und andererseits die Möglichkeit zur
Höherentwicklung, zur geistigen Erkenntnis. Dadurch, daß sich das Menschenreich spaltete
und die physische Liebe entstand, konnten die Götter sich höher entwickeln auf Kosten der
Menschen, da für die Götter die physische Liebe der Menschen ebenso Lebensluft war, wie
für den Menschen und das Tier der Sauerstoff der Pflanzen, wie für die Pflanze das vom
Mineralreich zurückgestrahlte Licht. Es wird in der griechischen Sage erzählt, daß die Götter
von Nektar und Ambrosia leben. Das ist die männliche und weibliche Liebe der Menschen.
Zu gleicher Zeit entwickelte sich in den Menschen das Herz, die Lungen und das warme Blut -
vorher atmeten die Menschen durch Kiemen. Sie lebten in einer Atmosphäre, die man nicht
durch Lungen hätte einatmen können. - Nun verwandelten sich die Atmungsorgane
allmählich, um den Sauerstoff der Luft einatmen zu können.

Der Aufstieg und die Fortentwicklung besteht nun darin, daß die Menschen die physische
Liebe überwinden. Die Trennung in die beiden Geschlechter war notwendig, damit sich im
Menschen der Intellekt entwickeln konnte. Er wurde dadurch in eine niedere und eine
höhere Natur gespalten. Nun muß aber das, was die beiden Geschlechter zusammen
verbindet, auch wieder überwunden werden. Es ist eine Stufe des Aufstiegs, wenn der
Mensch die Kräfte der physischen Liebe opfert und in höhere Kräfte umwandelt. Dadurch,
daß er diese niederen Kräfte opfert, kann das Höhere in ihm zutage treten.“ (Lit.:GA 266a, S.
151f)

Abtrennung der Sonne


Nachdem sich die Sonne von dem alten Mond abgetrennt hatte, gab es dort drei
unterschiedliche typische Gattungen der Tiermenschen: Stiermenschen, Löwenmenschen
und Adlermenschen. Es spiegelt sich darin die dreifache Entwicklung auf Saturn, Sonne und
Mond wider. Ihre Urbilder hatten sie in den engelartigen Gruppenseelen, die mit der Sonne
hinausgegangen waren: Stiergeister, Löwengeister und Adlergeister. Sie leiteten ihre
verhärteten Abbilder auf dem Mond von außen her und konnten diese am Ende der
Mondenentwicklung, als sich der Mond wieder mit der Sonne vereinigte, wieder in sich
aufnehmen.

"Die Tier-Menschen auf dem Monde traten ganz wesentlich verschieden in drei Stufen auf,
die man in der Geisteswissenschaft bezeichnet als die Stufe des «Stieres», des «Löwen» und
des «Adlers». Das sind gleichsam typische Gestaltungen der Tierheit. Es waren also auf dem
alten Monde drei verschiedene Gruppierungen: Stier-Menschen, Löwen-Menschen und
Adler-Menschen. Wenn wir auch mit diesen Namen durchaus nicht die heutigen Tiere Stier,
Löwe und Adler bezeichnen dürfen, so ist doch in einer gewissen Weise die
herabgekommene Natur jener Urmenschen, die man auf dem Monde als Löwen-Menschen
bezeichnen muß, in den Katzenarten ausgedrückt. Und in dem Charakter der Huftiere ist
ausgedrückt die herabgekommene Natur derjenigen Menschen, die man als Stier-Menschen
bezeichnet, und so weiter. Das war die vergröberte Natur nach einer dreistufigen
Entwickelung. Auf der Sonne aber waren die geistigen Gegenbilder davon vorhanden. Da
waren auch drei Gruppen. Während die Entwickelung des Astralischen auf dem Monde diese
drei verschiedenen Tier-Menschen bildete, entstanden die entsprechenden geistigen
Menschen auf der Sonne, und zwar als engelartige Wesenheiten, geistige Wesenheiten, die
man auch bezeichnet - jetzt aber als geistige Gegenbilder - als Löwe, Adler und Stier. Wenn
Sie also nach der Sonne hinblicken, so haben Sie geistige Wesenheiten, von denen Sie sich
sagen: Sie stellen mir dar die schönen, weisheitgestalteten Urbilder! Und auf dem alten
Mond haben Sie etwas wie verhärtete Abbilder dessen, was da oben auf der Sonne ist. Aber
es gibt noch etwas, was dahinter als ein Geheimnis ruht.

Diese Abbilder unten auf dem Mond sind nicht ohne Zusammenhang mit ihren geistigen
Gegenbildern auf der Sonne. Da haben wir auf dem alten Mond eine Gruppe von
Urmenschen, die Stier-Menschen, oben auf der Sonne eine Gruppe von Geistwesen, die man
als die Stier- Geister bezeichnet, und es besteht ein geistiger Zusammenhang zwischen
Urbild und Abbild. Denn die Gruppenseele ist das Urbild und wirkt als Urbild auf die
Abbilder. Die Kräfte gehen von der Gruppenseele aus und dirigieren unten das Abbild: der
Löwen-Geist dirigiert die Wesenheiten, die als Löwen-Menschen sein Abbild sind, der Adler-
Geist die Adler-Menschen und so weiter. Wären diese Geister, die da oben sind, mit der Erde
vereinigt geblieben, wären sie gebunden geblieben an ihre Abbilder, hätten sie in ihren
Abbildern wohnen müssen, so hätten sie sich nicht rühren können, hätten die Kräfte nicht
ausüben können, die sie ausüben mußten zum Heil und zur Entwickelung der Abbilder. Sie
mußten sich sagen: Wir müssen jetzt in einem höheren Stile sorgen für das, was sich auf dem
Monde entwickeln muß! Der Stier-Geist sagte sich: Ich muß sorgen für die Stier-Menschen.
Auf dem Monde unten kann ich für mein eigenes Fortkommen nicht die Bedingungen finden.
Dazu muß ich auf der Sonne wohnen und muß von der Sonne aus meine Kräfte
herunterschicken zu den Stier-Menschen. - Ebenso war es mit dem Löwen-Geist und ebenso
mit dem Adler-Geist. So ist der Sinn der Entwickelung. Gewisse Wesenheiten brauchten
einen höheren Schauplatz als die Wesenheiten, die sozusagen ihr physisches Abbild waren.
Diese physischen Abbilder brauchten einen niederen, minderen Schauplatz. Damit die
geistigen Wesenheiten wirken konnten, mußten sie sich die Sonne herausziehen und von
außen her ihre Kräfte niedersenden. So also sehen wir, wie auf der einen Seite eine
Entwickelung sozusagen heruntergeht, auf der anderen Seite eine Entwickelung hinaufsteigt.

Nun geht die Entwickelung des alten Mondes weiter. Dadurch, daß die geistigen
Wesenheiten von außen auf ihre Abbilder wirken, vergeistigen sie den Mond, so daß er sich
später wieder mit der Sonne vereinigen kann. Die Urbilder nehmen wieder die Abbilder auf,
saugen sie gleichsam auf. Es bildet sich wieder ein Welten-Devachan, eine Weltennacht. -
Man nennt das auch ein «Pralaya», während man jene Zustände, wie Saturn, Sonne, Mond,
«Manvantaras» nennt. - Nach dieser Weltennacht geht aus dem Dunkel des Weltenschoßes
hervor unser Erdenzustand, der dazu berufen ist, den Menschen so weit zu bringen, daß er
zu dem physischen, Äther- und astralischen Leib noch das Ich oder den Ichträger hinzufügen
kann." (Lit.: GA 112, S. 55ff)

"Geistig gesehen können die hier in Betracht kommenden Vorgänge in der folgenden Art
geschildert werden. Der Menschenvorfahr war veredelt worden von Wesenheiten, die vom
Sonnenreiche abgefallen waren. Diese Veredelung erstreckte sich vor allem auf alles, was im
Wasserelemente erlebt werden konnte. Auf dieses Element hatten die Sonnenwesen, die
Herrscher im Wärme- und Luftelemente waren, den geringeren Einfluß. Für den
Menschenvorfahren hatte dies zur Folge, daß sich in seiner Organisation zweierlei
Wesenheiten geltend machten: der eine Teil dieser Organisation war ganz durchdrungen von
den Wirkungen der Sonnenwesen. In dem andern wirkten die abgefallenen Mondenwesen.
Dadurch war der letzte Teil selbständiger als der erste. Im ersten konnten nur
Bewußtseinszustände entstehen, in denen die Sonnenwesen lebten; in dem letzteren lebte
eine Art Weltbewußtsein, wie es dem Saturnzustande eigen war, nur jetzt auf einer höheren
Stufe. Der Menschenvorfahr kam sich dadurch als «Abbild der Welt» vor, während sich sein
«Sonnenteil» nur als «Abbild der Sonne» fühlte. — Es traten nun in der Menschennatur
diese beiden Wesenheiten in eine Art Kampf. Und durch den Einfluß der Sonnenwesenheiten
wurde für diesen Kampf ein Ausgleich dadurch geschaffen, daß durch ihn die stoffliche
Organisation, welche das selbständige Weltbewußtsein ermöglichte, gebrechlich,
vergänglich gemacht wurde. Es mußte nun von Zeit zu Zeit dieser Teil der Organisation
ausgeschieden werden. Während und einige Zeit nach der Ausscheidung war der
Menschenvorfahr ein bloß vom Sonneneinfluß abhängiges Wesen. Sein Bewußtsein wurde
unselbständiger; er lebte in demselben ganz dem Sonnenleben hingegeben. Dann erneuerte
sich der selbständige Mondenteil wieder. Nach einiger Zeit wiederholte sich stets dieser
Vorgang. So lebte der Menschenvorfahr auf dem Monde in Wechselzuständen helleren und
dumpferen Bewußtseins; und der Wechsel war begleitet von einer Wandelung seines
Wesens in stofflicher Beziehung. Er legte von Zeit zu Zeit seinen Mondenkörper ab und nahm
ihn später wieder an. Physisch gesehen zeigt sich in den angeführten Reichen des Mondes
eine große Mannigfaltigkeit Die Mineralpflanzen, Pflanzentiere und Tiermenschen sind nach
Gruppen verschieden. Man wird das verstehen, wenn man bedenkt, daß durch das
Zurückbleiben der Gebilde auf jeder der früheren Stufen der Entwickelung Formen in den
mannigfaltigsten Qualitäten verkörpert worden sind. Es sind Gebilde da, welche noch die
Anfangseigenschaften des Saturn zeigen, solche der mittleren Epoche dieses Weltkörpers,
solche vom Ende. Ein Gleiches gilt für alle Entwickelungsstufen der Sonne." (Lit.: GA 013, S.
193ff)

Das Menschenwesen auf dem alten Mond


Der Mensch bestand damals aus physischem Leib, Ätherleib und Astralleib. Was heute
innere Blutwärme ist, hatte der Mensch auf dem alten Mond als Atmungswärme. Er hatte
eine Feueratmung, mit der er die Feuernebel der Mondenatmosphäre aufnahm. Atmung
und Ernährung waren noch nicht gesondert voneinander. Einen geschlossenen Blutkreislauf
hatte der Mensch damals noch nicht, aber die Feuerluft-Strömungen waren rhythmisch
wechselnd einmal von dichterer, einmal von weniger dichter blutähnlicher Substanzialität
durchzogen. Manchmal erschienen diese Strömungen wie ein kosmischer Nabelstrang, der
sich in die Atmosphäre streckte und die Stoffe in den menschlichen Leib brachte. Es war die
Arbeit der Engel, die diese Blutsäfte in das Menschenwesen einfließen ließen. Sie
absolvierten dabei ihre eigene Menschheitsentwicklung und bildeten ihr Ich aus. Indem die
Blutströme in den Menschen einzogen, begann das Menschenwesen zum Ausdruck des
kollektiven, noch nicht individuellen seelischen Erlebens von innen her zu ertönen (s.o.).

Mit dem Keim des Egoismus, der Absonderung, der durch die notwendig gewordene
Abtrennung der Sonne in die Mondenwelt gelegt wurde, entstand auch die Sehnsucht, die
Sehnsucht nach Wiedervereinigung, das Heimweh nach der verlorenen Sonnenwelt. Diese
Sehnsucht konnte von den Geistern der Bewegung zunächst nicht der Wirklichkeit nach
befriedigt werden, sondern nur durch Bilder, die sie in das Bewusstsein der Mondmenschen
legten. So entstand das Bilder-Bewusstsein, der Menschenvorfahren auf dem alten Mond,
bei denen erst der physische Leib, der Ätherleib und der Astralleib veranlagt waren, die aber
noch kein eigenständiges Ich hatten. (Lit.: GA 132, S. 61ff)

Indem dem Menschenwesen auf dem alten Mond der Astralleib eingegliedert wurde, ist
zugleich im physischen Leib das Nervensystem veranlagt worden. Der Astralleib ist der
Erbauer des Nervensystems.

Wechselnde Bewusstseinszustände
"Aber es gab schon, wie gesagt, auf dem Monde, während der Zeit, wo die Sonne draußen
war, einen Bewußtseinswechsel; es gab Zeiten, in denen das Bewußtsein lebhafter, und
Zeiten, wo es dumpfer war. Heute wechseln Tag- und Nachtzeiten ab. Der Mensch geht
heute des Morgens in seinen physischen und Ätherleib hinein; dadurch taucht die Welt der
äußeren Gegenstände und Wesenheiten vor ihm auf. Es wird licht und hell um ihn dadurch,
daß er sich seiner Sinne bedient. Dann aber, wenn er abends mit seinem Ich und dem
Astralleib hinausgeht, dann hat er zunächst kein Werkzeug, um wahrzunehmen; es wird
dunkel um ihn. So wechselt das traumlose Schlafbewußtsein, das dem Menschen zuerst auf
der Sonne geschenkt worden ist, mit dem Wachbewußtsein, mit dem Erdenbewußtsein ab.
Vorbereitet hat sich das schon auf dem alten Monde. Schon da waren der Ätherleib und der
Astralleib nicht fortwährend herausgehoben, sondern es gab Zeiten, wo sie sich in den
physischen Leib hineinsenkten; denn der alte Mond bewegte sich schon um die Sonne
herum, und diese Umdrehung bewirkte, daß der Mensch zu Zeiten von der Sonne
beschienen wurde, zu Zeiten nicht. Dadurch geschah ein Aus- und Eintreten des Ätherleibs
und des Astralleibs in den physischen Leib. Freilich war der Wechsel nicht von solchem
Kontrast wie heute. Wenn der Mensch auf dem alten Monde herausrückte, wenn er von den
Kräften der Sonne beschienen wurde, dann war er in einem hellen Bewußtsein, in einem
geistigen Bewußtsein; er nahm intensiv das Geistige wahr. Und wenn sich sein Äther- und
Astralleib in den physischen Leib hineinsenkten, dann verdunkelte sich sein Bewußtsein - Sie
sehen, es war umgekehrt wie heute. So wechselten also auf dem Monde in viel, viel längeren
Zeiten helle und dunkle Bewußtseinszustände ab, und in den dunklen Bewußtseinszuständen
war es, daß, ohne daß der Mensch es wußte, dasjenige vor sich ging, was man die
Befruchtung nennt. Um die Fähigkeit der Fortpflanzung zu entwickeln, um die Befruchtung
zu bewirken, um zu gebären, senkte sich die höhere Wesenheit des Menschen nieder in
seinen physischen Leib, und wenn der Vorgang abgeschlossen war, dann ging sie wieder
hinauf in die höhere Welt. Es hat sich nach und nach vorbereitet, was sich auf der Erde
vollständig entwickelt hat. Und dadurch, daß die Sonne sich abgesondert hatte, dadurch, daß
sie ihren Wesenheiten stärkere Kraft gegeben hatte, konnte der Mensch, und alle anderen
Wesenheiten, höher entwickelt werden. Wenn nämlich die Sonnenkräfte die Hemmung
durch den alten Mond weiter gehabt hätten, dann hätten sie nicht so kräftig wirken können.
Nun waren sie selbst befreit von dem Hemmnis der Mondsubstanzen, und dadurch rückte
der Mond mit allen seinen Wesenheiten so rasch vorwärts, daß er nach einer bestimmten
Zeit die Reife erlangt hatte, wieder von der Sonne aufgenommen zu werden. Es trat ein
Zustand ein, wo alle abgesonderten Weltkörper wieder aufgenommen werden konnten, wo
sie gemeinsam in einen geistigen, in einen Ruhestand traten, den wir Pralaya nennen. Und
dann trat nach dieser Pause das wieder hervor, was wir den ersten ätherischen Keim des
Erdenkörpers nennen können, und aus dem sich später wieder alles abgesondert hat." (Lit.:
GA 105, S. 90f)

Einzelnachweise
In zwei anderen, sonst gleichlautenden handschriftlichen Mitschriften heißt es:
«Damit entstand bei den Menschen die physische Liebe. Dadurch konnte sich über das Reich
der Menschen noch erheben das Reich der Götter. Diese leben von der physischen Liebe der
Menschen, so wie Menschen und Tiere von dem Sauerstoff, den die Pflanzen ausströmen,
und wie die Pflanzen von dem aus der Mineralwelt zurückgestrahlten Lichte. Es wird in der
griechischen Sage erzählt, daß die Götter von Nektar und Ambrosia leben, das ist die
männliche und weibliche Liebe der Menschen.
Der Aufstieg des Menschen vollzieht sich zunächst durch die Überwindung der physischen
Liebe; zweitens durch die Regelung des Atmungsprozesses, das Verzichtleisten auf das Leben
der Pflanze, den Sauerstoff; drittens durch Entwicklung des Kundalinilichtes, das
Zurückgeben des vom Mineralreich zurückgestrahlten Lichtes.»
EinklappenDie Erde, aufgenommen von Apollo 17 am 7. Dezember 1972
Die sieben planetarischen Weltentwicklungsstufen
Alter Saturn | Alte Sonne | Alter Mond | Erde | Okkulter Jupiter | Okkulte Venus | Vulkan

Alter Mond
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Martin von Mackensen: Ein Vortrag für die Landbauschüler am Dottenfelderhof
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Alter Saturn
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Alter Saturn; Gemälde von F. Heinrich


Der alte Saturn, auch okkulter Saturn genannt, nicht zu verwechseln mit unserem
gegenwärtigen Saturn, war die erste Verkörperung unserer Erde bzw. unseres ganzen
Planetensystems. Er bestand gänzlich aus Wärme und war ein reich gegliederter
Wärmeorganismus. Seine Ausdehnung reichte von der heutigen Sonne bis zum
gegenwärtigen Saturn, den er verschluckt hätte, er war also ein Riesenplanet. Die Geister des
Willens (Throne), die die Saturnsphäre umgaben, leiteten die Saturnentwicklung. Der
höchste Regent der Saturnentwicklung wird als Vater bezeichnet. Der alte Saturn entstand
dadurch, dass die Throne das ihrem Wesen innewohnende Willens-Feuer als äußere
Wärmesubstanz hinopferten. Die Weltenmission des Saturn war es, nach außen den
physischen Leib zu gestalten und nach innen die Möglichkeit des Willens zu geben. (Lit.: GA
121, S. 86ff) Auf den alten Saturn folgte die Weltentwicklungsstufe der alten Sonne.

Der alte Saturn als gemeinsames Werk der Seraphim, Cherubim und Throne
Alter Saturn
„Der Chor der Seraphim, Cherubim, Throne wirkt zusammen, und zwar so wirkt er
zusammen, daß die Throne einen Kern begründen (siehe Zeichnung; Mitte rotlila); die
Cherubim lassen von diesem Kern ausströmen ihr eigenes lichtvolles Wesen (gelber Ring).
Die Seraphim hüllen das Ganze in einen Begeisterungsmantel, der weithin in den
Weltenraum strahlt (rote Umhüllung). Aber das sind alles Wesenheiten in dem, was ich
zeichne, in der Mitte die Throne, im Umkreis die Cherubim, in dem, was im Äußersten hier
ist, die Seraphim. Das sind Wesenheiten, die ineinanderschweben, -tun, -denken, -wollen,
die ineinanderfühlen. Das sind Wesenhaftigkeiten. Und wenn ein Wesen, das die
entsprechende Empfindungsfähigkeit gehabt hätte, nunmehr den Weg durch den Raum
genommen hätte, wo in dieser Weise die Throne einen Kern begründet haben, die Cherubim
eine Art von Umkreis, die Seraphim eine Art von Abschluß nach außen, wenn ein solches
Wesen in den Bereich dieses Wirkens der ersten Hierarchie gekommen wäre, so hätte es
Wärme in verschiedener Differenzierung, an verschiedenen Stellen Wärme gefühlt, da
höhere Wärme, dort tiefere Wärme. Alles aber seelisch-geistig, aber so seelisch-geistig, daß
das seelische Erlebnis auch zu gleicher Zeit in unseren Sinnen ein physisches Erlebnis ist, daß
also, indem das Wesen sich seelisch warm fühlt, wirklich das da ist, was Sie fühlen, wenn Sie
in einem geheizten Raume sind. Solch eine Zusammenbauung von Wesenheiten der ersten
Hierarchie ist einmal im Weltenall entstanden, und das bildete das saturnische Dasein. Die
Wärme ist bloß der Ausdruck dafür, daß diese Wesenheiten da sind. Die Wärme ist nichts,
sie ist bloß der Ausdruck dafür, daß diese Wesenheiten da sind.“ (Lit.:GA 233a, S. 14f)

Umwandlung der Wärme des alten Saturn


Im Zuge der Saturnentwicklung verwandelte sich diese innere Wärme erst nach und nach zur
äußerlich wahrnehmbaren Wärme. Innerhalb der Wärmemassen des Saturn war es finster;
nur gegen Ende der Entwicklung begann der Saturn etwas aufzuleuchten. Will man sich eine
Vorstellung von dieser Wärme respektive ihrer Negation machen, so kann man sich dafür die
Farberlebnisse vor die Seele stellen, welche man bei der Betrachtung der Farben Rot und
Blau empfindet. Sieht man oder stellt man sich die rote Farbe vor, so empfindet man ein
warmes Gefühl, wohingegen man ein kaltes Gefühl hat, insofern man an die blaue denkt.

„Etwas, was Sie heute nur noch als Seelenwärme kennen, das würde Sie überkommen
haben, wenn Sie in den allerersten Stadien des Saturn diese Reise gemacht hätten. Sie
können sich eine Vorstellung bilden der Erlebnisse, die Sie gehabt hätten, wenn Sie
folgendes betrachten. Sie wissen, daß ein Unterschied besteht, wenn Sie eine rote oder eine
blaue Fläche betrachten. Wenn Sie sich der roten Farbe gegenüberstellen, so sagen Sie sich:
Das gibt ein warmes Gefühl; stellen Sie sich dem Blauen gegenüber, so haben Sie das Gefühl
des Kalten. Denken Sie sich diese Gefühle, die in der menschlichen Seele ausgelöst werden
durch den Eindruck des Roten, den Sie damals ja nicht gehabt hätten, aber Sie hätten so
etwas behaglich Warmes gefühlt, wie wenn Sie sich heute dem Roten gegenüberstellen. Am
Ende der Saturnzeit würden Sie nicht nur diesen innerlich behaglichen Zustand gefühlt
haben, sondern etwas, wie wenn von außen an Sie herangetreten wäre Wärme. Innerliche
Wärme hätte sich allmählich verwandelt in äußere Wärmewahrnehmung. Das ist der Weg,
den der Saturn durchmachte: von einer innerlich seelischen Wärme zu einer äußerlich
wahrnehmbaren Wärme, zu dem, was wir äußerliche Wärme oder Feuer nennen.“ (Lit.:GA
110, S. 52f)

Der Mensch auf dem alten Saturn


Der heutige irdische Mensch verfügt über vier grundlegende Wesensglieder: physischer Leib,
Ätherleib, Astralleib und Ich. Von diesen vier Wesensgliedern hatte der Mensch auf dem
alten Saturn nur den physischen Leib in Form eines reinen Wärmeleibes. Man stelle sich nun
den heutigen Menschen in einem solchen Zustand vor, in dem sich die höheren drei
Wesensglieder aus dem physischen Leib herausgehoben haben, die Verbindung mit diesem
aber doch noch nicht ganz gelöst ist. Auf Erden tritt dieser Zustand nur im Moment des
Todes ein und bleibt dann in der Regel für etwa dreieinhalb Tage bestehen. In einem
annähernd vergleichbaren Zustand befand sich der Mensch auf dem alten Saturn. Seine
höheren Wesensglieder waren damals allerdings noch ganz unselbstständig eingebettet in
die den Saturn umgebende geistige Atmosphäre.
„Und wenn Sie sich jetzt vorstellen, daß der Mensch gestorben ist, daß auch sein
Ätherkörper, verbunden mit dem Astralleib und dem Ich, heraus ist, aber so, daß die
Verbindung doch nicht ganz gelöst ist, daß das, was heraus ist, was eingebettet ist in die
umliegende kosmische Masse, seine Strahlen hinuntersendet und arbeitet an der physischen
Leiblichkeit, dann haben Sie den Zustand, den die Menschheit auf dem Saturn hatte. Unten
auf der Weltkugel des Saturn war nur das enthalten, was in unserer rein physischen
Leiblichkeit ist; umgeben war sie gleichsam von einer ätherisch-astralischen Atmosphäre, in
welcher eingebettet waren die Iche.

Die Menschen waren tatsächlich schon vorhanden auf dem Saturn, aber in einem dumpfen,
dumpfen Bewußtsein. Diese Seelen hatten die Aufgabe, regsam und in Tätigkeit zu erhalten
etwas, was drunten zu ihnen gehörte. Sie arbeiteten von oben an ihrem physischen Leibe.
Wie eine Schnecke, die sich ihr Gehäuse bearbeitet, ebenso schaffen sie von außen, wie ein
Instrument, an den leiblichen Organen. Wir wollen beschreiben, wie dasjenige aussah, an
dem die Seelen oben arbeiteten. Wir haben diesen physischen Saturn, diesen Saturn
überhaupt, ein wenig zu beschreiben.

Ich habe schon gesagt, das, was an der physischen Leiblichkeit dort ausgebildet wurde,
waren die Anlagen der Sinnesorgane. Was als Sinnesanlage im Menschen lebte, bearbeiteten
die Seelen äußerlich auf der Saturn-Oberfläche. Sie waren wirklich in dem den Saturn
umgebenden Weltenraum, unten war ihre Werkstätte. Da arbeiteten sie die Typen für
Augen und Ohren und für die anderen Sinnesorgane aus.

Was war nun die Grundeigenschaft dieser Saturnmasse? Sie ist schwer zu bezeichnen, weil
wir in unserer Sprache kaum ein Wort haben, das dazu paßt, denn unsere Worte sind ja auch
ganz materialisiert; sie passen nur für den physischen Plan. Es gibt aber ein Wort, das diese
feine Arbeit, die da geleistet wurde, ausdrücken kann. Man kann es bezeichnen mit dem
Ausdruck: sich spiegeln. Die Saturnmasse hatte die Eigenschaft, in allen ihren Teilen das, was
von außen als Licht, als Ton, als Geruch, als Geschmack herankam, zu spiegeln. Alles wurde
wieder zurückgeworfen, man nahm es im Weltenraum gleichsam wahr als ein Sich-Spiegeln
im Spiegel des Saturn. Man kann es nur damit vergleichen, wenn man seinem
Nebenmenschen ins Auge blickt und das eigene Bildchen uns daraus entgegenschaut. So
nahmen sich alle Seelen der Menschen wahr, aber nicht nur als Bild in Farben, sondern sie
schmeckten sich, sie rochen sich, sie nahmen sich in einem bestimmten Wärmegefühl wahr.
So war der Saturn ein spiegelnder Planet. Die in der Atmosphäre lebenden Menschen warfen
ihre Wesenheiten hinein, und aus diesen Bildern, die da entstanden, bildeten sich die
Anlagen zu den Sinnesorganen, denn es waren Bilder, die schöpferisch wirkten. Man denke
sich vor einem Spiegel stehend, aus dem das eigene Bild einem entgegentritt, und dieses Bild
beginne zu schaffen, sei nicht ein totes Bild wie beim heutigen leblosen Spiegel: da hat man
die schöpferische Tätigkeit des Saturn, da hat man die Art und Weise, wie die Menschen
selbst auf dem Saturn lebten und ihre Arbeit verrichteten.

Das spielte sich unten auf der Kugel des Saturn ab. Oben die Seelen hatten das tiefe
Trancebewußtsein, von dem ich gestern gesprochen habe. Sie wußten nichts von dieser
Spiegelung, sie haben es nur getan. In diesem dumpfen Trancebewußtsein hatten sie das
ganze kosmische All in sich, und so hat sich aus ihrem Wesen heraus das ganze kosmische All
gespiegelt. Sie selbst aber waren eingebettet in eine Grundsubstanz geistiger Art. Sie waren
nicht selbständig, sondern nur ein Glied der den Saturn umgebenden Geistigkeit. Daher
konnten sie nicht geistig wahrnehmen. Höhere Geister nahmen wahr mit ihrer Hilfe. Sie
waren die Organe der Geister, die damals wahrnahmen.

Den Saturn umgab eine ganze Anzahl höherer Geister. Alles, was die christliche Esoterik
Boten der Gottheit, Engel, Erzengel, Urkräfte, offenbarende Mächte genannt hat, alles das
war enthalten in dieser Saturnatmosphäre. So wie die Hand zum Organismus gehört, so
gehörten die Seelen zu diesen Wesenheiten, und so wenig wie die Hand ein selbständiges
Bewußtsein hat, so wenig hatten sie damals ein eigenes Bewußtsein. Sie arbeiteten aus dem
Bewußtsein höherer Geister, aus dem höheren Weltenbewußtsein heraus und gestalteten so
die Bilder ihrer Sinnesorgane, die dann schöpferisch wurden, und sie gestalteten auch die
Saturnmasse. Diese Saturnmasse dürfen Sie sich nicht so dicht vorstellen wie die heutige
menschliche Fleischmasse. Der dichteste Zustand des Saturn, den er überhaupt erlangen
konnte, war nicht einmal so dicht wie unsere heutige physische Luft. Der Saturn ist auch
physisch geworden, hat es aber nur bis zur Dichtigkeit gebracht, die man die Dichte des
Feuers, der Wärme nennt, der Wärme, in der die heutige Physik gar keinen Stoff mehr sieht.
Die Wärme ist aber für den Okkultisten ein feinerer Stoff als die Gase; er hat die Eigenschaft,
sich immer weiter auszudehnen. Und weil der Saturn aus diesem Stoff bestand, hatte er die
Gabe, sich von innen auszudehnen, alles auszustrahlen, zu spiegeln. Ein solcher Körper
strahlt alles aus; er hat nicht das Bedürfnis, alles in sich zu behalten.

Der Saturn war nicht etwa eine gleichförmige Masse, sondern so, daß man darin eine
Differenzierung, eine Konfiguration hätte wahrnehmen können. Später rundeten sich die
Organe sogar in zellenförmige Kugeln, nur daß Zellen klein sind; damals aber waren es große
Kugeln, wie wenn Sie eine Maulbeere oder Brombeere nehmen. Sehen hätten Sie noch nicht
können auf dem Saturn, denn jede Spiegelung warf alles, was ihr an Licht zukam, nach außen
zurück. Innerhalb dieser Saturnmasse war alles finster. Nur gegen Ende seiner Entwickelung
leuchtete der Saturn etwas auf. In der Umgebung der Atmosphäre dieser Saturnmasse gab
es eine Anzahl von Wesen. Nicht nur Sie selbst bereiteten Ihre Sinnesorgane vor, denn des
Menschen Seele war noch nicht so weit entwickelt, daß sie hätte allein arbeiten können. Sie
arbeitete mit anderen geistigen Wesenheiten zusammen, trivial ausgedrückt, unter deren
Leitung.“ (Lit.:GA 99, S. 93ff)

Dauer, Zeit, Raum und Tierkreis


Der alte Saturn ist aus der Region der Dauer, der Ewigkeit, hervorgetreten, die durch den
Tierkreis repräsentiert wird. Die Zeit entstand erst im Laufe der Saturnentwicklung - darum
wird der Saturn in der griechischen Mythologie als Chronos bezeichnet. Auf dem alten
Saturn gab es noch keinen Raum im eigentlichen Sinn, alle räumlichen Schilderungen können
hier nur einen vergleichsweisen Charakter haben.

Als helfende Geister standen den Thronen die Geister der Weisheit, die Geister der
Bewegung und die Geister der Form zur Seite. Umgeben war der ganze Saturn vom Reigen
der Cherubim und Seraphim, der sich heute in Form der Tierkreiswesenheiten zeigt. Dieser
allererste Schöpfungstag (der aber nicht unmittelbar auf die in der Bibel genannten
Schöpfungstage bezogen werden darf, die nur eine spätere kleinere Wiederholung der
großen Schöpfungstage darstellen) heißt in der esoterischen Sprache auch: Dies Saturni =
Saturntag. (Lit.: GA 99, S. 103)

Der okkulte Saturn als Heimat der Geister der Persönlichkeit


Auf dem alten Saturn machten die Urengel (Geister der Persönlichkeit oder Archai) ihre
Menschheitsstufe durch, d.h. sie entwickelten hier ihr Ich. Durch ihre Tätigkeit bildeten sich
an der Oberfläche des Saturns „Wärme-Eier“, die in der Folge im rhythmischen Wechsel
wieder aufgelöst und neu gebildet wurden. Dieser Prozess glich einem Aus- und Einatmen
des Saturns. Die Archai formten diese Wärme-Kugeln durch ihre Vorstellungskraft, sie waren
also magisch tätig. Allerdings handelte es sich nur um ein Formen der Eier, nicht um eine
Kreation der Wärme-Substanz derselben. Diese wurde von den Geistern des Willens, auch
Throne genannt, ausgegossen. Allein hätten die Geister der Persönlichkeit diese Gebilde
nicht modellieren können, dafür benötigten sie die Hilfe der Exusiai, der Dynamis und der
Kyriototetes. Dadurch, dass gewisse Urengel später nicht alle Wärmeeier wieder auflösten,
entstand im Saturnleben allmählich eine Zweiheit aus innerer und äußerer Wärme. So gab es
am Ende des Saturnlebens ein höheres und ein niederes Wärmereich. Das niedere, aus
äußerer Wärme bestehende Saturnreich musste am Ende der Saturnentwicklung durch die
Throne aufgelöst werden, damit der nur mehr rein übersinnlich erfassbare Ruhezustand
(Pralaya) eintreten konnte, mit dem die Entwicklung zur nächsten planetarischen
Verkörperung unserer Erde, nämlich zur alten Sonne, hinübergeleitet werden konnte. Diese
entstand, da die Throne den alten Saturn nur für eine gewisse Zeit auflösen konnten. Er
wurde nach ihrem Wirken in einen niedrigeren Zustand überführt, wodurch die soeben
genannte alte Sonne entstand. Durch das Zurücklassen einer bestimmten Masse von
Wärme-Eiern banden sich die Geister der Persönlichkeit an die damals noch zukünftige alte
Sonne, sie kreierten damit also ein Karma, dessen Inhalt war, dass sie zur neuen Inkarnation
des alten Saturn zurückkehren würden.

Die Entscheidung der Schaffung der parallelen Existenz beider Reiche des Saturns durch die
Archai fiel, damit diese ihr Ich entwickeln konnten. Letzteres ist der Zweck der
Menschheitsentwicklungsstufe, wofür es eines äußeren Fremden und damit einer Zweiheit
bedarf, welche die Selbstwahrnehmung ermöglicht. Man erlebt sich als unterschieden
gegenüber dem anderen. Daran entzündet sich das Ich-Bewusstsein und damit auch das Ich-
Gefühl.

„Sozusagen überließen die Geister der Persönlichkeit einen Teil der ausgeatmeten Wärme
sich selber, sie ließen sie da draußen. Warum taten sie das eigentlich? Das mußten sie tun;
wenn sie es nicht getan hätten, dann wären sie auf dem Saturn gar nicht Menschen
geworden. Denn was heißt Mensch werden? Das heißt: zum Ich-Bewußtsein kommen. Sie
können das nicht, wenn Sie sich als Ich nicht von einem Äußeren unterscheiden. Nur dadurch
sind Sie ein Ich. Der Blumenstrauß ist hier, ich bin da, ich unterscheide mich als Ich von dem
Objekte. Die Geister der Persönlichkeit hätten ewig nur ihr Ich ausgeströmt, wenn sie nicht
etwas draußen gelassen hätten, was ihnen Widerstand geleistet hätte: Das andere ist
draußen, ich unterscheide mich von dem objektiv gemachten Wärme-Element. Dadurch sind
die Geister der Persönlichkeit zu ihrem Ich, zum Selbstbewußtsein gekommen, daß sie einen
Teil der Saturnwesenheiten hinabgedrängt haben in ein bloß äußeres Wärmedasein. Sie
sagten sich: Ich muß etwas von mir nach außen strömen lassen und draußen lassen, damit
ich mich davon unterscheiden kann, damit mein Ich-Bewußtsein sich entzündet an diesem
Äußeren. So hatten sie also ein Reich neben sich geschaffen, sie hatten sich gleichsam ein
Spiegelbild ihres Innern in dem Äußeren geschaffen.“ (Lit.:GA 110, S. 55f)

Da der okkulte Saturn aus vielen Wärme-Eiern bestand, kann man ihn sich zur
Veranschaulichung himbeerartig vorstellen. Die Kugeln aus Wärme oder "Feuer" im Sinne
eines dünneren Aggregatzustandes als es der der gasförmigen Stoffe ist, waren die Leiber
der Archai oder Urengel.

„Wenn Sie sich vor die Seele rufen wollen, was da entstand, dann müssen Sie sich's so
vorstellen: Vorerst haben wir die innerliche Erwärmung der Saturnkugel; da finden die
Geister der Persönlichkeit die Möglichkeit, sich zuerst zu verkörpern. Während sie sich
verkörpern, bildet sich dasjenige, was man äußere Wärme nennt. Und wenn Sie die Reise in
einem späterenSaturnzustand hätten machen können, so hätten Sie auch unterscheiden
können zwischen äußerlich warmen und kalten Stellen im Saturn. Und wenn Sie jetzt das
nachgezeichnet hätten, was Sie als eingeschlossene Wärmekörper gefunden, dann hätte sich
folgende Zeichnung ergeben: Im Umkreise ist es, wie wenn lauter solche Wärme-Eier eine
Oberfläche des Saturn gebildet hätten. Von außen würde das ausgesehen haben, wenn man
es hätte sehen können, wie eine Brombeere oder Himbeere. Was waren diese Eier? Es
waren die Körper der Geister der Persönlichkeit, und diese Geister der Persönlichkeit
bildeten gerade durch ihre innere Wärme die äußere Wärme dieser Saturn-Eier. Von diesem
Zustande kann man so recht sagen: Und die Geister brüteten über der Wärme, und sie
brüteten wirklich die ersten Feuerleiber aus. Vom Weltenraum herein wurden die ersten
Feuerleiber ausgebrütet. Wenn wir den Ausdruck gebrauchen dürfen, es koagulierten im
Wärmeraum die äußeren Wärme-Eier aus dem Innern heraus. Also, auf dem alten Saturn
waren die Geister der Persönlichkeit, die Archai, man nennt sie auch Asuras, in diesen
Feuerleibern verkörpert. Es bestand der Saturn nur aus diesem Elemente des Feuers.“
(Lit.:GA 110, S. 53f)

Die Wesensglieder der Geister der Persönlichkeit während ihrer Menschheitsstufe


Als die heutigen Urengel auf dem alten Saturn ihre Menschheitsstufe durchmachten, waren
ihre Wesensglieder noch ganz anders geartet als heute während der Erdentwicklung. Ihr
unterstes Wesensglied war damals das Ich, das sie gerade entwickelten, ihr oberstes der
Vatergott.

Wesensglieder der Archai


auf dem alten Saturn
Vater (1. Logos)
Sohn (2. Logos)
Heiliger Geist (3. Logos)
Geistesmensch (Atma)
Lebensgeist (Buddhi)
Geistselbst (Manas)
Ich
„So selbständig, wie der heutige Mensch arbeitet, so arbeiteten auf dem Saturn gewisse
Wesenheiten, die dazumal auf der Menschenstufe standen. Sie konnten nicht so gestaltet
sein wie der heutige Mensch, da Wärme die einzige Substanz des Saturn war. Sie standen
aber in bezug auf ihre Intelligenz, auf ihr Ichbewußtsein, auf der Stufe des heutigen
Menschen; doch konnten sie sich keinen physischen Leib, kein Gehirn bilden. Betrachten wir
sie etwas näher. Der heutige Mensch besteht aus einer Vierheit: physischer Leib, Ätherleib,
Astralleib und das Ich, und im Ich vorgebildet Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch —
Manas, Buddhi, Atma. Das niederste, wenn auch in seiner Art vollkommenste Glied auf dem
Erdenplaneten ist die physische Körperlichkeit, das nächsthöhere der Ätherleib, dann der
Astralleib und das Ich. Es gibt nun auch Wesenheiten, die keinen physischen Leib haben,
deren niederstes Glied der Ätherleib ist. Sie haben den physischen Leib nicht nötig, um sich
in unserer sinnlichen Welt zu betätigen; dafür haben sie ein Glied, das höher ist als unser
siebentes. Andere Wesenheiten haben als niederstes Glied den Astralleib und dafür ein
neuntes, und wieder andere, die als niederstes Glied das Ich haben, die haben dafür noch ein
zehntes Glied. Wenn wir die Wesenheiten ansehen, die das Ich als unterstes Glied haben,
müssen wir sagen, sie bestehen aus dem Ich, Geistselbst, Lebensgeist, Geistesmensch. Dann
kommt das achte, neunte und zehnte Glied, das, was die christliche Esoterik die göttliche
Dreieinigkeit nennt: Heiliger Geist, Sohn oder Wort, Vater. In der theosophischen Literatur
ist man gewohnt, sie die drei Logoi zu nennen.

Diese Wesenheiten, deren unterstes Glied das Ich ist, waren gerade diejenigen, welche bei
der Saturnentwickelung besonders für uns in Betracht kommen. Sie waren auf der Stufe, auf
der heute die Menschen stehen. Sie konnten ihr Ich betätigen unter den ganz anderen
Verhältnissen, die ich geschildert habe. Das waren die Vorfahren unserer heutigen
Menschheit, die Menschen des Saturn. Sie bestrahlten die Oberfläche des Saturn mit ihrer
Ichheit, ihrer äußersten Wesenheit. Sie waren die Einpflanzer der Ichheit in die physische
Körperlichkeit, die sich auf der Saturnoberfläche bildete. So sorgten sie dafür, daß der
physische Leib so vorbereitet wurde, daß er später der Träger des Ich werden konnte. Nur
ein solcher physischer Leib, wie Sie ihn heute haben, mit Füßen, Händen und Kopf und den
eingegliederten Sinnesorganen, konnte Ichträger werden auf der vierten Stufe, der Erde.
Dazu mußte ihm der Keim auf dem Saturn eingepflanzt werden. Diese Ichwesen des Saturn
nennt man auch die Geister des Egoismus.“ (Lit.:GA 99, S. 96f)

Die Aufgaben der Herrschaften, Mächte und Gewalten


Die Idee zu einem neuen Weltensystem entsteht durch die göttliche Trinität. Ihre Pläne, ihre
Ziele werden anschließend an die Seraphim übergeben, von der Weisheit der Cherubim
ausgebaut, sodass sie ausführbar werden und von den Thronen in ihrer ersten Form
realisiert, indem diese das Weltenfeuer aus sich ausströmen lassen. Letztere reichen gerade
bis an die Grenze des alten Saturns heran. Die Wesenheiten der zweiten Hierarchie, die
Herrschaften, Mächte und Gewalten hielten sich zur Zeit der Existenz des alten Saturns
innerhalb desselben auf, um dort ebenfalls gewisse Tätigkeiten auszuüben. Die Herrschaften
oder Kyriotetes nahmen die Gabe der Throne entgegen, um sie so zu strukturieren, dass der
alte Saturn zum Rest des Universums kompatibel wurde. Die Mächte oder Dynamis nahmen
die Anordnungen der Herrschaften entgegen und führten sie aus. Die Gewalten oder Exusiai
sorgten dafür, dass der neue Bau bestehen blieb und nicht sofort wieder zerfiel.

„Nun wollen wir uns einmal fragen: Wenn wir auf den alten Saturn zurückblicken, wo sind
denn nun, nachdem wir gesehen haben, daß die erste Hierarchie im Umkreis des Saturn ist,
die Wesenheiten dieser zweiten Hierarchie? Wo haben wir die Herrschaften, die Mächte, die
Gewalten zu suchen? Wir haben sie innerhalb des alten Saturn zu suchen. Wenn die Throne
sozusagen gerade bis an die Grenze heranreichen, so haben wir innerhalb des alten Saturn
die Herrschaften, Mächte und Gewalten. Also im alten Saturn, in seiner Masse drinnen,
wirken wiederum wie drei Reigen die Gewalten, die Mächte, die Herrschaften. Sie sind
innerhalb der Saturnsubstanz wirkende geistige Wesenheiten.“ (Lit.:GA 110, S. 83)

„Was für eine Aufgabe haben zunächst die ersten Wesenheiten dieser zweiten Hierarchie?
Die Herrschaften oder Dominationes nehmen dasjenige, was die Throne sozusagen aus dem
Universum herunterbringen, zunächst auf und ordnen es so an, daß eine
Zusammenstimmung stattfinden kann zwischen dem einzelnen Weltenkörper, der da
entsteht, zwischen dem Saturn und dem ganzen Universum. Es muß ja im Innern des Saturn
alles so angeordnet werden, daß drinnen alles dem entspricht, was draußen ist. Es muß also
das, was die Seraphim, Cherubim und Throne aus der Hand Gottes herunterbringen auf den
Saturn, so geordnet werden, daß drinnen diese Befehle ausgeführt und diese Impulse auch
verwirklicht werden. Also es empfangen die Herrschaften oder Kyriotetes aus dem Umfang
des Saturn dasjenige, was durch die Vermittelung der höchsten Hierarchie herunterkommt,
um es umzugestalten, daß es in den Saturn hineinpaßt.

In einer weiteren Art wird das umgearbeitet, was die Herrschaften entgegennehmen, durch
die Mächte, Dynamis. Und zwar geschieht das so, daß, wenn die Herrschaften innerhalb des
Saturn gleichsam die obersten Anordnungen treffen, die Mächte nunmehr die nächste
Ausführung dieser Anordnungen übernehmen. Die Gewalten dagegen, die sorgen dafür - wir
werden noch genauer darüber sprechen, wir wollen jetzt nur im großen die Sache
charakterisieren -, daß dasjenige, was also gebaut worden ist nach der Absicht des
Universums, Bestand hat, solange es notwendig ist, daß es also nicht sogleich wieder
zugrunde geht. Sie sind die Erhalter. So haben wir in den Herrschaften die Anordner
innerhalb des Saturn, in den Mächten haben wir diejenigen, die diese Anordnungen zunächst
ausführen, und die Gewalten sind die Erhalter dessen, was die Mächte also gebaut haben.“
(Lit.:GA 110, S. 85f)

Der alte Saturn und der physische Leib des Menschen


Von allen heutigen Naturreichen gab es damals nur das Menschenreich in seiner ersten
Anlage, noch keine Tiere, Pflanzen oder Mineralien. Und von allen Wesensgliedern des
Menschen war erst der physische Leib ausgebildet. Die von den Geistern der Persönlichkeit
erzeugten Wärme-Eier bildeten die Grundlage dieses physischen Leibes des Menschen, der
ausschließlich aus lebloser, unbeseelter äußerer mineralischer Wärme bestand; die
dichteren Elemente gab es noch nicht. Zu dieser Zeit wurden auch die physischen
Sinnesorgane des Menschen als spezifische Ausformungen dieses Wärmeleibes veranlagt.
Der ganze Kosmos, repräsentiert durch die zwölf Tierkreiswesen, war der Erbauer dieser
Sinnesorgane, von denen es deshalb genau 12 gibt. Der Mensch hatte damals ein tiefes
allumfassendes Trance-Bewusstsein, wie es heute die Mineralien haben.

Das Bewusstsein des Menschen auf dem alten Saturn


„Und wenn Sie sich jetzt vorstellen, daß der Mensch gestorben ist, daß auch sein
Ätherkörper, verbunden mit dem Ästralleib und dem Ich, heraus ist, aber so, daß die
Verbindung doch nicht ganz gelöst ist, daß das, was heraus ist, was eingebettet ist in die
umliegende kosmische Masse, seine Strahlen hinuntersendet und arbeitet an der physischen
Leiblichkeit, dann haben Sie den Zustand, den die Menschheit auf dem Saturn hatte. Unten
auf der Weltkugel des Saturn war nur das enthalten, was in unserer rein physischen
Leiblichkeit ist; umgeben war sie gleichsam von einer ätherisch-astralischen Atmosphäre, in
welcher eingebettet waren die Iche.

Die Menschen waren tatsächlich schon vorhanden auf dem Saturn, aber in einem dumpfen,
dumpfen Bewußtsein. Diese Seelen hatten die Aufgabe, regsam und in Tätigkeit zu erhalten
etwas, was drunten zu ihnen gehörte. Sie arbeiteten von oben an ihrem physischen Leibe.
Wie eine Schnecke, die sich ihr Gehäuse bearbeitet, ebenso schaffen sie von außen, wie ein
Instrument, an den leiblichen Organen. Wir wollen beschreiben, wie dasjenige aussah, an
dem die Seelen oben arbeiteten. Wir haben diesen physischen Saturn, diesen Saturn
überhaupt, ein wenig zu beschreiben.

Ich habe schon gesagt, das, was an der physischen Leiblichkeit dort ausgebildet wurde,
waren die Anlagen der Sinnesorgane. Was als Sinnesanlage im Menschen lebte, bearbeiteten
die Seelen äußerlich auf der Saturn-Oberfläche. Sie waren wirklich in dem den Saturn
umgebenden Weltenraum, unten war ihre Werkstätte. Da arbeiteten sie die Typen für
Augen und Ohren und für die anderen Sinnesorgane aus.

Was war nun die Grundeigenschaft dieser Saturnmasse? Sie ist schwer zu bezeichnen, weil
wir in unserer Sprache kaum ein Wort haben, das dazu paßt, denn unsere Worte sind ja auch
ganz materialisiert; sie passen nur für den physischen Plan. Es gibt aber ein Wort, das diese
feine Arbeit, die da geleistet wurde, ausdrücken kann. Man kann es bezeichnen mit dem
Ausdruck: sich spiegeln. Die Saturnmasse hatte die Eigenschaft, in allen ihren Teilen das, was
von außen als Licht, als Ton, als Geruch, als Geschmack herankam, zu spiegeln. Alles wurde
wieder zurückgeworfen, man nahm es im Weltenraum gleichsam wahr als ein Sich-Spiegeln
im Spiegel des Saturn. Man kann es nur damit vergleichen, wenn man seinem
Nebenmenschen ins Auge blickt und das eigene Bildchen uns daraus entgegenschaut. So
nahmen sich alle Seelen der Menschen wahr, aber nicht nur als Bild in Farben, sondern sie
schmeckten sich, sie rochen sich, sie nahmen sich in einem bestimmten Wärmegefühl wahr.
So war der Saturn ein spiegelnder Planet. Die in der Atmosphäre lebenden Menschen warfen
ihre Wesenheiten hinein, und aus diesen Bildern, die da entstanden, bildeten sich die
Anlagen zu den Sinnesorganen, denn es waren Bilder, die schöpferisch wirkten. Man denke
sich vor einem Spiegel stehend, aus dem das eigene Bild einem entgegentritt, und dieses Bild
beginne zu schaffen, sei nicht ein totes Bild wie beim heutigen leblosen Spiegel: da hat man
die schöpferische Tätigkeit des Saturn, da hat man die Art und Weise, wie die Menschen
selbst auf dem Saturn lebten und ihre Arbeit verrichteten.

Das spielte sich unten auf der Kugel des Saturn ab. Oben die Seelen hatten das tiefe
Trancebewußtsein, von dem ich gestern gesprochen habe. Sie wußten nichts von dieser
Spiegelung, sie haben es nur getan. In diesem dumpfen Trancebewußtsein hatten sie das
ganze kosmische All in sich, und so hat sich aus ihrem Wesen heraus das ganze kosmische All
gespiegelt. Sie selbst aber waren eingebettet in eine Grundsubstanz geistiger Art. Sie waren
nicht selbständig, sondern nur ein Glied der den Saturn umgebenden Geistigkeit. Daher
konnten sie nicht geistig wahrnehmen. Höhere Geister nahmen wahr mit ihrer Hilfe. Sie
waren die Organe der Geister, die damals wahrnahmen.“ (Lit.:GA 99, S. 93ff)

Im biologischen Sinn ist das Altern ein fortschreitender Prozess, dem die meisten
mehrzelligen Organismen unterliegen. Im Regelfall werden die Organismen dabei zunächst
in einem aufsteigenden Prozess bis zur Geschlechtsreife geführt. Daran schließt sich früher
oder später ein überwiegend abbauender Prozess, der mit einem graduellen Verlust der
Organtätigkeiten verbunden ist und schließlich mit dem Tod endet. Gerade diese
Abbauphase bietet dem Menschen zugleich die Möglichkeit zu einer verstärkten, auf einer
reiche Lebenserfahrung gegründeten geistigen Entwicklung.

Der Tod von Tier und Mensch hat dabei ganz unterschiedliche Bedeutung, da Menschen in
der Regel der Reinkarnation unterliegen, während Tiere in der Gruppenseele aufgehen. Nur
beim Tod gewisser höherer warmblütiger Tiere (z.B. Affen oder Beuteltiere), die schon fast
einen ich-artigen Charakterzug haben, manchmal auch beim Tod sehr niedrig gesinnter
triebhafter Menschen, entstehen durch Abschnürung als Salamander bezeichnete feurige
Elementarwesen, die selbst einen ich-artigen Charakter haben und über die gleichen
Wesensglieder wie der Mensch verfügen, nämlich physischen Leib, Ätherleib, Astralleib und
Ich. Allerdings ist ihr physische Leib ein reiner Wärmeleib, und auch ihr Ich ist nicht
unmittelbar mit dem menschlichen Ich vergleichbar. Die Blutwärme der Wesen, von denen
sie sich abgeschnürt haben, verleiht ihnen den feurigen Charakter.

Einzeller, die sich unter idealen Bedingungen durch Zellteilung praktisch unbegrenzt
ungeschlechtlich vermehren, sind potentiell biologisch unsterblich und unterliegen in diesem
Sinn weder der Alterung noch dem Tod.

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ᐃᐁ
Die andre Maria
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(Weitergeleitet von Andere Maria)

Marie Linde (1870-1943) als "die andre Maria" im 4. Bild der «Pforte der Einweihung».
Die andre Maria ist eine Gestalt aus Rudolf Steiners erstem Mysteriendrama "Die Pforte der
Einweihung". In „Der Hüter der Schwelle“ wird sie mit vollem Namen Maria Treufels genannt
und in "Der Seelen Erwachen" ist sie Die Pflegerin des Doktor Strader. Sie entspricht der
grünen Schlange aus Goethes Märchen, das die Vorlage zu Steiners Drama war. Bei den
Uraufführungen der Dramen 1910 - 1913 in München wurde ihre Rolle von der Malerin
Marie Linde (1870-1943) gespielt.

Das Urbild der andren Maria erweist sich später als die Seele der Liebe. Sie heißt im ersten
Drama Steiners die andere Maria, weil die imaginative Erkenntnis des Johannes Thomasius
die Imagination gewisser Naturgewalten in ihrem Bilde gestaltet. Im vierten Bild der "Pforte
der Einweihung", das in der Seelenwelt spielt, wird sie so charakterisiert:

STRADER:

[...]

(Die andre Maria wird - ebenfalls in Seelenform - sichtbar.)

Doch sieh, welch sonderbares Wesen!


Es ist, als ob der Fels
Es selbst geboren hätte.
Aus welchem Weltengrund
Erstehen solche Wesen?

DIE ANDRE MARIA:


Ich ringe mich durch Felsengründe
Und will der Felsen eignen Willen
In Menschenworte kleiden;
Ich wittre Erdenwesenheit
Und will der Erde eignes Denken
Im Menschenkopfe denken.
Ich schlürfe reine Lebenslüfte
Und bilde Luftgewalten
In Menschenfühlen um. (Lit.: GA 14, S. 87)

Als Maria Treufels ist sie in „Der Hüter der Schwelle“ eine der zwölf Bürgerinnen und Bürger
die, obwohl noch ungeweiht, eingeladen sind, ihre Kräfte mit denen des von Hilarius
Gottgetreu geleiteten Rosenkreuzerbundes zu vereinen. Ihre Individualität kommt in „Die
Prüfung der Seele“ in ihrer vorigen Inkarnation zur Zeit des Spätmittelalters als Berta, die
leibliche Tochter Joseph Kühnes, vor. Ihre frühere Inkarnation wird hier aber zugleich auch
als die 3. Bäuerin geschildert und bei der Uraufführung der „Prüfung der Seele“ wurden
beiden Rollen auch von derselben Person (Marie Linde, s.o.) gespielt. Max Gümbel-Seiling
berichtet von einer darauf bezüglichen Aussage Rudolf Steiners während der Proben zu «Der
Seelen Erwachen»:

"Er nahm dann Veranlassung, über die Pflegerin Dr. Straders zu sprechen, als aus ihrem
Munde die Worte kamen:
So muss das Leben unsrer Erdenzeit
Sich weiterführen rätselvoll -

Dieses «rätselvoll» bezieht sich auch auf ihr eigenes Leben. Sie ist die «andre Maria» in der
Pforte. Im vorigen Leben war sie die dritte Bäuerin und schalt Strader als Juden Simon böse
(wie Ahriman von der Maria Treufels - denn das ist der Name der Pflegerin - sagt).
«Rätselvoll» ist es, wenn man im Personenverzeichnis zu «Der Seelen Erwachen» liest: «Ihre
Individualität kommt in der „Prüfung der Seele“ als Berta, die Tochter Kühnes vor.» Die
andre Maria und Berta wurden auch von derselben Darstellerin gespielt und man muss also
die dritte Bäuerin mit Berta gewissermaßen identifizieren. Deutet das nun auf eine
Transition der Individualität der dritten Bäuerin auf Berta? Aber gerade darüber haben wir
Dr. Steiner nicht befragt, und es bleibt somit rätselvoll." (Lit.: Seiling)

Berta und die 3. Bäuerin scheinen also identisch, obwohl ihre Charaktere durchaus
widersprüchlich anmuten - eine Rätselfrage, auf die auch Hammacher in seinen
Ausführungen hinweist (Lit.: Hammacher, S 606ff). Als Berta bitte sie ihre Mutter um das
Märchen von dem Guten und dem Bösen; als 3. Bäuerin erweist sie sich als erbitterte
Gegnerin des Juden Simon, der früheren Inkarnation des Doktor Strader. Im 6. Bild sagt sie:

3.BÄUERIN: Jungfrau
Mir aber hat ein Mönch verraten,
Daß teuflisch ist, womit der Jude heilt.
Man muß vor seinem Gift sich hüten;
Es soll im Leibe sich verwandeln
Und allen Sünden Einlaß geben.

(Lit.: GA 014, S. 215ff)

Und im 9. Bild, unmittelbar nachdem sie als Berta von ihrer Mutter «Das Märchen von dem
Guten und dem Bösen» gehört hat, äußert sie sich als 3. Bäuerin so:

3.BÄUERIN.
Verbittert waren eben viele Menschen,
Als sie gehört, woher die Krankheit kommt,
Die unter unsern Kühen ausgebrochen -.
Der Jude hat sie ihnen angezaubert.
Er heilt die Menschen nur zum Schein,
Damit er mit den Höllenkräften
Den Zwecken böser Mächte dienen kann.

(Lit.: GA 014, S. 249)

Nach Hammacher ist Maria Treufels das Tierkreiszeichen des Löwen Löwe zuzuordnen, der 3.
Bäuerin jedoch, also ihrer früheren Inkarnation, das Zeichen der Jungfrau Jungfrau (Lit.:
Hammacher, S 602f). Im Monolog im 1. Bild des «Hüters» zollt sie Straders Arbeiten
Bewunderung, bleibt aber den Mystenwegen gegenüber skeptisch:

MARIA TREUFELS:
Daß jetzt so manches sich wird wandeln müssen
In Seelen, die zu folgen sind bestrebt
Der Führung in des Menschen Erdenlauf,
Das offenbaren viele sichre Zeichen.
Doch wenig spricht dafür, daß Mystenwege
Zu jenen Zielen führen können,
Die Menschenseelen starke Kräfte bringen.
Mich dünkt, daß unsre Zeiten Führer heischen,
Die im Gebrauch naturgemäßer Kräfte
Genie mit Fertigkeit vereinen können
Und die also am Erdenwerke schaffend
Sich selbst im Weltenwesen zweckvoll fühlen.
Daß sie im Mutterboden echter Wirklichkeit
Die Wurzeln suchen auch für Geisteswerke,
Wird solche Menschen fern von Schwärmerei
Den Weg des Menschenheiles wandeln lassen.
Von solcher Meinung mich durchdrungen fühlend,
Erkenne ich in Doktor Straders Wesen
Die Kräfte, die zur Seelenführerschaft
Sich besser wahrlich als die Mysten eignen.
Wie lange hat man schmerzlich fühlen müssen,
Daß durch der Technik wunderbares Schaffen
Dem freien Geistestrieb der Menschenseele
So manche Fessel aufgezwungen wurde.
Doch jetzt eröffnet eine Hoffnung sich,
Von der vor kurzem niemand träumen konnte.
In Straders Arbeitsstätte finden sich
Im Kleinen schon die Wunderwerke wirksam,
Die bald im Großen alle Technik umgestalten
Und sie von jener Schwere lösen werden,
Die heute noch auf viele Seelen drückt.

(Lit.: GA 014, S. 288f)

Daseinsformen heruntersteigt, zwischen denen jeweils eine rein geistige Existenz liegt. Das
Schicksal (skrt. Karma) in späteren irdischen Inkarnationen wird dabei wesentlich
mitbestimmt durch die Taten in früheren Erdenleben. Nach anthroposophischer Auffassung
ist es der unsterbliche individuelle Geist, das Ich des Menschen, das sich wiederverkörpert
und, von Ausnahmefällen abgesehen[1], nicht die weitgehend vergängliche Seele, die sich
nach dem Tod bis auf einen unvergänglichen Rest in der allgemeinen Astralwelt zerstreut
und für die nächste irdische Inkarnation neu und mit anderen Eigenschaften wieder
aufgebaut werden muss. Die persönliche Unsterblichkeit - das über den Tod hinaus
fortdauernde Bewusstsein von der Persönlichkeit - hat der sich der Mensch überhaupt erst
durch die Bewusstseinsseele errungen, insofern sich diese bereits auf das Geistige richtet
und dadurch bereits mit dem unvergänglichen Geistselbst (Manas) eine Einheit bildet. Die
Lehre von der Reinkarnation des Geistes ist darum auch streng zu unterscheiden von der
Seelenwanderung oder Metempsychose. Der Leib unterliegt der Vererbung, die Seele dem
selbstgeschaffenen Schicksal und der Geist entwickelt sich durch die aufeinanderfolgenden
Inkarnationen weiter.

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG


Ein klare Erkenntnis der Reinkarnation gab es nach Rudolf Steiner nur bis etwa 1860 v. Chr.
Danach war sie nur mehr als ein immer dumpfer werdendes, instinktives Gefühl vorhanden,
das schließlich für weite Teile der Menschheit, namentlich Europas, ganz im Dunkel des
Unterbewusstseins verschwand. Das Bewusstsein für die Reinkarnation wieder zu wecken,
war eine, wenn nicht die zentrale Lebensaufgabe, die sich Rudolf Steiner gesetzt hat. (Lit.:
Meyer, Vorwort zur Neuauflage, II).

"In vorchristlichen Zeiten ist die Reinkarnation als Gefühl vorhanden gewesen, denn eine
Erkenntnis war sie nur vor dem Jahre 1860 vor dem Christentum; nach dem Jahre 1860 war
sie im ganzen Ägypten, in vorderasiatischen, römischen Zeiten nur ein instinktives Gefühl.
Jetzt aber kommt die Zeit, wo die Anschauung von dem Menschen als einem geistigen
Wesen, das eine Entwickelung durchmacht zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, ein
lebendiges Gefühl, eine lebendige Empfindung wird, wo man in der Vorstellung leben muß
von der überirdischen Bedeutung der Menschenseelen. Denn ohne diese Vorstellung wird
die Kultur der Erde ertötet. Man wird nicht eine praktische Tätigkeit entfalten können in der
Zukunft, ohne daß man aufblicken kann zu der geistigen Bedeutung der Tatsache, daß jeder
Mensch ein geistiges Wesen ist." (Lit.: GA 196, S. 161f)

In dem 1903 geschriebenen Aufsatz «Reinkarnation und Karma, vom Standpunkte der
modernen Naturwissenschaft notwendige Vorstellungen» (Lit.:GA 34, S. 67ff) macht Rudolf
Steiner deutlich, dass sich die Wiedergeburtslehre notwendig ergibt, wenn man die
naturwissenschaftliche Evolutionslehre konsequent weiterführt und auch auf das seelische
Gebiet anwendet.

„Man lasse entweder die ganze naturwissenschaftliche Entwickelungslehre fallen, oder man
gebe zu, daß sie auf die seelische Entwickelung ausgedehnt werden müsse. Es gibt nur
zweierlei: entweder es ist jede Seele durch ein Wunder geschaffen, wie die tierischen Arten
durch Wunder geschaffen sein müßten, wenn sie sich nicht auseinander entwickelt haben;
oder die Seele hat sich entwickelt und ist in anderer Form früher dagewesen, wie die
tierische Art in anderer Form da war.“ (Lit.:GA 34, S. 85)

Die Individualität des Menschen, sein Ich, das sich durch seine einzigartige,
unverwechselbare Biographie kundgibt, lässt sich weder aus der Vererbung, noch aus
äußeren Einflüssen, etwa durch die Erziehung, erklären.

„Als physischer Mensch stamme ich von anderen physischen Menschen ab, denn ich habe
dieselbe Gestalt wie die ganze menschliche Gattung. Die Eigenschaften der Gattung konnten
also innerhalb der Gattung durch Vererbung erworben werden. Als geistiger Mensch habe
ich meine eigene Gestalt, wie ich meine eigene Biographie habe. Ich kann also diese Gestalt
von niemand anderm haben als von mir selbst. Und da ich nicht mit unbestimmten, sondern
mit bestimmten seelischen Anlagen in die Welt eingetreten bin, da durch diese Anlagen
mein Lebensweg, wie er in der Biographie zum Ausdruck kommt, bestimmt ist, so kann
meine Arbeit an mir nicht bei meiner Geburt begonnen haben. Ich muß als geistiger Mensch
vor meiner Geburt vorhanden gewesen sein. In meinen Vorfahren bin ich sicher nicht
vorhanden gewesen, denn diese sind als geistige Menschen von mir verschieden. Meine
Biographie ist nicht aus der ihrigen erklärbar Ich muß vielmehr als geistiges Wesen die
Wiederholung eines solchen sein, aus dessen Biographie die Meinige erklärbar ist. Der
andere zunächst denkbare Fall wäre der, daß ich die Ausgestaltung dessen, was Inhalt
meiner Biographie ist, nur einem geistigen Leben vor der Geburt (beziehungsweise der
Empfängnis) verdanke. Zu dieser Vorstellung hätte man aber nur Berechtigung, wenn man
annehmen wollte, daß, was auf die Menschenseele aus dem physischen Umkreis herein
wirkt, gleichartig sei mit dem, was die Seele aus einer nur geistigen Welt hat. Eine solche
Annahme widerspricht der wirklich genauen Beobachtung. Denn was aus dieser physischen
Umgebung bestimmend für die Menschenseele ist, das ist so, daß es wirkt wie ein später im
physischen Leben Erfahrenes auf ein in gleicher Art früher Erfahrenes. Um diese Verhältnisse
richtig zu beobachten, muß man sich den Blick dafür aneignen, wie es im Menschenleben
wirksame Eindrücke gibt, die so auf die Anlagen der Seele wirken wie das Stehen vor einer zu
verrichtenden Tat gegenüber dem, was man im physischen Leben schon geübt hat; nur daß
solche Eindrücke eben nicht auf ein in diesem unmittelbaren Leben schon Geübtes
auftreffen, sondern auf Seelenanlagen, die sich so beeindrucken lassen wie die durch Übung
erworbenen Fähigkeiten. Wer diese Dinge durchschaut, der kommt zu der Vorstellung von
Erdenleben, die dem gegenwärtigen vorangegangen sein müssen. Er kann denkend nicht bei
rein geistigen Erlebnissen vor diesem Erdenleben stehenbleiben. - die physische Gestalt, die
Schiller an sich getragen hat, die hat er von seinen Vorfahren ererbt. Sowenig aber diese
physische Gestalt aus der Erde gewachsen sein kann, sowenig kann es die geistige
Wesenheit Schillers sein. Er muß die Wiederholung einer andern geistigen Wesenheit sein,
aus deren Biographie die Seinige erklärbar wird, wie die physische Menschengestalt Schillers
durch menschliche Fortpflanzung erklärbar ist. - So wie also die physische Menschengestalt
immer wieder und wieder eine Wiederholung, eine Wiederverkörperung der menschlichen
Gattungswesenheit ist, so muß der geistige Mensch eine Wiederverkörperung desselben
geistigen Menschen sein. Denn als geistiger Mensch ist eben jeder eine eigene Gattung.

Man kann gegen das hier Gesagte einwenden: das seien reine Gedankenausführungen; und
man kann äußere Beweise verlangen, wie man sie von der gewöhnlichen Naturwissenschaft
her gewohnt ist. Dagegen muß gesagt werden, daß die Wiederverkörperung des geistigen
Menschen doch ein Vorgang ist, der nicht dem Felde äußerer physischer Tatsachen
angehört, sondern ein solcher, der sich ganz im geistigen Felde abspielt. Und zu diesem
Felde hat keine andere unserer gewöhnlichen Geisteskräfte Zutritt als allein das Denken.
Wer der Kraft des Denkens nicht vertrauen will, der kann sich über höhere geistige
Tatsachen eben nicht aufklären. - Für denjenigen, dessen geistiges Auge erschlossen ist,
wirken die obigen Gedankengänge genau mit derselben Kraft, wie ein Vorgang wirkt, der sich
vor seinem physischen Auge abspielt. Wer einem sogenannten «Beweise», der nach der
Methode der gewöhnlichen naturwissenschaftlichen Erkenntnis aufgebaut ist, mehr
Überzeugungskraft zugesteht als den obigen Ausführungen über die Bedeutung der
Biographie, der mag im gewöhnlichen Wortsinn ein großer Wissenschaftler sein: von den
Wegen der echt geistigen Forschung ist er aber sehr weit entfernt.“ (Lit.:GA 9, S. 72ff)

Überlieferte Kenntnis der Wiedergeburt


Hinduismus
In den ältesten hinduistischen Schriften, den Veden, wird die Reinkarnation noch nicht
thematisiert. Himmel und Hölle sind hier die dauerhaften Aufenthaltsorte nach dem Tod.
Erst in den ab etwa 800 v. Chr. niedergeschriebenen Upanishaden wird die Lehre von
Reinkarnation und Karma entwickelt, der Atma, der unsterbliche Wesenskern des
Menschen, unterworfen ist. Eines der ältesten Zeugnisse dazu ist die Brihadāranyaka
Upanishad.

„3. Wie eine Raupe, nachdem sie zur Spitze des Blattes gelangt ist, einen andern Anfang
ergreift und sich selbst dazu hinüberzieht, so auch die Seele, nachdem sie den Leib
abgeschüttelt und das Nichtwissen [zeitweilig] losgelassen hat, ergreift sie einen andern
Anfang und zieht sich selbst dazu hinüber.

4. Wie ein Goldschmied von einem Bildwerke den Stoff nimmt und daraus eine andre,
neuere, schönere Gestalt hämmert, so auch diese Seele, nachdem sie den Leib abgeschüttelt
und das Nichtwissen [zeitweilig] losgelassen hat, so schafft sie sich eine andre, neuere,
schönere Gestalt, sei es der Väter oder der Gandharven oder der Götter oder des Prajapati
oder des Brahman oder andrer Wesen.[2]

5. Wahrlich dieses Selbst ist das Brahman, bestehend aus Erkenntnis, aus Manas, aus Leben,
aus Auge, aus Ohr, bestehend aus Erde, aus Wasser, aus Wind, aus Äther, bestehend aus
Feuer und nicht aus Feuer, aus Lust und nicht aus Lust, aus Zorn und nicht aus Zorn, aus
Gerechtigkeit und nicht aus Gerechtigkeit, bestehend aus allem. Je nachdem einer nun
besteht aus diesem oder aus jenem, je nachdem er handelt, je nachdem er wandelt, danach
wird er geboren; wer Gutes tat, wird als Guter geboren, wer Böses tat, wird als Böser
geboren, heilig wird er durch heiliges Werk, böse durch böses. Darum, fürwahr, heifst es:
«Der Mensch ist ganz und gar gebildet aus Begierde (kâma); je nachdem seine Begierde ist,
danach ist seine Einsicht (kratu), je nachdem seine Einsicht ist, danach tut er das Werk
(karman), je nachdem er das Werk tut, danach ergehet es ihm».“

– Paul Deussen: Sechzig Upanishad's des Veda, Leipzig 1921, S. 475f [2]
Wie später im Buddhismus wird auch hier nach der Erlösung (Moksha) aus dem Kreislauf der
Wiedergeburten gestrebt:

„Nunmehr von dem Nichtverlangenden (akâmayamâna). Wer ohne Verlangen, frei von
Verlangen, gestillten Verlangens, selbst sein Verlangen ist, dessen Lebensgeister ziehen nicht
aus; sondern Brahman ist er, und in Brahman geht er auf.

7. Darüber ist dieser Vers:

Wenn alle Leidenschaft schwindet,


Die nistet in des Menschen Herz,
Dann wird, wer sterblich, unsterblich,
Schon hier erlangt das Brahman er.
Wie eine Schlangenhaut tot und abgeworfen auf einem Ameisenhaufen liegt, also liegt dann
dieser Körper; aber das Körperlose, das Unsterbliche, das Leben ist lauter Brahman, ist lauter
Licht.“

– Paul Deussen: Sechzig Upanishad's des Veda, S. 477 [3]


Buddhismus
In den altorientalischen Kulturen, wo man noch ein sehr starkes Bewusstsein vom geistigen
Ursprung des Menschen hatte, wurde die Wiederverkörperung und das irdische Dasein
überhaupt als vorwiegend leidvoll empfunden. Buddha hat die Ursachen dieses Leidens
aufgezeigt, die ihre Wurzeln in dem begierdevollen Haften an der sinnlichen Welt haben,
und mit dem von gelehrten achtgliedrigen Pfad den Weg gewiesen, das Rad der
Wiedergeburten anzuhalten und für immer in ein rein geistiges Dasein zurückzukehren.
Wenn sich künftig einmal die Reihe der irdischen Geburten des Menschen ihrem Ende
zuneigt, wird der Buddhismus in zeitgemäß erneuerter Form wieder von großer Bedeutung
werden, denn dieser Prozess, durch den der Mensch dann in eine neue Daseinsform
übertreten wird, kann nur dann zum Heil des Menschen ablaufen, wenn er selbst geistig
aktiv und bewusst daran mitwirkt.

Judentum
Der Begriff Gilgul Neschamot (hebr. ‫גִ לְ ּגּול נְ שָ מֹות‬, wörtl. das Rollen der Seelen), mit dem im
Judentum die Reinkarnations- bzw. Seelenwanderungslehre bezeichnet wird, kommt zwar
im Tanach, der hebräischen Bibel nicht vor, wird aber in den Überlieferungen des Talmud an
einzelnen Stellen kontrovers diskutiert und ist ein zentrales Element der Kabbala, so etwa im
Sefer ha-Bahir („Buch der Erleuchtung“), das als ältestes kabbalistisches Werk gilt, und in
dem Ende des 13. Jahrhunderts weithin bekannten Sefer ha-Sohar („Buch des Glanzes“), das
die Seelenwanderungslehre für eine Weile zum Allgemeingut des osteuropäischen
Judentums machte.

In dem auf den Lehren Rabbi Isaak Lurias (1534–1572) beruhendem Schaar ha-Gilgulim („Tor
der Wiedergeburten“) werden umfassend und präzise die verwickelten Gesetzmäßigkeiten
der kabbalistischen Wiedergeburtslehre im Sinne der Seelenwanderung beschrieben, wobei
ausdrücklich auf einzelne Verse im Tanach verwiesen wird. Geschildert wird die
Wiedergeburt von fünf verschiedenen Seelenteilen, die den höheren seelischen und
geistigen Wesensgliedern entprechen: Nephesch (Empfindungsseele), Ruach (Verstandes-
und Gemütsseele, Neschama (Bewusstseinsseele/Geistselbst), Chaya (Lebensgeist) und
Yechida (Geistesmensch).

Auch heute noch ist die Wiedergeburtslehre im orthodoxen Judentum weit verbreitet,
namentlich bei den Chassidim, wo sie schon von dem Begründer der osteuropäischen
chassidischen Bewegung, Rabbi Israel ben Elieser (1698–1760), ausgeht.

Christentum
Frühes Christentum
Erstmals in der urpersischen Kultur und später namentlich im Christentum erkannte man
den besonderen Wert des irdischen Daseins für die geistige Entwicklung des Menschen.
Damit trat aber auch das Wissen um die wiederholten Erdenleben in den Hintergrund und
das Bewusstsein richtete sich immer mehr auf das einzelne irdische Leben des Menschen. In
der christlichen Lehre wird daher die Reinkarnationsidee weitgehend abgelehnt, obwohl sie
keineswegs unvereinbar mit der biblischen Überlieferung ist. Einzelne Stellen im Neuen
Testament weisen mehr oder weniger deutlich auf die Reinkarnation hin, am aller klarsten
dort, wo der Christus Johannes den Täufer als den wiedergekommenen Elias bezeichnet,
wobei er sich auf die Prophezeiung in Mal 3,23 LUT bezieht:
„23 Siehe, ich will euch senden den Propheten Elia, ehe der große und schreckliche Tag des
HERRN kommt.“

– Buch Maleachi: Mal,3 23


„7 Als sie fortgingen, fing Jesus an, zu dem Volk über Johannes zu reden: Was zu sehen seid
ihr hinausgegangen in die Wüste? Ein Schilfrohr, das vom Wind bewegt wird? 8 Oder was zu
sehen seid ihr hinausgegangen? Einen Menschen in weichen Kleidern? Siehe, die weiche
Kleider tragen, sind in den Häusern der Könige. 9 Oder was zu sehen seid ihr
hinausgegangen? Einen Propheten? Ja, ich sage euch: Er ist mehr als ein Prophet. 10 Dieser
ist's, von dem geschrieben steht: »Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen
Weg vor dir bereiten soll.« 11 Wahrlich, ich sage euch: Unter allen, die von einer Frau
geboren sind, ist keiner aufgetreten, der größer ist als Johannes der Täufer; der aber der
Kleinste ist im Himmelreich, ist größer als er. 12 Aber von den Tagen Johannes des Täufers
bis heute leidet das Himmelreich Gewalt, und die Gewalt tun, reißen es an sich. 13 Denn alle
Propheten und das Gesetz haben geweissagt bis hin zu Johannes; 14 und wenn ihr's
annehmen wollt: Er ist Elia, der da kommen soll. 15 Wer Ohren hat, der höre!“

– Matthäus-Evangelium: 11,7-15 EU
Und ähnlich nach Enthauptung des Täufers, der dann bei Verklärung Christi auf dem Berg
Tabor in seiner Geistgestalt gemeinsam mit Moses erscheint:

„2 Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus, Jakobus und Johannes und führte sie
auf einen hohen Berg, nur sie allein. Und er wurde vor ihnen verklärt; 3 und seine Kleider
wurden hell und sehr weiß, wie sie kein Bleicher auf Erden so weiß machen kann. 4 Und es
erschien ihnen Elia mit Mose, und sie redeten mit Jesus. 5 Und Petrus antwortete und sprach
zu Jesus: Rabbi, hier ist für uns gut sein; wir wollen drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine
und Elia eine. 6 Er wusste aber nicht, was er redete; denn sie waren verstört. 7 Und es kam
eine Wolke, die überschattete sie. Und eine Stimme geschah aus der Wolke: Das ist mein
lieber Sohn; den sollt ihr hören! 8 Und auf einmal, als sie um sich blickten, sahen sie
niemand mehr bei sich als Jesus allein. 9 Als sie aber vom Berg herabgingen, gebot ihnen
Jesus, dass sie niemandem sagen sollten, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn
auferstünde von den Toten. 10 Und sie behielten das Wort und befragten sich
untereinander: Was ist das, auferstehen von den Toten? 11 Und sie fragten ihn und
sprachen: Sagen nicht die Schriftgelehrten, dass zuvor Elia kommen muss? 12 Er aber sprach
zu ihnen: Elia soll ja zuvor kommen und alles wieder zurechtbringen. Wie steht dann
geschrieben von dem Menschensohn, dass er viel leiden und verachtet werden soll? 13 Aber
ich sage euch: Elia ist gekommen, und sie haben ihm angetan, was sie wollten, wie von ihm
geschrieben steht.“

– Markus-Evangelium: 9,2-13 EU
Nach dem Johannes-Evangelium hatte allerdings Johannes vor der Jordan-Taufe des Jesus
selbst bestritten, der wiedergekommene Elias zu sein:

„19 Dies ist das Zeugnis des Johannes: Als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten
zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du?,5 20 bekannte er und leugnete nicht; er
bekannte: Ich bin nicht der Messias.6 21 Sie fragten ihn: Was bist du dann? Bist du Elija? Und
er sagte: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein. 22 Da fragten sie ihn:
Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Auskunft geben. Was sagst du über
dich selbst? 23 Er sagte: Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den
Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat. 24 Unter den Abgesandten waren auch Pharisäer.
25 Sie fragten Johannes: Warum taufst du dann, wenn du nicht der Messias bist, nicht Elija
und nicht der Prophet? 26 Er antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch
steht der, den ihr nicht kennt 27 und der nach mir kommt; ich bin es nicht wert, ihm die
Schuhe aufzuschnüren. 28 Dies geschah in Betanien, auf der anderen Seite des Jordan, wo
Johannes taufte.“

– Johannes-Evangelium: 19-27 EU
Origenes († 253/54), anfangs noch ein angesehener Kirchenlehrer, hielt die Reinkarnation
durchaus für wahrscheinlich, namentlich in Bezug auf Jesus (was keineswegs wiederholte
irdische Inkarnationen des Christus impliziert):

„Konnte wohl der, welcher die Seelen in die Körper der Menschen herabsendet, ihn, der so
Großes wagen, der so viele belehren und viele Menschen aus der Flut der Sünde zur
Besserung zurückführen sollte, in einen Ursprung hineinstoßen, der schimpflicher war als
alle, und ihn nicht einmal durch eine rechtmäßige Ehe in das Menschenleben einführen?
Oder ist es nicht viel begründeter, dass eine jede Seele, wenn sie nach gewissen
verborgenen Gesetzen - ich sage das aber jetzt im Sinne des Pythagoras, Plato und
Empedokles, die Celsus oft angeführt hat - in einen Körper eingefügt wird, ihre Wohnung
nach Würdigkeit und mit Rücksicht auf ihren früheren Charakter erhält? Es ist also
wahrscheinlich, dass diese Seele, die bei ihrem Verweilen im Leben der Menschen mehr
Nutzen gebracht hat als viele Menschen - um nicht anmaßend zu scheinen, wenn ich sagen
würde "alle" -, eines Körpers bedurfte, der sich nicht nur unter den Menschenkörpern
auszeichnete, sondern auch besser und edler als alle war.“

– Origenes: Gegen Celsus (Contra Celsum) I,32 [4]


Als das Wissen um die Wiederverkörperung verloren ging, verlor man auch sehr bald das
Bewusstsein für das rein geistige vorirdische Dasein des Menschen vor der Geburt, das für
Platon noch von ganz zentraler Bedeutung war, und richtete das Augenmerk viel stärker auf
das Leben nach dem Tod.

Ein geläufiges, auch heute noch oft gebrauchtes Argument gegen die „Seelenwanderung“ -
gemeint ist die Reinkarnation - lieferte schon der frühchristliche Kirchenvater Irenäus von
Lyon († 202) in seiner Schrift Gegen die Häresien:

„Ihre Lehre aber von der Seelenwanderung wird dadurch widerlegt, daß sich die Seelen gar
nicht mehr an das erinnern, was vordem gewesen ist. Wenn sie nämlich dazu ausgesandt
wurden, um alles durchzumachen, dann müßten sie sich auch an das Vergangene erinnern
können, um das Fehlende noch nachzuholen und nicht elendiglich immer um dasselbe sich
abzumühen. Wenn sie deshalb auf die Erde kamen, dann konnte die Vereinigung mit dem
Körper die Erinnerung und Erwägung der Vergangenheit nicht gänzlich auslöschen. Was
nämlich jetzt die Seele, während der Körper schläft und ruht, bei sich sieht und im Traume
erlebt, das teilt sie gemäß ihrer Erinnerung zum größten Teile dem Körper mit, und bisweilen
erzählt einer wachend noch nach sehr langer Zeit, was er im Träume gesehen hat. So müßte
sie sich auch dessen erinnern, was sie getan hat, bevor sie in den Körper kam. Wenn sie
nämlich das, was sie während eines Augenblickes schaute und im Traume empfing, auch
über den Traum hinaus noch weiß, nachdem sie sich dem Körper wieder mitgeteilt und in
jedes Glied zerstreut hat, so müßte sie noch viel mehr das wissen, wo sie so lange Zeit und
die ganze Ewigkeit des verflossenen Lebens gewesen ist.“

– Irenäus von Lyon: Contra Haereses II 33,1 [5]


Tatsächlich ist es nicht möglich, sich mit dem gegenwärtigen gewöhnlichen Gedächtnis an
frühere Erdenleben zu erinnern. Dazu ist eine hellsichtige Erkenntnis notwendig, wie sie in
alten vorchristlichen Zeiten viele Menschen noch naturgemäß hatten. Heute kann diese
Erkenntnis nur mit vollem Ich-Bewusstsein auf dem geistigen Schulungsweg errungen
werden. Verlässliche Ergebnisse erhält man dabei erst auf der höchsten Erkenntnisstufe, der
Intuition. Erlebnisse, mit denen sich der Mensch heute mit vollem Ich-Bewusstsein
verbindet, werden allerdings bereits in der nächsten Inkarnation unmittelbar und ohne
besondere Schulung erinnert werden können. Die Gedächtnisfähigkeit wird sich
entsprechend weiterentwickeln.

Auch Tertullian bringt in seiner Schrift Über die Seele (III 28ff [6]) eine Fülle von Argumenten
gegen die pythagoräische Seelenwanderungslehre vor, die aber auch er nicht klar von der
Reinkarnation unterscheidet.

Hieronymus († 420) sprach sich in einem Brief an Demetrias ebenfalls entschieden gegen die
Reinkarnations- und Seelenwanderungslehre aus:

„Diese Art Leute hat nämlich die Gewohnheit, in allen Winkeln und ganz verstohlen ihre
Ansichten an den Mann zu bringen und Gottes Gerechtigkeit ausklügeln zu wollen.
„Warum“, so sprechen sie, „ist diese Seele in dieser Provinz geboren? Warum kommen die
einen als Kinder christlicher Eltern zur Welt, während andere bei unzivilisierten und wilden
Völkern ins Leben treten, die überhaupt keine Kenntnis von Gott haben?“ Wenn sie dann
durch diesen Skorpionenstich harmlose Menschen verwundet und an der offenen Wunde
sich weiter Raum geschaffen haben, dann streuen sie ihr Gift aus. „Glaubst du, daß ein
kleines Kind, das kaum seine Mutter an ihrem Lachen und ihrem heiteren Gesichte erkennt,
[3] das bisher nichts Gutes und auch nichts Schlechtes getan hat, ohne eigene Schuld vom
Teufel besessen oder von der Gelbsucht befallen wird und Leiden durchmachen muß, von
denen nach unserer Erfahrung die Gottlosen verschont bleiben, während die Gotteskinder
damit geplagt werden? Wenn aber“, so fahren sie fort, „Gottes Gerichte wahr und in sich
selbst gerechtfertigt sind, [4] wenn ich also bei Gott keine Spur von Ungerechtigkeit finden
kann, dann zwingt uns unsere Vernunft zu der Annahme, diese Seelen müssen schon einmal
im Himmel existiert haben. Dort wurden sie wegen irgendwelcher früherer Fehler dazu
verurteilt, in einem menschlichen Leibe gleichsam begraben zu werden, so daß wir in diesem
Tränentale die Strafen einstiger Sünden abzubüßen haben. [5] Deshalb spricht auch der
Prophet: Bevor ich gedemütigt wurde, habe ich gesündigt. [6] Befreie meine Seele aus dem
Kerker! [7] Hat er gesündigt, daß er vom Mutterschoß an blind war, oder taten es seine
Eltern?“ [8] und ähnliches. Diese verderbliche und gottlose Lehre verbreitete sich einst in
Ägypten und im Orient, [9] und heute noch hat sie sozusagen in gewissen Natterhöhlen viele
heimliche Anhänger. Sie vergiftet in jenen Gegenden die Reinheit des Glaubens und setzt
sich einem Erbübel gleich in wenigen fest, um dann sehr viele anzustecken.“

– Hieronymus: Briefe IIa 130,16 [7]


Heutige Sicht der großen christlichen Kirchen
Die großen christlichen Kirchen und entsprechend auch die meisten Theologen lehnen die
Vorstellung der Reinkarnation ab. So schrieb etwa der katholische Theologe Helmut Zander
in seiner Monographie Geschichte der Seelenwanderung in Europa:

[In der Bibel] „finden sich keine Reinkarnationsvorstellungen, nicht einmal Anspielungen.
Auch die Vermutung, reinkarnationsrelevante Stellen seien im Verlauf der Textgeschichte
eliminiert worden, hängt im luftleeren Raum.“[10] Bei Zander ist es nicht zufällig, dass er von
"Seelenwanderung" spricht. Es ist kennzeichnend für die katholische Theologie, dass diese
aufgrund der Ablehnung der Trichotomie in Leib, Seele und Geist, auf dem achten
ökumenischen Konzil von 859 n.Chr., zu einer Erkenntnis der Reinkarnation des Geistes nicht
in der Lage zu sein scheint. [11] [12].
Dennoch finden sich vor allem in der esoterischen Literatur der letzten Jahrzehnte zahlreiche
Bibelinterpretationen, in denen Zitate aus dem Neuen wie auch dem Alten Testament als
Belege für Reinkarnationsvorstellungen gedeutet werden. Die Beurteilung solcher
Deutungen fällt unterschiedlich aus. Ähnlich ablehnend wie Zander äußerte sich der
katholische Theologe Norbert Bischofberger:

„Die Behauptung, der Reinkarnationsgedanke sei im Neuen Testament enthalten, erweist


sich bei genauerer Untersuchung der immer wieder genannten Stellen als falsch. Der
Reinkarnationsgedanke ist im Neuen Testament kein Thema.“[13]
Zu einer anderen Einschätzung kam hingegen der protestantische Theologe Helmut Obst:

„Von einer klaren Reinkarnationslehre kann keine Rede sein. Aber: Es gibt einige wenige
Stellen, welche Aussagen und Andeutungen enthalten, die im Sinne der Reinkarnation zu
verstehen sind oder entsprechend gedeutet werden können.“[14]
Namentlich die „Elia-Täufer-Problematik“ in den Evangelien mache es „unmöglich zu sagen,
das Neue Testament kenne die Reinkarnationsidee überhaupt nicht.“[15] Dabei geht es um
Johannes den Täufer, der von Jesus als der Prophet Elija bezeichnet wurde, „der kommen
soll“ (Mt 11:13-14 EU, Mt 17:10-13 EU). Allerdings hatte Johannes der Täufer selbst zuvor
bestritten, der Prophet Elija zu sein, als er danach gefragt wurde (Joh 1:21 EU).

„Das letzte Wort über die Frage Christentum und Reinkarnation ist noch nicht gesprochen.
Christentum und Wiederverkörperungsglaube müssen sich nicht unüberbrückbar
gegenüberstehen.“[16]
Der deutsche Theologe Karl Rahner sah in der - mittlerweile umstrittenen - katholischen
Lehre vom „Fegfeuer“ zugleich einen möglichen Anschluss an den Reinkarnationsgedanken
der östlichen Weisheit:

„Wenn man also einen Zwischenzustand im Schicksal des Menschen zwischen Tod einerseits
und der leibhaftigen Vollendung des Menschen als ganzem doch wohl nicht bestreiten kann,
dann kann man auch nichts Entscheidendes gegen die Vorstellung eines personalen
Ausreifens in diesem Zwischenzustand sagen, die man eben mit „Fegfeuer“ oder besser
„Reinigungszustand“ oder „Reinigungsort“ benennt. Aber in welchem Sinne und in welchem
Grade hier noch zeitliche Kategorien angewandt werden können – sei es als unvermeidliches
Vorstellungsmodell, sei es als wirkliche Sachaussage –, darüber sind wohl in der katholischen
Theologie die Akten noch nicht geschlossen. Auch als orthodoxer katholischer Christ darf
man gegenüber der üblichen traditionellen Vorstellungsweise gewisse Reserven anbringen.
Es sei nur davor gewarnt, Schwierigkeiten in solchen Aussageweisen auf das notwendig
festzuhaltende Dogma als solches ohne weiteres auszudehnen. Hier ist noch vieles zu tun,
und manche Schwierigkeiten gegen die Lehre vom Zwischenzustand, vom Fegfeuer, können
sicher noch ausgeräumt werden. Es sei nur noch auf die Frage hingewiesen, ob nicht in der
katholischen und zunächst so altmodisch anmutenden Vorstellung von einem
„Zwischenzustand“ ein Ansatz gegeben sein könnte, um besser und positiv mit der in den
östlichen Kulturen so verbreiteten und da als selbstverständlich betrachteten Lehre von
einer „Seelenwanderung“, „Reinkarnation“ zurechtzukommen, wenigstens unter der
Voraussetzung, daß eine solche Reinkarnation nicht als ein niemals aufhebbares, zeitlich
immer weitergehendes Schicksal des Menschen verstanden wird.“

– Karl Rahner: Grundkurs des Glaubens, Neunter Gang: Die Eschatologie, Abschnitt: „Zur
Lehre vom „Reinigungsort“
Islam
Wie bei den meisten anderen abrahamitischen Religionen lehnen die meisten Sunniten und
Schiiten, die die Hauptströmungen des Islam darstellen, die Reinkarnationslehre ab und
halten sie, ähnlich wie die meisten christlichen Konfessionen, für unvereinbar mit dem
Glauben an die Auferstehung und an das Jüngste Gericht. Viele esoterische Orden der Sufi
integrieren allerdings den Reinkarnationsgedanken problemlos in ihre Lehre und berufen
sich dabei oftmals auf den 28. Vers der 2. Sure (al-Baqara „die Kuh“) des Koran: „Wie könnt
ihr Allah leugnen, wo ihr doch tot waret und Er euch lebendig machte und euch dann
sterben läßt und euch dann (am Jüngsten Tag) lebendig macht, an dem ihr zu Ihm
zurückkehrt?“ (Koran 2,28)

Der Gedanke in der europäischen Neuzeit


Einzelne abendländische Denker, wie z.B. Lessing, haben den Reinkarnationsgedanken
wieder aufgegriffen, weil sie eingesehen haben, dass der Mensch in einem einzelnen
Erdenleben unmöglich alle geistigen Entwicklungsmöglichkeiten ausschöpfen kann, die das
irdische Dasein bietet. Anders als die altorientalischen Weisen sehen sie in der Wiedergeburt
weniger ein schreckliches Schicksalsverhängnis, sondern vielmehr die damit verbundenen
gewaltigen geistigen Entwicklungschancen. Insbesondere wird es durch die
Wiederverkörperung auch jenen Menschen, die bereits in vorchristlicher Zeit gelebt haben,
möglich, sich mit dem auf die Erde herabgestiegenen und seit dem im Erdenkreis wirkenden
Christus zu verbinden. So schreibt etwa Lessing in seinem religionsphilosophischen
Hauptwerk "Die Erziehung des Menschengeschlechts":

§ 92 Du hast auf deinem ewigen Wege so viel mitzunehmen! so viel Seitenschritte zu tun! -
Und wie? wenn es nun gar so gut als ausgemacht wäre, daß das große langsame Rad,
welches das Geschlecht seiner Vollkommenheit näher bringt, nur durch kleinere schnellere
Räder in Bewegung gesetzt würde, deren jedes sein Einzelnes eben dahin liefert?

§ 93 Nicht anders! Eben die Bahn, auf welcher das Geschlecht zu seiner Vollkommenheit
gelangt, muß jeder einzelne Mensch (der früher, der später) erst durchlaufen haben. - »In
einem und eben demselben Leben durchlaufen haben? Kann er in eben demselben Leben
ein sinnlicher Jude und ein geistiger Christ gewesen sein? Kann er in eben demselben Leben
beide überholet haben?«

§ 94 Das wohl nun nicht! - Aber warum könnte jeder einzelne Mensch auch nicht mehr als
einmal auf dieser Welt vorhanden gewesen sein?
§ 95 Ist diese Hypothese darum so lächerlich, weil sie die älteste ist? weil der menschliche
Verstand, ehe ihn die Sophisterei der Schule zerstreut und geschwächt hatte, sogleich darauf
verfiel?

§ 96 Warum könnte auch Ich nicht hier bereits einmal alle die Schritte zu meiner
Vervollkommnung getan haben, welche bloß zeitliche Strafen und Belohnungen den
Menschen bringen können?

§ 97 Und warum nicht ein andermal alle die, welche zu tun, uns die Aussichten in ewige
Belohnungen, so mächtig helfen?

§ 98 Warum sollte ich nicht so oft wiederkommen, als ich neue Kenntnisse, neue Fertigkeiten
zu erlangen geschickt bin? Bringe ich auf Einmal so viel weg, daß es der Mühe wieder zu
kommen etwa nicht lohnet?

§ 99 Darum nicht? - Oder, weil ich es vergesse, daß ich schon da gewesen? Wohl mir, daß ich
das vergesse. Die Erinnerung meiner vorigen Zustände, würde mir nur einen schlechten
Gebrauch des gegenwärtigen zu machen erlauben. Und was ich auf itzt vergessen muß, habe
ich denn das auf ewig vergessen?

§ 100 Oder, weil so zu viel Zeit für mich verloren gehen würde? - Verloren? - Und was habe
ich denn zu versäumen? Ist nicht die ganze Ewigkeit mein?

Gelegentlich erwähnt Rudolf Steiner auch die 1851 veröffentlichte preisgekrönte Arbeit von
Gustav Widenmann: Gedanken über die Unsterblichkeit als Wiederholung des Erdenleben
(Lit.: Widenmann 1851). Widenmann vergleicht darin den Gedanken der Auferstehung, die
er erst am Ende der Erdentwicklung für möglich hält, mit der Möglichkeit wiederholter
Erdenleben, durch die der Mensch an der gesamten Erdentwicklung teilhaben kann.

„Will man, abgesehen von der Wiederbelebung der menschlichen Stoffe, am Ende der jetzt
laufenden Planetengeschichte, vor demselben ein Wiederkommen der menschlichen
Individuen annehmen, wie die h. Schrift zum tausendjährigen Reich, oder wie Lessing den
Menschen wiederholt an der Planetengeschichte Theil nehmen läßt, so bleibt hiefür nur eine
zweite Möglichkeit, die Vermuthung nämlich, daß analog dem Wiederaustreten thierischer
Individualitäten die in Gott ruhende menschliche Individualkraft in spätern Zeiten sich mit
lebendem menschlichem Gattungsstoff anderer Individuen verbindet, d. h. von andern Eltern
vielleicht in einem andern Volke oder Erdtheil in dies Erdenleben wieder herein geboren
wird. So hat ohne Zweifel Lessing das Wiederkommen verstanden, so mußte es Christus
meinen, als er für sich aus einer Andeutung des Propheten Maleachi die Vermuthung
aussprach, der Täufer Iohannes sei der wiedergekommene Elias.“

– Gustav Widenmann: Gedanken über die Unsterblichkeit als Wiederholung des Erdenleben
(1851), S. 40f
Rudolf Steiner nennt auch den Göttinger Philosophieprofessor Julius Baumann (1837-1916)
[17], einen Schüler von Hermann Lotze (1817-1881)[18]:
„So lesen wir in der Schrift des Göttinger Philosophieprofessors Julius Baumann über
«Neuchristentum und reale Religion» unter den neununddreißig Sätzen eines «Entwurfes
eines kurzen Inbegriffs realwissenschaftlicher Religion» auch den folgenden
(zweiundzwanzigsten): «... Wie ... in der unorganischen Natur die physikalisch-chemischen
Elemente und Kräfte nicht vergehen, sondern nur ihre Kombinationen ändern, so ist dies
nach realwissenschaftlicher Methode auch anzunehmen von den organischen und den
organisch-geistigen Kräften. Die Menschenseele als formale Einheit, als verknüpfendes Ich
kehrt wieder in neuen Menschenleibern und kann so alle Stufen menschheitlicher
Entwickelung durchleben.»“ (Lit.:GA 34, S. 85f)

Im Gegensatz dazu ist die unmittelbare Auferstehung im Tod mittlerweile ein weit
verbreitetes theologisches Konzept des 20. Jahrhunderts geworden, das von Gisbert
Greshake, Gerhard Lohfink und anderen katholischen Theologen vertreten wird und besagt,
dass bereits unmittelbar mit dem Tod die Auferstehung des Leibes erfolge und sich damit die
als unchristlich bewertete platonistisch-dualistische Vorstellung von der «Unsterblichkeit der
Seele» als einer nach Tod weiter bestehenden leiblosen „anima separata“ und auch die
Lehre von der Reinkarnation erübrige.

Der Zeitraum zwischen den irdischen Inkarnationen


Als Faustregel für die Zeit, die zwischen zwei Inkarnationen liegt, gilt, dass sich der Mensch
etwa zweimal, einmal als Mann und einmal als Frau, in jeder Kulturepoche, die jeweils 2160
Jahre dauern (siehe -> Platonisches Weltenjahr), inkarniert, also etwa alle 1000 Jahre. Darauf
wird auch in den Psalmen hingedeutet:

„3 Der du die Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder! 4
Denn tausend Jahre sind vor dir / wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine
Nachtwache.“

– Altes Testament: Ps 90,3-4 LUT


Diese Regel ist aber kein ehernes Gesetz, sondern wird häufig durchbrochen. Nicht immer
wechseln einander in strenger Folge männliche und weibliche Inkarnationen ab; allerdings
folgen einander niemals mehr als sieben gleichgeschlechtliche Wiederverkörperungen. Auch
die Zeit, die zwischen zwei Inkarnationen liegt, schwankt beträchtlich. Heute liegen zwischen
den einzelnen Erdenleben oft nur wenige Jahrzehnte, was u.a. auch mit der raschen
Umgestaltung der äußeren Erde durch die Ergebnisse der neueren Technik und der
Fortschritte der Naturwissenschaft im allgemeinen zusammenhängen dürfte.

Zusammenhänge zwischen aufeinanderfolgenden Leben


Auch dafür, wie die nächste Inkarnation beschaffen sein wird, gibt es gewisse Grundregeln.
Für seine nächste irdische Verkörperung wählt sich der Mensch jenes Elternpaar, dass ihm
die geeignetsten physischen Organe für seine geistigen Anlagen darbieten kann. Allerdings
bleibt oft eine gewisse Kluft zwischen den geistigen Bedürfnissen und der vererbten
physischen Natur bestehen. Darüber hinaus spielt auch die karmische Verbindung eine
wichtige Rolle. Wie sich der Mensch im Erdenleben verhält, prägt die Physiognomie und
besonders die Schädelbildung des nächsten Lebens. Die Taten, die er vollbracht hat, wirken
vom oberen Devachan aus und bestimmen den Ort und die weiteren physischen
Verhältnisse für die nächste Wiedergeburt. Was der Mensch durch sein Temperament und
seine bleibenden Gewohnheiten und Fähigkeiten dem unteren Devachan eingeliedert hat,
bestimmt den Ätherleib der nächsten Inkarnation. Und was er an Gedanken und Gefühlen
der Astralwelt eingeschrieben hat, baut den Astralleib für das nächste irdische Dasein auf.

Metamorphose der menschlichen Gestalt in aufeinanderfolgenden Inkarnationen


In aufeinanderfolgenden Inkarnationen wandelt sich die Gestaltung der Leibesorganisation
mit Ausnahme des Kopfes der einen Inkarnation in die Gestaltung der Hauptesorganisation
der nächstfolgenden Inkarnation um.

„Der Mensch, wie wir ihn vor uns haben nach seiner Hauptesorganisation, weist nach dem
vorigen Erdenleben. - Wie unsere Intelligenz nach dem fernen, urfernen vergangenen
Sonnenleben weist, so weist unsere gegenwärtige physische Hauptesorganisation mit der
irdischen Artung der Erkenntnisfähigkeiten, das heißt für die Hinorganisierung der
Erkenntnisfähigkeiten auf das Ich-Bewußtsein, zurück in unseren früheren Erdenlauf. Ich
habe schon früher darauf aufmerksam gemacht, was das menschliche Haupt eigentlich ist.
Schematisch können Sie sich folgendes

sagen: Der Mensch besteht aus dem Haupte und aus der übrigen Organisation. - Sagen wir
(siehe Zeichnung), das ist der jetzige Lebenslauf (Mitte), das ist der vorige Lebenslauf (links),
das ist der folgende Lebenslauf (rechts). So können wir sagen: Das Haupt unseres
gegenwärtigen Lebenslaufes ist entstanden durch Metamorphose unserer übrigen
Leibesorganisation im vorhergehenden Lebenslauf, und unseren Kopf vom vorigen
Lebenslauf haben wir verloren. - Natürlich verstehe ich da nicht - das ist ja handgreiflich - die
physische Organisation, sondern die Kräfte, die Formkräfte, die die physische Organisation
wirklich hat. Dasjenige, was wir außer der Hauptesorganisation, der Trägerin der
Erkenntnisfähigkeiten für das Ich, jetzt an uns tragen als übrige Menschenorganisation,
Rumpf mit Gliedmaßen, das wird Hauptesorganisation unseres künftigen Erdenlebens.

Die übersinnliche Formgestalt des physischen Leibes erfüllt von materiellen Teilchen
(Zeichnung aus GA 199, S 216)
Sie alle tragen schon die Kräfte in sich, welche im Haupte konzentriert sein werden in Ihrem
späteren Erdenleben. Was Sie heute mit Ihren Armen vollbringen, was Sie mit Ihren Beinen
vollbringen, das wird eingehen in die innere Organisation des Hauptes in Ihrem nächsten
Erdenleben.Und was an Kräften von Ihrem Haupte im nächsten Erdenleben ausströmt, das
wird Ihr Karma, Ihr Schicksal für das nächste Erdenleben sein. Aber das, was da Ihr Schicksal
im nächsten Erdenleben sein wird, das wandert auf dem Umwege durch Ihre übrige
Organisation, durch die Sie sich hineinstellen ins Menschenleben heute, in Ihr künftiges
Hauptesleben hinüber.“ (Lit.:GA 196, S. 229f)

„Nun werden Sie sagen: Ja, aber der Mensch nimmt doch für das nächste Erdenleben seinen
physischen Leib nicht mit, er legt ihn ja ab. — Das ist in bezug auf die Materie der Fall, aber
ich möchte das noch einmal wiederholen, was ich vor einiger Zeit gesagt habe. Das was Sie
eigentlich sehen als den physischen Leib in seiner Form, das ist ja nicht der physische
Organismus des Menschen, das ist eben die Form (siehe Zeichnung). Und in diese Form ist
nur hineingegliedert die Materie. Sie ist aufgefaßt von der Form, und die Form ist etwas
durchaus Geistiges, und diese Form meine ich, wenn ich jetzt von dem Einfluß des
Geistgebietes auf den physischen Leib spreche. Das, was abgelegt wird, das sind ja nur die
materiellen Teilchen, die eingegliedert sind. Die Form aber, die der Mensch hat, wird nicht
abgelegt, sondern wirkt in das nächste Leben hinein - namentlich das, was der Mensch
entwickelt durch die Behendigkeit und Beweglichkeit seiner Gliedmaßen, seiner Hände und
Arme, seiner Füße und Beine - , das kommt in der Kopfbildung des nächsten Lebens zum
Vorschein.“ (Lit.:GA 199, S. 216)

Erinnerung an frühere Erdenleben


„Es wird gewöhnlich der Einwand gemacht, daß sich der Mensch nicht erinnere an diese
wiederholten Erdenleben. Das betrifft nur das gewöhnliche Bewußtsein. In dem Moment, wo
die Intuition eintritt, wird eben dasjenige, was durch die wiederholten Erdenleben abläuft,
genau ebenso innere Seelenanschauung, wie sonst die Erinnerung innerhalb des einen
Erdenlebens. So ist es auch hier so, daß Anthroposophie nicht wie die gewöhnliche
Philosophie durch abstrakte Beweise zu ihren Ergebnissen kommt, sondern dadurch, daß sie
die Seele erst vorbereitet zur höheren Erkenntnis und dann diese Dinge durch Anschauung
erkennt. Dadurch aber erweist sich eben diese anthroposophische Erkenntnis zwar als eine
Fortsetzung derjenigen Erkenntnis, die wir heute in der Naturwissenschaft haben, aber doch
eben als eine Fortsetzung, die wiederum in ganz anderer Weise arbeiten muß als die bloße
naturwissenschaftliche Erkenntnis, die heute anerkannt ist.“ (Lit.:GA 82, S. 200)

Im tiefen Schlaf gehen wir in der Zeit tatsächlich rückwärts bis zu unserer früheren
Inkarnation, nur werden uns diese Erlebnisse normalerweise nicht bewusst. Das gelingt erst,
wenn wir durch geistige Schulung die Fähigkeit der Intuition erworben haben.

Zeit und Schlaf


„... da ist der Mensch in seiner gegenwärtigen Inkarnation. (Es wird gezeichnet, rechts
Mitte.) Wenn er Imagination entwickelt, so schaut er seinen Ätherleib etwas vor die Geburt
oder Empfängnis hingehend (gelb); aber sein astralischer Leib führt ihn durch Inspiration
hinein in die ganze Zeit, die verflossen ist zwischen dem letzten Tode und dieser Geburt
(rot). Und die Intuition führt ihn in das vorangehende Erdenleben zurück (gelb).

Wenn Sie nun schlafen, so bedeutet das nichts anderes, als daß Sie das Bewußtsein, das
sonst im physischen Leibe ist, zurückverlegen, zurückführen, daß Sie mit ihm zurückkehren.
Der Schlaf ist also eigentlich ein Zurücklaufen in der Zeit zu dem, wovon ich Ihnen schon
gesagt habe, daß es dem gewöhnlichen Bewußtsein als vergangen erscheint, aber doch da
ist. Sie sehen, man muß auch da, wenn man wirklich zum Erfassen des Geistigen kommen
will, die Begriffe ändern gegenüber den Begriffen, die man gewöhnt ist im physischen Leben
zu verwenden. Man muß also eigentlich sich bewußt werden, daß der Schlaf jedesmal ein
Zurückgehen ist in die Gefilde, die man durchgemacht hat im vorirdischen Dasein, oder sogar
ein Zurückgehen ist in frühere Inkarnationen. Der Mensch erlebt tatsächlich während des
Schlafes, nur kann er es nicht erfassen, dasjenige, was früheren Inkarnationen angehört, was
er durchgemacht hat auch im vorirdischen Dasein.

Über den Zeitbegriff muß man eine völlige Begriffsmetamorphose durchmachen; der muß
ein ganz anderer werden. Wenn man daher an jemanden die Frage stellt: Ja, wo ist er denn,
wenn er schläft? - dann muß man sagen: Er ist eigentlich in seinem vorirdischen Dasein oder
sogar zurückgekehrt zu früheren Erdenleben. - Populär ausgedrückt sagt man eben: Der
Mensch ist außerhalb seines physischen und seines Ätherleibes. Das Reale dazu ist das, was
ich Ihnen auseinandergesetzt habe. Das ist, was sich darstellt als der rhythmische
Wechselzustand zwischen Wachen und Schlafen.“ (Lit.:GA 234, S. 107f)
Wiedergeburt als zeitlich begrenztes Phänomen innerhalb der Menschheitsentwickelung
Anfang und Ende der irdischen Inkarnationen des Menschen
Die Tatsache, dass der Mensch wiederholte Erdenleben durchmacht, ist nur für eine
bestimmte Zeitspanne der irdischen Entwicklung gültig. Die Folge der Reinkarnationen hat in
der lemurischen Zeit begonnen und wird am Beginn der sechsten Wurzelrasse wieder
aufhören. Der Mensch wird dann in ein geistigeres Dasein übertreten und nicht mehr
unmittelbar an einen physischen Körper gebunden sein.

„Die Reinkarnation hat in der lemurischen Zeit angefangen und wird im Beginne der
sechsten Rasse auch wiederum aufhören. Es ist nur eine gewisse Zeitspanne in der irdischen
Entwickelung, innerhalb welcher der Mensch sich wiederverkörpert. Vorausgegangen war
ein überaus geistiger Zustand, der keine Wiederverkörperung nötig machte, und folgen wird
wiederum ein geistiger Zustand, der auch keine Wiederverkörperung bedingt.“ (Lit.:GA 93, S.
25)

Das Ende der irdischen Inkarnationen um das Jahr 5700


In späteren Vorträgen hat Rudolf Steiner den Zeitpunkt, in dem die irdischen
Verkörperungen des Menschen enden werden, noch genauer angegeben. Im 6. Jahrtausend,
etwa um das Jahr 5700, wird der Mensch durch seine natürliche leibgebundene Entwicklung
nicht mehr bis zur Geschlechtsreife kommen - ein Phänomen, das nach Rudolf Steiner mit
dem beständigen Jüngerwerden der Menschheit zusammenhängt. Die Menschen werden
dann unfruchtbar werden und sich nicht mehr in physischen Leibern verkörpern können. Die
Zeit der irdischen Inkarnationen ist dann vorbei.

„Der gegenwärtige Mensch bleibt entwicklungsfähig bis in das siebenundzwanzigste Jahr


hinein. Er fängt dann an, gewissermaßen sich in seinem Seelisch- Geistigen ganz zu
emanzipieren von dem Physisch-Leiblichen. Emanzipieren von dem Physisch-Leiblichen ist
also etwas, was immer mehr und mehr hereinrückt. Sie sehen daraus, daß einmal der
Zeitpunkt kommen wird, wo die Menschen nur entwickelungsfähig sein werden bis zu ihrem
vierzehnten Jahre, wo das Geschlechtsreifezeitalter aufhören wird, eine Bedeutung zu haben
in der menschlichen Entwickelung. Das ist ein Zeitraum, der ganz gewiß eintreten wird. Die
Geologen mögen noch so lange Zeiträume berechnen für die Entwickelung des Menschtums
auf der Erde, für die Entwickelung der physischen Menschheit der Erde; diese physische
Menschheit auf der Erde wird sich nicht länger entwickeln als bis zu dem Moment, wo diese
obere Altersgrenze bis in das vierzehnte, dreizehnte Lebensjahr heruntergerückt ist. Denn
von diesem Zeitpunkte an wird sich die physische Menschheit auf der Erde nicht mehr
entwickeln können. Die Frauen werden keine Kinder mehr gebären. Dann wird es mit der
physischen Menschheit auf der Erde zu Ende gegangen sein.“ (Lit.:GA 196, S. 59f)

Der Mensch wird dann in einer viel freieren Beziehung zur physischen Erde stehen; er wird
gleichsam, wie sich Rudolf Steiner ausdrückt, "in den Wolken, im Regen, in Blitz und Donner
rumoren" (siehe Zitat unten). Das Verhältnis des Menschen zur Erde wird dann ähnlich sein
dem Zustand, in dem sich jetzt der Mensch im Leben zwischen Tod und neuer Geburt
befindet. Diese regelrechte Entwicklung könnte allerdings durch den Einfluss Ahrimans
gestört und der Mensch dadurch länger an die physische Verkörperung gefesselt werden.
Eine fortschreitende Vertierung des Menschenwesen wäre die Folge:
„Es wird ein Jahr kommen in der physischen Erdenentwickelung, dieses Jahr wird, sagen wir,
ungefähr das Jahr 5700 und einiges sein, in diesem Jahre, oder um dieses Jahr herum, wird
der Mensch, wenn er seine richtige Entwickelung über die Erde hin vollzieht, nicht mehr die
Erde so betreten, daß er sich verkörpert in Leibern, die von physischen Eltern abstammen.
Ich habe öfters gesagt, die Frauen werden in diesem Zeitalter unfruchtbar. Die
Menschenkinder werden dann nicht mehr in der heutigen Weise geboren, wenn die
Entwickelung über die Erde hin normal verläuft.

Über eine solche Tatsache darf man sich keinen Mißverständnissen hingeben. Es könnte zum
Beispiel auch folgendes eintreten: Es könnten die ahrimanischen Mächte, welche unter dem
Einfluß der gegenwärtigen Menschenimpulse sehr stark werden, die Erdenentwickelung
verkehren; sie könnten die Erdenentwickelung in gewissem Sinne pervers machen. Dadurch
würde - gar nicht zum Menschenheile - über diese Jahre im 6. Jahrtausend hinaus die
Menschheit in demselben physischen Leben erhalten werden können. Sie würde nur sehr
stark vertieren; aber sie würde in diesem physischen Leben erhalten werden können. Das ist
eine der Bestrebungen der ahrimanischen Mächte, die Menschheit länger an die Erde zu
fesseln, um sie dadurch von ihrer Normalentwickelung abzubringen. Aber wenn die
Menschheit wirklich das ergreift, was in ihren besten Entwickelungsmöglichkeiten liegt, so
kommt einfach im 6. Jahrtausend diese Menschheit zum Irdischen in eine Beziehung, die für
weitere zweieinhalb Jahrtausende so ist, daß der Mensch zwar noch mit der Erde ein
Verhältnis haben wird, aber ein Verhältnis, das sich nicht mehr darin ausdrückt, daß
physische Kinder geboren werden. Der Mensch wird gewissermaßen als Geist-Seelenwesen -
um es anschaulich auszudrücken, will ich sagen: in den Wolken, im Regen, in Blitz und
Donner rumoren in den irdischen Angelegenheiten. Er wird gewissermaßen die
Naturerscheinungen durchvibrieren; und in einer noch späteren Zeit wird das Verhältnis zum
Irdischen noch geistiger werden.

Von allen diesen Dingen kann heute nur erzählt werden, wenn man einen Begriff hat von
dem, was geschieht zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Obzwar nicht eine
vollständige Gleichheit herrscht zwischen der Art und Weise, wie der Mensch heute
zwischen dem Tode und einer neuen Geburt zu den irdischen Verhältnissen in Beziehung
steht, und der Art, wie er dann, wenn er sich gar nicht mehr physisch verkörpern wird, dazu
in Beziehung stehen wird, so ist doch eine Ähnlichkeit vorhanden. Wir werden
gewissermaßen, wenn wir verstehen, der Erdenentwickelung ihren wirklichen Sinn zu geben,
dann dauernd in ein solches Verhältnis zu den irdischen Angelegenheiten kommen, wie wir
jetzt dazu bloß stehen, wenn wir zwischen dem Tod und einer neuen Geburt leben. Es ist das
jetzige Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt nur etwas, ich möchte sagen,
geistiger, als es dann sein wird, wenn der Mensch dauernd in diesen Verhältnissen sein
wird.“ (Lit.:GA 196, S. 90f)

Individuum und Volksseele


Nur selten erscheint der Mensch in mehreren aufeinanderfolgenden Inkarnationen
innerhalb der selben Volksgemeinschaft. Eine gewisse Ausnahme machen dabei die
mitteleuropäischen Völkerschaften. Hängt der Mensch einem ausgeprägten Nationalismus
an und richtet in seinem Erdenleben einen ganz besonderen Haß gegen ein anderes Volk, so
liegt das daran, dass sich unterbewusst sein höheres Selbst schon sehr entschieden mit
gerade diesem Volk verbunden hat und sich dort reinkarnieren wird.
Reinkarnation als kosmisches Phänomen
Das Reinkarnationsgesetz gilt nicht nur für den Menschen, sondern auch die Planeten sind
im weitesten Sinn der Reinkarnation unterworfen; jede Planetenkette entwickelt sich durch
sieben aufeinanderfolgende planetare Weltentwicklungsstufen. Seelenwesen, die über
keinen individuellen Geist verfügen, sondern einer Gruppenseele angehören, wie etwa die
Tiere, unterliegen nicht der Reinkarnation.

Siehe auch
Reinkarnation - Artikel in der deutschen Wikipedia
Seelenwanderung
Gilgul Neschamot
Vgl. dazu auch das Prinzip der spirituellen Ökonomie.
Die Wanderungen der Seele erstrecken sich durch alle Welten von der Brahmanwelt
abwärts bis zur Welt der Pflanzen.
Vergil, Buc. IV 60.
Ps 18,10 LUT
Origenes lehrte die Präexistenz der Seelen. Sie sind nach ihm gefallene Engel, welche zur
Strafe in menschliche Leiber verbannt wurden.
In Ägypten war bis zum Jahre 399 der Patriarch Theophilus von Alexandrien eifriger
Origenist, der von da an seine bisherigen Freunde, die origenistisch gesinnten Mönche der
nitrischen Wüste, scharf bekämpfte. Im „Orient“ setzten sich Johannes von Jerusalem und
Rufin für Origenes ein.
Helmut Zander: Geschichte der Seelenwanderung in Europa. Alternative religiöse
Traditionen von der Antike bis heute. Primus-Verlag, Darmstadt 1999, S. 119. Die
Fortsetzung des Zitates: „Kein Text der Weltgeschichte ist so gut untersucht, von keinem
Buch hat man in einem derartigen Ausmaß auch mikroskopische Überlieferungstrümmer
zusammengekratzt, kein Werk ist hinsichtlich seiner Entstehungsgeschichte so gut
dokumentiert. Bei alledem ist nicht ein einziger Hinweis auf Seelenwanderung zutage
getreten.“
Der Kampf um das Menschenbild. Das achte ökumenische Konzil von 869 und seine Folgen,
herausgegeben von Heinz Herbert Schöffler, Verlag am Goetheanum, Dornach 1986
Renate Riemeck: Glaube - Dogma - Macht. Geschichte der Konzilien, Urachhaus Vlg.,
Stuttgart 1985, S. 98
Norbert Bischofberger: Der Reinkarnationsgedanke in der europäischen Antike und Neuzeit,
in Die Idee der Reinkarnation in Ost und West, München 1996, S. 76–94, Zitat S. 81f.
Obst, S. 87.
Obst, S. 89.
Obst, S. 227.
http://kalliope-verbund.info/de/eac?eac.id=116088524
Hans-Günther Schlotter: Die Geschichte der Verfassung und der Fachbereiche der Georg-
August-Universität zu Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 1994, ISBN 3-525-35847-4, S. 89
[1]

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Biografie Rudolf Steiner


Martin von Mackensen: Ein Vortrag für die Landbauschüler am Dottenfelderhof
ᐃᐁ
Die gesprochene Version dieses Artikels ist als Audiodatei verfügbar.
Engel
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Angeloi)

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG


Engel oder Angeloi (von griech. άγγελος, ángelos - Bote über lat. angelus bzw. angeli als
Übersetzung des hebr. mal'ach (‫ )מלאך‬- Bote; auch Geister od. Söhne des Zwielichts, Geister
der Dämmerung, Söhne des Lebens, Boten, in theosophischen Schriften auch Lunar Pitris
oder Barhishad-Pitris genannt) gehören der dritten Hierarchie an und stehen in der
Rangordnung der geistigen Wesenheiten (Hierarchien) eine Stufe über dem Menschen. Sie
haben ihre Menschheitsstufe, d.h. die Entwicklung des Ich bzw. des Ich-Bewusstseins,
bereits auf dem alten Mond absolviert. Gegenwärtig bilden sie ihr Geistselbst aus. Die
Mondensphäre ist ihr kosmisches Herrschaftsgebiet. Nach der indisch-theosophischen Lehre
werden sie als Dhyani (skrt.) bezeichnet.

Schutzengel
Jedem Menschen ist eine Engelwesenheit zugeordnet, die gleichsam als Schutzengel sein
geistiger Führer ist (Führungsengel). Sie werden dabei von Elementarwesen unterstützt, die
zwischen dem Licht- und Luftelement weben und gemeinhin zu den Feen, insbesondere auch
zu den Baumfeen gezählt werden, die sich gerne mit einzelnen Menschen, namentlich mit
Kindern, aber auch mit ganzen Familien und auch größeren Menschengruppen verbinden[1].
Unser Engel überblickt die ganze Kette unserer aufeinanderfolgenden irdischen
Verkörperungen, solange wir selbst noch nicht dazu fähig sind. Er leitet, zwar mithilfe noch
viel höherer Hierarchien, aber doch in letzter Instanz, unseren Schicksalsweg gemeinsam mit
den anderen leitenden Engeln unserer Mitmenschen und sorgt so für den rechten
karmischen Ausgleich. Allerdings ist im Lauf der Menschheitsentwicklung eine bedeutsame
Unordnung im Karma enstanden, die nicht alleine durch die Engel, sondern nur durch die
Hilfe des Christus ausgeglichen werden kann.

Scheidung der Geister in der Welt der Angeloi

Wandtafelzeichnung zu GA 237, S. 144 (Tafel 7)


→ Hauptartikel: Michaelische Schutzengel
Engel, die mit Menschen verbunden sind, die eine geistige Entwicklung im Sinne der
anthroposophischen Geisteswissenschaft anstreben, müssen dadurch etwas dazulernen und
steigen geistig höher, während Engel, die Menschen ohne solches Streben leiten müssen,
herabsinken. Dadurch kommt es zu einer Scheidung der Geister in der Welt der Angeloi, wie
sie in der nebenstehenden Wandtafelzeichnung schematisch angedeutet wird.

„Nehmen wir den Fall, daß das Karma so liegt, daß irgendeine Persönlichkeit nun im
allereminentesten Sinne von den anthroposophischen Impulsen ergriffen wird, mit Herz und
Sinn, ich möchte sagen, mit Geist und Seele ergriffen wird. Dann, ja dann ist etwas
notwendig, was ausgesprochen sonderbar, paradox klingt; aber es ist notwendig: dann muß
sein Engel etwas lernen. Und das, sehen Sie, ist etwas ungeheuer Bedeutsames. Das
Anthroposophenschicksal, das sich abspielt zwischen Anthroposophen und
Nichtanthroposophen, das wirft seine Wellen hinein in die Welt der Angeloi. Das führt bis zu
einer Scheidung der Geister in der Welt der Angeloi. Der Angelos, der den Anthroposophen
begleitet zu den nächsten Inkarnationen, er lernt tiefer noch sich hineinfinden in die
geistigen Reiche, als er das früher konnte. Und der Angelos, der dem anderen angehört, der
gar nicht hinein kann, sinkt herunter. Und es zeigt sich zuerst an dem Schicksal der Angeloi,
wie die große Scheidung geschieht. Es ist jetzt so - und das ist etwas, meine lieben Freunde,
worauf ich Ihre Herzen hinweisen möchte -, daß aus einem verhältnismäßig einheitlichen
Reich der Angeloi ein zweigeteiltes Reich der Angeloi entsteht, ein Reich der Angeloi mit
einem Zug hinauf in höhere Welten und mit einem Zug hinunter in tiefere Welten. Während
sich hier auf der Erde die Bildung der Michael-Gemeinschaft vollzieht, können wir schauen
über dem, was sich hier als Michael-Gemeinschaft vollzieht, aufsteigende Angeloi (siehe
Zeichnung, gelb), absteigende Angeloi (grün).“ (Lit.:GA 237, S. 143f)

Erfahren der Wirksamkeit des eigenen Schutzengels


"Ein gutes Mittel, das jeder anwenden kann, um zu größerer Klarheit über seine eigene
Persönlichkeit zu gelangen, besteht darin, daß man sich öfter im Leben gewisse Abschnitte
macht, mindestens aber einmal in einem Jahr, vielleicht an unserem Geburtstage. Dann
sollen wir uns fragen: Was habe ich nun an guten und schlechten Taten im Verlaufe dieses
Abschnittes zu verzeichnen? Wenn wir uns dann ernstlich prüfen, werden wir in den meisten
Fällen finden, daß unsere guten Taten nicht von unserer Persönlichkeit herrühren, sondern
daß wir sie aus einem inneren Impuls heraus geschehen ließen. Dieser innere Impuls ist
unser Schutzengel, der uns zu unseren guten Taten treibt. Auf der anderen Seite sollten wir
uns nun nicht gänzlich darauf verlassen und bei jeder Gelegenheit denken: Der Schutzengel
wird mir den Impuls schon eingeben - denn das wäre ganz verkehrt; der Schutzengel würde
uns bald verlassen, das heißt in gewisser Beziehung eben verlassen." (Lit.: GA 266b, S. 169f)

Das Bewusstsein der Engel


Das Wesen und das Bewusstsein der Engel charakterisiert Rudolf Steiner so:

"Wenn wir uns nun fragen: Wie ist das Bewußtsein der Engelwesenheiten? - so bekommen
wir zur Antwort: Es ist in einer gewissen Beziehung ein höheres Bewußtsein, und es ist
dadurch als ein höheres Bewußtsein charakterisiert, daß es nicht bis zum mineralischen
Reiche hinunterreicht. Bis dahin, wo die Steine sind, die Mineralien, reicht das
Engelbewußtsein nicht herunter. Dagegen sind in diesem Engelbewußtsein pflanzliche
Wesenheiten, tierische Wesenheiten, menschliche Wesenheiten und das eigene Reich der
Engel, das dort die gleiche Rolle spielt wie das Reich der Menschen für uns. Daher können
wir sagen: diese Engel nehmen mit ihrem Bewußtsein auch vier Reiche wahr, das Reich der
Pflanzen, der Tiere, der Menschenwesen und das Reich der Engel.

Das ist das Eigentümliche der Engelwesen: sie haben keinen physischen Leib, und aus diesem
Grunde also auch keine Organe des physischen Leibes, keine Augen und Ohren und so
weiter. Deshalb nehmen sie das physische Reich nicht wahr. Sie haben als ihre niederste
Wesenheit ihren ätherischen Leib. Dadurch haben sie eine gewisse Verwandtschaft mit den
Pflanzen. Sie können also mit ihrem Bewußtsein herabsteigen bis zu den Pflanzen; sie
können Pflanzen noch wahrnehmen. Dagegen wo ein Mineral ist, nehmen sie einen
Hohlraum wahr, geradeso wie wir es beschrieben haben für den Menschen während des
Devachanzustandes, wo der Mensch auch den Raum, den hier auf dem physischen Plan ein
Mineral ausfüllt, als einen Hohlraum wahrnehmen wird. So nehmen diese Engel überall da,
wo hier physisches Reich ist, einen Hohlraum wahr. Dagegen ragt ihr Bewußtsein da hinauf,
wo des Menschen Bewußtsein heute noch nicht hinaufragt." (Lit.: GA 102, S. 138f)

Wie bei allen Wesenheiten der dritten Hierarchie ist ihr Wahrnehmen zugleich ein
Selbstoffenbaren. Sie offenbaren ihr eigenes Wesen, und was sie so von sich selbst
offenbaren, das bildet zugleich den Inhalt ihrer Wahrnehmung. Es ist vergleichsweise so, wie
wenn der Mensch sein Wesen durch Worte, Gesten und Mimik offenbart und sein
Bewusstsein auf das so Hervorgebrachte richtet, um sich selbst wahrzunehmen. Und doch
beziehen sich diese selbstgeschaffenen Bilder, durch die sich die Engelwesen offenbaren,
zugleich auf eine von ihnen (relativ) unabhängige objektive Wirklichkeit. In Wahrheit sind
alle Wahrnehmungsbilder immer auch von dem wahrnehmenden Wesen abhängig; auch
beim Menschen ist das so, nur ist er sich dessen normalerweise nicht bewusst.

Dieser engelhaften Bewusstseinsart nähert sich der Mensch, wenn er auf dem geistigen
Schulungsweg voranschreitet. Die geistigen Wahrnehmungen erscheinen dann nicht fertig
gegeben, sondern entstehen aus einem malenden Schauen[2] der geschauten Bilder. Goethe
charakterisiert es treffend im zweiten Teil seiner Faust-Dichtung, wenn er Faust sagen lässt:

Ich wache ja! O laßt sie walten,


Die unvergleichlichen Gestalten,
Wie sie dorthin mein Auge schickt!
(Faust II, 2. Akt, Am untern Peneios)
Lüge ist für die Wesen der dritten Hierarchie unmöglich; sie müssen ihr wahres Wesen
offenbaren und haben im Rückblick auf diese Offenbarung ihr waches Selbstbewusstsein.
Jede Lüge, jede Täuschung in der Selbstoffenbarung würde ihr Bewusstsein auslöschen.

Als Wesenheiten der dritten Hierarchie haben die Engel aber auch kein eigenständiges
Innenleben wie der Mensch. Wenden sie willentlich ihren Blick von der Selbstoffenbarung
ab, so erfüllt sich durch die bedingungslose Hingabe an die höheren Hierarchien ihr
Bewusstsein mit den Inhalten der höheren geistigen Welten. Geist-Erfüllung ist ihr
Innenleben.

Denken im Gespräch mit dem Engel


→ Hauptartikel: Denken
In der ägyptisch-chaldäischen Zeit, im Zeitalter der Empfindungsseele, ehe die
Verstandesseele erwacht war, fühlte man das Denken noch als eine von den Engeln
inspirierte Gabe. Selbst im Frühmittelalter bis ins 9. Jahrhundert konnten das noch
christliche Denker wie Johannes Scottus Eriugena nachempfinden, obwohl bereits ihr auf
den Verstand gegründetes spekulatives und daher oft auch dem Irrtum verfallenes
Eigendenken erwacht war. Deutlich fühlte sich aber Eriugena auch noch in der wahren
Erkenntnis von einer Engelwesenheit durchdrungen. Sein Denken wurde damit zu einer Art
von innerem Zwiegespräch mit dem Engel.

„Bei Johannes Scotus ist es so, daß er in diesem Zwiespalt lebt. Er kann bloß denken; aber
wenn dieses Denken zum Erkennen wird, da fühlt er, da ist noch etwas da von den alten
Mächten, welche den Menschen durchdrungen haben in der alten Art der Erkenntnis. Er
fühlt den Engel, den Angelos in sich. Daher sagt er, der Mensch erkenne als Engel. Es war
Erbstück aus den alten Zeiten, daß in dieser Zeit der Verstandeserkenntnis ein solcher Geist
wie Scotus Erigena noch sagen konnte, der Mensch erkenne wie ein Engel. In den Zeiten der
ägyptischen, der chaldäischen Zeit, in den älteren Zeiten der hebräischen Zivilisation würde
niemand etwas anderes gesagt haben, als: Der Engel erkennt in mir, und ich nehme Teil als
Mensch an der Erkenntnis des Engels. Der Engel wohnt in mir, der erkennt, und ich mache
das mit, was der Engel erkennt. - Das war in der Zeit, als noch kein Verstand da war. Als dann
der Verstand heraufgekommen war, da mußte man das mit dem Verstande durchdringen;
aber es war eben in Scotus Erigena noch ein Bewußtsein von diesem Durchdrungensein mit
der Angelosnatur.“ (Lit.:GA 204, S. 269f)

Johannes Scottus Eriugena schreibt in seinem Hauptwerk «Über die Einteilung der Natur»:

„Wenn du die wechselseitige Verbindung und Einheit der geistigen und vernünftigen
Naturen aufmerksam betrachtest, so wirst du in der That finden, dass sowohl die englische
Wesenheit in der menschlischen, als die menschliche in der englischen mitgegründet ist. In
jeder vollzieht sich, was der reine Verstand auf das Vollkommenste erkennt, und wird in
jeder eins und dasselbe bewirkt. So gross nämlich war die Gemeinschaft der englischen und
menschlichen Natur und würde es auch geblieben sein, wenn der erste Mensch nicht
gesündigt hätte, dass aus beiden Eins wurde, was auch bei den hervorragendsten Menschen,
deren Erstlinge unter den Himmlischen sind, bereits zu geschehen beginnt. Denn der Engel
entsteht im Menschen durch den Begriff des Engels, der im Menschen ist, und der Mensch
entsteht im Engel durch den im Menschen gegründeten Begriff des Engels. Wer nämlich, wie
ich sagte, den reinen Begriff hat, wird in dem, was er begreift. Die geistige und vernünftige
Engelnatur ist also in der geistigen und vernünftigen menschlichen Natur ebenso geworden,
wie die menschliche in der englischen durch gegenseitiges Begreifen, worin der Mensch den
Engel und der Engel den Menschen begreift. Dies ist auch gar nicht wunderbar; denn auch
wir selbst werden, indem wir uns mit einander unterreden, gegenseitig in einander
verwandelt. Indem ich nämlich begreife, was du begreifst, werde ich dein Begriff und bin auf
unaussprechliche Weise in dich aufgenommen worden. Ebenso wenn du rein begreifst, was
ich durchaus begreife, wirst du mein Begriff und aus den beiden Begriffen wird einer,
welcher aus dem, was wir beide lauter und unverweilt begreifen, gebildet ist. Nehmen wir
ein Beispiel aus den Zahlen zu Hülfe, so begreifst du, dass die Sechszahl in ihren Theilen
gleich ist, und ich begreife dies ebenso, und ich begreife deinen, wie du meinen Begriff
begreifst. Unser beider Begriff wird ein durch die Sechszahl gebildeter einiger, und dadurch
werde ich nicht blos in dir, sondern auch du in mir geschaffen. Denn wir sind nicht etwas
Anderes, als unser Begriff, und unsere wahre und höchste Wesenheit ist ein Begriff, welcher
sich in der Betrachtung der Wahrheit beurkundet. Dass aber solcher Begriff nicht blos in
gleichwesentlichen, sondern auch in untergeordneten Naturen sich entwickeln kann, sobald
die Liebe vermittelnd eintritt, dies lehren die Worte des Apostels, welcher die Meinung, als
ob unser Begriff sichtbare Formen liebe, mit der Mahnung ablehnt: Werdet nicht gleich
dieser Welt! In solchem Sinn wird also ganz sachgemäss gesagt, dass in gegenseitigem
Begreifen der Mensch im Engel und der Engel im Menschen geschaffen werde, und dass
auch der Engel dem Menschen in keinem Verhältniss irgendwie vorangehe, wird gleichfalls
richtig geglaubt und eingesehen, mag auch nach der Darstellung des Propheten die
Schöpfung der engelischen Natur, wie Viele wollen, früher oder später, als die Schöpfung der
menschlichen Natur geschehen sein.“

– Johannes Scottus Eriugena: Über die Einteilung der Natur[3]


So sehr erlebt Eriugena also noch die geistige Wirklichkeit des Denkens, dass er sagen kann,
dass der Engel in ihm - und zwar nicht als Abbild, sondern als Wirklichkeit - entsteht, wenn er
ihn denkt und der Mensch nicht minder im Engel entsteht, wenn dieser den Begriff des
Menschen in ihm bildet! Und so für alle Wesen. Erkenntnis ist nicht bloß wesenloser Abglanz
des Seins, sondern das wahre Sein selbst. In diesem Sinn ist es auch zu verstehen, wenn
oben gesagt wurde, dass der Mensch als Bild und Gleichnis Gottes die gesamte Schöpfung
umspannt.

„Denn die Gedanken der Dinge sind wahrhaft die Dinge selbst, wie der heilige Dionysius sagt:
„die Erkenntniss des Seienden ist das Seiende selbst;“ aber ihre uranfänglichen Ursachen
und Gründe werden durch Denkthätigkeit, nicht durch die Dinge selbst zur Vereinigung
geführt.“

– Johannes Scottus Eriugena: Über die Einteilung der Natur[4]


Mensch und Engel stehen damit für Eriugena auf gleicher Stufe; eben dadurch können sie
einander wechselseitig erkennen. Doch ist diese Erkenntnis, wie auch ihre jeweilige
Selbsterkenntnis, niemals vollständig. Denn um sich selbst vollständig erkennen, d.h.
definieren, umgrenzen zu können, müsste man sich selbst überragen:

„Ich glaube, dass Keiner von Beiden sich selber, noch auch Einer den Andern definieren
kann. Denn wenn der Mensch sich selber oder einen Engel definiert, so ist er grösser als er
selber oder als der Engel; denn das Definirende ist ein Grösseres als das Definierte. Dasselbe
findet beim Engel statt. Ich glaube deshalb, dass diese Beiden allein von Dem, der sie nach
seinem Bilde geschaffen hat, definiert werden können.“

– Johannes Scottus Eriugena: Über die Einteilung der Natur[5]


Die Wesensglieder der Engel
Im Prinzip haben die Engel die gleichen sieben Wesensglieder wie der Mensch, doch sind sie
etwas anders geartet und anders angeordnet als beim Menschen. Die Engel haben ihren
physischen Leib, der nicht bis in die dichteste Stofflichkeit hinunterreicht, nur aus den
Elementen Wasser, Luft und Feuer gewoben und die Körper sind weder in sich
zusammenhängend, noch voneinander abgegrenzt, sondern können sich durchdringen. Nur
der physische Leib, der Ätherleib und der Astralleib der Engel ist auf dem physischen Plan zu
finden; die höheren Wesensglieder, also Ich, Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch,
sind auf dem Astralplan zu finden.

Die Wesensglieder des Menschen und der Engel.


"Da müssen wir sagen: dieser Engel hat physischen Leib, l, Ätherleib, 2, und Astralleib, 3,
entwickelt, so daß diese in gewisser Beziehung ein Ganzes geben. Aber nun müssen wir das
Ich, 4, davon getrennt zeichnen, Manas, 5, Buddhi, 6, und Atma, 7. Wenn Sie sich die Natur
eines Engels klarmachen wollen, so müssen Sie sich denken, daß die höheren Glieder, die er
hat und zu denen er sich ja entwickeln kann — in Wirklichkeit hat er ja erst das Manas
vollständig ausgebildet, die anderen zwei wird er erst später entwickeln -, daß diese höheren
Glieder sozusagen in einer geistigen Welt über demjenigen schweben, was von ihm im
Physischen vorhanden ist. Wenn man also die Natur eines Engels studieren wollte, so würde
man sich sagen müssen: Der Engel hat nicht ein solches auf der Erde in einem Körper
unmittelbar herumwandelndes Ich wie der Mensch. Er entwickelt auch nicht sein Manas auf
der jetzigen Stufe seiner Entwickelung auf der Erde. Daher schaut auch das, was von ihm auf
der Erde ist, gar nicht so aus, als wenn es zu einem geistigen Wesen gehören würde. Wenn
Sie einem Menschen begegnen, so sehen Sie ihm an: der hat seine Prinzipien in sich, der hat
daher alles organisch gegliedert. Wenn Sie einen Engel aufsuchen wollen, dann müssen Sie
berücksichtigen, daß sein Physisches hier unten nur etwas ist wie ein Spiegelbild seiner
geistigen Prinzipien, die auch nur im Geistigen zu schauen sind. Im fließenden und rieselnden
Wasser, in dem sich in Dunst auflösenden Wasser, ferner in den Winden der Luft und in den
durch die Luft zuckenden Blitzen und dergleichen, da haben Sie den physischen Körper der
Engelwesen zu suchen. Und die Schwierigkeit besteht zunächst für den Menschen darin, daß
er glaubt, ein Körper müsse ringsherum bestimmt begrenzt sein. Dem Menschen wird es
schwer, sich zu sagen: Ich stehe vor einem aufsteigenden oder herabfallenden Nebel, ich
stehe vor einer sich zerstäubenden Quelle, ich stehe im dahinbrausenden Wind, ich sehe den
Blitz aus den Wolken schießen und weiß, daß das die Offenbarungen der Engel sind; und ich
habe zu sehen hinter diesem physischen Leib, der eben nicht so begrenzt ist wie der
menschliche, ein Geistiges.

Der Mensch soll alle seine Prinzipien in sich abgeschlossen entwickeln; damit hängt es
zusammen, daß er sich nicht vorstellen kann, daß ein physischer Leib verschwimmend,
verschwebend sein kann, daß er gar nicht einmal richtig abgeteilt zu sein braucht. Sie
müssen sich durchaus denken, daß achtzig Engel zusammengehören, die in einer einzigen
Partie dieser oder jener Wasserfläche den dichtesten Teil ihres physischen Leibes haben. Es
braucht auch gar nicht dieser physische Leib der Engel so aufgefaßt zu werden, daß er
überhaupt begrenzt sein müßte, es kann hier ein Stück Wasser dazu gehören, weit weg ein
anderes Stück. Kurz, wir sehen, daß wir uns alles, was uns umgibt als Wasser, Luft und Feuer
der Erde, daß wir uns das vorzustellen haben als in sich enthaltend die Körper der nächsten
über dem Menschen stehenden Hierarchie. Und es muß mit hellseherischem Blick
hineingeschaut werden in die astralische Welt, um das Engel-Ich und Engel-Manas zu
erblicken — das schaut uns aus der höheren Welt an. Und das Gebiet in dem Sonnensystem,
wo wir zu forschen haben, wenn wir nach den Engelwesen suchen, das geht bis zu der Marke
des Mondes. Bei diesen Engeln ist die Sache nur noch verhältnismäßig einfach, denn da liegt
sie so, daß wenn wir zum Beispiel da unten den physischen Leib eines Engels in einer
Wassermasse oder dergleichen haben und wir hellseherisch dieses Wassergebiet oder einen
Wind betrachten, daß wir darin einen Ätherleib und einen astralischen Leib finden. Daher
sind diese drei Dinge auch hier zusammengezeichnet worden. Natürlich ist das, was im Wind
dahinsaust, was im Wasser dahinfließt oder zerstiebt, nicht nur das materielle Abbild, das
der grobe Verstand sieht, es lebt eben in der mannigfaltigsten Weise in Wasser, Luft und
Feuer Ätherisches und Astralisches der Engel, der nächsten Hierarchie über dem Menschen.
Wollen Sie dafür die geistig-seelische Wesenheit dieser Engel suchen, dann müssen Sie im
astralischen Gebiet suchen, dann müssen Sie dort hinein hellseherisch schauen. (Lit.: GA 110,
S. 111ff)

„Furcht und Angst, solche negativen Gefühle, die sind in der Tat etwas, was, wenn es aus
dem Menschen ausströmt, dadurch, dass er die entsprechenden geistigen Wesen und Kräfte
kennenlernt, verhängnisvoll werden kann. Diese Angst und diese Furcht sind in der Tat
etwas, was den Menschen zu der geistigen Welt in ein verhängnisvolles Verhältnis setzt;
denn es gibt in der geistigen Welt Wesenheiten, für die Angst und Furcht, die von dem
Menschen ausströmen, wie eine willkommene Nahrung sind. Hat der Mensch nicht Angst
und nicht Furcht, dann hungern diese Wesen. Derjenige, der noch nicht tiefer eingedrungen
ist, möge das als Vergleich nehmen. Derjenige aber, welcher diese Sache kennt, weiß, dass
es sich um eine Wirklichkeit handelt.“ (Lit.:GA 56, S. 145) Anonym
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Biografie Rudolf Steiner


Martin von Mackensen: Ein Vortrag für die Landbauschüler am Dottenfelderhof
ᐃᐁ
Somatisches Nervensystem
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Animalisches Nervensystem)
Das Somatische Nervensystem (griech. σῶμα soma „Körper“), auch animalisches
Nervensystem, cerebrospinales Nervensystem oder willkürliches Nervensystem genannt,
bildet den einen Hauptteil des Nervensystems und ist das primäre leibliche Werkzeug des
Astralleibs. Es baut dabei vielfach auf den Funktionen des bereits auf der alten Sonne
vorgebildeten vegetativen Nervensystems auf, das eng mit dem Ätherleib verbunden ist. Das
animale Nervensystem wurde hingegen erst auf dem alten Mond veranlagt und dient heute
der bewussten sinnlichen Wahrnehmung und der Kontrolle der Willkürbewegungen, wobei
Rudolf Steiner aber nachdrücklich darauf hingewiesen hat, dass dabei die Einteilung in
sensorische und motorische Nerven falsch ist. Die sog. motorischen Nerven seien in
Wahrheit ebenfalls sensorische und würden nur der Wahrnehmung der Bewegung dienen,
nicht aber diese auslösen.

"Denken, Fühlen und Wollen hängen zusammen unmittelbar mit dem Nervenleben, und erst
durch die Nerven wird übertragen die Tätigkeit des Seelenlebens indirekt auf den
Zirkulationsmenschen, auf den rhythmischen Menschen und auf den Stoffwechselmenschen.
Dadurch kommt eine ganze Verwirrung in die Auffassung vom Menschen hinein. Man
entfernt sich von der menschlichen Natur, statt daß man sich ihr nähert. Mit dem Nerven-
Sinnes-Leben hat nichts anderes als das Vorstellen in unmittelbarer Art zu tun. Dagegen ist
ebenso unmittelbar, wie das Vorstellungsleben verknüpft ist mit dem Nerven-Sinnes-Leben,
das Gefühlsleben des Menschen unmittelbar verbunden mit dem rhythmischen System des
Menschen. Gefühlsleben als seelisches Leben pulsiert zugleich in Atmung, Blutzirkulation,
Lymphzirkulation und ist ebenso unmittelbar mit diesem System verbunden, wie das
Vorstellungssystem mit dem Nervensystem. Und das Willenssystem ist unmittelbar
verbunden mit dem Stoffwechselsystem. Immer geschieht irgend etwas im menschlichen
Stoffwechsel, wenn eine Willenstätigkeit oder eine Willenskombination vorliegt. Das
Nervenleben hat nicht die Beziehung zum Wollen, die man ihm gewöhnlich zuschreibt,
sondern der Wille hat unmittelbar eine Beziehung zum Stoffwechsel, und diese Beziehung
zum Stoffwechsel nimmt der vorstellende Mensch erst wiederum wahr durch das
Nervensystem. Das ist die wirkliche Beziehung. Das Nervensystem hat keine andere Aufgabe,
als vorzustellen. Ob vorgestellt wird irgendein äußerer Gegenstand, ob vorgestellt wird
dasjenige, was durch den Willen im Zusammenhange mit dem Stoffwechsel geschieht, der
Nerv hat immer die gleiche Aufgabe. Die heutige Wissenschaft unterscheidet sensitive
Nerven, die da sein sollen, um von der Körperperipherie aus gewissermaßen die Eindrücke
der Außenwelt zum Zentralorgan, wie man sagt, zu tragen; dann wiederum sollen
motorische Nerven da sein, welche dasjenige, was vom Zentralsystem als Willensimpuls
ausgehen soll, nach der Peripherie des Körpers zu tragen haben. Man hat, ich werde davon
noch genauer reden, sehr geistreiche - geistreich sind sie ja, die Dinge -, sehr geistreiche
Theorien ersonnen, um nachzuweisen, wie man durch Durchschneiden und so weiter von
Nerven beweisen könne, daß ein solcher Unterschied besteht zwischen sensitiven und
motorischen Nerven. Aber in Wirklichkeit existiert er nicht. Und viel bedeutungsvoller als alle
im Laufe der Zeit geistreich ersonnenen Theorien über den Unterschied von motorischen
und sensitiven Nerven ist die andere Tatsache, daß man allerdings den sogenannten
motorischen Nerv zerschneiden kann, sein Ende zusammenstückeln kann mit dem Ende
eines ebenfalls durchschnittenen sensitiven Nervs, und daß dies dann wiederum einen Nerv
von einer Nervenart gibt. Das ist viel mehr sprechend als alles übrige, was sonst ersonnen
worden ist, daß ein Unterschied in der wirklichen Funktion zwischen motorischen und
sensitiven Nerven nicht gefunden werden kann. Er kann auch in anatomisch-physiologischer
Beziehung nicht gefunden werden. Die sogenannten motorischen Nerven sind nicht
dasjenige, was den Willensimpuls vom Zentralorgan zu der Peripherie des Menschen trägt,
sondern diese motorischen Nerven sind in Wirklichkeit auch sensitive Nerven. Sie sind dazu
da, sagen wir, wenn ich zum Beispiel einen Finger bewege, daß eine unmittelbare Beziehung
zwischen dem Willensentschluß und dem Stoffwechsel des Fingers zustande kommt, daß der
unmittelbare Einfluß, der vom Willen ausgeübt wird, den Stoffwechsel des Fingers ergreift.
Diese Stoffwechseländerung, dieser Stoffwechselvorgang wird durch den sogenannten
motorischen Nerv wahrgenommen. Und wenn ich den Stoffwechselvorgang nicht
wahrnehme, dann erfolgt auch kein Willensentschluß, weil der Mensch darauf angewiesen
ist, dasjenige, was in ihm vorgeht, ebenso wahrzunehmen, wenn er dadurch etwas wissen
soll, sich beteiligen soll daran, wie irgend etwas in der äußeren Welt wahrzunehmen ist,
wenn er daran beteiligt sein soll.

Es ist geradezu, ich möchte sagen, diese Unterscheidung von sensitiven Nerven und
motorischen Nerven der bequemste Knecht des Materialismus, allerdings ein Knecht, der
nur hat heraufziehen können in der materialistischen Wissenschaft dadurch, daß man einen
billigen Vergleich gefunden hat in dieser neueren Zeit, nämlich den des Telegraphen. Man
telegraphiert von einer Station zur anderen hin, und dann telegraphiert man wiederum
zurück. Nach diesem Bilde des Telegraphierens stellt man sich ungefähr heute die Vorgänge
vor von der Peripherie nach dem Zentralorgan und wiederum zurück durch sensitive und
motorische Nerven. Das ganze Bild ist natürlich nur möglich in einem Zeitalter, in dem eben
gerade die Telegraphie eine solche Rolle zu spielen hat wie im 19. Jahrhundert. Wäre die
Telegraphie nicht da, so hätte man ja auch dieses Bild nicht gefunden, und man wäre
vielleicht zu einer naturgemäßeren Anschauung der entsprechenden Vorgänge gekommen."
(Lit.: GA 301, S. 30ff)

ᐃᐁ
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Antichrist
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
Der Antichrist (griech. αντί Χριστοὺ, ὁ Ἀντίχριστος, dt. auch Widerchrist oder Endchrist) ist
nach der christlichen Überlieferung das Böse schlechthin und der große Gegner des Christus
in der Endzeit der Erdentwicklung. Er erscheint als der bedeutenste Geist und Führer der
luziferischen Scharen. In der islamischen Überlieferung der Hadithen entspricht ihm
annähernd der Daddschal, der aber auch mit Ahriman identifiziert werden kann. Im
Judentum war eine vergleichbare Figur zunächst unbekannt und erscheint erst in der
späteren jüdischen Eschatologie in der Gestalt des Armilus, der aber auch eher Ahriman
vergleichbar sein dürfte.

Der Antichrist ist laut Hermann Keimeyer ein eigenständiges Widersacherwesen von ganz
eigener buntschillernder Art. Vereinfachend wird oft Sorat, manchmal auch Ahriman mit
dem Antichrist identifiziert. Dies ist aber nicht ganz richtig. Der Antichrist ist letztlich jene
Wesenheit, den die verderblichen Logen des Westens an Christus Stelle setzen wollen.

Rudolf Steiner charakterisiert die Zeit, in der der Antichrist kommen wird, so:

„Es wird eine Zeit kommen, in der es auch so ausschauen wird, wie wenn dasjenige, was auf
Golgatha geschähe, auch auf der ganzen Erde geschähe. Es wird so aussehen, als wenn der
Egoismus dem Christus, der Buddhi, den Tod bringen sollte. Das wird die Zeit des Antichrist
sein. Das ist das Gesetz, daß alles, was um das Kreuz herum geschah, auch auf dem
physischen Plane wird geschehen müssen. Was auf Golgatha geschehen ist, hat zugleich eine
tiefe symbolische Bedeutung. Der Verrat des Judas bedeutet das Überhandnehmen der
niederen Triebe.“ (Lit.:GA 96, S. 293)
Der Christus verschenkt sich als das große makrokosmische Ich an die Menschen, ganz im
Sinne des paulinischen Wortes: Nicht ich, sondern der Christus in mir! Ihm treten die
luziferischen Scharen unter der Führung des Antichrist entgegen, die dem Menschen die
Entwicklung der höherer Wesensglieder Manas, Buddhi und Atman verheißen, die aber doch
während der Erdentwicklung nur mikrokosmischer Natur sein können und daher weniger
wert als das makrokosmische Ich des Christus sind:

„Der Christus-Geist und der bedeutendste Geist der luziferischen Geister werden einander
gegenüberstehen: der Christus-Geist, von dem die Menschen werden hoffen können, den
mächtigen makrokosmischen Impuls ihres vierten Prinzipes zu erhalten, und der luziferische
Geist, der in einer gewissen Beziehung sie darüber hinausführen wird wollen. Wenn die
Menschen dabei bleiben und sich sagen können: Wir müssen von den luziferischen Geistern
nur dasjenige erlangen, zu dem wir so hinaufblicken, wie wir zu unserer niederen Natur
hinunterblicken, – so würden die Menschen recht tun. Indem die Menschen dazu kommen
werden zu sagen: Seht, der Christus gibt nur das vierte Prinzip, da sind aber die Geister, die
das sechste und siebente geben – da werden die Menschen, die dem Christus gegenüber so
denken, anbeten und auf den Schild heben den Antichrist. So wird sich die Stellung des
Antichrist zum Christus in der Zukunft geltend machen. Und mit dem äußeren Verstand, mit
der äußeren Genialität wird man nichts gegen solche Dinge einwenden können, denn man
wird vieles aufweisen können, was im Sinne von Vernunft und Genialität gescheiter sein wird
beim Antichrist als das, was als tiefstes menschliches Prinzip von dem Christus immer mehr
und mehr in die Seele einfließen wird. Weil der Christus den Menschen das vierte
makrokosmische Prinzip bringt, das, da es makrokosmisch ist, doch unendlich wichtiger ist
als alle mikrokosmischen Prinzipien – es ist stärker als sie, wenn es auch verwandt ist dem
menschlichen Ich , stärker als alle anderen, die während der Erdentwickelung erlangt
werden können –, so wird man, weil es eben nur das vierte Prinzip ist, sagen es sei niedriger
als das fünfte [Manas], sechste [Buddhi], siebente [Atma], welche von den luziferischen
Geistern kommen, es sei insbesondere niedriger als das, was vom Antichrist kommt.“
(Lit.:GA 130, S. 218f)

„Die normale Entwickelung stellt daher den luziferischen Geistern gegenüber etwas
«Einfacheres» vor, über das sie sich erhaben dünken. Und es werden Zeiten kommen, wo
durch die Macht der höheren Prinzipien, des fünften oder gar sechsten Prinzips, die
luziferischen Geister großen Einfluß auf die ihnen verfallende Menschheit haben werden.
Können wir das nicht heute schon überall in seinen Anzeichen richtig empfinden? In Kunst
und Wissenschaft und so weiter, überall tritt uns entgegen eine gewisse frühreife
Höherentwickelung, der aber der innere Wahrheitskern, die Harmonie mit dem Ewigen zu
fehlen scheint. Der Führer derjenigen Geister, die in dieser Weise sechs Prinzipien entwickelt
haben, die also auf dem Monde bis dicht an die Vollendung herangekommen sind, ist der
Antichrist, der dem Christus schon zum Verwechseln ähnlich sehen kann. Heute ist bereits
der größte Teil der Menschheit diesem Einfluß der luziferischen Geister verfallen. Daher die
Notwendigkeit, jetzt das zu fördern, was der Mensch auf der Erde nur als Innerliches
empfangen kann durch die Meditation. Daher die Notwendigkeit der Geisteswissenschaft.“
(Lit.:GA 130, S. 333f)

Im Gegensatz zu den heilsamen kosmischen Morgen- und Abendkräften wird man im


gruppenegoistischen Sinn in westlichen Bruderschaften die Mittagskräfte aus der Region der
Zwillinge im Dienste des Doppelgängers für einen unrechten mechanischen Okkultismus
missbrauchen. Dabei wird man den Antichrist als Christus ausgeben wollen.

„Aber von derselben Seite her, die Gold, Gesundheit und Lebensverlängerung an die Stelle
von Gott, Tugend und Unsterblichkeit setzen will, von derselben Seite her wird angestrebt,
nicht mit den Morgen- und Abendprozessen zu wirken, sondern mit ganz andern. Und ich
habe Sie das letzte Mal darauf aufmerksam gemacht, daß auf der einen Seite der Impuls des
Mysteriums von Golgatha aus der Welt entfernt werden soll, indem man vom Westen her
den anderen Impuls, eine Art Antichrist, einführt; daß von Osten her der Christus-Impuls so,
wie er im 20. Jahrhundert hervortritt, dadurch paralysiert werden soll, daß man die
Aufmerksamkeit, das Interesse gerade ablenkt von dem ätherisch kommenden Christus.

Von der Seite, wo man gewissermaßen den Antichrist wird als den Christus einführen wollen,
wird angestrebt, auszunützen dasjenige, was insbesondere durch die materiellsten Kräfte
wirken kann, aber durch die materiellsten Kräfte eben geistig wirkt. Vor allen Dingen wird
von dieser Seite angestrebt, Elektrizität, und namentlich Erdmagnetismus auszunützen, um
Wirkungen hervorzubringen über die ganze Erde hin. Ich habe Ihnen ja gezeigt, wie in dem,
was ich den menschlichen Doppelgänger genannt habe, aufsteigen die Erdenkräfte. Hinter
dieses Geheimnis wird man kommen. Es wird ein amerikanisches Geheimnis sein, den
Erdmagnetismus in seiner Doppelheit, im Nord- und Südmagnetismus zu verwenden, um
dirigierende Kräfte über die Erde hinzusenden, die geistig wirken. Sehen Sie sich die
magnetische Karte der Erde an, und vergleichen Sie einmal die magnetische Karte mit dem,
was ich jetzt sage: den Verlauf der magnetischen Linie, wo die Magnetnadel nach Osten und
Westen ausschlägt und wo sie gar nicht ausschlägt. Ich kann über diese Dinge nicht mehr als
Andeutungen zunächst geben: Von einer gewissen Himmelsrichtung her wirken fortwährend
geistige Wesenheiten; man braucht nur diese geistigen Wesenheiten in den Dienst des
Erdendaseins zu stellen, so wird man - weil diese geistigen, vom Kosmos hereinwirkenden
Wesenheiten das Geheimnis des Erdmagnetismus vermitteln können - hinter dieses
Geheimnis des Erdmagnetismus kommen und mit Bezug auf die drei Dinge Gold,
Gesundheit, Lebensverlängerung sehr bedeutsames Gruppenegoistisches wirken können.“
(Lit.:GA 178, S. 227f)

Zitate
"Hier wird kein Stein auf dem anderen stehen, nicht in München, nicht in Dornach und nicht
in Paris..." (Joachim Stiller)
"Und ja, sie werden ihm zu Tausenden zu Füßen liegen... Und ich füge hinzu, die einen tot
und die anderen lebendig..." (Joachim Stiller)
"Ja, der Eifelturm wird schon bald Geschichte sein... Und man wird ihn "nicht" wieder
aufbauen..." (Joachim Stiller)
"Ahriman könnte schon 2036 in einem Menschen inkarnieren..." (Joachim Stiller)
in der sinnlich-physischen Welt umgibt und insgesamt die stoffliche Welt aufbaut, im
physikalisch weitesten Sinn alles, was Ruhemasse und räumliche Ausdehnung, d. h. Volumen
besitzt. Darüber hinaus werden neben der aus Atomen aufgebauten sogenannten
baryonischen Materie, welche die uns bekannte Stoffeswelt aufbaut, mittlerweile auch
exotische Materieformen diskutiert, insbesonder auch solche mit negativer Energiedichte
oder negativer Masse. Auch Rudolf Steiner hat aufgrund seiner geistigen Erfahrungen von
einer Art negativer Materie gesprochen, die sich nicht durch Raumerfüllung, sondern durch
Raumentleerung unter das Nullniveau auszeichnet. Anstatt der Druckkräfte ist sie mit
Saugkräften verbunden, die als ätherische Universalkräfte (auch Umkreiskräfte,
Peripherikräfte oder zentrifugale Kräfte) ohne Potential zentrifugal gestaltend aus dem
kosmischen Umkreis auf die Lebenswelt einwirken. Aus geistiger Sicht gibt darüber hinaus
auch noch höhere Materieformen wie z. B. Astralmaterie.

Aus Ionen und Elektronen bestehendes, elektrisch leitendes Plasma in einer Plasmalampe.
→ Hauptartikel: Materie (Physik)
Eine charakteristische Eigenschaft der physischen Materie ist ihre Masse, durch die sie der
Trägheit unterliegt und der Schwerkraft unterworfen ist. Licht etwa ist in diesem Sinn keine
Materie, da es über keine Ruhemasse verfügt.

Die notwendigen, phänomenologisch fassbaren, gemeinsamen charakteristischen


Eigenschaften der sinnlich-physischen Stoffe sind darüber hinaus, neben ihrer Masse, ihre
räumliche Ausdehnung und mithin ihr endliches Volumen, ihre innere Struktur und ihr
innerer Gehalt an Wärmeenergie. So aufgefasst sind die Stoffe dinghaft, gegenständlich. Aus
physikalischer Sicht sind im wesentlichen alle physischen Stoffe aus chemischen Elementen
und diese wiederum aus Atomen aufgebaut, die sich weiter zu komplexeren Molekülen
verbinden können und der Materie ihre spezifische stoffliche Identität verleihen.

Die räumliche Ausdehnung der Materie, durch die sie erst als Stoff erscheinen kann, ist
gemäß der Quantenmechanik eine Folge des für alle Fermionen gültigen Pauli-Prinzips.
Materie umfasst in diesem Sinn alle Elementarteilchen mit Spin
1
2
{\displaystyle {\tfrac {1}{2}}} (eben die Fermionen), also die nach heutiger Kenntnis
näherungsweise punktförmigen[1] Quarks und Leptonen sind derart wohl materiell, aber
keine Stoffe. Thomas Görnitz schreibt dazu:

„Mit „Stoff“ wollen wir – wie die frühen Philosophen – das Körperliche bezeichnen,
dasjenige, was einen Widerstand gegen Kompression leistet wie feste Körper, Flüssigkeiten
und Gase – nach dem Motto: „wo ein Körper ist, kann kein zweiter sein“. Kräfte hingegen
können sich durchdringen: Wo Schwerkraft ist, kann es beispielsweise auch magnetische
Kräfte geben.

Die Unterscheidung zwischen ruhmassebehafteter Materie als Gegenstück zu reiner


Bewegung, also zu ruhmasseloser Energie, sowie von Kraft als Gegenstück zu Stoff hat einen
klaren physikalischen Hintergrund. Die Unterschiede zwischen Kraft und Stoff beruhen aus
Sicht der Quantentheorie auf dem Spin der beteiligten Teilchen. Der Spin charakterisiert, wie
sich das Quantenobjekt bei einer Drehung verhält.

Mit „Stoff” soll alles bezeichnet werden, was dem Pauli-Prinzip unterliegt – was also
physikalisch gesprochen einen halbzahligen Spin hat.“ (Lit.: Görnitz, S. 478)

Als Stoffe im weitesten Sinn sind erst alle aus Elementarteilchen aufgebauten, räumlich
erscheinenden Objekte wie Protonen und Neutronen (Atomkerne), Atome, elektrisch
geladene Ionen, Moleküle, feste, flüssige und gasförmige Stoffe, Plasma usw. bis hin zu den
Planeten, Sternen und Galaxien aufzufassen. Diese „normale“ baryonische Materie
unterscheidet sich von der aufgrund ihrer Gravitationswirkung hypothetisch angenommenen
unsichtbaren Dunklen Materie, deren Natur aber noch weitgehend unklar und ihre
tatsächliche Existenz nicht erwiesen ist.

Zu beachten ist dabei, dass die angegebenen phänomenologischen Eigenschaften der Stoffe
keineswegs unmittelbar auf Elementarteilchen übertragen werden können und auch nur
sehr bedingt auf Atome und Moleküle. So ist aus quantenphysikalischer Sicht durchaus
strittig, ob Atomen und Molekülen eine definierte Gestalt an sich und unabhängig von ihrer
Umgebung zugeschrieben werden kann. Dementsprechend betonte auch Richard Guy
Woolley in seinem Artikel «Must a molecule have shape?»:

„Die Quantenmechanik kann ziemlich genau vorhersagen, wie sich die Energie eines
Moleküls ändern kann, aber sie sagt streng genommen nichts über die Form eines Moleküls.
Das ist eine erstaunliche Aussage für einen Chemiker, weil es die räumlichen Beziehungen
der chemisch gebundenen Atomen sind, die am wichtigsten sind für das Verständnis dafür,
wie Moleküle mit anderen reagieren. Chemiker, Physiker und Molekularbiologen sollten sich
daher überlegen, wie sie die Quantenmechanik nutzen und was sie mit Atomen und
Molekülen eigentlich meinen.“ (Lit.: Richard Guy Woolley in New Scientist, 22. Oktober 1988,
S. 53[2])

Elementarteilchen, Atome und Moleküle sind jedenfalls schon wegen des für
Quantenobjekte fundamentalen Welle-Teilchen-Dualismus, durch den sie sich je nach
Beobachtungsbedingung als „Welle“ oder „Teilchen“ offenbaren können, keine Dinge im
herkömmlichen Sinn. Der klassische Stoff-Begriff ist auf sie nicht anwendbar. Vielmehr muss
man hier im Einklang mit der modernen Physik von einer objektiven Gedankenwelt
sprechen, die durch ihre Kraftwirkungen messtechnisch erfassbar ist.

„Kraft ist die einseitig räumlich angesehene Offenbarung des Geistes.“ (Lit.: Beiträge 122, S.
28))

So wie die Materie heute geworden ist, gehört sie allerdings der untersinnlichen Welt an,
also dem ahrimanischen Weltbereich. Tatsächlich hat man es also hier mit wesenhaften
ahrimanischen Kräften zu tun, die Wolfgang Pauli auch als den imaginativ zu erlebenden
„Geist der Materie“ bezeichnet hat.

„Überall an der Stelle, wo der Mensch Materie hinträumt, da ist in Wahrheit Ahriman. Und
die größte Verführung ist die materialistische Theorie der Physik, sind die materiellen
Atome; denn diese sind nichts anderes in Wirklichkeit als die Kräfte des Ahriman.“ (Lit.:GA
145, S. 161)

Zusammenbruch des klassischen physikalischen Materiebegriffs


„Wenn auch die wenigsten Menschen das heute noch beachten, so muß man doch sagen:
die letzten zwanzig Jahre haben eigentlich gerade auf dem Gebiete der Physik die denkbar
größte Revolution hervorgerufen. Vorstellungen, die vor dreißig Jahren noch als
unerschütterlich galten, sind heute durchaus revolutioniert. Man braucht nur den Namen
Einstein zu nennen oder den Namen Lorentz, des holländischen Physikers, und man kann,
indem man diese Namen nennt, hinweisen auf eine ganze Fülle von Tatsachen und
Auseinandersetzungen, welche die Physik, wie sie noch vor dreißig Jahren war, durchaus
revolutioniert, erschüttert haben. Es kann das, was hier vorliegt, natürlich von mir nicht in
den Einzelheiten ausgeführt werden. Aber auf diese Tatsache der Revolutionierung der
Physik, die ja in gewissen Kreisen schon bekannt genug ist, muß doch hingewiesen werden.
Nun aber kann man sagen: Während zum Beispiel etwas so Bedeutsames vorliegt wie die
Revolutionierung des alten Masse- und Materiebegriffes durch die neuere Strahlungstheorie
der Elektrizität, finden unsere wissenschaftlichen Vorstellungsarten keine Möglichkeit,
zurechtzukommen mit dem, was da eigentlich durch die Fülle der Experimente dem
Menschen entgegengetreten ist. Aus der Anschauung der strahlenden Materie im
Glasvakuum konnte man sehen, daß dieselben Eigenschaften, die man früher der Materie
beigelegt hat, zum Beispiel eine gewisse Geschwindigkeit und Beschleunigung, man
nunmehr genötigt ist, der strahlenden Elektrizität beizulegen; man hat also sozusagen den
Materiebegriff unter den Fingern verloren. Das stellte sich aus der Anschauung der Fülle von
Experimenten heraus, daß nicht irgend etwas hätte gesetzt werden können an die Stelle des
alten Materiebegriffes; und aus der Einsteinschen Relativitätstheorie mit ihren furchtbar
kalten Abstraktionen läßt sich auch so etwas nicht herausgewinnen wie eine wirkliche
Anschauung desjenigen, mit dem man es eigentlich in der äußeren Natur zu tun hat.“
(Lit.:GA 73a, S. 30)

Nach Erwin Schrödinger, der 1926 die nach ihm benannte Schrödingergleichung zur
Berechnung quantenmechanischer Phänomene formulierte, sind Atome keine stofflichen
Gebilde, keine Dinge, sondern reine Form:

„Bis in die jüngste Zeit haben, soviel mir bekannt, die Atomtheoretiker aller Jahrhunderte die
in Rede stehende Charakteristik von den sichtbaren und greifbaren Teilen der Materie auf
die Atome übertragen, welche sie weder sehen, noch tasten, noch sonstwie einzeln
beobachten konnten. Heute sind wir in der Lage, einzelne Elementarteilchen zu beobachten,
wir sehen ihre Bahnspuren in der Nebelkammer sowie - bei Versuchen, von denen oben
nicht die Rede war - in einer photographischen Emulsion, wir stellen die praktisch
gleichzeitigen Entladungen fest, die ein einzelnes schnelles Teilchen in zwei oder drei
Geigerschen Zählrohren auslöst, welche in mehreren Metern Entfernung hintereinander
aufgestellt sind. Dennoch sind wir genötigt, dem Teilchen die Würde eines schlechthin
identifizierbaren Individuums abzuerkennen. Wenn früher ein Physiker gefragt wurde, aus
welchem Stoff denn die Atome selbst bestünden, durfte er lächeln und ausweichend
antworten. Wenn aber der Frager durchaus wissen wollte , ob er sie sich als kleine
unveränderliche Stückchen von gewöhnlicher Materie vorstellen dürfe, so wie sie sich dem
vorwissenschaftlichen Denken darstellten, durfte man ihm sagen, das habe zwar wenig Sinn,
aber es könne nichts verschlagen. Die ehedem bedeutungslose Frage hat heute Sinn
bekommen. Die Antwort ist ein entschiedenes Nein. Dem Atom fehlt das allerprimitivste
Merkmal, an das wir bei einem Stück Materie im gewöhnlichen eben denken. Manche ältere
Philosophen würden, wenn ihnen der Fall vorgelegt werden könnte, sagen: eure
neumodischen Atome bestehen überhaupt aus keinem Stoff, sie sind reine Form.“ (Lit.:
Schrödinger, S. 135f)

Der Chemiker Hans Primas ergänzt:

„Der moderne Materiebegriff der Quantenphysik ist grundsatzlich versehieden von


demjenigen des Atomismus und der klassischen Physik. Quarks, Photonen, Elektronen,
Neutronen und Protonen sind keine „Dinge“, sie haben nicht mehr die geringste Ahnlichkeit
mit kleinen Billardkugeln. Die Welt besteht nicht aus unabhangig voneinander existierenden
Einheiten. Die sogenannten Elementarteilchen (ein denkbar unglücklicher Name!) sind
weder Teilchen noch elementar. Sie haben keine Grenzen und sind im allgemeinen nicht
lokalisiert. Wie das Pauli-Prinzip zeigt, besitzen sie nicht einmal Individualitat. Im Gegensatz
zum historischen Atomismus hat in der Quantenphysik der Stoffbegriff auf atomarer Ebene
keinen Sinn mehr.“ (Lit.: Primas, S. 163)

Hans-Peter Dürr ist ebenfalls der Meinung, dass man nicht mehr von Teilchen sprechen
sollte. Alles, was uns makroskopisch als Materie erscheint, ist in Wahrheit etwas rein
Prozesshaftes, etwas, das passiert und sich nur durch seine Wirkung zu erkennen gibt.
Anstatt von Elementarteilchen, sollte man sinngemäßer von „Passierchen“ oder „Wirks“
sprechen:

„Eigentlich sollte ich überhaupt nicht vom „A-tom“ oder einem Mikro-Teilchen sprechen, das
gibt es ja gar nicht mehr. Ich sollte vielmehr von der Vorstellung eines „Passierchens“ –
etwas, das passiert, etwas Prozesshaftes – oder eines „Wirks“, einer kleinen Wirkung
ausgehen. Das deutsche Wort „Wirkung“ für die Wirklichkeit ist ja viel besser als das der
„Realität“.“ (Lit.: Dürr 2010)

Geist und Materie


Die Materie zeigt uns zunächst nur ihre sinnliche Außenseite, dahinter aber wirkt der Geist.

"Wir müssen zum Beispiel dadurch, daß wir jetzt auf dem physischen Plan mit der äußeren
Materie leben, in gewissen Fällen die Fähigkeit haben, auch in der äußeren Materie um uns
herum überall den Geist wahrzunehmen. Denn Materie ist ja nur ein Trugbild, Maja, alles ist
verdichteter Geist. So daß wir für das gewöhnliche Leben unter den Gegenständen der
Materie den Geist zu spüren haben. Wir müssen also zu ihr in ein äußeres Verhältnis
kommen können, daß wir gewissermaßen intime Beziehungen einzugehen vermögen mit
den Dingen." (Lit.: GA 127, S. 109)

Was der Materie geistig im Verborgenen zugrunde liegt, wurde bereits in den der
Erdentwicklung vorangegangenen Weltentwicklungsstufen des alten Saturns, der alten
Sonne und des alten Mondes entwickelt. Rudolf Steiner gebrauchte dafür einmal folgendes
Bild:

"Ich könnte noch ein anderes Bild bringen: Nehmen wir einmal an, wir hätten vor uns
irgendeinen Aufbau, kunstvoll geschichtet aus Papierrollen. Nun können wir zunächst
beschreiben, was wir da kunstvoll aus Papierrollen geschichtet haben: Einige Rollen stehen,
die anderen sind schief zusammengerollt und das, kunstvoll zusammengestellt, gibt
irgendeinen Aufbau. Aber denken Sie sich, wir hätten nicht bloß Papierrollen aufgeschichtet,
sondern in jede Papierrolle wäre hineingemalt ein wunderbares Gemälde. Das würden wir
gar nicht sehen, wenn wir die Rollen, die zusammengerollt sind und auf der Innenseite die
Gemälde haben, ins Auge fassen. Und dennoch sind sie drinnen! Und bevor der Aufbau hat
geschehen können, mußten die Malereien hineingemalt sein. Nehmen Sie aber an, es wäre
die Sache so, daß wir nicht den kunstvollen Aufbau aus den Papierrollen schichteten,
sondern daß der sich selbst schichten müßte. Sie können sich natürlich nicht vorstellen, daß
er sich selbst schichtet, da haben Sie ganz recht, kein Mensch kann sich das vorstellen; aber
nehmen wir an, dadurch, daß die Gemälde auf alle Rollen gemalt sind, läge in ihnen die
Kraft, daß sich die Rollen selber schichteten: Dann haben Sie hier ein Bild von unserem
wirklichen Weltengebäude! Die Gemälde, die auf den Rollen sind, kann ich vergleichen mit
all dem, was während der Saturn-, der Sonnen- und Mondenzeit geschehen ist, was da
hineingeheimnist ist in jeden einzelnen Teil unseres Weltengebäudes. Aber es sind keine
toten Gemälde, es sind lebendige Kräfte, die dasjenige, was auf der Erde sein soll, was auf
unserem physischen Plan sein soll, aufbauen, und wir holen heraus dasjenige, was kunstvoll
verborgen ist in dem, was gewissermaßen aus einzelnen Rollen des Weltengebäudes vor uns
aufgeschichtet ist, und was beschrieben wird von der äußeren Wissenschaft, was uns
gegenübersteht im äußeren Leben. Wenn Sie aber dieses Bild zu Ende denken - ich habe
lange nachgesonnen, ein Bild, das möglichst entspricht dem Sachverhalt, zu finden; es ist das
Bild von diesen Rollen, die lebendige, tätige Bilder haben -, dann werden Sie finden, daß kein
menschliches Auge, das der Aufschichtung entgegenschaut, zunächst eine Ahnung haben
kann von den Bildern, die da drinnen sind. Wenn der Aufbau recht kunstgemäß ist, werden
wir etwas recht Kunstgemäßes als Beschreibung des Aufbaues bekommen, aber nichts wird
in der Beschreibung stehen von den Gemälden, die drinnen sind.

Sehen Sie, so ist es mit der äußeren Wissenschaft. Sie beschreibt diesen kunstvollen Aufbau,
sie läßt aber ganz außer acht dasjenige, was als Gemälde auf jeder einzelnen Rolle steht.
Aber wenn Sie den Vergleich zu Ende denken, müssen Sie noch etwas ganz anderes ins Auge
fassen: Gibt es denn in all jener Tätigkeit, welche diesen kunstvollen Aufbau der Rollen
beschreibt, eine Möglichkeit, auch nur zu ahnen, geschweige denn wirklich etwas zu
beschreiben von dem, was auf den einzelnen Rollen steht, wenn eben die Rollen
zusammengerollt sind und das Gebäude aufbauen? Das gibt es gar nicht! In diesem Sinne
müssen Sie sich auch klar sein, daß die gewöhnliche Wissenschaft zunächst gar nicht darauf
kommen kann, daß unserem Weltengebäude dieses Geistige zugrunde liegt. Daher kann in
einer geraden Fortsetzung desjenigen, was man sich aneignet in der gewöhnlichen
Wissenschaft, nicht das Verständnis für die Geisteswissenschaft liegen, sondern es muß
etwas hinzukommen, etwas, was im Grunde genommen gar nichts zu tun hat mit der
gewöhnlichen Wissenschaft. Denn denken Sie einmal, Sie haben diese aufgeschichteten
Rollen vor sich. Jemand kann sie sehr gut beschreiben, er wird noch wunderbare
Schönheiten finden, etwa daß manche Rollen mehr schief, manche weniger schief gelegt
sind, manche zu einer Rundung gebaut sind und so weiter, er wird all das hübsch
beschreiben. Aber um darauf zu kommen, daß auf jeder Rolle inwendig ein Gemälde ist,
dazu ist notwendig, daß er eine Rolle herausnimmt und sie aufrollt. Es hat gar nichts zu tun
mit der Beschreibung des geschichteten Gebäudes. Es muß also etwas Besonderes
hinzukommen zu der menschlichen Seele, wenn die Seele aus der gewöhnlichen
wissenschaftlichen Weltanschauungsweise, wie wir sie heute haben, hineinkommen will in
eine geisteswissenschaftliche Betrachtung, es muß die Seele von etwas Besonderem
ergriffen werden. Das ist dasjenige, was heute so schwer verständlich ist für die äußere, im
Materialismus lebende Kultur, was aber wieder begriffen werden muß, wie es begriffen
worden ist in den verschiedensten Kulturperioden, in denen man noch eine geistige
Weltanschauung als die physische Weltanschauung durchdringend hatte. Altere Zeiten
waren sich immer klar darüber, daß dasjenige, was man von dem geistigen Inhalte der Welt
wissen soll, beruht auf einem besonderen Erfangenwerden der Seele von der Geistigkeit.
Daher haben sie nicht bloß von Wissenschaftlichkeit, sondern von Initiationen und
dergleichen gesprochen, und mit Recht davon gesprochen." (Lit.: GA 169, S. 145ff)
Materie ist verdichteter Geist
Materie ist letztlich nichts anderes als verdichteter, verhärteter Geist und von diesem zwar
seiner Erscheinungsform nach, aber nicht substanziell verschieden - oder wie es der
Quantenphysiker Hans-Peter Dürr einmal so treffend in einem Interview ausdrückte: Materie
ist Kruste des Geistes[3][4]. Was als sinnlich-physische Materie, als lebendiges Ätherisches
und als Lust und Leid empfindendes Astralisches erscheint, sind nur verschiedene
Verwandlungsformen des Geistes. Im Denken kann der Mensch zuletzt die Naturgesetze
bewusst erfassen, d.h. jenes Geistige, ohne das die materiellen Erscheinungen keinen
Bestand hätten. Die äußere sinnliche Erscheinung des Materiellen und seine innere rein
geistige Gesetzmäßigkeit kommen dem Menschen zwar gemäß seiner gegenwärtigen
Erkenntnisweise auf verschiedenen Wegen zu, nämlich durch emprische Beobachtung
einerseits und durch das logisch strukturierte Denken andererseits. Tatsächlich sind sie aber
nur zwei untrennbar miteinander verbundene Erscheinungsformen ein und derselben
geistig-materiellen Wirklichkeit. Höhere Erscheinungsformen des Geistigen - wie das
Ätherische oder Astrale - sind nicht mehr sinnlich, sondern nur übersinnlich, d.h. durch
geistige Wahrnehmung fassbar.

Dass Materie und Energie wechselseitig ineinander umgewandelt werden können, ist seit
der von Albert Einstein entdeckten Äquivalenz von Masse und Energie weithin bekannt. Sie
wird durch berühmt gewordene Formel

0
=

0

2
{\displaystyle E_{0}=m_{0}\,c^{2}} beschrieben. Materie wird dabei im weitesten Sinn in
Licht, genauer gesprochen in elektromagnetische Strahlung umgewandelt, die zwar
physikalisch messbar, aber nicht im klassischen Sinn dinghaft materiell ist. Selbst die
massebehafteten Elementarteilchen, die als die Grundbausteine der makroskopisch
greifbaren Materie gelten, sind gemäß der Quantentheorie keine winzigen, voneinander
abgegrenzte räumlich lokalisierbare realen Dinge mit wohlbestimmten Eigenschaften. Sie
sind in gewissem Sinn nur potentiell vorhanden und realisieren sich erst durch ihre
Wechselwirkung oder Messung.

Um das Verhältnis des Geistes zur Materie zu veranschaulichen, gebraucht Rudolf Steiner
öfters das Bild von Wasser und Eis, die beide nur verschiedene Erscheinungsformen bzw.
Aggregatzustände ein und desselben Substanz sind:

„Der Geistesforscher sucht den Geist nicht nur im Menschen, sondern überall um uns
herum. In allem erscheint er wie eine innere Physiognomie. Er ist überall im Weltenall
ausgebreitet. Kein Mensch, kein Tier, keine Pflanze, kein Stein kann sein, ohne daß der Geist
die Grundlage dieses Wesens ist. Hierfür gebrauche ich gerne ein Bild. Wir denken uns einen
Wasserbehälter, in dem das Wasser allmählich abgekühlt wird. Dadurch möge etwas
entstehen wie ein teilweiser Einschlag von Eisbrocken, so daß wir schwimmend darin haben
einige Eisbrocken. Nehmen wir nun an, irgendein Wesen habe nicht die Fähigkeit, Wasser
wahrzunehmen, sondern nur Eis. Da würde eben nur aus dem Wasser heraus das Eis
auftauchen, das Wasser selbst aber würde dieses Wesen leugnen. «Überall ist nur Eis
vorhanden, Wasser aber nicht», würde dieses Wesen sagen.

Ähnlich verhalten sich nun die Menschen zu Geist und Stoff. So wie in unserem Bilde das Eis
aus dem Wasser sich verhärtet, so entsteht die Materie aus dem Ursprünglichen, aus dem
Geist. Materie ist nichts anderes als verdichteter Geist. Sie taucht für den Sehenden auf aus
dem Geist, dagegen für den, der nicht sehen kann, aus dem Nichts. Alles im Weltenraum ist
verdichteter Geist. Wenn nun der Materialist kommt und sagt: «Das, was du Geist nennst, ist
nicht vorhanden», so steht es mit seiner Logik schlecht, denn er dürfte eigentlich nur
zugeben, daß er den Geist nicht wahrnehmen könne.“ (Lit.:GA 57, S. 11f)

„Oft ist ja hier betont worden, daß für die Geisteswissenschaft die Materie verdichteter Geist
ist. Gebrauchen wir doch einmal einen Vergleich, den wir öfter angewendet haben, um zu
zeigen, wie der Geistesforscher über Geist und Materie denkt. Denken Sie sich einmal,
irgend jemand hätte vor sich durchsichtige Luft und es träte in dieser durchsichtigen Luft
Wolkenbildung auf, als die Wirkung von einer Abkühlung. Das, was früher durchsichtig war,
wird getrübt durch die Wolkenbildung; das, was früher Wasserdunst und nicht sichtbar war,
wird zu Wasser. Vielleicht geht es weiter: Das Wasser gefriert zu Eis. Das Eis fällt in Stücken
herunter. Nehmen wir an, es käme jemand und sagte: Unsinn, Dummheit ist es, daß das
Wasser vorher in der Luft verteilt gewesen ist. Ich habe nichts davon gesehen! Das erste war
das, was mir als Wolken entgegengetreten ist. Dann kommt einer, der kann auch die Wolken
noch nicht sehen, der sieht erst etwas, wenn das Wasser gefriert, wenn Eis entsteht. Wenn
man dem sagt: Was als Eis heute da ist, das war früher schon als Wasser da, so antwortet er:
Ich habe nichts gesehen, Eis ist da und sonst nichts.

Aus solchen Gedanken muß die Antwort genommen werden, wenn jemand einem
Geistesforscher Phantastik vorwerfen will, der sagt, zuerst war der Mensch nicht materiell
vorhanden, auch nicht als Ätherleib, sondern der astralische Leib und das Ich waren zuerst
vorhanden. Im Beginne unseres Erdendaseins waren astralischer Leib und Ich vorhanden.“
(Lit.:GA 56, S. 277)

„Nun, ich weiß sehr gut alle Gründe, die solche Menschen vorbringen, die auf diesen Kant-
Laplaceschen Urnebel schwören. Ich weiß auch, daß es durchaus begreiflich ist, daß wenn
jemand so spricht wie ich, daß man das als einen Wahn hinstellt, daß er dann unter
Umständen als ein beschränkter Kopf oder selbst als ein wahnwitziger Mensch angesehen
werden kann. Aber über diese Dinge wird man erst urteilsfähig, wenn man wirklich eindringt
in dasjenige, was hier als Geisteswissenschaft gemeint ist. Denn da stellt sich heraus, daß
ebensowenig wie der Mensch mit der Geburt etwa aus der Materie heraus entsteht,
sondern wie er sich als Geist und Seele nur verbindet mit der Materie, und wie er, nachdem
er durch den Tod gegangen ist, auftaucht in der geistigen Welt als geistiges Wesen, so ist
dasjenige, was wir heute als unsere Erde erkennen, nicht aus einem materiellen Urnebel
hervorgegangen, sondern unser Planet, unsere Erde, ist aus einem geistigen Zustande
hervorgegangen, ist Geistiges. Das ist dasjenige, was vorangegangen ist allem Materiellen.
Die Menschen forschen heute nach, wie der Geist sich an der Materie entwickle. In Wahrheit
hat sich alle Materie aus dem Geiste entwickelt. Und geläuterte, gereinigte Begriffe
bekommt man, wenn man sich auf dasjenige, was hier als Geisteswissenschaft gemeint ist,
einläßt.
Sehen Sie, dasjenige, was heute die Menschen als Materie, als materielle Welt erkennen -
was ist es ? Ich möchte Ihnen das durch einen Vergleich wiederum darlegen. Nehmen Sie an,
Sie hätten ein großes Bassin vor sich, darinnen sehen Sie Eisstücke, Sie sehen nicht, daß auch
Wasser da ist; ich nehme an, Sie könnten das Wasser nicht sehen. Sie sehen dann die
Eisstücke. Sie wissen nicht, wenn Sie nur die Eisstücke sehen würden, ich meine, wenn Sie
niemals etwas vernommen hätten von dieser Sache, nur die Eisstücke gesehen hätten, so
würden Sie nicht wissen, daß dieses Eis ja nichts anderes ist als aus dem Wasser
Entstandenes, durch Verdichtung aus dem Wasser Entstandenes. So verhält sich der Mensch
gegenüber der materiellen Welt. Er schaut diese materielle Welt an und glaubt, daß sie für
sich da ist. Diese materielle Welt ist in Wahrheit ebenso durch Verdichtung entstanden,
Verdichtung des Geistigen, wie das Eis durch Verdichtung des Wassers entstanden ist. Und in
dem Augenblicke, wo, wie ich es angedeutet habe, der Mensch die Kräfte in sich entdeckt,
die ihn das Geistige schauen, das Geistige wahrnehmen lassen, in dem Augenblicke sieht er
alles Materielle wie eine Verdichtung des Geistigen an. Alles Materielle hört auf, eine
Selbständigkeit zu haben. Und dasjenige, was wir als Erde, als materielle Erde, mit allem
Materiellen, was darauf ist, anzuerkennen haben, das ist aus einer Geist-Erde
hervorgegangen, und das wird wiederum zurück sich verwandeln in eine Geist-Erde, so daß
wir erkennen, daß das Materielle ein Zwischenzustand ist zwischen geistigen Zuständen.“
(Lit.:GA 277, S. 101f)

Materie ist konzentrierte Sünde


Die für die äußere Wissenschaft wie auch für das Alltagsbewusstsein selbstverständlich
scheinende Trennung der natürlichen und der moralisch-geistigen Welt ist eine Folge des
luziferischen Einflusses. Der Esoteriker muss diese Trennung überwinden und die moralische
und natürliche Welt wieder miteinander verbinden, wie es etwa schon Goethe getan hat als
er in seiner Farbenlehre von der sinnlich-sittlichen Wirkung der Farben sprach. Um grobe
Missverständnisse zu vermeiden, ist hier größte Vorsicht geboten. Nur in einer besonnenen
Seelenstimmung, die sich fernhält von jeglichem moralisierenden mittelalterlichen
Aberglauben, darf man sagen: Um ein Gegengewicht zu dem Einfluss der Widersacher zu
schaffen, haben die guten Götter das von diesen bewirkte Böse in die Materie hineingelegt.
So betrachtet ist die Materie das verdichtete Böse, die konzentrierte Sünde, an deren
Gegenbild der Mensch aber zum Geistigen erwachen kann. Die bewusste
Auseinandersetzung mit der materiellen Welt ist darum eine wichtige geistig-moralische
Aufgabe für den Menschen. In einer in Straßburg am 14. Mai 1913 gehaltenen esoterischen
Stunde sagte Rudolf Steiner dazu nach den Aufzeichnungen von unbekannter Hand
(Aufzeichnung B[5]):

„Im gewöhnlichen Leben denkt niemand beim Aufwachen daran, warum die Sonne wieder
aufgeht, und ebensowenig berührt es den Menschen, wenn er den Mond in seinen
regelmäßigen Scheingestalten vom Vollmond zum Neumond gehen sieht und wieder zurück
zum Vollmond, oder wenn er die einzelnen Planeten am Sternenhimmel scheinen sieht. Die
Leute meinen, keine moralische Bedeutung mehr damit verbinden zu müssen. Die
moralische und die natürliche Welt gehen auseinander. Das macht, daß man wirklich in einer
Welt lebt, die von dem Guten verlassen ist. Für den Esoteriker müssen beide, die moralische
und die natürliche Welt, wieder miteinander vereinigt werden [...]

Daß wir diese Verhältnisse nicht mehr als moralische empfinden können, kommt von dem
luziferischen Einfluß. Dadurch sind wir versetzt worden in eine Welt, die wirklich von dem
Guten verlassen ist, weil Luzifer das Moralische herausgezogen, getrennt hat von dem
Natürlichen. Dadurch sind krankmachende Kräfte in die Materie gekommen,
«Erkrankungskräfte». Das weiß der Mensch heute so wenig, daß er das Wort «Kränkung»
nur im Zusammenhang mit dem Seelischen kennt, so wie wir es eben unter dem Worte
«Kränkung» kennen.

Das Gute ist nicht hier in dieser Welt zu finden, sondern nur außerhalb der Erde. Plato sagte
schon: «Gott ist das Gute», - auch der Christus Jesus wies darauf hin, indem er sagte:
«Niemand ist gut denn Gott allein.» Durch die guten Götter ist das Böse in die Materie
hineingelegt, damit der Mensch lernen wird, sich freiwillig von ihm abzuwenden. Das ist
etwas, was nur m einer besonderen Stimmung ausgesprochen werden darf; denn von der
Stimmung hängt die Bedeutung des Gesagten ab. So sagte Luzifer zu den Menschen: «Ihr
werdet sein wie die Götter», - das war eine Behauptung; und Christus Jesus sagte als höchste
Wahrheit: «Ihr seid Götter!»

Nur in einer besonderen Seelenverfassung darf gesagt werden, daß Stoff, Materie nichts
anderes ist als konzentriertes Unrecht. Konzentrierte Sünde ist die Materie!

Der Materialist denkt sich den Stoff verteilt in Atome, die ein ewiges Dasein haben sollen,
aber diesen Atomtheorien des 19. Jahrhunderts liegt nichts anderes zugrunde als der
Wunsch: ich will die Sünde in kleine Atome zusammenziehen und sie dann verewigen, und
ich will nichts anderes anerkennen außer diesem in der Welt. - Aus tiefer okkulter Erkenntnis
hat Goethe das Wort gesprochen: «Natur ist Sünde, Geist ist Teufel». Aber er sprach es aus
als Spott, weil er wußte, daß man solche Wahrheiten nicht in gewöhnlicher Art aussprechen
darf.“ (Lit.:GA 266c, S. 113f)

Vernichtung und Erzeugung von Materie im Menschen


Im Stoffwechsel-Gliedmaßensystem des Menschen wird beständig Materie vernichtet und in
gleichem Maß im Nerven-Sinnessystem neue Materie erzeugt.

„Wir wissen ja, ich habe es wenigstens andeutungsweise ausgeführt in meinem Buche «Von
Seelenrätseln», daß der Mensch ein dreigliedriges Wesen ist: als Nerven-Sinnesmensch
Träger des Gedankenlebens, des Wahrnehmungslebens, als rhythmischer Mensch - Atmung,
Blutzirkulation - Träger des Gefühlslebens, als Stoffwechselmensch Träger des Willenslebens.
Aber wie entfaltet sich denn, wenn der Wille immer mehr und mehr in Liebe entwickelt wird,
im Menschen der Stoffwechsel? Indem der Mensch ein Handelnder ist, so, daß eigentlich der
Stoff fortwährend überwunden wird. Und was entfaltet sich im Menschen, indem er sich als
freies Wesen in das reine Denken, das aber eigentlich wiliensmäßiger Natur ist,
hineinentwickelt? Es entsteht der Stoff. Wir sehen hinein in Stoffentstehung. Wir tragen
selbst in uns dasjenige, was den Stoff entstehen macht: unseren Kopf; und wir tragen in uns
das, was den Stoff vernichtet, wo wir es sehen können, wie der Stoff vernichtet wird:
unseren Gliedmaßen-, unseren Stoffwechselorganismus.“ (Lit.:GA 202, S. 211)

Höhere Materieformen
Die anthroposophische Geisteswissenschaft muss darüber hinaus übersinnliche
Materieformen anerkennen, aus denen gleichsam erst durch Verdichtung die sinnliche-
physische Materie entsteht. Diese übersinnlichen Materieformen sind eigenständige
Erscheinungsformen Geistigen. Sie haben allerdings ganz andere Eigenschaften als die
sinnlich-physische Materie; namentlich Masse und räumliche Ausdehnung kommen hier
nicht in Betracht. Man darf in diesem Sinn von feinstofflicher Äthermaterie, Astralmaterie
und mit eingeschränkter Gültigkeit sogar von Geiststofflichkeit sprechen. In je höhere
geistige Bereiche man hinaufsteigt, desto plastisch bildsamer erscheint die entsprechende
Materie. In den höchsten Bereichen des niederen Devachan findet sich schließlich der
geistige Urstoff, aus dem letztlich alles geformt wird. Dieser Urstoff wird auch als Akashastoff
oder Feuerluft (hebr. ‫רוח‬, Ruach = Rauch; zugleich der hebr. Name für die Verstandesseele)
bezeichnet.

Die Alchemisten sehen in der sogenannten Jungfernerde, der materia benedicta, den
Urstoff, aus dem die irdische Stoffeswelt geschaffen ist. Mit dieser prima materia muss das
Opus Magnum zur Bereitung des Steins der Weisen, und damit zugleich die Vergeistigung
der materiellen Welt, beginnen.

Äthermaterie - Negative Materie


→ Hauptartikel: Äthermaterie
Die Äthermaterie oder negative Materie, von Rudolf Steiner gelegentlich auch als
Antimaterie[6] bezeichnet, charakterisiert sich nicht durch das Prinzip der Raumerfüllung,
sondern durch das der Raummentleerung. Die physische Materie ist durch Druckkräfte
bestimmt, der Äther hingegen durch Saugkräfte, die die physische Materie aus dem Raum
herausschaffen; es entsteht dadurch eine qualitativ negative Materie - und dieser Prozess
endet letztlich bei Akasha.

"Wir wissen, daß jeder Körper aus einem mehr festen in einen mehr immateriellen Zustand
übergehen kann: vom festen zum flüssigen und zum gasförmigen Zustand, Die Verfeinerung
des materiellen Zustandes kann einen Grad erreichen, der, wenn man ihn überschreitet, bei
einer negativen Materie endet; man nennt ihn Akasha. In ihr drücken sich alle Ereignisse in
einer endgültigen Weise ab,- und man kann sie alle wiederfinden, selbst diejenigen aus der
tiefsten Vergangenheit." (Lit.: GA 94, S. 83)

"Da muß man schon wissen, daß der Äther die von dem Druck entgegengesetzte Eigenschaft
hat. Er saugt nämlich, der Äther ist der Saugende. Er will durch seine eigene Wesenheit
immer die räumliche Materie aus dem Raume heraus vernichten. Das ist das Wesentliche
des Äthers. Wo die physische Materie drückt, da saugt der Äther. Die physische Materie
erfüllt den Raum; der Äther schafft die Materie aus dem Raume heraus. Er ist nämlich die
negative Materie, aber qualitativ negativ, nicht quantitativ negativ.

Das ist in bezug auf den menschlichen Ätherleib ebenso. Wir leben zwischen physischem
Leib und Ätherleib so, daß wir uns fortwährend vernichten und wieder herstellen. Der Äther
vernichtet fortwährend unsere Materie, der physische Leib stellt sie wieder her. Das
widerspricht allerdings - das will ich nur in Parenthese erwähnen - dem heute so beliebten
Gesetz von der Erhaltung der Kraft. Aber die Tatsache ist, daß dieses Gesetz von der
Erhaltung der Kraft der inneren Wesenheit des Menschen, der Wahrheit widerspricht. Es gilt
nur für die unorganische Welt im strengen Sinne des Wortes. Für die organische gilt es nur
so weit, als diese von Unorganischem ausgefüllt ist; für die Eisenteilchen im Blutserum gilt
dieses Gesetz, aber nicht für das ganze Menschenwesen. Da findet ein fortwährendes
Oszillieren statt zwischen den aufsaugenden und uns vernichtenden Kräften des Äthers und
der Wiederherstellung des physischen Leibes." (Lit.: GA 306, S. 103)
Wassererde - die astrale Materie der 4. Schicht des Erdinneren
Die Wassererde ist jene astrale Materie, die die vierte Schicht des Erdinneren bildet und der
Ursprung aller irdischen Materie ist:

"Die vierte Schicht ist nun so beschaffen, daß alle diejenigen Dinge, die in den drei
übergeordneten Schichten vorhanden sind und immerhin mehr oder weniger etwas von
unseren gewöhnlichen Stoffen haben, keine Stofflichkeit mehr aufweisen, wie sie auf der
Erde angetroffen werden kann. In dieser Schicht sind also die Substanzen so, daß sie für
keinen äußeren Sinn wahrnehmbar werden. Sie sind in einem astralischen Zustand. Alles,
was in den drei obersten Schichten der Erde existiert und doch noch in einer gewissen Weise
mit dem auf der Erdoberfläche Befindlichen verwandt ist, das ist hier im astralischen
Zustande vorhanden. Wir können in dem Sinne, wie es in der Bibel heißt, sagen: «Der Geist
Gottes schwebte über den Wassern.» Nennen wir diese Schicht die Wassererde, wie sie auch
im Okkultismus bezeichnet wird. Diese Wassererde ist zu gleicher Zeit der Ursprung, der
Urquell alles auf der Erde befindlichen Stofflichen, alles äußerlichen Stofflichen, gleichgültig
ob dieses im Mineral, in der Pflanze, im Tier oder im Menschen enthalten ist. Dieses
Stoffliche, das jedes irdische Wesen in sich trägt, ist, bis ins Astralische verflüchtigt, in dieser
Wassererde vorhanden. Sie müssen sich vorstellen, daß von allen unseren physischen
Kräften auch astralische Urkräfte vorhanden sind, daß diese astralischen Urkräfte sich ins
Physische verdichten und daß diese Urkräfte in der vierten Schicht, in der Wassererde,
enthalten sind." (Lit.: GA 96, S. 34)

Materie und Zeit


Die Annahme einer ewigen, unzerstörbaren Materie, wie sie etwa von Isaac Newton
postuliert wurde, beruht auf einem verfehlten Zeitbegriff.

"Aber nur einer ganz verfehlten Auffassung des Zeitbegriffes verdankt der Begriff der
Materie seine Entstehung. Man glaubt die Welt zum wesenlosen Schein zu verflüchtigen,
wenn man der veränderlichen Summe der Geschehnisse nicht ein in der Zeit Beharrendes,
ein Unveränderliches untergelegt dächte, das bleibt, während seine Bestimmungen
wechseln. Aber die Zeit ist ja nicht ein Gefäß, in dem die Veränderungen sich abspielen; sie
ist nicht vor den Dingen und außerhalb derselben da. Die Zeit ist der sinnenfällige Ausdruck
für den Umstand, daß die Tatsachen ihrem Inhalte nach voneinander in einer Folge abhängig
sind. Nehmen wir an, wir hätten es mit dem wahrzunehmenden Tatsachenkomplex a1 b1 c1
d1 e1 zu tun. Von diesem hängt mit innerer Notwendigkeit der andere Komplex a2 b2 c2 d2
e2 ab; ich sehe den Inhalt dieses letzteren ein, wenn ich ihn ideell aus dem ersteren
hervorgehen lasse. Nun nehmen wir an, beide Komplexe treten in die Erscheinung. Denn
was wir früher besprochen haben, ist das ganz unzeitliche und unräumliche Wesen dieser
Komplexe. Wenn a2 b2 c2 d2 e2 in der Erscheinung auftreten soll, dann muß a1 b1 c1 d1 e1
ebenfalls Erscheinung sein, und zwar so, daß nun a2 b2 c2 d2 e2 auch in seiner Abhängigkeit
davon erscheint. D. h. die Erscheinung a1 b1 c1 d1 e1 muß da sein, der Erscheinung a2 b2 c2
d2 e2 Platz machen, worauf diese letztere auftritt. Hier sehen wir, daß die Zeit erst da
auftritt, wo das Wesen einer Sache in die Erscheinung tritt. Die Zeit gehört der
Erscheinungswelt an. Sie hat mit dem Wesen selbst noch nichts zu tun. Dieses Wesen ist nur
ideell zu erfassen. Nur wer diesen Rückgang von der Erscheinung zum Wesen in seinen
Gedankengängen nicht vollziehen kann, der hypostasiert die Zeit als ein den Tatsachen
Vorhergehendes. Dann braucht er aber ein Dasein, welches die Veränderungen überdauert.
Als solches faßt er die unzerstörbare Materie auf. Damit hat er sich ein Ding geschaffen, dem
die Zeit nichts anhaben soll, ein in allem Wechsel Beharrendes. Eigentlich aber hat er nur
sein Unvermögen gezeigt, von der zeitlichen Erscheinung der Tatsachen zu ihrem Wesen
vorzudringen, das mit der Zeit nichts zu tun hat. Kann ich denn von dem Wesen einer
Tatsache sagen: es entsteht oder vergeht? Ich kann nur sagen, daß ihr Inhalt einen andern
bedingt, und daß dann diese Bedingung als Zeitenfolge erscheint. Das Wesen einer Sache
kann nicht zerstört werden; denn es ist außer aller Zeit und bedingt selbst die letztere. Damit
haben wir zugleich eine Beleuchtung auf zwei Begriffe geworfen, für die noch wenig
Verständnis zu finden ist, auf Wesen und Erscheinung. Wer die Sache in unserer Weise
richtig auffaßt, der kann nach einem Beweis von der Unzerstörbarkeit des Wesens einer
Sache nicht suchen, weil die Zerstörung den Zeitbegriff in sich schließt, der mit dem Wesen
nichts zu tun hat.

Nach diesen Ausführungen können wir sagen: Das sinnenfällige Weltbild ist die Summe sich
metamorphosierender Wahrnehmungsinhalte ohne eine zugrunde liegende Materie." (Lit.:
GA 1, S. 272ff)

Materie als zerbrochene geistige Form


Nach gegenwärtiger naturwissenschaftlicher Anschauung ist alle Materie aus Atomen
aufgebaut. Diese sind aber nicht als winzig kleine Dinge aufzufassen, sondern eher als
strukturbildende Kräfte. Der Physiker Hans-Peter Dürr (1929-2014), ein langjähriger enger
Mitarbeiter von Werner Heisenberg (1901-1976), einem der Pioniere der modernen
Quantenmechanik, formuliert es so:

"Es gibt keine Dinge, es gibt nur Form und Gestaltveränderung: Die Materie ist nicht aus
Materie zusammengesetzt, sondern aus reinen Gestaltwesen und Potentialitäten. Das ist wie
beim Geist." (Lit.: Dürr 1998)

„Im Grunde gibt es Materie gar nicht. Jedenfalls nicht im geläufigen Sinne. Es gibt nur ein
Beziehungsgefüge, ständigen Wandel, Lebendigkeit. Wir tun uns schwer, uns dies
vorzustellen. Primär existiert nur Zusammenhang, das Verbindende ohne materielle
Grundlage. Wir könnten es auch Geist nennen. Etwas, was wir nur spontan erleben und nicht
greifen können. Materie und Energie treten erst sekundär in Erscheinung – gewissermaßen
als geronnener, erstarrter Geist. Nach Albert Einstein ist Materie nur eine verdünnte Form
der Energie. Ihr Untergrund jedoch ist nicht eine noch verfeinerte Energie, sondern etwas
ganz Andersartiges, eben Lebendigkeit. Wir können sie etwa mit der Software in einem
Computer vergleichen.“

– Hans-Peter Dürr: Interview im P.M. Magazin (Mai 2007) Am Anfang war der Quantengeist
Der Ursprung dieser potentiellen Gestaltwesen, die äußerlich als Materie erscheinen, liegt
vornehmlich im Klangäther. Die Sphärenharmonie, die sich im Klangäther zum Ausdruck
bringt, hat wiederum ihren Ursprung im Devachan. In der Materie, insofern sie äußerlich
sinnlich in der physischen Welt wahrgenommen wird, ist die Sphärenharmonie, die durch
den Klangäther vermittelt wird, verstummt.

"In der Welt sind eine Anzahl von Substanzen, die verbindbar und trennbar sind. Was wir
Chemismus nennen, ist hineinprojiziert in die physische Welt aus der Welt des Devachan,
der Sphärenharmonie. Die chemische Verwandtschaft zweier Stoffe in der physischen Welt
ist eine Abschattung aus der Welt der Sphärenharmonie. Die Zahlenverhältnisse der Chemie
sind wirklich die Ausdrücke für die Zahlenverhältnisse der Sphärenharmonie. Diese ist
stumm geworden durch die Verdichtung der Materie." (Lit.: GA 130, S. 102)

Für unser inneres seelisches Erleben drückt sich im Klangäther das Denken aus; aus ihm
schöpfen wir unsere Gedankenformen, namentlich die mathematischen
Gedankenbildungen, durch die wir dann wiederum die Zahlenverhältnisse der chemischen
und kernphysikalischen Stoffumwandlungen zu verstehen versuchen.

Im geisteswissenschaftlichen Sinn ist alle Materie als zebrochene, zerstörte geistige Form
aufzufassen; sie ist gleichsam der Trümmerhaufen des Geistes - oder wie es Hans-Peter Dürr
auf etwas andere Weise ausdrückt:

"Im Grunde gibt es nur Geist, aber er verkalkt, und wir nehmen nur den Kalk wahr, als
Materie." (Lit.: Dürr 1998)

"Die moderne Physik kommt nun zu der überraschenden Erkenntnis: Materie ist nicht aus
Materie aufgebaut! Wenn wir die Materie immer weiter auseinandernehmen, in der
Hoffnung die kleinste, gestaltlose, reine Materie zu finden, bleibt am Ende nichts mehr übrig,
was uns an Materie erinnert. Am Schluss ist kein Stoff mehr, nur noch Form, Gestalt,
Symmetrie, Beziehung. Was bedeutet das? Wir haben eine Umkehrung: Das Primäre ist
Beziehung, der Stoff das Sekundäre. Materie ist ein Phänomen, das erst bei einer gewissen
vergröberten Betrachtung erscheint. Stoff ist geronnene Form. Vielleicht könnten wir auch
sagen: Am Grunde bleibt nur etwas, was mehr dem Geistigen ähnelt – ganzheitlich, offen,
lebendig: Potenzialität, die Kann-Möglichkeit einer Realisierung. Materie ist die Schlacke
dieses Geistigen – zerlegbar, abgrenzbar, determiniert: Realität. In der Potenzialität gibt es
keine ein-eindeutigen Ursache-Wirkungs-Beziehungen. Die Zukunft ist wesentlich offen. Es
lassen sich für das, was „verschlackt“, was real passiert, nur noch Wahrscheinlichkeiten
angeben. Es gibt keine Teilchen, die unzerstörbar sind, die mit sich selbst identisch bleiben,
sondern wir haben ein “feuriges Brodeln“, ein ständiges Entstehen und Vergehen. In jedem
Augenblick wird die Welt neu geschaffen, aber im Angesicht, im „Erwartungsfeld“, der
ständig abtretenden Welt." (Lit.: Dürr 2003)

Wenn die einige und einzige geistige Form, das ätherische Urbild, „zerbricht“, manifestiert
bzw. realisiert es sich in unzähligen einzelnen räumlich und zeitlich physikalisch fassbaren
gleichartigen physischen Erscheinungen, die alle dem selben ätherischen Bildungsgesetz
gehorchen, von den noch strahlungsartigen Elementarteilchen, über die Atome, Moleküle
und Kristalle hinauf bis zu den komplexeren physischen Gebilden. Wie die Materie aus der
übersinnlichen, nicht räumlichen geistigen Form hervorbricht, hat Rudolf Steiner so
beschrieben:

"Sehen Sie, wenn nämlich ein Prozeß im Weltenall fortgeschritten ist bis zur Form, die noch
ganz im Geistig-Seelischen ist, die noch keine Raumesform ist, wenn der Prozeß
fortgeschritten ist bis zu dieser übersinnlichen Form, dann ist der nächste Schritt nur noch
möglich dadurch, daß die Form als solche zerbricht. Und das ist nämlich das, was sich dem
okkulten Anblick darbietet: Wenn gewisse Formen, die unter dem Einfluß der Geister der
Form geschaffen sind, sich bis zu einem gewissen Zustand entwickelt haben, dann
zerbrechen die Formen. Und wenn Sie nun ins Auge fassen zerbrochene Formen, etwas, was
also dadurch entsteht, daß Formen, die noch übersinnlich sind, zerbrechen, dann haben Sie
den Übergang von dem Übersinnlichen in das Sinnliche des Raumes. Und das, was
zerbrochene Form ist, das ist Materie. Materie, wo sie im Weltenall auftritt, ist für den
Okkultisten nichts anderes als zerbrochene, zerschellte, zerborstene Form. Wenn Sie sich
vorstellen könnten, diese Kreide wäre als solche unsichtbar und sie hätte diese
eigentümliche parallelepipedische Form, und als solche wäre sie unsichtbar, und jetzt
nehmen Sie einen Hammer und schlagen rasch das Stück Kreide an, daß es zerstiebt, daß es
in lauter kleine Stücke zerbirst, dann haben Sie die Form zerbrochen. Nehmen Sie an, in
diesem Augenblicke, in dem Sie die Form zerbrechen, würde das Unsichtbare sichtbar
werden, dann haben Sie ein Bild für die Entstehung der Materie. Materie ist solcher Geist,
der sich entwickelt hat bis zur Form und dann zerborsten, zerbrochen, in sich
zusammengefallen ist.

Materie ist ein Trümmerhaufen des Geistes. Es ist außerordentlich wichtig, daß man gerade
diese Definition ins Auge faßt, daß Materie ein Trümmerhaufen des Geistes ist. Materie ist
also in Wirklichkeit Geist, aber zerbrochener Geist.

Materie als zerborchene geistige Form


Wenn Sie jetzt weiter nachdenken, so werden Sie sich sagen: Ja, aber es treten uns doch
räumliche Formen entgegen wie die schönen Kristallformen; an den Kristallen treten uns
doch räumlich sehr schöne Formen entgegen — und du sagst, alles das, was stofflich ist, sei
ein Trümmerhaufen des Geistes, sei zerborstener Geist! — Denken Sie sich zunächst einmal,
damit Sie eine gewisse Vorstellung haben, einen herabfallenden Wasserstrahl (a). Nehmen
Sie aber an, er wäre unsichtbar, Sie würden ihn nicht sehen. Und Sie geben ihm hier (b) eine
Widerlage. Dadurch, daß dieser Wasserstrahl hier (b) auffällt, wird er in dieser Weise in
Tropfen zerbersten (c). Nun nehmen Sie an, der Wasserstrahl, der herunterfällt, wäre
unsichtbar, das aber, was zerborsten ist, würde sichtbar. Dann hätten Sie hier einen
zertrümmerten Wasserstrahl, hätten wiederum ein Bild der Materie. Aber jetzt müßten Sie
sich wegdenken die Widerlage da unten, denn so etwas gibt es nicht, das würde schon
voraussetzen, daß Materie da wäre. Sie müssen sich vorstellen: Ohne daß eine solche
Widerlage da ist, ist die Materie, indem sie sich geistig zur Form gliedert, übersinnlich, ist die
Materie in Bewegung, denn die Bewegung geht der Form voraus. Es gibt nirgends etwas
anderes als das, was durchdrungen ist von den Taten der Geister der Bewegung. An einem
bestimmten Punkt kommt die Bewegung bei der Form an, erlahmt in sich selber und zerbirst
in sich selber. Die Hauptsache ist, daß wir es so auffassen, daß das, was zunächst geistig-
seelisch ist, hinstrahlt, aber nur eine gewisse Schwungkraft hat, an das Ende der
Schwungkraft kommt und nun in sich selber zurückprallt und dabei zerbirst. So daß, wenn
wir irgendwo Materie auftreten sehen, wir sagen können: Dieser Materie liegt zugrunde ein
Übersinnliches, das an die Grenze seines Wirkens gekommen ist und an dieser Grenze
zerbirst. Aber bevor es zerbirst, da hat es innerlich geistig noch die Formen. Nun wirkt in den
einzelnen auseinanderfallenden Trümmern, wenn es zerborsten ist, nach das, was als
geistige Form vorhanden war. Wo das stark nachwirkt, da setzen sich nach dem Zerbersten
noch die Linien der geistigen Formen fort, und da drückt sich, nachdem das Stück zerborsten
auseinanderprallt, in den Linien, die sie dann beschreiben, noch eine Nachwirkung der
geistigen Linien aus. Dadurch entstehen Kristalle. Kristalle sind Nachbildungen geistiger
Formen, die gleichsam noch durch die eigene Schwungkraft die ursprüngliche Richtung im
entgegengesetzten Sinn beibehalten." (Lit.: GA 134, S. 72ff)
Materie als kondensiertes Licht
Licht selbst ist keine Materie, aber alle irdische Materie ist kondensiertes Licht, so wie alles
Seelische im Erdendasein letztlich verdünnte Liebe ist.

"In dem Satze: Materie ist gewobenes Licht, Seelisches ist in irgendeiner Weise verdünnte
Liebe -, liegen die Schlüssel für unzählige Geheimnisse des Erdendaseins. Die gelten aber nur
für das Erdendasein und für kein anderes Gebiet des Weltendaseins." (Lit.: GA 120, S. 202)

"Es gibt wirklich einen für hellseherische Forschung erreichbaren Auflösungszustand aller
Materie, wo sich alle Materie in einem dabei Gleichen zeigt; nur ist das, was da auftritt, nicht
mehr Materie, sondern etwas, was jenseits aller spezialisierten Materien liegt, die uns
umgeben. Und jede einzelne Materie stellt sich dann dar als ein aus dieser Grundmaterie - es
ist ja keine Materie mehr - Kondensiertes, Verdichtetes, ob Sie Gold, Silber oder was immer
für eine Materie haben. Es gibt ein Grundwesen unseres materiellen Erdenseins, von dem
alles Materielle nur durch Verdichtung zustande gekommen ist. Und auf die Frage: Was ist
das für eine Grundmaterie unseres Erdendaseins?- antwortet die Geisteswissenschaft: Jede
Materie auf der Erde ist kondensiertes Licht! Es gibt nichts im materiellen Dasein, was etwas
anderes wäre als in irgendeiner Form verdichtetes Licht. Daher sehen Sie, daß es für
denjenigen, der die Tatsachen kennt, nicht eine Theorie zu begründen gibt wie etwa die
Schwingungshypothese des 19. Jahrhunderts, in welcher man versuchte, Licht darzustellen
mit Mitteln, die selber gröber sind als das Licht. Licht ist nicht auf etwas anderes in unserem
materiellen Dasein zurückzuführen. Wo Sie hingreifen und eine Materie anfühlen, da haben
Sie überall kondensiertes, zusammengepreßtes Licht. Materie ist ihrem Wesen nach Licht."
(Lit.: GA 120, S. 192)

Materie und Widersachermächte


Hinter der Materie stehen als eigentliche Realität die Widersachermächte, namentlich
Ahriman und die Asuras:

"Derjenige aber, der in die Einweihung hineinkommt und hellsichtig wird, bei dem bleibt das
nicht so, dem steht nicht die äußere Materie gegenüber. Die ist als solche Maya. Eine
Realität ist sie nur für den, der eben seiner eigenen inneren Werkzeuge sich bedient. Was
tritt an die Stelle der Materie? Das tritt uns ja entgegen, wenn wir uns die alte Einweihung
vor Augen führen. Während dem Menschen im Alltag die Materie, Prakriti, gegenübersteht,
steht der Seele, die sich durch den Yoga in die Einweihung hineinentwickelt, die Welt der
Asuras, die Welt des Dämonischen gegenüber, gegen die er zu kämpfen hat. Die Materie ist
das, was Widerstand leistet; die Asuras, die Mächte der Finsternis, die werden Feinde. Aber
das alles ist eigentlich nur im Anklang, da blickt sozusagen etwas aus dem Seelischen herein,
wir beginnen das Seelische zu fühlen. Dann erst wird dieses Seelische spirituell seiner selbst
gewahr, wo es in Kampf tritt gegen die Dämonen, gegen die Asuras.

In unserer Sprache würden wir diesen Kampf, der aber nur wie im kleinen uns entgegentritt,
als etwas bezeichnen, was als Geister sichtbar wird, wenn die Materie in ihrer Geistigkeit
erscheint Es tritt uns da eben im kleinen das entgegen, was wir als den Kampf der Seele mit
dem Ahriman kennen, wenn sie zur Einweihung kommt. Aber indem wir das auffassen als
solch einen Kampf, stehen wir ganz im Seelischen drinnen. Dann wächst das, was früher nur
die materiellen Geister waren, ins Riesengroße heran, der mächtige Feind steht der Seele
gegenüber. Da steht Seelisches gegenüber Seelischem, da steht der individuellen Seele im
weiten Weltall Ahrimans Reich gegenüber." (Lit.: GA 142, S. 97)

Siehe auch
Materie - Artikel in der deutschen Wikipedia
Materie - Artikel in Rudolf Eisler: Wörterbuch der philosophischen Begriffe (1904)
Materie - Artikel in Friedrich Kirchner, Carl Michaëlis: Wörterbuch der Philosophischen
Grundbegriffe (1907)
Andreas Preußner: „Materie“ - Artikel im UTB-Online-Wörterbuch Philosophie
Solarpitris (Sonnenpitris) sind nach indisch-theosophischer Bezeichnung die Vorfahren des
Menschen währen der alten Sonnenentwicklung. Sie wirken heute vornehmlich als Erzengel.
Während der Erdentwicklung bildeten sie in der hyperboräischen Zeit, als sich die Erde erst
von der Sonne trennte, das schöne Geschlecht der Apollomenschen. Später konnten sie sich
nach dem Untergang der Lemuria noch in der atlantischen Zeit und teilweise noch darüber
hinaus in menschlichen Leibern verkörpern und führten als Meister oder Manus die sich
entwickelnde Menschheit. Christus, der Führer der alten Sonnenentwicklung, der sich zur
Zeitenwende in dem Jesus von Nazareth inkarnierte, ist der höchste der Solarpitris, obwohl
er natürlich viel höher steht als die heutigen Erzengelwesenheiten.

„Wir denken uns nun in die Zeit der alten Sonne zurück. Da hat alles, was jetzt auf der Erde
lebt, auf der Sonne gewohnt. Diese Wesen waren damals ganz anders gestaltet. Damals
hatte der Mensch nur den physischen Körper, der weit weniger dicht war als jetzt, und den
Ätherkörper. Die ganze Lebensart des Menschen war damals pflanzenartig. Die Wesen
lebten im Licht der Sonne, Dieses Licht kam ihnen damals von dem Mittelpunkt ihres eigenen
Planeten. Sie waren damals ganz verschieden von dem heutigen Menschen. Im Vergleich zu
dem heutigen Menschen stand der Sonnenmensch auf dem Kopfe und das Licht schien ihm
auf den Kopf. Alles was mit der Fortpflanzung zusammenhängt, das entwickelte sich frei
nach der anderen Seite. Der Mensch streckte damals sozusagen die Beine in die Luft. Die
Pflanze ist auf dieser Stufe stehengeblieben, sie wurzelt heute noch im Boden und streckt
die Organe der Fortpflanzung, Staubgefäße und Stempel, in die Luft: (Pflanze). Dieser
Sonnenmensch entwickelte sich in sieben verschiedenen Stufen. Er steht so auf dem
Planeten, wie die heutige Pflanze in der Erde wurzelt. Dann, bei der dritten Verkörperung
der Erde, wurde er zum Mondenmenschen. Da bückte er sich: das Vertikale wurde zum
Horizontalen (Tier). Es entstand in ihm die Anlage zum Rückgrat. Das Symbol dafür ist das
Tau = T. Auf der Erde drehte er sich vollkommen um. Dafür ist das Symbol das Kreuz. Das
Kreuz ist die Symbolisierung der Entwickelung von der Sonne durch den Mond zur Erde hin.
Auf der Erde hat sie das Kreuz erreicht in seinem obersten Balken. Sie schreitet weiter,
indem sie das Kreuz auf dem Rücken trägt.

Die Sonnenmenschen waren auch zu einer gewissen hohen Entwickelung gelangt. Es gab
auch Adepten der Sonne, die weitergekommen waren als die übrigen Sonnenmenschen. Sie
gingen nach dem Monde hinüber. Auch dort hatten sie die Möglichkeit, höher als die
Mondenmenschen zu sein, und sie entwickelten sich dort zu ganz besonderer Höhe. Sie
waren die Vorfahren der Erdenmenschen, aber den anderen weit vorausgeeilt. Als nun in der
zweiten Epoche des vierten Globus die Hyperboräer in ihren weichen Formen lebten, da
waren diese Sonnensöhne in der Lage, sich zu inkarnieren und bildeten eine besonders
schöne Rasse. Sie waren die Solarpitris. Die bildeten sich schon in der Hyperboräerzeit eine
aufrechte Form. Sie wandten den Hyperboräerkörper ganz um; dazu wären damals die
anderen Menschen nicht imstande gewesen. Die Solarpitris wurden in der Hyperboräerzeit
die schönen Apollomenschen, die schon in der zweiten Rasse aufrechtgerichtet waren.“
(Lit.:GA 93a, S. 180f)

„In der Mitte der lemurischen Zeit geschah das große Ereignis, das den Menschen zum
Menschen gemacht hat. Unter den menschlichen Wesen, die herübergekommen sind von
früheren planetarischen Zuständen befanden sich nicht alle auf der gleichen
Entwicklungsstufe. Diejenigen, die schon während des früheren Zyklus auf der Nebelerde
eine normale Entwicklung erreicht hatten, konnten sich während der dritten Rasse
verkörpern. Unter diesen aber war eine Anzahl, die schon eine höhere Stufe erlangt hatte;
diese konnten sich während der dritten Runde überhaupt nicht verkörpern. In jeder Runde
entwickeln sich Menschen zu einer normalen Stufe und andere zu einem solchen Stadium,
das darüber hinausgeht. Meister sind diejenigen, welche über das normale Maß
hinausgeschritten sind. Sie sind höherentwickelte Individualitäten. Diese höherentwickelten
Individualitäten, die über das normale Maß schon hinausgeschritten sind, nennt man in der
Theosophie Solarpitris oder Sonnenpitris. Sie haben schon eine höhere Geistigkeit erlangt,
aber sie konnten sich in den Körper des damaligen Menschen ebensowenig verkörpern, wie
der heutige Mensch im Pflanzenbau sich verkörpern könnte. Sie warteten die weitere
Entwicklung ab, bis der richtige Zeitpunkt gekommen war und in der vierten Rasse ihre erste
wirkliche Verkörperung stattfinden konnte. Jetzt erst konnten diese höher entwickelten
Individualitäten, die Solarpitris, von den vorhandenen Formen Besitz ergreifen. Es entstand
eine geistig hochentwickelte Menschheit. Die Sagen und Mythen berichten davon, daß es
seinerzeit Persönlichkeiten gegeben hat, welche weit über ihre Mitmenschen hinausragten.
Individualitäten wie Prometheus, die Rishis der Inder, Feuer-Rishis, die dann zu den
eigentlichen Führern der Menschheit wurden, zu den Manus, die den späteren Menschen
die Gesetze gaben. Nur diese Solarpitris konnten sich zu Adepten verkörpern.

Ich habe Ihnen erzählt, daß im Beginn der vierten Runde noch keine Geschlechtlichkeit
vorhanden war. Erst in der lemurischen Zeit trat die Trennung der Geschlechter auf. Dadurch
wurde auch erst die Inkarnation möglich, das Inbesitznehmen eines Körpers, das es vorher
nicht gab. Früher ging ein Wesen aus dem anderen hervor. Mit der Trennung der
Geschlechter in der Mitte der lemurischen Zeit trat Geburt und Tod ein und damit war auch
die Möglichkeit der Wirkung von Karma gegeben. Der Mensch konnte eine Schuld auf sich
laden. Alles, was wir als «menschlich» kennen, entstand damals.

Der Kontinent Lemurien ging durch feuerähnliche Katastrophen zugrunde, und nun entstand
der atlantische Kontinent auf dem Boden des heutigen Atlantischen Ozeans. In der
atlantischen Zeit trat wieder ein wichtiges Ereignis ein, auf das ich Sie aufmerksam gemacht
habe, als ich über das Pfingstfest sprach. Ich habe da gesagt, daß mit Ausnahme der
Solarpitris alle Wesenheiten in niedrigem Geisteszustände lebten. Nur ausgewählte Körper
konnten die Solarpitris aufnehmen. Die anderen Körper hätten diesen Wesen nur die
Möglichkeit geboten, im Zustand eines dumpfen Bewußtseins zu leben. Gemütlose
Menschen wären entstanden, wenn die damaligen Körper benutzt worden wären. Es
warteten deshalb die Pitris, bis sich gewisse tierische Formen weiter ausgebildet hatten.
Diese waren auf der einen Seite tiefer in das Triebleben gesunken, aber andererseits hatten
sich dadurch die Vorbedingungen für die spätere Entwicklung eines Gehirns gebildet. Die
Materie hatte sich differenziert in eine Nervenmaterie und eine Geschlechtsmaterie. In
dieser verschlechterten Materie haben sich dann diejenigen Pitris verkörpert, die gewartet
haben bis zu diesem späteren Zustand. Das ist das, was die Religion als den Sündenfall der
Menschheit bezeichnet hat: das Hinabsteigen in die schlechter geartete Materie. Wäre das
unterblieben, so wären sie alle in einem viel weniger bewußten Zustande geblieben. Sie
wären nicht zu dem klaren Gedankenleben brauchbar gewesen, wie wir es heute haben,
sondern in einem viel dumpferen Zustand geblieben. Das haben sie erkauft dadurch, daß sie
den Körper auf der einen Seite sich verschlechtern ließen, um ihn auf der anderen Seite zu
Gehirn-Materie zu veredeln, um ein höheres Bewußtsein erreichen zu können. Dadurch
konnten sie schon damals zu einer gewissen geistigen Höhe emporsteigen. Ein besonderes
Ergebnis der Entwicklung der atlantischen Rasse war die Ausbildung eines phänomenalen
Gedächtnisses.“ (Lit.:GA 89, S. 115ff)

„Die äußere Kultur auf der Erde ist dadurch gegeben worden, daß auf der einen Seite das
Verhärten, und auf der anderen Seite das Vergeistigen verhindert wurde. Luzifer hat zu
seinem Träger gemacht das, was von den Marskräften gegeben war. Das Neue auf der Erde
bezeichnet man als Mars. So ging es bis zur Mitte der atlantischen Rasse. Da trat wiederum
eine neue Frage auf. Der Mensch hatte die Weisheit in sich aufgenommen, aber der Weisheit
allein würde es in der Zukunft nicht möglich sein, gestaltenschaffend auftreten zu können.
Man würde das Mineralreich zusammenbauen können durch Luzifer, aber beleben könnte
Luzifer das nicht. Leben hätte der Mensch niemals unter dem Einflüsse der anderen Mächte
geben können. Deshalb mußte ein Sonnengott kommen, eine höhere Wesenheit als Luzifer.
Das waren die sogenannten Solarpitris. Der Vorzüglichste derselben ist Christus. Wie Luzifer
das Manaselement repräsentiert, so repräsentiert Christus das Buddhielement.

Die menschlichen Astralleiber mußten noch einen dritten Einschlag bekommen. Dieser
wurde vom Merkur heruntergeholt. Christus vereinigt seine Herrschaft mit der des Luzifer.
Will man nun die Höhen hinauf den Weg zu den Göttern finden, so braucht man den
Götterboten Merkur. Er ist derjenige, der die Wege des Christus von der Mitte der
atlantischen Wurzelrasse an vorbereitete, um später in die Astralleiber eintreten zu können,
die das Merkurialelement aufgenommen haben.“ (Lit.:GA 93a, S. 206f)

ᐃᐁ
Archonten
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
Archonten (griech. ἄρχοντες archontes „Herrschende“; sing. ἄρχων archon, von ἄρχω árcho
„der Erste sein“) wurden in vielen gnostischen Systemen als Diener des Demiurgen
angesehen, des Schöpfergottes der niederen Welt der Planetensphären, der Hebdomas
(griech. εβδομάς, Siebenheit). Der Demiurg wird gelegentlich auch als Proarchon
(Oberarchon) oder ähnlich bezeichnet. Manche Gnostiker, vor allem die Sethianer und
Ophiten, nennen ihn Jaldabaoth.

Der Demiurg und seine Scharen, die Archonten, werden als gefallene, dämonische
Engelwesen angesehen, die sich als böse Widersacher dem «unbekannten Gott», der von
einer Fülle (Pleroma) lichter geistiger Wesen umgeben ist, entgegenstellen und die Welt in
die Verderbnis des finsteren, materiellen Daseins stürzen. Die Welt der Archonten liegt in
der Finsternis außerhalb des Pleromas.

Auf die 7 Planetensphären folgt als «Achtheit» (griech. ογδοάς, ogdoas) die Fixsternregion
mit dem Tierkreis (δώδεκα, dodeka), die entweder noch zum finsteren Reich gezählt wird
oder schon den Übergang zur geistigen Lichtsphäre mit den reinen Engelwesenheiten des
Pleromas bildet. Der böse «Oberarchon», der von den meisten Gnostikern dem Demiurgen
gleichgesetzt wird, thront entsprechend entweder in der siebenten Sphäre, d.h. in der
Saturnsphäre, oder in der Achtheit. Von manchen gnostischen Schulen, etwa von den
Ophiten und Valentinianern, wird er Jaldabaoth (oder auch Saklas oder Samael) genannt und
dem Jahve der biblischen Schöpfungsgeschichte gleichgesetzt. Die gemeinsame Mutter des
Demiurgen und der Archonten ist Sophia oder die Barbelo.

Den Menschen aus der Gefangenschaft in dieser niederen Welt zu befreien, ist das Ziel der
Gnostiker. Die Erlösung ist möglich, weil der Mensch den «göttlichen Funken» des höchsten
Göttlichen in sich trägt. Er steht dadurch höher als der Demiurg und als die Engelwesen, die
ihm dienen. Das Mittel zur Befreiung ist die Erkenntnis (Gnosis) des höchsten Göttlichen, das
auch im Menschen wohnt.

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ᐃᐁ
Höheres Devachan
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Arupa-Welt)
Als oberes oder höheres Devachan werden die drei obersten Regionen des Geisterlandes,
der geistigen Welt im engeren Sinn, bezeichnet. Das höhere Devachan ist die eigentliche
Vernunftwelt, die Welt der wahren Intuition. Nach indisch-theosophischer Terminologie wird
das obere Devachan auch Arupa-Devachan genannt (von skrt. arupa = ungeformt), weil hier
die noch ungeformten Keimpunkte des Seelischen, des Lebendigen und des Physischen
entspringen. In der christlichen Esoterik wird es auch als die Welt des Vatergottes und
gelegentlich von Rudolf Steiner als übergeistige Welt bezeichnet. Hier ist das Ich der
Mineralien beheimatet.

„Wenn man fragen wollte: Wo ist das Ich der Gesteinswelt? - so würde man nicht mehr
imstande sein, ein solches einen Mittelpunkt bildendes Wesen in der Geisteswelt zu finden.
Als Kraft des ganzen Kosmos überall verbreitet, ist das Ich der Mineralien in der
übergeistigen Welt, theosophisch höhere Devachanwelt genannt, zu finden. In der
christlichen Geheimlehre bezeichnet man die Welt, in welcher sich das Ich der Tiere
befindet, die Astralwelt, als die Welt des Heiligen Geistes; die Welt, in der das Ich der
Pflanzen ist, die geistige oder devachanische Welt, als die Welt des Sohnes. Wenn der Seher
anfangt, in dieser Welt zu fühlen, so spricht zu ihm das «Wort», der Logos. Die Welt des
mineralischen Ich, die übergeistige Welt, wird in der Geheimlehre die Welt des Vatergeistes
genannt.“ (Lit.:GA 100, S. 205f)

„Im oberen Devachan, über der vierten Stufe - man nennt sie Arupa [= formlos] - , da wo
diese Antimaterie beginnt, die man die Akasha nennt, da hat das Bewußtsein der Mineralien
seinen Sitz.“ (Lit.:GA 94, S. 94)

Die Aura (griech. αύρα áura „Hauch, Lufthauch, Morgenbrise“[1]; hebr. ‫אֹורה‬
ָ , aura; verwandt
mit ‫ אֹור‬or „Licht“) des Menschen gibt ein Bild der übersinnlichen Wesensglieder des
Menschen, wie sie der Hellseher erblicken kann. Als übersinnliche Wesensglieder gelten
Ätherleib, Astralleib und Ich. Man kann dementsprechend eine Ätheraura, eine Astralaura
und eine Ich-Aura unterscheiden, wobei meist die Astralaura am deutlichsten hervortritt. In
der bildenden Kunst wird die Ganzkörper-Aura als Mandorla oder Aureole, die Kopfaura als
Heiligenschein dargestellt. Ursprünglich waren in den alten Kulturen auch die
Gewandformen und -farben als sinnlich sichtbarer Ausdruck der menschlichen Aura
gestaltet.

Die Astralaura des geistig entwickelten Menschen, nach C. W. Leadbeater: Man Visible and
Invisible, 1902

Die okkulte Bedeutung der Farben der Aura nach: Annie Besant, C. W. Leadbeater: Thought-
Forms, 1901[2]
Die theosophischen Schrifsteller Annie Besant und C. W. Leadbeater haben, bei allen
Vorbehalten, die man sonst aus anthroposophischer Sicht gegen sie haben mag, im
wesentlichen zutreffende, umfangreiche und reich illustrierte Darstellungen der
menschlichen Aura gegeben, die weitgehend mit den Schilderungen Rudolf Steiners
übereinstimmen. (Lit.: 1,2) Man muss sich aber stets vergängenwärtigen, dass es sich dabei
um versinnlichte und damit mehr oder weniger symbolische Darstellungen übersinnlicher
Erlebnisse handelt. Die „Farben“ und „Formen“ innerhalb der Aura an sich werden nicht so
erlebt wie ihre Entsprechungen in der sinnlichen Welt; man kann sie nur vergleichsweise so
beschreiben. Sie sind für den Kundigen nur ein Zeichen, das auf das eigentliche Erlebnis
hindeutet, so wie etwa der geschriebene Buchstabe A auf den hörbaren Laut A verweist,
diesem aber sonst ganz unähnlich ist. Und ebenso, wie der Buchstabe A geschrieben werden
muss, um überhaupt da zu sein, so muss auch die Aura aktiv durch ein inneres „malendes
Schauen“ als Imagination tätig im Bewusstsein des Sehers erzeugt werden, obwohl ihre
Wirklichkeit ganz eigenständig und unabhängig von diesem ist - ähnlich wie man Gehörtes
durch Schriftzeichen wortgetreu sichtbar festhält.

„Es muß ausdrücklich betont werden, daß man, was hier als «Farben» bezeichnet wird, nicht
so sieht, wie physische Augen die Farben sehen, sondern daß man durch die geistige
Wahrnehmung Ähnliches empfindet, wie wenn man einen physischen Farbeneindruck hat.
Geistig «blau» wahrnehmen heißt etwas empfinden oder erfühlen, was ähnlich dem ist, was
man empfindet, wenn der Blick des physischen Auges auf der Farbe «Blau» ruht. Dies muß
berücksichtigen, wer allmählich wirklich zu geistigen Wahrnehmungen aufsteigen will. Er
erwartet sonst, im Geistigen nur eine Wiederholung des Physischen zu finden. Das müßte
ihn auf das bitterste beirren.“ (Lit.:GA 10, S. 64f)

„In meiner «Theosophie» finden Sie, daß man das Seelische in Form einer Art Aura sieht. Sie
wird in Farben beschrieben. Grobklotzige Menschen, die nicht weiter eingehen auf die
Sachen, sondern selbst Bücher schreiben, die glauben, daß der Seher die Aura schildert, sie
beschreibt, indem er die Meinung hat, daß da wirklich so ein Nebeldunst vor ihm ist. Was
der Seher vor sich hat, ist ein geistiges Erlebnis. Wenn er sagt, die Aura ist blau, so sagt er, er
hat ein seelisch-geistiges Erlebnis, das so ist, als wenn er blau sehen würde. Er schildert
überhaupt alles das, was er in der geistigen Welt erlebt und was analog ist dem, was in der
sinnlichen Welt an den Farben erlebt werden kann.“ (Lit.:GA 271, S. 185)

„Man wird nun finden, daß diejenigen Menschen, welche übersinnliche Beobachtungen
machen können, dasjenige, was sie schauen, so beschreiben, daß sie sich der Ausdrücke
bedienen, welche den sinnlichen Empfindungen entlehnt sind. So kann man den
elementarischen Leib eines Wesens der Sinnenwelt, oder ein rein elementarisches Wesen so
beschrieben finden, daß gesagt wird, es offenbare sich als in sich geschlossener, mannigfaltig
gefärbter Lichtleib.Es blitze in Farben auf, glimmere oder leuchte und lasse bemerken, daß
diese Farben- oder Lichterscheinung seine Lebensäußerung sei. Wovon der Beobachter da
eigentlich spricht, ist durchaus unsichtbar, und er ist sich dessen bewußt, daß mit dem, was
er wahrnimmt, das Licht- oder Farbenbild nichts anderes zu tun hat, als etwa die Schrift, in
welcher eine Tatsache mitgeteilt wird, mit dieser Tatsache selbst. Dennoch hat man nicht
etwa bloß ein Übersinnliches in willkürlicher Art durch sinnliche Empfindungsvorstellungen
ausgedrückt; sondern man hat während der Beobachtung das Erlebnis wirklich gemacht, das
einem Sinneseindruck ähnlich ist. Es kommt dies davon her, daß im übersinnlichen Erleben
die Befreiung von dem sinnlichen Leibe keine vollkommene ist. Dieser lebt mit dem
elementarischen Leibe doch noch mit und bringt das übersinnliche Erlebnis in eine sinnliche
Form. Die Beschreibung, die man so gibt von einer elementarischen Wesenheit, ist dann
tatsächlich so gehalten, daß sie sich wie eine visionäre, oder phantastische
Zusammenstellung von Sinneseindrücken zeigt. Wenn die Beschreibung so gegeben wird,
dann ist sie trotzdem die wahre Wiedergabe des Erlebten. Denn man hat geschaut, was man
schildert. Der Fehler, der gemacht werden kann, liegt nicht darin, daß man das Bild als
solches schildert. Es liegt ein Fehler erst dann vor, wenn man das Bild für die Wirklichkeit
hält, und nicht dasjenige, auf was das Bild, als auf die ihm entsprechende Wirklichkeit,
hindeutet.“ (Lit.:GA 16, S. 32f)
Die Aura des Menschen bei einem plötzlich aufwallenden Affekt, nach C. W. Leadbeater:
Man Visible and Invisible, 1902
"Wieviel sich von dem, was wirklich ist, einem Wesen offenbart, das hängt von dessen
Empfänglichkeit ab. Niemals darf somit der Mensch sagen: nur das sei wirklich, was er
wahrnehmen kann. Es kann vieles wirklich sein, für dessen Wahrnehmung ihm die Organe
fehlen. – Nun sind die Seelenwelt und das Geisterland ebenso wirklich, ja in einem viel
höheren Sinne wirklich als die sinnliche Welt. Zwar kann kein sinnliches Auge Gefühle,
Vorstellungen sehen; aber sie sind wirklich. Und wie der Mensch durch seine äußeren Sinne
die körperliche Welt als Wahmehmung vor sich hat, so werden für seine geistigen Organe
Gefühle, Triebe, Instinkte, Gedanken und so weiter zu Wahmehmungen. Genau wie durch
das sinnliche Auge zum Beispiel räumliche Vorgänge als Farbenerscheinungen gesehen
werden können, so können durch die inneren Sinne die genannten seelischen und geistigen
Erscheinungen zu Wahrnehmungen werden, die den sinnlichen Farbenerscheinungen analog
sind. Vollkommen verstehen, in welchem Sinne das gemeint ist, kann allerdings nur
derjenige, welcher auf dem im nächsten Kapitel zu beschreibenden Erkenntnispfad
gewandelt ist und sich dadurch seine inneren Sinne entwickelt hat. Für einen solchen
werden in der ihn umgebenden Seelenwelt die Seelenerscheinungen und im geistigen Gebiet
die geistigen Erscheinungen übersinnlich sichtbar. Gefühle, welche er an anderen Wesen
erlebt, strahlen wie Lichterscheinungen für ihn von dem fühlenden Wesen aus; Gedanken,
denen er seine Aufmerksamkeit zuwendet, durchfluten den geistigen Raum. Datei:Aura of
Explosive Anger.jpg Für ihn ist ein Gedanke eines Menschen, der sich auf einen andern
Menschen bezieht, nicht etwas Unwahrnehmbares, sondern ein wahrnehmbarer Vorgang.
Der Inhalt eines Gedankens lebt als solcher nur in der Seele des Denkenden; aber dieser
Inhalt erregt Wirkungen in der Geistwelt. Diese sind für das Geistesauge der wahrnehmbare
Vorgang. Als tatsächliche Wirklichkeit strömt der Gedanke von einer menschlichen
Wesenheit aus und flutet der andern zu. Und die Art, wie dieser Gedanke auf den andern
wirkt, wird erlebt als ein wahrnehmbarer Vorgang in der geistigen Welt. So ist für den,
dessen geistige Sinne erschlossen sind, der physisch wahrnehmbare Mensch nur ein Teil des
ganzen Menschen. Dieser physische Mensch wird der Mittelpunkt seelischer und geistiger
Ausströmungen. Nur angedeutet kann die reich-mannigfaltige Welt werden, die sich vor
dem «Seher» hier auftut. Ein menschlicher Gedanke, der sonst nur in dem
Denkverständnisse des Zuhörenden lebt, tritt zum Beispiel als geistig wahrnehmbare
Farbenerscheinung auf. Seine Farbe entspricht dem Charakter des Gedankens. Ein Gedanke,
der aus einem sinnlichen Trieb des Menschen entspringt, hat eine andere Färbung als ein im
Dienste der reinen Erkenntnis, der edlen Schönheit oder des ewig Guten gefaßter Gedanke.
In roten Farbennuancen durchziehen Gedanken, welche dem sinnlichen Leben entspringen,
die Seelenwelt. In schönem hellem Gelb erscheint ein Gedanke, durch den der Denker zu
einer höheren Erkenntnis aufsteigt. In herrlichem Rosarot erstrahlt ein Gedanke, der aus
hingebungsvoller Liebe stammt. Und wie dieser Inhalt eines Gedankens, so kommt auch
dessen größere oder geringere Bestimmtheit in seiner übersinnlichen Erscheinungsform zum
Ausdruck. Der präzise Gedanke des Denkers zeigt sich als ein Gebilde von bestimmten
Umrissen; die verworrene Vorstellung tritt als ein verschwimmendes, wolkiges Gebilde auf.

Und die Seelen- und Geisteswesenheit des Menschen erscheint in dieser Art als
übersinnlicher Teil an der ganzen menschlichen Wesenheit.

Die dem «geistigen Auge» wahrnehmbaren Farbenwirkungen, die um den in seiner


Betätigung wahrgenommenen physischen Menschen herumstrahlen und ihn wie eine Wolke
(etwa in Eiform) einhüllen, sind eine menschliche Aura. Bei verschiedenen Menschen ist die
Größe dieser Aura verschieden. Doch kann man sich – im Durchschnitt – etwa vorstellen, daß
der ganze Mensch doppelt so lang und viermal so breit erscheint als der physische.

In der Aura fluten nun die verschiedensten Farbentöne. Und dieses Fluten ist ein getreues
Bild des inneren menschlichen Lebens. So wechselnd wie dieses sind einzelne Farbentöne.
Doch drücken sich gewisse bleibende Eigenschaften: Talente, Gewohnheiten,
Charaktereigenschaften auch in bleibenden Grundfarbtönen aus." (Lit.: GA 9, S. 158)

Die Astralaura des durchschnittlich entwickelten Menschen, nach C. W. Leadbeater, Man


Visible and Invisible, 1902
"Die Persönlichkeit ist dasjenige, was die drei Leiber - physischer Leib, Ätherleib und
Astralleib - vom Ich durchstrahlt sein läßt. Das kann auch unklar, schattenhaft sein - und
wenn dies der Fall ist, so ist der betreffende Mensch eine schwache Persönlichkeit.

Für den Hellseher ist dies durchaus erkennbar. Er sieht den Menschen von einer farbigen
Aura umflossen, in der sich seine Stimmungen, Leidenschaften, Gefühle, Empfindungen in
Farbströmungen und Farbwolken genau ausdrücken. Versetzen wir uns in die Zeit, in
welcher die drei Wesensglieder erst bereit waren, das menschliche Ich aufzunehmen, so
würden wir auch bei diesem noch nicht ganz Mensch gewordenen Wesen eine Aura finden.
Es würden aber darin die gelben Strömungen fehlen, in denen die höhere Natur des
Menschen zum Ausdruck gelangt. Starke Persönlichkeiten haben eine stark gelb strahlende
Aura. Nun kann man eine starke Persönlichkeit sein, aber ohne Aktivität, man kann innerlich
stark reagieren, ohne ein Tatenmensch zu sein. Dann zeigt die Aura gleichwohl viel Gelb. Ist
man aber ein Tatenmensch und wirkt sich die Persönlichkeit in der Außenwelt aus, so geht
das Gelb allmählich in ein strahlendes Rot über. Eine rot strahlende Aura ist die eines
Tatenmenschen; sie muß aber strahlen.

Doch gibt es eine Klippe, wenn die Persönlichkeit zu Taten drängt. Das ist der Ehrgeiz, die
Eitelkeit. Davon können besonders leicht starke Naturen befallen werden. Der Hellseher
sieht dies in der Aura. Ohne den Ehrgeiz geht das Gelb unvermittelt in Rot über. Ist der
Mensch jedoch ehrgeizig, so hat er viel Orange in der Aura. Diese Schwelle muß man
überwinden, um zur objektiven Tat zu gelangen.

Schwache Persönlichkeiten sind solche, die mehr darauf gerichtet sind, daß man ihnen gibt,
als daß sie geben und etwas tun. Da sehen Sie dann hauptsächlich blaue Farben, und wenn
die Menschen besonders bequem sind, die Indigofarbe. Es bezieht sich dies mehr auf die
innerliche Bequemlichkeit als auf die äußere.

Sie sehen, wie sich in der Aura des Menschen die starke oder schwache Persönlichkeit
abspiegelt." (Lit.: GA 096, S. 322)

Astralform, Zeichnung aus (Lit.:GA 96, S. 130)

Astralformen, Zeichnung aus (Lit.:GA 96, S. 130)


"Sie wissen daß der Astralleib, in dem die inneren Triebe, Begierden und Leidenschaften des
Menschen leben, für den Hellseher als Lichtleib sichtbar wird. In diesem Lichtleib erscheinen
die mannigfaltigsten Figuren und Farben [Abbildung links]. Jede Leidenschaft, jeder Trieb hat
eine bestimmte Farbe. Das alles, sogar die Grundstimmung prägt sich in diesem Lichtleib aus.
Wenn Sie bei einem Menschen, der sehr nervös ist, den Lichtleib ansehen, so haben Sie
denselben ganz geschwängert mit aufglitzernden und leuchtenden Punkten. Das alles glänzt
auf und verschwindet und spielt in den verschiedensten Farben.

Wenn ein furchtbarer Affekt vorliegt, so finden Sie solche Strahlen [Abbildung rechts]:

Ein Mensch, der einen verhaltenen Groll hat, hat in sich Figuren wie Schlangen.

Es ist das aber schwer zu zeichnen, da es wie etwa der Blitz fortwährend in Bewegung ist.
Innerlich ist also Zorn oder Groll oder Nervosität da, wenn die Seele innerlich zappelt. Was
der Mensch da innerlich erlebt, ist sein Seelenzustand. Äußerlich wird dieser Seelenzustand
für den Hellsehenden als Lichterscheinung sichtbar." (Lit.: GA 096, S. 130)

"Wenn wir heute einen Menschen betrachten, in dem ein scharf ausgebildetes Urteils- und
Kombinationsvermögen vorhanden ist, wenn wir ihn heute hellseherisch betrachten, so
finden wir einen starken Ausdruck und eine Spiegelung davon in einem grünen Glitzern und
Glänzen des Astralleibes, der astralischen Aura. Das Kombinationsvermögen zeigt sich in
grünen Farbeneinschlüssen der Aura, besonders bei denen, die einen scharfen,
mathematischen Verstand haben. Die alten ägyptischen Eingeweihten haben den Gott, der
den Menschen die Fähigkeit der Intelligenz einpflanzte, gesehen, und sie bildeten ihn ab und
bemalten ihn grün, weil sie seine leuchtende Astral- und Äthergestalt grün schimmern
sahen. Das ist heute noch die glitzernde aurische Farbe, wenn der Mensch in der Intelligenz
sich bewegt. Und es könnte viel über diese Zusammenhänge studiert werden, wenn die
Menschen diese wunderbare Realistik der ägyptischen Göttergestalten wirklich studieren
wollten. Dadurch, daß diese Darstellungen der Göttergestalten so realistisch und keine
willkürlichen sind, wirkten sie wie Zaubermittel; und derjenige, der tiefer sehen könnte,
würde sehen, wie in den Farben dieser alten Gestalten Geheimnisse in hohem Maße
vorhanden sind. Man könnte da tief hineinsehen in das Getriebe der
Menschheitsentwickelung." (Lit.: GA 106, S. 147f)

Die Aura als „Eierschale“ des Menschen


„Der gewöhnliche Mensch ist wie das Hühnchen, das seine Eierschale für die wirkliche Welt
halten würde. Wenn das Hühnchen innerhalb seiner Eierschale wahrnehmen könnte, dann
würde es diese nicht klein, sondern sehr vergrößert sehen, ja so groß, wie wir unsere Welt
schauen. Wie die ganze Welt würde es den Inhalt innerhalb der Schale ansehen. So sehen
wir unsere Eierschale, das heißt unsere Aura, ausgebreitet um uns herum als das blaue
Himmelsgewölbe. Durchbrechen wir unsere Schale, dann werden Sonne und Mond
verfinstert, die Sterne fallen auf die Erde - an deren Stelle breitet sich die geistige Welt aus.

Die Menschen leben in ihrer Eierschale - ihrer Aura. Die Elohim haben uns unsere Aura
gegeben, und durch den Sündenfall ist diese wie eine Schale um uns herum geworden, und
wir sind darinnen wie das Hühnchen im Ei. Der Himmel und die Sterne sind unsere
Begrenzung, und sie müssen wir durch unsere Seelenkraft durchbrechen, wie das Küken aus
eigener Kraft die Schale durchbrechen muß. Dann gelangen wir in eine neue Welt, ebenso
wiederum wie das Küken eine neue Welt vor sich hat, wenn es aus dem Ei gekrochen ist.
Und da die Menschen eigentlich alle dieselbe Eierschale um sich haben, konnte auch eine
Astronomie entstehen, wie wir sie haben, die die Himmelskörper sich am Himmelsgewölbe
bewegen läßt.

Die Eierschale ist das: Ex Deo nascimur. Damit wir durch sie hindurchbrechen und auch
etwas mitnehmen können in die geistige Welt hinein, müssen wir dasjenige mitbringen, was
in unsere Schale von der Außenwelt - das heißt also von der geistigen Welt - hineindringt,
was das Gemeinsame ist; das ist der Christus. Darum sprechen wir: In Christo morimur und
hoffen, daß, wenn wir mit Christi Hilfe die Schalen durchbrochen haben, wir wiederum
auferweckt werden: Per Spiritum Sanctum reviviscimus.“ (Lit.:GA 266c, S. 187)

Aura und Sinneswelt


Die durch die Sinne wahrgenommenen Sinnesqualitäten sind Ausdruck der höheren Welten.
Die Wahrnehmung der Aura entspringt aus genau den gleichen Ursachen, nur werden die
Eindrücke nicht sinnlich, sondern unmittelbar seelisch wahrgenommen.

Gerade die unvollkommensten Sinne, namentlich der Geschmacks- und Geruchsinn, reichen
am höchsten in die geistige Welt hinauf, bringen diese aber nur sehr unvollkommen zum
Ausdruck. In den durch den Sehsinn wahrgenommen Farben offenbart sich die höhere
Astralwelt, während sich die niedere Astralwelt, die sich bereits mit der Ätherwelt
überschneidet (→ Kamaloka), durch die Erlebnisse des Wärmesinns kundgibt. Der
vollkommenste Sinn, der Gehörsinn, ist hingegen bereits ganz in der physischen Welt
angekommen. Noch mehr gilt das für den Wortsinn.

Die Vollkommenheit der Sinnesorgane hängt mit ihrem Entwicklungsalter zusammen. Mit
dem Gehörsinn trat der Mensch bereits in die alte Saturnentwicklung ein, während der sich
dann auch der Wärmesinn ausbildete. Auf der alten Sonne erwarb sich der Mensch den
Gesichtssinn, auf dem alten Mond den Geschmacksinn und der Geruchsinn entstand erst
während der eigentlichen Erdentwicklung (Lit.:GA 96, S. 125ff).

„Das physische Auge erblickt um sich herum Lichter, Farben. Wie der Hellseher die Aura am
astralischen Leib rot, blau, gelb und grün wahrnimmt, so sieht das physische Auge um sich
herum Rot, Blau, Gelb und Grün. In beiden Fällen ist die Ursache genau die gleiche. Wie
hinter dem Rot im Astralleib eine Begierde lebt, so steckt hinter dem Rot der Blume eine
Begierde als das «Ding an sich». Eine in der Blume waltende Begierde ist das Rot in der
Blume. Was der Gesichtssinn tut, wenn er diesen Punkt überschreitet, ist nicht anders, als
wenn Sie einen Rock umkehren, ihn auf die andere Seite wenden. Während in der Aura sich
des Menschen astrale Natur ausprägt, lebt hinter der ganzen Farben- und Lichtwelt, hinter
der Welt des Gesichtssinnes, die äußere astrale Natur. Niemals gäbe es in der Welt Farben,
wenn nicht die Dinge ganz und gar durchdrungen wären von astralen Wesenheiten. Was in
der Welt als Farben erscheint, rührt von den Astralwesen her, die sich äußerlich durch die
Farbe kundtun. Durch die Umwendung des Inneren nach außen geht die Wesenheit von dem
höheren auf den niederen Plan herunter. Sie können das Folgende durch Meditation
erreichen: Wenn Sie eine grüne Fläche, etwa ein Laubblatt, vor sich haben und jetzt aus sich
herausgehen, um die Sache von der anderen Seite anzuschauen, dann würden Sie die astrale
Wesenheit sehen, die hinter der grünen Farbe ist und die sich durch die grüne Farbe anzeigt.
So müssen Sie sich vorstellen: Indem Sie in die Welt hinausschauen und diese Welt mit
Farben überdeckt sehen, haben Sie hinter diesen Farben die astralischen Wesenheiten zu
vermuten. Wie Sie aus Ihrem Inneren die Farben Ihrer Aura für den Hellseher erscheinen
lassen, so ist die Farbendecke der Welt der Ausdruck für die kosmische Aura. Alles Farbige in
der Welt ist eine umgewandte Aura. Könnten Sie Ihre Aura umwenden wie einen Rock, so
würden Sie Ihre Aura auf der umgekehrten Seite ebenfalls physisch sichtbar sehen. Das gilt
für den Gesichtssinn, und damit sehen Sie, daß der Gesichtssinn in inniger Beziehung zur
astralischen Welt steht.

Wenn Sie den Gefühlssinn, den Wärmesinn nehmen, so steht dieser wiederum in einer
universellen Beziehung zu den unteren Partien der Astral weit. Während der Gesichtssinn
sich mehr in Relation zu den höheren Partien der Astralwelt befindet, steht der Gefühls-
oder Wärmesinn wiederum in einer ebensolchen Beziehung zu den unteren Partien der
Astralwelt, mehr mit dem Gebiete, in dem die astrale Welt schon in die Ätherwelt übergeht.
Der Gehörsinn steht in unmittelbarer Beziehung zur physischen Welt, und das, was Sie als
Gehörsinn wahrnehmen, sind Schwingungen der physischen Luft.

Das ist nun etwas, was ich Sie bitte, nur in der subtilsten Weise und richtig aufzufassen.
Wollen Sie etwas sehen, so muß hinter der Farbe, die Sie erblicken, ein Astralwesen stehen.
Auch hinter der Wärme, die Sie fühlen, muß ein Astralwesen stehen. Wollen Sie etwas
hören, so sind Sie - weil der Gehörsinn der vollkommenste Sinn ist - vollständig in die
physische Welt gekommen, und Sie können ein physisches Wesen hören. Erst im Worte ist
die geistige Welt richtig heruntergestiegen bis zur physischen Welt. Wenn wir von oben
anfangen, können wir daher sagen: Die Erscheinungen des Gehörsinnes liegen ganz auf dem
physischen Plan, die der Wärme steigen schon höher, die des Gesichtssinnes sind auf dem
astralen Plan, und die Erscheinungen, die wir durch die unvollkommensten Sinne
wahrnehmen, gehören den höheren Partien der geistigen Welt an. Und das, was bis in die
physische Welt herunterlangt, ist nur das Unvollkommenste. So ist dasjenige, was der
Geruchssinn erfassen kann, was er herunterbringt in die physische Welt, das
Unvollkommenste. Macht sich das selbständig, dann sondert es sich aus dem Weltengang,
aus der Evolution heraus. Was sich im Geruchssinn kundtut, dürfte heute nur im innigen
Zusammenhang mit den höchsten Welten auftreten. - Nehmen wir also diejenigen
Wesenheiten, die sich einmal - gerade als auf der Erde der Geruchssinn angefangen hatte
sich zu entwickeln - aus der Evolution herausgegliedert und sich selbständig gemacht haben.
Das sind Wesen, die sich vorzugsweise durch den Geruchssinn bemerkbar machen. Daher ist
es ein schöner Zug der Sage, daß die abgefallenen Engel für den Geruchssinn in
unangenehmer Weise wahrnehmbar sind. Weil sie abgespalten sind in der Evolution, sind sie
für den Geruchssinn wahrnehmbar.

Wenn man sich also fragt, was eigentlich jenseits der Haut liegt, welche die menschlichen
Sinnesorgane einschließt, so muß man sich sagen: Da liegen tatsächlich die verschiedenen
höheren Plane und deren Wesenheiten.“ (Lit.:GA 96, S. 130ff)

Der Übergang vom sinnlichen zum übersinnlichen Schauen


„In derartigen Bemühungen können wir noch weiter gehen, indem wir Menschen
gegenüberstehen und dabei versuchen, auch das Äußere des Menschen als Illusion und Maja
anzusehen. So versuche man zum Beispiel seine Gesichtsfarbe, seine Haar-, Augen- und
Wangenfarbe in den Komplementärfarben zu empfinden, ebenso alles, was Erhöhung an
ihm ist - Nase etc. - als Vertiefung und umgekehrt zu sehen. Dabei kommt man in die
negative Form, diejenige, die als Hohlraum vom physischen Leib ausgespart ist und die das
Geistige ausmacht. (Vergleiche «Theosophie»: Das Geisterland.) Dies ist auch der Anfang, um
sich in die Aura des Menschen hineinzuleben. All diese Erlebnisse können nur gefühlt und
empfunden werden. Gehen wir mit dem Intellekt daran, so kann man diese Art Übungen nur
bis zur Umdrehung der Tatsachen vollziehen, oder man erlebt nur ein fortwährendes
zurückgeworfenes Spiegeln der eigenen Gedanken, ohne in die geistige Wirklichkeit
einzudringen. Hat ein Mensch zum Beispiel sehr rote Backen, so werden diese in der
Komplementärfarbe als hellgrün empfunden werden müssen, ein Zeichen, daß er noch stark
im vegetabilen Leben steht. Bei leichter Gesichtsröte breitet sich für das hellseherische
Wahrnehmen ein bläulicher Schimmer über eine etwas dunklere grüne Tönung. So kann der
Hellseher den Grad der Geistigkeit von demjenigen erkennen, der vor ihm steht.“ (Lit.:GA
266b, S. 234)

Die Farben der Aura


„Wenn man nun eintritt in die geistige Welt, so hat man Erlebnisse, die wahrhaftig keine
Ekstase sind, so wenig Ekstase sind wie das Leben in den geometrischen Vorstellungen.
Würde das Erleben nicht in vollem Wachbewußtsein da sein, so daß die Seelenverfassung
genau so ist wie beim mathematischen Vorstellen, dann würde man nicht auf dem rechten
Wege sein. Also man erlebt etwas, das ganz nach dem Muster des mathematischen Erlebens
in der Seele ist, aber man erlebt eine reale geistige Welt. Und indem man diese reale geistige
Welt erlebt, erlebt man zunächst nicht Farben, sondern diejenigen Erlebnisse, die wir
innerlich an den sinnlichen Farben erleben. Man muß nun natürlich mit der entwickelten
Seele so weit sein, daß man überhaupt auf diese Erlebnisse achtgibt.

Sehen Sie, zum geistigen Erleben gehört eine gewisse Geistesgegenwart. Also man muß
dieses innere Erlebnis haben, das sonst an der Farbe erlebt wird. Dabei charakterisiert man
dieses Erlebnis am besten dadurch, daß man sich an die Farbe erinnert, daß man die Farbe
auch wirklich vor sich hat. So wie man, sagen wir, das Dreieck-Erlebnis dadurch hat, daß man
das Dreieck innerlich zeichnet, so hat man dasjenige, was man innerlich erlebt, am besten
vor sich, nicht indem man eine geometrische Figur zeichnet, sondern ein farbiges Bild malt.
Dieses farbige Bild ist dann so adäquat dem seelischen Erlebnis, wie ein aufgemaltes Dreieck
mit seinen 180 Grad und Winkeln mit dem Dreieck-Erlebnis identisch ist. Währenddem man
wissen muß, daß es eine Art Versinnlichung ist, so ist das Erleben in Farben, wenn man es in
Goethescher Ausdrucksweise ausspricht, übrigens auch eine übersinnlich- sinnliche
Darstellung desjenigen, was in Wirklichkeit erlebt wird.

Damit ist natürlich auf so subtile Erlebnisse hingedeutet, daß man sie nicht ins Grobe ziehen
darf, sondern wirklich auf sie eingehen muß. Dann wird man aber finden, daß in der Tat da
ein Reales in Erscheinung getreten ist, indem man in Farben schildert. Das habe ich sehr
präzise herauszugestalten versucht in den letzten Auflagen meiner grundlegenden Bücher.
Man kann nicht anders, als das, was man erlebt, in solcher Art zu schildern, sonst würde man
noch viel materialistischer werden und würde zu stark Farben der Aura des Menschen und
Farben der übersinnlichen Welt symbolisch schildern. So aber verfährt man in der
Schilderung so wie beim Mathematischen, indem sich wirklich das Farbenerlebnis und
dasjenige, was innerliches Erlebnis ist, deckt. Dessen ist man sich immer bewußt, und es ist
nichts irgendwie von Ekstase vorhanden.“ (Lit.:GA 291a, S. 194ff)
„Ein Gedanke, der aus einem sinnlichen Trieb des Menschen entspringt, hat eine andere
Färbung als ein im Dienste der reinen Erkenntnis, der edlen Schönheit oder des ewig Guten
gefaßter Gedanke. In roten Farbennuancen durchziehen Gedanken, welche dem sinnlichen
Leben entspringen, die Seelenwelt. In schönem hellem Gelb erscheint ein Gedanke, durch
den der Denker zu einer höheren Erkenntnis aufsteigt. In herrlichem Rosarot erstrahlt ein
Gedanke, der aus hingebungsvoller Liebe stammt. Und wie dieser Inhalt eines Gedankens, so
kommt auch dessen größere oder geringere Bestimmtheit in seiner übersinnlichen
Erscheinungsform zum Ausdruck. Der präzise Gedanke des Denkers zeigt sich als ein Gebilde
von bestimmten Umrissen; die verworrene Vorstellung tritt als ein verschwimmendes,
wolkiges Gebilde auf.“ (Lit.:GA 9, S. 160f)

„Wie die physische Welt dem physischen Auge als Farbe erscheint, so erscheint die geistige
Welt dem geistigen Auge in einer wunderbaren Farbenpracht, nur auf höherem Gebiete.
Dieses zeigt eine ungeheure Beweglichkeit der Farbe. Den Menschen sehen wir umgeben
von einem ovalen Lichtkörper, in dem er schwimmt, und der sich nicht ruhend ausnimmt,
sondern wie fließend, strömend, der ausstrahlt und in einer gewissen Entfernung vom
Menschen sich verliert. Im Devachanraum, der fortwährend in Bewegung erscheint, hat der
Mensch in sich eine Grundfarbe. Bleibende Stimmung des Menschen, auch bleibende
Charaktereigentümlichkeiten verraten sich in der Aura durch eine bleibende Farbentönung,
gebildet von Wolken, welche sie wellenförmig durchströmen. Wir sehen, wie wellenförmige
Ströme von unten nach oben die Aura durchziehen, sie wie Blitze durchzucken, wie die Aura
blaurote, braunrote und schöne bläuliche Farben durchziehen. Wir sehen die
mannigfaltigsten und verschiedensten Farben, die sich ändern nach den verschiedenen
Anlässen. Gehen Sie in die Kirche und beobachten Sie die Auren der Andächtigen. Sie
werden da ganz andere Farbentöne finden als in einer Versammlung, in welcher politische
Leidenschaften oder menschlicher Egoismus sich geltend machen. Die Seelenstimmungen,
welche die täglichen Bedürfnisse bringen, werden Sie ausströmen sehen in Gebilden von
ziegelroter und karminroter Farbe, manchmal werden Sie eine dunklere Farbennuance
haben. Und wenn Sie in eine Kirche gehen und die Andächtigen beobachten, dann werden
Sie die blaue, indigofarbene, violette und rosenrote Farbe spielen sehen. Und untersuchen
Sie die Aura eines Menschen, der in der Gedankenwelt lebt, kontemplativ über
wissenschaftliche Probleme nachdenkt, dann werden Sie innerhalb seiner Aura aufglänzen
sehen die Gedankengebilde, die den von keiner Leidenschaft durchzuckten Gedanken in der
Aura widerspiegeln.

Wenn wir lernen, was sich in der Aura zeigt, so lesen wir auf der einen Seite, was an
Stimmungen und Temperament im Menschen lebt und was sich in seinem Bewußtsein
abspielt; auf der anderen Seite sehen wir alle Vorstellungen, von den alleralltäglichsten bis
zu den höchsten, geistigsten, bis zu den Gefühlen der Gottesverehrung und des erhabensten
Mitleides sich in der Aura abspiegeln. Anfangs können wir nichts sondieren, aber wir lernen
dies allmählich und bemerken, daß in der Aura zwei streng voneinander verschiedene
Gebilde sind. Da sind zunächst wolkenartige Gebilde mit unbestimmten Umrissen, die mehr
von der Hautperipherie einströmen. Diese wolkenartigen Gebilde lernen wir sondern von
den Erscheinungen, die mehr von Herz, Brust, Kopf ausgehen und die einen strahlenden
Charakter haben. Diese Ausstrahlungen gehen immer von einem inneren Mittelpunkt aus.
Wir lernen also zu unterscheiden die wolkenartigen Gebilde von denen, die einen
strahlenden Charakter haben. Das Wolkenartige, das von Braun ins Dunkelorange
herüberspielt, das kommt aus der Körperlichkeit, aus der niederen Natur des Menschen, aus
den Leidenschaften und Trieben. So unterscheiden wir in der Aura den geistigen Teil von
dem niederen, dem astralen Teil. Wir lernen verstehen die häufigsten Farben. Die Aura der
heutigen Europäer hat meist grüne Farben, die oft ins Gelbe übergehen. Dieses Grün stellt
den eigentlichen Verstandesteil, den Bewußtseinsteil dar; es bringt also die Grundstimmung
des Seelenlebens der heutigen Europäer zum Ausdruck. Bei einem Menschen, der in Trance
ist, machen Sie die merkwürdige Wahrnehmung, daß alle grünen Töne aus der Aura
verschwinden. Wer also die Aura wahrzunehmen versteht, der wird es nicht schwer haben,
zu unterscheiden einen Simulanten von einem wirklich in Trance Befindlichen. Ebenso
könnte ein Arzt, der in einer Klinik mit Hypnose experimentiert - wir betrachten das als
etwas Nicht-Statthaftes, aber es geschieht doch manchmal -, ganz genau unterscheiden, ob
ihn die Versuchsperson betrügt oder ob sie wirklich im Zustande der Trance oder der
Hypnose ist, wenn er das Verschwinden der grünen Farbe in der Aura beobachten kann. Es
verschwinden die Grüntöne in der Aura auch bei einem Menschen, der in Ohnmacht ist, und
ebenso verschwinden sie immer in der Aura eines Schlafenden.

Die Fähigkeit, die astrale Aura zu sehen, ist dasjenige, was sich beim Seher zuerst entwickelt.
Verhältnismäßig sehr bald nimmt der Seher diese Kundgebung des Menschen wahr, und er
lernt, die astrale Aura von der mentalen Aura zu unterscheiden. Die strahlende Aura ist aus
der Devachanwelt; sie ist Geist und gehört zu dem, was über den Tod hinaus mit dem
Menschen geht. Es ist das, was aus der wahren geistigen Heimat stammt. Was aus
Bräunlichem ins Grünliche, in grünliche Töne herüberspielt, das gehört dem Vergänglichen
an; der Mensch streift es ab mit der physischen Hülle oder im Kamaloka, um dann in die
eigentliche geistige Welt einzugehen. Das ist eine höhere Art der Wahrnehmung, eine
höhere Art von geistigem Sinn, wenn sich uns der Devachan-Sinn erschließt. Die
devachanische Welt unterscheidet sich ganz wesentlich von der physischen Welt. Die
physische Welt ist unbeweglich und tot, während die devachanische Welt von einer
Vielgliedrigkeit und einer Leichtbeweglichkeit ohnegleichen ist. Es ist eine immer und immer
in sich bewegliche Welt, die in einer fortwährenden Aktivität ist.“ (Lit.:GA 88, S. 111ff)

„Man kann zu der Vorstellung kommen, als ob dasjenige, was hier als «Farben» geschildert
wird, vor der Seele so stände, wie eine physische Farbe vor dem Auge steht. Eine solche
«seelische Farbe» wäre aber nichts als eine Halluzination. Mit Eindrücken, die
«halluzinatorisch» sind, hat die Geisteswissenschaft nicht das geringste zu tun. Und sie sind
jedenfalls in der hier vorliegenden Schilderung nicht gemeint. Man kommt zu einer richtigen
Vorstellung, wenn man sich das Folgende gegenwärtig hält. Die Seele erlebt an einer
physischen Farbe nicht nur den sinnliche Eindruck, sondern sie hat an ihr ein seelisches
Erlebnis. Dieses seelische Erlebnis ist ein anderes, wenn die Seele - durch das Auge - eine
gelbe, ein anderes, wenn sie eine blaue Fläche wahrnimmt. Man nenne dieses Erlebnis das
«Leben in Gelb» oder das «Leben in Blau». Die Seele nun, welche den Erkenntnispfad
betreten hat, hat ein gleiches «Erleben in Gelb» gegenüber den aktiven Seelenerlebnissen
anderer Wesen: ein «Erleben in Blau» gegenüber den hingebungsvollen Seelenstimmungen.
Das Wesentliche ist nicht, daß der «Seher» bei einer Vorstellung einer anderen Seele so
«blau» sieht, wie er dies «blau» in der physischen Welt sieht, sondern daß er ein Erlebnis
hat, das ihn berechtigt, die Vorstellung «blau» zu nennen, wie der physische Mensch einen
Vorhang zum Beispiel «blau» nennt. Und weiter ist es wesentlich, daß der «Seher» sich
bewußt ist, mit diesem seinem Erlebnis in einem leibfreien Erleben zu stehen, so daß er die
Möglichkeit empfängt, von dem Werte und der Bedeutung des Seelenlebens in einer Welt zu
sprechen, deren Wahrnehmung nicht durch den menschlichen Leib vermittelt ist. Wenn auch
dieser Sinn der Darstellung durchaus berücksichtigt werden muß, so ist es für den «Seher»
doch ganz selbstverständlich, von «Blau», «Gelb», «Grün» und so weiter in der «Aura» zu
sprechen.

Sehr verschieden ist die Aura nach den verschiedenen Temperamenten und den
Gemütsanlagen der Menschen; verschieden auch je nach den Graden der geistigen
Entwickelung. Eine völlig andere Aura hat ein Mensch, der sich ganz seinen animalischen
Trieben hingibt, als ein solcher, der viel in Gedanken lebt. Wesentlich unterscheidet sich die
Aura einer religiös gestimmten Natur von einer solchen, die in den trivialen Erlebnissen des
Tages aufgeht. Dazu kommt, daß alle wechselnden Stimmungen, alle Neigungen, Freuden
und Schmerzen in der Aura ihren Ausdruck finden.

Man muß die Auren der verschiedenartigen Seelenerlebnisse miteinander vergleichen, um


die Bedeutung der Farbentöne verstehen zu lernen. Man nehme zunächst Seelenerlebnisse,
die von stark ausgeprägten Affekten durchsetzt sind. Sie lassen sich in zwei verschiedene
Arten sondern, in solche, bei denen die Seele zu diesen Affekten vorzüglich durch die
animalische Natur getrieben wird, und solche, welche eine raffiniertere Form annehmen, die
sozusagen durch das Nachdenken stark beeinflußt werden. Bei der ersteren Art von
Erlebnissen durchfluten vorzüglich braune und rötlich-gelbe Farbenströmungen aller
Nuancen an bestimmten Stellen die Aura. Bei denen mit raffinierteren Affekten treten an
denselben Stellen Töne von hellerem Rotgelb und Grün auf. Man kann bemerken, daß mit
wachsender Intelligenz die grünen Töne immer häufiger werden. Sehr kluge Menschen, die
aber ganz in der Befriedigung ihrer animalischen Triebe aufgehen, zeigen viel Grün in ihrer
Aura. Doch wird dieses Grün immer einen stärkeren oder schwächeren Anflug von Braun
oder Braunrot haben. Unintelligente Menschen zeigen einen großen Teil der Aura
durchflutet von brandroten oder sogar dunkelblutroten Strömungen.

Wesentlich anders als bei solchen Affektzuständen ist die Aura bei der ruhigen, abwägenden,
nachdenklichen Seelenstimmung. Die bräunlichen und rötlichen Töne treten zurück und
verschiedene Nuancen des Grün treten hervor. Bei angestrengtem Denken zeigt die Aura
einen wohltuenden grünen Grundton. So sehen vorzüglich jene Naturen aus, von denen man
sagen kann, sie wissen sich in jede Lage des Lebens zu finden.

Die blauen Farbentöne treten bei den hingebungsvollen Seelenstimmungen auf. Je mehr der
Mensch sein Selbst in den Dienst einer Sache stellt, desto bedeutender werden die blauen
Nuancen. Zwei ganz verschiedenen Arten von Menschen begegnet man auch in dieser
Beziehung. Es gibt Naturen, die nicht gewohnt sind, ihre Denkkraft zu entfalten, passive
Seelen, die gewissermaßen nichts in den Strom der Weltereignisse zu werfen haben als ihr
«gutes Gemüt». Ihre Aura glimmt in schönem Blau. So zeigt sich auch diejenige vieler
hingebungsvoller, religiöser Naturen. Mitleidsvolle Seelen und solche, die sich gerne in
einem Dasein voll Wohltun ausleben, haben eine ähnliche Aura. Sind solche Menschen
außerdem intelligent, so wechseln grüne und blaue Strömungen, oder das Blau nimmt wohl
auch selbst eine grünliche Nuance an. Es ist das Eigentümliche der aktiven Seelen im
Gegensatz zu den passiven, daß sich ihr Blau von innen heraus mit hellen Farbentönen
durchtränkt. Erfindungsreiche Naturen, solche, die fruchtbringende Gedanken haben,
strahlen gleichsam von einem inneren Punkte heraus helle Farbentöne im höchsten Maße ist
dies der Fall bei denjenigen Persönlichkeiten, die man «weise» nennt, und namentlich bei
solchen, welche von fruchtbaren Ideen erfüllt sind. Überhaupt hat alles, was auf geistige
Aktivität deutet, mehr die Gestalt von Strahlen, die sich von innen ausbreiten; während alles,
was aus dem animalischen Leben stammt, die Form unregelmäßiger Wolken hat, welche die
Aura durchfluten. Je nachdem die Vorstellungen, welche der Aktivität der Seele entspringen,
sich in den Dienst der eigenen animalischen Triebe oder in einen solchen idealer, sachlicher
Interessen stellen, zeigen die entsprechenden Auragebilde verschiedene Färbungen. Der
erfinderische Kopf, der alle seine Gedanken zur Befriedigung seiner sinnlichen
Leidenschaften verwendet, zeigt dunkelblaurote Nuancen; derjenige dagegen, welcher seine
Gedanken selbstlos in ein sachliches Interesse stellt, hellrotblaue Farbtöne. Ein Leben im
Geiste, gepaart mit edler Hingabe und Aufopferungsfähigkeit, läßt rosarote oder hellviolette
Farben erkennen.

Allein nicht nur die Grundverfassung der Seele, sondern auch vorübergehende Affekte,
Stimmungen und andere innere Erlebnisse zeigen ihre Farbenflutungen in der Aura. Ein
plötzlich ausbrechender heftiger Ärger erzeugt rote Flutungen; gekränktes Ehrgefühl, das
sich in plötzlicher Aufwallung auslebt, kann man in dunkelgrünen Wolken erscheinen sehen.
- Aber nicht allein in unregelmäßigen Wolkengebilden treten die Farbenerscheinungen auf,
sondern auch in bestimmt begrenzten, regelmäßig gestalteten Figuren. Bemerkt man bei
einem Menschen eine Anwandlung von Furcht, so sieht man diese zum Beispiel in der Aura
von oben bis unten wie wellige Streifen in blauer Farbe, die einen blaurötlichen Schimmer
haben. Bei einer Person, an der man bemerkt, wie sie mit Spannung auf ein gewisses Ereignis
wartet, kann man fortwährend rotblaue Streifen radienartig von innen gegen außen hin die
Aura durchziehen sehen. Für ein genaues geistiges Wahrnehmungsvermögen ist jede
Empfindung, die der Mensch von außen empfängt, zu bemerken. Personen, die durch jeden
äußeren Eindruck stark erregt werden, zeigen ein fortwährendes Aufflackern kleiner
blaurötlicher Punkte und Fleckchen in der Aura. Bei Menschen, die nicht lebhaft empfinden,
haben diese Fleckchen eine orangegelbe oder auch eine schöne gelbe Färbung. Sogenannte
«Zerstreutheit» der Personen zeigt sich als bläuliche, ins Grünliche spielende Flecke vor
mehr oder weniger wechselnder Form.“ (Lit.:GA 9, S. 161ff)

Die sinnlich-sittliche Wirkung der Farbe


→ Hauptartikel: sinnlich-sittliche Wirkung der Farbe
Maßgeblich für das Verständnis der in der Aura wahrnehmbaren Farben ist auch das, was
Goethe über die „sinnlich-sittliche Wirkung der Farbe “ in seiner 1810 veröffentlichten Schrift
«Zur Farbenlehre» geschrieben hat. Goethe zeigt dort, wie jede Farbwahrnehmung von
einem ganz charakteristischen, keineswegs zufälligen Gefühlsunterton begleitet ist, der
zunächst nur sehr unterschwellig erlebt wird, aber durch gesteigerte Aufmerksamkeit
deutlicher ins Bewusstsein gehoben werden kann. Er muss dazu aber von der rein persönlich
bedingten und oftmals viel stärker hervortretenden Sympathie und Antipathie gesondert
werden, die man für eine bestimmte Farbe empfindet. Das gelingt am besten, wenn man
sich aus ganz bewusstem willentlichen Entschluss der reinen Farbwirkung aussetzt und alle
anderen, störenden äußeren und inneren Einflüsse ausblendet. Obwohl dieser feine
Unterton der äußerlich wahrgenommenen Farbe nur subjektiv innerlich seelisch durch den
Beobachter erlebt werden kann, hängt er dennoch nicht von dessen persönlichen Eigenart
ab und hat insofern zugleich einen objektiven Charakter. Bestimmte
Farbzusammenstellungen erregen ganz bestimmte seelische Wirkungen. Umgekehrt
korrespondieren aber auch bestimmte seelische Stimmungen mit entsprechenden
Farbqualitäten, mit denen man dann die Aura beschreiben kann (Lit.:GA 73a, S. 254ff).
Entwicklung der Aura
„Den physischen Körper umgibt in einer Art Eiform die sogenannte Aura. Diese ist im ganzen
immer größer als der physische Körper selbst. Sie ist am kleinsten bei dem unentwickelten
Menschen, und sie ist umso größer, je entwickelter der Mensch ist, so daß die Aura eines
hochentwickelten Menschen seine Länge um das Sechsfache überragen kann. Sie müssen
sich vorstellen, daß Sie erst den ganzen Menschen bekommen, wenn Sie seine Höhe dreimal
nach oben und dreimal nach unten auftragen würden. In dieser Aura haben wir dreierlei zu
unterscheiden: Erstens den sogenannten Astralkörper. Das ist derjenige Körper, welcher
objektiv für das Seherauge das enthält, was der Mensch sonst nur in sich spürt: seine Triebe,
Begierden und Leidenschaften. Der Seher kann in dieser astralen Aura genau unterscheiden,
ob der Mensch reine oder häßliche Leidenschaften hat wie Habsucht, Mitleid, Wohlwollen
und dergleichen mehr. Dann, etwas größer, die mentale Aura. Sie enthält dasjenige, was wir
subjektiv empfinden als unseren Intellekt, als unsere Verstandeskraft, die niedere
Geisteskraft. Diese beiden Auren lösen sich nach dem Tode auf, ebenso wie der physische
Körper sich auflöst. Die astrale Aura löst sich auf im Kamaloka, und die mentale Aura im
unteren Devachan. Sie sind noch zu den vergänglichen Teilen des Menschen zu zählen. Die
bleibende Wesenheit des Menschen ist objektiv sichtbar in der dritten Aura. Diese ist die
Aura des Kausalkörpers, desjenigen Körpers also, der durch alle Inkarnationen hindurchgeht.
Der KausalkÖrper ist bei unentwickelten Menschen, die nur wenig von dem Bleibenden
verstehen, nur angedeutet. Wenn man die Auren eines unentwickelten Menschen
betrachtet, so findet man nur wenig von dem Kausalkörper. Diejenigen Menschen, welche
tieferen Wahrheiten nachgehen, entwickeln diese kausale Aura. Je mehr sich der Mensch
entwickelt, desto mehr entwickelt sich diese kausale Aura. Es gliedert sich dann eine Art von
Strahlensystem ein, so daß der höherentwickelte Mensch Strahlen aussendet, die in seiner
kausalen Aura zu bemerken sind. Wenn wir die Aura eines Adepten haben, so ist sie viel
größer als ein Haus, so daß der ganze Mensch unendlich viel größer erscheint als der
physische Mensch für das physische Auge. Die kausale Aura, die wir beim Hochentwickelten
sehen können, ist auch angedeutet bei Unentwickelten, und nicht etwa als ein kleines
Körperchen, sondern auch groß, aber sie leuchtet noch nicht. Sie ist beim Unentwickelten
ein schwach glimmendes Licht und wird immer leuchtender, je mehr sich der Mensch
entwickelt. Strahlen kommen dadurch hinein, daß der Mensch immer mehr Inhalt bekommt.
Je mehr der Mensch in sich das entwickelt, was bleibend ist, was wiedererscheinen wird,
desto mehr hat er Leuchtkraft in sich. Es ist das objektiv Sichtbare dessen, was der Mensch
von einer Inkarnation in die andere hinüberträgt.

Zunächst werde ich den Menschen mit seiner astralen Aura betrachten; wir können ihn in
drei aufeinanderfolgenden Zuständen beobachten. Der erste Zustand wäre der, in welchem
die eigentliche Vorstellungskraft noch sehr wenig entwickelt ist. Das ist der Fall bei der
dritten Wurzelrasse und im Anfang der vierten, also von der Mitte der lemurischen bis zur
ersten Hälfte der atlantischen Zeit. Die Lemurier und die ersten Atlantier haben nicht aus der
Vorstellung, sondern rein aus dem Gedächtnis heraus gedacht. Erst in der vierten
Wurzelrasse wurde nach und nach die Vorstellungskraft entwickelt; da änderte sich auch die
Aura. In der dritten Wurzelrasse und in der ersten Hälfte der vierten entwickelte sich die
astrale Aura so, daß sie den Körper des Menschen umgab. Sie war etwas größer als seine
Haut, und sie war viel nebliger als nachher, sie war wie von dunklen Nebelmassen
durchzogen, und durch die Leidenschaften der Menschen war sie viel heftiger und
stürmischer. Nur die ersten Ansätze der mentalen Aura waren damals vorhanden. Die
Entwicklung schritt fort bis in unsere jetzige Wurzelrasse, so daß heute ein gewisser
Höhepunkt erreicht ist. Dies ist das zweite Stadium, in dem die mentale Aura bis zu einem
gewissen Grade ausgebildet wird.

Das dritte Stadium ist das eines vorgeschrittenen Menschen, der das sogenannte astrale
Sehvermögen entwickelt. Er ist imstande, diese Aura auch zu sehen. Er kann nicht nur
dasjenige sehen, was in der physischen Welt vorhanden ist, sondern auch das, was in der
astralen Welt vorhanden ist. Bei solchen Menschen sieht die astrale Aura etwas anders aus.
Bei den atlantischen und nachatlantischen Menschen treten innerhalb der astralen Aura
räderförmige Figuren auf. Solche Figuren sind in der Aura jedes heutigen Menschen; bei den
Lemuriern waren sie noch kaum zu merken. Wenn beim heutigen Menschen diese «Räder»
in Bewegung sind, so tritt das Sehen ein. Wenn sie ruhen, so ist das astrale Sehen
aufgehoben. Das sind die drei Zustände.

Der physische Körper ist durchzogen vom Nervensystem. Jedes Nervenzentrum steht in
Verbindung mit einem astralen Zentrum, so daß also zum Beispiel der Sehnerv umgeben,
eingehüllt ist von einem astralen Sehnerv, von einer astralen Substanz, die zum Sehnerv
dazugehört. Nun, wie kommt das Sehen zustande? Licht kommt in das Auge, geht durch den
Nerv ins Gehirn. Aber da sieht man noch nichts; es ist immer noch ein Bewegungsvorgang
nur physischer Art. Nun kommt der astrale Sehnerv in Schwingungen. Diese bewirken, daß
das Bild erscheint, das man sieht. Ohne daß der Astralkörper in Tätigkeit versetzt wird, ist es
unmöglich zu sehen. Ebenso ist es beim Denken. Der Astralkörper ist das eigentlich Tätige.
Wenn Sie sich nun vorstellen, wie es beim Seher ist, dann sind es nicht Eindrücke, die durch
das Ohr, durch das Auge kommen, sondern es sind Eindrücke, die durch seine astrale
Organisation selbst, ohne Vermittlung des physischen Gehirns und des Nervenzentrums
kommen. Das tritt auf, wenn die Chakrams, die Lotusblumen, in Bewegung kommen. Das
bedeutet, daß der Astralkörper ein Organismus ist, der Sinnesorgane hat.

Wenn der Mensch im gewöhnlichen Zustand des Schlafens ist, so ist in der Regel der
Astralkörper außerhalb des physischen Körpers. Je höher der Mensch entwickelt ist, desto
weiter kann sich der Astralkörper entfernen. Die vollständige psychische Entwicklung
besteht darin, daß man den Körper zurückläßt und im Astralen frei herumspaziert. Es gibt
noch weitere Stadien. Der Astralkörper kann, während man schläft, die sonderbarsten
Wanderungen machen, nur erinnern Sie sich nicht an diese nächtlichen Wanderungen. Sie
können während der Nacht ein Bewußtsein davon haben, es aber nicht mitbringen in den
Tag. Das höchste Stadium ist, wenn Sie sowohl im Schlafe als auch im physischen Leibe sich
des astralen Bewußtseins bewußt sind. Sie können während der Nacht bekannte Menschen
aufsuchen; sie werden aber nicht Erfahrungen von ähnlicher Art wie im Physischen machen
können. Sie werden zum Beispiel nicht erfahren, was jetzt eine Person in Asien tut - das
können Sie nicht erfahren. Wenn Sie aber von ihr etwas lernen wollen, so können Sie das,
wenn Sie das in Ihr Tagesbewußtsein vollständig herübernehmen. Der Chela könnte nicht
erfahren, ob ein Meister in Asien schreibt oder nicht schreibt oder ob und was er ißt und
trinkt. Aber er kann unterrichtet werden im astralen Raum und das bewußt
mitherübernehmen in das Tagesbewußtsein.“ (Lit.:GA 88, S. 234ff)

Die Kopfaura

Christus-Darstellung mit Kreuznimbus aus dem 6. Jahrhundert, Ausschnitt aus einem Mosaik
in Sant'Apollinare Nuovo, Ravenna
→ Hauptartikel: Heiligenschein
Der Heiligenschein (lat. Nimbus) ist die bei geistig hochentwickelten Menschen hellsichtig
wahrnehmbare Kopfaura. Gedankenaustrahlungen erscheinen als Strahlenkrone, wie man
sie bei vielen Christus-Darstellungen, aber beispielsweise auch bei Helios oder Apollon
findet.

Bei jedem Menschen steigt vom Herzen zum Kopf hin ein Strom ätherisierten Blutes auf und
umspielt und umleuchtet die Zirbeldrüse. Diese durch die Ätherisation des Blutes vom
Herzen aufsteigenden Ätherkräfte durchdringen das Gehirn und strahlen sogar über den
Kopf hinaus aus; bei genügender Stärke erscheint das dem imaginativen Blick als
Heiligenschein.

Nur durch diese Ätherkräfte sind wir überhaupt in der Lage, Gedanken zu fassen, die nicht
völlig an die egoistischen Bedürfnisse des Organismus gebunden sind. Aristoteles hat das
noch geahnt. Seit auf Golgatha das Blut des Christus vergossen wurde, kann sich die
Christuskraft mit diesem Ätherstrom vereinigen. Zugleich steigen auch astrale Kräfte auf, die
allerdings die Schädeldecke nicht durchdringen können, sondern sich hier stauen und
verdichten. Sie ziehen aber äußere Astralkräfte heran, die sich wie eine astrale Kappe über
den Schädel legen. Die innerlich aufsteigenden Astralkräfte, in denen Begierden, aber auch
ungeheure Weisheit liegt, begegnen sich hier mit der äußeren astralen Weltweisheit.

Die drei Gattungen astraler Farberscheinungen


Man kann in der menschlichen Aura drei Gattungen astraler Farberscheinungen
unterscheiden, die dem leiblichen, seelischen und geistigen Aspekt des Menschen
entsprechen:

"Für ein höher ausgebildetes «geistiges Schauen» lassen sich innerhalb dieser den Menschen
umflutenden und umstrahlenden «Aura» drei Gattungen von Farbenerscheinungen
unterscheiden. Da sind zuerst solche Farben, die mehr oder weniger den Charakter der
Undurchsichtigkeit und Stumpfheit tragen. Allerdings, wenn wir diese Farben mit denjenigen
vergleichen, die unser physisches Auge sieht, dann erscheinen sie diesen gegenüber flüchtig
und durchsichtig. Innerhalb der übersinnlichen Welt selbst aber machen sie den Raum, den
sie erfüllen, vergleichsweise undurchsichtig; sie erfüllen ihn wie Nebelgebilde. – Eine zweite
Gattung von Farben sind diejenigen, welche gleichsam ganz Licht sind. Sie durchhellen den
Raum, den sie ausfüllen. Dieser wird durch sie selbst zum Lichtraum. – Ganz verschieden von
diesen beiden ist die dritte Art der farbigen Erscheinungen. Diese haben nämlich einen
strahlenden, funkelnden, glitzernden Charakter. Sie durchleuchten nicht bloß den Raum, den
sie ausfüllen: sie durchglänzen und durchstrahlen ihn. Es ist etwas Tätiges, in sich
Bewegliches in diesen Farben. Die anderen haben etwas in sich Ruhendes, Glanzloses. Diese
dagegen erzeugen sich gleichsam fortwährend aus sich selbst. – Durch die beiden ersten
Farbengattungen wird der Raum wie mit einer feinen Flüssigkeit ausgefüllt, die ruhig in ihm
verharrt; durch die dritte wird er mit einem sich stets anfachenden Leben, mit nie ruhender
Regsamkeit erfüllt.

Diese drei Farbengattungen sind nun in der menschlichen Aura nicht etwa durchaus
nebeneinander gelagert; sie befinden sich nicht etwa ausschließlich in voneinander
getrennten Raumteilen, sondern sie durchdringen einander in der mannigfaltigsten Art. Man
kann an einem Orte der Aura alle drei Gattungen durcheinanderspielen sehen, wie man
einen physischen Körper, zum Beispiel eine Glocke, zugleich sehen und hören kann. Dadurch
wird die Aura zu einer außerordentlich komplizierten Erscheinung, denn man hat es,
sozusagen, mit drei ineinander befindlichen, sich durchdringenden Auren zu tun. Aber man
kann ins klare kommen, wenn man seine Aufmerksamkeit abwechselnd auf eine dieser drei
Auren richtet. Man tut dann in der übersinnlichen Welt etwas Ähnliches, wie wenn man in
der sinnlichen zum Beispiel – um sich ganz dem Eindruck eines Musikstückes hinzugeben –
die Augen schließt. Der «Seher» hat gewissermaßen dreierlei Organe für die drei
Farbengattungen. Und er kann, um ungestört zu beobachten, die eine oder andere Art von
Organen den Eindrücken öffnen und die andern verschließen. Es kann bei einem «Seher»
zunächst überhaupt nur die eine Art von Organen, die für die erste Gattung von Farben,
entwickelt sein. Ein solcher kann nur die eine Aura sehen; die beiden anderen bleiben ihm
unsichtbar. Ebenso kann jemand für die beiden ersten Arten eindrucksfähig sein, für die
dritte nicht. – Die höhere Stufe der «Sehergabe» besteht dann darin, daß ein Mensch alle
drei Auren beobachten und zum Zwecke des Studiums die Aufmerksamkeit abwechselnd auf
die eine oder die andere lenken kann.

Die dreifache Aura ist der übersinnlich-sichtbare Ausdruck für die Wesenheit des Menschen.
Die drei Glieder: Leib, Seele und Geist, kommen in ihr zum Ausdruck.

Die erste Aura ist ein Spiegelbild des Einflusses, den der Leib auf die Seele des Menschen
übt; die zweite kennzeichnet das Eigenleben der Seele, das sich über das unmittelbar
Sinnlichreizende erhoben hat, aber noch nicht dem Dienst des Ewigen gewidmet ist; die
dritte spiegelt die Herrschaft, die der ewige Geist über den vergänglichen Menschen
gewonnen hat. Wenn Beschreibungen der Aura gegeben werden – wie es hier geschehen ist
–, so muß betont werden, daß diese Dinge nicht nur schwer zu beobachten, sondern vor
allem schwierig zu beschreiben sind. Deshalb sollte niemand in solchen Darstellungen etwas
anderes als eine Anregung erblicken.

Für den «Seher» drückt sich also die Eigentümlichkeit des Seelenlebens in der Beschaffenheit
der Aura aus. Tritt ihm Seelenleben entgegen, das ganz den jeweiligen sinnlichen Trieben,
Begierden und den augenblicklichen äußeren Reizen hingegeben ist, so sieht er die erste
Aura in den schreiensten Farbentönen; die zweite dagegen ist nur schwach ausgebildet. Man
sieht in ihr nur spärliche Farbenbildungen; die dritte aber ist kaum angedeutet. Da und dort
nur zeigt sich ein glitzerndes Farbenfünkchen, darauf hindeutend, daß auch bei solcher
Seelenstimmung in dem Menschen das Ewige als Anlage lebt, daß es aber durch die
gekennzeichnete Wirkung des Sinnlichen zurückgedrängt wird. – Je mehr der Mensch seine
Triebnatur von sich abstreift, desto unaufdringlicher wird der erste Teil der Aura. Der zweite
Teil vergrößert sich dann immer mehr und mehr und erfüllt immer vollständiger mit seiner
leuchtenden Kraft den Farbenkörper, innerhalb dessen der physische Mensch lebt. – Und je
mehr der Mensch sich als «Diener des Ewigen» erweist, zeigt sich die wundersame dritte
Aura, jener Teil, der Zeugnis liefert, inwiefern der Mensch ein Bürger der geistigen Welt ist.
Denn das göttliche Selbst strahlt durch diesen Teil der menschlichen Aura in die irdische
Welt herein. Insofern die Menschen diese Aura zeigen, sind sie Flammen, durch welche die
Gottheit diese Welt erleuchtet. Sie zeigen durch diesen Aurateil, inwieweit sie nicht sich,
sondern dem ewig Wahren, dem edel Schönen und Guten zu leben wissen: inwiefern sie
ihrem engen Selbst abgerungen haben, sich hinzuopfern auf dem Altar des großen
Weltwirkens.
So kommt in der Aura zum Ausdrucke, was der Mensch im Laufe seiner Verkörperungen aus
sich gemacht hat." (Lit.: GA 9, S. 165ff)

Ätheraura, Astralaura und Ich-Aura


Im Herzen erfolgt eine Ätherisation des Blutes. Vom Herzen aus steigt ein Ätherstrom auf,
durch den der Ätherleib erneuert wird. Zugleich geht von hier aus auch ein astraler Strom
nach oben. Der ätherische Aurenteil geht bis zum Gehirn hinauf und strahlt sogar noch über
den Kopf hinaus, während die Astralaura im Kopf aufgehalten wird und sich nur von außen
eine Art astralische Kappe aus der äußeren Astralwelt darüberlegt. Das wird dann als
Heiligenschein dem geistigen Auge sichtbar. Die Ich-Aura hingegen wird schon in der
Herzgegend aufgehalten und begegnet hier einer geistigen Strömung, die aus dem
Makrokosmos kommt und sich mit der von unten aufsteigenden Ich-Aura verschlingt.

Ätheraura
Der Ätherleib wird sichtbar, wenn man in der hellsichtigen Wahrnehmung den physischen
Leib vollständig ausblenden kann. Er erscheint dann zunächst als zartes pfirsichblütfarbenes
(„Inkarnat“) Doppelbild des physischen Leibes.

„Der Vollständigkeit halber soll noch auf einen bisher nicht besprochenen Teil der Aura
hingewiesen werden. Es ist derjenige, der dem Lebensleib entspricht. Er erfüllt ungefähr
denselben Raum, den auch der physische Leib ausfüllt. Der Hellseher kann ihn nur
beobachten, wenn er die Fähigkeit hat, sich den physischen Leib vollständig wegzudenken
(abzusuggerieren). Dann erscheint der Lebensleib (Linga sharira) als ein vollständiges
Doppelbild des physischen Leibes in einer Farbe, die an diejenige der Aprikosenblüten
erinnert. In diesem Lebensleib ist ein fortwährendes Ein- und Ausströmen zu beobachten.
Die im Universum enthaltene Lebenskraft strömt ein, wird verbraucht durch den
Lebensprozeß und strömt wieder aus.“ (Lit.:GA 34, S. 136)

Pfirsichblüt ist allerdings nur der allgemeine farbliche Grundton des Ätherleibs. Einer
genaueren Betrachtung zeigt er sich, namentlich in seinen unteren Partien, in vielfältigen
bunten, flutenden Farben.

„Wenn Sie den Ätherleib nehmen und unmittelbar hellsichtig erforschen, so ist er ein
wunderbares Gebilde ineinander flutender und schimmernder Farben. Was sind denn diese
Farben, die im Ätherleib fluten? Ja, das sind die Kräfte, die am physischen Leibe bauen, die
Kräfte, die nicht nur ihm Organe aufbauen, sondern auch wirken in dem, was während des
Lebens von den Organen des physischen Leibes vollzogen wird. Aber die menschlichen
Organe sind von verschiedener Bedeutung. Nehmen wir zwei solcher Organe wie die
Eingeweide und das Gehirn. Die äußere Anatomie untersucht die Gewebe und alles, was in
Betracht kommt, als gleichwertig. Das sind die Dinge aber nicht, sie sind ganz verschieden.
Wenn wir das menschliche Gehirn anschauen, ist es als physisches Organ etwas
Vollkommenes; das kommt davon her, daß im Gehirn jene Farbenfluten verarbeitet sind.
Wenn wir den Ätherleib des menschlichen Gehirns anschauen, dann sehen wir ihn in
verhältnismäßig blasser Farbe, denn die Farben sind dazu verwendet worden, den Bau des
Gehirns hervorzubringen. Wenn wir die Eingeweide anschauen, so finden wir die flutenden
Farben hellschimmernd wunderbar ineinanderfluten, denn die Eingeweide sind wirklich
gröbere Organe, da muß noch nicht so viel von Geistigem verwendet werden, da bleiben die
Kräfte noch zurück im Ätherleibe, da wird ein kleinerer Teil nur zum Ausbau verwendet.
Daher ist der Ätherleib des Gehirns blaß, der Ätherleib der Gedärme aber von wunderbaren,
flutenden Farben, schön.

Denken Sie nun, es kommt jemand, wie ich es geschildert habe, zum Hellsehen. Da kann
zweierlei eintreten: Es kann ein Hellsehen eintreten dadurch, daß der Ätherleib des Gehirns
gelockert wird, aber es kann auch eintreten ein Hellsehen dadurch, daß der Ätherleib der
Eingeweide gelockert wird. Beim Hellsehen wird nun der Mensch oftmals sein eigenes Innere
gewahr. Derjenige, der den Ätherleib des Gehirns herausbekommt, wird zunächst eine
ziemlich blasse Welt vor sich haben; aber der, welcher den Ätherleib seiner Eingeweide
herausbekommt, kann wunderbar flutende Farben in die Ätherwelt hinausspiegeln. Um
nämlich das Blasse des Gehirnätherleibes mit den flutenden Farben des Kosmos in
Berührung zu bringen, ist es nötig, daß wir die flutenden Farben von der ganzen Sphäre des
Kosmos erst heranziehen. Um die flutenden Farben des Ätherleibes der Gedärme zu
entwickeln, können wir sie aus uns herausstrahlen, und so kann ein ganz wunderbares
Gebilde geschaut werden auf dem Wege des Hellsehens. Gewiß, es ist ein echtes
hellsichtiges Gebilde, aber wenn man es untersucht, was ist es? Es ist nichts anderes als der
eigene Verdauungsprozeß, es ist dasjenige, was der Ätherleib während des
Verdauungsprozesses des Menschen tut; das projiziert sich in den Ätherraum hinaus.“
(Lit.:GA 174b, S. 72f)

„Wer eine gewisse Stufe des Hellsehens erreicht hat, der hat auch die Fähigkeit sich
erworben, die starke Kraft errungen, seinen Geist so zu beherrschen, daß er in viel höherem
Grade imstande ist, auf etwas seine Aufmerksamkeit zu lenken, oder sie davon abzulenken.
Wenn Sie vom gewöhnlichen Menschen verlangen, seine Aufmerksamkeit so abzulenken,
daß er sich sozusagen die physische Gestalt absuggerieren kann, so wird ihm das nur äußerst
selten möglich sein; der Hellseher aber ist dazu durchaus imstande. Der Raum, in dem sonst
der physische Leib ist, ist für den Hellseher dann ausgefüllt, durchglänzt von diesem
Ätherleib oder Lebensleib. Derselbe hat annähernd die menschliche Gestalt an Kopf, Rumpf
und Schultern. Je mehr er nach unten verläuft, desto weniger ähnlich ist er der menschlichen
Gestalt. Beim Tier ist der Ätherleib sehr verschieden vom physischen Leib. Beim Pferd zum
Beispiel ragt, wie Sie wissen, der Ätherkopf weit heraus. Und wenn Sie erst beim Elefanten
den Ätherleib hellseherisch beobachten könnten, würden Sie erstaunt sein, welch riesigen
Aufbau derselbe hat. Je mehr wir bei der Menschengestalt nach unten kommen, desto mehr
ändert sich der Ätherleib gegenüber der physischen Form. Sonst aber entspricht sich in
gewisser Beziehung Links und Rechts im physischen und im Ätherleibe. Etwas nach links liegt
das physische Herz; das entsprechende Organ im Ätherkörper ist das Ätherherz, welches auf
der rechten Seite liegt. Der größte Unterschied aber zwischen physischem und Ätherkörper
ist der, daß der Ätherleib des Mannes weiblich ist und der der Frau männlich. Diese Tatsache
ist sehr wichtig, und viele Rätsel der Menschennatur sind auf Grund dieses okkulten
Forschungsergebnisses erklärlich. So ist also beim Menschen eine Art Entsprechung, beim
Tier ein großer Unterschied zwischen diesem zweiten Glied der menschlichen Wesenheit
und dem ersten.“ (Lit.:GA 109, S. 181f)

Astralaura
„Außer dem physischen Körper hat der Mensch den sogenannten Ätherleib, sichtbar für
denjenigen, der das Äthersehen hat, ein getreues Doppelbild des gewöhnlichen physischen
Körpers. Dann durchdringt diese beiden Körper ein Seelenleib, der sogenannte Astralleib.
Dieser ragt über den physischen Leib hinaus; er ist etwas größer und hat die Form eines
Ovals, eines Eies, da er über das Haupt etwas hinausragt und dort etwas schmäler ist. In ihm
sind alle Leidenschaften, Gefühle, Begierden, welche vom physischen Leben bewirkt werden,
als dunkle Wolkengebilde sichtbar. Je reiner er ist, desto mehr erinnert er an die Sterne. Er
hat eine Farbe, die von Orange ins Gelb spielt. Also wenn Sie sich den physischen Leib
wegdenken, so haben Sie eine Art längliche Kreisform, welche als Grundton die Orangefarbe
hat, worin die verschiedenen Wolkengebilde flimmern. Die groteskesten Figuren kann man
darin spielen sehen; es ist dies für den Seher sichtbar.“ (Lit.:GA 291a, S. 183)

„Die Bewegung im physischen Leib ist nicht zu vergleichen mit der außerordentlichen
Beweglichkeit des Ätherleibes. Beim gesunden Menschen hat dieser die Farbe der Blüte des
jungen Pfirsichbaumes. Es glänzt und glitzert alles an ihm in der eigentümlichen Nuance, in
Rosenrot, Dunklem und Hellem bis zum Weiß-Leuchtenden; dabei hat der Ätherleib eine
bestimmte Grenze, wenn dieselbe auch schwankend ist. Beim astralischen Leib ist das ganz
anders. Der zeigt die mannigfaltigsten Farben und Formen, gleich einer Wolke, die
dahinflutet in steter wechselnder Bewegung. Und das, was sich in der Wolke bildet, das
drückt sich aus in den Gefühlen und Empfindungen, die der Mensch dem Menschen
entgegenbringt. Sieht der Hellseher die bläulich-rote Farbe im Astralleib auftauchen, so sieht
er gleichsam die Liebe strömen von Mensch zu Mensch, doch sieht er auch all die häßlichen
Empfindungen, die von Mensch zu Mensch spielen. Und da die Seelentätigkeit des
Menschen sich fortwährend ändert, so ändern sich auch fortwährend die Farben und
Formen des astralischen Leibes, sie treten auf und schwingen ab in buntem Spiel und bilden
ihre Einschlüsse.“ (Lit.:GA 109, S. 182f)

Ich-Aura
„Während der ätherische und astralische Aurenteil bis zum Gehirn heraufgeht und da der
astralische Aurenteil aufgehalten wird, der ätherische wie als Korona heraustritt, sehen wir,
daß der Ichteil des Menschen als innerliche Aura schon aufgehalten wird in der Herzgegend.
Die eigentliche innere Ich-Aura wird schon in der Herzgegend aufgehalten, dringt nur bis in
die Herzgegend herauf und verbindet sich mit einem der äußeren Aurenteile der
entsprechenden makrokosmischen Aurenteile. Im Herzen verschlingen sich in der Tat zwei
Elemente, das eine Element, welches aus dem Makrokosmos hereinkommt und welches mit
der Ich-Aura zusammengeknüpft wird, die von unten herauf kommt, aber schon beim
Herzen sich staut, schon beim Herzen aufgehalten wird. So wie die astralische Aura im
Gehirn aufgehalten wird, so wird die Ich-Aura im Herzen aufgehalten und berührt sich dort
mit einem äußeren Ich-Auren-Element. Daher kommt das eigentliche Ich-Bewußtsein des
Menschen im Grunde genommen den Tatsachen nach nicht im Gehirn zustande. Was ich
Ihnen gesagt habe für den alten atlantischen Menschen, daß sein Ich hineingezogen ist, das
haben wir noch genauer vorzustellen als ein Hineinziehen des äußeren makrokosmischen
Ich, das seit der alten atlantischen Zeit nun vorgedrungen ist bis zum Herzen, sich da
verbunden hat mit einer anderen Ich-Strömung, die von unten heraufströmt und die im
Herzen zusammenkommt, so daß wir im Herzen organisiert haben den Ort, wo durch das
Werkzeug des Blutes das eigentliche Ich des Menschen, wie es in unserm Bewußtsein
auftritt, zustande kommt.“ (Lit.: GA 129, S. 200f)

Die äußere makrokosmische Ich-Aura, die erst gegen Ende der atlantischen Zeit in den
Menschen eingezogen ist, erscheint dem Hellseher als eine an der Nasenwurzel hinter der
Stirne gelegene, etwas in die Länge gezogene eiförmige bläuliche Kugel.
"Wiederum drückt sich dies für den Seher in einer eigentümlichen Weise aus. Wenn er den
Astralleib untersucht, ist alles in fortwährender Bewegung bis auf einen einzigen kleinen
Raum; der bleibt, wie eine etwas in die Länge gezogene eiförmige bläuliche Kugel, etwas
hinter der Stirne, bei der Nasenwurzel. Sie findet sich nur beim Menschen. Bei dem
Gebildeten ist sie nicht mehr so wahrnehmbar wie bei dem Ungebildeten; am deutlichsten
ist sie bei den in der Kultur tiefstehenden Wilden. An dieser Stelle ist in Wahrheit nichts, ein
leerer Raum. Wie die Mitte der Flamme, die leer ist, durch den Lichtkranz blau erscheint, so
erscheint auch diese dunkle leere Stelle blau, weil das aurische Licht ringsherum strahlt. Das
ist der äußere Ausdruck für das Ich." (Lit.: GA 95, S. 17)

„Der Ich-Träger, das vierte Glied der menschlichen Wesenheit, ist gleich einer Art Ovalfigur,
deren Ursprung bis hinein in das Vorderhirn zu verfolgen ist. Dort ist dieselbe für den
Hellseher als eine bläulich- leuchtende Kugel sichtbar. Von der strömt aus in Ovalform, wie
ein Raum-Ei, könnte man sagen, das in den Menschen hineinspielt, eine Art von Bläue. Wie
ist dieser Ich-Träger zu sehen? Erst wenn der Hellseher imstande ist, sich auch den Astralleib
des Menschen abzusuggerieren, erst dann vermag er den Ich-Träger wahrzunehmen. Die
drei andern Leiber hat der Mensch mit den drei Reichen der Natur, dem Mineralreich,
Pflanzen- und Tierreich gemeinsam. Durch den Ich-Träger aber unterscheidet er sich von
diesen, dadurch ist er die Krone der Schöpfung.“ (Lit.:GA 109, S. 183)

Die Lotosblumen als geistige Wahrnehmungsorgane


→ Hauptartikel: Lotosblumen

Johann Georg Gichtel, Theosophia practica, 7 Tle., Leiden 1722, "Der gantz irdische
natürliche finstere Mensch in Sternen und Elementen"

Der wiedergeborene Mensch In seiner Geburt in Christo, im Herzen, Welcher die Schlange
ganz zermalmet, Johann Georg Gichtel: Theosophia Practica, Berlin/Leipzig 1736
Die Lotosblumen oder Chakren (von Sanskrit, m., चक्र, cakra, [ʧʌkɽʌ], wörtl: Rad, Diskus,
Kreis) sind Organe des Astralleibs und als solche in der Astralaura geistig entsprechend
entwickelter Menschen gut sichtbar. Es gibt ein System von sieben hauptsächlichen Chakren
und daneben noch eine Reihe untergordneter Lotosblumen, beispielsweise in den
Handflächen. Dem hellsichtigen Blick zeigen sich die Lotosblumen in kreisrunder,
blütenartiger Form, was ihren Namen rechtfertigt. Nach Johann Georg Gichtel, einem
Schüler Jakob Böhmes, stehen sie in Beziehung zu den Planetensphären. Beim heutigen
Menschen stehen sie still, können aber durch geistige Schulung in Bewegung gesetzt
werden. Beim fortgeschrittenen Geheimschüler drehen sie sich im Uhrzeigersinn und
eröffnen ihm dadurch den Blick in die geistige Welt. Das moderne Hellsehen ist dabei mit
strenger Gedankenkontrolle verbunden.

Beim Atlantier waren die Lotosblumen noch beweglich, beim Lemurier sogar sehr heftig
bewegt, drehten sich aber gegen den Uhrzeigersinn. Das ist auch bei heutigen Medien mit
atavistischem Hellsehen der Fall. Das Hellsehen der Medien ist allerdings ein unbewusstes,
das keiner Gedankenkontrolle unterliegt (Lit.: GA 94, S. 173).

Die Aura im Wach- und Schlafzustand


Im Schlafzustand heben sich Ich und Astralleib teilweise aus den belebten physischen Leib
heraus. Daducrh verändert sich auch der hellsichtige Eindruck, den man von der
menschlichen Aura gewinnt. Die Gestalt und Struktur der Aura ist dabei sehr wesentlich vom
geistigen Entwicklungsgrad des Menschen abhängig.

„Bei unentwickelten Menschen ist die Aura wolkenartig gebildet. Wenn der Mensch schläft,
schwebt sie, weil der Astralleib sich vom physischen Leib trennt, über dem physischen Leibe.
Sie ist dann sichtbar wie zwei ineinander geringelte Spiralen, wie Nebelringe. In dieser Weise
schlingen sie sich ineinander, um in weitergehenden Spiralen ins Unbestimmte zu
verschwinden. Solche zwei ineinander verschlungene Ringe bilden beim Schlafenden die
Aura. Wenn der Mensch eine okkulte Entwickelung durchmacht, wird die Aura immer
bestimmter. Die ins Weite gehenden Enden der Spiralen verschwinden, und es werden die
beiden ineinandergefügten Spiralgebilde sich organisieren. Immer mehr und mehr werden
sie ein bestimmtes, geschlossenes Gebilde werden, und sie zeigen dann ganz gewisse
Organe, welche in dieser Aura auftreten, und die man Chakras nennt. Das sind die
Sinnesorgane der Seele.“ (Lit.:GA 53, S. 199)

„Wenn dieser Astralleib aus dem physischen und Ätherleib heraus ist, dann beginnen sich
Verbindungen zu bilden, gleichsam Strömungen von diesem Astralleib aus nach der
kosmischen Umgebung. Wenn Sie des Morgens aus dem schlafenden Zustande wiederum
zum wachenden zurückkehren, so haben Sie während des schlafenden Zustandes die
stärkenden Kräfte gleichsam gesogen aus dem ganzen Kosmos. In einer gewissen Beziehung
war Ihr Astralleib während der Nacht durch seine Strömungen eingegliedert dem ganzen
umgebenden Kosmos. Er war in Verbindung mit all den planetarischen Wesenheiten, die zu
unserer Erde gehören. Er sandte seine Strömungen nach Merkur, Mars, Jupiter und so
weiter, und in diesen planetarischen Wesenheiten sind die stärkenden Kräfte, die in den
Astralleib hineinsenden, was wir nötig haben, um bei unserer Rückkehr in den physischen
und Ätherleib den Wachzustand fortführen zu können. Gleichsam ausgegossen und
vergrößert zu einem Weltendasein ist unser Astralleib während der Nacht. Das
hellseherische Bewußtsein sieht beim Einschlafen den Astralleib sich aus dem physischen
Leib in gewisser Beziehung herausbegeben. Das ist freilich ein ungenauer Ausdruck. Wie in
einer Spirale schlängelt sich der Astralleib aus dem physischen Leib heraus, wie eine spiralige
Wolke schwebt er. Aber das, was man da sieht, ist nur der Anfang der Strömungen, die sich
aus diesem astralischen Leib herausgliedern. Sie gehen tatsächlich in den Weltenraum
hinaus und holen sich Kräfte, durchsaugen sich mit den Kräften der Planeten. Und wenn
jemand Ihnen sagen wollte, daß der Astralleib das ist, was man mit grober Hellsichtigkeit als
eine Wolke gleichsam in der Nähe des physischen Leibes schweben sieht, dann sagt er Ihnen
gar nicht die Wahrheit, denn dieser Astralleib ist während der Nacht ausgegossen über unser
ganzes Sonnensystem. Er ist während des schlafenden Zustandes sozusagen in Verbindung
mit den planetarischen Wesenheiten. Darum sprechen wir auch von einem «astralischen»
Leib. Alle übrigen Erklärungen für den Ausdruck astralischer Leib, der im Mittelalter geprägt
worden ist, sind nicht richtig. Wir sprechen von Astralleib aus dem Grunde, weil er im
schlafenden Zustande des Menschen in gewisser innerer Verbindung ist mit den Sternen, mit
der astralischen Welt, weil er in ihr ruht, weil er ihre Kräfte in sich aufnimmt.“ (Lit.:GA 122, S.
146f)

„Wenn wir also den gewöhnlichen Wachzustand des Menschen ins Auge fassen, dann
würden wir den aurischen Zusammenhang des Menschen etwa in der folgenden Weise
zeichnen:
Zeichnung aus GA 141, S.77
der physische Leib die schärfere Linie; innerhalb der punktierten Linie der Ätherleib; was
dichter schraffiert ist, ist der astralische Leib; und die Ich-Aura würde etwa so zu zeichnen
sein, daß sie den ganzen Menschen durchdringt, aber ich zeichne sie als Strahlen, die ihn,
ohne eigentliche Grenzen, nach oben und unten strahlenartig umgeben. Daneben werde ich
nun zeichnen den Unterschied in der aurischen Zusammensetzung beim Schlafzustande
eines Menschen, der etwa um die Mitternachtsstunde schlafen würde, beziehungsweise das
aurische Bild desselben (siehe Zeichnung): physischer Leib und Ätherleib wie in der ersten
Zeichnung; das dunkel Schraffierte wäre der Astralleib;

Zeichnung aus GA 141, S.78


dessen nach unten unbestimmte Fortsetzung würde sich herausheben, aber bliebe doch in
einer vertikalen Lage. Die Ich-Aura würde ich dann strahlenförmig in der Weise zu zeichnen
haben, wie man es hier sieht. In der Halsgegend ist die Ich-Aura unterbrochen und beginnt
erst wieder in der Kopfgegend, aber so, daß sie strahlenförmig nach außen gerichtet ist und
ins Unbestimmte nach oben geht, wenn der Mensch in der horizontalen Lage ist, aber nach
aufwärts gerichtet ist, vom Kopf nach aufwärts. So daß im wesentlichen der Anblick der Aura
des schlafenden Menschen so wäre, daß der Astralleib wesentlich verdichtet und dunkel ist -
in der in der Zeichnung dunkel schraffierten Gegend -, in den oberen Teilen ist er dünner als
am Tage. In der Halsgegend ist die Ich-Aura unterbrochen, unten ist sie wieder
strahlenförmig und geht dann ins Unbestimmte fort.

Das Wesentliche ist, daß sich bei einem solchen Schlafzustande das, was man das aurische
Bild des Ich nennen kann, in der Tat in zwei Teile gliedert. Während des Wachzustandes
hängt die Ich-Aura wie ein Oval zusammen, trennt sich während eines solchen
Schlafzustandes in der Mitte auseinander und besteht während des Schlafes aus zwei
Stücken, von denen das eine durch eine Art von Schwere nach unten gedreht wird und sich
nach unten ausbreitet, so daß man es nicht mit einer sich schließenden, sondern mit einer
nach unten sich ausbreitenden Ich-Aura zu tun hat. Dieser Teil der Ich-Aura ergibt sich für
das hellseherische Bewußtsein dem Anblick nach als ein wesentlich sehr dunkler Aurenteil,
der dunkle Fäden hat, aber in starken, zum Beispiel dunkelrötlichen Nuancen tingiert ist.
Was sich davon nach oben abtrennt, ist wieder so, daß es von der Kopfgegend aus schmal
läuft, dann aber ins Unbestimmte sich ausbreitet, sozusagen oben in die Sternenwelt hin sich
ausbreitet. In gleicher Weise in der Mitte auseinandergeteilt ist die astralische Aura nicht, so
daß man von einer wirklichen Teilung derselben nicht sprechen kann, während die Ich- Aura,
wenigstens für den Anblick, zerteilt wird.

So haben wir auch in diesem okkulten Anblick eine Art von bildhaftem Ausdruck dafür, daß
der Mensch mit demjenigen, was ihn als Ich-Kräfte während des tagwachenden Zustandes
durchdringt, hinausgeht in den Weltenraum, um den Anschluß zu gewinnen an die
Sternenwelt, um die Kräfte aus der Sternenwelt sozusagen hereinzusaugen.

Nun ist derjenige Teil der Ich-Aura, der sich nach unten hin abschnürt und dunkel wird, mehr
oder weniger wie undurchsichtig sich ausnimmt, während der nach oben gehende hell
leuchtend und glänzend ist, in hellem Lichte erstrahlt, zugleich der, welcher am meisten dem
Einfluß der ahrimanischen Gewalten ausgesetzt ist. Der angrenzende Teil der astralischen
Aura ist am meisten den luziferischen Kräften ausgesetzt. Wir können daher sagen: Die
Charakteristik, die man von einem gewissen Standpunkte aus mit Recht gibt, daß das Ich und
der astralische Leib den Menschen verlassen, ist für die oberen Partien der Ich- und
astralischen Aura absolut zutreffend. Für diejenigen Teile der Ich- und astralischen Aura, die
mehr den unteren Teilen, besonders den unteren Teilen des Rumpfes der menschlichen
Gestalt entsprechen, ist es nicht eigentlich richtig; sondern für diese Teile ist es sogar so, daß
während des Schlafens die Aura des Ich und des Astralleibes mehr drinnen sind, mehr
verbunden sind mit dem physischen Leibe und dem Ätherleibe, als es im Wachzustande der
Fall ist, daß sie nach unten dichter, kompakter sind. Denn man sieht auch, wie beim
Aufwachen das, was ich unten so stark gezeichnet habe, wieder herausgeht aus den unteren
Teilen der menschlichen Wesenheit. Gerade wie der obere Teil beim Einschlafen herausgeht,
so geht der untere Teil der Ich- und astralischen Aura beim Aufwachen in einer gewissen
Weise heraus, und es bleibt nur eine Art von Stück von diesen beiden Auren drinnen, wie ich
es in der ersten Figur gezeichnet habe.

Nun ist es eben so außerordentlich wichtig zu wissen, daß durch die Evolution unserer Erde,
durch alle die Kräfte, die dabei mitgespielt haben und die Sie aus der «Geheimwissenschaft
im Umriß» ersehen können, die Einrichtung getroffen ist, daß der Mensch dieses regere
Arbeiten der unteren Aura während des Schlafes nicht mitmacht, das heißt dieses Arbeiten
nicht als Zeuge mitmacht. Denn von diesen Teilen der unteren Ich-Aura und der unteren
astralischen Aura werden die belebenden Kräfte angeregt, die der Mensch braucht, damit
das wieder ausgebessert werden kann, was während des Wachzustandes abgenutzt ist. Die
wiederherstellenden Kräfte müssen von diesen Teilen der Aura ausgehen. Daß sie nach
aufwärts wirken und den ganzen Menschen wieder herstellen, das hängt dann davon ab, daß
der nach oben hinausgehende Teil der Aura Anziehungskräfte entwickelt, die er aus der
Sternenwelt hereinsaugt, und dadurch die Kräfte, die von unten kommen, anziehen kann, so
daß sie regenerierend auf den Menschen wirken. Das ist der objektive Vorgang.

Nun gibt uns das Verständnis dieser Tatsache auch gewissermaßen das beste Verständnis für
gewisse Mitteilungen, die der Mensch empfangt, wenn er die verschiedenen okkulten oder
auf Okkultismus gebauten Urkunden verfolgt. Sie haben ja die, wie ich eben gesagt habe,
von einem gewissen Gesichtspunkte aus durchaus gerechtfertigte Charakteristik immer
gehört, daß der Schlaf darin besteht, daß der Mensch seinen physischen Leib und Ätherleib
im Bette liegen läßt und mit seinem astralischen Leib und Ich herausgeht; was also für die
oberen Partien der Ich- und astralischen Aura in einem gewissen Sinne durchaus richtig ist,
namentlich für die Ich-Aura. Wenn Sie aber morgenländische Schriften verfolgen, dann
finden Sie diese Charakteristik nicht, sondern gerade das Umgekehrte. Sie finden da
charakterisiert, daß während des Schlafzustandes das, was sonst im menschlichen
Bewußtsein lebt, sich tiefer in den Leib hineinzieht. Also Sie finden dort die umgekehrte
Charakteristik des Schlafes. Und namentlich in gewissen Vedanta-Schriften können Sie die
Sache so charakterisiert finden, daß dieses, von dem wir sagen, daß es sich aus dem
physischen Leib und Ätherleib herauszieht, sich während des Schlafes tiefer in die physische
und ätherische Leiblichkeit hineinsenkt, daß das, was das Sehen sonst bewirkt, sich in tiefere
Partien des Auges hineinzieht, so daß das Sehen nicht mehr zustande kommen kann. Warum
wird dieses in morgenländischen Schriften so charakterisiert? Das ist deshalb, weil der
Morgenländer eben noch auf einem anderen Standpunkte steht. Er sieht durch seine Art von
Hellsichtigkeit mehr das, was im Innern des Menschen vorgeht, was sich da im Innern
abspielt. Er achtet weniger auf den Vorgang des Herausgehens der oberen Aura und mehr
auf die Tatsache des Durchdrungenseins während des Schlafes mit der unteren Aura. Daher
hat er von seinem Standpunkte aus selbstverständlich recht.“ (Lit.:GA 141, S. 77ff)
Planetarische Einflüsse auf die drei seelischen Wesensglieder im Wachen und Schlafen
Während des traumlosen Schlafes steht die Empfindungsseele unter dem überwiegenden
Einfluss der Marssphäre. Im Traum wirkt die Jupitersphäre in der Verstandes- oder
Gemütsseele. Überwiegt der Einfluss der Saturnsphäre auf die Bewusstseinsseele, wird der
Mensch zum Schlafwandler.

„So können wir für den Schlafzustand drei deutlich zu unterscheidende Einflüsse auf den
inneren Menschen, der von dem äußeren während des Schlafes getrennt ist, konstatieren.
Diese drei Einflüsse, denen der Mensch ausgesetzt ist während des Schlafes, sind immer da,
und die Geisteswissenschaft kann durch Mittel, die wir noch kennenlernen werden im Laufe
der Vorträge, wirklich erforschen, daß sie bei jedem Menschen vorhanden sind. Nur
überwiegt bei der weitaus größten Anzahl der Menschen der erste Einfluß so, daß sie doch
den größten Teil ihrer Schlafenszeit in traumlosem ruhigem Schlaf verbringen. Dann tritt ja
fast für alle Menschen der zweite Einfluß immerhin ab und zu ein, daß sich in ihr
Schlafbewußtsein hereindrängt der Traumzustand. Aber diese beiden Zustände wirken für
die weitaus meisten Menschen so stark, daß das Sprechen und Handeln aus dem Schlafe
heraus zu den Seltenheiten gehört. Aber es ist auch der dritte Einfluß, der beim
Nachtwandler auftritt, bei jedem Menschen vorhanden. Nur ist beim Schlafwandler der
dritte Einfluß so stark, daß er die beiden anderen übertönt und die Herrschaft gewinnt über
die beiden schwächeren Einflüsse, während bei den anderen Menschen eben die zwei
anderen Einflüsse so stark sind, daß der dritte Einfluß gar nicht zur Geltung kommt und den
Menschen nicht zu irgendwelchen Handlungen treibt. Aber vorhanden ist er bei jedem
Menschen. Jeder Mensch ist dazu veranlagt, diesen drei Einflüssen zu unterliegen.

Diese drei Einflüsse hat man nun immer in dem Forschen der Geisteswissenschaft
voneinander unterschieden, und wir müssen innerhalb des Seelenlebens des Menschen drei
Gebiete annehmen, welche so sind, daß das eine Gebiet mehr dem einen, das zweite Gebiet
mehr dem zweiten und das dritte mehr dem dritten Einfluß unterliegen kann. Die Seele des
Menschen ist also ein dreigeteiltes Wesen, denn sie kann dreierlei Einflüssen unterliegen.
Nun bezeichnet man denjenigen Teil der menschlichen Seele, welcher dem ersten
charakterisierten Einfluß unterliegt, der überhaupt die menschliche Seele heraustreibt aus
den Leibeshüllen, in der Geisteswissenschaft als die Empfindungsseele. Denjenigen Teil der
Seele, auf welchen sich der Einfluß geltend macht, der an zweiter Stelle charakterisiert
worden ist, der die Traumbilder hereindrängt in das menschliche Seelenleben während der
Nacht, den bezeichnet man als Verstandes- oder Gemütsseele. Und denjenigen Teil der
menschlichen Seele, der also für die meisten Menschen überhaupt seine eigenartige Natur
im Schlafesleben gar nicht kundgibt, weil die beiden anderen Einflüsse überwiegen,
bezeichnet man als Bewußtseinsseele. So haben wir während der Schlafenszeit des
Menschen drei Einflüsse zu unterscheiden, und die drei Glieder des Seelenlebens, die diesen
drei Einflüssen unterliegen, unterscheiden wir als Empfindungsseele, als Verstandes- oder
Gemütsseele und als Bewußtseinsseele. Wenn also der Mensch durch die eine Macht, die
wir geschildert haben, in den traumlosen ruhigen Schlaf versetzt wird, dann geschieht aus
der Welt heraus, in die er eintritt, ein Einfluß auf seine Empfindungsseele. Wenn der Mensch
seinen Schlaf durchsetzt erhält mit den Bildern der Traumwelt, dann geschieht ein Einfluß
auf seine Verstandesoder Gemütsseele, und wenn er gar anfängt, in der Nacht zu sprechen
oder aus dem Schlafe heraus zu handeln, dann geschieht ein Einfluß auf seine
Bewußtseinsseele.“ (Lit.:GA 119, S. 64ff)
Zeichnung aus GA 119, S. 75
„Wir haben also drei Kräfte, die auf den Menschen während des Schlaf zustandes wirken.
Diese drei Kräfte haben seit alten Zeiten in der Geisteswissenschaft ganz bestimmte Namen,
und ich bitte Sie jetzt, bei diesen Namen nichts anderes zunächst zu denken, als was eben
geschildert worden ist. Sie kennen diese Namen natürlich, aber ich bitte Sie, an gar nichts
anderes zu denken als an Namen, die den betreffenden Kräften gegeben werden, die in der
Nacht auf diese drei Teile der menschlichen Seele wirken. Denn in der Tat ist es so: Wenn Sie
zurückgehen würden in alte Zeiten, so waren diese drei Namen diesen drei Kräften gegeben,
und wenn diese jetzt gebraucht werden für andere Dinge, so sind sie nicht ursprünglich,
sondern entlehnt. Ursprünglich sind diese Namen diesen drei Kräften gegeben. Diejenige
Kraft, die auf die Empfindungsseele beim Einschlafen und Aufwachen wirkt, bezeichnete
man mit einem Namen, welcher in alten Sprachen sich decken würde mit dem Worte Mars.
(Während der folgenden Ausführungen werden der Zeichnung von Seite 69 die Namen Mars,
Jupiter usw. hinzugefügt; siehe Zeichnung Seite 75.) Mars ist nichts anderes als ein Name für
diejenige Kraft, die auf die Empfindungsseele wirkt, welche des Abends den Menschen
heraustreibt aus seinen Leibeshüllen und des Morgens wiederum hineinschickt. Diejenige
Kraft, welche wirkt auf die Verstandesoder Gemütsseele, nach dem Einschlafen und vor dem
Aufwachen, sie ist jene Kraft, welche die Welt der Träume hineintreibt in die Verstandes-
oder Gemütsseele -, diese Kraft führt den Namen, der sich decken würde mit dem Worte
Jupiter. Und diejenige Kraft, welche in besonderen Verhältnissen den Menschen zum
Nachtwandler machen würde, die also während des Schlafzustandes auf des Menschen
Bewußtseinsseele wirkt, die trägt im Sinne der alten Geisteswissenschaft den Namen Saturn.
So daß man also im Sinne der Geisteswissenschaft redet, wenn man sagen würde, Mars hat
den Menschen eingeschläfert, Jupiter hat dem Menschen Träume in seinen Schlaf geschickt,
und der dunkle finstere Saturn ist die Ursache, die den Menschen, der seinem Einflüsse nicht
widerstehen kann, in seinem Schlafe aufrüttelt und zu unbewußten Handlungen treibt.“ (S.
69f)

„So haben wir also das menschliche Seelenleben verfolgt durch den Schlaf- und durch den
Wachzustand. Wir haben gefunden, daß es in drei voneinander getrennte Glieder zerfällt,
daß es dreierlei Einflüssen unterliegt. Wenn der Mensch in der Nacht hingegeben ist
derjenigen Welt, die wir bezeichnen müssen als die geistige Welt, dann ist er hingegeben
den Kräften, die in der Geisteswissenschaft bezeichnet werden als Mars-, Jupiter- und
Saturnkräfte. Wenn er während des Tagwachens sein Seelenleben entfaltet durch die
Empfindungsseele, durch die Verstandes- oder Gemütsseele und durch die
Bewußtseinsseele, dann ist er hingegeben an diejenigen Kräfte, die bezeichnet werden in der
Geisteswissenschaft als Venus-, Merkur- und Mondkräfte. Damit haben wir des Menschen
täglichen Weg bezeichnet, den Weg, den er innerhalb von vierundzwanzig Stunden
durchmißt.“ (S. 74f)

Die Aura und das vorgeburtliche Wesen des Menschen


„Gewöhnlich nehmen wir nur von dieser Menschengestalt die äußerliche Körperlichkeit
wahr. Derjenige, der sich zu den beweglichen, lebendigen Gedanken durchgerungen hat, der
schaut nun nicht bloß diese äußere sinnliche Menschengestalt, der schaut etwas, was
geistig-seelisch an dieser Menschengestalt ist, ein Aurisches, eine geistig-seelische Aura. Nur
so ist das Wort <Aura> in diesem Sinne zu verstehen, nicht in irgendeinem abergläubischen
Sinn. Man schaut das Aurische, in das die Menschengestalt eingebettet ist, aber man erkennt
in dieser Aura nicht nur dasjenige, was äußerlich im Raume vor einem steht, sondern man
schaut hin auf dasjenige, was der Mensch schon war in seinem GeistigSeelischen, bevor er
heruntergestiegen ist aus einer geistig-seelischen Welt. Man lernt den Menschen durch sein
aurisches Wesen, das sich solcher Anschauung ergibt, wie ich sie charakterisiert habe, als
geistig-seelisches Wesen kennen, und man lernt zurückschauen in die geistig-seelische Welt,
in seine Präexistenz, in das Leben, das er hatte, bevor er sein irdisches Leben angetreten
hatte. Und man lernt nicht nur in solcher Abstraktheit wissen, dass der Mensch wahrhaftig
gelebt hat vor seiner Geburt in einer geistig-seelischen Welt, man lernt auch das Konkrete
dieses geistig-seelischen Menschenwesens, das heißt unser Selbst kennen, wie wir durch die
sinnliche Anschauung die äußere Welt kennenlernen.“ (Lit.:GA 80a, S. 464f)

Die kindliche Aura


„Während das, was wir die «kindliche Aura» nennen, in den ersten Lebensjahren wie eine
wunderbare, menschlich-übermenschliche Macht das Kind umschwebt - so umschwebt, daß
diese kindliche Aura, der eigentliche höhere Teil des Menschen, überall seine Fortsetzung in
die geistige Welt hinein hat -, dringt in jenem Zeitpunkt, bis zu welchem der Mensch sich
zurückerinnern kann, diese Aura mehr in das Innere des Menschen hinein. Der Mensch kann
sich, bis zu diesem Zeitpunkte zurück, als zusammenhängendes Ich empfinden, weil
dasjenige, was früher an die höheren Welten angeschlossen war, dann in sein Ich
hineingezogen ist. Von da ab stellt das Bewußtsein überall sich selber in Verbindung zu der
Außenwelt.“ (Lit.:GA 15, S. 15)

„Der Hellseher sieht nun an dem Kinde, wie es in den allerersten Tagen und Wochen der
Entwickelung umgeben ist von mächtig wirkenden Kräften, die dem zweiten Wesensteil des
Menschen, dem Ätherleibe, angehören. Wir wissen, daß dieser beim heutigen Menschen
etwa dieselbe Größe hat wie der physische Leib, beim Kinde aber noch sehr weit über den
physischen Leib herausragt, besonders am Kopf, Und da ist nun auch dieses Arbeiten der
Kräfte, das wie ein Lichtspiel sich ausnimmt für den Hellseher, besonders lebhaft. Es ist
wunderbar anzusehen, wie gewisse Kräfte aus dem Körper von unten heraufschießen, wie es
dann von oben herunterstrahlt, vom Genick, von allen Seiten her und da, wo sich die Haare
wirbeln, in ein lebendiges Spiel der Kräfte ausstrahlt, zu einem astralisch-ätherischen
Lichtspiel wird im Ätherleib des Kindes, das sich dann mit der Zeit immer mehr verliert. In
diesem Lichtspiel liegen die Kräfte, die jene physischen Verbindungsglieder im Gehirn
schaffen. Das Gehirn wird erst in der Zeit gestaltet, wenn das Kind schon geboren ist, und
zwar aus einer geistigen Substanz heraus. Vierzig bis fünfzig Kräfteströme können Sie da
zusammenarbeiten sehen - aus ihnen ist der Lichtkörper zusammengesetzt -, ein
wunderbares Schauspiel, wenn Sie so das Kind in den ersten Lebenswochen beobachten.
Allmählich dringt dieser Lichtkörper in das Gehirn des Kindes hinein, ist dann drinnen. Erst
war der Ätherleib des Kindes draußen, er umgab den Kopf, war ganz primitiv; ihn umgab ein
Lichtkörper, aus dem er Kräfte sammelte, und nun geht er allmählich in den Kopf des Kindes
hinein, sitzt da drinnen als der komplizierte Ätherorganismus. Das ist das Wundervolle an
der Entwickelung, daß alles Physische aus der geistigen Welt heraus konstruiert ist, aus dem
Geistigen heraus gearbeitet ist, welches wir dann selbst aufnehmen. Das Seelische hat sich
zuerst die Behausung ausgearbeitet, in der es dann wohnt.“ (Lit.:GA 109, S. 168f)

Die Aura von Mann und Frau


In der Aura des männlichen und weiblichen Organismus wirken Luzifer und Ahriman auf
unterschiedliche Weise. Diese Unterschiede sind nicht durch das Ich und die Seele bedingt,
sondern durch den unterschiedlichen Bau des physisch-ätherischen Leibes.

Frau
„Also nehmen wir noch einmal den weiblichen Organismus. Er strahlt aus gewissermaßen
eine luziferische Aura. Aber dadurch, daß er sie ausstrahlt, schiebt er zurück den Lebens-
oder Tonäther, dadurch bildet sich um den weiblichen Organismus herum eine Art
ahrimanische Aura, so daß dann der weibliche Organismus in der Mitte die luziferische Aura
hat, weiter draußen die ahrimanische. Aber dieser weibliche Organismus kann jetzt, wenn er
nicht so untätig ist, daß er bei seinem Schauen der eigenen Aura stehenbleibt, sich
weiterentwickeln. Und das ist gerade das, worauf es ankommt, daß man nicht in ungesunder
Weise bei den erstgebildeten Imaginationen bleibt, sondern daß man gerade alles
Willensmäßige mächtig anwendet, um durchzudringen durch diese Imaginationen. Denn
man muß zuletzt es so weit bringen, daß einem nicht die eigene Aura erscheint, sondern daß
zurückgespiegelt gleichsam von einer Spiegelplatte, die jetzt eine ahrimanische Aura ist, das
erscheint. Man darf nicht in die eigene Aura hineinschauen, sondern man muß von der
äußeren Aura zurückgespiegelt das haben, was in der eigenen Aura ist. Dadurch sehen Sie,
ist es für den weiblichen Organismus so, daß er das Luziferische vom Ahrimanischen
zurückgespiegelt erhält und dadurch neutralisiert, dadurch gerade ins Gleichgewicht
gebracht wird. Dadurch ist es nun weder ahrimanisch noch luziferisch, aber es wird
entweiblicht, es wird allgemein-menschlich. Wirklich, es wird allgemein-menschlich.

Ich bitte Sie nur, das so recht zu fühlen, wie der Mensch wirklich, indem er ins Geistige
aufsteigt, dadurch daß er, sei es der luziferischen, sei es der ahrimanischen Gewalt der
eigenen Aura entgeht, gerade ins Luziferische oder Ahrimanische nicht hineinschaut,
sondern das eine sich spiegeln läßt und dadurch es zurückempfängt, asexuell, ohne daß es
männlich oder weiblich ist. Das Weibliche wird neutralisiert zum Männlichen am
Ahrimanischen, das Männnliche wird neutralisiert zum Weiblichen am Luziferischen. Denn
ebenso, wie sich die weiblich-luziferische Aura umgibt mit der ahrimanischen Aura, so
umgibt sich die männlich-ahrimanische Aura mit der luziferischen Aura, und es strahlt sich da
ebenso dasjenige zurück, was man in sich hat wie bei der weiblichen. Man sieht es als
Spiegelbild.“ (Lit.:GA 272, S. 187f)

Mann
„Wenn wir den männlichen Organismus ins Auge fassen, so hat in seine Aura hinein Ahriman
seine Kraft, aber jetzt in den Ton- und Lebensäther gewoben. Und wie es bei der Frau
vorzugsweise der Wärmeäther ist, so ist es beim Manne vorzugsweise der Lebensäther. Bei
der Frau ist es vorzugsweise der Wärmeäther, in dem Luzifer wirkt, und beim Manne der
Lebensäther, in dem Ahriman wirkt. Wenn der Mann nun aus seinem Bewußtsein
herauskommt, wenn der Zusammenhalt, der sich in ihm als Ich-Bewußtsein ausdrückt,
herabgedämpft wird, wenn eine Art passiver Zustand bei dem Manne eintritt, dann ist es so,
daß man wiederum sehen kann, wie die Aura sich um ihn geltend macht, die Aura, in der
Ahriman seine Gewalt darinnen hat.

Aber es ist jetzt eine Aura, die vorzugsweise Lebensäther und Tonäther in sich enthält. Da ist
vibrierender Ton drinnen, so daß man eigentlich diese Aura des Mannes nicht so unmittelbar
imaginativ sieht. Es ist keine imaginative Aura, sondern es ist etwas von vibrierendem
geistigem Ton, das den Mann umgibt. Das alles hat zu tun mit der Gestalt, nicht mit der
Seele natürlich; das hat mit dem Manne zu tun, insofern er physisch ist. So daß derjenige,
der diese Gestalt von außen betrachtet, sehen kann: der Mensch strahlt - kann man jetzt
sagen - Intuitionen aus. Das sind dieselben Intuitionen, aus denen eigentlich seine Gestalt
gebildet worden ist, durch die er da ist als der Mann in der Welt. Da tönt es von lebendig-
vibrierendem Ton um einen herum. Daher ist beim Manne eine andere Gefahr vorhanden,
wenn das Bewußtsein zur Passivität herabgedämpft wird, die Gefahr, diese eigene Aura nur
zu hören, innerlich zu hören. Der Mann muß besonders achtgeben, daß er nicht sich gehen
läßt, wenn er diese eigene Aura geistig hört, denn da hört er den in ihm waltenden Ahriman.
Denn der muß da sein.

Sie sehen jetzt, wie auf der Erde nicht das Männliche und Weibliche in der Menschheit wäre,
wenn nicht Luzifer und Ahriman gewirkt hätten. Ich möchte wissen, wie die Frau dem Luzifer
entfliehen könnte, wie der Mann dem Ahriman entfliehen könnte! Die Predigt: man soll
ihnen entfliehen, diesen Gewalten - ich habe es oft betont -, ist ganz töricht, denn sie
gehören zu dem, was in der Evolution lebt, nachdem die Evolution schon einmal so ist, wie
sie ist.“ (Lit.:GA 272, S. 184f)

Die Aura der Erde


→ Hauptartikel: Erdenaura
Die Aura der Erde glimmt im Osten bläulich-violett und brennt und sprüht im Westen rötlich-
gelb. Dazwischen liegt ein grüner Gürtel. Durch das Mysterium von Golgatha ist eine
bedetsame Veränderung eingetreten. In der bläulichen Osthäfte, genau dort, wo Jerusalem
liegt, leuchtete mit dem Kreuzestod Christi ein Goldstern auf, von dem die Bildung des
Neuen Jerusalems ausgeht.

„Wir bekommen ein Bild von der Erde, wenn wir uns vorstellen: eine im Weltenraume
schwebende Kugel, die von der einen Seite bläulich-violettlich glimmt, nach der andern Seite
rötlich-gelblich brennt, sprüht; und dazwischen ist ein grüner Gürtel. Bildliche Vorstellungen
tragen den Menschen allmählich hinüber in die geistige Welt. Darauf kommt es an. Man ist
natürlich genötigt, solche bildliche Vorstellungen hinzustellen, wenn man im Ernste von den
geistigen Welten spricht, und es ist weiter nötig, daß nicht nur geglaubt werde, es handle
sich bei solchen bildlichen Vorstellungen um irgendwelche Erdichtungen, sondern man ist
darauf angewiesen, daß etwas daraus gemacht werde. - Fassen wir noch einmal ins Auge:
die bläulich-violettlich glimmende Osterde, die rötlich-gelblich sprühende Westerde. Aber da
kommen noch verschiedene Differenzierungen hinein. Wenn der Tote in unserem
gegenwärtigen Zeitenzyklus gewisse Punkte betrachtet, dann bekommt er von der Stätte
aus, die hier auf der Erde dadurch signiert ist, daß es Palästina, daß es Jerusalem ist, mitten
aus dem Bläulich-Violettlichen heraus etwas von goldigem Gebilde, von goldigem
Kristallgebilde zu schauen, das sich dann belebt: das ist Jerusalem, vom Geiste aus gesehen!
Das ist das, was auch in der Apokalypse - indem ich von Imaginationen spreche - als
«himmlisches Jerusalem» hineinspielt. Das sind keine ausgedachten Dinge, das sind Dinge,
die geschaut werden können. Geistig betrachtet war es mit dem Mysterium von Golgatha so,
wie man es bei der physischen Betrachtung erleben kann, wenn heute der Astronom sein
Fernrohr in den Weltenraum hinausrichtet und dann schaut, was ihn in Verwunderung
versetzt, wie zum Beispiel das Aufleuchten von Sternen. Geistig, vom Weltenall aus
betrachtet, war das Ereignis von Golgatha das Aufleuchten eines Goldsternes in der blauen
Erdenaura der Osthälfte der Erde. Da haben Sie die Imagination für das, was ich vorgestern
am Schlüsse entwickelt habe. Es handelt sich wirklich darum, daß man durch solche
Imaginationen sich wiederum Vorstellungen vom Weltenall verschafft, welche die
Menschenseele in den Geist dieses Weltenalls fühlend hineinstellen.“ (Lit.:GA 181, S. 174f)

„Woher stammt das Blauviolette auf der einen Seite der Erdenaura? Wenn man diese Seite
der Erdenkugel sieht, so verschwindet das Physische der Erde, von außen gesehen; es wird
mehr die Lichtaura durchsichtig, und das Dunkle der Erde verschwindet. Das macht das Blau,
was da durchschaut. Sie können sich die Erscheinung aus der Goetheschen Farbenlehre
erklären. Weil aber das Innere der Erde heraufsprüht aus der Westhälfte, so heraufsprüht,
daß da wahr ist, was ich vorgestern geschildert habe: In Amerika ist der Mensch vom
Unterirdischen bestimmt, von dem, was unter der Erde ist, deshalb strahlt und sprüht auch
das Innere der Erde wie ein rot-gelber Schimmer, wie ein rötlich-gelbes Sprühfeuer in das
Weltenall hinaus.“ (S. 176)

Der Aura-Begriff bei Walter Benjamin

Nichts gibt vielleicht von der echten Aura einen so richtigen Begriff wie die späten Bilder van
Goghs, wo an allen Dingen [...] die Aura mitgemalt ist. Vincent van Gogh: Weizenfeld mit
Gewitterhimmel, 1890
Der deutsche Philosoph und Kulturkritiker Walter Benjamin (1892-1940) hat einen eigenen
Aura-Begriff geprägt, mit dem er sich nachdrücklich von den Theosophen abgrenzte.
Erstmals schrieb er über seine „Mitteilungen über das Wesen der Aura“ im März 1930 in den
„Erfahrungsprotokollen zum Haschischgebrauch“. Benjamin sah in der Aura ein sowohl in
der gesamten, nicht nur beseelten Natur und auch in der Kunst zu findendes Phänomen, das
er ausführlich in seinem 1935 erschienenen Aufsatz „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner
technischen Reproduzierbarkeit“ beschrieben und kurz als „sonderbares Gespinst aus Raum
und Zeit: einmalige Erscheinung einer Ferne, so nah sie sein mag“[3] definiert hat.

„Erstens erscheint die echte Aura an allen Dingen. Nicht nur an bestimmten, wie die Leute
sich einbilden. Zweitens ändert sich die Aura durchaus und von Grund auf mit jeder
Bewegung, die das Ding macht, dessen Aura sie ist. Drittens kann die echte Aura auf keine
Weise als der geleckte spiritualistische Strahlenzauber gedacht werden, als den die vulgären
mytischen Bücher sie abbilden und beschreiben. Vielmehr ist das Auszeichnende der echten
Aura: das Ornament, eine ornamentale Umzirkung, in der das Ding oder Wesen fest wie in
einem Futeral eingesenkt liegt. Nichts gibt vielleicht von der echten Aura einen so richtigen
Begriff wie die späten Bilder van Goghs, wo an allen Dingen - so könnte man diese Bilder
beschreiben - die Aura mitgemalt ist.“

– Walter Benjamin: Autobiographische Schriften, 1930 [4]


Heute, so meint, Benjamin, findet durch die technische Reproduktion der Kunstwerke,
indem dadurch ihr Hier und Jetzt entwertet wird, eine „Zertrümmerung der Aura“ statt.

„Diese veränderten Umstände mögen im übrigen den Bestand des Kunstwerks unangetastet
lassen - sie entwerten auf alle Fälle sein Hier und Jetzt. Wenn das auch keineswegs vom
Kunstwerk allein gilt sondern entsprechend zum Beispiel von einer Landschaft, die im Film
am Beschauer vorbeizieht, so wird durch diesen Vorgang am Kunstwerk doch ein
empfindlichster Kern berührt, den so ein Gegenstand der Natur nicht aufweist. Das ist seine
Echtheit. Die Echtheit einer Sache ist der Inbegriff alles von Ursprung her an ihr
Tradierbaren, von ihrer materiellen Dauer bis zu ihrer geschichtlichen Zeugenschaft. Da die
letztere auf der ersteren fundiert ist, so gerät in der Reproduktion, wo die erstere sich dem
Menschen entzogen hat, auch die letztere: die historische Zeugenschaft der Sache ins
Wanken. Freilich nur diese; was aber dergestalt ins Wanken gerät, das ist die Autorität der
Sache, ihr traditionelles Gewicht. Man kann diese Merkmale im Begriff der
Aurazusammenfassen und sagen: Was im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit des
Kunstwerks verkümmert, das ist seine Aura. Dieser Vorgang ist symptomatisch; seine
Bedeutung weist über den Bereich der Kunst weit hinaus. Die Reproduktionstechnik, so läßt
sich allgemein formulieren, löst das Reproduzierte aus dem Bereiche der Tradition ab. Indem
sie die Reproduktion vervielfältigt, setzt sie an die Stelle seines einmaligen Vorkommens sein
massenweises. Und indem sie der Reproduktion erlaubt, dem Beschauer in seiner jeweiligen
Situation entgegenzukommen, aktualisiert sie das Reproduzierte. Diese beiden Prozesse
seiner technischen Reproduzierbarkeit führen zu einer gewaltigen Erschütterung des
Tradierten - einer Erschütterung der Tradition, die die Kehrseite der gegenwärtigen Krise und
Erneuerung der Menschheit ist. Sie stehen im engsten Zusammenhang mit den
Massenbewegungen unserer Tage. Ihr gewaltigster Agent ist der Film. Seine gesellschaftliche
Bedeutung ist auch in ihrer positivsten Gestalt, und gerade in ihr, nicht ohne diese seine
destruktive, seine kathartische Seite denkbar: die Liquidierung des Traditionswertes am
Kulturerbe. Diese Erscheinung ist an den großen historischen Filmen von Kleopatra und Ben
Hur bis zu Fridericus und zu Napoleon am handgreiflichsten [...]

Was ist eigentlich Aura? Ein sonderbares Gespinst aus Raum und Zeit: einmalige Erscheinung
einer Ferne, so nah sie sein mag. An einem Sommernachmittag ruhend einem Gebirgszug am
Horizont oder einem Zweig folgen, der seinen Schatten auf den Ruhenden wirft - das heißt
die Aura dieser Berge, dieses Zweiges atmen. An der Hand dieser Definition ist es ein
Leichtes, die besondere gesellschaftliche Bedingtheit des gegenwärtigen Verfalls der Aura
einzusehen. Er beruht auf zwei Umständen, welche beide mit der zunehmenden Ausbreitung
und Intensität der Massenbewegungen auf das Engste zusammenhängen. Die Dinge sich
»näherzubringen« ist nämlich ein genau so leidenschaftliches Anliegen der gegenwärtigen
Massen wie es ihre Tendenz einer Überwindung des Einmaligen jeder Gegebenheit durch
deren Reproduzierbarkeit darstellt. Tagtäglich macht sich unabweisbarer das Bedürfnis
geltend, des Gegenstands aus nächster Nähe im Bild, vielmehr im Abbild, in der
Reproduktion habhaft zu werden. Und unverkennbar unterscheidet sich die Reproduktion,
wie illustrierte Zeitung und Wochenschau sie in Bereitschaft halten, vom Bilde. Einmaligkeit
und Dauer sind in diesem so eng verschränkt, wie Flüchtigkeit und Wiederholbarkeit in
jener.“

– Walter Benjamin: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, S.


438ff
Siehe auch
Walter Benjamin - Artikel in der deutschen Wikipedia
Aura (Benjamin) - Artikel in der deutschen Wikipedia

Das blaue Südfenster des ersten Goetheanums, das die Einweihung in die kosmische
Astralwelt zeigt.
In der Astralwelt (auch astrale Welt, Astralplan, Weltenastralität, Seelenwelt, Astrallicht oder
imaginative Welt genannt; die unteren Regionen der Astralwelt, die sich mit der Ätherwelt
überschneiden, werden auch als elementarische Welt bezeichnet) sind Lust und Leid,
Zuneigung und Hass, Triebe und Begierden genau so wirklich vorhanden, wie in der
physischen Welt die äußeren materiellen Gegenstände. Zurecht kann man von einer
eigenständigen Seelensubstanz sprechen - nur darf der Begriff Substanz nicht im physisch-
materiellen Sinn mißverstanden werden. Den physischen Sinnen bleibt die Seelenwelt
notwendig verborgen, sie eröffnet sich nur dem imaginativen Seelenblick. Sympathie und
Antipathie sind die beiden Pole, zwischen denen sich die Seelenkräfte dynamisch entfalten.
Die Gesamtheit der Seelenwelt mit allen darin lebenden seelisach-geistigen Wesenheiten
bildet die Weltseele.

Manchmal wird die Astralwelt auch als Astralmeer charakterisiert, da sie sich dem geistigen
Erleben tatsächlich wie ein wogendes Meer seelischer Eindrücke präsentiert. Eine klare
geistige Erkenntnis kann nur gewonnen werden, wenn man in seiner Seele die wogenden
Gefühle vollkommen zu besänftigen vermag. Nur wenn man in seiner Seele diese
Meeresstille herstellen kann, wird sich der Himmel, d.h. die geistige Welt ungetrübt in der
Seele spiegeln.

I
Was ist die Astralwelt?
„Wir können ganz genau sagen, was das astrale Element im Menschen ist. Es ist das, was alle
Menschen, die ein solches Element in sich haben, dazu veranlaßt, in sich etwas geschehen zu
lassen, was wir im weitesten Sinne mit Lust und Unlust bezeichnen. Lust und Unlust ist
etwas, was in unserem Körper und in den Körpern, welche in astraler Beziehung uns ähnlich
sind, auftritt und was nicht bewirkt werden kann durch die chemischen und physikalischen
Stoffe. Nehmen Sie einen Kristall oder irgendeine andere aus chemischen Stoffen
zusammengesetzte physische Substanz. Alles kann mit ihm vorgehen, was sonst im
Physischen vorgeht, nicht aber Lust und Unlust. Das ist nur im Menschen selbst zu finden
und in denjenigen Wesen, die so wie der Mensch organisiert sind. Diese Wesen sind
durchsetzt von einem Elemente, welches Lust und Unlust empfinden kann. Wenn Sie einen
Stein stoßen, so wird er weiterfliegen oder irgendwo auffallen und einen Eindruck machen.
Wenn Sie ein solches Naturobjekt in dieser oder in einer anderen Weise beeindrucken, so
können Sie das von außen sehen; sie können es sogar einem Vorgang unterwerfen, der es
zerstört, aber es wird nie Lust oder Unlust empfinden. Lust und Unlust reichen so weit, wie
die astrale Welt reicht. Und genauso, wie ich durch die in mir sich vollziehenden Prozesse
chemischer und physikalischer Art der äußeren Welt angehöre, so habe ich wirklich und real
alle die verschiedenen Nuancen von Lust und Unlust in mir, und durch diese verschiedenen
Nuancen und Erscheinungen von Lust und Unlust gehöre ich einer Welt an, die unsere
körperliche Welt durchsetzt und durchseelt und die ebenso außer mir ist wie in mir. Im
Raume ist nicht nur Luft, die das körperliche physische Leben unterhält, sondern der Raum
ist auch durchsetzt von einer astralen Welt, an der wir Menschen ebenso teilnehmen, wie
wir an der äußeren physischen Welt teilnehmen. Und so, wie wir nicht leben könnten als
physische Wesen, ohne daß wir die physische Kraft durch unseren Organismus fließen
lassen, ebensowenig könnten wir als Lust- und Unlustwesen, als astrale Wesen leben, ohne
daß wir an dem teilnehmen, was in der astralen Welt vorgeht, was in ihr lebt und webt und
was uns fortwährend durchzieht und durchgeistigt. So, wie wir in der physischen Welt durch
unsere Haut abgegrenzt und dadurch individualisiert sind, so sind wir auch in der
allgemeinen astralen Welt abgeschlossen. Wir sind innerhalb derselben als einzelne astrale
Wesenheiten individualisiert und nehmen teil an dieser astralen Welt um uns herum.“
(Lit.:GA 88, S. 24f)

Charakteristische Eigenschaften der Astralwelt


Auf dem Astralplan hat der chemische Äther sein wahres Leben:

"Der sechste ist der Astralplan. Auf dem lebt der chemische Äther. Wenn man somnambul
ist, nimmt man auf dem Astralplan die Eigenschaften der Chemikalien, die chemischen
Eigenschaften wahr, weil auf dem Astralplan der chemische Äther wirklich sein Leben hat."
(Lit.: GA 93a, S. 46)

Substanziell ist die Astralwelt aus den gleichen seelischen Kräften gewoben, die in unseren
Gefühlen, Emotionen und Empfindungen und namentlich auch in den von uns erlebten
Sinnesqualitäten walten. Nur erleben wir während unseres Erdenlebens in unseren Gefühlen
und Wahrnehmungen diese astralen Kräfte nicht unmittelbar so wie sie sind, sondern nur als
abgeblasstes Spiegelbild. Der imaginativen Schau zeigt sich die Astralwelt daher vielfach wie
ein Spiegelbild der Erlebnisse in der physischen Welt. Die Zahl 563 müsste beispielsweise in
der Astralwelt als 365 gelesen werden. Ein Haßgefühl, das wir ausströmen, erscheint uns
dort so, als wenn es uns von dem Menschen zukäme, an den wir es gesandt haben. Unsere
eigenen ungebändigten tierhaften Triebe zeigen sich in der Imagination als wilde Tiere, die
auf uns losstürzen. Alle Farben erscheinen in der Astralwelt als Komplementärfarben, dem
ruhigen Grün der Pflanzenwelt entspricht etwa auf dem Astralplan die energiegeladene
Purpurfarbe (von Goethe auch als Pfirsichblüt bezeichnet). Was in der Seelenwelt sich als
glühende Seelenwärme auslebt, erscheint uns hier als eigentümliches Kältegefühl usw.

"Was auf dem Astralplan auftritt, ist in der Regel dort wie ein Spiegelbild vorhanden im
Vergleich zum physischen Plan; zum Beispiel die Zahl 563 ist dort 365. Ein Haßgefühl
erscheint dort auch so, als ob es von dem Menschen käme, dem es zugesandt wurde. Diese
Tatsache ist gültig für alle Dinge auf dem Astralplan. Man kann das Seelische, welches vom
Astralplan hereinscheint auf den physischen Plan, hier mit den entgegengesetzten
Eigenschaften wahrnehmen. Wenn seelische Empfindungen vom Astralplan hereindringen,
dringen sie zum Beispiel, während sie dort Wärme sind, hier als ein Spiegelbild des
Astralplanes mit einem eigentümlichen Kältegefühl ein. Das sind Dinge, die man sich ganz
klarmachen muß. Auf der anderen Seite müssen wir uns vor Augen halten, daß die
Wesenheiten des astralen Planes zur Materie haben, was wir Fühlen nennen. Sie kommen in
diesem Gefühl zum Ausdruck. Sind diese Wesenheiten noch nicht sehr stark vorhanden, so
können wir sie nur in dieser Weise wahrnehmen, nämlich durch eine Kälteempfindung.
Werden sie aber stärker, wenn sich ihre Materie steigert, so werden sie als Leuchtwesen
sichtbar. Dies erklärt, daß, wenn Materialisationen bei spiritistischen Sitzungen sich
genügend verdichten, eine Lichterscheinung eintritt (Molluskenkrebs als Beispiel). Das ist ein
naturgemäßer Vorgang bei einer solchen Sache. Wer so etwas ohne dieses Wissen
betrachtet, redet da von Wunder. Ein Wunder ist nichts anderes als das Eingreifen einer
höheren Welt in die unsere. Es ist einfach ein naturgemäßer Vorgang. So ist es, wenn andere
Wesenheiten von höheren Planen in das menschliche Leben eingreifen." (Lit.: GA 93a, S.
145)

So wie sich alles in der Astralwelt in sein Spiegelbild umkehrt, läuft hier auch die Zeit
rückwärts:
"Eine andere Erscheinung ist, daß die Zeit und die Ereignisse nach rückwärts gehen. Zum
Beispiel sehen wir im Physischen zuerst die Henne und dann das Ei. Im Astralischen sieht
man umgekehrt erst das Ei und dann die Henne, welche das Ei gelegt hat. Im Astralen
bewegt sich die Zeit zurück; erst sieht man die Wirkung und dann die Ursache. Daher der
prophetische Geist; niemand könnte künftige Ereignisse voraussehen ohne dieses
Rückwärtsgehen von Zeitereignissen.

Es ist nicht wertlos, diese Eigentümlichkeiten der Astralwelt kennenzulernen. Viele Mythen
und Sagen aller Völker haben sich mit wunderbarer Weisheit damit beschäftigt, zum Beispiel
die Sage vom Herkules auf dem Scheidewege. Es wird gesagt, daß er sich einst hingestellt
fühlte vor zwei weibliche Gestalten, die eine schön und verlockend ; sie versprach ihm Lust,
Glück und Seligkeit, die zweite einfach und ernst, von Mühsal, schwerer Arbeit und
Entsagung sprechend. Die beiden Gestalten sind das Laster und die Tugend. Diese Sage sagt
uns richtig, wie im Astralen des Herkules eigene zwei Naturen vor ihn treten, die eine, die ihn
zum Bösen, die andere Natur, die ihn zum Guten drängt. Und diese erscheinen im
Spiegelbilde als zwei Frauengestalten mit entgegengesetzten Eigenschaften: das Laster
schön, üppig, bestrickend, die Tugend häßlich und abstoßend. Ein jedes Bild erscheint im
Astralen umgekehrt." (Lit.: GA 95, S. 22)

Astralwelt und Sinnesqualitäten


Die Sinnesqualitäten, durch die uns die äußere physische Welt zum bewussten seelischen
Erleben gebracht wird, sind ihrer wahren Natur nach ebenfalls in der Astralwelt beheimatet.
Sie bilden hier einen von aller Gegenständlichkeit losgelösten Strom flutender Reizbarkeit
von Farben, Formen, Klängen, Geruchs- und Geschmacksempfindungen usw. Nur beseelten
Wesen sind diese Sinnesqualitäten zugänglich. Rein physikalische Apparate erfahren zwar
die physikalischen Wirkungen des Lichtes oder des Schalls, aber sie erleben dabei keine
Farben oder Töne. Unsere sinnliche Wahrnehmung beruht darauf, dass uns die rein
seelischen Sinnesqualitäten durch die physische Welt bzw. durch unsere physischen
Sinnesorgane in das seelische Erleben zurückgespiegelt werden (vgl. dazu ->
Farbwahrnehmungsprozeß). Die physische Welt bzw. unsere Sinne dienen uns gleichsam als
Spiegelungsapparate, die uns die Farben, Töne, Gerüche usw. erst zum Bewusstsein bringt.
Die wahre seelische Natur der Sinnesqualitäten wird dadurch aber abgeschattet und
verzerrt. Ihre eigentliche unverfälschte Wirklichkeit eröffnet sich nur dem imaginativen Blick.
Tatsächlich sind gerade diese frei flutenden, rein seelischen Sinnesqualitäten gleichsam das
"Rohmaterial", aus dem die imaginativen seelischen Bilder gewoben sind. In diesem Sinne
sind beispielweise auch die Farben der menschlichen Aura zu verstehen, die sich dem
hellsichtigen imaginativen Blick zeigen.

"Die Astralwelt ist in der Hauptsache aus Formen und Farben zusammengesetzt. Solche gibt
es auch in der physischen Welt; wir sind aber gewohnt, auf dem physischen Plan die Farben
immer mit einem Gegenstand verbunden zu sehen. In der astralen Welt schwebt diese Farbe
wie ein Flammenbild frei in der Luft. Es gibt eine Erscheinung der physischen Welt, die an
diese schwebenden Farben erinnert, das ist der Regenbogen. Aber die astralischen
Farbenbilder sind frei im Raum beweglich, sie vibrieren wie eine Flut von Farben, ein
Farbenmeer in immer wechselnden, verschiedenartigen Linien und Formen.
Allmählich aber kommt der Schüler dazu, eine gewisse Ähnlichkeit zwischen der physischen
und astralen Welt zu erkennen. Zuerst erscheint ihm diese Glut, dieses Farbenmeer
sozusagen als herrenlos, es haftet nicht an Gegenständen. Dann aber treten die
Farbenflocken zusammen und heften sich, zwar nicht an Gegenstände, aber an
Wesenheiten. Während vorher nur eine schwebende Form gesehen wurde, offenbaren sich
jetzt durch diese Farben geistige Wesenheiten, die man Götter, Devas nennt. Es sprechen
sich darin geistige Wesenheiten aus. Eine Welt von Wesenheiten, die durch Farben zu uns
spricht, ist die Astralwelt." (Lit.: GA 95, S. 24)

Astralwelt und Astralleib


Der menschliche Astralleib, von Rudolf Steiner auch als Trieb- und Empfindungsleib
bezeichnet, ist aus den Substanzen der astralischen Welt gewoben. Der Mensch umhüllt
dadurch seinen geistigen Wesenskern mit teilweise sehr niederen Astralkräften, was aber
unumgänglich notwendig für die physische Inkarnation ist. Nur durch diese auf das rein
Irdische ausgerichteten Kräfte können wir überhaupt als irdischer verkörperter Mensch
leben. Ohne Nahrungstrieb, Fortpflanzungstrieb usw. könnten wir auf Erden nicht existieren.
Allerdings müssen wir spätestens nach dem Tod, wenn wir wieder in die geistigen
Weltbereiche aufsteigen sollen, diese triebhafte Bindung an das irdische Dasein abstreifen.
Der größte Teil unseres Astralleibes wird dadurch wieder der astralen Welt übergeben und
löst sich in ihr auf. Das geschieht während der Läuterungszeit der menschlichen Seele im
Kamaloka (in christlicher Terminologie als Fegefeuer bezeichnet). Welche Seelenkräfte wir
dabei in die Astralwelt übergehen lassen, bessere oder schlechtere, hängt wesentlich von
unserer irdischen Lebensführung ab. Wir schaffen dadurch zugleich bessere oder schlechtere
Bedingungen für jene menschlichen Individualitäten, die gerade zu einer neuen irdischen
Verkörperung herabsteigen - denn diese müssen die seelischen Kräfte, aus denen sie ihren
Trieb- und Empfindungsleib aufbauen, aus eben dieser Astralwelt schöpfen.

Die 7 Regionen der Astralwelt


Die Seelenwelt ist in sich mannigfaltig gestaltet und gliedert sich, beginnend mit der
niedrigsten Region, nach den Angaben Rudolf Steiners in folgende Bereiche (Lit.:GA 9, S. 68),
die zugleich bestimmten Planetensphären entsprechen (Lit.: GA 141, S. 172ff). Es handelt
sich dabei um die schicksalsbestimmenden untersonnigen Planeten Venus, Merkur und
Mond, wobei Letzterer mit den Vererbungskräften zusammenhängt (Lit.:GA 228, S. 24ff):

1. Region der Begierdenglut


2. Region der fließenden Reizbarkeit
3. Region der Wünsche
4. Region von Lust und Unlust

Mondensphäre (Kamaloka)

5. Region des Seelenlichtes


6. Region der tätigen Seelenkraft
7. Region des Seelenlebens

Merkursphäre
Venussphäre
Sonnensphäre
Die niedersten 3 Regionen der Astralwelt (Begierdenglut, fließende Reizbarkeit und Region
der Wünsche) überlappen sich mit den 3 obersten Bereichen der physisch-ätherischen Welt
(Lichtäther, Klangäther und Lebensäther) und genau hier ist das Kamaloka zu finden:

"Wenn wir vom physischen Plan ausgehen, so haben wir hier (es wird gezeichnet) sieben
Unterabteilungen des physischen Planes; dann kämen sieben Unterabteilungen des
Astralplanes. Von diesen fallen die drei untersten mit den drei obersten des physischen
Planes zusammen. Wir müssen den Astralplan mit dem physischen Plan so
zusammengeschoben betrachten, daß die drei obersten Partien des physischen Planes
zugleich die drei untersten Partien des Astralplanes sind. Wir können von einer Randzone
sprechen, das ist die, welche unsere Seelen nach dem Tode nicht verlassen können, wenn sie
durch Begierden noch an die Erde gefesselt sind. Man nennt sie Kamaloka." (Lit.: GA 101, S.
223)

Lebensäther
Klangäther
Lichtäther
Wärmeäther/Feuer
Luft
Wasser
Erde

Region des Seelenlebens


Region der tätigen Seelenkraft
Region des Seelenlichtes
Region von Lust und Unlust
Region der Wünsche
Region der fließenden Reizbarkeit
Region der Begierdenglut
Die Wahrnehmung der astralen Welt
Die Art der Wahrnehmung der astralen Welt ist sehr ähnlich der Traumwahrnehmung:

"Zunächst können Sie sich eine Vorstellung bilden von dem, was um Sie herum ist in der
Astralwelt, wenn Sie sich den letzten Rest, den der Mensch noch von seinem früheren
Hellsehen in alten Zeiten hat, das ist das Traumleben, einmal vor die Seele rufen. Sie kennen
ja alle dieses Traumleben aus der Erfahrung, und Sie kennen es als eine Welt chaotischer
Bilder. Woher kommt es nun, daß der Mensch überhaupt träumt? Wir wissen ja, daß
während dieses Traumlebens im Bette der physische Leib und der Ätherleib liegt, während
der Astralleib darüber schwebt. Beim vollen, tiefen, traumlosen Schlafe ist der Astralleib
ganz aus dem Ätherleibe herausgehoben; beim Traumschlaf stecken noch Fühlfäden des
Astralleibes im Ätherleib drinnen, und dadurch nimmt der Mensch dann die mehr oder
weniger verworrenen Bilder der Astralwelt wahr. Die astrale Welt ist so durchlässig wie die
Traumbilder, sie ist wie aus Träumen gewoben. Aber diese Träume unterscheiden sich von
den gewöhnlichen Träumen dadurch, daß diese Bilder eine Wirklichkeit sind, genau so eine
Wirklichkeit, wie die physische Welt. Die Art der Wahrnehmung ist sehr ähnlich der
Traumwahrnehmung: sie ist nämlich auch symbolisch. Sie wissen ja alle, daß die Traumwelt
symbolisch ist. Alles, was von der Außenwelt in den Schlaf aufgenommen wird, das wird im
Traum symbolisiert. Ich will Ihnen einige typische Beispiele von Träumen sagen, und daran
werden Sie ohne weiteres sehen können, wie sich der Traum auf Grund eines einfachen
äußeren Eindruckes symbolisiert. Sie sehen zum Beispiel im Traume, wie Sie einen
Laubfrosch fangen. Sie fühlen ganz genau den glitschigen Laubfrosch: beim Aufwachen
fühlen Sie, daß Sie den kalten Bettlakenzipfel in der Hand halten. Oder Sie träumen, Sie
wären in einem dumpfen Kellerloch voller Spinnweben; Sie wachen auf, und haben
Kopfschmerzen. Oder Sie sehen im Traum Schlangen, und merken beim Aufwachen, daß Sie
Schmerzen in den Därmen haben. Oder ein Akademiker träumt eine lange Geschichte von
einem Duell vom Anfang der Anrempelung bis zum Schluß des Austragens in der
Pistolenforderung: der Schuß fällt — da wacht er auf und merkt, daß der Stuhl umgefallen
ist. Aus dem ganzen Ablauf dieses letzten Traumbildes ersehen Sie auch, daß die
Zeitverhältnisse ganz andere sind. Nicht nur, daß die Zeit sozusagen nach rückwärts
konstruiert wird, sondern auch, daß der ganze Zeitbegriff im Traumerlebnis seine Bedeutung
verliert. Man träumt im Bruchteil einer Sekunde ein ganzes Leben, wie ja auch im Augenblick
eines Absturzes oder des Ertrinkens unser ganzes Leben vor unserem Seelenauge
vorüberzieht. Worauf es aber jetzt in all den angeführten Traumbildern besonders ankommt,
ist eben, daß sie Bilder darstellen zu dem, was die Veranlassung dazu ist. So ist es überhaupt
in der Astralwelt. Und wir haben Veranlassung, diese Bilder zu deuten. Dasselbe astrale
Erlebnis erscheint auch immer als dasselbe Bild, darin ist durchaus Regelmäßigkeit und
Harmonie, während die gewöhnlichen Traumbilder chaotisch sind. Man kann sich schließlich
in der Astralwelt genausogut wie in der sinnlichen zurechtfinden.

Aus lauter solchen Bildern ist die Astralwelt gewoben, aber diese Bilder sind der Ausdruck
für seelische Wesenheiten. Alle Menschen sind nach dem Tode selbst in solche Bilder
gehüllt, die zum Teil sehr farben- und formenreich sind. So ist auch, wenn ein Mensch
einschläft, dessen Astralleib in flutenden und wechselnden Formen und Farben zu sehen.
Alle astralen Wesenheiten erscheinen in Farben. Kann der Mensch astral schauen, so nimmt
er diese astralen Wesenheiten in einem flutenden Farbenmeer wahr.

Nun hat diese astrale Welt eine Eigentümlichkeit, die dem, der das zum ersten Male hört,
eigenartig erscheint: Es ist in der Astralwelt alles wie im Spiegelbild vorhanden, und daher
müssen Sie als Schüler sich erst nach und nach daran gewöhnen, richtig zu sehen. Sie sehen
zum Beispiel die Zahl 365, die entspricht der Zahl 563. So ist es mit allem, was man in der
Astralwelt wahrnimmt. Alles, was zum Beispiel von mir selbst ausgeht, das scheint auf mich
zuzukommen. Das zu berücksichtigen, ist außerordentlich wichtig. Denn wenn zum Beispiel
durch Krankheitszustände solche astralen Bilder zustande kommen, muß man wissen, was
man davon zu halten hat. Im Delirium treten sehr häufig solche Bilder auf, und es können
solche Menschen alle möglichen Fratzen und Bildgestalten sehen, die auf sie zukommen, da
in solch krankhaften Zuständen die astrale Welt für den Menschen geöffnet ist. Diese Bilder
sehen natürlich so aus, als ob die Dinge auf den Menschen zustürzten, während sie doch in
Wirklichkeit von ihm ausströmen. Das müssen die Ärzte in Zukunft wissen, weil derartige
Dinge durch die verdrängte religiöse Sehnsucht in der Zukunft immer häufiger sein werden.
Einem solchen Astralbilderlebnis liegt auch zum Beispiel das Motiv zu dem bekannten
Gemälde «Die Versuchung des heiligen Antonius» zugrunde. Wenn Sie das alles bis zum
letzten Ende durchdenken, so wird es Ihnen nicht mehr drollig erscheinen, daß auch die Zeit
sich in der Astralwelt umkehrt. Einen Anklang daran geben Ihnen ja schon die Erfahrungen
des Traumes. Erinnern Sie sich an das eben erwähnte Beispiel des geträumten Duells. Alles
läuft hier rückwärts, und so auch die Zeit. So kann man im astralen Erleben am Baum zuerst
die Frucht, dann die Blüte und zurück bis zum Keim verfolgen.

Und so verläuft auch nach dem Tode - das ist also die Zeit des Abgewöhnens - das ganze
Leben durch die Astralwelt rückwärts, und Sie durchleben Ihr Leben noch einmal von
rückwärts nach vorn und schließen es ab mit den ersten Eindrücken Ihrer Kindheit. Dieses
geht aber wesentlich schneller als hier in der physischen Welt und dauert etwa ein Drittel
des Erdenlebens. Man erlebt nun da auch noch manches andere bei diesem
Rückwärtsdurchlaufen des Lebens. Nehmen wir an, Sie sind mit achtzig Jahren gestorben
und leben nun das Leben zurück bis zum vierzigsten Lebensjahr. Da haben Sie zum Beispiel
einmal einem eine Ohrfeige gegeben, wodurch seinerzeit dieser Mensch von Ihnen einen
Schmerz erfahren hat. Nun ist es so in der Astralwelt, daß auch diese Schmerzempfindung
sozusagen wie im Spiegelbild auftritt; das heißt: nun erleben Sie den Schmerz, den damals
der andere durch Ihre Ohrfeige erfahren hat. Und dasselbe ist natürlich auch der Fall bei
allen freudigen Ereignissen. — Und dann erst, wenn der Mensch sein ganzes Leben
durchlebt hat, tritt er ein in die himmlische Welt. Religiöse Urkunden sind immer wörtlich zu
nehmende Wahrheiten. Wenn Sie das soeben Gesagte sich vor Augen halten, werden Sie
ohne weiteres einsehen, daß der Mensch wirklich erst in die geistige Welt - und mit der
geistigen Welt ist das gemeint, was in der Bibel mit «Himmelreich» oder «das Reich der
Himmel» bezeichnet wird - eintreten kann, wenn er eben vorher sein ganzes Leben
rückläufig durchlebt hat bis zur Kindheit. Und dieses liegt in Wahrheit dem Worte Christi
zugrunde: «So ihr nicht werdet wie die Kindlein, werdet ihr nicht in das Himmelreich
kommen.» Dann nämlich, wenn der Mensch rückläufig wieder an der Stufe seiner Kindheit
angekommen ist, streift er den Astralleib ab und tritt in die geistige Welt ein." (Lit.: GA 100,
S. 48ff)

Die Wahrnehmung der physischen, astralen und devachanischen Welt


"Der physische Plan ist da, solange man sieht, hört, tastet, und wenn der Mensch innere
Fähigkeiten entwickelt, dann werden ihm zwischen und in dem Physischen die astralen
Wesen unterscheidbar. Dort, wo solche Wesen in unser Bewußtsein eintreten, die mit
physischen Organen nicht wahrzunehmen sind, da beginnt der astrale Plan. Aber wann
beginnt dann der devachanische Plan? Nun gibt es die Möglichkeit, Grenzen anzugeben
zwischen dem astralen und devachanischen Plan, obwohl sie ineinander verschwimmen; es
gibt durchaus eine äußere und eine innere Möglichkeit, den Aufstieg vom astralen zum
devachanischen Plane zu erkennen. Die äußere Möglichkeit ist folgende: Wenn der Mensch
sein hellseherisches Bewußtsein entwickelt, muß er zunächst Augenblicke im Leben haben,
wo er die physische Welt in gewisser Beziehung verläßt. Das ist schon ein höherer Grad
menschlicher Entwickelung, wenn er sozusagen gleichzeitig die physische und dann in ihr,
diese durchsetzend, die astrale Welt erblickt, also zum Beispiel das Physische eines Tieres
und den astralen Leib eines Tieres sieht. Aber das kann nur erreicht werden bei einem
gewissen Grade von Entwickelung, nachdem man etwas anderes durchgemacht hat,
nämlich, daß man die physische Welt nicht sieht, wenn man die astrale Welt sieht.

Dieses Hineinleben des Menschen im Beginn der Entwickelung in die astrale Welt zeigt sich
dadurch, daß sich folgendes abspielt. Der Mensch ist an einem bestimmten Orte. Er hört
allerlei um sich, sieht die Gegenstände, er tastet sie, er schmeckt sie. Wenn nun der Mensch
sich nach und nach hellseherisch in die astrale Welt einlebt, dann ist es so, daß diese
sinnlichen Eindrücke zuerst anfangen, weiter und weiter vom Menschen abzuziehen, so daß
der Ton wie in weiter, weiter Ferne zu sein und dann ganz und gar zu verschwinden scheint.
Ebenso ist es mit den Tastwahrnehmungen: Der Mensch wird nach und nach dasjenige, was
sonst getastet wird, nicht als unmittelbar empfinden; er wird mit gewissen Gefühlen die
Körper durchdringen, in sie hineintasten. Ebenso die Farbenwelt, die Lichtwelt; der Mensch
breitet sich aus, er lebt sich in diese Lichtwelt hinein. So zieht dasjenige, was die sinnliche
Welt ist, vom Menschen ab, und an ihre Stelle treten die Erscheinungen, wie sie vorhin
besprochen worden sind. Das erste nun zunächst, was da beobachtet werden muß, ist das,
daß da, wo die Astralwelt wirklich vom Menschen beschritten wird, sozusagen vollständig
die Tonwahrnehmungen, die Gehörwahrnehmungen, die Schallwelt, die Tonwelt ausgelöscht
sind. Das ist eine Zeitlang überhaupt in der Astralwelt nicht vorhanden. Der Mensch muß
sozusagen diesen Abgrund durchmachen, in einer tonlosen Welt zu leben. Allerdings ist sie
dadurch ausgezeichnet, daß sich in ihr mannigfaltige Eindrücke finden, namentlich eine
differenzierte Bilderwelt. Wenn er höher steigt in der Entwickelung, lernt er etwas kennen,
was ihm jetzt ganz neu ist, nämlich das, was wie ein geistiges Gegenbild zur Tonwelt zu
bezeichnen ist. Er lernt zuerst innerhalb der Astralwelt kennen das, was neu auftritt als
geistiges Hören. Das ist nun freilich schwer zu beschreiben.

Nehmen Sie nun folgendes an: Sie sehen eine leuchtende Gestalt. Eine andere kommt ihr
entgegen; sie nähern sich und durchdringen sich. Eine dritte kommt, kreuzt den Weg und so
weiter. Nun, was sich Ihnen darbietet, das sehen Sie nicht bloß an mit dem hellseherischen
Bewußtsein, sondern das gibt Ihnen in die Seele die mannigfaltigsten Gefühle. So kann es
sein, daß in Ihnen die Gefühle einer geistigen Lust entstehen, dann wieder Unlust, aber die
verschiedenst differenzierten Gefühle, wenn sich die Wesen durchdringen, oder wenn sie
sich annähern oder entfernen. Und so lebt sich die hellsehend werdende Seele ein, so daß
das Zusammenwirken auf dem astralen Plan nach und nach durchglüht und durchsetzt wird
von erhabenen oder widersprechenden Gefühlen rein geistiger Art. Das ist die geistige
Musik, die wahrgenommen wird. Aber mit dem Momente, wo dies auftritt, ist man schon im
Gebiete des Devachan. Also das Devachan beginnt äußerlich, wo die Tonlosigkeit beginnt
aufzuhören, die zum Teile auf dem astralen Plane eine schauerliche Tonlosigkeit ist. Denn
der Mensch hat keine Ahnung, was es heißt, in einer unendlichen Tonlosigkeit zu leben, die
nicht nur keinen Ton darbietet, sondern die auch zeigt, daß sie keinen in sich hat. Das Gefühl
der Entbehrung auf der physischen Welt ist eine Kleinigkeit gegen die Gefühle der Seele,
wenn diese Unmöglichkeit empfunden wird, daß da etwas heraustönen kann aus dem
unendlich sich ausbreitenden Raum. Dann kommen eben die Möglichkeiten, das
Zusammenwirken der Wesenheiten, ihre Harmonie und Disharmonie wahrzunehmen, die
Tonwelt beginnt. Das ist das Devachan, äußerlich in den Formen betrachtet." (Lit.: GA 108, S.
26ff)

Übung zum Erleben des Astrallichts


"Für den Lernenden, für den sich zu höherer Schaukraft, zu Hellsichtigkeit Entwickelnden ist
es von großer Bedeutung, wenn er Übungen macht wie etwa die folgende: Er stellt sich den
Raum finster vor, ohne daß ein äußeres Licht auf ihn einwirkt - sei es bei nächtlichem Dunkel
oder durch Schließen der Augen - und sucht dann nach und nach vorzudringen durch eigene
innere Kraft zu der Vorstellung des Lichts. Wenn der Mensch sich diese Vorstellung intensiv
genug bilden kann, so wird es nach und nach heller, und er wird dann ein Licht sehen, das
kein physisches Licht ist, sondern ein Licht, das er nun sich selber schafft, das er durch innere
Kraft in sich erzeugt. Und das ist ein Licht, das durchstrahlt sein wird von der Weisheit, in
dem ihm die schaffende Weisheit erscheint. Das ist das, was man Astrallicht nennt. Durch
Meditation kommt der Mensch dazu, durch innere Kraft Licht zu erzeugen. Dieses Licht ist
ein Vorbote dessen, was der Mensch dereinst - nicht mit physischen Augen, sondern mit
feineren Sinnesorganen - sehen wird. Es wird das Kleid werden für wirklich vorhandene
Geistwesen, wie es die Elohim sind. Wenn der Mensch diese Übung in der richtigen Weise
macht, ist sie ein Mittel, zu diesen höheren Wesen in Beziehung zu kommen. So haben es
diejenigen gemacht, die aus eigener Erfahrung etwas wissen von der geistigen Welt." (Lit.:
GA 101, S. 149f)

Die gute und die böse Astralwelt


Die Astralwelt ist in gewissem Sinn eine Doppelwelt. Die obere astrale Welt, die Welt des
Guten, liegt über dem physischen Plan. Die untere astralische Welt, die Welt des Bösen, ist
hingegen unter dem Bereich der physischen Welt gelegen.

„Wenn wir die höheren Welten genauer, als wir das früher getan haben, beschreiben wollen,
so müssen wir uns klar werden, daß doch noch ein anderer Unterschied besteht zwischen
der astralischen Welt und der devachanischen Welt. Unsere astralische Welt nämlich, wie
wir in ihr leben und wie sie unseren physischen Raum durchdringt, ist in einer gewissen
Beziehung eine Doppelwelt, während die devachanische Welt in einer gewissen Weise eine
einfache ist. Das ist etwas, was wir als eine Vorbereitung heute schon erwähnen wollen. Es
gibt gewissermaßen zwei astrale Welten, und die beiden unterscheiden sich in der Weise,
daß die eine sozusagen die astralische Welt des Guten, die andere die astralische Welt des
Bösen ist, während es bei der devachanischen Welt noch unrichtig wäre, diesen Unterschied
in so schroffer Weise hinzustellen. Wir müssen also sagen, wenn wir die Welten von oben
nach unten betrachten: zuerst das höhere Devachan, dann die niedere devachanische Welt,
dann die astralische Welt, und dann die physische Welt. Dann betrachten wir noch nicht die
Gesamtheit unserer Welten, sondern wir müssen noch tiefere Welten betrachten als die
physische. Es gibt noch eine unter unserer physischen Welt liegende untere astralische Welt.
Diejenige, die die gute ist, liegt über dem physischen Plan, diejenige, die die böse ist,
darunter, und auch diese durchdringt die physische Welt praktisch. Nun gehen die
verschiedensten Strömungen hinüber zu den Wesen der astralischen Welt. Dabei müssen
wir unterscheiden, daß Strömungen von guten und schlechten Eigenschaften von den
Menschen ausgehen zu den astralen Wesenheiten. Die, welche gute Strömungen sind,
gehen auch zu einer guten Wesenheit hin, und die schlechten Strömungen gehen zu einem
entsprechenden schlechten Wesen der astralischen Welt hin. Und wenn wir die Summe aller
guten und bösen Wesen der astralischen Welt nehmen, haben wir in einer gewissen Weise
zwei astralische Welten. Wenn wir die devachanische Welt betrachten, werden wir sehen,
daß das bei ihr in einem gleichen Maße nicht der Fall ist. Es stecken also in der astralischen
Welt zwei Welten drinnen, die sich gegenseitig durchdringen und die in gleicher Weise zum
Menschen eine Beziehung haben. Diese zwei Welten sind in bezug auf ihre
Entstehungsweise vor allen Dingen voneinander zu unterscheiden.“ (Lit.:GA 107, S. 23f)

Die Welt des Heiligen Geistes


In der christlichen Esoterik wird der Astralplan auch als die Welt des Heiligen Geistes
bezeichnet. (Lit.: GA 100, S. 205). In der jüdischen Kabbala nennt man sie Briah oder Briyah
(hebr. ‫ עולם בריאה‬Olam Briyah, die Welt der Schöpfung) und sie umfasst die zweite Triade der
Sephiroth, nämlich Chesed (Freiheit), Geburah (Stärke) und Tifereth (Schönheit). Die
Schilderungen im ersten Kapitel der Genesis beziehen sich vornehmlich auf diese Welt.
Als seelisches Licht oder astrales Licht erscheint das Licht dem geistig Schauenden in der
fünften Region der Astralwelt, der Region des Seelenlichts. Von den beiden Grundkräften der
Seelenwelt, Sympathie und Antipathie, ist hier die Antipathie bereits vollkommen
überwunden. Das Seelische strahlt frei und weithin leuchtend durch den „Seelenraum“.

Weiter heißt es bei Rudolf Steiner in einem Berliner Vortrag:

„Wie das Auge Licht und Finsternis unterscheidet, wie das Auge verschie-dene Farben
unterscheidet, so unterscheidet das geistige, das entwickelte, geöffnete Auge des
Okkultisten das höhere, glänzende Licht des Geistes, das kein sinnliches Licht ist, das ein
heller erstrahlendes Licht in höheren Welten, in höheren Sphären ist, und dieses strahlende
Licht des Geistes, das ist für den Okkultisten ebenso Wirklichkeit, wie unser Sonnenlicht für
unsere Betrachtung Wirklichkeit ist. Und wir sehen bei einzelnen Dingen, daß das
Sonnenlicht zurückgestrahlt, reflektiert wird. So unterscheidet der Okkultist das strahlende
Selbstleuchten des Geistes von dem eigentümlichen Glimmern des Lichtes, welches
zurückgestrahlt wird von der Welt der Gestalten, als seelische Flamme. Seele heißt,
zurückstrahlendes Geisteslicht, Geist heißt, ausstrahlendes schöpferisches Licht. Diese drei
Gebiete sind Geisteswelt, Seelenwelt und Gestaltenwelt, denn so erscheinen sie dem
Okkultisten.“ (Lit.:GA 52, S. 348)

Astralgottheit
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte

Die Geburt der Venus, von Sandro Botticelli (1485); nach dem Auftraggeber des Bildes auch
Venus Medici genannt.

Der Planet Venus in natürlichen Farben, aufgenommen von Mariner 10.


Eine Astralgottheit bezeichnet in der Religionsforschung eine Gottheit, die einen
Himmelskörper oder ein astronomisches Ereignis verkörpert, von ihm stammt oder zu ihm
gehört.[1] Häufig besteht keine deutliche Trennung zwischen der Gottheit und ihrem
Himmelskörper.

Astralkult
Die Verehrung von Himmelskörpern wird Astralkult oder Sternenverehrung genannt. Dabei
glaubten die Menschen, dass man aus den Sternen besondere zukünftige Ereignisse lesen
könnte. Auch sollten die Gestirne heilende Wirkungen von Kräutern verstärken oder das
magische Handwerk unterstützen. Um den mesopotamischen und babylonischen
Sternenkult und die so begonnene Beobachtung der Sterne hat sich später die von den alten
Griechen geprägte Astrologie und Astronomie gebildet.[2]

Religionen, in denen die Verehrung von Sonne, Mond, Planeten und Sternen eine zentrale
Rolle spielt, werden Astralreligionen genannt. Diese basieren auf den Phänomenen des
Himmels, die in ihrer zyklischen Reflexion und ihrer Konstellation als göttliche Macht
interpretiert wurden. Ein typischer Vertreter dieser Astralreligionen ist die vorislamische
Religion von Jemen.[3]
Das Geschlecht dieser Gottheiten ist unterschiedlich: während der Mond eher als weibliche
Gottheit interpretiert wurde, wurden die Planeten eher als männliche Gottheiten
angesehen. Gottheiten der Sonne wurden je nach Religion verschieden ausgelegt.

Geistiger Hintergrund
Die Astralkulte haben laut Rudolf Steiner einen realen geistigen Hintergrund. Sterne,
Planeten, Monde usw. erweisen sich für die geistige Wahrnehmung tatsächlich als "Kolonien
geistiger Wesenheiten":

„Wir wissen ja, daß jeder der Planeten, wenn wir auf sein äußeres physisches Scheinen
hinschauen, eigentlich nur das Zeichen dafür ist, daß in der Richtung, aus der uns der Planet,
der Stern überhaupt erscheint, eine Kolonie von geistigen Wesen vorhanden ist. Wir schauen
zu einem Stern; aber dies, was wir im Stern glänzen, leuchten sehen, ist das äußere Zeichen,
daß in dieser Richtung unser Seelenblick auf eine kosmische Kolonie geistiger Wesenheiten
aufstößt.“ (Lit.:GA 236, S. 207f)

Auswahl astralischer Gottheiten


Sonnengottheiten
Sol[4] bzw. Sunna (nordische Gottheit)
Helios[5] (griechische Gottheit)
Surya[6] (hinduistische Gottheit)
Amaterasu[7] (japanische Gottheit)
Sakuru[8] (indianische Gottheit)
Sol invictus (römischen Mythologie bzw. Pantheons)
Mondgottheiten
Mani[9] (nordische Gottheit)
Luna[10] (römische Gottheit)
Selene[11] (griechische Gottheit)
Meness[12] (baltische Gottheit)
Candrama[13] bzw. Chandra (hinduistische Gottheit)
Nanna[14] (mesopotamische Gottheit)
Planetengottheiten
Merkur[15] bzw. Mercurius (römische Gottheit) – griechisch: Hermes[16]
Venus[17] (römische Gottheit) – griechisch: Aphrodite[18]; Ištar (akkadische bzw.
altbabylonische Gottheit)[19]; Astarte bzw. ʿAthtar[20] (westsemitische & altsüdarabische
Gottheit); Inanna[21] (sumerische Gottheit, eng verknüpft mit Ištar)
Saturn[22] (römische Gottheit) – griechisch: Kronos[23]
Gottheiten wie der römische Kriegsgott Mars, der römische Göttervater Jupiter, der
griechische Totengott Pluto oder der griechische Himmelsgott Uranos werden häufig nicht zu
den Astralgottheiten gezählt, da die Verbindung mit den Planeten erst später entstanden ist.
Auch viele andere antike Gottheiten werden so häufig nicht zu den astralen Göttern gezählt.

Gottheiten des Morgen- und Abendsterns werden auch zu den astralen Planetgottheiten
gezählt:

Aurvandill[24] (nordische Gottheit)


Lucifer[25] (römische Gottheit)
Eosphoros[26] (griechische Gottheit)
Auseklis[27] (lettische Gottheit)
Ushas[28] (vedische Gottheit)
Gottheiten der Morgenröte
Aurora[29] (römische Gottheit)
Eos[30] (griechische Gottheit)
Aušrinė[31] (litauische Gottheit)
Ushas[32]
Weitere Gottheiten
Auch die griechischen Plejaden (in der griechischen Mythologie die Töchter des Atlas und der
Pleione) werden zu den Astralgottheiten gezählt. Am Sternenhimmel bilden die Plejaden
einen offenen Sternenhaufen.[33]
Des Weiteren bilden einzelne Sterne wie Sirius (griechische Mythologie) oder der Polarstern
astrale Gottheiten.[34][35]
Astralgottheiten bei den Germanen
Obwohl astrale Gottheiten in der germanischen Mythologie keine große Rolle spielen, gibt es
dennoch einige nennenswerte. So soll der ampsivarische König Boiocalus die Sonne und
andere Gestirne angerufen haben. Dabei soll er gefragt haben, ob sie wirklich lieber ein
menschenleeres Land sehen wollen, nachdem er und sein Volk von Landräubern aus dem
Stamm der Chauken vertrieben wurden.[36]

Astralgottheiten bei den Ägyptern

Echnaton und seine Frau Nofretete bei der Anbetung von Aton.[37]
Auch bei den Ägyptern spielte die Anbetung von Astralgottheiten vorerst keine besondere
Rolle. Dies änderte sich mit dem Pharao Echnaton (Amenophis IV.), der anfing, die Sonne
(Aton) anzubeten.[38][39] Echnaton und sein Vater Amenophis III. sahen Aton als den
Schöpfer und Bewahrer allen Lebens und lösten sich deswegen von der Anbetung Res.[40]
Aton wurde dabei nicht als menschliche Gestalt gesehen, sondern als Sonnenscheibe.

Nach dem Tod Echnatons führte der neue Pharao Tutanchamun die alte Religion wieder ein
und sagte sich vom Aton-Kult los.[41][42] Aton selbst wird als eine Weiterentwicklung des Re
angesehen, wodurch Re selbst auch als Astralgottheit bezeichnet werden kann.[43]

DatenschutzÜber AnthroWikiHaftungsausschlussEine mütterliche Astralhülle umgibt den


Astralleib bis etwa zum Ende des zweiten Lebensjahrsiebents. Erst mit der Geschlechtsreife
wird der Astralleib als eigenständiges Wesensglied des Menschen geboren.

Der Ba des Menschen in geflügelter Gestalt, wie er in den Ägyptische Mysterien dargestellt
wurde, entspricht dem Astralleib.
Der Astralleib (von griech. ἀστήρ ástēr „Stern“, wörtlich Sternenleib; eng. astral body), auch
Kama-Rupa in indisch-theosophischer Bezeichnung genannt, ist eines der 4 grundlegenden
Wesensglieder des irdisch verkörperten Menschen. Als wahrer Sternenleib ist er Ausdruck
der kosmischen Weisheit.

Der Astralleib des ist der grundlegende Träger des Bewusstseins, jedoch nicht des
Selbstbewusstseins, das erst durch das Ich gegeben wird. Darüber hinaus ist der Astralleib
des Menschen „der Ausdruck seiner Leidenschaften, seiner Instinkte, Triebe und
Begierden[1], aber auch aller seiner Gedanken und Vorstellungen. In diesem astralischen
Leib sieht das hellseherische Bewußtsein alles abgebildet, was man seelische Erlebnisse
nennt, von dem niedersten Triebe an bis hinauf zum höchsten sittlichen Ideale.“ (Lit.:GA 104,
S. 52) Durch ihn werden Empfindungen erlebt, Lust und Unlust, Sympathie und Antipathie
erregt, und die eigenständige Bewegung des Körpers und die sinnliche Wahrnehmung
ermöglicht. Insofern sich damit bereits eine mehr oder weniger bewusste seelische
Innenwelt ausbildet, vereinigt bzw. durchdringt sich im Astralleib der Seelenleib mit der
Empfindungsseele (Lit.:GA 9, S. 58ff).

Die Entwicklung des Astralleibs


Die erste Anlage des Astralleibes wurde auf der planetarischen Entwicklungsstufe des alten
Mondes geschaffen, der zutreffend auch als Kosmos der Weisheit bezeichnet wird. Der
Astralleib ist entwicklungsgeschichtlich jünger als der Ätherleib und der physische Leib und
daher noch vergleichsweise weniger entwickelt. Dennoch wohnt ihm die gewaltige Weisheit
inne, die erst auf dem Alten Mond geschaffen wurde. Diese Weisheit des Astralleibs ist aber
dem Ich-Bewusstsein zunächst nicht zugänglich. Dazu bedarf es einer entsprechenden
geistigen Schulung, durch die die Seelenorgane des Astralleibes, die Lotosblumen oder
Chakras, bewusst weiter entfaltet werden können.

Grundlegende Eigenschaften des Astralleibs


„Das dritte Glied der menschlichen Wesenheit ist der sogenannte Empfindungs- oder
Astralleib. Er ist der Träger von Schmerz und Lust, von Trieb, Begierde und Leidenschaft usw.
Alles dies hat ein Wesen nicht, welches bloß aus physischem Leib und Ätherleib besteht.
Man kann alles das Genannte zusammenfassen unter dem Ausdrucke: Empfindung. Die
Pflanze hat nicht Empfindung. Wenn in unserer Zeit mancher Gelehrte aus der Tatsache, daß
manche Pflanzen auf Reize mit Bewegungen oder in anderer Art antworten, schließt: die
Pflanzen haben ein gewisses Empfindungsvermögen, so zeigt er damit bloß, daß er das
Wesen der Empfindung nicht kennt. Es kommt dabei nämlich nicht darauf an, daß das
betreffende Wesen eine Antwort gibt auf einen äußeren Reiz, sondern vielmehr darauf, daß
der Reiz sich durch einen inneren Vorgang, wie Lust, oder Schmerz, Trieb, Begierde usw.
abspiegelt. Hielte man dies nicht fest, so wäre man auch berechtigt, zu sagen, daß blaues
Lakmuspapier eine Empfindung habe von gewissen Substanzen, weil es sich beim Berühren
mit denselben rötet.“ (Lit.:GA 34, S. 315)

Der Astralleib ist männlich-weiblich, also hermaphroditisch. Auch Tiere besitzen einen
eigenen Astralleib. Der Name kommt daher, dass er kosmischen Ursprungs ist und
ursprünglich ein seelenhaftes Abbild der kosmischen Verhältnisse war, weswegen ihn auch
Paracelsus als den siderischen Menschen oder als Evestrum (die ewige Substanz des
Himmels) bezeichnet hat. Tatsächlich hängen die Triebe und die sich daran anknüpfenden
Empfindungen von Lust und Unlust, namentlich bei den Tieren, mit den ursprünglich
kosmisch bedingten, später aber zunehmend verinnerlichten - gleichsam „verleiblichten“ -
tages- und jahreszeitlichen Rhythmen zusammen.

„Zu den mancherlei Gründen, welche diesen Ausdruck rechtfertigen, gehört auch der, daß
die astralische Wesenheit des Menschen als solche nicht unterliegt den Bedingungen,
welche innerhalb der Erde wirksam sind. Die Geisteswissenschaft erkennt, daß innerhalb der
Astralwesenheit des Menschen nicht die Naturgesetze der Erde, sondern diejenigen Gesetze
wirksam sind, welche für die Vorgänge der Sternenwelt in Betracht kommen.“ (Lit.:GA 17, S.
39f)

Der Ba galt in den ägyptischen Mysterien als Träger der unverwechselbaren Seelenqualitäten
der menschlichen Persönlichkeit und entspricht in anthroposophischer Terminologie dem
mit der Empfindungsseele eng verbundenen Astralleib. Er wurde symbolisch sehr treffend in
Vogelgestalt mit Menschenkopf dargestellt. Nach dem Tod begleitet er Schut, den Schatten
des Menschen, ins Jenseits.

Platon spricht in diesem Zusammenhang im Dialog Phaidros von einem Seelenfahrzeug oder
Seelenwagen, der, gezogen von zwei Pferden, einem weißen und eimem schwarzen, die
geflügelte Seele in die höhere Welt der Planetensphären trägt, oder anderwärts auch
synonym vom „Gewand“ oder einer „Hülle“ der Seele. Der Neuplatoniker Proklos
bezeichnete dann erstmals dieses Seelenfahrzeug als „sternartig“ (griech. astroeidés). Der
Begriff „Astralleib“ wurde allerdings erst in der Neuzeit geprägt.[2]

Aristoteles nennt den Astralleib Aesthetikon, die hebräische Bezeichnung ist laut Rudolf
Steiner Lamuel (hebr. ‫למואל‬, Gott geweiht) (Lit.: GA 116, S. 82). Im Schlaf heben sich - bildhaft
gesprochen - die oberen Teile des Astralleibs gemeinsam mit dem Ich aus dem Körper heraus
und bleiben mit diesem nur durch die aus Kundalinifeuer gebildete sogenannte Silberschnur
oder Perlenschnur, die erst beim Tod zerreißt, verbunden (Lit.: GA 88, S. 237f). Nach dem
Tod löst sich der größte Teil des Astralleibs im Kamaloka auf und zerstreut sich in der
Astralwelt. Nicht aufgelöste Reste des Astralleichnams können in einer späteren Inkarnation
als Doppelgänger erscheinen (Lit.: GA 93a, S. 28f).

Das Bewusstsein für den Astralleib wird insbesondere durch die dritte Nebenübung geweckt,
die die Gleichmut des Gefühls schult. Einen meditativen Weg zum Erleben des Astralleibs
zeigt Rudolf Steiner in (Lit.:GA 16, S. 48ff).

Die Weisheit des Astralleibs


Die Weisheit, die auf dem Alten Mond (siehe oben) entwickelt wurde, ist dem Astralleib
durch Inspiration bzw. durch das Lesen der okkulten Schrift zugänglich. Durch entsprechende
geistige Schulung wird sie auch nach und nach dem Ich-Bewusstsein des Menschen
zugänglich.

„Der Mensch erlebt sich in seinem Ich vom Aufwachen bis zum Einschlafen, und alle
Erlebnisse sind Ich-Erlebnisse. Im astralischen Leibe erlebt sich der Mensch nicht. Dieser
astralische Leib ist nämlich - ich habe das schon bei anderen Gelegenheiten betont - im
Grunde genommen unendlich viel weiser als der Ich-Mensch. Er kann viel mehr, als der Ich-
Mensch kann. Dieser astralische Leib kann tatsächlich dasjenige lesen, was ich Ihnen
andeutungsweise geschildert habe als okkulte Schrift. Der Astralleib kann diese okkulte
Schrift lesen; er kann sie wirklich lesen.

Man kann neben vielen andern Vorstellungen, durch die man ein Verständnis des
astralischen Leibes hervorrufen kann, auch die haben, daß er ein Leser der okkulten Schrift
ist. Und der ätherische Leib dagegen ist, unter mancherlei anderen Eigenschaften, die er hat,
etwas wie eine Schrifttafel, in welche durch die Vorgänge der Welt fortwährend die okkulte
Schrift eingetragen wird.“ (Lit.:GA 156, S. 115)
„Wenn man im gewöhnlichen Leben träumt, so hat man die Empfindung, die Traumbilder
«weben», spielen sich so ab. Denken Sie, was Sie vorstellen müssen von diesen Träumen: Die
Traumbilder schweben so vor meiner Seele vorbei. - Das ist die Vorstellung, die Sie haben
müssen. Denken Sie nun, Sie hätten nicht diese Vorstellung, sondern die andere: Sie setzten
selber die Traumbilder in den Raum und in die Zeit hinein, wie Sie die Buchstaben auf das
Papier setzen. Diese Vorstellung hat man beim gewöhnlichen Träumen und auch bei
Halluzinationen nicht. Man muß aber dieses Bewußtsein beim imaginativen Vorstellen
haben. Da muß man das Bewußtsein haben: Du bist die waltende Macht in deinen Träumen.
Du setzt das eine hin und fügst das andere dazu, wie man auf ein Papier etwas aufschreibt.
Du bist die waltende Macht, du machst es selbst. Nur die Kraft, die hinter dir ist, wie beim
Schreiben, ist die, welche macht, daß es wahr ist, was du aufschreibst. - Das muß man sich
klarmachen, daß der große Unterschied zwischen Träumen, Halluzinationen und wirklicher
Hellsichtigkeit darin besteht, daß man bei letzterer überall das Bewußtsein hat, man ist
sozusagen der okkulte Schreiber. Was man sieht, das wird aufgezeichnet als eine okkulte
Schrift. Man schreibt das hin in die Welt, was einem ein Ausdruck, eine Offenbarung der
Welt ist. Sie könnten natürlich sagen: Dann brauchte man das nicht aufschreiben, denn das
weiß man ja vorher. Warum soll man es aufschreiben? - Das ist aber nicht wahr. Denn der,
der dann schreibt, ist man nicht selber, sondern das ist die Wesenheit der nächststehenden
höheren Hierarchie. Man gibt sich der Wesenheit der nächststehenden höheren Hierarchie
hin, und das ist die Kraft, die in einem waltet. Man schreibt ganz in einem inneren
Seelenvorgange das auf, was durch einen waltet. Und indem man es dann anschaut, dieses
Geschriebene in der okkulten Schrift, offenbart sich einem das, was zum Ausdruck kommen
soll.

Sie sehen jetzt, warum in öffentlichen Vorträgen so vielfach darauf hingewiesen worden ist,
wie die Entwickelung zum Hellsehertum darauf beruht, daß alles Wahrnehmen ein aktives,
ein tätiges wird, daß es nicht, was für die Erkenntnis der physischen Welt richtig ist, bei dem
passiven Hingegebensein an die Welt bleibt.“ (Lit.:GA 154, S. 14)

„Die gewöhnlichen Träume verfließen ja so, daß das eintritt, was ich vorhin charakterisiert
habe, daß sich das Traumgewebe vor uns abrollt und wir kein deutliches Ich-Bewußtsein
dabei haben, sondern erst nachher das Traumgewebe überdenken mit unserem Ich-
Bewußtsein. Wer genau die Verhältnisse prüft, wird finden, daß es so ist. Aber es treten auch
Träume auf, wo wir uns gleichsam selber objektiv gegenübertreten. Nicht nur daß wir uns,
wie es auch vorkommt, selber wirklich sehen, denn das kann auch eintreten, sondern es
kann auch etwas anderes eintreten. Bekannt ist ja der Traum, wie der Schuljunge träumt,
daß er in der Schule sitzt, wie eine Rechenaufgabe gegeben wird, und wie er sie so gar nicht
lösen kann. Da kommt ein anderer und löst sie spielend. Das träumt er wirklich. Nun werden
Sie ja einsehen, daß er es selber war, der sich entgegengetreten ist und die Aufgabe löste.
Man tritt sich also auch so gegenüber, erkennt sich aber nicht. Darauf kommt es aber nicht
an. In einem solchen Falle spaltet sich gleichsam das Ich des Menschen.“ (Lit.:GA 154, S. 20f)

„Während man im gewöhnlichen Leben den Astralleib nicht wahrnimmt, kann es im Schlafe
durchaus eintreten, daß man ein Stück seines Astralleibes wahrnimmt, und im Astralleib sind
gar manche Dinge drinnen, die durchaus nicht im gewöhnlichen Wachzustande von uns
gewußt werden. Ich habe vorhin darauf aufmerksam gemacht - ich werde Ihnen jetzt etwas
recht Sonderbares sagen müssen -, was im Ätherleibe enthalten ist. Es ist jedenfalls alles
darinnen, was wir erlebt haben. Im Astralleibe ist aber sogar das darinnen, was wir nicht
erlebt haben. Der Astralleib ist nämlich ein recht kompliziertes Gebilde. Er ist
gewissermaßen aus den geistigen Welten hereinorganisiert und enthält nicht nur die Dinge,
die wir schon jetzt in uns haben, sondern auch die, welche wir noch einmal lernen werden!
Die sind schon veranlagt, sind schon in einer gewissen Weise in ihm darinnen. Dieser
Astralleib ist viel gescheiter als wir. Deshalb kann er auch, wenn er uns im Traume etwas von
sich offenbar werden läßt, uns selber in einer Form uns entgegentreten lassen, in der wir
gescheiter sind, als wir durch das physische Leben geworden sind.“ (Lit.:GA 154, S. 21f)

„Denn dieser Astralleib enthält zum Beispiel - Sie mögen es glauben oder nicht - die ganze
Mathematik, nicht nur die jetzt bekannte, sondern auch alles in der Mathematik, was noch
einmal entdeckt werden wird. Wollte man allerdings die ganze Mathematik daraus
herauslesen, bewußt herauslesen, so müßte man es tätig tun, müßte sich erst die
entsprechend erstarkten Fähigkeiten dazu aneignen; aber enthalten ist wirklich alles darin.
Also es ist die Offenbarung wie aus einem Stücke unseres Astralleibes heraus, wenn wir uns
selbst gegenübertreten. Und auf diesen Offenbarungen des Astralleibes beruht wirklich auch
vieles, was wie innere Eingebungen über uns kommt. Geradeso wie ein gewisses
Halluzinieren unter solchen Umständen entsteht, wie ich es vorhin charakterisiert habe, so
kann auch durch besondere Verhältnisse unserer Organisation das in uns sprechend werden,
was gescheiter ist als wir selber. Dann können wir innere Eingebungen haben, dann kann
etwas in uns auftreten, was nicht auftreten würde, wenn wir bloß unsere gewöhnliche
Urteilskraft anwenden würden im gewöhnlichen physischen Leibe. Aber es ist gefährlich,
solche Dinge auftreten zu lassen, sich solchen Dingen hinzugeben. Es ist gefährlich aus dem
Grunde, weil solche Dinge kommen und wir sie nicht bewältigen können, solange wir ihnen
nicht urteilend beikommen. Und da wir sie nicht bewältigen können, hat Luzifer einen so
leichten Zugang zu allen diesen Dingen, und wir können es nicht wehren, daß er sie nach
seinem Sinn und nicht nach dem Sinn der ordentlichen Weltordnung lenkt.“ (Lit.:GA 154, S.
22)

„Wenn also der Mensch seine inneren Kräfte erstarkt, dann lernt er auch so innerlich zu
leben, daß er im astralischen Leibe hellsichtig wird. Aber Sie werden jetzt aus dem, was ich
gesagt habe - ich habe darum den Traum herangezogen -, ersehen, daß es zu diesem
Hellsichtigwerden im astralischen Leibe notwendig ist, daß man gewissermaßen immer eine
deutliche Vorstellung hat von dem Sich-Gegenüberstellen der eigenen Wesenheit. So wie
man im physischen Leben nicht gesund lebt, wenn man nicht voll bei seinem Bewußtsein ist,
so lebt man gegenüber der Welt, die höher ist als die physische Welt, seelisch nicht gesund,
wenn man sich nicht immer sieht. In der physischen Welt ist man selber, in der höheren
geistigen Welt ist man so zu sich, wie man in der physischen Welt zu einem Gedanken ist,
der ein vergangenes Erlebnis darstellt. Einen solchen Gedanken, der ein vergangenes
Erlebnis darstellt, schaut man innerlich an. Man verhält sich zu ihm wie zu einer Erinnerung.
Wie man in der Sinneswelt sich zu einem Gedanken verhält, so weiß man in der geistigen
Welt, daß man auf sich hinschaut, sich anschaut. Man muß immer sich dabei haben bei den
Dingen, die man in der geistigen Welt erlebt. Und das ist im Grunde genommen die eine
einzige Vorstellung, die sich in den Dingen hineinstellt - über die man zunächst nicht die
Macht hat, von der ich vorhin gesprochen habe - und die auch für die geistige Welt gilt, so
daß man die Dinge meistert, daß man die waltende Macht ist. Wie der Schwerpunkt, um den
sich alles gruppiert, ist die eigene Wesenheit. Wie man in der geistigen Welt hantiert, das
merkt man an der eigenen Wesenheit. Man merkt: So ist man in der geistigen Welt. -
Nehmen wir an, man ist in der geistigen Welt darinnen und man nimmt etwas Unrichtiges
wahr, das heißt, man hantiert durch die okkulte Schrift unrichtig. Ja, wenn man durch die
okkulte Schrift unrichtig hantiert und sich als den Schwerpunkt wahrnimmt, um den sich
alles herumgruppiert, dann erlebt man an seiner eigenen Wesenheit: So schaust du aus,
denn du hast etwas unrichtig gemacht; jetzt mußt du das verbessern! - Man merkt an der Art
und Weise, wie man wird, was man gemacht hat. Wenn ich es vergleichsweise darstellen
will, so möchte ich sagen: Sie seien hier in der physischen Welt, aber Sie seien nicht in sich,
sondern um sich herum, und Sie sagen zu jemandem: Jetzt ist es halb zwölf - aber das ist
nicht wahr. Und in dem Augenblick schauen Sie sich an, wie Sie sich die Zunge
entgegenstrecken und sagen jetzt: Das bist du ja nicht! - Und nun fangen Sie an, an sich
auszubessern, bis es richtig ist, und bis Sie sagen: Es ist zwanzig Minuten nach neun! - Dann
geht die Zunge wieder zurück. So schauen Sie sich an, ob Sie sich richtig in der geistigen Welt
verhalten.“ (Lit.:GA 154, S. 22ff)

Der Astralleib und seine Beziehung zur Sternenwelt


„Das dritte Glied ist der Träger von Lust und Leid, Freude und Schmerz, Gefühlen und
Affekten, was wir den Astralleib nennen. Er ist das Glied der menschlichen Wesenheit, das
der Mensch ebenso mit den Tieren gemeinsam hat, wie er den Ätherleib mit der Pflanzen-
und Tierwelt und den mineralischen Leib mit der ganzen äußeren Welt gemeinsam hat. Der
Name Astralleib ist gebräuchlich seit den ursprünglichsten Zeiten. Es gibt keinen
passenderen Namen für dieses Glied der menschlichen Wesenheit als Astralleib. Und es gibt
vielleicht keine schönere Definition des Grundes, warum dieser Leib Astralleib heißt, als die,
welche der große Theosoph Paracelsus gegeben hat. Ebenso wie im Tode der Ätherleib den
physischen Leib verläßt, so verläßt einige Zeit nach dem Tode der Astralleib den Ätherleib.
Aber der Astralleib verläßt den physischen und Ätherleib auch in jeder Nacht. Da ist er außer
uns. Wo ist er denn?

Da sagt Paracelsus mit Recht: Wo ist er, und was tut er in der Nacht? Ruht er, hat er eine
Aufgabe? Jawohl, er hat eine Aufgabe. Zwar wer nicht hellseherische Kräfte hat, kann auch
nicht hineinsehen in die Tätigkeit des Astralleibes während der Nacht. Aber die
Konsequenzen dieser Tätigkeit empfindet ein jeder Mensch. Sie alle legen sich des Abends
ermüdet zu Bett. Die Ermüdung ist der Ausdruck einer Disharmonie in der Zusammenfügung
unseres physischen und Ätherleibes. Sie muß entstehen, wenn der Astralleib nicht Gewalt
hat, Harmonie in die zwei anderen, den physischen und Ätherleib, hineinzubringen. Und wie
der Mensch heute ist, muß während des tagwachenden Lebens eine solche Disharmonie
notwendig entstehen. Wäre unser physischer und Ätherleib bloß unter der Gewalt des
Astralleibes - wie die Kräfte zusammengefügt werden sollen -, dann würde immer Harmonie
in unserem Äther- und physischen Leibe sein. So aber lebt nicht nur der Astralleib in dem
physischen Leib, sondern auf der Bewußtseinsstufe, die die Menschheit auf dem
Erdenplaneten erreicht hat, wirkt die ganze Umwelt der physischen, sinnlich
wahrnehmbaren Gegenstände auf den Menschen ein. Es fließen von außen in ihn herein die
Eindrücke des Auges und Ohres und der übrigen Sinne. Während des Tagwachens wird bei
jedem Menschen, der noch nicht auf einer gewissen höheren Stufe der spirituellen
Entwickelung angelangt ist, eine Disharmonie eintreten müssen. Wenn dieser Astralleib nun
niemals an einem anderen Ort verweilen könnte als in unserem physischen und Ätherleib, so
würde er selbst in Unordnung kommen. Dann würden seine Kraftströmungen nicht die
bleiben, die sie sein müssen, wenn ein richtiger Äther- und physischer Leib geformt werden
sollen. Während des Tages kommt die innere Harmonie des Astralleibes in Unordnung, und
der Ausdruck für die Unordnung ist die Ermüdung. In dem Augenblick, wo Sie die Ermüdung
spüren, ist die innere Disharmonie da. Wo ist nun der Astralleib während der Nacht?

Mit Recht sagt Paracelsus: Wenn die Kraftlinien, die ihn bei Tag mit dem physischen Leib
verbinden, sich zu lockern beginnen, dann tritt er in Zusammenhang mit dem ganzen
harmonischen Kräftesystem, das den Sternenhimmel durchflutet. In dem Augenblick, wo der
Mensch eingeschlafen ist, ruht er in der Harmonie der Sphären, und daraus bringt er sich die
Kräfte mit, um das wieder auszugleichen, was während des Tages verbraucht ist. So ruht der
Astralleib während der Nacht in der Welt der Sterne; da hat er seine eigentliche Heimat. Und
kehrt er zurück, so bringt er sich die Kräfte der Sterne mit, um damit die Ermüdungsstoffe
fortzuschaffen. Daher ist der Schlaf ein guter Arzt, weil dann Ordnung und Harmonie
eintreten kann, wenn der Astralleib wiederum einige Zeit ruht in derjenigen Welt, die die
Gesetze für den Sternenhimmel enthält, und das sind die Gesetze für die geistige Welt
überhaupt. Wenn der Mensch keinen Schlaf hat, wird die Gesundheit deshalb untergraben,
weil der Astralleib nicht eine Zeit geruht hat in der Sternenwelt. Deshalb hat der Astralleib
diesen Namen erhalten. Früher wurde kein Name gegeben, der nicht dem Wesen der Sache
entsprach. Und bevor wir okkulte Namen und Bezeichnungen korrigieren, müssen wir erst
über den Namen nachdenken, wozu er gegeben worden ist. Wenn heute ein Komet oder
kleiner Planet entdeckt wird, schlägt man ein Lexikon der Mythologie auf und gibt daraus
dem Stern einen Namen. Das Prinzip der Namengebung in spirituellen Zeiten war, in einem
Namen das Wesen der Sache selbst tonhaft nachklingen zu lassen: es klang im Namen der
Zusammenhang mit der Welt.“ (Lit.:GA 284, S. 53ff)

Wie wird man sich des Astralleibs bewusst?


Um uns des Astralleibs bewusst zu werden, müssen wir unsere Begierden zügeln und
Gelassenheit gegenüber Lust und Leid, Freude und Schmerz entwickeln. Das ist die dritte der
sogenannten Nebenübungen, die der Geistesschüler auf seinem Schulungsweg machen
muss. Den Ätherleib hingegen lernt man durch die zweite Nebenübung, die Willensübung,
also durch Aktivität, durch Initiative des Handelns kennen.

"Um unseres Astralleibes bewußt zu werden, müssen wir genau das Umgekehrte tun. Wir
müssen da die im Astralleib wogenden Begierden zurückhalten, da müssen wir diesen
gegenüber Gelassenheit und Gleichmut entwickeln. Wir müssen absolute Windstille,
absolute Ruhe in uns herstellen. Dann erst fühlen wir die äußere astrale Welt an unsere
innere astrale Welt stoßen. Wie wir an die ätherische Welt stoßen dadurch, daß wir von uns
aus in sie eingreifen in unserem Wollen, so fühlen wir die äußere astrale Welt dadurch, daß
wir ruhig in uns selber bleiben, daß wir alle Begierden, Wünsche zur Ruhe bringen.

Bevor der Astralleib soweit ist, betäubt er sich durch den Schrei. Wir wissen ja, daß ein
Schmerz entsteht, wenn der physische Leib und der ätherische Leib nicht in richtigem
Kontakt sind. Das empfindet der Astralleib als Schmerz. Das kleine Kind, wenn es Schmerz
empfindet, schreit. Es sucht den Schmerz zu übertönen im Schreien. Der Erwachsene ruft
vielleicht: au! Wenn es dem Menschen gelänge, seinen Schmerz völlig in den Vibrationen des
Tons hinströmen zu lassen, so würden durch dessen Schwingungen in der Formation des
Ätherleibes solche Veränderungen entstehen, daß er nicht den Schmerz empfände, sondern
daß er hinuntersänke ins Unterbewußtsein.
Aber die guten Götter haben den Menschen schwächer veranlagt, und es ist gut so, denn
sonst gäbe es kein Leid und auch keine artikulierte Sprache. Der Esoteriker muß dahin
gelangen, alle Schmerzen, überhaupt alles, was durch das Äußere in ihm angeregt wird, in
ihm vorgeht, ruhig, gelassen, gleichmütig zu ertragen. Dann wird er nicht Angriffe machen
(durch seinen Astralleib) auf die Außenwelt, sondern die Angriffe wenden sich von außen an
ihn. Aber da er völlige Gelassenheit entwickelt hat, so berühren sie nur seinen physischen
und ätherischen Leib. Der Astralleib bleibt unberührt. Er wird sozusagen frei, und man kann
ihn beobachten. Also durch die Übung in der Gelassenheit gelange ich dazu, meinen
Astralleib kennenzulernen." (Lit.: GA 266c, S. 243)

Das Ich erkennt man durch die vierte Nebenübung, die Übung der Positivität.

Der Astralleib als Bewusstseinsträger


Der Astralleib verfügt über ein eigenständiges, sehr weisheitsvolles Bewusstsein, dass bei
Tier und Mensch die Grundlage des Bewusstseins überhaupt bildet, das aber teilweise durch
den luziferischen Einfluss stark korrumpiert und ins begierdenhafte verzerrt ist. Der
Astralleib, dem substanziell auch die Seele entnommen ist, bildet den eigentlichen
Bewusstseinsträger. Im Wachbewusstsein ist uns dieses astrale Bewusstsein allerdings
normalerweise nur in geringem Grad zugänglich, webt aber als Unterbewusstsein beständig
im Hintergrund unserer wachen Bewusstseinstätigkeit, die an das Ich gebunden ist. Nur im
Traum tritt das Astralbewusstsein deutlicher hervor, weil es dann nicht von dem helleren
Tagesbewusstsein überstrahlt wird. Der traumerfüllte Schlaf tritt ein, wenn sich der
Astralleib bereits vom physischen Leib gelöst hat, wie das im Schlaf üblich ist, aber noch eine
gewisse Verbindung mit dem Ätherleib hat, der im Bett zurückbleibt. Der Mensch beginnt
dann gewisse Vorgänge in seinem Ätherleib in bildhafter Form wahrzunehmen. In Träumen,
in denen man sich selbst gegenübertritt, nimmt man einen Teil des eigenen Astralleibs wahr.
Unser heutiges Traum-Bewusstsein ist ein umgewandeltes Rudiment des Bilder-
Bewusstseins, das der Mensch auf dem alten Mond hatte. Es ist eng verwandt mit unserem
Gefühlsleben; im Gefühl träumen wir eigentlich beständig auch während des wachen
Tageslebens.

"Von dem Ätherleib steigt die übersinnliche Betrachtung auf zu einem weiteren Gliede der
menschlichen Wesenheit. Sie deutet zur Bildung einer Vorstellung von diesem Gliede auf die
Erscheinung des Schlafes hin, wie sie beim Ätherleib auf den Tod hingewiesen hat. — Alles
menschliche Schaffen beruht auf der Tätigkeit im Wachen, so weit das Offenbare in Betracht
kommt. Diese Tätigkeit ist aber nur möglich, wenn der Mensch die Erstarkung seiner
erschöpften Kräfte sich immer wieder aus dem Schlafe holt. Handeln und Denken schwinden
dahin im Schlafe, aller Schmerz, alle Lust versinken für das bewußte Leben, Wie aus
verborgenen, geheimnisvollen Brunnen steigen beim Erwachen des Menschen bewußte
Kräfte aus der Bewußtlosigkeit des Schlafes auf. Es ist dasselbe Bewußtsein, das beim
Einschlafen hinuntersinkt in die dunklen Tiefen und das beim Aufwachen wieder
heraufsteigt. Dasjenige, was das Leben immer wieder aus dem Zustand der Bewußtlosigkeit
erweckt, ist im Sinne übersinnlicher Erkenntnis das dritte Glied der menschlichen Wesenheit.
Man kann es den Astralleib nennen. Wie der physische Leib nicht durch die in ihm
befindlichen mineralischen Stoffe und Kräfte seine Form erhalten kann, sondern wie er, um
dieser Erhaltung willen, von dem Ätherleib durchsetzt sein muß, so können die Kräfte des
Ätherleibes sich nicht durch sich selbst mit dem Lichte des Bewußtseins durchleuchten. Ein
Ätherleib, der bloß sich selbst überlassen wäre, müßte sich fortdauernd in dem Zustande des
Schlafes befinden. Man kann auch sagen: er könnte in dem physischen Leibe nur ein
Pflanzensein unterhalten. Ein wachender Ätherleib ist von einem Astralleib durchleuchtet
Für die Sinnesbeobachtung verschwindet die Wirkung dieses Astralleibes, wenn der Mensch
in Schlaf versinkt Für die übersinnliche Beobachtung bleibt er noch vorhanden; nur erscheint
er von dem Ätherleib getrennt oder aus ihm herausgehoben. Die Sinnesbeobachtung hat es
eben nicht mit dem Astralleib selbst zu tun, sondern nur mit seinen Wirkungen in dem
Offenbaren. Und solche sind während des Schlafes nicht unmittelbar vorhanden. In
demselben Sinne, wie der Mensch seinen physischen Leib mit den Mineralien, seinen
Ätherleib mit den Pflanzen gemein hat, ist er in bezug auf seinen Astralleib gleicher Art mit
den Tieren. Die Pflanzen sind in einem fortdauernden Schlafzustande. Wer in diesen Dingen
nicht genau urteilt, der kann leicht in den Irrtum verfallen, auch den Pflanzen eine Art von
Bewußtsein zuzuschreiben, wie es die Tiere und Menschen im Wachzustande haben. Das
kann aber nur dann geschehen, wenn man sich von dem Bewußtsein eine ungenaue
Vorstellung macht Man sagt dann, wenn auf die Pflanze ein äußerer Reiz ausgeübt wird,
dann vollziehe sie gewisse Bewegungen wie das Tier auch. Man spricht von der
Empfindlichkeit mancher Pflanzen, welche z.B. ihre Blätter zusammenziehen, wenn gewisse
äußere Dinge auf sie einwirken. Doch ist es nicht das Bezeichnende des Bewußtseins, daß ein
Wesen auf eine Wirkung eine gewisse Gegenwirkung zeigt, sondern daß das Wesen in
seinem Innern etwas erlebt, was zu der bloßen Gegenwirkung als ein Neues hinzukommt.
Sonst könnte man auch von Bewußtsein sprechen, wenn sich ein Stück Eisen unter dem
Einflusse von Wärme ausdehnt. Bewußtsein ist erst vorhanden, wenn das Wesen durch die
Wirkung der Wärme z.B. innerlich Schmerz erlebt." (Lit.: GA 13, S. 58ff)

Die abbauenden Kräfte des Astralleibs


Was an Leidenschaften und Begierden im Astralleib waltet, wirkt verzehrend auf den
Ätherleib und in der Folge auch auf den physischen Leib.

"... dasjenige, was unser astralischer Leib abbaut in unserem Ätherleib, hängt im
wesentlichen zusammen mit unserem Schwächerwerden im Verlauf des Lebens und, wenn
wir ganz schwach geworden sind, mit unserem Sterben. Der astralische Leib in bezug auf den
Ätherleib hängt im wesentlichen mit dem Tode zusammen. Wir können sterben dadurch,
daß unser astralischer Leib nach und nach die Kräfte des ätherischen Leibes aufzehrt, und
der ätherische Leib wiederum den physischen Leib aufzehrt." (Lit.: GA 169, S. 86)

Leidenschaft und Liebe


"Wie wir uns unseren astralischen Leib aufbauen, so nach und nach, von unserer Geburt,
oder sagen wir von unserer Empfängnis angefangen im Verlaufe des Lebens, so hängt das
mit unserem Karma zusammen. Ob wir geneigt sind, im astralischen Leibe starke Affekte,
starke Leidenschaften zu entwickeln, hängt natürlich mit unserem Karma zusammen. Diese
Leidenschaften können aber auch in einer gewissen Beziehung menschlich bedeutsam sein.
Nehmen wir eine Eigenschaft, welche ja durch das ganze Menschenleben spielt, und doch
eine Leidenschaft ist, wenn auch die edelste Leidenschaft, diejenige, die sich in ihrer
edelsten Gestalt so ausbilden kann, daß sie frei ist von jeder Selbstsucht, die Leidenschaft
der Liebe. Liebe ist eine Leidenschaft, nur kann sie frei werden von allem Egoismus. Es ist die
einzige Leidenschaft, die frei werden kann von Egoismus. Aber sie sitzt im astralischen Leibe,
der astralische Leib ist ihr Träger.
Nehmen wir nun einmal an, ein Künstler, der eine wirkliche Empfindung hat für Realitäten -
also kein Naturalist, denn der hat kein Empfinden für Realitäten, der sieht nur die abstrakte
naturalistische Materie, sogenannte Wirklichkeiten -, sei vor die Aufgabe gestellt, eine
menschliche Gestalt zu bilden, die ganz durchhaucht, durchflössen ist von der Leidenschaft
der Liebe, von der edlen Leidenschaft der Liebe. Jedesmal, wenn ein Künstler vor die
Aufgabe gestellt war, eine Venus, eine Aphrodite zu bilden, dann hatte er eben das zu
empfinden, daß die menschliche Gestalt ganz durchzogen sein muß von dieser Leidenschaft
der Liebe. Liebe muß etwas Überwiegendes haben, sie muß sich ausgießen. Was kann denn
da nur der Fall sein? Man kann ja nicht sagen, daß man eine gewöhnliche weibliche Gestalt
als Aphrodite, als Venus bilden kann. Also kann nicht der astralische Leib der Aphrodite, der
Venus, so sein, wie jeder weibliche astralische Leib, denn sonst wäre jede Frau, jedes
Mädchen eine Aphrodite, eine Venus. Das ist ja nicht der Fall, nicht wahr? Also es handelt
sich darum, daß der astralische Leib in einer ganz besonderen Weise ausgebildet sein muß.
Der Künstler braucht nicht Geisteswissenschaft zu kennen, braucht das nicht zu wissen, aber
fühlen muß er, wenn er eine Venus bildet: da muß der astralische Leib mehr ausgebildet
sein, intensiver ausgebildet sein, als bei der eben Nicht-Aphrodite, Nicht-Venus. Aber der
astralische Leib, haben wir gesagt, hat etwas Verzehrendes, etwas richtig Aufzehrendes. Das
muß ich ausdrücken. Wie wird denn der Künstler, der das nun wirklich empfindet, der
wirklich eine Empfindung hat, daß da ein aufzehrender astralischer Leib da ist, eine Venus
bilden? Er wird sichtbar werden lassen, daß gewissermaßen der physische Leib etwas an sich
hat, wodurch er nach und nach aufgezehrt wird. Hier ist der Geisteswissenschafter in einer
anderen Situation, als, sagen wir zum Beispiel, der moderne Arzt.

Sando Botticelli: Die Geburt der Venus, 1483 - 85, Uffizien (Florenz)
Nehmen wir an, ein Künstler bildet eine solche Venus, bei deren Bildung er richtig
empfunden hat: Da ist ein stärker aufzehrender astralischer Leib vorhanden als bei einer
gewöhnlichen Frau. Wir werden es dem schmalen Hals, der Bildung des Brustkorbes
ansehen, wir werden es auch den anderen Gliedern ansehen, daß da etwas Verzehrendes im
astralischen Leibe zugrunde liegt, werden es vielleicht der Gestalt ansehen, daß sie nicht
besonders alt werden kann, wenn der Künstler die Sache physisch ausdrückt. Da wird der
Geisteswissenschafter sagen, wenn einmal ein Künstler so etwas tut: Dieser Künstler hat
empfunden, was da eigentlich in der Realität zugrunde liegt. Wir werden von diesem
Gesichtspunkte uns sagen: Oftmals empfindet der Künstler, indem er bildet, eine reale
geistige Wirklichkeit. - Was wird der Arzt sagen, der nicht Geisteswissenschafter ist, wenn er
sieht, daß ein Künstler solch eine Gestalt gebildet hat? «Das ist eine schwindsüchtige
Gestalt», wird er sagen, denn in der Tat: Bei jemandem, der die Schwindsucht hat, ist auch
der astralische Leib durch das Karma einer früheren Inkarnation ein stärker verbrennender
astralischer Leib, als bei jemandem, der nicht die Schwindsucht hat. Botticelli hat eine sehr
schöne, bewunderte Venus gebildet, die meisten von Ihnen werden sie kennen. Auf diesem
Bilde der Venus, die auf der Muschel steht, sehen wir einen richtigen physischen Leib, der so
gebildet ist von Botticelli, daß wir uns denken müssen: ein verzehrender astralischer Leib
liegt zugrunde. Daher ist auch ein Streit entstanden unter den Kunstgelehrten. Die einen
bewundern die von den sogenannten Normalgestalten abweichende Gestalt dieser Venus
mit dem schmalen Halse, mit der merkwürdigen Oberbrust und so weiter; die anderen
sagen, das kommt ja doch nur davon her, weil er ein schwindsüchtiges Modell gehabt hat. -
Gewiß, man kann alles materialistisch erklären. Wahrscheinlich hat sogar Botticelli ein
schwindsüchtiges Modell gehabt: Diese Simonetta, die mit dreiundzwanzig Jahren gestorben
ist. Aber nicht darauf kommt es an, sondern darauf, daß er das Gefühl hatte, gerade dieses
Modell zu verwenden für eine Venus, das ihm die Möglichkeit bot, einen Menschen mit
einem den physischen Leib schneller als bei anderen aufzehrenden astralischen Leibe zu
machen. Und in der Tat, gerade bei diesem Bild - ich will es langsam herumgehen lassen, es
ist eine schlechte Nachbildung, aber ich habe im Augenblick keine bessere - werden Sie
sehen, wie da in der Tat bemerkbar ist, daß wir es mit einem anders gearteten astralischen
Leib zu tun haben, mit einem den physischen Leib durch den Ätherleib hindurch
verzehrenden astralischen Leib. Sie sehen, wie uns Geisteswissenschaft führen kann, wie uns
Geisteswissenschaft den Weg weisen kann zum Verständnis solcher Dinge." (Lit.: GA 169, S.
87ff)

Der Astralleib von Mann und Frau


Bei der Frau ist der Astralleib differenzierter ausgebildet als beim Mann:

"Der astralische Leib hat durch das ganze Leben hindurch beim weiblichen Geschlecht eine
größere Bedeutung als beim männlichen Geschlecht. Die ganze weibliche Organisation ist ja
durch den astralischen Leib mehr nach dem Kosmos hin organisiert. Durch die weibliche
Natur enthüllt und offenbart sich vieles, was eigentlich Geheimnisse des Kosmos sind. Der
astralische Leib der weiblichen Natur ist in sich differenzierter, wesentlich reicher gegliedert
als der astralische Leib des Mannes, der in einer gewissen Weise ungegliederter,
undifferenzierter, gröber ist." (Lit.: GA 302, S. 74)

Genauer betrachtet, muss man im Astralleib zwei Hälften, nämlich eine weibliche und eine
männliche, unterscheiden. Der Astralleib ist hermaphroditisch:

"Man muß im Astralkörper selbst eine zweite Hälfte unterscheiden: wie der andere Pol beim
Magneten.

Beim Manne ist der zweite Astralkörper weiblich; beim Weibe ist der zweite Astralkörper
männlich, das heißt der Astralkörper ist hermaphroditisch. Das Kundalinifeuer ist nun die im
zweiten Astralkörper erregte Tätigkeit, die zunächst Wärme und Licht ist.

Solange das Kundalinifeuer nicht erregt wird, tastet man zwischen den Gegenständen und
Wesen der höheren Welt; wie in der Nacht zwischen den physischen Gegenständen. Ist das
Kundalinifeuer da, so beleuchtet man sich selbst die Gegenstände." (Lit.: Beiträge 051/052,
S. 21)

Astralleib und rückläufige Zeit


So wie der Ätherleib den Raum aufsaugt und dadurch die Materie aus dem Raum
herausbefördert, so saugt der Astralleib die Zeit auf und verwandelt dadurch den gewohnten
Zeitverlauf in einen rückläufigen. Im Astralen stömt uns die Zeit von der Zukunft entgegen.

"Beim Astralleibe ist es nun so, daß er nun nicht nur den Raum aufsaugt, sondern daß er
kurioserweise die Zeit aufsaugt. Der hat nämlich etwas Rückführendes. Er ist rückführend,
der Astralleib. Das kann ich Ihnen nun gleich am Beispiel des Menschen ganz klarmachen.
Denken Sie sich einmal, Sie seien eine ältere Persönlichkeit von etwa 50 Jahren geworden.
Ja, in Ihrem Astralleibe wirken nämlich fortwährend Kräfte, die Sie zurückfuhren in die Zeiten
des verbrachten Erdenlaufes, die Sie zurückführen in die Zeit, die vor der Geschlechtsreife
liegt. Sie erleben in Ihrem Astralleib gar nicht diesen Fünfzigjährigen. Sie erleben den Elf-,
Zwölf-, Dreizehn-, Vierzehnjährigen in Wirklichkeit. Der strahlt herein in Sie dadurch, daß der
Astralleib zurückführt. Das ist das Geheimnis des Lebens. Wir werden nur in bezug auf den
physischen Leib und den Ätherleib und seine Oszillationen eigentlich alt. Der Astralleib ist
dasjenige, was uns immer wieder zurückführt zu den früheren Lebensstadien. Da sind wir
noch immer reifere Kinder." (Lit.: GA 306, S. 103f)

Der imaginativen Schau zeigt sich die Astralwelt vielfach wie ein Spiegelbild der Erlebnisse in
der physischen Welt. Das gilt nicht nur für die Zeit. Die Zahl 563 müsste beispielsweise in der
Astralwelt als 365 gelesen werden. Ein Haßgefühl, das wir ausströmen, erscheint uns dort so,
als wenn es uns von dem Menschen zukäme, an den wir es gesandt haben. Unsere eigenen
ungebändigten tierhaften Triebe zeigen sich in der Imagination als wilde Tiere, die auf uns
losstürzen. Alle Farben erscheinen in der Astralwelt als Komplementärfarben, dem ruhigen
Grün der Pflanzenwelt entspricht etwa auf dem Astralplan die energiegeladene Purpurfarbe
(von Goethe auch als Pfirsichblüt bezeichnet). Was in der Seelenwelt sich als glühende
Seelenwärme auslebt, erscheint uns hier als eigentümliches Kältegefühl usw.

"Eine andere Erscheinung ist, daß die Zeit und die Ereignisse nach rückwärts gehen. Zum
Beispiel sehen wir im Physischen zuerst die Henne und dann das Ei. Im Astralischen sieht
man umgekehrt erst das Ei und dann die Henne, welche das Ei gelegt hat. Im Astralen
bewegt sich die Zeit zurück; erst sieht man die Wirkung und dann die Ursache. Daher der
prophetische Geist; niemand könnte künftige Ereignisse voraussehen ohne dieses
Rückwärtsgehen von Zeitereignissen.

Es ist nicht wertlos, diese Eigentümlichkeiten der Astralwelt kennenzulernen. Viele Mythen
und Sagen aller Völker haben sich mit wunderbarer Weisheit damit beschäftigt, zum Beispiel
die Sage vom Herkules auf dem Scheidewege. Es wird gesagt, daß er sich einst hingestellt
fühlte vor zwei weibliche Gestalten, die eine schön und verlockend ; sie versprach ihm Lust,
Glück und Seligkeit, die zweite einfach und ernst, von Mühsal, schwerer Arbeit und
Entsagung sprechend. Die beiden Gestalten sind das Laster und die Tugend. Diese Sage sagt
uns richtig, wie im Astralen des Herkules eigene zwei Naturen vor ihn treten, die eine, die ihn
zum Bösen, die andere Natur, die ihn zum Guten drängt. Und diese erscheinen im
Spiegelbilde als zwei Frauengestalten mit entgegengesetzten Eigenschaften: das Laster
schön, üppig, bestrickend, die Tugend häßlich und abstoßend. Ein jedes Bild erscheint im
Astralen umgekehrt." (Lit.: GA 95, S. 22)

Der Astralleib als Bindeglied zwischen körperlichen und seelischen Erscheinungen


Der Astralleib verbindet körperliche und seelische Erscheinungen miteinander. Darauf hatte
schon Paracelsus hingewiesen. Aus dieser Verbindung des Seelischen mit dem Körperlichen
lässt sich auch verstehen, wie durch körperliche Ursachen bedingte Traumbilder entstehen,
aber Phänomene wie Hypnotismus und Suggestion, die auf Naturwirkungen beruhen, die
von Mensch zu Mensch gehen, aber normalerweise vom hellen Tagesbewusstsein
überstrahlt und daher nicht wahrgenommen werden. Der Astralleib ist in diesem Sinn eine
„Summe von Naturwirkungen, unter deren Einfluß wir stehen oder durch besondere
Umstände stehen können; die von uns ausgehen, ohne daß unsere Seele dabei in Betracht
kommt; und die doch nicht unter den Begriff rein physikalischer Erscheinungen fallen.“
(siehe nachfolgendes Zitat)
„Das erste Glied der menschlichen Natur nennt Paracelsus den Elementarleib; das zweite
den ätherisch-himmlischen oder astralischen Leib, das dritte Glied nennt er Seele, - In den
«astralischen» Erscheinungen sieht also Paracelsus eine Zwischenstufe zwischen den rein
körperlichen und den eigentlichen Seelenerscheinungen. Sie werden also dann sichtbar
werden, wenn der Geist, welcher die Naturgrundlage unseres Seins verhüllt, seine Tätigkeit
einstellt. Die einfachste Erscheinung dieses Gebietes haben wir in der Traumwelt vor uns.
Die Bilder, die uns im Traume umgaukeln, mit ihrem merkwürdigen sinnvollen
Zusammenhange mit Vorgängen in unserer Umgebung und mit Zuständen unseres eigenen
Innern, sind Erzeugnisse unserer Naturgrundlage, die durch das hellere Licht der Seele
verdunkelt werden. Wenn ein Stuhl neben meinem Bette umfällt, und ich träume ein ganzes
Drama, das mit einem durch ein Duell verursachten Schuß endet, oder wenn ich Herzklopfen
habe, und ich träume von einem kochenden Ofen, so kommen Naturwirkungen zum
Vorschein, sinnvoll und bedeutsam, die ein Leben enthüllen, das zwischen den rein
organischen Funktionen und dem im hellen Bewußtsein des Geistes vollzogenen Vorstellen
liegt. An dieses Gebiet schließen sich alle Erscheinungen an, die dem Felde des Hypnotismus
und der Suggestion angehören. Wir können in der Suggestion eine Einwirkung von Mensch
auf Mensch sehen, die auf einen durch die höhere Geistestätigkeit verhüllten
Zusammenhang der Wesen in der Natur deutet. Von hier aus eröffnet sich die Möglichkeit
das zu verstehen, was Paracelsus als «astralischen» Leib deutet. Er ist die Summe von
Naturwirkungen, unter deren Einfluß wir stehen oder durch besondere Umstände stehen
können; die von uns ausgehen, ohne daß unsere Seele dabei in Betracht kommt; und die
doch nicht unter den Begriff rein physikalischer Erscheinungen fallen.“ (Lit.:GA 7, S. 110f)

Der Seelenleib
→ Siehe auch: Seelenleib
Der Astralleib ist der eigentliche Seelenleib des Menschen, gleichsam die Substanz, aus der
die menschliche Seele gewoben ist. Er ist der Träger des Bewusstseins, der von Begierden
ergriffenen Triebe und Empfindungen - und des Egoismus. Triebe haben zwar ihren Ursprung
im Ätherleib, sind aber seit dem Sündenfall teilweise so stark mit dem Astralleib verbunden,
dass man diesen auch mit Recht als Trieb- und Empfindungsleib bezeichnen kann. Durch den
Astralleib werden Abbauprozesse in den Ätherleib und in den physischen Leib
hineingetragen die zugleich die Grundlage für das wache Bewusstsein bilden.

Die Ausdrücke "Leib" und "Substanz" dürfen hier nicht im physisch-materiellen Sinn
missverstanden werden, sondern sollen nur vergleichsweise auf die eigenständige, in sich
geschlossene Existenz des menschlichen Seelenwesens hinweisen. Als solche relativ
eigenständige Wesenheit wird der Astralleib erst mit der Geschlechtsreife um das 14.
Lebensjahr geboren, während er bis dahin noch in eine viel weitere Astralsphäre eingebettet
ist. Ebenso wie der Mensch durch seinen physischen Leib in der physischen Umwelt lebt, so
lebt er durch seinen Seelenleib in einer seelischen Umgebung. Allerdings hat der Mensch
heute davon kein klares Bewusstsein, da ihm dafür die entsprechenden seelischen
Wahrnehmungsorgane fehlen. Durch entsprechende Seelenübungen können diese aber
entwickelt werden, wodurch der Mensch zu einem bewussten Mitbewohner der Seelenwelt
wird.

„Für den «Sehenden» gilt der leibliche Mensch nur als ein Teil des ganzen Menschen. Der
Leib liegt als das gröbste Gebilde inmitten anderer, die ihn und sich selbst gegenseitig
durchdringen. Als eine Lebensform erfüllt den physischen Körper der Ätherleib; an allen
Seiten über diesen hinausragend erkennt man den Seelenleib (Astralgestalt). Und wieder
über diesen hinausragend die Empfindungsseele, dann die Verstandesseele, die um so
größer wird, je mehr sie von dem Wahren und Guten in sich aufnimmt.“ (Lit.:GA 9, S. 47)

„Die Empfindungsseele hängt in bezug auf ihre Wirkung vom Ätherleib ab. Denn aus ihm holt
sie ja das hervor, was sie als Empfindung aufglänzen lassen soll. Und da der Ätherleib das
Leben innerhalb des physischen Leibes ist, so ist die Empfindungsseele auch von diesem
mittelbar abhängig. Nur bei richtig lebendem, wohl gebautem Auge sind entsprechende
Farbenempfindungen möglich. Dadurch wirkt die Leiblichkeit auf die Empfindungsseele.
Diese ist also durch den Leib in ihrer Wirksamkeit bestimmt und begrenzt. Sie lebt innerhalb
der ihr durch die Leiblichkeit gezogenen Grenzen. - Der Leib wird also aus den mineralischen
Stoffen auferbaut, durch den Ätherleib belebt, und er begrenzt selbst die Empfindungsseele.
Wer also das obenerwähnte Organ zum «Schauen» der Empfindungsseele hat, der erkennt
sie durch den Leib begrenzt. - Aber die Grenze der Empfindungsseele fällt nicht mit
derjenigen des physischen Körpers zusammen. Diese Seele ragt über den physischen Leib
hinaus. Man sieht daraus, daß sie sich mächtiger erweist, als er ist. Aber die Kraft, durch die
ihr die Grenze gesetzt ist, geht von dem physischen Leibe aus. Damit stellt sich zwischen den
physischen Leib und den Ätherleib einerseits und die Empfindungsseele andererseits noch
ein besonderes Glied der menschlichen Wesenheit hin. Es ist der Seelenleib oder
Empfindungsleib. Man kann auch sagen: ein Teil des Ätherleibes sei feiner als der übrige,
und dieser feinere Teil des Ätherleibes bildet eine Einheit mit der Empfindungsseele,
während der gröbere Teil eine Art Einheit mit dem physischen Leib bildet. Doch ragt, wie
gesagt, die Empfindungsseele über den Seelenleib hinaus.

Was hier Empfindung genannt wird, ist nur ein Teil des seelischen Wesens. (Der Ausdruck
Empfindungsseele wird der Einfachheit halber gewählt.) An die Empfindungen schließen sich
die Gefühle der Lust und Unlust, die Triebe, Instinkte, Leidenschaften. All das trägt
denselben Charakter des Eigenlebens wie die Empfindungen und ist, wie sie, von der
Leiblichkeit abhängig.“ (Lit.:GA 9, S. 42f)

„In jedem Menschen ist so außer dem physischen Körper noch der astrale Körper, der so
genannt wird, weil er für den Seher in einem hellen Lichte erglänzt, das ein Ausdruck ist für
sein ganzes Lust- und Unlustleben, für alles, was als Gefühl in ihm lebt. So wie nicht nur Sie
selbst wissen, daß Sie aus Fleisch und Blut bestehen, sondern die anderen Menschen dies
auch wahrnehmen können, so sind die Lust- und Unlustgefühle nur solange für Sie allein da,
als nicht ein anderer sie wahrnimmt. Etwas größer als Ihr physischer Körper ist Ihr astraler
Organismus, etwas herausragend über denselben. Denken Sie sich einen Saal, in dem eine
Versammlung abgehalten wird und in dem die verschiedenen Redner sprechen. Wenn ein
Hellseher mit seinen Seheraugen den Saal durchschaut, nimmt er nicht nur die Worte wahr,
die gesprochen werden, nicht nur die funkelnden Augen und die sprechenden
Physiognomien, er sieht noch etwas anderes: er sieht, wie von dem Redner zu den anderen
Menschen die Leidenschaften herüberspielen, er sieht, wie die Empfindungen und Gefühle in
dem Redner aufleuchten, er sieht, ob ein Redner zum Beispiel aus Rache oder aus
Enthusiasmus spricht. Bei dem Enthusiasten sieht er das Feuer des Astralkörpers
ausströmen, und bei der großen Menge der Menschen sieht er eine Fülle von Strahlen; diese
rufen wiederum in dem Redner Lust oder Unlust hervor. Da ist eine Wechselwirkung der
Temperamente, die offen und klar vor dem Seher sich abspielt. Das ist eine ebenso wirkliche
Welt, von der wir ein Teil sind, wie die äußere Welt, in der wir leben.
Nicht umsonst, nicht zwecklos hat die theosophische Bewegung den Menschen hingewiesen
auf diese unsichtbaren Welten, von denen die Menschen ein Teil sind, in die wir fortwährend
unsere Wirkungen hineinsenden. Sie können kein Wort sprechen, keinen Gedanken fassen,
ohne daß Gefühle in den Raum hinauswirken. Wie unsere Handlungen in den Raum
hinauswirken, so wirken auch die Gefühle; sie durchsetzen den Raum und beeinflussen die
Menschen und die ganze astrale Welt. Der Mensch ist unter gewöhnlichen Verhältnissen sich
nicht bewußt, daß ein Strom von Wirkungen von ihm ausgeht, daß er eine Ursache ist, deren
Wirkungen überall in der Welt wahrzunehmen sind. Er ist sich nicht bewußt, daß er dadurch
auch Unheil anrichten kann, daß er Ströme von Lust und Unlust, von Leidenschaften und
Trieben in die Welt hinaussendet, die auf andere Menschen auf die schädlichste Weise
wirken können. Er ist sich nicht bewußt, was er mit seinem Gefühlsleben bewirkt.“ (Lit.:GA
88, S. 26f)

Der Astralleib als Verbindung von Seelenleib und Empfindungsseele


Genau besehen, ist der Astralleib die Verbindung von Seelenleib und Empfindungsseele:

„Mit dem Ausdruck Astralleib wird dabei hier das bezeichnet, was Seelenleib und
Empfindungsseele zusammen sind. Der Ausdruck findet sich in der älteren Literatur und sei
hier frei angewendet auf dasjenige in der menschlichen Wesenheit, was über das Sinnlich-
Wahrnehmbare hinausliegt. Trotzdem die Empfindungsseele in gewisser Beziehung auch von
dem Ich durchkraftet wird, hängt sie mit dem Seelenleib so eng zusammen, daß für beide,
vereinigt gedacht, ein einziger Ausdruck berechtigt ist. Wenn nun das Ich sich mit dem
Geistselbst durchdringt, so tritt dieses Geistselbst so auf, daß der Astralleib von dem
Seelischen aus umgearbeitet wird. In dem Astralleib wirken zunächst des Menschen Triebe,
Begierden, Leidenschaften, insofern diese empfunden werden; und es wirken in ihm die
sinnlichen Wahrnehmungen. Die sinnlichen Wahrnehmungen entstehen durch den
Seelenleib als ein Glied im Menschen, das ihm von der äußeren Welt zukommt. Die Triebe,
Begierden, Leidenschaften und so weiter entstehen in der Empfindungsseele, insofern diese
vom Innern durchkraftet wird, bevor dieses Innere sich dem Geistselbst hingegeben hat.
Durchdringt sich das «Ich» mit dem Geistselbst, so durchkraftet die Seele den Astralleib
wieder mit diesem Geistselbst Es drückt sich dies so aus, daß dann die Triebe, Begierden und
Leidenschaften durchleuchtet sind von dem, was das Ich aus dem Geiste empfangen hat. Das
Ich ist dann vermöge seines Anteiles an der geistigen Welt Herr geworden in der Welt der
Triebe, Begierden und so weiter. In dem Maße, als es dies geworden ist, erscheint das
Geistselbst im Astralleib. Und dieser selbst wird dadurch verwandelt. Der Astralleib erscheint
dann selbst als zweigliedrige Wesenheit, als zum Teil unverwandelt, zum Teil verwandelt.
Daher kann man das Geistselbst in seiner Offenbarung am Menschen als den verwandelten
Astralleib bezeichnen.“ (Lit.:GA 9, S. 58ff)

Astralleib und Stickstoff


Der Stickstoff hängt stark mit der astralen Welt und mit dem Astralleib zusammen:

„Sie werden sehen, daß in ebensolcher Weise, wie die physische Organisation mit dem
Kohlenstoff, die ätherische Organisation mit dem Sauerstoff, die astralische Organisation mit
dem Stickstoff, so die Ich-Organisation mit dem Wasserstoff zusammenhängt.“ (Lit.:GA 312,
S. 114)
Astrale Substanzen
Wenn der individuelle Menschengeist zu einer irdischen Verkörperung herabsteigt,
umkleidet er sich, ehe er noch den belebten physischen Leib ergreift, zunächst mit dem
Astralleib. Substanziell ist er den verschiedenen Bereichen der Seelen- oder Astralwelt
entnommen. Als solche Bereiche nennt Rudolf Steiner (Lit.: GA 9, Kapitel Die Seelenwelt):

Region der Begierdenglut


Region der fließenden Reizbarkeit
Region der Wünsche
Region von Lust und Unlust
Region des Seelenlichtes
Region der tätigen Seelenkraft
Region des Seelenlebens
Im Astralleib bilden sich im Kleinen die grossen überirdischen kosmischen
Gesetzmässigkeiten ab, er wird daher zurecht als Sternenleib oder Astralleib bezeichnet.
Paracelsus nannte ihn dementsprechend den «siderischen» Menschen. Sehr deutlich
drücken sich diese kosmischen Gesetze im Leben, in den Instinkten der Tiere aus, die ebenso
wie der Mensch mit einem Astralleib begabt sind. Eine ungeheure kosmische Weisheit
waltet im Astralleib - die der Mensch aber in seinem gegenwärtigen Entwicklungsstand nicht
ins Bewusstsein heben kann.

Der Astralleib im Schlafzustand


Im Wachzustand ist der Astralleib mehr oder weniger fest mit dem Körper verbunden. Im
Schlaf hebt er sich, namentlich seine oberen Teile, aus dem Leib heraus:

„Wenn der Mensch in Schlaf versinkt, dann verändert sich der Zusammenhang in seinen
Gliedern. Das, was vom schlafenden Menschen auf der Ruhestätte liegt, enthält den
physischen Leib und den Ätherleib, nicht aber den Astralleib und nicht das Ich. Weil der
Ätherleib mit dem physischen Leibe im Schlafe verbunden bleibt, deshalb dauern die
Lebenswirkungen fort. Denn in dem Augenblicke, wo der physische Leib sich selbst
überlassen wäre, müßte er zerfallen. Was aber im Schlafe ausgelöscht ist, das sind die
Vorstellungen, das ist Leid und Lust, Freude und Kummer, das ist die Fähigkeit, einen
bewußten Willen zu äußern, und ähnliche Tatsachen des Daseins. Von alledem ist aber der
Astralleib der Träger. Es kann für ein unbefangenes Urteilen natürlich die Meinung gar nicht
in Betracht kommen, daß im Schlafe der Astralleib mit aller Lust und allem Leid, mit der
ganzen Vorstellungs- und Willens-Welt vernichtet sei. Er ist eben in einem andern Zustande
vorhanden. Daß das menschliche Ich und der Astralleib nicht nur mit Lust und Leid und all
dem andern Genannten erfüllt sei, sondern davon auch eine bewußte Wahrnehmung habe,
dazu ist notwendig, daß der Astralleib mit dem physischen Leib und Ätherleib verbunden sei.
Im Wachen ist er dieses, im Schlafen ist er es nicht. Er hat sich aus ihm herausgezogen. Er hat
eine andere Art des Daseins angenommen als diejenige ist, die ihm während seiner
Verbindung mit physischem Leibe und Ätherleibe zukommt.“ (Lit.:GA 13, S. 82f)

Die unteren Teile des Astralleibs verbinden sich während das Schlafes hingegen sogar fester
mit dem lebenden Organismus, der im Bett ruht, und führen ihm aufbauende Kräfte aus dem
Kosmos zu, durch die die Schäden wieder weitgehend ausgeglichen werden, die durch das
Tagesbewusstsein entstanden sind. Der herausgehobene Teil des Astralleibs bleibt durch die
sogenannte Silberschnur in der Milzregion mit dem Körper verbunden, die dem hellsichtigen
Blick als feines silbrig leuchtendes Band erscheint, das in der Nabelgegend in den Leib
einmündet. Mit dem Tod zerreißt dieses feine Band und dann kann der Astralleib nicht mehr
in den Körper zurückkehren (Lit.: GA 88, S. 237f).

„Ich habe öfter gesagt, daß des Nachts des Menschen Astralleib herausgeht aus dem
physischen Leib. Der Astralleib hängt dann im Schlafe nur durch einen dem Hellseher
wahrnehmbaren astralischen Strang in der Gegend der Milz mit dem physischen Leibe
zusammen. Die Milz hat nicht nur eine physische Aufgabe, sondern es ist auch ihre Funktion,
den Zusammenhang des Physischen mit dem geistigseelischen Teil des Menschen zu
vermitteln. Die Milz ist der Anknüpfungspunkt des physischen Leibes an den Astralleib.
Daher können Sie in jedem Lehrbuch der Anatomie lesen, daß man über die Milz nichts
Rechtes weiß. Die Milz ist eines derjenigen Organe, die an der Grenze der physischen Organe
stehen. Der Astralleib, der also während des Schlafes nur durch die Milz mit dem physischen
Leib verbunden ist, arbeitet daran, die Ermüdungsstoffe aus dem physischen Leib
hinwegzuschaffen. Für den Hellseher erscheint der schlafende Mensch wie in eine
merkwürdige Wolke gehüllt, die an dem physischen Leib fortwährend arbeitet.“ (Lit.:GA 96,
S. 238)

Während des wachen Tageslebens ist die ovale Form des Astralleibs durch den physischen
Leib bestimmt. Während des Schlafs, tritt das, was an guten und böseartigen Gefühlen in der
Seele lebt, bereits deutlicher gestaltend hervor. Nach dem Tod drückt sich das dann ganz
klar in den wechselnden Formen des Astralleibs aus. (Lit.:GA 108, S. 18f)

Astralleib und Karma


Durch die luziferische Versuchung, durch den Sündenfall, wurde der menschliche Astralleib
allerdings korrumpiert durch überschäumende oder fehlgeleitete sinnliche Triebe und
Begierden, und seine kosmische Weisheit dadurch teilweise in Unordnung gebracht. Es lebt
in unserem Astralleib aber weiterhin die ungeheure Sehnsucht, wieder zu dieser
ungebrochenen, heilen kosmischen Weisheit zurückzufinden. Aus eigener Kraft kann das
dem Astralleib nicht gelingen, sondern nur durch die bewusste Tätigkeit des menschlichen
Ichs. Aus den unbewussten Tiefen heraus leitet der Astralleib aber das Ich während des
irdischen Lebens immer wieder in schicksalshafte Situationen, die gleichsam eine deutliche
Aufforderung und zugleich eine Chance sind, vom Ich aus diese Verwandlung des Astralleibes
voranzutreiben. Der Astralleib führt uns so, zwar oft sehr leidvoll, aber doch ungemein
weisheitsvoll, unserem Schicksal zu; er ist der eigentliche Träger des Karma.

"In diesem Astralleib sind wir tatsächlich - wie das auch öfter beschrieben worden ist - mit
den äußeren Wirkungen unseres Lebens verbunden. Es zeigt sich das auch äußerlich
dadurch, daß der Mensch nach dem Tode rückwärts zu durchleben hat seine Tatenwelt, alles
was er überhaupt an anderen Wesen auf der Erde getan oder verrichtet hat. Er fühlt sich in
einer Zeit, von der wir gesagt haben, daß sie ungefähr ein Drittel seines vergangenen Lebens
beträgt, wie hindurchgehend in seinem Astralleib durch seine Erdentatsachen, durch alles,
was er auf der Erde verrichtet hat. Und ebenso wie - nachdem wir unseren Ätherleib wenige
Tage nach dem Tode abgelegt haben - unsere persönlichen Erinnerungen in den allgemeinen
Lebensäther eingeschrieben sind, so werden in der Zeit, in welcher wir noch mit dem
Astralleib verbunden sind, alle unsere Taten in die allgemeine Weltenastralität
eingeschrieben. Da stehen sie drinnen und wir bleiben mit ihnen ebenso verbunden, wie wir
mit den Erinnerungen unserer Persönlichkeit verbunden bleiben, die als eine bleibende Notiz
in den Weltenäther eingeschrieben sind, nur werden unsere Taten gleichsam in eine andere
Weltennotiz eingetragen. Während wir die Taten unseres letzten Lebens zurückerleben, wird
das alles in die allgemeine Weltenastralität eingetragen und wir bleiben damit verbunden.
Durch unseren Astralleib gehören wir also bleibend unseren Taten an, insofern wir
Erdenmenschen sind.

Was ich jetzt eben beschrieben habe, was uns mit unseren Taten verbindet, das ist Karma.
Das ist in Wirklichkeit das Karma: was von unseren Lebenstaten eingetragen ist in die
allgemeine Weltenastralität. Sie können daraus auch entnehmen, daß ein starker
moralischer Antrieb in einem solchen Wissen liegt, wie überhaupt es nur eine Art von
Verleumdung wäre, wenn man sagen würde, daß Geisteswissenschaft nicht die
allermoralischste Lebensgrundlage bieten würde. Inwiefern liegt in solchen
Erkenntnisgrundlagen, wie sie eben ausgesprochen sind, ein starker moralischer Impuls? Sie
haben ja gesehen, daß letztlich unsere Taten während des Lebens nach dem Tode
eingetragen werden in die allgemeine Weltenastralität. Wenn wir irgend etwas Unrichtiges
getan haben während unseres Lebens, und wir es nicht karmisch, soweit wir die Macht dazu
haben, noch in diesem Leben gutmachen - denn angenommen, wir bemühten uns also,
irgendein Unmoralisches schon im irdischen Leben auszugleichen, dann würden wir uns die
Eintragung in das Karma ersparen - , dann wird alles, was wir nicht ausgleichen können, nach
dem Tode in das Karma eingetragen und es bleibt mit uns verbunden. Insofern wir als
Erdenmenschen den irdischen Astralleib haben, haben wir als Menschen unser Karma." (Lit.:
GA 133, S. 141f)

In deutlicher Weise schreiben sich unsere Taten erst ab der Geschlechtsreife in den
Astralleib ein. Etwa zu diesem Zeitpunkt wird der Astralleib erst als selbstständiges
Wesensglied geboren und das Astralherz bildet sich als Zentralorgan des Karma aus:

"Wenn der Mensch vor der Geschlechtsreife stirbt, dann ist in ihm nur die Tendenz
vorhanden, daß sich dasjenige, was er hier auf der Erde getan hat, karmisch weitervererbt.
Es kann sich einzelnes, auch wenn Kinder vor der Geschlechtsreife sterben, dem Karma
einverleiben, aber es hat das immer etwas Unbestimmtes und Schillerndes. Das richtige
Bilden des Karma geschieht eben erst von dem Momente an, wo das astralische Herz in das
ätherische Herz voll eingreift, wo sich diese zusammenschalten. Aber es ist das auch, wenn
ich so sagen darf, der Organismus der Karmabildung. Denn mit dem Tode wird das, was da
im Menschen konzentriert ist, was sich da zusammengeschlossen hat, immer mehr und
mehr kosmisch und wird dann aus dem Kosmos heraus später beim nächsten Erdenleben
dem Menschen wiederum einverleibt, so daß alles, was wir tun, nicht uns selbst allein
angeht. Sondern es ist so, daß sich uns etwas einverleibt, was aus dem Kosmos kommt und
was auch die Tendenz behält, nach dem Tode unsere Taten dem Kosmos zu übergeben, aus
dem heraus aber sich die karmischen Gesetze für die Gestaltung unseres Karmas wirksam
erweisen, so daß wir dann dasjenige, was der Kosmos aus unseren Taten macht, in seiner
Wirkung wiederum ins Erdenleben hereintragen beim Beginn eines nächsten Erdenlebens."
(Lit.: GA 212, S. 127)

Zur menschlichen Seele wird der Astralleib erst durch die Tätigkeit des menschlichen Ichs,
das den Astralleib nach und nach so verwandelt, dass sich darin immer mehr seine eigene
geistige Individualität widerspiegelt und gewissermassen an die Stelle der makrokosmischen
Bestimmungen setzt. Dadurch differenzieren sich die Seelenfähigkeiten des Denkens,
Fühlens und Wollens immer mehr voneinander und unterstellen sich der bewussten
Herrschaft der menschlichen Individualität. Der Mensch bildet sich dadurch seelisch zu
einem eigenständigen Mikrokosmos aus, der sich, anders als das Tier, aus eigener bewusster
Kraft mit dem grossen Makrokosmos in Einklang versetzen muss.

"Der Mensch wird hineininkarniert in einen physischen Körper, der ihm von anderen Kräften
hergestellt worden ist. Auch der Ätherkörper ist in gewisser Beziehung für ihn von anderen
Mächten hergestellt. Dagegen ist der Astralkörper teilweise von anderen Mächten, teilweise
vom Menschen selbst geformt. So viel wie vom Astralkörper vom Menschen selbst geformt
ist, wird zum Karma des Menschen. Was er selbst hineingearbeitet hat, muß eine karmische
Wirkung haben. Das ist auch das Unsterbliche, das Nichtvergehende an ihm. Der physische
Körper ist durch das Karma anderer Wesen zustande gekommen; aber der Teil des
Astralkörpers des Menschen, in den er seit der lemurischen Zeit hineingearbeitet hat, der ist
sein Karma. Erst wenn der Mensch den ganzen Astralkörper durchgearbeitet hat, dann ist er
auf der Stufe der Freiheit angelangt. Dann ist der ganze Astralkörper von innen heraus
umgewandelt. Der Mensch ist dann ganz Ergebnis seiner Tätigkeit, seines Karmas." (Lit.: GA
93a, S. 24f)

"Von dem Astralleib wissen wir, daß er in einer gewissen Beziehung ein Begleiter des Ich
durch die verschiedenen Inkarnationen hindurch ist. Wenn auch während der Kamaloka-Zeit
vieles von dem Astralleib ausgeschieden werden muß, so bleibt uns doch dieser Astralleib
durch die Inkarnationen hindurch als eine Art von Kraftleib, der zusammenhält, was wir in
uns an moralischem, intellektuellem und ästhetischem Fortschritt innerhalb einer
Inkarnation aufgespeichert haben. Was wirklicher Fortschritt ist, das wird
zusammengehalten durch die Kraft des Astralleibes, von einer Inkarnation in die andere
hineingetragen und gleichsam zusammengefügt mit dem Ich, das als das Grund-Ewige in uns
von Inkarnation zu Inkarnation geht." (Lit.: GA 131, S. 117f)

Astralleib und Pflanzenformen


Obwohl Pflanzen keinen eigenen Astralleib haben, so stehen sie doch in inniger Beziehung
zur Astralwelt:

"Wenn der Hellseher eine Pflanze betrachtet, wie sie mit der Wurzel im Boden wurzelt,
Blätter und Blüten ansetzt, hat er zunächst vor sich die Pflanze, bestehend aus dem
physischen Leibe und dem Ätherleib. Das Tier hat noch den Astralleib. Nun können Sie
einmal die Frage aufwerfen: Haben die Pflanzen gar nichts von einem Astralleibe? Es wäre
falsch, würde man das behaupten; er ist nur nicht drinnen, wie er in dem Tiere drinnen ist.
Wenn das hellseherische Bewußtsein die Pflanze beschaut, so sieht es namentlich oben, wo
die Blüten sind oder entstehen, die ganze Pflanze eingetaucht in eine astrale Wolke, eine
helle Wolke, die die Pflanze namentlich an diesen Teilen umgibt und einhüllt, wo sie blüht
und Früchte trägt. Also die Astralität senkt sich gleichsam auf die Pflanze nieder und hüllt
einen Teil der Pflanze ein. Der Astralleib der Pflanze ist eingebettet in diese Astralität. Und
das Eigentümliche davon ist, daß, wenn Sie sich die ganze Pflanzendecke der Erde denken, so
werden Sie finden, daß die Astralleiber der Pflanzen einer an den anderen grenzen und sie
ein Ganzes bilden, von dem die Erde eingehüllt ist wie von physischer Luft, von der
Pflanzenastralität. Wenn die Pflanzen nur einen Ätherleib hätten, würden sie so wachsen,
daß sie nur Blätter, keine Blüten ansetzen würden, denn das Prinzip des Ätherleibes ist
Wiederholung. Wenn eine Wiederholung abgeschlossen und ein Abschluß gebildet werden
soll, muß ein Astralleib dazukommen.

So können Sie am Menschenleibe selbst betrachten, wie das Ätherische und das Astrale
zusammenwirken. Denken Sie sich die aufeinanderfolgenden Ringe des Rückgrats. Da
gliedert sich Ring an Ring. Solange dies geschieht, wirkt hauptsächlich das ätherische Prinzip
im Organismus. Oben, wo die knöcherne Schädelkapsel eintritt, dort überwiegt das Astrale,
nämlich dort hat das Astrale das Übergewicht. Also das Prinzip der Wiederholung ist das
Prinzip des Ätherischen, und das Prinzip des Abschlusses ist dasjenige des Astralen. Die
Pflanze würde oben nicht abgeschlossen sein in der Blüte, wenn sich nicht in das Ätherische
das Astrale der Pflanzennatur senken würde.

Wenn Sie eine Pflanze verfolgen, wie sie den Sommer hindurch wächst und dann im Herbste
Früchte trägt und dann anfängt zu welken, also wenn die Blüte anfängt zu ersterben, dann
zieht sich das Astrale wieder aus der Pflanze zurück nach oben. Das ist ganz besonders schön
zu beoachten. Während das physische Bewußtsein des Menschen im Frühling seine Freude
haben kann an dem Erblühen der Pflanzen, wie sich Flur um Flur mit herrlichen Blüten
bedeckt, gibt es für das hellseherische Bewußtsein noch eine andere Freude. Wenn gegen
den Herbst zu die Pflanzen, die einjährig sind, absterben, dann leuchtet es und huscht hinauf
wie huschende Gestalten, die sich als astrale Wesenheiten herausbegeben aus den Pflanzen,
die sie den Sommer hindurch versorgt haben. Hier ist wieder eine Tatsache, die uns in dem
poetischen Bilde entgegentritt, das nicht verstanden werden kann, wenn nicht hierin das
hellseherische Bewußtsein verfolgt werden kann. Da sind wir schon in einem intimen Felde
des astralen Bewußtseins. Aber bei Völkern der Vorzeit, wo solche intime Hellseher
vorhanden waren, da war auch schon dieses Sehen im Herbst vorhanden. Sie finden bei dem
hellseherischen Volke Indiens in der Kunst das wunderbare Phänomen dargestellt, daß ein
Schmetterling oder ein Vogel hinausfliegt aus einem Blütenkelch. Wiederum ein solches
Beispiel, wie in der Kunst etwas aufsteigt, wo durchaus das hellseherische Bewußtsein
zugrunde liegt aus jenen fernen Zeiten her, wo entweder das hellseherische Bewußtsein in
den Künstlern gewirkt hat oder als eine Tradition beachtet wurde." (Lit.: GA 108, S. 22ff)

Der menschliche Astralleib ist sogar in gewisser Weise ein Kompendium der Formen des
Pflanzenreiches, so wie der Ätherleib die zusammengedrängten Formen des Tierreichs in
sich enthält.

"... wenn wir unseren astralischen Leib betrachten, wenn wir ihn so absondern könnten, wie
ich das jetzt angegeben habe für das Absondern des ätherischen Leibes, da würde er
zerfallen, denn auch er ist nur durch die Elastizität des physischen und Ätherleibes
zusammengehalten; da würde er zerfallen und würde etwas darstellen, was so ähnlich wäre,
wie das gesamte Pflanzenreich. Wirklich, in uns steckt dadurch, daß wir einen astralischen
Leib haben, alles, was in den Formen des Pflanzenreiches in Mannigfaltigkeit draußen in der
Welt sich ausbreitet. Wenn Sie die ganze Pflanzenwelt studieren in der Art und Weise, wie
sich Form neben Form stellt, so haben Sie ein äußeres Bild, ein auseinandergefächertes Bild
desjenigen, was zusammengezogen ist im menschlichen astralischen Leibe. Auch das gehört
zum verlorengegangenen Worte. In der Urweisheit war Bewußtsein von diesen Dingen
vorhanden. Daher hat man sich gesagt: Also ist im Menschen etwas, was seine tief-innerste
Verwandtschaft mit der Baum-, mit der Pflanzennatur zum Ausdrucke bringt. Lesen Sie die
germanische Mythologie; Mythologien sind ja nur ein später Ausdruck der Ur-Weisheiten
der Menschen. Da sehen Sie, wie das erste Menschengeschlecht gewonnen wird aus Esche
und Ulme, und Sie haben darinnen steckend etwas von einem Bewußtsein dieser
Verwandtschaft des Menschen mit der Pflanzennatur, die ja ihre Grundlage darinnen hat,
daß der Mensch selber während der Sonnenzeit auf der Stufe des Pflanzenreiches, während
der Mondenzeit auf der Stufe des Tierreiches gestanden hat." (Lit.: GA 167, S. 169)
Es ist daher durchaus zutreffend, dass jeder Seelenregung, die wir innerlich seelisch erleben,
eine ganz bestimmte Pflanzenform draußen in der Natur entspricht, die durch ihre Gestalt,
durch ihre Wachstumsgeste gleichsam der realsymbolische Ausdruck dieser inneren
Empfindung ist.

"Auch Pflanzen «sprechen» nicht nur zu den Sinnen und dem Verstand. Sie berühren das
menschliche Gemüt. Ein Maiglöckchen «wirkt» innig, der blaue Eisenhut streng. Wir
sprechen von der kraftvollen Eiche, der lieblichen Birke und dem bescheidenen Veilchen. Das
alles sind Anmutungserlebnisse im Bereich der ästhetischen Naturerfahrung. Ihnen haftet
sicher Subjektives an. Aber eines ist unabweisbar: die Dimension des Rätselhaften. Wo der
Mensch Rätsel erlebt, weiß er, daß in den Dingen etwas enthalten ist, was in dem bisher
Erkannten, möglicherweise aber auch in den verfügbaren Erkenntnismethoden nicht
aufgeht.

Wenn es gelingt, das, was man in solchen Anmutungserlebnissen als Rätsel empfindet, mit
dem erkennenden Bewußtsein zu durchdringen, dann wird die Kluft zwischen rationaler
Klarheit und den unbestimmten Dimensionen des ästhetischen Erlebens überwunden; denn
die Klarheit des Erkennens wird in das Gebiet des bisher nur Erlebten ausgeweitet. Wie aber
kann man das, was man als Anmutung beim Betrachten von Pflanzen erlebt, bewußt
erfassen? Man muß jenen Bereich, der beim ästhetischen Anschauen im eigenen Innern
auflebt, genau kennenlernen. Das sind innere Seelenzustände, vor allem Gefühle. Man wird
auch die Pflanzen in ihren Formen und Farben eingehend betrachten. Dann kann sich zeigen,
inwieweit sich im Menschen bisher verschlossene Bereiche der Pflanzenwelt aussprechen.

Man betritt ein neues Gebiet des Forschens, indem man das Objektivitätspostulat der
modernen Naturwissenschaft, die Forderung, die Natur objektiv, d.h. unter Ausschluß des
Menschen zu untersuchen, aufgibt. Wir wollen nicht erörtern, inwieweit dieses Postulat
schon immer eine Fiktion war, sondern darauf hinweisen, daß eine methodische Erweiterung
des Naturerkennens nur möglich ist, wenn man die von diesem Postulat bestimmten
Grenzen überschreitet. Man muß allerdings, um nicht ins Ungewisse und Unüberprüfbare zu
kommen, mit großer Sorgfalt vorwärtsschreiten und sich von jedem Schritt Rechenschaft
geben." (Lit.: Kranich, S 10)

Die Form des Astralleibs - die Aura


Der Astralleib gehört nicht der räumlichen Welt an und ist als solcher eigentlich gestaltlos.

"... der astralische Leib ist eigentlich gestaltlos. Und redet man von ihm, so redet man nur
von einem Bilde, von dem man weiß, daß das Bild ihn nur darstellen soll, denn in Wahrheit
ist er gestaltlos. Dieser astralische Leib hat sich - dieser Prozeß spielt sich seit drei bis vier
Jahrhunderten ab - beim neueren Menschen recht sehr verändert. Die Menschen der
Vergangenheit hatten einen verhältnismäßig noch von Geistigkeit, von allerlei geistigen
Kräften durchspülten, durchdrungenen astralischen Leib; und was die Menschen an
spirituellen, an geistigen Empfindungen und geistigen Impulsen im Leben hatten, das kam
von diesem Geistigen, das im astralischen Leibe war. Jetzt sind die astralischen Leiber
eigentlich leer geworden. Sie sind merkwürdig leer. Und sie sind leer, weil in der Zeit, in der
gewissermaßen von außen sich offenbaren will mit Macht die geistige Welt, der Mensch
diese äußere geistige Welt aufnehmen soll. Daher ist sein astralischer Leib nach und nach
leer geworden. Er soll sich wieder erfüllen mit dem, was äußerlich sich offenbart." (Lit.: GA
193, S. 96)

Dem hellsichtigen Blick zeigt sich der Astralleib, d.h. das Bild des Astralleibs, als eiförmige,
innerlich bewegte Wolke, in deren Mitte der physische Körper steht. In der bildenden Kunst
wurde die Astral-Aura häufig als Mandorla dargestellt. Bei verschiedenen Menschen ist die
Größe dieser Aura verschieden und sie bildet auch keine klar abgegrenzte, scharf umrissene
Form. Doch kann man sich etwa vorstellen, daß der astralische Mensch durchschnittlich
doppelt so lang und viermal so breit erscheint als der physische.

"Während des Lebens zwischen Geburt und Tod kann man allerdings sehen, daß im
wesentlichen der Astralleib sich wie eine Art ovale Wolke ausnimmt, in welche der physische
und Ätherleib eingebettet sind. Eine Art Eiform ist der Körper, auf dessen äußeren Grenzen
beständig wogende Bewegungen geschehen, so daß von einer Regelmäßigkeit keine Rede
sein kann. Der Astralleib zeigt eine verhältnismäßig feste, beständige Form, solange er im
physischen Leibe drinnensteckt. Solange das der Fall ist, so lange bleibt diese Form. Schon in
der Nacht, wenn der Astralleib sich herauszieht, beginnt dieser sich dem Seelenleibe
anzupassen. Da kann man schon sehen, wie ein Mensch, der bei Tage in bösartigen Gefühlen
lebt, in der Nacht eine andere Form zeigt als ein Mensch, der während des Tages in guten
Gefühlen gelebt hat. Im allgemeinen bleibt aber doch die Form des astralischen Leibes in der
Nacht bestehen, weil die Kräfte des physischen und Ätherleibes sehr stark wirken und auch
in der Nacht noch nachwirken, und den Astralleib in seiner Form im wesentlichen, aber nur
im wesentlichen, erhalten." (Lit.: GA 108, S. 18f)

Namentlich an dem Teil des Astralleibs, der sich im Schlaf aus dem Körper heraushebt, kann
man aber doch sehr charakteristische Formveränderungen beobachten:

"Ich sagte schon, daß dieser astrale Menschenleib keineswegs absolut etwa ganz bestimmte
innere und äußere Formen zeigt, sondern nur innerhalb bestimmter Grenzen ist das der Fall.
Auch schon im physischen Leben, namentlich in jenem Teil des Leibes, der nach dem
Einschlafen austritt, paßt sich in einer gewissen Weise der Astralleib doch auch dem an, was
die Seele erlebt. Und da kann man aus gewissen Bildungen und Gestaltungen, die der
Astralleib in sich annimmt, sehen, was innerhalb des Menschen vorgeht und was er erlebt.

Nur bezüglich einiger Dinge, die die Seele erleben kann, möchte ich Ihnen einiges angeben,
nämlich, wie dann der astrale Leib gesehen wird. Nehmen Sie an, ein Mensch sei
schwatzhaft, neugierig oder er neige zum Jähzorn oder anderen ähnlichen, sagen wir,
Untugenden. Da drücken sich diese Untugenden in einer ganz bestimmten Weise in seinem
Astralleib aus. Wenn der Mensch zum Beispiel geplagt wird von Zorn, Ärger, namentlich
wenn er jähzornig ist, dann zeigen sich in seinem Astralleib knollige Bildungen,
Verdichtungen durch den Astralleib. Er wird unrein. Von diesen Verdichtungen gehen recht
schlimm aussehende schlangenartige Fortsetzungen aus, die sich auch in der Färbung von
anderen Substanzen unterscheiden. Namentlich bei jähzornigen Menschen kann das leicht
beobachtet werden. Wenn die Menschen schwatzhaft sind, dann zeigt sich dieses
namentlich dadurch, daß der Astralleib allerlei Verdichtungen zeigt, die man so
charakterisieren könnte, daß man sagt, durch die Verdichtungen werde nach allen Seiten ein
Druck im Astralleib ausgeübt. Wenn die Menschen neugierig sind, dann zeigt sich das im
Astralleib, indem er sich in Falten legt; gewisse Teile werden faltig schlaff, und es hängen
sozusagen gewisse Teile einander entgegen; es zeigt sich ein allgemeines Schlaffwerden, Sie
sehen also, daß dieser astrale Menschenleib in einer gewissen Art die allgemeinen
Eigenschaften der Astralwelt teilt, daß er seine Form den inneren Seelenerlebnissen des
Menschen anpaßt." (Lit.: GA 108, S. 19f)

Begierden und Triebe zeigen sich in flutenden Farben und Formen:

"In roten Farbennuancen durchziehen Gedanken, welche dem sinnlichen Leben entspringen,
die Seelenwelt. In schönem hellem Gelb erscheint ein Gedanke, durch den der Denker zu
einer höheren Erkenntnis aufsteigt. In herrlichem Rosarot erstrahlt ein Gedanke, der aus
hingebungsvoller Liebe stammt." (Lit.: GA 9, S. 159)
Das Temperament des Menschen, das eigentlich im Ätherleib wurzelt, zeigt sich als
Grundstimmung der Aura. Der von vielen niederen Trieben durchzogene Astralleib eines
noch wenig entwickelten Menschen hat eine rötlich-graue bis grau-braune Grundfarbe, wie
man sie ähnlich auch bei gewissen Tieren findet. Der Astralleib eines geistig
hochentwickelten Menschen zeigt Strahlungen, die von dem bläulich bis dunkelviolett
schimmernden Ich-Zenrum ausstrahlen. Wie die Persönlichkeit des Menschen geartet ist,
d.h. wie stark oder schwach sein Ich die unteren Wesensglieder und namentlich den
Astralleib durchstrahlt, zeigt sich deutlich an der Aura:

Datei:Aurisches Ei small.gif

"Für den Hellseher ist dies durchaus erkennbar. Er sieht den Menschen von einer farbigen
Aura umflossen, in der sich seine Stimmungen, Leidenschaften, Gefühle, Empfindungen in
Farbströmungen und Farbwolken genau ausdrücken. Versetzen wir uns in die Zeit, in
welcher die drei Wesensglieder erst bereit waren, das menschliche Ich aufzunehmen, so
würden wir auch bei diesem noch nicht ganz Mensch gewordenen Wesen eine Aura finden.
Es würden aber darin die gelben Strömungen fehlen, in denen die höhere Natur des
Menschen zum Ausdruck gelangt. Starke Persönlichkeiten haben eine stark gelb strahlende
Aura. Nun kann man eine starke Persönlichkeit sein, aber ohne Aktivität, man kann innerlich
stark reagieren, ohne ein Tatenmensch zu sein. Dann zeigt die Aura gleichwohl viel Gelb. Ist
man aber ein Tatenmensch und wirkt sich die Persönlichkeit in der Außenwelt aus, so geht
das Gelb allmählich in ein strahlendes Rot über. Eine rot strahlende Aura ist die eines
Tatenmenschen; sie muß aber strahlen.

Doch gibt es eine Klippe, wenn die Persönlichkeit zu Taten drängt. Das ist der Ehrgeiz, die
Eitelkeit. Davon können besonders leicht starke Naturen befallen werden. Der Hellseher
sieht dies in der Aura. Ohne den Ehrgeiz geht das Gelb unvermittelt in Rot über. Ist der
Mensch jedoch ehrgeizig, so hat er viel Orange in der Aura. Diese Schwelle muß man
überwinden, um zur objektiven Tat zu gelangen.

Schwache Persönlichkeiten sind solche, die mehr darauf gerichtet sind, daß man ihnen gibt,
als daß sie geben und etwas tun. Da sehen Sie dann hauptsächlich blaue Farben, und wenn
die Menschen besonders bequem sind, die Indigofarbe. Es bezieht sich dies mehr auf die
innerliche Bequemlichkeit als auf die äußere.

Sie sehen, wie sich in der Aura des Menschen die starke oder schwache Persönlichkeit
abspiegelt." (Lit.: GA 96, S. 322)

Der Astralleichnam - Formveränderung und Auflösung des Astralleibs nach dem Tod
Nach dem Tod löst sich der größte Teil des Astralleibs bereits während der Läuterungszeit im
Kamaloka in der Mondsphäre in die umgebenden Astralwelt auf. Er macht dabei auch
charakteristische Formverwandlungen durch.

"Aber wenn der Mensch im Tode, nach Beendigung seines physischen Lebens, zunächst den
physischen Leib abstößt und dann auch denjenigen Teil des Ätherleibes abstößt, der
abzustoßen ist, dann zeigt der Astralleib schon während der Kamalokazeit durchaus eine
wechselnde Form. Ganz und gar angepaßt ist dieser Leib in seiner Form und Bildgestalt
seinem Seelenleben, so daß ein Mensch, der seinen Leib im Tode mit häßlichen Gefühlen
verloren hat, eine abschreckende Gestalt zeigt, während ein Mensch, der mit schönen
Gefühlen gestorben ist, schöne, sympathische Formen des Astralleibes zeigt. Es kann so weit
kommen, daß Menschen, die ganz und gar aufgehen in sinnlichen Begierden und die sich
nicht erheben können zu irgendwelchen edlen Gefühlen und Trieben, nach dem Tode eine
Zeitlang wirklich die Form von allerlei grotesken Tieren annehmen, nicht solchen, wie sie auf
dem physischen Plan leben, sondern solchen, die nur daran erinnern. Derjenige nun, der
Erlebnisse hat auf dem astralen Plan und verfolgen kann, welche Gestalten sich da dem
hellseherischen Bewußtsein darbieten, der weiß, welches Bild einer Seele mit edlem und
einer mit unedlem Inhalt entspricht; von dem kann also alles an den Gestalten erlebt und
erschaut werden." (Lit.: GA 108, S. 19)

Rückläufig erleben wir in dieser Zeit unser vergangenes Erdenleben nochmals und erkennen
dabei ganz objektiv den moralischen Wert all unserer irdischen Taten und wir werden uns
dadurch unseres Karmas bewusst.

„Diese Todeskräfte, die auch die Geburtskräfte sind, sind die Mondenkräfte. In diese
Mondenkräfte ist hineingemischt alles das, was der Mensch an moralischen Wertkräften von
seiner Geburt bis zum Tode aufgehäuft hat. Ist man in irgendeiner Beziehung gut gewesen,
so findet sich in dieser Sphäre der Todesmondenkräfte gewissermaßen ein eigenes Wesen,
welches in sich enthält eine Kraft, die geblieben ist von unserem Gutsein. Dieses Wesen hat
in sich auch alles das, was geblieben ist von unserem Bösesein. Und während wir auf Erden
leben, bilden wir dieses Wesen aus. Das gewöhnliche Bewußtsein weiß nichts davon, aber
wir tragen es in uns. Wir tragen es so in uns, daß wir es jede Nacht, wenn wir schlafen,
verlassen; wenn wir aus unserem physischen Leibe herausgehen, so bleibt dieses Wesen in
dem physischen Leibe drinnen. Ich habe Ihnen ja gesagt, daß die moralischen Empfindungen
und die religiösen Empfindungen in dem physischen und in dem Ätherleib zurückgelassen
werden. Und da wird auch zurückgelassen ein wirkliches Wesen, das wir als unseren
Karmaträger während unseres Erdenlebens ausbilden. Dieses Wesen bleibt aber mit uns im
Zusammenhange, solange wir in der Sphäre der Mondenkräfte sind. Und weil dieses Wesen
uns in den Mondenkräften, also in der Nähe der Erde erhält, bleiben wir in der nächsten Zeit
nach dem Tode sowohl mit diesen Mondenkräften wie auch mit unserem Karma so
verbunden, daß wir wirklich zurück durchleben müssen alle Handlungen, die wir zwischen
der Geburt und dem Tode gemacht haben auf der Erde, daß wir die durchleben müssen in
einer geistigen Art, mit dreifacher Schnelligkeit - wie ich im öffentlichen Vortrag gesagt habe
-, wie wir sie auf Erden durchgemacht haben. Aber wir müssen sie durchleben, rückwärts
durchleben und bringen so eine Zeit nach dem Tode zu, indem wir zwar nicht mehr durch
den physischen Leib, den wir abgelegt haben, mit den Todesmondenkräften verbunden
bleiben, aber indem wir als geistig-seelische Wesen Handlungen verrichten müssen, welche
mit unseren Erdenhandlungen im innigen Zusammenhange stehen. Also wir machen unser
Leben noch einmal in rückwärtiger Reihenfolge durch, und dadurch kommt uns unser Karma
erst recht zum Bewußtsein.“ (Lit.:GA 218, S. 163f)

„Nachdem man auf diese Weise die Handlungen durchgemacht hat, zurückgelaufen ist mit
den Handlungen bis zu seiner Geburt, ist es so, daß man diese Handlungen eben vom
Sternenstandpunkte aus beurteilt. Man bekommt jetzt über sich nicht das Urteil, daß man
bloß zurückschaut, sondern man bekommt das Urteil nach vorwärts; man bekommt das
Urteil: Dies mußt du tun, um auszugleichen diese Handlung; dies mußt du tun, um
auszugleichen eine andere Handlung. - Darinnen steht man für die nächsten zwanzig, dreißig
Jahre seines Lebens nach dem Tode, je nachdem man alt geworden ist, etwa ein Drittel der
irdischen Zeit. Kinder machen das sehr kurz durch. Es kommt kaum in Betracht bei ganz
kleinen Kindern, wie Sie sich denken können nach meinen Ausführungen. Man durchlebt auf
diese Weise tatsächlich, indem man noch einen geistig-seelischen Zusammenhang hat mit
seinem Irdischen, sein Leben rückwärts noch einmal. Und wenn man angekommen ist bei
der Geburt, dann stellt sich das heraus, daß einem von alldem die Erinnerung bleibt. Es ist
jetzt gerade so, wie wenn man wieder einen Leib ablegen würde. Man sagt, man legt den
astralischen Leib ab. Aber was in Wirklichkeit geschieht, ist, daß sich das lebendige Tun, in
dem man vorher war, verwandelt in ein Gedankenbild, nur daß jetzt ein ganz anderes
Bewußtsein, ein Sternenbewußtsein denkt, während hier ein irdisches Bewußtsein gedacht
hat.“ (S. 166f)

Die vollständige Auflösung des Astralleichnams dauert etwa 20 bis 40 Jahre; während dieser
Zeit können diese astralen Leichname in störender Weise auch den Astralleib der auf Erden
lebenden Menschen durchsetzen, wenn dieser im Schlaf aus dem belebten Leib
herausgehoben ist.

"Für den Hellseher sind diese astralischen Leichname sichtbar, und es dauert zwanzig,
dreißig bis vierzig Jahre, bis sie sich aufgelöst haben. Da solche astralischen Leichname
fortwährend da sind, so gehen sie gelegentlich durch die Leiber Lebender, durch unsere
eigenen Leiber hindurch, besonders während der Nacht, wenn unsere astralischen Leiber im
Schlafe von den physischen Körpern getrennt sind, und daher rühren gewisse schädliche
Einflüsse, die der Mensch empfangen kann." (Lit.: GA 108, S. 57)

Vollständig abgeschlossen ist dieser Prozess erst, wenn der Tote bis zur Saturnsphäre
aufgestiegen ist:

„Solange der Mensch dieses Rückwärtsdurchleben seines verflossenen Erdenlebens


durchmacht, so lange steht er eigentlich in der Planetensphäre. Man kann sagen: Indem der
Mensch vorschreitet von den geistigen Mondenkräften zu den Venus-, Merkur-, Sonnen-,
Mars-, Jupiterkräften bis zu den Saturnkräften, also solange er zwischen der Monden- und
Saturnsphäre ist, mit anderen Worten, solange er in sich fühlt den Planetenkosmos, so lange
befindet er sich in diesem Rückwärtsdurchleben seines verflossenen Erdenlebens.“ (Lit.:GA
218, S. 167)

große Tinktur (lat. tingo, „färben“), zuzubereiten, ist das Opus Magnum, das Ziel und
Meisterstück der alchemistischen Arbeit, durch die die rohe, zwar ursprünglich jungfräuliche,
aber durch den Sündenfall verdorbene prima materia zur reinen, vollkommen
durchgeistigten ultima materia, eben dem Stein der Weisen, veredelt werden soll. Der Stein
der Weisen wird oft auch bezeichnet als: Roter Löwe (Roter Leu), Roter Drache, Großes
Elixier oder Rotes Elixir, Magisterium, Rote Tinktur, Panazee des Lebens (von griech.
Πανάκεια, Panakeia, „alles heilend“, lat. Panacea), Astralstein oder Philosophischer Stein.
Der Schlüssel zur Bereitung des Steins der Weisen soll nach alchemistischer Tradition bereits
in den 13 Absätzen der Tabula Smaragdina des Hermes Trismegistos gegeben sein.

Die geistigen Hintergründe der alchemistischen Arbeit


Die Zubereitung des Steins der Weisen ist nicht, wie es oft missverständlich aufgefasst wird,
primär auf bestimmte Hantierungen mit äußeren Substanzen ausgerichtet, sondern
bedeutet vielmehr eine schrittweise zu entwickelnde geistige Arbeit, die einmal zur völligen
Vergeistigung des physischen Leibes und damit zur Auferstehung führen soll. Allerdings war
die äußere alchemistische Arbeit dabei eine wichtige und notwendige Hilfe, um die inneren
Wandlung herbeizuführen, und umgekehrt sollte die dadurch errungene geistige Kraft auf
die äußeren Substanzen, mit denen man arbeitete, veredelnd zurückwirken. Wahre
Alchemie berücksichtigt immer beide Aspekte: die praktische Experimentierkunst und den
damit verbundenen geistigen Schulungsweg.

Das Opus Magnum

Durch die alchemistischen Prozeduren des Opus Magnum sollte der grüne Löwe, die
ungeläuterte prima materia, in den roten Löwen, den Stein der Weisen, verwandelt werden.
Die Bereitung des Steins der Weisen verläuft über vier grundlegende Stufen, die mit den vier
Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer korrespondieren, die durch die Aufnahme der
quinta essentia, der Ätherkräfte, schrittweise vergeistigt werden sollen.

Der Ausgangsstoff für den ganzen Prozess ist die prima materia, der noch ungeläuterte Stoff,
der oft auch als Jungfernerde oder grüner Löwe oder grüner Drache bezeichnet wird. Um
welchen konkreten Stoff es sich dabei handelt, wird meist nicht gesagt. Die Schwärzung (lat.
nigredo, griech. melanosis) dieses Urstoffes bildete den ersten Schritt des Großen Werkes.
Als Symbol steht dafür der Rabe. Durch die fortgesetzte Läuterung des Stoffes wurde
zunächst die Weißung (lat. albedo, griech. leukosis), bei der sich symbolisch der Rabe zur
weißen Taube verwandelt, und dann die Gelbung (lat. citrinitas, griech. xanthosis) erreicht.
Misslang die Gelbung, so stellte sich die vielfarbige cauda pavonis, der sog. Pfauenschwanz,
ein. Die letzte und höchste Stufe war die Rötung (lat. rubedo, griech. iosis). Der Stoff rötet
sich und wütet als roter Drache gegen sich selbst, bis er sich in Blut verwandelt, was anzeigt,
dass der Verwandlungsprozess gelungen ist. Der so gewonnene Stein der Weisen ist nach
der Beschreibung des Paracelsus leuchtend rubinfarbig, durchsichtig und sehr schwer.
Darstellungen aus dem späteren Mittelalter lassen vielfach die Stufe der Gelbung aus, so
dass man es dann nur mehr mit der Trias von nigredo, albedo und rubedo zu tun hat.
Goethe deutet das Scheitern dieses Prozesses im ersten Teil seiner Faust-Dichtung an:

Da ward ein roter Leu, ein kühner Freier,


Im lauen Bad der Lilie vermählt,
Und beide dann mit offnem Flammenfeuer
Aus einem Brautgemach ins andere gequält.
Erschien darauf mit bunten Farben
Die junge Königin im Glas,
Hier war die Arzenei, die Patienten starben,
Und niemand fragte: wer genas?
Goethe: Faust. Der Tragödie erster Teil (Vor dem Tor)

In der Praxis verlief das alchemistische Magisterium zumeist über mehr als vier Stufen, da
vorbereitende Arbeiten und auch gewisse Zwischenschritte notwendig waren. Die Zahl und
Abfolge dieser Schritte variiert bei den verschiedenen Autoren. Alchemie ist eben keine
abstrakte Wissenschaft, sondern eine individuell zu handhabende Kunst. Basilius Valentinus
und Paracelsus sprechen, wie auch viele andere Autoren, von sieben Schritten, die mit den
sieben Planeten zusammenhängen. Im Rosarium Philosophorum des Arnaldus de Villanova
wird die Zubereitung des Steins der Weisen in 10 (bzw. 20) Stufen beschrieben und George
Ripley ("Ripley's Twelve Gates") nennt 12 Stufen, die ihre deutliche Entsprechung in den
zwölf Bildern des Tierkreises haben. In allen Fällen war man sich bewusst, dass der
kosmische Einfluss auf die Wandlung der irdischen Stoffe sehr bedeutsam ist. Das Opus
Magnum kann nur gelingen, wenn es zur rechten Zeit, d.h. unter einer geeigneten
kosmischen Konstellation, ausgeführt wird.

Typische Arbeitsschritte waren:

Der grüne Drache, d.h. die rohe prima materia, wird durch ein antithetisches Paar
überwältigt und fixiert.
calcinatio: Durch längeres Erhitzen wird die Ausgangssubstanz oxidiert und pulversisiert.
solutio: Die Substanz wird aufgelöst oder, beispielsweise durch Schmelzen, verflüssigt
(liquefactio), wobei ein sogenanntes Mercurialwasser entsteht.
mortificatio und putrefactio: Damit die Substanz später erneuert werden kann, muss sie
zuvor getötet, d.h. vom Geist befreit, und zur Verwesung gebracht werden. Man lässt dazu
für längere Zeit, meist 40 Tage, die Substanz im Bauch der Erde verwesen, wie einen
Leichnam im Grab, der zur Mutter Erde zurückkehrt. Die rohe Stoff muss zuerst sterben und
den in ihm waltenden Geist in seine eigentliche geistige Heimat, die überirdische Welt,
entlassen, um später von dort in höherer Gestalt wieder auferstehen zu können. Die
eintretende Schwärzung (nigredo), symbolisiert durch den schwarzen Raben, zeigt den Tod
des Stoffes an, der damit in den Zustand der prima materia zurückgeführt wurde. Damit die
Substanz wieder auferstehen und den in himmlischen Sphären geläuterten Geist empfangen
kann, muss sie bis zum Weißen aufgehellt werden. Die Albedo tritt ein, symbolisch dadurch
dargestellt, dass sich der schwarze Rabe nun in eine weiße Taube verwandelt. Manchmal
wird die allmählich einsetzende Aufhellung auch durch ein Rabenhaupt symbolisiert, das sich
weiß färbt.
reductio: Nun muss der bei den vorangegangenen Prozessen verflüchtigte Geist dem
aufbereiteten Stoff wieder zurückgegeben werden. Dazu wird die Substanz so lange mit
„philosophischer Milch” lacta philosophica genährt, bis sie sich gelb färbt, also die (citrinitas)
eintritt. Scheitert diese Prozedur, so zeigt sich die cauda pavonis, der vielfarbige
Pfauenschwanz. Die Erscheinung des Pfauenschweifes wird allerdings, sofern er sich nur
vorübergehend zeigt, nicht von allen Autoren als negativ beschrieben, sondern wird vielfach
auch als notwendiges Durchgangsstadium betrachtet, das anzeigt, dass das Große Werk auf
dem rechten Weg ist.
sublimatio: Die Sustanz wird sublimiert und in einem zweiten Gefäß wieder als Feststoff
niedergeschlagen und steigert sich dabei in einer sehr heftigen Reaktion zur Röte (rubedo).
Sie streitet dabei als roter Drache gegen sich selbst und verwandelt sich in Blut, woran die
erfolgreiche Reduktion zu erkennen ist.
coagulatio oder fixatio: der von der Substanz aufgenommene Geist muss nun verdichtet und
in der Materie fest verankert (fixiert) werden, womit sich das Grundprinzip der Alchemie zur
Läuterung der Substanz, das «solve et coagula» (löse und verdichte), erfüllt. Gelegentlich
schließt sich daran noch die fermentatio, bei der durch Zugabe einer sehr geringen Menge
Goldes der ganze Prozess beschleunigt wird.
Der Lapis philosophorum, die ultima materia, die meist als schweres, dunkelrot glänzendes
Pulver beschrieben und oft als Roter Löwe dargestellt wird, bildet den Endpunkt der
Prozedur.

Die Schwarze Sonne - bei den Alchemisten ein Symbol für die nigredo, den Auflösungs- bzw.
Absterbensprozess der Materie.
Um mit Hilfe des so gewonnen philosophischen Steins unendle Metalle in Gold zu
verwandeln, sind noch weitere Schritte nötig:

multiplicatio: Die gewonnene Substanz des Steins der Weisen wird vervielfacht. Raimundus
Lullus gibt beispielsweise an, dass man aus einer Unze des lapis aus Quecksilber 1000 Unzen
"verdünnter Lapis-Substanz" erzeugen könnte; dieser Vorgang ließe sich dreimal
wiederholen und jede Unze des so vervielfältigten lapis würde ausreichen, um 1000 Unzen
Quecksilber in lauteres Gold zu verwandeln. (Lit.: Biedermann, S 360)
projectio oder Tingierung: der pulverisierte Lapis wird in das verflüssigte unedle Metall
eingestreut und dieses zu Gold transmutiert.
Nach einer anderen Darstellung sind ebenfalls sieben Stufen in folgender Reihung zu
durchlaufen:

Calcinatio (Verkalkung),
Sublimatio (Erhöhung),
Solutio (Auflösung),
Putrefactio (Fäulung),
Destillatio, (Zertriefung),
Coagulatio (Gerinnung) und
Tinctura (Anstrich) (Lit.: Biedermann, S 407)
Das Opus minus
Durch das Opus minus, das Kleine Werk, das viele Verfahrensschritte mit dem Opus Magnum
gemein hat, wurde der silbermachende Stein gewonnen.

Lebenselixier
Das Lebenselixier wurde von den Alchemisten aus dem Stein der Weisen hergestellt und als
eine Art von Universalmedizin angesehen und zugleich auch als universelles Lösungsmittel
(lat. menstruum universale) betrachtet, das alle festen Stoffe, einschließlich Gold, aufzulösen
vermochte (siehe auch → Alkahest). Über die stoffliche Natur des Lebenselixiers findet man
aus gutem Grund kaum konkrete Angaben, denn auf die stoffliche Beschaffenheit kommt es
dabei nicht so sehr an, sondern auf die Fähigkeit, die Lebensätherkräfte zur Wirksamkeit zu
bringen.

Der Baum des Lebens und die Wirksamkeit des Lebensäthers


Die "quinta essentia", der Lebensäther und der Baum des Lebens

Der Hermaphrodit als alchemistisches Symbol für den Stein der Weisen. Der rote Flügel
symbolisiert das Große Werk (Opus Magnum), im Zuge dessen unedle Metalle zu Gold
verwandelt wurden; der weiße Flügel bezeichnet das Kleine Werk, durch das Silber erzeugt
werden sollte.
Von den vier Ätherarten, die Rudolf Steiner beschrieben hat, ist der Lebensäther der
höchste. In ihm kulminieren jene Kräfte, die auch als der Baum des Lebens bezeichnet
werden. Der Baum des Lebens umfasst, wie Rudolf Steiner gezeigt hat, die beiden höchsten
Ätherarten, also den Klangäther und den Lebensäther. Der Lebensäther ist erst im Zuge
unserer Erdentwicklung entstanden; die anderen Ätherarten, der Wärme-, Licht- und
Klangäther, wurden bereits auf früheren Verkörperungen unserer Erde gebildet. Der
Klangäther, der auf dem alten Mond entstanden ist, wirkt vor allem im Wasserelement, und
ist die eigentlich ordnende Kraft in allen chemischen Verwandlungsprozessen. Die moderne
Quantenmechanik gibt uns ein, freilich sehr abstraktes, Bild dieser ordnenden Kräfte. Der
Lebensäther wirkt darüber hinaus unmittelbar gestaltend bis in das feste Erdelement hinein,
das ebenfalls erst auf der Erde gebildet wurde. Mit diesen Lebensätherkräften, die den
Klangäther durchwirken, hat es der Alchemist vorwiegend zu tun und wenn er von der
quinta essentia spricht, die zwar prinzipell alle vier Ätherkräfte umfasst, so meint er doch vor
allem die vereinigten Kräfte des Lebensäthers und des Klangäthers. Darauf hat auch
Hermann Beckh sehr deutlich hingewiesen:

„Chymische Ausdrücke, wie „Stein der Weisen”, „Tinktur” erscheinen in älterer Literatur
häufig als Bilder da, wo von Läuterung und Vergeistigung des Irdischen und Menschlichen
die Rede ist. Zum Sprachgebrauch ist dabei hinzuzufügen, daß die beiden angeführten Worte
nicht immer dasselbe bedeuten. So ist „Stein der Weisen" gewöhnlich die verwandelnde
„Tinktur”, das Endprodukt des „chymischen Prozesses". Zuweilen aber auch die
Anfangssubstanz, die prima materia, der Ausgangspunkt des chymischen Prozesses, die im
Menschen und in der Erde verborgene, im Stofflichen überstofflich waltende
geheimnisumwobene Substanz „Jungfernerde”. Jakob Böhme, in dessen chymischem
Wortschatz die „Tinktur” eine so bedeutsame Rolle spielt, verwendet dieses Wort nicht nur
im Sinne der metallverwandelnden Substanz, sondern bringt es mit dem „jungfräulichen
Geheimnis der Stoffeswelt” irgendwie zusammen, und zwar so, daß er mehr die
übersinnlich-überstoffliche Seite, die lebensätherische Seite dieses Geheimnisses, wie wir
auch sagen können, damit meint, als das schon mehr im Physisch-Stofflichen liegende
Anfangsprodukt chymischer Prozesse. An den für die Alchymie so wichtigen Zusammenhang
des Lebensäthers als der höchsten der vier Ätherarten mit der festen Erdenstofflichkeit als
dem untersten der Elemente — nicht die „Elemente” der heutigen Chemie, sondern eher
dasjenige, was der Chemiker und Physiker „Aggregatzustände der Materie” nennen würde,
ist hier gemeint — läßt uns die ganze Art, wie Böhme das Wort Tinktur gebraucht, denken.
Es steht dieses Geheimnis des Lebensäthers, des Lebens selbst, mit dem der Alchymie in
einer innigen Beziehung.“ (Lit.: Beckh, S 10f)

Der Ätherleib des Christian Rosenkreutz und seine inspirierende Wirkung


Das Verständnis der Lebensätherkräfte wurde den Rosenkreuzern durch die inspiriende
Wirkung des Ätherleibs von Christian Rosenkreutz erleichtert. Diese inspiriende Wirkung ist
auch da, und dann vielleicht sogar besonders stark, wenn Christian Rosenkreutz gerade nicht
auf Erden verkörpert ist:

„Eine ganz neue Weltbetrachtung konnte man beginnen, dank den Ausstrahlungen des
wunderbaren Ätherleibes des Christian Rosenkreutz. Was nun bis zu unserer Zeit von den
Rosenkreuzern gearbeitet wurde, ist äußere und innere Arbeit. Die äußere Arbeit hatte den
Zweck, das, was hinter der Maja der Materie liegt, zu ergründen. Man wollte die Maja der
Materie untersuchen. Dem gesamten Makrokosmos liegt ebenso ein Äther-Makrokosmos,
ein Ätherleib zugrunde, wie der Mensch einen Ätherleib hat. Es gibt einen gewissen
Grenzübergang von der gröberen zur feineren Substanz. Richten wir unsern Blick auf die
Grenze zwischen physischer und ätherischer Substanz. Dem, was zwischen der physischen
und der ätherischen Substanz liegt, ist nichts anderes auf der Welt ähnlich. Es ist weder Gold
noch Silber, noch Blei, noch Kupfer. Da haben wir etwas, was nicht mit irgendeiner anderen
physischen Substanz vergleichbar wäre, sondern es ist die Essenz von allem. Wir haben da
eine Substanz, die in allen anderen physischen Substanzen enthalten ist, so daß die anderen
physischen Substanzen als Modifikationen dieser einen Substanz betrachtet werden können.
Diese Substanz hellseherisch anzuschauen, war das Bestreben der Rosenkreuzer. Sie sahen
die Vorbereitung, die Ausbildung eines solchen Schauens in einer erhöhten Wirksamkeit der
moralischen Kräfte der Seele, die dann diese Substanz sichtbar machte. In den moralischen
Kräften der Seele erblickten sie die Kraft zu diesem Schauen. Diese Substanz ist von den
Rosenkreuzern wirklich geschaut und entdeckt worden. Sie fanden, daß diese Substanz in
einer bestimmten Form in der Welt lebt, im Makrokosmos sowie auch im Menschen.
Draußen in der Welt, außerhalb des Menschen, verehrten sie sie als das große Gewand, als
das Kleid des Makrokosmos. Im Menschen sahen sie sie entstehen, wenn eine harmonische
Wechselwirkung zwischen Denken und Wollen vorhanden ist. Sie sahen die Kräfte des
Wollens nicht nur im Menschen, sondern auch im Makrokosmos, zum Beispiel im Donner
und Blitz. So sahen sie auch die Kräfte des Denkens einerseits in dem Menschen und dann
draußen in der Welt, in dem Regenbogen, in der Morgenröte. Die Kraft, solche Harmonie
zwischen Wollen und Denken zu erreichen in der eigenen Seele, suchten die Rosenkreuzer in
den Ausstrahlungen dieses Ätherleibes des Dreizehnten, des Christian Rosenkreutz.

Es wurde festgesetzt, daß alle Entdeckungen, die sie machten, hundert Jahre lang als
Geheimnis bei den Rosenkreuzern bleiben müßten und daß erst dann, nach hundert Jahren,
diese Rosenkreuzer-Offenbarungen der Welt gebracht werden dürften. Erst nachdem
hundert Jahre darüber gearbeitet worden war, durfte in entsprechender Weise darüber
gesprochen werden. So wurde vom siebzehnten bis zum achtzehnten Jahrhundert
vorbereitet, was 1785 in dem Werk «Die geheimen Figuren der Rosenkreuzer» zum
Ausdruck kam.“ (Lit.:GA 130, S. 65f)

Lebensäther und Kohlenstoff


Geht man von den vier Elementen zu den chemischen Elementen über, so erkennt man, dass
die meisten von ihnen unter irdischen Bedingungen als Feststoff vorliegen, also im
alchemistischen Sinn als eine Variante des Erdelements aufzufassen sind. Sie erweisen sich
damit alle als mehr oder weniger geeignet, die Lebensätherkräfte in den Feinbau ihrer
kristallinen Struktur aufzunehmen. Ein chemisches Element nimmt dabei aber eine ganz
bevorzugte Stellung ein. Es ist der Kohlenstoff, der wie kein anderes chemisches Element
befähigt ist, den Lebensäther aufzunehmen. Darum bildet auch der Kohlenstoff und seine
ungezählten Verbindungen die materielle Basis allen irdischen Lebens. Auf die besondere
Bedeutung des Kohlenstoffs wird weiter unten noch genauer eingegangen.

Die Läuterung des Astralleibs


Der Lebensäther steht an der Schwelle, wo die Ätherwelt in die Astralwelt, also in die
Seelenwelt, übergeht. Tatsächlich überlappen sich in der Region des Kamaloka sogar die drei
niedersten Regionen der Seelenwelt mit den drei obersten Bereichen der physisch-
ätherischen Welt (→ Astralwelt). Störungen in der Astralsphäre wirken dadurch sehr schnell
auch in die Welt des Lebensäthers herein. Durch die luziferische Versuchung und den damit
verbundenen Sündenfall wurde der Astralleib des Menschen und die ganze Astralsphäre der
Erde in Unordnung gebracht. Das konnte nicht ohne Wirkungen für die Ätherwelt bleiben.
Wie schon die Genesis schildert, sollte der Mensch von nun an nicht mehr von den Früchten
des Baums des Lebens essen, d.h. die Herrschaft über die Lebensätherkräfte verlieren.

Datei:Jacob Behme.jpg

„Die „Geheimwissenschaft” zeigt uns, wie in dem mit dem chemischen oder Klangäther
verbundenen Lebensäther das vom Menschen im Sündenfall verlorene höhere
Lebenselement liegt, der Baum des Lebens, der dem aus dem Paradies vertriebenen
Menschen der Urschöpfung verloren ging. Auch die höhere, chymisch-magische
Machtvollkommenheit über das Erdenelement ging damit verloren. So erscheint der über
das Geheimnis der Alchymie für den heutigen Menschen gebreitete Schleier als eine
mittelbare Folge des Menschheits-Falles. Ins Netz der Wirkungen verstrickt, bleibt da der
Mensch dem Ursachengebiet und seiner Beherrschung entrückt. In der niederen Stoffeswelt
waltende Mächte haben eine im Reiche der Ursachen, des höheren Äthers einstmals dem
Menschen-Ich vorbehaltene Macht an sich zu reißen vermocht. In diese ganzen
Weltenzusammenhänge und Menschheitszusammenhänge, in das ganze Geheimnis des
Sündenfalles der Menschheit und des durch ihn bewirkten Verlustes gewisser höherer
Erkenntnisse und Kräfte läßt uns Jakob Böhme in der Art, wie er von der Tinktur spricht,
hineinschauen:

Der Mensch war geschaffen, daß er soll ein Herr der Tinktur sein, und sie war ihm Untertan,
er aber wurde ihr Knecht, dazu fremde. Also suchet er nur Gold, und findet Erde; darum, daß
er den Geist verließ und ging „mit seinem Geist in die Wesenheit, hat ihn die Wesenheit
gefangen und in den Tod geschlossen: daß wie die Tinktur der Erde im Grimm verschlossen
liegt, bis ins Gericht Gottes, also auch lieget des Menschen Geist mit im Zorn verschlossen, er
gehe denn aus und werde in Gott geboren. (De incamatione Verbi.)

Jakob Böhmes dunkle Worte deuten hin auf den Grund, warum dem Menschengeist, trotz
aller Vielseitigkeit naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, das eigentliche Naturgeheimnis in
solche Fernen gerückt ist, warum das ganze Gebiet von einem so dichten Schleier verhüllt
ist, so daß alles Reden von Alchymie heute noch immer fast wie phantastisches Irresein oder
Schlimmeres anmutet.“ (Lit.: Beckh, S 12f)
Damit der Alchemist die Herrschaft über den Lebensäther wiedergewinnen kann, muss er
zuvor seinen Astralleib, der seine Jungfräulichkeit, d.h. seine Reinheit, verloren hat, läutern.
Und zwar auf solche Weise, dass dabei die dunklen Astralkräfte, die sein Seelenwesen
durchziehen, nicht bloß herausgesetzt und der astralen Erdensphäre überantwortet werden,
sondern dass sie schöpferisch verwandelt und durchlichtet werden. Dazu muss der Mensch
sein höheres Selbst, also das Geistselbst in anthroposophischer Sprechweise, entwickeln.
Nur dann beginnt auch die Astralsphäre unserer Erde wieder jungfräulich zu werden - und
nur dann ist eine wirksame alchymische Wandlung der Stoffeswelt möglich.

In der christlichen Esoterik wurde der so geläuterte Astralleib stets als die Jungfrau Sophia
verehrt. Sie entspricht, allerdings jetzt in christlich verwandelter Form, der «Isis» der
ägyptischen Mysterien. Von Goethe wird sie im abschließenden Chorus Mysticus seiner
Faust-Dichtung als das Ewig-Weibliche angesprochen, und Jakob Böhme sagt:

„Das ist meine Jungfrau, die ich in Adam hatte verloren, da ein irdisch Weib aus ihr ward.
Jetzt habe ich meine liebe Jungfrau aus meinem Leibe wiedergefunden. Nun will ich die
nimmermehr von mir lassen. Der Leib ist der Seelen Spiegel und Wohnhaus, und ist auch
eine Ursache, dass die pure Seele den Geist verändert, als nach der Lust des Leibes oder des
Geistes dieser Welt.“ (Lit.: Jacob Boehme: Vierzig Fragen von der Seelen, Frage 7, Abs. 14)

Der Rosenkreuzer-Schulungsweg und die Vergeistigung des physischen Leibes


Ein neues geistiges Wesensglied wird sich der Mensch durch die Vergeistigung des
physischen Leibes erwerben, das von Rudolf Steiner als Geistesmensch bezeichnet wird und
in den morgenländischen Weisheitslehren als Atma bekannt ist. Nicht zufällig ist der
Ausdruck Atma mit unserem deutschen Wort Atem verwandt: Die Vergeistigung des
physischen Leibes - gleichbedeutend mit der Bereitung des Steins der Weisen - hängt mit der
systematischen Schulung des Atemprozesses wesentlich zusammen:

„Um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert sickerte manches über okkulte Entwickelung
durch. Da wurde viel von dem Stein der Weisen in öffentlichen Schriften geschrieben, aber
man merkt, daß die Verfasser selbst nicht viel davon verstanden, wenn auch alles aus
richtiger Quelle stammte. In einer Thüringer Staatszeitung erschien im Jahre 1796 ein Artikel
über den Stein der Weisen, in dem unter anderm folgendes gesagt wurde: Der Stein der
Weisen ist etwas, das man nur kennen muß, denn gesehen hat es jeder Mensch. Es ist etwas,
was alle Menschen eine gewisse Zeit hindurch fast jeden Tag in die Hand nehmen, was man
überall finden kann, nur wissen die Menschen nicht, daß es der Stein der Weisen ist. - Das ist
eine geheimnisvolle Andeutung: überall soll der Stein der Weisen zu finden sein. Aber diese
sonderbare Ausdrucksweise ist wörtlich wahr.

Die Sache ist nämlich so: Wenn die Pflanze ihren Leib bildet, nimmt sie die Kohlensäure auf
und behält den Kohlenstoff zurück, aus dem sie sich ihren Körper aufbaut. Mensch und Tier
essen nun die Pflanze, nehmen dadurch den Kohlenstoff in sich wieder auf und geben ihn im
Atem als Kohlensäure wieder ab. So besteht ein Kreislauf des Kohlenstoffes. In der Zukunft
wird es anders sein. Da wird der Mensch lernen, sein Selbst immer mehr zu erweitern und
das, was er jetzt der Pflanze überläßt, das wird er selbst einmal zustande bringen. Wie der
Mensch durch das Mineral- und Pflanzenreich hindurchgeschritten ist, so schreitet er auch
wiederum zurück. Er selbst wird Pflanze, nimmt das Pflanzendasein in sich auf und wird den
ganzen Prozeß in sich selbst durchmachen: er wird den Kohlenstoff in sich behalten und
bewußt damit seinen Körper aufbauen, wie es heute die Pflanze unbewußt tut. Den
notwendigen Sauerstoff bereitet er dann sich selbst in seinen Organen, verbindet ihn mit
dem Kohlenstoff zur Kohlensäure und lagert dann in sich selbst den Kohlenstoff wieder ab.
Damit kann er also an seinem körperlichen Gerüst selbst fortbauen. Das ist eine große
perspektivische Idee der Zukunft. Dann tötet er nichts anderes mehr.

Nun ist bekanntlich Kohlenstoff und Diamant derselbe Stoff. Diamant ist kristallisierter,
durchsichtiger Kohlenstoff. Also brauchen Sie nicht zu denken, daß der Mensch später als
Schwarzer herumlaufen wird, sondern sein Leib wird aus durchsichtigem, und zwar weichem
Kohlenstoff bestehen. Dann hat er den Stein der Weisen gefunden. Er verwandelt seinen
eigenen Leib in den Stein der Weisen.

Diesen Prozeß muß derjenige, der sich okkult entwickelt, so viel als möglich vorausnehmen,
das heißt er muß seinem Atem die Fähigkeit des Tötens nehmen, er muß ihn so gestalten,
daß die ausgeatmete Luft wieder brauchbar wird, so daß er sie immer wieder einatmen
kann. Und wodurch geschieht das? Dadurch, daß man in den Atmungsprozeß Rhythmus
hineinbringt. Dazu gibt der Lehrer Anweisung. Einatmen, Atemanhalten und Ausatmen, darin
muß, wenn auch nur für kurze Zeit, Rhythmus liegen. Mit jedem rhythmisch ausgeatmeten
Atemzug wird die Luft verbessert, ganz langsam, aber sicher. Man kann fragen: Was macht
das aus? - Hier gilt der Satz: Steter Tropfen höhlt den Stein. Jeder Atemzug ist solch ein
Tropfen. Der Chemiker kann das noch nicht nachweisen, weil seine Mittel zu grob sind, um
die feinen Stoffe wahrzunehmen, aber der Okkultist weiß, daß dadurch in der Tat der Atem
lebensfördernd wird und mehr Sauerstoff enthält als unter gewöhnlichen Umständen. Nun
wird aber der Atem gleichzeitig noch durch etwas anderes rein gemacht, nämlich durch
Meditieren. Auch dadurch wird, wenn auch nur äußerst wenig, dazu beigetragen, daß die
Pflanzennatur wieder hereingenommen wird in die menschliche Natur, so daß der Mensch
zu dem Nicht-Toten kommt.“ (Lit.:GA 95, S. 128f)

Die Bereitung des Steins der Weisen durch Regulierung des Atems bildet die 4. Stufe des
Rosenkreuzer-Schulungsweges:

„Das vierte ist das, was man die Bereitung des Steines der Weisen nennt. Was Sie darüber in
der Literatur finden, ist ziemlich unzutreffend, ja sogar meistens törichtes Zeug. Wäre der
Stein der Weisen das, was da geschildert wird, so hätte jeder ein Recht, darüber zu spotten.
Sie werden ein Stück davon erkennen, wenn Sie meiner Betrachtung folgen: sie wird Ihnen
einen großen Einblick geben. Am Ende des achtzehnten Jahrhunderts stand in einer
ernstzunehmenden mitteldeutschen Zeitschrift eine Notiz über den Stein der Weisen. Wer
diese Notiz liest und etwas von der Sache versteht, der findet, daß der Schreiber irgendwo
einmal etwas darüber vernommen hat. Seine Worte sind ganz richtig, aber man sieht auch,
daß er seine Worte selbst nicht richtig versteht. Der Verfasser der Notiz schreibt da: Der
Stein der Weisen ist etwas, was alle Menschen kennen, etwas, was die meisten Menschen
oft und oft in der Hand haben, was man an vielen Orten der Erde findet und von dem nur der
Mensch nicht weiß, daß es der Stein der Weisen ist. - Eine sonderbare Beschreibung ist das,
wie der Stein der Weisen sein soll, und dennoch wörtlich wahr. Man muß die Sache nur
richtig verstehen.
Betrachten Sie einmal den menschlichen Atmungsprozeß, denn mit einer Regulierung des
Atmens hängt das zusammen, was man die Auffindung oder Bereitung des Steines der
Weisen nennt. Der Mensch atmet heute Sauerstoff ein und Kohlensäure aus, also die
Verbindung des Sauerstoffs mit Kohlenstoff wird ausgeatmet. Der Mensch atmet Sauerstoff,
die Lebensluft, ein und Kohlensäure, ein wirkliches Gift, aus. Mit dieser Kohlensäure kann
der Mensch und das Tier nicht leben. Würden die Tiere, die geradeso atmen wie der
Mensch, allein auf der Erde sein und hätten sie immer so geatmet wie heute, so würden sie
die Luft um sich herum verpestet haben, und weder Tier noch Mensdi könnte heute noch
atmen. Woher kommt es nun, daß sie aber noch atmen können? Daher, daß die Pflanze die
Kohlensäure aufnimmt, den Kohlenstoff in sich behält und den Sauerstoff wieder zurückgibt,
so daß Menschen und Tiere den Sauerstoff wieder zur Atmung benützen können. Es ist also
ein schöner Wechselprozeß zwischen der Atmung der Tier- und Menschenwelt und der
Atmung oder dem Assimilationsprozeß der Pflanzenwelt - Assimilationsprozeß, damit kein
pedantischer Gelehrter etwas dagegen einwenden kann. Derjenige, der jeden Tag fünf Mark
einnimmt und jeden Tag zwei Mark ausgibt, schafft einen Überschuß, bei ihm steht die Sache
anders als bei demjenigen, der fünf Mark ausgibt und nur zwei Mark einnimmt. Ähnlich kann
es auch bei der Atmung sein. Das Wesentliche aber hierbei ist, daß dieser Tauschprozeß
zwischen Mensch und Pflanzenwelt besteht.

Dieser Tauschprozeß ist höchst merkwürdig. Betrachten wir ihn deshalb noch einmal etwas
näher. In den Menschenleib geht Sauerstoff ein, aus dem Menschenieib kommt Kohlensäure
heraus. Kohlensäure besteht aus Sauerstoff und Kohlenstoff. Die Pflanze behält den
Kohlenstoff und gibt den Sauerstoff dem Menschen wieder zurück. Sie können in der
Steinkohle, die Sie Jahrmillionen nach Entstehung der betreffenden Pflanze aus der Erde
herausgraben, den Kohlenstoff, welchen die Pflanze eingeatmet hat, wieder erblicken. Der
gewöhnliche Atmungsprozeß, der so verläuft, wie er eben geschildert wurde, zeigt an, wie
notwendig der Mensch zu seinem Leben heute die Pflanze hat, und wie in ihm beim
Atmungsprozeß etwas vorgeht, was nur ein halber Prozeß ist. Er braucht die Pflanze als
etwas, was nicht in ihm ist, damit sie ihm den Kohlenstoff in Sauerstoff umwandelt.

Nun gibt es eine Rhythmisierung des Atmungsprozesses in rosenkreuzerischem Sinn, über


die indessen Näheres nur von Mensch zu Mensch mitgeteilt werden kann. Es kann zwar hier
darauf hingedeutet werden, aber nur so, daß von einem Eingehen in Einzelheiten Abstand
genommen wird. Aber der Rosenkreuzerschüler bekam und bekommt seine bestimmte
Anweisung, er mußte in einer bestimmten Weise atmen, in einem bestimmten Rhythmus
und mit ganz bestimmten Gedankenformen. Dadurch wird sein Atmungsprozeß
umgewandelt. Diese Umwandlung können Sie sich nur vorstellen, wenn Sie den Ausspruch
berücksichtigen: Steter Tropfen höhlt den Stein. Auch bei den höchststehenden Menschen
wird nicht von heute auf morgen der ganze innere Lebensprozeß umgestaltet, wenn in
rosenkreuzerischer Form geatmet wird. Aber dasjenige, was bei solcher Atmung im Leibe des
Menschen umgestaltet wird, geht nach einer bestimmten Richtung hin, nämlich dahin, daß
der Mensch in Zukunft imstande ist, in sich selbst die Kohlensäure wieder in brauchbaren
Sauerstoff umzuwandeln, so daß das, was heute draußen in der Pflanze vor sich geht: die
Umwandlung der Kohlensäure in den Kohlenstoff, das, was heute die Pflanze dem Menschen
abnimmt, von dem Menschen, wenn der Atmungsprozeß immer weiter und weiter wirken
wird in dem Einzuweihenden, in einem eigenen Organ bewirkt werden wird, von dem
Physiologie und Anatomie noch nichts wissen, das aber gleichwohl in der Entwicklung
begriffen ist. Der Mensch wird also dann selbst die Umwandlung bewirken. Statt den
Kohlenstoff [mit der Kohlensäure] hinauszuatmen und an die Pflanze abzugeben, wird er ihn
in sich selbst verwenden und seinen eigenen Leib mit Hilfe des Kohlenstoffes, den er vorher
an die Pflanze abgeben mußte, auf erbauen[1].

Halten Sie das, was ich eben gesagt habe, zusammen mit dem, was ich von dem Ideal des
heiligen Grals mitgeteilt habe: nämlich daß die reine keusche Pflanzennatur durchgegangen
sein wird durch die Menschennatur, und daß diese Menschennatur in ihrer höchsten
Geistigkeit wieder bei der Pflanze von heute angekommen sein wird. Den Pflanzenprozeß in
sich selbst durchzumachen, wird der Mensch einst imstande sein. Seine jetzigen Stoffe, die
er in sich hat, wird er immer mehr zu jenem Ideal hinbilden, daß der Körper ein Pflanzenleib
und der Träger eines viel höheren und geistigeren Bewußtseins sein wird. So lernt der
Schüler die Alchemie, durch die er in den Stand gesetzt wird, die Safte und Stoffe des
Menschen in Kohlenstoff umzuwandeln. Was heute die Pflanze tut, indem sie ihren Leib aus
Kohlenstoff auf erbaut, das wird der Mensch einst selbst tun. Er wird sich aus Kohlenstoff
eine Struktur des Leibes bilden, die die Struktur des künftigen Menschenleibes sein wird.

Ein großes Geheimnis verbirgt sich hinter dem, was man die Rhythmisierung des
Atmungsprozesses nennt. Jetzt verstehen Sie wohl jene Andeutung über den Stein der
Weisen, die in der vorhin zitierten Notiz enthalten ist. Was lernt der Mensch also bezüglich
des Aufbaues seiner späteren Leibesform? Er lernt die gewöhnliche Kohle erzeugen, die auch
die Substanz des Diamanten ist, um damit seinen Leib aufzubauen. Diesen Kohlenstoff wird
der Mensch bei einem erhöhten und erweiterten Bewußtsein aus sich selbst entnehmen und
in sich selbst verwenden können. Er wird seine eigene Substanz, die auf der Kohlenstoff
struktur aufgebaute Pflanzensubstanz bilden können. Das ist die Alchemie, welche zur
Bildung des Steines der Weisen hinführt. Der Menschenleib selbst ist jene Retorte, die in
dem Sinne verwandelt wird, wie es eben hier angedeutet worden ist.

So verbirgt sich hinter der Regulierung des Atmungsprozesses, hinter dem, was man oft
bezüglich des Steines der Weisen, aber meist in ganz unsinniger Weise, angedeutet findet,
das, was man die Auffindung oder Bereitung des Steines der Weisen nennt. Das sind die
Andeutungen, wie sie erst seit kurzem aus den Rosenkreuzerschulen in die Öffentlichkeit
gedrungen sind. Vergeblich werden Sie sie in Büchern suchen. Das ist ein kleiner Teil der
vierten Stufe: die Aufsuchung des Steines der Weisen.“ (Lit.:GA 55, S. 197ff)

Durch die Bereitung des Steins der Weisen kann es dem Adepten tatsächlich gelingen, die
Bedeutung des physischen Todes im gewöhnlichen Sinn zu überwinden:

„Der Stein der Weisen hat einen bestimmten Zweck, der von Cagliostro angegeben wurde: er
sollte das menschliche Leben auf 5527 Jahre verlängern. Das erscheint dem Freigeist
lächerlich. Tatsächlich ist es aber möglich, durch besondere Schulung das Leben ins
Unermeßliche zu verlängern dadurch, daß der Mensch lernt, nicht mehr in seinem
physischen Körper zu leben. Derjenige, der sich aber vorstellen wollte, daß den Adepten kein
Tod im gewöhnlichen Sinne des Wortes treffe, der würde sich etwas Falsches darunter
vorstellen. Auch wer glaubt, daß ein Adept nicht von einem Ziegelstein getroffen und
erschlagen werden kann, auch der würde sich etwas Falsches vorstellen. Das würde
allerdings nur dann gewöhnlich eintreten, wenn der Adept es zuläßt. Nicht um den
physischen Tod handelt es sich, sondern um Folgendes. Der physische Tod desjenigen, der
für sich selbst den Stein der Weisen erkannt und ihn herauszusetzen verstanden hat, ist für
ihn nur ein scheinbares Ereignis. Für die anderen Menschen ist er ein wirkliches Ereignis, das
einen großen Abschnitt in seinem Leben bedeutet. Für den, der in der Weise, wie Cagliostro
es mit seinen Schülern gewollt hat, es versteht, den Stein der Weisen zu benützen, ist der
Tod nur ein scheinbares Ereignis. Er bildet nicht einmal einen besonders wichtigen Abschnitt
im Leben; er ist nämlich etwas, was nur für die anderen da ist, die etwa den Adepten
beobachten können, und die sagen, daß er stirbt. Er selbst stirbt aber in Wirklichkeit gar
nicht. Die Sache ist vielmehr so, daß der Betreffende gelernt hat, überhaupt nicht in seinem
physischen Körper zu leben; daß er gelernt hat, alle diejenigen Vorgänge, die im Momente
des Todes im physischen Körper plötzlich vor sich gehen, nach und nach während seines
Lebens vor sich gehen zu lassen. Es hat sich mit dem Körper des Betreffenden alles schon
vollzogen, was sich sonst im Tode vollzieht. Dann ist der Tod nicht mehr möglich, denn der
Betreffende hat längst gelernt, ohne den physischen Körper zu leben. Er legt den physischen
Körper in ähnlicher Weise ab, wie man einen Regenmantel auszieht, und zieht einen neuen
Körper an, wie man einen neuen Regenmantel anzieht.“ (Lit.:GA 93, S. 104f)

Der Kohlenstoff als physische Grundlage der Ich-Entwicklung des Menschen


Die Trennung von Sonne, Mond und Erde
Am Beginn der Erdenentwicklung, noch lange vor der lemurischen Zeit, in die der Sündenfall
fällt, waren Sonne, Mond und Erde noch ein gemeinsamer Himmelskörper, in dem die
Menschenvorfahren gemeinsam mit den Wesenheiten der höheren Hierarchien lebten.
Durch die verhärtenden Monden- und Erdenkräfte fanden die höheren Hierarchien aber bald
nicht mehr die geeigneten Bedingungen, um in ihrer geistigen Entwicklung genügend rasch
voranzuschreiten. Je dichter und spröder die Stofflichkeit ist, in der ein geistiges Wesen
leben muss, umso mehr wird es in seiner geistigen Entwicklung zurückgehalten. Das ist die
eine Seite; anderseits ist aber auch eine gewisse Dichte der Stofflichkeit notwendig, damit
sich das Bewusstsein in rechter Weise entfalten kann. Je freier und unabhängiger ein
geistiges Wesen werden soll, umso tiefer muss es in die dichteste Materie herabsteigen.
Gerade das, was durch die eigenen geistigen Kräfte nicht oder nur schwer umgeformt
werden kann, bildet gleichsam den notwendigen Spiegel, in dem sich das geistige Wesen
selbst betrachten und sich seiner eigenen geistigen Kräfte bewusst werden kann. Jedes
geistige Wesen bedarf eines ganz bestimmten Verhältnisses zwischen den
bewusstseinsschaffenden materiellen und den geistbefreienden ätherischen Kräften, um sich
in rechter Weise entwickeln zu können. Die höheren Hierarchien konnten in dem
gemeinsamen, aus Sonne, Mond und Erde bestehenden Himmelskörper solche geeigneten
Bedingungen nicht mehr finden. Unter der Führung des Christus zogen die höheren
Hierarchien die feinsten Substanzen mit der Sonne heraus und schufen sich dadurch einen
ihnen angemessenen Wohnsitz. Zurück blieb die Erde mit den noch darin befindlichen
Mondenkräften. In dieser Welt lebte der Mensch in der Zeit vor dem Sündenfall.

Der Mondenaustritt und die Entstehung des Mineralreichs


Solange der Mond noch mit der Erdenwelt verbunden war, schritt die Verhärtung der Erde
immer weiter fort. Die Erde wurde immer mehr zu einer zähflüssigen amorphen glasartigen
Masse. Diese erstarrende Flüssigkeit war das materielle Abbild der dahinter wirkenden
niederen begierdehaften Astralkräfte des Mondes. Diese niedern Astralkräfte wirkten
verdunkelnd auf das Geistige, das nun nur mehr sehr begrenzt in die Erdenwelt hereinwirken
konnte. Für den Menschen wurde es, wie schon früher beschrieben, immer schwerer, sich
hier zu verkörpern. Und das, obwohl der Mensch damals, als er sich ja noch im
Paradieseszustand befand, noch gar nicht einmal bis zum flüssigen Element herabgestiegen
war, sondern nur bis zum Luftelement herunterreichte. Aber auch dieses war schon zu stark
von den erstarrenden Mondenkräften erfasst.

Von einer eigentlichen irdischen Verkörperung des Menschen konnte damals noch nicht
gesprochen werden, denn das feste Erdelement, das für eine irdische Inkarnation im
eigentlichen Sinn nötig ist, gab es damals noch gar nicht. Der Mensch konnte zu dieser Zeit
auch noch nicht sein eigenständiges Ich entfalten. Es lebte zwar der göttliche Ich-Funke in
ihm, indem die 7 Elohim ihr Ich hingeopfert an die Menschheit hatten, aber das war eben
noch kein individuelles Ich für jeden einzelnen Menschen, sondern es lebten in der gesamten
Menschheit zunächst nur die 7 Facetten des göttlichen Ich-Seins.

Der Kristallhimmel und das Mineralreich


Mit dem Heraustritt des Mondes geschah eine gewaltige Umgestaltung der Erdenwelt. Jetzt
erst entstand mit dem kristallinen Erdelement die höchste Ausprägung des Mineralreichs
und jetzt erst begannen die wirklich irdischen Verkörperungen des Menschen – und jetzt
erst wurde es möglich, dass jeder Mensch beginnen konnte, sein individuelles Ich zu
entwickeln.

Das kristalline Erdelement ist ganz anders geartet als die erstarrende zähflüssige
Mondensubstanz, die es bis dahin gegeben hatte. Die nun entstehende kristalline
Erdensubstanz ist zwar härter und dichter als die alte mondenhafte Materie, aber sie ist
völlig offen und durchsichtig für höchste geistige Kräfte, die aus kosmischen Bereichen
kommen, die weit über die Grenzen unseres Planetensystems hinausreichen in die Region
des Tierkreises, ja die letztlich sogar aus Bereichen kommen, die überhaupt jenseits von
Raum und Zeit liegen. In den mittelalterlichen Mysterien sprach man zurecht vom
Kristallhimmel, der die Grenze zur überräumlichen und überzeitlichen Welt bildet.

„Wenn hier wiederholt von „Kristallkräften des Kosmos” gesprochen wurde, so waltet dabei
die Anschauung, wie die im mineralischen Kristall zur sichtbaren Offenbarung kommenden
Raumeskräfte und Formkräfte als übersinnliche Kraftwesenheit und Lichtwesenheit in einer
höheren Daseinsebene existieren. Im Hannoverer Zyklus „Die Welt der Sinne und die Welt
des Geistes” wird geschildert, wie da, wo jene Ur-Kristall-Wesenheit in die Leere, in das
„Jungfräuliche der Welt” hinein zerbirst oder zersprüht, das Physisch-Mineralische, wie
mineralische Materie da entsteht. (Beim Zerbersten ins Ätherische und Astralische des
Kosmos entsteht pflanzliche bzw. tierische Materie.) Wird dabei etwas von den
übersinnlichen Formkräften gleichsam ins Sichtbare mitgenommen, so entsteht das Wunder
des mineralischen Kristalls. Der hier von Rudolf Steiner gebrauchte Ausdruck „das
Jungfräuliche der Welt”, für das Geheimnis der ursprünglichen, noch nicht stofflich erfüllten
Raumeswelt, erinnert uns wieder an den „Stein der Weisen” des Novalis und das mit ihm
sich berührende, im Eingang dieser Betrachtung erwähnte „jungfräuliche Geheimnis der
Stoffeswelt”. Der in der Anthroposophie immer betonte Zusammenhang der Kristallkräfte,
des Mineralischen überhaupt, mit dem oberen (überplanetarischen oder übersaturnischen)
Sternhimmel — in einer älteren Geheimlehre sprach man noch vom „Kristallhimmel” — ist
auch für die Alchymie von Bedeutung.“ (Lit.: Beckh S 21)

Diese kristallbildenden Kräfte sind eng verwandt mit den Ich-Kräften, die sich die Menschen
von nun an immer mehr zueigen machen konnten.
Der Kohlenstoff – der Stein der Weisen

Der Koh-I-Noor („Berg des Lichts“), ein knapp 110-karätiger Diamant, ist heute Teil der
Britischen Kronjuwelen.
Damit der Mensch sein individuelles Ich entwickeln konnte, bedurfte er eines physischen
Leibes, der für die kosmischen kristallisierenden Kräfte in höchstem Maße offen war. Eine
zentrale Rolle spielt dabei der Kohlenstoff, das wunderbarste aller chemischen Elemente.
Der Kohlenstoff kann eine solche Fülle verschiedenster chemischer Verbindungen eingehen
wie kein anderes chemisches Element. Dadurch ist die Möglichkeit gegeben, dass der
physische Leib des Menschen bis hinein in die Substanzen, die ihn erfüllen, immer
individueller durchgestaltet wird.

Schwarzer Diamant - Die schwarze Färbung entsteht durch eine Vielzahl fein verteilter
kleiner schwarzer Einschlüsse, die meist aus Graphit bestehen.
Zurecht nimmt der Kohlenstoff im Periodensystem der chemischen Elemente eine zentrale
Stellung ein. In gewissem Sinn sind alle anderen chemischen Elemente als Modifikationen,
als Variationen des Kohlenstoffs aufzufassen. Es ist hier nicht der Platz, dieses Thema
ausführlicher zu behandeln, nur eine kurze Andeutung soll gegeben werden. So hat der
Graphit beispielsweise metallischen Charakter, ist glänzend wie die Metalle und leitet den
elektrischen Strom. Während aber dem Graphit nur die aller niedersten astralen Kräfte
entsprechen, hängen die anderen Metalle, namentlich die sog. Planetenmetalle, mit
stufenweise höheren astralen Kräften zusammen, die den verschiedenen Planetensphären
entsprechen: Das flüssige Quecksilber mit der Merkursphäre, das rötliche Kupfer mit der
Venus usw. Die verschiedenen Farben der Metalle und Metallverbindungen entstehen dabei
letztlich dadurch, dass die reinen kristallisierenden lichtoffenen kosmischen Kräfte durch
niedrigere Astralkräfte teilweise verdunkelt werden, so wie Goethe in seiner Farbenlehre ja
zurecht beschrieben hat, wie die Farben durch stufenweise Abdunklung des Lichts
entstehen.

Schon in seinen äußeren mineralischen Erscheinungen zeigt der Kohlenstoff, dass seine
Gestaltbarkeit von der niedersten mondenhaften Materie bis hin zur völlig geistoffenen
Substanz reicht. Der schmutzige, schmierige Graphit steht am untersten Ende dieser
Substanzreihe und der lichtoffene Diamant am obersten. Es gibt aber auch farbige
Diamanten. Die Farben sind aber nicht, wie bei den meisten Mineralien, durch metallische
Verunreinigungen bedingt, sondern entstehen oft durch Einschlüsse von Stickstoff, dem
materiellen Repräsentanten der astralen Kräfte, aber auch durch Kristallbaufehler. Braune
Farbtöne treten dabei am häufigsten auf, aber es gibt gefärbte Diamanten in allen
Regenbogenfarben. Sogar schwarze Diamanten gibt es, deren Schwärzung durch
Graphiteinschlüsse entsteht.

In der Kristallstruktur des lupenreinen Diamanten zeigt sich gleichsam ein mineralisches
Abbild der höchsten Ich-Kräfte, währen der dunkle, metallisch glänzende Graphit ein
treffendes Bild der niedersten begierdenhaften Seelenkräfte ist. Die beinahe unzerstörbar
scheinende feste Raumesgestalt des Diamanten ist ein irdisches Abbild der Ewigkeit, der
Welt der Zeitlosigkeit und Dauer; der bewegliche, gleitfähige Graphit, der aufgrund dieser
Eigenschaft sogar ein perfektes Schmiermittel ist, bildet hingegen die Welt der Zeitlichkeit,
der irdischen Vergänglichkeit ab.
Die Aufgabe des Menschen im Laufe seiner wiederholten irdischen Inkarnationen besteht
darin, gleichsam seine physische Leibessubstanz von ihrer ursprünglich graphitartigen Natur
immer mehr zu einem diamantartigen Zustand zu veredeln, indem er die Stoffe, die seinen
Leib erfüllen, immer mehr mit seiner individuellen Ich-Kraft durchdringt. In dem der Mensch
das tut, bereitet er den "Stein der Weisen".

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Asuras
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(Weitergeleitet von Asura)
Die Asuras (Sanskrit, m., असुर, asura „Dämon, böser Geist“) sind im Hinduismus die
"Dämonen", die "Gegenspieler der Götter" (Devas oder Suras) und gelten als Kinder der
Nachtgöttin Diti. Im Buddhismus zählen die Asuras im Schema der Sechs Daseinsbereiche zu
der über den Menschen, aber unter den Devas stehenden Bereich der eifersüchtigen Götter.
Sie stellen sich als finstere Geister den sonnenhaften Devas bzw. Suras entgegen, weshalb
sie ja auch als A-Suras bezeichnet werden, und versuchen beständig deren Platz
einzunehmen, was ihnen aber niemals gelingt.

Rudolf Steiner hat die Asuras gelegentlich auch als Geister der Finsternis oder als Geister des
Egoismus bezeichnet. Konkret handelt es sich dabei um zurückgebliebene Geister der
Persönlichkeit, die bereits auf dem alten Saturn ihre Menschheitsstufe, d. h. ihre Ich-
Entwicklung durchgemacht haben. Sie wirken in der Bewusstseinsseele, die durch die
unbewusste Umwandlung des physischen Leibes ensteht, und greifen damit auch das
menschliche Ich an (Lit.:GA 107, S. 248).

Die drei bisherigen bösen Prinzipien


„Alles, was in uns als Prinzip, als Wesen des Egoismus lebt, das ist von diesem geistigen
Reich, dem Reich der Geister des Egoismus oder der Persönlichkeit. Die Geister des Egoismus
waren immer an der Arbeit. Zuerst wird der physische Leib von den Geistern des Egoismus
bearbeitet, dann der Atherleib und dann der Astralleib. Daher ist der Mensch als kama-
manasisches Wesen Egoist. Was er denkt, ist das Selbstständige und auch das Selbstsüchtige.
Was das für Wesen sind, kann man erst erkennen, wenn man auf der Stufe steht, dass man
in das Wesen, in das Ego der Wesen hineinkriechen kann. Da lernen Sie die Geister der
Persönlichkeit kennen.“ (Lit.:GA 90b, S. 232f)

Erschaffen wurden die Asuras gemäß der hinduistischen Anschauung zusammen mit allen
anderen Göttern, Menschen und Tieren aus Asu, dem Atem bzw. der Lebenskraft des
Prajapati und unterstanden der unmittelbaren Herrschaft Varunas . Als die Asuras geschaffen
wurden, verlieh man ihnen als Gaben die Wahrheit und die Lüge, doch streiften sie später
die Wahrheit ab und wurden zu Widersachermächten. Sura (von "Surya", dem
hinduistischen Sonnengott, der etwa dem griech. Apollon entspricht) bedeutet im Sanskrit
"Lichtwesen". Durch die Vorsilbe a- wird die Verneinung bzw. die Bezeichnung des
Gegenteils ausgedrückt. Asuras sind somit "Gegner der Lichtwesen". Das Wort Asura ist
verwandt mit dem altpersischen Wort Ahura. Im Zoroastrismus sind die Ahuras allerdings die
"guten Götter", während die Daevas böse sind.
„Wollen wir die Stellung des geistigen Evolutionsprinzips begreifen, müssen wir eine
bedeutungsvolle Begebenheit in der Zeit der atlantischen Wurzelrasse feststellen.
Diejenigen, die im Anfang [weisheitsvolle] geistige Wesen waren, die erschienen nun als die
Empörer, als die Aufrührer, die sich jetzt ihre Unabhängigkeit erobern wollten. Suras wurden
jetzt zu Asuras; bis zu diesem Zeitpunkt waren sie latent auf der Erde. Es sind diejenigen
Mächte, welche gerade in der gegenwärtigen Epoche die intellektuelle und geistige Seite der
Menschheit vertreten.“ (Lit.:GA 89, S. 125)

Rudolf Steiner gebraucht den Ausdruck Asuras zumeist ganz konkret für in ihrer Entwicklung
zurückgebliebene Geister der Persönlichkeit (Urengel), die, obwohl sie schon während der
alten Saturnentwicklung ihr Entwicklungsziel nicht voll erreicht haben, erst jetzt in unserer
gegenwärtigen Zeit zu gefährlichen Widersachermächten werden.

„Während nun alle Wesenheiten, die auf der Sonne waren, leuchtend waren, wie heute
alles, was Fixstern ist, wirkte das alte Saturnreich derjenigen Wesenheiten, die
zurückgeblieben waren, wie ein dunkler Einschluß, wie finstere Stellen dem Licht gegenüber,
wie dumpfe Höhlen innerhalb des Sonnenleibes, die seine Harmonie störten. Namentlich in
bezug auf das Weltenaroma mischten sich von den zurückgebliebenen Wesenheiten
Empfindungen ein, die allerlei Mißgerüche verbreiteten. Das hat unsere Mythe behalten,
indem sie sagt, daß der Teufel stinkt und einen bösen Geruch zurückläßt. Bei dem Fortschritt
der Sonne ist wirklich auch ein dunkler Einschluß zurückgeblieben, und die heutigen
Sonnenflecken sind wirklich die Nachzügler des alten Saturnreiches auf der Sonne. Deshalb
sind sie aber hypothetisch genau doch so zu erklären, wie es heute geschieht; das gilt alles.“
(Lit.:GA 100, S. 115)

Die Asuras sind dennoch für die irdische Existenz des Menschen unerlässlich. Im positiven
Sinn wirken sie in den lebenswichtigen Aufbaukräften, die während des Schlafes am
physischen und Ätherleib arbeiten und dadurch die Schäden wieder ausbessern, die durch
unser Tagesbewusstsein angerichtet werden. Als Geister der Finsternis werden sie in der
hebräischen Sprache als Laj'lah (= Nacht) bezeichnet. Auch der Geist der Schwere gehört
diesem Reich an und bildet die geistige Ursache der Schwerkraft. Seine wesentliche und für
unser Erdenleben unerlässliche Aufgabe besteht darin, unser Ich und unseren Astralleib
beim Erwachen wieder in den physischen Leib zurückzuführen. (Lit.: GA 266b, S. 49ff)

Durch die guten Asuras wurde schon auf dem alten Saturn der Anlage des physischen
Menschenleibes der Keim des Ich-Bewusstseins und des Ich-Gefühls eingepflanzt. Die bösen
Asuras sind die unmittelbaren Widersacher des Vatergottes, der der Herr der alten
Saturnentwicklung war:

„Die theosophische Literatur nennt diese Glieder, die der Mensch heute noch nicht
entwickelt, die «drei Logoi»; im Christentum heißen sie: der Heilige Geist, der Sohn oder das
Wort, und der Vater. Also kann man sagen: Wie der Mensch heute aus physischem Leib,
Äther-, Astralleib und Ich, Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch besteht, so bestanden
diese Wesen, die den Saturn bewohnten, die wir mit dem heutigen Erdenmenschen in
seinem Verhältnis zur Erde vergleichen können, aus dem Ich, Geistselbst, Lebensgeist,
Geistesmensch, dem Heiligen Geist, dem Wort oder dem Sohn, und dem Vater. Die
theosophische Sprache nennt sie «Asuras». Sie sind diejenigen, die von Anfang an dieser
physischen Anlage des Menschenleibes eingepflanzt haben die Selbständigkeit, das Ich-
Bewußtsein und Ich-Gefühl. Sie könnten Ihr Auge gar nicht im Dienste des Ich verwenden,
wenn Ihre Anlage damals nicht schon so vorbereitet worden wäre, daß Sie sie in den Dienst
des Ich stellen konnten. So sind diese Glieder vorbereitet worden durch die Geister des Ich -
auch die Geister des Egoismus genannt. Sie haben uns gegeben, was das Weiseste ist, wenn
es richtig ausgebildet wird. Aber alles Höchste wird in sein Gegenteil verkehrt, wirkt am
schädlichsten und verderblichsten, wenn es nicht richtig ausgebildet wird. Niemals könnte
der Mensch jene hohe Stufe erreichen, die wir als die selbständige Menschenwürde
bezeichnen, wenn nicht diese Geister ihm das Ich-Gefühl eingepflanzt hätten. Immer hat es
auch Wesen gegeben, welche die böse Bahn eingeschlagen haben. Daher muß gesagt
werden: Diese Wesenheiten, welche die Einpflanzer der Ichheit waren, die heute weit über
den Menschen erhaben sind, zu denen wir aufschauen als zu den erhabensten, die es geben
kann, sie haben die Ichheit in den Dienst der Selbstverleugnung, des Opfers gestellt; die
andern haben ihre Ichheit selbstsüchtig weiterverfolgt.

Wir tragen in uns die Wirkungen jener Geister des Ich, die den guten Weg eingeschlagen
haben, in dem Streben nach Freiheit und Menschenwürde, und wir tragen den Keim des
Bösen in uns, weil fortgewirkt haben die damals abgefallenen Wesenheiten. Diesen
Gegensatz hat man immer empfunden. Das Christentum selbst unterscheidet zwischen dem
Vatergott, den das Christentum ansieht als den höchstgestiegenen Geist des Saturn, und
seinem Widersacher, dem Geist aller bösen Iche und alles radikal Unmoralischen, der damals
auf dem Saturn abgefallen ist. Das sind die beiden Repräsentanten des Saturn.“ (Lit.:GA 100,
S. 113f)

„Egoismus ist etwas, was zwei Seiten hat, eine vortreffliche und eine verwerfliche. Wenn
damals auf dem Saturn und auf den folgenden Planeten nicht immer wieder und wieder die
Wesenheit des Egoismus eingepflanzt worden wäre, dann wäre der Mensch nie ein
selbständiges Wesen geworden, das «Ich» zu sich sagen kann. In Ihrer Leiblichkeit ist schon
von dem Saturn her die Summe der Kraft eingeimpft, die Sie stempelt zu einer selbständigen
Wesenheit, die Sie abgliedert von allen anderen Wesenheiten. Dazu mußten die Geister des
Egoismus, die Asuras, wirken. Es gibt unter ihnen zwei Arten, abgesehen von kleinen
Schattierungen. Die eine Art ist die, die den Egoismus in der edlen, selbständigen Weise
ausgebildet hat, die immer höher und höher gestiegen ist in der Ausbildung des
Freiheitssinnes: das ist die vortreffliche Selbständigkeit des Egoismus. Diese Geister haben
durch alle folgenden Planeten die Menschheit geleitet. Sie sind die Erzieher der Menschen
zur Selbständigkeit geworden.

Nun gibt es auf jedem Planeten auch solche Geister, die in der Entwickelung zurückgeblieben
sind. Sie sind stationär geblieben, sie wollten nicht weiter. Daraus werden Sie ein Gesetz
erkennen: "Wenn das Vortrefflichste fällt, wenn es die «große Sünde» begeht, nicht
mitzugehen mit der Entwickelung, dann wird es gerade das Schlechteste. Der edle
Freiheitssinn ist in der Verwerflichkeit verkehrt worden in sein Gegenteil. Das sind die
schwer in Betracht kommenden Geister der Versuchung; sie verleiten zu dem verwerflichen
Egoismus. Auch heute sind sie noch in unserer Umgebung, diese schlimmen Geister des
Saturn. Alles, was schlimm ist, hat seine Kraft von diesen Geistern.“ (Lit.:GA 99, S. 97f)

Die bösen Asuras sind Geister des allerstärksten Egoismus, die den Menschen zur schwarzen
Magie verführen. Sexuelle Riten spielen dabei eine große Rolle.
„Die Asuras greifen nun erst in der fünften Rasse ein. Sie sind weitaus die verderblichsten
und wirken hauptsächlich in das sexuelle Leben ein, also in den physischen Leib. Die vielen
sexuellen Verirrungen der Gegenwart sind auf diese starke Einströmung zurückzuführen.“
(Lit.:GA 266a, S. 169)

Es entspricht einer allgemeinen Gesetzmäßigkeit, dass, je früher geistige Wesenheiten in


ihrer Entwicklung zurückbleiben, sie um so später zu Widersachern für die
Menschheitsentwicklung werden, dann aber - aufgrund ihres langen Entwicklungsweges -
um so mächtiger und gefährlicher sind.

„Die höheren Kräfte unserer geistigen Vorgänger sind verknüpft mit den Kräften unserer
eigenen niederen Natur. Die menschlichen Leidenschaften stehen in okkulter Beziehung zu
den höheren Kräften der uns vorausgegangenen geistigen Wesenheiten. Überall wo
Ausschweifung ist, dort ist die Materie gegeben, in der mächtige asurische Kräfte raffinierte
Intellektualität ausströmen in die Welt. Bei verdorbenen Menschenstämmen sind solche
starken asurischen Kräfte zu finden. Der schwarze Magier bezieht gerade aus dem Sumpf der
Sinnlichkeit seine stärksten dienenden Kräfte. Die sexuellen Riten sind dazu da, um in diese
Kreise hineinzubannen. Es besteht ein fortwährender Kampf auf der Erde, der auf der einen
Seite danach strebt, die Leidenschaften zu läutern, und auf der anderen Seite das Streben
hat nach Verstärkung der Sinnlichkeit. Die Wesenheiten, die das Christus-Prinzip zum Führer
haben, suchen die Erde für sich zu gewinnen, aber auch die anderen, feindlichen
Wesenheiten suchen die Erde an sich zu reißen.“ (Lit.:GA 93a, S. 149)

In ihrem Willen zum Bösen und in ihrer Machtfülle übertreffen die Asuras die luziferischen
und ahrimanischen Wesenheiten.

„Die Asuras - die bösen - sind Wesenheiten, die wieder um einen Grad höher stehen in ihrem
Willen zum Bösen als die ahrimanischen Wesenheiten und um zwei Grade höher als die
luziferischen.“ (Lit.:GA 110, S. 178)

„Das sind die Wesenheiten, die der achten Sphäre zustreben. Sie wollen die Materie immer
mehr verdichten, zusammenpressen, so dass sie nicht wiederum vergeistigt, d. h. ihrem
Urzustand zugeführt werden kann. Sie sind der Bodensatz der ganzen
Planetenentwicklungdie beim Saturn beginnt und durch Sonne, Mond, Erde, Jupiter, Venus,
Vulkan durchgeht. Die Asuras bevölkern jetzt schon den Mond und wirken vom Mond auf
den Menschen, den sie herabziehen wollen in die achte Sphäre und ihn so der
fortschreitenden Entwicklung und deren Ziel - dem Christus - entreißen wollen. Alle der
achten Sphäre Zustrebenden werden schließlich auf einem Mond (Jupiter) ihr Dasein
finden.“ (Lit.:GA 266a, S. 205)

Die Asuras wirken unmittelbar bis in die Bewusstseinsseele des Menschen und greifen
dadurch auch direkt das menschliche Ich an, aus dem sie Stücke herausreissen, die dann für
den Menschen unwiederbringlich verloren sein werden:

„Was da genannt ist der physische Leib, das ist auf dem alten Saturn veranlagt worden, was
genannt ist der Ätherleib, das ist auf der Sonne veranlagt, und dasjenige, was da genannt ist
der Seelen- oder Empfindungsleib, ist auf dem alten Monde veranlagt. Jetzt sind auf der Erde
nach und nach dazugekommen die Empfindungsseele, die eigentlich eine unbewußte
Umänderung, eine unbewußte Bearbeitung des Empfindungsleibes ist. In der
Empfindungsseele hat sich verankert Luzifer; da hinein hat er sich geschlichen, da sitzt er
drinnen. Weiter ist entstanden durch die unbewußte Umarbeitung des Ätherleibes die
Verstandesseele. Genaueres ist darüber gesagt in der Abhandlung über «Die Erziehung des
Kindes». In diesem zweiten Glied der menschlichen Seele, der Verstandesseele, also in dem
umgearbeiteten Stück des Ätherleibes, da hat sich festgesetzt Ahriman. Da ist er drinnen und
führt den Menschen zu falschen Urteilen über das Materielle, führt ihn zu Irrtum und Sünde
und Lüge, zu allem, was eben aus der Verstandes- oder Gemütsseele kommt. In alledem zum
Beispiel, daß der Mensch sich der Illusion hingibt, mit der Materie sei das Richtige gegeben,
haben wir Einflüsterungen des Ahriman, des Mephistopheles zu sehen. Drittens kommt an
die Reihe die Bewußtseinsseele, die in einer unbewußten Umarbeitung des physischen
Leibes besteht. Es ist Ihnen ja erinnerlich, wie diese Umarbeitung geschah. Gegen das Ende
der atlantischen Zeit trat der Ätherleib des Kopfes ganz hinein in den physischen Kopf und
gestaltete allmählich den physischen Leib so um, daß er eine selbstbewußte Wesenheit
wurde. An dieser unbewußten Umarbeitung des physischen Leibes, an der
Bewußtseinsseele, arbeitet der Mensch heute noch immer im Grunde genommen. Und in
der Zeit, die jetzt kommen wird, werden sich hineinschleichen in diese Bewußtseinsseele
und damit in das, was man das menschliche Ich nennt - denn das Ich geht auf in der
Bewußtseinsseele -, diejenigen geistigen Wesenheiten, die man die Asuras nennt. Die Asuras
werden mit einer viel intensiveren Kraft das Böse entwickeln als selbst die satanischen
Mächte der atlantischen oder gar die luziferischen Geister der lemurischen Zeit.

Das Böse, das die luziferischen Geister den Menschen zugleich mit der Wohltat der Freiheit
brachten, das werden sie alles im Verlaufe der Erdenzeit ganz abstreifen. Dasjenige Böse, das
die ahrimanischen Geister gebracht haben, kann abgestreift werden in dem Ablauf der
karmischen Gesetzmäßigkeit. Das Böse aber, das die asurischen Mächte bringen, ist nicht auf
eine solche Weise zu sühnen. Haben die guten Geister dem Menschen Schmerzen und
Leiden, Krankheit und Tod gegeben, damit er sich trotz der Möglichkeit des Bösen aufwärts
entwickeln kann, haben die guten Geister die Möglichkeit des Karma gegenüber den
ahrimanischen Mächten gegeben, um den Irrtum wieder auszugleichen - gegenüber den
asurischen Geistern wird das im Verlaufe des Erdendaseins nicht so leicht sein. Denn diese
asurischen Geister werden bewirken, daß das, was von ihnen ergriffen ist - und es ist ja des
Menschen tiefstes Innerstes, die Bewußtseinsseele mit dem Ich -, daß das Ich sich vereinigt
mit der Sinnlichkeit der Erde. Es wird Stück für Stück aus dem Ich herausgerissen werden,
und in demselben Maße, wie sich die asurischen Geister in der Bewußtseinsseele festsetzen,
in demselben Maße muß der Mensch auf der Erde zurücklassen Stücke seines Daseins. Das
wird unwiederbringlich verloren sein, was den asurischen Mächten verfallen ist. Nicht, daß
der ganze Mensch ihnen zu verfallen braucht, aber Stücke werden aus dem Geiste des
Menschen herausgeschnitten durch die asurischen Mächte. Diese asurischen Mächte
kündigen sich in unserem Zeitalter an durch den Geist, der da waltet und den wir nennen
könnten den Geist des bloßen Lebens in der Sinnlichkeit und des Vergessens aller wirklichen
geistigen Wesenheiten und geistigen Welten. Man könnte sagen: Heute ist es erst mehr
theoretisch, daß die asurischen Mächte den Menschen verführen. Heute gaukeln sie ihm
vielfach vor, daß sein Ich ein Ergebnis wäre der bloßen physischen Welt. Heute verführen sie
ihn zu einer Art theoretischem Materialismus. Aber sie werden im weiteren Verlauf - und das
kündigt sich immer mehr an durch die wüsten Leidenschaften der Sinnlichkeit, die immer
mehr und mehr auf die Erde herniedersteigen - dem Menschen den Blick umdunkeln
gegenüber den geistigen Wesenheiten und geistigen Mächten. Es wird der Mensch nichts
wissen und nichts wissen wollen von einer geistigen Welt. Er wird immer mehr und mehr
nicht nur lehren, daß die höchsten sittlichen Ideen des Menschen nur höhere
Ausgestaltungen der tierischen Triebe sind, er wird nicht nur lehren, daß das menschliche
Denken nur eine Umwandlung dessen ist, was auch das Tier hat, er wird nicht nur lehren,
daß der Mensch nicht bloß seiner Gestalt nach mit dem Tier verwandt ist, daß er auch seiner
ganzen Wesenheit nach vom Tier abstamme, sondern der Mensch wird mit dieser
Anschauung Ernst machen und so leben.

Heute lebt ja noch niemand im Sinne des Satzes, daß der Mensch seiner Wesenheit nach
vom Tiere abstamme. Aber diese Weltanschauung wird unbedingt kommen, und sie wird im
Gefolge haben, daß die Menschen mit dieser Weltanschauung auch wie Tiere leben werden,
heruntersinken werden in die bloßen tierischen Triebe und tierischen Leidenschaften. Und in
mancherlei von dem, was hier nicht weiter charakterisiert zu werden braucht, was sich jetzt
namentlich an den Stätten der großen Städte als wüste Orgien zweckloser Sinnlichkeiten
geltend macht, sehen wir schon groteskes Höllenleuchten derjenigen Geister, die wir als die
asurischen bezeichnen.“ (Lit.:GA 107, S. 247ff)

ᐃᐁ
Nirwana
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Atmische Welt)
Auf dem Nirvanaplan, im Nirwana oder Nirvana (skrt., n., निर्वाण, nirvāṇa; Erlöschen oder
wörtlich „Ver-wehen“, von nis, nir = aus, vā = wehen) bzw. Nibbana (Pali, nibbāna), liegt die
Quelle allen aktiven Seins. Hier entspringt die Schöpfung aus dem Nichts. Das Nirvana ist
damit vergleichbar dem Ain Soph (hebr. ‫ אין סוף‬nicht endlich) der jüdischen Kabbala.

Der Nirvanaplan, der noch über der Welt der Vorsehung, dem Buddhiplan, liegt, ist erfüllt
von höchster Tätigkeit. Hier haben zugleich alle Taten, die der Mensch auf dem physischen
Plan vollbringt, ihr geistiges Gegenbild und schreiben sich so in die Akasha-Chronik ein.

"Wenn man im Sinne dieser Pläne den Menschen betrachtet, so wird man sehen, daß jedem
Gedanken, den der Mensch denkt, als Reaktion auf dem entsprechenden andern Plan, ein
anderer, aktiver Gedanke folgt. Wenn man auf dem niederen Mentalplan einen Gedanken
hegt, bewirkt dies ein Gegenbild auf dem höheren Mentalplan. Wenn man ein Gefühl hegt,
bewirkt dies ein Gegenbild auf dem Budhiplan. Wenn man auf dem physischen Plan tätig ist
bewirkt dies ein Gegenbild auf dem Nirvanaplan. Wie früher der aktive Gedanke unser
passives Denken geschaffen hat, so schafft sich ein aktiver Gedanke ein entsprechendes
passives Gegenbild auf dem höheren Mentalplan und so weiter. Es kann also kein Gedanke
von uns gefaßt werden, der nicht sein Gegenbild hätte, ebenso kein Gefühl, keine Handlung.

Die Summe von all diesen Gegengedanken, Gegenerlebnissen, Gegenhandlungen nennt man
Akasha-Chronik. Man kann also alle Gedanken des Menschen lesen auf dem höheren
Mentalplan, alle Gefühle und Erlebnisse auf dem Budhiplan und alle Handlungen auf dem
Nirvanaplan. Die Wesenheiten, welche nun den Zusammenhang zwischen den Gegenbildern
und dem Menschen regeln, haben eine große Bedeutung. Die Gedanken lebt der Mensch auf
dem Mentalplan aus. Was der Mensch in Gedanken abmacht, geschieht alles auf dem
Mentalplan. Dort, im Devachan, baut er sich zwischen Tod und neuer Geburt den Charakter
seines Gedankenkörpers für das neue Leben auf. Dort sind die Gegenbilder seiner früheren
Gedanken. Die zieht er an seinen vom Physischen und Astralen befreiten Mentalkörper
heran und bildet sich so seinen künftigen Mentalkörper nach den von ihm geschaffenen
Gedankenbildern. Dagegen würde er nicht von selbst die Gegenbilder seiner Erlebnisse und
Handlungen mit sich verbinden können. Das unterliegt von außen regelnden Wesenheiten,
den Herren des Karma, den Lipikas, die die geschaffenen Gegenbilder der Gefühle und Taten
des Menschen auf dem Budhi- und dem Nirvanaplan mit ihm - der schon wieder die
kamische und andere Hüllen um sich hat - in Zusammenhang bringen für die folgenden
Inkarnationen." (Lit.: GA 089, S. 174ff)

Aus dem Nirvanaplan stammt auch der geistige Wesenskern des Menschen, die Monade. Als
Folge der luziferischen Versuchung in der lemurischen Zeit stieg die Monade zur irdischen
Inkarnation herab und damit bildete der Mensch erstmals individuelles Karma. Nirvana ist in
gewissem Sinn die Quelle, aus der das individuelle Karma stammt, und es ist zugleich die
Senke, in die hinein es wieder verschwindet und sich auflöst.

"Der Mensch tritt in der Mitte der lemurischen Zeit auf der Erde auf und schafft zum ersten
Male eigenes Karma; früher hatte er kein individuelles Karma geschaffen -, so müssen wir
nun fragen: Woher kann dieses Karma nur kommen, da es als etwas Neues hereinwirkte? -
Es kann nur aus dem Nirvana kommen. Damals mußte etwas hereinwirken in die Welt, das
aus dem Nirvana kam, aus dem, wo aus dem «Nichts» heraus geschaffen wird. Die Wesen,
die damals die Erde befruchteten, mußten bis ins Nirvana hinaufreichen. Was die vierfüßigen
Wesen befruchtete, so daß sie Menschen wurden, waren Wesen, die vom Nirvanaplan
herunterkamen. Sie nennt man Monaden. Das ist der Grund, warum damals Wesen dieser
Art vom Nirvanaplan herunterkommen mußten. Vom Nirvanaplan ist das Wesen, das in uns,
im Menschen ist, die Monade." (Lit.: GA 093a, S. 125)

Dass der Mensch in das Karma verstrickt wurde und dadurch in das Rad der Wiedergeburten
gezwungen wurde, ist eine Folge des Sündenfalls. Dass das Karma dabei einen individuellen
Charakter trägt, ist dem Umstand zu verdanken, dass die Monade aus der schöpferischen
Quelle des Nirvanas stammt.

Karma entsteht aber nur solange, als der Mensch nicht bewusst aus dieser Quelle schöpfen
kann. Durch sein Nichtwissen verfällt er immer wieder der luziferischen Versuchung. Erst wo
der Mensch bewusst aus der vollen Freiheit seines Ichs tätig wird, handelt er derart rein aus
dem Nirvana, dass solche Taten, völlig unbeeinflusst von den Wirkungen der Widersacher,
weder karmische Ursachen haben, noch neues Karma schaffen.

"Und nun denken Sie sich einen Menschen, der zunächst durch Karma bestimmt wird; durch
Handlungen, Gedanken, Gefühle aus der Vergangenheit. Man denke sich ihn dann so weit
vorgeschritten, daß er alles Karma ausgelöscht hat, also dem Nichts gegenübersteht. Wenn
er dann noch handelt, sagt man im Okkultismus: Er handelt aus dem Nirvana heraus. - Aus
dem Nirvana heraus erfolgten zum Beispiel die Handlungen eines Buddha, eines Christus,
wenigstens zum Teil. Der gewöhnliche Mensch nähert sich dem nur dann, wenn er
künstlerisch, religiös oder weltgeschichtlich inspiriert wird.

Das intuitive Schaffen kommt aus dem «Nichts». Wer dazu kommen will, muß völlig frei von
Karma werden. Er kann dann seine Impulse nicht mehr aus dem nehmen, woraus der
Mensch sie gewöhnlich nimmt. Die Stimmung, die ihn dann überkommt, ist die der
Gottseligkeit, die als Zustand auch Nirvana genannt wird." (Lit.: GA 093a, S. 123f)

Im Buddhismus bezeichnet Nirvana jenen Zustand, in dem der Mensch durch die
Erleuchtung (Bodhi) den Wahn des äußeren Daseins und seiner eigenen Selbstheit
überwunden hat und dadurch aus dem Rad der Wiedergeburten (Samsara) endgültig
heraustritt und sich künftig nicht mehr auf Erden inkarnieren muss. Alles irdische Karma ist
dann endgültig ausgelöscht.

Als der Buddha in das Nirvana einging, hatte er damit einen Zustand erreicht, der der
Verklärung Christi entspricht. Um im Nirvana aufgehen zu können, muss man das Ego, das im
Egoismus verhärtete nieder Ich, in dem zugleich die Quelle des Bösen liegt, vollkommen
überwunden haben.

"Das Böse ist nichts anderes, als das nach außen geworfene, im Inneren des Menschen
notwendige Chaos. Und in diesem Chaos, in dem, was im Menschen sein muß, aber auch in
ihm bleiben muß als ein Herd des Bösen, in dem muß das menschliche Ich, die menschliche
Egoität erhärtet werden. Diese menschliche Egoität kann nicht jenseits der menschlichen
Sinnessphäre in der Außenwelt leben. Daher verschwindet das Ich-Bewußtsein im Schlafe,
und wenn es auftritt in den Träumen, so erscheint es sich oftmals fremd oder geschwächt.
Das Ich, das da in dem Herd des Bösen im Inneren eigentlich erhärtet wird, das kann da nicht
hinein jenseits der Sphäre der Sinneserscheinungen. Daher die Anschauung des
altorientalischen Weisen, daß man nur durch Hingabe, durch Liebe, durch Aufgabe des Ich
da eindringen kann, und daß, wenn man ganz eindringt, man nicht mehr lebt in einer Welt
des Vana, des Webens in dem Gewohnten, sondern in der Welt, wo dieses gewohnte Dasein
verweht ist, Nirvana ist. Diese Auffassung des Nirvana, des höchstgesteigerten Hingebens
des Ich, wie es im Schlafe vorhanden ist, war so in vollbewußter Erkenntnis vorhanden für
die Schüler der altorientalischen Zivilisation." (Lit.: GA 207, S. 27)

Das eigentliche, höhere Ich wird durch das Eingehen ins Nirvana keineswegs ausgelöscht,
wie aus einer falschen Interpretation der buddhistischen Lehre des Anatta, des Nicht-Ich,
vielfach gefolgert wird, sondern vielmehr gestärkt. Als einer der wenigen westlichen
Interpreten des Buddhismus ging Georg Grimm (1868 - 1945), ein Pionier des Buddhismus in
Deutschland, davon aus, dass der Buddha nicht lehren wollte, dass es im letzten Sinn kein Ich
gibt, sondern dass er im Gegenteil das wahre und unsterbliche Ich des Menschen offenlegen
wollte (Lit.: Grimm). Grimm wurde dafür von führenden Indologen, insbesondere auch von
Helmuth von Glasenapp, stark kritisiert.

Um Nirvana erleben zu können, muss man sich mit seinem Bewusstsein in einem Zustand
des wachen Träumens in das Luft-Element versetzen. Man muss mittels geeigneter
Atemübungen das Leben der Luft in sich erleben:

"... wenn man sich in das Luftförmige versetzt im Traum, so befindet man sich auf dem
Nirvanaplan. Nirvana heißt wörtlich «verlöschen», in Luft verlöschen, so wie man ein Feuer
auslöscht. Wenn man darin das Leben sucht, ist man mit dem eigenen Leben auf dem
Nirvanaplan. Der Mensch atmet Luft ein. Wenn er das Leben der Luft in sich erlebt, dann ist
das der Weg, um auf den Nirvanaplan zu kommen. Daher die Atemübungen der Jogis.
Niemand kann den Nirvanaplan erreichen, wenn er nicht wirklich Atemübungen macht. Es
sind nur dann Hathajoga-Übungen, wenn sie auf der falschen Stufe gemacht werden. Sonst
sind sie Rajajoga-Übungen. Man atmet tatsächlich das Leben ein, den Nirvanaplan." (Lit.: GA
093a, S. 45)

Nirvana zu erleben bedeutet, dass das Bewusstsein bis zum Nirvanaplan hinauf reicht.
Nirvana wird erfahren als absoulte Leerheit (skrt. Shunyata), als Negation jeglichen
sinnlichen und übersinnlichen Seins. Alles Geschaffene ist überwunden und das Bewusstsein
erwacht, nun von jeglichem Objekt- und Subjektbezug gereinigt, im Zustand seiner
eigentlichen Soheit (skrt. Tathata) inmitten der schöpferischen Quelle des Geistes. Der so
verstandene Begriff der Leerheit, als die das Nirvana erlebt wird, weist auf die wahre
Wirklichkeit des Geistes, wie sie auch aus anthroposophischer Sicht aufgefasst wird. Der
Geist kann nicht als ein in irgendeiner Form definierbares, d.h. abgrenzbares Sein
beschrieben werden, hier gibt es nicht klein und groß, kein oben und unten usw., sondern er
verwirklicht sich im beständigen Schaffen und Selbsterschaffen aus dem Nichts. Der
Nirvanaplan ist so schwer in Worten zu beschreiben, dass dafür bis heute noch keine
zutreffende Bezeichnung in den europäischen Sprachen gefunden hat:

"Wenn wir die europäischen Ausdrücke gebrauchen, nennen wir den physischen Plan die
Welt des Verstandes, das Astralische die Welt des Elementarischen, das untere Devachan die
himmlische Welt und das obere Devachan die Vernunftwelt. Und weil der europäische Geist
sich erst nach und nach heraufarbeitet, um in seiner Sprache die entsprechenden wirklichen
Ausdrücke zu haben, so hat er dasjenige, was über der devachanischen Welt liegt, einen
religiös gefärbten Ausdruck bekommen und heißt die «Welt der Vorsehung», was darüber
ist, das konnte das alte Hellsehen zwar überblicken und alte Überlieferungen konnten es der
Menschheit geben, aus den europäischen Sprachen heraus konnte ihm aber kein Name
gegeben werden, weil heute erst der Seher sich wieder dazu heraufarbeitet. So daß über der
Welt der Vorsehung eine Welt liegt, für die es in ganz ehrlicher und richtiger Weise den
Namen in den europäischen Sprachen noch nicht geben darf, denn es kann auch nicht ein
beliebiger Name gefunden werden für das, was sonst im Orientalischen «Nirvana» genannt
wird und was über der Welt der Vorsehung, dem Buddhiplan liegt." (Lit.: GA 116, S. 31f)

Siehe auch
Nirwana - Artikel in der deutschen Wikipedia
Etwa drei Tage nach dem Tod löst sich der Ätherleib des Menschen bis auf einen kleinen
Extrakt, der mitgenommen werden kann, in der allgemeinen Ätherwelt auf. Innerhalb dieser
drei Tage ist u. U. noch eine Wiedererweckung des Toten möglich, danach nicht mehr. Der
Mensch lebt dann für eine längere Zeit, die etwa einem Drittel des vorangegangenen
Erdenlebens entspricht, im Kamaloka, wo aus dem Astralleib all das ausgeschieden wird, was
den Menschen noch begierdenhaft an die Erdenwelt kettet. Nur der verbleibende Rest kann
in ein höheres Dasein mitgenommen werden. Der physische Leib aber, der dem Grab
übergeben wird, löst sich durch Verbrennung schnell oder durch Verwesung allmählich in
der Erdenwelt auf.

Wie also hat man sich die leibliche Auferstehung konkret vorzustellen? Versammeln sich
dann auf wundersame Weise und gegen alle Naturgesetzlichkeit die längst in alle Winde
zerstreuten Gebeine wieder, die einstmals dem Grab übergeben wurden, und umkleiden sie
sich von neuem mit Fleisch? Wenn die Auferstehung kurz nach dem Tode erfolgt, solange
der Leichnam noch nicht der Verwesung anheim gefallen ist, mag das noch irgendwie
glaubhaft erscheinen. Aber für die Mehrzahl der Menschen soll sich die Auferstehung ja erst
in einer ferneren Zukunft, zur Zeit des Jüngsten Gerichts, verwirklichen. Und wie verhält es
sich, wenn der Leichnam verbrannt wurde? Aber selbst wenn es dann doch irgendwie
gelänge, den physischen Leib vollständig wieder zu errichten, wäre er dann nicht wieder bloß
ein verweslicher Leib – oder aus welchem Wunderstoff sollte er gewoben sein, dass er nie
mehr vernichtet werden könnte? Und in welcher Gestalt sollte dieser Leib wieder
auferstehen – etwa in der, die er, vielleicht schon alt, krank und siech, im Moment des Todes
hatte? Rätselfragen auf Rätselfragen häufen sich, wenn man versucht, sich eine konkrete
Vorstellung vom Prozess der Auferstehung zu bilden. Oder ist alles doch nur als
mythologisches Bild gemeint, dem keine reale Tatsache entspricht?

Dass es so nicht gemeint sein kann, machen schon die Worte des Paulus deutlich:

„35 Es könnte aber jemand fragen: Wie werden die Toten auferstehen und mit was für
einem Leib werden sie kommen? 36 Du Narr: Was du säst, wird nicht lebendig, wenn es
nicht stirbt. 37 Und was du säst, ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloßes
Korn, sei es von Weizen oder etwas anderem. 38 Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er will,
einem jeden Samen seinen eigenen Leib. 39 Nicht alles Fleisch ist das gleiche Fleisch,
sondern ein anderes Fleisch haben die Menschen, ein anderes das Vieh, ein anderes die
Vögel, ein anderes die Fische. 40 Und es gibt himmlische Körper und irdische Körper; aber
eine andere Herrlichkeit haben die himmlischen und eine andere die irdischen. 41 Einen
andern Glanz hat die Sonne, einen andern Glanz hat der Mond, einen andern Glanz haben
die Sterne; denn ein Stern unterscheidet sich vom andern durch seinen Glanz. 42 So auch die
Auferstehung der Toten. Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. 43 Es
wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit
und wird auferstehen in Kraft. 44 Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein
geistlicher Leib. Gibt es einen natürlichen Leib, so gibt es auch einen geistlichen Leib. 45 Wie
geschrieben steht: Der erste Mensch, Adam, »wurde zu einem lebendigen Wesen« (1. Mose
2,7 LUT), und der letzte Adam zum Geist, der lebendig macht. 46 Aber nicht der geistliche
Leib ist der erste, sondern der natürliche; danach der geistliche. 47 Der erste Mensch ist von
der Erde und irdisch; der zweite Mensch ist vom Himmel. 48 Wie der irdische ist, so sind
auch die irdischen; und wie der himmlische ist, so sind auch die himmlischen. 49 Und wie wir
getragen haben das Bild des irdischen, so werden wir auch tragen das Bild des himmlischen.

50 Das sage ich aber, liebe Brüder, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben
können; auch wird das Verwesliche nicht erben die Unverweslichkeit. 51 Siehe, ich sage euch
ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden;
52 und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die
Posaune erschallen und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden
verwandelt werden. 53 Denn dies Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und dies
Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit. 54 Wenn aber dies Verwesliche anziehen wird
die Unverweslichkeit und dies Sterbliche anziehen wird die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt
werden das Wort, das geschrieben steht (Jesaja 25,8 LUT; Hosea 13,14 LUT): »Der Tod ist
verschlungen in den Sieg. 55 Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?« 56 Der Stachel
des Todes aber ist die Sünde, die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz. 57 Gott aber sei Dank,
der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus!“

– 1. Korinther 15,35-57 LUT


Wir werden uns der Tatsache der Auferstehung erkenntnismäßig nur nähern können, wenn
wir verstehen lernen, wie der unverwesliche physische Leib beschaffen ist, der durch die
Auferstehung vollkommen wieder hergestellt wird. Dass es sich dabei nicht einfach um den
verweslichen stofflichen Leib handelt, in dem der Mensch bis zu seinem irdischen Tod gelebt
hat, liegt auf der Hand; Paulus spricht deutlich vom unverweslichen Leib. Wie aber ist dieser
beschaffen?

Das Phantom des physischen Leibes


Hier hat Rudolf Steiner entscheidende Hinweise zu einem tieferen Verständnis gegeben.
Auferstehung bedeutet nach geisteswissenschaftlicher Auffassung die vollständige
Wiederherstellung des menschlichen Phantoms, der geistigen Formgestalt des physischen
Leibes, allerdings nun in völlig individualisierter Form.

"Da handelt es sich darum, daß die Betrachtung des physischen Menschenleibes an sich zu
den schwierigsten hellseherischen Problemen gehört, zu den aller schwierigsten! Denn
nehmen wir an, wir lassen von der Außenwelt dasjenige Experiment mit dem Menschen
vollziehen, das ähnlich ist dem Zerlegen des Wassers in Wasserstoff und Sauerstoff. Nun, im
Tode wird ja dieses Experiment von der großen Welt vollzogen. Da sehen wir, wie der
Mensch seinen physischen Leib ablegt. Legt er wirklich seinen physischen Leib ab? Die Frage
scheint eigentlich lächerlich zu sein. Denn was scheint klarer zu sein, als daß der Mensch mit
dem Tode seinen physischen Leib ablegt! Aber was der Mensch mit dem Tode ablegt — was
ist denn das? Das ist etwas, von dem man zum mindesten sich sagen muß, daß es das
Wichtigste, was der physische Leib im Leben hat, nicht mehr besitzt: nämlich die Form, die
von dem Momente des Todes an zerstört zu werden beginnt an dem Abgelegten. Wir haben
zerfallende Stoffe vor uns, und die Form ist nicht mehr eigentümlich. Was da abgelegt wird,
sind im Grunde genommen die Stoffe und Elemente, die wir sonst auch in der Natur
verfolgen; das ist nicht das, was sich naturgemäß eine menschliche Form geben würde. Zum
physischen Menschenleib gehört aber diese Form ganz wesentlich. Für den gewöhnlichen
hellseherischen Blick ist es zunächst tatsächlich so, als ob einfach der Mensch diese Stoffe
ablege, die dann der Verwesung oder Verbrennung zugeführt werden, und sonst nichts von
seinem physischen Leibe bliebe. Dann sieht das gewöhnliche Hellsehen nach dem Tode in
jenen Zusammenhang hinein, der da besteht aus Ich, astralischem Leib und Ätherleib
während der Zeit, während welcher der Mensch seinen Rückblick zum verflossenen Leben
hat. Dann sieht der Hellseher durch das fortschreitende Experiment den Ätherleib sich
abtrennen, sieht einen Extrakt dieses Ätherleibes mitgehen und das Übrige sich auflösen in
dem allgemeinen Weltenäther in der einen oder anderen Weise. Und so scheint es in der
Tat, als ob der Mensch den physischen Leib mit den physischen Stoffen und Kräften abgelegt
hätte mit dem Tode und den Ätherleib nach ein paar Tagen. Und wenn der Hellseher den
Menschen dann weiter verfolgt während der Kamaloka-Zeit, so sieht er, wie wieder von dem
Astralleib ein Extrakt durch das weitere Leben zwischen Tod und neuer Geburt
mitgenommen, und wie das andere des Astralleibes der allgemeinen Astralität übergeben
wird.

Wir sehen also: Physischer Leib, Ätherleib und Astralleib werden abgelegt, und der physische
Leib scheint erschöpft zu sein in dem, was wir vor uns haben in den Stoffen und Kräften, die
der Verwesung oder Verbrennung oder auf eine andere Weise der Auflösung in die Elemente
entgegengehen. Je mehr sich aber in unserer Zeit des Menschen Hellsichtigkeit entwickelt,
desto mehr wird er sich über eines klar werden: daß das, was mit dem physischen Leibe
abgelegt wird als die physischen Stoffe und Kräfte, doch nicht der ganze physische Leib ist,
daß das gar nicht einmal die ganze Gestalt des physischen Leibes gäbe. Sondern zu diesen
Stoffen und Kräften gehört noch etwas anderes, das wir nennen müssen, wenn wir
sachgemäß sprechen, das «Phantom» des Menschen. Dieses Phantom ist die Formgestalt
des Menschen, welche als ein Geistgewebe die physischen Stoffe und Kräfte verarbeitet, so
daß sie in die Form hineinkommen, die uns als der Mensch auf dem physischen Plane
entgegentritt. Wie der plastische Künstler keine Statue zustande bringt, wenn er Marmor
oder irgend etwas anderes nimmt und wüst darauf losschlägt, daß einzelne Stücke
abspringen, wie sie der Stoff eben abspringen läßt; sondern wie der plastische Künstler den
Gedanken haben muß, den er dem Stoffe einprägt, so ist auch für den Menschenleib der
Gedanke vorhanden; aber nicht so vorhanden, da das Material des Menschenleibes kein
Marmor oder Gips ist, wie derjenige des Künstlers, sondern als der reale Gedanke in der
Außenwelt: als Phantom. Was der plastische Künstler einprägt seinem Stoffe, das wird den
Stoffen der Erde, die wir nach dem Tode dem Grabe oder dem Feuer übergeben sehen,
eingeprägt als Phantom des physischen Leibes. Das Phantom gehört zum physischen Leibe
dazu, es ist der übrige Teil des physischen Leibes, ist wichtiger als die äußeren Stoffe; denn
die äußeren Stoffe sind im Grunde genommen nichts anderes als etwas, was hineingeladen
wird in das Netz der menschlichen Form, wie man Äpfel auf einen Wagen lädt. Das Phantom
ist etwas Wichtiges! Die Stoffe, die da zerfallen nach dem Tode, sind im wesentlichen das,
was wir in der Natur draußen auch antreffen, nur daß es aufgefangen wird von der
menschlichen Form.

Wenn Sie tiefer nachdenken: glauben Sie, daß alle die Arbeit, die getan worden ist von
großen göttlichen Geistern durch die Saturn-, Sonnen- und Mondenzeit hindurch, nur das
geschaffen hat, was mit dem Tode den Elementen der Erde übergeben wird? Nein! das ist es
gar nicht, was da durch Saturn-, Sonnen- und Mondenzeit hindurch entwickelt worden ist.
Das Phantom ist es, die Form des physischen Leibes! Das ist es also, worüber wir uns klar
sein müssen, daß das Verständnis dieses physischen Leibes nicht so leicht ist. Vor allen
Dingen darf das Verständnis des physischen Leibes nicht in der Welt der Illusion, nicht in der
Welt der Maja gesucht werden. Wir wissen, daß den Grundstein, sozusagen den Keim zu
diesem Phantom des physischen Leibes, die Throne während der Saturnzeit gelegt haben,
daß dann weiter daran gearbeitet haben die Geister der Weisheit während der Sonnenzeit,
die Geister der Bewegung während der Mondenzeit und die Geister der Form während der
Erdenzeit. Und dadurch erst ist das, was der physische Leib ist, zum Phantom geworden.
Daher nennen wir sie die Geister der Form, weil sie eigentlich in dem leben, was wir das
Phantom des physischen Leibes nennen. So müssen wir schon, um den physischen Leib zu
verstehen, zum Phantom desselben zurückgehen." (Lit.: GA 131, S. 149ff)

Der physische Leib des Menschen, so wie er heute auf Erden lebt, setzt sich also zusammen
aus der Formgestalt, dem Phantom, und den Stoffen, die diese Form erfüllen. Die
Formgestalt des Menschen war vor dem Sündenfall frei von irdischen Stoffen und nur
übersinnlich sichtbar.

"Unsichtbare, nicht räumliche Formen haben zunächst die Geister der Form dem Menschen
beim Beginne seines Erdenwerdens gegeben." (Lit.: GA 134, S. 72)

Die Zerstörung des Phantoms und die Materialisierung des physischen Leibes durch den
luziferischen Einfluss
Durch die luziferische Versuchung und den Sündenfall, durch den der Mensch nun auch in
den Einflussbereich Ahrimans kam, wurde das Phantom nach und nach zerstört. Dadurch
lagerte sich irdische Materie, die in gewissem Sinn nichts anderes ist als zerbrochene,
zerstörte Form, in die physische Formgestalt ein und machte so den physischen Leib sinnlich
sichtbar.

"Sehen Sie, wenn nämlich ein Prozeß im Weltenall fortgeschritten ist bis zur Form, die noch
ganz im Geistig-Seelischen ist, die noch keine Raumesform ist, wenn der Prozeß
fortgeschritten ist bis zu dieser übersinnlichen Form, dann ist der nächste Schritt nur noch
möglich dadurch, daß die Form als solche zerbricht. Und das ist nämlich das, was sich dem
okkulten Anblick darbietet: Wenn gewisse Formen, die unter dem Einfluß der Geister der
Form geschaffen sind, sich bis zu einem gewissen Zustand entwickelt haben, dann
zerbrechen die Formen. Und wenn Sie nun ins Auge fassen zerbrochene Formen, etwas, was
also dadurch entsteht, daß Formen, die noch übersinnlich sind, zerbrechen, dann haben Sie
den Übergang von dem Übersinnlichen in das Sinnliche des Raumes. Und das, was
zerbrochene Form ist, das ist Materie. Materie, wo sie im Weltenall auftritt, ist für den
Okkultisten nichts anderes als zerbrochene, zerschellte, zerborstene Form. Wenn Sie sich
vorstellen könnten, diese Kreide wäre als solche unsichtbar und sie hätte diese
eigentümliche parallelepipedische Form, und als solche wäre sie unsichtbar, und jetzt
nehmen Sie einen Hammer und schlagen rasch das Stück Kreide an, daß es zerstiebt, daß es
in lauter kleine Stücke zerbirst, dann haben Sie die Form zerbrochen. Nehmen Sie an, in
diesem Augenblicke, in dem Sie die Form zerbrechen, würde das Unsichtbare sichtbar
werden, dann haben Sie ein Bild für die Entstehung der Materie. Materie ist solcher Geist,
der sich entwickelt hat bis zur Form und dann zerborsten, zerbrochen, in sich
zusammengefallen ist.

Materie ist ein Trümmerhaufen des Geistes. Es ist außerordentlich wichtig, daß man gerade
diese Definition ins Auge faßt, daß Materie ein Trümmerhaufen des Geistes ist. Materie ist
also in Wirklichkeit Geist, aber zerbrochener Geist." (Lit.: GA 134, S. 72f)

Wir müssen also streng unterscheiden zwischen physischem Leib und stofflichem Leib. Zur
Zeit des Mysteriums von Golgatha hatte die Verstofflichung des physischen Leibes ihren
Höhepunkt erreicht.

"Wäre kein luziferischer Einfluß geschehen, dann hätte der Mensch im Beginne des
Erdendaseins in voller Kraft dieses Phantom mit seinem physischen Leibe bekommen. Nun
aber drangen in die menschliche Organisation, insofern sie besteht aus physischem Leib,
Ätherleib und Astralleib, die luziferischen Einflüsse ein, und die Folge davon war die
Zerstörung des Phantoms des physischen Leibes. Das ist es, wie wir sehen werden, was uns
in der Bibel symbolisch mit dem Sündenfall ausgedrückt wird, und mit der Tatsache, wie es
im Alten Testament gesagt wird, daß auf den Sündenfall der Tod folgte. Der Tod war eben
die Zerstörung des Phantoms des physischen Leibes. Und die Folge davon war, daß der
Mensch zerfallen sehen muß seinen physischen Leib, wenn er durch die Pforte des Todes
schreitet." (Lit.: GA 131, S. 164)

Die Wiederherstellung des Phantoms durch den Christus


Dadurch, dass der Christus mit seiner ganzen weltenschöpferischen Kraft für drei Jahre in
dem Leib des Jesus von Nazareth gelebt hatte und durch den Tod auf Golgatha gegangen
war, konnte aus dem Grab erstmals ein vollständiges, unzerstörtes Phantom als reine,
immaterielle physische Formgestalt aus dem Grab auferstehen. Während dieser drei Jahre
blieb das Phantom des Jesus Christus völlig unberührt von den festen materiellen
Bestandteilen, die im alchemistischen Sinn als Asche bezeichnet werden. Es verband sich nur
mit den sich lösenden, verflüchtigenden Salzbestandteilen. Darum löste sich der Leib auch
nach dem Tod sehr rasch auf.

"Durch die drei Jahre, von der Johannes-Taufe im Jordan an bis zum eigentlichen Mysterium
von Golgatha, war die leibliche Ent-wickelung des physischen Leibes, des Ätherleibes und
des Astralleibes eine ganz andere, als die leibliche Entwickelung bei andern Menschen.
Dadurch, daß auf den nathanischen Jesus in früheren Inkarnationen luziferische und
ahrimanische Kräfte nicht Einfluß genommen hatten, war die Möglichkeit gegeben, daß von
der Johannes-Taufe im Jordan ab — da jetzt nicht eine menschliche Ich-Individualität in
diesem Jesus von Nazareth war, sondern die Christus-Individualität — alles das nicht
herausgebildet wurde, was sonst beim Menschen in seiner Leiblichkeit immer wirken muß.
Wir haben gestern davon gesprochen, daß das, was wir das menschliche Phantom nennen,
die eigentliche Urgestalt, die in sich auffaßt, einsaugt die materiellen Elemente und sie dann
mit dem Tode abgibt — daß dieses Phantom degenerierte im Laufe der menschlichen
Entwickelung bis zum Mysterium von Golgatha. Wir können diese Degenerierung in einer
gewissen Weise so auffassen, daß eigentlich vom Anfange der menschlichen Entwickelung an
dieses Phantom dazu bestimmt war, unberührt zu bleiben von den materiellen Teilen, die
aus dem Mineral-, Pflanzen- oder Tierreich vom Menschen als Nahrungsmittel
aufgenommen werden. Unberührt davon sollte das Phantom bleiben. Es war aber nicht
unberührt geblieben. Denn durch den luziferischen Einfluß trat eine enge Verbindung ein
zwischen dem Phantom und den Kräften, die der Mensch aufnimmt durch die irdische
Entwickelung — besonders mit den Aschenbestandteilen. Das war also die Folge des
luziferischen Einflusses, daß das Phantom, während es mit der weiteren Entwickelung der
Menschheit mitgeht, eine starke Anziehung zu den Aschenbestandteilen entwickelte; und
dadurch, anstatt mit dem Ätherleib des Menschen mitzugehen, ging es nun mit dem mit,
was Zerfallprodukte sind. Das waren alles die Folgen der luziferischen Einflüsse. Und wo die
luziferischen Einflüsse so hintan gehalten waren, wie dies beim nathanischen Jesus der Fall
war, wo ja kein menschliches Ich da war, sondern wo die kosmische Christus-Wesenheit von
der Johannes-Taufe an vorhanden war, da zeigte es sich, das sich keinerlei Anziehungskräfte
geltend machten zwischen dem menschlichen Phantom und dem, was als materielle Teile
aufgenommen wurde. Es blieb das Phantom durch alle drei Jahre unberührt von den
materiellen Teilen. Man drückt das okkult so aus, daß man sagt: Eigentlich sollte das
menschliche Phantom nach dem, wie es sich herübergebildet hatte durch die Saturn-,
Sonnen- und Mondenzeit, keine Anziehungskräfte haben zu den Aschenbestandteilen,
sondern es sollte nur mit den sich lösenden Salzbestandteilen eine Anziehung haben, so daß
es den Weg der Verflüchtigung nimmt in dem Maße, als die Salzbestandteile sich auflösen.
Im okkulten Sinne würde man sagen, daß es sich auflöst und übergeht — nicht in die Erde,
sondern in die flüchtigen Bestandteile. Das war aber gerade das Eigentliche, daß mit der
Johannes-Taufe im Jordan, der Versetzung der Christus-Individualität in den Leib des
nathanischen Jesus, aller Zusammenhang des Phantoms mit den Aschenbestandteilen
vernichtet, vertilgt worden war und der einzige Zusammenhang blieb mit den
Salzbestandteilen. Das tritt uns auch da hervor, wo der Christus Jesus denjenigen, die er
zunächst erwählt hatte, klarmachen will: Es soll durch die Art, wie ihr euch verbunden fühlt
mit der Christus-Wesenheit, zur weiteren menschlichen Entwickelung die Möglichkeit
herbeigeführt werden, daß der eine aus dem Grabe auferstandene Leib — der Geistleib —
auf die Menschen übergehen kann. — Dies will der Christus sagen, als er die Worte
gebraucht: «Ihr seid das Salz der Erde!» Alle diese Worte, an die wieder erinnern die
Terminologie, die Kunstausdrücke der späteren Alchimisten, des späteren Okkultismus, alle
diese Worte, die wir in den Evangelien finden, haben die denkbar tiefste Bedeutung. Und es
war in der Tat diese Bedeutung gerade den mittelalterlichen und auch den
nachmittelalterlichen wirklichen Alchimisten — nicht den Scharlatanen, von denen die
Literatur erzählt — voll bekannt, und keiner sprach diese Zusammenhänge aus, ohne daß er
im Herzen fühlte den Zusammenhang mit dem Christus.

So stellte sich denn heraus: Als der Christus Jesus gekreuzigt wurde, sein Leib an das Kreuz
genagelt wurde — Sie merken, daß ich genau mit den Worten des Evangeliums hier spreche,
aus dem einfachen Grunde, weil die wirklichen okkulten Forschungen tatsächlich hier die
Worte des Evangeliums absolut bestätigen —, als dieser Leib des Jesus von Nazareth ans
Kreuz geschlagen wurde, da war in der Tat das Phantom völlig intakt, bestand als die
geistleibliche, aber nur übersinnlich sichtbare Form und war in einem viel loseren
Zusammenhange mit dem materiellen Inhalt aus den Erdenelementen als bei irgendeinem
Menschen. Aus dem einfachen Grunde, weil bei jedem andern Menschen eine Verbindung
des Phantoms mit den Elementen eingetreten ist, die diese Elemente zusammenhält. Bei
dem Christus Jesus war es in der Tat ganz anders. Es war so, wie, ich möchte sagen, nach
dem Gesetz des Beharrungsvermögens gewisse materielle Teile noch zusammenhalten in
der Form, die man ihnen gegeben hat und dann nach einiger Zeit zerfallen, so daß kaum von
ihnen etwas sichtbar ist. So war es mit den materiellen Teilen des Leibes des Christus Jesus.
Als er vom Kreuze herabgenommen wurde, waren sozusagen die Teile noch
zusammenhaltend, aber sie waren in keiner Verbindung mit dem Phantom, weil das
Phantom von ihnen völlig frei war. Als der Leib dann mit gewissen Substanzen versetzt
wurde, die dann wieder auf diesen Leib ganz anders wirkten als auf einen andern Leib, der
einbalsamiert wird, da geschah es, daß sich die materiellen Stoffe nach dem Begräbnis rasch
verflüchtigten, rasch in die Elemente übergingen. Daher fanden die Jünger, die
nachschauten, die Tücher, mit denen er zugedeckt war, — das Phantom aber, woran die
Entwickelung des Ich hängt, das war aus dem Grabe auferstanden. Daß Maria von Magdala,
die das frühere, von den Elementen der Erde durchsetzte Phantom nur kannte, in dem von
aller Erdenschwere befreiten Phantom, das sie jetzt hellseherisch sah, nicht wiedererkennen
konnte dieselbe Gestalt, das ist nicht zu verwundern. Sie kam ihr anders vor. Insbesondere
müssen wir uns darüber klar sein, daß nur durch die Kraft des Beisammenseins der Jünger
mit dem Christus alle Jünger und alle Menschen, von denen uns das erzählt wird, den
Auferstandenen sehen konnten; denn er erschien im Geistleib, in dem Leibe, von dem Paulus
sagt, daß er sich wie das Samenkorn vermehrt und übergeht in alle Menschen. Daß aber
auch Paulus selbst überzeugt ist davon, daß nicht der von den irdischen Elementen
durchsetzte Leib den andern Jüngern erschienen ist, sondern daß dasselbe, was ihm
erschienen war, auch den andern Jüngern erschienen war, das sagt er an der Stelle:

«Ich habe es euch überliefert in erster Linie, wie ich es selbst überkommen habe: daß
Christus gestorben ist um unserer Sünden willen, so daß die Schriften sich erfüllen mußten,
und daß er begraben wurde, und daß er auferweckt wurde am dritten Tage, gemäß dem,
was in den Schriften immerdar gestanden hat, und daß er erschienen ist dem Kephas [Simon
Petrus], dann den Zwölf. Hernach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von
welchen die meisten noch leben, etliche aber sind entschlafen. Hernach erschien er dem
Jakobus, dann den sämtlichen Aposteln; zuletzt aber gleich allen als dem zu früh Geborenen
erschien er auch mir.» (1. Korinther 15, 3—8)

Dem Paulus erschien der Christus durch das Ereignis von Damaskus. Und daß die Art, durch
die er ihm erschien, gleichgestellt ist mit den Erscheinungen gegenüber den andern Jüngern,
das bezeugt, daß der Christus dem Paulus in derselben Gestalt erschienen ist, wie den
andern. Was aber war es, was Paulus überzeugte?

Paulus war in einem gewissen Sinne schon ein Eingeweihter vor dem Ereignis von Damaskus.
Aber es war eine Einweihung, die zusammengesetzt war aus dem althebräischen und dem
griechischen Prinzip. Ein Eingeweihter war er, der bis dahin nur wußte, daß die, welche sich
mit der geistigen Welt durch die Initiation verbunden haben, in ihrem Ätherleib unabhängig
geworden sind von dem physischen Leib und in einer gewissen Weise denen, die dazu fähig
sind, erscheinen können in ihrer reinsten Gestalt des Ätherleibes. Würde Paulus nur die
Erscheinung eines reinen, von dem physischen Leibe unabhängigen Ätherleibes gehabt
haben, so würde er anders gesprochen haben. Er würde gesagt haben, er hätte geschaut
einen, der eingeweiht worden war und unabhängig von dem physischen Leibe mit der
Erdentwickelung weiterlebt. Das würde für ihn auch nichts besonders Überraschendes
gehabt haben. Das konnte es also nicht sein, was er vor Damaskus erlebt hat. Was er erlebt
hat, war das, wovon er wußte, man kann es erst erleben, wenn die Schriften erfüllt sind: daß
einmal in der geistigen Atmosphäre der Erde ein vollständiges menschliches Phantom, ein
aus dem Grabe erstandener menschlicher Leib als übersinnliche Gestalt da sein werde. Das
aber hatte er gesehen! Das war es, was ihm vor Damaskus erschien und ihn überzeugte: Er
war da! Er ist auferstanden! Denn es ist das da, was nur von ihm kommen kann: es ist das
Phantom da, was gesehen werden kann von allen menschlichen Individualitäten, die einen
Zusammenhang suchen mit dem Christus! — Das war es, was ihn überzeugen konnte, daß
der Christus schon da war, daß er nicht erst kommen werde, daß er wirklich in einem
physischen Leibe war, und daß dieser physische Leib die eigentliche Urform des physischen
Leibes herausgerettet hat zum Heile aller Menschen."

Indem sich der Phantomleib des Jesus Christus in der Folge vervielfältigt, können seine
Formkräfte von jedem Menschen aufgenommen werden, der sich mit dem Christus
verbindet. Dann werden sich die Phantomleiber der Menschen während des Erdenlebens
auch nicht mehr mit den festen Aschebestandteilen, sondern nur mit den löslichen
Salzbestandteilen verbinden. Das ist der Sinn des Christus-Wortes, das er an seine Jünger
richtet, die auf diesem Weg vorangehen sollen: «Ihr seid das Salz der Erde!» So werden die
zerstörten Phantomleiber der Menschen allmählich geheilt und nach und nach der
Auferstehung teilhaftig.

"Am Ende der Erdenentwicklung wird die Kraft, die verloren gegangen ist durch den
Sündenfall, die den Menschenleib auflöst, wiedergewonnen sein, wird durch die Kraft des
Christus wieder zurückgegeben sein und die Menschenleiber werden dann wirklich in ihrer
physischen Gestalt erscheinen." (Lit.: GA 175, S. 228)

Die Alchemisten deuten auf die Wiederherstellung der physischen Formgestalt des
Menschen hin mit der Bereitung des Steins der Weisen.

Das Nikodemus-Evangelium
Das apokryphe Nikodemus-Evangelium, in dem sehr ausführlich die sog. Höllenfahrt Christi
geschildert wird, berichtet, dass schon unmittelbar mit dem Christus auch andere
auferstanden seien:

Da sprach Joseph: Was wundert ihr euch denn über die Auferweckung Jesu?
Nicht sie ist zum Verwundern, sondern vielmehr die Tatsache, daß er nicht allein erweckt
wurde,
sondern daß er noch viele andere Tote erweckt hat, die sich vielen in Jerusalem gezeigt
haben.
Und wenn ihr die anderen bis jetzt nicht kennt,
Symeon, der Jesus in seine Arme nahm, und seine zwei Söhne, die Jesus hat auferstehen
lassen,
die sind euch doch inzwischen bekannt geworden.
Wir haben sie ja vor kurzem beerdigt.
Jetzt aber kann man ihre Gräber geöffnet und leer sehen,
sie selbst aber sind lebendig und halten sich in Arimathia auf.
Man entsandte also Leute, und diese fanden ihre Gräber geöffnet und leer.
Darauf sprach Joseph: Wir wollen nach Arimathia gehen und sie dort ausfindig machen.
(Nikodemus, XVII,1)

Auferstehung und Ätherleib


Der Auferstehungsleib kann auch als ein bis zur physischen Formgestalt verdichteter
Ätherleib angesehen werden. Er trat hervor, nachdem der stoffliche Leib zu Staub zerfallen
war.

"Sie dürfen sich nicht vorstellen, daß dieser Leib, in dem der Christus wohnte, sagen wir
anderthalb Jahre nach der Johannestaufe im Jordan, so war wie ein anderer Leib, sondern
so, daß eine gewöhnliche Menschenseele ihn sofort hätte von sich fallen fühlen, weil er nur
zusammengehalten werden konnte von der mächtigen makrokosmischen Christus-
Wesenheit. Es war ein fortwährendes, langsames, durch drei Jahre dauerndes Dahinsterben.
Und an der Grenze des Auseinanderfallens war dieser Leib angekommen, als das Mysterium
von Golgatha eintrat. Dann war nur noch notwendig, daß diejenigen Männer, von denen uns
erzählt wird, herankamen an diesen Leib mit ihren sonderbaren Dingen, die Spezereien
genannt werden, und eine chemische Verbindung herstellten zwischen diesen
eigentümlichen Stoffen und dem Leib des Jesus von Nazareth, in dem die makrokosmische
Christus-Wesenheit drei Jahre gewohnt hatte, und ihn dann ins Grab senkten. Da brauchte
es nur ein ganz Weniges, daß dieser Leib zu Staub zerfiel im Grabe, und daß der Christus-
Geist sich umkleidete mit einem, man kann sagen, bis zur physischen Sichtbarkeit sich
verdichtenden Ätherleib. So daß der auferstandene Christus umhüllt war mit einem bis zur
physischen Sichtbarkeit verdichteten Ätherleib. So ging er herum und erschien denen, denen
er erscheinen konnte. Er war nicht für alle sichtbar, weil es eigentlich nur ein verdichteter
Ätherleib war, den der Christus nach der Auferstehung trug. Aber das, was ins Grab gelegt
worden war, das zerfiel zu Staub. Und nach den neuesten okkulten Forschungen stellte sich
in der Tat das ein, daß ein Erdbeben stattfand. Es war mir frappierend, nachdem ich aus
okkulten Forschungen heraus gefunden hatte, daß ein Erdbeben stattgefunden hatte, im
Matthäus-Evangelium dieses angedeutet zu finden. Es spaltete sich die Erde, der Staub des
Leichnams fiel hinein und verband sich mit der ganzen Substanz der Erde. Durch das
Durcheinanderrütteln infolge des Erdbebens wurden die Tücher so gerüttelt, wie man sie
dort nach der Beschreibung des Johannes- Evangeliums beschrieben findet. Es ist das im
Johannes-Evangelium wunderbar geschildert.

So haben wir okkult die Auferstehung zu begreifen und brauchen gar nicht in Widerspruch zu
kommen mit den Evangelien. Denn ich habe schon oft darauf aufmerksam gemacht, daß
Maria von Magdala den Christus nicht erkannte, als er ihr begegnete. Wo würde sich denn
einer nicht getrauen, jemanden, den er vor ein paar Tagen noch gesehen hat,
wiederzuerkennen, besonders wenn dies eine solche wichtige Persönlichkeit ist, wie es der
Christus Jesus war? Wenn erzählt wird, daß Maria von Magdala ihn nicht erkannte, so mußte
er ihr in einer anderen Gestalt entgegengetreten sein. Sie erkennt ihn erst, als sie sozusagen
ihn sprechen hört. Da wird sie aufmerksam.

Und alle Einzelheiten in den Evangelien sind uns okkult ganz begreiflich.

Aber es könnte jemand sagen: Thomas wurde von dem Auferstandenen, der den Jüngern
erschien, aufgefordert, mit seinen Händen in die Wundmale zu greifen. Da müßte man
voraussetzen, daß diese noch dagewesen wären, daß Christus mit demselben Leib, der sich
in Staub aufgelöst hat, zu den Jüngern gekommen wäre. Nein! Denken Sie sich, es hat
jemand ein Wundmal: da zieht sich der Ätherleib besonders zusammen, bekommt eine Art
Narbe. Und in dem besonders zusammengezogenen Ätherleib, dem entnommen sind die
Bestandteile zu dem neuen Ätherleib, mit dem sich die Christus-Wesenheit umkleidete, da
waren zur Sichtbarkeit gebracht diese Wundmale, waren besonders dichte Stellen, so daß
auch der Thomas fühlen konnte, daß eine Realität da ist.

Gerade diese Stelle ist im okkultistischen Sinn eine wunderbare Stelle. Dies widerspricht
durchaus auch nicht dem, daß wir es mit einem durch die Christus-Kraft bis zur Sichtbarkeit
verdichteten Ätherleib zu tun haben und daß dann auch die Emmaus-Szene eintreten kann.
Wir finden sie im Evangelium so geschildert, daß nicht eine gewöhnliche Nahrungsaufnahme
stattfindet, sondern eine Auflösung des Genossenen unmittelbar durch den Ätherleib, durch
die Kräfte des Christus, ohne Mitwirkung des physischen Leibes." (Lit.: GA 130, S. 222f)

Indem die Menschen nach und nach auch der Auferstehung teilhaftig werden, wird auch ihr
Ätherleib zunehmend in dieser Form konserviert.

"Das Geistige ist um uns herum, wie es um die Menschen des Altertums noch nicht geistig
herum war. Der Ätherleib wird von der Seele abgetrennt als eine Art zweiter Leichnam, aber
er wird durch den Christus- Impuls, der geblieben ist von dem Mysterium von Golgatha, in
gewisser Weise doch konserviert, löst sich nicht rein auf, wird konserviert. Und wenn man -
lassen Sie mich jetzt das Wort «Glaube» so brauchen, wie ich es definiert habe im Anfang
der Vorträge - , wenn man den Glauben hat, Goethe ist als Ätherleib auferstanden, und sich
dann an sein Studium macht, dann werden in einem selbst seine Begriffe und Vorstellungen
lebendig, und man schildert ihn nicht so, wie er war, sondern wie er heute ist. Dann hat man
den Begriff der Auferstehung ins Leben übertragen. Dann glaubt man an die Auferstehung...
Wir mögen denken, was wir wollen - für unser Fühlen und Wollen gilt das nicht, was ich
sage, aber für unser Denken und Vorstellen gilt es - , wir mögen denken, was wir wollen:
solange wir im physischen Leibe sind, gibt es ein Hindernis dafür, daß die Vorstellungen sich
in der richtigen Weise ausleben können. Möge Goethe noch so groß gewesen sein, seine
Vorstellungen waren noch größer als er selber. Denn daß sie so groß haben werden können,
wie sie waren, und nicht größer, daran war sein physischer Leib schuld. In dem Augenblick,
wo sie sich vom physischen Leibe trennen konnten - ich meine jetzt die Vorstellungen, die im
Ätherleibe in gewisser Weise weiterleben, nicht sein Fühlen und Wollen - und wo sie
aufgenommen werden können von jemand, der sie in Liebe aufnimmt und weiterdenkt, da
werden sie noch etwas anderes, da gewinnen sie ein neues Leben... Und wer in diesem Sinne
sich an die Vergangenheit seelisch anlehnt, der lernt in sich selber erleben das Fortleben der
Vergangenheit. Und dann ist es nur eine Frage der Zeit, daß der Augenblick eintritt, wo der
Christus da ist, wo der Christus bei Ihnen ist...

Wenn Sie einmal das Erlebnis haben: Sie haben angeknüpft an irgendeinen Gedanken eines
Menschen, der bereits durch den Tod gegangen ist, dessen physischer Leib der Erde
einverleibt worden ist, und der Gedanke mit Ihnen weiterlebt, dann kommt eines Tages das
über Sie, daß Sie sich sagen: So wie der Gedanke lebt, wie er in mir neuerdings lebendig ist,
so ist er durch den Christus lebendig, und hat niemals so lebendig werden können, bevor der
Christus auf der Erde war.

Es gibt eben einen Weg zu dem Mysterium von Golgatha, der innerlich gegangen werden
kann. Aber man muß vor allen Dingen von der sogenannten objektiven Geschichte, die ja
deshalb ganz subjektiv ist, weil sie an der äußeren Oberfläche nur klebt, weil sie den Geist
gerade tilgt, man muß von der sogenannten objektiven Geschichte Abschied nehmen. Denn
sehen Sie, es sind viele Goethe-Biographien geschrieben worden. Diese Goethe-Biographien,
die geschrieben worden sind, die gehen sehr häufig darauf aus, möglichst treu das Leben
Goethes darzustellen. Jedesmal, wenn man das tut, ertötet man etwas in sich; unbedingt:
man ertötet etwas in sich. Denn der Gedanke ist so, wie er dazumal war bei Goethe, durch
den Tod gegangen und lebt anders weiter. So im Geiste das Christentum erfassen, darauf
kommt es an." (Lit.: GA 175, S. 330ff)

In eben dieser Weise dürfen auch die Gedanken Rudolf Steiners, deren Schatten er durch
sein Werk hinterlassen hat, nicht als totes überliefertes Gut aufgenommen und konserviert
werden, sondern müssen als etwas sich beständig lebendig Weiterentwickelndes in unserer
Seele leben. Die durch die Texte überlieferten und letztlich toten Gedanken können und
sollen uns nur helfen, das Seelenorgan auszubilden, mit dem wir unmittelbar die
gegenwärtigen lebendigen Gedanken erfassen. Nur auf diese Weise ist lebendige und für das
Leben fruchtbare Anthroposophie in unserer Zeit möglich.

Die Wirkung der Auferstehungskraft in der irdischen Natur


Ohne die unermüdliche Tätigkeit der Natur-Elementarwesen würde es die ganze irdische
Natur nicht geben. Die Elementarwesen stehen mit den äußeren Naturreichen, den Reichen
der Mineralien, Pflanzen, Tiere und Menschen in enger wechselseitiger Beziehung. Die
Pflanze tötet das Licht nicht, das sie aufnimmt. Sie kann daher die sinnlichen Wirkungen des
Lichts nicht erleben. Aber sie verwandelt den kosmischen Lichtäther in lebendig schaffende
Elementarwesen, in Luftgeister (Sylphen). Tiere hingegen töten wie der Mensch den
Lichtäther, aber nicht den Klangäther – und sie verwandeln ihn dadurch zu Wassergeistern
(Undinen). Der Mensch verwandelt den Lebensäther, den er nicht töten kann, zu Erdgeistern
(Gnome), die er beständig von sich ausstrahlt. Die Gnome, die eng verbunden mit dem
Erdelement sind, haben als oberstes Wesensglied einen physischen Leib. Darunter haben sie
drei weitere Wesensglieder, die in das dritte, zweite und erste Elementarreich
hinunterreichen. Durch die Wirkung dieser drei unteren Wesensglieder ist der physische Leib
der Gnome für gewöhnlich nicht sinnlich sichtbar. Nur unter dem hohen Druck der
Erdentiefen nehmen sie so etwas wie physische Materialität an. Wird dieser Druck gelöst,
zerstiebt diese physische Materialität sehr schnell.

Die Beziehung des Menschen zu den Erdgeistern, die er hervorbringt, ist von grundlegender
Bedeutung für das zentrale Motiv des Ostergeschehen, die Auferstehungsfrage. In diesem
Erdgeist-Element ist all das enthalten, was wir an moralischen, intellektuellen und
ästhetischen Qualitäten im Erdenleben erworben haben, aber auch alles das, was wir an
objektiver Schuld und Sünde nach dem Tod in der Erdenwelt zurücklassen. Wenn wir auch in
späteren Erdenleben durch das Schicksalsgeschehen alle subjektive Schuld aus unserer Seele
tilgen, so bliebe diese objektive Schuld dennoch für immer in der Welt zurück, würde sie
nicht der Christus auf sich nehmen. Das ist der Sinn der Sündenvergebung durch den
Christus, wenn es heißt, er habe die Sünden der Welt auf sich genommen. Er nimmt dadurch
aber auch all das auf sich, was wir an Todeskräften diesen phantomartigen Wesen, die wir
beständig ausstrahlen, einverweben.

Im Lauf der Entwicklung sind die phantomartigen Ausstrahlungen, mit denen wir das
Erdgeist-Element erfüllen, immer dichter und todverwandter geworden. Diese Gestalten
bilden aber die strukturelle Grundlage des künftigen Jupiter, der nächsten Verkörperung
unserer Erde. Durch sie tragen wir die Früchte der wiederholten Erdenleben in das künftige
Jupiter-Dasein hinüber. Ohne Hilfe des Christus könnte daraus nur ein toter Jupiter geboren
werden. Vor allem könnte der Mensch auf dem Jupiter kein geeignetes leibliches Gefäß für
seine weitere individuelle Entwicklung finden. Er könnte die verhärteten Leiber nur von
außen als Gruppenseele dirigieren. Die Menschenseelen würden dann zwar sehr geistig sein,
aber luziferisch geistig! Die Menschenseele würde ein Raub Luzifers, während der Leib den
ahrimanischen Todesmächten verfällt. Damit dies nicht geschieht, sammelt der Christus all
die phantomartigen Reste unserer irdischen Inkarnationen und durchströmt sie mit Leben –
und dadurch wird die Auferstehung des Leibes und die Auferstehung der Erde in neuer Form
möglich.

Ahriman stellt sich dieser Entwicklung entgegen. Er möchte den Menschen überhaupt nicht
auf den neuen Jupiter hinübergehen lassen, sondern ihn für immer an das Erdendasein
fesseln. Er möchte dazu die vom Menschen ausgestrahlten phantomartigen Elementarwesen
mit menschlichen Seelen erfüllen, so dass diese schon jetzt keine regelrechten irdischen
Inkarnationen mehr durchmachen könnten. Der Mensch würde dadurch von seiner
künftigen Entwicklung völlig abgeschnitten und in das Reich Ahrimans übergehen. Aus
eigener Kraft allein könnte der Mensch das nicht verhindern; nur die Christuskraft in uns
kann diese ahrimanische Macht überwinden.

Die kosmische Bedeutung der Auferstehungskraft


Die Verstofflichung der Erde und ihre Wiedervergeistigung
Die Wirkung der Auferstehungskraft reicht aber noch weit über das Erdendasein und auch
über das künftige Jupiterdasein hinaus. Sie hat kosmische Bedeutung.

Während der Erdenverkörperung verdichtete sich das Physische, das auf dem alten Saturn
als bloße physische Wärme begonnen hatte, bis zum kristallinen festen mineralischen
Zustand. Wie beim physichen Leib des Menschen ist auch bei den Kristallen, die das feste
Erdelement bilden, zweierlei zu unterscheiden: die gestaltgebende Formkraft und die
Stofferfüllung. Durch die Wirkung der Widersacher in der Natur ist die Verstofflichung der
Erde immer weiter fortgeschritten. Die materieerfüllten Kristalle sind ein erstarrtes
materielles Abbild der sich durch die 7 Stufen der Weltentwicklung entfaltenden
Schöpferkraft - daher unterscheidet man 7 phänomenologische Kristallsysteme. Hier ist der
schöpferische Geist in der äußeren physischen Form erstorben. Nur dadurch ist aber auch
die Möglichkeit gegeben, dass der Mensch sein freies Ich entwickeln kann.

Damit die Entwicklung der Erde weiterschreitet und sich als künftiger Jupiter verkörpern
kann, muss dieser Verstofflichung aber entgegengewirkt werden, denn was ihr anheim fällt,
droht endgültig in das Reich Ahrimans überzugehen. Die Wiedervergeistigung des Stofflichen
kann nicht mehr unmittelbar durch die ursprünglichen Schöpferkräfte selbst geschehen,
sondern nur mehr indirekt, indem diese Schöpferkraft durch das menschliche Ich, und von
da aus durch alle Wesensglieder bis in die physische Welt einfließt. Was der Mensch an
geistigen Kräften durch sein Ich aufnimmt und bis in die geistige Formgestalt seines
physischen Leibs hineinträgt, das wird mit dem Tode, wenn der Leichnam abgelegt wird, der
Erdensphäre einverwoben, und das wirkt der Verstofflichung der Erde entgegen und sichert
die künftige Entwicklung. Das kann aber nur dadurch geschehen, dass sich der Mensch mit
der Auferstehungskraft des Christus durchdringt. Damit wird der Keim dazu gelegt, dass die
Erde einmal in den Sonnenrang, und später in den Tierkreisrang aufsteigen kann. Die
Auferstehung hat damit nicht nur individuelle, sondern zugleich auch Weltbedeutung.

Auferstehungsleib und künftiger Jupiterzustand


"Jede Menschenseele lebt in aufeinanderfolgenden Inkarnationen. Nehmen wir eine
Inkarnation: bestimmte Reste bleiben da, wir haben sie geschildert. Nehmen wir die nächste
Inkarnation: bestimmte Reste bleiben da, wir haben sie geschildert; weitere Inkarnationen:
bestimmte Reste bleiben da, und so weiter bis zum Ende der Erdenzeiten. Die einzelnen
Inkarnationen lassen ihre Reste zurück bis zum Ende der Erdenzeiten. Sind diese Reste
durchchristet, so drücken sie, pressen sie sich zusammen. Dadurch aber, daß sich das Dünne
zusammenpreßt, wird es dicht — auch Geistiges wird dicht — und unsere sämtlichen Erden-
Inkarnationen, sie sind zu einem Geistesleib vereinigt. Der gehört uns, den brauchen wir,
indem wir zum Jupiter hinüber uns entwickeln, denn er ist der Ausgangspunkt unserer
Verkörperung auf dem Jupiter. Wir werden dastehen mit unserer Seele am Ende der
Erdenzeit — mag sie mit ihrem Karma wie immer stehen —, wir werden dastehen vor
unseren vom Christus gesammelten Erdenresten und werden uns mit ihnen zu vereinigen
haben, um mit ihnen gemeinschaftlich zum Jupiter hinüberzugehen.

Auferstehen werden wir im Leibe, in dem aus den einzelnen Inkarnationen verdichteten
Erdenleibe. Wahrhaftig, meine lieben Freunde, mit tief bewegtem Herzen spreche ich es hier
aus: Auferstehen werden wir im Leibe!" (Lit.: GA 155, S. 205f)

Aufsteigende und absteigende geistige Kräfte

Das Septagramm als Symbol des mystischen Lammes


Einerseits trägt der Mensch die Früchte seiner geistigen Entwicklung, die er seiner geistigen
physischen Formgestalt eingeprägt hat, als durchchristete heilende Arznei mit dem Tode in
die Erdensphäre hinein. Anderseits steigt sein Ich nach dem Tod in die geistigen kosmischen
Sphären auf, so dass diesen die menschliche Schöpferkraft einverwoben wird. Das heißt aber
nichts anderes, als dass damit der schöpferischen Tierkreiswelt menschliche Geisteskräfte
zugeführt werden. Heute überwiegen bereits die vom Menschen derart aufsteigenden
geistigen Kräfte gegenüber den aus der Tierkreisregion niedersteigenden. In der Mitte der
Atlantis (Ursemiten) hielten sich aufsteigende und absteigende Kräfte noch die Waage
(Sternbild Waage). Jetzt können wir bereits von 7 aufsteigenden (Waage bis Widder) und 5
absteigenden Tierkreisregionen (Fische bis Skorpion) sprechen. Künftig werden auch diese
Kräfte, die dem unteren Menschen unterhalb der Zwerchfellregion entsprechen, in
aufsteigende Kräfte verwandelt werden müssen.

Das Lamm Gottes


Der Christus leitet unsere Entwicklung durch die ganzen 7 Stufen der Planetenkette. Seine
Kräfte wirken aus der Tierkreisregion des Widders, und daher wurde er als das Lamm Gottes
bezeichnet. Wenn der Mensch sich soweit entwickelt hat, dass er alle heute noch
absteigenden Kräfte bis zur untersten Region der Fische durchchristet hat, dann wird er von
da aus zu den Widderkräften durchbrechen und dann, am Ende der ganzen Planetenkette,
wird sich im vollen Sinn das Wort des Paulus erfüllen: Nicht ich, sondern der Christus in mir!
Der Mensch wird dann ein vollkommenes waches Bewusstsein für die gesamte geistige Form
der physischen Welt erlangt haben – und damit hat sich die Auferstehung vollendet.

Erste Auferstehung
Die erste Auferstehung wird 20. Kapitel der Apokalypse des Johannes erwähnt. Nach der
Ausgießung der Zornesschalen und dem Untergang Babylons fährt ein Engel vom Himmel
herab und wirft die Widersachermächte in den Abgrund und verschließt diesen mittels des
Schlüssels zum Abgrund für 1000 Jahre. Jene, welche sich dem Christus angeschlossen
haben, werden nun der ersten Auferstehung teilhaftig. Der zweite Tod, der mit der
endgültigen Ablegung des Ätherleibs verbunden ist, hat über sie keine Gewalt und sie
werden in das Neue Jerusalem eingehen, d.h. ihre weitere Entwicklung auf dem Neuen
Jupiter durchmachen. Nach Ablauf der tausendjährigen Frist wird der Satan für kurze Zeit
wieder hervortreten und in einem letzten Kampf besiegt. Danach hebt das Weltgericht an.

„1 Und ich sah einen Engel vom Himmel herabfahren, der hatte den Schlüssel zum Abgrund
und eine große Kette in seiner Hand. 2 Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, das ist
der Teufel und der Satan, und fesselte ihn für tausend Jahre 3 und warf ihn in den Abgrund
und verschloss ihn und setzte ein Siegel oben darauf, damit er die Völker nicht mehr
verführen sollte, bis vollendet würden die tausend Jahre. Danach muss er losgelassen
werden eine kleine Zeit. 4 Und ich sah Throne und sie setzten sich darauf, und ihnen wurde
das Gericht übergeben. Und ich sah die Seelen derer, die enthauptet waren um des
Zeugnisses für Jesus und um des Wortes Gottes willen und die nicht angebetet hatten das
Tier und sein Bild und die sein Zeichen nicht angenommen hatten an ihre Stirn und auf ihre
Hand; diese wurden lebendig und regierten mit Christus tausend Jahre. 5 Die andern Toten
aber wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet wurden. Dies ist die erste
Auferstehung. 6 Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung. Über diese
hat der zweite Tod keine Macht; sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit
ihm regieren tausend Jahre.“

– Offenbarung des Johannes: 20,1-6 LUT


Zitateuge und Licht

Schematische Darstellung des Wirbeltierauges:


1. Lederhaut (Sclera)
2. Aderhaut (Choroidea)
3. Schlemm-Kanal (Sinus venosus sclerae)
4. Arterieller Gefäßring (Circulus arteriosus iridis major)
5. Hornhaut (Cornea)
6. Regenbogenhaut (Iris)
7. Pupille (Pupilla)
8. vordere Augenkammer (Camera anterior bulbi)
9. hintere Augenkammer (Camera posterior bulbi)
10. Ziliarkörper (Corpus ciliare)
11. Linse (Lens)
12. Glaskörper (Corpus vitreum)
13. Netzhaut (Retina) und Pigmentepithel
14. Sehnerv (Nervus opticus)
15. Zonulafasern (Fibrae zonulares)
Das Auge, so war schon Goethe mit Recht überzeugt, wurde durch das Licht und für das Licht
durch die Natur geschaffen, und es ist daher das präziseste Instrument, um Hell und Dunkel
und die Welt der Farbenerscheinungen kennen zu lernen:

„Das Auge hat sein Dasein dem Licht zu danken. Aus gleichgültigen tierischen Hilfsorganen
ruft sich das Licht ein Organ hervor, das seinesgleichen werde; und so bildet sich das Auge
am Lichte fürs Licht, damit das innere Licht dem äußeren entgegentrete. Hierbei erinnern wir
uns der alten ionischen Schule, welche mit so großer Bedeutsamkeit immer wiederholte: nur
von Gleichem werde Gleiches erkannt, wie auch der Worte eines alten Mystikers, die wir in
deutschen Reimen folgendermaßen ausdrücken möchten:

Wär' nicht das Auge sonnenhaft,


Wie könnten wir das Licht erblicken?
Lebt' nicht in uns des Gottes eigne Kraft,
Wie könnt' uns Göttliches entzücken?

Jene unmittelbare Verwandtschaft des Lichtes und des Auges wird niemand leugnen, aber
sich beide zugleich als eins und dasselbe zu denken, hat mehr Schwierigkeit. Indessen wird
es fasslicher, wenn man behauptet, im Auge wohne ein ruhendes Licht, das bei der
mindesten Veranlassung von innen oder von außen erregt werde. Wir können in der
Finsternis durch Forderungen der Einbildungskraft uns die hellsten Bilder hervorrufen. Im
Traume erscheinen uns die Gegenstände wie am vollen Tage. Im wachenden Zustande wird
uns die leiseste äußere Lichteinwirkung bemerkbar, ja wenn das Organ einen mechanischen
Anstoß erleidet, so springen Licht und Farben hervor.“ (Lit.: Goethe: Zur Farbenlehre,
Einleitung)

Rudolf Steiner hat diese Aussage Goethes noch weiter vertieft:

„Das Auge, das schon fertig ist, sieht die Vorderseite des Lichtes, das Physische. Aber das
Auge wird von dem Geistigen, von dem Seelischen des Lichtes, von dem, was dahinter liegt,
gebildet. So müßte man sagen, wenn man den Goetheschen Satz verstanden hat: Das Auge
sieht das Licht, wird aber gebildet durch die Seele, durch den Geist des Lichtes, bevor es hier
auf dieser Erde physische Wesenheit annimmt.“ (Lit.:GA 218, S. 319)
Das Auge als modifiziertes kleines Gehirn
Steiner hat darüber hinaus deutlich gemacht, dass jedes Sinnesorgan im Grunde ein
modifiziertes kleines Gehirn ist:

„Was ist das Auge? Das Auge ist ein kleines Gehirn, das von unserem Geiste so bearbeitet ist,
daß der eigentliche Nervenapparat zurückgeschoben ist an die hintere Wand, wo sie zur
Netzhaut des Auges geworden ist. So arbeiten die Baumeister der Natur, die Bildner der
Formen. So formen sie. Im Grunde genommen herrscht ein Bauplan in allen menschlichen
Organen, der nur im einzelnen, je nach Bedarf, abgeändert wird. Wenn ich wochenlang
sprechen könnte, würde ich Ihnen zeigen, wie jedes Sinnesorgan nichts anderes ist als ein
abgeändertes kleines Gehirn, und das Gehirn wiederum ein Sinnesorgan auf einer höheren
Stufe. Aus dem Geiste heraus ist der ganze menschliche Organismus aufgebaut.“ (Lit.:GA
115, S. 66)

Die Entwicklung der Augen und des Sehens

Augenpaar
Entwicklungsgeschichtlich wurde das Auge laut Steiner durch einen stark gemilderten
Entzündungsprozess gebildet, durch den der Ätherleib der beständigen leisen Verwundung
des physischen Organismus durch das Licht heilend entgegenwirkt. Der mit dieser
Verwundung verbundene dumpfe Schmerz, den dabei der Astralleib empfindet, differenziert
sich dadurch allmählich zur Farbwahrnehmung.

„Denn sehen Sie, Geisteswissenschaft weiß da etwas, was ausgesprochen eben einfach den
gegenwärtigen Menschen sehr schockiert, sie weiß, daß dasjenige, was vorgehen muß im
menschlichen Organismus, damit sich die Augen so bilden, wie sie sich eben in der
menschlichen Entwickelung bilden müssen — natürlich in einer langen
Entwicklungsgeschichte des Menschen —, eigentlich ein fortdauernd ins Normale
hinübergezogener, also nicht bis zum Ausbruch gekommener Entzündungsprozeß ist.
Denken Sie sich dieselben Vorgänge, die im Entzündungsprozeß wirken, aufgehalten,
verlangsamt und zusammengeschoben, dann haben Sie den Bildungsprozeß des
menschlichen Auges im menschlichen Organismus. So daß Sie sogar aus dem Anblick der
Augen einen Eindruck bekommen können vom Menschen, ob er zu entzündlichen Zuständen
neigt oder nicht. Sie werden das den Augen ansehen können, wenn Sie sich darauf
einschulen.“ (Lit.:GA 312, S. 268f)

Die 2-blättrige Lotosblume als Urbild der beiden physischen Augen


Die durch unsere beiden physischen Augen ermöglichte Überkreuzung der Sehachsen trägt
wesentlich dazu bei, dass wir unsere Ich-Vorstellung entwickeln können, wobei das
gemeinsame Urbild der beiden materiellen Augen die hinter der Nasenwurzel gelegene
zweiblättrige Lotosblume ist, die durch entsprechende geistige Übungen zum wesentlichsten
Wahrnehmungsorgan für Imaginationen herangebildet werden kann.

„... wir haben aus dem Grunde zwei Augen, weil, wenn wir veranlagt wären, nur mit einem
Auge zu sehen wie die Zyklopen, wir niemals das Ich in einer sichtbaren Welt entwickeln
könnten; wir würden es nur in der Gefühlswelt entwickeln. Helen Keller hat eine andere
Gefühls-, eine andere Vorstellungswelt als die anderen Menschen; sie kann sich nur
verständigen, weil ihr die Sprache klargemacht worden ist. Ohne diese würden wir nicht eine
Ich-Vorstellung entwickeln. Wir entwickeln sie ja dadurch, daß wir die rechte Hand über die
linke Hand legen können, insbesondere wenn wir die symmetrischen Glieder
übereinanderlegen. So entwickeln wir auch eine feine Vorstellung vom Ich, weil wir mit den
zwei Augen die Augenachse kreuzen beim Visieren. Geradeso wie wir die Hände kreuzen, so
kreuzen wir die zwei Augenachsen. Immer, wenn wir etwas anschauen, kreuzen wir die
Augen.

Die materiellen zwei Augen sind im Geistigen eines. Und das sitzt hier hinter der
Nasenwurzel, dieses eine Auge, dieses geistige, das sich abbildet und zu den zwei Augen
wird.“ (Lit.:GA 214, S. 156) Anonym
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Biografie Rudolf Steiner


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Quelle
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Augen der Erde)
Quellen (ahd. quella) sind Orte, an denen das Grundwasser, das die Hohlräume der
Erdkruste durchströmt, in seltenen Fällen auch juveniles Wasser in ursprünglicher Reinheit
aus größeren Erdentiefen, auf natürliche Weise an die Erdoberfläche tritt.

Oft sind Quellen auch Orte geistiger Begegnungen, wie es etwa Rudolf Steiner im 5. Bild
seines zweiten Mysteriendramas durch «Das Märchen vom Quellwunder» anschaulich
beschreibt. Das Märchen erzählt von einem zarter Knaben, der als das einzige Kind armer
Förstersleute in Waldeseinsamkeit heranwuchs und ganz dem Geistesweben seiner engen
Welt hingegeben war. Oft saß er bei einer nahen Quelle und einmal formte sich ihm der
zerstäubende Tropfenstrom im sinnenden Erleben im Mondlicht zu drei Frauengestalten, die
den drei seelischen Wesensglieder des Menschen, also der Empfindungsseele, der
Verstandes- oder Gemütsseele und der Bewusstseinsseele, entsprechen.

An rieselnden Quellen, wo das Wasser über bemooste Steine rinnt, und wo Pflanzenreich
und Mineralreich einander berühren, wirken besonders die jungfräulichen Wasserwesen, die
Undinen (von lat. unda = Welle), die die Elementarwesen alles Flüssigen sind und als
"Weltenchemiker" die Stoffe binden und lösen und den Klangäther in die Pflanze tragen. Die
Undinen sind laut Rudolf Steiner als Abschnürung aus der Hierarchie der Erzengel
hervorgegangen (Lit.: GA 136, S. 64). Varuna, der König der Undinen, von dem die Veden
berichten, gehört zählt nach Steiner zu den Devas, also zur Dritten Hierarchie. (Lit.: GA 093a,
S. 220)

Vor allem aber sind die Quellen die Augen der Erde, mit denen sie ihre kosmische Umgebung
wahrnimmt.

„Wir erfreuen uns daran, daß die Quellen rieseln, schön fließen, daß sie so wunderbar
reinliches Wasser haben und so weiter. Aber das ist nicht das einzige! Die Quellen sind
nämlich die Augen der Erde. Mit dem Meere sieht die Erde nicht hinaus in den Weltenraum,
weil das Meer salzig ist, und das macht, daß das innerlich nur so ist, wie unser Magen
innerlich ist. Die Quellen, die süßes Wasser haben, sind frei für den Weltenraum und sind
wie unsere Augen, die sich auch hinaus ins Freie öffnen. So daß wir sagen können: Da auf
den Ländern, wo Quellen sind, da schaut die Erde weit in den Weltenraum hinaus, da sind
die Sinnesorgane der Erde, während der Körper der Erde, mehr die Eingeweide der Erde, im
salzigen Meer sind.“ (Lit.:GA 352, S. 84)

„... wenn es bloß salziges Meer gäbe, wäre die Erde längst zugrunde gegangen, denn in sich
selber kann sie nicht bestehen. Sie hat nicht nur das salzige Meerwasser, sondern auch das
süße Gewässer, und das süße Gewässer nimmt vom Himmelsraum die Fortpflanzungskräfte
für die Erde auf. Das salzige Meer kann aus den Weltenweiten nicht dasjenige hereinbringen,
was die Erde immer wieder erfrischt. Wenn Sie an eine Quelle gehen und da das wunderbar
reine Wasser herausrieselt: Sie werden merken, in der Nähe der Quelle, da grunelts, da
riecht es so wunderbar, und alles ist so frisch. Ja, das, was da frisch ist in der Nähe der
Quelle, das erfrischt auch die ganze lebende Erde. Da öffnet sich die Erde wie durch ihre
Augen und Sinnesorgane dem Weltenraume.“ (Lit.:GA 352, S. 94)

Die Aura (griech. αύρα áura „Hauch, Lufthauch, Morgenbrise“[1]; hebr. ‫אֹורה‬
ָ , aura; verwandt
mit ‫ אֹור‬or „Licht“) des Menschen gibt ein Bild der übersinnlichen Wesensglieder des
Menschen, wie sie der Hellseher erblicken kann. Als übersinnliche Wesensglieder gelten
Ätherleib, Astralleib und Ich. Man kann dementsprechend eine Ätheraura, eine Astralaura
und eine Ich-Aura unterscheiden, wobei meist die Astralaura am deutlichsten hervortritt. In
der bildenden Kunst wird die Ganzkörper-Aura als Mandorla oder Aureole, die Kopfaura als
Heiligenschein dargestellt. Ursprünglich waren in den alten Kulturen auch die
Gewandformen und -farben als sinnlich sichtbarer Ausdruck der menschlichen Aura
gestaltet.

Die Astralaura des geistig entwickelten Menschen, nach C. W. Leadbeater: Man Visible and
Invisible, 1902

Die okkulte Bedeutung der Farben der Aura nach: Annie Besant, C. W. Leadbeater: Thought-
Forms, 1901[2]
Die theosophischen Schrifsteller Annie Besant und C. W. Leadbeater haben, bei allen
Vorbehalten, die man sonst aus anthroposophischer Sicht gegen sie haben mag, im
wesentlichen zutreffende, umfangreiche und reich illustrierte Darstellungen der
menschlichen Aura gegeben, die weitgehend mit den Schilderungen Rudolf Steiners
übereinstimmen. (Lit.: 1,2) Man muss sich aber stets vergängenwärtigen, dass es sich dabei
um versinnlichte und damit mehr oder weniger symbolische Darstellungen übersinnlicher
Erlebnisse handelt. Die „Farben“ und „Formen“ innerhalb der Aura an sich werden nicht so
erlebt wie ihre Entsprechungen in der sinnlichen Welt; man kann sie nur vergleichsweise so
beschreiben. Sie sind für den Kundigen nur ein Zeichen, das auf das eigentliche Erlebnis
hindeutet, so wie etwa der geschriebene Buchstabe A auf den hörbaren Laut A verweist,
diesem aber sonst ganz unähnlich ist. Und ebenso, wie der Buchstabe A geschrieben werden
muss, um überhaupt da zu sein, so muss auch die Aura aktiv durch ein inneres „malendes
Schauen“ als Imagination tätig im Bewusstsein des Sehers erzeugt werden, obwohl ihre
Wirklichkeit ganz eigenständig und unabhängig von diesem ist - ähnlich wie man Gehörtes
durch Schriftzeichen wortgetreu sichtbar festhält.

„Es muß ausdrücklich betont werden, daß man, was hier als «Farben» bezeichnet wird, nicht
so sieht, wie physische Augen die Farben sehen, sondern daß man durch die geistige
Wahrnehmung Ähnliches empfindet, wie wenn man einen physischen Farbeneindruck hat.
Geistig «blau» wahrnehmen heißt etwas empfinden oder erfühlen, was ähnlich dem ist, was
man empfindet, wenn der Blick des physischen Auges auf der Farbe «Blau» ruht. Dies muß
berücksichtigen, wer allmählich wirklich zu geistigen Wahrnehmungen aufsteigen will. Er
erwartet sonst, im Geistigen nur eine Wiederholung des Physischen zu finden. Das müßte
ihn auf das bitterste beirren.“ (Lit.:GA 10, S. 64f)

„In meiner «Theosophie» finden Sie, daß man das Seelische in Form einer Art Aura sieht. Sie
wird in Farben beschrieben. Grobklotzige Menschen, die nicht weiter eingehen auf die
Sachen, sondern selbst Bücher schreiben, die glauben, daß der Seher die Aura schildert, sie
beschreibt, indem er die Meinung hat, daß da wirklich so ein Nebeldunst vor ihm ist. Was
der Seher vor sich hat, ist ein geistiges Erlebnis. Wenn er sagt, die Aura ist blau, so sagt er, er
hat ein seelisch-geistiges Erlebnis, das so ist, als wenn er blau sehen würde. Er schildert
überhaupt alles das, was er in der geistigen Welt erlebt und was analog ist dem, was in der
sinnlichen Welt an den Farben erlebt werden kann.“ (Lit.:GA 271, S. 185)

„Man wird nun finden, daß diejenigen Menschen, welche übersinnliche Beobachtungen
machen können, dasjenige, was sie schauen, so beschreiben, daß sie sich der Ausdrücke
bedienen, welche den sinnlichen Empfindungen entlehnt sind. So kann man den
elementarischen Leib eines Wesens der Sinnenwelt, oder ein rein elementarisches Wesen so
beschrieben finden, daß gesagt wird, es offenbare sich als in sich geschlossener, mannigfaltig
gefärbter Lichtleib.Es blitze in Farben auf, glimmere oder leuchte und lasse bemerken, daß
diese Farben- oder Lichterscheinung seine Lebensäußerung sei. Wovon der Beobachter da
eigentlich spricht, ist durchaus unsichtbar, und er ist sich dessen bewußt, daß mit dem, was
er wahrnimmt, das Licht- oder Farbenbild nichts anderes zu tun hat, als etwa die Schrift, in
welcher eine Tatsache mitgeteilt wird, mit dieser Tatsache selbst. Dennoch hat man nicht
etwa bloß ein Übersinnliches in willkürlicher Art durch sinnliche Empfindungsvorstellungen
ausgedrückt; sondern man hat während der Beobachtung das Erlebnis wirklich gemacht, das
einem Sinneseindruck ähnlich ist. Es kommt dies davon her, daß im übersinnlichen Erleben
die Befreiung von dem sinnlichen Leibe keine vollkommene ist. Dieser lebt mit dem
elementarischen Leibe doch noch mit und bringt das übersinnliche Erlebnis in eine sinnliche
Form. Die Beschreibung, die man so gibt von einer elementarischen Wesenheit, ist dann
tatsächlich so gehalten, daß sie sich wie eine visionäre, oder phantastische
Zusammenstellung von Sinneseindrücken zeigt. Wenn die Beschreibung so gegeben wird,
dann ist sie trotzdem die wahre Wiedergabe des Erlebten. Denn man hat geschaut, was man
schildert. Der Fehler, der gemacht werden kann, liegt nicht darin, daß man das Bild als
solches schildert. Es liegt ein Fehler erst dann vor, wenn man das Bild für die Wirklichkeit
hält, und nicht dasjenige, auf was das Bild, als auf die ihm entsprechende Wirklichkeit,
hindeutet.“ (Lit.:GA 16, S. 32f)

Die Aura des Menschen bei einem plötzlich aufwallenden Affekt, nach C. W. Leadbeater:
Man Visible and Invisible, 1902
"Wieviel sich von dem, was wirklich ist, einem Wesen offenbart, das hängt von dessen
Empfänglichkeit ab. Niemals darf somit der Mensch sagen: nur das sei wirklich, was er
wahrnehmen kann. Es kann vieles wirklich sein, für dessen Wahrnehmung ihm die Organe
fehlen. – Nun sind die Seelenwelt und das Geisterland ebenso wirklich, ja in einem viel
höheren Sinne wirklich als die sinnliche Welt. Zwar kann kein sinnliches Auge Gefühle,
Vorstellungen sehen; aber sie sind wirklich. Und wie der Mensch durch seine äußeren Sinne
die körperliche Welt als Wahmehmung vor sich hat, so werden für seine geistigen Organe
Gefühle, Triebe, Instinkte, Gedanken und so weiter zu Wahmehmungen. Genau wie durch
das sinnliche Auge zum Beispiel räumliche Vorgänge als Farbenerscheinungen gesehen
werden können, so können durch die inneren Sinne die genannten seelischen und geistigen
Erscheinungen zu Wahrnehmungen werden, die den sinnlichen Farbenerscheinungen analog
sind. Vollkommen verstehen, in welchem Sinne das gemeint ist, kann allerdings nur
derjenige, welcher auf dem im nächsten Kapitel zu beschreibenden Erkenntnispfad
gewandelt ist und sich dadurch seine inneren Sinne entwickelt hat. Für einen solchen
werden in der ihn umgebenden Seelenwelt die Seelenerscheinungen und im geistigen Gebiet
die geistigen Erscheinungen übersinnlich sichtbar. Gefühle, welche er an anderen Wesen
erlebt, strahlen wie Lichterscheinungen für ihn von dem fühlenden Wesen aus; Gedanken,
denen er seine Aufmerksamkeit zuwendet, durchfluten den geistigen Raum. Datei:Aura of
Explosive Anger.jpg Für ihn ist ein Gedanke eines Menschen, der sich auf einen andern
Menschen bezieht, nicht etwas Unwahrnehmbares, sondern ein wahrnehmbarer Vorgang.
Der Inhalt eines Gedankens lebt als solcher nur in der Seele des Denkenden; aber dieser
Inhalt erregt Wirkungen in der Geistwelt. Diese sind für das Geistesauge der wahrnehmbare
Vorgang. Als tatsächliche Wirklichkeit strömt der Gedanke von einer menschlichen
Wesenheit aus und flutet der andern zu. Und die Art, wie dieser Gedanke auf den andern
wirkt, wird erlebt als ein wahrnehmbarer Vorgang in der geistigen Welt. So ist für den,
dessen geistige Sinne erschlossen sind, der physisch wahrnehmbare Mensch nur ein Teil des
ganzen Menschen. Dieser physische Mensch wird der Mittelpunkt seelischer und geistiger
Ausströmungen. Nur angedeutet kann die reich-mannigfaltige Welt werden, die sich vor
dem «Seher» hier auftut. Ein menschlicher Gedanke, der sonst nur in dem
Denkverständnisse des Zuhörenden lebt, tritt zum Beispiel als geistig wahrnehmbare
Farbenerscheinung auf. Seine Farbe entspricht dem Charakter des Gedankens. Ein Gedanke,
der aus einem sinnlichen Trieb des Menschen entspringt, hat eine andere Färbung als ein im
Dienste der reinen Erkenntnis, der edlen Schönheit oder des ewig Guten gefaßter Gedanke.
In roten Farbennuancen durchziehen Gedanken, welche dem sinnlichen Leben entspringen,
die Seelenwelt. In schönem hellem Gelb erscheint ein Gedanke, durch den der Denker zu
einer höheren Erkenntnis aufsteigt. In herrlichem Rosarot erstrahlt ein Gedanke, der aus
hingebungsvoller Liebe stammt. Und wie dieser Inhalt eines Gedankens, so kommt auch
dessen größere oder geringere Bestimmtheit in seiner übersinnlichen Erscheinungsform zum
Ausdruck. Der präzise Gedanke des Denkers zeigt sich als ein Gebilde von bestimmten
Umrissen; die verworrene Vorstellung tritt als ein verschwimmendes, wolkiges Gebilde auf.

Und die Seelen- und Geisteswesenheit des Menschen erscheint in dieser Art als
übersinnlicher Teil an der ganzen menschlichen Wesenheit.

Die dem «geistigen Auge» wahrnehmbaren Farbenwirkungen, die um den in seiner


Betätigung wahrgenommenen physischen Menschen herumstrahlen und ihn wie eine Wolke
(etwa in Eiform) einhüllen, sind eine menschliche Aura. Bei verschiedenen Menschen ist die
Größe dieser Aura verschieden. Doch kann man sich – im Durchschnitt – etwa vorstellen, daß
der ganze Mensch doppelt so lang und viermal so breit erscheint als der physische.

In der Aura fluten nun die verschiedensten Farbentöne. Und dieses Fluten ist ein getreues
Bild des inneren menschlichen Lebens. So wechselnd wie dieses sind einzelne Farbentöne.
Doch drücken sich gewisse bleibende Eigenschaften: Talente, Gewohnheiten,
Charaktereigenschaften auch in bleibenden Grundfarbtönen aus." (Lit.: GA 9, S. 158)

Die Astralaura des durchschnittlich entwickelten Menschen, nach C. W. Leadbeater, Man


Visible and Invisible, 1902
"Die Persönlichkeit ist dasjenige, was die drei Leiber - physischer Leib, Ätherleib und
Astralleib - vom Ich durchstrahlt sein läßt. Das kann auch unklar, schattenhaft sein - und
wenn dies der Fall ist, so ist der betreffende Mensch eine schwache Persönlichkeit.

Für den Hellseher ist dies durchaus erkennbar. Er sieht den Menschen von einer farbigen
Aura umflossen, in der sich seine Stimmungen, Leidenschaften, Gefühle, Empfindungen in
Farbströmungen und Farbwolken genau ausdrücken. Versetzen wir uns in die Zeit, in
welcher die drei Wesensglieder erst bereit waren, das menschliche Ich aufzunehmen, so
würden wir auch bei diesem noch nicht ganz Mensch gewordenen Wesen eine Aura finden.
Es würden aber darin die gelben Strömungen fehlen, in denen die höhere Natur des
Menschen zum Ausdruck gelangt. Starke Persönlichkeiten haben eine stark gelb strahlende
Aura. Nun kann man eine starke Persönlichkeit sein, aber ohne Aktivität, man kann innerlich
stark reagieren, ohne ein Tatenmensch zu sein. Dann zeigt die Aura gleichwohl viel Gelb. Ist
man aber ein Tatenmensch und wirkt sich die Persönlichkeit in der Außenwelt aus, so geht
das Gelb allmählich in ein strahlendes Rot über. Eine rot strahlende Aura ist die eines
Tatenmenschen; sie muß aber strahlen.

Doch gibt es eine Klippe, wenn die Persönlichkeit zu Taten drängt. Das ist der Ehrgeiz, die
Eitelkeit. Davon können besonders leicht starke Naturen befallen werden. Der Hellseher
sieht dies in der Aura. Ohne den Ehrgeiz geht das Gelb unvermittelt in Rot über. Ist der
Mensch jedoch ehrgeizig, so hat er viel Orange in der Aura. Diese Schwelle muß man
überwinden, um zur objektiven Tat zu gelangen.

Schwache Persönlichkeiten sind solche, die mehr darauf gerichtet sind, daß man ihnen gibt,
als daß sie geben und etwas tun. Da sehen Sie dann hauptsächlich blaue Farben, und wenn
die Menschen besonders bequem sind, die Indigofarbe. Es bezieht sich dies mehr auf die
innerliche Bequemlichkeit als auf die äußere.
Sie sehen, wie sich in der Aura des Menschen die starke oder schwache Persönlichkeit
abspiegelt." (Lit.: GA 096, S. 322)

Astralform, Zeichnung aus (Lit.:GA 96, S. 130)

Astralformen, Zeichnung aus (Lit.:GA 96, S. 130)


"Sie wissen daß der Astralleib, in dem die inneren Triebe, Begierden und Leidenschaften des
Menschen leben, für den Hellseher als Lichtleib sichtbar wird. In diesem Lichtleib erscheinen
die mannigfaltigsten Figuren und Farben [Abbildung links]. Jede Leidenschaft, jeder Trieb hat
eine bestimmte Farbe. Das alles, sogar die Grundstimmung prägt sich in diesem Lichtleib aus.
Wenn Sie bei einem Menschen, der sehr nervös ist, den Lichtleib ansehen, so haben Sie
denselben ganz geschwängert mit aufglitzernden und leuchtenden Punkten. Das alles glänzt
auf und verschwindet und spielt in den verschiedensten Farben.

Wenn ein furchtbarer Affekt vorliegt, so finden Sie solche Strahlen [Abbildung rechts]:

Ein Mensch, der einen verhaltenen Groll hat, hat in sich Figuren wie Schlangen.

Es ist das aber schwer zu zeichnen, da es wie etwa der Blitz fortwährend in Bewegung ist.
Innerlich ist also Zorn oder Groll oder Nervosität da, wenn die Seele innerlich zappelt. Was
der Mensch da innerlich erlebt, ist sein Seelenzustand. Äußerlich wird dieser Seelenzustand
für den Hellsehenden als Lichterscheinung sichtbar." (Lit.: GA 096, S. 130)

"Wenn wir heute einen Menschen betrachten, in dem ein scharf ausgebildetes Urteils- und
Kombinationsvermögen vorhanden ist, wenn wir ihn heute hellseherisch betrachten, so
finden wir einen starken Ausdruck und eine Spiegelung davon in einem grünen Glitzern und
Glänzen des Astralleibes, der astralischen Aura. Das Kombinationsvermögen zeigt sich in
grünen Farbeneinschlüssen der Aura, besonders bei denen, die einen scharfen,
mathematischen Verstand haben. Die alten ägyptischen Eingeweihten haben den Gott, der
den Menschen die Fähigkeit der Intelligenz einpflanzte, gesehen, und sie bildeten ihn ab und
bemalten ihn grün, weil sie seine leuchtende Astral- und Äthergestalt grün schimmern
sahen. Das ist heute noch die glitzernde aurische Farbe, wenn der Mensch in der Intelligenz
sich bewegt. Und es könnte viel über diese Zusammenhänge studiert werden, wenn die
Menschen diese wunderbare Realistik der ägyptischen Göttergestalten wirklich studieren
wollten. Dadurch, daß diese Darstellungen der Göttergestalten so realistisch und keine
willkürlichen sind, wirkten sie wie Zaubermittel; und derjenige, der tiefer sehen könnte,
würde sehen, wie in den Farben dieser alten Gestalten Geheimnisse in hohem Maße
vorhanden sind. Man könnte da tief hineinsehen in das Getriebe der
Menschheitsentwickelung." (Lit.: GA 106, S. 147f)

Die Aura als „Eierschale“ des Menschen


„Der gewöhnliche Mensch ist wie das Hühnchen, das seine Eierschale für die wirkliche Welt
halten würde. Wenn das Hühnchen innerhalb seiner Eierschale wahrnehmen könnte, dann
würde es diese nicht klein, sondern sehr vergrößert sehen, ja so groß, wie wir unsere Welt
schauen. Wie die ganze Welt würde es den Inhalt innerhalb der Schale ansehen. So sehen
wir unsere Eierschale, das heißt unsere Aura, ausgebreitet um uns herum als das blaue
Himmelsgewölbe. Durchbrechen wir unsere Schale, dann werden Sonne und Mond
verfinstert, die Sterne fallen auf die Erde - an deren Stelle breitet sich die geistige Welt aus.

Die Menschen leben in ihrer Eierschale - ihrer Aura. Die Elohim haben uns unsere Aura
gegeben, und durch den Sündenfall ist diese wie eine Schale um uns herum geworden, und
wir sind darinnen wie das Hühnchen im Ei. Der Himmel und die Sterne sind unsere
Begrenzung, und sie müssen wir durch unsere Seelenkraft durchbrechen, wie das Küken aus
eigener Kraft die Schale durchbrechen muß. Dann gelangen wir in eine neue Welt, ebenso
wiederum wie das Küken eine neue Welt vor sich hat, wenn es aus dem Ei gekrochen ist.
Und da die Menschen eigentlich alle dieselbe Eierschale um sich haben, konnte auch eine
Astronomie entstehen, wie wir sie haben, die die Himmelskörper sich am Himmelsgewölbe
bewegen läßt.

Die Eierschale ist das: Ex Deo nascimur. Damit wir durch sie hindurchbrechen und auch
etwas mitnehmen können in die geistige Welt hinein, müssen wir dasjenige mitbringen, was
in unsere Schale von der Außenwelt - das heißt also von der geistigen Welt - hineindringt,
was das Gemeinsame ist; das ist der Christus. Darum sprechen wir: In Christo morimur und
hoffen, daß, wenn wir mit Christi Hilfe die Schalen durchbrochen haben, wir wiederum
auferweckt werden: Per Spiritum Sanctum reviviscimus.“ (Lit.:GA 266c, S. 187)

Aura und Sinneswelt


Die durch die Sinne wahrgenommenen Sinnesqualitäten sind Ausdruck der höheren Welten.
Die Wahrnehmung der Aura entspringt aus genau den gleichen Ursachen, nur werden die
Eindrücke nicht sinnlich, sondern unmittelbar seelisch wahrgenommen.

Gerade die unvollkommensten Sinne, namentlich der Geschmacks- und Geruchsinn, reichen
am höchsten in die geistige Welt hinauf, bringen diese aber nur sehr unvollkommen zum
Ausdruck. In den durch den Sehsinn wahrgenommen Farben offenbart sich die höhere
Astralwelt, während sich die niedere Astralwelt, die sich bereits mit der Ätherwelt
überschneidet (→ Kamaloka), durch die Erlebnisse des Wärmesinns kundgibt. Der
vollkommenste Sinn, der Gehörsinn, ist hingegen bereits ganz in der physischen Welt
angekommen. Noch mehr gilt das für den Wortsinn.

Die Vollkommenheit der Sinnesorgane hängt mit ihrem Entwicklungsalter zusammen. Mit
dem Gehörsinn trat der Mensch bereits in die alte Saturnentwicklung ein, während der sich
dann auch der Wärmesinn ausbildete. Auf der alten Sonne erwarb sich der Mensch den
Gesichtssinn, auf dem alten Mond den Geschmacksinn und der Geruchsinn entstand erst
während der eigentlichen Erdentwicklung (Lit.:GA 96, S. 125ff).

„Das physische Auge erblickt um sich herum Lichter, Farben. Wie der Hellseher die Aura am
astralischen Leib rot, blau, gelb und grün wahrnimmt, so sieht das physische Auge um sich
herum Rot, Blau, Gelb und Grün. In beiden Fällen ist die Ursache genau die gleiche. Wie
hinter dem Rot im Astralleib eine Begierde lebt, so steckt hinter dem Rot der Blume eine
Begierde als das «Ding an sich». Eine in der Blume waltende Begierde ist das Rot in der
Blume. Was der Gesichtssinn tut, wenn er diesen Punkt überschreitet, ist nicht anders, als
wenn Sie einen Rock umkehren, ihn auf die andere Seite wenden. Während in der Aura sich
des Menschen astrale Natur ausprägt, lebt hinter der ganzen Farben- und Lichtwelt, hinter
der Welt des Gesichtssinnes, die äußere astrale Natur. Niemals gäbe es in der Welt Farben,
wenn nicht die Dinge ganz und gar durchdrungen wären von astralen Wesenheiten. Was in
der Welt als Farben erscheint, rührt von den Astralwesen her, die sich äußerlich durch die
Farbe kundtun. Durch die Umwendung des Inneren nach außen geht die Wesenheit von dem
höheren auf den niederen Plan herunter. Sie können das Folgende durch Meditation
erreichen: Wenn Sie eine grüne Fläche, etwa ein Laubblatt, vor sich haben und jetzt aus sich
herausgehen, um die Sache von der anderen Seite anzuschauen, dann würden Sie die astrale
Wesenheit sehen, die hinter der grünen Farbe ist und die sich durch die grüne Farbe anzeigt.
So müssen Sie sich vorstellen: Indem Sie in die Welt hinausschauen und diese Welt mit
Farben überdeckt sehen, haben Sie hinter diesen Farben die astralischen Wesenheiten zu
vermuten. Wie Sie aus Ihrem Inneren die Farben Ihrer Aura für den Hellseher erscheinen
lassen, so ist die Farbendecke der Welt der Ausdruck für die kosmische Aura. Alles Farbige in
der Welt ist eine umgewandte Aura. Könnten Sie Ihre Aura umwenden wie einen Rock, so
würden Sie Ihre Aura auf der umgekehrten Seite ebenfalls physisch sichtbar sehen. Das gilt
für den Gesichtssinn, und damit sehen Sie, daß der Gesichtssinn in inniger Beziehung zur
astralischen Welt steht.

Wenn Sie den Gefühlssinn, den Wärmesinn nehmen, so steht dieser wiederum in einer
universellen Beziehung zu den unteren Partien der Astral weit. Während der Gesichtssinn
sich mehr in Relation zu den höheren Partien der Astralwelt befindet, steht der Gefühls-
oder Wärmesinn wiederum in einer ebensolchen Beziehung zu den unteren Partien der
Astralwelt, mehr mit dem Gebiete, in dem die astrale Welt schon in die Ätherwelt übergeht.
Der Gehörsinn steht in unmittelbarer Beziehung zur physischen Welt, und das, was Sie als
Gehörsinn wahrnehmen, sind Schwingungen der physischen Luft.

Das ist nun etwas, was ich Sie bitte, nur in der subtilsten Weise und richtig aufzufassen.
Wollen Sie etwas sehen, so muß hinter der Farbe, die Sie erblicken, ein Astralwesen stehen.
Auch hinter der Wärme, die Sie fühlen, muß ein Astralwesen stehen. Wollen Sie etwas
hören, so sind Sie - weil der Gehörsinn der vollkommenste Sinn ist - vollständig in die
physische Welt gekommen, und Sie können ein physisches Wesen hören. Erst im Worte ist
die geistige Welt richtig heruntergestiegen bis zur physischen Welt. Wenn wir von oben
anfangen, können wir daher sagen: Die Erscheinungen des Gehörsinnes liegen ganz auf dem
physischen Plan, die der Wärme steigen schon höher, die des Gesichtssinnes sind auf dem
astralen Plan, und die Erscheinungen, die wir durch die unvollkommensten Sinne
wahrnehmen, gehören den höheren Partien der geistigen Welt an. Und das, was bis in die
physische Welt herunterlangt, ist nur das Unvollkommenste. So ist dasjenige, was der
Geruchssinn erfassen kann, was er herunterbringt in die physische Welt, das
Unvollkommenste. Macht sich das selbständig, dann sondert es sich aus dem Weltengang,
aus der Evolution heraus. Was sich im Geruchssinn kundtut, dürfte heute nur im innigen
Zusammenhang mit den höchsten Welten auftreten. - Nehmen wir also diejenigen
Wesenheiten, die sich einmal - gerade als auf der Erde der Geruchssinn angefangen hatte
sich zu entwickeln - aus der Evolution herausgegliedert und sich selbständig gemacht haben.
Das sind Wesen, die sich vorzugsweise durch den Geruchssinn bemerkbar machen. Daher ist
es ein schöner Zug der Sage, daß die abgefallenen Engel für den Geruchssinn in
unangenehmer Weise wahrnehmbar sind. Weil sie abgespalten sind in der Evolution, sind sie
für den Geruchssinn wahrnehmbar.
Wenn man sich also fragt, was eigentlich jenseits der Haut liegt, welche die menschlichen
Sinnesorgane einschließt, so muß man sich sagen: Da liegen tatsächlich die verschiedenen
höheren Plane und deren Wesenheiten.“ (Lit.:GA 96, S. 130ff)

Der Übergang vom sinnlichen zum übersinnlichen Schauen


„In derartigen Bemühungen können wir noch weiter gehen, indem wir Menschen
gegenüberstehen und dabei versuchen, auch das Äußere des Menschen als Illusion und Maja
anzusehen. So versuche man zum Beispiel seine Gesichtsfarbe, seine Haar-, Augen- und
Wangenfarbe in den Komplementärfarben zu empfinden, ebenso alles, was Erhöhung an
ihm ist - Nase etc. - als Vertiefung und umgekehrt zu sehen. Dabei kommt man in die
negative Form, diejenige, die als Hohlraum vom physischen Leib ausgespart ist und die das
Geistige ausmacht. (Vergleiche «Theosophie»: Das Geisterland.) Dies ist auch der Anfang, um
sich in die Aura des Menschen hineinzuleben. All diese Erlebnisse können nur gefühlt und
empfunden werden. Gehen wir mit dem Intellekt daran, so kann man diese Art Übungen nur
bis zur Umdrehung der Tatsachen vollziehen, oder man erlebt nur ein fortwährendes
zurückgeworfenes Spiegeln der eigenen Gedanken, ohne in die geistige Wirklichkeit
einzudringen. Hat ein Mensch zum Beispiel sehr rote Backen, so werden diese in der
Komplementärfarbe als hellgrün empfunden werden müssen, ein Zeichen, daß er noch stark
im vegetabilen Leben steht. Bei leichter Gesichtsröte breitet sich für das hellseherische
Wahrnehmen ein bläulicher Schimmer über eine etwas dunklere grüne Tönung. So kann der
Hellseher den Grad der Geistigkeit von demjenigen erkennen, der vor ihm steht.“ (Lit.:GA
266b, S. 234)

Die Farben der Aura


„Wenn man nun eintritt in die geistige Welt, so hat man Erlebnisse, die wahrhaftig keine
Ekstase sind, so wenig Ekstase sind wie das Leben in den geometrischen Vorstellungen.
Würde das Erleben nicht in vollem Wachbewußtsein da sein, so daß die Seelenverfassung
genau so ist wie beim mathematischen Vorstellen, dann würde man nicht auf dem rechten
Wege sein. Also man erlebt etwas, das ganz nach dem Muster des mathematischen Erlebens
in der Seele ist, aber man erlebt eine reale geistige Welt. Und indem man diese reale geistige
Welt erlebt, erlebt man zunächst nicht Farben, sondern diejenigen Erlebnisse, die wir
innerlich an den sinnlichen Farben erleben. Man muß nun natürlich mit der entwickelten
Seele so weit sein, daß man überhaupt auf diese Erlebnisse achtgibt.

Sehen Sie, zum geistigen Erleben gehört eine gewisse Geistesgegenwart. Also man muß
dieses innere Erlebnis haben, das sonst an der Farbe erlebt wird. Dabei charakterisiert man
dieses Erlebnis am besten dadurch, daß man sich an die Farbe erinnert, daß man die Farbe
auch wirklich vor sich hat. So wie man, sagen wir, das Dreieck-Erlebnis dadurch hat, daß man
das Dreieck innerlich zeichnet, so hat man dasjenige, was man innerlich erlebt, am besten
vor sich, nicht indem man eine geometrische Figur zeichnet, sondern ein farbiges Bild malt.
Dieses farbige Bild ist dann so adäquat dem seelischen Erlebnis, wie ein aufgemaltes Dreieck
mit seinen 180 Grad und Winkeln mit dem Dreieck-Erlebnis identisch ist. Währenddem man
wissen muß, daß es eine Art Versinnlichung ist, so ist das Erleben in Farben, wenn man es in
Goethescher Ausdrucksweise ausspricht, übrigens auch eine übersinnlich- sinnliche
Darstellung desjenigen, was in Wirklichkeit erlebt wird.

Damit ist natürlich auf so subtile Erlebnisse hingedeutet, daß man sie nicht ins Grobe ziehen
darf, sondern wirklich auf sie eingehen muß. Dann wird man aber finden, daß in der Tat da
ein Reales in Erscheinung getreten ist, indem man in Farben schildert. Das habe ich sehr
präzise herauszugestalten versucht in den letzten Auflagen meiner grundlegenden Bücher.
Man kann nicht anders, als das, was man erlebt, in solcher Art zu schildern, sonst würde man
noch viel materialistischer werden und würde zu stark Farben der Aura des Menschen und
Farben der übersinnlichen Welt symbolisch schildern. So aber verfährt man in der
Schilderung so wie beim Mathematischen, indem sich wirklich das Farbenerlebnis und
dasjenige, was innerliches Erlebnis ist, deckt. Dessen ist man sich immer bewußt, und es ist
nichts irgendwie von Ekstase vorhanden.“ (Lit.:GA 291a, S. 194ff)

„Ein Gedanke, der aus einem sinnlichen Trieb des Menschen entspringt, hat eine andere
Färbung als ein im Dienste der reinen Erkenntnis, der edlen Schönheit oder des ewig Guten
gefaßter Gedanke. In roten Farbennuancen durchziehen Gedanken, welche dem sinnlichen
Leben entspringen, die Seelenwelt. In schönem hellem Gelb erscheint ein Gedanke, durch
den der Denker zu einer höheren Erkenntnis aufsteigt. In herrlichem Rosarot erstrahlt ein
Gedanke, der aus hingebungsvoller Liebe stammt. Und wie dieser Inhalt eines Gedankens, so
kommt auch dessen größere oder geringere Bestimmtheit in seiner übersinnlichen
Erscheinungsform zum Ausdruck. Der präzise Gedanke des Denkers zeigt sich als ein Gebilde
von bestimmten Umrissen; die verworrene Vorstellung tritt als ein verschwimmendes,
wolkiges Gebilde auf.“ (Lit.:GA 9, S. 160f)

„Wie die physische Welt dem physischen Auge als Farbe erscheint, so erscheint die geistige
Welt dem geistigen Auge in einer wunderbaren Farbenpracht, nur auf höherem Gebiete.
Dieses zeigt eine ungeheure Beweglichkeit der Farbe. Den Menschen sehen wir umgeben
von einem ovalen Lichtkörper, in dem er schwimmt, und der sich nicht ruhend ausnimmt,
sondern wie fließend, strömend, der ausstrahlt und in einer gewissen Entfernung vom
Menschen sich verliert. Im Devachanraum, der fortwährend in Bewegung erscheint, hat der
Mensch in sich eine Grundfarbe. Bleibende Stimmung des Menschen, auch bleibende
Charaktereigentümlichkeiten verraten sich in der Aura durch eine bleibende Farbentönung,
gebildet von Wolken, welche sie wellenförmig durchströmen. Wir sehen, wie wellenförmige
Ströme von unten nach oben die Aura durchziehen, sie wie Blitze durchzucken, wie die Aura
blaurote, braunrote und schöne bläuliche Farben durchziehen. Wir sehen die
mannigfaltigsten und verschiedensten Farben, die sich ändern nach den verschiedenen
Anlässen. Gehen Sie in die Kirche und beobachten Sie die Auren der Andächtigen. Sie
werden da ganz andere Farbentöne finden als in einer Versammlung, in welcher politische
Leidenschaften oder menschlicher Egoismus sich geltend machen. Die Seelenstimmungen,
welche die täglichen Bedürfnisse bringen, werden Sie ausströmen sehen in Gebilden von
ziegelroter und karminroter Farbe, manchmal werden Sie eine dunklere Farbennuance
haben. Und wenn Sie in eine Kirche gehen und die Andächtigen beobachten, dann werden
Sie die blaue, indigofarbene, violette und rosenrote Farbe spielen sehen. Und untersuchen
Sie die Aura eines Menschen, der in der Gedankenwelt lebt, kontemplativ über
wissenschaftliche Probleme nachdenkt, dann werden Sie innerhalb seiner Aura aufglänzen
sehen die Gedankengebilde, die den von keiner Leidenschaft durchzuckten Gedanken in der
Aura widerspiegeln.

Wenn wir lernen, was sich in der Aura zeigt, so lesen wir auf der einen Seite, was an
Stimmungen und Temperament im Menschen lebt und was sich in seinem Bewußtsein
abspielt; auf der anderen Seite sehen wir alle Vorstellungen, von den alleralltäglichsten bis
zu den höchsten, geistigsten, bis zu den Gefühlen der Gottesverehrung und des erhabensten
Mitleides sich in der Aura abspiegeln. Anfangs können wir nichts sondieren, aber wir lernen
dies allmählich und bemerken, daß in der Aura zwei streng voneinander verschiedene
Gebilde sind. Da sind zunächst wolkenartige Gebilde mit unbestimmten Umrissen, die mehr
von der Hautperipherie einströmen. Diese wolkenartigen Gebilde lernen wir sondern von
den Erscheinungen, die mehr von Herz, Brust, Kopf ausgehen und die einen strahlenden
Charakter haben. Diese Ausstrahlungen gehen immer von einem inneren Mittelpunkt aus.
Wir lernen also zu unterscheiden die wolkenartigen Gebilde von denen, die einen
strahlenden Charakter haben. Das Wolkenartige, das von Braun ins Dunkelorange
herüberspielt, das kommt aus der Körperlichkeit, aus der niederen Natur des Menschen, aus
den Leidenschaften und Trieben. So unterscheiden wir in der Aura den geistigen Teil von
dem niederen, dem astralen Teil. Wir lernen verstehen die häufigsten Farben. Die Aura der
heutigen Europäer hat meist grüne Farben, die oft ins Gelbe übergehen. Dieses Grün stellt
den eigentlichen Verstandesteil, den Bewußtseinsteil dar; es bringt also die Grundstimmung
des Seelenlebens der heutigen Europäer zum Ausdruck. Bei einem Menschen, der in Trance
ist, machen Sie die merkwürdige Wahrnehmung, daß alle grünen Töne aus der Aura
verschwinden. Wer also die Aura wahrzunehmen versteht, der wird es nicht schwer haben,
zu unterscheiden einen Simulanten von einem wirklich in Trance Befindlichen. Ebenso
könnte ein Arzt, der in einer Klinik mit Hypnose experimentiert - wir betrachten das als
etwas Nicht-Statthaftes, aber es geschieht doch manchmal -, ganz genau unterscheiden, ob
ihn die Versuchsperson betrügt oder ob sie wirklich im Zustande der Trance oder der
Hypnose ist, wenn er das Verschwinden der grünen Farbe in der Aura beobachten kann. Es
verschwinden die Grüntöne in der Aura auch bei einem Menschen, der in Ohnmacht ist, und
ebenso verschwinden sie immer in der Aura eines Schlafenden.

Die Fähigkeit, die astrale Aura zu sehen, ist dasjenige, was sich beim Seher zuerst entwickelt.
Verhältnismäßig sehr bald nimmt der Seher diese Kundgebung des Menschen wahr, und er
lernt, die astrale Aura von der mentalen Aura zu unterscheiden. Die strahlende Aura ist aus
der Devachanwelt; sie ist Geist und gehört zu dem, was über den Tod hinaus mit dem
Menschen geht. Es ist das, was aus der wahren geistigen Heimat stammt. Was aus
Bräunlichem ins Grünliche, in grünliche Töne herüberspielt, das gehört dem Vergänglichen
an; der Mensch streift es ab mit der physischen Hülle oder im Kamaloka, um dann in die
eigentliche geistige Welt einzugehen. Das ist eine höhere Art der Wahrnehmung, eine
höhere Art von geistigem Sinn, wenn sich uns der Devachan-Sinn erschließt. Die
devachanische Welt unterscheidet sich ganz wesentlich von der physischen Welt. Die
physische Welt ist unbeweglich und tot, während die devachanische Welt von einer
Vielgliedrigkeit und einer Leichtbeweglichkeit ohnegleichen ist. Es ist eine immer und immer
in sich bewegliche Welt, die in einer fortwährenden Aktivität ist.“ (Lit.:GA 88, S. 111ff)

„Man kann zu der Vorstellung kommen, als ob dasjenige, was hier als «Farben» geschildert
wird, vor der Seele so stände, wie eine physische Farbe vor dem Auge steht. Eine solche
«seelische Farbe» wäre aber nichts als eine Halluzination. Mit Eindrücken, die
«halluzinatorisch» sind, hat die Geisteswissenschaft nicht das geringste zu tun. Und sie sind
jedenfalls in der hier vorliegenden Schilderung nicht gemeint. Man kommt zu einer richtigen
Vorstellung, wenn man sich das Folgende gegenwärtig hält. Die Seele erlebt an einer
physischen Farbe nicht nur den sinnliche Eindruck, sondern sie hat an ihr ein seelisches
Erlebnis. Dieses seelische Erlebnis ist ein anderes, wenn die Seele - durch das Auge - eine
gelbe, ein anderes, wenn sie eine blaue Fläche wahrnimmt. Man nenne dieses Erlebnis das
«Leben in Gelb» oder das «Leben in Blau». Die Seele nun, welche den Erkenntnispfad
betreten hat, hat ein gleiches «Erleben in Gelb» gegenüber den aktiven Seelenerlebnissen
anderer Wesen: ein «Erleben in Blau» gegenüber den hingebungsvollen Seelenstimmungen.
Das Wesentliche ist nicht, daß der «Seher» bei einer Vorstellung einer anderen Seele so
«blau» sieht, wie er dies «blau» in der physischen Welt sieht, sondern daß er ein Erlebnis
hat, das ihn berechtigt, die Vorstellung «blau» zu nennen, wie der physische Mensch einen
Vorhang zum Beispiel «blau» nennt. Und weiter ist es wesentlich, daß der «Seher» sich
bewußt ist, mit diesem seinem Erlebnis in einem leibfreien Erleben zu stehen, so daß er die
Möglichkeit empfängt, von dem Werte und der Bedeutung des Seelenlebens in einer Welt zu
sprechen, deren Wahrnehmung nicht durch den menschlichen Leib vermittelt ist. Wenn auch
dieser Sinn der Darstellung durchaus berücksichtigt werden muß, so ist es für den «Seher»
doch ganz selbstverständlich, von «Blau», «Gelb», «Grün» und so weiter in der «Aura» zu
sprechen.

Sehr verschieden ist die Aura nach den verschiedenen Temperamenten und den
Gemütsanlagen der Menschen; verschieden auch je nach den Graden der geistigen
Entwickelung. Eine völlig andere Aura hat ein Mensch, der sich ganz seinen animalischen
Trieben hingibt, als ein solcher, der viel in Gedanken lebt. Wesentlich unterscheidet sich die
Aura einer religiös gestimmten Natur von einer solchen, die in den trivialen Erlebnissen des
Tages aufgeht. Dazu kommt, daß alle wechselnden Stimmungen, alle Neigungen, Freuden
und Schmerzen in der Aura ihren Ausdruck finden.

Man muß die Auren der verschiedenartigen Seelenerlebnisse miteinander vergleichen, um


die Bedeutung der Farbentöne verstehen zu lernen. Man nehme zunächst Seelenerlebnisse,
die von stark ausgeprägten Affekten durchsetzt sind. Sie lassen sich in zwei verschiedene
Arten sondern, in solche, bei denen die Seele zu diesen Affekten vorzüglich durch die
animalische Natur getrieben wird, und solche, welche eine raffiniertere Form annehmen, die
sozusagen durch das Nachdenken stark beeinflußt werden. Bei der ersteren Art von
Erlebnissen durchfluten vorzüglich braune und rötlich-gelbe Farbenströmungen aller
Nuancen an bestimmten Stellen die Aura. Bei denen mit raffinierteren Affekten treten an
denselben Stellen Töne von hellerem Rotgelb und Grün auf. Man kann bemerken, daß mit
wachsender Intelligenz die grünen Töne immer häufiger werden. Sehr kluge Menschen, die
aber ganz in der Befriedigung ihrer animalischen Triebe aufgehen, zeigen viel Grün in ihrer
Aura. Doch wird dieses Grün immer einen stärkeren oder schwächeren Anflug von Braun
oder Braunrot haben. Unintelligente Menschen zeigen einen großen Teil der Aura
durchflutet von brandroten oder sogar dunkelblutroten Strömungen.

Wesentlich anders als bei solchen Affektzuständen ist die Aura bei der ruhigen, abwägenden,
nachdenklichen Seelenstimmung. Die bräunlichen und rötlichen Töne treten zurück und
verschiedene Nuancen des Grün treten hervor. Bei angestrengtem Denken zeigt die Aura
einen wohltuenden grünen Grundton. So sehen vorzüglich jene Naturen aus, von denen man
sagen kann, sie wissen sich in jede Lage des Lebens zu finden.

Die blauen Farbentöne treten bei den hingebungsvollen Seelenstimmungen auf. Je mehr der
Mensch sein Selbst in den Dienst einer Sache stellt, desto bedeutender werden die blauen
Nuancen. Zwei ganz verschiedenen Arten von Menschen begegnet man auch in dieser
Beziehung. Es gibt Naturen, die nicht gewohnt sind, ihre Denkkraft zu entfalten, passive
Seelen, die gewissermaßen nichts in den Strom der Weltereignisse zu werfen haben als ihr
«gutes Gemüt». Ihre Aura glimmt in schönem Blau. So zeigt sich auch diejenige vieler
hingebungsvoller, religiöser Naturen. Mitleidsvolle Seelen und solche, die sich gerne in
einem Dasein voll Wohltun ausleben, haben eine ähnliche Aura. Sind solche Menschen
außerdem intelligent, so wechseln grüne und blaue Strömungen, oder das Blau nimmt wohl
auch selbst eine grünliche Nuance an. Es ist das Eigentümliche der aktiven Seelen im
Gegensatz zu den passiven, daß sich ihr Blau von innen heraus mit hellen Farbentönen
durchtränkt. Erfindungsreiche Naturen, solche, die fruchtbringende Gedanken haben,
strahlen gleichsam von einem inneren Punkte heraus helle Farbentöne im höchsten Maße ist
dies der Fall bei denjenigen Persönlichkeiten, die man «weise» nennt, und namentlich bei
solchen, welche von fruchtbaren Ideen erfüllt sind. Überhaupt hat alles, was auf geistige
Aktivität deutet, mehr die Gestalt von Strahlen, die sich von innen ausbreiten; während alles,
was aus dem animalischen Leben stammt, die Form unregelmäßiger Wolken hat, welche die
Aura durchfluten. Je nachdem die Vorstellungen, welche der Aktivität der Seele entspringen,
sich in den Dienst der eigenen animalischen Triebe oder in einen solchen idealer, sachlicher
Interessen stellen, zeigen die entsprechenden Auragebilde verschiedene Färbungen. Der
erfinderische Kopf, der alle seine Gedanken zur Befriedigung seiner sinnlichen
Leidenschaften verwendet, zeigt dunkelblaurote Nuancen; derjenige dagegen, welcher seine
Gedanken selbstlos in ein sachliches Interesse stellt, hellrotblaue Farbtöne. Ein Leben im
Geiste, gepaart mit edler Hingabe und Aufopferungsfähigkeit, läßt rosarote oder hellviolette
Farben erkennen.

Allein nicht nur die Grundverfassung der Seele, sondern auch vorübergehende Affekte,
Stimmungen und andere innere Erlebnisse zeigen ihre Farbenflutungen in der Aura. Ein
plötzlich ausbrechender heftiger Ärger erzeugt rote Flutungen; gekränktes Ehrgefühl, das
sich in plötzlicher Aufwallung auslebt, kann man in dunkelgrünen Wolken erscheinen sehen.
- Aber nicht allein in unregelmäßigen Wolkengebilden treten die Farbenerscheinungen auf,
sondern auch in bestimmt begrenzten, regelmäßig gestalteten Figuren. Bemerkt man bei
einem Menschen eine Anwandlung von Furcht, so sieht man diese zum Beispiel in der Aura
von oben bis unten wie wellige Streifen in blauer Farbe, die einen blaurötlichen Schimmer
haben. Bei einer Person, an der man bemerkt, wie sie mit Spannung auf ein gewisses Ereignis
wartet, kann man fortwährend rotblaue Streifen radienartig von innen gegen außen hin die
Aura durchziehen sehen. Für ein genaues geistiges Wahrnehmungsvermögen ist jede
Empfindung, die der Mensch von außen empfängt, zu bemerken. Personen, die durch jeden
äußeren Eindruck stark erregt werden, zeigen ein fortwährendes Aufflackern kleiner
blaurötlicher Punkte und Fleckchen in der Aura. Bei Menschen, die nicht lebhaft empfinden,
haben diese Fleckchen eine orangegelbe oder auch eine schöne gelbe Färbung. Sogenannte
«Zerstreutheit» der Personen zeigt sich als bläuliche, ins Grünliche spielende Flecke vor
mehr oder weniger wechselnder Form.“ (Lit.:GA 9, S. 161ff)

Die sinnlich-sittliche Wirkung der Farbe


→ Hauptartikel: sinnlich-sittliche Wirkung der Farbe
Maßgeblich für das Verständnis der in der Aura wahrnehmbaren Farben ist auch das, was
Goethe über die „sinnlich-sittliche Wirkung der Farbe “ in seiner 1810 veröffentlichten Schrift
«Zur Farbenlehre» geschrieben hat. Goethe zeigt dort, wie jede Farbwahrnehmung von
einem ganz charakteristischen, keineswegs zufälligen Gefühlsunterton begleitet ist, der
zunächst nur sehr unterschwellig erlebt wird, aber durch gesteigerte Aufmerksamkeit
deutlicher ins Bewusstsein gehoben werden kann. Er muss dazu aber von der rein persönlich
bedingten und oftmals viel stärker hervortretenden Sympathie und Antipathie gesondert
werden, die man für eine bestimmte Farbe empfindet. Das gelingt am besten, wenn man
sich aus ganz bewusstem willentlichen Entschluss der reinen Farbwirkung aussetzt und alle
anderen, störenden äußeren und inneren Einflüsse ausblendet. Obwohl dieser feine
Unterton der äußerlich wahrgenommenen Farbe nur subjektiv innerlich seelisch durch den
Beobachter erlebt werden kann, hängt er dennoch nicht von dessen persönlichen Eigenart
ab und hat insofern zugleich einen objektiven Charakter. Bestimmte
Farbzusammenstellungen erregen ganz bestimmte seelische Wirkungen. Umgekehrt
korrespondieren aber auch bestimmte seelische Stimmungen mit entsprechenden
Farbqualitäten, mit denen man dann die Aura beschreiben kann (Lit.:GA 73a, S. 254ff).

Entwicklung der Aura


„Den physischen Körper umgibt in einer Art Eiform die sogenannte Aura. Diese ist im ganzen
immer größer als der physische Körper selbst. Sie ist am kleinsten bei dem unentwickelten
Menschen, und sie ist umso größer, je entwickelter der Mensch ist, so daß die Aura eines
hochentwickelten Menschen seine Länge um das Sechsfache überragen kann. Sie müssen
sich vorstellen, daß Sie erst den ganzen Menschen bekommen, wenn Sie seine Höhe dreimal
nach oben und dreimal nach unten auftragen würden. In dieser Aura haben wir dreierlei zu
unterscheiden: Erstens den sogenannten Astralkörper. Das ist derjenige Körper, welcher
objektiv für das Seherauge das enthält, was der Mensch sonst nur in sich spürt: seine Triebe,
Begierden und Leidenschaften. Der Seher kann in dieser astralen Aura genau unterscheiden,
ob der Mensch reine oder häßliche Leidenschaften hat wie Habsucht, Mitleid, Wohlwollen
und dergleichen mehr. Dann, etwas größer, die mentale Aura. Sie enthält dasjenige, was wir
subjektiv empfinden als unseren Intellekt, als unsere Verstandeskraft, die niedere
Geisteskraft. Diese beiden Auren lösen sich nach dem Tode auf, ebenso wie der physische
Körper sich auflöst. Die astrale Aura löst sich auf im Kamaloka, und die mentale Aura im
unteren Devachan. Sie sind noch zu den vergänglichen Teilen des Menschen zu zählen. Die
bleibende Wesenheit des Menschen ist objektiv sichtbar in der dritten Aura. Diese ist die
Aura des Kausalkörpers, desjenigen Körpers also, der durch alle Inkarnationen hindurchgeht.
Der KausalkÖrper ist bei unentwickelten Menschen, die nur wenig von dem Bleibenden
verstehen, nur angedeutet. Wenn man die Auren eines unentwickelten Menschen
betrachtet, so findet man nur wenig von dem Kausalkörper. Diejenigen Menschen, welche
tieferen Wahrheiten nachgehen, entwickeln diese kausale Aura. Je mehr sich der Mensch
entwickelt, desto mehr entwickelt sich diese kausale Aura. Es gliedert sich dann eine Art von
Strahlensystem ein, so daß der höherentwickelte Mensch Strahlen aussendet, die in seiner
kausalen Aura zu bemerken sind. Wenn wir die Aura eines Adepten haben, so ist sie viel
größer als ein Haus, so daß der ganze Mensch unendlich viel größer erscheint als der
physische Mensch für das physische Auge. Die kausale Aura, die wir beim Hochentwickelten
sehen können, ist auch angedeutet bei Unentwickelten, und nicht etwa als ein kleines
Körperchen, sondern auch groß, aber sie leuchtet noch nicht. Sie ist beim Unentwickelten
ein schwach glimmendes Licht und wird immer leuchtender, je mehr sich der Mensch
entwickelt. Strahlen kommen dadurch hinein, daß der Mensch immer mehr Inhalt bekommt.
Je mehr der Mensch in sich das entwickelt, was bleibend ist, was wiedererscheinen wird,
desto mehr hat er Leuchtkraft in sich. Es ist das objektiv Sichtbare dessen, was der Mensch
von einer Inkarnation in die andere hinüberträgt.

Zunächst werde ich den Menschen mit seiner astralen Aura betrachten; wir können ihn in
drei aufeinanderfolgenden Zuständen beobachten. Der erste Zustand wäre der, in welchem
die eigentliche Vorstellungskraft noch sehr wenig entwickelt ist. Das ist der Fall bei der
dritten Wurzelrasse und im Anfang der vierten, also von der Mitte der lemurischen bis zur
ersten Hälfte der atlantischen Zeit. Die Lemurier und die ersten Atlantier haben nicht aus der
Vorstellung, sondern rein aus dem Gedächtnis heraus gedacht. Erst in der vierten
Wurzelrasse wurde nach und nach die Vorstellungskraft entwickelt; da änderte sich auch die
Aura. In der dritten Wurzelrasse und in der ersten Hälfte der vierten entwickelte sich die
astrale Aura so, daß sie den Körper des Menschen umgab. Sie war etwas größer als seine
Haut, und sie war viel nebliger als nachher, sie war wie von dunklen Nebelmassen
durchzogen, und durch die Leidenschaften der Menschen war sie viel heftiger und
stürmischer. Nur die ersten Ansätze der mentalen Aura waren damals vorhanden. Die
Entwicklung schritt fort bis in unsere jetzige Wurzelrasse, so daß heute ein gewisser
Höhepunkt erreicht ist. Dies ist das zweite Stadium, in dem die mentale Aura bis zu einem
gewissen Grade ausgebildet wird.

Das dritte Stadium ist das eines vorgeschrittenen Menschen, der das sogenannte astrale
Sehvermögen entwickelt. Er ist imstande, diese Aura auch zu sehen. Er kann nicht nur
dasjenige sehen, was in der physischen Welt vorhanden ist, sondern auch das, was in der
astralen Welt vorhanden ist. Bei solchen Menschen sieht die astrale Aura etwas anders aus.
Bei den atlantischen und nachatlantischen Menschen treten innerhalb der astralen Aura
räderförmige Figuren auf. Solche Figuren sind in der Aura jedes heutigen Menschen; bei den
Lemuriern waren sie noch kaum zu merken. Wenn beim heutigen Menschen diese «Räder»
in Bewegung sind, so tritt das Sehen ein. Wenn sie ruhen, so ist das astrale Sehen
aufgehoben. Das sind die drei Zustände.

Der physische Körper ist durchzogen vom Nervensystem. Jedes Nervenzentrum steht in
Verbindung mit einem astralen Zentrum, so daß also zum Beispiel der Sehnerv umgeben,
eingehüllt ist von einem astralen Sehnerv, von einer astralen Substanz, die zum Sehnerv
dazugehört. Nun, wie kommt das Sehen zustande? Licht kommt in das Auge, geht durch den
Nerv ins Gehirn. Aber da sieht man noch nichts; es ist immer noch ein Bewegungsvorgang
nur physischer Art. Nun kommt der astrale Sehnerv in Schwingungen. Diese bewirken, daß
das Bild erscheint, das man sieht. Ohne daß der Astralkörper in Tätigkeit versetzt wird, ist es
unmöglich zu sehen. Ebenso ist es beim Denken. Der Astralkörper ist das eigentlich Tätige.
Wenn Sie sich nun vorstellen, wie es beim Seher ist, dann sind es nicht Eindrücke, die durch
das Ohr, durch das Auge kommen, sondern es sind Eindrücke, die durch seine astrale
Organisation selbst, ohne Vermittlung des physischen Gehirns und des Nervenzentrums
kommen. Das tritt auf, wenn die Chakrams, die Lotusblumen, in Bewegung kommen. Das
bedeutet, daß der Astralkörper ein Organismus ist, der Sinnesorgane hat.

Wenn der Mensch im gewöhnlichen Zustand des Schlafens ist, so ist in der Regel der
Astralkörper außerhalb des physischen Körpers. Je höher der Mensch entwickelt ist, desto
weiter kann sich der Astralkörper entfernen. Die vollständige psychische Entwicklung
besteht darin, daß man den Körper zurückläßt und im Astralen frei herumspaziert. Es gibt
noch weitere Stadien. Der Astralkörper kann, während man schläft, die sonderbarsten
Wanderungen machen, nur erinnern Sie sich nicht an diese nächtlichen Wanderungen. Sie
können während der Nacht ein Bewußtsein davon haben, es aber nicht mitbringen in den
Tag. Das höchste Stadium ist, wenn Sie sowohl im Schlafe als auch im physischen Leibe sich
des astralen Bewußtseins bewußt sind. Sie können während der Nacht bekannte Menschen
aufsuchen; sie werden aber nicht Erfahrungen von ähnlicher Art wie im Physischen machen
können. Sie werden zum Beispiel nicht erfahren, was jetzt eine Person in Asien tut - das
können Sie nicht erfahren. Wenn Sie aber von ihr etwas lernen wollen, so können Sie das,
wenn Sie das in Ihr Tagesbewußtsein vollständig herübernehmen. Der Chela könnte nicht
erfahren, ob ein Meister in Asien schreibt oder nicht schreibt oder ob und was er ißt und
trinkt. Aber er kann unterrichtet werden im astralen Raum und das bewußt
mitherübernehmen in das Tagesbewußtsein.“ (Lit.:GA 88, S. 234ff)

Die Kopfaura

Christus-Darstellung mit Kreuznimbus aus dem 6. Jahrhundert, Ausschnitt aus einem Mosaik
in Sant'Apollinare Nuovo, Ravenna
→ Hauptartikel: Heiligenschein
Der Heiligenschein (lat. Nimbus) ist die bei geistig hochentwickelten Menschen hellsichtig
wahrnehmbare Kopfaura. Gedankenaustrahlungen erscheinen als Strahlenkrone, wie man
sie bei vielen Christus-Darstellungen, aber beispielsweise auch bei Helios oder Apollon
findet.

Bei jedem Menschen steigt vom Herzen zum Kopf hin ein Strom ätherisierten Blutes auf und
umspielt und umleuchtet die Zirbeldrüse. Diese durch die Ätherisation des Blutes vom
Herzen aufsteigenden Ätherkräfte durchdringen das Gehirn und strahlen sogar über den
Kopf hinaus aus; bei genügender Stärke erscheint das dem imaginativen Blick als
Heiligenschein.

Nur durch diese Ätherkräfte sind wir überhaupt in der Lage, Gedanken zu fassen, die nicht
völlig an die egoistischen Bedürfnisse des Organismus gebunden sind. Aristoteles hat das
noch geahnt. Seit auf Golgatha das Blut des Christus vergossen wurde, kann sich die
Christuskraft mit diesem Ätherstrom vereinigen. Zugleich steigen auch astrale Kräfte auf, die
allerdings die Schädeldecke nicht durchdringen können, sondern sich hier stauen und
verdichten. Sie ziehen aber äußere Astralkräfte heran, die sich wie eine astrale Kappe über
den Schädel legen. Die innerlich aufsteigenden Astralkräfte, in denen Begierden, aber auch
ungeheure Weisheit liegt, begegnen sich hier mit der äußeren astralen Weltweisheit.

Die drei Gattungen astraler Farberscheinungen


Man kann in der menschlichen Aura drei Gattungen astraler Farberscheinungen
unterscheiden, die dem leiblichen, seelischen und geistigen Aspekt des Menschen
entsprechen:

"Für ein höher ausgebildetes «geistiges Schauen» lassen sich innerhalb dieser den Menschen
umflutenden und umstrahlenden «Aura» drei Gattungen von Farbenerscheinungen
unterscheiden. Da sind zuerst solche Farben, die mehr oder weniger den Charakter der
Undurchsichtigkeit und Stumpfheit tragen. Allerdings, wenn wir diese Farben mit denjenigen
vergleichen, die unser physisches Auge sieht, dann erscheinen sie diesen gegenüber flüchtig
und durchsichtig. Innerhalb der übersinnlichen Welt selbst aber machen sie den Raum, den
sie erfüllen, vergleichsweise undurchsichtig; sie erfüllen ihn wie Nebelgebilde. – Eine zweite
Gattung von Farben sind diejenigen, welche gleichsam ganz Licht sind. Sie durchhellen den
Raum, den sie ausfüllen. Dieser wird durch sie selbst zum Lichtraum. – Ganz verschieden von
diesen beiden ist die dritte Art der farbigen Erscheinungen. Diese haben nämlich einen
strahlenden, funkelnden, glitzernden Charakter. Sie durchleuchten nicht bloß den Raum, den
sie ausfüllen: sie durchglänzen und durchstrahlen ihn. Es ist etwas Tätiges, in sich
Bewegliches in diesen Farben. Die anderen haben etwas in sich Ruhendes, Glanzloses. Diese
dagegen erzeugen sich gleichsam fortwährend aus sich selbst. – Durch die beiden ersten
Farbengattungen wird der Raum wie mit einer feinen Flüssigkeit ausgefüllt, die ruhig in ihm
verharrt; durch die dritte wird er mit einem sich stets anfachenden Leben, mit nie ruhender
Regsamkeit erfüllt.

Diese drei Farbengattungen sind nun in der menschlichen Aura nicht etwa durchaus
nebeneinander gelagert; sie befinden sich nicht etwa ausschließlich in voneinander
getrennten Raumteilen, sondern sie durchdringen einander in der mannigfaltigsten Art. Man
kann an einem Orte der Aura alle drei Gattungen durcheinanderspielen sehen, wie man
einen physischen Körper, zum Beispiel eine Glocke, zugleich sehen und hören kann. Dadurch
wird die Aura zu einer außerordentlich komplizierten Erscheinung, denn man hat es,
sozusagen, mit drei ineinander befindlichen, sich durchdringenden Auren zu tun. Aber man
kann ins klare kommen, wenn man seine Aufmerksamkeit abwechselnd auf eine dieser drei
Auren richtet. Man tut dann in der übersinnlichen Welt etwas Ähnliches, wie wenn man in
der sinnlichen zum Beispiel – um sich ganz dem Eindruck eines Musikstückes hinzugeben –
die Augen schließt. Der «Seher» hat gewissermaßen dreierlei Organe für die drei
Farbengattungen. Und er kann, um ungestört zu beobachten, die eine oder andere Art von
Organen den Eindrücken öffnen und die andern verschließen. Es kann bei einem «Seher»
zunächst überhaupt nur die eine Art von Organen, die für die erste Gattung von Farben,
entwickelt sein. Ein solcher kann nur die eine Aura sehen; die beiden anderen bleiben ihm
unsichtbar. Ebenso kann jemand für die beiden ersten Arten eindrucksfähig sein, für die
dritte nicht. – Die höhere Stufe der «Sehergabe» besteht dann darin, daß ein Mensch alle
drei Auren beobachten und zum Zwecke des Studiums die Aufmerksamkeit abwechselnd auf
die eine oder die andere lenken kann.

Die dreifache Aura ist der übersinnlich-sichtbare Ausdruck für die Wesenheit des Menschen.
Die drei Glieder: Leib, Seele und Geist, kommen in ihr zum Ausdruck.

Die erste Aura ist ein Spiegelbild des Einflusses, den der Leib auf die Seele des Menschen
übt; die zweite kennzeichnet das Eigenleben der Seele, das sich über das unmittelbar
Sinnlichreizende erhoben hat, aber noch nicht dem Dienst des Ewigen gewidmet ist; die
dritte spiegelt die Herrschaft, die der ewige Geist über den vergänglichen Menschen
gewonnen hat. Wenn Beschreibungen der Aura gegeben werden – wie es hier geschehen ist
–, so muß betont werden, daß diese Dinge nicht nur schwer zu beobachten, sondern vor
allem schwierig zu beschreiben sind. Deshalb sollte niemand in solchen Darstellungen etwas
anderes als eine Anregung erblicken.

Für den «Seher» drückt sich also die Eigentümlichkeit des Seelenlebens in der Beschaffenheit
der Aura aus. Tritt ihm Seelenleben entgegen, das ganz den jeweiligen sinnlichen Trieben,
Begierden und den augenblicklichen äußeren Reizen hingegeben ist, so sieht er die erste
Aura in den schreiensten Farbentönen; die zweite dagegen ist nur schwach ausgebildet. Man
sieht in ihr nur spärliche Farbenbildungen; die dritte aber ist kaum angedeutet. Da und dort
nur zeigt sich ein glitzerndes Farbenfünkchen, darauf hindeutend, daß auch bei solcher
Seelenstimmung in dem Menschen das Ewige als Anlage lebt, daß es aber durch die
gekennzeichnete Wirkung des Sinnlichen zurückgedrängt wird. – Je mehr der Mensch seine
Triebnatur von sich abstreift, desto unaufdringlicher wird der erste Teil der Aura. Der zweite
Teil vergrößert sich dann immer mehr und mehr und erfüllt immer vollständiger mit seiner
leuchtenden Kraft den Farbenkörper, innerhalb dessen der physische Mensch lebt. – Und je
mehr der Mensch sich als «Diener des Ewigen» erweist, zeigt sich die wundersame dritte
Aura, jener Teil, der Zeugnis liefert, inwiefern der Mensch ein Bürger der geistigen Welt ist.
Denn das göttliche Selbst strahlt durch diesen Teil der menschlichen Aura in die irdische
Welt herein. Insofern die Menschen diese Aura zeigen, sind sie Flammen, durch welche die
Gottheit diese Welt erleuchtet. Sie zeigen durch diesen Aurateil, inwieweit sie nicht sich,
sondern dem ewig Wahren, dem edel Schönen und Guten zu leben wissen: inwiefern sie
ihrem engen Selbst abgerungen haben, sich hinzuopfern auf dem Altar des großen
Weltwirkens.

So kommt in der Aura zum Ausdrucke, was der Mensch im Laufe seiner Verkörperungen aus
sich gemacht hat." (Lit.: GA 9, S. 165ff)

Ätheraura, Astralaura und Ich-Aura


Im Herzen erfolgt eine Ätherisation des Blutes. Vom Herzen aus steigt ein Ätherstrom auf,
durch den der Ätherleib erneuert wird. Zugleich geht von hier aus auch ein astraler Strom
nach oben. Der ätherische Aurenteil geht bis zum Gehirn hinauf und strahlt sogar noch über
den Kopf hinaus, während die Astralaura im Kopf aufgehalten wird und sich nur von außen
eine Art astralische Kappe aus der äußeren Astralwelt darüberlegt. Das wird dann als
Heiligenschein dem geistigen Auge sichtbar. Die Ich-Aura hingegen wird schon in der
Herzgegend aufgehalten und begegnet hier einer geistigen Strömung, die aus dem
Makrokosmos kommt und sich mit der von unten aufsteigenden Ich-Aura verschlingt.

Ätheraura
Der Ätherleib wird sichtbar, wenn man in der hellsichtigen Wahrnehmung den physischen
Leib vollständig ausblenden kann. Er erscheint dann zunächst als zartes pfirsichblütfarbenes
(„Inkarnat“) Doppelbild des physischen Leibes.

„Der Vollständigkeit halber soll noch auf einen bisher nicht besprochenen Teil der Aura
hingewiesen werden. Es ist derjenige, der dem Lebensleib entspricht. Er erfüllt ungefähr
denselben Raum, den auch der physische Leib ausfüllt. Der Hellseher kann ihn nur
beobachten, wenn er die Fähigkeit hat, sich den physischen Leib vollständig wegzudenken
(abzusuggerieren). Dann erscheint der Lebensleib (Linga sharira) als ein vollständiges
Doppelbild des physischen Leibes in einer Farbe, die an diejenige der Aprikosenblüten
erinnert. In diesem Lebensleib ist ein fortwährendes Ein- und Ausströmen zu beobachten.
Die im Universum enthaltene Lebenskraft strömt ein, wird verbraucht durch den
Lebensprozeß und strömt wieder aus.“ (Lit.:GA 34, S. 136)

Pfirsichblüt ist allerdings nur der allgemeine farbliche Grundton des Ätherleibs. Einer
genaueren Betrachtung zeigt er sich, namentlich in seinen unteren Partien, in vielfältigen
bunten, flutenden Farben.

„Wenn Sie den Ätherleib nehmen und unmittelbar hellsichtig erforschen, so ist er ein
wunderbares Gebilde ineinander flutender und schimmernder Farben. Was sind denn diese
Farben, die im Ätherleib fluten? Ja, das sind die Kräfte, die am physischen Leibe bauen, die
Kräfte, die nicht nur ihm Organe aufbauen, sondern auch wirken in dem, was während des
Lebens von den Organen des physischen Leibes vollzogen wird. Aber die menschlichen
Organe sind von verschiedener Bedeutung. Nehmen wir zwei solcher Organe wie die
Eingeweide und das Gehirn. Die äußere Anatomie untersucht die Gewebe und alles, was in
Betracht kommt, als gleichwertig. Das sind die Dinge aber nicht, sie sind ganz verschieden.
Wenn wir das menschliche Gehirn anschauen, ist es als physisches Organ etwas
Vollkommenes; das kommt davon her, daß im Gehirn jene Farbenfluten verarbeitet sind.
Wenn wir den Ätherleib des menschlichen Gehirns anschauen, dann sehen wir ihn in
verhältnismäßig blasser Farbe, denn die Farben sind dazu verwendet worden, den Bau des
Gehirns hervorzubringen. Wenn wir die Eingeweide anschauen, so finden wir die flutenden
Farben hellschimmernd wunderbar ineinanderfluten, denn die Eingeweide sind wirklich
gröbere Organe, da muß noch nicht so viel von Geistigem verwendet werden, da bleiben die
Kräfte noch zurück im Ätherleibe, da wird ein kleinerer Teil nur zum Ausbau verwendet.
Daher ist der Ätherleib des Gehirns blaß, der Ätherleib der Gedärme aber von wunderbaren,
flutenden Farben, schön.

Denken Sie nun, es kommt jemand, wie ich es geschildert habe, zum Hellsehen. Da kann
zweierlei eintreten: Es kann ein Hellsehen eintreten dadurch, daß der Ätherleib des Gehirns
gelockert wird, aber es kann auch eintreten ein Hellsehen dadurch, daß der Ätherleib der
Eingeweide gelockert wird. Beim Hellsehen wird nun der Mensch oftmals sein eigenes Innere
gewahr. Derjenige, der den Ätherleib des Gehirns herausbekommt, wird zunächst eine
ziemlich blasse Welt vor sich haben; aber der, welcher den Ätherleib seiner Eingeweide
herausbekommt, kann wunderbar flutende Farben in die Ätherwelt hinausspiegeln. Um
nämlich das Blasse des Gehirnätherleibes mit den flutenden Farben des Kosmos in
Berührung zu bringen, ist es nötig, daß wir die flutenden Farben von der ganzen Sphäre des
Kosmos erst heranziehen. Um die flutenden Farben des Ätherleibes der Gedärme zu
entwickeln, können wir sie aus uns herausstrahlen, und so kann ein ganz wunderbares
Gebilde geschaut werden auf dem Wege des Hellsehens. Gewiß, es ist ein echtes
hellsichtiges Gebilde, aber wenn man es untersucht, was ist es? Es ist nichts anderes als der
eigene Verdauungsprozeß, es ist dasjenige, was der Ätherleib während des
Verdauungsprozesses des Menschen tut; das projiziert sich in den Ätherraum hinaus.“
(Lit.:GA 174b, S. 72f)

„Wer eine gewisse Stufe des Hellsehens erreicht hat, der hat auch die Fähigkeit sich
erworben, die starke Kraft errungen, seinen Geist so zu beherrschen, daß er in viel höherem
Grade imstande ist, auf etwas seine Aufmerksamkeit zu lenken, oder sie davon abzulenken.
Wenn Sie vom gewöhnlichen Menschen verlangen, seine Aufmerksamkeit so abzulenken,
daß er sich sozusagen die physische Gestalt absuggerieren kann, so wird ihm das nur äußerst
selten möglich sein; der Hellseher aber ist dazu durchaus imstande. Der Raum, in dem sonst
der physische Leib ist, ist für den Hellseher dann ausgefüllt, durchglänzt von diesem
Ätherleib oder Lebensleib. Derselbe hat annähernd die menschliche Gestalt an Kopf, Rumpf
und Schultern. Je mehr er nach unten verläuft, desto weniger ähnlich ist er der menschlichen
Gestalt. Beim Tier ist der Ätherleib sehr verschieden vom physischen Leib. Beim Pferd zum
Beispiel ragt, wie Sie wissen, der Ätherkopf weit heraus. Und wenn Sie erst beim Elefanten
den Ätherleib hellseherisch beobachten könnten, würden Sie erstaunt sein, welch riesigen
Aufbau derselbe hat. Je mehr wir bei der Menschengestalt nach unten kommen, desto mehr
ändert sich der Ätherleib gegenüber der physischen Form. Sonst aber entspricht sich in
gewisser Beziehung Links und Rechts im physischen und im Ätherleibe. Etwas nach links liegt
das physische Herz; das entsprechende Organ im Ätherkörper ist das Ätherherz, welches auf
der rechten Seite liegt. Der größte Unterschied aber zwischen physischem und Ätherkörper
ist der, daß der Ätherleib des Mannes weiblich ist und der der Frau männlich. Diese Tatsache
ist sehr wichtig, und viele Rätsel der Menschennatur sind auf Grund dieses okkulten
Forschungsergebnisses erklärlich. So ist also beim Menschen eine Art Entsprechung, beim
Tier ein großer Unterschied zwischen diesem zweiten Glied der menschlichen Wesenheit
und dem ersten.“ (Lit.:GA 109, S. 181f)

Astralaura
„Außer dem physischen Körper hat der Mensch den sogenannten Ätherleib, sichtbar für
denjenigen, der das Äthersehen hat, ein getreues Doppelbild des gewöhnlichen physischen
Körpers. Dann durchdringt diese beiden Körper ein Seelenleib, der sogenannte Astralleib.
Dieser ragt über den physischen Leib hinaus; er ist etwas größer und hat die Form eines
Ovals, eines Eies, da er über das Haupt etwas hinausragt und dort etwas schmäler ist. In ihm
sind alle Leidenschaften, Gefühle, Begierden, welche vom physischen Leben bewirkt werden,
als dunkle Wolkengebilde sichtbar. Je reiner er ist, desto mehr erinnert er an die Sterne. Er
hat eine Farbe, die von Orange ins Gelb spielt. Also wenn Sie sich den physischen Leib
wegdenken, so haben Sie eine Art längliche Kreisform, welche als Grundton die Orangefarbe
hat, worin die verschiedenen Wolkengebilde flimmern. Die groteskesten Figuren kann man
darin spielen sehen; es ist dies für den Seher sichtbar.“ (Lit.:GA 291a, S. 183)

„Die Bewegung im physischen Leib ist nicht zu vergleichen mit der außerordentlichen
Beweglichkeit des Ätherleibes. Beim gesunden Menschen hat dieser die Farbe der Blüte des
jungen Pfirsichbaumes. Es glänzt und glitzert alles an ihm in der eigentümlichen Nuance, in
Rosenrot, Dunklem und Hellem bis zum Weiß-Leuchtenden; dabei hat der Ätherleib eine
bestimmte Grenze, wenn dieselbe auch schwankend ist. Beim astralischen Leib ist das ganz
anders. Der zeigt die mannigfaltigsten Farben und Formen, gleich einer Wolke, die
dahinflutet in steter wechselnder Bewegung. Und das, was sich in der Wolke bildet, das
drückt sich aus in den Gefühlen und Empfindungen, die der Mensch dem Menschen
entgegenbringt. Sieht der Hellseher die bläulich-rote Farbe im Astralleib auftauchen, so sieht
er gleichsam die Liebe strömen von Mensch zu Mensch, doch sieht er auch all die häßlichen
Empfindungen, die von Mensch zu Mensch spielen. Und da die Seelentätigkeit des
Menschen sich fortwährend ändert, so ändern sich auch fortwährend die Farben und
Formen des astralischen Leibes, sie treten auf und schwingen ab in buntem Spiel und bilden
ihre Einschlüsse.“ (Lit.:GA 109, S. 182f)

Ich-Aura
„Während der ätherische und astralische Aurenteil bis zum Gehirn heraufgeht und da der
astralische Aurenteil aufgehalten wird, der ätherische wie als Korona heraustritt, sehen wir,
daß der Ichteil des Menschen als innerliche Aura schon aufgehalten wird in der Herzgegend.
Die eigentliche innere Ich-Aura wird schon in der Herzgegend aufgehalten, dringt nur bis in
die Herzgegend herauf und verbindet sich mit einem der äußeren Aurenteile der
entsprechenden makrokosmischen Aurenteile. Im Herzen verschlingen sich in der Tat zwei
Elemente, das eine Element, welches aus dem Makrokosmos hereinkommt und welches mit
der Ich-Aura zusammengeknüpft wird, die von unten herauf kommt, aber schon beim
Herzen sich staut, schon beim Herzen aufgehalten wird. So wie die astralische Aura im
Gehirn aufgehalten wird, so wird die Ich-Aura im Herzen aufgehalten und berührt sich dort
mit einem äußeren Ich-Auren-Element. Daher kommt das eigentliche Ich-Bewußtsein des
Menschen im Grunde genommen den Tatsachen nach nicht im Gehirn zustande. Was ich
Ihnen gesagt habe für den alten atlantischen Menschen, daß sein Ich hineingezogen ist, das
haben wir noch genauer vorzustellen als ein Hineinziehen des äußeren makrokosmischen
Ich, das seit der alten atlantischen Zeit nun vorgedrungen ist bis zum Herzen, sich da
verbunden hat mit einer anderen Ich-Strömung, die von unten heraufströmt und die im
Herzen zusammenkommt, so daß wir im Herzen organisiert haben den Ort, wo durch das
Werkzeug des Blutes das eigentliche Ich des Menschen, wie es in unserm Bewußtsein
auftritt, zustande kommt.“ (Lit.: GA 129, S. 200f)

Die äußere makrokosmische Ich-Aura, die erst gegen Ende der atlantischen Zeit in den
Menschen eingezogen ist, erscheint dem Hellseher als eine an der Nasenwurzel hinter der
Stirne gelegene, etwas in die Länge gezogene eiförmige bläuliche Kugel.

"Wiederum drückt sich dies für den Seher in einer eigentümlichen Weise aus. Wenn er den
Astralleib untersucht, ist alles in fortwährender Bewegung bis auf einen einzigen kleinen
Raum; der bleibt, wie eine etwas in die Länge gezogene eiförmige bläuliche Kugel, etwas
hinter der Stirne, bei der Nasenwurzel. Sie findet sich nur beim Menschen. Bei dem
Gebildeten ist sie nicht mehr so wahrnehmbar wie bei dem Ungebildeten; am deutlichsten
ist sie bei den in der Kultur tiefstehenden Wilden. An dieser Stelle ist in Wahrheit nichts, ein
leerer Raum. Wie die Mitte der Flamme, die leer ist, durch den Lichtkranz blau erscheint, so
erscheint auch diese dunkle leere Stelle blau, weil das aurische Licht ringsherum strahlt. Das
ist der äußere Ausdruck für das Ich." (Lit.: GA 95, S. 17)

„Der Ich-Träger, das vierte Glied der menschlichen Wesenheit, ist gleich einer Art Ovalfigur,
deren Ursprung bis hinein in das Vorderhirn zu verfolgen ist. Dort ist dieselbe für den
Hellseher als eine bläulich- leuchtende Kugel sichtbar. Von der strömt aus in Ovalform, wie
ein Raum-Ei, könnte man sagen, das in den Menschen hineinspielt, eine Art von Bläue. Wie
ist dieser Ich-Träger zu sehen? Erst wenn der Hellseher imstande ist, sich auch den Astralleib
des Menschen abzusuggerieren, erst dann vermag er den Ich-Träger wahrzunehmen. Die
drei andern Leiber hat der Mensch mit den drei Reichen der Natur, dem Mineralreich,
Pflanzen- und Tierreich gemeinsam. Durch den Ich-Träger aber unterscheidet er sich von
diesen, dadurch ist er die Krone der Schöpfung.“ (Lit.:GA 109, S. 183)

Die Lotosblumen als geistige Wahrnehmungsorgane


→ Hauptartikel: Lotosblumen

Johann Georg Gichtel, Theosophia practica, 7 Tle., Leiden 1722, "Der gantz irdische
natürliche finstere Mensch in Sternen und Elementen"

Der wiedergeborene Mensch In seiner Geburt in Christo, im Herzen, Welcher die Schlange
ganz zermalmet, Johann Georg Gichtel: Theosophia Practica, Berlin/Leipzig 1736
Die Lotosblumen oder Chakren (von Sanskrit, m., चक्र, cakra, [ʧʌkɽʌ], wörtl: Rad, Diskus,
Kreis) sind Organe des Astralleibs und als solche in der Astralaura geistig entsprechend
entwickelter Menschen gut sichtbar. Es gibt ein System von sieben hauptsächlichen Chakren
und daneben noch eine Reihe untergordneter Lotosblumen, beispielsweise in den
Handflächen. Dem hellsichtigen Blick zeigen sich die Lotosblumen in kreisrunder,
blütenartiger Form, was ihren Namen rechtfertigt. Nach Johann Georg Gichtel, einem
Schüler Jakob Böhmes, stehen sie in Beziehung zu den Planetensphären. Beim heutigen
Menschen stehen sie still, können aber durch geistige Schulung in Bewegung gesetzt
werden. Beim fortgeschrittenen Geheimschüler drehen sie sich im Uhrzeigersinn und
eröffnen ihm dadurch den Blick in die geistige Welt. Das moderne Hellsehen ist dabei mit
strenger Gedankenkontrolle verbunden.
Beim Atlantier waren die Lotosblumen noch beweglich, beim Lemurier sogar sehr heftig
bewegt, drehten sich aber gegen den Uhrzeigersinn. Das ist auch bei heutigen Medien mit
atavistischem Hellsehen der Fall. Das Hellsehen der Medien ist allerdings ein unbewusstes,
das keiner Gedankenkontrolle unterliegt (Lit.: GA 94, S. 173).

Die Aura im Wach- und Schlafzustand


Im Schlafzustand heben sich Ich und Astralleib teilweise aus den belebten physischen Leib
heraus. Daducrh verändert sich auch der hellsichtige Eindruck, den man von der
menschlichen Aura gewinnt. Die Gestalt und Struktur der Aura ist dabei sehr wesentlich vom
geistigen Entwicklungsgrad des Menschen abhängig.

„Bei unentwickelten Menschen ist die Aura wolkenartig gebildet. Wenn der Mensch schläft,
schwebt sie, weil der Astralleib sich vom physischen Leib trennt, über dem physischen Leibe.
Sie ist dann sichtbar wie zwei ineinander geringelte Spiralen, wie Nebelringe. In dieser Weise
schlingen sie sich ineinander, um in weitergehenden Spiralen ins Unbestimmte zu
verschwinden. Solche zwei ineinander verschlungene Ringe bilden beim Schlafenden die
Aura. Wenn der Mensch eine okkulte Entwickelung durchmacht, wird die Aura immer
bestimmter. Die ins Weite gehenden Enden der Spiralen verschwinden, und es werden die
beiden ineinandergefügten Spiralgebilde sich organisieren. Immer mehr und mehr werden
sie ein bestimmtes, geschlossenes Gebilde werden, und sie zeigen dann ganz gewisse
Organe, welche in dieser Aura auftreten, und die man Chakras nennt. Das sind die
Sinnesorgane der Seele.“ (Lit.:GA 53, S. 199)

„Wenn dieser Astralleib aus dem physischen und Ätherleib heraus ist, dann beginnen sich
Verbindungen zu bilden, gleichsam Strömungen von diesem Astralleib aus nach der
kosmischen Umgebung. Wenn Sie des Morgens aus dem schlafenden Zustande wiederum
zum wachenden zurückkehren, so haben Sie während des schlafenden Zustandes die
stärkenden Kräfte gleichsam gesogen aus dem ganzen Kosmos. In einer gewissen Beziehung
war Ihr Astralleib während der Nacht durch seine Strömungen eingegliedert dem ganzen
umgebenden Kosmos. Er war in Verbindung mit all den planetarischen Wesenheiten, die zu
unserer Erde gehören. Er sandte seine Strömungen nach Merkur, Mars, Jupiter und so
weiter, und in diesen planetarischen Wesenheiten sind die stärkenden Kräfte, die in den
Astralleib hineinsenden, was wir nötig haben, um bei unserer Rückkehr in den physischen
und Ätherleib den Wachzustand fortführen zu können. Gleichsam ausgegossen und
vergrößert zu einem Weltendasein ist unser Astralleib während der Nacht. Das
hellseherische Bewußtsein sieht beim Einschlafen den Astralleib sich aus dem physischen
Leib in gewisser Beziehung herausbegeben. Das ist freilich ein ungenauer Ausdruck. Wie in
einer Spirale schlängelt sich der Astralleib aus dem physischen Leib heraus, wie eine spiralige
Wolke schwebt er. Aber das, was man da sieht, ist nur der Anfang der Strömungen, die sich
aus diesem astralischen Leib herausgliedern. Sie gehen tatsächlich in den Weltenraum
hinaus und holen sich Kräfte, durchsaugen sich mit den Kräften der Planeten. Und wenn
jemand Ihnen sagen wollte, daß der Astralleib das ist, was man mit grober Hellsichtigkeit als
eine Wolke gleichsam in der Nähe des physischen Leibes schweben sieht, dann sagt er Ihnen
gar nicht die Wahrheit, denn dieser Astralleib ist während der Nacht ausgegossen über unser
ganzes Sonnensystem. Er ist während des schlafenden Zustandes sozusagen in Verbindung
mit den planetarischen Wesenheiten. Darum sprechen wir auch von einem «astralischen»
Leib. Alle übrigen Erklärungen für den Ausdruck astralischer Leib, der im Mittelalter geprägt
worden ist, sind nicht richtig. Wir sprechen von Astralleib aus dem Grunde, weil er im
schlafenden Zustande des Menschen in gewisser innerer Verbindung ist mit den Sternen, mit
der astralischen Welt, weil er in ihr ruht, weil er ihre Kräfte in sich aufnimmt.“ (Lit.:GA 122, S.
146f)

„Wenn wir also den gewöhnlichen Wachzustand des Menschen ins Auge fassen, dann
würden wir den aurischen Zusammenhang des Menschen etwa in der folgenden Weise
zeichnen:

Zeichnung aus GA 141, S.77


der physische Leib die schärfere Linie; innerhalb der punktierten Linie der Ätherleib; was
dichter schraffiert ist, ist der astralische Leib; und die Ich-Aura würde etwa so zu zeichnen
sein, daß sie den ganzen Menschen durchdringt, aber ich zeichne sie als Strahlen, die ihn,
ohne eigentliche Grenzen, nach oben und unten strahlenartig umgeben. Daneben werde ich
nun zeichnen den Unterschied in der aurischen Zusammensetzung beim Schlafzustande
eines Menschen, der etwa um die Mitternachtsstunde schlafen würde, beziehungsweise das
aurische Bild desselben (siehe Zeichnung): physischer Leib und Ätherleib wie in der ersten
Zeichnung; das dunkel Schraffierte wäre der Astralleib;

Zeichnung aus GA 141, S.78


dessen nach unten unbestimmte Fortsetzung würde sich herausheben, aber bliebe doch in
einer vertikalen Lage. Die Ich-Aura würde ich dann strahlenförmig in der Weise zu zeichnen
haben, wie man es hier sieht. In der Halsgegend ist die Ich-Aura unterbrochen und beginnt
erst wieder in der Kopfgegend, aber so, daß sie strahlenförmig nach außen gerichtet ist und
ins Unbestimmte nach oben geht, wenn der Mensch in der horizontalen Lage ist, aber nach
aufwärts gerichtet ist, vom Kopf nach aufwärts. So daß im wesentlichen der Anblick der Aura
des schlafenden Menschen so wäre, daß der Astralleib wesentlich verdichtet und dunkel ist -
in der in der Zeichnung dunkel schraffierten Gegend -, in den oberen Teilen ist er dünner als
am Tage. In der Halsgegend ist die Ich-Aura unterbrochen, unten ist sie wieder
strahlenförmig und geht dann ins Unbestimmte fort.

Das Wesentliche ist, daß sich bei einem solchen Schlafzustande das, was man das aurische
Bild des Ich nennen kann, in der Tat in zwei Teile gliedert. Während des Wachzustandes
hängt die Ich-Aura wie ein Oval zusammen, trennt sich während eines solchen
Schlafzustandes in der Mitte auseinander und besteht während des Schlafes aus zwei
Stücken, von denen das eine durch eine Art von Schwere nach unten gedreht wird und sich
nach unten ausbreitet, so daß man es nicht mit einer sich schließenden, sondern mit einer
nach unten sich ausbreitenden Ich-Aura zu tun hat. Dieser Teil der Ich-Aura ergibt sich für
das hellseherische Bewußtsein dem Anblick nach als ein wesentlich sehr dunkler Aurenteil,
der dunkle Fäden hat, aber in starken, zum Beispiel dunkelrötlichen Nuancen tingiert ist.
Was sich davon nach oben abtrennt, ist wieder so, daß es von der Kopfgegend aus schmal
läuft, dann aber ins Unbestimmte sich ausbreitet, sozusagen oben in die Sternenwelt hin sich
ausbreitet. In gleicher Weise in der Mitte auseinandergeteilt ist die astralische Aura nicht, so
daß man von einer wirklichen Teilung derselben nicht sprechen kann, während die Ich- Aura,
wenigstens für den Anblick, zerteilt wird.

So haben wir auch in diesem okkulten Anblick eine Art von bildhaftem Ausdruck dafür, daß
der Mensch mit demjenigen, was ihn als Ich-Kräfte während des tagwachenden Zustandes
durchdringt, hinausgeht in den Weltenraum, um den Anschluß zu gewinnen an die
Sternenwelt, um die Kräfte aus der Sternenwelt sozusagen hereinzusaugen.

Nun ist derjenige Teil der Ich-Aura, der sich nach unten hin abschnürt und dunkel wird, mehr
oder weniger wie undurchsichtig sich ausnimmt, während der nach oben gehende hell
leuchtend und glänzend ist, in hellem Lichte erstrahlt, zugleich der, welcher am meisten dem
Einfluß der ahrimanischen Gewalten ausgesetzt ist. Der angrenzende Teil der astralischen
Aura ist am meisten den luziferischen Kräften ausgesetzt. Wir können daher sagen: Die
Charakteristik, die man von einem gewissen Standpunkte aus mit Recht gibt, daß das Ich und
der astralische Leib den Menschen verlassen, ist für die oberen Partien der Ich- und
astralischen Aura absolut zutreffend. Für diejenigen Teile der Ich- und astralischen Aura, die
mehr den unteren Teilen, besonders den unteren Teilen des Rumpfes der menschlichen
Gestalt entsprechen, ist es nicht eigentlich richtig; sondern für diese Teile ist es sogar so, daß
während des Schlafens die Aura des Ich und des Astralleibes mehr drinnen sind, mehr
verbunden sind mit dem physischen Leibe und dem Ätherleibe, als es im Wachzustande der
Fall ist, daß sie nach unten dichter, kompakter sind. Denn man sieht auch, wie beim
Aufwachen das, was ich unten so stark gezeichnet habe, wieder herausgeht aus den unteren
Teilen der menschlichen Wesenheit. Gerade wie der obere Teil beim Einschlafen herausgeht,
so geht der untere Teil der Ich- und astralischen Aura beim Aufwachen in einer gewissen
Weise heraus, und es bleibt nur eine Art von Stück von diesen beiden Auren drinnen, wie ich
es in der ersten Figur gezeichnet habe.

Nun ist es eben so außerordentlich wichtig zu wissen, daß durch die Evolution unserer Erde,
durch alle die Kräfte, die dabei mitgespielt haben und die Sie aus der «Geheimwissenschaft
im Umriß» ersehen können, die Einrichtung getroffen ist, daß der Mensch dieses regere
Arbeiten der unteren Aura während des Schlafes nicht mitmacht, das heißt dieses Arbeiten
nicht als Zeuge mitmacht. Denn von diesen Teilen der unteren Ich-Aura und der unteren
astralischen Aura werden die belebenden Kräfte angeregt, die der Mensch braucht, damit
das wieder ausgebessert werden kann, was während des Wachzustandes abgenutzt ist. Die
wiederherstellenden Kräfte müssen von diesen Teilen der Aura ausgehen. Daß sie nach
aufwärts wirken und den ganzen Menschen wieder herstellen, das hängt dann davon ab, daß
der nach oben hinausgehende Teil der Aura Anziehungskräfte entwickelt, die er aus der
Sternenwelt hereinsaugt, und dadurch die Kräfte, die von unten kommen, anziehen kann, so
daß sie regenerierend auf den Menschen wirken. Das ist der objektive Vorgang.

Nun gibt uns das Verständnis dieser Tatsache auch gewissermaßen das beste Verständnis für
gewisse Mitteilungen, die der Mensch empfangt, wenn er die verschiedenen okkulten oder
auf Okkultismus gebauten Urkunden verfolgt. Sie haben ja die, wie ich eben gesagt habe,
von einem gewissen Gesichtspunkte aus durchaus gerechtfertigte Charakteristik immer
gehört, daß der Schlaf darin besteht, daß der Mensch seinen physischen Leib und Ätherleib
im Bette liegen läßt und mit seinem astralischen Leib und Ich herausgeht; was also für die
oberen Partien der Ich- und astralischen Aura in einem gewissen Sinne durchaus richtig ist,
namentlich für die Ich-Aura. Wenn Sie aber morgenländische Schriften verfolgen, dann
finden Sie diese Charakteristik nicht, sondern gerade das Umgekehrte. Sie finden da
charakterisiert, daß während des Schlafzustandes das, was sonst im menschlichen
Bewußtsein lebt, sich tiefer in den Leib hineinzieht. Also Sie finden dort die umgekehrte
Charakteristik des Schlafes. Und namentlich in gewissen Vedanta-Schriften können Sie die
Sache so charakterisiert finden, daß dieses, von dem wir sagen, daß es sich aus dem
physischen Leib und Ätherleib herauszieht, sich während des Schlafes tiefer in die physische
und ätherische Leiblichkeit hineinsenkt, daß das, was das Sehen sonst bewirkt, sich in tiefere
Partien des Auges hineinzieht, so daß das Sehen nicht mehr zustande kommen kann. Warum
wird dieses in morgenländischen Schriften so charakterisiert? Das ist deshalb, weil der
Morgenländer eben noch auf einem anderen Standpunkte steht. Er sieht durch seine Art von
Hellsichtigkeit mehr das, was im Innern des Menschen vorgeht, was sich da im Innern
abspielt. Er achtet weniger auf den Vorgang des Herausgehens der oberen Aura und mehr
auf die Tatsache des Durchdrungenseins während des Schlafes mit der unteren Aura. Daher
hat er von seinem Standpunkte aus selbstverständlich recht.“ (Lit.:GA 141, S. 77ff)

Planetarische Einflüsse auf die drei seelischen Wesensglieder im Wachen und Schlafen
Während des traumlosen Schlafes steht die Empfindungsseele unter dem überwiegenden
Einfluss der Marssphäre. Im Traum wirkt die Jupitersphäre in der Verstandes- oder
Gemütsseele. Überwiegt der Einfluss der Saturnsphäre auf die Bewusstseinsseele, wird der
Mensch zum Schlafwandler.

„So können wir für den Schlafzustand drei deutlich zu unterscheidende Einflüsse auf den
inneren Menschen, der von dem äußeren während des Schlafes getrennt ist, konstatieren.
Diese drei Einflüsse, denen der Mensch ausgesetzt ist während des Schlafes, sind immer da,
und die Geisteswissenschaft kann durch Mittel, die wir noch kennenlernen werden im Laufe
der Vorträge, wirklich erforschen, daß sie bei jedem Menschen vorhanden sind. Nur
überwiegt bei der weitaus größten Anzahl der Menschen der erste Einfluß so, daß sie doch
den größten Teil ihrer Schlafenszeit in traumlosem ruhigem Schlaf verbringen. Dann tritt ja
fast für alle Menschen der zweite Einfluß immerhin ab und zu ein, daß sich in ihr
Schlafbewußtsein hereindrängt der Traumzustand. Aber diese beiden Zustände wirken für
die weitaus meisten Menschen so stark, daß das Sprechen und Handeln aus dem Schlafe
heraus zu den Seltenheiten gehört. Aber es ist auch der dritte Einfluß, der beim
Nachtwandler auftritt, bei jedem Menschen vorhanden. Nur ist beim Schlafwandler der
dritte Einfluß so stark, daß er die beiden anderen übertönt und die Herrschaft gewinnt über
die beiden schwächeren Einflüsse, während bei den anderen Menschen eben die zwei
anderen Einflüsse so stark sind, daß der dritte Einfluß gar nicht zur Geltung kommt und den
Menschen nicht zu irgendwelchen Handlungen treibt. Aber vorhanden ist er bei jedem
Menschen. Jeder Mensch ist dazu veranlagt, diesen drei Einflüssen zu unterliegen.

Diese drei Einflüsse hat man nun immer in dem Forschen der Geisteswissenschaft
voneinander unterschieden, und wir müssen innerhalb des Seelenlebens des Menschen drei
Gebiete annehmen, welche so sind, daß das eine Gebiet mehr dem einen, das zweite Gebiet
mehr dem zweiten und das dritte mehr dem dritten Einfluß unterliegen kann. Die Seele des
Menschen ist also ein dreigeteiltes Wesen, denn sie kann dreierlei Einflüssen unterliegen.
Nun bezeichnet man denjenigen Teil der menschlichen Seele, welcher dem ersten
charakterisierten Einfluß unterliegt, der überhaupt die menschliche Seele heraustreibt aus
den Leibeshüllen, in der Geisteswissenschaft als die Empfindungsseele. Denjenigen Teil der
Seele, auf welchen sich der Einfluß geltend macht, der an zweiter Stelle charakterisiert
worden ist, der die Traumbilder hereindrängt in das menschliche Seelenleben während der
Nacht, den bezeichnet man als Verstandes- oder Gemütsseele. Und denjenigen Teil der
menschlichen Seele, der also für die meisten Menschen überhaupt seine eigenartige Natur
im Schlafesleben gar nicht kundgibt, weil die beiden anderen Einflüsse überwiegen,
bezeichnet man als Bewußtseinsseele. So haben wir während der Schlafenszeit des
Menschen drei Einflüsse zu unterscheiden, und die drei Glieder des Seelenlebens, die diesen
drei Einflüssen unterliegen, unterscheiden wir als Empfindungsseele, als Verstandes- oder
Gemütsseele und als Bewußtseinsseele. Wenn also der Mensch durch die eine Macht, die
wir geschildert haben, in den traumlosen ruhigen Schlaf versetzt wird, dann geschieht aus
der Welt heraus, in die er eintritt, ein Einfluß auf seine Empfindungsseele. Wenn der Mensch
seinen Schlaf durchsetzt erhält mit den Bildern der Traumwelt, dann geschieht ein Einfluß
auf seine Verstandesoder Gemütsseele, und wenn er gar anfängt, in der Nacht zu sprechen
oder aus dem Schlafe heraus zu handeln, dann geschieht ein Einfluß auf seine
Bewußtseinsseele.“ (Lit.:GA 119, S. 64ff)

Zeichnung aus GA 119, S. 75


„Wir haben also drei Kräfte, die auf den Menschen während des Schlaf zustandes wirken.
Diese drei Kräfte haben seit alten Zeiten in der Geisteswissenschaft ganz bestimmte Namen,
und ich bitte Sie jetzt, bei diesen Namen nichts anderes zunächst zu denken, als was eben
geschildert worden ist. Sie kennen diese Namen natürlich, aber ich bitte Sie, an gar nichts
anderes zu denken als an Namen, die den betreffenden Kräften gegeben werden, die in der
Nacht auf diese drei Teile der menschlichen Seele wirken. Denn in der Tat ist es so: Wenn Sie
zurückgehen würden in alte Zeiten, so waren diese drei Namen diesen drei Kräften gegeben,
und wenn diese jetzt gebraucht werden für andere Dinge, so sind sie nicht ursprünglich,
sondern entlehnt. Ursprünglich sind diese Namen diesen drei Kräften gegeben. Diejenige
Kraft, die auf die Empfindungsseele beim Einschlafen und Aufwachen wirkt, bezeichnete
man mit einem Namen, welcher in alten Sprachen sich decken würde mit dem Worte Mars.
(Während der folgenden Ausführungen werden der Zeichnung von Seite 69 die Namen Mars,
Jupiter usw. hinzugefügt; siehe Zeichnung Seite 75.) Mars ist nichts anderes als ein Name für
diejenige Kraft, die auf die Empfindungsseele wirkt, welche des Abends den Menschen
heraustreibt aus seinen Leibeshüllen und des Morgens wiederum hineinschickt. Diejenige
Kraft, welche wirkt auf die Verstandesoder Gemütsseele, nach dem Einschlafen und vor dem
Aufwachen, sie ist jene Kraft, welche die Welt der Träume hineintreibt in die Verstandes-
oder Gemütsseele -, diese Kraft führt den Namen, der sich decken würde mit dem Worte
Jupiter. Und diejenige Kraft, welche in besonderen Verhältnissen den Menschen zum
Nachtwandler machen würde, die also während des Schlafzustandes auf des Menschen
Bewußtseinsseele wirkt, die trägt im Sinne der alten Geisteswissenschaft den Namen Saturn.
So daß man also im Sinne der Geisteswissenschaft redet, wenn man sagen würde, Mars hat
den Menschen eingeschläfert, Jupiter hat dem Menschen Träume in seinen Schlaf geschickt,
und der dunkle finstere Saturn ist die Ursache, die den Menschen, der seinem Einflüsse nicht
widerstehen kann, in seinem Schlafe aufrüttelt und zu unbewußten Handlungen treibt.“ (S.
69f)

„So haben wir also das menschliche Seelenleben verfolgt durch den Schlaf- und durch den
Wachzustand. Wir haben gefunden, daß es in drei voneinander getrennte Glieder zerfällt,
daß es dreierlei Einflüssen unterliegt. Wenn der Mensch in der Nacht hingegeben ist
derjenigen Welt, die wir bezeichnen müssen als die geistige Welt, dann ist er hingegeben
den Kräften, die in der Geisteswissenschaft bezeichnet werden als Mars-, Jupiter- und
Saturnkräfte. Wenn er während des Tagwachens sein Seelenleben entfaltet durch die
Empfindungsseele, durch die Verstandes- oder Gemütsseele und durch die
Bewußtseinsseele, dann ist er hingegeben an diejenigen Kräfte, die bezeichnet werden in der
Geisteswissenschaft als Venus-, Merkur- und Mondkräfte. Damit haben wir des Menschen
täglichen Weg bezeichnet, den Weg, den er innerhalb von vierundzwanzig Stunden
durchmißt.“ (S. 74f)

Die Aura und das vorgeburtliche Wesen des Menschen


„Gewöhnlich nehmen wir nur von dieser Menschengestalt die äußerliche Körperlichkeit
wahr. Derjenige, der sich zu den beweglichen, lebendigen Gedanken durchgerungen hat, der
schaut nun nicht bloß diese äußere sinnliche Menschengestalt, der schaut etwas, was
geistig-seelisch an dieser Menschengestalt ist, ein Aurisches, eine geistig-seelische Aura. Nur
so ist das Wort <Aura> in diesem Sinne zu verstehen, nicht in irgendeinem abergläubischen
Sinn. Man schaut das Aurische, in das die Menschengestalt eingebettet ist, aber man erkennt
in dieser Aura nicht nur dasjenige, was äußerlich im Raume vor einem steht, sondern man
schaut hin auf dasjenige, was der Mensch schon war in seinem GeistigSeelischen, bevor er
heruntergestiegen ist aus einer geistig-seelischen Welt. Man lernt den Menschen durch sein
aurisches Wesen, das sich solcher Anschauung ergibt, wie ich sie charakterisiert habe, als
geistig-seelisches Wesen kennen, und man lernt zurückschauen in die geistig-seelische Welt,
in seine Präexistenz, in das Leben, das er hatte, bevor er sein irdisches Leben angetreten
hatte. Und man lernt nicht nur in solcher Abstraktheit wissen, dass der Mensch wahrhaftig
gelebt hat vor seiner Geburt in einer geistig-seelischen Welt, man lernt auch das Konkrete
dieses geistig-seelischen Menschenwesens, das heißt unser Selbst kennen, wie wir durch die
sinnliche Anschauung die äußere Welt kennenlernen.“ (Lit.:GA 80a, S. 464f)

Die kindliche Aura


„Während das, was wir die «kindliche Aura» nennen, in den ersten Lebensjahren wie eine
wunderbare, menschlich-übermenschliche Macht das Kind umschwebt - so umschwebt, daß
diese kindliche Aura, der eigentliche höhere Teil des Menschen, überall seine Fortsetzung in
die geistige Welt hinein hat -, dringt in jenem Zeitpunkt, bis zu welchem der Mensch sich
zurückerinnern kann, diese Aura mehr in das Innere des Menschen hinein. Der Mensch kann
sich, bis zu diesem Zeitpunkte zurück, als zusammenhängendes Ich empfinden, weil
dasjenige, was früher an die höheren Welten angeschlossen war, dann in sein Ich
hineingezogen ist. Von da ab stellt das Bewußtsein überall sich selber in Verbindung zu der
Außenwelt.“ (Lit.:GA 15, S. 15)

„Der Hellseher sieht nun an dem Kinde, wie es in den allerersten Tagen und Wochen der
Entwickelung umgeben ist von mächtig wirkenden Kräften, die dem zweiten Wesensteil des
Menschen, dem Ätherleibe, angehören. Wir wissen, daß dieser beim heutigen Menschen
etwa dieselbe Größe hat wie der physische Leib, beim Kinde aber noch sehr weit über den
physischen Leib herausragt, besonders am Kopf, Und da ist nun auch dieses Arbeiten der
Kräfte, das wie ein Lichtspiel sich ausnimmt für den Hellseher, besonders lebhaft. Es ist
wunderbar anzusehen, wie gewisse Kräfte aus dem Körper von unten heraufschießen, wie es
dann von oben herunterstrahlt, vom Genick, von allen Seiten her und da, wo sich die Haare
wirbeln, in ein lebendiges Spiel der Kräfte ausstrahlt, zu einem astralisch-ätherischen
Lichtspiel wird im Ätherleib des Kindes, das sich dann mit der Zeit immer mehr verliert. In
diesem Lichtspiel liegen die Kräfte, die jene physischen Verbindungsglieder im Gehirn
schaffen. Das Gehirn wird erst in der Zeit gestaltet, wenn das Kind schon geboren ist, und
zwar aus einer geistigen Substanz heraus. Vierzig bis fünfzig Kräfteströme können Sie da
zusammenarbeiten sehen - aus ihnen ist der Lichtkörper zusammengesetzt -, ein
wunderbares Schauspiel, wenn Sie so das Kind in den ersten Lebenswochen beobachten.
Allmählich dringt dieser Lichtkörper in das Gehirn des Kindes hinein, ist dann drinnen. Erst
war der Ätherleib des Kindes draußen, er umgab den Kopf, war ganz primitiv; ihn umgab ein
Lichtkörper, aus dem er Kräfte sammelte, und nun geht er allmählich in den Kopf des Kindes
hinein, sitzt da drinnen als der komplizierte Ätherorganismus. Das ist das Wundervolle an
der Entwickelung, daß alles Physische aus der geistigen Welt heraus konstruiert ist, aus dem
Geistigen heraus gearbeitet ist, welches wir dann selbst aufnehmen. Das Seelische hat sich
zuerst die Behausung ausgearbeitet, in der es dann wohnt.“ (Lit.:GA 109, S. 168f)

Die Aura von Mann und Frau


In der Aura des männlichen und weiblichen Organismus wirken Luzifer und Ahriman auf
unterschiedliche Weise. Diese Unterschiede sind nicht durch das Ich und die Seele bedingt,
sondern durch den unterschiedlichen Bau des physisch-ätherischen Leibes.

Frau
„Also nehmen wir noch einmal den weiblichen Organismus. Er strahlt aus gewissermaßen
eine luziferische Aura. Aber dadurch, daß er sie ausstrahlt, schiebt er zurück den Lebens-
oder Tonäther, dadurch bildet sich um den weiblichen Organismus herum eine Art
ahrimanische Aura, so daß dann der weibliche Organismus in der Mitte die luziferische Aura
hat, weiter draußen die ahrimanische. Aber dieser weibliche Organismus kann jetzt, wenn er
nicht so untätig ist, daß er bei seinem Schauen der eigenen Aura stehenbleibt, sich
weiterentwickeln. Und das ist gerade das, worauf es ankommt, daß man nicht in ungesunder
Weise bei den erstgebildeten Imaginationen bleibt, sondern daß man gerade alles
Willensmäßige mächtig anwendet, um durchzudringen durch diese Imaginationen. Denn
man muß zuletzt es so weit bringen, daß einem nicht die eigene Aura erscheint, sondern daß
zurückgespiegelt gleichsam von einer Spiegelplatte, die jetzt eine ahrimanische Aura ist, das
erscheint. Man darf nicht in die eigene Aura hineinschauen, sondern man muß von der
äußeren Aura zurückgespiegelt das haben, was in der eigenen Aura ist. Dadurch sehen Sie,
ist es für den weiblichen Organismus so, daß er das Luziferische vom Ahrimanischen
zurückgespiegelt erhält und dadurch neutralisiert, dadurch gerade ins Gleichgewicht
gebracht wird. Dadurch ist es nun weder ahrimanisch noch luziferisch, aber es wird
entweiblicht, es wird allgemein-menschlich. Wirklich, es wird allgemein-menschlich.

Ich bitte Sie nur, das so recht zu fühlen, wie der Mensch wirklich, indem er ins Geistige
aufsteigt, dadurch daß er, sei es der luziferischen, sei es der ahrimanischen Gewalt der
eigenen Aura entgeht, gerade ins Luziferische oder Ahrimanische nicht hineinschaut,
sondern das eine sich spiegeln läßt und dadurch es zurückempfängt, asexuell, ohne daß es
männlich oder weiblich ist. Das Weibliche wird neutralisiert zum Männlichen am
Ahrimanischen, das Männnliche wird neutralisiert zum Weiblichen am Luziferischen. Denn
ebenso, wie sich die weiblich-luziferische Aura umgibt mit der ahrimanischen Aura, so
umgibt sich die männlich-ahrimanische Aura mit der luziferischen Aura, und es strahlt sich da
ebenso dasjenige zurück, was man in sich hat wie bei der weiblichen. Man sieht es als
Spiegelbild.“ (Lit.:GA 272, S. 187f)

Mann
„Wenn wir den männlichen Organismus ins Auge fassen, so hat in seine Aura hinein Ahriman
seine Kraft, aber jetzt in den Ton- und Lebensäther gewoben. Und wie es bei der Frau
vorzugsweise der Wärmeäther ist, so ist es beim Manne vorzugsweise der Lebensäther. Bei
der Frau ist es vorzugsweise der Wärmeäther, in dem Luzifer wirkt, und beim Manne der
Lebensäther, in dem Ahriman wirkt. Wenn der Mann nun aus seinem Bewußtsein
herauskommt, wenn der Zusammenhalt, der sich in ihm als Ich-Bewußtsein ausdrückt,
herabgedämpft wird, wenn eine Art passiver Zustand bei dem Manne eintritt, dann ist es so,
daß man wiederum sehen kann, wie die Aura sich um ihn geltend macht, die Aura, in der
Ahriman seine Gewalt darinnen hat.

Aber es ist jetzt eine Aura, die vorzugsweise Lebensäther und Tonäther in sich enthält. Da ist
vibrierender Ton drinnen, so daß man eigentlich diese Aura des Mannes nicht so unmittelbar
imaginativ sieht. Es ist keine imaginative Aura, sondern es ist etwas von vibrierendem
geistigem Ton, das den Mann umgibt. Das alles hat zu tun mit der Gestalt, nicht mit der
Seele natürlich; das hat mit dem Manne zu tun, insofern er physisch ist. So daß derjenige,
der diese Gestalt von außen betrachtet, sehen kann: der Mensch strahlt - kann man jetzt
sagen - Intuitionen aus. Das sind dieselben Intuitionen, aus denen eigentlich seine Gestalt
gebildet worden ist, durch die er da ist als der Mann in der Welt. Da tönt es von lebendig-
vibrierendem Ton um einen herum. Daher ist beim Manne eine andere Gefahr vorhanden,
wenn das Bewußtsein zur Passivität herabgedämpft wird, die Gefahr, diese eigene Aura nur
zu hören, innerlich zu hören. Der Mann muß besonders achtgeben, daß er nicht sich gehen
läßt, wenn er diese eigene Aura geistig hört, denn da hört er den in ihm waltenden Ahriman.
Denn der muß da sein.

Sie sehen jetzt, wie auf der Erde nicht das Männliche und Weibliche in der Menschheit wäre,
wenn nicht Luzifer und Ahriman gewirkt hätten. Ich möchte wissen, wie die Frau dem Luzifer
entfliehen könnte, wie der Mann dem Ahriman entfliehen könnte! Die Predigt: man soll
ihnen entfliehen, diesen Gewalten - ich habe es oft betont -, ist ganz töricht, denn sie
gehören zu dem, was in der Evolution lebt, nachdem die Evolution schon einmal so ist, wie
sie ist.“ (Lit.:GA 272, S. 184f)

Die Aura der Erde


→ Hauptartikel: Erdenaura
Die Aura der Erde glimmt im Osten bläulich-violett und brennt und sprüht im Westen rötlich-
gelb. Dazwischen liegt ein grüner Gürtel. Durch das Mysterium von Golgatha ist eine
bedetsame Veränderung eingetreten. In der bläulichen Osthäfte, genau dort, wo Jerusalem
liegt, leuchtete mit dem Kreuzestod Christi ein Goldstern auf, von dem die Bildung des
Neuen Jerusalems ausgeht.

„Wir bekommen ein Bild von der Erde, wenn wir uns vorstellen: eine im Weltenraume
schwebende Kugel, die von der einen Seite bläulich-violettlich glimmt, nach der andern Seite
rötlich-gelblich brennt, sprüht; und dazwischen ist ein grüner Gürtel. Bildliche Vorstellungen
tragen den Menschen allmählich hinüber in die geistige Welt. Darauf kommt es an. Man ist
natürlich genötigt, solche bildliche Vorstellungen hinzustellen, wenn man im Ernste von den
geistigen Welten spricht, und es ist weiter nötig, daß nicht nur geglaubt werde, es handle
sich bei solchen bildlichen Vorstellungen um irgendwelche Erdichtungen, sondern man ist
darauf angewiesen, daß etwas daraus gemacht werde. - Fassen wir noch einmal ins Auge:
die bläulich-violettlich glimmende Osterde, die rötlich-gelblich sprühende Westerde. Aber da
kommen noch verschiedene Differenzierungen hinein. Wenn der Tote in unserem
gegenwärtigen Zeitenzyklus gewisse Punkte betrachtet, dann bekommt er von der Stätte
aus, die hier auf der Erde dadurch signiert ist, daß es Palästina, daß es Jerusalem ist, mitten
aus dem Bläulich-Violettlichen heraus etwas von goldigem Gebilde, von goldigem
Kristallgebilde zu schauen, das sich dann belebt: das ist Jerusalem, vom Geiste aus gesehen!
Das ist das, was auch in der Apokalypse - indem ich von Imaginationen spreche - als
«himmlisches Jerusalem» hineinspielt. Das sind keine ausgedachten Dinge, das sind Dinge,
die geschaut werden können. Geistig betrachtet war es mit dem Mysterium von Golgatha so,
wie man es bei der physischen Betrachtung erleben kann, wenn heute der Astronom sein
Fernrohr in den Weltenraum hinausrichtet und dann schaut, was ihn in Verwunderung
versetzt, wie zum Beispiel das Aufleuchten von Sternen. Geistig, vom Weltenall aus
betrachtet, war das Ereignis von Golgatha das Aufleuchten eines Goldsternes in der blauen
Erdenaura der Osthälfte der Erde. Da haben Sie die Imagination für das, was ich vorgestern
am Schlüsse entwickelt habe. Es handelt sich wirklich darum, daß man durch solche
Imaginationen sich wiederum Vorstellungen vom Weltenall verschafft, welche die
Menschenseele in den Geist dieses Weltenalls fühlend hineinstellen.“ (Lit.:GA 181, S. 174f)

„Woher stammt das Blauviolette auf der einen Seite der Erdenaura? Wenn man diese Seite
der Erdenkugel sieht, so verschwindet das Physische der Erde, von außen gesehen; es wird
mehr die Lichtaura durchsichtig, und das Dunkle der Erde verschwindet. Das macht das Blau,
was da durchschaut. Sie können sich die Erscheinung aus der Goetheschen Farbenlehre
erklären. Weil aber das Innere der Erde heraufsprüht aus der Westhälfte, so heraufsprüht,
daß da wahr ist, was ich vorgestern geschildert habe: In Amerika ist der Mensch vom
Unterirdischen bestimmt, von dem, was unter der Erde ist, deshalb strahlt und sprüht auch
das Innere der Erde wie ein rot-gelber Schimmer, wie ein rötlich-gelbes Sprühfeuer in das
Weltenall hinaus.“ (S. 176)

Der Aura-Begriff bei Walter Benjamin

Nichts gibt vielleicht von der echten Aura einen so richtigen Begriff wie die späten Bilder van
Goghs, wo an allen Dingen [...] die Aura mitgemalt ist. Vincent van Gogh: Weizenfeld mit
Gewitterhimmel, 1890
Der deutsche Philosoph und Kulturkritiker Walter Benjamin (1892-1940) hat einen eigenen
Aura-Begriff geprägt, mit dem er sich nachdrücklich von den Theosophen abgrenzte.
Erstmals schrieb er über seine „Mitteilungen über das Wesen der Aura“ im März 1930 in den
„Erfahrungsprotokollen zum Haschischgebrauch“. Benjamin sah in der Aura ein sowohl in
der gesamten, nicht nur beseelten Natur und auch in der Kunst zu findendes Phänomen, das
er ausführlich in seinem 1935 erschienenen Aufsatz „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner
technischen Reproduzierbarkeit“ beschrieben und kurz als „sonderbares Gespinst aus Raum
und Zeit: einmalige Erscheinung einer Ferne, so nah sie sein mag“[3] definiert hat.

„Erstens erscheint die echte Aura an allen Dingen. Nicht nur an bestimmten, wie die Leute
sich einbilden. Zweitens ändert sich die Aura durchaus und von Grund auf mit jeder
Bewegung, die das Ding macht, dessen Aura sie ist. Drittens kann die echte Aura auf keine
Weise als der geleckte spiritualistische Strahlenzauber gedacht werden, als den die vulgären
mytischen Bücher sie abbilden und beschreiben. Vielmehr ist das Auszeichnende der echten
Aura: das Ornament, eine ornamentale Umzirkung, in der das Ding oder Wesen fest wie in
einem Futeral eingesenkt liegt. Nichts gibt vielleicht von der echten Aura einen so richtigen
Begriff wie die späten Bilder van Goghs, wo an allen Dingen - so könnte man diese Bilder
beschreiben - die Aura mitgemalt ist.“

– Walter Benjamin: Autobiographische Schriften, 1930 [4]


Heute, so meint, Benjamin, findet durch die technische Reproduktion der Kunstwerke,
indem dadurch ihr Hier und Jetzt entwertet wird, eine „Zertrümmerung der Aura“ statt.

„Diese veränderten Umstände mögen im übrigen den Bestand des Kunstwerks unangetastet
lassen - sie entwerten auf alle Fälle sein Hier und Jetzt. Wenn das auch keineswegs vom
Kunstwerk allein gilt sondern entsprechend zum Beispiel von einer Landschaft, die im Film
am Beschauer vorbeizieht, so wird durch diesen Vorgang am Kunstwerk doch ein
empfindlichster Kern berührt, den so ein Gegenstand der Natur nicht aufweist. Das ist seine
Echtheit. Die Echtheit einer Sache ist der Inbegriff alles von Ursprung her an ihr
Tradierbaren, von ihrer materiellen Dauer bis zu ihrer geschichtlichen Zeugenschaft. Da die
letztere auf der ersteren fundiert ist, so gerät in der Reproduktion, wo die erstere sich dem
Menschen entzogen hat, auch die letztere: die historische Zeugenschaft der Sache ins
Wanken. Freilich nur diese; was aber dergestalt ins Wanken gerät, das ist die Autorität der
Sache, ihr traditionelles Gewicht. Man kann diese Merkmale im Begriff der
Aurazusammenfassen und sagen: Was im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit des
Kunstwerks verkümmert, das ist seine Aura. Dieser Vorgang ist symptomatisch; seine
Bedeutung weist über den Bereich der Kunst weit hinaus. Die Reproduktionstechnik, so läßt
sich allgemein formulieren, löst das Reproduzierte aus dem Bereiche der Tradition ab. Indem
sie die Reproduktion vervielfältigt, setzt sie an die Stelle seines einmaligen Vorkommens sein
massenweises. Und indem sie der Reproduktion erlaubt, dem Beschauer in seiner jeweiligen
Situation entgegenzukommen, aktualisiert sie das Reproduzierte. Diese beiden Prozesse
seiner technischen Reproduzierbarkeit führen zu einer gewaltigen Erschütterung des
Tradierten - einer Erschütterung der Tradition, die die Kehrseite der gegenwärtigen Krise und
Erneuerung der Menschheit ist. Sie stehen im engsten Zusammenhang mit den
Massenbewegungen unserer Tage. Ihr gewaltigster Agent ist der Film. Seine gesellschaftliche
Bedeutung ist auch in ihrer positivsten Gestalt, und gerade in ihr, nicht ohne diese seine
destruktive, seine kathartische Seite denkbar: die Liquidierung des Traditionswertes am
Kulturerbe. Diese Erscheinung ist an den großen historischen Filmen von Kleopatra und Ben
Hur bis zu Fridericus und zu Napoleon am handgreiflichsten [...]

Was ist eigentlich Aura? Ein sonderbares Gespinst aus Raum und Zeit: einmalige Erscheinung
einer Ferne, so nah sie sein mag. An einem Sommernachmittag ruhend einem Gebirgszug am
Horizont oder einem Zweig folgen, der seinen Schatten auf den Ruhenden wirft - das heißt
die Aura dieser Berge, dieses Zweiges atmen. An der Hand dieser Definition ist es ein
Leichtes, die besondere gesellschaftliche Bedingtheit des gegenwärtigen Verfalls der Aura
einzusehen. Er beruht auf zwei Umständen, welche beide mit der zunehmenden Ausbreitung
und Intensität der Massenbewegungen auf das Engste zusammenhängen. Die Dinge sich
»näherzubringen« ist nämlich ein genau so leidenschaftliches Anliegen der gegenwärtigen
Massen wie es ihre Tendenz einer Überwindung des Einmaligen jeder Gegebenheit durch
deren Reproduzierbarkeit darstellt. Tagtäglich macht sich unabweisbarer das Bedürfnis
geltend, des Gegenstands aus nächster Nähe im Bild, vielmehr im Abbild, in der
Reproduktion habhaft zu werden. Und unverkennbar unterscheidet sich die Reproduktion,
wie illustrierte Zeitung und Wochenschau sie in Bereitschaft halten, vom Bilde. Einmaligkeit
und Dauer sind in diesem so eng verschränkt, wie Flüchtigkeit und Wiederholbarkeit in
jener.“

– Walter Benjamin: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, S.


438ff
Siehe auch
Walter Benjamin - Artikel in der deutschen Wikipedia
Aura (Benjamin) - Artikel in der deutschen Wikipedia
DatenschutzÜber AnthroWikiHaftungsausschlussGeistiger Hintergrund
Die Atmung ist jener Lebensprozess, durch den wir am stärksten mit der Umgebung in
Wechselwirkung treten. Er steht dadurch auch in enger Beziehung zur Sinnestätigkeit, die
uns ebenfalls, aber auf andere Weise, mit der Umwelt verbindet.

„Da haben wir zunächst etwas, was in einer gewissen Weise in allem Lebendigen sein muß:
die Atmung. Jenes Verhältnis zur Außenwelt, das die Atmung ist, muß gewissermaßen in
jedem Lebendigen sein. Ich kann mich jetzt nicht im einzelnen darauf einlassen, wie es
wiederum für die Tiere, Pflanzen und Menschen differenziert ist; aber in jedem Lebendigen
ist in einer gewissen Weise die Atmung. Die Atmung des Menschen wird immer wieder
erneuert durch etwas, was er von der Außenwelt aufnimmt; das kommt allen Sinnesbezirken
zugute. Es kann nicht der Geruchssinn walten, der Sehsinn walten, der Tonsinn walten, wenn
nicht das, was das Leben von der Atmung hat, allen Sinnen zugute kommt. Ich müßte also zu
jedem Sinn «Atmung» dazuschreiben. Nicht wahr, es wird geatmet; aber was durch die
Atmung als Lebensprozeß geleistet wird, das kommt allen Sinnen zugute."“ (Lit.:GA 170, S.
113f)

Von den Lebensprozessen zu unterscheiden sind die sieben Lebensstufen, von denen Rudolf
Steiner spricht. Hier offenbart sich ein anderer kosmischer Zusammenhang. Das
Atmungsleben, die dritte Stufe der 7 Lebensstufen, aus der sich auch die Sprache bildet, wird
hier mit den Marskräften in Verbindung gebracht:

„Der dritte Planet ist dann der Mars. Er schwächt das wuchtende Leben zur Atmung ab. Auch
bei ihm kann natürlich das der Fall sein, daß die Sonne ihn zudeckt. Dann kann das
Atmungsleben eine besondere Anregung erfahren. Da der Mars aber sehr rasch, etwa in
zwei Jahren herumkreist, so ist das so, daß das fast jeder Mensch erfährt, und daher jeder
Mensch in seinem Atmungsleben, in seinem Bild-Erleben gewisse Anregungen bekommt. Sie
sind ja nicht immer allerersten Ranges, aber die Menschen werden dann Dichter oder so was
dergleichen, oder Komponisten, die Anregungen in ihrem Atmungsleben empfangen... Also
den Mars betrachteten die alten instinktiven Weisen als Anreger für das Atmungsleben.“
(Lit.:GA 208, S. 94)

Die Regulierung der Atmung auf dem geistigen Schulungsweg


„Unser physischer Leib ist aus dem Makrokosmos herausgeboren. Die äußere Welt hat ihn
gebildet; aus unserem physischen Leib heraus muß unser Ich den geistigen Leib gebären.
Atma heißt unser geistiger Leib. Atma bedeutet Atem. Durch das geregelte Atmen in der
Meditation bauen wir unsern geistigen Leib auf. Tatsächlich atmen wir mit jedem Atemzug
unser Ich aus oder ein.

Atmung und Atma (Zeichnung aus GA 266/1, S. 159)


Diese Zeichnung[2] hilft uns veranschaulichen, was tatsächlich geschieht. Innerhalb unseres
von den Göttern aufgebauten äußeren Leibes formen wir den geistigen Leib. Das Ich strömt
in ihn hinein mit jeder Einatmung, und wieder heraus beim Ausatmen. Indem wir das Atmen
regeln und an den verschiedenen Stellen unseres Körpers konzentrieren, versorgen wir
unsern geistigen Leib mit den Kräften, die zu seinem Aufbau nötig sind. Mit der Stelle im
Vorderkopf, hinter und etwas über der Nasenwurzel, steht das Ich selbst in direkter
Verbindung; mit dem Kehlkopf das Denken, mit den Händen das Fühlen, mit den Füßen und
überhaupt dem untern Körpergerüst das Wollen. Durchströmen wir mit Hilfe des geregelten
Atmens unsern Körper mit diesen Kräften, so bauen wir an unserm geistigen Leib.“ (Lit.:GA
266a, S. 159)

„Beim Einatmen tritt die Luft in dieses Organ ein bis in die feinsten Verzweigungen hinein.
Dieses Organ ist die Lunge. In der Luft lebt der Geist des Menschen. Wenn er einatmet,
atmet er seinen Geist ein, und wenn er ausatmet, atmet er seinen Geist aus. Immer mehr
entwickelt sich der Geist des Menschen. So ist also abwechselnd der Geist des Menschen in
ihm oder draußen in der Welt. Durch Ein- und Ausatmen wird das Wachstum des
Geistesmenschen gefördert.

Es kommt sehr darauf an, was der Mensch seinem Geiste beim Ausatmen mitgibt [an
Gedanken]. Durch diese wird sein Geist aufgebaut. Durch jeden Gedanken, den er dem Atem
mitgibt, den er ausströmt, baut er seinen Geist auf. Nicht immer hatte der Mensch ein
Organ, um die Luft einzuatmen. Gehen wir zurück auf den früheren Planeten, den Mond, so
lebten dort Wesen, die nicht Luft, sondern Feuer einatmeten. Und so, wie der Mensch jetzt
Sauerstoff einatmet und Kohlensäure ausatmet, so atmeten dort die Wesen Feuer ein und
strömten Kälte aus.

Es wird auch eine Zeit kommen, wo die Menschen nicht mehr Luft einatmen und ausatmen.
Gerade so, wie der Mensch sich auf der Erde selbst seine Wärme bereitet durch sein
Wärmeorgan, das Herz mit dem Blutkreislauf, so wird er später innerlich selbst ein Luftorgan
haben, welches den Organismus ebenso mit dem versorgt, was wir jetzt aus der Luft
aufnehmen, wie das Wärmeorgan uns jetzt versorgt mit Wärme, die früher auf dem Monde
von den Wesen aus der Umwelt aufgesogen und eingeatmet wurde. Die verbrauchte Luft
werden in Zukunft die Menschen selbst verarbeiten können in ihrem Innern. Wenn das
erreicht ist, dann werden sie die Luft nicht mehr aus der Umgebung aufnehmen, sie werden
dann nicht mehr in der Luft leben. Auf einer späteren Stufe, auf dem Jupiter, werden die.
Menschen im Lichte leben und Licht einatmen, wie sie jetzt Luft einatmen und wie sie auf
dem Monde Wärme eingeatmet haben.“ (Lit.:GA 266a, S. 162)

„Es gibt im Alltagsbewußtsein bei allen Menschen Zustände, die an den Mondzustand
erinnern, und andere, in denen der Jupiterzustand hineinragt. Wenn uns die Schamröte ins
Gesicht tritt, dann wiederholen wir ein Stück Mondzustand. Wieso dies? Auf dem Mond
besaßen wir noch kein Blut. Wir wissen aber, daß das Blut der Ausdruck unseres Ich ist. Auf
dem alten Monde nun befanden sich alle Kräfte, die heute in unserem Blute wirken,
außerhalb unser. Es war noch kein Ich-Gefühl in uns. Wenn wir aus Scham erröten, so
möchten wir am liebsten sagen: O wäre ich nicht, versänke ich in die Erde. - Damit drängen
wir das Blut nach außen, gleichsam unser Ich abwälzend.

Ein anderer Zustand, der auf den Jupiter hinweist, ist derjenige, der eintritt, wenn wir
Schreck, Angst empfinden, indem wir erbleichen. Was tritt da ein? Unser Blut drängen wir
nach dem Herzen, um unser Ich zu verstärken. Wir tun dies instinktiv, um uns stark zu
machen, eine Gefahr von uns abzuwenden. Auf dem Jupiter wird das Herz ein willkürlicher
Muskel werden - nach Belieben können wir unser Ich verstärken. Denn in der Tat werden
uns auf dem Jupiter Begebenheiten und Wesenheiten entgegentreten, bei denen wir es
durchaus notwendig haben, unser Ichbewußtsein zu verstärken. Wir müssen aber einen
Zustand zu erreichen suchen, wo wir in genau derselben Weise wie beim Angstgefühl unser
Ich schützen, ohne eine Angstempfindung zu haben.

Wenn wir tief einatmen und den Atem anhalten, so rekapitulieren wir ein Stück
Mondzustand. Wenn wir dagegen den Atem draußen lassen, so haben wir darin ein Stück
Jupiterzustand. Damit hängt es zusammen, ob der Geheimschüler Übungen bekommt, in
denen er den Atem anhalten muß, weil er in gewisser Weise den Mondzustand
durchmachen muß, oder ob er Übungen erhält, in denen er den Atem draußen lassen muß,
weil er so den Jupiterzustand erreichen kann. Ein jeder ist da individuell zu behandeln.“
(Lit.:GA 266a, S. 302f)

Einatmung und Ausatmung


Weisheit (Sophia) und Glaube (Pistis)
Mit dem Einatmen wird das Bewusstsein wacher und nimmt einen mehr gedankenartigen
Charakter an, der bis hin zur Weisheit gesteigert werden kann; das Ausatmen ist
willensbetonter und hängt mit den Glaubenskräften zusammen.

„In alten Zeiten also, da nahm der Mensch wahr, wie sich das Eingeatmete, das für ihn ein
Berauschen war, ins Haupt fortsetzte und sich dort verband mit den Sinneseindrücken. Das
war später nicht mehr der Fall Später verliert der Mensch das, was in seinem
Brustorganismus vorgeht, aus seinem Bewußtsein. Er nimmt nicht mehr dieses
Heraufströmen des Atmens wahr, weil die Sinneseindrücke stärker werden. Sie löschen aus,
was im Atem heraufkommt. Wenn Sie heute sehen oder hören, dann ist in dem Vorgang des
Sehens und auch in dem Vorgang des Hörens der Atmungsvorgang drinnen. Beim alten
Menschen lebte das Atmen stark im Hören und Sehen, bei dem heutigen Menschen lebt das
Sehen und Hören so stark, daß der Atem ganz abgedämpft wird. So daß wir sagen können,
jetzt lebt nicht mehr das, was da berauschend, den Kopf durchströmend, von dem Alten im
Atmungsprozeß in seinem Innern wahrgenommen worden ist, so daß er sagte: Ah, die
Nymphen! Ah, die Gnomen! Nymphen, die wurlen im Kopfe so, Gnomen, die hämmern im
Kopfe so, Undinen, die wellen im Kopfe so! - Heute wird dieses Hämmern, Wellen, Wurlen
übertönt von dem, was vom Sehen, vom Hören herkommt und was heute den Kopf erfüllt.

Es gab also einstmals eine Zeit, in der der Mensch stärker wahrnahm dieses Heraufströmen
des Atmens in sein Haupt. Das ging über in die Zeit, in der der Mensch noch durcheinander
wahrnahm, in der er noch etwas von den Nachwirkungen des gnomigen Hämmerns, des
undinenhaften Wellens, des nymphenhaften Wurlens, indem er noch etwas wahrnahm von
dem Zusammenhang dieser Nachwirkungen mit den Ton-, Licht- und Farben
Wahrnehmungen. Dann aber verlor sich alles das, was er vom Atmungsprozeß noch
wahrnahm. Und von denjenigen Menschen, die noch eine Spur von Bewußtsein hatten, daß
einmal das Atmen das Geistig-Seelische der Welt in den Menschen hereinführte, wurde das,
was da nun blieb, was sich festsetzte aus der Sinneswahrnehmung im Zusammenhang mit
dem Atmen, «Sophia» genannt. Aber das Atmen nahm man nicht mehr wahr. Also der
geistige Atmensinhalt wurde abgetötet, besser gesagt, abgelähmt durch die
Sinneswahrnehmung.

Dieses wurde insbesondere von den Griechen empfunden. Die Griechen hatten gar nicht die
Idee von einer solchen Wissenschaft, wie wir heute. Wenn man den Griechen erzählt hätte
von einer Wissenschaft, wie sie heute an unseren Hochschulen gelehrt wird, es wäre ihnen
das so vorgekommen, wie wenn ihnen jemand mit kleinen Stecknadeln das Gehirn
fortwährend durchstochen hätte. Sie hätten gar nicht begriffen, daß das einem Menschen
eine Befriedigung geben kann. Wenn sie solche Wissenschaft, wie wir sie heute haben,
hätten aufnehmen sollen, dann hätten sie gesagt: Das macht das Gehirn wund, das
verwundet das Gehirn, das sticht. - Denn sie wollten noch etwas wahrnehmen von jenem
wohligen Ausbreiten des berauschenden Atems, in den sich, hineinströmend, das Gehörte,
das Gesehene ergießt. Es war also bei den Griechen ein Wahrnehmen eines inneren Lebens
im Haupte vorhanden, solch eines inneren Lebens, wie ich es Ihnen jetzt schildere. Und
dieses innere Leben, das nannten sie Sophia. Und diejenigen, die es liebten, diese Sophia in
sich zu entwickeln, die eine besondere Neigung hatten, sich hinzugeben an diese Sophia, die
nannten sich Philosophen. Das Wort Philosophie deutet durchaus auf ein inneres Erleben.
Jene greulich pedantische Aufnahme von Philosophie, wobei man Philosophie eben «ochst»
- wie man es im Studentenleben nennt - , jenes Sich-bekannt-Machen mit dieser
Wissenschaft, das kannte man in Griechenland nicht. Aber das innere Erlebnis des «Ich liebe
Sophia», das ist es, was sich in dem Worte Philosophie zum Ausdrucke bringt.

Aber ebenso, wie im Haupte von den Sinneswahrnehmungen aufgenommen wird der in den
Leib einlaufende Atmungsprozeß, so wird von dem übrigen Leib das aufgenommen, was
ausströmt als ausgeatmete Luft. Im Gliedmaßen-Stoffwechsel-Organismus strömen ebenso,
wie sonst die Sinneswahrnehmungen durch das Gehörte, wie das Gesehene in das
Berauschende der eingeatmeten Luft in das Haupt hineinströmt, die körperlichen Gefühle,
die Erlebnisse mit der ausgeatmeten Luft zusammen. Das Ernüchternde der ausgeatmeten
Luft, das Auslöschende für die Wahrnehmung, das floß zusammen mit den körperlichen
Gefühlen, die im Gehen, im Arbeiten erregt wurden. Das Tätigsein, das Tun war mit dem
Ausatmen verknüpft. Und indem der Mensch sich betätigte, indem er etwas tat, fühlte er
gewissermaßen, wie von ihm fortging das Geistig-Seelische. So daß er fühlte, wenn er irgend
etwas tat, irgend etwas arbeitete, wie wenn er das Geistig- Seelische einströmen ließe in die
Dinge hinein. Ich nehme auf das Geistig-Seelische: es berauscht mein Haupt, es verbindet
sich mit dem Gesehenen, mit dem Gehörten. Ich tue etwas, ich atme aus. Das Geistig-
Seelische geht fort. Es geht hinein in das, was ich hämmere, es geht hinein in das, was ich
ergreife, es geht hinein in alles das, was ich arbeite. Ich entlasse das Geistig-Seelische aus
mir. Ich übertrage es, indem ich zum Beispiel die Milch sprudele, indem ich irgend etwas
äußerlich mache, ich lasse einströmen das Geistig-Seelische in die Dinge. - Das war das
Gefühl, das war die Empfindung. So war es also in den alten Zeiten.

Aber dieses Wahrnehmen des Ausatmungsprozesses, dieses Wahrnehmen der Ernüchterung


hörte eben auf, und es war nur noch eine Spur vorhanden in der Griechenzeit. In der
Griechenzeit fühlten die Menschen noch etwas, wie wenn sie, indem sie sich betätigten,
noch etwas Geistiges den Dingen übergaben. Aber dann wurde doch alles das, was da im
Atmungsprozeß war, abgelähmt von dem Körpergefühl, von dem Gefühl der Anstrengung,
der Ermüdung im Arbeiten. Ebenso wie der Einatmungsprozeß nach dem Haupte abgelähmt
wurde, so wurde der Ausatmungsprozeß nach dem übrigen Organismus abgelähmt. Dieser
geistige Ausatmungsprozeß war abgelähmt durch das Körpergefühl, also durch das Gefühl
der Anstrengung, des Erhitztwerdens und so weiter, durch das, was im Menschen lebte, so
daß er seine eigene Stärke fühlte, die er anwendete, indem er sich betätigte, indem er etwas
tat. Er fühlte in sich jetzt nicht den Ausatmungsprozeß als Ermüdung, er fühlte in sich eine
Kraftwirkung, er fühlte den Körper durchdrungen mit Energie, mit Kraft.
Diese Kraft, die da im Innern des Menschen lebte, das war Pistis, der Glaube, das Fühlen des
Göttlichen, der göttlichen Kraft, die einen arbeiten läßt: Pistis, der Glaube.

Sophia = der geistige Atmungsinhalt, abgelähmt durch die Sinneswahrnehmung


Pistis
(Glaube) = der geistige Ausatmungsprozeß, abgelähmt durch das Körpergefühl
So floß im Menschen zusammen die Weisheit und der Glaube. Die Weisheit strömte nach
dem Haupte, der Glaube lebte im ganzen Menschen. Es war die Weisheit nur eben der
Ideeninhalt. Und es war der Glaube die Kraft dieses Ideeninhaltes. Beide gehörten
zusammen. Daher auch diese einzige gnostische Schrift, die erhalten ist aus dem Altertum,
die Pistis-Sophia-Schrift. So daß man in der Sophia eine Verdünnung der Einatmung, in dem
Glauben eine Verdichtung der Ausatmung hatte.“ (Lit.:GA 211, S. 65ff)

Atmungsstörungen
Alle Atmungsstörungen beruhen laut Rudolf Steiner auf einer gestörten Ausatmung, wie er
es in seinen Arbeitervorträgen am Beispiel des Schnarchens (med. Rhonchopathie, aus
griech. ῥόγχος rhonchos „Schnarchen“ und -pathie, gr. „leiden“) erläuterte:

„Alle Atmungsstörungen geschehen beim Ausatmen. Nun, worin besteht denn das
Schnarchen zum Beispiel, zuerst Röcheln, dann Schnarchen - worin besteht denn das? Sehen
Sie, schnarchen tun diejenigen Menschen, die nicht ordentlich ausatmen können. Wenn der
Mensch ordentlich ausatmet, wenn das sein

Zeichnung aus GA 349, S. 184


Mund ist, dann geht die Luft herein, dann nach einiger Zeit geht sie wieder heraus; da ist
dann eingeschaltet in den Luftgang das Zäpfchen, das Sie sehen, wenn Sie in den Mund
hineinschauen. Und dann oben ist so etwas, was auf- und niedersteigt, das Gaumensegel;
das bewegt sich. Zäpfchen und Gaumensegel, die bewegen sich fortwährend durch Ein- und
Ausatmen, wenn es normal, richtig geschieht. Wenn aber das Einatmen geschieht, und dann
das Ausatmen nicht richtig, wenn es aufstößt, dann kommt das da hier, das Gaumensegel
und das Zäpfchen, ins Zittern, und daher entsteht das Röcheln und dann das Schnarchen.“
(Lit.:GA 349, S. 183f)

Siehe auch
Atmung - Artikel in der deutschen WikipediaAnonym
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ᐃᐁ
Baumfee
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
Baumfeen sind zwischen dem Licht- und Luftelement lebende, zu den Feen zählende
Elementarwesen, die durch zumeist reife Bäume geboren werden. Sehr junge und alte
Baumgeister sind meist mit ganz anderen Aufgaben beschäftigt und können sich nicht oder
nur wenig um die Geburt von Elementarwesen kümmern. Es gibt aber auch Bäume wie z.B.
die Lärchen, die auch noch im hohen Alter Geburtshelfer von Elementarwesen sind. Jede
Baumart bringt anders geartete Baumfeen mit ganz bestimmten Aufgaben hervor. Zumeist
haben sie eine starke Beziehung zum Menschen, warum auch viele Märchen (eng. fairy tales
„Feengeschichten“) von ihnen erzählen. Sie sind den Engeln dienende Schicksals- und
Schutzgeister, die sich gerne mit einzelnen Menschen, namentlich mit Kindern, Familien und
oft auch mit größeren Menschengruppen verbinden.[1]

Baumgeister sind Elementarwesen, die - anders als die Waldgeister - mit einzelnen Bäumen
fest verbunden sind, wie etwa die zu den Nymphen zählenden Dryaden (Eichen) und
Meliaden (Eschen) der griechischen Mythologie.

Junge Baumsprösslinge haben noch keinen Baumgeist. Erst wenn der heranwachsende Baum
nach einigen Jahren seine individuelle Gestalt gefunden hat, wird er von einem Baumgeist
bezogen der aus der Erdentiefe heraufsteigt und sich fest mit der Physis des Baumes
verbindet. Er lebt und stirbt von nun an mit dem Baum. Im Jahreslauf ändert sich das
Verhältnis des Baumgeistes zu seinem Baum sehr stark. Im Sommer ist er stark aus dem
Baum herausgehoben und ragt weit über dessen Krone in den Licht- und Luftbereich hinaus;
im Winter zieht er sich tief in die Erde zurück, aus der er neue Kräfte aufnimmt, und ist nur
mehr mit den Wurzeln verbunden. Im Frühling nimmt er diese Kräfte aus der Erde mit und
verbindet sich nun am stärksten mir dem ganzen Baum, im Herbst beginnt er sich wieder zu
lösen und nimmt das, was er im Sommer erlebt hat, wie eine Erinnerung in die Erde mit.[1]

Karsten Massei schildert, dass die Baumgeister aus dem unterirdischen Reich der Metalle
stammen, in denen die Wirkungen kosmischer Wesen walten. Sie kennen dadurch die
kosmischen Lebensgeheimnisse der Erde und können die Menschen darüber belehren.

„Wenn wir dieses Metallische in der Erde mit den gewöhnlichen Sinnen betrachten, so sagt
es ja zunächst nichts anderes, als daß es von dieser oder jener Art der Erde spricht. Wenn wir
aber in die Erde eindringen mit dem geistig geschärften Blick, der uns das Menschlich-
Übersinnliche kündet, dann wird etwas ganz Besonderes aus alledem, was als Metallisches
im Innern der Erde ist. Dann beginnt alles Kupferige, alles Silberige, alles Goldige innerhalb
der Erde eine mannigfaltige, geheimnisreiche Sprache zu sprechen. Dann tritt uns für die
übersinnliche Betrachtung etwas entgegen, was uns als Mensehen, der auf der Erde
wandelt, so recht verwandt macht mit dem ganzen lebendig-seelischen Wesen der Erde
selber. Die Metallerze sagen uns etwas, sie werden für uns zu kosmischen Erinnerungen.
Wahrhaftig, es ist so. Denken Sie einmal an sich selber: Wenn Sie der Ruhe der Seele, der
innerlich tätigen Ruhe der Seele pflegen, wenn Sie alte Erinnerungen aufsteigen lassen, die
Ihnen Mannigfaltiges in die Seele hereintragen, dann fühlen Sie sich wieder beisammen mit
manchem Erlebnis, das Sie durchgemacht haben, fühlen sich wieder beisammen mit
manchem Menschen, der Ihnen im Laufe Ihres Lebens lieb geworden ist, vielleicht mit
manchem Menschen, der längst dahingegangen ist. Sie fühlen sich entrückt dem
gegenwärtigen Augenblick, Sie fühlen sich innig verbunden mit Leiden und Freuden früherer
Augenblicke, die Sie im Erdenleben durchgemacht haben.

Etwas ganz Ähnliches, nur ins Große umgesetzt, findet statt, wenn Sie, innerlich
durchdrungen von Geist-Erkenntnis, von gefühlter Geist-Erkenntnis, sich eins machen mit
den Metalladern der Erde. Da geht Ihnen jetzt nicht etwas auf wie beim quarzigen
Kieselgestein, das Sie wie schauend hineinversetzt in die Weltenweiten, sondern da werden
Sie gewissermaßen eins mit dem Erdenkörper. Sie sagen sich, indem Sie die Metalladern in
ihrer wunderbaren Sprache innerlich vernehmen: Jetzt bin ich eins mit dem innersten
Seelen- und Herzensschlage der Erde selber, jetzt vernehme ich Erinnerungen, die nicht die
meinen sind; in mich herein tönen die Erinnerungen, die die Erde selber hat aus früheren
Erdenzeiten, da sie selber noch nicht unsere Erde war, da sie noch nicht die heutige Tier- und
Pflanzenwelt, namentlich nicht die heutige Mineralwelt auf sich und in ihrem Schoße hatte.
Ich erinnere mich mit der Erde an jene alten Erdenzeiten, in denen die Erde eins war mit den
übrigen Planeten unseres Planetensystems, ich erinnere mich an jene Zeiten, in denen man
nicht sprechen konnte von der abgesonderten Erde, weil sie nicht in sich so verdichtet war
wie heute. Ich erinnere mich an die Zeiten, wo das ganze Planetensystem ein beseelter,
lebendiger Organismus war, und die Menschen noch in ganz anderer Form in diesem
lebendigen Organismus drinnen lebten. - So führt uns das Metallische der Erde zu den
Erinnerungen der Erde selber.“ (Lit.:GA 231, S. 138)

Ausgereifte Bäume sind Geburtsstätten für dem Menschen ganz besonders nahestehende
Elementarwesen, die Baumfeen, die zwischen dem Licht- und Luftelement leben und als
Schicksals- und Schutzgeister den Engeln dienen. Die Baumgeister sehr junger oder sehr alter
Bäume sind meist nicht in der Lage, ihren Geburtsprozess zu leiten, da sie mit ganz anderen
Aufgaben beschäftigt sind. Eine Ausnahme bilden z. B. die Lärchen, die bis ins hohe Alter
Elementarwesen hervorbringen.

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Beelzebub
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Darstellung des Beelzebubs aus dem Dictionnaire Infernal (1863)


Beelzebub (hebr. ‫ בעל זבוב‬Baʿal Zəvûv, vermutlich eine Verballhornung von ‫ בעל זבול‬Baal Zebul
„erhabener Herr“; arab. ‫ بعل الزباب‬Ba‘al az-Zubab; wörtlich „Herr der Fliegen“; griech.
Βεελζεβούλ Belzeboúl; lat. Beelzebūb; auch Belzebub, Beelzebul, Beelzebock, Belsebub) ist
ein Dämon und im Volksmund ein Synonym für Satan. Aus anthroposophischer Sicht zählt er
zu den Scharen Ahrimans, die von Michael bekämpft werden.

I
Der Kampf Michaels mit den Scharen Ahrimans
„Alle physischen Ereignisse sind Schatten übersinnlicher Ereignisse. Der Kampf zwischen den
spirituellen Kräften und dem Materialismus ist ein Widerschein des Kampfes zwischen den
Scharen des Beelzebub und des Mammon gegen Michael. Dieser Kampf mußte erst
ausgefochten werden auf höheren Planen; er ist dort vor dreißig Jahren entschieden worden
für Michael, und der jetzige Kampf hier auf dem physischen Plan ist davon ein Widerschein.
Oben ist der Kampf entschieden, für den einzelnen Menschen aber ist der Kampf noch nicht
ausgefochten. Wenn die Menschen von heute ihm nicht gewachsen sind, müssen wir alle
untergehen und neue Menschen müßten kommen. Damit ist der Weg gezeigt, die Stelle, an
der der einzelne Mensch heute einzutreten hat.“ (Lit.:GA 92, S. 21)

„... seit November 1879 sind wir in ein neues Stadium der Menschheitsentwicklung
eingetreten. Da kam die Führung des Erzengels Gabriel für die Menschheit zu einem
Abschluß. Vierhundert Jahre hatte Gabriel gearbeitet an der Ausbildung eines neuen Organs
im menschlichen Gehirn dadurch, daß er die Geburten regelnd bestimmte. Er ist es auch, der
der Jungfrau Maria die Geburt des Heilandes verkündete. Das neue Organ, das also erst seit
Gabriels Herrschaft, seit vierhundert Jahren, verliehen ist, gibt dem Menschen die
Möglichkeit, die geistigen Wahrheiten zu verstehen. Ein Mensch des 16. Jahrhunderts hätte
noch kein Verständnis für unsere heutige Theosophie gehabt. Dem Erzengel Michael,
Nachfolger des Erzengels Gabriel, obliegt es jetzt, die Menschen anzuregen zum Gebrauch
des neu erworbenen Organes. Wer es nicht gebraucht, läßt das Organ zugrunde gehen,
verkommen. Ein solcher Mensch kommt dann unter den Einfluß von Michaels Gegner,
Mammon oder Beelzebub. Dieser ist der Gott der Hindernisse, der die Menschheit
verhindern will, weiterzukommen. Unter seinem Einflüsse entstehen auch Bakterien und
Bazillen. Dadurch können dann in der Zukunft schreckliche Epidemien entstehen, auch
merkwürdige Nervenkrankheiten; Kinder würden mit einem zerstörten Nervensystem zur
Welt kommen können.“ (Lit.:GA 266a, S. 413f)

Geschichte
Judentum
Mit dem Namen Beelzebub (hebr. ‫ בעל זבוב‬wird im Alten Testament der Stadtgott von Ekron
im Land der Philister bezeichnet. König Ahasja von Israel erbat von ihm Orakel (2. Könige 1
EU). Baal Zebub wird übersetzt mit Herr der Fliegen und ist vermutlich eine Verballhornung
des eigentlichen Namens ‫ זבול בעל‬Baal Zebul (erhabener Fürst), um den Gott bzw. dessen
Anhänger zu verspotten (so genannter Schandname). Alle Namensformen sind Beinamen
des Gottes Ba'al. Der eigentliche Name wurde erst aus Textvergleichen mit dem Ugaritischen
erhoben. In frühjüdischer Zeit wurde dieser kanaanäische Gott zum Inbegriff des Götzen und
im dualistischen Denken zum Anführer der widergöttlichen Mächte.

Im rabbinischen Hebräisch hat Beelzebul die Bedeutung ‚Herr des Misthaufens‘, abgeleitet
vom hebräischen Wort zabal (‚düngen‘), das die Rabbiner zur Umschreibung des
Götzendienstes verwendeten. Das brachte ihm den Spottnamen ‚Mistbaal‘ ein.

Zoroastrismus
Als Fliegendämon besitzt Beelzebub eine ältere Vorlage in der altiranischen, zoroastrischen
Dämonologie: Dort ist es der weibliche Dämon Nasu, der als eine in Leichen wohnende
Fliege dargestellt wurde und die Verwesung, die Unreinheit und den Zerfall verkörperte und
symbolisierte. Die sich von Leichen ernährende Nasu konnte von aasfressenden Hunden und
Vögeln verjagt werden, die als hilfreiche Wesen des Lichtbringers Ormuzd in Erscheinung
traten.

Im überlieferten Sag-did-Ritus, bei dem es sich um einen Reinigungsritus handelte, werden


bestimmte Waschungen für bestimmte Körperteile beschrieben, mit denen sich die
dämonengläubigen Menschen vor dem Unheil durch die Fliegendämonen bewahren
konnten.

Christentum
Der Name Beelzebul findet sich nicht außerhalb des Neuen Testaments.[1] Im Neuen
Testament bei Markus (3, 22) findet sich zuerst der Name Beelzebul und ist dort mit einer
negativen Bedeutung versehen. In antiken Bibelübersetzungen, etwa der lateinischen
Vulgata, ist Beelzebul in Beelzebub geändert:

„Die Schriftgelehrten aber, die von Jerusalem herabgekommen waren, sprachen: Er hat den
Beelzebub, und durch den obersten Teufel treibt er die Teufel aus.“

Die Änderung des Namens in Beelzebub und dessen Bedeutung geschah angelehnt an 2.
Kön. 1 wo ein „Baal-Sebub“ als Stadtgottheit im palästinensischen Ekron erwähnt wird, wo
der Name „Herr der Fliegen“ bedeutet. Die Kombination dieser beiden Namensformen von
Beelzebub, um Jesu zu schmähen, war durch deren fast gleiche Bedeutung leicht möglich.[2]

Und im 23. und 26. Vers heißt es bei Markus (3, 26) weiter:

„Und er (Jesus) rief sie zusammen und sprach zu ihnen in Gleichnissen: Wie kann ein Satan
den anderen austreiben? [...] Setzt sich nun der Satan wider sich selbst und ist mit sich selbst
uneins, so kann er nicht bestehen, sondern es ist aus mit ihm.“

Auch bei Matthäus (10, 25; 12, 24 und 27) sowie bei Lukas (11, 15, 18-19) wird dasselbe
Thema behandelt. Nach den Erzählungen der Evangelien ist Beelzebub der „Herrscher der
Dämonen“, was seine Rolle als Oberhaupt der Teufel beziehungsweise als Satan verständlich
macht.

Im dualistischen Denken und der christlichen Dämonenlehre wurde Beelzebub dann zum
Anführer der widergöttlichen Mächte erhoben. So erscheint er im Neuen Testament (in der
Mehrheit der griechischen Handschriften unter βεελζεβούλ Beelzebul) als der „Fürst der
Dämonen“, oberster Teufel (Mt. 12,24) und einer der sieben Prinzen der Hölle gemäß
christlicher Dämonologie.

Auch die Theologen und Dämonologen des mittelalterlichen Abendlandes kannten den
Beelzebub als Fliegendämon und man hielt ihn für den Fürsten des Reiches der Finsternis.
Durch sein Ansehen entstanden andere Fliegendämonen, z.B. die große Fliege die den
langobardischen König Kunibert stach, als dieser sich mit seinen Günstlingen beriet, wie man
sich zwei seiner sich ihm widersetzenden Edelleute entledigen könne.[3]

Peter Binsfeld hat 1589 Beelzebub mit der Todsünde Völlerei assoziiert. In John Miltons Epos
Paradise Lost (1667) ist Beelzebub der zweithöchste Höllenfürst nach Satan. In der Zeit der
Hexenverfolgung vom 14. bis 17. Jahrhundert wird in verschiedenen Quellen der Begriff
Beelzebock verwendet, eine Umdeutung, die zweifelsohne mit der vorgestellten
Bocksgestalt des Teufels zusammenhängt. Diese Bocksgestalt hinwiederum ist erstmals
nachgewiesen in einem Bericht eines Zauberprozesses von 1335 in Toulouse, hat sich aber
bis heute im Volksglauben erhalten.
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Fortpflanzung
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(Weitergeleitet von Befruchtung)

Menschlicher Embryo in der 7. Woche p.c. (9. Schwangerschaftswoche).


Die Reproduktion oder Fortpflanzung ist der siebente und letzte der sieben grundlegenden
Lebensprozesse, die Rudolf Steiner unterschieden hat. Die Fortpflanzung steht in engem
Zusammenhang mit den kosmischen Wirkungen der Mondsphäre (Lit.: GA 170, S. 113ff).

Die Fortpflanzung des Menschenwesens hat sich im Lauf der Menschheitsentwicklung


bedeutsam verändert. Solange der Mond noch mit der Erde verbunden war, pflanzte sich
das Menschenwesen ungeschlechtlich fort. Erst mit dem Austritt des Mondes kam es zur
Geschlechtertrennung und damit zur geschlechtlichen Fortpflanzung, die notwendig war,
damit der Mensch seine Individualität entwickeln konnte. Während bei der
ungeschlechtlichen Vermehrung die Nachkommenschaft genetisch weitgehend identisch ist
und damit eine Art biologischer Unsterblichkeit gewährleistet wird, kommt es bei der
geschlechtlichen Fortpflanzung durch das Zusammenwirken zweier Partner der selben Art,
aber unterschiedlichen Geschlechtstyps, durch den damit verbundenen Genomaustausch zu
einer rasch voranschreitenden Differenzierung, durch die das Einzelwesen mit seiner
einmaligen genetischen Besonderheit aber auch notwendig dem biologischen Tod
unterworfen ist. Durch die Notwendigkeit der Partnerwahl wurde u. a. die Entwicklung der
Sinne entscheidend gefördert und eine Fülle völlig neuer Verhaltensmuster und eine
stärkere soziale Bindung konnte entstehen.

In der Zukunft wird die geschlechtliche Fortpflanzung wieder einer ungeschlechtlichen


Reproduktion weichen. Zu dieser Zeit wird sich der Mond wieder mit der Erde vereinigen.

Der Übergang von der ungeschlechtlichen zur geschlechtlichen Fortpflanzung


In der polarischen Zeit, betrat der Mensch als astrales Wesen, das aus der alten
Mondenentwicklung herübergekommen war, die Erde. Diese Astralwesen waren die
Vorfahren des Menschen; den selbstbewußten Geist trugen sie noch nicht in sich. Dieser
vereinigte sich mit dem Wesen, das aus jenem Vorfahren entstanden war, erst in der Mitte
der lemurischen Zeit. Die Astralwesen wurden zunächst mit einem Ätherleib umhüllt. Dieser
war länglich-elliptisch und zeigte als feine Schattierungen Gliedmaßen und die späteren
Organe. Hatte dieser von der Seele völlig beherrschte Leib eine gewisse Größe erreicht, so
spaltete er sich in zwei Tochterwesen, die ebenso seelenbegabt waren wie das
Mutterwesen. Das war möglich, weil nicht etwa nur eine bestimmte Anzahl von
Menschenseelen den irdischen Schauplatz betrat, sondern gleichsam ein Seelenbaum, der
ungezählte Einzelseelen aus seiner gemeinsamen Wurzel hervorgehen lassen konnte.

Immer weiter verdichtete sich die Erde und in der folgenden hyperboräischen Zeit verlor die
Seele die Fähigkeit, den Stoff zu gestalten. Dadurch trat eine neue Form der Fortpflanzung
auf, bei der das Tochterwesen wesentlich kleiner als das Elternwesen war. Die Fortpflanzung
war von nun überdies an besondere Fortpflanzungsorgane gebunden. Die frei werdenden
Seelenkräfte, die nicht mehr den Stoff ergreifen konnten, machten erste innere
Empfindungen möglich:
"Der äußere Stoff ist eben wegen seiner Verdichtung nicht mehr so, daß die Seele ihm
unmittelbar Leben geben kann. Es wird daher im Innern des Gebildes eine besondere Partie
abgesondert. Diese entzieht sich den unmittelbaren Einwirkungen des äußeren Stoffes. Nur
der außer dieser abgesonderten Partie befindliche Leib bleibt diesen Einwirkungen
ausgesetzt. Er ist noch in derselben Verfassung wie früher der ganze Leib. In der
abgesonderten Partie wirkt nun das Seelische weiter. Hier wird die Seele der Träger des
Lebensprinzipes (in der theosophischen Literatur Prana genannt). So erscheint jetzt der
leibliche Menschenvorfahr mit zwei Gliedern ausgestattet. Das eine ist der physische Leib
(die physische Hülle). Sie ist den chemischen und physischen Gesetzen der umgebenden
Welt unterworfen. Das zweite ist die Summe von Organen, die dem besonderen Lebens-
Prinzip unterworfen sind. - Nun ist aber dadurch ein Teil der Seelentätigkeit freigeworden.
Diese hat keine Macht mehr über den physischen Teil des Leibes. Dieser Teil der
Seelentätigkeit wendet sich nun nach innen und gestaltet einen Teil des Leibes zu
besonderen Organen aus. Und dadurch beginnt ein Innenleben des Leibes. Dieser lebt nicht
mehr bloß die Erschütterungen der Außenwelt mit, sondern er fängt an, sie im Innern als
besondere Erlebnisse zu empfinden. Hier liegt der Ausgangspunkt der Empfindung. Zuerst
tritt diese Empfindung als eine Art Tastsinn auf. Das Wesen fühlt die Bewegungen der
Außenwelt, den Druck, den die Stoffe ausüben und so weiter. Auch die Anfänge einer
Wärme- und Kälteempfindung treten auf." (Lit.: GA 011, S. 76ff)

Dadurch dass sich der physische Leib der unmittelbaren Wirkung der Seele entzogen hatte,
trat nun erstmals der Tod in der Entwicklung auf, wobei aber das Seelenleben in den
Tochterwesen immer wieder durch eine Art Wiederverkörperung auflebte.

Bis in die Mitte der lemurischen Zeit, solange der Mond noch in der Erde war, erfolgte die
Fortpflanzung ungeschlechtlich durch eine Art von Selbstbefruchtung. Im Bilde der Isis, die
durch den Sonnenstrahl des Osiris befruchtet wird, deuteten die ägyptischen Mysterien auf
diese ungeschlechtliche Fortpflanzungskraft des Mondes hin.

Der weiche und bildsame Leib des Menschen, der damals noch im paradiesischen Zustand
lebte, war zweigeschlechtlich, männlich-weiblich, und ließ sich leicht durch das formen, was
in der Seele des Menschen lebte. Das feste Erdelement gab es damals noch nicht. Dennoch
wurden die Inkarnationsbedingungen durch die Mondenkräfte immer schwieriger. Als die
Situation so kritisch geworden war, dass nur mehr sehr wenige Menschen in die Erdensphäre
herabsteigen konnten, wurde der Mond unter der Führung Jahves aus der Erde
herausgezogen. Das war zur Zeit des Sündenfalls. Nun enstand auch erst das kristalline
Erdelement und der Mensch stieg als Folge der luziferischen Versuchung bis auf die feste
Erde herab und nahm das kristalline Element in seinen Leib auf. Im Gegensatz zu der
erstarrenden zähflüssigen Mondensubstanz, die dem Menschengeist einen beinahe
unüberwindlichen Widerstand bei der Verkörperung entgegensetzte, war das feste
Erdelement wesentlich offener und durchdringlicher für die sich inkarnierenden
Menschenseelen. Allerdings konnten sich die Seelenkräfte in diesen Leibern nur mehr auf
einseitige Weise ausdrücken. Nur so konnte der Leib davor bewahrt werden, durch den
luziferischen Einfluss völlig deformiert zu werden. Dadurch wurde der Leib aber auch
entweder männlich oder weiblich, es kam zur Geschlechtertrennung. Während einer langen
Übergangszeit bestanden die geschlechtliche und die ungeschlechtliche Fortpflanzung noch
nebeneinander. Neben dem Menschen hatten sich vor der Geschlechtertrennung die Tiere
bis zur Stufe der Reptilien entwickelt.

Im Nerthus-Kult, von dem Tacitus berichtet, kommt die Tatsache zum Ausdruck, dass es
einen Übergangszustand von der ungeschlechtlichen zur geschlechtlichen Fortpflanzung gab.
Die Fortpflanzung wurde unbewusst vollzogen und deutete sich den Menschen nur ganz zart
in Träumen an, solange sie noch im paradiesische Zustand waren. Diejenigen aber, die den
Zeugungsakt schon bewusst erlebten, waren früher heruntergestiegen und gehörten damit
zu den tieferstehenden Menschen. Im Nerthus-Kult entsprechen ihnen die den Zug der
Nerthus begleitenden Sklaven, die nachher getötet werden (Lit.: GA 106, S. 106ff).

In der lemurischen und in der frühen atlantischen Zeit gab es vier Gruppenseelen des
Menschen, die sich in den vier Sphinxtieren symbolisieren. Zwei davon bildeten die
Grundlage für das männliche bzw. weibliche Geschlecht. Die Löwenrasse hatte einen
männlichen Ätherleib, der genügend Kraft hatte, den physischen Leib selbst ohne äußere
Anregung zu befruchten. Es war eine unmittelbare Befruchtung aus dem Geistigen, ohne die
Mithilfe eines anderen Wesens. Die Stierrasse hingegen hatte einen weiblichen Ätherleib
und verlor allmählich die Fähigkeit zur selbsttätigen Fortpflanzung. Nach der Aufnahme des
Ichs entwickelte sich aus der Löwenrasse das weibliche, aus der Stierrasse das männliche
Geschlecht (Lit.: GA 107, S. 74ff).

Im männlichen Leib drückte sich nach der Geschlechtertrennung mehr der Wille aus, im
weiblichen Leib das Vorstellungsmäßige. Dem Menschen stand nun nicht mehr die volle
Fortpflanzungskraft zur Verfügung und musste für die Reproduktion von außen durch die
entgegengesetzte Kraft eines anderen Menschen ersetzt werden. Da die Sonnenwesen den
Ätherleib den Einflüssen des Astralleibs mit den darin waltenden luziferischen Kräften
entzogen hatten, geschah die Fortpflanzung zu dieser Zeit noch unbewusst.

Durch die luziferische Versuchung wurden die Sinnesorgane nach außen geöffnet. Die
Zirbeldrüse (Epiphyse) war das erste Sinnesorgan des irdischen Menschen und diente der
Wahrnehmung von Wärmedifferenzierungen. Zugleich war es auch Befruchtungsorgan und
ragte laternenförmig aus dem Kopf[1] des im wässrigen Element lebenden Menschen und
leuchtete bei einer bestimmten Sonnenstellung auf. Ein letzter Rest davon hat sich bis heute
bei leuchtenden Meerestieren erhalten. Auf die Hypophyse (Schleimdrüse) wirkten hingegen
die Mondenkräfte ein, welche die Atmung und Ernährung regelten, die damals noch
zusammenhingen. Sie war zugleich das Organ für die mehr willkürlichen, die Zirbeldrüse die
für die weniger willkürlichen Funktionen (Lit.: GA 105, S. 115ff). Das Wechselspiel dieser
beiden Organe ist heute für die Gedächtnisbildung besonders bedeutsam.

Der nicht mehr für die Reproduktion tätige Teil der Fortpflanzungskraft wurde nach der
Geschlechtertrennung frei zur weiteren und höheren Ausbildung der inneren Organe,
namentlich des Gehirns. Die Fähigkeit des Denkens, die Befruchtung der Seele durch den
Geist, wurde erkauft durch die Eingeschlechtlichkeit, die in dieser Form aber auch nicht bis
zum Erdenende weiter bestehen wird. Der Menschheit droht künftig Unfruchtbarkeit (siehe
unten).

Fortpflanzung und Ätherleib


„Wir Menschen leben nämlich, so wie wir auf der Erde leben, nur mit unserem physischen
Leib ein Leben, das mit der Erde zusammenhängt. Schon derjenige Leib, der aus Licht und
Ton und Leben gewoben ist, und der in diesem physischen Leib drinnensteckt, schon dieser
sogenannte ätherische Leib lebt nicht nur ein Erdenleben, sondern lebt das kosmische Leben
mit. Und wenn eine Menschenseele aus den geistigen Welten durch die Geburt ins Dasein
heruntersteigt, so richten sich schon vorher im außerirdischen Kosmos Kräfte zurecht,
welche den Ätherorganismus des Menschen zusammensetzen, so wie aus den physischen
Erdenkräften und physischen Erdenstoffen der physische Leib des Menschen
zusammengesetzt ist.

In den einfachsten Begriffen der Menschheit lebt eigentlich Hochmut und Übermut,
insbesondere in unserer materialistischen Zeit. In unserer materialistischen Zeit glauben ja
die Vorfahren auch, daß sie die Nachkommen ganz allein ins Dasein stellen. Und indem der
Materialismus sich ausbreitet, wird man immer mehr und mehr glauben, daß die Vorfahren
allein es sind, die die Nachkommen ins Dasein stellen. Anders ist es geistig gesehen. Die
Menschen hier auf der Erde geben nur die Veranlassung, daß das Geistige zu ihnen
herunterkommen kann. Das, was der Mensch als Vorfahre tun kann, das besteht einzig und
allein darinnen, daß er den Ort zubereitet, durch den sich ein Ätherleib, der aus den Weiten
des Kosmos in Kräften sich zubereitet, daß ein solcher Ätherorganismus sich auf die Erde
herabsenken kann. Dieser Ätherorganismus ist ein ebenso organisiertes Wesen, wie es der
physische Organismus des Menschen ist. Den physischen Organismus des Menschen, wir
sehen ihn mit dem Haupte, mit den Armen, mit den Händen, mit dem Rumpfe, mit alle dem,
was er dem Anatomen, dem Physiologen darbietet. Für die Geistesschau ist durchglüht,
durchleuchtet, wie wir wissen, dieser physische Organismus von dem Ätherorganismus. Der
physische Organismus atmet die Luft ein, atmet die Luft aus. Der Ätherorganismus atmet
Licht aus, und dieses Licht gibt er uns. Und indem er Licht ausatmet und uns das Licht zuteilt,
leben wir durch sein Licht. Und er atmet Licht ein. Wie wir Luft ein- und ausatmen, so atmet
unser Ätherleib Licht aus und ein. Und indem er Licht einatmet, verarbeitet er das Licht in
sich, wie wir die Luft in uns physisch verarbeiten. Lesen Sie das nach in meinen
Mysteriendramen, wo an einer bestimmten Stelle gerade dieses Geheimnis der ätherischen
Welt dramatisch entwickelt ist. Der Ätherleib atmet Licht ein, verarbeitet das Licht in sich zur
Dunkelheit, und in diese Dunkelheit kann er als seine Nahrung den Weltenton aufnehmen,
der in der Sphärenharmonie lebt, und kann aufnehmen die Lebensimpulse. Wie wir die
physische Nahrung aufnehmen, so atmet ein und aus das ätherische Wesen, das in uns lebt,
Licht. Wie wir die Luft in uns als Sauerstoff verarbeiten und zu Kohlensäure machen, so
verarbeitet der Ätherleib das Licht und durchzieht es mit Dunkelheit, wodurch es in Farben
erscheint und der Ätherleib uns, für den hellsichtigen Blick, in wogenden Farben erscheint.
Aber während der Ätherleib das Licht für die Dunkelheit zubereitet und dadurch innere
Atmungsarbeit für sich verrichtet, lebt er, indem er den Weltenton aufnimmt, den
Weltenton in das Weltenleben verarbeitet. Das aber, was wir so als unseren Ätherleib
aufnehmen, das kommt zu uns herunter zu gewissen Zeiten aus den Weiten des Kosmos.

Es ist heute noch nicht möglich, hinzuweisen auf die Umstände, wie der menschliche
Ätherleib auf den Bahnen des Lichtes herunterzieht, wenn diese Bahnen des Lichtes durch
die Sternkonstellation in einer gewissen Weise gelenkt werden. Damit das einmal gesagt
werden könne, müssen die Menschen sich noch auf eine höhere Stufe der Moral erheben.
Denn heute noch würde gerade dieses Mysterium von dem Hereinziehen der menschlichen
Ätherleiber auf Lichtes- und Sphärenharmonie-Tonbahnen von den Menschen, wenn sie es
kennten, in der furchtbarsten Weise mißbraucht werden. Denn in diesem Mysterium steckt
alles, was, wenn die Menschen mit niederen Trieben es sich aneignen wollten, den
Vorfahren unumschränkte Macht über die ganze Nachkommenschaft geben würde. Sie
werden es daher glauben, daß dieses Mysterium, wie auf Lichtesbahnen und auf den Bahnen
der Töne aus der Sphärenharmonie die Ätherleiber zu den Menschen, die sich verkörpern,
kommen, daß dieses Mysterium noch längere Zeit eben ein Mysterium wird bleiben müssen.
Nur unter ganz bestimmten Bedingungen kann man gerade von diesem Mysterium etwas
wissen; denn bei Nichterfüllung dieser Bedingungen würden die Menschen sich, wie gesagt,
als Vorfahren eine Macht über die Nachkommenschaft aneignen, die unerhört wäre,
wodurch die Nachkommenschaft gänzlich ihrer freien Selbständigkeit, Persönlichkeit und
Individualität beraubt werden könnte, und der Wille der Vorfahren dieser
Nachkommenschaft aufgedrängt werden könnte. Weisheitsvoll ist dies für die Menschheit in
die Unbewußtheit gehüllt, und gedeiht durch den Willen der weisheitsvollen Weltenlenkung
in der Unbewußtheit ganz gut.“ (Lit.:GA 171, S. 206ff)

Die Befruchtung als kosmischer Vorgang


Ursprünglich, als die Erde sich zwar schon von der Sonne abgetrennt hatte, aber noch mit
dem Mond verbunden war, wurde die damals noch ungeschlechtliche Fortpflanzung
unmittelbar durch die kosmischen Verhältnisse geregelt.

"Früher, als die Erde noch mit dem jetzigen Monde zusammen einen Himmelskörper bildete,
den sogenannten Erden-Mond oder die Mond-Erde, da bewegte sich dieser Körper um die
Sonne in einer bestimmten Bahn und in einer gewissen Zeit, indem er ihr stets eine Seite
zuwendete. In dieser Zeit wanderten alle Lebewesen einmal um den Mond herum, um
einmal die Sonneneinwirkung zu empfangen. Jener Zug um den Planeten hat sich heute noch
erhalten im Vogelflug, weil die Vögel damals, bevor das Ich in die Erdenentwickelung eintrat,
sich abgespalten haben von der fortschreitenden Entwickelung auf der Erde.

Etwas anderes ist noch viel merkwürdiger. Mit der fortschreitenden physischen
Entwickelung des Menschen und der höheren Tiere hat sich das Geschlechtliche des
einzelnen Leibes bemächtigt. Jene Begierde, die im einzelnen Leibe sitzt, die heute ganz im
Geschlechtlichen lebt, war vorher dort nicht vorhanden, sie war eine kosmische Kraft. Dem
alten Erden-Monde strömte sie von der Sonne zu. Sie war die Ursache jener Umgänge um
den Planeten, mit denen die Art zusammenhing, wie sich die Fortpflanzung vollzog. Der
Frühlingszug der Vögel ist in Wirklichkeit nichts anderes als eine Art Brautzug. Bei diesen
Wesen ist das Geschlechtliche noch in der Umwelt, und die kosmische Kraft ist die
dirigierende Macht, die den Zug von außen lenkt und leitet, während bei den anderen
Wesen diese Kraft eingezogen ist in die einzelnen Leiber. Dieselben Kräfte, die im Innern des
Menschen, in seinem Leibe wirken, wirken auch im äußeren Makrokosmos. Dieselbe Kraft,
die Mensch und Mensch zusammenführt, die im Leibe des Menschen als Geschlechtskraft
wirkt, wirkt bei der Vogelspezies nicht im Innern der Wesen, sondern von außen und drückt
sich in dem äußeren Zuge der Vögel um den Planeten aus." (Lit.: GA 101, S. 61f)

Die weibliche Eizelle bildet in ihrer äußeren Kugelform den Kosmos ab und ihr innerer Bau
spiegelt die Verhältnisse im Planetensystem wieder. Für ein künftiges tieferes Verständnis
der Keimesentwicklung müssen Astronomie und Embryologie zusammengeschaut werden.
"Und nur derjenige studiert die Wirklichkeit, der auf der einen Seite den Sternenhimmel
studiert und auf der anderen Seite die Entwickelung namentlich des menschlichen Embryos
studiert." (Lit.: GA 323, S. 29)

Die Einwirkung der kosmischen Kräfte ist möglich, weil sich die Stoffe in der Eizelle von den
irdischen Kristallisationskräften emanzipiert haben. Sie sind nicht, wie man fälschlich meint,
in einem hochorganisierten, sondern in einem innerlich zerissenen, beinahe amorphen
chaotischen Zustand. Das ist schon unabhängig von der Befruchtung der Fall und dadurch
können jene kosmischen Kräfte hereinwirken, die formgeben für den Ätherleib und für den
Astralleib sind. Durch die Befruchtung mit der Samenzelle wird dieser Gestaltung auch noch
dasjenige einverleibt, was physischer Leib und was Ich oder besser, was Ich-Hülle, also
Gestaltung des Ich ist.

"Man hat die Voraussetzung gemacht: Die Moleküle, wie man sagt, werden immer
komplizierter und komplizierter, je mehr man aus dem mineralischen Unorganischen zum
Organischen heraufkommt. -Und man sagt: Das organische Molekül, das Zellenmolekül
besteht aus Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff und Schwefel. Die sind in
irgendeiner Weise verbunden. Aber sehr kompliziert sind sie verbunden -, sagt man. Und
man betrachtet es als ein Ideal der Naturwissenschaft, darauf zu kommen, wie nun diese
einzelnen Atome in den komplizierten organischen Molekülen verbunden sein können. Man
sagt sich zwar: Das wird noch lange dauern, bis man finden wird, wie Atom an Atom lagert in
dem Organischen, in dem lebendigen Molekül. - Aber das Geheimnis besteht darin: Je
organischer ein Stoff Zusammenhang wird, desto weniger bindet sich chemisch das eine an
das andere, desto chaotischer werden die Stoffe durcheinandergewirbelt; und schon die
gewöhnlichen Eiweißmoleküle, meinetwegen in der Nervensubstanz, in der Blutsubstanz,
sind eigentlich im Grunde genommen innerlich amorphe Gestalten, sind nicht komplizierte
Moleküle, sondern sind innerlich zerrissene anorganische Materie, anorganische Materie,
die sich entledigt hat der Kristallisationskräfte, der Kräfte überhaupt, die die Moleküle
zusammenhalten, die die Atome aneinandergliedern. Das ist schon in den gewöhnlichen
Organmolekülen der Fall, und am meisten ist es der Fall in den Embryomolekülen, in dem
Eiweiß des Keimes.

Wenn ich hier schematisch den Organismus und hier den Keim, also den Beginn des Embryos
zeichne, so ist der Keim das allerchaotischste an Zusammenwürfelung des Stofflichen. Dieser
Keim ist etwas, was sich emanzipiert hat von allen Kristallisationskräften, von allen
chemischen Kräften des Mineralreiches und so weiter. Es ist absolut an einem Orte das
Chaos aufgetreten, das nur durch den andern Organismus zusammengehalten wird. Und wir
haben dadurch, daß hier dieses chaotische Eiweiß auftritt, die Möglichkeit gegeben, daß die
Kräfte des ganzen Universums auf dieses Eiweiß wirken, daß dieses Eiweiß in der Tat ein
Abdruck von Kräften des ganzen Universums wird. Und zwar sind zunächst diejenigen Kräfte,
die dann formbildend sind für den ätherischen Leib und für den astralischen Leib, in der
weiblichen Eizelle vorhanden, ohne daß noch die Befruchtung eingetreten ist. Durch die
Befruchtung wird dieser Gestaltung auch noch dasjenige einverleibt, was physischer Leib
und was Ich ist, was Ich-Hülle, also Gestaltung des Ich ist. Das also hier ist vor der
Befruchtung und dieses

Die Eizelle, die den gestaltenden kosmischen Kräften hingegeben ist.


hier ist rein kosmisches Bild, ist Bild aus dem Kosmos heraus, weil sich das Eiweiß eben
emanzipiert von allen irdischen Kräften und dadurch determinierbar ist durch das, was
außerirdisch ist. In der weiblichen Eizelle ist in der Tat irdische Substanz den kosmischen
Kräften hingegeben. Die kosmischen Kräfte schaffen sich ihr Abbild in der weiblichen Eizelle.
Das geht so weit, daß bei gewissen Gestaltungen des Eies, zum Beispiel in gewissen
Tierklassen, Vögeln, selbst in der Gestaltung des Eies etwas sehr Wichtiges gesehen werden
kann. Das kann natürlich nicht bei höheren Tieren und nicht beim Menschen
wahrgenommen werden, aber in der Gestaltung des Eies bei Hühnern können Sie das Abbild
des Kosmos finden. Denn das Ei ist nichts anderes als das wirkliche Abbild des Kosmos. Die
kosmischen Kräfte wirken hinein auf das determinierte Eiweiß, das sich emanzipiert hat vom
Irdischen. Das

Das Ei als Abbild des Kosmos


Ei ist durchaus ein Abdruck des Kosmos, und die Philosophen sollten nicht spekulieren, wie
die drei Dimensionen des Raumes sind, denn wenn man nur richtig weiß, wo man
hinzuschauen hat, so kann man überall die Weltenrätsel anschaulich dargestellt finden. Daß
die eine Weltenachse länger ist als die beiden andern, dafür ist ein Beweis, ein anschaulicher
Beweis einfach das Hühnerei, und die Grenzen des Hühnereies, die Eierschalen, sind ein
wirkliches Bild unseres Raumes. Es wird schon notwendig sein - das ist eine
Zwischenbemerkung für Mathematiker -, daß unsere Mathematiker sich damit befassen,
welches die Beziehungen sind zwischen der Lobatschewskijschen Geometrie zum Beispiel
oder der Riemannschen Raumdefinition, und dem Hühnerei, der Gestaltung des Hühnereies.
Daran ist außerordentlich viel zu lernen." (Lit.: GA 205, S. 88ff)

Die äußere Gestalt des Menschen und die einzelnen Teile des physischen Leibes sind ein
individuelles Abbild der aus dem Tierkreis wirkenden Gestaltungskräfte. Sie bilden den
kosmischen Menschen, den Riesen Ymir der germanischen Mythologie bzw. den Adam
Kadmon, von dem in der Kabbala gesprochen wird. Der Kopf entspricht dem Widder, der
Stier dem Kehlkopf und Nackenbereich, die Fische den Füßen usw. (Lit.: GA 110, S. 143ff) Die
Kräfte des Planetensystems hingegen gestalten die inneren Organe, die Sonnenkräfte das
Herz, der Merkur die Lunge usw.

Vor der Geschlechtertrennung konnten die formenden kosmischen Kräfte noch unmittelbar
durch das Einzelwesen empfangen werden, später war das nur mehr durch das
Zusammenwirken der beiden Geschlechter möglich. Damit wurde die Empfängnis aber erst
bis zu einem gewissen Grad unter die Willkür des Menschen gestellt, während sie früher
unmittelbar ein Ergebnis bestimmter kosmischer Konstellationen war.

Der Befruchtungsvorgang und die herabsteigende Individualität


Wenn der Mensch im Leben zwischen Tod und neuer Geburt im Devachan sein geistiges
Urbild ausgebildet hat, erhält er den Impuls, wieder herunterzusteigen auf den physischen
Plan:

"Hat der Mensch nun sein Urbild im Devachan vollendet und da hinein all das verwoben, was
er als Extrakt seines Ätherleibes von der letzten Verkörperung mitgenommen hat, so
geschieht jetzt eine Art von Befruchtung. Das Urbild wird befruchtet von dem Gewebe der
eigenen unausgeglichenen Taten. Das erste also, was mit der Seele geschieht, nachdem sie
ausgereift ist im Devachan, ist, daß sie eine Befruchtung erfährt mit dem, was wir ihr Karma
nennen. Und dadurch erhält sie den Impuls, wieder auf die Erde herunterzusteigen, um
möglichst viel von dem früher verursachten Schaden auszugleichen. Mit den Folgen der
eigenen Taten wird die Seele befruchtet am Ende des Devachan. Dann erst ist sie vollständig
reif zum Heruntersteigen zu einem neuen irdischen Dasein.

Der Hellseher sieht überall in der astralen Welt solche Seelen, die sich verkörpern wollen.
Raum- und Zeitverhältnisse der astralen Welt sind allerdings anders als die der physischen
Welt. Eine solche Seele kann sich mit riesiger Geschwindigkeit bewegen im astralen Raum,
und sie wird von besonderen Kräften hingetrieben an den Ort, wo ein für diese Seele richtig
konstruierter physischer und Ätherleib erzeugt wird." (Lit.: GA 109, S. 200)

Die Individualität, die sich zur irdischen Inkarnation anschickt, ist nun in der Regel schon am
Fortpflanzungsvorgang bzw. sogar an der Herbeiführung desselben wesentlich mit beteiligt:

"Dem Fortpflanzungsvorgang geht voraus eine Liebessympathie, die der Hellseher


wahrnimmt als ein Hinundherwogen von astralen Kräften, ein Hinundwiderspielen von
astralischen Strömungen zwischen Mann und Frau. Es lebt da etwas, was sonst nicht
vorhanden ist, wenn der Mensch allein ist; das Zusammenleben der Seelen selber drückt sich
aus in dem Hinundherwogen der astralischen Strömungen. Nun ist aber jeder Liebesvorgang
individuell. Jedes Lieben geht im Hinundwiderspiel von einer besonderen Individualität aus.
Und nun spiegelt sich darinnen, vor aller irdischen Befruchtung, vor dem physischen Akt in
dem Liebesbegehren, in diesem astralischen Hinundherspielen die Individualität, die Natur
des Wesens, das wieder auf die Erde heruntersteigt. Das ist das Besondere der einzelnen
Liebesakte. So"daß man sagen kann: Vor der physischen Befruchtung, da beginnt schon das
zu wirken, was aus der geistigen Welt heruntersteigt; das Zusammengeführtwerden von
Mann und Frau wird von der geistigen Welt mitbestimmt. Hier spielen in einer intimen
wunderbaren Weise Kräfte aus der geistigen Welt mit. Und dasjenige, was heruntersteigt,
sich heruntersenkt, ist im allgemeinen von Anfang an gebunden an das Ergebnis der
Befruchtung. Durchaus ist es nicht so, daß erst nach einer gewissen Zeit irgendeine
Individualität sich damit verbindet. Vom Moment der Befruchtung an ist diese
heruntersteigende Individualität mit dem Resultat der physischen Fortpflanzung
zusammengehörig. Ausnahmen gibt es allerdings auch da. In den ersten Tagen nach der
Befruchtung wirkt freilich diese geistige Individualität, die herunterkommt, noch nicht auf
die Entwicklung des physischen Menschen ein, aber sie ist sozusagen dabei, sie ist schon mit
dem sich entwickelnden Embryo verbunden. Das Eingreifen geschieht etwa vom
achtzehnten, neunzehnten, zwanzigsten und einundzwanzigsten Tage an nach der
Befruchtung; da arbeitet dann schon mit dem werdenden Menschen das, was
heruntergestiegen ist aus einer höheren Welt. So daß von Anfang an vorbereitet wird, nach
den früheren Fähigkeiten, jenes feine, intime organische Gewebe, das notwendig ist, wenn
die menschliche Individualität den physischen Leib als Instrument gebrauchen soll. Daß der
Mensch eine Einheit ist, rührt davon her, daß das kleinste Organ dem ganzen Organismus
entspricht, das heißt, auch das Kleinste muß von einer gewissen Art sein, damit das Ganze so
sein kann, damit es geschehen kann, daß schon vom achtzehnten bis einundzwanzigsten
Tage an das Ich an der Ausgestaltung des physischen und des Ätherleibes mitwirkt." (Lit.: GA
109, S. 201f)

Wesentlich für die Entwicklung des heranwachsenden Menschenkeims ist natürlich auch
das, was von den Eltern gegeben wird:
"Würde nur das Weibliche einwirken, dann wäre die Fortentwickelung so geschehen, daß
das Kind im allerhöchsten Maße den Vorfahren ähnlich wäre. Immer nur ganz
gleichgestaltete Wesen würden entstehen. Das Generelle, das Gleichartige rührt vom
weiblichen Element her. Erst durch die Geschlechtertrennung ist es möglich geworden, daß
sich die menschliche Individualität entfalten kann. Denn das, was bewirkt, daß der
Nachkomme Verschiedenheiten von seinen Vorfahren aufweist, das ist der Einfluß des
Mannes. Das männliche Element spezialisiert; im weiblichen wird die Gattung erhalten, es
reproduziert das Gleichartige; das Männliche, das gibt die Individualität.

Daher auch war es erst, als die Zweigeschlechtlichkeit auf Erden entstanden war, möglich,
daß die Verkörperungen oder Reinkarnationen nacheinander erfolgen konnten. Da erst hatte
der Mensch die Möglichkeit, irgendwie auf der Erde das verkörpern zu können, was das
Ergebnis vom Früheren war. Daß das, was da unten auf der Erde sich vollzieht, und das, was
von Inkarnation zu Inkarnation sich entwickeln und bereichern muß, was individuell ist,
zusammenpaßt, das rührt davon her, daß männliches und weibliches Element
zusammenwirken. Das menschliche Ich würde heute keinen passenden Körper mehr finden,
wenn nicht das allgemeine Menschheitsprinzip abgeändert würde durch das männliche
Element, das heißt, wenn nicht der allgemeine Typus zum Individuellen sich gestalten würde.
Vom weiblichen Element her wirkt im wesentlichen der Ätherleib. Im Ätherleib, in dem die
dauernden Neigungen liegen, ist die treibende Kraft des weiblichen Elements. In ihm ist
verankert das, was das Generelle ist, das Gattungsmäßige. Im Ätherleib der Frau ist heute
noch das Gegenbild dessen vorhanden, was man da außen findet als die Volksseele, als den
Rassengeist. Volksseele und Rassengeist sind einander ähnlich. Fassen wir nun ins Auge, was
als Geistiges der Befruchtung zugrunde liegt, so müssen wir sagen: Die Befruchtung an sich
ist nichts anderes als eine Art Ertötung der lebendigen Kräfte des Ätherleibes. Schon bei der
Befruchtung wird der Tod hineingewoben in den menschlichen Leib. Es ist etwas, was den
Ätherleib, der sich sonst ins Unendliche vervielfältigen würde, verhärtet, ihn sozusagen
abtötet. Das, was von der weiblichen Natur herrührt, der Ätherleib, der sonst nur Kopien
gestalten würde, wird durch den männlichen Einfluß verdichtet und dadurch wird er der
Bildner der neuen menschlichen Individualität. Die Fortpflanzung besteht in der Erzeugung
einer Kopie des weiblichen Ätherleibes; dadurch, daß er durch die Befruchtung in einer
gewissen Beziehung verhärtet wird, abgetötet, wird er zugleich individualisiert. Und in dem
abgetöteten Ätherleib liegt die Formkraft verborgen, die den neuen physischen Menschen
hervorbringt. So rücken zusammen Befruchtung und Fortpflanzung. Wir sehen also, daß
zweierlei Befruchtungen stattfinden: unten die physische, menschliche Befruchtung, und
oben die Befruchtung des Urbildes durch das eigene Karma. Schon vom achtzehnten bis
einundzwanzigsten Tage an, sagten wir, arbeitet das Ich an dem Embryo; aber erst viel
später, nach sechs Monaten, arbeiten an dem Embryo andere Kräfte mit, die wir die Kräfte
nennen können, die das Karmische des Menschen bedingen. Wir können es so ausdrücken,
daß wir sagen: da greift jenes Gewebe ein, das aus Karma gewoben ist. Nach und nach
greifen diese Kräfte ein. - Nun gibt es aber auch hier Ausnahmen, so daß in späterer Zeit eine
Auswechslung des Ich eintreten kann...

Wenn wir uns ein ungefähres Bild machen wollen von dem, was in den geistigen Welten sich
vorfindet und da heruntersteigt, so müssen wir sagen: Das sich verkörpernde Individuum
führt die sich Liebenden zusammen. - Das Urbild, das sich verkörpern will, hat sich ja die
Astralsubstanz angegliedert, und diese Astralsubstanz wirkt nun hinein in die
Liebesleidenschaft, in das Liebesgefühl. Das, was unten auf der Erde hin und wider wogt als
astralische Leidenschaft, das spiegelt in sich wieder das Astralische des heruntersteigenden
Wesens. Also der astralischen Substanz von oben kommt das astralische Gefühl der
Liebenden entgegen; es wird beeinflußt von der Substanz dessen, was zur Verkörperung
niedersteigt. Wenn wir diesen Gedanken ganz durchdenken, so müssen wir sagen: Der sich
wiederverkörpernde Mensch ist durchaus beteiligt an der Wahl seiner Eltern. Je nachdem er
ist, wird er hingetrieben zu dem betreffenden Elternpaar. Der Einwand ist billig, daß man
behauptet: mit solcher Begründung der Auswahl der Eltern verliere man das Gefühl, in
seinen Kindern wieder zu erstehen, und daß die Liebe, die sich darauf gründet, den Kindern
das Ureigene verliehen zu haben, sich dadurch verringere. Das ist eine grundlose Furcht;
denn diese Mutter- und Vaterliebe wird in einem viel höheren und schöneren Sinne
aufgefaßt, wenn wir sehen, daß das Kind in einem gewissen Sinne die Eltern vorher liebt,
schon vor der Befruchtung, und dadurch zu ihnen hingetrieben wird. Die Elternliebe ist also
die Antwort auf die Liebe des Kindes, sie ist die Gegenliebe." (Lit.: GA 109, S. 202ff)

Natürliche Zeugung und künstliche Befruchtung


Bis in die jüngste Vergangenheit war die natürliche Zeugung durch sexuelle Vereinigung das
einzige Tor, durch das eine menschliche Individualität zur irdischen Inkarnation herabsteigen
konnte. Wie schon im vorigen Abschnitt angedeutet wurde, vereinigen sich dabei die
astralen Kräfte, die sich das Kind aus den höheren Welten mitbringt, mit den astralen
Kräften, die in der leidenschaftlichen Umarmung des elterlichen Liebespaares wirsam
werden. Je nachdem, ob es sich dabei bloß um egoistische Lustgefühle oder um wirkliche
Liebe handelt, wird eine unterschiedliche Astralhülle für das sich inkarnierende Kind
gebildet, die seine weitere Entwicklung hemmen oder fördern kann. Natürlich spielen dabei
nicht nur die Kräfte eine Rolle, die unmittelbar im Zeugungsakt regsam gemacht werden,
sondern das ganze Verhältnis der Eltern zueinander ist bedeutsam, aber dem eigentlichen
Moment der Zeugung kommt dabei doch eine wesentliche Bedeutung zu. Diese Kräfte
können postiv oder negativ sein. Bei der künstlichen Befruchtung wird der natürliche
Zeugungsakt ausgeschaltet und daher gehen auch die damit verbundenen Kräfte verloren. Es
wird eine wichtige Frage für die nähere Zukunft sein, wie dafür ein wirksamer Ersatz gegeben
werden kann, denn aufgrund der zunehmenden Unfruchtbarkeit der Menschheit ist zu
erwarten, dass Methoden der künstlich herbeigeführten Reproduktion immer häufiger
angewendet werden.

Die drohende Unfruchtbarkeit der Menschheit ab dem 6./7. Jahrtausend


Nach den Angaben Rudolf Steiners wird die Unfruchtbarkeit der Menschheit immer rascher
voranschreiten. Das liegt im notwendigen Entwicklungsgang der Menschheit, denn wir
nähern uns immer mehr der Zeit, in der die irdischen Inkarnationen des Menschen
überhaupt aufhören werden. Bis dahin muss allerdings das menschliche Ich soweit gereift
sein, dass es für seine weitere Entwicklung keiner Verkörperung in einem physischen Leib
mehr bedarf.

"Denn man kann es herausfinden durch okkulte Forschung, daß im Laufe des sechsten
Jahrtausends die Menschenfrauen, wie sie heute organisiert sind, unfruchtbar sein werden,
keine Kinder mehr gebären werden. Und eine ganz andere Ordnung wird eintreten im
sechsten Jahrtausend! Das zeigt uns die okkulte Forschung. Ich weiß, daß es dem, der im
Sinne der heutigen Wissenschaft denkt, als etwas ganz Unsinniges erscheinen wird, das
auszusprechen; aber es ist schon einmal so." (Lit.: GA 175, S. 217)
"Und nehmen Sie dazu die Tatsache, die ich Ihnen neulich sagte, daß für denjenigen, der die
Dinge geisteswissenschaftlich durchschaut, das klar wird, daß im sechsten, siebenten
Jahrtausend die Menschheit in ihrem gegenwärtigen Sinne anfängt, unfruchtbar zu werden.
Die Frauen, sagte ich, werden unfruchtbar. Es wird auf die gegenwärtige Art die Menschheit
sich nicht fortpflanzen können. Das muß eine Metamorphose durchmachen, das muß wieder
den Anschluß finden an eine höhere Welt. Damit dies geschehen kann, daß die Welt nicht
nur in die Dekadenz kommt, wo «geheilt» würde alles Gesinntsein zum Guten und Bösen,
damit das Gute und Böse, alles Sich-Bekennen zum Guten und Bösen, nicht bloß als Staats-,
als Menschensatzung angesehen würde, damit das nicht zustande komme in der Zeit, wo die
gegenwärtige Naturordnung innerhalb des Menschengeschlechts mit Notwendigkeit aufhört,
ein Menschengeschlecht zu erhalten - denn mit derselben Notwendigkeit, mit der bei der
Frau in einem gewissen Alter eine Fruchtbarkeit aufhört, so hört in der Erdenentwickelung
mit einem bestimmten Zeitpunkte die Möglichkeit auf, daß die Menschen sich fortpflanzen
in der bisherigen Weise -, damit das nicht eintrete, dazu kam der Christus-Impuls." (Lit.: GA
175, S. 245f)

"Denn, so sonderbar das heute klingt, eine gewissenhafte okkulte Forschung, die versucht,
die Entwickelungsgesetze des Menschengeschlechts zu durchdringen, die zeigt uns eine
vielleicht zunächst bestürzend wirkende Wahrheit, zeigt uns, daß in gar nicht so ferner Zeit,
vielleicht schon im 7. Jahrtausend, sämtliche Erdenfrauen unfruchtbar werden. So weit geht
es mit der Vertrocknung, mit der Zerbröckelung der Leiber: Im 7. Jahrtausend werden die
Erdenfrauen unfruchtbar! Denken Sie sich, wenn nun die Beziehungen bleiben sollten, die
sich nur zwischen dem Menschlich-Seelischen und den menschlichen physischen Leibern
ausleben können, dann könnten ja nachher die Menschen überhaupt sich nichts mehr zu tun
machen auf der Erde. Es werden noch nicht alle Erdenperioden abgelaufen sein, wenn die
Menschenfrauen keine Kinder mehr bekommen können. Da muß denn der Mensch ein
anderes Verhältnis finden zu dem Erdendasein. Die letzten Epochen der Erdenentwickelung
werden den Menschen in die Notwendigkeit versetzen, überhaupt auf eine physische
Leiblichkeit zu verzichten und dennoch auf der Erde anwesend zu sein. Das Dasein ist eben
doch geheimnisvoller, als man nach den plumpen naturwissenschaftlichen Begriffen der
Gegenwart gern annehmen möchte." (Lit.: GA 177, S. 88)

"Nun wissen Sie ja, daß der Mond einstmals sich wiederum mit der Erde vereinigen wird.
Dieser Zeitpunkt, wo der Mond sich wiederum mit der Erde vereinigen wird, der wird von
den in der Abstraktion lebenden Astronomen und Geologen ja Jahrtausende weit
hinausgeschoben; das ist aber nur ein Wahn. In Wirklichkeit stehen wir dem Zeitpunkt gar
nicht sofern. Sie wissen ja, die Menschheit als solche wird immer jünger und jünger (siehe
auch -> Jüngerwerden der Menschheit und (Lit.: GA 176, S. 12ff)). Sie wissen, daß die
Menschen immer mehr und mehr dazu kommen, ihre leiblich-seelische Entwickelung nur bis
zu einem bestimmten Zeitpunkte zu haben. In der Zeit von Christi Tod, als das Ereignis von
Golgatha stattfand, waren die Menschen bis zum dreiunddreißigsten Jahr im allgemeinen
leiblich-seelisch entwickelungsfähig. Heute sind sie es nurmehr bis zum
siebenundzwanzigsten Jahre. Und es wird eine Zeit kommen im 4. Jahrtausend, da werden
die Menschen nur bis zum einundzwanzigsten Jahre noch entwickelungsfähig sein. Dann
wird eine Zeit kommen im 7. Jahrtausend, da werden die Menschen nur bis zum vierzehnten
Jahr noch entwickelungsfähig sein durch ihre Leiblichkeit. Die Frauen werden dann aufhören,
fruchtbar zu sein; es wird eine ganz andere Art und Weise des Erdenlebens eintreten. Es wird
die Zeit sein, in der der Mond sich der Erde wiederum nähert, sich der Erde wiederum
eingliedert."

"Nun möchte ich Sie zunächst noch aufmerksam machen auf das Bedeutungsvolle, das
eigentlich hinter all den Tatsachen steht. Wir wissen, ungefähr 1413, also im 15.Jahrhundert,
war der Übergang aus der vierten in die fünfte nachatlantische Kulturperiode. Zu alldem,
was wir schon an Charakteristik angeführt haben, sei noch hinzugefügt, daß von den
geistigen Welten aus die Lenkung der irdischen Angelegenheiten so geschehen ist, daß an
dieser Lenkung hauptsächlich Wesen aus der Hierarchie der Archangeloi beschäftigt waren
— einiges über die genaueren Zusammenhänge können Sie ja aus dem Büchelchen «Die
geistige Führung des Menschen und der Menschheit» entnehmen -, hauptsächlich, sage
ich... Engelwesen, Wesen aus der Hierarchie der Angeloi dienen diesen höheren Wesen aus
der Hierarchie der Archangeloi; aber sie dienen ihnen so, daß gewissermaßen das Verhältnis
zwischen den Wesenheiten aus der Hierarchie der Angeloi und denen der Archangeloi eine
übersinnliche, eine rein geistige Angelegenheit ist, die die Menschen noch wenig berührt.
Das wird anders mit dem Hereinbrechen der fünften nachatlantischen Periode, denn da
werden in der Führung der Menschheit gewissermaßen selbständiger die Wesen aus der
Hierarchie der Angeloi. So daß die Menschen in der vierten nachatlantischen Zeit mehr
direkt geführt sind von den Archangeloi; dagegen in der fünften Zeit - also in unserer ganzen
jetzigen fünften Zeit bis ins 4. Jahrtausend hinein - wird eine direkte Führung des Menschen
durch die Angeloi stattfinden. So daß man jetzt nicht mehr sagen kann: Das Verhältnis der
Angeloi zu den Archangeloi ist nur ein übersinnliches Verhältnis. Das ist die Tatsache, geistig
ausgedrückt.

Man kann diese Tatsache auch mehr materiell ausdrücken, denn alles Materielle ist ein
Abbild des Geistigen. Wenn wir suchen, auf welchem Umwege die Archangeloi mit den
Angeloi zusammen während der vierten nachatlantischen Zeit die Menschen lenkten,
können wir sagen: Dies geschah durch das menschliche Blut. - Und auf dem Umwege durch
das menschliche Blut wurde ja auch die soziale Struktur hervorgerufen, die sich der
Blutsverwandtschaft, den Blutsbanden anschloß. Gewissermaßen war die Wohnung der
Archangeloi sowohl wie der Angeloi im Blute. Ja, das Blut ist nicht bloß dasjenige, was der
Chemiker analysiert, sondern das Blut ist zugleich der Wohnort übersinnlicher Wesenheiten.

Wenn wir also von dieser vierten nachatlantischen Zeit sprechen, so ist das Blut der Wohnort
von Archangeloi und Angeloi. Das wird eben anders in der fünften nachatlantischen Zeit, das
wird so, daß sich die Angeloi mehr des Blutes bemächtigen - ich rede jetzt von den Angeloi
des Lichtes, von den normalen - und die Archangeloi mehr im Nervensystem wirken. Ich
könnte auch mit alter Terminologie ebensogut sagen: In der fünften nachatlantischen Zeit
wirken die Archangeloi mehr im Gehirn, die Angeloi mehr im Herzen. Physiologisch, im Sinne
der jetzigen Wissenschaft gesprochen, würde man sagen müssen: Die Angeloi wirken mehr
im Blute, die Archangeloi mehr im Nervensystem. - So ist wirklich mit den Menschen, wie Sie
sehen, eine große Veränderung vor sich gegangen, die man verfolgen kann bis in die
materielle Struktur des Menschen hinein...

Im 15. Jahrhundert war ein besonderer Zeitabschnitt in der Erdenentwickelung und in der
damit zusammenhängenden Entwickelung der geistigen Welt herangekommen. Man kann
dasjenige, was da herangekommen war, etwa in der folgenden Art charakterisieren. Man
kann sagen: In dieser Zeit, im 15. Jahrhundert, war die Anziehungskraft der Erde für die
Archangeloi, für die regelrechten Archangeloi, die ja den Übergang suchten vom Blut ins
Nervensystem, am größten. Also wenn wir zurückgehen aus dem 14. ins 13., 12., 11.
Jahrhundert, so finden wir, daß immer schwächer wird die Anziehungskraft der Erde, und
nachher wird wiederum die Anziehungskraft der Erde schwächer. Man könnte sagen: Die
Archangeloi sind von höheren Geistern angehalten gewesen, in diesem 15. Jahrhundert das
Erdendasein am meisten zu lieben. So paradox das manchem heutigen, klotzig
materialistisch denkenden Menschen erscheint, so ist es doch richtig, daß mit solchen
Dingen zusammenhängt das, was auf der Erde vorgeht. Wie kommt es, daß gerade damals in
einer so merkwürdigen Weise Amerika wiederentdeckt wurde, daß die Menschen anfingen,
sich wieder der ganzen Erde zu bemächtigen? Weil die Archangeloi in dieser Zeit am meisten
angezogen waren von der Erde. Dadurch dirigierten sie teilweise das Blut, teilweise das
Nervensystem schon so, daß der Mensch anfing, von der ganzen Erde Besitz zu ergreifen von
seinen Kulturzentren aus. Solche Ereignisse muß man im Zusammenhang mit der geistigen
Wirksamkeit betrachten, sonst versteht man sie nicht. Gewiß klingt es heute für den
materialistisch klotzigen Denker sonderbar, wenn man sagt: Deshalb entdeckten die
Menschen Amerika, deshalb spielte sich das andere alles ab, was Sie ja in der sogenannten
Geschichte nachlesen können, weil die Anziehungskraft der Erde für die Archangeloi am
größten in der damaligen Zeit war zwischen bestimmten Grenzen.

Und damals begann von seiten der Archangeloi die Erziehung der Angeloi, die dahin ging, das
menschliche Blut in Besitz zu nehmen, während die Archangeloi den Übergang finden
wollten ins Nervensystem. Und im Beginne der vierziger Jahre war die Sache so weit, daß
gewisse zurückgebliebene Angeloiwesen den Versuch machten, nun nicht im Blute zu
residieren oder zu regieren, sondern den Archangeloiplatz im Nervensystem einzunehmen.
Also wir können sagen: Es war in diesen vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts ein
bedeutungsvoller Kampf, der sich so entwickelt hat, wie ich das schon beschrieben habe,
der, wenn wir sein Spiegelbild hier im gröbst Materiellen betrachten, sich abspielte zwischen
dem menschlichen Blut und dem menschlichen Nervensystem. Die Engel der Finsternis
wurden aus dem Nervensystem herausgeworfen und in das menschliche Blut geworfen, so
daß sie nunmehr im menschlichen Blute so rumoren, wie ich das geschildert habe. Weil sie
im menschlichen Blute rumoren, kommt das alles zustande, was ich beschrieben habe als die
Wirkung der zurückgebliebenen Angeloi hier auf der Erde. Da sie im menschlichen Blute
rumoren, hat sich auch das herausgestellt, daß die Menschen so gescheit sein konnten, wie
ich das beschrieben habe. Natürlich spielt sich das alles langsam und allmählich ab, so daß
man sagen kann: Der richtige tiefgehende Abschnitt ist 1841; aber das ganze 19. Jahrhundert
ist schon infiziert von dem, was da in Betracht kommt.

Damit ist überhaupt eine Evolution eingeleitet, die von tiefgehender Bedeutung ist. Ich habe
Sie im Laufe dieser Vorträge schon auf eine wichtige Tatsache aufmerksam gemacht. Ich
habe Sie darauf aufmerksam gemacht, daß es nur bis zum 7. Jahrtausend dauern wird
innerhalb der Erdenentwickelung, daß die Menschenfrauen fruchtbar sein werden, daß dann
nicht mehr die Fortpflanzung hier besorgt werden kann. Ginge es bloß nach den normal im
Blute lebenden Engelwesen, so würde die menschliche Generation, die menschliche
Fortpflanzung, nicht einmal bis dahin dauern, sondern nur ins 6. Jahrtausend hinein. Nur
noch die sechste nachatlantische Kulturperiode träfe die Möglichkeit einer physischen
Fortpflanzung auf der Erde; weiter erstreckt sich der Impuls der Fortpflanzung für diese
nachatlantische Zeit in ihren sieben Kulturperioden nach der Weisheit des Lichtes nicht. Aber
die Fortpflanzung wird länger dauern; sie wird bis ins 7. Jahrtausend hinein dauern, vielleicht
noch etwas darüber hinaus. Woher wird das kommen? Weil dann Regenten der
Fortpflanzung, impulsierende Mächte der Fortpflanzung diese herabgestoßenen Angeloi sein
werden.

Das ist sehr bedeutungsvoll. In der sechsten nachatlantischen Kulturperiode wird nach und
nach versiegen die menschliche Fruchtbarkeit, insoferne sie impulsiert ist von den
Lichtmächten. Und die dunkeln Mächte werden eingreifen müssen, daß die Sache noch
etwas weitergehe. Wir wissen, die sechste nachatlantische Kulturperiode hat ihre Keime im
europäischen Osten. Der europäische Osten wird starke Neigungen entwickeln, die
menschliche Fortpflanzung, die physische Fortpflanzung nicht über die sechste Kulturperiode
hinausgehen zu lassen, sondern nachher die Erde überzuführen in ein mehr spirituelles, in
ein mehr psychisches Dasein. - Von Amerika herüber werden die ändern Impulse wirken für
die siebente nachatlantische Kulturperiode, in welcher die Impulse der herabgestoßenen
Angeloi die Generation leiten werden." (Lit.: GA 177, S. 231ff)

"Es wird ein Jahr kommen in der physischen Erdenentwickelung, dieses Jahr wird, sagen wir,
ungefähr das Jahr 5700 und einiges sein, in diesem Jahre, oder um dieses Jahr herum, wird
der Mensch, wenn er seine richtige Entwickelung über die Erde hm vollzieht, nicht mehr die
Erde so betreten, daß er sich verkörpert in Leibern, die von physischen Eltern abstammen.
Ich habe öfters gesagt, die Frauen werden in diesem Zeitalter unfruchtbar. Die
Menschenkinder werden dann nicht mehr in der heutigen Weise geboren, wenn die
Entwickelung über die Erde hin normal verläuft.

Über eine solche Tatsache darf man sich keinen Mißverständnissen hingeben. Es könnte zum
Beispiel auch folgendes eintreten: Es könnten die ahrimanischen Mächte, welche unter dem
Einfluß der gegenwärtigen Menschenimpulse sehr stark werden, die Erdenentwickelung
verkehren; sie könnten die Erdenentwickelung in gewissem Sinne pervers machen. Dadurch
würde - gar nicht zum Menschenheile - über diese Jahre im 6. Jahrtausend hinaus die
Menschheit in demselben physischen Leben erhalten werden können. Sie würde nur sehr
stark vertieren; aber sie würde in diesem physischen Leben erhalten werden können. Das ist
eine der Bestrebungen der ahrimanischen Mächte, die Menschheit länger an die Erde zu
fesseln, um sie dadurch von ihrer Normalentwickelung abzubringen. Aber wenn die
Menschheit wirklich das ergreift, was in ihren besten Entwickelungsmoglichkeiten liegt, so
kommt einfach im 6. Jahrtausend diese Menschheit zum Irdischen in eine Beziehung, die für
weitere zweieinhalb Jahrtausende so ist, daß der Mensch zwar noch mit der Erde ein
Verhältnis haben wird, aber ein Verhältnis, das sich nicht mehr darin ausdrückt, daß
physische Kinder geboren werden. Der Mensch wird gewissermaßen als Geist-Seelenwesen -
um es anschaulich auszudrücken, will ich sagen: in den Wolken, im Regen, in Blitz und
Donner rumoren in den irdischen Angelegenheiten. Er wird gewissermaßen die
Naturerscheinungen durchvibrieren; und in einer noch späteren Zeit wird das Verhältnis zum
Irdischen noch geistiger werden.

Von allen diesen Dingen kann heute nur erzählt werden, wenn man einen Begriff hat von
dem, was geschieht zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Obzwar nicht eine
vollständige Gleichheit herrscht zwischen der Art und Weise, wie der Mensch heute
zwischen dem Tode und einer neuen Geburt zu den irdischen Verhältnissen in Beziehung
steht, und der Art, wie er dann, wenn er sich gar nicht mehr physisch verkörpern wird, dazu
in Beziehung stehen wird, so ist doch eine Ähnlichkeit vorhanden. Wir werden
gewissermaßen, wenn wir verstehen, der Erdenentwickelung ihren wirklichen Sinn zu geben,
dann dauernd in ein solches Verhältnis zu den irdischen Angelegenheiten kommen, wie wir
jetzt dazu bloß stehen, wenn wir zwischen dem Tod und einer neuen Geburt leben. Es ist das
jetzige Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt nur etwas, ich möchte sagen,
geistiger, als es dann sein wird, wenn der Mensch dauernd in diesen Verhältnissen sein
wird." (Lit.: GA 196, S. 90f)

Zu dieser Zeit wird sich der Mensch nicht mehr von Tieren oder Pflanzen ernähren, sondern
bereits zu einer rein mineralischen Ernährungsweise übergegangen sein (siehe -> Ernährung,
Milch, Fleischnahrung, Vegetarismus, künftige mineralische Ernährung).

Der Kehlkopf als künftiges Fortpflanzungsorgan


Der Kehlkopf wird sich künftig so zu einem neuen Reproduktionsorgan umbilden, dass der
Mensch durch das Wort zeugend sein wird.

"Es gibt im Menschen zweierlei Organe, solche, welche auf dem Wege sind, unvollkommen
zu werden, und nach und nach abfallen werden, und solche, die erst in der Ausbildung
begriffen sind. Alle niederen Organe, die sexuellen Organe, werden abfallen. Herz und
Kehlkopf dagegen sind Organe, die erst in der Zukunft ihre Vollendung haben werden, erst in
der Zukunft ihre Entwickelung finden werden.

Ich spreche zu Ihnen. Meine Gedanken sind in mir. Ich kleide sie in Worte. Diese kommen
aus dem Kehlkopf heraus, bringen Tonschwingungen hervor, und dadurch teilen sich meine
Gedanken Ihrer Seele mit. Der Kehlkopf ist der Apparat, die Luftwellen zu machen, und das,
was in der Seele ist, da hinauszubringen. Wenn jemand einen Apparat erfinden könnte,
durch den die Wellen verfestigt werden könnten, dann könnten Sie meine Gedanken, meine
Worte aufklauben. In der Zukunft wird der Kehlkopf nicht nur die Worte hervorbringen,
sondern er wird einstmals das schöpferische, das Zeugungsorgan sein, das dem Menschen
ähnliche Wesen hervorbringen wird.

In gewissen Zeiten, da war noch nicht die pflanzliche Natur des Menschen durchdrungen von
der begierdevollen Fleischesqualität. Gerade diejenigen Organe, die sich am spätesten aus
der tierischen Natur entwickelt haben, gehen zuerst wieder weg; das sind die
Fortpflanzungsorgane. Diese waren lange da als Pflanzenorgane, als der Mensch schon in
Fleisch da war. Deshalb sind in Sammlungen Bilder von Hermaphroditen mit
Pflanzenorganen zu sehen. Wenn in der Bibel erzählt wird vom Feigenblatt der Eva, so ist in
Wahrheit unter diesem Symbole zu verstehen, daß diese Organe die letzten waren, welche
sich im Fleische entwickelt haben. So muß in die religiösen Urkunden eingedrungen werden.
Die Sexualorgane sind untergehende Organe, dagegen ist der Kehlkopf in voller Umbildung
begriffen, und wenn der Mensch wieder keusch geworden sein wird, wird sich der Kehlkopf
der geistigen Sonne wieder zuwenden. Der Kelch der Pflanze entwickelte sich zu der
leidenschafterfüllten Fleischesform, und wieder wird der Kehlkopf zum keuschen, reinen
Kelche, der vom Geiste befruchtet wird, der der heiligen Liebeslanze entgegengehalten wird.
Das ist auch das Symbol des Heiligen Gral, sein hohes Ideal." (Lit.: GA 098, S. 23f)

Siehe auch
Fortpflanzung - Artikel in der deutschen Wikipedia
Sexualität
Sexuelle Askese
Keuschheit
Sexualität und Nationalismus
Geschlechtsorgane
Kehlkopf
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
Die Begierde oder Gier, die bei Tier und Mensch auftritt, das Verlangen, entspringt aus dem
Astralleib, indem dieser das ergreift und ins Bewusstsein hebt, was noch bewusstlos als
Instinkt im physischen Leib wirkt oder als Trieb im Ätherleib lebt. Substanziell entstammen
die Begierden der Region der Begierdenglut in der Astralwelt.

"Nun hat der Mensch auch noch den Empfindungsleib. Der ist noch innerlicher. Er ergreift
nun wieder den Trieb, und dann wird nicht nur eine Verinnerlichung erzeugt, sondern es
wird Instinkt und Trieb auch schon ins Bewußtsein herauf gehoben, und so wird daraus dann
die Begierde. Die Begierde finden Sie auch noch beim Tiere, wie Sie den Trieb bei ihm finden,
weil das Tier ja alle diese drei Glieder, physischen Leib, Ätherleib, Empfindungsleib, auch hat.
Aber wenn Sie von der Begierde sprechen, so werden Sie schon, ganz instinktiv, sich
herbeilassen müssen, die Begierde als etwas sehr Innerliches anzusehen. Beim Trieb
sprechen Sie so, daß er doch, ich möchte sagen von der Geburt bis zum späten Alter sich
einheitlich äußert; bei der Begierde sprechen Sie von etwas, was erkraftet wird von dem
Seelischen, was mehr einmalig erkraftet wird. Eine Begierde braucht nicht charakterologisch
zu sein, sie braucht nicht dem Seelischen anzuhaften, sondern sie entsteht und vergeht.
Dadurch zeigt sich die Begierde als mehr dem Seelischen eigentümlich als der bloße Trieb."
(Lit.: GA 293, S. 67)

Nach buddhistischer Auffassung ist die Begierde (Tanha) die Hauptursache für das Leid
(Dukkha) und den Kreislauf der Wiedergeburten (Samsara).

'
Heinrich Schlitt: Gnom mit Zeitung und Tabakspfeife unter einem Fliegenpilz, mit Schnecke,
vor ihm auf der Wiese ein Wetterfrosch im Glas. (spätestens 1923)
Gnome, Kobolde[1], Zwerge[2], Wichtelmänner[3], Erdgeister[4], Berggeister, Felsengeister
oder Elementarwesen des Festen sind Elementarwesen, die als Abschnürung aus der
Hierarchie der Archai entstanden sind (Lit.: GA 136, S. 64). Ihre astrale Heimat ist das Innere
der Erde, aus deren geistig-seelischen Schichten sie emporsteigen und darum dem irdisch
verkörperten Menschen besonders nahe stehen[5]. Sie leben als Wurzelgeister im Feucht-
Irdischen und tragen den Lebensäther an die Pflanze heran. Sie sind ganz Sinnesorgan,
nehmen aber mit der Wahrnehmung zugleich die Gedanken auf. Sie nehmen die Ideen des
Weltalls durch die Pflanzen hindurch auf und tragen sie namentlich im Herbst und Winter
durch die Erde. Sie sind überverständige Wesen und haben ihre Entsprechung im
menschlichen Gedankenleben.

Normalerweise sind die Gnome eingeschlossen in den Bereich des Wurzelhaften. Gnome
leben aber auch in allen Gesteinsformationen. Sie können aber auch über diese Grenzen
hinauswachsen, streben eigentlich immer danach, und dadurch wachsen sie sich zu
riesenhafter Gestalt aus: die Gnome werden dann zu Frostriesen.
„Der heutige Initiierte weiß eben durchaus zu sagen, wie aus jedem Stein erkennend im
Bewußtsein erlöst wird ein Geisteswesen, wie andere Geisteswesen aus den Pflanzen erlöst
werden. Sie treten einem entgegen, wenn man nicht bei der äußeren Sinnesanschauung
stehenbleibt. Und jedes Mal, wenn man in die Natur geht, wenn man zum Beispiel zunächst,
aus ihren Steinbehausungen hervorgehend, die koboldartigen Elementarwesen schaut, die
überall, wo die Natur anfängt ein wenig elementar zu werden, drinnen stecken - dann, wenn
man sich so bekannt macht und befreundet mit diesen Elementarwesen, dann sieht man
bald auch hinter diesen Elementarwesen, namentlich hinter den Elementarwesen der
mineralischen Welt, höhere Wesenheiten, die zuletzt hinaufführen bis zur ersten Hierarchie,
bis zu den Seraphim, Cherubim und Thronen.

Und wenn konsequent die Übungen durchgeführt werden, die ich in dem Buche: «Wie
erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?», das ins Englische unter dem Titel
«Initiation» übersetzt ist, angegeben habe, wenn man diese Übungen konsequent, mit
großer innerer Energie, Opferwilligkeit und Hingabe macht, dann ist es eigentlich schon so,
daß man, wenn man den gehörigen inneren Mut bekommt, zunächst auf so etwas kommt,
daß in besonderen mineralischen Einschlägen draußen im Gebirge in einem Stück Stein
ganze Welten von Elementarwesen verborgen sind. Die kommen nur so heraus, nach allen
Seiten schlüpfen sie heraus, werden groß, und bezeugen, daß sie eigentlich nur
zusammengerollt, zusammengeschoben in den Partien der elementarischen Welt sind. Es
sind Wesenheiten zunächst innerhalb des mineralischen Naturgebietes, namentlich wo die
Erde in den Zustand des «Grunelns» kommt, daß sie sich so frisch anfühlt, daß sie
Erdenaroma hat, daß die Pflanzen auch Erdenaroma haben. Wenn man da eintritt in diese
Welt der Elementarwesen, da ist es so, daß diese Elementarwesen schon einem angst und
bange machen können. Und diese Elementarwesen, die da herauskommen, sind von einer
unglaublichen Gescheitheit. Man muß die Bescheidenheit haben, wenn die Zwerge da
heraus sich lösen aus den Naturtatsachen und Naturobjekten, sich zu sagen: Da stehst du
nun, du dummer Mensch, wie gescheit ist doch diese Elementarwelt! - Und weil im Ernste
das doch viele Menschen nicht sagen mögen, weil sie ja nicht einmal sagen mögen, daß ein
kleines Kind, das eben geboren worden ist, viel gescheiter ist als derjenige, der viel gelernt
hat — wenn man es innerlich anschaut —, deshalb entziehen sich zunächst diese
Elementarwesen dem Anblick des Menschen. Kann man aber auf sie eingehen, dann
erweitert sich sozusagen der Horizont, und das, was vorne diese neckischen, einen mit ihrer
Gescheitheit und Klugheit neckenden Zwerge eröffnen als Vordergrund, das trägt in einen
Hintergrund hinein, der bis zu der ersten Hierarchie, bis zu den Seraphim, Cherubim und
Thronen kommt.“ (Lit.:GA 240, S. 266f)

Die Gnome haben als oberstes Wesensglied einen physischen Leib. Darunter haben sie drei
weitere Wesensglieder, die in das dritte, zweite und erste Elementarreich hinunterreichen.
Durch die Wirkung dieser drei unteren Wesensglieder ist der physische Leib der Gnome für
gewöhnlich nicht sinnlich sichtbar. Nur unter dem hohen Druck der Erdentiefen nehmen sie
so etwas wie physische Materialität an. Wird dieser Druck gelöst, zerstiebt diese physische
Materialität sehr schnell (siehe auch -> Wesensglieder der Elementarwesen). Die Gnome
formen ihren Körper aus der unsichtbaren, flüchtigen Schwerkraft, der deshalb ständig
Gefahr läuft, seine Substanz zu verlieren und zu zerfallen. Die Gnome sind darum äußerst
aufmerksam auf ihre Umgebung, auf alles, was ihre Existenz gefährden könnte, und ständig
genötigt, sich gleichsam aus der Schwere immer wieder neu zu erschaffen und erscheinen als
eine sich beständig vervielfältigende, nicht zählbare Vielheit.
„... diese Gnomen binden zusammen, möchte ich sagen, alles, was an Schwerkraft
vorhanden ist, und formen sich aus der flüchtigen, unsichtbaren Schwerkraft ihren Körper,
der übrigens fortwährend in Gefahr ist zu zerfallen, seine Substanz zu verlieren. Die Gnomen
müssen sich sozusagen immer wieder und wieder aus der Schwere schaffen, weil sie
immerdar in der Gefahr stehen, ihre Substanz zu verlieren. Dadurch sind diese Gnomen, um
ihre eigene Existenz zu retten, fortwährend aufmerksam auf das, was um sie herum vor sich
geht. Es gibt für die Erdenbeobachtung keine aufmerksameren Wesen als solch einen Gnom.
Der paßt auf alles auf, weil er alles kennen muß, alles auffassen muß, um sein Leben zu
retten. Er muß immer wachen; wenn er schläfrig würde, wie die Menschen oftmals schläfrig
sind, würde er sogleich an seiner Schläfrigkeit sterben.

Es gibt ein deutsches Sprichwort, das eigentlich, aus sehr alter Zeit stammend, sehr gut
ausdrückt diese Eigenschaft der Gnomen, immer aufmerksam sein zu müssen. Man sagt: Gib
acht wie ein Wichtelmann. - Und Wichtelmänner sind eben die Gnomen. Also wenn man
jemanden zur Aufmerksamkeit mahnen will, dann sagt man ihm: Gib acht wie ein Gnom. -
Der ist wirklich ein aufmerksames Wesen.“ (Lit.:GA 230, S. 129f)

Rudolf Steiner charakterisiert das Wesen der Gnome so:

„Wir dürfen nicht bloß reden von den festen Elementen, Natrium, Kalzium und so weiter,
sondern von dem, was mit allem Festen, Irdischen als Geistiges verbunden ist. Da müssen
wir sagen: Dasjenige, was uns in der Außenwelt als Festes, Irdisches entgegentritt, ist
durchaus so geartet, daß Geist damit verbunden ist, und zwar ein Geist, welcher eine
besondere Neigung zur Vielheit hat, so zur Vielheit sie hat, daß wir diese Vielheit gar nicht
ermessen können. Überall, wo wir hinschauen auf das Feste, da finden wir auch, wenn wir es
in der richtigen Weise anschauen, Geistiges, und zwar viele und mannigfaltige geistige
Wesenheiten.

Eine alte instinktive Weisheit hat hier von Gnomen und dergleichen gesprochen. Wir
brauchen, um nicht gar zu sehr zu schockieren, gar nicht diese alten Ausdrücke
beizubehalten, wir können durchaus in einer Sprache reden, die uns geläufig ist, müssen
aber dennoch hinschauen auf das, was uns in gewissen Gegenden der Erde ganz besonders
aus jedem Klumpen der Materialität als Geistiges entgegenleuchtet. Und wenn wir also, wie
heute, etwas mehr esoterisch beisammen sind, dann darf es in dieser schnelleren Form
ausgesprochen werden: Derjenige, der heutigen Tages mit geistiger Anschauung ausgerüstet
ist, der tritt dann diesem Klumpen Erde so entgegen, daß geistige Wesenheiten
herausspringen, die nicht im Physischen verkörpert sind, so daß wir sie mit äußeren Augen
nicht sehen, die aber geistig wahrgenommen werden können. Und man kann sagen, sie sind
so sehr auf die Vielheit hin angelegt, daß aus dem kleinsten Klumpen unermeßlich viele
solcher Wesenheiten herausspringen können. Sie sind so geartet, daß sie fast ganz bestehen
aus dem, was im menschlichen Verstand wirkt, sind listige, kluge, überverständige Wesen. So
daß um uns herum waltet, ich möchte sagen, geistig-lebendige Klugheit, Listigkeit,
schnelleres geistiges Erfassen als in intellektueller, verständiger Form, denn dieses wie zur
Substanz gewordene Intellektuelle lebt in allem festen irdischen Element. Und ehe man nicht
wissen wird, wie zusammenarbeiten diese geistigen Wesenheiten, die in dem festen
irdischen Element sind, wird es auch keine wahre Chemie geben. Was wir heute als Chemie
haben, dem kann Anthroposophie begreifend gegenüberstehen, aber die Wahrheit wird erst
erfaßt werden, wenn das, was für übersinnliches Schauen faßbar ist, wenn Geistiges in all
dem Irdischen gefunden werden kann. Da müssen wir dann den Willen haben, selbst die
festesten Grundsäulen der Intellektualität bei menschlicher Besonnenheit zu verlassen.
Wenn wir dem Irdischen gegenüberstehen, sei es was auch immer zu zählen haben: 1, 2, 3, 4
..., so sind wir gewohnt, wenn wir bis vier gezählt haben, zu sehen, daß eben die Summe von
vier vor uns liegt. Dasjenige, was wir aus Festem an geistigen Wesenheiten herauslösen, was
uns in seiner Erpichtheit auf die Mannigfaltigkeit entgegentritt, das können wir beginnen zu
zählen, aber dann stellt sich heraus, daß das gar nicht mehr drei oder vier ist, sondern schon
sieben geworden ist: All unser Zählen verläßt uns bei dieser Gelegenheit. Innerhalb dessen,
was die Menschheit als atomistische Welt kennt, kann man abzählen; innerhalb der
wirklichen Welt ist alles auf eine viel größere Mannigfaltigkeit gestellt, da ist alles lebendig,
da müssen wir gewahr werden, daß selbst unserem Zählen von der höheren Intelligenz Hohn
gesprochen wird. Da müssen wir mit unserem Intellekt, trotzdem er bei Besonnenheit bleibt,
nicht in die Gedankenflüchtigkeit hineinkommen, da müssen wir mit dem Intellekt voll
gegenüberstehen demjenigen, was uns die Wirklichkeit bietet. Viele werden sagen: Wenn
einem so etwas in der Wirklichkeit entgegentritt, da kann man ja wahnsinnig werden! -
Deshalb wird eben die große Bedeutung darauf zu legen sein, daß, bevor der Mensch eintritt
in diese Welt, er zur vollen Besonnenheit gekommen ist und die irdischen Verhältnisse mit
aller Trockenheit zu beurteilen in der Lage ist.“ (Lit.:GA 211, S. 203ff)

Gnome finden sich auch in den Tiefen der Berge, überall dort, wo sich Stein und Metall
aneinander schmiegen. Hervorstechend ist stets ihre überragende Verstandeskraft:

„Überall, wo sich verschiedene Naturreiche berühren, bietet sich Gelegenheit, daß gewisse
geistige Wesenheiten sich verkörpern. Wo Metall an den Stein sich anschmiegt im Innern der
Erde, da sieht der Seher, wenn der Bergmann das Erdreich abhackt, an verschiedenen Stellen
merkwürdige Wesen wie zusammengekauert beieinanderhocken, in einem ganz kleinen
Raum. Sie stieben, sie sprühen auseinander, wenn die Erde entfernt wird. Es sind
merkwürdige Wesenheiten, die zum Beispiel in gewisser Beziehung dem Menschen ganz und
gar nicht unähnlich sind. Sie haben zwar keinen physischen Leib, aber sie haben Verstand.
Doch der Unterschied zwischen ihnen und den Menschen ist, daß sie Verstand haben ohne
Verantwortung. Daher haben sie auch nicht das Gefühl eines Unrechtes bei dem mancherlei
Schabernack, den sie den Menschen spielen. Gnomen heißen diese Wesenheiten, und
zahlreiche Arten von ihnen beherbergt die Erde, und sie sind da zu Hause, wo sich der Stein
mit dem Metall berührt. Recht sehr gedient haben sie früher den Menschen beim alten
Bergbau, nicht beim Kohlenbergwerk, aber im Metallbergbau. Die Art, wie man in alten
Zeiten Bergwerke angelegt hat, die Kenntnis davon, wie sich die Schichten lagern, die wurde
durch diese Wesenheiten vernommen. Und die am besten veranlagten Flöze kannten diese
Wesenheiten, die da wissen, wie sich im Innern der Erde die Schichten lagern, und die daher
die beste Anleitung geben konnten, wie man das bearbeiten soll. Wenn man nicht mit den
geistigen Wesenheiten arbeiten will und sich nur auf das Sinnliche verläßt, dann gerät man
in eine Sackgasse. Von diesen geistigen Wesenheiten muß man ein gewisses Verfahren
lernen, um die Erde zu erforschen.“ (Lit.:GA 98, S. 88ff)

Gnome hassen das Irdische und laufen ständig Gefahr, die Gestalt der Amphibien
anzunehmen. Aus dieser Antipathie heraus gewinnen sie die Kraft, die Pflanzen aus der Erde
zu treiben. Sie bilden die hellwache Ergänzung zu den niederen Tieren, die nur dumpfes
Bewusstsein haben. Die Amphibien und Reptilien sind gleichsam das Gedärm der Erde; die
Gnomen sind ihre Ergänzung nach oben hin, nach der Kopfseite. Die Reptilien und
Amphibien haben einen stark abgeschlossenen Ätherleib, leben aber sehr stark mit allem
mit, was durch die äußere Astralwelt der Erde bestimmt wird, namentlich das
Wettergeschehen.

„Sehen Sie, wir haben da das ganze Heer der niederen, gegenwärtig niederen Tiere, jener
Tiere, welche sozusagen nur aus einer weichen Masse bestehen, im flüssigen Elemente sich
betätigen, im flüssigen Elemente leben, die kein irgendwie geartetes Skelett haben, also
nichts, was ihnen eine innerliche Stütze gibt. Es sind Wesenheiten, die zu den spätes!
entstandenen der Erde gehören, Wesenheiten, die eigentlich jetzt erst unter der schon
entwickelten Erde das ausführen, was das älteste Erden wesen, der Mensch, in bezug auf
seine Kopfstruktur während der alten Saturnzeit ausgeführt hat. Dadurch kommen diese
Wesenheiten nicht dahin, jene Verhärtungen m sich zu bilden, die zur Skelettstütze werden
können.

Nun sind die Gnomen diejenigen Wesen, die gewissermaßen äußerlich in der Welt auf
geistige Art das ergänzen, was dieser ganz niederen Tierwelt bis herauf zu Amphibien und
Fischen selber, die ja nur Andeutungen des Skelettes haben - besonders die Fische -, fehlt, so
daß gewissermaßen diese niedere Tierstufe ein Ganzes erst dadurch wird, daß es Gnomen
gibt.

Und weil schon einmal die Beziehungen der Wesen in der Welt sehr verschieden sind, so
spielt eben zwischen diesen niederen Wesen und den Gnomen etwas, was ich gestern als die
Antipathie charakterisiert habe. Die Gnomen wollen nicht so werden wie diese niederen
Wesen. Sie wollen sich immerdar behüten, die Gestalt dieser niederen Wesen anzunehmen.
Diese Gnomen sind, wie ich Ihnen beschrieben habe, außerordentlich kluge, intelligente
Wesen. Mit der Wahrnehmung haben sie schon die Intelligenz gegeben; sie sind wirklich in
allem das Gegenbild der niederen Tierwelt. Und während sie die Bedeutung für das
Pflanzenwachstum haben, das ich gestern charakterisiert habe, bilden sie für die niedere
Tierwelt wirklich eine Ergänzung. Sie schaffen sozusagen das hinzu zu der niederen Tierwelt,
was diese niedere Tierwelt nicht hat. Diese niedere Tierwelt hat ein dumpfes Bewußtsein;
sie, die Gnomen, haben ein hellstes Bewußtsein. Diese niedere Tierwelt hat kein
Knochenskelett, keine Knochenstütze; diese Gnomen binden zusammen, möchte ich sagen,
alles, was an Schwerkraft vorhanden ist, und formen sich aus der flüchtigen, unsichtbaren
Schwerkraft ihren Körper, der übrigens fortwährend in Gefahr ist zu zerfallen, seine Substanz
zu verlieren. Die Gnomen müssen sich sozusagen immer wieder und wieder aus der Schwere
schaffen, weil sie immerdar in der Gefahr stehen, ihre Substanz zu verlieren. Dadurch sind
diese Gnomen, um ihre eigene Existenz zu retten, fortwährend aufmerksam auf das, was um
sie herum vor sich geht. Es gibt für die Erdenbeobachtung keine aufmerksameren Wesen als
solch einen Gnom. Der paßt auf alles auf, weil er alles kennen muß, alles auffassen muß, um
sein Leben zu retten. Er muß immer wachen; wenn er schläfrig würde, wie die Menschen
oftmals schläfrig sind, würde er sogleich an seiner Schläfrigkeit sterben.“ (Lit.:GA 230, S.
128f)

Der Mensch kann den Gnomen vor allem im Einschlaftraum begegnen.

„Der Mensch ist eben in der gegenwärtigen Situation der Erdenentwickelung darauf
angewiesen, zum Gebrauche seiner Seele sich des ätherischen Leibes, zum Gebrauche seines
Geistes sich des physischen Leibes zu bedienen. Der physische Leib, der für den Geist die
Werkzeuge liefert, die Sinnesapparate, ist eben nicht imstande, sich in Verbindung zu setzen
mit den Wesenheiten, die der physischen Welt zugrunde liegen. Ebenso nicht der ätherische
Leib des Menschen, und den braucht der Mensch, um sich als Seelenwesen zu entfalten.
Dadurch entgeht dem Menschen, wenn ich mich so ausdrücken darf, eigentlich die Hälfte
seiner irdischen Umgebung. Alles das, was jene Elementarwesen, von denen ich gestern
gesprochen habe, umschließt, entgeht ihm. An das kommt der physische und der Ätherleib
nicht heran...

Nun, ich sagte Ihnen, der Körper bildet eigentlich ein Hindernis, um solches Volk
wahrzunehmen. In dem Augenblicke, wo der Körper ein solches Hindernis nicht mehr bietet,
sind diese Wesen da, wie andere Wesen der Natur für die Sichtbarkeit da sind. Und wer es
dahin gebracht hat, in voller Bewußtheit den Einschlafetraum zu erleben, der kennt gut diese
Gnomen. Sie brauchen sich nur daran zu erinnern, was ich gerade über den Traum im
«Goetheanum» ausgeführt habe. Ich sagte, daß der Traum eigentlich durchaus nicht in
seiner wahren Gestalt vor das gewöhnliche Bewußtsein tritt, sondern er trägt eine Maske.
Der Einschlafetraum trägt auch eine Maske. Wir kommen nicht gleich heraus aus dem, was
wir im gewöhnlichen Bewußtsein am Tage erlebt haben, oder was wir sonst erlebt haben;
Reminiszenzen, Erinnerungsbilder aus dem Leben, oder aber Symbole, Sinnbilder der
inneren Organe, das Herz als Ofen, die Lunge als Flügel und so weiter symbolisieren sich. Das
sind Masken. Würde der Mensch den Traum maskenlos sehen, würde er hinüberschlafen
und in die Welt eben wirklich eintreten, ohne daß die Wesen, die dort sind, sich maskieren,
dann würde der Mensch gerade im Einschlafen dieses ganze Heer der Wichtelmänner
schauen; sie würden ihm entgegenkommen.

Aber der Mensch ist eben für das gewöhnliche Bewußtsein sozusagen behütet, diese Dinge
unvorbereitet wahrzunehmen, weil er erschrecken würde davor. Denn sie bildeten in der
Gestalt, in der sie einem da entgegentreten, eigentlich tatsächliche Abbilder von alledem im
Menschen, was in diesem Menschen an zerstörenden Kräften arbeitet. Der Mensch würde
alles das zugleich in seiner Wesenheit wahrnehmen, was in ihm als zerstörende Kräfte
arbeitet, was fortwährend abbaut. Und diese Gnomen wären, unvorbereitet
wahrgenommen, lauter Symbole des Todes. Der Mensch würde davor ungeheuer
erschrecken, wenn er von ihnen etwa gar nichts gehört hätte für seinen gewöhnlichen
Verstand, und sie nun beim Einschlafen ihm entgegenkommen würden und ihn
gewissermaßen begraben würden, denn so nimmt sich die Sache aus, ihn gewissermaßen
begraben würden drüben in der Astralwelt. Denn es ist eine Art Begrabenwerden durch die
Gnomen, was da beim Einschlafen, von drüben aus gesehen, vor sich geht.“ (Lit.:GA 230, S.
128ff)

Bösartige Gnome und Undinen können bei Mensch und Tier Parasitenbefall hervorrufen. Sie
haben auch mit allem zu tun, was im Menschen an zerstörenden Kräften waltet, die nötig
sind, damit das Bewusstsein entstehen kann; sie bilden daher auch das Gehirn, das ein
metamorphosiertes Ausscheidungsprodukt ist.

„Nehmen Sie die Gnomen und Undinen; sie sind sozusagen in der Welt, die an die Welt des
menschlichen Bewußtseins angrenzt, sie liegen schon jenseits der Schwelle. Das gewöhnliche
Bewußtsein ist davor geschützt, diese Wesenheiten zu sehen, weil diese Wesenheiten
eigentlich nicht alle gutartig sind. Gutartige Wesenheiten sind diejenigen, die ich gestern
geschildert habe, die zum Beispiel am Pflanzenwachstum in der verschiedensten Weise
arbeiten. Aber nicht alle sind gutartige Wesen. Und in dem Augenblicke, wo man einbricht in
die Welt, wo diese Wesenheiten wirken, sind nicht bloß die gutartigen da, sondern es sind
auch die bösartigen da. Man muß sich da erst eine Auffassung davon verschaffen, welche
von ihnen nun gutartig, welche bösartig sind. Das ist nicht so ganz leicht. Sie werden das
daraus sehen, wie ich Ihnen die bösartigen schildern muß. Die bösartigen Wesenheiten
unterscheiden sich vor allen Dingen dadurch von den gutartigen Wesenheiten, daß die
gutartigen sich mehr an das Pflanzenreich und an das Mineralreich halten; aber die
bösartigen Wesenheiten wollen immer heran an das Tierreich und an das Menschenreich;
noch bösere dann auch an das Pflanzenreich und an das Mineralreich. Aber man bekommt
schon einen ganz respektablen Begriff von der Bösartigkeit, die Wesenheiten dieses Reiches
haben können, wenn man sich auf diejenigen einläßt, die an den Menschen und an die Tiere
heran wollen und im Menschen eigentlich das vollbringen wollen, was durch die höheren
Hierarchien zugeteilt ist den gutartigen für die Pflanzen- und Mineralwelt. Sehen Sie, da gibt
es eben solche bösartigen Wesenheiten aus dem Gnomen- und dem Undinenreich, welche
sich an Menschen und Tiere heranmachen und bei Menschen und Tieren bewirken, daß das,
was sie eigentlich zu den niederen Tieren hinzufügen sollen, sich im Menschen auf physische
Art verwirklicht; im Menschen ist es ohnedies schon da. Im Menschen soll es sich auf
physische Art verwirklichen, auch im Tiere. Dadurch, durch die Anwesenheit dieser
bösartigen Gnomen- und Undinenwesenheiten, leben dann im Menschen und im Tiere
niedrigere Tier- oder Pflanzenwesen, Parasiten. Und so sind die bösartigen Wesenheiten die
Hervorbringer der Parasiten. Aber, ich möchte sagen, in dem Augenblicke, wo der Mensch
die Schwelle zur geistigen Welt übertritt, kommt er gleich in die Finessen dieser Welt hinein.
Da sind überall eigentlich Fallstricke, und man muß schon von den Wichtelmännern erst
etwas lernen, nämlich aufzupassen. Das können zum Beispiel die Spiritisten nie. Es sind
überall Fallstricke. Es könnte nun einer sagen: Wozu sind denn nun überhaupt diese
bösartigen Gnomen- und Undinenwesen da, wenn sie parasitäre Wesenheiten hervorrufen?
Ja, wären sie gar nicht da, diese Wesenheiten, dann würde nämlich der Mensch nicht in sich
die Kraft entwickeln können, seine Gehirnmasse auszubilden. Und da kommt man auf etwas,
was außerordentlich bedeutungsvoll ist.

Tafel VI
Ich will Ihnen das schematisch skizzieren (Tafel VI, links). Wenn Sie sich den Menschen
denken als Stoffwechsel-Gliedmaßenmenschen, als Brust-, also als rhythmischen Menschen,
und dann als Kopfmenschen, also als Nerven-Sinnesmenschen, so müssen Sie sich durchaus
klar sein: hier unten gehen Prozesse vor sich - lassen wir den rhythmischen Menschen aus -,
hier oben gehen wiederum Prozesse vor sich. Wenn Sie zusammennehmen die Prozesse, die
sich unten abspielen, so ist im wesentlichen ein Ergebnis da, das im gewöhnlichen Leben
meistens mißachtet wird: es sind die Ausscheidungsprozesse, Ausscheidungen durch den
Darm, Ausscheidungen durch die Nieren und so weiter, alle Ausscheidungsprozesse, die sich
nach unten ergießen. Diese Ausscheidungsprozesse betrachtet man meistens eben nur als
Ausscheidungsprozesse. Aber das ist ein Unsinn. Es wird nicht bloß ausgeschieden, damit
ausgeschieden werden soll, sondern in demselben Maße, in dem Ausscheidungsprodukte
erscheinen, erscheint im unteren Menschen geistig etwas Ähnliches, wie oben physisch das
Gehirn ist. Das, was im unteren Menschen geschieht, ist ein Vorgang, der auf halbem Wege
stehenbleibt in bezug auf seine physische Entwickelung. Es wird ausgeschieden, weil die
Sache ins Geistige übergeht. Oben wird der Prozeß vollendet. Da bildet sich physisch das
herein, was da unten nur geistig ist. Oben haben wir physisches Gehirn, unten ein geistiges
Gehirn. Und wenn man das, was unten ausgeschieden wird, einem weiteren Prozeß
unterwerfen würde, wenn man fortfahren würde, es umzubilden, dann würde die letzte
Metamorphose vorläufig sein das menschliche Gehirn.

Die menschliche Gehirnmasse ist weitergebildetes Ausscheideprodukt. Das ist etwas, was
ungeheuer wichtig zum Beispiel auch in medizinischer Beziehung ist, und was im 16., 17.
Jahrhundert die damaligen Ärzte noch durchaus gewußt haben. Gewiß, man redet heute in
einer sehr abfälligen Weise, und in bezug auf manches auch mit Recht, von der alten
«Dreckapotheke». Aber weil man nicht weiß, daß in dem Drecke eben noch vorhanden
waren die sogenannten Mumien des Geistes. Natürlich soll das nicht eine Apotheose sein auf
das, was in den allerletzten Jahrhunderten als Dreckapotheke figuriert hat, sondern ich
weise hin auf viele Wahrheiten, die einen so tiefen Zusammenhang haben wie den, den ich
eben ausgeführt habe.

Das Gehirn ist durchaus höhere Metamorphose der Ausscheidungsprodukte. Daher der
Zusammenhang der Gehirnkrankheiten mit den Darmkrankheiten; daher auch der
Zusammenhang der Heilung der Gehirnkrankheiten und der Darmkrankheiten.

Sehen Sie, indem nun Gnomen und Undinen da sind, überhaupt eine Welt da ist, wo
Gnomen und Undinen leben können, sind die Kräfte vorhanden, welche gewiß vom unteren
Menschen aus Parasiten bewirken können, die aber zu gleicher Zeit die Veranlassung sind,
im oberen Menschen die Ausscheidungsprodukte ins Gehirn umzumetamorphosieren. Wir
könnten gar nicht ein Gehirn haben, wenn die Welt nicht so eingerichtet wäre, daß es
Gnomen und Undinen geben kann. Das, was für Gnomen und Undinen in bezug auf die
Zerstörungskräfte gilt - Zerstörung, Abbau geht ja dann wiederum vom Gehirn aus -, das gilt
für Sylphen- und Feuerwesen in bezug auf die Aufbaukräfte.“ (Lit.:GA 230, S. 136ff)

Die Bezeichnung -geister ist streng genommen nicht korrekt, da sie über kein eigenständiges
Ich, also über keinen individuellen Geist verfügen.
(Lit.: Karsten Massei: Schule der Elementarwesen, S. 24)

ᐃᐁ
Bewusstsein
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Bewusstsein (frühnhd. bewisst, „genau kennen, wissen“; lat. conscientia, „Mitwissen“; eng.
consciousness, awareness; griech. συνείδησις syneidesis, „Miterscheinung“, „Mitbild“,
„Mitwissen“, συναίσθησις, synaisthesis, „Mitwahrnehmung“ und φρόνησις, phronesis von
φρονεῖν, phronein, „bei Sinnen sein, denken“; skrt. चित् Chit) beruht nach Rudolf Steiner
nicht darauf, „daß ein Wesen auf eine Wirkung eine gewisse Gegenwirkung zeigt, sondern
daß das Wesen in seinem Innern etwas erlebt, was zu der bloßen Gegenwirkung als ein
Neues hinzukommt.“ (Lit.:GA 13, S. 59f) Das Bewusstsein entfaltet und entwickelt sich nach
anthroposophischer Auffassung in einer Folge von sieben Bewusstseinsstufen, von denen
unser gegenwärtiges irdisches Wachbewusstsein die vierte und mittlere Stufe darstellt. Sinkt
das Bewusstsein unter das Niveau des Traumbewusstseins ab, spricht man gemeinhin von
einem Zustand der Bewusstlosigkeit. Dennoch sind auch hier noch dumpfe Grade des
Bewusstseins vorhanden.
Die sieben Bewusstseinsstufen
→ Hauptartikel: Bewusstseinsstufen
Das Bewusstsein entfaltet sich aus anthroposophischer Sicht in sieben Bewusstseinsstufen,
die eng mit den sieben Weltentwicklungsstufen zusammenhängen, die Rudolf Steiner
beschrieben hat. Sie unterscheiden sich durch den Grad ihrer Bewusstseinshelligkeit und
durch ihren Bewusstseinsumfang. Je enger das Bewusstsein wird, desto heller erscheint es
und desto unwirklicher ist es zugleich. Die erste Bewusstseinsstufe umspannt als
Allbewusstsein die ganze Welt, ist aber entsprechend so dumpf, dass es auch als
Trancebewusstsein oder Todesbewusstsein bezeichnet wird. Über dieses Bewusstsein
verfügt heute noch die Mineralwelt. Etwas heller und zugleich enger ist das traumlose
Schlafbewusstsein, das heute den Pflanzen eigen ist. Diese beiden ersten
Bewusstseinsstufen werden heute vollständig dem Unbewussten zugerechnet. Daran lieg es
wohl auch, dass „das schwere Problem des Bewusstseins“[1] die Neurowissenschaften vor
ein unlösbar scheinendes Rätsel stellt. Erst das mehr oder weniger traumartige Bewusstsein,
das auch die Tiere in unterschiedlichen Helligkeitsgraden haben, wird heute von vielen
Forschern als bewusst oder zumindest halbbewusst angesehen. Doch die Brücke zwischen
den leiblichen Vorgängen und den Bewusstseinsphänomenen wird nicht gefunden.

Gegenwärtig stehen wir als Menschen auf der vierten Bewusstseinsstufe, in der sich das Ich-
Bewusstsein ausbildet. Es hat den hellsten Bewusstseinsgrad aller bisher entwickelten
Bewusstseinsstufen, hat dafür aber seinen Wirklichkeitscharakter vollständig eingebüßt und
ist zu einem wirkungslosen Spiegelbild geworden. Gerade dadurch kann es aber auch die
Grundlage für die menschliche Freiheit bilden.

„Hier, sehen Sie, liegt jene Schwierigkeit, auf welche die Philosophen fortwährend kommen,
und die sie mit ihrer Philosophie nicht überwinden können, die Hauptschwierigkeit. Diesen
Philosophen ist ja zunächst nichts anderes gegeben als dasjenige, was sie vorstellen. Aber
bedenken Sie, daß aus der Vorstellung, aus dem Inhalt des Bewußtseins das Sein gerade
herausgepreßt ist. Es kann nicht darinnen sein, denn was im Bewußtsein ist, ist nur
Spiegelbild. Es kann das Sein nicht darinnen sein. Nun suchen die Philosophen das Sein durch
das Bewußtsein, durch das gewöhnliche physische Bewußtsein. Sie können es so nicht
finden. Und es ist ganz natürlich, daß solche Philosophien entstehen mußten wie die
Kantsche zum Beispiel, die da sucht durch das Bewußtsein das Sein. Aber weil das
Bewußtsein ganz naturgemäßerweise nur enthalten kann Bilder des Seins, kann man zu
nichts anderem kommen als dazu, anzuerkennen, daß man an das Sein mit dem Bewußtsein
niemals herankommen könne.“ (Lit.:GA 162, S. 31)

Zeitgenössische Philosophen und Bewusstseinsforscher wie etwa Daniel Dennett oder Susan
Blackmore, welche die Realität des gegenwärtigen menschlichen Bewusstseins bestreiten
und es letztlich ganz wegerklären wollen, liegen damit durchaus richtiger als jene, die dem
Bewusstsein noch eine eigenständige Wirkungsmächtigkeit zubilligen. Sie landen damit zwar
vorerst im blanken Materialismus, helfen zugleich aber auch, die fadenscheinigen falschen
dualistischen Leib/Seele-Vorstellungen loszuwerden, die die abendländische Kultur
nachhaltig geprägt haben und das Verständis für den wirklichen Geist bis zum heutigen Tag
nicht weniger erschweren als der Materialismus.
Über das gegenwärtige spiegelbildartige Wachbewusstsein hinaus werden sich später noch
drei höhere Bewusstseinstufen entwickeln, die dadurch entstehen, dass die drei
vorangegangenen Bewusstseinsstufen schrittweise von der Helligkeit des Ich-Bewusstsein
durchdrungen werden. Ihre volle Wirksamkeit werden sie erst auf den der Erdentwicklung
folgenden planetarischen Weltentwicklungsstufen entfalten. Durch eine entsprechende
Geistesschulung können sie aber heute schon bis zu einem gewissen Grad
vorweggenommen werden.

Folgende sieben Bewusstseinsstufen werden in der Anthroposophie unterschieden:

Trancebewusstsein, Allbewusstsein (Alter Saturn)


Schlaf-Bewusstsein, traumloses Bewusstsein (Alte Sonne)
Bilderbewusstsein, Traumbewusstsein (Alter Mond)
Wachbewusstsein, Gegenstandsbewusstsein, Ich-Bewusstsein (Erde)
Psychisches Bewusstsein, bewusstes Bilderbewusstsein, Imagination (Neuer Jupiter)
Überpsychisches Bewusstsein, bewusstes Schlafbewusstsein, Inspiration (Neue Venus)
Spirituelles Bewusstsein, bewusstes Allbewusstsein, Intuition (Vulkan)
Daran werden sich laut Rudolf Steiner noch weitere fünf Bewusstseinsstufen anschließen,
über die aber heute noch nicht gesprochen werden kann. Insgesamt gibt es also zwölf
Bewusstseinsstufen.

„Nach der Vulkanstufe wird ja auch der Mensch sich noch weiter entwickeln und dann noch
höhere Bewußtseinsstufen erklimmen. Wie das äußere Auge in nebelgraue Ferne, blickt das
innere Auge des Sehers in Geisterweite auf noch fünf Bewußtseinsformen, von denen aber
eine Beschreibung ganz unmöglich ist. Es kann also im ganzen von zwölf Bewußtseinsstufen
die Rede sein.“ (Lit.:GA 11, S. 161)

Alle Wirkungen in der Welt gehen, wie Rudolf Steiner betont, letztlich von geistigen
Wesenheiten aus, die in verschiedenen Bewusstseinszuständen leben. In ihrem Bewusstsein,
zu dem sich der Mensch durch höhere Erkenntnis erheben kann, liegt der Ursprungsquell
und die eigentliche Substanz, aus der die Wirklichkeit gewoben ist. Alles Sein ist letztlich
Bewusstsein:

„Es ist gut, festzuhalten, daß es im Grunde genommen im Weltenall doch nichts anderes gibt
als Bewußtseine. Außer dem Bewußtsein irgendwelcher Wesenheiten ist letzten Endes alles
übrige dem Gebiete der Maja oder der großen Illusion angehörig. Diese Tatsache können Sie
besonders aus zwei Stellen in meinen Schriften entnehmen, auch noch aus anderen,
besonders aber aus zwei Stellen: zunächst aus der Darstellung der Gesamtevolution der Erde
von Saturn bis Vulkan in der «Geheimwissenschaft im Umriß», wo geschildert wird das
Fortschreiten vom Saturn zur Sonne, von der Sonne zum Mond, vom Mond zur Erde und so
weiter, zunächst nur in Bewußtseinszuständen. Das heißt, will man zu diesen großen
Tatsachen aufsteigen, so muß man so weit aufsteigen im Weltengeschehen, daß man es zu
tun hat mit Bewußtseinszuständen. Also man kann eigentlich nur Bewußtseine schildern,
wenn man die Realitäten schildert. Aus einer anderen Stelle in einem Buche, das in diesem
Sommer erschienen ist, «Die Schwelle der geistigen Welt», ist das gleiche zu entnehmen. Da
ist gezeigt, wie durch allmähliches Aufsteigen der Seherblick sich erhebt von dem, was sich
um uns herum ausbreitet als Dinge, als Vorgänge in den Dingen, wie das alles sozusagen als
ein Nichtiges entschwindet und schmilzt, vernichtet wird und zuletzt die Region erreicht
wird, wo nur noch Wesen in irgendwelchen Bewußtseinszuständen sind. Also, die wirklichen
Realitäten der Welt sind Wesen in den verschiedenen Bewußtseinszuständen. Daß wir in
dem menschlichen Bewußtseinszustand leben und von diesem Bewußtseinszustand keinen
vollen Überblick über die Realitäten haben, das bewirkt, daß uns dasjenige, was keine
Realität ist, als eine Realität erscheint.“ (Lit.:GA 148, S. 305f)

Das Wachbewusstsein des Menschen ist zugleich Gegenstandsbewusstsein und


Selbstbewusstsein - entsprechend der cartesianischen Scheidung in res extensa und res
cogitans. Im Unterschied zu höheren Bewusstseinsformen ist es an die Funktionen des
physischen Leibes und insbesondere des Gehirns gebunden und auf die physische Welt
ausgerichtet. Der anthroposophische Schulungsweg, der in Rudolf Steiners Schriften und
Vorträgen ausführlich beschrieben wird, nimmt die erst später folgenden höheren
Bewusstseinsstufen 5 - 7 schon jetzt bis zu einem gewissen Grad voraus.

Beim heutigen Menschen erlischt in der Regel im Schlaf das Bewusstsein, abgesehen von
vereinzelten Träumen. Durch fortgesetze geistige Schulung bildet sich aber allmählich eine
Kontinuität des Bewusstseins heraus; das Bewusstsein wacht dann für die geistige Welt auf,
wenn es für die sinnliche Welt schläft.

Weil Tiere zwar über einen eigenständigen Astralleib, nicht aber über ein individuelles Ich
verfügen, ist das Tierbewusstsein anders geartet als das menschliche Wachbewusstsein. Es
ähnelt mehr dem menschlichen Traumbewusstsein, ist aber gesättigter und weniger flüchtig
als dieses (Lit.: GA 228, S. 45f).

Das Rätsel des Bewusstsein

John Tyndall

Emil Heinrich du Bois-Reymond, Heliogravüre der Fotografie eines Gemäldes von Max Koner.

Franz Brentano (1838-1917)

David Chalmers (2008)


Für eine rein materialistische Weltsicht muss das Phänomen des Bewusstseins zwangsläufig
rätselhaft bleiben. 1868 schrieb der Physiker John Tyndall (1820-1893):

„Aber der Übergang vom physikalischen Gehirn zu den entsprechenden Tatsachen des
Bewusstseins ist als Resultat mechanischer Vorgänge nicht vorstellbar. Angenommen, ein
bestimmter Gedanke und ein bestimmter molekularer Vorgang im Gehirn treten gleichzeitig
auf, so besitzen wir doch nicht das intellektuelle Organ, ja nicht einmal ein Bruchstück eines
solchen Organs, das uns ermöglichen würde, durch Überlegung von dem einen Phänomen
zum anderen zu gelangen. Sie treten zusammen auf, aber wir wissen nicht, warum. Wäre
unser Geist, wären unsere Sinne so ausgedehnt, stark und erleuchtet, dass wir die einzelnen
Moleküle des Gehirns sehen und spüren könnten, wären wir fähig, all ihren Bewegungen,
Gruppierungen und elektrischen Entladungen zu folgen, so es diese denn gibt, und wären wir
intensiv vertraut mit den entsprechenden Zuständen des Denkens und Fühlens, wären wir
doch so weit wie immer davon entfernt, das Problem „Wie sind diese physikalischen
Vorgänge mit den Tatsachen des Bewusstseins verknüpft?“ zu lösen. Die Kluft zwischen den
beiden Klassen von Phänomenen bliebe intellektuell dennoch unüberwindbar. Nehmen wir
beispielsweise an, das Bewusstsein für Liebe sei mit einer rechtsdrehenden Spiralbewegung
der Moleküle des Gehirns verknüpft, und das Bewusstsein für Hass mit einer linksdrehenden
Spiralbewegung. Wir müssten dann wissen, dass die Bewegung in eine Richtung verläuft,
wenn wir lieben, und in die andere, wenn wir hassen. Das „WARUM?“ aber wäre so wenig zu
beantworten als zuvor.“

– John Tyndall: Fragments of Science, S. 94f[2]


Auf dieses Problem wies auch 1872 der Physiologe Emil Heinrich Du Bois-Reymond in seiner
berühmten Ignorabimus-Rede hin:

„Welche denkbare Verbindung besteht zwischen bestimmten Bewegungen bestimmter


Atome in meinem Gehirn einerseits, andererseits den für mich ursprünglichen, nicht weiter
definierbaren, nicht wegzuleugnenden Tatsachen: "Ich fühle Schmerz, ruhte Lust; ich
schmecke Süßes, rieche Rosenduft, höre Orgelton, sehe Rot," und der ebenso unmittelbar
daraus fließenden Gewißheit: "Also bin ich"? Es ist eben durchaus und für immer
unbegreiflich, daß es einer Anzahl von Kohlenstoff-, Wasserstoff-, Stickstoff-, Sauerstoff-
usw. Atomen nicht sollte gleichgültig sein, wie sie liegen und sich bewegen, wie sie lagen und
sich bewegten, wie sie liegen und sich bewegen werden. Es ist in keiner Weise einzusehen,
wie aus ihrem Zusammensein Bewußtsein entstehen könne.“

– Emil Du Bois-Reymond: Über die Grenzen des Naturerkennens, S 458


Rudolf Steiner bemerkt dazu:

„Die moderne Naturwissenschaft versetzt ein unwirkliches Abstraktum, ein aller


Empfindungsqualitäten entkleidetes, schwingendes Substrat in den Raum und wundert sich,
dass nicht begriffen werden kann, was den vorstellenden mit Nervenapparaten und Gehirn
ausgestatteten Organismus veranlassen kann, diese gleichgültigen Bewegungsvorgänge in
die bunte, von Wärmegraden und Tönen durchsetzte Sinnenwelt zu übersetzen. Du Bois-
Reymond nimmt deshalb an, dass der Mensch wegen einer unüberschreitbaren Grenze
seines Erkennens nie verstehen werde, wie die Tatsache: «ich schmecke Süßes, rieche
Rosenduft, höre Orgelton, sehe Rot», zusammenhängt mit bestimmten Bewegungen
kleinster Körperteile im Gehirn, welche Bewegungen wieder veranlasst werden durch die
Schwingungen der geschmack-, geruch-, tonund farbenlosen Elemente der äußeren
Körperwelt. «Es ist eben durchaus und für immer unbegreiflich, dass es einer Anzahl von
Kohlenstoff-, Wasserstoff-, Stickstoff-, Sauerstoff- usw. Atomen nicht sollte gleichgültig sein,
wie sie liegen und sich bewegen, wie sie lagen und sich bewegten, wie sie liegen und sich
bewegen werden.» («Grenzen des Naturerkennens», Leipzig 1882, 5.33 f) Es liegt aber hier
durchaus keine Erkenntnisgrenze vor. Wo im Raume eine Anzahl von Atomen in einer
bestimmten Bewegung ist, da ist notwendig auch eine bestimmte Qualität (z.B. Rot)
vorhanden. Und umgekehrt, wo Rot auftritt, da muss die Bewegung vorhanden sein. Nur das
abstrahierende Denken kann das eine von dem andern trennen. Wer die Bewegung von dem
übrigen Inhalte des Vorganges, zu dem die Bewegung gehört, in der Wirklichkeit abgetrennt
denkt, der kann den Übergang von dem einen zu dem andern nicht wieder finden.

Nur was an einem Vorgang Bewegung ist, kann wieder von Bewegung abgeleitet werden;
was dem Qualitativen der Farben- und Lichtwelt angehört, kann auch nur auf ein
ebensolches Qualitatives innerhalb desselben Gebietes zurückgeführt werden. Die Mechanik
führt zusammengesetzte Bewegungen auf einfache zurück, die unmittelbar begreiflich sind.
Die Farbentheorie muss komplizierte Farbenerscheinungen auf einfache zurückführen, die in
gleicher Weise durchschaut werden können.“ (Lit.:GA 6, S. 173f)

Goethes und Steiners Ansatz wurde nicht aufgegriffen und so steht noch heute das Problem
der Qualia, der subjektiv erlebten Bewusstseinsinhalte, im Zentrum der modernen
Philosophie des Geistes, die sich damit weiterhin an eine fundamentale Erkenntnisgrenze
gestellt sieht. Thomas Nagel (* 1937) fragt sich etwa „What is it like to be a bat?“[3] (Wie
fühlt es sich an, eine Fledermaus zu sein?).

Für den australische Philosophen David Chalmers (* 1966) ist die Frage, warum es überhaupt
bewusste Erlebnisinhalte gibt, das schwere Problem des Bewusstseins:

„Zu den einfachen Problemen des Bewusstseins gehören die folgenden: Wie kann ein
Mensch Sinnesreize unterscheiden und angemessen darauf reagieren? Wie integriert das
Gehirn Informationen aus vielen verschiedenen Quellen und nutzt diese Informationen, um
das Verhalten zu kontrollieren? Wie kommt es, dass die Probanden ihren inneren Zustand
formulieren können? Obwohl all diese Fragen mit dem Bewusstsein verbunden sind,
betreffen sie alle die objektiven Mechanismen des kognitiven Systems. Folglich haben wir
allen Grund zu der Annahme, dass die weitere Arbeit in der Kognitionspsychologie und den
Neurowissenschaften sie beantworten wird.

Das schwierige Problem ist dagegen die Frage, wie physikalische Prozesse im Gehirn zu
subjektiven Erfahrungen führen. Dieses Rätsel beinhaltet den inneren Aspekt des Denkens
und Wahrnehmens: die Art und Weise, wie sich die Dinge für das Subjekt anfühlen. Wenn
wir zum Beispiel sehen, erleben wir visuelle Empfindungen, wie das von leuchtendem Blau.
Oder denken Sie an den unaussprechlichen Klang einer fernen Oboe, die Qual eines
intensiven Schmerzes, das Funkeln des Glücks oder die meditative Qualität eines Moments
in Gedanken versunken. Alle sind Teil dessen, was ich Bewusstsein nenne. Es sind diese
Phänomene, die das wahre Geheimnis des Geistes darstellen.“

– David Chalmers: The puzzle of conscious experience[4]


Grundsätzlich denkbar sei immerhin ein hypothetisches Wesen, ein „philosophischer
Zombie“, der von außen nicht von einem normalen Menschen zu unterscheiden sei, auch
nicht durch seine Handlungen, und ihm auch materiell in jeder Beziehung gliche, aber keine
bewussten Erlebnisse habe. Das Bewusstsein sei deshalb nicht auf materielle Vorgänge
reduzierbar und der Materialismus daher offensichtlich falsch. Den klassischen Dualismus
von Geist und Materie lehnt Chalmers dennoch ab und spricht statt dessen von einem
Eigenschaftsdualismus: Im Gegensatz zur bewusstlosen Materie, die nur physisch
Eigenschaften besitze, verfüge der Mensch auch über irredizible nichtphysische
Eigenschaften, eben die Qualia.

Man geht vielfach davon aus, dass das Problem des Bewusstseins grundsätzlich nicht mit den
Mitteln der Neuro- und Kognitionswissenschaften gelöst werden kann. Dieses Problem stellt
sich gleichermaßen für das Bewusstsein des Menschen und für das, allerdings traumartigere
Bewusstsein der Tiere.
Joseph Levine (* 1955) spricht in seiner mittlerweile klassischen, 1983 veröffentlichen
Publikation Materialism and Qualia: The Explanatory Gap[5] von einer fundamentalen
Erklärungslücke (eng. explanatory gap), die zwischen dem bewussten Erleben und der
materiellen Grundlage des Bewusstseins bestehe und verweist damit auf die grundsätzliche
Schwierigkeit, das Leib-Seele-Problem auf materialistischer Grundlage - die er selbst vertritt -
zu lösen.

Umgekehrt sieht John Searle (* 1932) in der Angst vor dem Bewusstsein geradezu die Wurzel
des Materialismus:

„Wenn man den tiefsten Beweggrund des Materialismus bezeichnen wollte, dann könnte
man wohl sagen, daß es einfach ein horror conscientiae[6] ist. Doch weshalb? Warum sollten
sich Materialisten vor dem Bewußtsein fürchten? Warum nehmen sie das Bewußtsein nicht
an als eine weitere materielle Eigenschaft unter vielen anderen? Einige unter ihnen -
Armstrong und Dennett zum Beispiel - behaupten, genau das täten sie. Aber sie tun es,
indem sie für »Bewußtsein« eine neue Definition geben, mit der das zentrale Merkmal von
Bewußtsein bestritten wird: seine subjektive Qualität. Der tiefste Grund für die Angst vor
dem Bewußtsein ist, daß Bewußtsein das von sich aus furchteinflößende Merkmal der
Subjektivität hat. Es widerstrebt Materialisten, dieses Merkmal zu akzeptieren, weil sie
glauben, daß die Existenz eines subjektiven Bewußtseins sich nicht vertrüge mit der Welt,
wie sie sich in ihrer Konzeption ausnimmt. Viele denken, daß man angesichts der
naturwissenschaftlichen Entdeckungen nur noch eine Konzeption der Wirklichkeit haben
kann, in der die Existenz von Subjektivität bestritten wird. Wie beim »Bewußtsein« kann man
sich auch hier wiederum damit behelfen, daß man »Subjektivität« so umdefiniert, daß dieses
Wort nicht mehr Subjektivität bedeutet, sondern irgend etwas Objektives...“ (Lit.: Searle, S.
72f)

Dazu kommt speziell für das menschliche Bewusstsein noch das Problem von dessen
Intentionalität, d.h. der gezielten willkürlichen Ausrichtung des Bewusstseins auf ein Objekt
bzw. auf dessen mentale Repräsentation als innere Vorstellung. Der von Rudolf Steiner sehr
geschätze und öfters erwähnte deutsche Philosoph und Psychologe Franz Brentano (1838-
1917) sah in dem Begriff der Intentionalität des Bewusstseins, den er in seiner Psychologie
vom empirischen Standpunkte 1874 im Rückgriff auf die Scholastik wieder eingeführt hatte,
das definierende Merkmal des Mentalen überhaupt, das sich dadurch grundlegend vom
Materiellen unterscheide.

Aus anthroposophischer Sicht liegt die objektive Realität der Qualia in der Astralwelt
begründet. Sie sind die grundlegenden seelischen Substanzen, die diese Seelenwelt
aufbauen, so wie die physischen Substanzen die physische Welt aufbauen. Indem die Qualia
vom menschlichen Astralleib aufgenommen werden, treten sie in den subjektiven
Erlebnishorizont des Bewusstseins ein.

Die intentionale Ausrichtung des menschlichen Bewusstsein und die damit verbundene
willkürliche Lenkung der Aufmerksamkeit ist hingegen durch das Ich gegeben, das als
eigenständiges Wesensglied zum Astralleib hinzutritt. Tiere verfügen über kein
eigenständiges individuelles Ich und haben daher auch nur ein traumartiges Bewusstsein.

Leben und Bewusstsein


Nach Rudolf Steiner kann sich Bewusstsein nur auf der Grundlage des Lebens entfalten, nicht
in der leblosen Materie. Das schließt die Möglichkeit eines künstlich erzeugten Bewusstseins
(→ künstliche Intelligenz) nicht grundsätzlich aus, doch kann es sich auch dann nur aus
einem lebendigen, d.h. einem sich selbst beständig erneuernden System entspringen.
Bewusstsein entsteht, wenn das Leben partiell zerstört und diese Zerstörung durch die
Lebenstätigkeit selbst wieder bis zu einem gewissen Grad überwunden wird.

„Alte Materie absondern und neue wieder bilden, das ist Leben. Leben ist aber noch nicht
Empfindung und noch nicht Bewußtsein. Es ist eine kindliche Vorstellungsart mancher
Wissenschaftler, die sie den Begriff der Empfindung so wenig richtig fassen läßt, daß sie der
Pflanze, der wir Leben zuschreiben müssen, auch Empfindung beimessen. Wenn man das
sagt, weil manche Pflanzen Blätter und Blüten auf einen äußeren Reiz hin schließen, wie
wenn sie diesen Reiz empfinden würden, so könnte man auch sagen, das blaue
Lackmuspapier, das durch äußeren Reiz gerötet wird, habe Empfindung. Auch chemischen
Substanzen könnten wir dann Empfindung zuschreiben, weil sie auf gewisse Einflüsse
reagieren. Das genügt aber nicht. Soll Empfindung konstatiert werden, so muß sich der Reiz
im Innern spiegeln. Erst dann können wir von dem ersten Element des Bewußtseins, von der
Empfindung sprechen. Und was ist dieses erste Element des Bewußtseins? Wenn wir uns in
der Welterforschung auf die nächsthöhere Stufe erheben und das Wesen des Bewußtseins
zu erfassen suchen, so werden wir es zwar nicht gleich erkennen, aber es doch ein wenig in
der Seele leuchten spüren, ebenso wie wir auch das Wesen des Lebens ein wenig erklären
konnten. Wo Leben ist, kann allein Bewußtsein entstehen, nur aus dem Leben heraus kann
Bewußtsein entspringen. Entspringt das Leben aus der scheinbar leblosen Materie, indem
die Zusammensetzung der Materie so kompliziert wird, daß sie sich selbst nicht erhalten
kann und vom Leben ergriffen werden muß, um ihren Zerfall fortwährend zu verhindern, so
erscheint uns das Bewußtsein innerhalb des Lebens als etwas Höheres. Da, wo das Leben
fortwährend als Leben vernichtet wird, wo fortwährend ein Wesen hart an der Grenze
zwischen Leben und Tod steht, wo fortwährend das Leben wieder aus der lebendigen
Substanz zu verschwinden droht, da entsteht das Bewußtsein. Und wie zuerst die Substanz
zerfallen ist, wenn das Leben sie nicht bewohnte, so scheint uns jetzt das Leben zu zerfallen,
wenn nicht als neues Prinzip das Bewußtsein hinzuträte. Das Bewußtsein kann nicht anders
begriffen werden als indem wir sagen: so wie das Leben dazu da ist, gewisse Vorgänge zu
erneuern, deren Fehlen den Zerfall der Materie herbeiführen würde, so ist das Bewußtsein
dazu da, das Leben, das sich sonst auflösen würde, immer wieder zu erneuern.

Nicht jedes Leben kann sich auf diese Weise innerlich immerfort erneuern. Es muß auf einer
höheren Stufe angekommen sein, wenn es sich aus sich selbst erneuern soll. Nur dasjenige
Leben kann zum Bewußtsein erwachen, welches in sich selbst so stark ist, daß es
fortwährend den Tod in sich vertragt. Oder gibt es ein solches Leben nicht, das in jedem
Augenblick den Tod in sich selbst hat? Sie brauchen nur das Menschenleben anzusehen und
sich zu erinnern an das, was im letzten Vortrage unter dem Titel «Blut ist ein ganz
besonderer Saft» gesagt worden ist. Aus dem Blute erneuert sich fortwährend das
menschliche Leben, und ein geistvoller deutscher Seelenkundiger hat gesagt, im Blute hat
der Mensch einen Doppelgänger, aus dem er fortwährend Kraft zieht. Aber auch eine andere
Kraft hat das Blut noch: es erzeugt fortwährend aus sich selbst den Tod. Wenn das Blut die
lebenerweckenden Stoffe an die Körperorgane abgesetzt hat, dann führt es die
lebenzerstörenden Kräfte wieder herauf zum Herzen und in die Lungen. Was in die Lungen
zurückfließt, ist für das Leben Gift, ist das, was das Leben fortwährend ersterben macht.“
(Lit.:GA 55, S. 78f)

Schmerz und Bewusstsein


Alles Bewusstsein ist letztlich aus dem Schmerz herausgeboren. Schmerz ist die
ursprünglichste, noch am wenigsten differenzierte Form des Bewusstseins.

„Wenn wir diesen Zusammenhang begriffen haben, dann brauchen wir nur mit offenen
Augen die Erscheinungen anzusehen, und der Schmerz wird uns begreiflich erscheinen. Alles
das, womit das Bewußtsein beginnt, ist ursprünglich Schmerz. Wenn das Leben sich nach
außen öffnet, wenn einer lebendigen Wesenheit Licht, Luft, Hitze, Kälte entgegentreten,
dann wirken diese äußeren Elemente zunächst auf das lebendige Wesen. Solange diese
Elemente aber nur auf dieses lebendige Wesen wirken, solange sie von diesem lebendigen
Wesen aufgenommen werden, wie sie von der Pflanze als Träger von inneren
Lebensvorgängen aufgenommen werden, solange entsteht kein Bewußtsein. Bewußtsein
entsteht erst dann, wenn diese äußeren Elemente in Widerspruch treten mit dem inneren
Leben, wenn eine Zerstörung stattfindet. Aus der Zerstörung des Lebens muß das
Bewußtsein erfließen. Ohne teilweisen Tod wird ein Lichtstrahl in ein lebendiges Wesen
nicht eindringen können, wird in dem lebendigen Wesen nie der Vorgang angeregt werden
können, aus dem das Bewußtsein entspringt. Wenn aber das Licht in die Oberfläche des
Lebens eindringt, dann eine teilweise Verwüstung anrichtet, die inneren Stoffe und Kräfte
niederreißt, dann entsteht jener geheimnisvolle Vorgang, der sich überall in der Außenwelt
in ganz bestimmter Weise abspielt. Stellen Sie sich vor: Die intelligenten Kräfte der Welt
wären zu einer Höhe emporgestiegen, daß das äußere Licht und die äußere Luft ihnen fremd
geworden wären. Nur eine Zeitlang blieben sie mit ihnen in Einklang, dann
vervollkommneten sie sich selbst, wodurch ein Widerspruch entstand. Könnten Sie mit den
Augen des Geistes diesen Vorgang verfolgen, so könnten Sie sehen, wie da, wo sich in
einfache Wesen ein Lichtstrahl eindrängt, die Haut etwas umgestaltet wird und ein winziges
Auge entsteht. Was ist es nun, was da in der Materie zuerst aufdämmert? In was drückt sich
diese feine Zerstörung aus, denn eine Zerstörung ist es, was dabei vor sich geht? Es ist der
Schmerz, der nichts als ein Ausdruck für diese Zerstörung ist. Überall, wo das Leben der
äußeren Natur entgegentritt, findet Zerstörung statt, die, wenn sie größer wird, selbst den
Tod hervorbringt. Aus dem Schmerz wird das Bewußtsein geboren. Derselbe Prozeß, der Ihr
Auge geschaffen hat, wäre ein Zerstörungsprozeß geworden, wenn er an dem Wesen, das
sich in dem menschlichen Wesen herauf entwickelt hat, überhand genommen hätte. So hat
er aber nur einen kleinen Teil ergriffen, wodurch er aus der Zerstörung, aus dem partiellen
Tod heraus jene Spiegelung der Außenwelt schaffen konnte, die man das Bewußtsein nennt.
Das Bewußtsein innerhalb der Materie wird also aus dem Leide, aus dem Schmerz geboren.“
(Lit.:GA 55, S. 80f)

Denken und Bewusstsein


Das menschliche Bewusstsein, genauer das Selbstbewusstsein, ist der Ort, wo Begriff und
Wahrnehmung im Erkenntnisakt miteinander verbunden werden:

„Nun ist es am Platze, von dem Denken auf das denkende Wesen überzugehen. Denn durch
dieses wird das Denken mit der Beobachtung verbunden. Das menschliche Bewusstsein ist
der Schauplatz, wo Begriff und Beobachtung einander begegnen und wo sie miteinander
verknüpft werden. Dadurch ist aber dieses (menschliche) Bewusstsein zugleich
charakterisiert. Es ist der Vermittler zwischen Denken und Beobachtung. Insofern der
Mensch einen Gegenstand beobachtet, erscheint ihm dieser als gegeben, insofern er denkt,
erscheint er sich selbst als tätig. Er betrachtet den Gegenstand als Objekt, sich selbst als das
denkende Subjekt. Weil er sein Denken auf die Beobachtung richtet, hat er Bewusstsein von
den Objekten; weil er sein Denken auf sich richtet, hat er Bewusstsein seiner selbst oder
Selbstbewusstsein. Das menschliche Bewusstsein muss notwendig zugleich
Selbstbewusstsein sein, weil es denkendes Bewusstsein ist. Denn wenn das Denken den Blick
auf seine eigene Tätigkeit richtet, dann hat es seine ureigene Wesenheit, also sein Subjekt,
als Objekt zum Gegenstande.“ (Lit.:GA 4, S. 59)

Das Erscheinen des Denkens im Bewusstsein wird dadurch vorbereitet, das zuvor die
Leibesorganisation zurückgedrängt wird. Dadurch treten namentlich bestimmte, durch das
Denken bewirkte Gehirnprozesse auf, bevor uns ein Gedanke bewusst werden kann. Dem
entspricht auch die Tatsache, dass ein Gedanke zuerst tätig hervorgebracht werden muss,
ehe er beobachtet werden kann - wie es bei jeder schöpferischen Tätigkeit der Fall ist. Der
Geist wirkt über den Willen und stirbt zuletzt hinein in den Gedanken. Das bedeutet
keineswegs, dass die Gehirnprozesse die Ursache der gebildeten Gedanken sind und deren
Inhalt bestimmen, wie vielfach in den Neurowissenschaften angenommen wird.

„Dem Wesenhaften, das im Denken wirkt, obliegt ein Doppeltes: Erstens drängt es die
menschliche Organisation in deren eigener Tätigkeit zurück, und zweitens setzt es sich selbst
an deren Stelle. Denn auch das erste, die Zurückdrängung der Leibesorganisation, ist Folge
der Denktätigkeit. Und zwar desjenigen Teiles derselben, der das Erscheinen des Denkens
vorbereitet. Man ersieht aus diesem, in welchem Sinne das Denken in der Leibesorganisation
sein Gegenbild findet. Und wenn man dieses ersieht, wird man nicht mehr die Bedeutung
dieses Gegenbildes für das Denken selbst verkennen können. Wer über einen erweichten
Boden geht, dessen Fußspuren graben sich in dem Boden ein. Man wird nicht versucht sein,
zu sagen, die Fußspurenformen seien von Kräften des Bodens, von unten herauf, getrieben
worden. Man wird diesen Kräften keinen Anteil an dem Zustandekommen der Spurenformen
zuschreiben. Ebensowenig wird, wer die Wesenheit des Denkens unbefangen beobachtet,
den Spuren im Leibesorganismus an dieser Wesenheit einen Anteil zuschreiben, die dadurch
entstehen, daß das Denken sein Erscheinen durch den Leib vorbereitet[7].

Aber eine bedeutungsvolle Frage taucht hier auf. Wenn an dem Wesen des Denkens der
menschlichen Organisation kein Anteil zukommt, welche Bedeutung hat diese Organisation
innerhalb der Gesamtwesenheit des Menschen? Nun, was in dieser Organisation durch das
Denken geschieht, hat wohl mit der Wesenheit des Denkens nichts zu tun, wohl aber mit der
Entstehung des Ich-Bewußtseins aus diesem Denken heraus. Innerhalb des Eigenwesens des
Denkens liegt wohl das wirkliche «Ich», nicht aber das Ich-Bewußtsein. Dies durchschaut
derjenige, der eben unbefangen das Denken beobachtet. Das «Ich» ist innerhalb des
Denkens zu finden; das «Ich-Bewußtsein» tritt dadurch auf, daß im allgemeinen Bewußtsein
sich die Spuren der Denktätigkeit in dem oben gekennzeichneten Sinne eingraben. (Durch
die Leibesorganisation entsteht also das Ich-Bewußtsein. Man verwechsele das aber nicht
etwa mit der Behauptung, daß das einmal entstandene Ich-Bewußtsein von der
Leibesorganisation abhängig bleibe. Einmal entstanden, wird es in das Denken
aufgenommen und teilt fortan dessen geistige Wesenheit.)“ (Lit.:GA 4, S. 148)

Das Gehirn als Spiegelungsorgan


Unser waches Bewusstsein entsteht dadurch, dass uns das Gehirn unsere seelisch-geistige
Tätigkeit spiegelt. Das Gehirn ist nicht das Werkzeug unseres Seelenlebens, sondern nur das
Spiegelungsorgan, das sie uns bewusst macht. Die eigentliche geistige Tätigkeit wirkt in den
Leerräumen des Gehirns - genauer gesagt in jenen Räumen, die leerer sind als leer, weil sie
mit negativer Materie, d.h. mit Äthermaterie bzw. Ätherkräften erfüllt sind, wie es ähnlich
auch im Inneren der Sonne der Fall ist:

„Das ist der größte Fehler der heutigen Weltanschauung, daß sie diese eigentümliche Art
von negativer Stofflichkeit - wenn ich mich so ausdrücken darf - nicht kennt, daß sie nur die
Leerheit kennt und die Erfüllung, und nicht dasjenige, was weniger ist als die Leerheit. Denn
dadurch, daß das heutige Wissen, die heutige Weltanschauung das, was weniger ist als die
Leerheit, nicht kennt, dadurch wird diese heutige Weltanschauung mehr oder weniger im
Materialismus festgehalten, richtig im Materialismus festgehalten, ich möchte sagen:
gebannt in den Materialismus. Denn es gibt auch im Menschen, wenn ich mich so
ausdrücken darf, einen Ort, welcher leerer ist als leer; nicht in seiner Gänze, aber welcher
eingelagert hat Teile, die leerer sind als leer. Im ganzen ist ja der Mensch - ich meine der
physische Mensch - ein Wesen, welches einen Raum materiell ausfüllt; aber ein gewisses
Glied der menschlichen Natur, von den dreien, die ich angeführt habe, hat tatsächlich etwas
in sich, was sonnenähnlich ist, leerer ist als leer. Das ist - ja, Sie müssen es schon hinnehmen
- der Kopf. Und gerade darauf, daß der Mensch so organisiert ist, daß sein Kopf sich immer
entleeren kann und in gewissen Gliedern leerer sein kann als leer, dadurch hat dieser Kopf
die Möglichkeit, das Geistige sich einzulagern. Stellen Sie sich einmal die Sache vor, wie sie
eigentlich ist. Natürlich muß man die Dinge sich schematisch vorstellen; aber denken Sie
sich, alles dasjenige, was materiell Ihren Kopf ausfüllt, würde ich schematisch durch das
Folgende zeichnen. Das wäre schematisch Ihr Kopf (siehe Zeichnung, rot). Nun aber muß ich,
wenn ich ihn vollständig zeichnen will, in diesem Kopf leere Stellen lassen. Das ist natürlich
jetzt nicht so groß, aber drinnen sind leere Stellen. In diese leeren Stellen kann dasjenige
hinein, was ich Ihnen den jungen Geist genannt habe in diesen Tagen. In die leeren Stellen
hinein muß der junge Geist, gewissermaßen in seinen Strahlen, gezeichnet werden (gelb).

Zeichnung aus GA 183, S. 101


Ja, die Materialisten sagen: Das Gehirn ist das Werkzeug des Seelenlebens, des Denkens. -
Das Umgekehrte ist wahr: Die Löcher im Gehirn, ja sogar dasjenige, was mehr ist als Löcher,
oder ich könnte auch sagen, weniger ist als Löcher, was leerer ist als leer, das ist das
Werkzeug des Seelenlebens. Und da, wo das Seelenleben nicht ist, wo das Seelenleben
fortwährend aufstößt, wo der Raum unseres Schädels mit Gehirnmasse ausgefüllt ist, da
wird nichts gedacht, da wird nichts seelisch erlebt. Wir brauchen unser physisches Gehirn
nicht zum Seelenleben, sondern wir brauchen es nur, damit wir das Seelenleben einfangen,
physisch einfangen. Wenn da nicht das Seelenleben, das in den Löchern des Gehirnes
eigentlich lebt, überall aufstoßen würde, so würde es verfliegen; es käme uns nicht zum
Bewußtsein. Aber es lebt in den Löchern des Gehirns, die leerer sind als leer.

So müssen wir uns die Begriffe allmählich korrigieren. Wir nehmen, wenn wir vor dem
Spiegel stehen, nicht uns wahr, sondern unser Spiegelbild. Uns können wir vergessen. Wir
sehen uns im Spiegel drinnen. So erlebt der Mensch auch nicht sich, indem er durch sein
Gehirn dasjenige zusammenhält, was in den Löchern des Gehirnes liegt; er erlebt, wie sich
überall sein Seelenleben spiegelt, indem es an die Gehirnmasse anstößt. Es spiegelt sich
überall; das erlebt der Mensch. Er erlebt eigentlich sein Spiegelbild. Das aber, was da in die
Löcher hereingeschlüpft ist, das ist dasjenige, was dann, wenn der Mensch durch die Pforte
des Todes geht, ohne die Widerlage des Gehirnes seiner selbst bewußt wird, weil es dann in
entgegengesetzter Weise mit Bewußtsein durchsetzt wird.“ (Lit.:GA 183, S. 100ff)

Jeder Denkakt besteht in Wahrheit aus zwei Schritten, von denen uns allerdings
normalerweise nur der letztere bewußt wird, der dann als fertiger Gedanke ins Bewusstsein
gespiegelt wird.

„Der grobe Materialist unserer Zeit findet es seinen Intentionen gemäß, davon zu sprechen,
daß das Gehirn den Gedanken bildet, respektive, daß das Zentralnervensystem den
Gedanken bildet. Für den, der die Dinge durchschaut, ist das geradeso wahr, wie es wahr
wäre, zu meinen, wenn man in einen Spiegel hineinschaut, der Spiegel habe das Gesicht
gemacht, das man sieht. Aber er macht gar nicht das Gesicht, das man sieht, sondern das
Gesicht ist außerhalb des Spiegels. Der Spiegel reflektiert nur das Gesicht, wirft es zurück. Ich
habe das sogar schon in öffentlichen Vorträgen wiederholt auseinandergesetzt. In ganz
ähnlicher Weise verhält es sich mit dem, was der Mensch an Gedanken erlebt. Wir wollen
jetzt von anderen Seeleninhalten absehen. Das Gedankenerlebnis, das in der Seele regsam,
real ist, indem der Mensch den Gedanken erlebt, entsteht sowenig durch das Gehirn, wie
durch den Spiegel das Bild des Gesichtes produziert wird. Das Gehirn wirkt in der Tat nur als
Reflektionsapparat, damit es die Seelentätigkeit zurückwirft und diese sich selber sichtbar
wird. Mit dem, was der Mensch als Gedanken wahrnimmt, hat wirklich das Gehirn so wenig
zu tun, wie der Spiegel mit Ihrem Gesicht zu tun hat, wenn Sie Ihr Gesicht im Spiegel sehen.

Aber etwas anderes ist vorhanden. Der Mensch nimmt, indem er denkt, eigentlich nur die
letzte Phase seiner denkerischen Tätigkeit, seines denkerischen Erlebens wahr. Um das
klarzumachen, möchte ich wiederum den Spiegelvergleich nehmen. Denken Sie sich einmal,
Sie würden sich hinstellen und Ihr Gesicht in einem Spiegel sehen wollen. Wenn Sie keinen
Spiegel da haben, können Sie Ihr Gesicht nicht sehen. Sie können noch so lange hinstarren,
Ihr Gesicht sehen Sie nicht. Wollen Sie es sehen, so müssen Sie irgend etwas, was an Materie
daliegt, so bearbeiten, daß es ein Spiegel wird. Das heißt, Sie müssen es erst zubereiten,
damit es das Spiegelbild hervorbringen kann. Wenn Sie das getan haben und dann
hineinschauen, sehen Sie Ihr Gesicht. - Dasselbe muß die Seele machen mit dem Gehirn, was
ein Mensch mit dem Spiegel machen würde. Es geht der eigentlichen denkerischen Tätigkeit
der Wahrnehmung des Gedankens eine solche Tätigkeit voraus, die, wenn Sie zum Beispiel
den Gedanken «Löwe» wahrnehmen wollen, erst tief drinnen die Teile des Gehirns so in
Bewegung versetzt, daß diese Spiegel werden für die Wahrnehmung des Gedankens
«Löwe». Und der, welcher das Gehirn erst zum Spiegel macht, das sind Sie selber. Was Sie
als Gedanken zuletzt wahrnehmen, das sind Spiegelbilder; was Sie erst präparieren müssen,
damit das betreffende Spiegelbild erscheint, das ist irgendeine Partie des Gehirnes. Sie sind
es selbst mit Ihrer Seelentätigkeit, der das Gehirn in diejenige Struktur und in die Fähigkeit
bringt, um das, was Sie denken, als Gedanke spiegeln zu können. Wollen Sie auf die Tätigkeit
zurückgehen, die dem Denken zugrunde liegt, so ist es die Tätigkeit, die von der Seele aus ins
Gehirn eingreift und sich im Gehirn betätigt. Und wenn Sie eine gewisse Tätigkeit von der
Seele aus im Gehirn verrichten, dann wird eine solche Spiegelung im Gehirn bewirkt, daß Sie
den Gedanken «Löwe» wahrnehmen. - Sie sehen, ein Geistig-Seelisches muß erst da sein.
Das muß am Gehirn arbeiten. Dann wird das Gehirn durch diese geistig-seelische Tätigkeit
zum Spiegelapparat, um den Gedanken zurückzuspiegeln. Das ist der wirkliche Vorgang, der
sich für so viele Leute der Gegenwart so konfundiert, daß sie ihn überhaupt nicht fassen
können.

Wer im okkulten Wahrnehmen ein wenig vordringt, kann die beiden Phasen seelischer
Tätigkeit auseinanderhalten. Er kann verfolgen, wie er zuerst, wenn er irgend etwas denken
will, notwendig hat, nicht bloß den Gedanken zu fassen, sondern ihn vorzubereiten; das
heißt, er hat sein Gehirn zu präparieren. Hat er es präpariert soweit, daß es spiegelt, dann
hat er den Gedanken. Man hat immer, wenn man okkult forschen will, so daß man die Dinge
vorstellen kann, zuerst die Aufgabe, nicht gleich vorzustellen, sondern erst die Tätigkeit
auszuüben, die das Vorstellen vorbereitet. Das ist es, was so außerordentlich wichtig zu
berücksichtigen ist. Diese Dinge müssen wir deshalb ins Auge fassen, weil wir jetzt erst,
wenn wir sie ins Auge fassen, die wirkliche Wirksamkeit des menschlichen Gedankens vor
uns haben. Jetzt wissen wir erst, wie die menschliche Denkertätigkeit arbeitet. Zuerst
ergreift diese Denkertätigkeit das Gehirn, respektive das Zentralnervensystem irgendwo, übt
eine Tätigkeit aus, bewegt, sagen wir, meinetwillen, die atomistischen Teile in irgendeiner
Weise, bringt sie in irgendwelche Bewegungen. Dadurch werden sie zum Spiegelapparat,
und der Gedanke wird reflektiert und der Seele als solcher Gedanke bewußt. Wir haben also
zwei Phasen zu unterscheiden: erst vom Geistig-Seelischen aus die Gehirnarbeit; dann
kommt die Wahrnehmung zustande, nachdem für diese Wahrnehmung durch die Seele die
vorbereitende Gehirnarbeit getan ist. Beim gewöhnlichen Menschen bleibt die Gehirnarbeit
ganz im Unterbewußten; er nimmt nur die Spiegelung wahr. Beim okkult forschenden
Menschen ist wirklich das vorhanden, daß man zunächst die Vorbereitung erleben muß. Man
muß erleben, wie man die Seelentätigkeit hineingießen muß und das Gehirn erst zubereiten
muß, damit es sich herbeiläßt, einem den Gedanken vorzustellen.“ (Lit.:GA 151, S. 72ff)

Abbauprozesse als Grundlage des Bewusstseins


Das Bewusstsein des irdisch verkörperten Menschen beruht auf Abbauprozessen, die der
Tätigkeit des physischen und ätherischen Leibes hemmend entgegentreten:

"Das Bewußtsein entsteht nicht durch ein Fortführen derjenigen Tätigkeit, die aus dem
physischen und dem Ätherleib als Ergebnis kommt, sondern diese beiden Leiber müssen mit
ihrer Tätigkeit auf den Nullpunkt kommen, ja noch unter denselben, damit «Platz entstehe»
für das Walten des Bewußtseins. Sie sind nicht die Hervorbringer des Bewußtseins, sondern
sie geben nur den Boden ab, auf dem der Geist stehen muß, um innerhalb des Erdenlebens
Bewußtsein hervorzubringen. Wie der Mensch auf der Erde einen Boden braucht, auf dem er
stehen kann, so braucht das Geistige innerhalb des Irdischen die materielle Grundlage, auf
der es sich entfalten kann. Und so wie im Weltenraum der Planet den Boden nicht braucht,
um seinen Ort zu behaupten, so braucht der Geist, dessen Anschauung nicht durch die Sinne
auf das Materielle, sondern durch die Eigenkraft auf das Geistige gerichtet ist, nicht diese
materielle Grundlage, um seine bewußte Tätigkeit in sich rege zu machen." (Lit.: GA 26, S.
19)

„Wir Menschen haben in uns in physischer Beziehung ein aufsteigendes Leben und auch ein
absteigendes Leben. Diese, ich möchte sagen zweifache Strömung unseres Lebens wird in
der Regel nicht genügend berücksichtigt. Alles aufsteigende Leben besteht darinnen, daß wir
Wachstumskräfte entfalten und diejenigen Kräfte entfalten, welche die aufgenommenen
Nahrungsstoffe nach allen, auch den feinsten Organisationsgliedern unseres Organismus
treiben. Nun, neben diesen Vorgängen, die durchaus aufbauende sind, gehen andere vor
sich, die abbauende sind, so daß wir fortwährend Abbauprozesse in uns haben - auch das ist
etwas, was eben nur durch die Geisteswissenschaft festgestellt werden kann, was die
gewöhnliche materialistische Physiologie noch nicht zur Genüge heute kennt. Nun hängen
mit den organischen Aufbauprozessen zusammen alle diejenigen Erscheinungen, die unser
Bewußtsein herabdämpfen, die uns in ganzen oder partiellen Schlaf versetzen. Mit den
Abbauprozessen in unserem Organismus gehen nun parallel die Prozesse unserer Gedanken,
und alle übrigen seelischen Prozesse wie instinktive Wahrnehmungen,
Triebwahrnehmungen, die uns immer eigentlich in herabgestimmten Bewußtseinszustand
versetzen, sind verbunden mit den organisch aufsteigenden Prozessen; mit den
Abbauprozessen hängt das eigentliche Denkleben zusammen. Dieses Denkleben ist schon
bei jedem einzelnen Menschen so, daß es sich unabhängig entwickelt vom Organismus, es
muß nur gerade ein Abbauprozeß, das heißt ein Dissoziationsprozeß im Gehirn vor sich
gehen, wenn das Denken in uns Platz greifen soll.“ (Lit.:GA 255b, S. 335f)

Dass Bewusstsein auf einem dem Leben entgegengesetzen Verzehrungsprozess beruht,


erkannte schon der deutsche Philosoph Karl Fortlage (1806-1881), den auch Rudolf Steiner
erwähnt. In seinen «Acht psychologischen Vorträgen» (1869) schrieb Fortlage:

„Wenn wir uns lebendige Wesen nennen, und so uns eine Eigenschaft beilegen, die wir mit
Tieren und Pflanzen teilen, so verstehen wir unter dem lebendigen Zustand notwendig
etwas, das uns nie verlässt, und sowohl im Schlaf als im Wachen stets in uns fortdauert. Dies
ist das vegetative Leben der Ernährung unseres Organismus, ein unbewusstes Leben, ein
Leben des Schlafs. Das Gehirn macht hier dadurch eine Ausnahme, dass dieses Leben der
Ernährung, dieses Schlafleben bei ihm in den Pausen des Wachens überwogen wird von dem
Leben der Verzehrung. In diesen Pausen steht das Gehirn einer überwiegenden Verzehrung
preisgegeben, und gerät folglich in einen Zustand, welcher, wenn er sich auf die übrigen
Organe miterstreckte, die absolute Entkräftigung des Leibes oder den Tod zu Wege bringen
würde. Der Zustand des Bewusstseins und der Persönlichkeit kommt demnach nur dann
zustande, wenn das Zentrum und der Urquell unserer Nervenkraft, das Gehirn, an der Gefahr
des Todes leidet. Jedoch wird auf diesem Wege der Lebensgefahr nur immer soweit
vorgeschritten, als sich mit der Erhaltung des Gesammtorganismus verträgt ...“ (Lit.:
Fortlage, S. 35f [1])

Das Bewusstsein entsteht, indem der Astralleib den Ätherleib teilweise zerstört. Das führt zu
einer Verhärtung bzw. Verknöcherung des physischen Leibes. So ist es schon bei den
einfachsten Tieren. Beim Menschen kommt dazu die Tätigkeit des Ichs. Durch diesen neuen
Einschlag wird die Verhärtung nicht nur gemildert, sondern es tritt sogar eine gewisse
Erweichung ein, ohne die eine weitere Entwicklung nicht möglich wäre. Ein Teil der
Ätherkräfte wird nun zurückbehalten und mit dem Zahnwechsel um das siebente Lebensjahr
frei für die geistige Tätigkeit:

„Der astralische Leib ist in gewisser Beziehung während des bewußten Lebens - nicht
während des Schlafes - damit beschäftigt, den Ätherleib fortwährend zu töten, fortwährend
die Kräfte, die der Ätherleib entwickelt, herabzusetzen, abzudämpfen. Daher ist der
Ausdruck für das Leben des Astralleibes die Ermüdung, die Abmüdung des Körpers während
des Tages. Der astralische Leib zerstört fortwährend den Ätherleib. Würde er das nicht tun,
dann entstünde kein Bewußtsein, denn Bewußtsein ist nicht möglich, ohne daß das Leben
fortwährend wieder stufenweise zerstört wird. Das ist außerordentlich wichtig zu beachten.
Diese geistige Tätigkeit - das Leben in der Ätherwelt, das wunderbare Aufflackern des Lebens
in der Ätherwelt, das sich in den herrlichsten Bewegungen und Rhythmen auslebt, und die
fortwährende Dämpfung dieses Rhythmus des Ätherleibes durch den astralischen Leib - das
ist dasjenige, was das Bewußtsein hervorbringt, auch schon das einfachste tierische
Bewußtsein. Diese geistigen Vorgänge drücken sich in der physischen Welt nun so aus, daß
in dem Augenblick, wo in das bloße Leben Bewußtsein einschießt, Verhärtung,
Verknöcherung im physischen Leibe eintritt. Es gibt natürlich Übergänge, Weichtiere und so
weiter; diese haben auch ein ganz eigentümliches Bewußtsein. Das Bewußtsein wird erst
dadurch ein eigenes, es nähert sich um so mehr dem Selbstbewußtsein, je mehr sich die
weichen, organischen Lebensmassen mit harten, knöchernen Einschlüssen innerlich
durchsetzen. Es ist also der astralische Leib in seiner Wirkung auf den Ätherleib, der - wie bei
den Weichtieren, Schnecken, Muscheln und so weiter - nach außen die harten Schalenteile
absondert, um in ihnen jenes dumpfe Bewußtsein zu erzeugen, das in diesen Tieren lebt. Bei
den höheren Tieren, bei denen das Selbstbewußtsein stärker wird, ist es eine Nebentätigkeit
des astralischen Leibes neben der Bildung des Nervensystems, alles Knöcherige, Verhärtende
abzusondern. In demselben Maße, in dem das Selbstbewußtsein stärker wird, sondert sich
aus der weichen, gallertartigen Masse das feste Knorpel- und Knochenartige heraus. Bei den
höchsten Tieren ist diese Bildung ungefähr fertig; der astralische Leib hat da ein
Knochensystem herausgebildet, das in seiner Art beinah abgeschlossen ist.

Beim Menschen geschieht mit dem astralischen Leibe etwas besonderes, da findet ein neuer
Einschlag statt. Der Astralleib wird durch das Ich teilweise umgewandelt, und das bewirkt die
Umsetzung der Tendenz der Verknöcherung, die früher da war. Hätte der Mensch den
Astralleib unverändert gelassen und weiter fortgearbeitet an der Skelettbildung, so gäbe es
keine menschliche Kultur auf der Erde. Aller Fortschritt in der menschlichen Entwickelung ist
dadurch bedingt, daß Teile des menschlichen Astralleibes herausgesondert und dem Ich
unterworfen werden. Dieser abgesonderte Teil des Astralleibes hat eine besondere Aufgabe,
er bewirkt eine neue Tendenz; dadurch kommt die Skelettbildung, die Verknöcherung unter
die Herrschaft des abgesonderten Teiles des astralischen Leibes.

Wie äußert sich das? Sehr merkwürdig. Während früher die Tendenz des Astralleibes dahin
gegangen ist, das Wesen mehr und mehr zu verhärten, gleichsam einen Schlußpunkt in der
Entwickelung des Knochensystems zu setzen, behält der Astralleib des Menschen eine Kraft
zurück, eine Tendenz, wiederum zu erweichen, so daß ein Fortschreiten der Entwickelung
wiederum möglich ist. Gäbe es das nicht, würde alles das, was fest werden kann, in das
menschliche Knochensystem einfließen, so gäbe es keinen menschlichen Fortschritt, keine
Kultur. Ebenso wie die tierische Art keinen Fortschritt kennt - die Art der Löwen, der Tiger ist
fertig, abgeschlossen -, so würde es auch beim Menschen sein. Der Mensch aber kann mit
dem abgesonderten Teil des Astralleibes wiederum das zurücknehmen, was sich verhärtet
hat. Neben der Tendenz der Verhärtung, der Knochenbildung, ist im menschlichen Leibe
immer die Tendenz vorhanden, etwas zurückzubehalten, so daß neue Organe gebildet
werden können, die weich sind. Das ist außerordentlich wichtig zu beachten. Diese Tendenz
ist beim Tiere nicht vorhanden.

Betrachten wir jetzt einmal einen Menschen mitten im Leben drinnen, wie er dasteht auf der
einen Seite mit seiner Tendenz zu verhärten, und auf der anderen Seite mit seiner Tendenz,
etwas zurückzubehalten. Wir sehen diese beiden Tendenzen sich da scheiden, wo der
Mensch um das siebente Jahr herum seine zweiten Zähne bekommt. Die Tendenz, in die
Knochenbildung hineinzugehen, sich abzuschließen in der Verhärtung, findet ihren Ausdruck
in den Zähnen, die das Kind um das siebente Lebensjahr herum bekommt. Der abgesonderte
Teil des Astralleibes bewirkt, daß der Mensch - abweichend vom Tier - gewisse Lebenskräfte
zurückbehält, so daß er sich weiterbilden kann. Bis zum siebenten Jahre kam beim
Menschen nur das Artmäßige, das Gattungsmäßige zum Ausdruck; jetzt tritt der Zeitpunkt
ein, wo er sich in den Kulturfortschritt unserer Zeit hineinleben kann. Es beginnt die
Schulzeit. Diese zwei Dinge hängen wesenhaft zusammen: die Tendenz zur Verhärtung, die
sich ausdrückt in der Zahnbildung, und die Tendenz zur Erweichung, die etwas
zurückbehalten muß, was der Ätherleib, der im siebenten Jahr frei wird, zu seiner
Fortentwickelung braucht. Diese zwei Tendenzen sind aneinandergefesselt, das zeigt sich
klar und deutlich im Leben.“ (Lit.:GA 101, S. 53ff)

Bedeutung des Ameisensäure-Prozesses


→ Hauptartikel: Ameisensäure
Die Ameisensäure bzw. der Ameisensäure-Prozess dient im menschlichen Organismus der
Ich-Organisation, um die sich durch den Astralleib zum Leblosen entwickelnden Substanzen,
die für die Bewusstseinsbildung nötig sind, wieder aufzulösen. Die Ameisensäure bildet die
Grundlage für Seele und Geist - und das nicht nur für den Menschen, sondern auch für die
ganze Erde.

„Im menschlichen Organismus entsteht auch die Ameisensäure. Da aber hat sie ihre
Bedeutung. Sie dient der Ich-Organisation. Durch den astralischen Leib werden aus der
organischen Substanz Teile ausgesondert, die dahin zielen, leblos zu werden. Die Ich-
Organisation braucht diesen Übergang der organischen Substanz in den leblosen Zustand.
Aber sie braucht eben den Vorgang des Überganges; nicht, was dann durch den Übergang
entsteht. Ist nun das nach dem Leblosen hin sich Entwickelnde gebildet, so wird es im Innern
des Organismus zur Last. Es muß entweder unmittelbar abgesondert werden, oder aufgelöst,
um mittelbar hinwegzukommen.

Geschieht nun für etwas, das aufgelöst werden sollte, diese Auflösung nicht, so häuft es sich
im Organismus an und kann die Grundlage für gichtische oder rheumatische Zustände
bilden. Da tritt nun im menschlichen Organismus auflösend die sich bildende Ameisensäure
ein. Wird sie in der notwendigen Menge erzeugt, so enfernt der Organismus die zum
Leblosen zielenden Produkte in richtiger Art. Ist die Erzeugungskraft zu schwach, so
entstehen die gichtischen oder rheumatischen Zustände. Führt man sie dem Organismus von
außen zu, so unterstützt man ihn, indem man ihm gibt, was er nicht selbst erzeugen kann.“
(Lit.:GA 27, S. 90f)

Das Bewusstsein im Doppelstrom der Zeit


→ Siehe auch: Zeit
Der ätherische und der gegenläufige astralische Zeitstrom

Das gegenwärtige Bewusstsein als Zusammenfluss der ätherischen Strömung aus der
Vergangenheit und der astralischen Strömung aus der Zukunft (GA 115, S 190)
Das Bewusstsein hängt eng mit dem Doppelstrom der Zeit zusammen. Aus höherer Sicht ist
es nicht richtig, dass die Zeit einseitig von der Vergangenheit in die Zukunft fließt. Das ist nur
im Ätherischen der Fall. Auf dem Astralplan hingegen fließt die Zeit in umgekehrter Richtung:
"Zum Beispiel sehen wir im Physischen zuerst die Henne und dann das Ei. Im Astralischen
sieht man umgekehrt erst das Ei und dann die Henne, welche das Ei gelegt hat. Im Astralen
bewegt sich die Zeit zurück; erst sieht man die Wirkung und dann die Ursache. Daher der
prophetische Blick; niemand könnte künftige Ereignisse voraussehen ohne dieses
Rückwärtsgehen von Zeitereignissen." (Lit.: GA 95, S. 22)

Das Phänomen des menschlichen Bewusstseins wird man nur verstehen, wenn man
berücksichtigt

"... daß der Strom des Seelenlebens nicht nur von der Vergangenheit in die Zukunft, sondern
auch von der Zukunft in die Vergangenheit fließt, daß wir zwei Zeitströmungen haben: das
Ätherische, das in die Zukunft geht, während dasjenige, was wir als Astralisches dagegen
haben, von der Zukunft in die Vergangenheit zurückfließt." (Lit.: GA 124, S. 64f)

Alles Vorstellungsmäßige hängt mit dem ätherischen Strom aus der Vergangenheit
zusammen, alles Begehren, alle Wünsche, die Phänomene von Liebe und Hass, alle
Willensimpulse kommen uns mit dem astralischen Strom aus der Zukunft entgegen. Das
Übereinanderschlagen dieser beiden Strömungen, der ätherischen und der astralischen, die
gleichsam einen «Wirbel» bilden (Lit.: GA 59, S. 109), ist das gegenwärtig empfundene
Bewusstsein:

„Wenn Sie voraussetzen, daß der Strom der Phänomene von Liebe und Haß, von
Begehrungen und so weiter Ihnen entgegenkommt aus der Zukunft und sich begegnet mit
dem Strom der Vorstellungen, den wir vorhin charakterisiert haben, was ist dann im
Moment unser Seelenleben? Es ist nichts anderes als die Begegnung eines Stromes aus der
Vergangenheit in die Zukunft, und eines Stromes, der aus der Zukunft in die Vergangenheit
fließt. Und wenn der gegenwärtige Augenblick in unserem Seelenleben eine solche
Begegnung ist, dann werden Sie leicht begreifen, daß diese zwei Ströme in der Seele selber
zusammenkommen, sozusagen übereinanderschlagen. Dieses Übereinanderschlagen ist das
Bewußtsein. Es gibt keine andere Erklärung für das Bewußtsein, als die eben gegebene. So
nimmt also unsere Seele teil an allem, was aus der Vergangenheit weiterfließt in die Zukunft,
und an allem, was uns aus der Zukunft entgegenkommt. Wenn Sie also in irgendeinem
Moment in Ihr Seelenleben schauen, können Sie sagen: Da ist etwas wie eine Durchdringung
von dem, was aus der Vergangenheit in die Zukunft fließt, mit dem, was aus der Zukunft in
die Vergangenheit fließt und sich dem ersteren entgegenstemmt als Begehrungen, als
Interessiertheit, als Wünsche und so weiter. Zweierlei durchdringt sich.“ (Lit.:GA 115, S.
190f)

„Bezeichnen wir daher den Strom, der die für den Moment unbewußten Vorstellungen birgt,
der aus der Vergangenheit kommt und in die Zukunft fließt, als den Ätherleib, und den
andern Strom, der von der Zukunft in die Vergangenheit geht, der sich mit dem ersteren
staut und zum Schnitt bringt, als den Astralleib. Und was ist das Bewußtsein? Das sich
gegenseitige Treffen des Astralleibes und des Ätherleibes.

Versuchen Sie einmal die Probe darauf zu machen: Alles, was Sie aus den Forschungen des
hellsichtigen Bewußtseins gelernt haben über den Atherleib, versuchen Sie es anzuwenden
auf das hier Gesagte. Sie werden es schon wiedererkennen. Und versuchen Sie alles, was Sie
über den Astralleib gelernt haben, mit dem zu vergleichen, was hier gesagt worden ist: Sie
werden auch damit zurecht kommen und Ihre Wahrheiten von dort wiedererkennen. Sie
brauchen sich nur die Frage vorzulegen: Was ist es, was da die Stauung hervorbringt, was
den Durchschnitt hervorbringt? - Daß sich da etwas staut, das liegt daran, daß sich die
beiden Ströme im physischen menschlichen Leben begegnen. Nehmen Sie an, der physische
menschliche Leib sei weggenommen, und der Ätherleib sei auch weggenommen. Das ist aber
der Fall nach dem Tode, wo die von der Vergangenheit in die Zukunft gehende Strömung
nicht mehr da ist. Dann hat die von der Zukunft in die Vergangenheit drängende Strömung,
das heißt der Astralleib, freien Lauf und macht sich nun nach dem Tode unmittelbar geltend.
Und die Folge ist, daß das Leben in Kamaloka rückwärts verläuft, wie es Ihnen erzählt
worden ist.“ (S. 191f)

Aber nicht nur die Richtung, auch die Geschwindigkeit der verschiedenen Seelentätigkeiten
ist sehr unterschiedlich. Die grundlegenden Willensimpulse verändern sich sehr viel
langsamer als das dahineilende Denken.

"Unser seelisches Leben beruht darauf, daß zum Beispiel das Denken, das Vorstellen, mit
einer ganz anderen Geschwindigkeit abläuft als das Fühlen, und dieses wiederum mit einer
ganz anderen Geschwindigkeit als das Wollen. Diese Dinge - daß innerlich im Seelenleben
verschiedene ineinandergeschichtete Geschwindigkeiten sind - bewirken gerade das innere
Entstehen des Bewußtseins. Bewußtsein entsteht nur da, wo irgend etwas sich stört. Daher
ist Bewußtsein sogar verwandt mit dem Tode: weil der Tod das Leben stört." (Lit.: GA 73, S.
50)

"Denn der Wille bewegt sich nämlich wesentlich langsamer in der menschlichen Evolution als
die Gedanken. Bitte, fassen Sie das als eine sehr wichtige Wahrheit auf: Der Wille bewegt
sich viel langsamer als die Gedanken. So daß zum Beispiel bei den Menschen, die sich mehr
den allgemeinen Gewohnheiten überlassen haben, die nicht dazumal gerade in den vierziger
Jahren [des 19. Jahrhunderts] Rebellen oder Revolutionäre waren, sondern die sich so mehr
den allgemeinen Gewohnheiten, den patriarchischen, biederen Gewohnheiten der dreißiger,
vierziger Jahre überlassen haben, diese Gewohnheiten fortlebten bis in die Jahrzehnte, die
ich jetzt meine. Aber die Gedanken schritten weiter. Und dadurch treten fortwährend in der
Evolution Diskrepanzen auf zwischen dem Gedankenleben und dem Willensleben, die nicht
in allen Sphären des Lebens, aber in gewissen Sphären des Lebens erscheinen." (Lit.: GA 177,
S. 258)

Subjektivität und Objektivität des Bewusstseins


Die Wirklichkeit liegt jenseits der Trennung von Subjekt und Objekt. Mensch und Kosmos
sind subjektiv und objektiv zugleich. Ehe der Mensch sein heutiges Gegenstandsbewusstsein
entwickelte, durch das er sich als Subjekt den Objekten gegenübergestellt sieht, verfügte er
über ein imaginatives Bilderbewusstsein, das diese Trennung nicht kennt. Unser
gegenwärtiges Traumbewusstsein ist ein atavistischer Rest dieses alten Bilderbewusstseins.
Zukünftig wird der der Mensch ein vollbewusstes Bilderbewusstsein entwickeln, das auf
höherer Ebene die Trennung von Subjekt und Objekt wieder überwinden wird.

"Das imaginative Bilderbewußtsein konnte von sich aus nicht ein Objekt abbilden, sondern
es gab sich einen inneren Gehalt durch eine in ihm liegende plastische Kraft. Je weiter wir in
die Vergangenheit der Menschheit zurückgehen, desto mehr sehen wir die Seele des
Menschen nicht in ihm, sondern um ihn. Wir kommen zu einem Punkt, wo die
Empfindungswerkzeuge nur erst keimhaft existieren und wo der Mensch die äußeren
Gegenstände nur durch Anziehung oder Abstoßung, durch Sympathie oder Antipathie
wahrnimmt. Dieses Wesen, das noch nicht ein Mensch ist in dem Sinne, wie wir ihn
verstehen, sondern erst ein Menschenkeim, dirigiert seine Bewegungen nach diesen
Anziehungen oder Abstoßungen. Es hat noch keine Vernunft, und die Zirbeldrüse, die
einstmals ein wichtiges Organ war, bildet für sich allein sein Gehirn.

In der Tatsache dieses Bilderbewußtseins findet sich die Antwort auf alle die philosophischen
Diskussionen über die Objektivität und Realität der Welt und die Widerlegung der rein
subjektivistischen Philosophien wie derjenigen von Berkeley. Das Universum und der
Mensch sind zugleich subjektiv und objektiv. Diese beiden Pole von Sein und Leben sind
notwendig für die Evolution. Das universale Subjekt wird zum objektiven Universum, und der
Mensch schreitet zuerst vor vom Subjektiven zum Objektiven durch die gradweise
fortschreitende Beschaffenheit seines physischen Körpers. Alsdann kehrt er vom Objektiven
zum Subjektiven zurück durch die Höherentwickelung seiner Seele (Manas), seines
Lebensgeistes (Budhi), seines Geistesmenschen (Atma).

Das Bewußtsein, das wir im Traumzustand haben, ist ein atavistisches Überbleibsel des
einstmaligen Bilderbewußtseins. Eine Besonderheit dieses Bilderbewußtseins ist, daß es
schöpferisch ist. Es erschafft in seiner eigenen Wesenheit Formen und Farben, die in
physischer Wirklichkeit nicht existieren. Das Gegenstandsbewußtsein ist analytisch. Das
subjektive Bewußtsein ist plastisch, es hat eine magische Gewalt." (Lit.: GA 94, S. 88f)

Alle Wesen haben ein Bewusstsein


„In Wirklichkeit haben alle Wesen ein Bewußtsein, aber der Mensch unterscheidet sich von
ihnen darin, daß sein Selbstbewußtsein heute vollkommen auf den physischen Plan bezogen
ist.

Außerhalb des Wachzustandes, der diesem physischen Plan entspricht, kennt er andere
Bewußtseinszustände, die ihn den Bewußtseinszuständen anderer Reiche annähern.
Während des traumlosen Schlafes lebt das menschliche Bewußtsein auf dem Devachanplan,
wie es beim Bewußtsein der Gewächse fortwährend der Fall ist. Wenn eine Pflanze leidet, so
bringt dieses Leiden eine Veränderung im devachanischen Bewußtsein hervor. Das
Bewußtsein des Tieres, das dem Traumbewußtsein ähnelt, ist auf dem Astralplan
beheimatet, das heißt, daß das Tier ein Astralbewußtsein von der Welt hat, wie der Mensch
im Traum.

Diese drei Bewußtseinszustände sind sehr verschieden. Auf dem physischen Plan macht man
sich keine Vorstellungen und Begriffe als mittels der Sinnesorgane und der äußeren
Realitäten, mit denen sie uns in Beziehung setzen. Auf dem Astralplan bemerkt man die
Umgebung nur in Form von Bildern, wobei man sich zugleich mit ihr ganz verbunden fühlt.

Warum fühlt sich der Mensch im Wachbewußtsein auf dem physischen Plan getrennt von
allem, was nicht er selbst ist? Der Grund ist der, daß er alle seine Eindrücke von einer
Umgebung empfängt, die er mit deutlicher Unterscheidung außerhalb seines Körpers sieht.
Im Gegensatz dazu nimmt man auf dem Astralplan nicht mit den Sinnen wahr, sondern
durch die Sympathie, die einen ins Herz von allem, dem man begegnet, dringen läßt. Das
Astralbewußtsein ist nicht eingeschlossen in einen verhältnismäßig geschlossenen Bezirk. Es
ist gewissermaßen flüssig, fließend. Auf dem Felde des Devachan ist das Bewußtsein so
flüchtig, wie es nur ein Gas sein kann. Es gibt da keine Ordnung, die sich mit derjenigen des
physischen Bewußtseins vergleichen ließe, in das nichts dringt, es sei denn auf dem Umweg
über die Sinne.“ (Lit.:GA 94, S. 93f)

Bewusstsein als Quelle der Wirklichkeit


Die Anthroposophie, als Wissenschaft vom Geistigen, muss ihr Erkenntnisstreben
naturgemäß überall auf das Wesen der Erscheinungen richten. Dazu genügt es nicht, vom
Weltgeist im allgemeinen, als einem unbestimmten und undifferenzierten Ganzen, zu
sprechen, sondern der Blick muss sich auf eine reich gegliederte Hierarchie individueller
Geistwesen und naturhafter Elementarwesen richten, also auf Wesenheiten, die durch ihr
geordnetes Zusammenwirken die Erscheinungen der äußeren Welt, das Insgesamt des
Kosmos, hervorbringen. Alle Wirkungen gehen letztendlich von geistigen Wesenheiten aus,
die in verschiedenen Bewusstseinszuständen leben. In ihrem Bewusstsein liegt der
Ursprungsquell und die eigentliche Substanz, aus der die Wirklichkeit gewoben ist:

„Es ist gut, festzuhalten, daß es im Grunde genommen im Weltenall doch nichts anderes gibt
als Bewußtseine. Außer dem Bewußtsein irgendwelcher Wesenheiten ist letzten Endes alles
übrige dem Gebiete der Maja oder der großen Illusion angehörig. Diese Tatsache können Sie
besonders aus zwei Stellen in meinen Schriften entnehmen, auch noch aus anderen,
besonders aber aus zwei Stellen: zunächst aus der Darstellung der Gesamtevolution der Erde
von Saturn bis Vulkan in der «Geheimwissenschaft im Umriß», wo geschildert wird das
Fortschreiten vom Saturn zur Sonne, von der Sonne zum Mond, vom Mond zur Erde und so
weiter, zunächst nur in Bewußtseinszuständen. Das heißt, will man zu diesen großen
Tatsachen aufsteigen, so muß man so weit aufsteigen im Weltengeschehen, daß man es zu
tun hat mit Bewußtseinszuständen. Also man kann eigentlich nur Bewußtseine schildern,
wenn man die Realitäten schildert. Aus einer anderen Stelle in einem Buche, das in diesem
Sommer erschienen ist, «Die Schwelle der geistigen Welt», ist das gleiche zu entnehmen. Da
ist gezeigt, wie durch allmähliches Aufsteigen der Seherblick sich erhebt von dem, was sich
um uns herum ausbreitet als Dinge, als Vorgänge in den Dingen, wie das alles sozusagen als
ein Nichtiges entschwindet und schmilzt, vernichtet wird und zuletzt die Region erreicht
wird, wo nur noch Wesen in irgendwelchen Bewußtseinszuständen sind. Also, die wirklichen
Realitäten der Welt sind Wesen in den verschiedenen Bewußtseinszuständen.“ (Lit.:GA 148,
S. 305f)

Anthroposophie steht damit im diametralen Gegensatz zum heute auch aus


naturwissenschaftlicher Sicht nur mehr eingeschränkt gültigen klassischen Materialismus,
der alle Welterscheinungen auf die Wechselwirkung wesenloser elementarer materieller
Objekte zurückführt, ohne dessen praktische Bedeutung für einzelne äußere Lebensbereiche
zu leugnen. Viele materialistische Theorien werden aber erst wirklich fruchtbar, wenn man
ihren geistigen Hintergrund erfasst. So maß Rudolf Steiner etwa der - nun geistig
verstandenen - Evolutionslehre große Bedeutung zu, denn alle Wesen machen eine
Entwicklung durch:

„Alle Wesenheiten steigen auf von Wesen, die empfangen, zu Wesen, die produzieren und
schaffen. Schöpfer werden ist das Ziel der Wesen.“ (Lit.:GA 98, S. 194)

Das Bewusstsein der menschlichen Wesensglieder


Alle Wesensglieder des Menschen verfügen über ein eigenständiges Bewusstsein, das aber
heute normalerweise dem Ich-Bewusstsein nicht zugänglich ist und daher unterbewusst
bleibt. Durch die Einweihung kann das Ich aber auch diese Bewusstseinsebenen erreichen.

"Der Mensch hat seine vier Wesensglieder auf dem physischen Plan. Was am Menschen
physischer Natur ist, bleibt physischer Leib, hat aber im Devachan für sich ein Bewußtsein,
von dem der Mensch allerdings nichts weiß, das indessen in seinen Gliedern spukt. Ein
anderes Bewußtsein hat der Ätherleib, das sich im unteren Devachan auslebt. Endlich hat
auch der Astralleib ein ihm eigenes Bewußtsein auf dem Astralplan. So daß der Mensch also
ein sehr kompliziertes Wesen ist. Folgendes Schema mag uns zur Erläuterung dienen:

Oberer Devachan Physischer Leib


Unterer Devachan Ätherleib
Astralplan Astralleib
Physischer Plan Ich
Sein Ich ist heimisch in der physischen Welt; das kann ihm niemand streitig machen. Weiter
lebt im Menschen und gehört zu ihm dasjenige von seinem Astralleib, das ein unbewußtes
Bewußtsein hat und heimisch ist auf dem Astralplan. Ferner besteht ein unbewußtes
Bewußtsein des Ätherleibes auf dem unteren Devachanplan, und ein solches vom Ich im
oberen Devachanplan. Das Wichtigste nun ist, daß der Mensch vom Ich aus in die anderen
Körper hineinarbeitet, und daß dadurch erst die verschiedenen Bewußtseine ihm bewußt
werden.

Eine eigentümliche Verbindung des Menschen mit den verschiedenen Welten gibt es, die ein
höchst wichtiges Mysterium ist. Lernt man das erkennen, dann weiß man allmählich, was
eine Einweihung ist. Wenn der Mensch von seinem Ich aus hineinarbeitet in seinen
Astralleib, dann steigt er hinauf zum Astralplan und wird ein Genosse aller astralischen
Wesenheiten. Alles das, was ein Astralbewußtsein hat, ist rings um ihn. Wenn er mit seinem
Ich in seinen Ätherleib hineinarbeitet, dann steigt er zugleich hinauf in die unteren Partien
des Devachan; es tauchen dann um ihn herum ätherische Wesenheiten auf. Das ist ein
großer und gewaltiger Moment: Er sieht das Licht nicht nur als Licht, sondern als den Träger
lichtvoller Wesenheiten; mit den physischen Sonnenstrahlen dringen heran
Engelwesenheiten, die das Licht als Leib haben. Das ist ein Ergebnis der Einweihung.

Wenn der Mensch noch höher hinaufsteigt oder hinuntersteigt - erinnert sei an das Goethe-
Wort:

«Versinke denn! Ich könnt' auch sagen: steige!


's ist einerlei ...»

- dann ist der Augenblick da, wo er zunächst mit dem Urvater der Welt eins wird. Dann kann
er sagen: «Ich und der Vater sind eins.»" (Lit.: GA 94, S. 257ff)

Das Bewusstsein der Naturreiche und Elementarwesen


"Beim Menschen ist das Bewußtsein im Kopfe lokalisiert. Beim Tier, zum Beispiel beim Tiger,
ist das Bewußtsein auf dem Astralplan. Es schafft sich außerhalb des Kopfes einen gewissen
Angriffspunkt, durch den es auf den Tiger wirkt. Wenn der Tiger Schmerz empfindet, dann
geht der Schmerz auch über auf den Astralplan. Das Organ dafür ist bei dem Tiger vor dem
Kopfe, an der Stelle, wo beim Menschen die Stirne ist. Beim Menschen ist der Punkt bereits
in den Kopf eingeschlossen und mit dem Vorderhirn ausgefüllt; es ist das Bewußtsein
eingefangen worden durch das Gehirn und den Vorderschädel und ist daher auf dem
physischen Plan. Bei dem Tiger und überhaupt bei allen Tieren liegt der Knotenpunkt des
Bewußtseins vor dem Kopfe, im Astralen, da geht es in die AstralWelt hinein. Bei der Pflanze
ist es wiederum anders. Wenn wir ihr Bewußtsein verfolgen könnten, würden wir, von oben
nach unten gehend, immer an der Wurzelspitze herauskommen. Wenn wir dann die Linie
des Wachstums verfolgen, so würden wir an den Mittelpunkt der Erde kommen. Da ist der
Sammelpunkt aller Empfindungen, der Aufsaugepunkt des Bewußtseins der Pflanzen. Er
steht direkt in Verbindung mit der mentalen Welt. Die gesamte PflanzenWelt hat ihr
Bewußtsein im Mentalen.

Bei der gesamten mineralischen Welt ist das Bewußtsein auf den höchsten Gebieten der
Mental weit, auf dem Arupaplan. Die Steine haben ihr Bewußtsein so, daß wenn wir den
Punkt suchen wollten, wir ihn wie eine Art Sonnenatmosphäre finden würden. Wenn wir auf
der Erde die mineralische Welt bearbeiten, Steine klopfen, steht jede einzelne Tat zu dieser
Sonnenatmosphäre in einer gewissen Beziehung. Dort spürt man, was der Mensch hier
arbeitet. Da haben wir also eine Reihe von Wesenheiten auf dem physischen Plan, deren
Bewußtsein aber auf verschiedenen Planen liegt.

Zeichnung aus GA 93a, S 217


Menschen und Tiere unterscheiden sich dadurch, daß sie ihr Bewußtsein auf verschiedenen
Planen haben. Es gibt nun auch noch andere Wesen als Mineralien, Pflanzen, Tiere und
Menschen. Es gibt Wesen, die ihr Bewußtsein im Physischen haben und ihren Körper im
Astralen. Ein solches Wesen ist sozusagen das umgekehrte Tier. Solche Wesen gibt es
wirklich, es sind die Elementarwesen. Machen wir uns zu ihrem Verständnis klar, was zum
physischen Plan gehört. Physisch ist: Erstens die feste Erde, zweitens Wasser, drittens Luft,
viertens Äther (Wärmeäther, Lichtäther, chemischer Äther, Lebensäther). Bleiben wir bei
den vier unteren Formen unseres physischen Planes, scheiden wir die ätherische Welt davon
ab.

In allen vier Formen des physischen Planes können Bewußtseine liegen, während der Körper
eines solchen Wesens im Astralen liegt. Man denke sich das Bewußtsein in der festen Erde,
den Körper im Astralen; oder ein Wesen, das im Wasser sein Bewußtsein hat, und dessen
Körper im Astralen ist; dann ein solches mit dem Bewußtsein in der Luft und dem Körper im
Astralen; und eines mit dem Bewußtsein im Feuer und dem Körper im Astralen. Die heutige
Menschheit weiß nicht viel von diesen Wesen, man kennt sie in unserer Zeit nur durch die
Poesie. Die Bergleute aber kennen solche Wesen sehr gut. Ein Gnom ist nur wahrnehmbar
für den, der auf dem astralen Plan schauen kann, aber Bergleute besitzen manchmal ein
solches astrales Schauen, sie wissen, daß Gnomen Wirklichkeiten sind. So sind in unserer
Erde eigentlich Bewußtseine vorhanden, und was der Naturforscher heute Naturgesetze
nennt, das sind die Gedanken von Wesenheiten, die auf dem physischen Plan denken, aber
ihren Körper auf dem Astralplan haben. Wenn in der Physik etwas von einem Naturgesetz
steht, so können wir uns sagen; das sind Gedanken eines Wesens, das auf dem Astralplan
seinen Körper hat. Die Naturkräfte sind schaffende Wesenheiten und die Naturgesetze sind
ihre Gedanken.

Zeichnung aus GA 93a, S 218


" (Lit.: GA 93a, S. 216)

Siehe auch
Bewusstsein - Artikel in der deutschen Wikipedia
Wie innerhalb der Psychologie, der Physiologie usw. sich die obige Anschauung geltend
macht, hat der Verfasser in Schriften, die auf dieses Buch gefolgt sind, nach verschiedenen
Richtungen dargestellt. Hier sollte nur das gekennzeichnet werden, was die unbefangene
Beobachtung des Denkens selbst ergibt.

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Tierbewusstsein
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Bewusstsein der Tiere)
Das Tierbewusstsein unterscheidet sich vom menschlichen Wachbewusstsein, weil das Tier
zwar über einen eigenständigen Astralleib als Bewusstseinsträger, nicht aber über ein
individuelles Ich, sondern nur über ein Gruppen-Ich verfügt. Das Bewusstsein höherer Tiere
ähnelt mehr dem menschlichen Traumbewusstsein, ist aber gesättigter und weniger flüchtig
als dieses.

"Jenen tiefen traumlosen Schlaf, den der Mensch die größte Zeit hindurch hat zwischen dem
Einschlafen und Aufwachen, hat das Tier nicht, dagegen hat auch das Tier nicht das
vollständige Wachsein, das der Mensch hat zwischen dem Aufwachen und Einschlafen. Der
tierische Wachzustand ist eigentlich dem menschlichen Träumen etwas ähnlich. Nur sind die
Bewußtseinserlebnisse der höheren Tiere bestimmter, gesättigter, möchte ich sagen, als die
flüchtigen menschlichen Träume. Aber auf der andern Seite ist das Tier niemals in jenem
hohen Grade bewußtseinslos, wie der Mensch das im tiefen Schlafe ist. Das Tier
unterscheidet sich daher nicht in demselben Maße von seiner Umgebung wie der Mensch.
Das Tier hat nicht in dieser Weise eine Außenwelt und Innenwelt, wie der Mensch sie hat.
Das Tier rechnet sich eigentlich, wenn wir in menschliche Sprache übersetzen, was als ein
dumpfes Bewußtsein in den höheren Tieren lebt, mit seinem ganzen Innenwesen zur
Außenwelt mit.

Wenn das Tier eine Pflanze sieht, dann ist nicht zunächst für das Tier die Empfindung da: es
ist außen eine Pflanze, und ich bin im Innern ein geschlossenes Wesen, sondern für das Tier
ist ein starkes inneres Erlebnis von der Pflanze da, eine unmittelbar sprechende Sympathie
oder Antipathie. Das Tier empfindet gewissermaßen dasjenige, was die Pflanze äußert, in
seinem Innern mit." (Lit.: GA 228, S. 45f)

"Wenn wir nun in die Umgebung des Menschen schauen, zunächst zur Tierwelt, dann haben
wir in der Tierwelt ein Bewußtsein, welches nicht bis zu dem Denken, bis zu dem
Gedankenleben heraufkommt, sondern welches sich eigentlich ausgestaltet in einer Art
lebendigen Traumlebens. Wir können uns durch das Studium unseres eigenen Traumlebens
eine Vorstellung davon bilden, wie es eigentlich im Seelenleben des Tieres aussieht. Es ist
das Seelenleben des Tieres eben durchaus ein Träumen. Daher ist das Seelenleben des
Tieres viel mehr tätig am Organismus als das Seelenleben des Menschen, das vom
Organismus durch die Helligkeit des Vorstellungslebens viel mehr emanzipiert ist. Das Tier
träumt eigentlich. Und so wie unsere Traumbilder, die Traumbilder, die wir uns bilden
während des wachen Bewußtseins, als Gefühle heraufströmen, so ist ein solches
gefühlsartiges Seelenleben dasjenige, was beim Tiere hauptsächlich zugrunde liegt. Ein vom
hellen Gedankenlichte durchzogenes Seelenleben hat eigentlich das Tier nicht. Was also bei
uns vorgeht zwischen dem Ätherleib und dem astralischen Leib, das ist das Wesentliche, was
im Tiere vorgeht; das bildet das tierische Seelenleben. Und wir können das tierische Leben
verstehen, wenn wir es also aus dem Seelenleben hervorgehend vorstellen.

Es ist wichtig, daß man sich eine gewisse Vorstellung verschafft von diesen Verhältnissen,
denn man wird dann begreifen, was eigentlich vorgeht, sagen wir, wenn das Tier verdaut.
Man wende nur einmal den Blick auf eine Herde, die in der Verdauung auf einer Weide liegt.
Die ganze Stimmung, die in den Tieren ist, die kündigt ja an, was da durch Geistesforschung
zutage tritt: daß tatsächlich die erregte Tätigkeit, die sich im wesentlichen abspielt zwischen
Ätherleib und Astralleib des Tieres, in einem lebendigen Fühlen heraufdringt, und daß das
Tier in diesem Fühlen lebt. Eine Steigerung und Herabminderung dieses Fühlens, das ist das
Wesentliche des tierischen Erlebens, und das Teilnehmen an seinen Traumbildern, wenn es
eben das Fühlen etwas dämpft und mehr das Bild an die Stelle des Fühlens tritt. Wir können
also sagen: Das Tier lebt in einem Bewußtsein, das unserem Traumbewußtsein ähnlich ist."
(Lit.: GA 207, S. 65)

"Das Tier hat ein Bewußtsein, welches im wesentlichen so ist, daß es das, was der Mensch in
die Sinneszone hineinschickt und in der Sinneszone, die ich heute erwähnt habe, gesondert
erlebt, daß es das nicht in der Sinneszone erlebt, sondern daß das, was das Tier in der
Sinneszone erlebt, gleichartig ist mit dem, was es auch als Vorstellungsleben hat. Jene
strenge Scheidung zwischen der Wahrnehmung und der Vorstellung, wie man sie beim
Menschen ziehen kann, die ist für das Tier nicht berechtigt. Das läßt sich erstens durch die
Anschauung, durch das schauende Bewußtsein unmittelbar erkennen; auf der anderen Seite
aber erkennen Sie es auch anatomisch, physiologisch. Ich erinnere Sie nur daran, daß, sagen
wir, das Auge für das Tier eine ganz andere innerliche Organisation hat als bei Menschen. Es
sind beim Menschen gewisse Inhalte des Auges zurückgenommen in die innere Organisation,
mehr in die Nervenorganisation, beim Tiere sind sie herausgedehnt ins Auge. Sie finden bei
gewissen Tieren den Fächer, den Schwertfortsatz: das ist das äußere, anatomische Gebilde,
das zeigen könnte, wie das Vitale beim Tier bis in die Sinneszone hineingeht. Beim Menschen
zieht sich dies Vitale zurück, so daß der Mensch in der Sinneszone — ich bitte das
ausdrücklich zu berücksichtigen - die Anwesenheit seiner Seele so erlebt, daß er in dieser
Sinneszone etwas ganz anderes erlebt, als das Tier in der Sinneszone erlebt. Und dieses, was
der Mensch in der Sinneszone erlebt und dessen weitere Ausbildung dann das imaginative,
das inspirierte, das intuitive Bewußtsein ist, das, was dann wiederum in dem
Vorstellungsleben und in dem Erinnerungsleben fortgesetzt wird, dieses Erleben in der
Sinneszone, das ist dasjenige, was dem menschlichen Bewußtsein eine ganz andere Färbung
gibt - wenn ich mich des Ausdrucks bedienen darf - , als sie das tierische Bewußtsein hat."
(Lit.: GA 073, S. 154f)

Tiere nehmen den Menschen nicht als äußeres Wesen wahr, so wie ein Mensch den
anderen, sondern sie erleben ihn bereits als übersinnliches Wesen. Dafür reicht ihr sinnliches
Bewusstsein bis in das oberste Elementarrreich hinab.

"Wenn wir die sichtbaren Reiche auf der Erde hier nehmen, so haben wir als solche das
Mineralreich, das Pflanzenreich, das Tierreich und das Menschenreich. Über diesen Reichen,
gewissermaßen wie eine Fortsetzung nach oben, erscheint das Reich der Angeloi, der
Archangeloi, der Archai und so weiter. Wir können uns einfach vorstellen, daß die Reiche mit
dem Menschenreich nicht abgeschlossen sind, sondern sich auch nach oben weiter
erstrecken, nur daß die höheren Reiche nicht gesehen werden können mit den Sinnen,
welche die äußeren Sinne sind.

Allein es könnte auffällig erscheinen, daß, wenn wir hinaufgehen vom Mineral-, Pflanzen-
und Tierreich zum Menschenreich, dann auf einmal über dem Menschenreich die
Unsichtbarkeit beginnt. Es wird das aber nur so lange auffällig sein, als man nicht bedenkt,
daß die Tiere - für den ist das ganz klar, der sich ganz in das tierische Anschauungsvermögen
versetzen kann - den Menschen nicht so sehen, wie der eine Mensch den andern sieht.
Wenn die Tiere reden könnten, würden sie von sichtbaren Reichen nur sprechen als von
Mineral-, Pflanzen- und Tierreich; sie würden sich selber als das höchste sichtbare Reich
betrachten. Daß die Tiere den Menschen so sehen, wie ein Mensch den andern, ist nur ein
Vorurteil. Für die Tiere sind wir Menschen wirklich von einem übersinnlichen,
gespensterhaften Dasein; und wenn die Tiere nur solche Wahrnehmungen hätten, wie wir
sie haben, so würden sie die Menschen nicht sehen, sondern sie wären für sie so unsichtbar
wie für die Menschen das Reich der Engel. Nur weil sie eine gewisse Art von traumhaftem
Hellsehen haben, so sehen die Tiere den Menschen als Gespenst, als ein übersinnliches
Wesen. Von dem Bild, das ein Tier vom Menschen hat, kann sich der Mensch als solcher
unmittelbar keine Vorstellung machen. Dafür allerdings sehen die Tiere auch nach unten
etwas, oder besser gesagt, nehmen nach unten etwas wahr, was der Mensch nach unten
nicht mehr wahrnimmt. Nämlich die Tiere nehmen nicht nur so wahr, wie der Mensch die
mineralische Welt wahrnimmt, sondern sie nehmen noch - besonders stark die niederen
Tiere - etwas ganz anderes wahr. Wenn ein Tier, ich will sagen, eine Schnecke über den
Boden kriecht, dann nimmt sie die ganze Eigentümlichkeit des Bodens wahr. Das würde den
Menschen fortwährend stören, wenn er, indem er über den Erdboden geht, diesen so
wahrnehmen würde wie eine Schnecke oder selbst eine Schildkröte. Mit den höheren
Tieren, die warmes Blut haben, ist es etwas anderes, aber gerade die niederen Tiere nehmen
wirklich die ganze Eigentümlichkeit des Bodens wahr, auf dem sie kriechen. Sie nehmen die
ganze Eigentümlichkeit der Luft wahr, sie nehmen alles, was um sie herum ist, in einer ganz
andern Weise wahr als der Mensch. Das Tier weiß, ob es sich über einen Boden, der
Moorboden ist, oder ob es sich über einen Sandboden hinbewegt, denn es nimmt die ganze
Eigentümlichkeit des Bodens in sich wahr. Und zwar ist das so ähnlich, wie wir die Dinge in
unserer Umgebung hören. Alle mineralische Welt ist in einem feinen Erzittern von Kräften
durchsetzt, die der Mensch nicht wahrnimmt. Dieses feine Erzittern, diese Kräfte nimmt das
Tier so wahr, daß es das eine als sympathisch empfindet, das andere nicht. Wenn das Tier
zum Beispiel von einer Bodenart zur andern umkehrt, so ist es nicht so, daß das Tier es sieht
wie der Mensch, sondern weil ihm etwas schmerzlich ist, weil die feinen Bewegungen in ihm
nachklingen, weil es sich wie dazugehörig fühlt. Das ist eine Art von instinktivem Hören, wie
ein Mithören dessen, was in dem Boden vorgeht, oder das ist wie ein Riechen. So daß wir
sagen können: Das Tier nimmt ein Elementarreich wahr und läßt vom Menschen an schon
eine höhere Hierarchie gelten." (Lit.: GA 159, S. 204ff)

Am stärksten hellt sich das Bewusstsein der Tiere im Moment des Todes auf; es kommt dann
nahe an das menschliche Bewusstsein heran.

"Der Moment der höchsten Aufhellung, des intensivsten Bewußtseins — und als
Geistesforscher darf ich sagen: ein Moment, wo das tierische Element nahe herankommt an
das menschliche, man versuche nur einmal, Tiere im Sterben zu beobachten! - , das ist der
Moment, wo das Tier stirbt." (Lit.: GA 067, S. 279)

"Und etwas wie ein Anflug eines Ich-Bewußtseins tritt in dem einzigen Augenblick des
Sterbens beim Tier auf." (Lit.: GA 181, S. 217)

Bewusstsein der Toten


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Das Bewusstsein der Toten ist anders geartet als das des irdisch verkörperten Menschen.
Was der Mensch auf Erden klar bewusst erlebt hat, verblasst im Leben zwischen Tod und
neuer Geburt sehr bald zu einer schwachen Erinnerung. In bedeutsamen Imaginationen
entrollt sich im ersten Drittel des nachtodlichen Lebens aber all das, was er im irdischen
Leben unbewusst durchlebt hat. Im zweiten Drittel enthüllt sich durch Inspiration die
Bedeutung dieser Bilder. Im letzten Drittel fühlt sich der Mensch durch Intuition in seine
ganze seelische und geistige Umgebung versetzt und bereitet sich dadurch auf seine
Wiedergeburt auf Erden vor. Ein Nachklang dieser Intuitionen ist die Nachahmungsfähigkeit
des Kindes in den ersten sieben Lebensjahren.

„In dem Augenblick aber, wo man sich im inneren Erleben frei gemacht hat von dem
Körperlichen, da weiß man, wie es mit dem Menschen ist, wenn er ohne seine Körperlichkeit
sein Leben durchlebt. Und im Bilde tritt einem vor die Seele die Tatsache des Durchgehens
durch die Todespforte, des Sterbens. Hat man einmal erkannt, was es heißt, unabhängig vom
Leibe in seinen geistigen Kräften sich zu erfassen, dann weiß man auch, was man ist im
geistigen Dasein, wenn man den Leib abgelegt hat und durch die Todespforte geschritten ist.
Und man lernt auch die Umgebung kennen, die dann für den Menschen vorhanden ist. Man
lernt erkennen, wie mit dem Leibe, wenn er abgelegt ist, dasjenige von uns abfällt, was uns
mit der Sinneswelt verbindet. Es bleibt aber das, was uns erst selbst gestaltet hat als
Mensch, das Seelisch-Geistige des Menschen. So lernt man erkennen die Erlebnisse, die man
mit anderen Menschen gehabt hat. Das aber, was in diesen Sinneserlebnissen gesteckt hat,
wie sich Seele zu Seele gefunden hat, was sich ausgelebt hat in den Beziehungen zu anderen
Menschen, zu näher und ferner stehenden, was sich im Raume und in der Zeit abspielte, das
Ewig-Geistige lernt man erkennen, wie es die irdische Form des Erlebens abstreift. Und um
so mehr erlebt dann die Seele das, was geistig in ihr gesteckt hat an Beziehungen zu anderen
Menschen. Und es wird das, was sonst nur Gegenstand des Glaubens ist,
Erkenntnisgewißheit.“ (Lit.:GA 231, S. 27f)

„Alles, was unvermerkt am gewöhnlichen Bewußtsein vorübergeht, das wird dann entrollt,
wenn der Mensch durch die Pforte des Todes geschritten ist. Und ich möchte dasjenige, was
da der Mensch zunächst durch lange Zeit hindurch erlebt, nennen das Entrollen der Bilder.
Es ist im wesentlichen ein Durchmachen von Erlebnissen des imaginativen Bewußtseins, was
da der Mensch durchmacht. Eine große, große Anzahl von Bildern wird entrollt über
Lebensszenen, die wir uns sehr wenig zum Bewußtsein gebracht haben. Und von dem
wiederum, was wir uns hier zum Bewußtsein gebracht haben, wird dasjenige entrollt, was
hier vom Bewußtsein auch wenig berührt worden ist. Das andere, was hier deutliches
Bewußtsein war, das tritt mehr als Erinnerung nach dem Tode auf, wie Gedächtnisbilder, wie
Erinnerung; aber das, was hier wenig beachtet worden ist, entrollt sich wie in
Gegenwartsbildern.
Heute ist es mir besonders wichtig darauf hinzuweisen, daß das erste Drittel des Lebens
zwischen dem Tode und einer neuen Geburt im wesentlichen zu tun hat mit diesem
Entrollen der Bilder, im wesentlichen zu tun hat mit einem Leben in Imaginationen. Diesen
Imaginationen können wir ja dadurch zu Hilfe kommen, daß wir eine Verbindung herstellen
zwischen uns, die wir hier übriggeblieben sind, und denen, die als mit uns karmisch
verbunden durch des Todes Pforte gegangen sind. - Dann kommt das zweite Drittel, in dem
dieses geistig-seelische Menschenleben mehr ausgefüllt ist mit Inspirationen. Da findet das
statt, daß dem Menschen klar wird, welche Bedeutung die Bilder, die er zuerst erlebt hat, im
ganzen Weltzusammenhange haben, wie er sich durch diese Bilder in den
Weltenzusammenhang hineinstellt. Denn alles, was der Mensch erlebt, hat Bedeutung für
den Weltenzusammenhang. Man darf nicht glauben, daß es gleichgültig ist, einen Menschen
einmal begegnet zu haben, den man vielleicht wenig beachtet hat, in seiner Nähe gewesen
zu sein. Es wird in Bildern entrollt, und das, was es im gesamten Weltengeschehen für eine
Bedeutung hat, das kommt in Inspirationen in dem zweiten Drittel des Lebens zwischen dem
Tode und einer neuen Geburt zur Offenbarung.

Im letzten Drittel ist das Leben hauptsächlich ein solches in Intuitionen. Da hat sich der
Mensch hineinzuversetzen in dasjenige, was in seiner geistig-seelischen Umgebung ist. Da
lebt der Mensch wie untergetaucht mit seinem Bewußtsein in das, was in seiner geistig-
seelischen Umgebung ist. Und gerade in diesem letzten Drittel, durch dieses Untertauchen,
bereitet er vor das Untertauchen in den physischen Leib nach der Geburt beziehungsweise
der Empfängnis. Die Intuitionen im letzten Drittel des Lebens zwischen dem Tode und einer
neuen Geburt sind die Einleitung jener Intuition, die dann natürlich unterbewußt oder
unbewußt ist, die darin besteht, daß der Mensch in den Leib untertaucht, der ihm überliefert
wird in der Vererbungsströmung von Eltern, Großeltern und so weiter. Und es bleibt dem
Menschen etwas, wenn er nun aus der geistig-seelischen Welt in die physische Welt
übergetreten ist. Denken Sie, wenn Sie das ins Auge fassen, daß der Mensch eigentlich durch
lange Zeit in geistig-seelischen Intuitionen lebt, gewöhnt ist, in solchen zu leben, so wird er
an dieser Gewohnheit noch etwas festhalten wollen, wenn er in den physischen Leib
hineingegangen ist. Das tut er in der Tat. Denn was ist denn - lesen Sie es nach in dem
Büchelchen «Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft» - die
hauptsächliche Seelenbestrebung in den ersten sieben Lebensjahren bis zum Zahnwechsel?
Ich habe gesagt: Nachahmungssucht. Das Kind versucht immer dasjenige zu tun, was in
seiner Umgebung getan wird; es geht nicht von eigenen Intentionen aus; es versetzt sich in
die Handlungen derjenigen, die in seiner Umgebung leben und ahmt diese nach. Das ist der
Nachklang der Intuitionen im letzten Drittel des Lebens zwischen dem Tod und einer neuen
Geburt.“ (Lit.:GA 174b, S. 312ff)

„Wenn nun der Mensch durch die Pforte des Todes getreten ist, dann ist er ja, wie Sie
wissen, im wesentlichen in jener Substantialität, in der wir sind während unseres
schlafenden Zustandes, zunächst wenigstens für die nächsten Jahrzehnte. Diese
Substantialität kann nicht so dünn bleiben, wie sie ist während unserer physischen
Verkörperung, sonst würde zwischen dem Tod und einer neuen Geburt alles Erleben
unbewußt bleiben. Und das bleibt es ja nicht, im Gegenteil, es tritt ein zwar andersartiges,
aber viel helleres, viel gewaltigeres Bewußtsein zwischen dem Tod und einer neuen Geburt
auf, als es vorhanden ist, während wir im physischen Leibe weilen. Wir müssen da fragen:
Wie kommt diese Bewußtheit zustande, wenn wir weilen im astralischen Leibe und in der
Ich-Wesenheit?
Nun, hier im physischen Leben haben wir ja das physische Instrument, indem wir
durchdrungen werden - man könnte auch sagen: umkleidet werden - von den Ingredienzien,
welche die physische Welt, also das mineralische, das pflanzliche, das tierische Reich bilden.
Das, was uns da zubereitet wird als physische Leiblichkeit, ist unser Instrument des wachen
Lebens. In ähnlicher Art wird uns auch ein Instrument zubereitet zwischen dem Tod und
einer neuen Geburt. Das erste, was gewissermaßen uns dadurch zubereitet wird nach dem
Tode, daß wir überhaupt Menschen sind, was uns unbedingt zubereitet werden muß, schon
wenn wir unseren Ätherleib abgelegt haben, das ist dasjenige, was von der Hierarchie der
Angeloi kommt. Wir werden gewissermaßen durchsetzt mit der Substantialität der
Hierarchie der Angeloi.

Ein Wesen aus der Hierarchie der Angeloi gehört ja zu uns selbst, ist gewissermaßen die
führende Wesenheit unserer menschlichen Individualität. Indem wir aber heraufwachsen in
die geistige Welt, verbinden sich mit dieser Wesenheit aus der Hierarchie der Angeloi, der
wir zunächst verbunden sind, andere Wesenheiten aus der Hierarchie der Angeloi, und es
bildet sich gewissermaßen in uns oder besser gesagt für uns eine Art Angeloi-Organismus
aus, der allerdings anders konstruiert ist als unser physischer Organismus.

Wollte man das, wovon ich hier spreche, sich einmal schematisch vor die Seele führen, so
könnte man das in folgender Weise tun, man könnte sagen: Wir leben hinauf durch die
Pforte des Todes in die geistige Welt. Das sei schematisch unsere eigene Individualität (siehe
Zeichnung S. 224, violett), und mit der ist verbunden diejenige Wesenheit, die wir aus der
Hierarchie der Angeloi wie uns zugeteilt empfinden (rot). Aber indem wir unseren Ätherleib
ablegen, tritt diese unsere Angeloiwesenheit mit andern Wesenheiten aus der Hierarchie der
Angeloi in Beziehung, gliedert sich an, und wir fühlen in uns diese ganze Angeloiwelt. Die
fühlen wir in uns, die erleben wir als innere Erfahrung, abgesehen natürlich von den äußeren
Erlebnissen, die uns dadurch vermittelt werden.

Dieses Durchdrungenwerden mit der Welt der Angeloi macht es auch möglich, daß wir in
Beziehungen treten zu entkörperten Menschen, zu andern Menschen, die vorher durch des
Todes Pforte gegangen sind. Ich möchte sagen: So wie uns unsere Sinne hier die Außenwelt
vermitteln, so vermittelt uns dieses Eingebettetsein in die Welt der Angeloi die Beziehung zu
den Geistwesen, auch der Menschen, die wir in der geistigen Welt antreffen. So wie wir hier
in der physischen Welt, abhängig von den Verhältnissen der physischen Welt, einen in der
einen oder in der andern Art organisierten Organismus erhalten, so erhalten wir
gewissermaßen einen Geistorganismus, der durch dieses Netz der Angeloi-Substanzen
hervorgerufen wird. Wie sich dieses Netz der Angeloi- Substanzen gestaltet, das hängt aber
sehr davon ab, wie wir in die geistige Welt uns hinaufarbeiten. Arbeiten wir uns hinauf in die
geistige Welt so, daß wir wenig Empfindung haben können für die geistige Welt, daß wir zu
viele, allzuviele Nachklänge haben an physische Genüsse, Begierden und Instinkte, an
physische Sympathien und Antipathien, so wird die Gestaltung dieses Angeloi-Organismus
schwierig. Und dazu ist ja gerade die Zeit des Verweilens in der Seelenwelt, wie wir sie
genannt haben, da, um uns freizumachen von demjenigen, was uns in der angedeuteten Art
durchdringt von der physischen Welt her, und was uns verhindert, diesen Angeloi-
Organismus in entsprechender Weise aus-

Zeichnung aus GA 174, S. 224


zubilden. Er wird während der Zeit, während wir weilen in der Seelenwelt, allmählich
ausgebildet. Wir wachsen heran zu diesem Angeloi- Organismus. Aber gleichzeitig beginnt
damit eine andere Notwendigkeit, die Notwendigkeit, sich nun nicht nur zu durchdringen mit
diesem Angeloi-Organismus, sondern sich auch zu durchdringen mit einer weiteren
Substantialität, nämlich mit einem Archangeloi-Organismus. Unser Bewußtsein in der
geistigen Welt zwischen dem Tod und einer neuen Geburt würde sehr dumpf bleiben, wenn
wir uns nicht durchdringen könnten mit dem Archangeloi-Organismus. Wir würden
gewissermaßen, wenn wir nur durchdrungen würden mit dem Angeloi-Organismus,
träumende Wesen bleiben in der geistigen Welt, ich möchte sagen, gewoben aus allerlei
Imaginativstoff aus der geistigen Welt; aber wir würden unser Dasein zwischen dem Tod und
einer neuen Geburt verträumen. Damit wir es nicht verträumen, damit eben ein starkes,
helles Bewußtsein auftritt, müssen wir durchdrungen werden mit dem Archangeloi-
Organismus (siehe Zeichnung, blau).

Das macht unser Bewußtsein zu einem entsprechend hellen. Dadurch wachen wir
gewissermaßen erst auf für die geistige Welt. In dem Maße aber, in dem wir da aufwachen
für die geistige Welt, in dem Maße bekommen wir auch ein freies Verhältnis zu der
physischen Welt hier. Und dieses freie Verhältnis zu der physischen Welt hier müssen wir
haben. Man muß sich nämlich fragen: Wie ist das Verhältnis der physischen Welt zu den
entkörperten Menschen, die durch die Pforte des Todes gegangen sind? Auch das können
Sie aus jenen Wiener Vorträgen entnehmen. Hier in der physischen Welt wird es dem
Menschen, so stark er auch die Sehnsucht haben mag, schwierig, sich emporzuheben mit
seinen Gedanken und Empfindungen zu einer Wahrnehmung der geistigen Welt, der
himmlischen Welt. Der Mensch lechzt nach Vorstellungen über die himmlische Welt, aber er
entfaltet nicht leicht das starke Vorstellungsvermögen, um diese himmlische Welt in seine
Sphäre hereinzubekommen. In gewissem Sinne ist das entgegengesetzt für den Aufenthalt in
der geistigen Welt zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Dahinein geht uns zunächst
nach, was in der physischen Welt erlebt wird; was in der physischen Welt Bedeutung hat,
was hier wahrgenommen wird, das geht uns nach. Es geht uns sogar in einer sehr
eigenartigen Weise nach. Beispiele, die ich Ihnen anführe, die werden Ihnen einen Begriff
von der Kompliziertheit dieser Dinge geben. Für das physische Vorstellungsvermögen der
Menschen sehen diese Beispiele zuweilen grotesk, paradox aus, aber man kann sich nicht
konkret in die geistige Welt hineinleben, wenn man nicht eben auf solche Vorstellungen
auch Rücksicht nimmt.

Die Wahrnehmung desjenigen, was im Mineralreich vorhanden ist, die geht eigentlich gleich
verloren, wenn der Mensch durch die Pforte des Todes geschritten ist. Hier in der physischen
Welt hat der Mensch dadurch, daß er Sinne hat, gerade für das Mineralreich das meiste
Wahrnehmungsvermögen, man könnte fast sagen, das fast ausschließliche
Wahrnehmungsvermögen. Denn der Mensch nimmt nicht viel anderes als das Mineralreich
wahr, wenn er zunächst auf seine Sinne beschränkt ist. Sie sagen, wir nehmen auch Tiere
wahr, wir nehmen auch Pflanzen wahr. Aber warum? Sehen Sie, wenn Sie hier eine Pflanze
haben, so sind in dieser Pflanze mineralische Produkte. Das wissen Sie ja. Die ist ausgefüllt
mit mineralischen Produkten. Und das, was mineralisch pulsiert, strömt, was mineralisch in
der Pflanze enthalten ist, das nimmt man eigentlich in der Pflanze wahr - ebenso im Tier. So
kann man schon sagen, fast ausschließlich nimmt der Mensch hier durch seine Sinne
Mineralisches wahr. Also dieses Mineralreich, das da der Mensch wahrnimmt, das schwindet
dahin. Nehmen wir ein bestimmtes Beispiel. Hier sehen Sie jeden Tag Kochsalz auf Ihrem
Tische, Sie sehen es als äußeres mineralisches Produkt. Der entkörperte Mensch, der durch
die Pforte des Todes geschritten ist, kann dieses Kochsalz im Salzfaß nicht sehen. Aber wenn
Sie sich das Salz in die Suppe tun und es verschlucken, so bewirkt das einen Prozeß in Ihrem
eigenen Inneren, und was da vorgeht in Ihrem eigenen Inneren, namentlich der Vorgang, der
begleitet ist von der Empfindung des Salzigen, den nimmt der Tote wahr. Also von dem
Augenblicke an, wo das Salz anfängt auf der Zunge einen Geschmack hervorzurufen, also
einen Prozeß absolviert in Ihrem eigenen Inneren, von dem Augenblicke an kann der Tote
das Salz in seiner Wirkungsweise wahrnehmen; so sind die Dinge. Aber wir können eben
sagen: So wie das Mineralreich hier ist, erstarrt, ohne daß es noch seine Wirkungen auf
einen menschlichen oder tierischen oder pflanzlichen Organismus ausübt, so kann der Tote,
nachdem er durch die Pforte des Todes geschritten ist, das mineralische Reich nicht
wahrnehmen. Daraus schon können Sie ersehen, daß dasjenige, was man nennen könnte die
äußere Umgebung des Toten, eine ganz andere ist als diejenige, die der Mensch gewöhnt ist
als seine Außenwelt zu bezeichnen hier zwischen der Geburt und dem Tode.

Eines bleibt aber für die Toten immer wahrnehmbar - und es ist wichtig, gerade darauf sein
Augenmerk zu wenden - , das ist dasjenige, worin die menschlichen Gedanken und
Empfindungen hineingeflossen sind; und zwar sind es die menschlichen Gedanken, die dann
wahrnehmbar sind. Das Salz als ein Naturprodukt nimmt also der Tote nicht wahr, so wie es
im Salzfasse ist. Das Salzfaß, das vielleicht aus Glas oder aus irgend etwas anderem
Stofflichen ist, nimmt er auch nicht wahr; aber insofern in das Salzfaß bei seiner Verfertigung
menschliche Gedanken sich hineingenistet haben, nimmt der Tote diese menschlichen
Gedanken wahr. Wenn Sie sich vorstellen, wie in unserer Umgebung überall, wo wir
hinschauen, zu dem, was nicht bloßes Naturprodukt ist, menschliche Gedanken
gewissermaßen die Signaturen abzugeben haben, nach denen sich diese Dinge anordnen, so
bekommen Sie die Vorstellung von dem, was der Tote wahrnehmen kann. Der Tote nimmt
auch alle Beziehungen zwischen den Wesen wahr, also die Beziehungen zwischen den
Menschen und so weiter; das alles ist für ihn lebendig.

Nun aber handelt es sich darum, daß für gewisse Dinge hier in der physischen Welt der Tote
ebenso das Bestreben hat, sie loszubekommen aus seinen Vorstellungen, aus seinen
Seelenerlebnissen, sie loszubekommen, sie wegzuwischen gleichsam, wie der physische
Mensch hier die Sehnsucht hat, gewisse Vorstellungen über die jenseitige Welt zu
bekommen. Hier hat man die Sehnsucht, Vorstellungen über das Jenseits zu bekommen.
Nach dem Tode hat man für gewisse menschliche Dinge hier auf Erden - und diese Erde ist
dann das Jenseits für die Toten - , die Sehnsucht, diese Dinge auszulöschen, wegzuwischen.
Dazu aber ist es notwendig, eben durchdrungen zu werden von den Substantialitäten dieser
höheren Hierarchien der Angeloi, Archangeloi. Denn dadurch, daß man von deren
Substantialitäten durchdrungen wird, kann man auslöschen aus dem Bewußtsein dasjenige,
was ausgelöscht werden muß. Damit bekommen Sie eine Vorstellung von dem
Hineinwachsen in die geistige Welt, von der Art und Weise, wie der Mensch in die geistige
Welt hineinwächst, indem er gewissermaßen seine eigene Individualität durchdringt mit den
Substantialitäten der Wesenheiten der höheren Hierarchie. Nun ist es sehr wichtig,
folgendes einzusehen: Um zunächst alles dasjenige, was mit den Menschen mehr oder
weniger persönlich zusammenhängt - und das sind ja alle die Kunstprodukte, die wir zum
Gebrauche haben, von denen ich Ihnen sagte: weil sie menschliche Gedanken verkörpern,
sieht sie der Tote - , um das wegzuschaffen, aus dem Bewußtsein zu entfernen, dazu ist vor
allen Dingen nötig, daß der Mensch in gehöriger Weise durchsetzt wird von der Substanz der
Angeloi. Aber auch anderes muß abgestreift werden, anderes muß gewissermaßen
abgedämpft werden, damit der Mensch in der richtigen Weise seinen Aufenthalt finden kann
in der geistigen Welt.

Nun, so sonderbar Ihnen das vielleicht vom Erdenstandpunkte aus klingen mag, so ist es
doch wahr, daß ein Hemmnis besteht, ein Hindernis für das Hineinwachsen gerade in
dasjenige, was uns das klare, helle Bewußtsein gibt in der geistigen Welt, und dieses
Hemmnis, was uns verhindert, leicht in die geistige Welt hineinzuwachsen, das ist, so
sonderbar es eben klingt, die menschliche Sprache, die Sprache, deren wir uns hier auf Erden
für die physische Verständigung von Mensch zu Mensch bedienen. Der Tote muß allmählich
der Sprache entwachsen, sonst würde das Verbleiben in den Affinitäten, die ihn an die
Sprache binden, ihn verhindern, in das Reich der Archangeloi hineinzuwachsen. Die Sprache
ist wirklich nur für irdische Verhältnisse da, aber der Mensch ist innerhalb der irdischen
Verhältnisse seelisch sehr zusammengewachsen mit der Sprache. Für viele Menschen ist ja
das Denken gewissermaßen in der Sprache gerade heute im materialistischen Zeitalter
geradezu enthalten. Die Menschen denken heute im materialistischen Zeitalter fast gar nicht
in Gedanken, sondern ungeheuer stark in der Sprache, in Worten. Daher sind sie so
zufrieden, wenn sie für irgend etwas einen Ausdruck gefunden haben. Aber solche
Ausdrücke, solche Wortbezeichnungen taugen eigentlich nur hier für das physische Leben,
und nach dem Tode ist es die Aufgabe, sich loszumachen von den Wortbezeichnungen.

Auch in bezug auf solche Dinge gibt die geisteswissenschaftliche Betrachtung eine gewisse
Möglichkeit, in das Reich des Übersinnlichen sich hineinzuleben. Denn wie oft sage ich Ihnen,
man kann nur annähernd, indem man um die Sache, um die Worte gleichsam einen Kreis
herumzieht, zu dem wirklichen Begriff kommen. Wie oft zeigte ich Ihnen, wie man versuchen
muß, durch Beleuchtung von allen Seiten, durch den Gebrauch der verschiedenartigsten
Worte gerade vom Worte freizukommen, um zum Begriff zu kommen. Geisteswissenschaft
emanzipiert uns in gewissem Sinne von der Sprache. Das tut sie in vollstem Maße. Daher
bringt sie uns in diejenige Sphäre hinein, die wir gemeinschaftlich haben mit den Toten.

Also die Emanzipation von der Sprache, die hängt innig zusammen mit dem Hineinwachsen
in die Substantialität der Archangeloi. Dadurch wird eine Brücke geschaffen zwischen hier
und der geistigen Welt, daß wir uns gerade geisteswissenschaftlich wiederum emanzipieren
von der Sprache, daß wir geisteswissenschaftlich Begriffe schaffen, die mehr oder weniger
unabhängig von der Sprache sind.“ (Lit.:GA 174, S. 222ff)

Gerade das Festhalten an der Sprache ist ein Mittel gewisser okkulter Bruderschaften, um
Tote an ihre einseitigen Gruppeninteressen zu binden. Die Beziehung zu den Archangeloi
wird damit verhindert oder zumindest behindert.

„Diese Brüderschaften machen es sich - das können Sie aus manchen Auseinandersetzungen,
die ich gegeben habe, entnehmen - mehr oder weniger zur Aufgabe, gerade den Menschen
im materiellen Felde zu erhalten. Und wir haben ja in diesen Tagen gesehen, daß es diesen
Brüderschaften sogar darum zu tun ist, den Materialismus noch zu übermaterialisieren,
gewissermaßen, wie ich es genannt habe, eine ahrimanische Unsterblichkeit für die
Teilnehmer solcher Brüderschaften zu schaffen. Das können sie am allermeisten dadurch,
daß sie Gruppeninteressen, Gruppenegoismen vertreten, und das tun sie ja im eminentesten
Maße. Und schon darin liegt das Bestreben, ein Gruppeninteresse zu vertreten, daß
gewissermaßen die einflußreichsten dieser Brüderschaften von dem Gesichtspunkte
ausgehen, den ich Ihnen angeführt habe: die fünfte nachatlantische Kulturperiode ganz zu
durchtränken mit alldem, was englisch spricht. Denn das ist ja für diese Brüderschaften die
Definition der fünften nachatlantischen Periode: Alles dasjenige gehört zu den Menschen der
fünften nachatlantischen Periode, was englisch spricht, die englisch sprechenden Menschen.
Damit liegt schon in dem allerersten Grundsatze die Einengung auf ein egoistisches
Gruppeninteresse.

Damit ist geistig etwas ungeheuer Bedeutungsvolles gemeint. Nichts Geringeres ist damit
gemeint, als eine Wirkung nicht nur auf die menschlichen Individualitäten auszuüben,
insofern diese zwischen Geburt und Tod im physischen Leibe verkörpert sind, sondern auf
die ganzen menschlichen Individualitäten, auch insofern sie zwischen dem Tod und einer
neuen Geburt leben. Denn durch das, was da angestrebt wird, wird erreicht, daß die
menschliche Individualität sich hineinlebt in die geistige Welt, durchdrungen wird von der
Hierarchie der Angeloi, aber nicht hinaufsteigt zu der Hierarchie der Archangeloi. Es wird
gewissermaßen angestrebt, abzusetzen von der menschlichen Entwickelung die Hierarchie
der Archangeloi!“ (Lit.:GA 174, S. 230)

Statt der Verbindung mit den regulären Archangeloi tritt nun eine enge Beziehung zu
ahrimanisch gewordenen Archai auf, die auf der Stufe der Archangeloi zurückgeblieben sind.
Damit wird den Toten eine Art von ahrimanischer Unsterblichkeit ermöglicht, durch die sie
die materiellen Erlebnisse des physischen Leibes unsterblich machen können - Ideale, wie sie
heute etwa in der Philosophie des Transhumanismus erstrebt werden.

„Und sie erhalten wirklich ein Äquivalent, sie werden auch durchsetzt von etwas, aber jetzt
wovon? Sie werden durchsetzt von etwas, was von den auf der Archangeloistufe
zurückgebliebenen Archai kommt. Also statt daß sie normalerweise durchsetzt würden von
der Substantialität der richtigen Archangeloi, werden sie durchsetzt von Archai, von
Zeitgeistern, aber solchen, die nicht aufgestiegen sind bis zum Zeitgeist, sondern
zurückgeblieben sind auf der Archangeloistufe. Sie hätten Archai werden sollen im normalen
Entwickelungsgange, sind aber auf der Archangeloistufe zurückgeblieben. Das heißt, sie
werden im eminentesten Sinne ahrimanisch durchsetzt. Man muß schon ganz richtige
Vorstellungen haben von der geistigen Welt, um die volle Bedeutung einer solchen Tatsache
ins Auge zu fassen. Wenn mit okkulten Mitteln angestrebt wird, einem einzelnen Volksgeiste
die Weltherrschaft zu sichern, dann bedeutet das, daß Wirkungen bis hinein in die geistige
Welt erzielt werden sollen, es bedeutet, daß man an die Stelle der berechtigten Herrschaft
der Archangeloi über die Toten setzt die unberechtigte Herrschaft der Archangeloi
gebliebenen Archai, der unberechtigten Zeitgeister. Und mit diesen hat man erreicht eine
ahrimanische Unsterblichkeit.

Sie können ja allerdings sagen: Wie können Menschen so töricht sein, geradezu
programmäßig sich loszuschnüren von der normalen Entwickelung und in eine ganz andere
geistige Entwickelung hineinzudringen ? - Aber das ist ein sehr kurzsinniges Urteil, ein Urteil,
welches gar nicht denkt, daß aus gewissen Impulsen heraus die Menschen allerdings die
Sehnsucht bekommen können, in anderen Welten ihre Unsterblichkeit zu suchen als in
denen, die wir als die normalen bezeichnen. Ich möchte sagen: daß Sie kein Verlangen
danach haben, teilzunehmen an dieser ahrimanischen Unsterblichkeit - nun, es ist ja recht
gut! Aber geradeso wie manches andere unbegreiflich ist für die allernächsten Begriffe, so
müssen Sie schon zugeben, daß das etwas Unbegreifliches haben darf, wenn Menschen aus
der Welt, die wir als die normale bezeichnen, einschließlich jetzt des Lebens zwischen dem
Tod und einer neuen Geburt, heraus wollen und gewissermaßen sich sagen: Wir wollen nicht
weiter Christus als den Führer haben, der ja der Führer ist durch diese normale Welt, wir
wollen einen andern Führer haben, wir wollen gerade in Opposition treten zu dieser
normalen Welt. — Sie bekommen durch die Vorbereitungen, die sie durchmachen - ich habe
Ihnen ja von diesen Vorbereitungen gesprochen - , die durch die zeremonielle Magie bewirkt
werden, die Vorstellung, daß eigentlich diese Welt der ahrimanischen Mächte eine viel
stärkere geistige Welt ist, daß sie da vor allen Dingen fortsetzen können dasjenige, was sie
hier im physischen Leben sich angeeignet haben, daß sie unsterblich machen können die
materiellen Erlebnisse des physischen Lebens.“ (Lit.:GA 174, S. 231f)

Literatur
Die ersten drei Stufen, die gegenwärtig im wesentlichen unser Unterbewusstsein bilden, hat
der Mensch bereits in der Vergangenheit entwickelt, heute haben wir das
Gegenstandsbewusstsein und die drei höchsten Bewusstseinstufen werden sich auf den
künftigen Verkörperungen unseres Planetensystems herausbilden. Durch systematische
geistige Schulung kann der Mensch schon heute etwas von diesen späteren
Bewusstseinsstufen vorausnehmen.

Die sieben planetaren Bewusstseinsstufen


„Erstens: Das mineralische Bewußtsein. Es ist das des Tiefschlafs (der heutige Mensch
verliert es).

Zweitens: Das pflanzliche Bewußtsein. Es ist dasjenige des gewöhnlichen Schlafzustandes.

Drittens: Das Bewußtsein der Tiere, das dem Traumbewußtsein entspricht.

Viertens: Das physische Gegenstandsbewußtsein. Dies ist der normale Wachzustand,


während die zwei vorhergehenden atavistische Relikte sind.

Fünftens: Ein Bewußtsein, das den dritten Grad wiederholt, dabei aber die erworbene
Gegenständlichkeit beibehält. Die Bilder haben bestimmte Farben und unterscheiden sich
von dem, der sie wahrnimmt; die subjektive Anziehung oder Abstoßung verschwindet. Auf
dieser neuen imaginativen Bewußtseinsstufe behält die in der physischen Welt erworbene
Vernunft ihre Rechte.

Sechstens: Jetzt ist es nicht mehr der Traum, sondern der Schlaf, der zu einem neuen
Bewußtseinszustand aufsteigt. Wir nehmen nicht mehr allein Bilder wahr, sondern wir
dringen in das Sein der Wesen und der Dinge ein und nehmen ihre innere Klangfülle wahr.
Auf dem physischen Plan geben wir jedem Ding einen Namen, aber dieser Name bleibt
außerhalb des Dinges. Nur wir selbst können uns von innen her bestimmen, indem wir
sagen: Ich - dieser unaussprechliche Name der bewußten Individualität. Das ist die
Grundtatsache jeder Psychologie. Durch dieses Wort unterscheiden wir unsere
Persönlichkeit vom ganzen übrigen Universum. Wenn wir aber mit unserem Bewußtsein die
Welt der Töne erreichen, sagt uns jedes Ding seinen unaussprechlichen Namen. Durch die
Hellhörigkeit nehmen wir den Ton wahr, der das innerste Wesen jedes Dinges ausdrückt und
aus ihm eine Note im Universum macht, verschieden von allen anderen.
Siebentens: Noch eine Stufe weiter, und der Tiefschlaf wird bewußt. Dieser Zustand läßt sich
nicht beschreiben, weil er jeden Vergleich übersteigt. Man kann lediglich sagen, daß er
existiert. Das sind die sieben Bewußtseinszustände, durch die der Mensch hindurchgeht. Er
wird noch andere durchschreiten. Dabei gibt es immer einen Hauptzustand in der Mitte, drei
nach der Vergangenheit und drei nach der Zukunft, wobei letztere auf eine gehobenere Art
die drei unteren wieder hervorbringen. Der Reisende, der vorwärtsschreitet, ist immer in der
Mitte seines Blickfeldes.

Jeder Bewußtseinszustand entwickelt sich im Laufe von sieben Lebenszuständen, und jeder
Lebenszustand im Laufe von sieben Formzuständen. Sieben Formzustände bilden dann
immer einen Lebenszustand; sieben Lebenszustände machen zusammen eine planetarische
Entwickelung aus, wie zum Beispiel diejenige unserer Erde.“ (Lit.:GA 94, S. 95f)

Zwölf schöpferische kosmische Bewusstseinsstufen


Wie Rudolf Steiner in einigen seiner frühen Vorträge ausführte, gibt es insgesamt 12
Bewusstseinsstufen. Sie entsprechen den 12 Tierkreiszeichen. Sie umfassen die oben
genannten 7 planetaren Bewusstseinsstufen plus fünf weitere schöpferische
Bewusstseinsstufen, die vorerst den schaffenden Göttern vorbehalten sind. Der Christus hat
diese 12 Sufen aus sich herausgesondert. Ihnen hat er es zu verdanken, dass er nun als
Dreizehnter über ihnen steht. Darum wird nun selbst Diener der zwölf anderen, denen er
seinen Aufstieg zu verdanken hat. Im Johannes-Evangelium wird das im 13. Kapitel durch die
Fußwaschung ausgedrückt, die der Christus an den 12 Aposteln vornimmt.

„Es gibt sieben Grade des menschlichen Bewußtseins: Trancebewußtsein, Tiefschlaf-,


Traumbewußtsein, Wachbewußtsein, psychisches, überpsychisches und spirituelles
Bewußtsein. Eigentlich gibt es im ganzen zwölf Bewußtseinsstufen; die fünf anderen sind
schöpferische Bewußtseinsstufen. Es sind solche der Schöpfer, der schaffenden Götter. Diese
hängen mit den zwölf Tierkreiszeichen zusammen. Diese zwölf Stufen muß der Mensch
nacheinander durchmachen. Er stieg auf durch das Trance-, Tiefschlaf- und
Traumbewußtsein bis zum heutigen hellen Tagesbewußtsein. Auf den folgenden
planetarischen Entwickelungsstufen wird er noch höhere Bewußtseinsstufen erreichen. Alle,
die er schon durchgemacht hat, hat er auch in sich. Der physische Körper hat das dumpfe
Trancebewußtsein, wie es auf dem alten Saturn vom Menschen erworben wurde. Der
Ätherkörper des Menschen hat das Bewußtsein des traumlosen Schlafes, wie es auf der
alten Sonne entstand. Der Astralkörper träumt, so wie er auch im Traume während des
Schlafes träumt. Das Traumbewußtsein stammt aus der alten Mondenzeit. Auf der
gegenwärtigen Erde erreicht der Mensch das Wachbewußtsein. Das Ich hat das helle
Tagesbewußtsein.

Die höhere Entwickelung besteht darin, daß sich das, was im Wesen ist, hinaussetzt, so wie
der Mensch die Schlange hinausgesetzt hat und dabei die Schlange auf einer höheren Stufe
in seinem Rückenmark beibehält. Bei einer noch weiteren Entwickelung werden die
Menschen nicht nur Steine, Pflanzen und Tiere in die Welt hinaussetzen, sondern
Bewußtseinsstufen. In einem Bienenstock sind zum Beispiel dreierlei Wesen, die eine
gemeinsame Seele haben. Scheinbar ganz getrennte Wesen wirken gemeinsam. So wird es
auch einmal beim Menschen sein; er wird seine Organe trennen. Alle einzelnen
Gehirnmoleküle wird er bewußt von außen her dirigieren müssen. Dann ist er ein höheres
Wesen geworden. So wird es auch mit den Bewußtseinsstufen sein. Man kann sich ein hohes
Wesen denken, das alle zwölf Bewußtseinsstufen aus sich herausgesetzt hat. Es selbst ist
dann als Dreizehntes da und wird sich sagen: Ich könnte das, was ich bin, nicht sein, wenn
ich nicht diese zwölf Bewußtseinsstufen aus mir herausgesondert hätte. - Diesen Fall haben
wir in Christus mit den zwölf Aposteln. Die zwölf Apostel stellen die Bewußtseinsstufen dar,
durch die Christus hindurchgegangen ist. Das erkennt man im Johannes-Evangelium durch
die Schilderung der Fußwaschung, im dreizehnten Kapitel, durch die angedeutet wird, daß
Christus es den Aposteln verdankt, daß er die höhere Bewußtseinsstufe erreicht hat:
Wahrlich, merket euch das, es ist der Diener niemals höher zu achten als der Herr. - Das
höherentwickelte Wesen hat die anderen auf der Bahn zurückgelassen und ist nun selbst der
Diener der anderen geworden.“ (Lit.:GA 93a, S. 20f)

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Lotosblumen
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(Weitergeleitet von Chakras)

Indische Lotosblume (Nelumbo nucifera) im botanischen Garten von Adelaide, Australien.

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG


Lotosblumen oder Chakren (von Sanskrit, m., चक्र, cakra, [ʧʌkɽʌ], wörtl.: „Rad, Diskus, Kreis“)
sind Organe des Astralleibs bzw. Seelenorgane, die der Wahrnehmung der Seelenwelt
dienen. Dem hellsichtigen Blick zeigen sie sich in kreisrunder, blütenartiger Form, was ihren
Namen rechtfertigt. Beim heutigen Menschen stehen sie still, können aber durch geistige
Schulung in Bewegung gesetzt werden. Beim fortgeschrittenen Geheimschüler drehen sie
sich im Uhrzeigersinn und eröffnen ihm dadurch den Blick in die geistige Welt. Das moderne
Hellsehen ist dabei mit strenger Gedankenkontrolle verbunden.

Beim Atlantier waren die Lotosblumen noch beweglich, beim Lemurier sogar sehr heftig
bewegt, drehten sich aber gegen den Uhrzeigersinn. Das ist auch bei heutigen Medien mit
atavistischem Hellsehen der Fall. Das Hellsehen der Medien ist allerdings ein unbewusstes,
das keiner Gedankenkontrolle unterliegt (Lit.: GA 94, S. 173).

Als Chakra oder Sudarshana Chakra (skrt. सुदर्शन चक्र sudarśana cakra ; deutsch etwa: „leicht
sichtbares Rad“ oder „glückverheißendes Rad“) wird auch die Wurfscheibe des
hinduistischen Gottes Vishnu bezeichnet, die neben der Keule (gada), dem Muschelhorn
(shankha) und dem Lotos (padma) eine seiner vier wesentlichen Insignien ist. Basierend auf
dem Rigveda gilt im Hinduismus, Buddhismus und Sikhismus der rotierende Diskus als
Symbol für das Rad der Zeit, für die in immer wiederkehrenden Zyklen verlaufende Zeit, auch
Kalachakra genannt[1].

Das System der 7 Lotosblumen


→ Siehe auch: Lotosbaum
Es gibt sieben Hauptchakren und darüber hinaus noch zahlreiche Nebenchakren, z. B. in den
Händen, in denen sich die 7 Hauptchakren auf besondere Weise widerspiegeln. Das
gesamte, eng miteinander vernetzte System der Haupt- und Nebenchakren bildet den sog.
Lotosbaum. Er entspricht dem Bodhibaum, unter dem der Buddha seine Erleuchtung
empfing, aber auch dem von Christus verfluchten Feigenbaum, womit angedeutet werden
sollte, dass die Zeit des atavistischen Hellsehens abgelaufen ist. Auch der Prophet
Mohammed empfing seine Offenbarung durch den Erzengel Gabriel „beim Lotusbaum am
äußersten Ende, an dem das Paradies der Geborgenheit liegt.“ (Koran 53,13-14)

Hauptchakren

Die 7 hauptsächlichen Chakren des Menschen.


In seinen Vorträgen "Populärer Okkultismus" beschrieb Rudolf Steiner das System der sieben
hauptsächlichen Lotosblumen wie folgt:

„Man unterscheidet sieben solcher astralen Organe. Die erste, die zweiblättrige Lotusblume,
ist in der Gegend der Nasenwurzel; die zweite, die sechzehnblättrige, liegt in der Höhe des
Kehlkopfes; die dritte, die zwölfblättrige, in der Höhe des Herzens; die vierte, die acht- bis
zehnblättrige, in der Nähe des Nabels; die fünfte, die sechsblättrige, etwas tiefer unten; die
sechste, die vierblättrige, noch weiter unten, die Swastika, die mit allem, was Befruchtung
ist, zusammenhängt; von der siebenten kann nicht ohne weiteres gesprochen werden. Diese
sechs Organe haben für die seelische Welt dieselbe Bedeutung wie die physischen Sinne für
die Wahrnehmung der Sinnenwelt. Ein Bild dafür ist die sogenannte Swastika. Durch die
genannten Übungen werden sie zuerst heller, dann beginnen sie sich zu bewegen. Beim
heutigen Menschen sind sie unbeweglich, beim Atlantier waren sie noch beweglich, beim
Lemurier noch sehr lebhaft bewegt. Aber sie drehten sich damals in entgegengesetzter
Richtung als heute beim okkult Entwickelten, wo sie sich in der Richtung des Uhrzeigers
drehen. Eine Analogie zu dem traumhaft hellseherischen Zustand der Lemurier ist die
Tatsache, daß sich auch bei den heutigen Medien mit atavistischem Hellsehen noch immer
die Lotusblumen in der Richtung drehen, wie einst in der atlantischen und lemurischen Zeit,
nämlich gegen den Uhrzeiger. Das Hellsehen der Medien ist ein unbewußtes, ohne
Gedankenkontrolle, das des echten Hellsehers aber bewußt und von den Gedanken genau
überwacht. Die Mediumschaft ist sehr gefährlich, die gesunde Geheimschulung aber gänzlich
ungefährlich.“ (Lit.:GA 94, S. 173)

In der orientalischen Überlieferung wird die siebente Lotosblume, von der Rudolf Steiner
hier nicht weiter spricht, weitgehend übereinstimmend als tausendblättrige Lotosblume
bezeichnet. Sie liegt als Scheitelchakra in der Nähe der Zirbeldrüse. Ihre Tätigkeit offenbart
sich in der Kopfaura des Menschen, im Heiligenschein.

„Man sollte sich diese Organe nicht wie etwas vorstellen, das in der Vorstellung seines
sinnlichen Bildes ein Abdruck seiner Wirklichkeit hat. Diese Organe sind eben übersinnlich
und bestehen in einer bestimmt geformten Seelenbetätigung; und sie bestehen nur insofern
und so lange, als diese Seelenbetätigung geübt wird. Etwas, was sich als Sinnenfälliges
anschauen läßt, ist mit diesen Organen so wenig am Menschen, als irgendein «Dunst» um
ihn ist, wenn er denkt. Wer sich das Übersinnliche durchaus sinnlich vorstellen will, gerät
eben in Mißverständnisse.“ (Lit.:GA 13, S. 345)

Nicht indischen Ursprungs ist die Zuordnung der Regenbogenfarben zu den Chakren, die erst
1927 von Charles W. Leadbeater in seinem Buch «Die Chakras» eingeführt wurde.
Handchakren
→ Siehe auch: Hand
Die Handchakren sind bedeutsame Nebenchakren. Durch sie können die sieben
Hauptchakren einerseits auf sehr differenzierte Weise ihre besonderen Qualitäten
austrahlen, anderseits auch feine Impulse von außen empfangen und wahrnehmbar
machen. Es gibt - soweit bekannt - keine Angaben Rudolf Steiners, wie sich die 7
Hauptchakren auf den inneren Handflächen widerspiegeln. Allgemein wird davon
ausgegangen, dass das Wurzelchakra vornehmlich auf der Innenseite des Handgelenks zum
Ausdruck kommt, und das Kronenchakra in der Mitte der Handfläche. Die restlichen 5
Chakren werden meist grob den fünf Fingern zugeordnet, allerdings nicht immer in
übereinstimmender Weise. Das ist auch wenig verwunderlich, da das Chakren-System in
Wahrheit noch wesentlich differenzierter ist. Jeder Finger empfängt Wirkungen von allen 7
Hauptchakren, von denen er situationsbedingt eine mehr und andere weniger zum Ausdruck
bringt. Eine starre Zuordnung wird dem lebendigen Wesen der Hände nicht gerecht, weshalb
auch hier darauf verzichtet wird.

Die Hände des Menschen sind in aufsteigender Entwicklung begriffen. Sie sind dazu
bestimmt, auf dem neuen Jupiter zu neuen Denkorganen zu werden (Lit.:GA 156, S. 80ff).
Schon heute sind sie überaus feine sensitive Empfindungsorgane. Häufiges Händewaschen
fördert diese subtile Empfindungsfähigkeit der Hände. Darüber hinaus sind sie auch subtile
Denkorgane für das Schicksal, das Karma (Lit.:GA 181, S. 94ff).

Für den hellsichtigen Blick erscheinen die Hände als ganz besonders wundervolle Gebilde. Sie
senden ätherische Strahlungen aus durch die Finger, den Handrücken und insbesondere
auch durch die inneren Handflächen, die bei geistig entsprechend hochentwickelten
Menschen durchaus eine belebende, heilende Wirkung haben können. Dabei spielen auch
die Handchakren eine wesentliche Rolle. Das ist die reale Grundlage des Segnens und
Handauflegens.

Fußchakren
Die Fußchakren spiegeln auf den Fußsohlen ähnlich wie die Handchakren auf den
Handinnenflächen alle sieben Hauptchakren wider, so etwa im Fersenbereich das
Wurzelchakra, in der Mitte der Fußsohle das Herzchakra und im oberen Zehenbereich das
Kronenchakra.

Lotosblumen und ätherisches Vorgrat

Das ätherische Vorgrat, Zeichnung aus GA 266/2, S. 119


→ Hauptartikel: Ätherisches Vorgrat
Das ätherische Vorgrat, von Rudolf Steiner gelegentlich auch als elementarisches Rückgrat
bezeichnet (Lit.:GA 147, S. 65f), ist ein ätherisches Organ, das künftig als Gegenpart und
Ergänzung zum Rückgrat, mit dem es sich später zu einem geschlossenen System verbinden
wird, an der Vorderseite des Menschen ausgebildet wird. Es bildet so gleichsam eine Art von
zweiter, allerdings rein ätherischer Wirbelsäule. Durch geistige Schulung, wenn sie in
richtiger Weise erfolgt, wird diese Entwicklung heute schon bis zu einem gewissen Grad
vorweggenommen (Lit.: GA 266b, S. 119).
Das Vorgrat, das vorne vom Kopf aus heruntergeht, wird durch die gemeinsame Tätigkeit der
Epiphyse und der Hypophyse organisiert und kündigt sich heute schon im der Kette der
Lotosblumen an, die allerdings keine ätherischen, sondern astrale Organe sind. Diese
Seelenorgane, die sich im Astralleib durch die Meditation ausbilden und aktiviert werden,
drücken sich im Ätherleib ab und bilden so allmählich das Vorgrat aus. Es liegt hinter dem
Brustbein, das der Mensch im 7. nachatlantisches Zeitalter, wenn das Vorgrat zur Reife
gelangt, allerdings nicht mehr haben wird. (Lit.:GA 224, S. 40f)

Bedeutung der moralischen Entwicklung


Ist die moralische Entwicklung ungenügend, so wird das elementarische Rückgrat und das
System der Lotosblumen sehr leicht zu einem Angriffspunkt der Widersachermächte. Die
luziferischen Mächte drängen dabei mehr von außen heran und ergreifen das astralische
System der Lotosblumen, während die ahrimanischen Mächte das ätherische Vorgrat
ergreifen. Das System der Lotusblumen wird dadurch mit dem ätherischen Vorgrat
zusammenschnürt und der Mensch gleichsam in sich gefesselt. Dadurch wird ein Grad von
Egoismus, Machtgelüsten und Liebe zur Täuschung ausgebildet, der ganz undenkbar ist,
wenn der Mensch ohne geistige Schulung fest in der physischen Welt stehenbleibt.

„So wie schon erwähnt worden ist, daß dasjenige, was – in geistiger Art entwickelt – zu
hohen Tugenden in der geistigen Welt führen kann, wenn man es in die Sinneswelt
hinunterströmen läßt, zu den stärksten Lastern führen kann, so ist es auch in bezug auf die
Lotusblumen und das elementarische Rückgrat. Es ist auch möglich, daß man durch gewisse
Verrichtungen die Lotusblumen und auch das elementarische Rückgrat erweckt, ohne daß
man moralische Festigkeit sucht, aber kein gewissenhafter Hellseher wird das anempfehlen.
In dem Augenblick, wo man die Schwelle zur geistigen Welt überschreitet, kommt man in
ganz anderer Weise, als man ihnen in der physisch-sinnlichen Welt gegenübertritt, in die
Nähe der luziferischen und ahrimanischen Wesen. Und man erlebt das Eigentümliche, sobald
man die Schwelle überschritten hat, das heißt, sobald man Lotusblumen und ein Rückgrat
hat, daß man sogleich die luziferischen Mächte herankommen sieht. Diese haben das
Bestreben, die Blätter der Lotusblüten zu ergreifen. Sie strecken die Fangarme aus nach
unseren Lotusblüten, und man muß in der richtigen Weise sich entwickelt haben, damit man
diese Lotusblüten zur Erfassung der geistigen Vorgänge verwendet, und daß sie einem nicht
erfaßt werden von luziferischen Mächten. Dies ist aber nur möglich, wenn man mit
Befestigung der moralischen Kräfte in die geistige Welt hinaufsteigt. Ich habe schon
angedeutet, daß in der physisch-sinnlichen Welt die ahrimanischen Kräfte mehr von außen,
die luziferischen mehr von innen in der Seele an den Menschen herankommen. In der
geistigen Welt ist es umgekehrt: da kommen die luziferischen Wesenheiten von außen und
wollen die Lotusblumen ergreifen, und die ahrimanischen Wesenheiten kommen von innen
und setzen sich fest in dem elementarischen Rückgrat. Und jetzt schließen, wenn man nicht
in Moraliät hinaufgestiegen ist in die geistige Welt, einen merkwürdigen Bund miteinander
die ahrimanischen und die luziferischen Mächte. Wenn man mit Ehrgeiz, Eitelkeit, mit
Machtgelüsten, mit Stolz hinaufgestiegen ist, dann gelingt es Ahriman und Luzifer
miteinander einen Bund zu schließen. Ich werde zwar ein Bild gebrauchen für das, was dann
Luzifer und Ahriman tun, aber dieses Bild entspricht der Wirklichkeit. Luzifer und Ahriman
knüpfen die Blätter der Lotusblumen an das elementarische Rückgrat an. Alle Blätter der
Lotusblumen werden mit dem elementarischen Rückgrat zusammengebunden, der Mensch
wird in sich selber zusammengeschnürt, in sich selber gefesselt durch seine entwickelten
Lotusblumen und durch sein elementarisches Rückgrat. Und das hat zur Folge, daß ein Grad
von Egoismus und Grad von Liebe zur Täuschung eintritt, die ganz undenkbar sind, wenn der
Mensch in der physischen Welt nur stehenbleibt.“ (Lit.:GA 147, S. 65f)

Die Ausbildung des Vorgrates ist verwandt dem Prozess der Gedächtnisbildung. Diese beruht
darauf, daß einerseits ein Strom ätherisierten Blutes vom Herzen aufströmt und die
Zirbeldrüse umspielt, die diese Kräfte nun wie feine Lichtstrahlen aussendet. Anderseits
strömt mit der Lymphflüssigkeit aus dem unteren Organismus ein zweiter Ätherstrom
aufwärts bis zur Hypophyse. Das Gedächtnis bildet sich, indem sich die Spannung zwischen
diesen beiden Strömungen ausgleicht und das zu Erinnernde in die Tiefe des Organismus
aufgenommen wird. Das gilt auch für jene Kräfte, die in den Organen für die nächste
Inkarnation aufgespeichert werden. Bei der herkömmlichen wird Gedächtnisbildung das, was
zunächst dem Ätherleib eingeprägt wird, bis an den physischen Leib weitergereicht. Bei der
geistigen Schulung geschieht das nicht. Da bleiben alle Kräfte im Ätherleib, werden verstärkt
und machen dadurch den Ätherleib zum geeigneten lebendigen Spiegelungsorgan, durch das
die Erlebnisse der Lotosblumen bewußt werden können.

Die Lotosblumen als geistige Wahrnehmungsorgane

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG


„Die geistig-seelischen Organe, die Lotusblumen, bilden sich so, daß sie dem übersinnlichen
Bewußtsein an dem in Schulung befindlichen Menschen wie in der Nähe bestimmter
physischer Körperorgane erscheinen. Aus der Reihe dieser Seelenorgane sollen hier genannt
werden: dasjenige, das wie in der Nähe der Augenbrauenmitte erfühlt wird (die sogenannte
zweiblättrige Lotusblume), dasjenige in der Gegend des Kehlkopfes (die sechzehnblättrige
Lotusblume), das dritte in der Herzgegend (die zwölfblättrige Lotusblume), das vierte in der
Gegend der Magengrube. Andere solche Organe erscheinen in der Nähe anderer physischer
Körperteile. (Die Namen «zwei-» oder «sechzehnblättrig» können gebraucht werden, weil
die betreffenden Organe sich mit Blumen mit entsprechender Blätterzahl vergleichen
lassen.)

Die Lotusblumen werden an dem astralischen Leibe bewußt. In dem Zeitpunkte, in dem man
die eine oder die andere entwickelt hat, weiß man auch, daß man sie hat. Man fühlt, daß
man sich ihrer bedienen kann und daß man durch ihren Gebrauch in eine höhere Welt
wirklich eintritt. Die Eindrücke, welche man von dieser Welt erhält, gleichen in mancher
Beziehung noch denen der physisch-sinnlichen. Wer imaginativ erkennt, wird von der neuen
höheren Welt so sprechen können, daß er die Eindrücke als Wärme- oder
Kälteempfindungen, Ton- oder Wortwahrnehmungen, Licht- oder Farbenwirkungen
bezeichnet. Denn wie solche erlebt er sie. Er ist sich aber bewußt, daß diese
Wahrnehmungen in der imaginativen Welt etwas anderes ausdrücken als in der sinnlich-
wirklichen. Er erkennt, daß hinter ihnen nicht physisch-stoffliche Ursachen, sondern seelisch-
geistige stehen. Wenn er etwas wie einen Wärmeeindruck hat, so schreibt er diesen nicht
zum Beispiel einem heißen Stück Eisens zu, sondern er betrachtet ihn als Ausfluß eines
seelischen Vorganges, wie er ihn bisher nur in seinem seelischen Innenleben gekannt hat. Er
weiß, daß hinter den imaginativen Wahrnehmungen seelische und geistige Dinge und
Vorgänge stehen, wie hinter den physischen Wahrnehmungen stofflich-physische Wesen
und Tatsachen. — Zu dieser Ähnlichkeit der imaginativen mit der physischen Welt kommt
aber ein bedeutsamer Unterschied hinzu. Es ist etwas in der physischen Welt vorhanden,
was in der imaginativen ganz anders auftritt. In jener kann beobachtet werden ein
fortwährendes Entstehen und Vergehen der Dinge, ein Wechsel von Geburt und Tod. In der
imaginativen Welt tritt an Stelle dieser Erscheinung eine fortdauernde Verwandlung des
einen in das andere. Man sieht zum Beispiel in der physischen Welt eine Pflanze vergehen. In
der imaginativen zeigt sich in demselben Maße, in dem die Pflanze dahinwelkt, das
Entstehen eines andern Gebildes, das physisch nicht wahrnehmbar ist und in welches sich
die vergehende pflanze allmählich verwandelt. Wenn nun die Pflanze dahingeschwunden ist,
so ist dieses Gebilde an ihrer Stelle voll entwickelt da. Geburt und Tod sind Vorstellungen,
welche in der imaginativen Welt ihre Bedeutung verlieren. An ihre Stelle tritt der Begriff von
Verwandlung des einen in das andere. — Weil dies so ist, deshalb werden für das
imaginative Erkennen jene Wahrheiten über die Wesenheit des Menschen zugänglich,
welche in diesem Buche in dem Kapitel «Wesen der Menschheit» mitgeteilt worden sind. Für
das physisch-sinnliche Wahrnehmen sind nur die Vorgänge des physischen Leibes
wahrnehmbar. Sie spielen sich im «Gebiete von Geburt und Tod» ab. Die andern Glieder der
Menschennatur: Lebensleib, Empfindungsleib und Ich stehen unter dem Gesetze der
Verwandlung, und ihre Wahrnehmung erschließt sich der imaginativen Erkenntnis. Wer bis
zu dieser vorgeschritten ist, nimmt wahr, wie sich aus dem physischen Leibe gleichsam
herauslöst dasjenige, was mit dem Hinsterben in anderer Daseinsart weiterlebt.“ (Lit.:GA 13,
S. 258ff)

So wie für die sinnliche Wahrnehmung physische Sinnesorgane nötig sind, bedarf es zur
geistigen Wahrnehmung seelischer Wahrnehmungsorgane. Im gegenwärtigen
Entwicklungszustand der Menschheit sind sie während unseres irdischen Lebens nicht aktiv.
Wenn der Mensch mit dem Tod seinen physischen Leib - und damit auch seine physischen
Sinne - ablegt, beginnen sie zu erwachen. Sie können aber auch während des Erdendaseins
durch gezielte geistige Schulung in Tätigkeit gesetzt werden:

„Diese Organe sind die sieben Lotusblumen, Chakrams. So entsteht an der Nasenwurzel,
zwischen den Augenbrauen die zweiblättrige Lotusblume. Hellsehende Künstler haben das
gewußt und ihren Kunstwerken das Symbol dafür gegeben: Michelangelo bildete seinen
«Moses» mit zwei Hörnern. Die Lotusblumen sind in folgender Weise verteilt:

die sechzehnblättrige Lotusblume in der Nähe des Kehlkopfes,


die zwölfblättrige Lotusblume in der Nähe des Herzens,
die acht- oder zehnblättrige Lotusblume in der Nähe der Magengrube,
eine sechs- und eine vierblättrige sind weiter unten.
Diese astralen Organe sind beim gewöhnlichen heutigen Menschen kaum angedeutet zu
sehen, aber wenn er hellsehend wird, oder im Trancezustand, treten sie scharf hervor in
lebhaften, leuchtenden Farben und bewegen sich.

In dem Augenblick, wo die Lotusblumen sich bewegen, nimmt der Mensch in der Astralwelt
wahr. Der Unterschied zwischen physischen und astralen Organen besteht darin, daß die
physischen Sinnesorgane des Menschen passiv sind; sie lassen alles von außen auf sich
einwirken. Auge, Ohr und so weiter sind zunächst im Zustande der Ruhe, sie müssen warten,
bis ihnen etwas geboten wird, Licht, Töne und so weiter. Die geistigen Organe sind im
Gegensatz dazu aktiv, sie umfassen klammerartig den Gegenstand. Diese Tätigkeit kann aber
erst dann erwachen, wenn die Kräfte des Astralleibes nicht anderweitig, gebraucht werden;
dann aber strömen sie in die Lotusblumen ein. Auch in Kamaloka, solange die niederen Teile
des Astralleibes noch mit dem Menschen verbunden sind, findet immer noch eine Trübung
statt. Wenn aber der astrale Leichnam abgestoßen ist und nur das dauernd Erworbene
zurückbleibt, also an der Pforte von Devachan, dann sind diese astralen Sinnesorgane zu
voller Tätigkeit erwacht, und im Devachan lebt der Mensch in hohem Maße bewußt mit
diesen Sinnesorganen.“ (Lit.:GA 95, S. 42f)

Die selben astralischen Kräfte, die in der Nacht im Schlaf den physischen Leib und den
Ätherleib wieder erfrischen, gebraucht der Geistesschüler, um seine astralen Sinnesorgane
auszubilden und zu aktivieren. Er zieht dazu einen Teil dieser Kräfte von seinen unteren
leiblichen Wesengliedern ab und formt sie zu geistigen Wahrnehmungsorganen um.
Erfolgreich wird er dabei nur sein, wenn er seinem ganzen Leben einen rhythmischen Verlauf
gibt. Rhythmus erspart Kraft!

„Hat der Mensch diesen devachanischen Zustand erlangt, dann fangen die Lotusblumen, die
Chakrams oder Räder, an gewissen Stellen im Astralleib an, sich wie der Zeiger einer Uhr von
links nach rechts zu drehen. Sie sind die Sinnesorgane des Astralleibes, aber ihr
Wahrnehmen ist ein aktives. Das Auge zum Beispiel ist in Ruhe, es läßt das Licht in sich
hereinkommen und nimmt es dann wahr. Dagegen nehmen die Lotusblumen erst dann
wahr, wenn sie sich bewegen, wenn sie einen Gegenstand umfassen. Die durch das Drehen
der Lotusblumen erregten Schwingungen bewirken dann eine Berührung der Astralmaterie,
und so entsteht die Wahrnehmung auf dem Astralplan.

Welches sind nun die Kräfte, welche die Lotusblumen ausbilden? Woher kommen diese
Kräfte? Wir wissen, daß während des Schlafes die verbrauchten Kräfte des physischen und
ätherischen Körpers von dem Astralleibe wieder ersetzt werden; durch seine Regelmäßigkeit
kann er im Schlafe Unregelmäßigkeiten des physischen und ätherischen Leibes ausgleichen.
Diese Kräfte aber, welche zur Überwindung der Ermüdung verwendet werden, sind es, die
die Lotusblumen ausbilden. Ein Mensch, der seine okkulte Entwickelung anfängt, entzieht
also dadurch eigentlich seinem physischen und ätherischen Leibe Kräfte. Würden diese
Kräfte dauernd dem physischen Leibe entzogen werden, so müßte der Mensch erkranken, ja,
es würde sogar eine völlige Erschöpfung eintreten. Will er sich also physisch und moralisch
nicht schädigen, so muß er diese Kräfte durch etwas anderes ersetzen.

Man muß eingedenk sein einer allgemeinen Weltregel: Rhythmus ersetzt Kraft! Das ist ein
wichtiger okkulter Grundsatz. Heute lebt der Mensch höchst unregelmäßig, namentlich im
Vorstellen und Handeln. Ein Mensch, der bloß die zerstreuende Außenwelt auf sich
einwirken ließe und mitmachen würde, könnte dieser Gefahr, in die sein physischer Leib
durch die okkulte Entwickelung wegen der Kraftentziehung gestürzt wird, nicht entgehen.
Deshalb muß der Mensch daran arbeiten, daß Rhythmus in sein Leben hineinkommt.
Natürlich kann er es nicht so einrichten, daß ein Tag wie der andere verläuft. Aber eines
kann er tun: gewisse Tätigkeiten kann er ganz regelmäßig ausführen, und das muß nun
derjenige tun, der eine okkulte Entwickelung durchmacht. So zum Beispiel sollte er jeden
Morgen Meditations- und Konzentrationsübungen zu einer von ihm selbst festgesetzten Zeit
verrichten. Rhythmus kommt auch durch eine Abendrückschau über den Tag in sein Leben
hinein. Kann man dann noch andere Regelmäßigkeiten einführen, so ist dies um so besser,
denn so läuft alles sozusagen im Sinne der Weltgesetze ab. Das ganze Weltensystem verläuft
ja rhythmisch. Alles in der Natur ist Rhythmus: der Gang der Sonne, der Verlauf der
Jahreszeiten, von Tag und Nacht und so weiter. Die Pflanzen wachsen rhythmisch. Allerdings,
je höher wir steigen, desto weniger prägt sich der Rhythmus aus, aber selbst bei den Tieren
kann man noch einen gewissen Rhythmus wahrnehmen. Das Tier begattet sich zum Beispiel
noch zu regelmäßigen Zeiten. Nur der Mensch kommt in ein unrhythmisches, chaotisches
Leben hinein: die Natur hat ihn entlassen.

Dieses chaotische Leben muß er nun ganz bewußt wiederum rhythmisch gestalten, und um
das zu erreichen, werden ihm bestimmte Mittel an die Hand gegeben, durch die er diese
Harmonie, diesen Rhythmus in seinen physischen und ätherischen Leib hineinbringen kann.
Nach und nach werden alsdann diese beiden Körper in solche Schwingungen versetzt, daß
sie sich beim Heraustreten des Astralleibes selbst korrigieren. Wenn sie bei Tage auch aus
dem Rhythmus herausgetrieben werden, so drängen sie in der Ruhe von selbst wieder in die
richtige Bewegung.“ (Lit.:GA 95, S. 111ff)

Neben der Meditation tragen vor allem auch die sechs Nebenübungen zur richtigen
Ausbildung der Lotosblumen, namentlich des Herzchakras, bei.

Imagination, Inspiration, Intuition


Wenn sich die Tätigkeit der zweiblättrigen Lotosblume nach innen wendet, entsteht die
Fähigkeit zur äußeren, sinnlichen Wahrnehmung. Wenden sich ihre „astralischen Fangarme“
nach außen, entsteht die Imagination. Nach innen gewendet ermöglicht die
sechzehnblättrige Lotosblume das Gefühl, nach außen gewendet die Inspiration. Die nach
innen wahrnehmende zwölfblättrige Lotosblume ermöglicht die Gedankenbildung, nach
außen zu die Intuition. Wenn sich die noch tiefer gelegenen Lotosblumen nach innen
wenden, enstehen noch feinere Seelentätigkeiten. Am Ende dieser Reihe stehen nicht mir
die bloßen Gedanken, sondern die ganz reinen, logischen Gedanken.

nach innen nach außen Lotosblume


Sinneswahrnehmung, Vorstellung Imagination Zweiblättrige Lotosblume
Gefühl Inspiration Sechzehnblättrige Lotosblume
Gedankenbildung Intuition Zwölfblättrige Lotosblume
„Wenn Sie nun in der Lage sind, ohne daß eine äußere Veranlassung da ist, Ihre astralischen
Fangarme herauszustrecken, so tritt das ein, was man im höheren Sinne das geistige
Wahrnehmen nennen kann. Es bilden sich die eigentlichen geistigen Wahrnehmungsorgane.
In dem Augenblick, wo der Mensch die Fähigkeit erlangt, nicht nur mit seiner
Aufmerksamkeit das System der Obertöne zurückzuschieben[2], sondern wo er an einer
gewissen Stelle des Vorderhirns - zwischen den Augenbrauen - seine astralische Substanz
herausschieben kann wie zwei Fangarme, da bildet er an dieser Stelle das, was man die
zweiblättrige Lotusblume nennt, das erste geistige Organ, was man auch nennen kann den
imaginativen Sinn... Und in demselben Maße, als der Mensch immer fähiger und fähiger
wird, so aus sich selbst heraus, ohne daß er durch die Außenwelt gezwungen wird, seine
astralische Substanz herauszustrecken, in demselben Maße bildet er weitere höhere Sinne
aus. In der Gegend des Kehlkopfes bildet er aus durch diese Arbeit einen sehr komplizierten
Sinn, die sechzehnblättrige Lotusblume, den inspirierenden Sinn; weiter in der Herzgegend
den Sinn, den man auch den intuitiven Sinn nennen kann, die zwölfblättrige Lotusblume, und
dann noch weitere höhere Sinne, die man aber nun, weil man da ins rein Geistige kommt,
nicht mehr Sinn nennen kann im gewöhnlichen Sinne. Es genügt ja, daß wir zu den
physischen, eigentlichen Sinnen hinzuzufügen haben den imaginativen Sinn, den
inspirierenden Sinn und den intuitiven Sinn.
Nun fragen wir uns: Sind nun diese drei Sinne nur tätig im hellsichtigen Menschen oder gibt
es auch beim gewöhnlichen Menschen etwas, was er als eine Tätigkeit dieser Sinne
auffassen kann? - Ja, auch beim gewöhnlichen Menschen gibt es etwas, was als eine
Tätigkeit dieser Sinne aufzufassen ist, des imaginativen, des inspirierenden und des
intuitiven Sinnes. Wenn Sie genau aufgefaßt haben, wie diese Sinne beim hellsichtigen
Menschen wirken, so werden Sie sich sagen, sie wirken, indem sie sich wie Fangarme nach
außen erstrecken. Beim gewöhnlichen Menschen sind sie auch vorhanden, nur mit dem
Unterschiede, daß sie sich da nicht nach außen, sondern daß sie sich nach innen strecken.
Genau an der Stelle, wo die zweiblättrige Lotusblume beim hellsichtigen Menschen entsteht,
da ist beim gewöhnlichen Menschen etwas vorhanden wie zwei solcher Fangarme, die nach
innen gehen, die sich nur in der Gegend des Vorderhirns kreuzen. So wendet das
gewöhnliche Bewußtsein einfach diese Fangarme, statt wie beim hellsichtigen Menschen
nach außen, nach innen.

Dasjenige, was hier vorliegt, kann ich Ihnen nur durch einen Vergleich klarmachen. Sie
müßten viel meditieren, wenn Sie über den Vergleich hinauskommen wollten zur Tatsache.
Denn eine Tatsache ist es. Sie brauchen sich nur klarzumachen, daß der Mensch das, was er
außer sich hat, sieht, und das, was er in sich hat, nicht sieht. Keiner hat noch sein eigenes
Herz oder Gehirn gesehen. So ist es auch im Geistigen. Die Organe werden nicht nur nicht
gesehen, sondern sie werden auch nicht bewußt, und sie können daher auch nicht
angewendet werden. Aber sie wirken. Dadurch, daß etwas nicht bewußt ist, ist es noch nicht
untätig. Das Bewußtsein entscheidet nicht über die Wirklichkeit. Sonst müßte alles
dasjenige, was um uns ist in dieser Stadt Berlin und was Sie jetzt nicht sehen, nicht da sein.
Allerdings ist das eine Logik, wonach diejenigen gehen, welche die höheren Welten
ableugnen, weil sie sie nicht sehen. Tätig sind diese Sinne, aber ihre Tätigkeit richtet sich
nach innen. Und diese Wirkung der Tätigkeit nach innen nimmt jetzt der Mensch wahr. Wie
nimmt er sie wahr? Indem sich der imaginative Sinn nach innen ergießt, entsteht das, was
man im gewöhnlichen Leben die Empfindung irgendeiner Sache nennt, die äußere
Empfindung, die äußere Wahrnehmung. Daß Sie die Dinge draußen sehen, das beruht
darauf, daß nach innen hinein dieser Sinn arbeitet. Was Sie nach draußen als Empfindung,
als Wahrnehmung haben, das können Sie nur dadurch haben, daß dasjenige in Sie
hineinarbeitet, was im imaginativen Sinn zum Vorschein kommt. Unterscheiden Sie aber
wohl, was hier Empfindung genannt ist, von dem, was zum Beispiel ein Ton ist. Es ist noch
etwas anderes, einen Ton zu hören, eine Farbe zu sehen, oder eine Empfindung dabei zu
haben. Eine Farbe zu sehen und zu sagen, sie ist rot, ist etwas anderes, als die Empfindung
dabei zu haben: sie ist schön oder häßlich, angenehm oder unangenehm im unmittelbaren
Eindruck.

Auch der inspirierende Sinn ergießt seine Tätigkeit nach innen, und durch diese Tätigkeit
entsteht das, was nun eine kompliziertere Empfindung ist: das Gefühl. Das ganze
Gefühlsleben, das mehr Innerlichkeit hat als das bloße Empfindungsleben, ist eine Tätigkeit
des inspirierenden Organes, das nur nach innen tätig ist statt nach außen. Und wenn der
intuitive Sinn sich nach innen ergießt, dann entsteht das, was wir eigentlich jetzt das Denken
nennen, das Gedankenbilden. Das ist der Erfolg der Tätigkeit des intuitiven Sinnes nach
innen. Zuerst hat der Mensch eine Empfindung von der Sache, dann kommt das Gefühl, und
zuletzt bildet er sich seine Gedanken darüber.
Damit werden Sie gesehen haben, daß wir aus dem Sinnesleben bereits hineingestiegen sind
in das Seelenleben. Wir haben von außen, aus der Sinnenwelt heraus, im Menschen selber
die Seele ergriffen in Empfindungen, in Gefühlen, in Gedanken. Wenn wir nun weitergehen
würden und die höheren Sinne, die wir nun nicht mehr gut Sinne nennen können, die den
andern Lotusblumen entsprechen, in ihrer Wirkung nach innen betrachten, so würden wir
das gesamte höhere Seelenleben finden. Wenn zum Beispiel die im Organismus weiter unten
gelegene achtblättrige oder die zehnblättrige Lotusblume ihre Tätigkeit nach innen ergießt,
dann entsteht eine noch feinere Seelentätigkeit. Und am Ende dieser Reihe finden wir jene
allerfeinste Seelentätigkeit, die wir nun nicht mehr mit dem bloßen Gedanken bezeichnen,
sondern als den reinen Gedanken, den bloß logischen Gedanken. Das ist das, was
hervorgebracht wird durch das Hineinwirken ins Innere des Menschen durch die
verschiedenen Lotusblumentätigkeiten.

Wenn nun dieses Hineinarbeiten wiederum aufhört, bloßes Hineinarbeiten zu sein und, wie
ich angedeutet habe, anfängt hinauszuarbeiten, wenn also jene Fangarme, die sich sonst
nach innen erstrecken, sich überall kreuzen und nach außen sich als Lotusblumen ergießen,
dann kommt jene höhere Tätigkeit zustande, durch die wir von der Seele aufsteigen zum
Geiste, wo dasjenige, was uns sonst bloß als Innenleben erscheint in Denken, Fühlen und
Wollen, nunmehr in der Außenwelt auftritt, getragen von geistigen Wesenheiten.“ (Lit.:GA
115, S. 53ff)

Die Eigenschaften einzelner Lotosblumen


„Das geistige Sinnesorgan, welches sich in der Nähe des Kehlkopfes befindet, macht es
möglich, hellseherisch die Gedankenart eines anderen Seelenwesens zu durchschauen, es
gestattet auch einen tieferen Einblick in die wahren Gesetze der Naturerscheinungen. – Das
Organ in der Nachbarschaft des Herzens eröffnet eine hellseherische Erkenntnis der
Gesinnungsart anderer Seelen. Wer es ausgebildet hat, kann auch bestimmte tiefere Kräfte
bei Tieren und Pflanzen erkennen. Durch den Sinn in der Nähe der sogenannten
Magengrube erlangt man Kenntnis von den Fähigkeiten und Talenten der Seelen; man kann
durchschauen, welche Rolle Tiere, Pflanzen, Steine, Metalle, atmosphärische Erscheinungen
und so weiter im Haushalte der Natur spielen.

Das Organ in der Nähe des Kehlkopfes hat sechzehn «Blumenblätter» oder «Radspeichen»,
das in der Nähe des Herzens deren zwölf, das in der Nachbarschaft der Magengrube liegende
deren zehn.“ (Lit.:GA 10, S. 84)

Im modernen Yoga werden den Lotosblumen die Regenbogenfarben, bestimmte Laute und
Mantren zugeordnet. Die Zuordnung der Vokale entspricht deren natürlichem Sitz. Das
Herzchakra wird entweder grün oder in der Komplementärfarbe pfirsichblüt dargestellt.

Die 7 Lotosblumen im traditionellen Yoga


Kronenchakra (Sahasrara) «OM» violett
Kronenchakra
(Sahasrara)
«OM»
violett
Stirnchakra (Ajna) «I» indigo
Stirnchakra
(Ajna)
«I»
indigo

Halschakra (Vishuddha) «E» blau


Halschakra
(Vishuddha)
«E»
blau

Herzchakra (Anahata) «A» grün oder pfirsichblüt


Herzchakra
(Anahata)
«A»
grün oder pfirsichblüt

Oberbauchchakra (Manipura) offenes «O» gelb


Oberbauchchakra
(Manipura)
offenes «O»
gelb

Sakralchakra (Svadhishthana) geschlossenes «O» orange


Sakralchakra
(Svadhishthana)
geschlossenes «O»
orange

Wurzelchakra (Muladhara) «U» rot


Wurzelchakra
(Muladhara)
«U»
rot

Die Lotosblumen in der abendländischen Überlieferung

Johann Georg Gichtel, Theosophia practica, 7 Tle., Leiden 1722, "Der gantz irdische
natürliche finstere Mensch in Sternen und Elementen"

Der wiedergeborene Mensch In seiner Geburt in Christo, im Herzen, Welcher die Schlange
ganz zermalmet, Johann Georg Gichtel: Theosophia Practica, Berlin/Leipzig 1736
Ergänzend sollen hier noch einige Informationen gegeben werden, die sich so nicht im Werk
Steiners finden. Das Wissen von den Chakren war durchaus nicht nur auf die
morgenländischen Weisen beschränkt, auch in Europa hatten die Eingeweihten davon eine
klare Anschauung, wie sie etwa Johann Georg Gichtel, ein Schüler Jakob Böhmes, geschildert
hat.

Lotosblumen und Planetensphären


Gichtel setzte die Lotosblumen (allerdings ohne diese namentlich als solche zu bezeichnen)
in Beziehung zu den Planetensphären, wobei sich folgende Anordnung ergibt:

Chakra Planet Anzahl der Blätter


Scheitelchakra Saturn 1000-blättrig
Stirnchakra Jupiter 2-blättrig
Halschakra Mars 16-blättrig
Herzchakra Sonne 12-blättrig
Oberbauchchakra Venus 10-blättrig
Sakralchakra Merkur 6-blättrig
Wurzelchakra Mond 4-blättrig
Die Zahl der Blätter der Lotosblumen hängt sehr deutlich mit planetarischen Rhythmen
zusammen. So zeigen sich im Wurzelchakra die 4 Mondphasen, im Sakralchakra die drei
oberen und die drei unteren Konjunktionen des Merkur (Merkur-Hexagramm) und dem
Nabelchakra liegt das Venus-Pentagramm zugrunde. Diese Planetenkräfte wirken übrigens
auch bei der Gestaltung äußerer Blütenformen mit: Merkur bei den sechsstrahligen Blüten
(Liliengewächse) und Venus bei den fünfstrahligen Blüten (Rosengewächse). Im 12-blättrigen
Herzlotos bildet sich der Weg der Sonne durch die 12 Tierkreiszeichen ab.

Zu beachten ist die okkulte Reihenfolge der Planeten (Mond – Merkur – Venus – Sonne –
Mars – Jupiter - Saturn), bei der die Planeten Merkur und Venus gegenüber den heutigen
Darstellungen nach dem heliozentrischen System vertauscht sind. Gichtel war diese okkulte
Reihung ganz offenbar vertraut. Rudolf Steiner hat auch auf diese Vertauschung der
Reihenfolge von Merkur und Venus mehrmals sehr nachdrücklich hingewiesen.

Gichtel beschreibt hier die grundlegende und natürliche Zuordnung der Chakren zu den
Planetensphären. Tatsächlich bilden die Lotosblumen aber ein ganzheitliches System, in dem
jede Lotosblume mit jeder Planetensphäre in gewisser Weise korrespondiert. In bestimmten
Zusammenhängen sind daher durchaus andere Zuordnungen möglich und sinnvoll. So kann
beispielsweise die heilende Liebeskraft der Sonne oder die kriegerisch-aktive Marskraft sehr
wohl auch mit dem Wurzelchakra, dem natürlicherweise die Mondensphäre entspricht,
verbunden werden, wodurch sehr unterschiedliche Wirkungen entstehen.

Lotosblumen und meditative Farbzuordnung


Hier einmal die meditativen spektralen Farbzuordnungen zu den Lotosblumen für die
Farbtherapie[3]:

Chakra Farbzuordnung Anzahl der Blätter


Scheitelchakra Violett 1000-blättrig
Stirnchakra Indigo 2-blättrig
Kehlchakra Cyan 16-blättrig
Herzchakra Grün, Rosa, Gold 12-blättrig
Oberbauchchakra Gelb 10-blättrig
Sakralchakra Orange 6-blättrig
Wurzelchakra Rot 4-blättrig
Lotosblumen und endokrine Organe
Die moderne Chakrenforschung setzt die sieben Chakren in Verbindung mit bestimmten
endokrinen Organen, und zwar wie folgt[4]:

Chakra Endokrines Organ Anzahl der Blätter


Scheitelchakra Zirbeldrüse 1000-blättrig
Stirnchakra Hypophyse 2-blättrig
Kehlchakra Schilddrüse 16-blättrig
Herzchakra Thymusdrüse 12-blättrig
Oberbauchchakra Bauchspeicheldrüse 10-blättrig
Sakralchakra Nebennieren 6-blättrig
Wurzelchakra Gonade 4-blättrig
Die Kerneigenschaften der Lotosblumen
Hier noch eben die Kerneigenschaften der Lotosblumen[5]:

Chakra Kerneigenschaft Anzahl der Blätter


Scheitelchakra Spiritualität 1000-blättrig
Stirnchakra Intuition 2-blättrig
Kehlchakra Ausdruck 16-blättrig
Herzchakra Liebe 12-blättrig
Oberbauchchakra Macht 10-blättrig
Sakralchakra Sexualität 6-blättrig
Wurzelchakra Überleben 4-blättrig
Lotosblumen und Kristalltherapie
Die Zuordnung der Kristalle für die Kristalltherapie (zur Aufladung der Chakren)[6]:

Chakra Zugeordnete Kristalle


Scheitelchakra Amethyst, Bergkristall
Stirnchakra Lapislazuli, Indigoblauer Saphir
Kehlchakra Aquamarin, Türkis
Herzchakra Smaragd, Jade, Rosenquarz, Turmalin
Oberbauchchakra Tigerauge, Bernstein, Citrin
Sakralchakra Karneol, Mondstein
Wurzelchakra Achat, Granat, Rubin
Lotosblumen und Klangtherapie
Hier noch eben die Tonzuordnungen für die Klangtherapie[7]:

Chakra Tonzuordnung Anzahl der Blätter


Scheitelchakra C 1000-blättrig
Stirnchakra D 2-blättrig
Kehlchakra E 16-blättrig
Herzchakra F 12-blättrig
Oberbauchchakra G 10-blättrig
Sakralchakra A 6-blättrig
Wurzelchakra H 4-blättrig
Die Lotosblumen und die Alchemie
Auch einige Alchemisten schrieben über den Zusammenhang der Lotosblumen, die sie
Brennöfen der Seele oder Siegel der Planeten nannten, mit den Planetensphären. Die
Lotosblumen stehen in Zusammenhang mit der geistigen Schulung, die mit der Bereitung des
Steins der Weisen, dem Opus Magnum der Alchemie, verbunden ist. Dieser geistige Weg
geht über drei Hauptstufen: die Nigredo, die Albedo und die Rubedo.

Die Nigredo
Auf der Stufe der Nigredo oder Schwärzung stirbt die Materie, wird von dem ihr
innenwohnenden Geist befreit und verfällt ganz der irdischen Welt. Auf diese Stufe bezieht
sich Gichtel, wenn er vom gantz irdischen natürlichen finsteren Menschen spricht, wie es
auch in der oben stehenden Zeichnung aus seiner Theosophia practica zu sehen ist. Der
Mensch ist noch ganz in der geistigen Finsternis befangen, und darum auch in ganz dunkler
Gestalt dargestellt. Dieser Stufe entspricht die natürliche Anordnung der Chakren, die mit
der okkulten Reihenfolge der Planeten in unserem gegenwärtigen Planetensystem
korrespondiert.

Die Albedo

Das Septagramm als Symbol des mystischen Lammes


Gichtel zeigt aber auch bereits den Weg, der zur Reinigung, zur Erhellung und schließlich zur
Albedo, zur Weißung führt. Dieser Weg ist durch die Spirale angedeutet, die im Herzchakra
entspringt und im Kronenchakra endet. Im Ganzen ergibt sich folgende Reihung, die auch als
der Weg des Herzens bezeichnet wird:

Herzchakra (Sonne) - Oberbauchchakra (Venus) - Halschakra (Mars) - Sakralchakra (Merkur) -


Stirnchakra (Jupiter) - Wurzelchakra (Mond) - Scheitelchakra (Saturn)

Der Siebenstern, dem die sieben Planeten zugeordnet sind, ist einem Kreis eingeschrieben,
der mit der bekannten Vitriol-Formel der Alchemisten beschriftet ist: Visita Interiora Terrae
Rectificando Invenies Occultum Lapidem (Veram Medicinam)
«Siehe in das Innere der gereinigten Erde, und du wirst finden den geheimen Stein, die
wahre Medizin.» Quelle: Lukas Jennis: Musaeum Hermeticum, Frankfurt 1625
Komplementär dazu ist der Weg der Mystik, der sich ergibt, wenn man der Spirale,
beginnend mit dem Scheitelchakra und dem ihm zugeordneten Saturn und endend im
Herzchakra, von außen nach innen folgt.

Die Rubedo
Die Rubedo, die Rötung, die die höchste Stufe des Opus Magnum ist, ist in Gichtels
Zeichnung nicht mehr zu sehen. Der Weg dorthin wurde streng geheim gehalten und nur in
symbolisch verschlüsselter Form mitgeteilt. Dem Symbol liegt der Siebenstern zugrunde, der
das Lamm Gottes, den Christus bezeichnet. Die Spitzen des Siebensterns sind mit den
Planetensymbolen versehen, wie es in der nebenstehenden Zeichnung von Rudolf Steiner zu
sehen ist. Beginnt man den Weg an der obersten Spitze des Siebensterns, der das
Sonnensymbol trägt und schreitet von dort zur unteren rechten Spitze weiter, die mit dem
Mondsymbol versehen und geht dann konsequent von Spitze zu Spitze weiter, so ergibt sich
die Reihenfolge, die der Rubedo entspricht:

Herzchakra (Sonne) - Wurzelchakra (Mond) - Halschakra (Mars) - Sakralchakra (Merkur) -


Stirnchakra (Jupiter) - Nabelchakra (Venus) - Kronenchakra (Saturn)

Diese Reihenfolge ist leicht zu merken, denn sie entspricht genau der Reihenfolge der
Wochentage von Sonntag bis Samstag.

Beginnt man diesen Weg einen Schritt früher, indem man von links unten vom Saturn zur
Sonne oben weitergeht und dann den Weg wie oben weiter verfolgt, so kommt man,
ausgehend vom alten Saturn, zu den großen planetarischen Weltentwicklungsstufen, in
denen sich unsere Planetenkette entwickelt. Diese Anordnung war schon den Chaldäern
bekannt und wird nach ihnen auch als Chaldäische Reihe bezeichnet. Die Planetennamen
beziehen sich dabei nicht unmittelbar auf unser gegenwärtiges Planetensystem, sondern auf
die gleichnamigen, sogenannten okkulten Planeten, die frühere bzw. zukünftige
Verkörperungen unserer Erde sind. Unser gegenwärtiger Erdenzustand wird durch Mars und
Merkur gemeinsam repräsentiert, da sich nach den Erkenntnissen Rudolf Steiners die
Erdentwicklung in eine Marshälfte und eine darauf folgende Merkurhälfte gliedert:

Kronenchakra (Alter Saturn) - Herzchakra (Alte Sonne) - Wurzelchakra (Alter Mond) -


Halschakra (erste Erdenhälfte = Mars) - Sakralchakra (zweite Erdenhälfte = Merkur) -
Stirnchakra (Neuer Jupiter) - Nabelchakra (Neue Venus)

Die letzte, siebente Entwicklungsstufe unserer Planetenkette, der künftige Vulkanzustand


fehlt in dieser Aufreihung.

Siehe auch
Chakra - Artikel in der deutschen Wikipedia
Chatiu-Dämonen
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
Chatiu in Hieroglyphen
Aa1 G38 M17 G43 N15
[1]
Chatiu
ḫ3.tjw
Leichname
Die Chatiu-Dämonen beziehungsweise „die Leichnams-Dämonen” verkörpern in der
altägyptischen Mythologie und Astronomie die sieben unsichtbaren Baktiu. Jedes der 36
Dekan-Sternbilder wechselt einmal im Jahresverlauf seinen Status eines lebenden Baktiu in
den eines toten Chatiu, wenn er in die Duat eintritt. Im Nutbuch wird im Dekankapitel die
negative Wirkung dieser Schutzdämonen beschrieben, wenn die „verborgenen Namen der
Götter” öffentlich ausgesprochen wurden.

Die Rolle der Chatiu-Dämonen ist auch Thema des Balsamierungsrituals, bei welchem den
Verstorbenen die Verwandlung seines Bas in jeden beliebigen der 36 Dekan-Sterne
versprochen wird.[2] Im pLouvre2420c erbittet die Besitzerin eines Sarkophags in einer
Aufschrift die Aufnahme unter die Chatiu-Dämonen. Im ägyptischen Totenbuch ist unter der
Nr. 158 dieser Wunsch im „Spruch für einen goldenen Halskragen” standardisiert: „Löse
mich, sieh mich an. Ich bin einer von denen (Chatiu-Dekane), die zur Lösung gehören, wenn
sie Geb sehen.”[3] Jeder Mensch, dem diese Bitte im Totenreich gewährt wird, gelangt zu
neuem Leben in Gleichsetzung zur Wiedergeburt des Dekan-Sterns.

ᐃᐁ
Klangäther
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Chemischer Äther)
Der Klangäther (auch Chemischer Äther, Zahlenäther, Mathematischer Äther, Tonäther) ist
auf dem alten Mond zugleich mit dem Wasserelement entstanden. Heute wirkt er gestaltend
in den Elementen bis zum Wasserelement herab. Er ist der Träger der Sphärenharmonie, die
nur bei entsprechender geistiger Entwicklung wahrgenommen werden kann. Der Klangäther
gibt sich daher nicht unmittelbar der sinnlichen Anschauung kund, sondern äußert sich
dadurch, dass er die chemischen Stoffe in ihrem Zusammenwirken nach Maß und Zahl und
nach geometrischen Verhältnissen ordnet, ähnlich wie der sinnliche Ton, der sein
vergröberter äußerer Ausdruck ist, die physischen Stoffe zu Klangfiguren ordnet (Chladnische
Klangfiguren). Im Periodensystem der chemischen Elemente wird diese ordnende Kraft des
Klangäthers offenbar. Die moderne Quantenphysik zeichnet davon ein mathematisch-
abstraktes Gedankenbild.

„Auf dem Astralplan lebt der chemische Äther. Wenn man somnambul ist, nimmt man auf
dem Astralplan die Eigenschaften der Chemikalien, die chemischen Eigenschaften wahr, weil
auf dem Astralplan der chemische Äther sein Leben hat.“ (Lit.:GA 93a, S. 46)

Die Sphärenharmonie, die sich im Klangäther zum Ausdruck bringt, hat ihren Ursprung im
Devachan. In ihr wird die Tätigkeit der Geister der Bewegung für das geistig erweckte Ohr
hörbar.

„Wenn der Mensch etwas wahrzunehmen lernt von dem, was er sonst nur als Maya in der
Wirkung der chemischen Zusammensetzungen und Auflösungen sieht, dann hört er die
Geister der Bewegung, die Dynamis, dann nimmt er die Sphärenmusik wahr, von denen die
pythagoreische und andere Geheimschulen sprechen.“ (Lit.:GA 121, S. 93)

In der Materie, insofern sie äußerlich sinnlich in der physischen Welt wahrgenommen wird,
ist die Sphärenharmonie verstummt.

„In der Welt sind eine Anzahl von Substanzen, die verbindbar und trennbar sind. Was wir
Chemismus nennen, ist hineinprojiziert in die physische Welt aus der Welt des Devachan,
der Sphärenharmonie. Die chemische Verwandtschaft zweier Stoffe in der physischen Welt
ist eine Abschattung aus der Welt der Sphärenharmonie. Die Zahlenverhältnisse der Chemie
sind wirklich die Ausdrücke für die Zahlenverhältnisse der Sphärenharmonie. Diese ist
stumm geworden durch die Verdichtung der Materie.“ (Lit.:GA 130, S. 102)

Für unser inneres seelisches Erleben drückt sich im Klangäther das Denken aus; aus ihm
schöpfen wir unsere Gedankenformen, namentlich die mathematischen
Gedankenbildungen, durch die wir dann wiederum die Zahlenverhältnisse der chemischen
Stoffumwandlungen zu verstehen versuchen.
Durch die sinnliche Wahrnehmung tötet der Mensch den Wärmeäther und den Lichtäther
ab. Könnte er auch den Klangäther in gleicher Weise abtöten, würde er den sinnlichen
Ausdruck der Sphärenharmonie vernehmen. Dies wurde aber verhindert, indem der Mensch
nach dem Sündenfall, wie es in der Genesis heißt, nicht auch noch vom Baum des Lebens
essen sollte.
ᐃᐁ
Cherubim
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Cherub)

Die vier Evangelistensymbole Stier , Löwe, Adler und Mensch zur Gestalt eines Tetramorphs
vereinigt repräsentieren die vier führenden Cherubim (Fresco, Meteora, 16. Jahrhundert)
Die Cherubim (hebr. ‫ ְּכ רּוב‬cherub; Plural ‫כרובים‬, cherubim „Fülle der Erkenntnis“, „Ergießung
der Weisheit“[1]), auch als Geister der Harmonien bezeichnet, sind erhabene geistige
Wesenheiten, die, wie alle Wesen der ersten Hierarchie, den unmittelbaren Anblick der
Gottheit haben und unmittelbar deren Willen vollstrecken. Sie sind zugleich die eigentlichen
Tierkreiswesenheiten. Dargestellt werden sie meist als vierflügelige Tierwesen. Sie
unterscheiden sich dadurch von den Seraphim, die meist mit einem menschlichen Körper
abgebildet werden.

Die vier führenden Cherubim werden auch als Tetramorph mit drei tierischen Köpfen (Stier,
Löwe, Adler) und einem menschlichem Antlitz abgebildet, vergleichbar der Sphinx. Ihr
Herrschaftsgebiet reicht weit über die Grenzen unseres Sonnensystems hinaus und
gemeinsam mit den Thronen und Seraphim gehören sie jener Region an, deren äußerer
Ausdruck der Tierkreis ist. Die Cherubim haben die Aufgabe, die Entwicklungsziele eines
Planetensystems, die sie von der Gottheit empfangen, in Weisheit auszubauen. Es ist dies
eine völlig überpersönliche Weisheit, die sie in den Jahrmillionen des Weltenwerdsens
sammeln und dann in erhabener Macht verströmen.

Die Cherubim in der Bibel


In der Bibel werden die Cherubim mehr als 90mal genannt, erstmals in der Genesis bei der
Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies (1 Mos 3,24 EU). Sehr detailreich werden
sie in der Thronwagen-Vision des Ezechiel geschildert.

„4 Und ich sah, und siehe, es kam ein ungestümer Wind von Norden her, eine mächtige
Wolke und loderndes Feuer, und Glanz war rings um sie her, und mitten im Feuer war es wie
blinkendes Kupfer. 5 Und mitten darin war etwas wie vier Gestalten; die waren anzusehen
wie Menschen. 6 Und jede von ihnen hatte vier Angesichter und vier Flügel. 7 Und ihre Beine
standen gerade, und ihre Füße waren wie Stierfüße und glänzten wie blinkendes, glattes
Kupfer. 8 Und sie hatten Menschenhände unter ihren Flügeln an ihren vier Seiten; die vier
hatten Angesichter und Flügel. 9 Ihre Flügel berührten einer den andern. Und wenn sie
gingen, brauchten sie sich nicht umzuwenden; immer gingen sie in der Richtung eines ihrer
Angesichter. 10 Ihre Angesichter waren vorn gleich einem Menschen und zur rechten Seite
gleich einem Löwen bei allen vieren und zur linken Seite gleich einem Stier bei allen vieren
und hinten gleich einem Adler bei allen vieren. 11 Und ihre Flügel waren nach oben hin
ausgebreitet; je zwei Flügel berührten einander und mit zwei Flügeln bedeckten sie ihren
Leib. 12 Immer gingen sie in der Richtung eines ihrer Angesichter; wohin der Geist sie trieb,
dahin gingen sie; sie brauchten sich im Gehen nicht umzuwenden. 13 Und in der Mitte
zwischen den Gestalten sah es aus, wie wenn feurige Kohlen brennen, und wie Fackeln, die
zwischen den Gestalten hin und her fuhren. Das Feuer leuchtete und aus dem Feuer kamen
Blitze. 14 Und die Gestalten liefen hin und her, dass es aussah wie Blitze. 15 Als ich die
Gestalten sah, siehe, da stand je ein Rad auf der Erde bei den vier Gestalten, bei ihren vier
Angesichtern. 16 Die Räder waren anzuschauen wie ein Türkis und waren alle vier gleich,
und sie waren so gemacht, dass ein Rad im andern war. 17 Nach allen vier Seiten konnten sie
gehen; sie brauchten sich im Gehen nicht umzuwenden. 18 Und sie hatten Felgen, und ich
sah, ihre Felgen waren voller Augen ringsum bei allen vier Rädern. 19 Und wenn die
Gestalten gingen, so gingen auch die Räder mit, und wenn die Gestalten sich von der Erde
emporhoben, so hoben die Räder sich auch empor. 20 Wohin der Geist sie trieb, dahin
gingen sie, und die Räder hoben sich mit ihnen empor; denn es war der Geist der Gestalten
in den Rädern. 21 Wenn sie gingen, so gingen diese auch; wenn sie standen, so standen
diese auch; und wenn sie sich emporhoben von der Erde, so hoben sich auch die Räder mit
ihnen empor; denn es war der Geist der Gestalten in den Rädern. 22 Aber über den
Häuptern der Gestalten war es wie eine Himmelsfeste, wie ein Kristall, unheimlich
anzusehen, oben über ihren Häuptern ausgebreitet, 23 dass unter der Feste ihre Flügel
gerade ausgestreckt waren, einer an dem andern; und mit zwei Flügeln bedeckten sie ihren
Leib. 24 Und wenn sie gingen, hörte ich ihre Flügel rauschen wie große Wasser, wie die
Stimme des Allmächtigen, ein Getöse wie in einem Heerlager. Wenn sie aber stillstanden,
ließen sie die Flügel herabhängen 25 und es donnerte im Himmel über ihnen. Wenn sie
stillstanden, ließen sie die Flügel herabhängen. 26 Und über der Feste, die über ihrem Haupt
war, sah es aus wie ein Saphir, einem Thron gleich, und auf dem Thron saß einer, der aussah
wie ein Mensch. 27 Und ich sah, und es war wie blinkendes Kupfer aufwärts von dem, was
aussah wie seine Hüften; und abwärts von dem, was wie seine Hüften aussah, erblickte ich
etwas wie Feuer und Glanz ringsumher. 28 Wie der Regenbogen steht in den Wolken, wenn
es geregnet hat, so glänzte es ringsumher. So war die Herrlichkeit des HERRN anzusehen.
Und als ich sie gesehen hatte, fiel ich auf mein Angesicht und hörte einen reden.“

– Altes Testament: Hes 1,4-28 LUT


„1 Und ich sah, und siehe, an der Himmelsfeste über dem Haupt der Cherubim glänzte es
wie ein Saphir, und über ihnen war etwas zu sehen wie ein Thron. 2 Und er sprach zu dem
Mann in dem Kleid von Leinwand: Geh hinein zwischen das Räderwerk unter dem Cherub
und fülle deine Hände mit glühenden Kohlen, die zwischen den Cherubim sind, und streue
sie über die Stadt. Und er ging hinein vor meinen Augen. 3 Die Cherubim aber standen zur
Rechten am Hause des Herrn, als der Mann hineinging, und die Wolke erfüllte den inneren
Vorhof. 4 Und die Herrlichkeit des HERRN erhob sich von dem Cherub zur Schwelle des
Hauses, und das Haus wurde erfüllt mit der Wolke und der Vorhof mit dem Glanz der
Herrlichkeit des HERRN. 5 Und man hörte die Flügel der Cherubim rauschen bis in den
äußeren Vorhof wie die Stimme des allmächtigen Gottes, wenn er redet. 6 Und als er dem
Mann in dem Kleid von Leinwand geboten hatte: Nimm von dem Feuer zwischen dem
Räderwerk zwischen den Cherubim, ging dieser hinein und trat neben das Rad. 7 Und der
Cherub streckte seine Hand aus der Mitte der Cherubim hin zum Feuer, das zwischen den
Cherubim war, nahm davon und gab es dem Mann in dem Kleid von Leinwand in die Hände;
der empfing es und ging hinaus. 8 Und es erschien an den Cherubim etwas wie eines
Menschen Hand unter ihren Flügeln. 9 Und ich sah, und siehe, vier Räder standen bei den
Cherubim, bei jedem Cherub ein Rad, und die Räder sahen aus wie ein Türkis, 10 und alle
vier sahen eins wie das andere aus; es war, als wäre ein Rad im andern. 11 Wenn sie gehen
sollten, so konnten sie nach allen ihren vier Seiten gehen; sie brauchten sich im Gehen nicht
umzuwenden; sondern wohin das erste ging, da gingen die andern nach, ohne sich im Gehen
umzuwenden. 12 Und ihr ganzer Leib, Rücken, Hände und Flügel und die Räder waren voller
Augen um und um bei allen vieren. 13 Und die Räder wurden vor meinen Ohren »das
Räderwerk« genannt. 14 Ein jeder hatte vier Angesichter; das erste Angesicht war das eines
Cherubs, das zweite das eines Menschen, das dritte das eines Löwen, das vierte das eines
Adlers. 15 Und die Cherubim hoben sich empor. Es war aber dieselbe Gestalt, die ich am
Fluss Kebar gesehen hatte. 16 Wenn die Cherubim gingen, so gingen auch die Räder mit, und
wenn die Cherubim ihre Flügel schwangen, dass sie sich von der Erde erhoben, so wandten
sich auch die Räder nicht von ihrer Seite weg. 17 Wenn jene standen, so standen diese auch;
erhoben sie sich, so erhoben sich diese auch; denn es war der Geist der Gestalten in ihnen.
18 Und die Herrlichkeit des HERRN ging wieder hinaus von der Schwelle des Tempels und
stellte sich über die Cherubim. 19 Da schwangen die Cherubim ihre Flügel und erhoben sich
von der Erde vor meinen Augen, und als sie hinausgingen, gingen die Räder mit. Und sie
traten in den Eingang des östlichen Tores am Hause des HERRN, und die Herrlichkeit des
Gottes Israels war oben über ihnen. 20 Das waren die Gestalten, die ich unter dem Gott
Israels am Fluss Kebar gesehen hatte; und ich merkte, dass es Cherubim waren. 21 Vier
Angesichter hatte jeder und vier Flügel und etwas wie Menschenhände unter den Flügeln. 22
Und ihre Angesichter waren so gestaltet, wie ich sie am Fluss Kebar gesehen hatte; und sie
gingen in der Richtung eines ihrer Angesichter, wie sie wollten.“

– Altes Testament: Hes 10,1-22 LUT


Das Wesen der Cherubim
„Wir gewinnen höchstens einen Vergleich für die Eigenschaften jener Wesenheiten, zu
denen wir uns dann als den Wesenheiten der zweiten Kategorie der ersten Hierarchie
aufschwingen, wir gewinnen eine Möglichkeit, sie zu charakterisieren, wenn wir so recht auf
unser Gemüt dasjenige wirken lassen, wozu es ernste, würdige Menschen gebracht haben,
welche viele Schritte ihres Lebens dazu verwendet haben, Weisheit in sich anzusammeln,
welche nach vielen Jahren reichen Erlebens so viel Weisheit angesammelt haben, daß wir
uns sagen: Wenn solche Menschen ein Urteil aussprechen, so spricht nicht ein persönlicher
Wille zu uns, sondern es spricht das Leben zu uns, das durch Jahre, durch Jahrzehnte in
diesen Menschen sich angehäuft hat und durch das sie in einer gewissen Weise unpersönlich
geworden sind. Menschen, welche auf uns einen solchen Eindruck machen, daß ihre
Weisheit unpersönlich wirkt, daß ihre Weisheit wie die Blüte und Frucht eines reifen Lebens
erscheint, die rufen in uns ein wenn auch nur ahnendes Empfinden von dem hervor, was aus
unserer geistigen, aus unserer spirituellen Umgebung auf uns wirkt, wenn wir zu dieser Stufe
des Hellsehens emporrücken, von der hier jetzt die Rede sein muß. Man nennt diese
Kategorie in der abendländischen Esoterik die Cherubim.“ (Lit.:GA 136, S. 80)

„Solche Weisheit, die nun nicht gesammelt ist in Jahrzehnten, wie die Weisheit
hervorragender Menschen, sondern solche Weisheit, die in Jahrtausenden, in Jahrmillionen
des Weltenwerdens gesammelt ist, die strömt uns entgegen in erhabener Macht aus den
Wesenheiten, die wir Cherubim nennen.“ (S. 81)

Die Cherubim als Schöpfer der Ewigkeit


Wie Rudolf Steiner in seinen Vorträgen über "Die Evolution vom Gesichtspunkte des
Wahrhaftigen" ausführlich geschildert hat, sind die Cherubim auch die eigentlichen Schöpfer
der Ewigkeit. Nachdem auf dem alten Saturn die Throne einen Teil ihres Wesens hingeopfert
hatten und die Cherubim dieses Opfer entgegennahmen, war die Wärmesubstanz und
zugleich auch die wesenhafte Zeit in Gestalt der Archai entstanden (Lit.: GA 132, S. 9ff). Die
ganze Welt wurde dadurch aber auch in die Vergänglichkeit, in die Zeitlichkeit gerissen. Da
entwickelt ein Teil der Cherubim die geistige Tugend der schöpferischen Resignation und
verzichtet darauf, das Willensopfer der Throne anzunehmen. Dadurch entrissen sie sich der
Zeitlichkeit und begründeten die Region der Dauer, die Ewigkeit. Anfänge dieses Verzichts
sind schon auf dem alten Saturn zu finden, deutlich bemerkbar wird er aber erst im
Übergang von der alten Sonne zum alten Mond. Eine andere Folge dieser Resignation war
aber auch, dass die zurückgewiesene Opfersubstanz der Throne von den
Widersachermächten ergriffen wurde, was schließlich zum Streit am Himmel führte, in dem
das Urgeheimnis des Bösen begründet ist (Lit.: GA 132, S. 41ff).

Die Cherubim als Tierkreiswesenheiten


Die Cherubim waren maßgebend daran beteiligt, dass auf der alten Sonne die erste Anlage
des Tierreichs gebildet wurde. Zunächst war während der alten Sonnenentwicklung durch
die schenkende Tugend der Geister der Weisheit das Luftelement entstanden. Zugleich
traten die Erzengel hervor, die auf der alten Sonne ihre Menschheitsstufe durchliefen, also
ihr Ich entwickelten. Sie nahmen entgegen, was die Geister der Weisheit von ihrem Wesen
verschenkten, aber sie behielten es nicht einfach für sich, sondern sie strahlen es als Bild
zurück, aber nicht sofort, sondern zeitversetzt zu einem späteren Zeitpunkt - und dadurch
entstand das Licht. Das Licht ist die von den Archangeloi zeitversetzt zurückgestrahlte
Weisheit der Kyriotetes (Lit.: GA 132, S. 33). Zugleich entstand dadurch der Raum, allerdings
zunächst noch nicht in den uns gewohnten drei Dimensionen, sondern zweidimensional als
«Inneres» und «Äußeres», indem den Kyriotetes ihr inneres Wesen von außen
zurückgestrahlt wurde.

„Dadurch wird etwas ganz Besonderes hervorgerufen, was Sie sich nur richtig vorstellen
können, wenn Sie sich denken das Bild einer innerlich geschlossenen Kugel, wo vom
Mittelpunkte etwas ausgestrahlt wird, was geschenkt wird; das strahlt bis zur Peripherie hin
und strahlt von dort zurück zum Mittelpunkte. An der Oberfläche, innen an der Kugel lagern
die Erzengel, die strahlen es zurück. Außen brauchen Sie sich nichts vorzustellen. - Wir haben
uns also von einem Zentrum ausgehend zu denken das, was von den Geistern der Weisheit
kommt: das wird ausgestrahlt nach allen Seiten, wird aufgefangen von den Erzengeln und
zurückgestrahlt. Was ist das, was da zurückstrahlt in den Raum hinein, dieses
zurückgestrahlte Geschenk der Geister der Weisheit? Was ist die ausgestrahlte Weisheit in
sich selbst zurückgeleitet? - Das ist das Licht. Und damit sind die Erzengel zugleich die
Schöpfer des Lichtes.“ (Lit.:GA 132, S. 33)

Wie nun die Erzengel dem kosmischen Umkreis zustrebten, um den Kyriotetes ihr
Weisheitswesen als Licht zurückzuwerfen, kamen ihnen aus der Tierkreisregion die Cherubim
entgegen.

Die Cherubim als Tierkreiswesenheiten (GA 110, S 71)


„Diese Wesenheiten, die den Erzengeln aus dem geistigen Raum entgegengekommen sind
und die Erzengel aufgenommen haben, nennen wir Cherubim. Das ist eine besonders
erhabene Art von geistigen Wesenheiten, denn sie haben die Macht, sozusagen mit offenen
Armen aufzunehmen die Erzengelwesen. Wenn diese Erzengelwesen hinaus sich verbreiten,
kommen ihnen die Cherubim aus dem Weltenall entgegen. Also wir haben rings um den
alten Sonnenball herum die sich nahenden Cherubim. Wie, wenn ich den Vergleich
gebrauchen darf, unsere Erde von ihrer Atmosphäre umgeben ist, so ist die alte Sonne
umgeben gewesen von dem Reich der Cherubim zur Wohltat der Erzengel. Diese Erzengel
schauten also, wenn sie hinausgingen in den Weltenraum, sie schauten ihre großen Helfer
an.

Und wie kamen ihnen diese großen Helfer entgegen, wie sahen sie aus? Das kann ja
natürlich nur das in der Akasha-Chronik lesende hellseherische Bewußtsein konstatieren. In
ganz bestimmten ätherischen Gestalten stellten sich dar diese großen universellen Helfer.
Und unsere Vorfahren, die noch ein Bewußtsein gehabt haben durch ihre Tradition von
dieser bedeutungsvollen Tatsache, die haben die Cherubim abgebildet als jene eigentümlich
geflügelten Tiere mit den verschieden gestalteten Köpfen: den geflügelten Löwen, den
geflügelten Adler, den geflügelten Stier, den geflügelten Menschen. Denn in der Tat: Von
vier Seiten haben sich zunächst genähert die Cherubim. Und sie nahten sich in solchen
Gestalten, daß sie in der Tat nachher so abgebildet werden konnten, wie sie uns als die
Gestalten der Cherubim bekannt geworden sind. Und deshalb haben die Schulen der ersten
Eingeweihten der nachatlantischen Zeit diese von vier Seiten an die alte Sonne
heranrückenden Cherubim mit Namen bezeichnet, die dann geworden sind zu den Namen
Stier, Löwe, Adler, Mensch.“ (Lit.:GA 110, S. 71f)

In höchstem Grade belebend wirkten die Cherubim auf die Erzengel und dadurch war es
diesen möglich, länger im Reich des Geistes, das die alte Sonne umgab, zu verweilen, als es
ihnen sonst möglich gewesen wäre. Nun war aber die alte Sonne noch kein dauerhaft nach
außen leutender Stern, wie es unsere heutige Sonne ist. Die alte Sonne zeigte ein
pulsierendes Leuchten, bei dem Sonnentage mit Sonnennächten wechselten.

„Auf diejenigen Wesenheiten der alten Sonne, die sozusagen sich bis zum Licht-Element
aufgeschwungen hatten, die im Licht- Element zu leben wußten, auf die wirkten sie in der
geschilderten Weise. Aber auf dieses Licht-Element konnte ja nur gewirkt werden während
eines Sonnentages, während Licht hinausströmte in den Weltenraum. Es gab aber auch
Sonnennächte, wo Licht nicht hinausströmte, da waren die Cherubim doch auch am Himmel.
In dieser Zeit, wo sich der Sonnenplanet verfinsterte, da war er also bloß Wärme-Gas, nicht
leuchtend; da strömten Wärme-Gase innerhalb des Sonnenballs. Ringsherum waren nun die
Cherubim und sandten ihre Wirkung herunter: Jetzt wirkten sie in das finstere Gas hinein.
Wenn also diese Cherubim nicht auf die Erzengel in normaler Weise einwirken konnten,
dann wirkten sie herein auf den dunklen Rauch der Sonne, auf das dunkle Gas. Während also
auf dem alten Saturn Wirkungen geübt wurden auf die Wärme, wurden jetzt vom
Weltenraum herein Wirkungen geübt auf die verdichtete Wärme, auf das Gas der alten
Sonne. Dieser Wirkung ist es zuzuschreiben, daß auf der alten Sonne aus dem Sonnennebel
heraus sich die erste Anlage bildete zu demjenigen, was wir heute das Tierreich nennen. So
wie auf dem alten Saturn die erste Anlage des Menschenreiches im physischen
Menschenleib entstanden ist, so wird auf der Sonne aus dem Rauch, aus dem Gas die erste
Anlage des Tierreiches gebildet. Aus der Wärme bildete sich auf dem alten Saturn die erste
Anlage des Menschenleibes; auf der alten Sonne bilden sich durch die sich in diesen
Sonnengasen spiegelnden Cherubimgestalten die ersten rauchartig sich bewegenden
physischen Tierkörper-Anlagen.“ (Lit.:GA 110, S. 73)
So entstanden in diesen bewegten Luftmassen zuerst vogelartige Gestalten. Als sich dieser
Prozess während der Erdentwicklung in verkürzter Weise wiederholte, wie es etwa am 5.
Schöpfungstag in der Genesis geschildert wird, treten daher auch als erste Tiere die Vögel
(hebr. ‫ ֤ ֹעוף‬, oph) hervor. Mit künstlerischem Blick kann man erkennen, dass der Vogel auch in
seiner heutigen Form nicht aus einem Rumpf und aus Gliedmaßen besteht, sondern dass
sein ganzer Körper eigentlich ein umgestalteter Kopf ist. Der mehr oder weniger kugelartig
geformte Kopf ist ein unmittelbares Abbild des Kosmos, das noch kaum durch den irdischen
Einfluss verzerrt ist.

„Das ist die ursprüngliche Bedeutung des Tierkreises. Auf dem alten Saturn wird zuerst die
Menschheit veranlagt, indem der Stoff, den sie heute im physischen Leib hat, von den
Thronen ausgegossen, hingeopfert wird. Auf der Sonne wird die erste Anlage zum Tierreich
gebildet, indem aus dem zum Gas verdichteten Wärmestoff durch die sich spiegelnden
Gestalten der Cherubim herausgezaubert werden die ersten Tierformen. Und so werden die
Tiere zunächst Sonnenabbilder des Tierkreises. Das ist eine wirkliche innere Beziehung
zwischen dem Tierkreis und den auf der Sonne werdenden Tieren. Unsere Tiere sind
karikaturenhafte Nachfolger jener auf der Sonne werdenden Tiere.“ (Lit.:GA 110, S. 74)

Nun gibt es nicht vier Cherubim, die in diesem Sinn wirken, sondern jeder von ihnen hat
noch zwei Begleiter und damit gibt es also insgesamt zwölf Tierkreiswesenheiten.

„Nun kann es Ihnen auffallen, daß hier zunächst nur vier Namen des Tierkreises
hingeschrieben sind. Das sind eben nur die hauptsächlichsten Ausdrücke für die Cherubim,
denn im Grunde genommen hat jede solche Cherubimgestalt nach links und rechts eine Art
Nachkommen oder Begleiter. Denken Sie sich jede der vier Cherubimgestalten mit zwei
Begleitern ausgestattet, dann haben Sie zwölf Kräfte und Mächte im Umkreis der Sonne, die
in einer gewissen Andeutung auch schon beim alten Saturn vorhanden waren. Wir haben
zwölf solcher Mächte, die angehören dem Reich der Cherubim und die in der Weise ihre
Aufgabe, ihre Mission im Universum zu erfüllen haben, wie wir es jetzt gesagt haben.

Nun könnten Sie noch fragen, wie verhält es sich aber mit den gewöhnlichen
Tierkreisnamen? Davon werden wir noch ein Wort in den nächsten Tagen sprechen. Denn in
der Reihenfolge der Namen hat sich einiges geändert. Man fängt gewöhnlich an zu zählen
mit Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, dann kommt Jungfrau, Waage. Der Adler hat durch
eine spätere Verwandlung sich die Benennung Skorpion gefallen lassen müssen - aus ganz
bestimmten Gründen. Und dann die zwei Begleiter Schütze, Steinbock. Der Mensch heißt aus
gewissen Gründen, die wir auch noch kennenlernen werden, Wassermensch oder
Wassermann. Und dann die Fische. — Sie sehen also sozusagen die wirkliche Gestalt, aus der
der Tierkreis entsprungen ist, nur noch durchleuchten in dem Stier, in dem Löwen, ein wenig
noch im Menschen, der in der gewöhnlichen exoterischen Benennung der Wassermensch
oder Wassermann heißt.“ (Lit.:GA 110, S. 74f)

Die Offenbarung der Cherubim in der Natur


Die höchsten geistigen Wesen, die Cherubim und Seraphim, sind in so hohem Grade
unwahrnehmbar, dass, so paradox es scheinen mag, gerade diese Unwahrnehmbarkeit
schon wiederum wahrgenommen wird. Im Naturgeschehen offenbaren sich die Cherubim
derart in den sich zusammenballenden Gewitterwolken und in den vulkanischen Kräften.
„Die Cherubim erscheinen nicht nur symbolisch, sondern ganz objektiv in dem, was sich in
der Gewitterwolke zuträgt, in dem, was sich zuträgt, wenn ein Planet beherrscht wird von
vulkanischen Kräften.“ (Lit.:GA 180, S. 103)

Etwas anders ist die Darstellung Rudolf Steiners in den Esoterischen Unterweisungen für die
erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Hier beschreibt er, wie uns die
Cherubim in den Blitzen ihre Werkzeuge zeigen, während er an anderen Stellen die Blitze als
Offenbarung der Seraphim schildert:

„Wir blicken auf zu den Blitzen. Oh, die Cherubine sind schon verhüllter. Bei den Thronen
kann man spüren, wie sie in den Wolken selber weben. Die auftürmenden Wolken geben die
Substanz der Throne her. So leicht in ihrem Anblick machen es uns die Cherubine nicht. Sie
verbergen sich mehr als die Throne. Sie zeigen uns nicht sich selbst in den Formungen. Sie
zeigen uns in den Blitzen ihre Werkzeuge. Sie sind hinter ihren Werkzeugen. Sie zeigen uns in
den Blitzen nicht ihr Wesen, nur ihre Werkzeuge.“ (Lit.:GA 270b, S. 75)

Der Choleriker (von griech. χολή „Galle“) ist eine Mensch, bei dem das cholerische
Temperament die anderen, stets auch vorhandenen Temperamente überwiegt. Nach
der Temperamentenlehre des Hippokrates von Kós ist er einerseits ein leicht erregbarer,
unausgeglichener und jähzorniger Mensch, zeichnet sich aber anderseits durch Mut, Tatkraft
und Zielstrebigkeit aus. Seine Gestalt ist oft gedrungen, mit kurzem, ebenso gedrungenem
Hals, und einer leichten Anlage zur O-Beinigkeit. Das cholerische Temperament drückt sich
am, unmittelbarsten in der Blutbewegung aus; der Choleriker kann vor Zorn sehr leicht
erröten oder aber auch erbleichen. Nicht selten treten beim Choleriker Herz-
und Kreislauferkrankungen auf. Dem Choleriker ist das Feuerelement und
die Farbe Rot zugeordnet.
Von den vier grundlegenden Wesensgliedern ist beim Choleriker das Ich vorherrschend.
„Beim Choleriker ist vorzugsweise das Ich und das Blutsystem vorherrschend. Dadurch tritt
er auf als der Mensch, der sein Ich unter allen Umständen durchsetzen will. Von der
Zirkulation des Blutes schreibt sich alles Aggressive des Cholerikers her, alles was mit der
starken Willensnatur des Cholerikers zusammenhängt. Im Nervensystem und Astralleib sind
die auf- und abwogenden Empfindungen und Gefühle. Nur dadurch, daß diese durch das Ich
gebändigt werden, kommt Harmonie und Ordnung hinein. Würde er sie nicht durch sein Ich
bändigen, so würden sie auf- und abfluten, ohne daß man bemerken könnte, der Mensch
übt irgendeine Herrschaft über sie aus. Der Mensch würde hingegeben sein allem Wogen
von Empfindung zu Empfindung, von Bild zu Bild, von Vorstellung zu Vorstellung und so
weiter.“ (Lit.:GA 57, S. 286f)
Wie bei allen vier Temperamenten kommt auch der Choleriker nie in reiner Form vor, da
immer auch andere Temperamente (lat. temperamentum = „das richtige Maß, die richtige
Mischung“) beigemischt sind, die einen mildernden Ausgleich schaffen. In der Praxis hat man
also immer nur mit bestimmten Akzentverschiebungen zu tun.
 Siehe auch
 Vier Temperamente
Der Christus als Menschheitsrepräsentant.
Der Christus (von griech. Χριστός, Christós; latinisiert Christus, als Übersetzung von hebr.
ַ‫ מָ ִׁש יח‬Maschiach, aramäisch Meschiah, in griechischer Transkription Μεσσίας, Messias, "der
Gesalbte") ist ein höchstes kosmisches Geistwesen, das - nach gebräuchlicher
abendländischer Bezeichnung - das Sohnesprinzip der göttlichen Trinität repräsentiert und
als das große makrokosmische Welten-Ich gemeinsam mit dem Vater und dem Heiligen Geist
als Urquell der Schöpfung über allen geistigen Hierarchien steht. Durch das Mysterium von
Golgatha hat sich die Christuskraft, die ursprünglich von der Sonne herabwirkte, mit der Erde
verbunden. Das ist eine geistige Tatsache, die über allen konfessionellen religiösen
Bekenntnissen steht und, wie Rudolf Steiner betont, auch nicht an den bei uns
gebräuchlichen Namen „Christus“ gebunden ist: „Niemals wird derjenige, der das Christus-
Wesen erkennt, sich darauf versteifen, daß der Name des Christus bleibt.“ (Lit.:GA 121, S.
197)

Inhaltsverzeichnis
1 Das Ich im Menschen ist dasselbe wie Christus in der Welt
2 Die Sonnenheimat des Christus
3 Der Christus und das Karma der Menschen
4 Das makrokosmische Ich des Christus
5 Der kosmische Christus
6 Der Abstieg des Christus aus der Sonnensphäre
7 Von der Jordan-Taufe zum Mysterium von Golgatha
8 Die Schmerzen Christi
9 Die Zukunft des Christus-Verständnisses
10 Die Hüllen des in der Erdentwicklung fortwirkenden Christus-Impulses
11 Siehe auch
12 Literatur
13 Weblinks
Das Ich im Menschen ist dasselbe wie Christus in der Welt
Das Ich des Menschen ist mikrokosmisch dasselbe was makrokosmisch der Christus für die
Welt ist.

„Das Ich ist im Menschen dasselbe wie Christus in der Welt. Es ist der Wendepunkt in der
ganzen Menschheitsentwicklung. Alles, was Christus vorausging in der Entwicklung der
Menschheit, war eine Vorbereitung für die Erscheinung Christi; alles, was der Erscheinung
Christi folgte, ging von ihr aus. Christus ist das Weltenzentrum. Er ist das Wort, das in der
Mitte der ganzen Entwicklung steht. Wie Strahlen fließt die ganze Menschheitsentwicklung
hin zu ihm, zu seiner Verkörperung.
Das ganze Weltenleben hatte einen absteigenden Prozess durchgemacht bis in das Physische
hinein. Zuletzt erschien es im Physischen. Das Göttliche hatte sich mit der eigenen Schöpfung
vollständig vereint, als Christus sich herabsenkte auf die Persönlichkeit des Jesus von
Nazareth und in ihm seinen Einzug hielt. Dieser Christus war ein Ausdruck des ganzen
Weltenlebens in einem physischen Körper, in der Hülle der Persönlichkeit des Jesus, der in
Palästina lebte. Dort war das ganze Weltenleben zusammengestrahlt wie in einem
Mittelpunkt. Dort wohnte während drei irdischen Jahren das Welten-Ich. Dort kam das
Welten-Ich sich, zum Bewusstsein seiner ganzen Aufgabe für die Welt, die vorher von ihm
ausgegangen. Hatte zuerst der Logos die Welt aus sich hervorgehen lassen durch das
Schöpferwort, hielt er selbst diese aus ihm hervorgeströmte Welt in seinen Armen und
durchpulste er sie mit seinem eigenen Leben, so nahm er jetzt das große Opfer auf sich,
nicht länger nur als Schöpfer und Erhalter dieser Welt zu leben und über sie zu herrschen,
sondern er zog mit seinem Leben in das Zentrum dieser Welt ein. Die Welt hatte er sich
gestaltet als eine Hülle, als den Tempel, in dem er wohnen wollte. Da verband sich das Wort
mit allem, was durch dasselbe gedacht war. Das Wort ward Fleisch.“ (Lit.:GA 91, S. 241)

Die Sonnenheimat des Christus


→ Siehe auch: Präexistenz Christi
Der Christus war der oberste Führer der alten Sonnenentwicklung, und auch während der
eigentlichen Erdenentwicklung war zunächst die Sonne seine Heimat. Um die Folgen des
Sündenfalls auszugleichen, stieg der Christus aber zum Heil der Menschen auf die Erde
herab. Nach den geistigen Forschungen Rudolf Steiners machte der Christus drei Vorstufen
zum Mysterium von Golgatha in der übersinnlichen Welt durch, ehe er sich mit der Jordan-
Taufe im 30. Lebensjahr des Jesus von Nazareth in dessen Leib inkarnierte und darin als der
Jesus Christus für etwa drei Jahre bis zum Kreuzestod auf Golgatha lebte.

Der Christus und das Karma der Menschen


Dass der Christus bis dahin in der geistigen Welt zu finden war, blieb auch den Eingeweihten
der alten Kulturen nicht verborgen. Und bereits aus dieser geistigen Sphäre gab der Christus
den Menschen die Möglichkeit, ihre Fehler durch das Karma auszugleichen und sich dadurch
weiterzuentwickeln.

„Wenn der Christus auch erst später erschienen ist, vorhanden war er in der geistigen
Sphäre der Erde schon immer. Schon in den alten atlantischen Orakeln haben die Orakel-
Priester von dem Geist der Sonne, von dem Christus gesprochen. Die heiligen Rishis in der
indischen Kulturperiode haben gesprochen von Vishva Karman; Zarathustra hat in Persien
von Ahura Mazdao gesprochen. Es hat Hermes von dem Osiris gesprochen; und es hat
gesprochen von jener Kraft, die durch ihr Ewiges der Ausgleich alles Natürlichen ist, von
jener Kraft, die in dem «Ehjeh asher ehjeh» lebt, der Vorherverkündiger des Christus, der
Moses. Alle haben von dem Christus gesprochen; aber wo war er zu finden in diesen alten
Zeiten? Nur da, wo das geistige Auge hat hineinschauen können, in der geistigen Welt. In der
geistigen Welt war er immer zu finden, und er war in der geistigen Welt wirksam, aus der
geistigen Welt heraus wirksam. Er ist derjenige, der dem Menschen vorher schon, bevor er
auf der Erde aufgetreten ist, heruntergesandt hat die Möglichkeit des Karma.“ (Lit.:GA 107,
S. 250f)

Das makrokosmische Ich des Christus


Christus Pantokrator, Ikone im Katharinenkloster auf dem Sinai
„Der Christus unterscheidet sich ganz radikal von anderen Wesenheiten, die an der
Erdenentwickelung teilnehmen. Er ist ein Wesen einer ganz anderen Ordnung. Er ist ein
Wesen, welches nicht nur während der Mondenentwickelung so zurückgeblieben ist wie die
luziferischen Geister, sondern welches, vorausschauend die Mondenentwickelung, eigentlich
noch früher zurückgeblieben ist, schon während der alten Sonnenentwickelung, und aus
einer gewissen sicheren, weit übermenschlichen Weisheit während der alten
Sonnenentwickelung zurückgeblieben ist. Diese Wesenheit dürfen wir nicht in dem Sinne wie
die andern angeführten Wesenheiten als eine mikrokosmische ansehen, denn als
mikrokosmische Wesenheit haben wir anzusehen diejenigen, die vom Beginne der
Erdenentwickelung mit dieser Erdenentwickelung verbunden waren. Der Christus war nicht
unmittelbar mit der Erdenentwickelung verbunden, sondern mit der Sonnenentwickelung. Er
war eine makrokosmische Wesenheit vom Beginn der Erdenentwickelung an, eine
Wesenheit, welche also ganz anderen Entwickelungsbedingungen ausgesetzt ist als die
mikrokosmischen Wesenheiten. Und seine Entwickelungsbedingungen waren eigener Art.
Sie waren so, daß diese makrokosmische Christus- Wesenheit außerhalb des Irdischen das
makrokosmische vierte Prinzip, das makrokosmische Ich entwickelt hatte. Für seine, also für
diese Christus-Entwickelung war es normal, außerhalb der Erde ein Ich makrokosmischer Art
gerade bis zur Ich-Vollendung zu bringen und dann zur Erde niederzusteigen. Es war also für
die Entwickelung der Christus-Wesenheit normal - als sie von dem Makrokosmos niederstieg
auf unsere Erde -, hereinzubringen den großen Impuls vom makrokosmischen Ich, damit das
mikrokosmische Ich, das Menschen- Ich, diesen Impuls aufnehme und weiterkommen könne
in der Entwickelung. Normal war es für den Christus, nicht den mikrokosmischen Ich-Impuls,
aber den makrokosmischen Ich-Impuls gerade so weit zu haben, wie der Mensch den
mikrokosmischen auf der Erde hatte. So ist das Christus-Wesen ein Wesen, das in einer
gewissen Beziehung dem Menschen gleicht, nur daß der Mensch mikrokosmisch ist und
seine vier Prinzipien mikrokosmisch zum Ausdruck gebracht hat, also auch sein Ich
mikrokosmisch hat als Erden-Ich, der Christus aber als Welten-Ich. Aber so war bei ihm die
Entwickelung vor sich gegangen, daß er eben gerade groß und bedeutend war durch die
volle Entwickelung dieses Ich, das er herunterbrachte auf die Erde. Und er hatte nicht das
fünfte makrokosmische und nicht das sechste makrokosmische Prinzip, denn die wird er
entwickeln, damit er sie dem Menschen geben kann, auf Jupiter und Venus.

Der Christus ist also eine Wesenheit viergliedriger Natur - bis zu seinem makrokosmischen
Ich -, wie der Mensch selber mikrokosmisch eine solche ist. Und wie der Mensch während
der Erdenzeit die Mission hat, sein Ich auszubilden, um empfangen zu können, so hatte der
Christus sein Ich auszubilden, um geben zu können. Als er herunterstieg auf die Erde war er
so, daß alles in seiner Wesenheit verwendet war, um in möglichst vollkommener Gestalt sein
viertes Prinzip zum Ausdruck zu bringen. Nun hat ein jedes gleichzahlige Prinzip des
Makrokosmos und des Mikrokosmos eine innige Verwandtschaft zum entsprechenden
anderen, das die gleiche Zahl hat. Das vierte makrokosmische Prinzip im Christus entspricht
dem vierten mikrokosmischen im Menschen und das fünfte im Christus wird dem Geistselbst
im Menschen entsprechen.

So trat der Christus seine Erdenlaufbahn an, indem er dem Menschen aus dem
Makrokosmos dasjenige herunterbrachte, was der Mensch mikrokosmisch ausbilden sollte,
nur brachte es der Christus als makrokosmisches Prinzip. Er trat so ein in die
Erdenentwickelung, daß er während derselben ebensowenig ein fünftes, sechstes, siebentes
Prinzip als Eigentum hatte, wie es der Mensch in seiner Art auch nicht hat.

Der Christus ist eine Wesenheit, die sich makrokosmisch bis zum vierten Prinzip ausgebildet
hatte und die während des Erdendurchgangs die Entwickelung ihres vierten Prinzips darin
sehen wird, daß sie alles hergibt, damit der Mensch sein Ich ausbilden kann.“ (Lit.:GA 130, S.
213ff)

Der kosmische Christus


Der Christus, das makrokosmische Ich, ist in diesem Sinn als kosmischer Christus zu
begreifen, der sich infolge der Jordan-Taufe in den Leibeshüllen des nathanischer Jesus
inkarniert, in denen bis zur Jordan-Taufe das Ich des salomonischen Jesus gewohnt hatte,
und damit voll und ganz Mensch wird.

„Noch in anderer Gestalt kann der Christus-Impuls vor unsere Seele treten: wie er uns im
Markus-Evangelium, im Johannes-Evangelium erscheint, wo wir gleichsam hingeführt
werden zu dem kosmischen Christus-Impuls, der ausdrückt, wie der Mensch seinen ewigen
Zusammenhang mit den großen kosmischen Kräften dadurch hat, daß wir durch das
Verständnis des kosmischen Christus gewahr werden, wie in die Erdenentwickelung selber
ein kosmischer Impuls durch das Mysterium von Golgatha hereingenommen wird. Noch als
etwas unendlich Größeres und Gewaltigeres als der Geistkönig, der von den Magiern
umgeben vor unserem geistigen Auge steht, tritt vor uns hin die mächtige kosmische
Wesenheit, welche Besitz ergreifen will von dem Träger jenes Menschen, der da ist der
Geisteskönig, die Blüte und Spitze der Erdentwickelung selber. Es ist im Grunde genommen
nur der heutigen Menschen Kurzsichtigkeit, wenn nicht die ganze Größe und Macht des
Einschnittes gefühlt wird, der in der Menschheitsentwickelung dadurch gegeben war, daß
der Zarathustra zum Träger des kosmischen Christus-Geistes wurde, wenn nicht gefühlt wird
die ganze Bedeutung desjenigen, was als «Christus-Träger» in jenem Momente der
Menschheitsentwickelung vorbereitet wurde, den wir durch die christliche Weihenacht
feiern. Ein etwas tieferes Hineingehen in die Menschheitsentwickelung zeigt uns überall, wie
tief einschneidend in die ganze Erdevolution das Christus-Ereignis ist.“ (Lit.:GA 143, S. 217f)

Im Heidentum lebte das Verständnis für den kosmischen Christus noch lange nach:

„Und in dem, was die Ritter von Arms’ Tafelrunde taten, lebte dieser selbe kosmische
Chrisms, der — nur nicht unter dem Namen des Christus — auch enthalten war in dem
Impetus, mit dem Alexander der Große nach Asien hinüber die griechische Kultur mit ihrem
spirituellen Leben trag. Es gab sozusagen spätere Alexanderzüge, die von den Rittern von
Artus’ Tafelrunde so nach Europa ausgeführt wurden wie der Alexanderzug von Mazedonien
nach Asien hinüber. Ich führe das an, weil man da an einem Beispiele, das gerade in der
letzten Zeit untersucht werden konnte, sieht, wie der Sonnendienst, das heißt der alte
Christusdienst, eigentlich da gepflegt worden ist; aber selbstverständlich mit diesem
Christus, wie er für die Menschen vor dem Mysterium von Golgatha war: Da war alles
kosmisch, sogar in dem irdisch-elementaren Übergang des Kosmos. In den
Elementargeistern, die in Licht und Luft und Wasser und Erde lebten, lebte ja das Kosmische;
da konnte man darinnen das Kosmische beim Erkennen nicht verleugnen. So daß im
europäischen Heidentum in diesem neunten Jahrhundert viel vorchristliches Christentum
lebte. Das ist das Eigentümliche —, und daß diese Nachzügler des europäischen Heidentums
den kosmischen Christus in dieser Zeit überhaupt verstanden, viel würdiger verstanden als
diejenigen, die in dem sich offiziell verbreitenden Christentum den Christus hinnahmen.“
(Lit.:GA 238, S. 51)

Dieses Wissen um die kosmische Dimension des Christus, das auch zur Zeit der Gnosis noch
lebendig war, ist nach und nach verlorengegangen.

„Verlorengegangen bis zu einem gewissen Grad ist der Menschheit das Bewußtsein dieses
kosmischen Christus. Es mußte verlorengehen, weil das alte Hellsehen hinschwinden mußte,
eine Zwischenzeit kommen mußte, gleichsam ein geistloser Aon, damit wieder entstehen
kann eine neue Art des hellseherischen Blickes. Der muß sich aber wieder hinaufwenden in
die geistigen Welten, muß nicht bloß mit dem, was äußeres Menschenschauen ist, das
Wesen charakterisieren, das durch die Winterweihenacht hereintritt in die
Menschheitsentwickelung, sondern verfolgen, wie dieses Wesen von Himmelssphäre zu
Himmelssphäre steigt, heruntersteigt auf die Erde und der Erde Sinn gibt, ja, der Erde Sinn
gibt.“ (Lit.:GA 156, S. 212)

„Allein, wenn Sie ... sich so recht das vor die Seele führen, was in diesen Betrachtungen
gesagt worden ist, und was gipfeln sollte in der Notwendigkeit der Erkenntnis einer Christus
Jesus-Doppelgestalt, dann werden Sie diesen Sommer meditierend weit kommen im
Begreifen des kosmischen Christus und des irdischen Jesus: daß der kosmische Christus aus
geistigen Welten herunterstieg, weil diese Welten fortan dem menschlichen Anschauen
verschlossen sein sollten, und weil der Mensch begreifen soll, was in ihm selbst als
Zukunftskeim liegt. In diesem kosmischen Christus und in dem irdischen, in dem
humanistischen Jesus und in ihrer Zusammengliederung liegt vieles von der Lösung des
Weltenrätsels, wenigstens des Menschheitsrätsels. Im Menschen liegt der Keim für die
Zukunft. Aber dieser Keim muß befruchtet werden durch den Christus Jesus. Wird er nicht
befruchtet, so gestaltet er sich ahrimanisch, und die Erde kommt an ein wirres Ziel. Kurz, mit
dem Christus Jesus-Geheimnis zusammenhängend finden Sie die Lösungen für viele, viele
Fragen der Gegenwart.“ (Lit.:GA 181, S. 427)

Der Abstieg des Christus aus der Sonnensphäre


Um sich auf Erden verkörpern zu können, musste der Christus von der Sonne herabsteigen,
er starb gewissermaßen aus der Sonnensphäre herab auf die Erde. Er ließ dabei seinen
Geistesmenschen auf der Sonne und seinen Lebensleib im Umkreis der Erde zurück. Nur sein
Ich und sein Geistselbst gingen unmittelbar in den Leib des Jesus von Nazareth ein.

„Wenn der Mensch stirbt, läßt er zunächst seinen physischen Leib hinter sich, und er trägt
noch einige Tage seinen Ätherleib an sich. Nach einigen Tagen legt er den Ätherleib ab, lebt
im astralischen Leib und im Ich weiter. Was sich da mit dem Menschen, der durch des Todes
Pforte gegangen ist, abspielt, das stellt sich dem schauenden Blicke so dar, daß man den
Menschen sich ätherisch auflösen sieht nach dem Tode. Er wird immer größer und größer,
aber auch immer undeutlicher und undeutlicher. Er webt sich in den Kosmos hinein.

Eine merkwürdige, polarisch entgegengesetzte Erscheinung spielte sich weltgeschichtlich ab


in Anknüpfung an das Mysterium von Golgatha. Was geschah denn dazumal, als das
Mysterium von Golgatha geschah? Der Christus war bis dahin Sonnenwesen, gehörte der
Sonne an [...]
Dann aber kam das Mysterium von Golgatha. Was geschah in Asien? In Asien drüben
geschah es nun weltgeschichtlich, daß jenes hohe Sonnenwesen, das man nachher als den
Christus bezeichnete, die Sonne verließ. Das war eine Art Sterben für den Christus. Christus
ging fort von der Sonne, wie wir Menschen im Sterben fortgehen von der Erde. Also Christus
ging fort von der Sonne, wie ein Mensch, der stirbt, fortgeht von der Erde. Und wie bei
einem Menschen, der stirbt, indem er von der Erde fortgeht, für den okkulten Beschauer der
ätherische Leib schaubar ist, den er nach drei Tagen ablegt und er den physischen Leib
zurückläßt, so ließ Christus in der Sonne zurück dasjenige, was Sie in meiner «Theosophie»
beschrieben finden am Menschen als den Geistesmenschen, als das siebente Glied der
menschlichen Wesenheit.

Christus «starb von der Sonne», er starb kosmisch von der Sonne zur Erde herab, er kam zur
Erde herunter. Von dem Momente von Golgatha ab war auf der Erde zu schauen dasjenige,
was sein Lebensgeist war. Wir lassen den Lebensäther, den Ätherleib, den Lebensleib zurück
nach dem Tode; nach diesem kosmischen Tode ließ der Christus den Geistesmenschen auf
der Sonne zurück, und im Umkreise der Erde den Lebensgeist. So daß vom Mysterium von
Golgatha ab die Erde von dem Lebensgeiste Christi wie von einem Geistigen umweht war.

Aber nun sind physische Ortszusammenhänge für das geistige Leben ganz anders als für das
physische Leben. Dieser Lebensgeist, der war vor allen Dingen schaubar von den irischen
Mysterien, von den Mysterien von Hybernia aus und wurde schaubar vor allen Dingen für die
Ritter der Tafelrunde des Königs Artus [...]

Drüben in Asien hatte sich das Mysterium von Golgatha abgespielt, hatte die Seelen, die
Herzen der Menschen ergriffen, hatte sich tief hineingelebt in die Seelen, in die Herzen der
Menschen. Man muß nur einmal auf diejenigen hinschauen, die die ersten Christen waren,
welche Umwandelung diese in ihren Seelen erlebt haben, man wird schon finden: In
derselben Zeit, in der hier im Westen sich das abspielte, was ich eben beschrieben habe,
drang dort der wirkliche Christus, der Christus, der heruntergestiegen war, der seinen
Geistesmenschen oben auf der Sonne gelassen hatte, seinen Lebensgeist in der Atmosphäre
der Erde hatte, der drang, indem er sein Ich heruntertrug - noch mit dem Geistselbst
heruntertrug auf die Erde - vom Osten nach Westen durch Griechenland, Nordafrika, Italien,
Spanien herüber nach Europa durch die Herzen der Menschen in derselben Zeit, in der er
hier durch die Natur drang.“ (Lit.:GA 240, S. 290ff)

Durch alle Kulturepochen, von der urindischen Kultur bis zur Zeitenwende in der griechisch-
lateinischen Zeit, wurde der aus der Sonnensphäre herabsteigende Christus geahnt.

„Gehen wir einmal zurück bis in die erste Kultur nach einer großen Katastrophe, bis in die
uralt-indische Kultur. Da sehen wir sieben große heilige Lehrer, die man als die heiligen
Rischis bezeichnet. Sie weisen hinauf auf ein höheres Wesen, von dem sie sagten: Unsere
Weisheit kann dieses hohe Wesen ahnen, aber nicht kann unsere Weisheit dieses hohe
Wesen schauen! Die sieben heiligen Rischis sehen viel. Jenseits ihrer Sphäre aber ist dieses
hohe Wesen, das sie nannten «Vishva Karman». Und Vishva Karman ist ein Wesen, das zwar
die geistige Welt erfüllte, aber jenseits dessen war, was sonst das hellseherische
Menschenauge in diesen Zeiten schauen konnte. Dann kam die Kultur, die man benannt hat
nach ihrem großen Führer Zarathustra, und Zarathustra sagte zu denen, die er zu führen
hatte: Wenn das hellseherische Auge auf die Dinge der Welt sieht, auf die Mineralien,
Pflanzen, Tiere und Menschen, so sieht es hinter diesen Dingen allerlei geistige
Wesenheiten. Aber dasjenige geistige Wesen, dem der Mensch sein eigentliches Dasein
verdankt, das in des Menschen tiefstem Ich einmal leben muß, das sieht man noch nicht,
wenn man die Dinge der Erde anschaut, nicht mit physischen und nicht mit hellseherischen
Augen. - Wenn aber der Zarathustra seinen hellseherischen Blick zur Sonne hinauf richtete,
dann - sagte er - sieht man nicht nur die Sonne, sondern, wie man bei dem Menschen eine
den Menschen umgebende Aura sieht, so sieht man bei der Sonne die große Sonnen-Aura,
Ahura Mazdao. - Und die große Sonnen-Aura ist es, die einmal auf eine Weise, die später
charakterisiert werden soll, den Menschen hervorgebracht hat. Der Mensch ist das Abbild
des Sonnengeistes, des Ahura Mazdao. Auf der Erde aber wohnte er noch nicht, der Ahura
Mazdao.

Und dann kommt die Zeit, in welcher der hellsichtig werdende Mensch beginnt, in dem, was
ihn auf der Erde umgibt, den Ahura Mazdao zu sehen. Der große Moment ist eingetreten,
wo das geschehen konnte, was in Zarathustras Zeiten noch nicht möglich war. Wenn
Zarathustras hellsichtiges Auge sich öffnete und sehen konnte, was im irdischen Blitz, was im
Donner sich kundgab, da war es nicht Ahura Mazdao, war es nicht der große Sonnengeist,
der das Urbild der Menschheit ist. Aber wenn er sich zur Sonne wendete, da sah er Ahura
Mazdao. - Als Zarathustra in Moses einen Nachfolger gefunden hatte, da öffnete sich des
Moses hellseherisches Auge, und er konnte dann sehen im brennenden Dornbusch und im
Feuer auf Sinai denjenigen Geist, der sich ihm ankündigte als «ehjeh asher ehjeh», als der
«Ich bin, der da war, der da ist, der da sein wird», der Jahve oder Jehova. Was war da
geschehen?

Seit jener Vorzeit, seit der Erscheinung des Zarathustra, vor der Erscheinung des Moses auf
der Erde, war der Geist, der früher nur auf der Sonne war, heruntergewandert zur Erde. Er
leuchtete in dem brennenden Dornbusch, leuchtete in dem Feuer von Sinai auf. Er war in
den Elementen der Erde. Und noch eine Zeit, und der Geist, den die großen Rischis erahnten,
von dem sie aber sagen mußten: Unsere Hellsichtigkeit kann ihn noch nicht sehen, - der
Geist, den der Zarathustra auf der Sonne suchen mußte, der im Blitz und Donner dem Moses
sich kundgab, war in einem Menschen erschienen, in dem Jesus von Nazareth. Das war die
Entwickelung: aus dem Weltenall heruntergestiegen zunächst bis zu den physischen
Elementen, dann bis in einen menschlichen Leib hinein; da erst war das göttliche Ich, von
dem der Mensch stammte und auf das der Schreiber des Lukas-Evangeliums den
Stammbaum des Jesus von Nazareth zurückführt, wiedergeboren. Da war das große Ereignis
der Wiedergeburt des Gottes im Menschen eingetreten.“ (Lit.:GA 112, S. 21f)

Von der Jordan-Taufe zum Mysterium von Golgatha

Osterimagination
Durch die Jordan-Taufe kam es zur ersten und einzigen Inkarnation des Christus in einem
menschlichen Leib. Nachdem der Christus mit dem Mysterium von Golgatha durch Tod und
Auferstehung gegangen war, verband er sich durch die Himmelfahrt mit der ganzen Erde, die
nun zu seinem Wohnsitz wurde. Die Erdensphäre wurde zu seinem Devachan (Lit.: GA 148, S.
41f) und der Christus ist seit dem der höchste planetarische Geist der Erde (Lit.: GA 99, S.
93ff):
„Ebenso wie das Leben dem menschlichen Wissen unzugänglich ist, so ist dies der Fall mit
dem Tod dem wahren Wissen gegenüber, welches in den übersinnlichen Welten erlangt
wird. In dem ganzen Gebiet der übersinnlichen Welten gibt es keinen Tod. Man kann nur auf
Erden sterben, in der physischen Welt oder in den Welten, welche in der Entwickelung
unserer Erde gleichen, und alle die Wesenheiten, die hierarchisch höher stehen als der
Mensch, haben keine Kenntnis vom Tode, sie kennen nur verschiedene
Bewußtseinszustände. Ihr Bewußtsein kann zeitweise so herabgesetzt sein, daß es unserem
irdischen Schlafzustand ähnlich ist, aber es kann aus diesem Schlaf wieder aufwachen. Es
gibt keinen Tod in der geistigen Welt, es gibt dort nur Bewußtseinsänderungen, und die
größte Furcht, die der Mensch hat, die Todesfurcht, kann von einem, der nach dem Tode zu
den übersinnlichen Welten aufgestiegen ist, nicht empfunden werden. Es gibt daher keinen
Tod für die Wesen, die zu den höheren Hierarchien gehören, mit nur einer einzigen
Ausnahme, der des Christus. Aber damit eine übersinnliche Wesenheit wie der Christus
durch den Tod gehen konnte, mußte er erst auf die Erde herabsteigen. Und das ist es, was
von so unermeßlicher Wichtigkeit in dem Mysterium von Golgatha ist, daß eine Wesenheit,
die in ihrem eigenen Reiche in der Sphäre ihres Willens niemals den Tod hätte erfahren
können, hat hinuntersteigen müssen auf die Erde, um eine Erfahrung durchzumachen, die
dem Menschen eigen ist, nämlich um den Tod zu erfahren. Es vereinigte sich ein Wesen,
einzig in seiner Art, welches bis dahin nur kosmisch war, durch das Mysterium von Golgatha,
durch den Tod des Christus, mit der Erdenevolution. Seitdem lebt es auf eine solche Weise
auf Erden, ist so an die Erde gebunden, daß es in den Seelen der Menschen auf Erden lebt
und mit ihnen das Leben auf Erden erfährt. Daher war die ganze Zeit vor dem Mysterium von
Golgatha nur eine Zeit der Vorbereitung in der Evolution der Erde. Das Mysterium von
Golgatha gab der Erde ihren Sinn. Als das Mysterium von Golgatha stattfand, wurde der
irdische Körper des Jesus von Nazareth den Elementen der Erde übergeben, und von der Zeit
an war der Christus verbunden mit der geistigen Sphäre der Erde und lebt darin.“ (Lit.:GA
152, S. 39f)

Die Schmerzen Christi

Matthias Grünewald: Isenheimer Altar, ehemals Hauptaltar des Antoniterklosters in


Isenheim/Elsaß, Werktagsseite, Mittelbild: Kreuzigung Christi
„Die Christus-Wesenheit war in die drei Leiber eingezogen, aber nicht gleich so, daß dieses
Christus- Ich so verbunden war mit diesen drei Leibern, wie ein menschliches Ich mit ihnen
verbunden ist. Es war im Beginn des dreijährigen irdischen Wandels die Christus-Wesenheit
zunächst nur lose verknüpft mit den drei Leibern des Jesus und dann wurde sie immer mehr
in die drei Leiber hineingezogen. Darin bestand die Entwickelung in den drei Jahren, daß
langsam und allmählich diese Christus-Wesenheit, die zuerst nur wie eine Aura die Jesus-
Wesenheit durchsetzte, immer mehr in die drei Leiber hineingepreßt wurde. So dicht
hineingepreßt wie ein menschliches Ich wurde diese Christus-Wesenheit erst kurz vor dem
Tode am Kreuz. Dieses Hineinpressen war aber die drei Jahre hindurch ein fortwährendes
Schmerzempfinden. Der Vorgang dieser völligen Menschwerdung, der drei Jahre dauerte
und zum Mysterium von Golgatha führte, war dieses Hineingepreßtwerden in die drei
Leiber, es war der Schmerz des Gottes, der auf der Erde empfunden werden mußte, damit
das geschehen konnte, was notwendig war, um den Christus-Impuls in die
Erdenentwickelung hineinzuführen. Zu dem, was ich über Jesu Schmerz und Leid in der
Jugend erzählte, mußte noch dieses hinzukommen.
Wenn man von Gottesschmerz spricht, könnte es leicht sein, daß man heute schlecht
verstanden wird. Bei Maeterlinck zum Beispiel, der in seinem ganz gewiß berühmt
werdenden Buch «Vom Tode» manches so Schöne sagt, der immerhin bestrebt war, mit den
Mitteln, die er hatte, Dinge des geistigen Lebens zu erklären, konnte es vorkommen, daß er
zu sagen vermag, eine entkörperte Seele könne keinen Schmerz haben, Schmerz empfinden
könne nur der sterbliche Leib. - Das ist der Gipfelpunkt des Unsinns, denn ein Leib empfindet
keinen Schmerz, ebensowenig wie ein Stein. Schmerz empfindet der Astralleib mit dem Ich
im physischen Leibe drinnen; außerdem gibt es ja auch seelische Schmerzen und daher
hören die Schmerzen nicht auf nach dem Tode. Sie können nur nicht mehr verursacht
werden durch Störungen im physischen Leibe, für die Seele aber brauchen sie dadurch nicht
aufzuhören.

Was da vorging beim Durchpreßtwerden der drei Leiber des Jesus mit der Christus-
Wesenheit, das war für die Christus-Wesenheit höchster Schmerz. Es wird nach und nach für
die Menschheit notwendig sein zu begreifen, daß in der Tat, um von Golgatha an die
Erdenentwickelung fortzuführen, diese Christus-Wesenheit durch den Schmerz einziehen
mußte in die Erdenaura, und verbunden mit diesem Christus-Schmerz wird die Menschheit
ihr Schicksal fühlen müssen. Immer konkreter wird werden müssen die Verbindung der
Menschheit mit dem Christus-Schmerz. Dann wird man erst verstehen, wie in der Erdenaura
dieser Schmerz in verjüngenden Kräften weiterwirkte für die Erdenentwickelung seit dem
Mysterium von Golgatha.“ (Lit.:GA 148, S. 277f)

Die Zukunft des Christus-Verständnisses


„Die Menschheitsentwickelung aber schreitet weiter, und für unsere heutige Zeit ist es
wichtig, daß der Mensch einsehen lernt, daß er die geisteswissenschaftliche Erkenntnis
aufnehmen muß und allmählich das, was vom Herzen zum Gehirn strömt, so befeuert, daß
es der Anthroposophie Verständnis entgegenbringt. Die Folge wird sein, daß er das
entgegennehmen kann, was vom zwanzigsten Jahrhundert an beginnt einzugreifen: das ist
gegenüber dem physischen Christus von Palästina der ätherische Christus.“ (Lit.:GA 130, S.
93)

„Eine Zeit wird kommen, wo derjenige, der Anhänger der chinesischen, der buddhistischen,
der brahmanischen Religion ist, es ebensowenig gegen seine Religion finden wird, das
Mysterium von Golgatha anzunehmen, wie er es gegen seine Religion findet, anzunehmen
das Kopernikanische Weltensystem.“ (Lit.:GA 140, S. 22f)

Die Hüllen des in der Erdentwicklung fortwirkenden Christus-Impulses


Seit der Jordan-Taufe lebte der Christus in den Leibeshüllen des Jesus von Nazareth, also in
dessen Astralleib, Ätherleib und physischem Leib. Mit dem Kreuzestod legte er diese Hüllen
ab. Von da an bis zum Ende der Erdentwicklung bilden sich seine neuen Hüllen aus dem, was
die Menschen an Erstaunen, an Liebe und Mitleid und als Gewissen entwickeln. Aus dem
Staunen der Menschen wird der neue Astralleib des Christus gewoben, aus Liebe und Mitleid
sein neuer Ätherleib und aus den Gewissenskräften entsteht sein neuer physischer Leib
(Lit.:GA 133, S. 113ff).

„Ja, wenn wir den Erdenprozeß mit den äußeren Sinnen verfolgen, so sehen wir, wie sich der
Erdenplanet nach und nach pulverisiert und sich einst als Erdenstaub auflösen wird. Wir
haben es charakterisiert, was sein wird, wenn der Erdenleib von dem Geiste der Erde
abgeworfen wird, wie der einzelne Menschenleib von dem Menschengeist abgeworfen wird.
Was wird bleiben als höchste Substanz der Erde, wenn die Erde an ihrem Ziele angekommen
sein wird? Der Christus-Impuls war auf der Erde da, war gleichsam als geistige Substanz
vorhanden. Der bleibt. Der wird von den Menschen während der Erdenentwickelung
aufgenommen. Aber wie lebt er weiter? Als er auf der Erde während der drei Jahre
wandelte, hatte er nicht physischen Leib, Ätherleib und Astralleib für sich, er hatte die drei
Hüllen angenommen von dem Jesus von Nazareth. Aber indem die Erde an ihrem Ziele
angelangt sein wird, wird sie, wie die menschliche Wesenheit, eine voll ausgebildete
Wesenheit sein, die dem Christus-Impuls entspricht. Aber woher nimmt der Christus-Impuls
diese drei Hüllen? Aus dem, was nur aus der Erde genommen werden kann. Was sich in der
Menschheitsentwickelung, die mit dem Mysterium von Golgatha begonnen hat, auf der Erde
auslebt seit dem vierten nachatlantischen Kulturzeitraum an Erstaunen oder Verwunderung
über die Dinge, alles was in uns leben kann als Erstaunen und Verwunderung, das geht
endlich an den Christus heran und bildet mit den Astralleib des Christus-Impulses. Und alles,
was in den Menschenseelen Platz greift als Liebe und Mitleid, das bildet den ätherischen Leib
des Christus-Impulses, und was als Gewissen in den Menschen lebt und sie beseelt, von dem
Mysterium von Golgatha bis zum Erdenziele hin, das formt den physischen Leib oder das,
was ihm entspricht, für den Christus-Impuls.

So bekommt ein Ausspruch des Evangeliums erst seine wahre Bedeutung: «Was ihr getan
habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan!» Da haben wir
charakterisiert, wie das, was von Mensch zu Mensch geschieht, der Christus als die
aufeinanderfolgenden einzelnen Atome seines eigenen Ätherleibes empfindet: was an Liebe
und Mitleid entwickelt wird, formt sich ein dem ätherischen Leibe des Christus. So wird er
am Ziele der Erdenentwikkelung in dreifacher Weise umhüllt sein von dem, was in den
Menschen gelebt hat und was, wenn sie über ihr Ich hinausgekommen sind, die Hülle des
Christus geworden sein wird.

Nun merken Sie, wie sich die Menschen mit dem Christus zusammenleben. Von dem
Mysterium von Golgatha bis zum Ziele der Erdenentwickelung werden die Menschen immer
vollkommener und vollkommener werden, indem sie sich hinentwickeln zu dem, was in
ihnen bestehen kann, indem sie eine Ich-Wesenheit sind. Aber die Menschen werden
verbunden mit der Christus-Wesenheit, die unter sie getreten ist, indem sie fortwährend aus
sich herausgehen und durch Verwunderung und Erstaunen den astralischen Leib des
Christus begründen. Der Christus baut sich nicht den eigenen astralischen Leib, sondern in
dem, was die Menschen in sich finden als Erstaunen oder Verwunderung, werden sie
beitragen zu dem astralischen Leib des Christus. Sein ätherischer Leib wird gebaut werden
durch Mitgefühl und Liebe, welche von Mensch zu Mensch walten werden, und sein
physischer Leib durch das, was als Gewissen sich in den Menschen heranbilden wird. Was
der Mensch auf diesen drei Gebieten sündigt, das entzieht zugleich dem Christus auf der
Erde die Möglichkeit, sich voll zu entwickeln, das heißt, es läßt die Erdenentwickelung
mangelhaft. Die Menschen, die gleichgültig über die Erde gehen, die sich nicht
bekanntmachen wollen mit dem, was sich ihnen auf der Erde enthüllen kann, entziehen
durch ihre Gleichgültigkeit dem astraüschen Leib des Christus die Möglichkeit seiner
vollständigen Entwickelung, die Menschen, welche mitleidlos, ohne Liebe zu entfalten
dahinleben, verhindern dem Ätherleibe des Christus, daß er sich voll entwickeln kann, und
die, welche gewissenlos sind, verhindern dasselbe für seinen physischen Leib; das heißt aber,
daß die Erde überhaupt nicht an das Ziel ihrer Entwickelung kommen kann.“ (Lit.:GA 133, S.
113ff)

Siehe auch
Jesus Christus - Artikel in der deutschen Wikipedia
Jesus von Nazareth
Jesus Christus
Christuskraft

„Wir sind nicht isoliert, und wir sind keine individuellen Christen, jeder für sich, nein, unsere
christliche Identität ist Zugehörigkeit! Wir sind Christen, weil wir zur Kirche gehören. Es ist
wie ein Nachname: Wenn der Name lautet »Ich bin Christ«, so lautet der Nachname »Ich
gehöre zur Kirche« [...] In der Kirche gibt es kein »Selbermachen«, gibt es keine
»Einzelkämpfer«. Wie oft hat Papst Benedikt die Kirche als ein kirchliches »Wir«
beschrieben. Manchmal kommt es vor, das man jemanden sagen hört: »Ich glaube an Gott,
ich glaube an Jesus, aber die Kirche interessiert mich nicht…« Wie oft haben wir das gehört?
Und das geht nicht. Es gibt Menschen, die behaupten, sie hätten eine persönliche, direkte,
unmittelbare Beziehung mit Jesus Christus außerhalb der Gemeinschaft und der
Mittlerschaft der Kirche. Das sind gefährliche und schädliche Versuchungen. Es sind, wie der
große Paul VI. sagte, absurde Dichotomien.“

– Franziskus I.: Mittwoch, 25. Juni 2014, Petersplatz it de


(Weitergeleitet von Christus als Herr des Karmas)
Herr des Karmas, des menschlichen Schicksals, wird seit dem Ende des 20. Jahrhunderts laut
Rudolf Steiner immer mehr der Christus selbst. Eng verbunden damit ist die Erscheinung des
Christus im Ätherischen.

„Ebenso wie auf dem physischen Plan im Beginne unserer Zeitrechnung in Palästina ein
Ereignis sich abgespielt hat, in welchem der Christus die wesentlichste Rolle spielte, ein
Ereignis, das Bedeutung hat für die ganze Menschheit, so wird sich im Laufe des zwanzigsten
Jahrhunderts, gegen das Ende des zwanzigsten Jahrhunderts zu, wiederum ein bedeutsames
Ereignis abspielen; allerdings nicht in der physischen Welt, sondern in den höheren Welten,
und zwar in derjenigen Welt, die wir zunächst als die Welt des Ätherischen bezeichnen. Und
dieses Ereignis wird ebenso grundlegende Bedeutung für die Entwickelung der Menschheit
haben, wie das Ereignis von Palästina im Beginne unserer Zeitrechnung. Gerade wie wir
sagen müssen: für den Christus selber hatte das Ereignis von Golgatha die Bedeutung, daß
eben mit diesem Ereignisse ein Gott gestorben ist, ein Gott den Tod überwunden hat — in
welcher Weise das zu verstehen ist, darüber werden wir noch sprechen, das war vorher
nicht geschehen, und nachher ist es eine vollzogene Tatsache —, so wird sich ein Ereignis
abspielen von tiefgehender Bedeutung, das nur nicht auf dem physischen Plane sich
vollzieht, sondern in der ätherischen Welt. Und dadurch, daß dieses Ereignis sich vollzieht,
daß mit dem Christus selber sich ein Ereignis vollzieht, dadurch wird die Möglichkeit
geschaffen, daß eben die Menschen den Christus sehen lernen, schauen werden.

Welches ist dieses Ereignis?

Dieses Ereignis ist kein anderes, als daß ein gewisses Amt im Weltenall für die
menschheitliche Entwickelung in dem zwanzigsten Jahrhundert übergeht — in einer
erhöhteren Weise übergeht, als das bis jetzt der Fall war — an den Christus. Und zwar lehrt
uns die okkulte, die hellseherische Forschung, daß in unserm Zeitalter das Wichtige eintritt,
daß der Christus der Herr des Karma für die Menschheitsentwickelung wird. Und dies ist der
Beginn für dasjenige, was wir auch in den Evangelien mit den Worten angedeutet finden: Er
werde wiederkommen, zu scheiden oder die Krisis herbeizuführen für die Lebendigen und
die Toten. — Nur ist im Sinne der okkulten Forschung dieses Ereignis nicht so zu verstehen,
als ob es ein einmaliges Ereignis wäre, das auf dem physischen Plan sich abspielt, sondern es
hängt mit der ganzen zukünftigen Entwickelung der Menschheit zusammen. Und während
das Christentum und die christliche Entwickelung bisher eine Art von Vorbereitung bedeutet,
tritt jetzt das Bedeutsame ein, daß der Christus der Herr des Karma wird, daß ihm es
obliegen wird, in der Zukunft zu bestimmen, welches unser karmisches Konto ist, wie unser
Soll und Haben im Leben sich zueinander verhalten.

Dies, was jetzt gesagt wird, ist eine gemeinsame Erkenntnis des abendländischen
Okkultismus seit vielen Jahrhunderten und wird von keinem Okkultisten, der diese Dinge
weiß, geleugnet. Aber es ist insbesondere in den letzten Zeiten mit allen sorgfältigen Mitteln
der okkulten Forschung wiederum erneut festgestellt. Und wir wollen uns einmal eine
genauere Vorstellung von dem bilden, was jetzt gesagt worden ist.

Fragen Sie alle diejenigen, welche über diese Dinge etwas Wahrhaftiges wissen, so werden
Sie überall eine Tatsache bestätigt finden, welche allerdings, um ausgesprochen zu werden,
sozusagen unsern jetzigen Zeitpunkt anthroposophischer Entwickelung erst fordert; weil
alles, was unser Gemüt geeignet machen kann, um eine solche Tatsache hinzunehmen, erst
zusammengetragen werden mußte. Dennoch können Sie selbst in der okkulten Literatur
darüber Ausdrücke finden, wenn Sie sie suchen wollen. Aber ich nehme auf die Literatur
keine Rücksicht, sondern will nur die entsprechenden Tatsachen heranziehen.

Es mußte bei der Darstellung gewisser Verhältnisse, auch sofern sie von mir gegeben wurde,
die Tatsachenwelt geschildert werden, die in Betracht kommt, wenn der Mensch durch die
Pforte des Todes schreitet. Nun gibt es eine große Anzahl von Menschen, und vorzugsweise
sind es solche, welche die abendländische Kulturentwicklung mitgemacht haben — diese
Dinge sind eben nicht für alle Menschen dieselben —, die eine ganz bestimmte Tatsache
erleben in dem Augenblick, der auf die Trennung des Ätherleibes nach dem Tode folgt. Wir
wissen, daß das menschliche Durchschreiten durch die Pforte des Todes so geschieht, daß
wir uns abtrennen von dem physischen Leibe. Da ist der Mensch zunächst noch eine Zeitlang
mit dem Ätherleibe verbunden; dann aber trennt er sich mit dem Astralleib und Ich auch von
dem Ätherleib ab. Wir wissen, daß er von seinem Ätherleibe einen Extrakt mit sich führt; wir
wissen aber auch, daß der Ätherleib in der Hauptsache andere Wege geht, im allgemeinen
aber mitgeteilt wird dem allgemein Kosmischen. Entweder löst er sich vollkommen auf, was
aber nur bei unvollkommenen Zuständen der Fall wäre, oder aber es verhält sich so, daß er
als eine geschlossene Form von Wirkungen weiterkraftet. — Wenn dann der Mensch diesen
Ätherleib abgestreift hat, tritt er in die Region des Kamaloka über, in die Läuterungszeit der
Seelenwelt. Aber vor diesem Eintritt in die Läuterungszeit der Seelenwelt findet doch ein
ganz spezielles Erlebnis statt, auf das bisher, wie gesagt, nicht hingedeutet worden ist, weil
die Sache erst reif werden mußte. Aber jetzt werden diese Dinge von allen, die das, was wir
hier betrachten wollen, wirklich beurteilen können, voll aufgenommen werden. Da erlebt
der Mensch die Begegnung mit einer ganz bestimmten Wesenheit, die ihm sein karmisches
Konto vorhält. Und diese Individualität, die sozusagen für die Menschen dastand wie eine Art
Buchführer der karmischen Mächte, war eben für eine große Anzahl von Menschen die
Gestalt des Moses. Daher die mittelalterliche Formel, die aus dem Rosenkreuzertum heraus
stammt: Moses halte dem Mensdien in der Stunde des Todes — das ist nicht genau
gesprochen, aber daran liegt hier nichts — das Sündenregister vor und weise zugleich auf
das scharfe Gesetz, damit der Mensch erkennen könne, wie er abgewichen ist von dem
scharfen Gesetz, nach dem er sich hätte verhalten sollen. Dieses Amt geht im Verlaufe
unserer Zeit — und das ist die bedeutungsvolle Sache — über an den Christus Jesus, und der
Mensch wird immer mehr und mehr dem Christus Jesus als seinem Richter, als seinem
karmischen Richter begegnen. Das ist das übersinnliche Ereignis. Genau ebenso, wie sich auf
dem physischen Plan zu Beginn unserer Zeitrechnung das Ereignis von Palästina abgespielt
hat, so spielt sich die Übertragung des karmischen Richteramtes an den Christus Jesus in
unserm Zeitalter in der nachst-höheren Welt ab. Und diese Tatsache ist es, die so
hereinwirkt in die physische Welt, auf den physischen Plan, daß der Mensch ein Gefühl dafür
entwickeln wird in der Art: mit alledem, was er tut, schafft er etwas, gegenüber dem er dem
Christus Rechenschaft schuldig sein wird. Und dieses Gefühl, das in einer ganz natürlichen
Art im Verlaufe der Menschheitsentwickelung nunmehr auftritt, wird sich umgestalten, so
daß es die Seele mit einem Lichte durchtränkt, das von dem Menschen selber ausgeht nach
und nach, und das beleuchten wird die Christus-Gestalt innerhalb der ätherischen Welt. Und
je mehr dieses Gefühl, das eine erhöhtere Bedeutung noch haben wird als das abstrakte
Gewissen, sich ausbilden wird, desto mehr wird die Äthergestalt des Christus in den
nächsten Jahrhunderten sichtbar werden.“ (Lit.:GA 131, S. 77ff)

„Wenn der Mensch durchgegangen ist durch die Pforte des Todes und durchlebt hat jene
Zeit, in welcher er Rückschau halten kann auf das bisherige Erdenleben, durchlebt hat die
Zeit bis zu dem Punkt, da er den Ätherleib abgelegt hat, wenn der Mensch übergeht in die
Kamaloka-Zeit, dann tritt er vor zwei Gestalten hin. Gewöhnlich wird nur eine von diesen
erwähnt, aber wir können der Vollständigkeit halber sagen: Es tritt der Mensch vor seiner
Kamaloka-Zeit vor zwei Gestalten hin, das gilt allerdings nur für die Menschen des
Abendlandes und für alle diejenigen Menschen, welche mit der Kultur dieses Abendlandes in
den letzten Jahrtausenden einen Zusammenhang gehabt haben. Moses ist die eine – der
Mensch weiß ganz genau, daß er Moses gegenübertritt –, die ihm vorhält die Gesetzestafeln,
im Mittelalter nannte man es «Moses mit dem scharfen Gesetz», und der Mensch hat ganz
genau in seiner Seele das Bewußtsein, inwiefern er bis in das Innerste seiner Seele
abgewichen ist von dem Gesetz. Die andere Gestalt ist diejenige, die man nennt «den
Cherub mit dem feurigen Schwert», der da entscheidet über diese Abweichung. Das was da
dem Menschen entgegentritt durch diese zwei Gestalten, es stellt gewissermaßen das
karmische Konto fest. Diese Tatsache geht in unserer Zeit einer Änderung entgegen. Es wird
der Christus der Herr des Karma. Nehmen wir an, irgendein Mensch hätte dieses oder jenes
Böse getan, so muß er ein Gutes tun, welches ausgleicht das Böse. Aber dieses Gute, das
kann er in zweifacher Weise tun, so daß es für ihn die gleiche Anstrengung bedeutet, wenn
es nur wenigen Menschen zugute kommt oder so, daß es für ihn die gleiche Anstrengung
bedeutet, wenn es vielen Menschen zum Heile gereicht. Daß unser karmisches Konto in der
Zukunft so ausgeglichen wird, das heißt in eine solche Weltordnung hineingestellt wird
gegen die Zukunft, wenn wir den Weg zum Christus gefunden, daß die Art unseres
karmischen Ausgleiches das größtmöglichste Menschenheil für den Rest der
Erdentwickelung hervorrufe, das wird die Sorge Christi sein. Mit dieser Übertragung des
Richteramtes über die menschlichen Taten an den Christus ist aber verknüpft, daß dieser
Christus auch unmittelbar eingreift in die menschlichen Geschicke. Die Menschen werden
nach und nach die Fähigkeit erringen, den karmischen Ausgleich, die ausgleichende Tat, die
in der Zukunft geschehen muß, zu schauen wie im Traumbilde.“ (Lit.:GA 130, S. 165ff)

Die Wiederkehr des Christus im Ätherischen


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(Weitergeleitet von Christus im Ätherischen)
Die Wiederkehr des Christus im Ätherischen, die seit dem frühen 20. Jahrhundert erlebt
werden kann, wurde von Rudolf Steiner an vielen Stellen sehr ausführlich besprochen.

Die ätherische Gestalt des Christus


Seit der Auferstehung zeigt sich der Christus in ätherischer Gestalt. Er offenbart sich nun
durch eine Engelwesenheit und lebte in dieser Form zunächst unsichtbar verbunden mit der
Erde. Als seit dem 16. Jahrhundert das materialistische Denken immer stärker heraufkam
und immer mehr Menschen mit dieser materialistischen Gesinnung durch die Pforte des
Todes schritten, breitete sich in der erdnahen geistigen Welt immer stärker diese «schwarze
Sphäre des Materialismus» aus und drohte die Erde ganz von der kosmisch-geistigen Welt
abzuschließen. Diese dunklen Kräfte wurden von dem Christus als große Opfertat im Sinne
des manichäischen Prinzips in sein Wesen aufgenommen, um sie zu verwandeln. Das
bewirkte aber in der Engelwesenheit, durch die sich der Christus offenbarte, eine Art von
«geistigem Erstickungstod», der zu einer Auslöschung des Bewusstseins dieses Engelwesens
führte. Dieses Opfer des Christus geschah im 19. Jahrhundert in der Blütezeit des
Materialismus, wo gleichzeitig Michael mit den Geistern der Finsternis rang, und kann als
eine zweite Kreuzigung, allerdings im Ätherischen, bezeichnet werden. Aber wieder aufleben
kann seit dem das Christus-Bewusstsein in den Seelen der Menschen. Dieses
Wiederaufleben des Christusbewusstseins in den Menschenseelen bildet die Grundlage für
ein neues hellseherisches Bewusstsein der Menschen ab dem 20. Jahrhundert und durch
dieses Bewusstsein werden die Menschen nach und nach beginnen, den ätherischen Christus
zu erleben (Lit.:GA 152, S. 45f). Der Christus selbst wird in den Seelen der Menschen zur Tür,
die in die geistige Welt führt:

„Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden und wird ein- und
ausgehen und Weide finden.“

– Johannes 10,9 LUT


„Nachdem in vorchristlicher Zeit die Fähigkeit zum Hellsehen weitgehend verloren gegangen
ist, werden nach (Rudolf) Steiners Angaben die fortgeschrittensten Menschen vom 20.
Jahrhundert an wieder die Möglichkeit erhalten, im Ätherischen wahrzunehmen. Für den
religiösen Bereich heißt das, daß für sie von dieser Zeit an auch ein Damaskuserlebnis
eintreten kann. Sie können dann den auferstandenen Christus im Ätherumkreis der Erde
schauen.“ (Lit.: Adolf Baumann, S. 279)

„Verstehen wir das, meine lieben Freunde, und in unserer Zeit ist eben derjenige Zeitpunkt
gekommen, wo die Menschen das Fortwirken des Mysteriums von Golgatha nur auf geistige
Weise werden erfahren können. Daher habe ich auch von dem geistig-ätherischen
Wiedererscheinen des Christus im 20. Jahrhundert gesprochen, und es im ersten Mysterium
dargestellt. Aber das wird ein geistiges Erlebnis sein, wenn auch ein geistig-hellseherisches
Erlebnis, ein geistiges Erlebnis.
So hängt innig zusammen das Mysterium von Golgatha mit der notwendigen Erhebung der
Menschheit zur Spiritualität von unserer Zeit an. Ebenso wie sich erheben muß von unserer
Zeit an die Menschheit zu einer gewissen Spiritualität, ebenso wahr ist es, daß sie begreifen
muß von unserer Zeit an, daß das Mysterium von Golgatha fernerhin nur erfaßt werden kann
in Spiritualität, daß das Christentum im wesentlichen eine spirituelle Fortsetzung, nicht eine
historische Fortsetzung, im äußeren Sinne historische Forschung oder historische
Überlieferung erfahren muß. Es handelt sich aber nur darum, daß nun wiederum nicht das,
was ich eben gesagt habe, im abstrakten Sinne aufgefaßt werde, daß man nicht glaubt, mit
den paar Begriffen vom Erfassen der Bedeutung des Mysteriums von Golgatha, wie man sie
sehr häufig sich macht, habe man schon alles getan. Nein, man muß an diese Dinge in voller
Konkretheit herantreten; man muß nicht nur Vorstellungen über den Christus und sein
Wirken sich bilden, sondern man muß in einer gewissen Weise das Reich Christi in unserem
Erdenreiche finden können. Christus ist in das Erdenreich eingezogen, und man muß sein
Gebiet finden können.“ (Lit.:GA 182, S. 25f)

Dies wird ab 1930 für die nächsten 3000 Jahre möglich werden, bis ungefähr zum Jahre 5000
nach Chr. eine genügende Anzahl von Menschen keine Evangelien mehr brauchen werden,
weil sie dem Christus in ihrer eigenen Seele begegnet sind (Lit.: GA 130, S. 48f).

„Durch das Ereignis bei der Taufe im Jordan, als der Christus in den Leib des Jesus von
Nazareth herabstieg, und durch das Mysterium von Golgatha ist die Menschheit fähig
geworden, den Christus später - in diesem Jahrtausend noch, von etwa 1930 an - im
Ätherleib zu schauen und zu erleben. Christus ist nur einmal auf Erden in einem physischen
Leibe gewandelt, und das muß man verstehen können. Die Wiederkunft des Christus
bedeutet: den Christus übersinnlich im Ätherleibe zu schauen. Daher muß jeder, der den
richtigen Gang der Entwickelung gehen will, sich die Fähigkeit erringen, mit dem geistigen
Auge schauen zu können. Es wäre kein Fortschritt der Menschheit, wenn Christus noch
einmal im physischen Leibe erscheinen müßte. Das nächste Mal wird er sich im Ätherleibe
offenbaren.“ (Lit.:GA 130, S. 77)

Bartolomé Esteban Murillo: Die Bekehrung des Paulus (etwa 1675 bis 1682)

Parmigianino: Der Sturz des Hl. Paulus


Wiederholt betonte Rudolf Steiner, dass es sich dabei um eine Erneuerung des
Damaskuserlebnisses handelt, dass Paulus von Tarsos als Eingeweihter als „vorzeitige
Geburt“ frühzeitig schon vorweggenommen hatte. Er konnte schon damals den Christus in
ätherischer Gestalt in der erdnahen Astralwelt erleben.

„Unter den vielen Beweisen, die aus der okkulten Wissenschaft für diese Tatsache gegeben
werden könnten, ist zum Beispiel dieses, daß das Ereignis von Damaskus sich, wie wir dies
schon öfter dargestellt haben, im Laufe der nächsten drei Jahrtausende für eine genügend
große Anzahl von Menschen erneuern wird. Das heißt, es werden sich bei den Menschen
solche Fähigkeiten entwickeln, daß sie den Christus auf dem astralischen Plan als
Äthergestalt wahrnehmen werden, wie es bei Paulus vor Damaskus der Fall war. Dieses
Ereignis des Wahrnehmens des Christus durch nach und nach bei den Menschen im Laufe
der nächsten drei Jahrtausende sich entwickelnde höhere Fähigkeiten macht seinen Anfang
in unserem 20. Jahrhundert. Von da ab kommen diese Fähigkeiten allmählich heraus und
werden in den nächsten drei Jahrtausenden bei einer genügend großen Anzahl von
Menschen sich ausbilden. Das heißt, eine genügend große Anzahl von Menschen wird wissen
durch den Hineinblick in die höheren Welten, daß der Christus eine Realität ist, daß er lebt,
sie werden ihn kennenlernen, wie er jetzt lebt. Und sie werden nicht nur die Art
kennenlernen, wie er jetzt lebt, sondern sie werden sich genau wie Paulus die Überzeugung
verschaffen, daß er gestorben und auferstanden ist. Aber die Grundlage dazu kann nicht
gelegt werden in den höheren Welten, die muß auf dem physischen Plan gelegt werden.“
(Lit.:GA 130, S. 89f)

„Die ersten Anzeichen von diesen neuen Seelenfähigkeiten, die werden sich in vereinzelten
Seelen schon verhältnismäßig bald bemerkbar machen. Und sie werden sich deutlicher
zeigen in der Mitte der dreißiger Jahre unseres Jahrhundert, ungefähr in der Zeit zwischen
1930 und 1940. Die Jahre 1933, 1935 und 1937 werden besonders wichtig sein. Da werden
sich am Menschen ganz besondere Fähigkeiten als natürliche Anlagen zeigen.“ (Lit.:GA 118,
S. 25)

„Wenn diese großen Zeiten kommen werden, werden die Menschen auch bewußter in der
physischen und in der geistigen Welt gegenseitig zusammen wirken können. Heute ist das
nicht möglich, weil es an einer gemeinsamen Sprache fehlt. Es wächst so die Menschheit in
eine Zeit hinein, wo die Einflüsse von der geistigen Welt immer größer werden. Die großen
Geschehnisse der kommenden Zeit werden sich in allen Welten bemerkbar machen. Auch
die Menschen zwischen Tod und neuer Geburt werden in der anderen Welt neue Erlebnisse
haben infolge des neuen Christus-Ereignisses in der ätherischen Welt. Sie würden sie dann
aber ebensowenig verstehen können, wenn sie nicht auf der Erde sich vorbereitet hätten
dafür.“ (Lit.:GA 118, S. 33)

Rudolf Steiner beschreibt sehr deutlich, wie der ätherische Christus den dafür vorbereiteten
Menschen auch in seinem körperlich real erscheinenden Auferstehungsleib begegnen wird:

Fritz von Uhde: Das Tischgebet ("Komm, Herr Jesu, sei unser Gast", 1885)
„Denn an jenem Zeitpunkt sind wir angelangt, wo der ätherische Christus in das Erdenleben
eingreift und zunächst einer kleinen Anzahl von Menschen sichtbar wird wie in einem
natürlichen Hellsehen. Dann in den nächsten dreitausend Jahren wird er immer mehr
Menschen sichtbar werden. Das muß kommen, das ist ein Naturereignis. Daß es kommt, ist
ebenso wahr als im neunzehnten Jahrhundert die Errungenschaften der Elektrizität
gekommen sind. Daß eine gewisse Anzahl von Menschen den Äther-Christus sehen wird, das
Ereignis von Damaskus haben wird, ist wahr. Aber es wird sich darum handeln, daß die
Menschen lernen, den Moment zu beachten, wo der Christus an sie herantritt. Es werden
nur wenige Jahrzehnte vergehen, und für die Menschen, besonders der jugendlichen Jahre,
wird der Fall eintreten - jetzt schon überall bereitet es sich vor Irgendein Mensch kommt da
oder dorthin, dieses oder jenes erlebt er. Wenn er nur wirklich das Auge durch Beschäftigung
mit der Anthroposophie geschärft hätte, könnte er schon bemerken, daß plötzlich um ihn
irgend jemand ist, kommt, um zu helfen, ihn auf dieses oder jenes aufmerksam zu machen:
daß ihm der Christus gegenübertritt - er aber glaubt, irgendein physischer Mensch sei da.
Aber daran wird er merken, daß es ein übersinnliches Wesen ist, daß es sogleich
verschwindet. Gar mancher wird erleben, wenn er gedrückten Herzens, leidbelastet, still in
seinem Zimmer sitzt und nicht aus noch ein weiß, daß die Tür geöffnet wird: Der ätherische
Christus wird erscheinen und wird Trostesworte zu ihm sprechen. Ein lebendiger
Trostbringer wird der Christus für die Menschen werden! Mag es auch heute noch grotesk
erscheinen, aber wahr ist es doch, daß manchmal, wenn die Menschen zusammensitzen,
nicht ein noch aus wissen, und auch wenn größere Menschenmengen zusammensitzen und
warten: daß sie dann den ätherischen Christus sehen werden! Da wird er selber sein, wird
beratschlagen, wird sein Wort auch in Versammlungen hinein werfen. Diesen Zeiten gehen
wir durchaus entgegen. Das ist das Positive, dasjenige, was als positives aufbauendes
Element in die Menschheitsentwickelung eingreifen wird.“ (Lit.:GA 130, S. 93f)

Hinweise im Neuen Testament auf die Wiederkunft Christi im Ätherischen


„Dann wird der Menschensohn den schauenden Seelen erscheinen in den Wolken des
Ätherreiches, umkraftet von den bewegenden Weltenmächten, umleuchtet von den
Geistern der Offenbarung.“

– Lukas 21,27 EU
„Dann wird geschaut werden das Kommen des Menschensohnes im Wolkenwesen,
umkraftet von der Macht, umleuchtet vom Licht der sich offenbarenden Geisteswelt.“

– Markus 13,26 EU
„Siehe, er kommt im Wolkensein. Alle Augen sollen ihn schauen, auch die Augen derer, die
ihn durchstochen haben. Alle Geschlechterfolgen auf der Erde sollen erfahren, was es heißt,
ihm zu begegnen.“

– Offenbarung 1,7 EU
Die Erscheinung des ätherischen Christus und das Symbol des Rosenkreuzes

Rosenkreuz mit 7 roten Rosen


In einer esoterischen Instruktionsstunde in Berlin am 8. Februar 1913 hat Rudolf Steiner
weitere bemerkenswerte Angaben zur Wiederkehr des Christus im Ätherischen gemacht und
den Zusammenhang mit dem Symbol des Rosenkreuzes gezeigt. Dabei wird auch der
Zusammenhang zur zweiten Kreuzigung des Christus im Ätherischen im 19. Jahrhundert
angesprochen.

„Wenn der Esoteriker seine Übungen regelmäßig verrichtet und sich vertieft in die
Tempellegende oder die großen kosmischen Bilder, die uns in der Theosophie gegeben
werden, oder in Jakob Böhmes «Morgenröte» und die anderen Symbole, wie sie in diesem
Tempel gegeben werden, so wird er bemerken, daß es so sein kann, als ob sein Gehirn in
einem bestimmten Augenblick nicht imstande wäre, weiter zu denken, als ob seinem Denken
eine Grenze gesetzt würde. So etwa soll der Esoteriker empfinden und innerlich erleben. Der
gewöhnliche Mensch hat bisweilen dieselben Empfindungen, daß ihm sein Gehirn den Dienst
versagt, aber er kommt nicht zum Erleben und Gewahrwerden dieser Tatsache. Die
Menschen verschlafen eigentlich ihr ganzes Leben; nicht nur dadurch, daß sie in der Nacht
schlafen, aber auch am Tage verschlafen sie die wichtigsten Ereignisse, weil sie ganz den
Eindrücken hingegeben sind, die sie von den Sinnen erhalten. Alle diejenigen, die in einer
wichtigen Zeit, wie unsere heutige eine ist, sich gegen dasjenige, was sie als eine spirituelle
Strömung hätten erreichen können, gewendet haben, die - wie gescheit sie auch an und für
sich waren - doch sich weigerten, das Spirituelle aufzunehmen, die sich also ganz dem
Materialismus hingegeben haben, die haben sich nach ihrem Tode ebenso gegen alles
Spirituelle gewandt und dort einen bestimmten Haß ausgebildet, den sie dann als Kraft (oder
Kräfte) wieder in die physische Welt zurückgeworfen haben. Vom 16. Jahrhundert an ist das
im Grunde eigentlich immer so gewesen und jene Haßgefühle machen sich in der physischen
Welt bemerklich und haben dort ihre Wirkung. Die Welten sind ja nicht voneinander
getrennt, sie durchdringen einander.

Wir haben auch davon gesprochen, wie beim Tode des Christus Jesus auf Golgatha der
physische Leib in die physischen Substanzen der Erde eingedrungen ist und wie daraus für
einzelne Menschen die Kraft entsprungen ist, um in den ersten nachchristlichen Zeiten die
Märtyrerschaft durchzumachen. Zu seiner Zeit hat auch der Ätherleib des Christus als
Äthersubstanz sich in die Erde aufgelöst und dadurch hat sich für einzelne Individualitäten
die Möglichkeit eröffnet, diese Äthersubstanz in sich aufzunehmen, und dadurch konnten
gewisse Verrichtungen durch diese Individualitäten hier auf Erden geschehen.

Auch der Astralleib des Christus gelangte in einer bestimmten Zeit in die Astralsubstanz (-
aura) der Erde und damit konnten auch wiederum menschliche Astralhüllen umkleidet
werden, die gewisse Geschehnisse auf Erden zeitigten. Und jetzt wird die Ich-Substanz
Menschen mitgeteilt werden können. Denn wenn auch Jesus von Nazareth bei der Taufe
seine drei Hüllen verlassen hat, so blieb doch auch ein Teil der Ich-Substanz bei den Hüllen,
und so wurde auch diese Kraft der Erde eingefügt.

Das Neue, was jetzt allmählich den Menschen (mitgeteilt) geoffenbart werden wird, ist eine
Erinnerung oder Wiederholung desjenigen, was Paulus bei Damaskus erlebt hat. Er schaute
die Äthergestalt des Christus. Daß diese aber jetzt für uns sichtbar werden soll, rührt von der
Tatsache her, daß in der Ätherwelt gleichsam ein neues Mysterium von Golgatha sich
abgespielt hat. Das, was hier in der physischen Welt bei der Kreuzigung stattgefunden hat
infolge des Hasses der nicht verstehenden Menschen, das hat sich jetzt auf dem Ätherplan
wiederholt durch den Haß der Menschen, die als Materialisten nach dem Tode in die
Ätherwelt eingetreten sind.

Man halte sich noch einmal vor die Seele, wie bei dem Mysterium von Golgatha ein Kreuz
aufgerichtet wurde aus totem Holz, an dem der Leib des Christus hing. Und dann schauen
wir jenes Kreuzesholz in der Ätherwelt als sprießendes, sprossendes Holz, grünes, lebendiges
Holz, das durch die Flammen des Hasses verkohlt ist und an dem nur noch die sieben
blühenden Rosen erscheinen, die siebenfache Natur des Christus darstellend, dann haben
wir da das Bild von dem zweiten Mysterium von Golgatha, das sich jetzt in der Ätherwelt
abgespielt hat. Und durch dieses Absterben, dieses zweite Sterben des Christus, ist es
möglich geworden, daß wir jenen Ätherleib schauen werden. Die Verdichtung, den toten Teil
des Ätherleibes des Christus Jesus werden die Menschen schauen.“ (Lit.:GA 265, S. 333)

Ab dem Oriphiel-Zeitalter (ab etwa 2400 n.Chr.)


„Dann wird von 2400 ab die Epoche kommen, wo die Kräfte zum Christus-Verständnis von
der Erde allein ausgehen, wo der Christus vom physischen Plane aus auf die Menschen wirkt.
In unsere Zeit aber greifen die Vorboten dessen herein, was nach 2400 wesentlich sein wird:
Der Christus wird sich auf dem physischen Plane in ätherischer Gestalt offenbaren.“ (Lit.:GA
152, S. 47)
„...und um das Jahr 2400 wird wiederum Oriphiel, der furchtbare Engel des Zorns, die
Leitung übernehmen. Und wie einst wird dann auch das geistige Licht hell und strahlend in
die Dunkelheit leuchten: der Christus wird wiederum auf Erden erscheinen, wenn auch in
anderer Gestalt als damals. Ihn zu empfangen, Ihm zu dienen, dazu sind wir berufen.“
(Lit.:GA 266a, S. 283ff)

Ein Vortrag von Valentin Tomberg, der fälschlich Rudolf Steiners zugeschrieben wurde
Der nachstehende Text stammt aus den Vorträgen „Die vier Christusopfer und die
Erscheinung des Christus im Ätherischen“, die Valentin Tomberg 1939 in Rotterdam gehalten
hatte. Ein Anthroposoph fertigte aus den Nachschriften dieser Vorträge einen zweiseitigen
Auszug an und setzte darüber die nachstehende irreführende Überschrift:

„Von der Wiederkunft des Christus im Ätherischen


(aus einem Vortrag von Rudolf Steiner, Stockholm 1910; Notizen, die an Wilhelm Rath von
seiner Stiefmutter, vor deren Tod, übergeben wurden.)

Versuchen wir nur kurz zu betrachten, welches die Schritte sein werden, welche der Christus
tun wird in dem Raum, der ihm zur Verfügung steht als menschliches Karma des Mysteriums
von Golgatha, als Karma des Verhältnisses der Menschheit ihm gegenüber in der
Vergangenheit.

Der Christus wurde gerichtet von der Menschheit. Nun hat er die Möglichkeit, als Richter
aufzutreten der Menschheit gegenüber. Richten bedeutet jedoch im Sinne des Christus nicht
eine Vergeltung, denn der Christus hat ja in die Welt zu bringen das Auslöschen des
Vergeltungsprinzips. Richten im Sinne des Christus bedeutet, dass der Christus das Gewissen
wecken wird. Er wird die Möglichkeit haben im Raume zu wirken, einen Schritt zu tun,
welcher bei den Menschen dieses Raumes Gewissenserweckungen hervorrufen wird.

II

Das erste Vorzeichen des kommenden Christus im Ätherischen wird eine Welle von
elementaren Gewissensgefühlen sein, vorläufig von Gefühlen, die zwar mit elementarer
Gewalt die Menschen ergreifen werden, von denen die Menschen aber nicht wissen werden,
woher die verzehrenden Schamgefühle kommen, die in der Seele entstehen. So könnte man
sagen, dass der Beginn der Morgenröte der Erscheinung des Christus im Ätherischen die
Röte der Scham sein wird. Es werden Menschen mit einer unwiderstehlichen Gewalt erleben
die Enttäuschungen in den Werten, die sie bisher als das Wahre und Schöne geschätzt
haben, und sie werden so eine Art Umwertung aller Werte in ihrer Seele erleben müssen. So
wie man im Kamaloka-Zustand eine Umwertung aller Werte des Lebens erleben muss, weil
man in den Strahlen des Weltgewissens steht, so werden die Menschen eine Umwertung der
Werte des Lebens jetzt erleben müssen, weil sie sie in der Wirkung des Christus, der im
Raume in der Horizontalen wirken wird, erleben werden.

III
Und wenn der Christus in der Vergangenheit gegeißelt wurde, so bedeutet das, dass er jetzt
nicht nur das Gewissen der Menschen erwecken wird, sondern dass er sie auch berühren
wird. Wie er Schläge erhielt bei der Geißelung, so wird er die Menschen berühren können,
die Verzweiflung erleben werden. Sie wird er berühren, um ihnen Trost und Mut
einzuflößen. Die Berührung um Mut für ein neues Schaffen einfließen zu lassen, ist die Folge
der Geißelung. Es wird dann Menschen geben, die sagen: ‘Wir fangen alles neu an. Denn
alles, was bisher geschaffen wurde, hält vor diesem Licht nicht stand.’ Es muss
gewissermaßen der erste Schöpfungstag im Menschenreich wieder beginnen. Die Menschen
werden aber diesen Mut nicht aus sich selbst empfangen, sondern aus der Berührung, die
von dem Christus ausgeht als Folge der Geißelung, die er erlebt hat.

IV

Und wenn Er selbst dornengekrönt wurde in der Vergangenheit, so wird er nun Menschen
und Menschengruppen Aufträge erteilen, wie man seinem Werke zu dienen hat. So wird er
die Menschen mit Liebespflichten krönen. Es lebt noch in der Welt der Pflichtbegriff. Aber
die Pflicht wird einmal die Menschen in eine Katastrophe bringen: Denn alles Böse, das in die
Welt gebracht wird, dem werden die Menschen aus ‘Pflicht’ folgen. Von Christus aber
werden Liebesaufträge erteilt an Menschen und Menschengruppen bei der ätherischen
Wiederkunft. Ein Koloss auf irdenen Füßen wird fallen. Statt Pflicht wird Liebe zur Aufgabe
sein.

Und wie der Christus in der Vergangenheit sein Kreuz tragen musste, an dem er gekreuzigt
werden sollte, so wird Christus, der im Ätherischen erscheinen wird, die Menschen von ihren
Gebrechen heilen, sodass Heilungen, Schicksalsheilungen, von ihm ausgehen werden, dass
Menschen, die ihr Kreuz tragen, die Kraft haben werden, es tragen zu können durch seelisch-
physische Heilung.

VI

Und wenn in der Vergangenheit der Christus gekreuzigt wurde, wobei er selber die Worte
aussprach: ‘Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun’, so ist in diesen Worten
auch enthalten, was sein Wille ist, um in dem Raum, der ihm gewährt ist, als karmische Folge
der Kreuzigung wirken zu können, nämlich: Dass die Menschen wissen, was sie tun. Die
karmische Folge dessen, dass der Christus gekreuzigt wurde, wird nicht nur die sein, dass die
Menschheit auch gebunden, gleichsam gekreuzigt wird, sondern auch dass die Augen der
Menschheit geöffnet werden, dass durch den Christus ein neues Hellsehen wachgerufen
wird, damit die Menschen sehen und wissen, was sie tun. Das karmische Hellsehen ist es,
das Sehen des Karmas. Wenn der Mensch heute etwas tut, kennt er nicht die karmischen
Folgen. Es wird aber der Mensch in der Zukunft wissen, was er tut. Das karmische Hellsehen
ist die Antwort des Christus auf die Kreuzigung, die geschah, weil die Menschen nicht
wussten, was sie taten.

VII
So wandelt der Christus das Negative in das Positive. Die ätherische Wiederkunft ist diese Art
der Antwort der Christuswesenheit auf jene Art der Behandlung, die der Christus erfahren
hat, als er als Mensch unter Menschen wandelte.“ (Lit.: Valentin Tomberg, S. 112-116)

Kopien dieses Vortrags, der nun fälschlich Rudolf Steiner zugeschrieben wurde, kamen in
Umlauf. Auch Rudolf Grosse, damals Erster Vorsitzender der Anthroposophischen
Gesellschaft, war von Steiners Urheberschaft überzeugt und trug den Textauszug 1980 auf
einer Tagung für Religionslehrer am Goetheanum feierlich vor. Sobald bekannt wurde, dass
der Text von Tomberg stammte, wurde er nicht mehr erwähnt[1].

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Biografie Rudolf Steiner


Martin von Mackensen: Ein Vortrag für die Landbauschüler am Dottenfelderhof
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Christus
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(Weitergeleitet von Christus, kosmischer)

Der Christus als Menschheitsrepräsentant.


Der Christus (von griech. Χριστός, Christós; latinisiert Christus, als Übersetzung von hebr.
ַ‫ מָ ִׁש יח‬Maschiach, aramäisch Meschiah, in griechischer Transkription Μεσσίας, Messias, "der
Gesalbte") ist ein höchstes kosmisches Geistwesen, das - nach gebräuchlicher
abendländischer Bezeichnung - das Sohnesprinzip der göttlichen Trinität repräsentiert und
als das große makrokosmische Welten-Ich gemeinsam mit dem Vater und dem Heiligen Geist
als Urquell der Schöpfung über allen geistigen Hierarchien steht. Durch das Mysterium von
Golgatha hat sich die Christuskraft, die ursprünglich von der Sonne herabwirkte, mit der Erde
verbunden. Das ist eine geistige Tatsache, die über allen konfessionellen religiösen
Bekenntnissen steht und, wie Rudolf Steiner betont, auch nicht an den bei uns
gebräuchlichen Namen „Christus“ gebunden ist: „Niemals wird derjenige, der das Christus-
Wesen erkennt, sich darauf versteifen, daß der Name des Christus bleibt.“ (Lit.:GA 121, S.
197)

Das Ich im Menschen ist dasselbe wie Christus in der Welt


Das Ich des Menschen ist mikrokosmisch dasselbe was makrokosmisch der Christus für die
Welt ist.

„Das Ich ist im Menschen dasselbe wie Christus in der Welt. Es ist der Wendepunkt in der
ganzen Menschheitsentwicklung. Alles, was Christus vorausging in der Entwicklung der
Menschheit, war eine Vorbereitung für die Erscheinung Christi; alles, was der Erscheinung
Christi folgte, ging von ihr aus. Christus ist das Weltenzentrum. Er ist das Wort, das in der
Mitte der ganzen Entwicklung steht. Wie Strahlen fließt die ganze Menschheitsentwicklung
hin zu ihm, zu seiner Verkörperung.
Das ganze Weltenleben hatte einen absteigenden Prozess durchgemacht bis in das Physische
hinein. Zuletzt erschien es im Physischen. Das Göttliche hatte sich mit der eigenen Schöpfung
vollständig vereint, als Christus sich herabsenkte auf die Persönlichkeit des Jesus von
Nazareth und in ihm seinen Einzug hielt. Dieser Christus war ein Ausdruck des ganzen
Weltenlebens in einem physischen Körper, in der Hülle der Persönlichkeit des Jesus, der in
Palästina lebte. Dort war das ganze Weltenleben zusammengestrahlt wie in einem
Mittelpunkt. Dort wohnte während drei irdischen Jahren das Welten-Ich. Dort kam das
Welten-Ich sich, zum Bewusstsein seiner ganzen Aufgabe für die Welt, die vorher von ihm
ausgegangen. Hatte zuerst der Logos die Welt aus sich hervorgehen lassen durch das
Schöpferwort, hielt er selbst diese aus ihm hervorgeströmte Welt in seinen Armen und
durchpulste er sie mit seinem eigenen Leben, so nahm er jetzt das große Opfer auf sich,
nicht länger nur als Schöpfer und Erhalter dieser Welt zu leben und über sie zu herrschen,
sondern er zog mit seinem Leben in das Zentrum dieser Welt ein. Die Welt hatte er sich
gestaltet als eine Hülle, als den Tempel, in dem er wohnen wollte. Da verband sich das Wort
mit allem, was durch dasselbe gedacht war. Das Wort ward Fleisch.“ (Lit.:GA 91, S. 241)

Die Sonnenheimat des Christus


→ Siehe auch: Präexistenz Christi
Der Christus war der oberste Führer der alten Sonnenentwicklung, und auch während der
eigentlichen Erdenentwicklung war zunächst die Sonne seine Heimat. Um die Folgen des
Sündenfalls auszugleichen, stieg der Christus aber zum Heil der Menschen auf die Erde
herab. Nach den geistigen Forschungen Rudolf Steiners machte der Christus drei Vorstufen
zum Mysterium von Golgatha in der übersinnlichen Welt durch, ehe er sich mit der Jordan-
Taufe im 30. Lebensjahr des Jesus von Nazareth in dessen Leib inkarnierte und darin als der
Jesus Christus für etwa drei Jahre bis zum Kreuzestod auf Golgatha lebte.

Der Christus und das Karma der Menschen


Dass der Christus bis dahin in der geistigen Welt zu finden war, blieb auch den Eingeweihten
der alten Kulturen nicht verborgen. Und bereits aus dieser geistigen Sphäre gab der Christus
den Menschen die Möglichkeit, ihre Fehler durch das Karma auszugleichen und sich dadurch
weiterzuentwickeln.

„Wenn der Christus auch erst später erschienen ist, vorhanden war er in der geistigen
Sphäre der Erde schon immer. Schon in den alten atlantischen Orakeln haben die Orakel-
Priester von dem Geist der Sonne, von dem Christus gesprochen. Die heiligen Rishis in der
indischen Kulturperiode haben gesprochen von Vishva Karman; Zarathustra hat in Persien
von Ahura Mazdao gesprochen. Es hat Hermes von dem Osiris gesprochen; und es hat
gesprochen von jener Kraft, die durch ihr Ewiges der Ausgleich alles Natürlichen ist, von
jener Kraft, die in dem «Ehjeh asher ehjeh» lebt, der Vorherverkündiger des Christus, der
Moses. Alle haben von dem Christus gesprochen; aber wo war er zu finden in diesen alten
Zeiten? Nur da, wo das geistige Auge hat hineinschauen können, in der geistigen Welt. In der
geistigen Welt war er immer zu finden, und er war in der geistigen Welt wirksam, aus der
geistigen Welt heraus wirksam. Er ist derjenige, der dem Menschen vorher schon, bevor er
auf der Erde aufgetreten ist, heruntergesandt hat die Möglichkeit des Karma.“ (Lit.:GA 107,
S. 250f)

Das makrokosmische Ich des Christus


Christus Pantokrator, Ikone im Katharinenkloster auf dem Sinai
„Der Christus unterscheidet sich ganz radikal von anderen Wesenheiten, die an der
Erdenentwickelung teilnehmen. Er ist ein Wesen einer ganz anderen Ordnung. Er ist ein
Wesen, welches nicht nur während der Mondenentwickelung so zurückgeblieben ist wie die
luziferischen Geister, sondern welches, vorausschauend die Mondenentwickelung, eigentlich
noch früher zurückgeblieben ist, schon während der alten Sonnenentwickelung, und aus
einer gewissen sicheren, weit übermenschlichen Weisheit während der alten
Sonnenentwickelung zurückgeblieben ist. Diese Wesenheit dürfen wir nicht in dem Sinne wie
die andern angeführten Wesenheiten als eine mikrokosmische ansehen, denn als
mikrokosmische Wesenheit haben wir anzusehen diejenigen, die vom Beginne der
Erdenentwickelung mit dieser Erdenentwickelung verbunden waren. Der Christus war nicht
unmittelbar mit der Erdenentwickelung verbunden, sondern mit der Sonnenentwickelung. Er
war eine makrokosmische Wesenheit vom Beginn der Erdenentwickelung an, eine
Wesenheit, welche also ganz anderen Entwickelungsbedingungen ausgesetzt ist als die
mikrokosmischen Wesenheiten. Und seine Entwickelungsbedingungen waren eigener Art.
Sie waren so, daß diese makrokosmische Christus- Wesenheit außerhalb des Irdischen das
makrokosmische vierte Prinzip, das makrokosmische Ich entwickelt hatte. Für seine, also für
diese Christus-Entwickelung war es normal, außerhalb der Erde ein Ich makrokosmischer Art
gerade bis zur Ich-Vollendung zu bringen und dann zur Erde niederzusteigen. Es war also für
die Entwickelung der Christus-Wesenheit normal - als sie von dem Makrokosmos niederstieg
auf unsere Erde -, hereinzubringen den großen Impuls vom makrokosmischen Ich, damit das
mikrokosmische Ich, das Menschen- Ich, diesen Impuls aufnehme und weiterkommen könne
in der Entwickelung. Normal war es für den Christus, nicht den mikrokosmischen Ich-Impuls,
aber den makrokosmischen Ich-Impuls gerade so weit zu haben, wie der Mensch den
mikrokosmischen auf der Erde hatte. So ist das Christus-Wesen ein Wesen, das in einer
gewissen Beziehung dem Menschen gleicht, nur daß der Mensch mikrokosmisch ist und
seine vier Prinzipien mikrokosmisch zum Ausdruck gebracht hat, also auch sein Ich
mikrokosmisch hat als Erden-Ich, der Christus aber als Welten-Ich. Aber so war bei ihm die
Entwickelung vor sich gegangen, daß er eben gerade groß und bedeutend war durch die
volle Entwickelung dieses Ich, das er herunterbrachte auf die Erde. Und er hatte nicht das
fünfte makrokosmische und nicht das sechste makrokosmische Prinzip, denn die wird er
entwickeln, damit er sie dem Menschen geben kann, auf Jupiter und Venus.

Der Christus ist also eine Wesenheit viergliedriger Natur - bis zu seinem makrokosmischen
Ich -, wie der Mensch selber mikrokosmisch eine solche ist. Und wie der Mensch während
der Erdenzeit die Mission hat, sein Ich auszubilden, um empfangen zu können, so hatte der
Christus sein Ich auszubilden, um geben zu können. Als er herunterstieg auf die Erde war er
so, daß alles in seiner Wesenheit verwendet war, um in möglichst vollkommener Gestalt sein
viertes Prinzip zum Ausdruck zu bringen. Nun hat ein jedes gleichzahlige Prinzip des
Makrokosmos und des Mikrokosmos eine innige Verwandtschaft zum entsprechenden
anderen, das die gleiche Zahl hat. Das vierte makrokosmische Prinzip im Christus entspricht
dem vierten mikrokosmischen im Menschen und das fünfte im Christus wird dem Geistselbst
im Menschen entsprechen.

So trat der Christus seine Erdenlaufbahn an, indem er dem Menschen aus dem
Makrokosmos dasjenige herunterbrachte, was der Mensch mikrokosmisch ausbilden sollte,
nur brachte es der Christus als makrokosmisches Prinzip. Er trat so ein in die
Erdenentwickelung, daß er während derselben ebensowenig ein fünftes, sechstes, siebentes
Prinzip als Eigentum hatte, wie es der Mensch in seiner Art auch nicht hat.

Der Christus ist eine Wesenheit, die sich makrokosmisch bis zum vierten Prinzip ausgebildet
hatte und die während des Erdendurchgangs die Entwickelung ihres vierten Prinzips darin
sehen wird, daß sie alles hergibt, damit der Mensch sein Ich ausbilden kann.“ (Lit.:GA 130, S.
213ff)

Der kosmische Christus


Der Christus, das makrokosmische Ich, ist in diesem Sinn als kosmischer Christus zu
begreifen, der sich infolge der Jordan-Taufe in den Leibeshüllen des nathanischer Jesus
inkarniert, in denen bis zur Jordan-Taufe das Ich des salomonischen Jesus gewohnt hatte,
und damit voll und ganz Mensch wird.

„Noch in anderer Gestalt kann der Christus-Impuls vor unsere Seele treten: wie er uns im
Markus-Evangelium, im Johannes-Evangelium erscheint, wo wir gleichsam hingeführt
werden zu dem kosmischen Christus-Impuls, der ausdrückt, wie der Mensch seinen ewigen
Zusammenhang mit den großen kosmischen Kräften dadurch hat, daß wir durch das
Verständnis des kosmischen Christus gewahr werden, wie in die Erdenentwickelung selber
ein kosmischer Impuls durch das Mysterium von Golgatha hereingenommen wird. Noch als
etwas unendlich Größeres und Gewaltigeres als der Geistkönig, der von den Magiern
umgeben vor unserem geistigen Auge steht, tritt vor uns hin die mächtige kosmische
Wesenheit, welche Besitz ergreifen will von dem Träger jenes Menschen, der da ist der
Geisteskönig, die Blüte und Spitze der Erdentwickelung selber. Es ist im Grunde genommen
nur der heutigen Menschen Kurzsichtigkeit, wenn nicht die ganze Größe und Macht des
Einschnittes gefühlt wird, der in der Menschheitsentwickelung dadurch gegeben war, daß
der Zarathustra zum Träger des kosmischen Christus-Geistes wurde, wenn nicht gefühlt wird
die ganze Bedeutung desjenigen, was als «Christus-Träger» in jenem Momente der
Menschheitsentwickelung vorbereitet wurde, den wir durch die christliche Weihenacht
feiern. Ein etwas tieferes Hineingehen in die Menschheitsentwickelung zeigt uns überall, wie
tief einschneidend in die ganze Erdevolution das Christus-Ereignis ist.“ (Lit.:GA 143, S. 217f)

Im Heidentum lebte das Verständnis für den kosmischen Christus noch lange nach:

„Und in dem, was die Ritter von Arms’ Tafelrunde taten, lebte dieser selbe kosmische
Chrisms, der — nur nicht unter dem Namen des Christus — auch enthalten war in dem
Impetus, mit dem Alexander der Große nach Asien hinüber die griechische Kultur mit ihrem
spirituellen Leben trag. Es gab sozusagen spätere Alexanderzüge, die von den Rittern von
Artus’ Tafelrunde so nach Europa ausgeführt wurden wie der Alexanderzug von Mazedonien
nach Asien hinüber. Ich führe das an, weil man da an einem Beispiele, das gerade in der
letzten Zeit untersucht werden konnte, sieht, wie der Sonnendienst, das heißt der alte
Christusdienst, eigentlich da gepflegt worden ist; aber selbstverständlich mit diesem
Christus, wie er für die Menschen vor dem Mysterium von Golgatha war: Da war alles
kosmisch, sogar in dem irdisch-elementaren Übergang des Kosmos. In den
Elementargeistern, die in Licht und Luft und Wasser und Erde lebten, lebte ja das Kosmische;
da konnte man darinnen das Kosmische beim Erkennen nicht verleugnen. So daß im
europäischen Heidentum in diesem neunten Jahrhundert viel vorchristliches Christentum
lebte. Das ist das Eigentümliche —, und daß diese Nachzügler des europäischen Heidentums
den kosmischen Christus in dieser Zeit überhaupt verstanden, viel würdiger verstanden als
diejenigen, die in dem sich offiziell verbreitenden Christentum den Christus hinnahmen.“
(Lit.:GA 238, S. 51)

Dieses Wissen um die kosmische Dimension des Christus, das auch zur Zeit der Gnosis noch
lebendig war, ist nach und nach verlorengegangen.

„Verlorengegangen bis zu einem gewissen Grad ist der Menschheit das Bewußtsein dieses
kosmischen Christus. Es mußte verlorengehen, weil das alte Hellsehen hinschwinden mußte,
eine Zwischenzeit kommen mußte, gleichsam ein geistloser Aon, damit wieder entstehen
kann eine neue Art des hellseherischen Blickes. Der muß sich aber wieder hinaufwenden in
die geistigen Welten, muß nicht bloß mit dem, was äußeres Menschenschauen ist, das
Wesen charakterisieren, das durch die Winterweihenacht hereintritt in die
Menschheitsentwickelung, sondern verfolgen, wie dieses Wesen von Himmelssphäre zu
Himmelssphäre steigt, heruntersteigt auf die Erde und der Erde Sinn gibt, ja, der Erde Sinn
gibt.“ (Lit.:GA 156, S. 212)

„Allein, wenn Sie ... sich so recht das vor die Seele führen, was in diesen Betrachtungen
gesagt worden ist, und was gipfeln sollte in der Notwendigkeit der Erkenntnis einer Christus
Jesus-Doppelgestalt, dann werden Sie diesen Sommer meditierend weit kommen im
Begreifen des kosmischen Christus und des irdischen Jesus: daß der kosmische Christus aus
geistigen Welten herunterstieg, weil diese Welten fortan dem menschlichen Anschauen
verschlossen sein sollten, und weil der Mensch begreifen soll, was in ihm selbst als
Zukunftskeim liegt. In diesem kosmischen Christus und in dem irdischen, in dem
humanistischen Jesus und in ihrer Zusammengliederung liegt vieles von der Lösung des
Weltenrätsels, wenigstens des Menschheitsrätsels. Im Menschen liegt der Keim für die
Zukunft. Aber dieser Keim muß befruchtet werden durch den Christus Jesus. Wird er nicht
befruchtet, so gestaltet er sich ahrimanisch, und die Erde kommt an ein wirres Ziel. Kurz, mit
dem Christus Jesus-Geheimnis zusammenhängend finden Sie die Lösungen für viele, viele
Fragen der Gegenwart.“ (Lit.:GA 181, S. 427)

Der Abstieg des Christus aus der Sonnensphäre


Um sich auf Erden verkörpern zu können, musste der Christus von der Sonne herabsteigen,
er starb gewissermaßen aus der Sonnensphäre herab auf die Erde. Er ließ dabei seinen
Geistesmenschen auf der Sonne und seinen Lebensleib im Umkreis der Erde zurück. Nur sein
Ich und sein Geistselbst gingen unmittelbar in den Leib des Jesus von Nazareth ein.

„Wenn der Mensch stirbt, läßt er zunächst seinen physischen Leib hinter sich, und er trägt
noch einige Tage seinen Ätherleib an sich. Nach einigen Tagen legt er den Ätherleib ab, lebt
im astralischen Leib und im Ich weiter. Was sich da mit dem Menschen, der durch des Todes
Pforte gegangen ist, abspielt, das stellt sich dem schauenden Blicke so dar, daß man den
Menschen sich ätherisch auflösen sieht nach dem Tode. Er wird immer größer und größer,
aber auch immer undeutlicher und undeutlicher. Er webt sich in den Kosmos hinein.

Eine merkwürdige, polarisch entgegengesetzte Erscheinung spielte sich weltgeschichtlich ab


in Anknüpfung an das Mysterium von Golgatha. Was geschah denn dazumal, als das
Mysterium von Golgatha geschah? Der Christus war bis dahin Sonnenwesen, gehörte der
Sonne an [...]
Dann aber kam das Mysterium von Golgatha. Was geschah in Asien? In Asien drüben
geschah es nun weltgeschichtlich, daß jenes hohe Sonnenwesen, das man nachher als den
Christus bezeichnete, die Sonne verließ. Das war eine Art Sterben für den Christus. Christus
ging fort von der Sonne, wie wir Menschen im Sterben fortgehen von der Erde. Also Christus
ging fort von der Sonne, wie ein Mensch, der stirbt, fortgeht von der Erde. Und wie bei
einem Menschen, der stirbt, indem er von der Erde fortgeht, für den okkulten Beschauer der
ätherische Leib schaubar ist, den er nach drei Tagen ablegt und er den physischen Leib
zurückläßt, so ließ Christus in der Sonne zurück dasjenige, was Sie in meiner «Theosophie»
beschrieben finden am Menschen als den Geistesmenschen, als das siebente Glied der
menschlichen Wesenheit.

Christus «starb von der Sonne», er starb kosmisch von der Sonne zur Erde herab, er kam zur
Erde herunter. Von dem Momente von Golgatha ab war auf der Erde zu schauen dasjenige,
was sein Lebensgeist war. Wir lassen den Lebensäther, den Ätherleib, den Lebensleib zurück
nach dem Tode; nach diesem kosmischen Tode ließ der Christus den Geistesmenschen auf
der Sonne zurück, und im Umkreise der Erde den Lebensgeist. So daß vom Mysterium von
Golgatha ab die Erde von dem Lebensgeiste Christi wie von einem Geistigen umweht war.

Aber nun sind physische Ortszusammenhänge für das geistige Leben ganz anders als für das
physische Leben. Dieser Lebensgeist, der war vor allen Dingen schaubar von den irischen
Mysterien, von den Mysterien von Hybernia aus und wurde schaubar vor allen Dingen für die
Ritter der Tafelrunde des Königs Artus [...]

Drüben in Asien hatte sich das Mysterium von Golgatha abgespielt, hatte die Seelen, die
Herzen der Menschen ergriffen, hatte sich tief hineingelebt in die Seelen, in die Herzen der
Menschen. Man muß nur einmal auf diejenigen hinschauen, die die ersten Christen waren,
welche Umwandelung diese in ihren Seelen erlebt haben, man wird schon finden: In
derselben Zeit, in der hier im Westen sich das abspielte, was ich eben beschrieben habe,
drang dort der wirkliche Christus, der Christus, der heruntergestiegen war, der seinen
Geistesmenschen oben auf der Sonne gelassen hatte, seinen Lebensgeist in der Atmosphäre
der Erde hatte, der drang, indem er sein Ich heruntertrug - noch mit dem Geistselbst
heruntertrug auf die Erde - vom Osten nach Westen durch Griechenland, Nordafrika, Italien,
Spanien herüber nach Europa durch die Herzen der Menschen in derselben Zeit, in der er
hier durch die Natur drang.“ (Lit.:GA 240, S. 290ff)

Durch alle Kulturepochen, von der urindischen Kultur bis zur Zeitenwende in der griechisch-
lateinischen Zeit, wurde der aus der Sonnensphäre herabsteigende Christus geahnt.

„Gehen wir einmal zurück bis in die erste Kultur nach einer großen Katastrophe, bis in die
uralt-indische Kultur. Da sehen wir sieben große heilige Lehrer, die man als die heiligen
Rischis bezeichnet. Sie weisen hinauf auf ein höheres Wesen, von dem sie sagten: Unsere
Weisheit kann dieses hohe Wesen ahnen, aber nicht kann unsere Weisheit dieses hohe
Wesen schauen! Die sieben heiligen Rischis sehen viel. Jenseits ihrer Sphäre aber ist dieses
hohe Wesen, das sie nannten «Vishva Karman». Und Vishva Karman ist ein Wesen, das zwar
die geistige Welt erfüllte, aber jenseits dessen war, was sonst das hellseherische
Menschenauge in diesen Zeiten schauen konnte. Dann kam die Kultur, die man benannt hat
nach ihrem großen Führer Zarathustra, und Zarathustra sagte zu denen, die er zu führen
hatte: Wenn das hellseherische Auge auf die Dinge der Welt sieht, auf die Mineralien,
Pflanzen, Tiere und Menschen, so sieht es hinter diesen Dingen allerlei geistige
Wesenheiten. Aber dasjenige geistige Wesen, dem der Mensch sein eigentliches Dasein
verdankt, das in des Menschen tiefstem Ich einmal leben muß, das sieht man noch nicht,
wenn man die Dinge der Erde anschaut, nicht mit physischen und nicht mit hellseherischen
Augen. - Wenn aber der Zarathustra seinen hellseherischen Blick zur Sonne hinauf richtete,
dann - sagte er - sieht man nicht nur die Sonne, sondern, wie man bei dem Menschen eine
den Menschen umgebende Aura sieht, so sieht man bei der Sonne die große Sonnen-Aura,
Ahura Mazdao. - Und die große Sonnen-Aura ist es, die einmal auf eine Weise, die später
charakterisiert werden soll, den Menschen hervorgebracht hat. Der Mensch ist das Abbild
des Sonnengeistes, des Ahura Mazdao. Auf der Erde aber wohnte er noch nicht, der Ahura
Mazdao.

Und dann kommt die Zeit, in welcher der hellsichtig werdende Mensch beginnt, in dem, was
ihn auf der Erde umgibt, den Ahura Mazdao zu sehen. Der große Moment ist eingetreten,
wo das geschehen konnte, was in Zarathustras Zeiten noch nicht möglich war. Wenn
Zarathustras hellsichtiges Auge sich öffnete und sehen konnte, was im irdischen Blitz, was im
Donner sich kundgab, da war es nicht Ahura Mazdao, war es nicht der große Sonnengeist,
der das Urbild der Menschheit ist. Aber wenn er sich zur Sonne wendete, da sah er Ahura
Mazdao. - Als Zarathustra in Moses einen Nachfolger gefunden hatte, da öffnete sich des
Moses hellseherisches Auge, und er konnte dann sehen im brennenden Dornbusch und im
Feuer auf Sinai denjenigen Geist, der sich ihm ankündigte als «ehjeh asher ehjeh», als der
«Ich bin, der da war, der da ist, der da sein wird», der Jahve oder Jehova. Was war da
geschehen?

Seit jener Vorzeit, seit der Erscheinung des Zarathustra, vor der Erscheinung des Moses auf
der Erde, war der Geist, der früher nur auf der Sonne war, heruntergewandert zur Erde. Er
leuchtete in dem brennenden Dornbusch, leuchtete in dem Feuer von Sinai auf. Er war in
den Elementen der Erde. Und noch eine Zeit, und der Geist, den die großen Rischis erahnten,
von dem sie aber sagen mußten: Unsere Hellsichtigkeit kann ihn noch nicht sehen, - der
Geist, den der Zarathustra auf der Sonne suchen mußte, der im Blitz und Donner dem Moses
sich kundgab, war in einem Menschen erschienen, in dem Jesus von Nazareth. Das war die
Entwickelung: aus dem Weltenall heruntergestiegen zunächst bis zu den physischen
Elementen, dann bis in einen menschlichen Leib hinein; da erst war das göttliche Ich, von
dem der Mensch stammte und auf das der Schreiber des Lukas-Evangeliums den
Stammbaum des Jesus von Nazareth zurückführt, wiedergeboren. Da war das große Ereignis
der Wiedergeburt des Gottes im Menschen eingetreten.“ (Lit.:GA 112, S. 21f)

Von der Jordan-Taufe zum Mysterium von Golgatha

Osterimagination
Durch die Jordan-Taufe kam es zur ersten und einzigen Inkarnation des Christus in einem
menschlichen Leib. Nachdem der Christus mit dem Mysterium von Golgatha durch Tod und
Auferstehung gegangen war, verband er sich durch die Himmelfahrt mit der ganzen Erde, die
nun zu seinem Wohnsitz wurde. Die Erdensphäre wurde zu seinem Devachan (Lit.: GA 148, S.
41f) und der Christus ist seit dem der höchste planetarische Geist der Erde (Lit.: GA 99, S.
93ff):
„Ebenso wie das Leben dem menschlichen Wissen unzugänglich ist, so ist dies der Fall mit
dem Tod dem wahren Wissen gegenüber, welches in den übersinnlichen Welten erlangt
wird. In dem ganzen Gebiet der übersinnlichen Welten gibt es keinen Tod. Man kann nur auf
Erden sterben, in der physischen Welt oder in den Welten, welche in der Entwickelung
unserer Erde gleichen, und alle die Wesenheiten, die hierarchisch höher stehen als der
Mensch, haben keine Kenntnis vom Tode, sie kennen nur verschiedene
Bewußtseinszustände. Ihr Bewußtsein kann zeitweise so herabgesetzt sein, daß es unserem
irdischen Schlafzustand ähnlich ist, aber es kann aus diesem Schlaf wieder aufwachen. Es
gibt keinen Tod in der geistigen Welt, es gibt dort nur Bewußtseinsänderungen, und die
größte Furcht, die der Mensch hat, die Todesfurcht, kann von einem, der nach dem Tode zu
den übersinnlichen Welten aufgestiegen ist, nicht empfunden werden. Es gibt daher keinen
Tod für die Wesen, die zu den höheren Hierarchien gehören, mit nur einer einzigen
Ausnahme, der des Christus. Aber damit eine übersinnliche Wesenheit wie der Christus
durch den Tod gehen konnte, mußte er erst auf die Erde herabsteigen. Und das ist es, was
von so unermeßlicher Wichtigkeit in dem Mysterium von Golgatha ist, daß eine Wesenheit,
die in ihrem eigenen Reiche in der Sphäre ihres Willens niemals den Tod hätte erfahren
können, hat hinuntersteigen müssen auf die Erde, um eine Erfahrung durchzumachen, die
dem Menschen eigen ist, nämlich um den Tod zu erfahren. Es vereinigte sich ein Wesen,
einzig in seiner Art, welches bis dahin nur kosmisch war, durch das Mysterium von Golgatha,
durch den Tod des Christus, mit der Erdenevolution. Seitdem lebt es auf eine solche Weise
auf Erden, ist so an die Erde gebunden, daß es in den Seelen der Menschen auf Erden lebt
und mit ihnen das Leben auf Erden erfährt. Daher war die ganze Zeit vor dem Mysterium von
Golgatha nur eine Zeit der Vorbereitung in der Evolution der Erde. Das Mysterium von
Golgatha gab der Erde ihren Sinn. Als das Mysterium von Golgatha stattfand, wurde der
irdische Körper des Jesus von Nazareth den Elementen der Erde übergeben, und von der Zeit
an war der Christus verbunden mit der geistigen Sphäre der Erde und lebt darin.“ (Lit.:GA
152, S. 39f)

Die Schmerzen Christi

Matthias Grünewald: Isenheimer Altar, ehemals Hauptaltar des Antoniterklosters in


Isenheim/Elsaß, Werktagsseite, Mittelbild: Kreuzigung Christi
„Die Christus-Wesenheit war in die drei Leiber eingezogen, aber nicht gleich so, daß dieses
Christus- Ich so verbunden war mit diesen drei Leibern, wie ein menschliches Ich mit ihnen
verbunden ist. Es war im Beginn des dreijährigen irdischen Wandels die Christus-Wesenheit
zunächst nur lose verknüpft mit den drei Leibern des Jesus und dann wurde sie immer mehr
in die drei Leiber hineingezogen. Darin bestand die Entwickelung in den drei Jahren, daß
langsam und allmählich diese Christus-Wesenheit, die zuerst nur wie eine Aura die Jesus-
Wesenheit durchsetzte, immer mehr in die drei Leiber hineingepreßt wurde. So dicht
hineingepreßt wie ein menschliches Ich wurde diese Christus-Wesenheit erst kurz vor dem
Tode am Kreuz. Dieses Hineinpressen war aber die drei Jahre hindurch ein fortwährendes
Schmerzempfinden. Der Vorgang dieser völligen Menschwerdung, der drei Jahre dauerte
und zum Mysterium von Golgatha führte, war dieses Hineingepreßtwerden in die drei
Leiber, es war der Schmerz des Gottes, der auf der Erde empfunden werden mußte, damit
das geschehen konnte, was notwendig war, um den Christus-Impuls in die
Erdenentwickelung hineinzuführen. Zu dem, was ich über Jesu Schmerz und Leid in der
Jugend erzählte, mußte noch dieses hinzukommen.
Wenn man von Gottesschmerz spricht, könnte es leicht sein, daß man heute schlecht
verstanden wird. Bei Maeterlinck zum Beispiel, der in seinem ganz gewiß berühmt
werdenden Buch «Vom Tode» manches so Schöne sagt, der immerhin bestrebt war, mit den
Mitteln, die er hatte, Dinge des geistigen Lebens zu erklären, konnte es vorkommen, daß er
zu sagen vermag, eine entkörperte Seele könne keinen Schmerz haben, Schmerz empfinden
könne nur der sterbliche Leib. - Das ist der Gipfelpunkt des Unsinns, denn ein Leib empfindet
keinen Schmerz, ebensowenig wie ein Stein. Schmerz empfindet der Astralleib mit dem Ich
im physischen Leibe drinnen; außerdem gibt es ja auch seelische Schmerzen und daher
hören die Schmerzen nicht auf nach dem Tode. Sie können nur nicht mehr verursacht
werden durch Störungen im physischen Leibe, für die Seele aber brauchen sie dadurch nicht
aufzuhören.

Was da vorging beim Durchpreßtwerden der drei Leiber des Jesus mit der Christus-
Wesenheit, das war für die Christus-Wesenheit höchster Schmerz. Es wird nach und nach für
die Menschheit notwendig sein zu begreifen, daß in der Tat, um von Golgatha an die
Erdenentwickelung fortzuführen, diese Christus-Wesenheit durch den Schmerz einziehen
mußte in die Erdenaura, und verbunden mit diesem Christus-Schmerz wird die Menschheit
ihr Schicksal fühlen müssen. Immer konkreter wird werden müssen die Verbindung der
Menschheit mit dem Christus-Schmerz. Dann wird man erst verstehen, wie in der Erdenaura
dieser Schmerz in verjüngenden Kräften weiterwirkte für die Erdenentwickelung seit dem
Mysterium von Golgatha.“ (Lit.:GA 148, S. 277f)

Die Zukunft des Christus-Verständnisses


„Die Menschheitsentwickelung aber schreitet weiter, und für unsere heutige Zeit ist es
wichtig, daß der Mensch einsehen lernt, daß er die geisteswissenschaftliche Erkenntnis
aufnehmen muß und allmählich das, was vom Herzen zum Gehirn strömt, so befeuert, daß
es der Anthroposophie Verständnis entgegenbringt. Die Folge wird sein, daß er das
entgegennehmen kann, was vom zwanzigsten Jahrhundert an beginnt einzugreifen: das ist
gegenüber dem physischen Christus von Palästina der ätherische Christus.“ (Lit.:GA 130, S.
93)

„Eine Zeit wird kommen, wo derjenige, der Anhänger der chinesischen, der buddhistischen,
der brahmanischen Religion ist, es ebensowenig gegen seine Religion finden wird, das
Mysterium von Golgatha anzunehmen, wie er es gegen seine Religion findet, anzunehmen
das Kopernikanische Weltensystem.“ (Lit.:GA 140, S. 22f)

Die Hüllen des in der Erdentwicklung fortwirkenden Christus-Impulses


Seit der Jordan-Taufe lebte der Christus in den Leibeshüllen des Jesus von Nazareth, also in
dessen Astralleib, Ätherleib und physischem Leib. Mit dem Kreuzestod legte er diese Hüllen
ab. Von da an bis zum Ende der Erdentwicklung bilden sich seine neuen Hüllen aus dem, was
die Menschen an Erstaunen, an Liebe und Mitleid und als Gewissen entwickeln. Aus dem
Staunen der Menschen wird der neue Astralleib des Christus gewoben, aus Liebe und Mitleid
sein neuer Ätherleib und aus den Gewissenskräften entsteht sein neuer physischer Leib
(Lit.:GA 133, S. 113ff).

„Ja, wenn wir den Erdenprozeß mit den äußeren Sinnen verfolgen, so sehen wir, wie sich der
Erdenplanet nach und nach pulverisiert und sich einst als Erdenstaub auflösen wird. Wir
haben es charakterisiert, was sein wird, wenn der Erdenleib von dem Geiste der Erde
abgeworfen wird, wie der einzelne Menschenleib von dem Menschengeist abgeworfen wird.
Was wird bleiben als höchste Substanz der Erde, wenn die Erde an ihrem Ziele angekommen
sein wird? Der Christus-Impuls war auf der Erde da, war gleichsam als geistige Substanz
vorhanden. Der bleibt. Der wird von den Menschen während der Erdenentwickelung
aufgenommen. Aber wie lebt er weiter? Als er auf der Erde während der drei Jahre
wandelte, hatte er nicht physischen Leib, Ätherleib und Astralleib für sich, er hatte die drei
Hüllen angenommen von dem Jesus von Nazareth. Aber indem die Erde an ihrem Ziele
angelangt sein wird, wird sie, wie die menschliche Wesenheit, eine voll ausgebildete
Wesenheit sein, die dem Christus-Impuls entspricht. Aber woher nimmt der Christus-Impuls
diese drei Hüllen? Aus dem, was nur aus der Erde genommen werden kann. Was sich in der
Menschheitsentwickelung, die mit dem Mysterium von Golgatha begonnen hat, auf der Erde
auslebt seit dem vierten nachatlantischen Kulturzeitraum an Erstaunen oder Verwunderung
über die Dinge, alles was in uns leben kann als Erstaunen und Verwunderung, das geht
endlich an den Christus heran und bildet mit den Astralleib des Christus-Impulses. Und alles,
was in den Menschenseelen Platz greift als Liebe und Mitleid, das bildet den ätherischen Leib
des Christus-Impulses, und was als Gewissen in den Menschen lebt und sie beseelt, von dem
Mysterium von Golgatha bis zum Erdenziele hin, das formt den physischen Leib oder das,
was ihm entspricht, für den Christus-Impuls.

So bekommt ein Ausspruch des Evangeliums erst seine wahre Bedeutung: «Was ihr getan
habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan!» Da haben wir
charakterisiert, wie das, was von Mensch zu Mensch geschieht, der Christus als die
aufeinanderfolgenden einzelnen Atome seines eigenen Ätherleibes empfindet: was an Liebe
und Mitleid entwickelt wird, formt sich ein dem ätherischen Leibe des Christus. So wird er
am Ziele der Erdenentwikkelung in dreifacher Weise umhüllt sein von dem, was in den
Menschen gelebt hat und was, wenn sie über ihr Ich hinausgekommen sind, die Hülle des
Christus geworden sein wird.

Nun merken Sie, wie sich die Menschen mit dem Christus zusammenleben. Von dem
Mysterium von Golgatha bis zum Ziele der Erdenentwickelung werden die Menschen immer
vollkommener und vollkommener werden, indem sie sich hinentwickeln zu dem, was in
ihnen bestehen kann, indem sie eine Ich-Wesenheit sind. Aber die Menschen werden
verbunden mit der Christus-Wesenheit, die unter sie getreten ist, indem sie fortwährend aus
sich herausgehen und durch Verwunderung und Erstaunen den astralischen Leib des
Christus begründen. Der Christus baut sich nicht den eigenen astralischen Leib, sondern in
dem, was die Menschen in sich finden als Erstaunen oder Verwunderung, werden sie
beitragen zu dem astralischen Leib des Christus. Sein ätherischer Leib wird gebaut werden
durch Mitgefühl und Liebe, welche von Mensch zu Mensch walten werden, und sein
physischer Leib durch das, was als Gewissen sich in den Menschen heranbilden wird. Was
der Mensch auf diesen drei Gebieten sündigt, das entzieht zugleich dem Christus auf der
Erde die Möglichkeit, sich voll zu entwickeln, das heißt, es läßt die Erdenentwickelung
mangelhaft. Die Menschen, die gleichgültig über die Erde gehen, die sich nicht
bekanntmachen wollen mit dem, was sich ihnen auf der Erde enthüllen kann, entziehen
durch ihre Gleichgültigkeit dem astraüschen Leib des Christus die Möglichkeit seiner
vollständigen Entwickelung, die Menschen, welche mitleidlos, ohne Liebe zu entfalten
dahinleben, verhindern dem Ätherleibe des Christus, daß er sich voll entwickeln kann, und
die, welche gewissenlos sind, verhindern dasselbe für seinen physischen Leib; das heißt aber,
daß die Erde überhaupt nicht an das Ziel ihrer Entwickelung kommen kann.“ (Lit.:GA 133, S.
113ff)

Siehe auch
Jesus Christus - Artikel in der deutschen Wikipedia
Jesus von Nazareth
Jesus Christus
Christuskraft

„Wir sind nicht isoliert, und wir sind keine individuellen Christen, jeder für sich, nein, unsere
christliche Identität ist Zugehörigkeit! Wir sind Christen, weil wir zur Kirche gehören. Es ist
wie ein Nachname: Wenn der Name lautet »Ich bin Christ«, so lautet der Nachname »Ich
gehöre zur Kirche« [...] In der Kirche gibt es kein »Selbermachen«, gibt es keine
»Einzelkämpfer«. Wie oft hat Papst Benedikt die Kirche als ein kirchliches »Wir«
beschrieben. Manchmal kommt es vor, das man jemanden sagen hört: »Ich glaube an Gott,
ich glaube an Jesus, aber die Kirche interessiert mich nicht…« Wie oft haben wir das gehört?
Und das geht nicht. Es gibt Menschen, die behaupten, sie hätten eine persönliche, direkte,
unmittelbare Beziehung mit Jesus Christus außerhalb der Gemeinschaft und der
Mittlerschaft der Kirche. Das sind gefährliche und schädliche Versuchungen. Es sind, wie der
große Paul VI. sagte, absurde Dichotomien.“

– Franziskus I.: Mittwoch, 25. Juni 2014, Petersplatz it de

Christuskraft
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(Weitergeleitet von Christus-Kraft)
Die Christuskraft, die makrokosmische Kraft des Christus, die sich durch das Mysterium von
Golgatha mit der Erde verbunden hat, ist kein Gegenstand des passiven Glaubens, sondern
muss vom Menschen tätig ergriffen werden, wenn sie zur Wirkung kommen soll. So ist etwa
die Unsterblichkeit der Seele keineswegs etwas, das dem Menschen von vornherein und
unverlierbar geben ist, sondern etwas, das er sich aktiv erwerben und ebenso aktiv
bewahren muss durch ein inneres Sich-Erarbeiten der Christuskraft.

"Der Mensch muß arbeiten an seiner Unsterblichkeit. Das ist dasjenige, was sich die meisten
Menschen gern wegzaubern lassen mochten. Sie glauben, eine Erkenntnis kann einen nur
etwas von dem lehren, was ja sowieso ist, kann einen höchstens lehren, der Mensch sei
unsterblich. Es gibt solche, die sagen: Ja, hier lebe ich, wie eben das Leben hier es gibt; was
nach dem Tode sein wird, das werde ich ja dann schon sehen.

Nichts wird er sehen, gar nichts wird er sehen! Denn das Argument ist ungefähr ebenso
geistreich wie dasjenige der Anzengruberschen Persönlichkeit: So wahr ein Gott im Himmel
ist, bin ich ein Atheist! - Von derselben Logik sind diese Dinge. Die Sache ist so, daß in bezug
auf das Geistig-Seelische, indem wir es in unsere Erkenntnis hereinnehmen, wir den Geist
reif machen, nach dem Tode nicht den entgegengesetzten Zustand von einem im
Schwimmen Versinkenden, das heißt, von einem wesenlos Steigenden durchzumachen. Wir
müssen arbeiten an unserer Wesenheit, damit sie in der richtigen Weise durch den Tod
durchgehen kann. Und Aneignung geistiger Erkenntnis ist nicht bloß Aneignung einer
abstrakten Erkenntnis, ist Durchdringung des Geistig-Seelischen des Menschen mit den
Kräften, die den Tod besiegen.

Das ist im Grunde genommen in Wahrheit ja die christliche Lehre. Daher soll der Mensch
nicht bloß, wie es ein neueres Bekenntnis durchaus will, den Glauben an Christus haben,
sondern er soll das Pauluswort beherzigen: «Nicht ich, sondern der Christus in mir.» Die Kraft
des Christus in mir, entwickelt muß sie werden wollen und ausgebildet muß sie werden! Der
Glaube als solcher kann durchaus den Menschen nicht retten, sondern einzig und allein das
innere Zusammenarbeiten mit dem Christus, das innere Sich-Erarbeiten der Christuskraft,
die ja immer da ist, wenn man sie sich erarbeiten will, die aber erarbeitet werden muß.
Initiative, Aktivität, das ist es, womit die Menschheit sich wird erfüllen müssen. Und
einsehen wird sie müssen, daß der bloß passive Glaube den Menschen einfach zu leicht
macht, so daß allmählich die Unsterblichkeit auf der Erde sterben würde. Das ist das
Bestreben des Ahriman." (Lit.: GA 205, S. 186f)

Durch die Christus-Kraft werden die Imaginationen, die sich der Mensch aktiv und bewusst
bildet, dem Kosmos einverwoben.

"Was der Mensch von der Kraft des bewußten Imaginierens erlebt, das wird zugleich Welt-
Inhalt. Daß dies so sein kann, ist ein Ergebnis des Mysteriums von Golgatha. Christuskraft
prägt die Menschen-Imagination dem Kosmos ein. Die Christuskraft, die mit der Erde
verbunden ist. Solange sie nicht mit der Erde verbunden war, sondern von außen auf die
Erde als Sonnenkraft wirkte, gingen alle Wachstums- und Lebens-Impuise in das Menschen-
Innere. Der Mensch wurde durch sie aus dem Kosmos heraus gebildet und erhalten. Seit der
Christus-Impuls mit der Erde lebt, wird der Mensch in seiner selbstbewußten Wesenheit
dem Kosmos wieder zurückgegeben.

Der Mensch ist aus einem Weltenwesen ein Erdenwesen geworden; er ist dazu veranlagt,
wieder ein Weltenwesen zu werden, nachdem er als Erdenwesen er selbst geworden ist."
(Lit.: GA 026, S. 215f)

Die Christus-Kraft kann sich nur mit den kindlich gebliebenen Kräften in uns verbinden, die
noch nicht vom luziferischen Einfluss verdorben sind:

"Der Mensch ist ein zweifaches Wesen. Was er bisher aber an Bewußtsein entwickelt hat,
das ist ganz von dem Früheren durchdrungen, von den luziferischen Kräften. Nur das,
worinnen Unbewußtes im Menschen waltet, ist dasjenige, was sozusagen wie ein letzter
Rest aus der Entwickelung durch Saturn, Sonne und Mond, als noch keine luziferischen
Kräfte vorhanden waren, heute als jungfräuliches Teil in den Menschen hineinströmt; aber
das kann sich nicht mit dem Menschen verbinden ohne das, was der Mensch durch das
Christus-Prinzip in sich ausbilden kann. So wie der Mensch heute vor uns steht, ist er
zunächst ein Ergebnis der Vererbung, ein Zusammenfluß dessen, was aus den Keimen heraus
stammt. Indem er so heranwächst, ist er von vornherein eine Zweiheit. Nur ist diese
Zweiheit schon von luziferischen Kräften durchdrungen. Solange aber der Mensch noch nicht
von Selbstbewußtsein durchleuchtet ist, solange er aus seinem eigenen Ich heraus noch
nicht zwischen Gut und Böse voll unterscheiden kann, solange zeigt er uns durch den
Schleier des Späteren hindurch seine frühere, seine ursprüngliche Natur. Nur das, was an
dem heutigen Menschen kindlich ist, hat noch einen letzten Rest jener Wesenheit, die der
Mensch gehabt hat, bevor er dem Einfluß der luziferischen Wesenheiten unterlegen ist.

Daher haben wir jetzt den Menschen so vor uns, daß wir einen «kindlichen» Teil und einen
«erwachsenen» Teil haben. Der erwachsene Teil ist der von den luziferischen Kräften
durchdrungene, aber er macht seinen Einfluß geltend von der allerersten Keimanlage an. Die
luziferischen Kräfte durchdringen auch schon das Kind, so daß im gewöhnlichen Leben nicht
das zum Vorschein kommen kann, was schon früher, vor dem luziferischen Einfluß, in den
Menschen hineinversenkt worden ist. Das muß die Christus-Kraft wieder aufwecken. Die
Christus- Kraft muß sich mit dem verbinden, was die besten Kräfte der kindlichen Natur im
Menschen sind. Sie darf nicht an die Fähigkeiten anknüpfen, die der Mensch verdorben hat,
an das, was aus der aus dem bloßen Intellekt geborenen Weisheit herstammt, sondern sie
muß an das anknüpfen, was aus den alten Zeiten der kindlichen Natur geblieben ist." (Lit.:
GA 114, S. 207f)

Weil der Christus eine makrososmische Wesenheit ist, die das vierte makrokosmische Prinzip
- das makrokosmische Ich - entwickelt hat, wirkt er nicht bloß als Lehrer der Menschheit,
sondern unmittelbar als kosmische Kraft.

"Es muß darauf hingewiesen werden, daß dieser Christus-Impuls reales Leben ist, das auf die
Menschheit einströmt, daß Christus der Welt keine Lehre, keine Theorie gebracht hat,
sondern den Impuls eines neuen Lebens. Fassen wir das einmal ernstlich ins Auge.

Der Mensch hat sich seit der Saturnzeit durch die Sonnen- und Mondenzeit in seinem
physischen, ätherischen und astralen Leib entwickelt. Das Ich konnte erst auf der Erde in die
genügend vorbereiteten Körper eintreten und sich dort weiter entfalten unter den
fördernden Einflüssen des Christus-Impulses, weil Christus makrokosmisch das ist, was unser
Ich mikrokosmisch ist und für uns Menschen bedeutet. Die vier Prinzipien des Makrokosmos
stehen in vielfacher Beziehung zu unseren vier unteren Prinzipien, einschließlich des
bedeutendsten derselben, des Ich. In unserer Zeitepoche leuchten auch schon die höheren
menschlichen Prinzipien in unsere Entwickelung hinein. Lebensgeist, Geistselbst und
Geistesmensch werden aus den höheren geistigen Welten durch die makrokosmischen
Prinzipien in uns entwickelt, aber nicht durch das vierte makrokosmische Prinzip, sondern
dadurch, daß Wesenheiten, die selbst für sich keine makrokosmische, sondern nur eine
mikrokosmische Bedeutung haben, in der Menschheit förmlich als Lehrer wirken, da sie
schon um eines oder mehrere Prinzipien weitergeschritten sind als die Menschen selbst.
Dagegen ist Christus eine makrokosmische Wesenheit, die auf der vierten Stufe ihrer
makrokosmischen Entwickelung steht, wie der Mensch mikrokosmisch auf der vierten Stufe.

So muß man also makrokosmische und mikrokosmische Prinzipien auseinanderhalten, aber


sich darüber klar sein, daß die makrokosmischen ersten vier Prinzipien die mikrokosmischen
Prinzipien höherer Art natürlich sämtlich in sich enthalten. Die mikrokosmischen
Wesenheiten wirken also als Lehrer und suchen den Menschen vorwärts zu treiben durch
ihre Lehre. Christus dagegen, der als makrokosmische Realität wirkt, ist kein Lehrer wie die
andern Lehrer, sondern er hat sich mit der Erde als eine Realität, als Kraft, als Leben
verbunden." (Lit.: GA 130, S. 150f)
"In vorchristlicher Zeit waltete im Menschen das Jehovaprinzip, das ihm seine Form verlieh,
und das Luziferprinzip, das ihn individualisierte. Er war geteilt zwischen dem Gehorsam
gegenüber dem Gesetz und der Auflehnung des Individuums. Doch das Christusprinzip kam,
um zwischen den beiden das Gleichgewicht herzustellen, indem es lehrte, im Inneren des
Individuums selbst das Gesetz zu finden, das zuerst von außen gegeben worden war. Das
erklärt Paulus, der von der Freiheit und von der Liebe das christliche Prinzip recht eigentlich
ableitet: das Gesetz hat den alten Bund regiert wie die Liebe den neuen. - Wir finden also
beim Menschen drei Prinzipien, die untrennbar und zu seiner Entwickelung notwendig sind:
Jehova, Luzifer, Christus.

Aber Christus Jesus ist nicht bloß ein unbestimmtes Prinzip in der Welt. Er ist ein Wesen, das
nur einmal, in einem geschichtlich bestimmten Moment erschienen ist. In menschlicher
Gestalt hat er durch sein Wort und Leben einen Zustand der Vollendung enthüllt, den alle
Menschen am Ende der Zeiten durch ihren eigenen freien Willen erreichen werden. Er ist
erschienen auf dem Höhepunkt einer furchtbaren Krise, als die herabsteigende
Entwickelungslinie der Menschheit im Begriffe war, ihren tiefsten Punkt in der
Materialisierung zu erreichen.

Sollte das Christus-Prinzip in den Menschen zur Erweckung kommen, war es notwendig, daß
es auf der Erde in einem Menschen zur Erscheinung kam und daß der Christus gelebt hat.
Das Karma und der Christus sind der Inbegriff der ganzen Evolution. Das Karma ist das Gesetz
von Ursache und Wirkung in der geistigen Welt; es ist die Spirale der Entwickelung. Die
Christus-Kraft schaltet sich in die Entwickelung dieser karmischen Linie als richtunggebende
Achse ein. Diese Kraft findet sich seit der Ankunft des Christus auf der Erde im Grunde jeder
menschlichen Seele. Aber wenn man im Karma nichts anderes sieht als eine dem Menschen
auferlegte Notwendigkeit, sein Unrecht wieder gutzumachen und seine Irrtümer abzubüßen
durch eine unversöhnliche Gerechtigkeit, die von einer Verkörperung zur anderen wirkt, so
unterstützt man den gelegentlichen Einwand, daß das Karmagesetz die Erlöserrolle des
Christus aufhebe. In Wirklichkeit ist das Karma auf der einen Seite eine Erlösung des
Menschen durch sich selbst, durch sein eigenes Bemühen, durch seinen stufenweisen
Aufstieg zur Freiheit im Laufe der Wiederverkörperungen, und anderseits dasjenige, was den
Menschen dem Christus annähert. Denn die Christus-Kraft ist der Grundimpuls, der den
Menschen in Freiheit zur Umwandlung des unversöhnlichen Gesetzes führt, und die Quelle
dieses Impulses ist die Person und das Beispiel des Christus Jesus. Nicht mehr ist es nötig, im
Karma ein Verhängnis zu sehen; vielmehr ist es als das notwendige Mittel zu verstehen, um
die höchste Freiheit, das Leben in Christus, zu erreichen - eine Freiheit, die man nicht
erreicht, indem man der Ordnung der Dinge mißtraut, sondern indem man sie begreift. Das
Karma hebt weder die Gnade noch den Christus auf, es findet sie im Gegenteil der ganzen
Evolution zugeordnet." (Lit.: GA 094, S. 115f)

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Nicht ich, sondern der Christus in mir
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(Weitergeleitet von Christus in mir)
«Nicht ich, sondern der Christus in mir» ist ein von Rudolf Steiner öfters zitiertes Wort des
Paulus. Im griechischen Original und in der Übersetzung Martin Luthers lautet es:

„ζῶ δὲ, οὐκέτι ἐγώ, ζῇ δὲ ἐν ἐμοὶ Χριστός.


zô dè, oùketi égó, zē dè én émoi Christós.“

„Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“

– (Gal 2,20 LUT)


Annähernd wörtlich übersetzt heißt es genauer: „Ich lebe, aber nicht mehr das Ego, sondern
es lebt in mir Christus.“ Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass der Christus
selbst - in vollständig individualisierter Weise - als wirkliches Ich, als im Menschen lebt:

„Kein äußerer Name kann «mich», dieses Wesen, benennen; ein ganz anderer Name nur
kann das ausdrücken: «Ich bin der Ich-bin!» Es gibt keine Möglichkeit, woanders den Namen
zu finden des Sonnengeistes als in dem Menschen. Das, was als Ich im Menschen lebt, das ist
das Christus-Wesen.“ (Lit.:GA 109, S. 154)

Dieses wirkliche Ich, das als Monade den schöpferischen Wesenskern des Menschen bildet,
entstammt dem Nirvanaplan (Lit.: GA 93a, S. 125f), dem nach der antiken und
mittelalterlichen Kosmologie das Empyreum, die vom göttlichen Feuer und Licht erfüllte,
noch über dem Kristallhimmel gelagerte, äußerste und höchste himmlische Sphäre
entspricht. Nach späterer christlichen Auffassung ist sie der Sitz des dreifältigen Gottes und
der Seligen und wird so auch in Dantes Göttlicher Komödie beschrieben.

„Solche Leute, die da gerade dasjenige verurteilen, was Geisteswissenschaft über den
Christus und über das Mysterium von Golgatha zu sagen hat, die lehnen sich wenig an das
schöne Paulinische Wort an: Nicht ich, sondern der Christus in mir. - Geisteswissenschaft ist
sich klar darüber, daß der Christus aus übersinnlichen Höhen hineingezogen ist in diese
Erdenentwicklung und daß er mit dieser Erdenentwicklung so verbunden ist, daß der heutige
Mensch nicht aus passivem Hoffen heraus in den kommenden Tag hineinleben kann,
sondern daß er in seinem eigenen Innern die Kraft als Mensch entwickeln muß, die diesen
kommenden Tag herbeiführen wird. Weil aber die Kraft des Christus durch das Mysterium
von Golgatha in die Menschheitsentwicklung eingezogen ist, so wird derjenige, der sich mit
dieser Christuskraft verbindet, in dem Christus nicht bloß haben den «Erlöser des sündigen
Menschen», der passiv rechnet auf seinen Erlöser, sondern er wird in sich haben den Helfer
bei dem Herbeiführen des kommenden Tages. Er wird in Wahrheit sagen: Nicht ich, sondern
der Christus in mir -, aber der Christus nicht bloß als Sündenerlöser, sondern der Christus als
Anfeurer und Auferwecker all der Kräfte, die in der Folgezeit als Kräfte des
Menschheitsfortschrittes werden hervortreten können. Und diejenigen, die da glauben, sich
aus Bekenntnissen heraus gegen so etwas auflehnen zu müssen, die mißverstehen vielleicht
die allerernstesten Forderungen des kommenden Tages, denn sie verstehen nichts vom
wirklichen Sinn dieses Paulinischen Wortes. «Der Christus in mir» ist nicht bloß etwas passiv
Geglaubtes, sondern eine aktive Kraft, die mich als Mensch vorwärtsbringt. Nicht ich,
sondern der Christus in mir -, so sagt die Geisteswissenschaft. Die andern aber, die diese
Geisteswissenschaft bekämpfen, die sagen gar nicht: Nicht ich, sondern der Christus in mir -,
sondern sie sagen: Nicht ich, sondern die alten Meinungen, die ich haben will über den
Christus in mir. - Nicht sagen sie: Der Christus in mir -, sondern: meine altgewohnten
Meinungen in mir; meine altgewohnten Vorstellungen über den Christus in mir. - Das
richtige Verständnis des Paulinischen Wortes, das ist es, was eine ernsteste Forderung
gerade auch des christlichen Fortschrittes erfüllen wird.“ (Lit.:GA 335, S. 76f)
Was wir im Sinne dieses Paulus-Wortes tun, wird nach unserem Tod durch den Christus zum
fruchtbaren Gemeingut der ganzen Menschheit und trägt bei zur realen schöpferischen
Erneuerung der ganzen Welt, ja der gesamte Menschheitsfortschritt im Sinne der "Weißen
Loge der Meister der Menschheit" wird dadurch versinnbildlicht:

„Aber noch etwas anderes kann Wirklichkeit werden, Wirklichkeit werden in einer
menschlich ungeheuer bedeutungsvollen Art, von dem, was diese Menschenseele, die sich
durchchristet fühlt, sich in diesem Leben sagen kann: das paulinische Wort «Nicht ich,
sondern der Christus in mir». Weiß man es so zu denken, daß es innere Wahrheit ist, dieses
Wort «Nicht ich, sondern der Christus in mir», dann verwirklicht es sich nach dem Tode in
einer gewaltigen, in einer bedeutsamen Weise. Denn was wir unter diesem
Lebensgesichtspunkte in der Welt aufnehmen, unter dem Lebensgesichtspunkte des «Nicht
ich, sondern der Christus in mir», das wird so unser Eigentum, das wird so unsere innere
Natur zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, daß wir durch das, was so unsere innere
Natur geworden ist, es als Frucht der ganzen Menschheit zuerteilen dürfen. Was wir so
aufnehmen, daß wir es aufnehmen unter dem Gesichtspunkte «Nicht ich», das macht der
Christus zum Gemeingut der ganzen Menschheit. Was ich aufnehme unter dem
Gesichtspunkte «Nicht ich», von dem darf ich nach dem Tode sagen und fühlen: Nicht mir
allein, sondern allen meinen Menschenbrüdern! Und dann allein darf ich das Wort
aussprechen: Ja, ich habe ihn geliebt über alles, auch über mich selbst, deshalb habe ich
gehorcht dem Gebote: «Liebe deinen Gott über alles.» «Nicht ich, sondern der Christus in
mir.»

Und ich habe es erfüllt, das andere Gebot: «Liebe deinen Nächsten als dich selbst.» Denn
dasjenige, was ich mir selbst erworben habe, das wird dadurch, daß es der Christus in die
Realität trägt, Gemeingut der ganzen Erdenmenschheit.“ (Lit.:GA 155, S. 174f)

Paulus spricht an der genannten Stelle über Gesetzesgehorsam und Glaube und die Gnade
Gottes:

„11 Als aber Kephas nach Antiochia kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, denn es war
Grund zur Klage gegen ihn. 12 Denn bevor einige von Jakobus kamen, aß er mit den Heiden;
als sie aber kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab, weil er die aus dem Judentum
fürchtete. 13 Und mit ihm heuchelten auch die andern Juden, sodass selbst Barnabas
verführt wurde, mit ihnen zu heucheln. 14 Als ich aber sah, dass sie nicht richtig handelten
nach der Wahrheit des Evangeliums, sprach ich zu Kephas öffentlich vor allen: Wenn du, der
du ein Jude bist, heidnisch lebst und nicht jüdisch, warum zwingst du dann die Heiden,
jüdisch zu leben? 15 Wir sind von Geburt Juden und nicht Sünder aus den Heiden. 16 Doch
weil wir wissen, dass der Mensch durch Werke des Gesetzes nicht gerecht wird, sondern
durch den Glauben an Jesus Christus, sind auch wir zum Glauben an Christus Jesus
gekommen, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch
Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird kein Mensch gerecht. 17 Sollten
wir aber, die wir durch Christus gerecht zu werden suchen, auch selbst als Sünder befunden
werden - ist dann Christus ein Diener der Sünde? Das sei ferne! 18 Denn wenn ich das, was
ich abgebrochen habe, wieder aufbaue, dann mache ich mich selbst zu einem Übertreter. 19
Denn ich bin durchs Gesetz dem Gesetz gestorben, damit ich Gott lebe. Ich bin mit Christus
gekreuzigt. 20 Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt
lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich
selbst für mich dahingegeben. 21 Ich werfe nicht weg die Gnade Gottes; denn wenn die
Gerechtigkeit durch das Gesetz kommt, so ist Christus vergeblich gestorben.“

– (Gal 2,11-21 LUT)


„Konstruieren wir uns einmal diese Empfindung des Paulus. Ringsherum der Leichnam
dessen, was einstmals die Menschen geschaut hatten in alten Zeiten. Die Menschen haben
die Natur geschaut als den Leib des Göttlichen, Seelisch-Geistigen. Wie wir heute unsere
Finger sehen, so sahen diese Menschen Berge. Es fiel ihnen gar nicht ein, die Berge als
leblose Natur zu denken, so wenig, wie wir den Finger als lebloses Glied denken; sondern sie
sagten: Da ist ein Geistig-Seelisches, das ist die Erde; die hat Glieder, und ein solches Glied ist
der Berg. - Aber die Natur wurde tot. Der Mensch erlebte das «Ich bin» im Innern. Aber er
würde nur dastehen als der Eremit auf der entgeistigten, entseelten Erde, wenn er nicht
hinblicken könnte zu dem Christus. Diesen Christus aber, er darf ihn nicht bloß von außen
anschauen, so daß er äußerlich bleibt, er muß ihn nun in das Ich aufnehmen. Er muß sagen
können, indem er sich hinweghebt aus dem alltäglichen «Ich bin»: Nicht ich, sondern der
Christus in mir. - Wenn wir schematisch darstellen, was da war, so könnten wir sagen: Der
Mensch empfand dereinst um sich herum die Natur (grün), aber diese Natur überall
durchseelt und durchgeistigt (rot). Das war in einer älteren Periode der Menschheit.

Zeichnung S 58
In späteren Zeiten empfand der Mensch auch die Natur, aber er empfand die Möglichkeit,
gegenüber der nun entseelten Natur das eigene «Ich bin» wahrzunehmen (gelb). Da aber
brauchte er dafür das Bild des im Menschen vorhandenen Gottes, und er empfand das in
dem Gotte Dionysos, der ihm vorgeführt wurde im griechischen Drama.

Zeichnung S 58
In noch späterer Zeit empfand der Mensch wiederum die entseelte Natur (grün), in sich das
«Ich bin» (gelb). Das Drama aber wird zur Tatsache. Auf Golgatha erhebt sich das Kreuz. Aber
zu gleicher Zeit geht das, was der Mensch ursprünglich verloren hatte, ihm in seinem
eigenen Innern auf und strahlt (rot) aus dem eigenen Innern aus: Nicht ich, sondern der
Christus in mir.

Zeichnung S 59
Wie hat der Mensch der alten Zeiten gesagt? Er hat es nicht sagen können, aber er erlebte
es: Nicht ich, sondern das Göttlich-Geistige um mich, in mir, überall. - Der Mensch hat dieses
«Göttlich-Geistiges überall, um mich, in mir» verloren; er hat es in sich wiedergefunden und
im bewußten Sinne sagt er jetzt dasselbe, was er ursprünglich unbewußt erlebt hat: Nicht
ich, sondern der Christus in mir.- Die Urtatsache, die unbewußt erlebt worden ist in der Zeit,
bevor der Mensch sein Ich erlebte, die wird zur bewußten Tatsache, zum Erlebnis des
Christus im menschlichen Inneren, im menschlichen Herzen, im menschlichen Seelenhaften.“
(Lit.:GA 211, S. 57ff)

Christuskraft
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(Weitergeleitet von Christuskräfte)
Die Christuskraft, die makrokosmische Kraft des Christus, die sich durch das Mysterium von
Golgatha mit der Erde verbunden hat, ist kein Gegenstand des passiven Glaubens, sondern
muss vom Menschen tätig ergriffen werden, wenn sie zur Wirkung kommen soll. So ist etwa
die Unsterblichkeit der Seele keineswegs etwas, das dem Menschen von vornherein und
unverlierbar geben ist, sondern etwas, das er sich aktiv erwerben und ebenso aktiv
bewahren muss durch ein inneres Sich-Erarbeiten der Christuskraft.

"Der Mensch muß arbeiten an seiner Unsterblichkeit. Das ist dasjenige, was sich die meisten
Menschen gern wegzaubern lassen mochten. Sie glauben, eine Erkenntnis kann einen nur
etwas von dem lehren, was ja sowieso ist, kann einen höchstens lehren, der Mensch sei
unsterblich. Es gibt solche, die sagen: Ja, hier lebe ich, wie eben das Leben hier es gibt; was
nach dem Tode sein wird, das werde ich ja dann schon sehen.

Nichts wird er sehen, gar nichts wird er sehen! Denn das Argument ist ungefähr ebenso
geistreich wie dasjenige der Anzengruberschen Persönlichkeit: So wahr ein Gott im Himmel
ist, bin ich ein Atheist! - Von derselben Logik sind diese Dinge. Die Sache ist so, daß in bezug
auf das Geistig-Seelische, indem wir es in unsere Erkenntnis hereinnehmen, wir den Geist
reif machen, nach dem Tode nicht den entgegengesetzten Zustand von einem im
Schwimmen Versinkenden, das heißt, von einem wesenlos Steigenden durchzumachen. Wir
müssen arbeiten an unserer Wesenheit, damit sie in der richtigen Weise durch den Tod
durchgehen kann. Und Aneignung geistiger Erkenntnis ist nicht bloß Aneignung einer
abstrakten Erkenntnis, ist Durchdringung des Geistig-Seelischen des Menschen mit den
Kräften, die den Tod besiegen.

Das ist im Grunde genommen in Wahrheit ja die christliche Lehre. Daher soll der Mensch
nicht bloß, wie es ein neueres Bekenntnis durchaus will, den Glauben an Christus haben,
sondern er soll das Pauluswort beherzigen: «Nicht ich, sondern der Christus in mir.» Die Kraft
des Christus in mir, entwickelt muß sie werden wollen und ausgebildet muß sie werden! Der
Glaube als solcher kann durchaus den Menschen nicht retten, sondern einzig und allein das
innere Zusammenarbeiten mit dem Christus, das innere Sich-Erarbeiten der Christuskraft,
die ja immer da ist, wenn man sie sich erarbeiten will, die aber erarbeitet werden muß.
Initiative, Aktivität, das ist es, womit die Menschheit sich wird erfüllen müssen. Und
einsehen wird sie müssen, daß der bloß passive Glaube den Menschen einfach zu leicht
macht, so daß allmählich die Unsterblichkeit auf der Erde sterben würde. Das ist das
Bestreben des Ahriman." (Lit.: GA 205, S. 186f)

Durch die Christus-Kraft werden die Imaginationen, die sich der Mensch aktiv und bewusst
bildet, dem Kosmos einverwoben.

"Was der Mensch von der Kraft des bewußten Imaginierens erlebt, das wird zugleich Welt-
Inhalt. Daß dies so sein kann, ist ein Ergebnis des Mysteriums von Golgatha. Christuskraft
prägt die Menschen-Imagination dem Kosmos ein. Die Christuskraft, die mit der Erde
verbunden ist. Solange sie nicht mit der Erde verbunden war, sondern von außen auf die
Erde als Sonnenkraft wirkte, gingen alle Wachstums- und Lebens-Impuise in das Menschen-
Innere. Der Mensch wurde durch sie aus dem Kosmos heraus gebildet und erhalten. Seit der
Christus-Impuls mit der Erde lebt, wird der Mensch in seiner selbstbewußten Wesenheit
dem Kosmos wieder zurückgegeben.

Der Mensch ist aus einem Weltenwesen ein Erdenwesen geworden; er ist dazu veranlagt,
wieder ein Weltenwesen zu werden, nachdem er als Erdenwesen er selbst geworden ist."
(Lit.: GA 026, S. 215f)
Die Christus-Kraft kann sich nur mit den kindlich gebliebenen Kräften in uns verbinden, die
noch nicht vom luziferischen Einfluss verdorben sind:

"Der Mensch ist ein zweifaches Wesen. Was er bisher aber an Bewußtsein entwickelt hat,
das ist ganz von dem Früheren durchdrungen, von den luziferischen Kräften. Nur das,
worinnen Unbewußtes im Menschen waltet, ist dasjenige, was sozusagen wie ein letzter
Rest aus der Entwickelung durch Saturn, Sonne und Mond, als noch keine luziferischen
Kräfte vorhanden waren, heute als jungfräuliches Teil in den Menschen hineinströmt; aber
das kann sich nicht mit dem Menschen verbinden ohne das, was der Mensch durch das
Christus-Prinzip in sich ausbilden kann. So wie der Mensch heute vor uns steht, ist er
zunächst ein Ergebnis der Vererbung, ein Zusammenfluß dessen, was aus den Keimen heraus
stammt. Indem er so heranwächst, ist er von vornherein eine Zweiheit. Nur ist diese
Zweiheit schon von luziferischen Kräften durchdrungen. Solange aber der Mensch noch nicht
von Selbstbewußtsein durchleuchtet ist, solange er aus seinem eigenen Ich heraus noch
nicht zwischen Gut und Böse voll unterscheiden kann, solange zeigt er uns durch den
Schleier des Späteren hindurch seine frühere, seine ursprüngliche Natur. Nur das, was an
dem heutigen Menschen kindlich ist, hat noch einen letzten Rest jener Wesenheit, die der
Mensch gehabt hat, bevor er dem Einfluß der luziferischen Wesenheiten unterlegen ist.

Daher haben wir jetzt den Menschen so vor uns, daß wir einen «kindlichen» Teil und einen
«erwachsenen» Teil haben. Der erwachsene Teil ist der von den luziferischen Kräften
durchdrungene, aber er macht seinen Einfluß geltend von der allerersten Keimanlage an. Die
luziferischen Kräfte durchdringen auch schon das Kind, so daß im gewöhnlichen Leben nicht
das zum Vorschein kommen kann, was schon früher, vor dem luziferischen Einfluß, in den
Menschen hineinversenkt worden ist. Das muß die Christus-Kraft wieder aufwecken. Die
Christus- Kraft muß sich mit dem verbinden, was die besten Kräfte der kindlichen Natur im
Menschen sind. Sie darf nicht an die Fähigkeiten anknüpfen, die der Mensch verdorben hat,
an das, was aus der aus dem bloßen Intellekt geborenen Weisheit herstammt, sondern sie
muß an das anknüpfen, was aus den alten Zeiten der kindlichen Natur geblieben ist." (Lit.:
GA 114, S. 207f)

Weil der Christus eine makrososmische Wesenheit ist, die das vierte makrokosmische Prinzip
- das makrokosmische Ich - entwickelt hat, wirkt er nicht bloß als Lehrer der Menschheit,
sondern unmittelbar als kosmische Kraft.

"Es muß darauf hingewiesen werden, daß dieser Christus-Impuls reales Leben ist, das auf die
Menschheit einströmt, daß Christus der Welt keine Lehre, keine Theorie gebracht hat,
sondern den Impuls eines neuen Lebens. Fassen wir das einmal ernstlich ins Auge.

Der Mensch hat sich seit der Saturnzeit durch die Sonnen- und Mondenzeit in seinem
physischen, ätherischen und astralen Leib entwickelt. Das Ich konnte erst auf der Erde in die
genügend vorbereiteten Körper eintreten und sich dort weiter entfalten unter den
fördernden Einflüssen des Christus-Impulses, weil Christus makrokosmisch das ist, was unser
Ich mikrokosmisch ist und für uns Menschen bedeutet. Die vier Prinzipien des Makrokosmos
stehen in vielfacher Beziehung zu unseren vier unteren Prinzipien, einschließlich des
bedeutendsten derselben, des Ich. In unserer Zeitepoche leuchten auch schon die höheren
menschlichen Prinzipien in unsere Entwickelung hinein. Lebensgeist, Geistselbst und
Geistesmensch werden aus den höheren geistigen Welten durch die makrokosmischen
Prinzipien in uns entwickelt, aber nicht durch das vierte makrokosmische Prinzip, sondern
dadurch, daß Wesenheiten, die selbst für sich keine makrokosmische, sondern nur eine
mikrokosmische Bedeutung haben, in der Menschheit förmlich als Lehrer wirken, da sie
schon um eines oder mehrere Prinzipien weitergeschritten sind als die Menschen selbst.
Dagegen ist Christus eine makrokosmische Wesenheit, die auf der vierten Stufe ihrer
makrokosmischen Entwickelung steht, wie der Mensch mikrokosmisch auf der vierten Stufe.

So muß man also makrokosmische und mikrokosmische Prinzipien auseinanderhalten, aber


sich darüber klar sein, daß die makrokosmischen ersten vier Prinzipien die mikrokosmischen
Prinzipien höherer Art natürlich sämtlich in sich enthalten. Die mikrokosmischen
Wesenheiten wirken also als Lehrer und suchen den Menschen vorwärts zu treiben durch
ihre Lehre. Christus dagegen, der als makrokosmische Realität wirkt, ist kein Lehrer wie die
andern Lehrer, sondern er hat sich mit der Erde als eine Realität, als Kraft, als Leben
verbunden." (Lit.: GA 130, S. 150f)

"In vorchristlicher Zeit waltete im Menschen das Jehovaprinzip, das ihm seine Form verlieh,
und das Luziferprinzip, das ihn individualisierte. Er war geteilt zwischen dem Gehorsam
gegenüber dem Gesetz und der Auflehnung des Individuums. Doch das Christusprinzip kam,
um zwischen den beiden das Gleichgewicht herzustellen, indem es lehrte, im Inneren des
Individuums selbst das Gesetz zu finden, das zuerst von außen gegeben worden war. Das
erklärt Paulus, der von der Freiheit und von der Liebe das christliche Prinzip recht eigentlich
ableitet: das Gesetz hat den alten Bund regiert wie die Liebe den neuen. - Wir finden also
beim Menschen drei Prinzipien, die untrennbar und zu seiner Entwickelung notwendig sind:
Jehova, Luzifer, Christus.

Aber Christus Jesus ist nicht bloß ein unbestimmtes Prinzip in der Welt. Er ist ein Wesen, das
nur einmal, in einem geschichtlich bestimmten Moment erschienen ist. In menschlicher
Gestalt hat er durch sein Wort und Leben einen Zustand der Vollendung enthüllt, den alle
Menschen am Ende der Zeiten durch ihren eigenen freien Willen erreichen werden. Er ist
erschienen auf dem Höhepunkt einer furchtbaren Krise, als die herabsteigende
Entwickelungslinie der Menschheit im Begriffe war, ihren tiefsten Punkt in der
Materialisierung zu erreichen.

Sollte das Christus-Prinzip in den Menschen zur Erweckung kommen, war es notwendig, daß
es auf der Erde in einem Menschen zur Erscheinung kam und daß der Christus gelebt hat.
Das Karma und der Christus sind der Inbegriff der ganzen Evolution. Das Karma ist das Gesetz
von Ursache und Wirkung in der geistigen Welt; es ist die Spirale der Entwickelung. Die
Christus-Kraft schaltet sich in die Entwickelung dieser karmischen Linie als richtunggebende
Achse ein. Diese Kraft findet sich seit der Ankunft des Christus auf der Erde im Grunde jeder
menschlichen Seele. Aber wenn man im Karma nichts anderes sieht als eine dem Menschen
auferlegte Notwendigkeit, sein Unrecht wieder gutzumachen und seine Irrtümer abzubüßen
durch eine unversöhnliche Gerechtigkeit, die von einer Verkörperung zur anderen wirkt, so
unterstützt man den gelegentlichen Einwand, daß das Karmagesetz die Erlöserrolle des
Christus aufhebe. In Wirklichkeit ist das Karma auf der einen Seite eine Erlösung des
Menschen durch sich selbst, durch sein eigenes Bemühen, durch seinen stufenweisen
Aufstieg zur Freiheit im Laufe der Wiederverkörperungen, und anderseits dasjenige, was den
Menschen dem Christus annähert. Denn die Christus-Kraft ist der Grundimpuls, der den
Menschen in Freiheit zur Umwandlung des unversöhnlichen Gesetzes führt, und die Quelle
dieses Impulses ist die Person und das Beispiel des Christus Jesus. Nicht mehr ist es nötig, im
Karma ein Verhängnis zu sehen; vielmehr ist es als das notwendige Mittel zu verstehen, um
die höchste Freiheit, das Leben in Christus, zu erreichen - eine Freiheit, die man nicht
erreicht, indem man der Ordnung der Dinge mißtraut, sondern indem man sie begreift. Das
Karma hebt weder die Gnade noch den Christus auf, es findet sie im Gegenteil der ganzen
Evolution zugeordnet." (Lit.: GA 094, S. 115f)

DatenschutzÜber AnthroWikiHaftungsausschluss Auswirkungen der Computer-Technik für


den Menschen
Erhält die Computer-Technik nicht ein Gegengewicht durch eine entsprechende geistige
Entwicklung, so wird das Denken - und damit auch die Freiheit des Menschen - immer mehr
unterdrückt werden. Auf diese drohende Gefahr hat schon Rudolf Steiner zu einer Zeit
hingewiesen, als es die modernen elektronischen Computer noch gar nicht gab.

„Wir haben ja heute schon Maschinen zum Addieren, Subtrahieren: nicht wahr, das ist sehr
bequem, da braucht man nicht mehr zu rechnen. Und so wird man es auch machen mit
allem. Das wird nicht lange dauern, ein paar Jahrhunderte — dann ist alles fertig; dann
braucht man nicht mehr zu denken, nicht mehr zu überlegen, sondern man schiebt. Zum
Beispiel da steht: «330 Ballen Baumwolle Liverpool», so überlegt man heute sich da noch
etwas, nicht wahr? Aber dann schiebt man bloß, und die Geschichte ist ausgemacht. Und
damit nicht gestört wird das feste Gefüge des sozialen Zusammenhangs der Zukunft, werden
Gesetze erlassen werden, auf denen nicht direkt stehen wird: Das Denken ist verboten, aber
die die Wirkung haben werden, daß alles individuelle Denken ausgeschaltet wird. Das ist der
andere Pol, dem wir entgegen arbeiten. Dagegen ist das Leben heute immerhin nicht gar so
unangenehm. Denn wenn man nicht über eine gewisse Grenze hinausgeht, so darf man ja
heute noch denken, nicht wahr? Allerdings eine gewisse Grenze überschreiten darf man ja
nicht, aber immerhin, innerhalb gewisser Grenzen darf man noch denken. Aber das, was ich
geschildert habe, das steckt in der Entwickelung des Westens, und das wird kommen durch
die Entwickelung des Westens.

Also in diese ganze Entwickelung muß sich auch die geisteswissenschaftliche Entwickelung
hineinstellen. Das muß sie klar und objektiv durchschauen. Sie muß sich klar sein, daß das,
was heute wie ein Paradoxon erscheint, geschehen wird: ungefähr im Jahre 2200 und
einigen Jahren wird eine Unterdrückung des Denkens in größtem Maßstabe auf der Welt
losgehen, in weitestem Umfange. Und in diese Perspektive hinein muß gearbeitet werden
durch Geisteswissenschaft. Es muß soviel gefunden werden — und es wird gefunden werden
—, daß ein entsprechendes Gegengewicht gegen diese Tendenzen da sein kann in der
Weltenentwickelung.“ (Lit.:GA 167, S. 100f)

Keineswegs wollte Rudolf Steiner damit die Entwicklung dieser Technologie verhindern und
ihren Gebrauch verteufeln. Ganz im Gegenteil - es geht nur darum, das entsprechende
geistige Gegengewicht zu schaffen.

„Mir fällt es gar nicht ein, reaktionär zu sein und etwa zu sagen: Also weg mit all dem Zeug,
den modernen Kulturerrungenschaften! Das ist nicht die Absicht. Aber der moderne Mensch
braucht diese unmittelbare Hinwendung an den Geist, wie die Geisteswissenschaft sie ihm
gibt, damit er durch dieses starke Erleben des Geistes tatsächlich auch der Stärkere ist
gegenüber jenen Kräften, die gerade mit der modernen Kultur heraufkommen, unseren
physischen Leib zu verfestigen, uns ihn zu nehmen. Sonst wird es dahin kommen, daß die
Menschen, ich möchte sagen, den Anschluß versäumen in der Menschheitsentwickelung.

Dieses intellektualistische Zeitalter ist zum Heile der Menschheit ausgebrochen in einer Zeit,
als die Menschen noch etwas untertauchen konnten in ihren physischen Leib. Wären wir so
geblieben, wie die Menschen im 13., 14. Jahrhundert waren, mit jenen Seelenverfassungen
dieser Menschen wären wir überhaupt nicht in der Lage, die intellektualistischen Gedanken
zu fassen. Dann würden wir zwar das Ältere nicht mehr haben, aber zu abstrakten
intellektualistischen Gedanken gar nicht kommen; sie würden verrauchen. Das Alte würde
uns entfremdet, denken könnten wir nicht, und so würden wir als träumende Wesen
herumgehen in der Welt, so taumelnd gegenüber den wichtigsten Weltangelegenheiten. Wir
würden so wie taumelnde Träumer herumgehen. Aber das würde der Menschheit auch
bevorstehen, wenn sie nicht die inneren geistigen Fähigkeiten verschärft und verstärkt. Die
Menschheit würde unter dem Fortschritt so zu leiden haben, daß dem Menschen gleich
etwas weh tun würde, wenn er denken sollte. Im 16. Jahrhundert waren noch die Leute
innerlich so robust, daß sie sich scharfe intellektualistische Gedanken machen konnten. Da
hatten sie noch eine große Freude daran, sich intellektualistische Gedanken zu machen.
Heute sind wir schon sehr nahe daran, daß der Mensch sagt: Ach, nachdenken, es ist so
schwer, verfilmt mir die ganze Geschichte, damit ich nicht zu denken brauche, daß ich sie mir
in ihren verschiedenen Stadien anschauen kann! - Merkwürdige Dinge könnten da
entstehen. Ich meine das wirklich nicht spaßhaft. Das ist etwas, wie Sie gleich sehen werden,
was sehr im Bereiche der Möglichkeit liegt. Denken Sie sich nur einmal, wenn man das ganze
Einmaleins filmen würde, dann könnte der Mensch immer einen Apparat vor sich tragen und
dadurch, daß er den Rechnungsansatz macht, würde durch den bestimmten Klang das
Richtige anspringen, und er hat die ganze Geschichte verfilmt vor sich. Der Mensch will nach
und nach nicht mehr denken, weil es anfängt, unangenehm zu werden. Es wird
unangenehm, das Denken. Der Mensch träumt schon viel lieber, als daß er denkt. Und wenn
jene äußeren Dinge, die äußere Kulturentwickelung immer weitergehen würde und nicht ein
starkes inneres Geistiges in der Entwickelung auftreten würde, dann wäre es eigentlich so,
daß die Menschen alle zu herumtaumelnden Träumern würden. Das ist ganz ernst gemeint,
solch eine Sache steht der Menschheit in Aussicht. Und gerade dieser Sache kann nur
entgegengewirkt werden, indem man sich wirklich darauf einläßt, mutig und kühn auf die
geistige Welt so loszugehen, wie Geisteswissenschaft das will und wie sie es auch kann. Es ist
heute durchaus noch die Möglichkeit, daß wir uns innerlich so stark aufraffen als
Menschheit, daß man zu innerer Aktivität kommt. Aber es muß von allen denjenigen, die das
einsehen, in ernster Weise mit allen Mitteln gearbeitet werden.

Bitte, fassen Sie die Dinge, die ich im negativen Sinne sage, nicht negativ auf. Ich will gar
nicht etwas aus der modernen Kultur wegnehmen. Je mehr die Dinge ausgebildet werden,
desto mehr bin ich dafür enthusiasmiert. Ich will weder den Telegraphen noch den Film
abschaffen, das fällt mir gar nicht ein. Aber es ist wirklich nötig in der Welt, zu
berücksichtigen, daß überall zwei Dinge einander gegenüberstehen. Die Welt steht ganz im
Zeichen der Veräußerlichung. Der Ausgleich: Geradeso wie man sich trocknen muß, wenn
man gebadet hat, so muß man sich im Geist vertiefen, wenn auf der andern Seite die Kultur
der äußeren Veranschaulichung immer größer und größer wird. Gerade das fordert uns auf,
innerlich um so aktiver und aktiver zu werden, wenn wir äußerlich eingefangen werden in
dasjenige, was nicht mehr durch uns wirkt, sondern an uns wirkt, so daß wir uns als Seele
und Geist förmlich ausschalten.“ (Lit.:GA 224, S. 109ff)

Siehe auch
Kategorie:Computer - Artikel in der deutschen Wikipedia
Computer - Artikel in der deutschen Wikipedia
Internet - Artikel in der deutschen Wikipedia
Silicon Valley - Artikel in der deutschen Wikipedia
Künstliche Intelligenz - Artikel in der deutschen Wikipedia Die höheren Wesensglieder des
Menschen
→ Hauptartikel: Wesensglieder
Aus anthroposophischer Sicht müssen neben dem physischen Leib aber auch die höheren
Wesensglieder des Menschen, deren Tätigkeit sich in den physischen Organen widerspiegelt,
mit einbezogen werden. Das Drüsensystem ist der unmittelbarste physische Ausdruck des
Ätherleibs, der eigentliche Träger der Lebens und damit auch der Heilkräfte ist. Im
Nervensystem wirkt am stärksten der Astralleib. Das Ich, die einzigartige Individualität des
Menschen, bildet den Mittelpunkt der Seele, wobei sich diese wiederum in drei
unterschiedliche seelische Wesensglieder, die durch die, allerdings weitgehend unbewustte
Tätigkeit des Ich ausgebildet werden. Die Empfindungsseele, das in gewissem Sinn niederste
seelische Wesensglied, entsteht, indem das Ich mehr oder weniger unbewusst den Astralleib
umwandelt. Durch die Arbeit des Ich am Ätherleib bildet sich die Verstandes- oder
Gemütsseele und durch die - natürlich nur sehr zarte - Umwandlung des physischen Leibes
entfaltet sich die Bewusstseinsseele. Je mehr der Mensch durch Selbsterziehung an diesen
seelischen Wesensgliedern arbeitet, desto wirksamer werden auch die Selbstheilungskräfte,
die das Immunsystem stärken.

Diese ganzheitliche Betrachtung des Menschen führt Otto Wolff zu der Beobachtung, dass
„das Phänomen Ansteckung keineswegs nur bei den Infektionskrankheiten existiert. Dieselbe
Erscheinung ist auf geistigem und auf seelischem Gebiet genauso zu beobachten. ... Die
Begeisterung für eine Sache wirkt ebenso ansteckend wie eine negative Seelenhaltung, ein
Sachverhalt, auf den R. Steiner für die Pädagogik wiederholt hingewiesen hat, der aber
heute kaum berücksichtigt wird. Auch bei der Suggestion handelt es sich un eine bewusste,
gewollte Infektion, d.h. das Eindringen einer Fremdwirksamkeit. Der Begriff Infektion wäre
hier viel eher angebracht als bei den Mikroorganismen, da es sich um einen vom Eindringling
gewollten Prozess handelt, was man den Bakterien oder Viren nicht unterstellen kann. Von
hier zur Reklame gibt es alle Übergänge, wobei oft die Freiheit und Widerstandsfähigkeit des
Menschen bewusst ausgeschaltet oder umgangen werden. ... Es handelt sich bei diesen
Phänomenen keineswegs um Analogien oder Ähnlichkeiten, sondern um dieselben Vorgänge
auf körperlicher, seelischer oder geistiger Ebene.“[6]

Wie der ideale Nährboden für Krankkheitserreger entsteht


Um zu verstehen, wie der ideale Nährboden für Krankheitserreger gebildet wird, muss man
etwas weiter ausholen. Rudolf Steiner beginnt dazu mit einer Betrachtung des
Pflanzenreichs.

Auf die Pflanze wirken einerseits mineralisierende irdische und anderseits kosmisch-astrale
Kräfte. Durch erstere neigt sie dazu, eine Art von Mineralpflanze zu werden, durch letztere
zu einer Art von Tierpflanze. Am stärksten wirken die mineralisierende Kräfte in den
Wurzeln. Die tierbildenden Kräfte offenbaren sich hingegen am deutlichsten in den Blüten
und Früchten. Auf dem alten Mond, der unserer Erdentwicklung vorangegangen ist, gab es
tatsächlich ein Mineralpflanzenreich und ein Tierpflanzenreich. Unserer heutigen
Entwicklung ist das nicht mehr angemessen und bereitet den Boden für zerstörerische,
krankmachende Prozesse. Nehmen etwa Pflanzen zu starke astrale Kräfte auf, so werden sie
zu Giftpflanzen.

Ähnlich ist es auch im menschlichen Organismus. Durch die Stoffwechselprozesse, die sich im
oberen Menschen, namentlich im Kopf und in der Lunge abspielen, wird eine ahrimanisch
verhärtende, mineralisierend irdisch-machende Wirkung in den Organismus hineingetragen.
Durch den inneren Lungenstoffwechsel wird der Organismus selbst beinahe zu einer
richtigen kleinen Erde. Die Stoffwechselprozesse, die im unteren Menschen, also in den
eigentlichen Stoffwechselorganen ablaufen, haben einen überwiegend luziferisch
auflösenden Charakter, der den Organismus in den kosmisch-astralen Umkreis zu zerstreuen
droht. Gesund ist der Organismus, wenn diese beiden Kräfte im rechten Gleichgewicht
zueinander stehen und streng getrennt voneinander gehalten werden. Tatsächlich werden
sie durch den Herzrhythmus und den Atemrhythmus voneinander getrennt, die gleichsam
wie ein eine Art von ätherisch-astralischem „Zwerchfell“ wirken. Werden hingegen die
unteren Prozesse zu stark in den oberen Bereich hineingetragen, wird der ideale Nährboden
für allerlei Krankheitserreger geschaffen. Überwiegen hingegen im oberen Menschen die
mineralisierenden Kräfte, kann es etwa zu einer Lungenverhärtung kommen.

„Betrachten Sie noch einmal die die Erde bedeckende Pflanzenfläche, das heißt die Summe
alles dessen, was zur Vegetation der Erde gehört. Wir müssen uns klar sein darüber, daß
diese ganze Vegetation der Erde, wie sie von der Erde aus dem Weltenraum
entgegenwächst, nicht bloß aus der Erde heraus diesem Weltenraum entgegengeschickt
wird, sondern daß sie hinausgezogen wird durch Kräfte, daß also, wie wir ja schon gehört
haben, überall hier Kräfte wirken, welche zum Pflanzenwachstum genau ebenso gehören wie
die Kräfte, die von der Erde aus in die Pflanze hineinwirken. Es ist eine fortwährende
Wechselwirkung zwischen den Kräften, die von der Erde aus in die Pflanze hineinwirken, und
zwischen den Kräften, die aus dem außerirdischen Kosmos auf die Pflanze wirken. Nun,
worinnen besteht diese Wirkungsweise, die ja eigentlich in unserer Umgebung fortwährend
vorhanden ist? Würde es dazu kommen, daß diese Kräfte, die da aus dem Kosmos
hereinwirken, voll zum Ausdruck kommen, daß sie also ganz die Pflanze ergreifen könnten,
würden nicht die Planeten dafür sorgen, daß sich diese Kräfte auch wiederum zurückziehen
können, daß sie also nicht voll die Pflanze umfassen, so würde die Pflanze, wenn sie vom
Stengel aus der Blüte und dem Samen entgegenwächst, immer die Tendenz haben, zum
Tiere zu werden. Es ist die Tendenz vorhanden der Tierwerdung. Das, was da aus dem
Kosmos hereinwirkt, dem wirkt auf der anderen Seite wiederum entgegen aus der Erde
herein bei der Pflanze die Tendenz, das Pflanzensein zu unterdrücken und innerhalb des
Pflanzenseins sich zu mineralisieren.

Also ich mache darauf aufmerksam, daß eigentlich das Pflanzensein die Mitte hält zwischen
dem Hinneigen zum Versalzen, zum Ablagern von Mineralien in der Pflanzensubstanz, zum
Mineralisieren und zum Sichentzünden, zum Tierwerden. Das ist etwas, was fortwährend
vorhanden ist in der äußeren Natur.
Dies aber, was ich Ihnen jetzt beschrieben habe, ist auch fortwährend vorhanden
verinnerlicht, zentralisiert in dem menschlichen Organismus selber. Der menschliche
Organismus ist dadurch, daß er eine Lunge hat, eine richtige kleine Erde, und alles dasjenige,
was von der Lunge aus wirkt, wirkt geradeso im menschlichen Organismus nach unten, wie
von der Erde aus in den Pflanzenorganismus nach oben die Kräfte hineinwirken, die eben
von der Erde aus in den Pflanzenorganismus hineingehen. Und alles dasjenige, was durch die
Atmung und Herztätigkeit dem inneren Lungenstoffwechsel und so weiter entgegenkommt,
das wirkt so wie dieses Kosmische draußen (siehe Zeichnung Seite 330).

Zeichnung aus GA 312, S. 330 (Tafel 22)


Nun besteht eine Notwendigkeit im menschlichen Organismus. Es besteht die
Notwendigkeit, daß alles dasjenige, was sich zuletzt konzentriert vom Organismus aus in der
Herztätigkeit, ferngehalten wird dem, was sich organisiert, sich zuletzt konzentrierend in
dem inneren Stoffwechsel der Lunge. Diese zwei Tätigkeiten, die dürfen nicht anders
aufeinander wirken, als daß zwischen ihnen gewissermaßen — wenn ich mich des Ausdrucks
bedienen darf — ein ätherisches Zwerchfell ist oder ein astralisches Zwerchfell. Diese beiden
Tätigkeiten müssen auseinandergehalten werden. Und wir müssen die Frage auf werfen: Ist
dieses Zwerchfell — ich gebrauche das Wort nur, um ein Bild anzudeuten — wirklich
vorhanden? Gibt es ein solches Zwerchfell, welches abhält die Kopf-, Hals-, Lungentätigkeit,
sich zu vermischen mit der Bauch- und Brusttätigkeit anders als durch den äußeren
Atmungsrhythmus? — Dieses Zwerchfell gibt es, und es ist der äußere Atmungsrhythmus
selber. Und da kommen Sie auf die Ineinanderstimmung des oberen und des unteren
Menschen. Dasjenige, das man rhythmische Tätigkeit im Menschen nennt, dieses
rhythmische Erzittern, welches sich äußerlich physisch ausdrückt im Atmungsrhythmus,
dieses physische Erzittern setzt sich bis in die Äther- und Astraltätigkeit hinein fort und hält
die Erdenkräfte des oberen Menschen, die noch in die Lunge hinein sich konzentrieren, und
die Himmelskräfte des unteren Menschen auseinander, die durch die Tätigkeit, die im
Herzen dann ihren Ausdruck findet, von unten nach oben wirken, so wie sie im Kosmos von
der Peripherie nach dem Zentrum der Erde hin wirken.

Stellen Sie sich nun vor, daß der Rhythmus, der da in Betracht kommt, nicht ordentlich wirkt,
dann ist das Zwerchfell, das ich hier bildlich gebrauche, das ja nicht physisch da ist, das aber
eben durch das Aufeinanderschlagen der Rhythmen bewirkt wird, nicht in Ordnung. Dann
kann das eintreten, welches analog ist einer zu starken Tätigkeit der Erde für die Pflanzen.
Wenn die salzende Tätigkeit der Erde auf die Pflanzen zu stark würde, würden die Pflanzen
zu mineralisch werden. Dann tritt das ein, daß gewissermaßen die Ätherpflanze, die
eingebaut ist in die Lunge, die herauswächst aus der Lunge, wie die physische Pflanze aus
der Erde herauswächst, der Anlaß wird, sagen wir, zur Lungenverhärtung. So daß wir in der
Tat finden, daß diese Mineralisierungstendenz der Pflanze zu stark werden kann auch im
menschlichen Organismus.

Aber es kann auch die Tierwerdetendenz zu stark werden. Wenn die Tierwerdetendenz zu
stark wird, dann wird da im Organismus, im oberen Teil des Organismus eine Sphäre
geschaffen, die nicht da sein sollte. Es wird eine Sphäre geschaffen, in die diese Organe
eingebettet sind wie in eine Äthersphäre und die dem günstig ist, was nicht begünstigt
werden darf im Organismus, dem Leben von kleinen Pflanzentieren. Da wird eine Sphäre
geschaffen, welche günstig ist den kleinen Pflanzentieren. Woher die kommen, braucht uns
gar nicht zu interessieren. Das muß uns interessieren, wodurch für sie eine günstige
Lebenssphäre geschaffen wird. Diese günstige Lebenssphäre darf nicht da sein. Sie muß so
wirken im Organismus, daß ihre Tätigkeit sich über den ganzen Organismus ausdehnt. Sie
darf nicht als eine besondere Einschlußsphäre hier entstehen. Wenn sie sich über den
ganzen Organismus ausdehnt, so unterhält sie das Leben des ganzen Organismus. Macht sie
sich geltend als eine kleine Einschlußsphäre, so wird sie die Atmosphäre für die
Lebensbedingungen kleiner Pflanzentiere, die wir dann nachweisen können in allem,
wenigstens in vielem, was den oberen Menschen erkranken macht.

So müssen wir eben in dem Zurückgehen auf die rhythmische Tätigkeit und ihre Störung das
Schaffen einer besonderen Sphäre statt der allgemeinen über den Organismus verbreiteten
Sphäre suchen und uns das Rätsel des Bazilleneinflusses in dem menschlichen Organismus
lösen. Aber ohne daß man auf die geistigen Ursachen zurückgeht, kommt man nicht dazu,
dieses Rätsel zu lösen.“ (Lit.:GA 312, S. 329ff)

Impfung
→ Siehe auch: Impfung und Impfstoff
Die Impfung, genauer die Aktiv-Impfung, wird als Vorbeugung gegen Infektionskrankheiten
eingesetzt und besteht in einer erregerspezifischen aktiven Immunisierung, d.h. in einer
gezielten, aber niedrig gehaltenen Infektion, die aber in jedem Fall einen wesentlichen
Eingriff in das Immunsystem des Menschen bedeutet. Die Passiv-Impfung oder Heilimpfung
beruht hingegen lediglich auf einer passiven Immunisierung durch eine entsprechende
Antikörpergabe. Neben der nicht zu vermeidenden Impfreaktion können in manchen Fällen
auch über das übliche Maß hinausgehende Impfkomplikationen bis hin zu schwerwiegenden
Impfschäden auftreten. Wie bei allen zulassungspflichtigen Arzneimitteln ist das
entscheidendste Kriterium für die Marktzulassung eines Impfstoffs ein positives Nutzen-
Risiko-Verhältnis, das durch eine meist mehrjährige Reihe aufeinanderfolgender[7]
evidenzbasierter präklinischer und klinischer Studien belegt ist[8]. Mögliche Spätfolgen
können erst durch vieljährige Langzeitstudien erfasst werden. Sollte sich daraus ein
ungünstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis ergeben, muss der Impfstoff wieder vom Markt
genommen werden.

Durch Impfungen soll nicht nur der Schutz des einzelnen Individuums, sondern bei
ausreichender Durchimpfungsrate auch die Herdenimmunität einer gegebenen Population
erzielt werden, weshalb in manchen Ländern eine allgemeine Impfpflicht besteht oder
gefordert wird. Anthroposophische Ärzte sind nicht generell gegen Impfungen, treten aber
dafür ein, die individuelle elterliche Impfentscheidung zu respektieren, namentlich bei
Impfungen gegen Kinderkrankheiten, die für die gesunde Entwicklung des Kindes oft
bedeutsam sind.

Rudolf Steiner sah Impfungen als problematisch an, warnte aber zugleich nachdrücklich vor
jeglichem diesbezüglichen Fanatismus. Am Beispiel der Pockenimpfung zeigte er, dass
Impfungen für geistig strebende Menschen wesentlich weniger problematisch sind als für
solche mit materialistisch-ungeistiger Gesinnung, da durch die Impfung ihre materialistische
Haltung konstitutionell in ihrem Organismus verankert wird.

„Sehen Sie, wenn man jemand impft, und man hat den Betreffenden als Anthroposophen
und erzieht ihn anthroposophisch, so schadet es nichts. Es schadet nur denjenigen, die mit
vorzugsweise materialistischen Gedanken heranwachsen. Da wird das Impfen zu einer Art
ahrimanischer Kraft; der Mensch kann sich nicht mehr erheben aus einem gewissen
materialistischen Fühlen. Und das ist doch eigentlich das Bedenkliche an der Pockenimpfung,
daß die Menschen geradezu mit einem Phantom durchkleidet werden. Der Mensch hat ein
Phantom, das ihn verhindert, die seelischen Entitäten so weit loszukriegen vom physischen
Organismus wie im normalen Bewußtsein. Er wird konstitutionell materialistisch, er kann
sich nicht mehr erheben zum Geistigen. Das ist das Bedenkliche bei der Impfung. Natürlich
handelt es sich darum, daß da die Statistik immer ins Feld geführt wird. Es ist die Frage, ob
eben gerade in diesen Dingen auf die Statistik so viel Wert gelegt werden muß. Bei der
Pockenimpfung handelt es sich sehr stark um etwas Psychisches. Es ist durchaus nicht
ausgeschlossen, daß da der Glaube, daß die Impfung hilft, eine unberechenbar große Rolle
spielt. Wenn man diesen Glauben durch etwas anderes ersetzen würde, wenn man
naturgemäß erziehen würde die Menschen, so daß sie beeindruckbar wären durch etwas
anderes als dadurch, daß man sie impft, etwa dadurch, daß man die Menschen wiederum an
den Geist näher heranbrächte, so wäre es durchaus möglich, daß man gegen das unbewußte
Hereindringen: hier ist Pockenepidemie! - durch vollständiges Bewußtsein davon: hier ist ein
Geistiges, wenn auch ein unberechtigtes Geistiges, gegen das ich mich aufrechthalten muß! -
ebenso gut wirken würde, wie man überhaupt den Menschen stark machen müßte gegen
solche Einflüsse.

Wenn die Verhältnisse so liegen, wie zum Beispiel in unserer Gegend, wo die Einwirkung
durch die Erziehung und so weiter sehr schwierig ist, wie soll man sich da verhalten?

Da muß man eben impfen. Es bleibt nichts anderes übrig. Denn das fanatische Sichstellen
gegen diese Dinge ist dasjenige, was ich, nicht aus medizinischen, aber aus allgemein
anthroposophischen Gründen, ganz und gar nicht empfehlen würde. Die fanatische
Stellungnahme gegen diese Dinge ist nicht das, was wir anstreben, sondern wir wollen durch
Einsicht die Dinge im Großen anders machen. Ich habe das immer, wenn ich mit Ärzten
befreundet war, als etwas zu Bekämpfendes angesehen, zum Beispiel bei Dr. Asch, der
absolut nicht geimpft hat. Ich habe das immer bekämpft. Denn wenn er nicht impft, so impft
eben ein anderer. Es ist ein völliges Unding, so im einzelnen fanatisch vorzugehen.“ (Lit.:GA
314, S. 287f)

Einen beträchtlichen Unterschied macht es aus, ob der Impfstoff vom Menschen oder aus
Tieren gewonnen wird. Was direkt vom Menschen herübergeimpft wird, wirkt nur auf den
physischen Leib, während tierische Impfstoffe auch in den Ätherleib eingreifen.

„Dasjenige, was vom Menschen etwa direkt hinübergeimpft wird auf den anderen
Menschen, das hat nur eine Bedeutung für die physische Organisation des Menschen. Es
kommt lediglich bei dem eine bloß physische Wirkung in Betracht, was von einem Menschen
auf den anderen hinübergeimpft wird. Das ist sehr interessant. Denn wenn zum Beispiel von
einem Menschen zu dem anderen Blut hinübergebracht wird, so hat man bloß mit dem zu
rechnen, was Blut auf den Organismus als physische Wirkung hervorbringen kann.

Das war besonders gut zu studieren in der Zeit, als der Übergang gemacht worden ist von
der Pockenimpfung mit menschlicher Flüssigkeit zu der Kuhpockenimpfung, wo man direkt
verfolgen konnte, wie die Wirkung vom physischen Leib bei dem früheren vom Menschen
genommenen Impfstoff sozusagen hinauf rückte, dadurch daß man den tierischen Impfstoff
verwendete, in den ätherischen Leib.“ (Lit.:GA 319, S. 228f)
Furcht vor Ansteckung
→ Siehe auch: Angst und Furcht
Durch die Furcht vor der Ansteckung wird das Immunsystem geschwächt. Angststörungen
führen nachweislich zu einer verringerten Produktion von Lymphozyten, die für die
Immunabwehr unerlässlich sind. Die Furcht vor Bazillen vergleicht Rudolf Steiner mit der
mittelalterlichen Furcht vor Gespenstern:

„In unserer Zeit gibt es bekanntlich eine Furcht, die sich ganz sinngemäß vergleichen läßt mit
der mittelalterlichen Furcht vor Gespenstern. Das ist die heutige Furcht vor den Bazillen. Die
beiden Furchtzustände sind sachlich ganz dasselbe. Sie sind auch insofern ganz dasselbe, als
ein jedes der beiden Zeitalter, das Mittelalter und die Neuzeit sich so verhalten, wie es sich
für sie schickt. Das Mittelalter hat einen gewissen Glauben an die geistige Welt; es fürchtet
sich selbstverständlich dann vor geistigen Wesenheiten. Die neuere Zeit hat diesen Glauben
an die geistige Welt verloren, sie glaubt an das Materielle, sie fürchtet sich also vor
materiellen Wesenheiten, wenn diese auch noch so klein sind [...]

Nun soll ja damit selbstverständlich nicht gesagt werden, daß die Bazillen durchaus gepflegt
werden sollen, und daß es etwas Gutes ist, recht viel sozusagen mit Bazillen
zusammenzuleben. Das soll durchaus nicht gesagt werden. Aber es widerspricht auch nicht
dem, was gesagt wurde, denn schließlich Bazillen sind gewiß da, aber Gespenster waren
auch da. Für diejenigen, die an die geistige Welt wirklich glauben konnten, ist nicht einmal in
bezug auf Realität ein Unterschied in dieser Beziehung.“ (Lit.:GA 154, S. 46)

„Besonders muß man sich aber hüten, in irgendeinem Zeitalter darauf Rücksicht zu nehmen,
was in dem Zeitalter gerade als Autorität auftritt. Solange man nicht spirituelle Einsicht hat,
wird man da sehr fehlgehen können.

Das ist insbesondere auf einem Gebiete der Menschheitskultur der Fall, auf dem Gebiete der
materialistischen Medizin, wo wir sehen, wie eben das maßgebend ist, was die Autorität in
der Hand hat und immer mehr und mehr darauf Anspruch macht, wo das auf etwas
hinauslaufen will, was viel, viel furchtbarer, schrecklicher ist als jemals irgendeine
Autoritätsherrschaft des so viel angeklagten Mittelalters. Wir stehen schon heute darinnen,
und das wird noch immer stärker und stärker werden. Wenn die Leute so furchtbar spotten
über die Gespenster des mittelalterlichen Aberglaubens, dann möchte man wohl sagen: Ja,
hat sich denn in bezug darauf etwas besonders geändert? Ist denn diese Gespensterfurcht
etwa abgekommen? Fürchten die Leute nicht heute viel mehr Gespenster als dazumal? - Es
ist viel schrecklicher, als man allgemein meint, was da vorgeht in der menschlichen Seele,
wenn ihr vorgerechnet wird: Da auf der Handfläche sind 60000 Bazillenherde. In Amerika ist
ausgerechnet worden, wie viele solcher Bazillen in einem einzigen männlichen Schnurrbart
sind. Müßte man sich also nicht doch entschließen zu sagen: Diese mittelalterlichen
Gespenster waren wenigstens anständige Gespenster, aber die heutigen Bazillengespenster
sind zu knirpshaft, zu unanständige Gespenster, als daß sie die Furcht begründen sollten, die
zudem erst im Anfange ist, und die da macht, daß die Menschen gerade hier, auf
gesundheitlichem Gebiet, in einen Autoritätsglauben geraten werden, der furchtbar ist.“
(Lit.:GA 127, S. 22)
Wie man das Infektionsrisiko verringern kann, erläutert Rudolf Steiner am Beispiel der
Pockenerkrankung so:

„Man kann sagen, daß die Ansteckungsgefahr doch eine außerordentlich starke ist bei der
Pockenerkrankung. Nur sollte man nicht so leichtsinnig sein, just immer gleich an physische
Vermittlung zu denken bei der Übertragung, sondern es sind sogar bei der
Pockenerkrankung besonders stark vorliegend die psychischen Anlagen. Dafür könnte ein
Beweis der sein, daß man sich sehr gut schützen kann, wenn man in der Lage ist, sich in
rechter Art abzuschließen. Ich darf darüber deshalb sprechen, weil ich einmal als
zweiundzwanzigjähriger Mensch - die Umstände brauche ich nicht zu erwähnen - einen
Schüler unterrichtet habe, dessen Mutter mit schwarzen Pocken unmittelbar daneben lag,
nur durch eine spanische Wand getrennt von der Stube, in der ich meinen Unterricht gab.
Ich habe nichts dagegen gemacht, habe den Unterricht die ganze Zeit fortgesetzt, bis die
Mutter wieder gesund geworden ist. Aber ich habe das ganz gern getan, namentlich auch,
um zu sehen, wie man sich schützen kann, wenn man absolut den Pockenkranken, also auch
den an schwarzen Pocken Erkrankten, nimmt ganz objektiv wie ein anderes Objekt, wie
einen Stein oder einen Strauch, dem gegenüber man gar keine weiteren Furchtgefühle noch
sonst psychische Regungen hat, sondern ihn nimmt als eine objektive Tatsache. Da ist in der
Tat der Ansteckungsgefahr in hohem Maße zu begegnen. Daher kann schließlich der
psychische Faktor auch bei der Ansteckung stark mitspielen.“ (Lit.:GA 314, S. 286f)

Schlaf
→ Hauptartikel: Schlaf
Rudolf Steiner weist auch darauf hin, dass Menschen durch zu langen Schlaf für epidemische
Erkrankungen prädisponiert werden.

„Zu denjenigen Kapiteln, die immer wieder und wiederum durch Geisteswissenschaft
studiert werden müssen, gehört die Beziehung des wachen Menschen zum schlafenden
Menschen, gehört der gewaltige Unterschied, der besteht zwischen der menschlichen
Organisation im Wachen und der menschlichen Organisation im Schlafen. Wie Geist und
Seele sich verhalten im Wachen, wenn einander durchdringen die Leiblichkeit und die
Geistigkeit und das Seelische des Menschen, wie sie sich verhalten, wenn sie temporär
voneinander getrennt sind wie im Schlaf - das wird sorgfältig gerade durch
Geisteswissenschaft studiert.

Nun kann ich, ich möchte sagen nur referierend einen gewissen Satz angeben, der aber ein
ganz gesichertes Ergebnis der Geisteswissenschaft ist. Wir sehen im Leben sogenannte
epidemische Krankheiten auftreten, Krankheiten, die ganze Menschenmassen ergreifen, die
also durchaus zu gleicher Zeit eine soziale Angelegenheit sind. Die gewöhnliche
materialistische Wissenschaft studiert sie am menschlichen physischen Organismus. Sie weiß
nichts davon, welche ungeheure Bedeutung gerade für Epidemien und für die Dispositionen
für epidemische Krankheiten in dem anormalen Verhalten des Menschen zu Wachen und
Schlafen liegt. Dasjenige, was im menschlichen Organismus während des Schlafens
geschieht, ist etwas, was, wenn es zum Beispiel im Überflusse geschieht, im hohen Grade für
sogenannte epidemische Krankheiten prädisponiert. Menschen, die sich durch einen zu
langen Schlaf Prozesse im menschlichen Organismus bereiten, die nicht da sein sollten, weil
der Schlaf nicht so lange das Wachleben unterbrechen sollte, die sind in ganz anderer Weise
für epidemische Krankheiten prädisponiert und die stellen sich auch in Epidemien in einer
ganz anderen Weise hinein.“ (Lit.:GA 73a, S. 215)

Am Beispiel der Grippe zeigt Steiner, dass diese die höchst eigentümliche Eigenschaft hat,
schlafende Krankheiten zu wecken:

„Vergessen wir nur ja nicht, wie von allen Seiten jetzt bei wirklich unbefangenen
Beobachtern die Erkenntnis auftritt, daß ganz besondere Verhältnisse jetzt, man möchte
sagen, über Teile der Erde ziehen und ganz besondere Formen des menschlichen Erkrankens
hervorrufen. Und vergessen wir auch nicht, daß eine andere Erscheinung von großem
Interesse in der Gegenwart sein muß, das ist diese, daß ja zweifellos selbst so etwas wie die
gewöhnliche Grippe, wie sie heute auftritt, eine höchst eigentümliche Eigenschaft hat. Sie
weckt nämlich eigentlich schlafende Krankheiten, Krankheiten, zu denen der Organismus
inkliniert und die sonst durch die entgegenwirkenden Kräfte des Organismus in den
Verborgenheiten bleiben, die also unter Umständen bis zum Tode sogar schlafen könnten,
die werden in einer gewissen Weise dadurch aufgedeckt, daß der Mensch von der Grippe
befallen wird.“ (Lit.:GA 312, S. 228f)

Materialistische Gesinnung
→ Siehe auch: Materialismus
Die Entstehung von Epidemien wird auch durch eine weit verbreitete materialistische
Gesinnung gefördert.[9] Das gibt den ahrimanischen und luziferischen Widersachermächten
nicht nur die Gelegenheit verschiedenste Krankheitserreger hervorzubringen, sondern auch
die Abwehrkräfte gegen diese zu schwächen.

„Nun wird selbstverständlich jeder Mensch in der Gegenwart sagen, es wäre töricht, Bazillen
geradezu zu mästen, zu pflegen, sie zu veranlassen, möglichst zahlreich zu werden. Aber es
handelt sich nicht darum, daß man Grundsätze hat, und welche Grundsätze man hat,
sondern darum, daß man die Sache vom richtigen Gesichtspunkt aus anzusehen vermag.
Und nun kann vor der geisteswissenschaftlichen Erkenntnis nicht geleugnet werden, daß
zum Beispiel ein Ich und ein Astralleib, die sich nur füttern mit materialistischen
Vorstellungen, die abweisen alle spirituellen Vorstellungen, die abweisen allen
Spiritualismus, davon nichts wissen wollen, wenn sie schlafend aus dem Leibe hinausgehen,
aus der geistigen Welt Kräfte in die Organe hineinstrahlen, die geradezu förderlich sind für
das Bazillenleben. Man kann, wenn man Bazillen recht mästen will, nichts Besseres tun, als
rohe materialistische Vorstellungen in den Schlaf mit hineinnehmen und dadurch
ahrimanische Kräfte aufrufen, welche einstrahlen in den Organismus und zu Bazillenpflegern
werden.

Nun müssen wir, wenn wir eine solche Sachlage in der richtigen Weise beurteilen wollen,
uns klar machen, daß in dem Augenblick, wo wir die Betrachtung auf das geistige Leben
erstrecken, wir sogleich ins Auge zu fassen haben, was menschliche Gemeinschaft heißt.
Denn das Zusammenwirken in der menschlichen Gemeinschaft erweist sich sogleich in
ungeheurem Maße größer, wenn es sich handelt um geistige Wirkungen, als um diejenigen,
die sich bloß vollziehen auf dem physischen Plan. Man könnte nämlich sagen, nun könnte
also jemand am besten tun, um ja keine Bazillen in seinem Leibe schädlich werden zu lassen,
als Heilmittel anzuwenden, sich mit spirituellen Vorstellungen schlafen zu legen. Vielleicht
wäre das sogar ein Mittel, wenn man es äußerlich klinisch beweisen würde, daß die
hartgesottensten Materialisten der Zukunft sich verschreiben ließen geradezu spirituelle
Vorstellungen, und auf diese Weise einiges erhofft werden könnte für das spirituelle Leben.
Nun aber, so einfach liegt die Sache nicht, denn es beginnt gleich die Bedeutung des
gemeinschaftlichen Lebens, wenn es sich um Geistiges handelt, und da können wir sagen: Es
nützt vielleicht gar nichts dem einzelnen, wenn er solche spirituellen Vorstellungen hegt,
wenn die anderen ringsherum mit materialistischen Vorstellungen zu Bazillenpflegern
werden, denn da pflegt einer für den anderen, - Das ist das Wichtige, was wir ins Auge fassen
müssen. Deshalb muß immer wiederum betont werden, was ich auch hier schon besprochen
habe: Geisteswissenschaft als solche kann das eigentlich Fruchtbare, das sie zu leisten hat
für die Menschheit, sozusagen nicht bloß individuell leisten; es genügt nicht, daß der
einzelne die geisteswissenschaftlichen Dinge aufnimmt, sondern Geisteswissenschaft muß in
Geduld warten, bis sie ein Kulturfaktor wird, bis sie die Herzen und Seelen vieler durchzieht;
dann erst wird sich zeigen, was sie den Menschen sein kann.

Es gibt allerdings etwas, was ebenso stark auf die ahrimanischen Wesenheiten wirkt, die wir
in den Bazillen zu beobachten haben. Ich sage: ahrimanische Wesenheiten. Ich kann Ihnen
leicht einen Unterschied sagen zwischen ahrimanischen Wesenheiten und anderen
Wesenheiten, es geht leicht, das zu unterscheiden auch äußerlich. Wir sehen gewissermaßen
rund um uns herum die Natur mit ihren Geschöpfen erfüllt. Alles, was unmittelbar draußen
lebt in der Natur, hat gewissermaßen sein Leben von den fortschreitenden guten weisen
Schöpfern. Alles das, was sein Dasein aufschlägt in anderen Organismen und da
vorzugsweise gedeiht, ist unter den Geschöpfen luziferischer oder ahrimanischer Art. Alles
Parasitäre ist auf luziferischen oder ahrimanischen Ursprung zurückzuführen; das muß
festgehalten werden, denn dadurch können wir im Reiche der Natur sehr leicht
unterscheiden. Eines, sagte ich, gibt es noch, was außerordentlich förderlich ist diesen
ahrimanischen Geschöpfen, die als Parasiten im menschlichen Leibe leben, das ist das
Folgende. Nehmen wir an, wir leben in einer Epidemie drinnen oder in einer Seuche.
Selbstverständlich muß da einer für den anderen stehen, und da tritt das menschliche
Gemeinschaftswesen und all das, was damit zusammenhängt, in ungeheurer Stärke auf, weil
tatsächlich die karmischen Zusammenhänge so sein können, daß der, der durch individuelle
Betätigung am wenigsten geeignet scheint, der Epidemie zu verfallen, doch ihr verfällt. Aber
im allgemeinen gilt trotzdem - wir dürfen uns durch den Schein nicht täuschen lassen - , was
ich jetzt sagen werde: Wenn man umgeben ist von den der Krankheit verfallenen oder
sterbenden Menschen und diese Bilder zunächst aufzunehmen hat und dann mit diesen
Bildern in den Schlaf zieht und nichts hineindringt als die egoistische Furcht, dann
durchtränkt sich die Imagination, die aus diesen Bildern entsteht und während des Schlafes
in der Seele lebt, mit der egoistischen Furcht, und das bewirkt, daß da schädliche Kräfte
einschlagen werden in den menschlichen Leib. - Furcht-Imaginationen sind dasjenige, was
tatsächlich pflegende Kräfte für des Menschen ahrimanische Feinde abgibt. Wenn sich
ausbreitet eine edle Gesinnung, so daß die egoistische Furcht zurücktritt, und das liebende
Helfen unter den Menschen wirkt und in den menschlichen Schlaf nun hineingeht, nicht mit
Furcht-Imaginationen, sondern mit dem, was das liebende Helfen bewirkt, dann bedeutet
das Schäden für die ahrimanischen Feinde des Menschen. Und es ist tatsächlich wahr, daß
man erfahren würde, was die Ausbreitung einer solchen Gesinnung auf das Beendigen von
Epidemien wirken könnte, wenn man sich danach benehmen würde. Ich deute Ihnen damit
an, wie einmal, was heute noch nicht sein kann, von der Erkenntnis des geistigen Lebens
heraus im sozialen Menschenleben gewirkt werden wird, wie die menschlichen Seelen in
geistiger Erkenntnis erstarken werden und wie die in die Gesinnung übergehenden geistigen
Erkenntnisse vom Geiste heraus gesundend auch auf das materielle Erdenleben wirken
werden.“ (Lit.:GA 261, S. 15ff)

Die Bedeutung spiritueller Gedanken


Spirituelle Gedanken, die sich der materialistischen Gesinnung entgegenstellen, sind ein
wesentlicher Faktor zur Abwehr infektiöser Erkrankungen. Entscheidend ist dabei nicht nur
der Gedankeninhalt, sondern viel mehr noch die Art des Denkens. Ein ausschließlich starres
verstandesmäßiges Denken wirkt ertötend auf den Organismus. Es bedarf der Ergänzung und
Unterstützung durch ein kreatives lebendiges Denken, das die Lebenskräfte fördert und
damit auch besser vor Erkrankungen schützt.

„Und wahrhaftig mehr als durch alle Mittel, die jetzt von der materialistischen Wissenschaft
vorgebracht werden gegen all das, was Bazillen heißt, wahrhaftig mehr, unsäglich reicher für
die Menschheitszukunft könnte man wirken, wenn man den Menschen Vorstellungen
überlieferte, durch die sie vom Materialismus weggebracht werden und zu werktätiger Liebe
vom Geiste aus angespornt werden konnten. Immer mehr und mehr muß sich im Laufe
dieses Jahrhunderts die Erkenntnis verbreiten, wie die geistige Welt auch für unser
physisches Leben absolut nicht gleichgültig ist, wie sie für die physische Welt ihre
durchdringende Bedeutung hat, weil wir in der Tat vom Einschlafen bis zum Aufwachen in
der geistigen Welt drinnen sind und da von ihr aus wirksam bleiben für den physischen Leib.“
(Lit.:GA 154, S. 47f.)

Karmische Ursachen
→ Siehe auch: Reinkarnation und Karma
Infektionskrankheiten hängen wie alle Krankheiten stets auch mit dem Karma des Menschen
zusammen. So kann beispielsweise mangelndes Selbstgefühl dazu führen, dass man sich in
der nächsten Inkarnation einer Seuche aussetzt, um in deren Überwindung das Selbstgefühl
zu stärken.

„Nehmen wir an, jemand habe im letzten Leben so gelebt, daß er aus einem viel zu
schwachen Ich-Gefühl heraus gewirkt hat, aus einem Ich- Gefühl, welches in der Hingabe an
die äußere Welt viel zu weit ging, so weit, daß es mit einer Unselbständigkeit,
Selbstverlorenheit wirkte, wie es für unseren heutigen Menschheitszyklus nicht mehr
angemessen ist. Also das fehlende Selbstgefühl war es, welches einen Menschen in einer
Inkarnation zu diesen oder jenen Handlungen geführt hat. Nun hat er während der
Kamalokazeit die Handlungen vor sich gehabt, die aus diesem fehlenden Selbstgefühl
herausgeflossen sind. Er nimmt daraus zunächst die Tendenz auf: Du mußt in dir Kräfte
entwickeln, welche dein Selbstgefühl erhöhen, du mußt in einer nächsten Inkarnation dir die
Gelegenheit schaffen, gegen den Widerstand deiner Leiblichkeit, gegen die Kräfte, welche dir
entgegenkommen werden aus physischem Leib, Ätherleib und astralischem Leib, dein
Selbstgefühl zu stählen, damit es gleichsam eine Schule durchmacht. Du mußt dir einen Leib
anschaffen, der dir zeigt, wie aus der Leiblichkeit heraus die Anlage zu einem schwachen
Selbstgefühl wirkt!

Was sich dann in der nächsten Inkarnation abspielen wird, wird wenig ins Bewußtsein treten,
es wird sich mehr oder weniger in einer unterbewußten Region abspielen. Der Betreffende
wird hinstreben zu einer solchen Inkarnation, welche gerade die derbsten Widerstände
seinem Selbstgefühl entgegensetzt, so daß er es nötig hat, sein Selbstgefühl im höchsten
Maße anzuspannen. Dadurch wird er wie magnetisch hingezogen werden zu solchen
Gegenden und solchen Gelegenheiten, wo sich ihm tiefere Hindernisse entgegenstellen, wo
sich sein Selbstgefühl ausleben soll gegen die Organisation der drei Leiber. So sonderbar es
Ihnen klingen mag: Solche Individualitäten, die mit diesem Karma belastet sind, daß sie in
der charakterisierten Weise durch die Geburt ins Dasein hineinstreben, suchen den Zugang
zu Gelegenheiten, wo sie zum Beispiel einer Seuche wie der Cholera ausgesetzt sein können;
denn diese bietet ihnen Gelegenheit, jene Widerstände, welche eben gekennzeichnet
worden sind, zu finden. Was dabei durchzumachen ist im Inneren gegen die Widerstände der
drei Leiber in dem Erkrankten, das kann dann bewirken, daß in der nächsten Inkarnation das
Selbstgefühl in einem erheblichen Grade gewachsen ist.“ (Lit.:GA 120, S. 80f)

Bei Seuchen, die ganze Völker betreffen, steht das Volkskarma im Hintergrund, bei
weltweiten Pandemien das ganze Menschheitskarma.

„Das Innere drückt sich immer später im Äußeren aus. Eine Krankheit ist die karmische Folge
einer früheren verkehrten Tat, zum Beispiel einer Lüge. Wenn eine solche real wird, so wird
sie eine Krankheit. Seuchen gehen auf weit zurückliegendes Unrecht der Völker zurück. Sie
sind etwas Unvollkommenes, das von innen nach außen gerückt ist.“ (Lit.:GA 93a, S. 73)

Bedeutsam ist die von Ahriman geschürte Angst namentlich dann, wenn sie ganze Völker
ergreift und unbewusst als Gruppenkarma in die folgende Inkarnation hinüberwirkt.
Infektionskrankheiten erreichen dann sehr leicht ein epidemisches Ausmaß. Rudolf Steiner
nennt als Beispiel die Ängste, die mit dem Einfall der Hunnen in Europa verbunden waren
und im späteren Mittelalter die Lepraepidemien, den Aussatz, auslösten.

„Sie müssen in diesem Falle, wenn Sie geistig die tiefere Ursache dieser Krankheit erklären
wollen, zurückblicken auf ein bedeutsames historisches Ereignis: auf das Ereignis, als von
Osten her große Völkermassen über Europa hinwegstürmten und dieses Europa in Furcht
und Schrecken setzten. Diese asiatischen Scharen waren Volker, die auf der alten
Atlantierstufe stehengeblieben und daher im Niedergang begriffen waren, also Völker, die
den Niedergangs-, sozusagen den Fäulnischarakter besonders stark in ihrem Astralleib
hatten. Wären diese Völkerschaften über Europa herübergestürmt, ohne daß die Europäer
sich erregt oder erschreckt hätten, dann wäre nichts passiert. So aber verursachten diese
Horden Angst und Schrecken und Bestürzung; ganze Völkerschaften in Europa erlebten diese
Angst- und Schreckenszustände. Und nun mischte sich der faule Astralstoff der Hunnen mit
den von Angst und Furcht und Grauen durchwühlten Astralleibern der Überfallenen Völker.
Die degenerierten Astralleiber der asiatischen Stämme luden ihre schlechten Stoffe auf diese
furchtdurchwühlten Astralleiber der Europäer ab, und diese Fäulnisstoffe bewirkten eben,
daß später die physische Wirkung der Krankheit auftrat. Das ist in Wahrheit die tiefe geistige
Ursache des Aussatzes im Mittelalter. Es tritt also etwas, was geistig verursacht ist, in
späterer Zeit im physischen Körper auf. Nur wer dieses Gesetz von Karma kennt und es zu
durchschauen vermag, ist dazu berufen, in den Geschichtsverlauf tätig einzugreifen.“ (Lit.:GA
100, S. 87f)

Noch ausführlicher erläutert Steiner diese Zusammenhänge an anderer Stelle:

„Wir müssen, wenn wir das verstehen wollen, genau unterscheiden zwischen der
Rassenentwickelung und der Seelenentwickelung. Diese beiden dürfen durchaus nicht
miteinander verwechselt werden. Eine Menschenseele kann sich so entwickeln, daß sie in
einer Inkarnation in einer bestimmten Rasse sich verkörpert. Wenn sie sich da bestimmte
Eigenschaften erwirbt, so kann sie sich in einer späteren Inkarnation in einer ganz anderen
Rasse wieder verkörpern, so daß wir durchaus erleben können, daß heute innerhalb der
europäischen Bevölkerung solche Seelen verkörpert sind, die in ihrer früheren Inkarnation in
Indien, Japan oder China verkörpert waren. Die Seelen bleiben durchaus nicht bei den
Rassen. Die Seelenentwickelung ist etwas ganz anderes als die Rassenentwickelung. Die
Rassenentwickelung geht ihren ruhigen Gang vorwärts. Nun war es bei der alten
europäischen Entwickelung so, daß die Seelen versetzt waren in europäische Rassen, weil sie
nicht in die asiatischen Rassen hinüber konnten; deshalb waren die Seelen in jener Zeit
immer wieder gezwungen, sich in europäischen Rassen zu verkörpern. Aber sie wurden
immer besser und besser, und das führte dann dazu, daß die Seelen allmählich in höhere
Rassen übergingen, daß also Seelen, die in ganz untergeordneten Rassen früher verkörpert
waren, auf eine höhere Stufe hinauf sich entwickelten und sich später verkörpern konnten in
den leiblichen Nachkommen der führenden Bevölkerung Europas. Die leiblichen
Nachkommen der führenden Bevölkerung Europas vermehrten sich, wurden zahlreicher als
sie ursprünglich waren, weil die Seelen nach dieser Richtung sich vermehrten. Da
verkörperten sie sich also, nachdem sie besser geworden waren, in der führenden
Bevölkerung Europas, und die Entwickelung geschah nun so, daß überhaupt als physische
Rasse die leibliche Gestalt, in welcher sich die älteste europäische Bevölkerung ursprünglich
verkörpert hatte, ausstarb, daß also gleichsam die Seelen verließen bestimmt geformte
Leiber, die dann ausstarben. Das war der Grund, daß in den untergeordneten Rassen immer
weniger Nachkommen waren, in den übergeordneten immer mehr und mehr. Nach und
nach starben dann die untersten Schichten der europäischen Bevölkerung ganz aus.

So etwas ist eben ein ganz bestimmter Vorgang, den wir verstehen müssen. Die Seelen
entwickeln sich weiter, die Leiber sterben dahin. Deshalb müssen wir so genau
unterscheiden zwischen Seelen- und Rassenentwickelung. Die Seelen erscheinen dann in den
Körpern, die von höheren Rassen abstammen. Solch ein Vorgang geschieht nicht ohne
Wirkung. Wenn nämlich so etwas geschieht, daß über große Gebiete hin etwas gleichsam
verschwindet, so verschwindet es nicht im Nichts, sondern es löst sich auf und ist dann in
einer anderen Form vorhanden. Sie werden verstehen, als was es geblieben ist, wenn Sie ins
Auge fassen, daß im Grunde genommen in den Urzeiten bei dem Aussterben der
Schlechteren der Bevölkerung, von denen ich hier gesprochen habe, sich allmählich das
ganze Gebiet mit dämonischen Wesen anfüllte, welche die Auflösungsprodukte, die
Verwesungsprodukte dessen darstellten, was da ausgestorben war.

Es war also ganz Europa und auch Vorderasien angefüllt von den vergeistigten
Verwesungsprodukten der ausgestorbenen Schlechteren der Bevölkerung. Diese
Verwesungsdämonen hatten eine lange Dauer und sie wirkten später auf die Menschen ein,
und so war es gekommen, daß diese Verwesungsdämonen, die da gleichsam in der geistigen
Atmosphäre enthalten waren, einen Einfluß auf die Menschen gewannen und bewirkten,
daß die Gefühle und die Empfindungen, die später die Menschen hatten, von ihnen
durchsetzt wurden. Das zeigt sich am besten darin, daß, als von Asien später große
Völkermassen nach Europa herüberkamen zur Zeit der Völkerwanderung, unter ihnen Attila
mit seinen Scharen, und die Leute in Europa in großen Schreck versetzten, dieser Schrecken
die Menschen geeignet machte, in Beziehung zu kommen mit dem, was von früher her noch
vorhanden war als dämonische Wesenheiten. Nach und nach entwickelten sich durch diese
dämonischen Wesenheiten als eine Folge von dem Schrekken, der durch die
herüberkommenden Scharen aus Asien entstanden war, das, was als die Seuche des
Mittelalters auftrat, als die Miselsucht, als der Aussatz. Diese Krankheit war nichts anderes
als die Folge der Schreckens- und Furchtzustände, die die Menschen damals durchmachten.
Die Schreckens- und Furchtzustände konnten zu diesem Ziele aber nur führen bei solchen
Seelen, welche ausgesetzt waren den dämonischen Kräften von ehemals.“ (Lit.:GA 155, S.
92ff)

Das Leid, das der Mensch den Tieren zufügt, hat seine unmittelbaren Folgen im Leben nach
dem Tod, wenn er das Kamaloka durchschreitet. Darüber hinaus hat es aber auch karmische
Folgen, die sich in einer späteren Inkarnation durch Infektionskrankheiten manifestieren.

„Wenn wir die Menschheitsentwickelung betrachten, so sehen wir, wie viele Schmerzen der
Mensch über das Tierreich ausgestreut hat und wieviel Tiere er getötet hat. Was bedeuten
diese Schmerzen, diese Tode im Laufe der Evolution?

Da zeigt uns das okkulte Studium, daß jeder Schmerz, der einem schmerzempfindenden
Wesen außer dem Menschen zugefügt wird, daß jeder Tod eine Aussaat ist für die Zukunft.
So wie die Tiere gewollt sind durch die fortschreitende göttliche Entwickelung, sind sie nicht
bestimmt, Inkarnationen zu haben wie die Menschen. Aber wenn eine Änderung eintritt in
diesem weisheitsvollen Weltenplan, wenn der Mensch eingreift und die Evolution der Tiere
nicht sein läßt, wie sie sein sollte ohne den Menschen, was geschieht dann? Nun, die okkulte
Forschung lehrt uns, daß jeder Schmerz, jeder Tod, den der Mensch den Tieren zufügt, daß
diese alle doch wiederkehren und auferstehen, nicht durch Reinkarnation, sondern weil den
Tieren Schmerzen und Leiden zugefügt wurden. Diese Schmerzen, diese Leiden rufen die
Tierheit wieder hervor. Die Tiere, denen Schmerz zugefügt wurde, werden zwar nicht in
derselben Form wiedererstehen, aber das, was in ihnen Schmerz fühlt, das kommt wieder.
Es kommt so wieder, daß die Schmerzen der Tiere ausgeglichen werden, so daß jedem
Schmerze sein gegenteiliges Gefühl hinzugefügt wird. Diese Schmerzen, diese Leiden, dieser
Tod, sie sind die Saat, die der Mensch gestreut hat; sie kommen so wieder, daß jedem
Schmerze sein gegenteiliges Gefühl zugefügt wird in der Zukunft. Um ein konkretes Beispiel
zu gebrauchen: Wenn die Erde vom Jupiter ersetzt sein wird, dann werden die Tiere in ihrer
heutigen Form zwar nicht erscheinen, aber ihre Schmerzen und Leiden werden auferwecken
die Empfindungskräfte der Schmerzen. Sie werden leben in den Menschen und sich in den
Menschen verkörpern als parasitäre Tiere. Aus den Empfindungen und Gefühlen dieser
Menschen heraus wird der Ausgleich geschaffen werden zu ihren Schmerzen. Das ist die
okkulte Wahrheit, die man objektiv und ungeschminkt sagen kann, wenn es auch dem
heutigen Menschen nicht angenehm ist. Der Mensch wird es einmal erleiden, und das Tier
wird in einem bestimmten Wohlgefühl, in einer guten Empfindung den Ausgleich seiner
Schmerzen haben. Das geschieht auch langsam und allmählich schon im Laufe des
gegenwärtigen Erdenlebens, so sonderbar es scheint. Warum werden denn die Menschen
gequält von Wesen, die eigentlich weder Tiere noch Pflanzen sind, sondern zwischen beiden
stehen, die ein Wohlgefühl daran haben, wenn der Mensch leidet, von Bazillenarten und
dergleichen Geschöpfen? Dieses Schicksal haben sie in früheren Inkarnationen dadurch, daß
sie Leiden und Tod den Tieren zugefügt haben, sich geschaffen. Denn das Wesen, wenn es
auch nicht in derselben Form erscheint, das empfindet hinüber über die Zeiten und
empfindet den Ausgleich der Schmerzen in den Leiden, die der Mensch erfahren muß. So ist
alles dasjenige, was an Leiden und Schmerzen geschieht, durchaus nicht ohne Folgen. Es ist
eine Aussaat, aus der dasjenige hervorgeht, was durch Schmerz und Leid und Tod bewirkt
worden ist. Es kann kein Leid, kein Schmerz, kein Tod geschehen, ohne daß dadurch etwas
bewirkt wird, was später aufgeht.“ (Lit.:GA 143, S. 139ff)

Einwirkungen von Toten


→ Siehe auch: Leben zwischen Tod und neuer Geburt
Menschen mit mangelnder moralischer Gesinnung, deren Erdenleben von Gewissenlosigkeit
und Verantwortungslosigkeit geprägt war, werden im Leben nach dem Tod zu Dienern
furchtbarer geistiger Wesen, (z.B. "Mammon", Luzifer, Ahriman, Sorat und Asuras) die an der
Entstehung von epidemischen Krankheiten beteiligt sind.

„Da sehen wir die physische Welt durchzogen von Krankheiten, Seuchen, sehen diese
physische Welt durchzogen in früheren Zeiten von jenen Seuchen, die ja hinlänglich bekannt
sind. Man braucht nur die verheerenden Züge unter der älteren europäischen Bevölkerung
durchzugehen, wo die Pest, Cholera und dergleichen hinzog über die Lande. In dieser
gegenwärtigen Zeit sind wir in bezug auf solche Dinge - man kann das Wort dafür
gebrauchen - noch verhältnismäßig glücklich daran. Allein schon bereiten sich gewisse
Epidemien vor, auf die bereits in unseren Vorträgen aufmerksam gemacht worden ist. So
sehen wir also den gleichsam zur Unzeit eintretenden Tod über die Erde hinziehen, und so
auch sehen wir Krankheiten und Seuchen über die Erde hinziehen. Und der Seher sieht
Seelen, die da leben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, jenen Geistern helfen, die
aus den übersinnlichen Welten in die Sinneswelt die Kräfte tragen, welche Seuchen,
Krankheiten bringen, welche sozusagen unzeitige Tode bringen. Es gehört zu den
furchtbaren Eindrücken, Menschenseelen in gewissen Zeiten ihres Lebens zwischen dem
Tode und einer neuen Geburt wahrzunehmen, die Diener geworden sind der schlimmen
Geister von Krankheit und Tod, und die sich selber dazu verurteilt haben, solche Diener der
schlimmen Geister von Krankheit und Tod zu werden.

Versucht man nun das Leben solcher Menschen zurückzugehen bis vor die Zeit, da sie die
Pforte des Todes durchschritten haben, dann findet man immer bei denjenigen Menschen,
die sich das eben erwähnte Schicksal bereitet haben, daß sie in ihrem Leben auf dem
physischen Plan Mangel an Gewissenhaftigkeit, Mangel an Verantwortlichkeitsgefühl gehabt
haben. Das ist ein ständiges Gesetz, welches sich dem Seher zeigt, daß Seelen, die durch die
Pforte des Todes schreiten, und die vorher gewissenlose Seelenanlagen gehabt haben oder
in Gewissenlosigkeit gelebt haben, sich zu einer bestimmten Zeit zwischen dem Tode und
der neuen Geburt zu den Dienern machen derer, die mitarbeiten müssen an dem
Hereintragen von Seuchen, Krankheiten und unzeitigen Toden in die physisch-sinnliche Welt.
Da sehen wir naturgemäßes Geschehen, dem diese Seelen unterliegen, und von dem wir
nicht sagen können, es sei, wie eine Kristallisation oder wie der Stoß zweier elastischer
Kugeln oder dergleichen, unabhängig von irgendwelchen moralischen Fehlern; sondern an
dem, was da geschieht, was diese Seelen uns zeigen, sehen wir, wie sich in den höheren
Welten durcheinandermischt dasjenige, was als Naturgesetzmäßigkeit in den höheren
Welten wirkt, mit der moralischen Weltordnung, Wie die Dinge in den höheren Welten
geschehen, das hängt ab von Wesenheiten, an denen das eine oder das andere geschieht, je
nachdem diese sich moralisch in die Welt hineingestellt haben.“ (Lit.:GA 144, S. 32f)

Atmosphärische und kosmische Einflüsse


Menschen, die zu einem unregelmäßigen Atemrhythmus neigen, sind dazu disponiert, die
jahreszeitlichen atmosphärischen Erscheinungen und auch bestimmte kosmische Rhythmen
zu stark auf ihren Organismus wirken zu lassen. Erreger von Atemwegserkrankungen können
sich dann leichter entfalten. Dies kann zu epidemischen Erkrankungen führen, wie Rudolf
Steiner am Beispiel der Grippe bzw. Influenza erläutert:

„Denn bei all denjenigen Menschen, die zum Beispiel leicht zu einer Schädigung ihres Kopf-
Brust-Rhythmus, der das Gröbste im Atmungsrhythmus hat, neigen, ist eine Disposition
vorhanden, gewisse atmosphärische Erscheinungen, auch gewisse außertellurische
Erscheinungen, stark auf sich wirken zu lassen. Andere, die von vornherein in gesunder
Weise in bezug auf ihr Atmungssystem eingerichtet sind, bei denen wird Widerstand
geleistet gegen solche Einflüsse. Denken Sie sich zum Beispiel — ich will etwas
herausgreifen: es ist immer natürlich wieder so, daß andere Ursachen wiederum störend
eingreifen können, aber verstehen, worauf es ankommt, kann man doch, wenn man in
dieser Weise die Sache schildert —, denken Sie sich, man hätte es einmal zu tun in einem
Winter mit einer starken Beeinflussung der Sonnentätigkeit — ich sage jetzt nicht der
Lichtwirkung, sondern der Sonnentätigkeit — durch die äußeren Planeten Mars, Jupiter,
Saturn. Eine solche Winterkonstellation wirkt anders, als wenn die Sonnentätigkeit durch das
Fernabstehen von Mars, Jupiter und Saturn für sich allein zur Geltung kommt. Wenn ein
solcher Winter da ist — man kann es schon bemerken an den atmosphärischen
Erscheinungen, sie sind anders, als sie sonst sind —, dann wird ein starker Einfluß bei dazu
disponierten Personen geübt auf die rhythmische Tätigkeit, die zwischen Brust und Kopf
verläuft und die ihren gröbsten Ausdruck in der Atmungstätigkeit findet. Man kann sagen:
Die Neigung, diesen Rhythmus regelmäßig zu machen, die wird durch eine solche kosmische
Konstellation wesentlich verstärkt bei den Menschen, die zum Beispiel herausgeboren sind
aus gesunden Verhältnissen, die robust sind in bezug auf ihr Inneres. Sie können dabei
äußerlich sehr schmächtig sein. Bei denen ist ein sehr stark geregelter Atmungsrhythmus da,
und entsprechend ist der Kopf-Brust-Rhythmus überhaupt dann stark geregelt. Ein solcher
innerlich gefestigter Rhythmus, der läßt sich nicht leicht bestimmen von dem, was außen
wirkt. Da müssen schon starke Insulte kommen, wenn Sie ihn bestimmen wollen. Bei wem
aber schon dieser Rhythmus in einer gewissen Weise unregelmäßig verläuft, auf den wirkt
ein solcher Einfluß, wie ich ihn geschildert habe, außerordentlich stark, denn der schon
geschädigte Rhythmus hat die Tendenz, sich noch weiter schädigen zu lassen, und alle
diejenigen Menschen, die dann auftreten mit solchen Dispositionen an denjenigen Orten der
Erde, auf die diese Konstellation des Himmels besonders wirkt, sind zum Beispiel die
Kandidaten für die sogenannte Influenza und für die Grippe. Diese Dinge müssen durchaus
da sein, wenn der besondere Grund und Boden für so etwas wie für Influenza und Grippe
geschaffen werden soll.“ (Lit.:GA 312, S. 338f)

Markus Sommer wies anlässlich der COVID-19-Pandemie darauf hin, dass "wir tatsächlich
aktuell (März 2020) genau die Konstellation haben, von der Rudolf Steiner damals sprach
und sie wird so ähnlich das ganze Jahr über wirksam sein."[10]

„Gewiß, die äußeren Tatsachen sind ... wahr; so sind natürlich auch die äußeren Tatsachen
wahr, daß die oder jene Bazillenart etwas zu tun hat, sagen wir, mit der Grippe, die jetzt so
verbreitet ist. Aber wenn es wahr ist, daß zum Beispiel für die Verbreitung einer gewissen
epidemischen Krankheit die Ratten Krankheitsträger sind - ich will jetzt nur den Gedanken
nehmen - , so kann man doch nicht sagen, daß von den Ratten diese Krankheit kommt,
sondern man hat sich immer vorgestellt, daß die Ratten diese Krankheit verbreiten. An sich
haben natürlich die Bazillen mit alledem, was die Krankheit ist, in Wirklichkeit nichts zu tun.
Dasjenige, um was es sich bei solchen Dingen handelt, das ist, daß geradeso, wie wir es
hinter den Symptomen der Geschichte mit geistig-seelischen Ereignissen zu tun haben, so
haben wir es hinter den Symptomen der äußeren Körperlichkeit mit kosmologischen
Ereignissen zu tun bei einer solchen Erscheinung. Bei anderen natürlich ist wieder anderes
der Fall, nicht wahr. Was besonders wichtig ist in einem solchen Falle, ist der rhythmische
Gang der kosmischen Ereignisse. Der muß studiert werden. Es muß gefragt werden: In
welcher kosmischen Konstellation lebten wir, als in den achtziger Jahren die heutige Grippe
in der milderen Form der Influenza auftrat? In welcher Konstellation kosmischer Natur leben
wir jetzt? Wie vollzieht sich der kosmische Rhythmus, da die damalige Influenza in der etwas
härteren Form der Grippe auftritt? - So wie Rhythmus gesucht werden muß hinter der
historischen Symptomenreihe, so muß ein gewisser Rhythmus gesucht werden hinter dem
Auftreten gewisser epidemischer Krankheiten [...]

Glauben Sie denn, daß man wirklich über diese Dinge etwas erkennen wird, bevor man sich
herbeiläßt, durch eine geistig-seelische Erkenntnis zu einer richtigen Kosmologie
überzugehen? Gewiß, man hat es als eine Narrheit aufgefaßt - in dieser Weise ist es eine
Narrheit - , daß die Leute gesagt haben: Mit den Sonnenfleckenperioden hängt die Neigung
der Menschen zu Kriegen zusammen. - Aber es gibt einen Punkt, wo selbst das nicht mehr
eine reine Narrheit ist, wo das Auftreten gewisser pathologischer Impulse im
Temperamentenleben selbst zusammenhängt mit solchen kosmologischen Erscheinungen
wie den rhythmisch auftretenden Sonnenfleckenperioden. Und wenn dann diese kleine
Gesellschaft, diese winzigen Herrschaften - Bazillen, Ratten - , dasjenige, was einen
kosmologischen Zusammenhang hat, wirklich von einem Menschen zum anderen tragen,
dann ist das nur etwas Sekundäres, das leicht bewiesen werden kann, das selbstverständlich
dadurch ein großes Publikum findet; aber die Hauptsache ist es nicht. Und vor allen Dingen,
hinter die Hauptsache kommt man nicht, wenn man nicht den Willen hat, wirklich auch die
Peripheriesymptome zu studieren [...]

Die Menschen werden auch dadurch erst auf dem Gebiete des Sanitätswesens, der Hygiene,
der Medizin zu etwas kommen, wenn sie auf diesem Gebiete nunmehr eine kosmologische,
nicht eine historische, aber eine kosmologische Symptomatologie treiben. Denn dasjenige,
was auf der Erde als Krankheiten lebt, das wird uns vom Himmel heruntergeschickt. - Nur
muß man natürlich dann nicht in dem Vorurteil leben, in dem die moderne Menschheit lebt.
Diese moderne Menschheit hat es sich sehr bequem gemacht: Ein Gott lebt überall [...]
Und ... wenn man zur Kosmologie übergehen soll und zugleich bei dem bequemen
Einheitsgotte bleibt, dann schickt dieser Gott die Krankheiten! Aber wenn man zu der Trinität
aufzusteigen weiß: Gott, Luzifer, Ahriman, wenn man diese Trinität weiß in dem
Übersinnlichen hinter den historischen Betrachtungen, hinter den historischen Symptomen,
wenn man diese Trinität weiß draußen im kosmischen Weltall, dann hat man nicht nötig, auf
den guten Gott sich zu berufen, wenn man sagt: Die Krankheiten sendet uns der Himmel,
indem er mit der Erde zusammenwirkt,“ (Lit.:GA 185, S. 79f)

Religiöser Fanatismus
Nach den Ausführungen von Heinz Grill ist im religiösen Fanatismus eine weitere geistige
Ursache für den Ausbruch von Infektionskrankheiten zu suchen: „Es ist nach esoterischer
Betrachtung eine unbewusste Dimension im Menschen, eine astrale Wirklichkeit, die von
innen heraus eine Art Anziehung nach außen über ein gestörtes Lebenskräftegleichgewicht
aussendet und auf dieser Grundlage zielsicher den genau passenden Keim aufnimmt. Die
Krankheit beginnt deshalb nicht mit einem Virus, sondern sie beginnt mit einer misslichen,
geschwächten und in eigenen Ungleichgewicht befindlichen Konditionierung. ... Viele
Personen haben sich gegen religiös fanatische Suggestionen und heftigste Eingriffe in die
Privatsphäre nicht ausreichend gewehrt und förderten dadurch ein Verhältnis, dass sie durch
ihr mangelndes Reagieren die reiche und autoritativ bevormundende Macht stärkten. Sie
nahmen sich auf falsche Weise in ihren Selbstgefühlen zurück und verminderten ihre
psychischen Ausstrahlungen und physischen Verhältnisse. Die religiöse Bedeutung, die
innere Aufrichtekraft des Menschen, die zu einer moralischen Haltung zählt, werden in der
Coronakrise nicht mehr gesehen, sie nehmen aber eine ganz tiefe und verborgene Ursache
ein. Der Mensch wird in ein passives Glaubensschema befördert und verliert zunehmend das
Vertrauen in seine Selbstkräfte. Der Virus tritt nun an jenen Orten auf, die am meisten die
Projektionen aus einer degenerativen und scheinbar emanzipierten Glaubensliga
empfangen. Es gibt tatsächlich eine Zahl von Personen, die religiöse Fanatiker sind und die
größten Vorteile mit der Coronakrise für sich verbuchen.“[11]

In dem Sinne, dass eine Infektion dann auftritt, wenn das Lebenskräftegleichgewicht über
längere Zeit gestört ist, weist Rudolf Steiner auf die Bedeutung von Sorgen und
Kümmernissen über einen längeren Zeitraum hin:

„Vor allen Dingen wird Ihnen die Erfahrung den merkwürdigen Zusammenhang des
ätherischen Leibes mit dem Astralleib dann ergeben, wenn Sie beobachten, wie im
Menschen Sorge, Kümmernisse und so weiter fortwirken. Sie dürfen da nicht etwa bloß
beobachten die Sorge und die Kümmernisse, die sich am letzten Tage oder in der letzten
Woche abgespielt haben, die sind schließlich das allerwenigst Bedeutsame, sondern
diejenigen, die weiter zurückliegen. Denn es muss immer eine gewisse Periode verfließen
von der Zeit, wo Sorgen und Bekümmernise auf einen Menschen wirken, bis zu der Zeit, wo
sie gewissermaßen organisch geworden sind, wo sie in das Wirken des Organismus
übergegangen sind. Sorgen und Kümmernisse, wenn sie einen gewissen Grad erreichen, sind
immer so, dass sie in einer späteren Zeit erscheinen als Anomalien im organischenWirken.
Sie gehen bis zur Verunregelmäßigung des Rhythmusorganismus, und erst dann können sie
weiter wirken auf den Stoffwechselorganismus und so weiter. Das müssen wir als eine
Grundtatsache ins Auge fassen.“ (Lit.:GA 313, S. 53)

Autorität der materialistischen Medizin


"...Besonders muß man sich aber hüten, in irgendeinem Zeitalter darauf Rücksicht zu
nehmen, was in dem Zeitalter gerade als Autorität auftritt. Solange man nicht spirituelle
Einsicht hat, wird man da sehr fehlgehen können. Das ist insbesondere auf einem Gebiete
der Menschheitskultur der Fall, auf dem Gebiete der materialistischen Medizin, wo wir
sehen, wie eben das maßgebend ist, was die Autorität in der Hand hat und immer mehr und
mehr darauf Anspruch macht, wo das auf etwas hinauslaufen will, was viel, viel furchtbarer,
schrecklicher ist als jemals irgendeine Autoritätsherrschaft des so viel angeklagten
Mittelalters. Wir stehen schon heute darinnen, und das wird noch immer stärker und stärker
werden. Wenn die Leute so furchtbar spotten über die Gespenster des mittelalterlichen
Aberglaubens, dann möchte man wohl sagen: Ja, hat sich denn in bezug darauf etwas
besonders geändert? Ist denn diese Gespensterfurcht etwa abgekommen? Fürchten die
Leute nicht heute viel mehr Gespenster als dazumal? - Es ist viel schrecklicher, als man
allgemein meint, was da vorgeht in der menschlichen Seele, wenn ihr vorgerechnet wird: Da
auf der Handfläche sind 60000 Bazillenherde.

In Amerika ist ausgerechnet worden, wie viele solcher Bazillen in einem einzigen männlichen
Schnurrbart sind. Müßte man sich also nicht doch entschließen zu sagen: Diese
mittelalterlichen Gespenster waren wenigstens anständige Gespenster, aber die heutigen
Bazillen- gespenster sind zu knirpshaft, zu unanständige Gespenster, als daß sie die Furcht
begründen sollten, die zudem erst im Anfange ist, und die da macht, daß die Menschen
gerade hier, auf gesundheitlichem Gebiet, in einen Autoritätsglauben geraten werden, der
furchtbar ist." (Rudolf Steiner, GA 127, S. 22)

Genesung
Die WHO weist in ihren Situation Reports weder Zahlen für Genesene noch für aktuell als
infiziert Gemeldete (also die bisher bestätigten Infizierten abzüglich der Verstorbenen und
Genesenen) aus. Zum Verständnis einer Epidemie ist trotzdem neben der Entwicklung der
Gesamtzahl der Infizierten die zum aktuellen Zeitpunkt gegebene Menge der Infizierten, also
der Infizierten, die weder verstorben noch genesen sind, relevant, ebenso die Zahl der
Genesenen und damit wahrscheinlich zukünftig Immunen. Die Zahlen der Genesenen und
Toten sind im Vergleich zur Zahl der Infizierten zeitlich verschoben – um die Dauer zwischen
Bestätigung der Infektion und der Beendigung der Krankheit durch Gesundung oder Tod.
Insbesondere lassen sie keine einfachen Rückschlüsse auf die Gefährlichkeit oder die
Letalität zu. Das Center for Systems Science and Engineering (CSSE) an der Johns Hopkins
University entwickelte eine alternative Sammlung der durch örtliche Stellen gemeldeten
Fälle und Präsentation der Daten per Online-Tool. Die hier angegebenen Zahlen unterliegen
einem größeren Vorbehalt als die an anderer Stelle gezeigten Daten der WHO, da es keine
einheitliche Definition der Genesung gibt. Die Zeit schrieb am 4. März hierzu, bei den Zahlen
aus China handele es sich strenggenommen um ‚aus dem Krankenhaus Entlassene‘, da die
Zahlen nur diese erfassten. In China gilt jeder als genesen, der drei Tage fieberfrei war und
zweimal negativ auf das Virus getestet wurde, jedoch sei zu bezweifeln, ob unter dem
starken Druck auf das Gesundheitssystem wirklich alle Entlassenen nicht mehr ansteckend
waren. Weiter schrieb sie, in Deutschland gebe es keine offiziellen Zahlen, da es keine
Meldepflicht für das Genesen gebe, und zitiert einen Gesundheitsamtsleiter, der sagte, sie
dürften dem Robert Koch-Institut (RKI) aus Datenschutzgründen gar keine Informationen
über Genesene übermitteln. In Deutschland gelten Infizierte frühestens zehn Tage nach
Beginn ihrer Symptome als genesen, zudem dürfen sie 48 Stunden lang kein Fieber gehabt
haben, seit mehr als 24 Stunden keine weiteren Symptome mehr verspüren und zwei im
Abstand von mindestens 24 Stunden genommene Abstriche aus dem Nasenrachenraum
müssen virenfrei sein.

Zu vielen weiteren Themen siehe auch


COVID-19-Pandemie - Artikel in der deutschen Wikipedia
Anthroposophisch-medizinische Gesichtspunkte
Als Heilmittel gegen Lungenerkrankungen gelten potenziertes Phosphor, enthalten z.B. in
Weleda Infludo sowie Meteoreisen (Wala). Ferner kommen Nahrungsergänzungsmittel, wie
z.B. Bienen-Propolis in Betracht, z.B. Vivanta Bee Propolis, um eine Immunstärkung zu
erreichen. Untersuchungen der Max-Plank-Gesellschaft- Institut für Kolloid- und
Grenzflächenforschung konstatieren, dass auch die Heilpflanze Artemisia annua (Einjähriger
Beifuß), enthalten z.B. in Artemisia annua intense, oder auch in Artemisia annua forte als
Mittel der Wahl in Frage kommen könnten.

Abgeraten wird von eiweißreicher Kost. Im Idealfall ist man also Vegetarier. Ferner ist auch
der überlange Schlaf als eher schädlich anzusehen. Mehr als sieben Stunden Schlaf wären
demnach u.U. schädlich.

(Vgl. z.B. Friedwart Husemann, in "Ein Nachrichtenblatt", Nr. 6 vom 22. März 2020, S. 3 - 4
oder auch Georg Soldner, in "Das Goetheanum",13. März, Nr. 11/2020)

Gerade beim Schlaf scheint es vor allem auf das richtige Maß anzukommen, denn Markus
Sommer betont andererseits, dass genug Schlaf wichtig sei. Selbst die Grippeimpfung sei
effektiver, wenn man nachts mindestens 7 Stunden schläft.

Des Weiteren empfiehlt er „Übungen in der Heileurythmie, die allgemein gesundend auf das
rhythmische System wirken und stärkende Seelenregungen unterstützen. Es sind dies u.a.
Liebe-E, Hoffnung-U, A-Verehrung und Rhythmisches R, über die R.Steiner im
Heileurythmiekurs (GA311) unter anderem sagt, dass sie erwärmend auf das Atem- und
Kreislaufsystem wirken, endogene Rhythmen stabilisieren und die Widerstandsfähigkeit
stärken.“

Die Lunge ist das Organ, das Otto Wolff als Ernährungsorgan darstellt. Gleicheitig benennt er
es als Umweltorgan, da es der Atmung zugeneigt ist und einen Außenkonakt pflegt.[12]
Heinz Grill spricht sich entschieden gegen die Quarantänemaßnahmen bei
Coronaviruserkrankungen aus, da er die Lunge mit dem Atemvorgang essenziell für die
Eiweißbildung betrachtet und wenn diese durch häusliche Enge, fehlende angemessene
natürliche Beziehungen, eingeengt wird, können sich Atemwegserkrankungen im weiteren
Maße mit schwereren Komplikationen entwickeln. Die Lunge bräuchte nach seinen
Ausführungen eine weite, freie und ungezwungene Atmung und gute natürliche Luft.[13]

Bitterstoffe, desinfizierende Kräuter, Meteoreisen


Weitere Hinweise desselben Autors zur Immunstärkung sind: „In der Schleimhaut der
Atemwege gibt es sog. Bitterstoffrezeptoren. Wenn wir Bitteres zu uns nehmen (Chikorée,
Radicchio, Endiviensalat, Löwenzahn- und Schafgarbensprossen etc.), so werden diese
aktiviert. Dadurch verbessert sich der Abtransport von Schleim und die lokale Abwehr wird
auf mehreren Ebenen aktiviert. Süßes hemmt diese Wirkungen dagegen. Daher ist der
Verzicht auf zu viel Süßes und die Aufnahme von Bitterem in den Speiseplan sinnvoll. ... Es
wird angenommen, dass durch raschen Abtransport des Schleims Viren am Eindringen in die
Zellen der Atemwege gehindert werden könnten.“ Daher sei es hilfreich, viel zu trinken. Für
Teezubereitungen, z.B. mit Ingwer, „kommen bittere Zusätze wie Schafgarbe, Wermut oder
Tausendgüldenkraut in Betracht.... Auch Kauen von Salbei- oder Kapuzinerkressenblättern,
die desinfizierend wirken, kann empfohlen werden.

Ebenfalls an der ersten Barriere, die ein Virus überwinden muss, ist Echinacea wirksam.
Versuche zeigen, dass Extrakte des Sonnenhutes das Virus an der Schleimhaut vor
Eindringen in die Zellen inaktivieren kann...
Zur Grippeprophylaxe haben sich Meteoreisen Globuli bewährt. Meteoreisen, Quarz und
Phosphor, die darin potenziert enthalten sind, stärken die inneren Lichtkräfte und wirken
auch Ängsten entgegen....Ebenso wichtig ist genug Bewegung und Sonnenlichtaufnahme,
weshalb Spaziergänge im Freien stärkend wirken.“[14]

Bewusstseinsbildende Übungen gegen Viruserkrankungen und Infektionen


Heinz Grill schlägt zur Prophylaxe und Therapie von Viruserkrankungen die regelmäßige
Praxis bewusstseinsbildender Übungen vor: „Betrachtet jemand die gegenwärtigen
Maßnahmen, die im Kampfe gegen den Virus angeboten werden, etwas genauer, kann er gar
nicht umhin als festzustellen, dass viel mehr eine Angst als Gefahrenpotential bestehen
bleibt, als die Sache selbst. Die Angst in diesem Ausmaße, wie sie unbewusste, ergreifende
Reaktionen freisetzt, umhüllt den Menschen wie eine vergiftete Atemluft. Die
aufkommenden Reaktionen (der Quarantänemaßnahmen) heißen ja nichts anderes, als dass
der Bürger den Mut nicht aufbringt, zu seinem eigenen Potential und zu seiner Fähigkeit,
dass er eine Sache objektiv denken, vorstellen und beurteilen kann, zu stehen. Die instinktive
Reaktion des Sich-Schützens bringt das menschliche Bewusstseinspotential in Wirklichkeit in
eine abgründige Tiefe und bindet ihn regelrecht zurück in die Welt des Karma, die ihn mehr
oder weniger in alten Strukturen umschließt. ...

Wenn nun der Einzelne den Mut fasst, sich längere Zeit in einer Anschauung zu üben,
beispielsweise mit der Frage: Was ist wirklich die gesamte Angstmacherei in dieser Welt?
und wenn er beginnt, diese Anschauung von verschiedenen Seiten vorstellungsmäßig zu
verarbeiten, dann gewinnt er die Fähigkeit, das, was auf ihn täglich hereinströmt, das ganze
suggestive Potential, das ihn überschwemmen und überfremden möchte, von innen nach
außen zu führen. Eine gute Vorstellungsbildung und eine Auseinandersetzung mit negativen
Kräften kann zu dem Sprichwort führen „Wenn die Gefahr erkannt ist, ist sie bereits
gebannt.“ Das, was den Menschen unbewusst aufsaugt und besetzt, wird durch die gute
Vorstellungsbildung, durch die Anschauungsentwicklung und durch richtiggehende Schulung
zur Erkenntnis mit eingehendster Wahrnehmungsfähigkeit von innen nach außen gebracht.
Die Immunreaktion folgt diesem gleichen Weg.“ [15]

Wie man sich durch Bewältigung der Furcht vor Ansteckung schützen kann, schildert auch
Rudolf Steiner mit den folgenden Worten: "Wenn man ...mit den Gedanken der Furcht
hineinschläft in die Nacht, so erzeugen sich in der Seele die unbewussten Nachbilder, die
Imaginationen, die durchsetzt sind von Furcht, und das ist ein gutes Mittel, um Bazillen zu
hegen und zu pflegen... Kann man nur ein wenig mildern diese Furcht, z. B. durch werktätige
Liebe, wo man unter den Verrichtungen der Pflege für die Kranken etwas vergessen kann,
daran zu denken, dass man angesteckt werden könnte, so mildert man auch dadurch die
Pflegekräfte für die Bazillen."[16]

Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)


"Zur gezielten Abwehr des Corona-Virus und anderer viraler Bedrohungen empfehle ich
dringend die Einnahme von Propolis. Propolis ist ein hoch komplexes Produkt der Bienen
und schützt deren Lebensraum effektiv vor Viren, Bakterien und Parasiten – und das seit
etwa 40 – 50 Mio Jahren! Die medizinische Wirkung der Propolis gegenüber Viren ist
mittlerweile auch wissenschaftlich erforscht: Viren benötigen eine sog. NUC-Polymerase um
sich zu replizieren – die Propolis ist in der Lage, diese Polymerase wirkungsvoll zu hemmen.
Die Einnahme von Propolis als Tinktur ist seitens der Apitherapie, sowohl zur Prophylaxe als
auch zur Therapie viraler Erkrankungen sehr effektiv. Zusätzlich kann die Propolis auch als
Nasen- und Rachenspray angewendet werden und damit auch gezielt die Infektionswege des
Corona-Virus (Covid-19), unterbinden." (https://praxis-kunth.de/medizinische-strategien-
gegen-das-corona-virus/)

Siehe auch Übersicht


Der Begriff stammt aus dem Kontext der Raumfahrt. Der österreichisch-australische
Wissenschaftler Manfred Clynes und der US-amerikanische Mediziner Nathan S. Kline
verwendeten den Begriff in einem gemeinsamen Aufsatz in den 1960er Jahren das erste Mal.
[1] Sie schlugen die technische Anpassung des Menschen an die Umweltbedingungen des
Weltraums vor, als Alternative zur Schaffung einer künstlichen erdähnlichen Atmosphäre
innerhalb von Raumschiffen. Ausgangspunkt dieser Überlegungen ist die natürliche
Evolution, die hier als fortschreitende Anpassung der Lebewesen an neue
Umweltbedingungen verstanden wird. Mit Hilfe von biochemischen, physiologischen und
elektronischen Modifikationen sollten Menschen als „selbstregulierende Mensch-
Maschinen-Systeme“ im Weltraum überlebensfähig sein.

In der modernen Biotechnologie gibt es Bestrebungen, biologische „Elemente“ (in diesem


Fall Menschen) mit technischen Elementen zu verbinden. Dieser technische Bereich wird als
Bioelektronik bezeichnet. Im medizinischen Kontext ist die Verwendung komplexer
binnenkörperlicher Technologie nichts Neues mehr. Menschen mit technischen Implantaten
wie Herzschrittmachern, künstlichen Gliedmaßen, komplexen Prothesen oder Implantaten in
Auge und Ohr (Cochlea- bzw. Retina-Implantate) sind dem Begriff nach bereits Cyborgs.
„Ungefähr 10 Prozent der aktuellen Bevölkerung der USA sind vermutlich im technischen
Sinn "Cyborgs"“, schreibt N. Katherine Hayles im Cyborg Handbook.[2]

Rudolf Steiner hat darauf hingewiesen, dass eine „Zusammenschmiedung des


Menschenwesens mit dem maschinellen Wesen“ nicht nur kommen wird, sondern im Sinn
der Erdentwicklung auch kommen muss. So wie sich der Mensch in den Anfängen der Kultur
mit Luzifer verbinden musste, so wird er sich künftig auch mit Ahriman verbinden müssen,
um dessen Kräfte verwenden und zugleich überwinden zu können. Entscheidend wird aber
sein, aus welcher ethischen Haltung dies geschieht. Fruchtbar wird diese Entwicklung nur
sein, wenn sich der Mensch - abseits jeder konfessionellen Bindung - unmittelbar durch sein
Ich mit dem Christus verbindet.

„An solchen Stellen ist der Wille dazu vorhanden, die Menschenkraft zusammenzuspannen
mit Maschinenkraft. Diese Dinge dürfen nicht so behandelt werden, als ob man sie
bekämpfen müßte. Das ist eine ganz falsche Anschauung. Diese Dinge werden nicht
ausbleiben, sie werden kommen. Es handelt sich nur darum, ob sie im weltgeschichtliehen
Verlaufe von solchen Menschen in Szene gesetzt werden, die mit den großen Zielen des
Erdenwerdens in selbstloser Weise vertraut sind und zum Heil der Menschen diese Dinge
formen, oder ob sie in Szene gesetzt werden von jenen Menschengruppen, die nur im
egoistischen oder im gruppenegoistischen Sinne diese Dinge ausnützen. Darum handelt es
sich. Nicht auf das Was kommt es in diesem Falle an, das Was kommt sicher; auf das Wie
kommt es an, wie man die Dinge in Angriff nimmt. Denn das Was liegt einfach im Sinne der
Erdenentwickelung. Die Zusammenschmiedung des Menschenwesens mit dem maschinellen
Wesen, das wird für den Rest der Erdenentwickelung ein großes, bedeutsames Problem sein.
Ich habe vollbedacht öfter jetzt darauf aufmerksam gemacht, auch in öffentlichen Vorträgen,
daß das Bewußtsein des Menschen zusammenhängt mit abbauenden Kräften. Zweimal habe
ich es in öffentlichen Vorträgen in Basel gesagt: In unser Nervensystem hinein ersterben wir.
- Diese Kräfte, diese ersterbenden Kräfte, sie werden immer mächtiger und mächtiger
werden. Und es wird die Verbindung hergestellt werden zwischen den im Menschen
ersterbenden Kräften, die verwandt sind mit elektrischen, magnetischen Kräften und den
äußeren Maschinenkräften. Der Mensch wird gewissermaßen seine Intentionen, seine
Gedanken hineinleiten können in die Maschinenkräfte. Noch unentdeckte Kräfte in der
Menschennatur werden entdeckt werden, solche Kräfte, welche auf die äußeren
elektrischen und magnetischen Kräfte wirken.

Das ist das eine Problem: das Zusammenführen des Menschen mit dem Mechanismus, das
immer mehr und mehr um sich greifen muß in der Zukunft.“ (Lit.:GA 178, S. 218f)

Heilsam wird diese Entwicklung nur sein können, wenn der Mensch als Gegengewicht zur
dieser Verbindung mit der technischen Unter-Natur, eine entsprechende geistig-moralische
Entwicklung anstrebt, wie es Rudolf Steiner im 184. anthroposophischen Leitsatz knapp
beschrieben hat. Nur so kann er gegen die mit der Technik verbundenen ahrimanischen
Wesen bestehen:

„Das erfordert, daß der Mensch erlebend eine Geist-Erkenntnis finde, in der er sich eben so
hoch in die Über-Natur erhebt, wie er mit der unternatürlichen technischen Betätigung unter
die Natur hinuntersinkt. Er schafft dadurch in seinem Innern die Kraft, nicht unterzusinken.“
(Lit.:GA 26, S. 259) Anonym
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Das Böse
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
Das Böse (hebr. ‫ ָרע‬ra'), das fünfte der sieben Lebensgeheimnisse, ist nach der Ansicht Rudolf
Steiners ein ursprünglich Gutes, das, anstatt sich weiterzuentwickeln, in seiner
unveränderten früheren Gestalt in einem späteren Zeitalter nachwirkt. Böses kann aber auch
dadurch entstehen, dass etwas, das erst in einem späteren Zeitalter wirksam werden soll, in
unreifer Form zu früh auftritt. Das Böse ist ein zeitversetztes Gutes. Der Kampf zwischen
Gutem und Bösem besteht in der Auseinandersetzung des Früheren mit dem Späteren, des
Alten mit dem Neuen.
Die Evolution bedarf des Bösen als notwendigem Gegengewicht zum Guten; nur durch den
Ausgleich beider kann das Weltenziel erreicht werden. Dazu müssen gewisse geistige
Wesenheiten zum Heil der Gesamtentwicklung das Opfer bringen, in ihrer regelrechten
Entwicklung zurückzubleiben. Sie werden dadurch zu Widersachermächten, die aber durch
ihren Widerstand die Entwicklung insgesamt fördern. Insbesondere kann die Freiheit für den
Menschen nur dadurch errungen werden, dass er die Wahl zwischen dem Bösen und dem
Guten hat.

Nach der urpersischen Anschauung ist das Gute und Böse hervorgegangen aus Zaruana
Akarana, der unerschaffenen Zeit. Sobald dasjenige, was in der geistigen Welt (→ Devachan)
Dauer hat, also der Ewigkeit angehört, sich in das Zeitliche auseinanderlegt, gliedert es sich
notwendig in ein Böses und ein Gutes. Das Gewordene, das in seiner Form erstarrt und dann
nur mehr der Verwesung, dem Verfall anheimfällt, wird zum Bösen, während das Gute ein
Werdendes ist, das sich noch etwas von der ursprünglichen Schöpferkraft bewahrt hat.
Durch den Fall des Ewigen in die Zeitlichkeit gliedern sich die Tierkreiswesenheiten in zwei
Sphären: in die 7 vom Widder an aufsteigenden Tages-Tierkreiszeichen, die das Gute
repräsentieren, und in die vom Skorpion an absteigenden 5 Nacht-Tierkreiszeichen, die mit
den Kräften des Bösen verwandt sind. Für den Urperser war der Gegensatz des Guten zum
Bösen noch keine moralische Frage, sondern eine des Wechselspiels kosmischer Kräfte. Erst
im Hebräertum entwickelte sich der Begriff der menschlichen Schuld.

Das Urgeheimnis des Bösen - Der Streit am Himmel


→ Hauptartikel: Streit am Himmel
Das Urgeheimnis des Bösen hängt nach Rudolf Steiner mit dem Streit am Himmel
zusammen, dessen Folgen dem menschlichen Astralleib während der Erdenentwicklung
durch die luziferischen Geister einverleibt wurden. In der Übergangszeit von der alten Sonne
zum alten Mond wurden Wesenheiten aus der Hierarchie der Dynameis (Geister der
Bewegung oder Mächte) gleichsam "abkommandiert", um als Widersacher die
fortschreitende Entwicklung zu hemmen, aber gerade dadurch einen neuen wesentlichen
Evolutionssprung zu bewirken. Diese Mächte waren an sich noch nicht böse und hätten auch
nicht aus eigenem Willen zu hemmenden Kräften werden können. Aber indem sie Sturm
liefen gegen die normale Entwicklung und der Evolution dadurch neue Wege eröffneten,
wurde sie letzlich auch zu Erzeugern des Bösen.

Bereits während der alten Mondenentwicklung wurden die zurückgebliebenen Dynameis zu


Verführern der damals die Menschheitsstufe durchlaufenden Angeloi (Engel). Ein Teil dieser
Engelwesenheiten blieb dadurch in seiner Entwicklung zurück, wodurch sie zu luziferischen
Wesenheiten wurden. Während der späteren Erdentwicklung impften diese luziferischen
Engel in der lemurischen Zeit die Folgen des Streits am Himmel in den Astralleib des
Menschen und gaben diesem dadurch die Möglichkeit zum Bösen, eröffneten ihm aber
zugleich den Weg zur Freiheit.

Es gibt in diesem Sinn kein absolutes Gutes und kein absolutes Böses, sondern beide
bestimmen sich durch ihre Relation zueinander. Was auf einem Gebiet gut ist, kann auf
einem anderen Gebiet böse werden. Für den Menschen kommt es darauf an, dass er die
dem jeweiligen Entwicklungszustand gemäße Wahl trifft. So wird der kosmische Kampf
zwischen dem Guten und dem Bösen nach und nach zu einer Frage der menschlichen
Verantwortung. Indem sich der Mensch durch sein geistiges Streben vom Zeitlichen zum
Ewigen erhebt und etwas von dem Ewigen aufnimmt, das sich gnädig zu ihm herniedersenkt,
löst er den Gegensatz von Gut und Böse wieder auf.

Die Mannigfaltigkeit des Bösen


Ebenso wie die Dreigliederung des menschlichen Organismus, so existiert auch eine
Dreigliederung des Bösen, die durch ihre Polarität eine Steigerung der Kräfte des Bösen erst
hervorruft. Diese wesenhaften Widersachermächte tragen in der Anthroposophie die
Bezeichnungen: Luzifer und Ahriman sowie Sorat-Asuras.

„Sehen Sie, man kann sagen, wenn man den Menschen schematisch so betrachtet (siehe
Zeichnung): Viertes griechisch-lateinisches Zeitalter, fünftes Zeitalter - Geburt und Tod
erblickte der Mensch bewußt in diesem vierten Zeitalter, wenn er ins Innere seines
Menschen hineinschaute; jetzt muß er Geburt und Tod äußerlich im geschichtlichen Leben
erblicken und von da aus es auch im Innern suchen. Daher ist es so unendlich wichtig, daß in
diesem Zeitalter der Bewußtseinsseele der Mensch sich über Geburt und Tod im wahren
Sinne, das heißt im Sinne der wiederholten Erdenleben, aufklärt, sonst wird er nie dazu
kommen, im historischen Werden Verständnis für Geburt und Tod zu erwerben.

Aber geradeso, wie Geburt und Tod von innen nach außen gegangen sind im menschlichen
Anschauen, so muß der Mensch wiederum etwas entwickeln in seinem Innern im fünften
nachatlantischen Zeitraum, was im sechsten Zeitalter, das also im vierten Jahrtausend
beginnt, wiederum nach außen gehen wird. Und das ist das Böse. Das Böse wird im Innern
des Menschen entwickelt im fünften nachatlantischen Zeitraum, muß nach außen strahlen
und im Äußeren erlebt werden im sechsten Zeitraume so wie Geburt und Tod im fünften
Zeitraume. Das Böse soll innerlich in den Menschen sich entwickeln.

Zeichnung aus GA 185, S. 103


Denken Sie einmal, was das für eine unangenehme Wahrheit ist! Man wird vielleicht sagen:
Man kann es ja noch hinnehmen, was im vierten nachatlantischen Zeitraum das Wichtige ist,
daß der Mensch ganz bekannt wird innerlich mit Geburt und Tod, dann aber kosmisch
Geburt und Tod erfaßt, so wie ich es Ihnen dargestellt habe in der Conceptio immaculata
und in der Auferstehung, im Mysterium von Golgatha. Deshalb steht vor der Menschheit des
vierten nachatlantischen Zeitraums Geburt und Tod des Christus Jesus, weil Geburt und Tod
das ganz besonders Wichtige war im vierten nachatlantischen Zeitraum.

Jetzt, wo der Christus wiederum im Ätherischen erscheinen soll, wo wiederum eine Art
Mysterium von Golgatha erlebt werden soll, jetzt wird das Böse eine ähnliche Bedeutung
haben wie Geburt und Tod für den vierten nachatlantischen Zeitraum. Im vierten
nachatlantischen Zeitraum entwickelte der Christus Jesus seinen Impuls für die
Erdenmenschheit aus dem Tode heraus. Und man darf sagen: Aus dem erfolgten Tode
heraus wurde das, was in die Menschheit einfloß. - So wird aus dem Bösen heraus auf eine
sonderbare, paradoxe Art die Menschheit des fünften nachatlantischen Zeitraums zu der
Erneuerung des Mysteriums von Golgatha geführt. Durch das Erleben des Bösen wird
zustandegebracht, daß der Christus wieder erscheinen kann, wie er durch den Tod im vierten
nachatlantischen Zeitraum erschienen ist.“ (Lit.:GA 185, S. 102f)
Jungfrau Sophia
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(Weitergeleitet von Das Ewig-Weibliche)
Als «Jungfrau Sophia» wird in der christlichen Esoterik der von niederen sinnlichen
Begierden gereinigete und zum Geistselbst erhöhte Astralleib (→ Katharsis) bezeichnet,
gleichbedeutend mit der «Isis» der ägyptischen Mysterien, allerdings jetzt in der christlich
verwandelter Form als «Neue Isis», von Goethe im abschließenden Chorus Mysticus seiner
Faust-Dichtung als das Ewig-Weibliche und in seinem Märchen als «schöne Lilie»
angesprochen.

Verwandlung des Astralleibs zum Geistselbst


In der Verwandlung des Astralleibs zum Geistselbst liegt im esoterischen Sinn das wahre
Wesen der Jungfräulichkeit begründet. Eng damit verbunden ist auch das Geheimnis der
jungfräulichen Geburt.

"Die christliche Esoterik nannte diesen gereinigten, geläuterten astralischen Leib, der in dem
Augenblick, wo er der Erleuchtung unterworfen ist, nichts von den unreinen Eindrücken der
physischen Welt in sich enthält, sondern nur die Erkenntnisorgane der geistigen Welt, die
«reine, keusche, weise Jungfrau Sophia». Durch alles das, was der Mensch aufnimmt in der
Katharsis, reinigt und läutert er seinen astralischen Leib zur «Jungfrau Sophia». Und der
«Jungfrau Sophia» kommt entgegen das kosmische Ich, das Welten-Ich, das die Erleuchtung
bewirkt, das also macht, daß der Mensch Licht um sich herum hat, geistiges Licht. Dieses
Zweite, das zur «Jungfrau Sophia» hinzukommt, nannte die christliche Esoterik - und nennt
es auch heute noch - den «Heiligen Geist». So daß man im christlich-esoterischen Sinne ganz
richtig spricht, wenn man sagt: Der christliche Esoteriker erreicht durch seine
Einweihungsvorgänge die Reinigung und Läuterung seines astralischen Leibes; er macht
seinen astralischen Leib zur «Jungfrau Sophia» und wird überleuchtet - wenn Sie wollen,
können Sie es überschattet nennen - von dem «Heiligen Geiste», von dem kosmischen
Welten-Ich." (Lit.: GA 103, S. 201)
Jungfräulichkeit und Weiblichkeit
Dass diese Jungfräulichkeit nicht als äußeres Mirakel im leiblichen Sinn missverstanden
werden darf, betont auch das apokryphe Philippusevangelium:

Einige sagten: „Maria ist vom heiligen Geist schwanger geworden.“ Sie sind im Irrtum. Sie
wissen nicht, was sie sagen. Wann ist je eine Frau von einer Frau schwanger geworden?
Maria ist die Jungfrau, die keine Macht befleckte. Sie ist ein großes Heiligtum für die
Hebräer, das sind die Apostel und die Apostelschüler. Diese Jungfrau, die keine Macht
befleckte, die Mächte befleckten sich selbst. Und der Herr hätte nicht gesagt: „Mein Vater,
der im Himmel ist“, wenn er nicht noch einen anderen Vater gehabt hätte, sondern er hätte
einfach gesagt: „Mein Vater!“

– Philippusevangelium: Spruch 17
Meister Eckhart in spricht in einer Predigt von der „Jungfrau die ein Weib war“»[1]. Er
bezieht sich dabei auf den Besuch von Jesus bei Martha und Maria von Bethanien (Lk 10,38f
LUT), wo auch die Auferweckung des Lazarus erfolgt (Joh 11,1ff EU), und wirft in dieser
Predigt ein erhellendes Licht auf den geistigen Zusammenhang von Jungfräulichkeit und
Weiblichkeit:
„Ich habe ein Wörtlein gesprochen, zunächst auf lateinisch, das steht geschrieben im
Evangelium und lautet zu deutsch also: »Unser Herr Jesus Christus ging hinauf in ein
Burgstädtchen und ward empfangen von einer Jungfrau, die ein Weib war.« Wohlan, achtet
nun aufmerksam auf dieses Wort: Notwendig muß es so sein,daß sie eine »Jungfrau« war,
jener Mensch, von dem Jesus empfangen ward. Jungfrau besagt soviel wie ein Mensch, der
von allen fremden Bildern ledig ist, so ledig, wie er war, da er noch nicht war. Seht, nun
könnte man fragen, wie ein Mensch, der geboren ist und fortgediehen bis in vernunftfähiges
Leben, wie der so ledig sein könne von allen Bildern, wie da er noch nicht war, und dabei
weiß er doch vieles, das sind alles Bilder; wie kann er dann ledig sein? Nun gebt acht auf die
Unterweisung, die will ich euch dartun. Wäre ich von so umfassender Vernunft, daß alle
Bilder, die sämtliche Menschen je aufnahmen, und die, die in Gott selbst sind, in meiner
Vernunft stünden, doch so, daß ich so frei von Ich-Bindung an sie wäre, daß ich ihrer keines
im Tun noch im Lassen, mit Vor noch mit Nach als mir zu eigen ergriffen hätte, daß ich
vielmehr in diesem gegenwärtigen Nun frei und ledig stünde für den liebsten Willen Gottes
und ihn zu erfüllen ohne Unterlaß, wahrlich, so wäre ich Jungfrau ohne Behinderung durch
alle Bilder, ebenso gewiß, wie ich's war, da ich noch nicht war [...]

Nun gebt acht und seht genau zu! Wenn nun der Mensch immerfort Jungfrau wäre, so käme
keine Frucht von ihm. Soll er fruchtbar werden, so ist es notwendig, daß er Weib sei. »Weib«
ist der edelste Name, den man der Seele zulegen kann, und ist viel edler als »Jungfrau«. Daß
der Mensch Gott in sich empfängt, das ist gut, und in dieser Empfänglichkeit ist er Jungfrau.
Daß aber Gott fruchtbar in ihm werde, das ist besser; denn Fruchtbarwerden der Gabe, das
allein ist Dankbarkeit für die Gabe, und da ist der Geist Weib in der wiedergebärenden
Dankbarkeit, wo er Jesum wiedergebiert in Gottes väterliches Herz [...]

Eine Jungfrau, die ein Weib ist, die frei ist und ungebunden ohne Ich-Bindung, die ist Gott
und sich selbst allzeit gleich nahe. Die bringt viele Früchte, und die sind groß, nicht weniger
und nicht mehr als Gott selbst ist. Diese Frucht und diese Geburt bringt diese Jungfrau, die
ein Weib ist, zustande, und sie bringt alle Tage hundertmal oder tausendmal Frucht, ja
unzählige Male, gebärend und fruchtbar werdend aus dem alleredelsten Grunde; noch
besser gesagt: fürwahr, aus demselben Grunde, daraus der Vater sein ewiges Wort gebiert,
aus dem wird sie fruchtbar mitgebärend. Denn Jesus, das Licht und der Widerschein des
väterlichen Herzens - wie Sankt Paulus sagt, daß er eine Ehre und ein Widerschein des
väterlichen Herzens sei und mit Gewalt das väterliche Herz durchstrahle -, dieser Jesus ist
mit ihr vereint und sie mit ihm, und sie leuchtet und glänzt mit ihm als ein einiges Eins und
als ein lauterklares Licht im väterlichen Herzen.

Ich habe auch öfter schon gesagt, daß eine Kraft in der Seele ist, die weder Zeit noch Fleisch
berührt; sie fließt aus dem Geiste und bleibt im Geiste und ist ganz und gar geistig. In dieser
Kraft ist Gott ganz so grünend und blühend in aller der Freude und in aller der Ehre, wie er in
sich selbst ist [...] Wäre der Geist allzeit mit Gott in dieser Kraft vereint, der Mensch könnte
nicht altern; denn das Nun, darin Gott den ersten Menschen schuf, und das Nun, darin der
letzte Mensch vergehen wird, und das Nun, darin ich spreche, die sind gleich in Gott und sind
nichts als ein Nun. Nun seht, dieser Mensch wohnt in einem Lichte mit Gott; darum ist in ihm
weder Leiden noch Zeitfolge, sondern eine gleichbleibende Ewigkeit. Diesem Menschen ist in
Wahrheit alles Verwundern abgenommen, und alle Dinge stehen wesenhaft in ihm. Darum
empfängt er nichts Neues von künftigen Dingen noch von irgendeinem »Zufall«, denn er
wohnt in einem Nun, allzeit neu, ohne Unterlaß. Solche göttliche Hoheit ist in dieser Kraft.“

– Meister Eckhart: Predigt von der Jungfrau die ein Weib war[1]

Fünftes apokalyptisches Siegel: Das Weib, mit der Sonne bekleidet, ein Knäblein gebärend,
der Mond zu ihren Füßen.
Ein imaginatives Bild dazu gibt das fünfte Siegel aus der Apokalypse des Johannes: Das Weib,
mit der Sonne bekleidet, ein Knäblein gebärend, der Mond zu ihren Füßen.

Die Mutter Jesu


→ Hauptartikel: Maria (Mutter Jesu)
Im esoterischen Christentum wurde die Mutter des Jesus stets als «Jungfrau Sophia»
bezeichnet, so auch von Johannes, dem Evangelisten; nur exoterisch nennt er sie die
«Mutter des Jesus». Im Johannes-Evangelium liegt die Kraft, den Astralleib zur «Jungfrau
Sophia» umzugestalten und empfänglich zu machen für den «Heiligen Geist». Wie sich der
Schüler (Chela) im Zuge des geistigen Schulungsweges dazu vorbereitet, schildert Rudolf
Steiner weiters so:

„Erst ist es eine unbewußte Arbeit, die der Mensch an seinem Ätherleibe und seinem
Astralleibe verrichtet. Diese vollzieht sich im allgemeinen Entwickelungsgang der
Menschheit. Der Chela beginnt diese Arbeit bewußt in die Hand zu nehmen. Es wird bei
unablässigem Üben ein bestimmter Moment erreicht, wo der ganze astralische Leib
umgewandelt ist. Dann kann sich alles, was im astralischen Leibe ist, in den Ätherleib hinein
abdrücken. Dann erst darf dieses geschehen, früher nicht, denn früher kämen schlimme
Eigenschaften hinein. Das Erworbene geht dann mit dem Kausalleib durch alle Inkarnationen
hindurch. Die Verewigung, Verlebendigung alles dessen, was der Astralleib enthält, ist ein
ungeheuer wichtiger Vorgang. Das kann er in keinem Kamaloka abwerfen, das trägt er für
immer in sich. Deshalb ist die vorherige Reinigung sehr notwendig.

Das Abdrücken dessen, was der Astralleib enthält, in den Ätherleib, wurde in der alten
Einweihung so vollzogen, daß der Schüler in eine Krypta gebracht und dort in eine Art Sarg
gelegt wurde. Manchmal wurde er auch an eine Art Kreuz gebunden und in einen
lethargischen Zustand versetzt, bei dem der Ätherleib zugleich mit dem Astralleib aus dem
physischen Leib heraustrat. Etwas ähnliches, nämlich das Heraustreten eines Teiles des
Ätherleibes, geht beim Einschlafen eines Gliedes vor sich; man kann dann den betreffenden
Teil des Ätherleibes aus dem Körper heraushängen sehen. Die Einweihung selbst nahm ein
besonders hoher Initiierter vor. Vieles andere noch wurde da nach vorgeschriebenen Regeln
gemacht. Solch ein Schlaf war etwas anderes als ein gewöhnlicher Schlaf. Es blieb bloß der
physische Leib in dem sogenannten Sarg zurück, und der Ätherleib und Astralleib gingen
heraus; es war also eine Art Tod. Dies war notwendig, daß man den Ätherleib frei bekam,
denn nur dann kann sich der Astralleib in den Ätherleib abdrücken. Dreieinhalb Tage dauerte
dieser Zustand. Wenn der Novize dann von dem Initiator wieder hingelenkt wurde zu dem
physischen Leib, so wurde ihm noch eine letzte Formel eingeprägt, mit der er aufwachte. Das
waren die Worte: «Eli, Eli, lama sabachthani!», das heißt: «Mein Gott, mein Gott, wie hast
Du mich verherrlicht!» Zugleich schien ihm ein bestimmter Stern, in der ägyptischen
Einweihung der Sirius, entgegen. Jetzt war er ein neuer Mensch geworden. Man nannte nun
den ganz vergeistigten Astralleib aus einem ganz bestimmten Grunde mit einem ganz
besonderen Namen: «Jungfräulich» nannte man diesen Astralleib, die «Jungfrau Sophia».
Und den Ätherleib, der aufnimmt, was die Jungfrau Sophia in sich trug, nannte man den
«Heiligen Geist». Und das, was aus beiden entstand, das war der «Menschensohn». Der
Verkündigung und Geburt des Jesus von Nazareth liegen diese Mysterieninhalte zugrunde.

Dieses innere Erlebnis wurde im Bilde auch so dargestellt, daß der Heilige Geist als die Taube
über dem Kelch schwebt. Das ist der Moment, der im Johannes-Evangelium 1,32
beschrieben wird: «Und Johannes zeugete und sprach: Ich sah, daß der Geist herabfuhr wie
eine Taube vom Himmel und blieb auf Ihm.» Denken Sie sich das auf dem astralen Plan
erlebt, so haben Sie ein wirkliches Ereignis.“ (Lit.:GA 94, S. 290f)

Die Sophia der Gnostiker


→ Hauptartikel: Sophia (Gnosis)
In der Gnosis ist Sophia (griech. Σοφíα „Weisheit“; koptisch τcοφια tsophia) ein weiblicher
Aspekt der Gottheit und oft auch als Weltseele das makrokosmische Analogon der
menschlichen Seele. Vielfach erscheint sie als der unterste der von der Gottheit emanierten
Äonen und als Ursache für die Erschaffung der materiellen Welt.

Elemental
Elementale sind lebende Wesen (mit Energie geladene Gedankenformen), die durch die
Gedanken und Gefühle von Menschen entstehen. Die guten oder bösen Elementale, die von
den Menschen, die sie schaffen, in die Welt hinausgeschickt werden, haben die Tendenz, zu
ihren Urhebern zurückzukehren. Daraus entsteht Karma. Elementale können bereichert
werden, und sie können Verbünde, komplexe Wirkungszusammenhänge aus einzelnen
Elementalen bilden, sich zusammenschließen. So ein komplexer Wirkungszusammenhang ist
z.B. die Persönlichkeit, das Ego, Selbstbild einer inkarnierten menschlichen Individualität,
oder die Bilder/Vorstellungen, die wir von anderen Menschen (deren Innenleben, Charakter
usw.) haben.

Wie sich die Elementale bereichern lassen, durch Wiederholung und Verstärkung eines
Gedanken oder Gefühls, so lassen sie sich auch entreichern, durch Entzug der Zuwendung,
Ignorierung. Dies kann bei stark entwickelten und sehr mächtig gewordenen Elementalen
schwierig sein, und ist ein Aspekt der Selbsterziehung.

Wenn ein Elemental keine Zuwendung mehr erhält durch seinen Urheber oder durch andere
Menschen, die das Elemental mit Energie (Gedanken und Gefühle) versorgen, dann stirbt es
ab, bleibt aber wiederbelebbar. Jeder Gedanke und jedes Gefühl, das ein Mensch hegte,
bleibt für immer in der Akasha-Chronik aufgezeichnet.

Diese Elementale erinnern an die Elementarwesen, wie sie z.B. in der Anthroposophie
thematisiert werden, sind mit diesen aber nicht gleichzusetzen. Die Elementallehre ist ein
allgemeineres Konzept. Durch einen simplen Gedanken der Freude z.B. entsteht zwar ein
Elemental, aber nicht ein Elementarwesen. Elementarwesen sind jedoch verstehbar als aus
Elementalen aufgebaut. Nach Daskalos sind Engel Elementale von Erzengeln, Dämonen
Elementale, die von Luzifer ausgehen. Allerdings können auch Menschen "Engel"-Elementale
produzieren. Solche Engel sind aber nicht zu verwechseln mit dem, was die Anthroposophie
unter Engeln versteht. Auch der Erzengel-Begriff ist ein anderer (er bezeichnet im
Unterschied zu den Engeln als Elementalen die eigentlichen Engel im anthroposophischen
Sinne (ohne die hierarchische Gliederung).

Man muß daher darauf achten, daß Daskalos eine differierende Begrifflichkeit verwendet,
die sich nicht ohne weiteres mit anderen Lehren zusammendenken läßt, ohne im Detail
genauer hinzusehen (und zu verstehen), was gemeint ist. Entsprechendes gilt für die drei-
Körper-Lehre Daskalos.

Die drei Körper


Im Unterschied zur Lehre der Anthroposophie besteht nach Daskalos der irdische Mensch
nicht aus vier, sondern drei Körpern. (Auf den eventuellen Unterschied zwischen "Körper"
und "Leib" kann hier nicht näher eingegangen werden. Man muß auch darauf achten, daß
die Lehre Daskalos entweder auf griechisch, oder in englisch erfolgte, nicht in deutsch. Es
sind also Übersetzungen).

Die drei Körper des Menschen sind der grobstoffliche Körper, der psychische Körper, und der
noetische Körper. Das entspricht einer Dreigliedrigkeit, nicht einer Viergliedrigkeit. Es ist
analog: Körper, Seele, und Geist.

Jeder dieser Körper hat ein ätherisches Doppel. Es ist also nicht so, daß der physische Leib
einen Ätherleib hat, und dann gibt es einen Astralleib und Ich. Nein, jeder dieser drei Körper
hat ein ätherisches Doppel, so Daskalos.

Man könnte da meinen, das stimmt ja mit den Aussagen Rudolf Steiners zusammen: Der
grobstoffliche Körper ist der physische Leib, der psychische Körper ist der Astralleib, und der
noetische Körper das Ich (Ich-Organisation), und die ätherischen Doppel: das ist dann der
Ätherleib?

Nicht sehr plausibel, so die beiden Konzepte bzw. Forschungsresultate gleich zu setzen. Was
an dem Konzept Daskalos überzeugt, ist, daß die ätherischen Doppel miteinander in
Verbindung stehen, und auch die Gemeinsamkeit zwischen den Körpern herstellen. Der
Äther in der organisierten Form der Ätherdoppel ist auch das Element, das die drei Körper
gemeinsam haben. Das hat insofern mehr Schlüssigkeit als die Vier-Leiber-Lehre Steiners, wo
der Äther mit dem Lebensleib repräsentiert ist, aber unklar bleibt, wie die Leiber
miteinander in Verbindung stehen, was das Gemeinsame z.B. ist, wenn der Astralleib sich in
den Atherleib hinein begibt. Es gibt da Kommunikation, Verbindung. Diese ist bei Daskalos
mit dem ätherischen Doppel gemeint, das alle drei Körper gemeinsam haben.

Weniger überzeugend an dieser Drei-Körperlehre Daskalos ist es, daß die drei Körper des
Menschen den Naturreichen Stein, Pflanze, Tier und Mensch nicht so o.w. zugeordnet
werden können.

Leben nach dem Tod, Fegefeuer, Hölle und Himmel


Hölle und Fegefeuer werden von Daskalos nicht als Orte furchtbarer Qualen beschrieben.
Steiner gibt an, daß z.B. ein Feinschmecker im Fegefeuer furchtbar leiden würde, weil er
nicht mehr über die physische Zunge verfüge, die die Leckereien hereinnehmen könnte.
Deshalb leide der Feinschmecker im Fegefeuer furchtbare Qualen, bis er sich diese sinnliche
Neigung abgewöhnt habe, und dann kann er in höhere geistige Welten aufsteigen (<Quelle>:
Siehe Fegefeuer).

Die Schilderungen Daskalos von Menschen, die in der Welt nach dem Tod leben, bestätigen
dies so nicht.[2] Nach Daskalos bleibt der Feinschmecker nach dem Tod (zunächst) weiter ein
Feinschmecker, und merkt eventuell gar nicht, daß er inzwischen drüben ist. Die Umgebung
des Menschen nach dem Tod gestaltet sich nach den Wünschen, die ein Mensch im Leben
davor hatte.

"»Die Menschen erschaffen sich dort ihre Welt, wie sie sie von der Erde kennen. Sie führen
ihr Leben weitgehend auf die gleiche Weise wie zu Zeiten ihres Erdenlebens auf der
materiellen Ebene. Sie kochen sich ihre Lieblingsgerichte, trinken ihren Lieblingswein und
ergötzen sich bei ihren Festivitäten, wie sie es auf Erden zu tun pflegten. Und sie verhalten
sich auch so, wie sie es auf der Erde gewohnt waren.«" (Lit: Markides, Bd. 3 Knaur TB, S. 49)

"Das war also seine Strafe, seine Hölle, dachte ich [Daskalos] bei mir. Er zählte seine
goldenen Pfund-Münzen, die den König von England auf der einen und den heiligen Georg
auf der anderen Seite zeigten. Er zählte und häufte, dann verzählte er sich wieder und
begann von neuem. Er warf die Münzen durcheinander und fing wieder von vorne an. Sein
Gehirn wurde müde, er kam durcheinander und mußte noch einmal von neuem beginnen,
und so ging es immer weiter. Er war besessen von dem Gedanken, von Dieben bestohlen zu
werden, und starrte nur auf seine Häufchen von Goldmünzen. Ich fragte den Diener, der
dabeistand - er konnte uns wahrnehmen, weshalb es sich, wie bereits erwähnt, um einen
Engel handeln mußte -: > Wie lange geht dies nun schon so? Erzeugst du die Münzen für ihn?
< - >Ja, aber er verliert sie immer wieder. Dann mache ich neue für ihn, und er verliert sie
wieder. Er läßt einfach nicht davon los. Er sorgt sich ständig um seinen Schatz und meint,
daß ihn Diebe wegnehmen würden. Er ist es selbst, der die Zustände erschafft, die in ihm das
Gefühl erzeugen, seine Münzen zu verlieren.<" (Lit: Markides, Bd. 3 Knaur TB, S. 45f.)

"Man gewinnt den Eindruck«, erzählte Daskalos uns, »daß die Hölle, in der dieser Mann sich
befand, irgendwo unter der Erde ist. Natürlich hatte er selbst die Umgebung erschaffen, in
der er lebt, als Gefangener seiner Gedanken und Gefühle. Wenn du ihn fragst, ob er sich in
seiner Lage wohl fühlt, wird er höchstwahrscheinlich mit ja antworten. Er will seine Hölle
nicht aufgeben. Um aus ihr herauszugelangen, braucht er dies nur zu wünschen.«" (Lit:
Markides, Bd. 3 Knaur TB, S. 47)

Allerdings können sich diese Wünsche auch als ein Hindernis erweisen, weiter in die geistige
Welt hinauf zu gehen. Es gibt aber jedenfalls keine furchtbaren Qualen, außer die, die ein
Mensch für sich ausgewählt hat, und die zu ihm passen, unter denen er dann aber nicht
leidet (jedenfalls nicht so, wie es ein außenstehender meint, wie er leiden würde). Diese
Sichtweise hat Ähnlichkeit mit der von Swedenborg, der auch sagt: Nach dem Tod erfüllen
sich die Wünsche.

"Angenommen, jemand hat das starke Verlangen, ein schönes Haus zu bauen. Solange er im
dreidimensionalen Raum lebt, besitzt er jedoch nicht das Geld, um sich diesen Wunsch zu
erfüllen. Auf der psychischen Ebene erhält er nun die Gelegenheit, ein Haus zu erschaffen,
und fragt sich verwundert: >Wann habe ich das gebaut?< Es ist sein Verlangen, das das Haus
hervorgebracht hat. So etwas kann er tun, wenn er grundsätzlich ein guter Mensch gewesen
ist. War er ein böser Mensch, wird ihn das Karma - besser: wird er sich selbst - in die
niederste Ebene der psychonoetischen Dimensionen bringen. Begehrte er jedoch bei seiner
Ankunft auf der anderen Seite ein gemütliches Haus, wird er es erhalten, und es ist aus
seinen eigenen Gedanken erschaffen. Er baut und bewohnt es - vorausgesetzt, er hat es
verdient." (Lit: Markides, Bd. 3 Knaur TB, S. 54f.)

In dieser psycho-noetischen ("Ihr wißt ja, warum ich sie psychonoetisch nenne: weil die
psychischen und noetischen Ebenen einander durchdringen. Wo kein Gedanke ist, da ist
auch keine Empfindung. Dieselben Welten haben wir auch hier auf der grobstofflichen
Ebene." Lit.: Markides, Bd. 3, Kanur TB, S. 42) Welt leben die Menschen mit ihrem
psychischen Körper, und dem noetischen. Wegen dem Wegfall des Grobstofflichen bildet
sich jede Seele (diese Bezeichnung wird in dem Kontext hier von Daskalos nicht verwendet,
"Seele" ist nach der Terminologie Daskalos die reine ursprüngliche, die Adam-Seele, sogar
noch davor liegend, denn sie geht durch das Urbild des Menschen hindurch) eine
Umgebung, die ihr entspricht, einen Spiegel des Inneren gewissermaßen. Früher oder später,
je nach der Tendenz, die die Seele aus der vergangenen Verkörperung mitgebracht hat, wird
diese psycho-noetische Welt dann verlassen, und die Seele tritt mit einem Resultat, einer
geläuterten Quintessenz die Reise in ihre geistige Heimat an. Von dort kehrt sie dann wieder
zurück zu einer neuen Inkarnation.

Daskolos verneint, daß es eine durchschnittliche übliche Zeitspanne gäbe, etwa daß die Seele
alle 1000 Jahre zurückkäme. Vielmehr sei die Zeitdauer des Verweilens in der psycho-
noetischen Welt und dann in der geistigen, eine individuell verschiedene.

Try to find It
Lesson in London 1992
Voraussetzungen und Erfolgsbedingungen der Geistheilung
Daskalos war nicht nur selbst Heiler, sondern hat auch das sog. "Geistheilen" gelehrt. Diesen
Begriff selbst verwendete er nicht.

Abgesehen von den ethisch-moralischen Anforderungen an den Heiler, und an sein


praktisches Können, ist die Heilung von Menschen nach Daskalos nur dann möglich, "wenn
es das Karma erlaubt". Nach Ansicht von Daskalos sind Krankheiten Auswirkungen des
Karma. Es sei aber möglich, daß wenn der Mensch durch die karmische Schickung "die
Lektion" mittlerweile gelernt hat, ein Teil des Karmas erlassen werden kann (nicht durch den
Heiler, sondern durch die göttlichen Mächte). In solchen Fällen konnte Daskalos Menschen
auch mit schweren Gebrechen heilen (d.h. in Wirklichkeit heilen die göttlichen Mächte durch
Daskalos), und dies ist generell die Voraussetzung für einen dauerhaften Heilungserfolg.

In anderen Fällen erlaubt das Karma eine Heilung nicht. Die Krankheit und ihre Folgen muß
ganz durchlitten werden. In solchen Fällen kann der Geistheiler nichts tun, außer
Linderungen u.ä. Wenn wegen seines Karmas ein Mensch nicht geheilt werden kann, dann
ist dieses eventuell doch möglich, aber nur, wenn ein anderer Mensch, das muß nicht der
Heiler selbst sein, das Karma übernimmt. Das bedeutet, daß dann der Heiler, oder ein
anderer Mensch, krank werden muß, damit die zu heilende Person gesund werden kann.
"Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen (Galater 6,2)."

Daskalos und seine Begegnung mit Rudolf Steiner


Daskalos gilt als der Meister Hilarion[3]. Als sich eine Gesandtschaft der Theosophischen
Adyar-Gesellschaft in frühester Jugend an ihn wandte, um ihn zum Mitwirken in der
Theosophischen Adyar-Gesellschaft aufzufordern, erschien ihm vor seinem geistigen Auge
Rudolf Steiner, welcher ihn vor diesem Schritt warnte und ihn ermahnte, es würde ihm sonst
wohl wie Krishnamurti ergehen (gemäß Bericht Zwahlen, siehe Literaturangabe). Daskalos
befolgte Rudolf Steiners Rat und wurde schließlich in seiner Heimat, Zypern, zu einem viel
gesuchten geistigen Lehrer und Berater. Auch viele Anthroposophen suchten zeitlebens
seinen geistigen Rat[4].

Äußerungen Daskalos' zu Rudolf Steiner aus einem Interview mit Markides befinden sich im
3. Band (Feuer des Herzens) von Markides.

Das Vaterunser Daskalos'


Daskalos betete ein leicht geändertes und ergänztes Vaterunser:

Our Father Who Are in Heaven Hallowed be Thy Name.

Thy Kingdom come, Thy Will be done, on earth as it is in Heaven.

Give us this day daily bread and forgive us our transgressions

as we forgive those who transgress against us.

And lead us while we are in temptation and deliver us from evil,

for Thine is the Kingdom and the Power and the Glory, Forever.

Absolute Infinite Beingness; Everlasting Life, Love and Mercy

Manifesting Yourself in Yourself as the Total Wisdom and the Almightiness

Enlighten our minds to understand you as the Truth

Clean our hearts to reflect Love

towards You, and towards all other human beings - Amen.[5]

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld

so, wie wir vergeben unseren Schuldnern.

Und führe uns in der Versuchung und erlöse uns von dem Bösen,
denn dein ist das Reich und die Macht und die Herrlichkeit, in Ewigkeit.

Absolute Unendliche Seinsheit; Gott, immerwährendes Leben, Liebe und Gnade,

der du dich in dir selbst offenbarst als Allweisheit und Allmacht:

Erleuchte unseren Geist, damit wir dich als die Wahrheit erkennen.

Reinige unsere Herzen, damit wir deine Liebe wiederspiegeln

zu dir und zu allen Mitmenschen.[6]

AmenDer Donner entsteht als krachendes und rollendes Geräusch, wenn ein die Luft
durchzuckender Blitz diese so stark erhitzt, dass sie sich wie bei einer Explosion mit
Überschallgeschwindigkeit ausdehnt. Aus der Zeitdifferenz zwischen Blitz und Donner lässt
sich die Entfernung eines Gewitters abschätzen: 3 Sekunden entsprechen, da die
Schallgeschwindigkeit ca. 340 Meter pro Sekunde beträgt, etwa einem Kilometer.

Zur geistigen Bedeutung des Donners sagt Rudolf Steiner:

"... der Donner ist makrokosmisch dasselbe, was der Gedanke im menschlichen
Mikrokosmos ist." (Lit.: Anonym
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Biografie Rudolf Steiner


Martin von Mackensen: Ein Vortrag für die Landbauschüler am Dottenfelderhof
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Ätherleib
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Doppelkörper)
Der Ätherleib (von griech. Αἰθήρ Aither „Äther“; eng. ether body, etheric body, etheric
double) ist das unterste übersinnliche Wesensglied des Menschen und bildet die Grundlage
allen Lebens. Er wird von Rudolf Steiner auch als Lebensleib (eng. life body), Zeitleib bzw.
Zeitorganismus, Bildekräfteleib (eng. formative forces body) (Lit.: GA 73, S. 31) oder
elementarischer Leib[1][2] bezeichnet und als Linga-Sharira nach der indisch-theosophischen
Terminologie. Alle Lebewesen, neben dem Menschen also auch Tiere und Pflanzen, verfügen
über einen eigenen Ätherleib, der sich durch die charakteristische Zeitgestalt ihrer
Entwicklung kundgibt, die sich aus dem Zusammenspiel einer Vielzahl biologischer,
terrestrischer und kosmischer Rhythmen ergibt, die heute insbesondere auch durch die
Chronobiologie wissenschaftlich erforscht werden. Seinem Wesen nach ist der Ätherleib
„nichts anderes als ein zusammengedrängtes, die Weltgesetzlichkeit in sich spiegelndes Bild
der kosmischen Gesetzmäßigkeit.“ (Lit.:GA 35, S. 127) Die ätherische Organisation wurde
schon auf der planetarischen Entwicklungsstufe der alten Sonne veranlagt und hat aufgrund
dieses hohen entwicklungsgeschichtlichen Alters bereits einen hohen Reifegrad erlangt.

Aristoteles nennt den Ätherleib Threptikon (lat. anima vegetativa), Paracelsus bezeichnet ihn
als Archäus oder auch als Spiritus Vitae oder Liquor Vitae. Eine hebräische Bezeichnung dafür
ist Ben Jake (hebr. ‫בן־יקה‬, Sohn des Jake); sie wird in der Bibel in den Sprüchen Salomos (Spr
30,1 SLT) erwähnt und bezieht sich insbesonders auf den Ätherleib des Salomo, der nach
Rudolf Steiner alle 7 Wesensglieder bereits in hoher Vollkommenheit veranlagt hatte (Lit.:
GA 116, S. 82).

Das Bewusstsein für den Ätherleib wird insbesondere durch die zweite Nebenübung
erweckt, die die Initiative des Handelns schult (Lit.:GA 266c, S. 245). Einen meditativen Weg
zum Erleben des Ätherleibs zeigt Rudolf Steiner in (Lit.:GA 16, S. 20ff).

Physischer Leib und elementarischer Leib


„Wenn derjenige, der auch nur einige Schritte auf dem Wege zur Initiation gemacht hat, sich
durch Selbstbesinnung klarmacht, was er eigentlich in sich und an sich erlebt, so kann er sich
etwa das Folgende sagen: Zu dem ersten, was ich an mir erfahre, gehört, daß ich außer
meinem sinnlichen, fleischlichen Leibe in mir habe einen feineren, nennen wir ihn
ätherischen Leib, den wir so mit uns herumtragen, wie wir den physischen Leib im Erdensein
herumtragen. Wer die ersten Schritte zur Initiation hinauf macht, erlebt das zunächst so, daß
er sich darin erfühlt, daß er dieses Erfühlen wahrnimmt, wie er auf anderer Stufe fühlt, was
in seinem Blutsystem, in seinem Nervensystem lebt, oder was ersteht auf dem Boden seines
Muskelsystems. Dieses innere Fühlen und Erleben ist ja da und das kann auch für den
ätherischen Leib da sein. Insbesondere ist es dann nützlich für den Menschen, der auf den
ersten Schritten zur Initiation ist, den besonderen Unterschied oder, man könnte auch
sagen, die Beziehung zwischen dem Sich-Erfühlen, dem Sich-Erleben in dem elementarischen
oder ätherischen Leibe und in dem physischen Leibe kennenzulernen. Man erlebt sich also in
dem elementarischen Leibe, wie man weiß, daß man sein Blut, seinen Herzschlag oder
seinen Pulsschlag in sich hat. Um sich das klarzumachen, kann man diesen elementarischen
Leib in Zusammenhang betrachten mit dem physischen Leibe, in den man ja mehr
hineingewöhnt ist als in das, was man sich erst erringt auf dieser geistigen Wanderschaft.
Man kann sich sagen: In dem elementarischen Leibe hast du einen Teil, der entspricht dem
physischen Gehirn, alledem, was deinen Kopf ausmacht. Der Kopf, das Gehirn ist gleichsam
herauskristallisiert aus dem ätherischen Leibe und in demselben so darin, daß man es
vergleichen könnte mit einer Wassermenge und einem Stück Eis, das darin schwimmt, wenn
man das Wasser mit dem ätherischen Leibe vergleichen wollte und das Eis mit dem aus dem
ätherischen Leibe herauskristallisierten physischen Leibe. Aber man fühlt, man erlebt, daß
ein inniger Zusammenhang ist zwischen dem, was man den Ätherteil des Kopfes oder des
Gehirns nennen kann, und dem physischen Kopfe selber. Man weiß dann, wie man seine
Gedanken schafft, wie man seine Erinnerungsbilder bildet innerhalb des ätherischen Leibes
und wie das physische Gehirn nur gleichsam ein Spiegelungsapparat ist, weiß aber auch, wie
das Gehirn eng zusammenhängend ist mit dem ätherischen Leibe. Insbesondere kann man
das dann erleben, wenn man sich recht stark beschäftigen muß mit Anstrengungen, die
zusammenhängen mit dem physischen Plan, mit dem physischen Sein, wenn man viel
nachdenken muß über die Dinge, wenn man also seinen physischen Leib anstrengen muß,
daß er heraufholt aus den Tiefen des Lebens die Erinnerungsvorstellungen, um sie
zusammenzuhalten. An einem solchen Vorgange ist immer zunächst, gleichgültig, ob man es
weiß oder nicht, der ätherische Leib beteiligt. Aber es ist das physische Gehirn innig damit
verbunden, und wenn man das physische Gehirn ermüdet, merkt man sehr, sehr die
Ermüdung des Gehirns in dem betreffenden Ätherteile. Man merkt dann, daß man in dem,
was man als elementarischen Gehirnteil erlebt, etwas wie einen Klotz, wie einen
Fremdkörper hat, daß man nicht mehr herankann an das, woran man herankommen muß,
denn die Beweglichkeit im physischen Gehirn ist etwas, was parallel gehen muß der
Beweglichkeit im ätherischen Leibe. Man kann dann das deutliche Gefühl haben: Dein
Atherleib ermüdet auch nicht, er könnte bis in alle Ewigkeit fort die Gedankenbilder
zusammenschließen und heraufholen dasjenige, was du weißt; aber um es in der physischen
Welt zum Ausdruck zu bringen, muß es sich spiegeln, und da versagt das Gehirn. - Der
elementarische Leib ermüdet nicht. Gerade weil er immerfort tätig sein kann, verspürt er die
Ermüdung des Gehirns um so mehr. Man merkt gleichsam, was da das Gehirn an
versagenden Kräften produziert. Und wenn es einschläft und in die Dumpfheit der Ermüdung
verfällt, kann man sich sagen: Jetzt mußt du aufhören, sonst würdest du dich krank machen.
- Man kann nicht den Atherleib abnutzen. Aber auf dem Umwege, daß man dem Gehirn
übermäßige Dinge zumutet, kann man fortfahren, es noch weiter zu ermüden und es so in
einen leben versagenden, toten Zustand bringen. Und das verträgt ein lebendiger
Organismus nicht, daß etwas, was mit ihm in einem normalen Zusammenhange sein soll,
partiell tot ist, daß es in einen abnormen Zustand kommt. Also man muß sich aus einem
freien Entschluß sagen: Damit du nicht etwa abtötest einen Teil deines Gehirns, der dann
von sich aus weiterfrißt, mußt du aufhören, wenn du dein Gehirn als ein Stück Fremdkörper
in dir selbst empfindest.“ (Lit.:GA 138, S. 32ff)

„Anders ist das für andere Organe des menschlichen elementarischen oder ätherischen
Leibes und die entsprechenden physischsinnlichen Organe. Da sind die Dinge ganz anders.
Ich will ein Beispiel anführen. Nehmen wir einmal die Hände. Geradeso wie dem Kopf oder
dem Gehirn ein Atherteil, ein elementarischer Teil in dem elementarischen Leibe entspricht,
so entsprechen auch den Händen elementarische, ätherische Vorgänge des menschlichen
Atherleibes. Aber zwischen den äußeren physischen Händen und ihren Aufgaben und dem,
was eigentlich dem zugrunde liegt in dem entsprechenden elementarischen oder
ätherischen Teil, ist ein viel größerer Unterschied als zwischen dem physischen Kopfe und
dem entsprechenden Teile in dem menschlichen elementarischen Leibe. Was die Hände tun,
ist viel mehr bloß in der Sinneswelt verlaufend, ist viel mehr bloß eine sinnliche Verrichtung,
und was die dazugehörigen elementarischen oder ätherischen Organe tun, findet nur zum
allergeringsten Teile in dem, was physisch in den Händen zum Ausdruck kommt, seine
Offenbarung [...]

Den physischen Händen entsprechen elementarische Teile. Aber abgesehen davon, daß in
den Händen, in den Bewegungen das zum Ausdruck kommt, was dem elementarischen Teile
entspricht, sind diese ätherischen Organe innerhalb des Ätherleibes wahrhaftige
Geistorgane. Ein höheres, viel intuitiveres, geistigeres Tun wird verrichtet in den Organen,
die in den Händen und ihren Funktionen zum Ausdruck kommen, als durch das Äthergehirn.
Wer auf diesem Gebiete Fortschritte gemacht hat, wird sagen: Ja, das Gehirn, auch das
ätherisch zugrunde liegende, ist eigentlich das ungeschickteste geistige Organ, das der
Mensch an sich trägt. Denn sobald man sich betätigt in dem elementarischen Teile des
Gehirns, hat man verhältnismäßig sehr bald diesen Fremdkörper des Gehirns zu spüren.
Diejenigen geistigen Verrichtungen aber, die gebunden sind an die Organe, die den Händen
zugrunde liegen und einen unvollkommenen Ausdruck in den Händen und ihren Funktionen
gewinnen, dienen zu weit höherem, geistigerem Erkennen und Beobachten; diese Organe
führen schon in übersinnliche Welten und können sich beschäftigen mit der Wahrnehmung
und mit der Orientierung in den übersinnlichen Welten. Drückt man als geistiger Schauer
einen solchen Tatbestand aus, so muß man - etwas paradox, aber eben zutreffend - sagen:
Das menschliche Gehirn ist das ungeschickteste Organ als Forschungsorgan für die geistige
Welt, und die Hände - was ihnen geistig zugrunde liegt - sind viel interessantere, viel
bedeutungsvollere Organe für die Erkenntnis dieser Welt, vor allen Dingen viel geschicktere
Organe als das Gehirn.“ (S. 34f)

Der Ätherleib als Zeitorganismus


Der Ätherleib wird gelegentlich auch Ätherdoppelkörper (eng. etheric double) genannt, weil
er in seiner Form beim Menschen weitgehend dem äußeren physischen Leib gleicht. In ihrer
1896 veröffentlichten Schrift „Man and His Bodies“ (dt. „Der Mensch und seine Körper“)
führte die englische Theosophin Annie Besant diesen Begriff ertmals ein. Gemäß ihrer
eigenen hellsichtigen Erfahrungen bilde er mit dem physischen Leib gewissermaßen eine
Einheit. Der physische Leib bestehe im engeren Sinn aus den festen, flüssigen und
gasförmigen Elementen und der damit verwobene ätherische Doppelkörper aus den vier
Ätherarten.

Dennoch ist der Ätherleib in Wahrheit kein räumlicher Leib, sondern ein durch eine Vielfalt
aufeinander bezogener Rhythmen geprägter Zeitleib oder besser noch ein Zeitorganismus,
wie ihn heute auch auf äußerem empirischen Weg die Chronobiologie erforscht, da sich
diese Rhythmen in messbaren physiologischen Prozessen des physischen Leibes abbilden.
Die charakteristische Tätigkeit des Ätherleibs ist die unermüdliche rhytmisch-lebendige
Formverwandlung oder Metamorphose; Goethe spricht in seiner «Morphologie» auch von
der ständig beweglich bleibenden «Bildung» im Gegensatz zur fixierten Gestalt.

„Der Deutsche hat für den Komplex des Daseins eines wirklichen Wesens das Wort Gestalt.
Er abstrahiert bei diesem Ausdruck von dem Beweglichen, er nimmt an, daß ein
Zusammengehöriges festgestellt, abgeschlossen und in seinem Charakter fixiert sei.
Betrachten wir aber alle Gestalten, besonders die organischen, so finden wir, daß nirgend
ein Bestehendes, nirgend ein Ruhendes, ein Abgeschlossenes vorkommt, sondern daß
vielmehr alles in einer steten Bewegung schwanke. Daher unsere Sprache das Wort Bildung
sowohl von dem Hervorgebrachten, als von dem Hervorgebrachtwerdenden gehörig genug
zu brauchen pflegt.
Wollen wir also eine Morphologie einleiten, so dürfen wir nicht von Gestalt sprechen;
sondern, wenn wir das Wort brauchen, uns allenfalls dabei nur die Idee, den Begriff oder ein
in der Erfahrung nur für den Augenblick Festgehaltenes denken.
Das Gebildete wird sogleich wieder umgebildet, und wir haben uns, wenn wir einigermaßen
zum lebendigen Anschaun der Natur gelangen wollen, selbst so beweglich und bildsam zu
erhalten, nach dem Beispiele mit dem sie uns vorgeht.“
– Goethe: Zur Morphologie: Die Absicht eingeleitet (1817)[3]
Während der physische Leib rein irdische Kräfte in sich trägt, wird die Zeitgestalt des
Ätherleibs von den verinnerlichten kosmischen Rhythmen bestimmt, in denen sich die
Ätherwelt, der Weltenäther kundgibt[4].

„Es ist für den heutigen Menschen schon schwierig, wenn man ihm spricht von einem
solchen Zeitorganismus. Aber es ist wirklich dieser Zeitorganismus als ein zweiter Mensch in
uns vorhanden, und wir dürfen ihn einen Organismus nennen. Denn man kommt darauf,
sagen wir, wenn man schon ein alter Kerl geworden ist, wie ich es ja von mir sagen darf, man
weiß, man hat eine gewisse Seelenkonfiguration. Diese Seelenkonfiguration, die man jetzt in
sich trägt, hängt zusammen mit einer Seelenkonfiguration vielleicht im fünften oder
sechsten Lebensjahr. Und so, wie meine linke Hand in meinem Raumesorganismus
zusammenhängt meinetwillen mit irgendeiner Partie meines Gehirns in diesem
Raumesorganismus, und wie das Gehirn in diesem Raumesorganismus ist deshalb, damit die
einzelnen Partien sich aufeinander beziehen, so beziehen sich in der Zeit, nicht im Raume,
die einzelnen Partien des Zeitorganismus aufeinander. Ich trage diesen Zeitorganismus in
mir. Ich habe ihn in meinen Büchern Ätherleib oder Bildekräfteleib genannt. Dieser
Bildekräfteleib ist eben ein Zeitorganismus. Er ist das erste, was wir entdecken auf dem
Wege der imaginativen Forschung. Wir überschauen unser bisheriges Erdenleben in seinen
innerlich schöpferischen, übersinnlichen Kräften. Wir spekulieren nicht über eine
Lebenskraft, sondern wir schauen unser bisheriges Erdenleben an als ein innerlich
organisiertes Tableau, als einen Zeitorganismus, als den Bildekräfteleib. Ältere, nicht so
vollbewußte Anschauungen von diesen Dingen, die mehr ahnungsvoll, mehr instinktiv
waren, aber in ihren Ahnungen etwas wußten von diesen Dingen, haben diesen Zeitleib,
diesen Bildekräfteleib den Ätherleib genannt. Auf die Ausdrücke kommt es ja nicht an,
sondern darauf, was mit diesen Dingen gemeint ist. Man hat in diesem Ätherleib durchaus
eine Realität, eine Zeitrealität in sich, und niemand versteht die Bildung des Menschen, der
nicht diesen Ätherleib versteht. Und das Bedeutsamste an diesem Ätherleibe ist das, daß wir
in dem Augenblick, wo wir soweit sind, daß wir unser bisheriges Erdenleben wie mit einem
geistigen Blicke überschauen in diesem Lebenstableau, das der Bildekräfteleib ist, auch
aufhören zu unterscheiden zwischen subjektiv und objektiv. Der Ätherleib oder
Bildekräfteleib, den wir in uns tragen, der ein fließender Zeitleib ist, wir könnten ihn
schematisch aufmalen. Aber wir müssen uns bewußt machen, daß wir dann in einem
Augenblick malen etwas, was fortwährend hinfließt. Ebenso wenig, wie man den Blitz malen
kann, kann man diesen Ätherleib malen. Man malt immer nur einen Augenblick, der
festgehalten wird. Man muß sich eben klar sein, daß es von diesem Bildekräfteleib abhängt,
wie man als Mensch gebildet ist. Und in dem Augenblick, wo man gewahr wird, wie dieser
Ätherleib in einem ein Kraftleib ist, ohne dessen inneres Gefüge zu kennen man den
Menschen nicht verstehen kann, merkt man, daß dieselben Kräfte, die da in einem wirken
als solcher Ätherleib, auch die Welt als ätherische Kräfte durchziehen; daß Subjektiv und
Objektiv aufhören, eine Bedeutung zu haben; daß dieser Bildekräfteleib zusammenhängt mit
dem großen Zeitverlauf des Universums; daß wir drinnenstehen als ein Glied in diesem
großen Universum. Wir fangen an zu sprechen von den Äthervorgängen des Universums,
denn diese werden uns klar in dem Momente, wo wir zu einem so lebendigen Vorstellen
kommen, wie wir sonst nur lebendig die äußeren Sinneswahrnehmungen haben. Und wir
können das durch Meditation eben erreichen. Kurz, wir leben uns ein in eine Ätherwelt. Wir
lernen aber dadurch zugleich erkennen das erste, was in uns selber übersinnlich ist. Noch
nicht kommen wir hinaus aus dem Erdenleben, aber wir lernen erkennen dasjenige, was
innerhalb des Erdenlebens in uns übersinnlich ist.“ (Lit.:GA 82, S. 127ff)

„Der physische Leib könnte ein reiner Raumesleib genannt werden, eine räumliche
Organisation. Das aber, was als ätherischer Leib im physischen Leib drinnensteckt, oder, wie
Sie wissen, über den physischen Leib auch hinausragt und in intimer Verbindung steht mit
dem kosmischen Ganzen, das ist nicht zu betrachten, wenn man nicht die Zeit zu Hilfe
nimmt. Denn im Grunde genommen ist alles im ätherischen Leib Rhythmus, zyklischer Ablauf
von Bewegungen, von Betätigungen, und einen räumlichen Charakter trägt der Ätherleib nur
dadurch, daß er den physischen Leib ausfüllt. Für die menschliche imaginative Anschauung
ist es allerdings notwendig, daß der ätherische Leib auch in Raumesbildern vorgestellt wird,
aber das ist nicht sein Wesentliches. Sein Wesentliches ist das Zyklische, das Rhythmische,
das in der Zeit Ablaufende. Und so wenig es im Musikalischen auf das Räumliche ankommt,
sondern auf das Zeitliche, so wenig kommt es eigentlich bei der Realität des menschlichen
ätherischen Leibes - nicht bei seiner imaginativen Repräsentation - an auf das Räumliche,
sondern es kommt an auf das Bewegliche, sich Bewegende, auf das tätig sich Gestaltende,
aber rhythmisch sich Gestaltende, in Melodien sich Gestaltende, also auf das Zeitliche.
Gewiß, es liegt hier eine Schwierigkeit des menschlichen Vorstellens, weil das menschliche
Vorstellen so sehr gewöhnt ist, alles auf den Raum zu beziehen. Aber man muß vielmehr sich
bemühen, um zu einer klaren Vorstellung über den ätherischen Leib zu kommen, ich möchte
sagen, die musikalischen Vorstellungen zu Hilfe zu nehmen und nicht die räumlichen
Vorstellungen.“ (Lit.:GA 275, S. 40f)

„... der Ätherleib wird erlebt als ein Zusammenfluß der allumfassenden Gesetzmäßigkeit des
Makrokosmos. Wieviel von dieser Gesetzmäßigkeit dem Geistesforscher zum wirklichen
Bewußtseinsinhalt wird, darauf kommt es dabei nicht an. Es liegt das Eigentümliche darin,
daß in unmittelbarem Wissen klar ist: der Ätherleib ist nichts anderes als ein
zusammengedrängtes, die Weltgesetzlichkeit in sich spiegelndes Bild der kosmischen
Gesetzmäßigkeit.“ (Lit.:GA 35, S. 126f)

Am deutlichsten offenbart sich das in der Pflanzenwelt. Im Ätherleib offenbaren sich die
Kräfte, die das Lebendige aus den Weltenweiten in das Irdische hereinzieht, wie es Rudolf
Steiner in seinen anthroposophischen Leitsätzen knapp skizziert:

„6. Wenn man den Blick auf die leblose Natur wendet, so findet man eine Welt, die sich in
gesetzmäßigen Zusammenhängen offenbart. Man sucht nach diesen Zusammenhängen und
findet sie als den Inhalt der Naturgesetze. Man findet aber auch, daß durch diese Gesetze
die leblose Natur sich mit der Erde zu einem Ganzen zusammenschließt. Man kann dann von
diesem Erdenzusammenhang, der in allem Leblosen waltet, zu der Anschauung der
lebendigen Pflanzenwelt übergehen. Man sieht, wie die außerirdische Welt aus den Weiten
des Raumes die Kräfte hereinsendet, welche das Lebendige aus dem Schoße des
Lebenslosen hervorholen. Man wird in dem Lebendigen das Wesenhafte gewahr, das sich
dem bloß irdischen Zusammenhange entreißt und sich zum Offenbarer dessen macht, was
aus den Weiten des Weltenraumes auf die Erde herunterwirkt. In der unscheinbarsten
Pflanze wird man die Wesenheit des außerirdischen Lichtes gewahr, wie im Auge den
leuchtenden Gegenstand, der vor diesem steht. In diesem Aufstieg der Betrachtung kann
man den Unterschied des Irdisch-Physischen schauen, das im Leblosen waltet, und des
Außerirdisch-Ätherischen, das im Lebendigen kraftet.
7. Man findet den Menschen mit seinem außerseelischen und außergeistigen Wesen in diese
Welt des Irdischen und Außerirdischen hineingestellt. Sofern er in das Irdische, das das
Leblose umspannt, hineingestellt ist, trägt er seinen physischen Körper an sich; sofern er in
sich diejenigen Kräfte entwickelt, welche das Lebendige aus den Weltenweiten in das
Irdische hereinzieht, hat er einen ätherischen oder Lebensleib. Diesen Gegensatz zwischen
dem Irdischen und Ätherischen hat die Erkenntnisrichtung der neueren Zeit ganz
unberücksichtigt gelassen. Sie hat gerade aus diesem Grunde über das Ätherische die
unmöglichsten Anschauungen entwickelt. Die Furcht davor, sich in das Phantastische zu
verlieren, hat davon abgehalten, von diesem Gegensatz zu sprechen. Ohne ein solches
Sprechen kommt man aber zu keiner Einsicht in Mensch und Welt.“ (Lit.:GA 26, S. 16f)

Dieselben Kräfte, die den Pflanzen ihre lebendige Gestalt geben, wirken der Art nach im
Menschen ganz besonders im zweiten Lebensjahrsiebent. Hier sind sie allerdings als nun
eigenständiger Ätherleib verinnerlicht, ohne dass eine tatsächliche Einwirkung aus der
kosmischen Umgebung erfolgt. Wie die Chronobiologie zeigt, erfolgt aber normalerweise
eine regelmäßige Synchronisation der verinnerlichten Rhythmen mit dem äußeren
kosmischen Geschehen.

„Dasjenige außerirdische Geistesleben (Ätherleben), das für die Pflanzenwelt in Betracht


kommt, wirkt in der zweiten menschlichen Lebensperiode; jedoch so, daß der Vorgang, der
für die Pflanzenentwicklung der Erde im Wechselverhältnis mit dem Außerirdischen sich in
einem Jahre abspielt, sich beim Menschen in ungefähr sieben Jahren vollzieht. (Dies alles
wird nicht gesagt mit einem mystischen Seitenblick auf die Siebenzahl, sondern aus den
Ergebnissen der geistigen Beobachtung heraus.) Es muß betont werden, daß die
Wirkenskräfte in der zweiten menschlichen Lebensperiode nur der Art nach gleich sind
denen, die vom Außerirdischen in das Pflanzenwachstum hineinwirken. Bei der Pflanze
findet ein tatsächliches Einwirken des Außerirdischen statt; im Menschen werden innerhalb
seines Organismus dieselben Kräfte tätig, ohne daß eine tatsächliche Einwirkung vom
Außerirdischen her räumlich stattfindet. Was also ätherisch in der Entfaltung und im
Verwelken der Pflanzenwelt im Laufe des Jahres wirkt, das lebt wie eingeschlossen im
menschlichen Organismus als Ätherleib. Die Entwickelungsvorgänge der zweiten
Lebensepoche im allgemeinen Lebensrhythmus vom siebenten bis vierzehnten Jahre
geschehen unter dem Einflüsse dieser Kräfte. Dadurch, daß der Mensch die Kräfte für diese
Entwicklungsvorgänge in sich birgt, stellt er sich dar nicht mehr als ein bloß irdisches Wesen,
sondern als das Abbild eines Außerirdischen, wenn auch zunächst noch eines wenigstens im
Sinnenraume vorhandenen Außerirdischen. Durch Erdenkräfte wird insbesondere dasjenige
entwickelt, was im menschlichen Gehirn zur Ausbildung kommt.

So sonderbar dies klingt den heute gebräuchlichen Vorstellungen gegenüber: Das Gehirn ist
am meisten irdisches Erzeugnis. Äußerlich zeigt sich dieses übrigens dadurch, daß bis zu
einem hohen Grade eben um das siebente Jahr herum das menschliche Gehirn zu einer Art
von Abschluß in seiner Entwickelung gekommen ist, nicht in der Entwickelung, die besteht in
der Aufnahme von Begriffen und Ideen selbstverständlich, sondern in seiner inneren
Formung, Gestaltung, im Verfestigen seiner Teile und so weiter. - Zu dem, was bis zum
siebenten Jahre sich an der Entwickelung des Menschenleibes beteiligt hat, muß nun etwas
treten, was nicht innerhalb des Irdischen enthalten ist, sondern aus dem Außerirdischen
stammt, und was unter anderm auch bewirkt, daß nunmehr vom siebenten bis zum
vierzehnte Jahre die Kräfte, die der Mensch außer seinem Haupte, außer seinem Gehirne im
übrigen Organismus entwickelt, sich heraufdrängen auch in die Kopf- und
Antlitzentwickelung. Der Mensch gebiert gleichsam mit dem siebenten Jahre einen
überirdischen ätherischen Menschen in sich, der frei und lebendig in ihm wirkt. So wie sein
physischer Leib mit der Geburt ins physische Dasein tritt, so tritt jetzt ein ätherischer, ein
überirdischer Leib ins Dasein. Und die Folge davon ist, daß sich dasjenige deutlicher darstellt,
was in den Gesichtszügen sich ausdrückt. Durch den Ätherleib wird auch das Atmungs- und
Zirkulationssystem in einer individuelleren Art beeinflußt. Dadurch aber, daß nunmehr nicht
ausschließlich die irdischen Kräfte tätig sind, sondern daß der ätherische Leib in die
physische Organisation eingreift und das Außerirdische der Menschennatur eingestaltet,
dadurch entwickelt sich erst jene Innerlichkeit, die dann durch das weitere Leben den
Menschen begleitet als die leibliche Ausgestaltung seines Gemüts- und Gefühlslebens.“
(Lit.:GA 35, S. 248ff)

Das Denken als Tätigkeit des Ätherleibs


Noch in der atlantischen Zeit ragte der Ätherleib weit über den physischen Leib hinaus und
ermöglichte dadurch die geistige Wahrnehmung der äußeren Ätherwelt. Erst im letzten
Drittel der atlantischen Zeit begann sich der Ätherkopf mit dem physischen Kopf zu decken,
wodurch allmählich das Verstandesdenken heranreifte.

Das Denken ist eine Tätigkeit des Ätherleibs. Damit ist aber nur eine Seite des Ätherleibs
erfasst, gleichsam nur die Rückseite. Die andere Seite ist die, welche den physischen Leib
aufbaut.

„Wenn der Mensch ehrlich in sich selbst hineinschaut, dann wird er sich sagen: Durch die
Sinne empfange ich Eindrücke, im Denken setze ich nach innen diese Eindrücke fort. Und
wenn wir unsere Gedanken dann prüfen, so werden wir finden, daß diese Gedanken
schattenhafte Abbilder dessen sind, was uns die Sinne vermitteln. Gewissermaßen ist das
Denken des Menschen ganz nach außen gerichtet. Das Denken ist nun die Tätigkeit des
Äther- oder Bildekräfteleibes, so daß wir auch sagen können: Indem der Mensch wachend
als sinnliches Erdenwesen denkt, richtet sich sein Äther- oder Bildekräfteleib nach außen.
Aber damit haben wir im Grunde nur die eine Seite des Äther- oder Bildekräfteleibes ins
Auge gefaßt [...]

Dann aber kommen wir auf etwas ganz Merkwürdiges. Dann repräsentiert sich uns das
Denken nicht so, wie es sich ausnimmt, wenn wir es als Bilder der sinnlichen Außenwelt im
Bewußtsein tragen. Dann verwandelt sich, von dieser anderen Seite angesehen, unser
Denken, das ja die Kräfte des Äther- oder Bildekräfteleibes ausmacht, in Kräfte, die unseren
physischen Organismus aufbauen, in unseren physischen Organismus schaffende Kräfte.“
(Lit.:GA 225, S. 171)

Durch seinen Ätherleib lebt der Mensch in der elementarischen Umwelt, so wie er durch den
physischen Leib in der sinnlich-physischen Umwelt lebt. Er erkennt sich dadurch als Glied des
Erdenlebensleibs (Lit.: GA 17, S. 44).

„Wenn man im gewöhnlichen Leben denkt, eine Vorstellung hat, wenn ein Gedanke den
anderen kommen läßt, da fügt man den einen Gedanken zum anderen hinzu, man gliedert
dann vielleicht Empfindungen hinzu, Wünsche, Wollen und so weiter, und beim gesunden
Seelenleben wird man immer die Möglichkeit haben, zu sagen: Ich denke dies, ich fühle das.
- Denn es wäre schon eine Unterbrechung, eine Störung des gesunden Seelenlebens, wenn
man nicht die Möglichkeit hätte, in dieser Weise zu sprechen. Beim Hineinwachsen in den
elementarischen oder ätherischen Leib weitet man sich aus, aber zugleich weiten sich die
Gedanken aus. Man verliert das Gefühl, als ob man in sich wäre, wenn man denkt, und man
bekommt das Gefühl: man wächst in die elementarische Welt hinein, und die ist durchzogen
von Gedanken, und diese Gedanken denken sich. Das tritt als ein Erlebnis auf. Es ist so, wie
wenn man ausgelöscht wäre und wie wenn sich die Gedanken denken würden, wie wenn die
Gefühle, die man selbst hat oder die die Dinge haben, sich erfühlen, als ob man nicht selber
wollen könnte, sondern als ob das alles in einem zum Wollen erwachte. Hingegeben sein an
die Objektivität, an die Welt, das ist ein Gefühl, das man hat. Aber es ist in der Regel so - und
das ist wieder eine Erfahrung bei den ersten Schritten der Initiation - , daß sich hinzugesellt
ein anderes Gefühl. In demselben Maße, in dem man sich ausweitet, in dem sich die
Gedanken selber denken, die Empfindungen sich erfühlen, wird das Bewußtsein immer
schwächer und schwächer, immer mehr und mehr herabgestimmt; das Wissen betäubt
sich.“ (Lit.:GA 138, S. 73f)

„Und dieses Abdämpfen, dieses Verschwinden ist einfach der Ausdruck dafür: sie läßt einen
nicht hinein. Aber indem man sich dann seine Fehler vorwirft, wird man stärker, und so hellt
sich das wieder auf, was erst verschwunden war. Man bekommt aber dadurch das deutliche
Gefühl: Eine übersinnliche Welt elementarischer Art ist um dich herum, aber du darfst nur
bis zu einem gewissen Maße hinein. In dem Maße, wie du dich selbst moralisch, intellektuell
immer stärker und stärker machst, läßt sie dich herein, sonst nicht; und sie zeigt dies
dadurch, daß sie vor dir verschwindet.“ (S. 75)

„Dasjenige, in dem der Mensch lebt, nachdem er elementarisch wahrnehmen kann, ist sein
elementarischer Leib. Aber den hat er früher auch schon gehabt. Der Unterschied des
elementarischen Leibes vor und nach dem übersinnlichen Beobachten ist nur der, daß der
elementarische Leib durch die Initiation gleichsam auferweckt wird. Während er früher
gleichsam geschlafen hat, ist er nachher auferweckt. Das ist eigentlich der treffendste
Ausdruck, den man für die Sache gebrauchen kann.“ (S. 76)

„Und wenn Sie den Begriff fassen: in deiner Seele ist etwas, was eine tätige Herrschaft
ausübt über den elementarischen Leib, so daß es ihn Stück für Stück auferweckt, dann haben
Sie eine konkrete richtige Vorstellung dessen, was man astralischen Leib nennt. Und leben
im astralischen Leibe, sich erleben im astralischen Leibe, heißt zunächst: sich erfühlen in
einer Art innerer Kraftwesenheit, welche imstande ist, nach und nach, Stück für Stück, den
schlafenden elementarischen Leib zum bewußten Leben zu erwecken. Es gibt also einen
Zustand, den man so bezeichnen kann: man erlebt sich jetzt außerhalb des physischen
Leibes, man erlebt sich aber nicht nur in dem elementarischen Leibe, sondern in dem
astralischen Leibe.“ (S. 79)

Sprache und Ätherleib


→ Hauptartikel: Alphabet
Im Insgesamt der Laute der verschiedenen menschlichen Sprachen, wie sie im spezifischen
Alphabet der verschiedenen Volkssprachen zum Ausdruck kommen, denen aber ein
gemeinsames Urbild, eine Ursprache zugrunde liegt, bildet sich die Form des Ätherleibs ab,
der heute noch eine deutliche volkstypische Prägung hat und sich erst künftig immer stärker
individualisieren wird:

„Wir sprechen nicht auf einmal alles dasjenige, was der Sprache zugrunde liegt. Wann
würden wir es denn sprechen, alles dasjenige, was der Sprache zugrunde liegt? Wir würden
es sprechen - so paradox das klingt, es ist so -, wenn wir einmal von a b c bis z alle möglichen
Laute hintereinander ertönen ließen. Stellen Sie sich das einmal vor. Stellen Sie sich vor, ein
Mensch würde beginnen mit dem a, b und so fort hintereinander, ohne abzusetzen
natürlich, nur mit dem entsprechenden Atemholen, bis zum z, ein Mensch würde das
hintereinander lautlich erklingen lassen. Alles dasjenige, was wir aussprechen, zeichnet in
die Luft hinein eine gewisse Form, die man nur nicht sieht, die man aber durchaus als
vorhanden voraussetzen muß, von der man sich sogar denken könnte, daß sie durch
wissenschaftliche Mittel ohne die menschliche Zeichnung fixiert würde.

Wenn wir ein Wort aussprechen: Baum, Sonne - immer führen wir eine ganz bestimmte
Luftform aus. Wenn wir das aussprechen von a bis z, würden wir eine sehr komplizierte
Luftform bilden. Fragen wir uns einmal, wenn wirklich ein Mensch das zustande brächte, was
da entstünde. Es müßte in einer gewissen Zeit geschehen - wir werden schon im Laufe der
Vorträge noch hören, warum -, so daß, wenn wir beim z angekommen sind, nicht schon das
erste vollständig wiederum auseinandergeflossen ist, daß also das a in seiner Form plastisch
noch bleibt, wenn wir beim z angekommen sind. Wenn wir tatsächlich vom a bis zum z
gehen könnten in der Lautformulierung, wenn wir dies so zuwege brächten, daß das a
stehenbleiben würde bis zum z, und das Ganze würde sich in der Luft abbilden, was wäre
denn das? Was wäre das für eine Form?

Das wäre die Form des menschlichen ätherischen Leibes. Der menschliche ätherische Leib
würde auf diese Weise zustande kommen. Der menschliche ätherische Leib stünde vor
Ihnen, wenn Sie einmal das ganze Alphabet - man müßte es erst richtigstellen, heute ist es
nicht ganz richtig so, wie es gewöhnlich aufgestellt wird, aber es kommt ja auf das Prinzip
jetzt an -, wenn Sie einmal lautlich das Alphabet von a angefangen bis zum z hinstellen
würden, der Mensch stünde vor Ihnen.

Was ist da eigentlich geschehen? Der Mensch als Ätherleib ist ja immer da. Sie tragen ihn
immer in sich. Was tun Sie also, indem Sie sprechen, das Alphabet aussprechen? Sie
versenken sich gewissermaßen in die Form Ihres Ätherleibes und teilen sie der Luft mit. Sie
bilden in der Luft ein Abbild Ihres Ätherleibes. Wenn wir ein einzelnes Wort sprechen, das
nicht alle Laute hat selbstverständlich, was geschieht dann? Stellen wir uns vor, der Mensch
steht vor uns. Da steht er als physischer Leib, als Ätherleib, Astralleib, Ich. Er spricht
irgendein Wort. Man sieht, er versenkt sich mit dem Bewußtsein in seinen Ätherleib. Ein
Stück dieses Ätherleibes bildet er in der Luft ab, so wie wenn Sie sich vor den physischen Leib
stellen würden und meinetwillen eine Hand abbilden würden, so daß die Hand in der Luft zu
sehen wäre. Nun, der Ätherleib hat nicht diese Formen, die der physische Leib hat, aber die
Formen des Ätherleibes bilden sich in der Luft ab. Wir schauen, wenn wir dies richtig
verstehen, gerade in die wunderbarste Metamorphose der menschlichen Gestalt, der
Entwickelung hinein. Denn, was ist dieser Ätherleib? Er ist dasjenige, was die Kräfte des
Wachstums, die Kräfte, die in Betracht kommen, um die Ernährung zu besorgen, aber auch
die Kräfte, die in Betracht kommen, um das Gedächtnis in die Wege zu leiten, was das alles
enthält. Das alles teilen wir der Luftgestaltung mit, indem wir sprechen. Das Innere des
Menschen, also insofern sich dieses Innere des Menschen im Ätherleib auslebt, das prägen
wir der Luft ein, indem wir sprechen. Wenn wir Laute zusammenstellen, entstehen Worte.
Wenn wir das zusammenstellen vom Anfang des Alphabets bis zum Schluß, entsteht ein sehr
kompliziertes Wort. Aber dieses Wort enthält alle Wortmöglichkeiten. Dieses Wort enthält
aber zu gleicher Zeit den Menschen in seiner ätherischen Wesenheit. Bevor aber ein
physischer Mensch auf der Erde war, war der ätherische Mensch da. Denn der ätherische
Mensch liegt dem physischen Menschen zugrunde. Was ist denn aber der ätherische
Mensch? Der ätherische Mensch ist das Wort, das das ganze Alphabet umfaßt.“ (Lit.:GA 279,
S. 46ff)

Der Ätherleib als Kräfteleib


„Wenn wir noch eine Eigenschaft des ätherischen Leibes hervorheben, so können wir sagen:
Dieser Ätherleib ist vor allen Dingen, indem er, den physischen Leib erfüllend, seine
Betätigung, sein rhythmisches Spiel hineinerstreckt in den physischen Leib, ein Kräfteleib. Er
ist ein Ausfluß von Kräften, ein Sich-Darstellen von Kräften. Und wir merken diese Kräfte an
Erscheinungen, die sich beim Menschen vollziehen im Verlaufe seines Lebens. Eine von der
äußeren Wissenschaft und äußeren Weltbetrachtung wenig ins Auge gefaßte, von uns aber
oft hervorgehobene Erscheinung des menschlichen Lebens ist das Sich-Aufrichten der
menschlichen Gestalt. Wir treten ja durch die Kindheit noch nicht mit der Fähigkeit in die
Welt, die für den Menschen wichtigste Position oder Lage anzunehmen, die aufrechte Lage.
Wir müssen sie uns erst erwerben. Dieses Erwerben, geht zwar vom Astralleib aus, aber der
Astralleib muß gleichsam seine In-die-Höhe-Streckkraft übertragen auf den Ätherleib, und
dieser arbeitet im Laufe der Zeit daran, die menschliche physische Gestalt senkrecht
aufwärtszurichten. Da sehen wir das lebendige Spiel des Astralleibes und Ätherleibes an der
Gestaltung des physischen Leibes. Nun ist das nur die auffälligste Erscheinung, dieses
Gestalten zu einer aufrechten, vertikalen Position hin. Jedesmal, wenn wir eine Hand
aufheben, rindet aber ein ähnlicher Vorgang statt. In unserem Ich können wir ja nur den
Gedanken dieser Handbewegung, dieses Handaufhebens haben, dieser Gedanke muß dann
zugleich wirken auf den Astralleib, und der Astralleib überträgt seine Tätigkeit - dasjenige,
was er als einen Impuls hat - auf den Ätherleib. Und was geschieht dann? Nehmen wir
einmal an, ein Mensch habe seine Hand in einer solchen, waagrechten Lage. Nun bildet er
sich die Vorstellung: Ich will die Hand etwas weiter oben, hier haben. - Diese Vorstellung, die
im Leben gefolgt ist von dem Erheben der Hand, geht über auf den Astralleib; darinnen
bildet sich ein Impuls, vom Astralleib auf den Ätherleib, und zwar geschieht im Ätherleib
jetzt, wenn die Hand so war, waagrecht, das Folgende: es wird der Ätherleib zunächst nach
hier heraufgezogen, und die Hand rückt nach. Die physische Hand folgt demjenigen, was im
Ätherleib zuerst als eine Kraftentwickelung geschieht. Die Hand folgt nach.

Den Gesamtvorgang werde ich morgen noch erklären, jetzt will ich nur darauf aufmerksam
machen, daß wir es bei jeder Bewegung, bei der Herstellung irgendeiner Bewegung mit einer
Kraftentfaltung zu tun haben, auf die eine Gleichgewichtslage folgt. Mit solcher
Kraftentfaltung und folgender Gleichgewichtslage haben wir es fortwährend im Leben
unseres Organismus zu tun. Natürlich hat der Mensch keine bewußte Erkenntnis von dem,
was da eigentlich in ihm vorgeht, aber was da vorgeht, das ist etwas so unendlich Weises,
etwas so unendlich Gescheites, daß die Ich-Gescheitheit des Menschen an diese Dinge auch
nicht im entferntesten heranreicht. Wir würden keine Hand bewegen können, wenn wir nur
auf unsere Gescheitheit, auf unsere Kenntnisse angewiesen wären, denn die feinen Kräfte,
die vom Astralleib aus im Ätherleib entwickelt werden müssen, die dann übergehen müssen
auf den physischen Leib, die entziehen sich ganz der gewöhnlichen menschlichen Erkenntnis.
Dennoch liegt eine millionenfach größere Weisheit darinnen, die da entfaltet wird, als wenn
ein Uhrmacher eine Uhr macht. Das bedenken wir gewöhnlich nicht, aber diese Weisheit
muß wirklich entfaltet werden. Sie muß entfaltet werden, und sie wird entfaltet dadurch,
daß wir allerdings mit unserem Ich uns selbst überlassen sind. In dem Augenblick aber, wo
das Ich seine Vorstellungsimpulse in den Astralleib hineinschickt, muß uns ein anderes
Wesen helfen. Wir können da allein gar nichts anfangen. Ein Wesen aus der Hierarchie der
Angeloi muß uns helfen; wir sind darauf angewiesen. Bei der geringsten Fingerbewegung
muß ein solches Wesen, das mit seiner Weisheit weit vorauseilt der menschlichen Weisheit,
uns helfen. Wir könnten nichts anderes tun als starr daliegen und vorstellen,
starrkrampfartig in der Welt sein, wenn uns nicht fortwährend die Wesen der höheren
Hierarchien in ihre Betätigungen aufnehmen würden.

Es gehört daher zu dem ersten Schritt der Initiation, sich eine Vorstellung, eine Kenntnis, die
sich ganz von selbst ergibt, davon zu erwerben, wie diese Kräfte auf die menschliche Natur
wirken.“ (Lit.:GA 275, S. 41f)

Die Asymmetrie des Ätherleibs

Der Weltenhumor auf der Statue des Menschheitsrepräsentanten.


Anhand der Gestalt des Weltenhumors, die sich ganz oben auf der von Rudolf Steiner
gemeinsam mit Edith Maryon geschaffenen Statue des Menschheitsrepräsentanten
befindet, erläuterte er die grundlegende Asymmetrie des Ätherleibs:

„Sie werden sehen, wie eine Asymmetrie, sobald Geistgestalten in Betracht kommen,
sogleich wirken muß. Das kommt im Physischen nur sehr eingeschränkt zum Ausdruck: unser
linkes Auge ist anders als unser rechtes und so weiter; mit Ohr und Nase ist es ebenso.
Sobald man aber ins Geistige hineinkommt, wirkt schon der Ätherleib ganz entschieden
asymmetrisch. Die linke Seite des Ätherleibes ist ganz anders als die rechte; das kommt
sofort heraus, wenn man Geistgestalten bilden will.“ (Lit.:GA 181, S. 316)

Der Ätherleib als Liebesleib


Die höchste Tugend des Ätherleibs ist die Liebe, weshalb ihn Rudolf Steiner auch als
Liebesleib bezeichnet (Lit.: GA 130, S. 174f).

"Erinnern wir uns nun, daß der Mensch auf der alten Sonne den Ätherkörper in der Anlage
bekommen hat, daß dieses Feurige, Lichtvolle, Glänzende der Sonne Anlage ist des
Ätherleibes. Darin ist nur eine andere Seite der Liebe gegeben, das, was die Liebe im Geiste
ist: Licht ist Liebe. Im Ätherkörper ist uns also die Liebe und die Liebessehnsucht gegeben,
und wir können den Ätherkörper mit Fug und Recht nennen den Liebesleib: Licht und Liebe."
(Lit.: GA 127, S. 187)

Durch die bewusste Arbeit des Ich wird der Ätherleib zu Buddhi, dem Lebensgeist,
verwandelt, in dem der Christus wirkt. Eine Vorstufe dazu ist die Verstandes- und
Gemütsseele, die durch die unbewusste Arbeit des Ich am Ätherleib entsteht.

Der Ätherleib als Bildner und Erhalter des physischen Leibes


Der Ätherleib ist der unmittelbare Bildner und Erhalter des physischen Leibes, der ohne
diese ätherische Bildekräftetätigkeit sehr bald dem Verfall anheimfallen würde, wie das nach
dem Tod geschieht, wo das Leben endgültig den physischen Körper verlässt. Allein durch
physikalische und chemische Prozesse ist das Leben - entgegen der in den
Naturwissenschaften verbreiteten reduktionistischen Annahme - nicht erklärbar.

„Sie werden niemals begreifen können, wie durch Summierung von mechanischen,
physikalischen und chemischen Vorgängen die Erscheinungen des Lebens erklärbar sein
sollen. Daß sich Lebendiges in Lebloses verwandle, ist durchaus begreiflich und durch die
tägliche Erfahrung bewiesen; daß sich Lebendiges aus Leblosem entwickle, widerstreitet aller
in das Wesen der Dinge dringenden Beobachtung. Die unorganischen Vorgänge sind im
organischen Körper in gesteigerter Form vorhanden, in einer Form, die ihnen innerhalb der
unorganischen Natur nicht zukommt. Sie können sich nicht selbst zu organischer Tätigkeit
steigern, sondern müssen, um dem Leben zu dienen, erst von einem Organismus
eingefangen, angeeignet werden.“ (Lit.:GA 30, S. 355)

Die Aufgabe, die unorganischen Vorgänge einzufangen, kommt dem Ätherleib zu.
Substanziell ist er der lichthaften Ätherwelt entnommen. Anders als der physische Leib ist
der Ätherleib kein starrer räumlich-stofflicher Körper, sondern ein dynamisch-funktioneller
kräftegetragener Zeitleib, der die zeitliche Entwicklung eines Lebewesens regelt. Wenn er
sich im Zuge des esoterischen Schulungswegs verändert, entwickelt der Geistesschüler nach
und nach ein ganz besonderes Zeitgefühl, indem der Ätherleib das Leben des äußeren Äthers
mitzuerleben beginnt.

Als Zeitleib, in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichermaßen präsent seien,
hatte schon Charles Howard Hinton den Ätherleib in seiner Schrift A New Era of Thought
(1888) beschrieben. Die Ätherleiber seien dabei nicht so voneinander getrennt, wie die
physischen Körper der irdischen Wesen, sondern alle unzerstörbar miteinander verbunden
und gemeinsam eingebettet in die in sich einige Ätherwelt. Der Zusammenhang zwischen
dem Ätherleib und dem äußeren Leben des Organismus würde sich dabei mehr dem inneren
emotionalen Erleben als der äußeren Anschauung eröffnen.

„Der Zusammenhang zwischen dem Ätherleib und dem Leben eines Organismus, wie wir ihn
kennen, wird eher im emotionalen Bereich als in der äußeren Beobachtung gefunden. Für
die ätherische Form bilden alle Teile gleichermaßen ein Ganzes; aber Teile dieser Form
korrespondieren mit der Zukunft des materiellen Wesens, andere mit dessen Vergangenheit.
Derart wäre die Sorge für die Zukunft und die Beachtung der Vergangenheit der Weg, auf
dem materielle Wesen die Einheit des Ätherleibs offenbaren, der ihre Vergangenheit, ihre
Gegenwart und ihre Zukunft ist.“

– Charles Howard Hinton: A New Era of Thought[5]


Sauerstoff und Ätherleib
Aus geisteswissenschaftlicher Sicht ist der Sauerstoff auf Erden der physische Träger der
Ätherkräfte:

„Der Sauerstoff ist derjenige Stoff, der etwas, das sich sonst nur als ein Ätherisches bilden
würde, ins Irdische hereinversetzt.“ (Lit.:GA 218, S. 71)
Der Sauerstoff hängt darum auch eng mit dem Ätherleib des Menschen zusammen:

„Sie werden sehen, daß in ebensolcher Weise, wie die physische Organisation mit dem
Kohlenstoff, die ätherische Organisation mit dem Sauerstoff, die astralische Organisation mit
dem Stickstoff, so die Ich-Organisation mit dem Wasserstoff zusammenhängt.“ (Lit.:GA 312,
S. 114)

Ätherleib und Fortpflanzung


„Wir Menschen leben nämlich, so wie wir auf der Erde leben, nur mit unserem physischen
Leib ein Leben, das mit der Erde zusammenhängt. Schon derjenige Leib, der aus Licht und
Ton und Leben gewoben ist, und der in diesem physischen Leib drinnensteckt, schon dieser
sogenannte ätherische Leib lebt nicht nur ein Erdenleben, sondern lebt das kosmische Leben
mit. Und wenn eine Menschenseele aus den geistigen Welten durch die Geburt ins Dasein
heruntersteigt, so richten sich schon vorher im außerirdischen Kosmos Kräfte zurecht,
welche den Ätherorganismus des Menschen zusammensetzen, so wie aus den physischen
Erdenkräften und physischen Erdenstoffen der physische Leib des Menschen
zusammengesetzt ist.

In den einfachsten Begriffen der Menschheit lebt eigentlich Hochmut und Übermut,
insbesondere in unserer materialistischen Zeit. In unserer materialistischen Zeit glauben ja
die Vorfahren auch, daß sie die Nachkommen ganz allein ins Dasein stellen. Und indem der
Materialismus sich ausbreitet, wird man immer mehr und mehr glauben, daß die Vorfahren
allein es sind, die die Nachkommen ins Dasein stellen. Anders ist es geistig gesehen. Die
Menschen hier auf der Erde geben nur die Veranlassung, daß das Geistige zu ihnen
herunterkommen kann. Das, was der Mensch als Vorfahre tun kann, das besteht einzig und
allein darinnen, daß er den Ort zubereitet, durch den sich ein Ätherleib, der aus den Weiten
des Kosmos in Kräften sich zubereitet, daß ein solcher Ätherorganismus sich auf die Erde
herabsenken kann. Dieser Ätherorganismus ist ein ebenso organisiertes Wesen, wie es der
physische Organismus des Menschen ist. Den physischen Organismus des Menschen, wir
sehen ihn mit dem Haupte, mit den Armen, mit den Händen, mit dem Rumpfe, mit alle dem,
was er dem Anatomen, dem Physiologen darbietet. Für die Geistesschau ist durchglüht,
durchleuchtet, wie wir wissen, dieser physische Organismus von dem Ätherorganismus. Der
physische Organismus atmet die Luft ein, atmet die Luft aus. Der Ätherorganismus atmet
Licht aus, und dieses Licht gibt er uns. Und indem er Licht ausatmet und uns das Licht zuteilt,
leben wir durch sein Licht. Und er atmet Licht ein. Wie wir Luft ein- und ausatmen, so atmet
unser Ätherleib Licht aus und ein. Und indem er Licht einatmet, verarbeitet er das Licht in
sich, wie wir die Luft in uns physisch verarbeiten. Lesen Sie das nach in meinen
Mysteriendramen, wo an einer bestimmten Stelle gerade dieses Geheimnis der ätherischen
Welt dramatisch entwickelt ist. Der Ätherleib atmet Licht ein, verarbeitet das Licht in sich zur
Dunkelheit, und in diese Dunkelheit kann er als seine Nahrung den Weltenton aufnehmen,
der in der Sphärenharmonie lebt, und kann aufnehmen die Lebensimpulse. Wie wir die
physische Nahrung aufnehmen, so atmet ein und aus das ätherische Wesen, das in uns lebt,
Licht. Wie wir die Luft in uns als Sauerstoff verarbeiten und zu Kohlensäure machen, so
verarbeitet der Ätherleib das Licht und durchzieht es mit Dunkelheit, wodurch es in Farben
erscheint und der Ätherleib uns, für den hellsichtigen Blick, in wogenden Farben erscheint.
Aber während der Ätherleib das Licht für die Dunkelheit zubereitet und dadurch innere
Atmungsarbeit für sich verrichtet, lebt er, indem er den Weltenton aufnimmt, den
Weltenton in das Weltenleben verarbeitet. Das aber, was wir so als unseren Ätherleib
aufnehmen, das kommt zu uns herunter zu gewissen Zeiten aus den Weiten des Kosmos.

Es ist heute noch nicht möglich, hinzuweisen auf die Umstände, wie der menschliche
Ätherleib auf den Bahnen des Lichtes herunterzieht, wenn diese Bahnen des Lichtes durch
die Sternkonstellation in einer gewissen Weise gelenkt werden. Damit das einmal gesagt
werden könne, müssen die Menschen sich noch auf eine höhere Stufe der Moral erheben.
Denn heute noch würde gerade dieses Mysterium von dem Hereinziehen der menschlichen
Ätherleiber auf Lichtes- und Sphärenharmonie-Tonbahnen von den Menschen, wenn sie es
kennten, in der furchtbarsten Weise mißbraucht werden. Denn in diesem Mysterium steckt
alles, was, wenn die Menschen mit niederen Trieben es sich aneignen wollten, den
Vorfahren unumschränkte Macht über die ganze Nachkommenschaft geben würde. Sie
werden es daher glauben, daß dieses Mysterium, wie auf Lichtesbahnen und auf den Bahnen
der Töne aus der Sphärenharmonie die Ätherleiber zu den Menschen, die sich verkörpern,
kommen, daß dieses Mysterium noch längere Zeit eben ein Mysterium wird bleiben müssen.
Nur unter ganz bestimmten Bedingungen kann man gerade von diesem Mysterium etwas
wissen; denn bei Nichterfüllung dieser Bedingungen würden die Menschen sich, wie gesagt,
als Vorfahren eine Macht über die Nachkommenschaft aneignen, die unerhört wäre,
wodurch die Nachkommenschaft gänzlich ihrer freien Selbständigkeit, Persönlichkeit und
Individualität beraubt werden könnte, und der Wille der Vorfahren dieser
Nachkommenschaft aufgedrängt werden könnte. Weisheitsvoll ist dies für die Menschheit in
die Unbewußtheit gehüllt, und gedeiht durch den Willen der weisheitsvollen Weltenlenkung
in der Unbewußtheit ganz gut.“ (Lit.:GA 171, S. 206ff)

Die Bildung des Ätherleibs beim Herabstieg zur irdischen Inkarnation


Wenn der Mensch zu seiner irdischen Inkarnation herabsteigt, zieht er sich zunächst aus
dem ganzen Kosmos seinen Ätherleib zusammen.

Wandtafelzeichnung: Die Bildung des Ätherleibs aus dem Kosmos.


"Das ist außerordentlich bedeutsam, daß, wenn wir so aus der allgemeinen Ätherwelt beim
Herunterstieg in die irdische Welt die Ätherkräfte heranziehen, wir in unseren Ätherleib eine
Art Abbild des Kosmos mitnehmen. Wenn wir den Ätherleib des Menschen in dem Momente
herausnehmen könnten, wo der Mensch sich mit dem physischen Leib verbindet, so würden
wir, viel schöner als das jemals mechanisch geformt worden ist, eine Sphäre haben mit den
Sternen, mit dem Tierkreis, mit Sonne und Mond.

Diese Konfigurationen des Ätherleibes bleiben noch vorhanden, wenn der Mensch mit
seinem physischen Leib während der Embryonalzeit immer mehr und mehr
zusammenwächst. Sie blassen nur etwas ab, aber sie bleiben vorhanden. Und sie bleiben
auch vorhanden bis in das siebente Lebensjahr hinein, bis zum Zahnwechsel. Da ist durchaus
im kindlichen Ätherleib noch immer diese Weltensphäre zu erkennen. Mit dem siebenten
Jahre, mit dem Zahnwechsel, beginnen die Gebilde, die man da drinnen schaut in dem
Ätherleib, gewissermaßen strahlig zu werden, während sie vorher mehr sternig waren. Ich
zeichne das schematisch für die Zeit von dem siebenten bis ungefähr zum vierzehnten Jahr,
vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife (siehe Zeichnung, rote Strahlen). Wie gesagt, es
verblaßt während der Embryonalzeit schon und dann immer mehr, aber es ist noch deutlich
vorhanden. Vom Zahnwechsel ab jedoch beginnt es ganz zu verblassen, dafür aber Strahliges
nach innen zu senden (rot). Ich möchte sagen: die Sterne lösen sich auf im menschlichen
Ätherleib, sie werden zu Strahlen, die die Tendenz haben, da im Inneren
zusammenzukommen.

Das alles geschieht langsam und allmählich während des ganzen Lebensabschnittes vom
Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife. Bei der Geschlechtsreife ist es dann so weit, daß,
indem diese Strahlen hier zusammengewachsen sind, sie innerlich eine Art eigenes Gebilde,
ein ätherisches Gebilde formen (rot). Man möchte sagen: Dasjenige, was die Umfangssterne
waren, das strahlt zuerst nach innen; dann hört es später auf, da werden diese Sterne
vollständig blaß. Es bleibt natürlich immer etwas vorhanden, aber es wird ganz blaß. Es
werden auch diese Strahlen blaß. Dagegen wird das, was sich in der Mitte gewissermaßen
zusammengeballt hat, besonders lebendig. Und in dem, was sich da in der Mitte
zusammengeballt hat, in dem hängt in der Zeit, in der auch die Geschlechtsreife eintritt, das
physische Herz darinnen. Das ist also an der Stelle des menschlichen Organismus, wo das
physische Herz darinnenhängt mit den Adern (blau) [...]

Sie dürfen nicht glauben, daß der Mensch etwa nicht vorher auch ein Ätherherz hätte; das
hat er schon; aber das bekommt er auf eine andere Art als das, was dann Ätherherz wird.
Denn in der Tat wird das, was sich da von der Geschlechtsreife an zusammengeballt hat, das
Ätherherz. Bis dahin hat er, wie gesagt, auch ein Ätherherz, aber das hat er bekommen als
Erbschaft, das hat er bekommen durch die Kräfte, welche im Embryo drinnen sind. Wenn der
Mensch nämlich seinen Ätherleib hat, und sich mit seinem Ätherleib nach dem physischen
Organismus hin begibt, so wird auch eine Art Ätherherz, ein stellvertretendes Ätherherz
gewissermaßen, durch die Kräfte des physischen Leibes zusammengezogen. Dieses
Ätherherz aber, das der Mensch in seinem Kindheitsalter hat, das - es ist der Ausdruck etwas
unschön für die Gewohnheiten, die wir haben, aber es trifft ganz genau das, um was es sich
handelt -, das verfault nach und nach, und an seine Stelle setzt sich, gleichsam immerfort
ersetzend das, was da ätherisch faulend herausfällt, jenes Ätherherz, welches eine
Zusammenballung der ganzen Weltensphäre ist, das wirklich ein Bild des Kosmos ist, und das
wir uns als ein ätherisches Gebilde mitbringen, wenn wir durch Konzeption und Geburt ins
irdische Dasein schreiten.

Man kann also wirklich eine deutliche Veränderung des ganzen ätherischen Leibesgebildes
verfolgen, das der Mensch während der Zeit von der Geburt oder schon von der Konzeption
an bis zu der Geschlechtsreife in sich trägt. Man möchte sagen: Mit der Geschlechtsreife
eigentlich erst ist des Menschen eigenes, aus seinem ätherischen Leibe herausgebildetes,
nicht durch äußere Kräfte provisorisch gebildetes Ätherherz vorhanden." (Lit.: GA 212, S.
114ff)

Die Bedeutung der Mondenkräfte für die Bildung des Ätherleibs


„Der Mensch war natürlich ein ganz anderes Wesen, als er auf einer Erde stand und sich
entwickelte, die den Mond noch im Leibe hatte. Die Erde ist um dasjenige, was der Mond ist,
verarmt, als dieser Mond von der Erde herausgegangen war, und der Mensch wird mit den
anderen Kräften, seither eben mit den bloßen Erdenkräften, nicht mehr mit den Erden- und
Mondenkräften, nach unten hin von der Erde gestaltet, festgehalten. Dasjenige dagegen,
was, als der Mond noch in der Erde war, auf den Menschen von innen heraus aus der Erde
wirkte, das wirkt, nachdem der Mond außen ist, von außen herein, vom Monde herein auf
den Menschen. So daß man sagen kann: Die Mondenkräfte durchstrahlten einmal den
Menschen, indem sie zuerst auf seine Gliedmaßen, auf Füße und Beine auftrafen und dann
ihn von unten nach oben durchströmten. Seit dem Herausgang des Mondes aus der Erde
wirken die Mondenkräfte umgekehrt, vom Haupte des Menschen nach unten. Damit haben
diese Mondenkräfte aber eine ganz andere Aufgabe für den Menschen erhalten, als sie
früher hatten.

Tafel 11 (S. 140)


Wodurch kommt denn diese Aufgabe nun zum Vorschein? Diese Aufgabe kommt dadurch
zum Vorschein, daß der Mensch ja ganz bestimmte Erlebnisse hat, wenn er aus dem
vorirdischen Dasein heruntersteigt zum irdischen Dasein. Wenn der Mensch die Zeit
zwischen dem Tode und einer neuen Geburt durchgemacht hat, wenn er in bezug auf
Seelisch-Geistiges alles absolviert hat, was zu absolvieren ist zwischen dem Tode und einer
neuen Geburt, da schickt sich der Mensch an zum Heruntersteigen zur Erde, zum
Sichverbinden mit dem, was ihm von Vater und Mutter an Physisch-Körperlichem übergeben
wird. Aber ehe er von seinem Ich und von seinem astralischen Leibe aus die Möglichkeit
finden kann, sich mit dem physischen Leibe zu verbinden, muß er sich mit einem Ätherleib
umkleiden, den er aus der Umgebung des Kosmos heranzieht. Dieser Vorgang hat sich
gründlich verändert seit der Zeit, da der Mond von der Erde ausgetreten ist. Als der Mensch
vor dem Mondenausgange, nachdem er das Leben zwischen dem Tode und einer neuen
Geburt absolviert hatte, sich der Erde wieder näherte, da brauchte er Kräfte, durch die er
den Äther, der ja in alle Welt zerstreut ist, um sich herum, um sein Ich und seinen
astralischen Leib anordnen konnte in Form eines Ätherleibes. Diese Kräfte hat er bekommen
beim Herannahen an das irdische Dasein von dem in der Erde befindlichen Monde heraus.
Seit der Mond sich abgespalten hat, bekommt der Mensch diese Kräfte, die er braucht, um
seinen Ätherleib zu bilden, von außerhalb der Erde, eben von dem von der Erde
abgespaltenen Monde, so daß der Mensch unmittelbar vor seinem Eintritte in das irdische
Leben an dasjenige appellieren muß, was in den Mondenkräften liegt, also an etwas
Kosmisches, um seinen Ätherleib zu bilden.

Dieser Ätherleib muß nun so gebildet werden, daß er gewissermaßen eine äußere und eine
innere Seite hat. Stellen wir uns ganz schematisch diesen Ätherleib vor, wie er gebildet wird.
Er hat eine Außenseite, und er hat eine Innenseite. Also wir können uns vorstellen, daß der
Mensch seinen Ätherleib nach der Außen- und nach der Innenseite bildet.

Tafel 11 (S. 141)


Wenn der Mensch das Äußere dieses Ätherleibes formt, so braucht er die Kräfte des Lichtes,
denn der Ätherleib wird neben anderem Substantiellen vorzugsweise aus dem flutenden
Lichte des Kosmos gebildet. Aber Sonnenlicht ist dafür nicht brauchbar. Sonnenlicht kann
nicht Kräfte liefern, welche den Menschen befähigen können, seinen Ätherleib zu formen.
Dazu ist notwendig das von der Sonne nach dem Monde scheinende und von dem Monde
wiederum zurückstrahlende Licht, das dadurch wesentlich verändert ist. Aber all das Licht,
das uns vom Monde zukommt, das überhaupt vom Monde aus hinausstrahlt in den Kosmos,
das enthält die Kräfte, durch welche der Mensch beim Heruntersteigen imstande wird, die
äußere Seite seines Ätherleibes zu bilden. Dagegen alles das, was geistig vom Monde
ausstrahlt, wenn Neumond ist, das strahlt die Kräfte in den Kosmos, die der Mensch braucht,
um die Innenseite seines Ätherleibes zu bilden. So daß es also mit diesem Rhythmus
zwischen äußerer Lichterscheinung des Mondes und Dunkelwerden des Mondes
zusammenhängt, daß der Mensch Außenseite und Innenseite seines Ätherleibes bilden
kann.“ (Lit.:GA 233a, S. 139ff)

Die Entwicklung des Ätherleibs während des Erdenlebens


Während der ersten Kindheitsjahre ist der Ätherleib weitestgehend mit der Bildung des
physischen Leibes beschäftigt, wobei er seine Kräfte noch sehr wesentlich aus der
umgebenden Äthersphäre schöpft. Erst mit dem Zahnwechsel um das 7. Lebensjahr, wenn
die grundsätzliche Ausgestaltung des physischen Leibes auf erster Stufe abgeschlossen ist, ist
der Ätherleib soweit in sich konsolidiert und individualisiert, dass er als relativ selbstständige
Wesenheit geboren wird. Ein Teil seiner Ätherkräfte wird von nun an nicht mehr für die
unmittelbare Ausgestaltung des physischen Leibes benötigt und ist jetzt für die seelische
Bildung verfügbar (Schulreife). Dadurch erfährt etwa das Gedächtnis seine ganz besondere
Ausbildung, denn im freigewordene Teil des Ätherleibes ist der eigentliche Sitz des
Gedächtnisses, wie er überhaupt der Träger aller tiefergehenden Lebensgewohnheiten, und
so auch der menschlichen Temperamente ist.

Mit der Geschlechtsreife um das 14. Lebensjahr, wenn der menschliche Astral- oder
Seelenleib seine Eigenständigkeit erlangt, werden weitere Teile des Ätherleibes frei und
bilden nun die Grundlage des intellektuellen Denkens. Denn ihrem innersten Wesen nach
sind diese Ätherkräfte die lebendig bildenden Gedankenformen, die die ganze lebendige
Natur gestalten und ihre lebendigen Gesetzmässigkeiten bestimmen. Durch unseren
Intellekt erleben wir diese Gedankenkräfte allerdings nicht unmittelbar, sondern nur als tote,
kraftlose, unwirkliche Spiegelbilder, die uns durch das physische Werkzeug des Gehirns
zurückgeworfen werden. Das ist gerade dadurch möglich, dass unser Nervenzentrum der am
wenigsten lebendige Teil unseres physischen Leibes ist. Das Gehirn, wenn es einmal in seiner
Grundstruktur ausgebildet ist, saugt eben dadurch die Ätherkräfte am allerwenigsten auf,
sondern wirft sie als seelische Spiegelbilder zurück.

Der Preis dafür, dass der Mensch mit dem Intellekt begabt wurde, ist aber, dass er dadurch
den Tod viel stärker in sein Wesen aufgenommen hat als jedes andere Erdenwesen. Das
zeigt sich schon an der, verglichen mit den Tieren, viel geringeren Regenerationsfähigkeit des
menschlichen Leibes. Besonders deutlich zeigt sich das an den niedern Tieren: Ein
Regenwurm etwa kann verlorengegangene Ringsegmente weitgehend regenerieren, und
selbst ein Frosch kann ein abgetrenntes Beinchen noch rudimentär nachwachsen lassen. In
der wuchernden und sprossenden Pflanzenwelt gehen überhaupt noch all die Kräfte, die
beim Menschen für den Intellekt abgezogen werden, in der lebendigen Wachstumstätigkeit
auf.

Ähnlich dem physischen Leib ist der Ätherleib ein in sich gegliederter Organismus. Jedem
physischen Organ ist ein entsprechendes Ätherorgan zugeordnet, das dieses gestaltet und
erhält. So kann man von einem Äthergehirn, einem Ätherherzen, einer ätherischen Lunge
usw. sprechen. Der Ätherleib zeigt auch geschlechtsspezifische Unterschiede, wobei einem
männlichen physischen Leib ein weiblicher Ätherleib entspricht und umgekehrt. Wirklich
kennenlernen kann man ihn nur durch übersinnliche Anschauung:

"Wer den Ätherleib aus eigener Anschauung kennenlernen will, der muß imstande sein, bei
voller Aufrechterhaltung des gewöhnlichen Bewußtseins sich selbst durch eigene
Willensstärke den physischen Leib abzusuggerieren. Dann aber ist der Raum für ihn trotzdem
nicht leer; vor sich hat er dann den Ätherleib, der in einer rötlich-bläulichen Lichtform, wie
ein Schemen, aber glänzend, leuchtend, etwas dunkler als junge Pfirsichblüten, erscheint.
Diesen Ätherleib können wir niemals sehen, wenn wir uns einen Kristall absuggerieren, wohl
aber bei der Pflanze und beim Tier, denn dieser Teil ist es ja, der die Ernährung, das
Wachstum und die Fortpflanzung bewirkt." (Lit.: GA 95, S. 15ff)
Der menschliche Ätherleib als Kompendium der Formkräfte des Tierreichs
Der Ätherleib enthält in sich, zusammengedrängt und zusammengehalten durch die
Formkräfte des physischen Leibes, all die Bildekräfte, die draußen in der Natur im ganzen
ausgebreiteten Tierreich gestalten wirken. Das würde sich zeigen, wenn man den Ätherleib
vom physischen Leib abtrennen könnte; dann würden die Formen des Tierreichs gleichsam
herausspringen:

„Und wie würden denn diese Teile, die da herausspringen aus uns, wenn wir den physischen
Leib abtrennen könnten, aussehen? Ja, sehen Sie, so sonderbar das den heutigen gescheiten
Menschen klingt, wahr ist es doch: Diese Teile des Ätherleibes würden Formen annehmen
und sie würden ungefähr das ausgebreitete Tierreich sein, das heißt, alle die möglichen
Formen des Tierreiches würden zum Vorschein kommen. Es würde wirklich so sein, daß ein
gewisser Teil Ihres Ätherleibes - der des Kopfes - sich vogelähnlich gestalten würde, ein
gewisser Teil des Ätherleibes, zum Beispiel aus der in der Nähe des Kehlkopfes befindlichen
Partie, würde eine sehr schöne, fast engelhafte Tiergestalt sein und so weiter. Also wir
tragen im Grunde genommen das ganze Tierreich in unserem Ätherleibe in uns. Das ist
durchaus wahr. Unser Ätherleib ist das ausgebreitete Tierreich, das zusammengedrängt,
zusammengehalten wird durch die Elastizität des physischen Leibes. Als die Entwickelung
noch auf anderen Stufen war, in früheren Urzeiten, war ja überhaupt die ganze menschliche
Gestalt verteilt in die vielen Tiere. Wenn man das bedenkt, dann versteht man erst
dasjenige, was in grobklotziger Weise heute als Darwinismus angesehen wird. Die
Menschheit hatte sich gleichsam vorbereitet, indem sie dasjenige, was sie später nur als
Ätherleib ausbilden soll, auseinandergebildet hat, wie in dem Fächer des heutigen Tierreichs,
das dazumal etwas anders ausgesehen hat als das heutige, veränderte Tierreich. Das heutige
Tierreich ist nicht mehr dasjenige, von dem die Menschheit abstammen könnte, sondern ein
ganz anderes Tierreich. Aber die Kräfte, die in diesem Tierreiche ausgebreitet sind, sind
gewissermaßen extrahiert worden und sind heute noch in unserem Ätherleibe vorhanden.“
(Lit.:GA 167, S. 165ff)

Die Auflösung des Ätherleibs nach dem Tod


Während des Erdenlebens wird die Form des Ätherleibs durch den physischen Leib
zusammengehalten und deckt sich weitgehend mit diesem, besonders im Bereich des
oberen Menschen. Wenn mit dem Tod der physische Leib abfällt, beginnt sich der Ätherleib
auszudehnen und wird in einem Zeitraum von etwa 3 bis 4 Tagen dem Weltenäther
einverwoben. In dieser kurzen Zeit erlebt der Mensch einen Rückblick auf sein vergangenes
Erdenleben in Form eines umfassenden Lebenspanoramas. Nur ein kleiner, bereits
vergeistigter Extrakt des Ätherleibs steigt dann mit dem Ich weiter auf in die geistige Welt.

„Während der Verbindung des Menschen mit seinem physischen Leibe tritt die äußere Welt
in Abbildern ins Bewußtsein; nach der Ablegung dieses Leibes wird wahrnehmbar, was der
Astralleib erlebt, wenn er durch keine physischen Sinnesorgane mit dieser Außenwelt
verbunden ist. Neue Erlebnisse hat er zunächst nicht Die Verbindung mit dem Ätherleibe
hindert ihn daran, etwas Neues zu erleben. Was er aber besitzt, das ist die Erinnerung an das
vergangene Leben. Diese läßt der noch vorhandene Ätherleib als ein umfassendes,
lebensvolles Gemälde erscheinen. Das ist das erste Erlebnis des Menschen nach dem Tode.
Er nimmt das Leben zwischen Geburt und Tod als eine vor ihm ausgebreitete Reihe von
Bildern wahr.“ (Lit.:GA 13, S. 95)

„Aber man kann nicht lange den Ätherleib an sich behalten nach dem Tode, denn dieser
Äther leib hängt ja eigentlich zusammen mit dem ganzen Kosmos; er will sich immer in den
Kosmos ausbreiten. Wenn wir im Leben für einen Augenblick unseren physischen Leib
verlieren würden, würde sogleich der Ätherleib wie durch eine elastische Kraft die Tendenz
bekommen, sich in den ganzen Kosmos aufzulösen. Und nur durch den physischen Leib, in
dem dieser Ätherleib immer drinnenbleibt, wird er während des Lebens zusammengehalten.
Hat man nicht mehr die zusammenbindende Kraft des physischen Leibes, dann beginnt der
Ätherleib sich auszubreiten und er wird nach einigen Tagen durch seine große Ausbreitung
nicht mehr für uns da sein. Sie wissen ja, wenn Sie einen kleinen Wassertropfen nehmen,
dann ist er da; wenn Sie ihn erwärmen, so breitet er sich nach allen Seiten aus und er ist
nicht mehr da. Sie können ihn nicht mehr sehen. So breitet sich der Ätherleib nach dem Tode
aus und er ist nach wenigen Tagen eben nicht mehr da.

Die Initiationsweisheit zeigt, daß dieses nur wenige Tage dauert, weil man durch die
Initiationsweisheit dazu kommt, gewissermaßen künstlich im Erdenleben den Ätherleib zu
benutzen. Er bleibt dann im physischen Leib drinnen, aber man benutzt ihn, indem man auf
den physischen Leib keine Rücksicht nimmt und dann hat man auch den Rückblick auf sein
Erdenleben. Man hat dann aber auch, indem man den Rückblick auf sein Erdenleben hat, in
diesem Ätherleib zugleich eine Spiegelung des ganzen Weltenalls erglänzen. Es ist der ganze
Sternenhimmel zugleich im Ätherleib drinnen. Sie können den Ätherleib abgesondert von
diesem physischen Leib gar nicht schauen, ohne daß der Ätherleib Ihnen überall die
Sternenwelt, die Planeten und die Fixsterne zeigt. Und diese Planeten und diese Fixsterne
nehmen zuletzt den Ätherleib auf. Und da ist es so, daß die Initiationswissenschaft, die
Initiationsweisheit eben höchstens drei bis vier Tage lang die Bilder festhalten kann, die sie
auf diese Weise im Ätherleib hat; dann verschwinden sie, und man muß vorher, wenn man
überhaupt einen Zusammenhang damit behalten will, in seinen physischen Leib
zurückkehren, damit der Ätherleib zusammengehalten wird. So schwindet einem also auch
dieser Ätherleib wenige Tage nach dem Tode dahin. Aber man gliedert sich selbst dadurch
immer mehr und mehr in die Sternenwelt ein.“ (Lit.:GA 218, S. 160f)

chnung elementarischer Leib für den aus den vier Elementen aufgebauten physische Leib;
den Ätherleib nennt er Archäus.
"Insbesondere ist es dann nützlich für den Menschen, der auf den ersten Schritten zur
Initiation ist, den besonderen Unterschied oder, man könnte auch sagen, die Beziehung
zwischen dem Sich-Erfühlen, dem Sich-Erleben in dem elementarischen oder ätherischen
Leibe und in dem physischen Leibe kennenzulernen." (Lit.: GA 138, S. 32ff)
Goethe-HA Bd. 13, S 55
Zu beachten ist dabei, dass der hier gemeinte Weltenäther nichts mit dem längst überholten
Konzept eines hypothetisch angenommenen physikalischen Äthers zu tun hat.
„The correspondences between the aethereal body and the life of an organism such as we
know, is rather to be found in the emotional region than in the one of outward observation.
To the aethereal form, all parts of it are equally one; but part of this form corresponds to the
future of the material being, part of it to his past. Thus, care for the future and regard for the
past would be the way in which the material being would exhibit the unity of the aethereal
body, which is both his past, his present, and his future.“ [1]
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Elfen
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Tanzende Elfen, Gemälde von August Malmström, 1866

Die Elfenkönigin Titania findet am Strand den Zauberring, Gemälde von Johann Heinrich
Füssli, 1804/1805
Elfen, auch Elben oder Alben genannt (altnord. álfr, ahd. alb, altengl. ælf, dänisch elve,
abgeleitet vermutlich von der indogermanischen Wortwurzel *albh, „glänzen, weiß sein“; die
kymrische (walisische) Bezeichnung ist Ellyll, „der [ganz] Andere“, irisch Ailill[1]), sind
Elementarwesen, die aus der nordischen Mythologie bekannt sind. Ihre Könige sind
Engelwesen aus der Dritten Hierarchie, die in den Veden als Devas bezeichnet werden.

Lichtalben und Schwarzalben


In der Snorra-Edda wird je nach moralischer Qualität zwischen Lichtalben und Schwarzalben
unterschieden:

„Da ist ein Ort, der Álfheim heißt. Da haust das Volk, das man Lichtalben nennt. Aber die
Schwarzalben wohnen unten in der Erde und sind ungleich von Angesicht und noch viel
ungleicher in ihren Verrichtungen. Die Lichtalben sind schöner als die Sonne von Angesicht;
aber die Schwarzalben schwärzer als Pech.[2]“

– Gylfaginning Kap. 17.


"Vorher war der Mensch selbst ein Elementarwesen. Nicht alles Physische am Menschen ist
bestimmt, erlöst zu werden. Es bleibt vom Menschen eine Schlacke zurück. Diese Schlacke,
die da zurückbleibt, ist im Menschen fortwährend vorhanden, daher steht er unter dem
Einfluß der astralischen Elementarwesen; das dazugehörige Elementarwesen hängt ihm an.
Der Mensch ist daher in fortwährender Verbindung mit dem, was ein hemmender Feind, ein
Störenfried seiner Entwicklung ist. Die Wesenheiten, die sich dem Menschen anhängen,
nannte man in der deutschen Mythologie die Alben. Sie treten in einer unbestimmten
Gestalt auf im sogenannten Alptraum. Diese Träume äußern sich etwa so, daß man glaubt,
ein Wesen setzt sich einem auf die Brust. Wenn man astral sehend wird, sieht man zuerst
diese Wesen (The Dweller on the Threshold in Bulwers «Zanoni»). Es ist die Widerspiegelung
der astralen Bekanntschaft des Menschen mit seinem Alb, ein Sich-Wehren des Menschen
gegen seinen Feind. Das Wesen ist die Projektion eines astralen Wesens in uns selbst. Es ist
der [kleine] Hüter der Schwelle. Der Mensch, der die Furcht vor dem inneren Feinde nicht
überwinden kann, der kehrt gewöhnlich um beim Tor der Initiation.

Auf dem höheren Gebiet des astralen Planes ist es [das Bild] der Sphinx, die in den Abgrund
gestürzt werden muß, ehe man weiterschreiten kann. Der Mensch, der sich entwickeln muß,
geht diesem Augenblick entgegen. Aber nicht jeder Mensch muß diese Entwicklungsstufe in
gleicher Weise durchmachen. Es ist möglich, daß er wie mit verbundenen Augen
hindurchgeführt wird. Dadurch, daß wir unsere moralische Natur entwickeln, können wir
überwinden. Wenn man die moralische Natur vorher höherbringen kann, ehe man in der
Astralwelt sehend wird, wird die Erscheinung des Hüters der Schwelle weniger furchtbar.

In der atlantischen Rasse sind es hauptsächlich die Turanier, die sich der schwarzen Magie
ergaben und in ausgiebigstem Maße mit der Elementarwelt bekannt geworden sind." (Lit.:
GA 089, S. 134)

"Unser heutiger Atmungsprozeß ist entsprungen einem Prozeß, der als Überbleibsel im
Alpdruck vorhanden ist, in ihm sein letztes Erbstück hat, einem Prozeß, wo der Mensch nicht
so viel Sauerstoff brauchte. Als der Mensch noch dem Pflanzenzustande näher war, hatte er
eine andere Bewußtseinsform, war untergetaucht in das alte dämmerhafte Bewußtsein.
Dann tauchte er daraus auf, und beim Übergang, als der Mensch abwechselnd da und dort in
seinem Bewußtsein war, erlebte der alteuropäische Mensch alles dasjenige, was in allem
Alben- und Elfenwesen uns entgegentritt. So blicken wir in einer natürlichen Weise zurück in
uralte Zustände. Wir haben im Alpdrücken den heutigen äußeren Zustand von etwas, was
geistig war, und was nichts anderes darstellt, als den Überrest des alten hellseherischen
Bewußtseins, des Bilderbewußtseins, das Mythen und Sagen schafft." (Lit.: GA 057, S. 414)

Siehe auch
Kategorie:Elfen - Artikel in der deutschen Wikipedia
Elfen - Artikel in der deutschen Wikipedia
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Dämonen
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(Weitergeleitet von Dämon)
Dämonen (von griech. δαίμων daímōn, Plural: daimones) im engeren und eigentlichen Sinn
sind Elementarwesen, die den menschlichen Astralleib bewohnen. Für eine ausführlichere
Besprechung siehe → Phantome, Spektren, Dämonen, Geister.

„Diese dämonischen Wesenheiten sind von ganz besonders ungünstigem Einfluß auf unsere
menschliche Entwickelung. Sie durchschwirren den geistigen Raum und halten die Menschen
ab, ihre persönliche Anschauung zu entwickeln. Man denke, wieviel in mancher Kaffeestube,
am Biertisch gesündigt wird in dieser Richtung! Da werden fortwährend Kräfte
mitgenommen zur Dämonenbildung. Diese schleichen sich ein in die menschliche Seele. Man
frage sich, wieviel bei dieser oder jener Gerichtsverhandlung vorkommt, wie die Menschen
zeugen! Sie sind überzeugt, leisten im Grunde genommen keinen falschen Eid, weil sie
überzeugt sind. Man hat einmal ein Ereignis verabredet, das programmäßig verlaufen ist.
Dreißig Menschen sollten das beschreiben. Zwei hatten den Vorgang richtig beschrieben; alle
anderen achtundzwanzig hatten aber Dinge dazu geschrieben, die nicht geschehen waren.
So kommen allerlei Einflüsse von dämonischen Wesen, die auf diese Weise gebildet werden.
Es gibt für den Menschen kein anderes Mittel als die Erkenntnis dieser Tatsachen; zu wissen,
was er tut, um ihn zu befreien von den Einflüssen dieser schädlichen geistigen Wesenheiten.
Überall da, wo Gelegenheit ist, daß diese Wesenheiten ihre verheerenden Einflüsse ausüben,
sind sie da. Im Gerichtssaal kann der okkulte Beobachter das sehen. Die Wesenheiten wirken
immer in der Richtung, wie sie entstanden sind. Solche Wesenheiten, die entstanden sind
durch schlechte Gesetze, wirken wieder so, daß sie die Menschen zu schlechten Gesetzen
verleiten.“ (Lit.:GA 98, S. 105ff)

Im weiteren Sinn werden oft auch gefallene Engel zu den Dämonen gezählt, so etwa die von
Agrippa von Nettesheim genannten «vier Fürsten des bösen Geistes, in den Elementen
verderblich»[1] Samael, Azazel, Azael und Mehazael oder der Sonnendämon Sorat.

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Metalle
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Edelmetalle)
Dieser Artikel behandelt die Metalle aus anthroposophischer Sicht. Für eine
Betrachtung vom Standpunkt der Chemie siehe → Metalle (Chemie).
Metalle (von griech. μέταλλον metallon) sind Stoffe, die sich durch ihre hohe elektrische und
thermische Leitfähigkeit, gute plastische Verformbarkeit (Duktilität) und den
charakteristischen metallischen Glanz und die damit verbundene Lichtundurchlässigkeit
(außer in ganz dünnen Schichten) auszeichnen. Sie unterscheiden sich dadurch von den
Nichtmetallen und Halbleitern. Mehr als 80% aller chemischen Elemente sind Metalle.
Leichtmetalle wie Magnesium oder Aluminium haben eine Dichte unter 5,0 g/cm³.[1]
Metalle mit größerer Dichte gelten als Schwermetalle. Nach ihrer chemischen Reaktivität
werden Edelmetalle (z.B. Gold, Silber, Platin, Palladium, ...), Halbedelmetalle (z.B. Kupfer)
und unedle Metalle (Alkalimetalle, Eisen, Blei, ...) unterschieden.

→ Hauptartikel: Legierung
Legierungen (von lat. ligare, „binden, vereinen“) sind makroskopisch homogen erscheinende
metallische Werkstoffe, die aus zwei oder mehr chemischen Elementen gebildet werden.
Schon seit dem Altertum bekannte Legierung sind die aus Kupfer und Zinn bestehende
Bronze und das aus Kuper und Zink gefertigte Messing. Stahl ist eine Legierung von Eisen und
maximal 2% Kohlenstoff, die sich im Gegensatz zum Gusseisen, das einen höheren
Kohlenstoffgehalt hat, aufgrund seiner höheren Elastizität gut durch Walzen oder Schmieden
bearbeiten lässt.

Die sieben Planetenmetalle


Aus okkulter Sicht kommt den Sieben Planetenmetallen, mit denen sich auch die
Alchemisten intensiv beschäftigt haben, eine ganz besondere Bedeutung zu. Die
nachfolgende Tabelle entspricht der okkulten Reihenfolge der Planeten nach dem
geozentrischen System:

Planet Metall Wochentag Organ Baum Chakra Hierarchie Erzengel Symbol


Unicode
Mond Silber Montag Gehirn, ReproduktionKirscheWurzelchakra (4-blättrig) Engel
GabrielLetztes Viertel U+263E ☾
Merkur Quecksilber Mittwoch Lunge Ulme Sakralchakra (6-blättrig)
Erzengel Raphael Merkur U+263F ☿
Venus Kupfer Freitag Nieren Birke Nabelchakra (10-blättrig) Urengel Anael
Venus U+2640 ♀
Sonne Gold Sonntag Herz Esche Herzchakra (12-blättrig) Elohim Michael
Sonne U+2609 ☉
Mars Eisen Dienstag Galle, Kehlkopf Eiche Halschakra (16-blättrig)
Dynameis SamaelMars U+2642 ♂
Jupiter Zinn Donnerstag Leber Ahorn Stirnchakra (2-blättrig) Kyriotetes
Zachariel Jupiter U+2643 ♃
Saturn Blei Samstag Milz Buche, Tanne, Zypresse Scheitelchakra (1000-
blättrig) ThroneOriphiel Saturn U+2644 ♄
Die sieben Planetenmetallen haben urbildhaften Charakter. Aus geistiger Sicht lassen sich
alle anderen Metalle mehr oder weniger als Modifikationen bzw. Kombinationen dieser
sieben archetypischen Metallitäten begreifen. Die Alchemisten gingen noch weiter und
sahen das Quecksilber, den Mercurius, allerdings weniger als materielle Substanz, sondern
als ätherisch-geistiges Prinzip, als den Urgrund aller Metalle an. In allen Metallen ist nach
ihrer Ansicht der Mercurius in einer ganz spezifischen Weise tätig und in dem man in
geeigneter Weise in diesen Prozess eingreift, können alle Metalle ineinander und letzlich in
Gold transmutiert werden. Dass den Alchemisten derartige Transmutationen tatsächlich
gelungen sind, wird allerdings heute wissenschaftlich stark angezweifelt und das auf diesem
Gebiet viele Betrügereien vorgekommen sind, steht außer Frage. Alexander von Bernus, der
große Alchemist des 20. Jahrhunderts geht allerdings davon aus, dass einzelnen Alchemisten
tatsächlich die Umwandlung unedler Metalle zu Gold gelungen sei und das sie auch alle
analytischen Mittel zur Hand gehabt hätten, echtes von falschem Gold zu unterscheiden:

„Eine spätere Zeit - und sie liegt vielleicht nicht einmal allzu ferne - wird zu einem anderen
Urteil kommen. Tatsächlich liegen einwandfrei beglaubigte Zeugnisse von Transmutationen
aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert vor, und überdies braucht man gar nicht einmal so
weit zurückgreifen; es finden solche auch noch heute vereinzelt statt, so wie sie früher
stattgefunden haben.“ (Lit.: Bernus 1994)

Die sieben Planetenmetalle entsprechen den ungemischten reinen Planetenwirkungen. Alle


anderen Metalle entstehen durch das Zusammenwirken verschiedener Planetenkräfte (Lit.:
GA 312, S. 131f).

„Alle unsere jetzigen Metalle sind erst allmählich so geworden, wie sie jetzt sind. Gold,
Silber, Platin und so weiter verhalten sich alle so: Wenn man sie erhitzt, so werden sie zuerst
warm, dann flüssig, dann gasförmig. So waren einstmals alle Metalle in der gasförmigen
Erde. Gold hat sich auch erst verdichtet mit der Erde, es war einstmals ganz ätherisches
Gold. Wenn wir zurückgehen zu der Zeit, als die Erde noch mit der Sonne vereinigt war, da
gab es da drinnen noch kein festes Gold. Die Teile des weißen Sonnenäthers sind flüssig und
dann fest geworden. Das sind die Goldadern, die jetzt in der Erde sind. Gold ist verdichtetes
Sonnenlicht, Silber aber ist verdichtetes Mondenlicht. Alle mineralischen Stoffe haben sich
allmählich verdichtet. Wenn die Menschen nun sich immer mehr vergeistigen werden, dann
wird das Quecksilber (Merkur) fest werden. So wie das Wasser jetzt, so bildeten einstmals
auch das Gold und das Silber Tropfen. Es hängt mit dem ganzen Prozeß der
Erdenentwickelung zusammen, daß das Merkur jetzt noch flüssig ist. Es wird fest werden,
wenn der Götterbote Merkur seine Aufgabe erfüllt haben wird. Vom Merkur ist damals, in
der Mitte der atlantischen Wurzelrasse, in ätherischer Form das Quecksilber geholt worden.
Hätten wir nicht das Quecksilber, so hätten wir nicht das Christus-Prinzip. In den Tropfen des
Quecksilbers hat man das zu sehen, was in der Mitte der atlantischen Zeit der Erde
einverleibt wurde.

Als das Marsprinzip (Kama-Manas) der Erde einverleibt wurde, da wurde vom Mars das Eisen
auf die Erde heruntergeholt. Das Eisen stammt vom Mars. Es war zuerst in astraler Form
vorhanden und hat sich dann verdichtet. Wenn wir die Erde zurückverfolgen bis zu jenem
Zeitpunkte, so finden wir immer weniger warmblütige Tiere. Erst in der Mitte der
lemurischen Zeit tritt zugleich mit dem Marsimpuls das warme Blut auf. Eisen kam damals
ins Blut hinein. Eisen ist das, was in allen okkulten Schriften mit dem Mars
zusammengebracht wird, Quecksilber mit Buddhi-Merkur. Gewisse Leute haben das von den
Adepten gelernt. Die Erde wird deshalb aufgefaßt als Mars und Merkur. Alles was nicht vom
Mars und vom Merkur stammt, ist vom Monde herübergekommen.

Die Wochentage sind ein Abbild der planetarischen Entwickelung.“ (Lit.:GA 93a, S. 207f)

Metalle als verdichtete Formen des dritten Elementarreichs


Auf dem alten Mond gab es die Metalle noch nicht in ihrer heutigen Gestalt. Sie strömten
damals als fließend bewegliche farbige Formen im 3. Elementarreich und verdichteten sich
erst während der Erdentwicklung zu den heutigen Metallen.

"Eine solche Welt, wo alle Wesen in strahlenden Farben leben, nennt man das erste
Elementarreich. Wenn die Materie dieser Wesen etwas dichter wird, ins Rupische
hinuntersteigt, fangen sie an, durch Töne sich bemerkbar zu machen: Das ist das zweite
Elementarreich. Die Wesen, die darin leben, sind sehr beweglich. Im dritten Elementarreich
kommt zu dem übrigen die Gestalt hinzu. Die Innenfarbe ist gestaltet. Leidenschaft zeigt sich
in Blitzform, erhabene Gedanken in Pflanzenform. In höheren Gebieten sind es Funken und
Scheine, hier sind es Formen von einfarbiger und tönender Welt.

Alle unsere Wesen sind durch drei Elementarreiche gegangen. Gold, Kupfer und so weiter
sind jetzt ins Mineralreich übergegangen. Gold sah in der Mondrunde nicht so aus wie jetzt,
sondern wie ein nach verschiedenen Seiten strahlender Stern, durch den man durchgreifen
konnte. Durch einen ähnlichen Prozeß wird Wasser, wenn es zu Schnee gefriert, zu einem
kleinen Kristall. Die Metalle sind die verdichteten Formen des dritten Elementarreiches.
Deshalb ist Metall nicht innerlich gleichförmig, sondern innerlich gestaltet (Chladnische
Klangfiguren). Nach Linien und Figuren ist das ganze Mineralreich belebt, und im dritten
Elementarreich wird es gefärbt. Dadurch, daß die Formen erstarren, wird Oberfläche, und
nun entsteht die Farbe an der Oberfläche.

Wir haben also:

Elementarreich der strahlenden Farben


Elementarreich der freien Töne
Elementarreich der farbigen Formen
Mineralreich der farbigen Körper.
Die physische Welt enthält alle drei Elementarreiche wie geronnen in sich. Der Ton hängt mit
dem Innern eines Wesens viel mehr zusammen als die Farbe, letztere ist mehr Oberfläche.
Noch innerlicher hängen die strahlenden Farben zusammen." (Lit.: GA 291a, S. 188f)

Der kosmische Ursprung der Metalle


Die Metalle haben sich im Zuge einer langen Entwicklung durch alle unserer jetzigen Erde
vorangegangenen planetarischen Entwicklungsstufen aus dem Kosmos heraus gebildet und
erst allmählich aus dem ätherischen Zustand zum physischen verdichtet:

"Die Metalle, wie sie in der Erde heute sind, kamen aus dem Kosmos in Luftesform und
wurden nach und nach flüssig erst während des Mondendaseins. Sie kamen in Luftesform,
als die Erde in ihrem alten Sonnenzustande war, erlangten die flüssige Form hinein eben
während der Erdenzeit." (Lit.: GA 232, S. 169)

Noch heute tragen die Metalle ein reiches Gedächtnis an diese Entwicklung in sich:

"Wenn wir dieses Metallische in der Erde mit den gewöhnlichen Sinnen betrachten, so sagt
es ja zunächst nichts anderes, als daß es von dieser oder jener Art der Erde spricht. Wenn wir
aber in die Erde eindringen mit dem geistig geschärften Blick, der uns das Menschlich-
Übersinnliche kündet, dann wird etwas ganz Besonderes aus alledem, was als Metallisches
im Innern der Erde ist. Dann beginnt alles Kupferige, alles Silberige, alles Goldige innerhalb
der Erde eine mannigfaltige geheimnisreiche Sprache zu sprechen. Dann tritt uns für die
übersinnliche Betrachtung etwas entgegen, was uns als Menschen, der auf der Erde wandelt,
so recht verwandt macht mit dem ganzen lebendig-seelischen Wesen der Erde selber. Die
Metallerze sagen uns etwas, sie werden für uns zu kosmischen Erinnerungen, es führt uns
das Metallische der Erde zu den Erinnerungen der Erde selber. Und in diesem Augenblick, wo
wir die Erinnerungen der Erde zu unseren eigenen machen, haben wir um uns herum die
Wesenheiten der zweiten Hierarchie, die Kyriotetes, Dynamis, Exusiai. Wir schauen da, wie
diesen Wesenheiten der zweiten Hierarchie aufgetragen ist von der höheren geistigen
Weltenordnung, alles das in der Erde zu bewirken, was durch die Impulse der Metalladern
kommt." (Lit.: GA 231, S. 138ff)

Erst indem die Metalle auf Erden in den mineralischen Zustand übergingen, konnte der
Erdenplanet das Sonnenlicht zurückspiegeln und wurde auch als äußerlicher Planet sichtbar.

"Indem die pflanzliche Erde mineralisch wurde, erwarb sie durch die Metalle eine neue
Eigenschaft: das Licht* widerzuspiegeln. Ein Gestirn wird am Himmel erst sichtbar, wenn es
mineralisch geworden ist. Es gibt also im Universum viele andere Welten, die unser
physisches Auge nicht wahrnehmen kann und die allein von Hellsehern wahrgenommen
werden können. Die Erde ist ebenso mineralisch geworden wie der physische Körper des
Menschen." (Lit.: GA 094, S. 29)

Dadurch erst konnte der Mensch den festen Erdboden betreten und hier sein Ich und seine
Freiheit entwickeln.

"Die Erde hat ihren Ursprung im Geistigen. Das ergibt eine wirkliche Anschauung. Und ich
glaube, es ist auch eine schöne Idee, sich sagen zu können: Dringst du ins Innere der Erde,
läßt du dir von den harten Metallen erzählen, an was sie sich erinnern, so werden sie dir
erzählen: Wir waren einstmals so ins Weite hinausgedehnt, daß wir überhaupt nicht
physische Substanzen waren, sondern im Geiste verschwebende, wesende, im Weltenall
webende Farbigkeit. - Und so ist die Erinnerung der Metalle der Erde das, was auf den
Zustand zurückgeht, wo ein jegliches Metall eine kosmische Farbe war, die die andere
durchdrang; wo der Kosmos im wesentlichen eine Art innerer Regenbogen, eine Art
Spektrum war, das dann sich differenziert hat und erst zum Physischen geworden ist.

Und da ist es, wo der bloße, ich möchte sagen, theoretisch mitgeteilte Eindruck, den man
von der Metallität der Erde bekommt, übergeht in den moralischen Eindruck. Denn ein jedes
Metall sagt einem zugleich: Ich stamme aus den Raumesweiten und Erdenfernen. Ich
stamme aus dem Himmelsbereiche, und ich bin hier in das Innere der Erde
zusammengezogen, hineingezaubert. Aber ich warte meiner Erlösung. Denn wieder werde
ich einstmals mit meiner Wesenheit das Weltenall erfüllen. - Und wenn man so die Sprache
der Metalle kennenlernt, dann erzählt eben das Gold von der Sonne, das Blei von dem
Saturn, das Kupfer von der Venus, und dann sagen einem diese Metalle: Wie wir einstmals
gereicht haben, das Kupfer bis zur Venus, das Blei bis zum Saturn, so sind wir heute hier
verzaubert und werden wiederum da hinausreichen, wenn die Erde ihre Aufgabe erfüllt, daß
nun der Mensch gerade dasjenige auf der Erde erreiche, was er nur auf der Erde erreichen
konnte. Denn deshalb gingen wir in diese Verzauberung ein, damit der Mensch auf Erden ein
freies Wesen werden konnte. Ist die Freiheit dem Menschen erkauft, dann kann auch unsere
Entzauberung wiederum beginnen.

Und diese Entzauberung ist schon lange im Grunde eingeleitet. Man muß sie nur verstehen.
Man muß verstehen, wie die Erde in die Zukunft hinein sich weiter entwickeln wird, wieder
mit dem Menschen." (Lit.: GA 232, S. 87f)

Tatsächlich sind die irdischen Metalle heute bereits in einem Zustand, mit dem die stoffliche
Auflösung, die Entwerdung der Erde eingeleitet wird:

"Wir haben in den Metallen dasjenige, wodurch die Erde am meisten - wenn ich mich jetzt
des Ausdrucks bedienen darf, der schon lange in der deutschen Sprache nicht mehr
vorkommt, aber der einer Realität entspricht – ent-wird, entwerden. Und die Metalle
tendieren nicht dazu, etwa immer mehr und mehr sich zu konservieren oder zu
konsolidieren im Erdenbereich, sondern sie tendieren dazu, zu zersplittern,
herauszusplittern. Also sie sind eigentlich dasjenige, was das Entwerden der Erde darstellt,
und deshalb entwickeln sie auch eine für die äußere Beobachtung verborgene,
ausstrahlende Wirkung. Sie haben überall die strahlende Wirkung. Das zu beobachten ist
nun von einer ganz besonderen Bedeutung überall, wo man zu der Interpretation der Natur,
insofern sie Heilmittel gibt, ins Metallische hineinkommt." (Lit.: GA 313, S. 139)

Dieser stoffliche Auflösungsprozess zeigt sich insbesondere auch im Phänomen der


Radioaktivität, das ganz besonders bei den am meisten der Schwere verfallenen Metallen
sehr häufig auftritt.

Metalle und Bewusstsein


Konzentriert man sich auf die Metallkräfte und wie sie im menschlichen Organismus wirken,
so lernt man dadurch verschiedene Grade und Arten des Bewusstseins kenne. In der Welt
fein verteiltes Gold wirkt auf das Herz und erhält das wache Tagesbewusstsein. Konzentriert
man sich auf das Eisen, so bildet sich ein Bewusstseinszentrum in der Kehlkopfpartie und
dem geistigen Blick eröffnet sich die Astralwelt, in der auch die Gruppenseelen der Tiere zu
finden sind; kosmisch entspricht das dem Bereich bis zur Marssphäre. Das Zinn–Bewusstsein
zentriert sich in der in der Augengegend und ermöglicht den Aufstieg in den Kosmos bis hin
zum Jupiter. Durch das Blei wird das Bewusstsein im Bereich der Schädeldecke erweckt, das
bis zum Saturn reicht. Hat man allerdings seine geistigen Kräfte noch nicht genügend
gestärkt, wird das Bewusstsein immer mehr herabgedämpft, je höher man über das
"goldene" Herzbewusstsein hinaufsteigt. Während diese drei letzteren
Bewusstseinszustände, die den obersonnigen Planeten entsprechen, den Menschen aus sich
herausführen, füllt die Metallität des Kupfers den Menschen mit einem „zweiten Menschen“
unterhalb der Herzgegend, der aber abgetrennt und herausgelöst werden kann und mit dem
man mit der Welt der Toten auf dem Astralplan in Verbindung treten kann:

"Wir können lernen, indem wir an das metallische Gold uns so erinnern, wie es ist, auf seine
Farbe uns konzentrieren, auf seine Härte, auf seine ganze Substantialität uns konzentrieren
und dann diese erlebte innere Erfahrung machen, daß das Gold mit unserem Herzen zu tun
hat. Dann können wir es dahin bringen, daß wir durch andere Konzentration, durch
Konzentration zum Beispiel auf das Eisen und seine Eigenschaften, darauf kommen, wie das
Eisen wirkt. Das Gold wirkt unendlich harmonisierend, ausgleichend auf den inneren
Menschen. Er kommt in ein inneres Gleichgewicht durch die Wirkung des Goldes.
Konzentrieren wir uns scharf auf das Eisen, nachdem wir es gut kennengelernt haben,
vergessen wir das ganze Weltenall, konzentrieren wir uns bloß auf das Eisen, so daß wir
gewissermaßen selber in unserem Seelenleben ganz im Eisen aufgehen, Eisen werden, uns
als Eisen erleben, dann fühlen wir, wie wenn unser Bewußtsein aus dem Herzen
heraufstiege. Wir fühlen uns noch ganz klar, aber wir fühlen, wie das Bewußtsein aus dem
Herzen heraufsteigt und bis zum Halse, zum Kehlkopf dringt. Hat man nun genügend
Übungen gemacht, dann schadet aber das nichts. Hat man noch nicht genügend Übungen
gemacht, dann kommt eben die leise Ohnmacht. Man lernt diese leise Ohnmacht beim
Aufsteigen des Bewußtseins entweder dadurch kennen, daß man wirklich in eine leise
Ohnmacht fällt, oder man lernt es dadurch kennen, daß man innere Aktivität, starke Kraft
des Bewußtseins entwickelt hat. Dann versetzt man sich nach und nach hinein in dieses
Aufsteigen des Bewußtseins, und man kommt an jene Welt heran, auch durch eine solche
Methode, wie ich sie eben beschrieben habe, an die Welt, von der ich gestern gesprochen
habe, wo man die Tiere mit ihren Gattungsseelen sieht. Jetzt ist man aber in der Astralwelt
drinnen dadurch, daß man sich auf die Metallität des Eisens konzentriert hat.

Datei:Metallbewusstsein.gif Geht man auf die Form der Metalle, kommt man zu den
Götterwesen. Geht man auf die Metallität, auf die Substantialität, dann kommt man in die
astralischen Welten hinein, in die astralische, in die Seelenwelt. Man fühlt das Bewußtsein
hier am Hals heraufsteigend (siehe Zeichnung), kommt in eine andere Sphäre des
Bewußtseins hinein, weiß, daß man das der Konzentration auf das Eisen verdankt, hat das
Gefühl, man ist jetzt gar nicht mehr derselbe Mensch wie früher. Wenn man vollbewußt,
exakt bewußt in diesen Zustand hineinkommt, hat man das Gefühl, man ist nicht mehr
derselbe Mensch wie früher, man ist ätherisch geworden. Man ist aus sich heraus
aufgestiegen, ätherisch geworden. Die Erde geht weg, interessiert einen nicht mehr. Aber
man erhebt sich in die planetarische Sphäre, die sozusagen jetzt der Wohnplatz von einem
ist. So kommt man immer mehr und mehr aus sich heraus, in das Weltenall hinein. Der Weg
vom Gold zum Eisen ist der Weg ins Weltenall hinaus.

Man kann weitergehen. Man kann sich jetzt ebenso, wie ich es für Gold und Eisen
beschrieben habe, zum Beispiel auf Zinn konzentrieren, ein anderes Metall, wiederum auf
die Metallität, auf die Farbe, die es hat, die Konsistenz und so weiter, so daß man mit seinem
Bewußtsein ganz Zinn wird. Man fühlt, daß das Bewußtsein noch weiter heraufsteigt. Man
fühlt, wenn man unvorbereitet, ohne die nötigen Übungen, als Mensch das durchmacht,
wird man sehr stark ohnmächtig, es ist nur noch ein Funke des Bewußtseins da. Und hat man
die Übungen durchgemacht, so hält man sich in dieser Ohnmacht drinnen und fühlt im
Gegenteil, wie man noch weiter aus seinem Leibe herausschlüpft. Nun schlüpft man weiter
heraus. Man fühlt, aufgestiegen ist bis zur Augengegend das Bewußtsein (siehe Zeichnung).
Man fühlt sich in den Weiten des Weltenalls draußen. Man fühlt sich noch aber in den
Sternen drinnen. Die Erde fängt aber an, als ein ferner Stern sichtbar zu werden. Und man
denkt: Da unten hast du deinen Leib gelassen auf der Erde, du bist jetzt heraufgekommen in
den Kosmos, erlebst das Sternenleben mit...

Noch weiter im Weltenall draußen lebt das Zinnbewußtsein (Zeichnung: orange). Es ist gar
nicht wahr, daß Sie allein hier auf Erden leben. Sie leben auf Erden dadurch, daß Sie ein Herz
haben. Das hält Ihnen das Bewußtsein auf der Erde zusammen. Dasjenige, was im Kehlkopf
sitzt (Eisen: rot), das lebt draußen im Weltenall. Und noch weiter draußen lebt dasjenige,
was über den Augen im Kopfe sitzt (Zinn). Eisen reicht hinauf bis zum Mars. Das Zinn reicht
hinauf bis zum Jupiter. Durch das Gold nur sind Sie auf Erden. Sie sind immer im Weltenall;
nur das Herzbewußtsein deckt Ihnen das zu.

Tritt die Konzentration nun ein für Blei oder für ein ähnliches Metall, wiederum für die
Substantialität, für die Metallität, dann gehen Sie ganz aus sich heraus. Dann wird Ihnen ganz
klar: Da drunten auf der Erde ruht dein physischer, ruht auch dein Ätherleib. Das ist etwas
Fremdes. Das ist da unten. Das geht mich jetzt so wenig an wie der Stein, der auf dem Felsen
ruht. - Das Bewußtsein ist herausgestiegen aus Ihnen, hier (aus dem oberen Teil des Kopfes:
rot). Im Weltenall ist immer eine geringe Dosierung von Blei vorhanden. Dieses Bewußtsein
da oben, das ist weit hinausreichend. Und mit dem, was da noch in der Schädeldecke mit
diesem Bewußtsein beim Menschen immer vorhanden ist, damit ist er immer in einer
vollständigen Ohnmacht.

Denken Sie an die Illusionen, in denen der Mensch da lebt. Er glaubt, wenn er so an seinem
Schreibtisch sitzt, Konten oder Feuilletons schreibt, da denkt er mit seinem Kopfe. Es ist aber
gar nicht wahr. Der Kopf ist gar nicht auf der Erde. Er ist nur in seiner äußerlichen
Offenbarung auf der Erde. Der Kopf reicht vom Hals in das Weltenall hinaus. Das Weltenall
offenbart sich bloß im Kopfe. Dasjenige, was macht auf Erden, daß Sie ein Erdenwesen sind
zwischen Geburt und Tod, das ist das Herz. Und wenn einer gute oder schlechte Feuilletons
schreibt, Konten, die den anderen übervorteilen oder nicht übervorteilen, so kommt das
alles aus dem Herzen. Die besten Gedanken, die Sie haben können, das kommt alles aus dem
Herzen. Es ist nur eine Illusion, daß der Mensch mit seinem Kopf auf Erden lebt. Er lebt nicht
mit seinem Kopf auf Erden. Der Kopf ist eigentlich fortwährend ohnmächtig. Daher kann er
auch in einer so außerordentlichen Weise gerade schmerzvoll werden, wie andere Organe
nicht schmerzvoll werden. Ich werde das noch weiter ausführen. So daß, wenn wir daran
denken, dahinterzukommen, wie wir sind, uns eigentlich fortwährend geistwärts droht, daß
der Kopf ins Weltenall hinaus zersplittert wird, daß das ganze Bewußtsein nach oben
auseinandergeht, ins Mächtig-Ohnmächtige zerfällt. Das alles wird durch das Herz
zusammengehalten.

In einer ganz anderen Richtung bewegen wir uns geistig, wenn wir auf gewisse andere Arten
der Metallität unsere Konzentration richten. Geradeso wie wir das tun können mit Eisen,
Zinn, Blei, können wir es zum Beispiel auch vollbringen mit dem Kupfer. Wir können uns auf
die Metallität des Kupfers konzentrieren, gewissermaßen aufgehen in dem Kupfer, ganz
Kupfer werden im Seelenleben, in der Farbe, in der Konsistenz, in jenes eigentümliche
oberflächlich Gerilltsein des Kupfers aufgehen, kurz, in alledem, was man seelisch an der
Metallität des Kupfers erleben kann. Dann bekommt man nicht das Gefühl eines Überganges
in Ohnmacht, sondern etwas Gegenteiliges tritt ein. Man bekommt das Gefühl, man wird
innerlich mit etwas ausgefüllt. Man wird innerlich sich mehr fühlbar, als man sonst ist. Man
hat förmlich das Gefühl, dieses Kupfer, über das man konzentriert denkt, das erfüllt einen
von oben bis nach unten, bis in die Fingerspitzen, überall hin, bis in die Haut hinein. Es erfüllt
einen. Es füllt einen mit etwas aus. Und dasjenige, womit es einen ausfüllt, das fühlt man
von da ausstrahlend (siehe Zeichnung, rosa). Es strahlt dann von diesem Mittelpunkt, der
unterhalb des Herzens liegt, in den ganzen Körper hinein. Man fühlt so einen zweiten Körper
in sich, einen zweiten Menschen. Man fühlt sich innerlich gepreßt. Ein leiser Schmerz
beginnt, der sich steigert. Man fühlt alles innerlich gepreßt.

Aber wiederum mit dem Initiatengefühl durchdringt man das alles, und man fühlt eben
einen zweiten Menschen auf diese Weise im Menschen. Und es wird bedeutsam, wenn man
gerade mit dem Initiatengefühl nun so erleben kann, daß man sich sagen kann: Mit deinem
gewöhnlichen Menschen, den du bekommen hast durch Geburt und Erziehung, mit dem du
in der Welt herumgehst, mit dem du schaust durch deine Augen in die Welt, mit dem du
hörst, mit dem du fühlst die Dinge, mit diesem Menschen gehst du herum; aber dadurch,
daß du trainiert bist, daß du Übungen gemacht hast, dadurch bringst du auch diesen
Menschen, diesen zweiten Menschen, der dich jetzt auspreßt, dazu, wahrnehmen zu
können. - Er wird zwar ein eigentümlicher Mensch, dieser zweite Mensch. Er hat nicht so
abgesonderte Augen und Ohren, er ist gleichsam ganz Auge und Ohr; aber er ist wie ein
Sinnesorgan. Er nimmt fein wahr. Und er nimmt eben Dinge wahr, die wir sonst nicht
wahrnehmen. Die Welt wird plötzlich bereichert. Und man kann dann wie eine Schlange, die
beim Häuten ihre Haut abstößt, für eine gewisse Zeit, die gar nicht lange zu sein braucht, die
nach Sekunden dauern mag - man erlebt schon in Sekunden dann sehr viel -, mit diesem
zweiten Menschen, der sich da einem, ich möchte sagen, als der Kupfermensch ausgebildet
hat, herausgehen aus dem Leibe und sich frei in der Welt geistig bewegen. Er ist trennbar,
wenn das auch alles Schmerz macht, wenn der Schmerz sich auch steigert, er ist trennbar
vom Leibe.

Man kann herauskommen. Man kann jetzt, wenn man herauskommt, noch mehr erleben, als
wenn man drinnen stecken bleibt. Man kann vor allen Dingen, wenn man es dazu gebracht
hat, dieses Herausgehen zu ermöglichen, jemandem, der gestorben ist, in diejenige Welt
folgen, in die er nach ein paar Tagen eintritt. Also jemand ist durch die Pforte des Todes
gegangen, und alle die Beziehungen, die man als irdischer Mensch zu diesem Menschen
gehabt hat, hören auf. Er wird verbrannt oder begraben. Er ist auf der Erde nicht mehr da.
Wenn man mit diesem zweiten Menschen, den ich eben beschrieben habe, aus dem Leibe
herausgeht, so kann man der Seele, die durch die Pforte des Todes gegangen ist, weiter
nachfolgen. Man bleibt mit dieser Seele zusammen. Und man erlebt dann, wie diese Seele in
den ersten Jahren und Jahrzehnten, nachdem sie durch die Pforte des Todes gegangen ist,
das Leben wieder rückwärts durchmacht. Es wird das eine Wahrheit. Man kann das
beobachten. Man kann mit dem Toten weiterhin gehen. Man sieht, das, was er in den Tagen
vor seinem Sterben hier auf Erden erlebt hat, das erlebt er zurück, das Letzte zuerst, das
Vorletzte als zweites und so weiter. Er lebt alles zurück. Bis zu dem Zeitpunkte seiner Geburt
lebt er sich zurück in einem Drittel der Lebenszeit. Wenn einer sechzig Jahre alt geworden
ist, lebt er ungefähr zwanzig Jahre zurück, das ganze Leben rückwärts durchlaufend. Da kann
man ihm folgen. Und das Eigentümliche ist, da lernt man vieles vom Menschen so kennen,
wie es eben unmittelbar nach dem Tode ist. Der Mensch lebt nicht nur die Dinge so zurück,
wie er sie hier auf Erden erfahren hat. Verzeihen Sie, wenn ich ein derbes Beispiel nehme.
Nehmen wir an, Sie haben drei Jahre vor Ihrem Tode jemandem eine Ohrfeige gegeben - ich
will ein derbes Beispiel nehmen. Da haben Sie Zorn gehabt über ihn. Der Zorn ist
übergesprudelt. Ich weiß ja selbstverständlich, daß keiner, der hier sitzt, das tun würde, aber
ich will eben ein derbes Beispiel wählen. Also nehmen wir an, Sie haben einen Zorn gehabt,
der Zorn ist übergesprudelt, Sie haben einem anderen seelisch, physisch Schmerz gemacht.
Sie haben Ihre Befriedigung gehabt. Sie waren zufrieden. Sie haben ihn gestraft für das, was
er Ihnen angetan hat.

Jetzt, wenn Sie zurückgehen und bei diesem Ereignis ankommen - nach einem Jahre
kommen Sie bei diesem Ereignis an -, da erleben Sie nicht das, was Sie erlebt haben als Ihren
Zorn, sondern was er als Seelenleid, als Körperleid erlebt hat. Sie leben sich ganz in ihn
hinein. Sie bekommen dann die Ohrfeige im Seelischen. Sie haben den körperlichen Schmerz
richtig nachzufühlen. Und so für alle Ereignisse. Sie erleben die Ereignisse so, wie sie die
anderen erlebt haben. In alldem kann man dem Menschen folgen." (Lit.: GA 243, S. 57ff)

Metalle sprechen die geistige Sprache der Toten und erzählen von der Vergangenheit des
Planetensystems
"Denn die Metalle schauen nicht nur die Umgebung des Kosmos, sondern sie sprechen: sie
sprechen auf geistige Weise, aber sie erzählen, sie sprechen. Und sie sprechen in der Art,
daß diese Sprache, die sie sprechen, ganz ähnlich ist derjenigen, die man noch auf einem
anderen Gebiete als Eindruck empfängt.

Sehen Sie, wenn man dahin gelangt, eine seelische Verbindung herzustellen mit Menschen,
die in der Entwickelung sind zwischen dem Tode und einer neuen Geburt - ich habe es ja
schon öfter hier ausgesprochen -, dann braucht man dazu eine besondere Sprache. Die
Aussagen der Spiritisten sind ja kindisch auf diesem Gebiete; sie sind kindisch aus dem
Grunde, weil die Toten nicht die Sprache der irdischen Menschen sprechen. Die Spiritisten
geben sich der Meinung hin, daß der Tote so rede, daß man das aufschreiben kann, wie
wenn man von einem auf der Erde lebenden Zeitgenossen einen Brief bekommt. Es ist zwar
meistens schwülstiger, was da bei den spiritistischen Sitzungen herauskommt, aber
manchmal schreiben ja auch auf Erden lebende Zeitgenossen solche schwülstige Dinge. So
ist es eben nicht. Es ist erst notwendig, sich sozusagen ganz in jene Sprache hineinzufinden,
die der Tote spricht, die gar keine Ähnlichkeit hat mit irgendeiner der Erdensprachen, die
einen allerdings vokalisch-konsonantischen Charakter hat, aber nicht ähnlich ist der
Erdensprache. Aber dieselbe Sprache, die nur mit dem Geistgehör wahrgenommen werden
kann, dieselbe Sprache sprechen die Metalle im Innern der Erde. Und dieselbe Sprache,
durch die man sich den Seelen selber nähern kann, die zwischen dem Tode und einer neuen
Geburt leben, dieselbe Sprache erzählt die Erinnerungen der Erde, die Dinge, die die Erde
durchgemacht hat bei ihrem Durchgang durch Saturn, Sonne, Mond und so weiter. Man muß
sich von den Metallen erzählen lassen, was die Schicksale der Erde waren. Die Schicksale des
ganzen Planetensystems, ich habe es schon erwähnt, die erzählt einem dasjenige, was der
Saturn dem planetarischen Weltensystem, in dem wir sind, mitzuteilen hat. Was die Erde
dabei durchlebt hat, davon sprechen die Metalle der Erde." (Lit.: GA 232, S. 61f)

"Sie sagen sich, indem Sie die Metalladern in ihrer wunderbaren Sprache innerlich
vernehmen: Jetzt bin ich eins mit dem innersten Seelen und Herzensschlage der Erde selber,
jetzt vernehme ich Erinnerungen, die nicht die meinen sind; in mich herein tönen die
Erinnerungen, die die Erde selber hat aus früheren Erdenzeiten, da sie selber noch nicht
unsere Erde war, da sie noch nicht die heutige Tier- und Pflanzenwelt, namentlich nicht die
heutige Mineralwelt auf sich und in ihrem Schoße hatte. Ich erinnere mich mit der Erde an
jene alten Erdenzeiten, in denen die Erde eins war mit den übrigen Planeten unseres
Planetensystems, ich erinnere mich an jene Zeiten, in denen man nicht sprechen konnte von
der abgesonderten Erde, weil sie nicht in sich so verdichtet war wie heute. Ich erinnere mich
an die Zeiten, wo das ganze Planetensystem ein beseelter, lebendiger Organismus war, und
die Menschen noch in ganz anderer Form in diesem lebendigen Organismus drinnen lebten.
- So führt uns das Metallische der Erde zu den Erinnerungen der Erde selber." (Lit.: GA 231, S.
139)

Rückstrahlkräfte der Metalle und die Entwicklung des Kindes im Zusammenhang mit
früheren Erdenleben
"Der Physiker stellt sich vor, wenn er Blei schmilzt, so wird das Blei immer weicher. Das ist ja
auch richtig zunächst; es wird immer weicher und weicher, die Temperatur wird immer
höher und höher, es wird eben auch das Blei immer heißer und heißer, dabei immer
flüchtiger und flüchtiger, man bekommt Bleidämpfe und so weiter. Daß da immerfort etwas
sich absetzt, etwas sich ablöst, was überhaupt nicht mehr bis über eine gewisse Temperatur
hinauf geht, das weiß man nicht. Gerade das Feinste, Überhomöopathische des Bleies geht
fortwährend über in, ich möchte sagen das allgemeine unsichtbare Leben und ist dann
dasjenige, was auf den Menschen wirkt.

Und es ist eigentlich fortwährend die Sache so. Wenn Sie sich die Erde vorstellen: da unten
haben Sie die verschiedensten Metalle, aber in fein verteiltem Zustand sind diese Metalle
auch überall da droben; ich möchte sagen, in einer feinen Weise verdunsten die Metalle. Da
unten also unter der Erde sind die Metalle in Begrenzungskonturen, in einer in sich
geschlossenen Gestalt, wenn wir weiter hinunter kommen

Wandtafelzeichnung aus GA 232, 4. Vortrag (30. November 1923)


allerdings in feuerig-flüssiger Art; aber in der Umgebung der Erde sind sie in feinverteiltem
Zustande, und da zeigen sie sich in einem fortwährenden Strahlen, so daß eigentlich ein
Strahlen in den Weltenraum hinausgeht. Die Metalle strahlen in den Weltenraum hinaus.
Aber das ist so, daß da eine innere Elastizität ist im Weltenraum. Die Kräfte, die da
hinausdringen, dringen nämlich nicht, wie die Physiker es sich von Lichtstrahlen vorstellen,
überall ohne Grenze hin, sondern sie gehen nur bis zu einer gewissen Grenze und kommen
dann wieder zurück. Und man kann die Rückstrahlkräfte der Metalle so schauen, als ob sie
von der Peripherie des Weltenalls zurückkämen, überall hinkämen. Und man merkt, daß
diese zurückstrahlenden Kräfte tätig sind da, wo uns innerhalb des Menschenlebens
eigentlich das Herrlichste, Wunderbarste entgegentritt: wenn das Kind gehen, sprechen und
denken in der ersten Zeit des Erdenlebens lernt.

Namentlich die Art und Weise, wie das Kind vom Kriechen sich aufrichtet zum Orientieren in
der Welt, das gehört zu dem Wunderbarsten, das man beobachten kann im Erdenleben,
dieses Zu-sich-Kommen des Kindes, des Menschen. Da wirken innerlich in den Kräften, die
ich ja oftmals geschildert habe für dieses Orientieren des Kindes, da wirken innerlich die
Rückstrahlkräfte der Metalle. Und indem das Kind lernt, von seiner Horizontal-Lage im
Kriechen sich aufzurichten, wird es durchstrahlt von der metallischen Rückstrahlungskraft.
Die richtet eigentlich das Kind auf. Durchschaut man diesen Zusammenhang, dann hat man
zu gleicher Zeit einen anderen Moment. Das ist der, daß man den Zusammenhang des
Menschen, wie er hier auf Erden lebt in seinem Tun, in seinem Wesen, mit seinem früheren
Erdenleben kennenlernt. Es sind dieselben Fähigkeiten, zu durchschauen die Wirkungsweise
der Metalle im Kosmos und die karmische Verbindung der aufeinanderfolgenden
Erdenleben. Das eine kommt mit dem anderen, und das eine ist nicht ohne das andere da.
Das sind dieselben Fähigkeiten. Und deshalb ist es, daß ich einmal in einem ganz anderen
Zusammenhange vor Ihnen etwa sagte: In dieser Orientierungskraft, in diesem
Sichaufrichten des Kindes vom Kriechen zum Gehen, zum Stehen, in diesem Sprechenlernen,
Denkenlernen liegt dasjenige, was aus früheren Erdenleben hereinwirkt. Ich drückte es
damals so aus: Wer einen Sinn hat dafür, der sieht in der Art, wie das Kind seine ersten
Schritte macht, wie es auftritt, ob es die Neigung bekommt, mit den Zehen, ob es die
Neigung bekommt, mit den Fersen zuerst aufzutreten, ob es die Knie in dieser oder jener
Weise mehr oder weniger stark beugt - in all dem sieht derjenige, der dafür ein Auge hat,
eine karmische Bestimmtheit aus einem früheren Erdenleben; das zeigt sich zunächst im
Gange. Ich stellte es einmal dar. Das ist aus dem Grunde, weil mit der Fähigkeit, die
Rückstrahlungskraft der Metalle zu schauen, auch die Fähigkeit auftritt, den Zusammenhang
des Menschen in seinem gegenwärtigen Erdenleben mit früheren Erdenleben zu
durchschauen." (Lit.: GA 232, S. 67ff)

Siehe auch
Metalle (Chemie)
Metallurgie - Artikel in der deutschen Wikipedia
Hämatit (von griech. αιματoεις haimatoeis „blutig“), auch Blutstein, Eisenglanz, Specularit,
Iserin, Roteisenstein, Roteisenerz oder Rötel genannt, ist ein sehr häufig vorkommendes
mineralisches Eisenoxid (Fe2O3). Hämatit läuft mit der Zeit bunt an und wird durch
Verwitterung rot.
Eisen (mhd. isen; vergleichbar mit kelt. isara „kräftig“, got. eisarn und aiz, lat. aes „Erz“; das
Wort scheint Germanen und Kelten gemeinsam gewesen zu sein, die Abstammung von einer
gemeinsamen indogermanischen Wurzel ist jedoch nicht sicher geklärt) ist ein metallisches
chemisches Element mit dem chemischen Zeichen Fe (lat. ferrum,) und der Ordnungszahl 26.
Es zählt nach okkulter Tradition zu den sieben Planetenmetallen und wird dem Mars
zugeordnet.

„Eisen ruft im Menschen eine gewisse Erregung der sinnlichen Natur hervor. Als die Erde sich
mit dem Mars begegnete, wurde auch jene Eigenschaft im Blut erzeugt. Der Okkultist greift
nicht gerne rein eiserne Gegenstände an.“ (Lit.:GA 97, S. 298)
Eisen ist das zehnthäufigste chemische Element im Kosmos. Am Gesamtaufbau der Erde
inklusive Erdkern, der vermutlich aus einer Nickel-Eisen-Legierung besteht, ist Eisen mit etwa
35% beteiligt und damit noch vor vor Sauerstoff (30 %), Silicium (15 %) und Magnesium (13
%) das häufigste chemische Element auf Erden. Zugleich ist es mit einem Anteil von 4,7
Prozent eines der häufigsten Elemente der Erdkruste.

Wegen seiner hohen Rostempfindlichkeit kommt Eisen nur sehr selten gediegen vor, so etwa
in Legierung mit Nickel in Eisenmeteoriten oder in Basalten, wo es durch Reduktionsprozesse
gebildet wird. Wichtige Eisenerze sind Magnetit (Fe3O4), Roteisenstein, Hämatit (Fe2O3),
Brauneisenstein (Limonit) (Fe2O3·n H2O), Siderit (FeCO3), Magnetkies (FeS) und Pyrit
(Eisenkies) (FeS2).

Die Marskräfte des Eisens

Mars zugeordnet dem Eisen


Quelle: Anonymos (Salomon Trismosin): Splendor solis oder Sonnen-Glantz, 16. Jh.
"Die Marskräfte bewahren uns vor dem Verfließen in dem Wärmeelemente. Würden die
Marskräfte nicht in der richtigen Weise da sein, so würde der Mensch in der Wärme
ausfließen. Es ist das sogar das Wichtigste im Menschen, denn weil er in sich mehr Wärme
hat, als in seiner Umgebung vorhanden ist, ist er fortwährend in der Gefahr, im
Wärmeelemente auszufließen. Daher müssen die Marskräfte geradezu im Menschen
konzentriert sein. Und das geschieht durch das Eisen, das der Mensch im Blute hat. Das Eisen
enthält Kräfte, die mit den Marskräften gleich sind." (Lit.: GA 213, S. 59)

Tatsächlich entstammt das irdische Eisen nach den okkulten Forschungen Rudolf Steiners
auch substanziell der Marssphäre. Das irdische Eisen ist ein Überbleibsel des sog.
Marsdurchganges, der sich etwa zu der Zeit ereignete, als sich der Mond von der Erde
loslöste:

"Gleichzeitig mit der Trennung der Sonne und des Mondes von der Erde fand ein anderes
Weltereignis statt: der Durchgang des Mars durch die Erde. Die Substanzen der beiden
Weltkörper Mars und Erde waren dazumal so dünn, daß der Mars seiner Substanz nach
durch den Erdenkörper hindurchgehen konnte. Er ließ einen Stoff zurück, den die Erde
früher nicht hatte: das Eisen." (Lit.: GA 101, S. 88)

Das Blut ist das primäre Werkzeug des menschlichen Ichs und das Eisen im Blut ist das
Inkarnationsmetall schlechthin. Es verbindet Kosmos und Erde und ermöglicht es dem
Menschen sein geistiges Wesen, sein Ich, mit seinem irdischen Wesen, mit seinem Leib zu
verbinden.

Eisen und freier Wille


Eisen ist für den Menschen wesentlich, um den freien Willen zu entfalten.

"Wir haben bemerkt, daß alles dasjenige, was regelmäßig im Weltenall vor sich geht, also
sagen wir zum Beispiel dasjenige, was Tag und Nacht bewirkt im Sonnenlauf, oder was die
Jahreszeiten bewirkt, daß das auch mit dem im Zusammenhang steht, was im Menschen
notwendig ist. Im Menschen ist notwendig, daß bei der Abwechslung von Wachen und
Schlafen Nahrungsaufnahme und so weiter eintritt. Beim Menschen ist in einer weiteren
Regelmäßigkeit notwendig die Atmung, der Blutumlauf und so weiter. Wenn wir das alles im
Menschen überschauen, so hängt das zusammen mit dem, was nun durch die Astronomie
als regelmäßig berechnet werden kann. Dasjenige dagegen, was nicht so regelmäßig auftritt-
was ja auch in einem gewissen Sinne berechnet werden kann, aber eben in der Weise nicht
regelmäßig auftritt, zum Beispiel die Kometen und Meteore -, diese Erscheinungen, die
hängen mit all demjenigen im Menschen zusammen, was freier Wille ist, was also aus dem
Menschen heraus den freien Willen erzeugt.

Da muß man vor allen Dingen auf einen Stoff hinschauen, der ganz besonders wichtig ist, ein
Stoff, der viel auf unserer Erde vorkommt, der aber überall im Weltenall auch vorkommt,
und der, wenn solche Meteore herunterfallen auf die Erde, eben in diesen Meteoren
enthalten ist. Das ist das Eisen. Eisen ist ja so viel auf unserer Erde vorhanden, daß man
sagen kann: Dem Eisen verdankt ja eigentlich die ganze neuere Kultur und Zivilisation ihr
Dasein. — Denken Sie nur» wozu alles das Eisen verwendet wird! Erst jetzt fängt man an, aus
gewissen Dingen, die nicht Eisen sind, allerlei zu erzeugen; aber durch die zwei letzten
Jahrhunderte hindurch ist wirklich alles dasjenige, was eigentlich aufgekommen ist, was
sowohl die gegenwärtigen großen Fortschritte wie auch die gegenwärtigen sozialen
Zustände hervorgerufen hat, durch das Eisen geschehen. Im Weltenall müssen Sie das Eisen
überall vermuten, aus dem Grunde, weil eben, wenn irgend etwas herunterfällt auf die Erde,
es aus Eisen ist.

Nun schauen wir uns das Eisen aber an in unserem eigenen menschlichen Körper. Da ist es
sehr merkwürdig, daß der Mensch, wenn er ins Erdenleben hereintritt, dasjenige genießt,
was am wenigsten Eisen enthält: die Milch. Die Muttermilch enthält kaum irgend etwas
Eisen. So daß wir also sagen können: Der Mensch fängt erst an im Laufe seines Lebens, das
Eisen mit der Nahrung in sich aufzunehmen. - Was bedeutet denn das?

Ja, meine Herren, wenn Sie das Kind anschauen, so zappelt es ja allerdings viel; es träumt
auch schon. Aber das Kind hat noch weder ein willkürliches Denken, noch einen sonstigen
freien Willen. In dem Maße, in dem das Kind zu seinem freien Willen kommt, ist es darauf
angewiesen, das Eisen in sich aufzunehmen. Sie sehen also daraus, daß das Eisen eigentlich
notwendig ist für den freien Willen. Und wenn man zum Beispiel bei einem Menschen, der
heiser ist, in irgendeiner Weise heiser ist, der eine schwache Stimme hat, darauf kommen
will, was eigentlich zugrunde liegt, so muß man vor allen Dingen die Untersuchung daraufhin
anlegen, ob er genügend Eisen hat. Denn bei dem, der zu wenig Eisen hat, zeigt sich das vor
allen Dingen in dieser Willkür, in diesem freien Willen, der durch die Sprache zum Vorschein
kommt. Wenn Sie also einen Menschen sehen, der gut brüllen kann, dann brauchen Sie nicht
Sorge zu haben, daß er zuwenig Eisen hat; wenn Sie aber einen Menschen haben, der kaum
seine Worte hervorbringt, dann können Sie darüber nachdenken, inwiefern diesem
Menschen das Eisen fehlt. So also kann man sagen: Es zeigt sich schon äußerlich an diesem,
daß der Mensch das Eisen braucht gerade zu seinem freien Willen. - So können wir es auch
leicht begreifen, daß dasjenige, was im Weltenall als Eisen herumfliegt, was in der Erde als
Eisen ist, zusammenhängt mit dem, was menschliche Willkür ist, was menschlicher freier
Wille ist." (Lit.: GA 351, S. 99f)

Michael und das Eisen


Wenn gegen Ende August die Meteoritenströme der Perseiden die Erde erreichen und das
kosmische Eisen in sprühenden Funken auf die Erde fällt, stärker als in jeder anderen
Jahreszeit, dann liegen darin die Heilkräfte, die uns aus der Umklammerung der
ahrimanischen Mächte befreien können. Die Imagination Michaels leuchtet vor unserem
geistigen Auge auf, der mit der Feuerkraft seines Herzens die von allen Seiten
heransprühenden glühenden Meteoritenfunken zu seinem Flammenschwert schmiedet, mit
dem er den aus den Tiefen aufsteigenden ahrimanischen Schwefeldrachen, der in der
Sommerzeit besonders regsam geworden ist, besiegt.

Und was im Kosmos die Meteoritenfunken sind, das ist in unserem Blut das fein verteilte
Eisen. Vom Kopf aus sprüht es, sichtbar dem geistigen Blick, in mächtig strahlenden Funken
hinab und wirft die aus den Leibestiefen aufsteigenden leuchtenden ahrimanischen
Schwefelwolken zurück. Mut, geistige Stärke und ein waches Selbstbewusstsein verleiht uns
das unser Blut durchsprühende Eisen und die darin wirkende Michaelskraft und drängt den
sinnvernebelnden glühenden Hass, die Angst und die Furcht zurück, die Ahriman in uns
erregt.

Michael bezwingt den ahrimanischen Drachen, indem er den aus vulkanischen Tiefen
aufsteigenden Schwefelprozess mit den kosmischen Eisenkräften durchdringt. Im Pyrit, dem
Schwefelkies (FeS2), auch als „Katzengold“ oder richtiger als „Ketzergold“ bekannt, haben
wir draußen in der Natur ein sichtbares Realsymbol dieser immer wiederkehrenden Tat
Michaels. Und nicht ganz zu Unrecht werden dem Pyrit heilende Kräfte zugeschrieben, die
das Selbstbewusstsein fördern und von Ängsten befreien. Mit diesen Kräften gestärkt leben
wir der Winterzeit entgegen. (Das Meteoreisen gibt es bei Wala auch als Heilmittel, ebenso
Ferrum sidereum in D 20 bei Weleda gegen Erschöpfungszustände).

Eisenbewusstsein
"Konzentrieren wir uns scharf auf das Eisen, nachdem wir es gut kennengelernt haben, dann
fühlen wir, wie wenn unser Bewußtsein aus dem Herzen herausstiege, bis zum Kehlkopf
dringt. Hat man noch nicht genügend Übungen gemacht, dann kommt eine leise Ohnmacht.
Durch dieses Aufsteigen des Bewußtseins kommt man an jene Welt heran, wo man die Tiere
mit ihren Gattungsseelen sieht. Jetzt ist man aber in der Astralwelt drinnen dadurch, daß
man sich auf die Metallität des Eisens konzentriert hat. Wenn man vollbewußt, exakt
bewußt in diesen Zustand hineinkommt, hat man das Gefühl, man ist nicht mehr derselbe
Mensch wie früher, man ist ätherisch geworden. Der Weg vom Gold zum Eisen ist der Weg
ins Weltenall hinaus." (Lit.: GA 243, S. 57f)

Siehe auch
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Eisen - Artikel in der deutschen Wikipedia.
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Elementarische Welt
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(Weitergeleitet von Elementare Welt)
Die elementarische Welt im eigentlichen Sinn ist die Welt der vier Elemente Erde, Wasser,
Luft und Feuer und der sie bearbeitenden Elementarwesen, die die physische Welt aufbauen
- allerdings nicht mit sinnlichen, sondern mit geistigen Wahrnehmungsorganen gesehen. Im
erweiterten Sinn wird dieser Ausdruck als Synonym für den Astralplan insgesamt verwendet
(Lit.: GA 116, S. 31), in dessen unteren Regionen jene Astralwesen beheimatet sind, die sich
durch die vier Elemente offenbaren. Im Gegensatz zur sinnlichen Welt mit ihren weitgehend
erstarrten Formen ist die elementarische Welt in ständiger Bewegung und Gestalt-
Metamorphose begriffen:

„Die Sinneswelt ist die Welt der abgeschlossenen Formen; die Geister der Form regieren in
der Sinneswelt. Die elementarische Welt ist die Welt der Beweglichkeit, die Welt der
Metamorphose, der Verwandlung. Wie man sich selber, wenn man sich in der
elementarischen Welt erfühlen will, fortwährend verwandeln muß, so verwandeln sich alle
Wesen fortwährend in der elementarischen Welt. Es gibt keine geschlossene, keine
abgegrenzte Form in der elementarischen Welt; alles ist in fortwährender Metamorphose.“
(Lit.:GA 147, S. 53)

Der Begriff «elementarische Welt»


Steiners Gebrauch des Begriffs der elementarischen Welt ist allerdings noch wesentlich
differenzierter. In seiner Schrift "Die Schwelle der geistigen Welt" schreibt er:

„Der Mensch steht als ätherisches Wesen in einer ätherischen (elementarischen) Welt.“
(Lit.:GA 17, S. 24)

Die elementarische Welt wird hier also der Ätherwelt gleichgesetzt oder zumindest als Teil
derselben beschrieben. Was zunächst wie ein Widerspruch erscheinen mag, klärt sich durch
einen Hinweis Rudolf Steiners an anderer Stelle. Danach fallen die niedersten 3 Regionen der
Astralwelt mit den 3 obersten Bereichen der physisch-ätherischen Welt (im nachstehenden
Ztat zusammenfassend als physischer Plan bezeichnet) zusammen und genau hier ist das
Kamaloka, die Region des Fegefeuers, zu finden, die kosmisch der Mondsphäre bzw. der
sublunaren Sphäre entspricht:

„Wenn wir vom physischen Plan ausgehen, so haben wir hier (es wird gezeichnet) sieben
Unterabteilungen des physischen Planes; dann kämen sieben Unterabteilungen des
Astralplanes. Von diesen fallen die drei untersten mit den drei obersten des physischen
Planes zusammen. Wir müssen den Astralplan mit dem physischen Plan so
zusammengeschoben betrachten, daß die drei obersten Partien des physischen Planes
zugleich die drei untersten Partien des Astralplanes sind. Wir können von einer Randzone
sprechen, das ist die, welche unsere Seelen nach dem Tode nicht verlassen können, wenn sie
durch Begierden noch an die Erde gefesselt sind. Man nennt sie Kamaloka.“ (Lit.:GA 101, S.
223)

Es fällt demnach die astrale Region der Begierdenglut mit dem Lichtäther, die Region der
fließenden Reizbarkeit mit dem Klangäther und die Region der Wünsche mit dem
Lebensäther zusammen.

Rudolf Steiner gibt dazu auch noch folgende Erläuterung, die zeigt, dass die elementarische
Welt mit der Seelenwelt identisch ist. Sie wird hier nur von einem anderen Blickpunkt aus
betrachtet:

„Namen, welche die Erlebnisse der menschlichen Seele in der elementarischen und in der
geistigen Welt ausdrücken sollen, werden sich den Eigentümlichkeiten dieser Erlebnisse
anpassen müssen. Man wird bei solcher Namengebung zu berücksichtigen haben, daß das
Erleben schon in der elementarischen Welt in ganz anderer Art verläuft als in der Sinneswelt.
Es beruht dies Erleben da auf der Verwandlungsfähigkeit der Seele und ihrem Beobachten
von Sympathien und Antipathien. Notwendigerweise wird die Namengebung etwas von dem
Wechselvollen dieser Erlebnisse annehmen müssen. Sie wird nicht so starr sein können, wie
sie für die Sinneswelt sein muß. Wer dieses in der Natur der Sache Liegende nicht
berücksichtigt, wird leicht einen Widerspruch in der Namengebung dieser Schrift und
derjenigen in meiner «Theosophie » und «Geheimwissenschaft » finden können. Der
Widerspruch löst sich auf, wenn man bedenkt, daß in diesen beiden Schriften die Namen so
gewählt sind, daß sie die Erlebnisse der Seele charakterisieren, welche diese bei ihrer vollen
Entwickelung zwischen Geburt (Empfängnis) und Tod einerseits und zwischen Tod und
Geburt andrerseits hat. Hier jedoch sind die Namen mit Rücksicht auf die Erlebnisse
gemacht, welche das hellsichtige Bewußtsein hat, wenn es die elementarische Welt und die
geistigen Gebiete betritt. Man ersieht aus «Theosophie» und «Geheimwissenschaft», daß
bald nach dem Ablösen des physisch-sinnlichen Leibes von der Seele mit dem Tode auch
derjenige Leib von ihr abgelöst wird, welcher in dieser Schrift der ätherische genannt ist. Die
Seele lebt dann zunächst in der Wesenheit, welche hier als der astralische Leib bezeichnet
ist. Der ätherische Leib verwandelt sich nach seiner Ablösung von der Seele innerhalb der
elementarischen Welt. Er geht in die Wesenheiten über, welche diese elementarische Welt
bilden. Bei dieser Verwandlung des ätherischen Leibes ist die Seele des Menschen nicht
mehr dabei. Wohl aber erlebt die Seele als ihre Außenwelt nach dem Tode die Vorgänge
dieser elementarischen Welt. Dieses Erleben der elementarischen Welt von außen ist in
«Theosophie» und «Geheimwissenschaft» als Durchgang der Seele durch die Seelenwelt
geschildert. Man wird sich also vorstellen müssen, daß diese Seelenwelt die gleiche ist mit
der, welche hier, vom Gesichtspunkte des übersinnlichen Bewußtseins aus, die
elementarische genannt wird.“ (Lit.:GA 17, S. 92f)

In der Meditation kann man versuchen, sich eine erste Vorstellung von der hellsichtigen
Erkenntnis der elementarischen Welt zu bilden. Rudolf Steiner vergleicht die Wahrnehmung
der elementarischen Welt zunächst mit dem Aufsteigen von Erinnerungsvorstellungen:

„Man erlebt eine Welt, welche der Sinneswahrnehmung und dem gewöhnlichen
Verstandesdenken unbekannt bleibt, wenn man nicht durch den sinnlichen Leib, sondern
außerhalb desselben durch den elementarischen Leib wahrnimmt. Will man diese Welt mit
etwas vergleichen, das dem gewöhnlichen Erleben angehört, so bietet sich die Welt der
Erinnerungen, der Gedächtnisvorstellungen dar. Wie diese aus dem Innern der Seele
aufsteigen, so geschieht es auch mit den übersinnlichen Erlebnissen des elementarischen
Leibes. Nur weiß die Seele bei einer Erinnerungsvorstellung, daß sich diese auf ein früheres
Erlebnis innerhalb der Sinnenwelt bezieht. Die übersinnliche Vorstellung trägt ebenso eine
Beziehung in sich. Wie sich die Erinnerungsvorstellung durch sich selbst als etwas ankündigt,
was man nicht als bloßes Phantasiegebilde bezeichnen kann, so auch die übersinnliche
Vorstellung. Sie ringt sich aus dem seelischen Erleben heraus, aber sie offenbart sich sogleich
als ein inneres Erlebnis, welches sich auf etwas Äußeres bezieht. Durch die
Erinnerungsvorstellung wird etwas in der Seele gegenwärtig, was man erlebt hat. Durch die
übersinnliche Vorstellung wird inneres Seelenerlebnis, was irgendwann oder irgendwo in der
übersinnlichen Welt vorhanden ist. Es offenbart sich also durch die Wesenheit der
übersinnlichen Vorstellungen selbst, daß man sie so ansehen kann wie sich innerlich
erschließende Mitteilungen aus einer übersinnlichen Welt.“ (Lit.:GA 16, S. 29)

Die elementarische Welt ist nach Rudolf Steiner aber auch die Welt der lebendigen
Gedankenwesen, die uns beständig umgeben und aus der wir unsere Gedanken schöpfen,
wodurch sie aber zu Gedankenleichnamen abgetötet werden.

„Wir sind nämlich in Wirklichkeit überall, wo wir stehen, gehen und liegen, nicht nur in der
Welt von Luft und Licht und so weiter, sondern wir sind immer in einer flutenden
Gedankenwelt. Sie können sich das am besten vorstellen, indem Sie sich die Sache so
zurechtlegen: Wenn Sie durch den Raum gehen als gewöhnlicher, physischer Mensch, gehen
Sie atmend hindurch, Sie gehen durch den lufterfüllten Raum. So aber bewegen Sie sich
gewissermaßen auch durch den gedankenerfüllten Raum. Die Gedankensubstanz, die erfüllt
den Raum um Sie herum. Und diese Gedankensubstanz ist nicht ein unbestimmtes
Gedankenmeer. Das ist nicht so etwas wie ein nebuloser Äther, wie man es sich zuweilen
gern vorstellen möchte, sondern diese Gedankensubstanz ist eigentlich das, was wir die
elementarische Welt nennen. Wenn wir von Wesen der elementarischen Welt sprechen im
weitesten Sinne des Wortes, dann bestehen diese Wesen der elementarischen Welt aus
dieser Gedankensubstanz, richtig aus dieser Gedankensubstanz. Es ist nur ein gewisser
Unterschied zwischen den Gedanken, die da draußen herumschwirren, die eigentlich
lebendige Wesen sind, und den Gedanken, die wir in uns haben. Ich habe hier schon öfter
darauf hingewiesen, was da für ein Unterschied ist. In meinem demnächst erscheinenden
Buch, das ich gestern schon erwähnt habe, werden Sie wiederum Hinweise finden auf diesen
Unterschied.

Sie können sich nämlich die Frage vorlegen: Wenn wir da draußen im Gedankenraum
irgendsoein Wesen, ein elementarisches Wesen haben und in mir ich doch auch Gedanken
habe - wie verhalten sich meine Gedanken zu den Gedankenwesen, die da draußen im
Gedankenraum sind? Sie bekommen eine richtige Vorstellung von diesem Verhältnis der
eigenen Gedanken zu den Gedankenwesen draußen im Raum, wenn Sie sich das Verhältnis
vorstellen eines menschlichen Leichnams, der, nachdem der Mensch gestorben ist,
zurückgeblieben ist, zu dem lebendigen Menschen, der herumwandelt. Dabei müssen Sie
allerdings solche Gedanken ins Auge fassen, die Sie an der äußeren Sinneswelt im wachen
Bewußtsein gewinnen. Unsere Gedanken sind nämlich Gedankenleichen. Das ist das
Wesentliche. Die Gedanken, die wir von der äußeren Sinneswelt so durch das wache
Bewußtsein mit uns schleppen, das sind eigentlich Gedankenleichen, sind abgelähmte,
abgetötete Gedanken; draußen sind sie lebendig. Das ist der Unterschied.

Nun sind wir also eigentlich dadurch in die Gedankenelementarwelt eingespannt, daß wir,
indem wir aus der Umwelt unsere Wahrnehmungen aufnehmen und diese Wahrnehmungen
zu Gedanken verarbeiten, die lebendigen Gedanken töten. Und indem wir sie dann in uns
haben, diese Gedankenleichen, denken wir. Daher sind unsere Gedanken abstrakt. Unsere
Gedanken bleiben gerade aus dem Grunde abstrakt, weil wir die lebendigen Gedanken
töten. Wir gehen wirklich mit unserem Bewußtsein eigentlich so herum, daß wir
Gedankenleichen in uns tragen und diese Gedankenleichen unsere Gedanken, unsere
Vorstellungen nennen. So ist es in der Wirklichkeit.“ (Lit.:GA 177, S. 99ff)

In den Aufzeichnungen einer esoterischen Stunde vom 15. März 1911 in Berlin wird die
elementarische Welt auf die untersinnliche Welt beschränkt, die durch die Ebene der
sinnlichen Welt von der darüber liegenden übersinnlichen Welt geschieden ist. Tatsächlich
umspannt die Astralwelt übersinnliche und untersinnliche, durch die Widersachermächte
stark beeinflusste Bereiche. In der Nachschrift von unbekannter Hand in der Notizsammlung
Elisabeth Vreedes heißt es:

„In der Rosenkreuzerlehre wurde die untersinnliche Welt immer die elementarische Welt
genannt, die Welt der Elemente des Feuers, der Luft, des Wassers, der Erde.“ (Lit.:GA 266b,
S. 160)

An dieser Stelle werden auch Anweisungen geben, sich durch die Meditation elementarer
geometrischer Figuren in die imaginitavie Erkenntnis dieser Welt einzuleben. Diese Übungen
machen den Geistesschüler allerdings, da sie ihn mit niedersten Astralkräften
zusammenbringen, zugleich notwendigerweise egoistisch. Daher sollte man sie niemals
ausführen, ohne zugleich allumfassendes Mitleid zu üben (siehe unten).

Die elementarische Welt als Seelenwelt


„Namen, welche die Erlebnisse der menschlichen Seele in der elementarischen und in der
geistigen Welt ausdrücken sollen, werden sich den Eigentümlichkeiten dieser Erlebnisse
anpassen müssen. Man wird bei solcher Namengebung zu berücksichtigen haben, daß das
Erleben schon in der elementarischen Welt in ganz anderer Art verläuft als in der Sinneswelt.
Es beruht dies Erleben da auf der Verwandlungsfähigkeit der Seele und ihrem Beobachten
von Sympathien und Antipathien. Notwendigerweise wird die Namengebung etwas von dem
Wechselvollen dieser Erlebnisse annehmen müssen. Sie wird nicht so starr sein können, wie
sie für die Sinneswelt sein muß. Wer dieses in der Natur der Sache Liegende nicht
berücksichtigt, wird leicht einen Widerspruch in der Namengebung dieser Schrift und
derjenigen in meiner «Theosophie» und «Geheimwissenschaft» finden können. Der
Widerspruch löst sich auf, wenn man bedenkt, daß in diesen beiden Schriften die Namen so
gewählt sind, daß sie die Erlebnisse der Seele charakterisieren, welche diese bei ihrer vollen
Entwickelung zwischen Geburt (Empfängnis) und Tod einerseits und zwischen Tod und
Geburt andrerseits hat. Hier jedoch sind die Namen mit Rücksicht auf die Erlebnisse
gemacht, welche das hellsichtige Bewußtsein hat, wenn es die elementarische Welt und die
geistigen Gebiete betritt.
Man ersieht aus «Theosophie» und «Geheimwissenschaft», daß bald nach dem Ablösen des
physisch-sinnlichen Leibes von der Seele mit dem Tode auch derjenige Leib von ihr abgelöst
wird, welcher in dieser Schrift der ätherische genannt ist. Die Seele lebt dann zunächst in der
Wesenheit, welche hier als der astralische Leib bezeichnet ist. Der ätherische Leib
verwandelt sich nach seiner Ablösung von der Seele innerhalb der elementarischen Welt. Er
geht in die Wesenheiten über, welche diese elementarische Welt bilden. Bei dieser
Verwandlung des ätherischen Leibes ist die Seele des Menschen nicht mehr dabei. Wohl
aber erlebt die Seele als ihre Außenwelt nach dem Tode die Vorgänge dieser
elementarischen Welt. Dieses Erleben der elementarischen Welt von außen ist in
«Theosophie» und «Geheimwissenschaft» als Durchgang der Seele durch die Seelenwelt
geschildert. Man wird sich also vorstellen müssen, daß diese Seelenwelt die gleiche ist mit
der, welche hier, vom Gesichtspunkte des übersinnlichen Bewußtseins aus, die
elementarische genannt wird.“ (Lit.:GA 17, S. 92f)

Wahrnehmung der elementarischen Welt


Würde der Mensch beim Einschlafen nicht alsbald das Bewusstsein verlieren, könnte er die
elementarische Welt als aller ersten nichtsinnlichen Weltbereich erleben. Hat der Mensch
durch geistige Schulung gelernt, das Bewusstsein auch im Schlaf aufrecht zu erhalten, kann
er zum bewussten Beobachter der elementarischen Welt werden:

„Wenn nun der Mensch so mit einer ihm künstlich aufrechterhaltenen Ich-Kraft sich in den
Makrokosmos hineinlebte, stieg er tatsächlich in höhere Welten hinauf. Die erste Welt,
durch die er zu gehen hatte, war diejenige Welt, welche sich dem Menschen zeigen würde,
wenn er im Einschlafen nicht das Bewußtsein verlöre. Wir wollen, damit wir uns recht genau
in dieser Beziehung verstehen, einmal diesen Moment des Einschlafens ebenso ins Auge
fassen, wie vorher den Moment des Aufwachens. In der Tat ist ja das Einschlafen ein
Hinaufleben in den Makrokosmos. Im gewöhnlichen normalen Leben können besondere
abnorme Verhältnisse eintreten, durch die der Mensch in die Lage kommt, ein gewisses
Bewußtsein von dem Vorgang des Einschlafens zu haben. Wenn er dies hat, dann zeigt sich
ihm ungefähr das Folgende. Er empfindet eine Art von Seligkeit. Diese kann er ganz genau
unterscheiden von seinem Tagesbewußtsein. Es ist ein Leichterwerden, ein Hinaufschweben,
wie ein Aus-sich-Herauswachsen. Aber dieser Moment ist verbunden mit einem gewissen
peinigenden Gefühl der Erinnerung an die im Leben dem Charakter anhaftenden Fehler und
Schwächen. Was da als eine peinigende Erinnerung an die persönlichen Fehler auftaucht, das
ist ein ganz abgeschwächter Abglanz des Gefühls, das der Mensch hat, wie wir ja schon
beschrieben haben, wenn er vorbeikommt an dem kleinen Hüter der Schwelle und
wahrnimmt, wie unvollkommen er ist mit seiner kleinen Seele gegenüber den großen
Tatsachen und großen Wesenheiten des Makrokosmos. Dann folgt eine Art Zucken. Das ist
das Herausgehen des eigentlichen inneren Menschen in den Makrokosmos. Es sind das
seltene Erlebnisse, aber immerhin solche, die manche Menschen haben, wenn sie mehr oder
weniger bewußt waren im Momente des Einschlafens. Aber derjenige, welcher nur das
gewöhnliche normale Bewußtsein hat, der verliert ja dieses Bewußtsein in dem Momente
des Einschlafens. Alle Eindrücke des Tages, wie Farben-, Licht-, Toneindrücke und so weiter,
schwinden hinunter aus dem Bewußtsein und der Mensch ist nun umgeben mit finsterer
Dunkelheit, statt mit all den Farben- und sonstigen Eindrücken des Tages. Wenn der Mensch
nun das Bewußtsein aufrechterhalten würde, so wie es der vorbereitete Eingeweihte
aufrechterhält, so würde er in dem Moment, wo die äußeren Eindrücke des Tages
verschwinden, nicht nichts sehen, das heißt, er würde nicht schwarze Finsternis um sich
herum haben, sondern er würde das wahrnehmen, was man in der Geisteswissenschaft
nennt die elementarische Welt, die Welt der Elemente.

Diese Welt der Elemente ist also das, was sich zunächst dem einschlafenden Menschen
verbirgt. Geradeso wie das Innere des Menschen sich beim Aufwachen dadurch verbirgt, daß
der Mensch gleich abgelenkt wird auf die Eindrücke der Außenwelt, so verbirgt sich beim
Einschlafen die nächste Welt, der der Mensch angehört, die erste Stufe des Makrokosmos,
die elementarische Welt. In diese elementarische Welt lernt der Mensch hineinschauen,
wenn er in der angedeuteten Weise wirklich hinaufsteigt in den Makrokosmos. Diese
elementarische Welt gibt ihm zunächst ein Bewußtsein davon, wie alles das, was in unserer
Umgebung ist, was sich da ausbreitet an sinnlichen Wahrnehmungseindrücken, doch ein
Ausfluß, eine Offenbarung ist von Geistigem, wie hinter dem Sinnlichen Geistiges steckt.
Wenn der Mensch als ein Einzuweihender diese elementarische Welt wahrnimmt, also nicht
dadurch, daß er ins Unbewußte hineinschläft, dann ist für ihn gar kein Zweifel mehr darüber
vorhanden, daß hinter der sinnlichen Welt geistige Wesenheiten, geistige Tatsachen stehen.
Nur solange der Mensch nur die sinnliche Welt wahrnimmt, träumt er davon, daß da hinter
dieser sinnlich-physischen Welt allerlei weiteres abstraktes Sinnliches sei, etwa wirbelnde
Atome oder dergleichen. Von solchen wirbelnden Atomen, von solchen, man möchte sagen,
von den gewöhnlichen sinnlichen Wahrnehmungen ausgepreßten Stoffatomen kann für
denjenigen nicht mehr die Rede sein, der eindringt in die elementarische Welt. Nicht das,
was man im Materialismus als Stoff sich vorstellt, steckt hinter der Farbe, hinter dem Ton
und so weiter, sondern es steckt dahinter Geistiges. Nur zeigt sich allerdings das Geistige auf
dieser ersten Stufe der geistigen Welt, die da betreten wird, noch nicht in seiner Gestalt als
Geist selber, sondern es zeigt sich noch so, daß der Mensch nicht geistige Eindrücke vor sich
hat, sondern andere Eindrücke. Es ist noch nicht irgend etwas, was man eine wahre geistige
Welt nennen kann, in die man da eintritt, sondern es ist in erheblichem Grade etwas, was
man als eine Art von neuem Schleier der geistigen Tatsachen und geistigen Wesenheiten
bezeichnen muß.

Diese elementarische Welt zeigt sich uns so, daß auf sie nun wirklich anwendbar sind die
Bezeichnungen, welche seit alters her gewählt worden sind für die Welt der Elemente. Man
kann das, was man da sieht, dadurch bezeichnen, daß man die Worte wählt: das Feste, das
Flüssige, das Luft- oder Gasförmige und die Wärme, oder Erde, Wasser, Luft, Feuer. Doch
seien wir uns klar, daß diese Worte der sinnlichen Welt entnommen sind, sie sind für die
sinnliche Welt geprägt. Unsere Sprache ist ja ganz ein Ausdrucksmittel für die sinnliche Welt.
Wenn wir irgendein Wort gebrauchen, so bedeutet es dieses oder jenes in der sinnlichen
Welt. Soll also der Geisteswissenschafter die höheren Welten beschreiben, so muß er in
Worten reden, welche der gewöhnlichen Sprache entnommen sind, so daß er daher,
namentlich in diesen Gebieten, in die wir jetzt kommen, nur vergleichsweise reden kann. Er
kann sich nur bemühen, die Worte so zu wählen, daß nach und nach eine Vorstellung
hervorgerufen wird von dem, was da in geistigem Anschauen wahrgenommen wird. Wir
dürfen, wenn wir diese elementarische Welt beschreiben wollen, nicht die Ausdrücke
wählen von den begrenzten Dingen, die um uns herum sind im Tagesleben, sondern wir
müssen die Worte wählen von gewissen Eigenschaften, welche die Dinge im Tagesleben
haben, von Eigenschaften, die immer einer ganzen Reihe von Dingen gemeinschaftlich sind.
Sonst kommen wir nicht zurecht. Und da haben wir im Tagesleben gewisse Dinge, die wir als
fest bezeichnen; wir haben andere Dinge, die wir als flüssig bezeichnen, wieder andere, die
wir als luft-, als gasförmig bezeichnen, und dann kennen wir noch das, was wir wahrnehmen,
wenn wir die Oberfläche der Dinge empfinden oder einen Luftzug empfinden, die Wärme.
Wenn wir um uns herum während des Tageslebens wahrnehmen, so zeigen sich uns alle
Dinge, wie sie sonst auch sein mögen, in solchen Zuständen: in festem, in flüssigem
Zustande, in luft- oder gasförmigem Zustande und als Wärme. Ein Körper kann aber durch
alle diese Zustände hindurchgehen. Das Wasser zum Beispiel kann fest sein wie das Eis, kann
aber auch flüssig sein, dann, wenn das Eis schmilzt, kann gasförmig sein, wenn es verdunstet.
Dabei sind alle diese Zustände durchsetzt von dem, was wir Wärme nennen. So ist es im
Grunde genommen bei jedem Ding und Wesen in der äußeren sinnlichen Welt.

In der elementarischen Welt ist es nun nicht so, daß wir Gegenstände darinnen haben, wie
sie uns in der sinnlichen Welt entgegentreten; hier haben wir das wirklich darin, was in der
sinnlichen Welt bloß Eigenschaften sind. Wir nehmen da etwas wahr, wogegen man
sozusagen nicht ankann. Man könnte es etwa so beschreiben: Bei «fest» steht etwas vor mir,
sei es ein Wesen, sei es ein Ding, in das ich nicht eindringen kann; ich kann es nur dadurch
betrachten, daß ich ringsherum gehe; es hat noch ein Inneres und ein Äußeres. Solche
Wesenheiten und Dinge der elementarischen Welt nennt man «erdig». Dann gibt es Dinge
und Wesenheiten der elementarischen Welt, die man bezeichnen kann mit dem Wort
«flüssig». Da ist es so, daß man sie in der elementarischen Welt bis zu einem gewissen Grade
durchschauen kann. Man dringt in das Innere; man hat so ein Gefühl, ähnlich dem Gefühl,
das man in der physischen Welt hat, wenn man die Hand in Wasser taucht. Man kann in das
Innere dieser Dinge und Wesenheiten eintauchen, während man bei «Erde» etwas hat,
woran man sich stößt wie an etwas Hartem. Das bezeichnet man also in der elementarischen
Welt als Wasser. Wenn in geisteswissenschaftlichen Büchern von Erde und Wasser geredet
wird, so ist das gemeint, was ich Ihnen eben beschrieben habe, nicht physisches Wasser.
Physisches Wasser ist nur ein äußeres Gleichnis für das, was man sieht, wenn man diese
Stufe der Entwicklung erreicht hat. In der elementarischen Welt ist Wasser etwas, was sich
sozusagen ergießt, was durchgreifbar ist, natürlich nicht für die physischen Sinne, sondern
für die höheren Sinne des Eingeweihten, für das geistige Wahrnehmungsvermögen.

Dann gibt es etwas, was sich vergleichen läßt mit dem, was in der physischen Welt gas- oder
luftförmige Dinge sind, das bezeichnet man mit «Luft» in der elementarischen Welt. Und
dann gibt es das, was man als Wärme oder Feuer bezeichnet. Da müssen Sie sich, wenn von
elementarischem Feuer die Rede ist, auch wiederum klarmachen, daß das, was man in der
physischen Welt mit dem Wort «Feuer» bezeichnet, nur ein Gleichnis ist. Was man in der
elementarischen Welt Feuer nennt, ist schon leichter zu beschreiben als die anderen drei
Zustände. Die anderen drei Zustände der elementarischen Welt kann man wirklich eigentlich
nur dadurch beschreiben, daß man sagt, Wasser, Luft und Erde sind Gleichnisse für diese
drei Zustände. Das Feuer des elementarischen Lebens läßt sich schon leichter beschreiben,
denn es ist verwandt mit dem, was der Mensch als innere Seelenwärme kennt, jenes
eigentümliche Gefühl von Wärme, welche man zum Beispiel wahrnimmt, wenn man mit
einem geliebten Menschen zusammen ist. Was sich da in die Seele ergießt an Wärme, das
Erglühen in Begeisterung oder Freude, das muß man natürlich unterscheiden von dem
gewöhnlichen Feuer, das die Finger verbrennt, wenn man hinlangt. Auch im gewöhnlichen
Leben fühlt der Mensch, daß das physische Feuer eine Art Gleichnis dieses Seelenfeuers ist.
Dieses Seelenfeuer, welches, wenn es uns wirklich ergreift, unseren Enthusiasmus entfacht,
ist also etwas, was wir schon besser kennen als die anderen Zustände. Und wenn Sie sich
nun vergegenwärtigen eine Art Vergleich zwischen dem äußeren Feuer, das die Finger
verbrennt, und diesem seelischen Feuer, sozusagen etwas, was in der Mitte zwischen beiden
steht, dann bekommen Sie eine Vorstellung von dem, was man elementarisches Feuer
nennt. Wenn der Mensch als Einzuweihender sich hinauferhebt in die elementarische Welt,
so fühlt er in der Tat, wie wenn von gewissen Gebieten etwas zu ihm hinströmen würde, das
ihn innerlich befeuert, ihn innerlich mit Feuer durchdringt, und von einem anderen Orte der
elementarischen Welt hat er den Eindruck, daß es ihn weniger mit Feuer erfüllt. Er hat das
Gefühl, als stecke er in dem betreffenden Wesen darin, das ihm das Feuer zusendet, er ist
mit ihm vereinigt, er fühlt sein inneres Feuer als Feuer der elementarischen Wesenheit. So
also sehen Sie, daß der Mensch in eine höhere Welt eintritt, welche ihm Eindrücke gibt, die
er allerdings vorher in der sinnlichen Welt nicht gekannt hat. Diese elementarische Welt ist
es nun, vor der sich sozusagen das Tor zuschließt, wenn man im gewöhnlichen normalen
Bewußtsein einschläft. Und das muß aus dem Grunde so sein, weil der Mensch ja, wie wir
gesehen haben, ganz hinausfließt in diese elementarische Welt; er ist in allem darinnen. Er
trägt aber, dadurch, daß er in diese Welt hinausfließt, sein eigenes Wesen in diese Welt
hinein. Er verliert sein Ich; es ergießt sich in diese Welt hinein. Das, was nicht Ich ist, seine
astralischen Eigenschaften, seine Begierden oder Leidenschaften, sein Wahrheits- oder
Lügensinn, alle seelischen Eigenschaften trägt der Mensch in diese Welt hinein; sein Ich
verliert er. Gerade das Ich ist es aber, das uns im gewöhnlichen Leben zügelt, das Ordnung
und Harmonie in unser Astralisches bringt. Indem das Ich sich verliert, machen sich
ungeordnet alle möglichen Triebe, Begierden und Leidenschaften, die der Mensch noch in
der Seele hat, geltend und dringen jetzt mit hinein in jene Wesen, die der Mensch in der
elementarischen Welt findet. Der Mensch durchdringt nicht nur sich mit alle dem, was er da
draußen erlebt, sondern er trägt tatsächlich von sich in die Wesen der elementarischen Welt
das hinein, was er selber in seiner Seele hat. Dieses Hineintragen ist eine Wirklichkeit; es ist
nicht etwa so, daß sich der Mensch das bloß vorstellt, sondern es ist so, daß der Mensch,
wenn er zum Beispiel eine schlechte Eigenschaft hat, diese seine schlechte Eigenschaft
wirklich an ein entsprechendes Wesen der elementarischen Welt überträgt; sie ist dann in
dem betreffenden Wesen darin. Hat der Mensch also eine besondere schlechte Eigenschaft,
dann wird er angezogen von einem solchen Wesen der elementarischen Welt, welches sich
gerade zu dieser Eigenschaft hingezogen fühlt. Durch den Verlust des Ich würde der Mensch
also im Hinausdringen in den Makrokosmos sein ganzes astralisches Wesen hingießen an
solche Wesenheiten, welche die elementarische Welt als schlechte Wesenheiten
durchsetzen. Und die Folge davon würde sein, daß der Mensch, weil er mit diesen Wesen
zusammenkommt, aber schwächer ist als diese Wesen - denn er hat ja sein Ich verloren,
diese haben aber ein starkes Ich -, ihnen Nahrung zuführt mit seinen Eigenschaften, wofür
sie ihn in negativem Sinne belohnen würden. Er gibt ihnen geradezu Nahrung aus seinem
astralischen Wesen, sie aber geben ihm, was ihnen von seinen Eigenschaften besonders
eigen ist; und daß er in ihnen gelebt hat, das zeigt sich, wenn beim Erwachen sein Ich
zurückkehrt, in einem verstärkten Hang zum Schlechten, zum Bösen.

So sehen wir, daß es eine weise Einrichtung ist, daß der Mensch das Bewußtsein verliert,
wenn er in die elementarische Welt eintritt, daß er sich nicht mit seinem Ich in diese Welt
hineinlebt, sondern im normalen Schlafe davor behütet wird. Daher mußte derjenige, der in
den alten Mysterien in die elementarische Welt hineingeführt worden ist, vorher sorgfältig
vorbereitet werden, indem ihm von den Gehilfen des Einweihenden Kraft zugeführt wurde,
bevor er in diese Welt eintrat. Die Vorbereitung für diese Welt geschah dadurch, daß dem
betreffenden Menschen vorher starke Prüfungen auferlegt wurden, durch die er namentlich
befähigt wurde zu der moralischen Kraft der Überwindung. Darauf wurde besonderer Wert
gelegt. In ähnlicher Weise, wie bei dem angehenden Mystiker Wert gelegt wurde auf die
Eigenschaft der Demut, wurde bei demjenigen, der sich hinausleben wollte in den
Makrokosmos, besonderer Wert darauf gelegt, daß er stark war in der Kraft des inneren
Überwindens. Daher wurden einem Menschen, der zugelassen werden sollte zu solcher
Mysterieneinweihung, Prüfungen auferlegt, durch die er alle möglichen Widerwärtigkeiten
des Lebens schon im physischen Dasein überwinden sollte. Starke Gefahren wurden ihm in
den Weg gebracht, und durch die Überwindung dieser Gefahren sollte er seinen Willen
stärken. Ein Überwinder sollte er werden, der von starker Seele ist und dadurch vorbereitet,
daß er dann, wenn diese Wesenheiten ihm gegenübertreten, stark genug ist, um keine
Anfechtungen zu erleben, um sie zurückdrängen zu können und nicht sich an sie zu verlieren.
In Furchtlosigkeit und in Überwindung wurde der auferzogen, der zu solchen Mysterien
zugelassen werden sollte.“ (Lit.:GA 119, S. 156ff)

Elementarwesen
→ Hauptartikel: Elementarwesen
Die Elementarwesen sind die Bewohner der elementarischen Welt. Gemeinsam bilden sie
den übersinnlichen elementarischen Lebensleib der Erde. Daneben gibt es auch höhere
Wesenheiten, deren Tätigkeit über das Erdgebiet hinausreicht. Sie hängen mit vergangenen
und zukünftigen Weltentwicklungsstufen zusammen.

„Wer den geschilderten Tatbestand durchschaut, der kommt zur Anerkennung eines
ätherischen Menschenwesens «hinter» dem physisch-sinnlichen Menschen, und einer
übersinnlichen ätherischen (elementarischen) Welt hinter der physisch-wahrnehmbaren.

In der elementarischen Welt findet das hellsichtige Bewußtsein Wesenhaftes, das bis zu
einem gewissen Grade Selbständigkeit hat, wie das physische Bewußtsein in der Sinnenwelt
Gedanken findet, welche unselbständig und unwesenhaft sind. - Das Einleben in diese
elementarische Welt führt dann dazu, die teilweise selbständigen Wesenheiten in einem
größeren Zusammenhange zu sehen. Wie wenn man erst die Glieder eines physischen
Menschenleibes in ihrer teilweisen Selbständigkeit betrachtete und dann erkannte, daß sie
innerhalb des Gesamtleibes als Teile vorhanden sind, so fassen sich für das übersinnliche
Bewußtsein die Einzelwesen der elementarischen Welt als Lebensglieder eines großen
Geistleibes zusammen, welcher dann im weiteren Verlaufe des übersinnlichen Erlebens als
der elementarische (übersinnliche) Lebensleib der Erde erkannt wird. Innerhalb dieses
Lebensleibes der Erde erfühlt sich das ätherische Menschenwesen selbst als ein Glied.

Es ist dieses Fortschreiten in der Geist-Anschauung ein Einleben in das Wesen einer
elementarischen Welt. Diese Welt ist belebt von Wesenheiten der mannigfaltigsten Art. Will
man das Treiben dieser wesenhaften Kräfte zum Ausdruck bringen, so kann man das nur,
indem man ihre mannigfaltigen Eigenarten in Bildern zeichnet. Es gibt da Wesenheiten, die
man verwandt findet mit allem, was nach Dauer, nach Festigkeit, nach Schwere drängt. Man
kann sie als Erdenseelen bezeichnen. (Und wenn man nicht überklug sich dünkt und sich
nicht fürchtet vor dem Bilde, das doch auch nur auf die Wirklichkeit deuten, sie nicht selber
sein soll, so kann man von «Gnomen» sprechen.) Man findet Wesen, die man wegen ihrer
Beschaffenheiten als Luft-, Wasser-, Feuerseelen bezeichnen kann.

Dann aber zeigen sich auch andere Wesenheiten. Diese treten zwar so auf, daß sie als
elementarische (ätherische) Wesen erscheinen, doch man erkennt an ihnen, daß in ihrer
ätherischen Wesenheit etwas steckt, was höherer Art ist als die Wesenhaftigkeit der
elementarischen Welt. Man lernt verstehen, daß man dem wahren Sein dieser Wesen mit
dem Grade von übersinnlicher Erkenntnis, der nur für die elementarische Welt ausreicht,
ebensowenig beikommen kann, wie man der wahren Wesenheit des Menschen mit dem
bloßen physischen Bewußtsein beikommen kann.

Die vorher genannten Wesen, die im Bilde Erd-, Wasser-, Luft-, Feuerseelen genannt werden
können, stehen mit ihrer Tätigkeit in gewisser Beziehung innerhalb des elementarischen
Lebensleibes der Erde. Sie haben in demselben ihre Aufgaben. Die charakterisierten
Wesenheiten höherer Art haben eine Tätigkeit, welche über das Erdgebiet hinausreicht.
Lernt man sie im übersinnlichen Erleben weiter kennen, so wird man selbst mit seinem
Bewußtsein über das Erdgebiet geistig hinausgeführt. Man schaut, wie sich dieses Erdgebiet
aus einem anderen herausgebildet hat, und wie es die geistigen Keime in sich entwickelt,
daß aus ihm in der Zukunft ein weiteres Gebiet, gewissermaßen eine «neue Erde»,
entstehen kann. In meiner «Geheimwissenschaft» ist gesagt, warum man dasjenige, woraus
sich die Erde gebildet hat, als einen alten «Mondplaneten» bezeichnen kann, und warum
man die Welt, nach welcher die Erde in Zukunft hinstreben wird, als «Jupiter» bezeichnen
kann. Das Wesentliche ist, daß man im «alten Monde» eine langvergangene Welt sieht, aus
welcher die Erdenwelt durch Umwandlung sich gebildet hat, und daß man im geistigen Sinne
als «Jupiter» eine zukünftige Welt versteht, nach welcher die Erdenwelt hinstrebt.“ (Lit.:GA
17, S. 26ff)

Meditationsübungen
„Zu dem Element der Erde dringt man durch, wenn man über Dreiecke, Vierecke, Fünfecke,
geometrische Figuren überhaupt meditiert. Man soll das dann so machen, daß man sich
diese Figuren mit dem Finger der einen Hand in das Innere der andern Hand schreibt, daß
man dann jeden Gedanken an die Hand und das Schreiben fallenläßt und nur die
Empfindung des Hineinschreibens in die Handfläche wie frei schwebend im Raum sich denkt
und sich in diese Empfindung vertieft. So ergreift man allmählich das Element der Erde.

Das Element des Wassers wird dadurch ergriffen, daß man sich einen fixen, materiellen
Punkt denkt und einen andern, beweglichen Punkt, der sich in einem Kreise um den ersteren
herumbewegt. Dann soll man sich das ebenso wieder in die Hand schreiben und so damit
verfahren wie mit der ersten Figur. Den zweiten Punkt soll man als fortgesetzt weiter
drehend denken.

Bei dem Elemente Luft denke man sich zwei fixe Punkte, die voneinander wegfliehen wollen,
aber vorher eine Art Halbkreis umeinander beschreiben und dann ins Unendliche
auseinanderstreben. Wenn wir mit dieser Figur genau so vorgehen wie mit der
vorangegangenen, dann ergreifen wir das Element Luft, fühlen nicht bloß die Luft an uns
vorbeistreichen, sondern ergreifen sie wirklich.

Bei dem Elemente Feuer denke man sich eine geschlossene Figur wie eine Schleife oder
Achterfigur. Man soll besonders empfinden, daß in der Mitte ein Schnittpunkt sich befindet,
wo die Kurve sich selbst berührt.
Diese Übungen soll man unausgesetzt und längere Zeit nacheinander fortsetzen. Sie sind
nicht leicht; man muß sich erst eine gewisse Praxis aneignen erstens in dem Fühlen der
Empfindungen im Raum, ohne die Hand in Anspruch zu nehmen, und zweitens in dem
Festhalten der Figur. Dann aber führt diese Übung zum Erfassen der elementaren Welt; man
lernt diese ergreifen.

Es ist aber eine Regel ohne Ausnahme, daß diese Übungen zugleich egoistisch machen.
Deshalb sollte man sie niemals ausführen, ohne nicht zu gleicher Zeit allumfassendes
Mitgefühl für alles, was Menschen freut und schmerzt, in der Seele zu entwickeln.“ (Lit.:GA
266b, S. 160f)

Der Geist der Elemente in der Neuinszenierung 2010 von Die Pforte der Einweihung am
Goetheanum. Foto: Jochen Quast
Der Geist der Elemente ist eine Gestalt aus Rudolf Steiners erstem Mysteriendrama "Die
Pforte der Einweihung und tritt hier in den Szenen auf, die in der Seelenwelt spielen. Im
vierten Bild fordert er von den beiden Forschern Capesius und Strader seinen Lohn dafür,
dass er ihnen das Selbst gegeben habe; doch Strader und Capesius sind dazu nicht fähig; ihre
Gedanken erregen nur Blitz und Donner in der Seelenwelt. So wendet sich der Geist der
Elemente im sechsten Bild an Felicia Balde, die durch ihre Märchen den beiden Forschern
ihre Seelenkräfte immer wieder erfrischt. Sie müsse für die beiden bezahlen und sich eines
ihrer Märchenbilder entringen, damit es nun auch den ihm dienenden Felsengeistern als
Seelennahrung dienen könne.

Durch das Mysterium von Golgatha wurde der Christus der elementarische Geist der Erde:

„Wenn ein hellseherisches Wesen durch Jahrtausende hindurch imstande gewesen wäre, die
Erde zu beobachten, so würde es gesehen haben, wie damals, als der Erlöser auf Golgatha
starb, plötzlich die ganze Erdenaura sich in anderem Lichte färbte, in anderen Farben
aufstrahlte. Der von Zarathustra verkündete Ahura Mazdao ist damals der elementarische
Geist der Erde geworden. Das drückt der Christus aus, indem er beim Abendmahl sagt: «Das
ist mein Leib» (Mt 26,26 LUT), und für den Traubensaft findet er den Ausdruck: «Das ist mein
Blut.» (Vgl. Mt 26,28 LUT)“ (Lit.:GA 104a, S. 93)

Siehe auch
Erdgeist
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Ätherleib
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(Weitergeleitet von Elementarischer Leib)
Der Ätherleib (von griech. Αἰθήρ Aither „Äther“; eng. ether body, etheric body, etheric
double) ist das unterste übersinnliche Wesensglied des Menschen und bildet die Grundlage
allen Lebens. Er wird von Rudolf Steiner auch als Lebensleib (eng. life body), Zeitleib bzw.
Zeitorganismus, Bildekräfteleib (eng. formative forces body) (Lit.: GA 73, S. 31) oder
elementarischer Leib[1][2] bezeichnet und als Linga-Sharira nach der indisch-theosophischen
Terminologie. Alle Lebewesen, neben dem Menschen also auch Tiere und Pflanzen, verfügen
über einen eigenen Ätherleib, der sich durch die charakteristische Zeitgestalt ihrer
Entwicklung kundgibt, die sich aus dem Zusammenspiel einer Vielzahl biologischer,
terrestrischer und kosmischer Rhythmen ergibt, die heute insbesondere auch durch die
Chronobiologie wissenschaftlich erforscht werden. Seinem Wesen nach ist der Ätherleib
„nichts anderes als ein zusammengedrängtes, die Weltgesetzlichkeit in sich spiegelndes Bild
der kosmischen Gesetzmäßigkeit.“ (Lit.:GA 35, S. 127) Die ätherische Organisation wurde
schon auf der planetarischen Entwicklungsstufe der alten Sonne veranlagt und hat aufgrund
dieses hohen entwicklungsgeschichtlichen Alters bereits einen hohen Reifegrad erlangt.

Aristoteles nennt den Ätherleib Threptikon (lat. anima vegetativa), Paracelsus bezeichnet ihn
als Archäus oder auch als Spiritus Vitae oder Liquor Vitae. Eine hebräische Bezeichnung dafür
ist Ben Jake (hebr. ‫בן־יקה‬, Sohn des Jake); sie wird in der Bibel in den Sprüchen Salomos (Spr
30,1 SLT) erwähnt und bezieht sich insbesonders auf den Ätherleib des Salomo, der nach
Rudolf Steiner alle 7 Wesensglieder bereits in hoher Vollkommenheit veranlagt hatte (Lit.:
GA 116, S. 82).

Das Bewusstsein für den Ätherleib wird insbesondere durch die zweite Nebenübung
erweckt, die die Initiative des Handelns schult (Lit.:GA 266c, S. 245). Einen meditativen Weg
zum Erleben des Ätherleibs zeigt Rudolf Steiner in (Lit.:GA 16, S. 20ff).

Physischer Leib und elementarischer Leib


„Wenn derjenige, der auch nur einige Schritte auf dem Wege zur Initiation gemacht hat, sich
durch Selbstbesinnung klarmacht, was er eigentlich in sich und an sich erlebt, so kann er sich
etwa das Folgende sagen: Zu dem ersten, was ich an mir erfahre, gehört, daß ich außer
meinem sinnlichen, fleischlichen Leibe in mir habe einen feineren, nennen wir ihn
ätherischen Leib, den wir so mit uns herumtragen, wie wir den physischen Leib im Erdensein
herumtragen. Wer die ersten Schritte zur Initiation hinauf macht, erlebt das zunächst so, daß
er sich darin erfühlt, daß er dieses Erfühlen wahrnimmt, wie er auf anderer Stufe fühlt, was
in seinem Blutsystem, in seinem Nervensystem lebt, oder was ersteht auf dem Boden seines
Muskelsystems. Dieses innere Fühlen und Erleben ist ja da und das kann auch für den
ätherischen Leib da sein. Insbesondere ist es dann nützlich für den Menschen, der auf den
ersten Schritten zur Initiation ist, den besonderen Unterschied oder, man könnte auch
sagen, die Beziehung zwischen dem Sich-Erfühlen, dem Sich-Erleben in dem elementarischen
oder ätherischen Leibe und in dem physischen Leibe kennenzulernen. Man erlebt sich also in
dem elementarischen Leibe, wie man weiß, daß man sein Blut, seinen Herzschlag oder
seinen Pulsschlag in sich hat. Um sich das klarzumachen, kann man diesen elementarischen
Leib in Zusammenhang betrachten mit dem physischen Leibe, in den man ja mehr
hineingewöhnt ist als in das, was man sich erst erringt auf dieser geistigen Wanderschaft.
Man kann sich sagen: In dem elementarischen Leibe hast du einen Teil, der entspricht dem
physischen Gehirn, alledem, was deinen Kopf ausmacht. Der Kopf, das Gehirn ist gleichsam
herauskristallisiert aus dem ätherischen Leibe und in demselben so darin, daß man es
vergleichen könnte mit einer Wassermenge und einem Stück Eis, das darin schwimmt, wenn
man das Wasser mit dem ätherischen Leibe vergleichen wollte und das Eis mit dem aus dem
ätherischen Leibe herauskristallisierten physischen Leibe. Aber man fühlt, man erlebt, daß
ein inniger Zusammenhang ist zwischen dem, was man den Ätherteil des Kopfes oder des
Gehirns nennen kann, und dem physischen Kopfe selber. Man weiß dann, wie man seine
Gedanken schafft, wie man seine Erinnerungsbilder bildet innerhalb des ätherischen Leibes
und wie das physische Gehirn nur gleichsam ein Spiegelungsapparat ist, weiß aber auch, wie
das Gehirn eng zusammenhängend ist mit dem ätherischen Leibe. Insbesondere kann man
das dann erleben, wenn man sich recht stark beschäftigen muß mit Anstrengungen, die
zusammenhängen mit dem physischen Plan, mit dem physischen Sein, wenn man viel
nachdenken muß über die Dinge, wenn man also seinen physischen Leib anstrengen muß,
daß er heraufholt aus den Tiefen des Lebens die Erinnerungsvorstellungen, um sie
zusammenzuhalten. An einem solchen Vorgange ist immer zunächst, gleichgültig, ob man es
weiß oder nicht, der ätherische Leib beteiligt. Aber es ist das physische Gehirn innig damit
verbunden, und wenn man das physische Gehirn ermüdet, merkt man sehr, sehr die
Ermüdung des Gehirns in dem betreffenden Ätherteile. Man merkt dann, daß man in dem,
was man als elementarischen Gehirnteil erlebt, etwas wie einen Klotz, wie einen
Fremdkörper hat, daß man nicht mehr herankann an das, woran man herankommen muß,
denn die Beweglichkeit im physischen Gehirn ist etwas, was parallel gehen muß der
Beweglichkeit im ätherischen Leibe. Man kann dann das deutliche Gefühl haben: Dein
Atherleib ermüdet auch nicht, er könnte bis in alle Ewigkeit fort die Gedankenbilder
zusammenschließen und heraufholen dasjenige, was du weißt; aber um es in der physischen
Welt zum Ausdruck zu bringen, muß es sich spiegeln, und da versagt das Gehirn. - Der
elementarische Leib ermüdet nicht. Gerade weil er immerfort tätig sein kann, verspürt er die
Ermüdung des Gehirns um so mehr. Man merkt gleichsam, was da das Gehirn an
versagenden Kräften produziert. Und wenn es einschläft und in die Dumpfheit der Ermüdung
verfällt, kann man sich sagen: Jetzt mußt du aufhören, sonst würdest du dich krank machen.
- Man kann nicht den Atherleib abnutzen. Aber auf dem Umwege, daß man dem Gehirn
übermäßige Dinge zumutet, kann man fortfahren, es noch weiter zu ermüden und es so in
einen leben versagenden, toten Zustand bringen. Und das verträgt ein lebendiger
Organismus nicht, daß etwas, was mit ihm in einem normalen Zusammenhange sein soll,
partiell tot ist, daß es in einen abnormen Zustand kommt. Also man muß sich aus einem
freien Entschluß sagen: Damit du nicht etwa abtötest einen Teil deines Gehirns, der dann
von sich aus weiterfrißt, mußt du aufhören, wenn du dein Gehirn als ein Stück Fremdkörper
in dir selbst empfindest.“ (Lit.:GA 138, S. 32ff)

„Anders ist das für andere Organe des menschlichen elementarischen oder ätherischen
Leibes und die entsprechenden physischsinnlichen Organe. Da sind die Dinge ganz anders.
Ich will ein Beispiel anführen. Nehmen wir einmal die Hände. Geradeso wie dem Kopf oder
dem Gehirn ein Atherteil, ein elementarischer Teil in dem elementarischen Leibe entspricht,
so entsprechen auch den Händen elementarische, ätherische Vorgänge des menschlichen
Atherleibes. Aber zwischen den äußeren physischen Händen und ihren Aufgaben und dem,
was eigentlich dem zugrunde liegt in dem entsprechenden elementarischen oder
ätherischen Teil, ist ein viel größerer Unterschied als zwischen dem physischen Kopfe und
dem entsprechenden Teile in dem menschlichen elementarischen Leibe. Was die Hände tun,
ist viel mehr bloß in der Sinneswelt verlaufend, ist viel mehr bloß eine sinnliche Verrichtung,
und was die dazugehörigen elementarischen oder ätherischen Organe tun, findet nur zum
allergeringsten Teile in dem, was physisch in den Händen zum Ausdruck kommt, seine
Offenbarung [...]

Den physischen Händen entsprechen elementarische Teile. Aber abgesehen davon, daß in
den Händen, in den Bewegungen das zum Ausdruck kommt, was dem elementarischen Teile
entspricht, sind diese ätherischen Organe innerhalb des Ätherleibes wahrhaftige
Geistorgane. Ein höheres, viel intuitiveres, geistigeres Tun wird verrichtet in den Organen,
die in den Händen und ihren Funktionen zum Ausdruck kommen, als durch das Äthergehirn.
Wer auf diesem Gebiete Fortschritte gemacht hat, wird sagen: Ja, das Gehirn, auch das
ätherisch zugrunde liegende, ist eigentlich das ungeschickteste geistige Organ, das der
Mensch an sich trägt. Denn sobald man sich betätigt in dem elementarischen Teile des
Gehirns, hat man verhältnismäßig sehr bald diesen Fremdkörper des Gehirns zu spüren.
Diejenigen geistigen Verrichtungen aber, die gebunden sind an die Organe, die den Händen
zugrunde liegen und einen unvollkommenen Ausdruck in den Händen und ihren Funktionen
gewinnen, dienen zu weit höherem, geistigerem Erkennen und Beobachten; diese Organe
führen schon in übersinnliche Welten und können sich beschäftigen mit der Wahrnehmung
und mit der Orientierung in den übersinnlichen Welten. Drückt man als geistiger Schauer
einen solchen Tatbestand aus, so muß man - etwas paradox, aber eben zutreffend - sagen:
Das menschliche Gehirn ist das ungeschickteste Organ als Forschungsorgan für die geistige
Welt, und die Hände - was ihnen geistig zugrunde liegt - sind viel interessantere, viel
bedeutungsvollere Organe für die Erkenntnis dieser Welt, vor allen Dingen viel geschicktere
Organe als das Gehirn.“ (S. 34f)

Der Ätherleib als Zeitorganismus


Der Ätherleib wird gelegentlich auch Ätherdoppelkörper (eng. etheric double) genannt, weil
er in seiner Form beim Menschen weitgehend dem äußeren physischen Leib gleicht. In ihrer
1896 veröffentlichten Schrift „Man and His Bodies“ (dt. „Der Mensch und seine Körper“)
führte die englische Theosophin Annie Besant diesen Begriff ertmals ein. Gemäß ihrer
eigenen hellsichtigen Erfahrungen bilde er mit dem physischen Leib gewissermaßen eine
Einheit. Der physische Leib bestehe im engeren Sinn aus den festen, flüssigen und
gasförmigen Elementen und der damit verwobene ätherische Doppelkörper aus den vier
Ätherarten.

Dennoch ist der Ätherleib in Wahrheit kein räumlicher Leib, sondern ein durch eine Vielfalt
aufeinander bezogener Rhythmen geprägter Zeitleib oder besser noch ein Zeitorganismus,
wie ihn heute auch auf äußerem empirischen Weg die Chronobiologie erforscht, da sich
diese Rhythmen in messbaren physiologischen Prozessen des physischen Leibes abbilden.
Die charakteristische Tätigkeit des Ätherleibs ist die unermüdliche rhytmisch-lebendige
Formverwandlung oder Metamorphose; Goethe spricht in seiner «Morphologie» auch von
der ständig beweglich bleibenden «Bildung» im Gegensatz zur fixierten Gestalt.

„Der Deutsche hat für den Komplex des Daseins eines wirklichen Wesens das Wort Gestalt.
Er abstrahiert bei diesem Ausdruck von dem Beweglichen, er nimmt an, daß ein
Zusammengehöriges festgestellt, abgeschlossen und in seinem Charakter fixiert sei.
Betrachten wir aber alle Gestalten, besonders die organischen, so finden wir, daß nirgend
ein Bestehendes, nirgend ein Ruhendes, ein Abgeschlossenes vorkommt, sondern daß
vielmehr alles in einer steten Bewegung schwanke. Daher unsere Sprache das Wort Bildung
sowohl von dem Hervorgebrachten, als von dem Hervorgebrachtwerdenden gehörig genug
zu brauchen pflegt.
Wollen wir also eine Morphologie einleiten, so dürfen wir nicht von Gestalt sprechen;
sondern, wenn wir das Wort brauchen, uns allenfalls dabei nur die Idee, den Begriff oder ein
in der Erfahrung nur für den Augenblick Festgehaltenes denken.
Das Gebildete wird sogleich wieder umgebildet, und wir haben uns, wenn wir einigermaßen
zum lebendigen Anschaun der Natur gelangen wollen, selbst so beweglich und bildsam zu
erhalten, nach dem Beispiele mit dem sie uns vorgeht.“

– Goethe: Zur Morphologie: Die Absicht eingeleitet (1817)[3]


Während der physische Leib rein irdische Kräfte in sich trägt, wird die Zeitgestalt des
Ätherleibs von den verinnerlichten kosmischen Rhythmen bestimmt, in denen sich die
Ätherwelt, der Weltenäther kundgibt[4].

„Es ist für den heutigen Menschen schon schwierig, wenn man ihm spricht von einem
solchen Zeitorganismus. Aber es ist wirklich dieser Zeitorganismus als ein zweiter Mensch in
uns vorhanden, und wir dürfen ihn einen Organismus nennen. Denn man kommt darauf,
sagen wir, wenn man schon ein alter Kerl geworden ist, wie ich es ja von mir sagen darf, man
weiß, man hat eine gewisse Seelenkonfiguration. Diese Seelenkonfiguration, die man jetzt in
sich trägt, hängt zusammen mit einer Seelenkonfiguration vielleicht im fünften oder
sechsten Lebensjahr. Und so, wie meine linke Hand in meinem Raumesorganismus
zusammenhängt meinetwillen mit irgendeiner Partie meines Gehirns in diesem
Raumesorganismus, und wie das Gehirn in diesem Raumesorganismus ist deshalb, damit die
einzelnen Partien sich aufeinander beziehen, so beziehen sich in der Zeit, nicht im Raume,
die einzelnen Partien des Zeitorganismus aufeinander. Ich trage diesen Zeitorganismus in
mir. Ich habe ihn in meinen Büchern Ätherleib oder Bildekräfteleib genannt. Dieser
Bildekräfteleib ist eben ein Zeitorganismus. Er ist das erste, was wir entdecken auf dem
Wege der imaginativen Forschung. Wir überschauen unser bisheriges Erdenleben in seinen
innerlich schöpferischen, übersinnlichen Kräften. Wir spekulieren nicht über eine
Lebenskraft, sondern wir schauen unser bisheriges Erdenleben an als ein innerlich
organisiertes Tableau, als einen Zeitorganismus, als den Bildekräfteleib. Ältere, nicht so
vollbewußte Anschauungen von diesen Dingen, die mehr ahnungsvoll, mehr instinktiv
waren, aber in ihren Ahnungen etwas wußten von diesen Dingen, haben diesen Zeitleib,
diesen Bildekräfteleib den Ätherleib genannt. Auf die Ausdrücke kommt es ja nicht an,
sondern darauf, was mit diesen Dingen gemeint ist. Man hat in diesem Ätherleib durchaus
eine Realität, eine Zeitrealität in sich, und niemand versteht die Bildung des Menschen, der
nicht diesen Ätherleib versteht. Und das Bedeutsamste an diesem Ätherleibe ist das, daß wir
in dem Augenblick, wo wir soweit sind, daß wir unser bisheriges Erdenleben wie mit einem
geistigen Blicke überschauen in diesem Lebenstableau, das der Bildekräfteleib ist, auch
aufhören zu unterscheiden zwischen subjektiv und objektiv. Der Ätherleib oder
Bildekräfteleib, den wir in uns tragen, der ein fließender Zeitleib ist, wir könnten ihn
schematisch aufmalen. Aber wir müssen uns bewußt machen, daß wir dann in einem
Augenblick malen etwas, was fortwährend hinfließt. Ebenso wenig, wie man den Blitz malen
kann, kann man diesen Ätherleib malen. Man malt immer nur einen Augenblick, der
festgehalten wird. Man muß sich eben klar sein, daß es von diesem Bildekräfteleib abhängt,
wie man als Mensch gebildet ist. Und in dem Augenblick, wo man gewahr wird, wie dieser
Ätherleib in einem ein Kraftleib ist, ohne dessen inneres Gefüge zu kennen man den
Menschen nicht verstehen kann, merkt man, daß dieselben Kräfte, die da in einem wirken
als solcher Ätherleib, auch die Welt als ätherische Kräfte durchziehen; daß Subjektiv und
Objektiv aufhören, eine Bedeutung zu haben; daß dieser Bildekräfteleib zusammenhängt mit
dem großen Zeitverlauf des Universums; daß wir drinnenstehen als ein Glied in diesem
großen Universum. Wir fangen an zu sprechen von den Äthervorgängen des Universums,
denn diese werden uns klar in dem Momente, wo wir zu einem so lebendigen Vorstellen
kommen, wie wir sonst nur lebendig die äußeren Sinneswahrnehmungen haben. Und wir
können das durch Meditation eben erreichen. Kurz, wir leben uns ein in eine Ätherwelt. Wir
lernen aber dadurch zugleich erkennen das erste, was in uns selber übersinnlich ist. Noch
nicht kommen wir hinaus aus dem Erdenleben, aber wir lernen erkennen dasjenige, was
innerhalb des Erdenlebens in uns übersinnlich ist.“ (Lit.:GA 82, S. 127ff)
„Der physische Leib könnte ein reiner Raumesleib genannt werden, eine räumliche
Organisation. Das aber, was als ätherischer Leib im physischen Leib drinnensteckt, oder, wie
Sie wissen, über den physischen Leib auch hinausragt und in intimer Verbindung steht mit
dem kosmischen Ganzen, das ist nicht zu betrachten, wenn man nicht die Zeit zu Hilfe
nimmt. Denn im Grunde genommen ist alles im ätherischen Leib Rhythmus, zyklischer Ablauf
von Bewegungen, von Betätigungen, und einen räumlichen Charakter trägt der Ätherleib nur
dadurch, daß er den physischen Leib ausfüllt. Für die menschliche imaginative Anschauung
ist es allerdings notwendig, daß der ätherische Leib auch in Raumesbildern vorgestellt wird,
aber das ist nicht sein Wesentliches. Sein Wesentliches ist das Zyklische, das Rhythmische,
das in der Zeit Ablaufende. Und so wenig es im Musikalischen auf das Räumliche ankommt,
sondern auf das Zeitliche, so wenig kommt es eigentlich bei der Realität des menschlichen
ätherischen Leibes - nicht bei seiner imaginativen Repräsentation - an auf das Räumliche,
sondern es kommt an auf das Bewegliche, sich Bewegende, auf das tätig sich Gestaltende,
aber rhythmisch sich Gestaltende, in Melodien sich Gestaltende, also auf das Zeitliche.
Gewiß, es liegt hier eine Schwierigkeit des menschlichen Vorstellens, weil das menschliche
Vorstellen so sehr gewöhnt ist, alles auf den Raum zu beziehen. Aber man muß vielmehr sich
bemühen, um zu einer klaren Vorstellung über den ätherischen Leib zu kommen, ich möchte
sagen, die musikalischen Vorstellungen zu Hilfe zu nehmen und nicht die räumlichen
Vorstellungen.“ (Lit.:GA 275, S. 40f)

„... der Ätherleib wird erlebt als ein Zusammenfluß der allumfassenden Gesetzmäßigkeit des
Makrokosmos. Wieviel von dieser Gesetzmäßigkeit dem Geistesforscher zum wirklichen
Bewußtseinsinhalt wird, darauf kommt es dabei nicht an. Es liegt das Eigentümliche darin,
daß in unmittelbarem Wissen klar ist: der Ätherleib ist nichts anderes als ein
zusammengedrängtes, die Weltgesetzlichkeit in sich spiegelndes Bild der kosmischen
Gesetzmäßigkeit.“ (Lit.:GA 35, S. 126f)

Am deutlichsten offenbart sich das in der Pflanzenwelt. Im Ätherleib offenbaren sich die
Kräfte, die das Lebendige aus den Weltenweiten in das Irdische hereinzieht, wie es Rudolf
Steiner in seinen anthroposophischen Leitsätzen knapp skizziert:

„6. Wenn man den Blick auf die leblose Natur wendet, so findet man eine Welt, die sich in
gesetzmäßigen Zusammenhängen offenbart. Man sucht nach diesen Zusammenhängen und
findet sie als den Inhalt der Naturgesetze. Man findet aber auch, daß durch diese Gesetze
die leblose Natur sich mit der Erde zu einem Ganzen zusammenschließt. Man kann dann von
diesem Erdenzusammenhang, der in allem Leblosen waltet, zu der Anschauung der
lebendigen Pflanzenwelt übergehen. Man sieht, wie die außerirdische Welt aus den Weiten
des Raumes die Kräfte hereinsendet, welche das Lebendige aus dem Schoße des
Lebenslosen hervorholen. Man wird in dem Lebendigen das Wesenhafte gewahr, das sich
dem bloß irdischen Zusammenhange entreißt und sich zum Offenbarer dessen macht, was
aus den Weiten des Weltenraumes auf die Erde herunterwirkt. In der unscheinbarsten
Pflanze wird man die Wesenheit des außerirdischen Lichtes gewahr, wie im Auge den
leuchtenden Gegenstand, der vor diesem steht. In diesem Aufstieg der Betrachtung kann
man den Unterschied des Irdisch-Physischen schauen, das im Leblosen waltet, und des
Außerirdisch-Ätherischen, das im Lebendigen kraftet.
7. Man findet den Menschen mit seinem außerseelischen und außergeistigen Wesen in diese
Welt des Irdischen und Außerirdischen hineingestellt. Sofern er in das Irdische, das das
Leblose umspannt, hineingestellt ist, trägt er seinen physischen Körper an sich; sofern er in
sich diejenigen Kräfte entwickelt, welche das Lebendige aus den Weltenweiten in das
Irdische hereinzieht, hat er einen ätherischen oder Lebensleib. Diesen Gegensatz zwischen
dem Irdischen und Ätherischen hat die Erkenntnisrichtung der neueren Zeit ganz
unberücksichtigt gelassen. Sie hat gerade aus diesem Grunde über das Ätherische die
unmöglichsten Anschauungen entwickelt. Die Furcht davor, sich in das Phantastische zu
verlieren, hat davon abgehalten, von diesem Gegensatz zu sprechen. Ohne ein solches
Sprechen kommt man aber zu keiner Einsicht in Mensch und Welt.“ (Lit.:GA 26, S. 16f)

Dieselben Kräfte, die den Pflanzen ihre lebendige Gestalt geben, wirken der Art nach im
Menschen ganz besonders im zweiten Lebensjahrsiebent. Hier sind sie allerdings als nun
eigenständiger Ätherleib verinnerlicht, ohne dass eine tatsächliche Einwirkung aus der
kosmischen Umgebung erfolgt. Wie die Chronobiologie zeigt, erfolgt aber normalerweise
eine regelmäßige Synchronisation der verinnerlichten Rhythmen mit dem äußeren
kosmischen Geschehen.

„Dasjenige außerirdische Geistesleben (Ätherleben), das für die Pflanzenwelt in Betracht


kommt, wirkt in der zweiten menschlichen Lebensperiode; jedoch so, daß der Vorgang, der
für die Pflanzenentwicklung der Erde im Wechselverhältnis mit dem Außerirdischen sich in
einem Jahre abspielt, sich beim Menschen in ungefähr sieben Jahren vollzieht. (Dies alles
wird nicht gesagt mit einem mystischen Seitenblick auf die Siebenzahl, sondern aus den
Ergebnissen der geistigen Beobachtung heraus.) Es muß betont werden, daß die
Wirkenskräfte in der zweiten menschlichen Lebensperiode nur der Art nach gleich sind
denen, die vom Außerirdischen in das Pflanzenwachstum hineinwirken. Bei der Pflanze
findet ein tatsächliches Einwirken des Außerirdischen statt; im Menschen werden innerhalb
seines Organismus dieselben Kräfte tätig, ohne daß eine tatsächliche Einwirkung vom
Außerirdischen her räumlich stattfindet. Was also ätherisch in der Entfaltung und im
Verwelken der Pflanzenwelt im Laufe des Jahres wirkt, das lebt wie eingeschlossen im
menschlichen Organismus als Ätherleib. Die Entwickelungsvorgänge der zweiten
Lebensepoche im allgemeinen Lebensrhythmus vom siebenten bis vierzehnten Jahre
geschehen unter dem Einflüsse dieser Kräfte. Dadurch, daß der Mensch die Kräfte für diese
Entwicklungsvorgänge in sich birgt, stellt er sich dar nicht mehr als ein bloß irdisches Wesen,
sondern als das Abbild eines Außerirdischen, wenn auch zunächst noch eines wenigstens im
Sinnenraume vorhandenen Außerirdischen. Durch Erdenkräfte wird insbesondere dasjenige
entwickelt, was im menschlichen Gehirn zur Ausbildung kommt.

So sonderbar dies klingt den heute gebräuchlichen Vorstellungen gegenüber: Das Gehirn ist
am meisten irdisches Erzeugnis. Äußerlich zeigt sich dieses übrigens dadurch, daß bis zu
einem hohen Grade eben um das siebente Jahr herum das menschliche Gehirn zu einer Art
von Abschluß in seiner Entwickelung gekommen ist, nicht in der Entwickelung, die besteht in
der Aufnahme von Begriffen und Ideen selbstverständlich, sondern in seiner inneren
Formung, Gestaltung, im Verfestigen seiner Teile und so weiter. - Zu dem, was bis zum
siebenten Jahre sich an der Entwickelung des Menschenleibes beteiligt hat, muß nun etwas
treten, was nicht innerhalb des Irdischen enthalten ist, sondern aus dem Außerirdischen
stammt, und was unter anderm auch bewirkt, daß nunmehr vom siebenten bis zum
vierzehnte Jahre die Kräfte, die der Mensch außer seinem Haupte, außer seinem Gehirne im
übrigen Organismus entwickelt, sich heraufdrängen auch in die Kopf- und
Antlitzentwickelung. Der Mensch gebiert gleichsam mit dem siebenten Jahre einen
überirdischen ätherischen Menschen in sich, der frei und lebendig in ihm wirkt. So wie sein
physischer Leib mit der Geburt ins physische Dasein tritt, so tritt jetzt ein ätherischer, ein
überirdischer Leib ins Dasein. Und die Folge davon ist, daß sich dasjenige deutlicher darstellt,
was in den Gesichtszügen sich ausdrückt. Durch den Ätherleib wird auch das Atmungs- und
Zirkulationssystem in einer individuelleren Art beeinflußt. Dadurch aber, daß nunmehr nicht
ausschließlich die irdischen Kräfte tätig sind, sondern daß der ätherische Leib in die
physische Organisation eingreift und das Außerirdische der Menschennatur eingestaltet,
dadurch entwickelt sich erst jene Innerlichkeit, die dann durch das weitere Leben den
Menschen begleitet als die leibliche Ausgestaltung seines Gemüts- und Gefühlslebens.“
(Lit.:GA 35, S. 248ff)

Das Denken als Tätigkeit des Ätherleibs


Noch in der atlantischen Zeit ragte der Ätherleib weit über den physischen Leib hinaus und
ermöglichte dadurch die geistige Wahrnehmung der äußeren Ätherwelt. Erst im letzten
Drittel der atlantischen Zeit begann sich der Ätherkopf mit dem physischen Kopf zu decken,
wodurch allmählich das Verstandesdenken heranreifte.

Das Denken ist eine Tätigkeit des Ätherleibs. Damit ist aber nur eine Seite des Ätherleibs
erfasst, gleichsam nur die Rückseite. Die andere Seite ist die, welche den physischen Leib
aufbaut.

„Wenn der Mensch ehrlich in sich selbst hineinschaut, dann wird er sich sagen: Durch die
Sinne empfange ich Eindrücke, im Denken setze ich nach innen diese Eindrücke fort. Und
wenn wir unsere Gedanken dann prüfen, so werden wir finden, daß diese Gedanken
schattenhafte Abbilder dessen sind, was uns die Sinne vermitteln. Gewissermaßen ist das
Denken des Menschen ganz nach außen gerichtet. Das Denken ist nun die Tätigkeit des
Äther- oder Bildekräfteleibes, so daß wir auch sagen können: Indem der Mensch wachend
als sinnliches Erdenwesen denkt, richtet sich sein Äther- oder Bildekräfteleib nach außen.
Aber damit haben wir im Grunde nur die eine Seite des Äther- oder Bildekräfteleibes ins
Auge gefaßt [...]

Dann aber kommen wir auf etwas ganz Merkwürdiges. Dann repräsentiert sich uns das
Denken nicht so, wie es sich ausnimmt, wenn wir es als Bilder der sinnlichen Außenwelt im
Bewußtsein tragen. Dann verwandelt sich, von dieser anderen Seite angesehen, unser
Denken, das ja die Kräfte des Äther- oder Bildekräfteleibes ausmacht, in Kräfte, die unseren
physischen Organismus aufbauen, in unseren physischen Organismus schaffende Kräfte.“
(Lit.:GA 225, S. 171)

Durch seinen Ätherleib lebt der Mensch in der elementarischen Umwelt, so wie er durch den
physischen Leib in der sinnlich-physischen Umwelt lebt. Er erkennt sich dadurch als Glied des
Erdenlebensleibs (Lit.: GA 17, S. 44).

„Wenn man im gewöhnlichen Leben denkt, eine Vorstellung hat, wenn ein Gedanke den
anderen kommen läßt, da fügt man den einen Gedanken zum anderen hinzu, man gliedert
dann vielleicht Empfindungen hinzu, Wünsche, Wollen und so weiter, und beim gesunden
Seelenleben wird man immer die Möglichkeit haben, zu sagen: Ich denke dies, ich fühle das.
- Denn es wäre schon eine Unterbrechung, eine Störung des gesunden Seelenlebens, wenn
man nicht die Möglichkeit hätte, in dieser Weise zu sprechen. Beim Hineinwachsen in den
elementarischen oder ätherischen Leib weitet man sich aus, aber zugleich weiten sich die
Gedanken aus. Man verliert das Gefühl, als ob man in sich wäre, wenn man denkt, und man
bekommt das Gefühl: man wächst in die elementarische Welt hinein, und die ist durchzogen
von Gedanken, und diese Gedanken denken sich. Das tritt als ein Erlebnis auf. Es ist so, wie
wenn man ausgelöscht wäre und wie wenn sich die Gedanken denken würden, wie wenn die
Gefühle, die man selbst hat oder die die Dinge haben, sich erfühlen, als ob man nicht selber
wollen könnte, sondern als ob das alles in einem zum Wollen erwachte. Hingegeben sein an
die Objektivität, an die Welt, das ist ein Gefühl, das man hat. Aber es ist in der Regel so - und
das ist wieder eine Erfahrung bei den ersten Schritten der Initiation - , daß sich hinzugesellt
ein anderes Gefühl. In demselben Maße, in dem man sich ausweitet, in dem sich die
Gedanken selber denken, die Empfindungen sich erfühlen, wird das Bewußtsein immer
schwächer und schwächer, immer mehr und mehr herabgestimmt; das Wissen betäubt
sich.“ (Lit.:GA 138, S. 73f)

„Und dieses Abdämpfen, dieses Verschwinden ist einfach der Ausdruck dafür: sie läßt einen
nicht hinein. Aber indem man sich dann seine Fehler vorwirft, wird man stärker, und so hellt
sich das wieder auf, was erst verschwunden war. Man bekommt aber dadurch das deutliche
Gefühl: Eine übersinnliche Welt elementarischer Art ist um dich herum, aber du darfst nur
bis zu einem gewissen Maße hinein. In dem Maße, wie du dich selbst moralisch, intellektuell
immer stärker und stärker machst, läßt sie dich herein, sonst nicht; und sie zeigt dies
dadurch, daß sie vor dir verschwindet.“ (S. 75)

„Dasjenige, in dem der Mensch lebt, nachdem er elementarisch wahrnehmen kann, ist sein
elementarischer Leib. Aber den hat er früher auch schon gehabt. Der Unterschied des
elementarischen Leibes vor und nach dem übersinnlichen Beobachten ist nur der, daß der
elementarische Leib durch die Initiation gleichsam auferweckt wird. Während er früher
gleichsam geschlafen hat, ist er nachher auferweckt. Das ist eigentlich der treffendste
Ausdruck, den man für die Sache gebrauchen kann.“ (S. 76)

„Und wenn Sie den Begriff fassen: in deiner Seele ist etwas, was eine tätige Herrschaft
ausübt über den elementarischen Leib, so daß es ihn Stück für Stück auferweckt, dann haben
Sie eine konkrete richtige Vorstellung dessen, was man astralischen Leib nennt. Und leben
im astralischen Leibe, sich erleben im astralischen Leibe, heißt zunächst: sich erfühlen in
einer Art innerer Kraftwesenheit, welche imstande ist, nach und nach, Stück für Stück, den
schlafenden elementarischen Leib zum bewußten Leben zu erwecken. Es gibt also einen
Zustand, den man so bezeichnen kann: man erlebt sich jetzt außerhalb des physischen
Leibes, man erlebt sich aber nicht nur in dem elementarischen Leibe, sondern in dem
astralischen Leibe.“ (S. 79)

Sprache und Ätherleib


→ Hauptartikel: Alphabet
Im Insgesamt der Laute der verschiedenen menschlichen Sprachen, wie sie im spezifischen
Alphabet der verschiedenen Volkssprachen zum Ausdruck kommen, denen aber ein
gemeinsames Urbild, eine Ursprache zugrunde liegt, bildet sich die Form des Ätherleibs ab,
der heute noch eine deutliche volkstypische Prägung hat und sich erst künftig immer stärker
individualisieren wird:
„Wir sprechen nicht auf einmal alles dasjenige, was der Sprache zugrunde liegt. Wann
würden wir es denn sprechen, alles dasjenige, was der Sprache zugrunde liegt? Wir würden
es sprechen - so paradox das klingt, es ist so -, wenn wir einmal von a b c bis z alle möglichen
Laute hintereinander ertönen ließen. Stellen Sie sich das einmal vor. Stellen Sie sich vor, ein
Mensch würde beginnen mit dem a, b und so fort hintereinander, ohne abzusetzen
natürlich, nur mit dem entsprechenden Atemholen, bis zum z, ein Mensch würde das
hintereinander lautlich erklingen lassen. Alles dasjenige, was wir aussprechen, zeichnet in
die Luft hinein eine gewisse Form, die man nur nicht sieht, die man aber durchaus als
vorhanden voraussetzen muß, von der man sich sogar denken könnte, daß sie durch
wissenschaftliche Mittel ohne die menschliche Zeichnung fixiert würde.

Wenn wir ein Wort aussprechen: Baum, Sonne - immer führen wir eine ganz bestimmte
Luftform aus. Wenn wir das aussprechen von a bis z, würden wir eine sehr komplizierte
Luftform bilden. Fragen wir uns einmal, wenn wirklich ein Mensch das zustande brächte, was
da entstünde. Es müßte in einer gewissen Zeit geschehen - wir werden schon im Laufe der
Vorträge noch hören, warum -, so daß, wenn wir beim z angekommen sind, nicht schon das
erste vollständig wiederum auseinandergeflossen ist, daß also das a in seiner Form plastisch
noch bleibt, wenn wir beim z angekommen sind. Wenn wir tatsächlich vom a bis zum z
gehen könnten in der Lautformulierung, wenn wir dies so zuwege brächten, daß das a
stehenbleiben würde bis zum z, und das Ganze würde sich in der Luft abbilden, was wäre
denn das? Was wäre das für eine Form?

Das wäre die Form des menschlichen ätherischen Leibes. Der menschliche ätherische Leib
würde auf diese Weise zustande kommen. Der menschliche ätherische Leib stünde vor
Ihnen, wenn Sie einmal das ganze Alphabet - man müßte es erst richtigstellen, heute ist es
nicht ganz richtig so, wie es gewöhnlich aufgestellt wird, aber es kommt ja auf das Prinzip
jetzt an -, wenn Sie einmal lautlich das Alphabet von a angefangen bis zum z hinstellen
würden, der Mensch stünde vor Ihnen.

Was ist da eigentlich geschehen? Der Mensch als Ätherleib ist ja immer da. Sie tragen ihn
immer in sich. Was tun Sie also, indem Sie sprechen, das Alphabet aussprechen? Sie
versenken sich gewissermaßen in die Form Ihres Ätherleibes und teilen sie der Luft mit. Sie
bilden in der Luft ein Abbild Ihres Ätherleibes. Wenn wir ein einzelnes Wort sprechen, das
nicht alle Laute hat selbstverständlich, was geschieht dann? Stellen wir uns vor, der Mensch
steht vor uns. Da steht er als physischer Leib, als Ätherleib, Astralleib, Ich. Er spricht
irgendein Wort. Man sieht, er versenkt sich mit dem Bewußtsein in seinen Ätherleib. Ein
Stück dieses Ätherleibes bildet er in der Luft ab, so wie wenn Sie sich vor den physischen Leib
stellen würden und meinetwillen eine Hand abbilden würden, so daß die Hand in der Luft zu
sehen wäre. Nun, der Ätherleib hat nicht diese Formen, die der physische Leib hat, aber die
Formen des Ätherleibes bilden sich in der Luft ab. Wir schauen, wenn wir dies richtig
verstehen, gerade in die wunderbarste Metamorphose der menschlichen Gestalt, der
Entwickelung hinein. Denn, was ist dieser Ätherleib? Er ist dasjenige, was die Kräfte des
Wachstums, die Kräfte, die in Betracht kommen, um die Ernährung zu besorgen, aber auch
die Kräfte, die in Betracht kommen, um das Gedächtnis in die Wege zu leiten, was das alles
enthält. Das alles teilen wir der Luftgestaltung mit, indem wir sprechen. Das Innere des
Menschen, also insofern sich dieses Innere des Menschen im Ätherleib auslebt, das prägen
wir der Luft ein, indem wir sprechen. Wenn wir Laute zusammenstellen, entstehen Worte.
Wenn wir das zusammenstellen vom Anfang des Alphabets bis zum Schluß, entsteht ein sehr
kompliziertes Wort. Aber dieses Wort enthält alle Wortmöglichkeiten. Dieses Wort enthält
aber zu gleicher Zeit den Menschen in seiner ätherischen Wesenheit. Bevor aber ein
physischer Mensch auf der Erde war, war der ätherische Mensch da. Denn der ätherische
Mensch liegt dem physischen Menschen zugrunde. Was ist denn aber der ätherische
Mensch? Der ätherische Mensch ist das Wort, das das ganze Alphabet umfaßt.“ (Lit.:GA 279,
S. 46ff)

Der Ätherleib als Kräfteleib


„Wenn wir noch eine Eigenschaft des ätherischen Leibes hervorheben, so können wir sagen:
Dieser Ätherleib ist vor allen Dingen, indem er, den physischen Leib erfüllend, seine
Betätigung, sein rhythmisches Spiel hineinerstreckt in den physischen Leib, ein Kräfteleib. Er
ist ein Ausfluß von Kräften, ein Sich-Darstellen von Kräften. Und wir merken diese Kräfte an
Erscheinungen, die sich beim Menschen vollziehen im Verlaufe seines Lebens. Eine von der
äußeren Wissenschaft und äußeren Weltbetrachtung wenig ins Auge gefaßte, von uns aber
oft hervorgehobene Erscheinung des menschlichen Lebens ist das Sich-Aufrichten der
menschlichen Gestalt. Wir treten ja durch die Kindheit noch nicht mit der Fähigkeit in die
Welt, die für den Menschen wichtigste Position oder Lage anzunehmen, die aufrechte Lage.
Wir müssen sie uns erst erwerben. Dieses Erwerben, geht zwar vom Astralleib aus, aber der
Astralleib muß gleichsam seine In-die-Höhe-Streckkraft übertragen auf den Ätherleib, und
dieser arbeitet im Laufe der Zeit daran, die menschliche physische Gestalt senkrecht
aufwärtszurichten. Da sehen wir das lebendige Spiel des Astralleibes und Ätherleibes an der
Gestaltung des physischen Leibes. Nun ist das nur die auffälligste Erscheinung, dieses
Gestalten zu einer aufrechten, vertikalen Position hin. Jedesmal, wenn wir eine Hand
aufheben, rindet aber ein ähnlicher Vorgang statt. In unserem Ich können wir ja nur den
Gedanken dieser Handbewegung, dieses Handaufhebens haben, dieser Gedanke muß dann
zugleich wirken auf den Astralleib, und der Astralleib überträgt seine Tätigkeit - dasjenige,
was er als einen Impuls hat - auf den Ätherleib. Und was geschieht dann? Nehmen wir
einmal an, ein Mensch habe seine Hand in einer solchen, waagrechten Lage. Nun bildet er
sich die Vorstellung: Ich will die Hand etwas weiter oben, hier haben. - Diese Vorstellung, die
im Leben gefolgt ist von dem Erheben der Hand, geht über auf den Astralleib; darinnen
bildet sich ein Impuls, vom Astralleib auf den Ätherleib, und zwar geschieht im Ätherleib
jetzt, wenn die Hand so war, waagrecht, das Folgende: es wird der Ätherleib zunächst nach
hier heraufgezogen, und die Hand rückt nach. Die physische Hand folgt demjenigen, was im
Ätherleib zuerst als eine Kraftentwickelung geschieht. Die Hand folgt nach.

Den Gesamtvorgang werde ich morgen noch erklären, jetzt will ich nur darauf aufmerksam
machen, daß wir es bei jeder Bewegung, bei der Herstellung irgendeiner Bewegung mit einer
Kraftentfaltung zu tun haben, auf die eine Gleichgewichtslage folgt. Mit solcher
Kraftentfaltung und folgender Gleichgewichtslage haben wir es fortwährend im Leben
unseres Organismus zu tun. Natürlich hat der Mensch keine bewußte Erkenntnis von dem,
was da eigentlich in ihm vorgeht, aber was da vorgeht, das ist etwas so unendlich Weises,
etwas so unendlich Gescheites, daß die Ich-Gescheitheit des Menschen an diese Dinge auch
nicht im entferntesten heranreicht. Wir würden keine Hand bewegen können, wenn wir nur
auf unsere Gescheitheit, auf unsere Kenntnisse angewiesen wären, denn die feinen Kräfte,
die vom Astralleib aus im Ätherleib entwickelt werden müssen, die dann übergehen müssen
auf den physischen Leib, die entziehen sich ganz der gewöhnlichen menschlichen Erkenntnis.
Dennoch liegt eine millionenfach größere Weisheit darinnen, die da entfaltet wird, als wenn
ein Uhrmacher eine Uhr macht. Das bedenken wir gewöhnlich nicht, aber diese Weisheit
muß wirklich entfaltet werden. Sie muß entfaltet werden, und sie wird entfaltet dadurch,
daß wir allerdings mit unserem Ich uns selbst überlassen sind. In dem Augenblick aber, wo
das Ich seine Vorstellungsimpulse in den Astralleib hineinschickt, muß uns ein anderes
Wesen helfen. Wir können da allein gar nichts anfangen. Ein Wesen aus der Hierarchie der
Angeloi muß uns helfen; wir sind darauf angewiesen. Bei der geringsten Fingerbewegung
muß ein solches Wesen, das mit seiner Weisheit weit vorauseilt der menschlichen Weisheit,
uns helfen. Wir könnten nichts anderes tun als starr daliegen und vorstellen,
starrkrampfartig in der Welt sein, wenn uns nicht fortwährend die Wesen der höheren
Hierarchien in ihre Betätigungen aufnehmen würden.

Es gehört daher zu dem ersten Schritt der Initiation, sich eine Vorstellung, eine Kenntnis, die
sich ganz von selbst ergibt, davon zu erwerben, wie diese Kräfte auf die menschliche Natur
wirken.“ (Lit.:GA 275, S. 41f)

Die Asymmetrie des Ätherleibs

Der Weltenhumor auf der Statue des Menschheitsrepräsentanten.


Anhand der Gestalt des Weltenhumors, die sich ganz oben auf der von Rudolf Steiner
gemeinsam mit Edith Maryon geschaffenen Statue des Menschheitsrepräsentanten
befindet, erläuterte er die grundlegende Asymmetrie des Ätherleibs:

„Sie werden sehen, wie eine Asymmetrie, sobald Geistgestalten in Betracht kommen,
sogleich wirken muß. Das kommt im Physischen nur sehr eingeschränkt zum Ausdruck: unser
linkes Auge ist anders als unser rechtes und so weiter; mit Ohr und Nase ist es ebenso.
Sobald man aber ins Geistige hineinkommt, wirkt schon der Ätherleib ganz entschieden
asymmetrisch. Die linke Seite des Ätherleibes ist ganz anders als die rechte; das kommt
sofort heraus, wenn man Geistgestalten bilden will.“ (Lit.:GA 181, S. 316)

Der Ätherleib als Liebesleib


Die höchste Tugend des Ätherleibs ist die Liebe, weshalb ihn Rudolf Steiner auch als
Liebesleib bezeichnet (Lit.: GA 130, S. 174f).

"Erinnern wir uns nun, daß der Mensch auf der alten Sonne den Ätherkörper in der Anlage
bekommen hat, daß dieses Feurige, Lichtvolle, Glänzende der Sonne Anlage ist des
Ätherleibes. Darin ist nur eine andere Seite der Liebe gegeben, das, was die Liebe im Geiste
ist: Licht ist Liebe. Im Ätherkörper ist uns also die Liebe und die Liebessehnsucht gegeben,
und wir können den Ätherkörper mit Fug und Recht nennen den Liebesleib: Licht und Liebe."
(Lit.: GA 127, S. 187)

Durch die bewusste Arbeit des Ich wird der Ätherleib zu Buddhi, dem Lebensgeist,
verwandelt, in dem der Christus wirkt. Eine Vorstufe dazu ist die Verstandes- und
Gemütsseele, die durch die unbewusste Arbeit des Ich am Ätherleib entsteht.

Der Ätherleib als Bildner und Erhalter des physischen Leibes


Der Ätherleib ist der unmittelbare Bildner und Erhalter des physischen Leibes, der ohne
diese ätherische Bildekräftetätigkeit sehr bald dem Verfall anheimfallen würde, wie das nach
dem Tod geschieht, wo das Leben endgültig den physischen Körper verlässt. Allein durch
physikalische und chemische Prozesse ist das Leben - entgegen der in den
Naturwissenschaften verbreiteten reduktionistischen Annahme - nicht erklärbar.

„Sie werden niemals begreifen können, wie durch Summierung von mechanischen,
physikalischen und chemischen Vorgängen die Erscheinungen des Lebens erklärbar sein
sollen. Daß sich Lebendiges in Lebloses verwandle, ist durchaus begreiflich und durch die
tägliche Erfahrung bewiesen; daß sich Lebendiges aus Leblosem entwickle, widerstreitet aller
in das Wesen der Dinge dringenden Beobachtung. Die unorganischen Vorgänge sind im
organischen Körper in gesteigerter Form vorhanden, in einer Form, die ihnen innerhalb der
unorganischen Natur nicht zukommt. Sie können sich nicht selbst zu organischer Tätigkeit
steigern, sondern müssen, um dem Leben zu dienen, erst von einem Organismus
eingefangen, angeeignet werden.“ (Lit.:GA 30, S. 355)

Die Aufgabe, die unorganischen Vorgänge einzufangen, kommt dem Ätherleib zu.
Substanziell ist er der lichthaften Ätherwelt entnommen. Anders als der physische Leib ist
der Ätherleib kein starrer räumlich-stofflicher Körper, sondern ein dynamisch-funktioneller
kräftegetragener Zeitleib, der die zeitliche Entwicklung eines Lebewesens regelt. Wenn er
sich im Zuge des esoterischen Schulungswegs verändert, entwickelt der Geistesschüler nach
und nach ein ganz besonderes Zeitgefühl, indem der Ätherleib das Leben des äußeren Äthers
mitzuerleben beginnt.

Als Zeitleib, in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichermaßen präsent seien,
hatte schon Charles Howard Hinton den Ätherleib in seiner Schrift A New Era of Thought
(1888) beschrieben. Die Ätherleiber seien dabei nicht so voneinander getrennt, wie die
physischen Körper der irdischen Wesen, sondern alle unzerstörbar miteinander verbunden
und gemeinsam eingebettet in die in sich einige Ätherwelt. Der Zusammenhang zwischen
dem Ätherleib und dem äußeren Leben des Organismus würde sich dabei mehr dem inneren
emotionalen Erleben als der äußeren Anschauung eröffnen.

„Der Zusammenhang zwischen dem Ätherleib und dem Leben eines Organismus, wie wir ihn
kennen, wird eher im emotionalen Bereich als in der äußeren Beobachtung gefunden. Für
die ätherische Form bilden alle Teile gleichermaßen ein Ganzes; aber Teile dieser Form
korrespondieren mit der Zukunft des materiellen Wesens, andere mit dessen Vergangenheit.
Derart wäre die Sorge für die Zukunft und die Beachtung der Vergangenheit der Weg, auf
dem materielle Wesen die Einheit des Ätherleibs offenbaren, der ihre Vergangenheit, ihre
Gegenwart und ihre Zukunft ist.“

– Charles Howard Hinton: A New Era of Thought[5]


Sauerstoff und Ätherleib
Aus geisteswissenschaftlicher Sicht ist der Sauerstoff auf Erden der physische Träger der
Ätherkräfte:

„Der Sauerstoff ist derjenige Stoff, der etwas, das sich sonst nur als ein Ätherisches bilden
würde, ins Irdische hereinversetzt.“ (Lit.:GA 218, S. 71)

Der Sauerstoff hängt darum auch eng mit dem Ätherleib des Menschen zusammen:
„Sie werden sehen, daß in ebensolcher Weise, wie die physische Organisation mit dem
Kohlenstoff, die ätherische Organisation mit dem Sauerstoff, die astralische Organisation mit
dem Stickstoff, so die Ich-Organisation mit dem Wasserstoff zusammenhängt.“ (Lit.:GA 312,
S. 114)

Ätherleib und Fortpflanzung


„Wir Menschen leben nämlich, so wie wir auf der Erde leben, nur mit unserem physischen
Leib ein Leben, das mit der Erde zusammenhängt. Schon derjenige Leib, der aus Licht und
Ton und Leben gewoben ist, und der in diesem physischen Leib drinnensteckt, schon dieser
sogenannte ätherische Leib lebt nicht nur ein Erdenleben, sondern lebt das kosmische Leben
mit. Und wenn eine Menschenseele aus den geistigen Welten durch die Geburt ins Dasein
heruntersteigt, so richten sich schon vorher im außerirdischen Kosmos Kräfte zurecht,
welche den Ätherorganismus des Menschen zusammensetzen, so wie aus den physischen
Erdenkräften und physischen Erdenstoffen der physische Leib des Menschen
zusammengesetzt ist.

In den einfachsten Begriffen der Menschheit lebt eigentlich Hochmut und Übermut,
insbesondere in unserer materialistischen Zeit. In unserer materialistischen Zeit glauben ja
die Vorfahren auch, daß sie die Nachkommen ganz allein ins Dasein stellen. Und indem der
Materialismus sich ausbreitet, wird man immer mehr und mehr glauben, daß die Vorfahren
allein es sind, die die Nachkommen ins Dasein stellen. Anders ist es geistig gesehen. Die
Menschen hier auf der Erde geben nur die Veranlassung, daß das Geistige zu ihnen
herunterkommen kann. Das, was der Mensch als Vorfahre tun kann, das besteht einzig und
allein darinnen, daß er den Ort zubereitet, durch den sich ein Ätherleib, der aus den Weiten
des Kosmos in Kräften sich zubereitet, daß ein solcher Ätherorganismus sich auf die Erde
herabsenken kann. Dieser Ätherorganismus ist ein ebenso organisiertes Wesen, wie es der
physische Organismus des Menschen ist. Den physischen Organismus des Menschen, wir
sehen ihn mit dem Haupte, mit den Armen, mit den Händen, mit dem Rumpfe, mit alle dem,
was er dem Anatomen, dem Physiologen darbietet. Für die Geistesschau ist durchglüht,
durchleuchtet, wie wir wissen, dieser physische Organismus von dem Ätherorganismus. Der
physische Organismus atmet die Luft ein, atmet die Luft aus. Der Ätherorganismus atmet
Licht aus, und dieses Licht gibt er uns. Und indem er Licht ausatmet und uns das Licht zuteilt,
leben wir durch sein Licht. Und er atmet Licht ein. Wie wir Luft ein- und ausatmen, so atmet
unser Ätherleib Licht aus und ein. Und indem er Licht einatmet, verarbeitet er das Licht in
sich, wie wir die Luft in uns physisch verarbeiten. Lesen Sie das nach in meinen
Mysteriendramen, wo an einer bestimmten Stelle gerade dieses Geheimnis der ätherischen
Welt dramatisch entwickelt ist. Der Ätherleib atmet Licht ein, verarbeitet das Licht in sich zur
Dunkelheit, und in diese Dunkelheit kann er als seine Nahrung den Weltenton aufnehmen,
der in der Sphärenharmonie lebt, und kann aufnehmen die Lebensimpulse. Wie wir die
physische Nahrung aufnehmen, so atmet ein und aus das ätherische Wesen, das in uns lebt,
Licht. Wie wir die Luft in uns als Sauerstoff verarbeiten und zu Kohlensäure machen, so
verarbeitet der Ätherleib das Licht und durchzieht es mit Dunkelheit, wodurch es in Farben
erscheint und der Ätherleib uns, für den hellsichtigen Blick, in wogenden Farben erscheint.
Aber während der Ätherleib das Licht für die Dunkelheit zubereitet und dadurch innere
Atmungsarbeit für sich verrichtet, lebt er, indem er den Weltenton aufnimmt, den
Weltenton in das Weltenleben verarbeitet. Das aber, was wir so als unseren Ätherleib
aufnehmen, das kommt zu uns herunter zu gewissen Zeiten aus den Weiten des Kosmos.
Es ist heute noch nicht möglich, hinzuweisen auf die Umstände, wie der menschliche
Ätherleib auf den Bahnen des Lichtes herunterzieht, wenn diese Bahnen des Lichtes durch
die Sternkonstellation in einer gewissen Weise gelenkt werden. Damit das einmal gesagt
werden könne, müssen die Menschen sich noch auf eine höhere Stufe der Moral erheben.
Denn heute noch würde gerade dieses Mysterium von dem Hereinziehen der menschlichen
Ätherleiber auf Lichtes- und Sphärenharmonie-Tonbahnen von den Menschen, wenn sie es
kennten, in der furchtbarsten Weise mißbraucht werden. Denn in diesem Mysterium steckt
alles, was, wenn die Menschen mit niederen Trieben es sich aneignen wollten, den
Vorfahren unumschränkte Macht über die ganze Nachkommenschaft geben würde. Sie
werden es daher glauben, daß dieses Mysterium, wie auf Lichtesbahnen und auf den Bahnen
der Töne aus der Sphärenharmonie die Ätherleiber zu den Menschen, die sich verkörpern,
kommen, daß dieses Mysterium noch längere Zeit eben ein Mysterium wird bleiben müssen.
Nur unter ganz bestimmten Bedingungen kann man gerade von diesem Mysterium etwas
wissen; denn bei Nichterfüllung dieser Bedingungen würden die Menschen sich, wie gesagt,
als Vorfahren eine Macht über die Nachkommenschaft aneignen, die unerhört wäre,
wodurch die Nachkommenschaft gänzlich ihrer freien Selbständigkeit, Persönlichkeit und
Individualität beraubt werden könnte, und der Wille der Vorfahren dieser
Nachkommenschaft aufgedrängt werden könnte. Weisheitsvoll ist dies für die Menschheit in
die Unbewußtheit gehüllt, und gedeiht durch den Willen der weisheitsvollen Weltenlenkung
in der Unbewußtheit ganz gut.“ (Lit.:GA 171, S. 206ff)

Die Bildung des Ätherleibs beim Herabstieg zur irdischen Inkarnation


Wenn der Mensch zu seiner irdischen Inkarnation herabsteigt, zieht er sich zunächst aus
dem ganzen Kosmos seinen Ätherleib zusammen.

Wandtafelzeichnung: Die Bildung des Ätherleibs aus dem Kosmos.


"Das ist außerordentlich bedeutsam, daß, wenn wir so aus der allgemeinen Ätherwelt beim
Herunterstieg in die irdische Welt die Ätherkräfte heranziehen, wir in unseren Ätherleib eine
Art Abbild des Kosmos mitnehmen. Wenn wir den Ätherleib des Menschen in dem Momente
herausnehmen könnten, wo der Mensch sich mit dem physischen Leib verbindet, so würden
wir, viel schöner als das jemals mechanisch geformt worden ist, eine Sphäre haben mit den
Sternen, mit dem Tierkreis, mit Sonne und Mond.

Diese Konfigurationen des Ätherleibes bleiben noch vorhanden, wenn der Mensch mit
seinem physischen Leib während der Embryonalzeit immer mehr und mehr
zusammenwächst. Sie blassen nur etwas ab, aber sie bleiben vorhanden. Und sie bleiben
auch vorhanden bis in das siebente Lebensjahr hinein, bis zum Zahnwechsel. Da ist durchaus
im kindlichen Ätherleib noch immer diese Weltensphäre zu erkennen. Mit dem siebenten
Jahre, mit dem Zahnwechsel, beginnen die Gebilde, die man da drinnen schaut in dem
Ätherleib, gewissermaßen strahlig zu werden, während sie vorher mehr sternig waren. Ich
zeichne das schematisch für die Zeit von dem siebenten bis ungefähr zum vierzehnten Jahr,
vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife (siehe Zeichnung, rote Strahlen). Wie gesagt, es
verblaßt während der Embryonalzeit schon und dann immer mehr, aber es ist noch deutlich
vorhanden. Vom Zahnwechsel ab jedoch beginnt es ganz zu verblassen, dafür aber Strahliges
nach innen zu senden (rot). Ich möchte sagen: die Sterne lösen sich auf im menschlichen
Ätherleib, sie werden zu Strahlen, die die Tendenz haben, da im Inneren
zusammenzukommen.
Das alles geschieht langsam und allmählich während des ganzen Lebensabschnittes vom
Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife. Bei der Geschlechtsreife ist es dann so weit, daß,
indem diese Strahlen hier zusammengewachsen sind, sie innerlich eine Art eigenes Gebilde,
ein ätherisches Gebilde formen (rot). Man möchte sagen: Dasjenige, was die Umfangssterne
waren, das strahlt zuerst nach innen; dann hört es später auf, da werden diese Sterne
vollständig blaß. Es bleibt natürlich immer etwas vorhanden, aber es wird ganz blaß. Es
werden auch diese Strahlen blaß. Dagegen wird das, was sich in der Mitte gewissermaßen
zusammengeballt hat, besonders lebendig. Und in dem, was sich da in der Mitte
zusammengeballt hat, in dem hängt in der Zeit, in der auch die Geschlechtsreife eintritt, das
physische Herz darinnen. Das ist also an der Stelle des menschlichen Organismus, wo das
physische Herz darinnenhängt mit den Adern (blau) [...]

Sie dürfen nicht glauben, daß der Mensch etwa nicht vorher auch ein Ätherherz hätte; das
hat er schon; aber das bekommt er auf eine andere Art als das, was dann Ätherherz wird.
Denn in der Tat wird das, was sich da von der Geschlechtsreife an zusammengeballt hat, das
Ätherherz. Bis dahin hat er, wie gesagt, auch ein Ätherherz, aber das hat er bekommen als
Erbschaft, das hat er bekommen durch die Kräfte, welche im Embryo drinnen sind. Wenn der
Mensch nämlich seinen Ätherleib hat, und sich mit seinem Ätherleib nach dem physischen
Organismus hin begibt, so wird auch eine Art Ätherherz, ein stellvertretendes Ätherherz
gewissermaßen, durch die Kräfte des physischen Leibes zusammengezogen. Dieses
Ätherherz aber, das der Mensch in seinem Kindheitsalter hat, das - es ist der Ausdruck etwas
unschön für die Gewohnheiten, die wir haben, aber es trifft ganz genau das, um was es sich
handelt -, das verfault nach und nach, und an seine Stelle setzt sich, gleichsam immerfort
ersetzend das, was da ätherisch faulend herausfällt, jenes Ätherherz, welches eine
Zusammenballung der ganzen Weltensphäre ist, das wirklich ein Bild des Kosmos ist, und das
wir uns als ein ätherisches Gebilde mitbringen, wenn wir durch Konzeption und Geburt ins
irdische Dasein schreiten.

Man kann also wirklich eine deutliche Veränderung des ganzen ätherischen Leibesgebildes
verfolgen, das der Mensch während der Zeit von der Geburt oder schon von der Konzeption
an bis zu der Geschlechtsreife in sich trägt. Man möchte sagen: Mit der Geschlechtsreife
eigentlich erst ist des Menschen eigenes, aus seinem ätherischen Leibe herausgebildetes,
nicht durch äußere Kräfte provisorisch gebildetes Ätherherz vorhanden." (Lit.: GA 212, S.
114ff)

Die Bedeutung der Mondenkräfte für die Bildung des Ätherleibs


„Der Mensch war natürlich ein ganz anderes Wesen, als er auf einer Erde stand und sich
entwickelte, die den Mond noch im Leibe hatte. Die Erde ist um dasjenige, was der Mond ist,
verarmt, als dieser Mond von der Erde herausgegangen war, und der Mensch wird mit den
anderen Kräften, seither eben mit den bloßen Erdenkräften, nicht mehr mit den Erden- und
Mondenkräften, nach unten hin von der Erde gestaltet, festgehalten. Dasjenige dagegen,
was, als der Mond noch in der Erde war, auf den Menschen von innen heraus aus der Erde
wirkte, das wirkt, nachdem der Mond außen ist, von außen herein, vom Monde herein auf
den Menschen. So daß man sagen kann: Die Mondenkräfte durchstrahlten einmal den
Menschen, indem sie zuerst auf seine Gliedmaßen, auf Füße und Beine auftrafen und dann
ihn von unten nach oben durchströmten. Seit dem Herausgang des Mondes aus der Erde
wirken die Mondenkräfte umgekehrt, vom Haupte des Menschen nach unten. Damit haben
diese Mondenkräfte aber eine ganz andere Aufgabe für den Menschen erhalten, als sie
früher hatten.

Tafel 11 (S. 140)


Wodurch kommt denn diese Aufgabe nun zum Vorschein? Diese Aufgabe kommt dadurch
zum Vorschein, daß der Mensch ja ganz bestimmte Erlebnisse hat, wenn er aus dem
vorirdischen Dasein heruntersteigt zum irdischen Dasein. Wenn der Mensch die Zeit
zwischen dem Tode und einer neuen Geburt durchgemacht hat, wenn er in bezug auf
Seelisch-Geistiges alles absolviert hat, was zu absolvieren ist zwischen dem Tode und einer
neuen Geburt, da schickt sich der Mensch an zum Heruntersteigen zur Erde, zum
Sichverbinden mit dem, was ihm von Vater und Mutter an Physisch-Körperlichem übergeben
wird. Aber ehe er von seinem Ich und von seinem astralischen Leibe aus die Möglichkeit
finden kann, sich mit dem physischen Leibe zu verbinden, muß er sich mit einem Ätherleib
umkleiden, den er aus der Umgebung des Kosmos heranzieht. Dieser Vorgang hat sich
gründlich verändert seit der Zeit, da der Mond von der Erde ausgetreten ist. Als der Mensch
vor dem Mondenausgange, nachdem er das Leben zwischen dem Tode und einer neuen
Geburt absolviert hatte, sich der Erde wieder näherte, da brauchte er Kräfte, durch die er
den Äther, der ja in alle Welt zerstreut ist, um sich herum, um sein Ich und seinen
astralischen Leib anordnen konnte in Form eines Ätherleibes. Diese Kräfte hat er bekommen
beim Herannahen an das irdische Dasein von dem in der Erde befindlichen Monde heraus.
Seit der Mond sich abgespalten hat, bekommt der Mensch diese Kräfte, die er braucht, um
seinen Ätherleib zu bilden, von außerhalb der Erde, eben von dem von der Erde
abgespaltenen Monde, so daß der Mensch unmittelbar vor seinem Eintritte in das irdische
Leben an dasjenige appellieren muß, was in den Mondenkräften liegt, also an etwas
Kosmisches, um seinen Ätherleib zu bilden.

Dieser Ätherleib muß nun so gebildet werden, daß er gewissermaßen eine äußere und eine
innere Seite hat. Stellen wir uns ganz schematisch diesen Ätherleib vor, wie er gebildet wird.
Er hat eine Außenseite, und er hat eine Innenseite. Also wir können uns vorstellen, daß der
Mensch seinen Ätherleib nach der Außen- und nach der Innenseite bildet.

Tafel 11 (S. 141)


Wenn der Mensch das Äußere dieses Ätherleibes formt, so braucht er die Kräfte des Lichtes,
denn der Ätherleib wird neben anderem Substantiellen vorzugsweise aus dem flutenden
Lichte des Kosmos gebildet. Aber Sonnenlicht ist dafür nicht brauchbar. Sonnenlicht kann
nicht Kräfte liefern, welche den Menschen befähigen können, seinen Ätherleib zu formen.
Dazu ist notwendig das von der Sonne nach dem Monde scheinende und von dem Monde
wiederum zurückstrahlende Licht, das dadurch wesentlich verändert ist. Aber all das Licht,
das uns vom Monde zukommt, das überhaupt vom Monde aus hinausstrahlt in den Kosmos,
das enthält die Kräfte, durch welche der Mensch beim Heruntersteigen imstande wird, die
äußere Seite seines Ätherleibes zu bilden. Dagegen alles das, was geistig vom Monde
ausstrahlt, wenn Neumond ist, das strahlt die Kräfte in den Kosmos, die der Mensch braucht,
um die Innenseite seines Ätherleibes zu bilden. So daß es also mit diesem Rhythmus
zwischen äußerer Lichterscheinung des Mondes und Dunkelwerden des Mondes
zusammenhängt, daß der Mensch Außenseite und Innenseite seines Ätherleibes bilden
kann.“ (Lit.:GA 233a, S. 139ff)

Die Entwicklung des Ätherleibs während des Erdenlebens


Während der ersten Kindheitsjahre ist der Ätherleib weitestgehend mit der Bildung des
physischen Leibes beschäftigt, wobei er seine Kräfte noch sehr wesentlich aus der
umgebenden Äthersphäre schöpft. Erst mit dem Zahnwechsel um das 7. Lebensjahr, wenn
die grundsätzliche Ausgestaltung des physischen Leibes auf erster Stufe abgeschlossen ist, ist
der Ätherleib soweit in sich konsolidiert und individualisiert, dass er als relativ selbstständige
Wesenheit geboren wird. Ein Teil seiner Ätherkräfte wird von nun an nicht mehr für die
unmittelbare Ausgestaltung des physischen Leibes benötigt und ist jetzt für die seelische
Bildung verfügbar (Schulreife). Dadurch erfährt etwa das Gedächtnis seine ganz besondere
Ausbildung, denn im freigewordene Teil des Ätherleibes ist der eigentliche Sitz des
Gedächtnisses, wie er überhaupt der Träger aller tiefergehenden Lebensgewohnheiten, und
so auch der menschlichen Temperamente ist.

Mit der Geschlechtsreife um das 14. Lebensjahr, wenn der menschliche Astral- oder
Seelenleib seine Eigenständigkeit erlangt, werden weitere Teile des Ätherleibes frei und
bilden nun die Grundlage des intellektuellen Denkens. Denn ihrem innersten Wesen nach
sind diese Ätherkräfte die lebendig bildenden Gedankenformen, die die ganze lebendige
Natur gestalten und ihre lebendigen Gesetzmässigkeiten bestimmen. Durch unseren
Intellekt erleben wir diese Gedankenkräfte allerdings nicht unmittelbar, sondern nur als tote,
kraftlose, unwirkliche Spiegelbilder, die uns durch das physische Werkzeug des Gehirns
zurückgeworfen werden. Das ist gerade dadurch möglich, dass unser Nervenzentrum der am
wenigsten lebendige Teil unseres physischen Leibes ist. Das Gehirn, wenn es einmal in seiner
Grundstruktur ausgebildet ist, saugt eben dadurch die Ätherkräfte am allerwenigsten auf,
sondern wirft sie als seelische Spiegelbilder zurück.

Der Preis dafür, dass der Mensch mit dem Intellekt begabt wurde, ist aber, dass er dadurch
den Tod viel stärker in sein Wesen aufgenommen hat als jedes andere Erdenwesen. Das
zeigt sich schon an der, verglichen mit den Tieren, viel geringeren Regenerationsfähigkeit des
menschlichen Leibes. Besonders deutlich zeigt sich das an den niedern Tieren: Ein
Regenwurm etwa kann verlorengegangene Ringsegmente weitgehend regenerieren, und
selbst ein Frosch kann ein abgetrenntes Beinchen noch rudimentär nachwachsen lassen. In
der wuchernden und sprossenden Pflanzenwelt gehen überhaupt noch all die Kräfte, die
beim Menschen für den Intellekt abgezogen werden, in der lebendigen Wachstumstätigkeit
auf.

Ähnlich dem physischen Leib ist der Ätherleib ein in sich gegliederter Organismus. Jedem
physischen Organ ist ein entsprechendes Ätherorgan zugeordnet, das dieses gestaltet und
erhält. So kann man von einem Äthergehirn, einem Ätherherzen, einer ätherischen Lunge
usw. sprechen. Der Ätherleib zeigt auch geschlechtsspezifische Unterschiede, wobei einem
männlichen physischen Leib ein weiblicher Ätherleib entspricht und umgekehrt. Wirklich
kennenlernen kann man ihn nur durch übersinnliche Anschauung:

"Wer den Ätherleib aus eigener Anschauung kennenlernen will, der muß imstande sein, bei
voller Aufrechterhaltung des gewöhnlichen Bewußtseins sich selbst durch eigene
Willensstärke den physischen Leib abzusuggerieren. Dann aber ist der Raum für ihn trotzdem
nicht leer; vor sich hat er dann den Ätherleib, der in einer rötlich-bläulichen Lichtform, wie
ein Schemen, aber glänzend, leuchtend, etwas dunkler als junge Pfirsichblüten, erscheint.
Diesen Ätherleib können wir niemals sehen, wenn wir uns einen Kristall absuggerieren, wohl
aber bei der Pflanze und beim Tier, denn dieser Teil ist es ja, der die Ernährung, das
Wachstum und die Fortpflanzung bewirkt." (Lit.: GA 95, S. 15ff)
Der menschliche Ätherleib als Kompendium der Formkräfte des Tierreichs
Der Ätherleib enthält in sich, zusammengedrängt und zusammengehalten durch die
Formkräfte des physischen Leibes, all die Bildekräfte, die draußen in der Natur im ganzen
ausgebreiteten Tierreich gestalten wirken. Das würde sich zeigen, wenn man den Ätherleib
vom physischen Leib abtrennen könnte; dann würden die Formen des Tierreichs gleichsam
herausspringen:

„Und wie würden denn diese Teile, die da herausspringen aus uns, wenn wir den physischen
Leib abtrennen könnten, aussehen? Ja, sehen Sie, so sonderbar das den heutigen gescheiten
Menschen klingt, wahr ist es doch: Diese Teile des Ätherleibes würden Formen annehmen
und sie würden ungefähr das ausgebreitete Tierreich sein, das heißt, alle die möglichen
Formen des Tierreiches würden zum Vorschein kommen. Es würde wirklich so sein, daß ein
gewisser Teil Ihres Ätherleibes - der des Kopfes - sich vogelähnlich gestalten würde, ein
gewisser Teil des Ätherleibes, zum Beispiel aus der in der Nähe des Kehlkopfes befindlichen
Partie, würde eine sehr schöne, fast engelhafte Tiergestalt sein und so weiter. Also wir
tragen im Grunde genommen das ganze Tierreich in unserem Ätherleibe in uns. Das ist
durchaus wahr. Unser Ätherleib ist das ausgebreitete Tierreich, das zusammengedrängt,
zusammengehalten wird durch die Elastizität des physischen Leibes. Als die Entwickelung
noch auf anderen Stufen war, in früheren Urzeiten, war ja überhaupt die ganze menschliche
Gestalt verteilt in die vielen Tiere. Wenn man das bedenkt, dann versteht man erst
dasjenige, was in grobklotziger Weise heute als Darwinismus angesehen wird. Die
Menschheit hatte sich gleichsam vorbereitet, indem sie dasjenige, was sie später nur als
Ätherleib ausbilden soll, auseinandergebildet hat, wie in dem Fächer des heutigen Tierreichs,
das dazumal etwas anders ausgesehen hat als das heutige, veränderte Tierreich. Das heutige
Tierreich ist nicht mehr dasjenige, von dem die Menschheit abstammen könnte, sondern ein
ganz anderes Tierreich. Aber die Kräfte, die in diesem Tierreiche ausgebreitet sind, sind
gewissermaßen extrahiert worden und sind heute noch in unserem Ätherleibe vorhanden.“
(Lit.:GA 167, S. 165ff)

Die Auflösung des Ätherleibs nach dem Tod


Während des Erdenlebens wird die Form des Ätherleibs durch den physischen Leib
zusammengehalten und deckt sich weitgehend mit diesem, besonders im Bereich des
oberen Menschen. Wenn mit dem Tod der physische Leib abfällt, beginnt sich der Ätherleib
auszudehnen und wird in einem Zeitraum von etwa 3 bis 4 Tagen dem Weltenäther
einverwoben. In dieser kurzen Zeit erlebt der Mensch einen Rückblick auf sein vergangenes
Erdenleben in Form eines umfassenden Lebenspanoramas. Nur ein kleiner, bereits
vergeistigter Extrakt des Ätherleibs steigt dann mit dem Ich weiter auf in die geistige Welt.

„Während der Verbindung des Menschen mit seinem physischen Leibe tritt die äußere Welt
in Abbildern ins Bewußtsein; nach der Ablegung dieses Leibes wird wahrnehmbar, was der
Astralleib erlebt, wenn er durch keine physischen Sinnesorgane mit dieser Außenwelt
verbunden ist. Neue Erlebnisse hat er zunächst nicht Die Verbindung mit dem Ätherleibe
hindert ihn daran, etwas Neues zu erleben. Was er aber besitzt, das ist die Erinnerung an das
vergangene Leben. Diese läßt der noch vorhandene Ätherleib als ein umfassendes,
lebensvolles Gemälde erscheinen. Das ist das erste Erlebnis des Menschen nach dem Tode.
Er nimmt das Leben zwischen Geburt und Tod als eine vor ihm ausgebreitete Reihe von
Bildern wahr.“ (Lit.:GA 13, S. 95)

„Aber man kann nicht lange den Ätherleib an sich behalten nach dem Tode, denn dieser
Äther leib hängt ja eigentlich zusammen mit dem ganzen Kosmos; er will sich immer in den
Kosmos ausbreiten. Wenn wir im Leben für einen Augenblick unseren physischen Leib
verlieren würden, würde sogleich der Ätherleib wie durch eine elastische Kraft die Tendenz
bekommen, sich in den ganzen Kosmos aufzulösen. Und nur durch den physischen Leib, in
dem dieser Ätherleib immer drinnenbleibt, wird er während des Lebens zusammengehalten.
Hat man nicht mehr die zusammenbindende Kraft des physischen Leibes, dann beginnt der
Ätherleib sich auszubreiten und er wird nach einigen Tagen durch seine große Ausbreitung
nicht mehr für uns da sein. Sie wissen ja, wenn Sie einen kleinen Wassertropfen nehmen,
dann ist er da; wenn Sie ihn erwärmen, so breitet er sich nach allen Seiten aus und er ist
nicht mehr da. Sie können ihn nicht mehr sehen. So breitet sich der Ätherleib nach dem Tode
aus und er ist nach wenigen Tagen eben nicht mehr da.

Die Initiationsweisheit zeigt, daß dieses nur wenige Tage dauert, weil man durch die
Initiationsweisheit dazu kommt, gewissermaßen künstlich im Erdenleben den Ätherleib zu
benutzen. Er bleibt dann im physischen Leib drinnen, aber man benutzt ihn, indem man auf
den physischen Leib keine Rücksicht nimmt und dann hat man auch den Rückblick auf sein
Erdenleben. Man hat dann aber auch, indem man den Rückblick auf sein Erdenleben hat, in
diesem Ätherleib zugleich eine Spiegelung des ganzen Weltenalls erglänzen. Es ist der ganze
Sternenhimmel zugleich im Ätherleib drinnen. Sie können den Ätherleib abgesondert von
diesem physischen Leib gar nicht schauen, ohne daß der Ätherleib Ihnen überall die
Sternenwelt, die Planeten und die Fixsterne zeigt. Und diese Planeten und diese Fixsterne
nehmen zuletzt den Ätherleib auf. Und da ist es so, daß die Initiationswissenschaft, die
Initiationsweisheit eben höchstens drei bis vier Tage lang die Bilder festhalten kann, die sie
auf diese Weise im Ätherleib hat; dann verschwinden sie, und man muß vorher, wenn man
überhaupt einen Zusammenhang damit behalten will, in seinen physischen Leib
zurückkehren, damit der Ätherleib zusammengehalten wird. So schwindet einem also auch
dieser Ätherleib wenige Tage nach dem Tode dahin. Aber man gliedert sich selbst dadurch
immer mehr und mehr in die Sternenwelt ein.“ (Lit.:GA 218, S. 160f)

m Unterschied zu Steiner verwendet Paracelsus die Bezeichnung elementarischer Leib für


den aus den vier Elementen aufgebauten physische Leib; den Ätherleib nennt er Archäus.
"Insbesondere ist es dann nützlich für den Menschen, der auf den ersten Schritten zur
Initiation ist, den besonderen Unterschied oder, man könnte auch sagen, die Beziehung
zwischen dem Sich-Erfühlen, dem Sich-Erleben in dem elementarischen oder ätherischen
Leibe und in dem physischen Leibe kennenzulernen." (Lit.: GA 138, S. 32ff)
Goethe-HA Bd. 13, S 55
Zu beachten ist dabei, dass der hier gemeinte Weltenäther nichts mit dem längst überholten
Konzept eines hypothetisch angenommenen physikalischen Äthers zu tun hat.
„The correspondences between the aethereal body and the life of an organism such as we
know, is rather to be found in the emotional region than in the one of outward observation.
To the aethereal form, all parts of it are equally one; but part of this form corresponds to the
future of the material being, part of it to his past. Thus, care for the future and regard for the
past would be the way in which the material being would exhibit the unity of the aethereal
body, which is both his past, his present, and his future.“ [1]
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Ätherisches Vorgrat
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(Weitergeleitet von Elementarisches Rückgrat)

Das ätherische Vorgrat, Zeichnung aus GA 266/2, S 119


Das ätherische Vorgrat, eine Art von zweiter Wirbelsäule, ist ein ätherisches Organ, das
künftig als Gegenpart und Ergänzung zum Rückgrat, mit dem es sich später zu einem
geschlossenen System verbinden wird, an der Vorderseite des Menschen ausgebildet wird.
Durch geistige Schulung, wenn sie in richtiger Weise erfolgt, wird diese Entwicklung heute
schon bis zu einem gewissen Grad vorweggenommen (Lit.: GA 266b, S. 119).

Das Vorgrat, das vorne vom Kopf aus heruntergeht, wird durch die gemeinsame Tätigkeit der
Epiphyse und der Hypophyse organisiert und kündigt sich heute schon im der Kette der
Lotosblumen an, die allerdings keine ätherischen, sondern astrale Organe sind. Diese
Seelenorgane, die sich im Astralleib durch die Meditation ausbilden und aktiviert werden,
drücken sich im Ätherleib ab und bilden so allmählich das Vorgrat aus. Es liegt hinter dem
Brustbein, das der Mensch im 7. nachatlantisches Zeitalter, wenn das Vorgrat zur Reife
gelangt, allerdings nicht mehr haben wird.

„Die Strömungen, die im Ätherleib im allgemeinen liegen, ergeben sich in ihrem


Zusammenwirken in solch einem Gebilde, das nach vorne beim Menschen liegt, wie beim
physischen Leibe nach rückwärts die Knochenbildungen des Rückgrates mit dem
Rückenmarkskanal liegen. Wir haben im physischen Leibe dieses vertikal verlaufende
Rückgrat mit dem Rückenmarkskanal, und wir haben im ätherischen Leibe ein
Zusammenströmen, Zusammenstrahlen in einer Art Gegenrückgrat, das aber, wenn man den
physischen Leib ins Auge faßt, an der vorderen Seite des Menschen liegt. Und wie von dem
physischen Rückgrat die Nervenstränge, aber auch zum Beispiel die Rippenknochen
ausgehen, so verlaufen die erwähnten Strahlungen und Strömungen in dem ätherischen
Leibe so, daß sie jetzt nicht ausgehen von diesem Gegenrückgrat, sondern in ihm
gewissermaßen zusammenströmen, mit alldem, was sie haben, an der Vorderseite des
menschlichen ätherischen Leibes zusammenwirken. Das gibt ein ungemein schönes,
großartiges, gewaltiges ätherisches Organ, das aber insbesondere in einer glitzernden,
leuchtenden, tönenden, in allerlei Wärmewirkungen sich entladenden, aber auch innerlich
sprechenden Wesenheit besteht und sich insbesondere so enthüllt während des
Schlafzustandes des Menschen. Und man bekommt, wenn man genauer zusieht, durchaus
eine Anschauung davon, wie dann dieses Organ dasjenige durchsetzt, was ich als
Lotusblumen charakterisiert habe. So daß Sie erkennen können, wie durch dieses Organ, das
aus dem Ätherleibe zusammenströmend sich selber erwirkt und dann mit den Strömungen
des astralischen Leibes die Lotusblumen formt, wie durch dieses Organ der Mensch eben
weiter seinen Anschluß findet an die äußerliche astralische, kosmische Welt.“ (Lit.:GA 224, S.
40f)

Im Zuge dieser Entwicklung wird die Wundheilfähigkeit durch die besser organisierte
Tätigkeit des Ätherleibs gesteigert; allerdings können auch Gebrechen des physischen
Leibes, die früher verdeckt waren, nun hervorbrechen, was gewisse Schmerzen und Leiden
verursachen kann.

Moralische Festigkeit und ein starkes Ich sind nötig, damit sich diese Vorgrat in rechter
Weise ausbilden kann.

„Es muß durchaus betont werden, daß die Ausbildung der Lotusblumen, die bei dem sich
heranbildenden Hellseher gleichsam in dem Geistleib des Menschen sich kristallisieren, daß
dieses Heranbilden der Lotusblumen auch geschehen kann – aber eben nicht geschehen
sollte – mit Außerachtlassung der moralischen Stärkungsmittel. Diese Lotusblumen müssen
da sein, wenn der Mensch die Verwandlungsfähigkeit haben will; denn letztere besteht
darin, daß die Lotusblumen ihre Blätter in Bewegung von dem Menschen hinweg entfalten
und die geistige Welt umfassen, sich an sie anschmiegen. Was man als
Verwandlungsfähigkeit entwickelt, drückt sich für das hellseherische Anschauen in der
Entfaltung der Lotusblumen aus. Was man als verstärktes Ich-Gefühl heranbildet, ist innere
Festigkeit, die man nennen könnte ein elementarisches Rückgrat. Beides muß man
entsprechend entwickelt haben: Lotusblumen, daß man sich verwandeln kann, und etwas
Ähnliches wie ein Rückgrat in der physischen Welt, ein elementarisches Rückgrat, damit man
sein verstärktes Ich in der elementarischen Welt entwickeln kann.“ (Lit.:GA 147, S. 64f)

Ist die moralische Entwicklung ungenügend, so wird das elementarische Rückgrat und das
System der Lotosblumen sehr leicht zu einem Angriffspunkt der Widersachermächte:

„So wie schon erwähnt worden ist, daß dasjenige, was – in geistiger Art entwickelt – zu
hohen Tugenden in der geistigen Welt führen kann, wenn man es in die Sinneswelt
hinunterströmen läßt, zu den stärksten Lastern führen kann, so ist es auch in bezug auf die
Lotusblumen und das elementarische Rückgrat. Es ist auch möglich, daß man durch gewisse
Verrichtungen die Lotusblumen und auch das elementarische Rückgrat erweckt, ohne daß
man moralische Festigkeit sucht, aber kein gewissenhafter Hellseher wird das anempfehlen.
In dem Augenblick, wo man die Schwelle zur geistigen Welt überschreitet, kommt man in
ganz anderer Weise, als man ihnen in der physisch-sinnlichen Welt gegenübertritt, in die
Nähe der luziferischen und ahrimanischen Wesen. Und man erlebt das Eigentümliche, sobald
man die Schwelle überschritten hat, das heißt, sobald man Lotusblumen und ein Rückgrat
hat, daß man sogleich die luziferischen Mächte herankommen sieht. Diese haben das
Bestreben, die Blätter der Lotusblüten zu ergreifen. Sie strecken die Fangarme aus nach
unseren Lotusblüten, und man muß in der richtigen Weise sich entwickelt haben, damit man
diese Lotusblüten zur Erfassung der geistigen Vorgänge verwendet, und daß sie einem nicht
erfaßt werden von luziferischen Mächten. Dies ist aber nur möglich, wenn man mit
Befestigung der moralischen Kräfte in die geistige Welt hinaufsteigt. Ich habe schon
angedeutet, daß in der physisch-sinnlichen Welt die ahrimanischen Kräfte mehr von außen,
die luziferischen mehr von innen in der Seele an den Menschen herankommen. In der
geistigen Welt ist es umgekehrt: da kommen die luziferischen Wesenheiten von außen und
wollen die Lotusblumen ergreifen, und die ahrimanischen Wesenheiten kommen von innen
und setzen sich fest in dem elementarischen Rückgrat. Und jetzt schließen, wenn man nicht
in Moraliät hinaufgestiegen ist in die geistige Welt, einen merkwürdigen Bund miteinander
die ahrimanischen und die luziferischen Mächte. Wenn man mit Ehrgeiz, Eitelkeit, mit
Machtgelüsten, mit Stolz hinaufgestiegen ist, dann gelingt es Ahriman und Luzifer
miteinander einen Bund zu schließen. Ich werde zwar ein Bild gebrauchen für das, was dann
Luzifer und Ahriman tun, aber dieses Bild entspricht der Wirklichkeit. Luzifer und Ahriman
knüpfen die Blätter der Lotusblumen an das elementarische Rückgrat an. Alle Blätter der
Lotusblumen werden mit dem elementarischen Rückgrat zusammengebunden, der Mensch
wird in sich selber zusammengeschnürt, in sich selber gefesselt durch seine entwickelten
Lotusblumen und durch sein elementarisches Rückgrat. Und das hat zur Folge, daß ein Grad
von Egoismus und Grad von Liebe zur Täuschung eintritt, die ganz undenkbar sind, wenn der
Mensch in der physischen Welt nur stehenbleibt.“ (Lit.:GA 147, S. 65f)

Die Ausbildung des Vorgrates ist verwandt dem Prozess der Gedächtnisbildung. Diese beruht
darauf, daß einerseits ein Strom ätherisierten Blutes vom Herzen aufströmt und die
Zirbeldrüse umspielt, die diese Kräfte nun wie feine Lichtstrahlen aussendet. Anderseits
strömt mit der Lymphflüssigkeit aus dem unteren Organismus ein zweiter Ätherstrom
aufwärts bis zur Hypophyse. Das Gedächtnis bildet sich, indem sich die Spannung zwischen
diesen beiden Strömungen ausgleicht und das zu Erinnernde in die Tiefe des Organismus
aufgenommen wird. Das gilt auch für jene Kräfte, die in den Organen für die nächste
Inkarnation aufgespeichert werden. Bei der herkömmlichen wird Gedächtnisbildung das, was
zunächst dem Ätherleib eingeprägt wird, bis an den physischen Leib weitergereicht. Bei der
geistigen Schulung geschieht das nicht. Da bleiben alle Kräfte im Ätherleib, werden verstärkt
und machen dadurch den Ätherleib zum geeigneten lebendigen Spiegelungsorgan, durch das
die Erlebnisse der Lotosblumen bewußt werden können.

Elementarische Welt
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(Weitergeleitet von Elementarisch)
Die elementarische Welt im eigentlichen Sinn ist die Welt der vier Elemente Erde, Wasser,
Luft und Feuer und der sie bearbeitenden Elementarwesen, die die physische Welt aufbauen
- allerdings nicht mit sinnlichen, sondern mit geistigen Wahrnehmungsorganen gesehen. Im
erweiterten Sinn wird dieser Ausdruck als Synonym für den Astralplan insgesamt verwendet
(Lit.: GA 116, S. 31), in dessen unteren Regionen jene Astralwesen beheimatet sind, die sich
durch die vier Elemente offenbaren. Im Gegensatz zur sinnlichen Welt mit ihren weitgehend
erstarrten Formen ist die elementarische Welt in ständiger Bewegung und Gestalt-
Metamorphose begriffen:

„Die Sinneswelt ist die Welt der abgeschlossenen Formen; die Geister der Form regieren in
der Sinneswelt. Die elementarische Welt ist die Welt der Beweglichkeit, die Welt der
Metamorphose, der Verwandlung. Wie man sich selber, wenn man sich in der
elementarischen Welt erfühlen will, fortwährend verwandeln muß, so verwandeln sich alle
Wesen fortwährend in der elementarischen Welt. Es gibt keine geschlossene, keine
abgegrenzte Form in der elementarischen Welt; alles ist in fortwährender Metamorphose.“
(Lit.:GA 147, S. 53)

Der Begriff «elementarische Welt»


Steiners Gebrauch des Begriffs der elementarischen Welt ist allerdings noch wesentlich
differenzierter. In seiner Schrift "Die Schwelle der geistigen Welt" schreibt er:

„Der Mensch steht als ätherisches Wesen in einer ätherischen (elementarischen) Welt.“
(Lit.:GA 17, S. 24)

Die elementarische Welt wird hier also der Ätherwelt gleichgesetzt oder zumindest als Teil
derselben beschrieben. Was zunächst wie ein Widerspruch erscheinen mag, klärt sich durch
einen Hinweis Rudolf Steiners an anderer Stelle. Danach fallen die niedersten 3 Regionen der
Astralwelt mit den 3 obersten Bereichen der physisch-ätherischen Welt (im nachstehenden
Ztat zusammenfassend als physischer Plan bezeichnet) zusammen und genau hier ist das
Kamaloka, die Region des Fegefeuers, zu finden, die kosmisch der Mondsphäre bzw. der
sublunaren Sphäre entspricht:

„Wenn wir vom physischen Plan ausgehen, so haben wir hier (es wird gezeichnet) sieben
Unterabteilungen des physischen Planes; dann kämen sieben Unterabteilungen des
Astralplanes. Von diesen fallen die drei untersten mit den drei obersten des physischen
Planes zusammen. Wir müssen den Astralplan mit dem physischen Plan so
zusammengeschoben betrachten, daß die drei obersten Partien des physischen Planes
zugleich die drei untersten Partien des Astralplanes sind. Wir können von einer Randzone
sprechen, das ist die, welche unsere Seelen nach dem Tode nicht verlassen können, wenn sie
durch Begierden noch an die Erde gefesselt sind. Man nennt sie Kamaloka.“ (Lit.:GA 101, S.
223)

Es fällt demnach die astrale Region der Begierdenglut mit dem Lichtäther, die Region der
fließenden Reizbarkeit mit dem Klangäther und die Region der Wünsche mit dem
Lebensäther zusammen.

Rudolf Steiner gibt dazu auch noch folgende Erläuterung, die zeigt, dass die elementarische
Welt mit der Seelenwelt identisch ist. Sie wird hier nur von einem anderen Blickpunkt aus
betrachtet:

„Namen, welche die Erlebnisse der menschlichen Seele in der elementarischen und in der
geistigen Welt ausdrücken sollen, werden sich den Eigentümlichkeiten dieser Erlebnisse
anpassen müssen. Man wird bei solcher Namengebung zu berücksichtigen haben, daß das
Erleben schon in der elementarischen Welt in ganz anderer Art verläuft als in der Sinneswelt.
Es beruht dies Erleben da auf der Verwandlungsfähigkeit der Seele und ihrem Beobachten
von Sympathien und Antipathien. Notwendigerweise wird die Namengebung etwas von dem
Wechselvollen dieser Erlebnisse annehmen müssen. Sie wird nicht so starr sein können, wie
sie für die Sinneswelt sein muß. Wer dieses in der Natur der Sache Liegende nicht
berücksichtigt, wird leicht einen Widerspruch in der Namengebung dieser Schrift und
derjenigen in meiner «Theosophie » und «Geheimwissenschaft » finden können. Der
Widerspruch löst sich auf, wenn man bedenkt, daß in diesen beiden Schriften die Namen so
gewählt sind, daß sie die Erlebnisse der Seele charakterisieren, welche diese bei ihrer vollen
Entwickelung zwischen Geburt (Empfängnis) und Tod einerseits und zwischen Tod und
Geburt andrerseits hat. Hier jedoch sind die Namen mit Rücksicht auf die Erlebnisse
gemacht, welche das hellsichtige Bewußtsein hat, wenn es die elementarische Welt und die
geistigen Gebiete betritt. Man ersieht aus «Theosophie» und «Geheimwissenschaft», daß
bald nach dem Ablösen des physisch-sinnlichen Leibes von der Seele mit dem Tode auch
derjenige Leib von ihr abgelöst wird, welcher in dieser Schrift der ätherische genannt ist. Die
Seele lebt dann zunächst in der Wesenheit, welche hier als der astralische Leib bezeichnet
ist. Der ätherische Leib verwandelt sich nach seiner Ablösung von der Seele innerhalb der
elementarischen Welt. Er geht in die Wesenheiten über, welche diese elementarische Welt
bilden. Bei dieser Verwandlung des ätherischen Leibes ist die Seele des Menschen nicht
mehr dabei. Wohl aber erlebt die Seele als ihre Außenwelt nach dem Tode die Vorgänge
dieser elementarischen Welt. Dieses Erleben der elementarischen Welt von außen ist in
«Theosophie» und «Geheimwissenschaft» als Durchgang der Seele durch die Seelenwelt
geschildert. Man wird sich also vorstellen müssen, daß diese Seelenwelt die gleiche ist mit
der, welche hier, vom Gesichtspunkte des übersinnlichen Bewußtseins aus, die
elementarische genannt wird.“ (Lit.:GA 17, S. 92f)

In der Meditation kann man versuchen, sich eine erste Vorstellung von der hellsichtigen
Erkenntnis der elementarischen Welt zu bilden. Rudolf Steiner vergleicht die Wahrnehmung
der elementarischen Welt zunächst mit dem Aufsteigen von Erinnerungsvorstellungen:
„Man erlebt eine Welt, welche der Sinneswahrnehmung und dem gewöhnlichen
Verstandesdenken unbekannt bleibt, wenn man nicht durch den sinnlichen Leib, sondern
außerhalb desselben durch den elementarischen Leib wahrnimmt. Will man diese Welt mit
etwas vergleichen, das dem gewöhnlichen Erleben angehört, so bietet sich die Welt der
Erinnerungen, der Gedächtnisvorstellungen dar. Wie diese aus dem Innern der Seele
aufsteigen, so geschieht es auch mit den übersinnlichen Erlebnissen des elementarischen
Leibes. Nur weiß die Seele bei einer Erinnerungsvorstellung, daß sich diese auf ein früheres
Erlebnis innerhalb der Sinnenwelt bezieht. Die übersinnliche Vorstellung trägt ebenso eine
Beziehung in sich. Wie sich die Erinnerungsvorstellung durch sich selbst als etwas ankündigt,
was man nicht als bloßes Phantasiegebilde bezeichnen kann, so auch die übersinnliche
Vorstellung. Sie ringt sich aus dem seelischen Erleben heraus, aber sie offenbart sich sogleich
als ein inneres Erlebnis, welches sich auf etwas Äußeres bezieht. Durch die
Erinnerungsvorstellung wird etwas in der Seele gegenwärtig, was man erlebt hat. Durch die
übersinnliche Vorstellung wird inneres Seelenerlebnis, was irgendwann oder irgendwo in der
übersinnlichen Welt vorhanden ist. Es offenbart sich also durch die Wesenheit der
übersinnlichen Vorstellungen selbst, daß man sie so ansehen kann wie sich innerlich
erschließende Mitteilungen aus einer übersinnlichen Welt.“ (Lit.:GA 16, S. 29)

Die elementarische Welt ist nach Rudolf Steiner aber auch die Welt der lebendigen
Gedankenwesen, die uns beständig umgeben und aus der wir unsere Gedanken schöpfen,
wodurch sie aber zu Gedankenleichnamen abgetötet werden.

„Wir sind nämlich in Wirklichkeit überall, wo wir stehen, gehen und liegen, nicht nur in der
Welt von Luft und Licht und so weiter, sondern wir sind immer in einer flutenden
Gedankenwelt. Sie können sich das am besten vorstellen, indem Sie sich die Sache so
zurechtlegen: Wenn Sie durch den Raum gehen als gewöhnlicher, physischer Mensch, gehen
Sie atmend hindurch, Sie gehen durch den lufterfüllten Raum. So aber bewegen Sie sich
gewissermaßen auch durch den gedankenerfüllten Raum. Die Gedankensubstanz, die erfüllt
den Raum um Sie herum. Und diese Gedankensubstanz ist nicht ein unbestimmtes
Gedankenmeer. Das ist nicht so etwas wie ein nebuloser Äther, wie man es sich zuweilen
gern vorstellen möchte, sondern diese Gedankensubstanz ist eigentlich das, was wir die
elementarische Welt nennen. Wenn wir von Wesen der elementarischen Welt sprechen im
weitesten Sinne des Wortes, dann bestehen diese Wesen der elementarischen Welt aus
dieser Gedankensubstanz, richtig aus dieser Gedankensubstanz. Es ist nur ein gewisser
Unterschied zwischen den Gedanken, die da draußen herumschwirren, die eigentlich
lebendige Wesen sind, und den Gedanken, die wir in uns haben. Ich habe hier schon öfter
darauf hingewiesen, was da für ein Unterschied ist. In meinem demnächst erscheinenden
Buch, das ich gestern schon erwähnt habe, werden Sie wiederum Hinweise finden auf diesen
Unterschied.

Sie können sich nämlich die Frage vorlegen: Wenn wir da draußen im Gedankenraum
irgendsoein Wesen, ein elementarisches Wesen haben und in mir ich doch auch Gedanken
habe - wie verhalten sich meine Gedanken zu den Gedankenwesen, die da draußen im
Gedankenraum sind? Sie bekommen eine richtige Vorstellung von diesem Verhältnis der
eigenen Gedanken zu den Gedankenwesen draußen im Raum, wenn Sie sich das Verhältnis
vorstellen eines menschlichen Leichnams, der, nachdem der Mensch gestorben ist,
zurückgeblieben ist, zu dem lebendigen Menschen, der herumwandelt. Dabei müssen Sie
allerdings solche Gedanken ins Auge fassen, die Sie an der äußeren Sinneswelt im wachen
Bewußtsein gewinnen. Unsere Gedanken sind nämlich Gedankenleichen. Das ist das
Wesentliche. Die Gedanken, die wir von der äußeren Sinneswelt so durch das wache
Bewußtsein mit uns schleppen, das sind eigentlich Gedankenleichen, sind abgelähmte,
abgetötete Gedanken; draußen sind sie lebendig. Das ist der Unterschied.

Nun sind wir also eigentlich dadurch in die Gedankenelementarwelt eingespannt, daß wir,
indem wir aus der Umwelt unsere Wahrnehmungen aufnehmen und diese Wahrnehmungen
zu Gedanken verarbeiten, die lebendigen Gedanken töten. Und indem wir sie dann in uns
haben, diese Gedankenleichen, denken wir. Daher sind unsere Gedanken abstrakt. Unsere
Gedanken bleiben gerade aus dem Grunde abstrakt, weil wir die lebendigen Gedanken
töten. Wir gehen wirklich mit unserem Bewußtsein eigentlich so herum, daß wir
Gedankenleichen in uns tragen und diese Gedankenleichen unsere Gedanken, unsere
Vorstellungen nennen. So ist es in der Wirklichkeit.“ (Lit.:GA 177, S. 99ff)

In den Aufzeichnungen einer esoterischen Stunde vom 15. März 1911 in Berlin wird die
elementarische Welt auf die untersinnliche Welt beschränkt, die durch die Ebene der
sinnlichen Welt von der darüber liegenden übersinnlichen Welt geschieden ist. Tatsächlich
umspannt die Astralwelt übersinnliche und untersinnliche, durch die Widersachermächte
stark beeinflusste Bereiche. In der Nachschrift von unbekannter Hand in der Notizsammlung
Elisabeth Vreedes heißt es:

„In der Rosenkreuzerlehre wurde die untersinnliche Welt immer die elementarische Welt
genannt, die Welt der Elemente des Feuers, der Luft, des Wassers, der Erde.“ (Lit.:GA 266b,
S. 160)

An dieser Stelle werden auch Anweisungen geben, sich durch die Meditation elementarer
geometrischer Figuren in die imaginitavie Erkenntnis dieser Welt einzuleben. Diese Übungen
machen den Geistesschüler allerdings, da sie ihn mit niedersten Astralkräften
zusammenbringen, zugleich notwendigerweise egoistisch. Daher sollte man sie niemals
ausführen, ohne zugleich allumfassendes Mitleid zu üben (siehe unten).

Die elementarische Welt als Seelenwelt


„Namen, welche die Erlebnisse der menschlichen Seele in der elementarischen und in der
geistigen Welt ausdrücken sollen, werden sich den Eigentümlichkeiten dieser Erlebnisse
anpassen müssen. Man wird bei solcher Namengebung zu berücksichtigen haben, daß das
Erleben schon in der elementarischen Welt in ganz anderer Art verläuft als in der Sinneswelt.
Es beruht dies Erleben da auf der Verwandlungsfähigkeit der Seele und ihrem Beobachten
von Sympathien und Antipathien. Notwendigerweise wird die Namengebung etwas von dem
Wechselvollen dieser Erlebnisse annehmen müssen. Sie wird nicht so starr sein können, wie
sie für die Sinneswelt sein muß. Wer dieses in der Natur der Sache Liegende nicht
berücksichtigt, wird leicht einen Widerspruch in der Namengebung dieser Schrift und
derjenigen in meiner «Theosophie» und «Geheimwissenschaft» finden können. Der
Widerspruch löst sich auf, wenn man bedenkt, daß in diesen beiden Schriften die Namen so
gewählt sind, daß sie die Erlebnisse der Seele charakterisieren, welche diese bei ihrer vollen
Entwickelung zwischen Geburt (Empfängnis) und Tod einerseits und zwischen Tod und
Geburt andrerseits hat. Hier jedoch sind die Namen mit Rücksicht auf die Erlebnisse
gemacht, welche das hellsichtige Bewußtsein hat, wenn es die elementarische Welt und die
geistigen Gebiete betritt.

Man ersieht aus «Theosophie» und «Geheimwissenschaft», daß bald nach dem Ablösen des
physisch-sinnlichen Leibes von der Seele mit dem Tode auch derjenige Leib von ihr abgelöst
wird, welcher in dieser Schrift der ätherische genannt ist. Die Seele lebt dann zunächst in der
Wesenheit, welche hier als der astralische Leib bezeichnet ist. Der ätherische Leib
verwandelt sich nach seiner Ablösung von der Seele innerhalb der elementarischen Welt. Er
geht in die Wesenheiten über, welche diese elementarische Welt bilden. Bei dieser
Verwandlung des ätherischen Leibes ist die Seele des Menschen nicht mehr dabei. Wohl
aber erlebt die Seele als ihre Außenwelt nach dem Tode die Vorgänge dieser
elementarischen Welt. Dieses Erleben der elementarischen Welt von außen ist in
«Theosophie» und «Geheimwissenschaft» als Durchgang der Seele durch die Seelenwelt
geschildert. Man wird sich also vorstellen müssen, daß diese Seelenwelt die gleiche ist mit
der, welche hier, vom Gesichtspunkte des übersinnlichen Bewußtseins aus, die
elementarische genannt wird.“ (Lit.:GA 17, S. 92f)

Wahrnehmung der elementarischen Welt


Würde der Mensch beim Einschlafen nicht alsbald das Bewusstsein verlieren, könnte er die
elementarische Welt als aller ersten nichtsinnlichen Weltbereich erleben. Hat der Mensch
durch geistige Schulung gelernt, das Bewusstsein auch im Schlaf aufrecht zu erhalten, kann
er zum bewussten Beobachter der elementarischen Welt werden:

„Wenn nun der Mensch so mit einer ihm künstlich aufrechterhaltenen Ich-Kraft sich in den
Makrokosmos hineinlebte, stieg er tatsächlich in höhere Welten hinauf. Die erste Welt,
durch die er zu gehen hatte, war diejenige Welt, welche sich dem Menschen zeigen würde,
wenn er im Einschlafen nicht das Bewußtsein verlöre. Wir wollen, damit wir uns recht genau
in dieser Beziehung verstehen, einmal diesen Moment des Einschlafens ebenso ins Auge
fassen, wie vorher den Moment des Aufwachens. In der Tat ist ja das Einschlafen ein
Hinaufleben in den Makrokosmos. Im gewöhnlichen normalen Leben können besondere
abnorme Verhältnisse eintreten, durch die der Mensch in die Lage kommt, ein gewisses
Bewußtsein von dem Vorgang des Einschlafens zu haben. Wenn er dies hat, dann zeigt sich
ihm ungefähr das Folgende. Er empfindet eine Art von Seligkeit. Diese kann er ganz genau
unterscheiden von seinem Tagesbewußtsein. Es ist ein Leichterwerden, ein Hinaufschweben,
wie ein Aus-sich-Herauswachsen. Aber dieser Moment ist verbunden mit einem gewissen
peinigenden Gefühl der Erinnerung an die im Leben dem Charakter anhaftenden Fehler und
Schwächen. Was da als eine peinigende Erinnerung an die persönlichen Fehler auftaucht, das
ist ein ganz abgeschwächter Abglanz des Gefühls, das der Mensch hat, wie wir ja schon
beschrieben haben, wenn er vorbeikommt an dem kleinen Hüter der Schwelle und
wahrnimmt, wie unvollkommen er ist mit seiner kleinen Seele gegenüber den großen
Tatsachen und großen Wesenheiten des Makrokosmos. Dann folgt eine Art Zucken. Das ist
das Herausgehen des eigentlichen inneren Menschen in den Makrokosmos. Es sind das
seltene Erlebnisse, aber immerhin solche, die manche Menschen haben, wenn sie mehr oder
weniger bewußt waren im Momente des Einschlafens. Aber derjenige, welcher nur das
gewöhnliche normale Bewußtsein hat, der verliert ja dieses Bewußtsein in dem Momente
des Einschlafens. Alle Eindrücke des Tages, wie Farben-, Licht-, Toneindrücke und so weiter,
schwinden hinunter aus dem Bewußtsein und der Mensch ist nun umgeben mit finsterer
Dunkelheit, statt mit all den Farben- und sonstigen Eindrücken des Tages. Wenn der Mensch
nun das Bewußtsein aufrechterhalten würde, so wie es der vorbereitete Eingeweihte
aufrechterhält, so würde er in dem Moment, wo die äußeren Eindrücke des Tages
verschwinden, nicht nichts sehen, das heißt, er würde nicht schwarze Finsternis um sich
herum haben, sondern er würde das wahrnehmen, was man in der Geisteswissenschaft
nennt die elementarische Welt, die Welt der Elemente.

Diese Welt der Elemente ist also das, was sich zunächst dem einschlafenden Menschen
verbirgt. Geradeso wie das Innere des Menschen sich beim Aufwachen dadurch verbirgt, daß
der Mensch gleich abgelenkt wird auf die Eindrücke der Außenwelt, so verbirgt sich beim
Einschlafen die nächste Welt, der der Mensch angehört, die erste Stufe des Makrokosmos,
die elementarische Welt. In diese elementarische Welt lernt der Mensch hineinschauen,
wenn er in der angedeuteten Weise wirklich hinaufsteigt in den Makrokosmos. Diese
elementarische Welt gibt ihm zunächst ein Bewußtsein davon, wie alles das, was in unserer
Umgebung ist, was sich da ausbreitet an sinnlichen Wahrnehmungseindrücken, doch ein
Ausfluß, eine Offenbarung ist von Geistigem, wie hinter dem Sinnlichen Geistiges steckt.
Wenn der Mensch als ein Einzuweihender diese elementarische Welt wahrnimmt, also nicht
dadurch, daß er ins Unbewußte hineinschläft, dann ist für ihn gar kein Zweifel mehr darüber
vorhanden, daß hinter der sinnlichen Welt geistige Wesenheiten, geistige Tatsachen stehen.
Nur solange der Mensch nur die sinnliche Welt wahrnimmt, träumt er davon, daß da hinter
dieser sinnlich-physischen Welt allerlei weiteres abstraktes Sinnliches sei, etwa wirbelnde
Atome oder dergleichen. Von solchen wirbelnden Atomen, von solchen, man möchte sagen,
von den gewöhnlichen sinnlichen Wahrnehmungen ausgepreßten Stoffatomen kann für
denjenigen nicht mehr die Rede sein, der eindringt in die elementarische Welt. Nicht das,
was man im Materialismus als Stoff sich vorstellt, steckt hinter der Farbe, hinter dem Ton
und so weiter, sondern es steckt dahinter Geistiges. Nur zeigt sich allerdings das Geistige auf
dieser ersten Stufe der geistigen Welt, die da betreten wird, noch nicht in seiner Gestalt als
Geist selber, sondern es zeigt sich noch so, daß der Mensch nicht geistige Eindrücke vor sich
hat, sondern andere Eindrücke. Es ist noch nicht irgend etwas, was man eine wahre geistige
Welt nennen kann, in die man da eintritt, sondern es ist in erheblichem Grade etwas, was
man als eine Art von neuem Schleier der geistigen Tatsachen und geistigen Wesenheiten
bezeichnen muß.

Diese elementarische Welt zeigt sich uns so, daß auf sie nun wirklich anwendbar sind die
Bezeichnungen, welche seit alters her gewählt worden sind für die Welt der Elemente. Man
kann das, was man da sieht, dadurch bezeichnen, daß man die Worte wählt: das Feste, das
Flüssige, das Luft- oder Gasförmige und die Wärme, oder Erde, Wasser, Luft, Feuer. Doch
seien wir uns klar, daß diese Worte der sinnlichen Welt entnommen sind, sie sind für die
sinnliche Welt geprägt. Unsere Sprache ist ja ganz ein Ausdrucksmittel für die sinnliche Welt.
Wenn wir irgendein Wort gebrauchen, so bedeutet es dieses oder jenes in der sinnlichen
Welt. Soll also der Geisteswissenschafter die höheren Welten beschreiben, so muß er in
Worten reden, welche der gewöhnlichen Sprache entnommen sind, so daß er daher,
namentlich in diesen Gebieten, in die wir jetzt kommen, nur vergleichsweise reden kann. Er
kann sich nur bemühen, die Worte so zu wählen, daß nach und nach eine Vorstellung
hervorgerufen wird von dem, was da in geistigem Anschauen wahrgenommen wird. Wir
dürfen, wenn wir diese elementarische Welt beschreiben wollen, nicht die Ausdrücke
wählen von den begrenzten Dingen, die um uns herum sind im Tagesleben, sondern wir
müssen die Worte wählen von gewissen Eigenschaften, welche die Dinge im Tagesleben
haben, von Eigenschaften, die immer einer ganzen Reihe von Dingen gemeinschaftlich sind.
Sonst kommen wir nicht zurecht. Und da haben wir im Tagesleben gewisse Dinge, die wir als
fest bezeichnen; wir haben andere Dinge, die wir als flüssig bezeichnen, wieder andere, die
wir als luft-, als gasförmig bezeichnen, und dann kennen wir noch das, was wir wahrnehmen,
wenn wir die Oberfläche der Dinge empfinden oder einen Luftzug empfinden, die Wärme.
Wenn wir um uns herum während des Tageslebens wahrnehmen, so zeigen sich uns alle
Dinge, wie sie sonst auch sein mögen, in solchen Zuständen: in festem, in flüssigem
Zustande, in luft- oder gasförmigem Zustande und als Wärme. Ein Körper kann aber durch
alle diese Zustände hindurchgehen. Das Wasser zum Beispiel kann fest sein wie das Eis, kann
aber auch flüssig sein, dann, wenn das Eis schmilzt, kann gasförmig sein, wenn es verdunstet.
Dabei sind alle diese Zustände durchsetzt von dem, was wir Wärme nennen. So ist es im
Grunde genommen bei jedem Ding und Wesen in der äußeren sinnlichen Welt.

In der elementarischen Welt ist es nun nicht so, daß wir Gegenstände darinnen haben, wie
sie uns in der sinnlichen Welt entgegentreten; hier haben wir das wirklich darin, was in der
sinnlichen Welt bloß Eigenschaften sind. Wir nehmen da etwas wahr, wogegen man
sozusagen nicht ankann. Man könnte es etwa so beschreiben: Bei «fest» steht etwas vor mir,
sei es ein Wesen, sei es ein Ding, in das ich nicht eindringen kann; ich kann es nur dadurch
betrachten, daß ich ringsherum gehe; es hat noch ein Inneres und ein Äußeres. Solche
Wesenheiten und Dinge der elementarischen Welt nennt man «erdig». Dann gibt es Dinge
und Wesenheiten der elementarischen Welt, die man bezeichnen kann mit dem Wort
«flüssig». Da ist es so, daß man sie in der elementarischen Welt bis zu einem gewissen Grade
durchschauen kann. Man dringt in das Innere; man hat so ein Gefühl, ähnlich dem Gefühl,
das man in der physischen Welt hat, wenn man die Hand in Wasser taucht. Man kann in das
Innere dieser Dinge und Wesenheiten eintauchen, während man bei «Erde» etwas hat,
woran man sich stößt wie an etwas Hartem. Das bezeichnet man also in der elementarischen
Welt als Wasser. Wenn in geisteswissenschaftlichen Büchern von Erde und Wasser geredet
wird, so ist das gemeint, was ich Ihnen eben beschrieben habe, nicht physisches Wasser.
Physisches Wasser ist nur ein äußeres Gleichnis für das, was man sieht, wenn man diese
Stufe der Entwicklung erreicht hat. In der elementarischen Welt ist Wasser etwas, was sich
sozusagen ergießt, was durchgreifbar ist, natürlich nicht für die physischen Sinne, sondern
für die höheren Sinne des Eingeweihten, für das geistige Wahrnehmungsvermögen.

Dann gibt es etwas, was sich vergleichen läßt mit dem, was in der physischen Welt gas- oder
luftförmige Dinge sind, das bezeichnet man mit «Luft» in der elementarischen Welt. Und
dann gibt es das, was man als Wärme oder Feuer bezeichnet. Da müssen Sie sich, wenn von
elementarischem Feuer die Rede ist, auch wiederum klarmachen, daß das, was man in der
physischen Welt mit dem Wort «Feuer» bezeichnet, nur ein Gleichnis ist. Was man in der
elementarischen Welt Feuer nennt, ist schon leichter zu beschreiben als die anderen drei
Zustände. Die anderen drei Zustände der elementarischen Welt kann man wirklich eigentlich
nur dadurch beschreiben, daß man sagt, Wasser, Luft und Erde sind Gleichnisse für diese
drei Zustände. Das Feuer des elementarischen Lebens läßt sich schon leichter beschreiben,
denn es ist verwandt mit dem, was der Mensch als innere Seelenwärme kennt, jenes
eigentümliche Gefühl von Wärme, welche man zum Beispiel wahrnimmt, wenn man mit
einem geliebten Menschen zusammen ist. Was sich da in die Seele ergießt an Wärme, das
Erglühen in Begeisterung oder Freude, das muß man natürlich unterscheiden von dem
gewöhnlichen Feuer, das die Finger verbrennt, wenn man hinlangt. Auch im gewöhnlichen
Leben fühlt der Mensch, daß das physische Feuer eine Art Gleichnis dieses Seelenfeuers ist.
Dieses Seelenfeuer, welches, wenn es uns wirklich ergreift, unseren Enthusiasmus entfacht,
ist also etwas, was wir schon besser kennen als die anderen Zustände. Und wenn Sie sich
nun vergegenwärtigen eine Art Vergleich zwischen dem äußeren Feuer, das die Finger
verbrennt, und diesem seelischen Feuer, sozusagen etwas, was in der Mitte zwischen beiden
steht, dann bekommen Sie eine Vorstellung von dem, was man elementarisches Feuer
nennt. Wenn der Mensch als Einzuweihender sich hinauferhebt in die elementarische Welt,
so fühlt er in der Tat, wie wenn von gewissen Gebieten etwas zu ihm hinströmen würde, das
ihn innerlich befeuert, ihn innerlich mit Feuer durchdringt, und von einem anderen Orte der
elementarischen Welt hat er den Eindruck, daß es ihn weniger mit Feuer erfüllt. Er hat das
Gefühl, als stecke er in dem betreffenden Wesen darin, das ihm das Feuer zusendet, er ist
mit ihm vereinigt, er fühlt sein inneres Feuer als Feuer der elementarischen Wesenheit. So
also sehen Sie, daß der Mensch in eine höhere Welt eintritt, welche ihm Eindrücke gibt, die
er allerdings vorher in der sinnlichen Welt nicht gekannt hat. Diese elementarische Welt ist
es nun, vor der sich sozusagen das Tor zuschließt, wenn man im gewöhnlichen normalen
Bewußtsein einschläft. Und das muß aus dem Grunde so sein, weil der Mensch ja, wie wir
gesehen haben, ganz hinausfließt in diese elementarische Welt; er ist in allem darinnen. Er
trägt aber, dadurch, daß er in diese Welt hinausfließt, sein eigenes Wesen in diese Welt
hinein. Er verliert sein Ich; es ergießt sich in diese Welt hinein. Das, was nicht Ich ist, seine
astralischen Eigenschaften, seine Begierden oder Leidenschaften, sein Wahrheits- oder
Lügensinn, alle seelischen Eigenschaften trägt der Mensch in diese Welt hinein; sein Ich
verliert er. Gerade das Ich ist es aber, das uns im gewöhnlichen Leben zügelt, das Ordnung
und Harmonie in unser Astralisches bringt. Indem das Ich sich verliert, machen sich
ungeordnet alle möglichen Triebe, Begierden und Leidenschaften, die der Mensch noch in
der Seele hat, geltend und dringen jetzt mit hinein in jene Wesen, die der Mensch in der
elementarischen Welt findet. Der Mensch durchdringt nicht nur sich mit alle dem, was er da
draußen erlebt, sondern er trägt tatsächlich von sich in die Wesen der elementarischen Welt
das hinein, was er selber in seiner Seele hat. Dieses Hineintragen ist eine Wirklichkeit; es ist
nicht etwa so, daß sich der Mensch das bloß vorstellt, sondern es ist so, daß der Mensch,
wenn er zum Beispiel eine schlechte Eigenschaft hat, diese seine schlechte Eigenschaft
wirklich an ein entsprechendes Wesen der elementarischen Welt überträgt; sie ist dann in
dem betreffenden Wesen darin. Hat der Mensch also eine besondere schlechte Eigenschaft,
dann wird er angezogen von einem solchen Wesen der elementarischen Welt, welches sich
gerade zu dieser Eigenschaft hingezogen fühlt. Durch den Verlust des Ich würde der Mensch
also im Hinausdringen in den Makrokosmos sein ganzes astralisches Wesen hingießen an
solche Wesenheiten, welche die elementarische Welt als schlechte Wesenheiten
durchsetzen. Und die Folge davon würde sein, daß der Mensch, weil er mit diesen Wesen
zusammenkommt, aber schwächer ist als diese Wesen - denn er hat ja sein Ich verloren,
diese haben aber ein starkes Ich -, ihnen Nahrung zuführt mit seinen Eigenschaften, wofür
sie ihn in negativem Sinne belohnen würden. Er gibt ihnen geradezu Nahrung aus seinem
astralischen Wesen, sie aber geben ihm, was ihnen von seinen Eigenschaften besonders
eigen ist; und daß er in ihnen gelebt hat, das zeigt sich, wenn beim Erwachen sein Ich
zurückkehrt, in einem verstärkten Hang zum Schlechten, zum Bösen.

So sehen wir, daß es eine weise Einrichtung ist, daß der Mensch das Bewußtsein verliert,
wenn er in die elementarische Welt eintritt, daß er sich nicht mit seinem Ich in diese Welt
hineinlebt, sondern im normalen Schlafe davor behütet wird. Daher mußte derjenige, der in
den alten Mysterien in die elementarische Welt hineingeführt worden ist, vorher sorgfältig
vorbereitet werden, indem ihm von den Gehilfen des Einweihenden Kraft zugeführt wurde,
bevor er in diese Welt eintrat. Die Vorbereitung für diese Welt geschah dadurch, daß dem
betreffenden Menschen vorher starke Prüfungen auferlegt wurden, durch die er namentlich
befähigt wurde zu der moralischen Kraft der Überwindung. Darauf wurde besonderer Wert
gelegt. In ähnlicher Weise, wie bei dem angehenden Mystiker Wert gelegt wurde auf die
Eigenschaft der Demut, wurde bei demjenigen, der sich hinausleben wollte in den
Makrokosmos, besonderer Wert darauf gelegt, daß er stark war in der Kraft des inneren
Überwindens. Daher wurden einem Menschen, der zugelassen werden sollte zu solcher
Mysterieneinweihung, Prüfungen auferlegt, durch die er alle möglichen Widerwärtigkeiten
des Lebens schon im physischen Dasein überwinden sollte. Starke Gefahren wurden ihm in
den Weg gebracht, und durch die Überwindung dieser Gefahren sollte er seinen Willen
stärken. Ein Überwinder sollte er werden, der von starker Seele ist und dadurch vorbereitet,
daß er dann, wenn diese Wesenheiten ihm gegenübertreten, stark genug ist, um keine
Anfechtungen zu erleben, um sie zurückdrängen zu können und nicht sich an sie zu verlieren.
In Furchtlosigkeit und in Überwindung wurde der auferzogen, der zu solchen Mysterien
zugelassen werden sollte.“ (Lit.:GA 119, S. 156ff)

Elementarwesen
→ Hauptartikel: Elementarwesen
Die Elementarwesen sind die Bewohner der elementarischen Welt. Gemeinsam bilden sie
den übersinnlichen elementarischen Lebensleib der Erde. Daneben gibt es auch höhere
Wesenheiten, deren Tätigkeit über das Erdgebiet hinausreicht. Sie hängen mit vergangenen
und zukünftigen Weltentwicklungsstufen zusammen.

„Wer den geschilderten Tatbestand durchschaut, der kommt zur Anerkennung eines
ätherischen Menschenwesens «hinter» dem physisch-sinnlichen Menschen, und einer
übersinnlichen ätherischen (elementarischen) Welt hinter der physisch-wahrnehmbaren.

In der elementarischen Welt findet das hellsichtige Bewußtsein Wesenhaftes, das bis zu
einem gewissen Grade Selbständigkeit hat, wie das physische Bewußtsein in der Sinnenwelt
Gedanken findet, welche unselbständig und unwesenhaft sind. - Das Einleben in diese
elementarische Welt führt dann dazu, die teilweise selbständigen Wesenheiten in einem
größeren Zusammenhange zu sehen. Wie wenn man erst die Glieder eines physischen
Menschenleibes in ihrer teilweisen Selbständigkeit betrachtete und dann erkannte, daß sie
innerhalb des Gesamtleibes als Teile vorhanden sind, so fassen sich für das übersinnliche
Bewußtsein die Einzelwesen der elementarischen Welt als Lebensglieder eines großen
Geistleibes zusammen, welcher dann im weiteren Verlaufe des übersinnlichen Erlebens als
der elementarische (übersinnliche) Lebensleib der Erde erkannt wird. Innerhalb dieses
Lebensleibes der Erde erfühlt sich das ätherische Menschenwesen selbst als ein Glied.

Es ist dieses Fortschreiten in der Geist-Anschauung ein Einleben in das Wesen einer
elementarischen Welt. Diese Welt ist belebt von Wesenheiten der mannigfaltigsten Art. Will
man das Treiben dieser wesenhaften Kräfte zum Ausdruck bringen, so kann man das nur,
indem man ihre mannigfaltigen Eigenarten in Bildern zeichnet. Es gibt da Wesenheiten, die
man verwandt findet mit allem, was nach Dauer, nach Festigkeit, nach Schwere drängt. Man
kann sie als Erdenseelen bezeichnen. (Und wenn man nicht überklug sich dünkt und sich
nicht fürchtet vor dem Bilde, das doch auch nur auf die Wirklichkeit deuten, sie nicht selber
sein soll, so kann man von «Gnomen» sprechen.) Man findet Wesen, die man wegen ihrer
Beschaffenheiten als Luft-, Wasser-, Feuerseelen bezeichnen kann.
Dann aber zeigen sich auch andere Wesenheiten. Diese treten zwar so auf, daß sie als
elementarische (ätherische) Wesen erscheinen, doch man erkennt an ihnen, daß in ihrer
ätherischen Wesenheit etwas steckt, was höherer Art ist als die Wesenhaftigkeit der
elementarischen Welt. Man lernt verstehen, daß man dem wahren Sein dieser Wesen mit
dem Grade von übersinnlicher Erkenntnis, der nur für die elementarische Welt ausreicht,
ebensowenig beikommen kann, wie man der wahren Wesenheit des Menschen mit dem
bloßen physischen Bewußtsein beikommen kann.

Die vorher genannten Wesen, die im Bilde Erd-, Wasser-, Luft-, Feuerseelen genannt werden
können, stehen mit ihrer Tätigkeit in gewisser Beziehung innerhalb des elementarischen
Lebensleibes der Erde. Sie haben in demselben ihre Aufgaben. Die charakterisierten
Wesenheiten höherer Art haben eine Tätigkeit, welche über das Erdgebiet hinausreicht.
Lernt man sie im übersinnlichen Erleben weiter kennen, so wird man selbst mit seinem
Bewußtsein über das Erdgebiet geistig hinausgeführt. Man schaut, wie sich dieses Erdgebiet
aus einem anderen herausgebildet hat, und wie es die geistigen Keime in sich entwickelt,
daß aus ihm in der Zukunft ein weiteres Gebiet, gewissermaßen eine «neue Erde»,
entstehen kann. In meiner «Geheimwissenschaft» ist gesagt, warum man dasjenige, woraus
sich die Erde gebildet hat, als einen alten «Mondplaneten» bezeichnen kann, und warum
man die Welt, nach welcher die Erde in Zukunft hinstreben wird, als «Jupiter» bezeichnen
kann. Das Wesentliche ist, daß man im «alten Monde» eine langvergangene Welt sieht, aus
welcher die Erdenwelt durch Umwandlung sich gebildet hat, und daß man im geistigen Sinne
als «Jupiter» eine zukünftige Welt versteht, nach welcher die Erdenwelt hinstrebt.“ (Lit.:GA
17, S. 26ff)

Meditationsübungen
„Zu dem Element der Erde dringt man durch, wenn man über Dreiecke, Vierecke, Fünfecke,
geometrische Figuren überhaupt meditiert. Man soll das dann so machen, daß man sich
diese Figuren mit dem Finger der einen Hand in das Innere der andern Hand schreibt, daß
man dann jeden Gedanken an die Hand und das Schreiben fallenläßt und nur die
Empfindung des Hineinschreibens in die Handfläche wie frei schwebend im Raum sich denkt
und sich in diese Empfindung vertieft. So ergreift man allmählich das Element der Erde.

Das Element des Wassers wird dadurch ergriffen, daß man sich einen fixen, materiellen
Punkt denkt und einen andern, beweglichen Punkt, der sich in einem Kreise um den ersteren
herumbewegt. Dann soll man sich das ebenso wieder in die Hand schreiben und so damit
verfahren wie mit der ersten Figur. Den zweiten Punkt soll man als fortgesetzt weiter
drehend denken.

Bei dem Elemente Luft denke man sich zwei fixe Punkte, die voneinander wegfliehen wollen,
aber vorher eine Art Halbkreis umeinander beschreiben und dann ins Unendliche
auseinanderstreben. Wenn wir mit dieser Figur genau so vorgehen wie mit der
vorangegangenen, dann ergreifen wir das Element Luft, fühlen nicht bloß die Luft an uns
vorbeistreichen, sondern ergreifen sie wirklich.
Bei dem Elemente Feuer denke man sich eine geschlossene Figur wie eine Schleife oder
Achterfigur. Man soll besonders empfinden, daß in der Mitte ein Schnittpunkt sich befindet,
wo die Kurve sich selbst berührt.

Diese Übungen soll man unausgesetzt und längere Zeit nacheinander fortsetzen. Sie sind
nicht leicht; man muß sich erst eine gewisse Praxis aneignen erstens in dem Fühlen der
Empfindungen im Raum, ohne die Hand in Anspruch zu nehmen, und zweitens in dem
Festhalten der Figur. Dann aber führt diese Übung zum Erfassen der elementaren Welt; man
lernt diese ergreifen.

Es ist aber eine Regel ohne Ausnahme, daß diese Übungen zugleich egoistisch machen.
Deshalb sollte man sie niemals ausführen, ohne nicht zu gleicher Zeit allumfassendes
Mitgefühl für alles, was Menschen freut und schmerzt, in der Seele zu entwickeln.“ (Lit.:GA
266b, S. 160f)

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Elementarwesen der Geburt und des Todes
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(Weitergeleitet von Elementargeister der Geburt und des Todes)
Die Elementarwesen der Geburt und des Todes leben in jenem Bereich der geistigen Welt,
der unmittelbar an die physisch-sinnliche Welt angrenzt. Es handelt es sich dabei um Wesen,
die eigentlich dem physischen Plan feindlich sind. Und doch ist eine eherne Notwendigkeit,
dass sich die Götter solcher Wesenheiten bedienen, damit sich der Mensch durch die Geburt
auf Erden inkarnieren kann und sie mit dem Tod wieder verlässt.

„Ich will heute von einer Klasse dieser Wesenheiten zu Ihnen sprechen, und zwar von
derjenigen Klasse, welche im Weitenzusammenhange ihre Aufgabe hat bei der Geburt und
bei dem Tode des Menschen. Man soll nur ja nicht glauben, daß Geburt und Tod des
Menschen das sind, als was sie sich der äußeren sinnlichen Beobachtung darstellen. Wenn
der Mensch hereintritt aus der geistigen Welt in diese physische Welt und wenn er
wiederum heraustritt aus dieser physischen Welt in die geistige Welt, dann wirken bei diesen
Vorgängen geistige Wesenheiten mit. Nennen wir sie heute, um Namen zu haben, die
Elementargeister der Geburt und des Todes. Es war wirklich so, daß diejenigen
Persönlichkeiten, die bisher in die Mysterien eingeweiht waren, es als ihre strengste Aufgabe
betrachtet haben, in weiterem Umkreise den Menschen gerade von diesen Elementarwesen
der Geburt und des Todes nicht zu sprechen. Denn spricht man von ihnen, von der ganzen
Art und Weise, wie diese Elementargeister der Geburt und des Todes leben, dann spricht
man von einem Gebiete, das dem Menschen, so wie er sich nun einmal geistig-seelisch
entwickelt hat bisher in der nachatlantischen Zeit, doch vorkommt wie glühende Kohle. Man
könnte auch einen andern Vergleich wählen. Lernt der Mensch genauer und mit vollem
Bewußtsein das Wesen dieser Elementargeister der Geburt und des Todes kennen, so lernt
er eigentlich Kräfte kennen in diesen Wesen, die dem Leben hier auf dem physischen Plan
feindlich sind. Schon das muß für eine einigermaßen normal empfindende Seele eine
erschütternde Wahrheit sein, wenn sie hört, daß die die Weltengeschikke lenkenden
göttlich-geistigen Wesenheiten, um Geburt und Tod des Menschen in der physischen Welt
zustandezubringen, sich solcher Elementargeister bedienen müssen, die eigentlich feindlich
gesinnt sind allem, was hier auf dem physischen Plan der Mensch als sein Wohlergehen, als
seine Wohlfahrt sucht und begehrt. Würde nur alles das bewirkt werden, was der Mensch
gerne mag: daß es ihm hier bequem gehe auf dem physischen Plan, daß er gesund wachen
und schlafen, gesund seine Arbeit verrichten kann, würde es nur Wesen geben, die diesem
bequemen Verlauf des Lebens vorstehen, so würden Geburt und Tod nicht
Zustandekommen können. Die Götter brauchen schon einmal, um Geburt und Tod
zustandezubringen, solche Wesenheiten, die eigentlich in ihrer ganzen Gesinnung und ihrer
ganzen Weltauffassung einen Drang haben, dasjenige zu zerstören, zu verwüsten, was dem
Menschen seine Wohlfahrt hier auf dem physischen Plan bewirkt.“ (Lit.:GA 177, S. 65f)

Der Mensch begegnet den Elementarwesen von Geburt und Tod, sobald er die Schwelle der
geistigen Welt übertritt. Das Wissen um ihre Existenz wurde in den alten Mysterien streng
geheim gehalten, denn ein Missbrauch ihrer Kräfte zu egoistischen Zwecken könnte in der
physischen Welt schreckliche Zerstörungen anrichten.

„Man muß sich schon mit der Idee bekanntmachen, daß die Welt nicht so eingerichtet ist,
wie sie die Menschen gern haben möchten, sondern daß es in der Welt das gibt, was in den
ägyptischen Mysterien die eherne Notwendigkeit genannt wurde. Und zu dieser ehernen
Notwendigkeit gehört es, daß die Götter sich solcher, dem physischen Weltengange
feindlicher Wesenheiten bedienen, damit Geburt und Tod des Menschen Zustandekommen
können. Da blicken wir hin auf eine Welt, die unmittelbar an die unsere angrenzt, die auch
täglich, stündlich mit der unsrigen zu tun hat, denn auf der Erde geschehen täglich, stündlich
die Vorgänge der Geburt und des Todes. Und in dem Augenblick, wo der Mensch die
Schwelle überschreitet zu dieser Welt, da kommt er in eine Regsamkeit, in ein Leben von
Wesen hinein, die zerstörerisch für das gewöhnliche physische Leben des Menschen in ihrem
ganzen Gebaren, in ihrem Begehren und in ihrer Weltanschauung sind. Hätte man bisher
außerhalb der Mysterien die Menschen im weitesten Umfange bekanntgemacht damit, daß
es solche Wesenheiten gibt, hätte man dem Menschen Begriffe beigebracht von diesen
Wesenheiten, es würde ganz gewiß das folgende geschehen sein. Die Menschen, die
durchaus nicht zurechtkommen mit ihren Instinkten und ihren Trieben, mit ihren
Leidenschaften, die würden, wenn sie gewußt hätten: fortwährend sind um uns
zerstörerische Wesenheiten -, die würden sich der Kräfte dieser zerstörerischen
Wesenheiten bedient haben - nun nicht wie die Götter sich ihrer bedienen bei Geburt und
Tod, sondern innerhalb des physischen Lebens. Wenn die Menschen Lust gehabt hätten, auf
diesem oder jenem Gebiete zerstörerisch zu wirken, wäre ihnen reichlich Gelegenheit
geboten gewesen, diese Wesenheiten zu ihren Dienern zu nehmen, denn man kann leicht
diese Wesenheiten zu seinen Dienern nehmen. Damit das gewöhnliche Leben bewahrt bleibt
vor den zerstörerischen Wesen der Elementargeister der Geburt und des Todes, wurde
geschwiegen von dieser Weisheit.“ (S. 66f)

Im gegenwärtigen Bewusstseinsseelenzeitalter kann über diese Wesenheiten nicht mehr


geschwiegen werden, denn sie wirken auch in der Technik, die der Mensch heute immer
schneller hervorbringt. Mit voller Verantwortung wird er diese nur weiter entwickeln und
benutzen können, wenn er weiß, dass er damit nun Kräfte, über die einst nur die Götter
verfügen durften, in seinen Dienst stellt.

„Nun sind diejenigen Elementargeister, welche seit dem 18. Jahrhundert unserer Kultur die
Impulse geben, von derselben Art wie die, welcher sich die Götter bedienen, um Geburt und
Tod herbeizuführen. Das ist eines der Geheimnisse, mit denen sich der Mensch in der
Gegenwart bekanntmachen muß. Und das weltgeschichtliche Gesetz, wie ich es genannt
habe, besteht darin, daß die Entwickelung so vor sich geht, daß immer auf einem gewissen
Gebiete von elementargeistigen Wesenheiten zuerst die Götter herrschend sind, und
nachher kommen die Menschen selbst in dieses Gebiet hinein und bedienen sich dieser
elementargeistigen Wesenheiten. Während also in älteren Zeiten die Elementargeister der
Geburt und des Todes im wesentlichen Diener der göttlich-geistigen Weltenlenker waren,
werden von unserer Zeit an - es ist ja schon einige Zeit her, daß das im Gange ist - diese
Elementargeister der Geburt und des Todes die Diener von Technik, Industrie, von
kommerziellem Menschenwesen. Das ist wichtig, daß wir diese erschütternde Wahrheit in
aller Stärke und Intensität auf unsere Seele wirken lassen.“ (S. 68f)

„Wir stehen erst am Anfange jener Tätigkeit der Technik, der Industrie, des Kommerziums, in
die hinein die Elementargeister der Geburt und des Todes ihre Wirkung treiben. Das wird
immer stärker und stärker werden, das wird immer einschneidender sein. Davor kann man
die Menschheit nicht behüten, denn die Kultur muß fortschreiten. Und die Kultur unseres
Zeitalters und der Zukunft muß eine solche sein, daß die Elementargeister der Geburt und
des Todes, während sie bis zu einem gewissen Zeitpunkt, bisher eben nur beim physischen
Entstehen und Vergehen des Menschen gewirkt haben unter der Direktion der Götter, daß
diese Eiementargeister mit denselben Kräften, mit denen sie bei Geburt und Tod wirken,
innerhalb von Technik, Industrie, Kommerzium und so weiter wirken.“ (S. 70f)

„Die Kultur muß vorwärtsschreiten im technischen, industriellen und kommerziellen Sinne.


Aber die Kultur, die auf diese Weise vorwärtsschreitet, kann ihrem Wesen nach nicht zur
Wohlfahrt der Menschen auf dem physischen Plane dienen, sondern sie kann ihrem Wesen
nach nur etwas Zerstörerisches für diese Wohlfahrt in sich schließen.“ (S. 71)

In der antlantischen Zeit, namentlich in deren ersten vier Epochen, bedienten sich die Götter
dieser Elementarwesenheiten, um das Wachstum der damals noch sehr weichen
menschlichen Leiblichkeit so zu regulieren, wie es ihrem Seelenwesen entsprach. Später
führte der Missbrauch dieser Kräfte durch die Menschen, in denen bereits ein starker
Gruppenegoismus erwacht war, zum Untergang der Atlantis - der allerdings auch notwendig
war, damit der Mensch in der nachatlantischen Zeit allmählich seine Individualität entfalten
kann.

„Da spielt sich etwas ab, von der Zeit der fünften nachatlantischen Kulturperiode an, in der
wir drinnenstehen, was ähnlich ist einer Sache, auf die ich öfter aufmerksam gemacht habe,
die sich während der atlantischen Zeit abspielte; nur spielte sie sich damals während der
vierten atlantischen Kulturperiode ab. Damals nämlich, in der atlantischen Zeit, bedienten
sich die göttlich-geistigen Wesen, welche die Menschheitsentwickelung lenkten, bis zur
vierten atlantischen Kulturepoche gewisser Elementarwesen. Dieser Elementarwesen
mußten sie sich bedienen, weil damals nicht nur so wie jetzt Geburt und Tod gelenkt werden
mußten, sondern weil damals, ich möchte sagen der Erde näher, etwas anderes noch gelenkt
werden mußte. Erinnern Sie sich an manche Schilderungen, die ich in bezug auf die
atlantische Zeit gegeben habe, wie da der Mensch noch beweglich war in seinem ganzen
materiellen Wesen, wie er durch die Seele groß wachsen konnte und ein Zwerg bleiben
konnte, wie sich das Äußere richtete nach dem Seelenwesen. Erinnern Sie sich an das alles.
Während heute nach außen hin der Dienst, den gewisse Elementarwesen bei Geburt und
Tod den göttlich-geistigen Wesen leisten, deutlich sichtbar ist, war es dazumal so, daß auch
durch das menschliche Leben hindurch, wenn sich so das Äußere dem Inneren konform
gestaltete, gewisse Elementarwesenheiten den Göttern dienten. Als nun die atlantische Zeit
in ihre vierte Kulturperiode getreten war, da wurden gewissermaßen die Menschen wieder
Herrscher über diese selben Elementarwesenheiten, welche die Götter früher gebraucht
haben zum Wachstum und zur physiognomischen Ausgestaltung der Menschen im großen.
Die Menschen wurden Herrscher über gewisse Götterkräfte, und sie bedienten sich dieser
Götterkräfte. Die Folge davon war, daß von einem gewissen Zeitpunkt der atlantischen Zeit
ab - so in der Mitte der atlantischen Zeit etwa - es im Begehren des einzelnen Menschen
liegen konnte, seine Mitmenschen dadurch zu schädigen, daß er ihnen allerlei anschuf: daß
er sie während des Wachstums in der Zwerghaftigkeit hielt oder zu Riesen machte, daß er
den physischen Organismus sich so entwickeln ließ, daß der Betreffende ein gescheiter
Mensch oder ein Idiot wurde. Das ergab in der Mitte der atlantischen Zeit etwas, was eine
furchtbare Macht in den Händen der Menschen war. Und Sie wissen, ich habe darauf
aufmerksam gemacht, es wurde dieses Geheimnis nicht gehütet. Aber das liegt nicht daran,
daß etwa durch eine Schlechtigkeit dieses Geheimnis nicht gehütet worden ist, sondern es
mußte eben nach einem gewissen welthistorischen Gesetz dasjenige, was vorher bloße
Götterarbeit war, Menschenarbeit werden. Das alles aber hat innerhalb der atlantischen Zeit
zu jenem großen Unfug geführt - zu allen möglichen Gewalttätigkeiten hat das geführt; Sie
brauchen sich jetzt nur zu erinnern an das, was ja in der atlantischen Zeit eintrat und was
hier öfter geschildert worden ist -, zu jenem Unfug, der notwendig machte, die ganze
atlantische Kultur im Verlaufe der letzten vier beziehungsweise drei atlantischen
Kulturperioden dem Untergang entgegenzuführen. Und von der Atlantis her ist unsere Kultur
so gerettet worden, so herübergebracht worden, wie das öfter dargestellt worden ist.“ (S.
69f)

„Und geradeso wie das, was ich Ihnen angedeutet habe in bezug auf die atlantische Zeit,
zum Untergang der atlantischen Zeit führte, damit eine andere Menschheit kommen konnte,
so enthält dasjenige, was sich jetzt inauguriert als kaufmännische, industrielle, technische
Kultur, die Elemente, welche zum Untergang der fünften Erdperiode führen. Und nur
derjenige sieht klar, nur der sieht die Dinge, wie sie sind, der sich gesteht: Damit beginnen
wir an dem zu arbeiten, was die Katastrophe herbeiführen muß.“ (S. 71)

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(Weitergeleitet von Elementargeister)

Rudolf Steiner: Elementarwesen, Pastell auf Transparentpapier (1923)


Die Elementarwesen (auch Elementargeister, Naturgeister; eng. elementary beings) sind die
unmittelbar in der Natur lebendig gestaltend wirkenden Werkmeister. Sie auch als
"Elementargeister" zu bezeichnen, ist eigentlich irreführend, denn sie haben gerade kein
«Ich», keinen eigenständigen geistigen Wesenskern, sondern sind dienende Glieder der
höheren geistigen Hierarchien. Die Geister der Umlaufzeiten leiten ihr Tun. Elementarwesen
entstehen als Abschnürungen höherer geistiger Wesenheiten, die der dritten Hierarchie
(Archai, Archangeloi, Angeloi) angehören. Auch der Mensch, als vierte Hierarchie, bringt
durch seine Tätigkeit unbewusst vielerlei Elementarwesen hervor. Entsprechend ihrem
unselbstständigen Charakter darf ihnen niemals irgendeine moralische Verantwortlichkeit
für ihr Tun zugesprochen werden. Den physischen Sinnen bleiben die Elementarwesen
verborgen, sie offenbaren sich nur der imaginativen seelischen Wahrnehmung.
12 Weblinks
Eigenschaften der Elementarwesen
„Die Elementarwesen brauchen Sie sich nicht als besonders hochentwickelt vorzustellen; sie
machen nicht Geburt und Tod durch wie der Mensch. Die wenigsten haben etwas
durchgemacht, was einer Menschheitsentwicklung auch nur ähnlich wäre. Den meisten
stehen derartige Entwicklungen auch nicht bevor. Manche kommen - wie Kometen - von
anderen Planeten, verschwinden wieder und setzen ihr Dasein woanders fort. Was diese
Wesenheiten vollbringen, ist nicht ohne Einfluß auf die Menschen. Manches geht da im
menschlichen Astralkörper vor, was auf Wirkungen dieser Wesen zurückgeht. Nur dem, der
im Astralraum sehen kann, sind solche Vorgänge, die im menschlichen Astralkörper sich
abspielen können, erklärlich.“ (Lit.:GA 88, S. 74)

Bei den Elementarwesen dominiert das Form-Prinzip über Leben und Bewusstsein:

„Die Elementargeister sind solche Wesen, bei denen die Form mächtiger ist als das Leben
und das Bewußtsein, deren Form also von Bewußtsein und Leben beherrscht werden muß.
Sie sind das genaue Gegenteil der dhyanischen Wesenheiten. Diese können mehr als ihre
Form und ihr Leben beherrschen. Bei den Elementargeistern ist die Form umfassender als
Leben und Bewußtsein. Sie fordern daher anderes Leben und anderes Bewußtsein zur
Beherrschung ihrer Form. Das heißt, der Elementargeist muß sich in anderem Leben und
anderem Bewußtsein festsetzen, um es für sich zu verwenden. Daher ist er der
Retardierende, der anderer Leben und Bewußtsein zurückhält. So sind die Elementargeister
die eigentlich hemmenden Wesen der Evolution. Alle parasitischen Wesenheiten werden
beherrscht von solchen Elementargeistern. Sie sind diejenigen Wesenheiten für uns
Menschen, welche in der lunarischen Epoche bereits in ihrer Art vollendet waren, daher
prävaliert bei ihnen die Form. Sie fluten jetzt ab, sind in absteigender Entwicklung.

Über die Entwicklung hinausgestoßen sind zum Beispiel die Tiere, die ein Skelett außen
tragen, die eingehüllt sind in ihr Skelett. Ihre Innenentwicklung hat sich aufgelöst, und von
außen umgeben sie sich mit einer Hornschicht (Käfer, Kerbtiere). Sie bereiten sich vor für das
Abfluten in die achte Sphäre. Der alte Mond hat auch eine achte Sphäre gehabt, einen
Nebenmond. Diese Wesen sind damals fertig geworden, sie sind über ihre Entwicklung
hinausgegangen und sind jetzt gleich einer überreifen Frucht. In die achte Sphäre gehören
zum Beispiel die Spinnen, und unter den Pflanzen die Mistel. Das Reich der Spinnen und
Fliegen schreibt Goethe deshalb dem Mephisto zu. Alles Parasitäre ist ein äußerer Ausdruck
von den auf dem Astralplan lebenden elementarischen Wesenheiten.

Vorher war der Mensch selbst ein Elementarwesen. Nicht alles Physische am Menschen ist
bestimmt, erlöst zu werden. Es bleibt vom Menschen eine Schlacke zurück. Diese Schlacke,
die da zurückbleibt, ist im Menschen fortwährend vorhanden, daher steht er unter dem
Einfluß der astralischen Elementarwesen; das dazugehörige Elementarwesen hängt ihm an.
Der Mensch ist daher in fortwährender Verbindung mit dem, was ein hemmender Feind, ein
Störenfried seiner Entwicklung ist. Die Wesenheiten, die sich dem Menschen anhängen,
nannte man in der deutschen Mythologie die Alben. Sie treten in einer unbestimmten
Gestalt auf im sogenannten Alptraum. Diese Träume äußern sich etwa so, daß man glaubt,
ein Wesen setzt sich einem auf die Brust. Wenn man astral sehend wird, sieht man zuerst
diese Wesen (The Dweller on the Threshold in Bulwers «Zanoni»). Es ist die Widerspiegelung
der astralen Bekanntschaft des Menschen mit seinem Alb, ein Sich-Wehren des Menschen
gegen seinen Feind. Das Wesen ist die Projektion eines astralen Wesens in uns selbst. Es ist
der [kleine] Hüter der Schwelle. Der Mensch, der die Furcht vor dem inneren Feinde nicht
überwinden kann, der kehrt gewöhnlich um beim Tor der Initiation.

Auf dem höheren Gebiet des astralen Planes ist es [das Bild] der Sphinx, die in den Abgrund
gestürzt werden muß, ehe man weiterschreiten kann. Der Mensch, der sich entwickeln muß,
geht diesem Augenblick entgegen. Aber nicht jeder Mensch muß diese Entwicklungsstufe in
gleicher Weise durchmachen. Es ist möglich, daß er wie mit verbundenen Augen
hindurchgeführt wird. Dadurch, daß wir unsere moralische Natur entwickeln, können wir
überwinden. Wenn man die moralische Natur vorher höherbringen kann, ehe man in der
Astralwelt sehend wird, wird die Erscheinung des Hüters der Schwelle weniger furchtbar.

In der atlantischen Rasse sind es hauptsächlich die Turanier, die sich der schwarzen Magie
ergaben und in ausgiebigstem Maße mit der Elementarwelt bekannt geworden sind.“
(Lit.:GA 89, S. 133ff)

Der sinnlichen Beobachtung sind die Elementarwesen unzugänglich:

„Diejenigen, welche geistiges Anschauungsvermögen haben, nehmen aber solche Wesen


wahr und können sie beschreiben. Zu den niedrigeren Arten solcher Wesen gehört alles, was
die Wahrnehmer der geistigen Welt als Salamander, Sylphen, Undinen, Gnomen
beschreiben. Es sollte nicht gesagt zu werden brauchen, dass solche Beschreibungen nicht
als Abbilder der ihnen zugrunde liegenden Wirklichkeit gelten können. Wären sie dieses, so
wäre die durch sie gemeinte Welt keine geistige, sondern eine grob-sinnliche. Sie sind
Veranschaulichungen einer geistigen Wirklichkeit, die sich eben nur auf diese Art, durch
Gleichnisse, darstellen lässt. Wenn derjenige, der nur das sinnliche Anschauen gelten lassen
will, solche Wesenheiten als Ausgeburten einer wüsten Phantasie und des Aberglaubens
ansieht, so ist das durchaus begreiflich. Für sinnliche Augen können sie natürlich nie sichtbar
werden, weil sie keinen sinnlichen Leib haben. Der Aberglaube liegt nicht darin, dass man
solche Wesen als wirklich ansieht, sondern dass man glaubt, sie erscheinen auf sinnliche
Art.“ (Lit.:GA 9, S. 156)

Allerdings gibt Rudolf Steiner auch den Hinweis, dass diese Elementarwesen in einer
Entwicklung begriffen sind, durch die sie später einmal auch sinnlich wahrnehmbar werden:

„Wenn wir die normalen elementarischen Reiche betrachten, also - wenn wir uns des
volkstümlichen Ausdruckes bedienen - die Reiche der Gnomen, Sylphen, Undinen,
Salamander, so haben wir in ihnen eigentlich Reiche, die erst noch etwas in der Welt werden
wollen. Sie gehen ähnlichen Gestaltungen entgegen, die wir in unserer Sinnenwelt haben,
nur anders werden sie sein, aber sie werden für solche Sinne, wie die Menschen sie heute
haben, einmal wahrnehmbar werden [...]“ (Lit.:GA 219, S. 84f)

Dem gegenüber stehen anders geartete Elementarwesen, die auf dem alten Mond bereits
ein sinnlich fassbares Dasein geführt haben, jetzt aber in einer absteigenden Entwicklung
begriffen und nur mehr übersinnlich erfahrbar sind. Sie begleiten als gnomenartige
Geisttölpel, als den Sylphen und Undinen verwandte hässliche Spinnenwesen und als
salamanderartige Wärmewesen den Menschen paradoxerweise überall dort, wo dieser sich
für das Wahre, Schöne und Gute begeistert. Sie werden von den regulären
Naturelementarwesen zutiefst verachtet und flüchten sich vor diesen tief ins Innere des
Menschen, sodass sie auch für den entwickelten geistigen Blick nur schwer entdecken sind.

Elementarwesen und Elemente


Bestimmte Elementarwesen stehen in engem Zusammenhang mit den vier Elementen.

„Also wir treten, wenn wir aufsteigen - so sagt die Geisteswissenschaft - von Erde durch
Wasser, durch Luft zum Feuer und dann zum Licht, wir treten da von äußerlich
Wahrnehmbarem, Sichtbarem ins Unsichtbare hinein, ins Ätherisch-Geistige. Oder, wie man
auch sagt: Das Feuer steht an der Grenze zwischen dem äußerlich Wahrnehmbaren,
Materiellen und dem, was ätherisch-geistig ist, was nicht mehr äußerlich wahrnehmbar ist.
Was tut also ein durch die Flamme, das heißt durch das Feuer aufgezehrter Körper? Was
geschieht, wenn etwas brennt? Wenn etwas brennt, so sehen wir auf der einen Seite
entstehen das Licht. Das erste äußerlich Unwahrnehmbare, dasjenige, was in die geistige
Welt hineinwirkt, was nicht mehr bloß äußerlich materiell ist sozusagen, gibt die Wärme,
wenn sie so stark ist, daß sie eine Lichtquelle wird. Sie gibt an das Unsichtbare, an das, was
nicht mehr äußerlich wahrgenommen werden kann, etwas ab, aber sie muß das bezahlen
durch den Rauch. Sie muß aus dem, was vorher durchsichtig durchleuchtet war, sich
herausbilden lassen das Undurchsichtige, das Rauchige. Und so sehen wir, wie in der Tat die
Wärme oder das Feuer sich differenziert, sich teilt. Sie teilt sich nach der einen Seite in Licht,
und damit eröffnet sie einen Weg in die übersinnliche Welt hinein. Dafür, daß sie etwas
hinaufsendet als Licht in die übersinnliche Welt, dafür muß sie etwas hinuntersenden in die
materielle Welt, in die Welt des Undurchsichtigen, aber Sichtbaren. Nichts entsteht einseitig
in der Welt. Alles, was entsteht, hat zwei Seiten: Wenn durch Wärme Licht entsteht, so
entsteht auf der anderen Seite Trübung, finstere Materie. Das ist uralte
geisteswissenschaftliche Lehre.

Nun aber ist der Vorgang, wie wir ihn jetzt beschrieben haben, nur die Außenseite, nur der
physisch-materielle Vorgang. Diesem physisch-materiellen Vorgang liegt nun etwas
wesentlich anderes noch zugrunde. Wenn Sie bloße Wärme vor sich haben, also etwas, was
noch nicht leuchtet, dann ist darinnen in gewisser Beziehung die Wärme selbst, die Sie
wahrnehmen, das äußerlich Physische, aber es ist ein Geistiges darinnen. Wenn diese
Wärme nun so stark wird, daß Leuchten entsteht und Rauch sich bildet, dann muß etwas von
dem Geistigen, das in der Wärme war, in den Rauch hinein. Und dieses Geistige, das in der
Wärme war, das in den Rauch, in ein Luftförmiges übergeht, also in etwas, was unter der
Wärme steht, das ist jetzt in dem Rauch, in dem, was als Trübung erscheint, verzaubert.
Geistige Wesenheiten, die mit der Wärme sind, müssen sich sozusagen herbeilassen, in das
Dichtwerdende, in das Rauchigwerdende sich hineinverzaubern zu lassen. Und so ist denn
mit allem, was sozusagen wie eine Trübung, wie eine Materialisierung herausfällt aus der
Wärme, eine Verzauberung geistiger Wesen verbunden. Wir können das noch krasser
hinstellen. Denken wir uns einmal, wir bringen, was ja heute schon möglich ist, die Luft zur
Verflüssigung. Die Luft selber ist nichts anderes als verdichtete Wärme, sie ist entstanden
aus der Wärme, indem sich Rauch gebildet hat. Das vom Geistigen ist hineingezaubert
worden in den Rauch, was eigentlich im Feuer sein möchte. Geistige Wesenheiten, die man
nun auch Elementarwesen nennt, sind verzaubert in aller Luft, und sie werden noch weiter
verzaubert, sozusagen zu einem noch niedrigeren Dasein verbannt, wenn die Luft in Wasser
übergeführt wird. Daher sieht die Geisteswissenschaft überhaupt in dem, was äußerlich
wahrnehmbar ist, etwas, was aus einem Urzustände des Feuers oder der Warme
hervorgegangen ist auf die Weise, daß es erst Luft oder Rauch oder Gas wurde, indem die
Wärme sich zu Gas verdichtete, das Gas zu Flüssigem, das Flüssige zum Festen. Seht zurück,
so sagt der Geheimwissenschafter, seht euch an irgend etwas Festes: Es war einmal flüssig,
es ist erst im Verlaufe der Entwickelung zum Festen geworden; und das Flüssige war einmal
gasförmig, und das Gasförmige bildete sich als Rauch heraus aus dem Feuer. Aber mit dieser
Verdichtung, mit diesem Gasförmig- und Festwerden ist immer eine Verzauberung von
geistigen Wesenheiten verbunden.

Blicken wir also jetzt in unsere Umwelt, sehen wir uns an die festen Steine, die Ströme von
Wasser, welche hinrinnen, sehen wir das, was an Wasser verdunstet, als Nebel emporsteigt,
sehen wir die Luft, sehen wir alles Feste, Flüssige, Luftförmige und Feuer: so haben wir im
Grunde nichts als Feuer. Alles ist Feuer, nur eben verdichtetes Feuer. Gold, Silber, Kupfer ist
verdichtetes Feuer. Alles war einstmals Feuer, alles ist aus dem Feuer geboren - aber in all
diesem Verdichteten überall ein Geistiges, das darin verzaubert ruht!

Womit erreichen es also die geistig-göttlichen Wesenheiten, die um uns herum sind, daß,
wie es auf unserem Planeten ist, ein Festes entsteht, daß ein Flüssiges, ein Luftförmiges
entsteht? Sie schicken ihre Elementargeister, die im Feuer leben, hinunter, sie sperren sie
ein in Luft, Wasser und Erde. Das sind die Boten, die Elementarboten der geistigen
schöpferischen Bildnerwesen. Erst hat man diese Elementargeister im Feuer. Im Feuer
fühlen sie sich, wenn wir bildlich sprechen, noch wohl, und nun werden sie sozusagen
verdammt, in Verzauberung zu leben. Und wir blicken um uns herum und sagen uns: Diese
Wesenheiten, denen wir alles das verdanken, was um uns herum ist, sie haben aus dem
Elemente des Feuers heruntersteigen müssen, sie sind in den Dingen verzaubert.“ (Lit.:GA
110, S. 34ff)

Wesensglieder der Elementarwesen


→ Hauptartikel: Wesensglieder der Elementarwesen
Die Wesensglieder der Elementarwesen sind anders geartet als die des Menschen. Zwar
verfügen sie wie der Mensch über vier grundlegende Wesensglieder, doch sind sie viel
irdischer orientiert und wurzeln teilweise in den niederen drei Elementarreichen. (Lit.: GA
102, S. 162ff)

Die Gnome, die eng verbunden mit dem Erdelement sind, haben als oberstes Wesensglied
einen physischen Leib. Darunter haben sie drei weitere Wesensglieder, die in das dritte,
zweite und erste Elementarreich hinnunterreichen. Durch die Wirkung dieser drei unteren
Wesensglieder ist der physische Leib der Gnome für gewöhnlich nicht sinnlich sichtbar.

Die Undinen, die mit dem Wasserelement verbunden sind, haben als oberstes Wesensglied
einen Ätherleib, dann einen physischen Leib und darunter noch zwei Wesensglieder, die im
dritten und zweiten Elementarreich wurzeln.

Die Sylphen, die im Luftelement weben, haben Astralleib, Ätherleib, physischen Leib und
noch ein Wesensglied im dritten Elementarreich.

Nur die Salamander haben wie der Mensch Ich, Astralleib, Ätherleib und physischen Leib.
Allerdings ist ihr Ich nicht vollständig ausgebildet. Salamander entstehen als Abschnürung
der Gruppenseele höherer Tiere, etwa der Affen, wenn bei deren Tod nicht nicht alles
wieder in den Schoß der Gruppenseele zurückkehrt und sein Ich-artiger Rest zurückbleibt.

Naturgesetze, Naturkräfte und Elementarwesen


Die Geister der Umlaufszeiten, Zeitgeister aus der Hierarchie der Urengel, dirigieren die
Elementarwesen und alle rhythmisch geordneten Naturvorgänge, den Wechsel von Tag und
Nacht, den Wechsel der Jahreszeiten und weiter auch jene rhythmischen Prozesse, durch die
den einzelnen Tierarten eine ganz spezifische typische Lebensspanne zugemessen ist.
Letztlich ist alles, was wir im weitesten Sinn mit dem Begriff „Naturgesetz“ belegen, eine
Wirkung der Geister der Umlaufzeiten, während die Naturkräfte der äußere Ausdruck der
Tätigkeit der Elementarwesen sind.

Über den Geistern der Umlaufszeiten steht der Planetengeist als das Ich des Planeten. Der
Planetengeist der Erde ist der Erdgeist.

„So wie wir beim Menschen also sagen: hinter seinem astralischen Leib ist sein Ich, so
sprechen wir davon, daß hinter all dem, was wir die Gesamtheit der Geister der
Umlaufszeiten nennen, verborgen ist der Geist des Planeten selbst, der Planetengeist.
Während die Geister der Umlaufszeiten die Naturgeister der Elemente dirigieren, um auf
dem Erdenplaneten rhythmischen Wechsel, Wiederholungen in der Zeit, Abwechselung im
Raum hervorzurufen, hat der Geist der Erde eine andere Aufgabe. Dieser Geist der Erde hat
die Aufgabe, die Erde selber in Wechselbeziehung zu bringen zu den übrigen
Himmelskörpern der Umgebung, sie so zu dirigieren und zu lenken, daß sie im Laufe der
Zeiten in die richtigen Stellungen kommt zu den anderen Himmelskörpern. Dieser Geist der
Erde ist gleichsam der große Sinnesapparat der Erde, durch den die Erde, der Erdenplanet, in
das richtige Verhältnis zu der Umwelt kommt.

Wenn ich also die Aufeinanderfolge jener geistigen Wesenheiten, mit denen wir es zunächst
auf unserer Erde zu tun haben und zu denen wir den Weg finden können durch eine
allmähliche okkulte Entwickelung, zusammenfassen soll, so muß ich sagen: Wir haben als
den äußersten Schleier die Sinnenwelt mit aller ihrer Mannigfaltigkeit, mit demjenigen, was
wir ausgebreitet sehen für unsere Sinne, was wir mit dem Verstand des Menschen begreifen
können. Wir haben dann hinter der Sinneswelt liegen die Welt der Naturgeister. Hinter der
Welt der Naturgeister haben wir liegen die Welt der Geister der Umlaufszeiten und dahinter
den Planetengeist.

Wenn Sie dasjenige, was für das normale Bewußtsein von diesem Weltenaufbau vorliegt,
vergleichen wollen mit diesem Weltenaufbau selber, dann können Sie sich das etwa so
klarmachen: der äußerste Schleier der Welt wäre diese Welt der Sinne, dahinter die Welt der
Naturgeister, die Welt der Geister der Umlaufszeiten und dahinter der Planetengeist. Nun
müssen wir aber sagen, daß der Planetengeist sich in seiner Wirksamkeit in einer gewissen
Beziehung durchdrückt bis zur Sinneswelt, so daß man in der Sinneswelt sein Abbild in
gewisser Weise wahrnehmen kann, ebenso die

Zeichnung aus GA 136, S 45


Geister der Umlaufszeiten, ebenso die Naturgeister. So daß wir, wenn wir die Sinneswelt
selber mit dem normalen Bewußtsein beobachten, in dieser Sinneswelt gleichsam wie in
einem Aufdruck von hinten die Spur dieser Welten haben, die dahinter liegen, etwa so, wie
wenn wir in der obersten Haut, die wir als die Sinneswelt weggezogen haben, eben die
hinter dieser stufenweise wirksamen geistigen Wesenheiten hätten. Das normale
Bewußtsein nimmt die Sinneswelt als ihre Wahrnehmungen wahr; die Welt der Naturgeister,
die drückt sich in den Wahrnehmungen als das ab, was man die Naturkräfte nennt. Wo die
Wissenschaft von Naturkräften spricht, da haben wir eigentlich nichts Wirkliches. Für den
Okkultisten sind die Naturkräfte nichts Wirkliches, sondern sie sind die Maja, sie sind die
Abprägung der Naturgeister, die hinter der Sinneswelt wirken.

Der Abdruck wiederum der Geister der Umlaufszeiten ist das, was man gewöhnlich für das
normale Bewußtsein die Naturgesetze nennt. Alle Naturgesetze sind im Grunde genommen
dadurch vorhanden, daß die Geister der Umlaufszeiten dirigierend als Mächte wirken.
Naturgesetze sind nichts Wirkliches für den Okkultisten. Wenn der gewöhnliche
Naturforscher von Naturgesetzen spricht und sie äußerlich kombiniert, so weiß der Okkultist,
daß diese Naturgesetze in ihrer Wahrheit sich enthüllen, wenn der Mensch bei
aufgewachtem Astralleib hinlauscht auf das, was die Geister der Umlaufszeiten sagen und
wie sie die Naturgeister anordnen, dirigieren. Das drückt sich in der Maja, im äußeren
Schein, in den Naturgesetzen aus. Und weiter geht gewöhnlich das normale Bewußtsein
nicht. Zu dem Abdruck des Planetengeistes in der äußeren Welt geht gewöhnlich das
normale Bewußtsein nicht. Das normale Bewußtsein der heutigen Menschheit spricht von
der äußeren Wahrnehmungswelt, von den Tatsachen, die man wahrnimmt, spricht von den
Naturkräften: Licht, Wärme, Magnetismus, Elektrizität und so weiter, Anziehungskraft,
Abstoßungskraft, Schwere und so weiter. Das sind diejenigen Wahrnehmungen in der Welt
der Maja, denen in Wirklichkeit die Welt der Naturgeister zugrunde liegt, der Ätherleib der
Erde. Dann spricht die äußere Wissenschaft von Naturgesetzen. Das ist wiederum eine Maja.
Es liegt zugrunde das, was wir heute geschildert haben als die Welt der Geister der
Umlaufszeiten. Erst dann, wenn man noch weiter vordringt, kommt man auch zu der
Ausprägung des Planetengeistes selber in der äußeren Sinneswelt. Die Wissenschaft tut das
heute nicht.“ (Lit.:GA 136, S. 44ff)

Elementarwesen in der Natur


Die Natur-Elementarwesen leben, wie voranstehend angesprochen, in der niederen
ätherischen, elementarischen Welt und wirken in den Elementen Feuer, Wasser, Luft und
Erde. Es gibt allerdings auch höhere Elementarwesen, die im Lichtäther, Klangäther und
Lebensäther walten.

Die Wesensglieder der Elementarwesen sind anders geartet als die des Menschen und
stehen teilweise in enger Beziehung zu den Elementarreichen.

Zu den Elementarwesen gehören all die unzähligen bezaubernden oder bedrohlichen


Wesen, die in den Märchen und Mythen als Feen, Elfen, Nixen, Fluß- und Quellengeister,
Meerjungfrauen, Alben, Kobolde, Zwerge usw. bildhaft beschrieben werden und die, sofern
es sich um echte Märchen handelt, die noch aus einer natürlichen niederen Hellsichtigkeit
schöpfen, durchaus als geistige Wirklichkeiten aufgefasst werden müssen. Ein falscher,
materialistischer Aberglaube würde nur entstehen, wenn man sie als physisch-sinnlich
erfahrbare Realitäten auffassen wollte.

Rudolf Steiner nennt häufig folgende den Elementen zuzuordnende Gruppen von
Elementarwesen:
Salamander Feuer
Sylphen Luft
Undinen Wasser
Gnome Erde
Ohne die unermüdliche Tätigkeit der Natur-Elementarwesen würde es die irdische
Pflanzenwelt nicht geben. Die lebendig sich entwickelnde Pflanzengestalt wird nicht nur
durch rein irdische Kräfte bestimmt, sondern sehr wesentlich durch kosmische Einflüsse
geprägt. Diese kosmisch-ätherischen Kräfte werden der Pflanze durch die in der Natur
wirkenden Elementarwesen einverleibt. Sie tragen das in den feineren kosmischen
Ätherkräften webende lebendige ätherische Urbild der Pflanze (die Urpflanze im Sinne
Goethes) in den Bereich der irdischen Elemente hinein. Die Gnomen oder Wurzelgeister
führen die Lebensätherkräfte, in denen ungeheure kosmische Intelligenz waltet, bis dorthin,
wo die Pflanzenwurzel in die mineralische Erde übergeht. Kosmische Weisheit wird so zu
irdischer Gestaltungskraft. Die Undinen sind die eigentlichen «Weltenchemiker», welche die
Klangätherkräfte (in denen sich die «Sphärenharmonie» ausdrückt) bis in das flüssige
Element hineintragen und vorallem die Laubblätter der Pflanzen ausgestalten. Die Sylphen
umschweben die Blüten und durchfluten das Pflanzenleben mit den Lichtätherkräften. Die
feurigen Salamander schließlich durchglühen die Pflanze mit der lebendigen Energie des
Wärmeäthers und lassen die Früchte und Samen reifen. So wird insgesammt ein lebendiges
irdisches Abbild der urbildlichen kosmischen Lebenskräfte geschaffen.

Auch an der Gestaltung des Tierreiches sind die Elementarwesen wesentlich mitbeteiligt.
Insbesondere offenbaren sie sich aber überall dort, wo einander die verschiedenen
Naturreiche berühren:

„Man redet heute viel von Naturkräften, aber von Wesenheiten, die hinter diesen
Naturkräften stehen, redet man recht wenig. Wenn man von Naturwesenheiten spricht,
dann betrachtet der heutige Mensch das als Aufwärmung eines alten Aberglaubens. Daß
jene Worte, die unsere Vorfahren gebrauchten, auf Wirklichkeit sich gründen - wenn jemand
behauptet, daß Gnomen, Undinen, Sylphen und Salamander etwas Wirkliches bedeuten -,
das gilt als alter Aberglaube. Was die Menschen für Theorien und Vorstellungen haben, ist in
gewissem Sinne zunächst gleichgültig; wenn aber die Menschen durch diese Theorien
verführt werden, gewisse Dinge nicht zu sehen und ihre Theorien im praktischen Leben
anzuwenden, dann beginnt die Sache erst ihre volle Bedeutung zu gewinnen.

Nehmen wir ein groteskes Beispiel: Wer glaubt an Wesenheiten, deren Dasein an die Luft
gebunden ist oder die im Wasser verkörpert sind? Wenn zum Beispiel jemand sagt: Unsere
Vorfahren haben an gewisse Wesenheiten geglaubt, an Gnomen, Undinen, Sylphen,
Salamander, aber das ist alles phantastisches Zeug! - dann möchte man erwidern: Fragt
einmal die Bienen. — Und könnten die Bienen reden, so würden sie antworten: Für uns sind
die Sylphen kein Aberglaube, denn wir wissen ganz gut, was wir von den Sylphen haben! -
Und derjenige, dessen geistige Augen geöffnet sind, kann verfolgen, welche Kraft es ist, die
das Bienlein hinzieht zur Blume. «Instinkt, Naturtrieb», wie der Mensch antwortet, sind leere
Worte. Wesenheiten sind es, welche die Bienen hinleiten zum Blütenkelch, um sich dort
Nahrung zu suchen, und im ganzen Bienenschwarm, der nach Nahrung ausschwärmt, sind
Wesenheiten tätig, die unsere Vorfahren Sylphen nannten. Überall da, wo verschiedene
Naturreiche sich berühren, wird eine Gelegenheit geboten, daß sich gewisse Wesenheiten
offenbaren. Zum Beispiel im Innern der Erde, da, wo sich der Stein mit der Metallader
berührt, da setzen sich besondere Wesenheiten an. An der Quelle, wo das Moos den Stein
bedeckt und somit das Pflanzenreich das Mineralreich berührt, setzen sich solche
Wesenheiten fest. Wo Tier und Pflanze sich berühren, im Blumenkelch, bei der Berührung
der Biene mit der Blüte, da verkörpern sich bestimmte Wesenheiten, ebenso da, wo der
Mensch sich mit dem Tierreiche berührt. Nicht im gewöhnlichen Verlauf der Berührung ist
das der Fall. Wenn zum Beispiel der Fleischer das Rind schlachtet, oder wenn der Mensch
das Fleisch der Tiere ißt, nicht im normalen Verlauf des Lebens, da ist so etwas nicht der Fall.
Aber wo im außernormalen Verlauf, wie bei Bienen und Blume, sich wie durch einen
Überschuß von Leben die Reiche berühren, da verkörpern sich Wesenheiten. Und
insbesondere da, wo des Menschen Gemüt, sein Intellekt, im Umgang mit den Tieren
besonders engagiert ist, bei einem Verhältnis, wie es zum Beispiel der Schäfer zu den
Schafen hat, ein Gemütsverhältnis, da verkörpern sich solche Wesenheiten.

Solche intimere Verhältnisse des Menschen zum Tiere finden wir häufiger, wenn wir
zurückgehen, in alten Zeiten. In Zeiten niederer Kulturen hatte man vielfach solch ein
Verhältnis, wie es der Araber zu seinem Pferde hat, nicht wie ein Rennstallbesitzer zu seinen
Pferden. Da finden wir jene Gemütskräfte, die hinüberspielen von Reich zu Reich, wie
zwischen dem Schäfer und den Lämmern. Oder wo Geruchs- und Geschmackskräfte
entwickelt werden und hinüberstrahlen, wie zwischen der Biene und der Blume, da wird
Gelegenheit geschaffen, daß sich ganz gewisse Wesenheiten verkörpern können. Wenn die
Biene an der Blume saugt, dann kann der Hellseher beobachten, wie sich am Rande der
Blüte eine kleine Aura bildet. Das ist die Wirkung des Geschmackes: der Stich der Biene in
den Blütenkelch ist ein gewisses Geschmacksmittel geworden, die Biene empfindet den
Geschmack und strahlt aus wie eine Blütenaura, und die ist Nahrung für sylphenhafte
Wesenheiten. Ebenso ist das Gefühlselement, das zwischen Schäfer und Schafen spielt,
Nahrung für Salamander.

Jene Frage gilt nicht für den, der die geistige Welt versteht: Warum sind dann die
Wesenheiten da und sonst nicht? Nach dem Ursprung dürfen wir nicht fragen; ihr Ursprung
liegt im Weltenall. Gibt man ihnen aber Veranlassung zur Nahrung, so sind die Wesenheiten
da. Zum Beispiel ziehen schlechte Gedanken, die der Mensch ausströmt, schlechte
Wesenheiten in die Aura des Menschen, weil sie dort Nahrung finden. Dann verkörpern sich
gewisse Wesenheiten in seiner Aura.

Überall, wo sich verschiedene Naturreiche berühren, bietet sich Gelegenheit, daß gewisse
geistige Wesenheiten sich verkörpern. Wo Metall an den Stein sich anschmiegt im Innern der
Erde, da sieht der Seher, wenn der Bergmann das Erdreich abhackt, an verschiedenen Stellen
merkwürdige Wesen wie zusammengekauert beieinander-. hocken, in einem ganz kleinen
Raum. Sie stieben, sie sprühen auseinander, wenn die Erde entfernt wird. Es sind
merkwürdige Wesenheiten, die zum Beispiel in gewisser Beziehung dem Menschen ganz und
gar nicht unähnlich sind. Sie haben zwar keinen physischen Leib, aber sie haben Verstand.
Doch der Unterschied zwischen ihnen und den Menschen ist, daß sie Verstand haben ohne
Verantwortung. Daher haben sie auch nicht das Gefühl eines Unrechtes bei dem mancherlei
Schabernack, den sie den Menschen spielen. Gnomen heißen diese Wesenheiten, und
zahlreiche Arten von ihnen beherbergt die Erde, und sie sind da zu Hause, wo sich der Stein
mit dem Metall berührt. Recht sehr gedient haben sie früher den Menschen beim alten
Bergbau, nicht beim Kohlenbergwerk, aber im Metallbergbau. Die Art, wie man in alten
Zeiten Bergwerke angelegt hat, die Kenntnis davon, wie sich die Schichten lagern, die wurde
durch diese Wesenheiten vernommen. Und die am besten veranlagten Flöze kannten diese
Wesenheiten, die da wissen, wie sich im Innern der Erde die Schichten lagern, und die daher
die beste Anleitung geben konnten, wie man das bearbeiten soll. Wenn man nicht mit den
geistigen Wesenheiten arbeiten will und sich nur auf das Sinnliche verläßt, dann gerät man
in eine Sackgasse. Von diesen geistigen Wesenheiten muß man ein gewisses Verfahren
lernen, um die Erde zu erforschen. Ebenso findet eine Verkörperung statt von Wesenheiten
an der Quelle. Wo der Stein die Quelle berührt, da verkörpern sich die Wesen, die an das
Element des Wassers gebunden sind: die Undinen. Da wo Tier und Pflanze sich berühren, da
wirken die Sylphen. Die Sylphen sind gebunden an das Element der Luft, sie leiten die Bienen
zu den Blüten. So verdanken wir fast alle nützlichen Erkenntnisse der Bienenzucht den alten
Traditionen, und gerade bei der Bienenzucht können wir viel von ihnen lernen. Denn was
heutzutage als Wissenschaft über die Bienen existiert, ist vollständig von Irrtum durchzogen,
und die alte Weisheit, die sich fortgepflanzt hat durch Tradition, wird dadurch nur beirrt. Die
Wissenschaft erweist sich da als etwas Unbrauchbares. Nützlich sind nur die alten
Handgriffe, deren Ursprung unbekannt ist, weil der Mensch damals als Leitfaden die geistige
Welt benützte.

Die Salamander kennen die Menschen heutzutage auch, denn wenn einer sagt: Es strömt mir
etwas zu, ich weiß nicht woher -, so ist das meistens die Wirkung der Salamander.

Wenn der Mensch zu den Tieren in intime Verbindung tritt, wie der Schäfer zu seinen
Schafen, dann erhält er Erkenntnisse zugeraunt von Wesenheiten, die in seiner Umgebung
leben. Dem Schäfer wurde zugeraunt sein Wissen, das er in bezug auf seine Schafherde hat,
von den Salamandern in seiner Umgebung. Diese alten Erkenntnisse sind heutzutage
geschwunden und müssen nun durch wohlgeprüfte okkulte Erkenntnisse wieder gewonnen
werden.

Denken wir diese Gedanken weiter, so werden wir uns sagen müssen: Wir sind ganz
umgeben von geistigen Wesenheiten! Wir gehen durch die Luft, und sie ist nicht nur
chemische Substanz, sondern jeder Windhauch, jeder Luftstrom ist die Offenbarung geistiger
Wesenheiten. Wir sind umgeben und ganz und gar durchdrungen von diesen geistigen
Wesenheiten, und der Mensch muß in Zukunft, wenn er nicht ein ganz trauriges, sein Leben
ausdörrendes Schicksal erfahren soll, eine Kenntnis haben von dem, was um ihn lebt. Ohne
diese Erkenntnis wird er nicht mehr weiterkommen können.“ (Lit.:GA 98, S. 88ff)

Abnorme Elementarwesen
Rudolf Steiner nennt einige teils sehr eigentümliche abnorme Elementarwesen, die für den
Menschen bedeutsam sind. Anders als die regulären Elementarwesen sind sie in
absteigender Entwicklung:

Geistertoren oder Geisttölpel sind riesenhafte plumpe Elementarwesen, die es dem


Menschen ermöglichen, seine Gedanken festzuhalten. So, wie wir diese in unserem
Bewusstsein erleben, sind nämlich keine eigenständige Wirklichkeit, sondern bloße Bilder
und als solche äußerst flüchtig. Um die flüchtigen Gedanken in unserem Bewusstsein
festhalten zu können, bedürfen wir dieser besonderen Art nur schwer zu beobachtender
abnormer Elementarwesen, die aber durchaus nicht ahrimanischer Natur sind, wie man
fälschlich glauben könnte. Sie gehören dem selben Reich an wie die Gnome, liegen aber mit
diesen ständig im Kampf und werden von ihnen zutiefst verachtet. Sie sind besonders in der
Umgebung sehr gescheiter Menschen zu finden, aber etwa auch in Bibliotheken, wenn viel
Gescheites in den Büchern steht. (Lit.:GA 219, S. 75ff)
Spinnenwesen, die geradezu Urbilder der Hässlichkeit sind, erwecken im Menschen erst den
Sinn für die Schönheit wirklicher Kunst. Man findet sie stets in der Umgebung von Künstlern
und Kunstwerken. Sie leben vorwiegend im Wasser- und Luftelement und gehören dem
gleichen Elementarreich an, wie die Sylphen und Undinen, mit denen sie aber im
beständigen Kampf stehen. Keineswegs sind sie luziferischer Natur, wie man irrtümlich
annehmen könnte. (Lit.:GA 219, S. 78ff)
Wärmewesen, die aus dem selben Reich wie die Salamander stammen, befeuern den
Menschen für das Gute. Sie zeigen ein großes Schamgefühl und flüchten sich vor den
anderen Elementarwesen in das Innere des Menschen. (Lit.:GA 219, S. 81ff)
Luziferische Wärmewesen wirken ganz besonders auf das menschliche Fühlen und wollen es
mit einem ungeheuren Lustgefühl aufsaugen lassen von der Wärme. (Lit.:GA 270a, S. 95f)
Ahrimanische Kältewesen, die den Menschen verdichten und erstarren lassen wollen, wirken
den luziferischen Wärmewesen entgegen. Nur wenn der Mensch diese beiden Kräfte im
rechten Gleichgewicht halten kann, vermag er bewusst in die geistige Welt einzutreten.
(Lit.:GA 270a, S. 95f)
„So wie es mit dem Lichte in bezug auf das Denken ist, so ist es mit der Wärme in bezug auf
das Fühlen. Derjenige, der mit Bezug auf das Fühlen vor den Hüter der Schwelle hintritt, der
wird gewahr, wie er in einen Kampf eintritt zwischen dem Warmen und dem Kalten: wie das
Warme fortwährend verlockt unser Fühlen, denn es möchte dieses Fühlen in sich aufsaugen.
Wie die Lichtwesen, die luziferischen Lichtwesen mit uns gewissermaßen von der Erde
fortfliegen, zum Lichte wollen, so wollen die luziferischen Wärmewesen unser Fühlen
aufsaugen in der allgemeinen Weltenwärme. Alles Fühlen der Menschen soll den Menschen
verlorengehen und aufgesogen werden in der allgemeinen Weltenwärme.

Und verlockend ist das aus dem Grunde, weil vorhanden ist, was der die
Einweihungswissenschaft Empfangende gewahr wird, wenn er mit seinem Fühlen vor die
Schwelle hintritt: dann erscheinen die Wärmewesen, die in Überfülle, im Übermaß dasjenige
dem Menschen geben wollen, was eigentlich sein Element ist, in dem er lebt: die Wärme. Sie
wollen sein ganzes Fühlen aufsaugen lassen von der Wärme. Das aber, indem es der Mensch
gewahr wird - er tritt ja hin vor die Schwelle, diese Wärmewesen sind da, er wird warm,
warm, warm, er wird ganz selber Wärme, er fließt über in die Wärme -, das ist eine
Riesenlust, das ist das Verlockende. All das rieselt fortwährend durch den Menschen. Und all
das muß man wissen. Denn ohne daß man weiß, diese Verlockung in der Wärmelust ist da,
ist es unmöglich, daß man eine freie Aussicht in das Geisterland gewinne.

Und die Feinde dieser luziferischen Wärmewesen sind die ahrimanischen Kältewesen. Diese
ahrimanischen Kältewesen, sie ziehen den Menschen an, der sich noch ein Bewußtsein
davon erhält, wie gefährlich es ist, in der Wärmelust zu verschweben. Er möchte in die
gesundende Kälte eintauchen. Da gerät er in das andere Extrem: da kann die Kälte ihn
verhärten. Und dann entsteht, wenn die Kälte in dieser Situation, in dieser Lage an den
Menschen herantritt, dann entsteht unendlicher Schmerz, der gleich physischem Schmerz
ist. Physisches und Psychisches, Stoffliches und Geistiges werden eins. Der Mensch erlebt die
Kälte als sein ganzes Wesen in Anspruch nehmend, wie zerreißend in maßlosem Schmerz.“
(Lit.:GA 270a, S. 95f)
Vom Menschen geschaffene Elementarwesen
Die Elementarwesen wirken tätig in der Natur, sie sind aber zugleich eng verwandt mit den
inneren Kräften des menschlichen Seelenlebens, mit Denken, Fühlen und Wollen. Mit jedem
Gedanken, den wir bilden, erzeugen wir neue Elementarwesen. Was wir als
Gedächtnisschatz dadurch in uns tragen, ist in Wahrheit eine grosse Summe von uns selbst
geschaffener Elementarwesen. Hier auf Erden erleben wir sie nur als schattenhafte
Erinnerungsgedanken; ihr wahres Wesen zeigt sich erst im Leben zwischen Tod und neuer
Geburt oder durch geistige Schulung (siehe z.B. -> Rosenkreuzer-Schulung). Unser ganzes
Seelenleben wird von den verschiedensten Elementarwesen begleitet. Das Denken, Fühlen
und Wollen des Menschen, überall, wo er ernsthaft nach dem Wahren, Schönen und Guten
strebt, ist sogar mit ganz eigentümlich gestalteten Elementarwesen verbunden, die in vieler
Hinsicht den in der Natur schaffenden Elementarwesen entgegengesetzt sind.

Es gibt auch andere Elementarwesen, die vom Menschen (unbewusst) künstlich erzeugt
werden. Dazu zählen etwa die Phantome, Spektren, Dämonen und Geister, die sich als
Abschnürungen der menschlichen Wesensglieder bilden. Namentlich werden durch die
Technik und das moderne Wirtschaftsleben Elementarwesen hervorgebracht. Es besteht
zunehmend die Gefahr, dass die Elementarwesen den luziferischen und ahrimanischen
Einflüssen unterworfen werden.

"Der Mensch schuf zu der Natur hinzu die Maschinen. Diese sieht der Mensch zunächst in
aller Abstraktion an. Er wirtschaftet mit ihnen in aller Abstraktion. Er hat seine Mathematik,
er hat seine Geometrie, seine Mechanik. Er konstruiert damit seine Maschinen und sieht sie
so in aller Abstraktion an. Aber er wird sehr bald eine gewisse Entdeckung machen. So
sonderbar es dem heutigen Menschen noch erscheinen mag, daß diese Entdeckung gemacht
wird, der Mensch wird die Entdeckung machen, daß bei all dem Maschinellen, das er dem
Wirtschaftsleben einverleibt, die Geister wieder wirken werden, die er früher in der Natur
wahrgenommen hat. In seinen technischen Wirtschaftsmechanismen wird er wahrnehmen:
er hat sie fabriziert, er hat sie gemacht, aber sie gewinnen ein eigenes Leben nach und nach,
zunächst allerdings nur ein Leben, das er noch ableugnen kann, weil es sich im
Wirtschaftlichen kundgibt. Aber er wird es immer mehr und mehr bemerken durch das, was
er da selber schafft, wie das ein eigenes Leben gewinnt, wie er es, trotzdem er es aus dem
Intellekt heraus geboren hat, mit dem Intellekt nicht mehr erfassen kann. Vielleicht kann
man sich heute noch nicht einmal eine gute Vorstellung davon machen, dennoch wird es so
sein. Die Menschen werden nämlich entdecken, wie ihre Wirtschaftsobjekte durchaus die
Träger von Dämonen werden." (Lit.: GA 200, S. 91ff)

Die Könige der Elementarwesen


Die «Könige» der Elementarwesen sind Engelwesen aus der Dritten Hierarchie, die in den
Veden als Devas bezeichnet werden. Agni ist der Herr der Salamander, Vayu beherrscht die
Sylphen, Varuna die Undinen und Kshitideva die Gnome; für Letztere wird oft auch Prithivi
genannt, die große göttliche Erdmutter, vergleichbar der Gaia der griechischen Mythologie.
Sie steht im weiteren Sinn auch für das feste Erdelement überhaupt.

„In den Kultuszeremonien sollen durch bestimmte Handlungen nicht widersprechende,


sondern harmonische Wesenheiten erschaffen werden. Der Mensch ist zunächst nicht
imstande, diese Dinge in Harmonie zu bringen. Aber für alles, was der Mensch so schafft auf
dem Astralplan, gibt es gewisse dirigierende Wesenheiten. So haben wir eine Welt von
Elementarwesen um uns mit einem König. Bei den Indern werden genannt der König der
Gnomen: Kshiti, der alleroberste Gnom; das oberste Wesen unter den Undinen: Varuna; das
oberste Wesen unter den Sylphen: Vayu; und alles, was im Feuer sein Bewußtsein hat, wird
dirigiert durch den König des Feuers: Agni. Bei allem Feuer- und Wasserwirken und so weiter
haben wir es zu tun mit diesen bestimmten Devawesenheiten. Alles Feuer, das wir hier auf
der Erde haben, ist der Stoff, der aus den Wesen, die zu Agni gehören, gewoben ist.
Zeremonielle Magie ist die niedrigste Art der Zauberei und besteht darin, daß man sich
gewisse Kunstgriffe aneignet auf dem physischen Plane, um bestimmte Gebilde und
Wesenheiten auf dem Astralplan zu schaffen. Es gibt Schulen, in denen zeremonielle Magie
heute noch getrieben wird. Ein solches Treiben verursacht einen großen Hang zur Astralwelt
und bewirkt sehr häufig Selbstmord, weil dann der Mensch fast nur in der astralen Welt tätig
ist und sich abgewöhnt hat, die physische Welt um ihrer selbst willen zu nehmen. Er hat den
Hang zur anderen Welt ausgebildet und der physische Körper ist ihm dann oft hinderlich.

Nun werden Sie auch den Zusammenhang mit dem Feuerdienst begreifen, der in der
Religionsgeschichte hervorgetreten ist. Die Anhänger des Zarathustra versuchten, durch das
Feueropfer der Priester gewisse Gebilde auf dem astralen Plane tatsächlich zu schaffen. Auf
der Erdkugel geht jetzt alles physisch vor sich. Aber man kann aus dem Gesagten sehen, daß
sich fortwährend astrale Wesenheiten bilden unter dem Einflusse unserer Taten. Alle
Handlungen sind begleitet von astralen Wesenheiten. Das sind unsere Skandhas, die unser
Karma vollziehen. Aber auch alle physischen Tatsachen lassen astrale Wesenheiten im
Astralen zurück. So zum Beispiel entspricht auch dem Kölner Dom eine ganz bestimmte
Wesenheit auf dem Astralplan. Durch alles, was auf der Erde geschieht, wenn alle physische
Materie umgearbeitet ist und die Erde sich auflöst, wird von selbst der nächste astrale
Globus gebildet. Er ist einfach da als die astralen Wesenheiten, als die Wirkungen aller
früheren physischen Vorgänge. Darum muß der Mensch fortwährend im Karma wirken. Er
muß die grotesken astralen Wesenheiten, die er verpfuscht hat, im nächsten Leben wieder
zurechtbringen, sonst wären diese als sinnlose Geschöpfe für den nächsten Globus da. Das
ist Karma, das der Mensch ausbessern muß. Was da im Großen vorgeht auf der Erde, das
geht beim Menschen auch im Kleinen vor.“ (Lit.:GA 93a, S. 219)

Elementarwesen im Bündnis mit den Widersachern


Es besteht zunehmend die Gefahr, dass die Elementarwesen den luziferischen und
ahrimanischen Einflüssen unterworfen werden. Die in den niederen Elementen webenden
Elementarwesen werden zum Bündnis mit Ahriman gedrängt, wenn ihnen der Mensch nicht
bewusst erkennend gegenübertritt:

"Wollen wir nichts wissen von der geistigen Welt, dann ist dieser ganze Chor verfallen den
ahrimanischen Mächten, dann kommt das Bündnis zwischen Ahriman und den Naturgeistern
zustande. Das ist heute das, was in der geistigen Welt schwebt als überragender Entschluß:
das Bündnis zustande zu bringen zwischen den ahrimanischen Mächten und den
Naturkräften. Es ist sozusagen der Kompromiß im Werke zwischen den ahrimanischen
Mächten und den Naturgeistern, und es gibt keine andere Möglichkeit, dies zu verhindern,
als dadurch, daß sich die Menschen in ihrer Erkenntnis an die geistige Welt wenden und
dadurch bekannt werden mit den Naturgeistern, ebenso wie sie bekannt wurden mit
Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff, Kalzium, Natrium und so weiter. Es muß also hingesetzt
werden neben eine Wissenschaft des Sinnlichen, des Physischen, eine Wissenschaft des
Geistes. Und zwar müssen wir mit dieser Wissenschaft des Geistigen absolut Ernst machen.
Indem wir bloß in pantheistischer Weise herumreden vom Geist, kommen wir ihm nicht
nahe. Wir dürfen nicht jene Mutlosigkeit haben, die sich davor zurückhält, von konkreten
geistigen Wesenheiten zu reden." (Lit.: GA 211, S. 206ff)
Die in den höheren ätherischen Elementen lebenden Elementarwesen werden sich hingegen
mit Luzifer verbünden, wenn der Mensch die Vertiefung in sein Inneres versäumt:

"Der Monotheismus ist entsprungen der Offenbarung der ätherischen Welt an die
Erdenmenschheit. Aber indem wir zu diesen Lichtwesen hinaufgehen, zu den
elementarischen Wesen des Äthers, kommen wir zu einer anderen äußeren Welt. Diese Welt
ist jedoch nicht nur im physischen Licht enthalten, sondern auch in demjenigen, was als
Geistiges zu uns herniederströmt mit jedem Sonnenstrahl: Da finden wir solche
Wesenheiten, wie wir sie in den irdischen Elementen finden. Aber in jenen ätherischen
Elementen finden wir Wesenheiten, die nun wiederum die Menschheit nicht so mit der Erde
verbinden wollen, wie es in der Absicht der ahrimanischen Mächte liegt, welche die Erde in
ihrer Entwickelung aufhalten, sondern sie wollen den Menschen nicht zur vollen Erkenntnis
des Irdischen kommen lassen, sie möchten dessen Entwickelung aufhalten, bevor die Erde
an ihr Ziel gelangt. Die ahrimanischen Wesenheiten möchten die Erde so weit bringen als es
ihren Zwecken dienlich ist; die anderen Wesenheiten sind darauf aus, das, was in der
Menschheitsentwickelung vom Anbeginn veranlagt ist, nicht bis zur vollen Entfaltung
kommen zu lassen, es in früheren Stadien festzuhalten. Da aber konnten sie den Entschluß
fassen - und das ist der andere Entschluß, der uns entgegentritt, wenn wir hinaufschauen in
die höheren Sphären - eines Bündnisses nun zwischen Luzifer und den Elementarmächten
des Ätherischen. Während Ahriman mit seinen Mächten einziehen kann in die menschliche
Wesenheit, wenn sich der Mensch der Erkenntnis des Geistigen verschließt, kann Luzifer mit
den Mächten, die im Ätherischen sind, in den Menschen einziehen, wenn der Mensch die
rechte Vertiefung in sein Inneres versäumt. Und so stehen heute die feindlichen Mächte von
oben und unten da vor dem Menschen." (Lit.: GA 211, S. 206ff)
Erlösung der Elementarwesen durch den Menschen
„Können wir als Menschen für diese Elementargeister etwas tun? Das ist die große Frage, die
sich die heiligen Rishis aufwarfen. Können wir etwas tun, um das, was da verzaubert ist, zu
erlösen? Ja, wir können etwas tun! Denn das, was wir Menschen tun hier in der physischen
Welt, ist auch nichts anderes als der äußere Ausdruck geistiger Prozesse. Alles, was wir tun,
hat zu gleicher Zeit seine Bedeutung in der geistigen Welt. Nehmen wir einmal folgendes an:
Ein Mensch steht gegenüber irgendeinem, sagen wir, Bergkristall oder einem Stück Gold
oder dergleichen. Er schaut das an. Was geschieht, wenn ein Mensch einfach anglotzt,
anschaut mit seinem sinnlichen Auge irgendeinen äußeren Gegenstand, was geschieht da?
Da ist ein fortwährendes Wechselspiel zwischen dem verzauberten Elementargeist und dem
Menschen. Dasjenige, was da in der Materie drinnen verzaubert ist, und der Mensch, sie
haben etwas miteinander zu tun. Nehmen wir nun an, der Mensch glotzt nur den
Gegenstand an, so daß ihm nur auffällt, was ans Auge herandringt; da geht immer etwas von
diesen Elementarwesen in den Menschen herein. Fortwährend geht etwas von den
verzauberten Elementarwesen in den Menschen herein, von früh bis abends. Indem Sie
wahrnehmen, geht von Ihrer Umgebung fortwährend eine Schar von Elementarwesenheiten,
die verzaubert war und die fortwährend verzaubert wird durch die Verdichtungsprozesse der
Welt, fortwährend geht eine solche Schar von Wesenheiten in Sie hinein. Nehmen wir nun
einmal an, der Mensch, der so die Gegenstände anglotzt, hätte gar nicht die Neigung,
nachzudenken über die Gegenstände, in seiner Seele irgend etwas leben zu lassen vom Geist
der Dinge. Er macht sich's bequem, geht nur so durch die Welt, verarbeitet es aber geistig
nicht, nicht mit Ideen, nicht mit Gefühlen, mit gar nichts, er bleibt sozusagen ein bloßer
Anschauer dessen, was ihm materiell in der Welt entgegentritt. Da gehen diese
Elementargeister in ihn herein und sitzen nun in ihm, sind in ihm drinnen und haben nichts
anderes gewonnen im Weltprozeß, als daß sie hereingestiegen sind aus der Außenwelt in
den Menschen. Nehmen wir aber an, der Mensch sei ein solcher, der die Eindrücke der
Außenwelt geistig verarbeitet, der mit seinen Ideen, Begriffen sich Vorstellungen macht über
die geistigen Grundlagen der Welt, der also ein Stück Metall nicht einfach anglotzt, sondern
über das Wesen nachdenkt, die Schönheit der Sache nachfühlt, der seinen Eindruck
vergeistigt; was tut der? Der erlöst durch seinen eigenen geistigen Prozeß das
Elementarwesen, das überströmt von der Außenwelt zu ihm; der hebt es herauf zu dem, was
es war, der befreit das Elementarwesen aus seiner Verzauberung. So können wir durch
unsere eigene Vergeistigung diejenigen Wesenheiten, die in Luft, Wasser und Erde
verzaubert sind, wir können sie entweder einsperren in unser Inneres, ohne sie zu
verändern, oder aber wir können sie dadurch, daß wir uns selber immer mehr und mehr
vergeistigen, befreien, erlösen, sie wiederum zu ihrem Elemente zurückführen. Sein ganzes
Leben hindurch auf der Erde läßt der Mensch aus der Außenwelt Elementargeister in sich
her einfließen. In demselben Maße, in dem er die Dinge bloß anglotzt, in demselben Maße
läßt er diese Geister einfach in sich hineinwandern und verändert sie nicht; in demselben
Maße, in dem er die Dinge der Außenwelt in seinem Geist zu verarbeiten sucht durch Ideen,
Begriffe, Gefühle der Schönheit und so weiter, in demselben Maße erlöst und befreit er
diese geistigen Elementarwesen.

Und was geschieht also jetzt mit diesen Elementarwesen, die sozusagen von den Dingen aus
in den Menschen eingetreten sind, was geschieht mit ihnen? Sie sind zunächst im Menschen.
Auch die erlösten müssen zunächst im Menschen bleiben, aber nur bis zum physischen Tod
des Menschen. Wenn der Mensch durch die Pforte des Todes tritt, dann tritt ein Unterschied
ein zwischen denjenigen Elementarwesen, die bloß hereingewandert sind und die der
Mensch nicht wiederum hinaufgeführt hat zu einem höheren Elemente, und zwischen jenen,
die der Mensch durch seine eigene Vergeistigung zu ihrem früheren Element zurückgebracht
hat. Die Elementarwesen, die der Mensch nicht verändert hat, die haben zunächst gar nichts
gewonnen dadurch, daß sie herübergewandert sind von den Dingen zum Menschen; die
anderen aber, die haben das gewonnen, daß sie mit dem Tode des Menschen wiederum in
ihre ursprüngliche Welt zurückkehren können. Der Mensch ist in seinem Leben ein
Durchgangspunkt für diese Elementarwesenheiten. Und wenn nun der Mensch durch die
geistige Welt durchgegangen ist und in einer nächsten Verkörperung wiedergeboren wird,
da kommen bei der Wiederverkörperung des Menschen, indem der Mensch durchgeht
durch die Pforte der Geburt, alle die Elementarwesen, die der Mensch vorher nicht befreit
hat, wieder zurück in die physische Welt; die aber, die er befreit hat, die bringt er nicht
wieder mit, wenn er heruntersteigt, die sind zurückgekehrt zu ihrem ursprünglichen
Elemente.“ (Lit.:GA 110, S. 36ff)

Ätherleib
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(Weitergeleitet von Elementarleib)
Der Ätherleib (von griech. Αἰθήρ Aither „Äther“; eng. ether body, etheric body, etheric
double) ist das unterste übersinnliche Wesensglied des Menschen und bildet die Grundlage
allen Lebens. Er wird von Rudolf Steiner auch als Lebensleib (eng. life body), Zeitleib bzw.
Zeitorganismus, Bildekräfteleib (eng. formative forces body) (Lit.: GA 73, S. 31) oder
elementarischer Leib[1][2] bezeichnet und als Linga-Sharira nach der indisch-theosophischen
Terminologie. Alle Lebewesen, neben dem Menschen also auch Tiere und Pflanzen, verfügen
über einen eigenen Ätherleib, der sich durch die charakteristische Zeitgestalt ihrer
Entwicklung kundgibt, die sich aus dem Zusammenspiel einer Vielzahl biologischer,
terrestrischer und kosmischer Rhythmen ergibt, die heute insbesondere auch durch die
Chronobiologie wissenschaftlich erforscht werden. Seinem Wesen nach ist der Ätherleib
„nichts anderes als ein zusammengedrängtes, die Weltgesetzlichkeit in sich spiegelndes Bild
der kosmischen Gesetzmäßigkeit.“ (Lit.:GA 35, S. 127) Die ätherische Organisation wurde
schon auf der planetarischen Entwicklungsstufe der alten Sonne veranlagt und hat aufgrund
dieses hohen entwicklungsgeschichtlichen Alters bereits einen hohen Reifegrad erlangt.

Aristoteles nennt den Ätherleib Threptikon (lat. anima vegetativa), Paracelsus bezeichnet ihn
als Archäus oder auch als Spiritus Vitae oder Liquor Vitae. Eine hebräische Bezeichnung dafür
ist Ben Jake (hebr. ‫בן־יקה‬, Sohn des Jake); sie wird in der Bibel in den Sprüchen Salomos (Spr
30,1 SLT) erwähnt und bezieht sich insbesonders auf den Ätherleib des Salomo, der nach
Rudolf Steiner alle 7 Wesensglieder bereits in hoher Vollkommenheit veranlagt hatte (Lit.:
GA 116, S. 82).

Das Bewusstsein für den Ätherleib wird insbesondere durch die zweite Nebenübung
erweckt, die die Initiative des Handelns schult (Lit.:GA 266c, S. 245). Einen meditativen Weg
zum Erleben des Ätherleibs zeigt Rudolf Steiner in (Lit.:GA 16, S. 20ff).

Physischer Leib und elementarischer Leib


„Wenn derjenige, der auch nur einige Schritte auf dem Wege zur Initiation gemacht hat, sich
durch Selbstbesinnung klarmacht, was er eigentlich in sich und an sich erlebt, so kann er sich
etwa das Folgende sagen: Zu dem ersten, was ich an mir erfahre, gehört, daß ich außer
meinem sinnlichen, fleischlichen Leibe in mir habe einen feineren, nennen wir ihn
ätherischen Leib, den wir so mit uns herumtragen, wie wir den physischen Leib im Erdensein
herumtragen. Wer die ersten Schritte zur Initiation hinauf macht, erlebt das zunächst so, daß
er sich darin erfühlt, daß er dieses Erfühlen wahrnimmt, wie er auf anderer Stufe fühlt, was
in seinem Blutsystem, in seinem Nervensystem lebt, oder was ersteht auf dem Boden seines
Muskelsystems. Dieses innere Fühlen und Erleben ist ja da und das kann auch für den
ätherischen Leib da sein. Insbesondere ist es dann nützlich für den Menschen, der auf den
ersten Schritten zur Initiation ist, den besonderen Unterschied oder, man könnte auch
sagen, die Beziehung zwischen dem Sich-Erfühlen, dem Sich-Erleben in dem elementarischen
oder ätherischen Leibe und in dem physischen Leibe kennenzulernen. Man erlebt sich also in
dem elementarischen Leibe, wie man weiß, daß man sein Blut, seinen Herzschlag oder
seinen Pulsschlag in sich hat. Um sich das klarzumachen, kann man diesen elementarischen
Leib in Zusammenhang betrachten mit dem physischen Leibe, in den man ja mehr
hineingewöhnt ist als in das, was man sich erst erringt auf dieser geistigen Wanderschaft.
Man kann sich sagen: In dem elementarischen Leibe hast du einen Teil, der entspricht dem
physischen Gehirn, alledem, was deinen Kopf ausmacht. Der Kopf, das Gehirn ist gleichsam
herauskristallisiert aus dem ätherischen Leibe und in demselben so darin, daß man es
vergleichen könnte mit einer Wassermenge und einem Stück Eis, das darin schwimmt, wenn
man das Wasser mit dem ätherischen Leibe vergleichen wollte und das Eis mit dem aus dem
ätherischen Leibe herauskristallisierten physischen Leibe. Aber man fühlt, man erlebt, daß
ein inniger Zusammenhang ist zwischen dem, was man den Ätherteil des Kopfes oder des
Gehirns nennen kann, und dem physischen Kopfe selber. Man weiß dann, wie man seine
Gedanken schafft, wie man seine Erinnerungsbilder bildet innerhalb des ätherischen Leibes
und wie das physische Gehirn nur gleichsam ein Spiegelungsapparat ist, weiß aber auch, wie
das Gehirn eng zusammenhängend ist mit dem ätherischen Leibe. Insbesondere kann man
das dann erleben, wenn man sich recht stark beschäftigen muß mit Anstrengungen, die
zusammenhängen mit dem physischen Plan, mit dem physischen Sein, wenn man viel
nachdenken muß über die Dinge, wenn man also seinen physischen Leib anstrengen muß,
daß er heraufholt aus den Tiefen des Lebens die Erinnerungsvorstellungen, um sie
zusammenzuhalten. An einem solchen Vorgange ist immer zunächst, gleichgültig, ob man es
weiß oder nicht, der ätherische Leib beteiligt. Aber es ist das physische Gehirn innig damit
verbunden, und wenn man das physische Gehirn ermüdet, merkt man sehr, sehr die
Ermüdung des Gehirns in dem betreffenden Ätherteile. Man merkt dann, daß man in dem,
was man als elementarischen Gehirnteil erlebt, etwas wie einen Klotz, wie einen
Fremdkörper hat, daß man nicht mehr herankann an das, woran man herankommen muß,
denn die Beweglichkeit im physischen Gehirn ist etwas, was parallel gehen muß der
Beweglichkeit im ätherischen Leibe. Man kann dann das deutliche Gefühl haben: Dein
Atherleib ermüdet auch nicht, er könnte bis in alle Ewigkeit fort die Gedankenbilder
zusammenschließen und heraufholen dasjenige, was du weißt; aber um es in der physischen
Welt zum Ausdruck zu bringen, muß es sich spiegeln, und da versagt das Gehirn. - Der
elementarische Leib ermüdet nicht. Gerade weil er immerfort tätig sein kann, verspürt er die
Ermüdung des Gehirns um so mehr. Man merkt gleichsam, was da das Gehirn an
versagenden Kräften produziert. Und wenn es einschläft und in die Dumpfheit der Ermüdung
verfällt, kann man sich sagen: Jetzt mußt du aufhören, sonst würdest du dich krank machen.
- Man kann nicht den Atherleib abnutzen. Aber auf dem Umwege, daß man dem Gehirn
übermäßige Dinge zumutet, kann man fortfahren, es noch weiter zu ermüden und es so in
einen leben versagenden, toten Zustand bringen. Und das verträgt ein lebendiger
Organismus nicht, daß etwas, was mit ihm in einem normalen Zusammenhange sein soll,
partiell tot ist, daß es in einen abnormen Zustand kommt. Also man muß sich aus einem
freien Entschluß sagen: Damit du nicht etwa abtötest einen Teil deines Gehirns, der dann
von sich aus weiterfrißt, mußt du aufhören, wenn du dein Gehirn als ein Stück Fremdkörper
in dir selbst empfindest.“ (Lit.:GA 138, S. 32ff)

„Anders ist das für andere Organe des menschlichen elementarischen oder ätherischen
Leibes und die entsprechenden physischsinnlichen Organe. Da sind die Dinge ganz anders.
Ich will ein Beispiel anführen. Nehmen wir einmal die Hände. Geradeso wie dem Kopf oder
dem Gehirn ein Atherteil, ein elementarischer Teil in dem elementarischen Leibe entspricht,
so entsprechen auch den Händen elementarische, ätherische Vorgänge des menschlichen
Atherleibes. Aber zwischen den äußeren physischen Händen und ihren Aufgaben und dem,
was eigentlich dem zugrunde liegt in dem entsprechenden elementarischen oder
ätherischen Teil, ist ein viel größerer Unterschied als zwischen dem physischen Kopfe und
dem entsprechenden Teile in dem menschlichen elementarischen Leibe. Was die Hände tun,
ist viel mehr bloß in der Sinneswelt verlaufend, ist viel mehr bloß eine sinnliche Verrichtung,
und was die dazugehörigen elementarischen oder ätherischen Organe tun, findet nur zum
allergeringsten Teile in dem, was physisch in den Händen zum Ausdruck kommt, seine
Offenbarung [...]

Den physischen Händen entsprechen elementarische Teile. Aber abgesehen davon, daß in
den Händen, in den Bewegungen das zum Ausdruck kommt, was dem elementarischen Teile
entspricht, sind diese ätherischen Organe innerhalb des Ätherleibes wahrhaftige
Geistorgane. Ein höheres, viel intuitiveres, geistigeres Tun wird verrichtet in den Organen,
die in den Händen und ihren Funktionen zum Ausdruck kommen, als durch das Äthergehirn.
Wer auf diesem Gebiete Fortschritte gemacht hat, wird sagen: Ja, das Gehirn, auch das
ätherisch zugrunde liegende, ist eigentlich das ungeschickteste geistige Organ, das der
Mensch an sich trägt. Denn sobald man sich betätigt in dem elementarischen Teile des
Gehirns, hat man verhältnismäßig sehr bald diesen Fremdkörper des Gehirns zu spüren.
Diejenigen geistigen Verrichtungen aber, die gebunden sind an die Organe, die den Händen
zugrunde liegen und einen unvollkommenen Ausdruck in den Händen und ihren Funktionen
gewinnen, dienen zu weit höherem, geistigerem Erkennen und Beobachten; diese Organe
führen schon in übersinnliche Welten und können sich beschäftigen mit der Wahrnehmung
und mit der Orientierung in den übersinnlichen Welten. Drückt man als geistiger Schauer
einen solchen Tatbestand aus, so muß man - etwas paradox, aber eben zutreffend - sagen:
Das menschliche Gehirn ist das ungeschickteste Organ als Forschungsorgan für die geistige
Welt, und die Hände - was ihnen geistig zugrunde liegt - sind viel interessantere, viel
bedeutungsvollere Organe für die Erkenntnis dieser Welt, vor allen Dingen viel geschicktere
Organe als das Gehirn.“ (S. 34f)

Der Ätherleib als Zeitorganismus


Der Ätherleib wird gelegentlich auch Ätherdoppelkörper (eng. etheric double) genannt, weil
er in seiner Form beim Menschen weitgehend dem äußeren physischen Leib gleicht. In ihrer
1896 veröffentlichten Schrift „Man and His Bodies“ (dt. „Der Mensch und seine Körper“)
führte die englische Theosophin Annie Besant diesen Begriff ertmals ein. Gemäß ihrer
eigenen hellsichtigen Erfahrungen bilde er mit dem physischen Leib gewissermaßen eine
Einheit. Der physische Leib bestehe im engeren Sinn aus den festen, flüssigen und
gasförmigen Elementen und der damit verwobene ätherische Doppelkörper aus den vier
Ätherarten.

Dennoch ist der Ätherleib in Wahrheit kein räumlicher Leib, sondern ein durch eine Vielfalt
aufeinander bezogener Rhythmen geprägter Zeitleib oder besser noch ein Zeitorganismus,
wie ihn heute auch auf äußerem empirischen Weg die Chronobiologie erforscht, da sich
diese Rhythmen in messbaren physiologischen Prozessen des physischen Leibes abbilden.
Die charakteristische Tätigkeit des Ätherleibs ist die unermüdliche rhytmisch-lebendige
Formverwandlung oder Metamorphose; Goethe spricht in seiner «Morphologie» auch von
der ständig beweglich bleibenden «Bildung» im Gegensatz zur fixierten Gestalt.

„Der Deutsche hat für den Komplex des Daseins eines wirklichen Wesens das Wort Gestalt.
Er abstrahiert bei diesem Ausdruck von dem Beweglichen, er nimmt an, daß ein
Zusammengehöriges festgestellt, abgeschlossen und in seinem Charakter fixiert sei.
Betrachten wir aber alle Gestalten, besonders die organischen, so finden wir, daß nirgend
ein Bestehendes, nirgend ein Ruhendes, ein Abgeschlossenes vorkommt, sondern daß
vielmehr alles in einer steten Bewegung schwanke. Daher unsere Sprache das Wort Bildung
sowohl von dem Hervorgebrachten, als von dem Hervorgebrachtwerdenden gehörig genug
zu brauchen pflegt.
Wollen wir also eine Morphologie einleiten, so dürfen wir nicht von Gestalt sprechen;
sondern, wenn wir das Wort brauchen, uns allenfalls dabei nur die Idee, den Begriff oder ein
in der Erfahrung nur für den Augenblick Festgehaltenes denken.
Das Gebildete wird sogleich wieder umgebildet, und wir haben uns, wenn wir einigermaßen
zum lebendigen Anschaun der Natur gelangen wollen, selbst so beweglich und bildsam zu
erhalten, nach dem Beispiele mit dem sie uns vorgeht.“

– Goethe: Zur Morphologie: Die Absicht eingeleitet (1817)[3]


Während der physische Leib rein irdische Kräfte in sich trägt, wird die Zeitgestalt des
Ätherleibs von den verinnerlichten kosmischen Rhythmen bestimmt, in denen sich die
Ätherwelt, der Weltenäther kundgibt[4].

„Es ist für den heutigen Menschen schon schwierig, wenn man ihm spricht von einem
solchen Zeitorganismus. Aber es ist wirklich dieser Zeitorganismus als ein zweiter Mensch in
uns vorhanden, und wir dürfen ihn einen Organismus nennen. Denn man kommt darauf,
sagen wir, wenn man schon ein alter Kerl geworden ist, wie ich es ja von mir sagen darf, man
weiß, man hat eine gewisse Seelenkonfiguration. Diese Seelenkonfiguration, die man jetzt in
sich trägt, hängt zusammen mit einer Seelenkonfiguration vielleicht im fünften oder
sechsten Lebensjahr. Und so, wie meine linke Hand in meinem Raumesorganismus
zusammenhängt meinetwillen mit irgendeiner Partie meines Gehirns in diesem
Raumesorganismus, und wie das Gehirn in diesem Raumesorganismus ist deshalb, damit die
einzelnen Partien sich aufeinander beziehen, so beziehen sich in der Zeit, nicht im Raume,
die einzelnen Partien des Zeitorganismus aufeinander. Ich trage diesen Zeitorganismus in
mir. Ich habe ihn in meinen Büchern Ätherleib oder Bildekräfteleib genannt. Dieser
Bildekräfteleib ist eben ein Zeitorganismus. Er ist das erste, was wir entdecken auf dem
Wege der imaginativen Forschung. Wir überschauen unser bisheriges Erdenleben in seinen
innerlich schöpferischen, übersinnlichen Kräften. Wir spekulieren nicht über eine
Lebenskraft, sondern wir schauen unser bisheriges Erdenleben an als ein innerlich
organisiertes Tableau, als einen Zeitorganismus, als den Bildekräfteleib. Ältere, nicht so
vollbewußte Anschauungen von diesen Dingen, die mehr ahnungsvoll, mehr instinktiv
waren, aber in ihren Ahnungen etwas wußten von diesen Dingen, haben diesen Zeitleib,
diesen Bildekräfteleib den Ätherleib genannt. Auf die Ausdrücke kommt es ja nicht an,
sondern darauf, was mit diesen Dingen gemeint ist. Man hat in diesem Ätherleib durchaus
eine Realität, eine Zeitrealität in sich, und niemand versteht die Bildung des Menschen, der
nicht diesen Ätherleib versteht. Und das Bedeutsamste an diesem Ätherleibe ist das, daß wir
in dem Augenblick, wo wir soweit sind, daß wir unser bisheriges Erdenleben wie mit einem
geistigen Blicke überschauen in diesem Lebenstableau, das der Bildekräfteleib ist, auch
aufhören zu unterscheiden zwischen subjektiv und objektiv. Der Ätherleib oder
Bildekräfteleib, den wir in uns tragen, der ein fließender Zeitleib ist, wir könnten ihn
schematisch aufmalen. Aber wir müssen uns bewußt machen, daß wir dann in einem
Augenblick malen etwas, was fortwährend hinfließt. Ebenso wenig, wie man den Blitz malen
kann, kann man diesen Ätherleib malen. Man malt immer nur einen Augenblick, der
festgehalten wird. Man muß sich eben klar sein, daß es von diesem Bildekräfteleib abhängt,
wie man als Mensch gebildet ist. Und in dem Augenblick, wo man gewahr wird, wie dieser
Ätherleib in einem ein Kraftleib ist, ohne dessen inneres Gefüge zu kennen man den
Menschen nicht verstehen kann, merkt man, daß dieselben Kräfte, die da in einem wirken
als solcher Ätherleib, auch die Welt als ätherische Kräfte durchziehen; daß Subjektiv und
Objektiv aufhören, eine Bedeutung zu haben; daß dieser Bildekräfteleib zusammenhängt mit
dem großen Zeitverlauf des Universums; daß wir drinnenstehen als ein Glied in diesem
großen Universum. Wir fangen an zu sprechen von den Äthervorgängen des Universums,
denn diese werden uns klar in dem Momente, wo wir zu einem so lebendigen Vorstellen
kommen, wie wir sonst nur lebendig die äußeren Sinneswahrnehmungen haben. Und wir
können das durch Meditation eben erreichen. Kurz, wir leben uns ein in eine Ätherwelt. Wir
lernen aber dadurch zugleich erkennen das erste, was in uns selber übersinnlich ist. Noch
nicht kommen wir hinaus aus dem Erdenleben, aber wir lernen erkennen dasjenige, was
innerhalb des Erdenlebens in uns übersinnlich ist.“ (Lit.:GA 82, S. 127ff)

„Der physische Leib könnte ein reiner Raumesleib genannt werden, eine räumliche
Organisation. Das aber, was als ätherischer Leib im physischen Leib drinnensteckt, oder, wie
Sie wissen, über den physischen Leib auch hinausragt und in intimer Verbindung steht mit
dem kosmischen Ganzen, das ist nicht zu betrachten, wenn man nicht die Zeit zu Hilfe
nimmt. Denn im Grunde genommen ist alles im ätherischen Leib Rhythmus, zyklischer Ablauf
von Bewegungen, von Betätigungen, und einen räumlichen Charakter trägt der Ätherleib nur
dadurch, daß er den physischen Leib ausfüllt. Für die menschliche imaginative Anschauung
ist es allerdings notwendig, daß der ätherische Leib auch in Raumesbildern vorgestellt wird,
aber das ist nicht sein Wesentliches. Sein Wesentliches ist das Zyklische, das Rhythmische,
das in der Zeit Ablaufende. Und so wenig es im Musikalischen auf das Räumliche ankommt,
sondern auf das Zeitliche, so wenig kommt es eigentlich bei der Realität des menschlichen
ätherischen Leibes - nicht bei seiner imaginativen Repräsentation - an auf das Räumliche,
sondern es kommt an auf das Bewegliche, sich Bewegende, auf das tätig sich Gestaltende,
aber rhythmisch sich Gestaltende, in Melodien sich Gestaltende, also auf das Zeitliche.
Gewiß, es liegt hier eine Schwierigkeit des menschlichen Vorstellens, weil das menschliche
Vorstellen so sehr gewöhnt ist, alles auf den Raum zu beziehen. Aber man muß vielmehr sich
bemühen, um zu einer klaren Vorstellung über den ätherischen Leib zu kommen, ich möchte
sagen, die musikalischen Vorstellungen zu Hilfe zu nehmen und nicht die räumlichen
Vorstellungen.“ (Lit.:GA 275, S. 40f)

„... der Ätherleib wird erlebt als ein Zusammenfluß der allumfassenden Gesetzmäßigkeit des
Makrokosmos. Wieviel von dieser Gesetzmäßigkeit dem Geistesforscher zum wirklichen
Bewußtseinsinhalt wird, darauf kommt es dabei nicht an. Es liegt das Eigentümliche darin,
daß in unmittelbarem Wissen klar ist: der Ätherleib ist nichts anderes als ein
zusammengedrängtes, die Weltgesetzlichkeit in sich spiegelndes Bild der kosmischen
Gesetzmäßigkeit.“ (Lit.:GA 35, S. 126f)

Am deutlichsten offenbart sich das in der Pflanzenwelt. Im Ätherleib offenbaren sich die
Kräfte, die das Lebendige aus den Weltenweiten in das Irdische hereinzieht, wie es Rudolf
Steiner in seinen anthroposophischen Leitsätzen knapp skizziert:

„6. Wenn man den Blick auf die leblose Natur wendet, so findet man eine Welt, die sich in
gesetzmäßigen Zusammenhängen offenbart. Man sucht nach diesen Zusammenhängen und
findet sie als den Inhalt der Naturgesetze. Man findet aber auch, daß durch diese Gesetze
die leblose Natur sich mit der Erde zu einem Ganzen zusammenschließt. Man kann dann von
diesem Erdenzusammenhang, der in allem Leblosen waltet, zu der Anschauung der
lebendigen Pflanzenwelt übergehen. Man sieht, wie die außerirdische Welt aus den Weiten
des Raumes die Kräfte hereinsendet, welche das Lebendige aus dem Schoße des
Lebenslosen hervorholen. Man wird in dem Lebendigen das Wesenhafte gewahr, das sich
dem bloß irdischen Zusammenhange entreißt und sich zum Offenbarer dessen macht, was
aus den Weiten des Weltenraumes auf die Erde herunterwirkt. In der unscheinbarsten
Pflanze wird man die Wesenheit des außerirdischen Lichtes gewahr, wie im Auge den
leuchtenden Gegenstand, der vor diesem steht. In diesem Aufstieg der Betrachtung kann
man den Unterschied des Irdisch-Physischen schauen, das im Leblosen waltet, und des
Außerirdisch-Ätherischen, das im Lebendigen kraftet.

7. Man findet den Menschen mit seinem außerseelischen und außergeistigen Wesen in diese
Welt des Irdischen und Außerirdischen hineingestellt. Sofern er in das Irdische, das das
Leblose umspannt, hineingestellt ist, trägt er seinen physischen Körper an sich; sofern er in
sich diejenigen Kräfte entwickelt, welche das Lebendige aus den Weltenweiten in das
Irdische hereinzieht, hat er einen ätherischen oder Lebensleib. Diesen Gegensatz zwischen
dem Irdischen und Ätherischen hat die Erkenntnisrichtung der neueren Zeit ganz
unberücksichtigt gelassen. Sie hat gerade aus diesem Grunde über das Ätherische die
unmöglichsten Anschauungen entwickelt. Die Furcht davor, sich in das Phantastische zu
verlieren, hat davon abgehalten, von diesem Gegensatz zu sprechen. Ohne ein solches
Sprechen kommt man aber zu keiner Einsicht in Mensch und Welt.“ (Lit.:GA 26, S. 16f)

Dieselben Kräfte, die den Pflanzen ihre lebendige Gestalt geben, wirken der Art nach im
Menschen ganz besonders im zweiten Lebensjahrsiebent. Hier sind sie allerdings als nun
eigenständiger Ätherleib verinnerlicht, ohne dass eine tatsächliche Einwirkung aus der
kosmischen Umgebung erfolgt. Wie die Chronobiologie zeigt, erfolgt aber normalerweise
eine regelmäßige Synchronisation der verinnerlichten Rhythmen mit dem äußeren
kosmischen Geschehen.

„Dasjenige außerirdische Geistesleben (Ätherleben), das für die Pflanzenwelt in Betracht


kommt, wirkt in der zweiten menschlichen Lebensperiode; jedoch so, daß der Vorgang, der
für die Pflanzenentwicklung der Erde im Wechselverhältnis mit dem Außerirdischen sich in
einem Jahre abspielt, sich beim Menschen in ungefähr sieben Jahren vollzieht. (Dies alles
wird nicht gesagt mit einem mystischen Seitenblick auf die Siebenzahl, sondern aus den
Ergebnissen der geistigen Beobachtung heraus.) Es muß betont werden, daß die
Wirkenskräfte in der zweiten menschlichen Lebensperiode nur der Art nach gleich sind
denen, die vom Außerirdischen in das Pflanzenwachstum hineinwirken. Bei der Pflanze
findet ein tatsächliches Einwirken des Außerirdischen statt; im Menschen werden innerhalb
seines Organismus dieselben Kräfte tätig, ohne daß eine tatsächliche Einwirkung vom
Außerirdischen her räumlich stattfindet. Was also ätherisch in der Entfaltung und im
Verwelken der Pflanzenwelt im Laufe des Jahres wirkt, das lebt wie eingeschlossen im
menschlichen Organismus als Ätherleib. Die Entwickelungsvorgänge der zweiten
Lebensepoche im allgemeinen Lebensrhythmus vom siebenten bis vierzehnten Jahre
geschehen unter dem Einflüsse dieser Kräfte. Dadurch, daß der Mensch die Kräfte für diese
Entwicklungsvorgänge in sich birgt, stellt er sich dar nicht mehr als ein bloß irdisches Wesen,
sondern als das Abbild eines Außerirdischen, wenn auch zunächst noch eines wenigstens im
Sinnenraume vorhandenen Außerirdischen. Durch Erdenkräfte wird insbesondere dasjenige
entwickelt, was im menschlichen Gehirn zur Ausbildung kommt.

So sonderbar dies klingt den heute gebräuchlichen Vorstellungen gegenüber: Das Gehirn ist
am meisten irdisches Erzeugnis. Äußerlich zeigt sich dieses übrigens dadurch, daß bis zu
einem hohen Grade eben um das siebente Jahr herum das menschliche Gehirn zu einer Art
von Abschluß in seiner Entwickelung gekommen ist, nicht in der Entwickelung, die besteht in
der Aufnahme von Begriffen und Ideen selbstverständlich, sondern in seiner inneren
Formung, Gestaltung, im Verfestigen seiner Teile und so weiter. - Zu dem, was bis zum
siebenten Jahre sich an der Entwickelung des Menschenleibes beteiligt hat, muß nun etwas
treten, was nicht innerhalb des Irdischen enthalten ist, sondern aus dem Außerirdischen
stammt, und was unter anderm auch bewirkt, daß nunmehr vom siebenten bis zum
vierzehnte Jahre die Kräfte, die der Mensch außer seinem Haupte, außer seinem Gehirne im
übrigen Organismus entwickelt, sich heraufdrängen auch in die Kopf- und
Antlitzentwickelung. Der Mensch gebiert gleichsam mit dem siebenten Jahre einen
überirdischen ätherischen Menschen in sich, der frei und lebendig in ihm wirkt. So wie sein
physischer Leib mit der Geburt ins physische Dasein tritt, so tritt jetzt ein ätherischer, ein
überirdischer Leib ins Dasein. Und die Folge davon ist, daß sich dasjenige deutlicher darstellt,
was in den Gesichtszügen sich ausdrückt. Durch den Ätherleib wird auch das Atmungs- und
Zirkulationssystem in einer individuelleren Art beeinflußt. Dadurch aber, daß nunmehr nicht
ausschließlich die irdischen Kräfte tätig sind, sondern daß der ätherische Leib in die
physische Organisation eingreift und das Außerirdische der Menschennatur eingestaltet,
dadurch entwickelt sich erst jene Innerlichkeit, die dann durch das weitere Leben den
Menschen begleitet als die leibliche Ausgestaltung seines Gemüts- und Gefühlslebens.“
(Lit.:GA 35, S. 248ff)

Das Denken als Tätigkeit des Ätherleibs


Noch in der atlantischen Zeit ragte der Ätherleib weit über den physischen Leib hinaus und
ermöglichte dadurch die geistige Wahrnehmung der äußeren Ätherwelt. Erst im letzten
Drittel der atlantischen Zeit begann sich der Ätherkopf mit dem physischen Kopf zu decken,
wodurch allmählich das Verstandesdenken heranreifte.

Das Denken ist eine Tätigkeit des Ätherleibs. Damit ist aber nur eine Seite des Ätherleibs
erfasst, gleichsam nur die Rückseite. Die andere Seite ist die, welche den physischen Leib
aufbaut.

„Wenn der Mensch ehrlich in sich selbst hineinschaut, dann wird er sich sagen: Durch die
Sinne empfange ich Eindrücke, im Denken setze ich nach innen diese Eindrücke fort. Und
wenn wir unsere Gedanken dann prüfen, so werden wir finden, daß diese Gedanken
schattenhafte Abbilder dessen sind, was uns die Sinne vermitteln. Gewissermaßen ist das
Denken des Menschen ganz nach außen gerichtet. Das Denken ist nun die Tätigkeit des
Äther- oder Bildekräfteleibes, so daß wir auch sagen können: Indem der Mensch wachend
als sinnliches Erdenwesen denkt, richtet sich sein Äther- oder Bildekräfteleib nach außen.
Aber damit haben wir im Grunde nur die eine Seite des Äther- oder Bildekräfteleibes ins
Auge gefaßt [...]

Dann aber kommen wir auf etwas ganz Merkwürdiges. Dann repräsentiert sich uns das
Denken nicht so, wie es sich ausnimmt, wenn wir es als Bilder der sinnlichen Außenwelt im
Bewußtsein tragen. Dann verwandelt sich, von dieser anderen Seite angesehen, unser
Denken, das ja die Kräfte des Äther- oder Bildekräfteleibes ausmacht, in Kräfte, die unseren
physischen Organismus aufbauen, in unseren physischen Organismus schaffende Kräfte.“
(Lit.:GA 225, S. 171)

Durch seinen Ätherleib lebt der Mensch in der elementarischen Umwelt, so wie er durch den
physischen Leib in der sinnlich-physischen Umwelt lebt. Er erkennt sich dadurch als Glied des
Erdenlebensleibs (Lit.: GA 17, S. 44).
„Wenn man im gewöhnlichen Leben denkt, eine Vorstellung hat, wenn ein Gedanke den
anderen kommen läßt, da fügt man den einen Gedanken zum anderen hinzu, man gliedert
dann vielleicht Empfindungen hinzu, Wünsche, Wollen und so weiter, und beim gesunden
Seelenleben wird man immer die Möglichkeit haben, zu sagen: Ich denke dies, ich fühle das.
- Denn es wäre schon eine Unterbrechung, eine Störung des gesunden Seelenlebens, wenn
man nicht die Möglichkeit hätte, in dieser Weise zu sprechen. Beim Hineinwachsen in den
elementarischen oder ätherischen Leib weitet man sich aus, aber zugleich weiten sich die
Gedanken aus. Man verliert das Gefühl, als ob man in sich wäre, wenn man denkt, und man
bekommt das Gefühl: man wächst in die elementarische Welt hinein, und die ist durchzogen
von Gedanken, und diese Gedanken denken sich. Das tritt als ein Erlebnis auf. Es ist so, wie
wenn man ausgelöscht wäre und wie wenn sich die Gedanken denken würden, wie wenn die
Gefühle, die man selbst hat oder die die Dinge haben, sich erfühlen, als ob man nicht selber
wollen könnte, sondern als ob das alles in einem zum Wollen erwachte. Hingegeben sein an
die Objektivität, an die Welt, das ist ein Gefühl, das man hat. Aber es ist in der Regel so - und
das ist wieder eine Erfahrung bei den ersten Schritten der Initiation - , daß sich hinzugesellt
ein anderes Gefühl. In demselben Maße, in dem man sich ausweitet, in dem sich die
Gedanken selber denken, die Empfindungen sich erfühlen, wird das Bewußtsein immer
schwächer und schwächer, immer mehr und mehr herabgestimmt; das Wissen betäubt
sich.“ (Lit.:GA 138, S. 73f)

„Und dieses Abdämpfen, dieses Verschwinden ist einfach der Ausdruck dafür: sie läßt einen
nicht hinein. Aber indem man sich dann seine Fehler vorwirft, wird man stärker, und so hellt
sich das wieder auf, was erst verschwunden war. Man bekommt aber dadurch das deutliche
Gefühl: Eine übersinnliche Welt elementarischer Art ist um dich herum, aber du darfst nur
bis zu einem gewissen Maße hinein. In dem Maße, wie du dich selbst moralisch, intellektuell
immer stärker und stärker machst, läßt sie dich herein, sonst nicht; und sie zeigt dies
dadurch, daß sie vor dir verschwindet.“ (S. 75)

„Dasjenige, in dem der Mensch lebt, nachdem er elementarisch wahrnehmen kann, ist sein
elementarischer Leib. Aber den hat er früher auch schon gehabt. Der Unterschied des
elementarischen Leibes vor und nach dem übersinnlichen Beobachten ist nur der, daß der
elementarische Leib durch die Initiation gleichsam auferweckt wird. Während er früher
gleichsam geschlafen hat, ist er nachher auferweckt. Das ist eigentlich der treffendste
Ausdruck, den man für die Sache gebrauchen kann.“ (S. 76)

„Und wenn Sie den Begriff fassen: in deiner Seele ist etwas, was eine tätige Herrschaft
ausübt über den elementarischen Leib, so daß es ihn Stück für Stück auferweckt, dann haben
Sie eine konkrete richtige Vorstellung dessen, was man astralischen Leib nennt. Und leben
im astralischen Leibe, sich erleben im astralischen Leibe, heißt zunächst: sich erfühlen in
einer Art innerer Kraftwesenheit, welche imstande ist, nach und nach, Stück für Stück, den
schlafenden elementarischen Leib zum bewußten Leben zu erwecken. Es gibt also einen
Zustand, den man so bezeichnen kann: man erlebt sich jetzt außerhalb des physischen
Leibes, man erlebt sich aber nicht nur in dem elementarischen Leibe, sondern in dem
astralischen Leibe.“ (S. 79)

Sprache und Ätherleib


→ Hauptartikel: Alphabet
Im Insgesamt der Laute der verschiedenen menschlichen Sprachen, wie sie im spezifischen
Alphabet der verschiedenen Volkssprachen zum Ausdruck kommen, denen aber ein
gemeinsames Urbild, eine Ursprache zugrunde liegt, bildet sich die Form des Ätherleibs ab,
der heute noch eine deutliche volkstypische Prägung hat und sich erst künftig immer stärker
individualisieren wird:

„Wir sprechen nicht auf einmal alles dasjenige, was der Sprache zugrunde liegt. Wann
würden wir es denn sprechen, alles dasjenige, was der Sprache zugrunde liegt? Wir würden
es sprechen - so paradox das klingt, es ist so -, wenn wir einmal von a b c bis z alle möglichen
Laute hintereinander ertönen ließen. Stellen Sie sich das einmal vor. Stellen Sie sich vor, ein
Mensch würde beginnen mit dem a, b und so fort hintereinander, ohne abzusetzen
natürlich, nur mit dem entsprechenden Atemholen, bis zum z, ein Mensch würde das
hintereinander lautlich erklingen lassen. Alles dasjenige, was wir aussprechen, zeichnet in
die Luft hinein eine gewisse Form, die man nur nicht sieht, die man aber durchaus als
vorhanden voraussetzen muß, von der man sich sogar denken könnte, daß sie durch
wissenschaftliche Mittel ohne die menschliche Zeichnung fixiert würde.

Wenn wir ein Wort aussprechen: Baum, Sonne - immer führen wir eine ganz bestimmte
Luftform aus. Wenn wir das aussprechen von a bis z, würden wir eine sehr komplizierte
Luftform bilden. Fragen wir uns einmal, wenn wirklich ein Mensch das zustande brächte, was
da entstünde. Es müßte in einer gewissen Zeit geschehen - wir werden schon im Laufe der
Vorträge noch hören, warum -, so daß, wenn wir beim z angekommen sind, nicht schon das
erste vollständig wiederum auseinandergeflossen ist, daß also das a in seiner Form plastisch
noch bleibt, wenn wir beim z angekommen sind. Wenn wir tatsächlich vom a bis zum z
gehen könnten in der Lautformulierung, wenn wir dies so zuwege brächten, daß das a
stehenbleiben würde bis zum z, und das Ganze würde sich in der Luft abbilden, was wäre
denn das? Was wäre das für eine Form?

Das wäre die Form des menschlichen ätherischen Leibes. Der menschliche ätherische Leib
würde auf diese Weise zustande kommen. Der menschliche ätherische Leib stünde vor
Ihnen, wenn Sie einmal das ganze Alphabet - man müßte es erst richtigstellen, heute ist es
nicht ganz richtig so, wie es gewöhnlich aufgestellt wird, aber es kommt ja auf das Prinzip
jetzt an -, wenn Sie einmal lautlich das Alphabet von a angefangen bis zum z hinstellen
würden, der Mensch stünde vor Ihnen.

Was ist da eigentlich geschehen? Der Mensch als Ätherleib ist ja immer da. Sie tragen ihn
immer in sich. Was tun Sie also, indem Sie sprechen, das Alphabet aussprechen? Sie
versenken sich gewissermaßen in die Form Ihres Ätherleibes und teilen sie der Luft mit. Sie
bilden in der Luft ein Abbild Ihres Ätherleibes. Wenn wir ein einzelnes Wort sprechen, das
nicht alle Laute hat selbstverständlich, was geschieht dann? Stellen wir uns vor, der Mensch
steht vor uns. Da steht er als physischer Leib, als Ätherleib, Astralleib, Ich. Er spricht
irgendein Wort. Man sieht, er versenkt sich mit dem Bewußtsein in seinen Ätherleib. Ein
Stück dieses Ätherleibes bildet er in der Luft ab, so wie wenn Sie sich vor den physischen Leib
stellen würden und meinetwillen eine Hand abbilden würden, so daß die Hand in der Luft zu
sehen wäre. Nun, der Ätherleib hat nicht diese Formen, die der physische Leib hat, aber die
Formen des Ätherleibes bilden sich in der Luft ab. Wir schauen, wenn wir dies richtig
verstehen, gerade in die wunderbarste Metamorphose der menschlichen Gestalt, der
Entwickelung hinein. Denn, was ist dieser Ätherleib? Er ist dasjenige, was die Kräfte des
Wachstums, die Kräfte, die in Betracht kommen, um die Ernährung zu besorgen, aber auch
die Kräfte, die in Betracht kommen, um das Gedächtnis in die Wege zu leiten, was das alles
enthält. Das alles teilen wir der Luftgestaltung mit, indem wir sprechen. Das Innere des
Menschen, also insofern sich dieses Innere des Menschen im Ätherleib auslebt, das prägen
wir der Luft ein, indem wir sprechen. Wenn wir Laute zusammenstellen, entstehen Worte.
Wenn wir das zusammenstellen vom Anfang des Alphabets bis zum Schluß, entsteht ein sehr
kompliziertes Wort. Aber dieses Wort enthält alle Wortmöglichkeiten. Dieses Wort enthält
aber zu gleicher Zeit den Menschen in seiner ätherischen Wesenheit. Bevor aber ein
physischer Mensch auf der Erde war, war der ätherische Mensch da. Denn der ätherische
Mensch liegt dem physischen Menschen zugrunde. Was ist denn aber der ätherische
Mensch? Der ätherische Mensch ist das Wort, das das ganze Alphabet umfaßt.“ (Lit.:GA 279,
S. 46ff)

Der Ätherleib als Kräfteleib


„Wenn wir noch eine Eigenschaft des ätherischen Leibes hervorheben, so können wir sagen:
Dieser Ätherleib ist vor allen Dingen, indem er, den physischen Leib erfüllend, seine
Betätigung, sein rhythmisches Spiel hineinerstreckt in den physischen Leib, ein Kräfteleib. Er
ist ein Ausfluß von Kräften, ein Sich-Darstellen von Kräften. Und wir merken diese Kräfte an
Erscheinungen, die sich beim Menschen vollziehen im Verlaufe seines Lebens. Eine von der
äußeren Wissenschaft und äußeren Weltbetrachtung wenig ins Auge gefaßte, von uns aber
oft hervorgehobene Erscheinung des menschlichen Lebens ist das Sich-Aufrichten der
menschlichen Gestalt. Wir treten ja durch die Kindheit noch nicht mit der Fähigkeit in die
Welt, die für den Menschen wichtigste Position oder Lage anzunehmen, die aufrechte Lage.
Wir müssen sie uns erst erwerben. Dieses Erwerben, geht zwar vom Astralleib aus, aber der
Astralleib muß gleichsam seine In-die-Höhe-Streckkraft übertragen auf den Ätherleib, und
dieser arbeitet im Laufe der Zeit daran, die menschliche physische Gestalt senkrecht
aufwärtszurichten. Da sehen wir das lebendige Spiel des Astralleibes und Ätherleibes an der
Gestaltung des physischen Leibes. Nun ist das nur die auffälligste Erscheinung, dieses
Gestalten zu einer aufrechten, vertikalen Position hin. Jedesmal, wenn wir eine Hand
aufheben, rindet aber ein ähnlicher Vorgang statt. In unserem Ich können wir ja nur den
Gedanken dieser Handbewegung, dieses Handaufhebens haben, dieser Gedanke muß dann
zugleich wirken auf den Astralleib, und der Astralleib überträgt seine Tätigkeit - dasjenige,
was er als einen Impuls hat - auf den Ätherleib. Und was geschieht dann? Nehmen wir
einmal an, ein Mensch habe seine Hand in einer solchen, waagrechten Lage. Nun bildet er
sich die Vorstellung: Ich will die Hand etwas weiter oben, hier haben. - Diese Vorstellung, die
im Leben gefolgt ist von dem Erheben der Hand, geht über auf den Astralleib; darinnen
bildet sich ein Impuls, vom Astralleib auf den Ätherleib, und zwar geschieht im Ätherleib
jetzt, wenn die Hand so war, waagrecht, das Folgende: es wird der Ätherleib zunächst nach
hier heraufgezogen, und die Hand rückt nach. Die physische Hand folgt demjenigen, was im
Ätherleib zuerst als eine Kraftentwickelung geschieht. Die Hand folgt nach.

Den Gesamtvorgang werde ich morgen noch erklären, jetzt will ich nur darauf aufmerksam
machen, daß wir es bei jeder Bewegung, bei der Herstellung irgendeiner Bewegung mit einer
Kraftentfaltung zu tun haben, auf die eine Gleichgewichtslage folgt. Mit solcher
Kraftentfaltung und folgender Gleichgewichtslage haben wir es fortwährend im Leben
unseres Organismus zu tun. Natürlich hat der Mensch keine bewußte Erkenntnis von dem,
was da eigentlich in ihm vorgeht, aber was da vorgeht, das ist etwas so unendlich Weises,
etwas so unendlich Gescheites, daß die Ich-Gescheitheit des Menschen an diese Dinge auch
nicht im entferntesten heranreicht. Wir würden keine Hand bewegen können, wenn wir nur
auf unsere Gescheitheit, auf unsere Kenntnisse angewiesen wären, denn die feinen Kräfte,
die vom Astralleib aus im Ätherleib entwickelt werden müssen, die dann übergehen müssen
auf den physischen Leib, die entziehen sich ganz der gewöhnlichen menschlichen Erkenntnis.
Dennoch liegt eine millionenfach größere Weisheit darinnen, die da entfaltet wird, als wenn
ein Uhrmacher eine Uhr macht. Das bedenken wir gewöhnlich nicht, aber diese Weisheit
muß wirklich entfaltet werden. Sie muß entfaltet werden, und sie wird entfaltet dadurch,
daß wir allerdings mit unserem Ich uns selbst überlassen sind. In dem Augenblick aber, wo
das Ich seine Vorstellungsimpulse in den Astralleib hineinschickt, muß uns ein anderes
Wesen helfen. Wir können da allein gar nichts anfangen. Ein Wesen aus der Hierarchie der
Angeloi muß uns helfen; wir sind darauf angewiesen. Bei der geringsten Fingerbewegung
muß ein solches Wesen, das mit seiner Weisheit weit vorauseilt der menschlichen Weisheit,
uns helfen. Wir könnten nichts anderes tun als starr daliegen und vorstellen,
starrkrampfartig in der Welt sein, wenn uns nicht fortwährend die Wesen der höheren
Hierarchien in ihre Betätigungen aufnehmen würden.

Es gehört daher zu dem ersten Schritt der Initiation, sich eine Vorstellung, eine Kenntnis, die
sich ganz von selbst ergibt, davon zu erwerben, wie diese Kräfte auf die menschliche Natur
wirken.“ (Lit.:GA 275, S. 41f)

Die Asymmetrie des Ätherleibs

Der Weltenhumor auf der Statue des Menschheitsrepräsentanten.


Anhand der Gestalt des Weltenhumors, die sich ganz oben auf der von Rudolf Steiner
gemeinsam mit Edith Maryon geschaffenen Statue des Menschheitsrepräsentanten
befindet, erläuterte er die grundlegende Asymmetrie des Ätherleibs:

„Sie werden sehen, wie eine Asymmetrie, sobald Geistgestalten in Betracht kommen,
sogleich wirken muß. Das kommt im Physischen nur sehr eingeschränkt zum Ausdruck: unser
linkes Auge ist anders als unser rechtes und so weiter; mit Ohr und Nase ist es ebenso.
Sobald man aber ins Geistige hineinkommt, wirkt schon der Ätherleib ganz entschieden
asymmetrisch. Die linke Seite des Ätherleibes ist ganz anders als die rechte; das kommt
sofort heraus, wenn man Geistgestalten bilden will.“ (Lit.:GA 181, S. 316)

Der Ätherleib als Liebesleib


Die höchste Tugend des Ätherleibs ist die Liebe, weshalb ihn Rudolf Steiner auch als
Liebesleib bezeichnet (Lit.: GA 130, S. 174f).

"Erinnern wir uns nun, daß der Mensch auf der alten Sonne den Ätherkörper in der Anlage
bekommen hat, daß dieses Feurige, Lichtvolle, Glänzende der Sonne Anlage ist des
Ätherleibes. Darin ist nur eine andere Seite der Liebe gegeben, das, was die Liebe im Geiste
ist: Licht ist Liebe. Im Ätherkörper ist uns also die Liebe und die Liebessehnsucht gegeben,
und wir können den Ätherkörper mit Fug und Recht nennen den Liebesleib: Licht und Liebe."
(Lit.: GA 127, S. 187)

Durch die bewusste Arbeit des Ich wird der Ätherleib zu Buddhi, dem Lebensgeist,
verwandelt, in dem der Christus wirkt. Eine Vorstufe dazu ist die Verstandes- und
Gemütsseele, die durch die unbewusste Arbeit des Ich am Ätherleib entsteht.
Der Ätherleib als Bildner und Erhalter des physischen Leibes
Der Ätherleib ist der unmittelbare Bildner und Erhalter des physischen Leibes, der ohne
diese ätherische Bildekräftetätigkeit sehr bald dem Verfall anheimfallen würde, wie das nach
dem Tod geschieht, wo das Leben endgültig den physischen Körper verlässt. Allein durch
physikalische und chemische Prozesse ist das Leben - entgegen der in den
Naturwissenschaften verbreiteten reduktionistischen Annahme - nicht erklärbar.

„Sie werden niemals begreifen können, wie durch Summierung von mechanischen,
physikalischen und chemischen Vorgängen die Erscheinungen des Lebens erklärbar sein
sollen. Daß sich Lebendiges in Lebloses verwandle, ist durchaus begreiflich und durch die
tägliche Erfahrung bewiesen; daß sich Lebendiges aus Leblosem entwickle, widerstreitet aller
in das Wesen der Dinge dringenden Beobachtung. Die unorganischen Vorgänge sind im
organischen Körper in gesteigerter Form vorhanden, in einer Form, die ihnen innerhalb der
unorganischen Natur nicht zukommt. Sie können sich nicht selbst zu organischer Tätigkeit
steigern, sondern müssen, um dem Leben zu dienen, erst von einem Organismus
eingefangen, angeeignet werden.“ (Lit.:GA 30, S. 355)

Die Aufgabe, die unorganischen Vorgänge einzufangen, kommt dem Ätherleib zu.
Substanziell ist er der lichthaften Ätherwelt entnommen. Anders als der physische Leib ist
der Ätherleib kein starrer räumlich-stofflicher Körper, sondern ein dynamisch-funktioneller
kräftegetragener Zeitleib, der die zeitliche Entwicklung eines Lebewesens regelt. Wenn er
sich im Zuge des esoterischen Schulungswegs verändert, entwickelt der Geistesschüler nach
und nach ein ganz besonderes Zeitgefühl, indem der Ätherleib das Leben des äußeren Äthers
mitzuerleben beginnt.

Als Zeitleib, in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichermaßen präsent seien,
hatte schon Charles Howard Hinton den Ätherleib in seiner Schrift A New Era of Thought
(1888) beschrieben. Die Ätherleiber seien dabei nicht so voneinander getrennt, wie die
physischen Körper der irdischen Wesen, sondern alle unzerstörbar miteinander verbunden
und gemeinsam eingebettet in die in sich einige Ätherwelt. Der Zusammenhang zwischen
dem Ätherleib und dem äußeren Leben des Organismus würde sich dabei mehr dem inneren
emotionalen Erleben als der äußeren Anschauung eröffnen.

„Der Zusammenhang zwischen dem Ätherleib und dem Leben eines Organismus, wie wir ihn
kennen, wird eher im emotionalen Bereich als in der äußeren Beobachtung gefunden. Für
die ätherische Form bilden alle Teile gleichermaßen ein Ganzes; aber Teile dieser Form
korrespondieren mit der Zukunft des materiellen Wesens, andere mit dessen Vergangenheit.
Derart wäre die Sorge für die Zukunft und die Beachtung der Vergangenheit der Weg, auf
dem materielle Wesen die Einheit des Ätherleibs offenbaren, der ihre Vergangenheit, ihre
Gegenwart und ihre Zukunft ist.“

– Charles Howard Hinton: A New Era of Thought[5]


Sauerstoff und Ätherleib
Aus geisteswissenschaftlicher Sicht ist der Sauerstoff auf Erden der physische Träger der
Ätherkräfte:
„Der Sauerstoff ist derjenige Stoff, der etwas, das sich sonst nur als ein Ätherisches bilden
würde, ins Irdische hereinversetzt.“ (Lit.:GA 218, S. 71)

Der Sauerstoff hängt darum auch eng mit dem Ätherleib des Menschen zusammen:

„Sie werden sehen, daß in ebensolcher Weise, wie die physische Organisation mit dem
Kohlenstoff, die ätherische Organisation mit dem Sauerstoff, die astralische Organisation mit
dem Stickstoff, so die Ich-Organisation mit dem Wasserstoff zusammenhängt.“ (Lit.:GA 312,
S. 114)

Ätherleib und Fortpflanzung


„Wir Menschen leben nämlich, so wie wir auf der Erde leben, nur mit unserem physischen
Leib ein Leben, das mit der Erde zusammenhängt. Schon derjenige Leib, der aus Licht und
Ton und Leben gewoben ist, und der in diesem physischen Leib drinnensteckt, schon dieser
sogenannte ätherische Leib lebt nicht nur ein Erdenleben, sondern lebt das kosmische Leben
mit. Und wenn eine Menschenseele aus den geistigen Welten durch die Geburt ins Dasein
heruntersteigt, so richten sich schon vorher im außerirdischen Kosmos Kräfte zurecht,
welche den Ätherorganismus des Menschen zusammensetzen, so wie aus den physischen
Erdenkräften und physischen Erdenstoffen der physische Leib des Menschen
zusammengesetzt ist.

In den einfachsten Begriffen der Menschheit lebt eigentlich Hochmut und Übermut,
insbesondere in unserer materialistischen Zeit. In unserer materialistischen Zeit glauben ja
die Vorfahren auch, daß sie die Nachkommen ganz allein ins Dasein stellen. Und indem der
Materialismus sich ausbreitet, wird man immer mehr und mehr glauben, daß die Vorfahren
allein es sind, die die Nachkommen ins Dasein stellen. Anders ist es geistig gesehen. Die
Menschen hier auf der Erde geben nur die Veranlassung, daß das Geistige zu ihnen
herunterkommen kann. Das, was der Mensch als Vorfahre tun kann, das besteht einzig und
allein darinnen, daß er den Ort zubereitet, durch den sich ein Ätherleib, der aus den Weiten
des Kosmos in Kräften sich zubereitet, daß ein solcher Ätherorganismus sich auf die Erde
herabsenken kann. Dieser Ätherorganismus ist ein ebenso organisiertes Wesen, wie es der
physische Organismus des Menschen ist. Den physischen Organismus des Menschen, wir
sehen ihn mit dem Haupte, mit den Armen, mit den Händen, mit dem Rumpfe, mit alle dem,
was er dem Anatomen, dem Physiologen darbietet. Für die Geistesschau ist durchglüht,
durchleuchtet, wie wir wissen, dieser physische Organismus von dem Ätherorganismus. Der
physische Organismus atmet die Luft ein, atmet die Luft aus. Der Ätherorganismus atmet
Licht aus, und dieses Licht gibt er uns. Und indem er Licht ausatmet und uns das Licht zuteilt,
leben wir durch sein Licht. Und er atmet Licht ein. Wie wir Luft ein- und ausatmen, so atmet
unser Ätherleib Licht aus und ein. Und indem er Licht einatmet, verarbeitet er das Licht in
sich, wie wir die Luft in uns physisch verarbeiten. Lesen Sie das nach in meinen
Mysteriendramen, wo an einer bestimmten Stelle gerade dieses Geheimnis der ätherischen
Welt dramatisch entwickelt ist. Der Ätherleib atmet Licht ein, verarbeitet das Licht in sich zur
Dunkelheit, und in diese Dunkelheit kann er als seine Nahrung den Weltenton aufnehmen,
der in der Sphärenharmonie lebt, und kann aufnehmen die Lebensimpulse. Wie wir die
physische Nahrung aufnehmen, so atmet ein und aus das ätherische Wesen, das in uns lebt,
Licht. Wie wir die Luft in uns als Sauerstoff verarbeiten und zu Kohlensäure machen, so
verarbeitet der Ätherleib das Licht und durchzieht es mit Dunkelheit, wodurch es in Farben
erscheint und der Ätherleib uns, für den hellsichtigen Blick, in wogenden Farben erscheint.
Aber während der Ätherleib das Licht für die Dunkelheit zubereitet und dadurch innere
Atmungsarbeit für sich verrichtet, lebt er, indem er den Weltenton aufnimmt, den
Weltenton in das Weltenleben verarbeitet. Das aber, was wir so als unseren Ätherleib
aufnehmen, das kommt zu uns herunter zu gewissen Zeiten aus den Weiten des Kosmos.

Es ist heute noch nicht möglich, hinzuweisen auf die Umstände, wie der menschliche
Ätherleib auf den Bahnen des Lichtes herunterzieht, wenn diese Bahnen des Lichtes durch
die Sternkonstellation in einer gewissen Weise gelenkt werden. Damit das einmal gesagt
werden könne, müssen die Menschen sich noch auf eine höhere Stufe der Moral erheben.
Denn heute noch würde gerade dieses Mysterium von dem Hereinziehen der menschlichen
Ätherleiber auf Lichtes- und Sphärenharmonie-Tonbahnen von den Menschen, wenn sie es
kennten, in der furchtbarsten Weise mißbraucht werden. Denn in diesem Mysterium steckt
alles, was, wenn die Menschen mit niederen Trieben es sich aneignen wollten, den
Vorfahren unumschränkte Macht über die ganze Nachkommenschaft geben würde. Sie
werden es daher glauben, daß dieses Mysterium, wie auf Lichtesbahnen und auf den Bahnen
der Töne aus der Sphärenharmonie die Ätherleiber zu den Menschen, die sich verkörpern,
kommen, daß dieses Mysterium noch längere Zeit eben ein Mysterium wird bleiben müssen.
Nur unter ganz bestimmten Bedingungen kann man gerade von diesem Mysterium etwas
wissen; denn bei Nichterfüllung dieser Bedingungen würden die Menschen sich, wie gesagt,
als Vorfahren eine Macht über die Nachkommenschaft aneignen, die unerhört wäre,
wodurch die Nachkommenschaft gänzlich ihrer freien Selbständigkeit, Persönlichkeit und
Individualität beraubt werden könnte, und der Wille der Vorfahren dieser
Nachkommenschaft aufgedrängt werden könnte. Weisheitsvoll ist dies für die Menschheit in
die Unbewußtheit gehüllt, und gedeiht durch den Willen der weisheitsvollen Weltenlenkung
in der Unbewußtheit ganz gut.“ (Lit.:GA 171, S. 206ff)

Die Bildung des Ätherleibs beim Herabstieg zur irdischen Inkarnation


Wenn der Mensch zu seiner irdischen Inkarnation herabsteigt, zieht er sich zunächst aus
dem ganzen Kosmos seinen Ätherleib zusammen.

Wandtafelzeichnung: Die Bildung des Ätherleibs aus dem Kosmos.


"Das ist außerordentlich bedeutsam, daß, wenn wir so aus der allgemeinen Ätherwelt beim
Herunterstieg in die irdische Welt die Ätherkräfte heranziehen, wir in unseren Ätherleib eine
Art Abbild des Kosmos mitnehmen. Wenn wir den Ätherleib des Menschen in dem Momente
herausnehmen könnten, wo der Mensch sich mit dem physischen Leib verbindet, so würden
wir, viel schöner als das jemals mechanisch geformt worden ist, eine Sphäre haben mit den
Sternen, mit dem Tierkreis, mit Sonne und Mond.

Diese Konfigurationen des Ätherleibes bleiben noch vorhanden, wenn der Mensch mit
seinem physischen Leib während der Embryonalzeit immer mehr und mehr
zusammenwächst. Sie blassen nur etwas ab, aber sie bleiben vorhanden. Und sie bleiben
auch vorhanden bis in das siebente Lebensjahr hinein, bis zum Zahnwechsel. Da ist durchaus
im kindlichen Ätherleib noch immer diese Weltensphäre zu erkennen. Mit dem siebenten
Jahre, mit dem Zahnwechsel, beginnen die Gebilde, die man da drinnen schaut in dem
Ätherleib, gewissermaßen strahlig zu werden, während sie vorher mehr sternig waren. Ich
zeichne das schematisch für die Zeit von dem siebenten bis ungefähr zum vierzehnten Jahr,
vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife (siehe Zeichnung, rote Strahlen). Wie gesagt, es
verblaßt während der Embryonalzeit schon und dann immer mehr, aber es ist noch deutlich
vorhanden. Vom Zahnwechsel ab jedoch beginnt es ganz zu verblassen, dafür aber Strahliges
nach innen zu senden (rot). Ich möchte sagen: die Sterne lösen sich auf im menschlichen
Ätherleib, sie werden zu Strahlen, die die Tendenz haben, da im Inneren
zusammenzukommen.

Das alles geschieht langsam und allmählich während des ganzen Lebensabschnittes vom
Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife. Bei der Geschlechtsreife ist es dann so weit, daß,
indem diese Strahlen hier zusammengewachsen sind, sie innerlich eine Art eigenes Gebilde,
ein ätherisches Gebilde formen (rot). Man möchte sagen: Dasjenige, was die Umfangssterne
waren, das strahlt zuerst nach innen; dann hört es später auf, da werden diese Sterne
vollständig blaß. Es bleibt natürlich immer etwas vorhanden, aber es wird ganz blaß. Es
werden auch diese Strahlen blaß. Dagegen wird das, was sich in der Mitte gewissermaßen
zusammengeballt hat, besonders lebendig. Und in dem, was sich da in der Mitte
zusammengeballt hat, in dem hängt in der Zeit, in der auch die Geschlechtsreife eintritt, das
physische Herz darinnen. Das ist also an der Stelle des menschlichen Organismus, wo das
physische Herz darinnenhängt mit den Adern (blau) [...]

Sie dürfen nicht glauben, daß der Mensch etwa nicht vorher auch ein Ätherherz hätte; das
hat er schon; aber das bekommt er auf eine andere Art als das, was dann Ätherherz wird.
Denn in der Tat wird das, was sich da von der Geschlechtsreife an zusammengeballt hat, das
Ätherherz. Bis dahin hat er, wie gesagt, auch ein Ätherherz, aber das hat er bekommen als
Erbschaft, das hat er bekommen durch die Kräfte, welche im Embryo drinnen sind. Wenn der
Mensch nämlich seinen Ätherleib hat, und sich mit seinem Ätherleib nach dem physischen
Organismus hin begibt, so wird auch eine Art Ätherherz, ein stellvertretendes Ätherherz
gewissermaßen, durch die Kräfte des physischen Leibes zusammengezogen. Dieses
Ätherherz aber, das der Mensch in seinem Kindheitsalter hat, das - es ist der Ausdruck etwas
unschön für die Gewohnheiten, die wir haben, aber es trifft ganz genau das, um was es sich
handelt -, das verfault nach und nach, und an seine Stelle setzt sich, gleichsam immerfort
ersetzend das, was da ätherisch faulend herausfällt, jenes Ätherherz, welches eine
Zusammenballung der ganzen Weltensphäre ist, das wirklich ein Bild des Kosmos ist, und das
wir uns als ein ätherisches Gebilde mitbringen, wenn wir durch Konzeption und Geburt ins
irdische Dasein schreiten.

Man kann also wirklich eine deutliche Veränderung des ganzen ätherischen Leibesgebildes
verfolgen, das der Mensch während der Zeit von der Geburt oder schon von der Konzeption
an bis zu der Geschlechtsreife in sich trägt. Man möchte sagen: Mit der Geschlechtsreife
eigentlich erst ist des Menschen eigenes, aus seinem ätherischen Leibe herausgebildetes,
nicht durch äußere Kräfte provisorisch gebildetes Ätherherz vorhanden." (Lit.: GA 212, S.
114ff)

Die Bedeutung der Mondenkräfte für die Bildung des Ätherleibs


„Der Mensch war natürlich ein ganz anderes Wesen, als er auf einer Erde stand und sich
entwickelte, die den Mond noch im Leibe hatte. Die Erde ist um dasjenige, was der Mond ist,
verarmt, als dieser Mond von der Erde herausgegangen war, und der Mensch wird mit den
anderen Kräften, seither eben mit den bloßen Erdenkräften, nicht mehr mit den Erden- und
Mondenkräften, nach unten hin von der Erde gestaltet, festgehalten. Dasjenige dagegen,
was, als der Mond noch in der Erde war, auf den Menschen von innen heraus aus der Erde
wirkte, das wirkt, nachdem der Mond außen ist, von außen herein, vom Monde herein auf
den Menschen. So daß man sagen kann: Die Mondenkräfte durchstrahlten einmal den
Menschen, indem sie zuerst auf seine Gliedmaßen, auf Füße und Beine auftrafen und dann
ihn von unten nach oben durchströmten. Seit dem Herausgang des Mondes aus der Erde
wirken die Mondenkräfte umgekehrt, vom Haupte des Menschen nach unten. Damit haben
diese Mondenkräfte aber eine ganz andere Aufgabe für den Menschen erhalten, als sie
früher hatten.

Tafel 11 (S. 140)


Wodurch kommt denn diese Aufgabe nun zum Vorschein? Diese Aufgabe kommt dadurch
zum Vorschein, daß der Mensch ja ganz bestimmte Erlebnisse hat, wenn er aus dem
vorirdischen Dasein heruntersteigt zum irdischen Dasein. Wenn der Mensch die Zeit
zwischen dem Tode und einer neuen Geburt durchgemacht hat, wenn er in bezug auf
Seelisch-Geistiges alles absolviert hat, was zu absolvieren ist zwischen dem Tode und einer
neuen Geburt, da schickt sich der Mensch an zum Heruntersteigen zur Erde, zum
Sichverbinden mit dem, was ihm von Vater und Mutter an Physisch-Körperlichem übergeben
wird. Aber ehe er von seinem Ich und von seinem astralischen Leibe aus die Möglichkeit
finden kann, sich mit dem physischen Leibe zu verbinden, muß er sich mit einem Ätherleib
umkleiden, den er aus der Umgebung des Kosmos heranzieht. Dieser Vorgang hat sich
gründlich verändert seit der Zeit, da der Mond von der Erde ausgetreten ist. Als der Mensch
vor dem Mondenausgange, nachdem er das Leben zwischen dem Tode und einer neuen
Geburt absolviert hatte, sich der Erde wieder näherte, da brauchte er Kräfte, durch die er
den Äther, der ja in alle Welt zerstreut ist, um sich herum, um sein Ich und seinen
astralischen Leib anordnen konnte in Form eines Ätherleibes. Diese Kräfte hat er bekommen
beim Herannahen an das irdische Dasein von dem in der Erde befindlichen Monde heraus.
Seit der Mond sich abgespalten hat, bekommt der Mensch diese Kräfte, die er braucht, um
seinen Ätherleib zu bilden, von außerhalb der Erde, eben von dem von der Erde
abgespaltenen Monde, so daß der Mensch unmittelbar vor seinem Eintritte in das irdische
Leben an dasjenige appellieren muß, was in den Mondenkräften liegt, also an etwas
Kosmisches, um seinen Ätherleib zu bilden.

Dieser Ätherleib muß nun so gebildet werden, daß er gewissermaßen eine äußere und eine
innere Seite hat. Stellen wir uns ganz schematisch diesen Ätherleib vor, wie er gebildet wird.
Er hat eine Außenseite, und er hat eine Innenseite. Also wir können uns vorstellen, daß der
Mensch seinen Ätherleib nach der Außen- und nach der Innenseite bildet.

Tafel 11 (S. 141)


Wenn der Mensch das Äußere dieses Ätherleibes formt, so braucht er die Kräfte des Lichtes,
denn der Ätherleib wird neben anderem Substantiellen vorzugsweise aus dem flutenden
Lichte des Kosmos gebildet. Aber Sonnenlicht ist dafür nicht brauchbar. Sonnenlicht kann
nicht Kräfte liefern, welche den Menschen befähigen können, seinen Ätherleib zu formen.
Dazu ist notwendig das von der Sonne nach dem Monde scheinende und von dem Monde
wiederum zurückstrahlende Licht, das dadurch wesentlich verändert ist. Aber all das Licht,
das uns vom Monde zukommt, das überhaupt vom Monde aus hinausstrahlt in den Kosmos,
das enthält die Kräfte, durch welche der Mensch beim Heruntersteigen imstande wird, die
äußere Seite seines Ätherleibes zu bilden. Dagegen alles das, was geistig vom Monde
ausstrahlt, wenn Neumond ist, das strahlt die Kräfte in den Kosmos, die der Mensch braucht,
um die Innenseite seines Ätherleibes zu bilden. So daß es also mit diesem Rhythmus
zwischen äußerer Lichterscheinung des Mondes und Dunkelwerden des Mondes
zusammenhängt, daß der Mensch Außenseite und Innenseite seines Ätherleibes bilden
kann.“ (Lit.:GA 233a, S. 139ff)

Die Entwicklung des Ätherleibs während des Erdenlebens


Während der ersten Kindheitsjahre ist der Ätherleib weitestgehend mit der Bildung des
physischen Leibes beschäftigt, wobei er seine Kräfte noch sehr wesentlich aus der
umgebenden Äthersphäre schöpft. Erst mit dem Zahnwechsel um das 7. Lebensjahr, wenn
die grundsätzliche Ausgestaltung des physischen Leibes auf erster Stufe abgeschlossen ist, ist
der Ätherleib soweit in sich konsolidiert und individualisiert, dass er als relativ selbstständige
Wesenheit geboren wird. Ein Teil seiner Ätherkräfte wird von nun an nicht mehr für die
unmittelbare Ausgestaltung des physischen Leibes benötigt und ist jetzt für die seelische
Bildung verfügbar (Schulreife). Dadurch erfährt etwa das Gedächtnis seine ganz besondere
Ausbildung, denn im freigewordene Teil des Ätherleibes ist der eigentliche Sitz des
Gedächtnisses, wie er überhaupt der Träger aller tiefergehenden Lebensgewohnheiten, und
so auch der menschlichen Temperamente ist.

Mit der Geschlechtsreife um das 14. Lebensjahr, wenn der menschliche Astral- oder
Seelenleib seine Eigenständigkeit erlangt, werden weitere Teile des Ätherleibes frei und
bilden nun die Grundlage des intellektuellen Denkens. Denn ihrem innersten Wesen nach
sind diese Ätherkräfte die lebendig bildenden Gedankenformen, die die ganze lebendige
Natur gestalten und ihre lebendigen Gesetzmässigkeiten bestimmen. Durch unseren
Intellekt erleben wir diese Gedankenkräfte allerdings nicht unmittelbar, sondern nur als tote,
kraftlose, unwirkliche Spiegelbilder, die uns durch das physische Werkzeug des Gehirns
zurückgeworfen werden. Das ist gerade dadurch möglich, dass unser Nervenzentrum der am
wenigsten lebendige Teil unseres physischen Leibes ist. Das Gehirn, wenn es einmal in seiner
Grundstruktur ausgebildet ist, saugt eben dadurch die Ätherkräfte am allerwenigsten auf,
sondern wirft sie als seelische Spiegelbilder zurück.

Der Preis dafür, dass der Mensch mit dem Intellekt begabt wurde, ist aber, dass er dadurch
den Tod viel stärker in sein Wesen aufgenommen hat als jedes andere Erdenwesen. Das
zeigt sich schon an der, verglichen mit den Tieren, viel geringeren Regenerationsfähigkeit des
menschlichen Leibes. Besonders deutlich zeigt sich das an den niedern Tieren: Ein
Regenwurm etwa kann verlorengegangene Ringsegmente weitgehend regenerieren, und
selbst ein Frosch kann ein abgetrenntes Beinchen noch rudimentär nachwachsen lassen. In
der wuchernden und sprossenden Pflanzenwelt gehen überhaupt noch all die Kräfte, die
beim Menschen für den Intellekt abgezogen werden, in der lebendigen Wachstumstätigkeit
auf.

Ähnlich dem physischen Leib ist der Ätherleib ein in sich gegliederter Organismus. Jedem
physischen Organ ist ein entsprechendes Ätherorgan zugeordnet, das dieses gestaltet und
erhält. So kann man von einem Äthergehirn, einem Ätherherzen, einer ätherischen Lunge
usw. sprechen. Der Ätherleib zeigt auch geschlechtsspezifische Unterschiede, wobei einem
männlichen physischen Leib ein weiblicher Ätherleib entspricht und umgekehrt. Wirklich
kennenlernen kann man ihn nur durch übersinnliche Anschauung:

"Wer den Ätherleib aus eigener Anschauung kennenlernen will, der muß imstande sein, bei
voller Aufrechterhaltung des gewöhnlichen Bewußtseins sich selbst durch eigene
Willensstärke den physischen Leib abzusuggerieren. Dann aber ist der Raum für ihn trotzdem
nicht leer; vor sich hat er dann den Ätherleib, der in einer rötlich-bläulichen Lichtform, wie
ein Schemen, aber glänzend, leuchtend, etwas dunkler als junge Pfirsichblüten, erscheint.
Diesen Ätherleib können wir niemals sehen, wenn wir uns einen Kristall absuggerieren, wohl
aber bei der Pflanze und beim Tier, denn dieser Teil ist es ja, der die Ernährung, das
Wachstum und die Fortpflanzung bewirkt." (Lit.: GA 95, S. 15ff)
Der menschliche Ätherleib als Kompendium der Formkräfte des Tierreichs
Der Ätherleib enthält in sich, zusammengedrängt und zusammengehalten durch die
Formkräfte des physischen Leibes, all die Bildekräfte, die draußen in der Natur im ganzen
ausgebreiteten Tierreich gestalten wirken. Das würde sich zeigen, wenn man den Ätherleib
vom physischen Leib abtrennen könnte; dann würden die Formen des Tierreichs gleichsam
herausspringen:

„Und wie würden denn diese Teile, die da herausspringen aus uns, wenn wir den physischen
Leib abtrennen könnten, aussehen? Ja, sehen Sie, so sonderbar das den heutigen gescheiten
Menschen klingt, wahr ist es doch: Diese Teile des Ätherleibes würden Formen annehmen
und sie würden ungefähr das ausgebreitete Tierreich sein, das heißt, alle die möglichen
Formen des Tierreiches würden zum Vorschein kommen. Es würde wirklich so sein, daß ein
gewisser Teil Ihres Ätherleibes - der des Kopfes - sich vogelähnlich gestalten würde, ein
gewisser Teil des Ätherleibes, zum Beispiel aus der in der Nähe des Kehlkopfes befindlichen
Partie, würde eine sehr schöne, fast engelhafte Tiergestalt sein und so weiter. Also wir
tragen im Grunde genommen das ganze Tierreich in unserem Ätherleibe in uns. Das ist
durchaus wahr. Unser Ätherleib ist das ausgebreitete Tierreich, das zusammengedrängt,
zusammengehalten wird durch die Elastizität des physischen Leibes. Als die Entwickelung
noch auf anderen Stufen war, in früheren Urzeiten, war ja überhaupt die ganze menschliche
Gestalt verteilt in die vielen Tiere. Wenn man das bedenkt, dann versteht man erst
dasjenige, was in grobklotziger Weise heute als Darwinismus angesehen wird. Die
Menschheit hatte sich gleichsam vorbereitet, indem sie dasjenige, was sie später nur als
Ätherleib ausbilden soll, auseinandergebildet hat, wie in dem Fächer des heutigen Tierreichs,
das dazumal etwas anders ausgesehen hat als das heutige, veränderte Tierreich. Das heutige
Tierreich ist nicht mehr dasjenige, von dem die Menschheit abstammen könnte, sondern ein
ganz anderes Tierreich. Aber die Kräfte, die in diesem Tierreiche ausgebreitet sind, sind
gewissermaßen extrahiert worden und sind heute noch in unserem Ätherleibe vorhanden.“
(Lit.:GA 167, S. 165ff)

Die Auflösung des Ätherleibs nach dem Tod


Während des Erdenlebens wird die Form des Ätherleibs durch den physischen Leib
zusammengehalten und deckt sich weitgehend mit diesem, besonders im Bereich des
oberen Menschen. Wenn mit dem Tod der physische Leib abfällt, beginnt sich der Ätherleib
auszudehnen und wird in einem Zeitraum von etwa 3 bis 4 Tagen dem Weltenäther
einverwoben. In dieser kurzen Zeit erlebt der Mensch einen Rückblick auf sein vergangenes
Erdenleben in Form eines umfassenden Lebenspanoramas. Nur ein kleiner, bereits
vergeistigter Extrakt des Ätherleibs steigt dann mit dem Ich weiter auf in die geistige Welt.

„Während der Verbindung des Menschen mit seinem physischen Leibe tritt die äußere Welt
in Abbildern ins Bewußtsein; nach der Ablegung dieses Leibes wird wahrnehmbar, was der
Astralleib erlebt, wenn er durch keine physischen Sinnesorgane mit dieser Außenwelt
verbunden ist. Neue Erlebnisse hat er zunächst nicht Die Verbindung mit dem Ätherleibe
hindert ihn daran, etwas Neues zu erleben. Was er aber besitzt, das ist die Erinnerung an das
vergangene Leben. Diese läßt der noch vorhandene Ätherleib als ein umfassendes,
lebensvolles Gemälde erscheinen. Das ist das erste Erlebnis des Menschen nach dem Tode.
Er nimmt das Leben zwischen Geburt und Tod als eine vor ihm ausgebreitete Reihe von
Bildern wahr.“ (Lit.:GA 13, S. 95)

„Aber man kann nicht lange den Ätherleib an sich behalten nach dem Tode, denn dieser
Äther leib hängt ja eigentlich zusammen mit dem ganzen Kosmos; er will sich immer in den
Kosmos ausbreiten. Wenn wir im Leben für einen Augenblick unseren physischen Leib
verlieren würden, würde sogleich der Ätherleib wie durch eine elastische Kraft die Tendenz
bekommen, sich in den ganzen Kosmos aufzulösen. Und nur durch den physischen Leib, in
dem dieser Ätherleib immer drinnenbleibt, wird er während des Lebens zusammengehalten.
Hat man nicht mehr die zusammenbindende Kraft des physischen Leibes, dann beginnt der
Ätherleib sich auszubreiten und er wird nach einigen Tagen durch seine große Ausbreitung
nicht mehr für uns da sein. Sie wissen ja, wenn Sie einen kleinen Wassertropfen nehmen,
dann ist er da; wenn Sie ihn erwärmen, so breitet er sich nach allen Seiten aus und er ist
nicht mehr da. Sie können ihn nicht mehr sehen. So breitet sich der Ätherleib nach dem Tode
aus und er ist nach wenigen Tagen eben nicht mehr da.

Die Initiationsweisheit zeigt, daß dieses nur wenige Tage dauert, weil man durch die
Initiationsweisheit dazu kommt, gewissermaßen künstlich im Erdenleben den Ätherleib zu
benutzen. Er bleibt dann im physischen Leib drinnen, aber man benutzt ihn, indem man auf
den physischen Leib keine Rücksicht nimmt und dann hat man auch den Rückblick auf sein
Erdenleben. Man hat dann aber auch, indem man den Rückblick auf sein Erdenleben hat, in
diesem Ätherleib zugleich eine Spiegelung des ganzen Weltenalls erglänzen. Es ist der ganze
Sternenhimmel zugleich im Ätherleib drinnen. Sie können den Ätherleib abgesondert von
diesem physischen Leib gar nicht schauen, ohne daß der Ätherleib Ihnen überall die
Sternenwelt, die Planeten und die Fixsterne zeigt. Und diese Planeten und diese Fixsterne
nehmen zuletzt den Ätherleib auf. Und da ist es so, daß die Initiationswissenschaft, die
Initiationsweisheit eben höchstens drei bis vier Tage lang die Bilder festhalten kann, die sie
auf diese Weise im Ätherleib hat; dann verschwinden sie, und man muß vorher, wenn man
überhaupt einen Zusammenhang damit behalten will, in seinen physischen Leib
zurückkehren, damit der Ätherleib zusammengehalten wird. So schwindet einem also auch
dieser Ätherleib wenige Tage nach dem Tode dahin. Aber man gliedert sich selbst dadurch
immer mehr und mehr in die Sternenwelt ein.“ (Lit.:GA 218, S. 160f)

Elementarproben
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Max Slevogt: Tamino und Pamina (1920)


Die Elementarproben sind Proben, die der Geistesschüler auf seinem geistigen Schulungsweg
bestehen muss. Sie werden in ähnlicher Form in allen alten und neuen Mysterien
beschrieben. Entsprechend den vier Elementen gibt es folgende Proben.

Feuerprobe
Luftprobe
Wasserprobe
Erdenprobe
Die ersten drei Proben nennt Rudolf Steiner in der gegebenen Reihenfolge in «Wie erlangt
man Erkenntnisse der höheren Welten?» (GA 10). Die Erdenprobe, die er dort nicht erwähnt,
war die erste Probe im Aufnahmeritual für den ersten Grad der erkenntniskultischen
Abteilung der Esoterischen Schule, die er von 1904 - 1914 führte und war mit einem
symbolischen Gang durch die Hölle verbunden.

Sehr anschaulich werden die Elementarproben im zweiten Akt von Wolfgang Amadeus
Mozarts 1791 uraufgeführter Freimaurer-Oper „Die Zauberflöte“ dargestellt, die Pamina und
Tamino bestehen müssen, ehe sie in den Tempel der Isis eintreten dürfen. In dem von
Emanuel Schikaneder geschriebenen Libretto heißt es zunächst in der Regieanweisung zum
28. Auftritt [1]:

„Das Theater verwandelt sich in zwey grosse Berge; in dem einen ist ein Wasserfall, worin
man sausen und brausen hört; der andre speyt Feuer aus; jeder Berg hat ein durchbrochenes
Gegitter, worin man Feuer und Wasser sieht; da, wo das Feuer brennt, muss der Horizont
hellroth seyn, und wo das Wasser ist, liegt schwarzer Nebel. Die Scenen sind Felsen, jede
Scene schliesst sich mit einer eisernen Thüre. Tamino ist leicht angezogen ohne Sandalien.
Zwey schwarz geharnischte Männer führen Tamino herein. Auf ihren Helmen brennt Feuer,
sie lesen ihm die transparente Schrift vor, welche auf einer Pyramide geschrieben steht.
Diese Pyramide steht in der Mitte ganz in der Höhe nahe am Gegitter.“

Die Geharnischten, die hier als Hüter der Schwelle fungieren, treten Tamino entgegen und
verkünden:

Der, welcher wandert diese Strasse voll Beschwerden,


Wird rein durch Feuer, Wasser, Luft und Erden;
Wenn er des Todes Schrecken überwinden kann,
Schwingt er sich aus der Erde Himmel an. -
Erleuchtet wird er dann im Stande seyn,
Sich den Mysterien der Isis ganz zu weih'n.

Tamino ist fest entschlossen, die Prüfung zu wagen. Pamina eilt zu ihm, die Liebe leitet sie.
Sie rät Tamino, die Zauberflöte zu ihrer beider Schutz zu spielen. Zuerst ist die Feuerprobe zu
bestehen.

„Die Thüren werden nach ihnen zugeschlagen; man sieht Tamino und Pamina wandern; man
hört Feuergeprassel, und Windegeheul, manchmal den Ton eines dumpfen Donners, und
Wassergeräusch. Tamino bläst seine Flöte; gedämpfte Paucken accompagniren manchmal
darunter. Sobald sie vom Feuer heraus kommen, umarmen sie sich, und bleiben in der
Mitte.“

PAMINA
Wir wandelten durch Feuergluthen,
Bekämpften muthig die Gefahr.
zu Tamino
Dein Ton sey Schutz in Wasserfluthen,
So wie er es im Feuer war.
Nun muss die Wasserprobe bestanden werden:

„Tamino bläst; man sieht sie hinunter steigen, und nach einiger Zeit wieder herauf kommen;
sogleich öffnet sich eine Thüre; man sieht einen Eingang in einen Tempel, welcher hell
beleuchtet ist. Eine feyerliche Stille. Dieser Anblick muss den vollkommensten Glanz
darstellen. Sogleich fällt der Chor unter Trompeten und Paucken ein. Zuvor aber ...“

TAMINO, PAMINA
Ihr Götter, welch ein Augenblick!
Gewähret ist uns Isis Glück.

CHOR
Triumph, Triumph! du edles Paar!
Besieget hast du die Gefahr!
Der Isis Weihe ist nun dein!
Kommt, tretet in den Tempel ein!

Elementarreiche
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(Weitergeleitet von Elementarreich)
Sieben Elementarreiche (eng. elementary kingdoms) oder Lebenszustände (eng. conditions
of life or stages of life), auch Runden oder Reiche genannt, müssen im Zuge der
Weltentwicklungsstufen durchlaufen werden, um einen neuen Bewusstseinszustand
auszubilden. Man darf sich aber nicht vorstellen, dass diese Stufen einfach nacheinander
durchlaufen werden, sondern was sich davon bereits entwickelt hat, bleibt dann auch weiter
bestehen.

Ibersicht über die Elementarreiche und Naturreiche


Folgende Elementarreiche kann man unterscheiden, die vom Mineralreich an auch als
äußere Naturreiche erscheinen:

Erstes Elementarreich (Elementarreich der strahlenden Farben)


Zweites Elementarreich (Elementarreich der freien Töne)
Drittes Elementarreich (Elementarreich der farbigen Formen)
Mineralreich (Mineralreich der farbigen Körper)
Pflanzenreich
Tierreich
Menschenreich
In seiner grundlegenden Schrift «Theosophie» beschreibt Rudolf Steiner die Elementarreiche
wie folgt:

„1. Das Reich der urbildlichen formlosen Wesen (erstes Elementarreich);


2. das Reich der gestaltenschaffenden Wesen (zweites Elementarreich);
3. das Reich der seelischen Wesen (drittes Elementarreich);
4. das Reich der geschaffenen Gestalten (Kristallgestalten);
5. das Reich, das in Gestalten sinnlich wahrnehmbar wird, an dem aber die
gestaltenschaffenden Wesen wirken (Pflanzenreich);
6. das Reich, das in Gestalten sinnlich wahrnehmbar wird, an dem aber außerdem noch die
gestaltenschaffenden und die sich seelisch auslebenden Wesenheiten wirken (Tierreich); und
7. das Reich, in dem die Gestalten sinnlich wahrnehmbar sind, an dem aber noch die
gestaltenschaffenden und seelisch sich auslebenden Wesenheiten wirken und in dem sich
der Geist selbst in Form des Gedankens innerhalb der Sinnenwelt gestaltet
(Menschenreich).“ (Lit.:GA 9, S. 153)

Für eine allgemeine Charakterisierung dieser Elementarreiche siehe → Lebenszustände.

Der Übergang von den unsichtbaren Elementarreichen zur sichtbaren Schöpfung


„Im Okkultismus sagt man: Der Mensch ist heute im Mineralreich. - Was bedeutet das? Der
Mensch versteht heute nur das Mineralreich, und er kann auch nur dieses beherrschen. Er
kann durch Zusammenfügen von Mineralischem ein Haus bauen, eine Uhr konstruieren und
anderes, weil diese Dinge den Gesetzen der mineralischen Welt unterliegen. Aber anderes
vermag er noch nicht. Er kann zum Beispiel keine Pflanze aus eigenem Nachdenken heraus
heute schon bilden; dazu müßte er selbst im Pflanzenreich stehen. Das wird später einmal
der Fall sein. Heute ist der Mensch ein Schöpfer im Mineralreich. Diesem sind drei andere
Reiche vorangegangen, man nennt sie die drei Elementarreiche; das Mineralreich ist das
vierte. Im ganzen gibt es sieben solcher Naturreiche. So steht der Mensch heute in seinem
vierten Reiche; da erlangt er sein eigentliches Bewußtsein nach außen hin. Auf dem Monde
wirkte er noch im dritten Elementarreich, auf der Sonne im zweiten und auf dem Saturn im
ersten. Auf dem Jupiter wird der Mensch im Pflanzenreich wirken können, er wird Pflanzen
schaffen können, so wie er heute eine Uhr machen kann. Alles, was in der Schöpfung
sichtbar hervortritt, steht im Zeichen der Vier. Es gibt viele Planeten, die Sie mit physischen
Augen nicht sehen können; diejenigen Planeten, die im ersten, zweiten und dritten
Elementarreiche stehen, sind für physische Augen nicht sichtbar. Erst wenn ein Planet in das
vierte Reich, in das Mineralreich, eintritt, können Sie ihn erblicken. Deshalb ist Vier die Zahl
des Kosmos oder der Schöpfung. Mit dem Eintritt in seinen vierten Zustand wird erst ein
Wesen voll sichtbar für Augen, die Äußeres sehen können.“ (Lit.:GA 101, S. 177)

Eigenschaften der Elementarreiche


Die drei unteren Elementarreiche sind schwer zu charakterisieren. Man hat es mit
strahlenden und hinflutenden Farben und webenden Tönen zu tun, im dritten
Elementarreich auch mit gestalteten beweglichen Farbenformen (s.u.), die sich aber nicht
dem sinnlichen Auge, sondern nur dem imaginativen Blick eröffnen. Das Mineralreich
entsteht gleichsam durch Verdichtung der drei unteren Reiche, indem sich die flutenden
Farben um die festen kristallinen Formen legen und die webenden Töne das Mineral
innerlich, aber unhörbar für das äußere Ohr, durchklingen.

„Vielleicht wird es Ihnen gelingen, sich eine Art Vorstellung von den drei Elementarreichen
zu bilden, wenn Sie sich folgendes sagen. Also Sie denken sich Steine, Metalle und so weiter,
und diese Glieder des Mineralreiches immer feiner und feiner werdend, so daß Sie immer
weniger und weniger sehen, daß sie sich sozusagen auflösen in immer feinere
Substantialität. Nehmen wir an, Sie lassen sie alle verdunsten, so daß sie eigentlich nur noch
ganz feine Substantialität hätten, durch die Sie hindurchschauen könnten, die Ihnen nicht
mehr sichtbar wäre. Aus solchen Gebilden würde, wenn man sie zu noch immer größerer
Verfeinerung brächte, etwas hervorgehen, was schließlich nicht mehr ein mineralisches
Reich ist, sondern das dritte Elementarreich. Dann würden wir zum zweiten, zum ersten
Elementarreich aufsteigen. Es ist für die heutigen Empflndungsqualitäten schwer, sich
Vorstellungen zu machen von diesen Reichen, die hineingeheimnißt, verdichtet sind in
unsere Welt. So ist es nämlich, wie wenn diese Elementarreiche verdichtet in unsere Welt
hinein, sagen wir, verschwunden wären. Sie gehen unserem Mineralreich voran. Wir haben
ja gesehen, wann dieses Mineralreich selber sich gebildet hat. In früheren Perioden der
Erdenentwickelung war dieses Mineralreich eben im Zustande der Elementarreiche
vorhanden.“ (Lit.:GA 104, S. 197)

„Eine solche Welt, wo alle Wesen in strahlenden Farben leben, nennt man das erste
Elementarreich. Wenn die Materie dieser Wesen etwas dichter wird, ins Rupische
hinuntersteigt, fangen sie an, durch Töne sich bemerkbar zu machen: Das ist das zweite
Elementarreich. Die Wesen, die darin leben, sind sehr beweglich. Im dritten Elementarreich
kommt zu dem übrigen die Gestalt hinzu. Die Innenfarbe ist gestaltet. Leidenschaft zeigt sich
in Blitzform, erhabene Gedanken in Pflanzenform. In höheren Gebieten sind es Funken und
Scheine, hier sind es Formen von einfarbiger und tönender Welt.

Alle unsere Wesen sind durch drei Elementarreiche gegangen. Gold, Kupfer und so weiter
sind jetzt ins Mineralreich übergegangen. Gold sah in der Mondrunde nicht so aus wie jetzt,
sondern wie ein nach verschiedenen Seiten strahlender Stern, durch den man durchgreifen
konnte. Durch einen ähnlichen Prozeß wird Wasser, wenn es zu Schnee gefriert, zu einem
kleinen Kristall. Die Metalle sind die verdichteten Formen des dritten Elementarreiches.
Deshalb ist Metall nicht innerlich gleichförmig, sondern innerlich gestaltet (Chladnische
Klangfiguren). Nach Linien und Figuren ist das ganze Mineralreich belebt, und im dritten
Elementarreich wird es gefärbt. Dadurch, daß die Formen erstarren, wird Oberfläche, und
nun entsteht die Farbe an der Oberfläche.

Wir haben also:

Elementarreich der strahlenden Farben


Elementarreich der freien Töne
Elementarreich der farbigen Formen
Mineralreich der farbigen Körper.
Die physische Welt enthält alle drei Elementarreiche wie geronnen in sich. Der Ton hängt mit
dem Innern eines Wesens viel mehr zusammen als die Farbe, letztere ist mehr Oberfläche.
Noch innerlicher hängen die strahlenden Farben zusammen.“ (Lit.:GA 291a, S. 188f)

Von einer anderen Seite charakterisiert Rudolf Steiner die Elementarreiche bzw.
Lebenszustände in seinem Fragment gebliebenen Entwurf zur Darstellung der
geisteswissenschaftlichen Kosmologie (Lit.:GA 89, S. 21ff):

„Die Stufen des Seelenerlebens ergeben sich, wenn man das verinnerlicht denkt, was in den
Bewußtseinszuständen als Außenwelt wahrgenommen wird. Da hat man zunächst jenen
dumpfesten Bewußtseinszustand, welcher dem traumlosen Schlafe vorangeht. In diesem
letzteren schafft die Seele harmonisierend am Leibe; ihr entsprechender Lebenszustand ist
die Harmonisierung des eigenen Innern. Sie durchdringt sich also mit einer Welt tönender
Bewegung. Vorher, in dem dumpfesten Erlebenszustand, war sie in einem eigenen,
bewegungslosen Innern. Sie fühlte dieses Innere in unterschiedloser Gleichgültigkeit allseitig
durch. Man bezeichnet diesen niedersten Lebenszustand als das erste Elementarreich. Es ist
ein Erleben des Stoffes in seiner ursprünglichen Eigenschaft. Der Stoff kommt nach den
verschiedensten Richtungen hin in Erregung und Bewegung. Und sein Selbsterleben dieser
Beweglichkeit ist als erste Lebensstufe das erste Elementarreich. - Die zweite Stufe wird
erreicht, wenn Rhythmus und Harmonie aus diesen Bewegungen wird. Die entsprechende
Lebensstufe ist das innerliche Gewahrwerden des Rhythmus als Klang. Das ist das zweite
Elementarreich. - Die dritte Stufe bildet sich aus, indem die Bewegungen sich zu Bildern
umformen. Dann lebt die Seele in sich als in einer Welt sich gestaltender und sich wieder
auflösender Bilder. Das ist das dritte Elementarreich. - Auf der vierten Stufe nehmen die
Bilder feste Formen an; es tritt Einzelnes aus dem Wandelpanorama heraus. Dadurch kann
es nicht mehr bloß innerlich erlebt, sondern äußerlich wahrgenommen werden. Dieses Reich
ist das Reich der äußeren Leiber.

Man muß in diesem Reiche unterscheiden zwischen der Gestalt, die es hat für das helle
Tagesbewußtsein des Menschen, und der Gestalt, die es in sich selbst erlebt. Der Leib erlebt
tatsächlich in sich seine Form, also den in regelmäßige Gestalten sich formenden Stoff. - Auf
der nächsten Stufe wird dieses bloße Formerleben überwunden; es tritt dafür das Erleben
des Formwandels ein. Die Gestalt bildet sich selbst und bildet sich um. Man kann sagen, daß
auf dieser Stufe das dritte Elementarreich in einer höheren Gestalt erscheint. Im dritten
Elementarreich kann die Bewegung von Gestalt zu Gestalt nur als Bild erlebt werden; in
diesem fünften Reich geht das Bild bis zur Verfestigung im äußeren Gegenstande über, aber
dieser äußere Gegenstand erstirbt nicht in der Form, sondern er behält seine
Wandelfähigkeit. Dies Reich ist das [der] wachsenden und sich fortpflanzenden Leiber. Und
seine Umwandlungsfähigkeit kommt eben in Wachstum und Fortpflanzung zum Vorschein. -
Im nächsten Reiche tritt die Fähigkeit hinzu, daß Äußere in seiner Wirkung auf das Innere zu
erleben. Es ist das Reich der empfindenden Wesen. - Das letzte Reich, das in Betracht
kommt, ist dasjenige, welches nicht nur die Wirkung der äußeren Dinge in sich erlebt,
sondern deren Inneres miterlebt. Es ist dies das Reich der mitfühlenden Wesen. Somit
gliedert sich die Stufenfolge des Lebens in der folgenden Art:

dumpfes Stofferleben
Erleben innerer Bewegung
Erleben innerer Gestaltung
Erleben einer festen Umgrenzung
Erleben des Umgestaltens
Erleben der Wirkungen der Außenwelt als Empfindung
Miterleben der Außenwelt.“ (Lit.:GA 89, S. 36f)
Wieder an anderer Stelle (GA 11) heißt es:

"In der Zeit, als sich die Tiere auf der Gedankenstufe (Rupastufe) von den Feuergeistern
loslösten, trennten auch die Geister der Persönlichkeit aus sich heraus gewisse
Wesenheiten. Sie bestehen aus unbestimmtem Gedankenstoff, der sich wolkenartig ballt
und wieder auflöst und so dahinflutet. Man kann von ihnen nicht als von selbständigen
Wesenheiten, sondern nur von einer regellosen allgemeinen Masse sprechen. Dies ist das
erste Elementarreich. Auf der astralen Stufe trennt sich etwas ähnliches von den
Feuergeistern los. Es sind das schattenhafte Bilder oder Schemen ähnlich den Vorstellungen
des traumhaften Bilderbewußtseins. Sie bilden das zweite Elementarreich. Im Anfange der
physischen Stufe lösen sich endlich unbestimmte bildhafte Wesenheiten aus den Geistern
des Zwielichtes los. Auch sie haben keine Selbständigkeit, aber sie vermögen Kräfte zu
äußern, welche ähnlich sind den menschlichen und tierischen Leidenschaften und Affekten.
Diese unselbständigen schwirrenden Affekte bilden das dritte Elementarreich. Für Wesen,
welche mit einem traumartigen Bilderbewußtsein, oder für solche, welche mit bewußtem
Bilderbewußtsein ausgestattet sind, können diese Schöpfungen des dritten Elementarreiches
als flutendes Licht, Farbenflocken, als Geruch, Geschmack, als allerlei Töne und Geräusche
wahrgenommen werden. Doch müssen alle solche Wahrnehmungen als gespensterhaft
gedacht werden." (Lit.: GA 11, S. 203)

In diesen Elementarreichen leben die Elementarwesen, die nicht so hoch stehen wie der
Mensch. Sie haben zwar nicht unmittelbar einen physischen Leib, sind aber dennoch nicht
bloß übersinnlicher Natur, sondern wirken, als die eigentlichen Werkmeister der Natur, in
den sich den Sinnen nach außen offenbarenden höheren Naturreichen.

Der Mensch hat, ohne dass ihm das heute bewusst wird, eine enge Beziehung zu diesen
Elementarreichen. Im wachen Tagesleben hat er die äußeren Naturreiche um sich; im Schlaf
taucht er in die unteren drei Elementarreiche ein. Diese stellen eine durchaus irdische, aber
zugleich auch übersinnliche Welt dar, die allerdings nicht identisch ist mit jener
übersinnlichen Welt in der der Mensch vor seiner Geburt weilte und in die er nach dem Tod
eingeht und die ihn in kosmische Weiten führt. Tiefere Einsichten in das Naturleben, wie sie
etwa Jakob Böhme hatte, kann man nur gewinnen, wenn man etwas von den
Schlafeserlebnissen ins Wachbewusstsein heben kann. (Lit.: GA 222, S. 26ff)

"Was man seit alten Zeiten die Elementarreiche zu nennen gewohnt worden ist, ist nicht so
leicht verständlich, wie man nach einer oberflächlichen Betrachtung gewöhnlich denkt. Denn
es gehören diese Elementarreiche zu dem, was hinter der Wahrnehmungswelt liegt, hinter
dem, was den Sinnen sich unmittelbar aufdrängt.

Am besten verschaffen wir uns den Eingang zu der Betrachtung, wenn wir ausgehen von
dem, was sinnlich anschaulich ist, von denjenigen Reichen, die in der Sinnenwelt der
menschlichen Beobachtung vorliegen. Da haben wir vier Reiche vor den Sinnen um uns
herum auf dem physischen Plan ausgebreitet: das Mineralreich, das Pflanzenreich, das
Tierreich und das Menschenreich. Das ist das, was jeder kennt. Nun wollen wir uns
klarwerden darüber, was man genau als diese vier Reiche bezeichnet, weil die genauere
Begriffsbestimmung keineswegs ein jeder klar übersieht. Darum ist es auch nicht so leicht, zu
dem Verständnis des ersten, zweiten und dritten Elementarreichs vorzudringen. Gerade,
wenn man über solche schwierigen Dinge redet, muß man von vornherein darauf achten,
daß man zu keinem wirklichen Ziele kommt, wenn man glaubt, einen Begriff, den man
einmal hingepfahlt, den man einmal eingeschachtelt hat, den könne man nun in dieser
Einschachtelung auch beibehalten. In der physisch-sinnlichen Welt geht das noch; da stehen
die Dinge nebeneinander, sind hübsch gegeneinander abgegrenzt, wie ein Buch, eine Kreide,
eine Rose, da können wir dabei bleiben, dieses einzelne Ding mit dem Begriff zu belegen.
Wenn wir einen Gegenstand benannt haben, dann dürfen wir darauf rechnen, daß wir etwas
Bestimmtes, Abgegrenztes haben. Gehen wir aber zum Astralplan, der an unsere Welt direkt
angrenzt, sie als nächster durchdringt, da ist das nicht mehr so: da ist eine Welt ewiger
Beweglichkeit. Betrachten Sie den Astralleib des Menschen, das, was als die Aura den
Menschen umflutet und der Ausdruck ist für Triebe, Begierden und so weiter, so sehen Sie,
daß dieser Astralleib des Menschen in einem fortwährenden Auf-und-Abfluten von Farben
und Formen ist, die sich in jedem Augenblick verändern: neue Farben glänzen auf, andere
verschwinden. Das ist so beim Menschen. Nun gibt es Wesen, die schwirren auf der
Astralebene herum. Ihre Astralleiber gehören nicht zu einem physischen Körper, doch sind
sie nicht weniger veränderlich und wechselnd, sie sind in jeder Sekunde von anderer Form,
Farbe und Leuchtkraft. Alles ist auf diesem Astralplan der fortwährende Ausdruck dessen,
was das Innere dieser Wesen ist. Wir würden schon sehr in die Enge kommen, wenn wir dort
unsere Begriffe so starr und unveränderlich machen wollten wie für den physischen Plan; wir
müssen uns der Beweglichkeit der Gestalten anpassen, wir müssen bewegliche Begriffe
haben, einen Begriff bald in dieser, bald in jener Weise anwenden können.

Das ist noch in viel höherem Maße in den noch höheren Welten der Fall. Für eine höhere
Weltbetrachtung ist alles das, was auf der physischen Welt ist, ein Ausdruck für die Kräfte
und Wesenheiten jener höheren Welten. In allem, was wir ringsherum sehen, sind solche
Kräfte und Wesenheiten verborgen. Das macht gerade die Verschiedenheit der Wesen in der
physischen Welt aus. Sie sehen um sich herum zum Beispiel das Mineralreich; alle
anscheinend leblosen Wesen auf unserer Erde, alle Mineralien, gehören dazu. Man sagt
Ihnen zunächst, diese Mineralien auf der Erde hätten für sich keinen Ätherleib, keinen
Astralleib, kein Ich. Das gilt aber nur für die physische Welt. Man muß das wissen, damit man
zur Klarheit kommt über das, was auf dem physischen Plane ist. Kommt nun aber jemand
und sagt: Das Mineral ist etwas, was nur einen physischen Leib hat —, so ist das ebenso
falsch, wie es richtig ist, wenn jemand sagt: Das Mineralreich ist etwas, was auf dem
physischen Plane nur einen physischen Leib hat. - Denn für die wirkliche, geistige
Betrachtungsweise ist das Mineral so, daß es hier auf dem physischen Plan seinen
physischen Leib hat und nichts sonst. Wollen wir den Ätherleib suchen, so müssen wir bis
zum Astralplan hinaufsteigen; da ist der Ätherleib zu finden. In dem Augenblick, wo der
Mensch astralischer Hellseher wird, sieht er auf dem Astralplan den Ätherleib des Minerals
und hier auf dem physischen Plan nur dessen physischen Leib. Und weiter umfassend
betrachtet, hat das Mineral auch einen Astralleib; aber dieser ist nicht auf dem Astralplan zu
finden, sondern man muß ihn in den niederen Partien des Devachans suchen. Im höheren
Mentalplan, im Arupa-Mentalplan ist das Ich des Minerals; von da aus wird das Mineral von
seinem Ich dirigiert. Wollen Sie sich das in grober Weise vorstellen, so müssen Sie sich sagen:
Ich denke mir einen Menschen, der hellsehend ist bis zum Devachanplan. Für diesen
Hellseher, der auf dem Arupaplan noch sieht, erscheinen die Mineralien ähnlich den Nägeln
der Menschen, denn die Mineralien sind gleichsam die Nägel von Wesen, die auf dem
oberen Devachan ihr Ich haben. Sie können sich die Nägel gar nicht ohne den Menschen
vorstellen; so ist es auch mit dem Mineral und seinem Ich.

Betrachten wir hier auf der Erde einen Bergkristall: sieht man von ihm weg, so ist dort in der
Astralwelt der Ätherleib, der den physischen Leib belebt. Aber Sie würden dort nicht
wahrnehmen können, daß dem Mineral irgend etwas wehe tut, wenn Sie ihm etwas
zufügen. Im Devachan erst finden Sie Lust und Freude, Leid und Schmerz des Minerals, aber
ganz anders, als man es sich gewöhnlich vorstellt. Das Schmerzempfinden des Minerals ist
nicht so wie bei den Tieren; man muß sich nicht vorstellen, daß das Mineral Schmerz fühlt,
wenn man es zerhämmert und zerschlägt. Wenn in einem Steinbruche die Arbeiter die
Mineralien zersplittern, sie scheinbar schädigen, so ist das im Devachan geradezu ein
Wohlgefühl, ein Wollustgefühl für die Mineralien. Es ist für sie also gerade umgekehrt wie im
Menschen- und Tierreich. Wenn Sie auf den Devachanplan kommen, so können Sie dort den
Geistern der Mineralien begegnen. Doch gehört da zu einer mineralischen Persönlichkeit
nicht nur ein Mineral, sondern ein ganzes System, wie auch Ihre einzelnen Fingernägel keine
besonderen Seelen haben. Wenn jemand sich vorstellen wollte, daß alles Astrale auf dem
Astralplan sein müßte, so wäre er auf dem Irrweg. Es liegt so nahe, das Astrale immer auf
dem Astralplan zu suchen; es ist aber wohl zu unterscheiden zwischen der inneren Natur
einer Wesenheit und der Umgebung, in der sie lebt. Gerade wie Ihr Ich keine physische
Natur hat und doch auf dem physischen Plane lebt, so lebt der Astralleib des Minerals nicht
auf dem Astralplan, sondern in dem niederen Devachan. Wir dürfen die Begriffe nicht
schematisch nehmen, sondern wir müssen uns durcharbeiten zu der genaueren Bestimmung
der Dinge.

Nehmen wir jetzt die Pflanze, wie sie uns vorliegt; sie hat hier auf dem physischen Plan den
physischen Leib und den Ätherleib. Die beiden hat sie hier, wo aber müssen Sie den
Astralleib der Pflanze suchen? - In der astralischen Welt, und das Ich in den unteren Partien
des Devachan. Gehen wir weiter, zum Tier hinauf. Das Tier hat in der physisch-sinnlichen
Welt den physischen Leib, den Ätherleib und den Astralleib, aber das Ich hat es auf dem
Astralplan. Das heißt, wie Sie dem Menschen hier als Person begegnen, als Einzelperson
abgeschlossen, so finden Sie die tierischen Iche auf dem astralischen Plan als abgeschlossene
Persönlichkeiten. Wir haben sie so aufzufassen: Alle Gruppen, die gleiche Gestalten haben,
haben ein gemeinsames Ich. Der Mensch unterscheidet sich dadurch von ihnen, daß ein
jeder ein individuelles Ich hat. Auf dem Astralplan sind das Löwen-Ich, das Tiger-Ich und so
weiter; da sind sie abgeschlossene Wesenheiten; die einzelnen Gattungs-Iche bevölkern den
astralischen Plan geradeso wie die Menschen die physischsinnliche Welt. Für den Menschen
aber gilt, daß für ihn herabgestiegen ist physischer Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich bis auf
den physischen Plan. Aber nur im Wachzustande, beim schlafenden Menschen ist das
anders. Da ist in der physischen Welt der physische Leib und der Ätherleib, auf dem
Astralplan der Astralleib und das Ich. So verteilt sich die viergliedrige menschliche Wesenheit
im Schlafzustande auf den physischen Plan und den nächsthöheren, den Astralplan. Der
Mensch ist dann auf dem physischen Plan vom Werte einer Pflanze (siehe Schema).

Mineral

Pflanze

Tier

Mensch wachend

Mensch schlafend

ICH

Höheres Geistesgebiet
Astralleib

ICH

Niederes Geistgebiet

Ätherleib

Astralleib

ICH

ICH

Astralleib

Astralplan

Phys. Leib

Ätherleib Phys. Leib

Astralleib Ätherleib Phys. Leib

ICH

Astralleib Ätherleib Phys. Leib

Ätherleib Phys. Leib

Physischer Plan

Nun haben wir schon hier kennengelernt die verschiedene Art, wie wir die Ausdrücke
«astralisch» und so weiter anwenden müssen. Wir kommen erst zu einem durchgreifenden
Verständnis, wenn wir uns klar sind, daß die Dinge sich nicht umherschieben lassen wie
Figuren auf dem Schachbrett. Wenn wir nun den Menschen selbst betrachten, so müssen wir
diesen Menschen in der folgenden Weise ansehen. Wir haben den physischen Leib, den
Äther- und Astralleib und das Ich. Öfter ist es hier schon betont worden, daß es darauf
ankommt, daß wir uns über das Verhältnis der vier Glieder nicht im Unklaren sind. Man
denkt leicht, der physische Leib sei der unvollkommenste und der niedrigste. In einer
gewissen Beziehung aber ist er der vollkommenste, denn er hat vier aufeinanderfolgende
Entwik-kelungsstufen durchgemacht: auf dem Saturn, der Sonne, dem Monde und der Erde.
Der Ätherleib hat nur drei Grade der Vollkommenheit erreicht, er kam erst auf der Sonne
zum physischen Leib hinzu; er soll einst höher steigen, obwohl er heute noch nicht so
vollkommen ist wie der physische Leib. Der astralische Leib kam erst auf dem Mond hinzu, er
hat nur einen zweifachen Vollkommenheitsgrad erreicht. Das Ich ist das «Baby» unter den
vier Gliedern des Menschen, es ist erst auf der Erde hinzugekommen, es steht erst im Anfang
seiner Entwickelung; es wirkt fortwährend korrumpierend auf die anderen Leiber. Wer als
Anatom den wunderbar organisierten physischen Körper betrachtet, der staunt über die
Vollkommenheit des Herzens und des Gehirns. Wie unvollkommen sind dagegen die
Begierden, die Triebe des Ich! Das Ich hat Begierde nach Wein, Bier und so weiter, die
zerstörend wirken das ganze Leben hindurch, und doch hält der physische Leib
jahrzehntelang stand gegen diese Angriffe. Nun müssen wir uns einmal klarmachen, wie das
Ich hineingearbeitet worden ist in den physischen Leib und wie dieser zuerst entstanden ist.

Da war zuerst die Saturnentwickelung. Das war die erste Entwickelungsphase für den
Vorläufer unseres physischen Leibes. Damals war dieser physische Leib des Menschen von
dem kosmischen Werte eines Minerals. Sehen Sie ein heutiges Mineral an, so haben Sie in
ihm eine zurückgebliebene Stufe des Daseins; es hat die Stufe bewahrt, die der physische
Leib auf dem Saturn hatte. Dabei dürfen Sie sich nicht vorstellen, daß der physische Leib so
ausgeschaut hätte wie unsere heutigen Mineralien, das wäre ganz falsch; die heutigen
Mineralien sind die jüngsten Gebilde der Entwickelung. Besonders war der Menschenleib
damals nicht so dicht; die Dichte des physischen Menschenleibes war sehr gering.

Wir müssen uns die Beziehungen der materiellen Stufen vorstellen. Die erste ist das, was wir
Erde nennen, das heißt alles, was heute etwa ein fester Körper genannt wird, Eisen, Kupfer,
Zink und so weiter, alles was fest ist, ist Erde. Zweitens: alles was flüssig ist, ist Wasser, zum
Beispiel Quecksilber; auch wenn Sie Eisen flüssig machen, so ist es Wasser. Jedes flüssige
Metall ist Wasser im Sinne der Geisteswissenschaft. Drittens: bringen Sie das Wasser zur
Verdampfung oder irgend etwas in Dampfform, auch Metalldampf, so ist es Luft. Die
Geisteswissenschaft geht noch weiter: sie zeigt, daß Luft als solche noch verdünnt werden
kann, in dünnere Zustände übergehen kann. Da muß man über das heutige Physische
hinausgehen; da nimmt der Geistesforscher Wärmeäther oder Feuer an. Feuer ist für den
Geistesforscher etwas, was in die Linie Erde, Wasser, Luft gehört, während die heutige
Wissenschaft darin nur einen Zustand der Körper sieht.

Datei:Elementarreich1.gif

Auf dem Saturn war die Wärme die Substanz des physischen Leibes des Menschen. Auf der
Sonne wurde der physische Menschenleib verdichtet zu der Dichte der Luft, da lagerte sich
in ihm ein der Äther- oder Lebensleib und gestaltete den physischen Leib um; da haben wir
einen physischen Menschenleib und in ihn hineingearbeitet einen Ätherleib; dieser Ätherleib
ist eingliedrig, der physische Leib ist zweigliedrig auf der Sonne. Wir müssen im physischen
Leib auf der Sonne einen vollkommeneren und einen unvollkommeneren Teil unterscheiden,
einen solchen, der vom Ätherleib noch nicht durchdrungen ist. Bei diesem Bilde des
physischen Leibes auf der Sonne müssen wir uns denken: das Innere hat nichts
abbekommen vom Ätherleib; das ist von demselben Wert, wie der physische Leib schon auf
dem Saturn war. So daß wir einen Teil schon auf der Pflanzenstufe haben, der durchsetzt ist
von einem anderen Teil, der noch auf der Mineralstufe steht; aber die beiden durchdringen
sich vollständig (siehe Zeichnung 1).
Wir gehen nun über zum physischen Körper auf dem Monde. Hier war er schon bis zum
Wasser verdichtet. Hineingegliedert ist der Äther- und der astralische Leib. Dreierlei
verschiedene Teile sind hier zu unterscheiden. Einer ist vom Äther- und Astralleib
durchdrungen, einer nur vom Ätherleib, und einer ist mineralisch geblieben (siehe Zeichnung
2).

Datei:Elementarreich2.gif

Jetzt betrachten wir den physischen Leib auf der Erde. Da kommt das Ich dazu. Auf der Erde
sind vier ineinandergearbeitete Glieder. Der erste Teil ist durchzogen vom Ätherleib,
Astralleib und Ich, der zweite Teil vom Äther- und Astralleib, der dritte Teil nur vom
Ätherleib, und ein viertes Glied ist noch auf der mineralischen Stufe. Es hat den Wert eines
Minerals, steht heute noch auf der Saturnstufe. Diese vier Glieder sind genau zu
unterscheiden am physischen Leibe. Das erste Glied, in das alle vier Glieder hineingearbeitet
sind, das sind die roten Blutkörperchen. Überall da, wo wir rotes Blut haben, da sind die vier
Glieder hineingearbeitet (siehe Zeichnung 3).

Die Nerven sind das zweite Glied. Überall, wo Nerven sind, da sind physischer Leib, Äther-
und Astralleib hineingearbeitet. Überall, wo Drüsen sind, da sind physischer Leib und
Ätherleib hineingearbeitet. Alle Sinneswerkzeuge, alle physikalischen Apparate am
Menschen haben nur die Stufe eines Minerals erreicht. Sie folgen ganz denselben Gesetzen
wie die Mineralien. Auge und Ohr gehören zu den mineralischen Einschlüssen; auch im
Gehirn sind noch solche Teile. Sie sehen, wie verführerisch es so manchmal ist, Materialist zu
werden, weil etwas, was mineralisch ist, den ganzen Körper durchzieht. Wenn der
Materialist sagt, das Gehirn sei mineralisch, so hat er zum Teil recht, wenn er nur den einen
Teil betrachtet. Besonders sind es ganz bestimmte Partien im Vorderhirn, die zwar
durchzogen sind von anderen Einstrahlungen, in denen aber nur mineralische Kräfte tätig
sind. Würden wir Knochen und Muskeln betrachten, so würde es noch komplizierter werden.

Zeichnung 3
Als das Ich in den Menschen eingezogen war, da hat es angefangen, Empfindungsseele,
Verstandesseele und Bewußtseinsseele aus zuarbeiten, und da arbeitete es die Knochen und
Muskeln aus. Man braucht Jahre allein dazu, um diese Dinge nur recht auseinanderzuhalten,
will man diese Dinge genau betrachten. Man muß geduldig Stück für Stück verfolgen.

Wenn wir nun einen schlafenden Menschen vor uns haben, so liegen im Bette physischer
Leib und Ätherleib. Aber dieser physische Leib ist sehr kompliziert. An ihm arbeiten im
wachen Zustande astralischer Leib und Ich im Blute. Wenn nun der physische Leib im Bette
liegt und der Mensch schläft, was ist dann geschehen? - Es wird wohl noch das versorgt, was
der Ätherleib versorgen kann; aber an der Erhaltung des Blutes müßten Astralleib und Ich
mitwirken, so daß für das Blut jede Nacht der Tod eintreten würde, denn es ist auf Ich und
Astralleib angewiesen; aber diese verlassen den Körper treulos. Auch das ganze
Nervensystem wird schnöde verlassen, für das der astralische Leib auch mitwirken müßte.
Wir haben also die merkwürdige Tatsache vor uns, daß eigentlich in jeder Nacht Blut und
Nervensystem absterben müßten; sie wären dem Tode ausgeliefert, wenn es auf den
Menschen ankäme. Da müssen andere Wesen eintreten, da müssen andere Wesenheiten
die Arbeit des Menschen übernehmen. Hereinwirken aus anderen Welten müssen andere
Wesenheiten, damit sie ihm das ordentlich erhalten, was er schnöde verläßt. Was das für
Wesenheiten sind, die hereinwirken, die dem Menschen die Möglichkeit geben, daß sein
Blut erhalten bleibt, wollen wir versuchen, uns zu erklären.

Wir können uns auf folgende Weise eine Vorstellung machen von diesen Wesenheiten. Wir
fragen uns einmal: Wo lebt denn eigentlich des Menschen Ich, wenn es hier auf dem
physischen Plane lebt? In welchem der drei Reiche? - Da müssen Sie sich fragen: Was können
wir eigentlich erkennen, ohne hellseherisch wahrzunehmen? — Wir können nur das
Mineralreich erkennen. Das ist das Eigenartige im Menschen, daß der Mensch nicht einmal
die Pflanze ganz begreift, solange er nicht astralisch hellsehend ist. Dadurch, daß der Mensch
jetzt nur das Mineralische an der Pflanze erkennt, behaupten die Materialisten, daß die
Pflanze nur ein Konglomerat von mineralischen Vorgängen ist. Wenn der Mensch einmal so
weit an sich gearbeitet haben wird, daß er auf der ersten Stufe des Hellsehens ist, dann wird
ihm das Leben der Pflanzen, werden ihm die Gesetze des Lebens geradeso klar sein, wie es
uns jetzt die Gesetze der mineralischen Welt sind.

Setzen Sie eine Maschine zusammen, bauen Sie ein Haus, so sind diese nach den Gesetzen
der mineralischen Welt gebaut. Eine Maschine ist nach den Gesetzen der mineralischen Welt
gebaut, eine Pflanze aber können wir nicht so bauen. Wenn Sie eine Pflanze haben wollen,
müssen Sie diese Arbeit den Wesenheiten überlassen, die der Natur zugrunde hegen. Später
wird man Pflanzen im Laboratorium herstellen können, aber erst dann, wenn das für den
Menschen ein Sakrament, eine heilige Handlung sein wird. Alle Darstellung des Lebendigen
wird dem Menschen erst dann erlaubt sein, wenn er so ernst und geläutert sein wird, daß
ihm der Laboratoriumstisch zum Altar wird. Vorher wird nicht das Geringste davon verraten
werden, wie die lebendigen Wesen zusammengefügt sind. Mit anderen Worten: Das Ich als
erkennendes lebt im Mineralreich und wird aufsteigen zum Pflanzenreich und wird dieses
dann ebenso begreifen lernen wie heute das Mineralreich. Später wird es auch die
Gesetzmäßigkeit des Tierreiches und dann die des Menschenreiches begreifen lernen. Alle
Menschen werden lernen, das Innere der Pflanze, des Tieres und des Menschen zu
begreifen; das sind Zukunftsperspektiven. Was man wirklich begreift, das kann man auch
darstellen, zum Beispiel eine Uhr. Der heutige Mensch wird niemals etwas aus der
lebendigen Natur darstellen können ohne Hilfe der Wesenheiten, die hinter der Natur
stehen, solange es nicht eine sakramentale Handlung für ihn sein wird. Dann erst wird er
aufsteigen vom Mineralreich zum Reiche des Pflanzlichen. Der Mensch ist heute Mensch,
aber er erkennt nur im Mineralreich. Des Menschen Ich lebt in menschlicher Gestalt, aber
wenn des Menschen Ich in die Umwelt schaut, so erkennt es nur im Mineralreich. Dieses Ich
bringt also nur die Fähigkeit zunächst auf, das Blut mineralisch zu durchleben, denn mehr
kann es nicht. Wenn auch bei Tage das Ich im Blute lebt, es bewohnt und durchlebt, so tut es
das nur mineralisch.

Wie tut es das? - Wenn Sie hinausschauen in die Welt, da eröffnet Ihnen Ihre Erkenntnis die
Gesetze des mineralischen Reiches. Beachten Sie diese eigentümliche Art der menschlichen
Tätigkeit. Sie schauen hinaus mit Ihren Sinnen und Sie nehmen die Gesetze des
Mineralischen auf und prägen diese Gesetze dem Blute ein während des Wachens, Sie
drängen sie in das ganze Blut hinein, Sie beleben das Blut mineralisch. Das ist der
eigentümliche Gang dessen, was geschieht bei der Erkenntnis. Stellen Sie sich den Menschen
schematisch vor (siehe Zeichnung), so strömen von allen Seiten die Gesetzmäßigkeiten der
mineralischen Welt auf ihn ein. Sie bleiben aber nicht stehen bei den Sinnesorganen,
sondern rinnen mit dem Blute durch den ganzen Körper des Menschen im wachen Zustande.

Datei:Elementarreich4.gif

Was tut die pflanzliche Welt? - Wie es mit der Pflanze ist, darauf kommen Sie, wenn Sie sich
folgendes genau überlegen. Es ist Ihnen immer gesagt worden, daß das Ich an den anderen
Leibern arbeitet und den Astralleib umgestaltet zum Geistselbst. In demselben Maße, wie
das geschieht, fließen die Gesetze des Pflanzenreichs in das Nervensystem des Menschen
ein. Wenn der Mensch die nächste Stufe des Hellsehens erreicht, so fließen die Gesetze des
Tierreichs in sein Drüsensystem ein, und wenn der Mensch umgestaltend am physischen
Leibe arbeitet, so fließen die Gesetze des Menschenreichs selbst in den menschlichen Leib
ein. Das ist alles für den Wachzustand gedacht und für die Zustände des höheren
hellseherischen Bewußtseins. Der Mensch ist also jetzt auf der Stufe angelangt, wo das Ich
die Gesetze des Mineralreichs einströmen läßt in das Blut. Das kann das Ich nur im
Wachzustande, dann nur kommen die mineralischen Gesetze in das Blut. Wenn der Mensch
schläft, muß auch das Blut versorgt werden. Und weil an diesem Blute gearbeitet worden ist
durch vier Stufen hindurch, so müssen drei andere Gewalten eintreten. Zunächst eine
Gewalt, die am nächsten verwandt ist der Art und Weise, wie das Ich hineinarbeitet in das
Blut; diese Gewalt ist eine, die nicht bis zum physischen Plan herabgestiegen ist. Das Blut
würde absterben, wenn nicht ein anderes Ich daran arbeitete, während der Mensch schläft.
Ein anderes Ich, das oben auf dem Astralplan geblieben ist, das greift ein und übernimmt
einstweilen die Arbeit an dem Blute. Wenn wir das menschliche Blut, diesen «besonderen
Saft» betrachten, so wirkt während des Wachens ein das Ich des Menschen auf dem
physischen Plan, in der Nacht wirkt auf das Blut ein Ich, das auf dem Astralplan ist. Es gibt
solche Iche.

Nun habe ich Ihnen vorher angeführt Iche auf dem astralischen Plan, die Gruppen-Iche der
Tiere; jetzt haben wir eine andere Gattung von Ichen, die auf dem astralischen Plane leben
und hereinwirken auf den Menschen und das Blut beleben, während das menschliche Ich es
verlassen hat. Womit? Was bringen sie in das Blut hinein? - Das, was seit dem Saturn im
Menschenleibe sein muß: Feuer, Wärme. Das sind Geister, die nie bis zum physischen Plan
heruntergestiegen sind, geistige Wesenheiten, die auf dem Astralplan leben und einen Leib
von Feuer haben. Im mineralischen Reich erscheint uns jedes Ding in einem gewissen
Wärmezustand. So treffen Sie die Wärme in Ihrer Umgebung als Eigenschaft von festen,
flüssigen und luftförmigen Körpern. Denken Sie sich die Wärme einmal abgesondert - das
gibt es auf dem physischen Plane nicht. Aber auf dem Astralplan würden Sie solche hin- und
herflutende Wärme, solches Feuer finden, das als selbständiges Wesen hin- und herzieht,
und darin Wesenheiten verkörpert, so wie wir selbst waren auf dem Saturn. Diese ziehen in
der Nacht in das Blut ein und beleben es mit ihrer Wärme. Aber auch noch etwas anderes
muß stattfinden, denn das Blut ist auch verlassen vom astralischen Leib, und auch dieser ist
zu seiner Bildung notwendig. Es genügt also nicht, daß diese Ich-Wesen sich heranmachen in
der Nacht und mit ihrem Wärmeleib am Menschen arbeiten, sondern es müssen noch solche
Wesenheiten hinzukommen, die das Blut so bearbeiten können, wie es der Astralleib tut.
Diese Wesenheiten haben ihr Ich auf dem Devachanplane; dieses Ich hat einen viel höheren
Leib, der sich nicht einmal bis zur Wärme verdichtet hat. Das Ich, das ich zuerst beschrieben
habe, ist niemals bis zur physischen Welt heruntergestiegen; es ist auf dem Astralplan
geblieben. Das zweite Ich ist noch weniger tief heruntergestiegen; es hat nie den Astralplan
betreten und ist auf dem Devachanplane geblieben. Es durchdringt das Blut und bewirkt in
ihm dasselbe, was der menschliche Astralleib bei Tage tut.

So sehen Sie also, wie wir in der Tat in der Nacht behütet und beschützt werden von
höheren Wesenheiten, die nicht im Mineralreich leben. Das Ich des Menschen stieg bis zum
Mineralreich herunter und wird dann aufsteigen bis zum Pflanzenreich und so weiter. Diese
anderen Iche sind stufenweise zurückgeblieben hinter dem Menschenreich: sie bilden die
verborgenen Reiche, die Elementarreiche, die hinter unserer physischen Welt liegen und die
hereinwirken in unsere physische Welt. Das erste Wesen, welches nachts im Blute wirkt, hat
einen Wärmeleib, gerade wie Sie einen physischen Leib haben; es durchdringt das Blut mit
Wärme und lebt indes auf dem Astralplan im Wärmeleib, und durch diesen Wärmeleib
gehört es dem dritten Elementarreich an. Diese Wesen des dritten Elementarreichs sind die
Genossen der Gruppenseelen der Tiere; zu derselben Region gehören sie. Und diese Iche,
was können sie denn eigentlich? - Sie brauchen das nicht zu können, was des Menschen Ich
kann, das heruntergestiegen ist bis in die physisch-sinnliche Welt; aber sie können das
Menschen-Ich ersetzen vom Astralplan aus. Diese Iche wirken vom Astralplan herein wie die
tierischen Gruppen-Iche auf die Tiere, daher gewahren wir sie als ähnliche Wesen wie die
tierischen Gruppen-Iche, das heißt, sie beleben den Astralleib des Menschen mit Trieben,
Begierden und Leidenschaften. Wenn wir nun einen Astralleib vor uns haben, was lebt in
diesem Astralleib? - Es leben darin außer dem Ich noch Wesenheiten, die ihr Ich haben auf
dem Astralplan. Sie durchsetzen den astralischen Leib wie die Maden den Käse. Das ist das
dritte Elementarreich; dieses Reich gestaltet die Triebe und Leidenschaften, die tierisch sind.

Dahinter liegt ein anderes Reich: das zweite Elementarreich. Es wirkt und formt in einem
reineren Element, es formt und gliedert die Gestalten der Pflanzen; es wirkt auch auf den
Menschen auf seine vielen pflanzlichen Elemente: Nägel, Haare und so weiter. Diese sind
nicht vom Astralleib durchdrungen, sondern nur vom Ätherleib, daher sind sie nicht
schmerzempfindlich. Die Haare und Nägel sind solche Produkte, von denen sich der
Astralleib schon wieder zurückgezogen hat, man kann sie schneiden, ohne Schmerz zu
verursachen; früher war der Astralleib darin. Vieles im Menschen ist pflanzlicher Natur, und
in all dieses Pflanzliche wirken die Wesen des zweiten Elementarreichs hinein. So daß das,
was an der Pflanze den Leib aufbaut, Kräfte des zweiten Elementarreichs sind. In den
Pflanzen wirken zusammen das Pflanzen-Ich, das den Äther- und Astralleib durchzieht, und
diese Wesen des zweiten Elementarreichs. Das Pflanzen-Ich auf dem Devachanplan ist ein
Genösse der Wesenheiten des zweiten Elementarreichs. Und während das Pflanzen-Ich von
innen auf die Pflanze wirkt, wirken diese Wesenheiten von außen, formen sie, bringen sie
zum Erschließen, zum Aufblühen. Die ganze Pflanze ist durchzogen vom Ätherleib. Einen
eigenen Astralleib hat die Pflanze aber nicht, sondern der ganze Astralleib des Erdplaneten
ist der gemeinsame Astralleib der Pflanzen. Das Ich der Pflanzen ist im Mittelpunkt der Erde
für alle Pflanzen. Alle Gruppen-Iche der Pflanzen sind zentralisiert im Mittelpunkt der Erde.
Daher ist es auch so, daß, wenn Sie die Pflanze ausreißen, Sie der Erde wehe tun; aber wenn
Sie eine Blume abpflücken, so ist das ein solches Wohlgefühl für die Erde, wie es für die Kuh
ist, wenn das Kalb die Milch saugt. Ein wunderbarer Eindruck ist es auch, wenn man die
Saaten und das Getreide im Herbst mäht, wie dann große Ströme von Wohlgefühl über die
Erde hinziehen! Die Wesenheiten, welche aus dem zweiten Elementarreich wirken und die
Pflanzen in die Gestalt schießen lassen, fliegen von allen Seiten auf die Pflanze ein wie
Schmetterlinge. Sie arbeiten an der Wiederholung der Blätter, Blüten und so weiter. Das ist
das, was aus dem zweiten Elementarreich einwirkt.
Datei:Elementarreich5.gif

Es gibt ebenso ein erstes Elementarreich, und das gibt den Mineralien die Gestalt. Die Tiere
haben ihre Triebgestalt von den Wesenheiten des dritten Elementarreiches. Die Blätter und
so weiter der Pflanzen werden von dem zweiten Elementarreich gestaltet; es arbeitet
hauptsächlich in Wiederholungen. Die Gestaltungskräfte der Mineralien, die aus dem
Gestaltlosen herauswirken, die sind im höheren Devachan zu finden. Diese drei
Elementarreiche durchdringen sich, strömen ineinander. Wer sich alles getrennt vorstellt,
kann nie zu realen Vorstellungen kommen. Im Pflanzenreich haben Sie Pflanzenreich und
Mineralreich, im Tierreich haben Sie Tierreich, Pflanzenreich und Mineralreich
ineinandergeschoben. Beim Menschen kommt noch das Ich hinzu. Mit dem Einziehen des Ich
ist erst auf der Erde das Menschenreich entstanden. Das Ich macht erst den Menschen zum
Menschen; es findet seinen Ausdruck im Blute.

Das Ich kann aber erst das Mineralreich erkennend durchdringen; es muß die anderen
Reiche den Wesen der Elementarreiche überlassen. Im Mineralreich steckt außer dem
Mineralreich auch noch das erste Elementarreich, daher haben wir ein gestaltetes
Mineralreich. Die Pflanze ist nur eine gestaltete Pflanze durch das zweite Elementarreich,
sonst wäre sie kugelförmig. Das Tier ist mit Trieben und so weiter ausgestattet, weil
außerdem noch das dritte Elementarreich hinzukommt. Unsere Welt ist etwas, was
ineinandergeschoben ist; nur wenn wir unsere Begriffe flüssig machen, kommen wir
allmählich dahin, die Sache zu begreifen.

Wenn wir uns vorstellen wollen, wie sich das verhält mit dem dritten Elementarreich im
Tierreich, so können wir es uns an einem Beispiel klarmachen. Sie alle kennen den Vogelflug.
Die Vögel haben ganz bestimmte Bahnen für ihre Züge, von Nordosten nach Südwesten, von
Südwesten nach Nordosten. Diese Züge, von wem werden sie dirigiert? - Von den
Gruppenseelen der Vögel. In diesen Zügen kommt der Trieb zum Ausdruck für die
regelmäßigen Wanderungen über die Erde hin; da dirigieren die Gattungs- oder
Gruppenseelen der Tiere. Dagegen geben dem Tiere die Gestalt, so daß es diesen Trieb
haben kann, so daß es einen Träger für den Trieb hat, die Wesenheiten des dritten
Elementarreichs, die Genossen der tierischen Gruppenseelen. Trivial würde man sagen:
Diejenigen Iche, die die Gruppenseelen der Tiere sind, sind eine Gesellschaft auf dem
Astralplan; eine andere Gesellschaft sind die Wesenheiten des dritten Elementarreichs. Aber
sie müssen in holder Eintracht zusammenwirken, die einen geben die Triebe, die anderen
dafür die Körper, formen und gestalten sie, damit der Trieb sich ausleben kann.

Die physischen Gestalten der Pflanzen rühren her von den Wesen des zweiten
Elementarreichs. Alles, was in den Mineralien gestaltet, das sind die Wesen des ersten
Elementarreichs. Die Kräfte der Mineralien, was als Abstoßung und Anziehung wirkt, die
atomistischen Kräfte, rühren her von den Gruppen-Ichen der Mineralien. Was die Mineralien
gestaltet, das sind die Wesen des ersten Elementarreichs.

Hier wird eine Perspektive eröffnet, wo man zu suchen hat die Wirkungen der Reiche in
unserer Welt. Man muß sich aber sehr genau einlassen auf diese Dinge. So kann man zur
Pflanze sagen: Du bist ein lebendes Wesen; das verdankst du dem Pflanzen-Ich. Aber die
Gestalt geben dir die Wesen des zweiten Elementarreichs.
Damit schließen sich nun die verschiedenen Reiche zusammen. Es sind deren sieben. Das
erste Elementarreich ist dasjenige, das den Mineralien die Form gibt, zum Beispiel den
Kristallen. Das zweite Elementarreich wirkt in der Gestaltung der Pflanzengestalten. Das
dritte Elementarreich belebt das Blut im Schlafe und gestaltet zugleich das Triebleben der
Tiere. Das Mineralreich ist dasjenige, wo ein Ich im Mineralreich hineinarbeiten kann, das
Pflanzenreich ein solches, wo ein Ich eine Pflanzenwelt hineinformen kann, das Tierreich
dasjenige, wo ein Ich eine Tierwelt hineinformen kann, das Menschenreich dasjenige, wo ein
Ich eine Menschenwelt hineinformen kann. Daraus sieht man, daß Geduld gehört zur
Durchdringung der Geisteswissenschaft. Die Welt ist kompliziert gebaut, die höchsten
Wahrheiten sind nicht die einfachsten. Es ist eine maßlos törichte Rederei, zu behaupten,
daß man die höchsten Dinge mit den einfachsten Begriffen fassen könne. Es kommt das nur
aus der Bequemlichkeit. Man sieht ein, daß man eine Uhr nicht gleich verstehen kann, aber
die Welt will man sofort verstehen. Will man das Göttliche erkennen, so braucht man eine
endlose Geduld, da das Göttliche alles enthält. Um die Welt zu verstehen, will man die
einfachsten Begriffe anwenden. Das ist Bequemlichkeit, so fromm es auch die Seele sagt. Das
Göttliche ist tief, und ewige Zeit braucht man, um es zu erkennen. Der Mensch trägt wohl
den Funken der Gottheit in sich, aber erst im Sammeln der Weltentatsachen kann man das
Wesen der Gottheit erkennen..." (Lit.: GA 98, S. 130ff)

Der Durchgang des Menschen durch die Elementarreiche


„Ein Keim war es, der aus früherer Zeit herüberkam in unsere Entwicklung hinein. Ein
gestaltloser Erdenkeim ist der Mensch gewesen. Diesen Zeitpunkt nennen wir die «Arupa-
Runde», die formlose Runde. So haben wir vier Zeitabschnitte bis zu dem, in dem wir heute
stehen. Wir nennen diese Zeitabschnitte «Runden». Die erste, zweite, dritte Runde sind
verflossen; in der vierten Runde stehen wir jetzt darin, und drei weitere Runden werden
folgen, von denen wir noch zu sprechen haben werden. Wir nennen den Menschen der
vierten Runde den Menschen des Mineralreiches, weil er sich in den mineralischen Kräften
gestaltet hat; und wir nennen einen Menschen der vorhergehenden Runde, der astralen
Runde, in der er seinen Astralkörper formen konnte, einen Menschen des dritten
Elementarreiches. Wir unterscheiden den Menschen des dritten, zweiten und ersten
Elementarreiches. Während des ersten Elementarreiches oder der ersten Runde bewegten
sich die Gedanken des Menschen in einer formlosen Gedankenmaterie. Während des
zweiten Elementarreiches oder der zweiten Runde bewegten sich die menschlichen
Gedanken in gestalteter Gedankenmaterie. Und im dritten Elementarreiche konnten sich die
menschlichen Gedanken schon gestalten bis zum Wunsche; sie konnten jene Gestalt
annehmen, die wir als astrale Strahlen verfolgen können in der astralen Welt. Erst in der
vierten Runde ist der Mensch soweit, daß er das Mineralreich beherrscht. So wie in der
dritten Runde aus der Astralmaterie sich gebildet hat ein menschliches Astralgehirn, so
konnte der Mensch in der vierten Runde sich ein physisches Gehirn bilden, in dem er denken
kann.“ (Lit.:GA 89, S. 103f)

Literatur
sElementarwesen der Geburt und des Todes
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Elementarwesen der Geburt)
Die Elementarwesen der Geburt und des Todes leben in jenem Bereich der geistigen Welt,
der unmittelbar an die physisch-sinnliche Welt angrenzt. Es handelt es sich dabei um Wesen,
die eigentlich dem physischen Plan feindlich sind. Und doch ist eine eherne Notwendigkeit,
dass sich die Götter solcher Wesenheiten bedienen, damit sich der Mensch durch die Geburt
auf Erden inkarnieren kann und sie mit dem Tod wieder verlässt.

„Ich will heute von einer Klasse dieser Wesenheiten zu Ihnen sprechen, und zwar von
derjenigen Klasse, welche im Weitenzusammenhange ihre Aufgabe hat bei der Geburt und
bei dem Tode des Menschen. Man soll nur ja nicht glauben, daß Geburt und Tod des
Menschen das sind, als was sie sich der äußeren sinnlichen Beobachtung darstellen. Wenn
der Mensch hereintritt aus der geistigen Welt in diese physische Welt und wenn er
wiederum heraustritt aus dieser physischen Welt in die geistige Welt, dann wirken bei diesen
Vorgängen geistige Wesenheiten mit. Nennen wir sie heute, um Namen zu haben, die
Elementargeister der Geburt und des Todes. Es war wirklich so, daß diejenigen
Persönlichkeiten, die bisher in die Mysterien eingeweiht waren, es als ihre strengste Aufgabe
betrachtet haben, in weiterem Umkreise den Menschen gerade von diesen Elementarwesen
der Geburt und des Todes nicht zu sprechen. Denn spricht man von ihnen, von der ganzen
Art und Weise, wie diese Elementargeister der Geburt und des Todes leben, dann spricht
man von einem Gebiete, das dem Menschen, so wie er sich nun einmal geistig-seelisch
entwickelt hat bisher in der nachatlantischen Zeit, doch vorkommt wie glühende Kohle. Man
könnte auch einen andern Vergleich wählen. Lernt der Mensch genauer und mit vollem
Bewußtsein das Wesen dieser Elementargeister der Geburt und des Todes kennen, so lernt
er eigentlich Kräfte kennen in diesen Wesen, die dem Leben hier auf dem physischen Plan
feindlich sind. Schon das muß für eine einigermaßen normal empfindende Seele eine
erschütternde Wahrheit sein, wenn sie hört, daß die die Weltengeschikke lenkenden
göttlich-geistigen Wesenheiten, um Geburt und Tod des Menschen in der physischen Welt
zustandezubringen, sich solcher Elementargeister bedienen müssen, die eigentlich feindlich
gesinnt sind allem, was hier auf dem physischen Plan der Mensch als sein Wohlergehen, als
seine Wohlfahrt sucht und begehrt. Würde nur alles das bewirkt werden, was der Mensch
gerne mag: daß es ihm hier bequem gehe auf dem physischen Plan, daß er gesund wachen
und schlafen, gesund seine Arbeit verrichten kann, würde es nur Wesen geben, die diesem
bequemen Verlauf des Lebens vorstehen, so würden Geburt und Tod nicht
Zustandekommen können. Die Götter brauchen schon einmal, um Geburt und Tod
zustandezubringen, solche Wesenheiten, die eigentlich in ihrer ganzen Gesinnung und ihrer
ganzen Weltauffassung einen Drang haben, dasjenige zu zerstören, zu verwüsten, was dem
Menschen seine Wohlfahrt hier auf dem physischen Plan bewirkt.“ (Lit.:GA 177, S. 65f)

Der Mensch begegnet den Elementarwesen von Geburt und Tod, sobald er die Schwelle der
geistigen Welt übertritt. Das Wissen um ihre Existenz wurde in den alten Mysterien streng
geheim gehalten, denn ein Missbrauch ihrer Kräfte zu egoistischen Zwecken könnte in der
physischen Welt schreckliche Zerstörungen anrichten.

„Man muß sich schon mit der Idee bekanntmachen, daß die Welt nicht so eingerichtet ist,
wie sie die Menschen gern haben möchten, sondern daß es in der Welt das gibt, was in den
ägyptischen Mysterien die eherne Notwendigkeit genannt wurde. Und zu dieser ehernen
Notwendigkeit gehört es, daß die Götter sich solcher, dem physischen Weltengange
feindlicher Wesenheiten bedienen, damit Geburt und Tod des Menschen Zustandekommen
können. Da blicken wir hin auf eine Welt, die unmittelbar an die unsere angrenzt, die auch
täglich, stündlich mit der unsrigen zu tun hat, denn auf der Erde geschehen täglich, stündlich
die Vorgänge der Geburt und des Todes. Und in dem Augenblick, wo der Mensch die
Schwelle überschreitet zu dieser Welt, da kommt er in eine Regsamkeit, in ein Leben von
Wesen hinein, die zerstörerisch für das gewöhnliche physische Leben des Menschen in ihrem
ganzen Gebaren, in ihrem Begehren und in ihrer Weltanschauung sind. Hätte man bisher
außerhalb der Mysterien die Menschen im weitesten Umfange bekanntgemacht damit, daß
es solche Wesenheiten gibt, hätte man dem Menschen Begriffe beigebracht von diesen
Wesenheiten, es würde ganz gewiß das folgende geschehen sein. Die Menschen, die
durchaus nicht zurechtkommen mit ihren Instinkten und ihren Trieben, mit ihren
Leidenschaften, die würden, wenn sie gewußt hätten: fortwährend sind um uns
zerstörerische Wesenheiten -, die würden sich der Kräfte dieser zerstörerischen
Wesenheiten bedient haben - nun nicht wie die Götter sich ihrer bedienen bei Geburt und
Tod, sondern innerhalb des physischen Lebens. Wenn die Menschen Lust gehabt hätten, auf
diesem oder jenem Gebiete zerstörerisch zu wirken, wäre ihnen reichlich Gelegenheit
geboten gewesen, diese Wesenheiten zu ihren Dienern zu nehmen, denn man kann leicht
diese Wesenheiten zu seinen Dienern nehmen. Damit das gewöhnliche Leben bewahrt bleibt
vor den zerstörerischen Wesen der Elementargeister der Geburt und des Todes, wurde
geschwiegen von dieser Weisheit.“ (S. 66f)

Im gegenwärtigen Bewusstseinsseelenzeitalter kann über diese Wesenheiten nicht mehr


geschwiegen werden, denn sie wirken auch in der Technik, die der Mensch heute immer
schneller hervorbringt. Mit voller Verantwortung wird er diese nur weiter entwickeln und
benutzen können, wenn er weiß, dass er damit nun Kräfte, über die einst nur die Götter
verfügen durften, in seinen Dienst stellt.

„Nun sind diejenigen Elementargeister, welche seit dem 18. Jahrhundert unserer Kultur die
Impulse geben, von derselben Art wie die, welcher sich die Götter bedienen, um Geburt und
Tod herbeizuführen. Das ist eines der Geheimnisse, mit denen sich der Mensch in der
Gegenwart bekanntmachen muß. Und das weltgeschichtliche Gesetz, wie ich es genannt
habe, besteht darin, daß die Entwickelung so vor sich geht, daß immer auf einem gewissen
Gebiete von elementargeistigen Wesenheiten zuerst die Götter herrschend sind, und
nachher kommen die Menschen selbst in dieses Gebiet hinein und bedienen sich dieser
elementargeistigen Wesenheiten. Während also in älteren Zeiten die Elementargeister der
Geburt und des Todes im wesentlichen Diener der göttlich-geistigen Weltenlenker waren,
werden von unserer Zeit an - es ist ja schon einige Zeit her, daß das im Gange ist - diese
Elementargeister der Geburt und des Todes die Diener von Technik, Industrie, von
kommerziellem Menschenwesen. Das ist wichtig, daß wir diese erschütternde Wahrheit in
aller Stärke und Intensität auf unsere Seele wirken lassen.“ (S. 68f)

„Wir stehen erst am Anfange jener Tätigkeit der Technik, der Industrie, des Kommerziums, in
die hinein die Elementargeister der Geburt und des Todes ihre Wirkung treiben. Das wird
immer stärker und stärker werden, das wird immer einschneidender sein. Davor kann man
die Menschheit nicht behüten, denn die Kultur muß fortschreiten. Und die Kultur unseres
Zeitalters und der Zukunft muß eine solche sein, daß die Elementargeister der Geburt und
des Todes, während sie bis zu einem gewissen Zeitpunkt, bisher eben nur beim physischen
Entstehen und Vergehen des Menschen gewirkt haben unter der Direktion der Götter, daß
diese Eiementargeister mit denselben Kräften, mit denen sie bei Geburt und Tod wirken,
innerhalb von Technik, Industrie, Kommerzium und so weiter wirken.“ (S. 70f)
„Die Kultur muß vorwärtsschreiten im technischen, industriellen und kommerziellen Sinne.
Aber die Kultur, die auf diese Weise vorwärtsschreitet, kann ihrem Wesen nach nicht zur
Wohlfahrt der Menschen auf dem physischen Plane dienen, sondern sie kann ihrem Wesen
nach nur etwas Zerstörerisches für diese Wohlfahrt in sich schließen.“ (S. 71)

In der antlantischen Zeit, namentlich in deren ersten vier Epochen, bedienten sich die Götter
dieser Elementarwesenheiten, um das Wachstum der damals noch sehr weichen
menschlichen Leiblichkeit so zu regulieren, wie es ihrem Seelenwesen entsprach. Später
führte der Missbrauch dieser Kräfte durch die Menschen, in denen bereits ein starker
Gruppenegoismus erwacht war, zum Untergang der Atlantis - der allerdings auch notwendig
war, damit der Mensch in der nachatlantischen Zeit allmählich seine Individualität entfalten
kann.

„Da spielt sich etwas ab, von der Zeit der fünften nachatlantischen Kulturperiode an, in der
wir drinnenstehen, was ähnlich ist einer Sache, auf die ich öfter aufmerksam gemacht habe,
die sich während der atlantischen Zeit abspielte; nur spielte sie sich damals während der
vierten atlantischen Kulturperiode ab. Damals nämlich, in der atlantischen Zeit, bedienten
sich die göttlich-geistigen Wesen, welche die Menschheitsentwickelung lenkten, bis zur
vierten atlantischen Kulturepoche gewisser Elementarwesen. Dieser Elementarwesen
mußten sie sich bedienen, weil damals nicht nur so wie jetzt Geburt und Tod gelenkt werden
mußten, sondern weil damals, ich möchte sagen der Erde näher, etwas anderes noch gelenkt
werden mußte. Erinnern Sie sich an manche Schilderungen, die ich in bezug auf die
atlantische Zeit gegeben habe, wie da der Mensch noch beweglich war in seinem ganzen
materiellen Wesen, wie er durch die Seele groß wachsen konnte und ein Zwerg bleiben
konnte, wie sich das Äußere richtete nach dem Seelenwesen. Erinnern Sie sich an das alles.
Während heute nach außen hin der Dienst, den gewisse Elementarwesen bei Geburt und
Tod den göttlich-geistigen Wesen leisten, deutlich sichtbar ist, war es dazumal so, daß auch
durch das menschliche Leben hindurch, wenn sich so das Äußere dem Inneren konform
gestaltete, gewisse Elementarwesenheiten den Göttern dienten. Als nun die atlantische Zeit
in ihre vierte Kulturperiode getreten war, da wurden gewissermaßen die Menschen wieder
Herrscher über diese selben Elementarwesenheiten, welche die Götter früher gebraucht
haben zum Wachstum und zur physiognomischen Ausgestaltung der Menschen im großen.
Die Menschen wurden Herrscher über gewisse Götterkräfte, und sie bedienten sich dieser
Götterkräfte. Die Folge davon war, daß von einem gewissen Zeitpunkt der atlantischen Zeit
ab - so in der Mitte der atlantischen Zeit etwa - es im Begehren des einzelnen Menschen
liegen konnte, seine Mitmenschen dadurch zu schädigen, daß er ihnen allerlei anschuf: daß
er sie während des Wachstums in der Zwerghaftigkeit hielt oder zu Riesen machte, daß er
den physischen Organismus sich so entwickeln ließ, daß der Betreffende ein gescheiter
Mensch oder ein Idiot wurde. Das ergab in der Mitte der atlantischen Zeit etwas, was eine
furchtbare Macht in den Händen der Menschen war. Und Sie wissen, ich habe darauf
aufmerksam gemacht, es wurde dieses Geheimnis nicht gehütet. Aber das liegt nicht daran,
daß etwa durch eine Schlechtigkeit dieses Geheimnis nicht gehütet worden ist, sondern es
mußte eben nach einem gewissen welthistorischen Gesetz dasjenige, was vorher bloße
Götterarbeit war, Menschenarbeit werden. Das alles aber hat innerhalb der atlantischen Zeit
zu jenem großen Unfug geführt - zu allen möglichen Gewalttätigkeiten hat das geführt; Sie
brauchen sich jetzt nur zu erinnern an das, was ja in der atlantischen Zeit eintrat und was
hier öfter geschildert worden ist -, zu jenem Unfug, der notwendig machte, die ganze
atlantische Kultur im Verlaufe der letzten vier beziehungsweise drei atlantischen
Kulturperioden dem Untergang entgegenzuführen. Und von der Atlantis her ist unsere Kultur
so gerettet worden, so herübergebracht worden, wie das öfter dargestellt worden ist.“ (S.
69f)

„Und geradeso wie das, was ich Ihnen angedeutet habe in bezug auf die atlantische Zeit,
zum Untergang der atlantischen Zeit führte, damit eine andere Menschheit kommen konnte,
so enthält dasjenige, was sich jetzt inauguriert als kaufmännische, industrielle, technische
Kultur, die Elemente, welche zum Untergang der fünften Erdperiode führen. Und nur
derjenige sieht klar, nur der sieht die Dinge, wie sie sind, der sich gesteht: Damit beginnen
wir an dem zu arbeiten, was die Katastrophe herbeiführen muß.“ Anonym
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Sylphen
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(Weitergeleitet von Elementarwesen der Luft)

Ariel und Prospero in Shakespeare's Der Sturm


Die Sylphen, Luftgeister[1] oder Elementarwesen der Luft weben und wirken im Luftig-
Wärmehaften, das von Licht durchsetzt ist, in den Bewegungen der Wolken und des Windes,
von der feinsten Brise bis zum mächtigen Sturm. Zu ihnen zählen auch mancherlei Elfen und
die riesenhaften Sturmgeister. Ihre bekanntesten Vertreter in der Dichtung sind der in
Shakespeares Sturm auftretende Luftgeist Ariel, der auch in Goethes Faust vorkommt, sowie
der Elfenkönig Oberon und die Elfenkönigin Titania aus dem Sommernachtstraum.

Ursprung und Wesen der Sylphen


Sylphen sind Elementarwesen, die als Abschnürung aus der Hierarchie der Angeloi
hervorgegangen sind (Lit.: GA 136, S. 64). Sie tragen an die Pflanze den Lichtäther heran und
plastizieren gemeinsamen mit den Undinen die Urpflanze aus. Nach dem Verwelken
"träufelt" diese Pflanzenform hinunter in die Erde, wo sie von den Gnomen wahrgenommen
und bewahrt wird. Das ist das eigentlich weibliche der Pflanze.

Als Wesensglieder haben die Sylphen Astralleib, Ätherleib, physischen Leib und noch ein
Wesensglied, das dem dritten Elementarreich angehört.
Die Sylphen und das Tier- und Pflanzenreich
„Da wo Tier und Pflanze sich berühren, da wirken die Sylphen. Die Sylphen sind gebunden an
das Element der Luft, sie leiten die Bienen zu den Blüten. So verdanken wir fast alle
nützlichen Erkenntnisse der Bienenzucht den alten Traditionen, und gerade bei der
Bienenzucht können wir viel von ihnen lernen. Denn was heutzutage als Wissenschaft über
die Bienen existiert, ist vollständig von Irrtum durchzogen, und die alte Weisheit, die sich
fortgepflanzt hat durch Tradition, wird dadurch nur beirrt. Die Wissenschaft erweist sich da
als etwas Unbrauchbares. Nützlich sind nur die alten Handgriffe, deren Ursprung unbekannt
ist, weil der Mensch damals als Leitfaden die geistige Welt benützte.“ (Lit.:GA 98, S. 91)

Die Sylphen sind dem menschlichen Willen verwandt


Die Syplphen sind dem menschlichen Willen verwandt:

"Und ebenso ist im Luftförmigen eine Summe von Elementarwesen enthalten. Alle diese
Wesenheiten verlieren, je mehr sie sich dem Luftförmigen nähern, immer mehr und mehr
ihre Sehnsucht nach Mannigfaltigkeit. Wir haben das Gefühl, daß selbst die Zahl uns nichts
mehr hilft, indem wir zu dem Luftförmigen heraufdringen. Einheit wird erstrebt immer mehr
und mehr. Dennoch leben in einer großen Mannigfaltigkeit - und verwandt mit dem
menschlichen Willen - die Elementarwesen der Luft. Mit dem menschlichen Verstand sind
verwandt, innerlich verwandt, die Elementarwesen des Festen, mit dem menschlichen
Gefühl die Elementarwesen des Flüssigen, mit dem menschlichen Willen die
Elementarwesen des luftförmigen Elementes." (Lit.: GA 211, S. 203ff)
Die Sylphen haben eine feine Empfindung für die feinsten Bewegungen des Luftraumes, den
sie tönend empfinden, und werden besonders angezogen vom Vogelflug. Die Sylphen fügen
zu den Vögeln, die eigentlich ganz Kopf sind, geistig das Gliedmassen-Stoffwechselsystem
hinzu (Kuh). Sylphen finden sich auch ganz besonders dort, wo Tier- und Pflanzenreich
einander berühren, also etwa dort, wo Bienen die Blüten umschwirren.

Wenn die Sylphen über ihren Tätigkeitsbereich in der Pflanzenwelt hinausschreiten, können
sie zu riesenhafter Größe anschwellen und werden, ähnlich wie die Salamander, zu Sturm-
und Feuerriesen.

Sylphen und Pflanzengifte


Bösartige Sylphen tragen das, was nur in den oberen Luft- und Wärmeregionen sein soll,
hinunter in die wäßrigen und irdischen Regionen. Indem dabei das Geistig-Seelische
(Himmlische) den Leib gleichsam verbrennt, enstehen Pflanzengifte (z.B. Belladonna).

"Wiederum, die gutartigen Sylphen- und Feuerwesen halten sich ferne von Menschen und
Tieren und beschäftigen sich mit dem Pflanzenwachstum in der Weise, wie ich es angedeutet
habe; aber es gibt eben bösartige. Diese bösartigen tragen vor allen Dingen das, was nur in
den oberen, in den Luft- und Wärmeregionen sein soll, hinunter in die wäßrigen und
irdischen Regionen.

Wenn Sie nun studieren wollen, was da geschieht, wenn diese Sylphenwesen zum Beispiel
aus den oberen Regionen in die niederen Regionen des wäßrigen und erdigen Elementes das
hinuntertragen, was da oben hinaufgehört, dann schauen Sie sich die Belladonna an. Die
Belladonna ist diejenige Pflanze, welche in ihrer Blüte, wenn ich mich so ausdrücken darf,
von der Sylphe geküßt worden ist, und welche dadurch das, was gutartiger Saft sein kann, in
den Giftsaft der Belladonna umgewandelt hat.

Da haben Sie das, was man eine Verschiebung der Sphäre nennen kann. Oben ist es richtig,
wenn die Sylphen ihre Umschlingungskräfte entwickeln, wie ich sie vorhin beschrieben habe,
wo man vom Lichte förmlich betastet wird - denn das braucht die Vogelwelt. Kommt sie aber
herunter, die Sylphe, und verwendet sie das, was sie oben anwenden sollte, unten in bezug
auf die Pflanzenwelt, dann entsteht ein scharfes Pflanzengift. Parasitäre Wesen durch
Gnomen und Undinen; durch Sylphen die Gifte, die eigentlich das zu tief auf die Erde
geströmte Himmlische sind. Wenn der Mensch oder manche Tiere die Belladonna essen, die
aussieht wie eine Kirsche, nur daß sie sich verbirgt im Kelch drinnen - es wird
hinuntergedrückt, man kann es noch der Form der Belladonna ansehen, was ich jetzt eben
beschrieben habe -, wenn der Mensch oder gewisse Tiere die Belladonna essen, so sterben
sie davon. Aber sehen Sie einmal Drosseln und Amseln an: die setzen sich auf die Belladonna
und haben daran ihre beste Nahrung in der Welt. In deren Region gehört das, was in der
Belladonna ist.

Es ist doch ein merkwürdiges Phänomen, daß die Tiere und die Menschen, die eigentlich mit
ihren unteren Organen erdgebunden sind, das, was an der Erde in der Belladonna verdorben
ist, als Gift aufnehmen, daß dagegen so repräsentative Vögel wie die Drosseln und Amseln,
die also auf geistige Art durch die Sylphen gerade das haben sollen - und durch die
gutartigen Sylphen haben sie es auch -, daß die es vertragen können, auch wenn das, was da
oben in ihrer Region ist, hinuntergetragen wird. Für sie ist Nahrung, was für die mehr an die
Erde gebundenen Wesenheiten Gift ist." (Lit.: GA 230, S. 136f)

Bösartige Salamander steigern in den Pflanzen die Giftwirkung bis in den Samen hinein (z.B.
Bittermandeln).

Begegnung mit den Sylphen im Aufwachtraum


Der Mensch begegnet den Sylphen im Aufwachtraum, unmaskiert würde er sie wie das ihn
umspinnende Sonnenlicht empfinden:

"Wenn der Mensch nun die Nacht durchschlafen hat, um sich gehabt das astralische Meer,
das sich in der mannigfaltigsten Undinenform gestaltet, und dann aufwacht und den
Aufwachetraum hat, dann würde er, wenn dieser Aufwachetraum sich nicht wiederum
maskierte in Lebensreminiszenzen oder in Sinnbildern von inneren Organen, wenn er den
unmaskierten Traum sehen würde, der Welt der Sylphen gegenüberstehen. Aber diese
Sylphen würden für ihn eine merkwürdige Gestalt annehmen. Sie würden so sein, wie wenn
die Sonne etwas schicken wollte, aber etwas schicken wollte, was eigentlich in einer
schwierigen Art auf den Menschen wirkt, was den Menschen in einer gewissen Weise geistig
einschläfert. Wir werden gleich nachher hören, warum das der Fall ist. Dennoch würde der
Mensch, wenn er den unmaskierten Aufwachetraum wahrnehmen würde, in ihm etwas
sehen wie das Hereinflattern, das wesenhafte Hereinflattern des Lichtes. Er würde es
unangenehm auch aus dem Grunde empfinden, weil die Gliedmaßen dieser Sylphen ihn
gewissermaßen umspinnen, umwehen. Er fühlt so, wie wenn das Licht ihn angreifen würde
von allen Seiten, wie wenn das Licht etwas wäre, das einen befällt, gegen das man
außerordentlich sensitiv ist. Vielleicht würde der Mensch auch hie und da dies wie ein
Streicheln des Lichtes empfinden. Aber in all diesen Dingen will ich Ihnen ja nur andeuten,
wie dieses tragende, tastende Licht eigentlich herankommt in der Sylphenform." (Lit.: GA
230, S. 133f)

Sylphen und Atmungsvorgang


"Der Hellseher schaut noch andere Elementargeister, Wesen, die wiederum auf einer
anderen Entwickelungsstufe stehen. Diese Wesen erfüllen die Luft, die wir mit jedem
Atemhauch einatmen und die wir (ohne uns dabei auf chemische Begriffe festzulegen)
wiederum ausatmen als ein Totes, wenn sie von uns verbraucht ist. Für die gewöhnliche
Wahrnehmung ist die eingeatmete Luft die lebende Luft und die ausgeatmete die Todes-
oder tötende Luft. Geistig angeschaut ist aber die Einatmung der Tod der Elementarwesen
der Luft, und mit der Ausatmung leben sie wiederum auf. So durchziehen diese Wesen
unseren ganzen Organismus und sie haben von allem Anfang an mitgearbeitet an dessen
Aufbau." (Lit.: GA 265, S. 358f)

Literatur
Flensburger Hefte 79 Was die Naturgeister uns sagen - Im Interview direkt befragt ISBN 3-
935679-09-2
Flensburger Hefte 80 Neue Gespräche mit den Naturgeistern ISBN 3-935679-10-6
FH-Sonderheft Nr. 21 Naturgeister 3 - Von Rauch-, Wiesen-, Torf- und Maschinenwesen ISBN
3-935679-17-3
FH-Sonderheft Nr. 22 Naturgeister 4 - Fragenkompendium ISBN 3-935679-18-1
Rudolf Steiner: Natur- und Geistwesen – ihr Wirken in unserer sichtbaren Welt, GA 98
(1996), ISBN 3-7274-0980-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Rudolf Steiner: Die geistigen Wesenheiten in den Himmelskörpern und Naturreichen, GA 136
(1996), ISBN 3-7274-1361-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Rudolf Steiner: Das Sonnenmysterium und das Mysterium von Tod und Auferstehung, GA
211 (1986) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Rudolf Steiner: Der Mensch als Zusammenklang des schaffenden, bildenden und
gestaltenden Weltenwortes, GA 230 (1985) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English:
rsarchive.org
Rudolf Steiner: Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der
Esoterischen Schule von 1904 bis 1914, GA 265 (1987), ISBN 3-7274-2650-0 pdf pdf(2) html
mobi epub archive.org English: rsarchive.org

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der
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Ich, also über keinen individuellen Geist verfügen.

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Gnome
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(Weitergeleitet von Elementarwesen des Festen)
Victor Hugo: Nachtgnom (1856)

Gnom, Carl Spitzweg, 1848

Heinrich Schlitt: Gnom mit Zeitung und Tabakspfeife unter einem Fliegenpilz, mit Schnecke,
vor ihm auf der Wiese ein Wetterfrosch im Glas. (spätestens 1923)
Gnome, Kobolde[1], Zwerge[2], Wichtelmänner[3], Erdgeister[4], Berggeister, Felsengeister
oder Elementarwesen des Festen sind Elementarwesen, die als Abschnürung aus der
Hierarchie der Archai entstanden sind (Lit.: GA 136, S. 64). Ihre astrale Heimat ist das Innere
der Erde, aus deren geistig-seelischen Schichten sie emporsteigen und darum dem irdisch
verkörperten Menschen besonders nahe stehen[5]. Sie leben als Wurzelgeister im Feucht-
Irdischen und tragen den Lebensäther an die Pflanze heran. Sie sind ganz Sinnesorgan,
nehmen aber mit der Wahrnehmung zugleich die Gedanken auf. Sie nehmen die Ideen des
Weltalls durch die Pflanzen hindurch auf und tragen sie namentlich im Herbst und Winter
durch die Erde. Sie sind überverständige Wesen und haben ihre Entsprechung im
menschlichen Gedankenleben.

Normalerweise sind die Gnome eingeschlossen in den Bereich des Wurzelhaften. Gnome
leben aber auch in allen Gesteinsformationen. Sie können aber auch über diese Grenzen
hinauswachsen, streben eigentlich immer danach, und dadurch wachsen sie sich zu
riesenhafter Gestalt aus: die Gnome werden dann zu Frostriesen.

„Der heutige Initiierte weiß eben durchaus zu sagen, wie aus jedem Stein erkennend im
Bewußtsein erlöst wird ein Geisteswesen, wie andere Geisteswesen aus den Pflanzen erlöst
werden. Sie treten einem entgegen, wenn man nicht bei der äußeren Sinnesanschauung
stehenbleibt. Und jedes Mal, wenn man in die Natur geht, wenn man zum Beispiel zunächst,
aus ihren Steinbehausungen hervorgehend, die koboldartigen Elementarwesen schaut, die
überall, wo die Natur anfängt ein wenig elementar zu werden, drinnen stecken - dann, wenn
man sich so bekannt macht und befreundet mit diesen Elementarwesen, dann sieht man
bald auch hinter diesen Elementarwesen, namentlich hinter den Elementarwesen der
mineralischen Welt, höhere Wesenheiten, die zuletzt hinaufführen bis zur ersten Hierarchie,
bis zu den Seraphim, Cherubim und Thronen.

Und wenn konsequent die Übungen durchgeführt werden, die ich in dem Buche: «Wie
erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?», das ins Englische unter dem Titel
«Initiation» übersetzt ist, angegeben habe, wenn man diese Übungen konsequent, mit
großer innerer Energie, Opferwilligkeit und Hingabe macht, dann ist es eigentlich schon so,
daß man, wenn man den gehörigen inneren Mut bekommt, zunächst auf so etwas kommt,
daß in besonderen mineralischen Einschlägen draußen im Gebirge in einem Stück Stein
ganze Welten von Elementarwesen verborgen sind. Die kommen nur so heraus, nach allen
Seiten schlüpfen sie heraus, werden groß, und bezeugen, daß sie eigentlich nur
zusammengerollt, zusammengeschoben in den Partien der elementarischen Welt sind. Es
sind Wesenheiten zunächst innerhalb des mineralischen Naturgebietes, namentlich wo die
Erde in den Zustand des «Grunelns» kommt, daß sie sich so frisch anfühlt, daß sie
Erdenaroma hat, daß die Pflanzen auch Erdenaroma haben. Wenn man da eintritt in diese
Welt der Elementarwesen, da ist es so, daß diese Elementarwesen schon einem angst und
bange machen können. Und diese Elementarwesen, die da herauskommen, sind von einer
unglaublichen Gescheitheit. Man muß die Bescheidenheit haben, wenn die Zwerge da
heraus sich lösen aus den Naturtatsachen und Naturobjekten, sich zu sagen: Da stehst du
nun, du dummer Mensch, wie gescheit ist doch diese Elementarwelt! - Und weil im Ernste
das doch viele Menschen nicht sagen mögen, weil sie ja nicht einmal sagen mögen, daß ein
kleines Kind, das eben geboren worden ist, viel gescheiter ist als derjenige, der viel gelernt
hat — wenn man es innerlich anschaut —, deshalb entziehen sich zunächst diese
Elementarwesen dem Anblick des Menschen. Kann man aber auf sie eingehen, dann
erweitert sich sozusagen der Horizont, und das, was vorne diese neckischen, einen mit ihrer
Gescheitheit und Klugheit neckenden Zwerge eröffnen als Vordergrund, das trägt in einen
Hintergrund hinein, der bis zu der ersten Hierarchie, bis zu den Seraphim, Cherubim und
Thronen kommt.“ (Lit.:GA 240, S. 266f)

Die Gnome haben als oberstes Wesensglied einen physischen Leib. Darunter haben sie drei
weitere Wesensglieder, die in das dritte, zweite und erste Elementarreich hinunterreichen.
Durch die Wirkung dieser drei unteren Wesensglieder ist der physische Leib der Gnome für
gewöhnlich nicht sinnlich sichtbar. Nur unter dem hohen Druck der Erdentiefen nehmen sie
so etwas wie physische Materialität an. Wird dieser Druck gelöst, zerstiebt diese physische
Materialität sehr schnell (siehe auch -> Wesensglieder der Elementarwesen). Die Gnome
formen ihren Körper aus der unsichtbaren, flüchtigen Schwerkraft, der deshalb ständig
Gefahr läuft, seine Substanz zu verlieren und zu zerfallen. Die Gnome sind darum äußerst
aufmerksam auf ihre Umgebung, auf alles, was ihre Existenz gefährden könnte, und ständig
genötigt, sich gleichsam aus der Schwere immer wieder neu zu erschaffen und erscheinen als
eine sich beständig vervielfältigende, nicht zählbare Vielheit.

„... diese Gnomen binden zusammen, möchte ich sagen, alles, was an Schwerkraft
vorhanden ist, und formen sich aus der flüchtigen, unsichtbaren Schwerkraft ihren Körper,
der übrigens fortwährend in Gefahr ist zu zerfallen, seine Substanz zu verlieren. Die Gnomen
müssen sich sozusagen immer wieder und wieder aus der Schwere schaffen, weil sie
immerdar in der Gefahr stehen, ihre Substanz zu verlieren. Dadurch sind diese Gnomen, um
ihre eigene Existenz zu retten, fortwährend aufmerksam auf das, was um sie herum vor sich
geht. Es gibt für die Erdenbeobachtung keine aufmerksameren Wesen als solch einen Gnom.
Der paßt auf alles auf, weil er alles kennen muß, alles auffassen muß, um sein Leben zu
retten. Er muß immer wachen; wenn er schläfrig würde, wie die Menschen oftmals schläfrig
sind, würde er sogleich an seiner Schläfrigkeit sterben.

Es gibt ein deutsches Sprichwort, das eigentlich, aus sehr alter Zeit stammend, sehr gut
ausdrückt diese Eigenschaft der Gnomen, immer aufmerksam sein zu müssen. Man sagt: Gib
acht wie ein Wichtelmann. - Und Wichtelmänner sind eben die Gnomen. Also wenn man
jemanden zur Aufmerksamkeit mahnen will, dann sagt man ihm: Gib acht wie ein Gnom. -
Der ist wirklich ein aufmerksames Wesen.“ (Lit.:GA 230, S. 129f)

Rudolf Steiner charakterisiert das Wesen der Gnome so:

„Wir dürfen nicht bloß reden von den festen Elementen, Natrium, Kalzium und so weiter,
sondern von dem, was mit allem Festen, Irdischen als Geistiges verbunden ist. Da müssen
wir sagen: Dasjenige, was uns in der Außenwelt als Festes, Irdisches entgegentritt, ist
durchaus so geartet, daß Geist damit verbunden ist, und zwar ein Geist, welcher eine
besondere Neigung zur Vielheit hat, so zur Vielheit sie hat, daß wir diese Vielheit gar nicht
ermessen können. Überall, wo wir hinschauen auf das Feste, da finden wir auch, wenn wir es
in der richtigen Weise anschauen, Geistiges, und zwar viele und mannigfaltige geistige
Wesenheiten.

Eine alte instinktive Weisheit hat hier von Gnomen und dergleichen gesprochen. Wir
brauchen, um nicht gar zu sehr zu schockieren, gar nicht diese alten Ausdrücke
beizubehalten, wir können durchaus in einer Sprache reden, die uns geläufig ist, müssen
aber dennoch hinschauen auf das, was uns in gewissen Gegenden der Erde ganz besonders
aus jedem Klumpen der Materialität als Geistiges entgegenleuchtet. Und wenn wir also, wie
heute, etwas mehr esoterisch beisammen sind, dann darf es in dieser schnelleren Form
ausgesprochen werden: Derjenige, der heutigen Tages mit geistiger Anschauung ausgerüstet
ist, der tritt dann diesem Klumpen Erde so entgegen, daß geistige Wesenheiten
herausspringen, die nicht im Physischen verkörpert sind, so daß wir sie mit äußeren Augen
nicht sehen, die aber geistig wahrgenommen werden können. Und man kann sagen, sie sind
so sehr auf die Vielheit hin angelegt, daß aus dem kleinsten Klumpen unermeßlich viele
solcher Wesenheiten herausspringen können. Sie sind so geartet, daß sie fast ganz bestehen
aus dem, was im menschlichen Verstand wirkt, sind listige, kluge, überverständige Wesen. So
daß um uns herum waltet, ich möchte sagen, geistig-lebendige Klugheit, Listigkeit,
schnelleres geistiges Erfassen als in intellektueller, verständiger Form, denn dieses wie zur
Substanz gewordene Intellektuelle lebt in allem festen irdischen Element. Und ehe man nicht
wissen wird, wie zusammenarbeiten diese geistigen Wesenheiten, die in dem festen
irdischen Element sind, wird es auch keine wahre Chemie geben. Was wir heute als Chemie
haben, dem kann Anthroposophie begreifend gegenüberstehen, aber die Wahrheit wird erst
erfaßt werden, wenn das, was für übersinnliches Schauen faßbar ist, wenn Geistiges in all
dem Irdischen gefunden werden kann. Da müssen wir dann den Willen haben, selbst die
festesten Grundsäulen der Intellektualität bei menschlicher Besonnenheit zu verlassen.
Wenn wir dem Irdischen gegenüberstehen, sei es was auch immer zu zählen haben: 1, 2, 3, 4
..., so sind wir gewohnt, wenn wir bis vier gezählt haben, zu sehen, daß eben die Summe von
vier vor uns liegt. Dasjenige, was wir aus Festem an geistigen Wesenheiten herauslösen, was
uns in seiner Erpichtheit auf die Mannigfaltigkeit entgegentritt, das können wir beginnen zu
zählen, aber dann stellt sich heraus, daß das gar nicht mehr drei oder vier ist, sondern schon
sieben geworden ist: All unser Zählen verläßt uns bei dieser Gelegenheit. Innerhalb dessen,
was die Menschheit als atomistische Welt kennt, kann man abzählen; innerhalb der
wirklichen Welt ist alles auf eine viel größere Mannigfaltigkeit gestellt, da ist alles lebendig,
da müssen wir gewahr werden, daß selbst unserem Zählen von der höheren Intelligenz Hohn
gesprochen wird. Da müssen wir mit unserem Intellekt, trotzdem er bei Besonnenheit bleibt,
nicht in die Gedankenflüchtigkeit hineinkommen, da müssen wir mit dem Intellekt voll
gegenüberstehen demjenigen, was uns die Wirklichkeit bietet. Viele werden sagen: Wenn
einem so etwas in der Wirklichkeit entgegentritt, da kann man ja wahnsinnig werden! -
Deshalb wird eben die große Bedeutung darauf zu legen sein, daß, bevor der Mensch eintritt
in diese Welt, er zur vollen Besonnenheit gekommen ist und die irdischen Verhältnisse mit
aller Trockenheit zu beurteilen in der Lage ist.“ (Lit.:GA 211, S. 203ff)

Gnome finden sich auch in den Tiefen der Berge, überall dort, wo sich Stein und Metall
aneinander schmiegen. Hervorstechend ist stets ihre überragende Verstandeskraft:

„Überall, wo sich verschiedene Naturreiche berühren, bietet sich Gelegenheit, daß gewisse
geistige Wesenheiten sich verkörpern. Wo Metall an den Stein sich anschmiegt im Innern der
Erde, da sieht der Seher, wenn der Bergmann das Erdreich abhackt, an verschiedenen Stellen
merkwürdige Wesen wie zusammengekauert beieinanderhocken, in einem ganz kleinen
Raum. Sie stieben, sie sprühen auseinander, wenn die Erde entfernt wird. Es sind
merkwürdige Wesenheiten, die zum Beispiel in gewisser Beziehung dem Menschen ganz und
gar nicht unähnlich sind. Sie haben zwar keinen physischen Leib, aber sie haben Verstand.
Doch der Unterschied zwischen ihnen und den Menschen ist, daß sie Verstand haben ohne
Verantwortung. Daher haben sie auch nicht das Gefühl eines Unrechtes bei dem mancherlei
Schabernack, den sie den Menschen spielen. Gnomen heißen diese Wesenheiten, und
zahlreiche Arten von ihnen beherbergt die Erde, und sie sind da zu Hause, wo sich der Stein
mit dem Metall berührt. Recht sehr gedient haben sie früher den Menschen beim alten
Bergbau, nicht beim Kohlenbergwerk, aber im Metallbergbau. Die Art, wie man in alten
Zeiten Bergwerke angelegt hat, die Kenntnis davon, wie sich die Schichten lagern, die wurde
durch diese Wesenheiten vernommen. Und die am besten veranlagten Flöze kannten diese
Wesenheiten, die da wissen, wie sich im Innern der Erde die Schichten lagern, und die daher
die beste Anleitung geben konnten, wie man das bearbeiten soll. Wenn man nicht mit den
geistigen Wesenheiten arbeiten will und sich nur auf das Sinnliche verläßt, dann gerät man
in eine Sackgasse. Von diesen geistigen Wesenheiten muß man ein gewisses Verfahren
lernen, um die Erde zu erforschen.“ (Lit.:GA 98, S. 88ff)

Gnome hassen das Irdische und laufen ständig Gefahr, die Gestalt der Amphibien
anzunehmen. Aus dieser Antipathie heraus gewinnen sie die Kraft, die Pflanzen aus der Erde
zu treiben. Sie bilden die hellwache Ergänzung zu den niederen Tieren, die nur dumpfes
Bewusstsein haben. Die Amphibien und Reptilien sind gleichsam das Gedärm der Erde; die
Gnomen sind ihre Ergänzung nach oben hin, nach der Kopfseite. Die Reptilien und
Amphibien haben einen stark abgeschlossenen Ätherleib, leben aber sehr stark mit allem
mit, was durch die äußere Astralwelt der Erde bestimmt wird, namentlich das
Wettergeschehen.

„Sehen Sie, wir haben da das ganze Heer der niederen, gegenwärtig niederen Tiere, jener
Tiere, welche sozusagen nur aus einer weichen Masse bestehen, im flüssigen Elemente sich
betätigen, im flüssigen Elemente leben, die kein irgendwie geartetes Skelett haben, also
nichts, was ihnen eine innerliche Stütze gibt. Es sind Wesenheiten, die zu den spätes!
entstandenen der Erde gehören, Wesenheiten, die eigentlich jetzt erst unter der schon
entwickelten Erde das ausführen, was das älteste Erden wesen, der Mensch, in bezug auf
seine Kopfstruktur während der alten Saturnzeit ausgeführt hat. Dadurch kommen diese
Wesenheiten nicht dahin, jene Verhärtungen m sich zu bilden, die zur Skelettstütze werden
können.

Nun sind die Gnomen diejenigen Wesen, die gewissermaßen äußerlich in der Welt auf
geistige Art das ergänzen, was dieser ganz niederen Tierwelt bis herauf zu Amphibien und
Fischen selber, die ja nur Andeutungen des Skelettes haben - besonders die Fische -, fehlt, so
daß gewissermaßen diese niedere Tierstufe ein Ganzes erst dadurch wird, daß es Gnomen
gibt.

Und weil schon einmal die Beziehungen der Wesen in der Welt sehr verschieden sind, so
spielt eben zwischen diesen niederen Wesen und den Gnomen etwas, was ich gestern als die
Antipathie charakterisiert habe. Die Gnomen wollen nicht so werden wie diese niederen
Wesen. Sie wollen sich immerdar behüten, die Gestalt dieser niederen Wesen anzunehmen.
Diese Gnomen sind, wie ich Ihnen beschrieben habe, außerordentlich kluge, intelligente
Wesen. Mit der Wahrnehmung haben sie schon die Intelligenz gegeben; sie sind wirklich in
allem das Gegenbild der niederen Tierwelt. Und während sie die Bedeutung für das
Pflanzenwachstum haben, das ich gestern charakterisiert habe, bilden sie für die niedere
Tierwelt wirklich eine Ergänzung. Sie schaffen sozusagen das hinzu zu der niederen Tierwelt,
was diese niedere Tierwelt nicht hat. Diese niedere Tierwelt hat ein dumpfes Bewußtsein;
sie, die Gnomen, haben ein hellstes Bewußtsein. Diese niedere Tierwelt hat kein
Knochenskelett, keine Knochenstütze; diese Gnomen binden zusammen, möchte ich sagen,
alles, was an Schwerkraft vorhanden ist, und formen sich aus der flüchtigen, unsichtbaren
Schwerkraft ihren Körper, der übrigens fortwährend in Gefahr ist zu zerfallen, seine Substanz
zu verlieren. Die Gnomen müssen sich sozusagen immer wieder und wieder aus der Schwere
schaffen, weil sie immerdar in der Gefahr stehen, ihre Substanz zu verlieren. Dadurch sind
diese Gnomen, um ihre eigene Existenz zu retten, fortwährend aufmerksam auf das, was um
sie herum vor sich geht. Es gibt für die Erdenbeobachtung keine aufmerksameren Wesen als
solch einen Gnom. Der paßt auf alles auf, weil er alles kennen muß, alles auffassen muß, um
sein Leben zu retten. Er muß immer wachen; wenn er schläfrig würde, wie die Menschen
oftmals schläfrig sind, würde er sogleich an seiner Schläfrigkeit sterben.“ (Lit.:GA 230, S.
128f)

Der Mensch kann den Gnomen vor allem im Einschlaftraum begegnen.

„Der Mensch ist eben in der gegenwärtigen Situation der Erdenentwickelung darauf
angewiesen, zum Gebrauche seiner Seele sich des ätherischen Leibes, zum Gebrauche seines
Geistes sich des physischen Leibes zu bedienen. Der physische Leib, der für den Geist die
Werkzeuge liefert, die Sinnesapparate, ist eben nicht imstande, sich in Verbindung zu setzen
mit den Wesenheiten, die der physischen Welt zugrunde liegen. Ebenso nicht der ätherische
Leib des Menschen, und den braucht der Mensch, um sich als Seelenwesen zu entfalten.
Dadurch entgeht dem Menschen, wenn ich mich so ausdrücken darf, eigentlich die Hälfte
seiner irdischen Umgebung. Alles das, was jene Elementarwesen, von denen ich gestern
gesprochen habe, umschließt, entgeht ihm. An das kommt der physische und der Ätherleib
nicht heran...

Nun, ich sagte Ihnen, der Körper bildet eigentlich ein Hindernis, um solches Volk
wahrzunehmen. In dem Augenblicke, wo der Körper ein solches Hindernis nicht mehr bietet,
sind diese Wesen da, wie andere Wesen der Natur für die Sichtbarkeit da sind. Und wer es
dahin gebracht hat, in voller Bewußtheit den Einschlafetraum zu erleben, der kennt gut diese
Gnomen. Sie brauchen sich nur daran zu erinnern, was ich gerade über den Traum im
«Goetheanum» ausgeführt habe. Ich sagte, daß der Traum eigentlich durchaus nicht in
seiner wahren Gestalt vor das gewöhnliche Bewußtsein tritt, sondern er trägt eine Maske.
Der Einschlafetraum trägt auch eine Maske. Wir kommen nicht gleich heraus aus dem, was
wir im gewöhnlichen Bewußtsein am Tage erlebt haben, oder was wir sonst erlebt haben;
Reminiszenzen, Erinnerungsbilder aus dem Leben, oder aber Symbole, Sinnbilder der
inneren Organe, das Herz als Ofen, die Lunge als Flügel und so weiter symbolisieren sich. Das
sind Masken. Würde der Mensch den Traum maskenlos sehen, würde er hinüberschlafen
und in die Welt eben wirklich eintreten, ohne daß die Wesen, die dort sind, sich maskieren,
dann würde der Mensch gerade im Einschlafen dieses ganze Heer der Wichtelmänner
schauen; sie würden ihm entgegenkommen.
Aber der Mensch ist eben für das gewöhnliche Bewußtsein sozusagen behütet, diese Dinge
unvorbereitet wahrzunehmen, weil er erschrecken würde davor. Denn sie bildeten in der
Gestalt, in der sie einem da entgegentreten, eigentlich tatsächliche Abbilder von alledem im
Menschen, was in diesem Menschen an zerstörenden Kräften arbeitet. Der Mensch würde
alles das zugleich in seiner Wesenheit wahrnehmen, was in ihm als zerstörende Kräfte
arbeitet, was fortwährend abbaut. Und diese Gnomen wären, unvorbereitet
wahrgenommen, lauter Symbole des Todes. Der Mensch würde davor ungeheuer
erschrecken, wenn er von ihnen etwa gar nichts gehört hätte für seinen gewöhnlichen
Verstand, und sie nun beim Einschlafen ihm entgegenkommen würden und ihn
gewissermaßen begraben würden, denn so nimmt sich die Sache aus, ihn gewissermaßen
begraben würden drüben in der Astralwelt. Denn es ist eine Art Begrabenwerden durch die
Gnomen, was da beim Einschlafen, von drüben aus gesehen, vor sich geht.“ (Lit.:GA 230, S.
128ff)

Bösartige Gnome und Undinen können bei Mensch und Tier Parasitenbefall hervorrufen. Sie
haben auch mit allem zu tun, was im Menschen an zerstörenden Kräften waltet, die nötig
sind, damit das Bewusstsein entstehen kann; sie bilden daher auch das Gehirn, das ein
metamorphosiertes Ausscheidungsprodukt ist.

„Nehmen Sie die Gnomen und Undinen; sie sind sozusagen in der Welt, die an die Welt des
menschlichen Bewußtseins angrenzt, sie liegen schon jenseits der Schwelle. Das gewöhnliche
Bewußtsein ist davor geschützt, diese Wesenheiten zu sehen, weil diese Wesenheiten
eigentlich nicht alle gutartig sind. Gutartige Wesenheiten sind diejenigen, die ich gestern
geschildert habe, die zum Beispiel am Pflanzenwachstum in der verschiedensten Weise
arbeiten. Aber nicht alle sind gutartige Wesen. Und in dem Augenblicke, wo man einbricht in
die Welt, wo diese Wesenheiten wirken, sind nicht bloß die gutartigen da, sondern es sind
auch die bösartigen da. Man muß sich da erst eine Auffassung davon verschaffen, welche
von ihnen nun gutartig, welche bösartig sind. Das ist nicht so ganz leicht. Sie werden das
daraus sehen, wie ich Ihnen die bösartigen schildern muß. Die bösartigen Wesenheiten
unterscheiden sich vor allen Dingen dadurch von den gutartigen Wesenheiten, daß die
gutartigen sich mehr an das Pflanzenreich und an das Mineralreich halten; aber die
bösartigen Wesenheiten wollen immer heran an das Tierreich und an das Menschenreich;
noch bösere dann auch an das Pflanzenreich und an das Mineralreich. Aber man bekommt
schon einen ganz respektablen Begriff von der Bösartigkeit, die Wesenheiten dieses Reiches
haben können, wenn man sich auf diejenigen einläßt, die an den Menschen und an die Tiere
heran wollen und im Menschen eigentlich das vollbringen wollen, was durch die höheren
Hierarchien zugeteilt ist den gutartigen für die Pflanzen- und Mineralwelt. Sehen Sie, da gibt
es eben solche bösartigen Wesenheiten aus dem Gnomen- und dem Undinenreich, welche
sich an Menschen und Tiere heranmachen und bei Menschen und Tieren bewirken, daß das,
was sie eigentlich zu den niederen Tieren hinzufügen sollen, sich im Menschen auf physische
Art verwirklicht; im Menschen ist es ohnedies schon da. Im Menschen soll es sich auf
physische Art verwirklichen, auch im Tiere. Dadurch, durch die Anwesenheit dieser
bösartigen Gnomen- und Undinenwesenheiten, leben dann im Menschen und im Tiere
niedrigere Tier- oder Pflanzenwesen, Parasiten. Und so sind die bösartigen Wesenheiten die
Hervorbringer der Parasiten. Aber, ich möchte sagen, in dem Augenblicke, wo der Mensch
die Schwelle zur geistigen Welt übertritt, kommt er gleich in die Finessen dieser Welt hinein.
Da sind überall eigentlich Fallstricke, und man muß schon von den Wichtelmännern erst
etwas lernen, nämlich aufzupassen. Das können zum Beispiel die Spiritisten nie. Es sind
überall Fallstricke. Es könnte nun einer sagen: Wozu sind denn nun überhaupt diese
bösartigen Gnomen- und Undinenwesen da, wenn sie parasitäre Wesenheiten hervorrufen?
Ja, wären sie gar nicht da, diese Wesenheiten, dann würde nämlich der Mensch nicht in sich
die Kraft entwickeln können, seine Gehirnmasse auszubilden. Und da kommt man auf etwas,
was außerordentlich bedeutungsvoll ist.

Tafel VI
Ich will Ihnen das schematisch skizzieren (Tafel VI, links). Wenn Sie sich den Menschen
denken als Stoffwechsel-Gliedmaßenmenschen, als Brust-, also als rhythmischen Menschen,
und dann als Kopfmenschen, also als Nerven-Sinnesmenschen, so müssen Sie sich durchaus
klar sein: hier unten gehen Prozesse vor sich - lassen wir den rhythmischen Menschen aus -,
hier oben gehen wiederum Prozesse vor sich. Wenn Sie zusammennehmen die Prozesse, die
sich unten abspielen, so ist im wesentlichen ein Ergebnis da, das im gewöhnlichen Leben
meistens mißachtet wird: es sind die Ausscheidungsprozesse, Ausscheidungen durch den
Darm, Ausscheidungen durch die Nieren und so weiter, alle Ausscheidungsprozesse, die sich
nach unten ergießen. Diese Ausscheidungsprozesse betrachtet man meistens eben nur als
Ausscheidungsprozesse. Aber das ist ein Unsinn. Es wird nicht bloß ausgeschieden, damit
ausgeschieden werden soll, sondern in demselben Maße, in dem Ausscheidungsprodukte
erscheinen, erscheint im unteren Menschen geistig etwas Ähnliches, wie oben physisch das
Gehirn ist. Das, was im unteren Menschen geschieht, ist ein Vorgang, der auf halbem Wege
stehenbleibt in bezug auf seine physische Entwickelung. Es wird ausgeschieden, weil die
Sache ins Geistige übergeht. Oben wird der Prozeß vollendet. Da bildet sich physisch das
herein, was da unten nur geistig ist. Oben haben wir physisches Gehirn, unten ein geistiges
Gehirn. Und wenn man das, was unten ausgeschieden wird, einem weiteren Prozeß
unterwerfen würde, wenn man fortfahren würde, es umzubilden, dann würde die letzte
Metamorphose vorläufig sein das menschliche Gehirn.

Die menschliche Gehirnmasse ist weitergebildetes Ausscheideprodukt. Das ist etwas, was
ungeheuer wichtig zum Beispiel auch in medizinischer Beziehung ist, und was im 16., 17.
Jahrhundert die damaligen Ärzte noch durchaus gewußt haben. Gewiß, man redet heute in
einer sehr abfälligen Weise, und in bezug auf manches auch mit Recht, von der alten
«Dreckapotheke». Aber weil man nicht weiß, daß in dem Drecke eben noch vorhanden
waren die sogenannten Mumien des Geistes. Natürlich soll das nicht eine Apotheose sein auf
das, was in den allerletzten Jahrhunderten als Dreckapotheke figuriert hat, sondern ich
weise hin auf viele Wahrheiten, die einen so tiefen Zusammenhang haben wie den, den ich
eben ausgeführt habe.

Das Gehirn ist durchaus höhere Metamorphose der Ausscheidungsprodukte. Daher der
Zusammenhang der Gehirnkrankheiten mit den Darmkrankheiten; daher auch der
Zusammenhang der Heilung der Gehirnkrankheiten und der Darmkrankheiten.

Sehen Sie, indem nun Gnomen und Undinen da sind, überhaupt eine Welt da ist, wo
Gnomen und Undinen leben können, sind die Kräfte vorhanden, welche gewiß vom unteren
Menschen aus Parasiten bewirken können, die aber zu gleicher Zeit die Veranlassung sind,
im oberen Menschen die Ausscheidungsprodukte ins Gehirn umzumetamorphosieren. Wir
könnten gar nicht ein Gehirn haben, wenn die Welt nicht so eingerichtet wäre, daß es
Gnomen und Undinen geben kann. Das, was für Gnomen und Undinen in bezug auf die
Zerstörungskräfte gilt - Zerstörung, Abbau geht ja dann wiederum vom Gehirn aus -, das gilt
für Sylphen- und Feuerwesen in bezug auf die Aufbaukräfte.“ (Lit.:GA 230, S. 136ff)

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Salamander
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(Weitergeleitet von Elementarwesen des Feuers)
Die Salamander, Feuerwesen, Feuergeister oder Elementarwesen des Feuers, sind
Elementarwesen, die im Feuer und in allen Wärmeprozessen wirken. Sie entstehen als
Abschnürung beim Tod gewisser höherer warmblütiger Tiere, die schon fast einen ich-
artigen Charakterzug haben, manchmal auch beim Tod sehr niedrig gesinnter triebhafter
Menschen. So nimmt etwa der Affe zuviel von dem Gruppengeist mit hinunter in die
einzelne tierische Gestalt; und während bei den niederen Tieren mit dem Tod alles wieder
im Gruppengeist aufgeht, behält der Affe, weil er in seiner leiblichen Organistion zu
kompliziert geworden ist, etwas zurück. Beim Löwen beispielsweise ist das nicht der Fall,
wohl aber bei den Beuteltieren. Die Salamander zeigen dadurch selbst einen ich-artigen
Charakter und haben die gleichen Wesensglieder wie der Mensch, nämlich physischen Leib,
Ätherleib, Astralleib und Ich. Allerdings ist der physische Leib ein reiner Wärmeleib, und auch
ihr Ich ist nicht unmittelbar mit dem menschlichen Ich vergleichbar (siehe auch →
Wesensglieder der Elementarwesen). Die Blutwärme der Wesen, von denen sie sich
abgeschnürt haben, verleiht ihnen den feurigen Charakter.

„Denken Sie die Gruppenseele irgendeiner Insektenart. Wenn das einzelne Insekt stirbt, ist
es für die Gruppenseele gar nicht anders, als wenn Ihnen ein Haar ausfällt oder ein Nagel
abgeschnitten wird. Die Tiere, die immer neu sich bilden, sind nur ausgetauschte neue
Glieder der tierischen Gruppenseele. So können Sie Tierreihen weit hinauf verfolgen, und Sie
werden finden, daß das, was auf dem physischen Plan ist, wie eine sich immer auflösende
und wieder neu sich bildende Wolke erscheint. Es metamorphosiert sich das physische
Dasein und der Gruppengeist erneuert nur das, was sich bei ihm nach unten ansetzt. Das
geht bis zu einer gewissen Stufe. Dann tritt etwas Neues ein. Bei höheren Tieren - und je
mehr Sie gerade zu höheren Tieren gehen, immer mehr - tritt etwas ein, was gar nicht mehr
dem recht ähnlich sieht, was ich Ihnen eben beschrieben habe. Nehmen wir zum Beispiel
den Affen. Der Affe nimmt von dem Gruppengeist zuviel hinunter in die einzelne Gestalt, die
unten ist; und während sonst beim niederen Tier alles wieder zurückgeht in den
Gruppengeist, behält der Affe, weil er zu kompliziert geworden ist, in seiner physischen
Organisation etwas zurück. Da ist zuviel eingeflossen vom Gruppengeist, das kann nicht
wieder zurück. Das ist der fortschreitende Gruppengeist. Er wirkt so, daß er bei den niederen
Tieren ein Glied schafft; dann saugt er das ganze Wesen wieder auf, erzeugt ein neues, saugt
das wieder auf und so weiter. Beim Löwen ist das auch so. Wenn Sie aber zum Beispiel einen
Affen nehmen, da erzeugt die Gruppenseele den Affen, aber der Affe nimmt aus der
Gruppenseele etwas heraus, das kann nicht wieder zurück. Während es beim Löwen, wenn
er stirbt, so ist, daß das Physische sich auflöst und das Seelische wieder in den Gruppengeist
zurückgeht, ist es beim Affen so, daß dasjenige, was er vom Gruppengeist abschnürt, nicht
wieder zurück kann. Beim Menschen haben Sie das Ich so, daß es von Inkarnation zu
Inkarnation geht und fähig ist, sich zu entwickeln, weil es neue Inkarnationen annehmen
kann. Das haben Sie beim Affen nicht. Die Affen können aber auch nicht wieder zurück.
Daher wirkt auf das naive Gemüt der Affe so sonderbar, weil er in der Wirklichkeit ein von
dem Gruppengeist abgeschnürtes Wesen ist; es kann nicht mehr zum Gruppengeist zurück,
aber es kann sich auch nicht selbst neu inkarnieren. Beuteltiere sind eine andere Art solcher
Tiere, die etwas aus dem Gruppengeist herausreißen. Dasjenige nun, was von diesen
sozusagen individuellen Tierseelen zurückbleibt, was sich aber auch nicht wieder inkarnieren
kann, das ist der wahre Ursprung einer vierten Gruppe von Elementargeistern. Das sind
abgeschnürte Teile solcher Tiere, die nicht wieder zum Gruppengeist zurückkommen
können, weil sie in der Evolution den normalen Punkt übersprungen haben. Von zahlreichen
Tieren bleiben solche ichartige Wesenheiten zurück, und das sind dann die Salamander. Das
ist die höchste Form der Naturgeister, denn sie ist ich-artig.“ (Lit.:GA 102, S. 180f)

Die Salamander, die im Wärme-Lichtartigen leben, bringen den Wärmeäther in die


Pflanzenblüten hinein.

„Und der Blütenstaub, der ist dasjenige, was nun gewissermaßen das kleine Luftschiffchen
abgibt für die Feuergeister, um hineinzutragen die Wärme in den Samen. Die Wärme wird
überall gesammelt mit Hilfe der Staubfäden und von den Staubfäden aus übertragen auf den
Samen im Fruchtknoten. Und dieses, was hier im Fruchtknoten gebildet wird, das ist im
Ganzen das Männliche, das aus dem Kosmos kommt. Nicht der Fruchtknoten ist das
Weibliche und die Antheren des Staubfadens das Männliche!...Für die Pflanzen ist die Erde
Mutter, der Himmel Vater... Und dasjenige, was nun entsteht aus dem Zusammenwirken von
Gnomenwirkung und Feuergeisterwirkung, das ist die Befruchtung. Und die Befruchtung
findet statt während des Winters drunten in der Erde, wenn der Same in die Erde
hineinkommt und auftrifft auf die Gestalten, die die Gnomen empfangen haben von den
Sylphen- und Undinenwirkungen...“ (Lit.:GA 230, S. 121f)

Salamander offenbaren sich auch dort, wo der Mensch sich mehr gemüthaft mit dem
Tierreich verbindet, wie sich das etwa im Verhältnis des Schäfers zu seiner Herde oder des
Arabers zu seinem Pferd zeigt.

„Die Salamander kennen die Menschen heutzutage auch, denn wenn einer sagt: Es strömt
mir etwas zu, ich weiß nicht woher -, so ist das meistens die Wirkung der Salamander.

Wenn der Mensch zu den Tieren in intime Verbindung tritt, wie der Schäfer zu seinen
Schafen, dann erhält er Erkenntnisse zugeraunt von Wesenheiten, die in seiner Umgebung
leben. Dem Schäfer wurde sein Wissen, das er in bezug auf seine Schafherde hatte,
zugeraunt von den Salamandern in seiner Umgebung. Diese alten Erkenntnisse sind
heutzutage geschwunden und müssen nun durch wohlgeprüfte okkulte Erkenntnisse wieder
gewonnen werden.“ (Lit.:GA 98, S. 92)

Die Salamander haben große Sympathie für die Insektenwelt, namentlich für die
Schmetterlinge, verbinden sich mit ihnen, werden Teil ihrer Aura. Sie ergänzen den
Insektenleib nach unten, zusammen bilden sie vergrößert so etwas wie einen geflügelten
Menschen (Wassermann):

Tafel VI
„Wenn wir dann zu den Feuerwesen kommen, dann ist es bei den Feuerwesen so, daß sie
die Ergänzung bilden zu der flüchtigen Schmetterlingsnatur. Der Schmetterling entwickelt
sozusagen selber so wenig wie möglich von seinem physischen Leibe, von dem eigentlich
physischen Leibe; er läßt ihn ja so dünn sein wie nur möglich; dagegen ist er ein Lichtwesen.
Die Feuerwesen stellen sich heraus als Wesen, welche den Schmetterlingsleib ergänzen, so
daß man den folgenden Eindruck bekommen kann. Wenn man auf der einen Seite einen
physischen Schmetterling sieht und ihn sich entsprechend vergrößert denkt, und auf der
anderen Seite ein Feuerwesen - zusammen sind ja diese Wesen selten, nur in den Fällen, die
ich Ihnen gestern angeführt habe -, dann hat man das Gefühl, wenn man diese
zueinanderbackt, dann bekommt man eigentlich so etwas wie einen geflügelten Menschen,
wirklich einen geflügelten Menschen. Man muß nur den Schmetterling entsprechend
vergrößern und die Feuerwesen dem Größenmaß des Menschen angepaßt finden, dann
bekommt man so etwas wie einen geflügelten Menschen daraus (Tafel VI, Mitte).

Das zeigt Ihnen wiederum, wie die Feuerwesen eigentlich die Ergänzung dieser ja dem
Geistigen am nächsten stehenden Tierwesen sind; sie sind sozusagen die Ergänzung nach
unten hin. Gnomen und Undinen sind die Ergänzung nach oben hin, nach der Kopfseite;
Sylphen und Feuerwesen sind die Ergänzung von Vögeln und Schmetterlingen nach unten
hin. Also die Feuerwesen muß man mit den Schmetterlingen zusammenbringen.“ (Lit.:GA
230, S. 134)

Dem imaginativen Blick zeigen sich die Salamander auch in der Gestalt von Amphibien (vgl.
die Feuersalamander), Echsen, Schlangen, Drachen oder Lindwürmern, namentlich wenn es
sich um luziferische Salamander handelt. Der in der Kabbala genannte Samael, der in
verschiedenen, auch menschenähnlichen Gestalten erscheint, führt eine Schar nicht
menschenähnlicher luziferischer Wesenheiten an, die auf den Geistesschüler bei
unerkanntem und unverwandeltem Egoismus, der seine Wirkungen im Wärmeätherteil des
Ätherleibs hinterläßt, zerstörerisch wirken können. Samael hilft uns aber auch bei der
Selbsterkenntnis, indem er dem verzehrenden glühenden Egoismus ein Gefühl von Eiseskälte
entgegensendet und unsere Unvollkommenheiten als Doppelgänger erscheinen läßt. (Lit.:
GA 266b, S. 129ff, S. 239ff und S. 280ff)

Bösartige Salamander steigern in den Pflanzen die Giftwirkung, die oft schon eine Wirkung
der Sylphen ist, bis in den Samen hinein (z.B. Bittermandeln):

„Wenn dagegen die Feuerwesen sich mit jenen Impulsen durchdringen, welche in die Region
der Schmetterlinge gehören, welche den Schmetterlingen zu ihrer Entwickelung sehr nützlich
sind, und das heruntertragen in die Früchte, dann entsteht zum Beispiel das, was wir
innerhalb einer Reihe von Mandeln als giftige Mandeln haben. Da wird dieses Gift durch die
Tätigkeit der Feuerwesen in die Mandelfrucht hineingetragen. Und wiederum würde die
Mandelfrucht überhaupt nicht entstehen können, wenn nicht auf gutartige Weise von
denselben Feuerwesen sozusagen das, was wir bei den anderen Fruchten essen, verbrannt
würde. Sehen Sie sich doch die Mandel an. Bei den anderen Früchten haben Sie in der Mitte
den weißen Kern und ringsherum das Fruchtfleisch. Bei der Mandel haben Sie mitten
drinnen den Kern, und ringsherum das Fruchtfleisch ist ganz verbrannt. Das ist die Tätigkeit
der Feuerwesen. Und artet diese Tätigkeit aus, wird das, was die Feuerwesen vollführen,
nicht bloß in die braune Mandelschale hineingearbeitet, wo es noch gutartig sein kann,
sondern geht nur etwas von dem, was Schale erzeugen soll, innerlich in den weißen Kern der
Mandel hinein, dann wird die Mandel giftig (Tafel VI, rechts).“ (Lit.:GA 230, S. 140)
Für den Menschen werden die Salamander erlebbar, wenn er beginnt vollwach sein eigenes
Denken wahrzunehmen, wie es Rudolf Steiner in seiner Philosophie der Freiheit beschrieben
hat. Der Mensch lernt dann nicht nur zu denken, sondern Gedanken anzuschauen; und dann
erweisen sie sich als Weltgedanken.

„Auf dieselbe Art nun, wie der Mensch sozusagen den schlafenden Traum durchdringen
kann, kann der Mensch auch das wache Tagesleben durchdringen. Da bedient sich der
Mensch aber eben in einer ganz robusten Art seines physischen Leibes. Auch das habe ich
dargestellt in Aufsätzen im «Goetheanum». Da kommt der Mensch schon ganz und gar nicht
dazu, einzusehen, wie er eigentlich fortwährend während des Taglebens die Feuerwesen
sehen könnte, denn die Feuerwesen stehen in einer inneren Verwandtschaft mit den
Gedanken des Menschen, mit alledem, was aus der Organisation des Kopfes hervorgeht.
Und wenn der Mensch es dazu bringt, vollständig im wachen Tagesbewußtsein zu sein und
dennoch in einem gewissen Sinne außer sich zu sein, also ganz vernünftig zu sein, fest mit
den beiden Beinen auf der Erde zu stehen, und dann wiederum außer sich zu sein
gleichzeitig - also er zu sein und sein Gegenüber zu sein, das heißt, sich selber als
Gedankenwesen betrachten zu können: dann nimmt der Mensch wahr, wie die Feuerwesen
in der Welt dasjenige Element bilden, das, wenn wir es wahrnehmen, nach der anderen Seite
unsere Gedanken wahrnehmbar macht.

So kann die Wahrnehmung der Feuerwesen den Menschen dazu bringen, sich selber als
Denker zu sehen, nicht bloß der Denker zu sein und die Gedanken da auszukochen, sondern
sich anzuschauen, wie die Gedanken verlaufen. Nur hören dann die Gedanken auf, an den
Menschen gebunden zu sein; sie erweisen sich dann als Weltgedanken; sie wirken und
weben als Impulse in der Welt. Man merkt dann, daß der Menschenkopf nur die Illusion
hervorruft, als ob da drinnen in diesem Schädel die Gedanken eingeschlossen wären. Da sind
sie nur gespiegelt; ihre Spiegelbilder sind da. Das, was den Gedanken zugrunde liegt, gehört
der Sphäre der Feuerwesen an. Kommt man in diese Sphäre der Feuerwesen hinein, dann
sieht man in den Gedanken nicht bloß sich selber, sondern man sieht den Gedankengehalt
der Welt, der eigentlich zugleich ein imaginativer Gehalt ist. Es ist also die Kraft, aus sich
herauszukommen, welche einem die Gedanken als Weltgedanken vorstellt. Ja, vielleicht darf
ich sagen: Wenn man nun nicht vom menschlichen Körper aus, sondern von der Sphäre der
Feuerwesen, also gewissermaßen von der in die Erde hereinragenden Saturnwesenheit das,
was auf der Erde zu sehen ist, anschaut, dann bekommt man genau das Bild, das ich
geschildert habe von der Erdenevolution in der «Geheimwissenschaft im Umriß». Dieser
Umriß einer Geheimwissenschaft ist so aufgezeichnet, daß die Gedanken als der
Gedankengehalt der Welt erscheinen, von der Perspektive der Feuerwesen aus gesehen.“
(Lit.:GA 230, S. 135)

NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Elementarwesen des Flüssigen)
Undinen (vermutlich von lat. unda = „Welle“; franz. Ondine = Nixe) oder Wassergeister[1],
die Elementarwesen des Flüssigen, sind Elementarwesen, die als Abschnürung aus der
Hierarchie der Erzengel hervorgegangen sind (Lit.: GA 136, S. 64). Sie sind jungfräuliche
Wasserwesen. Paracelsus zählt sie zu den Nymphen. Undinen leben überall im Feucht-
Wäßrigen, in Waldseen, Wasserfällen usw., und wirken in der Blattregion der Pflanzen. Als
"Weltenchemiker" binden und lösen sie die Stoffe und tragen den Klangäther in die Pflanze.
Sie offenbaren sich auch überall dort, wo Pflanzenreich und Mineralreich einander berühren,
beispielsweise an einer rieselnden Quelle, wo das Wasser über bemooste Steine rinnt. Ganz
besonders entfalten sie ihre fruchtbare Wirkung im herabfallenden Regen, während sie im
durch die Wärme aufsteigenden Dunst wie abgelähmt und gleichsam getötet werden (Lit.:
GA 265, S. 357f)

„Wo der Stein die Quelle berührt, da verkörpern sich die Wesen, die an das Element des
Wassers gebunden sind: die Undinen.“ (Lit.:GA 98, S. 91)

Nach den Angaben Rudolf Steiners ist das oberste Wesen, der König der Undinen, Varuna,
von dem die Veden berichten und der zu den Devas, also zur Dritten Hierarchie zählt. (Lit.:
GA 93a, S. 220)

Die Undinen haben als oberstes Wesensglied einen Ätherleib, dann einen physischen Leib
und darunter noch zwei Wesensglieder, die dem dritten und zweiten Elementarreich
angehören (siehe auch -> Wesensglieder der Elementarwesen).

Die Undinen haben ein intensives Empfindungsleben und sind unserem Gefühlsleben
verwandt:

"... wenn wir heraufdringen zu dem Flüssigen, so finden wir wiederum eine andere Art von
geistigen Wesenheiten. Während mit unserem Verstande ähnlich sind die Elementarwesen
des Festen, sind mehr unserem Gefühl ähnlich die Elementarwesen, die im Flüssigen leben.
Wir stehen ja mit unseren Empfindungen außerhalb der Dinge. Der schöne Baum ist
draußen, ich stehe hier, ich bin von ihm getrennt; ich lasse das, was er ist, in mich einfließen.
Das, was an Elementarwesen im Flüssigen ist, durchströmt den Baum in seinem Safte selber.
Es strömt hinein mit seiner Empfindung in jedes Blatt. Es empfindet nicht nur von außen das
Rot, das Blau, es erlebt innerlich diese Farbe, es trägt seine Empfindungen in alles Innerliche
hinein. Dadurch ist wiederum das Empfindungsleben viel intensiver bei diesen geistigen
Wesenheiten, als das sehr intensive Verstandesweben bei den Elementarwesen des Festen."
(Lit.: GA 211, S. 203 ff)
Undinen bilden zu den Fischen, aber auch zu den Insekten eine Ergänzung, indem sie ihnen
die Schuppen bzw. den Außenpanzer bilden. Sie sind sensitiv gegen alles, was Fisch ist;
kurzzeitig nehmen sie auch Fischgestalt an. Fische haben einen relativ geschlossenen
Astralleib, leben aber dafür sehr stark den Weltenäther mit. Undinen sind nicht vollwach, sie
träumen. Ihre höchste Wonne ist, wenn sie an die Oberfläche eines Tropfens oder eines
Wassers kommen, denn dann bewahren sie sich, bleibend Fischgestalt anzunehmen.

"Diese Undinen - wir haben wiederum kennengelernt, welche Rolle sie spielen im Pflanzen
Wachstum; aber sie stehen auch in Beziehung als ergänzende Wesen zu den Tieren, die
schon auf einer etwas höheren Stufe stehen, zu den Tieren, welche schon einen mehr
differenzierten Erdenleib aufgenommen haben. Diese Tiere, die dann in das höhere
Fischwesen hineinwachsen oder auch in das höhere Amphibienwesen, brauchen Schuppen,
brauchen irgendeinen harten Panzer. Sie brauchen außen eine harte Schale. Das, was an
Kräften vorhanden ist, um diese Außenstütze, gewissermaßen dieses Außenskelett, gewissen
Tieren, wie den Insekten, zu verschaffen, das verdankt die Welt der Tätigkeit der Undinen.
Die Gnomen stützen gewissermaßen geistig diejenigen Tiere, welche ganz niedrig sind. Diese
Tiere, die nun von außen geschützt werden müssen, die zum Beispiel mit einem Panzer
umkleidet werden müssen, die verdanken ihre schützenden Hüllen der Tätigkeit der
Undinen. Die Undinen sind es dann, welche zu diesen etwas höheren Tieren auf eine
primitive Art das hinzufügen, was wir in unserer Schädeldecke haben. Sie machen sie
gewissermaßen zum Kopf. All diese Wesen, die da als unsichtbare hinter der sichtbaren Welt
sind, haben ihre große Aufgabe im ganzen Zusammenhange des Daseins, und Sie werden
überall sehen, wo die materialistische Wissenschaft irgend etwas von der Art erklären soll,
wie ich es jetzt angeführt habe, da versagt sie. Sie ist zum Beispiel nicht imstande, zu
erklären, wie die niederen Wesenheiten, die kaum viel härter sind als das Element, in dem
sie leben, dazu kommen, sich in ihm fortzubewegen, weil sie nicht weiß, daß diese geistige
Stützung von den Gnomen vorhanden ist, die ich eben beschrieben habe. Auf der anderen
Seite wird die Tatsache des Umpanzertwerdens für eine rein materialistische Wissenschaft
immer eine Schwierigkeit bilden, weil nicht bekannt ist, wie im Sensitivwerden, im
Vermeiden des eigenen niederen Tierwerdens die Undinen das von sich abstoßen, was dann
als Schuppen oder sonstiger Panzer über die etwas höheren Tiere kommt." (Lit.: GA 230, S.
131f)

Ihr Wesen ist immerwährende Wandelbarkeit, Metamorphose. Und indem sie träumen von
den Sternen, der Sonne, vom Licht und der Wärme, gestalten sie das Blatt. Normalerweise
sind sie ganz eingeschlossen in den Bereich des Blatthaften. Sie können aber auch über diese
Grenzen hinauswachsen, streben eigentlich immer danach, und dadurch wachsen sie sich zu
riesenhafter Gestalt aus und werden dann zu Nebelriesen.

Bösartige Gnome und Undinen sind die Hervorbringer von Parasiten bei Tier und Mensch.
Sie hängen auch eng zusammen mit all jenen Zerstörungskräften im Menschen, die
notwendig sind, damit er sein Bewusstsein entfalten kann. Mehr dazu unter -> Gnome.

Der Mensch begegnet den Undinen im traumlosen Tiefschlaf, wo sie ihn als astrales Meer
umfluten:

"Aber wenn der Mensch nun in tiefen traumlosen Schlaf kommt, und nicht der Schlaf für ihn
traumlos ist, sondern durch die Gabe der Inspiration dieser Schlaf durchschaut werden kann,
dann tauchen empor vor dem geistigen Blicke, vor dem geistigen Menschenblicke aus jenem
Meere des Astralischen, in das beim Einschlafen die Gnomen den Menschen gewissermaßen
begraben, verborgen haben, diese Wesenheiten der Undinen, und sie werden im tiefen
Schlaf sichtbar. Der Schlaf löscht das gewöhnliche Bewußtsein aus. Das für den Schlaf
erhellte Bewußtsein hat diese wunderbare Welt des werdenden Flüssigen, des sich in aller
möglichen Weise zu den Metamorphosen der Undinen aufbäumenden Flüssigen zum
Inhalte. Geradeso wie wir die Wesenheiten mit festen Konturen für das Tagesbewußtsein
um uns haben, würde das erhellte Bewußtsein der Nacht diese sich immer wandelnden,
diese selber wie ein Meer wellenwerfenden, sich wieder senkenden Wesenheiten darbieten.
Der ganz tiefe Schlaf ist eigentlich ausgefüllt davon, daß in der Umgebung des Menschen ein
bewegtes Meer von Lebewesen ist, ein bewegtes Meer von Undinen ist." (Lit.: GA 230, S.
132f)

Undinen und Sprachorgane


Die Undinen bildeten den Kehlkopf zum Sprachorgan um.

"Jetzt wollen wir uns die Frage vorlegen, welche besondere Aufgabe in der Entwickelung
diese Elementarwesen des Wassers haben und welche diejenigen des Luftelementes. In lang
vergangenen Entwickelungsepochen, als der Mensch noch eine ganz andere
Zusammensetzung seiner höheren Glieder hatte als jetzt, wirkten diese Elementarwesen
auch noch ganz anders. Der Mensch hatte damals noch nicht, was wir die Sprache nennen. In
den Atmungsorganen liegen ja eingeschaltet die Sprachorgane, die uns die Sprache
ermöglichen. Der Mensch gebraucht die Sprache, um sein Seelisches zum Ausdruck zu
bringen oder auch nur für die Konversation, aber das ist nur so im materialistischen Zeitalter,
wie wir es jetzt durchleben. In dem Zeitalter, das unserem materialistischen vorangegangen
ist, waren die Sprachorgane zu gleicher Zeit Wahrnehmungsorgane. Die Sprache nun ist
dadurch entstanden, daß die Wasser-Elementarwesen, während sie in die Keimesorgane
(Keimanlage) des Kehlkopfes eindrangen, diese langsam und allmählich zum Sprachorgan
verwandelten, wie es heute ist.

Die Menschen der damaligen Zeit machten sich noch nicht durch Worte verständlich, so wie
wir jetzt miteinander verkehren. Da sie noch im Besitz des alten Hellsehens waren, schauten
sie in die geistige Welt, in die Welt der Elemente. Und sie erlebten die schwirrenden
Elementarwesen um sich herum, während sie Laute wie unsere Vokale A, I, U aussprachen,
indem sie aus ihrem Innern erklingen ließen, was sie in Bildern erlebten. So drückten sie
auch ihre Empfindungen und Gefühle aus, wenn zum Beispiel dasjenige, was sie schauten,
ihnen Sympathie oder Antipathie einflößte. So auch, wenn sie das Wort Tao aussprachen,
das durch die ganze Natur hindurchklang; dann wußten sie von dem Großen Geist, der
Ursache alles Seienden.

Dieses Wort, das also zugleich geistige Wahrnehmung war, ist verlorengegangen, seit
Atmungs- und Sprachorgane mehr unabhängig voneinander geworden sind, als sie damals
waren." (Lit.: GA 265, S. 359f)

Undinen (vermutlich von lat. unda = „Welle“; franz. Ondine = Nixe) oder Wassergeister[1],
die Elementarwesen des Flüssigen, sind Elementarwesen, die als Abschnürung aus der
Hierarchie der Erzengel hervorgegangen sind (Lit.: GA 136, S. 64). Sie sind jungfräuliche
Wasserwesen. Paracelsus zählt sie zu den Nymphen. Undinen leben überall im Feucht-
Wäßrigen, in Waldseen, Wasserfällen usw., und wirken in der Blattregion der Pflanzen. Als
"Weltenchemiker" binden und lösen sie die Stoffe und tragen den Klangäther in die Pflanze.
Sie offenbaren sich auch überall dort, wo Pflanzenreich und Mineralreich einander berühren,
beispielsweise an einer rieselnden Quelle, wo das Wasser über bemooste Steine rinnt. Ganz
besonders entfalten sie ihre fruchtbare Wirkung im herabfallenden Regen, während sie im
durch die Wärme aufsteigenden Dunst wie abgelähmt und gleichsam getötet werden (Lit.:
GA 265, S. 357f)

„Wo der Stein die Quelle berührt, da verkörpern sich die Wesen, die an das Element des
Wassers gebunden sind: die Undinen.“ (Lit.:GA 98, S. 91)

Nach den Angaben Rudolf Steiners ist das oberste Wesen, der König der Undinen, Varuna,
von dem die Veden berichten und der zu den Devas, also zur Dritten Hierarchie zählt. (Lit.:
GA 93a, S. 220)

Die Undinen haben als oberstes Wesensglied einen Ätherleib, dann einen physischen Leib
und darunter noch zwei Wesensglieder, die dem dritten und zweiten Elementarreich
angehören (siehe auch -> Wesensglieder der Elementarwesen).
Die Undinen haben ein intensives Empfindungsleben und sind unserem Gefühlsleben
verwandt:

"... wenn wir heraufdringen zu dem Flüssigen, so finden wir wiederum eine andere Art von
geistigen Wesenheiten. Während mit unserem Verstande ähnlich sind die Elementarwesen
des Festen, sind mehr unserem Gefühl ähnlich die Elementarwesen, die im Flüssigen leben.
Wir stehen ja mit unseren Empfindungen außerhalb der Dinge. Der schöne Baum ist
draußen, ich stehe hier, ich bin von ihm getrennt; ich lasse das, was er ist, in mich einfließen.
Das, was an Elementarwesen im Flüssigen ist, durchströmt den Baum in seinem Safte selber.
Es strömt hinein mit seiner Empfindung in jedes Blatt. Es empfindet nicht nur von außen das
Rot, das Blau, es erlebt innerlich diese Farbe, es trägt seine Empfindungen in alles Innerliche
hinein. Dadurch ist wiederum das Empfindungsleben viel intensiver bei diesen geistigen
Wesenheiten, als das sehr intensive Verstandesweben bei den Elementarwesen des Festen."
(Lit.: GA 211, S. 203 ff)
Undinen bilden zu den Fischen, aber auch zu den Insekten eine Ergänzung, indem sie ihnen
die Schuppen bzw. den Außenpanzer bilden. Sie sind sensitiv gegen alles, was Fisch ist;
kurzzeitig nehmen sie auch Fischgestalt an. Fische haben einen relativ geschlossenen
Astralleib, leben aber dafür sehr stark den Weltenäther mit. Undinen sind nicht vollwach, sie
träumen. Ihre höchste Wonne ist, wenn sie an die Oberfläche eines Tropfens oder eines
Wassers kommen, denn dann bewahren sie sich, bleibend Fischgestalt anzunehmen.

"Diese Undinen - wir haben wiederum kennengelernt, welche Rolle sie spielen im Pflanzen
Wachstum; aber sie stehen auch in Beziehung als ergänzende Wesen zu den Tieren, die
schon auf einer etwas höheren Stufe stehen, zu den Tieren, welche schon einen mehr
differenzierten Erdenleib aufgenommen haben. Diese Tiere, die dann in das höhere
Fischwesen hineinwachsen oder auch in das höhere Amphibienwesen, brauchen Schuppen,
brauchen irgendeinen harten Panzer. Sie brauchen außen eine harte Schale. Das, was an
Kräften vorhanden ist, um diese Außenstütze, gewissermaßen dieses Außenskelett, gewissen
Tieren, wie den Insekten, zu verschaffen, das verdankt die Welt der Tätigkeit der Undinen.
Die Gnomen stützen gewissermaßen geistig diejenigen Tiere, welche ganz niedrig sind. Diese
Tiere, die nun von außen geschützt werden müssen, die zum Beispiel mit einem Panzer
umkleidet werden müssen, die verdanken ihre schützenden Hüllen der Tätigkeit der
Undinen. Die Undinen sind es dann, welche zu diesen etwas höheren Tieren auf eine
primitive Art das hinzufügen, was wir in unserer Schädeldecke haben. Sie machen sie
gewissermaßen zum Kopf. All diese Wesen, die da als unsichtbare hinter der sichtbaren Welt
sind, haben ihre große Aufgabe im ganzen Zusammenhange des Daseins, und Sie werden
überall sehen, wo die materialistische Wissenschaft irgend etwas von der Art erklären soll,
wie ich es jetzt angeführt habe, da versagt sie. Sie ist zum Beispiel nicht imstande, zu
erklären, wie die niederen Wesenheiten, die kaum viel härter sind als das Element, in dem
sie leben, dazu kommen, sich in ihm fortzubewegen, weil sie nicht weiß, daß diese geistige
Stützung von den Gnomen vorhanden ist, die ich eben beschrieben habe. Auf der anderen
Seite wird die Tatsache des Umpanzertwerdens für eine rein materialistische Wissenschaft
immer eine Schwierigkeit bilden, weil nicht bekannt ist, wie im Sensitivwerden, im
Vermeiden des eigenen niederen Tierwerdens die Undinen das von sich abstoßen, was dann
als Schuppen oder sonstiger Panzer über die etwas höheren Tiere kommt." (Lit.: GA 230, S.
131f)
Ihr Wesen ist immerwährende Wandelbarkeit, Metamorphose. Und indem sie träumen von
den Sternen, der Sonne, vom Licht und der Wärme, gestalten sie das Blatt. Normalerweise
sind sie ganz eingeschlossen in den Bereich des Blatthaften. Sie können aber auch über diese
Grenzen hinauswachsen, streben eigentlich immer danach, und dadurch wachsen sie sich zu
riesenhafter Gestalt aus und werden dann zu Nebelriesen.

Bösartige Gnome und Undinen sind die Hervorbringer von Parasiten bei Tier und Mensch.
Sie hängen auch eng zusammen mit all jenen Zerstörungskräften im Menschen, die
notwendig sind, damit er sein Bewusstsein entfalten kann. Mehr dazu unter -> Gnome.

Der Mensch begegnet den Undinen im traumlosen Tiefschlaf, wo sie ihn als astrales Meer
umfluten:

"Aber wenn der Mensch nun in tiefen traumlosen Schlaf kommt, und nicht der Schlaf für ihn
traumlos ist, sondern durch die Gabe der Inspiration dieser Schlaf durchschaut werden kann,
dann tauchen empor vor dem geistigen Blicke, vor dem geistigen Menschenblicke aus jenem
Meere des Astralischen, in das beim Einschlafen die Gnomen den Menschen gewissermaßen
begraben, verborgen haben, diese Wesenheiten der Undinen, und sie werden im tiefen
Schlaf sichtbar. Der Schlaf löscht das gewöhnliche Bewußtsein aus. Das für den Schlaf
erhellte Bewußtsein hat diese wunderbare Welt des werdenden Flüssigen, des sich in aller
möglichen Weise zu den Metamorphosen der Undinen aufbäumenden Flüssigen zum
Inhalte. Geradeso wie wir die Wesenheiten mit festen Konturen für das Tagesbewußtsein
um uns haben, würde das erhellte Bewußtsein der Nacht diese sich immer wandelnden,
diese selber wie ein Meer wellenwerfenden, sich wieder senkenden Wesenheiten darbieten.
Der ganz tiefe Schlaf ist eigentlich ausgefüllt davon, daß in der Umgebung des Menschen ein
bewegtes Meer von Lebewesen ist, ein bewegtes Meer von Undinen ist." (Lit.: GA 230, S.
132f)

Undinen und Sprachorgane


Die Undinen bildeten den Kehlkopf zum Sprachorgan um.

"Jetzt wollen wir uns die Frage vorlegen, welche besondere Aufgabe in der Entwickelung
diese Elementarwesen des Wassers haben und welche diejenigen des Luftelementes. In lang
vergangenen Entwickelungsepochen, als der Mensch noch eine ganz andere
Zusammensetzung seiner höheren Glieder hatte als jetzt, wirkten diese Elementarwesen
auch noch ganz anders. Der Mensch hatte damals noch nicht, was wir die Sprache nennen. In
den Atmungsorganen liegen ja eingeschaltet die Sprachorgane, die uns die Sprache
ermöglichen. Der Mensch gebraucht die Sprache, um sein Seelisches zum Ausdruck zu
bringen oder auch nur für die Konversation, aber das ist nur so im materialistischen Zeitalter,
wie wir es jetzt durchleben. In dem Zeitalter, das unserem materialistischen vorangegangen
ist, waren die Sprachorgane zu gleicher Zeit Wahrnehmungsorgane. Die Sprache nun ist
dadurch entstanden, daß die Wasser-Elementarwesen, während sie in die Keimesorgane
(Keimanlage) des Kehlkopfes eindrangen, diese langsam und allmählich zum Sprachorgan
verwandelten, wie es heute ist.

Die Menschen der damaligen Zeit machten sich noch nicht durch Worte verständlich, so wie
wir jetzt miteinander verkehren. Da sie noch im Besitz des alten Hellsehens waren, schauten
sie in die geistige Welt, in die Welt der Elemente. Und sie erlebten die schwirrenden
Elementarwesen um sich herum, während sie Laute wie unsere Vokale A, I, U aussprachen,
indem sie aus ihrem Innern erklingen ließen, was sie in Bildern erlebten. So drückten sie
auch ihre Empfindungen und Gefühle aus, wenn zum Beispiel dasjenige, was sie schauten,
ihnen Sympathie oder Antipathie einflößte. So auch, wenn sie das Wort Tao aussprachen,
das durch die ganze Natur hindurchklang; dann wußten sie von dem Großen Geist, der
Ursache alles Seienden.

Dieses Wort, das also zugleich geistige Wahrnehmung war, ist verlorengegangen, seit
Atmungs- und Sprachorgane mehr unabhängig voneinander geworden sind, als sie damals
waren." (Lit.: GA 265, S. 359f)

hlussDie Entstehung der Elemente aus geisteswissenschaftlicher Sicht


Aus geisteswissenschaftlicher Sicht sind die vier Elemente nach und nach im Zuge der
planetarischen Weltentwicklungsstufen entstanden; dabei differenzierten sich auch die
einzelnen Ätherzustände heraus:

Auf dem alten Saturn entstand durch die Throne, die ihre Willensubstanz hinopferten, das
Feuerelement und eng damit verbunden der Wärmeäther.
Auf der alten Sonne verdichtete sich ein Teil der Wärme einerseits zum Luftelement und
verfeinerte sich anderseits zum Lichtäther.
Auf dem alten Mond fand eine weitere Verdichtung zum Wasserelement statt, während
zugleich der Klangäther entstand.
Auf der Erde wurde mit dem Erdelement der dichteste Zustand erreicht und es bildete sich
Hand in Hand damit die höchste Ätherart, der Lebensäther heraus.
Siehe auchKristallstruktur
Der wissenschaftlichen Untersuchung der Kristalle dient die Kristallographie. Auf
physikalischem Weg kann die Kristallstruktur durch Kristallstrukturanalyse, meist in Form der
Röntgenstrukturanalyse, ermittelt werden. Das Kristallgitter ergibt sich dabei als
dreidimensionale periodische Wiederholung der Elementarzelle, die die Form eines von den
Basisvektoren

→{\displaystyle {\vec {a}}},

→{\displaystyle {\vec {b}}},

→{\displaystyle {\vec {c}}} aufgespannten Parallelepipeds hat. Ein Einkristall oder
Monokristall, der ein durchgehendes einheitliches, homogenes Kristallgitter bildet, aber oft
nur schwer in ausreichender Größe gezüchtet werden kann, ist für die Strukturanalyse am
besten geeignet. Leichter herzustellende polykristalline Aggregate können heutzutage auch
verwendet werden, liefern aber weniger detailreiche Bilder.

Kristalle, die ihre Eigengestalt voll entwickelt haben, da sie in ihrem Wachstum räumlich
nicht eingeengt wurden, werden als idiomorph bezeichnet (von griech. ίδιος idios „eigen“
und μορφή morphé „Form, Gestalt“). Können sie ihre Eigengestalt nur unvollkommen
ausbilden, nennt man sie hypidiomorph (von ὑπό hypo „unter“), gelingt das gar nicht, wie
beispielsweise bei erstarrendem Magma, in dem sich die Minerale gegenseitig in ihrem
Wachstum behindern, heißen sie xenomorph (von ξένος xénos „Fremder“) bzw.
allotriomorph (von ἄλλοτριος allótrios „fremd“).[1]

Rudolf Steiner beschreibt die Kristallstruktur als Ergebnis von Kräftebegegnungen:

„z.B. Kräfterichtung a b c wirken im Raume; durch ihre Begegnung wird eine Kräfteresultante
bewirkt, die als Atom von tetraedrischem Charakter wirkt.

[Chemische] Elemente sind der Ausdruck bestimmter Kraftbegegnungen; dass sie sich als
solche offenbaren, beruht darauf, dass die eine Kraft in ihrer Begegnung mit einer andern
eine Wirkung hervorbringt; während andere Kraftwirkungen gegen einander unwirksam
sind.

Krystalle sind die Ergebnisse complizierterer Kraftbegegnungen; Atome die der einfacheren.

Amorphe Massen ergeben sich durch die Neutralisierung der Kraftrichtungen.“ (Lit.:GA 320,
S. 192ff)

Die Kräfte sind dabei als einsetig räumliche Offenbarungen des gestaltend wirkenden Geistes
anzusehen:

„Kraft ist die einseitig räumlich angesehene Offenbarung des Geistes. Man kann nicht sagen,
daß Kraft auf die Materie wirke, da Materie nur in der Anordnung der Wirkungen sich
begegnender Kraftstrahlen besteht. Es geht niemals eine Energieform auf die andere über;
so wenig wie das Tun des einen Menschen in das des anderen. Was übergeht, ist nur der
arithmetische Maßausdruck. «Geht mechanische in Wärmeenergie über», so ist der reale
Vorgang: es ist ein bestimmtes Quantum mech. Energie im Stande, in einem Geistwesen, das
als Wärme sich offenbart, ein bestimmtes Quantum dieser Offenbarung anzuregen. (So ist
das in gesunder Art noch bei J. R. Mayer. Erst Helmholtz hat die Sache verwuselt.)“ (Lit.:
Beiträge 122, S. 28))

Aus dem von der Strahlung durch Beugung am Kristallgitter erzeugten Beugungsmuster kann
die Kristallstruktur bzw. die Verteilung der Elektronendichte in der Elementarzelle berechnet
werden. Diese erlaubt auch Rückschlüsse auf die geometrische Anordnung der Atome und
Moleküle, die den Kristall aufbauen. Dazu gab aber schon Rudolf Steiner zu bedenken:

„Spiritisten berufen sich darauf, daß sie Geister fotografiert haben. Das Fotografieren ist ein
äußerer Vorgang, und ich will mich hier nicht weiter darüber verbreiten, ob man Geister
fotografieren kann oder nicht. Aber mit nicht mehr Recht als die Spiritisten behaupten, daß
sie Geister fotografiert haben, berufen sich heute gewisse Physiker darauf, daß sie die
Konfiguration der Atome fotografiert haben. Gewiß, man kann Kristalle mit Röntgenstrahlen
bewerfen, man kann diese Röntgenstrahlen zur Reflexion, die reflektierten Strahlen zur
Interferenz bringen und dann fotografieren, und man kann behaupten, man fotografiere die
Konfiguration der Atome. Die wesentliche Frage ist nur: Fotografiert man hier wirklich die
atomistischen Agenzien oder fotografiert man gewisse Wirkungen, die vom
Makrokosmischen herkommen und die sich nur an den Punkten zeigen, an denen man
glaubt, daß die Atome vorhanden sind? Es kommt überall darauf an, daß man Denk- und
Vorstellungsarten findet, die in der richtigen Weise von den Erscheinungen zu dem Wesen
der Dinge zu gehen vermögen.“ (Lit.:GA 73a, S. 43)

Tatsächlich darf man sich Kristalle und Moleküle nicht im naiven Sinn als aus Atomen
zusammengesetzte Objekte mit einer definierten räumlichen Form vorstellen, so nützlich
dieses Konzept auch als Näherungslösung für viele praktische Probleme sein mag, solange
man sich ihrer Grenzen bewusst bleibt. Die moderne Quantentheorie spricht hier eine
eindeutige Sprache, weshalb der Chemiker Hans Primas auch nachdrücklich betont:

„Moleküle, Atome, Elektronen, Quarks oder Strings sind aber keine Bausteine der Materie,
sie sind nicht Ge-fundenes, sondern Er-fundenes, das heisst Konstruktionen derer, welche
die materielle Realität erforschen. Von dem ursprünglichen Begriff der Materie ist in der
heutigen Physik nichts übriggeblieben.“ (Lit.: Primas 1992, S. 50)

Atom und Kristalle als Ergebnis einander begegnender Kräfterichtungen


Kristalle sind erst während der Erdentwicklung in der Mitte der lemurischen Zeit entstanden,
als der Mond aus der Erde unter der Führung Jahves herausgezogen wurde und gleichzeitig
das feste Erdelement gebildet wurde. Bis dahin war die physische Erde nur bis zum wäßrigen
Element herab gebildet, das aber immer mehr zu einer zähflüssigen amorphen glasartigen
Masse erstarrt war. Heute sind die meisten Mineralien kristallin.

Die Kristalle sind durchsichtig für das Geistige. Für die imaginative Erkenntnis erscheint alles
Kristalline in der Erde, insbesondere der Quarz u. ä., aber auch die Kristalle von Eis und
Schnee, als kosmische Sinnesorgane, gleichsam als Augen der Erde. Edelsteine sind die
Sinnesorgane der Engelwesen (Lit.:GA 98, S. 225f).

Rudolf Steiner hat näher ausgeführt, dass die Formen der heutigen Kristalle nur dadurch
verstanden werden können, dass man in ihnen ein Zusammenwirken von kosmisch
bedingten Formkräften sieht, die bereits vom alten Mond, der vorherigen Inkarnation
unserer Erde, herübergekommen sind und denen nun ähnlich geartete kosmische
Kräftekonstellationen entgegentreten, die aber "entgestaltend", d.h. gestaltauflösend
wirken. So ist beispielsweise in der Tetraederform ein bestimmtes Zusammenwirken von
Mars, Venus und Merkur während des alten Mondenzustandes konserviert, der die heutigen
Planetenkonstellationen gestaltauflösend entgegenwirken. Die heutige Kristallform ist die
Resultierende dieser beiden zeitlich versetzten Wirkungen.

„Sehen Sie, Sie müssen sich klar sein darüber, daß dasjenige, was in irgendeinem Stoff heute
wirksam ist, gestaltbildend ist, Kalium oder Natrium zum Beispiel, das muß nicht
notwendigerweise auch heute im Weltall entstehen. Das kann etwas sein, welches
irgendwann entstanden ist, gewirkt hat vielleicht vor sehr langer Zeit, und konserviert
worden ist, so daß also die ursprünglichen Gestalten, die ursprünglichen Kristallgestalten
unserer Elemente - ob es nun ausgesprochene Kristallgestalten sind oder etwas anderes -
aus dem Kosmos hereingebildet worden sind in der Vorzeit, nehmen wir an während der
Mondperiode, und daß in diesen Elementen die Tendenz geblieben ist, diese Gestalten zu
konservieren. Wir müssen uns also klar sein: Auf der einen Seite haben wir es zu tun mit den
heutigen, gleichsam in Abdruck erscheinenden Gestalten, die sich gebildet haben in einer
sehr frühen Zeit der kosmischen Entwicklung, auf der anderen Seite wiederum mit den
Wirkungen desjenigen, was nun aus den um die Erde herum befindlichen Faktoren
geworden ist. Wir haben es also nicht etwa zu tun mit unseren Elementgestalten
unmittelbar, so daß wir sagen könnten mit einer kosmischen Wirkung.

Hier irgendwo wäre die Erde, hier die Planeten, und die Planeten bewirken etwas durch ihre
Konstellation. Wenn wir hier meinetwillen Venus, Mars, Merkur haben, so wird nicht heute
die Konstellation Venus, Mars, Merkur, wie sie in gegenseitigen Kräfteerscheinungen auf die
Erde wirken, einen tetraedrisch gestalteten Körper unmittelbar bewirken, sondern diese
Venus, Mars, Merkur werden etwa während der Mondperiode den Tetraeder gestiftet
haben; und daß er heute erscheint, das ist, weil sich konserviert hat die Mondenwirkung.
Während, wenn heute Merkur und so weiter wirken aus dem Kosmos, so wirken sie
gewissermaßen gemäß den Gesetzen der Imponderabilien; sie wirken eigentlich den
Ponderabilien entgegen. Die Gestaltung hat also schon ihren kosmischen Ursprung, aber
jede Gestaltung, die auftritt auf der Erde, wird gewissermaßen entgestaltet durch dasjenige,
was heute ausgeht von denselben kosmischen Planeten, die früher die Gestalten
hervorgerufen haben; so daß wir also zum Beispiel eine Verflüchtigung als eine heute
existierende kosmische Wirkung auffassen müssen, eine Kristallisation jedoch als eine
solche, wo sich das Frühere wiederum herstellt gegen das Heutige. Da haben wir zeitliche
Wirkungen, die auseinandergehen.

Nun brauchen Sie das, was ich jetzt gewissermaßen schematisch herausgerissen dargestellt
habe, nicht so zu denken natürlich, daß gewissermaßen nur ein paar Konstellationen da sind,
sondern es sind sehr viele Konstellationen da. Wenn Sie sich das vorstellen, so bekommen
Sie natürlich ein kompliziertes System, etwa ein kompliziertes Kurvensystem, das Sie im
Kosmos und in der Erde sich vorstellen können.

Wenn Sie in der Erde die ursprünglichen Stätten, wo sich die Metallgestalten bilden,
zusammenfassen durch Kurven - diese Kurven müssen im Innern der Erde vorgestellt
werden, weil da der Mittelpunkt ist; die Metalle kommen ja allerdings in späteren Epochen
an die Oberfläche, aber es sind eigentlich im Innern der Erde die Kräfte, durch die die
Konservierung stattfindet -, und draußen im Kosmos die Kräfte, die zu den Kristallgestalten
führen, dann können wir diese Kräfte in der Umgebung ebenso durch Kurven fassen. Und da
haben wir, wenn Sie sich dies jetzt bildhaft vorstellen, eine Kugel und sich in der
verschiedensten Weise ineinander verschlingende Kugelschalen und die Resultierende, die
daraus entstehen würde, wenn ich die Kräftedifferenz mir bilde zwischen dem, was da
konserviert ist, und dem, was heute im Kosmos ist. Wenn ich mir nun die Differenzen der
Kräfte in diesen beiden Kräftesystemen denke, bekomme ich eigentlich das, was den
gegenwärtigen Zustand der kosmischen Wirkung auf der Erde vorstellt. Und in diesem
drinnen muß alles das stecken, was dann im periodischen System zum Vorschein kommt.
Das periodische System ist nichts anderes als ein Aufeinanderwirken eines vorirdischen
Zustandes mit einem gegenwärtigen, die Erde umspielenden kosmischen Zustand. Es sind
dies nur Andeutungen zur Beantwortung, aber ich glaube, man kann es verstehen.“ (Lit.:GA
73a, S. 426ff)

Die Kristalle, die uns in der Erdenwelt entgegentreten, sind streng geometrisch geformte
materielle Dinge. Materie aber ist im geisteswissenschaftlichen Sinn nichts anderes als
zerbrochene geistige Form. Die geistige Form ist nicht räumlich und kann nur übersinnlich
erfahren werden. Erst wenn sie zerbricht, tritt sie in den Raum heraus und was derart als
Materie erscheint, ist gleichsam der Trümmerhaufen des Geistes.

Materie als zerborchene geistige Form


„Wenn Sie jetzt weiter nachdenken, so werden Sie sich sagen: Ja, aber es treten uns doch
räumliche Formen entgegen wie die schönen Kristallformen; an den Kristallen treten uns
doch räumlich sehr schöne Formen entgegen — und du sagst, alles das, was stofflich ist, sei
ein Trümmerhaufen des Geistes, sei zerborstener Geist! — Denken Sie sich zunächst einmal,
damit Sie eine gewisse Vorstellung haben, einen herabfallenden Wasserstrahl (a). Nehmen
Sie aber an, er wäre unsichtbar, Sie würden ihn nicht sehen. Und Sie geben ihm hier (b) eine
Widerlage. Dadurch, daß dieser Wasserstrahl hier (b) auffällt, wird er in dieser Weise in
Tropfen zerbersten (c). Nun nehmen Sie an, der Wasserstrahl, der herunterfällt, wäre
unsichtbar, das aber, was zerborsten ist, würde sichtbar. Dann hätten Sie hier einen
zertrümmerten Wasserstrahl, hätten wiederum ein Bild der Materie. Aber jetzt müßten Sie
sich wegdenken die Widerlage da unten, denn so etwas gibt es nicht, das würde schon
voraussetzen, daß Materie da wäre. Sie müssen sich vorstellen: Ohne daß eine solche
Widerlage da ist, ist die Materie, indem sie sich geistig zur Form gliedert, übersinnlich, ist die
Materie in Bewegung, denn die Bewegung geht der Form voraus. Es gibt nirgends etwas
anderes als das, was durchdrungen ist von den Taten der Geister der Bewegung. An einem
bestimmten Punkt kommt die Bewegung bei der Form an, erlahmt in sich selber und zerbirst
in sich selber. Die Hauptsache ist, daß wir es so auffassen, daß das, was zunächst geistig-
seelisch ist, hinstrahlt, aber nur eine gewisse Schwungkraft hat, an das Ende der
Schwungkraft kommt und nun in sich selber zurückprallt und dabei zerbirst. So daß, wenn
wir irgendwo Materie auftreten sehen, wir sagen können: Dieser Materie liegt zugrunde ein
Übersinnliches, das an die Grenze seines Wirkens gekommen ist und an dieser Grenze
zerbirst. Aber bevor es zerbirst, da hat es innerlich geistig noch die Formen. Nun wirkt in den
einzelnen auseinanderfallenden Trümmern, wenn es zerborsten ist, nach das, was als
geistige Form vorhanden war. Wo das stark nachwirkt, da setzen sich nach dem Zerbersten
noch die Linien der geistigen Formen fort, und da drückt sich, nachdem das Stück zerborsten
auseinanderprallt, in den Linien, die sie dann beschreiben, noch eine Nachwirkung der
geistigen Linien aus. Dadurch entstehen Kristalle. Kristalle sind Nachbildungen geistiger
Formen, die gleichsam noch durch die eigene Schwungkraft die ursprüngliche Richtung im
entgegengesetzten Sinn beibehalten.“ (Lit.:GA 134, S. 72ff)

Jeder Kristallisationsprozess ist mit Schmerzen verbunden, jeder Auflösungsprozess mit


Lustgefühlen, die die Gruppenseele der Mineralien empfindet.

„Der Stein schließlich hat sein Ich auf dem höheren Mentalgebiet. Wenn wir den Stein
betrachten, dann stellen wir fest, daß sein Wesen, sein Ich, mehr ein Willensimpuls ist.
Wenn der okkult geschärfte Blick sieht, wie in den Steinbrüchen die Arbeiter die Steine
losbrechen, dann sieht er in demjenigen, was man die Steinseele nennen könnte, ganze
Ströme des größten Lustgefühls. Es klingt uns fremd, aber es ist eine Wahrheit, daß Brechen,
Losmachen, Auflösen eines Minerals, ob wir es brechen mit Hacke oder Dynamit, Lustgefühle
erweckt. Ströme von Lustgefühlen werden frei, wenn man ein Stück Salz in ein Glas mit
lauem Wasser wirft, wo es schmilzt, das heißt, in die feinstmögliche Form verteilt wird.
Wenn man das Salz wieder auskristallisiert, ist dies von Schmerzgefühlen begleitet.
Wir finden in früheren Zeitepochen stets höhere Temperaturen, bis wir zu einem Zeitpunkt
kommen, bei welchem selbst die Mineralien aufgelöst waren wie das Salz im Wasser. In all
diesen Zeiten fand ein Abkühlungs- und Kristallisierungsprozeß statt aus der Muttersubstanz
heraus. Dabei findet eine fortwährende Verdichtung statt, und die ist begleitet von einem
fortwährenden Schmerz.

Daß unsere Gestalt so sein kann, wie sie ist, verdanken wir diesem vorangehenden
Kristallisations-Prozeß, der begleitet war von Schmerz. Und wenn unsere Erde stofflich
wieder auseinandergehen wird, dann wird die Erde dieses mitgenießen in Seligkeit im
Geisterreich. Dies sind immer dieselben zwei Perioden in jedem Entwicklungsprozeß: erst
Leiden und Schmerz, und wenn alles wieder auseinandergeht, dann wieder Freude und
Genuß.“ (Lit.: Beiträge 60, S. 12f))

Kristalle, Kristallhimmel und menschliches Ich


Das kristalline Erdelement, die höchste Erscheinungsform des Mineralreichs, die erst
enstand, als der Mond aus der Erde heraustrat, ist ganz anders geartet als die erstarrende
zähflüssige Mondensubstanz, die es bis dahin gegeben hatte. Die kristalline Erdensubstanz
ist zwar härter und dichter als die alte mondenhafte Materie, aber sie ist völlig offen und
durchsichtig für höchste geistige Kräfte, die aus kosmischen Bereichen kommen, die weit
über die Grenzen unseres Planetensystems in den Fixsternhimmel hinausreichen, ja die
sogar aus Bereichen kommen, die jenseits von Raum und Zeit liegen. In den mittelalterlichen
Mysterien sprach man zurecht vom Kristallhimmel, der die Grenze zur überräumlichen und
überzeitlichen Welt bildet.

Die kristallbildenden Kräfte, die aus einem Weltbereich stammen, der jenseits des bereits
Geschaffenen, gleichsam außerhalb der Schöpfung, liegt, sind eng verwandt mit den
schöpferischen Ich-Kräften, die sich die Menschen von nun an immer mehr zueigen machen
konnten. Das Ich ist gleichsam ein kristallhaft geometrisch geformtes Wesen.

„Wenn der astralische Leib [aus dem physischen Leib] herausgenommen [betrachtet wird],
dann nimmt er komplizierte Pflanzenformen an, und das Ich des Menschen ist ein rein
mineralisch, kristallhaft geformtes Wesen, es ist ganz geometrisch geformt. So daß man
sagen kann: Der Form nach ist der Mensch im physischen Leib Mensch, im Ätherleib ist er
eigentlich tierisch, im Astralischen pflanzenhaft und im Ich mineralhaft geformt.“ (Lit.:GA
342, S. 123)

Siehe auchEnergieerhaltungssatz
Für die abstrakte Maßzahl der Energie gilt der Energieerhaltungssatz, der erstmals 1842 von
dem deutschen Arzt Julius Robert von Mayer (1814-1878) formuliert wurde, nachdem er
empirisch festgestellt hatte, dass die mechanische Bewegungsenergie bei vollständiger
Umwandlung in Wärme stets die gleiche Wärmemenge ergibt und damit das sog.
mechanische Wärmeäquivalent quantitativ bestimmt hatte. Endgültig ausformuliert wurde
der Energieerhaltungssatz von Hermann von Helmholtz, der am 23. Juli 1847 in Berlin über
die „Konstanz der Kraft“ berichtete[3]. Im 19. Jahrhundert wurde deshalb auch von dem
Gesetz von der Erhaltung der Kraft gesprochen.

„Wir gehen aus von der Annahme, dass es unmöglich sei, durch irgend eine Combination von
Naturkörpern bewegende Kraft fortdauernd aus nichts zu erschaffen. Aus diesem Satze
haben schon Carnot und Clapeyron *) eine Reihe theils bekannter, theils noch nicht
experimentell nachgewiesener Gesetze über die specifische und latente Wärme der
verschiedensten Naturkörper theoretisch hergeleitet. Zweck der vorliegenden Abhandlung
ist es, ganz in derselben Weise das genannte Princip in allen Zweigen der Physik
durchzuführen, theils um die Anwendbarkeit desselben nachzuweisen in allen denjenigen
Fällen, wo die Gesetze der Erscheinungen schon hinreichend erforscht sind, theils um mit
seiner Hülfe, unterstützt durch die vielfältige Analogie der bekannteren Fälle auf die Gesetze
der bisher nicht vollständig untersuchten weiterzuschliessen, und dadurch dem Experiment
einen Leitfaden an die Hand zu geben.
Das erwähnte Princip kann folgendermassen dargestellt werden: Denken wir uns ein System
von Naturkörpern, welche in gewissen räumlichen Verhältnissen zu einander stehen, und
unter dem Einfluss ihrer gegenseitigen Kräfte in Bewegung gerathen, bis sie in bestimmte
andere Lagen gekommen sind: so können wir ihre gewonnenen Geschwindigkeiten als eine
gewisse mechanische Arbeit betrachten, und in solche verwandeln. Wollen wir nun
dieselben Kräfte zum zweiten Male wirksam werden lassen, um dieselbe Arbeit noch einmal
zu gewinnen, so müssen wir die Körper auf irgend eine Weise in die anfänglichen
Bedingungen durch Anwendung anderer uns zu Gebote stehender Kräfte zurückversetzen;
wir werden dazu also eine gewisse Arbeitsgrösse der letzteren wieder verbrauchen. In
diesem Falle fordert nun unser Princip, dass die Arbeitsgrösse, welche gewonnen wird, wenn
die Körper des Systems aus der Anfangslage in die zweite, und verloren wird, wenn sie aus
der zweiten in die erste übergehen, stets dieselbe sei, welches auch die Art, der Weg oder
die Geschwindigkeit dieses Uebergangs sein mögen. Denn wäre dieselbe auf irgend einem
Wege grösser als auf dem andern, so würden wir den ersteren zur Gewinnung der Arbeit
benutzen können, den zweiten zur Zurückführung, zu welcher wir einen Theil der so eben
gewonnenen Arbeit anwenden könnten, und würden so ins Unbestimmte mechanische Kraft
gewinnen, ein perpetuum mobile gebaut haben, welches nicht nur sich selbst in Bewegung
erhielte, sondern auch noch im Stande wäre, nach aussen Kraft abzugeben.
*) Poggendorffs Annalen LIX 446. 566.“

– Hermann von Helmholtz: Über die Erhaltung der Kraft, eine physikalische Abhandlung,
vorgetragen in der Sitzung der physikalischen Gesellschaft zu Berlin am 23sten Juli 1847,
Druck und Verlag von G. Reimer, Berlin 1847 [1]
Tatsächlich folgt aus heutiger Sicht der Energieerhaltungssatz nach dem Noether-
Theorem[4] aus der angenommenen Zeitinvarianz der Naturgesetze. Der
Energieerhaltungssatz besagt, dass die Gesamtsumme der Energie in einem abgeschlossenen
System erhalten bleibt. Nachdem Albert Einstein in seiner 1905 veröffentlichten speziellen
Relativitätstheorie die mittlerweile auch empirisch gut abgesicherte Äquivalenz von Masse
und Energie gemäß der bekannten Formel E = mc2 postuliert hatte, ist die Masse in den
Energieerhaltungssatz prinzipiell mit einbezogen. Der Informationswissenschaftler Tom
Stonier hat darüber hinaus vorgeschlagen, Information als weiteren Faktor
miteinzubeziehen. Energie und Information können seiner Ansicht nach wechselseitig
ineinander umgewandelt werden, wobei 1 J ungefähr 1023 bits an Information entspricht. Er
folgert daraus: „... das Gesetz von der Erhaltung der Energie muss dahingehend erweitert
werden, dass in einem geschlossen System die Gesamtsumme von Energie plus Materie plus
Information erhalten bleibt. Energie kann entweder in Masse oder Information
umgewandelt werden. Ersteres ist definiert durch die Gleichung E = mc2, Letzteres ist
definiert durch die Gleichung E = IT, wobei E in Joule gemessen wird und I in
Informationseinheiten (ungefähr 1023 bits) und T in Kelvin.“[5]
Rudolf Steiner hat öfters vor einer Fehlinterpretation des Energieerhaltungssatzes gewarnt,
wonach Energie weder erzeugt noch vernichtet werden könne. Erhalten bleibe sehr wohl die
Maßzahl der Energie, nicht aber ihre konkrete wesenhafte Erscheinungsform. Durch die
Tätigkeit des Geistes, beginnend mit dem reinen Denken, wird beständig Energie und auch
Materie vollständig vernichtet - und in gleichem Maß schöpferisch neu erzeugt. Nur so ist
auch die Freiheit des Menschen denkbar. Aus geisteswissenschaftlicher Sicht ist das
physisch-physikalische Universum eben gerade kein abgeschlossenes System, sondern steht
im Austausch mit den höheren Weltebenen (Ätherwelt, Astralwelt, geistige Welt).

„Im 19. Jahrhundert ist im wesentlichen erst eine Vorstellung entstanden, welche heute die
ganze Wissenschaft beherrscht, und die, wenn sie im stärkern Grade noch als gegenwärtig
schon herrschen wird, niemals gesunde Vorstellungen über das geistige Leben wird Platz
greifen lassen. Zu den Vorstellungen, die heute über die Grundprinzipien von Physik und
Chemie verbreitet sind, gehört die Grundvorstellung von der Erhaltung der Kraft, von der
Erhaltung der Energie, wie sie heute vertreten wird. Sie können heute überall nachforschen
und werden hören, daß gesagt wird, Kräfte verwandeln sich nur. Die vorgebrachten Beispiele
sind natürlich im einzelnen überall berechtigt. Wenn ich mit der Hand über den Tisch
streiche, wende ich Druck auf, aber die aufgewendete Kraft ist dadurch nicht verbraucht, der
Druck verwandelt sich in Wärme. So verwandeln sich alle Kräfte. Eine Umwandelung der
Kraft, der Energie findet statt. «Erhaltung des Stoffes und der Kraft» ist ja ein Schlagwort, das
im eminentesten Sinne alles, was heute wissenschaftlich denkt, ergriffen hat. Daß nichts
entsteht und vergeht in bezug auf das Stoffliche und in bezug auf die Energien, die Kräfte,
das gilt als ein Axiom. Führt man es in seinen Grenzen an, so kann man gar nichts dagegen
haben. Aber man führt es ja in den Wissenschaften nicht innerhalb der Grenzen an, sondern
so, daß man es zu einem Dogma, zu einem wissenschaftlichen Dogma macht.

Es hat sich ja gerade im 19. Jahrhundert eine merkwürdige ahrimanische Praxis der
Vergröberung der Vorstellungen herausgebildet. Da ist eine wunderbar glänzend schöne
Abhandlung von Julius Robert Mayer über die Erhaltung der Energie erschienen. Diese
Abhandlung, die im Jahre 1842 erschienen ist, wurde damals von den meisten
tonangebenden Geistern Deutschlands zurückgewiesen; sie galt als dilettantisch. Julius
Robert Mayer ist später sogar ins Irrenhaus gesperrt worden. Heute weiß man, daß er eine
grundlegende wissenschaftliche Entdeckung gemacht hat ... Aber es ist ja die Sache auch
nicht in der feingeistigen Art, wie sie bei Mayer behandelt wird, in die Menschenseelen
übergegangen, sondern in einer viel gröberen Weise. Und das kommt vor allem daher, weil
nicht die Gedanken von Julius Robert Mayer, sondern die des englischen Bierbrauers Joule
und des Physikers Helmholtz unter völligem Verlassen der Gedanken Julius Robert Mayers in
die Wissenschaft übergegangen sind [...]

Diese Vorstellung von der absoluten, nicht relativen, Unvergänglichkeit des Stoffes und der
Kraft verhindert - man könnte es heute physiologisch feststellen, und nur das Dogma von der
Erhaltung der Energie hindert die Menschen daran -, daß der Ort erkannt werde, wo wirklich
Stoff ins Nichts verschwindet und neuer Stoff beginnt. Und dieser einzige Ort in der Welt - es
sind viele Orte - ist der menschliche Organismus. Durch den menschlichen Organismus geht
der Stoff nicht bloß durch, sondern während des Prozesses, der sich seelisch erlebt in der
Synthesis von Konzipiertwerden und Sterben, spielt sich körperlich das ab, daß gewisser
Stoff, der von uns aufgenommen wird, tatsächlich verschwindet, daß Kräfte vergehen und
neu erzeugt werden. Diejenigen Dinge, die dabei in Betracht kommen, sind eigentlich älter
beobachtet, als man meint. Aber auf diese Beobachtungen wird kein Wert gelegt. Man
studiere nur einmal sorgfältig die Blutzirkulation im Inneren des Auges: Mit den
Instrumenten, die heute schon vollkommen genug sind, um auch äußerlich so etwas sehen
zu können, wird man an der Blutzirkulation rein äußerlich, physikalisch, nachweisen können,
was ich eben ausgesprochen habe. Denn man wird zeigen können, daß Blut nach einem
Organ peripherisch hingeht, in das Organ hinein verschwindet und aus ihm wiederum
erzeugt wird, um zurückzufließen, so daß man es nicht mit einem Blutkreislauf zu tun hat,
sondern mit einem Entstehen und Vergehen. Diese Dinge gibt es, doch die dogmatischen
Vorstellungen der heutigen Wissenschaft hindern das, worauf es in bezug auf sie ankommt.
Deshalb werden die Menschen heute auch gehindert, gewisse Prozesse und Vorgänge, die
einfach real sind, in ihrer Realität zu betrachten.“ (Lit.:GA 181, S. 225ff)

„Ein gewisses Ideal naturwissenschaftlicher Denkungsart ist, alles, wie man sagt, unter den
Kausalbegriff zu bringen, alles nach Ursachen und Wirkungen zusammenzudenken. Und eine
sehr beliebte Verallgemeinerung ist - ich habe das schon hier erwähnt - das Gesetz von der
Erhaltung der Kraft und der Erhaltung des Stoffes. Bilden Sie sich eine Weltanschauung so,
daß Sie dazu nur die Begriffe von Ursache und Wirkung im naturwissenschaftlichen Sinne
verwenden oder von der Erhaltung der Kraft und des Stoffes, so können Sie nur entweder
weltanschaulich unehrlich sein, oder Sie müssen sagen: Innerhalb einer solchen
Weltenordnung, in welcher nur das Kausalitätsgesetz, nur das Ursachengesetz gilt, oder in
welcher das Gesetz von der Erhaltung des Stoffes und der Kraft gilt, in einer solchen Welt ist
alles, was Ideale sind, was Ideen sind, was moralische Begriffe sind, im Grunde genommen
eigentlich nur Spaß. - Denn für eine Weltanschauung, welche etwa das Gesetz von der
Erhaltung der Kraft und des Stoffes universell denkt, hat nichts anderes Sinn, als sich zu
sagen: Nach diesem Gesetze von der Erhaltung der Kraft und des Stoffes entwickelt sich
unsere Weltenordnung.“ (Lit.:GA 183, S. 124f)

„Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts, da der Mensch im schattenhaften Verstande lebt und
eigentlich auch sein ganzes Seelendasein als ein Schattenhaftes erlebt, seit dieser Zeit war
der Mensch ganz angewiesen auf die äußere Natur. Und so kam er allmählich dazu, die
äußeren Erscheinungen der Natur experimentell nicht nur so zu untersuchen, wie sie
Goethe, der noch zugleich von antikem Geiste durchseelt war, untersuchte, sondern hinter
den Phänomenen etwas zu suchen, was im Grunde genommen auch nur eine Art Phänomen
ist, was aber da nicht hineinversetzt werden darf. Der Mensch kam zum Atomismus. Der
Mensch kam dazu, hinter der Sinneswelt noch eine andere, unsichtbare Sinneswelt, kleinere
Wesen, dämonische Wesen, die Atome zu denken. Statt zu einer geistigen Welt
überzugehen, ging er zu einem Duplikat der sinnlichen Welt, wiederum zu einer sinnlichen,
aber fiktiven Welt über, und dadurch erstarrte sein Erkenntnisvermögen für die äußere
Sinneswelt. Und dieses brachte im Laufe des 19. Jahrhunderts immer mehr etwas hervor,
was schon immer gespukt hat, was aber eben aus diesem völligen Erstarren des
Erkenntnisvermögens für die äußere Sinneswelt im 19. Jahrhundert erst mit vollem
Radikalismus hervortrat, und das war die Ausspintisierung des Gesetzes von der Erhaltung
der Energie, von der Erhaltung der Kraft. Man sagte: Im Weltenall entstehen nicht neue
Kräfte, sondern die alten wandeln sich bloß um; die Summe der Kräfte bleibt konstant. Wenn
wir irgendeinen Augenblick ins Auge fassen, gewissermaßen herausschneiden aus dem
Weltgeschehen, dann war bis zu diesem Augenblick eine gewisse Summe von Energien da;
im nächsten Augenblick haben sich diese Energien etwas anders gruppiert, sie sind anders
durcheinandergefahren, aber die Energien sind dieselben; sie haben sich nur gewandelt. Die
Summe der Energien des Kosmos bleibt dieselbe. - Man konnte zwei Dinge nicht mehr
unterscheiden. Man hat ein völliges Recht gehabt, zu sprechen davon, daß Maß, Zahl und
Gewicht in den Energien dieselben bleiben. Aber das verwechselt man mit den Energien
selber. Nun, wenn diese Energienlehre, dieses Gesetz von der Konstanz der Energie, das
heute die ganze Naturwissenschaft beherrscht, richtig wäre, dann gäbe es keine Freiheit,
dann wäre jede Idee von Freiheit eine bloße Illusion. Daher wurde auch für die Anhänger des
Gesetzes von der Konstanz der Energie die Freiheit immer mehr eine Illusion.“ (Lit.:GA 325,
S. 158f)

„Ich weiß alles, was eingewendet werden kann gegen die Sätze, die ich in diesem Augenblick
ausspreche, aber das intuitive Erkennen führt dahin in bezug auf das Materielle, einzusehen,
daß dort, wo das Denken sich entwickelt, ein Nichts vom Materiellen zu erblicken ist. Es
führt dahin, zu sagen: Indem ich denke, bin ich nicht, wenn ich das materielle Sein, das man
sonst als das maßgebende anerkennt, als einziges Sein gelten lasse. Es muß erst die Materie
sich zurückziehen im Organismus und Platz machen dem Denken, dem Vorstellen; dann sieht
dieses Denken, dieses Vorstellen, die Möglichkeit seiner Entfaltung im Menschen. Dort also,
wo wir das Denken in seiner Wirklichkeit wahrnehmen, nehmen wir Abbau, Vernichtung des
materiellen Daseins wahr. Wir schauen hinein, wie die Materie ins Nichts übergeht.

Hier ist es, wo wir an der Grenze des Gesetzes von der Erhaltung der Materie und der Kraft
stehen. Man muß den Ausdehnungsbereich dieses Gesetzes von Materie und Kraft
erkennen, damit man den Mut fassen kann, ihm dann zu widersprechen, wenn es nötig ist.
Niemals kann irgend jemand die Wesenheit des Denkens unbefangen an der Stelle, wo
Materie sich selbst vernichtet, durchschauen, der das Gesetz von der Erhaltung des Stoffes
als ein absolutes anerkennt, der nicht weiß, daß es gilt im Bereich dessen, was wir äußerlich
überschauen im physischen, im chemischen Felde und so weiter, daß es aber nicht gilt dort,
wo unser Denken auf dem Schauplatze unserer eigenen menschlichen Organisation auftritt.
Wenn es nicht nötig wäre, aus gewissen Untergründen heraus diese Erkenntnis heute vor die
Welt hinzustellen, man würde sich nicht all den Spöttereien und all den Einwänden
aussetzen, die ganz begreiflicherweise kommen müssen von denjenigen, die aus den
bekannten Voraussetzungen heraus das Gesetz von der Erhaltung der Materie und der Kraft
für absolut halten, für ausnahmslos geltend.“ (Lit.:GA 78, S. 142f)

Außerhalb des menschlichen Organismus haben die Gesetze von der „Erhaltung des
Stoffes“[6] und von der „Erhaltung der Kraft“ (Energie) ihre Gültigkeit, nicht aber im Inneren
des Menschen. Im Menschen verschwinden beständig Materie und Energie und erstehen in
einer durch die moralischen Ideale bereicherten und erneuerter Form wieder auf.

„Anthroposophie lehrt uns gerade im menschlichen Organismus erkennen, daß nicht nur
Materie vorhanden ist und sich umwandelt, lehrt uns nicht nur Metamorphosen der Materie
erkennen. Außerhalb des menschlichen Organismus, in der übrigen Natur, da gilt das Gesetz
der Erhaltung der Kraft und des Stoffes, im Menschen selber aber lehrt uns Anthroposophie
ein vollständiges Verschwinden der Materie und ein Wiederauferstehen von neuer Materie
aus dem bloßen Raume. Und anthroposophische Geisteswissenschaft darf, wenn ich einen
trivialen Vergleich gebrauchen darf, darauf hinweisen, daß es mit der gewöhnlichen
Vorstellung von Stoff und Kraft im menschlichen Organismus so ist, wie wenn jemand etwa
sagen würde, er habe abgezählt, wieviele Banknoten man in eine Bank trage und wieviele
man wieder heraustrage, und wenn man genug große Zeiträume ins Auge fasse, so seien es
gleich viele. So verfährt man auch bei dem Studium des Gesetzes von der Erhaltung des
Stoffes und der Kraft: Man sieht, daß ebensoviel Energien in den Stoff hineingehen wie
herausgehen. Aber wie man nicht annehmen darf, daß in der Bank die Banknoten als solche
umgewandelt werden, sondern vielmehr dort selbständige Arbeit geleistet werden muß - die
Banknoten können sogar umgeprägt werden und es können ganz neue herauskommen —,
so ist es auch im menschlichen Organismus: Es findet Stoff- und Kraftvernichtung, Stoff- und
Kraftschöpfung statt.

Das ist etwas, was nicht in leichtsinniger Weise phantasiert wird, sondern was durchaus
innerhalb strenger anthroposophischer Forschung erkannt wird. Nun gilt zwar dasjenige, was
für die Außenwelt das Gesetz der Erhaltung des Stoffes und der Kraft ist, allerdings für die
mittlere Entwickelungsetappe; wenn wir aber an das Erdenende gehen und mit einer
gewissen Berechtigung den Wärmetod annehmen dürfen, dann sehen wir nicht einen
großen Friedhof, sondern wir sehen, daß alles das, was der Mensch ausgebildet hat an
sittlich-ethischen Idealen, an göttlich-geistigen Überzeugungen, sich in ihm wirklich
vereinigen kann mit dem neu entstehenden Stofflichen, und daß folglich man es zu tun hat
mit einem realen Keim der Fortbildung. Es wird durch das, was gerade im Menschen
entsteht, der Tod des äußeren Stoffes überwunden.“ (Lit.:GA 79, S. 211f)

„Im Menschen geschieht in jedem Augenblick etwas, was sonst nirgends in der irdischen
Umwelt geschieht: Der Mensch nimmt die Nahrungsmittel aus der äußeren Umwelt auf, er
nimmt sie auf aus dem Lebensreiche und nur weniges aus dem toten Reiche; aber indem die
Nahrungsmittel durch den Verdauungsapparat dringen, werden auch die lebendigsten
Nahrungsmittel ertötet. Der Mensch zerstört das, was er lebendig aufnimmt, vollständig, um
dem Ertöteten das eigene Leben einzuflößen, und erst wenn die Nahrungsmittel in die
Lymphgefäße übergehen, wird im Innern des Menschen das Tote wiederum lebendig
gemacht.

Im ganzen durchseelten und durchgeistigten organischen Prozeß - wenn man die


Menschenwesenheit ganz erkennt und durchschaut, so stellt sich das heraus - wird die
Materie vollständig vernichtet, um neu geschaffen zu werden. Wir haben im menschlichen
Organismus immer einen Vernichtungsprozeß der Materie, damit diese Materie neu
geschaffen werden kann. In uns wird fortgesetzt Materie in Nichts verwandelt und wiederum
neu geschaffen.

Zu dieser Erkenntnis wurde die Tür dicht verriegelt im neunzehnten Jahrhundert, in dem
man zu dem Gesetz von der Erhaltung der Kraft gekommen ist und glaubte, die Materie
erhalte sich auch durch den menschlichen Organismus hindurch. Die Statuierung des
Gesetzes von der Erhaltung der Materie ist ein deutlicher Beweis dafür, daß man den
Menschen nicht innerlich erkennt.“ (Lit.:GA 217, S. 187f)

Weil nur im Menschen Stoff und Kraft (Energie) fortwährend erneuert werden, ist der
Mensch auch kein bloßer Zuschauer des Weltgeschehens, sondern ein zentraler Schauplatz
des ganzen kosmischen Weltgeschehens.

„Ich weiß nicht, ob Sie sich erinnern, daß in meinen allerersten Schriften immer ein Gedanke
wiederkehrt, durch den ich die Erkenntnis auf eine andere Basis stellen wollte, als sie heute
steht. In der äußeren Philosophie, die auf anglo-amerikanisches Denken zurückgeht, ist der
Mensch eigentlich ein bloßer Zuschauer der Welt; er ist mit seinem inneren Seelenprozeß
ein bloßer Zuschauer der Welt. Wenn der Mensch nicht da wäre, so meint man, wenn er
nicht in der Seele wieder erlebte, was in der Welt draußen vor sich geht, so wäre doch alles
so, wie es ist. Das gilt für die Naturwissenschaft in bezug auf jene Tatsachenentwickelung,
die ich angeführt habe, es gilt aber auch für die Philosophie. Der heutige Philosoph fühlt sich
sehr wohl als Zuschauer der Welt, das heißt, in dem bloß ertötenden Element des
Erkennens. Aus diesem ertötenden Element wollte ich die Erkenntnis herausführen. Daher
habe ich immer wiederholt: Der Mensch ist nicht bloß ein Zuschauer der Welt, sondern er ist
Schauplatz der Welt, auf dem sich die großen kosmischen Ereignisse immer wieder und
wieder abspielen. Ich habe immer wieder gesagt: Der Mensch ist mit seinem Seelenleben
der Schauplatz, auf dem sich Weltgeschehen abspielt. So kann man das auch in
philosophisch-abstrakte Form kleiden. Und besonders, wenn Sie das Schlußkapitel über
Freiheit in meiner Schrift «Wahrheit und Wissenschaft» lesen, werden Sie finden, daß dieser
Gedanke scharf betont ist: daß dasjenige, was sich im Menschen vollzieht, nicht etwas ist,
was der übrigen Natur gleich ist, sondern daß die übrige Natur hereinragt in den Menschen
und daß dasjenige, was im Menschen sich vollzieht, zugleich ein kosmischer Vorgang ist, so
daß die menschliche Seele ein Schauplatz ist, auf dem sich ein kosmischer Vorgang abspielt,
nicht bloß ein menschlicher. Damit wird man natürlich in gewissen Kreisen heute noch
schwer verstanden. Aber ohne daß man sich mit solchen Anschauungen durchdringt, kann
man unmöglich ein richtiger Erzieher werden.

Was geschieht denn tatsächlich in der menschlichen Wesenheit? Auf der einen Seite steht
die Knochen-Nervennatur, auf der anderen Seite die Blut-Muskelnatur. Durch das
Zusammenwirken beider werden fortwährend Stoffe und Kräfte neu geschaffen. Die Erde
wird vor dem Tode dadurch bewahrt, daß im Menschen selber Stoffe und Kräfte neu
geschaffen werden. Jetzt können Sie das, was ich eben gesagt habe: daß das Blut durch seine
Berührung mit den Nerven Neuschöpfung von Stoffen und Kräften bewirkt,
zusammenbringen mit dem, was ich im vorigen Vortrage sagte: daß das Blut fortwährend auf
dem Wege zur Geistigkeit ist und dabei aufgehalten wird. Diese Gedanken, die wir in diesen
zwei Vorträgen gewonnen haben, werden wir miteinander verbinden und dann weiter
darauf aufbauen. Aber Sie sehen schon, wie irrtümlich der Gedanke der Erhaltung von Kraft
und Stoff ist, wie er gewöhnlich vorgebracht wird: denn durch das, was im Inneren der
Menschennatur geschieht, wird er widerlegt, und für eine wirkliche Auffassung der
Menschenwesenheit ist er nur ein Hindernis. Erst wenn man wieder den synthetischen
Gedanken bekommen wird, daß tatsächlich zwar nicht aus Nichts etwas hervorgehen kann,
daß aber das eine so umgewandelt werden kann, daß es vergeht und das andere entsteht -
erst wenn man diesen Gedanken an die Stelle des Gedankens von der Erhaltung der Kraft
und des Stoffes gestellt haben wird, wird man etwas Gedeihliches für die Wissenschaft
erhalten können.“ (Lit.:GA 293, S. 59f)

Im Leben zwischen Tod und neuer Geburt verlieren die Naturgesetze, insbesondere auch die
Gesetze von der Erhaltung des Stoffes und der Kraft, ihre Gültigkeit. Was wir uns in der einen
Inkarnation an sittlichen Idealen erarbeiten, erscheint im nächsten Erdenleben als wirksame
Kraft. Im Großen gilt das auch für die Erde, wenn sie nach dem Durchgang durch das Pralaya
wieder in einem neuen äußeren Dasein erscheinen wird.
„Sehen Sie, das äußerste, was uns die Naturbetrachtung gebracht hat, ist das Gesetz von der
Erhaltung des Stoffes und der Erhaltung der Kraft im Universum. Sie wissen, daß in die
neuere Seelenkunde, in die Psychologie, dieses Gesetz von der Erhaltung der Kraft
verheerend eingegriffen hat. Man kommt mit dem Seelenleben und seiner Freiheit nicht
zurecht, wenn man dieses Gesetz von der Erhaltung des Stoffes und der Erhaltung der Kraft
ernst nimmt. Und die Grundlagen, die uns die heutige Wissenschaft gibt, um den Menschen
zu begreifen, sind eben doch solche, daß wir gar nicht anders können, als in den gesamten
Menschen herein scheinbar auch wirksam zu denken dieses Gesetz von der Erhaltung des
Stoffes und der Erhaltung der Kraft.

Nun wissen Sie, daß Geisteswissenschaft - nicht als ein Vorurteilsdogma, sondern als ein
Ergebnis [der Geistesforschung] - die Erkenntnis von den wiederholten Erdenleben hat. Im
Sinne dieser Erkenntnis leben wir zum Beispiel jetzt in diesem Leben zwischen der Geburt
und dem Tode so, daß wir auf der einen Seite in uns haben die Impulse der physischen
Vererbung - auf diese Impulse der physischen Vererbung wollen wir noch genauer
zurückkommen —, daß wir außerdem in uns haben die Impulse, welche den früheren
Lebensläufen angehören und dem Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Die
Welt, in der wir leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, schließt nun Fakten ein,
die nicht unter dem Gesetze von der Erhaltung des Stoffes und der Erhaltung der Kraft
stehen. Wenn wir also gewissermaßen die geistige Verbindung suchen zwischen unserem
jetzigen Leben und unserem nächsten Erdenleben und auch weiter in die Leben hinein, die
dann nicht mehr physisch verlaufen, sondern die, nach dem Untergange des Erdenseins,
geistig verlaufen, wenn wir diese Verbindungslinie ziehen, so treffen wir auf Weltinhalte, die
nicht unter unseren Naturgesetzen stehen, folglich auch nicht unter dem Gesetz von der
Erhaltung des Stoffes und der Erhaltung der Kraft gedacht werden dürfen. Wie also ist der
Zusammenhang zwischen demjenigen, was aus einem früheren Erdenleben in ein späteres
spielt, und demjenigen, was der Mensch dann in seinen Taten auslebt unter dem Einfluß
früherer Erdenleben? Dieser Zusammenhang ist ein solcher, daß er von Naturgesetzen, auch
wenn sie sich bis ins innerste Gefüge der menschlichen Leiblichkeit hinein erstrecken, nicht
erfaßt werden kann.

Jedes Wirken desjenigen, was schon in den früheren Erdenleben in mir veranlagt ist, in das
jetzige Erdenleben hinein, jede solche Wirkung ist eine solche, daß ihre Gesetzmäßigkeit
nichts zu tun hat mit den universalen Naturgesetzen. Das heißt, haben wir im jetzigen
Erdenleben ethische Impulse, so können wir ruhig sagen: Zuletzt können sich diese ethischen
Impulse in ihrem Vollgehalte nicht ausleben im Physischen, sie haben aber eine Möglichkeit,
sich auszuleben von dem jetzigen Erdenleben in die folgenden hinüber, denn wir gehen
[dazwischen] durch eine Sphäre, die der Naturgesetzlichkeit enthoben ist, hindurch.

Wir kommen dabei zu einem, allerdings umgestalteten, aber durchaus auch erkenntnismäßig
festzuhaltenden Wunderbegriff. Der Wunderbegriff bekommt wiederum einen Sinn. Der
Wunderbegriff kann ja nur den Sinn haben, daß sich in etwas nicht bloß Naturgesetze
auswirken, sondern ethische Impulse. Aber wenn wir ganz eingesponnen sind in den
Naturzusammenhang, so fließen unsere ethischen Impulse nicht in die Naturordnung hinein.
Werden wir aber herausgehoben [aus diesem Naturzusammenhang], setzen wir
gewissermaßen zwischen Ursache und Wirkung die Zeit, dann bekommt der Wunderbegriff
wiederum einen ganz erkenntnisgemäßen Inhalt; ja, er bekommt in einem noch tieferen
Sinne einen Inhalt.
Sehen wir vom geisteswissenschaftlichen Standpunkt aus, sagen wir, auf den Erdenursprung,
so sehen wir m diesem Erdenursprung nicht diejenigen Kräfte wirken, die heute im
universellen Naturzusammenhang wirken, sondern wir sehen beim Herübergehen der der
Erde vorangehenden Metamorphose dieser Erde in die jetzige Erdenmetamorphose die
Naturgesetze ausgeschaltet. Und wenn wir ans Erdenende gehen, wenn gewissermaßen die
Clausiussche Formel erfüllt ist und die Entropie so weit gestiegen ist, daß sie an ihrem
Maximum angekommen ist, wenn also der Wärmetod für die Erde eingetreten ist, dann tritt
dasselbe ein: Wir sehen, wie sowohl am Erdenanfang wie am Erdenende die Naturkausalität
ausgeschaltet und eine andere Wirkungsweise da ist. Wir sehen also gerade in solchen
Ausschaltungszeiten, wie sie für uns Menschen liegen zwischen dem Tode und einer neuen
Geburt, wie sie für die Erde selber vor und nach ihrer jetzigen Metamorphose liegen, die
Möglichkeit des Eingreifens desjenigen, was heute einfach zurückgestoßen wird von der
Naturkausalität, die Möglichkeit des Eingreifens von ethischen Impulsen.“ (Lit.:GA 342, S.
23ff)

Nur weil der Mensch der ahrimanischen Täuschung unterliegt, erkennt er nicht, dass seine
Ideale ebenso reale Kräfte sind wie Elektrizität und Magnetismus, nur wirken sie nicht in der
Gegenwart, sondern entfalten sich erst in der nächsten Inkarnation.

„Würde der Mensch bei Tag das Normalbewußtsein, das ahrimanfreie Bewußtsein haben:
Ich bin als Persönlichkeit nicht anders gebunden an meinen physischen Leib und an meinen
Ätherleib, als ich gebunden bin, wenn ich vor einem Spiegel stehe und der Spiegel mir mein
Bild zurückstrahlt -, würde der Mensch dieses Bewußtsein über sein Ich und seinen
astralischen Leib haben, würde er dieses Ich und diesen astralischen Leib als ein Wirkliches,
nicht als ein bloßes Spiegelbild erkennen, dann würde er auch durch dasjenige, was er als
Ideale hat, anerkennen: Das sind reale Kräfte wie Elektrizität und Magnetismus, nur wirken
sie nicht in der Gegenwart, sondern sie erobern sich ihre Wirksamkeit von der jetzigen
Inkarnation bis zur nächsten Inkarnation, von diesem Erdendasein bis in das nächste
Erdendasein hinüber.

Und würde der Mensch im Wachzustande erkennen, daß sein Ich und sein astralischer Leib
verbunden sind mit den Wesenheiten der dritten Hierarchie, würde der Mensch mit andern
Worten sich wirklich voll durchschauen, nicht bloß erfühlen als freie Persönlichkeit, als
Mensch und als Erdenmensch, würde der Mensch das so in sich erfühlen, wie er falsch
nacherfühlt, er sei ein Mensch aus Fleisch und Blut, dann würde er auch nicht glauben, daß
die Naturordnung draußen, die sich seinen Sinnen darbietet, dasjenige ist, was stark genug
ist an Wirklichkeit, um der Kraft der Ideale zu widerstehen. Er würde wissen, daß dasjenige,
was heute Naturordnung ist, zerfällt mit allen Stoffen, daß es keine Erhaltung des Stoffes
gibt, sondern daß dasjenige, was Natur ist, sich vernichtet. Und wenn das nicht mehr da ist,
was heute Natur ist, dann wird ein anderes äußeres sinnenfälliges Wirkliches an die Stelle
getreten sein: das, was heute Ideale sind, wird die Natur der nächsten Zeiten sein. So daß wir
sagen können: Wir erleben heute Naturordnung (siehe Zeichnung, rot) und ideale Ordnung
(gelb). Der Physiker glaubt, es gäbe eine Erhaltung der Kraft

Zeichnung aus GA 184, S 39 (oben)


und des Stoffes, die Naturordnung gehe fort, dieselben Atome und dieselben Kräfte, die
spielen in alle Zukunft hinein. Er weiß dann nichts anderes zu sagen, dieser Physiker, wenn er
ehrlich ist, als: Die ideale Ordnung, die ist ein Traum gewesen, die muß versinken und
verschwinden, wie der Traum selber, so daß also am Endzustande der Erde der Idealtraum
nicht mehr da sein wird, begraben sein wird.

Geisteswissenschaft zeigt, daß dies eine Unwahrheit ist, eine Täuschung. Wir haben die
Naturordnung, aber es gibt keine Erhaltung der Kraft und des Stoffes, sondern dasjenige,
was Naturordnung ist, hört auf an einer bestimmten Stelle, und dasjenige, was heute Ideal-

Zeichnung aus GA 184, S 39 (unten)


Ordnung ist, das bildet die Fortsetzung der Naturordnung. Von dem - ich habe es schon
ausgeführt - , was heute um unsere Augen herum ist, um unsere Ohren herum ist, um
unsere gesamten Sinne herum ist, wird, wenn die Erde in den Venuszustand gekommen ist,
nichts mehr vorhanden sein. Dann wird in jenem Nichts darinnen die Möglichkeit gegeben
sein, daß die Ideale der heutigen Menschheit äußere Naturordnung geworden sind. Keine
Weltanschauung, die nicht die Vernichtung des Sinnlichen erkennt, kann irgendeine
Hoffnung haben, daß das Ideale die Kraft hat, sich zu verwirklichen; denn wenn das Sinnliche
ewig wäre, wenn es eine Erhaltung der Kraft und des Stoffes gäbe, so würde die ideale Welt
ein bloßer Traum sein. Das ist das ungeheuer Bedeutungsvolle, daß der Menschheit in der
Gegenwart diese Aufklärung kommen muß, daß die Ideale der Gegenwart die Natur der
Zukunft sind, und daß es eine große Täuschung ist, wenn geglaubt wird, daß die Atome, daß
die Kräfte ewig seien; die sind eben gerade nicht das Ewige, die sind das Zeitliche. Das ist ja,
man möchte sagen, auch die Fatalität der Geisteswissenschaft, daß sie einer Anschauung
widersprechen muß, die geradezu der heutigen landläufigen Wissenschaft als die
allergewisseste gilt, und die doch nichts anderes ist als eine ahrimanische Täuschung.“
(Lit.:GA 184, S. 38ff)

„Nun wissen wir - wenn wir schematisch zeichnen das Kosmische der Vergangenheit bis zum
heutigen Zeitpunkt (violett) -, nachdem

Zeichnung aus GA 184, S. 89


wir so viel gesprochen haben über das sogenannte Gesetz von der Erhaltung der Kraft oder
des Stoffes, das es ja nicht gibt! -, daß gewissermaßen dasjenige, was rein natürlich real in
der Gegenwart ist, aufhört bis auf den Stoff hin. Wir wissen: Dasjenige, was heute bloß
geistig anschauliche Gegenwart hat, ist Keim auch für das Stoffliche der Zukunft (rot). - Wenn
wir die Dinge geistig anschauen, so müssen wir sagen: All dasjenige, was nun
Vergangenheitsordnung ist, das ist herausgeflossen aus dem Geistigen. Das
Herausgeflossene wird sein Ende finden. Was ZukunftsOrdnung ist, fließt erst heraus aus
dem Geistigen. Es könnte sich niemals zur Naturordnung festsetzen, wenn es Erhaltung der
Kraft und des Stoffes gäbe. Aber das ist der stärkste aller Aberglauben, die jemals existiert
haben, daß es eine Erhaltung des Stoffes und der Energie gäbe. Das Geistige, das sich heute
ankündigt in bloßen Gedanken, das ist ebenso der Keim für die Naturordnung der Zukunft,
wie der kleine Pflanzenkeim, der sich in der Pflanze des heurigen Jahres erst ankündigt, der
Keim ist für die Pflanze des nächsten Jahres.“ (S. 89f)

Siehe auchAnonym
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ᐃᐁ
Luzifer
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(Weitergeleitet von Engel der Finsternis)

Luzifer in einer Inszenierung von Rudolf Steiners Mysteriendramen am Goetheanum in


Dornach.
Luzifer (aus lat. lux „Licht“ und ferre „bringen“; griech. Φωσφόρος Phosphoros „Lichtbringer,
Lichtträger“ bzw. Ἑωσφόρος Eosphoros „Bringer der Morgenröte“), im Lateinischen auch der
poetische Name des Morgensterns, also der Venus, wörtlich der «Träger des Lichts», der
lichtvolle rote Teufel, oft auch als Diabolos (griech. Διάβολος, Diàbolos =
Durcheinanderwerfer, Verwirrer, von Διά-βαλλειν, dia-balläin = durcheinanderwerfen)
bezeichnet und nach Rudolf Steiner identisch mit dem im Koran genannten Iblis, wird in der
Bibel durch die Schlange symbolisiert, die sich in das Paradies schleicht und den Menschen
verführt, vom «Baum der Erkenntnis» zu essen. Oft wird Luzifer auch als geflügelter Drache
dargestellt; in der Vision des Ezechiel auch als geflügelter Stier. Luzifer hat sich vor allem in
der durch Verwandlung des Astralleibes entstandenen Empfindungsseele verankert (Lit.:GA
107, S. 247) und stachelt hier die sinnlichen Begierden und Triebe an.

Der „Morgenstern“ Venus links unterhalb des Mondes.


Die biblische Schöpfungsgeschichte beginnt mit ihrer Schilderung etwa zu jenem Zeitpunkt,
wo sich im Zuge der Erdentwicklung während der sogenannten hyperboräischen Zeit die
Sonne von der Erde trennte. Die erhabensten geistigen Wesenheiten gingen damals mit der
Sonne heraus, während auf Erden gleichzeitig die Bildung des Menschen vorbereitet wurde.
Nicht alle über dem Menschen stehenden geistigen Wesen waren aber schon so weit, dass
sie mit der Sonne hätten gehen können. Für sie wurden mit Merkur und Venus geeignete
Wohnstätten zwischen Erde und Sonne geschaffen. Luzifer und seine Scharen fanden auf der
Venus ihre neue Heimat:

„So leben auf der Venus auch Wesenheiten, die zwischen den Menschen und den Sonnen-
wesenheiten stehen. Sie bewohnen die Venus und können sogar wirksam werden auf der
Erde. Sie werden wirksam im menschlichen Leibe. Diese Wesenheiten nennen wir
luziferische Wesenheiten. Sie haben in gewisser Weise ihre Heimat auf der Venus. Daher
nennt man die Venus auch «Luzifer».“ (Lit.:GA 98, S. 186)
„Es gab mächtige Wesenheiten während der alten Mondenentwickelung, hochstehende
Geister, die aber in einer gewissen Beziehung während dieser Mondenentwickelung doch
nicht ihren Entwickelungsabschluß erlangt hatten. Unter diesen hochstehenden Geistern war
eine Schar, die gleichsam unter einem Anführer stand und die, als die Mondenentwickelung
zu Ende war, nicht ihr Entwickelungsziel erreicht hatte, daher es auch nicht erreicht hatte, als
die Erde begann mit ihrer Entwickelung. Diese Schar griff nun ein in die Erdenentwickelung,
wirkte mit bei der Führung der Menschheit, aber im Innern mit der tragischen Sehnsucht
nach einem aus der gesamten alten Mondenentwickelung — in dem Sinne, wie es in der
«Geheimwissenschaft» dargestellt worden ist — herausgeworfenen Stern des Weltenalls.
Wir haben mächtige, hohe, bedeutende Wesen unter ihrem Führer innerhalb unserer
geistigen Erdenentwickelung, die wirklich diese Sehnsucht nach einem Stern da draußen im
Weltenall in sich tragen, den sie als ihre wahre Heimat betrachten, auf dem sie aber nicht
sein können, weil sie den Mond verlassen und auf die Erde gehen mußten, ohne ihre
Entwickelung abgeschlossen zu haben. Das sind die Scharen, die unter Luzifer stehen, und
Luzifer selber wirkt in der Erdenentwickelung mit der fortwährenden Sehnsucht in seinem
Innern nach seiner wahren Heimat, nach dem Venus-Stern draußen im Weltenall. Das ist der
hervorstechendste Zug in der luziferischen Wesenheit, wenn wir sie kosmisch betrachten.
Und das hellseherische Bewußtsein lernt eigentlich das, was im Venus-Stern charakterisiert
ist, dadurch kennen, daß es in Luzifers Seele hineinschaut und dadurch innerhalb der Erde
die tragische Luzifersehnsucht hat, wie ein wunderbares kosmisches Heimweh nach dem
Sterne Phosphoros, Luzifer oder Venus. Denn alles, was Luzifer abgeworfen hat wie eine
Schale, was beim alten Mondentod aus den luziferischen Wesen abgestiebt ist, wie abstiebt
von der Menschenseele beim Tode der physische Leib, das glänzt vom Himmel herunter als
die Venus.“ (Lit.:GA 129, S. 91)

Die Venus zeigt sich ähnlich wie der Mond, die Wohnstätte Jahves, in periodisch
wechselnden Phasen. Nur die voll leuchtende Venusscheibe wirkt ebenso wie der Vollmond
auf den unteren Menschen; die Viertel wirken auf den Brustmenschen und wenn die Venus
ähnlich dem Neumond nur geistig wirkt, ergreift sie, d.h. die luziferischen Kräfte, den
Kopfmenschen. Das gilt besonders im Fall eines Venus-Durchgangs, bei dem die Venus
unmittelbar vor die Sonnenscheibe tritt.

„Von Luzifer erfahren wir, daß sein Reich die Venus ist, und daß diejenigen Kräfte, welche
ihren symbolisch-physischen Ausdruck dadurch finden, daß sie als das Licht der Venus, des
Morgen- und Abendsternes zu uns kommen, daß diese physischen Strahlen der Venus, die in
den Weltenraum hineingeschickt werden, die symbolisch-physische Einwirkung des Luzifer
auf den Menschen sind. Es hat sich Luzifer nicht darauf beschränkt, auf den unteren
Menschen zu wirken. Da würde er nur wirken, wenn die Venus mit ihrer vollen Scheibe
strahlt, wie beim Vollmonde. Sie wissen, daß die Venus gerade solche Phasen hat wie der
Mond, daß es also eine zunehmende, eine volle und eine abnehmende Venus gibt. Die
Viertel wirken wieder ebenso wie die Viertel des Mondes auf den Brustmenschen. Die
Venus, die geistig wirkt, wirkt aber auf den Kopfmenschen, so daß ein Ausdruck für das, was
in bezug auf den Menschen geistige Wirkungen sind, in dem Zusammenwirken von Sonne,
Mond und Venus am Himmel gesehen werden kann. Wohlgemerkt, ein Ausdruck für das,
was im Menschengeist ist.

Wie nun im Menschen der große Sonnengeist wirkt im Verhältnis zum Mondengeist, im
Verhältnis zu Jahve oder Jehova, so wirkt auch Luzifer, der immer in der menschlichen Natur
mit wirksam ist, im Verhältnis zu diesen beiden. Wenn man dieses Gesetz des
Zusammenwirkens graphisch darstellen und eine Zeichnung davon geben wollte, so konnte
man es am besten tun, wenn man es in den Konstellationen der physischen Sonne, des
physischen Mondes und der Venus suchte. Wie diese zueinander stehen, wie diese ein
Verhältnis haben können, daß der eine dem anderen Opposition macht, ihn abstößt, daß der
eine den anderen verstärkt oder daß er ihn schwächt, dadurch, daß er sich über ihn stellt
und ihn verfinstert, so ist auch das Verhältnis der drei geistigen Gewalten, die charakterisiert
worden sind, im Menschen. Der Mensch kann seine Sonnenwirkung besonders entfalten,
wenn sie weder durch die Monden- noch durch die Venuskräfte beeinträchtigt wird. Es kann
aber auch sozusagen seine Sonne, die Kräfte, die im mittleren Menschen, im Herzen sind,
durch den Mond, durch die Kopfkräfte verfinstert werden, wie auch Verfinsterungen
eintreten können durch Luzifer, durch die Venus. Wie Sie auch wissen, gibt es das, was man
Durchgänge, Vorübergänge der Venus vor der Sonne im Weltenraum nennt.

So haben Sie das Zusammenhängende der inneren Dreiheit des Menschen, sozusagen den
Sonnengeist, den Mondengeist und den Venusgeist oder Luzifer symbolisiert im Weltenraum
und ausgedrückt durch die Konstellation von Sonne, Mond und Venus.“ (Lit.:GA 137, S. 167f)

Herkunft der luziferischen Wesenheiten

Die drei bisherigen bösen Prinzipien


Die luziferischen Wesenheiten haben auf dem alten Mond, der früheren Verkörperung
unserer Erde, ihre Menschheitsstufe, d.h. ihre Ich-Entwicklung durchgemacht, dabei aber
nicht ihr volles Entwicklungsziel erreicht. Heute stehen sie auf einer Entwicklungsstufe
zwischen Mensch und Engel und werden zu Verführern des heutigen Menschen, indem sie
seinem Astralleib selbstsüchtige sinnliche Triebe und Begierden einpflanzen. Sie bereiten
aber gerade dadurch auch die Freiheit des Menschen vor.

„Was sind denn die luziferischen Wesen für Kräfte? Es sind solche, die zu Wesenheiten
gehören, die während der vorhergehenden Erdenverkörperung, in der alten Mondenzeit, in
ihrer Entwickelung zurückgeblieben sind, also nicht eingetreten sind in die volle Verhärtung
des Erdendaseins, in die der Mensch eingetreten ist, sondern die stehengeblieben sind auf
einer Stufe, die vor der Vermaterialisierung des Menschen liegt. Dadurch sind sie mit ihren
Kräften geistiger geblieben, als der Mensch ist. Sie haben es in ihrer Entwickelung nur
bringen können bis zu einer Stufe, die geistiger ist als die Stufe, in der der Mensch seine
irdischen Verkörperungen durchmacht. Indem diese nun mit ihren Kräften die menschliche
Natur durchsetzt haben, haben sie bewirkt, daß diese menschliche Natur Geistigeres in sich
hat, als sie eigentlich haben sollte. Wenn diese luziferischen Kräfte nicht dagewesen wären,
würde der Mensch in seinem Astralleibe in den gegenüber den bewußten Ich-Kräften
untergeordneten, unbewußten Kräften persönlich Durchgeistigtes haben, wie die
luziferischen Kräfte es sind, aber nicht solche Kräfte, die er jetzt hat. In seiner niederen Natur
ist der Mensch geistiger geworden durch den luziferischen Einfluß, als er sonst gewesen
wäre. Der Mensch hätte alles dasjenige, was er auf der Erde hätte bekommen sollen, von
den nur fortschreitenden Mächten erhalten, aber er wäre nicht so geistig, wie er heute ist. Er
wäre ohne den luziferischen Einschlag.

Aber auch etwas anderes würde der Mensch nicht haben. Ohne diesen Einfluß hätte der
Mensch nicht die Freiheit haben können, denn er würde, wenn dieser luziferische Einfluß
nicht gekommen wäre, alle seine Handlungen so ausführen, daß er, wenn er dieses oder
jenes zu tun hätte, nur hätte hinschauen können auf die Motive, die ihm in der Gestalt von
aus der geistigen Welt zufließenden Ideen zugekommen wären. Was immer der Mensch auf
der Erde vollbringen würde, er würde es so vollbringen, daß er sehen würde auf die Idee, die
dem zugrunde liegt wie ein Bild, das ihm zeigt, was zu geschehen hat, ohne daß er sich diese
Idee zu bilden hätte. Es würde wie eine Eingebung sein aus den höheren Welten, und diese
würde so auf ihn wirken, daß er ihr unmöglich widerstehen konnte. Er würde wie
selbstverständlich dem Willen der Götter folgen.“ (Lit.:GA 150, S. 90f)

An anderer Stelle charakterisiert Rudolf Steiner Luzifer als zurückgebliebenen Erzengel:

„Luzifer ist ein Wesen, das wir bezeichnen können als einen auf einer früheren Stufe
zurückgebliebenen Erzengel, Ahriman ein Wesen, das wir bezeichnen können als einen auf
einer früheren Stufe zurückgebliebenen Geist der Persönlichkeit.“ (Lit.:GA 154, S. 96)

Luzifer und die Selbstständigkeit des Menschen


Lüge ist für die regelrechten Wesen der dritten Hierarchie unmöglich; sie müssen ihr wahres
Wesen offenbaren und haben im Rückblick auf diese Offenbarung ihr waches
Selbstbewusstsein. Jede Lüge, jede Täuschung in der Selbstoffenbarung würde ihr
Bewusstsein auslöschen. Die Wesenheiten der dritten Hierarchie haben aber auch kein
eigenständiges Innenleben wie der Mensch. Wenden sie willentlich ihren Blick von der
Selbstoffenbarung ab, so erfüllt sich durch die bedingungslose Hingabe an die höheren
Hierarchien ihr Bewusstsein mit den Inhalten der höheren geistigen Welten. Geist-Erfüllung
ist ihr Innenleben. Anders ist das bei den luziferischen Wesenheiten:

„Angeloi haben kein Eigenleben, ihr Eigenleben ist Offenbarung, ist da für alle Welt, und
sobald sie nicht sich selber offenbaren, ist in ihrem Innern das in sie hineinleuchtende Leben
der höheren Hierarchien. Das, was eine Anzahl von ihnen bewog, ihre Natur zu verleugnen,
war Kraftgefühl, Selbständigkeitsgefühl, Freiheitsgefühl. In einer gewissen Zeit kam über eine
Anzahl von Wesenheiten der dritten Hierarchie der Trieb, der Drang, nicht bloß abhängig zu
sein von den Wesenheiten der höheren Hierarchien, sondern in sich selbst Eigenleben zu
entwickeln. Damit war für die gesamte Evolution des Planetensystems, dem wir zunächst
angehören, außerordentlich viel getan. Denn nichts Geringeres haben diese Wesenheiten,
die wir da nennen können die Rebellen der dritten Hierarchie, angerichtet, als daß sie
vorbereitet haben die eigene Selbständigkeit des Menschen, die Möglichkeit, daß der
Mensch nun für sich selbständiges Leben entwickelt, das sich nicht unmittelbar nach außen
offenbart, sondern das von der äußeren Offenbarung unabhängiges Innenleben sein kann
[...]

Sehen Sie, darum handelt es sich, daß Sie verstehen, daß die Geister der dritten Hierarchie,
welche diesen Trieb erlangt hatten, das, was sie dann taten, nicht etwa getan haben, um zu
lügen, sondern um der Entwicklung eines eigenen Lebens willen, aber mit dieser Entwicklung
eines Eigenlebens mußten sie die Konsequenz auf sich nehmen, Geister der Unwahrheit,
Geister der Verleugnung der eigenen Wesenheiten, Geister der Lüge mit anderen Worten, zu
werden [...]

Alle die geistigen Wesenheiten nun, welche in dieser Art wie eine zweite Kategorie neben
den Geistern der dritten Hierarchie durch die Verleugnung ihrer inneren Natur entstanden
sind, nennen wir im Okkultismus die luziferischen Geister. Der Begriff der luziferischen
Geister besteht im wesentlichen darin, daß diese Geister ein selbständiges inneres Leben
entwickeln wollen. Es fragt sich jetzt nur, was haben sie tun müssen, diese Geister, um zu
ihrem Ziel zu gelangen? Was sie als Konsequenz entwickeln mußten, das haben wir eben
gesehen. Was sie tun mußten, um zu ihrem Ziel zu kommen, selbständiges inneres Leben zu
entwickeln, das wird sich uns durch eine andere Betrachtung ergeben. Was wollten sie denn
überwinden, diese Geister? Sie wollten überwinden die Geist-Erfüllung mit der Substanz der
höheren Hierarchien. Sie wollten nicht nur mit diesen Wesenheiten der höheren Hierarchien
erfüllt sein, sondern mit ihrem eigenen Wesen. Das konnten sie nicht anders machen, als
indem sie, statt sich zu erfüllen mit dem Geist der höheren Hierarchien und gleichsam sich
den freien Ausblick nach den höheren Hierarchien offenzulassen, sich abschnürten,
abspalteten von den Wesenheiten der höheren Hierarchien, um sich auf diese Weise
Eigensubstanz aus der Substanz der höheren Hierarchien zu verschaffen.“ (Lit.:GA 136, S.
98ff)

Zeichnung aus GA 136, S. 100


Die imaginative Bildgestalt Luzifers
In seiner Grundform erscheint Luzifer als Schlange mit Menschenkopf. Der Kopf ist ein Bild
der früheren planetarischen Weltentwicklungsstufen. Der Schlangenkörper bildet das noch
nicht vollkommen verknöcherte Rückenmark ab, das den eigentlichen Erdenmenschen
repräsentiert.

Meister Bertram von Minden, Grabower Altar, Petri-Altar, rechter Außenflügel, Innenseite
(1375-1383); Kunsthalle Hamburg
rechts oben der Paradiesesbaum mit der Schlange

Christus als Menschheitsrepräsentant zwischen Luzifer und Ahriman - Holzskulptur von


Rudolf Steiner.

Luzifer, gezeichnet nach dem 1:1-Modell der großen Holzplastik des


Menschheitsrepräsentanten.

Luzifer, Abguss des von Rudolf Steiner entworfenen Modells für die große Holzstatue des
Menschheitsrepräsentanten.
„Aus dem ganzen Weltall heraus wird gewoben durch unzählige Wesen vieler Hierarchien
das, was dann unser Haupt wird, was eine Weisheit von ungeheuerster Größe und
ungeheuerstem Umfang in sich schließt, eine Weisheit, die aufgebaut ist auf all den
Erfahrungen, die durch Saturn, Sonne und Mond gewonnen worden ist. Und das, was daran
hängt, das ist Erdenerzeugnis. Unser Haupt ist eigentlich Erbstück von Saturn, Sonne und
Mond. Die Erde mit ihren Kräften hat nur das zustande bringen können, was daran hängt.
Der andere Mensch, nicht das Haupt mit dem Rückenmark, sondern was daran hängt, das ist
eigentlich der Erdenmensch.

Wie wird man denn nun, wenn man, innerlich geschaut, den Luzifer darstellen will, also
eigentlich ein Mondenwesen darstellen müssen? Man wird ein menschliches Haupt
darzustellen haben und etwas wie schlangenförmig daran hängend: das noch nicht
verknöcherte Rückgrat. So stellt jener Meister Bertram aus dem dreizehnten, vierzehnten
Jahrhundert den Luzifer dar auf dem Baum zwischen Adam und Eva. Im Hamburger Museum
können Sie das Bild so dargestellt sehen.“ (Lit.:GA 167, S. 46f)

In der von Rudolf Steiner gemeinsam mit Edith Maryon geschaffen Statue des
Menschheitsrepräsentanten zwischen Luzifer und Ahriman wird die imaginative Bildgestalt
Luzifers besonders deutlich.

„Der Mensch trägt die Impulse des Luziferischen in sich. Er trägt sie so in sich, daß sie in
seinem Haupte sitzen, von seinem Haupte aus den astralischen Leib, bei dem das
Luziferische stehengeblieben ist, durchdringen. Also während sonst die Geister der Form
sein Haupt gebildet haben, drängen sich die luziferischen Impulse mit in sein Haupt hinein,
aber auch in das, was aus dem Astralischen gebildet wird, in das Rückenmark. Würden wir
also von einem Menschen herauszeichnen den Kopf und seine Verlängerung, das Rückgrat,
so würden wir eine Schlange bekommen, eine schlangenförmige Bildung mit einem
Menschenkopf. Natürlich ist das Ganze dann astralisch zu denken, der Kopf noch etwas
Nachbildung des menschlichen Kopfes, und das Rückgrat, das daran hängt, schlängelt sich
so. Denken Sie sich das objektiv hinausprojiziert, so ist es eine Schlange mit einem
Menschenkopf. Das heißt, wer Luzifer äußerlich im Bilde sieht, könnte eigentlich sagen:
Schlange mit dem Menschenkopf. - Nicht eine Schlange mit dem Schlangenkopf, denn das ist
kein Luzifer mehr, das ist eine irdische Schlange, auf die schon die Geister der Form als
irdisches Wesen gewirkt haben. Also Schlange mit dem Menschenkopf, müßten wir sagen.
Das heißt, daß ein Maler, der den Luzifer auf dem Baume malen wollte, die Schlange an dem
Baume sich schlängelnd und einen Menschenkopf oben darstellen müßte. Da würde er aus
der Erkenntnis unserer Geisteswissenschaft heraus malen. Wir müßten uns also vorstellen
Adam und Eva bei einem Baume, und in den Baum hineingeringelt, einem Schlangenkörper
ähnlich, eben nur das astralisch gewordene Rückenmark und was nachbildet den
menschlichen Kopf. Wenn das Weib ihn zunächst sieht, ist er natürlich dem weiblichen
Gesichte nachgebildet.“ (Lit.:GA 168, S. 28)

„Bei Luzifer wird man es zu tun haben mit einer eigentümlichen Art der oberen Kopfbildung,
an die die menschliche nur erinnert. Da ist alles Bewegung des Geistigen, da ist nichts, was
uns zwingt, die einzelnen Glieder der Stirn in festen Grenzen zu halten, wie das beim
Menschen der Fall ist, sondern da ist jedes einzelne am oberen Kopf so beweglich, wie die
Finger und die Hände an dem Arm beweglich sind. Selbstverständlich kann man das nur
hinstellen, wenn die Bewegungen die wirklichen Bewegungen sind, wie sie sich bei Luzifer
finden. Und dann ist vor allem zu bemerken, daß an dieser Gestalt dasjenige da ist, was in
dem Luziferwesen von dem Mondendasein zurückgeblieben ist. Das stülpt sich über das
eigentliche Antlitz, das sehr tief hinein zurücktritt.

Sie können sich aus dieser Beschreibung schon denken, daß wir es mit ganz anderem zu tun
haben als mit dem gewöhnlichen menschlichen Antlitz. Es ist, wie wenn der Schädelkopf für
sich wäre und unten hineingesteckt dasjenige, was beim Menschen das Antlitz ist. Und dann
kommt noch etwas hinzu: daß eine gewisse Verbindung gerade bei Luzifer hinzutritt
zwischen dem Ohr und dem Kehlkopf. Ohr und Kehlkopf sind ja beim Menschen erst seit
seinem Erdendasein auseinandergeschnitten; sie waren im Mondendasein ein einziges
Organ. Was die kleinen Flügel am Kehlkopf sind, das waren mächtige Verbreiterungen, die
dann die untere Ohrmuschel bildeten. Mächtige Ohrmuscheln bildeten sich etwa da,
während das obere Ohr, was jetzt nach außen geht, von der Stirn aus gebildet ist. Und was
heute getrennt ist, so daß, wenn wir sprechen und singen, dieses nach außen geht und wir
nur mit dem Ohr zuhören, das ging während der Mondenzeit nach innen und von da in die
Sphärenmusik. Der ganze Mensch war Ohr. Das kommt daher, daß das Ohr die Flügel waren;
so daß Sie haben Ohr, Kehlkopf und Flügelbildungen, die nach den Schwingungen des
Weltenäthers sich harmonisch-melodisch bewegen, die dann hervorbringen die
eigentümliche Erscheinung des Luzifer; die heranbringen, was makrokosmisch ist, denn
Luzifer hat nur lokalisiert, was eigentlich nur kosmisch ist.

Sie werden da sehen, daß man Konzessionen machen muß, damit die Menschen nicht
erschrecken, wenn sie ein Gesicht sehen, das uns nicht Menschengestalt zeigt. Dann werden
Sie sehen, daß sein Gesicht langgestreckt sein muß. Luzifer muß aussehen wie ein in die
Länge gezogenes Antlitz, denn er ist ja ganz Ohr, die Flügel sind ja ganz Ohr, eine in die Länge
gezogene Ohrmuschel. Der Ahriman dagegen ist genau das Gegenteil, und natürlich ist, daß
in der Modellierung überall da, wo bei Luzifer etwas mächtig ausgedehnt ist, wo wir bei
Luzifer völlig ausgestalten, bei Ahriman nur Andeutungen sind. Während bei Luzifer der
Stirnflügel mächtig ausgebildet ist, ist es bei Ahriman der Unterkiefer. Der ganze
Materialismus der Welt drückt sich in der Bildung des Kau- und Zahnsystems aus.“ (Lit.:GA
157, S. 253f)

„Hier oben ist eine zweite Wesenheit. Diese Wesenheit hat hier ein menschenähnliches, ich
kann nur sagen menschenähnliches Haupt. Das Haupt ist wirklich so, daß man sagen kann,
ein menschliches Haupt erinnert an dieses Haupt. Denn dieser Kopf ist so gebildet, daß
mächtig ausgebildet ist die Schädelpartie, namentlich die Stirnpartie. Während beim
Menschen diese Teile da oben verhältnismäßig unbeweglich sind, ist bei diesem Wesen alles
beweglich. Alles ist seelischer Ausdruck. So wie der Mensch seine Hände bewegen kann mit
den Fingern, aber nicht diese Partie hier, so kann diese Wesenheit hier oben alles bewegen.
Und man sieht es der bildhauerischen Arbeit an, daß da oben alles beweglich ist. Sehr
zurücktretend ist bei dieser Wesenheit die untere Partie des Gesichtes. Man möchte sagen,
es wölbt sich die mächtige Schädelbildung über das zurücktretende Gesicht. Ich kann nur
einzelne Teile besprechen, denn es ist jeder einzelne Strich an dieser Figur von einer großen
Bedeutung. Dann ist aber das Eigentümliche, daß eine Verbindung zwischen dem, was beim
Menschen zum Kehlkopf verkümmert ist, und dem Ohr bei dieser Gestalt besteht. Das, was
als Kehlkopfläppchen darin ist, wölbt sich herauf und bildet den unteren Teil der Ohren. Der
obere Teil wird durch die Stirnpartie gebildet. Auf der andern Seite schließen sich zwei an
Vogelflügel erinnernde Gebilde an, zwischen denen dann ein Leib ausgebreitet ist, der so ist,
wie wenn es ein umgestaltetes menschliches Antlitz im ganzen wäre. Flügel und Kehlkopf
und Ohr sind in einem gebildet, so daß man erkennen wird: mit den Flügeln lebt das Wesen
in der Sphärenharmonie drinnen, schwingt sich durch den Raum, durch die Wellen der
Sphärenharmonie, und das lokalisiert sich im Ohr. Bei dem Menschen ist das alles
verkümmert. Dadurch nun, daß der Menschheitsrepräsentant die linke Hand hier
hinaufhebt, werden dieser Gestalt auf dem Felsen die Flügel gebrochen, und dadurch stürzt
sie vom Felsen herunter. - Sie ahnen: mit dieser Gestalt, die da vom Felsen herunterstürzt,
mit ihren gebrochenen Flügeln, ist Luzifer gemeint.“ (Lit.:GA 159, S. 293)

„Um Luzifer zu verstehen, müssen Sie sich in einer sehr merkwürdigen Weise das denken,
was als Geistgestalt des Luzifer erscheint. Man denke sich das am meisten Ahrimanische am
Menschen von der Menschengestalt weg, also den Kopf weg, dafür aber denken Sie sich die
Ohren und die Ohrmuscheln, das Außenohr, wesentlich vergrößert, natürlich vergeistigt und
zu Flügeln gebildet und zu einem Organ geformt, das Organ aber um ihren Leib
herumgeschlungen, die Kehlkopfflügel ebenfalls erweitert; so daß Kopf, Flügel, Ohren ein
Organ zusammen bilden. Und die Flügel, das Hauptorgan, ist das, das sich für die Gestalt des
Luzifer ergibt. Luzifer ist erweiterter Kehlkopf, Kehlkopf, der zur ganzen Gestalt wird, aus
dem sich dann herausentwickelt durch eine Art Flügel eine Verbindung zum Ohre hin, so daß
man sich vorzustellen hat: Luzifer ist eine solche Gestalt, welche die Sphärenmusik
aufnimmt, sie hereinnimmt in diesen Ohr-Flügelorganismus; und ohne daß die Individualität
mitspricht, spricht sich das Weltenall, die Sphärenmusik selber, wiederum durch dasselbe
Organ aus, das nach vorn zum Kehlkopf umgeformt, also eine andere Metamorphose der
Menschengestalt ist: Kehlkopf-Ohr-Flügelorgan. Daher ist der Kopf nur angedeutet.“ (Lit.:GA
181, S. 315)

Betrachtet man die Wirkung Luzifers im sozialen Leben, so ergibt sich noch ein anderes Bild:

„Da sehen wir, wie Luzifer lebt. Da kann ich nicht dieses Bild gebrauchen, das ein Bild ist, das
aber als Bild tatsächlich aus den richtigen ahrimanischen Vorstellungen herausgeboren ist,
das Bild des verknöcherten, schleichenden, glatzköpfigen Ahriman, der die Bildungsanstalten
umschleicht und will, daß sie so bleiben. Dieses Bild würde für das luziferische Wesen nicht
treffend sein. Aber ein anderes Bild ist treffend: Lassen Sie überall aus dem bloßen Egoismus
heraus, aus dem Nichtvorhandensein eines kosmischen Gefühles heraus, lassen Sie da noch
guten Willen und gutgeglaubte soziale Begierden sich aussprechen, dann entringt sich dem,
was da redet, das luziferische Wesen. Mit diesen sozialen Forderungen, die ohne kosmisches
Gefühl in der Welt erregt werden, speit der Mensch das aus sich aus, was dann zum schönen
Luzifer wird. In den Menschen selber lebt er, in ihren durch die sozialen Mißinstinkte
verdorbenen Mägen - das aber geistig gefaßt -, in ihren verdorbenen Lungen, da lebt der
Iuziferische Quell. Er ringt sich los, der Mensch speit ihn aus aus seinem ganzen Wesen, und
dadurch ist angefüllt mit diesem luziferischen Wesen unsere geistige Luft, angefüllt mit nicht
vom Gefühl des Zusammenhanges des Menschen mit dem Kosmos erfühlten sozialen
Instinkten. Der um unsere abstrakte Bildung herumschleichende kahle Ahriman, der lange,
der skeletthafte, der hagere auf der einen Seite, auf der anderen Seite das, was sich aus dem
Menschen selber zunächst schleimig herauswindet und den Schein der Schönheit annimmt
und damit den Menschen betört, es sind Bilder, aber es sind Realitäten unserer Zeit. Und nur
durch Selbsterkenntnis und nur durch ein Gefühl des Zusammenhanges des Menschen mit
dem Kosmos findet der Mensch das Gleichgewicht zwischen dem Verknöcherten und dem
Schein des Schönen, zwischen dem Knochenwesen und dem Schleimwesen, zwischen dem,
was ihn umschleicht und dem, was aus ihm selber heraus sich entringen will. Und dieses
Äquilibrium, dieses Gleichgewicht, er muß es finden. Was uns aus der Kultur, aus der
Zivilisation der letzten Zeiten geworden ist, das ist im Grunde genommen nichts anderes als
das, was man ansprechen könnte als die Ehe zwischen dem Knöchernen und dem
Schleimigen.“ (Lit.:GA 203, S. 159f)

Luzifer und Elohim


„Als die Elohim am Anfange der Erdenentwickelung beschlossen, Menschen zu schaffen, war
es ihr Vornehmen, die Menschen ganz nach ihrem Ebenbilde zu machen, so, daß jedes Glied
der Menschennatur einem der Elohim entsprechen würde. Sie wollten sich selber in der
Menschheit spiegeln. Das geschah aber nicht auf der Erde, so wir wir sie kennen, sondern in
einer Sphäre, die wir jetzt um die Erde herum zeichnen müßten, so wie der Saturnring um
den Saturn herum ist. Aus dem Weltenraum heraus wirkten die Elohim auf diese Sphäre und
spiegelten sich in der Menschheit, die sie geschaffen hatten. Und die Menschen wiederum
schauten herab auf einen Punkt in der Mitte der Sphäre und sahen sich dort gespiegelt. Das
bist du - so konnten sie zu sich selber sagen. Wäre nicht Luzifer aufgetreten, so wäre das
immer so geblieben. Die Menschen hätten eine ewige Jugend erlebt, und das Bewußtsein,
das sie von sich selber gehabt hätten, wäre das Bewußtsein dessen gewesen, was sie auf der
Erde von sich schauten als das «Du bist».

Zeichnung aus GA 265, S 290


Als aber Luzifer auftrat mit seiner Tätigkeit, wollte er sich auch in der Menschheit spiegeln,
und das tat er auch, indem er in das Innerste des Menschen eintrat und sich selbst von dort
her ausstrahlte. Statt des Schönen und Erhabenen, in dem der Mensch sich bis dahin
geschaut hatte, trat nun Häßliches und Unförmliches hervor. Wie die Schlange, die sich um
den Baum windet in der Paradiesesgeschichte, so zeigte sich die Spiegelung des Luzifer. Um
zu verhüten, daß der Mensch sich in der Häßlichkeit Luzifers schauen sollte, drückten die
Elohim die Sphäre zusammen und warfen die Menschen auf die Erde.

So wie der Mensch damals war, so wäre er immer ein Säugling geblieben, denn in dem
Säugling wirken auch jetzt noch die aufbauenden Kräfte der Elohim. Der Mensch hätte
Nahrung zu sich genommen, indem er die Substanz von Pflanzen und Tieren aufgesogen
hätte - die ja damals auch noch ganz anders waren als jetzt. Auch in seinem Bewußtsein
wäre der Mensch eben nicht über das Säuglingsbewußtsein hinausgekommen.

Um den Menschen das Selbstbewußtsein zu ermöglichen, haben die Elohim den Tod in alle
Erdenprozesse gelegt. Alles auf Erden ist dadurch dem Tode unterworfen worden, und jetzt
wirken diese Kräfte so, daß sie durch die Zerstörung, die sie in sich tragen, zugleich die Kraft
geben, die Zerstörung zu überwinden, und so zu einem höheren Zustand zu gelangen. Unser
Begriff von dem Tod ist, so wie fast alles auf dem physischen Plan, der Gegensatz von dem
wahren Begriff. Nur durch den Tod ist es uns möglich gemacht, wieder zurückzukehren zu
jenem Verhältnis, in dem wir früher zu den Göttern und der geistigen Welt standen. In uns
muß etwas sterben, bevor wir den richtigen Zusammenhang wieder finden können.“ (Lit.:GA
265, S. 289ff)

Sündenfall und Vertreibung aus dem Paradies


Datei:Michelangelo Suendenfall.jpg Durch den luziferischen Einfluss wurden dem Menschen
die Sinne für die äußere Welt geöffnet - und zugleich wurden seine sinnlichen Begierden
erweckt. Der Sündenfall begann. Der Mensch wurde dadurch früher und tiefer in die
sinnliche Welt verstrickt, als es ursprünglich vorgesehen war. Durch diesen luziferischen
Einfluss auf den Astralleib wurden auch der Ätherleib und der physischer Leib in
Mitleidenschaft gezogen. Im Ätherleib enstand die Möglichkeit des Irrtums und dem
physischen Leib wurde die Möglichkeit zu inneren Krankheiten eingepflanzt.

„Der Mensch bestand, als er die Erde betrat, aus dem physischen Leibe, dem Ätherleibe und
dem Astralleib und bildete diese weiter aus. Nun wurde ihm von gewissen erhabenen
Wesen, die vorzugsweise auf der Sonne und dem Monde ihren Wohnsitz hatten, von diesen
Wesen wurde ihm die Ichheit zuteil. Es wirkten sozusagen diese Wesen an dem Ich mit. Es
gab aber gewisse andere Wesen, die während der Satum-, Sonnen- und
Mondenentwickelung sich nicht soweit hinaufgeschwungen hatten, daß sie bei dieser
Eingliederung des Ichs hätten mitwirken können. Sie konnten nur das, was sie auf dem
Monde gelernt hatten. Sie mußten sich darauf beschränken, an dem Astralleib des
Menschen zu arbeiten, so daß dem Menschen etwas eingegliedert wurde in den Astralleib,
was nicht zu seinem Edelsten gehörte, was nicht von den erhabenen höheren Wesen,
sondern von den verspäteten, zurückgebliebenen Eindringlingen gekommen ist. Hätten diese
Wesen das auf dem Monde gemacht, so würde das ein Höchstes gewesen sein. Dadurch
aber, daß sie es auf der Erde als Nachzügler machten, dadurch gliederten sie dem Astralleib
etwas ein, was ihn niedriger stellte, als er sonst hätte werden können. Er wurde mit
Instinkten und Leidenschaften und mit dem Egoismus begabt.

Das müssen wir beachten, daß auf den Menschen von zwei Seiten gewirkt wurde, daß der
Mensch auch Einschläge erhielt in den Astralleib, durch welche dieser erniedrigt wurde. So
etwas, was auf den Astralleib wirkt, wirkt aber nicht nur bloß auf den Astralleib. Im
Erdenmenschen ist es so, daß die Wirkung auf den Astralleib fortgesetzt wird durch diesen
selbst auf den Ätherleib und dieser die Wirkung fortsetzt auf den physischen Leib. Der
Astralleib wirkt überall hin, und so wirken jene Geister durch den Astralleib auf den Ätherleib
und den physischen Leib. Wenn diese geistigen Wesen nicht solche Wirkung hätten ausüben
können, dann würde im Menschenieben das nicht aufgetreten sein, was dazumal in den
Menschen kam. Das ist eine gesteigerte Selbstheit des Menschen, ein gesteigertes Ich-
Gefühl. Was dies im Ätherleib bewirkte, das ist alles dasjenige, was an Trübung des Urteils,
an Irrtumsmöglichkeit entstand. Alles dasjenige, was vom Astralleib im physischen Leibe also
bewirkt wurde, das ist die Grundlage von dem, was als Krankheit entstand. Das ist die
geistige Ursache der Krankheiten des Menschen; bei den Tieren ist das Krankwerden etwas
anderes.

Wir sehen, wie in den Menschen die Krankheit verpflanzt wird. Krankheit hängt zusamrnen
mit den Ursachen, die hier angedeutet worden sind. Und da der physische und der
ätherische Leib mit den Vererbungstatsachen zusammenhängen, so geht durch die
Vererbungslinie das Prinzip der Krankheit. Es soll hier noch einmal betont werden, daß wir
unterscheiden müssen von dem, was innere Krankheiten sind, dasjenige, was äußere
Verletzungen sind. Wenn sich ein Mensch überfahren läßt, so hat das damit nichts zu tun.
Auch gewisse innere Krankheiten können mit äußerlichen Ursachen zusammenhängen.
Wenn der Mensch irgend etwas ißt, das den Magen verstimmt, so ist das natürlich auch
etwas Äußerliches.“ (Lit.:GA 106, S. 150f)

Als Folge des luziferischen Einflusses wird der Mensch aus dem Paradies verstoßen, d.h. es
wird ihm der unmittelbare Anblick der göttlichen Welt entzogen. Das rein geistige Wesen,
das der Mensch einmal war, steigt herab in die sinnliche Welt und nimmt hier physisch-
körperliche Gestalt an. Weil der Mensch nun ein stofflich-körperliches Wesen wird, verliert
er seine ursprüngliche Unsterblichkeit und nimmt den Tod in seine körperliche Natur auf.
Zugleich wird aus dem ursprünglich eingeschlechtlichen Wesen ein zweigeschlechtliches - die
Geschlechtertrennung ist eine unmittelbare Folge des luziferischen Einschlags. Der Mensch
ist dadurch nicht mehr das reine unverfälschte Abbild des göttlichen Wesens, als das er
ursprünglich veranlagt war, sondern nur mehr ein einseitig verzerrtes Bild der geistigen
Schöpfermächte. Die Menschheit wird nach und nach in Rassen, Stämme und Völker
gespalten. Und weiter wird damit schließlich die Voraussetzung für die allmähliche
Individualisierung des Menschen geschaffen. Die Menschheit zerfällt in einzelne Individuen.
Der Mensch wird dadurch selbstständiger; Luzifer bringt ihm die individuelle Freiheit,
verführt ihn aber auch zum Egoismus. Von nun an kann er aus eigener Kraft zwischen dem
Bösen und dem Guten unterscheiden. Luzifer bringt den Menschen die Fähigkeit zur
moralischen Erkenntnis - setzt sie aber auch der Gefahr aus, sich tief in moralische
Verfehlungen zu verstricken. Beides ist aber notwendig, damit der Mensch ein moralisch
eigenverantwortliches Wesen werden kann. So kann Luzifer zwar als Widersacher aufgefasst
werden, der sich den göttlichen Schöpfermächten entgegenstellt, aber er fördert durch
diesen Widerstand zugleich die Entwicklung, indem er dem Menschen die Freiheit und die
moralische Erkenntnis bringt. Er darf also keineswegs als einseitig böse geistige Macht
aufgefaßt werden. Böse wird der Mensch, wenn er sich einseitig den durch Luzifer erregten
sinnlichen Begierden willenlos hingibt. Gut wirkt Luzifer, wenn die Menschen durch ihn, den
«Lichtträger», das Licht der Weisheit und den Sinn für die Schönheit der sinnlichen Welt
aufnehmen. Alle Wissenschaften und Künste sind eine Gabe Luzifers - und ebenso alle auf
Erkenntnis gegründete moralische Erkenntnis. Ohne ihn gäbe es die menschliche Kultur
nicht.

Luzifer wollte den Menschen in die sinnliche Welt hineinführen, aber es lag nicht in seinen
Absichten, ihn zugleich so fest an die materielle Welt zu binden, wie das mittlerweile der Fall
ist. Die Materie ist das Reich Ahrimans, und durch diesen erst wurde die Menschheit mehr
und mehr in das materielle Dasein verstrickt. Zwar machte es Luzifers Wirken Ahriman erst
möglich, den Menschen zu ergreifen und an die Materie zu binden, aber er handelt damit
gegen die Interessen Luzifers. Ahriman und Luzifer sind Gegenspieler. Luzifer will den
Menschen wohl aus der reinen göttlichen Welt herausziehen und ihn in sein eigenes
geistiges Reich führen, aber dieses liegt eben nicht tief in der materiellen Welt, wo Ahriman
haust, sondern es steht an der Grenze zwischen sinnlicher und übersinnlicher Welt. Luzifer
ist daher heute immer bestrebt, den Menschen von der bloß materiellen Welt loszulösen. Er
will ihn nicht zu einem ganz und gar erdenfesten Wesen werden lassen. Er ist ein Geist des
Auftriebs, der Visionen, Illusionen, der Ekstase und des Rausches, der den Menschen von der
Erde hinwegheben will in sein flüchtiges immaterielles sinnlich-übersinnliches Reich.
Ahriman dagegen will uns in die rein materielle untersinnliche Welt herabziehen. Nur im
gesunden Gleichgewicht zwischen diesen erdenflüchtigen luziferischen und erdensüchtigen
ahrimanischen Kräften kann der Mensch seine wahre Freiheit finden.

Die irdische Inkarnation Luzifers

Huáng Dì
Nach den Angaben Rudolf Steiners inkarnierte sich Luzifer im 3. vorchristlichen Jahrtausend
auf Erden.

„Wenn wir in der Zeitentwickelung der Menschheit zurückgehen vor das Mysterium von
Golgatha, dann kommen wir dazu, in alten Zeiten der orientalischen Kulturentwickelung eine
menschliche Persönlichkeit auf Erden zu finden innerhalb derjenigen Kultur, aus der die
heutige chinesische Kultur geworden ist, eine menschliche Persönlichkeit, die die äußere
menschliche Verkörperung Luzifers war, der dazumal wirklich als menschliche Verkörperung
über den Erdboden gegangen ist, und der der Träger des menschlichen Lichtes war, das wir
auf dem Boden der alten vorchristlichen Weisheit finden, mit Ausnahme des Judentums.
Noch im Griechentum strömt durch das, was an Kunst, an Weltanschauung, an
Staatsmannschaft im Griechentum wirkte, dasjenige durch, was ausgegangen ist von der
Luzifer-Inkarnation Jahrtausende vor dem Mysterium von Golgatha.“ (Lit.:GA 195, S. 38)
Der Gelbe Kaiser Huáng Dì, der legendäre Begründer der chinesischen Kultur, war vermutlich
diese irdische Inkarnation Luzifers, die allerdings von Rudolf Steiner nicht ausdrücklich
namentlich bezeichnet wurde ("Es gab im Beginn des 3. Jahrtausends eine chinesische
Luziferinkarnation." (Lit.: GA 193, S. 185f)). Er brachte den Menschen ungeheure Weisheit
und namentlich tiefe Einsichten auf medizinischem Gebiet, konnte aber noch keine
moralischen Impulse geben:

„Der eigentlich moralische Antrieb für die Menschheit wurde erst durch das Judentum
vorbereitet, dann durch das Christentum weiter ausgebildet.

Und die Frage muß entstehen: Woher kommt es denn, daß die gloriose alte heidnische
Weisheit, die zum Beispiel ja noch in dem Griechentum eine künstlerische und eine
philosophische Blüte schönster Art trug, keinen moralischen Impuls in sich hatte? Würden
wir allerdings weiter zurückgehen hinter das 3. Jahrtausend der vorchristlichen Zeit, so
würden wir finden, daß mit dem Weisheitsimpuls zugleich ein moralischer Impuls kommt,
und daß das durchaus so ist, wie ich es hier schon auseinandergesetzt habe: daß in dem
Weisheitsimpuls zugleich dasjenige enthalten war, was die alten Menschen als ihre Moral,
als ihr Ethos brauchten. Aber ein besonderes Ethos, ein besonderer moralischer Impuls, wie
er dann mit dem Christentum kam, war der heidnischen Weisheit als solcher nicht eigen.
Warum? Aus dem Grunde, weil für die Jahrtausende, die unmittelbar dem Christentum
vorangingen, diese heidnische Weisheit von einer Stelle weit in Asien drüben inspiriert war,
aber inspiriert von einer sehr merkwürdigen Wesenheit, von der im 3. vorchristlichen
Jahrtausend wirklich in Asien drüben, weit im Osten inkarnierten Wesenheit des Luzifer.

Und zu dem mancherlei, das wir kennengelernt haben über die Menschheitsentwickelung,
ist es notwendig, daß wir auch die Erkenntnis hinzufügen, daß es ebenso, wie es gegeben hat
die Inkarnation von Golgatha, die Inkarnation des Christus in dem Menschen Jesus von
Nazareth, auch gegeben hat eine wirkliche Inkarnation des Luzifer im 3. vorchristlichen
Jahrtausend in Asien. Und ein großer Teil der alten Kultur ist eben inspiriert von der Seite
her, die nur bezeichnet werden kann als eine irdische Inkarnation Luzifers in einem
Menschen, der in Fleisch und Blut gelebt hat. Es wurde ja sogar das Christentum, das
Mysterium von Golgatha, als es unter den Menschen sich abspielte, zuerst so gefaßt, wie die
Menschen es fassen konnten durch dasjenige, was sie aus der alten luziferischen Weisheit
bekommen konnten. Auch die Einseitigkeit der aber sonst außerordentlich tiefsinnigen
Gnosis rührt davon her, daß eben über die alte Welt diese Luziferinkarnation ging. Man
versteht nicht richtig die volle Bedeutung des Mysteriums von Golgatha, wenn man nicht
weiß, daß ihm - nicht ganz dreitausend Jahre - vorangegangen ist eine Luziferinkarnation.

Um zu dieser Luziferinspiration dasjenige hinzuzufügen, was diese Luziferinspiration aus der


Einseitigkeit herausholt, kam die Christusinkarnation.“ (Lit.:GA 191, S. 197ff)

Zunächst wurde sogar das Verständnis für die irdische Inkarnation des Christus durch die
irdische Verkörperung Luzifers vorbereitet:

„Da trug sich eben etwa im Beginn des 3.Jahrtausends im Osten Asiens drüben ein
bedeutsames Ereignis zu. Es wuchs heran, ohne daß man es wehrte, ein Kind aus einer der
damaligen asiatischen vornehmen Familien in der Umgebung der Zeremoniendienste der
Mysterien. Die Umstände boten sich so, daß dieses Kind eben teilnehmen durfte an den
Zeremonien, wohl dadurch, daß die leitenden Mysterienpriester es als eine Inspiration
empfanden, daß sie solch ein Kind einmal teilnehmen lassen sollten. Und als der Mensch,
der in diesem Kinde lebte, etwa vierzig Jahre alt geworden war, so ungefähr, da stellte sich
etwas Merkwürdiges heraus. Da zeigte es sich - und es muß durch aus gesagt werden, daß
die Mysterienpriester das Ereignis gewisser maßen prophetisch vorausgesehen haben -, daß
dieser Mensch, den man heranwachsen ließ in einem der ostasiatischen Mysterien, gegen
sein vierzigstes Jahr hin plötzlich den Sinn desjenigen, was früher nur durch Offenbarung in
die Mysterien hereingekommen war, durch die menschliche Urteilskraft zu erfassen begann.
Er war gewissermaßen der erste, der sich der Organe des menschlichen Verstandes, aber nur
in Anlehnung an die Mysterien, bedienen durfte.

Wenn wir das, was die Priester der Mysterien über diese Angelegenheit sagten, in unsere
heutige Sprache übersetzen, dann müssen wir sagen: In diesem Menschen war nicht mehr,
nicht weniger als Luzifer selbst inkarniert. - Und das ist eine wichtige, eine bedeutsame
Tatsache, daß es im 3. vorchristlichen Jahrtausend im Osten von Asien wirklich eine
fleischliche Inkarnation Luzifers gegeben hat. Und von dieser fleischlichen Inkarnation
Luzifers - denn diese Persönlichkeit lehrte dann - ging dasjenige aus, was man eigentlich als
die vorchristliche, heidnische Kultur bezeichnet, was noch in der Gnosis der ersten
christlichen Jahrhunderte lebte. Man darf durchaus nicht etwa bloß ein abfälliges Urteil über
diese Luziferkultur sprechen. Denn dasjenige, was das Griechentum an Schönheit, selbst an
philosophischer Einsicht her vorgebracht hat, was lebt ebenso in der alten griechischen
Philosophie, in den Tragödien noch des Aschylos, all das wäre nicht möglich gewesen ohne
diese luziferische Inkarnation. Diese luziferische Inkarnation war, wie gesagt, auch noch im
Süden von Europa, im Norden von Afrika, im Westen von Asien mächtig in den ersten
christlichen Jahrhunderten. Und als das Mysterium von Golgatha sich zugetragen hatte auf
der Erde, da war es im wesentlichen die luziferische Weisheit, durch die das Mysterium von
Golgatha begriffen werden konnte. Dasjenige, was als Gnosis zum Begreifen des Mysteriums
von Golgatha sich zunächst anschickte, das war durchaus befruchtet von luziferischer
Weisheit. So daß wir zunächst zu betonen haben: Es gab im Beginn des 3. Jahrtausends eine
chinesische Luziferinkarnation. Es gab im Beginn unserer Zeitrechnung die Inkarnation des
Christus. Und zunächst wurde sogar die Inkarnation des Christus begriffen dadurch, daß
noch die Kraft der alten Luziferinkarnation da war, die eigentlich erst für die menschliche
Einsicht, für die menschliche Eigenkraft verschwand im 4. nachchristlichen Jahrhundert.“
(Lit.:GA 193, S. 185f)

Luziferische Kultur im Osten


„Wenn wir uns fragen, wo ist im Werden der Menschen heute noch das luziferische Prinzip
da, dann müssen wir hinübersehen nach dem Osten. Im Osten, in Asien und im europäischen
Rußland, waltet Luzifer durch die Kultur hindurch. Und obwohl, wie ich in dem Zyklus über
die Mission der Volksseelen ausgeführt habe, das russische Element dazu berufen ist, in der
weiteren Entwickelung das Geistselbst herauszubilden, so ist doch bei der russischen Kultur
die Gefahr vorhanden, von Luzifer umstrickt zu werden. Sie ist auf dem Wege dazu. Das
luziferische Prinzip besteht darinnen, daß gute Geister zurückbleiben. In der griechisch-
orthodoxen Kirche war bis in das 6., 7. Jahrhundert ein guter Geist, aber das, was zu einer
Zeit ein guter Geist ist, verwandelt sich in einen luziferischen Geist, wenn es über diese Zeit
fortbehalten wird. Das Festhalten an der orthodoxen Religion ist ein «in den Klauen des
Luzifer sein». Und viel intensiver noch ist das der Fall bei den geistigen Formen, welche sich
im Orient entwickeln, die für Urzeiten ihre Berechtigung hatten. Dadurch, daß sie sich
konservieren, laufen sie ein in das luziferische Element. Überall drüben im Osten finden wir
bei sehr vielen Menschen, welche dort inkarniert sind, daß sie etwas durchzumachen haben
in der Welt des Luziferischen.“ (Lit.:GA 159, S. 235f)

Christus und Luzifer


„Früher fand man Christus als kosmische Wesenheit, den Luzifer als innermenschliche
Wesenheit. Sie durchkreuzten ihren Weg. Der Christus zieht in die menschliche Seele ein, er
wird zum planetarischen Erdengeiste, er wird immer mehr der mystische Christus in den
Mensdienseelen, er wird durch die inneren Erlebnisse vertieft und erkannt. Die Seele wird
dadurch immer fähiger, wiederum zu schauen die andere Wesenheit, die den umgekehrten
Weg gemacht hat, von dem Inneren in das Äußere hin. Der Luzifer wird aus einer
innermenschlichen Wesenheit, einer rein irdischen Wesenheit, wo er gesucht worden ist in
den Mysterien, die in das Unterreich führten, ein kosmischer Gott. Immer mehr wird er
aufleuchten draußen in der Welt, die wir erblicken, wenn wir hindurchsehen durch den
Teppich der Sinneswelt. Umgekehrt wird das Anschauen der Menschen. Hat man Luzifer
gesehen hinter dem Schleier der inneren Seelenwelt, hat man den Christus gesehen, wie der
Zarathustra, hinter der äußeren sinnlichen Welt, so wird man in der Zukunft den Christus
immer mehr und mehr durch Versenkung und Verinnerlichung in das eigene Wesen
erkennen können. Den Luzifer wird man finden, wenn man den Blick nach außen richtet in
die kosmische Region.

So haben wir eine völlige Umkehr der menschlichen Erkenntnisverhältnisse im Laufe der
menschlichen Entwickelung zu verzeichnen: der Christus ist geworden von einem
kosmischen Gotte zu einem irdischen Gott, der die Seele der Erde ist in der Zukunft. Der
Luzifer ist geworden von einem irdischen Gotte zu einem kosmischen Gott. Und will der
Mensch in der Zukunft wiederum aufsteigen zu der äußeren geistigen Welt, die hinter dem
Schleier der Sinneswelt verborgen ist, will er nicht bei dem stehenbleiben, was äußerlich, nur
grobstofflich ist, dann muß er durch die Dinge der Sinneswelt hindurchdringen in die geistige
Welt; er muß sich in das Licht tragen lassen durch den «Licht-Träger». Und keine
Fähigkeiten, da einzudringen, werden dem Menschen erstehen, wenn er diese Fähigkeiten
nicht schafft aus den Kräften, die uns zufließen von Luzifers Reich. Die Menschheit würde in
Materialismus versinken, immerfort in dem Glauben verharren, daß alles nur äußere
materielle Welt ist, wenn sie nicht aufstiege zur Inspiration durch das luziferische Prinzip. Ist
das Christus-Prinzip dazu berufen, unser Inneres stärker und stärker zu machen, so ist das
luziferische Prinzip dazu berufen, unsere Fähigkeiten, die eindringen sollten in die Welt in
vollem Umfange, zu schärfen, auszubilden. Immer stärker und stärker für das Begreifen und
Erkennen der Welt wird uns Luzifer machen, immer stärker und stärker im Innern wird uns
Christus machen.“ (Lit.:GA 113, S. 127f)

Die Erlösung Luzifers


„Die Erlösung des Luzifer geschieht durch die Liebe, durch die höhere Liebe, welche frei von
Egoismus ist. Die Erlösung des Ahriman geschieht durch das Denken.“ (Lit.:GA 266c, S. 167)

Todesengel
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(Weitergeleitet von Engel des Todes)
Der Todesengel oder Engel des Todes erscheint als geistiges Wesen, das dem Menschen den
Tod bringt oder den nahenden Tod bzw. eine drohende Todesgefahr verkündigt und den
Verstorbenen als „Seelengeleiter“ (Psychopompos) ins Jenseits begleitet. Auch bei
Nahtoderfahrungen kann er in Erscheinung treten. In der Regel handelt es sich dabei um den
«Kleinen Hüters der Schwelle», der in Gestalt eines astralen Elementarwesens (Lit.: GA 89, S.
134) als zunächst dunkle, düstere Figur erscheint, die die karmischen Verstrickungen des
Erdenlebens sichtbar macht und den Menschen auffordert, ihn in eine lichtvolle Gestalt zu
verwandeln. Der kleine Hüter zeigt sich auch dem Geistesschüler auf dem geistigen
Schulungsweg.

In der jüdisch-christlichen Tradition wird der Todesengel insbesonders auf das in Ex 12,27 EU
beschriebene Pessachfest bezogen, auf dem alle Erstgeborenen der Ägypter erschlagen
wurden, obgleich der Todesengel im Bibeltext selbst nicht ausdrücklich erwähnt wird. Auch
im 1. Korintherbrief wird auf den Todesengel hingewiesen (1 Kor 10,10 HFA).

Im Koran wird der Todesengel ausdrücklich erwähnt:

„Sag: Der Engel des Todes, der über euch eingesetzt ist, wird euch (wenn eure Frist
abgelaufen ist) abberufen. Hierauf werdet ihr zu eurem Herrn zurückgebracht werden.“

– Koran
In der griechischen Mythologie treten Hermes und Charon als Begleiter des Verstorbenen
auf, in der römischen Mythologie ist es der Genius des Menschen und bei den Germanen
sind es die Walküren.

Oriphiel (hebr. ‫)אריפיאל‬, den Rudolf Steiner auch den Engel des Zornes nennt (Lit.:GA 266a, S.
184f), ist einer der 7 führenden Erzengel, die über die Planetensphären herrschen. Sein
Herrschaftsgebiet ist die Saturnsphäre. Oriphiel steht auch in engem Zusammenhang mit
den Kräften des alten Saturn, auf dem die Keime unserer Sinnesorgane veranlagt wurden
und wirkt darum auch stark auf die Sinnlichkeit des Menschen.

Oriphiel und die Geheimnisse der Saturnsphäre


Die Geheimnisse der Saturnsphäre, über die Oriphiel herrscht, vermag man allerdings erst zu
schauen, wenn man das 63. Lebensjahr überschritten hat.

„Es gibt ja gewisse Geheimnisse der Weltenanschauung, die nur zu durchschauen sind, wenn
man ein ziemlich hohes Alter erreicht hat. Die einzelnen Lebensalter lassen den Menschen,
wenn man im Besitze der Initiationswissenschaft ist, hinschauen auf die einzelnen
Geheimnisse des Daseins. So kann man zwischen dem einundzwanzigsten und
zweiundvierzigsten Lebensjahre hineinschauen in die Sonnenverhältnisse - vorher nicht. So
kann man zwischen dem zweiundvierzigsten und neunundvierzigsten Jahre in die
Marsgeheimnisse hineinschauen; so zwischen dem neunundvierzigsten und
sechsundfünfzigsten Jahre in die Jupitergeheimnisse. Will man aber die Weltengeheimnisse
im Zusammenhange schauen, dann muß man das dreiundsechzigste Lebensjahr
überschritten haben. Daher würde ich gewisse Dinge, die ich jetzt unverhohlen ausspreche,
vorher nicht haben sagen können, bevor ich eben in dieser Lage war. Denn will man das
durchschauen, was sich gerade auf die Michael-Geheimnisse bezieht, was ja von der
geistigen Region der Sonne aus wirkt, dann muß man von der Erde aus in die
Weltengeheimnisse hinaufschauen durch die Saturnweisheit. Dann muß man jene
Dämmerung in der geistigen Welt verspüren können, in ihr leben können, die von dem den
Saturn beherrschenden Oriphiel herrührt, der zur Zeit des Mysteriums von Golgatha der
führende Erzengel war und der wieder der führende Erzengel sein wird, nachdem die
Michael-Zeit abgelaufen sein wird.“ (Lit.:GA 240, S. 194f)

Oriphiel als Führer der Planetenintelligenzen


Seit dem 8. Jahrhundert haben sich die planetarischen Intelligenzen unter der Führung
Oriphiel zunehmend von der Sonnenintelligenz Michaels emanzipiert und sind in Opposition
zu ihm getreten.

„Nur als diese Jahrhunderte heraufkamen, das 8., 9., 10. Jahrhundert, da geschah es eben,
daß die planetarischen Intelligenzen Rechnung trugen dem Umstände, daß die Erde sich
verändert hatte, daß auch die Sonne sich verändert hatte. Ja, das, was da draußen vor sich
geht, was die Astronomen beschreiben, das ist nur die Außenseite. Sie wissen: Alle elf Jahre
ungefähr haben wir eine Sonnenfleckenperiode; die Sonne scheint so auf die Erde, daß
gewisse Stellen dunkel sind, daß gewisse Stellen fleckig sind. Das war nicht immer so. Die
Sonne glänzte in sehr alten Zeiten als eine gleichförmige Scheibe herunter, Sonnenflecken
waren nicht da. Und die Sonne wird nach Tausenden und Tausenden von Jahren wesentlich
viel mehr Flecken haben als heute, sie wird immer fleckiger. Das ist immer die äußere
Offenbarung dessen, daß die Michael-Kraft, die kosmische Kraft der Intelligenz immer mehr
abnimmt. In dem Vermehren der Sonnenflecken durch die kosmische Entwickelung zeigt sich
der Verfall der Sonne; immer mehr zeigt sich das Matterwerden, das Altwerden der Sonne
im Kosmos. Und an dem Auftreten einer genügend großen Anzahl von Sonnenflecken
erkannten die anderen planetarischen Intelligenzen, daß sie nicht mehr von der Sonne
beherrscht sein wollen. Sie nahmen sich vor, die Erde nicht mehr von der Sonne abhängig
sein zu lassen, sondern direkt vom gesamten Kosmos. Das geschieht durch die
planetarischen Ratschlüsse der Archangeloi. Namentlich unter der Führung des Oriphiel
geschieht diese Emanzipierung der planetarischen Intelligenz von der Sonnenintelligenz. Es
war ein vollständiges Trennen von bis dahin zusammengehörigen Weltgewalten. Die
Sonnenintelligenz des Michael und die planetarischen Intelligenzen gerieten nach und nach
in kosmische Opposition zueinander.“ (Lit.:GA 237, S. 170f)

Engel des Zornes


Oriphiel ist laut Rudolf Steiner der Engel des Zornes, der mit starker Hand die Menschheit
reinigt:

„Wer heute unter Michaels Herrschaft den Drang in sich fühlt, mit teilzunehmen am
geistigen Leben, der ist berufen, dem Erzengel Michael zu dienen und unter ihm zu lernen,
damit er einst reif sei, auch dem furchtbaren Oriphiel in rechter Weise zu dienen. Ein Opfer
wird verlangt von denen, die sich einem höheren Leben weihen wollen. Nur unter der
Voraussetzung soll man das geistige Leben empfangen und die Erweckung erleben wollen,
wenn man dafür später sich selbst, seinen Willen, alles nur im Dienste der Menschheit
anwenden will.

In vier- bis sechshundert Jahren wird das Häuflein Menschen, das heute dazu vorbereitet
wird, dem Gotte Oriphiel dienen, damit die Menschheit errettet werde. Wenn in jenem
Zeitalter solche Menschen die geistige Führung übernehmen wollten, die nicht vorbereitet
worden sind, standzuhalten in allen Stürmen und Trotz zu bieten den Scharen des Mammon,
so würden sie nicht in der richtigen Weise dem Erzengel Oriphiel dienen können, und die
Menschheit würde nicht aus ihrem Elend emporgehoben werden. Damit dies aber geschehe,
müssen wir heute mit allem Ernste arbeiten, um unsere Aufgaben dann in rechter Weise
erfüllen zu können.

Aber wenn die finsteren Mächte am schrecklichsten wüten, so leuchtet auch das hellste
Licht. Schon einmal hat Oriphiel seine Herrschaft innegehabt. Das war zur Zeit, als der
Christus auf Erden erschien. Damals herrschten überall auf Erden schlimme Mächte des
Verfalls und der Dekadenz. Und nur mit grausamen Mitteln konnte das Menschengeschlecht
emporgerüttelt werden. Oriphiel wird der Engel des Zornes genannt, der mit starker Hand
die Menschheit reinigt.

Einen tiefen Sinn hat die Erzählung der Bibel, daß Christus die Geißel schwingt, um den
Tempel von den Wechslern zu reinigen. Damals, als es am dunkelsten war auf Erden,
erschien der Christus als Retter der Menschheit. 109 Jahre nach Christi Erscheinen war die
Herrschaft Oriphiels zu Ende und ward abgelöst durch Anael. Dann folgte Zachariel, dann
Raphael. Zur Zeit der Renaissance herrschte Samael, vom 16. Jahrhundert ab bis zum
November 1879 Gabriel. Dann trat Michael die Herrschaft an, und um das Jahr 2400 wird
wiederum Oriphiel, der furchtbare Engel des Zorns, die Leitung übernehmen. Und wie einst
wird dann auch das geistige Licht hell und strahlend in die Dunkelheit leuchten: der Christus
wird wiederum auf Erden erscheinen, wenn auch in anderer Gestalt als damals. Ihn zu
empfangen, Ihm zu dienen, dazu sind wir berufen.“ (Lit.:GA 266a, S. 184f)

Oriphiel-Zeitalter
Die letzte Erzengel-Regentschaft Oriphiels währte laut Rudolf Steiner von 200 v. Chr. - 150 n.
Chr. Etwa um 2300 oder 2400 n. Chr. wird er mit einem neuen Oriphiel-Zeitalter die
gegenwärtige Regentschaft Michaels ablösen. Oriphiel-Zeitalter sind stets durch dramatische
und für die Menschheitsentwicklung sehr entscheidende Ereignisse geprägt. Oriphiel bringt
den Zorn Gottes (Lit.: GA 266a, S. 263).

„Nach dem michaelischen kommt das Zeitalter Oriphiels. Das wird ein böses, schlimmes
Zeitalter sein, in dem alle furchtbaren Kräfte des Egoismus, der Härte, der Roheit und
Lieblosigkeit entfesselt sein werden. Das Häuflein spiritualisierter Seelen hat die Aufgabe, in
diesem schlimmen Zeitalter einfließen zu lassen die reine Wahrheit, Liebe und Güte und es
so zu reinigen und so die Welt voranzubringen, dem sechsten Schöpfungstag entgegen, in
dessen Morgenröte wir jetzt stehen.“ (Lit.:GA 266a, S. 258)

„Im Zeitalter des Oriphiel wurde Christus geboren; wenn Oriphiel wieder an die Herrschaft
kommt (in einigen Jahrhunderten), dann muß das geistige Licht, das von Christian
Rosenkreutz gebracht wurde und nun verbreitet wird, auch eine Schar hellsichtiger
Menschen erzeugt haben, die zielbewußt arbeitende Pioniere sind. Das wird hervorrufen die
Trennung in zwei Hauptströmungen, eine Rasse der Guten und eine Rasse der Bösen. Die
fünfte Wurzelrasse wird durch das Böse untergehen.“ (Lit.:GA 266a, S. 170)

„Die Strahlenherrschaft Michaels wird wiederum abgelöst werden von einem finstern,
schrecklichen Zeitalter, das ums Jahr 2400 seinen Anfang nimmt. Schon heute hat zugleich
mit Michael ein finsterer Gott seine Herrschaft angetreten: der Gott Mammon.
Der Mammon ist für den Okkultismus nicht nur der Gott des Geldes. Er ist vielmehr der
Führer aller niedrigen, schwarzen Kräfte. Und seine Heerscharen greifen nicht nur die
Menschenseelen an, sondern auch die physischen Leiber der Menschen, um sie zu
zerfressen und zu verderben. Man redet heute nicht deshalb so viel von Bazillen, weil man
mehr davon weiß, sondern deswegen, weil sie wirklich heute eine ganz besondere Gestalt
angenommen haben. Und in Zukunft werden sie in erschreckender Weise überhandnehmen.
Wenn jenes schwarze Zeitalter naht, dann werden Bruderzwist und Bruderkrieg in
grauenvoller Weise wüten, und die armen Menschenleiber werden in furchtbarer Art von
Krankheiten und Seuchen befallen dahinsiechen. Das Brandmal der Sünde wird für
jedermann sichtbar den Menschenkörpern aufgedrückt sein. Dann hat ein anderer Erzengel
die Herrschaft: Oriphiel. Er muß kommen, um die Menschen aufzurütteln, durch grausame
Qualen aufzurütteln zu ihrer wahren Bestimmung. Und damit das in richtiger Weise
geschehen kann, muß heute schon ein kleines Häuflein Menschen vorbereitet werden, damit
es dann in vier- bis sechshundert Jahren im schwarzen Zeitalter das esoterische Leben
verbreiten und die Menschheit leiten könnte.

Wer heute unter Michaels Herrschaft den Drang in sich fühlt, mit teilzunehmen am geistigen
Leben, der ist berufen, dem Erzengel Michael zu dienen und unter ihm zu lernen, damit er
einst reif sei, auch dem furchtbaren Oriphiel in rechter Weise zu dienen. Ein Opfer wird
verlangt von denen, die sich einem höheren Leben weihen wollen. Nur unter der
Voraussetzung soll man das geistige Leben empfangen und die Erweckung erleben wollen,
wenn man dafür später sich selbst, seinen Willen, alles nur im Dienste der Menschheit
anwenden will.

In vier- bis sechshundert Jahren wird das Häuflein Menschen, das heute dazu vorbereitet
wird, dem Gotte Oriphiel dienen, damit die Menschheit errettet werde. Wenn in jenem
Zeitalter solche Menschen die geistige Führung übernehmen wollten, die nicht vorbereitet
worden sind, standzuhalten in allen Stürmen und Trotz zu bieten den Scharen des Mammon,
so würden sie nicht in der richtigen Weise dem Erzengel Oriphiel dienen können, und die
Menschheit würde nicht aus ihrem Elend emporgehoben werden. Damit dies aber geschehe,
müssen wir heute mit allem Ernste arbeiten, um unsere Aufgaben dann in rechter Weise
erfüllen zu können.

Aber wenn die finsteren Mächte am schrecklichsten wüten, so leuchtet auch das hellste
Licht. Schon einmal hat Oriphiel seine Herrschaft innegehabt. Das war zur Zeit, als der
Christus auf Erden erschien. Damals herrschten überall auf Erden schlimme Mächte des
Verfalls und der Dekadenz. Und nur mit grausamen Mitteln konnte das Menschengeschlecht
emporgerüttelt werden. Oriphiel wird der Engel des Zornes genannt, der mit starker Hand
die Menschheit reinigt.

Einen tiefen Sinn hat die Erzählung der Bibel, daß Christus die Geißel schwingt, um den
Tempel von den Wechslern zu reinigen. Damals, als es am dunkelsten war auf Erden,
erschien der Christus als Retter der Menschheit. 109 Jahre nach Christi Erscheinen war die
Herrschaft Oriphiels zu Ende und ward abgelöst durch Anael. Dann folgte Zachariel, dann
Raphael. Zur Zeit der Renaissance herrschte Samael, vom 16. Jahrhundert ab bis zum
November 1879 Gabriel. Dann trat Michael die Herrschaft an, und um das Jahr 2400 wird
wiederum Oriphiel, der furchtbare Engel des Zorns, die Leitung übernehmen. Und wie einst
wird dann auch das geistige Licht hell und strahlend in die Dunkelheit leuchten: der Christus
wird wiederum auf Erden erscheinen, wenn auch in anderer Gestalt als damals. Ihn zu
empfangen, Ihm zu dienen, dazu sind wir berufen.“ (Lit.:GA 266a, S. 283ff)

Oriphiels Wirkung auf Sinnlichkeit und Sexualität


Die Impulse Oriphiels wirken auf die Sinnlichkeit des Menschen und namentlich auf die
Sexualität. Diese Kräfte sind schon heute wirksam, werden sich aber im kommenden
Oriphel-Zeitalter noch bedeutsam verstärken.

„Die Erde steht jetzt (periodenweise) unter dem Einfluß der Saturnkräfte der Erde, das heißt
der Kräfte, die die Erde beibehalten hat von dem alten Saturn her, auf dem die ersten
Anfänge zu unseren Organen gebildet wurden. (Die Aufgabe des Saturns bestand darin, die
ersten Keime zu unseren physischen Sinnesorganen zu entwickeln.)

Die Erde steht periodenweise unter dem Einfluß der Kräfte der Planeten, deren Zustand wir
durchgemacht haben. Und so stehen wir jetzt unter dem Einfluß der Saturnkräfte der Erde.
Die Saturnkräfte wirken auf die Sinnesorgane, die bis zu einer früher nicht erreichten Höhe
ausgebildet sind. Daraus erklärt es sich, daß das Streben und Trachten der Menschheit in so
hohem Maße auf das Sinnenfällige gerichtet ist.

Oriphiel bekommt seine Kräfte aus dem heutigen Saturn. Nach vierhundert Jahren wird er
seine Herrschaft wieder antreten. Wenn dann die irdischen Saturnkräfte sich mit den Kräften
des heutigen Saturn vereinen, wird es auf der Erde noch viel schlimmer werden. Die
furchtbaren Entartungen, die wir schon heute in geschlechtlichen Dingen sehen, werden
noch ein viel höheres Maß erreichen; sie könnten überhaupt nicht existieren, wenn nicht der
Saturn die Erde beherrschte.“ (Lit.:GA 266a, S. 261f)

Oriphiel (Erzengel)
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(Weitergeleitet von Engel des Zorns)
Oriphiel (hebr. ‫)אריפיאל‬, den Rudolf Steiner auch den Engel des Zornes nennt (Lit.:GA 266a, S.
184f), ist einer der 7 führenden Erzengel, die über die Planetensphären herrschen. Sein
Herrschaftsgebiet ist die Saturnsphäre. Oriphiel steht auch in engem Zusammenhang mit
den Kräften des alten Saturn, auf dem die Keime unserer Sinnesorgane veranlagt wurden
und wirkt darum auch stark auf die Sinnlichkeit des Menschen.

Oriphiel und die Geheimnisse der Saturnsphäre


Die Geheimnisse der Saturnsphäre, über die Oriphiel herrscht, vermag man allerdings erst zu
schauen, wenn man das 63. Lebensjahr überschritten hat.

„Es gibt ja gewisse Geheimnisse der Weltenanschauung, die nur zu durchschauen sind, wenn
man ein ziemlich hohes Alter erreicht hat. Die einzelnen Lebensalter lassen den Menschen,
wenn man im Besitze der Initiationswissenschaft ist, hinschauen auf die einzelnen
Geheimnisse des Daseins. So kann man zwischen dem einundzwanzigsten und
zweiundvierzigsten Lebensjahre hineinschauen in die Sonnenverhältnisse - vorher nicht. So
kann man zwischen dem zweiundvierzigsten und neunundvierzigsten Jahre in die
Marsgeheimnisse hineinschauen; so zwischen dem neunundvierzigsten und
sechsundfünfzigsten Jahre in die Jupitergeheimnisse. Will man aber die Weltengeheimnisse
im Zusammenhange schauen, dann muß man das dreiundsechzigste Lebensjahr
überschritten haben. Daher würde ich gewisse Dinge, die ich jetzt unverhohlen ausspreche,
vorher nicht haben sagen können, bevor ich eben in dieser Lage war. Denn will man das
durchschauen, was sich gerade auf die Michael-Geheimnisse bezieht, was ja von der
geistigen Region der Sonne aus wirkt, dann muß man von der Erde aus in die
Weltengeheimnisse hinaufschauen durch die Saturnweisheit. Dann muß man jene
Dämmerung in der geistigen Welt verspüren können, in ihr leben können, die von dem den
Saturn beherrschenden Oriphiel herrührt, der zur Zeit des Mysteriums von Golgatha der
führende Erzengel war und der wieder der führende Erzengel sein wird, nachdem die
Michael-Zeit abgelaufen sein wird.“ (Lit.:GA 240, S. 194f)

Oriphiel als Führer der Planetenintelligenzen


Seit dem 8. Jahrhundert haben sich die planetarischen Intelligenzen unter der Führung
Oriphiel zunehmend von der Sonnenintelligenz Michaels emanzipiert und sind in Opposition
zu ihm getreten.

„Nur als diese Jahrhunderte heraufkamen, das 8., 9., 10. Jahrhundert, da geschah es eben,
daß die planetarischen Intelligenzen Rechnung trugen dem Umstände, daß die Erde sich
verändert hatte, daß auch die Sonne sich verändert hatte. Ja, das, was da draußen vor sich
geht, was die Astronomen beschreiben, das ist nur die Außenseite. Sie wissen: Alle elf Jahre
ungefähr haben wir eine Sonnenfleckenperiode; die Sonne scheint so auf die Erde, daß
gewisse Stellen dunkel sind, daß gewisse Stellen fleckig sind. Das war nicht immer so. Die
Sonne glänzte in sehr alten Zeiten als eine gleichförmige Scheibe herunter, Sonnenflecken
waren nicht da. Und die Sonne wird nach Tausenden und Tausenden von Jahren wesentlich
viel mehr Flecken haben als heute, sie wird immer fleckiger. Das ist immer die äußere
Offenbarung dessen, daß die Michael-Kraft, die kosmische Kraft der Intelligenz immer mehr
abnimmt. In dem Vermehren der Sonnenflecken durch die kosmische Entwickelung zeigt sich
der Verfall der Sonne; immer mehr zeigt sich das Matterwerden, das Altwerden der Sonne
im Kosmos. Und an dem Auftreten einer genügend großen Anzahl von Sonnenflecken
erkannten die anderen planetarischen Intelligenzen, daß sie nicht mehr von der Sonne
beherrscht sein wollen. Sie nahmen sich vor, die Erde nicht mehr von der Sonne abhängig
sein zu lassen, sondern direkt vom gesamten Kosmos. Das geschieht durch die
planetarischen Ratschlüsse der Archangeloi. Namentlich unter der Führung des Oriphiel
geschieht diese Emanzipierung der planetarischen Intelligenz von der Sonnenintelligenz. Es
war ein vollständiges Trennen von bis dahin zusammengehörigen Weltgewalten. Die
Sonnenintelligenz des Michael und die planetarischen Intelligenzen gerieten nach und nach
in kosmische Opposition zueinander.“ (Lit.:GA 237, S. 170f)

Engel des Zornes


Oriphiel ist laut Rudolf Steiner der Engel des Zornes, der mit starker Hand die Menschheit
reinigt:

„Wer heute unter Michaels Herrschaft den Drang in sich fühlt, mit teilzunehmen am
geistigen Leben, der ist berufen, dem Erzengel Michael zu dienen und unter ihm zu lernen,
damit er einst reif sei, auch dem furchtbaren Oriphiel in rechter Weise zu dienen. Ein Opfer
wird verlangt von denen, die sich einem höheren Leben weihen wollen. Nur unter der
Voraussetzung soll man das geistige Leben empfangen und die Erweckung erleben wollen,
wenn man dafür später sich selbst, seinen Willen, alles nur im Dienste der Menschheit
anwenden will.

In vier- bis sechshundert Jahren wird das Häuflein Menschen, das heute dazu vorbereitet
wird, dem Gotte Oriphiel dienen, damit die Menschheit errettet werde. Wenn in jenem
Zeitalter solche Menschen die geistige Führung übernehmen wollten, die nicht vorbereitet
worden sind, standzuhalten in allen Stürmen und Trotz zu bieten den Scharen des Mammon,
so würden sie nicht in der richtigen Weise dem Erzengel Oriphiel dienen können, und die
Menschheit würde nicht aus ihrem Elend emporgehoben werden. Damit dies aber geschehe,
müssen wir heute mit allem Ernste arbeiten, um unsere Aufgaben dann in rechter Weise
erfüllen zu können.

Aber wenn die finsteren Mächte am schrecklichsten wüten, so leuchtet auch das hellste
Licht. Schon einmal hat Oriphiel seine Herrschaft innegehabt. Das war zur Zeit, als der
Christus auf Erden erschien. Damals herrschten überall auf Erden schlimme Mächte des
Verfalls und der Dekadenz. Und nur mit grausamen Mitteln konnte das Menschengeschlecht
emporgerüttelt werden. Oriphiel wird der Engel des Zornes genannt, der mit starker Hand
die Menschheit reinigt.

Einen tiefen Sinn hat die Erzählung der Bibel, daß Christus die Geißel schwingt, um den
Tempel von den Wechslern zu reinigen. Damals, als es am dunkelsten war auf Erden,
erschien der Christus als Retter der Menschheit. 109 Jahre nach Christi Erscheinen war die
Herrschaft Oriphiels zu Ende und ward abgelöst durch Anael. Dann folgte Zachariel, dann
Raphael. Zur Zeit der Renaissance herrschte Samael, vom 16. Jahrhundert ab bis zum
November 1879 Gabriel. Dann trat Michael die Herrschaft an, und um das Jahr 2400 wird
wiederum Oriphiel, der furchtbare Engel des Zorns, die Leitung übernehmen. Und wie einst
wird dann auch das geistige Licht hell und strahlend in die Dunkelheit leuchten: der Christus
wird wiederum auf Erden erscheinen, wenn auch in anderer Gestalt als damals. Ihn zu
empfangen, Ihm zu dienen, dazu sind wir berufen.“ (Lit.:GA 266a, S. 184f)

Oriphiel-Zeitalter
Die letzte Erzengel-Regentschaft Oriphiels währte laut Rudolf Steiner von 200 v. Chr. - 150 n.
Chr. Etwa um 2300 oder 2400 n. Chr. wird er mit einem neuen Oriphiel-Zeitalter die
gegenwärtige Regentschaft Michaels ablösen. Oriphiel-Zeitalter sind stets durch dramatische
und für die Menschheitsentwicklung sehr entscheidende Ereignisse geprägt. Oriphiel bringt
den Zorn Gottes (Lit.: GA 266a, S. 263).

„Nach dem michaelischen kommt das Zeitalter Oriphiels. Das wird ein böses, schlimmes
Zeitalter sein, in dem alle furchtbaren Kräfte des Egoismus, der Härte, der Roheit und
Lieblosigkeit entfesselt sein werden. Das Häuflein spiritualisierter Seelen hat die Aufgabe, in
diesem schlimmen Zeitalter einfließen zu lassen die reine Wahrheit, Liebe und Güte und es
so zu reinigen und so die Welt voranzubringen, dem sechsten Schöpfungstag entgegen, in
dessen Morgenröte wir jetzt stehen.“ (Lit.:GA 266a, S. 258)

„Im Zeitalter des Oriphiel wurde Christus geboren; wenn Oriphiel wieder an die Herrschaft
kommt (in einigen Jahrhunderten), dann muß das geistige Licht, das von Christian
Rosenkreutz gebracht wurde und nun verbreitet wird, auch eine Schar hellsichtiger
Menschen erzeugt haben, die zielbewußt arbeitende Pioniere sind. Das wird hervorrufen die
Trennung in zwei Hauptströmungen, eine Rasse der Guten und eine Rasse der Bösen. Die
fünfte Wurzelrasse wird durch das Böse untergehen.“ (Lit.:GA 266a, S. 170)

„Die Strahlenherrschaft Michaels wird wiederum abgelöst werden von einem finstern,
schrecklichen Zeitalter, das ums Jahr 2400 seinen Anfang nimmt. Schon heute hat zugleich
mit Michael ein finsterer Gott seine Herrschaft angetreten: der Gott Mammon.

Der Mammon ist für den Okkultismus nicht nur der Gott des Geldes. Er ist vielmehr der
Führer aller niedrigen, schwarzen Kräfte. Und seine Heerscharen greifen nicht nur die
Menschenseelen an, sondern auch die physischen Leiber der Menschen, um sie zu
zerfressen und zu verderben. Man redet heute nicht deshalb so viel von Bazillen, weil man
mehr davon weiß, sondern deswegen, weil sie wirklich heute eine ganz besondere Gestalt
angenommen haben. Und in Zukunft werden sie in erschreckender Weise überhandnehmen.
Wenn jenes schwarze Zeitalter naht, dann werden Bruderzwist und Bruderkrieg in
grauenvoller Weise wüten, und die armen Menschenleiber werden in furchtbarer Art von
Krankheiten und Seuchen befallen dahinsiechen. Das Brandmal der Sünde wird für
jedermann sichtbar den Menschenkörpern aufgedrückt sein. Dann hat ein anderer Erzengel
die Herrschaft: Oriphiel. Er muß kommen, um die Menschen aufzurütteln, durch grausame
Qualen aufzurütteln zu ihrer wahren Bestimmung. Und damit das in richtiger Weise
geschehen kann, muß heute schon ein kleines Häuflein Menschen vorbereitet werden, damit
es dann in vier- bis sechshundert Jahren im schwarzen Zeitalter das esoterische Leben
verbreiten und die Menschheit leiten könnte.

Wer heute unter Michaels Herrschaft den Drang in sich fühlt, mit teilzunehmen am geistigen
Leben, der ist berufen, dem Erzengel Michael zu dienen und unter ihm zu lernen, damit er
einst reif sei, auch dem furchtbaren Oriphiel in rechter Weise zu dienen. Ein Opfer wird
verlangt von denen, die sich einem höheren Leben weihen wollen. Nur unter der
Voraussetzung soll man das geistige Leben empfangen und die Erweckung erleben wollen,
wenn man dafür später sich selbst, seinen Willen, alles nur im Dienste der Menschheit
anwenden will.

In vier- bis sechshundert Jahren wird das Häuflein Menschen, das heute dazu vorbereitet
wird, dem Gotte Oriphiel dienen, damit die Menschheit errettet werde. Wenn in jenem
Zeitalter solche Menschen die geistige Führung übernehmen wollten, die nicht vorbereitet
worden sind, standzuhalten in allen Stürmen und Trotz zu bieten den Scharen des Mammon,
so würden sie nicht in der richtigen Weise dem Erzengel Oriphiel dienen können, und die
Menschheit würde nicht aus ihrem Elend emporgehoben werden. Damit dies aber geschehe,
müssen wir heute mit allem Ernste arbeiten, um unsere Aufgaben dann in rechter Weise
erfüllen zu können.

Aber wenn die finsteren Mächte am schrecklichsten wüten, so leuchtet auch das hellste
Licht. Schon einmal hat Oriphiel seine Herrschaft innegehabt. Das war zur Zeit, als der
Christus auf Erden erschien. Damals herrschten überall auf Erden schlimme Mächte des
Verfalls und der Dekadenz. Und nur mit grausamen Mitteln konnte das Menschengeschlecht
emporgerüttelt werden. Oriphiel wird der Engel des Zornes genannt, der mit starker Hand
die Menschheit reinigt.
Einen tiefen Sinn hat die Erzählung der Bibel, daß Christus die Geißel schwingt, um den
Tempel von den Wechslern zu reinigen. Damals, als es am dunkelsten war auf Erden,
erschien der Christus als Retter der Menschheit. 109 Jahre nach Christi Erscheinen war die
Herrschaft Oriphiels zu Ende und ward abgelöst durch Anael. Dann folgte Zachariel, dann
Raphael. Zur Zeit der Renaissance herrschte Samael, vom 16. Jahrhundert ab bis zum
November 1879 Gabriel. Dann trat Michael die Herrschaft an, und um das Jahr 2400 wird
wiederum Oriphiel, der furchtbare Engel des Zorns, die Leitung übernehmen. Und wie einst
wird dann auch das geistige Licht hell und strahlend in die Dunkelheit leuchten: der Christus
wird wiederum auf Erden erscheinen, wenn auch in anderer Gestalt als damals. Ihn zu
empfangen, Ihm zu dienen, dazu sind wir berufen.“ (Lit.:GA 266a, S. 283ff)

Oriphiels Wirkung auf Sinnlichkeit und Sexualität


Die Impulse Oriphiels wirken auf die Sinnlichkeit des Menschen und namentlich auf die
Sexualität. Diese Kräfte sind schon heute wirksam, werden sich aber im kommenden
Oriphel-Zeitalter noch bedeutsam verstärken.

„Die Erde steht jetzt (periodenweise) unter dem Einfluß der Saturnkräfte der Erde, das heißt
der Kräfte, die die Erde beibehalten hat von dem alten Saturn her, auf dem die ersten
Anfänge zu unseren Organen gebildet wurden. (Die Aufgabe des Saturns bestand darin, die
ersten Keime zu unseren physischen Sinnesorganen zu entwickeln.)

Die Erde steht periodenweise unter dem Einfluß der Kräfte der Planeten, deren Zustand wir
durchgemacht haben. Und so stehen wir jetzt unter dem Einfluß der Saturnkräfte der Erde.
Die Saturnkräfte wirken auf die Sinnesorgane, die bis zu einer früher nicht erreichten Höhe
ausgebildet sind. Daraus erklärt es sich, daß das Streben und Trachten der Menschheit in so
hohem Maße auf das Sinnenfällige gerichtet ist.

Oriphiel bekommt seine Kräfte aus dem heutigen Saturn. Nach vierhundert Jahren wird er
seine Herrschaft wieder antreten. Wenn dann die irdischen Saturnkräfte sich mit den Kräften
des heutigen Saturn vereinen, wird es auf der Erde noch viel schlimmer werden. Die
furchtbaren Entartungen, die wir schon heute in geschlechtlichen Dingen sehen, werden
noch ein viel höheres Maß erreichen; sie könnten überhaupt nicht existieren, wenn nicht der
Saturn die Erde beherrschte.“ (Lit.:GA 266a, S. 261f)

DatenschutzÜber AnthroWikiHaftungsausschlussDie Offenbarung der Hierarchien in der


Natur
„Derjenige nun, dem zum Bewußtsein gekommen ist durch seherische Forschung, daß
innerhalb unserer Erde waltet im erdigen Element das Wesen der Throne oder der Geister
des Willens, im Wässerigen das Wesen der Geister der Weisheit, im Luftförmigen das der
Geister der Bewegung, im Wärmehaften das der Elohim, der steigt allmählich auf zu der
Erkenntnis, daß bei der Ballung der Wolken, bei jenem eigenartigen, in unserem
Erdenumkreise vor sich gehenden Wässerigwerden des Gasförmig-Wässerigen, am Werke
sind jene Wesenheiten, die der Hierarchie der Cherubime angehören. So sehen wir auf unser
Festes, auf das, was wir als elementarisches Erdendasein bezeichnen, und schauen in ihm ein
Durcheinanderwirken der Elohim mit den Thronen. Wir richten den Blick aufwärts und
sehen, wie in dem Luftförmigen, in dem ja allerdings die Geister der Bewegung walten, wie
da am Werke sind die Cherubime, damit das Wässerige, das aus dem Bereiche der Geister
der Weisheit aufsteigt, sich zu Wolken ballen kann. Im Umkreise unserer Erde walten ebenso
wahr die Cherubime, wie da walten innerhalb des elementarischen Daseins unserer Erde die
Throne, die Geister der Weisheit, die Geister der Bewegung. — Und wenn wir jetzt sehen das
Weben und Wesen dieser Wolkenbildungen selber, wenn wir das sehen, was gleichsam als
ihr Tieferes verborgen ist, was sich nur zuweilen kundgibt, so ist es der aus der Wolke
herausdringende Blitz und Donner. Das ist auch nicht etwas, was aus dem Nichts
herauskommt. Dieser Tätigkeit liegt für den Seher zugrunde das Weben und Wesen
derjenigen Geister der Hierarchien, die wir als die Seraphime bezeichnen. Und damit haben
wir, wenn wir in unserem Erdenbereich bleiben, wenn wir bis zum nächsten Umkreis gehen,
alle einzelnen Stufen der Hierarchien gefunden.“ (Lit.:GA 122, S. 120f)

„Nicht wahr, die Exusiai, die Geister der Form, sind direkt sinnlich wahrzunehmen in den
Planeten; das ist einfach ihre Seite, die sie uns zuwenden. Die Geister der Bewegung sind
direkt wahrzunehmen in den Fixsternen; das ist die Seite, die sie uns zuwenden. Aber die
Cherubim und Seraphim, die sind so nicht sinnlich wahrnehmbar, daß sie uns
gewissermaßen ihre andere Seite zuwenden. Aber sie sind so stark unwahrnehmbar - ich
bitte, das eben hinzunehmen und etwas darüber nachzudenken -, daß die
Unwahrnehmbarkeit schon wiederum wahrnehmbar wird. Also dasjenige, was in der Welt
lebt durch Cherubim und Seraphim, das ist in so hohem Grade unwahrnehmbar, daß die
Unwahrnehmbarkeit schon wiederum wahrgenommen wird. Es entzieht sich das so stark
dem menschlichen Bewußtsein, daß der Mensch dieses Dem-Bewußtsein-Entziehen merkt.

So kann man sagen: Die Cherubim, die kommen schon wiederum zum Vorschein, wenn auch
eben sich das gerade auf die Weise dokumentiert, daß sie so tief verborgen sind, daß man
ihre Verborgenheit merkt. Die Cherubim erscheinen nicht nur symbolisch, sondern ganz
objektiv in dem, was sich in der Gewitterwolke zuträgt, in dem, was sich zuträgt, wenn ein
Planet beherrscht wird von vulkanischen Kräften. Und die Seraphim kommen in dem, was als
Blitz aus der Wolke zuckt, oder in dem, was als Feuer in den vulkanischen Wirkungen zutage
tritt, wirklich so zum Vorschein, daß eben ihre Unwahrnehmbarkeit in diesen gigantischen
Wirkungen der Natur wahrnehmbar wird.

Daher haben in alten Zeiten, wo man solche Dinge durchschaut hat, die Menschen auf der
einen Seite hingeblickt zum Sternenhimmel, der ihnen das Mannigfaltigste geoffenbart hat:
die Geheimnisse der Exusiai, die Geheimnisse der Dynamis. Dann haben sie die höheren
Geheimnisse zu enthüllen versucht in dem, worüber sich der Mensch heute lustig macht: aus
dem Inneren der menschlichen Leiber - wie man trivial sagt -, aus den Eingeweiden. Dann
aber waren sie sich dessen bewußt, daß die größten Wirkungen, die wirklich dem
Sonnensystem gemeinschaftlich sind, von einer ganz umgekehrten Seite her sich in den
Feuer- und Gewitterwirkungen, in den Erdbeben und vulkanischen Wirkungen ankündigen.
Das Schöpferischste, das in den Seraphim und Cherubim liegt, kündigt sich an durch seine
zerstörerischste Seite, kurioserweise. Es ist eben die Kehrseite, es ist das absolut Negative,
aber das Geistige ist so geistig stark da, daß eben schon seine Unwahrnehmbarkeit, sein
Nichtdasein, wahrgenommen wird von den Sinnen.“ (Lit.:GA 180, S. 103f)

Siehe auchAngelologie
→ Hauptartikel: Angelologie

Mariä Aufnahme in den Himmel von Francesco Botticini (1446–1497). Maria und Jesus sind
von den in drei Stufen gegliederten neun Engelschören umgeben.
Die Angelologie (von griech. ἄγγελος angelos „Sendbote“, λόγος logos „Wort, Lehre“), die
Lehre von den Engelhierarchien („Engel“ hier als Oberbegriff für geistige Wesen, nicht im
engeren Sinne für die Angeloi), geht im Christentum auf die Schrift über die «Himmlischen
Hierarchien»[4] von Dionysius Areopagita zurück. Dionysius wird im Neuen Testament als
erster Bischof Athens erwähnt (Apostelgeschichte des Lukas Apg 17,34 LUT). Da die
Niederschrift der mit seinem Namen versehenen Lehren jedoch erst im frühen 6.
Jahrhundert erfolgte, vermutet die herkömmliche Forschung, dass ein unbekannter Autor
jener Zeit der Urheber gewesen sei. Dieser habe den Namen des Dionysius Areopagita
lediglich als Pseudonym benutzt (daher auch „Pseudo-Dionysius“ genannt).

Nach Rudolf Steiner gehen die überlieferten Inhalte tatsächlich auf den in der Bibel
erwähnten Dionysius Areopagita zurück:

„Die Lehre von den Göttern ist zuerst in ein System gebracht worden von dem Schüler des
Apostels Paulus, Dionysius dem Areopagiten. Sie ist aber erst im 6. Jahrhundert
aufgeschrieben worden. Die Gelehrten leugnen deshalb die Existenz des Dionysius
Areopagita und sprechen von den Schriften des Pseudo-Dionysius, als ob man erst im 6.
Jahrhundert alte Überlieferungen zusammengestellt habe. Der wahre Sachverhalt ist nur zu
konstatieren durch das Lesen in der Akasha-Chronik. Die Akasha-Chronik aber lehrt, daß
Dionysius wirklich in Athen gelebt hat, daß er von Paulus eingeweiht worden ist und von ihm
den Auftrag erhalten hat, die Lehre von den höheren Geistwesen zu begründen und
besonderen Eingeweihten zu erteilen. Gewisse hohe Lehren wurden damals niemals
aufgeschrieben, sondern nur durch mündliche Tradition fortgepflanzt. Auch die Lehre von
den Göttern wurde so von Dionysius seinen Schülern gegeben und von diesen wiederum
weitergegeben. Der direkte Schüler wurde dann mit Absicht wieder Dionysius genannt, so
daß der letzte, der die Lehre von den Göttern aufschrieb, einer in dieser Reihe war, die alle
Dionysius genannt wurden.

Diese Lehre von den Göttern, wie sie Dionysius gegeben hat, umfaßt dreimal drei Glieder der
göttlichen Wesenheiten. Die höchsten drei sind:

Seraphim, Cherubim, Throne.

Die nächste Stufe umfaßt die:

Herrschaften, Mächte, Gewalten.

Die dritte Stufe umfaßt die:

Urkräfte oder Anfänge, Erzengel und Engel.

Sooft in der Bibel steht «am Anfang», bezieht sich das auf die Urkräfte oder Anfänge. «Am
Anfang schuf Gott Himmel und Erde», das heißt: Der Gott des Anfangs, der auf dieser Stufe
steht, schuf Himmel und Erde. - Es war eine von den Urkräften der dritten Abteilung der
Hierarchien.
Über den Seraphim stehen dann göttliche Wesenheiten von solcher Erhabenheit, dass das
menschliche Fassungsvermögen nicht ausreicht, um sie zu begreifen. Nach der dritten Stufe
folgt die vierte Hierarchie: Der Mensch, als der zehnte in der ganzen Reihe.

Die Namen der Hierarchien sind keine Eigennamen, sondern Namen für gewisse
Bewußtseinsstufen des großen Universums, und die Wesen rücken von einer Stufe zur
anderen. Eliphas Levi hat das klar gesehen und betont, daß man es bei diesen Namen mit
Rangstufen zu tun hat, mit Hierarchien.

Auf denselben Dionysius, der die Lehre von den Göttern zusammengestellt hat, geht auch
das Prinzip der Kirchenorganisation zurück. Die kirchliche Hierarchie sollte nur ein äußeres
Abbild sein für die innere Hierarchie der Welt. Dieser grandiose Gedanke wäre nur dann
durchzuführen gewesen, wenn die Zeit dafür reif gewesen wäre, dies alles in seiner richtigen
Gestalt zu verstehen. Dionysius hatte seinen Schülern eine solche Lehre über die Kirche
hinterlassen, daß diese, wenn sie hätte veröffentlicht werden können, eine gewaltige,
großartige Organisation dargestellt haben würde. Man hat damals versucht, die Lehren so
fortzupflanzen, daß der Faden nie abriß von einem Lehrer zum anderen, der dann auch den
Namen weiterführte. Darum ist es gar nicht so wunderbar, daß noch im 6. Jahrhundert ein
Dionysius die Lehren niederschrieb. Ein allgemeines Verständnis konnten diese Lehren aber
nicht finden, weil die Menschheit dazu noch nicht reif war. So sind sie wie eine Art
Testament.“ (Lit.:GA 93a, S. 97f)

Gregor der Große (ca. 540 - 604) übernahm die Engellehre für die Kirche.[1] Ab dem 7.
Jahrhundert verbreitete sich die Lehre vor allem durch Isidor von Sevilla, der in seiner
Etymologiae ein ganzes Kapitel den Engeln widmet.[2] Im 9. Jahrhunder übersetzte Johannes
Scottus Eriugena am Hof Karls des Kahlen die griechischen Schriften des Dionysius ins
Lateinische[3], wodurch sie in der Folge eine immer weitere Verbreitung fanden. In Dante
Alighieris «Göttlicher Komödie» erläutert Beatrice im Canto XXVIII des Paradiso ausführlich
die neun Chöre der Engel.

Gliederung der Hierarchien

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG


Rudolf Steiner nennt – neben den von Dionysius Areopagita verwendeten – weitere Namen
für die Hierarchien aus anderen okkulten Überlieferungen, die im Folgenden in Klammern
hinzugefügt sind. Folgt man der von Dionysius Areopagita gegebenen christlichen
Terminologie, ergibt sich die folgende Einteilung der Hierarchien:

Gott
Gott ist im Feuerhimmel
Erste Hierarchiestufe (3. Himmelreich) spiegelt den Vater
Seraphim (lat. seraphim, hebr. Seraphim, Geister der All-Liebe)
Cherubim (lat. cherubim, hebr. Cherubim, Geister der Harmonien)
Throne (gr. thronoi, lat. throni, hebr. Aralim, Geister des Willens)
Zweite Hierarchiestufe (2. Himmelreich) spiegelt den Sohn
Kyriotetes (lat. dominationes, hebr. Tarshishim, Herrschaften, Geister der Weisheit)
Dynamis (lat. virtutes, hebr. Hashmalim, theos. Mahat, Mächte, Geister der Bewegung)
Exusiai (lat. potestates, hebr. Elohim, Gewalten, Geister der Form)
Dritte Hierarchiestufe (1. Himmelreich) spiegelt den Heiligen Geist
Archai (lat. principates, Fürstentümer, Urengel, Urbeginne, Urkräfte, Zeitgeister, Geister der
Persönlichkeit)
Archangeloi (lat. archangeli, Erzengel, Söhne des Feuers, Feuergeister, Erzboten)
Angeloi (lat. angeli, Engel, Söhne des Zwielichts, Geister der Dämmerung, Söhne des Lebens,
Boten)
An diese insgesamt neun Engelchöre wird sich der Mensch als zehnte Hierarchie anschließen
- und zwar in drei Abstufungen des Menschlichen, die den drei künftigen planetarischen
Entwicklungsstufen unsere Erde entsprechen, auf denen der Mensch nach und nach seine
geistigen Wesensglieder voll ausbildet: auf dem neuen Jupiter das Geistselbst, auf der neuen
Venus den Lebensgeist und auf dem Vulkan den Geistesmenschen. Diese drei Gruppen des
Menschlichen werden dann zusammen die vierte Hierarchie bilden:

Die Offenbarung der Hierarchien in der Natur


„Derjenige nun, dem zum Bewußtsein gekommen ist durch seherische Forschung, daß
innerhalb unserer Erde waltet im erdigen Element das Wesen der Throne oder der Geister
des Willens, im Wässerigen das Wesen der Geister der Weisheit, im Luftförmigen das der
Geister der Bewegung, im Wärmehaften das der Elohim, der steigt allmählich auf zu der
Erkenntnis, daß bei der Ballung der Wolken, bei jenem eigenartigen, in unserem
Erdenumkreise vor sich gehenden Wässerigwerden des Gasförmig-Wässerigen, am Werke
sind jene Wesenheiten, die der Hierarchie der Cherubime angehören. So sehen wir auf unser
Festes, auf das, was wir als elementarisches Erdendasein bezeichnen, und schauen in ihm ein
Durcheinanderwirken der Elohim mit den Thronen. Wir richten den Blick aufwärts und
sehen, wie in dem Luftförmigen, in dem ja allerdings die Geister der Bewegung walten, wie
da am Werke sind die Cherubime, damit das Wässerige, das aus dem Bereiche der Geister
der Weisheit aufsteigt, sich zu Wolken ballen kann. Im Umkreise unserer Erde walten ebenso
wahr die Cherubime, wie da walten innerhalb des elementarischen Daseins unserer Erde die
Throne, die Geister der Weisheit, die Geister der Bewegung. — Und wenn wir jetzt sehen das
Weben und Wesen dieser Wolkenbildungen selber, wenn wir das sehen, was gleichsam als
ihr Tieferes verborgen ist, was sich nur zuweilen kundgibt, so ist es der aus der Wolke
herausdringende Blitz und Donner. Das ist auch nicht etwas, was aus dem Nichts
herauskommt. Dieser Tätigkeit liegt für den Seher zugrunde das Weben und Wesen
derjenigen Geister der Hierarchien, die wir als die Seraphime bezeichnen. Und damit haben
wir, wenn wir in unserem Erdenbereich bleiben, wenn wir bis zum nächsten Umkreis gehen,
alle einzelnen Stufen der Hierarchien gefunden.“ (Lit.:GA 122, S. 120f)

„Nicht wahr, die Exusiai, die Geister der Form, sind direkt sinnlich wahrzunehmen in den
Planeten; das ist einfach ihre Seite, die sie uns zuwenden. Die Geister der Bewegung sind
direkt wahrzunehmen in den Fixsternen; das ist die Seite, die sie uns zuwenden. Aber die
Cherubim und Seraphim, die sind so nicht sinnlich wahrnehmbar, daß sie uns
gewissermaßen ihre andere Seite zuwenden. Aber sie sind so stark unwahrnehmbar - ich
bitte, das eben hinzunehmen und etwas darüber nachzudenken -, daß die
Unwahrnehmbarkeit schon wiederum wahrnehmbar wird. Also dasjenige, was in der Welt
lebt durch Cherubim und Seraphim, das ist in so hohem Grade unwahrnehmbar, daß die
Unwahrnehmbarkeit schon wiederum wahrgenommen wird. Es entzieht sich das so stark
dem menschlichen Bewußtsein, daß der Mensch dieses Dem-Bewußtsein-Entziehen merkt.
So kann man sagen: Die Cherubim, die kommen schon wiederum zum Vorschein, wenn auch
eben sich das gerade auf die Weise dokumentiert, daß sie so tief verborgen sind, daß man
ihre Verborgenheit merkt. Die Cherubim erscheinen nicht nur symbolisch, sondern ganz
objektiv in dem, was sich in der Gewitterwolke zuträgt, in dem, was sich zuträgt, wenn ein
Planet beherrscht wird von vulkanischen Kräften. Und die Seraphim kommen in dem, was als
Blitz aus der Wolke zuckt, oder in dem, was als Feuer in den vulkanischen Wirkungen zutage
tritt, wirklich so zum Vorschein, daß eben ihre Unwahrnehmbarkeit in diesen gigantischen
Wirkungen der Natur wahrnehmbar wird.

Daher haben in alten Zeiten, wo man solche Dinge durchschaut hat, die Menschen auf der
einen Seite hingeblickt zum Sternenhimmel, der ihnen das Mannigfaltigste geoffenbart hat:
die Geheimnisse der Exusiai, die Geheimnisse der Dynamis. Dann haben sie die höheren
Geheimnisse zu enthüllen versucht in dem, worüber sich der Mensch heute lustig macht: aus
dem Inneren der menschlichen Leiber - wie man trivial sagt -, aus den Eingeweiden. Dann
aber waren sie sich dessen bewußt, daß die größten Wirkungen, die wirklich dem
Sonnensystem gemeinschaftlich sind, von einer ganz umgekehrten Seite her sich in den
Feuer- und Gewitterwirkungen, in den Erdbeben und vulkanischen Wirkungen ankündigen.
Das Schöpferischste, das in den Seraphim und Cherubim liegt, kündigt sich an durch seine
zerstörerischste Seite, kurioserweise. Es ist eben die Kehrseite, es ist das absolut Negative,
aber das Geistige ist so geistig stark da, daß eben schon seine Unwahrnehmbarkeit, sein
Nichtdasein, wahrgenommen wird von den Sinnen.“ (Lit.:GA 180, S. 103f)

Siehe auchAnonym
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ᐃᐁ
Engelmenschen
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
Engelmenschen konnten auf dem alten Mond, der unserer Erdentwicklung vorangegangen
ist, nur die Angeloi sein, die damals ihre Menschheitsstufe durchmachten und sich dadurch
ihr individuelles Ich erwarben. Der Mensch empfing damals erst seinen Astralleib und stand
noch auf der Stufe eines Tiermenschen. Insofern ihr Astralleib von den als Gruppenseele
wirkenden Engelmenschen geprägt und auf die spätere Ich-Werdung vorbereitet wurde,
kann man sie auch als Menschmenschen bezeichnen. Ihnen entspricht das Tierkreiszeichen
Wassermann.
„Der Mensch war ja erst durch das Ich und durch seine Entwickelung Erdenmensch
geworden. Der Astralleib gehörte eigentlich dem alten Monde an. Dazumal war der Angelos,
der Engelmensch, auf der Menschheitsstufe. Der Engel war auf dem alten Mond Mensch, auf
der Erde ist der Mensch Mensch. Das wissen wir. Für den Menschen schickte es sich auf dem
Monde, seinen Astralleib zu gebrauchen. Alles übrige war nur Vorbereitung für die Ich-
Entwickelung. Der Anfang unserer Erdenentwickelung war ein Wiederholen der
Mondenentwickelung. Denn im astralischen Leib konnte der Mensch überhaupt nie völlig
Mensch werden, sondern es konnte nur der Engel auf dem Monde Mensch werden im
astralischen Leib. Ebenso wie im Erdenmenschen, um das Ich zu inspirieren, der Christus
lebte, mußte daher zur Vorbereitung dieser Ichheit die Möglichkeit sein, daß von den Engeln
des Mondes, von den Mondmenschen also, den Angeloi, Propheten da waren, die den
Astralleib des Menschen inspirierten, damit sich die Ichheit schon vorbereiten konnte. Es
mußte also das eintreten, was etwa ein Prophet so hätte charakterisieren können: Es wird in
der Menschheitsentwickelung ein Zeitpunkt kommen, da wird die Menschheit reif werden
zur Ich-Entwickelung. Im Astralleib haben sich zum Höchsten erhoben bloß die Angeloi des
Mondes. Damit aber der Mensch vorbereitet werden kann zu dieser Ichheit, müssen gewisse
Menschen, die das durch Gnade in Ausnahmezuständen erfahren, so inspiriert werden auf
der Erde, daß sie wie Engel wirken, trotzdem sie Menschen sind, daß sie Engel in
Menschengestalt sind.“ (Lit.:GA 124, S. 216f)

„Wenn der hellseherische Blick den Ätherleib betrachtet, wie der physische Blick den
physischen Leib, so findet er die Menschen geteilt in Menschmenschen, Löwenmenschen,
Stiermenschen, Adlermenschen. Ihr Gruppen-Ich ist astraler Natur. Der Hellseher findet auf
dem astralen Plan zwischen dem tierischen Gruppen-Ich und dem menschlichen Individual-
Ich das menschliche Gruppen-Ich stehen. Je weiter wir zeitlich zurückgehen, desto mehr
finden wir die Menschen in bezug auf ihren Atherleib eine dieser vier Gestalten annehmen,
und wir schreiben diesen vier Seelengruppen je eine menschliche Gruppenseele zu, der
einen eine Mensch-Gruppenseele, der anderen eine Löwen-Gruppenseele, der dritten eine
Stier-Gruppenseele und der vierten eine Adler-Gruppenseele. Sie würden nur dann eine
falsche Vorstellung davon bekommen, wenn Sie diese Namen, die von physischen
Tierformen hergenommen sind, allzu stark pressen würden. Viel ähnlicher ist dieser
Ätherkörper der Löwenmenschen der Gruppenseele der Löwen, als dem einzelnen Löwen
hier auf dem physischen Plan. Das Christentum hat sich von den Evangelisten vorgestellt,
daß ihre Seelen nicht so sind wie gewöhnliche Menschenseelen, sondern ganze Gruppen von
Menschen umfassen, und hat nach dem inneren Seelencharakter Matthäus verglichen mit
dem Menschen, Markus mit dem Löwen, Lukas mit dem Stier und Johannes mit dem Adler.
Das rührt von jener Ähnlichkeit her, welche die christliche Esoterik den Seelen der einzelnen
Evangelisten zugeschrieben hat. Noch genauer werden wir das verstehen, wenn wir sehen,
daß der Mensch auf der einen Seite in einem Abstieg und auf der anderen Seite in einem
Aufstieg begriffen ist. Hier auf der Erde im tiefsten Punkte des Materialismus, erlangt der
Mensch die Anlage zu der Individualseele. Der Mensch ist heruntergestiegen von den alten
Zeiten, wo man genauer unterschied die einzelnen Gruppenseelen: Menschmensch,
Löwenmensch, Stiermensch, Adlermensch. Wenn die Menschen in der Zukunft wieder
hinaufsteigen werden, werden sie ihre Individualseele beibehalten und auf höherer Stufe
mit höherem Bewußtsein wiederum das entwickeln, was sie früher nur in dämmerhaftem
Bewußtsein hatten, die vier Gruppenseelen. Daher legt man im Christentum den
Evangelisten diese Eigenschaften bei.“ (Lit.:GA 101, S. 218f)
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Embryo
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Menschlicher Embryo in der 5. Woche p.c. (7. Schwangerschaftswoche)

Der Embryo mit seinen vier extraembryonalen Membranen (Embryonalhüllen): a = Embryo,


b = Dottersack, c = Allantois (embryonale Harnblase), d = Amnion (gefäßlose innere Eihaut), e
= Chorion (stark durchblutete äußere Zottenhaut).
Der oder das Embryo (griech. ἔμβρυον émbryon «neugeborenes Lamm», «ungeborene
Leibesfrucht» von ἐν en «in» und βρύειν brýein «hervorsprießen lassen», «schwellen» [1]),
bei Pflanzen auch Keim oder der Keimling genannt, ist ganz allgmein ein Lebewesen im
frühen Stadium seiner ontogenetischen Entwicklung. Der menschliche Embryo reift im
Fruchtwasser innerhalb seiner aus dem eigenen Gewebe gebildeten vier Embryonalhüllen.
Die Entwicklung des Embryos, die Embryonalentwicklung oder Embryogenese, wird durch
die Embryologie beschrieben.

Bei höheren Pflanzen besteht der Keimling (Embryo) aus Keimwurzel (Radicula),
Sprossknospe (Plumula) und Keimblatt (Kotyledon) beziehungsweise Keimblättern
(Kotyledonen). Im Rahmen der Keimung entwickelt sich aus ihm der Keimling.
Bei Tieren wird der sich aus einer befruchteten Eizelle (Zygote) neu entwickelnde
Organismus als Embryo bezeichnet, solange er sich noch im Muttertier oder in einer Eihülle
oder Eischale befindet.
Beim Menschen wird der Embryo nach Ausbildung der inneren Organe ab der 9.
Schwangerschaftswoche bis zur Geburt als Fötus oder Fetus (von lat. fetus, „die Brut,
Nachkommenschaft“) und dessen weitere Entwicklung als Fetogenese bezeichnet.

Tafel 14
„... ich habe schon früher und auch wieder gestern darauf aufmerksam gemacht, daß man in
der heutigen Wissenschaft vielfach erwartet, es werde sich einstmals ergeben, daß die Zellen
eine sehr komplizierte chemische Struktur haben, so daß wir gewissermaßen die
komplizierteste chemische Formel finden würden für das, was in der Zelle sich darbietet. Das
ist aber ein vollständig unrichtiger Gedanke.

In der Zelle, schon in der gewöhnlichen organischen Zelle ist es so (siehe Zeichnung, hell),
daß das chemische Zusammenhalten darinnen nicht etwa stärker ist als in einer
gewöhnlichen komplizierten chemischen Verbindung, sondern im Gegenteil: chaotisch
werden die chemischen Wahlverwandtschaften gerade, und am allerchaotischsten sind sie in
der befruchteten Keimzelle. Die befruchtete Keimzelle ist in bezug auf das Materielle direkt
Chaos, Chaos, das zerfällt, Chaos, das wirklich zerfällt. In dieses verfallende Chaos ergießt
sich das, was ich Ihnen als den Menschen geschildert habe, der sich eben in der Weise, wie
ich es beschrieben habe, gebildet hat (lila). Und nicht durch den Keim selber, sondern durch
die Prozesse, die im mütterlichen Leibe zwischen dem Embryo und der Umgebung vor sich
gehen, bildet sich dann das eigentlich Physische aus. Es wird also tatsächlich dasjenige, was
da aus der geistigen Welt herunterkommt, in das Leere hineingelegt und nur durchtränkt mit
mineralischer Substanz.“ (Lit.:GA 207, S. 127f)
Erschaffung aus dem Licht
Am Beispiel des Schmetterlings kann man sehen, dass alle tierischen Wesen und auch der
Mensch aus dem Licht heraus geschaffen sind.

„Sehen Sie, der Schmetterling ist aus dem Licht geschaffen; aber das Licht mußte erst, indem
es die Erdenmaterie in sich aufnahm und einen Kokon machte, in der Puppe zum Faden
gemacht werden. Alles das, was entsteht an tierischen Wesenheiten, wird aus dem Licht
heraus geschaffen. Auch der Mensch wird aus dem Licht heraus geschaffen durch die
Vorgänge, die durch die Befruchtung des weiblichen Eikeimes geschehen; der schützt im
Inneren des Menschen durch eine Hülle das Licht. Und in Wahrheit ist es das Licht, das den
Menschen im Körper der Mutter schafft, das also die Möglichkeit schafft, daß der Mensch
aus dem Lichte heraus entstehen kann. So sieht man also am Schmetterling, daß er aus dem
Licht heraus, das erst gefangen worden ist, entsteht.“ (Lit.:GA 351, S. 20f)

Die Eingliederung der höheren Wesensglieder


Ätherleib

Tafel 6
„Sehen wir nur einmal auf das Gehirnwasser. Das hat in sich gewisse Bewegungen. Die sind
ein Abbild des Ätherleibes. Aber den Ätherleib, den bekommt der Mensch, indem er aus den
geistigen Welten in diese physische Welt heruntersteigt; innerhalb der geistigen Welten hat
er ihn noch nicht. Aber indem der Mensch überhaupt seinen physischen Leib ergreift, hat er
schon seinen Ätherleib. Er zieht gewissermaßen den Äther aus dem Kosmos heran. Und erst
indem er den Äther herangezogen hat aus dem Kosmos, kann er sich mit dem Physischen,
das ihm dann durch die Vererbung vermittelt wird, verbinden. So daß wir dasjenige, was
innerlich im Ätherleib des Menschen lebt, schon mitbringen, indem wir unseren physischen
Leib ergreifen.

Nehmen Sie also an, im Leib des mütterlichen Organismus entsteht der Menschenkeim. Wir
untersuchen dasjenige, was an diesem Menschenkeim das Flüssige ist. Man tut es nicht in
der gewöhnlichen Physiologie. In der gewöhnlichen Physiologie untersucht man nur den
Keim insofern, als er Festes enthält oder wenigstens sich so wie das Feste beobachten läßt.
Das Flüssige wird gar nicht untersucht. Würde man aber das Flüssige untersuchen, dann
würde man entdekken, wie in dem Flüssigen, namentlich im Gehirnwasser, ein Abbild dessen
ist, was da hereingeschlüpft ist in den physischen Menschen und was zunächst schon im
Ätherleib sich ausdrückte, als der Äther herangezogen worden ist.

So können wir sagen: Wenn hier der physische Leib ist (siehe Zeichnung), der physische
Menschenkeim sich bildet - ich zeichne jetzt das Feste gar nicht; was ich da zeichne, soll der
flüssige Menschenkeim sein (rot) - , es kommt aus der geistigen Welt herunter dasjenige,
was als Ich und Astralisches vorhanden ist. Was schon an Äther herangezogen ist (gelb), das
schlüpft hier hinein. Indem einfach der Mensch untertaucht in den physischen Leib, wird im
flüssigen Organismus aufgenommen das, was der Mensch von außen hereinbringt. Würden
Sie also das Gehirnwasser des Kindes in seinen Bewegungen untersuchen, so müßten Sie
sagen: Das ist eigentlich eine Photographie dessen, was der Mensch war, bevor er sich mit
seinem physischen Leib verbunden hat. Sehen Sie, das ist sehr wichtig, daß man eigentlich
sagen kann: Im Gehirnwasser, das heißt, in den Bewegungen des Gehirnwassers würde man
eine Photographie von dem, was der Konzeption vorangegangen ist, finden.“ (Lit.:GA 212, S.
58f)

Astralleib

Tafel 6
„Nicht so innig kann sich aber in dieser selben Art etwa in unserem Atmen irgend etwas
fortsetzen von früher. Daher geschieht folgendes: Wenn wir den menschlichen Kopf
betrachten und dann den menschlichen Brustorganismus, so finden wir, daß da drinnen im
menschlichen Kopf, gewissermaßen sagen wir durch das Gehirnwasser, also im physischen
Organismus, richtig die Fortsetzung des vorgeburtlichen geistigen Menschen drinnen ist.
Beim Atmungsprozeß ist es nicht so. Da verläuft der physische Atmungsprozeß für sich (siehe
Zeichnung, gelb), und das Geistige ist viel weniger stark mit dem physischen Prozeß
verbunden (rot). Man möchte sagen: Im Kopf ist der geistige Mensch, der geistig-seelische
Mensch mit dem physischen Menschen fest zusammen verbunden; sie sind eine Einheit
geworden. Im Brustmenschen ist das nicht so, da sind sie mehr getrennt; da ist der physische
Organismus mehr für sich und das Geistig-Seelische auch wiederum für sich.

Aber jetzt vergleichen Sie das mit dem Traumzustande. Im Traumzustande ist es für den
ganzen Menschen so, daß wiederum das Ich und der astralische Leib heraußen sind, daß sie
getrennt sind. Aber ein wenig sind sie für den Brustmenschen immer getrennt. Der
Brustmensch, das heißt Atmungs- und Herzmensch, der rhythmische Mensch, der ist aber
der Organismus für das Fühlen. Weil also das Geistig-Seelische mit dem physischen
Organismus in bezug auf den rhythmischen Menschen nicht so kompakt verbunden ist, nicht
so da drinnen ist in dem physischen Menschen, deshalb verläuft das Fühlen so wie das
Träumen. Sie sehen, will man den ganzen Menschen betrachten, so muß man diese
verschiedenen Arten des Zusammenwirkens des Seelischen mit dem Leiblichen ins Auge
fassen.“ (Lit.:GA 212, S. 59ff)

Ich
„... wenn wir in einer vernünftigen Weise den ganzen menschlichen Organismus so erfassen,
daß wir ihn in bezug auf sein Festes, Flüssiges, Gasförmiges, Wärmeartiges fassen, dann
kommen wir nach und nach an das Seelische heran.

Wir können sagen: Das Ich greift in den Wärmezustand ein, der astralische Leib in den
gasförmigen Zustand, der Ätherleib in den flüssigen Zustand; nur das Feste bleibt
unangetastet. Da geht es nicht herein.“ (Lit.:GA 212, S. 61f)

Tafel 6
„... da ist etwas drinnen, in das Ihr Seelisches nicht herein kann. Das ist so, wie wenn Sie hier
allerlei Gegenstände haben, die vom Lichte bestrahlt werden, die das Licht wieder
zurückwerfen. Sie haben eine Spiegelfläche, da kann das Licht nicht durch, wird
zurückgestrahlt. So haben Sie in sich Ihren festen Salzorganismus. Da kann das Seelische
nicht herein, da wird das Seelische fortwährend zurückgestrahlt. Ja, wenn Sie das nicht
hätten, so würden Sie zunächst überhaupt gar kein Bewußtsein haben können, denn das,
was Sie nun in sich als Bewußtsein haben, das sind die von Ihrem Salzorganismus
zurückgestrahlten Seelenerlebnisse. Diejenigen, die hineingehen in Ihr Ich, in Ihren
gasförmigen Organismus, in Ihren flüssigen Organismus, die erleben Sie zunächst nicht. Erst
weil überall das, was da in der Wärme, was in dem Gasförmigen, was in dem Flüssigen als
Seelenleben vor sich geht, ebenso wie die Lichtstrahlen vom Spiegel zurückgeworfen
werden, am Salz zurückgeworfen wird, erst dadurch erleben Sie das, was Seelisches ist.
Dadurch haben Sie diese innerliche Spiegelung, die nun innen als Vorstellungen lebt.

Wenn also ein Mensch zum Beispiel viel Salz absetzt - aber das Salz entsteht überall in
Formen -, dann bekommt er viele solche Bilder, das heißt, er wird gedankenreich. Wenn er
zuwenig Salz absondert, dann bekommen die Gedanken solche unbestimmte Konturen, wie
von einem nicht ordentlichen Spiegel die Bilder die Konturen erhalten.“ (Lit.:GA 212, S. 62f)

Die Embryonalgestalt als Abbild des Kosmos


„So paradox das heute klingt: Man wird in der Zukunft studieren die Entwickelung des
Embryo, wie er sich aus der Zelle und seiner Umgebung entwickelt und so weiter, bis zum
vollen Menschen. Das, was man da beobachten wird, wird man hinnehmen als eine
Enthüllung der großen kosmischen, der universellen Geheimnisse. Und das, was man am
Himmel beobachten wird, wird man als Erklärungsprinzip zu betrachten haben für das, was
sich hier auf der Erde in Tieren, Pflanzen und Menschen, insbesondere im Embryonalen,
abspielt. Der Himmel erklärt die Erde, die Erde den Himmel.“ (Lit.:GA 170, S. 228)

Tafel 6 aus GA 208, S 75


„Betrachten wir alles zunächst vom Standpunkte des alten Griechen: Widder, Stier, Zwillinge,
Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann, Fische, so
können wir sagen, wenn wir die menschliche Form betrachten: Der Mensch - nehmen Sie
das alles zusammen, was ich gesagt habe -, der Mensch wird in bezug auf seine Kopfform
von außen, vom Universum herein gebildet. Nehmen wir also die Sache vom griechischen
Standpunkte aus, so werden wir sagen: Der Mensch wird seiner Kopfform nach vom
Universum herein gebildet. Da regt es sich dann im Inneren. Da setzen sich die
Möglichkeiten an, daß er symmetrisch wird. Aber dann sind wir genötigt, das, was durch die
letzten Sterngruppen an Einfluß auf den Menschen geschieht, im entgegengesetzten Sinne
aufzufassen. Der Mensch hat da seine Einflüsse von der Erde. Tätigkeiten wirken auf ihn ein.
Wenn wir hier das (oben) breit zeichnen (siehe Zeichnung Seite 75), so werden wir auf dieser
anderen Seite am besten das hier (unten) schmal malen, und wir werden sagen: Wenn der
Mensch Jäger werden will, so muß er besonders stark ausgebildet haben, was hier aufgefaßt
werden kann als Schütze. Sie wissen, es ist das, was menschliche Oberschenkel sind. Diese
muß er besonders stark haben, wenn er Jäger werden will. Wird er Tierzüchter, muß er sich
viel in der Kniebeuge bewegen. Wird er Ackerbauer, muß er gehen; er wird deshalb als
schreitend dargestellt und so weiter. Handeltreiben: Wenn man an dem Menschen selber
ein Symbolum suchen will, so werden es die Füße sein. Aber diese Organe werden jedenfalls
von außen herein gebildet. Das andere steht dann in der Mitte, wo der Mensch sich selber
bildet.

Wenn ich Ihnen diese Figur hinzeichne, so ergibt sie sich eigentlich aus den zwölf Zeichen
wie von selbst. Wir können sagen: Da (in der Mitte) wirkt das Universum, die Sterne, mehr
im Inneren des Menschen; da (oben) wirken die Sterne von außen, und da (unten) drücken
sie ihn zusammen. Aber Sie erkennen ja in dem, was ich da hingezeichnet habe, die Form des
menschlichen Embryos! Und wenn Sie den menschlichen Embryo nehmen, so müssen Sie ihn
eigentlich, wenn Sie den Tierkreis aufzeichnen, aus seiner eigenen Gesetzmäßigkeit heraus
so zeichnen - geradeso wie Sie, wenn Sie eine Figur zeichnen wollen, die hundertachtzig
Grad umschließt, ein Dreieck bekommen. Wenn Sie den Tierkreis so zeichnen, so umformen,
daß seine Gesetzmäßigkeit in bezug auf die Erde zum Vorschein kommt, dann bekommen Sie
durch innere Gesetzmäßigkeit die Form des menschlichen Embryos. Und Sie haben damit
unmittelbar gegeben, daß der menschliche Embryo allerdings aus dem ganzen Universum
heraus gebildet wird, daß er ein Ergebnis des Universums ist.“ (Lit.:GA 208, S. 75f)

Zusammenhang zwischen der Erdentwicklung und der Embryonalentwicklung


In den Arbeitervorträgen von GA 347 hat Rudolf Steiner den Zusammenhang zwischen der
Erdentwicklung und der Embryonalentwicklung sehr anschaulich dargestellt. Er vergleicht
hier die Erde, die ursprünglich noch mit Sonne und dem Mond verbunden war, mit dem von
seinen Embryonalhüllen umgebenen Embryo, der zunächst fast ganz Kopf ist, während die
Gliedmaßen noch kaum ausgebildet sind. Vergrößert man diesen Embryo gleichsam auf
kosmische Dimensionen, bekommt eine Vorstellung von dem ursprünglichen kosmischen
Urmenschen, dem kosmischen Adam, den die Hebräer Adam Kadmon nannten.

„Wenn man heute die Erde studiert, so ist sie wie ein abgestorbener Menschenkopf. Ja, ein
abgestorbener Menschenkopf, der muß aber einmal gelebt haben. Also muß die Erde eben
einmal gelebt haben. Sie hat sich ernährt durch die Sonne.

Nun, meine Herren, will ich Ihnen noch etwas anderes sagen. Sehen Sie, wenn Sie in einer
bestimmten Zeit den Menschenkeim im Mutterleibe anschauen, also nach der Befruchtung,
ich will sagen, zwei, drei, vier Wochen nach der Befruchtung anschauen, da schaut dieser
Menschenkeim außerordentlich interessant aus. Da ist zunächst im mütterlichen Leibe,
rundherum im Mutterkörper, den man Uterus nennt, eine Haut, die viele Blutgefäße hat.
Und die Blutgefäße, die da im mütterlichen Leibe drinnen extra sind - die sind ja natürlich
dann im Menschenleibe nicht, wenn nicht gerade ein Kind getragen wird -, diese Blutgefäße
stehen in Verbindung mit den anderen Blutgefäßen, die die Mutter hat. Die gehen da überall
in die Blutadern hinein. So daß also die Mutter in ihr eigenes Blutsystem diese Kugel da
eingeschaltet hat (siehe Zeichnung) und während sonst das Blut im Leibe zirkuliert, rinnt das
Blut extra noch in diese Kugel hinein, nur in die äußere Kugel. Nun, meine Herren, da finden
Sie innerhalb dieser Kugel alle Organe. Da ist zum Beispiel ein Organ, das sieht aus wie ein
Sack, und

Tafel 9 aus GA 347, S. 178


daneben wiederum eines, das ist ein kleinerer Sack. In diese Säcke, in die setzen sich auch
diese Blutadern fort, die sonst, wenn die Mutter kein Kind trägt, gar nicht da sind, weil ja die
ganze Kugel dann fehlt; da hinein setzen sich auch diese Adern dann fort. So daß wir sagen
können: Diese Adern gehen überall da hinein und das alles, was ich Ihnen bis jetzt
aufgezeichnet habe, das ist da, wenn sich das Kind in den ersten Wochen entwickelt; das ist
da, und ganz klein hängt daran, also winzigklein hängt daran hier das Kind. Ganz winzigklein
hängt es daran!

Und kurioserweise, wenn ich Ihnen das Kind jetzt groß aufzeichnen würde, wie es in der
nächsten Zeit ist, dann müßte ich das so zeichnen:

Tafel 9 aus GA 347, S. 179


das Kind nämlich ist fast nur ein Kopf, das andere ist ganz winzig daran. Sie sehen, da habe
ich zwei solche Stetzeichen hingezeichnet, das werden spater die Arme. Die Beine sind fast
gar nicht da. Dafür aber setzen sich dann eben an das Kind diese zwei Taschen, die ich da
gezeichnet habe, und in diese zwei Taschen gehen die Blutgefäße hinein. Und diese
Blutgefäße bringen die Nahrung mit, und der Kopf wird ernährt. Ein Magen ist ja noch gar
nicht da, und ein Herz auch nicht. Eine eigene Blutzirkulation hat das Kind in den ersten
Wochen gar nicht. Das Kind ist ja nur ein Kopf. Und das wächst und wächst allmählich so
heran, daß es im zweiten, dritten Monat menschenähnlich wird, daß sich die anderen
Organe ansetzen. Aber ernährt wird das Kind immer noch von außen, von demjenigen, was
da als Taschen ist. Und dann speichert sich da Nahrung ringsherum so auf (es wird
gezeichnet). Aber Blut wird zugeführt. Atmen kann ja das Kind noch nicht, es bekommt nur
Luft auf dem Umwege durch die Mutter. Das Kind ist also eigentlich ein Menschenkopf, und
die anderen Organe dienen ihm noch gar nicht besonders. Mit den Lungen kann es nichts
anfangen. Mit dem Magen kann es nichts anfangen. Essen kann es noch nicht; es muß also
alle Nahrung nur so bekommen, daß sein Kopf ernährt wird. Atmen kann es noch nicht. Eine
Nase hat es auch noch nicht. Die Organe entwickeln sich zwar, aber es kann sie noch nicht
gebrauchen. Also das Kind ist im mütterlichen Leibe ja ein Kopf; nur ist alles weich. Das
spätere Gehirn, das ist furchtbar weich hier drinnen, ganz weich und furchtbar lebendig,
ganz lebendig. Und wenn Sie ein Riesenmikroskop nehmen könnten und könnten gerade
einen Kinderkopf anschauen, der meinetwillen aus der zweiten oder dritten Woche nach der
Befruchtung ist, so würde der recht ähnlich ausschauen dem, was ich Ihnen von der Erde
gesagt habe, wie sie einmal war, als da die Ichthyosaurier und Plesiosaurier und so weiter
herumgewatet sind. Ganz verflucht ähnlich würde das ausschauen, nur in der Größe
unterschieden.

So daß man sagen kann: Wo gibt es ein Bild von der Erde, die einmal da war, heute noch? Im
Menschenkopf, wenn der Menschenkopf eben noch ungeboren ist und als Keim vorhanden
ist. Dieser Menschenkopf ist nämlich ein deutliches Abbild von der Erde.

Und all das, was da dran sein muß, diese Taschen am Leibe, das, was da herum ist, das wird
als die sogenannte Nachgeburt, nachdem es ganz brüchig geworden ist, abgeworfen, und
der Mensch bleibt übrig, wird geboren. Also von dem, was als Nachgeburt abgeworfen wird,
von dem bekommt man eigentlich die Nahrung als Kind im Mutterleibe - die Nachgeburt
besteht aus den zerfetzten Blutgefäßen. Diese sogenannte Allantois und dieses Amnion - das
also sind die zerfetzten Organe -, die sind uns, solange wir im Mutterleibe sind,
außerordentlich wichtig, weil sie den Magen und die Atmungsorgane ersetzen. Aber wenn
wir sie nicht mehr gebrauchen, wenn wir geboren werden, selber atmen und essen können,
wird das als Nachgeburt abgeworfen.

Nun, meine Herren, wenn Sie sich so etwas anschauen, wie ich es Ihnen da aufgezeichnet
habe, so brauchen Sie sich nur vorzustellen: Da wäre das Weltall, hier wäre die Erde, und da
drinnen der Menschenkopf und ringsherum ganz fein die Sonne (siehe Zeichnung S. 177).
Und nun kommt die Geburt, das heißt, es hört das auf, was einmal da war. Die Sonne und
der Mond fliegen heraus, und die Geburt der Erde ist da. Die Erde muß sich selber
weiterhelfen.

Man kann zweierlei beschreiben. Zunächst konnte ich Ihnen das so beschreiben, daß ich
Ihnen gesagt habe: Die Erde hat einmal so ausgeschaut - da waren Ichthyosaurier,
Plesiosaurier drinnen und so weiter. Jetzt könnte ich Ihnen aber ebensogut den
Menschenkeim beschreiben. Es ist nur alles kleiner, aber ich müßte dasselbe reden. So daß
Sie heute sagen können: Die Erde war einmal der Keim eines Riesenmenschen.

Da ist wiederum außerordentlich interessant, daß in früheren Zeiten die Menschen auf eine
merkwürdige Weise - darüber wollen wir noch reden - mehr gewußt haben als die späteren
Menschen. Die späteren Menschen haben nämlich zumeist aus der mißverstandenen
hebräischen Urkunde, aus dem mißverstandenen Alten Testament gelernt, und die haben
sich vorgestellt, nicht wahr: Da war die Erde und irgendwo das Paradies, und da ist der
fertige Adam im Paradies als so ein kleiner Knirps darauf gestanden. Diese Vorstellung, die
sich die Menschen aus dem mißverstandenen Alten Testament gemacht haben, die ist
ungefähr gerade so, wie wenn sich heute einer vorstellen würde: Der Mensch kommt nicht
von dem kleinen Ding, was da von den Allantois- und Amniontaschen da ist, von dieser Haut
und so weiter - davon käme nicht der Mensch, sondern das alles, das wäre eine Sache für
sich; aber im mütterlichen Leibe, da sitzt eben ein kleinwinziger Floh, und aus diesem kleinen
Floh kommt der Mensch. So ungefähr ist es, wenn man sich vorstellt: Die Erde war da, der
Adam und die Eva lebten gleich Flöhen daraufsitzend, und nachher das Menschengeschlecht.
Das ist eben aus einem Mißverständnis des Alten Testaments entstanden, währenddem
diejenigen, die in alten Zeiten etwas gewußt haben, nicht von Adam geredet haben, sondern
von Adam Kadmon. Und der Adam Kadmon, der ist etwas anderes als der Adam. Der ist
dieser Riesenkopf, der die Erde einmal war. Und das ist eine natürliche Vorstellung. Zum
Erdenfloh ist dieser Adam Kadmon erst geworden, als sich die Menschen nicht mehr
vorstellen konnten, daß ein Menschenkopf so groß werden kann wie die Erde, als sie nicht
mehr daran geglaubt haben, und da haben sie sich die abnorme Vorstellung gebildet, als
wenn es zum Spaß da sei, daß die ganzen neun Monate im mütterlichen Leibe vor sich
gehen, und aus dieser mütterlichen Kugel der Mensch geboren wird.

In Wirklichkeit müssen wir uns vorstellen, daß der Mensch einmal die ganze Erde war - die
ganze Erde. Und die Erde war viel lebendiger. Aber, meine Herren, das ist ja gar nicht anders;
sehen Sie, wenn ich Ihnen die Erde heute zeichne, so ist sie ein abgestorbenes Wesen, wie
der menschliche Kopf im Absterben begriffen ist, und wenn wir zurückgehen zu diesem
menschlichen Kopfe, der da im mütterlichen Leibe ist, so ist der durch und durch lebendig.
Der ist so, wie die Erde einmal war. Und die Erde ist heute gestorben. Aber sie war einmal
durch und durch lebendig.“ (Lit.:GA 347, S. 178ff)

Siehe auch
Embryo - Artikel in der deutschen Wikipedia
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Empfindungsleib
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
Der Empfindungsleib, von Rudolf Steiner auch als Seelenleib bezeichnet, ist neben dem
Ätherleib und dem physischem Leib das dritte leibliche Wesensglied. In seiner Verbindung
mit der Empfindungsseele bildet er den Astralleib.

„Der Leib wird also aus den mineralischen Stoffen auferbaut, durch den Ätherleib belebt,
und er begrenzt selbst die Empfindungsseele. Wer also das obenerwähnte Organ zum
«Schauen» der Empfindungsseele hat, der erkennt sie durch den Leib begrenzt. - Aber die
Grenze der Empfindungsseele fällt nicht mit derjenigen des physischen Körpers zusammen.
Diese Seele ragt über den physischen Leib hinaus. Man sieht daraus, daß sie sich mächtiger
erweist, als er ist. Aber die Kraft, durch die ihr die Grenze gesetzt ist, geht von dem
physischen Leibe aus. Damit stellt sich zwischen den physischen Leib und den Ätherleib
einerseits und die Empfindungsseele andererseits noch ein besonderes Glied der
menschlichen Wesenheit hin. Es ist der Seelenleib oder Empfindungsleib. Man kann auch
sagen: ein Teil des Ätherleibes sei feiner als der übrige, und dieser feinere Teil des
Ätherleibes bildet eine Einheit mit der Empfindungsseele, während der gröbere Teil eine Art
Einheit mit dem physischen Leib bildet. Doch ragt, wie gesagt, die Empfindungsseele über
den Seelenleib hinaus.“ (Lit.:GA 9, S. 42f)

„Mit dem Ausdruck Astralleib wird dabei hier das bezeichnet, was Seelenleib und
Empfindungsseele zusammen sind. Der Ausdruck findet sich in der älteren Literatur und sei
hier frei angewendet auf dasjenige in der menschlichen Wesenheit, was über das Sinnlich-
Wahrnehmbare hinausliegt.“ (S. 59)

Die Empfindungsseele (eng. sentient soul) ist Teil der menschlichen Seele. Sie vermittelt
nicht nur alle Wahrnehmungen bzw. Sinneseindrücke, sondern ist auch der Sitz
aller Triebe, Begierden, Leidenschaften und Willensimpulse.
„Was wir Empfindungsseele nennen, das kann da sein im Leben, ohne daß es viel vom
Denken durchdrungen wird. Die Empfindungsseele ist zunächst dasjenige, was die äußeren
Eindrücke auffängt. Sie ist dasjenige Glied der menschlichen Seele, welches die
Wahrnehmungen der Sinne ins Innere hinein weiter schickt. Diese Empfindungsseele ist es
auch, was dann aufsteigen läßt im Innern das, was sich als Lustund Unlustgefühl, als innere
Freude, als inneres Schmerzgefühl anschließt an das von außen Gebrachte und Beobachtete.
Diese Empfindungsseele ist zunächst dasjenige, aus dem aufsteigen die Triebe und Instinkte
und Leidenschaften und Affekte der menschlichen Natur.“ (Lit.:GA 58, S. 119)
Aristoteles bezeichnete die Empfindungsseele als Orektikon (griech. ὀρεκτικόν; lat. anima
sensitiva). In der hebräischen Überlieferung wird sie Nephesch (hebr. ‫ )נפש‬genannt.
Nach Isaak Luria zieht Nephesch bereits mit der Geburt in den Menschen ein, Ruach,
die Verstandes- oder Gemütsseele, aber erst mit der Geschlechtsreife etwa im 14.
Lebensjahr und Neschama, die Bewusstseinsseele, mit der Geburt des Ich um das 21.
Lebensjahr und damit erst wird Nephesch, die Empfindungsseele, zu
einem selbstständigen Wesensglied.

 I
 Entstehung und Entwicklung der Empfindungsseele
Die erste Keimanlage der Empfindungsseele wurde bereits auf dem alten Mond durch die
der Marssphäre angehörigen Geister der Bewegung geschaffen, die
im Astralleib des Menschen wirkten (Lit.:GA 13, S. 212). Während der Erdentwicklung trat sie
erstmals hervor, als sich in der polarischen Zeit die Erde bis zum Feuerzustand verdichtete
(Lit.:GA 13, S. 222). Eng zusammen hängt damit der sog. Marsdurchgang durch die
Erde. Marswesen sind die Anreger für die Entwicklung der Empfindungsseele (Lit.: GA 98, S.
197f, GA 102, S. 59f). Sie bildet sich dann weiter aus durch die unbewusste Arbeit des
menschlichen Ichs am Astralleib. Sie ist ein umgewandelter Teil des Astralleibs. Diese
dämmerhafte unbewusste Arbeit am astralischen Leib begann in der lemurischen Zeit und
erreichte ihren Höhepunkt in der Ägyptisch-Chaldäischen Kultur. Als
selbstständiges Wesensglied wird die Empfindungsseele mit dem 21. Lebensjahr geboren.
Durch geistige Schulung wird die Empfindungsseele allmählich zur Intuitionsseele umgebildet
(Lit.: GA 145, S. 177).
 Bezug zu den Karmakräften
Von den 12 Karmakräften, den Nidanas, die den Menschen immer wieder in
das physische Dasein hineinführen, haften die letzten vier an der Empfindungsseele. Sie sind
beim Tier ebenso vorhanden wie beim Menschen (Lit.: GA 93a, S. 121):
9. upadana = Behagen im Dasein
10. bhava = Geburt
11. jati = was zur Geburt gedrängt hat
12. jaramarana = was von dem Erdendasein befreit.
 Triebseele
Die Erlebnisse der Empfindungsseele entstehen dann, wenn das, was willensartig in uns ist,
nach außen drängt, mit der Außenwelt zusammenstößt. Zu diesen willensartigen Impulsen
zählen primär auch Triebe, Begierden und Leidenschaften, weshalb die Empfindungsseele
auch als Triebseele bezeichnet werden kann (Lit.: GA 60, S. 239).
„Wenn wir zunächst von der Empfindungsseele sprechen, so meinen wir nicht nur dasjenige
in unserer Seele, was sich durch Wahrnehmung, durch Sinneseindrücke in Verbindung zu
setzen vermag mit der äußeren Welt, sondern wir meinen auch den Sitz von allem, was wir
nennen können Triebe, Begierden, Leidenschaften, auch den Sitz von allem, was
Willensimpulse in der menschlichen Seele sind. Am zweckmäßigsten ist es sogar, will man
sich eine Vorstellung verschaffen von dem, was eigentlich innerhalb unseres seelischen
Lebens die Empfindungsseele ist, daß man sich vorstellt, wie alles Willensartige, alles was
uns von innen heraus Anstöße gibt, ein Verhältnis zur Außenwelt zu suchen, das Wesentliche
in der Empfindungsseele ist, und wie es an der Empfindungsseele hängt, daß sie die
wichtigste Vermittlerin ist auch des Empfangens von äußeren Eindrücken des Wahrnehmens.
Deshalb wird sie Empfindungsseele genannt. Wenn der Mensch einen Ton- oder einen
Farbeneindruck empfängt, waltet die Empfindungsseele. Auch wenn die Leidenschaften
aufsteigen, bei Affekten, Zorn, Furcht, Angst, waltet im wesentlichen die Empfindungsseele.“
(Lit.:GA 127, S. 42f)
 Empfindungsseele und Ich-Bewusstsein
In der Empfindungsseele ist das Ich-Bewusstsein noch kaum erwacht, das Ich brütet nur
dumpf in ihr.
„In der Empfindungsseele ist dieses Ich so tätig, daß der Mensch dieses sein Ich kaum erst
ahnt. Er ist insofern in der Empfindungsseele allen Trieben und Leidenschaften hingegeben.
Das Ich brütet dumpf in dem, was wir Empfindungsseele nennen. Das Ich arbeitet sich dann
erst heraus, kommt erst zum Vorschein in der Verstandes- oder Gemütsseele und wird ganz
klar erst in der Bewußtseinsseele.“ (Lit.:GA 121, S. 52)
 Leibgebundenheit der Empfindungsseele
Die Erlebnisse der Empfindungsseele sind abhängig von der aus physischem
Leib, Ätherleib und Astralleib bestehenden leiblichen Natur des Menschen und daher auch
nur während der irdischen Verkörperung des Menschen möglich. Die Empfindungsseele
gehört nicht dem Ewigen des Menschenwesens an und wird einige Zeit nach dem Tod
abgelegt und geht in die allgemeine Astralwelt über.
"Der Lebensleib ist noch etwas dem Menschen Äußerliches. Mit dem ersten Regen der
Empfindung antwortet das Innere selbst auf die Reize der Außenwelt. Man mag dasjenige,
was man Außenwelt zu nennen berechtigt ist, noch so weit verfolgen: die Empfindung wird
man nicht finden können. – Die Lichtstrahlen dringen in das Auge; sie pflanzen sich innerhalb
desselben bis zur Netzhaut fort. Da rufen sie chemische Vorgänge (im sogenannten
Sehpurpur) hervor; die Wirkung dieser Reize setzt sich durch den Sehnerv bis zum Gehirn
fort; dort entstehen weitere physische Vorgänge. Könnte man diese beobachten, so sähe
man eben physische Vorgänge wie anderswo in der Außenwelt. Vermag ich den Lebensleib
zu beobachten, so werde ich wahrnehmen, wie der physische Gehirnvorgang zugleich ein
Lebensvorgang ist. Aber die Empfindung der blauen Farbe, die der Empfänger der
Lichtstrahlen hat, kann ich auf diesem Wege nirgends finden. Sie ersteht erst innerhalb der
Seele dieses Empfängers. Wäre also das Wesen dieses Empfängers mit dem physischen
Körper und dem Ätherleib erschöpft, so könnte die Empfindung nicht da sein. Ganz
wesentlich unterscheidet sich die Tätigkeit, durch welche die Empfindung zur Tatsache wird,
von dem Wirken der Lebensbildekraft. Ein inneres Erlebnis wird durch jene Tätigkeit aus
diesem Wirken hervorgelockt. Ohne diese Tätigkeit wäre ein bloßer Lebensvorgang da, wie
man ihn auch an der Pflanze beobachtet. Man stelle sich den Menschen vor, wie er von allen
Seiten Eindrücke empfängt. Man muß sich ihn zugleich nach allen Richtungen hin, woher er
diese Eindrücke empfängt, als Quell der bezeichneten Tätigkeit denken. Nach allen Seiten
hin antworten die Empfindungen auf die Eindrücke. Dieser Tätigkeitsquell
soll Empfindungsseele heißen. Diese Empfindungsseele ist ebenso wirklich wie der physische
Körper. Wenn ein Mensch vor mir steht und ich sehe von seiner Empfindungsseele ab, indem
ich ihn mir bloß als physischen Leib vorstelle, so ist das gerade so, als wenn ich mir von
einem Gemälde bloß die Leinwand vorstelle.
Auch in bezug auf die Wahrnehmung der Empfindungsseele muß Ähnliches gesagt werden
wie vorher im Hinblick auf den Ätherleib. Die leiblichen Organe sind «blind» für sie. Und
auch das Organ, von dem das Leben als Leben wahrgenommen werden kann, ist es. Aber so,
wie durch dieses Organ der Ätherleib geschaut wird, so kann durch ein noch höheres Organ
die innere Welt der Empfindungen zu einer besonderen Art übersinnlicher Wahrnehmungen
werden. Der Mensch empfindet dann nicht nur die Eindrücke der physischen und der
Lebenswelt, sondern er schaut die Empfindungen. Vor einem Menschen mit einem solchen
Organ liegt die Welt der Empfindungen eines andern Wesens wie eine äußere Wirklichkeit
da. Man muß unterscheiden zwischen dem Erleben der eigenen Empfindungswelt und dem
Anschauen der Empfindungswelt eines andern Wesens. In seine eigene Empfindungswelt
hineinschauen kann natürlich jeder Mensch; die Empfindungswelt eines andern Wesens
schauen kann nur der Seher mit dem geöffneten «geistigen Auge». Ohne Seher zu sein,
kennt der Mensch die Empfindungswelt nur als «innere», nur als die eigenen verborgenen
Erlebnisse seiner Seele; mit dem geöffneten «geistigen Auge» leuchtet vor dem äußeren
geistigen Anblick auf, was sonst nur «im Innern» des andern Wesens lebt.
*
Um Mißverständnissen vorzubeugen, sei hier ausdrücklich gesagt, daß der Seher nicht etwa
in sich dasselbe erlebt, was das andere Wesen als seinen Inhalt der Empfindungswelt in sich
hat. Dieses erlebt die Empfindungen von dem Gesichtspunkte seines Innern; der Seher
nimmt eine Offenbarung, eine Äußerung der Empfindungswelt wahr.
Die Empfindungsseele hängt in bezug auf ihre Wirkung vom Ätherleib ab. Denn aus ihm holt
sie ja das hervor, was sie als Empfindung aufglänzen lassen soll. Und da der Ätherleib das
Leben innerhalb des physischen Leibes ist, so ist die Empfindungsseele auch von diesem
mittelbar abhängig. Nur bei richtig lebendem, wohl gebautem Auge sind entsprechende
Farbenempfindungen möglich. Dadurch wirkt die Leiblichkeit auf die Empfindungsseele.
Diese ist also durch den Leib in ihrer Wirksamkeit bestimmt und begrenzt. Sie lebt innerhalb
der ihr durch die Leiblichkeit gezogenen Grenzen. – Der Leib wird also aus den mineralischen
Stoffen auferbaut, durch den Ätherleib belebt, und er begrenzt selbst die Empfindungsseele.
Wer also das oben erwähnte Organ zum «Schauen» der Empfindungsseele hat, der erkennt
sie durch den Leib begrenzt. – Aber die Grenze der Empfindungsseele fällt nicht mit
derjenigen des physischen Körpers zusammen. Diese Seele ragt über den physischen Leib
hinaus. Man sieht daraus, daß sie sich mächtiger erweist, als er ist. Aber die Kraft, durch die
ihr die Grenze gesetzt ist, geht von dem physischen Leibe aus. Damit stellt sich zwischen den
physischen Leib und den Ätherleib einerseits und die Empfindungsseele andererseits noch
ein besonderes Glied der menschlichen Wesenheit hin. Es ist
der Seelenleib oder Empfindungsleib. Man kann auch sagen: ein Teil des Ätherleibes sei
feiner als der übrige, und dieser feinere Teil des Ätherleibes bildet eine Einheit mit der
Empfindungsseele, während der gröbere Teil eine Art Einheit mit dem physischen Leib
bildet. Doch ragt, wie gesagt, die Empfindungsseele über den Seelenleib hinaus.
Was hier Empfindung genannt wird, ist nur ein Teil des seelischen Wesens. (Der Ausdruck
Empfindungsseele wird der Einfachheit halber gewählt.) An die Empfindungen schließen sich
die Gefühle der Lust und Unlust, die Triebe, Instinkte, Leidenschaften. All das trägt
denselben Charakter des Eigenlebens wie die Empfindungen und ist, wie sie, von der
Leiblichkeit abhängig." (Lit.: GA 9, S. 39)
 Empfindungsseele und Gedächtnis
Wesentlich ist die Empfindungssele an der Ausbildung unseres Gedächtnisses beteiligt. Der
eigentliche Träger unserer Gedächtniskräfte ist der Ätherleib, dem die Spuren unserer
sinnlichen Erlebnisse als lebendige bildschaffende Kräfte einverwoben werden. Die
Empfindungsseele vermittelt dem Ätherleib diese Bildekräfte und kann sie uns später aus
diesem wieder als seelisches Bild gegenwärtig machen.
"Für das «Ich» bedeuten Erinnerung und Vergessen etwas durchaus Ähnliches wie für den
Astralleib Wachen und Schlaf. Wie der Schlaf die Sorgen und Bekümmernisse des Tages in
ein Nichts verschwinden läßt, so breitet Vergessen einen Schleier über die schlimmen
Erfahrungen des Lebens und löscht dadurch einen Teil der Vergangenheit aus. Und wie der
Schlaf notwendig ist, damit die erschöpften Lebenskräfte neu gestärkt werden, so muß der
Mensch gewisse Teile seiner Vergangenheit aus der Erinnerung vertilgen, wenn er neuen
Erlebnissen frei und unbefangen gegenüberstehen soll. Aber gerade aus dem Vergessen
erwächst ihm Stärkung für die Wahrnehmung des Neuen. Man denke an Tatsachen wie das
Lernen des Schreibens. Alle Einzelheiten, welche das Kind zu durchleben hat, um schreiben
zu lernen, werden vergessen. Was bleibt, ist die Fähigkeit des Schreibens. Wie würde der
Mensch schreiben, wenn beim jedesmaligen Ansetzen der Feder alle die Erlebnisse in der
Seele als Erinnerung aufstiegen, welche beim Schreibenlernen durchgemacht werden
mußten.
Nun tritt die Erinnerung in verschiedenen Stufen auf. Schon das ist die einfachste Form der
Erinnerung, wenn der Mensch einen Gegenstand wahrnimmt und er dann nach dem
Abwenden von dem Gegenstande die Vorstellung von ihm wieder erwecken kann. Diese
Vorstellung hat der Mensch sich gebildet, während er den Gegenstand wahrgenommen hat.
Es hat sich da ein Vorgang abgespielt zwischen seinem astralischen Leibe und seinem Ich.
Der Astralleib hat den äußeren Eindruck von dem Gegenstande bewußt gemacht. Doch
würde das Wissen von dem Gegenstande nur so lange dauern, als dieser gegenwärtig ist,
wenn das Ich nicht das Wissen in sich aufnehmen und zu seinem Besitztume machen würde.
Hier an diesem Punkte scheidet die übersinnliche Anschauung das Leibliche von dem
Seelischen. Man spricht vom Astralleibe, solange man die Entstehung des Wissens von
einem gegenwärtigen Gegenstande im Auge hat. Dasjenige aber, was dem Wissen Dauer
gibt, bezeichnet man als Seele. Man sieht aber zugleich aus dem Gesagten, wie eng
verbunden im Menschen der Astralleib mit dem Teile der Seele ist, welcher dem Wissen
Dauer verleiht. Beide sind gewissermaßen zu einem Gliede der menschlichen Wesenheit
vereinigt. Deshalb kann man auch diese Vereinigung als Astralleib bezeichnen. Auch kann
man, wenn man eine genaue Bezeichnung will, von dem Astralleib des Menschen als dem
Seelenleib sprechen, und von der Seele, insofern sie mit diesem vereinigt ist, als der
Empfindungsseele." (Lit.: GA 13, S. 64)
 Typische Gesten
„Es gibt Menschen, die in ihrer Entwicklung noch so wenig weit vorgeschritten sind, daß sie
mit ihren Empfindungen noch ganz in ihrer Empfindungsseele drin stecken. Ihr ganzes
Bewußtsein hängt zusammen mit der Empfindungsseele. Und das kann man den äußeren
Gesten der Menschen schon ansehen: sie verraten ja gewisse Ursachen, die im Astralleib
liegen. Wenn ein Mensch noch ganz in der Empfindungsseele drin steckt, sich innerlich so
recht wohl fühlt, kommt es vor, zum Beispiel wenn er eine gute Mahlzeit hatte, daß er sich
auf den Leib klopft vor Behagen. Das ist ein Zeichen, daß er noch eine zu starke
Empfindungsseele hat.“ (Lit.:GA 108, S. 106)

Empfängnis
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Die Empfängnis und der damit verbundene Zeugungsakt - bei den Tieren Begattung
(Kopulation, Kopula, Paarung) genannt - war, ebenso wie die Geburt, noch bis in die
spätatlantische Zeit fest an bestimmte Jahreszeiten gebunden. Die Empfängnis fand im
Frühjahr statt, die Geburt zur Winterzeit. Erst durch den Einfluss luziferischer Wesenheiten
wurde der Mensch aus diesem Naturrhythmus herausgelöst und damit eine wesentliche
Grundlage für die menschliche Freiheit und das Ich-Bewusstsein geschaffen.

In der atlantischen Zeit und vereinzelt auch noch bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. lief der
Zeugungsakt unbewusst ab oder wurde allenfalls imaginativ wahrgenommen, so dass man
hier von einer Form der unbefleckten Empfängnis sprechen darf. Dann wurde der
Zeugungsakt zuerst vom Mann und sehr viel später auch von der Frau bewusst erlebt und
dadurch auch von sinnlichen Begierden begleitet.

„Für die alte Atlantis gilt zum Beispiel durchaus das, daß bei dem, was die Zeugung war,
niemals bei den Menschen, also den Menschenvorfahren, ein Bewußtsein des Aktes
vorhanden sein konnte. Es war gerade die Zeugung stets vollzogen worden in vollständiger
Bewußtlosigkeit, höchstens in der späteren Zeit der Atlantis begann dasjenige, was
geschehen war, erlebt zu werden in der Imagination, die aber im wesentlichen subjektiv
gefärbt war. Im Bilde erhalten sich aber alle diese Dinge atavistisch, nur muß man sie nicht
grob anfassen, sondern man muß sich darüber klar sein, daß diese Dinge außerordentlich
zart angefaßt werden müssen. Derjenige also, der das Matthäus-Evangelium geschrieben
hat, der lehnte es ab, daß zu dieser Zeit irgendwie Zeugungsgefühle in Maria eingeflossen
waren, und er lehnte es auch ab, daß sie bei Joseph vorhanden waren. Diejenigen, die nicht
wissen, daß solche Dinge eine selbstverständliche Möglichkeit waren bis ins vierte
Jahrhundert der nachchristlichen Zeitrechnung und daß es dann erst damit aufgehört hat,
die können eben diese Sache auch nach ihrer äußeren Bedeutung nicht verstehen. Wir
haben es also durchaus zu tun mit einer reinen, unbefleckten, weil unbewußten Zeugung.
Das ist nicht ein Auskunftsmittel, sondern ich sagte Ihnen schon, man mag schockiert sein
darüber oder nicht, aber es ist eben so. In der Atlantis war es selbstverständlich, daß man
niemals anders sprach, als daß die Menschenkinder von den Göttern gesendet werden, und
das ragt durchaus noch herein in die nachatlantische Zeit und lebt in Sagen und Mythen fort.
Ich rate Ihnen, studieren Sie nur einmal die Hertha-Sage in ihrer ganzen tiefen Bedeutung. Es
ist etwas ungeheuer Bedeutsames, wie diese Hertha-Sage in einer gewissen Weise
zusammenhängt mit der ganzen seelischen Entwickelung der Menschheit nach dieser
Richtung hin. Es wird dargestellt, wie die Hertha erscheint zu einer gewissen Jahreszeit, [...],
wie aber die Sklaven, die dabei dienen, sogleich ins Meer geworfen werden, getötet werden
müssen. Der Mann wurde sich früher bewußt des Zeugungsaktes als die Frau, und
diejenigen, die sich dessen bewußt geworden waren in diesem Zeitalter - darauf wird in
dieser Sage hingedeutet -, die mußten sogar getötet werden.“ (Lit.:GA 343a, S. 543f)

Heute, im Zeitalter der Bewusstseinsseele, kann das nicht mehr so sein. Die sinnlichen
Begierdekräfte müssen heute auf andere Weise überwunden werden. In alten Zeiten
geschah das dadurch, dass man den ganzen Zeugungsvorgang auf die physisch-ätherische
Ebene herunterführte. Gerade dadurch konnten auch die Vererbungskräfte sehr gut wirken.
Heute muss der Vorgang auf die Ebene des Ich und der damit verbundenen Liebekraft
hinaufgehoben werden. Das Geistige, das durch das Ich strömt, gewinnt dann die Überhand
über die reinen Vererbungskräfte.

Was man durch die Empfängnis bekommt, ist nur der sterbliche Leib. Alles andere kommt
aus den geistigen Welten:

„Was gibt denn der Empfängnisakt dem Menschen? Was hat der Mensch vom
Empfängnisakt? Was der Mensch empfängt - wie die Geisteswissenschaft zeigen kann -, ist
die Möglichkeit, ein sterbliches Wesen zu sein; die Möglichkeit zu sterben erhält er durch
den Empfängnisakt. Nehmen Sie das, was in meinen verschiedenen Büchern beschrieben ist:
Sie werden erkennen, daß das, was ich jetzt sage, die notwendige Tatsachenfolge ist. Schon
indem der Mensch empfangen wird, wird ihm das ein gegliedert, was hier auf der Erde sein
Sterben möglich macht. Das ganze Leben zwischen Geburt und Tod ist eine Entwickelung
zum Tode hin, und eingeimpft wird der Tod in das Empfangene. Was der Mensch als
Mensch, als Lebewesen ist, das wird nicht bei der Empfängnis irgendwie erzeugt, sondern
einzig und allein wird diesem sonst Unsterblichen das eingeimpft, was die Möglichkeit zu
sterben enthält. Eltern können dem Kinde nur den Tod geben - so würde es extrem
ausgedrückt heißen -, nur die Möglichkeit, hier auf der Erde einen sterblichen Leib zu tragen.
Was an diesem Leibe lebt, das muß durch das kommen, was aus der geistigen Welt
herunterkommt. Daß dieser ganze Organismus, der ganze Mechanismus, mit dem der
Mensch umkleidet wird und den er mit dem Keim des Todes durch das Empfangenwerden
erhält, überhauptlebensfähig ist, das geschieht durch das, was aus der geistigen Welt
herunterkommt.“ (Lit.:GA 181, S. 419f)

Zusammenhang zwischen Erkenntnisakt und Zeugungsakt


Dass der Zeugungsakt eng mit dem Erkenntnisakt zusammenhängt, weiß schon die Bibel an
vielen Stellen zu berichten. Tatsächlich geht es in ja in beiden Fällen darum, ein wesenhaft
Geistiges im irdischen Dasein zu empfangen. Rudolf Steiner hat diesen Zusammenhang
öfters besprochen.

„Nicht umsonst wird in der Bibel gesagt: «Und Adam erkannte sein Weib» für die Tatsache,
daß es befruchtet ist, weil das Bewußtsein von einem geistigen Befruchten dem zugrunde
gelegt wird. Erkennen heißt : mit irgend etwas befruchtet sein. Selbsterkenntnis heißt nichts
anderes, als befruchtet werden mit dem göttlichen Selbst. Erkenne dich selbst, heißt: Lasse
dich befruchten mit dem göttlichen Selbst, das die Welt durchzieht.“ (Lit.:GA 96, S. 312)
Im Kern geht es immer darum, dass wirkliche Erkenntnis, namentlich wirklich
Selbsterkenntnis, unfruchtbar bleibt, wenn dabei nicht eine wirkliche geistige Befruchtung
stattfindet. Sich bloß grüblerisch in sich selbst zu versenken, bleibt immer fruchtlos. So heißt
es etwa in seinen Vorträgen über das Johannesevangelium (GA 103):

„Der Begriff «Erkenntnis» hatte in den Zeiten, als man die geistigen Dinge noch realer
auffaßte, einen viel tieferen, realeren Sinn als heute. Lesen Sie in der Bibel, was es heißt:
«Adam erkannte sein Weib» (1 Mose 4,1 EU u. 4,25 EU), oder dieser oder jener der
Patriarchen «erkannte sein Weib». Sie brauchen nicht weit zu gehen, um es dahin zu
verstehen, daß damit gemeint ist die Befruchtung; und wenn man den Spruch «Erkenne dich
selbst» im Griechischen betrachtet, heißt es nicht: Gaffe in dein Inneres hinein, sondern:
Befruchte dein Selbst mit dem, was aus der geistigen Welt dir zuströmt! Erkenne dich selbst!
heißt: Befruchte dich selbst mit dem Inhalte der geistigen Welt!“ (Lit.:GA 103, S. 200)

In der mündlichen Fragenbeantwortung zum einem Mitgliedervortrag, der am 21. Oktober


1907 in Berlin gehalten wurde, heißt es:

„Das Wort «Adam erkannte sein Weib» ist durchaus wahr: Befruchte dich selbst mit dem
Geistigen, – das ist Erkenntnis. Das Wort «Erkenne dich selbst» ist wesentlich Anderes als
das, was in der Trivialtheosophie beliebt ist. Das Vertiefen ins Innere ist steril, wenn nicht die
Befruchtung von den geistigen Welten ausgeht. Dieses Sichselbstbebrüten ist ein Unfug in
der Theosophie.“ (Lit.:GA 244, S. 190)

Wirkliche Selbsterkenntnis erfordert aber auch, dass man sich seiner dunklen Seiten, d. h.
seiner karmischen Verfehlung bewusst wird. Dazu bedarf es auch der Begegnung mit dem
Hüter der Schwelle:

„Bei dem aber, der auf dem Wege der okkulten Entwickelung ist, ist es notwendig, daß er in
einem bestimmten Zeitpunkt seinen gewöhnlichen astralischen Leib sieht mit allen Marken
seines unausgeglichenen Karmas, und er muß durch Mittel, die man dazu hat, sein
unausgetragenes Karma auszugleichen suchen. Dies ist die wahre Begegnung mit dem Hüter
der Schwelle. Es soll dies alles nicht gesagt sein, um gruseln zu machen, sondern um Ihnen
einen Begriff zu geben, was man im wahren Sinne des Wortes Selbsterkenntnis nennt. Diese
ist zweifach: Erstens ist es die Erkenntnis dessen, was das wahre Selbst auszutragen hat.
Zweitens ist es die Erkenntnis des höheren Selbstes. Aber da ist Erkenntnis etwas ganz
anderes. Sie können in der Bibel lesen: Adam erkannte sein Weib. - Das ist ein Ausdruck für
die Befruchtung. Erkenne dich selbst, heißt: befruchte dich mit der Weisheit in dir, betrachte
die Seele als weibliches Organ und befruchte dich. Willst du die Selbsterkenntnis haben, so
suche in dir, dort wirst du erkennen alle deine Fehler; willst du dein höheres Selbst
erkennen, dann suche außerhalb von dir, denn da ist Welterkenntnis Selbsterkenntnis. In der
Sonne ist alles, denn alles ist Sonne. Wir müssen von uns loskommen. Man sagt mir: Du
erzählst uns von der Entwickelung und dergleichen; wir aber wollen Erhebung der Seele, der
Gefühle. - Der so spricht, ist sich selbst feind. Nicht dadurch, daß wir in uns hineingaffen,
sondern dadurch, daß wir die Welt in allen Stücken, Stück für Stück, kennenlernen, werden
wir selbstlos und können wir die Selbst- und Gotteserkenntnis finden.“ (Lit.:GA 98, S. 37f)
Steiner hat auch darauf hingewiesen, welchem Irrtum die Psychoanalyse unterliegt, wenn sie
einseitig praktisch alles auf die Sexualität zurückführen will:

„Im Zusammenhang mit dieser grotesken Tatsache, daß der Ursprung der Weltanschauung
in der Psycho-Sexualität gesucht wird, werde ich Ihnen eine andere nennen, eine Tatsache,
die uns allen heilig ist. Das ist die Tatsache, daß das hebräische Wort, das an der Stelle der
Bibel steht, wo die Paradieses-Erzählung vorgebracht wird, doch gut übersetzt ist in unsere
Sprache, wenn es heißt: «Und Adam erkannte sein Weib.» Da haben Sie die Erkenntnis, den
Erkenntnisbegriff auch in die Nähe der Sexualität gebracht. Aber wie? Genau in der
entgegengesetzten Art! Dahinter verbirgt sich ein tiefes Mysterium. Wenn die Menschen auf
umgekehrtem Weg zu den Dingen kommen werden, die wahr sind, aber die nur angeschaut
werden dürfen vom Gesichtspunkte des Geistigen, wenn sie nicht auf Abwege führen sollen,
dann wird erst wiederum ein Licht darüber aufgehen.“ (Lit.:GA 169, S. 118)

Siehe auch
Inkarnationsvorgang
Unbefleckte Empfängnis
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Ägyptisch-Chaldäische Kultur
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(Weitergeleitet von Empfindungsseelenkultur)

Rudolf Steiner: Der ägyptische Mensch, Pastell 1914


Die ägyptisch-chaldäische Kultur (2907 - 747 v. Chr.), ausführlicher gesagt die assyrisch-
babylonisch-chaldäisch-ägyptisch-jüdische Kultur, das Stier-Zeitalter, war die dritte
nachatlantische Kulturepoche und diente vor allem der Ausbildung der Empfindungsseele;
sie kann daher auch als Empfindungsseelenkultur bezeichnet werden. In dieser Zeit blühten
die ersten Hochkulturen auf, wie etwa die Ägyptische Kultur am Nil, die mesopotamischen
Reiche im fruchtbaren Halbmond zwischen Euphrat und Tigris, die chinesische Kultur am
Gelben Fluss, die Oasenkultur am Oxus in Zentralasien und die Harappa-Kultur am Indus. Ab
etwa 3000 v. Chr. blühte die Kultur der Maya in Mittelamerika auf. Der Frühlingspunkt stand
damals im Zeichen des Stiers.

I
Mysterienwesen
Kurz vor Beginn der ägyptisch-chaldäischen Zeit, laut Rudolf Steiner im Jahr 3101 v. Chr.[1],
brach das Kali Yuga (Sanskrit, n., कलियुग, kaliyuga „Zeitalter der Kali“) an, das finstere
Zeitalter, mit dem die letzten Reste des alten naturgegebenen Hellsehens am Ende der
Urpersischen Zeit (5067 - 2907 v. Chr.) für den weitaus größten Teil der Menschheit
schlagartig erloschen. Um die Verbindung mit der geistige Welt nicht zu verlieren, entfaltete
sich nun ein reiches, vielgestaltiges, den verschiedenen Völkern angemessenes
Mysterienwesen.

Die nördlichen chaldäischen Mysterien und die südlichen ägyptischen Mysterien


„Da haben wir eine merkwürdige Erscheinung in dieser chaldäisch-ägyptischen Zeit. Nicht
umsonst benennen wir sie mit zwei Namen. Wir haben nämlich auf der einen Seite während
dieser Kulturepoche drüben in Asien Angehörige der nördlichen Völkerströmung, das ist das
chaldäische Element; und der anderen Strömung gehört das ägyptische Element an, der
Völkerströmung, die auf dem südlichen Wege gezogen ist. Da haben wir eine Epoche, wo
zwei Völkerströmungen zusammenstoßen. Und wenn Sie sich erinnern, daß die nördliche
Strömung vorzugsweise den Blick nach außen entwickelte, das Suchen nach jenen
Wesenheiten, die hinter dem Teppich der Sinnenwelt standen, und daß das ägyptische Volk
diejenigen Geister suchte, die man auf dem Weg nach innen findet, so werden Sie begreifen,
wie hier zwei Strömungen zusammenwirkten. Also da stoßen der Weg nach außen bei den
Chaldäern und der Weg nach innen bei den Ägyptern zusammen. Das empfanden die
Griechen auch in einer ganz richtigen Weise, wenn sie die chaldäischen Götter verglichen mit
ihrem apollinischen Reiche. Sie suchten dasjenige, was ihnen von den Chaldäern zukam, in
ihren apollinischen Mysterien auf ihre Art. Wenn sie aber von Osiris sprachen und von
demjenigen, was dazu gehörte, dann suchten sie das in entsprechender Weise bei sich in
ihren dionysischen Mysterien.“ (Lit.:GA 113, S. 166f)

„Zarathustra sah überhaupt nicht zuerst die physische Sonne, sondern Zarathustra sah an
der Stelle, wo wir heute durch das gewöhnliche Bewußtsein die physische Sonne sehen,
einen großen umfassenden Weltengeist. Und dieser Weltengeist, der übte auf eine
spirituelle Art seinen Einfluß auf Zarathustra aus. Und Zarathustra wußte dadurch, wie mit
dem Schein, mit dem Glanz der Sonne, mit den Strahlen der Sonne auf die Erde auch die
göttlichgeistigen Gnadenstrahlen kommen, welche in der Seele, in dem Geist des Menschen
entzünden den höheren Menschen, zu dem sich der gewöhnliche Mensch hinaufringen soll.
Und da man in jenen alten Zeiten die Initiierten nicht mit äußeren Namen nannte, sondern
mit denjenigen Namen, die ihnen zukamen durch das, was sie wußten, so wurde dieser
große Eingeweihte von seinen Schülern genannt und so nannte er sich: Zarathustra,
Zoroaster, der strahlende Stern [...]

Und dann kam eine spätere Zeit, in der man nicht mehr so tief hineindringen konnte in die
Weltengeheimnisse. Es war diejenige Zeit, die ich in meiner «Geheimwissenschaft» die
chaldäisch-ägyptische Menschheitskultur nannte. Auch da blickte man noch hinauf zur
Sonne, aber man sah jetzt die Sonne nicht mehr als die strahlende, man sah das bloß
Leuchtende, das bloß Glänzende. Und Ra, dessen irdischer Repräsentant Osiris war, erschien
als die eigentlich um die Erde sich bewegende Sonne, die da glänzte. So waren gewisse
Geheimnisse dadurch verlorengegangen, daß man nicht mehr als Initiierter der alten Zeit in
vollständiger innerer Klarheit den strahlenden Weltengott sehen konnte, sondern daß man
jetzt nur dasjenige sehen konnte, was mehr aus Urkräften heraus, aus astralischen Kräften
heraus von der Sonne kommt. Zarathustra sah in der Sonne noch ein Wesen; er konnte zu
jener Zeit noch in der Sonne ein Wesen sehen. Die ägyptischen, die chaldäischen Initiierten,
sie sahen in der Sonne nur die Kräfte, welche als Lichtkräfte, welche als Bewegungskräfte
von der Sonne nach der Erde kamen. Sie sahen schon nurmehr etwas niedrigeres als ein
geistiges Wesen: sie sahen geistige Taten, aber nicht ein geistiges Wesen. Und als
denjenigen, der auf der Erde das repräsentiert, was man von den Kräften der Sonne als
Mensch in sich trägt, bezeichneten diese alten ägyptischen Eingeweihten den Osiris.“ (Lit.:GA
211, S. 180f)

„In Chaldäa lebten die Menschen mehr in einer äußerlichen Anschaulichkeit. Sie erfanden
Werkzeuge wie ihre wunderbaren Wasseruhren, die aus der Bildlichkeit ihrer Seelenart
kamen. Sie lebten so stark in der Bildlichkeit, daß sie die Zeit in wandelnden Bildern
erblickten. Da war die Bildlichkeit mehr ein äußeres Element, in dem der Mensch lebte. Bei
den Ägyptern war die Bildhaftigkeit etwas, was im Innersten des Menschen ergriffen wurde,
was so erfaßt wurde, daß es sogar in seinen Traumgestalten studiert wurde, kurz, wir sehen
da einen Zeitraum, in dem der Mensch nicht mehr sich bloß als ein Glied der ganzen Welt
fühlte, sondern in dem der Mensch sich heraushob aus der Welt, herausindividualisierte, auf
die zwei Weisen, auf die chaldäische und auf die ägyptische. Und wir sehen den Umschwung
in dem Auftreten der bildhaften Anschauung des instinktiven Imaginativen, das in der
zweifachen Weise uns entgegentritt: in der einen Art drüben in Chaldäa, anders dann in
Ägypten herüben. Und wir sehen, wie in dem Beginne des Pyramidenbaues, der ja in seinen
Maßen und geometrischen Verhältnissen auf Anschauung der Maße in der Entwickelung des
Menschen, auf der Entwickelung der inneren Kraft und auf dem Erfühlen dieser inneren Kraft
beruht, wir sehen, wie da sich eine dritte Kulturepoche ergibt, eine Kulturepoche, in der das
instinktive Imaginieren eine besondere Nuance für die Menschheitsentwickelung abgibt [...]

Und weil der Mensch in seinem Innersten ergriffen wird, weil dieses instinktive Ergreifen des
Menschen in bezug auf sich selbst nicht anders auftreten kann als im Emotionellen, im
Willensartigen, erzeugen sich im Menschen jene Machtimpulse, die sich in den grotesk
großen Pyramidenbauten ausleben, die Totenstätten sind und die zu gleicher Zeit Zeugnisse
sein sollen für die äußere Macht derjenigen, die regieren. Wir sehen, wie das
Machtbewußtsein auftaucht, aber auch, wie jetzt aus anderen Gegenden her sich fremde
Völkerschaften einmischen, wie diese anderes Blut hineinbringen in dasjenige, was da als
Imaginatives, Instinktives auch in den sozialen Zuständen sich auslebt; wir sehen, wie solche
Völkerschaften mehr aus dem Inneren Asiens herkommen und sich unter die anderen
mischen. Dasjenige, was sie hineinbringen, das hängt zusammen mit diesem Sich-mehr-nun-
als-Mensch-Fühlen, abgesondert von der Umwelt sich als Mensch fühlen.

Bei dem Ägypter steigert sich das in einem bestimmten Zeitalter so, daß er sich als göttlichen
Menschen ansah; er fühlte so stark sein Selbstbewußtsein, daß er die anderen alle als
Barbaren anschaute und nur diejenigen, die in inneren Bildern leben konnten, als Menschen
gelten ließ [...]

Wenn wir die Gesetze des Hammurabi [Anm.: † 1750 v. Chr.] studieren, dann finden wir, daß
er unter den gezähmten Haustieren noch nicht das Pferd anführt. Es trat im Kulturleben aber
gleich nachher auf. Allerdings, Hammurabi führt an Esel und Rinder, und etwas nach seiner
Zeit wird das Pferd zuerst in den Dokumenten der «Esel des Berglandes» genannt. Das Pferd
wird der Esel des Berglandes genannt, weil es von dem gebirgigen Osten herübergebracht
worden ist. Völker, die aus Asien sich hineingeschoben haben in das Chaldäische, haben das
Pferd mitgebracht, und damit ist dann das kriegerische Element aufgetreten. Wir sehen
zuerst dieses kriegerische Element in einer älteren Zeit geboren; aber wir sehen es weiter
ausgebildet, als zu den anderen Tieren auch das Pferd hinzu gezähmt wird. Und auch das
hängt mit der Seelenverfassung des damaligen Menschen zusammen. Man kann sagen, der
Mensch hat sich nicht früher auf das Pferd gesetzt und sich gewissermaßen verstärkt als
Individualität dadurch, daß er ein Tier an sich kettete in seiner eigenen Bewegung, als bis er
zu diesem Grade des Selbstbewußtseins erwacht war, wie es sich ausdrückte als das
bildhafte Vorstellen der Chaldäer, wie es innerlich in dem traumhaften Leben der Ägypter
ausgedrückt war. So innig hängen die äußeren Verhältnisse der Menschheitsentwickelung
mit dem, was die Metamorphose der Seelenverfassung in den aufeinanderfolgenden
Epochen ist, zusammen, daß man sagen kann: auf der einen Seite der Bau der Pyramiden
und auf der anderen die Zähmung des Pferdes; sie drücken aus, äußerlich angesehen, die
dritte Kulturepoche, die chaldäisch-ägyptische, und innerlich hängt diese zusammen mit dem
Entstehen des instinktiven imaginativen Erlebens.“ (Lit.:GA 325, S. 211ff)

Zusammenhang mit dem vom Christus durchseelten nathanischen Jesus


→ Hauptartikel: Vorstufen zum Mysterium von Golgatha
Nicht das ganze Menschenwesen hatte in der lemurischen Zeit den Sündenfall und den
damit verbundenen Sturz in die Erdentiefen mitgemacht, sondern ein Teil des göttlichen
Menschenwesens, die Schwesterseele Adams, war zurückbehalten worden in den geistigen
Welten und lebte hier als ein erzengelartiges bzw. engelartiges Geistwesen, das aber enge
Verbindung mit der irdischen Menschheit hielt. Erst viel später sollte sich dieses Wesen zum
allerersten Mal auf Erden als der nathanische Jesusknabe inkarnieren. Mit dieser Wesenheit
verband sich der von der Sonnensphäre durch die Venus-, Merkur- und Mondensphäre
herabsteigende Christus dreimal, ehe er mit der Jordan-Taufe in die Leibeshüllen des Jesus
von Nazareth einzog.

„Die dritte nachatlantische Kulturperiode, die wir als die ägyptisch-chaldäische bezeichnen,
sie entstand zu einem Teil dadurch, daß sich in die Seelen hereinspiegelten, daß die Seelen
innerlich noch erlebten die Wirkungen, die dadurch entstanden waren, daß der Sonnengeist
durchzogen, durchseelt hatte das Wesen, das dann der nathanische Jesus geworden ist,
während es seinen Rundgang durch die Planeten nahm. Dadurch entstand jene Wissenschaft
von den planetarischen Wirksamkeiten, die wir in der chaldäischen Astrologie vor uns haben,
von der heute die Menschen nur mehr wenige Begriffe haben. In der dritten
nachatlantischen Kulturperiode, also bei den ägyptisch-chaldäischen Völkern, entwickelte
sich jener Sternendienst, der ja äußerlich, exoterisch bekannt ist.“ (Lit.:GA 149, S. 53f)

Die Gemeinde von Pergamon in der Apokalypse des Johannes


In der Apokalypse des Johannes wird in dem Sendschreiben an die Gemeinde von Pergamon
auf die ägyptisch-chaldäische Zeit hingewiesen.

„Und in der dritten Epoche kommt der Mensch noch näher der äußeren sinnlichen
Wirklichkeit. Da ist sie ihm nicht mehr eine bloß feindliche Macht, die er zu überwinden hat.
Der Inder hat hinaufgeschaut zu den Sternen und sich gesagt: Ach, alles was da ist, was ich
mit äußeren Augen sehen kann, ist doch nur Maja, Täuschung. — Die chaldäischen Priester
sahen den Lauf, die Stellungen der Sterne und sagten sich: Indem ich die Stellungen der
Sterne sehe und ihren Lauf verfolge, wird mir das zu einer Schrift, aus der ich den Willen der
göttlich-geistigen Wesen erkenne. Ich erkenne das, was die Götter wollen, in dem, was sie
getan haben. - Nicht mehr Maja war ihnen die physisch-sinnliche Welt, sondern wie die
Schrift des Menschen der Ausdruck seines Willens ist, so war ihnen das, was in den Sternen
am Himmel steht, was in den Kräften der Natur lebt, eine Götterschrift. Und mit Liebe
begannen sie zu entziffern die Schrift der Natur. So entsteht jene wunderbare Sternenkunde,
die die Menschen heute kaum mehr kennen. Denn was man heute als Astrologie kennt, ist
durch ein Mißverstehen der Tatsachen entstanden. Tiefe Weisheit in der Sternenschrift ist
es, was dem alten Chaldäerpriester als Astrologie geoffenbart wurde, als die Geheimnisse
dessen, was er mit Augen sah. Das betrachtete er als Offenbarung eines Inneren,
Durchgeistigten.
Und was wurde die Erde für den Ägypter? Wir brauchen nur auf die Erfindung der Geometrie
hinzudeuten, wo der Mensch lernte die Erde einzuteilen nach den Gesetzen des Raumes,
nach den Regeln der Geometrie. Da wurden die Gesetze in der Maja erforscht. In der uralt
persischen Kultur hat man die Erde umgeackert, jetzt lernte man sie einteilen nach den
Gesetzen des Raumes. Die Gesetze beginnt man zu erforschen und man tut noch mehr. Man
sagt sich: Nicht umsonst haben die Götter in den Sternen uns eine Schrift hinterlassen, nicht
umsonst haben die Götter uns ihren Willen kundgegeben in den Naturgesetzen. Wenn der
Mensch durch sein eigenes Arbeiten das Heil bewirken will, dann muß er in den
Einrichtungen, die er hier macht, eine Nachbildung schaffen dessen, was er aus den Sternen
erforschen kann. — Oh, könnten Sie zurücksehen in die Arbeitskammern der ägyptischen
Eingeweihten! Das war ein anderes Arbeiten als heute auf dem Gebiete der Wissenschaft. Da
waren die Eingeweihten die Wissenschafter. Sie erforschten den Gang der Sterne und
erkannten die Regelmäßigkeit in dem Stand und Lauf der Sterne und in der Einwirkung ihrer
Stellungen auf das, was unten auf der Erde sich vollzog. Sie sagten sich: Wenn diese oder
jene Konstellation am Himmel ist, so muß unten dieses oder jenes vor sich gehen im
Staatsleben, und wenn eine andere Konstellation kommt, muß auch etwas anderes
geschehen. Nach einem Jahrhundert werden gewisse Konstellationen da sein, sagten sie,
und dann muß ein dem Entsprechendes vor sich gehen. — Und für Jahrtausende hinaus
wurde vorausbestimmt, was zu tun ist. So entstand das, was man als die Sibyllinischen
Bücher bezeichnet. Was darinnensteht, ist kein Wahn. Nach sorgfältigen Beobachtungen
haben die Eingeweihten niedergeschrieben, was für Jahrtausende hinaus zu geschehen hat,
und ihre Nachfolger wußten: Das ist einzuhalten. Und sie taten nichts, was nicht in diesen
Büchern für die Jahrtausende hinaus nach dem Lauf der Sterne vorgezeichnet war. Sagen
wir, es habe sich darum gehandelt, irgendein Gesetz zu machen. Da hat man nicht
abgestimmt wie bei uns, da holte man Rat bei den heiligen Büchern, in denen
aufgeschrieben war, was hier auf der Erde geschehen muß, damit es ein Spiegel dessen sei,
was in den Sternen geschrieben ist, und was in den Büchern stand, das führte man aus. Der
ägyptische Priester wußte, als er diese Bücher schrieb: Meine Nachfolger werden ausführen,
was darinnensteht. — Von der Notwendigkeit der Gesetzmäßigkeit waren sie überzeugt.“
(Lit.:GA 104, S. 71ff)

Städtebau
„Auch die alten vorchristlichen orientalischen Kulturen haben, wie Sie wissen, große Städte
hervorgebracht. Wir können zurückblicken auf weit ausgebreitete orientalische Kulturen, die
auch große Städte hervorgebracht haben. Aber diese großen Städte der alten Kulturen, die
hatten eine gewisse Gesinnung neben sich. Alle orientalischen Kulturen hatten das
Eigentümliche, daß sie ausbildeten mit dem Leben in den Großstädten die Anschauung, daß
eigentlich, wenn der Mensch nicht durchdringt über das Physische zum Überphysischen, er
im Leeren, im Nichtigen lebt. Und so konnten sich wirklich die großen Städte Babylon, Ninive
und so weiter entwickeln, weil der Mensch durch diese Städte nicht dazu gekommen ist, das,
was diese Städte hervorgebracht haben, als das eigentlich Wirkliche anzusehen, sondern
dasjenige, was erst hinter alledem ist. Es ist erst in Rom so geworden, daß man die
Städtekultur zu einem Regulativ der Wirklichkeitsanschauung gemacht hat. Die griechischen
Städte sind undenkbar ohne das sie umgebende Land; sie nähren sich von dem sie
umgebenden Land. Wäre unsere Geschichte nicht so sehr eine Fable convenue, wie sie es ist,
sondern würde sie die wirkliche Gestalt der früheren Zeiten neu herauf bringen, so würde sie
zeigen, wie die griechische Stadt im Land wurzelt. Rom wurzelte nicht mehr im Lande,
sondern die Geschichte Roms besteht eigentlich darinnen, eine imaginäre Welt zu einer
wirklichen zu machen, eine Welt, die nicht wirklich ist, zu einer wirklichen zu machen. In
Rom wurde eigentlich der Bürger erfunden, der Bürger, dieses fürchterliche Karikaturgebilde
neben dem Wesen Mensch. Denn der Mensch ist Mensch; und daß er außerdem noch ein
Bürger ist, ist eine imaginäre Sache. Daß er ein Bürger ist, das steht irgendwo in den
Kirchenbüchern oder in den Rechtsbüchern oder dergleichen. Daß er, außer dem, daß er
Mensch ist und als Mensch gewisse Fähigkeiten hat, auch noch einen eingetragenen Besitz
hat, einen grundbuchlich eingetragenen Besitz, das ist etwas Imaginäres neben der
Wirklichkeit. Das alles aber ist römisch. Ja, Rom hat noch viel mehr zustande gebracht. Rom
hat verstanden, alles dasjenige, was sich ergibt aus der Loslösung der Städte vom Lande,
vom wirklichen Lande, zu einer Wirklichkeit umzufälschen. Rom hat zum Beispiel verstanden,
in die religiösen Begriffe der Alten die römischen Rechtsbegriffe einzuführen. Derjenige,
welcher der Wahrhaftigkeit gemäß zu den alten religiösen Begriffen zurückgeht, der findet
nicht in diesen alten religiösen Begriffen die römischen Rechtsbegriffe. Römische
Jurisprudenz ist eigentlich hineingegangen in die religiöse Ethik. Es ist im Grunde genommen
in der religiösen Ethik - durch dasjenige, was Rom daraus gemacht hat - so, als wenn in der
übersinnlichen Welt solche Richter dasäßen, wie sie auf unseren Richterstühlen römischer
Prägung sitzen und über die menschlichen Handlungen richteten. Ja, wir erleben es sogar,
weil die römischen Rechtsbegriffe noch nachwirken, daß da, wo vom Karma die Rede ist, die
meisten Menschen, die heute sich zum Karma bekennen, sich die Auswirkung dieses Karma
so vorstellen, als wenn irgendeine jenseitige Gerechtigkeit da wäre, welche nach den
irdischen Begriffen das, was einer getan hat, belegt mit dieser oder jener Belohnung, dieser
oder jener Strafe, ganz nach römischen Rechtsbegriffen. Alle Heiligen und alle überirdischen
Wesenheiten leben eigentlich so in diesen Vorstellungen, daß römisch-juristische Begriffe
sich in diese überirdische Welt hineingeschlichen haben.“ (Lit.:GA 191, S. 79f)

Die ägyptisch-chaldäische Kultur als bewusste Wiederholung der lemurischen Zeit


„In der nachatlantischen Entwickelung haben zunächst die Völker, die vorzugsweise jenem
menschlichen Entwickelungszustande angehörten, den wir die ägyptisch-chaldäische Kultur
nennen, die Aufgabe, zu wiederholen, was in der alten lemurischen Zeit für die Menschheit
geschehen ist, aber das mit Bewußtsein zu durchdringen. Ganz unbewußt lernt der Mensch
ein aufrechtes Wesen zu sein in der lemurischen Zeit, lernt er ein sprechendes Wesen zu sein
in der atlantischen Zeit. Ganz unbewußt nimmt er, weil seine Denkkraft noch nicht erwacht
war in dieser Zeit, den Christus-Impuls auf. Langsam sollte er hingeführt werden in der
nachatlantischen Zeit, zu verstehen, was er in der Vorzeit unbewußt aufgenommen hatte.
Was ihn aufrecht hinausschauen ließ in kosmische Höhen, das war der Christus-Impuls. Er
erlebte dies unbewußt, wie er es erleben mußte in der lemurischen Zeit. Dann sollten, noch
nicht vollbewußt, aber doch wie in einer Vorbereitung zum vollen Bewußtsein, die Völker
Ägyptens hingeführt werden, zu verehren dasjenige, was in der Aufrichtekraft des Menschen
lebt. Daß sie es verehren lernten, dafür sorgten die Eingeweihten, welche die ägyptische
Kultur zu beeinflussen hatten, dadurch, daß sie die Menschen aufrichten ließen die
Pyramiden, die von der Erde in den Kosmos hinausragen. Jetzt noch haben wir zu
bewundern, wie durch das Hereinwirken der kosmischen Kräfte in die ganze Form und Lage
des Baues der Pyramiden diese Aufrichtekraft zum Ausdruck gebracht wurde. Die Obelisken
sollten hingestellt werden, damit der Mensch anfängt einzudringen in dasjenige, was
Aufrichtekraft ist. Die wunderbaren Hieroglyphen in den Pyramiden und an den Obelisken,
die auf den Christus hindeuten sollten, erweckten die überirdischen Kräfte aus der
lemurischen Zeit. Aber selbst zu einem solchen dunkeln Verständnis, wie die Ägypter
kommen konnten bezüglich der Aufrichtekraft, konnten sie nicht kommen bezüglich der
Sprachkraft. Da sollte erst ihr Gemüt die richtige Schulung für die Empfindung erlangen,
damit in späteren Zeiten man einsehen könne das Rätsel, wie der Christus lebt in der
Wortbegabung des Menschen. Das sollte aufgenommen werden mit der heiligsten Scheu in
der reifenden Menschenseele. Dafür sorgten in wunderbarer Art die Hierophanten, die
Eingeweihten der ägyptischen Kultur, indem sie hinstellten die rätselhafte Sphinx mit ihrer
stummen, höchstens für die damalige menschliche Erhebung unter dem Einflüsse des
Kosmos tönenden, ehernen Gestalt. Im Anblicke der stummen, nur vom Kosmos herein
unter gewissen Voraussetzungen und Beziehungen durch die aufgehende Sonne tönend
werdenden Sphinx, bildete sich heraus jene heilige Scheu der Seele, durch welche die Seele
vorbereitet wurde zu verstehen die Sprache, die gesprochen werden mußte in der Zeit, als
zu höherem Bewußtsein gebracht werden sollte, wie der Christus-Impuls nach und nach in
die irdische Menschheitsentwickelung hereinkommt. Was die Sphingen noch nicht sagen
konnten, wozu sie aber vorbereiteten, das sollte der Menschheit gesagt werden. In der
Bildung der Wortbewegung liegt der Christus-Impuls. Dies wurde der Menschheit gesagt in
den Worten:

Im Urbeginne war das Wort,


Und das Wort war bei Gott,
Und ein Gott war das Wort.
Dieses war im Urbeginne bei Gott.
Dort war es, wo alles entstanden ist,
Und nichts ist entstanden
Außer durch das Wort.
Im Worte war das Leben,
Und das Leben war
Das Licht der Menschen.

“ (Lit.:GA 152, S. 110f)


Siehe auch
Altes Ägypten - Artikel in der deutschen Wikipedia
Amen
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(Weitergeleitet von Endwesen)
Das hebräische Wort Amen ([ˈaːmɛn] oder ['aːmeːn]; hebr. ‫ אָ מֵ ן‬āmén, griech. ἀμήν amēn, Pali
āma, arab. ‫آمين‬, DMG āmīn) ist die zustimmende und bekräftigende Endformel von Gebeten,
Segenssprüchen und anderen liturgischen Texten. Dieses Wort ist mehr als ein „bloßes“
Wort - es ist wesenhaft. In der Apokalypse des Johannes spricht der «Amen» in seinem Brief
zu der Gemeinde von Laodizea:

„14 Und dem Engel der Gemeinde in "Laodizea" schreibe: Das sagt, der Amen heißt, der
treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes.“

– Offenbarung des Johannes: Off 3,14 LUT


Nach Rudolf Steiner ist der, der „Amen“ heißt nicht nur der Anfang, sondern auch das Ziel
der Schöpfung, das «Endwesen», dem die Entwicklung zustrebt. ER ist das Alpha und Omega,
das die gesamte Weltentwicklung umspannt.
Die Gemeinde von Laodizea, die siebente Gemeinde, an die ein Brief gerichtet wird,
bedeutet nach Steiner die künftige 7. Kulturepoche (heute stehen wir im ersten Drittel der 5.
Kulturepoche).

„Und der siebente Zeitraum wird diejenigen, die gefunden haben dieses spirituelle Leben,
scharen um den großen Führer; er wird sie vereinigen um diesen großen Führer. Sie werden
bereits so weit dem spirituellen Leben angehören, daß sie sich unterscheiden werden von
denen, die abgefallen sind, von denen, die lau sind, «nicht kalt und nicht warm». Das
Häuflein, welches die Spiritualität gefunden hat, wird verstehen den, der da sagen darf,
indem er sich zu erkennen gibt: Ich bin derjenige, der in sich schließt das wirkliche
Endwesen, nach dem alles zusteuert. — Denn dieses Endwesen, das bezeichnet man mit
dem Worte «Amen». Daher Kapitel 3, 14: «Und dem Engel der Gemeinde zu Laodizea
schreibe: Das saget der Amen» — derjenige, der in seiner Wesenheit die Wesenheit des
Endes darstellt.“ (Lit.:GA 104, S. 85)

Gegenstandsbewusstsein
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(Weitergeleitet von Erdenbewusstsein)
Das Gegenstandsbewusstsein (auch Wachbewusstsein, Tagesbewusstsein oder sinnliches
Bewusstsein genannt) ist das hellste Bewusstsein, über das der Mensch heute in der Regel
verfügt. Es wird im täglichen Schlaf-Wach-Rhythmus durch den nächtlichen Tiefschlaf
ausgewogen. Das Gegenstandsbewusstsein hat sich erst während der Erdenentwicklung
gebildet und ist auch insofern ein rein irdisches Bewusstsein, als es jegliche kosmische Weite
verloren hat. Frühere Bewusstseinszustände waren zwar dumpfer als das wache
Tagesbewusstsein, der Mensch erlebte durch sie aber unterschwellig das kosmische
Geschehen wenigstens teilweise mit. Diese früheren Bewusstseinszustände haben sich in
modifizierter Weise durchaus erhalten, werden aber heute durch das helle
Tagesbewusstsein vollkommen überstrahlt und damit in den Bereich des Unterbewusstseins
gedrängt. Dieses Bewusstsein, das der Mensch heute auf dem physischen Plan hat, ist
zugleich eine Art von Schlaf gegenüber dem Miterleben der höheren Welten.

Das Gegenstandsbewusstsein verfügt über einen hohen Grad der Wachheit, durch die der
Mensch die Gegenstände der sinnlichen Welt wahrnimmt und versucht sie in ihrem
gesetzmäßigen Zusammenhang durch den sinnlichen Verstand zu begreifen. Erstmals wird
durch diesen Bewusstseinszustand ein Innen und ein Außen unterschieden. Indem man sich
dadurch im Bewusstsein von der Welt zu trennen vermag, wird das Selbstbewusstsein
möglich, dass es auf früheren Verkörperungen unserer Erde noch nicht gegeben hat (siehe
→ Weltentwicklungsstufen). Mit dem Gegenstandsbewusstsein entsteht notwendig im
Gegenschlag das Ich-Bewusstsein.

„Das, was die Menschheit in ihrer weitaus größten Mehrzahl von Individuen heute
Bewusstsein nennt, das ist für die Geisteswissenschaft ein Bewusstseinszustand, der sich aus
andern Bewusstseinsformen entwickelt hat. Wir bezeichnen diesen heutigen menschlichen
Bewusstseinszustand als das sogenannte wache Tagesbewusstsein, oder auch das
Gegenstandsbewusstsein. Warum? Wenn wir charakterisieren wollen dieses Bewusstsein,
das der Mensch heute hat von morgens, wenn er aufwacht, bis abends, wenn er einschläft,
so müssen wir sagen: Dieses Bewusstsein erlangt seine Erkenntnis folgendermaßen: Es
erlangt zunächst seine Wahrnehmungen von den Gegenständen durch die äußeren Sinne,
von den Gegenständen im Raume und in der Zeit um uns herum, und unser auf die
Sinneswelt beschränkter Verstand, der verarbeitet die Wahrnehmungen, die der Mensch
erhält durch die äußeren Sinne; und durch solche Wahrnehmungen und solches Verarbeiten
der Wahrnehmungen in unserem Verstandesbewusstsein bilden wir uns die Schätze unseres
Wissens, die im Gedächtnis aufbewahrt werden, die uns durch das Leben führen und
begleiten.

Es gibt aber außer diesem Bewusstseinszustand noch andere Bewusstseinsformen; dieser


Bewusstseinszustand ist ein solcher, den die Menschheit nicht immer gehabt hat in der
Vergangenheit, und wir müssen zurückblicken, um die Entwicklung dieses
Bewusstseinszustandes zu erkennen, in Zeiten ferner, ferner Vergangenheit, in Zeiten, die
weit, weit hinter den unseren zurückliegen.

Die Menschen hatten in dieser Vergangenheit eine andere Bewusstseinsform, einmal einen
anderen Bewusstseinszustand. Wie wir heute wahrnehmen, wie wir heute denken, das hat
sich eben entwickelt aus anderen Formen des Bewusstseins, und derjenige
Bewusstseinszustand, der in der Menschheit einmal vorhanden war, den der heutige
Bewusstseinszustand aber abgelöst hat, den bezeichnet man als das Bilderbewusstsein, als
das imaginative Bewusstsein der Vorzeit.

Jenes höhere imaginative Bewusstsein, von dem ich gestern sprach, das ist hier nicht
gemeint. Wollen wir vielmehr verstehen, wie sich dieses frühere Bilderbewusstsein verhält
zu dem Bewusstsein, das der Eingeweihte, der die innere geistige Entwicklung durchgemacht
hat, schon heute hat und das die ganze Menschheit einmal auf einer zukünftigen Stufe
haben wird, wollen wir die beiden Bewusstseinsstufen des imaginativen Bewusstseins, diese
zwei Entwicklungsphasen unseres Bewusstseins in ihrem Verhältnis erkennen, so müssen wir
sagen: Dasjenige, von dem wir sprechen werden, geht dem unsrigen voran und ist ein
dämmerhaftes, mehr traumhaftes Hellsehen. Die Menschen hatten in jener urfernen
Vergangenheit ein traumhaftes Hellsehen, und aus diesem hat sich das heutige
Gegenstandsbewusstsein erst herausgebildet; und ein zukünftiger Bewusstseinszustand
steht vor unserer Seele, den der Eingeweihte schon heute hat und den die ganze Menschheit
in ferner Zukunft einmal haben wird, indem der Mensch zusammen haben wird das heutige
Gegenstandsbewusstsein und das Hellsehen, beides in heller, lichter Klarheit. Der frühere
Mensch, unser uralter Vorfahr, hatte ein Bewusstsein, das noch nicht in derselben Weise
rechnen konnte, wie das heutige das kann. Dafür hatte er aber eine Art dumpfen,
traumhaften Hellsehens, er konnte nämlich entweder fortwährend oder aber in Zuständen,
die besonders hervorgerufen wurden, da konnte er noch mehr hineinsehen in das Geistige
und Seelische seiner Umgebung. Er konnte Bilder empfangen von dem, was geistig-seelisch
in seiner Umgebung war. Das heutige Gegenstandsbewusstsein sieht geistige Wesenheiten
nur dann, wenn sie äußerlich physisch verkörpert sind.“ (Lit.:GA 68a, S. 304ff)

Von allen irdischen Wesen hat nur der Mensch das Gegenstandsbewusstsein weitestgehend
ausgebildet. Bei den höheren Tieren tritt es höchstens ansatzweise auf. Als beim Menschen
das alte Traumbewusstsein in das Wachbewusstsein überging, entstand laut Rudolf Steiner
der Hahn:
„Als das Traumbewusstsein zum Tagesbewusstsein wurde, entstand der Hahn. Erinnern Sie
sich, dass Petrus schläfrig am Feuer sitzt. Wo er bei sich war, hält er zu Christus. Als er
herabgestimmt ist, verleugnet er ihn.“ (Lit.:GA 244, S. 154)

Das erste Aufleuchten des Ich-Bewusstseins geschah, als sich die Sinnesorgane nach außen
öffneten. Die ägyptischen Eingeweihten bezeichneten das als den Skorpion-Stachel, der die
Sinnesorgane durchstach. (Lit.: GA 105, S. 77) Das Gegenstandsbewusstsein des Menschen
konnte sich erst entwickeln, als sich während der Erdenentwicklung in der lemurischen Zeit
der Mond von der Erde getrennt hatte.

Das Erwachen
Im Traum lebt jeder Mensch in seiner eigenen Traumwelt, mit der er innig verwoben ist. Er
kann sich von ihr nicht in einem solchen Maß unterscheiden, dass ein klares
Selbstbewusstsein entsteht. Erst mit dem Erwachen sieht er sich einer von ihm
unabhängigen Außenwelt, der sinnlich erfahrbaren Natur, gegenüber, die er mit anderen
Menschen teilt. Auch die anderen Menschen erfährt er zunächst auf diese Weise. Sie stehen
ihm in ihrer äußeren, sinnlich sichtbaren und berührbaren Gestalt gegenüber, sie teilen sich
durch ihre Sprache mit usw.:

„Nehmen Sie die zwei jedem Menschen ja gut bekannten Bewußtseinszustände, die
vorhanden sind: den träumenden Menschen und den Menschen im gewöhnlichen wachen
Tagesbewußtsein. Wie ist es beim träumenden Menschen? Beim schlafenden Menschen, der
nicht träumt, ist es ja ebenso, denn traumlos schlafen heißt nur, daß die Träume so sehr
herabgedämpft sind, daß man sie nicht merkt. Also wie ist es beim träumenden Menschen?
Er lebt in seiner Traumbilderwelt. Er lebt in derselben, indem sie oftmals für ihn viel
anschaulicher, viel tiefer ins Herz gehend ist - das kann man schon sagen - als dasjenige, was
man im Alltag beim wachen Tagesbewußtsein erlebt. Aber man erlebt es isoliert. Man erlebt
es als die einzelne menschliche Persönlichkeit. In einem und demselben Zimmer können
zwei Menschen schlafen, sie haben zwei ganz verschiedene Welten in ihrem
Traumbewußtsein. Sie erleben diese Welten nicht miteinander. Jeder erlebt sie für sich; sie
können sich höchstens hinterher den Inhalt erzählen.

Wacht der Mensch auf aus dem Traumbewußtsein in das gewöhnliche Tagesbewußtsein, so
nimmt er durch seine Sinne dieselben Dinge wahr, die derjenige, der ihm zunächst steht,
auch wahrnimmt. Eine gemeinschaftliche Welt tritt ein. Der Mensch erwacht zu einer
gemeinschaftlichen Welt, indem er aus dem Traumbewußtsein in das wache
Tagesbewußtsein übergeht. Ja, an was erwacht denn der Mensch aus dem
Traumbewußtsein ins wache Tagesbewußtsein? Er erwacht am Licht, am Geräusch, an seiner
natürlichen Umgebung — in dieser Beziehung machen auch die andern Menschen keine
Ausnahme - zum wachen Tagesbewußtsein, zum gewöhnlichen wachen Tagesbewußtsein.
Aus dem Traum heraus erwacht man an dem Natürlichen des andern Menschen, an seiner
Sprache, an dem, was er einem sagt, und so weiter, an der Art und Weise, wie sich seine
Gedanken und Empfindungen in die Sprache hineinkleiden. An dem, wodurch der
gewöhnliche Mensch, der andere Mensch sich natürlich auslebt, erwacht man. Also man
erwacht an der natürlichen Umgebung zum gewöhnlichen Tagesbewußtsein. In allen
früheren Zeitaltern war es so, daß der Mensch aus dem Traumbewußtsein ins wache
Tagesbewußtsein an der natürlichen Umgebung erwachte. Und dann hatte er an seiner
natürlichen Umgebung zugleich das Tor, durch das er, wenn er es tat, in ein Übersinnliches
hineindrang.“ (Lit.:GA 257, S. 175f)

Heute, im Zeitalter der Bewusstseinsseele, ist noch ein zweites Erwachen möglich, das
Erwachen am anderen Menschen. Aber nicht bloß an dessen sinnlicher Außenseite, sondern
an seiner Seele und seinem Geist.

„Mit dem Erwachen der Bewußtseinsseele, mit dem Entfalten der Bewußtseinsseele ist in
dieser Beziehung ein neues Element hereingetreten ins Menschenleben. Da muß es nämlich
noch ein zweites Erwachen geben, und dieses zweite Erwachen wird immer mehr und mehr
als ein Bedürfnis der Menschheit auftreten: Das ist das Erwachen an Seele und Geist der
andern Menschen. Im gewöhnlichen wachen Tagesleben erwacht man ja nur an der Natur
des andern Menschen; aber an Seele und Geist des andern Menschen will der Mensch
erwachen, der selbständig, der persönlich durch das Bewußtseinszeitalter geworden ist. Er
will an Seele und Geist des andern Menschen erwachen, er will dem andern Menschen
entgegentreten so, daß der andere Mensch in seiner eigenen Seele einen solchen Ruck
hervorbringt, wie es gegenüber dem Traumleben das äußere Licht, das äußere Geräusch und
so weiter hervorbringt.

Dieses Bedürfnis ist einmal ein ganz elementares seit dem Beginne des 20. Jahrhunderts und
wird immer stärker werden. Das ganze 20. Jahrhundert hindurch wird, trotz allem seinem
chaotischen, tumultuarischen Wesen, das die ganze Zivilisation durchsetzen wird, dieses als
Bedürfnis aufzeigen: es wird sich einstellen das Bedürfnis, daß Menschen an dem andern
Menschen in einem höheren Grade werden erwachen wollen, als man erwachen kann an der
bloßen natürlichen Umgebung. Traumleben, es erwacht an der natürlichen Umgebung zum
wachen Tagesleben. Waches Tagesleben, es erwacht am andern Menschen, an Seele und
Geist des andern Menschen zu einem höheren Bewußtsein. Der Mensch muß mehr werden,
als er dem Menschen immer war. Er muß ihm zu einem weckenden Wesen werden. Die
Menschen müssen sich näherkommen, als sie sich bisher gestanden haben: zu einem
weckenden Wesen muß jeder Mensch, der einem andern entgegentritt, werden. Dazu haben
eben die modernen Menschen, die ins Leben jetzt hereingetreten sind, viel zu viel Karma
aufgespeichert, als daß sie nicht ihr Schicksal verbunden fühlen würden, ein jeder mit dem,
der ihm im Leben als anderer Mensch entgegentritt. Wenn man in frühere Zeitalter
zurückgeht, da waren die Seelen jünger, da haben sie weniger karmische Zusammenhänge
gehabt. Jetzt tritt eben die Notwendigkeit ein, daß man nicht nur durch die Natur erweckt
wird, sondern durch die Menschen, die mit einem karmisch verbunden sind und die man
suchen will.“ (Lit.:GA 257, S. 176f)

Dieses Erwachen am anderen Menschen wird künftig immer bedeutsamer werden für die
geistige Gemeinschaftsbildung, insbesondere auch für die anthroposophische
Gemeinschaftsbildung.

Die Entstehung des Gegenstandsbewusstseins


Jede planetarische Weltentwicklungsstufe dient dazu, einen neuen Bewusstseinszustand zu
entwickeln. Auf dem alten Saturn, mit dem die Entwicklung unserer Planetenkette begann,
war das ganze dumpfe, aber dafür den ganzen Kosmos umspannende Trancebewusstsein
entstanden. Während der alten Sonnenentwicklung trat das etwas hellere, zugleich aber
auch engere Tiefschlafbewusstsein hervor, und auf dem alten Mond entwickelte sich das
Bilderbewusstsein, das unserem heutigen Traumbewusstsein ähnelt. Auf all diesen
Entwicklungsstufen, die unserer Erdentwicklung vorangegangen sind, gab es das
Gegenstandsbewusstsein noch nicht; nicht nur der Mensch, auch die höheren Hierarchien
hatten es damals noch nicht, es konnte erst mit der Bildung unserer Erdenwelt entstehen.

„Ein solches Bewußtsein, wie es der Mensch als Erdenbewußtsein hat, wurde ihm
vorbehalten bis zur Erdenzeit. Und nicht nur der Mensch hatte es nicht, es hatten es auch
nicht alle die anderen Wesenheiten, die wir anführen als zu dieser oder jener Hierarchie
gehörig. Es wäre oberflächlich, wenn Sie denken würden, weil zum Beispiel die Engel ihre
Menschheitsstufe auf dem alten Mond durchgemacht haben, deshalb müßten sie auf dem
alten Mond ein solches Bewußtsein gehabt haben wie die Menschen heute auf der Erde. Das
haben sie nicht gehabt, und das unterscheidet sie von dem Menschen, daß sie ihre
Menschheit mit einem anderen Bewußtsein durchgemacht haben. Eine direkte
Wiederholung dessen, was schon da war, findet niemals statt. Alles, was ein
Entwickelungsmoment ist, geschieht nur einmal und geschieht, damit es eben da ist, nicht
um irgend etwas anderes zu wiederholen. Also, damit einmal dieser Bewußtseinszustand
entstehen konnte, den wir heute das Bewußtsein des Erdenmenschen nennen, dazu waren
alle die Vorgänge nötig, die eigentlich diese Erde hervorgerufen haben, dazu war der Mensch
als Mensch notwendig. Und die Erdenwesen konnten unmöglich auf den früheren Stufen der
Entwickelung ein solches Bewußtsein entwickeln. Wenn uns ein Gegenstand gegenübertritt,
dann ist er außer uns, dann erscheint er uns als Wesen außer uns. Alles frühere Bewußtsein
der Wesenheiten, von denen wir reden können, ist so, daß es das Innere von dem Äußeren
nicht unterscheidet, daß es Unsinn wäre, zu sagen: uns erscheint etwas als vor uns stehend.
Das konnten auch die Elohim nicht sagen, das gab es nicht für sie. Sie konnten nur sagen:
Wir leben und weben in dem Weltenall. Wir schaffen, und wir nehmen im Schaffen dieses
unser Schaffen wahr. Nicht vor uns stehen Gegenstände, nicht vor uns erscheinen
Gegenstände. - Dieses Faktum, das in dem Ausspruche liegt «Vor uns erscheinen uns
Gegenstände, es drückt sich in einer äußeren, sagen wir, Raumgestaltung Wesenhaftes aus,
von dem man selber abgetrennt ist, dem man gegenübersteht» - das Faktum, das in diesem
Ausspruche sich kundgeben kann, das trat auch für die Elohim erst während der Erdenzeit
auf. Wenn sie sich fühlten, diese Elohim, während der alten Mondenzeit webend und
wirksam im Lichte, das von der alten Sonne auf den Mond hinfloß, so hätten sie sagen
können: «Wir fühlen uns in diesem Licht drinnen, wir fühlen, wie wir mit diesem Licht uns
hineinsenken in die Wesenheiten, die auf dem alten Mond als Menschen leben. Wir
durcheilen gleichsam den Raum mit diesem Licht.» Aber nicht hätten sie sagen können: «Wir
sehen dieses Licht außer uns.» Das gab es nicht während des alten Mondenzustandes, das
war ein völlig neues Erdenfaktum.

Wenn uns das monumentale Wort auf einer gewissen Stufe der Entwickelung in der Genesis
entgegentritt «Und die Elohim sprachen:», so muß ein neues Faktum hinzukommen: daß sie
sich nicht bloß fühlen mit dem Licht hinfließend, sondern daß ihnen das Licht rückstrahlt von
den Gegenständen, daß ihnen die Gegenstände von außen erscheinen. Der Schreiber der
Genesis drückt das aus, indem er zu dem Worte «Und die Elohim sprachen:» hinzufügt «Und
die Elohim sahen das Licht».

[...]
Und es ist mehr noch gesagt. Es steht nicht bloß da «Und die Elohim sahen das Licht»,
sondern «Sie sahen, daß es schön, oder gut, war». - Ich bemerke, daß der Unterschied
zwischen «schön» und «gut» nicht in derselben Weise gemacht wird in der hebräischen
Sprache wie heute. Dasselbe Wort steht für «schön» und für «gut». Was ist denn überhaupt
mit dem gemeint, was man schön oder gut nennt? In der alten Sanskritsprache, selbst in der
deutschen Sprache kIingt es noch durch, was damit gemeint ist. Das Wort «schön» umfaßt
alle Worte, die in aIIen Sprachen bedeuten, daß ein Inneres, Geistiges in einem äußeren
BiIde erscheint. «Schön sein» heißt, ein Innerliches erscheint äußerlich. Und wir verbinden
heute noch den besten Begriff mit dem Worte Schönheit, wenn wir uns daran halten, daß in
dem schönen Objekt ein inneres geistiges Wesen wie auf der 0berfläche sich im physischen
Bilde darstellt. Wir nennen etwas schön, wenn wir sozusagen in dem äußeren Sinnlichen
durchscheinen sehen das Geistige. Wann ist ein Marmorwerk schön? Wenn es in der
äußeren Form die IIlusion erweckt: da lebt das Geistige darinnen. Das Erscheinen des
Geistigen durch das Äußere, das ist das Schöne.

So also können wir sagen, wenn uns in der Genesis das Wort entgegentritt daß der Geist in
seiner äußeren Erscheinung sich darstellt. Wir können also das Wort, das gewöhnlich
übersetzt wird «Und die Elohim sahen das Licht, und sie sahen, daß es schön war», so
ausdrücken: «Und die Elohim erlebten das Bewußtsein, daß sich ihnen das, in dem sie früher
waren, als ein Äußeres gegenüberstellte, und sie erlebten in dieser Erscheinung, daß der
Geist im Hintergrund war und sich zum Ausdruck brachte in dem Äußeren» - denn das liegt
in dem Wort, daß es «schön» war.“ (Lit.:GA 122, S. 135ff)

Während der alten Mondenentwicklung hatte sich schon einmal die Sonne als
eigenständiger Himmelskörper herausgelöst und ihr Licht von außen auf die alte
Mondenwelt heruntergeworfen. Dort zeigte es wohl seine Wirkungen, aber es konnte
damals noch nicht als von den Gegenständen zurückgeworfener farbiger Abglanz
wahrgenommen werden:

„Zum erstenmal hat sich dieses Sonnenhafte während der alten Mondenzeit abgetrennt. Da,
während der alten Mondenzeit, war zuerst das Licht von außen wirksam, aber nicht als Licht.
Ich habe es ja eben ausgeführt, daß der Satz, der in der Genesis steht: «Und die Elohim
sahen das Licht», unmögIich hätte ausgesprochen werden können in bezug auf die
Entwickelung der Mondenzeit. Da hätte gesagt werden müssen: Und die Elohim eilten durch
den Raum mit dem Licht, waren in dem Licht darinnen, sahen es aber nicht. - So wie etwa
heute einer im Wasser schwimmt und eigentlich das Wasser nicht sieht, sondern sich darin
vorwärts bewegt, so sah man das Licht nicht, sondern es war ein Träger der Arbeit im
kosmischen Raum. Mit der Erde fing an das Licht zu erscheinen, rückzustrahlen von den
Gegenständen.“ (Lit.:GA 122, S. 139f)

ᐃᐁ
Sorat
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(Weitergeleitet von Erdendämon)
Sorat (hebr. ‫ )סורת‬ist die okkulte Bezeichnung des Sonnendämons, der zugleich der
Erdendämon ist, der die für die Zukunft intendierte Wiedervereinigung der Erde mit der
Sonne verhindern[1] und den Menschen dauerhaft an die dann zurückbleibende
Erdenschlacke, die sog. achte Sphäre, binden will[2]. Er wird damit zum größten Gegner des
Christus, der sich durch das Mysterium von Golgatha mit der Erde verbunden hat, um eben
diese Wiedervereinigung einzuleiten und den Menschen zu befähigen, an der damit
verbundenen Vergeistigung teilzunehmen. Sorat ist das in der Apokalypse des Johannes
erwähnte Tier mit den zwei Hörnern, dessen Name nur verschlüsselt durch die Zahl des
Tieres - 666 - genannt wird.

Sorat und die Trennung von Erde und Sonne in der hyperboräischen Zeit

Die drei bisherigen bösen Prinzipien


In der hyperboräischen Zeit bewirkten die verdichtenden, verhärtenden Kräfte Sorats, dass
sich die Erde, die damals noch den Mond in sich trug, als selbstständiger Himmelskörper aus
der Sonne herauslöste. Als abnormer Geist der Form erzeugte er an der Peripherie der
ätherischen Sonnen-Erden-Sphäre zunächst eine Einstülpung, in der die anfangs rein geistige
Form zerbrach und sich, ähnlich wie bei den anderen Planeten (vgl. → Planetenentstehung),
als physische Erde materialisierte. Dem entgegen wirkten die Kräfte von Nachiel (Lit.:GA 101,
S. 135ff), durch die sich die Sonne weiter verfeinern und vergeistigen konnte und so den
Elohim ihr Schöpfungswerk ermöglichten. Die Schilderungen der biblischen Genesis setzen
etwa zu diesem Zeitpunkt ein (Lit.:GA 122, S. 35).

Das Tier der Apokalypse und das mystische Lamm


In der Apokalypse des Johannes erscheint das zweigehörnte Tier unmittelbar nach dem Tier
mit den 10 Hörnern und den 7 Häuptern:

„1 Und ich sah ein Tier aus dem Meer steigen, das hatte zehn Hörner und sieben Häupter
und auf seinen Hörnern zehn Kronen und auf seinen Häuptern lästerliche Namen. 2 Und das
Tier, das ich sah, war gleich einem Panther und seine Füße wie Bärenfüße und sein Rachen
wie ein Löwenrachen. Und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Thron und große
Macht. 3 Und ich sah eines seiner Häupter, als wäre es tödlich verwundet, und seine tödliche
Wunde wurde heil. Und die ganze Erde wunderte sich über das Tier, 4 und sie beteten den
Drachen an, weil er dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist
dem Tier gleich und wer kann mit ihm kämpfen? 5 Und es wurde ihm ein Maul gegeben, zu
reden große Dinge und Lästerungen, und ihm wurde Macht gegeben, es zu tun
zweiundvierzig Monate lang. 6 Und es tat sein Maul auf zur Lästerung gegen Gott, zu lästern
seinen Namen und seine Hütte und die im Himmel wohnen. 7 Und es wurde ihm gegeben, zu
kämpfen mit den Heiligen und sie zu überwinden; und es wurde ihm gegeben Macht über
alle Stämme und Völker und Sprachen und Nationen. 8 Und alle, die auf Erden wohnen,
werden ihn anbeten, alle, deren Namen nicht vom Anfang der Welt an geschrieben stehen in
dem Lebensbuch des Lammes, das geschlachtet ist. 9 Hat jemand Ohren, der höre! 10 Wenn
jemand ins Gefängnis soll, dann wird er ins Gefängnis kommen; wenn jemand mit dem
Schwert getötet werden soll, dann wird er mit dem Schwert getötet. Hier ist Geduld und
Glaube der Heiligen! 11 Und ich sah ein zweites Tier aufsteigen aus der Erde; das hatte zwei
Hörner wie ein Lamm und redete wie ein Drache. 12 Und es übt alle Macht des ersten Tieres
aus vor seinen Augen und es macht, dass die Erde und die darauf wohnen, das erste Tier
anbeten, dessen tödliche Wunde heil geworden war. 13 Und es tut große Zeichen, sodass es
auch Feuer vom Himmel auf die Erde fallen lässt vor den Augen der Menschen; 14 und es
verführt, die auf Erden wohnen, durch die Zeichen, die zu tun vor den Augen des Tieres ihm
Macht gegeben ist; und sagt denen, die auf Erden wohnen, dass sie ein Bild machen sollen
dem Tier, das die Wunde vom Schwert hatte und lebendig geworden war. 15 Und es wurde
ihm gegeben, Geist zu verleihen dem Bild des Tieres, damit das Bild des Tieres reden und
machen könne, dass alle, die das Bild des Tieres nicht anbeteten, getötet würden. 16 Und es
macht, dass sie allesamt, die Kleinen und Großen, die Reichen und Armen, die Freien und
Sklaven, sich ein Zeichen machen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn 17 und dass
niemand kaufen oder verkaufen kann, wenn er nicht das Zeichen hat, nämlich den Namen
des Tieres oder die Zahl seines Namens. 18 Hier ist Weisheit! Wer Verstand hat, der überlege
die Zahl des Tieres; denn es ist die Zahl eines Menschen, und seine Zahl ist
sechshundertsechsundsechzig.“

– Offenbarung des Johannes: 13,1-18 LUT


Überwunden wird Sorat durch das Mystische Lamm, den Christus.

"Sie wissen, daß sich die Sonne einmal von der Erde abgetrennt hat, daß sie sich aber in
ferner Zukunft mit der Erde wieder vereinigen wird. Das Wesen, das die Menschen dazu
befähigt, sich so zu vergeistigen, daß sie sich mit der Sonne wieder vereinigen können,
bezeichnet man im Okkultismus als die Intelligenz der Sonne (Mystisches Lamm). Diesem
guten Sonnengeist wirkt ein böser, das Dämonium der Sonne, entgegen. Beide Kräfte wirken
nicht nur in der Sonne, sondern sie senden ihre Wirkungen auf die Erde herab. Die Kräfte des
guten Sonnengeistes ziehen in Pflanze, Tier und Mensch ein, sie rufen das Leben auf der
Erde hervor. Das gegnerische Prinzip des Sonnendämons, diejenige Gewalt, welche der
Vereinigung der Erde mit der Sonne entgegensteht, wirkt in den bösen Kräften des
Menschen.

Das Septagramm als Symbol des mystischen Lammes


Seit alten Zeiten gibt es hierfür okkulte Sinnbilder. Ein siebeneckiges Zeichen ist das Symbol
für den guten Sonnengeist. Die sieben Ecken bezeichnen symbolisch die sieben Planeten.
Das Pentagramm ist das Sinnbild für den Menschen. Die Sterne zeichnet der Okkultist in der
Gestalt von sieben Augen in die Figur [des Septagramms] hinein. Umgeben von einer Linie
sind die Kräfte alle verschlungen. Sie binden alles zusammen. Das ist auch von den
Okkultisten aufgezeichnet in den Wochentagen. Verfolgen Sie diese Linie, so haben Sie die
Namen der Wochentage in der Richtung der Linie gehend [...]

Man nennt den guten Sonnengeist auch das Lamm. Wir sprachen schon vom Pentagramm
als Symbol des Menschen. Der schwarze Magier verwendet das Pentagramm so, daß die
zwei «Hörner» nach oben gehen und das eine, die Spitze, nach unten [→ Drudenfuß]. Nach
der Vollendung dieser Entwickelung haben die Guten dann sieben «Hörner» entwickelt. Das
ist das Zeichen für den Christus-Geist.

Lesen Sie die Stelle, wo Johannes das Buch mit den sieben Siegeln empfängt, mit dieser
okkulten Erkenntnis. Lesen wir es, wie das geschildert wird im vierten Kapitel der
Offenbarung. «Und alsobald war ich im Geist. Und siehe, ein Stuhl war gesetzt im Himmel
und auf dem Stuhl saß einer; und der da saß, war gleich anzusehen wie der Stein Jaspis und
Sarder... Und um den Stuhl waren vierundzwanzig Stühle und auf den Stühlen saßen
vierundzwanzig Älteste» — die ich Ihnen vorgeführt habe in den vierundzwanzig Stunden
des Weltentages – Tag und Nacht. Und dann, was weiter zu finden ist im fünften Kapitel.
«Und ich sah, und siehe, mitten zwischen dem Stuhl und den vier Tieren und zwischen den
Ältesten stand ein Lamm, wie wenn es erwürgt wäre, und hatte sieben Hörner und sieben
Augen, das sind die sieben Geister Gottes, gesandt in alle Lande.» – Dieses okkulte Zeichen
liegt zugrunde, wenn Johannes in der Apokalypse auf die Geheimnisse des Weltendaseins
hinweist. Nur wer diese kennt, kann erahnen, ein wie tiefes Buch die Apokalypse ist und was
es zu bedeuten hat, wenn der Widersacher des Lammes als das Tier mit den zwei Hörnern
geschildert wird. Das Symbol des Sonnendämons wird so gezeichnet:

Das Symbol Sorats


Die Apokalypse ist ganz in okkulter Schrift geschrieben, die durch Worte ausgedrückt ist.

Ein Geheimnis verbirgt sich auch in der Zahl des Tieres 666, von der es zugleich heißt: Es ist
eines Menschen Zahl. – Nach der aramäischen Geheimlehre ist diese Zahl so zu lesen: 400,
200, 6, 60. Diesen vier Zahlen entsprechen die hebräischen Buchstaben Taw, Resch, Waw
und Samech. Im Hebräischen liest man von rechts nach links:

400, 200, 6, 60
‫ת‬ ‫ר‬ ‫ו‬ ‫ס‬
Taw Resch Waw Samech
Diese Buchstaben symbolisieren die vier Prinzipien, die den Menschen zur völligen
Verhärtung führen, wenn es ihm nicht gelingt, sie umzuwandeln. Durch Samech wird das
Prinzip des physischen Leibes ausgedrückt, durch Waw das des Ätherleibes, durch Resch das
des Astralleibes, durch Taw das niedere Ich, das sich nicht zum höheren Ich erhoben hat. Das
Ganze zusammengelesen, heißt Sorat. Dies ist der okkulte Name des Sonnendämons, des
Widersachers des Lammes. Das ist das Geheimnis, aus dem die neuere Theologie gemacht
hat: Es heißt Nero. Man kann wirklich keine größere Fabelei finden. Der, welcher die Sache
von Nero erfunden hat, wird als einer der größten Geister der Theologie geschätzt. Dicke
Werke sind darüber geschrieben worden. So wird mißverstanden, was in den symbolischen
Zeichen liegt. Bücher wie die Apokalypse kann nur der verstehen, der die okkulte Schrift zu
lesen vermag." (Lit.: GA 096, S. 314ff)

Sorat und die schwarze Magie


Begibt man sich auf den Pfad der schwarzen Magie, nähert man sich dem zweihörnigen Tier.
Heute ist diese Gefahr noch relativ gering, da erst wenige Menschen in der Lage sind,
geistige Kräfte in derartiger Weise zu missbrauchen. Künftig wird diese Gefahr aber immer
größer werden.

„Erst wenn einmal begonnen wird damit, daß der Mensch sozusagen das Abc der schwarzen
Magie absolviert, dann ist er auf dem gefährlichen Wege nach dem Abgrund. Und dieses Abc
besteht darin, daß ein Mensch, der der Schüler eines schwarzen Magiers wird, dazu
angehalten wird, in ganz bewußter Weise das Leben zu ertöten, dem Leben vor allen Dingen
in der Ertötung soviel Schmerz als möglich zuzufügen, und in diesem Zufügen des Schmerzes
eine gewisse Befriedigung zu fühlen. Wenn die Absicht besteht, in ein Lebewesen zu stechen
oder zu schneiden mit der Absicht, in dem Schmerze desselben Seligkeit zu fühlen, dann liegt
darin das Abc der schwarzen Künste. Was darüber hinausgeht, kann nicht gestreift werden.
Aber Sie werden es schon scheußlich genug finden, wenn Ihnen gesagt wird, daß der
schwarzmagische Anfänger zu schneiden und zu stechen hat in lebendiges Fleisch, nicht so
wie der Vivisektor schneidet — es ist dies auch schon etwas Schlimmes, doch findet das
Wesen der Vivisektion seine Überwindung in den Vivisektoren selber, indem diese in
Kamaloka an sich selbst die Schmerzen werden zu spüren haben, die sie ihren Opfern
zugefügt haben, und deshalb die Vivisektion in Zukunft lassen werden —, sondern wer in
systematischer Weise ins Fleisch schneidet und daraus Befriedigung empfindet, der fängt an,
auf die abschüssige Bahn der schwarzen Magie zu kommen. Und dadurch ist die Möglichkeit
gegeben für ihn, immer mehr und mehr sich jenem Wesen zu nähern, dem zweihörnigen
Tier.

Dieses Wesen selbst, das wir als das zweihörnige Tier charakterisiert haben, brauchen wir
uns durchaus nur so vorzustellen, daß es als verführendes Wesen von ganz anderer Art als
der Mensch ist. Es stammt aus anderen Weltperioden, hat anderer Weltperioden Neigungen
angenommen und wird sich tief befriedigt fühlen, wenn es auf Wesen stößt, wie diese bösen
Wesen sein werden, die sich geweigert haben, innerlich anzunehmen, was als Gutes aus der
Erde fließen kann. Dieses Wesen hat nichts von der Erde haben können. Es hat kommen
sehen die Erdenentwickelung, aber es hat sich gesagt: Ich bin nicht mit der Erde so
fortgeschritten, daß ich von dem irdischen Dasein irgend etwas haben kann. — Dieses
Wesen hätte nur dadurch etwas haben können von der Erde, wenn es in einem bestimmten
Augenblick die Herrschaft hätte erlangen können, nämlich da, wo das Christus-Prinzip
heruntergestiegen ist auf die Erde. Wenn dieses Christus-Prinzip damals im Keim erstickt
worden wäre, wenn der Christus von dem Widersacher hätte überwunden werden können,
dann allerdings wäre es möglich gewesen, daß die Erde in ihrer Ganzheit diesem Sorat-
Prinzip verfallen wäre. Das ist nicht der Fall gewesen, und so muß sich dieses Wesen
begnügen mit den Abfällen, die sich nicht hingeneigt haben zum Christus-Prinzip, mit jenen
Menschen, die in der Materie steckengeblieben sind. Die werden in der Zukunft seine
Heerscharen sein.“ (Lit.:GA 104, S. 239f)

„Wenn die Sonne sich wieder mit der Erde vereinigt haben wird, dann wird der Mensch
dadurch, daß er seine Triebe, Begierden und Leidenschaften gereinigt haben wird, die
luziferischen Wesen erlösen. Die luziferischen Wesenheiten, die nicht mitgehen zur Sonne,
bleiben in dem Zustande, in dem sie waren; sie erscheinen dann als ausgeworfen in die böse
untere Astralwelt. Das ist dann die alte Schlange und es tritt hervor der erste der Drachen.
Beim Eintritt der Erde in die Sonne erscheint also ein Drache. Aber es gibt noch anderes
Zurückgebliebenes: solche Menschen, die nicht recht dafür können, daß sie in der Tierheit
zurückgeblieben sind, die Sklaven bleiben ihrer tierischen Instinkte. Während die anderen
Menschen zur Sonne gehen, bilden sie eine böse Macht gegenüber den anderen. Sie bilden
das zweite Ungeheuer, und der Apokalyptiker sagt in seiner exakten Art: der luziferische
Drache erscheint am Himmel, weil er aus höheren Welten kommt; das zweite Tier steigt auf
aus dem Meer – das sind die zurückgebliebenen tierischen Menschen. (Vgl. Apk. 12,3-13, 10)

Nun haben wir noch eine dritte Erscheinung: das sind die schwarzen Magier. Die bleiben
nicht in der Tierheit zurück, die entwickeln in sich spirituelle Fähigkeiten. Sie haben sich in
voller Bewußtheit abgewendet und geben die fleischliche Inkarnation ab für den Sorat; das
wird die Verfleischlichung des Sonnendämoniums sein. Nun aber sehen wir, wie noch einmal
in der Zukunft das Erdenhafte aus der Sonne heraustritt. Würden die spirituellen Menschen
für immer mit der Sonne vereinigt bleiben, so würden die ohne Schuld in der Tierheit
zurückgebliebenen Menschen nicht mehr gerettet. So treten diese spirituellen Menschen
noch einmal heraus und vereinigen sich mit dem, was herausgefallen ist, um zu versuchen,
diese Zurückgebliebenen zu retten.
Als die Erde anfing «Erde» zu sein, mußte sie noch einmal den Saturn-, Sonnen- und
Mondenzustand kurz wiederholen. So hat sie Wiederholungen durchgemacht, ehe sie zur
jetzigen Erde wurde und muß nun, während des eigentlichen Erdenzustandes noch,
prophetisch vorausspiegeln: Jupiter, Venus und Vulkan. So macht sie innerhalb des
eigentlichen Erdenzustandes sieben Zustände durch, die man gewöhnlich Runden nennt.
Während des voraus gespiegelten Jupiterzustandes kommt eben das vor, daß die Erde sich
mit der Sonne vereinigt. Auf dieser Jupiter-Erde kommen noch einmal alle die großen
Zeitkulturen vor und die sieben Zwischenzeiträume, nur viel weniger scharf angedeutet. Auf
dieser Jupiter-Erde haben noch viele Wesenheiten die Möglichkeit, errettet zu werden,
selbst die schwarzen Magier.

Ebenso ist es noch einmal auf der Venus-Erde; da haben wir einen sechsten planetarischen
Zwischenzustand. Aber auch da sträuben sich diese zurückgebliebenen Wesen noch
hartnäckig und dieser Zustand ist entscheidend.

Auf der Vulkan-Erde kann dann nichts mehr gerettet werden. Auf der Venus-Erde ist in der
letzten Unterzeitepoche der letzte Moment für die Errettung gekommen. Deshalb haben die
alten Kabbalisten das Wort «Sorat» gebildet, weil darin die Zahl 666 enthalten ist. Das ist
auch die Zahl jener Menschen, die aus ihrem freien, raffinierten Willen heraus zu schwarzen
Magiern geworden sind, indem sie spirituelle Kräfte in den Dienst ihres Egoismus gestellt
haben. Der erste Drache ist also kein Mensch; er kam aus der geistigen Welt; der zweite
Drache wird zur tierischen Natur gerechnet, aber im eminentesten Sinne rechnet die Bibel
diese Zahl der dritten Gruppe zu den Menschen. So ist 666 nicht eines Tieres Zeichen,
sondern eines Menschen Zahl.“ (Lit.:GA 104a, S. 120ff)

„Jetzt noch die dritte Art von Wesen, die zurückbleiben. Das sind solche, die sich auf der Erde
die Anlage erwerben zum schwarzen Magier. Sie bleiben innerhalb der Menschheit zurück,
entwickeln Fähigkeiten, die hineinführen in die übersinnliche Natur, aber sie gebrauchen
diese Fähigkeit im Dienste schwarzer Magie. Nicht im Instinkt, sondern im vollen
Bewusstsein haben sie sich abgewendet und geben fleischliche Materie her für Sorat. Er
inkarniert sich in ihnen als ihre Gruppenseele. Die Menschen werden die Verfleischung sein
des Sonnendämons.“ (Lit.:GA 90a, S. 152f)

„Nachdem sich die Erde mit der Sonne vereinigt hat, muss sie die künftigen planetarischen
Entwicklungen wie prophetisch vorausnehmen. Eine Vorausnahme des Jupiter-, Venus-,
Vulkan-Zustandes. Während des vorausgenommenen Jupiter-Zustandes treten die Wesen
heraus, und die Jupiter-Erde ist da neben der Sonne. Auf der Jupiter-Erde haben die Wesen
Gelegenheit, zurückgenommen zu werden; die Unterzustände sind nur in Andeutungen da,
und auf dem Vulkan-Zustand geht alles ineinander über. Also erleben wir nach unserer Erde
eine Jupiter-Erde. Da haben sogar die schwarzen Magier - Sorat - eine Möglichkeit zur Sonne
zurückzukehren. Aber eine Anzahl wird es nicht tun. Und jetzt, da sie auf der Jupiter-Erde
zurückgeblieben sind, auch eine Anzahl Menschen, vergeistigt sich die Erde wiederum. Noch
einmal beschließen die, die sich spiritualisiert haben, zurückzukehren und bilden eine
Zwischenerde. Noch einmal lassen sich einige Sorat-Wesen erlösen; andere sträuben sich
hartnäckig auf der Venus-Erde noch; und für die gibt es keine Möglichkeit der Erlösung mehr
auf der Vulkan-Erde. Der sechste, der Venus-Zwischenzustand, ist also das Entscheidende.
Erst im sechsten Zustande des Venus-Erdenplaneten kommt dieses Entscheidende. In
diesem gibt es wieder etwas, was den Unterrassen parallel geht, also wartet die Entwicklung
auf den kleinsten Zyklus, also auf den sechsten Unterzustand dort, um noch zu erretten. Und
erst da, im sechsten Unterzustand des sechsten Hauptzustands des Venuszyklus ist alles aus:
666.“ (Lit.:GA 90a, S. 153f)

Sorat und die achte Sphäre


„Aber die, welche sich in der Zeit der Venus-Erde als unreif erwiesen haben, die sich unter
die Herrschaft des Sorat gestellt haben, müssen sich jetzt absondern auf einer besonderen
Erdkugel, während die sieben anderen abwärts und wieder aufwärts gehen. So fällt die
Kolonie des Sorat heraus. Die schwarzen Magier bewohnen diese achte Sphäre, die links
geht, und das Tier beherbergt alles, was herausfällt: das ist der achte Zustand. So könnten
wir alle theosophischen Lehren in der Apokalypse finden.“ (Lit.:GA 104a, S. 128)

Die Steigerung der Sorat-Wirkungen in 666-jährigen Perioden


→ Hauptartikel: 666
Die Wirkung Sorats steigert sich in 666-jährigen Perioden. Um das Jahr 666 zeigte sich das
Eingreifen Sorats in der Strömung des Arabismus. Ein zweites Mal trat der Sorat-Impuls um
1332 (= 2 x 666) in der systematisch betriebenen Vernichtung des Templerordens hervor. Die
bedeutsamste Steigerung der Sorat-Wirkung wurde von Rudolf Steiner für das Jahr 1998 (= 3
x 666) angekündigt. Die Folgen dieses Ereignisses, das für Steiner noch in der Zukunft lag,
mittlerweile aber Tatsache geworden ist, können vorerst noch nicht in ihrer ganzen Größe
überschaut werden. Es zählt zu den wichtigsten spirituellen Aufgaben der näheren Zukunft,
darüber zu konkreten Einsichten zu gelangen. Nach einer Bemerkung Rudolf Steiners wäre
der "rechtmässige" Zeitpunkt für eine irdische Inkarnation Ahrimans das Jahr 2664 = 4 x 666,
was also viermal der Zahl des Tieres entspricht[3]. Ahriman wird aber alles daran setzten um
sich ggf. auch schon früher inkarnieren zu können. Als eine kritische Phase galt insbesondere
das Jahr 1998, dessen Wirkungen noch weit über unsere unmittelbare Gegenwart
hinausstrahlen.

666
„Wenn wir uns diese Gesamtheit der Wesen vorstellen, die walten im Zusammenhang mit
den einzelnen Planeten einschließlich der Sonne, dann bekommen wir dasjenige, was als die
Geistigkeit jedes einzelnen dieser Planeten bis ins 14. Jahrhundert, selbst von den
katholischen Kirchenlehrern, als die Intelligenz der Planeten angeschaut wurde. Wir können
durchaus von der Intelligenz der Planeten als von einer Realität sprechen, so wie wir von der
Erdenmenschheit sprechen können als der Intelligenz der Erde. Und jeder solche Planet hat
nicht nur seine Intelligenz, sondern auch seinen Dämon; und das wußten, wie gesagt, die
Kirchenlehrer bis ins 14., 15. Jahrhundert. Die Gesamtheit der Gegner der Intelligenzen auf
einem Planeten sind Dämonen. Und so ist es auch auf der Sonne.

Wenn wir nun in dem Christentum vorzugsweise eine Evolution im Sinne des Sonnengenius
sehen, der Sonnenintelligenz, so müssen wir in dem, was der Evolution des Christentums
widerstrebt, den Sonnendämon sehen. Und das sah der Apokalyptiker. Er sah hinter die
Kulissen desjenigen, was geschah, indem das Christentum aus Rom nach dem Osten
flüchtete, und er sah das Christentum andere Formen des Erkennens annehmen. Er sah
hereinbrechen in dieses nach zwei Seiten hin vom Schein bedrohte Christentum das
mächtige Gegenprinzip des Arabismus. Und indem er hinter die Kulissen der äußeren
arabischen und mohammedanischen Taten sah, war es ihm klar: da arbeitet gegen den
Sonnengenius, gegen die Sonnenintelligenz, der Sonnendämon. – Den Sonnendämon mußte
er daher hinstellen als dasjenige, was gegen das christliche Prinzip im Menschen so wirkt und
lebt, daß der Mensch, wenn er sich diesem Sonnendämon ergibt, nicht erreichen will den
Anschluß an die Göttlichkeit Christi, sondern im Untermenschlichen bleiben will. «Dem
Sonnendämon ergebene Menschen» ihrer Seelenart nach, so würde der Apokalyptiker,
wenn er darum gefragt worden wäre, die Vertreter des Arabismus in Europa genannt haben.
Und ihm war es klar, daß aus diesem Arabismus alles aufsteigt, was den Menschen an die
Tierheit heranbringt, in den Anschauungen, aber nach und nach ja auch in den
Willensimpulsen. Wer könnte verkennen, daß das auch in den Willensimpulsen lebt. Die
Dinge, die in der Welt als Realitäten geschehen, sind so, daß man nicht immer Ursache und
Wirkung nebeneinander sieht; man sieht nicht die Absicht und das, was die Absicht im Auge
hat.

Deshalb darf man sich fragen: Was würde denn geschehen, wenn der Arabismus, die Lehre
des Sonnendämons, vollständig siegen würde? – Dann würde die Menschheit
herausgeworfen aus dem Erleben solcher Zustände, wie sie von den Menschen erlebt
werden müssen, wenn das Wirken des Karma aus früheren Inkarnationen oder die
Transsubstantiation erfaßt werden soll. Letzten Endes war das, was aus dem Arabismus
herausfloß, gegen das Verständnis der Transsubstantiation gerichtet. Gewiß, die äußerlichen
Tatsachen schauen nicht so aus, aber der Sonnendämon, er hat die Absicht, indem er nur
das alte Vater-Prinzip, die natürlichen Zusammenhänge, gelten läßt, hinwegzufegen von der
menschlichen Anschauung jene Art des Zusammenhanges, die in allerhöchstem Maße tätig
ist bei einem Sakrament wie der Transsubstantiation. Und so war für den Apokalyptiker der
Sonnendämon ganz besonders am Werke um dieses Jahr 666.“ (Lit.:GA 346, S. 116ff)

1332

Tafel 6
„Aber, meine lieben Freunde, die Zahl 666 ist einmal da in jener Zeit, in welcher der
Arabismus hineinschießt in das Christentum, um der abendländischen Kultur das Siegel des
Materialismus aufzudrücken, sie ist ein zweites Mal da, nachdem wieder 666 Jahre verlaufen
sind: 1332, im 14. Jahrhundert (Tafel 6). Und da haben wir ein neues Erheben des Tieres aus
den Fluten des Weltgeschehens heraus. Es erscheint demjenigen, der so schaut wie der
Apokalyptiker, das Weltgeschehen wie ein fortwährendes Fluten einer Epoche von 666. Das
Tier erhebt sich, bedrohend das Christentum mit seinem Suchen nach dem wahren
Menschentum, geltend machend gegen das Menschentum das Tiertum; es regt sich Sorat.
Im 14. Jahrhundert sehen wir wieder sich erheben den Sorat, den Widersacher.

Es ist die Zeit, in welcher aus tiefen Seelenuntergründen heraus, viel mehr als aus dem
Orientalismus heraus, der Tempelherren-Orden in Europa stiften wollte eine Sonnenansicht
des Christentums, eine Ansicht vom Christentum, die wiederum hinaufschaute zu dem
Christus als einem Sonnenwesen, als einem kosmischen Wesen, die wiederum etwas wußte
von den Geistigkeiten der Planeten und der Sterne, die wußte, wie im Weltengeschehen
zusammenwirken die Intelligenzen weit auseinanderliegender Welten, nicht bloß die
Wesenheiten eines Planeten, und die auch etwas wußte von den mächtigen Oppositionen,
die stattfinden durch solche widerspenstigen Wesenheiten wie den Sonnendämon Sorat, der
einer der mächtigsten Dämonen innerhalb unseres Systems ist. Im Grunde ist es
Sonnendämonie, welche im Materialismus der Menschen wirkt.
Es ist heute natürlich von einem gewissen Gesichtspunkt aus schwierig, davon zu sprechen,
was aus der europäischen Zivilisation geworden wäre, wenn der so mächtige, auch äußerlich
mächtige Tempelherren-Orden – man hat ihm seine Schätze ja genommen – seine Absichten
hätte ausführen können. Aber in den Herzen und Seelen derjenigen, die nicht früher ruhen
konnten, als bis dieser Orden 1312 untergegangen war und Jakob von Molay 1314 den Tod
gefunden hatte, in den Herzen derjenigen, die die Widersacher des kosmischen, des in den
Kosmos hinausschauenden Christus waren, lebte Sorat wieder auf, und nicht zum geringsten
Teile so, daß er sich der damaligen Gesinnung der römischen Kirche bediente, um gerade die
Templer zu töten. Damals war ja das Hervortreten dieses Sorat schon anschaulicher, denn es
umschwebt ein grandioses Geheimnis den Untergang dieses Tempelherren-Ordens. Wenn
man in das hineinschaut, was in diesen Menschen, die dazumal als Templer hingerichtet
worden sind, vorging während ihrer Folterungen, dann bekommt man schon eine
Vorstellung davon, wie das von Sorat angestiftet war, was in den Visionen der gefolterten
Templer lebte, so daß sie sich selbst verleumdeten und man eine billige Anklage gegen sie
hatte, die aus ihrem eigenen Munde kam. Das furchtbare Schauspiel stand vor den
Menschen, daß diejenigen, die etwas ganz anderes vertraten, während ihrer Folterung nicht
davon sprechen konnten, sondern daß die verschiedenen Geister aus den Heerscharen des
Sorat aus ihnen sprachen und über den Orden selbst die schändlichsten Dinge aus dessen
eigenen Angehörigen sprachen.“ (Lit.:GA 346, S. 119f)

1998
„Wir haben jetzt bevorstehend das Zeitalter der dritten 666: 1998. Zum Ende dieses
Jahrhunderts kommen wir zu dem Zeitpunkt, wo Sorat wiederum aus den Fluten der
Evolution am stärksten sein Haupt erheben wird, wo er sein wird der Widersacher jenes
Anblickes des Christus, den die dazu vorbereiteten Menschen schon in der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts haben werden durch die Sichtbarwerdung des ätherischen Christus. Es wird
nur noch zwei Drittel des Jahrhunderts dauern, bis Sorat in mächtiger Weise sein Haupt
erheben wird.

Meine lieben Freunde, beim Ablauf der ersten 666 war Sorat noch hineingeheimnißt in den
Evolutionsgang der Ereignisse; man sah ihn nicht in äußerlicher Gestalt, er lebte in den Taten
des Arabismus drinnen und der Initiat konnte ihn sehen. Als die zweiten 666 Jahre
abgelaufen waren, zeigte er sich schon in dem Denken und Fühlen der gefolterten Templer.
Und noch vor Ablauf dieses Jahrhunderts wird er sich zeigen, indem er in zahlreichen
Menschen auftreten wird als diejenige Wesenheit, von der sie besessen sind. Man wird
Menschen heraufkommen sehen, von denen man nicht wird glauben können, daß sie
wirkliche Menschen seien. Sie werden sich in einer eigentümlichen Weise auch äußerlich
entwickeln. Sie werden äußerlich intensive starke Naturen sein mit wütigen Zügen,
Zerstörungswut in ihren Emotionen. Sie werden ein Antlitz tragen, in dem man äußerlich
eine Art Tierantlitz sehen wird. Die Soratmenschen werden auch äußerlich kenntlich sein, sie
werden in der furchtbarsten Weise nicht nur alles verspotten, sondern alles bekämpfen und
in den Pfuhl stoßen wollen, was geistiger Art ist. Man wird es erleben zum Beispiel in dem,
was gewissermaßen konzentriert ist auf engem Raume in seinen Keimen im heutigen
Bolschewismus, wie das eingefügt werden wird in die ganze Erdenentwickelung der
Menschheit.

Darum ist es so wichtig, daß alles, was nach Spiritualität streben kann, das auch wirklich tut.
Denn das, was der Spiritualität widerstrebt, das wird da sein, denn das arbeitet sozusagen
nicht unter der Freiheit, sondern unter der Determination. Diese Determination geht dahin,
daß am Ende dieses Jahrhunderts Sorat wieder los sein wird, und daß das Streben, alles
Geistige hinwegzufegen, in den Absichten einer großen Anzahl von Erdenseelen sitzen wird,
wie es prophetisch der Apokalyptiker vorausschaut in dem tierhaften Antlitz und in der
tierhaften Stärke in bezug auf die Ausführung der Widersachertaten gegen das Spirituelle.
Sind ja doch heute schon wahrhafte Wutentfaltungen vorhanden gegen das Spirituelle. Aber
das sind nur die ersten Keime.“ (Lit.:GA 346, S. 122f)

Die sich zunehmend steigernde Wirkung dieser Sorat-Kräfte war schon während des ganzen
20. Jahrhunderts spürbar. Wesentlich beteiligt waren sie schon am Ausbruch des Ersten
Weltkriegs und allem, was daraus folgte:

„Gebahnt wird ja der Weg für das Hereintreten der Dämonen, die Anhänger des großen
Soratdämons sind. Man braucht nur mit denjenigen verständigen Menschen zu sprechen,
die zum Beispiel etwas wissen über den Ausgangspunkt des Weltkrieges. Man wird nie
Unrecht bekommen, wenn man sagt, daß die etwa 40 Menschen, die schuldig sind am
Ausbruch dieses Weltkrieges, fast alle im Augenblick des Kriegsausbruches herabgedämpftes
Bewußtsein hatten. Das ist aber immer das Eingangstor für ahrimanische Dämonenmächte,
und einer der größten dieser Dämonen ist Sorat. Das sind die Versuche von Sorats Seite,
zunächst wenigstens temporär in menschliche Bewußtseine einzudringen und Unheil,
Verwirrung zu bewirken. Nicht der Weltkrieg, aber das, was folgte und das furchtbarer ist
und immer noch furchtbarer werden wird, zum Beispiel die gegenwärtige Verfassung
Rußlands, das ist dasjenige, was durch die in die Menschenseelen eindringenden
Soratgeister angestrebt wird.“ (Lit.:GA 346, S. 123f)

2664
→ Hauptartikel: 2664
Die Zeit um das Jahr 2664 = 4 x 666 erscheint als der geeignetste Zeitpunkt für die zu
erwartende Inkarnation Ahrimans, die sich nach der Aussage Rudolf Steiners gegen Ende des
3. Jahrtausends ereignen sollte[4]. Ahriman wird aber alles daran setzten, um sich schon
früher inkarnieren zu können.

Sorat als Erdendämonium und Gegenkraft zu Nachiel


Nachiel (hebr. ‫)נכיאל‬, die Intelligenz der Sonne[5][6], steht für die starken Kräfte der Sonne,
die sich von der Erde am Beginn der Genesis trennen mussten, damit die Erde nicht zu rasch
vergeistigt wurde. Nachiel hat im Hebräischen die Ziffersumme 111. Die Gegenkraft dazu ist
das Erden- und Sonnendämonium Sorat.

„Als die Erde nach der Mondenentwickelung wieder hervortrat, da war sie eigentlich noch
nicht unsere heutige Erde. Da war sie Erde plus Sonne plus Mond. Diese waren ein Körper.
Wenn Sie also die heutige Erde zusammenrühren würden mit dem Mond und der Sonne und
einen einzigen Körper daraus machten, würden Sie das haben, was die Erde im Beginne ihrer
Entwickelung war. Zuerst trennte sich die Sonne von der Erde ab, und damit trennten sich
auch alle diejenigen Kräfte, die für den Menschen zu dünn, zu geistig waren, unter deren
Einfluß er sich zu schnell vergeistigt haben würde. Wenn der Mensch nur unter dem Einfluß
der Kräfte gestanden hätte, die in diesem Sonne-Mond-Erdenkörper zusammen enthalten
waren, dann würde er sich sehr rasch vergeistigt haben, er würde sich nicht bis in die
physische Materialität herunter entwickelt haben, und er hätte dann nicht ein eigenes
Selbstbewußtsein, ein Ich-Bewußtsein erlangen können, das er erlangen mußte.

Sie wissen alle, daß es eine imaginative Erkenntnis gibt und okkulte Schriftzeichen, [in denen
die imaginative Erkenntnis ausgedrückt ist]. Ich kann Ihnen jetzt nur zwei okkulte
Schriftzeichen angeben. Weitere zu besprechen würde uns zu weit führen. Das okkulte
Schriftzeichen für diejenigen Kräfte, die gewirkt und der ganzen Erdenentwickelung die
Richtung angegeben hätten, wenn die Sonne mit der Erde vereinigt geblieben wäre, das
okkulte Schriftzeichen für diejenigen Kräfte also, welche die Erde zu früh vergeistigt hätten,
ist dieses:

Nachiel
In diesem Schriftzeichen kann derjenige, der okkulter Schüler ist, die die Menschheit schnell
zur Geistigkeit führenden Kräfte erkennen. Dagegen würde die Menschheit, wenn sie sich
mit der ganzen Erde aus der Sonne herausgetrennt hätte, aber mit dem Monde noch
zusammengeblieben wäre, sehr rasch der Verknöcherung und Verhärtung anheimgefallen
sein. Hätte die Erde den Mond in sich behalten, würden die Menschen sehr bald eine Art von
Puppen geworden sein – Marionetten. Sie wären zu tief hinuntergestiegen in die Materie,
wie sie auf der anderen Seite zu rasch sich vergeistigt hätten, wenn die Sonne mit der Erde
verbunden geblieben wäre. Daher mußte der Mond heraus aus der Erde. Und alle diejenigen
Kräfte, welche hinausbefördert worden sind und welche heute vom Monde aus herrschen
und von außen hereinwirken auf die Erde, alle diese Kräfte werden zusammengefaßt
dargestellt in diesem Zeichen, das wie ein Doppelhaken aussieht. Das ist das Zeichen des
Tieres oder des Lammes mit zwei Hörnern aus der Apokalypse.

Sorat
Das eine Zeichen heißt Nachiel, das andere Sorat. Dieses zweite Zeichen nennt man auch das
Zeichen für das Erdendämonium. Alle diejenigen Kräfte, welche der schwarze Magier durch
die Anwendung so scheußlicher Methoden entwickelt, führen auf okkulte Weise auf der
Erde zur Vermehrung der Kräfte, die der dämonischen Natur der Erde angehören und die zur
Verhärtung der Erde führen. Wenn viele Menschen schwarze Magier würden, so hätte das
zur Folge, daß die Erde immer ähnlicher würde dem Monde, während dagegen durch die
Kräfte der weißen Magie die Erde immer ähnlicher werden wird den Sonnenkräften, den
Kräften, die in den Sonnenstrahlen sind.

Wozu also würde ein Überhandnehmen der schwarzen Magie auf unserer Erde führen? Es
würde führen zur Verhärtung des Erdballes, dazu, daß der Erdball ein Mond würde.
Dieselben Kräfte, wie sie mit dem Monde ausgeschieden worden sind, die sich
herausentwickelt hatten aus der Substanz der Erde, sie sind als Anlage in den Schichten der
Erde noch immer vorhanden. Neben all den Kräften, die die gute Anlage haben,
Sonnenkräfte zu werden, sind auch die Kräfte noch vorhanden, welche die Anlage haben,
Mondenkräfte zu werden. Durch die weiße Magie wird die Erde immer mehr angenähert der
Sonnennatur; durch die Kräfte der schwarzen Magie wird sie angenähert der Mondennatur.
Durch die weiße Magie muß alles besiegt werden, was nicht auf dem Wege der Erleuchtung,
der Weisheit, zur Beherrschung geistiger Kräfte führt. Denn alle solche Prozeduren, solche
Tätigkeiten, wie sie genannt worden sind, führen nicht auf dem Wege der Weisheit, der
Einsicht, nicht durch wirkliches Hineinschauen zur Beherrschung geistiger Kräfte, sondern sie
sind der Natur abgelauscht, indem man mit ihr Machinationen und Prozeduren unternimmt,
durch welche Kräfte ohne Erleuchtung errungen werden sollen. So ist denn tatsächlich das
apokalyptische Siegel zu gleicher Zeit das Zeichen für die Überwindung der schwarzen Magie
durch die weiße Magie. Durch die menschlichen Kräfte, die sich verwandeln, werden
Sonnenkräfte geboren von dem Menschen selber, so daß die Mondenkräfte zu des
Menschen Füßen liegen.“ (Lit.:GA 101, S. 135ff)

Wie wirkt Sorat?


Rudolf Steiner beschreibt, dass die Soratkräfte immerfort auf den Astralleib des Menschen
wirken:

„Christus ist der gute Geist, die Intelligenz der Sonne, und der Gegner ist der Dämon der
Sonne. Gewisse Kräfte, die immerwährend auf den Astralleib des Menschen wirken, gehen
aus von dem Dämonium der Sonne. Dieses Sonnendämonium ist der Gegner des Christus-
Geistes und heißt Sorat.“ (Lit.:GA 104a, S. 117)

„Sorat als Sonnendämon, als Antichrist, verfolgt zunächst das Ziel das Werk Christi zu
zerstören, dessen Taten für die Menschheit auszulöschen. Dies bezieht sich vor allem auf die
Kerntatsache des Christentums, die Auferstehung als Wiederherstellung des geistig-
physischen Phantoms, des Auferstehungsleibes, der zum adäquaten Träger des Ich werden
soll. (…) Auf die menschliche Wesenheit bezogen kommt es ihm … als seine Absicht darauf
an, das Ich zu exstirpieren, zumindest aber dahin zu arbeiten, daß das Ich den Christus-
Impuls nicht aufnimmt, um dadurch in der Persönlichkeitsentwicklung stehenzubleiben. Im
Denken, Fühlen und Wollen des Menschen will Sorat einen Zustand herstellen, der seinen
Intentionen entgegenkommt.“[7] Lähmung des Denkens, Verleiblichung des Fühlens und
Einschläfern des Willens, sind die Stichworte dafür.[8]

Sorat will das ICH des Menschen unbrauchbar machen zu seiner Höherentwicklung, was
durch allerlei wüste Leidenschaften und Süchte (Asuras), durch Rassismus und
Judenausrottung (Sorat) und durch Mißbrauch der modernen Wissenschaft in ihren
negativen Auswüchsen (wie etwa Genmanipulation, Rassenhygiene, Genselektion und
Atomkraftgefahren) erreicht werden soll.[9] Letztlich soll der Mensch in seiner
Fortentwicklung einer Art Ver-Tierung anheim gegeben werden, so dass ein gesundes ICH-
Leben im normalen physischen Leib unmöglich wird.

Sorat will das Christus-Wirken innerhalb der Menschheit ausrotten. Seine Anhänger
bedienen sich hierzu auch der Schwarzen Magie.[10] Auch die zunehmende Digitalisierung
seit 1998 kann als ein Eingriff Sorats gedeutet werden.

Wie bannt man Sorat?

Margarita Woloschin: Erzengel Michael


Zunächst läßt sich konstatieren: Jesus Christus ist den dunklen Mächten überlegen. „Denn
Sorat als Sonnendämon kann nicht für sich allein auftreten, er ist vielmehr abhängig von
dem, den er verfolgt. Denn es bleibt doch die Wahrheit bestehen, dass die Impulsation des
ganzen Geschehens von dem Sonnengeist (Christus) ausgeht.“[11] Und doch kann die
Widersachermacht des Sonnendämons in ihren Wirkungen auf den einzelnen Menschen
überwältigend erscheinen.
Hermann Keimeyer gab hierzu einen Ratschlag (bezogen auf alle Widersachermächte): Die
Widersacher können bekämpft werden, nämlich „Luzifer (läßt sich) bannen durch Moralität,
Ahriman (läßt sich) bannen durch ausgewogene Urteilskraft, Asuras-Sorat (läßt sich) bannen
durch das Michaelsschwert im eigenen ätherischen Rückgrat“ (Hermann Keimeyer)[12]. Das
Michaelsschwert im eigenen ätherischen Rückgrat läßt sich erzeugen durch eine
Visualisierung einer entsprechenden Meditation (Imagination). Auch der moderne
Manichäismus, wie er etwa durch Bernard Lievegoed dargestellt wurde, bietet
Möglichkeiten dem Bösen (also den Widersachermächten) insgesamt adäquat zu begegnen.
[13]

Was wird aus Sorat in der Zukunft?


Im April 1912 oder Juni 1913 stellte Olga von Freymann, eine Pionierin der
anthroposophischen Arbeit in Finnland, diesbezüglich Rudolf Steiner folgende Frage:

„Wird das zweiköpfige Tier der Apokalypse, das Wesen aus einer vorhergehenden
Weltevolution, vernichtet werden zusammen mit der Menschheit, die verloren geht, oder
kann man sich ein böses Wesen denken, das von Weltenperiode zu Weltenperiode lebt nur
mit der Aufgabe, eine irrende Menschheit in eine immer größere Sündhaftigkeit, in ein
immer größeres Verderbnis zu locken? “ (Lit.:GA 244, S. 21)

Rudolf Steiner antwortete darauf knapp:

„Dieses Wesen wird durch den Vergeistigungsprozess aufgelöst.“ (Lit.:GA 244, S. 21)

Siehe auch
Apokalypse
Soratmenschen
Feuererde
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Erdfeuer)
Die Feuererde (auch Erdfeuer oder Feuerschicht) ist nach okkulter Anschauung die sechste
Schicht des Erdinneren. Sie besteht aus purem Willen und enthält alles Triebartige. Die
Leidenschaften der Menschen haben einen starken Einfluss auf die Feuer-Erde und von hier
können verheerende zerstörende Kräfte ausgehen; die alte Lemuria wurde durch diese
Kräfte vernichtet. Diese Schicht ist das materielle Reich Ahrimans, von hier aus wirkt er.

„Die Menschen wissen es nicht, aber ihre Vorstellungen werden beeinflußt von dem, was in
den Untergründen des Daseins lebt. Und dadurch entstehen mehr oder weniger
phantasievolle Theorien. Die Theorie, daß die Gebirge sich durch Feuer gebildet haben, was
für ältere Zeiten der kosmischen Entwickelung ganz richtig ist, aber durch das Erdfeuer -
nicht durch das heutige Feuer, durch die Feuererde-, mischt sich hinein in die heutigen
Vorstellungen. Dadurch entstehen konfuse Vorstellungen, und die meisten heutigen
Vorstellungen sind konfus vom höheren Standpunkte aus.“ (Lit.:GA 273, S. 139)

„Die Feuer-Erde: Diese Substanz hat als solche Empfindung und Wille. Sie empfindet
Schmerz; sie würde schreien, wenn sie getreten würde. Sie besteht sozusagen ganz und gar
aus Leidenschaften.“ (Lit.:GA 95, S. 146)
„Die sechste Schicht ist die Feuererde. Ebenso wie die Fruchterde alles Leben enthält, so
enthält die Feuererde alles Triebartige. Alles dasjenige enthält sie in seinen ursprünglichen
Quellen, was tierisches Leben ist, Leben, das Lust und Leid haben kann. Es mag Ihnen
sonderbar vorkommen, aber wahr ist es, daß diese Feuererde empfindet, sobald sie
ausgedehnt wird. Das kann beobachtet werden. Es ist eine richtig empfindende Schicht der
Erde. Alles was auf der Erde vorhanden ist und die ganze Erde erfüllt hat, ist in bestimmten
Schichten vorhanden. Ebenso wie das Tote aus dem Lebendigen stammt, so stammt alles
bloß Lebendige aus dem Seelischen. Nicht stammt das Bloß-Lebendige aus dem
Körperlichen. Das Empfinden, das Seelische, ist das erste, und aus diesem entsteht das
Körperliche. Alles, was materiell ist, geht auf Seelisches zurück.“ (Lit.:GA 96, S. 36)

„Es war eine Eigenschaft des lemurischen Zeitalters, daß damals die oberen Schichten der
Erde nur sporadisch entwickelt waren, gleichsam nur als Inseln, so daß von der Feuerschicht
viel nach außen drang. Die Feuerschicht ist die Grundlage der anderen Schichten. Der damals
noch stark wirkende Wille des lemurischen Menschen vermochte noch magisch einzuwirken
auf diese Feuerschicht. Die wogenden Bewegungen der Erde hingen noch mit dem Willen
des Menschen zusammen. Darum kam es zum Untergang des lemurischen Kontinents aus
der Feuerschicht heraus. Die Menschen waren zu tief gesunken, besonders in Spätlemurien.
Fürchterliche Verirrungen hatten um sich gegriffen. Und so wirkten denn diese verderblichen
Willensregungen auf die Feuerschicht: Lemurien ging, wie Sodom und Gomorrha, durch eine
Feuerkatastrophe zugrunde, verbunden mit Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Der Wille
wirkt eben auf die Feuerschicht. So besteht ein Zusammenhang zwischen dem Inneren des
Menschen und dem Inneren der Erde. Der Erdenzersplitterer, die Kainsschicht, erfährt durch
eine fortdauernde sittliche Entwickelung des Menschen eine Umwandlung. Was der Mensch
auf der Erde tut, das gestaltet nach und nach den ganzen Erdenplaneten um. Und wenn die
weiße Magie einmal hervorragend fortgeschritten ist, dann wird der Erdkern auch anders.
Die schwarzen Magier werden ausgeschieden werden auf eine Art von Mond, wenn unser
Planet einmal vergeht.

Wenn nun heute ganz bestimmte böse Willensimpulse zusammenwirken, dann wirken sie
auf die Feuerschicht, und es kann dann sein, daß sich die Erschütterung der Feuerschicht
fortsetzt auf die Wasserschicht, und durch die anderen Schichten hindurch, bis zur obersten.
Dadurch kommen Erdbeben, Vulkaneruptionen, Seebeben und so weiter zum Ausbruch.
Wenn die Menschheit dafür sorgt, daß es auf Erden moralisch besser wird, wird es auch
langsam besser werden in bezug auf die Erdkatastrophen. Mit dem Fortschritt der
Menschheit hängen die Fortschritte des Erdenplaneten zusammen; was uns das Erdinnere
zeigt, ist nur ein Beispiel dafür. Man hat untersucht, in welcher Beziehung das Karma des
einzelnen Menschen zum Karma der Gesamtheit steht, hat erforscht, wie sein zukünftiges
Schicksal verlaufen könnte, und gefunden, daß solche Menschen [die durch ein Erdbeben
umkommen] gewöhnlich in der nächsten Verkörperung als besonders spirituelle
Persönlichkeiten auftreten, oder wenigstens die Anlage zu spirituellem Leben mitbringen. Sie
haben die Nichtigkeit des Materiellen eindringlich und rasch erfahren, es war der letzte
Ruck, den sie noch brauchten, um sich dem Geist zuzuwenden. Ähnlich hat der Feuertod der
Märtyrer in der nächsten Inkarnation besonderen Idealismus zur Folge. Interessant sind auch
die Zusammenhänge zwischen Geburten und Erdbeben. In den meisten Fällen findet sich,
daß die Menschen, die unmittelbar nach der Zeit eines Erdbebens geboren werden, sich als
besonders materiell gesinnte Menschen erweisen. Die Kraft, durch die der Mensch aus dem
Devachan wiederum herunterkommt, hat etwas zu tun mit der Feuerschicht. Der Mensch
bringt die Feuerschicht insofern in Bewegung, als sein ihn zur Verkörperung führender Wille
bei seiner Geburt besonders niederer, sinnlicher Art ist.“ (Lit.:GA 94, S. 182f)

„Die sechste Schicht ist die Feuer-Erde, eine Substanz, die aus purem Willen besteht,
Element des Lebens, der Bewegung, ohne Unterlaß durchzogen von Impulsen, von
Leidenschaften, ein wahrhaftes Reservoir von Willenskräften. Würde man einen Druck auf
diese Schicht ausüben, so würde sie Widerstand leisten und sich verteidigen.

Sieht man in Gedanken von diesen drei neuen Schichten [also von der 4., 5. und 6. Schicht]
ab, so kommt man zu dem Zustand, in dem die Weltkugel sich befand, als Sonne, Mond und
Erde zusammen noch einen Körper bildeten.“ (Lit.:GA 94, S. 109)

„Die sechste Schicht ... ist substantiell eindrucksfähig und besteht ganz aus Wille und
Empfindung. Sie antwortet auf Willensimpulse, sie schreit gleichsam, wenn sie gepreßt wird.
Weil dieses innere Leben mit dem Feuer zu vergleichen ist, nennt man diese Schicht die
Feuererde.“ (Lit.:GA 94, S. 180f)

„Als sechste Schicht folgt die Feuererde, eine sehr bemerkenswerte Schicht, wie wir noch
weiter sehen werden. Sie hat die Fähigkeit, sozusagen Lust und Leid zu empfinden, und
befindet sich in einem ähnlichen Zustand wie der Mensch, der zwischen «himmelhoch
jauchzend» und «zu Tode betrübt» schwankt. Die Leidenschaften der Menschen üben auf sie
einen ungeheuren Einfluß aus, so daß mit Zunahme menschlicher Leidenschaften auch ihre
Unruhe wächst.

[...]

Wir kehren nun zu der Feuererde zurück. Wie erwähnt, zeigt sie die Eigenschaft des Lust-
und Leidempfindens, und die Leidenschaften der lebenden Menschen üben auf sie einen
gewaltigen Einfluß aus, so daß sie zu Zeiten, wo die Menschen große Leidenschaften
entwickeln, in eine um so größere Unruhe und Aufregung gerät. Infolgedessen übt sie einen
noch stärkeren Druck auf die über ihr liegende Fruchterde aus. Und von dieser Schicht
führen in der Tat verzweigte Kanäle nach allen oberhalb liegenden Schichten. In der
mineralischen Erde befinden sich nun, allerdings in beträchtlicher Tiefe, große Höhlungen. In
diese führen die von der Fruchterde kommenden Kanäle und pressen in sie hinein gewaltige
Massen, die nun ihrerseits entweder Erdbeben verursachen oder in dem Schacht eines
Vulkans sich ihren Ausweg suchen. Und diesen Ursachen sind auch die jüngsten
Katastrophen zuzuschreiben. Die Lemurier, also die dritte große Wurzelrasse, lebten noch
auf der weichen Erde. Der Verhärtungsprozeß war oben bei der äußersten Kruste damals
noch nicht so weit vorgeschritten, und es gab nur ganz wenige härtere Gebiete, die
gleichsam wie Inseln auf dieser weichen Schicht schwammen. Als letzte Überbleibsel und
Zeugnisse von der weichen Erde haben wir die vielen kleinen Inseln im Stillen Ozean zu
betrachten, die plötzlich über der Meeresoberfläche auftauchen und nach einiger Zeit
wieder versinken. Die Lemurier nun, die gewaltige Leidenschaften entwickelten, übten, je
weiter sie in ihrer Entwickelung fortschritten und ihren Lästern frönten, einen derartigen
Einfluß auf die Feuererde aus, daß diese sozusagen rebellisch wurde, mit ungeheurer Kraft
an die Oberfläche gelangte und die Rasse vernichtete.“ (Lit.:GA 97, S. 281ff)
William Blake: Der Engel am Tor der Stadt Dis (1824-27)
Der Feuererde, der sechsten Schicht des Erdinneren, entspricht in Dantes «Göttlicher
Komödie» der 6. Höllenkreis. Hier, am Übergang von der oberen in die untere Hölle, liegt die
Stadt Dis, die Burg Ahrimans, wo die Ketzer wider den Geist, die Materialisten, in glühenden
Särgen büßen:

118 Denn zwischen Gräbern sieht man Flammen lodern,[1]


Und alle sind so durch und durch entflammt,
Daß Künste keine mehr vom Eisen fodern.[2]
121 Halb offen ihre Deckel allesammt,
Und draus erklingen solche Klagetöne,
Daß man erkennt, wer drinnen, sei verdammt.
124 „„Wer, Meister,““ fragt’ ich, „„sind die Unglückssöhne,
Die, hier begraben, sonder Ruh noch Rast
Vernehmen lassen solch’ ein Schmerzgestöhne?““
127 Und Er: „Hauptketzer hält der Ort umfaßt,
Und die den Sekten angehangen haben,
In größrer Zahl als du gerechnet hast.
130 Denn Gleiche sind zu Gleichen hier begraben,
Und mehr und minder glüht jedwedes Maal.“
Er sprach’s, worauf wir rechtshin uns begaben,
133 Fortschreitend zwischen hoher Mau’r und Qual.
(Inferno 9)

„In der Stadt Dis ist Epikur, der Vertreter der Weltanschauung, die auf den Ausbau des
Diesseits geht. Die Stadt Dis soll den Repräsentanten des physisch Wirklichen ausdrücken. Da
sind die Menschen in Särgen. Die Materialisten sind lebendige Tote. Sie sagen, der Mensch
sei ein bloßer Leichnam. Nun müssen sie als tote Seelen in Särgen liegen.“ (Lit.:GA 97, S. 34f)

„Nach dem kommen wir zu der sechsten Schicht, zu der Feuererde, welche Kräfte als
Substanzen in sich enthält, die furchtbar verheerend und zerstörend werden können. Diese
Kräfte sind es eigentlich, in welche die Urfeuer hineingebannt worden sind.

In dieser Schicht wirkt materiell im Grunde genommen das Reich des Ahriman und von
dieser Schicht aus wirkt es. Was in den äußeren Naturerscheinungen zutage tritt in Luft und
Wasser, in Wolkenbildungen, was als Blitz und Donner erscheint, das ist sozusagen ein
letzter Rest - aber ein guter Rest - auf der Erdoberfläche von dem, was an Kräften schon mit
dem alten Saturn verbunden war und das sich mit der Sonne abgetrennt hat. Von dem, was
in diesen Kräften wirkt, sind die inneren Feuerkräfte der Erde in den Dienst des Ahriman
gestellt. Da hat er das Zentrum seines Wirkens. Und während seine geistigen Wirkungen in
der geschilderten Art zu den Menschenseelen hinziehen und sie zum Irrtum führen, sehen
wir, wie er - in einer gewissen Weise gefesselt - im Inneren der Erde gewisse Angriffspunkte
seines Wirkens hat. Wenn man die geheimnisvollen Zusammenhänge kennen würde von
dem, was auf der Erde unter dem Einflüsse Ahrimans geschehen ist, und dem, was dadurch
das eigene Karma Ahrimans geworden ist, so würde man in dem Beben der Erde den
Zusammenhang erkennen zwischen dem, was als Naturereignisse in so furchtbar trauriger,
tragischer Art vor sich geht, und dem, was auf der Erde waltet. Das ist zurückgeblieben seit
den alten Zeiten als etwas, was auf der Erde in Reaktion tritt gegen die lichten, die guten
Wesenheiten.

So wirken über die Erde hin diese oder jene Kräfte, die mit jenen Wesen verbunden sind, die
herausgestoßen worden sind aus dem Zusammenhange mit der Erde zu der Zeit, als die
lichten, die guten Wesenheiten die heilsamen Erscheinungen um den Erdkreis herum geführt
haben, und wir können in einer gewissen Weise den Nachklang dieser Feuerwirkungen, die
dem Menschen früher entzogen worden sind, in dem erkennen, was das Feuer anrichtet in
solchen furchtbaren Naturerscheinungen. Wir brauchen uns nicht zu sagen, daß etwa
diejenigen, die von dem betroffen werden, was durch Ahrimans Karma hervorgerufen wird -
das aber seit der atlantischen Zeit im Zusammenhange steht mit dem Menschheitskarma -,
etwa daran irgendwelche Schuld haben. Das hängt zusammen mit dem gesamten
Menschheitskarma, an dem auch der einzelne mitzutragen hat. Und ganz woanders liegen
oftmals die Ursachen, die dann an bestimmten Stellen als die Wirkungen des Karma
Ahrimans zum Austrag kommen, weil gerade diese Stellen die Gelegenheit dazu bieten.

Da sehen wir einen Zusammenhang, der allerdings uns wie ein stehengebliebener Rest
sonstiger uralter Menschheitskatastrophen erscheint. In der lemurischen Zeit wurde den
Menschen die Gewalt entzogen, auf das Feuer zu wirken. Vorher konnte der Mensch auf das
Feuer wirken. Daher ist das alte Lemurien zugrunde gegangen durch die Feuerleidenschaften
der Menschen. Da war dasselbe Feuer, das jetzt unten ist, oben. Damals ist das Feuer
zurückgetreten von der Erdoberfläche; dasselbe Feuer, das wie ein Extrakt aus dem Urfeuer
herausgekommen ist, ist das unorganische Feuer, das mineralische Feuer von heute. Ebenso
ist es gegangen mit den Kräften, die durch Luft und Wasser gehen und die durch die
Leidenschaften der Menschen die Katastrophen von Atlantis herbeigeführt haben. Es war ein
Gesamt-Menschheitskarma, das diese atlantischen Katastrophen hervorgerufen hat. Aber es
ist ein Rest davon geblieben, und dieser Rest ruft die Nachklänge dieser Katastrophen
hervor. Unsere Vulkanausbrüche und unsere Erderschütterungen sind nichts anderes als die
Nachklänge dieser Katastrophen. Nur müssen wir in Betracht ziehen, daß niemandem auch
nur beifallen dürfte, daß den gerade von einer solchen Katastrophe Betroffenen auch nur
irgendein Teil der Schuld beizumessen sei und daß deshalb nicht in vollstem Umfange
Mitleid für die dadurch Betroffenen hervorgerufen werden sollte. Das muß sich der
Anthroposoph klarmachen, daß das Karma dieser Menschen nichts zu tun hat mit dem, was
er tun darf, und daß er etwa einem Menschen nicht helfen dürfte, weil er - trivial gesprochen
- an das Karma glaubt, daß der Mensch dieses Schicksal selbst herbeigeführt habe. Das ist es
gerade, wozu uns das Karma auffordert: daß wir den Menschen helfen, weil wir sicher sein
können, daß unsere Hilfe dann für den Menschen etwas bedeutet, was in sein Karma
eingeschrieben wird, und wodurch sein Karma in eine günstigere Richtung kommt. Gerade
zum Mitleid muß uns das Durchschauen der Welt führen, das auf Karma begründet ist. So
wird uns das Verständnis gegenüber den unglücklich Leidenden und von einer solchen
Katastrophe Betroffenen gerade um so mitleidiger machen, denn es besagt, daß es ein
Gesamt-Menschheitskarma ist, an dem die einzelnen Menschheitsglieder zu leiden haben,
und daß ebenso, wie die ganze Menschheit solche Ereignisse herbeiführt, auch die ganze
Menschheit dafür aufzukommen hat, daß wir ein solches Schicksal als unser eigenes
anzusehen haben, daß wir nicht einmal helfen, weil wir es freiwillig tun, sondern weil wir
wissen: Wir stehen im Menschheitskarma drinnen, und was da verschuldet worden ist, das
ist mit von uns verschuldet.“ (Lit.:GA 107, S. 178ff)
118–127.[WS 1] Die Ketzer sind zur Strafe eingeschlossen in Gräber, welche von Flammen
durchglüht werden. Die Deckel derselben sind halb offen (sospesi, d. h. schwebend und so
gestellt, daß sie sich zum Herablassen neigen). Einst beim Weltgerichte werden diese
Gräber, wie wir Ges. 10 V. 10 erfahren, verschlossen werden. [Dante begreift unter
„Ketzerei“ sowol im mittelalterlichen Sinn die Sektirer und Irrthumstifter als auch im
Allgemeinen, wir könnten sagen, im protestantischen Sinn, die Irrreligiösen und
Gottesläugner, die frechen Spötter gegen die christliche Lehre, sowie gegen die Religion
überhaupt. Daher sind auch Heiden hier, z. B. Epicur.] – Denn nur ein lebendiger Glaube an
Gott, der da ist Einer in Dreien, in Macht, Liebe und Weisheit, an eine Versöhnung und ewige
Vereinigung mit ihm, gibt der menschlichen Seele Leben. Dieser Glaube lag schon vor der
Offenbarung durch Christus seinem Wesen nach in jedem reinen Gemüthe als Ahnung, die
Gott hintergelegt hat. Wer von ihm abweicht, sei es, daß er ihn ganz verläßt, oder daß er ihn
um des minder Wesentlichen willen aus den Augen verliert, ist, mag er Heide oder Christ
sein, ertödtet, und er liegt im Grabe, ohne darin Ruhe zu finden. Denn Ruhe findet das
Gemüth nur in jenem Glauben und wird ohne denselben gepeinigt von zweckloser
Sehnsucht nach den irdischen Gütern, welche, wenn sie kaum erlangt sind, ihren Werth
verlieren. Diese zwecklosen Wünsche sind Flammen, welche hier die Gräber durchglühen.
Versinkt einst das Irdische ganz und mit ihm jeder Gegenstand eines solchen Wunsches,
dann schließen sich die Gräber und der Unglückliche verliert sich ganz in der grauenvollen
Nacht seines Bewußtseins.
120. D. h. Kein Kunsthandwerk braucht glühenderes Eisen zur Verarbeitung als hier diese
Gräber glühten.
Reihenfolge der vertauschten Anm. 118–127 und 120 korrigiert.

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ᐃᐁ
Erdgebundene Tote
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(Weitergeleitet von Erdgebundene Seelen)
Erdgebundene Tote sind Menschen, die nach dem Tod wesentlich länger als üblich an die
Erdensphäre, namentlich an das mineralische und pflanzliche Reich, gebunden bleiben.
Diese Reiche sind aber ihrem Wesen nicht mehr angemessen. Oft werden diese für den
Toten nur schwer zu ertragenden Erlebnisse dadurch verursacht, dass der Mensch es
während des Erdenlebens versäumt hat, sich Begriffe und Vorstellungen zu bilden, die über
das irdische Dasein hinausreichen. Es können aber auch Sorgen für zurückgelassene Freunde,
Verwandte und Kinder oder unerfüllte Aufgaben und Pflichten sein, die den Toten noch
lange an das Erdendasein fesseln. Man kann dann den Toten helfen, indem man ihre
Aufgaben und Pflichten übernimmt. Für die Erde selbst und die hier zurückgelassenen
Menschen stellen die erdgebundenen Toten ein großes Problem dar, denn „vieles von dem,
was an zerstörenden Kräften wirkt innerhalb der Erdensphäre, kommt von solchen in diese
Erdensphäre gebannten Toten.“ (Lit.: GA 182, S. 20)

„Indem der Mensch unter den gegenwärtigen Entwickelungsbedingungen durch die Pforte
des Todes tritt, nimmt er die Bewußtseinsbedingungen mit, welche er sich selbst hergestellt
hat zwischen der Geburt und dem Tode. Derjenige Mensch, welcher unter den
gegenwärtigen Verhältnissen ganz und gar sich nur beschäftigt hat mit Vorstellungen und
Begriffen und Empfindungen über die materielle, über die Sinneswelt, der verurteilt sich
unter den gegenwärtigen Verhältnissen dazu, daß er nach dem Tode nur in einer Umgebung
lebt, auf welche die während des leiblichen Lebens ausgeprägten Begriffe Bezug haben.
Während der, welcher spirituelle Vorstellungen aufnimmt, rechtmäßig in die geistige Welt
einzieht, muß derjenige, der es ablehnt, geistige Vorstellungen aufzunehmen, in gewissem
Sinne in irdischen Verhältnissen verbleiben, bis er – und das dauert eine lange Zeit – gelernt
hat, drüben so viel geistige Begriffe aufzunehmen, daß er durch sie in die geistige Welt
getragen werden kann. Also, ob wir hier geistige Begriffe aufnehmen oder nicht, das
bestimmt unsere Umgebung drüben. Viele von denen, die sich gesträubt haben oder
verhindert waren, geistige Begriffe hier im Leben aufzunehmen, die wandeln auch noch als
Tote auf Erden umher, bleiben mit der Erdensphäre in Verbindung. Und da wird dann die
Seele des Menschen, wenn sie nicht mehr abgeschlossen ist von der Umgebung durch den
Leib, der nun nicht mehr verhindert, daß sie zerstörerisch wirkt, da wird die Seele des
Menschen, wenn sie in der Erdensphäre lebt, zum zerstörenden Zentrum.“ (Lit.:GA 178, S.
176)

„Vieles von dem, was an zerstörenden Kräften wirkt innerhalb der Erdensphäre, kommt von
solchen in diese Erdensphäre gebannten Toten. Man muß eher Mitleid haben mit solchen
Menschenseelen, als irgendein kritisches Urteil fällen. Denn nach dem Tode ist das Erlebnis
nicht besonders leicht, innerhalb eines Reiches bleiben zu müssen, das dem Toten eigentlich
nicht angemessen ist. Und dieses Reich ist eben dann in diesem Falle das mineralische und
das pflanzliche Reich, auch dasjenige mineralische Reich, das die Tiere in sich tragen, das der
Mensch selber in sich trägt. Für solche, die keine spirituellen Vorstellungen in sich
aufgenommen haben, liegt nämlich die Sache so, daß sie zurückschrecken nach dem Tode
vor diesem Erleben, das überall Empfindungen hervorruft: Sie können nicht hinein in das
Reich, das da waltet in der tierischen Geistigkeit und im Menschlichen; sie können nur hinein
in dasjenige, was mineralischer Natur, was pflanzlicher Natur ist. Ich kann nicht ausmalen,
um was es sich da handelt; denn erstens hat die Sprache für das keine Worte, zweitens aber
kann man sich nur langsam und allmählich dem nähern, was da eigentlich zugrunde liegt,
weil dieses Nähern wirklich zunächst etwas Schreckhaftes hat. Man darf sich nun nicht etwa
vorstellen, daß solche Tote dann ganz enthoben sind dem Leben, das ich beschrieben habe
(siehe: Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt); aber sie nähern sich diesem
Leben nur mit einer gewissen Scheu, mit einer gewissen Furcht, und stürzen immer wieder
und wiederum zurück in das pflanzliche und mineralische Reich, weil sie sich vorzugsweise
nur Vorstellungen gebildet haben, die für das letztere Reich, für das Reich des Toten, für das
Reich des physischen Mechanismus eine gewisse Bedeutung haben.“ (Lit.:GA 182, S. 20f)

„Seelen, welche überhaupt nicht viel von dem entwickelt haben, was Empfindungen und
Gefühle sind, die sozusagen über das Erdenleben hinausgehen, bleiben auch recht lange mit
der Sphäre des Erdenlebens verbunden, verbunden durch ihr eigenes Begehren. Wenn ein
Mensch — das ist ja sogar, man möchte sagen, äußerlich leicht einzusehen — ein ganzes
Leben nur solche Gefühle und Empfindungen in sich ausgebildet hat, die sich durch
Leibesorgane, durch Verhältnisse der Erde befriedigen lassen, dann kann er auch nicht
anders, als eine gewisse längere Zeit mit der Sphäre der Erde verbunden bleiben. Man kann
durch ganz andere Triebe und Begierden noch, als man gewöhnlich wähnt, mit der
Erdensphäre verbunden bleiben. Zum Beispiel recht ehrgeizige Menschen, denen es
besonders darum zu tun ist, innerhalb der Erdenverhältnisse dieses oder jenes zu gelten, die
den allergrößten Wert darauf legen, solche Geltung zu haben, die von Urteilen innerhalb der
Erdenmenschheit abhängig ist, die entwickeln damit auch in ihrem Astralleibe einen Affekt,
der sie längere Zeit sozusagen zu erdgebundenen Seelen macht. Es gibt mannigfaltige
Gründe, welche den Menschen so in der Erdensphäre zurückhalten. Und das weitaus meiste,
was auf medialem Wege aus den geistigen Welten für die Menschen vermittelt wird, das
stammt eigentlich aus solchen Seelen und ist im wesentlichen das, was diese Seelen
abzustreifen streben.

Es braucht nicht einmal immer daran gedacht zu werden, daß solche Seelen durch ganz
unedle Motive, obwohl das meist der Fall ist, an die Erde gebunden bleiben; es können auch
Sorgen sein, welche für das empfunden werden, was man auf der Erde zurückgelassen hat.
Solche Sorgen für zurückgelassene Freunde, Verwandte, Kinder, können auch in gewisser
Weise wie eine Art Schwere wirken und die Seele in der Erdensphäre zurückhalten. Und es
ist gut, gerade auch auf diesen Punkt das Augenmerk zu lenken, aus dem Grunde nämlich,
weil wir, wenn wir diesen Punkt berücksichtigen, auch dadurch den Toten in einer gewissen
Weise helfen können. Wenn wir wissen, daß zum Beispiel ein Hingestorbener diese oder
jene Sorge für Lebende empfinden kann - und man kann ja in dieser Beziehung gar manches
wissen —, so ist es gut für die weitere Entwickelung des Toten, diese Sorge ihm
abzunehmen. Man erleichtert das Leben eines Toten in der Tat dadurch, daß man ihm zum
Beispiel abnimmt die Sorge um ein Kind, das er unversorgt zurückgelassen hat. Wenn man
also etwas tut für das Kind, so nimmt man in der Tat dem Toten eine Sorge ab, und es ist dies
gerade ein rechter Liebesdienst. Denn stellen wir uns nur einmal die Situation vor. Solch ein
Toter hat ja nicht die Mittel an der Hand, seinen Sorgen auch tatsächlich abzuhelfen; er kann
oftmals nicht das tun, was die Lage irgendeines zurückgelassenen Kindes, Verwandten,
Freundes, erleichtern könnte von seiner Welt aus, und er ist oftmals — das ist ein in vielen
Fällen außerordentlich bedrückendes Gefühl für den seherischen Beobachter — verurteilt,
diese Sorge so lange zu tragen, bis sich von selbst oder durch Umstände die Lage des
Zurückgelassenen bessert. Wenn wir also etwas dazu tun, sie zu bessern, so ist die Folge
diese, daß wir dem Toten einen rechten Liebesdienst erwiesen haben. Es ist oftmals sogar
beobachtet worden, daß irgendeine Persönlichkeit hingestorben ist, die sich das oder jenes
für das Leben noch vorgenommen hatte. Sie hing an einem solchen Vorsatz. Wir helfen ihr,
wenn wir versuchen, unsererseits das zu tun, was sie gerne getan hätte. Das alles sind Dinge,
die eigentlich gar nicht schwierig zu begreifen sind, die aber wirklich einmal ins Auge gefaßt
werden sollen, weil sie mit der seherischen Beobachtung durchaus übereinstimmen.

Nun gibt es ja noch sehr viele Dinge, welche den Menschen lange festhalten können
sozusagen in der Äthersphäre der Erde." Dann aber wächst er über diese Äthersphäre hinaus
...“ (Lit.:GA 140, S. 267f)

Siehe auch:
Ahriman-Schule
Kamaloka
Leben zwischen Tod und neuer Geburt
Erdgeist
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Die Erscheinung des Erdgeists in Goethes Faust.


Der Erdgeist ist der Planetengeist der Erde und hat seinen Sitz in der neunten Schicht des
Erdinneren, die identisch mit der Eishölle aus Dantes Göttlicher Komödie und zugleich der
Quellort aller schwarzmagischer Kräfte ist. Hier ist auch das Erdgehirn lokalisiert, das in
engem Zusammenhang mit dem menschlichen Gehirn steht. In Rudolf Steiners
Mysteriendramen erweist sich das Urbild des German als der Geist des Erdgehirns. Der Geist
der Erde umfasst dabei die Gesamtheit aller geistigen Wesen, die sich mit der Erde
verbunden haben und in deren Zentrum seit dem Mysterium von Golgatha der Christus
steht.

Der Erdgeist als Gemeinschaft geistiger Wesenheiten


"Wenn man unsere Erde hellseherisch von außen betrachten könnte, so würde man nicht
nur Felsen und so weiter aus materiellem Stoff wahrnehmen und dazwischen tierische und
menschliche Gestalten einherwandern sehen, sondern man würde vor allen Dingen
Gruppenseelen der Pflanzen, der Tiere und so weiter sehen. Das ist schon eine geistige
Bevölkerung unserer Erde. Der Hellseher würde ferner die einzelnen Individualseelen der
Menschen, die Volksseele und so weiter sehen. Sie müssen sich überhaupt den Geist eines
Himmelskörpers nicht etwa nur so einfach vorstellen, daß Sie sich im Raume eine Kugel
denken, die einen Geist und eine Seele hat, sondern daß eine ganze geistige Bevölkerung,
die ein Ganzes ausmacht, diesen Himmelskörper bewohnt. Und alle diese einzelnen Geister,
Gruppenseelen und so weiter, stehen wiederum unter einem Anführer, wie wir es nennen
können, und alles dies zusammen entspricht dem gesamten Geist unserer Erde, demjenigen,
was wir den Erdgeist nennen." (Lit.: GA 98, S. 190)

Erdgeist und internationale Bestrebungen


"Solche Wesen, die von höheren Plänen aus die physische Entwicklung leiten, sind
vorhanden. Deren niederste Entwicklung ist in der Astralmaterie. Jedes Volk, jede Rasse,
jeder Stamm hat eine gemeinsame Astralmaterie, die Inkarnationsmaterie für den
Volksgeist. Der Volksgeist erreicht immer seine Entwicklung etwas früher als die einzelnen
im Volk. Der Volksgeist kann von der Mitte eines Zyklus an Karma ansammeln. Wir bilden mit
an dem Karma des Volkes, der Rasse und so weiter. Kollektiv-Karma wird dies genannt. Es ist
eine Realität. Es wird dadurch bewirkt, daß diejenigen Wesen, die eine Stufe weiter sind,
auch Karma haben. Die internationalen Bestrebungen gehören einem noch umfassenderen
Geiste an, der die gesamte Astralmaterie der Erde umfaßt, dem wirklichen Erdgeist. Die
physische Erde ist auch der physische Körper für diesen Erdgeist, den planetarischen Logos,
der, wenn man sich zu ihm erhebt, das Karma der ganzen irdischen Entwicklung bedeutet.
Internationale Bestrebungen sind der erste Ansatz zu jener großen Einheit, die entstehen
wird auf dem Arupaplan. Der Theosoph lebt in der Idee dieser großen Einbeziehung, des
Konzentrierens auf einen Punkt." (Lit.: GA 89, S. 154f)

Erdgeist und Natur


"Im ersten Kindheitsalter ist ein inniger Zusammenhang zwischen Natur und Geist, sie
durchdringen einander, stehen einander noch freundschaftlich gegenüber. Später sondern
sie sich, und der Geist und die Naturprozesse gehen mehr abgesondert vor sich. Dafür
werden die Naturprozesse auch mehr geistlos, indem der Geist aus ihnen herausdifferenziert
ist und zu der besonderen Seele geworden ist, auf die der Mensch so stolz ist. Diese erkauft
sich der Mensch damit, daß sein Leib mehr geistlos wird. Der Mensch hat erst Geist aus
seinem Leibe gesogen, damit er ihn mehr abgesondert für sich gebrauchen kann. In der
ganzen Erdenentwickelung gibt es ein Ähnliches. In sehr frühen Zeiten der Erde war überall
der Geist mit der Natur der Erde innig verbunden, daher war dazumal ein inniges
Zusammenwirken zwischen Erdgeist und Erdennatur. Heute ist in gewisser Weise die
Erdennatur so abgesondert von ihrem Geist wie beim Menschen die Natur von dem
Seelischen. Und wie beim Menschen der Geist es ist, der Denken, Fühlen und Wollen
dirigiert, so läuft in der Erdenentwickeiung auch der Erdgeist als Geschichtsverlauf neben
dem Naturprozeß einher. Diese waren in der lemurischen Zeit noch mehr miteinander
verwoben, wie die geistigen und die Naturprozesse beim Kinde auch enger verwandt sind als
beim späteren Menschen. Worauf kommt es denn hier an? Kommt es darauf an, zu sagen:
Der Geist entwickelt sich im späteren Lebenszeitalter oder Erdzeitalter? - Nein, er war schon
da, aber er hat dazumal seine Tätigkeit verwendet auf das, was dann abgesondert ist. Und
das verhärtet, es verholzt, es stirbt." (Lit.: GA 150, S. 74f)

Erdgeist und Erdinneres


"Die neunte und letzte Schicht [des Erdinneren] ist sozusagen der Wohnsitz des
Planetengeistes. Sie zeigt zwei eigentümliche Erscheinungen. Man könnte sie mit einem
Menschen vergleichen, denn sie besitzt ein Organ, das einem Gehirn ähnelt. Ein anderes
Organ gleicht einem Herzen. Auch der Planetengeist ist Veränderungen unterworfen, die mit
der Entwickelung der Menschen in engem Zusammenhange stehen." (Lit.: GA 97, S. 282)

Der Planetengeist der Erde


"So wie wir beim Menschen also sagen: hinter seinem astralischen Leib ist sein Ich, so
sprechen wir davon, daß hinter all dem, was wir die Gesamtheit der Geister der
Umlaufszeiten nennen, verborgen ist der Geist des Planeten selbst, der Planetengeist.
Während die Geister der Umlaufszeiten die Naturgeister der Elemente dirigieren, um auf
dem Erdenplaneten rhythmischen Wechsel, Wiederholungen in der Zeit, Abwechselung im
Raum hervorzurufen, hat der Geist der Erde eine andere Aufgabe. Dieser Geist der Erde hat
die Aufgabe, die Erde selber in Wechselbeziehung zu bringen zu den übrigen
Himmelskörpern der Umgebung, sie so zu dirigieren und zu lenken, daß sie im Laufe der
Zeiten in die richtigen Stellungen kommt zu den anderen Himmelskörpern. Dieser Geist der
Erde ist gleichsam der große Sinnesapparat der Erde, durch den die Erde, der Erdenplanet, in
das richtige Verhältnis zu der Umwelt kommt.

Wenn ich also die Aufeinanderfolge jener geistigen Wesenheiten, mit denen wir es zunächst
auf unserer Erde zu tun haben und zu denen wir den Weg finden können durch eine
allmähliche okkulte Entwicklung, zusammenfassen soll, so muß ich sagen: Wir haben als den
äußersten Schleier die Sinnenwelt mit aller ihrer Mannigfaltigkeit, mit demjenigen, was wir
ausgebreitet sehen für unsere Sinne, was wir mit dem Verstand des Menschen begreifen
können. Wir haben dann hinter der Sinneswelt liegen die Welt der Naturgeister. Hinter der
Welt der Naturgeister haben wir liegen die Welt der Geister der Umlaufszeiten und dahinter
den Planetengeist." (Lit.: GA 136, S. 44)

Christus und der Erdgeist


Der Anführer aller dieser geistigen Wesenheiten und damit der eigentliche Planetengeist der
Erde ist seit dem Mysterium von Golgatha der Christus.

"Unsere Erde ist nicht bloß der materielle Körper, als den sie unsere Augen sehen, sondern
unsere Erde hat eine geistige Hülle. Wie wir selbst einen Ätherleib und einen Astralleib
haben, so hat auch unsere Erde solche höheren Leiber. Und wie sich eine kleine Menge
Substanz ausdehnt in einer Flüssigkeit, so dehnte sich das, was geistig ausstrahlte von der
Tat auf Golgatha, in die geistige Atmosphäre der Erde aus, durchdrang sie und ist seit jener
Zeit darinnen. Es ist also seit jener Zeit unserer Erde etwas mitgeteilt, was sie früher nicht
hatte. Und da die Seelen nicht bloß überall umschlossen von dem Materiellen leben,
sondern da Seelen wie Tropfen sind, die im Meere des irdisch Geistigen leben, so sind eben
die Menschen seit jener Zeit eingebettet in die geistige Atmosphäre unserer Erde, die
durchdrungen ist von dem Christus-Impuls. Das war vor dem Mysterium von Golgatha nicht
der Fall; und das ist der große Unterschied zwischen dem vorchristlichen und dem
nachchristlichen Leben. Wenn man sich nicht vorstellen kann, daß so etwas im geistigen
Leben stattfindet, dann ist man noch nicht so weit, das Christentum wirklich als eine
mystische Tatsache aufzufassen, deren volle Bedeutung nur in der geistigen Welt erkannt
und anerkannt werden kann." (Lit.: GA 131, S. 102f)

"Bis zu dem Zeitpunkte, in dem der Christus Jesus auf der Erde erschien, ist alles, was vom
Christus-Geist vorhanden war, eine Einheit. Es war eine einheitliche Hülle, welche die ganze
Erde umgab, die in der festen Erde gleichsam ihr Knochensystem hatte. Wenn Sie die feste
Erde nehmen mit alledem, was sie in sich hat, und dann dazunehmen, was die Erde an
Wärme umgibt, dann haben Sie ungefähr das, was man den Körper des Christus-Geistes
nennt. Daher das schöne Wort im Johannes- Evangelium, wo sich der Christus Jesus selbst
bezeichnet als den Geist der Erde: «Der mein Brot isset, der tritt mich mit Füßen.» Was isset
der Mensch, wenn er ißt? Das Brot. Er ißt das Brot, das der Leib des Christus ist. Und indem
er auf der Erde geht, tut der Mensch das andere: er tritt ihn mit Füßen. Ganz wörtlich ist das
zu nehmen. Ebenso wie sich in der lemurischen Zeit in die einzelnen Individualitäten
ausgegossen hat von dem Element des Geistes der Jahvegeist, ebenso goß sich nach und
nach in den Zeitaltern, die dem Christus Jesus vorangegangen waren, und in denjenigen, die
ihm jetzt nachfolgen, langsam der Christus-Geist ein, der seinen Körper in der Wärme des
Blutes hat. Und wenn der ganze Christus-Geist ausgegossen sein wird in die menschlichen
Individualitäten hinein, dann wird das Christentum, die große Menschenbrüderschaft, die
Erde erobert haben. Dann wird es überhaupt kein Bewußtsein von Cliquen und kleinen
Zusammenhängen mehr geben, sondern nur das Bewußtsein, daß die Menschheit ein
Bruderbund ist. Bei der größten Individualisierung wird dennoch jeder zum andern
hingezogen sein. Die kleinen Stammes- und Volksgemeinschaften werden gewichen sein der
Gemeinschaft des Lebensgeistes, der Budhi, der Gemeinschaft des Christus." (Lit.: GA 96, S.
284f)

"Mit der Erscheinung des Christus auf der Erde senkte sich gleichzeitig der Astralleib dieser
kosmischen Kraft des Christus-Geistes auf die Erde herab und seitdem ist sein Astralleib in
ständiger Verbindung mit dem Astralleib der Erde geblieben. Durch die Erscheinung des
Christus auf Erden hat der Astralleib der Erde von dem der Sonne eine ganz neue Substanz
erhalten. Wer zur Zeit Christi von einem andern Planeten heruntergeblickt hätte auf die
Erde, der würde das Hinzutreten dieser neuen Substanz zum Astralleibe der Erde ersehen
haben an der Änderung der Farbenstrahlung dieses Astralleibes. Durch die Verbindung
seines Astralleibes mit demjenigen der Erde ist der Sonnengeist Christus zugleich Erdgeist
geworden. Der Christus-Geist ist Sonnengeist und zugleich Erdgeist. Von dem Moment an, da
Christus auf Erden gewandelt ist, bleibt er in ständiger Verbindung mit der Erde. Er ist der
Planetengeist der Erde geworden; die Erde ist sein Leib, er leitet die Erdenentwickelung.
Diese Verbindung hat sich auf Golgatha vollzogen und das Mysterium von Golgatha ist das
Symbolum dessen, was für die Erdenentwickelung damals geschehen ist." (Lit.: GA 100, S.
253)

"Wir erinnern uns daran, daß wir den großen Moment von Golgatha hingestellt haben vor
unsere Seele. Wenn jemand damals die Erde von ferne betrachtet hätte mit hellseherischem
Blick, so hätte er wahrgenommen in dem Augenblick, wo das Blut aus den Wunden des
Erlösers floß, daß die ganze astralische Aura der Erde sich veränderte. Da ist die Erde
durchdrungen worden von der Christus-Kraft. Durch dieses Ereignis kann sich die Erde
dereinst wieder mit der Sonne vereinigen. Diese Kraft wird wachsen. Das ist die Kraft, die
unseren Ätherleib vor dem zweiten Tode bewahrt. Christus wird immer mehr und mehr der
Erdgeist, und derjenige, der ein rechter Christ ist, versteht die Worte: «Wer mein Brot isset,
der tritt mich mit Füßen», der betrachtet den Leib der Erde als den Leib des Christus. Die
Erde als planetarischer Körper ist der Leib des Christus, freilich erst im Anfange. Es wird erst
der Christus Erdgeist, er wird sich völlig mit der Erde vereinigen. Und wenn sich die Erde
später mit der Sonne vereinigen wird, wird der große Erdgeist Christus Sonnengeist sein."
(Lit.: GA 104, S. 252)

"Wenn also — ich habe ja auch das schon erwähnt — ein alter Weiser, der wirklich
hellsichtig war, in der Zeit vor dem Mysterium von Golgatha sich in die geistigen Hohen
hinaufhob, so traf er in diesen geistigen Höhen natürlich den Christus. Daher wurden
diejenigen, die dazumal von dem Christus sprechen konnten, Propheten, die das Ankommen
des Christus vorhersagen konnten; denn sie fanden Christus in den geistigen Weiten und
sahen ihn gewissermaßen auf seinem Wege zur Erde hin, wie er als Sonnengeist
herunterstieg, um allmählich Erdgeist zu werden. Sie schauten also hin auf einen zukünftigen
Augenblick der Erdenentwickelung, in dem sich das, was sie nur in geistigen Höhen sahen,
mit der Erdenentwickelung verbinden werde. Wenn man die Erde dazumal, vor dem
Mysterium von Golgatha, in allen ihren Weiten durchforschte nach dem, was man aus ihr
wissen konnte, fand man den Christus nicht. Daher hat die Erdenwissenschaft der alten vor
dem Mysterium von Golgatha lebenden Völker selbstverständlich den Christus nicht. Aber
wenn die Eingeweihten dieser Mysterien einen gewissen Grad erreicht hatten, wurde ihnen
verkündet das Kommen des Christus auf die Erde.

Bedenken Sie nun, wie das alles anders ist seit dem Mysterium von Golgatha. Es ist ja gerade
das Gegenteil davon seit dem Mysterium von Golgatha da. Seit dem Mysterium von
Golgatha findet man, wenn man hier die Erdenentwickelung durchforscht, den Christus
hineinverwoben in die ganze Geschichte derjenigen Völker, die eben schon vom Christentum
durchdrungen sind. Und eine geschichtliche Darstellung zu geben, ohne vom Christus zu
sprechen, ist eigentlich ein Unding. Das hat sogar der Historiker Ranke empfunden und sich
noch in seinem hohen Alter die Frage gestellt, ob denn Geschichte überhaupt etwas heißt,
wenn man nicht überall zeigt, wie der Christus-Impuls in den einzelnen Erscheinungen
drinnen lebt. Dafür aber ist in denjenigen Welten, in die man aufsteigen kann, aus denen der
Christus herausgekommen ist, um eben mit der Erdenentwickelung sich zu verbinden, der
Christus nicht so unmittelbar darin. Man muß dann schon von jenen Höhen herunterschauen
auf die Erde und sehen, wie er sich mit der Erde verbunden hat." (Lit.: GA 167, S. 198f)

Der Erdgeist im Jahreslauf


"Wir wissen ja, wie nur eine materialistische Weltanschauung des Glaubens sein kann, daß
allein der Mensch innerhalb der Weltenordnung mit einem Erkenntnis-, Gefühls- und
Willensvermögen begabt sei; während man anerkennen muß vom Standpunkte einer
spirituellen Weltanschauung, daß ebenso, wie es unterhalb der Menschenstufe
Wesenheiten gibt, es auch Wesenheiten gibt oberhalb der menschlichen Stufe des Denkens,
Fühlens und Wollens. In diese Wesenheiten kann sich der Mensch einleben, wenn er eben
als Mikrokosmos im Makrokosmos untertaucht. Wir müssen aber dann von diesem
Makrokosmos so sprechen, wie wenn er nicht nur ein Raumesmakrokosmos sei, sondern wie
wenn die Zeit in ihrem Verlaufe Bedeutung habe im Leben des Makrokosmos. Wie der
Mensch sich zurückziehen muß von all den Eindrücken, die auf seine Sinne ausgeübt werden
können aus seiner Umgebung, wie er gleichsam um sich herum durch das Abschließen seiner
Sinneswahrnehmung Finsternis erzeugen muß, um im Inneren das Licht des Geistes
anzuzünden, wenn er in die Tiefen seiner Seele hinuntersteigen will, so muß derjenige Geist,
den wir als den Erdgeist bezeichnen können, abgeschlossen sein von den Eindrücken des
übrigen Kosmos. Es muß das geringste Maß von Wirkungen von dem äußeren Kosmos auf
den Erdgeist ausgeübt werden, damit der Erdgeist selber sich innerlich konzentrieren, seine
Fähigkeiten innerlich zusammenziehen kann. Denn dann werden die Geheimnisse entdeckt,
die der Mensch deshalb durchzumachen hat mit diesem Erdgeist, weil die Erde als Erde aus
dem Kosmos herausgesondert ist.

Solch eine Zeit, wo das größte Maß der Eindrücke vom äußeren Makrokosmos auf die Erde
ausgeübt wird, ist die Sommersonnenwendezeit, die Johannizeit. Es erinnern uns daher viele
Nachrichten aus alten Zeiten, die an Festesdarstellungen und Festesbegehungen anknüpfen,
wie solche Feste inmitten der Sommerzeit stattfanden, wie die Seele in der Mitte des
Sommers dadurch, daß sie sich des Ich entäußert und aufgeht im Leben des Makrokosmos,
trunken hingegeben ist den Eindrücken vom Makrokosmos.
Aber umgekehrt erinnern uns die legendarischen oder sonstigen Darstellungen desjenigen,
was in der Vorzeit erlebt werden konnte, dann, wenn das geringste Maß der Eindrücke vom
Makrokosmos zur Erde kommt, daran, daß der Erdgeist, in sich konzentriert, die
Geheimnisse des Erdenseelenlebens im unendlichen All erlebt, und daß der Mensch, wenn
er sich hineinbegibt in dieses Erleben zu der Zeit, in welcher am wenigsten Licht und Wärme
gesendet wird aus dem Makrokosmos zur Erde, dann die heiligsten Geheimnisse miterlebt.
Daher wurden diese Tage um die Weihnachtszeit herum immer so heilig gehalten, weil der
Mensch, als er in seinem Organismus noch die Fähigkeit hatte, mitzuerleben das
Erdenerleben in der Zeit, wo es am konzentriertesten ist, mit dem Erdgeist Zusammensein
konnte." (Lit.: GA 158, S. 171ff)

"Die Zeit, in welcher das geringste Maß von Eindrücken aus dem Makrokosmos zur Erde
kommt, die Zeit von Weihnachten bis über das Neujahr hinaus, ungefähr bis zum 6. Januar,
ist wohl geeignet, daß man sich nicht nur erinnere an das Gegenständliche der geistigen
Erkenntnis, sondern an die Empfindungen, die wir in uns entwickeln müssen durch das
Aufnehmen der Geisteswissenschaft. Wahrhaft leben wir uns also wieder hinein in den
Erdgeist, mit dem wir zusammen doch eine Ganzheit bilden, und mit dem lebte das alte,
hellseherische Erkennen, wie es uns etwa in dieser Legende von Olaf Åsteson dargestellt ist."
(Lit.: GA 275, S. 89f)

"Es müssen besonders günstige Umstände eintreten, damit eine menschliche Einzelseele
ohne Initiation, ohne bewußtes Arbeiten an sich selbst, in Zusammenhang mit höheren
Welten kommt. Besonders günstige Umstände liegen vor in der Zeit, wenn gewissermaßen
der Erdgeist besonders aufwacht: in der Zeit vom 25. Dezember bis 6. Januar. Wenn im
Sommer die Sonne am höchsten steht, wenn die physische Wärme der Erde am meisten
zustrahlt, dann sind die Bedingungen für die Initiation am schlechtesten, weil da der Geist
der Erde schläft. Der Geist der Erde ist am wachsten in der Winterfinsternis, bei der
Wintersonnenwende. Daher ist es keine bloße Legende, sondern entspricht einer Wahrheit,
wenn in alten Legenden erzählt wird, daß in den dreizehn Nächten, die dem 6. Januar
vorangehen, gewisse besonders geeignete Seelen initiiert wurden, so daß sie hineingehen
konnten in die geistige Welt, daß sie dort erleben konnten dasjenige, was wir Kamaloka und
Devachan nennen. Wir erinnern uns wohl, hier in Hannover ist einmal die Legende von Olaf
Åsteson vorgetragen worden, der in den dreizehn Nächten schlafend durchgemacht hat den
ganzen Weg, der der Weg sein kann durch Kamaloka und Devachan. Olaf Åsteson erzählt
dann, was er erlebt hat in diesen dreizehn Tagen." (Lit.: GA 159, S. 51)

Der Erdgeist in Goethes Faust-Dichtung


Goethe schildert bekanntlich die Erscheinung des Erdgeists in seiner Faust-Dichtung:

"In alten Zeiten, als die Menschen, wenn sie erkennen wollten, sich noch von den
Wesenheiten der geistigen Welt besuchen ließen, als sie noch in ihren
Erkenntniswerkstätten - verzeihen Sie, wenn ich den spießbürgerlichen Ausdruck gebrauche
- arbeiteten, um hinter die Geheimnisse der Welt zu kommen, da war es anders als heute, da
konnte sich der Mensch als ein Verwandter dieser geistigen Wesenheiten fühlen, die ihn
besuchten. In diese Erkenntniswerkstätten herein drangen die geistigen Wesenheiten, die
Faust wiederum sucht. Der Erdgeist und allerlei andere geistige Wesenheiten kommen ja zu
Faust herein. Da wußte er: Ich lebe jetzt allerdings auf der Erde, muß mich des Instrumentes
eines physischen Leibes bedienen, aber vor der Geburt und nach dem Tode bin ich ein
solches Wesen, wie diejenigen sind, die mich da besuchen. - Also er wußte, er hat zwar einen
Aufenthaltsort gesucht für das Erdenleben, das ihn von der geistigen Welt trennt, aber diese
geistige Welt besucht ihn. Er wußte sich dieser geistigen Welt dennoch verwandt. Das gab
dem Menschen ein Bewußtsein seines eigenen Wesens." (Lit.: GA 210, S. 171f)

"Goethe hat in seinen Faust nicht etwa nur die Enttäuschungen eines in die Irre gehenden
Erkenntnisdranges hineinlegen wollen; er wollte vielmehr die im Wesen des Menschen
begründeten Konflikte dieses Dranges selbst darstellen. Der Mensch ist in jedem
Augenblicke seines Daseins mehr als sich zum Vollbringen seines Lebens enthüllen darf. Der
Mensch soll sich entwickeln aus seinem Innern heraus; er soll entfalten, was in vollem Maße
zu erkennen ihm erst nach der Entfaltung gegönnt sein kann. Seine Erkenntniskräfte sind so
geartet, daß sie selbst zur Unzeit an das herangebracht, was sie zur rechten Zeit bewältigen
sollen, durch ihren eigenen Gegenstand betäubt werden können. - Faust lebt in alle dem,
was in den Worten des Erdgeists sich offenbart. Aber dieses sein eigenes Wesen betäubt ihn,
als es ihm anschaulich vor die Seele tritt in dem Augenblicke, in dem seine Lebensreife,
dieses Wesen nicht erkennend, zum Bilde wandeln kann.

Du gleichst dem Geist, den du begreifst,


Nicht mir!

Bei diesen Worten stürzt Faust zusammen. Im Grunde hat er sich geschaut; aber er kann sich
nicht gleichen, weil er, was er ist, nicht erkennend umfassen kann. Die Selbstanschauung hat
das dieser Anschauung nicht gewachsene Bewußtsein betäubt.

Faust stellt die Frage: «Nicht dir! Wem denn?» - Die Antwort wird dramatisch gegeben.
Wagner tritt ein. Dieser selbst ist die Antwort auf das «Wem denn?». Seelischer Hochmut
war es, der in Faust im Augenblicke das Geheimnis des eigenen Wesens erfassen wollte. Was
in ihm lebt, ist zunächst nur das Streben nach diesem Geheimnis; das Ebenbild dessen, was
er im Augenblicke von sich erkennend umfassen kann, ist Wagner. Man wird die Szene mit
Wagner ganz mißverstehen, wenn man nur auf den Gegensatz blickt zwischen dem
hochgeistigen Faust und dem beschränkten Wagner. In der Begegnung mit diesem nach der
Erdgeistszene sollte Faust begreiflich werden, daß er mit seiner Erkenntniskraft im Grunde
auf der Wagnerstufe steht. Dramatisch gedacht ist in der hier in Frage kommenden Szene
Wagner das Ebenbild von Faust." (Lit.: GA 22, S. 47f)

"... der springende Punkt liegt darin, daß Faust sich abwendet von dem, was sich ihm
offenbart von dem Zeichen des Makrokosmos, der ganzen Welt. Er will zunächst nichts
wissen von den Beziehungen des Menschen zu dem ganzen umfassenden großen All. Er
wendet sich zum Erdgeist, zu dem, was ihm offenbaren will, was der Mensch nur aus den
Kräften der Erde hat. Was sich ihm aus dem Makrokosmos offenbart, das ist ihm ein
Schauspiel, «aber ach, ein Schauspiel nur!» Da wendet er sich ab. Aber der Erdgeist weist ihn
von sich. Faust glaubte durch den Erdgeist irgend etwas ergreifen zu können, was mit seinem
tiefsten Wesen zusammenhängt. Der Erdgeist bringt ihn zum Niederstürzen. Und dann die
Worte: «Du gleichst dem Geist, den du begreifst, nicht mir!»

Nun frage man: Wer ist es, den der Faust begreift? Er selbst sagt: «Nicht dir! - Wem denn?» -
und herein tritt Wagner. Alles, was du bisher entwickelt hast, ist bloßes Gefühlsstreben; was
du schon in dir trägst, schaue es an - in Wagner! Das ist die andere Natur des Faust." (Lit.: GA
181, S. 268f)

"In wunderbar schönen Worten wird von Faust der Erdgeist charakterisiert. Wir sehen, wie
er ahnt, daß das, was der Planet Erde ist, nicht einfach jene physische Kugel ist, als die sie
von der Naturwissenschaft angesehen wird, sondern gerade so, wie der Leib eine Seele
enthält, so der Erdenleib einen Geist.

In Lebensfluten, im Tatensturm
Wall' ich auf und ab,
Webe hin und her!
Geburt und Grab,
Ein ewiges Meer,
Ein wechselnd Weben,
Ein glühend Leben,
So schaff' ich am sausenden Webstuhl der Zeit
Und wirke der Gottheit lebendiges Kleid.

Das ist das, was in der Erde lebt als der Geist der Erde, wie in uns unser Geist lebt. Aber
Goethe kennzeichnet den Faust als noch nicht reif, seinen Geist als noch unvollendeten.
Abwenden muß er sich von dem furchtbaren Zeichen wie ein furchtsam weggekrümmter
Wurm. Der Erdgeist antwortet ihm: «Du gleichst dem Geist, den du begreifst, nicht mir.» In
Goethes Seele lebte die Erkenntnis, wenn sie zunächst auch nur eine ahnende war, daß wir
auf keiner Stufe uns befriedigt erklären dürfen, sondern von jeder Stufe aus höhere und
immer höhere Stufen erstreben müssen, daß wir auf keiner Stufe sagen können, wir haben
etwas erreicht, sondern von jeder Stufe aus immer höher streben müssen. Goethe führten in
diese Geheimnisse hinein seine emsigen Studien von Erscheinung zu Erscheinung. Und nun
sehen wir ihn wachsen. Denselben Geist, den er zuerst gerufen hat, und von dem er nur
sagen konnte: «Schreckliches Gesicht!», läßt Goethe durch Faust anreden, nachdem Goethe
selber eine höhere Stufe erreicht hatte nach der Italienreise, nach seiner Reise, die ich so
charakterisiert habe, daß er die ganze Natur und Kunst mit seiner Anschauung durchdringen
wollte. Jetzt ist Faust gestimmt, wie Goethe selber gestimmt war. Jetzt steht Faust vor
demselben Geiste, den er also anredet:

Erhabner Geist, du gabst mir, gabst mir alles,


Warum ich bat. Du hast mir nicht umsonst
Dein Angesicht im Feuer zugewendet.
Gabst mir die herrliche Natur zum Königreich,
Kraft, sie zu fühlen, zu genießen. Nicht
Kalt staunenden Besuch erlaubst du nur,
Vergönnest mir in ihre tiefe Brust
Wie in den Busen eines Freunds zu schauen.
Du führst die Reihe der Lebendigen
Vor mir vorbei, und lehrst mich meine Brüder
Im stillen Busch, in Luft und Wasser kennen.
Und wenn der Sturm im Walde braust und knarrt,
Die Riesenfichte stürzend Nachbaräste
Und Nachbarstämme quetschend niederstreift,
Und ihrem Fall dumpf hohl der Hügel donnert;
Dann führst du mich zur sichern Höhle, zeigst
Mich dann mir selbst, und meiner eignen Brust
Geheime tiefe Wunder öffnen sich.
Und steigt vor meinem Blick der reine Mond
Besänftigend herüber: schweben mir
Von Felsenwänden, aus dem feuchten Busch
Der Vorwelt silberne Gestalten auf,
Und lindern der Betrachtung strenge Lust.

Da ist Goethe und mit ihm Faust zu der Höhe gelangt, nicht mehr sich wegzuwenden von
dem Geist, den er im Sprunge hat erreichen wollen. Jetzt tritt ihm der Geist als ein solcher
entgegen, von dem er sich nicht mehr hinwegzuwenden braucht. Jetzt erkennt er ihn in
allem Lebendigen, in allen Reichen der Natur: in Wald und Wasser, im stillen Busch, in der
Riesenfichte, in Sturm und Donner. Und nicht nur da. Nachdem er ihm erschienen ist in der
großen Natur draußen, erkennt er ihn auch in seinem eigenen Herzen: seine geheimen tiefen
Wunder öffnen sich." (Lit.: GA 272, S. 27f)

"Denken Sie sich einige Meilen von der Erde erhoben: Sie können da nicht als physischer
Mensch leben, Sie hören auf als Mensch zu leben. Sie sind bloß ein Glied unserer Erde, wie
meine Hand ein Glied meines Körpers ist. Die Illusion, daß Sie selbständige Wesen sind,
entsteht nur dadurch, daß Sie herumspazieren auf der Erde, während die Hand
angewachsen ist. Das tut aber nichts. Goethe meinte etwas ganz Wirkliches, wenn er vom
Erdgeist spricht. Er meint, daß die Erde eine Seele hat, deren Glieder wir sind. Er spricht von
etwas Wirklichem, wenn er den Erdgeist [im «Faust»] sprechen laßt:

In Lebensfluten, im Tatensturm
Wall ich auf und ab,
Webe hin und her!
Geburt und Grab,
Ein ewiges Meer,
Ein wechselnd Weben,
Ein glühend Leben,
So schaff ich am sausenden Webstuhl der Zeit
Und wirke der Gottheit lebendiges Kleid.

So ist schon der physische Mensch ein Glied des Erdenorganismus und Teil eines Ganzen.
Und nun bedenken Sie es geistig und seelisch: da ist es genau so. Wie oft habe ich betont,
daß die Menschheit nicht leben könnte, wenn sie sich nicht auf Grund der anderen Reiche
weiter entwickelt hätte. Ebenso kann der hoher entwickelte Mensch nicht sein ohne den
niedriger entwickelten. Ein Geistiges kann nicht sein ohne diejenigen, die zurückgeblieben
sind, wie ein Mensch nicht sein kann, ohne daß Tiere zurückgeblieben sind, wie ein Tier nicht
ohne Pflanze, eine Pflanze nicht ohne Mineral sein kann. Am schönsten ist dies ausgedrückt
im Johannes-Evangelium nach der Fußwaschung: Ich könnte nicht sein ohne euch... - Die
Jünger sind eine Notwendigkeit für Jesus, sie sind sein Mutterboden. Das ist eine große
Wahrheit." (Lit.: GA 264, S. 387)
"Aber Faust ist eben der Menschheitsrepräsentant, der dem 16. Jahrhundert angehört, also
schon der fünften nachatlantischen Periode, derjenigen Periode, die sich der Anschauung
naht: Ich lebe als der Erdeneremit auf einem Staubkorn des Universums. - Da wäre es nicht
mehr ehrlich gewesen von dem jungen Goethe, Faust hinbücken zu lassen zu dem Geiste der
großen Welt. Als Menschheitsrepräsentant könnte das bei Faust nicht der Fall sein, denn der
Mensch hatte in seinem Bewußtsein keinen Zusammenhang mehr mit den Himmelskräften,
die auf- und niedersteigen und sich die goldenen Eimer reichen, das heißt, mit den
Wesenheiten der höheren Hierarchien. Das war verfinstert, das war nicht mehr da für das
Menschheitsbewußtsein. So konnte sich Faust nur an dasjenige halten, womit er etwa
verknüpft sein konnte als Erdeneremit: Er wandte sich an den Genius der Erde.

Daß sich Faust an den Genius der Erde wendet, das ist etwas, ich möchte sagen, radikal
Grandioses, was bei Goethe auftritt: Denn das ist die Wendung, welche das menschliche
Bewußtsein in diesem Zeitalter genommen hat, hinweg von den sich verfinsternden
Himmelsmächten zu dem Genius der Erde, auf den der Geist selber hingewiesen hat, der
durch das Mysterium von Golgatha gegangen ist. Denn dieser Genius, der durch das
Mysterium von Golgatha gegangen ist, hat sich mit der Erde verbunden. Er hat dadurch, daß
er sich mit der Erdenmenschheitsentwickelung verbunden hat, dem Menschen nun die Kraft
gegeben, in der Zeit, da er nicht mehr hinauf blicken kann zu den Gelstern der Himmel,
hinzusehen zu den Geistern der Erde, und die Geister der Erde sprechen nun im Menschen.
Früher waren es die Sterne in ihrem Weben, welche die Himmelsworte offenbarten der
Menschenseele, die diese Himmelsworte deuten und erkennen konnte. Jetzt mußte der
Mensch auf seinen Zusammenhang mit der Erde hinsehen, das heißt, sich selber fragen, ob
der Genius der Erde in ihm spricht.

Aber nur erst nebulose Worte, mystisch pantheistische Worte, kann Goethe in seinem
Zeitalter dem Genius der Erde abringen. Richtig ist es, grandios ist es, daß Faust sich zu dem
Genius der Erde wendet, aber ich möchte sagen, ganz grandios ist es, daß Goethe noch nicht
irgend etwas, was schon befriedigen kann, diesenGenius der Erde aussprechen läßt. Daß der
Genius der Erde erst, ich möchte sagen, die Weltengeheimnisse in mystisch pantheistischen
Formeln stottert und stammelt, statt sie in scharf umrissener Weise auszusprechen, das zeigt
eben, daß Goethe seinen Faust genial hineingestellt hat in das Zeitalter, in welchem er
seinen, Faust und sich sah." (Lit.: GA 221, S. 57f)

"In Goethes Jugend wird «Faust» so begonnen, daß Faust das Buch desNostradamus auf
schlägt, wo geschildert wird, «wie Himmelskräfte auf- und niedersteigen und sich die
goldenen Eimer reichen». Dann wird aber das Blatt umgeschlagen und gesagt: «Du Geist der
Erde bist mir näher.» Goethe weist das große Tableau des Makrokosmos zurück und läßt nur
den Erdgeist an seinen Faust herankommen. Als er dann im Anfange des neunzehnten
Jahrhunderts von Schiller veranlaßt wurde, den «Faust» umzudichten, schuf er den «Prolog
im Himmel»." (Lit.: GA 217, S. 144)

"Goethe hat sich in die Form des katholischen Kultus vertieft und leimt dieses
christianisierende Element an den «Faust» an, so daß zwischen dem Ringen des Faust und
diesem Einmünden in das durchchristete Weltentableau doch nur ein äußerer
Zusammenhang ist. Selbstverständlich setzt das den «Faust» nicht herunter, aber es ist doch
so, daß man sagen muß: Goethe, der im tiefsten Sinne des Wortes gerungen hat,
darzustellen, wie im irdischen Leben selber die Geistigkeit gefunden werden sollte, ihm ist es
eigentlich nicht gelungen, dieses Finden der Geistigkeit im irdischen Leben irgendwie
darzustellen. Er hätte dazu kommen müssen, das Mysterium von Golgatha in seinem
Vollsinne zu begreifen, zu begreifen, wie wirklich aus kosmischen Weiten heruntergestiegen
ist die Christus-Wesenheit in den Jesus von Nazareth, sich verbunden hat mit der Erde, so
daß, wenn man seither den Erdgeist sucht, der im Tatensturm auf und ab wallt, eigentlich
der Christus-Impuls im Erdenweben gefunden werden müßte. Man möchte sagen, daß
Goethe niemals den Erdengeist, der im Tatensturm, im Zeitenweben auf und ab wallt, in
Zusammenhang bringen konnte mit dem Christus-Impuls. Das ist in gewissem Sinne etwas,
was wir als eine Art Tragik empfinden, die aber selbstverständlich dadurch gegeben ist, daß
in jener Zeit menschlicher Entwickelung, in der Goethe stand, eben durchaus noch nicht die
Bedingungen da waren, um das Mysterium von Golgatha in seinem Vollsinne zu empfinden.
Und dieses Mysterium von Golgatha kann eigentlich in seinem Vollsinne nur empfunden
werden, wenn die Menschen das, was sie im fünften nachatlantischen Zeitraum als die toten
Gedanken haben, wiederum zu beleben verstehen. Heute spricht noch sehr viel Vorurteil
und Vorempfindung und auch Vorwille gegen das Lebendigmachen der Gedankenwelt. Aber
die Menschheit muß dieses Problem lösen: Die Gedankenwelt, die, wenn der Mensch
konzipiert beziehungsweise geboren wird, als der Leichnam des Geistig-Seelischen in die
menschliche Natur eintritt, diese Gedankenwelt wiederum zu beleben, diesen Leichnam der
Gedanken, der Vorstellungen, zu einem Lebendigen zu machen. Das kann aber nur
geschehen, wenn die Gedanken umgewandelt werden zunächst in Imaginationen, und wenn
dann die Imaginationen zu Inspirationen und Intuitionen erhöht werden." (Lit.: GA 210, S.
127f)

Mensch und Erdgeist


„Im Goetheschen «Faust» ist so manches auf eine Art, die Goethe selber nicht verstanden
hat, herübergekommen aus tief mittelalterlichen Vorstellungen. Erinnern Sie sich an Fausts
Beschwörung des Erdgeistes. Hat man diese mittelalterlichen Vorstellungen in sich, dann
empfindet man recht tief, wie dieser Erdgeist, den Faust beschwört, davon redet, daß er im
Tatensturm auf und ab wallt, Geburt und Grab, ein ewiges Weben, ein glühend Leben, daß
er schafft am sausenden Webstuhl der Zeit und wirkt der Gottheit lebendiges Kleid. Denn
wen beschwört Faust eigentlich? Goethe hat es ganz sicher, als er den «Faust» schrieb, nicht
in voller Tiefe gewußt. Aber gehen wir vom Goetheschen Faust zum mittelalterlichen Faust
zurück, belauschen wir diesen mittelalterlichen Faust, in dem rosenkreuzerische Weisheit
lebte, dann lehrt uns dieses Lauschen, wie dieser mittelalterliche Faust auch eine
Beschwörung vollführen wollte. Aber wen wollte er im Erdgeist beschwören? Er sprach gar
nicht vom Erdgeist, er sprach vom Menschen. Das war der Drang des mittelalterlichen
Menschen, Mensch zu sein, denn er empfand es tief, daß er als Erdenmensch eben nicht
Mensch ist. Wie kann man die Menschheit wieder erringen? Die Art und Weise, wie Faust
hinweggestoßen wird von dem Erdgeist, das ist die Nachbildung, wie der Mensch in seiner
irdischen Gestalt von seiner eigenen Wesenheit zurückgestoßen wird. Und deshalb, weil das
so aufgefaßt wurde, tragen manche im Mittelalter vorkommende - ja, wie soll man es
nennen - Bekehrungsgeschichten zum Christentum einen außerordentlich tiefen Charakter,
den Charakter, daß gewisse Menschen nach der verlorenen Menschlichkeit strebten, aber
verzweifeln mußten, mit Recht verzweifeln mußten, innerhalb des irdisch-physischen Lebens
diese echte Menschlichkeit in sich erleben zu können, und dann von diesem Gesichtspunkte
aus einsahen: Also muß menschliches Streben zum Menschtum aufgegeben werden, und der
irdische Mensch muß es dem Christus überlassen, die Aufgabe der Erde zu vollziehen.“
(Lit.:GA 233a, S. 61f)
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Erdgebundene Tote
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Erdgebundene Tote sind Menschen, die nach dem Tod wesentlich länger als üblich an die
Erdensphäre, namentlich an das mineralische und pflanzliche Reich, gebunden bleiben.
Diese Reiche sind aber ihrem Wesen nicht mehr angemessen. Oft werden diese für den
Toten nur schwer zu ertragenden Erlebnisse dadurch verursacht, dass der Mensch es
während des Erdenlebens versäumt hat, sich Begriffe und Vorstellungen zu bilden, die über
das irdische Dasein hinausreichen. Es können aber auch Sorgen für zurückgelassene Freunde,
Verwandte und Kinder oder unerfüllte Aufgaben und Pflichten sein, die den Toten noch
lange an das Erdendasein fesseln. Man kann dann den Toten helfen, indem man ihre
Aufgaben und Pflichten übernimmt. Für die Erde selbst und die hier zurückgelassenen
Menschen stellen die erdgebundenen Toten ein großes Problem dar, denn „vieles von dem,
was an zerstörenden Kräften wirkt innerhalb der Erdensphäre, kommt von solchen in diese
Erdensphäre gebannten Toten.“ (Lit.: GA 182, S. 20)

„Indem der Mensch unter den gegenwärtigen Entwickelungsbedingungen durch die Pforte
des Todes tritt, nimmt er die Bewußtseinsbedingungen mit, welche er sich selbst hergestellt
hat zwischen der Geburt und dem Tode. Derjenige Mensch, welcher unter den
gegenwärtigen Verhältnissen ganz und gar sich nur beschäftigt hat mit Vorstellungen und
Begriffen und Empfindungen über die materielle, über die Sinneswelt, der verurteilt sich
unter den gegenwärtigen Verhältnissen dazu, daß er nach dem Tode nur in einer Umgebung
lebt, auf welche die während des leiblichen Lebens ausgeprägten Begriffe Bezug haben.
Während der, welcher spirituelle Vorstellungen aufnimmt, rechtmäßig in die geistige Welt
einzieht, muß derjenige, der es ablehnt, geistige Vorstellungen aufzunehmen, in gewissem
Sinne in irdischen Verhältnissen verbleiben, bis er – und das dauert eine lange Zeit – gelernt
hat, drüben so viel geistige Begriffe aufzunehmen, daß er durch sie in die geistige Welt
getragen werden kann. Also, ob wir hier geistige Begriffe aufnehmen oder nicht, das
bestimmt unsere Umgebung drüben. Viele von denen, die sich gesträubt haben oder
verhindert waren, geistige Begriffe hier im Leben aufzunehmen, die wandeln auch noch als
Tote auf Erden umher, bleiben mit der Erdensphäre in Verbindung. Und da wird dann die
Seele des Menschen, wenn sie nicht mehr abgeschlossen ist von der Umgebung durch den
Leib, der nun nicht mehr verhindert, daß sie zerstörerisch wirkt, da wird die Seele des
Menschen, wenn sie in der Erdensphäre lebt, zum zerstörenden Zentrum.“ (Lit.:GA 178, S.
176)

„Vieles von dem, was an zerstörenden Kräften wirkt innerhalb der Erdensphäre, kommt von
solchen in diese Erdensphäre gebannten Toten. Man muß eher Mitleid haben mit solchen
Menschenseelen, als irgendein kritisches Urteil fällen. Denn nach dem Tode ist das Erlebnis
nicht besonders leicht, innerhalb eines Reiches bleiben zu müssen, das dem Toten eigentlich
nicht angemessen ist. Und dieses Reich ist eben dann in diesem Falle das mineralische und
das pflanzliche Reich, auch dasjenige mineralische Reich, das die Tiere in sich tragen, das der
Mensch selber in sich trägt. Für solche, die keine spirituellen Vorstellungen in sich
aufgenommen haben, liegt nämlich die Sache so, daß sie zurückschrecken nach dem Tode
vor diesem Erleben, das überall Empfindungen hervorruft: Sie können nicht hinein in das
Reich, das da waltet in der tierischen Geistigkeit und im Menschlichen; sie können nur hinein
in dasjenige, was mineralischer Natur, was pflanzlicher Natur ist. Ich kann nicht ausmalen,
um was es sich da handelt; denn erstens hat die Sprache für das keine Worte, zweitens aber
kann man sich nur langsam und allmählich dem nähern, was da eigentlich zugrunde liegt,
weil dieses Nähern wirklich zunächst etwas Schreckhaftes hat. Man darf sich nun nicht etwa
vorstellen, daß solche Tote dann ganz enthoben sind dem Leben, das ich beschrieben habe
(siehe: Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt); aber sie nähern sich diesem
Leben nur mit einer gewissen Scheu, mit einer gewissen Furcht, und stürzen immer wieder
und wiederum zurück in das pflanzliche und mineralische Reich, weil sie sich vorzugsweise
nur Vorstellungen gebildet haben, die für das letztere Reich, für das Reich des Toten, für das
Reich des physischen Mechanismus eine gewisse Bedeutung haben.“ (Lit.:GA 182, S. 20f)

„Seelen, welche überhaupt nicht viel von dem entwickelt haben, was Empfindungen und
Gefühle sind, die sozusagen über das Erdenleben hinausgehen, bleiben auch recht lange mit
der Sphäre des Erdenlebens verbunden, verbunden durch ihr eigenes Begehren. Wenn ein
Mensch — das ist ja sogar, man möchte sagen, äußerlich leicht einzusehen — ein ganzes
Leben nur solche Gefühle und Empfindungen in sich ausgebildet hat, die sich durch
Leibesorgane, durch Verhältnisse der Erde befriedigen lassen, dann kann er auch nicht
anders, als eine gewisse längere Zeit mit der Sphäre der Erde verbunden bleiben. Man kann
durch ganz andere Triebe und Begierden noch, als man gewöhnlich wähnt, mit der
Erdensphäre verbunden bleiben. Zum Beispiel recht ehrgeizige Menschen, denen es
besonders darum zu tun ist, innerhalb der Erdenverhältnisse dieses oder jenes zu gelten, die
den allergrößten Wert darauf legen, solche Geltung zu haben, die von Urteilen innerhalb der
Erdenmenschheit abhängig ist, die entwickeln damit auch in ihrem Astralleibe einen Affekt,
der sie längere Zeit sozusagen zu erdgebundenen Seelen macht. Es gibt mannigfaltige
Gründe, welche den Menschen so in der Erdensphäre zurückhalten. Und das weitaus meiste,
was auf medialem Wege aus den geistigen Welten für die Menschen vermittelt wird, das
stammt eigentlich aus solchen Seelen und ist im wesentlichen das, was diese Seelen
abzustreifen streben.

Es braucht nicht einmal immer daran gedacht zu werden, daß solche Seelen durch ganz
unedle Motive, obwohl das meist der Fall ist, an die Erde gebunden bleiben; es können auch
Sorgen sein, welche für das empfunden werden, was man auf der Erde zurückgelassen hat.
Solche Sorgen für zurückgelassene Freunde, Verwandte, Kinder, können auch in gewisser
Weise wie eine Art Schwere wirken und die Seele in der Erdensphäre zurückhalten. Und es
ist gut, gerade auch auf diesen Punkt das Augenmerk zu lenken, aus dem Grunde nämlich,
weil wir, wenn wir diesen Punkt berücksichtigen, auch dadurch den Toten in einer gewissen
Weise helfen können. Wenn wir wissen, daß zum Beispiel ein Hingestorbener diese oder
jene Sorge für Lebende empfinden kann - und man kann ja in dieser Beziehung gar manches
wissen —, so ist es gut für die weitere Entwickelung des Toten, diese Sorge ihm
abzunehmen. Man erleichtert das Leben eines Toten in der Tat dadurch, daß man ihm zum
Beispiel abnimmt die Sorge um ein Kind, das er unversorgt zurückgelassen hat. Wenn man
also etwas tut für das Kind, so nimmt man in der Tat dem Toten eine Sorge ab, und es ist dies
gerade ein rechter Liebesdienst. Denn stellen wir uns nur einmal die Situation vor. Solch ein
Toter hat ja nicht die Mittel an der Hand, seinen Sorgen auch tatsächlich abzuhelfen; er kann
oftmals nicht das tun, was die Lage irgendeines zurückgelassenen Kindes, Verwandten,
Freundes, erleichtern könnte von seiner Welt aus, und er ist oftmals — das ist ein in vielen
Fällen außerordentlich bedrückendes Gefühl für den seherischen Beobachter — verurteilt,
diese Sorge so lange zu tragen, bis sich von selbst oder durch Umstände die Lage des
Zurückgelassenen bessert. Wenn wir also etwas dazu tun, sie zu bessern, so ist die Folge
diese, daß wir dem Toten einen rechten Liebesdienst erwiesen haben. Es ist oftmals sogar
beobachtet worden, daß irgendeine Persönlichkeit hingestorben ist, die sich das oder jenes
für das Leben noch vorgenommen hatte. Sie hing an einem solchen Vorsatz. Wir helfen ihr,
wenn wir versuchen, unsererseits das zu tun, was sie gerne getan hätte. Das alles sind Dinge,
die eigentlich gar nicht schwierig zu begreifen sind, die aber wirklich einmal ins Auge gefaßt
werden sollen, weil sie mit der seherischen Beobachtung durchaus übereinstimmen.

Nun gibt es ja noch sehr viele Dinge, welche den Menschen lange festhalten können
sozusagen in der Äthersphäre der Erde." Dann aber wächst er über diese Äthersphäre hinaus
...“ (Lit.:GA 140, S. 267f)

Siehe auch:
Ahriman-Schule
Kamaloka
Leben zwischen Tod und neuer Geburt
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Gedächtnis
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(Weitergeleitet von Erinnerung)
Das menschliche Gedächtnis (von mhd. gedǣhtnisse, "das Denken an etwas, die
Erinnerung"; ahd. kithēhtnissi, "das Denken an etwas, Andacht, Hingabe") besteht in der
Fähigkeit, früher Erfahrenes gegenwärtig wieder ins Bewusstsein zu rufen, wenn auch meist
nur in abgeblasster Form. Eine Störung der Erinnerungsfähigkeit wird als Amnesie (von
griech. μνήμη mnémē „Gedächtnis, Erinnerung“ und Alpha privativum) bezeichnet.

Aus anthroposophischer Sicht schafft die Seele die Grundlage für die Ausbildung des
Gedächtnisses: „Als Bewahrerin des Vergangenen sammelt die Seele fortwährend Schätze
für den Geist auf.“ ( (Lit.:GA 9, S. 66) Darüber hinaus hängt das Gedächtnis aber auch sehr
wesentlich mit der lebendigen Tätigkeit des Ätherleibs und sehr spezifisch mit der
organischen Tätigkeit des physischen Leibes zusammen. So gesehen ist die menschliche
Erinnerungsfähigkeit mehr als die bloße Codierung, Speicherung und der Abruf von
Information, die auch mit technischen Mitteln möglich ist. Ohne bewusster
Erinnerungsfähigkeit, durch die er seine Biographie zumindest in groben Zügen willentlich
jederzeit überschauen kann, könnte der Mensch kein gesundes Ich-Bewusstsein ausbilden
und erhalten. Dadurch unterscheidet er sich auch von den Tieren. Rudolf Steiner hat sehr
detailierte Angaben zum Prozess und zur Bedeutung der menschlichen Gedächtnisbildung
gegeben.

Die Seelentätigkeit als Grundlage der Gedächtnisbildung


Wie die Gedächtnisbildung mit der Tätiggkeit der Seele zusammenhängt, beschreibt Rudolf
Steiner in seiner grundlegenden Schrift «Theosophie». Er betont dabei sehr nachdrücklich,
dass die Vorstellung, die ich mir in Erinnerung rufe, keineswegs dieselbe ist wie die
Wahrnehmung, die mir unmittelbar gegenwärtig vor den Sinnen steht. Diese verschwindet
aus dem Bewusstsein, sobald der Wahrnehmungsakt vorüber ist. Doch hinterlässt sie Spuren
im Inneren, aus denen später die Erinnerungsvorstellung aufgebaut werden kann. Die durch
die Erinnerung hervorgerufenen Vorstellungen sind stets neu gebildete und nicht die
aufbewahrten alten. Sie sind in der Regel weitaus blasser und weniger detailreich als die
unmittelbare Wahrnehmung und oft auch durch eine rege Einbildungskraft verzerrt oder
verfälscht.

„Es sei nun erst das Gedächtnis betrachtet. Wie kommt es zustande? Offenbar auf ganz
andere Art als die Empfindung oder Wahrnehmung. Ohne Auge kann ich nicht die
Empfindung des «Blau» haben. Aber durch das Auge habe ich noch keineswegs die
Erinnerung an das «Blau». Soll mir das Auge jetzt diese Empfindung geben, so muß ihm ein
blaues Ding gegenübertreten. Die Leiblichkeit würde alle Eindrücke immer wieder in Nichts
zurücksinken lassen, wenn nicht, indem durch den Wahrnehmungsakt die gegenwärtige
Vorstellung sich bildet, zugleich in dem Verhältnisse zwischen Außenwelt und Seele sich
etwas abspielte, was in dem Menschen eine solche Folge hat, daß er später durch Vorgänge
in sich wieder eine Vorstellung von dem haben kann, was früher eine Vorstellung von außen
her bewirkt hat. Wer sich Übung für seelisches Beobachten erworben hat, wird finden
können, daß der Ausdruck ganz schief ist, der von der Meinung ausgeht: man habe heute
eine Vorstellung und morgen trete durch das Gedächtnis diese Vorstellung wieder auf,
nachdem sie sich inzwischen irgendwo im Menschen aufgehalten hat. Nein, die Vorstellung,
die ich jetzt habe, ist eine Erscheinung, die mit dem «jetzt» vorübergeht. Tritt Erinnerung
ein, so findet in mir ein Vorgang statt, der die Folge von etwas ist, das außer dem
Hervorrufen der gegenwärtigen Vorstellung in dem Verhältnis zwischen Außenwelt und mir
stattgefunden hat. Die durch die Erinnerung hervorgerufene Vorstellung ist eine neue und
nicht die aufbewahrte alte. Erinnerung besteht darin, daß wieder vorgestellt werden kann,
nicht, daß eine Vorstellung wieder aufleben kann. Was wieder eintritt, ist etwas anderes als
die Vorstellung selbst. (Diese Anmerkung wird hier gemacht, weil auf
geisteswissenschaftlichem Gebiete notwendig ist, daß man sich über gewisse Dinge
genauere Vorstellungen macht als im gewöhnlichen Leben und sogar auch in der
gewöhnlichen Wissenschaft.) – Ich erinnere mich, das heißt: ich erlebe etwas, was selbst
nicht mehr da ist. Ich verbinde ein vergangenes Erlebnis mit meinem gegenwärtigen Leben.
Es ist so bei jeder Erinnerung [...] Das heutige Bild gibt mir die Wahrnehmung, das heißt
meine Sinnesorganisation. Wer aber zaubert das gestrige in meine Seele herein? Es ist
dasselbe Wesen in mir, das gestern bei meinem Erlebnis dabei war und das auch bei dem
heutigen dabei ist. Seele ist es in den vorhergehenden Ausführungen genannt worden. Ohne
diese treue Bewahrerin des Vergangenen wäre jeder äußere Eindruck für den Menschen
immer wieder neu. Gewiß ist, daß die Seele den Vorgang, durch welchen etwas Erinnerung
wird, dem Leibe wie durch ein Zeichen einprägt; doch muß eben die Seele diese Einprägung
machen und dann ihre eigene Einprägung wahrnehmen, wie sie etwas Äußeres wahrnimmt.
So ist sie die Bewahrerin der Erinnerung.“ (Lit.:GA 9, S. 65f)

Gedächtnisarten
Nach der Dauer der Erinnerungsfähigkeit lassen sich drei Gedächtnisarten unterscheiden:

das sensorische Gedächtnis, das wahrgenommene Sinneseindrücke für Millisekunden bis


Sekunden abrufbar hält,
das Kurzzeitgedächtnis oder Arbeitsgedächtnis, das die gegenwärtig zu verarbeitenden
Informationen für bis zu 45 Sekunden im Bewusstsein trägt, aber nur eine beschränkte
Kapazität von etwa 7 Informationseinheiten (Chunks) hat,
das Langzeitgedächtnis, das Gedächtnisinhalte dauerhaft bewahrt, was allerdings nicht
bedeutet, dass diese Inhalte jederzeit problemlos erinnert werden können.
Gedächtnisbildung
Gedächtnisbildung
Alle sinnliche Wahrnehmung und alle Gedanken werden uns zunächst dadurch bewusst, dass
sich die Nerventätigkeit in das Blut, in die Bluttafel einschreibt. Damit das unmittelbar
seelisch Erlebte im Gedächtnis verankert werden kann, müssen die vom Herzen
aufsteigenden Ätherströme dazu kommen. Diese strahlen von der Zirbeldrüse wie von einer
elektrisch geladenen Spitze aus.

Dem entgegen kommt aus dem unteren Organismus eine zweite, mit der Lymphe
verbundene aufnahmebereite Ätherströmung, die ihre letzten Ausläufer bis zur Hypophyse
sendet. Das Gedächtnis bildet sich, indem sich die Spannung zwischen diesen beiden
Strömungen ausgleicht und so das zu Erinnernde in die Tiefe des Organismus aufgenommen
wird. Das gilt auch für jene Kräfte, die in den Organen für die nächste Inkarnation
aufgespeichert werden.

Damit es zur Gedächtnisbildung kommt, muss also das, was an Gedankenformen durch das
Ich dem vom Herzen aufsteigenden Ätherstrom eingeprägt wurde, den naturhaften
Ätherkräften des Leibes übergeben werden. Das Erlebte wird dadurch unabhängiger von Ich
und Astralleib und versinkt deshalb zunächst im Unterbewusstsein.

„So haben wir ein Organ, welches sich im mittleren Gehirn befindet, das der physisch-
sinnliche Ausdruck ist für das, was als Gedächtnisvorstellung sich bilden will. Dem stellt sich
gegenüber ein anderes Organ im Gehirn, das der Ausdruck ist für diejenigen Strömungen im
Ätherleib, die von den unteren Organen kommen. Diese beiden Organe im menschlichen
Gehirn sind der physisch-sinnliche Ausdruck für diese beiden Strömungen im menschlichen
Ätherleibe, sie sind etwas wie letzte Anzeichen dafür, daß solche Strömungen im Ätherleibe
stattfinden. Es verdichten sich gleichsam diese Strömungen so stark, daß sie die menschliche
Leibessubstanz ergreifen und zu diesen Organen verdichten, so daß wir in der Tat den
Eindruck haben, wie wenn von dem einen Organ helle Lichtströmungen ausstrahlen, die zu
dem anderen Organ überfließen. Das physische Organ, das die Gedächtnisvorstellung bilden
will, ist die Zirbeldrüse, der aufnehmende Teil ist der Gehirnanhang, Hypophysis.

Hier haben Sie an einer ganz bestimmten Stelle des physischen Organismus den äußeren
physischen Ausdruck für das Zusammenwirken des Seelischen mit dem Leiblichen!“ (Lit.:GA
128, S. 87)

Drei goldene Regeln für die Gedächtnisentwicklung


Die drei von Rudolf Steiner formulierten Regeln für die Gedächtnisbildung sind vor allem für
die Pädagogik von zentraler Bedeutung:

"Begriffe belasten das Gedächtnis;


Anschaulich-Künstlerisches bildet
das Gedächtnis;
Willensanstrengung, Willensbetätigung
befestigt das Gedächtnis." (Lit.: GA 269, S. 180)

Wiedererkennen als Vorstufe des Gedächtnisses


Dem sprichwörtlichen Elefantengedächtnis zum Trotz gibt es einen vergleichbaren Prozess
bei den Tieren nicht. Bloßes Wiedererkennen, wie es auch die Tiere haben, ist nur eine
Vorstufe der menschlichen Erinnerungsfähigkeit:

"Wir befinden uns am Schnittpunkt zwischen Wiedererkennen und Erinnern. Tiere werden
ganz oder überwiegend vom Wiedererkennen geleitet. Wir kennen das ja auch: Wir
verlassen unseren zu packenden Koffer absichtsvoll, um im Schrankraum zu bemerken, dass
das Ziel der Absicht verloren ging. Wir kehren sogleich zum offenen Koffer zurück und der
„zeigt" uns geradezu: „Den Pyjama habe ich vergessen". So könnte ich den Weg vom
Bahnhof Florenz zur Accademia einem, der Florenz nicht kennt, keineswegs verlässlich
angeben. Komme ich aber selber an, verlasse ich mich getrost auf die Landmarken: da die
Trattoria, dort die Brücke, die mich verlässlich leiten werden. Das Wiedererkennen ist die
ältere und meist verlässliche Form unserer Orientierung; und wir sind nur zu wenig
aufmerksam, um das zu bemerken. In der Regel aber sind wir gewohnt, zurückliegende
Bilder abrufen zu können; wir sagen dann: uns ihrer zu erinnern." (Lit.: Riedl, S 42f)
Tiere haben kein Gedächtnis im menschlichen Sinne und sie können auch keine Kräfte in eine
nächste Inkarnation hinüberbringen. Zwar leben die Erlebnisse des Astralleibes als Bilder
bzw. als vitale Kräfte im Ätherleib fort, aber diese Bilder können nicht bewusst erinnert und
auf vergangene Erlebnisse bezogen werden. Es kann allerdings eine starke emotionale
Spannung ausgelöst werden, wenn diese Bilder mit ähnlichen gegenwärtigen Erlebnissen
korrespondieren - das liegt dem Elefantengedächtnis zugrunde. Zur wirklichen
Gedächtnisbildung muss sich das individuelle Ich, über das die Tiere nicht verfügen, mit dem
Erlebten verbinden.

Über Unterschied zwischen der menschlichen Erinnerungsfähigkeit und scheinbar


vergleichbaren Vorgängen im Tier- und sogar im Pflanzenreich schreibt Rudolf Steiner in
seiner «Geheimwissenschaft im Umriss»:

„Auseinandersetzungen wie diejenigen, welche in diesem Buche gegeben werden über das
Erinnerungsvermögen, können sehr leicht mißverstanden werden. Denn wer nur die
äußeren Vorgänge betrachtet, dem wird der Unterschied gar nicht ohne weiteres auffallen
zwischen dem, was am Tiere, ja selbst an der Pflanze geschieht, wenn so etwas eintritt, was
der Erinnerung gleicht, und dem, was hier für den Menschen als wirkliche Erinnerung
gekennzeichnet wird. Gewiß, wenn ein Tier eine Handlung ein drittes, viertes usw. Mal
ausfuhrt, so mag es sie so ausfuhren, daß sich der äußere Vorgang so darstellt, wie wenn
Erinnerung und das mit dieser verknüpfte Lernen vorhanden wären. Ja, man mag, wie es
einzelne Naturforscher und ihre Anhänger tun, sogar den Begriff der Erinnerung oder des
Gedächtnisses so ausdehnen, daß man sagt, wenn das Küchlein aus der Eischale kriecht, so
pickt es nach den Körnern, wisse sogar die Bewegungen des Kopfes und Körpers so zu
machen, daß es zum Ziele komme. Das könne es nicht in der Eischale gelernt haben, sondern
es sei gelernt durch die tausend und aber tausend Wesen, von denen es abstammt (so sagt
z.B. Hering). Man kann die Erscheinung, die hier vorliegt, als etwas bezeichnen, was wie
Erinnerung aussieht. Aber man wird nie zum wirklichen Begreifen der menschlichen
Wesenheit kommen, wenn man nicht das ganz Besondere ins Auge faßt, was im Menschen
als der Vorgang des wirklichen Wahrnehmens früherer Erlebnisse in späteren Zeitpunkten
auftritt, nicht bloß als ein Hineinwirken früherer Zustände in spätere. Hier in diesem Buche
wird Erinnerung dieses Wahrnehmen des Vergangenen genannt, nicht bloß das — selbst
veränderte — Wiederauftreten des Früheren in dem Späteren. Wollte man das Wort
Erinnerung schon für die entsprechenden Vorgänge im Pflanzen- und Tierreiche gebrauchen,
so müßte man ein anderes für den Menschen haben. Es kommt bei der obigen Darstellung
dieses Buches gar nicht auf das Wort an, sondern darauf, daß behufs Verständnisses der
menschlichen Wesenheit der Unterschied erkannt werden muß. Ebensowenig können
scheinbar sogar sehr hohe Intelligenzleistungen von Tieren mit dem zusammengebracht
werden, was hier Erinnerung genannt wird.“ (Lit.:GA 13, S. 434f)

Hier wird deutlich, dass die menschliche Erinnerung, auf die sich Steiner bezieht, auf einer
inneren Wahrnehmung des Vergangenen beruht und nicht bloß auf dessen Fortwirken in
späteren Zeiten.

Gedächtnis und Traumleben


In der Nacht, wenn unser Astralleib herausgeht, gestaltet er, im Ätherleib die
Gedächtnisspuren lesend, die Erinnerungen zu bewegten Traumbildern um:

„Wenn Sie den Versuch machen, einmal genau sich zu erinnern, wie das Gedächtnis des
Menschen eigentlich wirkt, namentlich wenn Sie einschließen in diese Rückerinnerung Ihre
Träume, dann werden Sie finden, daß zum Beispiel in die Träume im wesentlichen dasjenige
hineinspielt, was eigentlich kurz vorher verlaufen ist, nicht in den inneren Gang des
Träumens, aber in die Bilderwelt des Traumes spielt hinein, was in der letzten Zeit verlaufen
ist. Mißverstehen Sie mich nicht. Es kann natürlich Ihnen etwas träumen, was vor vielen
Jahren an Sie herangetreten ist; aber es wird Ihnen nicht träumen dasjenige, was vor vielen
Jahren an Sie herangetreten ist, wenn nicht in den allerletzten Tagen etwas eingetreten ist,
was in irgendeiner Gedanken- oder Empfindungsbeziehung zu dem ist, was vor Jahren da
war. Die ganze Natur des Träumens hat etwas zu tun mit demjenigen, was unmittelbar in
den letzten Tagen verlaufen ist. Beobachtung darüber setzt natürlich voraus, daß man sich
eben einläßt auf solche Feinheiten des menschlichen Lebens. Wenn man sich einläßt, so
liefert die Beobachtung so exakte Ergebnisse, wie nur irgendeine exakte Naturwissenschaft
liefern kann.“ (Lit.:GA 201, S. 187f)

Das Gedächtnis konsolidiert sich erst nach zwei bis vier Tagen
Damit hängt zusammen, dass sich die Gedächtnisbildung erst nach zwei bis drei Tagen
konsolidiert:

„Ungefähr nach zweieinhalb bis drei Tagen, manchmal eben auch schon nach eineinhalb
Tagen, nach zwei Tagen, aber nicht, ohne daß wir darüber geschlafen haben, drückt sich
dasjenige, was wir erleben im Umgange mit der Welt, von unserem astralischen Leibe aus in
unseren Ätherleib ein. Damit es dadrinnen befestigt sei, braucht es immer eine Zeit. Und
wenn wir mit dieser Tatsache die andere vergleichen, daß wir im gewöhnlichen Leben
wechselweise trennen physischen Leib und Ätherleib - astralischen Leib und Ich im Schlafen
und im Wachen wieder zusammenfügen, so müssen wir uns sagen, es ist ein gewisser loserer
Zusammenhang zwischen physischem Leib und Ätherleib auf der einen Seite und Ich und
astralischem Leib auf der anderen Seite. Ätherleib und physischer Leib bleiben zwischen
Geburt und Tod immer beisammen, Ich und astralischer Leib bleiben auch beisammen. Aber
astralischer Leib und Ätherleib bleiben nicht beisammen. Die gehen jede Nacht auseinander.
Da ist ein loserer Zusammenhang zwischen Astralleib und Ätherleib als zwischen Ätherleib
und physischem Leib. Dieser losere Zusammenhang, der drückt sich dadurch aus, daß erst
gewissermaßen ein Auseinandersein da gewesen sein muß zwischen dem astralischen Leib
und dem Ätherleib, bis das, was wir erleben durch unseren astralischen Leib, sich eindrückt
in den Ätherleib. Und wir können sagen, wenn irgendein Ereignis auf uns wirkt, wirkt es ja im
wachen Zustand auf uns. Bedenken Sie doch nur, wenn Sie einem Ereignisse bei
tagwachendem Zustand gegenüberstehen, so wirkt das Ereignis auf Ihren physischen Leib,
Ätherleib, astralischen Leib und auf Ihr Ich. Nun ist aber dennoch ein Unterschied in bezug
auf die Aufnahme. Der astralische Leib, der nimmt die Sache sofort auf. Der Ätherleib
braucht eine gewisse Zeit, um die Sache so in sich befestigen zu lassen, daß nun ein voller
Einklang ist zwischen dem Ätherleib und dem astralischen Leib.“ (Lit.:GA 201, S. 187f)

„Der Mensch nimmt ja zunächst das, was er wahrnimmt, in seinen astralischen Organismus
und seinen Ich-Organismus auf. Da führen zunächst die wahrgenommenen Erlebnisse ein
unmittelbar mit dem Bewußtsein zusammenhängendes Leben. Dasjenige, was im Laufe von
drei Tagen erlebt worden ist, geht doch noch in einer ganz intensiveren Weise an das Gefühl
heran, als wenn wenigstens drei Tage vergangen sind. Wie gesagt, man beobachtet diese
Dinge im gewöhnlichen Leben nicht, aber es sind eben doch Realitäten. Es rührt dies davon
her, daß alles dasjenige, was vom Menschen wahrnehmend oder in Gedankenprozessen
hereingenommen wird in den astralischen Organismus und in den Ich-Organismus,
eingedrückt, eingeprägt werden muß dem Äther- oder Bildekräfteleib, aber auch in einer
gewissen Beziehung wenigstens dem physischen Leib. Und diese Einprägung braucht zwei,
drei, vier Tage, so daß man zwei- und dreimal schlafen muß über irgend etwas, das man
erlebt hat, bis es in den Ätherleib und in den physischen Leib eingeprägt ist. Denn erst dann
sitzt es sozusagen so fest, wenigstens im Ätherleibe, daß es nun bleibend
Gedankenerinnerung für einen werden kann. Und so findet eigentlich beim Menschen
fortwährend eine innere Wechselwirkung, eine Art von Kampf statt zwischen dem
astralischen Leib und dem Ätherleib, und das Ergebnis dieses Kampfes ist stets, daß
dasjenige, was der Mensch zunächst als Bewußtseinswesen erlebt, sich in die dichteren,
materielleren Elemente seines Wesens einprägt, eingestaltet. Man trägt nach drei, vier
Tagen dasjenige, was man früher nur als ein flüchtiges Sinneserlebnis gehabt hat, dann als
eine Eintragung gewissermaßen in seinem Äther- oder Bildekräfteleib und in seinem
physischen Leib mit sich.

Da geschieht nämlich eigentlich etwas außerordentlich Wichtiges. Bedenken Sie nur, daß wir
ja unserem wahren Wesen nach im Grunde nur sind unser Ich und unser astralischer Leib.
Wir können von unserem Ätherleib nicht sagen, daß er unser Eigentum ist. Die Menschen
der materialistischen Zeit maßen sich an, ihren Ätherleib und namentlich ihren physischen
Leib ihren Leib zu nennen. Aber physischer Leib und Ätherleib gehören eigentlich ganz dem
Kosmos an. Und indem im Laufe von drei, vier Tagen dasjenige, was wir im Ich und
astralischen Leib erleben, dem Ätherleib und physischen Leib übergeben wird, gehört es uns
nicht mehr allein, gehört es dem Kosmos an. Wir können eigentlich nur durch drei Tage
hindurch sagen, daß irgend etwas, was wir mit der Welt abgemacht haben, nur für uns eine
Bedeutung habe. Nach drei, vier Tagen haben wir es in das Weltenall eingeschrieben, ruht es
im Weltenall darin, gehört nicht uns allein, gehört den Göttern mit. “ (Lit.:GA 228, S. 159ff)

Sensorisches Gedächtnis (Ultrakurzzeitgedächtnis)


Das sensorische Gedächtnis, das unmittelbar an die sinnliche Wahrnehmung anknüpft, hält
die aufgenommenen Informationen nur für sehr kurze Zeit im Bereich von Millisekunden bis
Sekunden. Es wird deshlab auch als Ultrakurzzeitgedächtnis bezeichnet. Die Dauer hängt
dabei von der jeweiligen Sinnesmodalität ab. So hält etwa das visuelle sensorische
Gedächtnis, auch ikonisches Gedächtnis[1] genannt, Informationen nur über etwa 15
Millisekunden, während das auditorische sensorische Gedächtnis, auch als echoisches
Gedächtnis bezeichnet, sie über etwa 2 Sekunden[2], teilweise sogar bis zu 18 Sekunden
abrufbar hält.

Die Zahl Sieben und die Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses


Die Zahl 7 scheint von entscheidender Bedeutung für die Kapazität des Kurzzeitgedächtnises
bzw. Arbeitsgedächtnisses zu sein, die mit der durch den Atemrhythmus bestimmten,
subjektiv gefühlte Dauer des Augenblicks zusammenhängt. Während dieser Zeitspanne von 3
- 4 Sekunden können bis etwa 7 Gedächtniseinheiten (z. B. Ziffern, Buchstaben oder ganze
Worte), auch als Chunk (engl. „Brocken, Stück, Block bzw. Datenblock“) bezeichnet, erfasst
und wieder erinnert werden - und zwar, insofern sie als ein Ganzes erfasst werden,
weitgehend unabhängig von deren spezifischem Informationsgehalt. Neuere
Untersuchungen an der University of Missouri lassen allerdings vermuten, dass sich die
Kapazität des Kurzzeitgedächtnissses auf nur 3 - 4 Objekte beschränkt[3]. Das entspricht der
Anzahl der Objekte, die man mit einem Blick erfassen kann, ohne sie explizit zu zählen.

Das sogenannte seven phenomenon wurde schon im 17. Jahrhundert von John Locke
experimentell entdeckt und wird heute als die sogenannte Millersche Zahl (engl. The Magical
Number Seven, Plus or Minus Two) bezeichnet, benannt nach dem US-amerikanischen
Psychologen George A. Miller, der in seinem 1956 veröffentlichten Artikel "The Magical
Number Seven, Plus or Minus Two: Some Limits on Our Capacity for Processing
Information"[4], der zu den meistzitierten Artikel aus dem Fachbereich der Psychologie zählt,
ebenfalls feststellte, dass der Mensch gleichzeitig nur 7±2 Gedächtniseinheiten mit dem
Kurzzeitgedächtnis erfassen kann.

„Und schließlich, was ist mit der magischen Zahl sieben? Was ist mit den sieben
Weltwundern, den sieben Meeren, den sieben Todsünden, den sieben Töchtern des Atlas in
den Plejaden, den sieben Zeitaltern des Menschen, den sieben Ebenen der Hölle, den sieben
Grundfarben, den sieben Tönen der Musikskala und den sieben Tagen der Woche? Was ist
mit der siebenstufigen Bewertungsskala, den sieben Kategorien für ein absolutes Urteil, den
sieben Objekten in der Spanne der Aufmerksamkeit und den sieben Ziffern in der Spanne des
unmittelbaren Gedächtnisses? Für den Moment schlage ich vor, das Urteil zurückzuhalten.
Vielleicht steckt hinter all diesen Siebenern etwas Tiefes und Tiefgründiges, etwas, das uns
nur dazu auffordert, es zu entdecken. Aber ich vermute, dass es sich nur um einen
bösartigen, pythagoreischen Zufall handelt.“

– G. A. Miller: The magical number seven, plus or minus two[4]


Aus anthroposophischer Sicht darf man antworten, dass Sieben die Zahl der Zeit ist und
damit zugleich auch die Zahl der ätherischen Welt und des daraus entnommenen Ätherleibs,
denn die Realität der Zeit ist in der Ätherwelt begründet. Sieben ist zugleich die Zahl der
Vollendung, denn alle Entwicklung im Kleinen und im Großen vollzieht und vollendet sich
durch sieben Stufen.

Gedächtnisbildung und Verdauung - das Langzeitgedächtnis


Bei der Gedächtnisbildung sind auf seelischer Ebene dieselben Kräfte tätig, die auf leiblicher
Ebene an der Verdauung beteiligt sind.

„Eine sehr wichtige Kraft für das gewöhnliche Leben - wir haben es öfters besprochen - ist
die Gedächtniskraft, die Erinnerungsfähigkeit. Diese Erinnerungsfähigkeit, wir beherrschen
sie seelisch dann, wenn wir uns an irgend etwas, das wir erlebt haben, eben, wie wir sagen,
erinnern. Aber Sie wissen alle: Mit dieser Erinnerungskraft ist es etwas Eigenartiges. Wir
beherrschen sie und beherrschen sie doch nicht ganz. Gar mancher Mensch kämpft diesen
oder jenen Augenblick seines Lebens damit, daß er sich an etwas erinnern möchte, aber er
kann sich nicht erinnern. Dieses Sich-erinnern-Mögen und Sich-nicht-vollständig- erinnern-
Können, das rührt davon her, daß dieselbe Kraft, die wir seelisch als Erinnerungskraft
benützen, dazu dient, unsere aufgenommenen NahrungsStoffe umzuwandeln in solche
Substanzen, die von unserem Leib gebraucht werden können. Wenn Sie also ein Stück Brot
essen und dieses Brot umgewandelt wird in Ihrem Leib in eine solche Substanz, daß diese
Substanz Ihrem Leben dient, so ist das scheinbar ein physischer Vorgang. Aber dieser
physische Vorgang wird beherrscht von übersinnlichen Kräften. Diese übersinnlichen Kräfte
sind dieselben, die Sie anwenden, wenn Sie sich erinnern. So daß dieselbe Kräfteart
verwendet wird auf der einen Seite zur Erinnerung, auf der anderen Seite zur Verarbeitung
der NahrungsStoffe im menschlichen Leben. Und Sie müssen eigentlich immer ein wenig hin
und her pendeln zwischen Ihrer Seele und zwischen Ihrem Leibe, wenn Sie sich der
Erinnerungskraft hingeben wollen. Verdaut Ihr Leib allzugut, dann, sehen Sie, können Sie
vielleicht nicht so viel Kräfte abgewinnen diesem Leib, daß Sie sich gut erinnern können an
gewisse Dinge. Sie müssen immer einen inneren Kampf, der im Unbewußten sich abspielt
zwischen einem Seelischen und einem Leiblichen, ausführen, wenn Sie sich erinnern wollen
an irgend etwas. Sie haben, wenn Sie so die Gedächtniskraft anschauen, die beste Art zu
begreifen, wie unsinnig es im Grunde von einem höheren Gesichtspunkte aus ist, wenn die
einen Menschen Idealisten sind und die anderen Menschen Materialisten. Das Verarbeiten
der Nahrungsstoffe im menschlichen Leibe ist zweifellos ein materieller Vorgang. Die Kräfte,
die ihn beherrschen, sind dieselben, die bei einem ideellen Vorgang wirksam sind: die Kräfte
des Erinnerungsvermögens, die Gedächtniskräfte. Nur dann sieht man die Welt richtig, wenn
man sie weder materialistisch noch idealistisch sieht, sondern wenn man imstande ist,
dasjenige, was sich als materialistisch offenbart, ideell zu sehen, und dasjenige, was sich als
Ideelles offenbart, ganz materiell verfolgen zu können.“ (Lit.:GA 191, S. 33)

Gedächtnisbildung und Luzifer


„... Erinnerung ist eine luziferische Kraft, da es eben Luzifers Aufgabe ist, das Vergangene in
die Gegenwart hinüberzutragen.“ (Lit.:GA 266b, S. 350)

Wenn wir die Gedächtnisbildung durch Memorieren unterstützen, rufen wir Luzifer zu Hilfe.
Wir wecken dabei künstlich alte Kräfte, die heute weitgehend in den Hintergrund getreten
sind, die aber in der atlantischen Zeit - und wie in einem Abglanz davon auch noch in der
griechisch-lateinischen Zeit - in überreichem Maß vorhanden waren:

"Warum muß denn eine luziferische Kraft in dieser Art beim Gedächtnisse angerufen
werden? In einer der heutigen Menschheit gar nicht mehr bewußten Art hatte das
Gedächtnis in alten, aber gar nicht weit zurückliegenden Zeiten der
Menschheitsentwickelung eine ganz andere Stärke als heute. Wir brauchen verhältnismäßig
lange, um uns eine längere Dichtung anzueignen. So lange brauchten die alten Griechen
nicht. Eine große Zahl der alten Griechen kannte von Anfang bis zum Ende die homerischen
Gesänge. Aber sie memorierten nicht in der Weise, wie wir heute auswendig lernen. Es war
eben die gedächtnismäßige Kraft dieser Zeit anders ausgebildet. Was geschah denn
eigentlich dazumal in diesem vierten nachatlantischen Zeitraum? Es geschah gewissermaßen
eine Wiederholung desjenigen, was in noch stärkerem Maße im atlantischen Zeitraum selbst
geschehen ist, und was ich schon dargestellt habe in den Aufsätzen, die über die atlantische
Entwickelung handeln. Das, was vom Mond noch herübergekommen war wie eine Kraft, die
fähig macht, wie einen Kometenschweif die traumhaften imaginativen Erlebnisse
nachzuziehen, diese Kraft ging gewissermaßen von einer solchen äußeren, im
Wechselverkehre mit der Welt sich abspielenden Kraft in das Innere über. Durch dieses
Übergehen in das Innere entwickelte sich beim atlantischen Menschen das Gedächtnis wie
ein erstes Aufleuchten an etwas, was ihm die Welt dazumal wie von selber gab. Und
während der atlantischen Zeit brauchte sich wahrhaftig der Mensch nicht sehr anzustrengen,
um das Gedächtnis zu entwickeln, denn es war wie ein Hereinfließen desjenigen, was eine
Kraft im äußeren Verkehr mit der "Welt war, in das Innere des Menschen. Und dieses
wiederholte sich für den vierten nachatlantischen Zeitraum. Im Innern war gewissermaßen
eine Wiederholung da desjenigen, was früher, ohne daß der Mensch etwas dazu tat, sich im
Wechselverkehre mit der Welt abspielte.

Indem der Mensch nun eingetreten ist in den fünften nachatlantischen Zeitraum, muß er
immer mehr und mehr Anstrengung verwenden, um die Gedächtniskraft zu seiner eigenen
zu machen. Damit sie beizutragen hat zu seiner Individualisierung und zu seiner Freiheit,
dazu muß dasjenige, was wie von selbst kam während der atlantischen Zeit und in der
Wiederholung im vierten nachatlantischen Zeitraum, angeeignet werden. Immer, wenn
später etwas angeeignet wird, was eigentlich einer früheren Kraft entspricht, wenn also dem
Gedächtnis zu Hilfe gekommen wird mit Kräften, die früher naturgemäß waren, so haben wir
es mit einer luziferischen Wirkung zu tun. Indem wir künstlich dasjenige hereintragen in
unsere Zeit, was naturgemäß war in der Griechenzeit, das selbstverständliche Sich-Aneignen
des Gedächtnisses, wird es zum Luziferischen. Dadurch aber, daß Sie dieses Luziferische so
vor Ihre Seele treten lassen, verspüren Sie die Rolle, die Luzifer in der
Menschheitsentwickelung hat. Sie müssen sie verspüren, wenn die Dinge so geschildert
werden. Ihm waren gewissermaßen noch Grenzen gesetzt in der griechisch-lateinischen Zeit.
Er war noch an seinem Platze. Jetzt ist er nicht mehr in derselben Weise an seinem Platze.
Jetzt muß der Mensch, um das Gedächtnis weiter auszubilden, ein Bündnis mit ihm
eingehen. Der Mensch muß aus einer Selbsttätigkeit heraus für sein Gedächtnis das tun, was
ohne sein Zutun mit ihm geschah noch während der griechisch-lateinischen Zeit. Aber
dadurch wird das, was während der griechisch-lateinischen Zeit mit ihm geschah, heute zu
einer luziferischen Tat.

In dem Augenblicke aber, in dem also eine luziferische Tätigkeit auftritt, kommt
gewissermaßen auch die andere Seite der Waage in Tätigkeit: das Ahrimanische. Und
während wir auf der einen Seite memorieren, also Luzifer zu Hilfe rufen für das
Gedächtnismäßige, hat die Menschheit immer mehr und mehr die andere, die ahrimanische
Unterstützung des Gedächtnisses entwickelt, das Aufschreiben. Denn ich habe öfter schon
angedeutet: Dies ist eine richtige Empfindung der Menschen des Mittelalters noch gewesen,
daß sie insbesondere die Druckkunst als eine «schwarze Kunst» empfunden haben." (Lit.: GA
170, S. 199ff)
Der Erinnerungsvorgang
Das Erinnerungsvermögen besteht in der Fähigkeit, Inhalte vorwiegend des
Langzeitgedächtnisses in Form von Erinnerungsvorstellungen wieder ins Bewusstsein zu
rufen. Alle Erinnerung ist eigentlich ein Lesen im Ätherleib, bzw. früher sogar ein Lesen in der
Ätherwelt selbst gewesen. Bei der Erinnerung lesen wir mehr von außen im eigenen
Ätherleib. Ich und Astralleib trennen sich ganz leise vom Ätherleib, wie es ähnlich auch im
Schlaf geschieht (hier allerdings viel stärker, so dass das Bewusstsein schwindet). Man
kommt so dem Erleben des eigenen Astralleibes näher.

Der Ätherleib ist der Träger des Gedächtnisses, und sich zu erinnern bedeutet, dass man im
Ätherleib lesen gelernt hat – und zwar in jenem Teil, der nicht für die Erhaltung des
physischen Organismus benötigt wird. Solange sich die Gedächtnisprozesse aber rein
ätherisch abspielen, kommt es noch nicht zu einem individuellen, sondern zu einem
kollektiven Gedächtnis, das durch die ganze Ahnenreihe fließt, die durch einen gemeinsamen
Lebensstrom, durch die Blutsbande, verbunden ist. Das war noch beim Atlantier der Fall. Mit
dem Übergang vom kollektiven zum individuellen Gedächtnis ging auch allmählich das
Bewusstsein für die wiederholten Erdenleben verloren. Das Erinnerungsvermögen schränkte
sich auf die einzelne irdische Persönlichkeit ein.

Die Umwandlung des kollektiven zum individuellen Gedächtnis wurde wesentlich durch die
in der nachatlanischen Zeit aufgekommene Kultur des Weintrinkens gefördert. Der Alkohol
löscht die alte atlantische Gedächtnisform aus. Im Neuen Testament wird das durch die
Hochzeit von Kaana angedeutet:

"Auf der Hochzeit zu Kana wird das Wasser in Wein verwandelt. An diese Tatsache knüpft
sich ein symbolischer universeller Sinn: Im religiösen Kultus soll das Wasseropfer zeitweise
durch das Weinopfer ersetzt werden.

Es gab in der Geschichte der Menschheit eine Zeit, in welcher der Wein noch unbekannt war.
Zur Zeit der Veden kannte man ihn kaum. Nun, solange die Menschen keine alkoholischen
Getränke tranken, war die Vorstellung von vorhergehenden Daseinsstufen und von der
Vielzahl von Erdenleben überall verbreitet, und niemand zweifelte daran. Seitdem die
Menschheit Wein zu trinken begann, verdunkelte sich die Idee der Reinkarnation ganz
schnell und verschwand schließlich aus dem allgemeinen Bewußtsein. Sie wurde nur
bewahrt durch die Eingeweihten, die sich des Weingenusses enthielten. Denn der Alkohol
hat auf den menschlichen Organismus eine besondere Wirkung, insbesondere auf den
Ätherleib, in dem das Gedächtnis seinen Sitz hat. Der Alkohol verschleiert das Gedächtnis,
verdunkelt es in seinen inneren Tiefen. Der Wein schafft Vergessenheit, sagt man. Dabei
handelt es sich nicht um ein oberflächliches, momentanes Vergessen, sondern um ein tiefes
und dauerndes Vergessen, um eine Verfinsterung der Gedächtniskraft im Ätherleib. Daher
verloren die Menschen, als sie sich anschickten Wein zu trinken, nach und nach ihr
ursprüngliches Gefühl für die Wiederverkörperung.

Nun hatte aber der Glaube an die Wiederverkörperung und an das Karmagesetz einen
mächtigen Einfluß nicht nur auf die Persönlichkeit, sondern auch auf ihr soziales Empfinden.
Er ließ sie die Ungleichheit der menschlichen Lebensumstände hinnehmen. Wenn der
unglückliche ägyptische Arbeiter an den Pyramiden arbeitete, wenn der Hindu der untersten
Klasse an den gigantischen Tempeln im Herzen der Berge baute, sagte er sich, daß ein
anderes Dasein ihn für die tapfer ertragene schwere Arbeit entschädigen würde, wenn er gut
war; daß sein Meister schon durch ähnliche Prüfungen hindurchgegangen war; oder daß er
später durch noch härtere Prüfungen hindurchgehen müsse, wenn er an der Gerechtigkeit
zweifelte und übel gesinnt wäre.

Als aber das Christentum herannahte, sollte die Menschheit durch eine Epoche
hindurchgehen, in der sie sich ganz auf ihre Erdenaufgabe einstellte. Sie sollte an der
Verbesserung dieses Lebens wirken, an der Entwickelung des Intellekts, an der
verstandesmäßigen wissenschaftlichen Erkenntnis der Natur. Das Bewußtsein von der
Wiederverkörperung sollte demgemäß für zweitausend Jahre verlorengehen. Und das Mittel,
das zu diesem Zweck angewendet wurde, war der Wein.

Das ist der tiefe Grund der Verehrung des Bacchus, des Gottes des Weines, der Trunkenheit.
Es war dies die volkstümliche Form des Dionysos der alten Mysterien, der an sich einen ganz
anderen Sinn hatte. Das ist auch der symbolische Sinn der Hochzeit zu Kana. Das Wasser
spielt seine Rolle beim alten Opferdienst, der Wein beim neuen. Die Worte des Christus: «
Selig, die nicht sehen und doch glauben», beziehen sich auf die neue Ära des Menschen, wo
der Mensch, ganz seinen Erdenaufgaben hingegeben, weder die Erinnerung an frühere
Inkarnationen noch die direkte Schau in die geistige Welt haben soll." (Lit.: GA 094, S. 50ff)

Das Gedächtnis wird erst individualisiert, wenn bei der Gedächtnisbildung dem physischen
Leib deutliche Spuren eingegraben werden. Für rein geistige Erlebnisse ist das nicht möglich,
sondern nur für das, was sinnlich wahrgenommen und verstandesmäßig bedacht wird. Das
Erlebte wird dadurch zunächst gewissermaßen in die Tiefe des Organismus hinein vergessen,
und der sonst freie Teil des Ätherleib wird nun an den physischen Leib gebunden, um die
Gedächtnisspuren zu bewahren. Beim Erinnerungsvorgang wird der Ätherleib kurzfristig vom
physischen Leib abgezogen, so dass wieder im Ätherleib gelesen werden kann. Der
Erinnerungsvorgang bedeutet also eine ganz reale kurzfristige Vergeistigung. Die Spuren im
physischen Leib beginnen sich dadurch aufzulösen, werden allerdings nach dem vollendeten
Erinnerungsvorgang wieder regeneriert, meist in leicht modifizierter Form.

Das Wesen der Erinnerung


In den Notizen zu einer esoterischen Stunde vom 10. September 1910 in Bern, die allerdings
nur in fragwürdiger Qualität überliefert sind, heißt es über das „Wesen der Erinnerung“ in
Zusammenhang mit dem Rosenkreuzerspruch:

„Das Wesen der Erinnerung ist, daß der Mensch etwas, was er durch das Werkzeug seines
physischen Leibes wahrgenommen hat, als Bild im Innern wiederum aufrufen kann in sich
selbst durch seine eigene Ich-Kraft, so daß er nicht den physischen Leib dazu braucht,
sondern aus dem Meer des ätherischen Leibes heraus sich ein Bild schafft dessen, was er
vorher durch den physischen Leib wahrgenommen hat. Aus dem Äthermeer geformt ist das
Bild, das zu einer neu wachgerufenen Vorstellung wird.- Beim Wahrnehmen mit den
äußeren Werkzeugen nützen sich diese ab. Ermüdung tritt ein. Der Mensch muß, um diese
wegzuschaffen, in der Nacht den Schlafzustand haben, wo er draußen ist im Kosmos, die
göttlich-geistigen Kräfte einsaugt und zuschaut, wie diese an seinem physischen Leibe
schaffen und ausbessern. Er arbeitet da zusammen mit den göttlich-geistigen Wesenheiten,
die ihn einst geschaffen haben. Er erlebt da das: Ex Deo nascimur.- Der ätherische Leib aber
bleibt ohne diese Ausbesserung. Um ihn zu durchkraften, muß der Mensch etwas anderes
ausführen. Er muß selber darin etwas schaffen. Wie das Auge durch das Licht geschaffen ist
und ohne Licht kein Auge wäre, aber hier der physische Leib verstanden wird, an dem das
physische Sonnenlicht gearbeitet hat, so gibt es ein geistiges Licht, das das geistige Auge
schafft. Aus dieser Lichtkraft wird das geistige Auge geschaffen, diese müssen wir auf uns
wirken lassen. Sie schafft unsere Geistorgane und diese Lichtkraft stattet uns auch aus mit
erneuernden Kräften für unsern Ätherleib. Und wir können diese Kräfte nur empfangen,
wenn wir ausführen mit unserer Seele das, was da liegt in dem Worte: In Christo morimur.-
Immer wieder, immer von neuem müssen wir uns das wiederholen, im Bewußtsein dessen,
daß nur in der steten und geduldigen Wiederholung, die ja dem Prinzip des Ätherleibes
entspricht, wir zu dem Erfolg kommen können, daß sich uns das geistige Licht-Erleben
eröffnet. Wir entschlafen in den Christus, den wir in den Tiefen unserer Körperlichkeit
finden, so wie wir nachts hineinschlafen in den Kosmos. Wir verbinden uns mit Ihm. Seine
Kraft ist es, die uns durchkraftet in unserm ätherischen Leibe. Seine Licht- und Wärmekraft
schafft uns die Organe, mit denen wir Ihn selbst erleben und wahrnehmen dürfen. Da leben
wir das: Per spiritum sanctum reviviscimus.“ (Lit.:GA 266b, S. 480f)

Denken und Gedächtnis


Das Gedächtnis des heutigen Menschen hängt, wie unser deutsches Wort dafür zurecht
andeutet, sehr wesentlich mit dem Denken zusammen. In der Regel können wir uns heute
nur an die Erlebnisse erinnern, die wir mit dem mehr oder minder wachen Denken begleitet
haben.

Im Denken erschaffen wir ununterbrochen Elementarwesen, die fortan in unserem Ätherleib


leben. In ihnen leben unsere Gedanken weiter, sie sind das lebendige ätherische Gedächtnis.
Wir werden uns ihrer heute aber normalerweise erst bewusst, wenn sie sich mit dem
physischen Leib verbinden und genau in diesem Moment von diesem aus einen schwachen
und teils verzerrten Reflex in unser Seelenleben werfen. Der physische Leib wirkt wie ein –
allerdings stark beschlagener und verunreinigter – Spiegel. Indem sich die
Gedankenlebewesen mit dem physischen Leib verbinden, arbeiten sie gestaltend an diesem.
Durch die Verbindung mit dem festen physischen Leib nehmen die Gedankenlebewesen eine
erstarrte Gestalt an – wie Eisblumen auf einer Fensterscheibe. Die lebendigen Gedanken
werden so zum Gedächtnisschatz abgelähmt. Dieser ruht zunächst unter der Schwelle des
Bewusstseins in den Tiefen der leiblichen Organisation. Beim Erinnerungsvorgang lösen sich
diese Elementarwesen kurzfristig vom physischen Leib und werfen beim Wiederverbinden
das blasse Erinnerungsbild in unsere Seele.

Das Gedächtnis als gesteigerte Antipathie


Das Denken, alle unsere gedankenhaften Vorstellungen, sind ein Bild des vorgeburtlichen
Lebens, wie das schon Platon in seiner Ideenlehre angedeutet hat. Der Wille hingegen ist im
Erdenleben nur ein Keim, der sich erst im Leben nach dem Tod voll entfaltet.

Zeichnung aus GA 293, S 34


"Wir haben uns also vorzustellen: Vorstellung auf der einen Seite, die wir als Bild aufzufassen
haben vom vorgeburtlichen Leben; Willen auf der anderen Seite, den wir als Keim
aufzufassen haben für späteres. Ich bitte, den Unterschied zwischen Keim und Bild recht ins
Auge zu fassen. Denn ein Keim ist etwas Überreales, ein Bild ist etwas Unterreales; ein Keim
wird später erst zu einem Realen, trägt also der Anlage nach das spätere Reale in sich, so daß
der Wille in der Tat sehr geistiger Natur ist. Das hat Schopenhauer geahnt; aber er konnte
natürlich nicht bis zu der Erkenntnis vordringen, daß der Wille der Keim des Geistig-
Seelischen ist, wie dieses Geistig-Seelische sich nach dem Tode in der geistigen Welt
entfaltet." (Lit.: GA 293, S. 33f)

Im Erdenleben entfaltet sich das Seelenleben im Wechselspiel von Sympathie und


Antipathie:

"Wir tragen die Kraft der Antipathie in uns und verwandeln durch sie das vorgeburtliche
Element in ein bloßes Vorstellungsbild. Und mit demjenigen, was als Willensrealität nach
dem Tode hinausstrahlt zu unserem Dasein, verbinden wir uns in Sympathie. Dieser zwei,
der Sympathie und der Antipathie, werden wir uns nicht unmittelbar bewußt, aber sie leben
in uns unbewußt und sie bedeuten unser Fühlen, das fortwährend aus einem Rhythmus, aus
einem Wechselspiel zwischen Sympathie und Antipathie sich zusammensetzt.

Zeichnung aus GA 293, S 35


Wir entwickeln in uns die Gefühlswelt, die ein fortwährendes Wechselspiel - Systole, Diastole
- zwischen Sympathie und Antipathie ist. Dieses Wechselspiel ist fortwährend in uns. Die
Antipathie, die nach der einen Seite geht, verwandelt fortwährend unser Seelenleben in ein
vorstellendes; die Sympathie, die nach der anderen Seite geht, verwandelt uns das
Seelenleben in das, was wir als unseren Tatwillen kennen, in das Keimhafthalten dessen, was
nach dem Tode geistige Realität ist. Hier kommen Sie zum realen Verstehen des geistig-
seelischen Lebens: wir schaffen den Keim des seelischen Lebens als einen Rhythmus von
Sympathie und Antipathie." (Lit.: GA 293, S. 35)

Wird die Antipathie, die das Vorstellungsleben bewirkt, noch gesteigert, entstehen das
Gedächtnis:

"Wenn Sie nun jetzt vorstellen, so begegnet jedes solche Vorstellen der Antipathie, und wird
die Antipathie genügend stark, so entsteht das Erinnerungsbild, das Gedächtnis, so daß das
Gedächtnis nichts anderes ist als ein Ergebnis der in uns waltenden Antipathie. Hier haben
Sie den Zusammenhang zwischen dem rein Gefühlsmäßigen noch der Antipathie, die
unbestimmt noch zurückstrahlt, und dem bestimmten Zurückstrahlen, dem Zurückstrahlen
der jetzt noch bildhaft ausgeübten Wahrnehmungstätigkeit im Gedächtnis. Das Gedächtnis
ist nur gesteigerte Antipathie. Sie könnten kein Gedächtnis haben, wenn Sie zu Ihren
Vorstellungen so große Sympathie hätten, daß Sie sie «verschlucken» würden; Sie haben
Gedächtnis nur dadurch, daß Sie eine Art Ekel haben vor den Vorstellungen, sie
zurückwerfen - und dadurch sie präsent machen. Das ist ihre Realität." (Lit.: GA 293, S. 36)

Umgekehrt entsteht durch Steigerung der Sympathie die Phantasie, die, wenn sie den
ganzen Menschen bis in die Sinne hinein durchdringt, die sinnliche Anschauung bewirkt.

Die organische Grundlage des Gedächtnisses


Menschenbilder im physischen und ätherischen Leib
Bei jeder Vorstellung, die wir uns bilden, entsteht ein Menschenbild, ein menschenähnliches
Abbild, im physischen und ätherischen Leib.

„Stellen wir die Frage: Warum haben wir ein Gedächtnis im physischen Leben? - da müssen
wir sagen: Jedesmal, wenn wir eine Vorstellung bilden, wird ein Eindruck auf den physischen
Leib gemacht. Dieser Eindruck ist sogar mehr oder weniger menschenähnlich. Jede
Vorstellung, die wir uns bilden, macht nicht nur, wie der materialistisch-phantastisch
Denkende meint, da oder dort im Gehirn einen Eindruck, sondern auf den ganzen Menschen
macht jede Vorstellung einen Eindruck. Und mit Bezug auf eine Art Nachformung des Kopfes
und noch sogar des oberen Teiles der Brust des Menschen, liefert wirklich jede Vorstellung,
die wir uns bilden, einen Abdruck. Es ist wirklich war: Wenn ich jetzt zu Ihnen spreche, in der
Minute vielleicht hundert Silben, so haben Sie während dieser Minuten rasch hintereinander
fünfzig Menschen in sich gebildet, jedoch fünfzig Menschenbilder rasch weggeschafft, das
eine wechselt rasch mit dem andern ab. Nun, Sie können sich denken, wie viele solche
Menschenbilder Sie in sich gebildet haben, wenn die Stunde der Betrachtung vorüber ist.
Diese Menschenbilder sind mehr oder weniger gleich in ihrer äußeren Gestalt, aber doch
wiederum ungleich; keines ist dem andern vollständig gleich. Jedes ist von dem andern
verschieden, wenn auch eben nur etwas verschieden. Es ist eine kindliche Vorstellung, wenn
etwa jemand glauben wollte, daß, wenn er jetzt einen Eindruck der Außenweit hat und sich
morgen daran erinnert, dieser Eindruck in irgendeiner Form in ihm gesessen habe. Er hat gar
nicht gesessen, sondern ein Bild, das menschenähnlich ist, ist in dem Menschen geblieben.
Wirklich, von jedem Eindruck der Außenwelt bleibt ein Bild, das menschenähnlich ist. Und
wenn Sie sich morgen wieder an den Eindruck erinnern, dann versetzen Sie Ihre Seele in
dieses Menschenbild, das in Ihnen ist. Und der Grund, warum Sie morgen nicht dieses
Menschenbild sehen, sondern sich an den Eindruck erinnern, ist der, daß Sie in Ihrem
Astralleib lesen. Es ist eine richtige Lesetätigkeit, eine unterbewußte Lesetätigkeit; geradeso
wie wenn Sie irgend etwas aufschreiben und später lesen wollen, Sie nicht die Buchstaben
beschreiben, sondern das, was die Buchstaben bedeuten, so ist es morgen, wenn Sie sich an
das heute Erlebte erinnern. Sie schauen nicht das Bild an, das in Ihnen entstanden ist, das
Menschenphantom, das da in Ihnen lebt, sondern Sie deuten es. Sie versetzen sich in der
Seele in dieses Menschenphantom, und Ihre Seele erlebt etwas ganz anderes als dieses
Menschenphantom. Sie erlebt dasjenige, was sie gestern erlebt hat, noch einmal.“ (Lit.:GA
159, S. 351f)

Traumerlebnisse prägen sich dem Gedächtnis viel schlechter ein und rein geistige Erlebnisse
gar nicht.

„Aber vergleichen Sie diese Kraft, die es Ihnen möglich macht, Erlebnisse des physischen
Planes im Gedächtnis zu behalten, mit der viel geringeren Kraft, die es Ihnen möglich macht,
Traumerlebnisse in der Erinnerung zu bewahren. Bedenken Sie, wieviel leichter Sie einen
Traum vergessen als Erlebnisse in der physischen Welt. Man kann zunächst die Frage
aufwerfen: Warum vergißt man die Traumerlebnisse leichter als die Erlebnisse der
physischen Welt? - Nun, die Beantwortung dieser Frage wird uns zugleich einen wichtigen
Gesichtspunkt für die höheren Erkenntnisse ergeben.

Wie werden denn Traumerlebnisse erworben? - Sie werden dadurch erworben, daß wir im
physischen Leib nicht ganz drinnen sind. Wenn wir ganz drinnen sind im physischen Leib,
träumen wir nicht. Da erleben wir durch die Sinne auf dem physischen Plan und durch den
an die Sinne gebundenen Verstand. Wenn wir träumen, müssen wir wenigstens teilweise
außerhalb des physischen Leibes sein. Was macht der physische Leib, wenn er durch die
Erinnerungskraft arbeitet? Ja, so schwierig es zunächst zu denken ist für den Menschen, so
ist es doch wahr: jedesmal, wenn der Mensch ein Erlebnis hat und dieses Erlebnis durch
einen Gedanken in der Erinnerung aufbewahrt, dann wird in unserem Ätherleib ein Abdruck,
gleichsam eine Art Klischee des Erlebnisses gebildet. Aber- ich habe das schon
auseinandergesetzt - nicht so, daß dieser Abdruck etwa das Erlebnis photographisch
abbilden würde. Ebensowenig wie der Buchstabe einer Schrift mit dem Laute zu tun hat,
ebensowenig hat, was in unserem Leib als Abdruck existiert, ebensowenig hat diese
Abbildung mit dem Erlebnis selbst zu tun. Er, der Abdruck, ist nur ein Zeichen. Und dieses
Zeichen ist merkwürdigerweise ähnlich der menschlichen Gestalt selber. Und zwar, wenn Sie
von der menschlichen Gestalt die oberen Teile nehmen, den Kopf und höchstens noch etwas
vom Oberleib und von den Händen, so haben Sie das, was jedesmal im Ätherleibe
beobachtet werden kann, wenn sich der Mensch Erinnerung bildet von einem Erlebnis.

Also, wir können sagen: Ich erlebe etwas; das Erlebnis bleibt mir - sei es ein kleines oder ein
großes Erlebnis - als Erinnerung. Es bildet sich eben ein Abdruck, ungefähr so (siehe
Zeichnung). So etwas entsteht jedesmal in Ihrem Ätherleib, wenn sich eine Erinnerung
bildet, und würde es ausgelöscht werden, so würden Sie sich an das Erlebnis nicht mehr
erinnern können.

Zeichnung aus GA 162, S. 51


Denken Sie, an wieviele Dinge Sie sich im Leben erinnern! Ebensoviele tausend und
abertausend solcher ätherischer Menschenabbilder haben Sie in sich. Ihr Ätherleib, und auch
der physische, gestatten wohl, daß so viele verschiedene Bilder da sind. Wenn zwei gleich
wären, würde man die Erlebnisse nicht unterscheiden können. Wenn man einen Menschen
okkult betrachtet, so findet man in ihm Tausende und aber Tausende solcher
Menschenbilder. Aber sie entstehen nicht nur im Ätherleib, sondern von jedem solchen
Menschenbild entsteht auch ein feiner Abdruck im physischen Leib, und diese Abdrücke
bleiben auch alle erhalten, insofern der Mensch Erinnerungen hat. Also Tausende und aber
Tausende solcher Homunkuli sind im Menschen vorhanden.

Sagen wir: Sie hören den heutigen Vortrag. Schon durch Anhören dieses Vortrages werden
sich hundert und aber hundert solcher Homunkuli in Ihrer Seele bilden. Die machen auch,
wenn Sie sich später erinnern, Eindrücke in Ihren physischen Leib, und diese Eindrücke
bleiben auch da.

Wie ist es nun aber beim Träumen? Ja, sehen Sie: beim Traum ist es so, daß wohl der
Homunkulus im ätherischen Leibe entsteht, daß er sich aber nicht abdrückt im physischen
Leib. Schwach drückt er sich ab, manchmal gar nicht. Dann weiß der Mensch wohl, daß er
geträumt hat, aber er kann sich nicht erinnern, was er geträumt hat. Schwach, viel
schwächer als irgendein Erlebnis auf dem physischen Plan, drücken sich die Träume ab.
Daher ist es so schwer, eine Erinnerung davon zu bewahren.

Die Stärke der Erinnerung hängt also ganz davon ab, wie stark der Eindruck ist, den der
Homunkulus des Ätherleibes auf den physischen Leib macht. Dasjenige aber, was der
Geistesforscher findet, was er erlebt in der geistigen Welt, das ist zunächst so geartet, daß es
überhaupt keinen Eindruck auf den physischen Leib machen kann. Denn wenn ein Erlebnis
Eindruck auf den physischen Leib machen kann, dann ist es schon kein rein geistiges Erlebnis
mehr; dann ist es schon mit Rücksicht auf den physischen Leib erworben. Das muß gerade
das Eigentümliche des geistigen Erlebnisses sein, daß zunächst im physischen Leib überhaupt
nichts geschieht, während das Geistige erlebt wird.
Was folgt daraus? Das folgt daraus, was in der Tat der Geistesforscher als sein nächstes
Erlebnis aufzufassen hat: daß man für die Ergebnisse der Geistesforschung kein Gedächtnis
hat. Die Erlebnisse des Geistesforschers können sich dem Gedächtnisse nicht einprägen. In
demselben Moment, in dem sie entstehen, vergehen sie auch.

Darin liegt die Schwierigkeit, von der geistigen Welt etwas zu wissen, solange man in der
physischen Welt lebt und mittels seines physischen Leibes allein leben will. Denn da der
Mensch schon für Träume ein schlechtes Gedächtnis hat, bei denen noch ein loser
Zusammenhang mit dem physischen Leibe vorhanden ist, so wird Ihnen das zeigen, wie
begreiflich es sein muß, daß der Mensch für das, was er nun wirklich okkult erlebt, kein
Gedächtnis haben kann.“ (Lit.:GA 162, S. 50ff)

Der physische Leib als Bildbewahrer


"Wenn ich ein Schema aufzeichnen wollte, so würde es so sein: Nehmen wir einmal an, wir
haben hier den physischen Leib (siehe Zeichnung, rot), wir haben hier den Ätherleib
(orange), wir haben hier den astralischen Leib (grün), und wir haben endlich hier das Ich
(weiß). Jetzt wirkt ein Sinneserlebnis. Dieses Sinneserlebnis wird zunächst aufgenommen in
das Ich. Es wird die Vorstellung daran geknüpft, indem es sich einlebt in den astralischen
Leib; es wirkt die Kraft, die dann die Erinnerung möglich macht, indem es sich einlebt als
Bewegung in den Ätherleib. Nun muß es sich aber stauen. Es darf nicht weitergehen, es

Tafel 9 aus GA 206, S 125


darf nicht den physischen Leib ganz durchdringen, sondern muß sich hier stauen. Im
physischen Leib entsteht nämlich, natürlich zunächst ganz unbewußt, von dem, was in der
Erinnerung lebt, ein Bild. Das Bild ist gar nicht ähnlich dem, was das Erlebnis war, es ist eine
Metamorphose; aber es entsteht ein Bild. So daß gesagt werden muß: Ebenso wie mit dem
Ätherleib das Gedächtnis verbunden ist, so ist mit dem physischen Leib ein wirkliches
inneres Bild verbunden. - Wir haben immer im physischen Leib, wenn sich solch eine
Bewegung staut, die vom Ätherleib ausgeht, eine Imprägnierung, ein Bild; dieses Bild kann
natürlich erst erreicht werden mit imaginativem Vorstellen. Da sieht man, wie in der Tat der
physische Leib der Träger wird von all diesen Bildern." (Lit.: GA 206, S. 124f)

Die Bedeutung des physischen Leibes für die Gedächtnisbildung


Der Ätherleib ist zwar der eigentliche Bewahrer des Gedächtnisses, doch müssen die
Erlebnisse während des Erdenlebens bis in den physischen Leib als Bilder eingeschrieben
werden, um wieder ins Bewusstsein gerufen, d.h. erinnert werden zu können. Das liegt
daran, dass sich unsere Erinnerungen während des Erdenlebens auf physisch-sinnliche
Erlebnisse beziehen.

„Das Erinnern wird überhaupt ganz falsch vorgestellt. Eine Vorstellung, die ich durch eine
äußere Wahrnehmung jetzt gewinne und jetzt habe, die lebt in mir überhaupt nicht als
etwas Reales, sondern als Spiegelbild, das sich die Seele bildet durch die Spiegelung des
Leibes. Wir werden davon näher im dritten Vortrage sprechen. Und es lebt diese Vorstellung
nur jetzt! Wenn ich sie aus dem Seelenleben verloren habe, dann ist sie nicht mehr da. Es
gibt das gar nicht: Hinuntertauchen von Vorstellungen und Wiederher auf tauchen - und so
Erinnerungen bilden. Die triviale Vorstellung der Erinnerung ist schon falsch.
Worauf es ankommt, ist: wenn man die Kraft der Seele für das geistige Schauen geschärft
hat, so sieht man - wie man in der Außenwelt beobachtet, so kann man im Geiste das
beobachten —, daß, während wir eine Vorstellung gewinnen durch eine Wahrnehmung,
noch ein anderer Vorgang vor sich geht. Und nicht der Vorstellungsvorgang, sondern dieser
andere, unterbewußte Vorgang, der sich parallel dem Vorstellen abspielt, erzeugt in uns
etwas, das, indem ich die Vorstellung habe, gar nicht unmittelbar ins Bewußtsein kommt,
das aber fortlebt. Habe ich jetzt eine Vorstellung, so entsteht ein unterbewußter und jetzt
rein an das Körperliche gebundener Prozeß. Wenn später durch irgendeine Veranlassung
dieser Prozeß wieder aufgerufen wird, dann bildet sich, indem die Seele jetzt hinblickt auf
diesen Prozeß, der ein rein leiblicher ist, aufs neue die Vorstellung. Eine erinnerte
Vorstellung ist eine aus den Tiefen des Leibeslebens herauf gebildete neue Vorstellung, die
der alten gleicht, weil sie durch den unterbewußten Prozeß, der sich gebildet hat im
leiblichen Leben, heraufgerufen wird. Die Seele liest gewissermaßen das Engramm, das in
dem Leibe eingegraben ist, wenn sie sich an eine Vorstellung erinnert.“ (Lit.:GA 73, S. 40f)

Diese Art der Erinnerungsfähigkeit hört etwa drei Tage nach dem Tod auf. Solange hält der
Ätherleib noch eine gewisse Beziehung zum physischen Leib, die ihm diese Art des
Gedächtnisses ermöglicht, obwohl es auch da schon bedeutsame Veränderungen erfährt, da
sich der Ätherleib bereits im Kosmos zu zerstreuen beginnt. Während dieser drei Tage erlebt
der Mensch ein umfassendes und lückenloses Lebenspanorama.

Seelisch-geistige Erlebnisse können grundsätzlich nicht auf diese Art erinnert werden, da sie
sich nicht in den physischen Leib einschreiben.

„Der Bewahrer des Gedächtnisses ist der Ätherleib, aber ohne den physischen Leib würde er
schlecht bewahren können. Die Nerven werden beeindruckt, und es muß hineingeschrieben
werden in den physischen Leib. Der ist sozusagen der Aufschreibeapparat für das, was der
Mensch behalten will. Und wenn der Mensch sich erinnern will an etwas, so durchdringt er
mit dem Ätherleib den physischen Leib bis zu der Stelle, wo das, was erinnert werden soll,
eingeschrieben steht, und dann wird das Erinnerungsbild lebendig, und der Mensch liest es
dann ab vom physischen Leib. Schüler machen es ja so, wenn sie etwas auswendig zu lernen
haben, daß sie es sich solange wiederholen, bis es sich eingeschrieben hat. Aber da kann es
vorkommen, daß, wenn sie z. B. lernen: «Es stand vor alten Zeiten ...», sie es sich gewaltsam
einpressen in den physischen Leib dadurch, daß sie den Laut zu Hilfe nehmen.

Gewohnheitsmäßig muß ein solches Einschreiben und Ablesen werden dadurch, daß es uns
zur inneren Gewohnheit wird, alle Verrichtungen mit Aufmerksamkeit und Nachdenken zu
durchdringen.

Für geistige Erlebnisse kann man den physischen Leib nicht brauchen als Erinnerungsorgan,
an die Stelle muß das Gewohnheitsmäßige treten. Wir müssen uns die dazu gehörende
Empfindungsnuance vor die Seele rufen.“ (Lit.:GA 266c, S. 246)

Der physische Leib als differenzierter Spiegelungsapparat


Im Kopf konzentrieren sich die nach außen geöffneten Sinnesorgane, während im restlichen
Organismus die Organe ihre Tätigkeit wesentlich im Innern entfalten.Im Kopfbereich
entfalten auch die drei seelischen Wesensglieder am stärksten ihre Wirkungen und sie bilden
die Grundlage für das wache Tagesbewusstsein und das damit verbundene
Selbstbewusstsein. In diesen seelischen Wesensgliedern lebt das Ich bewusst. Das Ich erlebt
sich in diesen drei seelischen Wesensgliedern in unmittelbarer Geistesgegenwart. Es ist hier
zunächst kein Rückblick auf die Vergangenheit, also auch keine Erinnerungsfähigkeit möglich,
wie auch kein prophetischer Vorblick auf die Zukunft.

Indem der restliche Organismus die Seelenerlebnisse in sehr differenzierter Weise an der
Oberfläche der einzelnen Organe zurückspiegelt, wird er zum unentbehrlichen Werkzeug für
das Gedächtnis - und gibt dadurch auch erst dem Ich-Bewusstsein seine notwendige
Kontinuität. Teilweise wirken die Erlebnisse auch ins Innere der Organe hinein und werden
von den Drüsenorganen zu Absonderungen umgewandelt bzw. werden hier in Verbindung
mit der Tätigkeit des Stoffwechsel-Gliedmaßen-Systems sogar Kräfte aufgebaut, die in der
nächsten Inkarnation den Organismus gestalten:

So spiegelt die Lungenoberfläche abstrakte Gedanken wider. Gedanken, die sich an äußere
Wahrnehmungen anknüpfen gehen in das Innere der Lunge und werden hier zu Kräften, die
in der nächsten Inkarnation den Kopf äußerlich formen. Werden diese Kräfte schon in dieser
Inkarnation frei, führen sie zu Illusionen - bei Lungenerkrankungen kann man das oft
bemerken.

Die Leberoberfläche spiegelt emotional gefärbte Gedanken. Insbesondere hängt die Leber
mit dem musikalischem Empfinden zusammen. Die Klangätherkräfte wirken sehr stark im
Chemismus der Leber. Musikalische Menschen haben im vorigen Leben lebendige Eindrücke
mitfühlend aufgenommen und konnten leicht von Fröhlichkeit zu Traurigkeit - und
umgekehrt - übergehen. Die Kräfte, die sich im Inneren der Leber ausbilden, bewirken in der
nächsten Inkarnation die innere Disposition des Gehirns. Wirken sie schon in dieser
Inkarnation, entstehen Halluzinationen, Visionen.

Im Nierensystem bereitet sich die künftige Temperamentsanlage vor, aber so, wie sie dann
vornehmlich durch den Kopf wirkt und dessen Tätigkeit emotional beeinflusst. Werden diese
Kräfte schon jetzt aktiv, entstehen Hypochondrie, Depression etc.

Am Herzen werden Gewissensbisse reflektiert. Im Innern bereiten sich die Kräfte vor, die in
der nächsten Inkarnation das äußere Leben bzw. unsere Taten mitbestimmen - das sind also
die eigentlichen karmischen Anlagen. Werden diese Kräfte jetzt schon aktiv, äußert sich das
in Tobsucht.

Esoterische Entwicklung und Gedächtnis


"Das, was man gewöhnlich als Gedächtnis hat, erleidet durch eine esoterische Entwickelung
fast immer eine Herabstimmung. Man bekommt zunächst ein schlechteres Gedächtnis. Wer
ein schlechteres Gedächtnis nicht haben will, kann eben eine esoterische Entwickelung nicht
durchmachen. Namentlich hört auf stark tätig zu sein dasjenige Gedächtnis, das man als
mechanisches Gedächtnis bezeichnen kann, das gerade in den Kindes- und Jugendjahren bei
Menschen am besten ausgebildet ist und was ja zumeist gemeint ist, wenn vom Gedächtnis
die Rede ist. Und gar mancher Esoteriker wird zu klagen haben über die Herabstimmung
seines Gedächtnisses, denn man kann das recht bald bemerken. Das Gedächtnis, das für das
äußere Leben da ist, geht schon einmal verloren; aber wir brauchen gar keinen Schaden zu
nehmen, wenn wir darauf achten, für alles das, was uns im Leben angeht, mehr Interesse zu
entwickeln, tieferes Interesse, mehr Anteil zu entwickeln, als wir das vorher gewohnt waren.
Wir müssen anfangen, uns für die Dinge, die für uns Bedeutung haben, namentlich ein
gefühlsmäßiges Interesse anzueignen. Das haftet um so besser, mit dem man seelisch
zusammenwächst. Man muß daher versuchen, geradezu systematisch dieses seelische
Zusammenwachsen zu bewirken." (Lit.: GA 145, S. 51f)

Die Metamorphose der Gedächtniskräfte nach dem Tod


Das wirkliche lebendige ätherische Gedächtnis lernen wir erst nach dem Tod, wenn wir vom
physischen Leib befreit sind, in Form eines umfassenden Lebenspanoramas kennen, das die
Summe aller von uns während des irdischen Lebens geschaffenen Gedankenlebewesen
umfaßt, von denen oben die Rede war, die dann gleichzeitig vor unserem geistigen Blick
stehen. Die Zeit wird dann nicht als ein Nacheinander erlebt, sondern als ein Nebeneinander.
Die zeitliche Orientierung finden wir dadurch, dass wir den Gedankenlebewesen gleichsam
ihr jeweiliges Alter ansehen.

Etwa drei Tage nach dem Tod verblaßt das Lebenspanorama indem unser Ätherleib der
allgemeinen Ätherwelt übergeben wird. Doch gehen die Kräfte, die wir durch die
Gedächtnisbildung unserem Organismus eingeschrieben haben, nicht verloren. Nach dem
Tod verschwinden die gestaltbildenden Kräfte des Kopfes sehr bald, während die Kräfte des
restlichen Organismus den Kopf der neuen Inkarnation zu gestalten beginnen. Innere Organe
werden so ihren Gestaltkräften nach zu Nerven-Sinnesorganen. Das Blutsystem wird zum
Nervensystem (so wird etwa die Aderhaut des Auges zur Netzhaut) und das Herz zur
Zirbeldrüse. Die Milz schlüpft gleichsam durch die Leber hindurch und erscheint in der neuen
Inkarnation im Gehörorgan wieder.

In der Erinnerungskraft wird künftig der Christus mitleben


"Hineinzuleiten diesen Christus-Impuls in das aufrechte Gehen, in Sprechen und Denken, das
ist durch dasjenige möglich, was seit Jahrtausenden für die Menschen da ist mit der
Menschheitskultur. In ein viertes Element hineinzuleiten den Christus-Impuls, vorzubereiten
dieses Hineinleiten in ein viertes menschliches Vermögen, daran müssen wir auch denken,
wenn wir uns im rechten Sinn auf den Boden der Geisteswissenschaft stellen. Daran müssen
wir auch denken! Wo hinein der Christus- Impuls noch nicht geleitet werden kann, wo
hineingeleitet zu werden er sich aber vorbereitet, das ist die menschliche Erinnerung, das
Erinnern des Menschen. Denn außer dem Aufrechtgehen und -stehen, dem Reden oder
Sprechen, dem Denken, tritt jetzt die Christus-Kraft in das Erinnern ein. Wir können
verstehen den Christus, wenn er durch die Evangelien zu uns spricht. Aber wir werden als
Menschen erst dazu vorbereitet, daß der Christus auch eintritt in die Gedanken, die dann als
erinnerte Gedanken und Vorstellungen in uns leben und sind und so weiter in uns leben.
Und eine Zeit wird herankommen für die Menschheit, die allerdings erst vollständig werden
wird in der sechsten größeren Periode der Menschheitsentwickelung, aber jetzt sich
vorbereitet, wo die Menschen hinsehen werden auf das, was sie erlebt und erfahren haben
und was als Erinnerung in ihnen lebt, und werden sehen können, daß in der Kraft des
Erinnerns der Christus mitlebt. Durch jede Vorstellung wird der Christus sprechen können.
Und auch wenn wir unsere Vorstellungen in der Erinnerung wiederbeleben, so wird in der
Erinnerung, in dem, was so eng, so intim mit uns verbunden ist wie unsere Erinnerung, der
Christus mit verbunden sein. Zurückblicken wird der Mensch können auf sein Leben und
sagen wird er sich: So wie ich mich erinnere, so wie die Kraft des Gedächtnisses in mir lebt,
so lebt in diesem Gedächtnis der hineingegossene Christus- Impuls. Der Weg, der den
Menschen geboten wird, immer mehr und mehr wahr zu machen die Worte: Nicht ich, der
Christus in mir, - der Weg wird dadurch geebnet, daß in die Erinnerungskraft allmählich der
Christus-Impuls einziehen wird. Er ist jetzt noch nicht darinnen. Wenn er darinnen sein wird,
wenn nicht nur im Verständnis des Menschen der Christus-Impuls lebt, sondern wenn der
Christus-Impuls sich über den ganzen Saum, über den ganzen Streifen von Erinnerungen
ausgießen wird, dann wird der Mensch zum Beispiel nicht nur angewiesen sein darauf, aus
äußeren Dokumenten Geschichte zu lernen, denn dann wird sich seine Erinnerungskraft
erweitern. Der Christus wird in dieser Erinnerung leben. Und der Mensch wird dadurch, daß
der Christus in seine Erinnerungskraft eingezogen ist, dadurch, daß der Christus in der
Erinnerungskraft lebt, der Mensch wird dadurch wissen, wie bis zum Mysterium von
Golgatha hin der Christus außerirdisch gewirkt hat, wie er es vorbereitet hat und
durchgegangen ist durch dieses Mysterium von Golgatha, und wie er als Impuls weiterwirkt
in der Geschichte. So wahr und wirklich wird der Mensch das überschauen, wie jetzt im
gewöhnlichen Leben die Erinnerung da ist. Man wird die irdische Entwickelung der
Menschheit nicht anders überschauen können innerlich als so, daß man dann den Christus-
Impuls im Mittelpunkt erblickt. Alle Erinnerungskraft wird durchsetzt und zugleich verstärkt
werden durch das Eindringen des Christus-Impulses in die Gedächtniskraft, in die
Erinnerungskraft." (Lit.: GA 152, S. 115f)

: Der nathanische Jesus


→ Hauptartikel: Nathanischer Jesus
"Es entwickeln sich im Menschen gewisse Kräfte mit einer gewissen Unbewußtheit: das sind
die Kräfte, welche zusammenhängen mit der menschlichen Fortpflanzung, mit der
menschlichen Generation. Wir wissen ja, daß im menschlichen Bewußtsein bis zu einem
gewissen Lebensalter über diese Kräfte eine unmittelbare holde Unbewußtheit waltet, die
Unschuld des Kindesalters. Wir wissen, daß mit einem gewissen Alter über diesen Kräften
das Bewußtsein erwacht, daß gleichsam von einem bestimmten Alter an der menschliche
Organismus durchsetzt wird vom Bewußtsein aus mit den Kräften, die später die sinnliche
Liebe der Geschlechter genannt werden. Was vorher waltet wie schlafende Kräfte, die erst
mit der Geschlechtsreife erwachen, das sind, wenn sie in ihrer ureigenen Gestalt betrachtet
werden, genau dieselben Kräfte, die im Schlaf die zerstörten Kräfte im Menschen wieder
herstellen. Verdeckt sind diese Kräfte nur von der anderen menschlichen Natur, weil sie
vermischt sind mit der anderen menschlichen Natur. Es walten unsichtbar im Menschen
Kräfte, welche schuldvoll erst werden, wenn sie zum Erwachen kommen, welche schlafen
oder höchstens träumen bis die Geschlechtsreife eintritt [...]

Wir haben eigentlich in jedem Menschen zwei Menschen vor uns: den einen Menschen, der
wir sind vom Aufwachen bis zum Einschlafen, und den anderen Menschen, der wir sind vom
Einschlafen bis zum Aufwachen. In dem einen Menschen sind wir fortwährend bemüht,
unsere Natur bis zur Tierheit herabzuquälen mit allem, was nicht Erkenntnis ist, was nicht
rein im Geiste erfaßt wird. Mit alle dem sind wir immerdar bemüht, unsere Natur zur
Tierheit herabzuquälen. Dies ist während unseres Wachzustandes. Was uns aber über diesen
Menschen erhebt, waltet zunächst als holdselige Kraft unschuldsvoll während der Kindheit
innerhalb der Generationskräfte, und waltet, wenn diese Kräfte erwachen, im Schlafe, wenn
regeneriert wird, was durch das Tagwachen zerstört worden ist. So haben wir einen
Menschen in uns, der verwandt ist mit den schöpferischen Kräften im Menschen, und einen
Menschen, der diese Kräfte zerstört. Das Bedeutsame aber in der Doppelnatur des
Menschen ist, daß man eigentlich hinter alle dem, was die Sinne wahrnehmen, zu vermuten
hat einen anderen Menschen, einen Menschen nämlich, in dem die schöpferischen Kräfte
walten. Dieser zweite Mensch, in dem die menschenschöpferischen Kräfte walten, ist
ungemischt eigentlich nie da. Er ist niemals ohne Mischung da: während des Wachens ist er
nicht da und während des Schlafens auch nicht. Denn während des Schlafens bleibt ja der
physische Leib und Ätherleib durchsetzt von den Nachwirkungen des Tages, von den
Zerstörungskräften. Wenn diese Zerstörungskräfte aber endlich fortgeschafft worden sind,
so wachen wir ja wieder auf [...]

Wenn wir das Menschengeschlecht verfolgen von diesem Zeitpunkt der lemurischen Zeit an,
so haben wir durch alles hindurch, was dann gekommen ist, immer diese Doppelnatur des
Menschen vor uns. Eingetreten ist der Mensch damals in eine Art niedere Natur. Aber
dazumal - das zeigt uns der zurückgewandte hellsichtige Blick in die Akasha-Chronik - ist
neben jenen auch von menschenschöpferischen Kräften durchsetzten Menschen gleichsam
hinzugetreten, wie eine Schwester- oder Bruderseele, eine bestimmte Seele. Es wurde
gewissermaßen zurückgehalten diese Schwesterseele, die nicht in die Menschenevolution
hineinversetzt worden ist. Sie blieb nur durchsetzt von menschenschöpferischen Kräften. Es
blieb zurück ein Mensch, in der alten lemurischen Zeit, gleichsam die Schwester- oder
Bruderseele - denn für jene Zeit ist das ja einerlei -, es blieb zurück die Bruderseele des
Adam. Diese Seele blieb damals zurück, diese Seele konnte nicht eingehen in den physischen
Menschheitsprozeß. Sie blieb zurück und waltete unsichtbar für den physischen
Menschheitsprozeß. Sie wurde nicht geboren wie die Menschen im fortlaufenden Prozeß.
Denn wäre sie geboren worden und gestorben, dann wäre sie ja eingetreten in den
physischen Menschheitsprozeß. Sie waltete im Unsichtbaren und konnte nur
wahrgenommen werden von denjenigen, die sich hinauferhoben zu jenen hellsichtigen
Höhen, zu jenen hellsichtigen Kräften, die erwachen in dem Zustande, der sonst der Schlaf
ist. Denn dann ist der Mensch verwandt mit den Kräften, die lauter in der Schwesterseele
walten [...]

Durch jene besonderen Umstände, unter denen die Arjunaseele all das um sich herum
wahrnahm und auf ihre Empfindung wirken ließ, indem sie fühlte, was sich damals in
Kurukshetra abspielte, auf dem Schlachtfelde, wo die Kurus und Pandus sich
gegenüberstanden, da ereignete es sich, daß durch die Seele des Wagenlenkers des Arjuna
diese bestimmte eigentümliche Seele sprach. Und die Erscheinung dieser Seele, sprechend
durch eine Menschenseele, das ist der Krishna. Welche Seele also war geeignet, in die
menschliche Seele hineinzuversenken den Impuls zum Selbstbewußtsein? Jene Seele war es,
die zurückgeblieben ist in der alten lemurischen Zeit, als die Menschheit in die eigentliche
Erdenevolution eingetreten ist. Früher war diese Seele oftmals in Erscheinungen zu schauen,
aber in viel geistigerer Art. In dem Zeitpunkte aber, von dem uns der erhabene Sang, die
göttliche Gita verkündet, ist zu denken eine Art Verkörperung — aber viel Maya ist dabei -,
eine Art Verkörperung dieser Seele von Krishna. Dann aber tritt in der
Menschheitsgeschichte eine bestimmte Verkörperung ein: diese selbe Seele verkörpert sich
später wirklich in einem Knaben. Diejenigen der verehrten Freunde, zu denen ich öfter
darüber gesprochen habe, wissen, daß zu der Zeit, als das Christentum begründet wurde,
zwei Knaben geboren wurden in Familien, in welchen beiden das Blut des Hauses David floß.
Der eine Knabe ist uns im Matthäus-Evangelium, der andere im Lukas-Evangelium
geschildert. Dies ist der wahre Grund, warum das Matthäus-Evangelium mit dem Lukas-
Evangelium für eine äußere Betrachtung nicht stimmt. Derselbe Jesusknabe nun, von dem
das Lukas-Evangelium berichtet, ist zunächst die Verkörperung dieser selben Seele, die
früher niemals in einem menschlichen Leibe gewohnt hat, aber doch eine Menschenseele
ist, weil sie eine Menschenseele war während der alten lemurischen Zeit, in welcher unsere
eigentliche Evolution begonnen hat. Es ist dieselbe Seele, die sich als der Krishna offenbart
hat. So haben wir dasjenige, was der Krishna-Impuls bedeutet, den Anstoß zum
menschlichen Selbstbewußtsein, verkörpert in dem Körper des Lukas-Jesusknaben. Das, was
da verkörpert war, ist verwandt mit den Kräften, die im Kindesalter in so holder Unschuld,
bevor sie als Geschlechtskräfte erwachen, schlafend da sind. Im Lukas-Jesusknaben können
sie sich bis zu diesem Alter hin, wo sonst der Mensch in die Geschlechtsreife eintritt,
betätigen, kundgeben. Es hätte der Körper des Jesusknaben, der ja aus der allgemeinen
Menschheit genommen worden ist, die in die Inkarnationen heruntergestiegen war, nicht
mehr gepaßt zu den Kräften, die ja verwandt sind mit den holden, unschuldigen
Geschlechtskräften im Kinde. Daher geht die Seele, die in dem anderen Jesusknaben ist und
die, wie die meisten unserer lieben Freunde ja wissen, die Zarathustraseele ist, also eine
Seele, die von Inkarnation zu Inkarnation geschritten ist und die gerade durch besonderes
Arbeiten innerhalb vieler Inkarnationen ihre Höhe erreicht hat, daher geht diese
Zarathustraseele hinüber in den Leib des Lukas-Jesusknaben und ist von da ab - wie Sie es
dargestellt finden in meinem Buche «Die geistige Führung des Menschen und der
Menschheit» - mit diesem Leibe des Lukas-Jesusknaben verbunden. Da berühren wir ein
wunderbares Geheimnis. Da sehen wir, wie in einen menschlichen Leib, in den Leib des
Lukas-Jesusknaben, einzieht die Menschenseele, wie sie gewesen ist, bevor der Mensch in
die irdische Inkarnationsreihe hinuntergegangen ist. Da begreifen wir, daß diese Seele in
dem Menschenleibe nur bis zum zwölften Jahre dieses Leibes walten konnte, begreifen, daß
dann eine andere Seele, welche alle Menschheitsverwandlungen durchgemacht hat, wie die
Zarathustraseele, Besitz ergreifen muß von diesem besonderen Leibe. Das Wunderbare
vollzieht sich, daß dasjenige, was des Menschen Innerstes ist, sein eigentliches Selbst, was
wir als Krishna haben ansprechen sehen, als Impuls haben aufblitzen sehen in dem Krishna-
Impuls, den Jesusknaben durchdringt, der uns geschildert wird im Lukas-Evangelium." (Lit.:
GA 146, S. 115ff)

AnmerkungenAnonym
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Biografie Rudolf Steiner


Martin von Mackensen: Ein Vortrag für die Landbauschüler am Dottenfelderhof
ᐃᐁ
Die Wiederkehr des Christus im Ätherischen
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Erscheinung des Christus im Ätherischen)
Die Wiederkehr des Christus im Ätherischen, die seit dem frühen 20. Jahrhundert erlebt
werden kann, wurde von Rudolf Steiner an vielen Stellen sehr ausführlich besprochen.
Die ätherische Gestalt des Christus
Seit der Auferstehung zeigt sich der Christus in ätherischer Gestalt. Er offenbart sich nun
durch eine Engelwesenheit und lebte in dieser Form zunächst unsichtbar verbunden mit der
Erde. Als seit dem 16. Jahrhundert das materialistische Denken immer stärker heraufkam
und immer mehr Menschen mit dieser materialistischen Gesinnung durch die Pforte des
Todes schritten, breitete sich in der erdnahen geistigen Welt immer stärker diese «schwarze
Sphäre des Materialismus» aus und drohte die Erde ganz von der kosmisch-geistigen Welt
abzuschließen. Diese dunklen Kräfte wurden von dem Christus als große Opfertat im Sinne
des manichäischen Prinzips in sein Wesen aufgenommen, um sie zu verwandeln. Das
bewirkte aber in der Engelwesenheit, durch die sich der Christus offenbarte, eine Art von
«geistigem Erstickungstod», der zu einer Auslöschung des Bewusstseins dieses Engelwesens
führte. Dieses Opfer des Christus geschah im 19. Jahrhundert in der Blütezeit des
Materialismus, wo gleichzeitig Michael mit den Geistern der Finsternis rang, und kann als
eine zweite Kreuzigung, allerdings im Ätherischen, bezeichnet werden. Aber wieder aufleben
kann seit dem das Christus-Bewusstsein in den Seelen der Menschen. Dieses
Wiederaufleben des Christusbewusstseins in den Menschenseelen bildet die Grundlage für
ein neues hellseherisches Bewusstsein der Menschen ab dem 20. Jahrhundert und durch
dieses Bewusstsein werden die Menschen nach und nach beginnen, den ätherischen Christus
zu erleben (Lit.:GA 152, S. 45f). Der Christus selbst wird in den Seelen der Menschen zur Tür,
die in die geistige Welt führt:

„Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden und wird ein- und
ausgehen und Weide finden.“

– Johannes 10,9 LUT


„Nachdem in vorchristlicher Zeit die Fähigkeit zum Hellsehen weitgehend verloren gegangen
ist, werden nach (Rudolf) Steiners Angaben die fortgeschrittensten Menschen vom 20.
Jahrhundert an wieder die Möglichkeit erhalten, im Ätherischen wahrzunehmen. Für den
religiösen Bereich heißt das, daß für sie von dieser Zeit an auch ein Damaskuserlebnis
eintreten kann. Sie können dann den auferstandenen Christus im Ätherumkreis der Erde
schauen.“ (Lit.: Adolf Baumann, S. 279)

„Verstehen wir das, meine lieben Freunde, und in unserer Zeit ist eben derjenige Zeitpunkt
gekommen, wo die Menschen das Fortwirken des Mysteriums von Golgatha nur auf geistige
Weise werden erfahren können. Daher habe ich auch von dem geistig-ätherischen
Wiedererscheinen des Christus im 20. Jahrhundert gesprochen, und es im ersten Mysterium
dargestellt. Aber das wird ein geistiges Erlebnis sein, wenn auch ein geistig-hellseherisches
Erlebnis, ein geistiges Erlebnis.

So hängt innig zusammen das Mysterium von Golgatha mit der notwendigen Erhebung der
Menschheit zur Spiritualität von unserer Zeit an. Ebenso wie sich erheben muß von unserer
Zeit an die Menschheit zu einer gewissen Spiritualität, ebenso wahr ist es, daß sie begreifen
muß von unserer Zeit an, daß das Mysterium von Golgatha fernerhin nur erfaßt werden kann
in Spiritualität, daß das Christentum im wesentlichen eine spirituelle Fortsetzung, nicht eine
historische Fortsetzung, im äußeren Sinne historische Forschung oder historische
Überlieferung erfahren muß. Es handelt sich aber nur darum, daß nun wiederum nicht das,
was ich eben gesagt habe, im abstrakten Sinne aufgefaßt werde, daß man nicht glaubt, mit
den paar Begriffen vom Erfassen der Bedeutung des Mysteriums von Golgatha, wie man sie
sehr häufig sich macht, habe man schon alles getan. Nein, man muß an diese Dinge in voller
Konkretheit herantreten; man muß nicht nur Vorstellungen über den Christus und sein
Wirken sich bilden, sondern man muß in einer gewissen Weise das Reich Christi in unserem
Erdenreiche finden können. Christus ist in das Erdenreich eingezogen, und man muß sein
Gebiet finden können.“ (Lit.:GA 182, S. 25f)

Dies wird ab 1930 für die nächsten 3000 Jahre möglich werden, bis ungefähr zum Jahre 5000
nach Chr. eine genügende Anzahl von Menschen keine Evangelien mehr brauchen werden,
weil sie dem Christus in ihrer eigenen Seele begegnet sind (Lit.: GA 130, S. 48f).

„Durch das Ereignis bei der Taufe im Jordan, als der Christus in den Leib des Jesus von
Nazareth herabstieg, und durch das Mysterium von Golgatha ist die Menschheit fähig
geworden, den Christus später - in diesem Jahrtausend noch, von etwa 1930 an - im
Ätherleib zu schauen und zu erleben. Christus ist nur einmal auf Erden in einem physischen
Leibe gewandelt, und das muß man verstehen können. Die Wiederkunft des Christus
bedeutet: den Christus übersinnlich im Ätherleibe zu schauen. Daher muß jeder, der den
richtigen Gang der Entwickelung gehen will, sich die Fähigkeit erringen, mit dem geistigen
Auge schauen zu können. Es wäre kein Fortschritt der Menschheit, wenn Christus noch
einmal im physischen Leibe erscheinen müßte. Das nächste Mal wird er sich im Ätherleibe
offenbaren.“ (Lit.:GA 130, S. 77)

Bartolomé Esteban Murillo: Die Bekehrung des Paulus (etwa 1675 bis 1682)

Parmigianino: Der Sturz des Hl. Paulus


Wiederholt betonte Rudolf Steiner, dass es sich dabei um eine Erneuerung des
Damaskuserlebnisses handelt, dass Paulus von Tarsos als Eingeweihter als „vorzeitige
Geburt“ frühzeitig schon vorweggenommen hatte. Er konnte schon damals den Christus in
ätherischer Gestalt in der erdnahen Astralwelt erleben.

„Unter den vielen Beweisen, die aus der okkulten Wissenschaft für diese Tatsache gegeben
werden könnten, ist zum Beispiel dieses, daß das Ereignis von Damaskus sich, wie wir dies
schon öfter dargestellt haben, im Laufe der nächsten drei Jahrtausende für eine genügend
große Anzahl von Menschen erneuern wird. Das heißt, es werden sich bei den Menschen
solche Fähigkeiten entwickeln, daß sie den Christus auf dem astralischen Plan als
Äthergestalt wahrnehmen werden, wie es bei Paulus vor Damaskus der Fall war. Dieses
Ereignis des Wahrnehmens des Christus durch nach und nach bei den Menschen im Laufe
der nächsten drei Jahrtausende sich entwickelnde höhere Fähigkeiten macht seinen Anfang
in unserem 20. Jahrhundert. Von da ab kommen diese Fähigkeiten allmählich heraus und
werden in den nächsten drei Jahrtausenden bei einer genügend großen Anzahl von
Menschen sich ausbilden. Das heißt, eine genügend große Anzahl von Menschen wird wissen
durch den Hineinblick in die höheren Welten, daß der Christus eine Realität ist, daß er lebt,
sie werden ihn kennenlernen, wie er jetzt lebt. Und sie werden nicht nur die Art
kennenlernen, wie er jetzt lebt, sondern sie werden sich genau wie Paulus die Überzeugung
verschaffen, daß er gestorben und auferstanden ist. Aber die Grundlage dazu kann nicht
gelegt werden in den höheren Welten, die muß auf dem physischen Plan gelegt werden.“
(Lit.:GA 130, S. 89f)
„Die ersten Anzeichen von diesen neuen Seelenfähigkeiten, die werden sich in vereinzelten
Seelen schon verhältnismäßig bald bemerkbar machen. Und sie werden sich deutlicher
zeigen in der Mitte der dreißiger Jahre unseres Jahrhundert, ungefähr in der Zeit zwischen
1930 und 1940. Die Jahre 1933, 1935 und 1937 werden besonders wichtig sein. Da werden
sich am Menschen ganz besondere Fähigkeiten als natürliche Anlagen zeigen.“ (Lit.:GA 118,
S. 25)

„Wenn diese großen Zeiten kommen werden, werden die Menschen auch bewußter in der
physischen und in der geistigen Welt gegenseitig zusammen wirken können. Heute ist das
nicht möglich, weil es an einer gemeinsamen Sprache fehlt. Es wächst so die Menschheit in
eine Zeit hinein, wo die Einflüsse von der geistigen Welt immer größer werden. Die großen
Geschehnisse der kommenden Zeit werden sich in allen Welten bemerkbar machen. Auch
die Menschen zwischen Tod und neuer Geburt werden in der anderen Welt neue Erlebnisse
haben infolge des neuen Christus-Ereignisses in der ätherischen Welt. Sie würden sie dann
aber ebensowenig verstehen können, wenn sie nicht auf der Erde sich vorbereitet hätten
dafür.“ (Lit.:GA 118, S. 33)

Rudolf Steiner beschreibt sehr deutlich, wie der ätherische Christus den dafür vorbereiteten
Menschen auch in seinem körperlich real erscheinenden Auferstehungsleib begegnen wird:

Fritz von Uhde: Das Tischgebet ("Komm, Herr Jesu, sei unser Gast", 1885)
„Denn an jenem Zeitpunkt sind wir angelangt, wo der ätherische Christus in das Erdenleben
eingreift und zunächst einer kleinen Anzahl von Menschen sichtbar wird wie in einem
natürlichen Hellsehen. Dann in den nächsten dreitausend Jahren wird er immer mehr
Menschen sichtbar werden. Das muß kommen, das ist ein Naturereignis. Daß es kommt, ist
ebenso wahr als im neunzehnten Jahrhundert die Errungenschaften der Elektrizität
gekommen sind. Daß eine gewisse Anzahl von Menschen den Äther-Christus sehen wird, das
Ereignis von Damaskus haben wird, ist wahr. Aber es wird sich darum handeln, daß die
Menschen lernen, den Moment zu beachten, wo der Christus an sie herantritt. Es werden
nur wenige Jahrzehnte vergehen, und für die Menschen, besonders der jugendlichen Jahre,
wird der Fall eintreten - jetzt schon überall bereitet es sich vor Irgendein Mensch kommt da
oder dorthin, dieses oder jenes erlebt er. Wenn er nur wirklich das Auge durch Beschäftigung
mit der Anthroposophie geschärft hätte, könnte er schon bemerken, daß plötzlich um ihn
irgend jemand ist, kommt, um zu helfen, ihn auf dieses oder jenes aufmerksam zu machen:
daß ihm der Christus gegenübertritt - er aber glaubt, irgendein physischer Mensch sei da.
Aber daran wird er merken, daß es ein übersinnliches Wesen ist, daß es sogleich
verschwindet. Gar mancher wird erleben, wenn er gedrückten Herzens, leidbelastet, still in
seinem Zimmer sitzt und nicht aus noch ein weiß, daß die Tür geöffnet wird: Der ätherische
Christus wird erscheinen und wird Trostesworte zu ihm sprechen. Ein lebendiger
Trostbringer wird der Christus für die Menschen werden! Mag es auch heute noch grotesk
erscheinen, aber wahr ist es doch, daß manchmal, wenn die Menschen zusammensitzen,
nicht ein noch aus wissen, und auch wenn größere Menschenmengen zusammensitzen und
warten: daß sie dann den ätherischen Christus sehen werden! Da wird er selber sein, wird
beratschlagen, wird sein Wort auch in Versammlungen hinein werfen. Diesen Zeiten gehen
wir durchaus entgegen. Das ist das Positive, dasjenige, was als positives aufbauendes
Element in die Menschheitsentwickelung eingreifen wird.“ (Lit.:GA 130, S. 93f)
Hinweise im Neuen Testament auf die Wiederkunft Christi im Ätherischen
„Dann wird der Menschensohn den schauenden Seelen erscheinen in den Wolken des
Ätherreiches, umkraftet von den bewegenden Weltenmächten, umleuchtet von den
Geistern der Offenbarung.“

– Lukas 21,27 EU
„Dann wird geschaut werden das Kommen des Menschensohnes im Wolkenwesen,
umkraftet von der Macht, umleuchtet vom Licht der sich offenbarenden Geisteswelt.“

– Markus 13,26 EU
„Siehe, er kommt im Wolkensein. Alle Augen sollen ihn schauen, auch die Augen derer, die
ihn durchstochen haben. Alle Geschlechterfolgen auf der Erde sollen erfahren, was es heißt,
ihm zu begegnen.“

– Offenbarung 1,7 EU
Die Erscheinung des ätherischen Christus und das Symbol des Rosenkreuzes

Rosenkreuz mit 7 roten Rosen


In einer esoterischen Instruktionsstunde in Berlin am 8. Februar 1913 hat Rudolf Steiner
weitere bemerkenswerte Angaben zur Wiederkehr des Christus im Ätherischen gemacht und
den Zusammenhang mit dem Symbol des Rosenkreuzes gezeigt. Dabei wird auch der
Zusammenhang zur zweiten Kreuzigung des Christus im Ätherischen im 19. Jahrhundert
angesprochen.

„Wenn der Esoteriker seine Übungen regelmäßig verrichtet und sich vertieft in die
Tempellegende oder die großen kosmischen Bilder, die uns in der Theosophie gegeben
werden, oder in Jakob Böhmes «Morgenröte» und die anderen Symbole, wie sie in diesem
Tempel gegeben werden, so wird er bemerken, daß es so sein kann, als ob sein Gehirn in
einem bestimmten Augenblick nicht imstande wäre, weiter zu denken, als ob seinem Denken
eine Grenze gesetzt würde. So etwa soll der Esoteriker empfinden und innerlich erleben. Der
gewöhnliche Mensch hat bisweilen dieselben Empfindungen, daß ihm sein Gehirn den Dienst
versagt, aber er kommt nicht zum Erleben und Gewahrwerden dieser Tatsache. Die
Menschen verschlafen eigentlich ihr ganzes Leben; nicht nur dadurch, daß sie in der Nacht
schlafen, aber auch am Tage verschlafen sie die wichtigsten Ereignisse, weil sie ganz den
Eindrücken hingegeben sind, die sie von den Sinnen erhalten. Alle diejenigen, die in einer
wichtigen Zeit, wie unsere heutige eine ist, sich gegen dasjenige, was sie als eine spirituelle
Strömung hätten erreichen können, gewendet haben, die - wie gescheit sie auch an und für
sich waren - doch sich weigerten, das Spirituelle aufzunehmen, die sich also ganz dem
Materialismus hingegeben haben, die haben sich nach ihrem Tode ebenso gegen alles
Spirituelle gewandt und dort einen bestimmten Haß ausgebildet, den sie dann als Kraft (oder
Kräfte) wieder in die physische Welt zurückgeworfen haben. Vom 16. Jahrhundert an ist das
im Grunde eigentlich immer so gewesen und jene Haßgefühle machen sich in der physischen
Welt bemerklich und haben dort ihre Wirkung. Die Welten sind ja nicht voneinander
getrennt, sie durchdringen einander.

Wir haben auch davon gesprochen, wie beim Tode des Christus Jesus auf Golgatha der
physische Leib in die physischen Substanzen der Erde eingedrungen ist und wie daraus für
einzelne Menschen die Kraft entsprungen ist, um in den ersten nachchristlichen Zeiten die
Märtyrerschaft durchzumachen. Zu seiner Zeit hat auch der Ätherleib des Christus als
Äthersubstanz sich in die Erde aufgelöst und dadurch hat sich für einzelne Individualitäten
die Möglichkeit eröffnet, diese Äthersubstanz in sich aufzunehmen, und dadurch konnten
gewisse Verrichtungen durch diese Individualitäten hier auf Erden geschehen.

Auch der Astralleib des Christus gelangte in einer bestimmten Zeit in die Astralsubstanz (-
aura) der Erde und damit konnten auch wiederum menschliche Astralhüllen umkleidet
werden, die gewisse Geschehnisse auf Erden zeitigten. Und jetzt wird die Ich-Substanz
Menschen mitgeteilt werden können. Denn wenn auch Jesus von Nazareth bei der Taufe
seine drei Hüllen verlassen hat, so blieb doch auch ein Teil der Ich-Substanz bei den Hüllen,
und so wurde auch diese Kraft der Erde eingefügt.

Das Neue, was jetzt allmählich den Menschen (mitgeteilt) geoffenbart werden wird, ist eine
Erinnerung oder Wiederholung desjenigen, was Paulus bei Damaskus erlebt hat. Er schaute
die Äthergestalt des Christus. Daß diese aber jetzt für uns sichtbar werden soll, rührt von der
Tatsache her, daß in der Ätherwelt gleichsam ein neues Mysterium von Golgatha sich
abgespielt hat. Das, was hier in der physischen Welt bei der Kreuzigung stattgefunden hat
infolge des Hasses der nicht verstehenden Menschen, das hat sich jetzt auf dem Ätherplan
wiederholt durch den Haß der Menschen, die als Materialisten nach dem Tode in die
Ätherwelt eingetreten sind.

Man halte sich noch einmal vor die Seele, wie bei dem Mysterium von Golgatha ein Kreuz
aufgerichtet wurde aus totem Holz, an dem der Leib des Christus hing. Und dann schauen
wir jenes Kreuzesholz in der Ätherwelt als sprießendes, sprossendes Holz, grünes, lebendiges
Holz, das durch die Flammen des Hasses verkohlt ist und an dem nur noch die sieben
blühenden Rosen erscheinen, die siebenfache Natur des Christus darstellend, dann haben
wir da das Bild von dem zweiten Mysterium von Golgatha, das sich jetzt in der Ätherwelt
abgespielt hat. Und durch dieses Absterben, dieses zweite Sterben des Christus, ist es
möglich geworden, daß wir jenen Ätherleib schauen werden. Die Verdichtung, den toten Teil
des Ätherleibes des Christus Jesus werden die Menschen schauen.“ (Lit.:GA 265, S. 333)

Ab dem Oriphiel-Zeitalter (ab etwa 2400 n.Chr.)


„Dann wird von 2400 ab die Epoche kommen, wo die Kräfte zum Christus-Verständnis von
der Erde allein ausgehen, wo der Christus vom physischen Plane aus auf die Menschen wirkt.
In unsere Zeit aber greifen die Vorboten dessen herein, was nach 2400 wesentlich sein wird:
Der Christus wird sich auf dem physischen Plane in ätherischer Gestalt offenbaren.“ (Lit.:GA
152, S. 47)

„...und um das Jahr 2400 wird wiederum Oriphiel, der furchtbare Engel des Zorns, die
Leitung übernehmen. Und wie einst wird dann auch das geistige Licht hell und strahlend in
die Dunkelheit leuchten: der Christus wird wiederum auf Erden erscheinen, wenn auch in
anderer Gestalt als damals. Ihn zu empfangen, Ihm zu dienen, dazu sind wir berufen.“
(Lit.:GA 266a, S. 283ff)

Ein Vortrag von Valentin Tomberg, der fälschlich Rudolf Steiners zugeschrieben wurde
Der nachstehende Text stammt aus den Vorträgen „Die vier Christusopfer und die
Erscheinung des Christus im Ätherischen“, die Valentin Tomberg 1939 in Rotterdam gehalten
hatte. Ein Anthroposoph fertigte aus den Nachschriften dieser Vorträge einen zweiseitigen
Auszug an und setzte darüber die nachstehende irreführende Überschrift:

„Von der Wiederkunft des Christus im Ätherischen


(aus einem Vortrag von Rudolf Steiner, Stockholm 1910; Notizen, die an Wilhelm Rath von
seiner Stiefmutter, vor deren Tod, übergeben wurden.)

Versuchen wir nur kurz zu betrachten, welches die Schritte sein werden, welche der Christus
tun wird in dem Raum, der ihm zur Verfügung steht als menschliches Karma des Mysteriums
von Golgatha, als Karma des Verhältnisses der Menschheit ihm gegenüber in der
Vergangenheit.

Der Christus wurde gerichtet von der Menschheit. Nun hat er die Möglichkeit, als Richter
aufzutreten der Menschheit gegenüber. Richten bedeutet jedoch im Sinne des Christus nicht
eine Vergeltung, denn der Christus hat ja in die Welt zu bringen das Auslöschen des
Vergeltungsprinzips. Richten im Sinne des Christus bedeutet, dass der Christus das Gewissen
wecken wird. Er wird die Möglichkeit haben im Raume zu wirken, einen Schritt zu tun,
welcher bei den Menschen dieses Raumes Gewissenserweckungen hervorrufen wird.

II

Das erste Vorzeichen des kommenden Christus im Ätherischen wird eine Welle von
elementaren Gewissensgefühlen sein, vorläufig von Gefühlen, die zwar mit elementarer
Gewalt die Menschen ergreifen werden, von denen die Menschen aber nicht wissen werden,
woher die verzehrenden Schamgefühle kommen, die in der Seele entstehen. So könnte man
sagen, dass der Beginn der Morgenröte der Erscheinung des Christus im Ätherischen die
Röte der Scham sein wird. Es werden Menschen mit einer unwiderstehlichen Gewalt erleben
die Enttäuschungen in den Werten, die sie bisher als das Wahre und Schöne geschätzt
haben, und sie werden so eine Art Umwertung aller Werte in ihrer Seele erleben müssen. So
wie man im Kamaloka-Zustand eine Umwertung aller Werte des Lebens erleben muss, weil
man in den Strahlen des Weltgewissens steht, so werden die Menschen eine Umwertung der
Werte des Lebens jetzt erleben müssen, weil sie sie in der Wirkung des Christus, der im
Raume in der Horizontalen wirken wird, erleben werden.

III

Und wenn der Christus in der Vergangenheit gegeißelt wurde, so bedeutet das, dass er jetzt
nicht nur das Gewissen der Menschen erwecken wird, sondern dass er sie auch berühren
wird. Wie er Schläge erhielt bei der Geißelung, so wird er die Menschen berühren können,
die Verzweiflung erleben werden. Sie wird er berühren, um ihnen Trost und Mut
einzuflößen. Die Berührung um Mut für ein neues Schaffen einfließen zu lassen, ist die Folge
der Geißelung. Es wird dann Menschen geben, die sagen: ‘Wir fangen alles neu an. Denn
alles, was bisher geschaffen wurde, hält vor diesem Licht nicht stand.’ Es muss
gewissermaßen der erste Schöpfungstag im Menschenreich wieder beginnen. Die Menschen
werden aber diesen Mut nicht aus sich selbst empfangen, sondern aus der Berührung, die
von dem Christus ausgeht als Folge der Geißelung, die er erlebt hat.
IV

Und wenn Er selbst dornengekrönt wurde in der Vergangenheit, so wird er nun Menschen
und Menschengruppen Aufträge erteilen, wie man seinem Werke zu dienen hat. So wird er
die Menschen mit Liebespflichten krönen. Es lebt noch in der Welt der Pflichtbegriff. Aber
die Pflicht wird einmal die Menschen in eine Katastrophe bringen: Denn alles Böse, das in die
Welt gebracht wird, dem werden die Menschen aus ‘Pflicht’ folgen. Von Christus aber
werden Liebesaufträge erteilt an Menschen und Menschengruppen bei der ätherischen
Wiederkunft. Ein Koloss auf irdenen Füßen wird fallen. Statt Pflicht wird Liebe zur Aufgabe
sein.

Und wie der Christus in der Vergangenheit sein Kreuz tragen musste, an dem er gekreuzigt
werden sollte, so wird Christus, der im Ätherischen erscheinen wird, die Menschen von ihren
Gebrechen heilen, sodass Heilungen, Schicksalsheilungen, von ihm ausgehen werden, dass
Menschen, die ihr Kreuz tragen, die Kraft haben werden, es tragen zu können durch seelisch-
physische Heilung.

VI

Und wenn in der Vergangenheit der Christus gekreuzigt wurde, wobei er selber die Worte
aussprach: ‘Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun’, so ist in diesen Worten
auch enthalten, was sein Wille ist, um in dem Raum, der ihm gewährt ist, als karmische Folge
der Kreuzigung wirken zu können, nämlich: Dass die Menschen wissen, was sie tun. Die
karmische Folge dessen, dass der Christus gekreuzigt wurde, wird nicht nur die sein, dass die
Menschheit auch gebunden, gleichsam gekreuzigt wird, sondern auch dass die Augen der
Menschheit geöffnet werden, dass durch den Christus ein neues Hellsehen wachgerufen
wird, damit die Menschen sehen und wissen, was sie tun. Das karmische Hellsehen ist es,
das Sehen des Karmas. Wenn der Mensch heute etwas tut, kennt er nicht die karmischen
Folgen. Es wird aber der Mensch in der Zukunft wissen, was er tut. Das karmische Hellsehen
ist die Antwort des Christus auf die Kreuzigung, die geschah, weil die Menschen nicht
wussten, was sie taten.

VII

So wandelt der Christus das Negative in das Positive. Die ätherische Wiederkunft ist diese Art
der Antwort der Christuswesenheit auf jene Art der Behandlung, die der Christus erfahren
hat, als er als Mensch unter Menschen wandelte.“ (Lit.: Valentin Tomberg, S. 112-116)

Kopien dieses Vortrags, der nun fälschlich Rudolf Steiner zugeschrieben wurde, kamen in
Umlauf. Auch Rudolf Grosse, damals Erster Vorsitzender der Anthroposophischen
Gesellschaft, war von Steiners Urheberschaft überzeugt und trug den Textauszug 1980 auf
einer Tagung für Religionslehrer am Goetheanum feierlich vor. Sobald bekannt wurde, dass
der Text von Tomberg stammte, wurde er nicht mehr erwähnt[1].

Erstes Elementarreich
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Das erste Elementarreich ist das Reich der urbildlichen formlosen Wesen (Lit.:GA 9, S. 153).
Rudolf Steiner nennt es auch das Elementarreich der strahlenden Farben. Es ist der erste
Lebenszustand der sieben Lebenszustände, den jede der sieben großen planetarischen
Weltentwicklungsstufen (alter Saturn, alte Sonne, alter Mond, Erde, neuer Jupiter, neue
Venus, Vulkan) im Zug seiner Entwicklung durchläuft. Jeder Lebenszustand untergliedert sich
dabei weiter in sieben Formzustände.

„Das erste Elementarreich ist schwer zu schildern. Nehmen wir einmal an, wir fassen den
Gedanken einer solchen Figur, wie zum Beispiel einer Spirale, dann den Gedanken einer
Lemniskate. Man versetze sich nun in die Absicht, bevor die Form entstanden ist, also erst in
die Absicht zu der Spirale und dann in die Absicht zu der Lemniskate. Man denke sich eine
Welt, erfüllt mit solchen Gedankenkeimen. Diese formlose Welt ist das erste
Elementarreich.“ (Lit.:GA 93a, S. 200)

Was unter den strahlenden Farben, die im höheren Devachan erlebt werden können,
genauer zu verstehen ist, geht aus den Notizen zum einem Privatvortrag hervor, den Rudolf
Steiner am 6. August 1905 für Marie Sievers gehalten hat:

„Die Farben sind uns in der physischen Welt nur an räumlichen Dingen bekannt. Selbst wo
sie ohne Gegenstand vorhanden sind, werden sie nur durch diese bemerkbar. Nur in den
Grenzfällen physischen Lebens kann man Farben ohne Gegenstand sehen, zum Beispiel den
Regenbogen.

Die Farben in der Astralwelt sind nicht an eine feste, räumliche Grenze gebannt. Sie sind
noch seelisch, der Ausdruck eines Wesens, an dem sie sich befinden. Eine sinnliche
Leidenschaft drückt sich anders aus als ein hochstrebender Gedanke. Hier ist unmittelbarer
Zusammenklang; sie schwebt frei, aber sie ist verbunden mit dem, was sie ausdrückt. Sie ist
nicht Außen-, sondern Innenfarbe. Der Glocke zum Beispiel ist es gleichgültig, ob sie gelb
oder grün ist, es beeinträchtigt nicht ihren Ton. Wenn man über die astralische Welt
hinauskommt, gibt es auch Farben; diese sind aber nicht nur Innenfarben, sondern sie sind
schöpferisch, bringen sich selbst hervor, es sind strahlende Farben.

Wenn nun der Mensch sich in den mentalen Raum[1] erhebt, verliert er zunächst die
Fähigkeit, die mentalen Farben gleich wahrzunehmen, deshalb spricht man von der
tönenden Welt. Die Fähigkeit tritt auf, Schall und Ton wahrzunehmen. Erst wenn man
wiederum höher kommt, dann nimmt man die strahlenden Farben wahr. Wenn sich der
Mensch wieder zur Farbe durchgerungen hat, ist er im Arupa. Wenn wir von einem
physischen Gegenstand Farbe abnehmen und sie wie ein Häutchen mitnehmen und nach
Devachan mitbringen könnten, so würde die Farbe dort erstrahlen. Daher nennt man
Devachan[2] auch die Welt der strahlenden Farben. Wenn man hier einem Mitmenschen
etwas mitteilen will, sagt man es ihm durch den Ton; im Devachan würde es in
entsprechender Farbe erstrahlen.

Eine solche Welt, wo alle Wesen in strahlenden Farben leben, nennt man das erste
Elementarreich.“ (Lit.:GA 291a, S. 188f)

Literatur
Michael (Erzengel)
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(Weitergeleitet von Erzengel Michael)

Margarita Woloschin: Erzengel Michael

Michael als Seelenwäger (Altar des Jüngsten Gerichtes im Hôtel-Dieu in Frankreich)

Ikone des Erzengels Michael (Byzanz um 1390)

Erzengel Michael, romanische Malerei aus dem 12. Jhdt., Katalanisches Museum, Barcelona.

Paolo Uccello: Der Heilige Georg im Kampf mit dem Drachen (etwa 1470 )

Michael, Raphael und Gabriel führen Tobias (Botticini 1470)

Erzengel Michael (Michaelsbrunnen Mettingen)


Michael (hebr. ‫ ;מיכאל‬arab. ‫ميكا‬/‫„ ميكائيل‬Mika'il/Mikaal“; zu deutsch: „Wer ist wie Gott?“) ist der
vierte der vier führenden Erzengel und trägt das flammende Schwert. Er ist der Bezwinger
Satans und wägt die Seelen am Tag des Jüngsten Gerichts. Das Feuer ist sein Element, seine
Farbe ist rot. Nach katholischer Auffassung steht er im Osten vor dem Thron Gottes. Die
Sonnensphäre ist Michaels geistige Heimat und die Erdentwicklung im Dienste des Christus
so zu fördern, dass sich das menschliche Ich so reich als möglich entfalten kann, ist seine
hauptsächlichste Aufgabe. In seiner Eigenschaft als Drachenbezwinger entspricht ihm der
Heilige Georg. Sehr eindringlich hat Rudolf Steiner das Wesen und Wirken Michaels in der
Michael-Imagination geschildert. Demnach ist das flammende Schwert Michaels aus
Meteoreisen geschmiedet.

„Der vierte, welcher die Kräfte der anderen in sich enthält und seine eigene Kraft hinzufügt,
strahlt sein Licht von dem Osten aus in rosafarbiger Nuance und goldenem Glanze. Er leitet
und lenkt die Entwickelung der Erde und wirkt deshalb in die Zukunft hinein. Eine erhabene,
siegreiche Gestalt, welche die Eigenschaften der drei anderen in sich trägt, wird er mit dem
Namen des Michael genannt. So stehen da die vier mächtigen Erzengel und leiten die
Weltenvorgänge. Ein jeder von ihnen ist verbunden mit einem der vier Glieder im Menschen,
denn in jedem der planetarischen Zustände wurde eines dieser Glieder in der Anlage
entwickelt. Der vierte leitet die Ausbildung des menschlichen Ich. Er ist am innigsten mit der
Menschheit verbunden und ist der direkte Diener des mächtigen Sonnengeistes.“ (Lit.:GA
265, S. 337)

Michael als Verwalter der kosmischen Intelligenz


Nach Rudolf Steiner war Michael zu allen Zeiten der Verwalter der kosmischen Intelligenz
und damit die wesenhafte Offenbarung des göttlichen Denkens:

„Das alte hebräische Wort Michael sollte eigentlich mit dem Wort Gottschauer übersetzt
werden; Gottverkünder würde ganz dasselbe bedeuten wie Gabriel; Gottwoller ganz
dasselbe bedeutet wie Raphael. Während wir in der physischen Welt wirken durch unsere
drei Seelenkräfte, wirken die Wesen der höheren Hierarchien durch Wesenheiten selber.
Indem wir wirken durch Vorstellen, Fühlen, Wollen, wirkt ein Gott durch Michael, Gabriel
und Raphael. Und das bedeutet für einen Gott dasselbe: Ich wirke durch Michael, Gabriel,
Raphael, – was für unsere Seele bedeutet: Ich wirke durch Denken, Fühlen und Wollen.“
(Lit.:GA 272, S. 203)

Nachdem die Geister der Persönlichkeit im 4. Jh. n. Chr. die Trägerschaft des Weltendenkens
von den Elohim übernommen hatten, entfiel auch Michael zunehmend der Gedankeninhalt
des Weltendenkens und ging etwa ab dem 9. Jahrhundert auf den Menschen über, wodurch
dessen Eigendenken allmählich erwachen konnte:

„Nun war zu allen Zeiten der Verwalter dieser kosmischen Intelligenz, die sich von der Sonne
wie das Licht ausstrahlend über die ganze Welt verbreitet, eben der Geist, der mit dem
Namen Michael bezeichnet wird. Michael ist der Verwalter der kosmischen Intelligenz. In der
neueren nachchristlichen Zeit trat aber nun die bedeutsame Tatsache auf, daß nach dem
Mysterium von Golgatha allmählich Michael die Verwaltung über die Intelligenz entfiel, daß
sie ihm verlorenging. Solange die Erde besteht, hat Michael die kosmische Intelligenz
verwaltet. Und wenn ein Mensch Gedanken, das heißt intelligenten Inhalt, in sich gefühlt
hat, noch in der Alexander-, in der Aristoteleszeit, dann betrachtete er diese Gedanken nicht
als seine eigenen Gedankeninhalte, sondern als die ihm durch die Michael-Macht
geoffenbarten Gedanken, wenn man auch in jener heidnischen Zeit dieses Wesen anders
bezeichnet hat. Aber dieser Gedankeninhalt entfiel Michael nach und nach. Und wir sehen,
wenn wir in die geistige Welt hineinschauen, dieses Heruntersinken der Intelligenz von der
Sonne auf die Erde, das sich vollzieht so bis gegen das 8. nachchristliche Jahrhundert hin. Im
9. nachchristlichen Jahrhundert, da beginnen die Menschen schon, ich möchte sagen, als
Vorläufer der späteren, Eigenintelligenz zu entwickeln, da faßt die Intelligenz ihren Sitz in
den Seelen der Menschen. Und Michael und die Seinen schauen hinunter von der Sonne auf
die Erde und können sagen: Was wir durch Äonen verwaltet haben, das ist uns entsunken,
das ist uns verlorengegangen, das ist hinuntergeströmt und ist jetzt in den Seelen der
Menschen auf Erden.“ (Lit.:GA 240, S. 238f)

Michaelzeitalter
→ Hauptartikel: Michaelzeitalter
Michaels gegenwärtige Erzengel-Regentschaft begann nach Rudolf Steiner im November
1879 und endet ca. 2300 n. Chr.

Michael als das Antlitz Christi


"Und es gibt viele solcher Wesenheiten, welche dem gleichen Range angehören. Aber diese
besondere Wesenheit, die esoterisch unter dem Namen Michael bekannt ist, ist so erhaben
über ihre Gefährten, wie die Sonne erhaben ist über die Planeten, über Venus, Merkur,
Jupiter, Saturn und so weiter.

Er, Michael, ist die hervorragendste und die bedeutendste Wesenheit in der Hierarchie der
Erzengel. Die alten Hebräer nannten Michael «Das Antlitz Gottes». Wie ein Mensch sich
durch seine Gesten und durch den Ausdruck seines Antlitzes offenbart, so wurde in der
Mythologie der Alten Jehova durch Michael verstanden. Jehova gab sich dem Eingeweihten
auf solche Weise kund, daß der Eingeweihte etwas erfassen konnte, was er mit seinem
gewöhnlichen Fassungsvermögen niemals vorher hätte begreifen können, nämlich, daß
Michael das Antlitz des Jehova sei. So sprachen die alten Hebräer von Jehova-Michael:
Jehova, der Unnahbare, zu dem man nicht gelangen konnte, wie man nicht zu eines
Menschen Gedanken, zu seinen Leiden und Sorgen, die hinter seinem äußeren Ausdruck
liegen, gelangen kann. Michael ist die äußere Offenbarung des Jahve oder Jehova, wie man
beim Menschen die Offenbarung seines Ich auf seiner Stirn und seinem Antlitz erkennt.

Und so können wir sagen, daß Jehova sich durch Michael, einen der Erzengel, offenbarte. Die
Erkenntnis dessen, den wir als Jahve beschrieben haben, war nicht bloß auf die alten
Hebräer beschränkt, sie war viel weiter verbreitet. Und wenn man die letzten fünf
Jahrhunderte vor der christlichen Ära untersucht, so findet man, daß während dieser ganzen
Zeit eine Offenbarung durch Michael stattfand. Wir können diese Offenbarung in einer
anderen Form in Plato, Sokrates, Aristoteles entdecken, in der griechischen Philosophie,
sogar in den alten griechischen Tragödien während der fünf Jahrhunderte vor dem Ereignis
von Golgatha.

Wenn wir uns mit Hilfe der okkulten Erkenntnisse bemühen, hineinzuleuchten in dasjenige,
was tatsächlich sich ereignete, so können wir sagen, daß Christus-Jehova die Wesenheit ist,
welche die Menschheit durch ihre ganze Evolution hindurch begleitet hat. Aber während der
Epochen, die einander folgen, offenbart sich Christus-Jehova immer durch verschiedene
Wesenheiten desselben Ranges wie Michael. Er wählt sozusagen immer ein anderes Antlitz,
mit welchem er sich der Menschheit zuwendet. Und je nachdem der eine oder der andere
aus der Hierarchie der Erzengel gewählt wird, um der Vermittler zu sein zwischen Christus-
Jehova und der Menschheit, werden den Menschen sehr verschiedene Ideen und
Auffassungen, Impulse des Fühlens, Impulse des Wollens und so weiter offenbart." (Lit.: GA
152, S. 36f)

"Michael hat sich die Kraft erobert, wenn die Menschen ihm entgegenkommen mit all dem,
was in ihren Seelen lebt, diese so zu durchdringen mit seiner Kraft, daß sie die alte
materialistische Verstandeskraft, die bis dahin in der Menschheit groß geworden ist,
umwandeln können in spirituelle Verstandeskraft, in geistige Verstandeskraft. Das ist die
objektive Tatsache; sie hat sich vollzogen. Wir können davon sprechen : Michael ist in ein
anderes Verhältnis zur Menschheit getreten, als dasjenige war, in dem er früher gestanden
hat, seit dem November 1879. Aber es ist erforderlich, daß man dem Michael dient. Was ich
damit meine, es wird am klarsten werden, wenn ich Ihnen das Folgende auseinandersetze.

Sie wissen, bevor das Mysterium von Golgatha sich auf der Erde vollzogen hat, schauten die
alttestamentlichen Juden hinauf zu ihrem Jahve oder Jehova. Diejenigen, die aus der
jüdischen Priesterschaft mit vollem Bewußtsein zu Jahve schauten, waren sich bewußt, daß
sie nicht unmittelbar mit ihrem Menschenerkennen herandringen konnten zu Jahve. Sogar
der Name galt als unaussprechlich, und wenn der Name ausgesprochen werden sollte,
wurde nur ein Zeichen gemacht, das ähnlich ist gewissen Zeichenzusammenhängen, die wir
durch unsere Eurythmie aufsuchen. Aber diese Priesterschaft war sich auch klar darüber, daß
sich der Mensch dem Jahve durch Michael nähern könne.

Diese Priesterschaft nannte Michael das Antlitz des Jahve oder des Jehova. So wie wir einen
Menschen kennenlernen, wenn wir in sein Antlitz blicken, wie wir aus der Milde seines
Antlitzes einen Schluß auf die Milde der Seele, aus der Art, wie er uns anschaut, auf seinen
Charakter ziehen, so wollte die alttestamentliche Priesterschaft aus dem, was sich in die
Seele hereinschlich an atavistischen Hellschauungen in Träumen, von dem Antlitz des Jahve,
von dem Michael schließen auf Jahve, den zu erreichen der Menschheit doch nicht möglich
war. Diese Priesterschaft stand richtig zu Michael und Jahve oder Jehova; sie stand richtig zu
Michael, weil sie sich bewußt war, daß, wenn sich der Mensch der damaligen Zeit zu Michael
wendete, er durch Michael diejenige Kraft, die Jahve-Kraft oder Jehova-Kraft finden würde,
welche zu suchen dem Menschen der damaligen Zeit ziemte.

Andere seelische Menschheitsregenten traten seither an die Stelle des Michael; aber seit
dem November 1879 ist Michael wiederum aufgetreten, und er kann rege gemacht werden
im menschlichen Seelenleben, wenn man die Wege zu ihm sucht. Und diese Wege sind
heute die Wege geisteswissenschaftlicher Erkenntnis. Man könnte ebensogut sagen die
«Michaelswege», wie man sagen kann «die Wege geisteswissenschaftlicher Erkenntnis».
Aber gerade seit jener Zeit, da Michael auf diese Weise in ein Verhältnis zu den
menschlichen Seelen eingetreten ist, um wiederum ihr unmittelbarer Inspirator durch drei
Jahrhunderte zu werden, hat am allerstärksten auch die dämonische Gegenkraft eingesetzt,
nachdem sie sich vorher vorbereitet hatte. So ging ein Ruf durch die Welt, der während
unserer sogenannten Kriegs-, aber in Wirklichkeit Schreckensjahre zu einem großen Welt-
Unverstand geworden ist, der jetzt die Herzen und Seelen der Menschen durchzieht.

Was wäre denn aus dem alttestamentlichen Judenvolk geworden, wenn es, statt sich dem
Jahve durch Michael zu nähern, hätte unmittelbar an Jahve herandringen wollen? Es wäre
aus ihm geworden ein intolerantes, volksegoistisches Volk, ein Volk, das nur an sich hätte
denken können. Denn Jahve ist der Gott, der mit allem Natürlichen zusammenhängt und im
äußeren geschichtlichen Menschenwerden prägt er sein Wesen aus in dem
Generationenzusammenhang der Menschen, wie er sich im Volkswesen ausspricht. Nur
dadurch, daß dazumal das althebräische Volk durch Michael dem Jahve sich nähern wollte,
hat es sich davor bewahrt, so volks-egoistisch zu werden, daß dann nicht einmal der Christus
Jesus aus der Mitte dieses Volkes hätte hervorgehen können. Denn dadurch, daß es sich mit
der Michael-Kraft, wie diese Kraft damals war, durchdrang, dadurch imprägnierte sich das
jüdische Volk nicht mit Kräften, die einen so starken Volksegoismus abgegeben hätten, als
wenn man sich unmittelbar an Jahve oder Jehova gewendet hätte.

Heute nun ist Michael wieder der Weltregent, aber die Menschheit ist genötigt, sich zu ihm
in einer neuen Weise zu verhalten. Denn jetzt soll Michael nicht das Antlitz Jahves sein,
sondern das Antlitz des Christus Jesus. Jetzt sollen wir uns durch Michael dem Christus-
Impuls nähern. Aber die Menschheit hat vielfach sich dazu noch nicht hindurchgerungen; die
Menschheit hat atavistisch bewahrt die alten Empfindungsqualitäten, durch die man sich
dem Michael so genähert hat wie damals, als er noch der Vermittler zu Jahve war. Und so
hat heute die Menschheit noch ein falsches Verhältnis zu Michael, und in einer
charakteristischen Erscheinung kommt dieses falsche Verhältnis zu Michael zum Vorschein.

Wir haben während der kriegerischen Jahre immer wiederum die Weltlüge vernommen:
Freiheit den einzelnen, selbst den kleinsten Nationen. Diese Gesinnung, die eine lügenhafte
ist, weil heute in dieser Michaelzeit nicht Menschen-Gruppen, sondern Menschen-
Individualitäten es sind, worauf es ankommt, diese Lüge ist nichts anderes als die
Bestrebung, jedes einzelne Volk nicht mit der neuen Michael-Kraft zu durchdringen, sondern
mit der alten der vorchristlichen Zeit, mit der Michael-Kraft des Alten Testamentes zu
durchdringen. So paradox es klingt, es besteht heute unter den Völkern der sogenannten
zivilisierten Menschheit die Tendenz, dasjenige, was im alttestamentlichen Judenvolk
berechtigt war, luziferisch umzubilden und zum innersten Wirkungsimpuls jedes einzelnen
Volkes zu machen. Mit alttestamentlicher Gesinnung möchte man heute aufbauen
Polenreiche, Amerikareiche, Franzosenreiche und so weiter. Dem Michael zu folgen bestrebt
man sich so, wie es richtig war ihm zu folgen vor dem Mysterium von Golgatha, wo man
finden sollte durch ihn den Jahve, einen Volksgott. Heute sollen wir durch ihn den Christus
Jesus finden, den göttlichen Führer der ganzen Menschheit. Dann aber müssen wir
Empfindungen und Vorstellungen suchen, die nichts zu tun haben mit irgendwelchen
menschlichen Unterschieden auf der Erde; aber die können wir nicht an der Oberfläche
suchen, die müssen wir suchen da, wo das Menschlich-Geistige und Seelenhafte pulsiert, das
heißt, wir müssen sie auf geisteswissenschaftlichem Wege suchen. Und so liegen die Dinge,
daß man sich entschließen muß, auf geistes-wissenschaftlichem Wege, das heißt auf
michaelischem Wege den wirklichen Christus zu suchen, der nur gesucht und gefunden
werden kann auf dem Boden geistigen Wahrheitsstrebens." (Lit.: GA 195, S. 26ff)

"Michael, jener Geist, der in der Sonne lebte, der der wichtigste Diener des Christus-Geistes
in der Sonne war, der erlebte zur Zeit des Mysteriums von Golgatha dieses von der anderen
Seite her. Die Menschheit auf der Erde hat das Mysterium von Golgatha so erlebt, daß sie
den Christus ankommen sah. Michael und die Seinen, die damals noch in der Sonne waren,
haben es so erlebt, daß sie Abschied nehmen mußten von dem Christus.

Nun, meine lieben Freunde, man muß schon auf seine Seele wirken lassen die beiden Pole
dieses alles überragenden kosmischen Ereignisses: das Hosianna auf der Erde, die Ankunft
des Christus auf der Erde, und den Abschied von den Scharen des Michael oben auf der
Sonne. Das gehört zusammen.

Aber Michael erlebte eine große Metamorphose gerade in unserem Zeitalter. Sein
Regierungsbeginn bedeutet ein Dem-Christus-Nachziehen auf die Erde herunter und wird in
der Zukunft bedeuten ein Voranschreiten vor den Taten des Christus auf Erden. Man wird
wiederum verstehen lernen, was es heißt: Michael geht vor dem Herrn her. Wie im Alten
Testament - vor Oriphiel war ja auch eine Michaelzeit - die Eingeweihten Asiens drüben
davon gesprochen haben, daß Michael vor Jahwe einhergeht, wie das Antlitz als vorderster
Teil eines Menschen vor ihm hergeht, so sprachen sie von Michael als dem Antlitz Jahwes,
und so müssen

wir lernen von Michael zu sprechen als von dem Antlitz Christi." (Lit.: GA 346, S. 95f)
Michaels Verhältnis zum Menschen (Michaels Blick)
„Seit dem Ende des letzten Drittels des 19. Jahrhunderts können die Menschen in bewußter
Weise dem Geiste Michael begegnen. Aber Michael ist eben eine eigenartige Wesenheit.
Michael ist eine Wesenheit, die eigentlich nichts offenbart, wenn man ihr nicht aus emsiger
geistiger Arbeit von der Erde aus etwas entgegenbringt. Michael ist ein schweigsamer Geist.
Michael ist ein in sich verschlossener Geist. Während andere der regierenden Erzengel
vielredende Geister sind - im geistigen Sinne natürlich -, ist Michael ein durchaus
verschlossener Geist, ein wenig redender Geist, der höchstens spärliche Direktiven gibt.
Denn das, was man von Michael erfährt, ist eigentlich nicht das Wort, sondern -wenn ich
mich so ausdrücken darf - der Blick, die Kraft des Blickes. Und das beruht darauf, daß
eigentlich Michael sich am meisten zu tun macht mit demjenigen, was die Menschen aus
dem Geistigen heraus schaffen. Er lebt in den Folgen des von den Menschen Geschaffenen.
Die anderen Geister leben mehr mit den Ursachen, Michael lebt mehr mit den Folgen. Die
anderen Geister impulsieren im Menschen dasjenige, was der Mensch tun soll. Michael wird
der eigentlich geistige Held der Freiheit sein. Er läßt die Menschen tun, aber nimmt dann
das, was aus Menschentaten wird, auf, um es weiter fortzutragen im Kosmos, um dasjenige,
was Menschen damit noch nicht wirken können, weiterzuwirken im Kosmos. Man hat
anderen Wesenheiten aus der Hierarchie der Archangeloi gegenüber das Gefühl: von ihnen
kommen die Impulse, das oder jenes zu tun; im größeren oder geringeren Grade kommen
von ihnen die Impulse. Aber Michael ist derjenige Geist, von dem zunächst nicht Impulse
kommen, weil seine wirklich repräsentative Herrschaftsperiode diejenige ist, die jetzt
kommt, wo die Dinge aus der menschlichen Freiheit kommen. Wenn aber der Mensch aus
seiner Freiheit heraus, angeregt durch das Lesen des Astrallichtes, bewußt oder unbewußt
dies oder jenes tut, so trägt Michael das, was menschliche Erdentat ist, in den Kosmos
hinaus, daß es kosmische Tat wird. Er kümmert sich um die Folgen, andere Geister mehr um
die Ursachen. Aber Michael ist nicht nur ein verschlossener, schweigsamer Geist, Michael
kommt, indem er an den Menschen herantritt, mit einer deutlichen Abweisung von vielem
an den Menschen heran, in dem der Mensch heute noch auf Erden lebt. So zum Beispiel alles
das, was sich im Menschen- oder im Tierleben oder im Pflanzenleben an Erkenntnissen
bildet, die auf die vererbten Eigenschaften gehen, die auf dasjenige gehen, was sich in der
physischen Natur forterbt, das ist so, daß es einem vorkommt: Michael stößt es abweisend
von sich. Er will damit zeigen, daß solche Erkenntnisse dem Menschen für die geistige Welt
nichts fruchten können. Nur was der Mensch unabhängig von dem rein Vererbbaren in der
Menschheit, in der Tierheit, in der Pflanzenheit findet, das läßt sich vor Michael
hinauftragen. Und da bekommt man nicht die so vielsagende abweisende Handbewegung,
sondern man bekommt den zustimmenden Blick, der einem sagt: Das ist gerecht gedacht vor
der Lenkung des Kosmos. - Denn das ist dasjenige, was man immer mehr und mehr
erstreben lernt: gewissermaßen zu sinnen, um durchzustoßen bis zum Astrallichte, zu
schauen die Geheimnisse des Daseins und dann vor Michael hinzutreten und den
zustimmenden Blick zu bekommen, der einem sagt: Das ist richtig, das ist gerecht vor der
Lenkung des Kosmos. “ (Lit.:GA 233a, S. 93f)

Die siegende Michael-Kraft im Menschen


„Dieses Sich-Aufschwingen dazu, daß man von den Gedanken über das Geistige so erfaßt
werden kann wie durch irgend etwas Physisches in der Welt: das ist Michael-Kraft!
Vertrauen haben zu den Gedanken des Geistigen, wenn man die Anlage dazu hat, sie
überhaupt aufzunehmen, so daß man weiß: Du hast diesen oder jenen Impuls aus dem
Geistigen. Du gibst dich ihm hin, du machst dich zum Werkzeug seiner Ausführung. Ein erster
Mißerfolg kommt - macht nichts! Ein zweiter Mißerfolg kommt - macht nichts! Und wenn
hundert Mißerfolge kommen - macht nichts! Denn kein Mißerfolg ist jemals
ausschlaggebend für die Wahrheit eines geistigen Impulses, dessen Wirkung innerlich
durchschaut und ergriffen ist. Denn erst dann hat man Vertrauen, das richtige Vertrauen zu
einem geistigen Impuls, den man in einem bestimmten Zeitpunkt faßt, wenn man sich sagt:
Hundert Male habe ich Mißerfolg gehabt, das kann mir aber höchstens beweisen, daß für
mich in dieser Inkarnation die Bedingungen zur Realisierung dieses Impulses nicht gegeben
sind. Daß dieser Impuls aber richtig ist, das schaue ich durch seinen eigenen Charakter. Und
wenn es auch erst nach der hundertsten Inkarnation sein wird, daß für diesen Impuls die
Kräfte zu seiner Realisierung mir erwachsen - nichts kann mich überzeugen von der
Durchschlagskraft oder Nichtdurchschlagskraft eines geistigen Impulses als dessen eigene
Natur. - Wenn Sie sich dies im Gemüte des Menschen als das große Vertrauen für irgend
etwas Geistiges ausgebildet denken, wenn Sie sich denken, daß der Mensch felsenfest halten
kann an etwas, was er als ein geistig Siegendes durchschaut hat, so festhalten kann, daß er
es auch dann nicht losläßt, wenn die äußere Welt noch so sehr dagegen spricht, wenn Sie
sich dies vorstellen, dann haben Sie eine Vorstellung von dem, was eigentlich die Michael-
Kraft, die Michael-Wesenheit von dem Menschen will, denn dann erst haben Sie eine
Anschauung von dem, was das große Vertrauen in den Geist ist. Man kann irgendeinen
geistigen Impuls zurückstellen, selbst für die ganze Inkarnation zurückstellen, aber hat man
ihn einmal gefaßt, so darf man niemals wanken, ihn in seinem Inneren zu hegen und zu
pflegen; dann allein kann man ihn aufsparen für die folgenden Inkarnationen. Und wenn auf
diese Weise das Vertrauen zu dem Geistigen eine solche Seelenverfassung begründet, daß
man in die Lage kommt, dieses Geistige als so real zu empfinden wie den Boden unter
unseren Füßen, von dem wir wissen, daß, wenn er nicht da wäre, wir mit unseren Füßen
nicht auftreten könnten, dann haben wir ein Gefühl in unserem Gemüte von dem, was
eigentlich Michael von uns will.“ (Lit.:GA 223, S. 117f)

Der Aufstieg Michaels zum Zeitgeist


→ Siehe auch: Erzengel-Regentschaften
Die besondere Bedeutung des gegenwärtigen Michael-Zeitalters liegt darin, dass Michael
vom Erzengel-Rang zum Urengel-Rang eines Zeitgeists aufsteigt und dadurch eine alle Völker
übergreifende spirituelle Vertiefung der ganzen Menschheit anregen kann.

"Wenn wir von der Hierarchie der Archangeloi sprechen, kann man sagen, die lösen sich
zwar so ab, wie ich gesagt habe. Aber der höchste im Range, gleichsam der Oberste ist
derjenige, der in unserem Zeitalter die Herrschaft zu führen beginnt, ist Michael. Er ist einer
aus der Reihe der Archangeloi, aber er ist gewissermaßen der Fortgeschrittenste. Nun gibt es
eine Entwicklung, und die Entwickelung umfaßt alle Wesen. Alle Wesen sind in einer sich
steigernden Entwickelung, und wir leben in dem Zeitalter, wo Michael, der Oberste von der
Natur der Archangeloi, übergeht in die Natur der Archai. Er wird allmählich übergehen in
eine leitende Stellung, wird eine leitende Wesenheit, wird Zeitgeist, leitende Wesenheit für
die ganze Menschheit.

Das ist das Bedeutsame, das ist das ungeheuer Wichtige unseres Zeitalters, daß wir
begreifen, daß das, was in allen vorhergehenden Epochen noch nicht da war, für die ganze
Menschheit nicht da war, nun sein kann, werden muß ein Gut für die ganze Menschheit.
Was bisher bei einzelnen Völkern auftrat - spirituelle Vertiefung -, kann nun etwas sein für
die gesamte Menschheit." (Lit.: GA 152, S. 60)

Siehe auch
Erzengel Michael - Artikel in der deutschen Wikipedia
Sankt Georg
Weblinks
Das Wirken Michaels in unserer Zeit und seine geistigen Impulse für die nähere und fernere
Zukunft
Raphael (Erzengel)
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(Weitergeleitet von Erzengel Raphael)

Michael, Raphael (Mitte) und Gabriel führen Tobias, Gemälde von Francesco Botticini, 1470
Raphael (hebräisch: ‫ ;רפאל‬rapha'el bedeutet „Gott heilt“) ist gemeinsam mit Michael, Gabriel
und Uriel einer der vier führenden Erzengel bzw. einer der sieben Erzengel, die den
Planetensphären zugeordnet sind. Seine kosmische Heimat ist die Merkursphäre. Raphael
repräsentiert aber auch die Weltentwicklungsstufe der alten Sonne und hat dadurch auch
einen besonderen Bezug zum Ätherleib des Menschen, der damals geschaffen wurde, und
kann die darin wirkenden Heilkräfte anregen. Raphaels Wirken spiegelt sich auch im
menschlichen Fühlen wieder. Nach katholischer Tradition steht Raphael im Westen vor dem
Thron Gottes.

„In der Richtung des Westens steht derjenige, welcher zu der Sonnen-Entwickelung in
Beziehung steht. Im goldenen Glanze strahlt sein Licht. Eine erhabene, kraftvolle Gestalt,
wird er mit dem Namen des Raphael bezeichnet.“ (Lit.:GA 265, S. 336f)

Raphaels letzte Erzengel-Regentschaft währte laut Rudolf Steiner von 850 - 1190 n. Chr.

Im Buch Tobit spricht Raphael:

15 Ich bin Rafael, einer von den sieben heiligen Engeln, die das Gebet der Heiligen
emportragen und mit ihm vor die Majestät des heiligen Gottes treten. 16 Da erschraken die
beiden und fielen voller Furcht vor ihm nieder. 17 Er aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch
nicht! Friede sei mit euch. Preist Gott in Ewigkeit! 18 Nicht weil ich euch eine Gunst erweisen
wollte, sondern weil unser Gott es wollte, bin ich zu euch gekommen. Darum preist ihn in
Ewigkeit! 19 Während der ganzen Zeit, in der ihr mich gesehen habt, habe ich nichts
gegessen und getrunken; ihr habt nur eine Erscheinung gesehen. 20 Jetzt aber dankt Gott!
Ich steige wieder auf zu dem, der mich gesandt hat. Doch ihr sollt alles, was geschehen ist, in
einem Buch aufschreiben. 21 Als sie wieder aufstanden, sahen sie ihn nicht mehr. (Tob
12,15-21 EU)

Raphael gilt als Beschützer des Baumes des Lebens. Nach dem Sohar, dem zentralen Buch
der jüdischen Kabbala, wurde er damit beauftragt, die Erde zu heilen, damit die Menschen
auf ihr leben können. Wie Rudolf Steiner in seinen Vorträgen über "Das Miterleben des
Jahreslaufes in vier kosmischen Imaginationen" geschildert hat, ist er es auch, dem wir die in
unserem Organismus wirkenden Heilkräfte verdanken. Er ist der Frühlingsgeist, der die Erde
umkreist, und der während der Herbsteszeit die Kräfte der menschlichen Atmung eigentlich
schafft und darin seine heilende Kräfte verankert. Im Atem liegt darum das Geheimnis
unserer Heilkräfte (Lit.: GA 229, S. 81).

Raphael soll auch Noah die Anleitung zum Bau seiner Arche überbracht haben.

Im alttestamentarischen Buch Tobit begleitet Raphael Tobias auf seiner Reise und hilft ihm,
den Fisch zu finden (Tob 6,2 EU), mit dessen Herz und Niere Sarah von ihrer Besessenheit
geheilt und so die Hochzeit mit ihr möglich wurde und mit dessen Galle er Tobias blinden
Vater Tobit heilte (Tob 11,7 EU).

2 Als der junge Tobias im Fluss baden wollte, schoss ein Fisch aus dem Wasser hoch und
wollte ihn verschlingen. 3 Der Engel rief Tobias zu: Pack ihn! Da packte der junge Mann zu
und warf den Fisch ans Ufer. 4 Und der Engel sagte zu Tobias: Schneide den Fisch auf, nimm
Herz, Leber und Galle heraus und bewahre sie gut auf! 5 Der junge Tobias tat, was ihm der
Engel sagte. Dann brieten sie den Fisch und aßen ihn. 6 Als sie weiterreisten und in die
Gegend von Ekbatana kamen, 7 fragte der junge Tobias den Engel: Asarja, lieber Bruder,
wozu sollen die Leber, das Herz und die Galle des Fisches gut sein? 8 Rafael antwortete:
Wenn ein Mann oder eine Frau von einem Dämon oder einem bösen Geist gequält wird, soll
man das Herz und die Leber des Fisches in Gegenwart dieses Menschen verbrennen; dann
wird er von der Plage befreit. 9 Und wenn jemand weiße Flecken in den Augen hat, soll man
die Augen mit der Galle bestreichen; so wird er geheilt. (Tob 6,2-9 EU)

Gemäß der christlichen Ikonographie wird Raphael als Pilger mit Stab, Flasche und Fisch in
Begleitung von Tobias dargestellt und ihm wird die Farbe Grün, gelegentlich auch Violett
zugewiesen.

Uriel (Erzengel)
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(Weitergeleitet von Erzengel Uriel)

Gustave Doré, Jakob ringt mit Uriel


Uriel (auch Auriel oder Oriel, hebr. ‫אּוריאֵ ל‬
ִ „Mein Licht (uri) ist Gott (el)“, lat. Lux vel Ignis Dei
„Licht oder Feuer Gottes“), oft auch Phanuel[1] genannt, ist einer der vier hauptsächlichen
Erzengel nach der jüdisch-christlichen Überliefereung. Aus anthroposophischer Sicht ist er
der Regent der Hochsommerzeit, wie es Rudolf Steiner in der Johanni-Imagination
ausführlich geschildert hat.

Uriel geleitet die Verstorbenen zum Jüngsten Gericht und gilt als der Engel der Erde. Er
bestraft der die Ungerechtigkeit bei den Menschen und ist der Vorsteher der Hölle. Oft wird
er als jener Engel angesehen, der nach dem Sündenfall den Eingang ins Paradies bewacht (1
Mos 3,24 LUT), der Noah die Sintflut ankündigte (1 Mos 6,5 LUT) oder der im Namen Gottes
mit Jakob stritt (1 Mos 32,24 LUT). Im apokryphen 4. Buch Esra ist es Uriel, der Esra durch
Himmel und Hölle führt.

In der islamischen Überlieferung wird er Israfil (arab. ‫ )إسرافيل‬genannt[2] [3], wobei dieser
Name allerdings auch auf Raphael[4] und auf den Seraph Saraphiel bezogen wird[5].

Neben Michael, Gabriel und Raphael wird Uriel in der christlichen Kunst bis ins Mittelalter oft
dargestellt. Die ältesten Mosaiken mit Urielbildern befinden sich in der römischen Kirche
Santa Maria Maggiore aus der Zeit um 400 und in San Apollinare Nuovo in Ravenna aus dem
6. Jahrhundert. Eine späte Abbildung Uriels stammt von Egid Quirin Asam 1721 in der
Klosterkirche von Weltenburg

In den westkirchlich anerkannten Büchern der Bibel wird Uriel jedoch nicht erwähnt, nur im
4. Buch Esra, das zu den alttestamentlichen Apokryphen gehört und nur von den slawischen
und äthiopischen Orthodoxen zur Bibel gezählt wird (in der Vulgata findet es sich im
Anhang). Heute verehrt darum die katholische Kirche am 29. September nur noch die ersten
drei biblisch bezeugten Erzengel.

Der Erzengel Uriel steht nach ursprünglicher katholischer Tradition als 4. Engel im Süden vor
dem Thron Gottes. Nach Rudolf Steiner steht er allerdings als strenge Gestalt in schwachem,
bläulichen Glanz in Norden. Im Süden steht hingegen Gabriel. Im Okkultismus werden ihm
meist die Farben Orange oder Orange-Rot zugeordnet - Rudolf Steiner spricht allerdings von
bläulichem Glanz. Von den vier Wesensgliedern des Menschen entspricht ihm, da er die
Kräfte des alten Saturn repräsentiert, der physische Leib und von den Elementen das
Erdelement. Einen besonderen Bezug hat er dadurch auch zum Willen des Menschen.

Uriel steht an der rechten Seite Michaels:

„An seiner rechten Seite, in der Richtung des Nordens, steht derjenige, welcher
insbesondere verknüpft ist mit der Saturn-Entwickelung. Sein Licht leuchtet in bläulichem
Glänze, schwächer wie das der anderen. Eine erhabene, strenge Gestalt, wird er mit dem
Namen des Uriel genannt. “ (Lit.:GA 265, S. 336ff)

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Die besondere Bedeutung des gegenwärtigen Michael-Zeitalters liegt darin, dass Michael
gegenwärtig vom Erzengel-Rang zum Urengel-Rang eines Zeitgeists aufsteigt und dadurch
zunehmend eine alle Völker übergreifende spirituelle Vertiefung der ganzen Menschheit
anregen kann.

"Wenn wir von der Hierarchie der Archangeloi sprechen, kann man sagen, die lösen sich
zwar so ab, wie ich gesagt habe. Aber der höchste im Range, gleichsam der Oberste ist
derjenige, der in unserem Zeitalter die Herrschaft zu führen beginnt, ist Michael. Er ist einer
aus der Reihe der Archangeloi, aber er ist gewissermaßen der Fortgeschrittenste. Nun gibt es
eine Entwicklung, und die Entwickelung umfaßt alle Wesen. Alle Wesen sind in einer sich
steigernden Entwickelung, und wir leben in dem Zeitalter, wo Michael, der Oberste von der
Natur der Archangeloi, übergeht in die Natur der Archai. Er wird allmählich übergehen in
eine leitende Stellung, wird eine leitende Wesenheit, wird Zeitgeist, leitende Wesenheit für
die ganze Menschheit.

Das ist das Bedeutsame, das ist das ungeheuer Wichtige unseres Zeitalters, daß wir
begreifen, daß das, was in allen vorhergehenden Epochen noch nicht da war, für die ganze
Menschheit nicht da war, nun sein kann, werden muß ein Gut für die ganze Menschheit.
Was bisher bei einzelnen Völkern auftrat - spirituelle Vertiefung -, kann nun etwas sein für
die gesamte Menschheit." (Lit.: GA 152, S. 60)

LiteraturGott ist Geist


Im Johannesevangelium sagt der Christus zur Samariterin am Jakobsbrunnen:

Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.
– Johannes-Evangelium: 4,24 LUT
Gott ist Geist und als solcher die reine, vollkommene Wirklichkeit. Er verleiht daher allen
materiellen und immateriellen Dingen und Wesen ihr Sein, denn er ist das ens a se, das Sein-
aus-sich-selbst. Er ist „reiner Akt“ (actus purus) im Sinn der Akt und Potenz-Lehre des
Aristoteles[1]. Sein unendliches Potential entfaltet sich nicht schrittweise nach und nach,
sondern ist immer schon restlos verwirklich. Er ist die vollkommene Ewigkeit ohne Anfang
und ohne Ende. Nur für ihn gilt im vollsten Sinn: „Ich bin, der ich bin“ (2. Mos 3,14 LUT).
Seine Eigenschaften und seine Handlungen sind identisch mit seinem Wesen, und zu seinem
Wesen (Wie-Sein) gehört unablösbar seine Existenz (Da-Sein). Geschaffene Wesen haben
hingegen stets auch nicht realisierte Möglichkeiten, sowohl bezüglich ihrer
Unvollkommenheiten wie ihrer Vollkommenheiten.

Gotteserkenntnis
Nach Thomas von Aquin (* um 1225; † 1274) kann der Mensch zwar durch seine Vernunft
erkennen, dass Gott ist, nicht aber was Gott ist. Letztere Erkenntnis ist auch den Engelwesen,
obwohl sie höher stehen als der Mensch, nicht zugänglich, sondern bleibt Gott allein
vorbehalten.

„Es gibt aber in dem, was wir von Gott bekennen, zwei Weisen von Wahrheit. Einiges
nämlich über Gott ist wahr, was über jede Fähigkeit der menschlichen Vernunft hinausgeht,
z. B. daß Gott dreifaltig und einer zugleich ist; anderes ist wahr, wozu auch die natürliche
Vernunft gelangen kann, z. B. daß Gott ist, daß Gott einer ist und anderes dieser Art, was ja
auch die Philosophen, geleitet vom Licht der natürlichen Vernunft, von Gott durch Beweise
dargelegt haben.“

– Thomas von Aquin: Summa contra gentiles I,3


Nach Johannes Scottus Eriugena (9. Jh.) weiß auch Gott selbst nicht was er ist, da er selbst
grenzenlos und jenseits jeder Bestimmbarkeit ist und alles in ihm in ungeschiedener
Ganzheit in Eins zusammenfällt. Dieses „Nichtwissen“ ist aber zugleich die höchste und
wahre Weisheit, das unbegreifliche und unendliche Wissen Gottes selbst:

„Wenn wir sagen, Gott wisse nicht, was er sei, wollen wir damit wohl etwas Anderes
andeuten, als dass er sich. in keinem von Allem, was ist, begreife? Denn wie könnte er in ihm
selber Etwas erkennen, was in ihm selber nicht sein kann? Sind doch die Gründe Alles
dessen, was Gott in sich selber, d. h. der Vater im Sohne, geschaffen hat, ungetheilt in ihm
Eins; sie gestatten keine Bestimmung der eigenthtimlichen Bestandheiten durch
eigenthümliche Unterschiede oder zufällige Bestimmungen, indem sie dergleichen nur in
ihren Wirkungen, nicht aber in ihnen selber zulassen. Was ist dann aber von der
unaussprechlichen und unbegreiflichen Natur selber zu halten? Wer möchte darin etwas
durch eine Grenze Bestimmtes, im Raume Ausgedehntes, in Theile Getrenntes, aus
Bestandheiten und zufälligen Bestimmungen Zusammengesetztes denken? Das göttliche
Nichtwissen ist also die höchste und wahre Weisheit.“

– Johannes Scottus Eriugena: Über die Einteilung der Natur[2]


Der Gott der Philosophen
„Man kann sich in verschiedenen Philosophien umsehen und kann bei den Philosophen
suchen nach der Art, wie sie zu dem Gottesbegriffe kommen. Es müssen dann
selbstverständlich solche Philosophen sein, die geistige Tiefe genug haben, um sich eben von
der Welt überzeugen zu lassen, daß man von einem Göttlichen, das die Welt durchdringt,
sprechen kann. Im 19. Jahrhundert braucht nur Lotze genommen zu werden, der in seiner
Religionsphilosophie etwas zu schaffen suchte, was im Einklang steht mit seiner übrigen
Philosophie. Aber es könnten auch andere Philosophen genommen werden, die eben
wirklich tief genug waren, um sozusagen auch eine Religionsphilosophie zu haben. Eine
Eigentümlichkeit wird man bei allen diesen Philosophen finden, eine ganz bestimmte
Eigentümlichkeit. Ja, zu dem Göttlichen dringen diese Philosophen mit ihren Erwägungen aus
dem physischen Plane denkend vor; sie denken nach, forschen auf philosophische Art,
kommen darauf, wie es gerade bei Lotze der Fall ist, daß die Erscheinungen und Wesen der
Welt zusammengehalten werden von einem göttlichen Grund, der alles durchwebt und alles
in eine gewisse Harmonie bringt. Wenn man aber näher auf solche Religionsphilosophien
eingeht, so haben sie immer eine Eigentümlichkeit. Man kommt eben zu einem göttlichen
Wesen, das alles durchtränkt und durchzieht, und wenn man dieses göttliche Wesen sich
näher ansieht, diesen Gott der Philosophen, so kommt man darauf, daß es ungefähr der Gott
ist, den die hebräische oder namentlich die christliche Religion den Vatergott nennt,
Gottvater. Dazu kann die Philosophie kommen. Sie kann die Natur betrachten und tief genug
sein, um nicht in hohlköpf iger materialistischer Weise alles Göttliche abzuleugnen, sie kann
zu dem Göttlichen kommen, kommt aber dann zu dem Vatergott. Man kann ganz genau,
wenn man die Philosophen verfolgt, zeigen, daß zu etwas anderem die bloße Philosophie als
denkende Philosophie überhaupt nicht führen kann, als zu einem monotheistischen
Vatergott. Wenn bei einzelnen Philosophen, bei Hegel zum Beispiel und anderen, der
Christus auftritt, so ist er nicht aus der Philosophie heraus - das läßt sich nachweisen -, er ist
aus der positiven Religion herübergenommen. Die Leute haben gewußt, daß die positive
Religion den Christus hat, dann konnten sie ihn besprechen. Der Unterschied ist der, daß
man den Vatergott in der Philosophie finden kann; Christus kann man mit keiner Philosophie
durch denkende Betrachtung finden. Das ist ganz unmöglich.“ (Lit.:GA 153, S. 138f)

Der unbekannte Gott


Proömion[3]
Im Namen dessen, der Sich selbst erschuf!
Von Ewigkeit in schaffendem Beruf;
In Seinem Namen, der den Glauben schafft,
Vertrauen, Liebe, Tätigkeit und Kraft;
In Jenes Namen, der, so oft genannt,
Dem Wesen nach blieb immer unbekannt:

So weit das Ohr, so weit das Auge reicht,


Du findest nur Bekanntes, das Ihm gleicht,
Und deines Geistes höchster Feuerflug
Hat schon am Gleichnis, hat am Bild genug;
Es zieht dich an, es reißt dich heiter fort,
Und wo du wandelst, schmückt sich Weg und Ort;
Du zählst nicht mehr, berechnest keine Zeit,
Und jeder Schritt ist Unermeßlichkeit.

Was wär ein Gott, der nur von außen stieße,


Im Kreis das All am Finger laufen ließe!
Ihm ziemt's, die Welt im Innern zu bewegen,
Natur in Sich, Sich in Natur zu hegen,
So daß, was in Ihm lebt und webt und ist,
Nie Seine Kraft, nie Seinen Geist vermißt.

Im Innern ist ein Universum auch;


Daher der Völker löblicher Gebrauch,
Daß jeglicher das Beste, was er kennt,
Er Gott, ja seinen Gott benennt,
Ihm Himmel und Erden übergibt,
Ihn fürchtet und wo möglich liebt.

Johann Wolfgang von Goethe[4]


In gnostischen Schriften wird oft von dem «unbekannten Gott» gesprochen. Der
unbekannte, unermessliche, unergründliche und unbegrenzte Gott oder Vater überragt alle
Sphären und ist für die Gnostiker der geheime Mittelpunkt der Welt und die Quelle alles
Seins, vergleichbar dem Ain Soph (hebr. ‫ אין סוף‬nicht endlich) der Kabbalisten. Im Apokryphon
des Johannes wird Johannes von dem Christus ausführlich über das Wesen des
«unbekannten Vaters» belehrt:

„Die Einheit ist eine Einherrschaft, über der nichts ist. Er ist der, der existiert als Gott und
Vater des Alls, der Unsichtbare, der über dem All ist, der existiert als Unvergänglichkeit und
als reines Licht, in das kein Auge blicken kann. Er ist der unsichtbare Geist, in bezug auf den
es nicht passend ist, sich ihn als Gott oder etwas ähnliches vorzustellen. Denn er ist mehr als
Gott, da es keinen über ihm gibt, denn niemand ist Herr über ihn. Denn er existiert nicht in
irgendeiner Untergeordnetheit, denn alles existiert in ihm.
Denn er ist der, der sich selbst befestigt. Er ist ewig, denn er braucht nichts. Denn er ist die
ganze Vollendung. Er brauchte nichts, daß er vollkommen werde durch es; vielmehr ist er
immer gänzlich vollkommen im Licht. Er ist unbegrenzbar, da es keinen, der vor ihm ist, gibt,
der ihn begrenzt. Er ist unergründbar, da es dort keinen, der vor ihm ist, gibt, um ihn zu
ergründen. Er ist unmeßbar, da es keinen, der vor ihm ist, gab, um ihn zu messen. Er ist
unsichtbar, da keiner ihn gesehen hat. Er ist ewig, da er ewiglich existiert. Er ist
unaussprechbar, da keiner in der Lage war, ihn zu begreifen, um dann über ihn zu reden. Er
ist unbenennbar, da dort keiner ist, der vor ihm ist, um ihn zu benennen. Er ist das
unmeßbare Licht, das rein, heilig und gereinigt ist. Er ist unaussprechbar, indem er
vollkommen ist in der Unvergänglichkeit. Er ist nicht in Vollkommenheit noch in Seligkeit
noch in Göttlichkeit, sondern er ist weitaus vorzüglicher. Er ist weder körperlich noch ist er
unkörperlich. Er ist weder groß noch ist er klein. Es gibt keine Art und Weise zu sagen: Wie
groß ist er? Oder: Was ist seine Art? denn keiner ist in der Lage, ihn zu erkennen. Er gehört
nicht zu den Existierenden, sondern er ist weitaus vorzüglicher, nicht als ob er an sich
vorzüglicher wäre, sondern dieses, was das Seine ist, ist vorzüglicher. Er hat keinen Anteil,
weder an den Äonen noch an Zeit. Denn wer nämlich Anteil hat an einem Äon, diesen haben
andere bereitet. Man hat ihn nicht in eine Zeit eingeschlossen, denn er empfängt nicht von
jemand anderem, denn es würde empfangen werden als Anleihe.
Denn der, der über allen steht, hat keinen Mangel, damit er empfange von ihm. Denn er ist
der, der erwartungsvoll auf sich selbst blickt in seinem Licht.
Denn er ist groß. Zu ihm gehört eine unermeßliche Reinheit. Er ist Ewigkeit, die Ewigkeit gibt.
Er ist Leben, das Leben gibt.
Er ist ein Seliger, der Seligkeit gibt. Er ist Erkenntnis, die Wissen gibt. Er ist Güte, die Güte
gibt. Er ist Erbarmen, das Erbarmen und Rettung gibt. Er ist Gnade, die Gnade gibt.
Nicht weil er es besitzt, sondern weil er das unmeßbare unbegreifbare Licht gibt.
Wie soll ich sprechen mit dir über ihn? Denn sein Äon ist unvergänglich, er schweigt und
existiert im Schweigen, indem er ruht und vor allen Dingen ist. Denn er ist das Haupt aller
Äonen, und er ist der, der ihnen Stärke gibt in seiner Güte. Denn wir wissen nicht die
unaussprechbaren Dinge, und wir wissen nicht, was unmeßbar ist außer ihm, der aus ihm
offenbar geworden ist, nämlich aus dem Vater. Er nämlich ist es, der es uns allein gesagt hat.
Denn er ist der, der sich anblickt in seinem Licht, welches ihn umgibt, das ist die Quelle des
lebendigen Wassers. Und er ist es, der allen Äonen gibt. Und in jeder Gestalt nimmt er sein
Bild wahr, indem er es in der Quelle des Geistes sieht.“

– Apokryphon des Johannes: Der unbekannte Vater [2]


Missdeutung Gottes als Engel oder als das eigene höhere Selbst
Was gemeinhin als Gott angesprochen wird, ist allerdings oft nur der eigne führende Engel
oder das höhere Selbst des Menschen.

„Denn das, wovon man in Wirklichkeit redet, wenn man heute vielfach von seinem Gott
spricht, das ist der einzelne Engel oder gar das eigene Selbst in der Zeit zwischen dem letzten
Tode und der jetzigen Geburt.“ (Lit.:GA 181, S. 353)

„Wenn man für die Vorstellung all die Begriffe durchgeht, welche sich solche Menschen von
ihrem Gotte machen - was ist denn in solchen Begriffen ausgeführt? Nichts anderes als das
Wesen eines Engels, eines Angelos, und all diejenigen Menschen, welche davon sprechen,
daß sie unmittelbar von ihrer Seele zu Gott aufschauen, schauen nur zu einem Engel auf.
Und suchen Sie sich alle Beschreibungen - wenn sie noch so erhaben klingen - solcher
Menschen auf, so werden Sie finden: sie beschreiben nichts anderes als einen Engel, und
dasjenige, was diese Menschen sagen, ist nichts anderes als die Forderung, man solle sich
unter Gott nichts Höheres vorstellen als einen Engel. Das zum Beispiel, was man heute den
modernen protestantischen Gott nennt und über den gerade von protestantischer Seite so
viel geredet wird, ist ein Angelos, ist nichts anderes. Denn nicht darauf kommt es an, ob man
sich einbildet, man finde den Weg zu dem höchsten Gotte, sondern darauf kommt es an,
wozu man wirklich den Weg findet. Und man findet auf diese Weise nur den Weg zu seinem
Angelos. Ich sage: zu seinem Angelos, denn das ist wichtig.“ (Lit.:GA 172, S. 178f)

„Die Angeloi sind dazu berufen, die einzelne menschliche Individualität hindurchzuführen
durch die wiederholten Erdenleben. Dann kommen wir herunter bis zum Menschen selber.
Der Mensch, so wie er heute auf der Erde ist, erinnert sich nur an sein Erdenleben hier im
physischen Leib. Das Gedächtnis der Engel geht viel weiter, denn nur dadurch, daß es viel
weiter geht, können sie die wiederholten Erdenleben der Menschen lenken und leiten. Nicht
einmal richtig aber stellt sich der moderne Theologe den Engel vor, weil der moderne
Theologe schon diese Eigenschaft wegläßt von dem Engel, daß er die menschliche
Individualität durch die wiederholten Erdenleben durchleitet. Wenn wir ins Auge fassen, daß
wir, indem wir den Erzengeln gegenüberstehen, es erst bei den Erzengeln zu tun haben mit
Wesenheiten, die menschliche Zusammenhänge regieren, und bei den Zeitgeistern mit
Wesenheiten, die menschliche Zusammenhänge über lange Zeiträume hindurch regieren,
daß wir es bei den Engeln zu tun haben mit Wesenheiten, die wesentlich das Leben des
einzelnen Menschen regieren, dann werden wir nicht verkennen, wenn wir das im Auge
behalten, daß es ein verborgener Egoismus ist von den Menschen, unmittelbar zu dem Gotte
sich erheben zu wollen, denn sie wollen sich in Wahrheit - obwohl sie das nicht zugeben -
nur zu ihrem Gotte, zu ihrem eigenen Engel erheben.

Das hat eine große praktische Bedeutung, das ist von einer großen Wichtigkeit, denn es trägt
einen gewissen Keim in sich. Es trägt den Keim in sich, daß die Menschen von dem einen
Gotte sprechen, aber daß es nur eine Phantasterei ist, daß sie von dem einen Gotte
sprechen. Denn in Wahrheit, indem die Menschen sich dieser Phantasterei hingeben, spricht
jeder von seinem eigenen Gotte, nämlich von seinem Engel. Und die Folge davon muß sein,
daß im Laufe der Zeit jeder Mensch seinen eigenen Gott, nämlich seinen eigenen Engel
verehrt. Und wir sehen schon, wie stark der Drang der Menschen ist, daß jeder seinen
eigenen Gott verehrt. Das Zusammenfinden der Menschen in denjenigen Göttern, die allen
gemeinsam sind, ist ein sehr geringes geworden in der neueren Zeit. Das Pochen eines jeden
auf seinen eigenen Gott hat sich als etwas ganz besonders Hervorstechendes herausgestellt.
Das Menschengeschlecht wird atomisiert. Es bleibt gewissermaßen nur das Wort «Gott»
noch übrig, das für die Menschen einer Sprache gemeinsam lautet, aber unter diesem einen
Worte stellt sich jeder etwas anderes vor, nämlich seinen eigenen Engel. Und er kommt nicht
einmal hinauf bis zu dem Erzengel, welcher menschliche Gemeinschaften leitet.“ (S. 180f)

„Indem der Mensch eigentlich nur zu seinem Engel aufblickt, das sich aber nicht gesteht,
sondern glaubt, er blicke zu dem Gotte auf - während er nicht einmal zu einem Erzengel
aufblickt -, betäubt er durch diese unwahre Vorstellung in einem gewissen Sinne seine Seele.
Und diese Betäubung der Seele ist ja heute allgemein vorhanden. Aber wenn man die Seele
betäubt, dann ist das für unsere heutige Menschheitsentwickelung außerordentlich
verhängnisvoll. Denn durch die Betäubung der Seele wird das Ich heruntergedrückt,
heruntergetrübt, und dann schleichen sich die anderen Mächte, die nicht in der Seele wirken
sollen, in diese Seele ein. Das heißt, es schleicht sich an die Stelle des Engels, den man
zunächst verehren wollte, den man aber umtauft zu «Gott», der luziferische Angelos ein, und
man kommt allmählich dazu, nicht den Engel zu verehren, sondern den luziferischen
Angelos.“ (S. 181)

„Die Religionen haben Schuld, die religiösen Bekenntnisse, indem sie das Bewußtsein der
Menschen trüben und an die Stelle Gottes einen Engel setzen, für den sich dann substituiert
der luziferische Engel, der ihm entspricht. Und dieser luziferische Engel wird den Menschen
alsbald in den Materialismus hineinführen. Das ist der geheimnisvolle Zusammenhang
zwischen den hochmütigen, egoistischen Religionsbekenntnissen, welche nichts hören
wollen von dem, was über einem Engel steht, sondern in maßlosem Hochmut sagen, daß sie
von «Gott» sprechen, während sie nur von einem Engel sprechen, und von dem noch nicht
einmal vollständig. Dieser maßlose Hochmut, der noch oftmals als Demut angesprochen
wird, er ist es, welcher letzten Endes den Materialismus hat hervorbringen müssen. Wenn
wir dies bedenken, dann sehen wir einen bedeutungsvollen Zusammenhang: Durch die
fälschliche Umdeutung eines Engels zu Gott entsteht in der Menschenseele der Hang zum
Materialismus. Und es liegt ein unbewußter Egoismus zugrunde, der sich darinnen äußert,
daß der Mensch es verschmäht, aufzusteigen zu der Erkenntnis der geistigen Welt, der sich
auch darinnen äußert, daß der Mensch sozusagen nur aus sich heraus den Zusammenhang
mit seinem Gotte unmittelbar zu finden meint.“ (Lit.:GA 172, S. 182)
„Nun, die Menschen weisen es ab, wenn wir vom Standpunkte der Geisteswissenschaft aus
davon sprechen, daß über uns andere Wesenheiten sind, die Angeloi, Archangeloi, Archai
und so weiter, so daß wir eine Hierarchie von geistigen Wesenheiten schauen, und daß der
Weg weit hinauf ist zu dem, was das höchste Göttliche ist. Diese erkenntnismäßige
Bescheidenheit wollen die Menschen der Gegenwart nicht haben. Sie drücken es oftmals so
aus, daß sie sagen: Sie wollen keine Vermittlung haben zwischen sich und dem Gotte, sie
wollen immer sich direkt, unmittelbar an den allerhöchsten Gott wenden. Es handelt sich
aber nicht darum, was man glaubt über ein solches Hinwenden, sondern darum handelt es
sich, was man in seiner Seele wirklich tut, was man in seiner Seele wirklich erlebt.

Nehmen Sie alles das, was Ihnen heute ein Prediger irgendeiner anerkannten
Religionsgemeinschaft über das Göttliche vorbringt, was er redet über das Göttliche. Worauf
bezieht sich das, wenn man nun nicht nach seinen Worten geht, sondern nach der
Wirklichkeit? Es bezieht sich auf zweierlei. Entweder bezieht sich das, wovon er redet, auf
kein höheres Wesen als auf seinen Engel, der als leitende Wesenheit über jedem einzelnen
von uns steht. Er betet diesen Engel an, er nennt ihn den höchsten Gott. Derjenige, der weiß,
was Worte wirklich für einen Inhalt haben können, der weiß, daß alles, was in den modernen
Predigten gesagt wird von Gott, niemals auf irgendeinen höheren Gott als auf einen Engel
sich bezieht oder, wenn nicht auf einen Engel, so noch auf etwas anderes. Geht man nämlich
der Frage nach, woher denn das eigentlich stammt, was solche Menschen fühlen, die von
ihrem Gotte sprechen, die von ihrem Gotte predigen in ihren Kirchen, die oftmals sogar
vorgeben, ein Gotteserlebnis in ihren Seelen zu haben, wie es manche Menschen der
Gegenwart tun - sie nennen sich dann mit einem gewissen Hochmut «evangelisierte
Menschen» und dergleichen -, von welchen Impulsen in ihren Seelen solche Menschen
ausgehen, der kommt zu folgendem: Solche Menschen fühlen in ihren Seelen den Impuls
ihres eigenen Wesens, wie sich dieses Wesen entwickelt hat in einer rein geistigen
Umgebung zwischen dem letzten Tode und der Geburt. Dieses geistige Wesen, das sich
zwischen dem letzten Tode und unserer Geburt in uns entwickelt hat, das ist jetzt in
unserem Leibe, das hat unseren Leib bezogen. Vieles von dem, in dem wir jetzt leben,
kommt nur aus diesem Wesen, aus diesem vorgeburtlichen Wesen. Dieses vorgeburtliche
Wesen fühlt der Mensch als ein Geistiges; dieses vorgeburtliche Wesen ist es, mit dem er
sich vereinigt fühlt. Ja sogar sogenannte Theosophen der verschiedensten Richtungen haben
den Menschen immer wieder und wiederum vorgesagt, um ihnen so etwas geistig
Honigsüßes zu geben, es käme darauf an, daß sich der Mensch mit seinem Gotte in sich
vereinigt. Aber das, was da der Mensch fühlt, indem er sich angeblich mit seinem Gotte
vereinigt, das ist er selbst, das ist nur sein geistig-seelisches Wesen in der Zeit zwischen dem
letzten Tode und der letzten Geburt. Und das, wovon zahlreiche Pastoren und Priester
sprechen, wenn sie von dem Gott, den sie in ihrer Seele fühlen, sprechen, ist nichts anderes,
als daß sie ihr eigenes Ich ahnen, nicht wie es sich hier im physischen Leibe, in der
physischen Umgebung entwickelt, sondern wie es sich in der geistigen Welt entwickelt hat
zwischen Tod und Geburt. Das empfinden sie, und dann fangen sie an zu beten. Und was
beten sie an? Sich selber.“ (Lit.:GA 182, S. 86f) Anonym
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Biografie Rudolf Steiner


Martin von Mackensen: Ein Vortrag für die Landbauschüler am Dottenfelderhof
ᐃᐁ
Karma
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(Weitergeleitet von Familienkarma)

Alois Delug - Die Nornen, 1895

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG


Karma ([ˈkaʁma] bzw. [ˈkərmə][1]; Sanskrit, n., कर्म, karman, Pali, kamma, „Wirken, Tat,
Werk“, abgeleitet von der Sanskritwurzel कृ kṛ (kri) „tun, machen, handeln, wirken“; hebr.
‫ קַ ְרמָ ה‬karmā bzw. ‫ּגֹורל‬
ָ gôral „Los, Schicksal“), das universelle Schicksalsgesetz von Ursache und
Wirkung, besagt, dass jede physische, seelische oder geistige Wirkung, die von einem Wesen
ausgeht und - bewusst oder unbewusst - die geistig-kosmische Ordnung[2] stört, auf dieses
selbst zurückschlägt und auch dessen eigene innere seelisch-astrale Ordnung stört und in
Disharmonie zur geistigen Weltordnung bringt und dadurch sein Schicksal (von
altniederländisch schicksel, „Fakt“) bestimmt. Karma gilt nicht nur für den Menschen,
sondern für alle geistigen Wesen im gesamten Kosmos. Gebräuchliche Ausdrücke für das
Schicksal - mit unterschiedlichen Bedeutungsnuancen - sind auch: Geschick (zu schicken
„machen, dass etwas geschieht“), Verhängnis (von mhd. verhengen „hängen lassen,
nachgeben, geschehen lassen, ergehen lassen“[3]), Fatum (lat. „Faktum“), Moira (griech.
Μοῖρα), Kismet (von arab. ‫قسمة‬, DMG qisma(t)) oder Los (ahd., mhd. (h)lôჳ „Omen“,
„Orakel“).

In den meisten alten Kulturen war man davon überzeugt, dass der Mensch nicht nur einmal
auf Erden lebt, sondern dass er wiederholte Erdenleben durchmacht, und dass damit das
Rätsel unseres Erdenschicksals eng verbunden ist. Im Christentum trat diese Ansicht
zunächst in den Hintergrund, obwohl sie keineswegs damit unvereinbar ist; tatsächlich
finden sich sogar in der Bibel einzelne Andeutungen, die auf wiederholte Erdenleben
hinweisen. In neueren Zeiten hat Lessing in seiner «Erziehung des Menschengeschlechts»
wieder sehr deutlich und klar auf die Reinkarnationslehre hingewiesen. In der
Anthroposophie Rudolf Steiners gibt es viele Anregungen, die zu einem besseren Verständnis
von Wiederverkörperung und Schicksal, von Reinkarnation und Karma, führen können.

Das Karma wird der Astralwelt eingeschrieben


So wie der Ätherleib der Träger unseres Gedächtnisses ist, so werden die Wirkungen unserer
Taten unserem Astralleib eingeschrieben. Wenn wir nach dem Tod das Kamaloka
durchleben, wird all das, was wir hier nicht läutern können, der Astralwelt, der
Weltenastralität, als unser Karma eingeschrieben. Es kann nicht in die höhere Astralwelt und
noch weniger in das Devachan, also die eigentliche geistige Welt, mitgenommen werden und
bleibt in der niederen Astralwelt der Erdensphäre zurück. Wenn wir zu einer neuen
Inkarnation auf die Erde herabsteigen, wird unser Karma dem neu gebildeten Astralleib
wieder einverwoben.

„... ebenso wie der Ätherleib das Werkzeug für unsere Gedanken ist, insofern sie
Erinnerungen werden und dem Gedächtnis einverleibt werden, ebenso ist unser astralischer
Leib das Werkzeug für unsere Taten. Sie entspringen aus unserem Astralleib. Alles was der
Mensch tut, und so, wie ich es beschrieben habe, als Wirkung der Außenweit einverleibt, ist
gebunden an das Werkzeug des menschlichen Astralleibes. Wie sein alltägliches Bewußtsein
an den physischen Leib, wie seine Erinnerungen und sein Gedächtnis an den Ätherleib
gebunden sind, so ist, wenn der astralische Leib auch noch so fein ist, alles was der Mensch
tut, was Wirkung ist in der Außenwelt, getan durch den menschlichen Astralleib. Die Folge
davon ist, daß es auch in einer gewissen Beziehung mit diesem Astralleib verbunden bleibt,
wie das Gedächtnis verbunden bleibt mit dem Ätherleib. Wenn wir, wie wir gesehen haben,
nach dem Tode in unserem Ätherleibe noch leben, dann bildet sich das Erinnerungstableau;
das heißt, an unseren Ätherleib bleiben die Erinnerungen an unser eben vergangenes Leben
gebunden. Wenn wir unseren Ätherleib dann einige Zeit nach dem Tode abgelegt haben und
in den allgemeinen Lebensäther eingetragen ist, was unsere Persönlichkeit zuerst an
Erinnerungen, an Gedächtnisinhalt bewahrt hat, dann leben wir aber noch ganz in unserem
Astralleib. Wir haben das oftmals beschrieben, wie der Mensch noch lange in seinem
Astralleib zu leben hat. In diesem Astralleib sind wir tatsächlich - wie das auch öfter
beschrieben worden ist - mit den äußeren Wirkungen unseres Lebens verbunden. Es zeigt
sich das auch äußerlich dadurch, daß der Mensch nach dem Tode rückwärts zu durchleben
hat seine Tatenwelt, alles was er überhaupt an anderen Wesen auf der Erde getan oder
verrichtet hat. Er fühlt sich in einer Zeit, von der wir gesagt haben, daß sie ungefähr ein
Drittel seines vergangenen Lebens beträgt, wie hindurchgehend in seinem Astralleib durch
seine Erdentatsachen, durch alles, was er auf der Erde verrichtet hat. Und ebenso wie -
nachdem wir unseren Ätherleib wenige Tage nach dem Tode abgelegt haben - unsere
persönlichen Erinnerungen in den allgemeinen Lebensäther eingeschrieben sind, so werden
in der Zeit, in welcher wir noch mit dem Astralleib verbunden sind, alle unsere Taten in die
allgemeine Weltenastralität eingeschrieben. Da stehen sie drinnen und wir bleiben mit ihnen
ebenso verbunden, wie wir mit den Erinnerungen unserer Persönlichkeit verbunden bleiben,
die als eine bleibende Notiz in den Weltenäther eingeschrieben sind, nur werden unsere
Taten gleichsam in eine andere Weltennotiz eingetragen. Während wir die Taten unseres
letzten Lebens zurückerleben, wird das alles in die allgemeine Weltenastralität eingetragen
und wir bleiben damit verbunden. Durch unseren Astralleib gehören wir also bleibend
unseren Taten an, insofern wir Erdenmenschen sind.

Was ich jetzt eben beschrieben habe, was uns mit unseren Taten verbindet, das ist Karma.
Das ist in Wirklichkeit das Karma: was von unseren Lebenstaten eingetragen ist in die
allgemeine Weltenastralität.“ (Lit.:GA 133, S. 140f)

Vergangenes und zukünftiges Karma


ΔΑΙΜΩΝ, Dämon

Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen,


Die Sonne stand zum Gruße der Planeten,
Bist alsobald und fort und fort gediehen
Nach dem Gesetz, wonach du angetreten.
So mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehen,
So sagten schon Sibyllen, so Propheten;
Und keine Zeit und keine Macht zerstückelt
Geprägte Form, die lebend sich entwickelt.

Johann Wolfgang Goethe: Urworte. Orphisch


Der Menschen erlegt sich durch sein Handeln eine zukünftig zu erfüllende karmische
Aufgabe auf, der er sich früher oder später nicht entziehen kann, die aber seine Freiheit
nicht nur nicht antastet, sondern - zusammen mit der Erkenntnis von Gut und Böse -
überhaupt erst möglich gemacht hat, denn Freiheit bedeutet vor allem auch, die tätige
Verantwortung für die Folgen seiner Taten auf sich zu nehmen. Das Schicksal ist keine von
den Göttern verhängte Strafe, sondern es ist das eigene höher Ich, das diese Verantwortung
übernimmt und willentlich den Schicksalsvollzug herbeiführt. Die Verantwortung erschöpft
sich nicht in einem Erdenleben. Aus anthroposophischer Sicht erweist sich das Schicksal
einerseits ganz klar als Folge vorangegangener Erdenleben. Karma und Reinkarnation
erscheinen damit für den irdisch verkörperten Menschen untrennbar miteinander
verbunden. Karma ist aber nicht nur als mondenhafte Wirkung aus der Vergangenheit
anzusehen. Nicht alles, was uns zustößt, ist durch vergangene Ereignisse bestimmt, sondern
tritt völlig unverschuldet neu in unser Leben herein. Mögen wir auch augenblicklich daran
leiden, so wird es doch seinen karmischen Ausgleich in der Zukunft finden.

Besonders wichtig wird künftig das in Freiheit bewusst aus den gegenwärtigen Verhältnissen
geschaffene, in die Zukunft weisende sonnenhafte Karma sein, das als schöpferisch erzeugte
Ursache neue positve Möglichkeiten eröffnet und solche auch für die gemeinschaftliche
Arbeit in den kommenden Inkarnationen veranlagt. Diese beiden Seiten des janusköpfigen
Karmas werden mittlerweile gerne als Mondenkarma (Vergangenheit) und Sonnenkarma
(Zukunft) bezeichnet. Karma hilft, dem Menschen, sich von der Last der Vergangenheit zu
befreien und eröffnet völlig neue Möglichkeiten für die Zukunft. Keineswegs darf es im Sinn
einer streng deterministischen Prädestinationslehre missverstanden werden.

Rudolf Steiner spricht in diesem Zusammenhang auch von dem Schaffen aus den
Verhältnissen, die sich nicht aus der Vergangenheit ableiten, sondern daraus, wie sich der
Mensch in Freiheit zu den Tatsachen seiner Umwelt stellt.

„So sehen wir, wie gleichsam als letzter Abschluß dessen, was dem Menschen eingeprägt
worden ist durch Saturn, Sonne und Mond, auf der Erde das Christus-Ereignis gekommen ist,
welches dem Menschen das Höchste gegeben hat, was ihn fähig macht, in die Perspektive
der Zukunft hinein zu leben und immer mehr heraus zu schaffen aus den Verhältnissen, aus
dem, was nicht da und nicht dort ist, sondern davon abhängt, wie der Mensch sich stellt zu
den Tatsachen seiner Umwelt, was im umfassendsten Sinne der Heilige Geist ist. Das ist
wiederum solch ein Aspekt der christlichen Esoterik. Es hängt die christliche Esoterik
zusammen mit dem tiefsten Gedanken, den wir haben können von aller Entwickelung, mit
dem Gedanken der Schöpfung aus dem Nichts.

Deshalb wird auch jede wahre Entwickelungstheorie niemals den Gedanken der Schöpfung
aus dem Nichts fallenlassen können. Nehmen wir an, es wäre nur Evolution und Involution,
so wäre eine ewige Wiederholung da, wie es bei der Pflanze ist, so würde auf dem Vulkan
nur dasjenige da sein, was auf dem Saturn seinen Anfang genommen hat. So aber kommt zur
Evolution und Involution die Schöpfung aus dem Nichts hinzu und in die Mitte unserer
Entwickelung hinein. Nachdem Saturn, Sonne und Mond vergangen sind, tritt auf die Erde
der Christus als das große Bereicherungselement, welches bewirkt, daß auf dem Vulkan
etwas ganz Neues da ist, etwas, was noch nicht da war auf dem Saturn. Derjenige, der nur
von Evolution und Involution spricht, der wird von der Entwickelung so sprechen, als wenn
sich alles nur wiederholen würde wie ein Kreislauf. Solche Kreisläufe aber können
nimmermehr die Weltenentwickelung wirklich erklären. Nur wenn wir zur Evolution und
Involution diese Schöpfung aus dem Nichts hinzunehmen, die den Verhältnissen, die da sind,
Neues einfügt, dann kommen wir zu einem wirklichen Verständnis der Welt.“ (Lit.:GA 107, S.
313f)

Zuvor hatte Rudolf Steiner das schon anhand von Beispielen erläutert, die deutlich machen,
dass dabei das mondenhafte Karma der Vergangenheit keine Rolle spielt, wohl aber die
Freude, die sich als etwas ganz Neues aus dem gegenwärtigen Anblick der Verhältnisse
ergibt, denen man sich frei gegenüberstellt hat.

„Nehmen Sie an, Sie hätten einen Menschen vor sich, der zwei anderen gegenübersteht.
Nehmen wir alles das, was zur Entwickelung gehört, zusammen. Nehmen wir den einen
Menschen, der die zwei anderen betrachtet, vor uns und sagen wir: er ist durch frühere
Inkarnationen hindurchgegangen, er hat das herausentwickelt, was frühere Inkarnationen in
ihn hineingelegt haben. Das ist auch bei den beiden anderen Menschen der Fall, die vor ihm
stehen. Nehmen wir nun aber an, dieser Mensch sagt sich jetzt folgendes: Der eine Mensch
neben dem anderen nimmt sich hier doch sehr schön aus. - Es gefällt ihm, daß gerade diese
zwei Menschen nebeneinanderstehen. Ein anderer Mensch brauchte gar nicht dieses
Wohlgefallen zu haben. Das Wohlgefallen, das der eine an dem Zusammenstehen hat, das
hat gar nichts zu tun mit den Entwickelungsmöglichkeiten der beiden anderen, denn das
haben sie sich nicht erworben, daß sie nebeneinanderstehend dem dritten gefallen. Das ist
etwas ganz anderes, das hängt allein davon ab, daß er gerade den beiden Menschen
gegenübersteht, Sie sehen also, der Mensch bildet sich im Innern das Gefühl der Freude über
das Zusammenstehen der beiden, die vor ihm stehen. Dieses Gefühl ist durch gar nichts
bedingt, was mit der Entwickelung zusammenhängt. Solche Dinge gibt es in der Welt, die nur
dadurch entstehen, daß die Tatsachen zusammengeführt werden. Es handelt sich nicht
darum, daß die beiden Menschen durch ihr Karma verbunden sind. Diese Freude, die er
daran hat, daß die beiden Nebeneinanderstehenden ihm gefallen, wollen wir in Betracht
ziehen.

Nehmen wir noch einen anderen Fall. Nehmen wir an, der Mensch stehe hier an einem
bestimmten Punkte der Erde und richte seine Blicke in den Himmelsraum hinein. Da sieht er
eine gewisse Sternenkonstellation. Würde er fünf Schritte weiter stehen, würde er etwas
anderes sehen. Dieses Anschauen ruft in ihm das Gefühl der Freude hervor, die ganz etwas
Neues ist. So macht der Mensch eine Summe von Tatsachen durch, die ganz neu sind, die gar
nicht durch seine frühere Entwickelung bedingt sind. Alles, was das Maiglöckchen bringt,
liegt in der früheren Entwickelung bedingt. Das ist aber nicht der Fall mit dem, was aus der
Umgebung auf die Menschenseele wirkt. Der Mensch hat eine ganze Menge
Angelegenheiten, die nichts zu tun haben mit einer früheren Entwickelung, sondern die
dadurch da sind, daß der Mensch durch gewisse Verhältnisse in Berührung kommt mit der
Außenwelt. Aber dadurch, daß der Mensch diese Freude hat, ist sie in ihm etwas geworden,
ist sie für ihn ein Erlebnis geworden. Es ist etwas entstanden in der Menschenseele, was
durch nichts Früheres bestimmt ist, was aus dem Nichts heraus entstanden ist. Solche
Schöpfungen aus dem Nichts entstehen fortwährend in der menschlichen Seele. Es sind die
Erlebnisse der Seele, die man nicht durch Tatsachen erlebt, sondern durch Relationen, durch
Beziehungen zwischen den Tatsachen, die man sich selber herausbildet. Ich bitte, wohl zu
unterscheiden zwischen Erlebnissen, die man aus den Tatsachen, und denjenigen, die man
aus den Beziehungen zwischen den Tatsachen hat.

Das Leben zerfällt wirklich in zwei Teile, die ohne Grenze ineinanderlaufen: in solche
Erlebnisse, die streng durch frühere Ursachen, durch Karma bedingt sind, und in solche, die
nicht durch Karma bedingt sind, sondern neu in unseren Gesichtskreis hereintreten.“ (Lit.:GA
107, S. 303f)

Das Schaffen aus den Verhältnissen nennt man in der christlichen Esoterik auch das Schaffen
im Geiste.

„Das Schaffen aus Verhältnissen heraus nennt man in der christlichen Esoterik das Schaffen
im Geiste. Und das Schaffen aus richtigen, schönen und tugendhaften Verhältnissen heraus
nennt man in der christlichen Esoterik den Heiligen Geist. Der Heilige Geist beseligt den
Menschen, wenn er imstande ist, aus dem Nichts heraus das Richtige oder Wahre, das
Schöne und Gute zu schaffen. Damit aber der Mensch imstande geworden ist, im Sinne
dieses Heiligen Geistes zu schaffen, mußte ihm ja erst die Grundlage gegeben werden, wie zu
allem Schaffen aus dem Nichts. Diese Grundlage ist ihm gegeben worden durch das
Hereintreten des Christus in unsere Evolution. Indem der Mensch auf der Erde das Christus-
Ereignis erleben konnte, wurde er fähig, aufzusteigen zum Schaffen im Heiligen Geist. So ist
es Christus selbst, welcher die eminenteste, tiefste Grundlage schafft. Wird der Mensch so,
daß er feststeht auf dem Boden des Christus-Erlebnisses, daß das Christus-Erlebnis der
Wagen ist, in den er sich begibt, um sich weiterzuentwickeln, so sendet ihm der Christus den
Heiligen Geist, und der Mensch wird fähig, im Sinne der Weiterentwickelung das Richtige,
Schöne und Gute zu schaffen.“ (Lit.:GA 107, S. 312f)

Das Karma aus der Vergangenheit offenbart sich in der Form des Kopfes, in dem die Archai,
Archangeloi und Angeloi wirken. Das künftige Karma reift unsichtbar im Stoffwechsel-
Gliedmaßen-System heran, in dem die Throne, Cherubim und Seraphim leben. Dazwischen
liegt das rhythmische System mit dem Herzen als Zentrum, in dem die Hierarchie der Exusiai,
Dynamis und Kyriotetes gegenwärtig sind.

„So daß wir uns sagen können bei dem, was in der Kopfesform sichtbar wird, wirklich
äußerlich sichtbar: Jeder Mensch hat seinen eigenen Kopf, es hat gar keiner ganz genau die
Kopfbildung des anderen. - Obwohl sich die Menschen oftmals ähnlich schauen, sind sie in
ihrem Karma unähnlich. In der Kopf bildung tritt das Karma der Vergangenheit des
Menschen für die physisch-sinnliche Anschauung zutage; in dem Stoffwechsel-Gliedmaßen-
System das künftige Karma; geistig verborgen, unsichtbar ist es da. So daß wir, wenn wir
geistig vom Menschen sprechen, sagen können: Der Mensch besteht auf der einen Seite
darinnen, daß er sein vergangenes Karma sichtbar macht, auf der anderen Seite darinnen,
daß er sein zukünftiges Karma unsichtbar in sich trägt.

So können wir aufsteigen zu einer innerlich-geistigen Betrachtung des Menschen. Wenn wir
den Stoffwechsel-Gliedmaßen-Menschen betrachten, so ist darin nur das Physische und das
Ätherische ein Niedriges; es leben im Stoffwechsel-Gliedmaßen-System die Wesenheiten der
höchsten Hierarchie. Gehen wir zum Kopfe, so ist der Kopf allerdings in physisch-sinnlicher
Weise das Vollkommenste am Menschen, weil er in äußerer, sichtbarer Weise dasjenige in
sich trägt, was geistig hinüberwirkt aus früheren Erdenleben - man schätzt ihn ja auch
gewöhnlich am meisten -, aber er ist es nicht in geistiger Beziehung. Denn während im
Stoffwechsel-Gliedmaßen-System Throne, Cherubim, Seraphim leben, so leben im
Kopfsystem Archai, Archangeloi, Angeloi. Die sind es, die im wesentlichen hinter all dem
stehen, was wir mit unserem Kopf in der sinnlich-physischen Welt erleben. Die leben in uns,
in unserem Kopfsystem; sie handeln hinter unserem Bewußtsein, sie treffen auf die
Wirkungen der bloß physisch-sinnlichen Welt und sie spiegeln das zurück, und wir werden
uns erst der Spiegelbilder bewußt. Dasjenige, dessen wir im Kopfsystem bewußt werden, ist
nur der Schein der Taten der Archai, Archangeloi, Angeloi in uns (es wird gezeichnet). Soll ich
das Schema fortsetzen, so muß ich sagen: Im Kopfsystem des Menschen, am anderen Pole,
wirken Archai, Archangeloi, Angeloi. - Ich brauche immer für die geistigen Wesen, die
ebensogut mit anderen Ausdrücken benannt werden könnten, die Ausdrücke der älteren
christlichen Weltauffassung, die noch das Spirituelle, das Geistige hatte.

Zwischen dem Nerven-Sinnes-System, das vorzugsweise im Kopfe verankert ist, und dem
Stoffwechselsystem trägt der Mensch das rhythmische System. In diesem rhythmischen
System ist dasjenige, was zwischen Lunge und Herz vorgeht. In alledem lebt drinnen die
Hierarchie der Exusiai, Dynamis, Kyriotetes.“ (Lit.:GA 239, S. 262ff)

Das Leben als sinnvolle Ganzheit

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG


Im Rückblick auf sein Leben schrieb Johann Wolfgang von Goethes «Urfreund» Karl Ludwig
von Knebel über die innere Stimmigkeit des Schicksals, die das Leben als sinnvolle Ganzheit
erkennen lässt:

„Den 30. December 1833.


- Man wird bei genauerer Beobachtung finden, daß in dem Leben der meisten Menschen
sich ein gewisser Plan findet, der, durch eigene Natur, oder durch die Umstände, die sie
führen, ihnen gleichsam vorgezeichnet ist.
Die Zustände ihres Lebens mögen noch so abwechselnd und veränderlich sein, es zeigt sich
doch am Ende ein Ganzes, das unter sich eine gewisse Übereinstimmung bemerken läßt.
Ich habe dieses, bei meinem hohen Alter, unter den mancherlei Umständen, die mein Leben
leiteten, sonderlich bemerkt. Es ist nicht meine Absicht, und würde sich eben auch nicht
sonderlich belohnen, solche einzeln hier anzuführen; aber wenn ich nun zusammenrechne,
was mein und der Meinigen Loos im Leben also gewürfelt hat, so finde ich in dem Facit meist
überall vollkommene Übereinstimmung.
Die Hand eines bestimmten Schicksals, so verborgen sie auch wirken mag, zeigt sich auch
genau, sie mag nun durch äußere Wirkung oder innere Regung bewegt sein;ja,
widersprechende Gründe bewegen sie oftmals in ihrer Richtung.
So verwirrt der Lauf ist, so zeigt sich doch immer Grund und Richtung durch.»“

– Karl Ludwig von Knebel: K. L. von Knebel's literarischer Nachlaß und Briefwechsel.
Herausgegeben von K. A. Varnhagen von Ense und Th. Mundt. Dritter Band. Leipzig, 1836. S.
452[1]
Schicksalsgötter
Das Karma entfaltet sich durch die Wirkung geistiger Wesen, die entsprechend als
Schicksalsgötter bezeichnet werden können. So sind etwa die Moiren (griech. μοῖραι moirai)
Lachesis, Klotho und Atropos die drei Schicksalsgöttinnen der Griechischen Mythologie und
vergleichbar den Nornen der Nordischen Mythologie: Urd (das Gewordene), Verdandi (das
Werdende) und Skuld (das Werdensollende), d. h. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
In der römischen Mythologie entsprechen ihnen die Parzen (lat. Parcae).

Nach indisch-theosophischer Auffassung sind die Lipikas (skrt. Schreiber) die Herren des
Karmas. Sie tragen unsere Taten und Gedanken in die Akasha-Chronik ein und wirken als
geistigen Helfer, wenn wir zu einer neuen irdischen Verkörperung herabsteigen, um hier
unser in früheren Inkarnationen aufgehäuftes Schicksal auszutragen.

Rudolf Steiner hat darauf hingewiesen, dass mit dem Ende des 20. Jahrhunderts der Christus
selbst immer mehr zum Herrn des Karmas wird.

Individuelles Karma und Gemeinschaftskarma


Neben dem individuellen Karma hat der Mensch, insofern er immer auch einer
Menschengemeinschaft und damit einem Gruppen-Ich angehört, auch ohne jede
persöhnliche Verfehlung Anteil am Gemeinschaftskarma, z.B. am Familienkarma, am
Volkskarma usw. und insbesondere am Menschheitskarma.

„Wir dürfen aber nicht nur beim einzelnen Menschen von Karma sprechen; der Mensch darf
sich nicht als Einzelwesen betrachten, das wäre grundfalsch, genau so falsch, als wenn der
einzelne Finger an unserer Hand sich als Einzelwesen fühlen wollte. Genau so weit, wie der
Finger kommen würde, wenn er sich vom Organismus absondern würde, würde der Mensch
kommen, wenn er sich einige Meilen über die Erde erheben würde. So ist der Mensch, wenn
er in die Geisteswissenschaft eindringt, geradezu gezwungen, an der Hand dieser Erkenntnis
einzusehen, daß er sich nicht der Täuschung hingeben darf, auf sich selbst als Einzelwesen zu
bestehen. So ist es in der physischen und noch viel mehr in der geistigen Welt. Der Mensch
gehört der ganzen Welt an und hat auch sein Schicksal in der Gesamtheit. Das Karma betrifft
nicht nur den einzelnen Menschen, sondern es geht auch über das Leben von ganzen
Völkern dahin.“ (Lit.:GA 100, S. 86f)

„Jedes Volk, jede Rasse, jeder Stamm hat eine gemeinsame Astralmaterie, die
Inkarnationsmaterie für den Volksgeist. Der Volksgeist erreicht immer seine Entwicklung
etwas früher als die einzelnen im Volk. Der Volksgeist kann von der Mitte eines Zyklus an
Karma ansammeln. Wir bilden mit an dem Karma des Volkes, der Rasse und so weiter.
Kollektiv-Karma wird dies genannt. Es ist eine Realität. Es wird dadurch bewirkt, daß
diejenigen Wesen, die eine Stufe weiter sind, auch Karma haben. Die internationalen
Bestrebungen gehören einem noch umfassenderen Geiste an, der die gesamte Astralmaterie
der Erde umfaßt, dem wirklichen Erdgeist. Die physische Erde ist auch der physische Körper
für diesen Erdgeist, den planetarischen Logos, der, wenn man sich zu ihm erhebt, das Karma
der ganzen irdischen Entwicklung bedeutet. Internationale Bestrebungen sind der erste
Ansatz zu jener großen Einheit, die entstehen wird auf dem Arupaplan. Der Theosoph lebt in
der Idee dieser großen Einbeziehung, des Konzentrierens auf einen Punkt.“ (Lit.:GA 89, S.
154f)
„Noch aus einem anderen Grunde wird man sich zu einer tieferen Ansicht über die Dinge
aufraffen müssen. Wir erleben es, wie im Widerspruche mit sich die heutige Welt sich zeigt.
Die Menschen können noch nicht anders, als die Dinge so aufzufassen, daß sie durchaus dem
anderen die Schuld geben. Wird einmal eine Zeit kommen, in welcher die tieferen
Wahrheiten über das Karma in die Menschengemüter übergegangen sein werden, dann wird
diese Art, dem anderen die Schuld zu geben in bezug auf das, was zu durchleben ist, nicht
mehr stattfinden. Denn dann wird man wissen, daß jedes Volk dasjenige in seinem Karma
durchlebt, was es um seinetwillen zu durchleben hat. Das Volk erlebt die Notwendigkeit, die
Kräfte im Kampfe zu stärken, nicht wegen des anderen, sondern um seinetwillen, um
vorwärtszukommen; der andere ist in gewisser Beziehung nur der Vollstrecker. Dadurch wird
die Betrachtung abgelenkt auf das Volksseelenkarma. Und die Aussage: Hier stehe ich und
dort steht der andere, der hat die Schuld, der macht es, daß ich durch diese Ereignisse, durch
diese Kämpfe hindurch muß, der hat sie angezettelt, das erscheint gegenüber einer höheren
Betrachtung so, wie wenn ein fünfzigjähriger Mann ein Kind ansieht - das Kind ist jung, und
er ist alt; als das Kind noch nicht da war, war er noch nicht alt, und indem das Kind
heranwächst, wird er alt - und wenn er nun sagen wollte: Das Kind, das hat die Schuld, daß
ich alt werde; denn würde das Kind nicht heranwachsen und älter werden, so würde ich
nicht alt werden! Aber das Kind kann ihn nur aufmerksam machen auf das Altwerden.

Das ist zu beachten, daß jedes Volk dasjenige, was es erlebt, und wenn es die schwersten
Ereignisse sind, aus seinem Karma heraus erleben muß. Sagen Sie nicht, wenn eine solche
Wahrheit in die Menschengemüter übergehe, wird es etwas Untröstliches sein, was so in die
Gemüter übergeht; sondern das wird gerade zu einer heroischen Lebensauffassung, zu einer
tapferen Lebensauffassung führen, zu einer Lebensauffassung, welche die Evolution in sich
schließt. Man wird, wenn eine solche Lebensauffassung die Menschen ergreift, es als
verschwendete Kräfte ansehen, die Schuld immer im anderen zu sehen und immer nach dem
gewöhnlichen Schluß zu verfahren. Man wird an die Kräfte appellieren, die einen selber
vorwärtsbringen können. Man wird lernen, sich auf jedem Gebiete mit seinem Schicksal zu
identifizieren. Wir haben ja im öffentlichen Vortrage gesehen, daß dieses Schicksal, das man
so gern als etwas Äußeres ansieht, erst dann richtig begriffen wird, wenn wir in dieses
Schicksal ausfließen. So ist es auch mit dem Volkskarma. Wenn die Liebe auf die Erde
kommt, dann wird diese Gesinnung unter die Menschen kommen.“ (Lit.:GA 157, S. 69f)

Weltenkarma
→ Hauptartikel: Weltenkarma
„Wenn Sie nun sich erinnern, daß die einzelnen Weltenkörper ihre Bewegung beibehalten,
nachdem sie sozusagen für sich selber den Abschluß gefunden haben, für sich selber fertig
sind, dann werden Sie auch verstehen, was man nennen muß das Karma dieser
Weltenkörper. Von dem Augenblicke an, wo der Planet für sich selber an seinen Abschluß
gekommen ist, müssen diejenigen Wesenheiten, die zu ihm gehören, wieder mit seiner
Auflösung, mit seinem Verschwinden aus dem Weltzusammenhange rechnen. Wir haben
also, wenn wir zum Beispiel die alte Saturnentwickelung verfolgen, uns zu sagen: Bis zum
Zusammenfügen der ganzen Wärmekugel ist der Vorgang der Saturnentwickelung ein
aufsteigender, oder auch, wenn Sie wollen, ein absteigender, denn es ist ein
Verdichtungsprozeß. In dem Augenblicke nun, wo sich der Saturn weiterdreht - aber jetzt bei
der ersten Saturnentwickelung -, da ist die Saturnkugel gegeben, da sind die Dinge
vorhanden, um die es sich handelt. Wenn die Geister daran beteiligt sind, so müssen sie bei
der Auflösung mit dem rechnen, was bis zur Entstehung zusammengebaut worden ist, und
das ist Karma. Man kann dem nicht entkommen, die Dinge müssen so aufgelöst werden, wie
sie zusammengebaut worden sind. So erfüllt sich das Karma der ersten Hälfte der Evolution
in der zweiten Hälfte. Es wird abgebaut nach und nach in der zweiten Hälfte der Evolution,
was in der ersten Hälfte zusammengebaut worden ist. Weltentstehung ist Erzeugung von
Karma; Weltvergehen im umfassendsten Sinne des Wortes ist nichts anderes als Leid unter
dem Karma und auch wiederum Auslöschen des betreffenden Karmas. So ist es im großen,
so aber auch im kleinen bei jedem Planeten. Denn ein jeder Planet spiegelt die Verhältnisse
im großen getreulich wider.

Auch bei einem Volke können Sie denselben Vorgang sehen. Denken Sie sich ein Volk,
aufstrebend in der Jugendentwickelung, voller Tatkraft, voller Energie; denken Sie sich dieses
Volk aus sich herausgebärend Zeitepoche nach Zeitepoche, die mannigfaltigsten Bildungs-
und Kulturelemente: Das alles muß zu einem Höhepunkt kommen, aber indem sich das alles
ansammelt, sammelt sich auch Karma des Volkes an. Geradeso wie sich bei der
Saturnentwickelung Karma ansammelt, indem man zu rechnen hat mit demjenigen, was
entstanden ist, so sammelt sich auch bei einem Volke Karma an, während die Kultur
aufgebaut wird. Dieses Karma ist gerade in seinem höchsten Punkt, in seinem stärksten
Maße vorhanden da, wo sozusagen das Volk die ursprünglichen, elementaren Kräfte aus sich
herausgeboren hat.

Nun haben wir gesehen, daß überall leitende Wesenheiten sind. Wir haben bei der Erde
gesehen, wie höhere geistige Wesenheiten, Engel, Erzengel, Urkräfte, herabsteigen und wie
sie da, wo sich die Menschheit noch nicht selber vorwärts helfen kann, die Menschheit leiten
und sie zu einer gewissen Höhe fuhren. Es sind das die geistigen Wesenheiten der
Hierarchien, die in früheren Zeiten ihre Vollendung und Reife erhalten haben. Wenn aber
diese Höhe erreicht ist, wenn sozusagen die Geister, die aus himmlischen Höhen
heruntersteigen, um die Völker zu leiten, wenn die Geister ihr Ziel erreicht haben, dann
müssen andere geistige Wesenheiten sich zu Führern, sich zu Lenkern der entsprechenden
Völker machen. Wenn die Völker über ihren Höhepunkt hinaus in einer gewissen Weise noch
steigen sollen, dann müssen führende Persönlichkeiten freiwillig sich dazu hergeben, Träger
zu sein höherer geistiger Wesenheiten; dann nur ist es möglich, dasjenige, was im
ursprünglichen Plan lag, sozusagen um gewisse Stufen zu überschreiten, weiterzuführen.
Aber eines muß in diesem Falle geschehen: Diejenigen, die da heruntersteigen in
Wesenheiten, welche die Führer der Völker sein sollen, die nach einem bestimmten Punkte
die Kultur weiterführen sollen, die müssen, weil sich Karma aufgesammelt hat, dieses Karma
auf sich nehmen. Das ist das bedeutsame Gesetz von dem Auf sichnehmen des Karmas der
Völker und Rassen. Von einem gewissen Zeitpunkte an müssen die führenden
Persönlichkeiten das Völker- oder Rassenkarma in sich tragen, es übernehmen in einer
gewissen Beziehung. Das ist das Wesentliche, daß solche Individualitäten, wie zum Beispiel
Hermes eine war, übernehmen mußten, was im Karma ihres Volkes lag, was sich bis dahin in
einem gewissen Grade aufgesammelt hatte. Diese Dinge sind auf dem einzelnen Planeten
Spiegelbilder der großen kosmischen Vorgänge.“ (Lit.:GA 110, S. 147ff)

Karmischer Ausgleich und Sündenvergebung


→ Siehe auch: Sündenvergebung
Durch den karmischen Ausgleich werden die subjektiven Folgen der Sünden getilgt, nicht
aber deren objektive Wirkungen, die in der Akasha-Chronik eingeschrieben sind. Um auch
diese aufzuheben, bedarf es der Erlösung durch den Christus, der durch die
Sündenvergebung die objektiven Auswirkungen der Sünden auf sich nimmt. Karma darf in
diesem Sinn nicht als Weg zur Selbsterlösung missverstanden werden. Umgekehrt enthebt
die Sündenvergebung den Menschen allerdings keineswegs davon, die karmischen
Rückwirkungen seiner Verfehlungen auf seine eigene Wesenheit im Zuge des
Reinkarnationsgeschehens auszugleichen.

„«Alle Sünden werden euch vergeben werden, nur nicht die wider den Geist», das heißt:
gegen Karma. Was nicht am Karma hängt, davon ist der Mensch gerettet durch Christus.
Wenn ich einem Kaufmann helfen soll, der vor dem Bankrott steht, werde ich ihm sagen: Ich
verderbe dir ja die Bilanz? Wer mächtig ist, kann zweien helfen, noch mehr kann helfen, wer
mächtiger ist. Der Mächtigste kann allen helfen. Kein Widerspruch besteht zwischen Karma
und Christentum. Was ich helfe, wirkt in des anderen Karma weiter. – Die Sünden der
Nahverwandtschaft sind Erbsünden. Alles, was von der Nahverwandtschaft kommt, ist erst
christlich [zu] überwinden.“ (Lit.:GA 244, S. 153)

Karma ist - bis zu dessen Auflösung, d.h. bis zur Wiederherstellung der inneren Ordnung
durch die Wiedereingliederung in die kosmische Harmonie - ein Wesensbestandteil des
verursachenden Wesens selbst und völlig unabhängig von jedwedem göttlichen
Richterspruch. Karma hat daher nichts mit „Göttliche Gnade“ oder „Strafe“ zu tun und kann
nur durch das verursachende Wesen selbst aufgelöst werden. Das kann nicht durch den
egoistischen Wunsch nach „Besserung“ geschehen, sondern zunehmend nur mehr durch
eine die Grenzen des Ego überschreitende liebevolle Hinwendung zur Welt, durch eine
Bereicherung der Welt durch das eigene freie schöpferische Tun und durch die bewusst
gewählte Bereitschaft, das Leid und die Schmerzen zu tragen, zu ertragen, die durch die
Verfehlung entstanden sind (vgl. Jes 53,1-12 LUT) - und im Idealfall noch darüber hinaus. Nur
dadurch kann die gestörte Harmonie des Weltgefüges wiederhergestellt werden. Dieser
Grundgedanke liegt schon dem Buddhismus zugrunde, als der „Lehre von Liebe und Mitleid“,
und gilt im höchsten Maß für den Christus, der aus freiem Entschluss und ohne jegliche
karmische Schuld „die Sünden und die Leiden der Welt“ auf sich genommen und dadurch die
Erlösung gebracht hat (vgl. 1 Joh 2,2 LUT).

Ein Teil der karmischen Wirkungen kann auf diesem Weg noch im selben Erdenleben getilgt
werden, ein weiterer Teil nach dem Tod im Kamaloka (Fegefeuer) und der Rest in späteren
irdischen Inkarnationen. Im Buddhismus wird entsprechend unterschieden:

Zu Lebzeiten reifendes Karma (Pali: Ditthadhamma-vedaniya-kamma)


Im nächsten Leben reifendes Karma (Pali: Upapajja-vedaniya-kamma)
In späteren Leben reifendes Karma (Pali: Aparapariya-vedaniya-kamma)
So ist die karmische Aufgabe beschaffen, die sich der Mensch als Folge seiner früheren Tat
selbst gesetzt hat, und die zwar mit innerer Notwendigkeit an ihn herantritt, aber durchaus
auf verschiedenste Weise gelöst werden kann. Die Freiheit - die dem Menschen allerdings
erst heute im Bewusstseinsseelenzeitalter ansatzweise möglich ist - wird dadurch nicht
angetastet. Dass sich die Aufgabe früher oder später stellt, ist unausweichlich, wie sie gelöst
wird, darin ist der Mensch, insofern er seine Aufgabe bewusst durch sein Ich erkennt,
anerkennt und annimmt, frei. Karma ist Ausdruck der Verantwortung, die ein geistiges
Wesen durch seine Taten unausweichlich auf sich nimmt. Tiere oder Elementarwesen tragen
diese Verantwortung nicht - wohl aber die Gruppenseelen, die sie leiten.
Zu bedenken ist dabei, dass der Mensch - als Folge des Sündenfalls - durch den Egoismus
hindurchgehen musste, um ein eigenständiges freies geistiges Wesen werden zu können. Die
Verfehlungen, die aus diesem Egoismus entsprungen sind, kann nur der einzelne Mensch
selbst im Laufe der weiteren Erdentwicklung bereinigen. Die karmischen Folgen des
Sündenfalls als solchem, die das Menschheitskarma belasten, hat der Christus durch das
historisch einmalige und unumkehrbare Ereignis des Mysteriums von Golgatha auf sich
genommen.

Urkarma
Das Urkarma entstand, als sich in der lemurischen Zeit, noch vor der endgültigen
Geschlechtertrennung, wegen der verhärtenden Mondenkräfte und durch den luziferischen
Einfluss nicht mehr alle Monaden in der Erdensphäre „inkarnieren“ wollten oder konnten.
Die Menschenleiber, die die Monaden nur mehr teilwiese oder gar nicht aufnehmen
konnten, fielen dadurch in einen halb- oder ganz tierischen Zustand zurück. Durch
Vermischung trat eine Verschlechterung des gesamten Menschengeschlechts ein (→
Erbsünde). Von nun an gilt: „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“ (Mt 26,41 EU)
Die Monaden, die sich nicht mehr auf Erden inkarnierten, wanderten für längere Zeit in die
verschiedenen Planetensphären ab und kehrten erst nach der Mondentrennung nach und
nach wieder auf die Erde zurück. Dass der Mensch dem Urkarma verfiel und sich dann weiter
in das Karma verstrickte, gab ihm aber überhaupt erst die Möglichkeit ein freies Wesen
werden.

„Wären damals alle Menschen befruchtet worden mit Monaden, dann wäre das ganze
Menschengeschlecht viel besser geworden. Das erste Böse entstand dadurch, daß sich einige
Monaden weigerten, sich zu inkarnieren. Daraus - durch die Vermischung - ging die
Verschlimmerung hervor. So war der Mensch physisch wesentlich verschlechtert worden. Es
war damals eine Zeit, in der das Menschengeschlecht heruntergedrückt wurde. Erst in der
atlantischen Zeit bereuen die Monaden ihre frühere Weigerung, kommen herunter und
bevölkern alle Menschen. Dadurch entstehen die verschiedenen atlantischen Rassen.

Wir sind bis zur Erkenntnis einer Zeit gekommen, wo etwas zur Verschlechterung der Erde
geschehen ist. Die ganze Verschlechterung der Rassen bewirkte auch eine Verschlechterung
der Erde. Das ist die Entstehung des Urkarmas. Damals wurde der erste Keim zu Karma
gelegt. Alles Spätere ist eine Folge des Urkarmas; denn, wären die Monaden alle zur rechten
Zeit in die Menschenformen geschlüpft, so hätten die Menschen die Sicherheit des Tieres,
sie hätten nicht irren können, aber sie hätten nicht Freiheit entwickeln können. Die
ursprünglichen Arhats können nicht irren, sie sind Engel in Menschengestalt. Die
Mondadepten haben nun gerade gewisse Monaden veranlaßt, mit der Inkarnation zu
warten. Dadurch kam das Prinzip des Asketentums in die Welt, das Nichtbewohnenwollen
der Erde. Dieses Unpassende zwischen höherer und niederer Natur ist damals entstanden.
Der Mensch wurde dadurch unsicher; er muß jetzt probieren, durch verschiedene
Erfahrungen hindurchzupendeln, wie er sich in der Welt zurechtfinden soll. Weil er Urkarma
hat, kommt auch sein weiteres Karma. Er kann dadurch irren.

Beabsichtigt war, daß von den Menschen Erkenntnis erlangt wird. Das konnte nur veranlaßt
werden durch das Urkarma. Das luziferische Prinzip, die Mondadepten, wollten den
Menschen immer mehr zur Freiheit und Selbständigkeit entwickeln. Das ist sehr schön
ausgedrückt in der Sage von Prometheus: Zeus will nicht, daß die Menschen das Feuer
bekommen, Prometheus aber gibt ihnen das Feuer, die Fähigkeit, sich höher und höher zu
entwickeln. Dadurch verurteilt er den Menschen zum Leiden. Er muß nun warten, bis ein
Sonnenheld kommt, bis das Prinzip des Sonnenhelden in der sechsten Rasse den Menschen
fähig machen wird, ohne die luziferische Erkenntnis sich weiterzuentwickeln. Die so weit
vorgeschritten sind wie Prometheus, sind Sonnenhelden.“ (Lit.:GA 93a, S. 187f)

Aufrichtekraft, Sprache, Denken und Karma


Das individuelle Karma entstand erst, nachdem sich der Mensch in der lemurischen Zeit
aufgerichtet hatte und die Hände frei bekam für seine Taten. Als sich der Mensch dann
anfangs der atlantischen Zeit die Sprache erwarb, begann sich erstmals, da die Sprache über
das Individuum hinausgreift, das Stammes- oder Volkskarma auszubilden. Das Denken geht
über die einzelnen Völker hinaus und bildet dadurch das Menschheitskarma.

Mit jedem menschlichen Ich tritt etwas völlig Neues in die Welt hinein und beginnt hier
Karma zu schaffen. Die Monade, die dieses Neue schafft, stammt aus dem Nirvana, aus dem
«Nichts» - und von dort nimmt auch das Karma seinen Ursprung.

„Man blicke zurück in die Zeit der Lemurier. Da haben wir den Menschen, so wie er auf der
Erde ist, zunächst auf allen vieren gehend. Diese Wesen, in denen sich der Mensch dazumal
als «reiner Mensch» (als Monade) verkörperte, die gingen auf allen vieren. Dadurch, daß sich
die Monaden in ihnen verkörperten, richteten sich diese Wesen allmählich auf und erhoben
die vorderen Gliedmaßen. Jetzt erst beginnt das Karma. Karma als menschliches Karma ist
erst möglich geworden, als die Menschen ihre Hände zur Arbeit verwendeten. Vorher schafft
man kein individuelles Karma. Dies war eine sehr wichtige Stufe der menschlichen
Entwickelung, als der Mensch aus einem horizontalen Wesen ein vertikales Wesen wurde
und dadurch die Hände frei hatte. So entwickelte er sich in die atlantische Zeit hinüber.

Auf der nächsthöheren Stufe lernte der Mensch seine Sprache gebrauchen. Zuerst lernte er
den Gebrauch der Hände, dann lernte er den Gebrauch der Sprache. Durch die Hände erfüllt
der Mensch die Umwelt mit Taten, durch die Sprache erfüllt er sie mit Worten. Wenn der
Mensch gestorben ist, so bleibt das leben, was er an Taten und Worten in der Umwelt
verrichtet hat. Alles was der Mensch an Taten verrichtet hat, bleibt vorhanden als des
Menschen Karma. Was der Mensch aber an Worten gesprochen hat, bleibt nicht nur
vorhanden als sein eigenes Karma, sondern als noch etwas wesentlich anderes.

Man blicke auf die Zeit zurück, in der der Mensch noch nicht sprach, sondern nur handelte.
Da waren die Handlungen etwas, das nur von der einzelnen Persönlichkeit kam. Diese hört
sofort auf, nur persönlich zu sein, wenn die Sprache beginnt. Denn nun verständigen sich die
Menschen untereinander. Dies ist ein ungeheuer wichtiger Moment in der atlantischen
Entwickelung. Mit dem Moment, als der erste Laut hinausging, blieb Menschheitskarma in
der Welt. Sobald die Menschen untereinander sprechen, fließt aus der ganzen Menschheit
etwas Gemeinschaftliches. Dann geht das rein persönliche Einzelkarma über in das
allgemeine Menschheitskarma. Mit dem Gesprochenen, das wir rings um uns verbreiten,
verbreiten wir tatsächlich mehr als uns selbst. In dem, was wir sprechen, lebt die ganze
Menschheit. Nur wenn die Taten der Hände selbstlos werden, dann werden sie es auch für
die ganze Menschheit sein. Aber mit dem Sprechen kann der Mensch nicht ganz
selbstsüchtige Taten vollbringen, sonst müßte es ihm ganz allein gehören. Eine Sprache kann
nie ganz selbstsüchtig sein, während es die Taten der Hände meistens sind. Der Okkultist
sagt: Was ich mit meinen Händen tue, kann bloß meine Tat sein; was ich spreche, spreche
ich als Glied eines Volkes oder Stammes.

So schafft rings um uns herum unser Leben Reste, persönliche Rudimente durch die Taten
unserer Hände, und Menschheitsrudimente durch das, was von den Worten nachlebt. Das
muß man ganz genau auseinanderhalten. Alles was in der Natur um uns ist, Mineral-,
Pflanzen- und Tierreich, ist da durch die Folge früherer Taten. Was um uns herum aufgebaut
ist durch unsere Taten, ist tatsächlich etwas, das neu in die Welt hineinkommt. Bei jedem
Menschen kommt etwas herein in die Welt, ein neuer Einschlag, und neue Einschläge
kommen auch durch die ganze Menschheit.

Wenn wir uns also sagen müssen: Der Mensch tritt in der Mitte der lemurischen Zeit auf der
Erde auf und schafft zum ersten Male eigenes Karma; früher hatte er kein individuelles
Karma geschaffen -, so müssen wir nun fragen: Woher kann dieses Karma nur kommen, da
es als etwas Neues hereinwirkte? - Es kann nur aus dem Nirvana kommen. Damals mußte
etwas hereinwirken in die Welt, das aus dem Nirvana kam, aus dem, wo aus dem «Nichts»
heraus geschaffen wird. Die Wesen, die damals die Erde befruchteten, mußten bis ins
Nirvana hinaufreichen. Was die vierfüßigen Wesen befruchtete, so daß sie Menschen
wurden, waren Wesen, die vom Nirvanaplan herunterkamen. Sie nennt man Monaden. Das
ist der Grund, warum damals Wesen dieser Art vom Nirvanaplan herunterkommen mußten.
Vom Nirvanaplan ist das Wesen, das in uns, im Menschen ist, die Monade. Hier tritt etwas
völlig Neues in die Welt hinein und verkörpert sich in dem, was schon da ist und was
seinerseits vollständig die Wirkung früherer Taten ist.

Wir unterscheiden also drei Stufen. Die erste ist die der äußeren, durch die Hände bewirkten
Taten; die zweite ist die, welche durch die gesprochenen Worte bewirkt wird, und die dritte
diejenige, welche durch den Gedanken bewirkt wird. Und der Gedanke ist noch etwas viel
Umfassenderes als das, was durch die gesprochenen Worte bewirkt wird. Der Gedanke ist
nicht mehr, so wie es die Sprache ist, verschieden unter den verschiedenen Völkern, sondern
gehört der ganzen Menschheit.

So steigt der Mensch von den Handlungen durch die Worte zu den Gedanken auf, und so
wird er ein immer allgemeineres Wesen. Es gibt keine allgemeine Norm des Handelns, keine
Logik der Handlungen. Jeder muß für sich handeln. Aber es gibt keine rein persönliche
Sprache. Die Sprache gehört einer Gruppe an. Der Gedanke aber gehört der ganzen
Menschheit an. So haben wir vom Besonderen zum Allgemeinen fortschreitend die drei
Stufen beim Menschen: Taten, Worte, Gedanken.“ (Lit.:GA 93a, S. 124ff)

Karmische Wirkungen und Wesensglieder


Die Eigenschaften und Taten eines bestimmten Wesensgliedes prägen sich im folgenden
Erdenleben im darunter liegenden Wesensglied aus. Die Wirkung der Taten des physischen
Leibes kommen uns im nächsten Leben aus der Außenwelt entgegen:

dieses Erdenleben nächstes Erdenleben karmische Wirkung


Astralleib → Ätherleib Temperamentsanlage
Ätherleib → physischer Leib Disposition zu Gesundheit und Krankheit
physischer Leib → Außenwelt (physische Welt) äußere Schicksalsereignisse
„Alles nun, was Tatsachen sind auf dem physischen Plan, alles was etwas Getanes ist, was
sich auslebt, daß es eine Wirkung in der physischen Welt hat, vom Schritt und von der
Handbewegung an bis zu den kompliziertesten Vorgängen, zum Beispiel dem Bau eines
Hauses, kommt als eine wirkliche physische Wirkung von außen in einer späteren
Verkörperung an den Menschen heran. Sie sehen, wir leben von innen nach außen: Was im
Astralleibe lebt als Freude, Schmerz, Lust und Leid, erscheint wieder im Ätherleibe, was im
Ätherleibe wurzelt an bleibenden Trieben und Leidenschaften, erscheint im physischen Leibe
als Disposition, was man aber hier tut, so daß man den physischen Leib dazu gebraucht, das
erscheint als äußeres Schicksal in der nächsten Verkörperung. So wird das, was der Astralleib
tut, zum Schicksal des Ätherleibes, der Ätherleib wird zum Schicksal des physischen Leibes,
und was der physische Leib tut, das kommt als Wirkung von außen in der nächsten
Verkörperung als eine physische Wirklichkeit zurück.“ (Lit.:GA 99, S. 68f)

Astralleib
Alles, was in einer Inkarnation als Lust und Leid im Astralleib erlebt wird, prägt sich im
folgenden Erdenleben dem Ätherleib ein, insbesondere in der Temperamentsanlage.

„Nun wissen Sie ja, daß alles, was als Lust, Leid, Freude, Schmerz in uns lebt, Dinge sind,
deren Träger der Astralleib ist. Alles das nun, was der Astralleib in diesem Leben erlebt, und
ganz besonders, wenn diese Erlebnisse immer öfter wiederholt werden, das zeigt sich im
nächsten Leben als Eigenschaft des Ätherleibes. Die Freude, die Sie in dem einen Leben an
einem Gegenstand in Ihrer Seele immer und immer wieder wachrufen, bewirkt, daß Sie im
nächsten Leben eine tiefe Neigung und Vorliebe für diesen Gegenstand haben werden.
Neigung und Vorliebe sind aber Charaktereigenschaften und haben als Träger den Ätherleib,
so daß, was der Astralleib im Leben vorher bewirkt, Eigenschaften des Ätherleibes im
nächsten Leben werden. Was Sie in diesem Leben wiederholt erleben, das kommt in Ihrem
folgenden Leben als Grundcharakter. Ein melancholisches Temperament kommt daher, daß
der Mensch im vorigen Leben viele traurige Eindrücke gehabt hat, die ihn immer wieder in
eine traurige Stimmung versetzt haben; dadurch hat eben der nächste Ätherleib eine
Neigung für eine traurige Stimmung. Umgekehrt ist es bei denen, die allem im Leben eine
gute Seite abgewinnen, die dadurch in ihrem Astralleib Lust und Freude, frohe Erhebung
erzeugt haben; das gibt im nächsten Leben eine bleibende Charaktereigenschaft des
Ätherleibes und bewirkt ein heiteres Temperament. Wenn der Mensch aber, trotzdem ihn
das Leben in eine harte Schule nimmt, all das Traurige kraftvoll überwindet, dann wird im
nächsten Leben sein Ätherleib geboren mit einem cholerischen Temperament. Man kann
also, wenn man all das weiß, geradezu sich seinen Ätherleib für das nächste Leben
vorbereiten.“ (Lit.:GA 100, S. 84f)

Ätherleib
Die Eigenschaften des Ätherleibs wirken sich im nächsten Erdenleben im physischen Leib
aus, insbesondere in der Disposition zu Gesundheit und Krankheit.

„Diejenigen Eigenschaften nun, die der Ätherleib in dem einen Leben hat, die erscheinen im
nächsten Leben im physischen Leib. Wenn also jemand schlechte Gewohnheiten und
Charaktereigenschaften hat und nichts dagegen tut, sie sich abzugewöhnen, tritt das im
nächsten Leben als eine Disposition des physischen Leibes auf, und das ist tatsächlich die
Disposition zu Krankheiten. So sonderbar sich das auch für Sie anhören mag, aber diese
Disposition für bestimmte Krankheiten, und besonders für Infektionskrankheiten, rührt
tatsächlich her von schlechten Gewohnheiten im vorhergehenden Leben. Also haben wir es
mit dieser Einsicht auch in der Hand, uns Gesundheit oder Krankheit für das nächste Leben
zu bereiten. Wenn wir uns eine schlechte Gewohnheit abgewöhnen, machen wir uns im
nächsten Leben physisch gesund und widerstandsfähig gegen Infektionen. So kann man
schon für das kommende Leben für Gesundheit sorgen, wenn man bestrebt ist, nur edle
Eigenschaften zu pflegen.“ (Lit.:GA 100, S. 85f)

Physischer Leib
Äußere Taten, die wir mit Hilfe des physischen Leibes vollbringen, kommen uns in der
nächsten Inkarnation als Schicksalsereignisse von außen entgegen.

„Und nun ein Drittes, was außerordentlich wichtig ist für die richtige Auffassung des
Karmagesetzes: das ist die richtige Bewertung unserer Taten selbst in diesem Leben. Bisher
haben wir ja nur von dem gesprochen, was innerhalb des Menschen sich abspielt; was aber
der Mensch tut in diesem Leben, das heißt also, wie er sich mit seinen Taten der Umwelt
gegenüber verhält, das zeigt seine Wirkung im nächsten Leben eben in dieser Umwelt.

Durch eine schlechte Gewohnheit an und für sich habe ich noch nichts getan; wenn mich
aber diese schlechte Gewohnheit zur Tat treibt, dann verändere ich durch diese Tat die
Außenwelt. Und alles das eben, was so eine Wirkung in der physischen Außenwelt hat, das
kommt uns als äußeres Schicksal im nächsten Leben in der Außenwelt wieder zurück. Also
die Taten des physischen Leibes in diesem Leben, die werden zu unserem Schicksal in dem
folgenden Leben. Das erfahren wir durch das Hineingestelltsein in diese oder jene
Lebenslage. Ob also der Mensch in dieser oder jener Lebenslage glücklich oder unglücklich
wird, das hängt von den Taten seines vorherigen Lebens ab.“ (Lit.:GA 100, S. 86)

Die Muskeln sind kristallisiertes Karma


Im Willen, der unsere Muskeln gestaltet und bewegt, indem er über das Wärmeelement
unmittelbar magisch in den Stoffwechsel eingreift, wirkt unser Karma, unser ganz
persönliches Schicksal. Die Muskeln selbst sind, bis in den biochemischen Feinbau hinein,
kristallisiertes Karma.

„Man erblickt nämlich dieses ganz personifizierte Schicksal so, daß man es im innersten
Zusammenhang mit seiner Leiblichkeit, mit seinem Erdenmenschen erfühlt. Und zwar so,
daß man die unmittelbare Erkenntnis hat: Wie in deinem Erdenleibe deine Muskeln
aufgebaut sind, wie dein ganzes Muskelsystem ist, ist es eine Schöpfung dieses deines
Schicksals, deines Karmas. Jetzt kommt dann die Zeit, wo man sich sagt: Wie verschieden ist
manchmal die Maja von der Wahrheit. Da glauben wir, solange wir auf dem physischen
Plane stehen, dieser Muskelmensch bestehe eben aus den fleischigen Muskeln; in Wahrheit
sind diese Fleischesmuskeln das kristallisierte Karma. Und sie sind so gestaltet im Menschen,
so kristallisiert, daß der Mensch bis auf die feinste chemische Zusammensetzung hinein in
seinem Muskelsystem sein kristallisiertes Karma trägt. So sehr trägt er es, daß sich nun der
geistige Erschauer ganz klar wird darüber: Wenn ein Mensch zum Beispiel seine Muskeln so
bewegt hat, daß er sich auf eine Stätte begeben hat, auf der ihm ein Unglück geschehen ist,
so ist das aus dem Grunde geschehen, weil in den Muskeln die geistige Kraft darinnen lag,
die ihn aus sich selbst heraus an die Stätte getrieben hat, an der ihm das Unglück passierte.
Die Weltenordnung hat unser Schicksal kristallisiert in unserem Muskelsystem. Und in
unserem Muskelsystem lebt der Geist, für den äußeren physischen Plan kristallisiert, der
ohne unser offenbares Wissen uns überall dahin führt, wohin wir eben in Gemäßheit unseres
Karmas gehen müssen, kommen müssen.“ (Lit.:GA 153, S. 85f)

Karma und Begabungen


Begabungen setzen sich in der Regel nicht in die nächaste Inkarnation fort, sondern
verwandeln sich zu anderen Fähigkeiten.

„Viele Reinkarnationsketten werden leider von unausgebildeten Anthroposophen in der


Weise aufgestellt, daß man einfach glaubt, die vorhergehende Inkarnation dadurch zu
finden, daß man die Fähigkeiten, die in der gegenwärtigen auftreten, auch in der
vorhergehenden oder womöglich in mehreren vorhergehenden Inkarnationen wird finden
müssen. Das ist die schlechteste Art, zu spekulieren. Man trifft gewöhnlich damit das
Falsche. Denn die wirklichen Beobachtungen mit den Mitteln der Geisteswissenschaft zeigen
zumeist das genaue Gegenteil. Leute zum Beispiel, die in der vorhergehenden Inkarnation
gute Rechner, gute Mathematiker waren, treten in der gegenwärtigen Inkarnation so auf,
daß sie gar keine Begabung für Mathematik zeigen, daß ihnen die mathematische Begabung
fehlt. Und will man wissen, welche Begabungen man höchstwahrscheinlich in der vorigen
Inkarnation hatte - ich mache darauf aufmerksam, daß wir jetzt also auf dem Boden der
Wahrscheinlichkeit stehen -, will man wissen, welche Fähigkeiten in dieser Richtung an
Intelligenz, künstlerischen Dingen und so weiter man in der vorigen Inkarnation gehabt hat,
so tut man gut, wenn man nachdenkt, wozu man in dieser Inkarnation am allerwenigsten
Fähigkeiten hat, wozu man in dieser Inkarnation sich am allerwenigsten eignet. Wenn man
das herausbekommen hat, dann wird man finden, worin man wahrscheinlich in der
vorhergehenden Inkarnation brilliert hat, wofür man ganz besonders begabt war. Ich sage
«wahrscheinlich» aus dem Grunde, weil diese Dinge auf der einen Seite wahr sind, aber auf
der anderen Seite vielfach durchkreuzt werden von anderen Tatsachen. Da kann zum
Beispiel der Fall eintreten, daß einer eine besondere mathematische Begabung in der
vorhergehenden Inkarnation hatte, aber früh gestorben ist, so daß diese mathematische
Begabung nicht ganz zum Ausdruck gekommen ist; dann wird er in seiner nächsten
Inkarnation wieder mit einer mathematischen Begabung geboren werden, die sich dann wie
eine Fortsetzung aus der vorhergehenden Inkarnation darstellen wird. Der früh verstorbene
Mathematiker Abel wird ganz gewiß in seiner nächsten Inkarnation mit einer starken
mathematischen Begabung wiedergeboren werden. Wo dagegen ein Rechner besonders alt
geworden ist, wo sich diese Begabung ausgelebt hat, da wird der Betreffende in seiner
nächsten Inkarnation geradezu stumpfsinnig sein in bezug auf Mathematik. So ist mir eine
Persönlichkeit bekannt, die so wenig mathematische Begabung hatte, daß sie als Schulbube
geradezu die Ziffern haßte; und während der Betreffende in den anderen Fächern gute
Zensuren hatte, war es überhaupt nur dadurch möglich, daß er die Schulklassen
durchmachen konnte, daß man ihm in den anderen Fächern besonders gute Zensuren
ausstellte. Das rührte davon her, daß er in der vorhergehenden Inkarnation ein besonders
guter Mathematiker gewesen ist.

Wenn man weiter darauf eingeht, dann stellt sich die Tatsache heraus, daß das, was man in
einer Inkarnation äußerlich treibt, das heißt, was man nicht allein äußerlich treibt, sondern
was man für einen äußerlichen oder innerlichen Beruf hat, in der nächsten Inkarnation in die
innere Organbildung eingeht, zum Beispiel in der Weise, daß man, wenn man in einer
Inkarnation ein besonders guter Mathematiker war, dasjenige, was man sich da angeeignet
hat an Zahlen- und Figurenbeherrschung, mitgenommen und hineingearbeitet hat in eine
besondere Ausarbeitung seiner Sinnesorgane, zum Beispiel der Augen.

Und Menschen, die sehr gut sehen, haben diese sorgfältige Ausbildung der Formen des
Auges davon, daß sie in der vorhergehenden Inkarnation in Formen gedacht und dieses
Denken in Formen mitgenommen haben und, indem sie durch die Zeit zwischen Tod und
neuer Geburt geschritten sind, ihre Augen besonders ausziseliert haben. Da ist die
mathematische Begabung ins Auge hineingeflossen und lebt sich nicht mehr in
mathematischer Begabung aus.

Ein anderer den Okkultisten bekannter Fall ist der, wo eine Individualität in einer Inkarnation
besonders intensiv in Architekturformen lebte: was sie da empfunden hat, das lebte sich ein
als Kräfte in das innere Seelenleben und ziselierte besonders fein aus das Gehörwerkzeug, so
daß diese Individualität in der nächsten Inkarnation ein großer Musiker wurde. Sie wurde
nicht ein großer Architekt, weil die Empfindungsformen, die sich an die Architektur
anlehnten, organaufbauend wurden, so daß nichts übrigblieb, als in hohem Maße Musik zu
empfinden.“ (Lit.:GA 135, S. 14ff)

Praktische Karmaübungen
Was bedeutet es, im Sinne des Karma zu denken? Zuallererst muss man bedenken, dass das
Schicksal keine Strafe ist, die uns von irgend einer Seite auferlegt wird, sondern das wir
selbst uns unser Schicksal wählen als ein Mittel, uns weiter zu vervollkommnen. Das mag
anfangs nur schwer zu akzeptieren sein, ja uns vielleicht sogar ganz absurd erscheinen, denn
viel bequemer und angenehmer ist es, die Schuld für das, was uns an Misslichkeiten im
Leben widerfährt, auf andere abzuwälzen. Und dennoch, so sehr wir auch aus unserem
Tagesbewusstsein heraus mit unserem Schicksal hadern mögen, unser wahres Selbst, zu
dem wir aber zunächst mit dem Tagesbewusstsein keinen Zugang haben, will es so.
Versuchen wir uns das sehr konkret vorzustellen:

Ein Mensch beleidigt uns, wir sind dadurch zutiefst verletzt und betrübt. Nun malen wir uns
möglichst bildhaft aus, dass wir selbst diesen Menschen auf seinen Posten gestellt haben,
um uns diese Beleidigung zuzufügen, damit wir dadurch etwas lernen können. Oder ein
anderes Beispiel: Ein Dachziegel fällt herunter und verletzt uns an der Schulter. Stellen wir
uns nun wieder sehr bildhaft vor, wir wären selbst auf das Dach gestiegen und hätten den
Ziegel so gelockert, dass er just in dem Moment herunterfällt, wenn wir unten
vorübergehen.

„Mag sein, daß es zunächst ein harter Gedanke ist, aber er verpflichtet uns ja zu nichts, wir
können ihn ja nur einmal probeweise machen. Wir können sagen:Dadrinnen in uns ist ein
gescheiterer Mensch, der uns zu Leiden und Schmerzen hinführt, zu etwas, was wir im
Bewußtsein am liebsten vermeiden möchten. Davon denken wir, daß es der Gescheitere in
uns ist. Auf diese Weise kommen wir zu dem für manchen störenden inneren Ergebnis, daß
der Gescheitere uns immer zu dem uns Unsympathischen hinführt! Wir wollen also einmal
annehmen, es sei solch ein Gescheiterer in uns, der uns zu dem uns Unsympathischen
hinführt, damit wir vorwärtskommen. Wir machen aber noch etwas anderes. Nehmen wir
unsere Freuden, unsere Förderungen, unsere Lust und sagen wir von diesen wiederum
probeweise: Wie wäre es, wenn du dir die Vorstellung bildetest, gleichgültig, wie es in
Wahrheit sich verhält: Du hast deine Lust, deine Freude, deine Förderungen gar nicht
verdient, sie sind dir durch Gnade der höheren geistigen Mächte zugekommen. - Es braucht
dies nicht für alles der Fall zu sein, aber probeweise wollen wir annehmen, wir hätten alle
Schmerzen und Leiden so herbeigeführt, daß der Gescheitere in uns zu ihnen uns hingeführt
hätte, weil wir anerkennen, daß wir sie infolge unserer Unvollkommenheiten notwendig
haben und doch nur durch Schmerzen und Leiden hinauskommen können über unsere
Unvollkommenheiten. Und dann wollen wir probeweise das Gegenteilige annehmen: wir
schreiben uns unsere Freuden so zu, als ob sie nicht unser Verdienst wären, sondern als ob
sie uns von geistigen Mächten gegeben worden wären.“ (Lit.:GA 135, S. 73f)

Macht man derartige Übungen über einen längeren Zeitraum nur konsequent genug, so wird
das Schicksal beginnen, eine deutliche Sprache zu sprechen. Wir werden sehen, dass es nicht
eine Folge unzusammenhängender und zufälliger Ereignisse ist, sondern dass ihm eine
gewisse Ordnung zugrunde liegt. So werden wir den Sinn unseres eigenen Schicksal immer
klarer begreifen. Wir werden allmählich die selbst gewählte Lebensaufgabe erkennen, mit
der wir in unser Erdenleben hereingetreten sind und wir können beginnen, immer bewusster
an dieser Aufgabe zu arbeiten. Wozu uns bislang das Schicksal unbewusst geführt hat, wird
nun immer bewusster von uns selbst vollzogen. Und es gibt viele Wege, auf denen wir
unsere Schicksalsaufgabe bewältigen können. Man denkt falsch, wenn man glaubt, das das
Schicksal in allen Einzelheiten vorherbestimmt ist. Selbstverständlich sind auch nicht alle
Vorkommnisse in unserem Leben karmisch bedingt; mindestens eben sooft treten völlig
neue Ereignisse ein, die nichts mit der Vergangenheit zu tun haben, doch allerdings in der
Zukunft ihre schicksalhaften Folgen zeigen werden.

Die Technik des Karma

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG


Nerven-, Muskel- und Knochentätigkeit erzeugen Intuitionen, Inspirationen und
Imaginationen
Die grob materiellen Prozesse der Ernährung und Verdauung, des Drüsensystems und der
Sinneswahrnehmung erschöpfen sich in ihrer unmittelbaren Tätigkeit und haben keine
karmischen Wirkungen. Anders ist es mit der Nerventätigkeit, der Muskeltätigkeit und der
Tätigkeit des Knochensystems. Diese erzeugen Imaginationen (Knochen), Inspirationen
(Muskel) und Intuitionen (Nerven), die vom Menschen ausstrahlen und durch den Tod
hindurchgetragen werden. Kann sie der Kosmos aufnehmen, wird dadurch das künftige
Jupiterdasein vorbereitet. Was der Kosmos zurückstoßen muss, weil es mit seiner Harmonie
nicht vereinbar ist, fällt als Karma auf uns selbst zurück und kann in der Regel auch nur von
uns selbst aufgelöst werden.

„Ganz anders liegt die Sache, wenn wir zur Nerventätigkeit, zur Muskeltätigkeit und zur
Knochenwirksamkeit, zum Knochendasein des Menschen gehen. Wir haben gestern
besprechen können, daß gewissermaßen im Knochensystem vorliegt materiell gewordene
Imagination, materiell gewordene Bildhaftigkeit, im Muskelsystem materiell gewordene
Inspiration in der Beweglichkeit, im Nervensystem materiell gewordene Intuition. Nun zeigt
sich — und hier kommen wir zu der genaueren Besprechung einer Sache, die ja in den
allgemeineren geisteswissenschaftlichen Vorträgen nur annähernd besprochen werden kann
—, daß, wenn der Mensch durch die Pforte des Todes geht, nach und nach durch Verwesung
oder Verbrennen oder wie immer, sein Knochensystem zerfällt. Aber was bleibt, wenn das
Knochensystem materiell zerfällt, das ist die Imagination; die geht nicht verloren. Die bleibt
in denjenigen Substanzen, die wir auch an uns haben, wenn wir durch die Pforte des Todes
geschritten sind und ins Kamaloka oder ins Devachan hineingehen. Wir behalten allerdings
eine Bildgestalt an uns zurück, die ja, wenn sie der wirklich geschulte Hellseher betrachtet,
nicht gerade ähnlich ist dem Knochensystem, die aber, wenn sie der etwas weniger
geschulte Hellseher auf sich wirken läßt, sogar äußerlich in der Bildgestalt etwas Ähnliches
hat mit dem menschlichen Knochensystem, weswegen der Tod überhaupt nicht ganz
unrichtig unter der Imagination des Knochenskelettes vorgestellt wird. Das beruht auf einer
allerdings ungeschulten, aber immerhin nicht ganz danebentreffenden Hellsichtigkeit. Und
beigemischt ist dieser Imagination das, was nun von den Muskeln bleibt, wenn sie stofflich
zerfallen: da verbleibt die Inspiration, von der sie eigentlich nur der Ausdruck sind, denn sie
sind eigentlich nur stoffdurchtränkte Inspirationen. Die Inspiration bleibt uns, wenn wir
durch die Pforte des Todes geschritten sind. Das ist etwas sehr Interessantes. Und ebenso
bleibt uns die Intuition von dem Nervensystem, wenn die Nerven selber ihrem Verfalls- oder
Zerfallsprozeß nach dem Tode entgegengehen. Das sind alles wirkliche Bestandteile unseres
astralischen und ätherischen Leibes.“ (Lit.:GA 134, S. 87f)

„Indem der Mensch dieses Nervensystem durch die Welt trägt, ist eigentlich an den Stellen,
wo die Nerven den menschlichen Organismus durchsetzen, fortwährend Intuition, und diese
Intuition strömt die Geistigkeit aus, die der Mensch immerfort wie eine Strahlenaura um sich
herum hat. Nicht nur das also kommt in Betracht, was wir, wenn wir durch die Pforte des
Todes schreiten, mit uns nehmen, sondern wir strahlen immer in dem Maße Intuition aus,
als die Nerven zerfallen. Sie haben ja immer eine Art von Verfallsprozeß in sich, sie müssen
immer doch in gewisser Weise neugestaltet werden, wenn auch beim Nervensystem am
meisten Haltbarkeit da ist: es findet immer Ausstrahlung statt, die man nur durch Intuition
wahrnehmen kann. So daß wir sagen können: Intuitiv erfaßbare Substanz, geistige Substanz
strahlt fortwährend von dem Menschen aus in dem Maße, als sein physisches Nervensystem
zerbröckelt. So daß Sie schon daraus sehen, daß, indem der Mensch sein physisches
Nervensystem gebraucht, es abnützt, es zum Zerbröckeln bringt, er nicht eigentlich
bedeutungslos ist für die Welt. Er hat seine große Bedeutung. Denn wozu er seine Nerven
benützt, davon hängt ab, was für intuitiv erfaßbare Substanzen von ihm ausstrahlen. Und
wiederum, indem der Mensch seine Muskeln benützt, strahlen durch Inspiration erfaßbare
Substanzen aus. Diese Ausstrahlung ist so, daß sie die "Welt fortdauernd mit lauter
ungemein fein differenzierten Bewegungsvorgängen bevölkert. Also inspirierte Substanzen
strömen aus — die Worte sind nicht ganz glücklich gebildet, aber wir haben keine anderen.
Und von seinen Knochen strömt beim Menschen dasjenige aus, was wir nennen können
imaginativ zu erfassende Substanz.“ (S. 88f)

„Der Mensch trägt seine einzelne Seele durch die Pforte des Todes; die Erde trägt das, was
geworden ist aus den Intuitionen, Inspirationen und Imaginationen der Menschen, hinüber
zum Jupiterdasein. Damit haben Sie den großen Unterschied charakterisiert, der da besteht
zwischen dem einen Menschen und dem anderen, insofern der Mensch ein Doppelwesen ist:
Der Sinneswahrnehmungen erfassende Mensch, der aus den Drüsen absondernde Mensch,
der verdauende, sich ernährende Mensch — das ist der Mensch, der für das Zerklüften in der
Zeitlichkeit bestimmt ist. Das aber, was erarbeitet wird durch das Vorhandensein des
Nerven-, Muskel- und Knochensystems, das wird einverleibt der Erde, damit sie weiter
bestehen kann.
Nun aber kommt etwas, was wie ein Mysterium sich hineinstellt in unser gesamtes Dasein,
etwas, was ja tatsächlich, weil es im Grunde genommen ein Mysterium ist, nicht für den
Verstand zu erfassen, sondern für die Seele zu glauben und zu durchdringen ist, was aber
doch wahr ist. Dasjenige nämlich, was der Mensch so in seine Umgebung ausstrahlen kann,
das gliedert sich deutlich in eine Zweiheit: in einen Teil von Inspiration, Intuition,
Imagination, auf welche, man könnte sagen, das allgemeine kosmische Dasein ja angewiesen
ist, die es aufnimmt — das allgemeine kosmische Dasein, es saugt das auf; aber etwas
anderes saugt es nicht auf, das wird zurückgeworfen, wird nicht angenommen. Es erklärt
förmlich der allgemeine Kosmos: Ja, diese Inspirationen, Intuitionen, Imaginationen kann ich
gebrauchen, die sauge ich auf, damit ich sie hinauftragen kann zum Jupiterdasein. Aber
andere stößt er zurück, die nimmt er nicht auf. Und die Folge davon ist, daß diese
Intuitionen, Inspirationen und Imaginationen, weil sie nirgends aufgenommen werden, für
sich stehend dableiben. Sie bleiben im Kosmos geistig drinnen stehen, sie können nicht
aufgelöst werden. Es zerfällt also das, was wir ausstrahlen, in zwei Teile, in etwas, was gerne
aufgenommen wird vom Kosmos, und in etwas, was er zurückweist, was er sich nicht
gefallen läßt, was er dastehen läßt. Das letztere bleibt nun stehen.

Wie lange bleibt es stehen? Ja, sehen Sie, das bleibt so lange stehen, bis der Mensch kommt
und es selber vernichtet durch Ausstrahlungen, die geeignet sind, das zu vernichten. Und es
hat kein anderer Mensch in der Regel die Fähigkeit, diese vom Kosmos zurückgeworfenen
Ausstrahlungen zu vernichten, als der Mensch, der sie selber ausgestrahlt hat. Und hier
haben Sie die Technik des Karma, hier haben Sie den Grund, warum wir alle diejenigen Dinge
an Imaginationen, Inspirationen, Intuitionen wiederum im Verlaufe unseres Karma treffen
müssen, die vom Kosmos zurückgewiesen sind. Die müssen wir selber vernichten, denn der
Kosmos nimmt nur das auf, was denkerisch richtig, gefühlsmäßig schön und moralisch gut
ist. Alles übrige weist er zurück. Das ist das Mysterium.“ (S. 90)

Elementarwesen und Karmabildung


„Der Mensch erzeugt fortwährend etwas um sich herum wie eine recht große Aura. Aber in
das, was er da an Wellen aufwirft, in das mischen sich hinein Elementarwesen, welche, je
nachdem der Mensch ist, das, was da zurückkommt, beeinflussen können. Denken Sie also,
die Sache ist so: Sie haben eine Erregung; die strahlen Sie aus. Wenn sie Ihnen zurückkommt,
ist sie nicht unbeeinflußt, sondern in der Zwischenzeit machen sich Elementarwesen mit
dieser Erregung zu tun. Und wenn sie dann zurückwirkt auf den Menschen, dann bekommen
Sie mit dem, was diese Elementarwesen angefangen haben mit dem, was außer Ihnen ist,
die Wirkung der Elementarwesen zurück.

Durch das, was der Mensch da als eine geistige Atmosphäre verbreitet, kommt er in
Wechselwirkung mit Elementarwesen. Alles dasjenige, was sich für den Menschen
schicksalsmäßig abspielt innerhalb des Lebenslaufes, hängt mit diesen Dingen zusammen.
Wir haben ja auch innerhalb unseres Lebenslaufes eine Art Erfüllung unseres Schicksals.
Nicht wahr, wenn wir heute irgend etwas erleben, so hat das eine Bedeutung für später. Das
ist aber der Weg, wodurch uns tatsächlich unser Schicksal gezimmert wird. Und an dem
Zimmern unseres Schicksals wirken solche Elementarwesen mit, die sich zu uns hingezogen
fühlen durch unsere eigene Natur. Da fühlen sie sich angezogen, da wirken sie mit auf uns
ein.“ (Lit.:GA 194, S. 123f)

Phantome, Spektren, Dämonen, Geister


Die von uns selbst erzeugten Kräfte wirken Wesenhaft auf uns zurück - als Dämonen im
Astralleib, als Spektren oder Gespenster im Ätherleib, als Phantome, die den physischen Leib
durchsetzen, und als Geister, die das Ich hin- und hertreiben.

„Fortwährend ist der Mensch zwischen Geburt und Tod in einen solchen Zusammenhang von
Kräften eingeschlossen, die ihn von allen Seiten seelisch umspinnen, und das sind die
dirigierenden Mächte seines Lebens. Sie sehen so, daß Sie eigentlich fortwährend die
Wirkungen früherer Leben in sich tragen, daß Sie immer die Wirkungen früherer
Verkörperungen erleben.

So müssen Sie sich klar sein, daß Sie in Ihrem Leben geleitet werden von Mächten, die Sie
selber nicht kennen. Was auf den Ätherleib wirkt, sind Formgebilde, die Sie selbst früher auf
dem Astralplan hervorgebracht haben, und was Ihr Schicksal wirkt, sind Wesenheiten, Kräfte
auf den höheren Partien des Devachan, die Sie selbst eingeschrieben haben in die Akasha-
Chronik. Diese Kräfte oder Wesenheiten sind dem Okkultisten nicht unbekannt, sie sind ganz
hineingestellt in die Rangordnung von ähnlichen Wesenheiten. Sie müssen sich klar sein, daß
Sie sowohl im Astralleib als im Ätherleib und im physischen Leibe die Wirkungen überhaupt
von anderen Wesenheiten verspüren. Alles, was Sie unwillkürlich tun, alles, wozu Sie
gedrängt werden, geschieht durch die Wirkung von anderen Wesenheiten. Es geschieht
nicht aus dem Nichts heraus. Die verschiedenen Glieder der Menschennatur sind
fortwährend wirklich durchdrungen und angefüllt von anderen Wesenheiten, und der
eingeweihte Lehrer läßt ein gut Teil der Übungen machen, um dieselben herauszutreiben,
damit der Mensch immer freier und freier werde.

Man nennt die Wesenheiten, die den Astralleib durchsetzen und ihn unfrei machen,
Dämonen. Fortwährend sind Sie in Ihrem Astralleib von solchen Dämonen durchdrungen,
und die Wesenheiten, die Sie selbst durch Ihre wahren oder falschen Gedanken erzeugen,
sind solche, die sich nach und nach zu Dämonen auswachsen. Es gibt gute Dämonen, die von
guten Gedanken ausgehen. Schlimme Gedanken aber, vor allem unwahre, lügnerische,
erzeugen dämonische Gestalten der furchtbarsten und gräßlichsten Art, die den Astralleib,
wenn man sich so ausdrücken darf, durchspicken. Ebenso durchsetzen den Ätherleib
Wesenheiten, von denen sich der Mensch frei machen muß, das sind die Spektren oder
Gespenster, und endlich gibt es solche, die den physischen Leib durchsetzen, das sind die
Phantome. Außer diesen dreien gibt es noch andere Wesenheiten, die das Ich hin- und
hertreiben, das sind die Geister, wie das Ich ja auch selbst Geist ist. Tatsächlich ist der
Mensch der Hervorrufer von solchen Wesenheiten, die dann, wenn er auf die Erde
herunterkommt, das innere und äußere Schicksal bestimmen. Dieselben beleben den
Lebensgang so, daß Sie alles spüren, was Ihr Astralleib an Dämonen, Ihr Ätherleib an
Gespenstern und Ihr physischer Leib an Phantomen hervorgebracht hat. Alles das hat eine
Verwandtschaft zu Ihnen, es strebt zu Ihnen hin, wenn Sie wiederverkörpert werden.“
(Lit.:GA 99, S. 70f)

Karma und Freiheit


Karma beeinträchtigt nicht die Freiheit des Menschen.

„Man glaubt oft, der Mensch stünde unter dem unabänderlichen Gesetz des Karma, es wäre
nichts daran zu ändern. Führen wir ein Gleichnis aus dem gewöhnlichen Leben für das
Wirken dieses Karmagesetzes an. Ein Kaufmann hat in seinem Buche Posten für Soll und
Haben. Wenn er diese zusammenzählt und vergleicht, drückt sich in ihnen der Stand seines
Geschäftes aus. Der Geschäftsstand des Kaufmanns steht unter dem unerbittlichen
Rechnungsgesetze des Soll und Haben. Macht er jedoch neue Geschäfte, so kann er neue
Posten eintragen, und er wäre ein Tor, wenn er keine neuen Geschäfte machen wollte, weil
er einmal die Bilanz gezogen hat. In bezug auf das Karma steht auf der Habenseite alles, was
der Mensch Gutes, Kluges, Wahres, Richtiges getan hat, auf der Sollseite alles, was er Böses,
Törichtes getan hat. Es steht ihm in jedem Momente frei, neue Posten ins karmische
Lebensbuch einzutragen. Daher glaube man niemals, daß im Leben ein unabänderliches
Schicksalsgesetz herrschend sei. Die Freiheit wird nicht beeinträchtigt durch das
Karmagesetz. Und deshalb müssen Sie bei dem Karmagesetz ebensosehr an die Zukunft
denken wie an die Vergangenheit. Wir tragen in uns die Wirkungen vergangener Taten, und
wir sind die Sklaven der Vergangenheit, aber die Herren der Zukunft. Wollen wir dieselbe gut
gestalten, müssen wir möglichst günstige Posten ins Lebensbuch eintragen.

Es ist ein großer, gewaltiger Gedanke, zu wissen, daß, was man auch tut, nichts vergeblich
ist, daß alles seine Wirkung in die Zukunft hinein hat. So wirkt das Gesetz nicht bedrückend,
sondern es erfüllt uns mit schönster Hoffnung. Es ist die schönste Gabe der
Geisteswissenschaft. Wir werden froh durch das Karmagesetz, dadurch, daß wir
hineinschauen in die Zukunft. Es gibt uns die Aufgabe, tätig zu sein im Sinne eines solchen
Gesetzes, es hat nichts, was den Menschen traurig machen kann, nichts, was der Welt eine
pessimistische Färbung geben könnte. Es beflügelt unsere Tätigkeit, mitzuwirken an dem
Erden-Werdegang. In solche Gefühle muß sich das Wissen vom Karmagesetz umsetzen.

Wenn ein Mensch leidet, sagt man oft: Er verdient sein Leiden, er muß sein Karma
austragen; helfe ich, so greife ich ein in sein Karma. — Das ist eine Torheit. Seine Armut, sein
Elend ist bewirkt durch sein voriges Leben, aber wenn ich ihm helfe, wird meine Hilfe einen
neuen Posten in sein Leben eintragen. Ich bringe ihn dadurch vorwärts. Es ist ja auch töricht,
einem Kaufmann, den man mit 1000 Mark oder 10 000 Mark vor dem Untergang retten
könnte, zu sagen: Nein, dann würde ja deine Bilanz verändert werden. — Gerade das muß
uns drängen, dem Menschen zu helfen. Ich helfe ihm, weil ich weiß, daß im karmischen
Zusammenhange nichts ohne Wirkung ist. Das sollte uns ein Ansporn sein für ein wirkliches
Handeln.“ (Lit.:GA 99, S. 78f)

Schicksalbestimmende und menschenbefreiende Planeten


Schicksalbestimmende und menschenbefreiende Planeten
→ Hauptartikel: Schicksalbestimmende und menschenbefreiende Planeten
Nach antiker Anschauung bestimmen die sieben Planeten das Schicksal (Heimarmene) des
Menschen. Rudolf Steiner hat noch genauer unterschieden zwischen schicksalbestimmenden
und menschenbefreienden Planeten. Der Mond wirkt in den Vererbungskräften. Die
erdnahen inneren Planeten Merkur und Venus tragen das Karma in die Gemütsanlage und
das Temperament des Menschen hinein; die äußeren Planeten Mars, Jupiter und Saturn
fördern die menschliche Freiheit.

Schicksal und Wille


"«Creare» wird gewöhnlich mit «Schaffen» übersetzt. Es hat denselben Stamm wie das
Sanskrit-Wort «Kri», und das ist dasselbe, was wir in Karma wiedererkennen. «Wollen» heißt
es." (Lit.: Rudolf Steiner, Berlin, 9. Oktober 1903) [2]
In der griechischen Mythologie war Ananke - oder gleichbedeutend Heimarmene - die Herrin
des unausweichlichen unpersönlichen Schicksals, der selbst die Götter gehorchen mussten.
In ihr wurzelt die Schicksalmacht der drei Schicksalsgöttinnen, der Moiren, die sie nach
manchen Überlieferungen von Zeus empfangen haben soll. Andere Quellen nennen
allerdings Themis als Mutter der Moiren. Für den Menschen erhält das Schicksal seine
spezielle Gestalt dadurch, dass sein Ich im Zuge seiner irdischen Entwicklung durch
wiederholte Erdenleben hindurchschreitet.

"Was wir Schicksal nennen, ist wirklich eine recht komplizierte Sache. Unser Schicksal scheint
so an uns heranzutreten, daß seine Ereignisse uns zustoßen. Nehmen wir gleich einen
eklatanten Fall des Schicksals, einen Fall, den ja manche Menschen kennen. Nehmen wir an,
irgend jemand lerne einen andern Menschen kennen, der dann im Leben sein Freund, seine
Frau oder der Mann oder dergleichen wird. Das wird von dem gewöhnlichen
Oberbewußtsein so ausgelegt, daß es uns zugestoßen ist, daß wir selbst gar nichts dazu
getan haben, daß der betreffende Mensch in unsere Lebenssphäre hereingetreten ist. Das ist
aber nicht die Wahrheit. Die Wahrheit ist vielmehr eine andere.

Mit derjenigen Kraft, die im Unterbewußtsein ruht ... legen wir von dem Momente ab, wo
wir durch die Geburt ins Dasein treten, und noch mehr, wo wir anfangen, zu uns Ich zu
sagen, unseren Lebensweg so an, daß er in einem bestimmten Augenblick die Wege des
andern kreuzt. Die Menschen achten nur nicht darauf, was für merkwürdige Sachen
herauskommen würden, wenn man einen bestimmten Lebensweg verfolgen würde, etwa
den eines Menschen, der sich in einem bestimmten Augenblicke zum Beispiel verlobt. Wenn
man sein Leben verfolgen würde, wie es sich entwickelt hat durch Kindheit und Jugend, von
Ort zu Ort, bis der Mensch dazugekommen ist, sich mit dem andern zu verloben, dann würde
man viel Sinnvolles in seinem Ablauf finden. Man würde dann finden, daß der Betreffende
gar nicht so ohne weiteres dahingekommen ist, daß ihm etwas bloß zugestoßen ist, sondern
daß er sich sehr sinnvoll hinbewegt hat bis dahin, wo er den andern gefunden hat. Das ganze
Leben ist durchzogen von einem solchen Suchen, das ganze Schicksal ist ein solches Suchen.
Allerdings müssen wir uns vorstellen, daß dieses Suchen nicht so abläuft, wie das Handeln
unter gewöhnlicher Überlegung. Das letztere geht in gerader Linie vor sich; das Handeln im
Unterbewußtsein geht stark und persönlich vor sich. Aber dann ist es etwas, was im
Unterbewußtsein des Menschen sinnvoll vor sich geht. Es ist gar nicht einmal richtig, wenn
man vom Unbewußten redet, man sollte Überbewußtes oder Unterbewußtes sagen, denn
unbewußt ist es nur für das gewöhnliche Bewußtsein... Und so ist es auch für das, was uns
im Leben führt, so daß unser Schicksal ein bestimmtes Gewebe ist, das uns führt, und das ist
sehr, sehr bewußt. Dagegen spricht gar nicht, daß der Mensch oft mit seinem Schicksal so
wenig einverstanden ist. Würde er alle Faktoren überschauen, so würde er finden, daß er
schon einverstanden sein könnte. Eben weil das Oberbewußtsein nicht so schlau ist wie das
Unterbewußtsein, beurteilt es die Tatsachen des letzteren falsch und sagt sich: Es ist mir
etwas Unsympathisches zugestoßen -, während der Mensch aus einer tiefen Überlegung
heraus das, was man im Oberbewußtsein unsympathisch findet, in Wirklichkeit gesucht hat.
Eine Erkenntnis der tieferen Zusammenhänge würde es dahin bringen, einzusehen, daß ein
Klügerer die Dinge sucht, die dann Schicksal werden." (Lit.: GA 181, S. 91ff)
Karma bedeutet für den Menschen, dass die Taten des einen irdischen Lebens sein Schicksal
im nächsten oder den nächsten, zu einem kleineren Teil sogar noch im selben Erdenleben
bestimmen:

"Wir wissen, daß Karma zunächst bedeutet die geistige Verursachung eines späteren
Ereignisses, einer späteren Eigenschaft oder Fähigkeit des Menschen durch ein
Vorhergehendes. Gleichgültig, ob diese geistige Verursachung auftritt in einem Leben
zwischen Geburt und Tod, oder ob sie sich als das große Schicksalsgesetz der Menschheit
durch die verschiedenen Erdenleben hindurchzieht, so daß die Ursachen für etwas in einem
Leben Geschehendes in einem vorhergehenden oder einem weit zurückliegenden Leben
liegen - dieses Gesetz, dieses umfassende Schicksalsgesetz ist das, was wir Karma nennen..."
(Lit.: GA 108, S. 95ff)
Keineswegs sollte man dabei das Karmagesetz als eine Art Schuldgericht mißverstehen, das
einem die Buße für frühere Vergehen auferlegt. Der Mensch erhält dadurch vielmehr den
nötigen Anstoß, an seiner weiteren Entwicklung zu arbeiten und Fehler der Vergangenheit
auszugleichen. Die Freiheit des Menschen wird dadurch nicht angetastet. Zwar kann er dem
Karma nicht entrinnen, doch kann er es sehr wohl beeinflussen, z.B. indem er durch
hygenische Maßnahmen eine Epidemie verhindert, und ihm eine neue Richtung geben, auf
der dann der karmische Ausgleich in anderer Weise erfolgen kann. Es widerspricht daher
auch in keinster Weise der Karmaidee, den Mitmenschen in ihrem Schicksal helfend
beizustehen und dieses mitzutragen, es werden vielmehr gerade dadurch ganz neue,
vielfältig erweiterte Entwicklungschancen für alle Beteiligten aufgetan. Karma steht deshalb
auch in vollem Einklang mit dem christlichen Gedanken der Erlösung, die uns durch die
Gnade des Christus gewährt wird, denn das ist die denkbar größte und fruchtbarste
Schicksalshilfe, die es geben kann. Tatsächlich könnte ohne Hilfe des Christus niemals die
Unordnung im Karma ausgeglichen werden, die durch die Widersachermächte in die
Menschheitsentwicklung gebracht wurde.

Tatsächlich ist das Karma, durch das wir unsere Fehler wieder ausgleichen können, eine
Gabe, die uns durch den Christus schon in vorchristlicher Zeit, also noch vor dem Erdenleben
des Christus, zuteil wurde:

"Wer hat dem Menschen Karma, wer hat überhaupt dem Menschen die Möglichkeit
gegeben, daß es ein Karma gibt? Verstehen werden Sie nur, was jetzt gesagt ist, wenn Sie
sich nicht in pedantischer Weise an die irdischen Zeitbegriffe halten. Mit dem irdischen
ZeitbegrifF glaubt der Mensch, daß das, was da oder dort einmal vorgeht, eine Wirkung nur
haben kann in bezug auf das Nachfolgende. In der geistigen Welt ist es aber so, daß das, was
geschieht, sich in seinen Wirkungen schon vorher zeigt, daß es schon vorher in seinen
Wirkungen da ist. Woher kommt die Wohltat des Karma? Woraus ist eigentlich in unserer
Erdenentwickelung diese Wohltat entsprungen, daß es ein Karma gibt? Von keiner anderen
Kraft kommt das Karma in der ganzen Entwickelung als von dem Christus." (Lit.: GA 107, S.
250)

Ein gesundes Gefühl für die Wirkungen des Karma kann man entwickeln, wenn man gerade
jene karmischen Folgen betrachtet, die sich noch in ein und demselben Erdenleben
einstellen. Man bedarf dazu keiner hellsichtigen Fähigkeiten, sondern nur der aufmerksamen
Beobachtung der Lebenszusammenhänge:
"Das einzelne Leben zeigt in den verschiedensten Arten die Wirkungen des Karma; nur geht
die menschliche Lebensbetrachtung gewöhnlich nicht sehr weit. Die Menschen überschauen
gewöhnlich sich selber oder ihren Mitmenschen mit Aufmerksamkeit nur eine kurze Zeit des
Lebens, weil ihr Blick nicht durch das geistige Auge geschärft ist.

Wie wenig dies der Fall ist, das möchte ich zuerst erörtern, damit Sie einen Begriff davon
bekommen, wie der geistige Blick im gewöhnlichen Leben anzuerziehen ist. Durch eine Art
persönlichen Erlebnisses soll dies geschehen. Einige von Ihnen werden es schon wissen, daß
ich fünfzehn Jahre meines Lebens damit zugebracht habe, Erzieher zu sein, wobei mir die
verschiedensten Fälle erzieherischer Tätigkeit oblagen, auch schwierige vielleicht, wo
Probleme vorlagen, die nur durch längeres Beobachten und Studieren gelöst werden
konnten. Daß mir bei solcher Lebenstätigkeit Gelegenheit geboten war, Beobachtungen
anzustellen nicht nur bei den mir unmittelbar unterstellten Kindern, sondern auch bei deren
Verwandten, den Cousins, die ja immer da waren, das leuchtet ein. Man sieht dann, wie sie
heranwachsen, und man kann da einen großen Kreis von in die Welt tretenden Menschen
beobachten. Nun, wer dann das Leben ein wenig verfolgt, geschärft mit dem geistigen Blicke,
der kann schon an solchen Einzelheiten manches wahrnehmen. So zum Beispiel war in der
Zeit, als von mir jene Tätigkeit ausgeübt wurde, eine weit verbreitete, damals aber
außerordentlich angesehene ärztliche Unsitte im Schwung, die darin bestand, daß man die
Kinder dadurch «bei Kraft» erhalten wollte, daß man ihnen täglich ein kleines Gläschen
Rotwein gab. Es war damals Mode, daß die Ärzte den kleinen Knirpsen zu einer Mahlzeit ein
Gläschen Rotwein verabreichen ließen. Von den Eltern wurde diese Vorschrift gewissenhaft
ausgeübt. Nun hatte ich Gelegenheit, solche Kinder zu beobachten, bei denen dies
geschehen war, und solche, bei denen es nicht geschah. Man kann dann, wenn man im
Leben steht, in der verschiedensten Weise wieder Menschen beobachten, die noch Kinder
waren, als man sie kennengelernt hat. Die Kinder, die damals mit diesem Wein traktiert
worden sind, sie sind jetzt Leute von sechsundzwanzig bis achtundzwanzig Jahren. Ich habe
da also in der mannigfaltigsten Weise Gelegenheit gehabt, nicht bloß ein paar Jahre zu
betrachten, sondern auch größere Zeiträume zu überschauen. Die Menschen, die damals, als
ich sie kennenlernte, ein bis drei Jahre waren und jetzt achtundzwanzig Jahre alt sind, kann
man genau in zwei Gruppen einteilen: in jene, die damals ihr Gläschen Rotwein
mitbekommen hatten zur «Lebensstärkung», und in jene, die dies nicht bekamen. Die
ersteren sind Leute geworden, die heute alle, im physischen Sinne geredet, mit ihrem
Nervensystem - geisteswissenschaftlich geredet mit ihrem Astralleib - furchtbar zu kämpfen
haben. Es sind Leute geworden, denen das fehlt, was man nennt: energisch festhalten an
einem Lebensziel, Rückgrat haben; während jene, die in ihrer Jugend ohne Wein
ausgekommen sind, Menschen geworden sind, die Rückgrat haben, die fest begründet sind,
die wissen, was sie wollen, die nicht nötig haben, in der Zeit, in der es ihnen ihre Geschäfte
am wenigsten erlauben, da und dort hingehen zu müssen zu ihrer Erholung, und die, weil sie
zappelige Menschen geworden sind, diese Erholung doch nicht erhalten. Die anderen
dagegen sind festere Individualitäten geworden. Ich will nicht bloß darauf hinweisen, wie es
ist, wenn man nach Jahren wieder an einen solchen Menschen herantritt, sondern darauf,
daß das Leben sich etwas anders ausnimmt, wenn man es auf den Zusammenhang von
Ursache und Wirkung hin betrachtet, nicht bloß so weit betrachtet, als die Nase des
Menschen reicht, sondern auch die größeren und tieferen Zusammenhänge der Ursachen
und Wirkungen.
Auch das ist Lebensbeobachtung im höchsten Grade, wenn wir den Menschen in bezug auf
die Eigenschaften, die innerer, karmischer Natur sind, zu beobachten suchen. Es ist leider
Tatsache, daß gewöhnlich der Mensch nicht den Anfang des menschlichen Lebens mit
seinem Ende in Zusammenhang bringt. Man beobachtet wohl Kinder, aber wer hat die
Geduld, dort, wo er die Möglichkeit hat, das zu beobachten, was sich ergibt, je nachdem des
Menschen Seelenleben in den ersten Kindesjahren in gewisser Weise gewesen ist, und dann
wiederum, wie das Leben ist, wenn der Lebenslauf zur Neige geht? Und dennoch zeigt sich
da ein ganz bestimmter karmischer Zusammenhang zwischen Anfang und Ende des Lebens.
Es liegen für gewisse Dinge, die am Ende des Lebens oder in der zweiten Hälfte desselben
auftreten, ganz bestimmte Ursachen in den ersten Jahren oder der Jugendzeit des Lebens
zugrunde.

Nehmen wir einen konkreten Fall, zum Beispiel einen Menschen, der in früher Jugend zornig,
jähzornig ist, der leicht geneigt ist, jähzornig zu werden über etwas, was in seiner Umgebung
geschieht. Dieser Zorn und hauptsächlich der Jähzorn, der bei Kindern auftritt, kann eine
zweifache Gestalt annehmen. Er kann sozusagen bloß das sein, was man eine Unart nennt,
was in gewisser Weise bloß ein Ausbruch, ein wutartiger Ausbruch eines übergroßen
Egoismus ist. Aber er kann noch etwas anderes sein. Man muß lernen, insbesondere als
Erzieher, diese zwei Arten voneinander zu unterscheiden. Der Zornausbruch bei einem Kind
kann auch das sein, was uns entgegentritt, wenn ein Kind sieht, daß in seiner Nähe eine
Ungerechtigkeit geschieht. Ein Kind hat noch nicht die Urteilskraft, kann noch nicht mit dem
Verstand sich sagen, was da geschieht. Würde man versuchen zu erklären, daß das, was da
geschieht, kein Unrecht sei, so würde man bald die Überzeugung gewinnen, daß das Kind
dies noch nicht verstehen kann. Daher ist es in der Weltordnung, in der geistigen
Weltenführung begründet, daß das, was später als Urteilskraft auftritt, in der Kindheit in
Form von Affekten, Emotionen zutage tritt. Das Kind kann noch nicht verstehen, was da
geschieht, aber es wird zornig. Dieser Zorn, dieser Affekt ist eine vorhergehende
Seelenverkündigung dessen, was später die Urteilskraft ist. Diese zwei Arten von Zorn und
Jähzorn müssen ganz genau voneinander unterschieden werden. Der Zorn im ersten Falle
muß so behandelt werden, daß also das Kind diesen Zorn womöglich dadurch auslebt, daß
man es in einer richtigen Weise die Wirkungen dieses Zornes wirklich fühlen läßt und auch
das Unrechte des Zornes. Denn wenn man zum Beispiel dem Kinde immer gewissermaßen
aus Liebe das tut, wodurch es die Erfüllung seines Willens bekommt, dann verfehlt der Zorn
seine Wirkung. Der Zorn hat immer eine Wirkung in der Seele. Wo Zorn in der Seele auftritt
und nicht dadurch gelöst wird, daß er das erreicht, was er erstrebt, schlägt er sich in das
Innere zurück. Und das ist gut. Deshalb nennt der Volksmund, der oftmals ein feines Gefühl
für so etwas hat, an verschiedenen Orten, wo die deutsche Sprache gesprochen wird, den
Zorn «Gift». Zornig sein, nennt man: sich giften. Dieses Wort ist wirklich den Tatsachen des
seelischen Lebens entnommen. Der Zorn tritt in die Seele ein, und durch die Wirkung des
Zornes im Inneren, wenn er sich zurückschlägt, wird der überschüssige Egoismus
hinausgedrängt. Also auch der Zorn hat sein Gutes. Er ist ein Erzieher des Menschen, er wirkt
wie ein solches Gift, das den überschüssigen Egoismus dämpft.

Etwas ganz anderes ist der Zorn, der auftritt, wo ein Kind ein Unrecht sieht. Dieser Zorn ist
ein vorausgenommenes Urteil. Es ist gerechtfertigt. In diesem Falle darf man nicht bloß zu
strafen versuchen - dadurch, daß man straft, würde man den Zorn ins Innere zurückschlagen
-, sondern man muß versuchen, diesen Affekt beim Kinde zu benützen, um ihm nach und
nach ein Verständnis beizubringen, ihm die Urteilskraft beizubringen. Dieser Zorn ist dadurch
zu überwinden, daß man die Urteilskraft entfaltet. Wird ein Kind über ein Unrecht, das es
sieht, zornig, dann würde folgendes geschehen: Man würde das Kind einführen in eine Art
Verständnis dafür, daß das Unrecht aus der Natur des Menschen geschieht; man würde ihm
je nach seiner Reife eine Erklärung des Geschehenen geben. Dann wird ein solcher Zorn auch
seine rechte Wirkung ausüben. Er wird das Kind reif machen, die Welt zu beurteilen, denn er
ist ein Vorbote für die Urteilskraft. Das sei gesagt, um darauf aufmerksam zu machen, daß
der Mensch nicht immer ungerechtfertigt zornig ist. Der Zorn hat seinen Wert für die
Entwickelung des Menschen. Der Mensch muß sich läutern, er muß den Zorn überwinden.
Der Zorn ist etwas, das dadurch wohltätig wirkt, daß es überwunden wird. Niemals könnte
der Mensch zur Vollkommenheit aufsteigen, ohne daß der Zorn überwunden wird. Nun
könnte man fragen: Warum gibt es denn in der Weltregierung den Zorn? Es gibt den Zorn,
weil man stark wird durch seine Überwindung; man wird mächtiger über sich selbst dadurch,
daß man ihn überwindet. Wenn man jemanden, der jenen edlen Zorn in der Jugend hatte in
den Jahren, wo der Idealismus auftritt, wo ihn etwas mit Zorn erfüllte, weil er die tieferen
Zusammenhänge noch nicht einzusehen vermochte, dann in seinem späteren Lebensalter
beobachtet, so sieht man: im Alter tritt die gute Wirkung davon auf. Wer dagegen in der
Jugend nicht in der Lage war, den Zorn zu überwinden, sich zu läutern, über seine Affekte
Herr zu werden, der wird nicht leicht in späteren Jahren jene milde Aktivität erlangen, die so
wohltuend berührt. Denn Milde ist gerade die Wirkung des überwundenen Zornes. Milde im
Alter ist die Wirkung des überwundenen Zornes in der Jugend. Eine ganz andere Wirkung
wiederum hat jene Seeleneigenschaft, welche ebenfalls in der Jugend auftritt: die Andacht.
Sie besteht darin, daß der Mensch sich ein Gefühl aneignet für das, was er noch nicht
durchschauen kann. Zorn ist ein Ablehnen, Andacht ein Hinaufschauen zu dem, was man
noch nicht überschauen kann, ein Hinblicken auf dasjenige, dem man noch nicht gewachsen
ist. Niemand kann zur Erkenntnis kommen, der nicht das über ihm Stehende in Andacht
verehren kann. Andacht ist der beste Weg zur Erkenntnis. Die Menschen würden niemals zur
Erkenntnis kommen, wenn sie nicht vorher aus dunklem Hintergrunde hervor jene geistigen
Mächte verehrt hätten, die über ihnen stehen. Andacht ist eine Kraft, die zu dem
hinaufführt, was man erringen will. Deshalb ist es im Grunde nötig, daß Andacht entwickelt
werde. Der Mensch, der im späteren Leben zurückschauen kann auf viele Momente der
Andacht, der wird mit Seligkeit auf sie zurückblicken. Wenn es einem vorgekommen ist, daß
man in der ersten Kindheit in der Familie hat sprechen hören von einem
Familienangehörigen, von dem verbreitet wird, daß er sehr verehrt werde, und wenn man
als Kind dies Gefühl auch in sich aufgenommen hat, und der Tag naht, wo man diese
Persönlichkeit zum ersten Male sehen kann - wenn man dann eine heilige Scheu hat, die
Klinke der Tür zu drücken, hinter der die verehrte Person erscheinen soll, so ist das auch ein
sehr andächtiges Gefühl, und wir werden viel im späteren Leben haben, wenn wir mehrere
solcher Stimmungen in der Jugend gehabt haben.

Andacht ist der Grund, ist die karmische Ursache von segnender Kraft in späteren
Lebensjahren, in der zweiten Hälfte des Lebens. Jene Kraft, die ausfließt und uns fähig
macht, den anderen Menschen ein Tröster zu sein, sie ist durch nichts anderes errungen als
durch andächtige Stimmung in der Jugend. Seht Euch um, wo ein Mensch vorhanden ist, der
zu anderen Menschen, die traurig sind, kommt, der dann nur da zu sein braucht, um durch
seine bloße Gegenwart die Traurigen zu trösten, ihr Tröster zu sein, aktive Liebe zu
verbreiten - Ihr werdet finden: die karmische Ursache zu dieser aktiven Kraft liegt in diesen
Andachtsstimmungen der Jugendzeit. Die Kraft, welche als Andacht in die Seele des
heranwachsenden Menschen hineingegossen wird, ist etwas Bleibendes in ihm; sie geht als
eine Strömung durch die Seele und kommt als segnende Kraft im späteren Alter zum
Vorschein. So könnten wir viele Fälle betrachten, wo das karmische Gesetz schon zwischen
Geburt und Tod in ausgesprochener Weise wirkt.

Wir wollen noch genauer im einzelnen Leben das Karmagesetz an einem konkreten Fall
betrachten. Angenommen, ein junger Mensch hätte studiert. Im achtzehnten Jahre wäre das
eingetreten, daß der Vater bankrott gemacht hätte. Der junge Mensch mußte daher
aufhören zu studieren, er wird aus dem Beruf herausgerissen, zu dem er vorbereitet worden
war; er muß einen anderen Berufsweg einschlagen. Nun sind ja, nicht wahr, alle Berufe
gleichwertig; wir interessieren uns nur für die Tatsachen der Änderung des Berufs. Der junge
Mann mußte also Kaufmann werden. Nun wird man, wenn man kein Lebensbeobachter ist,
sagen: Nun ja, das Ereignis war da -, und man wird beobachten, was vorher und was nachher
war. Aber einen Zusammenhang zwischen dem, was vorher und was nachher war, wird nur
der herausfinden, der wirklich mit geistig geschärftem Auge das Leben beobachtet. Wenn
der junge Mensch nun in dem anderen Beruf ist, und alles normal geht - ich werde nicht
sagen, daß es immer so geht, aber es kann so gehen -, werden wir in den späteren
Lebensjahren etwas anderes sehen können. Zunächst ist der Beruf ihm neu. Er erfaßt, was
für ihn in Betracht kommt. Aber schon im einundzwanzigsten Jahre wird sich zeigen, daß bei
diesem Manne etwas anders ist als bei einem Manne, der von Anfang an auf den
Kaufmannsberuf vorbereitet war: Im einundzwanzigsten Jahr schon zeigt sich, daß er
weniger Interesse hat für das, was ihm in seinem Berufe obliegt. Es zeigen sich gewisse
Gefühle, die in seiner Seele auftreten und die ihn trennen von dem, was er tun soll, so daß er
nicht mit rechter Befriedigung das tun kann, was von ihm verlangt wird. Wenn man nun
nachforscht, woher das kommt, so wird man das Folgende wahrnehmen: Wenn ein
besonderer Punkt eintritt, wo der Lebenslauf abgebogen wird, ein Lebensknoten, wenn zum
Beispiel ein Berufswechsel eintritt, dann ist es nach dem karmischen Gesetz so, daß in den
ersten Jahren wenig zu bemerken ist. Dann kommt es aber nach, so daß im
einundzwanzigsten Jahre Gefühle, Empfindungen, Stimmungen sich geltend machen, die aus
dem zu erklären sind, was im achtzehnten Jahr aus den Vorbereitungen für den anderen
Beruf herkommt, Gefühle, die er aufgenommen hat, die er aber nicht zur Realisation geführt
hat. Zunächst hat er sie zwar zurückgedrängt; sie machen sich aber doch dann so geltend,
daß er sich von seinem neuen Beruf nicht mehr befriedigt fühlt. Das, was drei Jahre vor dem
Berufswechsel in ihn gelegt wurde, wird drei Jahre nach diesem Wechsel so zutage treten,
daß der Betreffende nicht mehr die rechte Befriedigung haben kann. Und von da aus kann
die Sache so kommen, daß im zweiundzwanzigsten Jahr das vierzehnte Lebensjahr sich
wiederholt, im dreiundzwanzigsten Jahr das dreizehnte. Es kann, weil im Leben sich alles
durchkreuzt, auch anders kommen. Er kann im dreiundzwanzigsten Jahr zum Beispiel einen
Hausstand gründen; da treten Interessen auf, die die vergangenen kreuzen und sie anders
verlaufen machen. Aber das Gesetz ist trotzdem geltend. Auch in dem Falle, wenn ein neues
Interesse eintritt, sind die früheren Interessen doch da, die abgebogen worden sind. An
einem solchen Beispiel können Sie den Verlauf des Lebensprozesses sehen, wie er sich der
Geisteswissenschaft darstellt. Das ist das wenigste, daß man durch die Geisteswissenschaft
allerlei Begriffe bekommt; aber das wichtigste ist, daß man durch sie in den Lebensprozeß
eindringt. Nehmen wir an - ich erzähle nie andere Fälle als solche, die vorgekommen sind;
man muß sich die Gewohnheit aneignen, sich nie etwas auszudenken, sondern stets solche
Fälle wählen, die wirklich vorgekommen sind -, also eine Mutter kommt zu mir, die ihren
einzigen Sohn in einen anderen Lebensberuf hinüberführen muß, weil ihm der Vater
entrissen worden ist. In der Welt von heute wird da kaum das Richtige geschehen, denn
wahre Lebensbeobachtung ist mit der heutigen Lebensauffassung kaum zu vereinbaren.
Wird solch eine Mutter mit Geisteswissenschaft bekannt, so lernt sie rechnen mit dem
Karmagesetz und kann gerade eine gute Freundin werden des jungen Mannes, der über die
Jahre eines solchen Berufswechsels hinweggeführt werden soll. So war es vor einiger Zeit
der Fall. Eine Mutter kam zu mir und sagte: Was ist meine beste Lebensaufgabe? - Ich sagte,
sie möge die paar Jahre dazu benutzen, recht sehr das Vertrauen ihres Sohnes zu erlangen.
Dann bilde die Geisteswissenschaft seinen Sinn so aus, daß sie das, was sicher eintritt, ihm
tragen helfen kann. Die in seine Seele verpflanzten Gefühle der Frömmigkeit würden in einer
starken Weise in allen späteren Lebensjahren sich geltend machen, und sie würde das, was
so sicher eintritt, auch richtig sehen können. Kommt dann einst der Sohn nach Hause und
sagt: Ich weiß nicht was anfangen, mein Beruf befriedigt mich gar nicht -, dann wird sie das
zurückführen können auf dasjenige, was früher vorgekommen ist. Sie wird die Ursache
erkennen und wird schon aus innerem Takt herausfinden, wie sie helfend einzugreifen hat,
um dem Sohn über die Schwierigkeit wegzuhelfen. Besser wird sie es sicher können, als
wenn sie keine Ahnung hätte davon, wie Karma wirkt und nur glauben würde, es wachse die
Stimmung, die Depression aus irgend etwas Gleichgültigem heraus. Nichts entsteht so ohne
Ursache; aber oftmals liegen die Ursachen viel näher als man glaubt. Nur müssen wir solch
einen Knotenpunkt beobachten, von da an das Leben zurückverfolgen und sehen, was da
anders verläuft. Es ist so: Denken Sie sich, Sie haben eine Violinsaite. Sie haben sie
aufgespannt und streichen sie mit einem geeigneten Gegenstand. Die Saite gibt einen
gewissen Ton von sich. Wenn Sie sie nun in der Mitte festhalten, dann geht auf beiden Seiten
etwas vor: die Saite schwingt auf beiden Seiten. Solche Ereignisse gibt es im Leben, von
denen man feststellen kann, wie das, was vorher geschieht, sich nachher widerspiegelt.

Auch die Lebensmitte ist solch ein Knotenpunkt. Was in der Jugend vorbereitet wird, das
kommt im Alter heraus. Es ist notwendig, diese Dinge zu beachten, damit man allmählich
wirklich ein Gefühl dafür erhält, daß Geisteswissenschaft nichts Unpraktisches ist, sondern
daß das ganze Leben vom geisteswissenschaftlichen Gesichtspunkt aus praktisch gestaltet
werden kann. Ein bloßes Leben in Liebe nützt nichts, wenn nicht die Weisheit mit der Liebe
verbunden ist. Liebe muß sich mit Weisheit verbinden, mit Erkenntnis des Rechten. Liebe
allein ist nicht genug zum Leben.

Wir können noch einen Fall erwähnen, der sich in der ersten Hälfte des achtzehnten
Jahrhunderts zugetragen hat und genau geprüft worden ist. Eine Mutter erzog ihr
Töchterchen. Wohl hatte sie gesehen, wie dieses Töchterchen ganz klein anfing, Dinge zu
entwenden, etwas zu stehlen. Aber sie konnte sich in ihrer Liebe, die ja eine vorzügliche
Eigenschaft ist, nicht entschließen zu strafen. Das Töchterchen stahl ein-, zweimal, ein drittes
Mal, und tat noch andere Sachen; und wenn man den Lebenslauf verfolgt, so sieht man, daß
das Kind eine berühmte Giftmischerin wurde. Hier haben Sie die Liebe, die nicht geeint ist
mit Weisheit. Die Liebe muß mit dem Lichte der Weisheit durchdrungen sein. Liebe kann sich
erst richtig entfalten, wenn sie von Weisheit durchdrungen ist. Wie anders kann man als
Freund einem jungen Menschen, der sich entwickeln soll, über wichtige Momente seines
Lebens hinüberhelfen, wenn man weiß, daß es ein Gesetz gibt, welches die Ursachen eines
Geschehens manchmal ziemlich naheliegend zeigt, die Ursachen, die man ohne Kenntnis des
Gesetzes nicht begreifen würde. So wäre es richtig, nicht nur im allgemeinen zu wissen, daß
es ein Karmagesetz gibt, sondern durch Erlangung einer richtigen Weltanschauung Karma im
einzelnen zu verfolgen. Das muß dem Geisteswissenschafter ernstlich obliegen, daß er sich
einlebt in die konkrete Wirksamkeit dieser Gesetze und weiß, wie sie sich im Leben
ausnehmen. Das ist das Allerwichtigste: nicht Phrasen über Karma zu dreschen, sondern sich
darauf einlassen, die Gesetze im Leben zu verfolgen. Das ist notwendig!

Nun möchte ich Ihnen noch etwas anderes sagen. Man kann auch einige Fälle herausheben,
die sich beziehen auf Karma, das von einem Leben ins andere hinübergeht. Natürlich kann
man sich auch da nur auf einzelne Fälle beschränken. So können wir uns einmal eine Frage
vorlegen bezüglich des inneren Karma eines Menschen, welches dadurch zustande kommt,
daß der Mensch im Grunde genommen im Leben immer eine zweigeteilte Wesenheit sein
muß. Wenn Sie das Leben betrachten, werden Sie sich sagen müssen: wenn ein Mensch
durch die Geburt ins Dasein tritt, muß man zweierlei unterscheiden. Das eine ist, was er von
seinen Voreltern geerbt hat. So hat zum Beispiel Schiller die Form seiner Nase von seinem
Großvater geerbt; aber was das spezifisch Schillersche ist, das hat er nicht geerbt, sondern
das kommt aus seinen früheren Inkarnationen, seinen früheren Verkörperungen. Auf der
einen Seite ist der Strom der Vererbung dessen da, was durch Generationen hindurch sich
fortpflanzt; auf der anderen Seite ist das, was der Mensch selbst von einem Leben zum
anderen hinübernimmt. Wer den Blick erworben hat für das Geistige, wird sich immer
fragen, wieviel ein Mensch von seinen Eltern hat, und wieviel aus seiner vorhergehenden
Inkarnation stammt.

Im rationellen Sinne kann man nicht anders unterrichten, als wenn man diese
Unterscheidung treffen kann. Die Erziehungskunst wird erst die richtige Gestaltung erhalten,
wenn die Menschen gelernt haben, zwischen diesen beiden Strömungen zu unterscheiden.
Erst am Ende der Erdenentwickelung werden diese beiden Strömungen zusammenfließen, so
daß der Mensch den Leib wird finden können, in den er hineinpaßt. In der jetzigen Zeit ist
dies noch nicht möglich. Würde ein vollständiges Zusammenpassen von äußerer Leiblichkeit
und innerer individueller Organisation in unserer jetzigen Zeit stattfinden, so wäre es
unmöglich, daß ein Mensch durch innere Ursachen vor dem normalen Alter stirbt; denn es
würde, weil Sterben nicht etwas Zufälliges ist, sondern eine Disharmonie, dann nicht
vorzeitiges Sterben eintreten können, da ja Harmonie im Menschen herrschen würde. So
aber kann diese Disharmonie zwischen dem Ererbten und dem aus früherer Verkörperung
Mitgebrachten so stark werden, daß dadurch der Tod früher herbeigeführt wird.

Der Mensch könnte, wenn er ein klein wenig auf die spirituellen Lehren eingehen wollte,
heute schon die Reinkarnation mit Händen greifen - dies ist nicht bildlich, sondern wörtlich
zu nehmen -, wenn nur die materialistischen Theorien die entsprechenden Tatsachen nicht
unrichtig, sondern richtig deuteten. Dies kann an bestimmten Fällen nachgewiesen werden.
Es gibt Menschen, die in ihrer Entwickelung noch so wenig weit vorgeschritten sind, daß sie
mit ihren Empfindungen noch ganz in ihrer Empfindungsseele drin stecken. Ihr ganzes
Bewußtsein hängt zusammen mit der Empfindungsseele. Und das kann man den äußeren
Gesten der Menschen schon ansehen: sie verraten ja gewisse Ursachen, die im Astralleib
liegen. Wenn ein Mensch noch ganz in der Empfindungsseele drin steckt, sich innerlich so
recht wohl fühlt, kommt es vor, zum Beispiel wenn er eine gute Mahlzeit hatte, daß er sich
auf den Leib klopft vor Behagen. Das ist ein Zeichen, daß er noch eine zu starke
Empfindungsseele hat. Wenn ein Mensch tief in der Gemütsseele steckt, so kommt dies auch
zum Ausdruck. Weil die Wahrheitsempfindung im Gemüt steckt, so wird ein Mensch, der in
der Gemüts- oder Verstandesseele steckt, um eine Wahrheit zu beteuern, sich auf die Brust
klopfen. Ein Mensch, der tief in der Bewußtseinsseele steckt, greift an die Nase, wenn er
überwiegend tief über etwas nachdenkt. Am unteren Leib kommt das, was auf die
Empfindungsseele Bezug hat, zum Ausdruck; was auf die Verstandes- oder Gemütsseele
Bezug hat, kommt am Brustleib, und was auf die Bewußtseinsseele sich bezieht, am Kopf
zum Ausdruck: man krault sich auch hinter den Ohren. Ich sage das nur, um zu zeigen, wie
das, was im Astralleibe ist, im physischen Leibe zum Ausdruck kommt.

Nun kann folgendes eintreten. Der Mensch kann die höchsten Empfindungen und Ideen und
Ideale, die er überhaupt zunächst in diesem Zeitenzyklus haben kann, in sein Bewußtsein
aufnehmen; zum Beispiel unsere ethischen Ideale, die ja allein schon für den Menschen ein
Beweis vom Dasein einer geistigen Welt sein müßten. Wenn wir uns durch eine innere
Stimme für diese ethischen Ideale begeistern, uns diesen hohen Idealen hingeben, so kann
die Anregung dazu nicht von außen kommen. Nun kann das so weit gehen, daß der Mensch
etwas, was er ohne Ideale empfindet, in diese erhebt, so daß er nicht aus Pflichtgefühl einer
bestimmten Idee nachlebt, sondern weil er eben nicht mehr anders kann. Für den, der sich
durchdringen läßt von einer sittlichen Idee, wird eintreten, daß er sich so hineinlebt in diese
Idee, daß er sich selbst befiehlt, was in ihrem Sinne recht ist. So müssen die Ideale in der
Bewußtseinsseele aufleuchten, dann strömen sie hinunter und werden Instinkte.

Wenn dies geschieht, daß der Mensch so seine Empfindungen mit seinen Idealen
durchdrungen hat, dann macht sich etwas Besonderes geltend. Diese Instinkte haben das
Bestreben, bis zum physischen Körper sich zum Ausdruck zu bringen. Der Mensch kann aber
zwischen Geburt und Tod nicht mehr an seinem physischen Körper arbeiten. So gehen
gewisse Strömungen durch den Brustkorb zum Kopfe hin. Wenn jemand für ein Ideal
begeistert ist, für dasselbe glüht und voll Feuer ist, so daß er mit Liebe empfindet: das soll
geschehen -, so wird er sich in diesem Leben ihm hingeben, wird alles dafür tun. Aber dies ist
nicht alles. Durch diese Tätigkeit gehen Strömungen in den oberen Teil bis zum Kopfe des
Menschen. Das sind Kräfte, die bis zum physischen Körper zu wirken suchen; aber sie können
in diesem Leben den Kopf nicht mehr ändern, weil des Menschen physischer Leib auch dann,
wenn man sich selbst in solcher Weise veredelt, nicht mehr gestaltungsfähig ist. Diese Kräfte
strömen aber dennoch nach oben. Diese Strömungen bleiben dem Menschen erhalten in
seiner Seele, und wenn der Mensch durch den Tod und eine neue Geburt geht, bringt er sie
mit in ein neues Dasein. Hier tritt das auf, was der Phrenologie eine individuelle
Berechtigung gibt: in den Höckerbildungen des Schädels kommen diese Kräfte, die so
erworben sind, heraus. Man kann nicht sagen, dieser Höcker drückt das allgemein aus,
sondern das, was die Individualität während des vorhergehenden Lebens auf diese Weise oft
mit sich verbunden hat und was doch den Körper nicht mehr hat umbilden können, das
drückt sich da aus.

So gehen diese Anlagen durch das Leben zwischen Tod und neuer Geburt durch, und wir
greifen wirklich, was der Mensch im vorhergehenden Leben so oft in sich hinein hat strömen
lassen. Da greifen Sie wirklich Reinkarnation und Karma, wenn Sie die verschiedenen
Erhabenheiten und Höcker des Kopfes betasten. Wir müssen uns aber dabei bewußt sein,
daß jeder Mensch seine eigenen Gesetze hat; nicht allgemein darf man diese Höcker
beurteilen, sondern ganz individuell. So greifen wir also zum Beispiel einen Höcker und
wissen: es ist die Arbeit, die der Mensch an seiner Seele im vorhergehenden Leben
verrichtet hat. Man kann Karma und Reinkarnation also auch greifen, mit den Händen
greifen! Da kann man bis auf die Körpergestalt von der Geisteswissenschaft lernen.
So wie die Körpergestalt von einem vorhergehenden in ein späteres Leben hereinlebt, so
reichen auch andere Dinge hinüber. Nur muß man alle diese Dinge wirklich nicht kleinlich
betrachten. Man darf nicht glauben, daß das Karmagesetz so zugeschnitten ist wie ein
bürgerliches Gesetzbuch; es ist nur durch umfassende Studien zu begreifen.

Betrachten wir einmal ein großes Unglück, das einen tiefen Schmerz verursacht. Wir
betrachten es vielfach falsch, weil wir immer nur darauf ausgehen, die Wirkung zu sehen.
Wir sehen dann, daß ein Ereignis eingetreten ist, das uns unglücklich gemacht hat, uns aus
unserer Bahn herausgeworfen hat. Wir sehen eben nur die Wirkung. Wir sollten aber die
Ursache suchen. Da würden wir vielleicht folgendes finden: Ja, es gab in einem
vorhergehenden Leben die Möglichkeit, sich diese oder jene Fähigkeit anzueignen. Wir
haben es aber nicht getan, wir haben es versäumt. So sind wir durch die Pforte des Todes
geschritten, ohne diese Fähigkeit erworben zu haben. Nun treiben uns jene Kräfte, die schon
karmische Kräfte sind, im folgenden Leben zu dem Unglück hin. Hätten wir uns jene Fähigkeit
in dem vorhergehenden Leben angeeignet, so hätte uns die Kraft nicht zu dem Unglück
hingetrieben. Dadurch, daß dieses Unglück uns geschieht, erlangen wir nun diese Fähigkeit.
Nehmen wir nun an, dieses Unglück hat uns im zwanzigsten Jahre erreicht, und im
dreißigsten Jahre sehen wir darauf zurück und fragen uns: Was hat uns dazu gemacht, daß
wir diese oder jene Fähigkeiten haben? - so erkennen wir den Zweck dieses Unglücks.
Unendliches gewinnen wir, wenn wir die Dinge nicht als Wirkung, sondern als Ursache
betrachten für das, was sie aus uns machen. Das ist auch ein Erfolg der Lehre vom Karma, die
Dinge als Ursache zu betrachten. Alle diese Dinge sind Einzelheiten des Gesetzes vom Karma.
So sehen Sie, daß man am anthroposophischen Leben teilnehmen soll, weil man viel lernen
kann, was sonst nur Allgemeinbegriff bleibt." (Lit.: GA 108, S. 95ff)

Selbstverständlich ist nicht alles, was im Erdenleben geschieht, Wirkung des Karma, sondern
in jedem Leben werden auch ganz neue ursprüngliche Taten gesetzt, die ihrerseits wieder
Ursache für spätere Wirkungen sind.

Ab dem Ende des 20. Jahrhunderts ist der Christus der Herr des Karma
→ Siehe auch: karmische Vorschau
"Gegen das Ende des 20. Jahrhunderts zu, wird sich wiederum ein bedeutsames Ereignis
abspielen; allerdings nicht in der physischen Welt, sondern in den höheren Welten, in
derjenigen Welt, die wir zunächst als die Welt des Ätherischen bezeichnen. Und dieses
Ereignis wird ebenso grundlegende Bedeutung für die Entwickelung der Menschheit haben,
wie das Ereignis von Palästina im Beginne unserer Zeitrechnung. Und dadurch, daß dieses
Ereignis sich vollzieht, dadurch wird die Möglichkeit geschaffen, daß eben die Menschen den
Christus sehen lernen, schauen werden. Dieses Ereignis ist kein anderes, als daß ein gewisses
Amt im Weltenall für die menschliche Entwickelung in dem 20. Jahrhundert übergeht – in
einer erhöhteren Weise übergeht, als das bis jetzt der Fall war an den Christus. Christus wird
der Herr des Karma für die Menschheitsentwickelung. Und dies ist der Beginn für dasjenige,
was wir auch in den Evangelien mit den Worten angedeutet finden: Er werde
wiederkommen zu scheiden oder die Krisis herbeizuführen für die Lebendigen und die Toten.
– Nur ist im Sinne der okkulten Forschung dieses Ereignis nicht so zu verstehen, als ob es ein
einmaliges Ereignis wäre, das auf dem physischen Plan sich abspielt, sondern es hängt mit
der ganzen zukünftigen Entwickelung der Menschheit zusammen. Christus wird es obliegen
in der Zukunft zu bestimmen, welches unser karmisches Konto ist, wie unser Soll und Haben
im Leben sich zueinander verhalten.
(...) Der Mensch wird immer mehr und mehr dem Christus Jesus als seinem karmischen
Richter begegnen. Und diese Tatsache ist es, die so hereinwirkt in die physische Welt, auf
den physischen Plan, daß der Mensch ein Gefühl dafür entwickeln wird in der Art; mit
alledem, was er tut, schafft er etwas, gegenüber dem er dem Christus Rechenschaft schuldig
sein wird. Und dieses Gefühl, das in einer ganz natürlichen Art im Verlaufe der
Menschheitsentwickelung nunmehr auftritt, wird sich umgestalten, so daß es die Seele mit
einem Lichte durchtränkt, das von dem Menschen selber ausgeht nach und nach, und das
beleuchten wird die Christus-Gestalt innerhalb der ätherischen Welt. Und je mehr dieses
Gefühl, das eine erhöhtere Bedeutung noch haben wird als das abstrakte «Gewissen», sich
ausbilden wird, desto mehr wird die Äthergestalt des Christus in den nächsten
Jahrhunderten sichtbar werden. (...) Einzureihen unseren karmischen Ausgleich dem
allgemeinen Erdenkarma, dem allgemeinen Fortschritt der Menschheit, das fällt in der
Zukunft dem Christus zu." (Lit.: GA 131, S. 77ff)

Unterschied zwischen altem Karma, neuem Karma und Freiheit, sowie sog. Zufall
Nach Rudolf Steiner gibt es keinen reinen Zufall.[4]

Die Unterscheidung zwischen "altem" und "neuem" Karma hält ansonsten einer logischen
Überprüfung nicht stand.

Der Begriff "neues Karma" ist sinnvoll wegen des Gegenstroms der Zeitachsen in der
Evolution[5]. Von neuem Karma sollte man wohl nur sprechen mit Bezug auf Freiheit. Dabei
kann es sich auch um "vorweggenommenes Karma" handeln.

Allerdings ist ja die Freiheit, wie sie in die Welt kam, verursacht, also karmisch bedingt. Als
Freiheit darf sie dann aber nicht als verursacht gelten. Freiheit kann nicht karmisch bedingt
sein, und sie ist es doch nach den Bedingungen ihrer Ermöglichung.

Dagegen steht die Lehre vom "Sündenfall". Hiernach hat der Mensch sein ursprünglich
"ewiges Leben" der Freiheit der Erkenntnis geopfert.[6]

Die künftige karmische Physiognomie


„Je mehr das Ich die Herrschaft haben wird über den Astralleib, desto mehr wird auch der
physische Leib wieder plastisch umgearbeitet werden können. Heute hat der Mensch sein
Karma in sich als Lebenskonto, als die Bilanz alles dessen, was der Mensch in den
verschiedenen Inkarnationen vorbereitet hat. Weil aber des Menschen Physis sehr wenig das
Ich ausdrückt, deshalb hat der Mensch sein Karma innerlich, unmittelbar; später aber wird es
sich auf seinem Antlitz ausdrücken. In Zukunft wird sich die Menschheit so entwickeln, daß
sie ihr Karma auf dem Antlitz tragen wird. Nicht mehr das Geborenwerden in einer
bestimmten Rasse oder in einem bestimmten Klima wird das Ausschlaggebende für das
Äußere sein; sondern es wird eine Klasse der guten und eine Klasse der bösen Menschen
geben. Verstehen wir recht den Paulus, der da sagt: «Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern
der Christus in mir.» (Vgl. Gal 2,20 LUT) Das, was man das Aufnehmen der Jahve-Christus-
Natur nennt, wird sich beim Menschen später im Äußeren zeigen. Heute ist es dem
Menschen noch möglich, Spitzbube zu sein und das zu verbergen, aber in Zukunft wird der
Mensch das Malzeichen seines Innern an der Stirne tragen.“ (Lit.:GA 104a, S. 108f)
"Sehen Sie, das Wort Karma ist ja auf dem Umweg durch das Englische nach Europa
gekommen. Nun, deswegen, weil man das so schreibt: Karma, sagen die Leute sehr häufig
«Karma». Das ist falsch ausgesprochen. Karma ist geradeso zu sprechen, wie wenn es mit ä
geschrieben wäre. Ich spreche nun, seit ich die Anthroposophische Gesellschaft führe, immer
«Ka(= ä)rma», und ich bedaure, daß sehr viele Leute sich daraus angewöhnt haben,
fortwährend das schreckliche Wort «Kirma» zu sagen. Sie müssen immer verstehen, diese
Leute, wenn ich «Karma» sage, «Kirma». Das ist schrecklich. Sie werden es auch schon
gehört haben, daß manche sehr getreue Schüler nun seit einiger Zeit «Kirma» sagen." (Lit.:
GA 235, S. 64)
Die geistig-kosmische Ordnung und ihre Widerspiegelung in der irdisch-menschlichen Welt
wurde im Hinduismus ursprünglich Rita (skrt.: ऋत ṛta n. „Wahrheit, Recht, Ordnung“)
genannt. Heute ist dafür, ebenso wie im Buddhismus der Begriff Dharma (skrt., m., धर्म,
dharma; Pali: Dhamma „Sitte, Recht, Gesetz, Ordnung“) gebräuchlich.
Duden «Etymologie» – Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache, 2. Auflage,
Dudenverlag, 1989
Vgl. GA 34, "Wie Karma wirkt"
Vgl. Christoph J. Hueck: "Evolution im Doppelstrom der Zeit", Vlg. am Goetheanum, Dornach
2012
Vgl. GA 122 und GA 101, S. 115

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Martin von Mackensen: Ein Vortrag für die Landbauschüler am Dottenfelderhof
ᐃᐁ
Farben
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(Weitergeleitet von Farbe)

Isaac Newtons siebenteiliger Farbkreis der reinen Spektralfarben (um 1700)

Die CIE-Normfarbtafel zeigt im Zentrum geringe, nach außen zunehmende Farbsättigung.


Ganz außen liegen die reinen Spektralfarben (Spektralfarblinie, rote Kurve). Die im Zentrum
gelegene Black-Body-Kurve zeigt die Farben eines glühenden schwarzen Körpers in
Abhängigkeit von der Temperatur.

HSV-Farbraum mit Farbton H, Sättigung S und Helligkeit V

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG


Farben sind, im Unterschied zu den Farbstoffen, jene Sinnesqualitäten, die dem Menschen
durch das Auge vermittelt werden, sofern er dabei von der Form und Struktur des
Gesehenen absieht[1] und sind mit ganz spezifischen gefühlsmäßigen Farbempfindungen
verbunden. Farben sind nach Goethe "Taten des Lichts, Taten und Leiden."[2] Dabei kann
man unterscheiden zwischen Lichtfarben, die unmittelbar von einer selbstleuchtenden
Lichtquelle ausgehen[3][4], und Körperfarben, die bei Durchleuchtung[5] oder Reflexion[6]
an materiellen Objekten entstehen. Im Unterschied zu den bunten Farben werden Weiß,
Schwarz und alle dazwischen liegenden neutralen Grautöne ohne Farbstich als unbunt
bezeichnet. Was keine Farben hat, ist farblos. Farben können im HSV-Farbraum durch den
Farbton (eng. Hue), die Farbsättigung (eng. Saturation) und die Helligkeit (eng. Value)
charakterisiert werden.

Die größte Farbsättigung (Buntheit) haben die reinen Spektralfarben, die auch als
Primärfarben oder Grundfarben bezeichnet werden. Sekundärfarben sind Mischungen von
zwei, Tertiärfarben von drei Grundfarben. Je nach Mischungsverhältnis können dabei die
verschiedensten (im Idealfall alle) Farbtöne erzielt werden. Grelle, schreiende Farben mit
besonders hoher Leuchtkraft und Farbsättigung werden auch Neonfarben genannt.
Leuchtfarben, die teilweise auch im Dunkeln leuchten bzw. nachleuchten, geben mehr Licht
im sichtbaren Bereich ab, als sie von außen aufnehmen.

Warme und kalte Farben


Rote bis gelbe und braune Farbtöne werden zumeist als angenehm aktive warme Farben
empfunden. Grüne und blaue bis violette Farbtöne werden hingegen in der Regel als passive
kalte Farben erlebt, wie es auch Goethe in seiner Farbenlehre unter der «sinnlich-sittlichen
Wirkung der Farbe» ausführlich beschrieben hat. Warme Farben führen bei Testpersonen
auch objektiv zu einem messbaren Anstieg des Blutdrucks und der Atmungs- und
Pulsfrequenz, während diese bei kalten Farben sinken[7].

Die Realität der Farben


Die Farben haben keine physische Realität, sind aber dennoch keine bloß subjektive
Phänomene, sondern gehören als objektive seelische Realität der Seelenwelt, genauer der
Region der flutenden Reizbarkeit, an.
„Die Physik soll es bei dem bloßen im Raume Vorhandenen des Lichtes lassen. Das
Betrachten des Farbigen kann überhaupt nicht geschehen, ohne in das Seelische
heraufgehoben zu werden. Denn es ist eine bloße törichte Rederei, wenn man sagt, das
Farbige sei lediglich ein Subjektives. Und wenn man namentlich dann etwa dazu übergeht zu
sagen - wobei man sich vom Ich nichts Genaues vorstellt -, draußen wäre irgendeine
objektive Veranlassung, und die wirke auf uns, auf unser Ich - - Unsinn ist es; das Ich selber
ist in der Farbe drinnen. Es sind das Ich und auch der menschliche Astralleib gar nicht von
dem Farbigen zu unterscheiden, sie leben in dem Farbigen und sind insoferne außer dem
physischen Leib des Menschen, als sie mit dem Farbigen draußen verbunden sind; und das
Ich und der astralische Leib, sie bilden im physischen Leibe und im Ätherleibe die Farben erst
ab. Das ist es, worauf es ankommt. So daß die ganze Frage nach der Wirkung eines
Objektiven des Farbigen auf ein Subjektives ein Unsinn ist; denn in der Farbe drinnen liegt
schon das, was Ich, was astralischer Leib ist, und mit der Farbe herein kommt das Ich und der
astralische Leib. Die Farbe ist der Träger des Ichs und des astralischen Leibs in den
physischen und in den Ätherleib hinein. So daß die ganze Betrachtungsweise einfach
umgekehrt und umgewendet werden muß, wenn man zu der Realität vordringen will.

Was da also hineingekrochen ist in die Physik, und was die Physik mit ihren Strichen und
Linien umfängt, das muß wieder heraus. Es müßte geradezu zunächst einmal eine Periode
eintreten, wo man es verschmäht, überhaupt zu zeichnen, wenn man in der Physik von der
Farbe spricht, wo man versuchen soll, die Farbe in ihrem Fluktuieren, in ihrem Leben zu
erfassen.“ (Lit.:GA 291, S. 59f)

Wirkung der Komplementärfarben auf Kinder


→ Hauptartikel: Komplementärfarben
Bei der Erziehung des Kindes ist besonders darauf zu achten, dass auf Kinder nicht
unmittelbar die äußeren Farben wirken, sondern die im Organ erzeugten Gegenfarben. Ein
sehr lebhaftes, nervöses Kind wird daher gerade durch gelbe und rote Farbtöne beruhigt,
weil es in seinem Inneren die beruhigende Wirkung der blauen und grünen
Komplementärfarben verspürt. Umgekehrt kann ein passives Kind durch blaugrüne Farbtöne
zur Aktivität angeregt werden.

„Ein aufgeregtes Kind muß man mit roten oder rotgelben Farben umgeben und ihm Kleider
in solchen Farben machen lassen, dagegen ist bei einem unregsamen Kinde zu den blauen
oder blaugrünen Farben zu greifen. Es kommt nämlich auf die Farbe an, die als Gegenfarbe
im Inneren erzeugt wird. Das ist zum Beispiel bei Rot die grüne, bei Blau die orangegelbe
Farbe, wie man sich leicht überzeugen kann, wenn man eine Weile auf eine entsprechend
gefärbte Fläche blickt, und dann rasch das Auge auf eine weiße Fläche richtet. Diese
Gegenfarbe wird von den physischen Organen des Kindes erzeugt und bewirkt die
entsprechenden dem Kinde notwendigen Organstrukturen. Hat das aufgeregte Kind eine
rote Farbe in seiner Umgebung, so erzeugt es in seinem Inneren das grüne Gegenbild. Und
die Tätigkeit des Grünerzeugens wirkt beruhigend, die Organe nehmen die Tendenz der
Beruhigung in sich auf.“ (Lit.:GA 34, S. 326f)

Der unterschiedliche Charakter der Farben in der physischen, seelischen und geistigen Welt

Farbkreis, Zeichnung von Johann Wolfgang von Goethe.


In der physischen Welt erscheinen die Farben als Außenfarbe, die an der Oberfläche der
Dinge haften; in der Astralwelt (Seelenwelt) hingegen zeigen sie sich als Innenfarben und in
der geistigen Welt als strahlende Farben:

„Die Farben sind uns in der physischen Welt nur an räumlichen Dingen bekannt. Selbst wo
sie ohne Gegenstand vorhanden sind, werden sie nur durch diese bemerkbar. Nur in den
Grenzfällen physischen Lebens kann man Farben ohne Gegenstand sehen, zum Beispiel den
Regenbogen.

Die Farben in der Astralwelt sind nicht an eine feste, räumliche Grenze gebannt. Sie sind
noch seelisch, der Ausdruck eines Wesens, an dem sie sich befinden. Eine sinnliche
Leidenschaft drückt sich anders aus als ein hochstrebender Gedanke. Hier ist unmittelbarer
Zusammenklang; sie schwebt frei, aber sie ist verbunden mit dem, was sie ausdrückt. Sie ist
nicht Außen-, sondern Innenfarbe. Der Glocke zum Beispiel ist es gleichgültig, ob sie gelb
oder grün ist, es beeinträchtigt nicht ihren Ton. Wenn man über die astralische Welt
hinauskommt, gibt es auch Farben; diese sind aber nicht nur Innenfarben, sondern sie sind
schöpferisch, bringen sich selbst hervor, es sind strahlende Farben.

Wenn nun der Mensch sich in den mentalen Raum erhebt, verliert er zunächst die Fähigkeit,
die mentalen Farben gleich wahrzunehmen, deshalb spricht man von der tönenden Welt.
Die Fähigkeit tritt auf, Schall und Ton wahrzunehmen. Erst wenn man wiederum höher
kommt, dann nimmt man die strahlenden Farben wahr. Wenn sich der Mensch wieder zur
Farbe durchgerungen hat, ist er im Arupa. Wenn wir von einem physischen Gegenstand
Farbe abnehmen und sie wie ein Häutchen mitnehmen und nach Devachan mitbringen
könnten, so würde die Farbe dort erstrahlen. Daher nennt man Devachan auch die Welt der
strahlenden Farben. Wenn man hier einem Mitmenschen etwas mitteilen will, sagt man es
ihm durch den Ton; im Devachan würde es in entsprechender Farbe erstrahlen.

Eine solche Welt, wo alle Wesen in strahlenden Farben leben, nennt man das erste
Elementarreich. Wenn die Materie dieser Wesen etwas dichter wird, ins Rupische
hinuntersteigt, fangen sie an, durch Töne sich bemerkbar zu machen: Das ist das zweite
Elementarreich. Die Wesen, die darin leben, sind sehr beweglich. Im dritten Elementarreich
kommt zu dem übrigen die Gestalt hinzu. Die Innenfarbe ist gestaltet. Leidenschaft zeigt sich
in Blitzform, erhabene Gedanken in Pflanzenform. In höheren Gebieten sind es Funken und
Scheine, hier sind es Formen von einfarbiger und tönender Welt.

Alle unsere Wesen sind durch drei Elementarreiche gegangen. Gold, Kupfer und so weiter
sind jetzt ins Mineralreich übergegangen. Gold sah in der Mondrunde nicht so aus wie jetzt,
sondern wie ein nach verschiedenen Seiten strahlender Stern, durch den man durchgreifen
konnte. Durch einen ähnlichen Prozeß wird Wasser, wenn es zu Schnee gefriert, zu einem
kleinen Kristall. Die Metalle sind die verdichteten Formen des dritten Elementarreiches.
Deshalb ist Metall nicht innerlich gleichförmig, sondern innerlich gestaltet (Chladnische
Klangfiguren). Nach Linien und Figuren ist das ganze Mineralreich belebt, und im dritten
Elementarreich wird es gefärbt. Dadurch, daß die Formen erstarren, wird Oberfläche, und
nun entsteht die Farbe an der Oberfläche.

Wir haben also:


Elementarreich der strahlenden Farben
Elementarreich der freien Töne
Elementarreich der farbigen Formen
Mineralreich der farbigen Körper.
Die physische Welt enthält alle drei Elementarreiche wie geronnen in sich. Der Ton hängt mit
dem Innern eines Wesens viel mehr zusammen als die Farbe, letztere ist mehr Oberfläche.
Noch innerlicher hängen die strahlenden Farben zusammen.“ (Lit.:GA 291a, S. 188f)

Alles Farbige in der Welt ist eine umgewandte Aura

Die okkulte Bedeutung der Farben der Aura nach: Annie Besant, C. W. Leadbeater: Thought-
Forms, 1901[8]
„Das physische Auge erblickt um sich herum Lichter, Farben. Wie der Hellseher die Aura am
astralischen Leib rot, blau, gelb und grün wahrnimmt, so sieht das physische Auge um sich
herum Rot, Blau, Gelb und Grün. In beiden Fällen ist die Ursache genau die gleiche. Wie
hinter dem Rot im Astralleib eine Begierde lebt, so steckt hinter dem Rot der Blume eine
Begierde als das «Ding an sich». Eine in der Blume waltende Begierde ist das Rot in der
Blume. Was der Gesichtssinn tut, wenn er diesen Punkt überschreitet, ist nicht anders, als
wenn Sie einen Rock umkehren, ihn auf die andere Seite wenden. Während in der Aura sich
des Menschen astrale Natur ausprägt, lebt hinter der ganzen Farben- und Lichtwelt, hinter
der Welt des Gesichtssinnes, die äußere astrale Natur. Niemals gäbe es in der Welt Farben,
wenn nicht die Dinge ganz und gar durchdrungen wären von astralen Wesenheiten. Was in
der Welt als Farben erscheint, rührt von den Astralwesen her, die sich äußerlich durch die
Farbe kundtun. Durch die Umwendung des Inneren nach außen geht die Wesenheit von dem
höheren auf den niederen Plan herunter. Sie können das Folgende durch Meditation
erreichen: Wenn Sie eine grüne Fläche, etwa ein Laubblatt, vor sich haben und jetzt aus sich
herausgehen, um die Sache von der anderen Seite anzuschauen, dann würden Sie die astrale
Wesenheit sehen, die hinter der grünen Farbe ist und die sich durch die grüne Farbe anzeigt.
So müssen Sie sich vorstellen: Indem Sie in die Welt hinausschauen und diese Welt mit
Farben überdeckt sehen, haben Sie hinter diesen Farben die astralischen Wesenheiten zu
vermuten. Wie Sie aus Ihrem Inneren die Farben Ihrer Aura für den Hellseher erscheinen
lassen, so ist die Farbendecke der Welt der Ausdruck für die kosmische Aura. Alles Farbige in
der Welt ist eine umgewandte Aura. Könnten Sie Ihre Aura umwenden wie einen Rock, so
würden Sie Ihre Aura auf der umgekehrten Seite ebenfalls physisch sichtbar sehen. Das gilt
für den Gesichtssinn, und damit sehen Sie, daß der Gesichtssinn in inniger Beziehung zur
astralischen Welt steht.“ (Lit.:GA 96, S. 130f)

Farbenatmung - die Farbe als Sprache höherer Wesenheiten


Farben bilden die Sprache der höheren Wesen, die direkt über dem Menschen stehen. Auch
der Mensch wird künftig den Zusammenhang zwischen Worten und Farben empfinden. In
den Aufzeichnungen zu einer esoterischen Instruktionsstunde in Basel vom 24. September
1912 heißt es:

„Nicht nur in den Lungen haben wir einen Atmungsvorgang, sondern auch in den Augen. Nur
daß dort keine Luft ein- und ausgeatmet wird, sondern Wärme. Wenn wir eine rote Farbe
sehen, wird Wärme ausgeatmet (rot, orange, gelb). Wird eine kalte Farbe wie Blau, Indigo,
Violett wahrgenommen, dann atmet das Auge ein. Dasjenige, was den Augen ätherisch
zugrundeliegt - so wie Luft der physischen Lunge zugrundeliegt -, ist Wärme und wird ein-
und ausgeatmet. Im Grunde ist jedes Sinnesorgan ein Atmungsorgan.

Höhere Wesen, die unmittelbar über den Menschen stehen, haben weder solche Augen,
noch eine solche Sprache wie der Mensch. Sie richten irgendwo Wärme hin und an der Stelle
leuchtet eine Farbe auf. Dadurch drücken sie ihr Wesen aus und so reden sie miteinander.
Wer die Farben jemals so in ihrer lebendigen Gestalt wahrgenommen hat, der empfindet
Schmerz, wenn er die festen Farben sieht, die an den physischen Gegenständen haften - so
wie überhaupt die ganze physische Welt ihn schmerzt anfänglich. Der Schmerz hört erst auf,
wenn man lernt, die Farben moralisch zu empfinden. Dann empfindet man im Rot die
Bestrafung des Egoismus, im Blau die Belohnung für die Überwindung des Egoismus. Dann
fangen die Farben an, eine Sprache zu sprechen, die auch die zukünftige Sprache der
Menschen sein wird.

In dem Maße, wie die Menschen sich dem Jupiterdasein nähern, wird ihr Sprechen immer
mehr zugleich ein Wahrnehmen werden; dann wird Atmungs- und Sprachorgan nicht mehr
so getrennt sein wie heute. Auch das Sehen und die Wärmeempfindung werden sich
vereinigen. Es war notwendig für die Entwickelung des selbständigen Ich, daß diese Prozesse
eine Zeitlang getrennt waren. Wäre das nicht geschehen, dann würde der Mensch zwar
immer wahrgenommen haben, was in seiner Umgebung geschieht, aber nicht zum
Selbstbewußtsein gekommen sein. In der Zukunft wird man anfangen, einen Zusammenhang
zu empfinden zwischen dem gesprochenen Worte und den Farben. Man wird Grün
empfinden, wenn von gleichgültigen Dingen geredet wird; Gelb wird auftauchen, wenn man
egoistisch spricht; Rot wird da sein, wenn der Egoismus bekämpft wird.[9]“ (Lit.:GA 265, S.
360f)

Die Entstehung der Farben auf dem alten Mond


Der alte Saturn, der der Sonnenentwicklung vorangegangen ist, war das gemeinsame Werk
der ersten Hierarchie, also der Seraphim, Cherubim und Throne. Der Alte Saturn war eine
reine Wärmewelt, die in vollkommene Finsternis gehüllt war. Doch war dieses ein passive
Finsternis, die aus der volkommenen Abwesenheit des Lichts resultierte. Die alte Sonne
wurde durch die zweite Hierarchie, die Kyriotetes, Dynamis und Exusiai, hervorgebracht.
Jetzt erst entstand das Licht. Die dritte Hierarchie, die Angeloi, Archangeloi und Archai
trugen damals den Schatten, die Finsternis in das Licht hinein, die luftige Finsternis. Dadurch
wurde auf der Alten Sonne das Luftelement als Schatten des Lichts gebildet. Wesentlich
wirkten die Wesenheiten der dritten Hierarchie dann an der folgenden Entwicklung des alten
Mondes mit. Sie trugen das Licht in die Finsternis und die Finsternis in das Licht. Sie wurden
zu Vermittlern zwischen Licht und Finsternis, aus deren Zusammenspiel die Farben
entstanden. Und insofern die real wirkenden Farben in das Luftelement hinein sprühten,
verdichtete sich dieses bis zum Wasserelement.

„Nun gehen wir weiter. Die weitere Entwickelung wird nun wiederum durch die Söhne der
zweiten Hierarchie, durch Archai, Archangeloi, Angeloi, geleitet. Diese Wesenheiten bringen
ein Neues in das leuchtende Element, das zunächst durch die zweite Hierarchie, eingezogen
ist, das seinen Schatten, die luftige Finsternis nach sich gezogen hat - nicht die gleichgültige
neutrale Finsternis, die saturnische, die einfach Abwesenheit des Lichtes war, sondern die,
welche den Gegensatz des Lichtes herausgearbeitet hat. Zu dieser Entwickelung hinzu bringt
die dritte Hierarchie, Archai, Archangeloi, Angeloi, durch ihre eigene Wesenheit ein Element
hinein, das ähnlich ist unserem Begehren, unseren Trieben, etwas zu erlangen, nach etwas
sich zu sehnen.

Zeichnung aus GA 233a, S. 17


Dadurch kam folgendes, dadurch kam zustande, daß, sagen wir, ein Archai- oder
Angeloiwesen hier hereinkam (siehe Zeichnung S. 17, Punkt auf dem Lichtstrahl rechts) und
auftraf auf ein Element des Lichtes, ich möchte sagen, auf einen Ort des Lichtes. In diesem
Ort des Lichtes empfing es durch die Empfänglichkeit für dieses Licht den Drang, das
Begehren für die Finsternis. Es trug das Angeloiwesen das Licht in die Finsternis herein, oder
ein Angeloiwesen trug die Finsternis in das Licht herein. Diese Wesenheiten werden die
Vermittler, die Boten zwischen Licht und Finsternis. Und die Folge davon war, daß dann
dasjenige, was früher nur im Lichte erglänzte und seinen Schatten, die dunkle luftige
Finsternis, nach sich gezogen hat, daß das anfing in allen Farben zu schillern, daß Licht in
Finsternis, Finsternis in Licht erschien. Die dritte Hierarchie ist es, die die Farbe
hervorgezaubert hat aus Licht und Finsternis. Sehen Sie, hier haben Sie auch sozusagen
etwas historisch Dokumentarisches vor Ihre Seele hinzustellen. In der Aristoteles-Zeit hat
man noch gewußt, wenn man, ich möchte sagen, innerhalb des Mysteriums sich gefragt hat,
woher die Farben kommen, daß damit die Wesenheiten der dritten Hierarchie zu tun haben.
Daher sprach es Aristoteles in seiner Farbenharmonie aus, daß die Farbe ein
Zusammenwirken des Lichtes und der Finsternis bedeutet. Aber dieses geistige Element, daß
man hinter der Wärme die Wesenheiten der ersten Hierarchie, hinter dem Lichte und
seinem Schatten, der Finsternis, die Wesenheiten der zweiten Hierarchie, hinter dem
farbigen Aufglitzern in einem Weitenzusammenhange die Wesenheiten der dritten
Hierarchie zu sehen hat, das ging verloren. Und es blieb nichts anderes übrig als die
unglückselige Newtonsche Farbenlehre, über die bis ins 18. Jahrhundert herein die
Eingeweihten gelächelt haben, und die dann das Glaubensbekenntnis derjenigen wurde, die
eben physikalische Fachleute sind.

Man muß eben wirklich von der geistigen Welt gar nichts mehr wissen, wenn man im Sinne
dieser Newtonschen Farbenlehre sprechen kann. Und wenn man noch innerlich
aufgestachelt ist von der geistigen Welt, wie es bei Goethe der Fall war, da sträubt man sich
dagegen. Man stellt, wie er es getan hat, das Richtige hin und schimpft furchtbar. Denn
Goethe hat nie so geschimpft als bei der Gelegenheit, wo er über Newton zu schimpfen
hatte; er schimpfte furchtbar über das unsinnige Zeug. Solche Dinge kann man ja heute nicht
begreifen, aus dem einfachen Grunde, weil heute jemand vor den Physikern ein Narr ist, der
nicht die Newtonsche Farbenlehre anerkennt. Aber die Dinge liegen doch nicht so, daß etwa
in der Goethe-Zeit Goethe ganz allein dagestanden hätte. Unter denen, die nach außen diese
Dinge aussprachen, stand er allein da, aber die Wissenden, auch noch am Ende des 18.
Jahrhunderts, sie wußten eben durchaus auch, wie innerhalb des Geistigen die Farbe
erquillt.

Aber sehen Sie, die Luft ist der Schatten des Lichtes. Und geradeso, wie, wenn das Licht
ersteht, unter gewissen Bedingungen der finstere Schatten da ist, so ersteht, wenn Farbe da
ist und diese Farbe als Realität wirkt - und das konnte sie, solange sie eindrang in das luftige
Element -, so entsteht, wenn die Farbe hinsprüht im luftigen Elemente, wirkt im luftigen
Elemente, also etwas ist, nicht bloß ein Abglanz ist, nicht bloß die Reflexfarbe ist, sondern
eine Realität, die hinsprüht im luftigen Elemente: dann entsteht, wie durch Druck
Gegendruck entsteht unter gewissen Bedingungen, aus dem realen Farbigen das flüssige, das
wäßrige Element. Wie der Schatten des Lichtes Luft ist, kosmisch gedacht, so ist das Wasser
der Abglanz, die Schöpfung des Farbigen im Kosmos. Sie werden sagen: Das verstehe ich
nicht. - Aber versuchen Sie nur einmal, tatsächlich das Farbige zu fassen in seinem realen
Sinne.

Zeichnung aus GA 233a, S 20


Rot - nun ja, glauben Sie, daß das Rot wirklich in seiner Wesenheit nur die neutrale Fläche
ist, als die man es gewöhnlich anschaut? Das Rot ist doch etwas, was eine Attacke auf einen
macht. Ich habe es oftmals erwähnt. Man möchte davonlaufen vor dem Rot, es stößt einen
zurück. Das Blauviolett, man möchte ihm nachlaufen, es läuft immer vor einem davon, es
wird immer tiefer und tiefer. In den Farben lebt ja alles. Die Farben sind eine Welt, und das
seelische Element fühlt sich in der Farbenwelt tatsächlich so, daß es gar nicht auskommen
kann ohne Bewegung, wenn es den Farben mit dem seelischen Erleben folgt.

Sehen Sie, der Mensch glotzt heute den Regenbogen an. Wenn man nur mit einiger
Imagination nach dem Regenbogen hinschaut, da sieht man Elementarwesen, die am
Regenbogen sehr tätig sind. Diese Elementarwesen zeigen sehr merkwürdige Erscheinungen.
Hier (bei Rot und Gelb) sieht man fortwährend aus dem Regenbogen herauskommen
gewisse Elementarwesen. Die bewegen sich dann so herüber. In dem Augenblicke, wo sie
ankommen an dem unteren Ende des Grüns, werden sie angezogen. Man sieht sie hier
verschwinden (bei Grün und Blau). Auf der anderen Seite kommen sie wieder heraus. Der
ganze Regenbogen zeigt für den, der ihn mit Imagination anschaut, ein Herausströmen des
Geistigen, ein Verschwinden des Geistigen. Er zeigt tatsächlich etwas wie eine geistige
Walze, wunderbar. Und zu gleicher Zeit bemerkt man an diesen geistigen Wesenheiten, daß,
indem sie da herauskommen, sie mit einer großen Furcht herauskommen, indem sie da
hineingehen, gehen sie mit einem ganz unbesieglichen Mut hinein. Wenn man nach dem
Rotgelb hinschaut, da strömt Furcht aus, wenn man nach dem Blauviolett hinschaut,
bekommt man das Gefühl: Da lebt ja alles wie Mut, wie Courage.

Nun stellen Sie sich vor, daß nicht bloß der Regenbogen da ist, sondern wenn ich jetzt hier
einen Schnitt zeichne (siehe Zeichnung, Tafel 2 oben) und der Regenbogen so steht (um 90°
gedreht), so kommen die Wesenheiten da heraus, da verschwinden sie; hier Angst, hier Mut
(siehe Zeichnung S. 22). Der Mut verschwindet wiederum. So wäre jetzt das Auge gerichtet,
hier ist der Regenbogen, hier ist jetzt

Zeichnung aus GA 233a, S 22


Rot, Gelb und so weiter. Da bekommt der Regenbogen eine Dicke. Und da werden Sie sich
schon vorstellen können, daß wäßriges Element daraus entsteht. Und in diesem wäßrigen
Element leben nun geistige Wesenheiten, die wirklich auch eine Art von Abbild sind der
Wesenheiten der dritten Hierarchie. Man kann schon sagen: Kommt man an die Wissenden
des 11., 12., 13. Jahrhunderts heran, so muß man solche Dinge verstehen. Sie können nicht
einmal die Späteren mehr verstehen, Sie können nicht den Albertus Magnus verstehen,
wenn Sie ihn lesen mit dem, was heute der Mensch weiß. Sie müssen ihn lesen mit einer Art
von Wissen, daß solches Geistiges für ihn noch eine Realität war; dann verstehen Sie erst,
wie er die Worte gebraucht, wie er sich ausdrückt. Und auf diese Weise treten auf wie ein
Abglanz der Hierarchien Luft, Wasser. Indem die Hierarchien selber eindringen, dringt die
zweite Hierarchie ein in Form des Lichtes, die dritte Hierarchie ein in Form des Farbigen.
Damit aber, daß dieses sich bildet, ist das Mondendasein erreicht.“ (Lit.:GA 233a, S. 18ff)
Siehe auch
Kategorie:Farben - Artikel in der deutschen Wikipedia
Farbe - Artikel in der deutschen Wikipedia
Farbwahrnehmungsprozeß
Farbzuordnung der Planeten
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Farbenlehre (Steiner)
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Die vier Bildfarben

Die drei Glanzfarben

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Die Farbenlehre Rudolf Steiners wurde von Rudolf Steiner in einem kleinen Zyklus von drei
Vorträgen dargestellt, die er von 6. - 8. Mai 1921 in Dornach gehalten hat, um damit
Anregungen für ein geistgemäßes künstlerisch-malerisches Schaffen zu geben.

Rudolf Steiner unterscheidet darin zwischen Bildfarben und Glanzfarben. Die Bildfarben, im
Gegensatz zu den Glanzfarben, haben immer etwas Schattenhaftes und sie zeigen nicht ihr
eigenes Wesen, sondern bilden etwas anderes ab. Steiner nennt folgende vier Bildfarben:

Schwarz ist das geistige Bild des Toten.


Weiß ist das seelische Bild des Geistes.
Grün ist das tote Bild des Lebens.
Pfirsichblüt ist das lebendige Bild des Seelischen.
Die drei Glanzfarben sind:

Gelb ist der Glanz des Geistes; es ist das Ausstrahlende.


Blau ist der Glanz des Seelischen; sein Charakter ist das Sich-innerlich-Zusammennehmen,
das Sich-Stauen, das Sich-innerlich-Erhalten.
Rot ist der Glanz des Lebendigen; sein Wesen ist das gleichmäßige Erfülltsein des Raumes, es
bildet den Ausgleich zwischen Gelb und Blau.
„Schwarz, Weiß, Grün, Pfirsichblüt haben Bildcharakter, sie bilden etwas ab. In Gelb, Blau
und Rot erglänzt etwas.

Gelb, Blau, Rot: das ist die Außenseite des Wesenhaften. Grün, Pfirsichblüt, Schwarz, Weiß
sind immer hingeworfene Bilder, sind immer etwas Schattiges.

So daß wir sagen könnten: Schwarz, Grün, Pfirsichblüt und Weiß sind im Grunde genommen
im weitesten Sinne die Schattenfarben. Der Schatten des Geistes in das Seelische ist Weiß.
Der Schatten des Toten in den Geist ist Schwarz. Der Schatten des Lebendigen in das Tote ist
Grün. Der Schatten des Seelischen in das Lebendige ist Pfirsichblüt. Schatten oder Bilder ist
etwas Verwandtes.“ (Lit.:GA 291, S. 48)
„Nun sagen wir - Glanz; aber Glanz führt uns darauf, daß etwas glänzt. Was glänzt denn? Ja,
sehen Sie, wenn wir das Gelb haben, da brauchen Sie ja nur das folgende - aber Sie müssen
das mit der Empfindung, nicht mit dem abstrahierenden Verstände als Erwägung anstellen -
sich vor die Seele zu stellen, brauchen sich nur zu sagen: Indem ich das Gelb empfange,
werde ich von dem Gelben eigentlich so berührt, daß es innerlich in mir weiterlebt. Das Gelb
lebt innerlich in mir weiter. Bedenken Sie, das Gelbe macht uns heiter. Heiter sein, heißt
aber im Grunde genommen, sich mit einer größeren inneren seelischen Lebendigkeit im
Inneren erfüllen. Wir werden also eigentlich mehr nach unserem Ich hin gestimmt durch das
Gelbe. Wir werden durchgeistet, mit anderen Worten, Wenn Sie also das Gelbe in seiner
Urwesenheit nehmen, wie es nach außen hin verschwimmt, und wenn Sie sich vorstellen, es
glänzt nun, weil es ein Glanz ist, nach Ihrem Inneren, und wenn es in Ihrem Innerei als Geist
aufglänzt, so werden Sie sagen müssen:

Das Gelb ist der Glanz des Geistes.


Blau, das Sich-innerlich-Zusammennehmen, das Sich-Stauen, das Sich-innerlich-Erhalten, es
ist der Glanz des Seelischen.
Das Rot, das gleichmäßige Erfülltsein des Raumes, es ist der Glanz des Lebendigen.
Das Grün ist das Bild des Lebendigen, und das Rot ist der Glanz des Lebendigen. Das zeigt
sich Ihnen ja wunderschön, wenn Sie versuchen, ein Rot auf einer weißen Fläche anzusehen,
ein ziemlich gesättigtes Rot; schauen Sie dann rasch weg, so sehen Sie das Grün als Nachbild,
so sehen Sie dieselbe Fläche als grünes Nachbild. Das Rot glänzt in Sie herein; es bildet sein
eigenes Bild im Inneren. Was ist aber das Bild des Lebendigen im Inneren? Sie müssen es
ertöten, um ein Bild zu haben. Das Bild des Lebendigen ist das Grün. Es ist kein Wunder, daß
das Rote als Glanz, wenn es in Sie hineinglänzt, das Grün als sein Bild gibt.

So daß wir also eben diese drei ganz andersartigen Farbennaturen bekommen. Es sind die
aktiven Farbennaturen. Es ist dasjenige, was glänzt, was gewissermaßen in seiner Wesenheit
die Differenzierung hat; die anderen Farben sind ruhige Bilder. Wir haben etwas hier, was
den Analogon hat im Kosmos. Wir haben im Kosmos den Gegensatz von Tierkreisbildern, die
ruhige Bilder sind, und das den Kosmos Differenzierende in den Planeten. Es ist nur ein
Vergleich, aber ein Vergleich, der innerlich sachlich begründet ist. Wir können sagen: Wir
haben in Schwarz, Weiß, Grün und Pfirsichblüt etwas, was wie das Ruhende wirkt. Selbst
wenn es in Bewegung ist, wenn es ineinanderfließt, so muß es noch innerlich ruhig sein, wie
beim Schwarz-Weißen im Pfirsichblüt. Und wir haben in den drei Farbennuancen, im Rot,
Gelb und Blau, ein innerlich Bewegtes, ein Planetarisches. Ein Fixsternhaftes in Schwarz,
Weiß, Pfirsichblüt und Grün; ein Planetarisches in Gelb, Blau und Rot. Gelb, Blau und Rot
nuancieren die anderen Farben. Das Weiße wird nuanciert durch Gelb und Blau zum Grün;
das Pfirsichblüt wird nuanciert durch das Rote, indem es hineinglänzt in das
ineinanderwirkende Weiß und Schwarz.

Sie sehen hier förmlich den Farbenkosmos. Sie sehen die Welt als Farbe in ihrem
Ineinanderwirken, und Sie sehen, daß wir wirklich zu den Farben gehen müssen, wenn wir
die Gesetzmäßigkeiten des Farbigen studieren wollen. Wir müssen nicht von den Farben
weggehen zu etwas anderem hin, sondern wir müssen in den Farben selber bleiben. Und
wenn wir eine Auffassung für die Farben haben, dann kommen wir schon dazu, in den
Farben selber dasjenige zu sehen, was ihre gegenseitige Beziehung ist, was in ihnen das
Glänzende, Leuchtende ist, was in ihnen das Schattige, Bildgebende ist.“ (S. 51f)
DatenschutzÜber AnthroWikiHaftungsausschlussDas Kamaloka an der Grenze der physisch-
ätherischen und der astralen Welt
Das Kamaloka ist dort, wo sich die drei obersten Bereiche der physisch-ätherischen Welt
(Lichtäther, Klangäther und Lebensäther) mit den drei untersten Regionen der Astralwelt
(Begierdenglut, fließende Reizbarkeit und Region der Wünsche) überschneiden:

"Wenn wir vom physischen Plan ausgehen, so haben wir hier (es wird gezeichnet) sieben
Unterabteilungen des physischen Planes; dann kämen sieben Unterabteilungen des
Astralplanes. Von diesen fallen die drei untersten mit den drei obersten des physischen
Planes zusammen. Wir müssen den Astralplan mit dem physischen Plan so
zusammengeschoben betrachten, daß die drei obersten Partien des physischen Planes
zugleich die drei untersten Partien des Astralplanes sind. Wir können von einer Randzone
sprechen, das ist die, welche unsere Seelen nach dem Tode nicht verlassen können, wenn sie
durch Begierden noch an die Erde gefesselt sind. Man nennt sie Kamaloka." (Lit.: GA 101, S.
223)

Kamaloka
physisch-ätherische Welt Astralwelt Planetensphäre
Region des Seelenlebens Sonnensphäre
Region der tätigen Seelenkraft Venussphäre
Region des Seelenlichtes Merkursphäre
Region von Lust und Unlust
Lebensäther Region der Wünsche Mondensphäre
Klangäther Region der fließenden Reizbarkeit Kamaloka
Lichtäther Region der Begierdenglut
Feuer/Wärmeäther
Luft Sublunare Sphäre
Wasser
Erde
Erdgebundene Tote
→ Hauptartikel: Erdgebundene Tote
In manchen Fällen werden die Toten länger als üblich an die Erdensphäre gebunden. Oft
wird dieses für den Toten nur schwer zu ertragende Erlebnis dadurch verursacht, dass der
Mensch es während des Erdenlebens versäumt hat, sich Begriffe und Vorstellungen zu
bilden, die über das irdische Dasein hinausreichen. Es können aber auch Sorgen für
zurückgelassene Freunde, Verwandte und Kinder oder unerfüllte Aufgaben sein, die den
Toten noch lange an das Erdendasein fesseln. Man kann dann den Toten helfen, indem man
ihre Aufgaben und Pflichten übernimmt. Für die Erde selbst und die hier zurückgelassenen
Menschen stellen die erdgebundenen Toten ein großes Problem dar, denn „vieles von dem,
was an zerstörenden Kräften wirkt innerhalb der Erdensphäre, kommt von solchen in diese
Erdensphäre gebannten Toten.“ (Lit.: GA 182, S. 20)

"Seelen, welche überhaupt nicht viel von dem entwickelt haben, was Empfindungen und
Gefühle sind, die sozusagen über das Erdenleben hinausgehen, bleiben auch recht lange mit
der Sphäre des Erdenlebens verbunden, verbunden durch ihr eigenes Begehren. Wenn ein
Mensch — das ist ja sogar, man möchte sagen, äußerlich leicht einzusehen — ein ganzes
Leben nur solche Gefühle und Empfindungen in sich ausgebildet hat, die sich durch
Leibesorgane, durch Verhältnisse der Erde befriedigen lassen, dann kann er auch nicht
anders, als eine gewisse längere Zeit mit der Sphäre der Erde verbunden bleiben. Man kann
durch ganz andere Triebe und Begierden noch, als man gewöhnlich wähnt, mit der
Erdensphäre verbunden bleiben. Zum Beispiel recht ehrgeizige Menschen, denen es
besonders darum zu tun ist, innerhalb der Erdenverhältnisse dieses oder jenes zu gelten, die
den allergrößten Wert darauf legen, solche Geltung zu haben, die von Urteilen innerhalb der
Erdenmenschheit abhängig ist, die entwickeln damit auch in ihrem Astralleibe einen Affekt,
der sie längere Zeit sozusagen zu erdgebundenen Seelen macht. Es gibt mannigfaltige
Gründe, welche den Menschen so in der Erdensphäre zurückhalten. Und das weitaus meiste,
was auf medialem Wege aus den geistigen Welten für die Menschen vermittelt wird, das
stammt eigentlich aus solchen Seelen und ist im wesentlichen das, was diese Seelen
abzustreifen streben.

Es braucht nicht einmal immer daran gedacht zu werden, daß solche Seelen durch ganz
unedle Motive, obwohl das meist der Fall ist, an die Erde gebunden bleiben; es können auch
Sorgen sein, welche für das empfunden werden, was man auf der Erde zurückgelassen hat.
Solche Sorgen für zurückgelassene Freunde, Verwandte, Kinder, können auch in gewisser
Weise wie eine Art Schwere wirken und die Seele in der Erdensphäre zurückhalten. Und es
ist gut, gerade auch auf diesen Punkt das Augenmerk zu lenken, aus dem Grunde nämlich,
weil wir, wenn wir diesen Punkt berücksichtigen, auch dadurch den Toten in einer gewissen
Weise helfen können. Wenn wir wissen, daß zum Beispiel ein Hingestorbener diese oder
jene Sorge für Lebende empfinden kann - und man kann ja in dieser Beziehung gar manches
wissen —, so ist es gut für die weitere Entwickelung des Toten, diese Sorge ihm
abzunehmen. Man erleichtert das Leben eines Toten in der Tat dadurch, daß man ihm zum
Beispiel abnimmt die Sorge um ein Kind, das er unversorgt zurückgelassen hat. Wenn man
also etwas tut für das Kind, so nimmt man in der Tat dem Toten eine Sorge ab, und es ist dies
gerade ein rechter Liebesdienst. Denn stellen wir uns nur einmal die Situation vor. Solch ein
Toter hat ja nicht die Mittel an der Hand, seinen Sorgen auch tatsächlich abzuhelfen; er kann
oftmals nicht das tun, was die Lage irgendeines zurückgelassenen Kindes, Verwandten,
Freundes, erleichtern könnte von seiner Welt aus, und er ist oftmals — das ist ein in vielen
Fällen außerordentlich bedrückendes Gefühl für den seherischen Beobachter — verurteilt,
diese Sorge so lange zu tragen, bis sich von selbst oder durch Umstände die Lage des
Zurückgelassenen bessert. Wenn wir also etwas dazu tun, sie zu bessern, so ist die Folge
diese, daß wir dem Toten einen rechten Liebesdienst erwiesen haben. Es ist oftmals sogar
beobachtet worden, daß irgendeine Persönlichkeit hingestorben ist, die sich das oder jenes
für das Leben noch vorgenommen hatte. Sie hing an einem solchen Vorsatz. Wir helfen ihr,
wenn wir versuchen, unsererseits das zu tun, was sie gerne getan hätte. Das alles sind Dinge,
die eigentlich gar nicht schwierig zu begreifen sind, die aber wirklich einmal ins Auge gefaßt
werden sollen, weil sie mit der seherischen Beobachtung durchaus übereinstimmen.

Nun gibt es ja noch sehr viele Dinge, welche den Menschen lange festhalten können
sozusagen in der Äthersphäre der Erde. Dann aber wächst er über diese Äthersphäre hinaus,
und zum Teil habe ich ja schon geschildert, wie dieses Hinauswachsen geschieht." (Lit.: GA
140, S. 267f)

LiteraturAnonym
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Biografie Rudolf Steiner


Martin von Mackensen: Ein Vortrag für die Landbauschüler am Dottenfelderhof
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Feinstofflich
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Feinstofflichkeit)
In nahezu allen Religionen und Richtungen der Esoterik wird die Unterscheidung zwischen
dem grobstofflichen, das von der Physik untersucht wird und das man wiegen messen und
mit unseren materiellen Händen anfassen kann, und der feinstofflichen Ebene getroffen, die
sich nur durch übersinnliche Wahrnehmung erkennen lässt. Analog wird dem menschlichen
Körper ein zusätzlicher feinstofflicher Körper, die Aura zugesprochen, der eigene
Sinnesorgane hat, die übersinnliche Wahrnehmungen ermöglichen.

Das Feinstoffliche soll aus einem "feineren Stoff" bestehen, der eine wesentlich geringere
Dichte hat als das Grobstoffliche.

Inhaltsverzeichnis
1 Synonyme
2 Begriffsgeschichte
3 Aufteilung des Feinstofflichen in mehrere Ebenen oder Welten
3.1 Andere Definitionen von "Welten": Parallelwelten und Fantasiewelten
4 Materielle Welt / Physische Welt
4.1 Aggregatszustände der Materiellen Ebene oder Chemischen Region
4.1.1 Erde, Feststoffe
4.1.2 Wasser, Flüssigkeiten
4.1.3 Luft, Gase
4.2 Der esoterische Ätherbegriff
4.2.1 Äther ist feinstofflich
4.2.2 Ist Feinstoffliches materiell?
4.2.3 Wünschelrutengehen, Aurensehen und Licht
4.2.4 Die Bedeutung des "Fein" in Feinstofflich
4.2.5 Feinstoffliches und sein Verhältnis zu den Begriffen Energie und Dichte
4.3 Feinstoffliche Ebenen der Physikalischen Welt: die dichteren drei Äther
4.3.1 Lebensäther
4.3.2 Klangäther
4.3.3 Lichtäther
4.4 Wärmeäther
5 Geistige Welt, Astralwelt, Seelenwelt
5.1 Elementarische Welt
5.1.1 Region der Begierdenglut
5.1.2 Region der fließenden Reizbarkeit
5.1.3 Region der Wünsche
5.1.4 Region von Lust und Unlust
5.2 Obere drei Ebenen der Empfingungswelt
6 Devachan, Mentalplan, Welt des Geistes
6.1 Abgrenzung von anderen Begriffen
6.1.1 Die Welt der Gedanken besteht nicht aus Informationen
6.2 niederes Devachan
6.2.1 Die unteren drei Ebenen der Welt der Gedanken
6.2.1.1 Erste Ebene: Kontinent
6.2.1.2 Zweite Ebene: Meer
6.2.1.3 Dritte Ebene: Luftgebiet
6.2.2 Vierte Ebene der Welt der Gedanken
6.3 Obere drei Ebenen der Welt der Gedanken
7 Quellen
7.1 Esoterische und religiöse Quellen
7.2 Sonstige Quellen
Synonyme
Feinstoffliches und grobstoffliches wird unterschiedlich benannt.

Für "grobstofflich" sind folgende Bezeichnungen üblich:

physisch (Q1, Q3, Q5, Q11, Q17),


materiell (Q2),
grobmateriell (Q4),
grobstofflich (Q9),
dicht (in der Zusammensetzung "dichter Körper") (Q9)
mineralisch (in der Zusammensetzung "mineralische Welt") (Q11)
chemisch (in der Zusammensetzung "chemische Zone") (Q9)
sinnlich (in der Zusammensetzung "Sinnenwelt" "Sinnliche Welt") (Q8, Q11),
sinnenfällig (Q11)
Für "feinstofflich" sind folgende Bezeichnungen üblich:

feinstofflich
nichtmateriell (Q2),
feinkörperlich (Q8),
überphysisch (Q9),
höher (da die Aura eines Menschen oder Gegenstandes über die Grenzen des grobstofflichen
Körper hinausreicht) (Q9, Q5, Q11),
unsichtbar (im Sinne von "nicht mit dem grobstofflichen Auge wahrnehmbar, nur hellsichtig
erkennbar") (Q9, Q11),
nichtsinnlich (Q11),
übersinnlich (Q11),
verborgen (eine verborgene Welt) (Q11),
innere (in der Zusammensetzung "Innere Welten", da man sich nach innen wenden muß, um
sie wahrzunehmen),
Energien (Q5)
Beim Auftauchen dieser Worte in esoterischen Texten, muß immer aufgepaßt werden, ob sie
in der gewohnten Alltagsbedeutung oder in der übertragenen Bedeutung als Synonym für
"feinstofflich" verwendet werden, da beide Begriffe sich in der Bedeutung oft deutlich
unterscheiden.

Folgende Worte haben eine ähnliche Bedeutung wie Feinstofflich, sind aber nicht vollständig
deckungsgleich, da sie sich auf ein anderes Weltbild beziehen. Viele bezeichnen nur einen
Teil des Feinstofflichen.

Od (Reichenbach] Q15, S.81)


Orgon (Reich)
Fluidium, All-Fluid oder auch Lebensfeuer (Mesmer] , Mesmerismus)
Prana (Indien)
Qi (China)
Ki (Japan)
Mana (Polynesier)
Pneuma (griechische Philosophie)
Materia prima, Quintessenz (Alchemie)
Baraka (Arabisch)
Begriffsgeschichte
Feinstofflich ist ein ziemlich neues Wort, das erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
durch die Anthroposophie geprägt wurde. Ältere Autoren wie Dion Fortune, Szepes, haben
kein Wort das sie einem feststehenden Begriff zuordnen, der dem heutigen "feinstofflich"
entspricht, sondern benutzen mehrere Wörter die jeweils nur einen Teil dieses Begriffes
abdecken. Steiner und Besant benutzen zwar Formulierungen wie: "Der Ätherkörper ist aus
feinerem Stoff aufgebaut, als ihn unsere fünf Sinne wahrnehmen können" (Q3, S. 15) oder
"in feinen Materien" (Q11a, S.55) als Beschreibungen für das Feinstoffliche, sie benutzen es
aber noch nicht als festgefügten Begriff, wie es heute üblich ist, wenn man beispielsweise
sagt: "Die Aura ist feinstofflich". Inzwischen ist der Begriff feinstofflich fest in den
Esoterischen Sprachgebrauch übergegangen.

Aufteilung des Feinstofflichen in mehrere Ebenen oder Welten


Das Feinstoffliche wird in der esoterischen Literatur in unterschiedlich viele Ebenen
aufgeteilt, die in unterschiedlichem Ausmaß feinstofflich sind. Die feinstoflicheren Ebenen
werden auch als "höher" oder "subtiler" bezeichnet. Die weniger feinstofflichen Ebenen
werden als "materieller" oder "dichter" bezeichnet.

Steiner verwendet eine Aufteilung in zwei bis sieben Welten, die jeweils in mehrere Ebenen
aufgeteilt sind. Zur materiellen Welt gehören in diesen Aufteilungen zwei bis höchstens vier
feinstoffliche Ebenen.

Die Bezeichnung "Welten" ist irreführend, da es sich hierbei nicht um von hier getrennte
Welten handelt, sondern um feinstoffliche Seinszustände dieser Welt. Ein Wesen aus der
"Welt der Gefühle" kann man also mit den höheren Sinnen in diesem Zimmer stehen sehen.

Für diese Unterschiede in der Zahl der Ebenen werden zwei Gründe angegeben:
Die Autoren geben an, zuerst die niedrigeren Ebenen wahrnehmen gelernt zu haben und
später erst die höheren - Leute die weniger Ebenen wahrnehmen, sind nach dieser Ansicht
weniger geübt oder begabt als die, die mehr Ebenen wahrnehmen. (Q4, Q5)
Einige Autoren teilen einzelne feinstoffliche Ebenen in mehrere Unterebenen auf (Q3, Q4,
Q5, Q9, Q11), während andere diese Aufteilungen für übertrieben und zum Verständnis
nicht hilfreich halten (ausdrücklich gesagt bei: Q1).
Da den esoterischen Autoren die Ansichten der anderen Esoteriker bekannt sind, und sich
auseinander entwickelt haben, ist es möglich, die Ebenenbezeichnungen anhand ihrer
Beschreibungen einander zuzuordnen (so geschehen z.B. in Q10):

Andere Definitionen von "Welten": Parallelwelten und Fantasiewelten


Die Esoterik kennt aber auch Welten, die nicht Bestandteile dieser Welt sind und nicht mit
den unten besprochenen Welten verwechselt werden sollten.

Einmal gibt es das Konzept der Parallelwelten, die dadurch entstehen, daß durch unsere
Entscheidungen die bestehende Welt sich in immer mehr unterschiedliche Welten
aufspaltet.

Ähnliche Konzepte werden auch von Wissenschaftlern vertreten (W2), beispielsweise die
Viele-Welten-Interpretation der Quantentheorie.

Außerdem werden auch Fantasiewelten oft als echte Welten betrachtet, die aber in etwa so
feinstofflich sind wie unsere Gefühle. Wenn nur ein Schöpfer an einer solchen Welt beteiligt
ist, zählt es als private Welt. Hat eine solche Welt viele Schöpfer, zählt sie als echtes
Universum. Esoteriker aber auch Fantasyautoren berichten oft, daß sie das Gefühl haben, in
diesen Welten zu handeln und daß die Personen ein Eigenleben entwickeln, daß man sie also
nicht so einfach tun lassen kann was man will. Von vielen Menschen wird das als ein
innerpsychisches Phänomen betrachtet. Dagegen sehen Esoteriker diese Welten als
objektive Welten an und erzählen, daß dasselbe Ereignis in einer solchen Welt oft von
mehreren Personen unabhängig beobachtet werden kann und die Berichte sich dann
voneinander in etwa so sehr unterscheiden wie wenn drei Personen von demselben
Abendessen berichten. Solche Fantasiewelten können oft über Generationen auf der
feinstofflichen Ebene bestehen bleiben. (Q16; Q7; Q11.2 S.114)

Materielle Welt / Physische Welt


Aggregatszustände der Materiellen Ebene oder Chemischen Region
Diese Aggregatszustände zählen strenggenommen nicht zu den feinstofflichen Welten, da sie
ja grobstofflich und nicht feinstofflich sind. Gemeint sind hier die Aggregatszustände, die
auch in Physik und Chemie so genannt werden. Sie wurde aber in diese Übersicht
aufgenommen, da ohne sie der Gesamtüberblick unvollständig wäre.

Erde, Feststoffe
Verschiedene Bezeichnungen:

Alchemie, Vier Elemente Lehre: Element Erde


Wasser, Flüssigkeiten
Verschiedene Bezeichnungen:
Alchemie, Vier Elemente Lehre: Element Wasser
Luft, Gase
Verschiedene Bezeichnungen:

Alchemie, Vier Elemente Lehre: Element Luft


Der esoterische Ätherbegriff
Im Folgenden verwende ich physikalisches Standartwissen und berechne damit Beispiele, die
anschaulich nachvollziehbar machen, in welchem Bezug die esoterischen Vorstellungen zu
heutigen und älteren physikalischen Begriffen stehen.

Äther ist feinstofflich


Gerthsen, S. 896: "Bis 1900 zweifelte kaum jemand, daß sich Licht ähnlich dem Schall in
einem materiellen Träger ausbreitet, dem Äther. - ´Wenn Licht eine Schwingung darstellt,
muß doch etwas da sein, das schwingt´. Dieser Äther muß eine unvorstellbar geringe Dichte
haben, dabei aber hochelastisch sein, vor allem aber die ganze Welt mit Ausnahme vielleicht
der völlig undurchsichtigen Körper erfüllen."
Laut dieser Definition ist der Äther feinstofflich ("unvorstellbar geringe Dichte") und es wird
ein auf das Feinstoffliche ausgedehnter Materiebegriff verwendet. Steiner verwendet
ebenfalls die Bezeichnung Äther für diese Ebenen, erklärt aber ausdrücklich, daß er damit
nicht den historischen Ätherbegriff der Physik meint. (Q11.2 S.54)

Ist Feinstoffliches materiell?


Wenn man die Begriffe Materie und Stoff in einem Lexikon nachschaut erhält man folgende
Definitionen:

Materie, die: Stoff, Masse; das Gegenständliche, der Inhalt im Gegensatz zur Form, das
Sachliche. (z.B. der Stoff einer Geschichte) (Q2)
Stoff, der: (ungeformter) Grundbestandteil einer Sache; allgemein: die körperliche Welt
(Materie). Für die klassische Physik ist die m. der raumerfüllende Stoff. (Q2)
Aufbauend auf diesen Definitionen gibt es zwei mögliche Antworten auf die Frage, ob
feinstoffliches zur Materie zu zählen hätte:

JA: auch feinstoffliche Körper sind Körper, Feinstoffe werden zu den Stoffen gezählt, auch
Feinstoffe sind der Inhalt im Gegensatz zur Form
NEIN: die Physik untersucht im allgemeinen nur das Grobstoffliche, deshalb ist das
Feinstoffliche nicht im physikalischen Stoffbegriff (z.B. die Begriffe Reinstoff und Stoff
umfassen nur Stoffe die aus Atomen aufgebaut sind) integriert und damit zählt es nicht zur
Materie.
Merke: Unterschiedlich definiert ist hier nicht der Begriff des Feinstofflichen sondern der der
Materie.

Bei den älteren Autoren, die noch aus der Zeit stammen, in der der Äther in der Physik noch
diskutiert und als materiell betrachtet wurde, wird das Feinstoffliche deshalb meist als
materiell verstanden.

Neuere Autoren bezeichnen es als nichtmateriell, da sie sich auf den heute üblicheren
Stoffbegriff der Chemie beziehen. Korrekt in Bezug auf die heutige Physik und Chemie ist die
Aussage, daß das feinstoffliche nichtmateriell ist.
Daß man hier den Begriff des Äthers diskutieren muß, und später auch noch der Begriff der
"Vier Elemente" erwähnt werden wird, illustriert ein generelles Problem von
Außenseitermeinungen: Es gibt weitaus weniger Autoren, die sich mit den jeweiligen
Themen auf hohem Niveau auseinandersetzen, als bei Themen, die wissenschaftlich etabliert
sind. Deshalb werden oft noch Bücher gelesen und wiederaufgelegt, die fünfzig bis hundert,
ja teilweise sogar mehrere hundert Jahre alt sind und sich auf einen entsprechend alten
Stand der Naturwissenschaften beziehen. Viele der neueren Autoren versäumen es dann,
diese alten Erkenntnisse mit dem jeweils aktuellem Stand der Naturwissenschaften in
Beziehung zu setzen und Veraltetes auszusortieren.

Wünschelrutengehen, Aurensehen und Licht


Das Feinstoffliche wird in der Esoterik oft als "Energie" oder "feinstoffliche Energie"
bezeichnet.

Wenn man vergleicht, welcher physikalische Begriff mit der esoterischen "feinstofflichen
Energie" im Zusammenhang steht, landet man nicht bei der Energie sondern beim Licht.

Beim Wünschelrutengehen gibt es eine physikalisch ausgerichtete Richtung, die allgemein


als "Grifflängensystem" bezeichnet wird. Ihre Vertreter sind der Ansicht, daß mit der
Wünschelrute elektromagnetische Strahlung mit Wellenlängen zwischen 1,6cm bis 1,80m
gemessen werden. Es handelt sich dabei also um Zentimeterwellen, Mikrowellen und UKW,
wie sie das Radio verwendet. Das eigentliche Meßinstrument ist der menschliche Körper. Die
Wünschelrute wird als eine Antenne betrachtet, die die zu untersuchende Strahlung
verstärkt und gleichzeitig als Zeiger, der die gerinfügigen Reaktionen des Körpers auf die
Strahlung so verstärkt daß sie sichtbar werden.

Um die gesuchte Strahlung so genau wie möglich zu identifizieren baute Schneider an eine
Lecherantenne, deren Antennenlänge sich durch eine verschiebbare Brücke abstimmen kann
zwei Griffe an und erhielt damit eine Wünschelrute, mit dem sich die Wellenlänge der
gesuchten Strahlung genau einstellen läßt. Ungenauer sind Plastikruten, bei denen die Stelle,
an der die Grifflänge, mit der die zu suchende Strahlung optimal verstärkt wird, durch farbige
Klebstreifen markiert ist. (Q12; Q13; Q14)

Auch Autoren die nicht mit dem Grifflängensystem arbeiten, sind der Ansicht, daß es sich bei
den sogenannten Erdstrahlen um elektromagnetische Strahlung handelt. (Q15)

In ihrem Buch Licht-Arbeit zählt Brennan über zehn wissenschaftliche Untersuchungen auf,
die die Aura mit elektromagnetischen Wellen in Verbundung bringen. (Q5.1 S.69-80)

Dr. Valorie Hund et Al. stellen beim Vergleich von Aurawahrnehmungen mit am Körper
gemessenen Elektrischen Frequenzen von 200-2000Hz fest, die abgesehen von
Zusatzfrequenzen für blau und violett in der umgekehrten Reihenfolge wie im Regenbogen
auftraten. Elektromagnetische Strahlung diesere Frequenz hätte Wellenlängen ca. 100-1000
Kilometer. (Q5.1 S.77, W1 S.9f)

Die Bedeutung des "Fein" in Feinstofflich


In der deutschen Umgangssprache gibt es zwei grundsätzliche Bedeutungen des Wortes
"fein":

"fein" im Sinne von "etwas Besseres" oder zu einer gehobenen Gesellschaft passend wie in
"Feine Dame", "Feine Umgangsformen"
"fein" im Gegensatz zu grobkörnig, wie in "feiner Sand"
Mancher vermutet, daß das feinstoffliche im Sinne von Materie die "etwas Besseres" sei
benutzt wird. Die maßgeblichen esoterischen Autoren machen in ihren Ausführen aber
durchweg deutlich, daß sie damit die physikalischen Eigenschaften der Feinstoffe
beschreiben wollen.

Nach dem Plankschen Strahlungsgesetz kann ein strahlendes System nicht beliebige
Energieportionen austauschen sondern nur ganzzahlige Vielfache des Energiequantums h*ν ,
wobei ν die Frequenz der Strahlung und h=6,626*10-34Js das Planksche Wirkungsquantum
ist. (Q1 S.580)

Sichtbares Licht:
Blauviolett ca. 400nm, 5*10-15J
Rot ca. 700nm Ein Lichtquant entspricht 3*10-15J
Mit Hilfe der Avogadrokonstante und der obigen Formel von Einstein kann man ausrechnen,
daß das leichteste Atom, ein Wasserstoffatom (1/6)*10-23g*(3*108m/s)2=1,5*10-10J
entspricht. Es hat also die 5000-fache bis 3000-fache Energie. Deshalb könnte man
behaupten, daß ein Lichtquant viel kleiner ist, als ein Atom und daß Licht deshalb ein viel
feinerer (im dem Sinne wie in "feiner" Sand) Stoff ist als Wasserstoff. Rotes Licht ist dabei
feinstofflicher als violettes Licht.

Physikalisch betrachtet läßt sich einem Atomkern noch ein Durchmesser zuordnen, bei
einem Lichtquant ist das jedoch aus mehreren Gründen ein Ding der Unmöglichkeit. Zu den
Gründen zählt, daß ein Lichtquant nicht wirklich ein Teilchen ist, sondern eine seltsame
Kreuzung zwischen Welle und Teilchen. Ein zweiter Grund ist die durch die Unschärferelation
bedingte Unmöglichkeit Ort und Geschwindigkeit eines Teilchens gleichzeitig genau zu
messen.

Der Begriff "fein" wurde also hier wie weiter oben schon für den Begriff der "Dichte"
festgestellt, auf einen Bereich ausgedehnt, wo man ihn nach dem normalen Sprachgebrauch
nicht anwenden kann.

Für die mit Wünschelrute und durch Aurensehen beobachteten Wellenlängen haben die
Quanten folgende Energie:
Wünschelrute: 1,6cm bis 1,80m - 1*10-25J bis 7*10-23J
Aura: 250Hz-2000Hz - 2*10-31J bis 1,4*10-30J (Emotionaler Körper nach Brennan)
Durch Aurensehen untersucht man also vielfach feinstofflichere Energien als durch
Wünschelrutengehen.

Feinstoffliches und sein Verhältnis zu den Begriffen Energie und Dichte


In der Esoterik werden Feststoffe als grobstofflicher betrachtet als Flüssigkeiten, da sie
durchschnittlich eine höhere Dichte haben. Ebenso werden Gase als feinstofflicher
betrachtet als Flüssigkeiten, da sie durchschnittlich eine geringere physikalische Dichte
haben.

Je grobstofflicher ein Material ist, desto weniger Raum nimmt eine bestimmte Masse ein. Bei
den meisten Feststoffen nimmt ein Kilogramm weniger als einen halben Liter Platz ein, bei
den meisten Flüssigkeiten ist es mehr als ein Liter und bei Gasen ist es etwa ein Kubikmeter,
also der 1000-fache Platz.

Nach Einstein läßt sich nach folgender Formel wenig Masse in große Mengen an Energie
umrechnen: e=m*c2 (e=Energie, m=Masse c=Lichtgeschwindigkeit). Nach dieser Formel
entspricht 1kg Masse etwa 9*1016 Joule.
Rechnung: 1kg*(3*108m/s)2=9*1016(kg m2)/(s2)=9*1016Ws.
Benutzt man nun die Solarkonstante, um zu berechnen, wieviel Raum dieses Kilo brauchen
würde, wenn es so konzentriert wäre, wie Sonnenlicht im Vakuum in der Erdumlaufbahn ist,
bräuchte dieses Kilo Licht mehr Platz als die Erde.

Rechnung:
Solarkonstante: 1,39kW/(m2) (Konzentration des Sonnenlichts im Vakuum im selben
Abstand wie die Erde zur Sonne)
(9*1016Ws*3*108m/s) / (1,39*103W/(m2)) = 2*1022m3
Das macht nachvollziehbar, warum die Esoterik Licht als weniger dicht und deshalb
feinstofflicher als ein Gas betrachtet.

Merken muß man sich hier, daß die Esoterik den Begriff der Dichte auf Photonen ausdehnt,
die kein Gewicht und deshalb keine Dichte im herkömmlichen Sinne haben.

Feinstoffliche Ebenen der Physikalischen Welt: die dichteren drei Äther


Nach Fortune, ist der typische Spuk den Ätherebenen zuzuordnen.

Viele Autoren fassen die dichteren drei Äther unter einem gemeinsamen Namen zusammen:

Steiner: Äther, Ätherwelt, Lebenswelt


Alchemie, Vier Elemente Lehre: Element Feuer
Dion Fortune: Äther, Ektoplasma
Physik: Elektromagnetische Strahlung
Bezeichnungen für den Körper der Ätherebenen:

Steiner: Ätherleib, Lebensleib


Brennan: Physische Auraebenen
Dion Fortune: Ätherleib, Ätherisches Doppel
Wenn Teile der Energie des Ätherleibs Formen in Menschen- oder Tiergestalt annehmen, die
unabhängig agieren: Ektoplasma
Lebensäther
Vermittler der Assimilation und Ausscheidung

Bezeichnungen:

Steiner: Lebensäther. atomistischer Äther


Physik: Elektromagnetische Strahlung: Ultraviolett, Sichtbares Licht, Nahes Infrarot,
Radiowellen, Wünschelrutengehen
Bezeichnungen für den Körper des Chemischen Äthers:

Brennan: Ätherischer Körper


Traditionelle Chinesische Medizin, Elektroakupunktur: Akupunkturmeridiane
Klangäther
Bezeichnungen für den Lebensäther:

Steiner: Klangäther
Physik: Elektromagnetische Strahlung: Fernes Infrarot
Bezeichnungen für den Körper des Lebensäthers:

Brennan: Emotionaler Körper


Auf dieser Ebene kann man die Chakren als farbige Energiewirbel sehen
Lichtäther
Vermittler der Sinneswahrnehmung

Bezeichnungen für den Lichtäther:

Steiner: Lichtäther

Bezeichnungen für den Körper des Lichtäthers:

Brennan: Mentaler Körper


Wärmeäther
Gedächtnis der Natur, Verbindung zur Astralwelt oder Geistigen Welt

Bezeichnungen für den Wärmeäther:

Steiner: Wärmeäther
Alchemie, Vier Elemente Lehre: Quintessenz, Pneuma
Bezeichnungen für den Körper des Lichtäthers:

Brennan: Astraler Körper


Steiner: Astralleib, Seelenleib
Dion Fortune: Astralkörper
Viele Autoren hören an diesem Punkt mit der Beschreibung auf und haben keine Vorstellung
von den höheren Welten.

Geistige Welt, Astralwelt, Seelenwelt


Das bis jetzt Beschriebene bezieht sich nur auf die untersten feinstofflichen Ebenen, die zur
physischen Welt gehören und deshalb physikalisch untersuchbar sind. Die höheren Ebenen
beinhalten kein Licht, sondern einen Stoff der sich von Licht so sehr unterscheidet wie Licht
von Materie.

Laut Steiner und Brennan steht diese Welt zur materiellen Welt etwa in einem ähnlichen
Verhältnis wie ein Photonegativ zum eigentlichen Photo. Wo in der physischen Welt ein
Stein ist ist in der Empfindungswelt ein Loch und wo in der Empfindungswelt alles ausgefüllt
ist, ist in der pysischen Welt leerer Raum. (Q11.2 S.112; Q5.1 S.108ff)

Yogananda gibt die Aussagen seines Meisters Sri Yukteswar mit folgenden Worten wieder:

"Das astrale Universum (gemeint ist die Empfindungswelt) (...) ist vielhundertmal größer als
der physische Kosmos. Die ganze grobstoffliche Schöpfung hängt wie eine kleine massive
Gondel unter dem riesigen leuchtendem Ballon der Astralsphäre. Ebenso, wie es viele
physische Sonnen und Sterne gibt, die im Weltraum schweben, so gibt es auch zahllose
astrale Sonnen- und Sternensysteme." (Q17. S.525)
Die esoterischen Autoren sind sich einig, daß jeder Gegenstand und jede Person, die auf der
Erde lebt, auch einen Körper in der Empfindungswelt hat, umgekehrt hat aber nicht jedes
Wesen, das in der Empfindungswelt verkörpert ist, auch einen materiellen Körper. Neben
den astralen Gegenstücken der uns bekannten Menschen, Tiere und Pflanzen gibt es in der
Empfindungswelt Schutzengel, Geistführer, Feen, Wassernixen, Kobolde, Gnomen,
Halbgötter, Geister, Erzengel, Gefallene Engel und überhaupt alle bekannten Fabelwesen
(Q17. S.526, Q11.2 S.109f; Q5.1 S.106f+S.302)

Gefühle kann man in der Empfindungswelt ähnlich wahrnehmen wie man hier das Wetter
sieht: als farbige Nebel, Blitze und dergleichen. Unsere Fantasiewelten sind reale Orte der
Empfindungswelt (Q16; Q7; Q11.2 S.114).

Wenn ein Mensch die Empfindungswelt, die zu dieser Erde gehört, wahrnimmt, erkennt man
das laut den esoterischen Autoren daran, daß er mit seinen höheren Sinnen sieht, daß seine
Mitmenschen von Schutzengeln und Geistführern umgeben sind. Er sieht Pflanzenelfen in
jeder Pflanze, Gnomen und andere Naturwesen.

Wenn ein Mensch von fantastischen Erlebnissen und Orten erzählt, in denen es magische
Wesen wie Drachen und Werwölfe gibt und in denen jeder Bewohner durch Gedankenkraft
Wesen und Gegenstände erschaffen und auflösen kann, betrachten Esoteriker das als
Erlebnisse auf der Ebene der Empfindungswelt, die oft auch Geistige Welt genannt wird.

Andere Bezeichnungen für die Empfindungswelt

Steiner: Geisterwelt, Geistige Welt, Geisterland, Astralwelt, Astralplan, Seelenwelt oder


Astrallicht
Brennan: Geistige Welt
Yogananda: Astralhimmel, Astralkosmos, Astrale Welt, Astrales Universum (Q17. S.525ff)
Keltische Mytologie: Anderswelt, Anderwelt
Bezeichnung für das Material der Astralwelt

Steiner: Astralmaterie, Seelenstofflichkeit oder Wunsch- und Begierdenmaterie


Bezeichnungen für den Körper der Empfindungswelt:

Steiner: Seele, seelische Körper


Brennan: Auraebenen der Geistigen Welt
Yogananda: astraler Körper (Q17. S.529ff)
Elementarische Welt
Steiner: Elementarische Welt, Bezeichnung für den Körper: Empfindungsseele
Region der Begierdenglut
Steiner: Region der Begierdenglut
Brennan, Bezeichnung für den Körper: Ätherischer Negativkörper
Region der fließenden Reizbarkeit
Steiner: Region der fließenden Reizbarkeit
Brennan, Bezeichnung für den Körper: Himmlischer Körper
Region der Wünsche
Steiner: Region der Wünsche
Brennan, Bezeichnung für den Körper: Ketherischer Körper
Region von Lust und Unlust
Bezeichnungen:

Steiner: Region von Lust und Unlust


Bezeichnungen für den Körper

Brennan: Kosmischer Körper


Steiner: Verstandesseele, Gemütsseele
Obere drei Ebenen der Empfingungswelt
Bezeichnungen für den Körper

Steiner: Bewußtseinsseele
Fünfte Ebene:
Steiner: Region des Seelenlichtes
Brennan: Kristalliner Körper
Sechste Ebene:
Steiner: Region der tätigen Seelenkraft
Siebte Ebene:
Steiner: Region des Seelenlebens
Devachan, Mentalplan, Welt des Geistes
Hier materialisiert sich jeder Gedanken und jede Idee augenblicklich, im Gegensatz zur
Empfindungswelt in denen ein solches Erschaffen gewöhnlich einige Zeit erfordert. (Q17.)

Bezeichnungen für die Welt der Gedanken

Steiner: Devachan, Mentalplan, Welt des Geistes


Yogananda: kausaler Kosmos, Kausalsphäre, Kausalwelt (Q17. S.538ff)
Bezeichnungen für den Körper der Welt der Gedanken

Steiner: Geist, Wesenskern, Ich


Yogananda: Kausalkörper (Q17. S.538)

Abgrenzung von anderen Begriffen


Die Welt der Gedanken besteht nicht aus Informationen
Informationen können auf jeder feinstofflichen oder grobstofflichen Ebene gespeichert und
weitergegeben werden. Auf jeder Ebene gibt es einen Träger, auf dem die Informationen
gespeichert sind und die Information selbst.
Auf der materiellen Ebene ist der Träger beispielsweise ein Buch oder eine CD und die
Information ist die Bedeutung der dort gespeicherten Worte.

Ebenso gibt es auf der Ebene der Welt der Gefühle Speichermedien, in denen Informationen
gespeichert sind und wieder die Information selbst.

Auch auf in der Welt der Gedanken gibt es noch diese Dualität zwischen der Information und
ihrem feinstofflichen Träger.

Es gibt mehrere Bedeutungen des Wortes Geist.

Geistererscheinungen, Erdgebundene Geister - beziehen sich auf die Aurabenenen der


physischen Welt
Naturgeister, Schutzgeister, Schutzengel - beziehen sich auf die Welt der Gefühle
Geist als Gott "Heiliger Geist"
Geist als die Idee / Information / Bedeutung
Geiststoff als feinstofflicher Träger der Information, Material der Welt des Geistes
Geist als feinstofflicher Körper einer Person, der aus Geiststoff besteht und in der "Welt des
Geistes" existiert.
Das Wort Gedanke hat zwei dieser Bedeutungen:

die Idee das geistige Konzept


Ein Gegenstand aus Geiststoff, der der Träger einer Idee oder eines geistigen Konzeptes ist.
Die Welt der Gedanken besteht nicht aus Informationen sondern aus Geiststoff, der ebenso
wie ein Buch oder eine CD ein feinstofflicher Träger der Informationen ist.

niederes Devachan
Steiner: niederes Devachan, Rupa-Devachan, Welt der Sphärenharmonie
Die unteren drei Ebenen der Welt der Gedanken
Bezeichnungen für den Körper

Steiner: Geistselbst, Manas


Die Ebenen einzeln:

Erste Ebene: Kontinent


Steiner: Kontinent, die Urbilder aller physischen Form
Zweite Ebene: Meer
Steiner: Meer, alles Leben
Dritte Ebene: Luftgebiet
Steiner: Luftgebiet, alles Seelenleben, Gefühle und so weiter
Vierte Ebene der Welt der Gedanken
Steiner: Körper: Lebensgeist (Buddhi)
Obere drei Ebenen der Welt der Gedanken
Steiner: Höheres Devachan oder Arupa-Devachan
Bezeichnungen für den Körper
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(Weitergeleitet von Feuergeist)
Die Salamander, Feuerwesen, Feuergeister oder Elementarwesen des Feuers, sind
Elementarwesen, die im Feuer und in allen Wärmeprozessen wirken. Sie entstehen als
Abschnürung beim Tod gewisser höherer warmblütiger Tiere, die schon fast einen ich-
artigen Charakterzug haben, manchmal auch beim Tod sehr niedrig gesinnter triebhafter
Menschen. So nimmt etwa der Affe zuviel von dem Gruppengeist mit hinunter in die
einzelne tierische Gestalt; und während bei den niederen Tieren mit dem Tod alles wieder
im Gruppengeist aufgeht, behält der Affe, weil er in seiner leiblichen Organistion zu
kompliziert geworden ist, etwas zurück. Beim Löwen beispielsweise ist das nicht der Fall,
wohl aber bei den Beuteltieren. Die Salamander zeigen dadurch selbst einen ich-artigen
Charakter und haben die gleichen Wesensglieder wie der Mensch, nämlich physischen Leib,
Ätherleib, Astralleib und Ich. Allerdings ist der physische Leib ein reiner Wärmeleib, und auch
ihr Ich ist nicht unmittelbar mit dem menschlichen Ich vergleichbar (siehe auch →
Wesensglieder der Elementarwesen). Die Blutwärme der Wesen, von denen sie sich
abgeschnürt haben, verleiht ihnen den feurigen Charakter.

„Denken Sie die Gruppenseele irgendeiner Insektenart. Wenn das einzelne Insekt stirbt, ist
es für die Gruppenseele gar nicht anders, als wenn Ihnen ein Haar ausfällt oder ein Nagel
abgeschnitten wird. Die Tiere, die immer neu sich bilden, sind nur ausgetauschte neue
Glieder der tierischen Gruppenseele. So können Sie Tierreihen weit hinauf verfolgen, und Sie
werden finden, daß das, was auf dem physischen Plan ist, wie eine sich immer auflösende
und wieder neu sich bildende Wolke erscheint. Es metamorphosiert sich das physische
Dasein und der Gruppengeist erneuert nur das, was sich bei ihm nach unten ansetzt. Das
geht bis zu einer gewissen Stufe. Dann tritt etwas Neues ein. Bei höheren Tieren - und je
mehr Sie gerade zu höheren Tieren gehen, immer mehr - tritt etwas ein, was gar nicht mehr
dem recht ähnlich sieht, was ich Ihnen eben beschrieben habe. Nehmen wir zum Beispiel
den Affen. Der Affe nimmt von dem Gruppengeist zuviel hinunter in die einzelne Gestalt, die
unten ist; und während sonst beim niederen Tier alles wieder zurückgeht in den
Gruppengeist, behält der Affe, weil er zu kompliziert geworden ist, in seiner physischen
Organisation etwas zurück. Da ist zuviel eingeflossen vom Gruppengeist, das kann nicht
wieder zurück. Das ist der fortschreitende Gruppengeist. Er wirkt so, daß er bei den niederen
Tieren ein Glied schafft; dann saugt er das ganze Wesen wieder auf, erzeugt ein neues, saugt
das wieder auf und so weiter. Beim Löwen ist das auch so. Wenn Sie aber zum Beispiel einen
Affen nehmen, da erzeugt die Gruppenseele den Affen, aber der Affe nimmt aus der
Gruppenseele etwas heraus, das kann nicht wieder zurück. Während es beim Löwen, wenn
er stirbt, so ist, daß das Physische sich auflöst und das Seelische wieder in den Gruppengeist
zurückgeht, ist es beim Affen so, daß dasjenige, was er vom Gruppengeist abschnürt, nicht
wieder zurück kann. Beim Menschen haben Sie das Ich so, daß es von Inkarnation zu
Inkarnation geht und fähig ist, sich zu entwickeln, weil es neue Inkarnationen annehmen
kann. Das haben Sie beim Affen nicht. Die Affen können aber auch nicht wieder zurück.
Daher wirkt auf das naive Gemüt der Affe so sonderbar, weil er in der Wirklichkeit ein von
dem Gruppengeist abgeschnürtes Wesen ist; es kann nicht mehr zum Gruppengeist zurück,
aber es kann sich auch nicht selbst neu inkarnieren. Beuteltiere sind eine andere Art solcher
Tiere, die etwas aus dem Gruppengeist herausreißen. Dasjenige nun, was von diesen
sozusagen individuellen Tierseelen zurückbleibt, was sich aber auch nicht wieder inkarnieren
kann, das ist der wahre Ursprung einer vierten Gruppe von Elementargeistern. Das sind
abgeschnürte Teile solcher Tiere, die nicht wieder zum Gruppengeist zurückkommen
können, weil sie in der Evolution den normalen Punkt übersprungen haben. Von zahlreichen
Tieren bleiben solche ichartige Wesenheiten zurück, und das sind dann die Salamander. Das
ist die höchste Form der Naturgeister, denn sie ist ich-artig.“ (Lit.:GA 102, S. 180f)

Die Salamander, die im Wärme-Lichtartigen leben, bringen den Wärmeäther in die


Pflanzenblüten hinein.

„Und der Blütenstaub, der ist dasjenige, was nun gewissermaßen das kleine Luftschiffchen
abgibt für die Feuergeister, um hineinzutragen die Wärme in den Samen. Die Wärme wird
überall gesammelt mit Hilfe der Staubfäden und von den Staubfäden aus übertragen auf den
Samen im Fruchtknoten. Und dieses, was hier im Fruchtknoten gebildet wird, das ist im
Ganzen das Männliche, das aus dem Kosmos kommt. Nicht der Fruchtknoten ist das
Weibliche und die Antheren des Staubfadens das Männliche!...Für die Pflanzen ist die Erde
Mutter, der Himmel Vater... Und dasjenige, was nun entsteht aus dem Zusammenwirken von
Gnomenwirkung und Feuergeisterwirkung, das ist die Befruchtung. Und die Befruchtung
findet statt während des Winters drunten in der Erde, wenn der Same in die Erde
hineinkommt und auftrifft auf die Gestalten, die die Gnomen empfangen haben von den
Sylphen- und Undinenwirkungen...“ (Lit.:GA 230, S. 121f)

Salamander offenbaren sich auch dort, wo der Mensch sich mehr gemüthaft mit dem
Tierreich verbindet, wie sich das etwa im Verhältnis des Schäfers zu seiner Herde oder des
Arabers zu seinem Pferd zeigt.

„Die Salamander kennen die Menschen heutzutage auch, denn wenn einer sagt: Es strömt
mir etwas zu, ich weiß nicht woher -, so ist das meistens die Wirkung der Salamander.

Wenn der Mensch zu den Tieren in intime Verbindung tritt, wie der Schäfer zu seinen
Schafen, dann erhält er Erkenntnisse zugeraunt von Wesenheiten, die in seiner Umgebung
leben. Dem Schäfer wurde sein Wissen, das er in bezug auf seine Schafherde hatte,
zugeraunt von den Salamandern in seiner Umgebung. Diese alten Erkenntnisse sind
heutzutage geschwunden und müssen nun durch wohlgeprüfte okkulte Erkenntnisse wieder
gewonnen werden.“ (Lit.:GA 98, S. 92)

Die Salamander haben große Sympathie für die Insektenwelt, namentlich für die
Schmetterlinge, verbinden sich mit ihnen, werden Teil ihrer Aura. Sie ergänzen den
Insektenleib nach unten, zusammen bilden sie vergrößert so etwas wie einen geflügelten
Menschen (Wassermann):

Tafel VI
„Wenn wir dann zu den Feuerwesen kommen, dann ist es bei den Feuerwesen so, daß sie
die Ergänzung bilden zu der flüchtigen Schmetterlingsnatur. Der Schmetterling entwickelt
sozusagen selber so wenig wie möglich von seinem physischen Leibe, von dem eigentlich
physischen Leibe; er läßt ihn ja so dünn sein wie nur möglich; dagegen ist er ein Lichtwesen.
Die Feuerwesen stellen sich heraus als Wesen, welche den Schmetterlingsleib ergänzen, so
daß man den folgenden Eindruck bekommen kann. Wenn man auf der einen Seite einen
physischen Schmetterling sieht und ihn sich entsprechend vergrößert denkt, und auf der
anderen Seite ein Feuerwesen - zusammen sind ja diese Wesen selten, nur in den Fällen, die
ich Ihnen gestern angeführt habe -, dann hat man das Gefühl, wenn man diese
zueinanderbackt, dann bekommt man eigentlich so etwas wie einen geflügelten Menschen,
wirklich einen geflügelten Menschen. Man muß nur den Schmetterling entsprechend
vergrößern und die Feuerwesen dem Größenmaß des Menschen angepaßt finden, dann
bekommt man so etwas wie einen geflügelten Menschen daraus (Tafel VI, Mitte).

Das zeigt Ihnen wiederum, wie die Feuerwesen eigentlich die Ergänzung dieser ja dem
Geistigen am nächsten stehenden Tierwesen sind; sie sind sozusagen die Ergänzung nach
unten hin. Gnomen und Undinen sind die Ergänzung nach oben hin, nach der Kopfseite;
Sylphen und Feuerwesen sind die Ergänzung von Vögeln und Schmetterlingen nach unten
hin. Also die Feuerwesen muß man mit den Schmetterlingen zusammenbringen.“ (Lit.:GA
230, S. 134)

Dem imaginativen Blick zeigen sich die Salamander auch in der Gestalt von Amphibien (vgl.
die Feuersalamander), Echsen, Schlangen, Drachen oder Lindwürmern, namentlich wenn es
sich um luziferische Salamander handelt. Der in der Kabbala genannte Samael, der in
verschiedenen, auch menschenähnlichen Gestalten erscheint, führt eine Schar nicht
menschenähnlicher luziferischer Wesenheiten an, die auf den Geistesschüler bei
unerkanntem und unverwandeltem Egoismus, der seine Wirkungen im Wärmeätherteil des
Ätherleibs hinterläßt, zerstörerisch wirken können. Samael hilft uns aber auch bei der
Selbsterkenntnis, indem er dem verzehrenden glühenden Egoismus ein Gefühl von Eiseskälte
entgegensendet und unsere Unvollkommenheiten als Doppelgänger erscheinen läßt. (Lit.:
GA 266b, S. 129ff, S. 239ff und S. 280ff)

Bösartige Salamander steigern in den Pflanzen die Giftwirkung, die oft schon eine Wirkung
der Sylphen ist, bis in den Samen hinein (z.B. Bittermandeln):

„Wenn dagegen die Feuerwesen sich mit jenen Impulsen durchdringen, welche in die Region
der Schmetterlinge gehören, welche den Schmetterlingen zu ihrer Entwickelung sehr nützlich
sind, und das heruntertragen in die Früchte, dann entsteht zum Beispiel das, was wir
innerhalb einer Reihe von Mandeln als giftige Mandeln haben. Da wird dieses Gift durch die
Tätigkeit der Feuerwesen in die Mandelfrucht hineingetragen. Und wiederum würde die
Mandelfrucht überhaupt nicht entstehen können, wenn nicht auf gutartige Weise von
denselben Feuerwesen sozusagen das, was wir bei den anderen Fruchten essen, verbrannt
würde. Sehen Sie sich doch die Mandel an. Bei den anderen Früchten haben Sie in der Mitte
den weißen Kern und ringsherum das Fruchtfleisch. Bei der Mandel haben Sie mitten
drinnen den Kern, und ringsherum das Fruchtfleisch ist ganz verbrannt. Das ist die Tätigkeit
der Feuerwesen. Und artet diese Tätigkeit aus, wird das, was die Feuerwesen vollführen,
nicht bloß in die braune Mandelschale hineingearbeitet, wo es noch gutartig sein kann,
sondern geht nur etwas von dem, was Schale erzeugen soll, innerlich in den weißen Kern der
Mandel hinein, dann wird die Mandel giftig (Tafel VI, rechts).“ (Lit.:GA 230, S. 140)

Für den Menschen werden die Salamander erlebbar, wenn er beginnt vollwach sein eigenes
Denken wahrzunehmen, wie es Rudolf Steiner in seiner Philosophie der Freiheit beschrieben
hat. Der Mensch lernt dann nicht nur zu denken, sondern Gedanken anzuschauen; und dann
erweisen sie sich als Weltgedanken.
„Auf dieselbe Art nun, wie der Mensch sozusagen den schlafenden Traum durchdringen
kann, kann der Mensch auch das wache Tagesleben durchdringen. Da bedient sich der
Mensch aber eben in einer ganz robusten Art seines physischen Leibes. Auch das habe ich
dargestellt in Aufsätzen im «Goetheanum». Da kommt der Mensch schon ganz und gar nicht
dazu, einzusehen, wie er eigentlich fortwährend während des Taglebens die Feuerwesen
sehen könnte, denn die Feuerwesen stehen in einer inneren Verwandtschaft mit den
Gedanken des Menschen, mit alledem, was aus der Organisation des Kopfes hervorgeht.
Und wenn der Mensch es dazu bringt, vollständig im wachen Tagesbewußtsein zu sein und
dennoch in einem gewissen Sinne außer sich zu sein, also ganz vernünftig zu sein, fest mit
den beiden Beinen auf der Erde zu stehen, und dann wiederum außer sich zu sein
gleichzeitig - also er zu sein und sein Gegenüber zu sein, das heißt, sich selber als
Gedankenwesen betrachten zu können: dann nimmt der Mensch wahr, wie die Feuerwesen
in der Welt dasjenige Element bilden, das, wenn wir es wahrnehmen, nach der anderen Seite
unsere Gedanken wahrnehmbar macht.

So kann die Wahrnehmung der Feuerwesen den Menschen dazu bringen, sich selber als
Denker zu sehen, nicht bloß der Denker zu sein und die Gedanken da auszukochen, sondern
sich anzuschauen, wie die Gedanken verlaufen. Nur hören dann die Gedanken auf, an den
Menschen gebunden zu sein; sie erweisen sich dann als Weltgedanken; sie wirken und
weben als Impulse in der Welt. Man merkt dann, daß der Menschenkopf nur die Illusion
hervorruft, als ob da drinnen in diesem Schädel die Gedanken eingeschlossen wären. Da sind
sie nur gespiegelt; ihre Spiegelbilder sind da. Das, was den Gedanken zugrunde liegt, gehört
der Sphäre der Feuerwesen an. Kommt man in diese Sphäre der Feuerwesen hinein, dann
sieht man in den Gedanken nicht bloß sich selber, sondern man sieht den Gedankengehalt
der Welt, der eigentlich zugleich ein imaginativer Gehalt ist. Es ist also die Kraft, aus sich
herauszukommen, welche einem die Gedanken als Weltgedanken vorstellt. Ja, vielleicht darf
ich sagen: Wenn man nun nicht vom menschlichen Körper aus, sondern von der Sphäre der
Feuerwesen, also gewissermaßen von der in die Erde hereinragenden Saturnwesenheit das,
was auf der Erde zu sehen ist, anschaut, dann bekommt man genau das Bild, das ich
geschildert habe von der Erdenevolution in der «Geheimwissenschaft im Umriß». Dieser
Umriß einer Geheimwissenschaft ist so aufgezeichnet, daß die Gedanken als der
Gedankengehalt der Welt erscheinen, von der Perspektive der Feuerwesen aus gesehen.“
(Lit.:GA 230, S. 135)

Elementarwesen
Salamander
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Lebensäther
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(Weitergeleitet von Feueräther)
Der Lebensäther (auch Wortäther, skrt. Prana, von Rudolf Steiner gelegentlich auch als
atomistischer Äther bezeichnet) ist der höchste ätherische Zustand. Er ist erst während der
Erdenentwicklung zusammen mit dem festen Erdelement entstanden. Heute wirkt er
gestaltend durch alle Elemente bis in das Erdelement herunter. Er prägt das Mineralische
dem Organismus ein und kann ihn bis zu mineralisch-festen Formen weiterbilden, wie es
insbesonders im Knochensystem geschieht.

Mit dem Lebensäther verbunden ist das, was man in der persischen Überlieferung Honover
genannt hat, und was im Johannes-Evangelium als Logos bezeichnet wird - das schaffende
Weltenwort.

Der Lebensäther zeigt sich nicht unmittelbar der sinnlichen Wahrnehmung, sondern nur
indirekt durch seine gestaltenden Wirkungen in allem Lebendigen. Von unseren äußeren
Sinnen entspricht ihm allerdings der Geruchssinn, durch den er sich indirekt offenbart. In
unserem inneren Erleben ist es der Lebensäther, der unseren Gedanken ihren inneren Sinn
gibt.

Während der Mensch in der Wahrnehmung den Lichtäther (vgl. →


Farbwahrnehmungsprozeß) und den Wärmeäther abtötet, kann er den Klangäther und den
Lebensäther nicht töten. Das ist mit den Worten der Genesis gemeint, dass der Mensch,
nach dem er vom Baum der Erkenntnis gegessen hatte, nicht auch noch vom Baum des
Lebens essen soll.

Bedeutsam ist der Lebensäther für das Leben des Menschen nach dem Tod, denn das
Lebenspanorama, das der Mensch kurz nach dem Tod als Rückschau auf sein vergangenes
Erdenleben erlebt, wird in den Welten-Lebensäther eingetragen, so dass der Mensch
zwischen Tod und neuer Geburt stets den Rückblick auf sein letztes irdisches Leben haben
kann:

„Und wir nehmen einen Extrakt aus unserem Ätherleibe mit ..., damit wir immer eine
Verbindung herstellen können zwischen uns selbst und diesem in den allgemeinen
Lebensäther eingetragenen Lebenstableau.“ (Lit.:GA 133, S. 137)

Der Lebensäther steht damit auch in engem Zusammenhang mit dem Weltengedächtnis
überhaupt, mit der Akasha-Chronik.

Gegenwärtige Trennung von Lebensäther und Erdelement


„Es fand ein enges Zusammenwirken des Lebensäthers mit dem erdartigen, also mit dem
festen Elemente im Menschen während der griechisch-lateinischen Entwickelung bis ins 15.
Jahrhundert statt. Und die Eigentümlichkeit des gegenwärtigen Menschen besteht darinnen,
daß eine Lockerung eintritt zwischen dem Lebensäther und dem erdartigen Elemente. Also
eine Lockerung tritt ein. Der Lebensäther beim heutigen Menschen ist nicht mehr so fest
verbunden mit dem erdartigen Elemente, als er verbunden war mit diesem während der
griechisch-lateinischen Kulturepoche.

Zeichnung aus GA 171, S 245


[...] Dadurch aber wird es herbeigeführt, daß die Erlebnisse vermöge des erdartigen
Elementes bedingen das reine Hinschauen auf die äußere Welt. Gerade weil das erdartige
Element herausgelockert wird, wird das Hinschauen auf die durch Hypothese ungetrübten
Urphänomene ermöglicht. Und weil der Lebensäther sich absondert, wird in diesem
abgesonderten Lebensäther erlebt werden können dasjenige, was den Menschen
durchdringt mit Imaginationen, die da wurzeln in der übersinnlichen Welt. Gerade durch
diese Lockerung ist dies der Fall.“ (Lit.:GA 171, S. 244f)

Um 1250 trat für eine kurze Zeit eine völlige geistige Finsternis ein, während der auch geistig
höchstentwickelnden Persönlichkeiten der Einblick in die geistige Welt verwehrt war. Auch
für die Eingeweihten erlosch das Hellsehen vollkommen und sie konnten nur aus der
Erinnerung über die geistigen Zusammenhänge sprechen. Das Verhältnis des Menschen zur
kosmischen Intelligenz änderte sich. Es wurde das Zeitalter des Intellekts und eine diesem
Zeitalter angemessene neue Form der Einweihung, die Rosenkreuzer-Einweihung
vorbereitet.

Auch in den Wirkungen der höheren geistigen Hierarchien gab es einschneidende


Veränderungen. Die Archai, die Zeitgeister oder Geister der Persönlichkeit, haben im
positiven Sinne sehr stark in die irdische Entwicklung eingegriffen seit der ägyptisch-
babylonischen Zeit. Ab dem Jahr 1250 ist das anders geworden, die Archai greifen nicht
mehr so stark unmittelbar in das irdische Geschehen ein, sondern wirken mehr in den
höheren Welten. Das hängt äußerlich zusammen mit einer Änderung der Stellung der
Erdachse um diese Zeit, was auch die Jahreszeiten beeinflusst hat, die früher gleichmäßiger
verteilt waren. Zugleich übernehmen aber seit dem Asuras, böse Geister der Persönlichkeit,
auch Geister des Egoismus genannt, ihren Platz und wecken in einzelnen menschlichen
Persönlichkeiten den bewussten Willen zum Bösen, wie er erst seit dem Bewusstseinsseelen-
Zeitalter möglich ist. Beispiele sind etwa die Borgia-Päpste, die Konquistatoren und
überhaupt die sich unter den Herrschenden immer stärker ausbreitende macchiavellistische
Gesinnung.

„Heute soll nun genauer auf einen außerordentlich wichtigen Zeitpunkt hingewiesen
werden, auf das dreizehnte Jahrhundert. Man kann sagen, daß die zu jener Zeit inkarnierten
Menschen etwas ganz Besonderes erlebten, etwas, was die zu andern Zeiten verkörperten
Menschen nicht haben erleben können. Und was ich jetzt sagen werde, das sage ich in
einem Sinne mit allen denen, die ein gewissermaßen erhöhtes geistiges Leben haben
durchmachen dürfen und die heute wieder inkarniert sind. Die wissen das alle.

Im dreizehnten Jahrhundert war für alle Menschen eine geistige Finsternis, selbst für die
erleuchtetsten Geister, auch für die Eingeweihten. Alles, was damals im dreizehnten
Jahrhundert gewußt wurde von geistigen Welten, das wußte man durch Überlieferung oder
von schon früher Eingeweihten, die ihre Erinnerung an das, was sie damals erlebt hatten,
weckten. Aber für eine kurze Zeit konnten auch diese Geister nicht unmittelbar hineinblicken
in die geistige Welt. Diese kurze Zeit der Verfinsterung mußte damals sein, um das
Charakteristische unseres jetzigen Zeitalters vorzubereiten: die heutige intellektuelle,
verstandesmäßige Kultur. Das ist das Wichtige, daß wir das heute in der fünften
nachatlantischen Kulturperiode haben. Das war nicht so in der griechischen Kulturperiode.
Da war an Stelle des jetzigen verstandesmäßigen Denkens die unmittelbare Anschauung das
Dominierende. Der Mensch wuchs sozusagen zusammen mit dem, was er sah und hörte, ja,
auch mit dem, was er dachte, wuchs der Mensch damals zusammen. Damals wurde nicht so
viel spintisiert, wie es heute geschieht und geschehen muß, denn das ist die Aufgabe der
fünften nachatlantischen Kulturperiode.“ (Lit.:GA 130, S. 228f)

Der Kampf von Licht und Finsternis als Schwellenerlebnis


„... der Mensch muß gewahr werden, wie er dem Lichte, das Licht ihm verwandt wird im
esoterischen Erleben der Welt. Dann aber, dann tritt einem sehr klar vor das Bewußtsein,
wie in dem Augenblicke, wo man die Schwelle betritt, das Licht recht wesenhaft wird und
einen harten Kampf zu bestehen hat gegen die finsteren Mächte. Da wird Licht und
Finsternis real. Und da tritt etwas vor dem Menschen auf, durch das er sich sagt: Wenn ich
ganz mit meinem Denken im Lichte aufgehe, dann verliere ich mich an das Licht. Denn in
dem Augenblicke, wo ich mit meinem Denken in das Licht aufgehe, erfassen mich
Lichtwesen, die zu mir sagen: Du Mensch, wir lassen dich nicht wiederum aus dem Lichte los,
wir halten dich im Lichte zurück. - Und das drückt auch das Wollen dieser Lichtwesen aus.
Diese Lichtwesen wollen fortwährend durch das Denken des Menschen den Menschen an
sich ziehen, ihn mit dem Lichte eins machen, ihn entreißen allen Erdenmächten und ihn
verweben mit dem Lichte [...]

Das ist das Wesenhafte, was uns entgegentritt bei der Begegnung mit dem Hüter der
Schwelle, daß die Natur, die vorher ruhig außer uns war und keinen Anspruch an uns
gemacht hat für unser gewöhnliches Bewußtsein, daß diese Natur gewinnt die Kraft, zu uns
zu sprechen in moralischer Weise. Auf tritt diese Natur, wie in der Sonne, als eine
Verlockerin. Was erst nur ruhig scheinendes Sonnenlicht war, wird sprechend, wird
verlockend, wird verführend, wird versuchend. Und die erste Art, wodurch wir gewahr
werden aus dem Sonnenlichte, daß Geistiges in diesem Sonnenlichte webt und lebt, das
erste ist, daß uns im Lichte der Sonne die verlokkenden, die versuchenden Wesen
erscheinen, die uns von der Erde hinwegtragen wollen. Denn diese Wesenheiten sind im
fortwährenden Kampfe mit demjenigen, was das Erdeninnere ausmacht, mit der Finsternis.

Und wenn wir dann ins Extrem verfallen - und man tut das durchaus, denn die Erlebnisse vor
dem Hüter der Schwelle sind eben durchaus ernste und tiefgehende und die Menschenseele
ergreifende -, wenn wir gewahr werden, wie verlockend das Sonnenlicht ist durch seine
Lichteswesen, dann wollen wir davon los, wenn wir noch eine Erinnerung daran haben, daß
wir Mensch sein sollen. Und diese Erinnerung dürfen wir nicht verlieren. Wenn wir sie
verlieren, werden wir eben - wenn auch wir zunächst noch das physische Leben auf der Erde
fortleben -, wir werden in einer gewissen Weise seelisch gelähmt. Aber wenn wir gewahr
werden, wie verlockend das Sonnenlicht ist, dann wenden wir uns nach der
entgegengesetzten Seite, dann wollen wir Ruhe finden vor diesen Verlockungen in der
Finsternis, mit der das Licht immerdar kämpft. Und pendeln wir hin aus dem Lichte in die
Finsternis, dann verfallen wir in das entgegengesetzte Extrem. Dann droht uns in der
Finsternis dieses Selbst - das hinaustragen wollte ins helle, scheinende Sonnenlicht die eine
Seite des Daseins -, dieses Selbst droht uns in der Finsternis einsam zu werden, getrennt zu
werden von allem übrigen Sein. Und wir Menschen können nur in der Gleichgewichtslage
zwischen Licht und Finsternis leben.

Das ist das große Erlebnis vor dem Hüter der Schwelle: daß wir der Verlockung des Lichtes
gegenüberstehen; der entselbstenden Gewalt der Finsternis gegenüberstehen. Licht und
Finsternis werden moralische Mächte, die moralische Gewalt über uns haben. Und wir
Menschen müssen uns sagen: Es ist gefährlich, das reine Licht, gefährlich, die reine Finsternis
zu schauen. Und wir werden innerlich erst beruhigt an der Schwelle, wenn wir sehen, wie die
mittleren Götter, die guten Götter, die Götter des normalen Fortschrittes uns das Licht
abdämpfen zum hellen Gelb, zur hellen Röte, und wenn wir wissen, daß wir nicht mehr für
die Erde verloren sein können, wenn wir nicht das Licht gewahr werden, das uns im
Erblenden verlockt, sondern wenn wir gewahr werden die Farbe im Geiste, die
abgedämpftes Licht ist.

Und ebenso gefahrvoll ist es, sich hinzugeben der reinen Finsternis. Und wir werden
innerlich befreit, wenn wir nicht der reinen schwarzen Finsternis gegenüberstehen im
Geisterland, sondern wenn wir gegenüberstehen der aufgehellten Finsternis in dem
Violetten, in dem Blauen. Gelb und Rot sagen uns im Geisterland: Es wird das Licht dich nicht
durch seine Verlockungen von der Erde hinwegheben können. Violett und Blau sagen uns: Es
wird die Finsternis dich nicht in der Erde begraben können als Seele; du wirst dich halten
können gegenüber demjenigen, was die Schwere der Erde auf dich auswirkt.

Das sind die Erlebnisse, wo Natürliches und Moralisches in eins verwachsen, wo Licht und
Finsternis wesenhaft werden. Und ohne das, daß Licht und Finsternis wesenhaft werden,
werden wir nicht gewahr die wirkliche Natur des Denkens.“ (Lit.:GA 270a, S. 106ff)

Typisches Triglycerid im Fettanteil der Butter mit dem blau markierten gesättigten
Fettsäurerest der Palmitinsäure, dem grün markierten einfach ungesättigten Fettsäurerest
der Ölsäure sowie dem rot markierten Rest der Buttersäure. Im Zentrum ist das dreifach
acylierte Glycerin schwarz markiert.
Fette und fette Öle sind grundlegende Nährstoffe für den tierischen und menschlichen
Organismus und zeichnen sich durch ihren hohen Gehalt an gespeicherter Sonneenergie aus.
Sie dienen daher als Energielieferanten und Reservestoffe. Im menschlichen Organismus
sorgen sie für eine ausreichende Wärmeentwicklung, die für die Ich-Tätigkeit unerlässlich ist.
Darüber hinaus sind sie gute Isolatoren gegen die Kälte, Lösungsmittel für nur fettlösliche
Substanzen wie z.B. einige Vitamine. Fettegewebe sind auch wichtige Schutzpolster für die
inneren Organe und das Nervensystem und wichtige Bestandteile der Zellmembranen.

Chemisch betrachtet sind die Fette und Öle Ester des dreiwertigen Alkohols Glycerin
(Propan-1,2,3-triol) mit drei, meist verschiedenen Fettsäuren, die überwiegend geradzahlige,
unverzweigte aliphatische Monocarbonsäuren sind. Sie werden auch als Triglyceride bzw.
Triglyzeride bezeichnet.

Im Gegensatz zu dem vorwiegend von den Geistern der Form gebildeten Eiweiß sind aus
geisteswissenschaftlicher Sicht am Aufbau der Fette vor allem die Geister der Bewegung
beteiligt.

„Dasjenige, was wir Fettsubstanz nennen, gleichgültig ob es der Mensch von außen genießt
oder in seinem eigenen Organismus selber bildet, ist nach ganz anderen kosmischen
Gesetzen aufgebaut als die Eiweißsubstanz. Während an dieser beteiligt sind jene
kosmischen Kräfte, welche ausgehen von Wesenheiten der Hierarchien der Form, sind
beteiligt an dem Aufbau der Fettsubstanz vorzugsweise jene Wesenheiten, die wir nennen
die Geister der Bewegung. Sehen Sie, es ist wichtig, solche Dinge zu erwähnen, weil man
dadurch erst den Begriff bekommt, wie kompliziert eigentlich so etwas ist, was sich die
äußere Wissenschaft so unendlich einfach vorstellt. Kein Lebewesen könnte auf der einen
Seite mit Eiweißsubstanz, auf der anderen mit Fettsubstanz durchdrungen sein, wenn nicht
zusammenwirkten aus dem Kosmos herein — wenn auch indirekt — der Geist der Form und
der Geist der Bewegung. Also wir können die geistigen Wirkungen, die wir kennen als
ausgehend von den Wesen der verschiedenen Hierarchien, verfolgen bis in die Substanz
herein, die unsere physische Hülle zusammensetzt. Daher wird beim Erleben, das dann
eintritt, wenn die Seele eine anthroposophische Entwicklung durchgemacht hat, auch dieses
Erleben in sich differenzierter, in sich beweglicher, das man hat gegenüber dem, was man als
Eiweiß in sich trägt, und dem, was man als Fett in sich trägt in der physischen Hülle. Es ist das
ein zweifaches Empfinden. Was bei dem im äußeren normalen Dasein lebenden Menschen
in ein einziges Empfinden zusammenrinnt, das empfindet man durcheinander: das, was im
Organismus die Fette machen und was die Eiweißsubstanzen machen. Indem der ganze
physische Organismus beweglicher wird, lernt die sich entwickelnde Seele unterscheiden
zweierlei Empfindungen am eigenen Leib. Eine Empfindung, welche gleichsam uns innerlich
so durchdringt, daß wir fühlen: das setzt uns zusammen, gibt uns die Statur, — da
empfinden wir die Eiweißsubstanzen in uns. Wenn wir empfinden: das macht uns
gleichgültig gegen unsere innere Abgeschlossenheit, das hebt uns gleichsam hinaus über
unsere Form, das macht uns gegenüber unserem inneren menschlichen Fühlen
phlegmatischer, wenn sich also zu der eigenen Empfindung etwas Phlegma zusetzt
gegenüber dieser eigenen Empfindung — diese Empfindungen differenzieren sich sehr stark
bei einer anthroposophischen Entwicklung - , so rührt diese letzte Empfindung her von dem
Erleben der Fettsubstanz in der physischen Hülle. Es wird also das innere Erleben auch in
bezug auf die physische Hülle komplizierter.“ (Lit.:GA 145, S. 32f)

„Das Fett ist diejenige Substanz des Organismus, die sich, indem sie von außen
aufgenommen wird, am wenigsten als Fremdstoff erweist. Fett geht am leichtesten aus der
Art, die es bei der Nahrungsaufnahme mitbringt, in die Art des menschlichen Organismus
über. Die achtzig Prozent Fett, welche z. B. die Butter enthält, gehen durch die Gebiete des
Ptyalin und Pepsin unverändert hindurch und werden nur vom Pankreassaft verändert,
nämlich in Glycerin und Fettsäuren verwandelt.

Dieses Verhalten des Fettes ist nur dadurch möglich, daß es von der Natur eines fremden
Organismus (von dessen ätherischen Kräften usw.) möglichst wenig in den menschlichen
hinüberträgt. Dieser kann es leicht seiner eigenen Wirksamkeit einverleiben.

Das rührt davon her, daß das Fett bei der Erzeugung der inneren Wärme seine besondere
Rolle spielt. Diese Wärme ist aber dasjenige, in dem, als im physischen Organismus, die Ich-
Organisation vorzüglich lebt. Von jeder im menschlichen Körper befindlichen Substanz
kommt für die Ich- Organisation nur soviel in Betracht, als bei deren Wirksamkeit
Wärmeentfaltung stattfindet. Fett erweist sich durch sein ganzes Verhalten als eine
Substanz, die nur Ausfüllung des Körpers ist, nur von ihm getragen wird und allein durch
diejenigen Vorgänge, bei denen sich Wärme entwikkelt, für die tätige Organisation in
Betracht kommt. Fett, das z. B. als Nahrung aus einem tierischen Organismus genommen ist,
nimmt von diesem in den menschlichen Organismus nichts hinüber als allein seine Fähigkeit
Wärme zu entwickeln.

Diese Wärme-Entwicklung geschieht aber als eine der spätesten Vorgänge des
Stoffwechsels. Es erhält sich daher als Nahrung aufgenommenes Fett durch die ersten und
mittleren Vorgänge des Stoffwechsels hindurch und wird erst in dem Bereich der inneren
Körpertätigkeit, am frühesten vom Bauchspeichel aufgenommen.
Wenn das Fett in der menschlichen Milch erscheint, so weist dies auf eine sehr
bemerkenswerte Tätigkeit des Organismus hin. Der Körper zehrt dies Fett nicht in sich auf; er
läßt es in ein Absonderungsprodukt übergehen. Es geht damit aber auch die Ich-Organisation
in dieses Fett über. Darauf beruht die bildsame Kraft der Muttermilch. Die Mutter überträgt
dadurch ihre eigenen bildsamen Kräfte der Ich-Organisation auf das Kind und fügt damit den
Gestaltungskräften, die schon durch die Vererbung übertragen worden sind, noch etwas
hinzu.

Der gesunde Weg ist dann vorhanden, wenn die menschlich bildsamen Kräfte die im Körper
vorhandenen Fettvorräte in der Wärmeentwicklung aufzehren. Ein ungesunder Weg ist
derjenige, wenn das Fett nicht von der Ich-Organisation in Wärmeprozessen verbraucht,
sondern unverbraucht in den Organismus geführt wird. Solches Fett bildet einen Überschuß
an der Möglichkeit, Wärme da und dort im Organismus zu erzeugen. Es ist das Wärme, die
beirrend für die anderen Lebensvorgänge da und dort im Organismus eingreift, und die von
der Ich-Organisation nicht umfaßt wird. Es entstehen da gewissermaßen parasitäre
Wärmeherde. Diese tragen die Neigung zu entzündlichen Zuständen in sich. Die Entstehung
solcher Herde muß darin gesucht werden, daß der Körper die Neigung entwickelt, mehr Fett
zustande zu bringen, als die Ich-Organisation zu ihrem Leben in der Innenwärme braucht.

Im gesunden Organismus werden die animalischen (astralischen) Kräfte so viel Fett erzeugen
oder aufnehmen, als durch die Ich-Organisation in Wärmevorgänge übergeführt werden
kann, und dazu noch diejenige Menge, die notwendig ist, um die Muskel- und Knochen-
Mechanik in Ordnung zu halten. In diesem Falle wird die dem Körper notwendige Wärme
erzeugt werden. Tragen die animalischen Kräfte der Ich-Organisation zu wenig Fett zu, so
tritt für die Ich-Organisation Wärmehunger ein. Diese muß die ihr notwendige Wärme den
Tätigkeiten der Organe entziehen. Dadurch werden diese gewissermaßen in sich brüchig,
versteift. Ihre notwendigen Vorgänge spielen sich träge ab. Man wird dann da oder dort
Krankheitsprozesse auftreten sehen, bei denen es sich darum handeln wird, zu erkennen, ob
sie in einem allgemeinen Fettmangel ihre Ursachen haben.“ (Lit.:GA 27, S. 58ff)

Siehe auch
Fette - Artikel in der deutschen Wikipedia
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(Weitergeleitet von Frostriese)
Frostriesen (auch Eis- oder Reifriesen) sind ins Riesenhafte vergrößerte Gnome, die die
Grenzen ihres eigentlichen Wirkungungsbereichs im Wurzelreich der Pflanzen überschritten
haben.

„In den Wurzeln der Pflanzen wirken die Naturgeister in den ihnen von Sonne und Mond
zugewiesenen Grenzen auf wohltätige Art. Doch sie können sich diesen Grenzen entreißen.
Was in der Wurzel die Salze der Erde zusammenzieht, um sie der Pflanzengestalt
einzuverleiben, das kann die Grenzen des Pflanzlichen verlassen, sich selbstständig machen.
Dann wuchert es ins Riesenhafte. Es ergreift, statt das enge Wurzelwesen, die Weiten des
Naturgeschehens. Es lebt in den Erzeugnissen des Frostes, in den wilden Wirkungen, die von
der Kälte der Erde ausgehen. Die Wurzelgeister wachsen sich zu den Reif- und Frostriesen
aus. Was in dem Blatte die Gestaltung der Pflanze der Luft zuführt, das lebt, emanzipiert von
seinen engen Grenzen, als Sturm- und Windriesen. Und was in der Blüte und Frucht die
Pflanze zur Sonnenkraft entlässt, das wird, selbstständig wuchernd, zu den Feuerriesen.
So erstand einst im europäischen Norden eine Naturanschauung, die da, wo heute
«Naturkräfte» gesehen werden, die Reif-, Sturm- und Feuerriesen schaute.“ (Lit.:GA 227, S.
363f)

Aus der geistigen Beobachtung der Elementarwesen, die in ihre natürlichen Grenzen
gebannt sind und jener, die diese Grenzen überschreiten, schöpften die Druiden ihr
Heilwissen:

„Man merkt das am besten, wenn man auf das hinweist, was als eine Art von
Heilwissenschaft bei diesen Druidenpriestern vorhanden war. Sie sahen auf der einen Seite
die in ihre Grenzen gebannten Elementarwesen in den verschiedenen Hervorbringungen des
Mineralischen, namentlich des pflanzlichen Reiches und so weiter. Nun beobachteten sie,
was an den Pflanzen geschieht, wenn diese, sagen wir, dem Frost ausgesetzt sind, wenn sie
den Wirkungen, welche die Sturmriesen, die Windesriesen durch den Luftraum tragen,
ausgesetzt sind, wenn sie dem Kochen der Feuerriesen ausgesetzt sind. Und indem sie nun
studierten, was die Reifriesen, die Frostriesen, die Sturmriesen, die Feuerriesen, wenn sie
gewissermaßen losgelassen wären, mit den Pflanzen täten, kamen sie dazu, in ihrer Art
Pflanzen zu nehmen und dasjenige, was in der Natur als Riesenwirkungen angedeutet ist, in
bestimmten Grenzen nachzuahmen: die Pflanzen einem bestimmten Prozeß zu unterwerfen,
dem Prozesse des Verfrostens, dem Erkaltungsprozesse, dem Prozesse des Verbrennens,
dem Prozesse des Lösens und Bindens.

Und so sagten sich diese Druidenpriester: Schauen wir hinaus in die Natur, so sehen wir die
verheerenden Wirkungen der Frostriesen, der Sturmriesen, der Feuerriesen. Aber wir
können diesen Riesen, diesen Jötunns, dasjenige abnehmen, was sie in ungelenker Weise
über die Welt ausbreiten, wir können ihnen das entreißen. Wir können diese losgelassenen
Mondenkräfte wiederum in engere Grenzen bannen.

Und indem sie das taten, indem sie das, was sich in der tauenden Erde, was sich im Sturm,
im Winde, im Kochen der Sonnenhitze abspielt, indem sie das studierten und anwendeten
auf das Sonnenhafte, das in den Pflanzen lebte und das sie in ihrer Initiation empfingen,
erzeugten sie ihre Heilmittel, Heilkräuter und dergleichen, die darauf beruhten, daß die
Riesen mit den Göttern versöhnt wurden.

Jedes Heilmittel war in jener Zeit ein Zeugnis für die Versöhnung der Götterfeinde mit den
Göttern selber. Ein Nahrungsmittel war dasjenige, was auf genommen wurde unmittelbar
unter Sonnen- und Mondenwirkung, so wie es sich in der Natur darbot. Ein Heilmittel war
dasjenige, was der Mensch erzeugte, indem er die Natur fortsetzte, indem er die Riesenkraft
bändigte, um sie in den Dienst der Sonnenkraft zu stellen.“ (Lit.:GA 228, S. 111f)

Vierte Dimension
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(Weitergeleitet von Fünfte Dimension)
Die vierte Dimension, kurz 4D, stellt eine Erweiterung des dreidimensionalen Raumes um
eine weitere Dimension dar. Mehrdimensionale Räume, zusammenfassend auch als
Hyperräume bezeichnet, die der sinnlichen Anschauung bzw. dem sinnlichen
Vorstellungsvermögen nicht zugänglich sind, bis hin zu unendlich dimensionalen Räumen,
können jedoch abstrakt mathematisch beschrieben und beispielsweise zur Lösung
physikalischer Probleme herangezogen werden. So wird etwa in der Relativitätstheorie der
dreidimensionale Raum mit der Zeit zum vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum
zusammengefasst. Über die geistige Bedeutung des vierdimensionalen Raumes und weiterer
höherdimensionaler Räume hat Rudolf Steiner in verschiedenen Vorträgen gesprochen.

„Das Astralbewußtsein ist vierdimensional in einer gewissen Beziehung. Um sich eine


annähernde Vorstellung davon zu machen, sei folgendes gesagt: Was tot ist, hat die
Tendenz, in seinen drei Dimensionen zu bleiben. Dasjenige, was lebt, geht fortwährend über
die drei Dimensionen hinaus. Das Wachsende hat in seinen drei Dimensionen durch seine
Bewegung die vierte darinnen. Bewegt sich etwas im Kreis und wird der Kreis immer größer
angenommen, so kommt man endlich doch zu einer geraden Linie. Wir würden aber mit
dieser geraden Linie nicht mehr zu unserem Ausgangspunkt zurückkommen, weil unser
Raum dreidimensional ist. Auf dem Astralraum, da kommt man dann zurück, weil der
Astralraum von allen Seiten geschlossen ist. Es gibt keine Möglichkeit, dort ins Unendliche zu
gehen. Der physische Raum ist für die vierte Dimension offen. Höhe und Breite sind zwei
Dimensionen, die dritte Dimension ist das Herausheben und Hereinbringen in die vierte. Eine
andere Geometrie herrscht auf dem Astralraum.“ (Lit.:GA 95, S. 150)

Damit ist nicht gesagt, dass der Astralraum als solcher vierdimensional ist. Vierdimensional
ist vielmehr das Bewusstsein, das zugleich die physische Welt und die Astralwelt umspannt.
Das ist ein im Grunde ganz alltäglicher Vorgang, der immer dann auftritt, wenn wir die in
unserer Seele lebenden Vorstellungen auf die dreidimensionale räumliche Außenwelt
beziehen durch eine Art von Umstülpung des Inneren auf das Äußere.

„Wenn Sie nur [zweidimensional] vorstellen würden, so würden Sie [nur] ein Traumbild vor
sich haben, aber keine Ahnung davon haben, daß draußen ein Gegenstand ist. Unser
Vorstellen ist ein direktes Stülpen unseres Vorstellungsvermögens über [die äußeren
Gegenstände vermittels des] vierdimensionalen Raumes. Der Mensch war im Astralzustand
[während früherer Stadien der Menschheitsevolution] nur ein Träumer, er hatte nur solche
aufsteigenden Traumbilder. Er ist dann übergegangen vom Astralreich zum physischen
Raum. Damit haben wir den Übergang vom astralen zum [physisch-]materiellen Wesen
mathematisch definiert. Bevor dieser Übergang geschah, war der astrale Mensch ein
dreidimensionales Wesen und konnte deshalb nicht seine [zweidimensionalen]
Vorstellungen auf die objektive [dreidimensionale physisch-materielle] Welt ausdehnen.
Aber als er [selbst] physisch-materiell] geworden ist, hat er noch die vierte Dimension
hinzubekommen [und konnte demzufolge auch dreidimensional erleben].

Durch die eigentümliche Einrichtung unseres Sinnesapparates sind wir imstande, unsere
Vorstellungen mit den äußeren Gegenständen zur Deckung zu bringen. Indem wir unsere
Vorstellungen auf äußere Dinge beziehen, gehen wir durch den vierdimensionalen Raum
durch, stülpen die Vorstellung über den äußeren Gegenstand. Wie würden sich die Dinge
ausnehmen, wenn wir von der anderen Seite aus schauen könnten, wenn wir in die Dinge
hineintreten und sie von dort aus sehen könnten? Um das zu können, müßten wir durch die
vierte Dimension hindurch. Die Astralwelt selbst ist nicht eine Welt von vier Dimensionen.
Aber die astrale Welt zusammen mit ihrer Spiegelung in der physischen Welt ist
vierdimensional. Wer imstande ist, die astrale Welt und die physische Welt zugleich zu
überschauen, der lebt im vierdimensionalen Raum, Das Verhältnis unserer physischen Welt
zur astralen ist ein vierdimensionales.“ (Lit.:GA 324a, S. 29f)

Rudolf Steiner bezieht den Begriff der vierten Dimension nicht nur auf die räumlichen
Verhältnisse, sondern auch auf das Hinausgehen über die drei zeitlichen Dimensionen
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft:

„So wie unserem physischen Dasein der Raum mit seinen drei Dimensionen eigen ist, so gibt
es auch einen Astralraum, der aber anders geartet ist als unser physischer Raum. Und weil er
anders geartet ist, wird es dem Anfänger schwer, sich dort zurechtzufinden. Etwas den
physischen Dimensionen Entsprechendes gibt es auch im Astralen. So wie unser physischer
Raum Höhe, Breite und Tiefe hat, so gibt es auch auf dem astralischen Felde bestimmte
Dimensionen. Und nun besteht ein merkwürdiger Zusammenhang zwischen den
Dimensionen auf astralen Felde und dem, was wir im physischen Leben «Zeit» nennen.
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im Physischen sind nur Projektionen, schattenhafte
Bilder derjenigen Dimensionen, welche die Dimensionen in der Astralwelt sind. Es gibt auch
in der astralen Welt etwas wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als Dimensionen.
Aber das unterscheidet die astrale Welt von unserer physischen, daß es noch eine für unser
physisches Dasein unvorstellbare Dimension gibt, welche außer Gegenwart, Vergangenheit
und Zukunft besteht, welche oftmals als vierte Dimension gezählt wird. Es ist dies ein
bildlicher, aber nicht ganz ungeeigneter Ausdruck. Es sollte niemand von der vierten
Dimension sprechen, der keinen Blick dafür hat.“ (Lit.:GA 88, S. 41)

Diese vierte Zeit-Dimension hängt eng zusammen mit dem Lesen in der Akasha-Chronik, zu
dem der fortgeschrittene Geistesschüler auf seinem Schulungsweg namentlich durch
fortgesetztes üben der Rückschau gelangt. Dieses Lesen ersetzt dann in der Geistesschau
nach und nach das normale Gedächtnis. Hier wird die Zeit gleichsam zum Raum. Ähnlich ist
das Lebenspanorama beschaffen, das man unmittelbar nach dem Tod erlebt:

„Denken Sie: Wenn Sie dasjenige vor sich haben wollten, was Sie gestern erlebt haben, dann
müßte ein Augenblick dessen, was gestern erlebt worden ist, wie erstarrt sein. Im nächsten
Augenblick ist die ganze Welt schon wieder anders; der Augenblick, der jetzt ist und schon
wieder nicht ist, müßte sozusagen wie in einer Moment-Photographie festgehalten werden.
Jeder Augenblick müßte so festgehalten werden, und dann müßten diese
aufeinanderfolgenden Photographien nebeneinander im Raum aufgestellt werden. Dann
hätten Sie das, was der Geistesforscher tatsächlich lebendig vor sich hat. Nicht nur den
gewöhnlichen Raum hat er vor sich, sondern einen Raum, der ganz anderer Natur ist. Ein
solcher Raum unterscheidet sich ganz wesentlich von dem Raum, in dem wir gewöhnlich
leben. Sie können unmöglich in dem gewöhnlichen Raum ein Abbild des geistigen Raumes
entwerfen. Denn wenn Sie den physischen Raum nehmen und versuchen, irgendwohin eine
Linie zu ziehen, so können Sie diese Linie nur innerhalb dieses Raumes ziehen. Sie kommen
gar nicht über diesen Raum hinaus. Sie können also dasjenige, was der Geistesforscher im
geistigen Raum durchschreitet, gar nicht in den gewöhnlichen Raum hineinzeichnen. Dem
Geistesforscher wird die Zeit zum Raum, in dem er von einem Punkt zum andern Punkt
schreitet.
Sie sehen also, daß das gewöhnliche Bewußtsein im Raum eingeschlossen ist; es kann gar
nicht heraus. Aber der Geistesforscher kommt dennoch heraus. Er weiß, wie er sich zu
bewegen hat, wenn er zum Beispiel zu Ereignissen kommen will, die meinetwillen vier oder
fünf Tage vorher stattgefunden haben. Er geht durch die Bilder der Ereignisse der letzten vier
oder fünf Tage zurück, wie auf einer Linie. Diese Linie ist so beschaffen, daß sie weder
zweidimensional gezeichnet, noch dreidimensional im Räume dargestellt werden kann. Sie
ist überhaupt für das gewöhnliche Bewußtsein nicht vorstellbar, denn das gewöhnliche
Bewußtsein kann aus dem dreidimensionalen Raum nicht heraus. Der Geistesforscher
bewegt sich aber aus dem gewöhnlichen Raum heraus und betritt einen Raum, der eine
weitere, eine im wahren Sinne vierte Dimension hat. Der Raum, den der Geistesforscher
betritt, wenn er das neue Gedächtnis bekommt, hat eine Dimension mehr als der
gewöhnliche Raum; das ist eine Dimension, die Sie im physischen Raum nicht finden können.
Daher müssen wir davon sprechen, daß der Geistesforscher in dem Augenblick, wo er dieses
höhere Gedächtnis bekommt, aus den drei Dimensionen des Raumes heraustritt. Wir haben
nun nicht nur darauf hingedeutet, daß ein solcher Begriff vom vierdimensionalen Raum
denkbar ist, sondern daß es eine ganz bestimmte Fähigkeit gibt, nämlich das höhere
Gedächtnis des Menschen, für welche dieser vierdimensionale Raum eine Wirklichkeit ist.“
(Lit.:GA 119, S. 243ff)

In seinen Ausführungen über die Farbenperspektive hat Steiner deutlich gemacht, dass auf
dem Weg von der physischen in die ätherische Welt der Übergang zur vierten Dimension
eigentlich einen Rückgang zur zweiten Dimension, also zu einem flächenhaft imaginativen
Erleben, bedeutet, da hierbei die dritte Dimension gleichsam vernichtet wird. Auch mit dem
Gefühl leben wir nur in zwei Dimensionen.

„Damit gewinnt die Malerei aber ihre Beziehung zum Geistigen. Es ist schon merkwürdig,
sehen Sie, heute denken die Menschen hauptsächlich nach, wie können wir den Raum noch
räumlicher machen, wenn wir über den Raum hinauskommen wollen? Und sie verwenden in
dieser materialistischen Weise eine vierte Dimension. Aber so ist diese vierte Dimension gar
nicht vorhanden, sondern sie ist so vorhanden, daß sie die dritte vernichtet, wie die
Schulden das Vermögen vernichten. Sobald man aus dem dreidimensionalen Raum
herauskommt, kommt man nicht in einen vierdimensionalen Raum, oder man kommt
meinetwillen in einen vierten dimensionalen Raum, aber der ist zweidimensional, weil die
vierte Dimension die dritte vernichtet und nur zwei übrigbleiben als reale, und alles ist, wenn
wir uns von den drei Dimensionen des Physischen zum Ätherischen erheben, nach den zwei
Dimensionen orientiert. Wir verstehen das Ätherische nur, wenn wir es nach zwei
Dimensionen orientiert denken. Sie werden sagen, aber ich gehe doch auch im Ätherischen
von hier bis hierher, das heißt nach drei Dimensionen. Nur hat die dritte Dimension für das
Ätherische keine Bedeutung, sondern Bedeutung haben nur immer die zwei Dimensionen.
Die dritte Dimension drückt sich immer durch das nuancierte Rot, Gelb, Blau, Violett aus, wie
ich es auf die Fläche bringe, ganz gleichgültig, ob ich die Fläche hier habe oder hier, da
ändert sich im Ätherischen nicht die dritte Dimension, sondern die Farbe ändert sich, und es
ist gleichgültig, wo ich die Fläche aufstelle, ich muß nur die Farben entsprechend ändern. Da
gewinnt man die Möglichkeit, mit der Farbe zu leben, mit der Farbe in zwei Dimensionen zu
leben. Damit aber steigt man auf von den räumlichen Künsten zu den Künsten, die wie die
Malerei nun zweidimensional sind, und überwindet das bloße Räumliche. Alles, was in uns
selber Gefühl ist, hat keine Beziehung zu den drei Raumdimensionen, nur der Wille hat zu
ihnen Beziehung, das Gefühl nicht, das ist immer in zwei Dimensionen beschlossen.“ (Lit.:GA
291, S. 171f)

Höherdimensionale Räume
Beim Übergang vom dreidimensionalen Raum zu höherdimensionalen Räumen, etwa zum
vierdimensionalen, fünfdimensionalen und sechsdimensionalen Raum darf man nicht in
abstrakter Weise weiterschreiten, sondern hier kommt man konkret zur Umstülpung des
Raumes.

„Es geht nicht in ein unbestimmtes Viertes hinein, sondern man muß von einem gewissen
Punkte an umkehren, und die vierte Dimension wird nämlich einfach die dritte Dimension
mit negativem Vorzeichen. Man kommt wiederum durch die dritte Dimension zurück. Das ist
der Fehler, der in den mehrdimensionalen Geometrien gemacht wird. Da wird einfach
abstrakt weitergelaufen von der zweiten in die dritte, von der dritten in die vierte Dimension
hinein und so weiter. Aber dasjenige, was da vorliegt, ist, wenn ich mich jetzt
vergleichsweise so ausdrücken darf, nicht einfach fortlaufend, sondern oszillierend. Die
Raumanschauung muß wiederum in sich zurückkehren. Wir vernichten, indem wir die dritte
Dimension negativ nehmen, diese dritte Dimension in Wahrheit. Die vierte Dimension ist die
negative dritte und vernichtet die dritte, macht den Raum eigentlich zweidimensional. Und
ebenso können wir einen Vorgang finden für die fünfte und sechste Dimension, der durchaus
in sich wirklich ist, obwohl das logischmathematisch, algebraisch einfach fortlaufend ist. Wir
müssen, wenn wir der Wirklichkeit gemäß vorstellen, in den Raum, der uns einfach vorliegt,
mit der vierten, fünften, sechsten Dimension wiederum zurückkommen, und bei der
sechsten haben wir einfach den Raum aufgehoben. Wir sind beim Punkt angekommen.

Was liegt da eigentlich in der Zeitkultur vor? Es liegt das vor, daß diese Zeitkultur abstrakt
geworden ist in bezug auf das Denken, daß man den Lauf, den man mit dem Denken
genommen hat von der Planimetrie zur Stereometrie einfach fortsetzt, während die
Wirklichkeit mit der vierten Dimension wieder zurückführt in den Raum. Aber indem wir jetzt
zurückkehren, sind wir keineswegs in derselben Lage, in der wir waren, als wir in die dritte
Dimension hinausgekommen sind mit dem Visieren, sondern indem wir zurückkehren, sind
wir geistbeladen. Finden wir die Möglichkeit, die vierte Dimension so zu denken, daß wir mit
ihr wiederum, indem sie die negative dritte ist, in den Raum zurückkehren, dann wird der
Raum geisterfüllt, während der dreidimensionale Raum materieerfüllt ist. Und mit immer
höheren Geistgebilden finden wir den Raum erfüllt, wenn wir entlang der negativen dritten
und zweiten und ersten Dimension gehen bis zu dem Punkt, wo wir keine
Raumesausdehnung mehr haben, aber vollständig im Ausdehnungslosen, im Geistigen dann
drinnenstehen.“ (Lit.:GA 82, S. 63f)

Das lässt sich durch das von Steiner in seinem Astronomiekurs entwickelte Konzept des
Gegenraumes noch genauer veranschaulichen:

„Denken Sie sich einmal, Sie hätten es nicht bloß zu tun mit dem gewöhnlichen Raum, der
also drei gedachte Dimensionen hat, sondern Sie hätten es zu tun mit einem Gegenraum. Ich
nenne ihn zunächst Gegenraum, und ich möchte ihn in der folgenden Weise für die
Vorstellung zunächst entstehen lassen: Denken Sie sich, ich bilde in der Vorstellung den
gewöhnlichen dreidimensionalen, starren Raum; ich bilde die erste Dimension, ich bilde die
zweite Dimension und ich bilde die dritte Dimension (Fig. 5). Indem ich diese drei
Dimensionen gebildet habe, habe ich gewissermaßen vorstellungsgemäß die Erfüllung
geschaffen desjenigen, was sich mir darbietet als der gewöhnliche dreidimensionale Raum.
Aber Sie wissen ja, man kann überall nicht bloß vorgehen bis zu einer gewissen Intensität,
sondern man kann auch davon zunehmen, immer weiter wegnehmen und kommt dann zur
Negation. Sie wissen, es gibt nicht nur Vermögen, sondern auch Schulden. Es ist möglich, daß
ich nicht nur die drei Dimensionen entstehen lasse, sondern daß ich sie auch verschwinden
lasse. Nur stelle ich mir den Vorgang des Entstehens

Fig. 5 / Fig. 6
und Verschwindens als einen realen vor, als etwas, was ist. Ich kann auch bloß in zwei
Dimensionen vorstellen, aber das meine ich jetzt nicht, sondern ich meine: Daß da nur zwei
Dimensionen sind, davon ist die Ursache nicht, daß ich nie eine dritte gehabt habe, sondern
davon ist die Ursache, daß ich wohl eine dritte gehabt habe, aber daß sie mir wiederum
entschwunden ist. Die zwei Dimensionen sind das Ergebnis des zuerst Entstehens und dann
Vergehens der dritten Dimension. Ich habe also jetzt einen Raum, der nur äußerlich noch
zwei Dimensionen zeigt, den ich aber innerlich mir so vorzustellen habe, daß er zwei dritte
Dimensionen, eine positive und eine negative, zeigt; die negative Dimension kommt aus
etwas heraus, was nicht mehr in meinem dreidimensionalen Raum drinnen sein kann, was
ich natürlich nicht als vierte Dimension im gewöhnlichen Sinn vorstellen muß, sondern als
etwas, was sich zur dritten verhält wie das Negative zum Positiven (Fig. 6).“ (Lit.:GA 323, S.
274ff)

Eine Übung zur Anschauung des vierdimensionalen Raumes


„Derjenige, welcher eine wirkliche Anschauung von dem vierdimensionalen Raum sich
erwerben will, muß ganz bestimmte Anschauungsübungen machen. Diese bestehen darin,
daß er sich zunächst eine ganz klare Anschauung, eine vertiefte Anschauung, nicht
Vorstellung, bildet von dem, was man Wasser nennt. Eine solche Anschauung von dem
Wasser ist nicht so leicht zu kriegen. Man muß lange meditieren und sich sehr genau in die
Natur des Wassers vertiefen, man muß sozusagen hineinkriechen in die Natur des Wassers.
Das zweite ist, daß man sich eine Anschauung verschafft von der Natur des Lichtes. Das Licht
ist etwas, was der Mensch zwar kennt, aber nur so kennt, wie er es von Außen empfängt.
Nun kommt der Mensch dadurch, daß er meditiert, dazu, das innere Gegenbild des äußeren
Lichtes zu bekommen, zu wissen, wodurch und woher das Licht entsteht, so daß er dadurch
selbst so etwas wie Licht hervorbringen, erzeugen kann. Diese Fähigkeit, Licht hervorbringen,
erzeugen zu können, eignet sich der Yogi [Geheimschüler] an durch Meditation. Das kann
derjenige, welcher reine Begriffe wirklich meditativ in seiner Seele anwesend zu haben
vermag, der reine Begriffe wirklich meditativ auf seine Seele wirken läßt, der sinnlichkeitsfrei
denken kann. Dann entspringt dem Begriffe das Licht. Dann geht ihm die ganze Umwelt auf
als flutendes Licht. Der Geheimschüler muß nun gleichsam chemisch verbinden die
Anschauung, die er sich von Wasser gebildet hat, mit der Anschauung des Lichtes. Das vom
Licht ganz durchdrungene Wasser ist ein Körper, der von den Alchemisten genannt wird
Merkurius. Wasser plus Licht heißt in der Sprache der Alchemisten Merkurius. Dieses
alchemistische Merkur ist aber nicht das gewöhnliche Quecksilber. Sie werden die Sache
nicht in dieser Form [überliefert] erhalten haben. Man muß erst in sich die Fähigkeit
erwecken, aus dem [Umgehen mit den reinen] Begriffen selbst das Licht zu erzeugen.
Merkurius ist diese Vermischung [des Lichtes] mit der Anschauung des Wassers, diese
lichtdurchdrungene Wasserkraft, in deren Besitz man sich dann versetzt. Das ist das eine
Element der astralischen Welt.
Das zweite [Element] entsteht dadurch, daß man sich, ebenso wie man vom Wasser sich
eine Anschauung gebildet hat, man sich von der Luft eine Anschauung bildet, daß wir also
die Kraft der Luft durch einen geistigen Vorgang heraussaugen. Wenn Sie [auf der anderen
Seite Ihr] Gefühl in sich in gewisser Weise konzentrieren, so erzeugen, so entzünden Sie
durch das Gefühl das Feuer. [Wenn Sie die Kraft der Luft gleichsam chemisch verbinden mit
dem durch Gefühl erzeugten Feuer, so] bekommen Sie «Feuerluft». Sie wissen, daß in
Goethes «Faust» von Feuerluft gesprochen wird.[1] Das ist etwas, wo das Innere des
Menschen mitarbeiten muß. Also das eine Element wird [aus einem gegebenen Element, der
Luft,] herausgesogen, das andere [das Feuer oder die Wärme] wird von Ihnen selbst erzeugt.
Diese Luft plus Feuer nannten die Alchemisten Schwefel, Sulfur, leuchtende Feuerluft. Wenn
Sie nun diese leuchtende Feuerluft in einem wäßrigen Elemente haben, dann haben Sie in
Wahrheit jene [astrale] Materie, von der es in der Bibel heißt: und der Geist Gottes
schwebte, oder brütete, über den «Wassern».[2]

[Das dritte Element entsteht, wenn] man der Erde die Kraft entzieht und das dann verbindet
mit den [geistigen Kräften im] «Schall»; dann hat man das, was [hier] Geist Gottes genannt
wird. Daher wird es auch «Donner» genannt. [Wirkender] Geist Gottes ist Donner, ist Erde
plus Schall. Der Geist Gottes [schwebt also über der] astralen Materie.

Jene «Wasser» sind nicht gewöhnliche Wasser, sondern was man eigentlich astrale Materie
nennt. Diese besteht aus vier Arten von Kräften: Wasser, Luft, Licht und Feuer. Die
Anordnung dieser vier Kräfte stellt sich der astralischen Anschauung als die vier Dimensionen
des astralen Raumes dar. So sind sie in der Wirklichkeit. Es sieht im Astralen eben ganz
anders aus als in unserer Welt. Manches, was als astral aufgefaßt wird, ist nur eine
Projektion des Astralen in den physischen Raum.

Sie sehen, dasjenige, was astral ist, ist halb subjektiv [das heißt dem Subjekt passiv gegeben],
halb Wasser und Luft, denn Licht und Gefühl [Feuer] sind objektiv, [das heißt vom Subjekt
tätig zur Erscheinung gebracht]. Nur einen Teil von dem, was astral ist, kann man außen [als
dem Subjekt gegeben] finden, aus der Umwelt gewinnen. Den anderen Teil muß man
subjektiv [durch eigene Tätigkeit] dazubringen. Aus Begriffs- und Gefühlskräften gewinnt
man [aus dem Gegebenen] durch [tätige] Objektivierung das andere. Im Astralen haben wir
also Subjektiv-Objektives. Im Devachan gibt es gar keine [für das Subjekt bloß gegebene]
Objektivität mehr. Man würde dort ein völlig subjektives Element haben.

Wir haben eben da etwas, was der Mensch erst [aus sich heraus] erzeugen muß, wenn wir
vom astralen Raum sprechen. So ist alles, was wir hier tun, das Symbolische, [nur] eine
sinnbildliche Darstellung für die höheren Welten, für die devachanische Welt, die in der Art
wirklich sind, wie ich es Ihnen in diesen Andeutungen auseinandergesetzt habe. Es ist das,
was in diesen höheren Welten liegt, nur dadurch zu erreichen, daß man in sich selbst neue
Anschauungsmöglichkeiten entwickelt. Der Mensch muß selbst etwas dazu tun.“ (Lit.: GA
324a, S. 58ff Nachschrift von Franz Seiler; Zweite Textvariante in der Nachschrift von Walter
Vegelahn siehe: GA 324a, S. 60ff)

DatenschutzÜber AnthroWikiHaftungsausschlussDie Geburt des Menschen war, ebenso wie


die Empfängnis, noch bis in die spätatlantische Zeit fest an eine bestimmte Jahreszeit
gebunden und fand stets im Winter statt. Durch Luzifer wurde die Fortpflanzung allmählich
aus dem Naturrhythmus herausgelöst und damit eine wichtige Grundlage für die
menschliche Freiheit geschaffen. Uterus und Herz
Herz und Uterus verhalten sich zueinander wie Sonne und Mond.

„Erstens sind, wenn sie auch nicht in einem unmittelbaren physischen Kontakt sind, Herz und
Uterus zwei zusammengehörige Organe, so zusammengehörig wie Sonne und Mond. Sonne
und Mond gehören so zusammen, daß sie beide auf irgend etwas dasselbe Licht werfen; das
eine Mal wirft die Sonne direkt auf irgendeinen Gegenstand das Licht, das andere Mal auf
dem Umweg, indem es zuerst zum Mond geht und von dort zurückgeworfen wird. Das Organ
des Herzens hat unmittelbare, direkte Impulse für den menschlichen Organismus. Es ist das
Wahrnehmungsorgan für die Blutzirkulation, die im normalen menschlichen Organismus vor
sich geht. Der weibliche Uterus ist daraufhin konstituiert, daß er das Wahrnehmungsorgan
ist für die Zirkulation, die hervorgerufen wird nach der Befruchtung. Dazu ist er da, das ist
gerade so, wie der Mond das Sonnenlicht reflektiert, so reflektiert der weibliche Uterus die
Wahrnehmung des Herzens im Blutkreislauf. Er

Zeichnung aus GA 316, S. 107 (Tafel 8)


strahlt sie zurück. Sie gehören stets zusammen wie Sonne und Mond, indem ihre
Wahrnehmungen sich verhalten wie direkte und reflektierte Einwirkung. Wenn ein Mensch
da ist, braucht er Herzkraft, wenn er entsteht, braucht er reflektierte Herzkraft, die kommt
vom weiblichen Uterus.

Nun sind diese Organe mit einigen andern - die Lunge führt das mehr zum ätherisch-
physischen Leib hinüber -, diese Organe, Herz und weiblicher Uterus sind nichts anderes als
physisch das, was vom Geistigen aus angesehen das Seelische des Menschen ist. Ich darf das
vielleicht in der folgenden Weise sagen: Denken Sie sich, Sie entwickeln die imaginative
Erkenntnis. Wenn Sie imaginative Erkenntnis entwikkeln, so bekommen Sie, wenn Sie einen
Menschen anschauen, wirklich das Bild von Sonne und Mond, wenn Sie auf Herz und Uterus
hinschauen. Das ist tatsächlich das entsprechende Geistige, das der Mensch in seiner Seele
erlebt, so daß wirklich einander entsprechen diejenigen Dinge, die im Herzen und im Uterus
vorgehen, und die allerdings im Halbunbewußten des Seelischen vorgehen, weil das
Seelische sonst von Gedanken beeinflußt wird. Und so wird ein feiner Vorgang verdeckt: der
innige Zusammenhang von Herz und Uterus. Aber wer nur einigermaßen ein wenig
beobachten kann, der kann beobachten, wie ungeheuer viel davon abhängt, wie halb
unbewußt, oder halb bewußt, möchte ich sagen, die Herztätigkeit sich entwickeln muß unter
der Einwirkung der physischen Umgebung. Wer, sehen Sie, sein Leben so zubringt, daß er
fortwährend einen Schock erlebt, durch seinen Beruf meinetwillen, der hat schon in seinem
Unterbewußtsein ganz genau ein seelisches Ebenbild der Herztätigkeit, die da entsteht; und
das reflektiert sich im Uterus. Wir können sehen, wie das stattfindet, wie das übergeht auf
die Konstitution des Embryos.“ (Lit.:GA 316, S. 106ff)

LiteraturAnonym
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Mentalkörper
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(Weitergeleitet von Gedankenleib)
Der Mentalkörper oder Mentalleib ist nach indisch-theosophischer Bezeichnung der Träger
der Verstandes- (niederer Mentalkörper) und Vernunftkräfte (höherer Mentalkörper). Er ist
aus Gedanken gewoben und kann darum auch Gedankenleib genannt werden (siehe auch →
Mayavi-rupa-Körper). Rudolf Steiner bezeichnet ihn sinngemäß auch als Ich-Träger oder Ich-
Leib. Der hellsichtigen Anschauung erscheint er als eiförmiges Gebilde, das die Astralaura
umschließt. Der Mentalkörper ist ein höherer, durch die Gedankenbildung verwandelter Teil
des Ätherleibs. In späteren Schriften und Vorträgen hat Rudolf Steiner den Ausdruck
«Mentalkörper» kaum mehr gebraucht. Der niedere Mentalkörper entspricht etwa dem, was
Rudolf Steiner später als Verstandesseele bezeichnet hat. Der niedere Mentalkörper ist
sterblich und löst sich schon bald nach dem Tod auf. Unsterblich ist nur der höhere
Mentalkörper, der im wesentlichen jenen Teil der Bewusstseinsseele umfasst, der bereits
unmittelbar auf die geistige Welt gerichtet ist und in enger Beziehung zum Geistselbst
(Manas) steht.

"Der Ätherkörper besteht aus zwei Gliedern: aus dem Teile der menschlichen Natur, der
damals vom Monde herübergekommen ist, und seinem Gegenpol. Sie waren zuerst noch
nicht miteinander verbunden, nachher näherten sie sich einander und verbanden sich. Das
eine ist der Pol des Tierischen, das andere der Pol des Geistigen. Den Pol des Tierischen
nennt man Ätherkörper, den Pol des Geistigen nennt man Mentalkörper. Der Mentalkörper
ist materiell Äther.

Dazwischen ist der Astralkörper, der auch aus einer Verbindung von zweien entstanden ist.
Er ist im Grunde auch ein doppeltes Gebilde. Man hat in ihm zu unterscheiden eine niedere
und eine höhere Natur. Die höhere Natur ist ursprünglich mit dem Mentalkörper
verbunden." (Lit.: GA 93a, S. 143f)

"Was wir sehen, ist der physische Körper, er gehört dem Mineralreich an, aber durch Prana,
das Lebensprinzip, lebt er auch in der Äthersphäre der Pflanzenwelt, er hat seinen
Ätherkörper; und weiter lebt er auch durch die Empfindung in der Astralwelt, in seinem
Astralkörper, und durch vernünftige Vorstellung in der mentalen Welt, durch das Kama-
Manas-Prinzip. Der Mensch besitzt in der niederen Welt vier Körper mit den Prinzipien. Aber
er hängt auch mit der höheren Welt zusammen, da er dort seinen Ursprung hat. Er kann
seinen Mentalkörper ausbilden und von der Vorstellung des Einzelnen und Vielen zur Idee
des Typus vordringen, er kann den Kausalkörper entwickeln und zur höheren Welt der
Dreiheit Manas-Budhi-Atma emporsteigen. In der Budhi-Sphäre wird er seine Gedanken aus
astralem Stoff formen, den Mayavi-rupa-Körper schaffen können, wird leben und wirken aus
seiner Kausalseele, selbst Schöpfer sein und wieder eins werden mit der Gesamtheit. Diese
obere Dreiheit, zu der der Mensch sich emporentwickeln muß, ist aber in Wahrheit tief in
ihm verborgen vorhanden, sie liegt seinem Wesen zugrunde, er muß sie nacheinander
befreien - «Wie oben, so unten»." (Lit.: GA 88, S. 173)

Die Gedanken selbst haben ihren Ursprung auf dem Mentalplan, der auch als Devachan bzw.
als geistige Welt im engeren Sinn bezeichnet wird. An der Grenze zwischen unterem und
oberem Devachan liegt die Akasha-Chronik, die alles enthält, was jemals von geistigen
Wesen gedacht wurde (Lit.: GA 9, S. 94ff).

"Man kann also alle Gedanken des Menschen lesen auf dem höheren Mentalplan, alle
Gefühle und Erlebnisse auf dem Budhiplan und alle Handlungen auf dem Nirvanaplan. Die
Wesenheiten, welche nun den Zusammenhang zwischen den Gegenbildern und dem
Menschen regeln, haben eine große Bedeutung. Die Gedanken lebt der Mensch auf dem
Mentalplan aus. Was der Mensch in Gedanken abmacht, geschieht alles auf dem
Mentalplan. Dort, im Devachan, baut er sich zwischen Tod und neuer Geburt den Charakter
seines Gedankenkörpers für das neue Leben auf. Dort sind die Gegenbilder seiner früheren
Gedanken. Die zieht er an seinen vom Physischen und Astralen befreiten Mentalkörper
heran und bildet sich so seinen künftigen Mentalkörper nach den von ihm geschaffenen
Gedankenbildern. Dagegen würde er nicht von selbst die Gegenbilder seiner Erlebnisse und
Handlungen mit sich verbinden können. Das unterliegt von außen regelnden Wesenheiten,
den Herren des Karma, den Lipikas, die die geschaffenen Gegenbilder der Gefühle und Taten
des Menschen auf dem Budhi- und dem Nirvanaplan mit ihm - der schon wieder die
kamische und andere Hüllen um sich hat - in Zusammenhang bringen für die folgenden
Inkarnationen." (Lit.: GA 89, S. 175f)

Es ist nicht immer leicht, zu unterscheiden, welche Eigenschaften der Mensch leiblich durch
Vererbung mitbekommen hat und welche er seelisch-geistig aus einer früheren Inkarnation
mitbringt.

"Die karmischen Gesetze sind so verwickelt, daß man niemals aus dem äußeren Anschein
sich ein Urteil bilden kann. Nur derjenige kann das einigermaßen, vor dessen geistigen
Sinnesorganen die höheren Welten zum Teil offen liegen. Wer außer dem physischen Leib
auch noch den Seelenorganismus (Astralleib) und den Geist (Mentalkörper) zu beobachten
vermag, dem wird klar, was auf den Menschen von seinen Vorfahren übergegangen und was
sein eigenes, in früheren Leben erworbenes Besitztum ist. Für den gewöhnlichen Blick
vermischen sich diese Dinge und es kann leicht so erscheinen, als ob etwas bloß angeerbt
sei, was karmisch bedingt ist. — Es ist ein durchaus weises Wort, daß Kinder den Eltern
«geschenkt » sind. Sie sind es in geistiger Beziehung ganz und gar. Aber es sind ihnen Kinder
mit gewissen geistigen Eigenschaften deshalb geschenkt, weil sie gerade die Möglichkeit
haben, diese geistigen Eigenschaften der Kinder zur Entfaltung zu bringen." (Lit.: GA 34, S.
372f)

→ Siehe auch: Kosmische Intelligenz


„Der Mensch ist nach den Gedanken des Kosmos aufgebaut. Der Kosmos ist der große
Denker, der bis zum letzten Fingernagel so unsere Form in uns eingraviert, wie unsere kleine
Gedankenarbeit die kleinen Eingravierungen ins Gehirn während des Alltages macht. Wie
unser Gehirn - das heißt nur in bezug auf die kleinen Partien, wo Eingravierungen geschehen
können - unter dem Einflusse der Gedankenarbeit steht, so steht unser ganzer Mensch unter
dem Einfluß der kosmischen Gedankenarbeit...

Wir werden aus dem Kosmos heraus gedacht. Der Kosmos denkt uns. Und wie wir in unserer
kleinen Alltagsgedankenarbeit kleine Eingravierungen in unser Gehirn machen und dann die
Vorstellungen Löwe, Hund, Tisch, Rose, Buch, auf, ab, links, rechts uns zum Bewußtsein
kommen als die Spiegelungen dessen, was wir vorher im Gehirn präparieren - das heißt, wie
wir durch die Bearbeitung des Gehirns zuletzt wahrnehmen Löwe, Hund, Tisch, Rose, Buch,
auf, ab, schreiben, lesen - , so wirken die Wesen der Weltenhierarchien in der Weise, daß sie
die große denkerische Tätigkeit verrichten, die Bedeutsameres in der Welt eingraviert als wir
mit unserer alltäglichen Denkertätigkeit. So kommt es denn zustande, daß nicht nur die
kleinen winzigen Eingravierungen entstehen, die dann als unsere Gedanken sich einzeln
spiegeln, sondern daß wir selbst es sind in unserem ganzen Wesen, was wieder den Wesen
der höheren Hierarchien als ihre Gedanken erscheint. Wie unsere kleinen Gehirnprozesse
unsere kleinen Gedanken spiegeln, so spiegeln wir, indem in die Welt eingraviert wird, die
Gedanken des Kosmos. Indem die Hierarchien des Kosmos denken, denken sie zum Beispiel
uns Menschen. Wie von unseren kleinen Gehirnpartikelchen unsere kleinen Gedanken
kommen, so kommen von dem, was die Hierarchien machen und wozu wir selber gehören,
ihre Gedanken. Wie die Teile in unserem Gehirn für uns die Spiegelungsapparate sind, die
wir erst für unsere Gedanken bearbeiten, so sind wir, wir kleine Wesen, dasjenige, was sich
für ihre Gedanken die Hierarchien des Kosmos zubereiten...

So finden wir den Zusammenhang zwischen dem menschlichen und dem kosmischen
Gedanken. Der menschliche Gedanke ist der Regent des Gehirns; der kosmische Gedanke ist
ein solcher Regent, daß zu dem, was er auszuführen hat, wir selber mit unserem ganzen
Wesen gehören. Nur müssen wir, weil er vermöge unseres Karma nicht immer alle seine
Gedanken in gleicher Art auf uns wenden kann, nach seiner Logik aufgebaut werden. So
haben wir Menschen eine Logik, nach der wir denken, und so haben auch die geistigen
Hierarchien des Kosmos ihre Logik. Und ihre Logik besteht in dem, was wir als Schema
aufgezeichnet haben (Seite 69). Wie wir zum Beispiel, wenn wir denken, «der Löwe ist ein
Säugetier», zwei Begriffe zusammenbringen zu einem Urteil, so denken die geistigen
Hierarchien des Kosmos zwei Dinge zusammen, Mystik und Idealismus: Mystik erscheine im
Idealismus. Denken Sie sich dieses zunächst als vorbereitende Tätigkeit des Kosmos: Mystik
erscheine im Idealismus - so erklingt das schöpferische «fiat», das schöpferische Wort. Die
vorbereitende Tat besteht für die Wesen der geistigen Hierarchien darin, daß ein Mensch
ergriffen wird, dessen Karma es entspricht, daß sich in ihm die Anlage ausbildet, ein
mystischer Idealist zu werden. Zurückgestrahlt in die Hierarchien des Kosmos ist das, was wir
für uns einen Gedanken nennen würden, für sie der Ausdruck eines Menschen, der
mystischer Idealist ist, der ihr Gedanke ist, nachdem sie sich das kosmische Urteil vorbereitet
haben: Mystik erscheine im Idealismus! [...]

So spricht die Summe der geistigen Hierarchien im Kosmos. Und unsere menschliche
Gedankentätigkeit ist ein Abbild, ein kleines Abbild davon. Welten verhalten sich zum Geiste
oder zu den Geistern des Kosmos, wie sich unser Gehirn zu unserer Seele verhält. So können
wir hineinblicken in das, was wir allerdings nur mit einer gewissen Ehrfurcht, mit einer
heiligen Scheu anschauen sollten. Denn wir stehen gewissermaßen mit einer solchen Sache
vor den Geheimnissen der Menschenindividualitäten. Wir lernen begreifen, daß - wenn ich
mich bildlich ausdrücken darf- die Augen der Wesen der höheren Hierarchien hinschweifen
über die einzelnen Menschenindividualitäten und daß ihnen die Individualitäten das sind,
was uns die individuellen Buchstaben eines Buches sind, in dem wir lesen. Das ist das, was
wir nur mit einer heiligen Scheu anschauen dürfen. Wir belauschen die Gedankentätigkeit
des Kosmos.“ (Lit.:GA 151, S. 76ff)

Ein Hindernis, den kosmischen Ursprung der Gedanken zu erkennen, ist die bis heute in den
Neurowissenschaften dogmatisch vertretene Meinung, dass die Gedanken ein Produkt des
Gehirns seien und dieses die Willensbewegungen des Menschen zentral steuere. Damit
verbunden ist die von Rudolf Steiner heftig bekämpfte Lehre von den motorischen Nerven.
Tatsächlich gäbe es grundsätzlich nur sensorische Nerven - die sogenannten motorischen
Nerven seien in Wahrheit auch sensorisch und würden ausschließlich der Wahrnehmung der
eigenen Bewegung dienen.

„Die Welt ist ein Unendliches, qualitativ und quantitativ. Und ein Segen wird es sein, wenn
sich einzelne Seelen finden, die klar sehen wollen gerade in bezug auf das, was in unserer
Zeit so furchtbar auftritt an sich überhebender Einseitigkeit, die ein Ganzes sein will. Ich
möchte sagen, mit blutendem Herzen spreche ich es aus: Das größte Hindernis für eine
Erkenntnis der Tatsache, wie eine vorbereitende Arbeit der denkerischen Tätigkeit im Gehirn
geübt wird, wie das Gehirn dadurch zum Spiegel gemacht wird und das Seelenleben
zurückstrahlt - eine Tatsache, deren Erkenntnis unendliches Licht auf viele andere
physiologische Erkenntnisse werfen könnte -, das größte Hindernis für die Erkenntnis dieser
Tatsache ist die wahnsinnig gewordene Physiologie der Gegenwart, welche da von zweierlei
Nerven spricht, von den motorischen und den sensitiven Nerven. Ich habe auch diese Sache
schon in manchen Vorträgen berührt. Um diese überall in der Physiologie herumspukende
Lehre hervorzubringen, mußte tatsächlich die Physiologie vorher allen Verstand verlieren.
Dennoch ist das heute eine über die ganze Erde hin anerkannte Lehre, die sich jeder wahren
Erkenntnis von der Natur des Gedankens und der Natur der Seele hindernd in den Weg legt.
Niemals wird der menschliche Gedanke erkannt werden können, wenn die Physiologie ein
solches Hindernis der Erkenntnis des Gedankens bildet. Wir haben es aber so weit gebracht,
daß eine haltlose Physiologie heute jedes Lehrbuch der Psychologie, der Seelenkunde,
eröffnet und von sich abhängig macht. Damit versperrt man sich zugleich den Weg zur
Erkenntnis des kosmischen Gedankens.

Was der Gedanke im Kosmos ist, das lernt man erst erkennen, wenn man erfühlt, was der
Gedanke im Menschen ist, wenn man sich in der Wahrheit dieses Gedankens fühlt, der als
Gedanke mit dem Gehirn nichts anderes zu tun hat, als daß er selber der Herr dieses
Gehirnes ist. Aber wenn man also den Gedanken in seiner Wesenheit in sich selber als
menschlichen Gedanken erkannt hat, dann fühlt man sich schon mit diesem Gedanken im
Kosmischen darinnen, und unsere Erkenntnis von der wahren Natur des menschlichen
Gedankens weitet sich aus auch zur Erkenntnis der wahren Natur des kosmischen
Gedankens. Wenn wir richtig erkennen lernen, wie wir denken, dann lernen wir auch
erkennen, wie wir von den Mächten des Kosmos gedacht werden. Ja, wir gewinnen sogar die
Möglichkeit, einen Blick in die Logik der Hierarchien hinein zu tun. Die einzelnen Bestandteile
der Urteile der Hierarchien, die Begriffe der Hierarchien, ich habe sie Ihnen hingeschrieben.
In den zwölf Geistes-Tierkreiszeichen, in den sieben Weltanschauungsstimmungen und so
weiter liegen die Begriffe der Hierarchien. Und das, was die Menschen sind, sind Urteile des
Kosmos, die aus diesen Begriffen hervorgehen. So fühlen wir uns in der Logik des Kosmos,
das heißt, real gefaßt, in der Logik der Hierarchien des Kosmos darinnen, fühlen uns als
Seelen in kosmischen Gedanken gebettet, wie wir den kleinen Gedanken, den wir denken, in
unserem Seelenleben gebettet fühlen.

Meditieren Sie einmal über die Idee: «Ich denke meine Gedanken. - Und ich bin ein Gedanke,
der von den Hierarchien des Kosmos gedacht wird. Mein Ewiges besteht darin, daß das
Denken der Hierarchien ein Ewiges ist. Und wenn ich einmal von einer Kategorie der
Hierarchien ausgedacht bin, dann werde ich übergeben - wie der Gedanke des Menschen
vom Lehrer an den Schüler übergeben wird - von einer Kategorie an die andere, damit diese
mich in meinem ewigen, wahren Wesen weiter denke. So fühle ich mich drinnen in der
Gedankenwelt des Kosmos.»“ (Lit.:GA 151, S. 82ff)

Gedankenbildung im Ätherleib
Die Gedankenbildung geht vom Ich aus, geht durch den Astralleib und äußert sich schließlich
in den Bewegungen des Ätherleibs. Indem sich diese Bewegungen dem physischen Leib
einprägen, bildet sich das Gedächtnis und indem sie durch den physischen Leib, namentlich
durch das Gehirn, in die Seele zurückgespiegelt werden, kommen sie zum Bewusstsein.

„Und da kommen wir darauf, daß sich dasjenige, was wir im engeren Sinne Denken,
Vorstellen nennen, so wie der Mensch hier auf dem physischen Plan lebt, eigentlich abspielt
im Ätherleib. Aber damit sich Gedanken bilden durch dieses Denken, durch dieses
Vorstellen, ist der physische Leib notwendig, denn der physische Leib muß seine Eindrücke
bekommen, wenn Gedanken hier im physischen Leben erinnerungsmäßig festgehalten
werden sollen.

Der Vorgang ist also der: Wenn wir denken, so geht natürlich das Denken vom Ich aus, geht
durch den astralischen Leib, aber es spielt sich dann hauptsächlich in den Bewegungen des
Ätherleibes ab. Was wir immer denken, was wir vorstellen, spielt sich in den Bewegungen
des Ätherleibes ab. Diese Bewegungen des Ätherleibes drücken sich förmlich ein in den
physischen Leib. Das ist grob gesprochen, denn es handelt sich um viel feinere Vorgänge als
um ein grobes Einprägen, aber man kann die Sache vergleichsweise so nennen. Und
dadurch, daß diese Bewegungen des Ätherleibes in den physischen Leib eingeprägt werden,
spielen sich für unser Bewußtsein die Gedanken ab, und dadurch auch erhalten sich die
Gedanken in der Erinnerung. Gewissermaßen ist es so: Wenn wir einen Gedanken haben und
den später einmal aus der Erinnerung hervorholen, so kommt bei dieser Arbeit des Sich-
Erinnern-Wollens unser Ätherleib in Bewegung, und er paßt sich mit seinen Bewegungen
dem physischen Leib an, und indem er hineinkommt in jene Eindrücke, die dieser Ätherleib
bei dem entsprechenden Gedanken in den physischen Leib gemacht hat, kommt der
Gedanke wieder herauf ins Bewußtsein. Also Erinnerung ist daran geknüpft, daß die
Bewegungen des Ätherleibes sich in den physischen Leib einprägen können. Natürlich ist das
Gedächtnis an den Ätherleib gebunden, aber der Ätherleib muß eine Art von Bewahrer
seiner Bewegungen haben, damit im physischen Leben das Erinnern zustande kommen
könne. Und so leben wir denn unser Leben zwischen Geburt und Tod, haben unsere
Erlebnisse und erinnern uns unserer Erlebnisse, das heißt, es läuft unser Gedankenleben in
uns ab. Im wachen Zustande haben wir immer mehr oder weniger dieses in unserem Inneren
ablaufende Gedankenleben.“ (Lit.:GA 174b, S. 160f)

Tonäther und Lebensäther - Der Baum des Lebens


→ Siehe auch: Baum des Lebens
Durch den Sündenfall wurde dem Adamwesen ein Teil der Kräfte seines Ätherleibs entzogen;
nachdem er vom Baum der Erkenntnis gegessen hatte, sollte er nicht auch noch vom Baum
des Lebens kosten. Der luziferische Einfluss erstreckte seine Wirkungen auch in den
Astralleib von Adam und Eva, so dass es unmöglich war, alle die Kräfte, die in Adam und Eva
waren, auch herunterfließen zu lassen durch das Blut der Nachkommen. Den physischen
Leib musste man durch alle die Geschlechter herunter sich fortpflanzen lassen, aber von
dem Ätherleib behielt man in der Leitung der Menschheit etwas zurück. Dieser Teil wurde,
wie sich Rudolf Steiner ausdrückt, aufbewahrt in der großen Mutterloge der Menschheit.

Dass der Mensch die Herrschaft über die höchsten Ätherkräfte verloren hat, beeinflusst auch
sein Seelenleben entscheidend, denn die Seelenfähigkeiten des Menschen korrespondieren
mit den Ätherkräften. Drei Seelentätigkeiten des Menschen können wir zunächst
unterscheiden, nämlich Denken, Fühlen und Wollen. Diese Tätigkeiten spielen sich im
Astralleib ab, hängen aber wie folgt mit den verschiedenen Ätherkräften zusammen: Das
Wollen mit dem Wärmeäther, das Fühlen mit dem Lichtäther. Diese beiden Ätherarten sind
unter die Herrschaft des Menschen gestellt und können vom Menschen willkürlich benutzt
werden. Fühlen und Wollen tragen daher ein individuelles Gepräge.

Nicht so ist es mit dem Denken. Wir können zwar den Gedanken willentlich eine bestimmte
Richtung geben, die Denkgesetze selbst aber – und insbesondere der innere Sinn der
Gedanken, die eigentlich begrifflichen Elemente - sind überindividuell, sind allgemein-
menschlich. Wirklich wach sind wir im Denken nur dort, wo wir logische Schlüsse ziehen.
Schon indem wir uns Urteile bilden, träumen wir nur und die Begriffsbildung wird in
Wahrheit verschlafen.

Das gilt auch für den sprachlichen Ausdruck der Gedanken. Die Sprache ist heute noch
Volkssprache und nicht eine individuell schöpferisch hervorgebrachte. Das wird sich aber in
Zukunft ändern, wenn wir die Kräfte des Baums des Lebens, also die höheren Ätherarten,
unter unsere individuelle Herrschaft bringen. Dann werden wir in der Sprache und auch im
Denken bis in den inneren Sinn der Gedanken hinein schöpferisch tätig werden.

„Wie nun der heutige physische Mensch ist, so prägt sich alles, was sein Seelenhaftes ist, in
seiner physischen Leiblichkeit und in seiner ätherischen Leiblichkeit aus. Aber alles Seelische
ist sozusagen gewissen Substanzen des Ätherischen zugeteilt. Was wir den Willen nennen,
drückt sich ätherisch aus in dem, was wir das Feuer nennen. Wer nur ein wenig empfänglich
ist für gewisse empfindungsgemäße Zusammenhänge, der wird fühlen, daß man ein
gewisses Recht hat, so von dem Willen zu sprechen, daß dieser Wille, der sich physisch im
Blute ausdrückt, in dem Feuerelement des Ätherischen lebt; physisch drückt er sich im Blute
aus, beziehungsweise in der Bewegung des Blutes. Was wir Gefühl nennen, drückt sich aus in
dem Teile des Ätherleibes, der dem Lichtäther entspricht. Weil das so ist, deshalb sieht auch
der Hellseher die Willensimpulse des Menschen wie Feuerflammen, die seinen Ätherleib
durchzucken und in den Astralleib hineinstrahlen, und die Gefühle sieht er als Lichtformen.
Was aber der Mensch als sein Denken in seiner Seele erlebt und was wir in den Worten
aussprechen, das sind auch nur Schattenbilder des Denkens, wie Sie sich ja leicht denken
können, weil ja der physische Ton auch nur ein Schattenbild eines Höheren ist. Die Worte
haben ihr Organ in dem Tonäther. Unseren Worten liegen zugrunde die Gedanken, die
Worte sind Ausdrucksformen für die Gedanken. Diese Ausdrucksformen erfüllen den
ätherischen Raum, indem sie ihre Schwingungen durch den Tonäther schikken. Was Ton ist,
das ist eben nur die Abschattung der eigentlichen Gedankenschwingungen. Das aber, was
das Innerliche aller unserer Gedanken ist, was unseren Gedanken Sinn gibt, das gehört
seinem ätherischen Zustande nach dem eigentlichen Lebensäther an.

Sinn - Lebensäther
Denken - Tonäther
------------------------------
Gefühl - Lichtäther
Wille - Feueräther
Luft
Wasser
Erde
Von diesen vier Ätherformen wurden in der lemurischen Zeit nach dem luziferischen
Einflüsse dem Menschen nur die zwei unteren zur freien, willkürlichen Verfügung gelassen:
Feueräther und Lichtäther; dagegen wurden die zwei oberen Ätherarten dem Menschen
entzogen. Das ist der innere Sinn, wenn uns gesagt wird: Nachdem die Menschen durch den
luziferischen Einfluß die Unterscheidung von Gut und Böse erlangt hatten - bildlich
ausgedrückt durch den Genuß vom «Baume der Erkenntnis» -, wurde ihnen entzogen der
Genuß vom «Baume des Lebens». Das heißt, es wurde ihnen entzogen, was frei, willkürlich
durchdrungen hätte den Gedankenäther und den Sinnesäther. Dadurch mußten sich die
Menschen nun in folgender Weise entwickeln: In jedes Menschen Willkür war das gestellt,
was seinem Willen entspricht. Der Mensch kann seinen Willen als seinen persönlichen
geltend machen, ebenso auch seine Gefühle. Gefühl und Wille ist dem einzelnen Menschen
für das Persönliche freigegeben, daher das Individuelle der Gefühlswelt und der Willenswelt.
Das Individuelle hört aber sofort auf, wenn wir aufsteigen vom Gefühl zum Denken, ja sogar
schon zu dem Ausdruck der Gedanken, zu den Worten auf dem physischen Plan. Während
jeder Mensch seine Gefühle und seinen Willen persönlich hat, kommen wir sofort in etwas
Allgemeines hinein, wenn wir in die Wortwelt und in die Gedankenwelt hinaufrücken. Es
kann nicht jeder sich seine eigenen Gedanken machen. Wenn die Gedanken so individuell
wären wie die Gefühle, so würden wir uns nie verstehen. Es wurden also Gedanke und Sinn
der menschlichen Willkür entzogen und vorläufig in der Göttersphäre aufbewahrt, um später
erst dem Menschen gegeben zu werden. Daher können wir auf dem Erdenkreis überall
individuelle Menschen finden mit individuellen Gefühlen und individuellen Willensimpulsen,
aber wir haben überall gleiches Denken, gleiche Sprache bei den Völkern. Wo eine
gemeinsame Sprache ist, da herrscht eine gemeinsame Volksgottheit. Diese Sphäre ist der
menschlichen Willkür entzogen; da wirken vorläufig die Götter hinein.“ (Lit.:GA 114, S. 147ff)

Gedankenbildung durch Astralleib und Ich


„Der Mensch ist das einzige wirklich denkende Wesen auf unserer Erde. Durch seine
Gedanken erlebt der Mensch eine Welt, die ihn über diese Erde hinausführt. In der Form, in
welcher sich im Menschen die Gedanken entzünden, erlebt kein anderes irdisches Wesen die
Gedanken. Was entzündet in uns den Gedanken, was spielt sich in uns ab, wenn der
einfachste oder herrlichste Gedanke uns durchzuckt? - Zweierlei wirkt in uns zusammen,
wenn wir Gedanken durch unsere Seele ziehen lassen: unser Astralleib und unser Ich. Der
physische Ausdruck für unser Ich ist das Blut; der physische Ausdruck für unseren Astralleib
ist unser Nervensystem, das, was wir Leben nennen in unserem Nervensystem. Und niemals
würden unsere Gedanken unsere Seele durchzucken, wenn nicht ein Zusammenwirken wäre
zwischen Ich und Astralleib, welches seinen Ausdruck findet im Zusammenwirken zwischen
Blut und Nervensystem. Sonderbar wird es einmal einer menschlichen Zukunftswissenschaft
vorkommen, wenn die heutige Wissenschaft allein im Nervensystem die Entstehung des
Gedankens sucht. Nicht in den Nerven allein ist der Ursprung des Gedankens. Nur in dem
lebendigen Zusammenspiel zwischen Blut und Nervensystem haben wir den Vorgang zu
erblicken, der den Gedanken entstehen läßt.

Wenn unser Blut, unser inneres Feuer, und unser Nervensystem, unsere innere Luft, so
zusammenwirken, dann durchzuckt der Gedanke die Seele. Und die Entstehung des
Gedankens im Innern der Seele entspricht im Kosmos dem rollenden Donner. Wenn das
Blitzesfeuer sich entzündet in den Luftmassen, wenn Feuer und Luft zusammenspielen und
den Donner erzeugen, dann ist das in der großen Welt dasselbe makrokosmische Ereignis,
dem entspricht der Vorgang, wenn das Feuer des Blutes und das Spiel des Nervensystems
sich entladen im innern Donner, der allerdings sanft und ruhig und unvernehmbar für die
Außenwelt erklingt im Gedanken. Was der Blitz in den Wolken, das ist für uns die Wärme
unseres Blutes, und die Luft draußen mit allem, was sie an Elementen enthält im Universum,
entspricht dem, was unser Nervensystem durchzieht. Und wie der Blitz im Widerspiel mit
den Elementen den Donner erzeugt, so erzeugt das Widerspiel von Blut und Nerven den
Gedanken, der die Seele durchzuckt. Wir schauen hinaus in die Welt, die uns umgibt: Wir
sehen den zukkenden Blitz in den Gebilden der Luft und hören den sich entladenden,
rollenden Donner. Und dann blicken wir in unsere Seele und spüren die innere Wärme, die in
unserem Blute pulsiert und spüren das Leben, das unser Nervensystem durchzieht - dann
fühlen wir den Gedanken uns durchzucken und sagen: Beides ist eins.

Wahrhaft und wirklich ist es so! Denn in uns denken wir, und wenn der Donner am Himmel
rollt, so ist das nicht nur eine physisch-materielle Erscheinung. Das ist es nur für die
materialistische Mythologie. Für den aber, der die geistigen Wesen durchweben und
durchwallen sieht das materielle Dasein, für den ist es Wahrheit und Wirklichkeit, wenn der
Mensch hinaufschaut und den Blitz sieht und den Donner hört und sich sagt: Jetzt denkt der
Gott im Feuer, wie er sich uns verkündigen muß. Das ist der unsichtbare Gott, der das
Universum durchwebt und durchwallt, der seine Wärme in dem Blitz und seine Nerven in
der Luft und seine Gedanken in dem rollenden Donner hat. Der sprach zu Moses in dem
brennenden Dornbusch und auf Sinai in dem Blitzesfeuer.

Dieselben Elemente Feuer und Luft, die im Makrokosmos sind, sind im Menschen, im
Mikrokosmos, Blut und Nerven; und wie im Makrokosmos Blitz und Donner, so sind im
Menschen die Gedanken. Und der Gott, den Moses gesehen und gehört hatte im
brennenden Dornbusch, der zu ihm sprach in dem Blitzesfeuer auf Sinai, der erscheint als
Christus im Blute des Jesus von Nazareth. Im menschlichen Leibe des Jesus von Nazareth
erscheint der Christus, der herabsteigt in die menschliche Form. Indem er wie ein Mensch
denkt im menschlichen Leibe, wirkt er als das große Vorbild der Menschheitsentwickelung in
die Zukunft hinein.

So begegnen sich die beiden Pole der Menschheitsentwickelung: der makrokosmische Gott
auf dem Sinai, der sich verkündigt im Donner und Blitzesfeuer, und derselbe Gott
mikrokosmisch, verkörpert im Menschen von Palästina.“ (Lit.:GA 109, S. 97ff)

Die vier Epochen des Gedankenlebens


Das Gedankenleben entfaltet sich laut Rudolf Steiner durch vier Epochen. In «Die Rätsel der
Philosophie» schreibt er:

„Die Entwickelung des Gedankenlebens ist durch vier Epochen fortgeschritten. In der ersten
wirkt der Gedanke wie eine Wahrnehmung von außen. Er stellt die erkennende
Menschenseele auf sich selbst. In der zweiten hat er seine Kraft nach dieser Richtung
erschöpft. Die Seele erstarkt in dem Selbsterleben ihres Eigenwesens; der Gedanke lebt im
Untergrunde und verschmilzt mit der Selbsterkenntnis. Er kann nun nicht mehr wie eine
Wahrnehmung von außen angesehen werden. Die Seele lernt ihn fühlen als ihr eigenes
Erzeugnis. Sie muß dazu kommen, sich zu fragen: was hat dieses innere Seelenerzeugnis mit
einer Außenwelt zu tun? Im Lichte dieser Frage läuft die dritte Epoche ab. Die Philosophen
entwickeln ein Erkenntnisleben, das den Gedanken in bezug auf seine innere Kraft erprobt.
Die philosophische Stärke dieser Epoche offenbart sich als ein Einleben in das
Gedankenelement, als Kraft, den Gedanken in seinem eigenen Wesen durchzuarbeiten. Im
Verlauf dieser Epoche nimmt das philosophische Leben zu in der Fähigkeit, sich des
Gedankens zu bedienen. - Im Beginne der vierten Epoche will das erkennende
Selbstbewußtsein, von seinem Gedankenbesitze aus, ein philosophisches Weltbild gestalten.
Ihm tritt das Naturbild entgegen, das von diesem Selbstbewußtsein nichts aufnehmen will.
Und die selbstbewußte Seele steht vor diesem Naturbilde mit der Empfindung: wie gelange
ich zu einem Weltbilde, in dem die Innenwelt mit ihrer wahren Wesenheit und die Natur
zugleich sicher verankert sind? Der Impuls, der aus dieser Frage stammt, beherrscht - den
Philosophen mehr oder weniger bewußt - die philosophische Entwickelung seit dem Beginn
der vierten Epoche. Und er ist der maßgebende Impuls im philosophischen Leben der
Gegenwart.“ (Lit.:GA 18, S. 32f)

Der Unterschied zwischen Denken und Gedanken-Haben


„Zwei Dinge werden ja häufig nicht sehr voneinander unterschieden, nämlich: Der Mensch
denkt - und: Der Mensch hat Gedanken. - Aber die beiden Dinge sind wirklich sehr
voneinander verschieden. Denken ist eine Kraft, die der Mensch hat, eine Tätigkeit; und
diese Tätigkeit führt erst zu den Gedanken. Nun, die Tätigkeit des Denkens, diese Kraft, die
im Denken lebt, bringen wir uns aus dem Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt
in dieses Erdenleben herein. Diese Kraft des Denkens betätigen wir an den äußeren
Wahrnehmungen durch die Sinne und machen uns die Gedanken über die Umgebung, die
wir hier haben. Aber diese Dinge in unserer Umgebung haben ja keine Bedeutung für das
Leben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, denn dort sind sie nichts. Sie sind nur
hier für die Sinne. Deshalb haben auch die Gedanken, die wir uns hier machen über
diejenigen Dinge, die vor unseren Sinnen ausgebreitet sind, keine Bedeutung für das Leben
nach dem Tode; aber eine Bedeutung für das Leben nach dem Tode hat es, daß wir der
Denkkraft überhaupt etwas zuführen, denn diese Denkkraft, die bleibt uns für das ganze
Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Die Gedanken, die wir von den sinnlichen
Wahrnehmungen hinnehmen, die können uns nichts fruchten nach dem Tode. Die dienen da
nur, um Anhaltspunkte zu haben zur Erinnerung an das Ich während des Lebens zwischen
Geburt und Tod.“ (Lit.:GA 174b, S. 316)

„Derjenige, der hier keine Gedanken aufgenommen hat über die geistigen Welten, der also
nichts hat durch seine Seele ziehen lassen von Gedanken über die geistigen Welten, der ist
als seelisches Wesen nach dem Tode in derselben Lage wie einer, der einen physischen
Organismus hat, aber nichts zu essen, der hungern muß. Denn die Gedanken, die wir uns
hier machen über die geistigen Welten, sie sind die Nahrung für eine der hauptsächlichsten
Kräfte, die uns bleiben nach dem Tode: für die Denkkraft. Die Denkkraft haben wir, wie wir
hier die Hungerkraft haben, aber genährt werden kann diese Hungerkraft zwischen dem
Tode und einer neuen Geburt gar nicht. Wir können zwischen dem Tode und einer neuen
Geburt Imagination haben, Inspiration und Intuition, aber wir können nicht Gedanken als
solche haben. Die müssen wir uns hier erwerben. Wir müssen eintreten in das Leben
zwischen Geburt und Tod, damit wir uns hier Gedanken erwerben. Von diesen Gedanken,
die wir uns hier erworben haben, zehren wir die ganze Zeit zwischen dem Tode und einer
neuen Geburt, und wir hungern nach diesen Gedanken, wenn wir sie nicht haben.“ (Lit.:GA
174b, S. 317f)

Logische Gedanken sind eng an die natürlichen oder an formale Sprachen gebunden. Die
sprachliche Form logischer Gedanken ist der Aussagesatz. Es gibt aber auch andere
Gedankenformen, die nicht unmittelbar an die Logik und an die Sprache gebunden sind.
Dazu zählen vor allem die bildhaften Gedanken.

Gedanken als Metamorphose des Willens


„Wir wollen uns heute zunächst einmal klar werden darüber, daß wir in uns als Menschen
den Gedanken erleben. Wenn also der Mensch von seinem Gedankenerlebnis spricht, so hat
er dieses Gedankenerlebnis unmittelbar. Er könnte dieses Gedankenerlebnis natürlich nicht
haben, wenn nicht die Welt von Gedanken durchsetzt wäre. Denn wie sollte der Mensch,
indem er die Welt sinnlich wahrnimmt, aus seinem sinnlichen Wahrnehmen heraus den
Gedanken gewinnen, wenn der Gedanke nicht in der Welt als solcher vorhanden wäre.

Nun ist aber, wie wir ja aus anderen Betrachtungen wissen, die menschliche
Hauptesorganisation so gebaut, daß sie eben besonders fähig ist, den Gedanken
hereinzunehmen aus der Welt. Sie ist aus den Gedanken heraus geformt, aus den Gedanken
heraus gebildet. Die menschliche Hauptesorganisation aber weist uns ja zu gleicher Zeit nach
dem vorigen Erdenleben hin. Wir wissen, daß das menschliche Haupt eigentlich das
metamorphosische Ergebnis der vorigen Erdenleben ist, während die menschliche
Gliedmaßenorganisation auf die künftigen Erdenleben hinweist. Grob gesprochen: Unseren
Kopf haben wir dadurch, daß unsere Gliedmaßen aus dem vorhergehenden Erdenleben sich
zum Kopf metamorphosiert haben. Unsere Gliedmaßen, wie wir sie jetzt an uns tragen, mit
alledem, was zu ihnen gehört, werden sich metamorphosieren zu dem Haupte, das wir in
dem nächsten Erdenleben an uns tragen werden. In unserem Haupte arbeiten ja
gegenwärtig, vorzugsweise in dem Leben zwischen Geburt und Tod, die Gedanken. Diese
Gedanken sind, wie wir auch gesehen haben, zugleich die Umgestaltung, die Metamorphose
desjenigen, was in unseren Gliedmaßen in dem vorigen Erdenleben als Wille wirkte. Und
dasjenige wiederum, was als Wille wirkt in unseren gegenwärtigen Gliedmaßen, das wird zu
Gedanken umgebildet sein in dem nächsten Erdenleben.

Wenn Sie das überschauen, können Sie sich sagen: Der Gedanke, er erscheint eigentlich als
dasjenige, was in der Menschheitsevolution fortdauernd als Metamorphose aus dem Willen
hervorgeht. Der Wille erscheint eigentlich als dasjenige, was gewissermaßen der Keim des
Gedankens ist. - So daß wir sagen können: Es entwickelt sich der Wille allmählich in den
Gedanken hinein. Was zuerst Wille ist, wird später Gedanke. Wenn wir Menschen uns
betrachten, so müssen wir, wenn wir uns als Hauptesmenschen ansehen, zurückblicken auf
unsere Vorzeit, indem wir in dieser Vorzeit den Willenscharakter hatten. Wenn wir nach der
Zukunft schauen, müssen wir uns gegenwärtig den Willenscharakter in unseren Gliedmaßen
zuschreiben und müssen sagen: Das wird in der Zukunft dasjenige, was in unserem Haupte
ausgebildet wird, der Gedankenmensch. Aber wir tragen fortwährend diese beiden in uns.
Wir sind gewissermaßen bewirkt aus dem Weltenall dadurch, daß sich in uns der Gedanke
aus der Vorzeit mit dem Willen, der in die Zukunft hinein will, zusammenorganisiert.“
(Lit.:GA 202, S. 72f)

„Denken Sie sich einmal, Sie lebten im Sinne der gewöhnlichen Wissenschaften für eine
Weile rein nachdenklich, Sie regten sich gar nicht, Sie sähen ganz ab von allem Handeln, Sie
lebten eben ein Vorstellungsleben. Sie müssen sich aber klar sein, daß dann in diesem
Vorstellungsleben Wille tätig ist, Wille, der allerdings dann in Ihrem Inneren sich betätigt, der
im Bereiche des Vorstellens seine Kräfte ausbreitet. Gerade wenn wir so den denkenden
Menschen betrachten, wie er fortwährend den Willen hineinstrahlt in seine Gedanken, dann
muß uns eigentlich eines gegenüber dem wirklichen Leben auffallen. Die Gedanken, die wir
also fassen, wenn wir sie alle durchgehen - wir werden immer finden, daß sie an irgend
etwas anknüpfen, was in unserer Umgebung, was unter unseren Erlebnissen ist. Wir haben
zwischen Geburt und Tod gewissermaßen keine anderen Gedanken als diejenigen, die uns
das Leben bringt. Ist unsere Erfahrung reich, so haben wir auch einen reichen
Gedankeninhalt; ist unsere Erfahrung arm, so haben wir einen armen Gedankeninhalt. Der
Gedankeninhalt ist gewissermaßen unser innerliches Schicksal. Aber innerhalb dieses Denk-
Erlebens ist eines ganz uns eigen: Die Art und Weise, wie wir die Gedanken verknüpfen und
voneinander lösen, die Art und Weise, wie wir innerlich die Gedanken verarbeiten, wie wir
urteilen, wie wir Schlüsse ziehen, wie wir uns überhaupt im Gedankenleben orientieren, das
ist unser, ist uns eigen. Der Wille in unserem Gedankenleben ist unser eigener.

Wenn wir auf dieses Gedankenleben hinblicken, so müssen wir uns gerade bei einer
sorgfältigen Selbstprüfung sagen, und Sie werden schon sehen, daß das so bei einer
sorgfältigen Selbstprüfung ist: Die Gedanken kommen uns von außen ihrem Inhalte nach, die
Bearbeitung der Gedanken, die geht von uns aus.“ (Lit.:GA 202, S. 200f)

Gedankenformen und menschliche Aura


Dem hellsichtigen Blick zeigen sich die Gedanken in der menschlichen Aura in mannigfaltigen
Farben und Formen. Dabei handelt es sich allerdings um rein seelische Erlebnisse, die nur
der Mitteilbarkeit wegen in solchen sinnlichen Formen geschildert werden, die ähnliche
seelische Erfahrungen anregen.

„Für ihn ist ein Gedanke eines Menschen, der sich auf einen andern Menschen bezieht, nicht
etwas Unwahrnehmbares, sondern ein wahrnehmbarer Vorgang. Der Inhalt eines
Gedankens lebt als solcher nur in der Seele des Denkenden; aber dieser Inhalt erregt
Wirkungen in der Geistwelt. Diese sind für das Geistesauge der wahrnehmbare Vorgang. Als
tatsächliche Wirklichkeit strömt der Gedanke von einer menschlichen Wesenheit aus und
flutet der andern zu. Und die Art, wie dieser Gedanke auf den andern wirkt, wird erlebt als
ein wahrnehmbarer Vorgang in der geistigen Welt. So ist für den, dessen geistige Sinne
erschlossen sind, der physisch wahrnehmbare Mensch nur ein Teil des ganzen Menschen.
Dieser physische Mensch wird der Mittelpunkt seelischer und geistiger Ausströmungen. Nur
angedeutet kann die reich-mannigfaltige Welt werden, die sich vor dem «Seher» hier auftut.
Ein menschlicher Gedanke, der sonst nur in dem Denkverständnisse des Zuhörenden lebt,
tritt zum Beispiel als geistig wahrnehmbare Farbenerscheinung auf. Seine Farbe entspricht
dem Charakter des Gedankens. Ein Gedanke, der aus einem sinnlichen Trieb des Menschen
entspringt, hat eine andere Färbung als ein im Dienste der reinen Erkenntnis, der edlen
Schönheit oder des ewig Guten gefaßter Gedanke. In roten Farbennuancen durchziehen
Gedanken, welche dem sinnlichen Leben entspringen, die Seelenwelt.[1] In schönem hellem
Gelb erscheint ein Gedanke, durch den der Denker zu einer höheren Erkenntnis aufsteigt. In
herrlichem Rosarot erstrahlt ein Gedanke, der aus hingebungsvoller Liebe stammt. Und wie
dieser Inhalt eines Gedankens, so kommt auch dessen größere oder geringere Bestimmtheit
in seiner übersinnlichen Erscheinungsform zum Ausdruck. Der präzise Gedanke des Denkers
zeigt sich als ein Gebilde von bestimmten Umrissen; die verworrene Vorstellung tritt als ein
verschwimmendes, wolkiges Gebilde auf.“ (Lit.:GA 9, S. 159f)

Gedanke, Licht, Elektrizität und Atom


Was die Menschen innerlich als Gedanke erleben, erscheint für die Imagination von außen
besehen als Licht:

„Derjenige, der sich hinaufentwickeln kann zu den Erkenntnissen der Imagination, der
Inspiration, der Intuition, der sieht ja am Menschen nicht bloß den äußerlich sichtbaren
Kopf, sondern er sieht objektiv dasjenige, was durch das Haupt Gedankenmensch ist. Er sieht
gewissermaßen auf die Gedanken hin. So daß wir sagen können: Mit denjenigen Fähigkeiten,
die dem Menschen als die zunächst normalen zukommen zwischen Geburt und Tod, zeigt
sich das Haupt in der Konfiguration, in der es eben einmal da ist. Durch die entwickelte
Erkenntnis in Imagination, Inspiration, Intuition wird auch das Gedanklich-Kraftliche, was ja
der Hauptesorganisation zugrunde liegt, was von den früheren Inkarnationen
herüberkommt, sichtbar, wenn wir uns dieses Ausdruckes in übertragenem Sinne bedienen.
Wie wird es sichtbar? So, daß wir für dieses Sichtbarwerden, für dieses selbstverständlich
geistig-seelische Sichtbarwerden nur den Ausdruck brauchen können: es wird wie leuchtend.

Gewiß, wenn die Menschen, die durchaus auf dem Gesichtspunkte des Materialismus
stehenbleiben wollen, solche Sachen kritisieren, dann sieht man sogleich, wie stark der
gegenwärtigen Menschheit die Empfindungsfähigkeit fehlt, um aufzufassen, was mit solchen
Dingen eigentlich gemeint ist. Ich habe deutlich genug in meiner «Theosophie» und in
anderen Schriften darauf hingewiesen, daß es sich darum handelt, daß natürlich nicht eine
neue physische Welt, gewissermaßen eine neue Auflage der physischen Welt erscheint,
wenn in Imagination, Inspiration, Intuition hingeschaut wird auf das, was der
Gedankenmensch ist. Aber dieses Erlebnis ist eben durchaus dasselbe, was man der
physischen Außenwelt gegenüber am Lichte hat. Genau gesprochen müßte man sagen: Der
Mensch hat am äußeren Lichte ein gewisses Erlebnis. Dasselbe Erlebnis, das der Mensch
durch die sinnliche Anschauung des Lichtes in der äußeren Welt hat, hat er gegenüber dem
Gedankenelemente des Hauptes für die Imagination. So daß man sagen kann: Das
Gedankenelement, objektiv geschaut, wird als Licht geschaut, besser gesagt, als Licht erlebt.
- Wir leben, indem wir denkende Menschen sind, im Lichte. Das äußere Licht sieht man mit
physischen Sinnen; das Licht, das zum Gedanken wird, sieht man nicht, weil man darinnen
lebt, weil man es selber ist als Gedankenmensch. Man kann dasjenige nicht sehen, was man
zunächst selber ist. Wenn man heraustritt aus diesen Gedanken, wenn man in die
Imagination, Inspiration eintritt, dann stellt man sich ihm gegenüber, und dann sieht man
das Gedankenelement als Licht. So daß wir, wenn wir von der vollständigen Welt reden,
sagen können: Wir haben das Licht in uns; nur erscheint es uns da nicht als Licht, weil wir
darinnen leben, und weil, indem wir uns des Lichtes bedienen, indem wir das Licht haben, es
in uns zum Gedanken wird. - Sie bemächtigen sich gewissermaßen des Lichtes; das Licht, das
Ihnen sonst draußen erscheint, das nehmen Sie in sich auf. Sie differenzieren es in sich. Sie
arbeiten in ihm. Das ist eben Ihr Denken, das ist ein Handeln im Lichte. Sie sind ein
Lichtwesen. Sie wissen nicht, daß Sie ein Lichtwesen sind, weil Sie im Lichte drinnen leben.
Aber Ihr Denken, das Sie entfalten, das ist das Leben im Lichte. Und wenn Sie das Denken
von außen anschauen, dann sehen Sie durchaus Licht.

Denken Sie sich nun das Weltenall (linke Zeichnung). Sie sehen es - bei Tag natürlich - vom
Lichte durchströmt, aber stellen Sie sich vor, Sie sähen dieses Weltenall von außen an. Und
jetzt machen wir das Umgekehrte. Wir haben soeben das Menschenhaupt gehabt (rechte
Zeichnung), das im Inneren den Gedanken in seiner Entwickelung hat, und äußerlich Licht
schaut. Im Weltenall haben wir Licht, das sinnlich angeschaut wird. Kommen wir aus dem
Weltenall heraus, betrachten wir das Weltenall von außen (Pfeile), als was erscheint es da?
Als ein Gefüge von Gedanken! Das Weltenall - innerlich Licht, von außen angesehen
Gedanken. Das Menschenhaupt - innerlich Gedanke, von außen gesehen Licht.

Zeichnung aus GA 202, S. 75 (Tafel 9 und 10)


Das ist eine Art der Anschauung des Kosmos, die Ihnen ungemein nützlich und
aufschlußreich sein kann, wenn Sie sie verwerten wollen, wenn Sie wirklich auf solche Dinge
eingehen. Es wird Ihr Denken, Ihr ganzes Seelenleben viel beweglicher werden, als es sonst
ist, wenn Sie lernen, sich vorzustellen: Würde ich aus mir herauskommen, wie es ja
fortwährend der Fall ist, wenn ich einschlafe, und zurückschauen auf mein Haupt, also auf
mich als Gedankenmenschen, so sähe ich mich leuchtend. Würde ich aus der Welt, aus der
durchleuchteten Welt herauskommen, die Welt von außen sehen, so würde ich sie als ein
Gedankengebilde sehen. Ich würde die Welt als Gedankenwesenheit wahrnehmen. - Sie
sehen, Licht und Gedanke gehören zusammen, Licht und Gedanke sind dasselbe, nur von
verschiedenen Seiten gesehen.“ (Lit.:GA 202, S. 73ff)

Im engen Zusammenhang damit steht auch die Elektrizität. Sie ist ahrimanisch gewordenes
Licht, das aus uralten Zeiten stammt (Lit.: GA 224, S. 169). Im menschlichen Organismus
werden die in den Nerven und Muskeln wirkenden elektrischen Kräfte durch den
ahrimanischen Doppelgänger bewirkt, der das Denken ergreift. Dadurch nimmt auch der
Gedanke, der sich durch den Organismus, insbesondere durch das Gehirn widerspiegelt, den
untersinnlichen Charakter der Elektrizität an. Zugleich ist Elektrizität aber auch in gewissem
Sinn die Grundlage der äußeren materiellen Welt. Atome sind, wie Rudolf Steiner betont, so
etwas wie „gefrorene Elektrizität“. Und der Mensch wird künftig lernen, durch seine
Gedanken unmittelbar in die Welt der Atome einzugreifen.

„Nun fängt man an zu wissen, daß das physikalische Atom kondensierte Elektrizität ist. Aber
es handelt sich noch um ein zweites: zu wissen, was Elektrizität selber ist. Das ist noch
unbekannt. Sie wissen nämlich eines nicht: wo das Wesen der Elektrizität gesucht werden
muß. Dieses Wesen der Elektrizität kann nicht gefunden werden durch irgendwelche äußere
Experimente oder durch äußere Anschauung. Das Geheimnis, welches gefunden werden
wird, ist, daß Elektrizität genau dasselbe ist - wenn man auf einem gewissen Plan zu
beobachten versteht —, was der menschliche Gedanke ist. Der menschliche Gedanke ist
dasselbe Wesen wie die Elektrizität: das eine Mal von innen, das andere Mal von außen
betrachtet. Wer nun weiß, was Elektrizität ist, der weiß, daß etwas in ihm lebt, das in
gefrorenem Zustande das Atom bildet. Hier haben Sie die Brücke vom menschlichen
Gedanken zum Atom. Man wird die Bausteine der physischen Welt kennenlernen, es sind
kleine kondensierte Monaden, kondensierte Elektrizität. In dem Augenblicke, wo die
Menschen diese elementarste okkulte Wahrheit von Gedanke, Elektrizität und Atom erkannt
haben werden, in dem Augenblicke werden sie etwas erkennen, was das Wichtigste sein
wird für die Zukunft und für die ganze sechste Unterrasse. Sie werden mit den Atomen
bauen können durch die Kraft des Gedankens.

Dies wird die geistige Strömung sein, die wieder hineingegossen werden muß in die Formen,
die seit Jahrtausenden von den Okkultisten geschaffen worden sind. Aber weil die
menschliche Rasse die Verstandesentwickelung durchmachen mußte und absehen mußte
von der eigentlichen inneren Arbeit, sind sie Hülsen geworden, aber als Formen geblieben,
und es wird die richtige Erkenntnis hineingegossen werden müssen.

Der okkulte Forscher gewinnt die Wahrheit von der einen Seite, der physische Forscher von
der anderen Seite. Ebenso wie die Maurerei aus der Werkmaurerei, aus dem Dom- und
Tempelbau hervorgegangen ist, ebenso wird man künftig bauen müssen mit den kleinsten
Bausteinen, mit den kondensierten Elektrizitätsmengen. Das wird eine neue Maurerei nötig
haben. Dann wird sich die Industrie nicht mehr so abspielen können wie jetzt. Sie wird so
chaotisch werden und nur auf reinen Kampf ums Dasein hinarbeiten können, solange man
nicht weiß... [Lücke].[2] Dann würde möglich sein, daß in Berlin jemand mit der Droschke in
der Stadt fahren kann, während in Moskau stattfindet das Unheil, das er von Berlin aus
verursacht hat. Und kein Mensch würde eine Ahnung davon haben, daß dieser Mensch das
verursacht hat. Die drahtlose Telegraphie ist ein Anfang davon. Was ich ausgeführt habe, ist
Zukunft. Nur zwei Möglichkeiten sind vorhanden: Entweder die Dinge gehen chaotisch
weiter, so wie die Industrie und Technik bisher vorgegangen ist. Dann führt es dazu, daß der,
welcher im Besitze dieser Dinge ist, großes Unheil anrichten kann, oder es wird in die
moralische Form der Maurerei gegossen.[3]“ (Lit.:GA 93, S. 113f)

Durch Elektrizität werden die Gedanken in der Welt und im Menschen dauerhaft
festgehalten.

„Und solch ein Mensch wie Goethe sagte, wenn auch zum Teil unbewußt, aber unter
Inspiration, gerade in einer solchen Dichtung wie in der Faust-Dichtung die tiefsten,
bedeutsamsten großen Wahrheiten. Da, wo der Herr mit Mephistopheles im «Prolog im
Himmel» im Gespräche ist, da sagt der Herr zuletzt zu dem Mephistopheles, daß er gegen
sein Wirken nichts hat. Er läßt diesen Mephistopheles-Ahriman gelten, weil er drinnen sein
soll in derWeltenentwickelung. Durch ihn soll das drinnen sein, was «reizt und wirkt und
muß als Teufel schaffen». Dann aber wendet der Herr seine Stimme von ihm ab und richtet
das Wort zu den «echten Göttersöhnen», welche die normale Entwickelung
vorwärtsbringen, und mit denen die andere Entwickelungsströmung zusammenwirkt. Und
was sagt denn der Herr zu diesen echten Göttersöhnen?

Doch ihr, die echten Göttersöhne,


Erfreut euch der lebendig reichen Schöne!
Das Werdende, das ewig wirkt und lebt,
Umfaß' euch mit der Liebe holden Schranken,
Und was in schwankender Erscheinung schwebt,
Befestiget mit dauernden Gedanken!
Der Herr gibt direkt den Befehl seinen Söhnen, daß sie hinsetzen sollen an die Weltenorte
dauernde Gedanken! Solch ein dauernder Gedanke wurde hingesetzt in die Welt, als das
elektrische Prinzip den Menschen eingepflanzt wurde, und zurückgeführt wurde die
Menschheit wiederum zu dem dauernden Gedanken, als die Menschheit das elektrische
Prinzip entdeckte und es der materialistischen Kultur einpflanzte. Ein Gedanke von
ungeheurer Tiefe, dieses:

Das Werdende, das ewig wirkt und lebt,


Umfaß' euch mit der Liebe holden Schranken,
Und was in schwankender Erscheinung schwebt,
Befestiget mit dauernden Gedanken!

Und eine tiefe Empfindung erfaßt unsere Seele, wenn das Mysterium auf uns wirkt von den
dauernden Gedanken; denn dann fühlen wir, wie in der Welt das Ewige da und dort als
dauernde Gedanken sitzt, wie wir angehören der Welt der Bewegung und wie wir
durchgehen durch das, was in die «schwankende Erscheinung» hineinversetzt wird als
dauernde Gedanken, als das ewig wirkende und webende Schöne, das sich offenbart, damit
wir es erfassen in dem rechten Augenblicke.“ (Lit.:GA 171, S. 220f)

Die schöpferische Potenz der Gedanken


Gedanken wirken durch periodische Wiederholung schöpferisch.

„Die Hierarchien haben periodisch immer wieder denselben Gedanken festgehalten


(dauernde Gedanken, die befestigen das, was in schwankender Erscheinung lebt), sie
arbeiten denselben Gedanken immer weiter aus. Dadurch wirken sie schöpferisch. So sind
unsere verschiedenen Körper und unser in diesem Körper wohnendes Geistig-Seelisches
durch dies Götterdenken geschaffen - eigentlich selbst nur Gedanken der Götter.

Unser Denken, das wir mit Hilfe des Gehirns vollziehen, ist nicht schöpferisch, sondern
zerstörend, sowohl für unsere Nerven, als auch für unseren Ätherleib. Dieser ist das
eigentliche Organ für die fortschreitende Entwicklung. Während des Tages wird er durch die
zerstörende Wirkung des Astralleibes beschädigt, es muß während der Nacht physischer und
Ätherleib befreit werden von diesem Zerstörenden des Astralleibes und durch die
schöpferischen Gedanken wieder hergestellt werden. Ebenso der Astralleib selbst. - Nur
wenn wir als Menschen-Hierarchie uns fühlen, d.h. Weltgedanken denken, wirken wir selbst
nicht zerstörend, sondern schöpferisch. Wir schaffen durch tausendfache Wiederholung von
solchen Weltgedanken - Inhalten, wie sie uns in der Meditation gegeben werden - zunächst
die Lotosblumen. Da wirken wir auch in den Ätherleib hinein im Sinne der Hierarchien. Die
Bilder und Worte des Meditationsinhaltes sind wohl dem Sinnlichen entnommen, doch
durch die stete Wiederholung und Vertiefung, die in das hinter dem Wort und Bild
verborgene Wesenhafte hineindringt, streifen Wort und Bild das Sinnliche ab. Und wenn
man so weit vordringt, in dem Wesenhaften zu ruhen, das in der Tiefe von Wort und Bild
verborgen ist, dann kommt man durch die Meditation hinein in eine andere Welt. Ein Sich-
Vertiefen in den Gedanken: Der Gedanke denkt den Gedanken verhilft dazu.“ (Lit.:GA 266b,
S. 137f)

Gedankenwesen
Gedanken als tote Schattenbilder der Gedankenwesen
In der Welt um uns herum sind die Gedanken lebendige Elementarwesen, Gedankenwesen,
die in der elementarischen Welt leben, und erst in unserem Bewusstsein werden sie zu
Gedankenleichen, die als solche keine Wirklichkeit mehr sind, sondern nur das Schattenbild
einer ehemals lebendigen Wirklichkeit.

„Wir sind nämlich in Wirklichkeit überall, wo wir stehen, gehen und liegen, nicht nur in der
Welt von Luft und Licht und so weiter, sondern wir sind immer in einer flutenden
Gedankenwelt. Sie können sich das am besten vorstellen, indem Sie sich die Sache so
zurechtlegen: Wenn Sie durch den Raum gehen als gewöhnlicher, physischer Mensch, gehen
Sie atmend hindurch, Sie gehen durch den lufterfüllten Raum. So aber bewegen Sie sich
gewissermaßen auch durch den gedankenerfüllten Raum. Die Gedankensubstanz, die erfüllt
den Raum um Sie herum. Und diese Gedankensubstanz ist nicht ein unbestimmtes
Gedankenmeer. Das ist nicht so etwas wie ein nebuloser Äther, wie man es sich zuweilen
gern vorstellen möchte, sondern diese Gedankensubstanz ist eigentlich das, was wir die
elementarische Welt nennen. Wenn wir von Wesen der elementarischen Welt sprechen im
weitesten Sinne des Wortes, dann bestehen diese Wesen der elementarischen Welt aus
dieser Gedankensubstanz, richtig aus dieser Gedankensubstanz. Es ist nur ein gewisser
Unterschied zwischen den Gedanken, die da draußen herumschwirren, die eigentlich
lebendige Wesen sind, und den Gedanken, die wir in uns haben. Ich habe hier schon öfter
darauf hingewiesen, was da für ein Unterschied ist. In meinem demnächst erscheinenden
Buch, das ich gestern schon erwähnt habe, werden Sie wiederum Hinweise finden auf diesen
Unterschied.

Sie können sich nämlich die Frage vorlegen: Wenn wir da draußen im Gedankenraum
irgendsoein Wesen, ein elementarisches Wesen haben und in mir ich doch auch Gedanken
habe - wie verhalten sich meine Gedanken zu den Gedankenwesen, die da draußen im
Gedankenraum sind? Sie bekommen eine richtige Vorstellung von diesem Verhältnis der
eigenen Gedanken zu den Gedankenwesen draußen im Raum, wenn Sie sich das Verhältnis
vorstellen eines menschlichen Leichnams, der, nachdem der Mensch gestorben ist,
zurückgeblieben ist, zu dem lebendigen Menschen, der herumwandelt. Dabei müssen Sie
allerdings solche Gedanken ins Auge fassen, die Sie an der äußeren Sinneswelt im wachen
Bewußtsein gewinnen. Unsere Gedanken sind nämlich Gedankenleichen. Das ist das
Wesentliche. Die Gedanken, die wir von der äußeren Sinneswelt so durch das wache
Bewußtsein mit uns schleppen, das sind eigentlich Gedankenleichen, sind abgelähmte,
abgetötete Gedanken; draußen sind sie lebendig. Das ist der Unterschied.

Nun sind wir also eigentlich dadurch in die Gedankenelementarwelt eingespannt, daß wir,
indem wir aus der Umwelt unsere Wahrnehmungen aufnehmen und diese Wahrnehmungen
zu Gedanken verarbeiten, die lebendigen Gedanken töten. Und indem wir sie dann in uns
haben, diese Gedankenleichen, denken wir. Daher sind unsere Gedanken abstrakt. Unsere
Gedanken bleiben gerade aus dem Grunde abstrakt, weil wir die lebendigen Gedanken
töten. Wir gehen wirklich mit unserem Bewußtsein eigentlich so herum, daß wir
Gedankenleichen in uns tragen und diese Gedankenleichen unsere Gedanken, unsere
Vorstellungen nennen. So ist es in der Wirklichkeit.“ (Lit.:GA 177, S. 99ff)

Künstlerische Darstellung im dritten Mysteriendrama


In künstlerisch-imaginativer Form hat Rudolf Steiner diese Gedankenwesen im sechsten Bild
seines dritten Mysteriendramas «Der Hüter der Schwelle» geschildert. Professor Capesius
erlebt sie in geistiger Schau als ahrimanische Gnome (Erdelementarwesen) und als
luziferische Sylphen (Luftelementarwesen):

CAPESIUS:
Die Seele, sie erlebt sich innerlich;
Sie glaubt zu denken, weil sie nicht Gedanken
Im Raume vor sich hingestellt erschaut.
Zu fühlen glaubt sie, weil Gefühle nicht
Wie Blitze aus den Wolken zuckend leuchten;
Sie sieht des Raumes Reiche und erblickt
Die Wolken über sich ... Und wenn dies nicht
Sich so verhielte: wenn die Blitze zuckten,
Und nicht ein Auge sich nach oben lenkte ...
Sie müßte glauben, daß in ihr der Blitz.
Sie sieht nicht Lucifer, aus dem Gedanken
Entsprießen und Gefühle sich ergießen -
So kann sie sich allein mit ihnen glauben.
Weshalb ergibt sie solchem Wahne sich?
(Lit.:GA 14, S. 344f)

Gedankenwesen und Atmungsprozess


Ursprünglich, als das sinnliche Bewusstsein noch wenig ausgebildet war, wurden die
Elementarwesen erlebt, die mit dem Einatmen in den Kopf strömen und dort tätig werden.

„In alten Zeiten also, da nahm der Mensch wahr, wie sich das Eingeatmete, das für ihn ein
Berauschen war, ins Haupt fortsetzte und sich dort verband mit den Sinneseindrücken. Das
war später nicht mehr der Fall. Später verliert der Mensch das, was in seinem
Brustorganismus vorgeht, aus seinem Bewußtsein. Er nimmt nicht mehr dieses
Heraufströmen des Atmens wahr, weil die Sinneseindrücke stärker werden. Sie löschen aus,
was im Atem heraufkommt. Wenn Sie heute sehen oder hören, dann ist in dem Vorgang des
Sehens und auch in dem Vorgang des Hörens der Atmungsvorgang drinnen. Beim alten
Menschen lebte das Atmen stark im Hören und Sehen, bei dem heutigen Menschen lebt das
Sehen und Hören so stark, daß der Atem ganz abgedämpft wird. So daß wir sagen können,
jetzt lebt nicht mehr das, was da berauschend, den Kopf durchströmend, von dem Alten im
Atmungsprozeß in seinem Innern wahrgenommen worden ist, so daß er sagte: Ah, die
Nymphen! Ah, die Gnomen! Nymphen, die wurlen im Kopfe so, Gnomen, die hämmern im
Kopfe so, Undinen, die wellen im Kopfe so! - Heute wird dieses Hämmern, Wellen, Wurlen
übertönt von dem, was vom Sehen, vom Hören herkommt und was heute den Kopf erfüllt.

Es gab also einstmals eine Zeit, in der der Mensch stärker wahrnahm dieses Heraufströmen
des Atmens in sein Haupt. Das ging über in die Zeit, in der der Mensch noch durcheinander
wahrnahm, in der er noch etwas von den Nachwirkungen des gnomigen Hämmerns, des
undinenhaften Wellens, des nymphenhaften Wurlens, indem er noch etwas wahrnahm von
dem Zusammenhang dieser Nachwirkungen mit den Ton-, Licht- und Farben
Wahrnehmungen. Dann aber verlor sich alles das, was er vom Atmungsprozeß noch
wahrnahm. Und von denjenigen Menschen, die noch eine Spur von Bewußtsein hatten, daß
einmal das Atmen das Geistig-Seelische der Welt in den Menschen hereinführte, wurde das,
was da nun blieb, was sich festsetzte aus der Sinneswahrnehmung im Zusammenhang mit
dem Atmen, «Sophia» genannt. Aber das Atmen nahm man nicht mehr wahr. Also der
geistige Atmensinhalt wurde abgetötet, besser gesagt, abgelähmt durch die
Sinneswahrnehmung.

Dieses wurde insbesondere von den Griechen empfunden. Die Griechen hatten gar nicht die
Idee von einer solchen Wissenschaft, wie wir heute. Wenn man den Griechen erzählt hätte
von einer Wissenschaft, wie sie heute an unseren Hochschulen gelehrt wird, es wäre ihnen
das so vorgekommen, wie wenn ihnen jemand mit kleinen Stecknadeln das Gehirn
fortwährend durchstochen hätte. Sie hätten gar nicht begriffen, daß das einem Menschen
eine Befriedigung geben kann. Wenn sie solche Wissenschaft, wie wir sie heute haben,
hätten aufnehmen sollen, dann hätten sie gesagt: Das macht das Gehirn wund, das
verwundet das Gehirn, das sticht. - Denn sie wollten noch etwas wahrnehmen von jenem
wohligen Ausbreiten des berauschenden Atems, in den sich, hineinströmend, das Gehörte,
das Gesehene ergießt. Es war also bei den Griechen ein Wahrnehmen eines inneren Lebens
im Haupte vorhanden, solch eines inneren Lebens, wie ich es Ihnen jetzt schildere. Und
dieses innere Leben, das nannten sie Sophia. Und diejenigen, die es liebten, diese Sophia in
sich zu entwickeln, die eine besondere Neigung hatten, sich hinzugeben an diese Sophia, die
nannten sich Philosophen. Das Wort Philosophie deutet durchaus auf ein inneres Erleben.
Jene greulich pedantische Aufnahme von Philosophie, wobei man Philosophie eben «ochst»
- wie man es im Studentenleben nennt - , jenes Sich-bekannt-Machen mit dieser
Wissenschaft, das kannte man in Griechenland nicht. Aber das innere Erlebnis des «Ich liebe
Sophia», das ist es, was sich in dem Worte Philosophie zum Ausdrucke bringt.“ (Lit.:GA 211,
S. 65ff)

Feuerwesen und Gedankenbildung


Alle Arten von Elementarwesen sind an der Gedankenbildung beteiligt, insbesondere aber,
neben den Gnomen, auch die Feuerwesen, die Salamander, die im Wärmeelement leben
und wirken.

„Auf dieselbe Art nun, wie der Mensch sozusagen den schlafenden Traum durchdringen
kann, kann der Mensch auch das wache Tagesleben durchdringen. Da bedient sich der
Mensch aber eben in einer ganz robusten Art seines physischen Leibes. Auch das habe ich
dargestellt in Aufsätzen im «Goetheanum». Da kommt der Mensch schon ganz und gar nicht
dazu, einzusehen, wie er eigentlich fortwährend während des Taglebens die Feuerwesen
sehen könnte, denn die Feuerwesen stehen in einer inneren Verwandtschaft mit den
Gedanken des Menschen, mit alledem, was aus der Organisation des Kopfes hervorgeht.
Und wenn der Mensch es dazu bringt, vollständig im wachen Tagesbewußtsein zu sein und
dennoch in einem gewissen Sinne außer sich zu sein, also ganz vernünftig zu sein, fest mit
den beiden Beinen auf der Erde zu stehen, und dann wiederum außer sich zu sein
gleichzeitig — also er zu sein und sein Gegenüber zu sein, das heißt, sich selber als
Gedankenwesen betrachten zu können: dann nimmt der Mensch wahr, wie die Feuerwesen
in der Welt dasjenige Element bilden, das, wenn wir es wahrnehmen, nach der anderen Seite
unsere Gedanken wahrnehmbar macht.

So kann die Wahrnehmung der Feuerwesen den Menschen dazu bringen, sich selber als
Denker zu sehen, nicht bloß der Denker zu sein und die Gedanken da auszukochen, sondern
sich anzuschauen, wie die Gedanken verlaufen. Nur hören dann die Gedanken auf, an den
Menschen gebunden zu sein; sie erweisen sich dann als Weltgedanken; sie wirken und
weben als Impulse in der Welt. Man merkt dann, daß der Menschenkopf nur die Illusion
hervorruft, als ob da drinnen in diesem Schädel die Gedanken eingeschlossen wären. Da sind
sie nur gespiegelt; ihre Spiegelbilder sind da. Das, was den Gedanken zugrunde liegt, gehört
der Sphäre der Feuerwesen an. Kommt man in diese Sphäre der Feuerwesen hinein, dann
sieht man in den Gedanken nicht bloß sich selber, sondern man sieht den Gedankengehalt
der Welt, der eigentlich zugleich ein imaginativer Gehalt ist. Es ist also die Kraft, aus sich
herauszukommen, welche einem die Gedanken als Weltgedanken vorstellt. Ja, vielleicht darf
ich sagen: Wenn man nun nicht vom menschlichen Körper aus, sondern von der Sphäre der
Feuerwesen, also gewissermaßen von der in die Erde hereinragenden Saturnwesenheit das,
was auf der Erde zu sehen ist, anschaut, dann bekommt man genau das Bild, das ich
geschildert habe von der Erdenevolution in der «Geheimwissenschaft im Umriß». Dieser
Umriß einer Geheimwissenschaft ist so aufgezeichnet, daß die Gedanken als der
Gedankengehalt der Welt erscheinen, von der Perspektive der Feuerwesen aus gesehen.“
(Lit.:GA 230, S. 135f)

Wahrnehmung des lebendigen Gedankenwesens in der Meditation


Wenn der Gedanke durch die Willensanstrengung der Meditation erwacht und sich belebt,
erscheint er imaginativ als geflügelter Engelskopf.

„Mit Illusionen kann man in der geistigen Welt nicht viel anfangen, die verdecken einem
noch die flutende Gedankenwesen-Einheit. Worauf es ankommt, ist nicht eine Ausbildung
unseres Vorstellungslebens, sondern eine Ausbildung unseres Willens- und Gefühlslebens;
und das ist ja das Wesentliche der Meditation. Bei der Meditation kommt es nicht darauf an,
was wir vorstellen, sondern darauf - ich habe das immer wieder und wieder betont -, daß
man vorstellt mit innerer Kraft. Auf die innere Energie, auf die Kraft, auf den Willen kommt
es an, und auf das Fühlen und Empfinden während wir meditieren, also auf ein
Willenselement, das wir im Meditieren entwickeln, und das wir stärker entwickeln, wenn wir
uns so anstrengen müssen, wie wir uns bei einer Meditation anstrengen sollen, aber geistig
anstrengen sollen.“ (Lit.:GA 161, S. 134)

„Man muß ferner berücksichtigen, daß, wenn das Denken sich zur Verwandlungsfähigkeit
entwickelt, also sich einlebt in die elementarische Welt, dieses Denken selber, so wie es in
der physisch-sinnlichen Welt gesund und richtig ist, für die elementarische Welt nicht zu
brauchen ist. Wie ist denn dieses Denken in der physisch-sinnlichen Welt? Verfolgen Sie
einmal, wie es ist. Man erlebt in seiner Seele Gedanken. Man weiß, daß man innerlich diese
Gedanken erfaßt, erzeugt, verbindet, trennt. Man fühlt sich innerlich in der Seele Herr dieser
Gedanken. Diese Gedanken verhalten sich gleichsam passiv, lassen sich verbinden und
trennen, lassen sich machen und wieder fortschaffen. Dieses Denkleben, dieses
Gedankenleben muß sich in der elementarischen Welt um eine Stufe weiter entwickeln. In
der elementarischen Welt ist man nicht in der Lage, solchen passiven Gedanken
gegenüberzustehen wie in der physisch-sinnlichen Welt. Wenn man sich wirklich mit der
hellsichtigen Seele einlebt in die elementarische Welt, dann ist das so, wie wenn die
Gedanken nicht Dinge wären, die man beherrscht, sondern die Gedanken werden wie
lebendige Wesen. Stellen Sie sich einmal vor, Ihre Gedanken wären nicht so, daß Sie sie
machen und verbinden und trennen, sondern in Ihrem Bewußtsein fingen die Gedanken,
jeder derselben, ein Eigenleben an, ein wesenhaftes Leben. Sie steckten gleichsam Ihr
Bewußtsein hinein in etwas, wo Sie gar nicht die Gedanken so haben können wie in der
physisch-sinnlichen Welt, sondern wo die Gedanken lebendige Wesenheiten sind. Ich kann
nicht anders, als ein groteskes Bild gebrauchen; aber dieses Bild kann uns ein wenig
aufmerksam machen, wie anders das Denken werden muß in der elementarischen Welt, als
es in der physisch-sinnlichen Welt ist. Denken Sie sich, Sie steckten Ihren Kopf in einen
Ameisenhaufen, und das Denken hörte auf. Dafür hätten Sie Ameisen statt Ihrer Gedanken
im Kopfe. So werden die Gedanken, wenn Sie untertauchen mit Ihrer Seele in die
elementarische Welt, daß sie sich selber verbinden und trennen, daß sie ein Eigenleben für
sich führen.“ (Lit.:GA 147, S. 57f)

„Dieses eigene Erwachen, dieses sich Beleben des meditativen Gedankens, das ist ein
bedeutungsvoller Moment im Leben des Meditanten. Dann merkt er, daß er von der
Objektivität des Geistigen ergriffen ist, daß sich gewissermaßen die geistige Welt um ihn
kümmert, daß sie an ihn herangetreten ist. Natürlich ist es nicht so einfach, bis zu diesem
Erleben zu kommen, denn man muß, bevor man zu diesem Erleben kommt, mancherlei
Empfindungen durchmachen, die der Mensch aus einem natürlichen Gefühl heraus nicht
ganz gerne durchmacht. Ein gewisses Gefühl der Vereinsamung zum Beispiel, ein Gefühl der
Einsamkeit, ein Gefühl der Verlassenheit muß man durchmachen. Man kann nicht die
geistige Welt ergreifen, ohne sich vorher gewissermaßen von der physischen Welt verlassen
zu fühlen, zu fühlen, daß diese physische Welt manches tut, was uns wie zermürbt, wie
zermalmt. Aber durch solches Gefühl der Vereinsamung hindurch müssen wir dahin
kommen, erst ertragen zu können diese innere Lebendigkeit, zu der der Gedanke erwacht,
ich möchte sagen, sich gebiert. Vieles, vieles widerstrebt nun dem Menschen; im Menschen
selbst widerstrebt vieles dem Menschen, was zur richtigen Empfindung führen kann von
diesem innerlichen Beleben des Gedankens. Namentlich ist es ein Gefühl, zu dem wir
kommen, ein inneres Erlebnis, zu dem wir kommen und das wir eigentlich nicht haben
wollen. Aber wir gestehen uns zugleich nicht, daß wir es nicht haben wollen, sondern wir
sagen: Ach, das kannst du doch nicht erreichen! - Dabei schläfst du ein. Dabei verläßt dich
dein Denken, die innere Spannkraft will nicht mitgehen. Kurz, man wählt unwillkürlich allerlei
Ausreden, denn das, was man erleben muß, das ist, daß der Gedanke, indem er sich so
belebt, eigentlich wirklich wesenhaft wird. Er wird wesenhaft, er bildet sich zu einer Art von
Wesen aus. Und man hat dann die Schauung - nicht bloß das Gefühl -: der Gedanke ist zuerst
wie, man möchte sagen, ein kleiner Keim, rundlich, und wächst sich dann aus zu einem
bestimmt gestalteten Wesen, das von außen in unser Haupt hinein sich fortsetzt, so daß der
Gedanke einem diese Aufgabe stellt: du hast dich mit ihm identifiziert, nun bist du in dem
Gedanken drinnen, und nun wächst du mit dem Gedanken in dein eigenes Haupt hinein;
aber du bist im wesentlichen noch draußen. Der Gedanke nimmt die Form an wie ein
geflügelter Menschenkopf, der ins Unbestimmte ausläuft und sich dann hineinerstreckt in
den eigenen Leib durch das Haupt. Der Gedanke wächst sich also aus wie zu einem
geflügelten Engelskopf. Dies muß man tatsächlich erreichen. Es ist schwierig, dieses Erlebnis
zu haben, deshalb will man wirklich glauben, in diesem Moment, wo der Gedanke sich also
auswächst, alle Möglichkeit des Denkens zu verlieren. Man glaubt, man werde sich selbst
genommen in diesem Augenblick. Das aber fühlt man wie einen zurückgelassenen
Automaten, was man als seinen Leib bisher gekannt hat und wo hinein der Gedanke sich
erstreckt.

Außerdem sind in der objektiven geistigen Welt allerlei Hindernisse vorhanden, uns dieses
sichtbar zu machen. Dieser geflügelte Engelskopf wird wirklich innerlich sichtbar, aber es
sind alle möglichen Hindernisse da, uns das sichtbar zu machen. Und vor allen Dingen ist der
Punkt, den man da erreicht hat, die wirkliche Schwelle der geistigen Welt. Und wenn es
einem gelingt, also zu sich zu stehen, wie ich es geschildert habe, dann ist man an der
Schwelle der geistigen Welt, wirklich an der Schwelle der geistigen Welt. Aber da steht,
zunächst ganz unsichtbar für den Menschen, diejenige Gewalt, die wir immer Ahriman
genannt haben. Man sieht ihn nicht. Und daß man das, was ich jetzt auseinandergesetzt
habe als das ausgewachsene Gedankenwesen, nicht sieht, das bewirkt Ahriman. Er will nicht,
daß man das sieht. Er will das verhindern. Und weil es ja vorzugsweise der Weg der
Meditation ist, auf dem man bis zu dem Punkte kommt, so wird es immer dem Ahriman
leicht, einem gewissermaßen das, wozu man kommen soll, auszulöschen, wenn man hängt
an den Vorurteilen der physischen Welt. Und wirklich, man muß sagen: der Mensch glaubt
gar nicht, wie sehr er eigentlich an diesem Vorurteil der physischen Welt hängt; wie er sich
gar nicht vorstellen kann, daß es eine Welt gibt, die andere Gesetze hat als die physische
Welt.“ (Lit.:GA 157, S. 170f)

„Gedanken in dem Sinne, wie wir sie hier in der physischen Welt haben, haben wir dann gar
nicht mehr. Jeder Gedanke nimmt in dieser Welt die Form einer Elementarwesenheit an,
wird Wesenheit. In der physischen Welt widersprechen sich die Gedanken oder stimmen
miteinander überein. In der Welt, in die wir da eintreten, bekämpfen sich die Gedanken als
wirkliche Wesenheiten. Sie lieben einander oder sie hassen einander. Wir leben uns sogleich
hinein in eine Welt vieler Gedankenwesen. Und dasjenige, wofür wir gewohnt sind, das Wort
«Leben» zu gebrauchen, das fühlen wir wirklich darinnen in den lebendigen Gedanken, die
Lebewesen sind. Leben und Gedanken haben sich miteinander verbunden, während in der
physischen Welt Leben und Gedanken vollständig voneinander getrennt sind. Wenn man als
physischer Mensch spricht, jemandem seine Gedanken mitteilt, dann hat man das Gefühl:
Deine Gedanken kommen aus deiner Seele heraus, du mußt dich im Moment an deine
Gedanken erinnern. Wenn man als Okkultist spricht, wirklich als Okkultist spricht, nicht bloß
aus der Erinnerung mitteilt das, was man erlebt hat, so muß man das Gefühl haben: Deine
Gedanken kommen als lebendige Wesen herauf, und du mußt froh sein, wenn im richtigen
Moment du begnadet wirst, daß der Gedanke herankommt als ein wirkliches Wesen.“
(Lit.:GA 154, S. 90)

Wahrnehmung der Gedankenwesen nach dem Tod


„Der Tote erlebt die Gedanken als Wirklichkeiten; sie nähren ihn, oder zehren ihn ab in
seinem seelisch-geistigen Dasein. Und diese Zeit, in der die Gedanken ihn nähren oder
abzehren, ist zugleich die Zeit, in welcher er sein übersinnliches Wahrnehmungsleben
entwickelt. Er sieht, wie die Gedanken in ihn einströmen, und wie sie wieder weggehen. Es
ist nicht ein solches Wahrnehmen, wie sonst in unserem gewöhnlichen Bewußtsein, wo wir
nur die fertigen Wahrnehmungen haben, sondern es ist ein durchgehender Strom des
Gedankenlebens, der sich immer mit dem eigenen Wesen verbindet.“ (Lit.:GA 181, S. 230f)

„Oh, dieser Gedächtnisschatz während des Lebens, er ist etwas ganz anderes als ein bloßer
Gedächtnisschatz! Sind wir aus dem physischen Leibe heraus, dann sehen wir diesen ganzen
Gedächtnisschatz als lebendige Gegenwart, dann ist er da. Jeder Gedanke lebt als ein
Elementarwesen. Wir wissen jetzt: Du hast gedacht während deines physischen Lebens, dir
sind deine Gedanken erschienen. Aber während du in dem Wahne warst, du bildetest dir
Gedanken, hast du lauter Elementarwesen geschaffen. Das ist das Neue, was du zum ganzen
Kosmos hinzugefügt hast. Jetzt ist etwas da, was in den Geist hinein von dir geboren worden
ist, jetzt taucht vor dir auf, was deine Gedanken in Wirklichkeit waren. Man lernt zunächst in
unmittelbarer Anschauung erkennen, was Elementarwesen sind, weil man diejenigen
Elementarwesen zuerst erkennen lernt, die man selber geschaffen hat. Das ist der
bedeutungsvolle Eindruck der ersten Zeit nach dem Tode, daß man das Erinnerungstableau
hat. Aber dieses fängt an zu leben, richtig zu leben, und indem es anfängt zu leben,
verwandelt es sich in lauter Elementarwesen. Jetzt zeigt es sozusagen sein wahres Antlitz,
und darin besteht sein Verschwinden, daß es etwas ganz anderes wird. Wir brauchen, wenn
wir zum Beispiel mit sechzig oder achtzig Jahren gestorben sind, jetzt nicht mehr für
irgendeinen Gedanken, den wir etwa im zwanzigsten Jahre unseres Lebens gehabt haben,
Erinnerungskraft, denn er ist da als lebendiges Elementarwesen, er hat gewartet, und wir
brauchen uns nicht an ihn zu erinnern. Denn wären wir zum Beispiel in unserem vierzigsten
Lebensjahre gestorben, so wäre der Gedanke erst zwanzig Jahre alt - und das sehen wir ihm
deutlich an. Diese Elementarwesen sagen uns selber, wie lange es her ist, seit sie sich
gebildet haben. Die Zeit wird zum Raum. Sie steht vor uns, indem die lebendigen Wesen ihre
eigenen Zeitensignaturen zeigen. Die Zeit wird zur unmittelbaren Gegenwart für diese
Verhältnisse.

Wir lernen aus diesen unseren eigenen Elementarwesen, von denen wir im Leben schon
umgeben waren, die wir im Tode erblicken, die Natur der elementarischen Welt überhaupt
kennen und bereiten uns dadurch vor, auch solche Elementarwesen der Außenwelt zu
verstehen im allmählichen Anschauen, die nicht wir geschaffen haben, sondern die ohne uns
im geistigen Kosmos vorhanden sind. Durch unsere eigene elementare Schöpfung lernen wir
die anderen kennen.“ (Lit.:GA 153, S. 150f)

„Nehmen wir einmal an, wir haben einen Menschen auf der Erde zurückgelassen und sind
selber durch die Pforte des Todes gegangen. Wir stehen also in der Zeit darinnen, wo wir uns
die Fähigkeit angeeignet haben, in die elementaren Wesenheiten hineinzuschauen und uns
selber zu erfühlen, so daß wir wissen: Unsere Erdenfrüchte haben sich gefernt. Aber wir
hängen noch zusammen mit unserem letzten Erdenleben. Nehmen wir an, wir haben einen
Menschen zurückgelassen, wenn wir durch die Pforte des Todes geschritten sind, den wir
sehr lieb gehabt haben. Ja, jetzt nach dem Tode kommen wir allmählich dazu, indem wir uns
von unseren eigenen elementaren Schöpfungen aus hineingewöhnen, die elementaren
Wesenheiten von anderen zu schauen, jetzt können wir uns hineinfinden, Gedanken anderer
als Elementarwesen zu schauen. Das lernen wir allmählich an unseren eigenen
Elementarwesen, auch bei den anderen Menschen, die wir zurückgelassen haben, zu sehen,
was er denkt, was in seiner Seele an Gedanken lebt; wir sehen es. Denn es drückt sich in den
Elementarwesen aus, die uns in mächtigen Imaginationen vor die Seele treten. Wir können
also in dieser Beziehung jetzt schon viel mehr Zusammenhang haben mit dem Innerlichen
des betreffenden Menschen, als wir mit ihm in der physischen Welt hatten. Denn während
wir selber im physischen Leibe waren, konnten wir ja nicht auf das Gedankliche des anderen
hinschauen; jetzt können wir es. Aber wir brauchen gleichsam die Gefühlserinnerung - bitte
auf das Wort wohl achtzugeben - , die Gefühlserinnerung, den Gefühlszusammenhang mit
unserem eigenen letzten Erdenleben. Wir müssen gleichsam so fühlen, wie wir im Leibe
gefühlt haben, und dieses Gefühl muß in uns nachklingen, dann belebt sich das Verhältnis,
das wir sonst nur wie zu einem Bilde haben würden, als das uns die Gedanken des anderen
erscheinen. Einen lebendigen Zusammenhang bekommen wir also auf dem Umwege durch
unsere Gefühle. Und so ist es im Grunde genommen mit allem.
Sie sehen, es ist ein Herausarbeiten aus einem Zustand, den man dadurch charakterisieren
kann, daß man sagt: Es ist eine Zeit, in der wir die Kräfte noch aus unserem letzten
Erdenleben beziehen müssen, um in lebendige Beziehungen zu kommen zu unserer geistigen
Umwelt, wir müssen mit diesem Erdenleben noch zusammenhängen. Wir lieben die Seelen,
die wir zurückgelassen haben, deren Seeleninhalt uns als Gedanken, als Elementarwesen
erscheint, aber wir lieben sie, weil wir selber noch leben von der Liebe, die wir für sie
während unseres Erdenlebens entwickelt haben. Es ist ja unangenehm, möchte ich fast
sagen, solche Ausdrücke zu gebrauchen, aber einige von Ihnen werden mich verstehen,
wenn ich sage: Das Erdenleben - also nicht das Gedankenleben -, das Erdenleben als
gefühlter und mit Willensimpuls durchsetzter Seeleninhalt, mit dem wir noch
zusammenhängen, das wird wie eine Art elektrischer Umschalter der eigenen Individualität
mit dem, was um uns herum geistig uns umwallt. Wie eine Art elektrischer Umschalter: wir
nehmen alles wahr auf dem Umweg durch das letzte Erdenleben. Aber nur durch das, was
im letzten Erdenleben Fühlen und Wollen war, nehmen wir wahr, was in der geistigen Welt
zu uns gehört.“ (S. 153ff)

Wahrnehmung der Gedankenwesen im Devachan


„Das sinnliche Auge nimmt den Löwen wahr und das auf Sinnliches gerichtete Denken bloß
den Gedanken des Löwen als ein Schemen, als ein schattenhaftes Bild. Das geistige Auge
sieht im «Geisterland» den Gedanken des Löwen so wirklich wie das sinnliche den
physischen Löwen. Wieder kann hier auf das schon bezüglich des «Seelenlandes»
gebrauchte Gleichnis verwiesen werden. Wie dem operierten Blindgeborenen auf einmal
seine Umgebung mit den neuen Eigenschaften der Farben und Lichter erscheint, so erscheint
dem jenigen, der sein geistiges Auge gebrauchen lernt, die Umgebung mit einer neuen Welt
erfüllt, mit der Welt lebendiger Gedanken oder Geistwesen. – In dieser Welt sind nun
zunächst die geistigen Urbilder aller Dinge und Wesen zu sehen, die in der physischen und in
der seelischen Welt vorhanden sind.“ (Lit.:GA 9, S. 121)

Geistertoren
Die menschlichen Gedanken, wie wir sie in unserem Bewusstsein erleben, sind keine
eigenständige Wirklichkeit, sondern bloße Bilder. Wären sie mehr als bloße Bilder, könnten
wir sie nicht dazu gebrauchen, über die Wirklichkeit nachzudenken; wir würden dann mit
jedem Gedanken eine neue Wirklichkeit erschaffen. Die Bilder, als die uns unsere Gedanken
erscheinen, sind aber äußerst flüchtig. Um sie in unserem Bewusstsein festhalten zu können,
bedürfen wir einer besonderen Art nur schwer zu beobachtender abnormer
Elementarwesen, die aber durchaus nicht ahrimanischer Natur sind, wie man vielleicht
irrtümlich glauben könnte. Sie gehören dem selben Reich an wie die Gnome, liegen aber mit
diesen ständig im Kampf und werden von ihnen zutiefst verachtet. Während die Gnome über
eine hervorragende Intelligenz verfügen, sind sie nämlich ausgesprochene Geistertoren. Sie
sind besonders in der Umgebung sehr gescheiter Menschen zu finden, aber etwa auch in
Bibliotheken, wenn viel Gescheites in den Büchern steht.

„Wenn man nun einen wirklich gescheiten Menschen verfolgt, wie er in seinem Gefolge ein
ganzes Heer solcher Wesenheiten haben kann, wie ich vorhin gesagt habe, so findet man,
daß diese Wesenheiten außerordentlich geringgeachtet werden von den Gnomengeistern
der elementarischen Welt, weil sie plump sind, und vor allen Dingen, weil sie furchtbar
töricht sind. Das Törichte ist ihre hauptsächlichste Eigenschaft. Und so kann man sagen:
Gerade gescheiteste Leute in der Welt, wenn man sie daraufhin beobachten kann, werden
von ganzen Trupps von Toren verfolgt aus der geistigen Welt.“ (Lit.:GA 219, S. 76)

Sie haben in unserer Zeit kein eigenständiges Leben und müssen sich der verströmenden
Lebenskräfte sterbender Menschen bedienen.

„Diese Wesen haben im gegenwärtigen Zeitalter eigentlich kein eigenes Leben. Sie kommen
dadurch zu einem Leben, daß sie das Leben derjenigen benutzen, welche sterben, welche
durch Krankheiten sterben, aber noch Lebenskräfte in sich haben. Vergangenes Leben nur
können sie benutzen. Es sind also Geistertoren, welche das Leben, das von Menschen
übrigbleibt, benützen, die also sozusagen sich vollsaugen von dem, was von
übrigbleibendem Leben noch an Kirchhöfen und dergleichen aufsteigt.

Gerade wenn man eindringt in solche Welten, dann bekommt man einen Begriff, wie
unendlich stark die Welt, die hinter der menschlichen Sinneswelt ist, bevölkert ist, und wie
mannigfaltig die Klassen von solchen geistigen Wesenheiten sind, und wie diese geistigen
Wesenheiten durchaus im Zusammenhang mit unseren Fähigkeiten stehen. Denn der
gescheite Mensch, den man da in seiner Tätigkeit verfolgt, kann, wenn er nicht hellsichtig,
sondern bloß gescheit ist, seine gescheiten Gedanken gerade dadurch besonders festhalten,
daß er von diesem Troß von geistigen Toren verfolgt ist. Die klammern sich an seine
Gedanken, zerren sie und geben ihnen Gewicht, so daß sie bei ihm bleiben, während er sonst
die Gedanken rasch verschwinden haben würde.“ (Lit.:GA 219, S. 77)

„Wenn sie gar zu sehr von den Naturgeistern gnomenhafter Art verfolgt werden, dann
flüchten sie sich in die menschlichen Köpfe, und während sie eigentlich draußen in der Natur
fast Riesen sind - sie sind nämlich außerordentlich groß -, werden sie ganz klein, wenn sie in
den menschlichen Köpfen sind. Man könnte sagen, daß sie eine Art abnormer Naturgeister
sind, die aber mit der ganzen menschlichen Entwickelung auf der Erde innig
zusammenhängen.“ (Lit.:GA 219, S. 78)

Siehe auchAnonym
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Biografie Rudolf Steiner


Martin von Mackensen: Ein Vortrag für die Landbauschüler am Dottenfelderhof
ᐃᐁ
Gedächtnis
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Gedächtnisbildung)
Das menschliche Gedächtnis (von mhd. gedǣhtnisse, "das Denken an etwas, die
Erinnerung"; ahd. kithēhtnissi, "das Denken an etwas, Andacht, Hingabe") besteht in der
Fähigkeit, früher Erfahrenes gegenwärtig wieder ins Bewusstsein zu rufen, wenn auch meist
nur in abgeblasster Form. Eine Störung der Erinnerungsfähigkeit wird als Amnesie (von
griech. μνήμη mnémē „Gedächtnis, Erinnerung“ und Alpha privativum) bezeichnet.

Aus anthroposophischer Sicht schafft die Seele die Grundlage für die Ausbildung des
Gedächtnisses: „Als Bewahrerin des Vergangenen sammelt die Seele fortwährend Schätze
für den Geist auf.“ ( (Lit.:GA 9, S. 66) Darüber hinaus hängt das Gedächtnis aber auch sehr
wesentlich mit der lebendigen Tätigkeit des Ätherleibs und sehr spezifisch mit der
organischen Tätigkeit des physischen Leibes zusammen. So gesehen ist die menschliche
Erinnerungsfähigkeit mehr als die bloße Codierung, Speicherung und der Abruf von
Information, die auch mit technischen Mitteln möglich ist. Ohne bewusster
Erinnerungsfähigkeit, durch die er seine Biographie zumindest in groben Zügen willentlich
jederzeit überschauen kann, könnte der Mensch kein gesundes Ich-Bewusstsein ausbilden
und erhalten. Dadurch unterscheidet er sich auch von den Tieren. Rudolf Steiner hat sehr
detailierte Angaben zum Prozess und zur Bedeutung der menschlichen Gedächtnisbildung
gegeben.

Die Seelentätigkeit als Grundlage der Gedächtnisbildung


Wie die Gedächtnisbildung mit der Tätiggkeit der Seele zusammenhängt, beschreibt Rudolf
Steiner in seiner grundlegenden Schrift «Theosophie». Er betont dabei sehr nachdrücklich,
dass die Vorstellung, die ich mir in Erinnerung rufe, keineswegs dieselbe ist wie die
Wahrnehmung, die mir unmittelbar gegenwärtig vor den Sinnen steht. Diese verschwindet
aus dem Bewusstsein, sobald der Wahrnehmungsakt vorüber ist. Doch hinterlässt sie Spuren
im Inneren, aus denen später die Erinnerungsvorstellung aufgebaut werden kann. Die durch
die Erinnerung hervorgerufenen Vorstellungen sind stets neu gebildete und nicht die
aufbewahrten alten. Sie sind in der Regel weitaus blasser und weniger detailreich als die
unmittelbare Wahrnehmung und oft auch durch eine rege Einbildungskraft verzerrt oder
verfälscht.

„Es sei nun erst das Gedächtnis betrachtet. Wie kommt es zustande? Offenbar auf ganz
andere Art als die Empfindung oder Wahrnehmung. Ohne Auge kann ich nicht die
Empfindung des «Blau» haben. Aber durch das Auge habe ich noch keineswegs die
Erinnerung an das «Blau». Soll mir das Auge jetzt diese Empfindung geben, so muß ihm ein
blaues Ding gegenübertreten. Die Leiblichkeit würde alle Eindrücke immer wieder in Nichts
zurücksinken lassen, wenn nicht, indem durch den Wahrnehmungsakt die gegenwärtige
Vorstellung sich bildet, zugleich in dem Verhältnisse zwischen Außenwelt und Seele sich
etwas abspielte, was in dem Menschen eine solche Folge hat, daß er später durch Vorgänge
in sich wieder eine Vorstellung von dem haben kann, was früher eine Vorstellung von außen
her bewirkt hat. Wer sich Übung für seelisches Beobachten erworben hat, wird finden
können, daß der Ausdruck ganz schief ist, der von der Meinung ausgeht: man habe heute
eine Vorstellung und morgen trete durch das Gedächtnis diese Vorstellung wieder auf,
nachdem sie sich inzwischen irgendwo im Menschen aufgehalten hat. Nein, die Vorstellung,
die ich jetzt habe, ist eine Erscheinung, die mit dem «jetzt» vorübergeht. Tritt Erinnerung
ein, so findet in mir ein Vorgang statt, der die Folge von etwas ist, das außer dem
Hervorrufen der gegenwärtigen Vorstellung in dem Verhältnis zwischen Außenwelt und mir
stattgefunden hat. Die durch die Erinnerung hervorgerufene Vorstellung ist eine neue und
nicht die aufbewahrte alte. Erinnerung besteht darin, daß wieder vorgestellt werden kann,
nicht, daß eine Vorstellung wieder aufleben kann. Was wieder eintritt, ist etwas anderes als
die Vorstellung selbst. (Diese Anmerkung wird hier gemacht, weil auf
geisteswissenschaftlichem Gebiete notwendig ist, daß man sich über gewisse Dinge
genauere Vorstellungen macht als im gewöhnlichen Leben und sogar auch in der
gewöhnlichen Wissenschaft.) – Ich erinnere mich, das heißt: ich erlebe etwas, was selbst
nicht mehr da ist. Ich verbinde ein vergangenes Erlebnis mit meinem gegenwärtigen Leben.
Es ist so bei jeder Erinnerung [...] Das heutige Bild gibt mir die Wahrnehmung, das heißt
meine Sinnesorganisation. Wer aber zaubert das gestrige in meine Seele herein? Es ist
dasselbe Wesen in mir, das gestern bei meinem Erlebnis dabei war und das auch bei dem
heutigen dabei ist. Seele ist es in den vorhergehenden Ausführungen genannt worden. Ohne
diese treue Bewahrerin des Vergangenen wäre jeder äußere Eindruck für den Menschen
immer wieder neu. Gewiß ist, daß die Seele den Vorgang, durch welchen etwas Erinnerung
wird, dem Leibe wie durch ein Zeichen einprägt; doch muß eben die Seele diese Einprägung
machen und dann ihre eigene Einprägung wahrnehmen, wie sie etwas Äußeres wahrnimmt.
So ist sie die Bewahrerin der Erinnerung.“ (Lit.:GA 9, S. 65f)

Gedächtnisarten
Nach der Dauer der Erinnerungsfähigkeit lassen sich drei Gedächtnisarten unterscheiden:

das sensorische Gedächtnis, das wahrgenommene Sinneseindrücke für Millisekunden bis


Sekunden abrufbar hält,
das Kurzzeitgedächtnis oder Arbeitsgedächtnis, das die gegenwärtig zu verarbeitenden
Informationen für bis zu 45 Sekunden im Bewusstsein trägt, aber nur eine beschränkte
Kapazität von etwa 7 Informationseinheiten (Chunks) hat,
das Langzeitgedächtnis, das Gedächtnisinhalte dauerhaft bewahrt, was allerdings nicht
bedeutet, dass diese Inhalte jederzeit problemlos erinnert werden können.
Gedächtnisbildung

Gedächtnisbildung
Alle sinnliche Wahrnehmung und alle Gedanken werden uns zunächst dadurch bewusst, dass
sich die Nerventätigkeit in das Blut, in die Bluttafel einschreibt. Damit das unmittelbar
seelisch Erlebte im Gedächtnis verankert werden kann, müssen die vom Herzen
aufsteigenden Ätherströme dazu kommen. Diese strahlen von der Zirbeldrüse wie von einer
elektrisch geladenen Spitze aus.

Dem entgegen kommt aus dem unteren Organismus eine zweite, mit der Lymphe
verbundene aufnahmebereite Ätherströmung, die ihre letzten Ausläufer bis zur Hypophyse
sendet. Das Gedächtnis bildet sich, indem sich die Spannung zwischen diesen beiden
Strömungen ausgleicht und so das zu Erinnernde in die Tiefe des Organismus aufgenommen
wird. Das gilt auch für jene Kräfte, die in den Organen für die nächste Inkarnation
aufgespeichert werden.

Damit es zur Gedächtnisbildung kommt, muss also das, was an Gedankenformen durch das
Ich dem vom Herzen aufsteigenden Ätherstrom eingeprägt wurde, den naturhaften
Ätherkräften des Leibes übergeben werden. Das Erlebte wird dadurch unabhängiger von Ich
und Astralleib und versinkt deshalb zunächst im Unterbewusstsein.
„So haben wir ein Organ, welches sich im mittleren Gehirn befindet, das der physisch-
sinnliche Ausdruck ist für das, was als Gedächtnisvorstellung sich bilden will. Dem stellt sich
gegenüber ein anderes Organ im Gehirn, das der Ausdruck ist für diejenigen Strömungen im
Ätherleib, die von den unteren Organen kommen. Diese beiden Organe im menschlichen
Gehirn sind der physisch-sinnliche Ausdruck für diese beiden Strömungen im menschlichen
Ätherleibe, sie sind etwas wie letzte Anzeichen dafür, daß solche Strömungen im Ätherleibe
stattfinden. Es verdichten sich gleichsam diese Strömungen so stark, daß sie die menschliche
Leibessubstanz ergreifen und zu diesen Organen verdichten, so daß wir in der Tat den
Eindruck haben, wie wenn von dem einen Organ helle Lichtströmungen ausstrahlen, die zu
dem anderen Organ überfließen. Das physische Organ, das die Gedächtnisvorstellung bilden
will, ist die Zirbeldrüse, der aufnehmende Teil ist der Gehirnanhang, Hypophysis.

Hier haben Sie an einer ganz bestimmten Stelle des physischen Organismus den äußeren
physischen Ausdruck für das Zusammenwirken des Seelischen mit dem Leiblichen!“ (Lit.:GA
128, S. 87)

Drei goldene Regeln für die Gedächtnisentwicklung


Die drei von Rudolf Steiner formulierten Regeln für die Gedächtnisbildung sind vor allem für
die Pädagogik von zentraler Bedeutung:

"Begriffe belasten das Gedächtnis;


Anschaulich-Künstlerisches bildet
das Gedächtnis;
Willensanstrengung, Willensbetätigung
befestigt das Gedächtnis." (Lit.: GA 269, S. 180)

Wiedererkennen als Vorstufe des Gedächtnisses


Dem sprichwörtlichen Elefantengedächtnis zum Trotz gibt es einen vergleichbaren Prozess
bei den Tieren nicht. Bloßes Wiedererkennen, wie es auch die Tiere haben, ist nur eine
Vorstufe der menschlichen Erinnerungsfähigkeit:

"Wir befinden uns am Schnittpunkt zwischen Wiedererkennen und Erinnern. Tiere werden
ganz oder überwiegend vom Wiedererkennen geleitet. Wir kennen das ja auch: Wir
verlassen unseren zu packenden Koffer absichtsvoll, um im Schrankraum zu bemerken, dass
das Ziel der Absicht verloren ging. Wir kehren sogleich zum offenen Koffer zurück und der
„zeigt" uns geradezu: „Den Pyjama habe ich vergessen". So könnte ich den Weg vom
Bahnhof Florenz zur Accademia einem, der Florenz nicht kennt, keineswegs verlässlich
angeben. Komme ich aber selber an, verlasse ich mich getrost auf die Landmarken: da die
Trattoria, dort die Brücke, die mich verlässlich leiten werden. Das Wiedererkennen ist die
ältere und meist verlässliche Form unserer Orientierung; und wir sind nur zu wenig
aufmerksam, um das zu bemerken. In der Regel aber sind wir gewohnt, zurückliegende
Bilder abrufen zu können; wir sagen dann: uns ihrer zu erinnern." (Lit.: Riedl, S 42f)
Tiere haben kein Gedächtnis im menschlichen Sinne und sie können auch keine Kräfte in eine
nächste Inkarnation hinüberbringen. Zwar leben die Erlebnisse des Astralleibes als Bilder
bzw. als vitale Kräfte im Ätherleib fort, aber diese Bilder können nicht bewusst erinnert und
auf vergangene Erlebnisse bezogen werden. Es kann allerdings eine starke emotionale
Spannung ausgelöst werden, wenn diese Bilder mit ähnlichen gegenwärtigen Erlebnissen
korrespondieren - das liegt dem Elefantengedächtnis zugrunde. Zur wirklichen
Gedächtnisbildung muss sich das individuelle Ich, über das die Tiere nicht verfügen, mit dem
Erlebten verbinden.

Über Unterschied zwischen der menschlichen Erinnerungsfähigkeit und scheinbar


vergleichbaren Vorgängen im Tier- und sogar im Pflanzenreich schreibt Rudolf Steiner in
seiner «Geheimwissenschaft im Umriss»:

„Auseinandersetzungen wie diejenigen, welche in diesem Buche gegeben werden über das
Erinnerungsvermögen, können sehr leicht mißverstanden werden. Denn wer nur die
äußeren Vorgänge betrachtet, dem wird der Unterschied gar nicht ohne weiteres auffallen
zwischen dem, was am Tiere, ja selbst an der Pflanze geschieht, wenn so etwas eintritt, was
der Erinnerung gleicht, und dem, was hier für den Menschen als wirkliche Erinnerung
gekennzeichnet wird. Gewiß, wenn ein Tier eine Handlung ein drittes, viertes usw. Mal
ausfuhrt, so mag es sie so ausfuhren, daß sich der äußere Vorgang so darstellt, wie wenn
Erinnerung und das mit dieser verknüpfte Lernen vorhanden wären. Ja, man mag, wie es
einzelne Naturforscher und ihre Anhänger tun, sogar den Begriff der Erinnerung oder des
Gedächtnisses so ausdehnen, daß man sagt, wenn das Küchlein aus der Eischale kriecht, so
pickt es nach den Körnern, wisse sogar die Bewegungen des Kopfes und Körpers so zu
machen, daß es zum Ziele komme. Das könne es nicht in der Eischale gelernt haben, sondern
es sei gelernt durch die tausend und aber tausend Wesen, von denen es abstammt (so sagt
z.B. Hering). Man kann die Erscheinung, die hier vorliegt, als etwas bezeichnen, was wie
Erinnerung aussieht. Aber man wird nie zum wirklichen Begreifen der menschlichen
Wesenheit kommen, wenn man nicht das ganz Besondere ins Auge faßt, was im Menschen
als der Vorgang des wirklichen Wahrnehmens früherer Erlebnisse in späteren Zeitpunkten
auftritt, nicht bloß als ein Hineinwirken früherer Zustände in spätere. Hier in diesem Buche
wird Erinnerung dieses Wahrnehmen des Vergangenen genannt, nicht bloß das — selbst
veränderte — Wiederauftreten des Früheren in dem Späteren. Wollte man das Wort
Erinnerung schon für die entsprechenden Vorgänge im Pflanzen- und Tierreiche gebrauchen,
so müßte man ein anderes für den Menschen haben. Es kommt bei der obigen Darstellung
dieses Buches gar nicht auf das Wort an, sondern darauf, daß behufs Verständnisses der
menschlichen Wesenheit der Unterschied erkannt werden muß. Ebensowenig können
scheinbar sogar sehr hohe Intelligenzleistungen von Tieren mit dem zusammengebracht
werden, was hier Erinnerung genannt wird.“ (Lit.:GA 13, S. 434f)

Hier wird deutlich, dass die menschliche Erinnerung, auf die sich Steiner bezieht, auf einer
inneren Wahrnehmung des Vergangenen beruht und nicht bloß auf dessen Fortwirken in
späteren Zeiten.

Gedächtnis und Traumleben


In der Nacht, wenn unser Astralleib herausgeht, gestaltet er, im Ätherleib die
Gedächtnisspuren lesend, die Erinnerungen zu bewegten Traumbildern um:

„Wenn Sie den Versuch machen, einmal genau sich zu erinnern, wie das Gedächtnis des
Menschen eigentlich wirkt, namentlich wenn Sie einschließen in diese Rückerinnerung Ihre
Träume, dann werden Sie finden, daß zum Beispiel in die Träume im wesentlichen dasjenige
hineinspielt, was eigentlich kurz vorher verlaufen ist, nicht in den inneren Gang des
Träumens, aber in die Bilderwelt des Traumes spielt hinein, was in der letzten Zeit verlaufen
ist. Mißverstehen Sie mich nicht. Es kann natürlich Ihnen etwas träumen, was vor vielen
Jahren an Sie herangetreten ist; aber es wird Ihnen nicht träumen dasjenige, was vor vielen
Jahren an Sie herangetreten ist, wenn nicht in den allerletzten Tagen etwas eingetreten ist,
was in irgendeiner Gedanken- oder Empfindungsbeziehung zu dem ist, was vor Jahren da
war. Die ganze Natur des Träumens hat etwas zu tun mit demjenigen, was unmittelbar in
den letzten Tagen verlaufen ist. Beobachtung darüber setzt natürlich voraus, daß man sich
eben einläßt auf solche Feinheiten des menschlichen Lebens. Wenn man sich einläßt, so
liefert die Beobachtung so exakte Ergebnisse, wie nur irgendeine exakte Naturwissenschaft
liefern kann.“ (Lit.:GA 201, S. 187f)

Das Gedächtnis konsolidiert sich erst nach zwei bis vier Tagen
Damit hängt zusammen, dass sich die Gedächtnisbildung erst nach zwei bis drei Tagen
konsolidiert:

„Ungefähr nach zweieinhalb bis drei Tagen, manchmal eben auch schon nach eineinhalb
Tagen, nach zwei Tagen, aber nicht, ohne daß wir darüber geschlafen haben, drückt sich
dasjenige, was wir erleben im Umgange mit der Welt, von unserem astralischen Leibe aus in
unseren Ätherleib ein. Damit es dadrinnen befestigt sei, braucht es immer eine Zeit. Und
wenn wir mit dieser Tatsache die andere vergleichen, daß wir im gewöhnlichen Leben
wechselweise trennen physischen Leib und Ätherleib - astralischen Leib und Ich im Schlafen
und im Wachen wieder zusammenfügen, so müssen wir uns sagen, es ist ein gewisser loserer
Zusammenhang zwischen physischem Leib und Ätherleib auf der einen Seite und Ich und
astralischem Leib auf der anderen Seite. Ätherleib und physischer Leib bleiben zwischen
Geburt und Tod immer beisammen, Ich und astralischer Leib bleiben auch beisammen. Aber
astralischer Leib und Ätherleib bleiben nicht beisammen. Die gehen jede Nacht auseinander.
Da ist ein loserer Zusammenhang zwischen Astralleib und Ätherleib als zwischen Ätherleib
und physischem Leib. Dieser losere Zusammenhang, der drückt sich dadurch aus, daß erst
gewissermaßen ein Auseinandersein da gewesen sein muß zwischen dem astralischen Leib
und dem Ätherleib, bis das, was wir erleben durch unseren astralischen Leib, sich eindrückt
in den Ätherleib. Und wir können sagen, wenn irgendein Ereignis auf uns wirkt, wirkt es ja im
wachen Zustand auf uns. Bedenken Sie doch nur, wenn Sie einem Ereignisse bei
tagwachendem Zustand gegenüberstehen, so wirkt das Ereignis auf Ihren physischen Leib,
Ätherleib, astralischen Leib und auf Ihr Ich. Nun ist aber dennoch ein Unterschied in bezug
auf die Aufnahme. Der astralische Leib, der nimmt die Sache sofort auf. Der Ätherleib
braucht eine gewisse Zeit, um die Sache so in sich befestigen zu lassen, daß nun ein voller
Einklang ist zwischen dem Ätherleib und dem astralischen Leib.“ (Lit.:GA 201, S. 187f)

„Der Mensch nimmt ja zunächst das, was er wahrnimmt, in seinen astralischen Organismus
und seinen Ich-Organismus auf. Da führen zunächst die wahrgenommenen Erlebnisse ein
unmittelbar mit dem Bewußtsein zusammenhängendes Leben. Dasjenige, was im Laufe von
drei Tagen erlebt worden ist, geht doch noch in einer ganz intensiveren Weise an das Gefühl
heran, als wenn wenigstens drei Tage vergangen sind. Wie gesagt, man beobachtet diese
Dinge im gewöhnlichen Leben nicht, aber es sind eben doch Realitäten. Es rührt dies davon
her, daß alles dasjenige, was vom Menschen wahrnehmend oder in Gedankenprozessen
hereingenommen wird in den astralischen Organismus und in den Ich-Organismus,
eingedrückt, eingeprägt werden muß dem Äther- oder Bildekräfteleib, aber auch in einer
gewissen Beziehung wenigstens dem physischen Leib. Und diese Einprägung braucht zwei,
drei, vier Tage, so daß man zwei- und dreimal schlafen muß über irgend etwas, das man
erlebt hat, bis es in den Ätherleib und in den physischen Leib eingeprägt ist. Denn erst dann
sitzt es sozusagen so fest, wenigstens im Ätherleibe, daß es nun bleibend
Gedankenerinnerung für einen werden kann. Und so findet eigentlich beim Menschen
fortwährend eine innere Wechselwirkung, eine Art von Kampf statt zwischen dem
astralischen Leib und dem Ätherleib, und das Ergebnis dieses Kampfes ist stets, daß
dasjenige, was der Mensch zunächst als Bewußtseinswesen erlebt, sich in die dichteren,
materielleren Elemente seines Wesens einprägt, eingestaltet. Man trägt nach drei, vier
Tagen dasjenige, was man früher nur als ein flüchtiges Sinneserlebnis gehabt hat, dann als
eine Eintragung gewissermaßen in seinem Äther- oder Bildekräfteleib und in seinem
physischen Leib mit sich.

Da geschieht nämlich eigentlich etwas außerordentlich Wichtiges. Bedenken Sie nur, daß wir
ja unserem wahren Wesen nach im Grunde nur sind unser Ich und unser astralischer Leib.
Wir können von unserem Ätherleib nicht sagen, daß er unser Eigentum ist. Die Menschen
der materialistischen Zeit maßen sich an, ihren Ätherleib und namentlich ihren physischen
Leib ihren Leib zu nennen. Aber physischer Leib und Ätherleib gehören eigentlich ganz dem
Kosmos an. Und indem im Laufe von drei, vier Tagen dasjenige, was wir im Ich und
astralischen Leib erleben, dem Ätherleib und physischen Leib übergeben wird, gehört es uns
nicht mehr allein, gehört es dem Kosmos an. Wir können eigentlich nur durch drei Tage
hindurch sagen, daß irgend etwas, was wir mit der Welt abgemacht haben, nur für uns eine
Bedeutung habe. Nach drei, vier Tagen haben wir es in das Weltenall eingeschrieben, ruht es
im Weltenall darin, gehört nicht uns allein, gehört den Göttern mit. “ (Lit.:GA 228, S. 159ff)

Sensorisches Gedächtnis (Ultrakurzzeitgedächtnis)


Das sensorische Gedächtnis, das unmittelbar an die sinnliche Wahrnehmung anknüpft, hält
die aufgenommenen Informationen nur für sehr kurze Zeit im Bereich von Millisekunden bis
Sekunden. Es wird deshlab auch als Ultrakurzzeitgedächtnis bezeichnet. Die Dauer hängt
dabei von der jeweiligen Sinnesmodalität ab. So hält etwa das visuelle sensorische
Gedächtnis, auch ikonisches Gedächtnis[1] genannt, Informationen nur über etwa 15
Millisekunden, während das auditorische sensorische Gedächtnis, auch als echoisches
Gedächtnis bezeichnet, sie über etwa 2 Sekunden[2], teilweise sogar bis zu 18 Sekunden
abrufbar hält.

Die Zahl Sieben und die Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses


Die Zahl 7 scheint von entscheidender Bedeutung für die Kapazität des Kurzzeitgedächtnises
bzw. Arbeitsgedächtnisses zu sein, die mit der durch den Atemrhythmus bestimmten,
subjektiv gefühlte Dauer des Augenblicks zusammenhängt. Während dieser Zeitspanne von 3
- 4 Sekunden können bis etwa 7 Gedächtniseinheiten (z. B. Ziffern, Buchstaben oder ganze
Worte), auch als Chunk (engl. „Brocken, Stück, Block bzw. Datenblock“) bezeichnet, erfasst
und wieder erinnert werden - und zwar, insofern sie als ein Ganzes erfasst werden,
weitgehend unabhängig von deren spezifischem Informationsgehalt. Neuere
Untersuchungen an der University of Missouri lassen allerdings vermuten, dass sich die
Kapazität des Kurzzeitgedächtnissses auf nur 3 - 4 Objekte beschränkt[3]. Das entspricht der
Anzahl der Objekte, die man mit einem Blick erfassen kann, ohne sie explizit zu zählen.
Das sogenannte seven phenomenon wurde schon im 17. Jahrhundert von John Locke
experimentell entdeckt und wird heute als die sogenannte Millersche Zahl (engl. The Magical
Number Seven, Plus or Minus Two) bezeichnet, benannt nach dem US-amerikanischen
Psychologen George A. Miller, der in seinem 1956 veröffentlichten Artikel "The Magical
Number Seven, Plus or Minus Two: Some Limits on Our Capacity for Processing
Information"[4], der zu den meistzitierten Artikel aus dem Fachbereich der Psychologie zählt,
ebenfalls feststellte, dass der Mensch gleichzeitig nur 7±2 Gedächtniseinheiten mit dem
Kurzzeitgedächtnis erfassen kann.

„Und schließlich, was ist mit der magischen Zahl sieben? Was ist mit den sieben
Weltwundern, den sieben Meeren, den sieben Todsünden, den sieben Töchtern des Atlas in
den Plejaden, den sieben Zeitaltern des Menschen, den sieben Ebenen der Hölle, den sieben
Grundfarben, den sieben Tönen der Musikskala und den sieben Tagen der Woche? Was ist
mit der siebenstufigen Bewertungsskala, den sieben Kategorien für ein absolutes Urteil, den
sieben Objekten in der Spanne der Aufmerksamkeit und den sieben Ziffern in der Spanne des
unmittelbaren Gedächtnisses? Für den Moment schlage ich vor, das Urteil zurückzuhalten.
Vielleicht steckt hinter all diesen Siebenern etwas Tiefes und Tiefgründiges, etwas, das uns
nur dazu auffordert, es zu entdecken. Aber ich vermute, dass es sich nur um einen
bösartigen, pythagoreischen Zufall handelt.“

– G. A. Miller: The magical number seven, plus or minus two[4]


Aus anthroposophischer Sicht darf man antworten, dass Sieben die Zahl der Zeit ist und
damit zugleich auch die Zahl der ätherischen Welt und des daraus entnommenen Ätherleibs,
denn die Realität der Zeit ist in der Ätherwelt begründet. Sieben ist zugleich die Zahl der
Vollendung, denn alle Entwicklung im Kleinen und im Großen vollzieht und vollendet sich
durch sieben Stufen.

Gedächtnisbildung und Verdauung - das Langzeitgedächtnis


Bei der Gedächtnisbildung sind auf seelischer Ebene dieselben Kräfte tätig, die auf leiblicher
Ebene an der Verdauung beteiligt sind.

„Eine sehr wichtige Kraft für das gewöhnliche Leben - wir haben es öfters besprochen - ist
die Gedächtniskraft, die Erinnerungsfähigkeit. Diese Erinnerungsfähigkeit, wir beherrschen
sie seelisch dann, wenn wir uns an irgend etwas, das wir erlebt haben, eben, wie wir sagen,
erinnern. Aber Sie wissen alle: Mit dieser Erinnerungskraft ist es etwas Eigenartiges. Wir
beherrschen sie und beherrschen sie doch nicht ganz. Gar mancher Mensch kämpft diesen
oder jenen Augenblick seines Lebens damit, daß er sich an etwas erinnern möchte, aber er
kann sich nicht erinnern. Dieses Sich-erinnern-Mögen und Sich-nicht-vollständig- erinnern-
Können, das rührt davon her, daß dieselbe Kraft, die wir seelisch als Erinnerungskraft
benützen, dazu dient, unsere aufgenommenen NahrungsStoffe umzuwandeln in solche
Substanzen, die von unserem Leib gebraucht werden können. Wenn Sie also ein Stück Brot
essen und dieses Brot umgewandelt wird in Ihrem Leib in eine solche Substanz, daß diese
Substanz Ihrem Leben dient, so ist das scheinbar ein physischer Vorgang. Aber dieser
physische Vorgang wird beherrscht von übersinnlichen Kräften. Diese übersinnlichen Kräfte
sind dieselben, die Sie anwenden, wenn Sie sich erinnern. So daß dieselbe Kräfteart
verwendet wird auf der einen Seite zur Erinnerung, auf der anderen Seite zur Verarbeitung
der NahrungsStoffe im menschlichen Leben. Und Sie müssen eigentlich immer ein wenig hin
und her pendeln zwischen Ihrer Seele und zwischen Ihrem Leibe, wenn Sie sich der
Erinnerungskraft hingeben wollen. Verdaut Ihr Leib allzugut, dann, sehen Sie, können Sie
vielleicht nicht so viel Kräfte abgewinnen diesem Leib, daß Sie sich gut erinnern können an
gewisse Dinge. Sie müssen immer einen inneren Kampf, der im Unbewußten sich abspielt
zwischen einem Seelischen und einem Leiblichen, ausführen, wenn Sie sich erinnern wollen
an irgend etwas. Sie haben, wenn Sie so die Gedächtniskraft anschauen, die beste Art zu
begreifen, wie unsinnig es im Grunde von einem höheren Gesichtspunkte aus ist, wenn die
einen Menschen Idealisten sind und die anderen Menschen Materialisten. Das Verarbeiten
der Nahrungsstoffe im menschlichen Leibe ist zweifellos ein materieller Vorgang. Die Kräfte,
die ihn beherrschen, sind dieselben, die bei einem ideellen Vorgang wirksam sind: die Kräfte
des Erinnerungsvermögens, die Gedächtniskräfte. Nur dann sieht man die Welt richtig, wenn
man sie weder materialistisch noch idealistisch sieht, sondern wenn man imstande ist,
dasjenige, was sich als materialistisch offenbart, ideell zu sehen, und dasjenige, was sich als
Ideelles offenbart, ganz materiell verfolgen zu können.“ (Lit.:GA 191, S. 33)

Gedächtnisbildung und Luzifer


„... Erinnerung ist eine luziferische Kraft, da es eben Luzifers Aufgabe ist, das Vergangene in
die Gegenwart hinüberzutragen.“ (Lit.:GA 266b, S. 350)

Wenn wir die Gedächtnisbildung durch Memorieren unterstützen, rufen wir Luzifer zu Hilfe.
Wir wecken dabei künstlich alte Kräfte, die heute weitgehend in den Hintergrund getreten
sind, die aber in der atlantischen Zeit - und wie in einem Abglanz davon auch noch in der
griechisch-lateinischen Zeit - in überreichem Maß vorhanden waren:

"Warum muß denn eine luziferische Kraft in dieser Art beim Gedächtnisse angerufen
werden? In einer der heutigen Menschheit gar nicht mehr bewußten Art hatte das
Gedächtnis in alten, aber gar nicht weit zurückliegenden Zeiten der
Menschheitsentwickelung eine ganz andere Stärke als heute. Wir brauchen verhältnismäßig
lange, um uns eine längere Dichtung anzueignen. So lange brauchten die alten Griechen
nicht. Eine große Zahl der alten Griechen kannte von Anfang bis zum Ende die homerischen
Gesänge. Aber sie memorierten nicht in der Weise, wie wir heute auswendig lernen. Es war
eben die gedächtnismäßige Kraft dieser Zeit anders ausgebildet. Was geschah denn
eigentlich dazumal in diesem vierten nachatlantischen Zeitraum? Es geschah gewissermaßen
eine Wiederholung desjenigen, was in noch stärkerem Maße im atlantischen Zeitraum selbst
geschehen ist, und was ich schon dargestellt habe in den Aufsätzen, die über die atlantische
Entwickelung handeln. Das, was vom Mond noch herübergekommen war wie eine Kraft, die
fähig macht, wie einen Kometenschweif die traumhaften imaginativen Erlebnisse
nachzuziehen, diese Kraft ging gewissermaßen von einer solchen äußeren, im
Wechselverkehre mit der Welt sich abspielenden Kraft in das Innere über. Durch dieses
Übergehen in das Innere entwickelte sich beim atlantischen Menschen das Gedächtnis wie
ein erstes Aufleuchten an etwas, was ihm die Welt dazumal wie von selber gab. Und
während der atlantischen Zeit brauchte sich wahrhaftig der Mensch nicht sehr anzustrengen,
um das Gedächtnis zu entwickeln, denn es war wie ein Hereinfließen desjenigen, was eine
Kraft im äußeren Verkehr mit der "Welt war, in das Innere des Menschen. Und dieses
wiederholte sich für den vierten nachatlantischen Zeitraum. Im Innern war gewissermaßen
eine Wiederholung da desjenigen, was früher, ohne daß der Mensch etwas dazu tat, sich im
Wechselverkehre mit der Welt abspielte.
Indem der Mensch nun eingetreten ist in den fünften nachatlantischen Zeitraum, muß er
immer mehr und mehr Anstrengung verwenden, um die Gedächtniskraft zu seiner eigenen
zu machen. Damit sie beizutragen hat zu seiner Individualisierung und zu seiner Freiheit,
dazu muß dasjenige, was wie von selbst kam während der atlantischen Zeit und in der
Wiederholung im vierten nachatlantischen Zeitraum, angeeignet werden. Immer, wenn
später etwas angeeignet wird, was eigentlich einer früheren Kraft entspricht, wenn also dem
Gedächtnis zu Hilfe gekommen wird mit Kräften, die früher naturgemäß waren, so haben wir
es mit einer luziferischen Wirkung zu tun. Indem wir künstlich dasjenige hereintragen in
unsere Zeit, was naturgemäß war in der Griechenzeit, das selbstverständliche Sich-Aneignen
des Gedächtnisses, wird es zum Luziferischen. Dadurch aber, daß Sie dieses Luziferische so
vor Ihre Seele treten lassen, verspüren Sie die Rolle, die Luzifer in der
Menschheitsentwickelung hat. Sie müssen sie verspüren, wenn die Dinge so geschildert
werden. Ihm waren gewissermaßen noch Grenzen gesetzt in der griechisch-lateinischen Zeit.
Er war noch an seinem Platze. Jetzt ist er nicht mehr in derselben Weise an seinem Platze.
Jetzt muß der Mensch, um das Gedächtnis weiter auszubilden, ein Bündnis mit ihm
eingehen. Der Mensch muß aus einer Selbsttätigkeit heraus für sein Gedächtnis das tun, was
ohne sein Zutun mit ihm geschah noch während der griechisch-lateinischen Zeit. Aber
dadurch wird das, was während der griechisch-lateinischen Zeit mit ihm geschah, heute zu
einer luziferischen Tat.

In dem Augenblicke aber, in dem also eine luziferische Tätigkeit auftritt, kommt
gewissermaßen auch die andere Seite der Waage in Tätigkeit: das Ahrimanische. Und
während wir auf der einen Seite memorieren, also Luzifer zu Hilfe rufen für das
Gedächtnismäßige, hat die Menschheit immer mehr und mehr die andere, die ahrimanische
Unterstützung des Gedächtnisses entwickelt, das Aufschreiben. Denn ich habe öfter schon
angedeutet: Dies ist eine richtige Empfindung der Menschen des Mittelalters noch gewesen,
daß sie insbesondere die Druckkunst als eine «schwarze Kunst» empfunden haben." (Lit.: GA
170, S. 199ff)

Der Erinnerungsvorgang
Das Erinnerungsvermögen besteht in der Fähigkeit, Inhalte vorwiegend des
Langzeitgedächtnisses in Form von Erinnerungsvorstellungen wieder ins Bewusstsein zu
rufen. Alle Erinnerung ist eigentlich ein Lesen im Ätherleib, bzw. früher sogar ein Lesen in der
Ätherwelt selbst gewesen. Bei der Erinnerung lesen wir mehr von außen im eigenen
Ätherleib. Ich und Astralleib trennen sich ganz leise vom Ätherleib, wie es ähnlich auch im
Schlaf geschieht (hier allerdings viel stärker, so dass das Bewusstsein schwindet). Man
kommt so dem Erleben des eigenen Astralleibes näher.

Der Ätherleib ist der Träger des Gedächtnisses, und sich zu erinnern bedeutet, dass man im
Ätherleib lesen gelernt hat – und zwar in jenem Teil, der nicht für die Erhaltung des
physischen Organismus benötigt wird. Solange sich die Gedächtnisprozesse aber rein
ätherisch abspielen, kommt es noch nicht zu einem individuellen, sondern zu einem
kollektiven Gedächtnis, das durch die ganze Ahnenreihe fließt, die durch einen gemeinsamen
Lebensstrom, durch die Blutsbande, verbunden ist. Das war noch beim Atlantier der Fall. Mit
dem Übergang vom kollektiven zum individuellen Gedächtnis ging auch allmählich das
Bewusstsein für die wiederholten Erdenleben verloren. Das Erinnerungsvermögen schränkte
sich auf die einzelne irdische Persönlichkeit ein.
Die Umwandlung des kollektiven zum individuellen Gedächtnis wurde wesentlich durch die
in der nachatlanischen Zeit aufgekommene Kultur des Weintrinkens gefördert. Der Alkohol
löscht die alte atlantische Gedächtnisform aus. Im Neuen Testament wird das durch die
Hochzeit von Kaana angedeutet:

"Auf der Hochzeit zu Kana wird das Wasser in Wein verwandelt. An diese Tatsache knüpft
sich ein symbolischer universeller Sinn: Im religiösen Kultus soll das Wasseropfer zeitweise
durch das Weinopfer ersetzt werden.

Es gab in der Geschichte der Menschheit eine Zeit, in welcher der Wein noch unbekannt war.
Zur Zeit der Veden kannte man ihn kaum. Nun, solange die Menschen keine alkoholischen
Getränke tranken, war die Vorstellung von vorhergehenden Daseinsstufen und von der
Vielzahl von Erdenleben überall verbreitet, und niemand zweifelte daran. Seitdem die
Menschheit Wein zu trinken begann, verdunkelte sich die Idee der Reinkarnation ganz
schnell und verschwand schließlich aus dem allgemeinen Bewußtsein. Sie wurde nur
bewahrt durch die Eingeweihten, die sich des Weingenusses enthielten. Denn der Alkohol
hat auf den menschlichen Organismus eine besondere Wirkung, insbesondere auf den
Ätherleib, in dem das Gedächtnis seinen Sitz hat. Der Alkohol verschleiert das Gedächtnis,
verdunkelt es in seinen inneren Tiefen. Der Wein schafft Vergessenheit, sagt man. Dabei
handelt es sich nicht um ein oberflächliches, momentanes Vergessen, sondern um ein tiefes
und dauerndes Vergessen, um eine Verfinsterung der Gedächtniskraft im Ätherleib. Daher
verloren die Menschen, als sie sich anschickten Wein zu trinken, nach und nach ihr
ursprüngliches Gefühl für die Wiederverkörperung.

Nun hatte aber der Glaube an die Wiederverkörperung und an das Karmagesetz einen
mächtigen Einfluß nicht nur auf die Persönlichkeit, sondern auch auf ihr soziales Empfinden.
Er ließ sie die Ungleichheit der menschlichen Lebensumstände hinnehmen. Wenn der
unglückliche ägyptische Arbeiter an den Pyramiden arbeitete, wenn der Hindu der untersten
Klasse an den gigantischen Tempeln im Herzen der Berge baute, sagte er sich, daß ein
anderes Dasein ihn für die tapfer ertragene schwere Arbeit entschädigen würde, wenn er gut
war; daß sein Meister schon durch ähnliche Prüfungen hindurchgegangen war; oder daß er
später durch noch härtere Prüfungen hindurchgehen müsse, wenn er an der Gerechtigkeit
zweifelte und übel gesinnt wäre.

Als aber das Christentum herannahte, sollte die Menschheit durch eine Epoche
hindurchgehen, in der sie sich ganz auf ihre Erdenaufgabe einstellte. Sie sollte an der
Verbesserung dieses Lebens wirken, an der Entwickelung des Intellekts, an der
verstandesmäßigen wissenschaftlichen Erkenntnis der Natur. Das Bewußtsein von der
Wiederverkörperung sollte demgemäß für zweitausend Jahre verlorengehen. Und das Mittel,
das zu diesem Zweck angewendet wurde, war der Wein.

Das ist der tiefe Grund der Verehrung des Bacchus, des Gottes des Weines, der Trunkenheit.
Es war dies die volkstümliche Form des Dionysos der alten Mysterien, der an sich einen ganz
anderen Sinn hatte. Das ist auch der symbolische Sinn der Hochzeit zu Kana. Das Wasser
spielt seine Rolle beim alten Opferdienst, der Wein beim neuen. Die Worte des Christus: «
Selig, die nicht sehen und doch glauben», beziehen sich auf die neue Ära des Menschen, wo
der Mensch, ganz seinen Erdenaufgaben hingegeben, weder die Erinnerung an frühere
Inkarnationen noch die direkte Schau in die geistige Welt haben soll." (Lit.: GA 094, S. 50ff)
Das Gedächtnis wird erst individualisiert, wenn bei der Gedächtnisbildung dem physischen
Leib deutliche Spuren eingegraben werden. Für rein geistige Erlebnisse ist das nicht möglich,
sondern nur für das, was sinnlich wahrgenommen und verstandesmäßig bedacht wird. Das
Erlebte wird dadurch zunächst gewissermaßen in die Tiefe des Organismus hinein vergessen,
und der sonst freie Teil des Ätherleib wird nun an den physischen Leib gebunden, um die
Gedächtnisspuren zu bewahren. Beim Erinnerungsvorgang wird der Ätherleib kurzfristig vom
physischen Leib abgezogen, so dass wieder im Ätherleib gelesen werden kann. Der
Erinnerungsvorgang bedeutet also eine ganz reale kurzfristige Vergeistigung. Die Spuren im
physischen Leib beginnen sich dadurch aufzulösen, werden allerdings nach dem vollendeten
Erinnerungsvorgang wieder regeneriert, meist in leicht modifizierter Form.

Das Wesen der Erinnerung


In den Notizen zu einer esoterischen Stunde vom 10. September 1910 in Bern, die allerdings
nur in fragwürdiger Qualität überliefert sind, heißt es über das „Wesen der Erinnerung“ in
Zusammenhang mit dem Rosenkreuzerspruch:

„Das Wesen der Erinnerung ist, daß der Mensch etwas, was er durch das Werkzeug seines
physischen Leibes wahrgenommen hat, als Bild im Innern wiederum aufrufen kann in sich
selbst durch seine eigene Ich-Kraft, so daß er nicht den physischen Leib dazu braucht,
sondern aus dem Meer des ätherischen Leibes heraus sich ein Bild schafft dessen, was er
vorher durch den physischen Leib wahrgenommen hat. Aus dem Äthermeer geformt ist das
Bild, das zu einer neu wachgerufenen Vorstellung wird.- Beim Wahrnehmen mit den
äußeren Werkzeugen nützen sich diese ab. Ermüdung tritt ein. Der Mensch muß, um diese
wegzuschaffen, in der Nacht den Schlafzustand haben, wo er draußen ist im Kosmos, die
göttlich-geistigen Kräfte einsaugt und zuschaut, wie diese an seinem physischen Leibe
schaffen und ausbessern. Er arbeitet da zusammen mit den göttlich-geistigen Wesenheiten,
die ihn einst geschaffen haben. Er erlebt da das: Ex Deo nascimur.- Der ätherische Leib aber
bleibt ohne diese Ausbesserung. Um ihn zu durchkraften, muß der Mensch etwas anderes
ausführen. Er muß selber darin etwas schaffen. Wie das Auge durch das Licht geschaffen ist
und ohne Licht kein Auge wäre, aber hier der physische Leib verstanden wird, an dem das
physische Sonnenlicht gearbeitet hat, so gibt es ein geistiges Licht, das das geistige Auge
schafft. Aus dieser Lichtkraft wird das geistige Auge geschaffen, diese müssen wir auf uns
wirken lassen. Sie schafft unsere Geistorgane und diese Lichtkraft stattet uns auch aus mit
erneuernden Kräften für unsern Ätherleib. Und wir können diese Kräfte nur empfangen,
wenn wir ausführen mit unserer Seele das, was da liegt in dem Worte: In Christo morimur.-
Immer wieder, immer von neuem müssen wir uns das wiederholen, im Bewußtsein dessen,
daß nur in der steten und geduldigen Wiederholung, die ja dem Prinzip des Ätherleibes
entspricht, wir zu dem Erfolg kommen können, daß sich uns das geistige Licht-Erleben
eröffnet. Wir entschlafen in den Christus, den wir in den Tiefen unserer Körperlichkeit
finden, so wie wir nachts hineinschlafen in den Kosmos. Wir verbinden uns mit Ihm. Seine
Kraft ist es, die uns durchkraftet in unserm ätherischen Leibe. Seine Licht- und Wärmekraft
schafft uns die Organe, mit denen wir Ihn selbst erleben und wahrnehmen dürfen. Da leben
wir das: Per spiritum sanctum reviviscimus.“ (Lit.:GA 266b, S. 480f)

Denken und Gedächtnis


Das Gedächtnis des heutigen Menschen hängt, wie unser deutsches Wort dafür zurecht
andeutet, sehr wesentlich mit dem Denken zusammen. In der Regel können wir uns heute
nur an die Erlebnisse erinnern, die wir mit dem mehr oder minder wachen Denken begleitet
haben.

Im Denken erschaffen wir ununterbrochen Elementarwesen, die fortan in unserem Ätherleib


leben. In ihnen leben unsere Gedanken weiter, sie sind das lebendige ätherische Gedächtnis.
Wir werden uns ihrer heute aber normalerweise erst bewusst, wenn sie sich mit dem
physischen Leib verbinden und genau in diesem Moment von diesem aus einen schwachen
und teils verzerrten Reflex in unser Seelenleben werfen. Der physische Leib wirkt wie ein –
allerdings stark beschlagener und verunreinigter – Spiegel. Indem sich die
Gedankenlebewesen mit dem physischen Leib verbinden, arbeiten sie gestaltend an diesem.
Durch die Verbindung mit dem festen physischen Leib nehmen die Gedankenlebewesen eine
erstarrte Gestalt an – wie Eisblumen auf einer Fensterscheibe. Die lebendigen Gedanken
werden so zum Gedächtnisschatz abgelähmt. Dieser ruht zunächst unter der Schwelle des
Bewusstseins in den Tiefen der leiblichen Organisation. Beim Erinnerungsvorgang lösen sich
diese Elementarwesen kurzfristig vom physischen Leib und werfen beim Wiederverbinden
das blasse Erinnerungsbild in unsere Seele.

Das Gedächtnis als gesteigerte Antipathie


Das Denken, alle unsere gedankenhaften Vorstellungen, sind ein Bild des vorgeburtlichen
Lebens, wie das schon Platon in seiner Ideenlehre angedeutet hat. Der Wille hingegen ist im
Erdenleben nur ein Keim, der sich erst im Leben nach dem Tod voll entfaltet.

Zeichnung aus GA 293, S 34


"Wir haben uns also vorzustellen: Vorstellung auf der einen Seite, die wir als Bild aufzufassen
haben vom vorgeburtlichen Leben; Willen auf der anderen Seite, den wir als Keim
aufzufassen haben für späteres. Ich bitte, den Unterschied zwischen Keim und Bild recht ins
Auge zu fassen. Denn ein Keim ist etwas Überreales, ein Bild ist etwas Unterreales; ein Keim
wird später erst zu einem Realen, trägt also der Anlage nach das spätere Reale in sich, so daß
der Wille in der Tat sehr geistiger Natur ist. Das hat Schopenhauer geahnt; aber er konnte
natürlich nicht bis zu der Erkenntnis vordringen, daß der Wille der Keim des Geistig-
Seelischen ist, wie dieses Geistig-Seelische sich nach dem Tode in der geistigen Welt
entfaltet." (Lit.: GA 293, S. 33f)

Im Erdenleben entfaltet sich das Seelenleben im Wechselspiel von Sympathie und


Antipathie:

"Wir tragen die Kraft der Antipathie in uns und verwandeln durch sie das vorgeburtliche
Element in ein bloßes Vorstellungsbild. Und mit demjenigen, was als Willensrealität nach
dem Tode hinausstrahlt zu unserem Dasein, verbinden wir uns in Sympathie. Dieser zwei,
der Sympathie und der Antipathie, werden wir uns nicht unmittelbar bewußt, aber sie leben
in uns unbewußt und sie bedeuten unser Fühlen, das fortwährend aus einem Rhythmus, aus
einem Wechselspiel zwischen Sympathie und Antipathie sich zusammensetzt.

Zeichnung aus GA 293, S 35


Wir entwickeln in uns die Gefühlswelt, die ein fortwährendes Wechselspiel - Systole, Diastole
- zwischen Sympathie und Antipathie ist. Dieses Wechselspiel ist fortwährend in uns. Die
Antipathie, die nach der einen Seite geht, verwandelt fortwährend unser Seelenleben in ein
vorstellendes; die Sympathie, die nach der anderen Seite geht, verwandelt uns das
Seelenleben in das, was wir als unseren Tatwillen kennen, in das Keimhafthalten dessen, was
nach dem Tode geistige Realität ist. Hier kommen Sie zum realen Verstehen des geistig-
seelischen Lebens: wir schaffen den Keim des seelischen Lebens als einen Rhythmus von
Sympathie und Antipathie." (Lit.: GA 293, S. 35)

Wird die Antipathie, die das Vorstellungsleben bewirkt, noch gesteigert, entstehen das
Gedächtnis:

"Wenn Sie nun jetzt vorstellen, so begegnet jedes solche Vorstellen der Antipathie, und wird
die Antipathie genügend stark, so entsteht das Erinnerungsbild, das Gedächtnis, so daß das
Gedächtnis nichts anderes ist als ein Ergebnis der in uns waltenden Antipathie. Hier haben
Sie den Zusammenhang zwischen dem rein Gefühlsmäßigen noch der Antipathie, die
unbestimmt noch zurückstrahlt, und dem bestimmten Zurückstrahlen, dem Zurückstrahlen
der jetzt noch bildhaft ausgeübten Wahrnehmungstätigkeit im Gedächtnis. Das Gedächtnis
ist nur gesteigerte Antipathie. Sie könnten kein Gedächtnis haben, wenn Sie zu Ihren
Vorstellungen so große Sympathie hätten, daß Sie sie «verschlucken» würden; Sie haben
Gedächtnis nur dadurch, daß Sie eine Art Ekel haben vor den Vorstellungen, sie
zurückwerfen - und dadurch sie präsent machen. Das ist ihre Realität." (Lit.: GA 293, S. 36)

Umgekehrt entsteht durch Steigerung der Sympathie die Phantasie, die, wenn sie den
ganzen Menschen bis in die Sinne hinein durchdringt, die sinnliche Anschauung bewirkt.

Die organische Grundlage des Gedächtnisses


Menschenbilder im physischen und ätherischen Leib
Bei jeder Vorstellung, die wir uns bilden, entsteht ein Menschenbild, ein menschenähnliches
Abbild, im physischen und ätherischen Leib.

„Stellen wir die Frage: Warum haben wir ein Gedächtnis im physischen Leben? - da müssen
wir sagen: Jedesmal, wenn wir eine Vorstellung bilden, wird ein Eindruck auf den physischen
Leib gemacht. Dieser Eindruck ist sogar mehr oder weniger menschenähnlich. Jede
Vorstellung, die wir uns bilden, macht nicht nur, wie der materialistisch-phantastisch
Denkende meint, da oder dort im Gehirn einen Eindruck, sondern auf den ganzen Menschen
macht jede Vorstellung einen Eindruck. Und mit Bezug auf eine Art Nachformung des Kopfes
und noch sogar des oberen Teiles der Brust des Menschen, liefert wirklich jede Vorstellung,
die wir uns bilden, einen Abdruck. Es ist wirklich war: Wenn ich jetzt zu Ihnen spreche, in der
Minute vielleicht hundert Silben, so haben Sie während dieser Minuten rasch hintereinander
fünfzig Menschen in sich gebildet, jedoch fünfzig Menschenbilder rasch weggeschafft, das
eine wechselt rasch mit dem andern ab. Nun, Sie können sich denken, wie viele solche
Menschenbilder Sie in sich gebildet haben, wenn die Stunde der Betrachtung vorüber ist.
Diese Menschenbilder sind mehr oder weniger gleich in ihrer äußeren Gestalt, aber doch
wiederum ungleich; keines ist dem andern vollständig gleich. Jedes ist von dem andern
verschieden, wenn auch eben nur etwas verschieden. Es ist eine kindliche Vorstellung, wenn
etwa jemand glauben wollte, daß, wenn er jetzt einen Eindruck der Außenweit hat und sich
morgen daran erinnert, dieser Eindruck in irgendeiner Form in ihm gesessen habe. Er hat gar
nicht gesessen, sondern ein Bild, das menschenähnlich ist, ist in dem Menschen geblieben.
Wirklich, von jedem Eindruck der Außenwelt bleibt ein Bild, das menschenähnlich ist. Und
wenn Sie sich morgen wieder an den Eindruck erinnern, dann versetzen Sie Ihre Seele in
dieses Menschenbild, das in Ihnen ist. Und der Grund, warum Sie morgen nicht dieses
Menschenbild sehen, sondern sich an den Eindruck erinnern, ist der, daß Sie in Ihrem
Astralleib lesen. Es ist eine richtige Lesetätigkeit, eine unterbewußte Lesetätigkeit; geradeso
wie wenn Sie irgend etwas aufschreiben und später lesen wollen, Sie nicht die Buchstaben
beschreiben, sondern das, was die Buchstaben bedeuten, so ist es morgen, wenn Sie sich an
das heute Erlebte erinnern. Sie schauen nicht das Bild an, das in Ihnen entstanden ist, das
Menschenphantom, das da in Ihnen lebt, sondern Sie deuten es. Sie versetzen sich in der
Seele in dieses Menschenphantom, und Ihre Seele erlebt etwas ganz anderes als dieses
Menschenphantom. Sie erlebt dasjenige, was sie gestern erlebt hat, noch einmal.“ (Lit.:GA
159, S. 351f)

Traumerlebnisse prägen sich dem Gedächtnis viel schlechter ein und rein geistige Erlebnisse
gar nicht.

„Aber vergleichen Sie diese Kraft, die es Ihnen möglich macht, Erlebnisse des physischen
Planes im Gedächtnis zu behalten, mit der viel geringeren Kraft, die es Ihnen möglich macht,
Traumerlebnisse in der Erinnerung zu bewahren. Bedenken Sie, wieviel leichter Sie einen
Traum vergessen als Erlebnisse in der physischen Welt. Man kann zunächst die Frage
aufwerfen: Warum vergißt man die Traumerlebnisse leichter als die Erlebnisse der
physischen Welt? - Nun, die Beantwortung dieser Frage wird uns zugleich einen wichtigen
Gesichtspunkt für die höheren Erkenntnisse ergeben.

Wie werden denn Traumerlebnisse erworben? - Sie werden dadurch erworben, daß wir im
physischen Leib nicht ganz drinnen sind. Wenn wir ganz drinnen sind im physischen Leib,
träumen wir nicht. Da erleben wir durch die Sinne auf dem physischen Plan und durch den
an die Sinne gebundenen Verstand. Wenn wir träumen, müssen wir wenigstens teilweise
außerhalb des physischen Leibes sein. Was macht der physische Leib, wenn er durch die
Erinnerungskraft arbeitet? Ja, so schwierig es zunächst zu denken ist für den Menschen, so
ist es doch wahr: jedesmal, wenn der Mensch ein Erlebnis hat und dieses Erlebnis durch
einen Gedanken in der Erinnerung aufbewahrt, dann wird in unserem Ätherleib ein Abdruck,
gleichsam eine Art Klischee des Erlebnisses gebildet. Aber- ich habe das schon
auseinandergesetzt - nicht so, daß dieser Abdruck etwa das Erlebnis photographisch
abbilden würde. Ebensowenig wie der Buchstabe einer Schrift mit dem Laute zu tun hat,
ebensowenig hat, was in unserem Leib als Abdruck existiert, ebensowenig hat diese
Abbildung mit dem Erlebnis selbst zu tun. Er, der Abdruck, ist nur ein Zeichen. Und dieses
Zeichen ist merkwürdigerweise ähnlich der menschlichen Gestalt selber. Und zwar, wenn Sie
von der menschlichen Gestalt die oberen Teile nehmen, den Kopf und höchstens noch etwas
vom Oberleib und von den Händen, so haben Sie das, was jedesmal im Ätherleibe
beobachtet werden kann, wenn sich der Mensch Erinnerung bildet von einem Erlebnis.

Also, wir können sagen: Ich erlebe etwas; das Erlebnis bleibt mir - sei es ein kleines oder ein
großes Erlebnis - als Erinnerung. Es bildet sich eben ein Abdruck, ungefähr so (siehe
Zeichnung). So etwas entsteht jedesmal in Ihrem Ätherleib, wenn sich eine Erinnerung
bildet, und würde es ausgelöscht werden, so würden Sie sich an das Erlebnis nicht mehr
erinnern können.

Zeichnung aus GA 162, S. 51


Denken Sie, an wieviele Dinge Sie sich im Leben erinnern! Ebensoviele tausend und
abertausend solcher ätherischer Menschenabbilder haben Sie in sich. Ihr Ätherleib, und auch
der physische, gestatten wohl, daß so viele verschiedene Bilder da sind. Wenn zwei gleich
wären, würde man die Erlebnisse nicht unterscheiden können. Wenn man einen Menschen
okkult betrachtet, so findet man in ihm Tausende und aber Tausende solcher
Menschenbilder. Aber sie entstehen nicht nur im Ätherleib, sondern von jedem solchen
Menschenbild entsteht auch ein feiner Abdruck im physischen Leib, und diese Abdrücke
bleiben auch alle erhalten, insofern der Mensch Erinnerungen hat. Also Tausende und aber
Tausende solcher Homunkuli sind im Menschen vorhanden.

Sagen wir: Sie hören den heutigen Vortrag. Schon durch Anhören dieses Vortrages werden
sich hundert und aber hundert solcher Homunkuli in Ihrer Seele bilden. Die machen auch,
wenn Sie sich später erinnern, Eindrücke in Ihren physischen Leib, und diese Eindrücke
bleiben auch da.

Wie ist es nun aber beim Träumen? Ja, sehen Sie: beim Traum ist es so, daß wohl der
Homunkulus im ätherischen Leibe entsteht, daß er sich aber nicht abdrückt im physischen
Leib. Schwach drückt er sich ab, manchmal gar nicht. Dann weiß der Mensch wohl, daß er
geträumt hat, aber er kann sich nicht erinnern, was er geträumt hat. Schwach, viel
schwächer als irgendein Erlebnis auf dem physischen Plan, drücken sich die Träume ab.
Daher ist es so schwer, eine Erinnerung davon zu bewahren.

Die Stärke der Erinnerung hängt also ganz davon ab, wie stark der Eindruck ist, den der
Homunkulus des Ätherleibes auf den physischen Leib macht. Dasjenige aber, was der
Geistesforscher findet, was er erlebt in der geistigen Welt, das ist zunächst so geartet, daß es
überhaupt keinen Eindruck auf den physischen Leib machen kann. Denn wenn ein Erlebnis
Eindruck auf den physischen Leib machen kann, dann ist es schon kein rein geistiges Erlebnis
mehr; dann ist es schon mit Rücksicht auf den physischen Leib erworben. Das muß gerade
das Eigentümliche des geistigen Erlebnisses sein, daß zunächst im physischen Leib überhaupt
nichts geschieht, während das Geistige erlebt wird.

Was folgt daraus? Das folgt daraus, was in der Tat der Geistesforscher als sein nächstes
Erlebnis aufzufassen hat: daß man für die Ergebnisse der Geistesforschung kein Gedächtnis
hat. Die Erlebnisse des Geistesforschers können sich dem Gedächtnisse nicht einprägen. In
demselben Moment, in dem sie entstehen, vergehen sie auch.

Darin liegt die Schwierigkeit, von der geistigen Welt etwas zu wissen, solange man in der
physischen Welt lebt und mittels seines physischen Leibes allein leben will. Denn da der
Mensch schon für Träume ein schlechtes Gedächtnis hat, bei denen noch ein loser
Zusammenhang mit dem physischen Leibe vorhanden ist, so wird Ihnen das zeigen, wie
begreiflich es sein muß, daß der Mensch für das, was er nun wirklich okkult erlebt, kein
Gedächtnis haben kann.“ (Lit.:GA 162, S. 50ff)

Der physische Leib als Bildbewahrer


"Wenn ich ein Schema aufzeichnen wollte, so würde es so sein: Nehmen wir einmal an, wir
haben hier den physischen Leib (siehe Zeichnung, rot), wir haben hier den Ätherleib
(orange), wir haben hier den astralischen Leib (grün), und wir haben endlich hier das Ich
(weiß). Jetzt wirkt ein Sinneserlebnis. Dieses Sinneserlebnis wird zunächst aufgenommen in
das Ich. Es wird die Vorstellung daran geknüpft, indem es sich einlebt in den astralischen
Leib; es wirkt die Kraft, die dann die Erinnerung möglich macht, indem es sich einlebt als
Bewegung in den Ätherleib. Nun muß es sich aber stauen. Es darf nicht weitergehen, es

Tafel 9 aus GA 206, S 125


darf nicht den physischen Leib ganz durchdringen, sondern muß sich hier stauen. Im
physischen Leib entsteht nämlich, natürlich zunächst ganz unbewußt, von dem, was in der
Erinnerung lebt, ein Bild. Das Bild ist gar nicht ähnlich dem, was das Erlebnis war, es ist eine
Metamorphose; aber es entsteht ein Bild. So daß gesagt werden muß: Ebenso wie mit dem
Ätherleib das Gedächtnis verbunden ist, so ist mit dem physischen Leib ein wirkliches
inneres Bild verbunden. - Wir haben immer im physischen Leib, wenn sich solch eine
Bewegung staut, die vom Ätherleib ausgeht, eine Imprägnierung, ein Bild; dieses Bild kann
natürlich erst erreicht werden mit imaginativem Vorstellen. Da sieht man, wie in der Tat der
physische Leib der Träger wird von all diesen Bildern." (Lit.: GA 206, S. 124f)

Die Bedeutung des physischen Leibes für die Gedächtnisbildung


Der Ätherleib ist zwar der eigentliche Bewahrer des Gedächtnisses, doch müssen die
Erlebnisse während des Erdenlebens bis in den physischen Leib als Bilder eingeschrieben
werden, um wieder ins Bewusstsein gerufen, d.h. erinnert werden zu können. Das liegt
daran, dass sich unsere Erinnerungen während des Erdenlebens auf physisch-sinnliche
Erlebnisse beziehen.

„Das Erinnern wird überhaupt ganz falsch vorgestellt. Eine Vorstellung, die ich durch eine
äußere Wahrnehmung jetzt gewinne und jetzt habe, die lebt in mir überhaupt nicht als
etwas Reales, sondern als Spiegelbild, das sich die Seele bildet durch die Spiegelung des
Leibes. Wir werden davon näher im dritten Vortrage sprechen. Und es lebt diese Vorstellung
nur jetzt! Wenn ich sie aus dem Seelenleben verloren habe, dann ist sie nicht mehr da. Es
gibt das gar nicht: Hinuntertauchen von Vorstellungen und Wiederher auf tauchen - und so
Erinnerungen bilden. Die triviale Vorstellung der Erinnerung ist schon falsch.

Worauf es ankommt, ist: wenn man die Kraft der Seele für das geistige Schauen geschärft
hat, so sieht man - wie man in der Außenwelt beobachtet, so kann man im Geiste das
beobachten —, daß, während wir eine Vorstellung gewinnen durch eine Wahrnehmung,
noch ein anderer Vorgang vor sich geht. Und nicht der Vorstellungsvorgang, sondern dieser
andere, unterbewußte Vorgang, der sich parallel dem Vorstellen abspielt, erzeugt in uns
etwas, das, indem ich die Vorstellung habe, gar nicht unmittelbar ins Bewußtsein kommt,
das aber fortlebt. Habe ich jetzt eine Vorstellung, so entsteht ein unterbewußter und jetzt
rein an das Körperliche gebundener Prozeß. Wenn später durch irgendeine Veranlassung
dieser Prozeß wieder aufgerufen wird, dann bildet sich, indem die Seele jetzt hinblickt auf
diesen Prozeß, der ein rein leiblicher ist, aufs neue die Vorstellung. Eine erinnerte
Vorstellung ist eine aus den Tiefen des Leibeslebens herauf gebildete neue Vorstellung, die
der alten gleicht, weil sie durch den unterbewußten Prozeß, der sich gebildet hat im
leiblichen Leben, heraufgerufen wird. Die Seele liest gewissermaßen das Engramm, das in
dem Leibe eingegraben ist, wenn sie sich an eine Vorstellung erinnert.“ (Lit.:GA 73, S. 40f)

Diese Art der Erinnerungsfähigkeit hört etwa drei Tage nach dem Tod auf. Solange hält der
Ätherleib noch eine gewisse Beziehung zum physischen Leib, die ihm diese Art des
Gedächtnisses ermöglicht, obwohl es auch da schon bedeutsame Veränderungen erfährt, da
sich der Ätherleib bereits im Kosmos zu zerstreuen beginnt. Während dieser drei Tage erlebt
der Mensch ein umfassendes und lückenloses Lebenspanorama.

Seelisch-geistige Erlebnisse können grundsätzlich nicht auf diese Art erinnert werden, da sie
sich nicht in den physischen Leib einschreiben.

„Der Bewahrer des Gedächtnisses ist der Ätherleib, aber ohne den physischen Leib würde er
schlecht bewahren können. Die Nerven werden beeindruckt, und es muß hineingeschrieben
werden in den physischen Leib. Der ist sozusagen der Aufschreibeapparat für das, was der
Mensch behalten will. Und wenn der Mensch sich erinnern will an etwas, so durchdringt er
mit dem Ätherleib den physischen Leib bis zu der Stelle, wo das, was erinnert werden soll,
eingeschrieben steht, und dann wird das Erinnerungsbild lebendig, und der Mensch liest es
dann ab vom physischen Leib. Schüler machen es ja so, wenn sie etwas auswendig zu lernen
haben, daß sie es sich solange wiederholen, bis es sich eingeschrieben hat. Aber da kann es
vorkommen, daß, wenn sie z. B. lernen: «Es stand vor alten Zeiten ...», sie es sich gewaltsam
einpressen in den physischen Leib dadurch, daß sie den Laut zu Hilfe nehmen.

Gewohnheitsmäßig muß ein solches Einschreiben und Ablesen werden dadurch, daß es uns
zur inneren Gewohnheit wird, alle Verrichtungen mit Aufmerksamkeit und Nachdenken zu
durchdringen.

Für geistige Erlebnisse kann man den physischen Leib nicht brauchen als Erinnerungsorgan,
an die Stelle muß das Gewohnheitsmäßige treten. Wir müssen uns die dazu gehörende
Empfindungsnuance vor die Seele rufen.“ (Lit.:GA 266c, S. 246)

Der physische Leib als differenzierter Spiegelungsapparat


Im Kopf konzentrieren sich die nach außen geöffneten Sinnesorgane, während im restlichen
Organismus die Organe ihre Tätigkeit wesentlich im Innern entfalten.Im Kopfbereich
entfalten auch die drei seelischen Wesensglieder am stärksten ihre Wirkungen und sie bilden
die Grundlage für das wache Tagesbewusstsein und das damit verbundene
Selbstbewusstsein. In diesen seelischen Wesensgliedern lebt das Ich bewusst. Das Ich erlebt
sich in diesen drei seelischen Wesensgliedern in unmittelbarer Geistesgegenwart. Es ist hier
zunächst kein Rückblick auf die Vergangenheit, also auch keine Erinnerungsfähigkeit möglich,
wie auch kein prophetischer Vorblick auf die Zukunft.

Indem der restliche Organismus die Seelenerlebnisse in sehr differenzierter Weise an der
Oberfläche der einzelnen Organe zurückspiegelt, wird er zum unentbehrlichen Werkzeug für
das Gedächtnis - und gibt dadurch auch erst dem Ich-Bewusstsein seine notwendige
Kontinuität. Teilweise wirken die Erlebnisse auch ins Innere der Organe hinein und werden
von den Drüsenorganen zu Absonderungen umgewandelt bzw. werden hier in Verbindung
mit der Tätigkeit des Stoffwechsel-Gliedmaßen-Systems sogar Kräfte aufgebaut, die in der
nächsten Inkarnation den Organismus gestalten:

So spiegelt die Lungenoberfläche abstrakte Gedanken wider. Gedanken, die sich an äußere
Wahrnehmungen anknüpfen gehen in das Innere der Lunge und werden hier zu Kräften, die
in der nächsten Inkarnation den Kopf äußerlich formen. Werden diese Kräfte schon in dieser
Inkarnation frei, führen sie zu Illusionen - bei Lungenerkrankungen kann man das oft
bemerken.
Die Leberoberfläche spiegelt emotional gefärbte Gedanken. Insbesondere hängt die Leber
mit dem musikalischem Empfinden zusammen. Die Klangätherkräfte wirken sehr stark im
Chemismus der Leber. Musikalische Menschen haben im vorigen Leben lebendige Eindrücke
mitfühlend aufgenommen und konnten leicht von Fröhlichkeit zu Traurigkeit - und
umgekehrt - übergehen. Die Kräfte, die sich im Inneren der Leber ausbilden, bewirken in der
nächsten Inkarnation die innere Disposition des Gehirns. Wirken sie schon in dieser
Inkarnation, entstehen Halluzinationen, Visionen.

Im Nierensystem bereitet sich die künftige Temperamentsanlage vor, aber so, wie sie dann
vornehmlich durch den Kopf wirkt und dessen Tätigkeit emotional beeinflusst. Werden diese
Kräfte schon jetzt aktiv, entstehen Hypochondrie, Depression etc.

Am Herzen werden Gewissensbisse reflektiert. Im Innern bereiten sich die Kräfte vor, die in
der nächsten Inkarnation das äußere Leben bzw. unsere Taten mitbestimmen - das sind also
die eigentlichen karmischen Anlagen. Werden diese Kräfte jetzt schon aktiv, äußert sich das
in Tobsucht.

Esoterische Entwicklung und Gedächtnis


"Das, was man gewöhnlich als Gedächtnis hat, erleidet durch eine esoterische Entwickelung
fast immer eine Herabstimmung. Man bekommt zunächst ein schlechteres Gedächtnis. Wer
ein schlechteres Gedächtnis nicht haben will, kann eben eine esoterische Entwickelung nicht
durchmachen. Namentlich hört auf stark tätig zu sein dasjenige Gedächtnis, das man als
mechanisches Gedächtnis bezeichnen kann, das gerade in den Kindes- und Jugendjahren bei
Menschen am besten ausgebildet ist und was ja zumeist gemeint ist, wenn vom Gedächtnis
die Rede ist. Und gar mancher Esoteriker wird zu klagen haben über die Herabstimmung
seines Gedächtnisses, denn man kann das recht bald bemerken. Das Gedächtnis, das für das
äußere Leben da ist, geht schon einmal verloren; aber wir brauchen gar keinen Schaden zu
nehmen, wenn wir darauf achten, für alles das, was uns im Leben angeht, mehr Interesse zu
entwickeln, tieferes Interesse, mehr Anteil zu entwickeln, als wir das vorher gewohnt waren.
Wir müssen anfangen, uns für die Dinge, die für uns Bedeutung haben, namentlich ein
gefühlsmäßiges Interesse anzueignen. Das haftet um so besser, mit dem man seelisch
zusammenwächst. Man muß daher versuchen, geradezu systematisch dieses seelische
Zusammenwachsen zu bewirken." (Lit.: GA 145, S. 51f)

Die Metamorphose der Gedächtniskräfte nach dem Tod


Das wirkliche lebendige ätherische Gedächtnis lernen wir erst nach dem Tod, wenn wir vom
physischen Leib befreit sind, in Form eines umfassenden Lebenspanoramas kennen, das die
Summe aller von uns während des irdischen Lebens geschaffenen Gedankenlebewesen
umfaßt, von denen oben die Rede war, die dann gleichzeitig vor unserem geistigen Blick
stehen. Die Zeit wird dann nicht als ein Nacheinander erlebt, sondern als ein Nebeneinander.
Die zeitliche Orientierung finden wir dadurch, dass wir den Gedankenlebewesen gleichsam
ihr jeweiliges Alter ansehen.

Etwa drei Tage nach dem Tod verblaßt das Lebenspanorama indem unser Ätherleib der
allgemeinen Ätherwelt übergeben wird. Doch gehen die Kräfte, die wir durch die
Gedächtnisbildung unserem Organismus eingeschrieben haben, nicht verloren. Nach dem
Tod verschwinden die gestaltbildenden Kräfte des Kopfes sehr bald, während die Kräfte des
restlichen Organismus den Kopf der neuen Inkarnation zu gestalten beginnen. Innere Organe
werden so ihren Gestaltkräften nach zu Nerven-Sinnesorganen. Das Blutsystem wird zum
Nervensystem (so wird etwa die Aderhaut des Auges zur Netzhaut) und das Herz zur
Zirbeldrüse. Die Milz schlüpft gleichsam durch die Leber hindurch und erscheint in der neuen
Inkarnation im Gehörorgan wieder.

In der Erinnerungskraft wird künftig der Christus mitleben


"Hineinzuleiten diesen Christus-Impuls in das aufrechte Gehen, in Sprechen und Denken, das
ist durch dasjenige möglich, was seit Jahrtausenden für die Menschen da ist mit der
Menschheitskultur. In ein viertes Element hineinzuleiten den Christus-Impuls, vorzubereiten
dieses Hineinleiten in ein viertes menschliches Vermögen, daran müssen wir auch denken,
wenn wir uns im rechten Sinn auf den Boden der Geisteswissenschaft stellen. Daran müssen
wir auch denken! Wo hinein der Christus- Impuls noch nicht geleitet werden kann, wo
hineingeleitet zu werden er sich aber vorbereitet, das ist die menschliche Erinnerung, das
Erinnern des Menschen. Denn außer dem Aufrechtgehen und -stehen, dem Reden oder
Sprechen, dem Denken, tritt jetzt die Christus-Kraft in das Erinnern ein. Wir können
verstehen den Christus, wenn er durch die Evangelien zu uns spricht. Aber wir werden als
Menschen erst dazu vorbereitet, daß der Christus auch eintritt in die Gedanken, die dann als
erinnerte Gedanken und Vorstellungen in uns leben und sind und so weiter in uns leben.
Und eine Zeit wird herankommen für die Menschheit, die allerdings erst vollständig werden
wird in der sechsten größeren Periode der Menschheitsentwickelung, aber jetzt sich
vorbereitet, wo die Menschen hinsehen werden auf das, was sie erlebt und erfahren haben
und was als Erinnerung in ihnen lebt, und werden sehen können, daß in der Kraft des
Erinnerns der Christus mitlebt. Durch jede Vorstellung wird der Christus sprechen können.
Und auch wenn wir unsere Vorstellungen in der Erinnerung wiederbeleben, so wird in der
Erinnerung, in dem, was so eng, so intim mit uns verbunden ist wie unsere Erinnerung, der
Christus mit verbunden sein. Zurückblicken wird der Mensch können auf sein Leben und
sagen wird er sich: So wie ich mich erinnere, so wie die Kraft des Gedächtnisses in mir lebt,
so lebt in diesem Gedächtnis der hineingegossene Christus- Impuls. Der Weg, der den
Menschen geboten wird, immer mehr und mehr wahr zu machen die Worte: Nicht ich, der
Christus in mir, - der Weg wird dadurch geebnet, daß in die Erinnerungskraft allmählich der
Christus-Impuls einziehen wird. Er ist jetzt noch nicht darinnen. Wenn er darinnen sein wird,
wenn nicht nur im Verständnis des Menschen der Christus-Impuls lebt, sondern wenn der
Christus-Impuls sich über den ganzen Saum, über den ganzen Streifen von Erinnerungen
ausgießen wird, dann wird der Mensch zum Beispiel nicht nur angewiesen sein darauf, aus
äußeren Dokumenten Geschichte zu lernen, denn dann wird sich seine Erinnerungskraft
erweitern. Der Christus wird in dieser Erinnerung leben. Und der Mensch wird dadurch, daß
der Christus in seine Erinnerungskraft eingezogen ist, dadurch, daß der Christus in der
Erinnerungskraft lebt, der Mensch wird dadurch wissen, wie bis zum Mysterium von
Golgatha hin der Christus außerirdisch gewirkt hat, wie er es vorbereitet hat und
durchgegangen ist durch dieses Mysterium von Golgatha, und wie er als Impuls weiterwirkt
in der Geschichte. So wahr und wirklich wird der Mensch das überschauen, wie jetzt im
gewöhnlichen Leben die Erinnerung da ist. Man wird die irdische Entwickelung der
Menschheit nicht anders überschauen können innerlich als so, daß man dann den Christus-
Impuls im Mittelpunkt erblickt. Alle Erinnerungskraft wird durchsetzt und zugleich verstärkt
werden durch das Eindringen des Christus-Impulses in die Gedächtniskraft, in die
Erinnerungskraft." (Lit.: GA 152, S. 115f)
ZWEITER VORTRAG
Düsseldorf, 12. April 1909, abends
Es war eine Erkenntnis, welche durchaus auf die geistigen Quellen des Daseins zurückgeht,
die Lehre, die von den heiligen Rishis verkündet worden ist in der ersten Kulturperiode der
nachatlantischen Zeit. Und das ist das Bedeutsame gerade an dieser Lehre, an dieser
Forschung vom Aufgange unserer nachatlantischen Zeit, daß sie so tief in alle Naturprozesse
eindrang, daß sie in diesen Naturprozessen das Geistig-Wirksame erkennen konnte. Im
Grunde genommen sind wir immer umgeben von geistigen Geschehnissen und geistigen
Wesenheiten. Alles, was materiell geschieht, ist ja nur der Ausdruck von geistigen Tatsachen,
und alle Dinge, die uns materiell entgegentreten, sind nur die äußere Hülle von geistigen
Wesenheiten. Wenn nun in der genannten uralten heiligen Lehre von den uns umgebenden
Erscheinungen gesprochen wurde, die wir wahrnehmen in unserer Umgebung, so wurde da
immer auf eine Erscheinung besonders hingewiesen, auf die wichtigste, die bedeutsamste
Naturerscheinung, die den Menschen auf der Erde umgibt. Und als diese bedeutsamste
Naturerscheinung wurde angesehen von jener Geisteswissenschaft die Tatsache des Feuers.
Bei allen Erklärungen dessen, was auf der Erde vorgeht, wurde in den Mittelpunkt gestellt
die geistige Forschung über das Feuer. Wollen wir aber verstehen diese, wir können sagen,
östliche Lehre vom Feuer, die so weittragend war in alten Zeiten für alle Erkenntnis und auch
für alles Leben, wollen wir verstehen diese Lehre vom Feuer, dann müssen wir uns ein wenig
umschauen unter den anderen Naturerscheinungen und Naturgegenständen, wie sie
angesehen wurden von jener uralten, aber heute noch durchaus für die Geisteswissenschaft
gültigen Lehre.

Da wurde alles, was zunächst in der physischen Welt den Menschen umgibt, zurückgeführt
auf die sogenannten vier Elemente. Diese vier Elemente werden heute von unserer
modernen materialistischen Wissenschaft allerdings nicht mehr respektiert. Sie wissen ja
alle, daß diese vier Elemente heißen: Erde, Wasser, Luft und Feuer. Unter der Erde hat man
aber da, wo Geisteswissenschaft blühte, nicht dasjenige verstanden, was heute mit dem
Worte Erde bezeichnet wird. Mit Erde wurde ein Zustand des materiellen Daseins
bezeichnet, der Zustand des Festen. Alles das, was wir heute fest nennen, das wurde erdig
genannt in der Geisteswissenschaft. Also, ob wir feste Ackererde haben oder ob wir ein
Stück Bergkristall, ein Stück Blei oder Gold haben, alles was fest ist, wurde als Erde
bezeichnet. Alles das, was flüssig ist, nicht nur das heutige Wasser, wurde bezeichnet als
wässerig oder als Wasser. Wenn Sie also meinetwillen Eisen haben, und Sie bringen es zum
Glühen, so daß es nach und nach durch die Hitze hinschmilzt und hinrinnt, so ist dasjenige,
was da als Eisen hinrinnt, für die Geisteswissenschaft Wasser. Alle Metalle, wenn sie flüssig
sind, wurden als Wasser bezeichnet. Alles das, was wir heute luftförmig nennen, dieser
Zustand, den wir heute auch als gasig bezeichnen, das wurde, gleichgültig welcher Stoff in
Betracht kam, ob Sauerstoffgas, Wasserstoffgas oder andere Gase, das wurde alles als Luft
bezeichnet.

Als viertes Element wurde das Feuer angesehen. Die heutige Wissenschaft, das wissen
diejenigen, die sich an die physikalischen Grundbegriffe erinnern, sieht im Feuer kein Ding,
das man vergleichen kann mit Erde oder Luft oder Wasser, sondern die heutige Physik sieht
darinnen nur einen Bewegungszustand. Die Geisteswissenschaft sieht in der Wärme oder in
dem Feuer nichts anderes als etwas, was eine noch feinere Substantialität hat als die Luft.
Gerade wie Erde oder das Feste sich in das Flüssige verwandelt, so geht das Luftförmige
allmählich über für die Geisteswissenschaft in den Feuerzustand, und das Feuer ist ein so
feines Element, daß es alle übrigen Elemente durchdringt. Feuer durchdringt die Luft und
macht sie warm, ebenso das Wasser, ebenso die Erde. Während also sozusagen die anderen
drei Elemente verteilt sind, sehen wir das Element des Feuers alles, alles durchdringen.

Nun sagte die alte und mit ihr auch die neue Geisteswissenschaft: Es ist noch ein anderer,
ein beträchtlicher Unterschied zwischen dem, was wir Erde, Wasser, Luft und dem, was wir
Feuer oder Wärme nennen. — Wie kann Erde oder Festes wahrgenommen werden? Nun,
sagen wir, indem wir es berühren. Wir nehmen das Feste wahr, indem wir es berühren und
es einen Widerstand ausübt. Ebenso ist es noch beim Wässerigen. Dieses gibt zwar leichter
nach, der Widerstand ist nicht so groß, aber wir nehmen es doch wahr als etwas uns
Äußerliches, als einen Widerstand. Und so ist es auch mit dem Elemente der Luft. Wir
nehmen auch sie nur äußerlich wahr. Anders ist es mit der Wärme. Es muß da etwas
hervorgehoben werden, was die heutige Weltanschauung nicht als bedeutsam ansieht, was
aber als bedeutsam angesehen werden muß, wenn man hineinblicken will in die wirklichen
Rätsel des Daseins. Wärme nehmen wir nämlich auch wahr, ohne daß wir sie äußerlich
berühren. Das ist das Wesentliche: Wir können Wärme wahrnehmen, indem wir einen
Körper, der einen bestimmten Grad von Wärme hat, berühren; wir können Wärme äußerlich
wahrnehmen wie die drei anderen Elemente, aber wir fühlen Wärme auch in unseren
eigenen inneren Zuständen. Daher hat die alte Wissenschaft, schon bei den Indern,
hervorgehoben: Erde, Wasser, Luft nimmst du in der Außenwelt allein wahr, Wärme ist das
erste Element, das auch innerlich wahrgenommen werden kann. Wärme oder Feuer hat also
sozusagen zwei Seiten: eine Außenseite, die sich uns zeigt, wenn wir sie äußerlich
wahrnehmen, eine innerliche Seite, wenn wir uns selbst in einem bestimmten
Wärmezustand fühlen. Nicht wahr, der Mensch fühlt seinen inneren Wärmezustand, es ist
ihm heiß, es friert ihn; dagegen kümmert er sich bewußt nicht viel um dasjenige, was in ihm
luftförmige, wässerige, feste Substanzen sind, was also Luft, Wasser, Erde in ihm ist. Er fängt
erst sozusagen an, sich zu fühlen im Elemente der Wärme. Eine innerliche und äußerliche
Seite hat das Element der Wärme. Daher sagt die alte Geisteswissenschaft und mit ihr die
neue Geisteswissenschaft: Die Wärme oder das Feuer ist dasjenige, wo das Materielle
beginnt seelisch zu werden. Wir können daher im wahren Sinne des Wortes sprechen von
einem äußeren Feuer, das wir gleich den anderen Elementen wahrnehmen, und einem
innerlichen, seelischen Feuer in uns.

So bildete das Feuer für die Geisteswissenschaft immer die Brücke zwischen dem äußerlich
Materiellen und dem Seelischen, das nur innerlich wahrgenommen wird vom Menschen.
Man stellte das Feuer oder die Wärme in den Mittelpunkt von aller Naturbetrachtung, weil
das Feuer sozusagen das Tor ist, wodurch wir von außen nach innen dringen. Es ist wirklich
dieses Feuer wie eine Tür, vor der man stehen kann; man sieht sie von außen an, macht sie
auf und kann sie von innen anschauen. So ist das Feuer unter den Naturerscheinungen. Man
betastet einen äußeren Gegenstand und lernt kennen das Feuer, das von außen zuströmt
wie die anderen drei Elemente; man nimmt die innere Wärme wahr und fühlt sie als etwas,
was einem selbst angehört: man steht innerhalb des Tores, man tritt hinein in das Seelische.
So sprach man die Wissenschaft vom Feuer aus. Daher aber auch sah man in dem Feuer
etwas, wo zusammenspielt Seelisches und Materielles.

Es ist wirklich eine Elementarlektion der ersten menschlichen Weisheit, was wir jetzt einmal
vor unsere Seele hinstellen wollen. Da haben die Lehrer etwa so gesagt: Sieh dir an einen
brennenden Gegenstand, der durch Feuer verzehrt wird! Zweierlei siehst du in diesem
brennenden Gegenstand. Das eine nannte man in dieser alten Zeit, und könnte es noch
heute so nennen, Rauch, und das andere nannte man Licht. Denn diese beiden
Naturerscheinungen treten vor uns auf, wenn ein Gegenstand durch das Feuer verzehrt
wird: Licht auf der einen Seite, Rauch auf der anderen. So also sah der Geisteswissenschafter
das Feuer mitten drinnen stehen zwischen Licht und Rauch. Der Lehrer sagte: Gleichsam
wird geboren aus der Flamme auf der einen Seite das Licht, auf der anderen der Rauch.

Nun aber müssen wir uns einmal in bezug auf das Licht, das vom Feuer geboren ist, eine
höchst einfache, aber weittragende Tatsache klar vor Augen legen. Es ist
höchstwahrscheinlich, daß sehr viele Menschen, wenn man sie fragen würde: Siehst du das
Licht? antworten würden: Nun gewiß seh' ich das Licht! — Aber doch ist diese Antwort so
falsch wie irgend möglich, denn in Wahrheit sieht kein physisches Auge das Licht. Es ist
absolut unrichtig, wenn man sagt, man sieht das Licht. Man sieht durch das Licht die
Gegenstände, welche fest, flüssig, luftförmig sind, aber das Licht selber sieht man nicht.
Denken Sie sich einmal den ganzen Weltenraum vom Licht durchleuchtet, und die Quelle des
Lichtes wäre irgendwo, wo Sie sie nicht sehen könnten, hinter Ihnen, und Sie schauen nun in
den Weltenraum hinein, der durchleuchtet ist vom Lichte — würden Sie das Licht sehen? Sie
würden dann überhaupt nichts sehen. Sie würden erst dann etwas sehen, wenn irgendein
Gegenstand in den durchleuchteten Raum hineingestellt wird. Man sieht nicht das Licht,
sondern nur Festes, Wässeriges, Gasiges durch das Licht. Also in Wahrheit wird das
physische Licht überhaupt nicht mit den physischen Augen gesehen. Das ist nun etwas, was
sich mit einer besonderen Klarheit vor das geistige Auge stellt. Die Geisteswissenschaft sagt
deshalb: Das Licht macht zwar alles sichtbar, aber das Licht selber ist unsichtbar. Und das ist
ein wichtiger Satz: Es ist unwahrnehmbar das Licht. Man kann es nicht durch äußere Sinne
wahrnehmen. Man kann wahrnehmen Festes, Flüssiges, Gasförmiges, man kann gerade
noch als letztes Element die Wärme oder das Feuer äußerlich wahrnehmen; das kann man
aber auch schon anfangen innerlich wahrzunehmen. Das Licht selber aber kann man nicht
mehr äußerlich wahrnehmen. Wenn Sie etwa glauben, daß, wenn man die Sonne sieht, man
Licht sieht, so ist das falsch: man sieht einen flammenden Körper, eine brennende Substanz,
von der das Licht ausströmt. Würden Sie es prüfen, so würden Sie sehen, daß Sie Gasiges,
Flüssiges, Erdiges haben. Das Licht sehen Sie nicht, sondern das, was brennt.

Also wir treten, wenn wir aufsteigen — so sagt die Geisteswissenschaft — von Erde durch
Wasser, durch Luft zum Feuer und dann zum Licht, wir treten da von äußerlich
Wahrnehmbarem, Sichtbarem ins Unsichtbare hinein, ins Ätherisch-Geistige. Oder, wie man
auch sagt: das Feuer steht an der Grenze zwischen dem äußerlich Wahrnehmbaren,
Materiellen und dem, was ätherisch-geistig ist, was nicht mehr äußerlich wahrnehmbar ist.
Was tut also ein durch die Flamme, das heißt durch das Feuer aufgezehrter Körper? Was
geschieht, wenn etwas brennt? Wenn etwas brennt, so sehen wir auf der einen Seite
entstehen das Licht. Das erste äußerlich Unwahrnehmbare, dasjenige, was in die geistige
Welt hineinwirkt, was nicht mehr bloß äußerlich materiell ist sozusagen, gibt die Wärme,
wenn sie so stark ist, daß sie eine Lichtquelle wird. Sie gibt an das Unsichtbare, an das, was
nicht mehr äußerlich wahrgenommen werden kann, etwas ab, aber sie muß das bezahlen
durch den Rauch. Sie muß aus dem, was vorher durchsichtig durchleuchtet war, sich
herausbilden lassen das Undurchsichtige, das Rauchige. Und so sehen wir, wie in der Tat die
Wärme oder das Feuer sich differenziert, sich teilt. Sie teilt sich nach der einen Seite in Licht,
und damit eröffnet sie einen Weg in die übersinnliche Welt hinein. Dafür, daß sie etwas
hinaufsendet als Licht in die übersinnliche Welt, dafür muß sie etwas hinuntersenden in die
materielle Welt, in die Welt des Undurchsichtigen, aber Sichtbaren. Nichts entsteht einseitig
in der Welt. Alles, was entsteht, hat zwei Seiten: wenn durch Wärme Licht entsteht, so
entsteht auf der anderen Seite Trübung, finstere Materie. Das ist uralte
geisteswissenschaftliche Lehre.

Nun aber ist der Vorgang, wie wir ihn jetzt beschrieben haben, nur die Außenseite, nur der
physisch-materielle Vorgang. Diesem physisch-materiellen Vorgang liegt nun etwas
wesentlich anderes noch zugrunde. Wenn Sie bloße Wärme vor sich haben, also etwas, was
noch nicht leuchtet, dann ist darinnen in gewisser Beziehung die Wärme selbst, die Sie
wahrnehmen, das äußerlich Physische, aber es ist ein Geistiges darinnen. Wenn diese
Wärme nun so stark wird, daß Leuchten entsteht und Rauch sich bildet, dann muß etwas von
dem Geistigen, das in der Wärme war, in den Rauch hinein. Und dieses Geistige, das in der
Wärme war, das in den Rauch, in ein Luftförmiges übergeht, also in etwas, was unter der
Wärme steht, das ist jetzt in dem Rauch, in dem, was als Trübung erscheint, verzaubert.
Geistige Wesenheiten, die mit der Wärme sind, müssen sich sozusagen herbeilassen, in das
Dichtwerdende, in das Rauchigwerdende sich hineinverzaubern zu lassen. Und so ist denn
mit allem, was sozusagen wie eine Trübung, wie eine Materialisierung herausfällt aus der
Wärme, eine Verzauberung geistiger Wesen verbunden. Wir können das noch krasser
hinstellen. Denken wir uns einmal, wir bringen, was ja heute schon möglich ist, die Luft zur
Verflüssigung. Die Luft selber ist nichts anderes als verdichtete Wärme, sie ist entstanden
aus der Wärme, indem sich Rauch gebildet hat. Das vom Geistigen ist hineingezaubert
worden in den Rauch, was eigentlich im Feuer sein möchte. Geistige Wesenheiten, die man
nun auch Elementarwesen nennt, sind verzaubert in aller Luft, und sie werden noch weiter
verzaubert, sozusagen zu einem noch niedrigeren Dasein verbannt, wenn die Luft in Wasser
übergeführt wird. Daher sieht die Geisteswissenschaft überhaupt in dem, was äußerlich
wahrnehmbar ist, etwas, was aus einem Urzustände des Feuers oder der Wärme
hervorgegangen ist auf die Weise, daß es erst Luft oder Rauch oder Gas wurde, indem die
Wärme sich zu Gas verdichtete, das Gas zu Flüssigem, das Flüssige zum Festen. Seht zurück,
so sagt der Geheimwissenschafter, seht euch an irgend etwas Festes: es war einmal flüssig,
es ist erst im Verlaufe der Entwickelung zum Festen geworden; und das Flüssige war einmal
gasförmig und das Gasförmige bildete sich als Rauch heraus aus dem Feuer. Aber mit dieser
Verdichtung, mit diesem Gasförmig- und Festwerden ist immer eine Verzauberung von
geistigen Wesenheiten verbunden.

Blicken wir also jetzt in unsere Umwelt, sehen wir uns an die festen Steine, die Ströme von
Wasser, welche hinrinnen, sehen wir das, was an Wasser verdunstet, als Nebel emporsteigt,
sehen wir die Luft, sehen wir alles Feste, Flüssige, Luftförmige und Feuer: so haben wir im
Grunde nichts als Feuer. Alles ist Feuer, nur eben verdichtetes Feuer. Gold, Silber, Kupfer ist
verdichtetes Feuer. Alles war einstmals Feuer, alles ist aus dem Feuer geboren — aber in all
diesem Verdichteten überall ein Geistiges, das darin verzaubert ruht!

Womit erreichen es also die geistig-göttlichen Wesenheiten, die um uns herum sind, daß,
wie es auf unserem Planeten ist, ein Festes entsteht, daß ein Flüssiges, ein Luftförmiges
entsteht? Sie schicken ihre Elementargeister, die im Feuer leben, hinunter, sie sperren sie
ein in Luft, Wasser und Erde. Das sind die Boten, die Elementarboten der geistigen
schöpferischen Bildnerwesen. Erst hat man diese Elementargeister im Feuer. Im Feuer
fühlen sie sich, wenn wir bildlich sprechen, noch wohl, und nun werden sie sozusagen
verdammt, in Verzauberung zu leben. Und wir blicken um uns herum und sagen uns: Diese
Wesenheiten, denen wir alles das verdanken, was um uns herum ist, sie haben aus dem
Elemente des Feuers heruntersteigen müssen, sie sind in den Dingen verzaubert.

Können wir als Menschen für diese Elementargeister etwas tun? Das ist die große Frage, die
sich die heiligen Rishis aufwarfen. Können wir etwas tun, um das, was da verzaubert ist, zu
erlösen? Ja, wir können etwas tun! Denn das, was wir Menschen tun hier in der physischen
Welt, ist auch nichts anderes als der äußere Ausdruck geistiger Prozesse. Alles was wir tun,
hat zu gleicher Zeit seine Bedeutung in der geistigen Welt. Nehmen wir einmal folgendes an:
Ein Mensch steht gegenüber irgendeinem, sagen wir Bergkristall oder einem Stück Gold oder
dergleichen. Er schaut das an. Was geschieht, wenn ein Mensch einfach anglotzt, anschaut
mit seinem sinnlichen Auge irgendeinen äußeren Gegenstand, was geschieht da? Da ist ein
fortwährendes Wechselspiel zwischen dem verzauberten Elementargeist und dem
Menschen. Dasjenige, was da in der Materie drinnen verzaubert ist, und der Mensch, sie
haben etwas miteinander zu tun. Nehmen wir nun an, der Mensch glotzt nur den
Gegenstand an, so daß ihm nur auffällt, was ans Auge herandringt; da geht immer etwas von
diesen Elementarwesen in den Menschen herein. Fortwährend geht etwas von den
verzauberten Elementarwesen in den Menschen herein, von früh bis abends. Indem Sie
wahrnehmen, geht von Ihrer Umgebung fortwährend eine Schar von Elementarwesenheiten,
die verzaubert war und die fortwährend verzaubert wird durch die Verdichtungsprozesse der
Welt, fortwährend geht eine solche Schar von Wesenheiten in Sie hinein. Nehmen wir nun
einmal an, der Mensch, der so die Gegenstände anglotzt, hätte gar nicht die Neigung,
nachzudenken über die Gegenstände, in seiner Seele irgend etwas leben zu lassen vom Geist
der Dinge. Er macht sich's bequem, geht nur so durch die Welt, verarbeitet es aber geistig
nicht, nicht mit Ideen, nicht mit Gefühlen, mit gar nichts, er bleibt sozusagen ein bloßer
Anschauer dessen, was ihm materiell in der Welt entgegentritt. Da gehen diese
Elementargeister in ihn herein und sitzen nun in ihm, sind in ihm drinnen und haben nichts
anderes gewonnen im Weltprozeß, als daß sie hereingestiegen sind aus der Außenwelt in
den Menschen. Nehmen wir aber an, der Mensch sei ein solcher, der die Eindrücke der
Außenwelt geistig verarbeitet, der mit seinen Ideen, Begriffen sich Vorstellungen macht über
die geistigen Grundlagen der Welt, der also ein Stück Metall nicht einfach anglotzt, sondern
über das Wesen nachdenkt, die Schönheit der Sache nachfühlt, der seinen Eindruck
vergeistigt; was tut der? Der erlöst durch seinen eigenen geistigen Prozeß das
Elementarwesen, das überströmt von der Außenwelt zu ihm; der hebt es herauf zu dem, was
es war, der befreit das Elementarwesen aus seiner Verzauberung. So können wir durch
unsere eigene Vergeistigung diejenigen Wesenheiten, die in Luft, Wasser und Erde
verzaubert sind, wir können sie entweder einsperren in unser Inneres, ohne sie zu
verändern, oder aber wir können sie dadurch, daß wir uns selber immer mehr und mehr
vergeistigen, befreien, erlösen, sie wiederum zu ihrem Elemente zurückführen. Sein ganzes
Leben hindurch auf der Erde läßt der Mensch aus der Außenwelt Elementargeister in sich
hereinfließen. In demselben Maße, in dem er die Dinge bloß anglotzt, in demselben Maße
läßt er diese Geister einfach in sich hineinwandern und verändert sie nicht; in demselben
Maße, in dem er die Dinge der Außenwelt in seinem Geist zu verarbeiten sucht durch Ideen,
Begriffe, Gefühle der Schönheit und so weiter, in demselben Maße erlöst und befreit er
diese geistigen Elementarwesen.

Und was geschieht also jetzt mit diesen Elementarwesen, die sozusagen von den Dingen aus
in den Menschen eingetreten sind, was geschieht mit ihnen? Sie sind zunächst im Menschen.
Auch die erlösten müssen zunächst im Menschen bleiben, aber nur bis zum physischen Tod
des Menschen. Wenn der Mensch durch die Pforte des Todes tritt, dann tritt ein Unterschied
ein zwischen denjenigen Elementarwesen, die bloß hereingewandert sind und die der
Mensch nicht wiederum hinaufgeführt hat zu einem höheren Elemente, und zwischen jenen,
die der Mensch durch seine eigene Vergeistigung zu ihrem früheren Element zurückgebracht
hat. Die Elementarwesen, die der Mensch nicht verändert hat, die haben zunächst gar nichts
gewonnen dadurch, daß sie herübergewandert sind von den Dingen zum Menschen; die
anderen aber, die haben das gewonnen, daß sie mit dem Tode des Menschen wiederum in
ihre ursprüngliche Welt zurückkehren können. Der Mensch ist in seinem Leben ein
Durchgangspunkt für diese Elementarwesenheiten. Und wenn nun der Mensch durch die
geistige Welt durchgegangen ist und in einer nächsten Verkörperung wiedergeboren wird,
da kommen bei der Wiederverkörperung des Menschen, indem der Mensch durchgeht
durch die Pforte der Geburt, alle die Elementarwesen, die der Mensch vorher nicht befreit
hat, wieder zurück in die physische Welt; die aber, die er befreit hat, die bringt er nicht
wieder mit, wenn er heruntersteigt, die sind zurückgekehrt zu ihrem ursprünglichen
Elemente.

So sehen wir, wie der Mensch es in der Hand hat, durch seine Entwickelung, durch die Art
und Weise, wie er sich zur äußeren Natur verhält, die zur Entstehung unseres Erdendaseins
notwendig verzauberten Elementarwesen entweder zu befreien oder aber sie noch mehr an
die Erde zu fesseln, als sie es schon vorher waren. Was tut ein Mensch, der also irgendeinen
äußeren Gegenstand anschaut und, indem er ihn erläutert, den Elementargeist daraus
erlöst? Geistig macht er das Gegenteil von dem, was früher geschehen ist. Während früher
sozusagen aus dem Feuer Rauch gebildet worden ist, bildet der Mensch wiederum aus dem
Rauch geistig das Feuer; er entläßt nur dieses Feuer erst nach seinem Tode. Nun denken Sie
sich einmal, wie unendlich tief und wie unendlich geistvoll alte Opfergebräuche sind, wenn
Sie sie im Lichte uralt-heiliger Geisteswissenschaft betrachten! Denken Sie sich einmal den
Priester am Opferaltar in denjenigen Zeiten, in denen Religion gebaut war auf wirkliche
Erkenntnis der geistigen Gesetze, denken Sie sich, daß der Priester die Flamme entzündet
und Rauch aufsteigt und das Aufsteigen des Rauches nun wirklich zum Opfer gemacht wird,
das heißt durch Gebete verfolgt wird, was geschieht da? Was geschieht mit solchem Opfer
überhaupt? Der Priester steht am Altar, wo Rauch erzeugt wird. Wo das Feste herausgeht
aus der Wärme, wird ein Geist verzaubert, gleichzeitig wird aber dadurch, daß der Mensch
mit den Gebeten den ganzen Vorgang verfolgt, dieser Geist als ein solcher in die Menschen
aufgenommen, daß er nach dem Tode wiederum aufsteigt in die höhere Welt. Was sagte
daher der Angehörige der alten Weisheit zu denen, die solches verstehen sollten ? Er sagte:
Wenn du die Außenwelt so ansiehst, daß dein geistiger Prozeß nicht ein Hängenbleiben am
Rauch ist, sondern ein Hinaufheben des Geistigen zum Feuerelement, dann befreist du nach
dem Tode den im Rauch verzauberten Geist. — Und nun sprach der Mensch, der das
verstand von dem in den Menschen übergegangenen, aus dem Rauch verzauberten Geist:
Hast du den Geist so gelassen, wie er im Rauch war, dann muß er mit dir wiedergeboren
werden, dann kann er nach deinem Tod nicht zurückgehen in die geistige Welt; hast du ihn
aber befreit, hast du ihn zurückgeführt zum Feuer, dann wird er nach deinem Tod in die
geistigen Welten hinaufgehen und braucht mit deiner Geburt nicht wieder zurückzukehren
auf die Erde.

Und nun haben Sie einen Teil dieser tiefen Sätze aus der Bhagavad Gita, die im vorigen
Vortrag angeführt worden sind. Es ist da gar nicht die Rede vom menschlichen Ich, es ist die
Rede von jenen Naturwesenheiten, von jenen Elementarwesen, die aus der Außenwelt in
den Menschen hereingehen, und es wird gesagt: Sieh das Feuer, sieh den Rauch! Das, was
der Mensch durch seine geistigen Prozesse zum Feuer macht, das sind Geister, die er befreit
mit seinem Tod. Was er läßt, wie es im Rauch ist, das muß bei seinem Tod mit ihm vereinigt
bleiben und muß wiedergeboren werden, wenn er geboren wird. — Das Schicksal der
Elementargeister ist uns zunächst damit gekennzeichnet: durch Weisheit, die der Mensch in
sich entwickelt, befreit der Mensch fortwährend bei seinem Tode Elementargeister; durch
Unweisheit, durch bloßes materielles Hängenbleiben am Sinnenschein klammert er
Elementargeister an sich und zwingt sie, immer wieder mitzugehen in diese Welt, immer
wieder mit ihm geboren zu werden.

Aber nicht nur mit dem Feuer und demjenigen, was mit ihm zusammenhängt, sind solche
Elementarwesenheiten verknüpft. Solche Elementarwesenheiten sind die Boten für die
höheren göttlichgeistigen Wesenheiten bei allem, was äußerlich sinnlich geschieht. Niemals
hätte zum Beispiel in der Welt das Zusammenspiel derjenigen Kräfte eintreten können,
welche Tag und Nacht bewirkt haben, wenn nicht solche Elementarwesenheiten in großen
Scharen arbeiteten, um die Planeten in entsprechender Weise herumzukugeln in der Welt,
eben damit dieser Wechsel von Tag und Nacht geschieht. Alles, was geschieht, wird von
Scharen von geistigen Unter- und Oberwesenheiten der geistigen Hierarchien bewirkt. Wir
sind bei den allerunterge-ordnetsten Wesenheiten, bei den Boten. Wenn aus Nacht Tag und
aus Tag Nacht entsteht, da leben darinnen nun auch Elementarwesenheiten. Und so ist es,
daß der Mensch nun wieder in einer innigen Beziehung steht mit den Wesenheiten der
Elementarreiche, die Tag und Nacht mit zu erarbeiten haben. Wenn der Mensch träge, faul
ist, wenn er sich gehen läßt, dann wirkt er auf diese Elementarwesenheiten, die es mit Tag
und Nacht zu tun haben, anders, als wenn er schaffenskräftig, arbeitsam, fleißig, produktiv
ist. Wenn der Mensch nämlich träge ist, so verbindet er sich wiederum mit ganz bestimmten
Elementarwesen, ebenso wie wenn er fleißig ist, aber in ganz eigentümlicher Weise.
Diejenigen der jetzt genannten zweiten Klasse von Elementarwesen, die ihr Leben entfalten
während des Tages, die den Tag sozusagen herumwälzen, sind wiederum in ihrem höheren
Elemente. Aber wie die Elementarwesen der ersten Klasse des Feuers gebunden sind in Luft,
Wasser und in der Erde, so sind durch die Finsternis gewisse Elementarwesen gebunden,
und es könnte nicht der Tag von der Nacht sich scheiden, wenn nicht diese
Elementarwesenheiten sozusagen eingekerkert würden in die Nacht. Daß der Mensch den
Tag genießen kann, das verdankt er dem Umstände, daß die göttlich-geistigen Wesenheiten
herausgetrieben haben die Elementarwesen und sie gefesselt haben in der Nachtzeit. Wenn
der Mensch nun träge ist, so fließen fortwährend diese Elementarwesenheiten in ihn herein,
aber er läßt sie, wie sie sind. Die Elementarwesenheiten, die in der Nacht angekettet sind an
die Finsternis, die läßt der Mensch durch seine Faulheit, wie sie sind; die Elementarwesen,
die in ihn einziehen, indem er fleißig, arbeitskräftig ist, indem er etwas tut, diese führt er
geistig wiederum zurück zum Tag. Er entfesselt also fortwährend diese Elementarwesen der
zweiten Klasse. Das ganze Leben hindurch tragen wir in uns alle die Elementarwesen, die
eingezogen sind während unseres Trägheitszustandes und die eingezogen sind während
unseres Fleißzustandes. Indem wir durch die Pforte des Todes gehen, können wiederum die
Wesen, die wir zum Tag zurückgebracht haben, in die geistige Welt gehen; die Wesen, die
wir in der Nacht gelassen haben durch unsere Trägheit, bleiben an uns gefesselt, und wir
bringen sie zurück bei der neuen Wiederverkörperung. Das, was wir durch den bloßen
Sinnentrug an äußeren Elementarwesen einfließen lassen in uns, was wir durch Faulheit und
Trägheit von den Nachtwesenheiten in uns einfließen lassen, das wird wiedergeboren mit
unserer Wiederverkörperung. Und jetzt haben Sie den zweiten Punkt in der Bhagavad Gita.
Wiederum ist es nicht das menschliche Ich, sondern diese Sorte von Elementarwesen, auf
die hingewiesen wird mit den Worten: Sieh dir an Tag und Nacht. Was du selbst dadurch
erlöst, daß du es durch deinen Fleiß aus einem Nachtwesen zum Tagwesen machst, — das,
was aus dem Tag herausgeht, wenn du stirbst, das tritt in die höhere Welt ein. Was du als
Nachtwesen mitnimmst, das verdammst du dazu, mit dir wiedergeboren zu werden.

Und nun werden Sie wohl ahnen, wie die Sache sich fortsetzt. Wie bei den Erscheinungen,
die eben besprochen worden sind, so ist es auch bei umfassenderen Naturerscheinungen, so
zum Beispiel bei dem, was unsere 28 Monatstage hervorbringt, dem Wechsel im
zunehmenden und abnehmenden Mond. Da mußte eine ganze Schar von Elementarwesen
mitwirken, um den Mond so in Bewegung zu bringen, daß diese unsere Mondzeit entstehen
konnte, daß alles das, was mit dem Mondwechsel zusammenhängt, sich auf unserer
sichtbaren Erde wirklich entfalten konnte. Und dazu mußten wiederum von den höheren
Wesenheiten gewisse Wesenheiten verzaubert, verdammt, gefesselt werden. Dem
hellseherischen Blick zeigt es sich immer, daß, wenn der Mond zunimmt, immer geistige
Wesenheiten aus einem unteren Reich in ein übergeordnetes Reich kommen. Damit aber
Ordnung ist, müssen auch andere geistige Elementarwesenheiten in untergeordnetere
Reiche hinunter verzaubert werden. Auch diese Elementarwesen eines dritten Reiches
stehen in Wechselwirkung mit dem Menschen. Wenn der Mensch heiter ist, wenn er mit der
Welt zufrieden ist, wenn er die Welt so versteht, daß er in einem heiteren Gemüte alle Dinge
umfaßt, dann befreit er fortwährend die Wesenheiten, die durch den abnehmenden Mond
gefesselt werden. Die Wesenheiten kommen in ihn herein und werden durch seine
Seelenruhe, durch die innere Zufriedenheit, durch die harmonische Weltempfindung und
Weltanschauung fortwährend befreit. Diejenigen Wesenheiten, welche einziehen in den
Menschen, wenn er mißmutig ist, wenn er griesgrämig ist, wenn er mit nichts zufrieden ist,
wenn er durch alles mögliche verstimmt wird, sie bleiben im Zustande der Verzauberung, in
dem sie waren durch den abnehmenden Mond. Oh, es gibt Menschen, die dadurch, daß sie
zu einer harmonischen Weltempfindung gekommen sind, heiteren Gemütes sind, unendlich
befreiend wirken auf eine ganz große Summe von Elementarwesen, die eben so entstanden
sind, wie geschildert worden ist. Der Mensch ist durch eine harmonische Weitempfindung,
durch innerliches Befriedigtsein über die Welt, ein Befreier geistiger Elementarwesen. Der
Mensch ist durch seine Griesgrämigkeit, Verstimmtheit, durch seinen Mißmut ein Fessler von
Elementarwesen, die befreit werden könnten durch seine Heiterkeit. So sehen Sie, wie des
Menschen Gemütsstimmung nicht bloß für diesen Menschen selbst eine Bedeutung hat, wie
des Menschen Heiterkeit oder Griesgrämigkeit etwas ist, was wie Befreiung oder wie
Fesselung ausströmt aus seiner Wesenheit. Es geht nach allen Windrichtungen in das
Geistige hinaus, was der Mensch tut durch seine bloßen Gemütsstimmungen. Da haben wir
den dritten Punkt jener wichtigen Lehre der Bhagavad Gita: Sieh hin, wenn ein Mensch so
wirkt durch seine Gemütsstimmung, daß er Geister befreit, wie bei dem zunehmenden
Monde Geister befreit werden, dann können diese befreiten Geister, wenn der Mensch
durch die Pforte des Todes geht, zurückgehen in die höhere Welt. Wenn der Mensch durch
seinen Mißmut, seine Hypochondrie, die Geister, die um ihn herum sind, in sich hereinruft
und sie läßt, wie sie sind, wie sie da sein mußten, damit die Ordnung des Mondes
herbeigeführt werden kann, dann bleiben diese Geister an ihn gefesselt und müssen
wiedergeboren werden, wenn er in ein neues Dasein tritt. So haben wir eine dritte Stufe von
Elementargeistern, die entweder mit dem Tod des Menschen befreit werden, zurückgehen
in ihr Heimatland oder die wiedergeboren werden müssen in dieser Welt mit dem
Menschen.
Und endlich haben wir eine vierte Art von Elementargeistern. Es sind diejenigen, die den
Sonnenlauf des Jahres mitzubewirken haben, damit die Sonne des Sommers weckend und
befruchtend auf die Erde herniederscheinen kann, damit das, was vom Frühling bis Herbst
gedeiht, eben gedeihen kann. Dazu müssen gewisse Geister im Winter gefesselt sein,
müssen verzaubert sein während der Zeit der Wintersonne. Und in derselben Weise wirkt
der Mensch, wie es früher geschildert worden ist, für die anderen Stufen der geistigen
Wesenheiten des Elementarreiches. Nehmen Sie einen Menschen an, der eintritt in die
Winterzeit, der sich sagt: Die Nächte werden länger, die Tage werden kürzer, wir kommen zu
dem Teil des Jahressonnenlaufes, wo sozusagen die Sonne ihre befruchtenden Kräfte der
Erde entzieht. Die äußere Erde stirbt, aber mit dieser absterbenden Erde fühle ich mich um
so mehr verpflichtet, geistig aufzuleben. Ich muß jetzt sozusagen den Geist immer mehr und
mehr in mich aufnehmen. — Nehmen wir einen Menschen, der gegen das Weihnachtsfest zu
immer frömmere Festesstimmung in sich aufnimmt, der das Weihnachtsfest verstehen lernt
in der Bedeutung, daß die äußere sinnliche Welt am meisten abgestorben ist, der Geist dafür
am meisten leben muß; nehmen wir an, es durchlebt der Mensch die Winterzeit bis Ostern
hin, er erinnert sich, daß mit dem Aufleben des Äußeren verknüpft ist der Tod des Geistigen,
er durchlebt das Osterfest mit Verständnis. Solch ein Mensch hat nicht bloß äußerliche
Religion, sondern Religionsverständnis für Naturprozesse, für den Geist, der in der Natur
waltet, und er befreit durch diese Art seiner Frömmigkeit, seiner Geistigkeit jene vierte
Klasse von Elementarwesenheiten, die immer aus- und einströmen in den Menschen, die mit
dem Laufe der Sonne zusammenhängen. Und ein Mensch, der unfromm in diesem Sinn ist,
der den Geist leugnet oder nicht empfindet, der im materialistischen Chaos dahin-sumpft, m
den strömen ein die Elementargeister dieser vierten Stufe und bleiben, wie sie sind. Und
durch den Tod tritt nun wieder das ein, daß diese Elementargeister der vierten Stufe
entweder befreit werden zu ihrem Elemente oder aber an den Menschen gefesselt bleiben
und wieder erscheinen müssen, wenn er zu einer neuen Verkörperung schreitet. So wird der
Mensch, wenn er sich verbindet mit den Wintergeistern, ohne sie zu Sommergeistern zu
machen, ohne sie durch seine Geistigkeit zu erlösen so wird er diese Geister verurteilen
wiedergeboren zu werden, während sie sonst nicht wiedergeboren werden, nicht
wiederkehren müssen mit ihm.

Sieh das Feuer und den Rauch! Verbindest du dich so mit der äußeren Welt, daß dein geistig-
seelischer Prozeß etwas ist, wie wenn Feuer und Rauch entstehen, daß du selbst die Dinge
vergeistigst in deinem Erkennungs- oder Empfindungsprozeß, dann verhilfst du gewissen
geistigen Elementarwesen zum Aufsteigen. Verbindest du dich mit dem Rauch, dann
verurteilst du sie zur Wiedergeburt. Verbindest du dich mit dem Tag, dann befreist du
wiederum die entsprechenden Geister des Tages. Sieh auf das Licht, sieh auf den Tag, sieh
auf den zunehmenden Mond, auf die Sonnenhälfte des Jahres! Wirkst du so, daß du die
Elementarwesen zurückführst zum Licht, zum Tag, zum zunehmenden Mond, zur
Sommerszeit des Jahres, dann befreist du diese Elementarwesen, die dir so notwendig sind,
mit deinem Tode, sie steigen auf in die geistige Welt. Verbindest du dich mit dem Rauch,
glotzt du das Feste nur an, verbindest du dich mit der Nacht durch Trägheit, verbindest du
dich mit den Geistern des abnehmenden Mondes durch deinen Mißmut, verbindest du dich
mit den Geistern, die gefesselt worden sind in der Wintersonnenzeit durch deine
Gottlosigkeit oder Geistlosigkeit, dann verurteilst du diese Elementarwesenheiten dazu, daß
sie wiedergeboren werden müssen mit dir.
Jetzt wissen wir erst, von was eigentlich an dieser Stelle der Bhagavad Gita die Rede ist.
Derjenige, der glaubt, es wäre die Rede vom Menschen, der versteht die Bhagavad Gita
nicht; derjenige aber, der weiß, daß alles menschliche Leben ein fortwährendes
Wechselspiel ist zwischen ihm und Geistern, die in unserer Umgebung verzaubert leben und
entzaubert werden müssen, der blickt auf ein Aufsteigen oder auf ein
Wiederverkörpertwerden von vier Gruppen von Elementarwesen. Das Geheimnis dieser
niedersten Art von Hierarchie ist uns in dieser Stelle der Bhagavad Gita erhalten geblieben.
Ja, wenn man aus der Urweltweisheit herausholen muß, was uns in den großen
Religionsurkunden überliefert ist, da merkt man, was Großes in diesen Religionsurkunden
liegt und wie unrecht die haben, die sie oberflächlich verstehen oder sie nicht in ihrer Tiefe
verstehen wollen. Man verhält sich erst dann richtig zu ihnen, wenn man sich sagt: Es ist
keine Weisheit hoch genug, um das herauszufinden, was in sie hineingeheimnißt ist. Dann
erst durchdringen sich diese Urkunden mit dem Zauberhauch echt frommer Gefühle, dann
erst werden sie im wahren Sinne des Wortes das, was sie sein sollen: selber veredelnde und
läuternde Mittel der menschlichen Entwickelung. Sie weisen uns oftmals noch hin in
ungeheure Abgründe menschlicher Weisheit. Und was aus den Quellen der Geheimschulen
und der Mysterien von jetzt ab in die allgemeine Menschheit hineinfließen kann, das erst
wird diese Abglanze — denn solche sind sie doch nur — der Urweltweisheit in ihrer Größe
und in ihrem Lichte erscheinen lassen.

Wir mußten einmal an einem verhältnismäßig schwierigen Beispiel zeigen, wie man in der
Urweltweisheit das Zusammenwirken aller jener Geister gewußt hat, die uns umgeben, die
überall da sind, die aus-und einströmen in den Menschen, und wie man auch gewußt hat,
daß des Menschen Taten eine Wechselwirkung darstellen zwischen der geistigen Welt und
seiner eigenen inneren Welt. Da wird uns das Menschenrätsel erst wichtig, wenn wir gewahr
werden, daß wir mit allem, was wir tun, selbst mit dem, wie wir gestimmt sind, auf einen
ganzen Kosmos zurückwirken, daß diese unsere kleine Welt von einer unendlich
weittragenden Bedeutung für alles Werden im Makrokosmos ist. Gerade die Erhöhung des
Verantwortlichkeitsgefühls ist das Schönste und Bedeutsamste, was wir gewinnen können
aus der Geisteswissenschaft. Es lehrt uns das Leben im wahren Sinne ergreifen und es so
wichtig nehmen, daß dieses Leben, das wir hineinzuwerfen haben in den
Entwickelungsstrom des Lebens, als etwas Bedeutungsvolles hineingeworfen wird.

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Mackensen
ᐃᐁ
Gedächtnis
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
Das menschliche Gedächtnis (von mhd. gedǣhtnisse, "das Denken an etwas, die
Erinnerung"; ahd. kithēhtnissi, "das Denken an etwas, Andacht, Hingabe") besteht in der
Fähigkeit, früher Erfahrenes gegenwärtig wieder ins Bewusstsein zu rufen, wenn auch meist
nur in abgeblasster Form. Eine Störung der Erinnerungsfähigkeit wird als Amnesie (von
griech. μνήμη mnémē „Gedächtnis, Erinnerung“ und Alpha privativum) bezeichnet.

Aus anthroposophischer Sicht schafft die Seele die Grundlage für die Ausbildung des
Gedächtnisses: „Als Bewahrerin des Vergangenen sammelt die Seele fortwährend Schätze
für den Geist auf.“ ( (Lit.:GA 9, S. 66) Darüber hinaus hängt das Gedächtnis aber auch sehr
wesentlich mit der lebendigen Tätigkeit des Ätherleibs und sehr spezifisch mit der
organischen Tätigkeit des physischen Leibes zusammen. So gesehen ist die menschliche
Erinnerungsfähigkeit mehr als die bloße Codierung, Speicherung und der Abruf von
Information, die auch mit technischen Mitteln möglich ist. Ohne bewusster
Erinnerungsfähigkeit, durch die er seine Biographie zumindest in groben Zügen willentlich
jederzeit überschauen kann, könnte der Mensch kein gesundes Ich-Bewusstsein ausbilden
und erhalten. Dadurch unterscheidet er sich auch von den Tieren. Rudolf Steiner hat sehr
detailierte Angaben zum Prozess und zur Bedeutung der menschlichen Gedächtnisbildung
gegeben.

Die Seelentätigkeit als Grundlage der Gedächtnisbildung


Wie die Gedächtnisbildung mit der Tätiggkeit der Seele zusammenhängt, beschreibt Rudolf
Steiner in seiner grundlegenden Schrift «Theosophie». Er betont dabei sehr nachdrücklich,
dass die Vorstellung, die ich mir in Erinnerung rufe, keineswegs dieselbe ist wie die
Wahrnehmung, die mir unmittelbar gegenwärtig vor den Sinnen steht. Diese verschwindet
aus dem Bewusstsein, sobald der Wahrnehmungsakt vorüber ist. Doch hinterlässt sie Spuren
im Inneren, aus denen später die Erinnerungsvorstellung aufgebaut werden kann. Die durch
die Erinnerung hervorgerufenen Vorstellungen sind stets neu gebildete und nicht die
aufbewahrten alten. Sie sind in der Regel weitaus blasser und weniger detailreich als die
unmittelbare Wahrnehmung und oft auch durch eine rege Einbildungskraft verzerrt oder
verfälscht.

„Es sei nun erst das Gedächtnis betrachtet. Wie kommt es zustande? Offenbar auf ganz
andere Art als die Empfindung oder Wahrnehmung. Ohne Auge kann ich nicht die
Empfindung des «Blau» haben. Aber durch das Auge habe ich noch keineswegs die
Erinnerung an das «Blau». Soll mir das Auge jetzt diese Empfindung geben, so muß ihm ein
blaues Ding gegenübertreten. Die Leiblichkeit würde alle Eindrücke immer wieder in Nichts
zurücksinken lassen, wenn nicht, indem durch den Wahrnehmungsakt die gegenwärtige
Vorstellung sich bildet, zugleich in dem Verhältnisse zwischen Außenwelt und Seele sich
etwas abspielte, was in dem Menschen eine solche Folge hat, daß er später durch Vorgänge
in sich wieder eine Vorstellung von dem haben kann, was früher eine Vorstellung von außen
her bewirkt hat. Wer sich Übung für seelisches Beobachten erworben hat, wird finden
können, daß der Ausdruck ganz schief ist, der von der Meinung ausgeht: man habe heute
eine Vorstellung und morgen trete durch das Gedächtnis diese Vorstellung wieder auf,
nachdem sie sich inzwischen irgendwo im Menschen aufgehalten hat. Nein, die Vorstellung,
die ich jetzt habe, ist eine Erscheinung, die mit dem «jetzt» vorübergeht. Tritt Erinnerung
ein, so findet in mir ein Vorgang statt, der die Folge von etwas ist, das außer dem
Hervorrufen der gegenwärtigen Vorstellung in dem Verhältnis zwischen Außenwelt und mir
stattgefunden hat. Die durch die Erinnerung hervorgerufene Vorstellung ist eine neue und
nicht die aufbewahrte alte. Erinnerung besteht darin, daß wieder vorgestellt werden kann,
nicht, daß eine Vorstellung wieder aufleben kann. Was wieder eintritt, ist etwas anderes als
die Vorstellung selbst. (Diese Anmerkung wird hier gemacht, weil auf
geisteswissenschaftlichem Gebiete notwendig ist, daß man sich über gewisse Dinge
genauere Vorstellungen macht als im gewöhnlichen Leben und sogar auch in der
gewöhnlichen Wissenschaft.) – Ich erinnere mich, das heißt: ich erlebe etwas, was selbst
nicht mehr da ist. Ich verbinde ein vergangenes Erlebnis mit meinem gegenwärtigen Leben.
Es ist so bei jeder Erinnerung [...] Das heutige Bild gibt mir die Wahrnehmung, das heißt
meine Sinnesorganisation. Wer aber zaubert das gestrige in meine Seele herein? Es ist
dasselbe Wesen in mir, das gestern bei meinem Erlebnis dabei war und das auch bei dem
heutigen dabei ist. Seele ist es in den vorhergehenden Ausführungen genannt worden. Ohne
diese treue Bewahrerin des Vergangenen wäre jeder äußere Eindruck für den Menschen
immer wieder neu. Gewiß ist, daß die Seele den Vorgang, durch welchen etwas Erinnerung
wird, dem Leibe wie durch ein Zeichen einprägt; doch muß eben die Seele diese Einprägung
machen und dann ihre eigene Einprägung wahrnehmen, wie sie etwas Äußeres wahrnimmt.
So ist sie die Bewahrerin der Erinnerung.“ (Lit.:GA 9, S. 65f)

Gedächtnisarten
Nach der Dauer der Erinnerungsfähigkeit lassen sich drei Gedächtnisarten unterscheiden:

das sensorische Gedächtnis, das wahrgenommene Sinneseindrücke für Millisekunden bis


Sekunden abrufbar hält,
das Kurzzeitgedächtnis oder Arbeitsgedächtnis, das die gegenwärtig zu verarbeitenden
Informationen für bis zu 45 Sekunden im Bewusstsein trägt, aber nur eine beschränkte
Kapazität von etwa 7 Informationseinheiten (Chunks) hat,
das Langzeitgedächtnis, das Gedächtnisinhalte dauerhaft bewahrt, was allerdings nicht
bedeutet, dass diese Inhalte jederzeit problemlos erinnert werden können.
Gedächtnisbildung

Gedächtnisbildung
Alle sinnliche Wahrnehmung und alle Gedanken werden uns zunächst dadurch bewusst, dass
sich die Nerventätigkeit in das Blut, in die Bluttafel einschreibt. Damit das unmittelbar
seelisch Erlebte im Gedächtnis verankert werden kann, müssen die vom Herzen
aufsteigenden Ätherströme dazu kommen. Diese strahlen von der Zirbeldrüse wie von einer
elektrisch geladenen Spitze aus.

Dem entgegen kommt aus dem unteren Organismus eine zweite, mit der Lymphe
verbundene aufnahmebereite Ätherströmung, die ihre letzten Ausläufer bis zur Hypophyse
sendet. Das Gedächtnis bildet sich, indem sich die Spannung zwischen diesen beiden
Strömungen ausgleicht und so das zu Erinnernde in die Tiefe des Organismus aufgenommen
wird. Das gilt auch für jene Kräfte, die in den Organen für die nächste Inkarnation
aufgespeichert werden.

Damit es zur Gedächtnisbildung kommt, muss also das, was an Gedankenformen durch das
Ich dem vom Herzen aufsteigenden Ätherstrom eingeprägt wurde, den naturhaften
Ätherkräften des Leibes übergeben werden. Das Erlebte wird dadurch unabhängiger von Ich
und Astralleib und versinkt deshalb zunächst im Unterbewusstsein.

„So haben wir ein Organ, welches sich im mittleren Gehirn befindet, das der physisch-
sinnliche Ausdruck ist für das, was als Gedächtnisvorstellung sich bilden will. Dem stellt sich
gegenüber ein anderes Organ im Gehirn, das der Ausdruck ist für diejenigen Strömungen im
Ätherleib, die von den unteren Organen kommen. Diese beiden Organe im menschlichen
Gehirn sind der physisch-sinnliche Ausdruck für diese beiden Strömungen im menschlichen
Ätherleibe, sie sind etwas wie letzte Anzeichen dafür, daß solche Strömungen im Ätherleibe
stattfinden. Es verdichten sich gleichsam diese Strömungen so stark, daß sie die menschliche
Leibessubstanz ergreifen und zu diesen Organen verdichten, so daß wir in der Tat den
Eindruck haben, wie wenn von dem einen Organ helle Lichtströmungen ausstrahlen, die zu
dem anderen Organ überfließen. Das physische Organ, das die Gedächtnisvorstellung bilden
will, ist die Zirbeldrüse, der aufnehmende Teil ist der Gehirnanhang, Hypophysis.

Hier haben Sie an einer ganz bestimmten Stelle des physischen Organismus den äußeren
physischen Ausdruck für das Zusammenwirken des Seelischen mit dem Leiblichen!“ (Lit.:GA
128, S. 87)

Drei goldene Regeln für die Gedächtnisentwicklung


Die drei von Rudolf Steiner formulierten Regeln für die Gedächtnisbildung sind vor allem für
die Pädagogik von zentraler Bedeutung:

"Begriffe belasten das Gedächtnis;


Anschaulich-Künstlerisches bildet
das Gedächtnis;
Willensanstrengung, Willensbetätigung
befestigt das Gedächtnis." (Lit.: GA 269, S. 180)

Wiedererkennen als Vorstufe des Gedächtnisses


Dem sprichwörtlichen Elefantengedächtnis zum Trotz gibt es einen vergleichbaren Prozess
bei den Tieren nicht. Bloßes Wiedererkennen, wie es auch die Tiere haben, ist nur eine
Vorstufe der menschlichen Erinnerungsfähigkeit:

"Wir befinden uns am Schnittpunkt zwischen Wiedererkennen und Erinnern. Tiere werden
ganz oder überwiegend vom Wiedererkennen geleitet. Wir kennen das ja auch: Wir
verlassen unseren zu packenden Koffer absichtsvoll, um im Schrankraum zu bemerken, dass
das Ziel der Absicht verloren ging. Wir kehren sogleich zum offenen Koffer zurück und der
„zeigt" uns geradezu: „Den Pyjama habe ich vergessen". So könnte ich den Weg vom
Bahnhof Florenz zur Accademia einem, der Florenz nicht kennt, keineswegs verlässlich
angeben. Komme ich aber selber an, verlasse ich mich getrost auf die Landmarken: da die
Trattoria, dort die Brücke, die mich verlässlich leiten werden. Das Wiedererkennen ist die
ältere und meist verlässliche Form unserer Orientierung; und wir sind nur zu wenig
aufmerksam, um das zu bemerken. In der Regel aber sind wir gewohnt, zurückliegende
Bilder abrufen zu können; wir sagen dann: uns ihrer zu erinnern." (Lit.: Riedl, S 42f)
Tiere haben kein Gedächtnis im menschlichen Sinne und sie können auch keine Kräfte in eine
nächste Inkarnation hinüberbringen. Zwar leben die Erlebnisse des Astralleibes als Bilder
bzw. als vitale Kräfte im Ätherleib fort, aber diese Bilder können nicht bewusst erinnert und
auf vergangene Erlebnisse bezogen werden. Es kann allerdings eine starke emotionale
Spannung ausgelöst werden, wenn diese Bilder mit ähnlichen gegenwärtigen Erlebnissen
korrespondieren - das liegt dem Elefantengedächtnis zugrunde. Zur wirklichen
Gedächtnisbildung muss sich das individuelle Ich, über das die Tiere nicht verfügen, mit dem
Erlebten verbinden.

Über Unterschied zwischen der menschlichen Erinnerungsfähigkeit und scheinbar


vergleichbaren Vorgängen im Tier- und sogar im Pflanzenreich schreibt Rudolf Steiner in
seiner «Geheimwissenschaft im Umriss»:

„Auseinandersetzungen wie diejenigen, welche in diesem Buche gegeben werden über das
Erinnerungsvermögen, können sehr leicht mißverstanden werden. Denn wer nur die
äußeren Vorgänge betrachtet, dem wird der Unterschied gar nicht ohne weiteres auffallen
zwischen dem, was am Tiere, ja selbst an der Pflanze geschieht, wenn so etwas eintritt, was
der Erinnerung gleicht, und dem, was hier für den Menschen als wirkliche Erinnerung
gekennzeichnet wird. Gewiß, wenn ein Tier eine Handlung ein drittes, viertes usw. Mal
ausfuhrt, so mag es sie so ausfuhren, daß sich der äußere Vorgang so darstellt, wie wenn
Erinnerung und das mit dieser verknüpfte Lernen vorhanden wären. Ja, man mag, wie es
einzelne Naturforscher und ihre Anhänger tun, sogar den Begriff der Erinnerung oder des
Gedächtnisses so ausdehnen, daß man sagt, wenn das Küchlein aus der Eischale kriecht, so
pickt es nach den Körnern, wisse sogar die Bewegungen des Kopfes und Körpers so zu
machen, daß es zum Ziele komme. Das könne es nicht in der Eischale gelernt haben, sondern
es sei gelernt durch die tausend und aber tausend Wesen, von denen es abstammt (so sagt
z.B. Hering). Man kann die Erscheinung, die hier vorliegt, als etwas bezeichnen, was wie
Erinnerung aussieht. Aber man wird nie zum wirklichen Begreifen der menschlichen
Wesenheit kommen, wenn man nicht das ganz Besondere ins Auge faßt, was im Menschen
als der Vorgang des wirklichen Wahrnehmens früherer Erlebnisse in späteren Zeitpunkten
auftritt, nicht bloß als ein Hineinwirken früherer Zustände in spätere. Hier in diesem Buche
wird Erinnerung dieses Wahrnehmen des Vergangenen genannt, nicht bloß das — selbst
veränderte — Wiederauftreten des Früheren in dem Späteren. Wollte man das Wort
Erinnerung schon für die entsprechenden Vorgänge im Pflanzen- und Tierreiche gebrauchen,
so müßte man ein anderes für den Menschen haben. Es kommt bei der obigen Darstellung
dieses Buches gar nicht auf das Wort an, sondern darauf, daß behufs Verständnisses der
menschlichen Wesenheit der Unterschied erkannt werden muß. Ebensowenig können
scheinbar sogar sehr hohe Intelligenzleistungen von Tieren mit dem zusammengebracht
werden, was hier Erinnerung genannt wird.“ (Lit.:GA 13, S. 434f)

Hier wird deutlich, dass die menschliche Erinnerung, auf die sich Steiner bezieht, auf einer
inneren Wahrnehmung des Vergangenen beruht und nicht bloß auf dessen Fortwirken in
späteren Zeiten.

Gedächtnis und Traumleben


In der Nacht, wenn unser Astralleib herausgeht, gestaltet er, im Ätherleib die
Gedächtnisspuren lesend, die Erinnerungen zu bewegten Traumbildern um:

„Wenn Sie den Versuch machen, einmal genau sich zu erinnern, wie das Gedächtnis des
Menschen eigentlich wirkt, namentlich wenn Sie einschließen in diese Rückerinnerung Ihre
Träume, dann werden Sie finden, daß zum Beispiel in die Träume im wesentlichen dasjenige
hineinspielt, was eigentlich kurz vorher verlaufen ist, nicht in den inneren Gang des
Träumens, aber in die Bilderwelt des Traumes spielt hinein, was in der letzten Zeit verlaufen
ist. Mißverstehen Sie mich nicht. Es kann natürlich Ihnen etwas träumen, was vor vielen
Jahren an Sie herangetreten ist; aber es wird Ihnen nicht träumen dasjenige, was vor vielen
Jahren an Sie herangetreten ist, wenn nicht in den allerletzten Tagen etwas eingetreten ist,
was in irgendeiner Gedanken- oder Empfindungsbeziehung zu dem ist, was vor Jahren da
war. Die ganze Natur des Träumens hat etwas zu tun mit demjenigen, was unmittelbar in
den letzten Tagen verlaufen ist. Beobachtung darüber setzt natürlich voraus, daß man sich
eben einläßt auf solche Feinheiten des menschlichen Lebens. Wenn man sich einläßt, so
liefert die Beobachtung so exakte Ergebnisse, wie nur irgendeine exakte Naturwissenschaft
liefern kann.“ (Lit.:GA 201, S. 187f)

Das Gedächtnis konsolidiert sich erst nach zwei bis vier Tagen
Damit hängt zusammen, dass sich die Gedächtnisbildung erst nach zwei bis drei Tagen
konsolidiert:

„Ungefähr nach zweieinhalb bis drei Tagen, manchmal eben auch schon nach eineinhalb
Tagen, nach zwei Tagen, aber nicht, ohne daß wir darüber geschlafen haben, drückt sich
dasjenige, was wir erleben im Umgange mit der Welt, von unserem astralischen Leibe aus in
unseren Ätherleib ein. Damit es dadrinnen befestigt sei, braucht es immer eine Zeit. Und
wenn wir mit dieser Tatsache die andere vergleichen, daß wir im gewöhnlichen Leben
wechselweise trennen physischen Leib und Ätherleib - astralischen Leib und Ich im Schlafen
und im Wachen wieder zusammenfügen, so müssen wir uns sagen, es ist ein gewisser loserer
Zusammenhang zwischen physischem Leib und Ätherleib auf der einen Seite und Ich und
astralischem Leib auf der anderen Seite. Ätherleib und physischer Leib bleiben zwischen
Geburt und Tod immer beisammen, Ich und astralischer Leib bleiben auch beisammen. Aber
astralischer Leib und Ätherleib bleiben nicht beisammen. Die gehen jede Nacht auseinander.
Da ist ein loserer Zusammenhang zwischen Astralleib und Ätherleib als zwischen Ätherleib
und physischem Leib. Dieser losere Zusammenhang, der drückt sich dadurch aus, daß erst
gewissermaßen ein Auseinandersein da gewesen sein muß zwischen dem astralischen Leib
und dem Ätherleib, bis das, was wir erleben durch unseren astralischen Leib, sich eindrückt
in den Ätherleib. Und wir können sagen, wenn irgendein Ereignis auf uns wirkt, wirkt es ja im
wachen Zustand auf uns. Bedenken Sie doch nur, wenn Sie einem Ereignisse bei
tagwachendem Zustand gegenüberstehen, so wirkt das Ereignis auf Ihren physischen Leib,
Ätherleib, astralischen Leib und auf Ihr Ich. Nun ist aber dennoch ein Unterschied in bezug
auf die Aufnahme. Der astralische Leib, der nimmt die Sache sofort auf. Der Ätherleib
braucht eine gewisse Zeit, um die Sache so in sich befestigen zu lassen, daß nun ein voller
Einklang ist zwischen dem Ätherleib und dem astralischen Leib.“ (Lit.:GA 201, S. 187f)

„Der Mensch nimmt ja zunächst das, was er wahrnimmt, in seinen astralischen Organismus
und seinen Ich-Organismus auf. Da führen zunächst die wahrgenommenen Erlebnisse ein
unmittelbar mit dem Bewußtsein zusammenhängendes Leben. Dasjenige, was im Laufe von
drei Tagen erlebt worden ist, geht doch noch in einer ganz intensiveren Weise an das Gefühl
heran, als wenn wenigstens drei Tage vergangen sind. Wie gesagt, man beobachtet diese
Dinge im gewöhnlichen Leben nicht, aber es sind eben doch Realitäten. Es rührt dies davon
her, daß alles dasjenige, was vom Menschen wahrnehmend oder in Gedankenprozessen
hereingenommen wird in den astralischen Organismus und in den Ich-Organismus,
eingedrückt, eingeprägt werden muß dem Äther- oder Bildekräfteleib, aber auch in einer
gewissen Beziehung wenigstens dem physischen Leib. Und diese Einprägung braucht zwei,
drei, vier Tage, so daß man zwei- und dreimal schlafen muß über irgend etwas, das man
erlebt hat, bis es in den Ätherleib und in den physischen Leib eingeprägt ist. Denn erst dann
sitzt es sozusagen so fest, wenigstens im Ätherleibe, daß es nun bleibend
Gedankenerinnerung für einen werden kann. Und so findet eigentlich beim Menschen
fortwährend eine innere Wechselwirkung, eine Art von Kampf statt zwischen dem
astralischen Leib und dem Ätherleib, und das Ergebnis dieses Kampfes ist stets, daß
dasjenige, was der Mensch zunächst als Bewußtseinswesen erlebt, sich in die dichteren,
materielleren Elemente seines Wesens einprägt, eingestaltet. Man trägt nach drei, vier
Tagen dasjenige, was man früher nur als ein flüchtiges Sinneserlebnis gehabt hat, dann als
eine Eintragung gewissermaßen in seinem Äther- oder Bildekräfteleib und in seinem
physischen Leib mit sich.

Da geschieht nämlich eigentlich etwas außerordentlich Wichtiges. Bedenken Sie nur, daß wir
ja unserem wahren Wesen nach im Grunde nur sind unser Ich und unser astralischer Leib.
Wir können von unserem Ätherleib nicht sagen, daß er unser Eigentum ist. Die Menschen
der materialistischen Zeit maßen sich an, ihren Ätherleib und namentlich ihren physischen
Leib ihren Leib zu nennen. Aber physischer Leib und Ätherleib gehören eigentlich ganz dem
Kosmos an. Und indem im Laufe von drei, vier Tagen dasjenige, was wir im Ich und
astralischen Leib erleben, dem Ätherleib und physischen Leib übergeben wird, gehört es uns
nicht mehr allein, gehört es dem Kosmos an. Wir können eigentlich nur durch drei Tage
hindurch sagen, daß irgend etwas, was wir mit der Welt abgemacht haben, nur für uns eine
Bedeutung habe. Nach drei, vier Tagen haben wir es in das Weltenall eingeschrieben, ruht es
im Weltenall darin, gehört nicht uns allein, gehört den Göttern mit. “ (Lit.:GA 228, S. 159ff)

Sensorisches Gedächtnis (Ultrakurzzeitgedächtnis)


Das sensorische Gedächtnis, das unmittelbar an die sinnliche Wahrnehmung anknüpft, hält
die aufgenommenen Informationen nur für sehr kurze Zeit im Bereich von Millisekunden bis
Sekunden. Es wird deshlab auch als Ultrakurzzeitgedächtnis bezeichnet. Die Dauer hängt
dabei von der jeweiligen Sinnesmodalität ab. So hält etwa das visuelle sensorische
Gedächtnis, auch ikonisches Gedächtnis[1] genannt, Informationen nur über etwa 15
Millisekunden, während das auditorische sensorische Gedächtnis, auch als echoisches
Gedächtnis bezeichnet, sie über etwa 2 Sekunden[2], teilweise sogar bis zu 18 Sekunden
abrufbar hält.

Die Zahl Sieben und die Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses


Die Zahl 7 scheint von entscheidender Bedeutung für die Kapazität des Kurzzeitgedächtnises
bzw. Arbeitsgedächtnisses zu sein, die mit der durch den Atemrhythmus bestimmten,
subjektiv gefühlte Dauer des Augenblicks zusammenhängt. Während dieser Zeitspanne von 3
- 4 Sekunden können bis etwa 7 Gedächtniseinheiten (z. B. Ziffern, Buchstaben oder ganze
Worte), auch als Chunk (engl. „Brocken, Stück, Block bzw. Datenblock“) bezeichnet, erfasst
und wieder erinnert werden - und zwar, insofern sie als ein Ganzes erfasst werden,
weitgehend unabhängig von deren spezifischem Informationsgehalt. Neuere
Untersuchungen an der University of Missouri lassen allerdings vermuten, dass sich die
Kapazität des Kurzzeitgedächtnissses auf nur 3 - 4 Objekte beschränkt[3]. Das entspricht der
Anzahl der Objekte, die man mit einem Blick erfassen kann, ohne sie explizit zu zählen.

Das sogenannte seven phenomenon wurde schon im 17. Jahrhundert von John Locke
experimentell entdeckt und wird heute als die sogenannte Millersche Zahl (engl. The Magical
Number Seven, Plus or Minus Two) bezeichnet, benannt nach dem US-amerikanischen
Psychologen George A. Miller, der in seinem 1956 veröffentlichten Artikel "The Magical
Number Seven, Plus or Minus Two: Some Limits on Our Capacity for Processing
Information"[4], der zu den meistzitierten Artikel aus dem Fachbereich der Psychologie zählt,
ebenfalls feststellte, dass der Mensch gleichzeitig nur 7±2 Gedächtniseinheiten mit dem
Kurzzeitgedächtnis erfassen kann.

„Und schließlich, was ist mit der magischen Zahl sieben? Was ist mit den sieben
Weltwundern, den sieben Meeren, den sieben Todsünden, den sieben Töchtern des Atlas in
den Plejaden, den sieben Zeitaltern des Menschen, den sieben Ebenen der Hölle, den sieben
Grundfarben, den sieben Tönen der Musikskala und den sieben Tagen der Woche? Was ist
mit der siebenstufigen Bewertungsskala, den sieben Kategorien für ein absolutes Urteil, den
sieben Objekten in der Spanne der Aufmerksamkeit und den sieben Ziffern in der Spanne des
unmittelbaren Gedächtnisses? Für den Moment schlage ich vor, das Urteil zurückzuhalten.
Vielleicht steckt hinter all diesen Siebenern etwas Tiefes und Tiefgründiges, etwas, das uns
nur dazu auffordert, es zu entdecken. Aber ich vermute, dass es sich nur um einen
bösartigen, pythagoreischen Zufall handelt.“

– G. A. Miller: The magical number seven, plus or minus two[4]


Aus anthroposophischer Sicht darf man antworten, dass Sieben die Zahl der Zeit ist und
damit zugleich auch die Zahl der ätherischen Welt und des daraus entnommenen Ätherleibs,
denn die Realität der Zeit ist in der Ätherwelt begründet. Sieben ist zugleich die Zahl der
Vollendung, denn alle Entwicklung im Kleinen und im Großen vollzieht und vollendet sich
durch sieben Stufen.

Gedächtnisbildung und Verdauung - das Langzeitgedächtnis


Bei der Gedächtnisbildung sind auf seelischer Ebene dieselben Kräfte tätig, die auf leiblicher
Ebene an der Verdauung beteiligt sind.

„Eine sehr wichtige Kraft für das gewöhnliche Leben - wir haben es öfters besprochen - ist
die Gedächtniskraft, die Erinnerungsfähigkeit. Diese Erinnerungsfähigkeit, wir beherrschen
sie seelisch dann, wenn wir uns an irgend etwas, das wir erlebt haben, eben, wie wir sagen,
erinnern. Aber Sie wissen alle: Mit dieser Erinnerungskraft ist es etwas Eigenartiges. Wir
beherrschen sie und beherrschen sie doch nicht ganz. Gar mancher Mensch kämpft diesen
oder jenen Augenblick seines Lebens damit, daß er sich an etwas erinnern möchte, aber er
kann sich nicht erinnern. Dieses Sich-erinnern-Mögen und Sich-nicht-vollständig- erinnern-
Können, das rührt davon her, daß dieselbe Kraft, die wir seelisch als Erinnerungskraft
benützen, dazu dient, unsere aufgenommenen NahrungsStoffe umzuwandeln in solche
Substanzen, die von unserem Leib gebraucht werden können. Wenn Sie also ein Stück Brot
essen und dieses Brot umgewandelt wird in Ihrem Leib in eine solche Substanz, daß diese
Substanz Ihrem Leben dient, so ist das scheinbar ein physischer Vorgang. Aber dieser
physische Vorgang wird beherrscht von übersinnlichen Kräften. Diese übersinnlichen Kräfte
sind dieselben, die Sie anwenden, wenn Sie sich erinnern. So daß dieselbe Kräfteart
verwendet wird auf der einen Seite zur Erinnerung, auf der anderen Seite zur Verarbeitung
der NahrungsStoffe im menschlichen Leben. Und Sie müssen eigentlich immer ein wenig hin
und her pendeln zwischen Ihrer Seele und zwischen Ihrem Leibe, wenn Sie sich der
Erinnerungskraft hingeben wollen. Verdaut Ihr Leib allzugut, dann, sehen Sie, können Sie
vielleicht nicht so viel Kräfte abgewinnen diesem Leib, daß Sie sich gut erinnern können an
gewisse Dinge. Sie müssen immer einen inneren Kampf, der im Unbewußten sich abspielt
zwischen einem Seelischen und einem Leiblichen, ausführen, wenn Sie sich erinnern wollen
an irgend etwas. Sie haben, wenn Sie so die Gedächtniskraft anschauen, die beste Art zu
begreifen, wie unsinnig es im Grunde von einem höheren Gesichtspunkte aus ist, wenn die
einen Menschen Idealisten sind und die anderen Menschen Materialisten. Das Verarbeiten
der Nahrungsstoffe im menschlichen Leibe ist zweifellos ein materieller Vorgang. Die Kräfte,
die ihn beherrschen, sind dieselben, die bei einem ideellen Vorgang wirksam sind: die Kräfte
des Erinnerungsvermögens, die Gedächtniskräfte. Nur dann sieht man die Welt richtig, wenn
man sie weder materialistisch noch idealistisch sieht, sondern wenn man imstande ist,
dasjenige, was sich als materialistisch offenbart, ideell zu sehen, und dasjenige, was sich als
Ideelles offenbart, ganz materiell verfolgen zu können.“ (Lit.:GA 191, S. 33)

Gedächtnisbildung und Luzifer


„... Erinnerung ist eine luziferische Kraft, da es eben Luzifers Aufgabe ist, das Vergangene in
die Gegenwart hinüberzutragen.“ (Lit.:GA 266b, S. 350)

Wenn wir die Gedächtnisbildung durch Memorieren unterstützen, rufen wir Luzifer zu Hilfe.
Wir wecken dabei künstlich alte Kräfte, die heute weitgehend in den Hintergrund getreten
sind, die aber in der atlantischen Zeit - und wie in einem Abglanz davon auch noch in der
griechisch-lateinischen Zeit - in überreichem Maß vorhanden waren:

"Warum muß denn eine luziferische Kraft in dieser Art beim Gedächtnisse angerufen
werden? In einer der heutigen Menschheit gar nicht mehr bewußten Art hatte das
Gedächtnis in alten, aber gar nicht weit zurückliegenden Zeiten der
Menschheitsentwickelung eine ganz andere Stärke als heute. Wir brauchen verhältnismäßig
lange, um uns eine längere Dichtung anzueignen. So lange brauchten die alten Griechen
nicht. Eine große Zahl der alten Griechen kannte von Anfang bis zum Ende die homerischen
Gesänge. Aber sie memorierten nicht in der Weise, wie wir heute auswendig lernen. Es war
eben die gedächtnismäßige Kraft dieser Zeit anders ausgebildet. Was geschah denn
eigentlich dazumal in diesem vierten nachatlantischen Zeitraum? Es geschah gewissermaßen
eine Wiederholung desjenigen, was in noch stärkerem Maße im atlantischen Zeitraum selbst
geschehen ist, und was ich schon dargestellt habe in den Aufsätzen, die über die atlantische
Entwickelung handeln. Das, was vom Mond noch herübergekommen war wie eine Kraft, die
fähig macht, wie einen Kometenschweif die traumhaften imaginativen Erlebnisse
nachzuziehen, diese Kraft ging gewissermaßen von einer solchen äußeren, im
Wechselverkehre mit der Welt sich abspielenden Kraft in das Innere über. Durch dieses
Übergehen in das Innere entwickelte sich beim atlantischen Menschen das Gedächtnis wie
ein erstes Aufleuchten an etwas, was ihm die Welt dazumal wie von selber gab. Und
während der atlantischen Zeit brauchte sich wahrhaftig der Mensch nicht sehr anzustrengen,
um das Gedächtnis zu entwickeln, denn es war wie ein Hereinfließen desjenigen, was eine
Kraft im äußeren Verkehr mit der "Welt war, in das Innere des Menschen. Und dieses
wiederholte sich für den vierten nachatlantischen Zeitraum. Im Innern war gewissermaßen
eine Wiederholung da desjenigen, was früher, ohne daß der Mensch etwas dazu tat, sich im
Wechselverkehre mit der Welt abspielte.

Indem der Mensch nun eingetreten ist in den fünften nachatlantischen Zeitraum, muß er
immer mehr und mehr Anstrengung verwenden, um die Gedächtniskraft zu seiner eigenen
zu machen. Damit sie beizutragen hat zu seiner Individualisierung und zu seiner Freiheit,
dazu muß dasjenige, was wie von selbst kam während der atlantischen Zeit und in der
Wiederholung im vierten nachatlantischen Zeitraum, angeeignet werden. Immer, wenn
später etwas angeeignet wird, was eigentlich einer früheren Kraft entspricht, wenn also dem
Gedächtnis zu Hilfe gekommen wird mit Kräften, die früher naturgemäß waren, so haben wir
es mit einer luziferischen Wirkung zu tun. Indem wir künstlich dasjenige hereintragen in
unsere Zeit, was naturgemäß war in der Griechenzeit, das selbstverständliche Sich-Aneignen
des Gedächtnisses, wird es zum Luziferischen. Dadurch aber, daß Sie dieses Luziferische so
vor Ihre Seele treten lassen, verspüren Sie die Rolle, die Luzifer in der
Menschheitsentwickelung hat. Sie müssen sie verspüren, wenn die Dinge so geschildert
werden. Ihm waren gewissermaßen noch Grenzen gesetzt in der griechisch-lateinischen Zeit.
Er war noch an seinem Platze. Jetzt ist er nicht mehr in derselben Weise an seinem Platze.
Jetzt muß der Mensch, um das Gedächtnis weiter auszubilden, ein Bündnis mit ihm
eingehen. Der Mensch muß aus einer Selbsttätigkeit heraus für sein Gedächtnis das tun, was
ohne sein Zutun mit ihm geschah noch während der griechisch-lateinischen Zeit. Aber
dadurch wird das, was während der griechisch-lateinischen Zeit mit ihm geschah, heute zu
einer luziferischen Tat.

In dem Augenblicke aber, in dem also eine luziferische Tätigkeit auftritt, kommt
gewissermaßen auch die andere Seite der Waage in Tätigkeit: das Ahrimanische. Und
während wir auf der einen Seite memorieren, also Luzifer zu Hilfe rufen für das
Gedächtnismäßige, hat die Menschheit immer mehr und mehr die andere, die ahrimanische
Unterstützung des Gedächtnisses entwickelt, das Aufschreiben. Denn ich habe öfter schon
angedeutet: Dies ist eine richtige Empfindung der Menschen des Mittelalters noch gewesen,
daß sie insbesondere die Druckkunst als eine «schwarze Kunst» empfunden haben." (Lit.: GA
170, S. 199ff)

Der Erinnerungsvorgang
Das Erinnerungsvermögen besteht in der Fähigkeit, Inhalte vorwiegend des
Langzeitgedächtnisses in Form von Erinnerungsvorstellungen wieder ins Bewusstsein zu
rufen. Alle Erinnerung ist eigentlich ein Lesen im Ätherleib, bzw. früher sogar ein Lesen in der
Ätherwelt selbst gewesen. Bei der Erinnerung lesen wir mehr von außen im eigenen
Ätherleib. Ich und Astralleib trennen sich ganz leise vom Ätherleib, wie es ähnlich auch im
Schlaf geschieht (hier allerdings viel stärker, so dass das Bewusstsein schwindet). Man
kommt so dem Erleben des eigenen Astralleibes näher.

Der Ätherleib ist der Träger des Gedächtnisses, und sich zu erinnern bedeutet, dass man im
Ätherleib lesen gelernt hat – und zwar in jenem Teil, der nicht für die Erhaltung des
physischen Organismus benötigt wird. Solange sich die Gedächtnisprozesse aber rein
ätherisch abspielen, kommt es noch nicht zu einem individuellen, sondern zu einem
kollektiven Gedächtnis, das durch die ganze Ahnenreihe fließt, die durch einen gemeinsamen
Lebensstrom, durch die Blutsbande, verbunden ist. Das war noch beim Atlantier der Fall. Mit
dem Übergang vom kollektiven zum individuellen Gedächtnis ging auch allmählich das
Bewusstsein für die wiederholten Erdenleben verloren. Das Erinnerungsvermögen schränkte
sich auf die einzelne irdische Persönlichkeit ein.

Die Umwandlung des kollektiven zum individuellen Gedächtnis wurde wesentlich durch die
in der nachatlanischen Zeit aufgekommene Kultur des Weintrinkens gefördert. Der Alkohol
löscht die alte atlantische Gedächtnisform aus. Im Neuen Testament wird das durch die
Hochzeit von Kaana angedeutet:

"Auf der Hochzeit zu Kana wird das Wasser in Wein verwandelt. An diese Tatsache knüpft
sich ein symbolischer universeller Sinn: Im religiösen Kultus soll das Wasseropfer zeitweise
durch das Weinopfer ersetzt werden.

Es gab in der Geschichte der Menschheit eine Zeit, in welcher der Wein noch unbekannt war.
Zur Zeit der Veden kannte man ihn kaum. Nun, solange die Menschen keine alkoholischen
Getränke tranken, war die Vorstellung von vorhergehenden Daseinsstufen und von der
Vielzahl von Erdenleben überall verbreitet, und niemand zweifelte daran. Seitdem die
Menschheit Wein zu trinken begann, verdunkelte sich die Idee der Reinkarnation ganz
schnell und verschwand schließlich aus dem allgemeinen Bewußtsein. Sie wurde nur
bewahrt durch die Eingeweihten, die sich des Weingenusses enthielten. Denn der Alkohol
hat auf den menschlichen Organismus eine besondere Wirkung, insbesondere auf den
Ätherleib, in dem das Gedächtnis seinen Sitz hat. Der Alkohol verschleiert das Gedächtnis,
verdunkelt es in seinen inneren Tiefen. Der Wein schafft Vergessenheit, sagt man. Dabei
handelt es sich nicht um ein oberflächliches, momentanes Vergessen, sondern um ein tiefes
und dauerndes Vergessen, um eine Verfinsterung der Gedächtniskraft im Ätherleib. Daher
verloren die Menschen, als sie sich anschickten Wein zu trinken, nach und nach ihr
ursprüngliches Gefühl für die Wiederverkörperung.

Nun hatte aber der Glaube an die Wiederverkörperung und an das Karmagesetz einen
mächtigen Einfluß nicht nur auf die Persönlichkeit, sondern auch auf ihr soziales Empfinden.
Er ließ sie die Ungleichheit der menschlichen Lebensumstände hinnehmen. Wenn der
unglückliche ägyptische Arbeiter an den Pyramiden arbeitete, wenn der Hindu der untersten
Klasse an den gigantischen Tempeln im Herzen der Berge baute, sagte er sich, daß ein
anderes Dasein ihn für die tapfer ertragene schwere Arbeit entschädigen würde, wenn er gut
war; daß sein Meister schon durch ähnliche Prüfungen hindurchgegangen war; oder daß er
später durch noch härtere Prüfungen hindurchgehen müsse, wenn er an der Gerechtigkeit
zweifelte und übel gesinnt wäre.

Als aber das Christentum herannahte, sollte die Menschheit durch eine Epoche
hindurchgehen, in der sie sich ganz auf ihre Erdenaufgabe einstellte. Sie sollte an der
Verbesserung dieses Lebens wirken, an der Entwickelung des Intellekts, an der
verstandesmäßigen wissenschaftlichen Erkenntnis der Natur. Das Bewußtsein von der
Wiederverkörperung sollte demgemäß für zweitausend Jahre verlorengehen. Und das Mittel,
das zu diesem Zweck angewendet wurde, war der Wein.
Das ist der tiefe Grund der Verehrung des Bacchus, des Gottes des Weines, der Trunkenheit.
Es war dies die volkstümliche Form des Dionysos der alten Mysterien, der an sich einen ganz
anderen Sinn hatte. Das ist auch der symbolische Sinn der Hochzeit zu Kana. Das Wasser
spielt seine Rolle beim alten Opferdienst, der Wein beim neuen. Die Worte des Christus: «
Selig, die nicht sehen und doch glauben», beziehen sich auf die neue Ära des Menschen, wo
der Mensch, ganz seinen Erdenaufgaben hingegeben, weder die Erinnerung an frühere
Inkarnationen noch die direkte Schau in die geistige Welt haben soll." (Lit.: GA 094, S. 50ff)

Das Gedächtnis wird erst individualisiert, wenn bei der Gedächtnisbildung dem physischen
Leib deutliche Spuren eingegraben werden. Für rein geistige Erlebnisse ist das nicht möglich,
sondern nur für das, was sinnlich wahrgenommen und verstandesmäßig bedacht wird. Das
Erlebte wird dadurch zunächst gewissermaßen in die Tiefe des Organismus hinein vergessen,
und der sonst freie Teil des Ätherleib wird nun an den physischen Leib gebunden, um die
Gedächtnisspuren zu bewahren. Beim Erinnerungsvorgang wird der Ätherleib kurzfristig vom
physischen Leib abgezogen, so dass wieder im Ätherleib gelesen werden kann. Der
Erinnerungsvorgang bedeutet also eine ganz reale kurzfristige Vergeistigung. Die Spuren im
physischen Leib beginnen sich dadurch aufzulösen, werden allerdings nach dem vollendeten
Erinnerungsvorgang wieder regeneriert, meist in leicht modifizierter Form.

Das Wesen der Erinnerung


In den Notizen zu einer esoterischen Stunde vom 10. September 1910 in Bern, die allerdings
nur in fragwürdiger Qualität überliefert sind, heißt es über das „Wesen der Erinnerung“ in
Zusammenhang mit dem Rosenkreuzerspruch:

„Das Wesen der Erinnerung ist, daß der Mensch etwas, was er durch das Werkzeug seines
physischen Leibes wahrgenommen hat, als Bild im Innern wiederum aufrufen kann in sich
selbst durch seine eigene Ich-Kraft, so daß er nicht den physischen Leib dazu braucht,
sondern aus dem Meer des ätherischen Leibes heraus sich ein Bild schafft dessen, was er
vorher durch den physischen Leib wahrgenommen hat. Aus dem Äthermeer geformt ist das
Bild, das zu einer neu wachgerufenen Vorstellung wird.- Beim Wahrnehmen mit den
äußeren Werkzeugen nützen sich diese ab. Ermüdung tritt ein. Der Mensch muß, um diese
wegzuschaffen, in der Nacht den Schlafzustand haben, wo er draußen ist im Kosmos, die
göttlich-geistigen Kräfte einsaugt und zuschaut, wie diese an seinem physischen Leibe
schaffen und ausbessern. Er arbeitet da zusammen mit den göttlich-geistigen Wesenheiten,
die ihn einst geschaffen haben. Er erlebt da das: Ex Deo nascimur.- Der ätherische Leib aber
bleibt ohne diese Ausbesserung. Um ihn zu durchkraften, muß der Mensch etwas anderes
ausführen. Er muß selber darin etwas schaffen. Wie das Auge durch das Licht geschaffen ist
und ohne Licht kein Auge wäre, aber hier der physische Leib verstanden wird, an dem das
physische Sonnenlicht gearbeitet hat, so gibt es ein geistiges Licht, das das geistige Auge
schafft. Aus dieser Lichtkraft wird das geistige Auge geschaffen, diese müssen wir auf uns
wirken lassen. Sie schafft unsere Geistorgane und diese Lichtkraft stattet uns auch aus mit
erneuernden Kräften für unsern Ätherleib. Und wir können diese Kräfte nur empfangen,
wenn wir ausführen mit unserer Seele das, was da liegt in dem Worte: In Christo morimur.-
Immer wieder, immer von neuem müssen wir uns das wiederholen, im Bewußtsein dessen,
daß nur in der steten und geduldigen Wiederholung, die ja dem Prinzip des Ätherleibes
entspricht, wir zu dem Erfolg kommen können, daß sich uns das geistige Licht-Erleben
eröffnet. Wir entschlafen in den Christus, den wir in den Tiefen unserer Körperlichkeit
finden, so wie wir nachts hineinschlafen in den Kosmos. Wir verbinden uns mit Ihm. Seine
Kraft ist es, die uns durchkraftet in unserm ätherischen Leibe. Seine Licht- und Wärmekraft
schafft uns die Organe, mit denen wir Ihn selbst erleben und wahrnehmen dürfen. Da leben
wir das: Per spiritum sanctum reviviscimus.“ (Lit.:GA 266b, S. 480f)

Denken und Gedächtnis


Das Gedächtnis des heutigen Menschen hängt, wie unser deutsches Wort dafür zurecht
andeutet, sehr wesentlich mit dem Denken zusammen. In der Regel können wir uns heute
nur an die Erlebnisse erinnern, die wir mit dem mehr oder minder wachen Denken begleitet
haben.

Im Denken erschaffen wir ununterbrochen Elementarwesen, die fortan in unserem Ätherleib


leben. In ihnen leben unsere Gedanken weiter, sie sind das lebendige ätherische Gedächtnis.
Wir werden uns ihrer heute aber normalerweise erst bewusst, wenn sie sich mit dem
physischen Leib verbinden und genau in diesem Moment von diesem aus einen schwachen
und teils verzerrten Reflex in unser Seelenleben werfen. Der physische Leib wirkt wie ein –
allerdings stark beschlagener und verunreinigter – Spiegel. Indem sich die
Gedankenlebewesen mit dem physischen Leib verbinden, arbeiten sie gestaltend an diesem.
Durch die Verbindung mit dem festen physischen Leib nehmen die Gedankenlebewesen eine
erstarrte Gestalt an – wie Eisblumen auf einer Fensterscheibe. Die lebendigen Gedanken
werden so zum Gedächtnisschatz abgelähmt. Dieser ruht zunächst unter der Schwelle des
Bewusstseins in den Tiefen der leiblichen Organisation. Beim Erinnerungsvorgang lösen sich
diese Elementarwesen kurzfristig vom physischen Leib und werfen beim Wiederverbinden
das blasse Erinnerungsbild in unsere Seele.

Das Gedächtnis als gesteigerte Antipathie


Das Denken, alle unsere gedankenhaften Vorstellungen, sind ein Bild des vorgeburtlichen
Lebens, wie das schon Platon in seiner Ideenlehre angedeutet hat. Der Wille hingegen ist im
Erdenleben nur ein Keim, der sich erst im Leben nach dem Tod voll entfaltet.

Zeichnung aus GA 293, S 34


"Wir haben uns also vorzustellen: Vorstellung auf der einen Seite, die wir als Bild aufzufassen
haben vom vorgeburtlichen Leben; Willen auf der anderen Seite, den wir als Keim
aufzufassen haben für späteres. Ich bitte, den Unterschied zwischen Keim und Bild recht ins
Auge zu fassen. Denn ein Keim ist etwas Überreales, ein Bild ist etwas Unterreales; ein Keim
wird später erst zu einem Realen, trägt also der Anlage nach das spätere Reale in sich, so daß
der Wille in der Tat sehr geistiger Natur ist. Das hat Schopenhauer geahnt; aber er konnte
natürlich nicht bis zu der Erkenntnis vordringen, daß der Wille der Keim des Geistig-
Seelischen ist, wie dieses Geistig-Seelische sich nach dem Tode in der geistigen Welt
entfaltet." (Lit.: GA 293, S. 33f)

Im Erdenleben entfaltet sich das Seelenleben im Wechselspiel von Sympathie und


Antipathie:

"Wir tragen die Kraft der Antipathie in uns und verwandeln durch sie das vorgeburtliche
Element in ein bloßes Vorstellungsbild. Und mit demjenigen, was als Willensrealität nach
dem Tode hinausstrahlt zu unserem Dasein, verbinden wir uns in Sympathie. Dieser zwei,
der Sympathie und der Antipathie, werden wir uns nicht unmittelbar bewußt, aber sie leben
in uns unbewußt und sie bedeuten unser Fühlen, das fortwährend aus einem Rhythmus, aus
einem Wechselspiel zwischen Sympathie und Antipathie sich zusammensetzt.

Zeichnung aus GA 293, S 35


Wir entwickeln in uns die Gefühlswelt, die ein fortwährendes Wechselspiel - Systole, Diastole
- zwischen Sympathie und Antipathie ist. Dieses Wechselspiel ist fortwährend in uns. Die
Antipathie, die nach der einen Seite geht, verwandelt fortwährend unser Seelenleben in ein
vorstellendes; die Sympathie, die nach der anderen Seite geht, verwandelt uns das
Seelenleben in das, was wir als unseren Tatwillen kennen, in das Keimhafthalten dessen, was
nach dem Tode geistige Realität ist. Hier kommen Sie zum realen Verstehen des geistig-
seelischen Lebens: wir schaffen den Keim des seelischen Lebens als einen Rhythmus von
Sympathie und Antipathie." (Lit.: GA 293, S. 35)

Wird die Antipathie, die das Vorstellungsleben bewirkt, noch gesteigert, entstehen das
Gedächtnis:

"Wenn Sie nun jetzt vorstellen, so begegnet jedes solche Vorstellen der Antipathie, und wird
die Antipathie genügend stark, so entsteht das Erinnerungsbild, das Gedächtnis, so daß das
Gedächtnis nichts anderes ist als ein Ergebnis der in uns waltenden Antipathie. Hier haben
Sie den Zusammenhang zwischen dem rein Gefühlsmäßigen noch der Antipathie, die
unbestimmt noch zurückstrahlt, und dem bestimmten Zurückstrahlen, dem Zurückstrahlen
der jetzt noch bildhaft ausgeübten Wahrnehmungstätigkeit im Gedächtnis. Das Gedächtnis
ist nur gesteigerte Antipathie. Sie könnten kein Gedächtnis haben, wenn Sie zu Ihren
Vorstellungen so große Sympathie hätten, daß Sie sie «verschlucken» würden; Sie haben
Gedächtnis nur dadurch, daß Sie eine Art Ekel haben vor den Vorstellungen, sie
zurückwerfen - und dadurch sie präsent machen. Das ist ihre Realität." (Lit.: GA 293, S. 36)

Umgekehrt entsteht durch Steigerung der Sympathie die Phantasie, die, wenn sie den
ganzen Menschen bis in die Sinne hinein durchdringt, die sinnliche Anschauung bewirkt.

Die organische Grundlage des Gedächtnisses


Menschenbilder im physischen und ätherischen Leib
Bei jeder Vorstellung, die wir uns bilden, entsteht ein Menschenbild, ein menschenähnliches
Abbild, im physischen und ätherischen Leib.

„Stellen wir die Frage: Warum haben wir ein Gedächtnis im physischen Leben? - da müssen
wir sagen: Jedesmal, wenn wir eine Vorstellung bilden, wird ein Eindruck auf den physischen
Leib gemacht. Dieser Eindruck ist sogar mehr oder weniger menschenähnlich. Jede
Vorstellung, die wir uns bilden, macht nicht nur, wie der materialistisch-phantastisch
Denkende meint, da oder dort im Gehirn einen Eindruck, sondern auf den ganzen Menschen
macht jede Vorstellung einen Eindruck. Und mit Bezug auf eine Art Nachformung des Kopfes
und noch sogar des oberen Teiles der Brust des Menschen, liefert wirklich jede Vorstellung,
die wir uns bilden, einen Abdruck. Es ist wirklich war: Wenn ich jetzt zu Ihnen spreche, in der
Minute vielleicht hundert Silben, so haben Sie während dieser Minuten rasch hintereinander
fünfzig Menschen in sich gebildet, jedoch fünfzig Menschenbilder rasch weggeschafft, das
eine wechselt rasch mit dem andern ab. Nun, Sie können sich denken, wie viele solche
Menschenbilder Sie in sich gebildet haben, wenn die Stunde der Betrachtung vorüber ist.
Diese Menschenbilder sind mehr oder weniger gleich in ihrer äußeren Gestalt, aber doch
wiederum ungleich; keines ist dem andern vollständig gleich. Jedes ist von dem andern
verschieden, wenn auch eben nur etwas verschieden. Es ist eine kindliche Vorstellung, wenn
etwa jemand glauben wollte, daß, wenn er jetzt einen Eindruck der Außenweit hat und sich
morgen daran erinnert, dieser Eindruck in irgendeiner Form in ihm gesessen habe. Er hat gar
nicht gesessen, sondern ein Bild, das menschenähnlich ist, ist in dem Menschen geblieben.
Wirklich, von jedem Eindruck der Außenwelt bleibt ein Bild, das menschenähnlich ist. Und
wenn Sie sich morgen wieder an den Eindruck erinnern, dann versetzen Sie Ihre Seele in
dieses Menschenbild, das in Ihnen ist. Und der Grund, warum Sie morgen nicht dieses
Menschenbild sehen, sondern sich an den Eindruck erinnern, ist der, daß Sie in Ihrem
Astralleib lesen. Es ist eine richtige Lesetätigkeit, eine unterbewußte Lesetätigkeit; geradeso
wie wenn Sie irgend etwas aufschreiben und später lesen wollen, Sie nicht die Buchstaben
beschreiben, sondern das, was die Buchstaben bedeuten, so ist es morgen, wenn Sie sich an
das heute Erlebte erinnern. Sie schauen nicht das Bild an, das in Ihnen entstanden ist, das
Menschenphantom, das da in Ihnen lebt, sondern Sie deuten es. Sie versetzen sich in der
Seele in dieses Menschenphantom, und Ihre Seele erlebt etwas ganz anderes als dieses
Menschenphantom. Sie erlebt dasjenige, was sie gestern erlebt hat, noch einmal.“ (Lit.:GA
159, S. 351f)

Traumerlebnisse prägen sich dem Gedächtnis viel schlechter ein und rein geistige Erlebnisse
gar nicht.

„Aber vergleichen Sie diese Kraft, die es Ihnen möglich macht, Erlebnisse des physischen
Planes im Gedächtnis zu behalten, mit der viel geringeren Kraft, die es Ihnen möglich macht,
Traumerlebnisse in der Erinnerung zu bewahren. Bedenken Sie, wieviel leichter Sie einen
Traum vergessen als Erlebnisse in der physischen Welt. Man kann zunächst die Frage
aufwerfen: Warum vergißt man die Traumerlebnisse leichter als die Erlebnisse der
physischen Welt? - Nun, die Beantwortung dieser Frage wird uns zugleich einen wichtigen
Gesichtspunkt für die höheren Erkenntnisse ergeben.

Wie werden denn Traumerlebnisse erworben? - Sie werden dadurch erworben, daß wir im
physischen Leib nicht ganz drinnen sind. Wenn wir ganz drinnen sind im physischen Leib,
träumen wir nicht. Da erleben wir durch die Sinne auf dem physischen Plan und durch den
an die Sinne gebundenen Verstand. Wenn wir träumen, müssen wir wenigstens teilweise
außerhalb des physischen Leibes sein. Was macht der physische Leib, wenn er durch die
Erinnerungskraft arbeitet? Ja, so schwierig es zunächst zu denken ist für den Menschen, so
ist es doch wahr: jedesmal, wenn der Mensch ein Erlebnis hat und dieses Erlebnis durch
einen Gedanken in der Erinnerung aufbewahrt, dann wird in unserem Ätherleib ein Abdruck,
gleichsam eine Art Klischee des Erlebnisses gebildet. Aber- ich habe das schon
auseinandergesetzt - nicht so, daß dieser Abdruck etwa das Erlebnis photographisch
abbilden würde. Ebensowenig wie der Buchstabe einer Schrift mit dem Laute zu tun hat,
ebensowenig hat, was in unserem Leib als Abdruck existiert, ebensowenig hat diese
Abbildung mit dem Erlebnis selbst zu tun. Er, der Abdruck, ist nur ein Zeichen. Und dieses
Zeichen ist merkwürdigerweise ähnlich der menschlichen Gestalt selber. Und zwar, wenn Sie
von der menschlichen Gestalt die oberen Teile nehmen, den Kopf und höchstens noch etwas
vom Oberleib und von den Händen, so haben Sie das, was jedesmal im Ätherleibe
beobachtet werden kann, wenn sich der Mensch Erinnerung bildet von einem Erlebnis.
Also, wir können sagen: Ich erlebe etwas; das Erlebnis bleibt mir - sei es ein kleines oder ein
großes Erlebnis - als Erinnerung. Es bildet sich eben ein Abdruck, ungefähr so (siehe
Zeichnung). So etwas entsteht jedesmal in Ihrem Ätherleib, wenn sich eine Erinnerung
bildet, und würde es ausgelöscht werden, so würden Sie sich an das Erlebnis nicht mehr
erinnern können.

Zeichnung aus GA 162, S. 51


Denken Sie, an wieviele Dinge Sie sich im Leben erinnern! Ebensoviele tausend und
abertausend solcher ätherischer Menschenabbilder haben Sie in sich. Ihr Ätherleib, und auch
der physische, gestatten wohl, daß so viele verschiedene Bilder da sind. Wenn zwei gleich
wären, würde man die Erlebnisse nicht unterscheiden können. Wenn man einen Menschen
okkult betrachtet, so findet man in ihm Tausende und aber Tausende solcher
Menschenbilder. Aber sie entstehen nicht nur im Ätherleib, sondern von jedem solchen
Menschenbild entsteht auch ein feiner Abdruck im physischen Leib, und diese Abdrücke
bleiben auch alle erhalten, insofern der Mensch Erinnerungen hat. Also Tausende und aber
Tausende solcher Homunkuli sind im Menschen vorhanden.

Sagen wir: Sie hören den heutigen Vortrag. Schon durch Anhören dieses Vortrages werden
sich hundert und aber hundert solcher Homunkuli in Ihrer Seele bilden. Die machen auch,
wenn Sie sich später erinnern, Eindrücke in Ihren physischen Leib, und diese Eindrücke
bleiben auch da.

Wie ist es nun aber beim Träumen? Ja, sehen Sie: beim Traum ist es so, daß wohl der
Homunkulus im ätherischen Leibe entsteht, daß er sich aber nicht abdrückt im physischen
Leib. Schwach drückt er sich ab, manchmal gar nicht. Dann weiß der Mensch wohl, daß er
geträumt hat, aber er kann sich nicht erinnern, was er geträumt hat. Schwach, viel
schwächer als irgendein Erlebnis auf dem physischen Plan, drücken sich die Träume ab.
Daher ist es so schwer, eine Erinnerung davon zu bewahren.

Die Stärke der Erinnerung hängt also ganz davon ab, wie stark der Eindruck ist, den der
Homunkulus des Ätherleibes auf den physischen Leib macht. Dasjenige aber, was der
Geistesforscher findet, was er erlebt in der geistigen Welt, das ist zunächst so geartet, daß es
überhaupt keinen Eindruck auf den physischen Leib machen kann. Denn wenn ein Erlebnis
Eindruck auf den physischen Leib machen kann, dann ist es schon kein rein geistiges Erlebnis
mehr; dann ist es schon mit Rücksicht auf den physischen Leib erworben. Das muß gerade
das Eigentümliche des geistigen Erlebnisses sein, daß zunächst im physischen Leib überhaupt
nichts geschieht, während das Geistige erlebt wird.

Was folgt daraus? Das folgt daraus, was in der Tat der Geistesforscher als sein nächstes
Erlebnis aufzufassen hat: daß man für die Ergebnisse der Geistesforschung kein Gedächtnis
hat. Die Erlebnisse des Geistesforschers können sich dem Gedächtnisse nicht einprägen. In
demselben Moment, in dem sie entstehen, vergehen sie auch.

Darin liegt die Schwierigkeit, von der geistigen Welt etwas zu wissen, solange man in der
physischen Welt lebt und mittels seines physischen Leibes allein leben will. Denn da der
Mensch schon für Träume ein schlechtes Gedächtnis hat, bei denen noch ein loser
Zusammenhang mit dem physischen Leibe vorhanden ist, so wird Ihnen das zeigen, wie
begreiflich es sein muß, daß der Mensch für das, was er nun wirklich okkult erlebt, kein
Gedächtnis haben kann.“ (Lit.:GA 162, S. 50ff)

Der physische Leib als Bildbewahrer


"Wenn ich ein Schema aufzeichnen wollte, so würde es so sein: Nehmen wir einmal an, wir
haben hier den physischen Leib (siehe Zeichnung, rot), wir haben hier den Ätherleib
(orange), wir haben hier den astralischen Leib (grün), und wir haben endlich hier das Ich
(weiß). Jetzt wirkt ein Sinneserlebnis. Dieses Sinneserlebnis wird zunächst aufgenommen in
das Ich. Es wird die Vorstellung daran geknüpft, indem es sich einlebt in den astralischen
Leib; es wirkt die Kraft, die dann die Erinnerung möglich macht, indem es sich einlebt als
Bewegung in den Ätherleib. Nun muß es sich aber stauen. Es darf nicht weitergehen, es

Tafel 9 aus GA 206, S 125


darf nicht den physischen Leib ganz durchdringen, sondern muß sich hier stauen. Im
physischen Leib entsteht nämlich, natürlich zunächst ganz unbewußt, von dem, was in der
Erinnerung lebt, ein Bild. Das Bild ist gar nicht ähnlich dem, was das Erlebnis war, es ist eine
Metamorphose; aber es entsteht ein Bild. So daß gesagt werden muß: Ebenso wie mit dem
Ätherleib das Gedächtnis verbunden ist, so ist mit dem physischen Leib ein wirkliches
inneres Bild verbunden. - Wir haben immer im physischen Leib, wenn sich solch eine
Bewegung staut, die vom Ätherleib ausgeht, eine Imprägnierung, ein Bild; dieses Bild kann
natürlich erst erreicht werden mit imaginativem Vorstellen. Da sieht man, wie in der Tat der
physische Leib der Träger wird von all diesen Bildern." (Lit.: GA 206, S. 124f)

Die Bedeutung des physischen Leibes für die Gedächtnisbildung


Der Ätherleib ist zwar der eigentliche Bewahrer des Gedächtnisses, doch müssen die
Erlebnisse während des Erdenlebens bis in den physischen Leib als Bilder eingeschrieben
werden, um wieder ins Bewusstsein gerufen, d.h. erinnert werden zu können. Das liegt
daran, dass sich unsere Erinnerungen während des Erdenlebens auf physisch-sinnliche
Erlebnisse beziehen.

„Das Erinnern wird überhaupt ganz falsch vorgestellt. Eine Vorstellung, die ich durch eine
äußere Wahrnehmung jetzt gewinne und jetzt habe, die lebt in mir überhaupt nicht als
etwas Reales, sondern als Spiegelbild, das sich die Seele bildet durch die Spiegelung des
Leibes. Wir werden davon näher im dritten Vortrage sprechen. Und es lebt diese Vorstellung
nur jetzt! Wenn ich sie aus dem Seelenleben verloren habe, dann ist sie nicht mehr da. Es
gibt das gar nicht: Hinuntertauchen von Vorstellungen und Wiederher auf tauchen - und so
Erinnerungen bilden. Die triviale Vorstellung der Erinnerung ist schon falsch.

Worauf es ankommt, ist: wenn man die Kraft der Seele für das geistige Schauen geschärft
hat, so sieht man - wie man in der Außenwelt beobachtet, so kann man im Geiste das
beobachten —, daß, während wir eine Vorstellung gewinnen durch eine Wahrnehmung,
noch ein anderer Vorgang vor sich geht. Und nicht der Vorstellungsvorgang, sondern dieser
andere, unterbewußte Vorgang, der sich parallel dem Vorstellen abspielt, erzeugt in uns
etwas, das, indem ich die Vorstellung habe, gar nicht unmittelbar ins Bewußtsein kommt,
das aber fortlebt. Habe ich jetzt eine Vorstellung, so entsteht ein unterbewußter und jetzt
rein an das Körperliche gebundener Prozeß. Wenn später durch irgendeine Veranlassung
dieser Prozeß wieder aufgerufen wird, dann bildet sich, indem die Seele jetzt hinblickt auf
diesen Prozeß, der ein rein leiblicher ist, aufs neue die Vorstellung. Eine erinnerte
Vorstellung ist eine aus den Tiefen des Leibeslebens herauf gebildete neue Vorstellung, die
der alten gleicht, weil sie durch den unterbewußten Prozeß, der sich gebildet hat im
leiblichen Leben, heraufgerufen wird. Die Seele liest gewissermaßen das Engramm, das in
dem Leibe eingegraben ist, wenn sie sich an eine Vorstellung erinnert.“ (Lit.:GA 73, S. 40f)

Diese Art der Erinnerungsfähigkeit hört etwa drei Tage nach dem Tod auf. Solange hält der
Ätherleib noch eine gewisse Beziehung zum physischen Leib, die ihm diese Art des
Gedächtnisses ermöglicht, obwohl es auch da schon bedeutsame Veränderungen erfährt, da
sich der Ätherleib bereits im Kosmos zu zerstreuen beginnt. Während dieser drei Tage erlebt
der Mensch ein umfassendes und lückenloses Lebenspanorama.

Seelisch-geistige Erlebnisse können grundsätzlich nicht auf diese Art erinnert werden, da sie
sich nicht in den physischen Leib einschreiben.

„Der Bewahrer des Gedächtnisses ist der Ätherleib, aber ohne den physischen Leib würde er
schlecht bewahren können. Die Nerven werden beeindruckt, und es muß hineingeschrieben
werden in den physischen Leib. Der ist sozusagen der Aufschreibeapparat für das, was der
Mensch behalten will. Und wenn der Mensch sich erinnern will an etwas, so durchdringt er
mit dem Ätherleib den physischen Leib bis zu der Stelle, wo das, was erinnert werden soll,
eingeschrieben steht, und dann wird das Erinnerungsbild lebendig, und der Mensch liest es
dann ab vom physischen Leib. Schüler machen es ja so, wenn sie etwas auswendig zu lernen
haben, daß sie es sich solange wiederholen, bis es sich eingeschrieben hat. Aber da kann es
vorkommen, daß, wenn sie z. B. lernen: «Es stand vor alten Zeiten ...», sie es sich gewaltsam
einpressen in den physischen Leib dadurch, daß sie den Laut zu Hilfe nehmen.

Gewohnheitsmäßig muß ein solches Einschreiben und Ablesen werden dadurch, daß es uns
zur inneren Gewohnheit wird, alle Verrichtungen mit Aufmerksamkeit und Nachdenken zu
durchdringen.

Für geistige Erlebnisse kann man den physischen Leib nicht brauchen als Erinnerungsorgan,
an die Stelle muß das Gewohnheitsmäßige treten. Wir müssen uns die dazu gehörende
Empfindungsnuance vor die Seele rufen.“ (Lit.:GA 266c, S. 246)

Der physische Leib als differenzierter Spiegelungsapparat


Im Kopf konzentrieren sich die nach außen geöffneten Sinnesorgane, während im restlichen
Organismus die Organe ihre Tätigkeit wesentlich im Innern entfalten.Im Kopfbereich
entfalten auch die drei seelischen Wesensglieder am stärksten ihre Wirkungen und sie bilden
die Grundlage für das wache Tagesbewusstsein und das damit verbundene
Selbstbewusstsein. In diesen seelischen Wesensgliedern lebt das Ich bewusst. Das Ich erlebt
sich in diesen drei seelischen Wesensgliedern in unmittelbarer Geistesgegenwart. Es ist hier
zunächst kein Rückblick auf die Vergangenheit, also auch keine Erinnerungsfähigkeit möglich,
wie auch kein prophetischer Vorblick auf die Zukunft.

Indem der restliche Organismus die Seelenerlebnisse in sehr differenzierter Weise an der
Oberfläche der einzelnen Organe zurückspiegelt, wird er zum unentbehrlichen Werkzeug für
das Gedächtnis - und gibt dadurch auch erst dem Ich-Bewusstsein seine notwendige
Kontinuität. Teilweise wirken die Erlebnisse auch ins Innere der Organe hinein und werden
von den Drüsenorganen zu Absonderungen umgewandelt bzw. werden hier in Verbindung
mit der Tätigkeit des Stoffwechsel-Gliedmaßen-Systems sogar Kräfte aufgebaut, die in der
nächsten Inkarnation den Organismus gestalten:

So spiegelt die Lungenoberfläche abstrakte Gedanken wider. Gedanken, die sich an äußere
Wahrnehmungen anknüpfen gehen in das Innere der Lunge und werden hier zu Kräften, die
in der nächsten Inkarnation den Kopf äußerlich formen. Werden diese Kräfte schon in dieser
Inkarnation frei, führen sie zu Illusionen - bei Lungenerkrankungen kann man das oft
bemerken.

Die Leberoberfläche spiegelt emotional gefärbte Gedanken. Insbesondere hängt die Leber
mit dem musikalischem Empfinden zusammen. Die Klangätherkräfte wirken sehr stark im
Chemismus der Leber. Musikalische Menschen haben im vorigen Leben lebendige Eindrücke
mitfühlend aufgenommen und konnten leicht von Fröhlichkeit zu Traurigkeit - und
umgekehrt - übergehen. Die Kräfte, die sich im Inneren der Leber ausbilden, bewirken in der
nächsten Inkarnation die innere Disposition des Gehirns. Wirken sie schon in dieser
Inkarnation, entstehen Halluzinationen, Visionen.

Im Nierensystem bereitet sich die künftige Temperamentsanlage vor, aber so, wie sie dann
vornehmlich durch den Kopf wirkt und dessen Tätigkeit emotional beeinflusst. Werden diese
Kräfte schon jetzt aktiv, entstehen Hypochondrie, Depression etc.

Am Herzen werden Gewissensbisse reflektiert. Im Innern bereiten sich die Kräfte vor, die in
der nächsten Inkarnation das äußere Leben bzw. unsere Taten mitbestimmen - das sind also
die eigentlichen karmischen Anlagen. Werden diese Kräfte jetzt schon aktiv, äußert sich das
in Tobsucht.

Esoterische Entwicklung und Gedächtnis


"Das, was man gewöhnlich als Gedächtnis hat, erleidet durch eine esoterische Entwickelung
fast immer eine Herabstimmung. Man bekommt zunächst ein schlechteres Gedächtnis. Wer
ein schlechteres Gedächtnis nicht haben will, kann eben eine esoterische Entwickelung nicht
durchmachen. Namentlich hört auf stark tätig zu sein dasjenige Gedächtnis, das man als
mechanisches Gedächtnis bezeichnen kann, das gerade in den Kindes- und Jugendjahren bei
Menschen am besten ausgebildet ist und was ja zumeist gemeint ist, wenn vom Gedächtnis
die Rede ist. Und gar mancher Esoteriker wird zu klagen haben über die Herabstimmung
seines Gedächtnisses, denn man kann das recht bald bemerken. Das Gedächtnis, das für das
äußere Leben da ist, geht schon einmal verloren; aber wir brauchen gar keinen Schaden zu
nehmen, wenn wir darauf achten, für alles das, was uns im Leben angeht, mehr Interesse zu
entwickeln, tieferes Interesse, mehr Anteil zu entwickeln, als wir das vorher gewohnt waren.
Wir müssen anfangen, uns für die Dinge, die für uns Bedeutung haben, namentlich ein
gefühlsmäßiges Interesse anzueignen. Das haftet um so besser, mit dem man seelisch
zusammenwächst. Man muß daher versuchen, geradezu systematisch dieses seelische
Zusammenwachsen zu bewirken." (Lit.: GA 145, S. 51f)

Die Metamorphose der Gedächtniskräfte nach dem Tod


Das wirkliche lebendige ätherische Gedächtnis lernen wir erst nach dem Tod, wenn wir vom
physischen Leib befreit sind, in Form eines umfassenden Lebenspanoramas kennen, das die
Summe aller von uns während des irdischen Lebens geschaffenen Gedankenlebewesen
umfaßt, von denen oben die Rede war, die dann gleichzeitig vor unserem geistigen Blick
stehen. Die Zeit wird dann nicht als ein Nacheinander erlebt, sondern als ein Nebeneinander.
Die zeitliche Orientierung finden wir dadurch, dass wir den Gedankenlebewesen gleichsam
ihr jeweiliges Alter ansehen.

Etwa drei Tage nach dem Tod verblaßt das Lebenspanorama indem unser Ätherleib der
allgemeinen Ätherwelt übergeben wird. Doch gehen die Kräfte, die wir durch die
Gedächtnisbildung unserem Organismus eingeschrieben haben, nicht verloren. Nach dem
Tod verschwinden die gestaltbildenden Kräfte des Kopfes sehr bald, während die Kräfte des
restlichen Organismus den Kopf der neuen Inkarnation zu gestalten beginnen. Innere Organe
werden so ihren Gestaltkräften nach zu Nerven-Sinnesorganen. Das Blutsystem wird zum
Nervensystem (so wird etwa die Aderhaut des Auges zur Netzhaut) und das Herz zur
Zirbeldrüse. Die Milz schlüpft gleichsam durch die Leber hindurch und erscheint in der neuen
Inkarnation im Gehörorgan wieder.

In der Erinnerungskraft wird künftig der Christus mitleben


"Hineinzuleiten diesen Christus-Impuls in das aufrechte Gehen, in Sprechen und Denken, das
ist durch dasjenige möglich, was seit Jahrtausenden für die Menschen da ist mit der
Menschheitskultur. In ein viertes Element hineinzuleiten den Christus-Impuls, vorzubereiten
dieses Hineinleiten in ein viertes menschliches Vermögen, daran müssen wir auch denken,
wenn wir uns im rechten Sinn auf den Boden der Geisteswissenschaft stellen. Daran müssen
wir auch denken! Wo hinein der Christus- Impuls noch nicht geleitet werden kann, wo
hineingeleitet zu werden er sich aber vorbereitet, das ist die menschliche Erinnerung, das
Erinnern des Menschen. Denn außer dem Aufrechtgehen und -stehen, dem Reden oder
Sprechen, dem Denken, tritt jetzt die Christus-Kraft in das Erinnern ein. Wir können
verstehen den Christus, wenn er durch die Evangelien zu uns spricht. Aber wir werden als
Menschen erst dazu vorbereitet, daß der Christus auch eintritt in die Gedanken, die dann als
erinnerte Gedanken und Vorstellungen in uns leben und sind und so weiter in uns leben.
Und eine Zeit wird herankommen für die Menschheit, die allerdings erst vollständig werden
wird in der sechsten größeren Periode der Menschheitsentwickelung, aber jetzt sich
vorbereitet, wo die Menschen hinsehen werden auf das, was sie erlebt und erfahren haben
und was als Erinnerung in ihnen lebt, und werden sehen können, daß in der Kraft des
Erinnerns der Christus mitlebt. Durch jede Vorstellung wird der Christus sprechen können.
Und auch wenn wir unsere Vorstellungen in der Erinnerung wiederbeleben, so wird in der
Erinnerung, in dem, was so eng, so intim mit uns verbunden ist wie unsere Erinnerung, der
Christus mit verbunden sein. Zurückblicken wird der Mensch können auf sein Leben und
sagen wird er sich: So wie ich mich erinnere, so wie die Kraft des Gedächtnisses in mir lebt,
so lebt in diesem Gedächtnis der hineingegossene Christus- Impuls. Der Weg, der den
Menschen geboten wird, immer mehr und mehr wahr zu machen die Worte: Nicht ich, der
Christus in mir, - der Weg wird dadurch geebnet, daß in die Erinnerungskraft allmählich der
Christus-Impuls einziehen wird. Er ist jetzt noch nicht darinnen. Wenn er darinnen sein wird,
wenn nicht nur im Verständnis des Menschen der Christus-Impuls lebt, sondern wenn der
Christus-Impuls sich über den ganzen Saum, über den ganzen Streifen von Erinnerungen
ausgießen wird, dann wird der Mensch zum Beispiel nicht nur angewiesen sein darauf, aus
äußeren Dokumenten Geschichte zu lernen, denn dann wird sich seine Erinnerungskraft
erweitern. Der Christus wird in dieser Erinnerung leben. Und der Mensch wird dadurch, daß
der Christus in seine Erinnerungskraft eingezogen ist, dadurch, daß der Christus in der
Erinnerungskraft lebt, der Mensch wird dadurch wissen, wie bis zum Mysterium von
Golgatha hin der Christus außerirdisch gewirkt hat, wie er es vorbereitet hat und
durchgegangen ist durch dieses Mysterium von Golgatha, und wie er als Impuls weiterwirkt
in der Geschichte. So wahr und wirklich wird der Mensch das überschauen, wie jetzt im
gewöhnlichen Leben die Erinnerung da ist. Man wird die irdische Entwickelung der
Menschheit nicht anders überschauen können innerlich als so, daß man dann den Christus-
Impuls im Mittelpunkt erblickt. Alle Erinnerungskraft wird durchsetzt und zugleich verstärkt
werden durch das Eindringen des Christus-Impulses in die Gedächtniskraft, in die
Erinnerungskraft." (Lit.: GA 152, S. 115f)

ᐃᐁ
Geheimnis des Bösen
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Das Geheimnis des Bösen ist das fünfte der sieben Lebensgeheimnisse und betrifft ganz
besonders alle Zustände, die auf der fünften Stufe ihrer Entwicklung angelangt sind. Unser
gegenwärtiges Bewusstseinsseelenzeitalter muss sich mit dem Rätsel des Bösen ganz
besonders auseinandersetzen. Es ist ein Kernthema der Apokalypse des Johannes, die
bereits einen Ausblick auf das Neue Jerusalem bzw. den Neuen Jupiter gibt, wo dieses Rätsel
im Wesentlichen gelöst werden sollte.

5 ist die Zahl des Menschen, des Mikrokosmos, zugleich aber auch die Zahl des Bösen bzw.
der Wahlfreiheit zwischen dem Guten und dem Bösen. Das spiegelt sich auch in der
ambivalenten symbolischen Bedeutung des Pentagramms wieder, das einerseits als
Bannzeichen für das Böse gilt, anderseits in umgedrehter Form als Drudenfuß das Zeichen
für den Teufel ist. Da man das Pentagramm ohne abzusetzen in einem Zug zeichnen kann
und dabei wieder an den Anfangspunkt gelangt, galt es in der Antike auch als Zeichen des
ewigen Kreislaufs des Lebens. Dem liegt die okkulte Wahrheit zugrunde, dass das
Pentagramm tatsächlich die hauptsächlichsten Kräfteströmungen des menschlichen
Ätherleibes zum Ausdruck bringt. In diesem Sinn wurde es auch auf die menschliche Natur
des Jesus Christus bezogen.

„Überall, wo im Weltenall nach dem Zahlengeheimnis die Zahl Fünf waltet, hat man es mit
der Welt des Bösen zu tun; sie lehnt sich auf gegen die Vier, und es folgen große
Entscheidungen, die dahin gehen, entweder im Guten oder im Bösen zur Sechs
hinaufzukommen.“ (Lit.:GA 346, S. 99)

„Fünf ist die Zahl des Bösen. Das können wir uns am besten klarmachen, wenn wir wieder
den Menschen betrachten. Der Mensch hat sich zu einer Vierheit entwickelt, zu einem
Wesen der Schöpfung, aber auf der Erde tritt zu ihm das fünfte Glied, das Geistselbst. Wäre
der Mensch nur eine Vierheit geblieben, dann würde er immer von oben, von den Göttern,
zum Guten dirigiert worden sein; zur Selbständigkeit hätte er sich niemals entwickelt. Er ist
dadurch frei geworden, daß er auf der Erde die Keimanlage zu dem fünften Glied, dem
Geistselbst, bekommen hat. Dadurch hat er die Möglichkeit erhalten, das Böse zu tun,
dadurch aber ist er auch selbständig geworden. Kein Wesen, das nicht in der Fünfheit
auftritt, kann das Böse tun, und überall, wo uns ein Böses begegnet, das tatsächlich aus sich
selbst verderblich wirken kann, da ist eine Fünfheit im Spiele.“ (Lit.:GA 101, S. 177ff)

„In charakteristischer Weise lebte Geburt und Tod gerade im vierten nachatlantischen
Zeitalter, im Zeitalter der Gemüts- und Verstandesseele in dem Menschen drinnen. Er
brauchte es noch nicht äußerlich zu sehen. Jetzt, im Zeitalter der Bewußtseinsseele, muß er
es äußerlich sehen. Dafür muß er in seinem Innern wiederum ein anderes entwickeln. Das ist
sehr wichtig, daß er ein anderes wiederum entwickelt.

Sehen Sie, man kann sagen, wenn man den Menschen schematisch so betrachtet (siehe
Zeichnung): Viertes griechisch-lateinisches Zeitalter, fünftes Zeitalter - Geburt und Tod
erblickte der Mensch bewußt in diesem vierten Zeitalter, wenn er ins Innere seines
Menschen hineinschaute; jetzt muß er Geburt und Tod äußerlich im geschichtlichen Leben
erblicken und von da aus es auch im Innern suchen. Daher ist es so unendlich wichtig, daß in
diesem Zeitalter der Bewußtseinsseele der Mensch sich über Geburt und Tod im wahren
Sinne, das heißt im Sinne der wiederholten Erdenleben, aufklärt, sonst wird er nie dazu
kommen, im historischen Werden Verständnis für Geburt und Tod zu erwerben.

Aber geradeso, wie Geburt und Tod von innen nach außen gegangen sind im menschlichen
Anschauen, so muß der Mensch wiederum etwas entwickeln in seinem Innern im fünften
nachatlantischen Zeitraum, was im sechsten Zeitalter, das also im vierten Jahrtausend
beginnt, wiederum nach außen gehen wird. Und das ist das Böse. Das Böse wird im Innern
des Menschen entwickelt im fünften nachatlantischen Zeitraum, muß nach außen strahlen
und im Äußeren erlebt werden im sechsten Zeitraume so wie Geburt und Tod im fünften
Zeitraume. Das Böse soll innerlich in den Menschen sich entwickeln.

Zeichnung aus GA 185, S 103


Denken Sie einmal, was das für eine unangenehme Wahrheit ist! Man wird vielleicht sagen:
Man kann es ja noch hinnehmen, was im vierten nachatlantischen Zeitraum das Wichtige ist,
daß der Mensch ganz bekannt wird innerlich mit Geburt und Tod, dann aber kosmisch
Geburt und Tod erfaßt, so wie ich es Ihnen dargestellt habe in der Conceptio immaculata
und in der Auferstehung, im Mysterium von Golgatha. Deshalb steht vor der Menschheit des
vierten nachatlantischen Zeitraums Geburt und Tod des Christus Jesus, weil Geburt und Tod
das ganz besonders Wichtige war im vierten nachatlantischen Zeitraum.

Jetzt, wo der Christus wiederum im Ätherischen erscheinen soll, wo wiederum eine Art
Mysterium von Golgatha erlebt werden soll, jetzt wird das Böse eine ähnliche Bedeutung
haben wie Geburt und Tod für den vierten nachatlantischen Zeitraum. Im vierten
nachatlantischen Zeitraum entwickelte der Christus Jesus seinen Impuls für die
Erdenmenschheit aus dem Tode heraus. Und man darf sagen: Aus dem erfolgten Tode
heraus wurde das, was in die Menschheit einfloß. - So wird aus dem Bösen heraus auf eine
sonderbare, paradoxe Art die Menschheit des fünften nachatlantischen Zeitraums zu der
Erneuerung des Mysteriums von Golgatha geführt. Durch das Erleben des Bösen wird
zustandegebracht, daß der Christus wieder erscheinen kann, wie er durch den Tod im vierten
nachatlantischen Zeitraum erschienen ist.“ (Lit.:GA 185, S. 102ff)

Siehe auch
Das Böse
Neigung zum Bösen
Kain und Abel-Imagination
Zerstörungsherd

ᐃᐁ
Gehirn
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte

Sagittalschnitt durch das menschliche Gehirn


(Johannes Sobotta: Atlas der descriptiven Anatomie des Menschen, Band III, J.F. Lehmanns,
München 1919, S. 606 [1])

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG


Das Gehirn (Hirn, lat. Cerebrum; griech. Ενκέφαλον Encephalon „im Kopf“, von εν en „in“
und κεφαλή kephalé „Kopf“) ist der in der Schädelhöhle geschützt liegende Teil des
Zentralnervensystems (ZNS) der Wirbeltiere und des Menschen. Aufgebaut und beständig
regeneriert (besonders im Schlaf) wird das physische Gehirn durch das ihm zu Grunde
liegende Äthergehirn.

Das Gehirn und das im Wirbelkanal (Canalis vertebralis) gelegene Rückenmark wird von zwei
weichen (Pia mater und Arachnoidea) und einer harten Hirn- bzw. Rückenmarkshaut (Dura
mater) umgeben. Durch den zwischen den beiden weichen Hirnhäuten liegenden
Subarachnoidalraum zirkuliert die Gehirn- bzw. Rückenmarksflüssigkeit (Liquor
cerebrospinalis), die im Atemrhythmus steigt und fällt.

Aus anthroposophischer Sicht dient das Gehirn hauptsächlich als reich differenzierter
Spiegelungsapparat, der die geistige und die sinnlich-körperliche Tätigkeit des Menschen in
die Seele und damit in das Bewusstsein reflektiert, wobei allerdings sehr unterschiedliche
Bewusstseinsgrade enstehen, je nach dem, welche Schicht des Gehirns die Spiegelung
hervorbringt. Je älter die entsprechende Gehirnstruktur entwicklungsgeschichtlich ist, desto
dumpfer ist in der Regel der damit verbundene Bewusstseinsgrad. Das Wachbewusstsein des
heutigen Menschen ist an weitreichende Partien der Großhirnrinde gebunden. Hier werden
auch die Gedanken gespiegelt und dadurch bewusst gemacht. Das eigentliche Organ des
Denkens ist aber das Äthergehirn, welches das physische Gehirn beständig gestaltet und
regeneriert. Das Gehirn ist dabei ein sichtbares Produkt der selben Bildekräfte, die auf
unsichtbare Art auch in den Tieren und Pflanzen bis hin zu den Kristallen gestaltend wirken.

„Im Geistorganismus des Menschen, in seinem zum vollkommenen Gehirn ausgebildeten


Nervensystem, hat man sinnlich-sichtbar vor sich, was an den Pflanzen und Tieren als
unsinnliche Kraftwesenheit arbeitet.“ (Lit.:GA 9, S. 154)

Der geistigen Forschung zeigt sich das Gehirn als mondenhaftes Organ (siehe unten), das
sogar bis zu einem gewissen Grad unter dem Einfluss der Mondrhythmen steht. Dem
gegenseitigen Verhältnis von Herz und Gehirn entspricht im Makrokosmos das Verhältnis der
Sonne zum Mond (Lit.: GA 107, S. 109). Das zugehörige Planetenmetall ist das Silber.

Sagittales MRT-Schnittbild eines menschlichen Gehirns. Die Nase ist links.


Grundlegende Eigenschaften des Gehirns
Das menschliche Gehirn, das durchschnittlich bei einer erwachsenen Frau eine Masse von
1245 g und bei einem erwachsenen Mann von 1375 g hat, besteht auf fundamentaler Ebene
aus geschätzten 100 Milliarden (1011) Nervenzellen, die durch etwa 100 Billionen (1014)
Synapsen eng miteinander vernetzt sind. Es hat einen ungeheuren Blut-, Sauerstoff- und
Energiebedarf, um am Leben erhalten zu werden. Dieser Energiebedarf ist weitgehend
unabhängig davon, ob wir wachen oder schlafen bzw. geistig aktiv oder träge sind. Bei etwa
2% der Körpermasse ist es für nahezu 1/5, bei Neugeborenen sogar für 50% des täglichen
Grundumsatzes verantwortlich, der beim Mann etwa 80 W (1700 kcal/Tag) beträgt, und
beansprucht vom Blutkreislauf ca. 20% des Herzminutenvolumens, das in Ruhe insgesamt
etwa 5 l/min beträgt. Bei angestrengter intellektueller Tätigkeit wird allerdings noch mehr
Energie benötigt, nämlich etwa soviel wie bei mittlerer körperlicher Arbeit, also ungefähr
115 W (2400 kcal/Tag). Dieser zusätzliche Energiebedarf geht aber nicht an das Gehirn,
sondern beruht auf dem erhöhten Muskeltonus, der dadurch entsteht, dass sich die
Körpermuskulatur beim intellektuellen Denken verkrampft. Der restliche Organismus muss
gleichsam zur Erstarrung gebracht werden, damit wir in Ruhe unser modernes intellektuelles
Denken entfalten können. Die intellektuelle Tätigkeit führt daher sehr schnell zu
unangenehmen Muskelverspannungen. Im antiken Griechenland, wo man das
philosophische Denken gemeinsam herumwandelnd (→ Peripatetiker) im lebendigen
philosophischen Gespräch übte, hatte das Denken noch einen etwas anderen
Grundcharakter.

Durch den Auftrieb der Gehirnflüssigkeit, in der das Gehirn schwimmt, ist es zum
allergrößten Teil der Schwerkraft enthoben; erst dadurch kann sich unsere Intelligenz
entfalten:

„Sehen Sie, unser Gehirn wiegt durchschnittlich 1250 Gramm. Wenn dieses Gehirn, indem
wir es in uns tragen, wirklich 1250 Gramm wiegen würde, dann würde es so stark drücken
auf die unter ihm befindlichen Blutadern, daß das Gehirn nicht in richtiger Weise mit Blut
versorgt werden könnte. Es würde ein starker Druck ausgeübt werden, der das Bewußtsein
sogleich umnebeln würde. In Wahrheit drückt das Gehirn gar nicht mit den vollen 1250
Gramm auf die Unterfläche der Schädelhöhle, sondern nur mit etwa 20 Gramm. Das kommt
davon her, daß das Gehirn in der Gehirnflüssigkeit schwimmt. So wie der Körper hier im
Wasser schwimmt, so schwimmt das Gehirn in der Gehirnflüssigkeit. Und das Gewicht der
Gehirnflüssigkeit, die verdrängt wird durch das Gehirn, beträgt eben ungefähr 1230 Gramm.
Um diese wird das Gehirn leichter und hat nur noch 20 Gramm. Das heißt, wenn man nun
auch - und das tut man ja mit einem gewissen Recht - das Gehirn als das Werkzeug unserer
Intelligenz und unseres Seelenlebens, wenigstens eines Teiles unseres Seelenlebens,
betrachtet, so muß man nicht bloß rechnen mit dem wägbaren Gehirn - denn dieses ist nicht
allein da -, sondern dadurch, daß ein Auftrieb da ist, strebt das Gehirn eigentlich nach
aufwärts, strebt seiner eigenen Schwere entgegen. Das heißt, wir leben mit unserer
Intelligenz nicht in abwärtsziehenden, sondern in aufwärtsziehenden Kräften. Wir leben mit
unserer Intelligenz in einem Auftrieb drinnen.“ (Lit.:GA 320, S. 49)

Lateralisation des Gehirns

Die zwei Großhirn-Hemisphären des menschlichen Gehirns, die teils sehr unterschiedliche
Funktionen erfüllen.
→ Hauptartikel: Lateralisation des Gehirns
Das menschliche Großhirn besteht aus zwei Hemisphären, die auf unterschiedliche Aufgaben
spezialisiert sind und entsprechend auch anatomische und funktionale Asymmetrien
aufweisen. Makroskopisch zeigen sich Unterschiede bezüglich der Volumina umschriebener
Gehirnareale sowie auch bezüglich der Länge, Tiefe und Form der Gehirnfurchen.
Mikroskopisch gibt es Unterschiede hinsichtlich des Vorkommens einzelner Zellarten und
ihrer Vernetzung.

Die auffälligste funktionale Asymmetrie ist die Dominanz der linken Hemisphäre bei der
Sprachproduktion, die sich bei rund 95 % der Rechtshänder und 70 % der Linkshänder
nachweisen lässt[1]. Die rechte Gehirnhäfte dominiert hingegen etwa bei der räumlichen
Wahrnehmung und bei der Erkennung von Gesichtern. Ganz allgemein erfüllt die dominante
linke Gehirnhälfte mehr analytisch-logische Aufgaben und unterstützt ein sprachorientiertes
rationales Denken, während die rechte Gehirnhälfte mehr dem bildhaften, ganzheitlichen
Denken und der Kreativität dient. Die Aufgabenteilung der beiden Gehirnhälften ist
allerdings wesentlich komplexer und weist weit größere individuelle Unterschiede auf als das
vereinfachte populäre Hemisphärenmodell des Gehirns vermuten lässt.

Die 4 Hauptbereiche des menschlichen Gehirns

Längsschnitt durch das menschliche Gehirn


Im menschlichen Gehirn lassen sich grob vier Hauptbereiche unterschieden, die ein sehr
unterschiedliches entwicklungsgeschichtliches Alter haben:

1. Großhirn
Das stark gefaltete Großhirn ist in zwei Hemisphären geteilt, die durch einen dicken
Nervenstrang, den sog. Balken, und weitere kleinere Verbindungen zusammenwirken.

Die 2-5 mm dicke Großhirnrinde (Cortex) besteht aus etwa 14 Milliarden Nervenzellkörpern,
die die sog. Graue Substanz bilden. Auf der Großhirnrinde lassen sich sensorische und
motorische Primärfelder und sog. Assoziationsfelder lokalisieren, wobei Rudolf Steiner sehr
nachdrücklich darauf hingewiesen hat, dass kein prinzipieller Unterschied zwischen
sensorischen und motorischen Nerven besteht. Auch die motorischen Nerven haben seiner
Ansicht nach sensorischen Charakter und sind für die Wahrnehmung der Eigenbewegung
zuständig (→ Eigenbewegungssinn).

Gehirnlappen

Unterteilung des Großhirns in Hirnlappen, Seitenansicht.


Die Großhirnrinde gliedert sich in fünf bis sechs durch tiefe Spalten (Fissurae) voneinander
abgegrenzte Gehirnlappen (lat. Lobi), die unterschiedliche Funktionen erfüllen. Vier Lappen
liegen an der Gehirnoberfläche:

Der Frontallappen oder Stirnlappen (Lobus frontalis), der für das logische Denken wichtig ist
und die motorischen Zentren in und um den Gyrus praecentralis enthält.
Der Parietallappen oder Scheitellappen (Lobus parietalis), in dem das primäre Zentrum für
die Tastempfindung liegt (Gyrus postcentralis, in dem sich die gesamte Körperoberfläche
topographisch abbildet.
Der Temporallappen oder Schläfenlappen (Lobus temporalis), in dem sich das Hörzentrum
(Auditiver Cortex) und wesentliche Teile des Sprachzentrums befinden.
Der Occipitallappen oder Hinterhauptslappen (Lobus occipitalis), in dem das Sehzentrum
(Area striata) lokalisiert ist.
Teilweise bedeckt vom Frontal-, Parietal- und Temporallappen liegt seitlich der

der Insellappen (Lobus insularis), dessen Funktion noch unvollständig erforscht ist. Der
vordere Teil, die anteriore Insel, hängt mit dem Empathieempfinden zusammen.
Gelegentlich werden einzelne entwicklungsgeschichtlich ältere Teile des Cortex (z. B. Gyrus
cinguli und Hippocampus) zusammengefaßt als sechster

der Limbische Lappen (Lobus limbicus), der für die Gedächtnisfunktion und für emotionale
Prozesse bedeutsam ist.
Das Innere des Großhirns wird aus der sog. Weiße Substanz gebildet, die aus stark
myelinisierten Nervenfasern (Axon) besteht, die die einzelnen Teile des Großhirns
miteinander und mit anderen Gehirnteilen verbinden.

Rudolf Steiner hat auch nachdrücklich darauf hingewiesen, dass die Graue Substanz nicht,
wie oft fälschlich angenommen, das Werkzeug des Denkens ist, sondern vor allem der
Ernährung des Gehirns dient. Vielmehr ist die Weiße Substanz die eigentliche
„Denksubstanz“.

„Es ist ja eine ganz, man möchte schon fast sagen, alberne Ansicht, daß in der grauen
Hirnsubstanz im wesentlichen die Denksubstanz gegeben ist, denn das ist nicht der Fall. Die
graue Hirnsubstanz ist im wesentlichen zur Ernährung des Gehirnes da und ist eigentlich eine
Kolonie der Verdauungswerkzeuge zur Ernährung des Gehirnes, während gerade dasjenige,
was weiße Hirnsubstanz ist, von einer großen Bedeutung als Denksubstanz ist. Daher werden
Sie auch in der anatomischen Beschaffenheit der grauen Hirnsubstanz schon etwas finden,
was viel mehr zusammenhängt mit einer totalen Tätigkeit als mit dem, was ihr gewöhnlich
zugeschrieben wird. Also Sie sehen, daß, wenn man von Verdauung spricht, man nicht bloß
vom Unterleib sprechen kann.“ (Lit.:GA 312, S. 113)

2. Kleinhirn
Das Kleinhirn, das sich ebenfalls in zwei Hemisphären und weitere Teile gliedert, ist
bedeutsam für den Gleichgewichtssinn und für die Bewegungskoordination. Bei Tieren tritt
das Kleinhirn im Verhältnis zum Großhirn meist stärker hervor, namentlich bei schnellen
Raubtieren und flugfähigen Tieren.

3. Zwischenhirn
Das Zwischenhirn, das vor allem für den Schlaf-Wach-Rhythmus, die Schmerzempfindung
und die Temperaturregulation wichtig ist, besteht aus vier wesentlichen Teilen:

Der Thalamus, der hauptsächlich aus grauer Substanz besteht, bündelt motorische und
sensorische Reize und vermittelt sie von und zum Großhirn.
Der Subthalamus, dessen wichtigste Strukturen der Nucleus subthalamicus und das Pallidum
sind, ist für die Grobmotorik zuständig.
Der Hypothalamus, der mit der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) verbunden ist, ist das zentrale
Bindeglied zwischen Hormonsystem und Nervensystem.
Der Epithalamus ist mit der Epiphyse verbunden, die das Hormon Melatonin in Abhängigkeit
vom Schlaf-Wach-Rhythmus produziert.
Nach Aussagen Rudolf Steiners ist das rechte Zusammenspiel von Epiphyse und Hypophyse
wesentlich für die Gedächtnisbildung.

4. Hirnstamm
Der Hirnstamm (oft auch als Reptilienhirn bezeichnet) ist der entwicklungsgeschichtlich
älteste Teil des Gehirns und besteht teils aus auf- und absteigenden Nervenfasern (Weiße
Substanz) und teils aus einzelnen Ansammlungen von Nervenzellkörpern (Graue Substanz).
Der Hirnstamm gliedert sich in folgende Teile:

Das Mittelhirn regelt unter anderem die Augenbewegung, die Irismuskulatur und die
Ziliarmuskeln.
Die Brücke (Pons), durch die auf- und absteigende Nervenfasern (Weiße Substanz)
durchgeleitet werden. Hier befinden sich auch die sog. Brückenkerne aus grauer Substanz,
die wichtige Umschaltstationen zwischen Großhirn und Kleinhirn sind.
Das Nachhirn, das auch als verlängertes Mark (Medulla oblongata) bezeichnet wird. Hier
kreuzen sich die Nervenbahnen der beiden Körperhälften und hier werden viele automatisch
ablaufende Vorgänge wie Herzschlag, Atmung und Stoffwechselvorgänge reguliert. Auch
finden sich hier wichtige Reflexzentren, etwa für den Lidschluss-, Schluck-, und Hustenreflex.
Das untere Ende des Nachhirns schließt unmittelbar an das Rückenmark an.
Die 12 Hauptnervenpaare des Gehirns
Als Hirnnerven werden jene paarig angeordneten peripheren Nerven bezeichnet, die direkt
dem Gehirn, zumeist dem Hirnstamm, entspringen. Nur der Nervus accessorius entspringt
eigentlich dem Rückenmark, geht jedoch parallel zum Rückenmark in die Schädelhöhle und
verlässt diese dann wieder an der Schädelbasis und wird deshalb ebenfalls zu den
Hirnnerven gezählt. Die Hirnnerven bestehen aus somatischen und vegetativen Fasern.

Nervus olfactorius - ermöglicht das Riechen.


Nervus opticus - leitet optische Eindrücke weiter.
Nervus oculomotorius - versorgt u.a. 4 von 6 Muskeln, die das Auge bewegen.
Nervus trochlearis - versorgt den oberen schrägen Augenmuskel.
Nervus trigeminus - leitet u.a. Informationen über Berührungen aus dem Gesichtsbereich
weiter.
Nervus abducens - versorgt den seitlichen Augenmuskel.
Nervus facialis - ermöglicht u.a. mimische Bewegungen und Geschmackswahrnehmungen.
Nervus vestibulocochlearis (N. statoacusticus)- leitet Informationen aus dem Hör- und dem
Gleichgewichtsorgan weiter.
Nervus glossopharyngeus - leitet u.a. Informationen des Geschmackssinn und aus dem
Schlundbereich weiter und ermöglicht Bewegungen in diesen Bereichen.
Nervus vagus - ist zuständig für die Wahrnehmung und Bewegung eines Teils der
Eingeweide, inklusive der Regulation der Drüsentätigkeit und Hormonausschüttung.
Nervus accessorius - ermöglicht die Bewegung zweier großer Muskel des Halses und des
Kopfes.
Nervus hypoglossus - ermöglicht die Bewegungen der Zunge.
Die zwölf paarigen Gehirnnerven entsprechen den 12 astralen Strömen, die von den zwölf
Amshaspands ausgehen, von denen schon in der persischen Mythologie gesprochen wurde.
Die Amshaspands haben schon auf dem alten Mond das Äthergehirn vorgebildet (Lit.: GA
145, S. 67). In der germanischen Mythologie wird in ähnlicher Weise von den 12
Hauptströmen gesprochen, die dem in Niflheim gelegenen Brunnen Hvergelmir entspringen.
"Zur Zeit Zarathustras gab es noch keine Anatomie im heutigen Sinne. Da sahen Zarathustra
und seine Schüler durch ihre geistige Anschauung die Strömungen wirklich, von denen wir
heute gesprochen haben, die als zwölf Ströme von der großen Welt auf den Menschen
zufließen und sich in den Menschen hinein fortsetzen, so dass uns in der Tat das menschliche
Haupt als der Ausdruck dessen erscheint, dass in den Menschen hereinströmen die Kräfte
der sieben guten und der fünf bösen Amshaspands-Strömungen. Da drinnen im Menschen
sind die Fortsetzungen der Ströme der Amshaspands. Wie geben sie sich heute kund einer
viel späteren Zeit? Heute deckt der Anatom zwölf Hauptpaare von Gehirnnerven auf, die
vom Gehirn aus in den Leib gehen. Das sind die physischen Gegenbilder, gleichsam die zwölf
gefrorenen Strömungen der Amshaspands, zwölf Nervenpaare für die höchste menschliche
Tätigkeit, durch die der Mensch zu den höchsten Vollkommenheiten wie auch zum ärgsten
Bösen kommen kann. Da sehen wir, wie in unserm Zeitalter - materialistisch umgestaltet -
das wiedererscheint, was Zarathustra seinen Schülern aus der geistigen Welt heraus gesagt
hat. Das ist das Ärgerliche, und leicht wird es für einen heutigen Menschen, zu sagen: Da
predigt die Geisteswissenschaft das ganz Phantastische, dass Zarathustra mit den zwölf
Amshaspands etwas gemeint habe, was mit den zwölf Nervenpaaren im menschlichen Kopfe
zusammenhängen soll! Aber die Welt wird noch etwas ganz anderes erfahren: sie wird
erfahren, wie sich in den Menschen hinein fortsetzt, was die ganze Welt durchwebt und
durchlebt. In unserer Physiologie steht der alte Zarathustrismus wieder auf! Und wie die
achtundzwanzig bis einunddreißig Izeds unter den Amshaspands stehen, so stehen die
achtundzwanzig Rückenmarksnervenpaare unter den Gehirnnerven. In den
Rückenmarksnerven, die das niedere Seelenleben des Menschen anregen, schaffen die Izeds,
die als geistige Strömungen draußen vorhanden sind; sie wirken in uns herein, kristallisieren
sich gleichsam in den achtundzwanzig Rückenmarksnerven, denn in denselben haben wir die
verdichteten Izeds-Strömungen. Und in dem, was nicht mehr Nerv ist, was uns zur
Persönlichkeit abrundet, haben wir das, was nun nicht mehr in einer äußeren Strömung, in
einer äußeren Richtung sich auslebt: was die Fravashis sind, das sind in uns die Gedanken,
die sich über das bloße Gedanken- und Gehirnleben erheben." (Lit.: GA 060, S. 275ff)

"... aus den zwölf Richtungen des Tierkreises sahen die Schüler des Zarathustra herkommen
zwölf Mächte, von denen die eine Hälfte nach der lichten Seite, gleichsam nach der
Lichtseite des Tierkreises, da, wo die Sonne oben bei Tag durchläuft, gerichtet war; die
andere Hälfte war der finsteren Seite des Tierkreises, dem Ahriman, wie sie sagten,
zugewendet. Also von zwölf Seiten des Weltenalls herkommend und in die
Menschenorganisation eindringend, so dachte sich der Perser die makrokosmischen Kräfte;
die strömten ein in die Menschheitsorganisation, wirkten und arbeiteten in ihr, so daß sie im
Menschen präsent, gegenwärtig sind. Daher muß sich der menschlichen Intelligenz das, was
sich heranentwickelt durch die Zwölfzahl, auch mikrokosmisch offenbaren, das heißt, es muß
sich das durch die Zwölfzahl der Amshaspands (Erzengel) auch im Mikrokosmos ausdrücken,
und zwar als eine letzte Manifestation sozusagen dieser zwölf geistigen makrokosmischen
Wesenheiten, die schon früher gewirkt haben, die vorbereitet haben, was nur eine letzte
Ausbildung während der persischen Kultur gefunden hat.

Die heutige Physiologie könnte wissen, wo die zwölf mikrokosmischen Gegenbilder der zwölf
Amshaspands sind. Das sind die zwölf Hauptnerven, die aus dem Haupte entspringen; die
sind nichts anderes als etwas, was durch das Hereinstrahlen der zwölf makrokosmischen
Mächte in den Menschen entstanden ist und im Menschen sich materiell verdichtet hat. Von
den zwölf Seiten des Tierkreises aus wirkten die zwölf Erzengelwesen, so haben die alten
Perser es sich vorgestellt, und um allmählich das hervorzubringen, was heute unsere
Intelligenz ist, wirkten sie in zwölf Strahlen herein in das menschliche Haupt. Natürlich
wirkten sie in der urpersischen Zeit nicht zum erstenmal in den Menschen herein, sondern
zuletzt so, daß wir zwölf kosmische Strahlungen, zwölf Erzengel-Strahlungen haben, die sich
dann im Haupte des Menschen verdichtet haben zu den zwölf Hauptgehirnnerven, wie wenn
sie da drin materiell gefroren wären." (Lit.: GA 126, S. 86f)

"Auch in anderen Gegenden hat man gewußt, daß das, was im Menschen sich ausdrückt, von
außen hereinfließt. Daher hat man zum Beispiel in gewissen Zeiten der germanischen
Mythologie von zwölf Strömen gesprochen, welche von Niflheim nach Muspelheim fließen.
Die zwölf Ströme sind nicht im physisch-materiellen Sinne gemeint, sondern sie sind das,
was, hellseherisch geschaut, als ein gewisser Abglanz vom Makrokosmos hereinfließt in den
menschlichen Mikrokosmos, in das Wesen, das auf der Erde herumwandelt und sich durch
makrokosmische Kräfte entwickeln soll. Und das muß ja allerdings betont werden, daß diese
Strömungen heute im Grunde genommen als astralische Ströme zu sehen sind, während sie
in den atlantischen Zeiten, die unmittelbar auf Lemurien folgten, und in Lemurien selbst als
ätherische Strömungen gesehen werden konnten." (Lit.: GA 126, S. 88f)

Das Gehirn und das Denken


Das menschliche Gehirn bringt nicht das Denken und die sinnlichen Vorstellungen hervor,
sondern das Gehirn wird durch das Denken zu einem komplizierten Spiegelungsapparat
geformt, der die geistige Tätigkeit der drei höheren Wesensglieder in den Ätherleib,
Astralleib und in das Ich zurückwirft und dadurch dem Menschen in Form von Gedanken
bewusst macht. Indem wir uns so des Gehirns als Werkzeug bedienen, schiebt sich der
Gedanke zwischen Wahrnehmung und Tat hinein; im Gegensatz zum Tier ist dadurch der
Mensch zu willkürlichen Handlungen befähigt.

"In der materialistischen Zeit hat man einen materialistischen Vergleich gebraucht, daß das
Gehirn Gedanken ausschwitze, wie die Leber etwa die Galle. - Es ist Unsinn, denn das
Umgekehrte ist richtig, daß nämlich von den Gedanken das Gehirn abgeschieden wird,
natürlich immer neu abgeschieden wird, weil es immer wiederum vom
Stoffwechselorganismus aus ersetzt wird. Der heutige Mensch, der wissenschaftlich ist, wird
ja zunächst damit überhaupt noch gar nichts Rechtes anfangen können, denn er wird sagen,
das sei doch beim Tier auch alles der Fall, das habe auch ein Gehirn, diese und jene Organe
und so weiter. - Darin zeigt sich aber gerade, daß der Mensch sich nicht selbst erkennt; denn
wer so vom Menschen und von dem Tiere spricht, begeht eben den Fehler, den der begehen
würde, der als Gesetzgeber etwa alle Rasiermesser, die sich bei sämtlichen Raseuren
irgendeines Ortes befinden, in die Wirtshäuser tragen ließe, weil er mit dem Messer nur die
Vorstellung des Essens verbindet und daraus schließt, daß ein Instrument, das in einer
bestimmten Weise geformt ist, eben nur dem einen Zweck zugehören müsse. - Das Wichtige
ist, zu erkennen, daß dasjenige, was beim Menschen auftritt als Organ, in einem ganz
anderen Dienste steht als bei den Tieren, und daß die ganze Betrachtungsweise, wie ich sie
jetzt erst in ihrem allerelementarsten Elemente dargelegt habe, eben für die Tiere einen
solchen Sinn nicht hat. Gerade die Erkenntnis dessen, was der Mensch aus dem Geistigen
heraus als materielle Organe hat, ist so ungeheuer wichtig; denn diese konkrete
Selbsterkenntnis ist es, worauf es ankommt." (Lit.: GA 203, S. 152f)
Durch das Denken wird das Gehirn in seiner feinen Struktur ausgestaltet; nicht das Gehirn
denkt, sondern das Denken formt das Gehirn. Es wird gleichsam durch das Denken in seinem
Feinbau herausgemeißelt; das ist aber kein lebendiger Aufbauprozess, sondern vielmehr ein
subtiler Zerstörungsvorgang, durch den aber gerade das Bewusstsein entsteht. Das
Bewusstsein gründet sich auf beständige leise, systematisch geordnete Verletzungen des
Gehirns, die gewissermaßen als subtiler und reich differenzierter Schmerz wahrgenommen
werden. Nur im bewusstlosen Schlaf können die Spuren dieser Zerstörung teilweise wieder
ausgetilgt werden. Während der Embryonalentwicklung und beim kleinen Kind gehen die
Aufbaukräfte noch ganz stark vom Kopf aus, das Bewusstsein ist dadurch stark gedämpft.
Später wird der Kopf zum Todespol, dadurch aber zum Bewusstseinszentrum ausgebildet. In
der Embryonalphase wächst das Gehirn um ca. 15 Millionen Zellen pro Stunde, aber
während des ersten Lebensjahres stirbt die Hälfte davon wieder ab. Mit 5 Jahren sind bereits
95% der Masse des erwachsenen Gehirns erreicht. Kurz vor der Pubertät gibt es einen,
allerdings weit bescheideneren, Wachstumsschub mancher Gehirnregionen, die im Zuge des
Erwachsenwerdens aber wieder schrumpfen. Die feinere Ausgestaltung des Gehirns beruht
auf der abbauenden Tätigkeit der seelisch-geistigen Wesensglieder, also des Astralleibs und
des Ich.

„Tatsächlich ist ursprünglich das Organ des Menschen, das seine Tätigkeit ausführt, von
dieser Tätigkeit selbst aufgebaut: Das Gehirn ist ursprünglich von Gedanken aufgebaut. Das
Blut entwickelt das Gefühlsleben. Ohne warmes Blut gibt es kein Gefühlsleben. Tatsächlich
ist aber das Blut ursprünglich von dem Gefühlsleben aufgebaut. Damit haben wir einen ganz
neuen Gesichtspunkt gewonnen. Nun sagen wir uns: Gewiß, mit dem, was heute der Mensch
durch sein Gehirn an diesen oder jenen Vorstellungen hervorbringt, können wir sein Gehirn
nicht ändern. Aber hinter diesem Gehirn stehen die anderen Gedanken, welche die
materialistische Wissenschaft gar nicht kennt und die das Gehirn erst aufgebaut haben.
Diese Gedankenwelt muß man eben kennenlernen, sie ist die schöpferische Gedankenwelt.
So daß man zwischen den gewöhnlichen Gedanken und einer die Welt durchflutenden -
wirklich durchflutenden - Gedankenwelt zu unterscheiden hat. Weil das Gehirn aus der
Gedankenwelt geboren ist, ist der menschliche Geist imstande, nicht nur solche Gedanken
hervorzubringen, welche der Gedankenwelt des Gehirns entsteigen, sondern auch an jener
Gedankenwelt teilzuhaben, die hinter der physischen Organisation waltet. Dadurch lernt
man das Gedankenleben beherrschen. Man heilt also auch nicht mit logischen Gründen,
sondern dadurch, daß man viel tiefer in die geistigen Gebiete hineindringt. Es ist möglich,
wenn die Gedanken aus der wirklichen geistigen Welt herausgeholt werden, rein vom
Gedanken aus den physischen Organismus zu verändern und den kranken Organismus
wieder gesund zu machen.“ (Lit.:GA 96, S. 97f)

Zu Beginn ist es noch nicht unser Eigendenken, welches das Gehirn bildet, sondern das
Weltendenken, das durch den noch in eine umfangreiche astrale Mutterhülle eingebetteten
Astralleib vermittelt wird, oder anders gesagt, die in den Naturprozessen waltende
Intelligenz. Vieles davon wird durch Sinnesreize aufgenommen. Das kleine Kind ist bis zum 7.
Lebensjahr ein umfassendes Wahrnehmungsorgan, das sich durch Nachahmung bis in die
Körperbildung hinein gestaltet - und das gilt insbesondere auch für das Gehirn. Die in der
Natur waltende Intelligenz drückt sich darin aus, wie die Sinnesreize gesetzmäßig
zusammenhängen. Nur wird uns das meisten davon niemals bewusst. Hier beginnt die große
Bedeutung der Goetheanistischen Naturwissenschaft, die eben diesen gesetzmäßigen
Zusammenhang der Sinnesqualitäten bewusst zu machen sucht.
Wäre das physische Gehirn ganz auf sich selbst angewiesen, könnte der Mensch nur das
denken, was sich auf die inneren Bedürfnisse seines Leibes bezieht. Zu einem weltoffenen
Erkenntnisorgan wird es erst dadurch, dass es durch die Ätherströme belebt wird, die infolge
der Ätherisation des Blutes beständig vom Herzen nach oben strömen.

Das Gehirn als Spiegelungsapparat für das Denken


Das Gehirn bringt also die Gedanken nicht hervor, aber es dient als Spiegelungsapparat für
unser Denken, um uns dieses in Form abstrakter Gedanken bewusst zu machen:

„Der materialistische Erkenntnistraum unserer Zeit, die philosophische Phantastik unserer


Zeit glauben, daß Erkenntnis dadurch zustande kommt, daß eine Gehirnarbeit verrichtet
wird. Gewiß wird bei der Erkenntnis eine Gehirnarbeit verrichtet, aber wenn wir ins Auge
fassen, daß zunächst die Hauptsache bei der Erkenntnis die innere Arbeit der Seele im
Vorstellungsleben ist, dann müssen wir die Frage aufwerfen: Hat dieses Vorstellungsleben in
seinem Inhalte, wohlgemerkt ich sage Inhalt, irgend etwas zu tun mit der Arbeit, die im
Gehirn verrichtet wird? Das Gehirn ist ein Teil des physischen Leibes, und alles das, was
Vorstellungsleben seinem Inhalte nach ist, was unsere, die Erkenntnis herbeiführende
Vorstellungsarbeit der Seele ist, alles das geht nicht bis zum physischen Leib, alles das
vollzieht sich in den drei höheren Gliedern der menschlichen Wesenheit, von dem Ich durch
den Astralleib zum Ätherleib herunter. Und Sie werden in allen Elementen des
Vorstellungslebens dem Inhalte nach nichts darin finden, was irgendwie im äußeren
physischen Gehirn vor sich gehen würde. Wenn wir also bloß von dem Vorstellungsinhalt,
von der Vorstellungsarbeit sprechen, so müssen wir diese lediglich in die drei höheren
übersinnlichen Glieder der menschlichen Wesenheit verlegen, und dann können wir uns
fragen: Was hat denn nun das Gehirn mit dem zu tun, was da übersinnlich sich abspielt in
der menschlichen Wesenheit? - Die triviale Wahrheit gibt es allerdings, auf die sich die
heutigen Philosophen und Psychologen berufen, daß, während wir erkennen, Vorgänge im
Gehirn stattfinden. Gewiß, diese triviale Wahrheit ist richtig, kann und soll gar nicht
abgeleugnet werden. Aber von der Vorstellung selbst lebt nichts im Gehirn. Welche
Bedeutung hat das Gehirn, hat überhaupt die äußere leibliche Organisation für die
Erkenntnis, sagen wir zunächst nur für das Vorstellungsleben?

Da ich eben kurz sein muß, so kann ich sie nur durch ein Bild andeuten. Gerade dieselbe
Bedeutung hat die Arbeit des Gehirns zu dem, was eigentlich vorgeht in unserer Seele, wenn
wir vorstellen, denken, wie der Spiegel für den Menschen, der sich darin sieht. Wenn Sie mit
Ihrer Persönlichkeit durch den Raum gehen, da sehen Sie sich nicht zunächst. Wenn Sie
einem Spiegel entgegengehen, da sehen Sie das, was Sie sind, wie Sie aussehen. Derjenige,
der nun behaupten wollte, das Gehirn denke, es ginge die Vorstellungsarbeit im Gehirn vor
sich, der redet gerade so gescheit wie der, der einem Spiegel entgegengeht und sagt: Ich, ich
bin nicht da, wo ich gehe; das bin nicht ich; ich muß einmal da hereingreifen - in den Spiegel
-, da drinnen stecke ich. - Da würde er sich bald davon überzeugen, daß er im Spiegel gar
nicht darin steckt, daß der Spiegel allerdings der Veranlasser ist, daß das, was außerhalb des
Spiegels ist, sich sieht. Und so ist es überhaupt mit aller physischen Leibesorganisation. Das
was da durch die Arbeit des Gehirns erscheint, das ist innere übersinnliche Tätigkeit der drei
höheren Glieder der menschlichen Organisation. Daß diese für den Menschen selber
erscheinen kann, dazu ist der Spiegel des Gehirns notwendig, so daß wir das, was wir
übersinnlich sind, wahrnehmen durch den Spiegel des Gehirns. Und es ist lediglich eine Folge
der gegenwärtigen menschlichen Organisation, daß das so sein muß. Der Mensch würde
seine Gedanken zwar denken, aber er könnte nichts wissen von ihnen als gegenwärtiger
Erdenmensch, wenn er nicht den spiegelnden Leibesorganismus, zunächst das Gehirn hätte.
Aber alles das, was die modernen Physiologen und zum Teil die Psychologen tun, um das
Denken zu erkennen, ist eben gerade so gescheit, als wenn ein Mensch im Spiegel darin
seiner Wirklichkeit nach sich suchen würde. Das alles, was ich Ihnen hier mit ein paar
Worten gesagt habe, das kann man heute auch schon vollständig erkenntnistheoretisch
begründen, kann es streng wissenschaftlich aufbauen. Eine andere Frage ist diejenige, ob
man natürlich mit einer solchen Sache irgendwie verstanden werden kann. Die Erfahrungen
sprechen heute noch dagegen. Man kann diese Dinge heute in einer noch so strengen Weise
auch Philosophen auseinandersetzen, sie werden kein Sterbenswörtchen davon verstehen,
weil sie auf diese Dinge eben nicht eingehen wollen, ich sage ausdrücklich wollen. Denn es
ist heute noch in der äußeren exoterischen Welt gar kein Wille vorhanden, auf die
ernsthaftesten Fragen des menschlichen Erkenntnisvermögens wirklich einzugehen.

Das Gehirn als Spiegelungsapparat für das Denken


Wollen wir in einer richtigen Weise uns ein schematisches Bild von dem menschlichen
Erkenntnisprozesse machen, so müssen wir sagen — nehmen wir das als das Schema der
äußeren physischen menschlichen Leibesorganisation —: In alledem, was äußere physische
Leibesorganisation ist, geht gar nichts vor von dem, was Denken, was Erkennen ist, sondern
das geht in dem anschließenden Ätherleib, Astralleib und so weiter vor. Da drinnen sitzen
die Gedanken, die ich hier schematisch mit diesen Kreisen anzeichne. Und diese Gedanken
gehen nicht etwa in das Gehirn hinein — das zu denken wäre ein völliger Unsinn —, sondern
sie werden gespiegelt durch die Tätigkeit des Gehirns und wiederum zurückgeworfen in den
Ätherleib, Astralleib und das Ich, und die Spiegelbilder, die wir selbst erst erzeugen und die
uns sichtbar werden durch das Gehirn, die sehen wir, wenn wir als Erdenmenschen gewahr
werden, was wir eigentlich treiben in unserem Seelenleben. Da drinnen im Gehirn ist gar
nichts von einem Gedanken. So wenig ist im Gehirn etwas von einem Gedanken, wie hinter
dem Spiegel etwas von Ihnen ist, wenn Sie sich darin sehen. Aber das Gehirn ist ein sehr
komplizierter Spiegel. Der Spiegel, in dem wir uns da draußen sehen, ist einfach, das Gehirn
aber ist ein ungeheuer komplizierter Spiegel, und es muß eine komplizierte Tätigkeit
stattfinden, damit das Gehirn das Werkzeug werden kann, um nicht unsere Gedanken zu
erzeugen, sondern sie zurückzuspiegeln. Mit anderen Worten, bevor überhaupt von einem
Erdenmenschen ein Gedanke zustande kommen konnte, mußte eine Vorbereitung
geschehen. Und wir wissen, daß dies geschehen ist durch die alte Saturn-, Sonnen- und
Mondenzeit (-> Planetarische Weltentwicklungsstufen) und daß schließlich der heutige
physische Leib, also auch das Gehirn, ein Ergebnis der Arbeit vieler geistigen Hierarchien ist.
So daß wir sagen können: Mit dem Beginne der Erdenentwickelung war der Mensch auf der
Erde so gestaltet, daß er sein physisches Gehirn ausbilden konnte, daß es werden konnte der
spiegelnde Apparat für das, was der Mensch eigentlich ist und was erst in der Umgebung
dieser physischen Leibesorganisation vorhanden ist.“ (Lit.:GA 129, S. 139ff)

„Das ist der größte Fehler der heutigen Weltanschauung, daß sie diese eigentümliche Art
von negativer Stofflichkeit - wenn ich mich so ausdrücken darf - nicht kennt, daß sie nur die
Leerheit kennt und die Erfüllung, und nicht dasjenige, was weniger ist als die Leerheit. Denn
dadurch, daß das heutige Wissen, die heutige Weltanschauung das, was weniger ist als die
Leerheit, nicht kennt, dadurch wird diese heutige Weltanschauung mehr oder weniger im
Materialismus festgehalten, richtig im Materialismus festgehalten, ich möchte sagen:
gebannt in den Materialismus. Denn es gibt auch im Menschen, wenn ich mich so
ausdrücken darf, einen Ort, welcher leerer ist als leer; nicht in seiner Gänze, aber welcher
eingelagert hat Teile, die leerer sind als leer. Im ganzen ist ja der Mensch - ich meine der
physische Mensch - ein Wesen, welches einen Raum materiell ausfüllt; aber ein gewisses
Glied der menschlichen Natur, von den dreien, die ich angeführt habe, hat tatsächlich etwas
in sich, was sonnenähnlich ist, leerer ist als leer. Das ist - ja, Sie müssen es schon hinnehmen
- der Kopf. Und gerade darauf, daß der Mensch so organisiert ist, daß sein Kopf sich immer
entleeren kann und in gewissen Gliedern leerer sein kann als leer, dadurch hat dieser Kopf
die Möglichkeit, das Geistige sich einzulagern. Stellen Sie sich einmal die Sache vor, wie sie
eigentlich ist. Natürlich muß man die Dinge sich schematisch vorstellen; aber denken Sie
sich, alles dasjenige, was materiell Ihren Kopf ausfüllt, würde ich schematisch durch das
Folgende zeichnen. Das wäre schematisch Ihr Kopf (siehe Zeichnung, rot). Nun aber muß ich,
wenn ich ihn vollständig zeichnen will, in diesem Kopf leere Stellen lassen. Das ist natürlich
jetzt nicht so groß, aber drinnen sind leere Stellen. In diese leeren Stellen kann dasjenige
hinein, was ich Ihnen den jungen Geist genannt habe in diesen Tagen. In die leeren Stellen
hinein muß der junge Geist, gewissermaßen in seinen Strahlen, gezeichnet werden (gelb).

Zeichnung aus GA 183, S. 101


Ja, die Materialisten sagen: Das Gehirn ist das Werkzeug des Seelenlebens, des Denkens. -
Das Umgekehrte ist wahr: Die Löcher im Gehirn, ja sogar dasjenige, was mehr ist als Löcher,
oder ich könnte auch sagen, weniger ist als Löcher, was leerer ist als leer, das ist das
Werkzeug des Seelenlebens. Und da, wo das Seelenleben nicht ist, wo das Seelenleben
fortwährend aufstößt, wo der Raum unseres Schädels mit Gehirnmasse ausgefüllt ist, da
wird nichts gedacht, da wird nichts seelisch erlebt. Wir brauchen unser physisches Gehirn
nicht zum Seelenleben, sondern wir brauchen es nur, damit wir das Seelenleben einfangen,
physisch einfangen. Wenn da nicht das Seelenleben, das in den Löchern des Gehirnes
eigentlich lebt, überall aufstoßen würde, so würde es verfliegen; es käme uns nicht zum
Bewußtsein. Aber es lebt in den Löchern des Gehirns, die leerer sind als leer.

So müssen wir uns die Begriffe allmählich korrigieren. Wir nehmen, wenn wir vor dem
Spiegel stehen, nicht uns wahr, sondern unser Spiegelbild. Uns können wir vergessen. Wir
sehen uns im Spiegel drinnen. So erlebt der Mensch auch nicht sich, indem er durch sein
Gehirn dasjenige zusammenhält, was in den Löchern des Gehirnes liegt; er erlebt, wie sich
überall sein Seelenleben spiegelt, indem es an die Gehirnmasse anstößt. Es spiegelt sich
überall; das erlebt der Mensch. Er erlebt eigentlich sein Spiegelbild. Das aber, was da in die
Löcher hereingeschlüpft ist, das ist dasjenige, was dann, wenn der Mensch durch die Pforte
des Todes geht, ohne die Widerlage des Gehirnes seiner selbst bewußt wird, weil es dann in
entgegengesetzter Weise mit Bewußtsein durchsetzt wird.“ (Lit.:GA 183, S. 100ff)

Das Gehirn als Abbild des Makrokosmos


Das menschliche Gehirn ist aus geisteswissenschaftlicher Sicht ein mikrokosmisches Abbild
des makrokosmischen Sternenhimmels außerhalb unseres Sonnensystems:

"Das Gehirn des Menschen hat unmittelbar sehr wenig zu tun mit dem, was
Sonnenwirkungen auf der Erde sind. Unmittelbar, sage ich. Mittelbar als
Wahrnehmungsorgan sehr wohl, indem es zum Beispiel das äußere Licht, die Farben
wahrnimmt; aber das ist eben Wahrnehmung. Aber unmittelbar in seinem Bau, in seiner
inneren Beweglichkeit, in seinem ganzen Innenleben hat das Gehirn wenig, kaum irgend
etwas mit den Sonnenwirkungen auf die Erde zu tun; es hat zu tun viel mehr mit all dem,
was auf unsere Erde einstrahlt von dem, was außerhalb unseres Sonnensystems ist; dieses
Gehirn hat zu tun mit den kosmischen Verhältnissen des ganzen Sternenhimmels, aber nicht
mit den engeren Verhältnissen unseres Sonnensystems. In einer engeren Beziehung steht
allerdings das, was wir als Gehirnsubstanz zu bezeichnen haben, mit dem Mond, aber nur
insoweit der Mond nicht von der Sonne abhängig ist, insofern er seine Unabhängigkeit von
der Sonne bewahrt hat. So daß also das, was in unserem Gehirn vorgeht, Wirkungen
entspricht, die außerhalb derjenigen Kräfte liegen, die in unserem Herzen ihr menschliches
mikrokosmisches Abbild finden. Sonne lebt im menschlichen Herzen; was außerhalb der
Sonne im Kosmos vorhanden ist, lebt im menschlichen Gehirn...

Das Gehirn hängt mit dem, was die Sonne auf der Erde bewirkt, nur durch die äußere
Wahrnehmung zusammen. Die wird aber gerade in der anthroposophischen Entwicklung
überwunden. Die anthroposophische Entwicklung überwindet die äußere Sinneswelt. Daher
wird das Gehirn zu einem Innenleben entfesselt, das so kosmisch ist, daß selbst die Sonne
etwas viel zu Spezielles ist, als daß sich da drinnen etwas von Sonnenwirkung abspielen
würde. Wenn der Mensch in der Meditation hingegeben ist irgendwelchen Imaginationen,
so spielen sich in seinem Gehirn Prozesse ab, die gar nichts zu tun haben mit dem
Sonnensystem, sondern die Prozessen außerhalb unseres Sonnensystems entsprechen...

Die Dinge, die ich hier ausspreche ..., hängen ja zusammen mit einer Bemerkung, die ich
einmal in Kopenhagen gemacht habe und die dann eingegangen ist in mein Buch «Die
geistige Führung des Menschen und der Menschheit». Sie können daraus entnehmen, daß in
einer gewissen Beziehung sogar die Struktur des Gehirns eine Art Spiegelbild der Stellung der
Himmelskörper ist, die bei der menschlichen Geburt vorhanden ist für denjenigen Punkt auf
der Erde, an dem der Mensch geboren wird." (Lit.: GA 145, S. 39ff)

Das Gehirn als realisierte Imagination des Geistig-Seelischen


„Ich war einmal in einer Versammlung — es ist schon viele Jahre her —, da sprach zuerst ein
Arzt über den Gehirnbau, setzte den Gehirnbau auseinander im Zusammenhang mit dem
Seelenleben des Menschen, nach einer Anschauung, die man ganz mit Recht materialistisch
nennen kann. Es war ein ganz waschechter Materialist, der da den Gehirnbau ganz gut
auseinandersetzte, soweit er heute durchforscht ist, und der also das Seelenleben im
Zusammenhang mit diesem Gehirnbau erklärte. Der Vorsitzende dieser Versammlung war
ein Herbartianer, und der konstruierte sich nun nicht den Gehirnbau, aber dasjenige, was
das Vorstellungsleben ist, so wie es der Philosoph Herhart einmal gemacht hat. Der sagte
dann: Ja, es ist doch merkwürdig, der Physiologe, der Arzt, der zeichnet das Gehirn auf und
macht da Figuren; wenn ich als Herbartianer, sagte er, die komplizierten
Vorstellungsassoziationen aufzeichne, wobei ich bloß ein Bild meine von dem, was sich als
Vorstellungen vergesellschaftet, nicht etwa Nervenfäden, die eine Nervenzelle mit der
anderen verbinden, wenn ich als richtiger Herbartianer, der sich nicht um das Gehirn
kümmert, dasjenige, was ich mir vorstelle über die Art, wie sich Vorstellungen verketten und
so weiter, nur ganz symbolisch zeichne, so sieht das ganz ähnlich aus wie die Zeichnungen
des Physiologen über den physischen Gehirnbau.

Das ist nicht ohne Grund, daß das ähnlich ausschaut. Indem wir immer mehr und mehr auf
den Bau des Gehirnes naturwissenschaftlich gekommen sind, hat sich nämlich immer mehr
und mehr gezeigt, daß eigentlich der äußere Bau des Gehirnes in einer ganz wunderbaren
Weise dem Bau unseres Vorstellungslebens entspricht. Man kann alles, was man im
Vorstellungsleben findet, im Gehirnbau wiederfinden. Es ist einfach — bitte nehmen Sie das
cum grano salis —, wie wenn die Natur selber im Gehirn ein plastisches Abbild unseres
Vorstellungslebens hätte schaffen wollen. So etwas fällt einem ganz besonders auf, wenn
man, sagen wir, solche Darstellungen wie die von Meynert liest. Jetzt sind sie schon etwas
veraltet. Meynert ist Materialist gewesen, aber ausgezeichneter Gehirnphysiologe,
Psychiater, und man möchte sagen: Ja, der ist Materialist, aber dasjenige, was er einem als
Materialist gibt, das ist eine wunderbare Abschlagszahlung für dasjenige, was man auch
herauskriegt, auch wenn man sich gar nicht kümmert um das menschliche Gehirn, sondern
bloß darum, wie sich Vorstellungen verknüpfen und trennen und so weiter und bloß diese
Symbole hinzeichnen will. — Kurz, es ist so, daß man, wenn man durch irgend etwas
Materialist werden könnte, man es durch den Bau des menschlichen Gehirnes ganz
besonders werden könnte. Jedenfalls muß man sagen, wenn es ein Geistig-Seelisches gibt, so
hat dieses Geistig-Seelische im menschlichen Gehirn einen so adäquaten Ausdruck
gefunden, daß man nun gar nicht weit von der Behauptung ist: Ja, was braucht man noch ein
Geistig-Seelisches für das Vorstellungsleben? Wenn man noch eine Seele verlangen würde,
die noch denken kann! Da das Gehirn eine so genaue Abbildung ist des Geistig-Seelischen,
warum soll das Gehirn nicht denken können? -

Alle diese Dinge müssen Sie natürlich mit dem bekannten Gran Salz verstehen. Ich will nur
auf den Sinn der ganzen Auseinandersetzung heute hinweisen. Das menschliche Gehirn kann
einen schon, besonders wenn man in die Detailforschung eingeht, zum Materialisten
machen. Und was da so eigentlich für ein Geheimnis obwaltet, was da eigentlich zugrunde
liegt, das wird einem doch erst klar, wenn man zur imaginativen Erkenntnis kommt. In der
imaginativen Erkenntnis nämlich zeigen sich einem Bilder, Bilder für nur wirklich Geistiges,
Bilder, die man früher nicht gesehen hat. Aber man möchte sagen, diese Bilder erinnern
einen an die durch die Nervenzellen und Nervenfäden geformten Bilder im menschlichen
Gehirn. Und ich möchte sagen, wenn ich Ihnen eine Erklärung geben sollte für die Frage:
Was ist eigentlich dieses imaginative Erkennen, das natürlich ganz im Übersinnlichen
verläuft, was ist es? Wenn ich Ihnen gleichsam versinnbildlichen sollte die imaginative
Erkenntnis, wie der Mathematiker es mit seinen Figuren macht, indem er mathematische
Probleme aufzeichnet, dann könnte ich auch sagen: Man stelle sich vor, daß man in der Welt
mehr erkennt, als was die Sinneserkenntnis gibt, dadurch, daß man aufsteigen kann zu
Bildern, die eine Realität so geben, wie das menschliche Gehirn die menschliche
Seelenrealität gibt. Die Natur selber stellt das hin als eine reale, als eine sinnlichreale
Imagination im Gehirn, was man eigentlich in der imaginativen Erkenntnis auf einem
höheren Gebiete erlangt.

Aber dadurch kommt man tiefer jetzt hinein in die menschliche Konstitution. Wir werden das
in den nächsten Tagen sehen: Man kommt immer zu einer Möglichkeit, diesen Wunderbau
des menschlichen Gehirns nicht isoliert für sich zu sehen, sondern ich möchte sagen:
Während man eine Welt, eine übersinnliche Welt oben durch Imagination sieht, ist es so,
wie wenn ein Teil dieser Welt sich herunterrealisiert hätte und im menschlichen Gehirn eine
realisierte imaginative Welt vor uns dastehen würde. Und in der Tat, ich glaube nicht, daß
irgend jemand adäquat über das menschliche Gehirn sprechen kann, der nicht in dem
menschlichen Gehirnbau eine imaginative Darstellung des Seelenlebens sieht. Das ist auch
dasjenige, was uns immer wiederum in eine Zwickmühle führt, wenn wir von der bloßen
Gehirnphysiologie ausgehen und zum Seelenleben hinüberkommen wollen. Nämlich, wenn
man beim Gehirn stehenbleiben will, braucht man gar nicht das Seelenleben. Nur derjenige
hat ein Recht, gegenüber dem Bau des menschlichen Gehirnes noch von einem Seelenleben
zu sprechen, der dieses Seelenleben außerdem noch anders kennt, als man es kennt auf dem
gewöhnlichen Wege dieser Welt. Denn wenn man in der geistigen Welt dieses Seelenleben
kennenlernt: im Bau des menschlichen Gehirnes hat es sein adäquates Abbild, und alles das,
was das übersinnliche Seelenorgan vorstellungsgemäß kann, kann das Gehirn auch. Denn bis
in die Funktionen hinein ist das Gehirn ein Abbild; so daß niemand Materialismus belegen
oder widerlegen kann von der Gehirnphysiologie aus. Das gibt es einfach nicht. Wenn der
Mensch bloß Gehirnwesen wäre, so würde man gar nicht daraufzukommen brauchen, daß er
noch eine Seele hat.“ (Lit.:GA 314, S. 88ff)

„Darauf beruht gerade die eigentliche innere Wesenheit des Menschen, daß er ein solches
dreigliedriges Wesen ist, indem er in seinem Nerven- Sinnesapparat dasjenige hat, in das der
denkende Teil der Seele völlig untertaucht, so daß wir eigentlich in bezug auf das Denken am
meisten Materialisten sein dürfen. Und die gewöhnliche Psychologie von heute kommt ja
auch dazu, in dem Gehirn, den verschiedenen Strukturen des Gehirns, treue Abbilder des
Gedankenlebens zu sehen. Das gelingt ihr für Gefühls- und Willensleben nicht, wie sie selber
zugibt. Man sieht, daß man in bezug auf das Vorstellungsleben am meisten Materialist sein
darf, aber man kommt mit dem reinen Materialismus doch nicht zurecht. Man kommt nicht
zurecht, wenn man das Gehirn geradezu so vorstellt, daß man auf der einen Seite das Gehirn
als fertiges Organ hat, und auf der anderen Seite irgendwie das Seelische, das sich nun
bedient des Gehirns, um die Gedanken auszugestalten. So ist die Sache doch nicht, sondern
sie ist so, daß die Gedanken eine Eigenwesenheit haben. Sie ist nur zu schwach zur
Betätigung, zum Beispiel dann, wenn der Gedankenteil der Seele das Gehirn nicht hat, wie
im Schlafe. Aber wenn die Seele das Gehirn ergreift, benützt sie es nicht als fertiges Organ,
sondern sie bildet fortwährend in diesem Gehirn das aus, was da im Gehirn als Prozeß sich
abspielt. Diese Furchen sind ein immerwährender Prozeß. Das ist zugleich Tätigkeit der
Seele. Wenn wir daher das Gehirn untersuchen, kommen wir nur zurecht, wenn wir uns
vorstellen, daß das Gehirn ein Bild des seelischen Lebens ist, insofern das seelische Leben ein
denkerisches ist. Das ist wichtiger, als man denkt. Nämlich das bestätigt sich unmittelbar,
wenn man heute irgendeine Gehirnphysiologie aufschlägt und nun wirklich sieht, wie die
Sachen heute schon erforscht sind. Und wenn man die Wirkungen dieser verschiedenen
Gehirnpartien sieht, sind sie durchaus nicht so, daß man ihnen ansieht, die Seele könnte sich
ihrer bedienen, sondern sie sind so, daß sie eigentlich das seelische Leben abbilden: Sie sind
Bilder des seelischen Lebens.

So daß man sagen kann: Das Gehirn ist eigentlich wie eine realisierte, wie eine Stoff-
gewordene Imagination des seelischen Lebens. Es ist Bild, während der rhythmische
Organismus es nicht bis zum Bild gebracht hat. Am wenigsten hat es der
Stoffwechselorganismus dazu gebracht, der durchaus etwas Unplastisches, etwas
Unbildhaftes ist. Man bekommt da die Möglichkeit, das Gehirn in seinem Bau zu verstehen,
wenn man es begreift als Abbild des seelischen Lebens. Und erst dann wird die
Gehirnphysiologie auf einer gesunden Grundlage sein, wenn man einmal auf diese Weise als
materialisierte Imaginationen das Gehirn wird aufzufassen in der Lage sein. Hingegen wird
man zum Beispiel den rhythmischen Organismus durchaus nicht so auffassen dürfen, daß
man eine verstofflichte Imagination vor sich hat, sondern hier hat man eine äußerlich im
Prozeß, im Vorgang sich abspielende Inspiration vor sich, wo das Geistige und das Stoffliche
fortwährend ineinanderspielen im Rhythmus. Und im Stoffwechsel hat man ein
fortwährendes Übergehen beim Menschen vom Stoff in den Geist, vom Geist in den Stoff,
nach dem einen und dem anderen Pol vor sich.“ (Lit.:GA 82, S. 166ff)

Gehirn, Sinne und Imagination


Um die elementare Welt in Imaginationen wahrnehmen zu können, muss der Mensch das
Gehirn ausschalten und sich direkt mit seinem Ich mit der Sinnestätigkeit verbinden. Dann
formulieren wir nicht Naturgesetze, sondern erleben unmittelbar die Göttin Natura, wie sie
etwa noch Brunetto Latini schilderte.

„Da drücken wir nicht aus unserem Gehirn Naturgesetze heraus, sondern da stehen wir einer
geistigen, einer spirituellen Wesenheit, eben der Wesenheit Natura gegenüber, die uns sagt
dieses, die uns zeigt dieses, die uns reale Mitteilungen macht. Und es wird eine Tatsache,
daß man sich über die Tatsachen, die da sind in unserer Umgebung, mit Wesen einer
übersinnlichen Welt verständigt. So tritt man eben ein aus dem bloß Abstrakten der
Gesetzhaftigkeit der Welt in das Wesenhafte, wo man sich, statt daß man Naturgesetze
durch Experiment und Nachdenken zusammenbringt, Wesen einer anderen Welt
gegenüberfühlt, die für die Erkenntnis Mitteilungen machen, weil sie das wissen, was wir als
Menschen erst lernen sollen.

Und so kommt man hinein auf einem rechten Wege in die geistigen Welten. Man kommt
dann dahinter: Würdest du nur Sinne haben, würde nur das Auge mit seinen Sehnerven, die
Nase mit ihren Riechnerven, das Ohr mit den Gehörnerven da sein, und würden sich diese
Nerven alle bloß verbinden nach rückwärts, so würdest du gar nicht darauf kommen, daß es
Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff und so weiter gibt, daß es alle diese Dinge gibt, die man
zwischen Geburt und Tod als Mensch wahrnimmt. Man würde hineinschauen in die Welt der
Elemente. Überall würde man Erde, Wasser, Luft, Feuer schauen. Und dasjenige, was als
weitere Differenzierung des Festen, Erdigen, des Flüssigen, Wässerigen da wäre, würde
einen so wenig interessieren wie den Millionär das kleine Geld. Man würde sich einfach nicht
dafür interessieren. Aus unseren Nerven, die von den Sinnen ausgehen, als Sinnesmenschen
wissen wir von der elementarischen Welt. Und in dem Augenblicke, wo wir dies, was ich
erzählt habe, gewahr werden, werden wir auch gewahr, daß ja bei uns als Menschen die
Sinnesnerven zurückgehen, sich mehr differenzieren, mehr vervollkommnen, da etwas
darinnen noch ausbilden wie Gehirn. Dadurch kommen wir nicht mehr in uns hinein,
sondern mehr aus uns heraus, und wir fügen zu dem Wesen der vier Elemente: Erde, Feuer,
Wasser, Luft, das andere hinzu, was wir eben sonst lernen zwischen Geburt und Tod.

Aber dieses ganze Gehirn, das sich aufstülpt aus den nach rückwärts gehenden Sehnerven,
Gehörnerven und so weiter, dieses ganze Gehirn, das uns so wertvoll ist als Menschen, das
hat ja nur eine Bedeutung zwischen Geburt und Tod. Was da in der Schädeldecke drinnen
noch besonders aufgestülpt ist beim Menschen, hat nur eine Bedeutung für das irdische
Leben. Das Gehirn ist das Allerunbedeutendste für die geistige Welt. Daher muß man schon
das Gehirn wieder ausschalten, wenn man nur in die erste Welt, die an die unsere angrenzt,
hineinkommen will. Das Gehirn muß man ausschalten. Das ist ein furchtbar störendes Organ
für die höhere Anschauung. Und man muß mit dem ausgeschalteten Gehirn gleich wiederum
in den Sinnen leben, aber jetzt in die Sinne hineingedrückt haben das erweckte Spirituelle;
dann bekommt man die Imagination. Die Sinne nehmen sonst Sinnesbilder wahr in der
äußeren physischen Welt und die setzt das Gehirn um in die abstrakten Gedanken, in diese
toten, abstrakten Gedanken. Schaltet man das Gehirn aus, lebt man wiederum in den
Sinnen, dann empfindet man alles wiederum in Imaginationen. Das wird man gewahr. Dann
eben weiß man auch, daß das Untertauchen in tiefere Lebenszustände verbunden ist mit
dem Entwickeln höherer geistiger Bewußtseinszustände als wir sie im gewöhnlichen Leben
haben.

Zeichnung aus GA 243, S. 98 (Tafel 6)


Unsere Sinne, die ja an unserer Oberfläche sind, Auge, Ohr, die nehmen fortwährend diese
Welt wahr (siehe Zeichnung, rot). Da stehen wir, meine sehr verehrten Anwesenden. Unsere
Sinne, die an unserer Oberfläche sind, die schauen diese elementarische Welt. Die schauen
auch noch die Toten darinnen, Jahre nachdem sie gestorben sind. Daß das alles ausgelöscht
ist, das rührt davon her, daß hinter den Sinnen das Gehirn ist (orange). Jetzt stehe ich da mit
meinem Gehirn, meinen Sinnen. Dieser Mensch, der an meiner äußeren Oberfläche liegt, der
schaut darinnen die geistige Welt, der schaut darinnen die Toten in den Jahren nach dem
Tode. Aber mein Gehirn, das löscht das alles aus, löscht aus Erde, Wasser, Feuer, Luft; und
ich schaue hin auf das, was in scharfen Konturen da ist als physische Welt, was nur da ist für
die Welt, die ich zwischen Geburt und Tod durchlebe. Es ist eine Welt da ganz anderer Art.
Ich lösche sie durch mein Gehirn aus und schaue auf die Welt, die eben dem Menschen als
die Welt des gewöhnlichen Bewußtseins bekannt ist.

Und so besteht ja für den neueren Menschen jene Meditation, von der ich gestern
gesprochen habe. Für den älteren Menschen bestand nach jener Meditation auch noch der
Genuß von solchen Metallitäten, wie ich es gestern auseinandergesetzt habe. So besteht ja
das Versetzen zunächst in den nächsten Bewußtseinszustand darin, daß man das
Gehirnbewußtsein ausschaltet und mit dem Geiste untertaucht in das Bewußtsein, das
unsere Augen, Ohren haben. Die Tiere haben das auch, denn die haben physisch das Gehirn
hinter den Sinnen nicht entwickelt. Nur haben sie nicht in sich die Ich-begabte Seele, so daß
sie in ihre Sinne nicht untertauchen können mit dem Geiste. Sie tauchen nur mit dem Grob-
Seelischen unter, sehen daher nicht dasjenige, was der Mensch, wenn er mit dem Geiste in
seine Sinne untertaucht, in der Umgebung sehen kann. Aber in derselben Art sehen die
Tiere; niedrig, nicht individuell hoch, sehen die Tiere.“ (Lit.:GA 243, S. 97ff)

Das Gehirn als durch Elementarwesen bewirktes metamorphosiertes Ausscheidungsprodukt


„Wenn Sie sich den Menschen denken als Stoffwechsel-Gliedmaßenmenschen, als Brust-,
also als rhythmischen Menschen, und dann als Kopfmenschen, also als Nerven-
Sinnesmenschen, so müssen Sie sich durchaus klar sein: hier unten gehen Prozesse vor sich
— lassen wir den rhythmischen Menschen aus -, hier oben gehen wiederum Prozesse vor
sich. Wenn Sie zusammennehmen die Prozesse, die sich unten abspielen, so ist im
wesentlichen ein Ergebnis da, das im gewöhnlichen Leben meistens mißachtet wird: es sind
die Ausscheidungsprozesse, Ausscheidungen durch den Darm, Ausscheidungen durch die
Nieren und so weiter, alle Ausscheidungsprozesse, die sich nach unten ergießen. Diese
Ausscheidungsprozesse betrachtet man meistens eben nur als Ausscheidungsprozesse. Aber
das ist ein Unsinn. Es wird nicht bloß ausgeschieden, damit ausgeschieden werden soll,
sondern in demselben Maße, in dem Ausscheidungsprodukte erscheinen, erscheint im
unteren Menschen geistig etwas Ähnliches, wie oben physisch das Gehirn ist. Das, was im
unteren Menschen geschieht, ist ein Vorgang, der auf halbem Wege stehenbleibt in bezug
auf seine physische Entwickelung. Es wird ausgeschieden, weil die Sache ins Geistige
übergeht. Oben wird der Prozeß vollendet. Da bildet sich physisch das herein, was da unten
nur geistig ist. Oben haben wir physisches Gehirn, unten ein geistiges Gehirn. Und wenn man
das, was unten ausgeschieden wird, einem weiteren Prozeß unterwerfen würde, wenn man
fortfahren würde, es umzubilden, dann würde die letzte Metamorphose vorläufig sein das
menschliche Gehirn.

Die menschliche Gehirnmasse ist weitergebildetes Ausscheideprodukt. Das ist etwas, was
ungeheuer wichtig zum Beispiel auch in medizinischer Beziehung ist, und was im 16., 17.
Jahrhundert die damaligen Ärzte noch durchaus gewußt haben. Gewiß, man redet heute in
einer sehr abfälligen Weise, und in bezug auf manches auch mit Recht, von der alten
«Dreckapotheke». Aber weil man nicht weiß, daß in dem Drecke eben noch vorhanden
waren die sogenannten Mumien des Geistes. Natürlich soll das nicht eine Apotheose sein auf
das, was in den allerletzten Jahrhunderten als Dreckapotheke figuriert hat, sondern ich
weise hin auf viele Wahrheiten, die einen so tiefen Zusammenhang haben wie den, den ich
eben ausgeführt habe.

Das Gehirn ist durchaus höhere Metamorphose der Ausscheidungsprodukte. Daher der
Zusammenhang der Gehirnkrankheiten mit den Darmkrankheiten; daher auch der
Zusammenhang der Heilung der Gehirnkrankheiten und der Darmkrankheiten.

Sehen Sie, indem nun Gnomen und Undinen da sind, überhaupt eine Welt da ist, wo
Gnomen und Undinen leben können, sind die Kräfte vorhanden, welche gewiß vom unteren
Menschen aus Parasiten bewirken können, die aber zu gleicher Zeit die Veranlassung sind,
im oberen Menschen die Ausscheidungsprodukte ins Gehirn umzumetamorphosieren. Wir
könnten gar nicht ein Gehirn haben, wenn die Welt nicht so eingerichtet wäre, daß es
Gnomen und Undinen geben kann. Das, was für Gnomen und Undinen in bezug auf die
Zerstörungskräfte gilt - Zerstörung, Abbau geht ja dann wiederum vom Gehirn aus -, das gilt
für Sylphen- und Feuerwesen in bezug auf die Aufbaukräfte.“ (Lit.: GA 230, S. 137f,
ausführlicher siehe Artikel Gnome)

Zuammenhang zwischen Darmbildung und Gehirnbildung


„Wozu ist denn nun überhaupt so etwas, was sich dann nach außen abschließt, wie der
Blinddarm beim Menschen vorhanden? Es wird oftmals nach dieser Sache gefragt. Wenn
man eine solche Frage aufwirft, so beachtet man gewöhnlich das Folgende nicht: daß sich
tatsächlich der Mensch als eine Dualität offenbart und daß, was entsteht, auf der einen Seite
im Unteren immer das Parallelorgan ist für etwas, was entsteht im Oberen, daß im Oberen
gewisse Organe nicht entstehen könnten, wenn sich nicht die Parallelorgane,
gewissermaßen die entgegengesetzten Pole im Unteren entwickeln könnten. Und je mehr
das Vorderhirn in der Tierreihe die Gestalt annimmt, welche es beim Menschen dann
entwickelt, desto mehr gestaltet sich der Darm gerade nach der Seite hin aus, die zur
Ablagerung der Nahrungsüberreste führt. Es ist ein inniger Zusammenhang zwischen der
Darmbildung und der Gehirnbildung, und würde nicht im Laufe der Tierreihe Dickdarm,
Blinddarm auftreten, so könnten auch nicht zuletzt denkende Menschen entstehen
physischer Natur, weil der Mensch sein Gehirn, sein Denkorgan auf Kosten, durchaus auf
Kosten seiner Darmorgane hat. Und die Darmorgane sind die getreue Reversseite der
Gehirnorgane. Damit Sie auf der einen Seite entlastet werden von physischer Tätigkeit für
das Denken, müssen Sie auf der anderen Seite Ihren Organismus belasten mit demjenigen,
wozu Veranlassung ist zur Belastung durch den ausgebildeten Dickdarm und die
ausgebildete Blase. So daß gerade die in der menschlichen physischen Welt vorkommende
höchste geistigseelische Tätigkeit, insoferne sie gebunden ist an eine vollkommene
Ausbildung des Gehirnes, zugleich gebunden ist an die dazu gehörige Ausbildung des
Darmes. Das ist ein außerordentlich bedeutsamer Zusammenhang, ein Zusammenhang, der
auf das ganze Schaffen der Natur ungeheuer viel Licht wirft. Denn Sie können sich, wenn es
auch etwas paradox klingt, nun sagen: Warum haben denn die Menschen einen Blinddarm?
— Damit sie in entsprechender Weise menschlich denken können, können Sie sich zur
Antwort geben. Denn dasjenige, was sich da im Blinddarm ausbildet, das hat sein
Entgegengesetztes im menschlichen Gehirn. Alles auf der einen Seite entspricht dem
anderen.“ (Lit.:GA 312, S. 94f)

Gehirn, Darm und Dung


„Was ist denn nun eigentlich im Kopfe enthalten? Irdische Stofflichkeit. Wenn man also das
edelste Organ herausschneidet aus dem Tier, das Gehirn, man hat drinnen irdische
Stofflichkeit. Beim Menschen hat man im Gehirn irdische Stofflichkeit, nur die Kräfte sind
kosmisch, die Stofflichkeit ist eine irdische. Wozu dient dieses Gehirn? Es dient als Unterlage
für das Ich. Das Tier hat noch nicht das Ich. Halten wir das ganz richtig fest: Das Gehirn dient
als Unterlage für das Ich, das Tier hat noch nicht das Ich, sein Gehirn ist erst auf dem Wege
zur Ich-Bildung. Beim Mensehen geht das immer weiter zu der Ich-Bildung hin. Das Tier hat
also ein Gehirn; auf welche Weise ist es entstanden?

Nehmen Sie den ganzen organischen Prozeß. Alles dasjenige, was da vorgeht, dasjenige, was
im Gehirn zum Vorschein kommt als Irdisch-Materielles, wird einfach ausgeschieden, ist
Ausscheidung aus dem organischen Prozesse. Da wird irdische Materie ausgeschieden, um
als Grundlage für das Ich zu dienen. Nun ist eine bestimmte Menge irdischer Materie auf der
Grundlage des Prozesses, der von der Nahrungsaufnahme durch die Verdauungsverteilung
im Stoffwechsel- Gliedmaßen-System sich bildet, fähig, um von da die irdischen
Nahrungsmittel hineinzuleiten in den Kopf und das Gehirn, da ist eine bestimmte Menge
irdischer Stofflichkeit, welche diesen Weg durchmacht, und die dann im Gehirn richtig
abgeschieden wird. Aber es wird diese Nahrungsstofflichkeit nicht nur abgeschieden im
Gehirn, sondern schon auf dem Wege im Darm. Dasjenige, was nicht weiter verarbeitet
werden kann, wird im Darm abgeschieden, und hier tritt Ihnen eine Verwandtschaft
entgegen, die Sie außerordentlich paradox finden werden, die aber nicht übersehen werden
darf, wenn man verstehen will die tierische und auch die menschliche Organisation. Was ist
die Hirnmasse? Die Hirnmasse ist einfach zu Ende geführte Darmmasse. Verfrühte
Gehirnabscheidung geht durch den Darm. Der Darminhalt ist seinen Prozessen nach
durchaus verwandt dem Hirninhalt.

Wenn ich grotesk rede, würde ich sagen, ein fortgeschrittener Dunghaufen ist das im Gehirn
sich Ausbreitende; aber es ist sachlich durchaus richtig. Der Dung ist es, der durch den
eigenen organischen Prozeß in die Edelmasse des Gehirns umgesetzt wird und da zur
Grundlage für die Ich-Entwickelung wird. Beim Menschen wird möglichst viel umgesetzt von
Bauchdünger in Gehirndünger, weil der Mensch ja sein Ich auf der Erde trägt; beim Tier
weniger, daher bleibt mehr drinnen in dem Bauchdünger, der dann zum wirklichen Dünger
verwendet wird. Da bleibt mehr Ich in der Anlage drinnen. Weil es das Tier nicht zum Ich
bringt, bleibt da mehr Ich in der Anlage drinnen. Daher sind tierischer Mist und menschlicher
Mist zwei ganz verschiedene Dinge. Tierischer Mist enthält noch die Ich-Anlage.“ (Lit.:GA
327, S. 200ff)
Gehirn und Geistselbst
„Um in dieser gegenwärtigen Entwicklungsepoche der Menschheit leben und denken zu
können, braucht das geistige Selbst ein physisches Gehirn. Wir könnten mit diesem geistigen
Selbst in der astralen Welt und in der devachanischen oder mentalen Welt wahrnehmen
ohne physisches Gehirn, aber in dieser äußeren, physischen Welt können wir nur mit dem
physischen Gehirn wahrnehmen. Wenn wir den gegenwärtigen Menschen richtig verstehen
wollen, so müssen wir sagen: Der gegenwärtige Mensch ist ein Geistesselbst, verkörpert in
einem physischen Gehirn. Dieses physische Gehirn mußte aber erst entstehen, es mußte sich
erst entwikkeln, es ist nicht ewig wie das geistige Selbst. Das Geistesselbst können wir
zurückverfolgen bis in unendlich ferne Zeiten der Vergangenheit und auch verfolgen bis in
unendlich ferne Zeiten der Zukunft. Ab einem bestimmten Zeitpunkt hat sich dieses
Geistesselbst umkleidet mit dem Gehirn, es hat sich das Gehirn anerschaffen, es hat, seiner
eigenen Wesenheit entsprechend, dieses Gehirn gebildet. Man kann ein solches Organ in der
physischen Natur nicht so ohne weiteres bilden. Das wäre ganz unmöglich, daß durch
irgendeinen Prozeß der Welt jetzt jemand ein lebensfähiges Gehirn in den Raum hinein
erschaffen würde. Es würde ein künstliches Ding sein, aber kein lebensfähiges Gehirn,
dessen sich ein Geist als Werkzeug bedienen könnte. Dazu, daß ein solches Gehirn entstehen
konnte, mußten sich zuvor andere Organe entwickeln. Ein Gehirn kann nur in einem solchen
physischen Leib, wie der Menschenleib es ist, sich entwickeln. Deshalb war es notwendig,
daß der Entwicklung unseres Gehirnwerkzeuges die Entwicklung des übrigen
Menschenleibes vorausging. Wenn wir zurückblicken auf die Entwicklungsstadien, die
unseren jetzigen vorangegangen sind, so sehen wir, wie langsam und allmählich sich das erst
herausgebildet hat, was heute der Mensch als sein Werkzeug besitzt, durch das er sich mit
seiner Umwelt verständigt. Das, verehrte Anwesende, daß der Mensch mit seinem geistigen
Selbst solche Organe bekam, die ihn in dieser Art zum Verständnis der Welt führen konnten,
das ist Ziel und Zweck unserer gegenwärtigen irdischen Entwicklung. Alles, was auf dieser
Erde seit Jahrmillionen geschehen ist, ist zu dem Ziele geschehen, daß die Entwicklung den
Punkt erreichen kann, in dem ein Geistesselbst sich eines Gehirns bedienen kann.“ (Lit.:GA
89, S. 95f)

Siehe auch
Kategorie:Gehirn - Artikel in der deutschen Wikipedia
Gehirn - Artikel in der deutschen Wikipedia
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische
Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen
Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos
online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners
Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des
Originalwortlautes Rudolf Steiners.
Weblinks
So viel mehr als nur ein Schlafhormon – Melatonin
Einzelnachweise
Artikel „Asymmetrie des Gehirns“, in: Lexikon der Neurowissenschaften, Heidelberg,
Spektrum Akademischer Verlag, 2001, ISBN 3-8274-0453-3 Band 1, S. 114

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Gehörsinn
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Gehör)

Hörbereich des Menschen


Der Gehörsinn oder Tonsinn ist einer der zwölf Sinne, durch die der Mensch nach der
Sinneslehre Rudolf Steiners die sinnliche Welt wahrnimmt. Es dient der auditiven
Wahrnehmung, dem Hören von Tönen, Klängen und Geräuschen. Die Wahrnehmung der
Sprache - als Sprache und nicht bloß als unverstandenes Geräusch - bedarf darüber hinaus
des Sprachsinns. Das Hörorgan umfasst insgesamt die beiden Ohren, die Hörnerven (Nervi
cochleares) und die auditiven Hirnrinde.

Gehörsinn und Ätherleib


Eng hängt der Gehörsinn mit dem Ätherleib des Menschen zusammen:

„Nunmehr wenden wir uns dem Gebiet zu, das wir als das des Gehörsinnes bezeichnen. Da
ist beteiligt der Ätherleib des Menschen. Dieser Ätherleib, so wie der Mensch ihn heute hat,
ist aber außerstande, in Wahrheit etwas abzugeben, ohne dauernden Verlust für uns, wie
das der Empfindungsleib noch kann. Der Ätherleib ist schon so geformt seit der atlantischen
Zeit, daß er nichts mehr abgeben kann, denn solches müßte dann der Mensch in seiner
Lebenskraft entbehren. Es muß also auf einem ganz andern Wege geschehen, wenn eine
Gehörwirkung zustande kommen soll. Hier kann der Mensch also nichts mehr abgeben. Aus
sich heraus kann der Mensch keinen höheren Sinn entwickeln, als es der Wärmesinn ist.
Würde hier nicht etwas, das der Mensch selber nicht hat, in den Menschen eintreten, so
könnte kein Hörsinn zustande kommen. Der Mensch muß deshalb durchsetzt werden von
Wesenheiten, die ihre eigene Substanz ihm zur Verfügung stellen. Daher ist der menschliche
Organismus durchzogen von Wesenheiten, die ihn wie einen Schwamm durchdringen. Es
sind dies die Wesen, welche wir Angeloi nennen, die in der Vergangenheit schon die
Menschheitsstufe durchgemacht haben. Sie schicken ihre Astralsubstanz in uns Menschen
hinein als eine fremde Astralsubstanz, welche sich der Mensch aneignet und in sich wirken
und ausströmen läßt. Sie strömt durch die Ohren dem entgegen, was uns durch den Ton
zugetragen wird. Gleichsam auf den Flügeln dieser Wesenheiten schreiten wir in jenes
Innere hinein, das wir als die Seele der Dinge erkennen lernen. Hier hat man es also zu tun
mit Wesen, die über dem Menschen stehen, welche den Menschen ausfüllen, die aber
gleicher Natur sind mit seiner eigenen astralischen Substanz.“ (Lit.:GA 115, S. 45f)

Das musikalische Erlebnis


„Nun, verstehen, empfindend verstehen kann man diese Dinge eigentlich nur, wenn man
sich darüber klar wird, daß das musikalische Erlebnis zunächst nicht jene Beziehung zum Ohr
hat, die man gewöhnlich annimmt. Das musikalische Erlebnis betrifft nämlich den ganzen
Menschen, und das Ohr hat eine ganz andere Funktion im musikalischen Erlebnis, als man
gewöhnlich annimmt. Nichts ist falscher, als einfach zu sagen: Ich höre den Ton, oder ich
höre eine Melodie mit dem Ohr. - Das ist ganz falsch. Der Ton oder eine Melodie oder
irgendeine Harmonie wird eigentlich mit dem ganzen Menschen erlebt. Und dieses Erlebnis
kommt mit dem Ohr auf eine ganz eigentümliche Weise zum Bewußtsein. Nicht wahr, die
Töne, mit denen wir gewöhnlich rechnen, die haben ja zu ihrem Medium die Luft. Auch
wenn wir irgendein anderes Instrument verwenden als gerade ein Blasinstrument, so ist
doch dasjenige, als Element, worin der Ton lebt, die Luft. Aber das, was wir im Ton erleben,
hat nämlich gar nichts mehr zu tun mit der Luft. Und die Sache ist diese, daß das Ohr
dasjenige Organ ist, welches erst vor einem Tonerlebnis das Luftartige vom Ton absondert,
so daß wir den Ton, indem wir ihn erleben als solchen, eigentlich empfangen als Resonanz,
als Reflexion. Das Ohr ist eigentlich dasjenige Organ, das uns den in der Luft lebenden Ton
ins Innere unseres Menschen zurückwirft, aber so, daß das Luftelement abgesondert ist, und
dann der Ton, indem wir ihn hören, im Ätherelemente lebt. Also das Ohr ist eigentlich dazu
da, um, wenn ich mich so ausdrücken darf, das Tönen des Tones in der Luft zu überwinden
und uns das reine Äthererlebnis des Tones ins Innere zurückzuwerfen. Es ist ein
Reflexionsapparat für das Tonempfinden.

Nun handelt es sich darum, tiefer zu verstehen, wie das ganze Tonerlebnis im Menschen
geartet ist. Es ist so geartet, ich muß es noch einmal sagen, daß eigentlich dem Tonerlebnis
gegenüber alle Begriffe in Verwirrung kommen. Nicht wahr, wir reden so hin: Der Mensch ist
ein dreigliedriges Wesen, Nerven-Sinnesmensch, rhythmischer Mensch, Gliedmaßen-
Stoffwechselmensch. - Ja, das ist für alle übrigen Verhältnisse eigentlich so wahr als irgend
möglich. Aber für das Tonerlebnis, für das musikalische Erlebnis ist es nämlich nicht ganz
richtig. Für das musikalische Erlebnis ist eigentlich nicht in demselben Sinne das
Sinneserlebnis vorhanden wie für die anderen Erlebnisse. Das Sinneserlebnis ist beim
musikalischen Erlebnis schon ein wesentlich verinnerlichteres als für die anderen Erlebnisse,
weil für das musikalische Erlebnis das Ohr eigentlich nur Reflexionsorgan ist, das Ohr
eigentlich nicht in derselben Weise den Menschen mit der Außenwelt in Zusammenhang
bringt wie zum Beispiel das Auge. Das Auge bringt den Menschen in Zusammenhang mit der
Außenwelt für alle Formen des Sehbaren, auch für die künstlerischen Formen des Sehbaren.
Das Auge kommt auch für den Maler in Betracht, nicht bloß für den die Natur Schauenden.
Das Ohr kommt für den Musiker nur insofern in Betracht, als es in der Lage ist, zu erleben,
ohne mit der Außenwelt in solcher Verbindung zu stehen wie zum Beispiel das Auge. Das
Ohr kommt für das Musikalische dadurch in Betracht, daß es lediglich ein Reflexionsapparat
ist. So daß wir eigentlich sagen müssen: Für das musikalische Erlebnis müssen wir den
Menschen betrachten zunächst als Nervenmenschen. Denn es kommt nicht das Ohr als
unmittelbares Sinnesorgan in Betracht, sondern nur als Vermittler nach innen, nicht als
Verbinder mit der Außenwelt - das Wahrnehmen der Instrumentalmusik ist ein sehr
komplizierter Vorgang, über den werden wir noch zu sprechen haben - , aber als Sinnesorgan
kommt das Ohr nicht unmittelbar in Betracht, sondern als Reflexionsorgan.“ (Lit.:GA 283, S.
121f)

Sprachverständnis
Das Verständnis der Sprache führt schon über den bloßen Gehörsinn hinaus; Rudolf Steiner
spricht daher von einem eigenen Sprachsinn. Und erst durch den Denksinn erleben wir das
Wort als Träger des Gedankens.

Dass wir ein Wort, das wir hören, auch verstehen, kommt nach Steiner so zustande:

„Mit dem Ohre lernen wir hören, mit dem Kehlkopf und den Organen, die gegen den Mund
zu liegen bis zum Munde hin, lernen wir sprechen und singen.

Sie hören, sagen wir, irgendein Wort: «Baum.» Sie können selbst das Wort «Baum»
sprechen, verbinden damit einen Sinn. Was heißt das: Sie hören das Wort «Baum»? Das
heißt, es lebt in Ihrem Ohre auf die Art, wie ich es jetzt geschildert habe, in Organen, die
himmlischen Tätigkeiten nachgebildet sind, dasjenige, was Sie in dem einfachen Wort
«Baum» aussprechen. Sie können das Wort «Baum» sagen. Was bedeutet das, Sie können
das Wort «Baum» sagen? Das bedeutet, die irdische Luft wird durch den Kehlkopf und die
Werkzeuge Ihres Mundes und so weiter in eine solche Formation gebracht, daß das Wort
«Baum» zur Offenbarung kommt. Aber das ist das zweite Ohr gegenüber dem Hören. Das
dritte ist aber etwas anderes, das nur nicht genügend wahrgenommen wird. Wenn Sie das
Wort «Baum» hören, dann sprechen Sie mit Ihrem ätherischen Leibe leise - nicht mit ihrem
physischen Leibe, aber mit ihrem ätherischen Leibe -, leise auch «Baum». Und durch die
sogenannte eustachische Trompete, die vom Munde in das Ohr geht, tönt ätherisch das
Wort «Baum» dem von außen kommenden Wort «Baum» entgegen. Die zwei begegnen sich
und dadurch verstehen Sie das Wort «Baum». Sonst würden Sie das hören, und es wäre
irgend etwas. Verstehen tun Sie es dadurch, daß Sie dasjenige, was von außen kommt, durch
die eustachische Trompete zurücksagen. Und indem so die Schwingungen von außen sich
begegnen mit den Schwingungen von innen und sich ineinanderlegen, versteht der innere
Mensch dasjenige, was von außen kommt.“ (Lit.:GA 218, S. 320)

Geist
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Phönix in Flammen, Detail aus dem Aberdeen Bestiary (12. Jahrhundert)


Geist (von idg. *gheis-, „erregt, aufgebracht sein, schaudern“; griech. πνεῦμα pneuma oder
νοῦς nous; lat. spiritus; eng. spirit) ist die Quelle aller schöpferischen Tätigkeit und seine
Grundtätigkeit besteht darin, sich selbst beständig aus sich selbst heraus neu als Geist zu
erschaffen, wie es symbolisch etwa durch das Bild des Vogels Phönix angedeutet wird. Von
wirklichem, d.h. tatsächlich wirkendem Geist kann daher nur gesprochen werden, insofern
er unmittelbar in der Realität (im weitesten Sinn) schaffend und gestaltend tätig ist. Was im
angelsächsischen Sprachraum hingegen als „Mind“ bezeichnet und meist fälschlich dem
Geist gleichgesetzt wird, ist nur dessen kraftloses, gehirngebundenes irreales mentales
Spiegelbild. Das Gehirn selbst jedoch ist - wie der ganze menschliche Organismus - ein
Produkt des Geistes.

Gott ist Geist, wie nach dem Johannesevangelium der Christus zur Samariterin am
Jakobsbrunnen sagt:

Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.

– Johannes-Evangelium: 4,24 LUT


Solange der Mensch in seinem Bewusstsein nur das passive mentale Spiegelbild des Geistes
erlebt, bleibt er in seiner Subjektivität gefangen und sieht sich vor prinzipielle
Erkenntnisgrenzen gestellt. Das An sich der Dinge - das Ding an sich, wie es Kant formulierte
- bleibt im verschlossen. Durch das aktive, lebendige Denken vermag der Mensch aber, wie
Rudolf Steiner bereits in seinen philosophischen Grundlagenwerken gezeigt hat, unmittelbar
in die Wirklichkeit des Geistes einzutauchen und dadurch die Dinge so zu erkennen, wie sie
ihrem eigenen, göttlichen Wesen nach sind.

„Als Geist ist das gemeint, was in ihm offenbar wird, wenn er, nach Goethes Ausdruck, die
Dinge als «gleichsam göttliches Wesen»[1] ansieht.“ (Lit.:GA 9, S. 27)
Die Schöpferkraft des Geistes
„Der Geist ist Aktivität, ist immer Tätigkeit. Der Geist ist schöpferisch. Der Geist ist das
absolut Produktive. Der Intellekt ist das passive Bild des Geistes.“ (Lit.:GA 305, S. 29)

Der Geist verfügt niemals über ein abgeschlossenes, fertiges Sein, sondern er ist in einem
ewigen Werden begriffen. Aus dem Überfließen dieser eigenschöpferischen Tätigkeit
entsteht stufenweise die äußere Schöpfung in Form seelischer, ätherischer und schließlich
auch physischer Wesen und Gebilde.

„Was sprechen wir denn dem Geiste eigentlich zu, wenn wir von Geist reden? Wir sprechen
ihm dasjenige als Realität, als äußere Wirklichkeit zu, was wir sozusagen in uns selber in
unserer Intelligenz erleben. Indem sie in uns gleichsam in ein zeitliches Dasein tritt,
schöpferisch auftritt, bilden wir uns einen Begriff von Intelligenz, von vernünftigem Erleben,
von vernunftgemäßem Schaffen, und schauen uns ringsherum das Weltall an. Wir müßten
sehr kurzsichtig sein, wenn wir Intelligenz, alles was wir Geist nennen, nur uns selbst
zuschreiben wollten. Wenn wir aber hinausschauen und sehen, daß die Dinge des Raumes
und der Zeit sich so aussprechen, daß unsere Intelligenz die Gesetzmäßigkeit umfassen kann,
dann sagen wir: Was in uns als Intelligenz lebt, das ist ausgebreitet in Raum und Zeit und
wirkt dort in Raum und Zeit. Wenn wir uns umsehen im weiten, toten Naturreich, sprechen
wir davon, daß der Geist in diesem weiten, toten Naturreich gleichsam im Stoffe erstarrt ist,
und daß wir das, was in den Formen, in der gesetzmäßigen Wirksamkeit des Stoffes sich
ausprägt, hereinlassen, auffangen können in unserer Intelligenz, und dadurch in unserer
Intelligenz eine Art Spiegelung des die Welt durchwebenden und durchwirkenden Geistes
haben.“ (Lit.:GA 60, S. 73f)

„Alles Herausziehen von Geistigem aus den Dingen und Wesenheiten wäre die reine
Phantasterei, wäre eine selbstgemachte Phantastik, wenn man nicht voraussetzen würde,
daß allüberall, wohin wir blicken und woraus wir den Geist ziehen können, dieser Geist auch
vorhanden ist. Nun darf man wohl sagen, daß - wenn auch nur in kleinen Kreisen - dennoch
diese allgemeine Voraussetzung von dem geistigen Inhalt der Welt doch schon vielfach
gemacht wird. Aber auch bei denjenigen, die vom Geist in den Dingen sprechen, bleibt es in
der Regel dabei, sozusagen von diesem Geist im allgemeinen zu sprechen, das heißt davon
zu sprechen, daß allem Mineralischen, Pflanzlichen, Tierischen und so weiter geistiges
Weben, geistiges Leben zugrunde liegt. Aber auf die Art und Weise einzugehen, wie der
Geist sich uns spezialisiert, wie er sich im besonderen in diesen oder jenen Daseinsformen
auslebt, daran denkt man in den weitesten Kreisen unserer gegenwärtigen Bildung noch
nicht. Man nimmt es im Grunde genommen denjenigen recht übel, die nicht nur von dem
Geist im allgemeinen sprechen, sondern die von den besonderen Formen, den besonderen
Arten des Geistes sprechen, wie er sich hinter dieser oder jener Erscheinung geltend macht.
Dennoch aber muß auf dem Boden unserer Geisteswissenschaft nicht nur in so vager,
allgemeiner Art von dem Geist gesprochen werden, wie es jetzt angedeutet ist, sondern so,
daß wir erkennen: wie webt der Geist hinter dem mineralischen oder pflanzlichen Dasein,
wie im tierischen und menschlichen Dasein?“ (S. 157f)
Der Geist des Menschen ist sein unvergängliche geistiger Wesenskern, sein individuelles Ich.
Durch dieses ist er selbstschöpferisch tätig. Das wird ganz besonders stark im Moment des
Todes erlebt und gerade daran entzündet sich das Ich-Bewusstsein nach dem Tod.

„Zu seiner Geburt sieht der physische Mensch nicht zurück in der physischen Welt, auf den
Tod sieht er zurück in der ganzen Zeit zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Dieses
Zurückschauen, dieses Treffen auf das Todeserlebnis, das ist es, was das Ich-Bewußtsein
erzeugt zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, dem verdanken wir es.

Der Anblick des Todes ist ja nur von der Seite des physischen Erlebens aus gesehen, wenn
überhaupt, etwas Schreckliches. Nur da hat er Grausen und Schrecken, wenn man ihn von
dieser Seite aus sieht. Der Tote sieht ihn aber von der anderen Seite. Und von dieser Seite
aus gesehen, hat das Wissen wirklich nichts Furchtbares, daß gewissermaßen der Moment
des Todes bleibend ist für das ganze Leben zwischen Tod und neuer Geburt. Denn wenn er
auch Vernichtung ist, angesehen von dieser physischen Seite des Lebens, so ist er das
Herrlichste, das Größte, das Schönste, das Erhabenste, was immerfort gesehen werden kann
von der anderen Seite des Lebens aus. Da bezeugt er fortwährend den Sieg des Geistes über
die Materie, die selbstschöpferische Lebenskraft des Geistes. In diesem Erfühlen der
selbstschöpferischen Lebenskraft des Geistes ist das Ich-Bewußtsein vorhanden in den
geistigen Welten.

In den geistigen Welten hat man also dieses Ich-Bewußtsein gerade dadurch, daß man
fortwährend sich innerlich selbst erzeugt, daß man niemals an ein bestehendes Sein
appelliert, sondern immer sich selbst erzeugt, und in diesem Selbst-Erzeugen
gewissermaßen sich berührt rückwärts hin nach dem Momente, da der Tod eingetreten ist.
Also wir können auch angeben, auf welche Weise das Ich-Bewußtsein, das Selbst-
Bewußtsein in der Zeit zwischen Tod und neuer Geburt erzeugt wird.“ (Lit.:GA 174b, S. 99f)

Im weiteren Sinne sind mit dem menschlichen Geist auch jene höheren Wesensglieder
gemeint, die durch die bewusste geistige Arbeit des Menschen an seinen niederen
Wesensgliedern gebildet werden und das Ich derart innerlich erfüllen, dass sie zu einem
unverlierbaren Bestandteil der geistigen Individualität des Menschen werden. Rudolf Steiner
hat diese rein geistigen Wesensglieder als Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch
bezeichnet. Durch das Geistselbst ist er schöpferisch in seinem Astralleib tätig, durch den
Lebensgeist im Ätherleib und durch den Geistesmenschen sogar im physischen Leib.

Aristoteles Unterscheidung
„Aristoteles unterscheidet (...) den unbewegten Geist (nous poietikos) vom bewegten Geist
(nous pathetikos). Während der erste als <<choristos>> frei und vom Körper unabhängig ist,
ist der bewegte Geist leidend und vergänglich.“ (Lit.: Karl-Heinz Tritschler, S. 8)

„Da in der ganzen Natur für jede Gattung etwas als Stoff besteht (dieser Stoff ist alles
Einzelne dem Vermögen nach) und etwas Anderes als Ursache und Wirkendes, indem es
Alles bewirkt[2], wie z. B. die Kunst sich zu dem Stoffe verhält, so müssen diese Unterschiede
auch in der Seele bestehen. Deshalb ist also die Vernunft theils so beschaffen, dass sie Alles
wird, theils so, dass sie Alles bewirkt, gleich einem Sein, wie das Licht; denn auch dieses
macht gleichsam die nur dem Vermögen nach seienden Farben zu wirklichen Farben; und
diese Vernunft ist trennbar, leidlos, ungemischt und in ihrem Wesen nur Wirklichkeit, da das
Wirkende immer geehrter ist als das Leidende, und der Anfang geehrter ist als der Stoff. Das
wirkliche Wissen ist dasselbe mit seinem Gegenstande; dagegen ist das Wissen als Vermögen
der Zeit nach in dem Einen früher, aber nicht überhaupt; denn die Vernunft ist nicht so, dass
sie bald denkt, bald nicht denkt. Getrennt ist die Vernunft, so wie sie an sich ist, und nur
diese ist unsterblich und ewig[3]. Wir erinnern uns jedoch dessen nicht, weil dieser Theil der
Vernunft leidlos ist; die leidende Vernunft ist aber vergänglich, und ohne diese kann das
Denken nicht stattfinden.[4]“

– Aristoteles: Drei Bücher über die Seele III,5[5]


Hegel
„Die Erkenntnis des Geistes ist die konkreteste, darum höchste und schwerste. Erkenne dich
selbst, dies absolute Gebot hat weder an sich noch da, wo es geschichtlich als ausgesprochen
vorkommt, die Bedeutung nur einer Selbsterkenntnis nach den partikulären Fähigkeiten,
Charakter, Neigungen und Schwächen des Individuums, sondern die Bedeutung der
Erkenntnis des Wahrhaften des Menschen wie des Wahrhaften an und für sich, – des
Wesens selbst als Geistes. Ebensowenig hat die Philosophie des Geistes die Bedeutung der
sogenannten Menschenkenntnis, welche von anderen Menschen gleichfalls die
Besonderheiten, Leidenschaften, Schwächen, diese sogenannten Falten des menschlichen
Herzens zu erforschen bemüht ist, – eine Kenntnis, die teils nur unter Voraussetzung der
Erkenntnis des Allgemeinen, des Menschen und damit wesentlich des Geistes Sinn hat, teils
sich mit den zufälligen, unbedeutenden, unwahren Existenzen des Geistigen beschäftigt,
aber zum Substantiellen, dem Geiste selbst, nicht dringt.“

– Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im


Grundrisse § 377
Das menschliche Haupt als Abbild des Geistes
Das menschliche Haupt in seiner weitgehend sphärischen Gestalt ist ein (individuelles)
Abbild des ganzen Kosmos und dadurch auch des tätigen Geistes, der diesen geschaffen hat:

Zeichnung aus GA 213, S. 164


„Der menschliche Kopf ist schon seiner äußeren Form nach, wenn Sie von der Kopfbasis
absehen, dem Kosmos nachgebildet. Er ist ja eigentlich kugelig gebildet (s. Zeichnung S. 164).
Er ist herausgeholt in seiner Form aus dem Kosmos. Es wirken ja auch alle kosmischen Kräfte
im Leibe der Mutter zusammen, um in der Embryonalbildung zuerst das menschliche Haupt
zu erzeugen. Wenn wir geistig auf die Sache eingehen, so ist es so, daß dasjenige, was vom
Menschen geistig-seelisch in einer geistig-seelischen Welt lebt, bevor der Mensch
heruntersteigt ins physisch-irdische Dasein, sich zunächst mit den kosmischen Kräften
verbindet und dann erst die Vererbungskräfte ergreift. Der eigentliche geistig-seelische
Mensch bildet sich zuerst aus dem Äther der Welt heraus und geht dann erst an die physisch
ponderablen Materien, die ihm im Leibe der Mutter dargereicht werden. Eigentlich ist also
dieses Haupt aus dem Kosmos heraus gebildet, und das, was vom Menschen
heruntergestiegen ist aus geistig-seelischen Welten auf die Erde, ist eingebildet dieser
kosmischen Gestaltung. Daher versteht auch im Physischen niemand den Bau des
menschlichen Hauptes, der ihn nicht im geistigen Sinne so erklärt, daß er sagt: Das Haupt des
Menschen ist ein Abbild, ein unmittelbarer Abdruck des Geistigen. Diese wunderbaren
Gehirnwindungen, alles, was da physiologisch im menschlichen Haupte zu entdecken ist, ist
so, als wenn es kristallisierter Geist wäre, in materieller Form vorhandener Geist. Das
menschliche Haupt ist als physischer Leib unmittelbar Abbild des Geistes.
Wenn jemand den Geist als solchen als Bildhauer darstellen sollte, so müßte er eigentlich
einen durchgeistigten Menschenkopf studieren. Er wird natürlich, wenn er Modellkünstler
ist, nichts Besonderes treffen; aber wenn er nicht Modellkünstler ist, sondern aus dem
Geistigen heraus schafft, dann wird er gerade ein wunderbares Abbild der innersten Natur
der kosmischen Geisteskräfte zuwege bringen, wenn er das menschliche Haupt schafft. Es ist
Intuition, Inspiration, Imagination der kosmischen Geistigkeit, was im menschlichen Haupte
vorliegt. Es ist, wie wenn die Gottheit selber ein Bild des Geistigen hätte schaffen wollen und
dem Menschen sein Haupt aufgesetzt hätte. Es ist deshalb im Grunde genommen drollig,
wenn die Menschen Bilder vom Geist suchen, während sie das beste, das großartigste, das
gewaltigste Bild des Geistes, aber eben das Bild des Geistes, nicht den Geist selbst, im
menschlichen Haupte haben.

Ganz entgegengesetzt ist es mit dem Gliedmaßenmenschen. Wenn Sie den


Gliedmaßenmenschen dagegenstellen, so ist dieser nur der Erde angegliedert. Der hat nur
einen Sinn als Angliederung an die Erde. Die Arme werden etwas herausgehoben aus dem
Irdischen. Beim Tiere sind diejenigen Glieder, die beim Menschen die Arme sind, auch noch
in die Erdenschwere eingestellt. Aber im wesentlichen ist die Gliedmaßennatur des
Menschen durchaus auf die Erdenkräfte hinorganisiert. Geradeso wie das Haupt des
Menschen ein Abbild ist der kosmischen Geistigkeit, so zeigt uns das, was uns in den
menschlichen Gliedmaßen entgegentritt, wie der Geist da gebunden ist an die Kräfte der
Erde. Man studiere nur einmal die Form eines menschlichen Beines mit dem menschlichen
Fuß! Will man es plastisch verstehen, so muß man die Kräfte der Erde verstehen. Geradeso
wie man die höchste Geistigkeit verstehen muß, wenn man das Menschenhaupt begreifen
will, so muß man, um die Form der Gliedmaßen zu begreifen, dasjenige studieren, was den
Menschen an die Erde bindet, ihn zur Erde drückt, was verursacht, daß der Mensch der Erde
entlanggehen und sich im Weltall erhalten kann innerhalb der Schwerekräfte. Das alles muß
man studieren, die ganze Art, wie die Erde auf ein Wesen wirkt, das in dieser Weise sich zu
ihr stellt, wie der Mensch es tut. So wie man den Geist studieren muß, um das menschliche
Haupt zu verstehen, so muß man das Physische der Erde mit ihren Kräften studieren, um den
Gliedmaßen- und Stofrwechselmenschen zu verstehen.

Das aber hat eine sehr bedeutsame Folge. Erst wenn man so hineinsieht in den Menschen,
wenn man hinzuschauen vermag auf das Haupt des Menschen, wie es sozusagen die
zusammenkristallisierte, im ganzen Kosmos ausgebreitete wirkende geistige Welt ist, und
wenn man in den Schwerelinien und wiederum in den Schwunglinien, in denen sich die Erde
dreht, die Ursprünge der Formungen der menschlichen Gliedmaßen sieht, wenn man so
durchschaut dynamisch, in der Kräftewirkung, die Art und Weise, wie der Mensch gestaltet
und wie er gebaut ist, dann erst kann man ein Urteil darüber gewinnen, wie das Geistig-
Seelische, das im Menschen selber auftritt, nun in den Menschen hineinwirkt.“ (Lit.:GA 213,
S. 163f)

Im Nerven-Sinnessystem wird der Geist zum bloßen Bild abgelähmt und erscheint in dieser
Form im Bewusstsein als Gedanke:

„Im Nerven-Sinnesorganismus ist die Seele ganz untergetaucht. Was haben wir daher nur im
Bewußtsein? Unsere Vorstellungen, unsere Gedanken. Ja, den Gedanken gegenüber fühlen
wir eine gewisse Unwirklichkeit. Die Gedanken sind nur Bilder. Es ist der vollkommenste Teil
des Menschen der Kopforganismus, aber das Seelisch-Geistige ist am tiefsten untergetaucht
in das Leibliche. Wir können mit Bezug auf die Organisation am meisten Materialisten sein
gegenüber dem Denken, dem Nerven-Sinnesorganismus. Denn das, was vom Geist uns
zurückbleibt, sind nur Bilder. In den Gedanken haben wir Bilder von der Wirklichkeit. Wer
versteht, wie der Geist ganz bis zum Bilde verdünnt ist - wenn ich so sagen darf - und so als
Geist im wachen Menschen zunächst lebt, der wird zwar in dem Gedankenleben des
Menschen einen deutlichen Beweis sehen, daß im Menschen Geist ist, aber er wird die
Gedanken nicht selber als Geist ansprechen, sondern er wird die Gedanken ansprechen als
Bilder, die der Geist erzeugt, indem er zum größten Teil untertaucht in den Nerven-
Sinnesapparat und nur zurückwirft, zurückreflektiert dasjenige, was dann Bild bleibt und im
Bewußtsein als Gedanke auftritt.“ (Lit.:GA 82, S. 170f)

Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt, 1793


A. trennt in diesem Kapitel die leidende Vernunft von der thätigen; jene vergleicht er mit
dem Stoff, diese mit der Kunst, d. h. mit dem, was den Stoff zu den wirklichen konkreten
Dingen gestaltet. Diese Trennung würde für die ganze Seele begründet erscheinen, da A. das
Wahrnehmen als ein Leiden dargestellt hat; allein für das Denken allein erscheint sie
auffallend, da A. bisher das Denken nur als das Thätige hingestellt hat...
Diese Stelle ist dunkel, und es ist wohl möglich, das diese wie die mehreren bereits
behandelten dunkelen Stellen durch das Verderbniss der Handschriften mit verursacht ist
und nicht Alles dem A. zur Last gelegt werden darf. Die Identität des wirklichen Wissens mit
seinem Gegenstande bezieht sich auf den logos; realistisch ausgedrückt, auf den Inhalt des
Gegenstandes, der mit dem Inhalte seiner Vorstellung identisch ist. Das Wissen dem
Vermögen nach ist in dem einzelnen Menschen (in dem Einen) vor seinem wirklichen
Wissen; allein da die thätige Vernunft für sich besteht, ewig, unsterblich ist, so ist ihr Dasein
und ihre Wirksamkeit als Vernunft überhaupt nicht von der Thätigkeit des einzelnen
Individuums bedingt, sondern als solche ewige, selbstständige, von den Individuen getrennte
Vernunft ist sie immer thätig, und deshalb ist sie als solche immer energeia und niemals
dynamei; nur in dem einzelnen Menschen entsteht diese Trennung in Vermögen und
Wirklichkeit...
Das Denken der Begriffe kann ohne die bildlichen Vorstellungen des Wahrnehmens und der
Einbildungskraft nach A. nicht stattfinden. Dies gehört aber ebenso wie das Erinnern zu der
leidenden und vergänglichen Vernunft, und daraus erklärt es sich , dass wir uns des Daseins
unserer thätigen Vernunft vor der Zeit, wo sie in diesen Körper eingetreten ist, nicht
erinnern. Die thätige Vernunft hat es nur mit den ewigen Wahrheiten; mit dem Wesen der
Dinge zu thun; diese stehen aber ansserhalb der Zeit, und es findet bei ihnen kein Entstehen
und Vergehen statt. Deshalb ist diese thätige Vernunft immer gegenwärtig, sie steht nicht
innerhalb der Zeit und ist deshalb ewig, nicht im Sinne einer unendlichen Zeitdauer, sondern
in dem Sinne der Freiheit von aller Zeit. - Diese Gedanken erinnern lebhaft an Spinoza, der
ganz dieselbe Auffassung hat. - Plato hatte dem entgegen alles Wissen als Erinnern
aufgefasst, wie namentlich in seinem Dialog „Menon" ausgeführt wird...
Aristoteles' drei Bücher über die Seele, Übersetzt und erläutert von J. H. v. Kirchmann,
Verlag von L. Heimann, Berlin 1871, S. 166ff

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ᐃᐁ
Ohr
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(Weitergeleitet von Gehörorgan)

Anatomie des menschlichen Ohrs.


Das Ohr (lat. auris) ist ein Teil des Hörorgans, das als Sinnesorgan der auditiven
Wahrnehmung dient. Das Hörorgan umfasst insgesamt die beiden Ohren, die Hörnerven
(Nervi cochleares) und die auditiven Hirnrinde. Das Ohr ist auch der Sitz des
Gleichgewichtssinns, dessen wesentlichsten Teil die drei Bogengänge bilden. Diese
ermöglichen es uns zugleich nach Rudolf Steiner, gehörte Töne oder Sprache im Gedächtnis
zu bewahren (siehe unten). Zusammen mit den Sprachorganen und insbesondere dem
Kehlkopf bilden die Gehörorgane beim Menschen eine funktionelle Einheit, ohne die die
Produktion und Rezeption von Sprache, Gesang und Musik nicht möglich wäre. Eine
besondere Bedeutung kommt auch den Ohrläppchen zu.

Das Ohr als metamorphosierter kleiner Mensch


In seinem Bau ist das Ohr in gewissem Sinn eine Metamorphose des ganzen Menschen.

„Wenn Sie das menschliche Ohr in seiner innerlichen Formung ins Auge fassen, so treffen Sie
zuerst, wenn Sie durch den äußeren Gehörgang durchsehen, auf das sogenannte
Trommelfell. Hinter diesem Trommelfell sitzen kleine, winzig kleine Knöchelchen; die äußere
Wissenschaft spricht von Hammer, Amboß, Steigbügel. Man kommt dann weiter hinter
diesen Knöchelchen in das innere Ohr hinein. Ich will nicht ausführlich über diese
Konfiguration des inneren Ohres sprechen. Aber schon die Bezeichnungen, die diese
winzigen Knöchelchen haben, die man gleich hinter dem Trommelfell trifft, die
Bezeichnungen, die diesen Knöchelchen die äußere Wissenschaft gibt, zeigen, daß eben
diese äußere Wissenschaft gar keine Ahnung von dem hat, was da eigentlich vorliegt. Wenn
man mit anthroposophischer Geisteswissenschaft diese Sache zu durchleuchten versteht,
dann nimmt sich - ich will jetzt in der Betrachtung von innen nach außen gehen - dasjenige,
was zuerst mehr auf dem inneren Teil des inneren Ohres aufsitzt, und was die Wissenschaft
Steigbügel nennt, das nimmt sich aus wie ein umgewandelter, metamorphosierter
menschlicher Oberschenkel mit seinem Ansatz an der Hüfte. Und dasjenige, was die
Wissenschaft Amboß nennt, dieses kleine Knöchelchen, das nimmt sich aus wie eine
umgewandelte Kniescheibe, und dasjenige, was von diesem Amboß dann zum Trommelfell
hingeht, das nimmt sich aus wie ein umgewandelter Unterschenkel mit dem Fuß daran. Und
der Fuß stützt sich in diesem Falle beim Ohr eben nicht auf den Erdboden, sondern auf das
Trommelfell. Sie haben tatsächlich ein menschliches Glied im Inneren des Ohres, das
umgewandelte Gliedmaße ist. Sie können auch sagen: Oberarm - , nur ist beim Arme die
Kniescheibe nicht ausgebildet, es fehlt der Amboß; Sie können sagen: Unterarm - anderes
kleines Gehörknöchelchen, das dann auf dem Trommelfell aufsitzt. Und ebenso wie Sie mit
Ihren beiden Beinen den Erdboden befühlen, so befühlen Sie mit dem Fuß des kleinen
Gehörknöchelchens das Trommelfell. Nur ist Ihr Erdenfuß, mit dem Sie herumgehen, grob
gebildet. Da fühlen Sie grob den Fußboden mit der Fußsohle, während Sie das feine Erzittern
des Trommelfells fortwährend abtasten mit dieser Hand oder mit diesem Fuße, den Sie da
drinnen im Ohre haben. Wenn Sie weiter nach hinten gehen, so finden Sie darinnen die
sogenannte Ohrschnecke. Diese Ohrschnecke, die ist mit einer Flüssigkeit gefüllt. Das alles ist
zum Hören notwendig. Es muß sich das, was der Fuß abtastet am Trommelfell, fortsetzen
nach dieser im Inneren der Ohrhöhlung liegenden Schnecke. Oberhalb unserer Oberschenkel
liegt das Eingeweide. Diese Schnecke im Ohr ist nämlich ein sehr schön ausgebildetes
Eingeweide, ein umgewandeltes Eingeweide, so daß Sie eigentlich sich vorstellen können, da
drinnen im Ohre liegt in Wirklichkeit ein Mensch. Der Kopf ist in das eigene Gehirn
hineingesenkt. Wir tragen überhaupt in uns eine ganze Anzahl von mehr oder weniger
metamorphosierten Menschen. Das ist einer, der da drinnen sitzt.

Ja, was liegt denn da eigentlich vor? Sehen Sie, derjenige, der nun nicht mit der bloßen
groben sinnlichen Wissenschaft das Werden des Menschen studiert, sondern der weiß, daß
dieser Menschenkeim, der sich im Leibe der Mutter ausbildet, eben das Abbild ist
desjenigen, was im vorirdischen Leben vorangegangen ist, der weiß auch, daß in den ersten
Stadien der Kindeskeimesentwickelung eigentlich im wesentlichen der Kopf veranlagt ist.
Das andere sind kleine Ansatzorgane. Die Ansatzorgane, die als Stümpelchen da sind und die
dann die menschlichen Beine und Füße werden, die könnten nämlich, wenn es nur auf die
inneren Möglichkeiten ankäme, aus dem Keim heraus, der im Mutterleibe ist, ebensogut
eine Art Ohr werden. Die haben durchaus die Anlage, ein Ohr zu werden. Das heißt, der
Mensch könnte auch so wachsen, daß er nicht ein Ohr nur hier hätte und hier, sondern daß
er ein Ohr nach unten hätte. Das ist zwar paradox gesprochen, aber diese Paradoxie ist
völlige Wahrheit. Der Mensch könnte auch nach unten ein Ohr werden. Warum wird er denn
kein Ohr nach unten? Er wird aus dem Grunde kein Ohr, weil er in einem gewissen Stadium
schon seiner Keimesentwickelung in den Bereich der irdischen Schwerkraft kommt. Die
Schwerkraft, die einen Stein zur Erde fallen läßt, die das Gewicht bedeutet, diese
Schwerkraft lastet an dem, was ein Ohr werden will, gestaltet es um, und es wird der ganze
untere Mensch überhaupt daraus. Unter der Wirkung der irdischen Schwerkraft wird das
Ohr, das nach unten wachsen will, der untere Mensch. Warum wird denn das Ohr nicht auch
so, daß es seine Gehörknöchelchen so zu hübschen Beinchen links und rechts macht?
Einfach aus dem Grund, weil durch die ganze Lage des menschlichen Keimes im Mutterleib
das Ohr davor geschützt ist, in den Bereich der Schwerkraft so zu kommen, wie die
Beinstummeln; es kommt nicht m den Bereich der Schwerkraft. Daher bewahrt das Ohr noch
dasjenige weiter fort, was es als Anlage im vorirdischen Dasein in der geistigen Welt erhalten
hat; es ist ein reines Abbild dieser geistigen Welten. Was ist denn aber in diesen geistigen
Welten? Nun, davon habe ich oftmals gesprochen, die Sphärenmusik ist eine Realität, und
sobald wir in die geistige Welt kommen, die hinter der Seelenwelt liegt, sind wir in einer
Welt, die überhaupt in Laut und Ton, in Melodie und Harmonie und Lautzusammenklängen
lebt. Und aus diesen Laut- und Tonzusammenhängen formt sich das menschliche Ohr
heraus. Daher können wir sagen, in unserem Ohre haben wir eine Erinnerung an unser
geistiges, vorirdisches Dasein; in unserer unteren menschlichen Organisation haben wir
vergessen das vorirdische Dasein und den Organismus angepaßt an die Erdenschwerkraft, an
alles dasjenige, was vom Gewicht kommt. So daß, wenn man richtig versteht die Formung
des Menschen, die Gestaltung des Menschen, man immer sagen kann, irgendein
Organsystem zeigt, daß es angepaßt ist an die Erde, aber ein anderes Organsystem zeigt, daß
es noch angepaßt bleibt an das vorirdische Dasein. Denken Sie doch, daß wir ja eigentlich,
auch wenn wir schon geboren sind, noch fortsetzen dasjenige, was schon im Keimeszustand
veranlagt wird. Aufrecht gehen, uns vollständig einfügen in die Schwerkraft, uns orientieren
in den drei Dimensionen des Raumes, das lernen wir erst, wenn wir schon geboren sind.
Aber das Ohr reißt sich heraus aus diesen drei Dimensionen des Raumes und behält die
Eingliederung, die Anpassung in und an die geistige Welt. Wir sind als Menschen immer so
gebildet, daß wir zum Teile eben ein lebendiges Denkmal sind für dasjenige, was wir im
Verein mit höheren Wesen zwischen dem Tode und einer neuen Geburt gemacht haben, und
auf der anderen Seite ein Zeugnis dafür, daß wir uns eingliedern in das Erdendasein, das von
der Schwerkraft, von dem Gewichte beherrscht wird.

Aber solche Umgestaltungen, sie sind nicht bloß in der Richtung verlaufend, wie ich eben
gesagt habe, sondern auch in umgekehrter Richtung. Mit Ihren Beinen gehen Sie auf der
Erde herum. Und Sie gehen - verzeihen Sie — zu guten, besseren und zu schlechteren Taten.
Aber schließlich, für die Beinbewegungen bleibt es zunächst auf der Erde neutral, ob man zu
guten oder zu bösen Taten geht. Aber ebenso wahr als es ist, daß sich der untere Mensch
aus einer Ohranlage umwandelt zu demjenigen, als was er auf der Erde steht mit seinen
Beinen, ebenso wahr ist es, daß alles Moralische, was durch das Gehen bewirkt worden ist,
ob Sie zu guten oder zu schlechten Taten gegangen sind, sich umwandelt, nachdem der
Mensch durch die Pforte des Todes gegangen ist - nicht gleich, aber nach einiger Zeit - in
Töne und Laute.

Wir nehmen also an, der Mensch sei zu einer schlechten Tat gegangen. Hier ist es höchstens
so, daß wir nur verzeichnen können, wie sich die Beine bewegen. Aber den Beinbewegungen
haftet die schlechte Tat an, wenn Sie durch die Pforte des Todes schreiten. Da verwandelt
sich, nachdem der Mensch den physischen Leib abgelegt hat und nachdem er auch seinen
Ätherleib abgelegt hat, alles, was in den Bewegungen der Beine lag, es verwandelt sich in
einen Mißton, in eine Dissonanz in der geistigen Welt. Und der ganze untere Mensch
verwandelt sich zurück in eine Kopforganisation. Die Art, wie Sie sich hier auf der Erde
bewegen, wird, indem wir die moralische Nuancierung nehmen, zur Kopf organisation nach
Ihrem Tode. Und Sie hören mit diesen Ohren, wie Sie sich moralisch benommen haben hier
in der Erdenwelt. Ihre Moralität wird schöne, Ihre Unmoralität wird häßliche Musik. Und aus
den konsonierenden oder dissonierenden Tönen heraus werden die Worte, wie von den
höheren Hierarchien als Richtern gesprochen über Ihre Taten, von Ihnen gehört werden.“
(Lit.:GA 218, S. 310ff)

„So stark wird das Ohr aus der Sphärenharmonie heraus gebildet, daß es geschützt bleibt vor
der Schwerkraft. Und die ganze Einlagerung des Ohres in dieser Flüssigkeit bezweckt, daß
das Ohr geschützt ist gegen die Schwerkraft. Das Ohr ist auch in die Flüssigkeit so
hineingelagert, daß die Schwerkraft nicht heran kann; dieses Ohr ist wirklich nicht ein
Erdenbürger, dieses Ohr in seiner ganzen Organisation ist ein Bürger der höchsten geistigen
Welt. Ebenso das Auge, und ebenso die anderen Sinnesorgane.“ (Lit.:GA 218, S. 318)

Ohr, Musik und Sphärenharmonie


Das Ohr, eines der ältesten Organe überhaupt, ist aus der Sphärenharmonie heraus gebildet
und diente noch auf dem alten Mond als Aufnahmeorgan für diese. Erst während der
Erdentwicklung öffnete es sich für die äußeren Töne, durch die sich die Musik als irdischer
Schatten der Sphärenklänge offenbart.

„Man lernt es allmählich dem Ohre anfühlen, daß man ihm gegenüber, möchte man sagen
— man muß manchmal paradoxe Ausdrücke wählen —, daß man ihm gegenüber
melancholisch werden könnte, weil das Ohr zu den Organen gehört, die in ihrer ganzen
Einrichtung, in ihrer ganzen Struktur zeugen von vergangenen Vollkommenheiten. Und wer
die eben ein wenig angedeuteten Erlebnisse allmählich sich heranzieht, der wird den
Okkultisten verstehen, der allerdings aus noch viel tieferen Kräften heraus seine Erkenntnis
schöpft, den Okkultisten, der ihm sagt: Auf dem alten Mond hatte das Ohr eine viel größere
Bedeutung für den Menschen als heute. Damals war das Ohr dazu da, gleichsam ganz zu
leben in der auf dem Mond in einer gewissen Beziehung noch erklingenden Sphärenmusik.
Und gegenüber diesen Klängen der auf dem Monde, obzwar schon schwach im Vergleich zu
früher, aber doch erklingenden Töne der Sphärenmusik verhielt sich das Ohr so, daß es sie
aufnahm. Es war sozusagen auf dem alten Monde vermöge seiner damaligen
Vollkommenheit immer in Musik getaucht. Diese Musik, die teilte sich noch auf dem alten
Monde der ganzen menschlichen Organisation mit; die Musikwellen durchdrangen auf dem
alten Monde noch die menschliche Organisation, und das innere Leben des Menschen war
auf dem alten Monde ein Miterleben mit der ganzen musikalischen Umgebung, ein
Anpassen an die ganze musikalische Umgebung; das Ohr war ein Kommunikationsapparat,
um jene Bewegungen innerlich nachzumachen, welche außen als Sphärenmusik erklangen.
Der Mensch fühlte sich auf dem alten Monde noch wie eine Art Instrument, auf welchem der
Kosmos mit seinen Kräften spielte, und die Ohren waren in ihrer damaligen Vollkommenheit
die Vermittler zwischen den Spielern des Kosmos und dem Instrument des menschlichen
Organismus auf dem alten Mond. So wird einem die heutige Einrichtung des Gehörorganes
wie zum Wecker einer Erinnerung, und man verbindet einen Sinn damit, daß durch eine Art
Korruption des Gehörorgans der Mensch unfähig geworden ist, die Sphärenmusik zu
erleben, daß er sich emanzipiert hat und daß er diese Sphärenmusik nur hereinfangen
konnte in das, was heutige Musik ist, die sich im Grunde genommen doch nur innerhalb der
Luft, die die Erde umspielt, abspielen kann.“ (Lit.:GA 145, S. 48f)

„Die ganze Größe dieser Tatsache können wir nur dann ermessen, wenn wir sozusagen mit
Hilfe der Akasha-Chronik in eine weite Vergangenheit des Menschen zurückblicken und dann
aus dem, was wir da erforschen können, uns eine Vorstellung zu bilden in der Lage sind, was
denn der Gehörapparat, das Ohr, einmal eigentlich war. Ungeheuer aufschließend für die
Erkenntnis des menschlichen Wesens ist es, gerade das Ohr zurückzuverfolgen. Denn in
seinem jetzigen Zustand ist dieser Gehörapparat des Menschen eigentlich, man möchte
sagen, wirklich nur noch ein Schatten dessen, was er war. Dieser menschliche Gehörapparat
hört heute nur die Töne oder die in Tönen sich ausdrückenden Worte des physischen Planes.
Das ist gewissermaßen ein letzter Rest dessen, was durch das Gehör in den Menschen
eingeflossen ist, ein letzter Rest davon; denn es flössen einstmals durch diesen Apparat ein
die gewaltigen Bewegungen des ganzen Universums. Und wie wir heute nur irdische Musik
durch das Ohr hören, so floß in den Menschen herein in alten Zeiten Weltenmusik,
Sphärenmusik. Und wie wir heute die Worte in die Töne kleiden, so kleidete sich einstmals in
die Sphärenmusik das göttliche Weltenwort, dasjenige, wovon das Johannes-Evangelium als
dem göttlichen Weltenworte, dem Logos, kündet. Aus der geistigen Welt floß ein in alles,
was im alten Sinn als Gehör bezeichnet werden kann, wie jetzt nur das menschliche Wort
und die irdische Musik, so einst die himmlische, die Sphärenmusik, und innerhalb der
Sphärenmusik das, was die göttlichen Geister sprachen. Und wie heute der Mensch durch
sein Wort und durch seinen Gesang, durch seinen Ton die Luft in Formen zwingt, in Formen
bringt, so brachten die göttlichen Worte und die göttliche Musik Formen hervor.

Und die kostbarste dieser Formen, die kann uns in der folgenden Weise vor die Seele treten.
Betrachten Sie einmal, wenn Sie heute irgendein Wort, meinetwillen auch nur einen Vokal
aussprechen, zum Beispiel das A, wie dann durch dieses A in die Luft eindringt die
Möglichkeit, in dieser Luft eine Form zu bilden. So drang heraus aus dem Weltenwort in die
Welt herein die Form, und die kostbarste dieser Formen ist der Mensch selber. Der Mensch
selber in seinem Urzustände wurde erzeugt dadurch, daß er aus dem göttlichen Worte
ausgesprochen wurde. Die Götter sprachen — und wie heute die Luft in Formen kommt
durch des Menschen Wort, so kam unsere Welt in ihre Form hinein durch das Wort der
Götter. Und der Mensch ist die kostbarste dieser Formen. Da war allerdings das Gehörorgan
ein viel, viel komplizierteres noch. Jetzt ist es zusammengeschrumpft. Denn das, was Sie
heute als äußeres Gehörorgan haben, was nur bis zu einer gewissen Tiefe in das Gehirn
eindringt, das breitete sich von außen nach innen aus über die ganze menschliche
Wesenheit. Und überall im Innern der menschlichen Wesenheit breiteten sich aus die
Wellengänge, die den Menschen aus dem Gotteswort heraus in die Welt hineinsprachen. So
ist der Mensch, als er noch spirituell erzeugt wurde, erzeugt worden durch das Gehörorgan,
und so wird in der Zukunft der Mensch, wenn er wieder aufgestiegen sein wird, ein ganz
rudimentäres, ein ganz zusammengeschrumpftes Ohr haben. Der Sinn des Ohres, er wird
ganz und gar vergangen sein. Das Ohr ist in absteigender Bewegung; dafür aber wird zu
höherem Glänze und höherer Vollkommenheit sich entwickelt haben das, was heute erst im
Samenzustande ist, der Kehlkopf. Und in seiner Vollkommenheit wird es hinaussprechen das,
was der Mensch für die Welt als die Wiederholung seines Wesens hervorbringen kann, wie
die Götter den Menschen als ihr Geschöpf auf die Erde hereingesprochen haben. So kehrt
sich der Weltengang in einer gewissen Weise um. Dieser ganze Mensch, wie wir ihn haben
betrachten können, er ist so, eben wie er vor uns steht, das Produkt einer absteigenden
Entwickelung, und wenn wir ein solches Organ wie das Ohr betrachten, so müssen wir uns
überall sagen: Dieses Ohr, das es schon bis zu der inneren Verdichtung des Knochigen in den
Gehörknöchelchen gebracht hat, dieses Ohr ist sozusagen im letzten Stadium absteigender
Entwickelung. Der Sinn als solcher schwindet hin, der Mensch aber entwickelt sich in die
Welt der Geistigkeit hinein, und seine aufsteigenden Organe sind die Brücken, die ihn
hinaufleiten in die Geistigkeit. So verhält sich die Welt der Sinne zu der Welt des Geistes,
indem die Welt der Sinne uns angezeigt wird durch lauter absterbende Organe, die Welt des
Geistes durch aufsteigende Organe.“ (Lit.:GA 134, S. 103ff)

Gedächtnis für Sprache und Töne


„Damit Sie nun auch im Gedächtnis dasjenige, was Sie hören, behalten können, ist noch eine
andere Einrichtung da. Da sind nämlich hier drei solche Bögen; die sind da oben (siehe
Zeichnung). Sie müssen sich vorstellen also solche Bögen, die hohl sind. Da ist der zweite, der
steht senkrecht drauf auf dem ersten; und da ist noch ein dritter, der steht wiederum
senkrecht auf dem ändern. Sie stehen in den drei Richtungen senkrecht aufeinander. Das ist
also noch ein weiteres wunderbares Gebilde, das in diesem Ohr drinnen ist. Diese Kanäle da
oben sind aber hohl - natürlich, weil es Kanäle sind. Und da drinnen ist wiederum ein feines,
lebendiges Wasser. Das sitzt da drinnen.

Aber das Merkwürdige an diesem lebendigen Wasser ist das, daß sich fortwährend kleine
Kristalle aus diesem Wasser heraus bilden, winzige kleine Kristalle. Wenn Sie zum Beispiel
hören: Haus, oder ein C hören, so bilden sich da drinnen solche kleine Kristalle; wenn Sie
hören: Mensch, bilden sich etwas andere Kristalle. In diesen drei winzigen Kanälen bilden
sich winzige Kristalle, und diese winzigen Kristalle, die machen, daß wir nicht nur verstehen
können, sondern auch das Verstandene im Gedächtnis behalten können. Denn was tut der
Mensch unbewußt?

Sie brauchen sich nur vorzustellen, Sie hören, sagen wir: fünf Franken; Sie wollen das
Gesprochene erinnern, schreiben sich das in Ihr Notizbuch. Das, was Sie da mit Blei in Ihr
Notizbuch eingeschrieben haben, das hat nichts mit den fünf Franken zu tun, aber Sie
erinnern sich daran durch die Notiz. Geradeso wird in diese feinen Kanäle durch die winzigen
Kristalle, die eigentlich wie Buchstaben sind, eingeschrieben, was man hört. Und durch einen
unbewußten Verstand wird das wiederum, wenn wir es brauchen, gelesen. So daß wir sagen
können: Da drinnen (in den drei halbkreisförmigen Kanälen), da ist das Gedächtnis für die
Töne und für die Laute. Da hier, bei diesem Arm oder Bein (Zeichnung, Gehörknöchelchen),
da ist das Verständnis. Da drinnen in dieser Schnecke, da ist ein Stückchen Gemüt vom
Menschen, ein Stückchen Gefühl. Da fühlen wir die Töne in diesem (Teil des) Labyrinth, in
diesem Schneckenhauswasser drinnen. Da fühlen wir die Töne. Und wenn wir reden und
selbst den Ton hervorbringen, so geht durch unsere Eustachische Trompete der Wille zum
Sprechen. Da ist das ganze Seelische des Menschen drinnen im Ohr: In dieser Trompete hier,
da lebt der Wille; da drinnen (in der Schnecke) lebt das Gefühl; da drinnen (bei diesem Arm
oder Bein, den Gehörknöchelchen) lebt der Verstand; und da in diesem (in den drei kleinen
halbkreisförmigen Kanälen) lebt das Gedächtnis. Und damit der Mensch sich das, wenn es
fertig ist, zum Bewußtsein bringen kann, geht von hier aus durch diese Höhle hier (siehe
Zeichnung), durch dieses Loch hier ein Nerv. Der Nerv breitet sich überall aus, kleidet alles
aus, geht überall hin. Und durch diesen Nerv kommt uns das Ganze dann zum Bewußtsein
hier im Gehirn.

Sehen Sie, meine Herren, etwas höchst Eigentümliches! Wir haben da in unserem Schädel, in
unseren Schädelknochen, eine Höhle drinnen; es geht einfach eine solche Höhle hinein. In
die Höhle kommt man hinein, wenn man vom äußeren Ohr durch den Gehörgang mit
Durchstoßung vom Trommelfell hineingeht. In dieser Höhle ist all das drinnen, was ich Ihnen
gezeigt habe. Zunächst streckt man die Hand aus, welche die Töne, die hereinkommen,
berührt, so daß wir die Töne verstehen können. Dann übertragen wir das auf diese
Schnecke, auf das lebendige Wasser; dadurch fühlen wir den Ton. Wir stoßen mit dem
Willen hinein durch unsere Eustachische Trompete. Und durch die kleinen Kristallzeichen,
die in diesen drei, wie man sie nennt, halbkreisförmigen Kanälen sind, erinnern wir uns an
dasjenige, was gesprochen oder gesungen wird, oder was uns sonst als Klang kommt.

Wir können also sagen: Da drinnen tragen wir eigentlich wiederum einen kleinen Menschen,
richtig einen kleinen Menschen. Denn der Mensch hat Wille, Gefühl, Verständnis, Verstand
und Gedächtnis. In dieser kleinen Höhle tragen wir wieder einen kleinen Menschen drinnen.
Wir bestehen halt nur aus lauter kleinen Menschen. Unser großer Mensch ist nur die
Zusammenfassung von lauter kleinen Menschen.“ (Lit.:GA 348, S. 63ff)

Ohr und Kehlkopf


Erst während der Erdentwicklung haben sich Ohr und Kehlkopf zu getrennten Organen
entwickelt, auf dem alten Mond bildeten sie noch ein einziges zusammenhängendes Organ.
In Rudolf Steiners Statue des Menschheitsrepräsentanten ist diese Verbindung im Antlitz des
Luzifer angedeutet, der bis zu einem gewissen Grad auf dem alten Mondendasein
zurückgeblieben ist.

„Und dann ist vor allem zu bemerken, daß an dieser Gestalt dasjenige da ist, was in dem
Luziferwesen von dem Mondendasein zurückgeblieben ist. Das stülpt sich über das
eigentliche Antlitz, das sehr tief hinein zurücktritt.

Sie können sich aus dieser Beschreibung schon denken, daß wir es mit ganz anderem zu tun
haben als mit dem gewöhnlichen menschlichen Antlitz. Es ist, wie wenn der Schädelkopf für
sich wäre und unten hineingesteckt dasjenige, was beim Menschen das Antlitz ist. Und dann
kommt noch etwas hinzu: daß eine gewisse Verbindung gerade bei Luzifer hinzutritt
zwischen dem Ohr und dem Kehlkopf. Ohr und Kehlkopf sind ja beim Menschen erst seit
seinem Erdendasein auseinandergeschnitten; sie waren im Mondendasein ein einziges
Organ. Was die kleinen Flügel am Kehlkopf sind, das waren mächtige Verbreiterungen, die
dann die untere Ohrmuschel bildeten. Mächtige Ohrmuscheln bildeten sich etwa da,
während das obere Ohr, was jetzt nach außen geht, von der Stirn aus gebildet ist. Und was
heute getrennt ist, so daß, wenn wir sprechen und singen, dieses nach außen geht und wir
nur mit dem Ohr zuhören, das ging während der Mondenzeit nach innen und von da in die
Sphärenmusik. Der ganze Mensch war Ohr. Das kommt daher, daß das Ohr die Flügel waren;
so daß Sie haben Ohr, Kehlkopf und Flügelbildungen, die nach den Schwingungen des
Weltenäthers sich harmonisch-melodisch bewegen, die dann hervorbringen die
eigentümliche Erscheinung des Luzifer; die heranbringen, was makrokosmisch ist, denn
Luzifer hat nur lokalisiert, was eigentlich nur kosmisch ist.
Sie werden da sehen, daß man Konzessionen machen muß, damit die Menschen nicht
erschrecken, wenn sie ein Gesicht sehen, das uns nicht Menschengestalt zeigt. Dann werden
Sie sehen, daß sein Gesicht langgestreckt sein muß. Luzifer muß aussehen wie ein in die
Länge gezogenes Antlitz, denn er ist ja ganz Ohr, die Flügel sind ja ganz Ohr, eine in die Länge
gezogene Ohrmuschel.“ (Lit.:GA 157, S. 253)

Allerdings ist die Anlage des Ohres viel älter als die des Kehlkopfs.

„Den Ton empfängt der Mensch von außen durch das Ohr und gibt ihn als solchen der
Umwelt zurück. Das Ohr ist als solches eines der ältesten Organe und der Kehlkopf eines der
jüngsten. Ohr und Kehlkopf stehen ganz anders zueinander als alle anderen Organe. Das Ohr
schwingt selber mit, es ist wie eine Art Klavier. In ihm sind eine Anzahl Fäserchen, von denen
jedes auf einen gewissen Ton stimmt. Es verändert das, was draußen vorgeht, was zu ihm
von außen hereinkommt, nicht oder doch nur sehr wenig. Alle anderen Sinnesorgane, zum
Beispiel das Auge, verändern die Eindrücke der Umwelt. Und alle anderen Sinne müssen sich
zu der Stufe des Ohres erst in der Zukunft entwickeln, denn wir haben im Ohr ein physisches
Organ, das auf der höchsten Stufe der Entwicklung steht.

Das Ohr steht im Zusammenhang mit einem Sinn, der noch älter ist. Das ist der Sinn für die
Raumorientierung, das heißt für die Fähigkeit, die drei Richtungen des Raumes zu spüren.
Der Mensch hat nicht mehr das Bewußtsein, daß dieser Sinn in ihm steckt. Dieser Sinn steht
in inniger Verbindung mit dem Ohr. Wir finden tief im Inneren des Ohres merkwürdige
Bögen, drei halbzirkelförmige Kanäle, die senkrecht aufeinander stehen. Die Wissenschaft
weiß nichts mit ihnen anzufangen. Doch wenn diese verletzt sind, hört bei den Menschen
das Orientierungsvermögen auf. Dies sind Überbleibsel des Raumsinnes, der viel älter ist als
der Gehörsinn. Früher nahm der Mensch den Raum so wahr, wie heute den Ton. Jetzt ist der
Raumsinn ganz in ihn übergegangen und unbewußt geworden. Der Raumsinn nahm den
Raum wahr, das Ohr nimmt den Ton wahr, das heißt das, was übergeht vom Raum in die
Zeit.

Man wird jetzt verstehen, daß eine gewisse Verwandtschaft bestehen kann in bezug auf den
musikalischen und den mathematischen Sinn. Der letztere ist gebunden an diese drei
Halbbögen. Die musikalische Familie zeigt als Merkmal das musikalische Ohr, die
mathematische Familie eine besondere Ausbildung der drei Halbbögen im Ohr, an die das
Raumtalent gebunden ist. Und diese waren bei der Familie Bernoulli besonders ausgebildet
und vererbten sich von einem Mitglied zum anderen wie das musikalische Ohr in der Familie
Bach. Und die zur Verkörperung herabsteigenden Individualitäten mußten sich, um ihre
Anlagen ausleben zu können, die Familie suchen, wo diese Erbschaft bestand.“ (Lit.:GA 283,
S. 35f)

Der Kehlkopf, als aktives Klangorgan, ist noch ein sehr junges, entwicklungsfähiges Organ
und wird einmal zum eigentlichen Reproduktionsorgan des Menschen aufsteigen, das Ohr
hingegen bewegt sich bereits in der absteigenden Linie.

„Und es ist insbesondere darauf hingewiesen worden, wie der menschliche Kehlkopf
eigentlich ein Zukunftsorgan ist, wie er dazu berufen ist, in der Zukunft etwas ganz und gar
anderes zu sein, als er heute ist. Heute teilt er nur unsere inneren Zustände durch das Wort
der Außenwelt mit, während er in der Zukunft mitteilen wird alles das, was wir selbst sind,
das heißt, was zur Hervorbringung des ganzen Menschen dienen wird. Er wird das zukünftige
Reproduktionsorgan sein. Der Mensch wird in der Zukunft nicht nur die Verfassung seines
Gemütes durch das Wort zum Ausdruck bringen mit Hilfe des Kehlkopfes, sondern er wird
sich selbst in die Welt hinein durch den Kehlkopf zur Darstellung bringen; das heißt, die
Vermehrung des Menschen wird an das Organ des Kehlkopfes gebunden sein.

Nun gibt es in diesem komplizierten Mikrokosmos, in dieser komplizierten kleinen Welt, die
wir als den Menschen bezeichnen, für ein jegliches Organ, das in dieser Weise gleichsam in
seinem Samenzustande ist und in der Zukunft dann einen höheren Vollkommenheitsgrad
erreichen wird, ein anderes Organ, welches dafür — sagen wir — in allmählicher Abnahme,
im Hinsterben ist. Für den menschlichen Kehlkopf ist nun das entsprechende
hinschwindende Organ der Gehörapparat. Und in demselben Maße, in dem der
Gehörapparat für den Menschen immer mehr dahinschwinden wird, immer mehr abnehmen
wird, in demselben Maße wird der Kehlkopf immer vollkommener und vollkommener
werden, ein immer bedeutungsvolleres Organ werden.“ (Lit.:GA 134, S. 102f)

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Gehörsinn
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(Weitergeleitet von Gehörssinn)

Hörbereich des Menschen


Der Gehörsinn oder Tonsinn ist einer der zwölf Sinne, durch die der Mensch nach der
Sinneslehre Rudolf Steiners die sinnliche Welt wahrnimmt. Es dient der auditiven
Wahrnehmung, dem Hören von Tönen, Klängen und Geräuschen. Die Wahrnehmung der
Sprache - als Sprache und nicht bloß als unverstandenes Geräusch - bedarf darüber hinaus
des Sprachsinns. Das Hörorgan umfasst insgesamt die beiden Ohren, die Hörnerven (Nervi
cochleares) und die auditiven Hirnrinde.

Gehörsinn und Ätherleib


Eng hängt der Gehörsinn mit dem Ätherleib des Menschen zusammen:

„Nunmehr wenden wir uns dem Gebiet zu, das wir als das des Gehörsinnes bezeichnen. Da
ist beteiligt der Ätherleib des Menschen. Dieser Ätherleib, so wie der Mensch ihn heute hat,
ist aber außerstande, in Wahrheit etwas abzugeben, ohne dauernden Verlust für uns, wie
das der Empfindungsleib noch kann. Der Ätherleib ist schon so geformt seit der atlantischen
Zeit, daß er nichts mehr abgeben kann, denn solches müßte dann der Mensch in seiner
Lebenskraft entbehren. Es muß also auf einem ganz andern Wege geschehen, wenn eine
Gehörwirkung zustande kommen soll. Hier kann der Mensch also nichts mehr abgeben. Aus
sich heraus kann der Mensch keinen höheren Sinn entwickeln, als es der Wärmesinn ist.
Würde hier nicht etwas, das der Mensch selber nicht hat, in den Menschen eintreten, so
könnte kein Hörsinn zustande kommen. Der Mensch muß deshalb durchsetzt werden von
Wesenheiten, die ihre eigene Substanz ihm zur Verfügung stellen. Daher ist der menschliche
Organismus durchzogen von Wesenheiten, die ihn wie einen Schwamm durchdringen. Es
sind dies die Wesen, welche wir Angeloi nennen, die in der Vergangenheit schon die
Menschheitsstufe durchgemacht haben. Sie schicken ihre Astralsubstanz in uns Menschen
hinein als eine fremde Astralsubstanz, welche sich der Mensch aneignet und in sich wirken
und ausströmen läßt. Sie strömt durch die Ohren dem entgegen, was uns durch den Ton
zugetragen wird. Gleichsam auf den Flügeln dieser Wesenheiten schreiten wir in jenes
Innere hinein, das wir als die Seele der Dinge erkennen lernen. Hier hat man es also zu tun
mit Wesen, die über dem Menschen stehen, welche den Menschen ausfüllen, die aber
gleicher Natur sind mit seiner eigenen astralischen Substanz.“ (Lit.:GA 115, S. 45f)

Das musikalische Erlebnis


„Nun, verstehen, empfindend verstehen kann man diese Dinge eigentlich nur, wenn man
sich darüber klar wird, daß das musikalische Erlebnis zunächst nicht jene Beziehung zum Ohr
hat, die man gewöhnlich annimmt. Das musikalische Erlebnis betrifft nämlich den ganzen
Menschen, und das Ohr hat eine ganz andere Funktion im musikalischen Erlebnis, als man
gewöhnlich annimmt. Nichts ist falscher, als einfach zu sagen: Ich höre den Ton, oder ich
höre eine Melodie mit dem Ohr. - Das ist ganz falsch. Der Ton oder eine Melodie oder
irgendeine Harmonie wird eigentlich mit dem ganzen Menschen erlebt. Und dieses Erlebnis
kommt mit dem Ohr auf eine ganz eigentümliche Weise zum Bewußtsein. Nicht wahr, die
Töne, mit denen wir gewöhnlich rechnen, die haben ja zu ihrem Medium die Luft. Auch
wenn wir irgendein anderes Instrument verwenden als gerade ein Blasinstrument, so ist
doch dasjenige, als Element, worin der Ton lebt, die Luft. Aber das, was wir im Ton erleben,
hat nämlich gar nichts mehr zu tun mit der Luft. Und die Sache ist diese, daß das Ohr
dasjenige Organ ist, welches erst vor einem Tonerlebnis das Luftartige vom Ton absondert,
so daß wir den Ton, indem wir ihn erleben als solchen, eigentlich empfangen als Resonanz,
als Reflexion. Das Ohr ist eigentlich dasjenige Organ, das uns den in der Luft lebenden Ton
ins Innere unseres Menschen zurückwirft, aber so, daß das Luftelement abgesondert ist, und
dann der Ton, indem wir ihn hören, im Ätherelemente lebt. Also das Ohr ist eigentlich dazu
da, um, wenn ich mich so ausdrücken darf, das Tönen des Tones in der Luft zu überwinden
und uns das reine Äthererlebnis des Tones ins Innere zurückzuwerfen. Es ist ein
Reflexionsapparat für das Tonempfinden.

Nun handelt es sich darum, tiefer zu verstehen, wie das ganze Tonerlebnis im Menschen
geartet ist. Es ist so geartet, ich muß es noch einmal sagen, daß eigentlich dem Tonerlebnis
gegenüber alle Begriffe in Verwirrung kommen. Nicht wahr, wir reden so hin: Der Mensch ist
ein dreigliedriges Wesen, Nerven-Sinnesmensch, rhythmischer Mensch, Gliedmaßen-
Stoffwechselmensch. - Ja, das ist für alle übrigen Verhältnisse eigentlich so wahr als irgend
möglich. Aber für das Tonerlebnis, für das musikalische Erlebnis ist es nämlich nicht ganz
richtig. Für das musikalische Erlebnis ist eigentlich nicht in demselben Sinne das
Sinneserlebnis vorhanden wie für die anderen Erlebnisse. Das Sinneserlebnis ist beim
musikalischen Erlebnis schon ein wesentlich verinnerlichteres als für die anderen Erlebnisse,
weil für das musikalische Erlebnis das Ohr eigentlich nur Reflexionsorgan ist, das Ohr
eigentlich nicht in derselben Weise den Menschen mit der Außenwelt in Zusammenhang
bringt wie zum Beispiel das Auge. Das Auge bringt den Menschen in Zusammenhang mit der
Außenwelt für alle Formen des Sehbaren, auch für die künstlerischen Formen des Sehbaren.
Das Auge kommt auch für den Maler in Betracht, nicht bloß für den die Natur Schauenden.
Das Ohr kommt für den Musiker nur insofern in Betracht, als es in der Lage ist, zu erleben,
ohne mit der Außenwelt in solcher Verbindung zu stehen wie zum Beispiel das Auge. Das
Ohr kommt für das Musikalische dadurch in Betracht, daß es lediglich ein Reflexionsapparat
ist. So daß wir eigentlich sagen müssen: Für das musikalische Erlebnis müssen wir den
Menschen betrachten zunächst als Nervenmenschen. Denn es kommt nicht das Ohr als
unmittelbares Sinnesorgan in Betracht, sondern nur als Vermittler nach innen, nicht als
Verbinder mit der Außenwelt - das Wahrnehmen der Instrumentalmusik ist ein sehr
komplizierter Vorgang, über den werden wir noch zu sprechen haben - , aber als Sinnesorgan
kommt das Ohr nicht unmittelbar in Betracht, sondern als Reflexionsorgan.“ (Lit.:GA 283, S.
121f)

Sprachverständnis
Das Verständnis der Sprache führt schon über den bloßen Gehörsinn hinaus; Rudolf Steiner
spricht daher von einem eigenen Sprachsinn. Und erst durch den Denksinn erleben wir das
Wort als Träger des Gedankens.

Dass wir ein Wort, das wir hören, auch verstehen, kommt nach Steiner so zustande:

„Mit dem Ohre lernen wir hören, mit dem Kehlkopf und den Organen, die gegen den Mund
zu liegen bis zum Munde hin, lernen wir sprechen und singen.

Sie hören, sagen wir, irgendein Wort: «Baum.» Sie können selbst das Wort «Baum»
sprechen, verbinden damit einen Sinn. Was heißt das: Sie hören das Wort «Baum»? Das
heißt, es lebt in Ihrem Ohre auf die Art, wie ich es jetzt geschildert habe, in Organen, die
himmlischen Tätigkeiten nachgebildet sind, dasjenige, was Sie in dem einfachen Wort
«Baum» aussprechen. Sie können das Wort «Baum» sagen. Was bedeutet das, Sie können
das Wort «Baum» sagen? Das bedeutet, die irdische Luft wird durch den Kehlkopf und die
Werkzeuge Ihres Mundes und so weiter in eine solche Formation gebracht, daß das Wort
«Baum» zur Offenbarung kommt. Aber das ist das zweite Ohr gegenüber dem Hören. Das
dritte ist aber etwas anderes, das nur nicht genügend wahrgenommen wird. Wenn Sie das
Wort «Baum» hören, dann sprechen Sie mit Ihrem ätherischen Leibe leise - nicht mit ihrem
physischen Leibe, aber mit ihrem ätherischen Leibe -, leise auch «Baum». Und durch die
sogenannte eustachische Trompete, die vom Munde in das Ohr geht, tönt ätherisch das
Wort «Baum» dem von außen kommenden Wort «Baum» entgegen. Die zwei begegnen sich
und dadurch verstehen Sie das Wort «Baum». Sonst würden Sie das hören, und es wäre
irgend etwas. Verstehen tun Sie es dadurch, daß Sie dasjenige, was von außen kommt, durch
die eustachische Trompete zurücksagen. Und indem so die Schwingungen von außen sich
begegnen mit den Schwingungen von innen und sich ineinanderlegen, versteht der innere
Mensch dasjenige, was von außen kommt.“ (Lit.:GA 218, S. 320)

Geister der Bewegung


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(Weitergeleitet von Geist der Bewegung)
Die Geister der Bewegung, auch Dynamis (griech. δύναμις) oder Dynameis, Virtutes (lat.,
Tugenden) oder Mächte bzw. nach indisch-theosophischer Terminologie auch Mahat[1]
genannt, waren die eigentlichen Herren der alten Mondenentwicklung, während der sie dem
Menschen seinen Astralleib verliehen haben. Sie waren allerdings schon seit dem alten
Saturn an der Entwicklung der menschlichen Leibeshüllen und an der Evolution unseres
Planetensystems beteiligt. Heute reicht ihr Herrschaftsgebiet bis zur Marssphäre; sie sind die
führenden Marswesen. In der indisch-theosophischen Terminologie wird die Summe der
Geister der Bewegung in ihrem gemeinsamen Wirken als Mula-Prakriti bezeichnet (Lit.: GA
121, S. 139f).
„Der Name der heiligen Mächte bezeichnet nach meiner Meinung eine gewisse männliche
und unerschütterliche Mannhaftigkeit in Hinsicht auf alle ihre gottähnlichen Tätigkeiten,
welche bei der Aufnahme der ihr verliehenen urgöttlichen Erleuchtungen durchaus keine
kraftlose Schwäche zeigt, sondern mächtig zur Gottähnlichkeit aufstrebt, eine
Mannhaftigkeit, welche durch keine Unmännlichkeit von ihrer Seite die gottähnliche
Bewegung aufgibt, sondern vielmehr unentwegt auf die überwesentliche und machtbildende
Macht hinblickt und deren machtspiegelndes Abbild wird, welche zu ihr als der Urquelle der
Macht mächtig hingekehrt ist und zu den Wesen der tiefern Ordnung machtspendend und
gottähnlich heraustritt.“
Das Bewusstsein der Geister der Bewegung
Die Dynameis verfügen über ein überpsychisches Bewusstsein (→ Inspiration).

„Die dritte Art von Geistern mit dem selbstbewußten (überpsychischen)


Gegenstandsbewußtsein heißt «Geister der Bewegung» oder auch der «Tätigkeit». In der
christlichen Geheimwissenschaft nennt man sie «Mächte» (Dynamis). (In der
theosophischen Literatur findet sich für sie der Ausdruck «Mahat».) Mit dem Fortgang ihrer
eigenen Entwickelung verbinden sie von der Mitte des zweiten Saturnkreislaufes ab die
weitere Ausarbeitung des menschlichen Stoffleibes, dem sie die Fähigkeit der Bewegung, der
krafterfüllten Wirksamkeit einpflanzen. Diese Arbeit erreicht um die Mitte des dritten
Saturnkreislaufes ihr Ende.“ (Lit.:GA 11, S. 164f)

Die Dynameis offenbaren sich in den Fixsternen


Die Außenseite der Geister der Bewegung offenbart sich in den Fixsternen, ihre Innenseite
sieht nur der Tote.

„So wie nun makrokosmisch die Exusiai, die Geister der Form, in den Planeten ihren Leib
haben, der gewissermaßen die äußere sichtbare Seite uns zuwendet für das gewöhnliche
Bewußtsein, so haben die Geister der Bewegung - sonderbarerweise, aber es ist so - ihre
Außenseite in den Fixsternen. Ihre Innenseite sieht nur der Tote zwischen dem Tod und
einer neuen Geburt; das ist die geistige Seite, von der andern Seite gesehen.“ (Lit.:GA 180, S.
100)

Die Bildung des alten Mondes


Beim Übergang von der alten Sonne zum alten Mond verdichteten die Geister der Bewegung
die alte Sonnenmasse, die ursprünglich bis Jupiterbahn reichte, bis zur Grenze der
Marsbahn.

„Der dritte Zustand unseres Weltensystems ist der des alten Mondes. Diejenigen, die sich
beschäftigt haben mit den Mitteilungen aus der Akasha-Chronik, wissen, daß der alte Mond
dadurch entstanden ist, daß sich wiederum die Substanz der Sonne weiter verdichtet hat bis
zum Wässerigen. Der Mond hat noch nicht feste Erde, aber er hat Feuer, Luft und Wasser. Er
hat das wässerige Element sich eingeordnet. Es hat sich das Gas oder die Luft verdichtet zum
wässerigen Element. Wer hat das bewirkt? Das hat die zweite Gruppe aus dieser Hierarchie
der geistigen Wesenheiten bewirkt, diejenige Gruppe, die wir Mächte, Virtutes, nennen. Und
es ist also durch die Virtutes geschehen, daß die Masse der alten Sonne zusammengedrängt
worden ist bis zur Grenze des heutigen Mars. Der Mars ist wiederum der Grenzstein für die
Größe des alten Mondes. Wenn Sie sich eine Kugel vorstellen, in der Mitte die Sonne und die
Masse ausgedehnt bis dahin, wo heute der Mars kreist, dann haben Sie den alten Mond in
seiner Größe.“ (Lit.:GA 110, S. 87f)

Der «Streit am Himmel»


→ Hauptartikel: Streit am Himmel
Durch zurückgebliebene Geister der Bewegung wurde beim Übergang von der alten Sonne
zum alten Mond der sog. Streit am Himmel ausgelöst, dessen Spuren heute noch am Himmel
im Trümmerfeld des Asteroidengürtels sichtbar sind. Diese Mächte waren an sich noch nicht
böse und hätten auch nicht aus eigenem Willen zu hemmenden Kräften werden können.
Aber indem sie dazu „abkommandiert“ wurden, gegen die normale Entwicklung Sturm zu
laufen, um der Evolution dadurch neue Wege eröffneten, wurde sie letzlich auch zu
Erzeugern des Bösen.

„In der Zwischenzeit zwischen der Jupiter- und Marsentwickelung wurde, wenn ich mich
trivial ausdrücken darf, eine Anzahl von Wesenheiten aus der Sphäre der Mächte
abkommandiert; sie wurden so in den Entwickelungsgang hineingestellt, daß sie, statt die
Entwickelung vorwärts zu führen, ihr Hemmnisse in den Weg rückten. Das ist es, was wir als
den Streit am Himmel kennengelernt haben. Also es wurden hineingeworfen in die
Entwickelung die Taten von, wenn wir so sagen dürfen, abkommandierten Mächten, denn es
mußten sich die regierenden Weltenmächte der Hierarchien sagen: Niemals würde dasjenige
entstehen können, was entstehen soll, wenn der Weg gerade fortginge. Es muß Größeres
entstehen.

Denken Sie einmal, Sie haben einen Karren zu schieben. Dadurch, daß Sie ihn vorwärts
schieben, entwickeln sich Ihre Kräfte in gewisser Weise. Wenn man den Karren nun belädt
mit einem schweren Ballast, dann müssen Sie schwerer schieben, aber dafür entwickeln sich
Ihre Kräfte stärker. Denken Sie sich, die Gottheit hätte die Weltenevolution gelassen, wie sie
war, bis über den Jupiter hinaus: gewiß, die Menschen hätten sich gut entwickeln können;
aber noch stärker konnte die Menschheit werden, wenn man ihr Entwickelungshemmnisse
in den Weg legte. Zum Wohle der Menschheit mußte man gewisse Mächte
abkommandieren. Diese Mächte wurden zunächst nicht böse, man braucht sie nicht als böse
Mächte aufzufassen, sondern man kann sogar sagen, daß sie sich geopfert haben, indem sie
sich der Entwickelung hemmend in den Weg stellten. Diese Mächte kann man daher nennen
die Götter der Hindernisse, im umfassendsten Sinne des Wortes. Sie sind die Götter der
Hemmnisse, der Hindernisse, die der Entwickelungsbahn in den Weg gelegt worden sind;
und von jetzt ab war die Möglichkeit gegeben zu all dem, was in der Zukunft sich vollzog.
Diese Mächte, die abkommandiert waren, waren an sich noch nicht böse, waren im
Gegenteil die großen Förderer der Entwickelung, indem sie Sturm liefen gegen die normale
Entwickelung. Aber sie waren die Erzeuger des Bösen; denn dadurch, daß sie Sturm liefen,
dadurch entstand nach und nach das Böse.“ (Lit.:GA 110, S. 162ff)

Sphärenharmonie und Chemismus


→ Hauptartikel: Sphärenharmonie
Die Dynameis wirken auch in der Sphärenharmonie, deren äußerer Ausdruck die
Zahlengesetze sind, nach denen sich die irdischen Stoffe lösen und binden.

„Alles, was auf unserer Erde Zersetzungen und Zusammensetzungen bedingt, alles was als
chemische Kräfte auf derselben wirkt, ist hier noch in das Licht hineinverwoben, und das ist
im wesentlichen das Terrain, auf dem die Geister der Bewegung tätig sind. Wenn der
Mensch etwas wahrzunehmen lernt von dem, was er sonst nur als Maja in der Wirkung der
chemischen Zusammensetzungen und Auflösungen sieht, dann hört er diese Geister der
Bewegung, dann nimmt er die Sphärenmusik wahr, von der die pythagoräische und andere
Geheimschulen sprechen. Das ist auch das, was Goethe beschreibt, wenn er von der Sonne
nicht als der Lichtspenderin spricht, sondern sagt: «Die Sonne tönt nach alter Weise in
Brudersphären Wettgesang, und ihre vorgeschriebne Reise vollendet sie mit Donnergang.»“
(Lit.:GA 121, S. 93)

Geodynamik
Die Geister der Bewegung sind auch für die lebendig-bewegliche Umgestaltung unserer Erde
verantwortlich.

„Sie alle werden sich aus den Schilderungen der Akasha-Chronik erinnern, daß das äußere
Antlitz unserer Erde heute anders aussieht, als es zum Beispiel ausgesehen hat während der
Periode der Erdenentwickelung, die wir als die atlantische Zeit bezeichnen. In dieser uralten
atlantischen Zeit war die Fläche unseres Erdballs, welche heute vom Atlantischen Ozean
überflutet ist, mit einem mächtigen Kontinente bedeckt, während an der Stelle, wo heute
Europa, Asien, Afrika sind, kaum erst Kontinente sich bildeten. So hat sich die Masse, die
Substanz der Erde umgesetzt durch innere Beweglichkeit. Der Planet ist in einer
fortwährenden inneren Beweglichkeit. Bedenken Sie nur, daß zum Beispiel das, was heute
bekannt ist als die Insel Helgoland, nur ein kleiner Teil dessen ist, was noch im neunten,
zehnten Jahrhundert von dieser Insel Helgoland ins Meer hinausragte. Wenn auch die
Zeiten, in denen Umlagerungen, innere Veränderungen des Antlitzes der Erde stattfinden,
verhältnismäßig groß sind, ohne viel auf diese Dinge einzugehen, kann jeder sich sagen, der
Planet ist in einer fortwährenden inneren Beweglichkeit. Und gar, wenn der Mensch nicht
nur zum Planeten das Feste der Erde rechnet, sondern auch Wasser und Luft, dann lehrt ja
das alltägliche Leben, daß der Planet in innerer Beweglichkeit ist. In Wölkenbildung, in
Regenbildung, in all den Witterungserscheinungen, im auf- und absteigenden Wasser, in
gliedern zeigt die planetarische Substanz die innere Beweglichkeit. Das ist ein Leben des
Planeten. Innerhalb dieses Lebens des Planeten wirkt, wie im Leben des einzelnen Menschen
der Ätherleib, dasjenige, was wir bezeichnen als die Geister der Bewegung. So daß wir sagen
können: Äußere Gestalt des Planeten — Geister der Form als Schöpfer. Die innere
Lebendigkeit, sie wird geregelt durch die Wesenheiten, die wir die Geister der Bewegung
nennen.“ (Lit.:GA 136, S. 93f)

Astralleib und Gruppenseele der Tiere


→ Hauptartikel: Astralleib und Gruppenseele der Tiere
Auf dem alten Mond haben die Dynameis den Astralleib des Menschen gebildet. Heute sind
die Gruppenseelen der Tiere Nachkommen der Geister der Bewegung.

„Da zeigt sich, daß diese Gruppen-Iche der Tiere Nachkommen sind jener Kategorie von
geistigen Wesenheiten, die angeführt worden sind von mir im Laufe dieser Vorträge als die
Geister der Bewegung. Also wir müssen die Gruppen-Iche der Tiere als Nachkommen der
Geister der Bewegung auffassen. Die Geister der Bewegung haben nämlich aus ihrer eigenen
Substanz heraus während des alten Mondzustandes dem Menschen seinen astralischen Leib
gegeben. Wir können also, um die Sache zu ergänzen, so sagen: Dieser Erde ist der
Mondenzustand vorausgegangen; da haben während dieses Mondenzustandes die
Menschen von den Geistern der Bewegung ihren astralischen Leib bekommen. Das heißt mit
anderen Worten: Als die Erde Mond war — der alte Mond, nicht der jetzige; der jetzige ist ja
nur ein abgelöstes Stück der Erde selber, während der alte Mond etwas ist wie eine
vorhergehende Verkörperung unserer Erde —, während die Erde in diesem alten
Mondzustand war, da umschwebten die Geister der Bewegung diesen alten Mond und
ließen gleichsam einträufeln, einströmen in das, was der Mensch herüberbrachte aus noch
früheren Zuständen, ihre eigene Substanz. So daß das, was der Mensch als astralischen Leib
bekam, der für ihn neu war, denn er hatte damals nur physischen Leib und ätherischen Leib,
herstammt von den Geistern der Bewegung. Der alte Mond ist verschwunden, die Erde hat
sich gebildet, die Geister der Bewegung haben außer ihrer eigenen Fortentwickelung auch
noch Nachkommen entwickelt. Diese Nachkommen der Geister der Bewegung, das sind
diejenigen Wesenheiten, die wir als die Gruppen-Iche der Tiere bezeichnen und die nun ihre
Wohnsitze nicht auf der Erde aufgeschlagen haben, sondern auf den anderen Planeten, um
von da aus auf die Erde so zu wirken, daß sie die tierischen Formen hervorbringen in der
geschilderten Art.“ (Lit.:GA 136, S. 166f)

Nachkommen der Dynameis wirken aber auch auf den Astralleib der Pflanzen, der allerdings
nicht in den Pflanzen zu finden ist, sondern erst auf dem Astralplan.

„Bei dem Pflanzenreich sehen wir, daß schon der astralische Leib auf dem astralischen Plan
zu finden ist, dort wo zu finden ist das tierische Gruppen-Ich. Das führt wiederum auf die
reale Tatsache zurück, die sich dem okkulten Blick zeigt, daß für die Pflanzen nicht nur im
Gruppen-Ich, sondern schon in dem astralischen Leib der Pflanze Kräfte wirken, welche nun
auch von dem Planetensystem, von den Sternen her wirken. Während beim Tier also erst in
den Gruppenkräften, in den Kräften, die die Gruppenformen schaffen, die Geister der
Bewegung wirken, wirkt schon auf den pflanzlichen astralischen Leib dasselbe, was zur
Sphäre der Geister der Bewegung gehört. Nachkommen der Geister der Bewegung sind auch
solche, nur unterscheiden sie sich dadurch von den anderen Nachkommen, daß sie sich zu
einer etwas anderen Zeit gebildet haben, aber sie wirken ebenso als Nachkommen der
Geister der Bewegung auf den astralischen Leib der Pflanzen, nicht bloß auf das Ich.
Wiederum können wir nämlich sagen, daß auf den astralischen Leib der Pflanzen von den
Planeten des Planetensystems her die Kräfte der Geister der Bewegung oder ihrer
Nachkommen wirken. Der astralische Leib ist nämlich bei jedem Wesen dasjenige, was den
Impuls gibt zur Bewegung. Auf dem physischen Plan haben wir von der Pflanze den
physischen und Ätherleib. Wenn auf die Pflanze irgendwelche Kräfte aus der Sphäre der
Geister der Bewegung wirkten, so würden diese Kräfte, weil der astralische Leib nicht in der
Pflanze drinnen ist, sondern sie umspült, die Pflanze zur Bewegung bringen, aber jetzt nicht
so, wie Menschen und Tiere sich bewegen, sondern so, daß sie die Pflanze, wie sie zuerst
entsteht, von der Erde wegholen. Wenn Sie sehen, wie sich an einer Pflanze die Kräfte wie in
Spiralen von Blattansatz zu Blattansatz weiterentwickeln, dann haben Sie die Tätigkeit dieser
Kräfte, welche von den Planeten hereinwirken. Und je nachdem

Zeichnung aus GA 136, S. 173


von diesem oder jenem Planeten herein die Kräfte der Nachkommen der Geister der
Bewegung wirken, wird diese eigentümliche Linie, welche die Blätter ansetzt, anders.“
(Lit.:GA 136, S. 172f)
Biografie Rudolf Steiner
Martin von Mackensen: Ein Vortrag für die Landbauschüler am Dottenfelderhof
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Der Geist der Elemente
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Geist der Elemente)

Der Geist der Elemente in der Neuinszenierung 2010 von Die Pforte der Einweihung am
Goetheanum. Foto: Jochen Quast
Der Geist der Elemente ist eine Gestalt aus Rudolf Steiners erstem Mysteriendrama "Die
Pforte der Einweihung und tritt hier in den Szenen auf, die in der Seelenwelt spielen. Im
vierten Bild fordert er von den beiden Forschern Capesius und Strader seinen Lohn dafür,
dass er ihnen das Selbst gegeben habe; doch Strader und Capesius sind dazu nicht fähig; ihre
Gedanken erregen nur Blitz und Donner in der Seelenwelt. So wendet sich der Geist der
Elemente im sechsten Bild an Felicia Balde, die durch ihre Märchen den beiden Forschern
ihre Seelenkräfte immer wieder erfrischt. Sie müsse für die beiden bezahlen und sich eines
ihrer Märchenbilder entringen, damit es nun auch den ihm dienenden Felsengeistern als
Seelennahrung dienen könne.

Durch das Mysterium von Golgatha wurde der Christus der elementarische Geist der Erde:

„Wenn ein hellseherisches Wesen durch Jahrtausende hindurch imstande gewesen wäre, die
Erde zu beobachten, so würde es gesehen haben, wie damals, als der Erlöser auf Golgatha
starb, plötzlich die ganze Erdenaura sich in anderem Lichte färbte, in anderen Farben
aufstrahlte. Der von Zarathustra verkündete Ahura Mazdao ist damals der elementarische
Geist der Erde geworden. Das drückt der Christus aus, indem er beim Abendmahl sagt: «Das
ist mein Leib» (Mt 26,26 LUT), und für den Traubensaft findet er den Ausdruck: «Das ist mein
Blut.» (Vgl. Mt 26,28 LUT)“ (Lit.:GA 104a, S. 93)

Siehe auch
Erdgeist
DatenschutzÜber AnthroWikiHaftungsausschlussDie als Zeitgeister wirkenden Urengel
„Nun kommen wir zu der Ordnung der Urkräfte. Es sind das noch erhabenere Wesenheiten,
deren Bewußtsein nicht einmal mehr bis zu den Tieren herunterreicht. Wenn der
Eingeweihte sich erhebt zu dem Verkehr mit den Urkräften, teilt er ihnen nicht aus seinem
Menschenbewußtsein mit, wie die Gestalten der Tiere auf der Erde sind. Denn sie selbst
reichen mit ihrem Bewußtsein nur herunter bis zu den Menschen. Dann kennen sie das Reich
der Engel, das Reich der Erzengel und ihr eigenes Reich; zu sich selbst sagen sie «Ich», und
die Menschen sind es, welche sie zuletzt wahrnehmen. Was der Stein, das mineralische
Reich für den Menschen ist, das ist der Mensch für die Urkräfte: das unterste Reich. Damit ist
schon gesagt, daß sie aus einer sehr hohen Höhe den Gang der Menschheit leiten. Die
Menschen spüren das hier und da, daß es so etwas gibt wie eine Art «Geist der Zeiten», der
so verschieden ist je nach den verschiedenen Epochen. Die Menschen spüren, daß es einen
«Geist der Epochen» gibt. Wir haben hier öfters gesprochen von dem Geist der Epochen. Wir
haben zum Beispiel gesagt, daß in der ersten Kultur der nachatlantischen Zeit, im alten
indischen Volke, der Geist der Epoche darin bestand, daß die Menschen das Bewußtsein
gehabt haben, daß sie sich wieder zurücksehnten nach den alten atlantischen Zeiten, wo sie
um sich herum höhere Reiche dämmerhaft wahrnahmen. Das bildete sich zu dem
Jogasystem aus, durch das sie wieder hinauf wollten in die höheren Welten. Mit diesem
alten Bewußtsein war verknüpft, daß die Menschen wenig hielten von der äußeren
Wirklichkeit, von dem physischen Plan. Maja, Illusion wird für die Menschen der physische
Plan. Die uralt indische Kultur hatte sozusagen sehr wenig Interesse für den physischen Plan.
Es wird Ihnen sonderbar erscheinen, aber es ist wirklich wahr: Wäre die uralt indische Kultur
geblieben, so würde es Eisenbahnen, Telephone und solche Dinge, die es heute auf dem
physischen Plan gibt, nie gegeben haben; denn es wäre gar nicht so wichtig erschienen, sich
so stark mit den Gesetzen der physischen Welt zu befassen, um diese physische Welt mit
alledem zu bevölkern, was sich uns heute als Kulturerrungenschaften darstellt.

Dann kam der Geist der persischen Epoche. Der Mensch lernte durch ihn in der Materie ein
widerstrebendes Element kennen, das er bearbeiten mußte. Er verband sich mit dem guten
Geist Ormuzd gegen den Geist der Materie, Ahriman. Aber der Perser hatte schon Interesse
am physischen Plan. Dann kommt der Geist jener Epoche, der auf der einen Seite sich
auslebt in der babylonisch-assyrisch-chaldäischen, auf der anderen Seite in der ägyptischen
Kultur. Es wird menschliche Wissenschaft begründet. Mit Geometrie sucht man die Erde für
den Menschen geeignet zu machen. Man sucht den Sinn des Ganges der Sterne in
Astrologie, in Astronomie kennenzulernen, und man richtet das, was auf der Erde geschieht,
nach dem Gange der Sterne ein. Gerade im sozialen Leben richtete man sich im alten
Ägypten sehr ein nach dem Gange der Sterne. Was man als die Geheimnisse der Sterne
erkundete, darnach richtete man sich. Wenn der alte Inder den Weg zu den Göttern
abzulauschen versuchte, indem er ganz die Aufmerksamkeit ablenkte von der äußeren
Wirklichkeit, studierte der Ägypter die Gesetze, die in der äußeren Wirklichkeit herrschen,
um zu untersuchen, wie sich der Wille und der Geist der Götter in den Gesetzen der äußeren
Natur zum Ausdruck bringen. Das war wieder eine andere Epoche. So haben Sie für jede
Epoche einen bestimmten Geist, und die Entwickelung auf der Erde kommt dadurch
zustande, daß ein Geist der Epochen einen anderen Geist der Epochen ablöst. Das ist im
einzelnen der Fall. Die Menschen schwingen sich auf zu den Anschauungen der Zeiten, aber
sie wissen nicht, daß hinter diesem ganzen Gange der Zeiten Epochalgeister stehen; und die
Menschen wissen nicht, daß sie hier auf der Erde, um den Geist ihrer Epoche zum Ausdruck
zu bringen, sozusagen nur die Werkzeuge sind dieser hinter ihnen stehenden Geister der
Epochen.“ (Lit.:GA 102, S. 145f)

„Und dann kommen wir hinauf zu den Wesenheiten, die wir bezeichnen als Geister der
Persönlichkeit, als Urbeginne, Urkräfte, Archai. Das sind nun noch höhere Wesenheiten, sie
haben eine noch höhere Aufgabe im Menschheitszusammenhange. Sie regeln im Grunde
genommen die irdischen Verhältnisse des ganzen Menschengeschlechtes auf Erden, und sie
leben so, daß sie durch die Wellen der Zeit von Epoche zu Epoche in einer ganz bestimmten
Zeit sich verändern, sozusagen einen ändern Geistleib annehmen. Sie alle kennen wiederum
etwas, was für die Abstraktlinge unserer heutigen Bildung eigentlich ein bloßer Begriff ist,
was aber für denjenigen, der hineinsieht in die spirituelle Wirklichkeit, eine Realität ist: es ist
das, was man mit einem eigentlich recht häßlichen Ausdruck unserer Zeit den Zeitgeist
nennen könnte. Sie haben zu tun mit dem, was der Sinn und die Mission einer Epoche der
Menschheit ist. Denken Sie nur einmal daran, daß wir ja schildern können den Sinn und die
Mission zum Beispiel in den ersten Jahrtausenden unmittelbar nach der atlantischen
Katastrophe. Diese Zeitgeister, sie umfassen etwas, was über das einzelne Volk, über die
einzelne Rasse hinausgeht. Der Geist einer Epoche ist nicht beschränkt auf dieses oder jenes
Volk, er geht hinüber über die Grenze der Völker. Das nun, was man in Wirklichkeit Zeitgeist,
Geist einer Epoche nennt, das ist der Geistleib der Archai, der Urbeginne oder Geister der
Persönlichkeit. Diesen Geistern der Persönlichkeit ist es zum Beispiel zuzuschreiben, daß für
gewisse Epochen ganz bestimmte menschliche Persönlichkeiten auf unserem Erdenrund
auftreten. Nicht wahr, Sie begreifen ja, daß die irdischen Aufgaben zunächst gelöst werden
müssen durch irdische Persönlichkeiten. In einer ganz bestimmten Epoche mußte diese oder
jene epochemachende Persönlichkeit auftreten. Aber es würde ein sonderbares
Durcheinander in der ganzen Erdenentwickelung eintreten, wenn das alles dem Zufall
überlassen wäre, wenn in irgendeine Epoche Luther meinetwegen oder Karl der Große
hineingestellt würden. Das muß im Zusammenhang gedacht werden erst mit der ganzen
Entwickelung der Menschheit über die Erde hin; es muß sozusagen aus dem Sinn der ganzen
Erdenentwickelung in einer bestimmten Epoche die richtige Seele auftreten. Das regeln die
Geister der Persönlichkeit, das regeln die Archai oder Urbeginne.“ (Lit.:GA 110, S. 94f)

„Dadurch, daß wir uns vorstellen, daß diese Volksgeister individuell verschieden sind, wie die
Menschen auf unserer Erde, werden wir es begreiflich finden, daß die einzelnen
verschiedenen Gruppen der Völker die individuelle Mission dieser Archangeloi sind. Wenn
wir uns einmal geistig veranschaulichen, wie in der Weltgeschichte Volk nach Volk und auch
Volk neben Volk wirkt, so können wir jetzt, wenigstens in abstrakter Form - die Form wird
immer konkreter und konkreter werden in den nächsten Vorträgen - uns vorstellen, daß
alles, was da vor sich geht, inspiriert ist von diesen geistigen Wesenheiten. Aber eines wird
uns wohl leicht vor die Seele treten können: daß neben diesem Wirken von Volk nach Volk
noch etwas anderes stattfindet in der Menschheitsentwickelung. Sie können, wenn Sie jenen
Zeitraum überblicken, den wir von der großen atlantischen Katastrophe aus rechnen, die das
Antlitz der Erde so weit verändert hat, daß jener Kontinent, der bestanden hat zwischen dem
heutigen Afrika, Amerika und Europa, in jener Zeit untergegangen ist, die Zeiträume
unterscheiden, in welchen die großen Völker gewirkt haben, bei denen die nachatlantischen
Kulturen herauskamen: die alte indische, die persische, die ägyptisch-chaldäische, die
griechisch-lateinische und unsere gegenwärtige Kultur, die nach einiger Zeit in die sechste
Kulturepoche übergehen wird. Wir bemerken auch, daß nacheinander darin gewirkt haben
verschiedene Völkerinspiratoren. Wir wissen, daß noch lange die ägyptisch-chaldäische
Kultur gewirkt hat, als die griechische Kultur schon ihren Anfang nahm, und daß die
griechische Kultur noch weiter waltete, als die römische schon ihren Anfang genommen
hatte. So können wir die Völker nebeneinander und nacheinander betrachten. Aber in allem,
was sich in und mit den Völkern entwickelt, entwickelt sich noch etwas anderes. Es ist ein
Fortschritt in der menschlichen Entwickelung. Es kommt dabei nicht in Betracht, ob wir das
eine höher oder niedriger stellen. Es kann zum Beispiel einer sagen: Mir gefällt die indische
Kultur am besten. Das mag ein persönliches Urteil sein. Wer aber nicht auf persönliche
Urteile schwört, der wird sagen: Es ist gleichgültig, wie wir die Dinge bewerten; der
notwendige Gang führt die Menschheit vorwärts, mag man das später auch Niedergang
nennen. Die Notwendigkeit führt die Menschheit vorwärts. Wenn wir die verschiedenen
Zeiträume vergleichen, 5000 Jahre vor Christus, 3000 Jahre vor Christus und 1000 Jahre nach
Christus, dann ist etwas noch da, was über die Volksgeister hinübergreift, etwas, woran die
verschiedenen Volksgeister teilnehmen. Sie brauchen das nur in unserer Zeit ins Auge zu
fassen. Woher kommt es, daß in diesem Saale so viele Menschen zusammensitzen können,
die aus den verschiedensten Volksgebieten herkommen und sich verstehen und sich zu
verstehen versuchen in bezug auf das Allerwichtigste, was sie hier zusammengeführt hat?
Die verschiedenen Menschen kommen aus dem Bereich der verschiedensten Volksgeister
heraus, und dennoch gibt es etwas, worin sie sich verstehen. In ähnlicher Weise verstanden
sich und konnten sich verstehen in damaliger Zeit die verschiedenen Völker untereinander,
weil es in jeder Zeit etwas gibt, was die Volksseele übergreift, die verschiedenen Volksseelen
zusammenführen kann, etwas, was man überall mehr oder weniger versteht. Das ist
dasjenige, was man mit dem recht schlechten, aber gebräuchlichen deutschen Wort
«Zeitgeist» benennt oder auch «Geist der Epoche». Der Geist der Epoche, der Zeitgeist, ist
ein anderer in der griechischen Zeit, ein anderer in der unsrigen. Diejenigen, welche den
Geist in unserer Zeit erfassen, werden zur Theosophie hingetrieben. Das ist das aus dem
Geiste der Epoche über die einzelnen Volksgeister Übergreifende. In derjenigen Zeit, in der
Christus Jesus auf der Erde erschien, bezeichnete sein Vorläufer, Johannes der Täufer, den
Geist, den man als Zeitgeist bezeichnen könnte, mit den Worten: «Ändert die Verfassung der
Seele, denn die Reiche der Himmel sind nahe herbeigekommen.»

So kann man für jede Epoche den Zeitgeist finden, und das ist etwas, was sich hineinwebt in
das Weben der Volksgeister, das wir damit zu gleicher Zeit als das Weben der Archangeloi
charakterisiert haben. Für den heutigen materialistischen Menschen ist der Zeitgeist etwas
ganz Abstraktes ohne Realität, und noch weniger darf man ihm damit kommen, in dem
Zeitgeist ein wahres Wesen zu sehen. Dennoch verbirgt sich hinter dem Worte «Zeitgeist»
eine wirkliche Wesenheit, keine andere Wesenheit als eine solche, die drei Stufen über der
Menschheitsstufe steht. Jene Wesenheiten verbergen sich dahinter, die schon auf dem alten
Saturn, der am weitesten zurückliegenden Entwickelungsepoche der Erde, ihre
Menschheitsstufe durchmachten, und die heute aus dem geistigen Umkreis der Erde an der
Umgestaltung der Erde arbeiten und dabei die letzte Phase sozusagen an der Umgestaltung
ihres physischen Leibes in Geistesmensch oder Atma durchmachen. Mit hohen Wesenheiten
haben wir es hier zu tun, mit Wesenheiten, gegenüber deren Eigenschaften den Menschen
ein Schwindel überkommen möchte. Es sind diejenigen Wesenheiten, die wir wieder
bezeichnen könnten als die eigentlichen Inspiratoren - oder wir müssen auf diesem Gebiete
sagen, wenn wir mit technischen Ausdrücken des Okkultismus sprechen wollen -, die
Intuitoren des Zeitgeistes oder der Zeitgeister. Sie wirken so, daß sie sich abwechseln und
gleichsam einer dem andern die Hand reicht. Von Epoche zu Epoche reichen sie sich ihre
Aufgabe zu. Der Geist der Epoche, der während der griechischen Zeit wirkte, reicht weiter
die Mission an den, der später wirkt und so weiter. Sie wechseln sich also ab. Es sind, wie wir
sahen, eine Anzahl solcher Zeitgeister, solcher Geister der Persönlichkeit, die als Zeitgeist
wirken. Sie sind eine höhere Rangordnung gegenüber den Volksgeistern, diese Geister der
Persönlichkeit, diese Intuitoren des Zeitgeistes. In jedem Zeitalter wirkt vorzugsweise einer
und gibt diesem Zeitalter seine Gesamtsignatur, gibt seine Aufträge an die Volksgeister, so
daß dasjenige, was der Gesamtgeist der Epoche ist, sich spezialisiert, individualisiert nach
den Volksgeistern. Dann wird er abgelöst in der kommenden Epoche von einem ändern
Zeitgeiste, einem ändern Geiste der Persönlichkeit, einem andern Arché.

Wenn eine gewisse Anzahl von Epochen vorübergegangen ist, dann ist ein Zeitgeist durch die
Weiterentwickelung hindurchgegangen. Das müssen wir uns so vorstellen: Wenn wir in
unserer Zeit sterben und unsere Entwickelung hier durchgemacht haben, so gibt unsere
Persönlichkeit das Ergebnis dieses Erdenlebens an das nächste Erdenleben weiter. So ist es
auch mit den Geistern der Epoche der Fall. In jeder Epoche haben wir einen solchen Geist
der Epoche; der gibt am Ende der Epoche sein Amt an seinen Nachfolger ab, dieser wieder
an seinen weiteren Nachfolger und so weiter. Die vorangegangenen machen inzwischen ihre
eigene Entwickelung durch, dann kommt derjenige, der am längsten nicht daran gewesen ist,
wieder an die Reihe, so daß derselbe in einer spätem Epoche, während die ändern dann ihre
eigene Entwickelung durchmachen, als Geist der Epoche wiederkommt und für die
fortgeschrittene Menschheit das, was er selber für seine höhere Mission erworben hat,
intuierend der Menschheit einflößt. Wir blicken zu diesen Geistern der Persönlichkeit hinauf,
zu diesen Wesen, die mit dem sonst so nichtssagenden Worte «Zeitgeist» benannt werden
können, so, daß wir sagen können: Wir Menschen gehen von Inkarnation zu Inkarnation; wir
wissen aber ganz genau, daß, indem wir selber von Epoche zu Epoche schreiten, indem wir in
die Zukunft sehen, immer andere Zeitgeister die Geschehnisse unserer Erde regieren. Aber
auch unser heutiger Zeitgeist wird wiederkommen, wir werden ihm wieder begegnen.
Wegen dieser Eigenschaft dieser Geister der Persönlichkeit, daß sie gleichsam Kreise
beschreiben und wieder zu ihrem Ausgangspunkte zurückkommen, daß sie Zyklen
beschreiben, wegen dieser Eigenschaft werden sie auch «Geister der Umlaufszeiten»
genannt. - Wir werden diesen Ausdruck noch genauer zu rechtfertigen haben. - Also diese
höheren geistigen Wesenheiten, die ihre Befehle ausgeben an die Volksgeister, werden auch
Geister der Umlaufszeiten genannt. Es sind damit gemeint jene Umlaufszeiten, die der
Mensch selber durchzumachen hat, indem er von Epoche zu Epoche in gewisser Weise
zurückkehrt zu früheren Zuständen und sie in höherer Form wiederholt. Nun sehen Sie,
dieses Wiederholen der Eigentümlichkeiten früherer Formen, das kann Ihnen auffallen.
Wenn Sie in geisteswissenschaftlichem Sinne genau die Entwickelung der Menschheitsstufen
auf der Erde durchnehmen, so finden Sie diese wiederholten Geschehnisse in der
verschiedensten Weise. So ist eine Wiederholung darin, daß sozusagen sieben Epochen sich
folgen nach der atlantischen Katastrophe, die wir nennen die nachatlantischen Kulturstufen.
Die griechisch-lateinische Stufe oder Kulturepoche bildet sozusagen den Wendepunkt in
unserm Zyklus und erleidet daher keine Wiederholung. Auf diese folgt die Wiederholung der
ägyptisch-chaldäischen Epoche, und zwar in unserer eigenen Zeit. Auf diese wird folgen eine
andere Epoche, die eine Wiederholung der persischen Zeit sein wird, allerdings in etwas
anderer Art, und dann wird die siebente Epoche kommen, die eine Wiederholung der uralt-
indischen Kultur, der Epoche der heiligen Rishis sein wird, so daß in dieser Epoche gewisse
Dinge in anderer Form heraus kommen werden, die damals veranlagt worden sind. Die
Lenkung dieser Geschehnisse obliegt den Zeitgeistern.

Daß nun auf die Erde verteilt in verschiedenen Völkern das ausgelebt wird, was von Epoche
zu Epoche weiterschreitet, daß die verschiedensten Gestalten aus diesem oder jenem Boden
gebildet werden, aus dieser oder jener Sprachgemeinschaft herauswachsen, aus dieser oder
jener Formensprache, aus Architektur, Kunst und Wissenschaft entstehen können und alle
die Metamorphosen annehmen können und alles das aufzunehmen vermögen, was der
Geist der Epoche der Menschheit einflößen kann, dazu brauchen wir die Volksgeister, die in
der Hierarchie höherer Wesenheiten zu den Erzengeln gehören.“ (Lit.:GA 121, S. 27ff)

Der Aufstieg Michaels zum Zeitgeist


Die besondere Bedeutung des gegenwärtigen Michael-Zeitalters liegt darin, dass Michael
vom Erzengel-Rang zum Urengel-Rang eines Zeitgeists aufsteigt und dadurch eine alle Völker
übergreifende spirituelle Vertiefung der ganzen Menschheit anregen kann.

"Wenn wir von der Hierarchie der Archangeloi sprechen, kann man sagen, die lösen sich
zwar so ab, wie ich gesagt habe. Aber der höchste im Range, gleichsam der Oberste ist
derjenige, der in unserem Zeitalter die Herrschaft zu führen beginnt, ist Michael. Er ist einer
aus der Reihe der Archangeloi, aber er ist gewissermaßen der Fortgeschrittenste. Nun gibt es
eine Entwicklung, und die Entwickelung umfaßt alle Wesen. Alle Wesen sind in einer sich
steigernden Entwickelung, und wir leben in dem Zeitalter, wo Michael, der Oberste von der
Natur der Archangeloi, übergeht in die Natur der Archai. Er wird allmählich übergehen in
eine leitende Stellung, wird eine leitende Wesenheit, wird Zeitgeist, leitende Wesenheit für
die ganze Menschheit.

Das ist das Bedeutsame, das ist das ungeheuer Wichtige unseres Zeitalters, daß wir
begreifen, daß das, was in allen vorhergehenden Epochen noch nicht da war, für die ganze
Menschheit nicht da war, nun sein kann, werden muß ein Gut für die ganze Menschheit.
Was bisher bei einzelnen Völkern auftrat - spirituelle Vertiefung -, kann nun etwas sein für
die gesamte Menschheit." (Lit.: GA 152, S. 60)

Erdgeist
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(Weitergeleitet von Geist der Erde)

Die Erscheinung des Erdgeists in Goethes Faust.


Der Erdgeist ist der Planetengeist der Erde und hat seinen Sitz in der neunten Schicht des
Erdinneren, die identisch mit der Eishölle aus Dantes Göttlicher Komödie und zugleich der
Quellort aller schwarzmagischer Kräfte ist. Hier ist auch das Erdgehirn lokalisiert, das in
engem Zusammenhang mit dem menschlichen Gehirn steht. In Rudolf Steiners
Mysteriendramen erweist sich das Urbild des German als der Geist des Erdgehirns. Der Geist
der Erde umfasst dabei die Gesamtheit aller geistigen Wesen, die sich mit der Erde
verbunden haben und in deren Zentrum seit dem Mysterium von Golgatha der Christus
steht.

Der Erdgeist als Gemeinschaft geistiger Wesenheiten


"Wenn man unsere Erde hellseherisch von außen betrachten könnte, so würde man nicht
nur Felsen und so weiter aus materiellem Stoff wahrnehmen und dazwischen tierische und
menschliche Gestalten einherwandern sehen, sondern man würde vor allen Dingen
Gruppenseelen der Pflanzen, der Tiere und so weiter sehen. Das ist schon eine geistige
Bevölkerung unserer Erde. Der Hellseher würde ferner die einzelnen Individualseelen der
Menschen, die Volksseele und so weiter sehen. Sie müssen sich überhaupt den Geist eines
Himmelskörpers nicht etwa nur so einfach vorstellen, daß Sie sich im Raume eine Kugel
denken, die einen Geist und eine Seele hat, sondern daß eine ganze geistige Bevölkerung,
die ein Ganzes ausmacht, diesen Himmelskörper bewohnt. Und alle diese einzelnen Geister,
Gruppenseelen und so weiter, stehen wiederum unter einem Anführer, wie wir es nennen
können, und alles dies zusammen entspricht dem gesamten Geist unserer Erde, demjenigen,
was wir den Erdgeist nennen." (Lit.: GA 98, S. 190)

Erdgeist und internationale Bestrebungen


"Solche Wesen, die von höheren Plänen aus die physische Entwicklung leiten, sind
vorhanden. Deren niederste Entwicklung ist in der Astralmaterie. Jedes Volk, jede Rasse,
jeder Stamm hat eine gemeinsame Astralmaterie, die Inkarnationsmaterie für den
Volksgeist. Der Volksgeist erreicht immer seine Entwicklung etwas früher als die einzelnen
im Volk. Der Volksgeist kann von der Mitte eines Zyklus an Karma ansammeln. Wir bilden mit
an dem Karma des Volkes, der Rasse und so weiter. Kollektiv-Karma wird dies genannt. Es ist
eine Realität. Es wird dadurch bewirkt, daß diejenigen Wesen, die eine Stufe weiter sind,
auch Karma haben. Die internationalen Bestrebungen gehören einem noch umfassenderen
Geiste an, der die gesamte Astralmaterie der Erde umfaßt, dem wirklichen Erdgeist. Die
physische Erde ist auch der physische Körper für diesen Erdgeist, den planetarischen Logos,
der, wenn man sich zu ihm erhebt, das Karma der ganzen irdischen Entwicklung bedeutet.
Internationale Bestrebungen sind der erste Ansatz zu jener großen Einheit, die entstehen
wird auf dem Arupaplan. Der Theosoph lebt in der Idee dieser großen Einbeziehung, des
Konzentrierens auf einen Punkt." (Lit.: GA 89, S. 154f)

Erdgeist und Natur


"Im ersten Kindheitsalter ist ein inniger Zusammenhang zwischen Natur und Geist, sie
durchdringen einander, stehen einander noch freundschaftlich gegenüber. Später sondern
sie sich, und der Geist und die Naturprozesse gehen mehr abgesondert vor sich. Dafür
werden die Naturprozesse auch mehr geistlos, indem der Geist aus ihnen herausdifferenziert
ist und zu der besonderen Seele geworden ist, auf die der Mensch so stolz ist. Diese erkauft
sich der Mensch damit, daß sein Leib mehr geistlos wird. Der Mensch hat erst Geist aus
seinem Leibe gesogen, damit er ihn mehr abgesondert für sich gebrauchen kann. In der
ganzen Erdenentwickelung gibt es ein Ähnliches. In sehr frühen Zeiten der Erde war überall
der Geist mit der Natur der Erde innig verbunden, daher war dazumal ein inniges
Zusammenwirken zwischen Erdgeist und Erdennatur. Heute ist in gewisser Weise die
Erdennatur so abgesondert von ihrem Geist wie beim Menschen die Natur von dem
Seelischen. Und wie beim Menschen der Geist es ist, der Denken, Fühlen und Wollen
dirigiert, so läuft in der Erdenentwickeiung auch der Erdgeist als Geschichtsverlauf neben
dem Naturprozeß einher. Diese waren in der lemurischen Zeit noch mehr miteinander
verwoben, wie die geistigen und die Naturprozesse beim Kinde auch enger verwandt sind als
beim späteren Menschen. Worauf kommt es denn hier an? Kommt es darauf an, zu sagen:
Der Geist entwickelt sich im späteren Lebenszeitalter oder Erdzeitalter? - Nein, er war schon
da, aber er hat dazumal seine Tätigkeit verwendet auf das, was dann abgesondert ist. Und
das verhärtet, es verholzt, es stirbt." (Lit.: GA 150, S. 74f)

Erdgeist und Erdinneres


"Die neunte und letzte Schicht [des Erdinneren] ist sozusagen der Wohnsitz des
Planetengeistes. Sie zeigt zwei eigentümliche Erscheinungen. Man könnte sie mit einem
Menschen vergleichen, denn sie besitzt ein Organ, das einem Gehirn ähnelt. Ein anderes
Organ gleicht einem Herzen. Auch der Planetengeist ist Veränderungen unterworfen, die mit
der Entwickelung der Menschen in engem Zusammenhange stehen." (Lit.: GA 97, S. 282)

Der Planetengeist der Erde


"So wie wir beim Menschen also sagen: hinter seinem astralischen Leib ist sein Ich, so
sprechen wir davon, daß hinter all dem, was wir die Gesamtheit der Geister der
Umlaufszeiten nennen, verborgen ist der Geist des Planeten selbst, der Planetengeist.
Während die Geister der Umlaufszeiten die Naturgeister der Elemente dirigieren, um auf
dem Erdenplaneten rhythmischen Wechsel, Wiederholungen in der Zeit, Abwechselung im
Raum hervorzurufen, hat der Geist der Erde eine andere Aufgabe. Dieser Geist der Erde hat
die Aufgabe, die Erde selber in Wechselbeziehung zu bringen zu den übrigen
Himmelskörpern der Umgebung, sie so zu dirigieren und zu lenken, daß sie im Laufe der
Zeiten in die richtigen Stellungen kommt zu den anderen Himmelskörpern. Dieser Geist der
Erde ist gleichsam der große Sinnesapparat der Erde, durch den die Erde, der Erdenplanet, in
das richtige Verhältnis zu der Umwelt kommt.
Wenn ich also die Aufeinanderfolge jener geistigen Wesenheiten, mit denen wir es zunächst
auf unserer Erde zu tun haben und zu denen wir den Weg finden können durch eine
allmähliche okkulte Entwicklung, zusammenfassen soll, so muß ich sagen: Wir haben als den
äußersten Schleier die Sinnenwelt mit aller ihrer Mannigfaltigkeit, mit demjenigen, was wir
ausgebreitet sehen für unsere Sinne, was wir mit dem Verstand des Menschen begreifen
können. Wir haben dann hinter der Sinneswelt liegen die Welt der Naturgeister. Hinter der
Welt der Naturgeister haben wir liegen die Welt der Geister der Umlaufszeiten und dahinter
den Planetengeist." (Lit.: GA 136, S. 44)

Christus und der Erdgeist


Der Anführer aller dieser geistigen Wesenheiten und damit der eigentliche Planetengeist der
Erde ist seit dem Mysterium von Golgatha der Christus.

"Unsere Erde ist nicht bloß der materielle Körper, als den sie unsere Augen sehen, sondern
unsere Erde hat eine geistige Hülle. Wie wir selbst einen Ätherleib und einen Astralleib
haben, so hat auch unsere Erde solche höheren Leiber. Und wie sich eine kleine Menge
Substanz ausdehnt in einer Flüssigkeit, so dehnte sich das, was geistig ausstrahlte von der
Tat auf Golgatha, in die geistige Atmosphäre der Erde aus, durchdrang sie und ist seit jener
Zeit darinnen. Es ist also seit jener Zeit unserer Erde etwas mitgeteilt, was sie früher nicht
hatte. Und da die Seelen nicht bloß überall umschlossen von dem Materiellen leben,
sondern da Seelen wie Tropfen sind, die im Meere des irdisch Geistigen leben, so sind eben
die Menschen seit jener Zeit eingebettet in die geistige Atmosphäre unserer Erde, die
durchdrungen ist von dem Christus-Impuls. Das war vor dem Mysterium von Golgatha nicht
der Fall; und das ist der große Unterschied zwischen dem vorchristlichen und dem
nachchristlichen Leben. Wenn man sich nicht vorstellen kann, daß so etwas im geistigen
Leben stattfindet, dann ist man noch nicht so weit, das Christentum wirklich als eine
mystische Tatsache aufzufassen, deren volle Bedeutung nur in der geistigen Welt erkannt
und anerkannt werden kann." (Lit.: GA 131, S. 102f)

"Bis zu dem Zeitpunkte, in dem der Christus Jesus auf der Erde erschien, ist alles, was vom
Christus-Geist vorhanden war, eine Einheit. Es war eine einheitliche Hülle, welche die ganze
Erde umgab, die in der festen Erde gleichsam ihr Knochensystem hatte. Wenn Sie die feste
Erde nehmen mit alledem, was sie in sich hat, und dann dazunehmen, was die Erde an
Wärme umgibt, dann haben Sie ungefähr das, was man den Körper des Christus-Geistes
nennt. Daher das schöne Wort im Johannes- Evangelium, wo sich der Christus Jesus selbst
bezeichnet als den Geist der Erde: «Der mein Brot isset, der tritt mich mit Füßen.» Was isset
der Mensch, wenn er ißt? Das Brot. Er ißt das Brot, das der Leib des Christus ist. Und indem
er auf der Erde geht, tut der Mensch das andere: er tritt ihn mit Füßen. Ganz wörtlich ist das
zu nehmen. Ebenso wie sich in der lemurischen Zeit in die einzelnen Individualitäten
ausgegossen hat von dem Element des Geistes der Jahvegeist, ebenso goß sich nach und
nach in den Zeitaltern, die dem Christus Jesus vorangegangen waren, und in denjenigen, die
ihm jetzt nachfolgen, langsam der Christus-Geist ein, der seinen Körper in der Wärme des
Blutes hat. Und wenn der ganze Christus-Geist ausgegossen sein wird in die menschlichen
Individualitäten hinein, dann wird das Christentum, die große Menschenbrüderschaft, die
Erde erobert haben. Dann wird es überhaupt kein Bewußtsein von Cliquen und kleinen
Zusammenhängen mehr geben, sondern nur das Bewußtsein, daß die Menschheit ein
Bruderbund ist. Bei der größten Individualisierung wird dennoch jeder zum andern
hingezogen sein. Die kleinen Stammes- und Volksgemeinschaften werden gewichen sein der
Gemeinschaft des Lebensgeistes, der Budhi, der Gemeinschaft des Christus." (Lit.: GA 96, S.
284f)

"Mit der Erscheinung des Christus auf der Erde senkte sich gleichzeitig der Astralleib dieser
kosmischen Kraft des Christus-Geistes auf die Erde herab und seitdem ist sein Astralleib in
ständiger Verbindung mit dem Astralleib der Erde geblieben. Durch die Erscheinung des
Christus auf Erden hat der Astralleib der Erde von dem der Sonne eine ganz neue Substanz
erhalten. Wer zur Zeit Christi von einem andern Planeten heruntergeblickt hätte auf die
Erde, der würde das Hinzutreten dieser neuen Substanz zum Astralleibe der Erde ersehen
haben an der Änderung der Farbenstrahlung dieses Astralleibes. Durch die Verbindung
seines Astralleibes mit demjenigen der Erde ist der Sonnengeist Christus zugleich Erdgeist
geworden. Der Christus-Geist ist Sonnengeist und zugleich Erdgeist. Von dem Moment an, da
Christus auf Erden gewandelt ist, bleibt er in ständiger Verbindung mit der Erde. Er ist der
Planetengeist der Erde geworden; die Erde ist sein Leib, er leitet die Erdenentwickelung.
Diese Verbindung hat sich auf Golgatha vollzogen und das Mysterium von Golgatha ist das
Symbolum dessen, was für die Erdenentwickelung damals geschehen ist." (Lit.: GA 100, S.
253)

"Wir erinnern uns daran, daß wir den großen Moment von Golgatha hingestellt haben vor
unsere Seele. Wenn jemand damals die Erde von ferne betrachtet hätte mit hellseherischem
Blick, so hätte er wahrgenommen in dem Augenblick, wo das Blut aus den Wunden des
Erlösers floß, daß die ganze astralische Aura der Erde sich veränderte. Da ist die Erde
durchdrungen worden von der Christus-Kraft. Durch dieses Ereignis kann sich die Erde
dereinst wieder mit der Sonne vereinigen. Diese Kraft wird wachsen. Das ist die Kraft, die
unseren Ätherleib vor dem zweiten Tode bewahrt. Christus wird immer mehr und mehr der
Erdgeist, und derjenige, der ein rechter Christ ist, versteht die Worte: «Wer mein Brot isset,
der tritt mich mit Füßen», der betrachtet den Leib der Erde als den Leib des Christus. Die
Erde als planetarischer Körper ist der Leib des Christus, freilich erst im Anfange. Es wird erst
der Christus Erdgeist, er wird sich völlig mit der Erde vereinigen. Und wenn sich die Erde
später mit der Sonne vereinigen wird, wird der große Erdgeist Christus Sonnengeist sein."
(Lit.: GA 104, S. 252)

"Wenn also — ich habe ja auch das schon erwähnt — ein alter Weiser, der wirklich
hellsichtig war, in der Zeit vor dem Mysterium von Golgatha sich in die geistigen Hohen
hinaufhob, so traf er in diesen geistigen Höhen natürlich den Christus. Daher wurden
diejenigen, die dazumal von dem Christus sprechen konnten, Propheten, die das Ankommen
des Christus vorhersagen konnten; denn sie fanden Christus in den geistigen Weiten und
sahen ihn gewissermaßen auf seinem Wege zur Erde hin, wie er als Sonnengeist
herunterstieg, um allmählich Erdgeist zu werden. Sie schauten also hin auf einen zukünftigen
Augenblick der Erdenentwickelung, in dem sich das, was sie nur in geistigen Höhen sahen,
mit der Erdenentwickelung verbinden werde. Wenn man die Erde dazumal, vor dem
Mysterium von Golgatha, in allen ihren Weiten durchforschte nach dem, was man aus ihr
wissen konnte, fand man den Christus nicht. Daher hat die Erdenwissenschaft der alten vor
dem Mysterium von Golgatha lebenden Völker selbstverständlich den Christus nicht. Aber
wenn die Eingeweihten dieser Mysterien einen gewissen Grad erreicht hatten, wurde ihnen
verkündet das Kommen des Christus auf die Erde.
Bedenken Sie nun, wie das alles anders ist seit dem Mysterium von Golgatha. Es ist ja gerade
das Gegenteil davon seit dem Mysterium von Golgatha da. Seit dem Mysterium von
Golgatha findet man, wenn man hier die Erdenentwickelung durchforscht, den Christus
hineinverwoben in die ganze Geschichte derjenigen Völker, die eben schon vom Christentum
durchdrungen sind. Und eine geschichtliche Darstellung zu geben, ohne vom Christus zu
sprechen, ist eigentlich ein Unding. Das hat sogar der Historiker Ranke empfunden und sich
noch in seinem hohen Alter die Frage gestellt, ob denn Geschichte überhaupt etwas heißt,
wenn man nicht überall zeigt, wie der Christus-Impuls in den einzelnen Erscheinungen
drinnen lebt. Dafür aber ist in denjenigen Welten, in die man aufsteigen kann, aus denen der
Christus herausgekommen ist, um eben mit der Erdenentwickelung sich zu verbinden, der
Christus nicht so unmittelbar darin. Man muß dann schon von jenen Höhen herunterschauen
auf die Erde und sehen, wie er sich mit der Erde verbunden hat." (Lit.: GA 167, S. 198f)

Der Erdgeist im Jahreslauf


"Wir wissen ja, wie nur eine materialistische Weltanschauung des Glaubens sein kann, daß
allein der Mensch innerhalb der Weltenordnung mit einem Erkenntnis-, Gefühls- und
Willensvermögen begabt sei; während man anerkennen muß vom Standpunkte einer
spirituellen Weltanschauung, daß ebenso, wie es unterhalb der Menschenstufe
Wesenheiten gibt, es auch Wesenheiten gibt oberhalb der menschlichen Stufe des Denkens,
Fühlens und Wollens. In diese Wesenheiten kann sich der Mensch einleben, wenn er eben
als Mikrokosmos im Makrokosmos untertaucht. Wir müssen aber dann von diesem
Makrokosmos so sprechen, wie wenn er nicht nur ein Raumesmakrokosmos sei, sondern wie
wenn die Zeit in ihrem Verlaufe Bedeutung habe im Leben des Makrokosmos. Wie der
Mensch sich zurückziehen muß von all den Eindrücken, die auf seine Sinne ausgeübt werden
können aus seiner Umgebung, wie er gleichsam um sich herum durch das Abschließen seiner
Sinneswahrnehmung Finsternis erzeugen muß, um im Inneren das Licht des Geistes
anzuzünden, wenn er in die Tiefen seiner Seele hinuntersteigen will, so muß derjenige Geist,
den wir als den Erdgeist bezeichnen können, abgeschlossen sein von den Eindrücken des
übrigen Kosmos. Es muß das geringste Maß von Wirkungen von dem äußeren Kosmos auf
den Erdgeist ausgeübt werden, damit der Erdgeist selber sich innerlich konzentrieren, seine
Fähigkeiten innerlich zusammenziehen kann. Denn dann werden die Geheimnisse entdeckt,
die der Mensch deshalb durchzumachen hat mit diesem Erdgeist, weil die Erde als Erde aus
dem Kosmos herausgesondert ist.

Solch eine Zeit, wo das größte Maß der Eindrücke vom äußeren Makrokosmos auf die Erde
ausgeübt wird, ist die Sommersonnenwendezeit, die Johannizeit. Es erinnern uns daher viele
Nachrichten aus alten Zeiten, die an Festesdarstellungen und Festesbegehungen anknüpfen,
wie solche Feste inmitten der Sommerzeit stattfanden, wie die Seele in der Mitte des
Sommers dadurch, daß sie sich des Ich entäußert und aufgeht im Leben des Makrokosmos,
trunken hingegeben ist den Eindrücken vom Makrokosmos.

Aber umgekehrt erinnern uns die legendarischen oder sonstigen Darstellungen desjenigen,
was in der Vorzeit erlebt werden konnte, dann, wenn das geringste Maß der Eindrücke vom
Makrokosmos zur Erde kommt, daran, daß der Erdgeist, in sich konzentriert, die
Geheimnisse des Erdenseelenlebens im unendlichen All erlebt, und daß der Mensch, wenn
er sich hineinbegibt in dieses Erleben zu der Zeit, in welcher am wenigsten Licht und Wärme
gesendet wird aus dem Makrokosmos zur Erde, dann die heiligsten Geheimnisse miterlebt.
Daher wurden diese Tage um die Weihnachtszeit herum immer so heilig gehalten, weil der
Mensch, als er in seinem Organismus noch die Fähigkeit hatte, mitzuerleben das
Erdenerleben in der Zeit, wo es am konzentriertesten ist, mit dem Erdgeist Zusammensein
konnte." (Lit.: GA 158, S. 171ff)

"Die Zeit, in welcher das geringste Maß von Eindrücken aus dem Makrokosmos zur Erde
kommt, die Zeit von Weihnachten bis über das Neujahr hinaus, ungefähr bis zum 6. Januar,
ist wohl geeignet, daß man sich nicht nur erinnere an das Gegenständliche der geistigen
Erkenntnis, sondern an die Empfindungen, die wir in uns entwickeln müssen durch das
Aufnehmen der Geisteswissenschaft. Wahrhaft leben wir uns also wieder hinein in den
Erdgeist, mit dem wir zusammen doch eine Ganzheit bilden, und mit dem lebte das alte,
hellseherische Erkennen, wie es uns etwa in dieser Legende von Olaf Åsteson dargestellt ist."
(Lit.: GA 275, S. 89f)

"Es müssen besonders günstige Umstände eintreten, damit eine menschliche Einzelseele
ohne Initiation, ohne bewußtes Arbeiten an sich selbst, in Zusammenhang mit höheren
Welten kommt. Besonders günstige Umstände liegen vor in der Zeit, wenn gewissermaßen
der Erdgeist besonders aufwacht: in der Zeit vom 25. Dezember bis 6. Januar. Wenn im
Sommer die Sonne am höchsten steht, wenn die physische Wärme der Erde am meisten
zustrahlt, dann sind die Bedingungen für die Initiation am schlechtesten, weil da der Geist
der Erde schläft. Der Geist der Erde ist am wachsten in der Winterfinsternis, bei der
Wintersonnenwende. Daher ist es keine bloße Legende, sondern entspricht einer Wahrheit,
wenn in alten Legenden erzählt wird, daß in den dreizehn Nächten, die dem 6. Januar
vorangehen, gewisse besonders geeignete Seelen initiiert wurden, so daß sie hineingehen
konnten in die geistige Welt, daß sie dort erleben konnten dasjenige, was wir Kamaloka und
Devachan nennen. Wir erinnern uns wohl, hier in Hannover ist einmal die Legende von Olaf
Åsteson vorgetragen worden, der in den dreizehn Nächten schlafend durchgemacht hat den
ganzen Weg, der der Weg sein kann durch Kamaloka und Devachan. Olaf Åsteson erzählt
dann, was er erlebt hat in diesen dreizehn Tagen." (Lit.: GA 159, S. 51)

Der Erdgeist in Goethes Faust-Dichtung


Goethe schildert bekanntlich die Erscheinung des Erdgeists in seiner Faust-Dichtung:

"In alten Zeiten, als die Menschen, wenn sie erkennen wollten, sich noch von den
Wesenheiten der geistigen Welt besuchen ließen, als sie noch in ihren
Erkenntniswerkstätten - verzeihen Sie, wenn ich den spießbürgerlichen Ausdruck gebrauche
- arbeiteten, um hinter die Geheimnisse der Welt zu kommen, da war es anders als heute, da
konnte sich der Mensch als ein Verwandter dieser geistigen Wesenheiten fühlen, die ihn
besuchten. In diese Erkenntniswerkstätten herein drangen die geistigen Wesenheiten, die
Faust wiederum sucht. Der Erdgeist und allerlei andere geistige Wesenheiten kommen ja zu
Faust herein. Da wußte er: Ich lebe jetzt allerdings auf der Erde, muß mich des Instrumentes
eines physischen Leibes bedienen, aber vor der Geburt und nach dem Tode bin ich ein
solches Wesen, wie diejenigen sind, die mich da besuchen. - Also er wußte, er hat zwar einen
Aufenthaltsort gesucht für das Erdenleben, das ihn von der geistigen Welt trennt, aber diese
geistige Welt besucht ihn. Er wußte sich dieser geistigen Welt dennoch verwandt. Das gab
dem Menschen ein Bewußtsein seines eigenen Wesens." (Lit.: GA 210, S. 171f)

"Goethe hat in seinen Faust nicht etwa nur die Enttäuschungen eines in die Irre gehenden
Erkenntnisdranges hineinlegen wollen; er wollte vielmehr die im Wesen des Menschen
begründeten Konflikte dieses Dranges selbst darstellen. Der Mensch ist in jedem
Augenblicke seines Daseins mehr als sich zum Vollbringen seines Lebens enthüllen darf. Der
Mensch soll sich entwickeln aus seinem Innern heraus; er soll entfalten, was in vollem Maße
zu erkennen ihm erst nach der Entfaltung gegönnt sein kann. Seine Erkenntniskräfte sind so
geartet, daß sie selbst zur Unzeit an das herangebracht, was sie zur rechten Zeit bewältigen
sollen, durch ihren eigenen Gegenstand betäubt werden können. - Faust lebt in alle dem,
was in den Worten des Erdgeists sich offenbart. Aber dieses sein eigenes Wesen betäubt ihn,
als es ihm anschaulich vor die Seele tritt in dem Augenblicke, in dem seine Lebensreife,
dieses Wesen nicht erkennend, zum Bilde wandeln kann.

Du gleichst dem Geist, den du begreifst,


Nicht mir!

Bei diesen Worten stürzt Faust zusammen. Im Grunde hat er sich geschaut; aber er kann sich
nicht gleichen, weil er, was er ist, nicht erkennend umfassen kann. Die Selbstanschauung hat
das dieser Anschauung nicht gewachsene Bewußtsein betäubt.

Faust stellt die Frage: «Nicht dir! Wem denn?» - Die Antwort wird dramatisch gegeben.
Wagner tritt ein. Dieser selbst ist die Antwort auf das «Wem denn?». Seelischer Hochmut
war es, der in Faust im Augenblicke das Geheimnis des eigenen Wesens erfassen wollte. Was
in ihm lebt, ist zunächst nur das Streben nach diesem Geheimnis; das Ebenbild dessen, was
er im Augenblicke von sich erkennend umfassen kann, ist Wagner. Man wird die Szene mit
Wagner ganz mißverstehen, wenn man nur auf den Gegensatz blickt zwischen dem
hochgeistigen Faust und dem beschränkten Wagner. In der Begegnung mit diesem nach der
Erdgeistszene sollte Faust begreiflich werden, daß er mit seiner Erkenntniskraft im Grunde
auf der Wagnerstufe steht. Dramatisch gedacht ist in der hier in Frage kommenden Szene
Wagner das Ebenbild von Faust." (Lit.: GA 22, S. 47f)

"... der springende Punkt liegt darin, daß Faust sich abwendet von dem, was sich ihm
offenbart von dem Zeichen des Makrokosmos, der ganzen Welt. Er will zunächst nichts
wissen von den Beziehungen des Menschen zu dem ganzen umfassenden großen All. Er
wendet sich zum Erdgeist, zu dem, was ihm offenbaren will, was der Mensch nur aus den
Kräften der Erde hat. Was sich ihm aus dem Makrokosmos offenbart, das ist ihm ein
Schauspiel, «aber ach, ein Schauspiel nur!» Da wendet er sich ab. Aber der Erdgeist weist ihn
von sich. Faust glaubte durch den Erdgeist irgend etwas ergreifen zu können, was mit seinem
tiefsten Wesen zusammenhängt. Der Erdgeist bringt ihn zum Niederstürzen. Und dann die
Worte: «Du gleichst dem Geist, den du begreifst, nicht mir!»

Nun frage man: Wer ist es, den der Faust begreift? Er selbst sagt: «Nicht dir! - Wem denn?» -
und herein tritt Wagner. Alles, was du bisher entwickelt hast, ist bloßes Gefühlsstreben; was
du schon in dir trägst, schaue es an - in Wagner! Das ist die andere Natur des Faust." (Lit.: GA
181, S. 268f)

"In wunderbar schönen Worten wird von Faust der Erdgeist charakterisiert. Wir sehen, wie
er ahnt, daß das, was der Planet Erde ist, nicht einfach jene physische Kugel ist, als die sie
von der Naturwissenschaft angesehen wird, sondern gerade so, wie der Leib eine Seele
enthält, so der Erdenleib einen Geist.
In Lebensfluten, im Tatensturm
Wall' ich auf und ab,
Webe hin und her!
Geburt und Grab,
Ein ewiges Meer,
Ein wechselnd Weben,
Ein glühend Leben,
So schaff' ich am sausenden Webstuhl der Zeit
Und wirke der Gottheit lebendiges Kleid.

Das ist das, was in der Erde lebt als der Geist der Erde, wie in uns unser Geist lebt. Aber
Goethe kennzeichnet den Faust als noch nicht reif, seinen Geist als noch unvollendeten.
Abwenden muß er sich von dem furchtbaren Zeichen wie ein furchtsam weggekrümmter
Wurm. Der Erdgeist antwortet ihm: «Du gleichst dem Geist, den du begreifst, nicht mir.» In
Goethes Seele lebte die Erkenntnis, wenn sie zunächst auch nur eine ahnende war, daß wir
auf keiner Stufe uns befriedigt erklären dürfen, sondern von jeder Stufe aus höhere und
immer höhere Stufen erstreben müssen, daß wir auf keiner Stufe sagen können, wir haben
etwas erreicht, sondern von jeder Stufe aus immer höher streben müssen. Goethe führten in
diese Geheimnisse hinein seine emsigen Studien von Erscheinung zu Erscheinung. Und nun
sehen wir ihn wachsen. Denselben Geist, den er zuerst gerufen hat, und von dem er nur
sagen konnte: «Schreckliches Gesicht!», läßt Goethe durch Faust anreden, nachdem Goethe
selber eine höhere Stufe erreicht hatte nach der Italienreise, nach seiner Reise, die ich so
charakterisiert habe, daß er die ganze Natur und Kunst mit seiner Anschauung durchdringen
wollte. Jetzt ist Faust gestimmt, wie Goethe selber gestimmt war. Jetzt steht Faust vor
demselben Geiste, den er also anredet:

Erhabner Geist, du gabst mir, gabst mir alles,


Warum ich bat. Du hast mir nicht umsonst
Dein Angesicht im Feuer zugewendet.
Gabst mir die herrliche Natur zum Königreich,
Kraft, sie zu fühlen, zu genießen. Nicht
Kalt staunenden Besuch erlaubst du nur,
Vergönnest mir in ihre tiefe Brust
Wie in den Busen eines Freunds zu schauen.
Du führst die Reihe der Lebendigen
Vor mir vorbei, und lehrst mich meine Brüder
Im stillen Busch, in Luft und Wasser kennen.
Und wenn der Sturm im Walde braust und knarrt,
Die Riesenfichte stürzend Nachbaräste
Und Nachbarstämme quetschend niederstreift,
Und ihrem Fall dumpf hohl der Hügel donnert;
Dann führst du mich zur sichern Höhle, zeigst
Mich dann mir selbst, und meiner eignen Brust
Geheime tiefe Wunder öffnen sich.
Und steigt vor meinem Blick der reine Mond
Besänftigend herüber: schweben mir
Von Felsenwänden, aus dem feuchten Busch
Der Vorwelt silberne Gestalten auf,
Und lindern der Betrachtung strenge Lust.

Da ist Goethe und mit ihm Faust zu der Höhe gelangt, nicht mehr sich wegzuwenden von
dem Geist, den er im Sprunge hat erreichen wollen. Jetzt tritt ihm der Geist als ein solcher
entgegen, von dem er sich nicht mehr hinwegzuwenden braucht. Jetzt erkennt er ihn in
allem Lebendigen, in allen Reichen der Natur: in Wald und Wasser, im stillen Busch, in der
Riesenfichte, in Sturm und Donner. Und nicht nur da. Nachdem er ihm erschienen ist in der
großen Natur draußen, erkennt er ihn auch in seinem eigenen Herzen: seine geheimen tiefen
Wunder öffnen sich." (Lit.: GA 272, S. 27f)

"Denken Sie sich einige Meilen von der Erde erhoben: Sie können da nicht als physischer
Mensch leben, Sie hören auf als Mensch zu leben. Sie sind bloß ein Glied unserer Erde, wie
meine Hand ein Glied meines Körpers ist. Die Illusion, daß Sie selbständige Wesen sind,
entsteht nur dadurch, daß Sie herumspazieren auf der Erde, während die Hand
angewachsen ist. Das tut aber nichts. Goethe meinte etwas ganz Wirkliches, wenn er vom
Erdgeist spricht. Er meint, daß die Erde eine Seele hat, deren Glieder wir sind. Er spricht von
etwas Wirklichem, wenn er den Erdgeist [im «Faust»] sprechen laßt:

In Lebensfluten, im Tatensturm
Wall ich auf und ab,
Webe hin und her!
Geburt und Grab,
Ein ewiges Meer,
Ein wechselnd Weben,
Ein glühend Leben,
So schaff ich am sausenden Webstuhl der Zeit
Und wirke der Gottheit lebendiges Kleid.

So ist schon der physische Mensch ein Glied des Erdenorganismus und Teil eines Ganzen.
Und nun bedenken Sie es geistig und seelisch: da ist es genau so. Wie oft habe ich betont,
daß die Menschheit nicht leben könnte, wenn sie sich nicht auf Grund der anderen Reiche
weiter entwickelt hätte. Ebenso kann der hoher entwickelte Mensch nicht sein ohne den
niedriger entwickelten. Ein Geistiges kann nicht sein ohne diejenigen, die zurückgeblieben
sind, wie ein Mensch nicht sein kann, ohne daß Tiere zurückgeblieben sind, wie ein Tier nicht
ohne Pflanze, eine Pflanze nicht ohne Mineral sein kann. Am schönsten ist dies ausgedrückt
im Johannes-Evangelium nach der Fußwaschung: Ich könnte nicht sein ohne euch... - Die
Jünger sind eine Notwendigkeit für Jesus, sie sind sein Mutterboden. Das ist eine große
Wahrheit." (Lit.: GA 264, S. 387)

"Aber Faust ist eben der Menschheitsrepräsentant, der dem 16. Jahrhundert angehört, also
schon der fünften nachatlantischen Periode, derjenigen Periode, die sich der Anschauung
naht: Ich lebe als der Erdeneremit auf einem Staubkorn des Universums. - Da wäre es nicht
mehr ehrlich gewesen von dem jungen Goethe, Faust hinbücken zu lassen zu dem Geiste der
großen Welt. Als Menschheitsrepräsentant könnte das bei Faust nicht der Fall sein, denn der
Mensch hatte in seinem Bewußtsein keinen Zusammenhang mehr mit den Himmelskräften,
die auf- und niedersteigen und sich die goldenen Eimer reichen, das heißt, mit den
Wesenheiten der höheren Hierarchien. Das war verfinstert, das war nicht mehr da für das
Menschheitsbewußtsein. So konnte sich Faust nur an dasjenige halten, womit er etwa
verknüpft sein konnte als Erdeneremit: Er wandte sich an den Genius der Erde.

Daß sich Faust an den Genius der Erde wendet, das ist etwas, ich möchte sagen, radikal
Grandioses, was bei Goethe auftritt: Denn das ist die Wendung, welche das menschliche
Bewußtsein in diesem Zeitalter genommen hat, hinweg von den sich verfinsternden
Himmelsmächten zu dem Genius der Erde, auf den der Geist selber hingewiesen hat, der
durch das Mysterium von Golgatha gegangen ist. Denn dieser Genius, der durch das
Mysterium von Golgatha gegangen ist, hat sich mit der Erde verbunden. Er hat dadurch, daß
er sich mit der Erdenmenschheitsentwickelung verbunden hat, dem Menschen nun die Kraft
gegeben, in der Zeit, da er nicht mehr hinauf blicken kann zu den Gelstern der Himmel,
hinzusehen zu den Geistern der Erde, und die Geister der Erde sprechen nun im Menschen.
Früher waren es die Sterne in ihrem Weben, welche die Himmelsworte offenbarten der
Menschenseele, die diese Himmelsworte deuten und erkennen konnte. Jetzt mußte der
Mensch auf seinen Zusammenhang mit der Erde hinsehen, das heißt, sich selber fragen, ob
der Genius der Erde in ihm spricht.

Aber nur erst nebulose Worte, mystisch pantheistische Worte, kann Goethe in seinem
Zeitalter dem Genius der Erde abringen. Richtig ist es, grandios ist es, daß Faust sich zu dem
Genius der Erde wendet, aber ich möchte sagen, ganz grandios ist es, daß Goethe noch nicht
irgend etwas, was schon befriedigen kann, diesenGenius der Erde aussprechen läßt. Daß der
Genius der Erde erst, ich möchte sagen, die Weltengeheimnisse in mystisch pantheistischen
Formeln stottert und stammelt, statt sie in scharf umrissener Weise auszusprechen, das zeigt
eben, daß Goethe seinen Faust genial hineingestellt hat in das Zeitalter, in welchem er
seinen, Faust und sich sah." (Lit.: GA 221, S. 57f)

"In Goethes Jugend wird «Faust» so begonnen, daß Faust das Buch desNostradamus auf
schlägt, wo geschildert wird, «wie Himmelskräfte auf- und niedersteigen und sich die
goldenen Eimer reichen». Dann wird aber das Blatt umgeschlagen und gesagt: «Du Geist der
Erde bist mir näher.» Goethe weist das große Tableau des Makrokosmos zurück und läßt nur
den Erdgeist an seinen Faust herankommen. Als er dann im Anfange des neunzehnten
Jahrhunderts von Schiller veranlaßt wurde, den «Faust» umzudichten, schuf er den «Prolog
im Himmel»." (Lit.: GA 217, S. 144)

"Goethe hat sich in die Form des katholischen Kultus vertieft und leimt dieses
christianisierende Element an den «Faust» an, so daß zwischen dem Ringen des Faust und
diesem Einmünden in das durchchristete Weltentableau doch nur ein äußerer
Zusammenhang ist. Selbstverständlich setzt das den «Faust» nicht herunter, aber es ist doch
so, daß man sagen muß: Goethe, der im tiefsten Sinne des Wortes gerungen hat,
darzustellen, wie im irdischen Leben selber die Geistigkeit gefunden werden sollte, ihm ist es
eigentlich nicht gelungen, dieses Finden der Geistigkeit im irdischen Leben irgendwie
darzustellen. Er hätte dazu kommen müssen, das Mysterium von Golgatha in seinem
Vollsinne zu begreifen, zu begreifen, wie wirklich aus kosmischen Weiten heruntergestiegen
ist die Christus-Wesenheit in den Jesus von Nazareth, sich verbunden hat mit der Erde, so
daß, wenn man seither den Erdgeist sucht, der im Tatensturm auf und ab wallt, eigentlich
der Christus-Impuls im Erdenweben gefunden werden müßte. Man möchte sagen, daß
Goethe niemals den Erdengeist, der im Tatensturm, im Zeitenweben auf und ab wallt, in
Zusammenhang bringen konnte mit dem Christus-Impuls. Das ist in gewissem Sinne etwas,
was wir als eine Art Tragik empfinden, die aber selbstverständlich dadurch gegeben ist, daß
in jener Zeit menschlicher Entwickelung, in der Goethe stand, eben durchaus noch nicht die
Bedingungen da waren, um das Mysterium von Golgatha in seinem Vollsinne zu empfinden.
Und dieses Mysterium von Golgatha kann eigentlich in seinem Vollsinne nur empfunden
werden, wenn die Menschen das, was sie im fünften nachatlantischen Zeitraum als die toten
Gedanken haben, wiederum zu beleben verstehen. Heute spricht noch sehr viel Vorurteil
und Vorempfindung und auch Vorwille gegen das Lebendigmachen der Gedankenwelt. Aber
die Menschheit muß dieses Problem lösen: Die Gedankenwelt, die, wenn der Mensch
konzipiert beziehungsweise geboren wird, als der Leichnam des Geistig-Seelischen in die
menschliche Natur eintritt, diese Gedankenwelt wiederum zu beleben, diesen Leichnam der
Gedanken, der Vorstellungen, zu einem Lebendigen zu machen. Das kann aber nur
geschehen, wenn die Gedanken umgewandelt werden zunächst in Imaginationen, und wenn
dann die Imaginationen zu Inspirationen und Intuitionen erhöht werden." (Lit.: GA 210, S.
127f)

Mensch und Erdgeist


„Im Goetheschen «Faust» ist so manches auf eine Art, die Goethe selber nicht verstanden
hat, herübergekommen aus tief mittelalterlichen Vorstellungen. Erinnern Sie sich an Fausts
Beschwörung des Erdgeistes. Hat man diese mittelalterlichen Vorstellungen in sich, dann
empfindet man recht tief, wie dieser Erdgeist, den Faust beschwört, davon redet, daß er im
Tatensturm auf und ab wallt, Geburt und Grab, ein ewiges Weben, ein glühend Leben, daß
er schafft am sausenden Webstuhl der Zeit und wirkt der Gottheit lebendiges Kleid. Denn
wen beschwört Faust eigentlich? Goethe hat es ganz sicher, als er den «Faust» schrieb, nicht
in voller Tiefe gewußt. Aber gehen wir vom Goetheschen Faust zum mittelalterlichen Faust
zurück, belauschen wir diesen mittelalterlichen Faust, in dem rosenkreuzerische Weisheit
lebte, dann lehrt uns dieses Lauschen, wie dieser mittelalterliche Faust auch eine
Beschwörung vollführen wollte. Aber wen wollte er im Erdgeist beschwören? Er sprach gar
nicht vom Erdgeist, er sprach vom Menschen. Das war der Drang des mittelalterlichen
Menschen, Mensch zu sein, denn er empfand es tief, daß er als Erdenmensch eben nicht
Mensch ist. Wie kann man die Menschheit wieder erringen? Die Art und Weise, wie Faust
hinweggestoßen wird von dem Erdgeist, das ist die Nachbildung, wie der Mensch in seiner
irdischen Gestalt von seiner eigenen Wesenheit zurückgestoßen wird. Und deshalb, weil das
so aufgefaßt wurde, tragen manche im Mittelalter vorkommende - ja, wie soll man es
nennen - Bekehrungsgeschichten zum Christentum einen außerordentlich tiefen Charakter,
den Charakter, daß gewisse Menschen nach der verlorenen Menschlichkeit strebten, aber
verzweifeln mußten, mit Recht verzweifeln mußten, innerhalb des irdisch-physischen Lebens
diese echte Menschlichkeit in sich erleben zu können, und dann von diesem Gesichtspunkte
aus einsahen: Also muß menschliches Streben zum Menschtum aufgegeben werden, und der
irdische Mensch muß es dem Christus überlassen, die Aufgabe der Erde zu vollziehen.“
(Lit.:GA 233a, S. 61f)

Geister der Form


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(Weitergeleitet von Geist der Form)
Die Geister der Form, auch als Exusiai (griech. ἐξουσίαι), Elohim (hebr. ‫)אלהים‬, Potestates
(lat.) oder Gewalten bezeichnet, haben ihre Menschheitsstufe schon vor Beginn der alten
Saturnentwicklung durchgemacht. Das Herrschaftsgebiet der Exusiai reicht bis zur
Sonnensphäre. Ihr Name rührt davon her, dass sie die Schöpfer und Erhalter der
festgefügten physischen Formen sind. Rudolf Steiner nennt sie auch Offenbarungen (Lit.:GA
102, S. 149). Sie sind jene geistigen Kräfte, die aus dem Raumlosen das Räumliche gestalten
und die geistigen Kräfte aus der Ewigkeit in die zeitliche Entwicklung hinüberleiten. (Lit.: GA
184, S. 207ff)

„Der Name der heiligen Gewalten, welche mit den göttlichen Herrschaften und Mächten auf
gleicher Stufe stehen, besagt, wie ich glaube, die wohlgeordnete und unverwirrbare
Harmonie bei Aufnahme des Göttlichen und das Festbestimmte der überweltlichen und
geistigen Gewaltstellung, welche die aus der Gewalt fließenden Kräfte nicht mit tyrannischer
Willkür zu den minderen Zwecken mißbraucht, sondern unbesiegbar zum Göttlichen in
schöner Ordnung empordringt und die tieferstehenden Wesen gütig aufwärts leitet, welche
der gewaltschaffenden Urquelle der Gewalt soweit als möglich sich verähnlicht und sie
kräftigst nach den wohlgeordneten Stufen der aus der Gewalt fließenden Macht den Engeln
einstrahlt.“

– Dionysius Areopagita: Himmlische Hierarchie, 8. Kapitel[1]


Aufgrund ihrer Entwicklungshöhe genügt ihnen ein planetarisches Dasein nicht mehr für ihre
weitere Entwicklung und sie haben daher die Sonne zu ihrem Wohnort gewählt. Sonne und
Erde wurden deshalb voneinander geschieden. Sie weben im Sonnenlicht, weshalb sie Rudolf
Steiner auch als Lichtgeister bezeichnet (Lit.: z.B. GA 98, S. 229, GA 102, S. 149, GA 103, S. 53,
GA 104, S. 122), und bringen die sich begegnenden Kräfte der Throne und der Dynameis in
den festen Formen der Erdoberfläche zur Ruhe und prägen so entscheidend das Antlitz der
Erde.

Als Elohim sind sie identisch mit den Schöpfergöttern, von denen in der Bibel gesprochen
wird. Sie lenken und leiten die irdische Entwicklung von der Sonne aus. Jahve, einer der
sieben Elohim, hat später den Mond zum Wohnsitz genommen, um von hier aus die weitere
Menschheitsentwicklung zu leiten. Es kam dadurch in der lemurischen Zeit zur Trennung von
Erde und Mond.

Während der Erdentwicklung wurden sie reif, ihr Ich hinopfern zu können. Sie gaben
dadurch den Anstoß zur Entwicklung des menschlichen Ichs. Das geschah in der lemurischen
Zeit:

„Wir müssen uns darüber klar sein, daß alles, was vor der lemurischen Zeit lag, eigentlich nur
eine Wiederholung war des Saturn-, Sonnen- und Mondendaseins, und daß erst da die erste
Keimanlage — als Möglichkeit — in den Menschen gelegt worden ist, so daß er das vierte
Glied seiner Wesenheit in der Erdentwickelung annehmen konnte: das Ich. Wenn wir die
ganze Strömung der Menschheitsentwickelung nehmen, müssen wir sagen: Die Menschheit,
wie sie sich über die Erde verbreitet hat — Sie haben diese Weiterverbreitung genauer in der
«Geheimwissenschaft im Umriß» dargestellt —, ist in der lemurischen Zeit auf gewisse
menschliche Vorfahren dieser Anfangsperiode unserer heutigen Erde zurückzuführen. Und
wir müssen dabei in der lemurischen Zeit einen Zeitpunkt festsetzen, nach welchem im
heutigen Sinne erst richtig vom Menschengeschlecht gesprochen werden kann. Was vorher
war, kann noch nicht so besprochen werden, daß man sagen könnte, es wären schon jene
Iche in den Erdenmenschen vorhanden gewesen, die sich dann immer weiter und weiter
inkarniert haben. Das war nicht der Fall. Vorher war das Ich des Menschen keineswegs noch
abgetrennt von der Substanz derjenigen Hierarchie, die zunächst zu diesem Ich des
Menschen die Veranlassung gegeben hat, von der Hierarchie der Geister der Form.“ (Lit.:GA
131, S. 177f)

Damals ging allerdings nicht die ganze Ich-Substanz der Elohim in die irdischen Inkarnationen
der Menschen ein. Ein Teil wurde zurückbehalten in der geistigen Welt für den späteren
nathanischen Jesusknaben, der erst zur Zeitenwende, völlig unberührt von den Folgen des
Sündenfalls, zu seiner ersten irdischen Inkarnation herabstieg.

Was bei den Elohim bereits zur Vollendung gereift war, bedeutete für uns einen völlig neuen,
keimhaften Anfang. Wenn die Elohim ihr Ich hingeopfert haben, so bedeutet das nicht, dass
wir dieses einfach übernommen hätten. Das wäre gar nicht möglich gewesen, wir hätten
dazu viele Entwicklungsstufen überspringen müssen. Vielmehr wurde durch das Opfer der
Elohim unsere eigene Ich-Entwicklung angestoßen. Es kann keine Rede davon sein, dass
unser Ich gleich ist jenem Ich, das die Elohim hingegeben haben. Es unterscheidet sich,
bildhaft gesprochen, von diesem so, wie sich der ausdehnungslose Punkt vom Umkreis eines
unendlich großen Kreises unterscheidet. Und auch wenn unser punktförmiges Ich sich
einmal selbst bis zum kosmischen Umkreis ausgeweitet haben wird, wird es sich in
vielfältiger Weise von jenem Ich unterscheiden, das die Elohim einstmals hingeopfert haben.
Die Weltentwicklung erschöpft sich niemals in der beständigen Wiederkehr des Gleichen.

Die eigentliche Opfertat der Exusai besteht darin, dass unser Ich durch sie gedacht wird:

„... unsere Gedanken sind fast Nichtigkeiten. Wenn aber ein Wesen aus der Reihe der Exusiai
denkt, so denkt es uns. Unser Ich ist gedacht. Und es ist seiend als Gedanke eines Wesens
aus der Reihe der Exusiai. Sprechen wir auf der Erde «Ich» zu uns, worauf schauen wir dann?
Ja, dieses Ich: wenn wir sprechen «Ich» [es wird gezeichnet: Kreis mit dem Wort «Ich», gelb],
wir schauen zurück auf dieses Ich [rote Pfeile], sprechen das Wort Ich aus. Aber ein Wesen
aus der Reihe der Exusiai [grüne Linie], bei dem ist dieses Ich Gedanke, aber realer,
wirklicher Gedanke. Wir sind dadurch, daß wir gedacht werden von Wesen aus der Reihe der
Exusiai. Und wenn wir selber zu uns «Ich» sprechen, so konstatieren wir eigentlich, daß wir
von Götterwesen gedacht werden. Und in diesem Gedachtwerden von Götterwesen besteht
unser höheres Sein.“ (Lit.:GA 270b, S. 56)

Biografie Rudolf Steiner


Martin von Mackensen: Ein Vortrag für die Landbauschüler am Dottenfelderhof
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Geist der Freiheit und Liebe
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(Weitergeleitet von Geist der Freiheit)
Der Mensch ist dazu berufen, sich als Geist der Freiheit und Liebe als zehnte Hierarchie der
Geistwelt einzugliedern.

"Im Geistigen ist es Ihnen ja klar, wie die Entwickelung geschieht: die Wesenheiten steigen
zu höheren Stufen hinauf, und indem sie hinaufsteigen, müssen sie den alten Schauplatz,
den alten Wohnplatz verlassen, der ihnen eine Weile dazu gedient hat, gewisse Fähigkeiten
zu entwickeln, die sie sonst nicht hätten entwickeln können. Als im Laufe der Evolution jene
Zeit heranrückte, die wir die alte lemurische Zeit nennen, da war der Mensch im Verlaufe
seiner Gesamtentwickelung so weit, daß er alles, was durch Saturn-, Sonnen- und
Mondenentwickelung zu erlangen war, wiederholt hatte. Nun trat er auf in dem Wohnplatz
unserer Erdenevolution, der sich zu seiner Weiterentwickelung eben erst gebildet hatte. Er
entwickelte sich durch die lemurische und atlantische Zeit herein in unsere Zeit, und er wird
sich in die Zukunft hinein entwickeln, so wie wir es kennen, fortschreitend von Inkarnation
zu Inkarnation. Er wird aber nach einiger Zeit die Erde wiederum zu verlassen haben, weil sie
ihm nichts mehr zu geben haben wird, weil sie ihm keine Entwickelungsmöghchkeiten mehr
bieten wird.

Nun könnten Sie sich ja zunächst einmal vorstellen, daß unsere Erde sozusagen ein öder
Schutthaufen würde, wenn der Mensch sie verläßt; Sie könnten es damit vergleichen, daß
eine Stadt von der gesamten Bevölkerung verlassen wird. Sie wissen, wie eine solche Stadt
nach kurzer Zeit schon aussieht, wie sie nach und nach zu einer Art von Erdhügel wird. Die
Anschauung alter, vom Erdreich sozusagen aufgenommener Städte gibt ja ein hinlängliches
Bild davon. So ist es in der Tat heute. Aber so wird es nicht mit der Zukunft der Erde sein.
Dasjenige, was Sie führen kann zu einer Beantwortung der Frage, wie es mit der Zukunft
unserer Erde sein wird, das kann die folgende Betrachtung geben: Was eigentlich bedeuten
für die Erdenentwickelung Menschen, wie zum Beispiel Leonardo da Vinci, wie Raffael oder
andere große Genien auf diesem oder jenem Gebiete? Was bedeutet es für die
Erdenentwickelung, daß von Raffael oder Michelangelo jene wunderbaren Kunstwerke
hervorgebracht worden sind, die da Tausende und aber Tausende von Menschen heute noch
erfreuen? Aber vielleicht hat der eine oder andere von Ihnen, meine lieben Freunde, eine
gewisse Wehmut empfunden beim Anblick des Abendmahles von Leonardo da Vinci, wenn
er sich vor dem Bilde in Mailand fragen mußte, wie lange es mit dieser Wundertat des
Leonardo da Vinci noch dauern wird. Denn man soll nicht vergessen, daß zum Beispiel
Goethe auf seiner ersten italienischen Reise dieses Kunstwerk noch in seinem vollen Glanz
hat sehen können und daß wir das jetzt nicht mehr in dem Maße können. Also seit dieser
Zeit Goethes bis heute ist es mit diesem Kunstwerk dahin gekommen innerhalb der äußeren
materiellen Welt, daß es diese wehmütige Empfindung hervorruft. Es wird eben für Leute,
die so viel später nach uns leben wie wir nach Goethe, gar nicht mehr da sein. So ist es mit
alledem, was Menschen auf der Erde schaffen und was in physischer Materie auf der Erde
verkörpert ist. So ist es aber auch im Grunde genommen für die Erde selbst, ja auch mit den
menschlichen Gedankenschöpfungen. Versetzen Sie sich einmal im Geiste in jene Zeit, wo
die Menschen vergeistigt werden aufgestiegen sein in höhere Sphären. Gedanken im
heutigen Sinne — ich will gar nicht sagen wissenschaftliche Gedanken, denn die werden
nach dreihundert bis vierhundert Jahren schon keine Bedeutung mehr haben —, aber
Gedanken der Menschen überhaupt, wie sie für die Erde eine Bedeutung jetzt haben, wie sie
aus einem Gehirn hervorkommen, sie haben natürlich keine Bedeutung für die höheren
Welten, sondern nur für die Erde. Aber der Mensch hat die Erde verlassen. Was ist mit
alledem geworden, was die Menschen nun geschaffen haben im Verlaufe von Jahrhunderten
und Jahrtausenden auf unserer Erde?

Was zunächst geistig in Betracht kommt, das ist natürlich die Evolution einer Individualität.
Leonardo da Vinci ist höher gestiegen durch das, was er geleistet hat — das ist sein
Höhersteigen. Wir aber fragen uns: Bedeuten die großen Gedanken, die großen Impulse,
welche die gewaltigen Schöpfer einprägen dem Erdenstoffe, bedeuten sie für die Zukunft der
Erde nichts? Wird die Zukunft die Erde zu Staub zerbröckeln und das, was der Mensch aus
der Erde gemacht hat, wird das mit dem Erdendasein verschwinden? Sie bewundern den
Kölner Dom. Gewiß wird nach einer verhältnismäßig kurzen Zeit nicht ein Stein mehr auf
dem anderen liegen; aber daß einmal der Mensch diesen Gedanken des Kölner Domes in
Stein ausgedrückt hat, bedeutet das nichts für die ganze Erde? Wir sehen also ab von
demjenigen, was die Menschen mitnehmen aus der Erde, wir sehen auf die Erde selber.
Sehen Sie, ein Planet wird in der Tat im Laufe seiner Entwickelung immer kleiner und kleiner,
er zieht sich zusammen. Das ist so das Schicksal der Materie des Planeten; aber das ist nicht
alles, das ist nur etwas, was sozusagen das physische Auge und physische Instrumente am
Planeten betrachten können. Es gibt eine Entwickelung auch des Materiellen über diesen
Punkt hinaus. Und jetzt wollen wir diese Entwickelung des Materiellen über diesen Punkt
hinaus einmal ins Auge fassen, und ich komme auf das, wovon ich gesagt habe, daß es für
einen Gegenwartsverstand schwer, vielleicht gar nicht begreiflich ist. Es ist nun so, daß die
Erde sich fortwährend zusammenzieht. Dadurch drängt sich die Materie von allen Seiten
nach dem Mittelpunkte. Und jetzt sage ich, selbstverständlich mit vollem Bewußtsein, daß es
ein Gesetz von der Erhaltung der Kraft gibt, aber auch im vollen Bewußtsein der jedem
Okkultisten bekannten Tatsachen: es drängt sich die Materie gegen den Mittelpunkt immer
mehr und mehr zusammen, und das Eigenartige ist, daß die Materie im Mittelpunkte
verschwindet.

Um es ganz anschaulich zu machen: denken Sie sich, Sie hätten ein Stück Materie, das würde
immer mehr und mehr in den Mittelpunkt hineingedrängt — im Mittelpunkt verschwindet
es; es wird nicht nach der anderen Seite hinübergedrängt, es verschwindet tatsächlich im
Mittelpunkt in nichts! So daß Sie sich vorstellen können, daß die ganze Erde einstmals,
indem sich die materiellen Teile gegen den Mittelpunkt zusammendrängen, in den
Mittelpunkt hinein verschwindet. Das ist aber nicht alles. In demselben Maße, wie das in den
Mittelpunkt hinein verschwindet, in demselben Maße erscheint es im Umkreise. Da draußen
tritt es wieder auf. An einer Stelle des Raumes verschwindet die Materie, und von außen tritt
sie wieder auf. Alles, was in den Mittelpunkt hinein verschwindet, kommt vom Umkreise
wiederum herein, wird herangezogen, und zwar so, daß hineingearbeitet ist jetzt in diese
Materie alles das, was die Wesen, die auf dem Planeten gearbeitet haben, der Materie
eingeprägt haben; natürlich nicht in seiner heutigen Form, aber in einer Form, wie sie ihm
eben durch diese Umwandlung gegeben wird. Sie werden so den Kölner Dom, indem seine
materiellen Teilchen in den Mittelpunkt hinein verschwinden, von der anderen Seite wieder
ankommen sehen. Nichts, nichts geht verloren von dem, was gearbeitet wird auf einem
Planeten, sondern es kommt wieder von der anderen Seite her.

Dasjenige, was da angekommen war im Beginne unserer Erdenentwickelung vor der


Saturnentwickelung, das müßten wir auswärts setzen, außerhalb des Tierkreises. Die
Urweltweisheit hat es genannt den Kristallhimmel, und in diesem Kristallhimmel waren
deponiert die Taten der Wesen einer früheren Evolution. Sie bildeten sozusagen dasjenige,
auf Grund dessen die neuen Wesenheiten zu schaffen begannen.

Wie gesagt, das ist für einen Gegenwartsverstand außerordentlich schwer zu fassen, weil der
daran gewöhnt ist, nur das Materielle ms Auge zu fassen, weil er nicht gewohnt ist,
einzusehen, daß an einer Stelle aus dem dreidimensionalen Raum das Materielle
verschwinden kann und an einer anderen Stelle, nachdem es durch andere Dimensionen
gegangen ist, wieder zurückkommt. Solange Sie mit Ihrem Vorstellen im dreidimensionalen
Raum bleiben, können Sie das nicht fassen, denn das geht aus dem dreidimensionalen Raum
heraus. Daher ist es nicht zu sehen, bis es von der anderen Seite in den dreidimensionalen
Raum wieder hereinkommt. In der Zwischenzeit ist es eben in einer anderen Dimension. Das
ist so eine Sache, die wir auch nunmehr fassen müssen, denn es hängen überhaupt die Dinge
unserer Weltentstehung in der mannigfaltigsten Weise zusammen, und etwas, was an einem
Orte ist, hängt zuweilen recht kompliziert mit etwas anderem zusammen, was sich an einem
ganz anderen Orte im dreidimensionalen Räume befindet.

Wir haben gesagt, unsere Planetenbildung begann mit dem alten Saturn. So hat sie auch
wirklich begonnen. Dann schritt sie weiter bis zum Jupiter. Als nun die ganze Schöpfung am
Jupiter anging, da waren, wie Sie wissen, alle die Wesen des Umkreises auch dabei tätig.
Aber geradeso wie die Wesen innerhalb der ganzen Verteilung des Planetensystems wirken
und sich fortentwickeln, so auch die Wesen da draußen, die aus dem Umkreis hereinwirken.
Wie also sich gewisse Wesenheiten von innen her zurückziehen, so ziehen sich auch von
denen, die da draußen sind im Weltenraume, gewisse Wesenheiten zurück. Und geradeso
wie zusammengedrängt worden ist der Jupiter, so wurde auch zusammengedrängt durch
Wesenheiten, die sich zurückzogen, etwas, was mit unserer Entwickelung nichts zu tun hat,
sondern was, mit sich zurückziehend Wesenheiten, zunächst der Uranus und, während der
Marsentwickelung, der Neptun geworden ist. Die Namen Uranus und Neptun sind natürlich
nicht mehr in der Weise gewählt, wie die Alten ihre Namen für die Sache passend gewählt
haben, obwohl gerade im Namen Uranus noch ein Sinn ist. Er ist ja gegeben worden, als man
noch eine kleine Ahnung hatte von der richtigen Namengebung, deshalb hat man dasjenige,
was außerhalb unseres Kreises liegt, zusammengefaßt unter dem Namen Uranus.

Also wir sehen, daß die beiden Planeten, die unsere heutige Astronomie als völlig
gleichbedeutend mit den anderen Planeten betrachtet, auf einem ganz anderen Boden
stehen, daß sie im Grunde genommen mit dem Werden unserer Welt nichts Besonderes zu
tun haben. Sie stellen gerade diejenigen Welten dar, die dadurch entstanden sind, daß
Wesenheiten, die während der Saturnzeit noch etwas zu tun hatten mit uns, sich
zurückgezogen haben und sich draußen Wohnsitze gebildet haben. Daraus werden Sie sich
manche anderen Tatsachen noch ableiten können, zum Beispiel daß diese Planeten
rückläufige Monde haben und anderes mehr.

So haben wir also skizzenhaft das Werden unseres Sonnensystems überblickt und haben uns
gefragt: Welche Stellung hat denn nun eigentlich der Mensch zu diesen Wesenheiten der
höheren Hierarchien, die im Grunde genommen seine menschlichen Vorfahren waren? Wir
können bei den höchsten, bei den Seraphim, Cherubim und Thronen, beginnen und werden
gerade durch ihre Charakterisierung uns einen guten Begriff machen können vom Menschen.
Wenn wir über die Seraphim hinaufgehen würden, würden wir in das Gebiet der göttlichen
Trinität hineinkommen. Was ist es denn, was die Seraphim, Cherubim, Throne als etwas ganz
Besonderes haben vor allen anderen Wesenheiten in der Welt? Sie haben, was man genannt
hat den «unmittelbaren Anblick der Gottheit». Was der Mensch sich durch seine
Entwickelung nach und nach suchen muß, das haben sie von allem Anbeginn an. Wir
Menschen sagen: wir müssen von unserem heutigen Standpunkte ausgehen, um immer
höhere Kräfte der Erkenntnis, des Willens und so weiter zu erlangen; dadurch werden wir
immer näher und näher der Gottheit kommen, immer gegenwärtiger wird uns die Gottheit
sein. Aber wir sagen uns: wir entwickeln uns zu etwas hinauf, was uns noch verschleiert ist,
zur Gottheit hin. Das macht den Unterschied aus zwischen den Seraphim, Cherubim,
Thronen und dem Menschen: daß vom Anbeginn unserer Entwickelung an diese höchsten
Wesenheiten der geistigen Hierarchien unmittelbar herum sind um die göttliche Wesenheit,
um die göttliche Trinität, daß sie den Anblick der Gottheit von Anbeginn an genießen. Wozu
der Mensch sich entwickeln soll, das haben sie vom Anbeginn. So also ist es unendlich
wichtig, zu wissen, daß diese Wesenheiten, wenn sie entstehen, Gott anschauen, daß sie,
indem sie leben, immerfort Gott anschauen. Was sie nun tun, was sie vollbringen, sie tun es
aus ihrer Gottesanschauung heraus, Gott tut es durch sie. Sie könnten gar nicht anders, es
wäre ihnen unmöglich, jemals anders zu handeln, als sie es tun, denn die Gottesanschauung
ist eine so starke Kraft, hat eine solche Wirkung auf sie, daß sie mit unmittelbarer Sicherheit
und unmittelbarem Impulse dasjenige in Szene setzen, was die Gottheit ihnen aufträgt. So
etwas wie Überlegen, wie Urteilen gibt es im Kreise dieser Wesenheiten nicht, es gibt da nur
eine Anschauung der Befehle der Gottheit, um den unmittelbaren Impuls zu haben, das, was
sie angeschaut haben, auch zu tun. Und dabei sehen sie die Gottheit in ihrer ursprünglichen,
wahren Gestalt, so wie diese Gottheit ist. Sie selber aber sehen sich nur wie die Vollstrecker
des göttlichen Willens, der göttlichen Weisheit an. So ist es bei der höchsten Hierarchie.

Wenn wir heruntergehen zu der nächsten Hierarchie, zu denjenigen Wesenheiten, die wir
Herrschaften, Mächte und Gewalten nennen oder auch Geister der Weisheit, der Bewegung
und der Form, so müssen wir sagen: sie haben den Anblick der Gottheit nicht mehr so
unmittelbar; sie sehen den Gott nicht mehr in der unmittelbaren Gestalt, wie er ist, sondern
in seinen Offenbarungen, in dem, wie er sich, wenn ich so sagen darf, durch sein Antlitz,
durch seine Physiognomie, zeigt. Es ist ihnen natürlich unverkennbar, daß es die Gottheit ist;
es ist ihnen ein unmittelbarer Impuls, den Offenbarungen der Gottheit zu folgen, wie bei den
Seraphim, Cherubim und Thronen. Der Impuls ist nicht mehr so stark, aber er ist noch ein
unmittelbarer. Es wäre unmöglich für die Seraphim, Cherubim und Throne, zu sagen, daß sie
das nicht ausführen würden, was sie sehen als von der Gottheit vorgeschrieben; das wäre
undenkbar wegen der Nähe, in der sie zur Gottheit stehen. Aber es wäre auch von diesen
Herrschaften, Mächten und Gewalten in einer gewissen Weise ganz ausgeschlossen, daß sie
etwas unternehmen würden, was die Gottheit selber nicht will.

Daher mußte, damit überhaupt die Weltentwickelung vorwärts schreiten kann, etwas ganz
Besonderes eintreten. Wir kommen hier an ein Gebiet, welches immer schwer verständlich
war für die Menschen, selbst für diejengen, die zu einem gewissen Grade der
Mysterienweisheit vorgeschritten waren. Aber man hat es in den alten Mysterien
verständlich zu machen gesucht durch das Folgende. Auf einer gewissen Stufe der
Mysterien-Einweihung in den alten Mysterien wurde der Einzuweihende geführt vor
feindliche Gewalten, die äußerlich grausam, schrecklich aussahen und die auch grauenhafte
Taten vollbrachten vor den Augen des Einzuweihenden. Und diejenigen, die das
vollbrachten, das waren keine anderen als maskierte Priester, maskierte Weise. Es hatten
sich, um die nötigen Versuchungen herbeizuführen, Priester vermummen müssen in
grauenvolle Dämonengestalten, in grauenvolle Wesenheiten, die Entsetzliches vollbrachten,
scheußlichere Dinge vollbrachten, als jemals Menschen erfinden könnten. Was lag da
zugrunde? Um dem Einzuweihenden zu zeigen, wie stark die Entwickelung abirren kann von
dem geraden Wege, führte man ihm den Initiierten selber, den Priester, in der Maske des
Übeltäters, in der Maske des Bösen vor. Er sollte die Illusion haben, daß Böses hier vor ihm
stünde, und erst, wenn die Demaskierung eintrat, da sah er die Wahrheit. Da war die Illusion
von ihm genommen, da sah er, daß es sich um eine Prüfung handelte. Um ihn stark zu
machen und ihn zu wappnen gegen das Böse, wurde es ihm in seiner abschreckendsten
Gestalt vorgeführt, vorgeführt gerade von den Priesterweisen, die natürlich in Wahrheit
nicht abirrten. Das war nur eine Abspiegelung dessen, was in der kosmischen Entwickelung
sich wirklich vollzogen hat.

In der Zwischenzeit zwischen der Jupiter- und Marsentwickelung wurde, wenn ich mich
trivial ausdrücken darf, eine Anzahl von Wesenheiten aus der Sphäre der Mächte
abkommandiert; sie wurden so in den Entwickelungsgang hineingestellt, daß sie, statt die
Entwickelung vorwärts zu führen, ihr Hemmnisse in den Weg rückten. Das ist es, was wir als
den Streit am Himmel kennengelernt haben. Also es wurden hineingeworfen in die
Entwickelung die Taten von, wenn wir so sagen dürfen, abkommandierten Mächten, denn es
mußten sich die regierenden Weltenmächte der Hierarchien sagen: Niemals würde dasjenige
entstehen können, was entstehen soll, wenn der Weg gerade fortginge. Es muß Größeres
entstehen.

Denken Sie einmal, Sie haben einen Karren zu schieben. Dadurch, daß Sie ihn vorwärts
schieben, entwickeln sich Ihre Kräfte in gewisser Weise. Wenn man den Karren nun belädt
mit einem schweren Ballast, dann müssen Sie schwerer schieben, aber dafür entwickeln sich
Ihre Kräfte stärker. Denken Sie sich, die Gottheit hätte die Weltenevolution gelassen, wie sie
war, bis über den Jupiter hinaus: gewiß, die Menschen hätten sich gut entwickeln können;
aber noch stärker konnte die Menschheit werden, wenn man ihr Entwickelungshemmnisse
in den Weg legte. Zum Wohle der Menschheit mußte man gewisse Mächte
abkommandieren. Diese Mächte wurden zunächst nicht böse, man braucht sie nicht als böse
Mächte aufzufassen, sondern man kann sogar sagen, daß sie sich geopfert haben, indem sie
sich der Entwickelung hemmend in den Weg stellten. Diese Mächte kann man daher nennen
die Götter der Hindernisse, im umfassendsten Sinne des Wortes. Sie sind die Götter der
Hemmnisse, der Hindernisse, die der Entwickelungsbahn in den Weg gelegt worden sind;
und von jetzt ab war die Möglichkeit gegeben zu all dem, was in der Zukunft sich vollzog.
Diese Mächte, die abkommandiert waren, waren an sich noch nicht böse, waren im
Gegenteil die großen Förderer der Entwickelung, indem sie Sturm liefen gegen die normale
Entwickelung. Aber sie waren die Erzeuger des Bösen; denn dadurch, daß sie Sturm liefen,
dadurch entstand nach und nach das Böse.

Der Entwickelungsweg dieser «abkommandierten» Mächte gestaltete sich naturgemäß ganz


anders als der ihrer Brüder. Ihr Wirken war ein ganz verschiedenes, und die Folge davon war,
daß diese Mächte während der Mondenentwickelung in gewisser Beziehung die Verführer
derjenigen Wesenheiten wurden, die wir die Engel nennen. Die Engel machen während der
Mondenentwickelung ihre Menschheitsstufe durch. Es gab Engelmenschen auf dem Monde,
die sozusagen es mitansahen, wie die Hemmnisse der Entwickelung wirkten, und die sich
sagten: Wir könnten uns jetzt einlassen darauf, diese Hemmnisse zu besiegen, uns
hineinzustürzen in den ganzen Strom der Mondenentwickelung, aber wir wollen es
unterlassen, wollen nicht hinuntertauchen, wir wollen oben bei den guten Göttern bleiben.
— Diese Engelwesen entrissen sich in einem bestimmten Zeitpunkte der
Mondenentwickelung sozusagen den Mächten, die da unten die Hemmnisse hineinwarfen in
die Mondenentwickelung. Dagegen gab es andere von den Engelmenschen auf dem Monde,
die sagten sich: Denen folgen wir nicht; würden wir ihnen folgen, so würde ja die
Entwickelung jetzt wieder umkehren, es würde ihr gar nichts Neues einverleibt werden. -
Gerade dadurch, daß diese Hemmnisse da waren, wurde der Entwickelung vom Monde ab ja
etwas Neues eingefügt. Diejenigen Wesenheiten, welche sich sagten: Ich will nichts zu tun
haben mit dem, was da unten vorgeht, ich bleibe bei den Mächten, die nicht berührt sein
wollen von allem Niederen, — die zogen sich aus der Mondenmasse heraus während der
alten Monden-entwickelung und wurden Wesen von der Gefolgschaft alles dessen, was in
der Sonne ist. Sie ließen sich nicht ein auf das, was in dem herausgeschleuderten Monde
vorging, in dem eben die Hindernisse waren. Die ändern aber, die untertauchten, diese
Wesenheiten mußten jetzt in alle ihre Körperlichkeit, in all das, was sie dem Monde
entnahmen, aufnehmen, was an Hindernissen der Entwickelung vorhanden war; sie mußten
sich sozusagen mehr verhärten, als es sonst der Fall gewesen wäre. Dichter wurden ihre
körperlichen Hüllen, als sie es sonst geworden wären; sie hatten in ihrem Leibe die
Konsequenz der Taten der Mächte. Aber die Taten der Mächte waren im göttlichen
Weltenplan wohl begründet, das müssen wir uns immer vor Augen führen. Und eine weitere
Folge war es, daß, als die Mondenentwicke-lung herüberging zur Erdenentwickelung, sich
das Ganze in gewisser Weise wiederholte, daß diejenigen Wesenheiten, welche sich
hineingestürzt hatten in die volle Flut der Mondenentwickelung, zurückblieben hinter
denjenigen, die nichts davon hatten wissen wollen, und daß andere noch mehr
zurückgeblieben waren, die angezogen wurden von der rückschreitenden Entwickelung.

Das alles hatte dazu geführt, daß während der Erdenentwickelung fortgeschrittene
Engelmenschen vorhanden waren und zurückgebliebene. Die fortgeschritteneren
Engelmenschen machten sich an den Menschen heran m der Zeit, als er in Lemurien reif
wurde, den Keim des menschlichen Ich zu empfangen, und stellten es ihm frei sozusagen,
jetzt schon hinaufzusteigen in die geistigen Welten und sich weiter nicht einzulassen in
dasjenige, was seit dem Monde her hineingemischt worden war in den Gang der
Weltenentwickelung. Und es waren diejenigen Wesen, die damals zurückgeblieben waren
und die wir die luziferischen Wesenheiten nennen, die sich heranmachten an des Menschen
Astralleib — an das Ich konnten sie ja nicht heran — und diesem Astralleib einimpften alle
Folgen des Streites am Himmel. Während also, als die Mächte abkommandiert wurden zum
Streit am Himmel, während sie da nur geschaffen wurden zu Göttern der Hindernisse,
schlichen sich jetzt die Folgen ihrer Taten ein in den menschlichen Astralleib, und da
bedeuten sie etwas anderes: da bedeuten sie die Möglichkeit zum Irrtum und die
Möglichkeit des Bösen. Jetzt hatte der Mensch die Möglichkeit des Irrtums und die
Möglichkeit des Bösen gegeben, damit aber zu gleicher Zeit die Möglichkeit, sich durch
eigene Kraft über Irrtum und Böses zu erheben.

Bedenken Sie jetzt, daß solche Wesenheiten, wie die zur zweiten Hierarchie gehörigen
Mächte, gar nicht aus eigener Kraft die Möglichkeit gehabt hätten, böse zu werden — sie
mußten abkommandiert werden. Und erst die Wesenheiten der dritten Hierarchie, und zwar
erst diejenigen, die dem Menschen am nächsten stehen, die Engel, die konnten sozusagen
folgen oder nicht folgen den hemmenden Mächten. Die da nicht folgten, finden wir immer
wieder dargestellt in Bildern, welche versinnlichen sollen die Siege, die im Himmel erfochten
werden; die zum Ausdruck bringen sollen, was damals während der Mondenentwickelung
geschah, als der Mensch fortschritt bis zur Einverleibung des Astralleibes, das heißt bis zur
Mensch-Tierheit. Da entrangen sich ja diejenigen Engelwesen, die sozusagen gut geblieben
waren, diesem Mondenwerden, entstiegen dem, was da unten auf dem Monde war. Und
dieses Bild steht in mancherlei Gestalten vor der Seele des Menschen. Es ist das, was
ursprünglich bedeutet Michaels Streit mit dem Drachen. Dieses Bild sehen Sie auch im Bilde
des Mithras-Stieres, und da besonders anschaulich. Natürlich wollte man nicht damit sagen:
Diese Engelwesenheiten haben sich entzogen ihrer Aufgabe, sondern man hat sie hingestellt
als ein Ideal der Zukunft. Diese Wesenheiten, sagte man, sie haben vorgezogen den Aufstieg
in die geistige Welt. Du bist hinuntergestiegen; mit dir sind hinuntergestiegen andere
Wesenheiten, die den Mächten der Hindernisse gefolgt sind. Nun mußt du das verarbeiten,
was du damit aufgenommen hast, und hinauftragen in die geistige Welt; du mußt sozusagen
beim Wiederaufstieg ein solcher Michael, ein solcher Stierbesieger werden. — Denn ein
jedes solches Symbolum ist in diesem zweifachen Sinne durchaus zu gebrauchen.

So sehen wir, daß in einer gewissen Beziehung erst dadurch, daß die Mächte
abkommandiert wurden, dem Menschen die Möglichkeit gegeben wurde, aus sich selbst
heraus das Ziel zu erreichen, das selbst die höchsten Seraphim nicht aus sich selbst erreichen
können. Das ist das Wesentliche. Sie können gar nicht anders handeln, die Seraphim,
Cherubim, Throne, als unmittelbar den Impulsen folgen, die die Gottheit gibt. Die
Herrschaften, die ganze zweite Hierarchie kann auch nicht anders handeln. Von den
Mächten war eine Anzahl abkommandiert; also auch diese Mächte, die sozusagen sich in
den Weg der Entwickelung warfen, konnten nicht anders als den Befehlen der Gottheit
folgen. Auch in dem, was man nennen könnte den Ursprung des Bösen, auch da vollziehen
sie nur den Willen der Gottheit; indem sie sich zu Dienern des Bösen machen, vollziehen sie
nur den Willen der Gottheit, die durch den Umweg des Bösen das starke Gute entwickeln
will. Und steigen wir jetzt herunter zu denjenigen Wesenheiten, die wir die Gewalten
nennen: durch sich selbst hätten sie das nicht erreichen können. Auch sie hätten nicht böse
werden können durch sich selbst; auch nicht die Geister der Persönlichkeit, auch nicht die
Feuergeister. Denn als diese auf der Sonne Menschen waren, da waren ja die Mächte noch
nicht abkommandiert, da war überhaupt noch keine Möglichkeit vorhanden, böse zu
werden. Die ersten, die die Möglichkeit hatten, böse zu werden, waren die Engel, denn diese
Möglichkeit war erst von der Mondenentwickelung aus vorhanden. Da, von der Sonne zum
Mond, hat der Streit am Himmel stattgefunden. Ein Teil der Engel hat nun diese Möglichkeit
ausgeschlagen, hat sozusagen sich nicht verführen lassen durch die Kräfte, die in die
Hemmnisse hineinführen sollten; die blieben bei der alten Natur. So daß wir bis zu den
Engeln herab und noch in einem Teil der Engel solche Wesenheiten der geistigen Hierarchien
vor uns haben, die unbedingt nicht anders können, als dem göttlichen Willen folgen, bei
denen es keine Möglichkeit gibt, dem göttlichen Willen nicht zu folgen. Das ist das
Wesentliche.

Und nun kommen wir zu zwei Kategorien von Wesenheiten: Erstens denjenigen Engeln, die
sich hineingestürzt haben in das, was die Mächte während des Streites am Himmel
angerichtet haben. Das waren solche Wesenheiten, die wir eben wegen ihrer weiteren Taten
die luziferischen Wesenheiten nennen. Diese Wesenheiten haben sich dann herangemacht
an den menschlichen Astralleib während der Erdenentwickelung und dem Menschen die
Möglichkeit des Bösen gegeben, aber damit auch die Möglichkeit, aus eigener freier Kraft
sich zu entwickeln. So daß wir innerhalb der ganzen Stufenfolge der Hierarchien nur bei
einem Teil der Engel und beim Menschen die Möglichkeit der Freiheit haben. Sozusagen
mitten in der Reihe der Engel beginnt die Möglichkeit der Freiheit; im Menschen ist sie aber
doch erst in der richtigen Weise ausgebildet. Als der Mensch die Erde betrat, hat er
allerdings zunächst verfallen müssen der großen Gewalt der luziferischen Geister. Sie
durchdrangen den Astralleib des Menschen mit ihren Kräften, und das Ich wurde dadurch
einbezogen in diese Kräfte; so daß wir während der lemurischen und atlantischen
Entwickelung, und auch nachher noch, das Ich wie in einer Wolke haben, wie in eine Wolke
gehüllt, die herbeigeführt worden ist durch die Einflüsse Luzifers. Der Mensch ist nur
dadurch bewahrt worden vor der Überwältigung durch die ihn herabziehenden Kräfte, daß
frühere Wesenheiten ihn überschattet haben, daß die Engel, die oben geblieben waren, und
die Erzengel oben, in besonderen Individuen sich verkörpert und ihn geführt haben. Und das
geschah bis in jene Zeit hinein, wo etwas ganz Besonderes eintrat, wo eine Wesenheit,
welche bis dahin nur verbunden war mit dem Sonnendasein, so weit gekommen war, daß sie
jetzt nicht nur, wie frühere Wesenheiten der höheren Welten, in den physischen Leib,
Ätherleib und Astralleib des Menschen hineintreten konnte, sondern daß sie eindringen
konnte in den Menschen bis in das Ich.

Erinnern Sie sich, wie ich dargestellt habe, daß in vorherigen Zeiten höhere Wesenheiten
heruntergestiegen sind und beseelt haben den menschlichen physischen Leib, den Ätherleib
und den Astralleib. Jetzt trat in einer besonderen Zeit, die dazu berufen war, ein Individuum
auf, welches aufnahm in sich die höchste Wesenheit, die zunächst mit unserem
Sonnendasein verbunden war und die bis in das Ich inspirierend einwirkte, bis in alle Kräfte
des Ich hinein.

Das Ich findet seinen Ausdruck im Blut. Geradeso wie das Blut als materieller Stoff der
Ausdruck des Ich, so ist die Blutwärme, das Blutfeuer, sozusagen der zurückgebliebene Rest
des alten Saturnfeuers, der Ausdruck des Ich in den Elementen. In Zweierlei mußte sich
dieses Wesen physisch zum Ausdruck bringen: zuerst in dem Feuer. Es kündigte sich im
Feuer an dem Moses: im brennenden Dornbusch und in dem Blitz auf dem Sinai; denn es ist
dieselbe Wesenheit, die in das menschliche Ich dann einziehen konnte, die zu Moses sprach
aus dem brennenden Dornbusch, aus dem Blitz und Donner auf dem Sinai. Und sie bereitet
ihr Kommen vor und erscheint dann in einem Blut-tragenden Leibe, in dem Jesus von
Nazareth: damit zieht die Sonnenwesenheit in ein irdisches Individuum ein. Dadurch, daß
das Ich sich immer mehr und mehr durchdringen und durchtränken wird mit der Kraft, die
damals eingedrungen ist in das Ich, dadurch wird dieses Ich die Fähigkeit erlangen, immer
mehr aus eigener Kraft sich zu erheben über all die Einflüsse, die dieses Ich herunterziehen
können. Denn dieses Wesen, das bis in das Ich vordringt, das ist anderer Art als die anderen
Wesenheiten, die früher herniedergestiegen sind auf die Erde und welche den physischen
Leib, den Ätherleib und den Astralleib beseelt haben.

Nehmen wir die alten heiligen Rishis. In ihrem Ätherleib war, wie wir gesehen haben, der
Geist einer höheren Wesenheit, denn sie hatten diesen Ätherleib geerbt von großen
atlantischen Vorfahren, in denen diese höhere Wesenheit war. Das war auf sie übertragen;
sie konnten mit ihrem Astralleib und Ich dem gar nicht folgen, was aus der Inspiration des
Ätherleibes hervorging. Und so geschah es von Epoche zu Epoche. Die Menschen wurden
inspiriert. Es war immer etwas wie eine Gewalt in ihnen, wenn sie inspiriert wurden; es war
etwas, was sie mit Gewalt gefangen nahm. Von dem, was des Menschen Geschick war —
sich selbst überlassen zu sein —, von dem wurde er etwas hinweggezogen, um besser
werden zu können: er wurde inspiriert mit einer besseren Wesenheit. So war es bei allen
Religionsstiftern: es wurde ihnen einverleibt eine Wesenheit, die noch erhaben war über den
Streit am Himmel, so daß sie nicht vollständig sich überlassen waren. In dem Christus
erschien eine Wesenheit ganz anderer Natur, eine Wesenheit, die zunächst einmal gar
nichts, aber auch gar nichts tat, um durch irgendeinen Zwang die Menschen zu sich
herüberzubringen. Und das ist das Wesentliche. Wenn Sie die ganze Ausbreitung des
Christentums nehmen, so wird sie Ihnen ein lebendiger Beweis dafür sein, daß der Christus
eigentlich in seinem Leben nicht das getan hat, was geschehen ist zur Ausbreitung des
Christentums. Sehen Sie die Religionsstifter der Vorzeit an. Sie sind die großen
Menschheitslehrer, sie lehren von einer bestimmten Zeit ihrer Entwickelung an, und ihre
Lehren wirken in überwältigender Weise auf die Menschen. Sehen Sie den Christus an. Wirkt
er im Grunde genommen durch seine Lehren? Derjenige versteht ihn eben nicht, der da
glaubt, in den Lehren sei die Hauptsache. Der Christus wirkte gar nicht zunächst durch seine
Lehren, sondern durch das, was er getan hat. Und die größte Tat des Christus war diejenige,
die mit dem Tode endete, war der Tod. Das ist das Wesentliche, daß der Christus durch eine
Tat wirkte, bei deren Verbreitung in der Welt er gar nicht mehr physisch dabei sein sollte.
Das ist der große Unterschied zwischen der Wirkung des Christus und der anderer
Religionsstifter. Dieser Unterschied wird fast noch gar nicht verstanden, aber er ist das
Wesentliche.

Sie können alle Lehren des Christentums verfolgen, alles, was als Lehre im Christentum
gepredigt wird, und können jede christliche Lehre in einem anderen Religionssystem auch
finden. Das ist gar nicht in Abrede zu stellen. Sie können sagen: Alles Wesentliche der
christlichen Lehren ist in anderen Systemen enthalten. Aber hat das Christentum gewirkt
durch den Inhalt seiner Lehren? Derjenige, der zunächst das Wesentliche zur Ausbreitung
des Christentums getan hat, hat der sich auf die Lehren gestützt? Sehen Sie ihn an, den
Apostel Paulus! Hat er sich durch das, was in den Evangelien steht, von einem Saulus zu
einem Paulus machen lassen? Er verfolgt die Anhänger des Christus Jesus. Solange verfolgt
er sie, bis ihm derjenige, der am Kreuz gestorben ist, aus den Wolken erschien, bis er, Paulus,
die eigene, persönliche okkulte Erfahrung hatte, daß der Christus lebt. Die Wirkung des
Todes, die Wirkung der Tat, das war der Impuls für den Paulus, und darauf kommt es an.
Andere Rehgionssysteme wirken durch ihre Lehren, und ihre Lehren sind dieselben wie auch
im Christentum; im Christentum handelt es sich aber nicht um die Lehren, sondern um das,
was geschehen ist, um die Tat. Und diese Tat ist eine solche, daß sie auf keinen Menschen
anders wirkt, als wenn er sich selbst dazu entschließt, sie auf sich wirken zu lassen, das heißt,
wenn sie mit dem absolut freien Charakter seines individuellen Ich vereinbar ist. Denn nicht
genügt es, daß der Christus anwesend wird im menschlichen Astralleib, sondern der Christus
muß, wenn er wirklich verstanden werden soll, im menschlichen Ich anwesend werden. Und
das Ich muß sich frei entschließen, den Christus aufzunehmen. Das ist es, worauf es
ankommt. Aber gerade dadurch nimmt dieses menschliche Ich, wenn es sich mit dem
Christus verbindet, eine Realität in sich auf, eine göttliche Kraft, nicht bloß eine Lehre. Daher
kann hundertmal bewiesen werden, daß alle Lehren des Christentums schon zu finden sind
da oder dort; aber darauf kommt es nicht an, sondern darauf, daß das Wesentliche im
Christentum die Tat ist, die nur durch eine freiwillige Erhebung in die höheren Welten zum
eigenen Besitz werden kann. Dadurch also nimmt der Mensch die Christus-Kraft auf, daß er
sie freiwillig aufnimmt, und keiner kann sie aufnehmen, der sie nicht freiwillig aufnimmt.
Dies ist aber dem Menschen nur dadurch möglich geworden, daß der Christus auf der Erde
Mensch geworden ist, daß er berufen war, auf der Erde Mensch zu werden.

In einer anderen Lage sind die abgefallenen Engel, die als luziferische sich herübergelebt
haben auf die Erde. Die hätten ja auf dem Monde eigentlich Mensch werden sollen. Sie sind
zurückgeblieben in ihrer Entwickelung, sie können daher in den Astralleib hinein; an das Ich
können sie zunächst nicht heran. Nun sind sie in einer sonderbaren Lage, in einer Lage, die
wir uns eigentlich nur graphisch darstellen können, wenn das auch pedantisch aussieht.
Nehmen wir einmal an — wenn wir von Ätherleib und physischem Leib absehen —, des
Menschen Astralleib wäre während derlemurischen Entwickelung dieser Kreis, sein Ich wäre
ein Einschluß in diesem Astralleib; das Ich hat sich allmählich in den Astralleib
hineinbegeben. Was geschieht nun? Während der lemurischen Entwickelung schleichen sich
die luziferischen Mächte überall in den astralischen Leib des Menschen ein und
durchdringen ihn mit demjenigen, was ihre Taten sind, was bei ihm aber sich als niedere
Leidenschaften darstellt. Dasjenige, wodurch er dem Irrtum und Bösen verfallen kann, das
sitzt im Astralleib; die luziferischen Geister haben es ihm eingespritzt. Hätten sie es ihm nicht
eingespritzt, so würde er niemals die Möglichkeit des Irrtums und des Bösen haben, er
würde hin aufgehoben werden, wo er sein Ich empfängt, unberührt von allen hemmenden
Einflüssen. Das geht so fort, nur beschützen die großen Führer die Menschen davor, so weit
das notwendig ist, zu tief hinunterzusinken.

Nun tritt das Ereignis des Christus ein. Nehmen wir einen Menschen, der freiwillig den
Christus in sich aufnimmt, — das Christentum ist erst im Anfange, aber nehmen wir das
Ideal: des Menschen Ich hätte freiwillig die Christus-Kraft in sich einfließen lassen. Wenn
dieses Ich so weit ist, daß es sich mit dem Christus durchdrungen hat, dann strahlt die
Christus-Kraft auch in den Astralleib hinein. In denselben Astralleib strahlt die Christus-Kraft
von innen hinein, in den vorher hineingespritzt haben ihre Taten die luziferischen Mächte.
Und was geschieht nun in der Zukunft? Dadurch, daß wir mit Hilfe und nur mit Hilfe des
Christus alle diejenigen Eigenschaften des Menschen, die von Luzifer kommen, auslöschen,
dadurch befreien wir als Menschen nach und nach die luziferischen Mächte mit. Und es wird
eine Zeit kommen, wo die luziferischen Mächte, welche während der Mondenentwickelung
zum Heile der menschlichen Freiheit heruntersinken mußten in eine gewisse niedere
Entwickelung und auf der Erde nicht Gelegenheit hatten, selber die Christus-Kraft zu erleben,
wo diese durch den Menschen werden die Christus-Kraft erleben und erlöst werden. Der
Mensch wird Luzifer erlösen, wenn er die Christus-Kraft in der entsprechenden Weise
aufnimmt. Und dadurch wird der Mensch wiederum stärker, als er sonst geworden wäre.
Denn denken Sie, der Mensch hätte nicht die luziferischen Kräfte bekommen: dann würde
die Christus-Kraft ausstrahlen, aber sie träfe nicht auf die Hindernisse der luziferischen
Kräfte, und der Mensch würde unmöglich im Guten, im Wahren, in der Weisheit so weit
kommen können, wie er kommen kann, wenn er diese widerstrebenden Kräfte zu besiegen
hat.

So haben wir im Menschen ein Glied unserer Hierarchien, von dem wir sehen, daß es sich
sehr wohl von den anderen Gliedern unterscheidet. Wir sehen, daß der Mensch anders
dasteht als die Seraphim, Cherubim, Throne, als die Herrschaften, Mächte und Gewalten,
auch noch als die Geister der Persönlichkeit und als die Feuergeister, als ein Teil der Engel. Er
kann sich sagen, wenn er der Zukunft entgegenblickt: Ich bin berufen, in meinem tiefsten
Innern selbst das alles zu suchen, was mir die Impulse des Handelns gibt — nicht aus dem
Anschauen der Gottheit, wie die Seraphim, sondern aus dem tiefsten Innern heraus. Und der
Christus ist ein Gott, welcher nicht so wirkt, daß seine Impulse unbedingt befolgt werden
müssen, sondern nur, wenn man sie einsieht, nur in Freiheit. Er ist daher der Gott, der
niemals diese individuelle, freie Entwickelung des Ich nach dieser oder jener Richtung
hemmen kann. Der Christus konnte sagen im allerhöchsten Sinne: Ihr werdet die Wahrheit
erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen. — Und diejenigen Wesenheiten der
nächsten Hierarchie, die die Möglichkeit hatten, Böses zu tun, die luziferischen Wesenheiten,
sie werden wiederum durch die Kraft des Menschen erlöst, befreit. Damit sehen wir auch,
wie tatsächlich die Weltentwickelung nicht einfach sich wiederholt, sondern daß Neues
eintritt. Denn solch eine Menschheit, wie der Mensch sie erlebt, war eben noch nicht da,
nicht bei den Engeln, nicht bei den Erzengeln, nicht bei den Urkräften. Eine völlig neue
Mission hat der Mensch in der Welt zu erfüllen, eine Mission, die wir eben jetzt
charakterisiert haben. Und zu dieser Mission ist er heruntergestiegen in die irdische Welt.
Und als ein freier Helfer ist ihm der Christus in der Welt erstanden, nicht als ein Gott, der von
oben wirkt, sondern als ein Erstgeborener unter vielen.

So verstehen wir erst die ganze Würde und Bedeutung des Menschen innerhalb der Glieder
unserer Hierarchien, und wir sagen uns, wenn wir zu der Herrlichkeit und zu der Größe der
höheren Hierarchien hinaufschauen: Sind sie auch so groß, so weise, so gut, daß sie niemals
von dem rechten Pfade abirren können, so ist doch die große Mission des Menschen, daß er
die Freiheit in die Welt bringen soll und mit der Freiheit erst dasjenige, was man im wahren
Sinne des Wortes Liebe nennt. Denn ohne die Freiheit ist Liebe unmöglich. Ein Wesen,
welches unbedingt einem Impuls folgen muß, folgt ihm eben; ein Wesen, das auch anders
handeln kann, für dieses gibt es nur eine Kraft, um zu folgen: die Liebe. Freiheit und Liebe
sind zwei Pole, die zusammengehören. Sollte daher in unserem Kosmos die Liebe einziehen,
so konnte das nur geschehen durch die Freiheit, das heißt durch Luzifer und seinen Besieger,
und zu gleicher Zeit durch des Menschen Erlöser, durch den Christus. Daher ist die Erde der
Kosmos der Liebe und Freiheit, und es ist das Wesentliche, daß wir, ohne den Menschen zur
Unbescheidenheit zu verführen, die Hierarchien aufzählen lernen in der Art, wie sie
innerhalb unserer abendländischen Esoterik immer und immer aufgezählt worden sind.
Seraphim, Cherubim, Throne, sie folgen den unmittelbaren Impulsen unter dem Anschauen
der Gottheit; Herrschaften, Mächte und Gewalten, sie sind noch so gebunden an die
höheren Mächte, daß sie abkommandiert werden müssen, damit die Entwickelung zum
Menschen vorwärtsschreiten kann. Auch noch Erzengel und Geister der Persönlichkeit
können nicht fehlen, können also nicht durch freien Willen heruntersinken in ein Böses.
Deshalb nannte man die Geister der unmittelbar höheren Hierarchie Boten und Erzboten,
um anzudeuten, daß sie nicht ihre eigenen Aufträge, sondern daß sie die Aufträge ausführen
derjenigen, die über ihnen stehen. Im Menschen wird aber eine Hierarchie heranreifen, die
die eigenen Aufträge ausführt. Durch die Jupiter-, Venus- und Vulkanentwickelung hindurch
wird der Mensch heranreifen zum Ausführer seiner eigenen Impulse. Wenn er auch heute
noch nicht so weit ist, er wird dazu heranreifen.

So also dürfen wir sagen: Welches sind die Hierarchien ? Wir fangen an: Seraphim,
Cherubim, Throne; die Herrschaften, die ihre Herrschaft ausüben, indem sie nur dadurch
herrschen, daß sie in dem Sinn, wie ihnen die Impulse von den Göttern gegeben werden,
wirken. Dann kommen die Mächte; die führen ihre Macht eben nur dadurch, daß sie sie von
oben erhalten; ebenso die Gewalten. Sollen sie böse werden, so müssen sie das nach
göttlichem Ratschluß werden. Wir kommen zu den Geistern der Persönlichkeit, zu den
Erzboten und Boten und sind heruntergestiegen bis unmittelbar heran zum Menschen. Und
wie wird vom Menschen zu sagen sein, wenn wir ihn einreihen in die Hierarchien? Nach den
Erzengeln und Engeln, den Erzboten und Boten, wird anzureihen sein der Reihe der
Hierarchien der Geist der Freiheit oder der Geist der Liebe, und das ist, von oben
angefangen, die zehnte der Hierarchien, die allerdings in Entwickelung begriffen ist, aber sie
gehört zu den geistigen Hierarchien.

Nicht um Wiederholung handelt es sich im Weltenall, sondern jedesmal, wenn ein Umlauf
gemacht ist, wird Neues eingefügt der Weltenevolution. Und dieses Neue einzufügen, ist
immer die Mission der entsprechenden Hierarchie, die auf der Stufe ihrer Menschheit steht.
Damit haben wir den Sinn des Menschen zu ergründen versucht aus dem Sinn unseres
Kosmos heraus. Wir haben, bis zu einem gewissen Grade wenigstens, geistig heute uns
gefragt nach dem Sinne des Menschen, und wir haben diesen Sinn des Menschen, des
Punktes inmitten des Universums, nach der Mysterienanweisung zu ergründen versucht,
indem wir den Punkt, den Menschen, aus dem Umkreis zu enträtseln versuchten — den
Punkt aus dem Umkreis! Damit aber stellt sich unsere Erkenntnis in die Realität hinein. Und
das ist das Wesentliche, daß alle wahrhaftige geisteswissenschaftliche Erkenntnis eine
wirkliche, konkrete, eine reale Erkenntnis ist, das heißt, daß geisteswissenschaftliche
Erkenntnis unmittelbar selber gibt ein Bild des Kosmos und der geistigen Hierarchien.

Wir stehen im Mittelpunkt der Welt. Alles, was um uns herum ist, verliert für uns seine
Bedeutung, weil wir uns sagen: Die äußere Sinneswelt kann uns die Rätsel selber nicht lösen.
Es ist, wie wenn in einem Punkt sich alles zusammenzöge. Dann aber, wenn sich alles
zusammenzieht, dann kommt aus dem Umkreis zurück die Lösung des Welträtsels so
wahrhaftig real, wie die Materie, die ein Abbild und Gleichnis des Geistigen ist, selber sich
verhält. Sie zieht sich zusammen, verschwindet im Mittelpunkt und taucht aus dem Umkreis
herein wieder auf. Das ist Realität. Und unsere Erkenntnis ist real, wenn sie uns so vor Augen
tritt wie der Bau und Prozeß des ganzen Weltenalls. Dann ist sie nicht Spekulation, nicht
Spintisiererei, dann ist sie geboren aus dem Kosmos heraus. Und dieses Gefühl sollen wir
entwickeln: Weisheit soll ein Ideal sein für uns, das geboren wird aus dem Umkreis des
Kosmos und das uns mit der stärksten Kraft erfüllt, mit der Kraft für unsere eigene
Bestimmung, für unser eigenes großes Weltideal und damit auch für unser nächstes
Menschenideal." (Lit.: GA 110, S. 155ff)
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ᐃᐁ
Seraphim
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(Weitergeleitet von Geist der All-Liebe)
Sechsflügeliger Seraph, Hagia Sophia.

Giotto di Bondone (1267-1337), Die Legende des Heiligen Franciscus: Stigmatisation durch
einen Seraph; Basilika von Assisi.
Die Seraphim (hebr.: ‫ ְׂש ָרפִ ים‬śərāfîm, singular ‫ ָׂש ָרף‬śārāf; lat: seraphi[m], singular seraph[us];
griech. σεραφείμ „Entflammer, Erglüher“[1]), auch Geister der All-Liebe genannt, sind, als
höchste der geistigen Hierarchien, erhabene geistige Wesenheiten, die den unmittelbaren
Anblick der Gottheit haben und niemals aus sich selbst heraus handeln, sondern treue
Vollstrecker des göttlichen Willens sind. Ihre hebräische Bezeichnung als „die Brennenden“
wird im Tanach üblicherweise auch für Schlangen (hebr. ‫ ָׂש ָ ֔רף‬sarap) verwendet.[2]

In Jes 6,1–7 LUT werden die Seraphim als feurige, sechsflügelige Engelwesen beschrieben,
die den Thron Gottes umschweben und immerfort einander „Heilig, heilig, heilig“ zurufen.
Ähnlich ist die Darstellung in der Apokalypse des Johannes (Offb 4,1-11 LUT). Von der Trinität
empfangen die Seraphim die Ziele, die mit der Entwicklung eines Planetensystems
angestrebt werden (Lit.: GA 110, S. 81) und sie stellen zugleich die Verbindung zu anderen
sich entwickelnden Planetensystemen her (Lit.: GA 136, S. 93f). Zusammen mit den den
Cherubim und Thronen bilden sie die erste Hierarchie, deren physischer Ausdruck der
Tierkreis ist. Dargestellt werden sie meist als sechsflügelige menschenähnliche Wesen,
teilweise auch so, als ob sie überhaupt nur aus Flügeln bestünden, aus denen ein
menschliches Antlitz hervorleuchtet, wie z.B. in der Kuppel der Hagia Sophia in Istanbul. Oft
tragen die Flügel innen und außen Augen (Offb 4,8 LUT) und häufig bedecken zwei Flügel die
Füße und zwei das Gesicht.

Inhaltsverzeichnis
1 Die Seraphim in der Bibel und in der christlichen Überlieferung
2 Das Wesen der Seraphim
3 Die Seraphim und die Veranlagung der menschlichen Sinne auf dem alten Saturn
4 Die kosmische Aufgabe der Seraphim
5 Die Offenbarung der Seraphim in der Natur
6 Literatur
7 Einzelnachweise
Die Seraphim in der Bibel und in der christlichen Überlieferung
In der Vision des Jesaja werden die Seraphim als Wesen mit sechs Flügeln und mit Händen
und Füßen beschrieben:

1 In dem Jahr, als der König Usija starb, sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und
erhabenen Thron und sein Saum füllte den Tempel. 2 Serafim standen über ihm; ein jeder
hatte sechs Flügel: Mit zweien deckten sie ihr Antlitz, mit zweien deckten sie ihre Füße und
mit zweien flogen sie. 3 Und einer rief zum andern und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der
HERR Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll! 4 Und die Schwellen bebten von der Stimme
ihres Rufens und das Haus ward voll Rauch. 5 Da sprach ich: Weh mir, ich vergehe! Denn ich
bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den
König, den HERRN Zebaoth, gesehen mit meinen Augen. 6 Da flog einer der Serafim zu mir
und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom Altar nahm, 7 und
rührte meinen Mund an und sprach: Siehe, hiermit sind deine Lippen berührt, dass deine
Schuld von dir genommen werde und deine Sünde gesühnt sei. 8 Und ich hörte die Stimme
des Herrn, wie er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach:
Hier bin ich, sende mich! 9 Und er sprach: Geh hin und sprich zu diesem Volk: Höret und
verstehet's nicht; sehet und merket's nicht! 10 Verstocke das Herz dieses Volks und lass ihre
Ohren taub sein und ihre Augen blind, dass sie nicht sehen mit ihren Augen noch hören mit
ihren Ohren noch verstehen mit ihrem Herzen und sich nicht bekehren und genesen. 11 Ich
aber sprach: Herr, wie lange? Er sprach: Bis die Städte wüst werden, ohne Einwohner, und
die Häuser ohne Menschen und das Feld ganz wüst daliegt. 12 Denn der HERR wird die
Menschen weit wegtun, sodass das Land sehr verlassen sein wird. 13 Auch wenn nur der
zehnte Teil darin bleibt, so wird es abermals verheert werden, doch wie bei einer Eiche und
Linde, von denen beim Fällen noch ein Stumpf bleibt. Ein heiliger Same wird solcher Stumpf
sein. (Jes 6,1-7 LUT)

Ähnlich ist die Darstellung in der Apokalypse des Johannes, die auf Jesaja und auf die
Thronwagenvision des Ezechiel zurückgreift:

1 Danach sah ich, und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel, und die erste Stimme, die ich
mit mir hatte reden hören wie eine Posaune, die sprach: Steig herauf, ich will dir zeigen, was
nach diesem geschehen soll. 2 Alsbald wurde ich vom Geist ergriffen. Und siehe, ein Thron
stand im Himmel und auf dem Thron saß einer. 3 Und der da saß, war anzusehen wie der
Stein Jaspis und Sarder; und ein Regenbogen war um den Thron, anzusehen wie ein
Smaragd. 4 Und um den Thron waren vierundzwanzig Throne und auf den Thronen saßen
vierundzwanzig Älteste, mit weißen Kleidern angetan, und hatten auf ihren Häuptern
goldene Kronen. 5 Und von dem Thron gingen aus Blitze, Stimmen und Donner; und sieben
Fackeln mit Feuer brannten vor dem Thron, das sind die sieben Geister Gottes. 6 Und vor
dem Thron war es wie ein gläsernes Meer, gleich dem Kristall, und in der Mitte am Thron
und um den Thron vier himmlische Gestalten, voller Augen vorn und hinten. 7 Und die erste
Gestalt war gleich einem Löwen, und die zweite Gestalt war gleich einem Stier, und die dritte
Gestalt hatte ein Antlitz wie ein Mensch, und die vierte Gestalt war gleich einem fliegenden
Adler. 8 Und eine jede der vier Gestalten hatte sechs Flügel, und sie waren außen und innen
voller Augen, und sie hatten keine Ruhe Tag und Nacht und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist
Gott der Herr, der Allmächtige, der da war und der da ist und der da kommt. 9 Und wenn die
Gestalten Preis und Ehre und Dank gaben dem, der auf dem Thron saß, der da lebt von
Ewigkeit zu Ewigkeit, 10 fielen die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem, der auf dem
Thron saß, und beteten den an, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, und legten ihre Kronen
nieder vor dem Thron und sprachen: 11 Herr, unser Gott, du bist würdig, zu nehmen Preis
und Ehre und Kraft; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen waren sie
und wurden sie geschaffen. (Offb 4,1-11 LUT)

Nach der Legende wurde der Heilige Franz von Assisi im Jahr 1224 von einem Seraph
stigmatisiert und trägt darum auch den Beinamen Seraphicus. Es ist dies der erste historisch
überlieferte Fall einer Stigmatisation.

Das Wesen der Seraphim


Die Seraphim stehen an der Spitze der Hierarchien und ihr Wesen umfasst die ganze Welt
und das bestimmt auch die besondere Art ihres Bewusstseins:
"Man würde die Seraphim charakterisiert haben als Wesenheiten, bei denen es nicht Subjekt
und Objekt gibt, sondern bei denen Subjekt und Objekt zusammenfällt, die nicht sagen
würden: Außer mir sind Gegenstände -, sondern: Die Welt ist, und ich bin die Welt, und die
Welt ist Ich -; die eben nur von sich wissen, und zwar so, daß diese Wesenheiten, diese
Seraphim, von sich wissen durch ein Erlebnis, von dem der Mensch einen schwachen
Nachglanz hat, wenn er, nun, sagen wir, die Erfahrung macht, die ihn in eine glühende
Begeisterung versetzt." (Lit.: GA 233a, S. 13)

"Die ersten Wesenheiten, die um die Gottheit sozusagen selber sind, die, wie man es schön
ausgedrückt hat in der christlichen abendländischen Esoterik, «unmittelbar den Anblick
Gottes genießen», das sind die Seraphim, Cherubim, Throne. Die nehmen nun die Pläne
eines neuen Weltensystems entgegen von der göttlichen Dreieinigkeit, der sie entspringen.
Es ist das natürlich, Sie verstehen, meine lieben Freunde, mehr bildlich gesprochen als
wirklich, denn wir müssen mit menschlichen Worten solch erhabene Tätigkeiten ausdrücken,
für die menschliche Worte wahrhaftig nicht geschaffen sind. Menschliche Worte sind nicht
da, um solch hohe Tätigkeit auszudrücken, durch die zum Beispiel am Beginn unseres
Sonnensystems die Seraphim entgegennahmen die höchsten Pläne der göttlichen
Dreieinigkeit, die da enthalten, wie sich unser Sonnensystem durch Saturn, Sonne, Mond,
Erde, Jupiter, Venus und Vulkan hindurchentwickeln soll. Seraphim ist ein Name, der von all
denen, die ihn richtig im Sinne der alten hebräischen Esoterik selbst verstanden haben,
immer so gedeutet worden ist, daß die Seraphim die Aufgabe haben, die höchsten Ideen, die
Ziele eines Weltensystems entgegenzunehmen aus der Trinität. Die Cherubim, die
nächstniedrige Stufe der Hierarchie, haben die Aufgabe, in Weisheit nunmehr auszubauen
die Ziele, die Ideen, die von den höchsten Göttern entgegengenommen werden. Die
Cherubim sind also Geister höchster Weisheit, die in ausführbare Pläne dasjenige
umzusetzen verstehen, was ihnen angegeben wird von den Seraphim. Und die Throne
hinwiederum, der dritte Grad der Hierarchie von oben, der hat die Aufgabe, nunmehr,
natürlich sehr bildlich gesprochen, Hand anzulegen, damit das, was in Weisheit ausgedacht
ist, damit diese hehren Weltengedanken, die die Seraphim von den Göttern empfangen, die
die Cherubim durchgedacht haben, in Wirklichkeit umgesetzt werden." (Lit.: GA 110, S. 81)

"Es würde nur möglich sein, sich eine Vorstellung von dem Eindruck, von der Impression,
welche die Seraphim auf den okkulten Blick machen, zu verschaffen, wenn wir etwa
folgenden Vergleich aus dem Leben nehmen. Wir setzen den Vergleich fort, den wir eben
gebraucht haben. Wir betrachten einen Menschen, der durch Jahrzehnte Erlebnisse
aufgehäuft hat, die ihn zu überwältigender Weisheit gebracht haben, und wir stellen uns vor,
daß ein solcher weiser Mensch, aus dem unpersönlichste Lebensweisheit spricht, aus seiner
unpersönlichsten Lebensweisheit heraus wie mit innerem Feuer sein ganzes Wesen derart
durchdringt, daß er uns nichts zu sagen braucht, sondern sich nur vor uns hinzustellen
braucht und das, was Jahrzehnte ihm an Lebensweisheit gegeben haben, in seinen Blick
hineinlegt, so daß der Blick uns erzählen kann Leiden und Erfahrungen von Jahrzehnten und
wir aus dem Blicke einen Eindruck davon haben können, daß dieser Blick spricht wie die Welt
selber, die wir erleben. Wenn wir uns einen solchen Blick vorstellen, oder wenn wir uns
vorstellen, daß ein solcher weiser Mensch dahin gekommen ist, uns nicht nur Worte zu
sagen, sondern in dem Klang und in der eigentümlichen Färbung seiner Worte den Abdruck
zu geben von reichen Lebenserfahrungen, so daß wir etwas wie einen Unterton hören in
dem, was er sagt, weil er es mit einem gewissen Wie ausstattet und wir aus diesem Wie eine
Welt von Lebenserfahrungen vernehmen, dann bekommen wir wiederum ein Gefühl, wie es
der Okkultist hat, wenn er zu den Seraphim aufsteigt. Wie ein Blick, der am Leben
herangereift ist, und aus dem Jahrzehnte von Erfahrungen sprechen oder wie ein Satz, der so
ausgesprochen wird, daß wir nicht bloß seine Gedanken hören, sondern daß wir hören: der
Satz ist, indem er mit solchem Klange ausgesprochen wird, in Schmerzen und in Erfahrungen
des Lebens errungen, er ist keine Theorie, er ist erkämpft, er ist erlitten, er ist durch
Lebensschlachten und Siege in das Herz gegangen — wenn wir all das durch einen Unterton
hören, dann bekommen wir einen Begriff von der Impression, welche der geschulte Okkultist
hat, wenn er sich aufschwingt zu den Wesenheiten, die wir Seraphim nennen." (Lit.: GA 136,
S. 81f)

Die Seraphim und die Veranlagung der menschlichen Sinne auf dem alten Saturn

Die zwölf Sinne des Menschen


Auf dem alten Saturn wurde der physische Leib des Menschen in seiner feinsten Form als
reiner Wärmeleib veranlagt. Durch die Geister der Persönlichkeit, die damals ihre
Menschheitsstufe durchlebten, wurden diesem Wärmeleib die ersten Keime der
Sinnesorgane eingepflanzt, die dann durch die Feuergeister, die heutigen Erzengel, zum
Leuchten gebracht wurden. Sie hatten damals ein traumartiges Bilderbewusstsein. Der
Mensch selbst konnte sich dieser leuchtenden Sinne damals noch nicht bedienen, aber die
Seraphim konnten sich durch dieses Leuchten der Sinneskeime offenbaren.

"Das Menschenwesen selbst kann sich auf dem Saturn aber seiner Leuchtkraft nicht
bedienen. Die Lichtkraft seiner Sinneskeime würde durch sich selbst nichts ausdrücken
können, aber es finden durch sie andere erhabenere Wesen die Möglichkeit, sich dem
Saturnleben zu offenbaren. Durch die Leuchtquellen der Menschenvorfahren strahlen sie
etwas von ihrer Wesenheit auf den Planeten nieder. Es sind dies erhabene Wesen aus der
Reihe jener vier, von denen oben gesagt worden ist, daß sie in ihrer Entwickelung bereits
über alle Verbindung mit dem Menschendasein hinausgewachsen seien. Ohne daß für sie
selbst eine Notwendigkeit vorläge, strahlen sie jetzt durch «freien Willen» etwas von ihrer
Natur aus. Die christliche Geheimlehre spricht hier von der Offenbarung der Seraphime
(Seraphim), der «Geister der Alliebe». Dieser Zustand dauert bis zur Mitte des sechsten
Saturnkreislaufes." (Lit.: GA 011, S. 167)

"Wären sie nicht da, so könnten die Feuergeister nicht das oben geschilderte Bewußtsein
haben. Sie schauen die Saturnvorgänge mit einem Bewußtsein an, das es ihnen ermöglicht,
diese als Bilder auf die Feuergeister zu übertragen. Sie selbst verzichten auf alle Vorteile,
welche sie durch das Anschauen der Saturnvorgänge haben könnten, auf jeden Genuß, jede
Freude; sie geben das alles hin, damit die Feuergeister es haben können." (Lit.: GA 013, S.
166)

Die kosmische Aufgabe der Seraphim


"Wie die Menschen ein soziales System begründen dadurch, daß sie Gegenseitigkeit haben,
so gibt es auch eine Gegenseitigkeit der Planetensysteme. Von Fixstern zu Fixstern waltet
gegenseitige Verständigung. Dadurch kommt allein der Kosmos zustande. Das, was
sozusagen die Planetensysteme durch den Weltenraum miteinander sprechen, um zum
Kosmos zu werden, das wird geregelt durch diejenigen Geister, welche wir Seraphim
nennen." (Lit.: GA 136, S. 93f)
Die Offenbarung der Seraphim in der Natur

Etwa 100m hohe Eruption des Stromboli (Isole Eolie, Italien). Aufgenommen mit einer
Belichtungszeit von mehreren Sekunden. Die gestrichelten Flugbahnen entstehen, wenn
Lavabrocken mit einer heißeren und damit helleren Seite und einer kühleren dunkleren
während des Fluges rotieren. Foto: Wolfgang Beyer
Die höchsten geistigen Wesen, die Cherubim und Seraphim, sind in so hohem Grade
unwahrnehmbar, dass, so paradox es scheinen mag, gerade diese Unwahrnehmbarkeit
schon wiederum wahrgenommen wird. Im Naturgeschehen offenbaren sich die Seraphim im
Blitz und im Feuer der vulkanischen Erscheinungen.

„Es wäre ein völliger Unsinn, wenn man in dem aus der Wolke schlagenden Blitz dasselbe
sehen würde wie das, was man sieht, wenn ein Zündholz angezündet wird. Ganz andere
Kräfte walten, wenn überhaupt aus der Materie das Element, das im Blitz waltet, das
Elektrische, herauskommt. Da walten die Seraphime.“ (Lit.:GA 122, S. 121)

„Und die Seraphim kommen in dem, was als Blitz aus der Wolke zuckt, oder in dem, was als
Feuer in den vulkanischen Wirkungen zutage tritt, wirklich so zum Vorschein, daß eben ihre
Unwahrnehmbarkeit in diesen gigantischen Wirkungen der Natur wahrnehmbar wird.

Daher haben in alten Zeiten, wo man solche Dinge durchschaut hat, die Menschen auf der
einen Seite hingeblickt zum Sternenhimmel, der ihnen das Mannigfaltigste geoffenbart hat:
die Geheimnisse der Exusiai, die Geheimnisse der Dynamis. Dann haben sie die höheren
Geheimnisse zu enthüllen versucht in dem, worüber sich der Mensch heute lustig macht: aus
dem Inneren der menschlichen Leiber - wie man trivial sagt -, aus den Eingeweiden. Dann
aber waren sie sich dessen bewußt, daß die größten Wirkungen, die wirklich dem
Sonnensystem gemeinschaftlich sind, von einer ganz umgekehrten Seite her sich in den
Feuer- und Gewitterwirkungen, in den Erdbeben und vulkanischen Wirkungen ankündigen.
Das Schöpferischste, das in den Seraphim und Cherubim liegt, kündigt sich an durch seine
zerstörerischste Seite, kurioserweise. Es ist eben die Kehrseite, es ist das absolut Negative,
aber das Geistige ist so geistig stark da, daß eben schon seine Unwahrnehmbarkeit, sein
Nichtdasein, wahrgenommen wird von den Sinnen.“ (Lit.:GA 180, S. 103f)

Etwas anders ist die Darstellung Rudolf Steiners in den Esoterischen Unterweisungen für die
erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Hier sind es die Cherubim, die
uns in den Blitzen ihre Werkzeuge zeigen, während sich die Seraphim durch die Weltenhitze,
aber nur als Schein, offenbaren:

„Und steigen wir gar auf zu der Weltenhitze, da verbergen sich tief darinnen die Seraphine;
viel tiefer als die Cherubine hinter den Werkzeugen, den Blitzen. Das ist nur der Schein, diese
Weltenhitze, nur der Schein der Seraphine. Die Throne offenbaren sich durch ihr Wesen; die
Cherubine offenbaren sich durch ihre Werkzeuge; die Seraphine offenbaren sich durch den
Schein, der aus ihnen ausstrahlt.“ (Lit.:GA 270b, S. 75)

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Cherubim
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(Weitergeleitet von Geist der Harmonien)

Die vier Evangelistensymbole Stier , Löwe, Adler und Mensch zur Gestalt eines Tetramorphs
vereinigt repräsentieren die vier führenden Cherubim (Fresco, Meteora, 16. Jahrhundert)
Die Cherubim (hebr. ‫ ְּכ רּוב‬cherub; Plural ‫כרובים‬, cherubim „Fülle der Erkenntnis“, „Ergießung
der Weisheit“[1]), auch als Geister der Harmonien bezeichnet, sind erhabene geistige
Wesenheiten, die, wie alle Wesen der ersten Hierarchie, den unmittelbaren Anblick der
Gottheit haben und unmittelbar deren Willen vollstrecken. Sie sind zugleich die eigentlichen
Tierkreiswesenheiten. Dargestellt werden sie meist als vierflügelige Tierwesen. Sie
unterscheiden sich dadurch von den Seraphim, die meist mit einem menschlichen Körper
abgebildet werden.

Die vier führenden Cherubim werden auch als Tetramorph mit drei tierischen Köpfen (Stier,
Löwe, Adler) und einem menschlichem Antlitz abgebildet, vergleichbar der Sphinx. Ihr
Herrschaftsgebiet reicht weit über die Grenzen unseres Sonnensystems hinaus und
gemeinsam mit den Thronen und Seraphim gehören sie jener Region an, deren äußerer
Ausdruck der Tierkreis ist. Die Cherubim haben die Aufgabe, die Entwicklungsziele eines
Planetensystems, die sie von der Gottheit empfangen, in Weisheit auszubauen. Es ist dies
eine völlig überpersönliche Weisheit, die sie in den Jahrmillionen des Weltenwerdsens
sammeln und dann in erhabener Macht verströmen.

Die Cherubim in der Bibel


In der Bibel werden die Cherubim mehr als 90mal genannt, erstmals in der Genesis bei der
Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies (1 Mos 3,24 EU). Sehr detailreich werden
sie in der Thronwagen-Vision des Ezechiel geschildert.

„4 Und ich sah, und siehe, es kam ein ungestümer Wind von Norden her, eine mächtige
Wolke und loderndes Feuer, und Glanz war rings um sie her, und mitten im Feuer war es wie
blinkendes Kupfer. 5 Und mitten darin war etwas wie vier Gestalten; die waren anzusehen
wie Menschen. 6 Und jede von ihnen hatte vier Angesichter und vier Flügel. 7 Und ihre Beine
standen gerade, und ihre Füße waren wie Stierfüße und glänzten wie blinkendes, glattes
Kupfer. 8 Und sie hatten Menschenhände unter ihren Flügeln an ihren vier Seiten; die vier
hatten Angesichter und Flügel. 9 Ihre Flügel berührten einer den andern. Und wenn sie
gingen, brauchten sie sich nicht umzuwenden; immer gingen sie in der Richtung eines ihrer
Angesichter. 10 Ihre Angesichter waren vorn gleich einem Menschen und zur rechten Seite
gleich einem Löwen bei allen vieren und zur linken Seite gleich einem Stier bei allen vieren
und hinten gleich einem Adler bei allen vieren. 11 Und ihre Flügel waren nach oben hin
ausgebreitet; je zwei Flügel berührten einander und mit zwei Flügeln bedeckten sie ihren
Leib. 12 Immer gingen sie in der Richtung eines ihrer Angesichter; wohin der Geist sie trieb,
dahin gingen sie; sie brauchten sich im Gehen nicht umzuwenden. 13 Und in der Mitte
zwischen den Gestalten sah es aus, wie wenn feurige Kohlen brennen, und wie Fackeln, die
zwischen den Gestalten hin und her fuhren. Das Feuer leuchtete und aus dem Feuer kamen
Blitze. 14 Und die Gestalten liefen hin und her, dass es aussah wie Blitze. 15 Als ich die
Gestalten sah, siehe, da stand je ein Rad auf der Erde bei den vier Gestalten, bei ihren vier
Angesichtern. 16 Die Räder waren anzuschauen wie ein Türkis und waren alle vier gleich,
und sie waren so gemacht, dass ein Rad im andern war. 17 Nach allen vier Seiten konnten sie
gehen; sie brauchten sich im Gehen nicht umzuwenden. 18 Und sie hatten Felgen, und ich
sah, ihre Felgen waren voller Augen ringsum bei allen vier Rädern. 19 Und wenn die
Gestalten gingen, so gingen auch die Räder mit, und wenn die Gestalten sich von der Erde
emporhoben, so hoben die Räder sich auch empor. 20 Wohin der Geist sie trieb, dahin
gingen sie, und die Räder hoben sich mit ihnen empor; denn es war der Geist der Gestalten
in den Rädern. 21 Wenn sie gingen, so gingen diese auch; wenn sie standen, so standen
diese auch; und wenn sie sich emporhoben von der Erde, so hoben sich auch die Räder mit
ihnen empor; denn es war der Geist der Gestalten in den Rädern. 22 Aber über den
Häuptern der Gestalten war es wie eine Himmelsfeste, wie ein Kristall, unheimlich
anzusehen, oben über ihren Häuptern ausgebreitet, 23 dass unter der Feste ihre Flügel
gerade ausgestreckt waren, einer an dem andern; und mit zwei Flügeln bedeckten sie ihren
Leib. 24 Und wenn sie gingen, hörte ich ihre Flügel rauschen wie große Wasser, wie die
Stimme des Allmächtigen, ein Getöse wie in einem Heerlager. Wenn sie aber stillstanden,
ließen sie die Flügel herabhängen 25 und es donnerte im Himmel über ihnen. Wenn sie
stillstanden, ließen sie die Flügel herabhängen. 26 Und über der Feste, die über ihrem Haupt
war, sah es aus wie ein Saphir, einem Thron gleich, und auf dem Thron saß einer, der aussah
wie ein Mensch. 27 Und ich sah, und es war wie blinkendes Kupfer aufwärts von dem, was
aussah wie seine Hüften; und abwärts von dem, was wie seine Hüften aussah, erblickte ich
etwas wie Feuer und Glanz ringsumher. 28 Wie der Regenbogen steht in den Wolken, wenn
es geregnet hat, so glänzte es ringsumher. So war die Herrlichkeit des HERRN anzusehen.
Und als ich sie gesehen hatte, fiel ich auf mein Angesicht und hörte einen reden.“

– Altes Testament: Hes 1,4-28 LUT


„1 Und ich sah, und siehe, an der Himmelsfeste über dem Haupt der Cherubim glänzte es
wie ein Saphir, und über ihnen war etwas zu sehen wie ein Thron. 2 Und er sprach zu dem
Mann in dem Kleid von Leinwand: Geh hinein zwischen das Räderwerk unter dem Cherub
und fülle deine Hände mit glühenden Kohlen, die zwischen den Cherubim sind, und streue
sie über die Stadt. Und er ging hinein vor meinen Augen. 3 Die Cherubim aber standen zur
Rechten am Hause des Herrn, als der Mann hineinging, und die Wolke erfüllte den inneren
Vorhof. 4 Und die Herrlichkeit des HERRN erhob sich von dem Cherub zur Schwelle des
Hauses, und das Haus wurde erfüllt mit der Wolke und der Vorhof mit dem Glanz der
Herrlichkeit des HERRN. 5 Und man hörte die Flügel der Cherubim rauschen bis in den
äußeren Vorhof wie die Stimme des allmächtigen Gottes, wenn er redet. 6 Und als er dem
Mann in dem Kleid von Leinwand geboten hatte: Nimm von dem Feuer zwischen dem
Räderwerk zwischen den Cherubim, ging dieser hinein und trat neben das Rad. 7 Und der
Cherub streckte seine Hand aus der Mitte der Cherubim hin zum Feuer, das zwischen den
Cherubim war, nahm davon und gab es dem Mann in dem Kleid von Leinwand in die Hände;
der empfing es und ging hinaus. 8 Und es erschien an den Cherubim etwas wie eines
Menschen Hand unter ihren Flügeln. 9 Und ich sah, und siehe, vier Räder standen bei den
Cherubim, bei jedem Cherub ein Rad, und die Räder sahen aus wie ein Türkis, 10 und alle
vier sahen eins wie das andere aus; es war, als wäre ein Rad im andern. 11 Wenn sie gehen
sollten, so konnten sie nach allen ihren vier Seiten gehen; sie brauchten sich im Gehen nicht
umzuwenden; sondern wohin das erste ging, da gingen die andern nach, ohne sich im Gehen
umzuwenden. 12 Und ihr ganzer Leib, Rücken, Hände und Flügel und die Räder waren voller
Augen um und um bei allen vieren. 13 Und die Räder wurden vor meinen Ohren »das
Räderwerk« genannt. 14 Ein jeder hatte vier Angesichter; das erste Angesicht war das eines
Cherubs, das zweite das eines Menschen, das dritte das eines Löwen, das vierte das eines
Adlers. 15 Und die Cherubim hoben sich empor. Es war aber dieselbe Gestalt, die ich am
Fluss Kebar gesehen hatte. 16 Wenn die Cherubim gingen, so gingen auch die Räder mit, und
wenn die Cherubim ihre Flügel schwangen, dass sie sich von der Erde erhoben, so wandten
sich auch die Räder nicht von ihrer Seite weg. 17 Wenn jene standen, so standen diese auch;
erhoben sie sich, so erhoben sich diese auch; denn es war der Geist der Gestalten in ihnen.
18 Und die Herrlichkeit des HERRN ging wieder hinaus von der Schwelle des Tempels und
stellte sich über die Cherubim. 19 Da schwangen die Cherubim ihre Flügel und erhoben sich
von der Erde vor meinen Augen, und als sie hinausgingen, gingen die Räder mit. Und sie
traten in den Eingang des östlichen Tores am Hause des HERRN, und die Herrlichkeit des
Gottes Israels war oben über ihnen. 20 Das waren die Gestalten, die ich unter dem Gott
Israels am Fluss Kebar gesehen hatte; und ich merkte, dass es Cherubim waren. 21 Vier
Angesichter hatte jeder und vier Flügel und etwas wie Menschenhände unter den Flügeln. 22
Und ihre Angesichter waren so gestaltet, wie ich sie am Fluss Kebar gesehen hatte; und sie
gingen in der Richtung eines ihrer Angesichter, wie sie wollten.“

– Altes Testament: Hes 10,1-22 LUT


Das Wesen der Cherubim
„Wir gewinnen höchstens einen Vergleich für die Eigenschaften jener Wesenheiten, zu
denen wir uns dann als den Wesenheiten der zweiten Kategorie der ersten Hierarchie
aufschwingen, wir gewinnen eine Möglichkeit, sie zu charakterisieren, wenn wir so recht auf
unser Gemüt dasjenige wirken lassen, wozu es ernste, würdige Menschen gebracht haben,
welche viele Schritte ihres Lebens dazu verwendet haben, Weisheit in sich anzusammeln,
welche nach vielen Jahren reichen Erlebens so viel Weisheit angesammelt haben, daß wir
uns sagen: Wenn solche Menschen ein Urteil aussprechen, so spricht nicht ein persönlicher
Wille zu uns, sondern es spricht das Leben zu uns, das durch Jahre, durch Jahrzehnte in
diesen Menschen sich angehäuft hat und durch das sie in einer gewissen Weise unpersönlich
geworden sind. Menschen, welche auf uns einen solchen Eindruck machen, daß ihre
Weisheit unpersönlich wirkt, daß ihre Weisheit wie die Blüte und Frucht eines reifen Lebens
erscheint, die rufen in uns ein wenn auch nur ahnendes Empfinden von dem hervor, was aus
unserer geistigen, aus unserer spirituellen Umgebung auf uns wirkt, wenn wir zu dieser Stufe
des Hellsehens emporrücken, von der hier jetzt die Rede sein muß. Man nennt diese
Kategorie in der abendländischen Esoterik die Cherubim.“ (Lit.:GA 136, S. 80)

„Solche Weisheit, die nun nicht gesammelt ist in Jahrzehnten, wie die Weisheit
hervorragender Menschen, sondern solche Weisheit, die in Jahrtausenden, in Jahrmillionen
des Weltenwerdens gesammelt ist, die strömt uns entgegen in erhabener Macht aus den
Wesenheiten, die wir Cherubim nennen.“ (S. 81)

Die Cherubim als Schöpfer der Ewigkeit


Wie Rudolf Steiner in seinen Vorträgen über "Die Evolution vom Gesichtspunkte des
Wahrhaftigen" ausführlich geschildert hat, sind die Cherubim auch die eigentlichen Schöpfer
der Ewigkeit. Nachdem auf dem alten Saturn die Throne einen Teil ihres Wesens hingeopfert
hatten und die Cherubim dieses Opfer entgegennahmen, war die Wärmesubstanz und
zugleich auch die wesenhafte Zeit in Gestalt der Archai entstanden (Lit.: GA 132, S. 9ff). Die
ganze Welt wurde dadurch aber auch in die Vergänglichkeit, in die Zeitlichkeit gerissen. Da
entwickelt ein Teil der Cherubim die geistige Tugend der schöpferischen Resignation und
verzichtet darauf, das Willensopfer der Throne anzunehmen. Dadurch entrissen sie sich der
Zeitlichkeit und begründeten die Region der Dauer, die Ewigkeit. Anfänge dieses Verzichts
sind schon auf dem alten Saturn zu finden, deutlich bemerkbar wird er aber erst im
Übergang von der alten Sonne zum alten Mond. Eine andere Folge dieser Resignation war
aber auch, dass die zurückgewiesene Opfersubstanz der Throne von den
Widersachermächten ergriffen wurde, was schließlich zum Streit am Himmel führte, in dem
das Urgeheimnis des Bösen begründet ist (Lit.: GA 132, S. 41ff).

Die Cherubim als Tierkreiswesenheiten


Die Cherubim waren maßgebend daran beteiligt, dass auf der alten Sonne die erste Anlage
des Tierreichs gebildet wurde. Zunächst war während der alten Sonnenentwicklung durch
die schenkende Tugend der Geister der Weisheit das Luftelement entstanden. Zugleich
traten die Erzengel hervor, die auf der alten Sonne ihre Menschheitsstufe durchliefen, also
ihr Ich entwickelten. Sie nahmen entgegen, was die Geister der Weisheit von ihrem Wesen
verschenkten, aber sie behielten es nicht einfach für sich, sondern sie strahlen es als Bild
zurück, aber nicht sofort, sondern zeitversetzt zu einem späteren Zeitpunkt - und dadurch
entstand das Licht. Das Licht ist die von den Archangeloi zeitversetzt zurückgestrahlte
Weisheit der Kyriotetes (Lit.: GA 132, S. 33). Zugleich entstand dadurch der Raum, allerdings
zunächst noch nicht in den uns gewohnten drei Dimensionen, sondern zweidimensional als
«Inneres» und «Äußeres», indem den Kyriotetes ihr inneres Wesen von außen
zurückgestrahlt wurde.

„Dadurch wird etwas ganz Besonderes hervorgerufen, was Sie sich nur richtig vorstellen
können, wenn Sie sich denken das Bild einer innerlich geschlossenen Kugel, wo vom
Mittelpunkte etwas ausgestrahlt wird, was geschenkt wird; das strahlt bis zur Peripherie hin
und strahlt von dort zurück zum Mittelpunkte. An der Oberfläche, innen an der Kugel lagern
die Erzengel, die strahlen es zurück. Außen brauchen Sie sich nichts vorzustellen. - Wir haben
uns also von einem Zentrum ausgehend zu denken das, was von den Geistern der Weisheit
kommt: das wird ausgestrahlt nach allen Seiten, wird aufgefangen von den Erzengeln und
zurückgestrahlt. Was ist das, was da zurückstrahlt in den Raum hinein, dieses
zurückgestrahlte Geschenk der Geister der Weisheit? Was ist die ausgestrahlte Weisheit in
sich selbst zurückgeleitet? - Das ist das Licht. Und damit sind die Erzengel zugleich die
Schöpfer des Lichtes.“ (Lit.:GA 132, S. 33)

Wie nun die Erzengel dem kosmischen Umkreis zustrebten, um den Kyriotetes ihr
Weisheitswesen als Licht zurückzuwerfen, kamen ihnen aus der Tierkreisregion die Cherubim
entgegen.

Die Cherubim als Tierkreiswesenheiten (GA 110, S 71)


„Diese Wesenheiten, die den Erzengeln aus dem geistigen Raum entgegengekommen sind
und die Erzengel aufgenommen haben, nennen wir Cherubim. Das ist eine besonders
erhabene Art von geistigen Wesenheiten, denn sie haben die Macht, sozusagen mit offenen
Armen aufzunehmen die Erzengelwesen. Wenn diese Erzengelwesen hinaus sich verbreiten,
kommen ihnen die Cherubim aus dem Weltenall entgegen. Also wir haben rings um den
alten Sonnenball herum die sich nahenden Cherubim. Wie, wenn ich den Vergleich
gebrauchen darf, unsere Erde von ihrer Atmosphäre umgeben ist, so ist die alte Sonne
umgeben gewesen von dem Reich der Cherubim zur Wohltat der Erzengel. Diese Erzengel
schauten also, wenn sie hinausgingen in den Weltenraum, sie schauten ihre großen Helfer
an.
Und wie kamen ihnen diese großen Helfer entgegen, wie sahen sie aus? Das kann ja
natürlich nur das in der Akasha-Chronik lesende hellseherische Bewußtsein konstatieren. In
ganz bestimmten ätherischen Gestalten stellten sich dar diese großen universellen Helfer.
Und unsere Vorfahren, die noch ein Bewußtsein gehabt haben durch ihre Tradition von
dieser bedeutungsvollen Tatsache, die haben die Cherubim abgebildet als jene eigentümlich
geflügelten Tiere mit den verschieden gestalteten Köpfen: den geflügelten Löwen, den
geflügelten Adler, den geflügelten Stier, den geflügelten Menschen. Denn in der Tat: Von
vier Seiten haben sich zunächst genähert die Cherubim. Und sie nahten sich in solchen
Gestalten, daß sie in der Tat nachher so abgebildet werden konnten, wie sie uns als die
Gestalten der Cherubim bekannt geworden sind. Und deshalb haben die Schulen der ersten
Eingeweihten der nachatlantischen Zeit diese von vier Seiten an die alte Sonne
heranrückenden Cherubim mit Namen bezeichnet, die dann geworden sind zu den Namen
Stier, Löwe, Adler, Mensch.“ (Lit.:GA 110, S. 71f)

In höchstem Grade belebend wirkten die Cherubim auf die Erzengel und dadurch war es
diesen möglich, länger im Reich des Geistes, das die alte Sonne umgab, zu verweilen, als es
ihnen sonst möglich gewesen wäre. Nun war aber die alte Sonne noch kein dauerhaft nach
außen leutender Stern, wie es unsere heutige Sonne ist. Die alte Sonne zeigte ein
pulsierendes Leuchten, bei dem Sonnentage mit Sonnennächten wechselten.

„Auf diejenigen Wesenheiten der alten Sonne, die sozusagen sich bis zum Licht-Element
aufgeschwungen hatten, die im Licht- Element zu leben wußten, auf die wirkten sie in der
geschilderten Weise. Aber auf dieses Licht-Element konnte ja nur gewirkt werden während
eines Sonnentages, während Licht hinausströmte in den Weltenraum. Es gab aber auch
Sonnennächte, wo Licht nicht hinausströmte, da waren die Cherubim doch auch am Himmel.
In dieser Zeit, wo sich der Sonnenplanet verfinsterte, da war er also bloß Wärme-Gas, nicht
leuchtend; da strömten Wärme-Gase innerhalb des Sonnenballs. Ringsherum waren nun die
Cherubim und sandten ihre Wirkung herunter: Jetzt wirkten sie in das finstere Gas hinein.
Wenn also diese Cherubim nicht auf die Erzengel in normaler Weise einwirken konnten,
dann wirkten sie herein auf den dunklen Rauch der Sonne, auf das dunkle Gas. Während also
auf dem alten Saturn Wirkungen geübt wurden auf die Wärme, wurden jetzt vom
Weltenraum herein Wirkungen geübt auf die verdichtete Wärme, auf das Gas der alten
Sonne. Dieser Wirkung ist es zuzuschreiben, daß auf der alten Sonne aus dem Sonnennebel
heraus sich die erste Anlage bildete zu demjenigen, was wir heute das Tierreich nennen. So
wie auf dem alten Saturn die erste Anlage des Menschenreiches im physischen
Menschenleib entstanden ist, so wird auf der Sonne aus dem Rauch, aus dem Gas die erste
Anlage des Tierreiches gebildet. Aus der Wärme bildete sich auf dem alten Saturn die erste
Anlage des Menschenleibes; auf der alten Sonne bilden sich durch die sich in diesen
Sonnengasen spiegelnden Cherubimgestalten die ersten rauchartig sich bewegenden
physischen Tierkörper-Anlagen.“ (Lit.:GA 110, S. 73)

So entstanden in diesen bewegten Luftmassen zuerst vogelartige Gestalten. Als sich dieser
Prozess während der Erdentwicklung in verkürzter Weise wiederholte, wie es etwa am 5.
Schöpfungstag in der Genesis geschildert wird, treten daher auch als erste Tiere die Vögel
(hebr. ‫ ֤ ֹעוף‬, oph) hervor. Mit künstlerischem Blick kann man erkennen, dass der Vogel auch in
seiner heutigen Form nicht aus einem Rumpf und aus Gliedmaßen besteht, sondern dass
sein ganzer Körper eigentlich ein umgestalteter Kopf ist. Der mehr oder weniger kugelartig
geformte Kopf ist ein unmittelbares Abbild des Kosmos, das noch kaum durch den irdischen
Einfluss verzerrt ist.

„Das ist die ursprüngliche Bedeutung des Tierkreises. Auf dem alten Saturn wird zuerst die
Menschheit veranlagt, indem der Stoff, den sie heute im physischen Leib hat, von den
Thronen ausgegossen, hingeopfert wird. Auf der Sonne wird die erste Anlage zum Tierreich
gebildet, indem aus dem zum Gas verdichteten Wärmestoff durch die sich spiegelnden
Gestalten der Cherubim herausgezaubert werden die ersten Tierformen. Und so werden die
Tiere zunächst Sonnenabbilder des Tierkreises. Das ist eine wirkliche innere Beziehung
zwischen dem Tierkreis und den auf der Sonne werdenden Tieren. Unsere Tiere sind
karikaturenhafte Nachfolger jener auf der Sonne werdenden Tiere.“ (Lit.:GA 110, S. 74)

Nun gibt es nicht vier Cherubim, die in diesem Sinn wirken, sondern jeder von ihnen hat
noch zwei Begleiter und damit gibt es also insgesamt zwölf Tierkreiswesenheiten.

„Nun kann es Ihnen auffallen, daß hier zunächst nur vier Namen des Tierkreises
hingeschrieben sind. Das sind eben nur die hauptsächlichsten Ausdrücke für die Cherubim,
denn im Grunde genommen hat jede solche Cherubimgestalt nach links und rechts eine Art
Nachkommen oder Begleiter. Denken Sie sich jede der vier Cherubimgestalten mit zwei
Begleitern ausgestattet, dann haben Sie zwölf Kräfte und Mächte im Umkreis der Sonne, die
in einer gewissen Andeutung auch schon beim alten Saturn vorhanden waren. Wir haben
zwölf solcher Mächte, die angehören dem Reich der Cherubim und die in der Weise ihre
Aufgabe, ihre Mission im Universum zu erfüllen haben, wie wir es jetzt gesagt haben.

Nun könnten Sie noch fragen, wie verhält es sich aber mit den gewöhnlichen
Tierkreisnamen? Davon werden wir noch ein Wort in den nächsten Tagen sprechen. Denn in
der Reihenfolge der Namen hat sich einiges geändert. Man fängt gewöhnlich an zu zählen
mit Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, dann kommt Jungfrau, Waage. Der Adler hat durch
eine spätere Verwandlung sich die Benennung Skorpion gefallen lassen müssen - aus ganz
bestimmten Gründen. Und dann die zwei Begleiter Schütze, Steinbock. Der Mensch heißt aus
gewissen Gründen, die wir auch noch kennenlernen werden, Wassermensch oder
Wassermann. Und dann die Fische. — Sie sehen also sozusagen die wirkliche Gestalt, aus der
der Tierkreis entsprungen ist, nur noch durchleuchten in dem Stier, in dem Löwen, ein wenig
noch im Menschen, der in der gewöhnlichen exoterischen Benennung der Wassermensch
oder Wassermann heißt.“ (Lit.:GA 110, S. 74f)

Die Offenbarung der Cherubim in der Natur


Die höchsten geistigen Wesen, die Cherubim und Seraphim, sind in so hohem Grade
unwahrnehmbar, dass, so paradox es scheinen mag, gerade diese Unwahrnehmbarkeit
schon wiederum wahrgenommen wird. Im Naturgeschehen offenbaren sich die Cherubim
derart in den sich zusammenballenden Gewitterwolken und in den vulkanischen Kräften.

„Die Cherubim erscheinen nicht nur symbolisch, sondern ganz objektiv in dem, was sich in
der Gewitterwolke zuträgt, in dem, was sich zuträgt, wenn ein Planet beherrscht wird von
vulkanischen Kräften.“ (Lit.:GA 180, S. 103)

Etwas anders ist die Darstellung Rudolf Steiners in den Esoterischen Unterweisungen für die
erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Hier beschreibt er, wie uns die
Cherubim in den Blitzen ihre Werkzeuge zeigen, während er an anderen Stellen die Blitze als
Offenbarung der Seraphim schildert:

„Wir blicken auf zu den Blitzen. Oh, die Cherubine sind schon verhüllter. Bei den Thronen
kann man spüren, wie sie in den Wolken selber weben. Die auftürmenden Wolken geben die
Substanz der Throne her. So leicht in ihrem Anblick machen es uns die Cherubine nicht. Sie
verbergen sich mehr als die Throne. Sie zeigen uns nicht sich selbst in den Formungen. Sie
zeigen uns in den Blitzen ihre Werkzeuge. Sie sind hinter ihren Werkzeugen. Sie zeigen uns in
den Blitzen nicht ihr Wesen, nur ihre Werkzeuge.“ (Lit.:GA 270b, S. 75)

"Im Geistigen ist es Ihnen ja klar, wie die Entwickelung geschieht: die Wesenheiten steigen
zu höheren Stufen hinauf, und indem sie hinaufsteigen, müssen sie den alten Schauplatz,
den alten Wohnplatz verlassen, der ihnen eine Weile dazu gedient hat, gewisse Fähigkeiten
zu entwickeln, die sie sonst nicht hätten entwickeln können. Als im Laufe der Evolution jene
Zeit heranrückte, die wir die alte lemurische Zeit nennen, da war der Mensch im Verlaufe
seiner Gesamtentwickelung so weit, daß er alles, was durch Saturn-, Sonnen- und
Mondenentwickelung zu erlangen war, wiederholt hatte. Nun trat er auf in dem Wohnplatz
unserer Erdenevolution, der sich zu seiner Weiterentwickelung eben erst gebildet hatte. Er
entwickelte sich durch die lemurische und atlantische Zeit herein in unsere Zeit, und er wird
sich in die Zukunft hinein entwickeln, so wie wir es kennen, fortschreitend von Inkarnation
zu Inkarnation. Er wird aber nach einiger Zeit die Erde wiederum zu verlassen haben, weil sie
ihm nichts mehr zu geben haben wird, weil sie ihm keine Entwickelungsmöghchkeiten mehr
bieten wird.

Nun könnten Sie sich ja zunächst einmal vorstellen, daß unsere Erde sozusagen ein öder
Schutthaufen würde, wenn der Mensch sie verläßt; Sie könnten es damit vergleichen, daß
eine Stadt von der gesamten Bevölkerung verlassen wird. Sie wissen, wie eine solche Stadt
nach kurzer Zeit schon aussieht, wie sie nach und nach zu einer Art von Erdhügel wird. Die
Anschauung alter, vom Erdreich sozusagen aufgenommener Städte gibt ja ein hinlängliches
Bild davon. So ist es in der Tat heute. Aber so wird es nicht mit der Zukunft der Erde sein.
Dasjenige, was Sie führen kann zu einer Beantwortung der Frage, wie es mit der Zukunft
unserer Erde sein wird, das kann die folgende Betrachtung geben: Was eigentlich bedeuten
für die Erdenentwickelung Menschen, wie zum Beispiel Leonardo da Vinci, wie Raffael oder
andere große Genien auf diesem oder jenem Gebiete? Was bedeutet es für die
Erdenentwickelung, daß von Raffael oder Michelangelo jene wunderbaren Kunstwerke
hervorgebracht worden sind, die da Tausende und aber Tausende von Menschen heute noch
erfreuen? Aber vielleicht hat der eine oder andere von Ihnen, meine lieben Freunde, eine
gewisse Wehmut empfunden beim Anblick des Abendmahles von Leonardo da Vinci, wenn
er sich vor dem Bilde in Mailand fragen mußte, wie lange es mit dieser Wundertat des
Leonardo da Vinci noch dauern wird. Denn man soll nicht vergessen, daß zum Beispiel
Goethe auf seiner ersten italienischen Reise dieses Kunstwerk noch in seinem vollen Glanz
hat sehen können und daß wir das jetzt nicht mehr in dem Maße können. Also seit dieser
Zeit Goethes bis heute ist es mit diesem Kunstwerk dahin gekommen innerhalb der äußeren
materiellen Welt, daß es diese wehmütige Empfindung hervorruft. Es wird eben für Leute,
die so viel später nach uns leben wie wir nach Goethe, gar nicht mehr da sein. So ist es mit
alledem, was Menschen auf der Erde schaffen und was in physischer Materie auf der Erde
verkörpert ist. So ist es aber auch im Grunde genommen für die Erde selbst, ja auch mit den
menschlichen Gedankenschöpfungen. Versetzen Sie sich einmal im Geiste in jene Zeit, wo
die Menschen vergeistigt werden aufgestiegen sein in höhere Sphären. Gedanken im
heutigen Sinne — ich will gar nicht sagen wissenschaftliche Gedanken, denn die werden
nach dreihundert bis vierhundert Jahren schon keine Bedeutung mehr haben —, aber
Gedanken der Menschen überhaupt, wie sie für die Erde eine Bedeutung jetzt haben, wie sie
aus einem Gehirn hervorkommen, sie haben natürlich keine Bedeutung für die höheren
Welten, sondern nur für die Erde. Aber der Mensch hat die Erde verlassen. Was ist mit
alledem geworden, was die Menschen nun geschaffen haben im Verlaufe von Jahrhunderten
und Jahrtausenden auf unserer Erde?

Was zunächst geistig in Betracht kommt, das ist natürlich die Evolution einer Individualität.
Leonardo da Vinci ist höher gestiegen durch das, was er geleistet hat — das ist sein
Höhersteigen. Wir aber fragen uns: Bedeuten die großen Gedanken, die großen Impulse,
welche die gewaltigen Schöpfer einprägen dem Erdenstoffe, bedeuten sie für die Zukunft der
Erde nichts? Wird die Zukunft die Erde zu Staub zerbröckeln und das, was der Mensch aus
der Erde gemacht hat, wird das mit dem Erdendasein verschwinden? Sie bewundern den
Kölner Dom. Gewiß wird nach einer verhältnismäßig kurzen Zeit nicht ein Stein mehr auf
dem anderen liegen; aber daß einmal der Mensch diesen Gedanken des Kölner Domes in
Stein ausgedrückt hat, bedeutet das nichts für die ganze Erde? Wir sehen also ab von
demjenigen, was die Menschen mitnehmen aus der Erde, wir sehen auf die Erde selber.
Sehen Sie, ein Planet wird in der Tat im Laufe seiner Entwickelung immer kleiner und kleiner,
er zieht sich zusammen. Das ist so das Schicksal der Materie des Planeten; aber das ist nicht
alles, das ist nur etwas, was sozusagen das physische Auge und physische Instrumente am
Planeten betrachten können. Es gibt eine Entwickelung auch des Materiellen über diesen
Punkt hinaus. Und jetzt wollen wir diese Entwickelung des Materiellen über diesen Punkt
hinaus einmal ins Auge fassen, und ich komme auf das, wovon ich gesagt habe, daß es für
einen Gegenwartsverstand schwer, vielleicht gar nicht begreiflich ist. Es ist nun so, daß die
Erde sich fortwährend zusammenzieht. Dadurch drängt sich die Materie von allen Seiten
nach dem Mittelpunkte. Und jetzt sage ich, selbstverständlich mit vollem Bewußtsein, daß es
ein Gesetz von der Erhaltung der Kraft gibt, aber auch im vollen Bewußtsein der jedem
Okkultisten bekannten Tatsachen: es drängt sich die Materie gegen den Mittelpunkt immer
mehr und mehr zusammen, und das Eigenartige ist, daß die Materie im Mittelpunkte
verschwindet.

Um es ganz anschaulich zu machen: denken Sie sich, Sie hätten ein Stück Materie, das würde
immer mehr und mehr in den Mittelpunkt hineingedrängt — im Mittelpunkt verschwindet
es; es wird nicht nach der anderen Seite hinübergedrängt, es verschwindet tatsächlich im
Mittelpunkt in nichts! So daß Sie sich vorstellen können, daß die ganze Erde einstmals,
indem sich die materiellen Teile gegen den Mittelpunkt zusammendrängen, in den
Mittelpunkt hinein verschwindet. Das ist aber nicht alles. In demselben Maße, wie das in den
Mittelpunkt hinein verschwindet, in demselben Maße erscheint es im Umkreise. Da draußen
tritt es wieder auf. An einer Stelle des Raumes verschwindet die Materie, und von außen tritt
sie wieder auf. Alles, was in den Mittelpunkt hinein verschwindet, kommt vom Umkreise
wiederum herein, wird herangezogen, und zwar so, daß hineingearbeitet ist jetzt in diese
Materie alles das, was die Wesen, die auf dem Planeten gearbeitet haben, der Materie
eingeprägt haben; natürlich nicht in seiner heutigen Form, aber in einer Form, wie sie ihm
eben durch diese Umwandlung gegeben wird. Sie werden so den Kölner Dom, indem seine
materiellen Teilchen in den Mittelpunkt hinein verschwinden, von der anderen Seite wieder
ankommen sehen. Nichts, nichts geht verloren von dem, was gearbeitet wird auf einem
Planeten, sondern es kommt wieder von der anderen Seite her.

Dasjenige, was da angekommen war im Beginne unserer Erdenentwickelung vor der


Saturnentwickelung, das müßten wir auswärts setzen, außerhalb des Tierkreises. Die
Urweltweisheit hat es genannt den Kristallhimmel, und in diesem Kristallhimmel waren
deponiert die Taten der Wesen einer früheren Evolution. Sie bildeten sozusagen dasjenige,
auf Grund dessen die neuen Wesenheiten zu schaffen begannen.

Wie gesagt, das ist für einen Gegenwartsverstand außerordentlich schwer zu fassen, weil der
daran gewöhnt ist, nur das Materielle ms Auge zu fassen, weil er nicht gewohnt ist,
einzusehen, daß an einer Stelle aus dem dreidimensionalen Raum das Materielle
verschwinden kann und an einer anderen Stelle, nachdem es durch andere Dimensionen
gegangen ist, wieder zurückkommt. Solange Sie mit Ihrem Vorstellen im dreidimensionalen
Raum bleiben, können Sie das nicht fassen, denn das geht aus dem dreidimensionalen Raum
heraus. Daher ist es nicht zu sehen, bis es von der anderen Seite in den dreidimensionalen
Raum wieder hereinkommt. In der Zwischenzeit ist es eben in einer anderen Dimension. Das
ist so eine Sache, die wir auch nunmehr fassen müssen, denn es hängen überhaupt die Dinge
unserer Weltentstehung in der mannigfaltigsten Weise zusammen, und etwas, was an einem
Orte ist, hängt zuweilen recht kompliziert mit etwas anderem zusammen, was sich an einem
ganz anderen Orte im dreidimensionalen Räume befindet.

Wir haben gesagt, unsere Planetenbildung begann mit dem alten Saturn. So hat sie auch
wirklich begonnen. Dann schritt sie weiter bis zum Jupiter. Als nun die ganze Schöpfung am
Jupiter anging, da waren, wie Sie wissen, alle die Wesen des Umkreises auch dabei tätig.
Aber geradeso wie die Wesen innerhalb der ganzen Verteilung des Planetensystems wirken
und sich fortentwickeln, so auch die Wesen da draußen, die aus dem Umkreis hereinwirken.
Wie also sich gewisse Wesenheiten von innen her zurückziehen, so ziehen sich auch von
denen, die da draußen sind im Weltenraume, gewisse Wesenheiten zurück. Und geradeso
wie zusammengedrängt worden ist der Jupiter, so wurde auch zusammengedrängt durch
Wesenheiten, die sich zurückzogen, etwas, was mit unserer Entwickelung nichts zu tun hat,
sondern was, mit sich zurückziehend Wesenheiten, zunächst der Uranus und, während der
Marsentwickelung, der Neptun geworden ist. Die Namen Uranus und Neptun sind natürlich
nicht mehr in der Weise gewählt, wie die Alten ihre Namen für die Sache passend gewählt
haben, obwohl gerade im Namen Uranus noch ein Sinn ist. Er ist ja gegeben worden, als man
noch eine kleine Ahnung hatte von der richtigen Namengebung, deshalb hat man dasjenige,
was außerhalb unseres Kreises liegt, zusammengefaßt unter dem Namen Uranus.

Also wir sehen, daß die beiden Planeten, die unsere heutige Astronomie als völlig
gleichbedeutend mit den anderen Planeten betrachtet, auf einem ganz anderen Boden
stehen, daß sie im Grunde genommen mit dem Werden unserer Welt nichts Besonderes zu
tun haben. Sie stellen gerade diejenigen Welten dar, die dadurch entstanden sind, daß
Wesenheiten, die während der Saturnzeit noch etwas zu tun hatten mit uns, sich
zurückgezogen haben und sich draußen Wohnsitze gebildet haben. Daraus werden Sie sich
manche anderen Tatsachen noch ableiten können, zum Beispiel daß diese Planeten
rückläufige Monde haben und anderes mehr.
So haben wir also skizzenhaft das Werden unseres Sonnensystems überblickt und haben uns
gefragt: Welche Stellung hat denn nun eigentlich der Mensch zu diesen Wesenheiten der
höheren Hierarchien, die im Grunde genommen seine menschlichen Vorfahren waren? Wir
können bei den höchsten, bei den Seraphim, Cherubim und Thronen, beginnen und werden
gerade durch ihre Charakterisierung uns einen guten Begriff machen können vom Menschen.
Wenn wir über die Seraphim hinaufgehen würden, würden wir in das Gebiet der göttlichen
Trinität hineinkommen. Was ist es denn, was die Seraphim, Cherubim, Throne als etwas ganz
Besonderes haben vor allen anderen Wesenheiten in der Welt? Sie haben, was man genannt
hat den «unmittelbaren Anblick der Gottheit». Was der Mensch sich durch seine
Entwickelung nach und nach suchen muß, das haben sie von allem Anbeginn an. Wir
Menschen sagen: wir müssen von unserem heutigen Standpunkte ausgehen, um immer
höhere Kräfte der Erkenntnis, des Willens und so weiter zu erlangen; dadurch werden wir
immer näher und näher der Gottheit kommen, immer gegenwärtiger wird uns die Gottheit
sein. Aber wir sagen uns: wir entwickeln uns zu etwas hinauf, was uns noch verschleiert ist,
zur Gottheit hin. Das macht den Unterschied aus zwischen den Seraphim, Cherubim,
Thronen und dem Menschen: daß vom Anbeginn unserer Entwickelung an diese höchsten
Wesenheiten der geistigen Hierarchien unmittelbar herum sind um die göttliche Wesenheit,
um die göttliche Trinität, daß sie den Anblick der Gottheit von Anbeginn an genießen. Wozu
der Mensch sich entwickeln soll, das haben sie vom Anbeginn. So also ist es unendlich
wichtig, zu wissen, daß diese Wesenheiten, wenn sie entstehen, Gott anschauen, daß sie,
indem sie leben, immerfort Gott anschauen. Was sie nun tun, was sie vollbringen, sie tun es
aus ihrer Gottesanschauung heraus, Gott tut es durch sie. Sie könnten gar nicht anders, es
wäre ihnen unmöglich, jemals anders zu handeln, als sie es tun, denn die Gottesanschauung
ist eine so starke Kraft, hat eine solche Wirkung auf sie, daß sie mit unmittelbarer Sicherheit
und unmittelbarem Impulse dasjenige in Szene setzen, was die Gottheit ihnen aufträgt. So
etwas wie Überlegen, wie Urteilen gibt es im Kreise dieser Wesenheiten nicht, es gibt da nur
eine Anschauung der Befehle der Gottheit, um den unmittelbaren Impuls zu haben, das, was
sie angeschaut haben, auch zu tun. Und dabei sehen sie die Gottheit in ihrer ursprünglichen,
wahren Gestalt, so wie diese Gottheit ist. Sie selber aber sehen sich nur wie die Vollstrecker
des göttlichen Willens, der göttlichen Weisheit an. So ist es bei der höchsten Hierarchie.

Wenn wir heruntergehen zu der nächsten Hierarchie, zu denjenigen Wesenheiten, die wir
Herrschaften, Mächte und Gewalten nennen oder auch Geister der Weisheit, der Bewegung
und der Form, so müssen wir sagen: sie haben den Anblick der Gottheit nicht mehr so
unmittelbar; sie sehen den Gott nicht mehr in der unmittelbaren Gestalt, wie er ist, sondern
in seinen Offenbarungen, in dem, wie er sich, wenn ich so sagen darf, durch sein Antlitz,
durch seine Physiognomie, zeigt. Es ist ihnen natürlich unverkennbar, daß es die Gottheit ist;
es ist ihnen ein unmittelbarer Impuls, den Offenbarungen der Gottheit zu folgen, wie bei den
Seraphim, Cherubim und Thronen. Der Impuls ist nicht mehr so stark, aber er ist noch ein
unmittelbarer. Es wäre unmöglich für die Seraphim, Cherubim und Throne, zu sagen, daß sie
das nicht ausführen würden, was sie sehen als von der Gottheit vorgeschrieben; das wäre
undenkbar wegen der Nähe, in der sie zur Gottheit stehen. Aber es wäre auch von diesen
Herrschaften, Mächten und Gewalten in einer gewissen Weise ganz ausgeschlossen, daß sie
etwas unternehmen würden, was die Gottheit selber nicht will.

Daher mußte, damit überhaupt die Weltentwickelung vorwärts schreiten kann, etwas ganz
Besonderes eintreten. Wir kommen hier an ein Gebiet, welches immer schwer verständlich
war für die Menschen, selbst für diejengen, die zu einem gewissen Grade der
Mysterienweisheit vorgeschritten waren. Aber man hat es in den alten Mysterien
verständlich zu machen gesucht durch das Folgende. Auf einer gewissen Stufe der
Mysterien-Einweihung in den alten Mysterien wurde der Einzuweihende geführt vor
feindliche Gewalten, die äußerlich grausam, schrecklich aussahen und die auch grauenhafte
Taten vollbrachten vor den Augen des Einzuweihenden. Und diejenigen, die das
vollbrachten, das waren keine anderen als maskierte Priester, maskierte Weise. Es hatten
sich, um die nötigen Versuchungen herbeizuführen, Priester vermummen müssen in
grauenvolle Dämonengestalten, in grauenvolle Wesenheiten, die Entsetzliches vollbrachten,
scheußlichere Dinge vollbrachten, als jemals Menschen erfinden könnten. Was lag da
zugrunde? Um dem Einzuweihenden zu zeigen, wie stark die Entwickelung abirren kann von
dem geraden Wege, führte man ihm den Initiierten selber, den Priester, in der Maske des
Übeltäters, in der Maske des Bösen vor. Er sollte die Illusion haben, daß Böses hier vor ihm
stünde, und erst, wenn die Demaskierung eintrat, da sah er die Wahrheit. Da war die Illusion
von ihm genommen, da sah er, daß es sich um eine Prüfung handelte. Um ihn stark zu
machen und ihn zu wappnen gegen das Böse, wurde es ihm in seiner abschreckendsten
Gestalt vorgeführt, vorgeführt gerade von den Priesterweisen, die natürlich in Wahrheit
nicht abirrten. Das war nur eine Abspiegelung dessen, was in der kosmischen Entwickelung
sich wirklich vollzogen hat.

In der Zwischenzeit zwischen der Jupiter- und Marsentwickelung wurde, wenn ich mich
trivial ausdrücken darf, eine Anzahl von Wesenheiten aus der Sphäre der Mächte
abkommandiert; sie wurden so in den Entwickelungsgang hineingestellt, daß sie, statt die
Entwickelung vorwärts zu führen, ihr Hemmnisse in den Weg rückten. Das ist es, was wir als
den Streit am Himmel kennengelernt haben. Also es wurden hineingeworfen in die
Entwickelung die Taten von, wenn wir so sagen dürfen, abkommandierten Mächten, denn es
mußten sich die regierenden Weltenmächte der Hierarchien sagen: Niemals würde dasjenige
entstehen können, was entstehen soll, wenn der Weg gerade fortginge. Es muß Größeres
entstehen.

Denken Sie einmal, Sie haben einen Karren zu schieben. Dadurch, daß Sie ihn vorwärts
schieben, entwickeln sich Ihre Kräfte in gewisser Weise. Wenn man den Karren nun belädt
mit einem schweren Ballast, dann müssen Sie schwerer schieben, aber dafür entwickeln sich
Ihre Kräfte stärker. Denken Sie sich, die Gottheit hätte die Weltenevolution gelassen, wie sie
war, bis über den Jupiter hinaus: gewiß, die Menschen hätten sich gut entwickeln können;
aber noch stärker konnte die Menschheit werden, wenn man ihr Entwickelungshemmnisse
in den Weg legte. Zum Wohle der Menschheit mußte man gewisse Mächte
abkommandieren. Diese Mächte wurden zunächst nicht böse, man braucht sie nicht als böse
Mächte aufzufassen, sondern man kann sogar sagen, daß sie sich geopfert haben, indem sie
sich der Entwickelung hemmend in den Weg stellten. Diese Mächte kann man daher nennen
die Götter der Hindernisse, im umfassendsten Sinne des Wortes. Sie sind die Götter der
Hemmnisse, der Hindernisse, die der Entwickelungsbahn in den Weg gelegt worden sind;
und von jetzt ab war die Möglichkeit gegeben zu all dem, was in der Zukunft sich vollzog.
Diese Mächte, die abkommandiert waren, waren an sich noch nicht böse, waren im
Gegenteil die großen Förderer der Entwickelung, indem sie Sturm liefen gegen die normale
Entwickelung. Aber sie waren die Erzeuger des Bösen; denn dadurch, daß sie Sturm liefen,
dadurch entstand nach und nach das Böse.
Der Entwickelungsweg dieser «abkommandierten» Mächte gestaltete sich naturgemäß ganz
anders als der ihrer Brüder. Ihr Wirken war ein ganz verschiedenes, und die Folge davon war,
daß diese Mächte während der Mondenentwickelung in gewisser Beziehung die Verführer
derjenigen Wesenheiten wurden, die wir die Engel nennen. Die Engel machen während der
Mondenentwickelung ihre Menschheitsstufe durch. Es gab Engelmenschen auf dem Monde,
die sozusagen es mitansahen, wie die Hemmnisse der Entwickelung wirkten, und die sich
sagten: Wir könnten uns jetzt einlassen darauf, diese Hemmnisse zu besiegen, uns
hineinzustürzen in den ganzen Strom der Mondenentwickelung, aber wir wollen es
unterlassen, wollen nicht hinuntertauchen, wir wollen oben bei den guten Göttern bleiben.
— Diese Engelwesen entrissen sich in einem bestimmten Zeitpunkte der
Mondenentwickelung sozusagen den Mächten, die da unten die Hemmnisse hineinwarfen in
die Mondenentwickelung. Dagegen gab es andere von den Engelmenschen auf dem Monde,
die sagten sich: Denen folgen wir nicht; würden wir ihnen folgen, so würde ja die
Entwickelung jetzt wieder umkehren, es würde ihr gar nichts Neues einverleibt werden. -
Gerade dadurch, daß diese Hemmnisse da waren, wurde der Entwickelung vom Monde ab ja
etwas Neues eingefügt. Diejenigen Wesenheiten, welche sich sagten: Ich will nichts zu tun
haben mit dem, was da unten vorgeht, ich bleibe bei den Mächten, die nicht berührt sein
wollen von allem Niederen, — die zogen sich aus der Mondenmasse heraus während der
alten Monden-entwickelung und wurden Wesen von der Gefolgschaft alles dessen, was in
der Sonne ist. Sie ließen sich nicht ein auf das, was in dem herausgeschleuderten Monde
vorging, in dem eben die Hindernisse waren. Die ändern aber, die untertauchten, diese
Wesenheiten mußten jetzt in alle ihre Körperlichkeit, in all das, was sie dem Monde
entnahmen, aufnehmen, was an Hindernissen der Entwickelung vorhanden war; sie mußten
sich sozusagen mehr verhärten, als es sonst der Fall gewesen wäre. Dichter wurden ihre
körperlichen Hüllen, als sie es sonst geworden wären; sie hatten in ihrem Leibe die
Konsequenz der Taten der Mächte. Aber die Taten der Mächte waren im göttlichen
Weltenplan wohl begründet, das müssen wir uns immer vor Augen führen. Und eine weitere
Folge war es, daß, als die Mondenentwicke-lung herüberging zur Erdenentwickelung, sich
das Ganze in gewisser Weise wiederholte, daß diejenigen Wesenheiten, welche sich
hineingestürzt hatten in die volle Flut der Mondenentwickelung, zurückblieben hinter
denjenigen, die nichts davon hatten wissen wollen, und daß andere noch mehr
zurückgeblieben waren, die angezogen wurden von der rückschreitenden Entwickelung.

Das alles hatte dazu geführt, daß während der Erdenentwickelung fortgeschrittene
Engelmenschen vorhanden waren und zurückgebliebene. Die fortgeschritteneren
Engelmenschen machten sich an den Menschen heran m der Zeit, als er in Lemurien reif
wurde, den Keim des menschlichen Ich zu empfangen, und stellten es ihm frei sozusagen,
jetzt schon hinaufzusteigen in die geistigen Welten und sich weiter nicht einzulassen in
dasjenige, was seit dem Monde her hineingemischt worden war in den Gang der
Weltenentwickelung. Und es waren diejenigen Wesen, die damals zurückgeblieben waren
und die wir die luziferischen Wesenheiten nennen, die sich heranmachten an des Menschen
Astralleib — an das Ich konnten sie ja nicht heran — und diesem Astralleib einimpften alle
Folgen des Streites am Himmel. Während also, als die Mächte abkommandiert wurden zum
Streit am Himmel, während sie da nur geschaffen wurden zu Göttern der Hindernisse,
schlichen sich jetzt die Folgen ihrer Taten ein in den menschlichen Astralleib, und da
bedeuten sie etwas anderes: da bedeuten sie die Möglichkeit zum Irrtum und die
Möglichkeit des Bösen. Jetzt hatte der Mensch die Möglichkeit des Irrtums und die
Möglichkeit des Bösen gegeben, damit aber zu gleicher Zeit die Möglichkeit, sich durch
eigene Kraft über Irrtum und Böses zu erheben.

Bedenken Sie jetzt, daß solche Wesenheiten, wie die zur zweiten Hierarchie gehörigen
Mächte, gar nicht aus eigener Kraft die Möglichkeit gehabt hätten, böse zu werden — sie
mußten abkommandiert werden. Und erst die Wesenheiten der dritten Hierarchie, und zwar
erst diejenigen, die dem Menschen am nächsten stehen, die Engel, die konnten sozusagen
folgen oder nicht folgen den hemmenden Mächten. Die da nicht folgten, finden wir immer
wieder dargestellt in Bildern, welche versinnlichen sollen die Siege, die im Himmel erfochten
werden; die zum Ausdruck bringen sollen, was damals während der Mondenentwickelung
geschah, als der Mensch fortschritt bis zur Einverleibung des Astralleibes, das heißt bis zur
Mensch-Tierheit. Da entrangen sich ja diejenigen Engelwesen, die sozusagen gut geblieben
waren, diesem Mondenwerden, entstiegen dem, was da unten auf dem Monde war. Und
dieses Bild steht in mancherlei Gestalten vor der Seele des Menschen. Es ist das, was
ursprünglich bedeutet Michaels Streit mit dem Drachen. Dieses Bild sehen Sie auch im Bilde
des Mithras-Stieres, und da besonders anschaulich. Natürlich wollte man nicht damit sagen:
Diese Engelwesenheiten haben sich entzogen ihrer Aufgabe, sondern man hat sie hingestellt
als ein Ideal der Zukunft. Diese Wesenheiten, sagte man, sie haben vorgezogen den Aufstieg
in die geistige Welt. Du bist hinuntergestiegen; mit dir sind hinuntergestiegen andere
Wesenheiten, die den Mächten der Hindernisse gefolgt sind. Nun mußt du das verarbeiten,
was du damit aufgenommen hast, und hinauftragen in die geistige Welt; du mußt sozusagen
beim Wiederaufstieg ein solcher Michael, ein solcher Stierbesieger werden. — Denn ein
jedes solches Symbolum ist in diesem zweifachen Sinne durchaus zu gebrauchen.

So sehen wir, daß in einer gewissen Beziehung erst dadurch, daß die Mächte
abkommandiert wurden, dem Menschen die Möglichkeit gegeben wurde, aus sich selbst
heraus das Ziel zu erreichen, das selbst die höchsten Seraphim nicht aus sich selbst erreichen
können. Das ist das Wesentliche. Sie können gar nicht anders handeln, die Seraphim,
Cherubim, Throne, als unmittelbar den Impulsen folgen, die die Gottheit gibt. Die
Herrschaften, die ganze zweite Hierarchie kann auch nicht anders handeln. Von den
Mächten war eine Anzahl abkommandiert; also auch diese Mächte, die sozusagen sich in
den Weg der Entwickelung warfen, konnten nicht anders als den Befehlen der Gottheit
folgen. Auch in dem, was man nennen könnte den Ursprung des Bösen, auch da vollziehen
sie nur den Willen der Gottheit; indem sie sich zu Dienern des Bösen machen, vollziehen sie
nur den Willen der Gottheit, die durch den Umweg des Bösen das starke Gute entwickeln
will. Und steigen wir jetzt herunter zu denjenigen Wesenheiten, die wir die Gewalten
nennen: durch sich selbst hätten sie das nicht erreichen können. Auch sie hätten nicht böse
werden können durch sich selbst; auch nicht die Geister der Persönlichkeit, auch nicht die
Feuergeister. Denn als diese auf der Sonne Menschen waren, da waren ja die Mächte noch
nicht abkommandiert, da war überhaupt noch keine Möglichkeit vorhanden, böse zu
werden. Die ersten, die die Möglichkeit hatten, böse zu werden, waren die Engel, denn diese
Möglichkeit war erst von der Mondenentwickelung aus vorhanden. Da, von der Sonne zum
Mond, hat der Streit am Himmel stattgefunden. Ein Teil der Engel hat nun diese Möglichkeit
ausgeschlagen, hat sozusagen sich nicht verführen lassen durch die Kräfte, die in die
Hemmnisse hineinführen sollten; die blieben bei der alten Natur. So daß wir bis zu den
Engeln herab und noch in einem Teil der Engel solche Wesenheiten der geistigen Hierarchien
vor uns haben, die unbedingt nicht anders können, als dem göttlichen Willen folgen, bei
denen es keine Möglichkeit gibt, dem göttlichen Willen nicht zu folgen. Das ist das
Wesentliche.

Und nun kommen wir zu zwei Kategorien von Wesenheiten: Erstens denjenigen Engeln, die
sich hineingestürzt haben in das, was die Mächte während des Streites am Himmel
angerichtet haben. Das waren solche Wesenheiten, die wir eben wegen ihrer weiteren Taten
die luziferischen Wesenheiten nennen. Diese Wesenheiten haben sich dann herangemacht
an den menschlichen Astralleib während der Erdenentwickelung und dem Menschen die
Möglichkeit des Bösen gegeben, aber damit auch die Möglichkeit, aus eigener freier Kraft
sich zu entwickeln. So daß wir innerhalb der ganzen Stufenfolge der Hierarchien nur bei
einem Teil der Engel und beim Menschen die Möglichkeit der Freiheit haben. Sozusagen
mitten in der Reihe der Engel beginnt die Möglichkeit der Freiheit; im Menschen ist sie aber
doch erst in der richtigen Weise ausgebildet. Als der Mensch die Erde betrat, hat er
allerdings zunächst verfallen müssen der großen Gewalt der luziferischen Geister. Sie
durchdrangen den Astralleib des Menschen mit ihren Kräften, und das Ich wurde dadurch
einbezogen in diese Kräfte; so daß wir während der lemurischen und atlantischen
Entwickelung, und auch nachher noch, das Ich wie in einer Wolke haben, wie in eine Wolke
gehüllt, die herbeigeführt worden ist durch die Einflüsse Luzifers. Der Mensch ist nur
dadurch bewahrt worden vor der Überwältigung durch die ihn herabziehenden Kräfte, daß
frühere Wesenheiten ihn überschattet haben, daß die Engel, die oben geblieben waren, und
die Erzengel oben, in besonderen Individuen sich verkörpert und ihn geführt haben. Und das
geschah bis in jene Zeit hinein, wo etwas ganz Besonderes eintrat, wo eine Wesenheit,
welche bis dahin nur verbunden war mit dem Sonnendasein, so weit gekommen war, daß sie
jetzt nicht nur, wie frühere Wesenheiten der höheren Welten, in den physischen Leib,
Ätherleib und Astralleib des Menschen hineintreten konnte, sondern daß sie eindringen
konnte in den Menschen bis in das Ich.

Erinnern Sie sich, wie ich dargestellt habe, daß in vorherigen Zeiten höhere Wesenheiten
heruntergestiegen sind und beseelt haben den menschlichen physischen Leib, den Ätherleib
und den Astralleib. Jetzt trat in einer besonderen Zeit, die dazu berufen war, ein Individuum
auf, welches aufnahm in sich die höchste Wesenheit, die zunächst mit unserem
Sonnendasein verbunden war und die bis in das Ich inspirierend einwirkte, bis in alle Kräfte
des Ich hinein.

Das Ich findet seinen Ausdruck im Blut. Geradeso wie das Blut als materieller Stoff der
Ausdruck des Ich, so ist die Blutwärme, das Blutfeuer, sozusagen der zurückgebliebene Rest
des alten Saturnfeuers, der Ausdruck des Ich in den Elementen. In Zweierlei mußte sich
dieses Wesen physisch zum Ausdruck bringen: zuerst in dem Feuer. Es kündigte sich im
Feuer an dem Moses: im brennenden Dornbusch und in dem Blitz auf dem Sinai; denn es ist
dieselbe Wesenheit, die in das menschliche Ich dann einziehen konnte, die zu Moses sprach
aus dem brennenden Dornbusch, aus dem Blitz und Donner auf dem Sinai. Und sie bereitet
ihr Kommen vor und erscheint dann in einem Blut-tragenden Leibe, in dem Jesus von
Nazareth: damit zieht die Sonnenwesenheit in ein irdisches Individuum ein. Dadurch, daß
das Ich sich immer mehr und mehr durchdringen und durchtränken wird mit der Kraft, die
damals eingedrungen ist in das Ich, dadurch wird dieses Ich die Fähigkeit erlangen, immer
mehr aus eigener Kraft sich zu erheben über all die Einflüsse, die dieses Ich herunterziehen
können. Denn dieses Wesen, das bis in das Ich vordringt, das ist anderer Art als die anderen
Wesenheiten, die früher herniedergestiegen sind auf die Erde und welche den physischen
Leib, den Ätherleib und den Astralleib beseelt haben.

Nehmen wir die alten heiligen Rishis. In ihrem Ätherleib war, wie wir gesehen haben, der
Geist einer höheren Wesenheit, denn sie hatten diesen Ätherleib geerbt von großen
atlantischen Vorfahren, in denen diese höhere Wesenheit war. Das war auf sie übertragen;
sie konnten mit ihrem Astralleib und Ich dem gar nicht folgen, was aus der Inspiration des
Ätherleibes hervorging. Und so geschah es von Epoche zu Epoche. Die Menschen wurden
inspiriert. Es war immer etwas wie eine Gewalt in ihnen, wenn sie inspiriert wurden; es war
etwas, was sie mit Gewalt gefangen nahm. Von dem, was des Menschen Geschick war —
sich selbst überlassen zu sein —, von dem wurde er etwas hinweggezogen, um besser
werden zu können: er wurde inspiriert mit einer besseren Wesenheit. So war es bei allen
Religionsstiftern: es wurde ihnen einverleibt eine Wesenheit, die noch erhaben war über den
Streit am Himmel, so daß sie nicht vollständig sich überlassen waren. In dem Christus
erschien eine Wesenheit ganz anderer Natur, eine Wesenheit, die zunächst einmal gar
nichts, aber auch gar nichts tat, um durch irgendeinen Zwang die Menschen zu sich
herüberzubringen. Und das ist das Wesentliche. Wenn Sie die ganze Ausbreitung des
Christentums nehmen, so wird sie Ihnen ein lebendiger Beweis dafür sein, daß der Christus
eigentlich in seinem Leben nicht das getan hat, was geschehen ist zur Ausbreitung des
Christentums. Sehen Sie die Religionsstifter der Vorzeit an. Sie sind die großen
Menschheitslehrer, sie lehren von einer bestimmten Zeit ihrer Entwickelung an, und ihre
Lehren wirken in überwältigender Weise auf die Menschen. Sehen Sie den Christus an. Wirkt
er im Grunde genommen durch seine Lehren? Derjenige versteht ihn eben nicht, der da
glaubt, in den Lehren sei die Hauptsache. Der Christus wirkte gar nicht zunächst durch seine
Lehren, sondern durch das, was er getan hat. Und die größte Tat des Christus war diejenige,
die mit dem Tode endete, war der Tod. Das ist das Wesentliche, daß der Christus durch eine
Tat wirkte, bei deren Verbreitung in der Welt er gar nicht mehr physisch dabei sein sollte.
Das ist der große Unterschied zwischen der Wirkung des Christus und der anderer
Religionsstifter. Dieser Unterschied wird fast noch gar nicht verstanden, aber er ist das
Wesentliche.

Sie können alle Lehren des Christentums verfolgen, alles, was als Lehre im Christentum
gepredigt wird, und können jede christliche Lehre in einem anderen Religionssystem auch
finden. Das ist gar nicht in Abrede zu stellen. Sie können sagen: Alles Wesentliche der
christlichen Lehren ist in anderen Systemen enthalten. Aber hat das Christentum gewirkt
durch den Inhalt seiner Lehren? Derjenige, der zunächst das Wesentliche zur Ausbreitung
des Christentums getan hat, hat der sich auf die Lehren gestützt? Sehen Sie ihn an, den
Apostel Paulus! Hat er sich durch das, was in den Evangelien steht, von einem Saulus zu
einem Paulus machen lassen? Er verfolgt die Anhänger des Christus Jesus. Solange verfolgt
er sie, bis ihm derjenige, der am Kreuz gestorben ist, aus den Wolken erschien, bis er, Paulus,
die eigene, persönliche okkulte Erfahrung hatte, daß der Christus lebt. Die Wirkung des
Todes, die Wirkung der Tat, das war der Impuls für den Paulus, und darauf kommt es an.
Andere Rehgionssysteme wirken durch ihre Lehren, und ihre Lehren sind dieselben wie auch
im Christentum; im Christentum handelt es sich aber nicht um die Lehren, sondern um das,
was geschehen ist, um die Tat. Und diese Tat ist eine solche, daß sie auf keinen Menschen
anders wirkt, als wenn er sich selbst dazu entschließt, sie auf sich wirken zu lassen, das heißt,
wenn sie mit dem absolut freien Charakter seines individuellen Ich vereinbar ist. Denn nicht
genügt es, daß der Christus anwesend wird im menschlichen Astralleib, sondern der Christus
muß, wenn er wirklich verstanden werden soll, im menschlichen Ich anwesend werden. Und
das Ich muß sich frei entschließen, den Christus aufzunehmen. Das ist es, worauf es
ankommt. Aber gerade dadurch nimmt dieses menschliche Ich, wenn es sich mit dem
Christus verbindet, eine Realität in sich auf, eine göttliche Kraft, nicht bloß eine Lehre. Daher
kann hundertmal bewiesen werden, daß alle Lehren des Christentums schon zu finden sind
da oder dort; aber darauf kommt es nicht an, sondern darauf, daß das Wesentliche im
Christentum die Tat ist, die nur durch eine freiwillige Erhebung in die höheren Welten zum
eigenen Besitz werden kann. Dadurch also nimmt der Mensch die Christus-Kraft auf, daß er
sie freiwillig aufnimmt, und keiner kann sie aufnehmen, der sie nicht freiwillig aufnimmt.
Dies ist aber dem Menschen nur dadurch möglich geworden, daß der Christus auf der Erde
Mensch geworden ist, daß er berufen war, auf der Erde Mensch zu werden.

In einer anderen Lage sind die abgefallenen Engel, die als luziferische sich herübergelebt
haben auf die Erde. Die hätten ja auf dem Monde eigentlich Mensch werden sollen. Sie sind
zurückgeblieben in ihrer Entwickelung, sie können daher in den Astralleib hinein; an das Ich
können sie zunächst nicht heran. Nun sind sie in einer sonderbaren Lage, in einer Lage, die
wir uns eigentlich nur graphisch darstellen können, wenn das auch pedantisch aussieht.
Nehmen wir einmal an — wenn wir von Ätherleib und physischem Leib absehen —, des
Menschen Astralleib wäre während derlemurischen Entwickelung dieser Kreis, sein Ich wäre
ein Einschluß in diesem Astralleib; das Ich hat sich allmählich in den Astralleib
hineinbegeben. Was geschieht nun? Während der lemurischen Entwickelung schleichen sich
die luziferischen Mächte überall in den astralischen Leib des Menschen ein und
durchdringen ihn mit demjenigen, was ihre Taten sind, was bei ihm aber sich als niedere
Leidenschaften darstellt. Dasjenige, wodurch er dem Irrtum und Bösen verfallen kann, das
sitzt im Astralleib; die luziferischen Geister haben es ihm eingespritzt. Hätten sie es ihm nicht
eingespritzt, so würde er niemals die Möglichkeit des Irrtums und des Bösen haben, er
würde hin aufgehoben werden, wo er sein Ich empfängt, unberührt von allen hemmenden
Einflüssen. Das geht so fort, nur beschützen die großen Führer die Menschen davor, so weit
das notwendig ist, zu tief hinunterzusinken.

Nun tritt das Ereignis des Christus ein. Nehmen wir einen Menschen, der freiwillig den
Christus in sich aufnimmt, — das Christentum ist erst im Anfange, aber nehmen wir das
Ideal: des Menschen Ich hätte freiwillig die Christus-Kraft in sich einfließen lassen. Wenn
dieses Ich so weit ist, daß es sich mit dem Christus durchdrungen hat, dann strahlt die
Christus-Kraft auch in den Astralleib hinein. In denselben Astralleib strahlt die Christus-Kraft
von innen hinein, in den vorher hineingespritzt haben ihre Taten die luziferischen Mächte.
Und was geschieht nun in der Zukunft? Dadurch, daß wir mit Hilfe und nur mit Hilfe des
Christus alle diejenigen Eigenschaften des Menschen, die von Luzifer kommen, auslöschen,
dadurch befreien wir als Menschen nach und nach die luziferischen Mächte mit. Und es wird
eine Zeit kommen, wo die luziferischen Mächte, welche während der Mondenentwickelung
zum Heile der menschlichen Freiheit heruntersinken mußten in eine gewisse niedere
Entwickelung und auf der Erde nicht Gelegenheit hatten, selber die Christus-Kraft zu erleben,
wo diese durch den Menschen werden die Christus-Kraft erleben und erlöst werden. Der
Mensch wird Luzifer erlösen, wenn er die Christus-Kraft in der entsprechenden Weise
aufnimmt. Und dadurch wird der Mensch wiederum stärker, als er sonst geworden wäre.
Denn denken Sie, der Mensch hätte nicht die luziferischen Kräfte bekommen: dann würde
die Christus-Kraft ausstrahlen, aber sie träfe nicht auf die Hindernisse der luziferischen
Kräfte, und der Mensch würde unmöglich im Guten, im Wahren, in der Weisheit so weit
kommen können, wie er kommen kann, wenn er diese widerstrebenden Kräfte zu besiegen
hat.

So haben wir im Menschen ein Glied unserer Hierarchien, von dem wir sehen, daß es sich
sehr wohl von den anderen Gliedern unterscheidet. Wir sehen, daß der Mensch anders
dasteht als die Seraphim, Cherubim, Throne, als die Herrschaften, Mächte und Gewalten,
auch noch als die Geister der Persönlichkeit und als die Feuergeister, als ein Teil der Engel. Er
kann sich sagen, wenn er der Zukunft entgegenblickt: Ich bin berufen, in meinem tiefsten
Innern selbst das alles zu suchen, was mir die Impulse des Handelns gibt — nicht aus dem
Anschauen der Gottheit, wie die Seraphim, sondern aus dem tiefsten Innern heraus. Und der
Christus ist ein Gott, welcher nicht so wirkt, daß seine Impulse unbedingt befolgt werden
müssen, sondern nur, wenn man sie einsieht, nur in Freiheit. Er ist daher der Gott, der
niemals diese individuelle, freie Entwickelung des Ich nach dieser oder jener Richtung
hemmen kann. Der Christus konnte sagen im allerhöchsten Sinne: Ihr werdet die Wahrheit
erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen. — Und diejenigen Wesenheiten der
nächsten Hierarchie, die die Möglichkeit hatten, Böses zu tun, die luziferischen Wesenheiten,
sie werden wiederum durch die Kraft des Menschen erlöst, befreit. Damit sehen wir auch,
wie tatsächlich die Weltentwickelung nicht einfach sich wiederholt, sondern daß Neues
eintritt. Denn solch eine Menschheit, wie der Mensch sie erlebt, war eben noch nicht da,
nicht bei den Engeln, nicht bei den Erzengeln, nicht bei den Urkräften. Eine völlig neue
Mission hat der Mensch in der Welt zu erfüllen, eine Mission, die wir eben jetzt
charakterisiert haben. Und zu dieser Mission ist er heruntergestiegen in die irdische Welt.
Und als ein freier Helfer ist ihm der Christus in der Welt erstanden, nicht als ein Gott, der von
oben wirkt, sondern als ein Erstgeborener unter vielen.

So verstehen wir erst die ganze Würde und Bedeutung des Menschen innerhalb der Glieder
unserer Hierarchien, und wir sagen uns, wenn wir zu der Herrlichkeit und zu der Größe der
höheren Hierarchien hinaufschauen: Sind sie auch so groß, so weise, so gut, daß sie niemals
von dem rechten Pfade abirren können, so ist doch die große Mission des Menschen, daß er
die Freiheit in die Welt bringen soll und mit der Freiheit erst dasjenige, was man im wahren
Sinne des Wortes Liebe nennt. Denn ohne die Freiheit ist Liebe unmöglich. Ein Wesen,
welches unbedingt einem Impuls folgen muß, folgt ihm eben; ein Wesen, das auch anders
handeln kann, für dieses gibt es nur eine Kraft, um zu folgen: die Liebe. Freiheit und Liebe
sind zwei Pole, die zusammengehören. Sollte daher in unserem Kosmos die Liebe einziehen,
so konnte das nur geschehen durch die Freiheit, das heißt durch Luzifer und seinen Besieger,
und zu gleicher Zeit durch des Menschen Erlöser, durch den Christus. Daher ist die Erde der
Kosmos der Liebe und Freiheit, und es ist das Wesentliche, daß wir, ohne den Menschen zur
Unbescheidenheit zu verführen, die Hierarchien aufzählen lernen in der Art, wie sie
innerhalb unserer abendländischen Esoterik immer und immer aufgezählt worden sind.
Seraphim, Cherubim, Throne, sie folgen den unmittelbaren Impulsen unter dem Anschauen
der Gottheit; Herrschaften, Mächte und Gewalten, sie sind noch so gebunden an die
höheren Mächte, daß sie abkommandiert werden müssen, damit die Entwickelung zum
Menschen vorwärtsschreiten kann. Auch noch Erzengel und Geister der Persönlichkeit
können nicht fehlen, können also nicht durch freien Willen heruntersinken in ein Böses.
Deshalb nannte man die Geister der unmittelbar höheren Hierarchie Boten und Erzboten,
um anzudeuten, daß sie nicht ihre eigenen Aufträge, sondern daß sie die Aufträge ausführen
derjenigen, die über ihnen stehen. Im Menschen wird aber eine Hierarchie heranreifen, die
die eigenen Aufträge ausführt. Durch die Jupiter-, Venus- und Vulkanentwickelung hindurch
wird der Mensch heranreifen zum Ausführer seiner eigenen Impulse. Wenn er auch heute
noch nicht so weit ist, er wird dazu heranreifen.

So also dürfen wir sagen: Welches sind die Hierarchien ? Wir fangen an: Seraphim,
Cherubim, Throne; die Herrschaften, die ihre Herrschaft ausüben, indem sie nur dadurch
herrschen, daß sie in dem Sinn, wie ihnen die Impulse von den Göttern gegeben werden,
wirken. Dann kommen die Mächte; die führen ihre Macht eben nur dadurch, daß sie sie von
oben erhalten; ebenso die Gewalten. Sollen sie böse werden, so müssen sie das nach
göttlichem Ratschluß werden. Wir kommen zu den Geistern der Persönlichkeit, zu den
Erzboten und Boten und sind heruntergestiegen bis unmittelbar heran zum Menschen. Und
wie wird vom Menschen zu sagen sein, wenn wir ihn einreihen in die Hierarchien? Nach den
Erzengeln und Engeln, den Erzboten und Boten, wird anzureihen sein der Reihe der
Hierarchien der Geist der Freiheit oder der Geist der Liebe, und das ist, von oben
angefangen, die zehnte der Hierarchien, die allerdings in Entwickelung begriffen ist, aber sie
gehört zu den geistigen Hierarchien.

Nicht um Wiederholung handelt es sich im Weltenall, sondern jedesmal, wenn ein Umlauf
gemacht ist, wird Neues eingefügt der Weltenevolution. Und dieses Neue einzufügen, ist
immer die Mission der entsprechenden Hierarchie, die auf der Stufe ihrer Menschheit steht.
Damit haben wir den Sinn des Menschen zu ergründen versucht aus dem Sinn unseres
Kosmos heraus. Wir haben, bis zu einem gewissen Grade wenigstens, geistig heute uns
gefragt nach dem Sinne des Menschen, und wir haben diesen Sinn des Menschen, des
Punktes inmitten des Universums, nach der Mysterienanweisung zu ergründen versucht,
indem wir den Punkt, den Menschen, aus dem Umkreis zu enträtseln versuchten — den
Punkt aus dem Umkreis! Damit aber stellt sich unsere Erkenntnis in die Realität hinein. Und
das ist das Wesentliche, daß alle wahrhaftige geisteswissenschaftliche Erkenntnis eine
wirkliche, konkrete, eine reale Erkenntnis ist, das heißt, daß geisteswissenschaftliche
Erkenntnis unmittelbar selber gibt ein Bild des Kosmos und der geistigen Hierarchien.

Wir stehen im Mittelpunkt der Welt. Alles, was um uns herum ist, verliert für uns seine
Bedeutung, weil wir uns sagen: Die äußere Sinneswelt kann uns die Rätsel selber nicht lösen.
Es ist, wie wenn in einem Punkt sich alles zusammenzöge. Dann aber, wenn sich alles
zusammenzieht, dann kommt aus dem Umkreis zurück die Lösung des Welträtsels so
wahrhaftig real, wie die Materie, die ein Abbild und Gleichnis des Geistigen ist, selber sich
verhält. Sie zieht sich zusammen, verschwindet im Mittelpunkt und taucht aus dem Umkreis
herein wieder auf. Das ist Realität. Und unsere Erkenntnis ist real, wenn sie uns so vor Augen
tritt wie der Bau und Prozeß des ganzen Weltenalls. Dann ist sie nicht Spekulation, nicht
Spintisiererei, dann ist sie geboren aus dem Kosmos heraus. Und dieses Gefühl sollen wir
entwickeln: Weisheit soll ein Ideal sein für uns, das geboren wird aus dem Umkreis des
Kosmos und das uns mit der stärksten Kraft erfüllt, mit der Kraft für unsere eigene
Bestimmung, für unser eigenes großes Weltideal und damit auch für unser nächstes
Menschenideal." (Lit.: GA 110, S. 155ff)

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Heiliger Geist
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(Weitergeleitet von Geist Gottes)

El Greco: Ausgießung des Heiligen Geistes, 1604-1614, Museo del Prado, Madrid

Die Taube als Symbol des Heiligen Geistes (Petersdom, Cathedra Petri, Gian Lorenzo Bernini)
Der Heilige Geist (griech. Ἅγιον Πνεῦμα Hagion Pneuma), nach christlicher Auffassung oft
auch Paraklet oder Geist Gottes genannt, ist eine der drei Personen oder Hypostasen Gottes
(siehe → Dreifaltigkeit). Symbolisch wird er durch eine Taube, Wasser oder durch Flammen
dargestellt und im griechischen Neuen Testament knapp 100 mal erwähnt. Im hebräischen
Tanach wird der Heilige Geist als Ruach HaQodesh (‫)רוח הקודש‬, wörtlich „Heiliger Atem“,
Ruach JHWH (‫„ – )יהוה רוח‬Atem des Herrn“, Ruach Elohim – „Gottesatem“ oder auch kurz als
Ruchaká – „dein Atem“ - bezeichnet.

Geistiger Hintergrund
In der christlichen Esoterik wird der Astralplan als die Welt des Heiligen Geistes angesehen
(Lit.:GA 100, S. 205).

Nach Johannes Scottus Eriugena entspricht die Quelle der vier Paradiesesströme dem
Heiligen Geist und jene selbst den vier Kardinaltugenden.

„In typischer Betrachtung bezeichnet auch die Quelle des Paradieses, welche sich in vier
Hauptströme theilt, den heiligen Geist, wie kein Weiser leugnet. Aus dieser einen und
unerschöpflichen Hauptquelle fliessen die vier Hauptkräfte im Paradiese der vernünftigen
Seele: Einsicht, Mässigung, Tapferkeit und Gerechtigkeit, und aus diesen Strömen gehen
wiederum als Rinnsale alle Tugenden hervor, um auf dem durch sie bewässerten und
befruchteten Boden der menschlichen Natur sich zu zeigen.“
– Johannes Scottus Eriugena: Über die Einteilung der Natur[1]
Gemäß der Apostelgeschichte wird zu Pfingsten, 10 Tage nach der Himmelfahrt des Christus,
der Heilige Geist als der von Christus verheißene Tröster (Paraklet) in Gestalt feuriger Zungen
auf die Jünger ausgegossen.

Im mikrokosmischen Sinn wird auch der bereits zu Manas (Geistselbst) verwandelte Teil des
Astralleibs des Menschen als Heiliger Geist bezeichnet (Lit.:GA 96, S. 250ff). Wenn der
Mensch im Seelischen schöpferisch tätig wird, so ist er schaffend aus dem Heiligen Geist
(Lit.:GA 107, S. 312ff). Er vollbringt dann eine Schöpfung aus dem Nichts, durch die er ein
völlig neues Seelisches erschafft und dadurch die Astralwelt um eine neue Dimension des
Menschlichen bereichert.

Bevor die Menschen in der lemurischen Zeit zu ihrer ersten irdischen Verkörperung
herabgestiegen waren, lebte in dem Heiligen Geist das gemeinschaftliche Selbstbewusstsein
der Menschen:

„Der Heilige Geist ist derjenige, der oben, vor (dem Beginn) der Verkörperung, das
Selbstbewusstsein hatte, und der Geist an sich ist der, welcher im Menschen das Ich-
Bewusstsein hatte. So dass Sie, wenn Sie alle Bewusstseine zusammenwerfen und damit
auch von dem Egoismus trennen würden, den Heiligen Geist wieder bekommen würden.“
(Lit.:GA 96, S. 230ff)

Die physische Menschenform, die damals von der menschlichen Gruppenseele nur äußerlich
"umschwebt" wurde, hatte eine vogelartige Gestalt. Davon leitet sich das Symbol der Taube
für den Heiligen Geist ab (Lit.:GA 100, S. 249).

Wenn der Mensch aus der vollen Freiheit, die ihm durch Luzifer ermöglicht wurde, den
Christus erkennt, dann erfüllt er sich mit dem Heiligen Geist und dann trägt er nicht nur zu
seiner eigenen Erlösung bei, sondern erlöst dadurch auch die luziferischen Wesenheiten.
Dann wird Luzifer in neuer, verwandelter Gestalt auferstehen und sich als der Heilige Geist
mit dem Christus in uns verbinden:

„Wenn der Mensch den Christus erkennt, wenn er sich wirklich einläßt auf die Weisheit, um
zu durchschauen, was der Christus ist, dann erlöst er sich und die luziferischen Wesenheiten
durch die Christus-Erkenntnis. Würde der Mensch sich bloß sagen: Ich bin zufrieden damit,
daß der Christus da war, ich lasse mich erlösen unbewußt - dann würde der Mensch niemals
zur Erlösung der luziferischen Wesenheiten etwas beitragen. Diese luziferischen
Wesenheiten, die dem Menschen die Freiheit gebracht haben, geben ihm auch die
Möglichkeit, diese Freiheit jetzt in einer freien Weise zu benutzen, um den Christus zu
durchschauen. Dann werden in dem Feuer des Christentums geläutert und gereinigt die
luziferischen Geister, und es wird das, was durch die luziferischen Geister an der Erde
gesündigt worden ist, aus einer Sünde in eine Wohltat umgewandelt werden. Die Freiheit ist
errungen, aber sie wird als eine Wohltat mit hineingenommen werden in die geistige Sphäre.
Daß der Mensch das kann, daß er imstande ist, den Christus zu erkennen, daß Luzifer in
einer neuen Gestalt aufersteht und sich als der Heilige Geist mit dem Christus vereinigen
kann, das hat der Christus selbst noch als eine Prophezeiung denen gesagt, die um ihn
waren, als er sagte: Ihr könnt erleuchtet werden mit dem neuen Geist, mit dem Heiligen
Geist! - Dieser Heilige Geist ist kein anderer als der, durch den auch begriffen wird, was der
Christus eigentlich getan hat. Christus wollte nicht bloß wirken, er wollte auch begriffen, er
wollte auch verstanden sein. Deshalb gehört es zum Christentum, daß der Geist, der die
Menschen inspiriert, der Heilige Geist, zu den Menschen gesandt wird.“ (Lit.:GA 107, S. 254)

Gaben des Heiligen Geistes


Im Katechismus der Katholischen Kirche Nr. 1831[2] werden folgende sieben Gaben des
Heiligen Geistes genannt, die als bleibende Anlagen den Menschen geneigt machen, dem
Antrieb des Heiligen Geistes zu folgen:

„Die sieben Gaben des Heiligen Geistes sind: Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis,
Frömmigkeit und Gottesfurcht. In ihrer ganzen Fülle stehen sie Christus, dem Sohn Davids, zu
[Vgl. Jes 11,1-2 LUT]. Sie vervollständigen und vervollkommnen die Tugenden derer, die sie
empfangen. Sie machen die Gläubigen bereit, den göttlichen Eingebungen willig zu
gehorchen.“

– Katechismus der katholischen Kirche: Nr. 1831


Der Heilige Geist hat als der heile, gesunde Geist heilende, gesundende Macht, die sich auf
alles überträgt, was an ihm teilhat. Der Heilige Geist gibt die Gabe des Heilens, er wirkt in der
Gabe des Heilens:

„Dann kommen wir herauf zu dem, was bewußt ist, was irgendeinen Grad von Empfindung,
von Bewußtsein hat, alles Tierische und dem, was im Menschen tierisch ist. Das kann man
schon fassen mit Gedanken. Das hat jeder in sich. Was im Tier vorgeht, geht zunächst in ihm
selbst vor: das abstrakte Bewußtsein. Alles Bewußtsein der Welt lebt auch im Menschen, im
abstrakten Denken. In sich nennt es der Mensch «Geist», insofern es draußen in der
schaffenden Natur wirkt, nennt er es «Heiliger Geist». Das ist, was allem Empfinden und
Bewußtsein zugrunde liegt. Krankheit gibt es nur im Sondersein. Der Geist kann an sich nicht
krank sein, sondern nur, wenn er inkarniert ist in den unteren Körpern. Das Wort «heilig»
bedeutet «heil sein»; es drückt aus, daß der Geist, der draußen die Welt durchflutet, gesund
ist. Der Heilige Geist ist nichts anderes als der durch und durch gesunde Geist; daher der, der
sich mit dem Heiligen Geist wirklich vereinigt, die Kraft des Heilens erhält. Sie muß zu tun
haben mit dem die Welt durchflutenden Heiligen Geist. Das ist der Geist, der wirkt von
Mensch zu Mensch als wirklicher Heiler.“ (Lit.:GA 93a, S. 132)

Siehe auch
Heiliger Geist - Artikel in der deutschen Wikipedia
Geist der Schwere
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Der Geist der Schwere gehört dem Reich der Urengel (Archai) an und bildet die geistige
Ursache der Schwerkraft. Seine wesentliche Aufgabe besteht darin, unser Ich und unseren
Astralleib beim Erwachen wieder in den physischen Leib zurückzuführen. Unrechte Geister
der Schwere erregen Missstimmungen, die sich bis zur Hypochondrie steigern können.

"Wer von uns kennt nicht Verstimmungen, Mißstimmungen. Wir alle sind ihnen wohl schon
unterworfen gewesen. Der Esoteriker muß nun aber versuchen, mit seinem gewöhnlichen
Ich dagegen anzukämpfen. Denn läßt er die Mißstimmungen über sich Herr werden, so tritt
etwas ganz Bestimmtes bei ihm ein. Er verfällt dem unrichtigen Geiste der Schwere. Es gibt
wirklich einen solchen Geist oder Geister der Schwere. Der Geist der Schwere an sich gehört
zu den Urkräften (Geistern der Persönlichkeit), und er ist derjenige, der uns morgens beim
Erwachen zurückbringt in unseren physischen Körper. Das fällt in seinen Wirkungsbereich,
und das ist gut und richtig für uns. Nun gibt es aber unter diesen Geistern solche, die ihr
Wirkungsfeld überschreiten und im Bereiche der Geister der Form wirken wollen. Diese sind
es, die sich dann des Ätherleibes des Esoterikers bemächtigen, wenn er sich Mißstimmungen
hingibt, und ihn so bearbeiten, daß der Mensch ganz der Hypochondrie verfällt. Im
Physischen drückt sich das dann in Erkrankungen des Verdauungstraktes aus [...]

Wir brauchen keine Angst zu haben, wenn wir den Geist der Schwere in der Weise fühlen,
daß wir des Morgens beim Erwachen wie zerschlagen sind und unsere Glieder so schwer
fühlen, daß wir sie kaum rühren können. Das ist ein vorübergehendes Stadium und ein
Zeichen dafür, daß wir das unrichtige Stadium der Hypochondrie übersprungen haben. Und
wer zu gewissen Zeiten das Gefühl hat, daß er sich schwer mit seinen Füßen an der Erde
halten kann, daß er schweben müsse, der braucht sich auch nicht zu beunruhigen, denn er
hat das Stadium der Schwärmerei übersprungen, und die Erscheinung ist nur eine reguläre in
der Entwicklung. Des Menschen Seele wird durch den Geist der Schwere und den Geist des
Lichtes im Gleichgewicht gehalten, und der Esoteriker soll immer bemüht sein, dieses
Gleichgewicht nicht zu stören." (Lit.: GA 266b, S. 49ff)

Auch Ahriman wirkt als Geist der Schwere und hat zugleich Gewalt über den Tonäther und
den Lebensäther. Durch seinen Einfluss wird der physische Leib des Menschen stärker ins
Physische hineingetrieben und dadurch zur männlichen Gestalt geformt. Die weibliche
Gestalt wird durch Luzifer gebildet, der auch Einfluss auf den Lichtäther und den
Wärmeäther hat, die beide der Leichte verwandt sind.

"Über den Ton- und Lebensäther hat besonders Ahriman seine Gewalt. Ahriman ist zugleich
der Geist der Schwere. Ahriman hat das Bestreben, Luzifer entgegenzuwirken. Dadurch wird
in einer gewissen Weise wesentlich das Gleichgewicht bewirkt, daß von den weise
wirkenden, fortschreitenden Göttern der luziferischen Gewalt, die den Menschen
hinausheben will über das Irdische, entgegengestellt wird die ahrimanische Gewalt. Ahriman
will nun den Menschen eigentlich herunterziehen ins Physische. Er will ihn mehr physisch
machen, als er sonst würde als Mittelmensch. Dazu ist Ahriman dadurch vorbereitet, daß er
besonders Gewalt hat über den Ton- und Lebensäther. Und in Ton- und Lebensäther wirkt er
und webt er, der Ahriman. Und dadurch wird nun die menschliche physische Gestalt, indem
sie aus dem Äther herausgeht ins Physische hinein, in einer andern Weise physisch, als sie
geworden wäre durch die bloß fortschreitenden Götter, zur männlichen Gestalt. Die
männliche Gestalt wäre ohne den Einfluß Ahrimans gar nicht denkbar, gar nicht möglich. So
daß man sagen kann: Die weibliche Gestalt ist herausgewoben durch Luzifer aus dem
Wärme- und Lichtäther, indem Luzifer dieser Gestalt ätherisch ein gewisses Streben nach
oben einflößt. Die männliche Gestalt wird von Ahriman so geformt, daß ihr ein gewisses
Streben zur Erde hin eingepflanzt wird." (Lit.: GA 272, S. 182f)

Sonnengeist
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(Weitergeleitet von Geist der Sonne)
Als Sonnengeist oder Geist der Sonne wird vor allem der kosmische Christus bezeichnet. Zu
ihm in schärfstem Gegensatz steht der Sonnendämon Sorat.
Auch der Erzengel Michael (Zeitgeist) gilt als Sonnengeist. In der katholischen Monstranz
sieht man noch ein äußeres Zeichen für den Christus als Sonnengeist. Die Herkunft des
Christus von der Sonne wird aber in konfessionellen Zusammenhängen durchweg geleugnet
- und dies obwohl die Jesuiten, beispielsweise, die Wahrheit kennen müßten.

„Und diese Leute wissen auch sehr gut, warum sorgfältig vermieden wird, der katholischen
Laiengemeinschaft zu sagen, daß es auch zu den inneren Lehren der katholischen Kirche
gehören müßte, den Christus als einen Sonnengeist anzusehen. Dasjenige, was von dieser
Seite vorliegt, ist nämlich dieses, daß in dieser Charakteristik des Christus, die von der
Anthroposophie gegeben wird, die Wahrheit liegt. Das wissen diese Leute, aber ihr
Bestreben besteht darin, die Wahrheit zu verhüllen, sie nicht unter die Leute kommen zu
lassen.“ (Lit.:GA 255b, S. 68)

Geister der Weisheit


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(Weitergeleitet von Geist der Weisheit)
Die Geister der Weisheit (griech. κυριότητες Kyriotetes oder κυριότης Kyriotes; lat.
Dominationes) oder Herrschaften waren die eigentlichen Herren der alten
Sonnenentwicklung, wo sie durch ihre Opfertat dem Menschen den Ätherleib verliehen
haben. Heute reicht ihr Herrschaftsgebiet bis zur Jupitersphäre.

Die Gruppenseelen der Pflanzen sind Nachkommen der Kyriotetes.

In der indisch-theosophischen Terminologie wird die Summe der Geister der Weisheit in
ihrem gemeinsamen Wirken als Maha-Purusha bezeichnet (Lit.: GA 121, S. 139).

„Der redende Name der heiligen Herrschaften offenbart meines Erachtens einen gewissen
unbezwingbaren und von jedem Sinken zum Irdischen freien Aufschwung nach oben, ein
Herrschertum, welches gar nicht irgend einer Entartung ins Tyrannische in irgend einer
Weise überhaupt zuneigt und in edler Freiheit kein Nachlassen kennt, ein Herrschertum,
welches, jeder erniedrigenden Knechtung entrückt, jedem Erschlaffen unzugänglich und,
über jegliche Unähnlichkeit (Selbstentfremdung) erhaben, unaufhörlich nach dem wahren
Herrschertum und der Urquelle alles Herrschertums hinanstrebt und nach der
herrschgewaltigen Ähnlichkeit mit demselben soweit als möglich sich selbst und gütig auch
das unter ihm Stehende umbildet, ein Herrschertum, welches keinem der eitlen Scheindinge,
sondern dem wahrhaft Seienden gänzlich zugewendet ist und immerdar, soweit es ihm
verstattet ist, an der Ähnlichkeit mit Gott als dem Urquell des Herrschertums teilnimmt.“

– Dionysius Areopagita: Himmlische Hierarchie, 8. Kapitel[1]


Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf
Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische
Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen
Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos
online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners
Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des
Originalwortlautes Rudolf Steiners.
Einzelnachweise
Dionysius Areopagita: Himmlische Hierarchie. Aus dem Griechischen übersetzt von Josef
Stiglmayr. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 2) München 1911, S. 45f

Der Aufstieg Michaels zum Zeitgeist


Die besondere Bedeutung des gegenwärtigen Michael-Zeitalters liegt darin, dass Michael
vom Erzengel-Rang zum Urengel-Rang eines Zeitgeists aufsteigt und dadurch eine alle Völker
übergreifende spirituelle Vertiefung der ganzen Menschheit anregen kann.

"Wenn wir von der Hierarchie der Archangeloi sprechen, kann man sagen, die lösen sich
zwar so ab, wie ich gesagt habe. Aber der höchste im Range, gleichsam der Oberste ist
derjenige, der in unserem Zeitalter die Herrschaft zu führen beginnt, ist Michael. Er ist einer
aus der Reihe der Archangeloi, aber er ist gewissermaßen der Fortgeschrittenste. Nun gibt es
eine Entwicklung, und die Entwickelung umfaßt alle Wesen. Alle Wesen sind in einer sich
steigernden Entwickelung, und wir leben in dem Zeitalter, wo Michael, der Oberste von der
Natur der Archangeloi, übergeht in die Natur der Archai. Er wird allmählich übergehen in
eine leitende Stellung, wird eine leitende Wesenheit, wird Zeitgeist, leitende Wesenheit für
die ganze Menschheit.

Das ist das Bedeutsame, das ist das ungeheuer Wichtige unseres Zeitalters, daß wir
begreifen, daß das, was in allen vorhergehenden Epochen noch nicht da war, für die ganze
Menschheit nicht da war, nun sein kann, werden muß ein Gut für die ganze Menschheit.
Was bisher bei einzelnen Völkern auftrat - spirituelle Vertiefung -, kann nun etwas sein für
die gesamte Menschheit." (Lit.: GA 152, S. 60)
Die gesprochene Version dieses Artikels ist als Audiodatei verfügbar.
Engel
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Geister der Dämmerung)

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG


Engel oder Angeloi (von griech. άγγελος, ángelos - Bote über lat. angelus bzw. angeli als
Übersetzung des hebr. mal'ach (‫ )מלאך‬- Bote; auch Geister od. Söhne des Zwielichts, Geister
der Dämmerung, Söhne des Lebens, Boten, in theosophischen Schriften auch Lunar Pitris
oder Barhishad-Pitris genannt) gehören der dritten Hierarchie an und stehen in der
Rangordnung der geistigen Wesenheiten (Hierarchien) eine Stufe über dem Menschen. Sie
haben ihre Menschheitsstufe, d.h. die Entwicklung des Ich bzw. des Ich-Bewusstseins,
bereits auf dem alten Mond absolviert. Gegenwärtig bilden sie ihr Geistselbst aus. Die
Mondensphäre ist ihr kosmisches Herrschaftsgebiet. Nach der indisch-theosophischen Lehre
werden sie als Dhyani (skrt.) bezeichnet.

Schutzengel
Jedem Menschen ist eine Engelwesenheit zugeordnet, die gleichsam als Schutzengel sein
geistiger Führer ist (Führungsengel). Sie werden dabei von Elementarwesen unterstützt, die
zwischen dem Licht- und Luftelement weben und gemeinhin zu den Feen, insbesondere auch
zu den Baumfeen gezählt werden, die sich gerne mit einzelnen Menschen, namentlich mit
Kindern, aber auch mit ganzen Familien und auch größeren Menschengruppen verbinden[1].

Unser Engel überblickt die ganze Kette unserer aufeinanderfolgenden irdischen


Verkörperungen, solange wir selbst noch nicht dazu fähig sind. Er leitet, zwar mithilfe noch
viel höherer Hierarchien, aber doch in letzter Instanz, unseren Schicksalsweg gemeinsam mit
den anderen leitenden Engeln unserer Mitmenschen und sorgt so für den rechten
karmischen Ausgleich. Allerdings ist im Lauf der Menschheitsentwicklung eine bedeutsame
Unordnung im Karma enstanden, die nicht alleine durch die Engel, sondern nur durch die
Hilfe des Christus ausgeglichen werden kann.

Scheidung der Geister in der Welt der Angeloi

Wandtafelzeichnung zu GA 237, S. 144 (Tafel 7)


→ Hauptartikel: Michaelische Schutzengel
Engel, die mit Menschen verbunden sind, die eine geistige Entwicklung im Sinne der
anthroposophischen Geisteswissenschaft anstreben, müssen dadurch etwas dazulernen und
steigen geistig höher, während Engel, die Menschen ohne solches Streben leiten müssen,
herabsinken. Dadurch kommt es zu einer Scheidung der Geister in der Welt der Angeloi, wie
sie in der nebenstehenden Wandtafelzeichnung schematisch angedeutet wird.

„Nehmen wir den Fall, daß das Karma so liegt, daß irgendeine Persönlichkeit nun im
allereminentesten Sinne von den anthroposophischen Impulsen ergriffen wird, mit Herz und
Sinn, ich möchte sagen, mit Geist und Seele ergriffen wird. Dann, ja dann ist etwas
notwendig, was ausgesprochen sonderbar, paradox klingt; aber es ist notwendig: dann muß
sein Engel etwas lernen. Und das, sehen Sie, ist etwas ungeheuer Bedeutsames. Das
Anthroposophenschicksal, das sich abspielt zwischen Anthroposophen und
Nichtanthroposophen, das wirft seine Wellen hinein in die Welt der Angeloi. Das führt bis zu
einer Scheidung der Geister in der Welt der Angeloi. Der Angelos, der den Anthroposophen
begleitet zu den nächsten Inkarnationen, er lernt tiefer noch sich hineinfinden in die
geistigen Reiche, als er das früher konnte. Und der Angelos, der dem anderen angehört, der
gar nicht hinein kann, sinkt herunter. Und es zeigt sich zuerst an dem Schicksal der Angeloi,
wie die große Scheidung geschieht. Es ist jetzt so - und das ist etwas, meine lieben Freunde,
worauf ich Ihre Herzen hinweisen möchte -, daß aus einem verhältnismäßig einheitlichen
Reich der Angeloi ein zweigeteiltes Reich der Angeloi entsteht, ein Reich der Angeloi mit
einem Zug hinauf in höhere Welten und mit einem Zug hinunter in tiefere Welten. Während
sich hier auf der Erde die Bildung der Michael-Gemeinschaft vollzieht, können wir schauen
über dem, was sich hier als Michael-Gemeinschaft vollzieht, aufsteigende Angeloi (siehe
Zeichnung, gelb), absteigende Angeloi (grün).“ (Lit.:GA 237, S. 143f)

Erfahren der Wirksamkeit des eigenen Schutzengels


"Ein gutes Mittel, das jeder anwenden kann, um zu größerer Klarheit über seine eigene
Persönlichkeit zu gelangen, besteht darin, daß man sich öfter im Leben gewisse Abschnitte
macht, mindestens aber einmal in einem Jahr, vielleicht an unserem Geburtstage. Dann
sollen wir uns fragen: Was habe ich nun an guten und schlechten Taten im Verlaufe dieses
Abschnittes zu verzeichnen? Wenn wir uns dann ernstlich prüfen, werden wir in den meisten
Fällen finden, daß unsere guten Taten nicht von unserer Persönlichkeit herrühren, sondern
daß wir sie aus einem inneren Impuls heraus geschehen ließen. Dieser innere Impuls ist
unser Schutzengel, der uns zu unseren guten Taten treibt. Auf der anderen Seite sollten wir
uns nun nicht gänzlich darauf verlassen und bei jeder Gelegenheit denken: Der Schutzengel
wird mir den Impuls schon eingeben - denn das wäre ganz verkehrt; der Schutzengel würde
uns bald verlassen, das heißt in gewisser Beziehung eben verlassen." (Lit.: GA 266b, S. 169f)

Das Bewusstsein der Engel


Das Wesen und das Bewusstsein der Engel charakterisiert Rudolf Steiner so:

"Wenn wir uns nun fragen: Wie ist das Bewußtsein der Engelwesenheiten? - so bekommen
wir zur Antwort: Es ist in einer gewissen Beziehung ein höheres Bewußtsein, und es ist
dadurch als ein höheres Bewußtsein charakterisiert, daß es nicht bis zum mineralischen
Reiche hinunterreicht. Bis dahin, wo die Steine sind, die Mineralien, reicht das
Engelbewußtsein nicht herunter. Dagegen sind in diesem Engelbewußtsein pflanzliche
Wesenheiten, tierische Wesenheiten, menschliche Wesenheiten und das eigene Reich der
Engel, das dort die gleiche Rolle spielt wie das Reich der Menschen für uns. Daher können
wir sagen: diese Engel nehmen mit ihrem Bewußtsein auch vier Reiche wahr, das Reich der
Pflanzen, der Tiere, der Menschenwesen und das Reich der Engel.

Das ist das Eigentümliche der Engelwesen: sie haben keinen physischen Leib, und aus diesem
Grunde also auch keine Organe des physischen Leibes, keine Augen und Ohren und so
weiter. Deshalb nehmen sie das physische Reich nicht wahr. Sie haben als ihre niederste
Wesenheit ihren ätherischen Leib. Dadurch haben sie eine gewisse Verwandtschaft mit den
Pflanzen. Sie können also mit ihrem Bewußtsein herabsteigen bis zu den Pflanzen; sie
können Pflanzen noch wahrnehmen. Dagegen wo ein Mineral ist, nehmen sie einen
Hohlraum wahr, geradeso wie wir es beschrieben haben für den Menschen während des
Devachanzustandes, wo der Mensch auch den Raum, den hier auf dem physischen Plan ein
Mineral ausfüllt, als einen Hohlraum wahrnehmen wird. So nehmen diese Engel überall da,
wo hier physisches Reich ist, einen Hohlraum wahr. Dagegen ragt ihr Bewußtsein da hinauf,
wo des Menschen Bewußtsein heute noch nicht hinaufragt." (Lit.: GA 102, S. 138f)

Wie bei allen Wesenheiten der dritten Hierarchie ist ihr Wahrnehmen zugleich ein
Selbstoffenbaren. Sie offenbaren ihr eigenes Wesen, und was sie so von sich selbst
offenbaren, das bildet zugleich den Inhalt ihrer Wahrnehmung. Es ist vergleichsweise so, wie
wenn der Mensch sein Wesen durch Worte, Gesten und Mimik offenbart und sein
Bewusstsein auf das so Hervorgebrachte richtet, um sich selbst wahrzunehmen. Und doch
beziehen sich diese selbstgeschaffenen Bilder, durch die sich die Engelwesen offenbaren,
zugleich auf eine von ihnen (relativ) unabhängige objektive Wirklichkeit. In Wahrheit sind
alle Wahrnehmungsbilder immer auch von dem wahrnehmenden Wesen abhängig; auch
beim Menschen ist das so, nur ist er sich dessen normalerweise nicht bewusst.

Dieser engelhaften Bewusstseinsart nähert sich der Mensch, wenn er auf dem geistigen
Schulungsweg voranschreitet. Die geistigen Wahrnehmungen erscheinen dann nicht fertig
gegeben, sondern entstehen aus einem malenden Schauen[2] der geschauten Bilder. Goethe
charakterisiert es treffend im zweiten Teil seiner Faust-Dichtung, wenn er Faust sagen lässt:

Ich wache ja! O laßt sie walten,


Die unvergleichlichen Gestalten,
Wie sie dorthin mein Auge schickt!
(Faust II, 2. Akt, Am untern Peneios)

Lüge ist für die Wesen der dritten Hierarchie unmöglich; sie müssen ihr wahres Wesen
offenbaren und haben im Rückblick auf diese Offenbarung ihr waches Selbstbewusstsein.
Jede Lüge, jede Täuschung in der Selbstoffenbarung würde ihr Bewusstsein auslöschen.

Als Wesenheiten der dritten Hierarchie haben die Engel aber auch kein eigenständiges
Innenleben wie der Mensch. Wenden sie willentlich ihren Blick von der Selbstoffenbarung
ab, so erfüllt sich durch die bedingungslose Hingabe an die höheren Hierarchien ihr
Bewusstsein mit den Inhalten der höheren geistigen Welten. Geist-Erfüllung ist ihr
Innenleben.

Denken im Gespräch mit dem Engel


→ Hauptartikel: Denken
In der ägyptisch-chaldäischen Zeit, im Zeitalter der Empfindungsseele, ehe die
Verstandesseele erwacht war, fühlte man das Denken noch als eine von den Engeln
inspirierte Gabe. Selbst im Frühmittelalter bis ins 9. Jahrhundert konnten das noch
christliche Denker wie Johannes Scottus Eriugena nachempfinden, obwohl bereits ihr auf
den Verstand gegründetes spekulatives und daher oft auch dem Irrtum verfallenes
Eigendenken erwacht war. Deutlich fühlte sich aber Eriugena auch noch in der wahren
Erkenntnis von einer Engelwesenheit durchdrungen. Sein Denken wurde damit zu einer Art
von innerem Zwiegespräch mit dem Engel.

„Bei Johannes Scotus ist es so, daß er in diesem Zwiespalt lebt. Er kann bloß denken; aber
wenn dieses Denken zum Erkennen wird, da fühlt er, da ist noch etwas da von den alten
Mächten, welche den Menschen durchdrungen haben in der alten Art der Erkenntnis. Er
fühlt den Engel, den Angelos in sich. Daher sagt er, der Mensch erkenne als Engel. Es war
Erbstück aus den alten Zeiten, daß in dieser Zeit der Verstandeserkenntnis ein solcher Geist
wie Scotus Erigena noch sagen konnte, der Mensch erkenne wie ein Engel. In den Zeiten der
ägyptischen, der chaldäischen Zeit, in den älteren Zeiten der hebräischen Zivilisation würde
niemand etwas anderes gesagt haben, als: Der Engel erkennt in mir, und ich nehme Teil als
Mensch an der Erkenntnis des Engels. Der Engel wohnt in mir, der erkennt, und ich mache
das mit, was der Engel erkennt. - Das war in der Zeit, als noch kein Verstand da war. Als dann
der Verstand heraufgekommen war, da mußte man das mit dem Verstande durchdringen;
aber es war eben in Scotus Erigena noch ein Bewußtsein von diesem Durchdrungensein mit
der Angelosnatur.“ (Lit.:GA 204, S. 269f)

Johannes Scottus Eriugena schreibt in seinem Hauptwerk «Über die Einteilung der Natur»:

„Wenn du die wechselseitige Verbindung und Einheit der geistigen und vernünftigen
Naturen aufmerksam betrachtest, so wirst du in der That finden, dass sowohl die englische
Wesenheit in der menschlischen, als die menschliche in der englischen mitgegründet ist. In
jeder vollzieht sich, was der reine Verstand auf das Vollkommenste erkennt, und wird in
jeder eins und dasselbe bewirkt. So gross nämlich war die Gemeinschaft der englischen und
menschlichen Natur und würde es auch geblieben sein, wenn der erste Mensch nicht
gesündigt hätte, dass aus beiden Eins wurde, was auch bei den hervorragendsten Menschen,
deren Erstlinge unter den Himmlischen sind, bereits zu geschehen beginnt. Denn der Engel
entsteht im Menschen durch den Begriff des Engels, der im Menschen ist, und der Mensch
entsteht im Engel durch den im Menschen gegründeten Begriff des Engels. Wer nämlich, wie
ich sagte, den reinen Begriff hat, wird in dem, was er begreift. Die geistige und vernünftige
Engelnatur ist also in der geistigen und vernünftigen menschlichen Natur ebenso geworden,
wie die menschliche in der englischen durch gegenseitiges Begreifen, worin der Mensch den
Engel und der Engel den Menschen begreift. Dies ist auch gar nicht wunderbar; denn auch
wir selbst werden, indem wir uns mit einander unterreden, gegenseitig in einander
verwandelt. Indem ich nämlich begreife, was du begreifst, werde ich dein Begriff und bin auf
unaussprechliche Weise in dich aufgenommen worden. Ebenso wenn du rein begreifst, was
ich durchaus begreife, wirst du mein Begriff und aus den beiden Begriffen wird einer,
welcher aus dem, was wir beide lauter und unverweilt begreifen, gebildet ist. Nehmen wir
ein Beispiel aus den Zahlen zu Hülfe, so begreifst du, dass die Sechszahl in ihren Theilen
gleich ist, und ich begreife dies ebenso, und ich begreife deinen, wie du meinen Begriff
begreifst. Unser beider Begriff wird ein durch die Sechszahl gebildeter einiger, und dadurch
werde ich nicht blos in dir, sondern auch du in mir geschaffen. Denn wir sind nicht etwas
Anderes, als unser Begriff, und unsere wahre und höchste Wesenheit ist ein Begriff, welcher
sich in der Betrachtung der Wahrheit beurkundet. Dass aber solcher Begriff nicht blos in
gleichwesentlichen, sondern auch in untergeordneten Naturen sich entwickeln kann, sobald
die Liebe vermittelnd eintritt, dies lehren die Worte des Apostels, welcher die Meinung, als
ob unser Begriff sichtbare Formen liebe, mit der Mahnung ablehnt: Werdet nicht gleich
dieser Welt! In solchem Sinn wird also ganz sachgemäss gesagt, dass in gegenseitigem
Begreifen der Mensch im Engel und der Engel im Menschen geschaffen werde, und dass
auch der Engel dem Menschen in keinem Verhältniss irgendwie vorangehe, wird gleichfalls
richtig geglaubt und eingesehen, mag auch nach der Darstellung des Propheten die
Schöpfung der engelischen Natur, wie Viele wollen, früher oder später, als die Schöpfung der
menschlichen Natur geschehen sein.“

– Johannes Scottus Eriugena: Über die Einteilung der Natur[3]


So sehr erlebt Eriugena also noch die geistige Wirklichkeit des Denkens, dass er sagen kann,
dass der Engel in ihm - und zwar nicht als Abbild, sondern als Wirklichkeit - entsteht, wenn er
ihn denkt und der Mensch nicht minder im Engel entsteht, wenn dieser den Begriff des
Menschen in ihm bildet! Und so für alle Wesen. Erkenntnis ist nicht bloß wesenloser Abglanz
des Seins, sondern das wahre Sein selbst. In diesem Sinn ist es auch zu verstehen, wenn
oben gesagt wurde, dass der Mensch als Bild und Gleichnis Gottes die gesamte Schöpfung
umspannt.

„Denn die Gedanken der Dinge sind wahrhaft die Dinge selbst, wie der heilige Dionysius sagt:
„die Erkenntniss des Seienden ist das Seiende selbst;“ aber ihre uranfänglichen Ursachen
und Gründe werden durch Denkthätigkeit, nicht durch die Dinge selbst zur Vereinigung
geführt.“

– Johannes Scottus Eriugena: Über die Einteilung der Natur[4]


Mensch und Engel stehen damit für Eriugena auf gleicher Stufe; eben dadurch können sie
einander wechselseitig erkennen. Doch ist diese Erkenntnis, wie auch ihre jeweilige
Selbsterkenntnis, niemals vollständig. Denn um sich selbst vollständig erkennen, d.h.
definieren, umgrenzen zu können, müsste man sich selbst überragen:

„Ich glaube, dass Keiner von Beiden sich selber, noch auch Einer den Andern definieren
kann. Denn wenn der Mensch sich selber oder einen Engel definiert, so ist er grösser als er
selber oder als der Engel; denn das Definirende ist ein Grösseres als das Definierte. Dasselbe
findet beim Engel statt. Ich glaube deshalb, dass diese Beiden allein von Dem, der sie nach
seinem Bilde geschaffen hat, definiert werden können.“

– Johannes Scottus Eriugena: Über die Einteilung der Natur[5]


Die Wesensglieder der Engel
Im Prinzip haben die Engel die gleichen sieben Wesensglieder wie der Mensch, doch sind sie
etwas anders geartet und anders angeordnet als beim Menschen. Die Engel haben ihren
physischen Leib, der nicht bis in die dichteste Stofflichkeit hinunterreicht, nur aus den
Elementen Wasser, Luft und Feuer gewoben und die Körper sind weder in sich
zusammenhängend, noch voneinander abgegrenzt, sondern können sich durchdringen. Nur
der physische Leib, der Ätherleib und der Astralleib der Engel ist auf dem physischen Plan zu
finden; die höheren Wesensglieder, also Ich, Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch,
sind auf dem Astralplan zu finden.

Die Wesensglieder des Menschen und der Engel.


"Da müssen wir sagen: dieser Engel hat physischen Leib, l, Ätherleib, 2, und Astralleib, 3,
entwickelt, so daß diese in gewisser Beziehung ein Ganzes geben. Aber nun müssen wir das
Ich, 4, davon getrennt zeichnen, Manas, 5, Buddhi, 6, und Atma, 7. Wenn Sie sich die Natur
eines Engels klarmachen wollen, so müssen Sie sich denken, daß die höheren Glieder, die er
hat und zu denen er sich ja entwickeln kann — in Wirklichkeit hat er ja erst das Manas
vollständig ausgebildet, die anderen zwei wird er erst später entwickeln -, daß diese höheren
Glieder sozusagen in einer geistigen Welt über demjenigen schweben, was von ihm im
Physischen vorhanden ist. Wenn man also die Natur eines Engels studieren wollte, so würde
man sich sagen müssen: Der Engel hat nicht ein solches auf der Erde in einem Körper
unmittelbar herumwandelndes Ich wie der Mensch. Er entwickelt auch nicht sein Manas auf
der jetzigen Stufe seiner Entwickelung auf der Erde. Daher schaut auch das, was von ihm auf
der Erde ist, gar nicht so aus, als wenn es zu einem geistigen Wesen gehören würde. Wenn
Sie einem Menschen begegnen, so sehen Sie ihm an: der hat seine Prinzipien in sich, der hat
daher alles organisch gegliedert. Wenn Sie einen Engel aufsuchen wollen, dann müssen Sie
berücksichtigen, daß sein Physisches hier unten nur etwas ist wie ein Spiegelbild seiner
geistigen Prinzipien, die auch nur im Geistigen zu schauen sind. Im fließenden und rieselnden
Wasser, in dem sich in Dunst auflösenden Wasser, ferner in den Winden der Luft und in den
durch die Luft zuckenden Blitzen und dergleichen, da haben Sie den physischen Körper der
Engelwesen zu suchen. Und die Schwierigkeit besteht zunächst für den Menschen darin, daß
er glaubt, ein Körper müsse ringsherum bestimmt begrenzt sein. Dem Menschen wird es
schwer, sich zu sagen: Ich stehe vor einem aufsteigenden oder herabfallenden Nebel, ich
stehe vor einer sich zerstäubenden Quelle, ich stehe im dahinbrausenden Wind, ich sehe den
Blitz aus den Wolken schießen und weiß, daß das die Offenbarungen der Engel sind; und ich
habe zu sehen hinter diesem physischen Leib, der eben nicht so begrenzt ist wie der
menschliche, ein Geistiges.

Der Mensch soll alle seine Prinzipien in sich abgeschlossen entwickeln; damit hängt es
zusammen, daß er sich nicht vorstellen kann, daß ein physischer Leib verschwimmend,
verschwebend sein kann, daß er gar nicht einmal richtig abgeteilt zu sein braucht. Sie
müssen sich durchaus denken, daß achtzig Engel zusammengehören, die in einer einzigen
Partie dieser oder jener Wasserfläche den dichtesten Teil ihres physischen Leibes haben. Es
braucht auch gar nicht dieser physische Leib der Engel so aufgefaßt zu werden, daß er
überhaupt begrenzt sein müßte, es kann hier ein Stück Wasser dazu gehören, weit weg ein
anderes Stück. Kurz, wir sehen, daß wir uns alles, was uns umgibt als Wasser, Luft und Feuer
der Erde, daß wir uns das vorzustellen haben als in sich enthaltend die Körper der nächsten
über dem Menschen stehenden Hierarchie. Und es muß mit hellseherischem Blick
hineingeschaut werden in die astralische Welt, um das Engel-Ich und Engel-Manas zu
erblicken — das schaut uns aus der höheren Welt an. Und das Gebiet in dem Sonnensystem,
wo wir zu forschen haben, wenn wir nach den Engelwesen suchen, das geht bis zu der Marke
des Mondes. Bei diesen Engeln ist die Sache nur noch verhältnismäßig einfach, denn da liegt
sie so, daß wenn wir zum Beispiel da unten den physischen Leib eines Engels in einer
Wassermasse oder dergleichen haben und wir hellseherisch dieses Wassergebiet oder einen
Wind betrachten, daß wir darin einen Ätherleib und einen astralischen Leib finden. Daher
sind diese drei Dinge auch hier zusammengezeichnet worden. Natürlich ist das, was im Wind
dahinsaust, was im Wasser dahinfließt oder zerstiebt, nicht nur das materielle Abbild, das
der grobe Verstand sieht, es lebt eben in der mannigfaltigsten Weise in Wasser, Luft und
Feuer Ätherisches und Astralisches der Engel, der nächsten Hierarchie über dem Menschen.
Wollen Sie dafür die geistig-seelische Wesenheit dieser Engel suchen, dann müssen Sie im
astralischen Gebiet suchen, dann müssen Sie dort hinein hellseherisch schauen. (Lit.: GA 110,
S. 111ff)

Das Ordnende und Regulierende muss jenseits der Unterscheidung von «physisch» und
«psychisch» gestellt werden - so wie Platos «Ideen» etwas von Begriffen und auch etwas von
«Naturkräften» haben (sie erzeugen von sich aus Wirkungen). Ich bin sehr dafür, dieses «
Ordnende und Regulierende» «Archetypen» zu nennen; es wäre aber dann unzulässig, diese
als psychische Inhalte zu definieren. Vielmehr sind die erwähnten inneren Bilder
(«Dominanten des kollektiven Unbewussten» nach Jung) die psychische Manifestation der
Archetypen, die aber auch alles Naturgesetzliche im Verhalten der Körperwelt
hervorbringen, erzeugen, bedingen müssten. Die Naturgesetze der Körperwelt wären dann
die physikalische Manifestation der Archetypen. ... Es sollte dann jedes Naturgesetz eine
Entsprechung innen haben und umgekehrt, wenn man auch heute das nicht immer
unmittelbar sehen kann." (Lit.: Atmanspacher, S 219)

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Geister des Willens
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Geist des Willens)
Die Geister des Willens, von Dionysius Areopagita Throne[1] (griech. θρόνοι thrónoi; lat.
throni) genanntt, gehören gemeinsam mit den Cherubim und Seraphim der ersten Hierarchie
an, deren physischer Ausdruck der Tierkreis ist. Wie alle Wesenheiten der ersten Hierarchie
haben sie den "unmittelbaren Anblick der Gottheit" und handeln nicht aus sich heraus,
sondern sind die Vollstrecker des göttlichen Willens. Ihr Herrschaftsgebiet ist die
Saturnsphäre. Von den Hebräern werden sie als Galgalim (hebr. ‫„ גלגלים‬Räder“, von ‫ַּגלְ ַּגל‬
Galgal „Rad“) bezeichnet oder auch als Aralim (hebr. ]2[‫„ ערלים‬Krieger, Helden, Tapfere“).
Gelegentlich werden sie auch mit den Ophanim (hebr. ‫„ אֹופַ ִּנ ים‬Räder“) gleichgesetzt, den
Räder der Merkaba, des Thronwagens Gottes.

„Der Name der höchsten und erhabenen Throne bezeichnet, daß sie jeder erdhaften
Niedrigkeit ungetrübt enthoben sind, daß sie überweltlich nach oben streben und von jedem
untersten Gliede unerschütterlich weggerückt sind, daß sie um das wahrhaft Höchste mit
ganzer Vollkraft ohne Wanken und sicherstehend gestellt sind, daß sie der Einkehr Gottes in
aller Freiheit von sinnlichen, materiellen Störungen genießen, daß sie Gottesträger und für
den Empfang der göttlichen Erleuchtungen ehrfurchtsvoll erschlossen sind.“

– Dionysius Areopagita: Himmlische Hierarchie, 7. Kapitel[3]


Die niederste Substanz, aus der die Throne bestehen, ist Wille.

„Wir nehmen dann Wesenheiten wahr, die wir nicht anders charakterisieren können, als
indem wir sagen: Sie bestehen nicht aus Fleisch und Blut, auch nicht aus Licht oder Luft,
sondern sie bestehen aus dem, was wir nur in uns selber wahrnehmen können, wenn wir
uns bewußt werden, daß wir einen Willen haben. Sie bestehen in bezug auf ihre niedrigste
Substanz nur aus Wille.“ (Lit.:GA 136, S. 79)

In dem die Geister des Willens ihre Willens-Substanz als Wärme hingeopfert haben, konnte
der der alte Saturn, mit dem die Entwicklung unseres Planetensystems begonnen hat,
entstehen. Sie lieferten damit die mineralische Grundsubstanz für die weitere Entwicklung,
die sich zunächst aber nur als mineralische Wärme offenbarte und zugleich die substanzielle
Grundlage für den physischen Leib des Menschen bildete. Auf der alten Sonne haben sie
diese Grundsubstanz zum Luftelement verdichtet, auf dem alten Mond zum Wässerigen und
auf der Erde bis zum festen Erdelement. Die Bezeichnung „Throne“ leitet sich gerade davon
ab, weil sie mit dem Festen die Throne gebaut haben, auf die sich alles Erdensein stützen
kann.

Die Gruppen-Iche der Mineralien sind ihre Nachkommen.

Manchmal werden die Throne gleichgesetzt mit den im apokryphen Buch Henoch
beschriebenen Ophanim (hebr. ‫ אֹו ַפִּנ ים‬Räder), die die Räder des Thronwagens Gottes sind,
wie sie ähnlich auch in der Apokalypse des Daniel (Dan 7,9 LUT) und in der Vision des
Hesekiel (Hes 1,1 LUT) geschildert werden.

Zeitgeister
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(Weitergeleitet von Geister der Epochen)
Die Zeitgeister, Epochalgeister oder Geister der Zeit entstammen der Hierarchie der Archai
(Urengel). Im Schöpfungsbericht der Genesis werden sie mit Jom (hebr. = Tag) bezeichnet;
die Gnosis nennt sie Äonen. Sie stehen als erhabene geistige Wesenheiten weit über dem
Menschen und haben ihre Menschheitsstufe, d.h. die Entwicklung ihres Ich-Bewusstseins,
bereits auf dem alten Saturn abgeschlossen. Von Beginn der planetarischen
Weltentwicklungsstufen an sind sie eng mit allem zeitlichen Geschehen verbunden. Sie sind
in gewissem Sinn die wesenhafte Zeit selbst.

Johann Gottfried Herder prägte 1769 den Begriff "Zeitgeist", dem eine geistige Wirklichkeit
zugrunde liegt.
Dem Begriff „Zeitgeist“, der erstmals von Johann Gottfried Herder in seiner 1769 in Riga
veröffentlichten Schrift „Kritische Wälder oder Betrachtungen, die Wissenschaft und Kunst
des Schönen betreffend, nach Maßgabe neuerer Schriften“ geprägt wurde, liegt eine geistige
Wirklichkeit zugrunde. Zeitgeister leiten die menschheitliche Entwicklung indem sie die
geistige Führung der einzelnen Kulturepochen übernehmen und dabei das Verhältnis der
verschiedenen kulturtragenden Völker und ihrer Volksgeister zueinander regeln. Die Dauer
der einzelnen Kulturepochen wird durch kosmische Verhältnisse bestimmt und entspricht
jeweils 1/12 des platonischen Weltenjahres (~ 2160 Jahre). Unser gegenwärtiges
nachatlantisches Zeitalter gliedert sich in sieben solcher Kulturepochen. Gegenwärtig stehen
wir in der 5. nachatlantischen Kulturepoche:

Urindische Kultur (7227 - 5067 v. Chr.)


Urpersische Kultur (5067 - 2907 v. Chr.)
Ägyptisch-Chaldäische Kultur (2907 - 747 v. Chr.)
Griechisch-Lateinische Kultur (747 v.Chr. - 1413 n. Chr.)
Germanisch-Angelsächsische Kulturepoche (1413 - 3573 n. Chr., unsere gegenwärtige
Epoche)
Slawische Kulturepoche (3573 - 5733 n. Chr.)
Amerikanische Kulturepoche (5733 - 7893 n. Chr.)
In eingeschränktem Sinn wirken auch die 7 führenden Erzengel als inspirierende Zeitgeister
für bestimmte kleinere Zeitabschnitte in der menschlichen Kulturentwicklung. Diese
Zeitabschnitte währen etwa 350 Jahre, sind aber nicht Unterabschnitte der Kulturepochen
(siehe → Weltentwicklungsstufen), sondern folgen einem eigenständigen Rhythmus, in
dessen Folge die 7 hervorragendsten Erzengel einander in ihrer Regentschaft ablösen (siehe
→ Erzengel-Regentschaften). Rudolf Steiner hat dazu folgende Angaben gemacht (Lit.: GA
245, S. 171):

Oriphiel (Saturn) 200 v. Chr. - 150 n. Chr.


Anael (Venus) 150 - 500 n. Chr.
Zachariel (Jupiter) 500 - 850 n. Chr.
Raphael (Merkur) 850 - 1190 n. Chr.
Samael(Mars) 1190 - 1510 n. Chr.
Gabriel(Mond) 1510 - 1879 n. Chr.
Michael (Sonne) November 1879 - ca. 2300 n. Chr.
Die als Zeitgeister wirkenden Urengel
„Nun kommen wir zu der Ordnung der Urkräfte. Es sind das noch erhabenere Wesenheiten,
deren Bewußtsein nicht einmal mehr bis zu den Tieren herunterreicht. Wenn der
Eingeweihte sich erhebt zu dem Verkehr mit den Urkräften, teilt er ihnen nicht aus seinem
Menschenbewußtsein mit, wie die Gestalten der Tiere auf der Erde sind. Denn sie selbst
reichen mit ihrem Bewußtsein nur herunter bis zu den Menschen. Dann kennen sie das Reich
der Engel, das Reich der Erzengel und ihr eigenes Reich; zu sich selbst sagen sie «Ich», und
die Menschen sind es, welche sie zuletzt wahrnehmen. Was der Stein, das mineralische
Reich für den Menschen ist, das ist der Mensch für die Urkräfte: das unterste Reich. Damit ist
schon gesagt, daß sie aus einer sehr hohen Höhe den Gang der Menschheit leiten. Die
Menschen spüren das hier und da, daß es so etwas gibt wie eine Art «Geist der Zeiten», der
so verschieden ist je nach den verschiedenen Epochen. Die Menschen spüren, daß es einen
«Geist der Epochen» gibt. Wir haben hier öfters gesprochen von dem Geist der Epochen. Wir
haben zum Beispiel gesagt, daß in der ersten Kultur der nachatlantischen Zeit, im alten
indischen Volke, der Geist der Epoche darin bestand, daß die Menschen das Bewußtsein
gehabt haben, daß sie sich wieder zurücksehnten nach den alten atlantischen Zeiten, wo sie
um sich herum höhere Reiche dämmerhaft wahrnahmen. Das bildete sich zu dem
Jogasystem aus, durch das sie wieder hinauf wollten in die höheren Welten. Mit diesem
alten Bewußtsein war verknüpft, daß die Menschen wenig hielten von der äußeren
Wirklichkeit, von dem physischen Plan. Maja, Illusion wird für die Menschen der physische
Plan. Die uralt indische Kultur hatte sozusagen sehr wenig Interesse für den physischen Plan.
Es wird Ihnen sonderbar erscheinen, aber es ist wirklich wahr: Wäre die uralt indische Kultur
geblieben, so würde es Eisenbahnen, Telephone und solche Dinge, die es heute auf dem
physischen Plan gibt, nie gegeben haben; denn es wäre gar nicht so wichtig erschienen, sich
so stark mit den Gesetzen der physischen Welt zu befassen, um diese physische Welt mit
alledem zu bevölkern, was sich uns heute als Kulturerrungenschaften darstellt.

Dann kam der Geist der persischen Epoche. Der Mensch lernte durch ihn in der Materie ein
widerstrebendes Element kennen, das er bearbeiten mußte. Er verband sich mit dem guten
Geist Ormuzd gegen den Geist der Materie, Ahriman. Aber der Perser hatte schon Interesse
am physischen Plan. Dann kommt der Geist jener Epoche, der auf der einen Seite sich
auslebt in der babylonisch-assyrisch-chaldäischen, auf der anderen Seite in der ägyptischen
Kultur. Es wird menschliche Wissenschaft begründet. Mit Geometrie sucht man die Erde für
den Menschen geeignet zu machen. Man sucht den Sinn des Ganges der Sterne in
Astrologie, in Astronomie kennenzulernen, und man richtet das, was auf der Erde geschieht,
nach dem Gange der Sterne ein. Gerade im sozialen Leben richtete man sich im alten
Ägypten sehr ein nach dem Gange der Sterne. Was man als die Geheimnisse der Sterne
erkundete, darnach richtete man sich. Wenn der alte Inder den Weg zu den Göttern
abzulauschen versuchte, indem er ganz die Aufmerksamkeit ablenkte von der äußeren
Wirklichkeit, studierte der Ägypter die Gesetze, die in der äußeren Wirklichkeit herrschen,
um zu untersuchen, wie sich der Wille und der Geist der Götter in den Gesetzen der äußeren
Natur zum Ausdruck bringen. Das war wieder eine andere Epoche. So haben Sie für jede
Epoche einen bestimmten Geist, und die Entwickelung auf der Erde kommt dadurch
zustande, daß ein Geist der Epochen einen anderen Geist der Epochen ablöst. Das ist im
einzelnen der Fall. Die Menschen schwingen sich auf zu den Anschauungen der Zeiten, aber
sie wissen nicht, daß hinter diesem ganzen Gange der Zeiten Epochalgeister stehen; und die
Menschen wissen nicht, daß sie hier auf der Erde, um den Geist ihrer Epoche zum Ausdruck
zu bringen, sozusagen nur die Werkzeuge sind dieser hinter ihnen stehenden Geister der
Epochen.“ (Lit.:GA 102, S. 145f)

„Und dann kommen wir hinauf zu den Wesenheiten, die wir bezeichnen als Geister der
Persönlichkeit, als Urbeginne, Urkräfte, Archai. Das sind nun noch höhere Wesenheiten, sie
haben eine noch höhere Aufgabe im Menschheitszusammenhange. Sie regeln im Grunde
genommen die irdischen Verhältnisse des ganzen Menschengeschlechtes auf Erden, und sie
leben so, daß sie durch die Wellen der Zeit von Epoche zu Epoche in einer ganz bestimmten
Zeit sich verändern, sozusagen einen ändern Geistleib annehmen. Sie alle kennen wiederum
etwas, was für die Abstraktlinge unserer heutigen Bildung eigentlich ein bloßer Begriff ist,
was aber für denjenigen, der hineinsieht in die spirituelle Wirklichkeit, eine Realität ist: es ist
das, was man mit einem eigentlich recht häßlichen Ausdruck unserer Zeit den Zeitgeist
nennen könnte. Sie haben zu tun mit dem, was der Sinn und die Mission einer Epoche der
Menschheit ist. Denken Sie nur einmal daran, daß wir ja schildern können den Sinn und die
Mission zum Beispiel in den ersten Jahrtausenden unmittelbar nach der atlantischen
Katastrophe. Diese Zeitgeister, sie umfassen etwas, was über das einzelne Volk, über die
einzelne Rasse hinausgeht. Der Geist einer Epoche ist nicht beschränkt auf dieses oder jenes
Volk, er geht hinüber über die Grenze der Völker. Das nun, was man in Wirklichkeit Zeitgeist,
Geist einer Epoche nennt, das ist der Geistleib der Archai, der Urbeginne oder Geister der
Persönlichkeit. Diesen Geistern der Persönlichkeit ist es zum Beispiel zuzuschreiben, daß für
gewisse Epochen ganz bestimmte menschliche Persönlichkeiten auf unserem Erdenrund
auftreten. Nicht wahr, Sie begreifen ja, daß die irdischen Aufgaben zunächst gelöst werden
müssen durch irdische Persönlichkeiten. In einer ganz bestimmten Epoche mußte diese oder
jene epochemachende Persönlichkeit auftreten. Aber es würde ein sonderbares
Durcheinander in der ganzen Erdenentwickelung eintreten, wenn das alles dem Zufall
überlassen wäre, wenn in irgendeine Epoche Luther meinetwegen oder Karl der Große
hineingestellt würden. Das muß im Zusammenhang gedacht werden erst mit der ganzen
Entwickelung der Menschheit über die Erde hin; es muß sozusagen aus dem Sinn der ganzen
Erdenentwickelung in einer bestimmten Epoche die richtige Seele auftreten. Das regeln die
Geister der Persönlichkeit, das regeln die Archai oder Urbeginne.“ (Lit.:GA 110, S. 94f)

„Dadurch, daß wir uns vorstellen, daß diese Volksgeister individuell verschieden sind, wie die
Menschen auf unserer Erde, werden wir es begreiflich finden, daß die einzelnen
verschiedenen Gruppen der Völker die individuelle Mission dieser Archangeloi sind. Wenn
wir uns einmal geistig veranschaulichen, wie in der Weltgeschichte Volk nach Volk und auch
Volk neben Volk wirkt, so können wir jetzt, wenigstens in abstrakter Form - die Form wird
immer konkreter und konkreter werden in den nächsten Vorträgen - uns vorstellen, daß
alles, was da vor sich geht, inspiriert ist von diesen geistigen Wesenheiten. Aber eines wird
uns wohl leicht vor die Seele treten können: daß neben diesem Wirken von Volk nach Volk
noch etwas anderes stattfindet in der Menschheitsentwickelung. Sie können, wenn Sie jenen
Zeitraum überblicken, den wir von der großen atlantischen Katastrophe aus rechnen, die das
Antlitz der Erde so weit verändert hat, daß jener Kontinent, der bestanden hat zwischen dem
heutigen Afrika, Amerika und Europa, in jener Zeit untergegangen ist, die Zeiträume
unterscheiden, in welchen die großen Völker gewirkt haben, bei denen die nachatlantischen
Kulturen herauskamen: die alte indische, die persische, die ägyptisch-chaldäische, die
griechisch-lateinische und unsere gegenwärtige Kultur, die nach einiger Zeit in die sechste
Kulturepoche übergehen wird. Wir bemerken auch, daß nacheinander darin gewirkt haben
verschiedene Völkerinspiratoren. Wir wissen, daß noch lange die ägyptisch-chaldäische
Kultur gewirkt hat, als die griechische Kultur schon ihren Anfang nahm, und daß die
griechische Kultur noch weiter waltete, als die römische schon ihren Anfang genommen
hatte. So können wir die Völker nebeneinander und nacheinander betrachten. Aber in allem,
was sich in und mit den Völkern entwickelt, entwickelt sich noch etwas anderes. Es ist ein
Fortschritt in der menschlichen Entwickelung. Es kommt dabei nicht in Betracht, ob wir das
eine höher oder niedriger stellen. Es kann zum Beispiel einer sagen: Mir gefällt die indische
Kultur am besten. Das mag ein persönliches Urteil sein. Wer aber nicht auf persönliche
Urteile schwört, der wird sagen: Es ist gleichgültig, wie wir die Dinge bewerten; der
notwendige Gang führt die Menschheit vorwärts, mag man das später auch Niedergang
nennen. Die Notwendigkeit führt die Menschheit vorwärts. Wenn wir die verschiedenen
Zeiträume vergleichen, 5000 Jahre vor Christus, 3000 Jahre vor Christus und 1000 Jahre nach
Christus, dann ist etwas noch da, was über die Volksgeister hinübergreift, etwas, woran die
verschiedenen Volksgeister teilnehmen. Sie brauchen das nur in unserer Zeit ins Auge zu
fassen. Woher kommt es, daß in diesem Saale so viele Menschen zusammensitzen können,
die aus den verschiedensten Volksgebieten herkommen und sich verstehen und sich zu
verstehen versuchen in bezug auf das Allerwichtigste, was sie hier zusammengeführt hat?
Die verschiedenen Menschen kommen aus dem Bereich der verschiedensten Volksgeister
heraus, und dennoch gibt es etwas, worin sie sich verstehen. In ähnlicher Weise verstanden
sich und konnten sich verstehen in damaliger Zeit die verschiedenen Völker untereinander,
weil es in jeder Zeit etwas gibt, was die Volksseele übergreift, die verschiedenen Volksseelen
zusammenführen kann, etwas, was man überall mehr oder weniger versteht. Das ist
dasjenige, was man mit dem recht schlechten, aber gebräuchlichen deutschen Wort
«Zeitgeist» benennt oder auch «Geist der Epoche». Der Geist der Epoche, der Zeitgeist, ist
ein anderer in der griechischen Zeit, ein anderer in der unsrigen. Diejenigen, welche den
Geist in unserer Zeit erfassen, werden zur Theosophie hingetrieben. Das ist das aus dem
Geiste der Epoche über die einzelnen Volksgeister Übergreifende. In derjenigen Zeit, in der
Christus Jesus auf der Erde erschien, bezeichnete sein Vorläufer, Johannes der Täufer, den
Geist, den man als Zeitgeist bezeichnen könnte, mit den Worten: «Ändert die Verfassung der
Seele, denn die Reiche der Himmel sind nahe herbeigekommen.»

So kann man für jede Epoche den Zeitgeist finden, und das ist etwas, was sich hineinwebt in
das Weben der Volksgeister, das wir damit zu gleicher Zeit als das Weben der Archangeloi
charakterisiert haben. Für den heutigen materialistischen Menschen ist der Zeitgeist etwas
ganz Abstraktes ohne Realität, und noch weniger darf man ihm damit kommen, in dem
Zeitgeist ein wahres Wesen zu sehen. Dennoch verbirgt sich hinter dem Worte «Zeitgeist»
eine wirkliche Wesenheit, keine andere Wesenheit als eine solche, die drei Stufen über der
Menschheitsstufe steht. Jene Wesenheiten verbergen sich dahinter, die schon auf dem alten
Saturn, der am weitesten zurückliegenden Entwickelungsepoche der Erde, ihre
Menschheitsstufe durchmachten, und die heute aus dem geistigen Umkreis der Erde an der
Umgestaltung der Erde arbeiten und dabei die letzte Phase sozusagen an der Umgestaltung
ihres physischen Leibes in Geistesmensch oder Atma durchmachen. Mit hohen Wesenheiten
haben wir es hier zu tun, mit Wesenheiten, gegenüber deren Eigenschaften den Menschen
ein Schwindel überkommen möchte. Es sind diejenigen Wesenheiten, die wir wieder
bezeichnen könnten als die eigentlichen Inspiratoren - oder wir müssen auf diesem Gebiete
sagen, wenn wir mit technischen Ausdrücken des Okkultismus sprechen wollen -, die
Intuitoren des Zeitgeistes oder der Zeitgeister. Sie wirken so, daß sie sich abwechseln und
gleichsam einer dem andern die Hand reicht. Von Epoche zu Epoche reichen sie sich ihre
Aufgabe zu. Der Geist der Epoche, der während der griechischen Zeit wirkte, reicht weiter
die Mission an den, der später wirkt und so weiter. Sie wechseln sich also ab. Es sind, wie wir
sahen, eine Anzahl solcher Zeitgeister, solcher Geister der Persönlichkeit, die als Zeitgeist
wirken. Sie sind eine höhere Rangordnung gegenüber den Volksgeistern, diese Geister der
Persönlichkeit, diese Intuitoren des Zeitgeistes. In jedem Zeitalter wirkt vorzugsweise einer
und gibt diesem Zeitalter seine Gesamtsignatur, gibt seine Aufträge an die Volksgeister, so
daß dasjenige, was der Gesamtgeist der Epoche ist, sich spezialisiert, individualisiert nach
den Volksgeistern. Dann wird er abgelöst in der kommenden Epoche von einem ändern
Zeitgeiste, einem ändern Geiste der Persönlichkeit, einem andern Arché.

Wenn eine gewisse Anzahl von Epochen vorübergegangen ist, dann ist ein Zeitgeist durch die
Weiterentwickelung hindurchgegangen. Das müssen wir uns so vorstellen: Wenn wir in
unserer Zeit sterben und unsere Entwickelung hier durchgemacht haben, so gibt unsere
Persönlichkeit das Ergebnis dieses Erdenlebens an das nächste Erdenleben weiter. So ist es
auch mit den Geistern der Epoche der Fall. In jeder Epoche haben wir einen solchen Geist
der Epoche; der gibt am Ende der Epoche sein Amt an seinen Nachfolger ab, dieser wieder
an seinen weiteren Nachfolger und so weiter. Die vorangegangenen machen inzwischen ihre
eigene Entwickelung durch, dann kommt derjenige, der am längsten nicht daran gewesen ist,
wieder an die Reihe, so daß derselbe in einer spätem Epoche, während die ändern dann ihre
eigene Entwickelung durchmachen, als Geist der Epoche wiederkommt und für die
fortgeschrittene Menschheit das, was er selber für seine höhere Mission erworben hat,
intuierend der Menschheit einflößt. Wir blicken zu diesen Geistern der Persönlichkeit hinauf,
zu diesen Wesen, die mit dem sonst so nichtssagenden Worte «Zeitgeist» benannt werden
können, so, daß wir sagen können: Wir Menschen gehen von Inkarnation zu Inkarnation; wir
wissen aber ganz genau, daß, indem wir selber von Epoche zu Epoche schreiten, indem wir in
die Zukunft sehen, immer andere Zeitgeister die Geschehnisse unserer Erde regieren. Aber
auch unser heutiger Zeitgeist wird wiederkommen, wir werden ihm wieder begegnen.
Wegen dieser Eigenschaft dieser Geister der Persönlichkeit, daß sie gleichsam Kreise
beschreiben und wieder zu ihrem Ausgangspunkte zurückkommen, daß sie Zyklen
beschreiben, wegen dieser Eigenschaft werden sie auch «Geister der Umlaufszeiten»
genannt. - Wir werden diesen Ausdruck noch genauer zu rechtfertigen haben. - Also diese
höheren geistigen Wesenheiten, die ihre Befehle ausgeben an die Volksgeister, werden auch
Geister der Umlaufszeiten genannt. Es sind damit gemeint jene Umlaufszeiten, die der
Mensch selber durchzumachen hat, indem er von Epoche zu Epoche in gewisser Weise
zurückkehrt zu früheren Zuständen und sie in höherer Form wiederholt. Nun sehen Sie,
dieses Wiederholen der Eigentümlichkeiten früherer Formen, das kann Ihnen auffallen.
Wenn Sie in geisteswissenschaftlichem Sinne genau die Entwickelung der Menschheitsstufen
auf der Erde durchnehmen, so finden Sie diese wiederholten Geschehnisse in der
verschiedensten Weise. So ist eine Wiederholung darin, daß sozusagen sieben Epochen sich
folgen nach der atlantischen Katastrophe, die wir nennen die nachatlantischen Kulturstufen.
Die griechisch-lateinische Stufe oder Kulturepoche bildet sozusagen den Wendepunkt in
unserm Zyklus und erleidet daher keine Wiederholung. Auf diese folgt die Wiederholung der
ägyptisch-chaldäischen Epoche, und zwar in unserer eigenen Zeit. Auf diese wird folgen eine
andere Epoche, die eine Wiederholung der persischen Zeit sein wird, allerdings in etwas
anderer Art, und dann wird die siebente Epoche kommen, die eine Wiederholung der uralt-
indischen Kultur, der Epoche der heiligen Rishis sein wird, so daß in dieser Epoche gewisse
Dinge in anderer Form heraus kommen werden, die damals veranlagt worden sind. Die
Lenkung dieser Geschehnisse obliegt den Zeitgeistern.

Daß nun auf die Erde verteilt in verschiedenen Völkern das ausgelebt wird, was von Epoche
zu Epoche weiterschreitet, daß die verschiedensten Gestalten aus diesem oder jenem Boden
gebildet werden, aus dieser oder jener Sprachgemeinschaft herauswachsen, aus dieser oder
jener Formensprache, aus Architektur, Kunst und Wissenschaft entstehen können und alle
die Metamorphosen annehmen können und alles das aufzunehmen vermögen, was der
Geist der Epoche der Menschheit einflößen kann, dazu brauchen wir die Volksgeister, die in
der Hierarchie höherer Wesenheiten zu den Erzengeln gehören.“ (Lit.:GA 121, S. 27ff)

Der Aufstieg Michaels zum Zeitgeist


Die besondere Bedeutung des gegenwärtigen Michael-Zeitalters liegt darin, dass Michael
vom Erzengel-Rang zum Urengel-Rang eines Zeitgeists aufsteigt und dadurch eine alle Völker
übergreifende spirituelle Vertiefung der ganzen Menschheit anregen kann.

"Wenn wir von der Hierarchie der Archangeloi sprechen, kann man sagen, die lösen sich
zwar so ab, wie ich gesagt habe. Aber der höchste im Range, gleichsam der Oberste ist
derjenige, der in unserem Zeitalter die Herrschaft zu führen beginnt, ist Michael. Er ist einer
aus der Reihe der Archangeloi, aber er ist gewissermaßen der Fortgeschrittenste. Nun gibt es
eine Entwicklung, und die Entwickelung umfaßt alle Wesen. Alle Wesen sind in einer sich
steigernden Entwickelung, und wir leben in dem Zeitalter, wo Michael, der Oberste von der
Natur der Archangeloi, übergeht in die Natur der Archai. Er wird allmählich übergehen in
eine leitende Stellung, wird eine leitende Wesenheit, wird Zeitgeist, leitende Wesenheit für
die ganze Menschheit.

Das ist das Bedeutsame, das ist das ungeheuer Wichtige unseres Zeitalters, daß wir
begreifen, daß das, was in allen vorhergehenden Epochen noch nicht da war, für die ganze
Menschheit nicht da war, nun sein kann, werden muß ein Gut für die ganze Menschheit.
Was bisher bei einzelnen Völkern auftrat - spirituelle Vertiefung -, kann nun etwas sein für
die gesamte Menschheit." (Lit.: GA 152, S. 60)

Homunculus
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(Weitergeleitet von Geist in der Maschine)

Der geflügelte Mercurius in einem Glaskolben.


Von den Alchemisten wurden die in der stofflichen Natur waltenden Kräfte noch wesenhaft
als astralische Erscheinung erlebt. Auch der Homunculus ist eine derart erlebte astrale
Wesenheit.
Der Homunculus (lat. Menschlein, griech. ἀνθρωπάριον anthroparion) ist nach vor allem im
späteren Mittelalter verbreiteten alchemistischen Vorstellungen ein künstlich in der Retorte
erzeugtes Menschlein. Das Wort selbst, als verkleinerte Form des lateinischen Wortes homo
(Mensch), ist schon bei Cicero, Plautus und Apuleius belegt (Lit.: Handwörterbuch,
Homunculus). In Goethes Faust ist Homunkulus ein Bild für die menschliche Seele, die zur
Verkörperung drängt.

Historische Zeugnisse
Erste Zeugnisse über die Herstellung von Homuculi finden sich schon in frühchristlicher Zeit.
So berichtet Clemens Romanus um 250 n. Chr., dass schon Simon Magus einen Menschen
geschaffen hätte, indem er zuerst Luft in Wasser, dann dieses in Blut und schließlich das Blut
in Fleisch verwandelt habe (Lit.: Völker, Nachwort). Im 4. Jahrhundert schreibt Zosimos aus
Panopolis, eingekleidet in Traumvisionen, über den anthroparion. Im ersten Buch der De
occulta Philosophia berichtet Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim (1486-1535), wie
sich durch magische Künste aus einem einer Bruthenne unterlegten Ei eine menschliche
Gestalt erzeugen ließe, die man den wahren «Alraun» nenne (Lit.: Biedermann, S 223). In
den späteren mittalterlichen Schriften wird der Homunculus meist als Nebenprodukt bei der
Herstellung des Steins der Weisen genannt.

Rudolf Steiner hat nachdrücklich betont, dass die Erzeugung des Homunculus keineswegs als
materielle Urzeugung missverstanden werden darf:

"Wenn man im Mittelalter trachtete, in der Retorte den Homunkulus darzustellen, so war
dieser Gedanke der Darstellung eines Wesens aus Ingredienzien nicht als Urzeugung
gedacht. Man dachte noch nicht das Weltall als Mechanismus, als Totes. Deshalb glaubte
man an die Möglichkeit, aus dem allgemeinen Lebendigen ein spezielles Lebendiges
herausholen zu können. Aber an eine Zusammenfügung des Unlebendigen zum Lebendigen
dachte eigentlich das mittelalterliche Gemüt noch nicht." (Lit.: GA 221, S. 125)

In dem Paracelsus zugeschriebenen Buch De generatione rerum naturalum (als erstes Buch
enthalten in De Natura Rerum [1]) ist die Erzeugung eines künstlichen Menschleins
"außerthalben weiblichs Leibs" genau beschrieben: Wird der männliche Same vierzig Tage
lang in ein hermetisch abgedichtetes Gefäß eingeschlossen und im venter equinum, einem
gelinden Wärmebad, das aus der Gärungswärme von Pferdemist gespeist wird,
"putreficiert", so erzeugt sich aus sich selbst heraus ein menschenähnlichen Wesen, "doch
durchsichtig on ein corpus". Wird dieses mit menschlichem Blut, dem "arcanum sanguinis
humani", 40 Wochen lang ernährt, so entsteht "ein recht lebendig menschlich kint, das von
einem weib geboren wird, doch vil kleiner. Dasselbig wir ein homunculum nennen".

Hier wird schon deutlich, dass der Homunculus, von dem die Alchemisten sprachen,
überhaupt nicht als physisches (on ein corpus), sondern als astralisches Wesen gedacht war :

"Denen, die während des Mittelalters von dem Homunculus sprachen, war er nichts anderes
als eine bestimmte Form des astralischen Leibes." (Lit.: GA 057, S. 347)

Dieses reine Seelenwesen verfügt nicht nur über Seelenfähigkeiten, die ähnlich denen des
Menschen sind, sie sind sogar bis zur Hellsichtigkeit gesteigert:

"Da schildert Paracelsus, wie man durch gewisse Vorgänge Homunkeln erzeugen kann. Es ist
selbstverständlich für den heutigen Menschen sehr leicht, zu sagen: Nun ja, das war halt ein
mittelalterliches Vorurteil des Paracelsus. - Es ist für den heutigen Menschen leicht, zu
sagen: Kein Mensch braucht zu glauben an dasjenige, was da Paracelsus phantasiert. -
Gewiß, es braucht es ja meinetwillen auch keiner. Aber bedenken sollte man doch, daß
Paracelsus in jener Abhandlung «De generatione rerum» ausdrücklich versichert, durch
gewisse Vorgänge wäre man imstande, etwas zu erzeugen, was zwar keinen Körper hat -
bitte, darauf zu achten! Paracelsus sagt ausdrücklich: es hat keinen Körper -, was aber
Fähigkeiten hat, die ähnlich sind den menschlichen Seelenfähigkeiten, nur sich bis zur
Hellsichtigkeit steigern. Also Paracelsus dachte an gewisse Hantierungen, die den Menschen
dahin bringen, vor sich ein körperloses Wesen zu haben, das aber so wie der Mensch eine
Art Verstandestätigkeit, eine Art Intellektualität, ja sogar in höherer Steigerung entfaltet."
(Lit.: GA 273, S. 67f)

Philosophie
In einem veränderten Sinn spielt der „Homunkulus“ auch in der Philosophie der
Wahrnehmung und der Philosophie des Geistes eine gewisse Rolle. Im meist abwertenden
Sinn spricht man von „Homunkulus-Theorien“ (eng. homunculus theory), wenn sie explizit
oder implizit davon ausgehen, dass irgendwo im Körper ein ein unsichtbares bewusstes
Wesen, gleichsam ein Geist in der Flasche, vorhanden sei, der die von den Sinnen ans Gehirn
übermittelten Daten wahrnehme, darüber nachdenke und Entschlüsse treffe.

So wusste etwa schon René Descartes (1596-1650), dass bei der visuellen Wahrnehmung
ähnlich wie bei einer Camera obscura Bilder auf der Netzhaut des Auges erzeugt werden. Er
schloss daraus, dass es einen inneren Betrachter - einen Geist in der Maschine - geben
müsse, der diese Bilder wahrnimmt. Er dachte sich diesen als immateriellen Geist, der über
die Epiphyse mit dem Körper in Wechselwirkung stehe.

John Locke (1632-1704) ging davon aus, dass das menschliche Bewusstsein bei der Geburt
noch eine völlig unbeschriebenes Blatt, eine leere Tafel (tabula rasa) sei, die erst durch die
sinnliche Erfahrung beschrieben werde. Seine berühmte Grundthese lautete: Nihil est in
intellectu quod non (prius) fuerit in sensibus („Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in
den Sinnen gewesen wäre“). Die äußeren Wahrnehmungen (sensations) würden als innere
Wahrnehmungen (reflections) zunächst in Form einfacher Ideen widergespiegelt und durch
den Verstand zu komplexeren Ideen verbunden. Dann müsse es aber auch einen inneren
Betrachter geben, der diese Ideen wahrnehme.

Das klassische Gegenargument gegen solche „Homunkulus-Theorien“ lautet, dass man dann
erst recht wieder erklären müsse, wie der innere Betrachter, der „Homunkulus“ diese
inneren Bilder und Ideen wahrnehme. Man müsste dann wohl einen weiteren Honukulus
postulieren, der die Bilder und Ideen des ersteren wahrnehme - und so fort in einem
endlosen Regress.

Cartesianisches Theater
Der US-amerikanischer Philosoph Daniel Dennett (* 1942) unterstellt, dass zahlreiche
Theorien der Philosophie des Geistes - meist unbewusst - einen solchen inneren Homunkulus
voraussetzen. Das sei nämlich immer dann der Fall, wenn man davon ausgehe, dass alle
Informationen, die das Gehirn verarbeite, an einem zentralen Ort - dem „Homunkulus“ -
zusammengeführt werden müssten, um ins Bewusstsein zu gelangen. Er gebraucht dafür die
Metapher eines „Cartesianischen Theaters“, in dem die Informationen dem inneren
Betrachter präsentiert würden. Das sei aber völlig unnötig: „Wenn eine bestimmte
Beobachtung durch einen spezialisierten Teil des Gehirns gemacht wurde, ist der
Informationsgehalt gegeben und muss nicht zu einer erneuten Beobachtung zu einem
zentralen Beobachter geschickt werden.“[1] Denett entwickelte entsprechend ein „Modell
der verschiedenen Entwürfe“ (multiple drafts model), dem zufolge in verschiedenen
Gehirnregionen unterschiedliche Interpretationen der Informationen gebildet würden, die
miteinander konkurrieren, ohne jemals an einer zentralen Stelle miteinander verglichen zu
werden. Die meisten Kritiker Dennetts sind sich darüber einig, dass es zwar keinen räumlich
Ort gebe, an dem alle Informationen zusammengeführt würden, dass es aber doch einen
Prozess geben müsse, der alle Information zu einer einheitlichen Wahrnehmung verbinde.
Dieses sog. Bindungsproblem sei durch Dennetts multiple drafts nicht gelöst.

Neurowissenschaften
Als Metapher wird der Homunculs seit den 1950er Jahren auch in den Neurowissenschaften
verwendet. Bemerkenswerterweise ist nämlich auf der Großhirnrinde sowohl im
motorischen Cortex wie auch im somatosensorischen Cortex der ganze Körper als
verkleinerter, auf dem Kopf stehender und je nach funktioneller Bedeutung in seinen
Dimensionen teils stark verzerrter „Homunculus“ abgebildet. Der motorische Homunkulus
liegt auf dem Gyrus praecentralis, der sensorische Homunkulus auf dem benachbarten Gyrus
postcentralis. Diese Zuordnung von Körperregion zu Hirnrindenarealen wird als Somatotopie
(von griech. σῶμα soma „lebendiger Körper, Leichnam“ und τόπος topos „Ort, Stelle,
Landstrich, Gegend, Örtlichkeit, Raum“) bezeichnet und wurde schon im 19. Jahrhundert von
John Hughlings Jackson (1835–1911) postuliert.
motorischer Homunkulus
motorischer Homunkulus

sensorischer Homunkulus
sensorischer Homunkulus

Der Homunculus in Goethes Faust-Tragödie


Datei:Faust Homunculus.jpg

Der Homunkulus des niederländischen Wissenschaftlers Nicolas Hartsoeker (1656-1725): Der


Embryo ist im Spermium bereits präformiert und bildet sich durch Ausstülpung
„Faust steigt dann hinunter in das Reich der Mütter, in die geistige Welt; es gelingt ihm den
Geist der Helena heraufzuführen. Aber er ist noch nicht reif, diesen Geist mit seiner eigenen
Seele wirklich zu verbinden. Daher die Szene, wo in Faust die Leidenschaft sich regt, wo er
mit sinnlicher Leidenschaft umfassen will das Urbild der Helena. Deshalb wird er da
zurückgestoßen. So ergeht es jedem, der aus persönlichen, egoistischen Gefühlen sich der
geistigen Welt nähern will. Er wird zurückgestoßen, wie Faust zurückgestoßen wird, als er
vom Reiche der Mütter herauf den Geist der Helena geholt hat. Faust muß erst reif werden,
erkennen lernen, wie sich wirklich zusammenfinden die drei Glieder der menschlichen Natur:
der unsterbliche Geist, der von Leben zu Leben, von Verkörperung zu Verkörperung geht;
der Leib, der zwischen Geburt und Tod sich auslebt; und die Seele, die zwischen beiden
drinnen steht. Leib, Seele und Geist, wie sie sich verbinden, wie sie zusammengehören, das
soll Faust kennenlernen. Das Urbild der Helena, das Unsterbliche, das Ewige, das von
Verkörperung zu Verkörperung, von Leben zu Leben geht, hat Faust schon gesucht, aber
unreif. Jetzt soll er heranreifen, um würdig zu werden, wirklich in die geistige Welt
einzutreten. Dazu muß Faust kennenlernen, wie dieses Unsterbliche erst dann herantritt an
den Menschen, wenn er sich im physischen Dasein in einem neuen Leben zwischen Geburt
und Tod wiederum verkörpern kann. Deshalb muß Goethe zeigen, wie die Seele zwischen
Geist und Körper lebt, wie sie sich hineinstellt zwischen den unsterblichen Geist und den
Leib, der zwischen Geburt und Tod steht. Das zeigt uns Goethe im zweiten Teile des «Faust».

Die Seele ist bei Goethe verborgen in jenem wundersamen Gebilde, über das die Goethe-
Forscher nicht viel zu sagen wissen, in dem die Geistesforscher, die bewandert sind,
erkennen das Urbild der Seele. Das ist nichts anderes als das wunderbare Gebilde des
Homunkulus, des kleinen Menschleins. Das ist ein Bild der menschlichen Seele. Was hat
diese Seele zu tun? Sie ist der Vermittler zwischen Leib und Geist, sie muß die Elemente des
Leibes aus allen Reichen der Natur heranziehen, um sich mit ihnen in Verbindung zu bringen.
Erst dann kann sie mit dem unsterblichen Geiste vereinigt werden. Daher sehen wir, wie
Faust von diesem Homunkulus geführt wird in die klassische Walpurgisnacht bis zu den
Naturphilosophen Anaxagoras und Thales, die nachgedacht haben, wie die Natur und das
Lebendige entstehen.

Da wird jene wahre Entwicklungslehre gezeigt, die zurückgeht dazu, daß nicht nur ein
Tierisches der menschlichen Entwickelung zugrunde liegt, sondern ein Seelisches, das die
Elemente aus der Natur sammelt, um nach und nach den Leib aufzubauen. Daher wird dem
Homunkulus der Rat gegeben: Vom untersten Reich mußt du beginnen, um zu höherem und
höherem aufzusteigen. — An das mineralische Reich wird zunächst die Seele des Menschen
verwiesen. Dann wird ihm gesagt: Du hast durch das Pflanzenreich durchzugehen. - Ein
wunderbarer Ausdruck ist da: «Es grunelt so», um den Durchgang durch die Pflanzenwelt,
das Saftig-Grüne, zu verzeichnen. Da sammelt die Seele alle Elemente der Naturreiche, um
dann heraufzusteigen. Es wird ausdrücklich gesagt: «Und bis zum Menschen hast du Zeit.»
Dann sehen wir, wie herantritt der Geist der Liebe, Eros, nachdem die Seele aus allen
Reichen der Natur sich den Leib herangebildet hat. Da verbindet sie sich mit dem Geiste.
Leib, Seele und Geist sind vereinigt. Hier verbindet sich das, was Seele des Homunkulus ist,
was sie sich als Leib einorganisiert, mit dem Geist der Helena. Deshalb kann uns im dritten
Akte des zweiten Teiles Helena leibhaftig entgegentreten. Die Wiederverkörperungslehre
sehen wir künstlerisch-dichterisch in den zweiten Teil des «Faust» hineingeheimnißt. Nicht
so kann man sich verbinden mit Helena, daß man in stürmischer Leidenschaft sie an sich
heranzieht, sondern so, daß man wirklich die Geheimnisse des Daseins durchlebt, die
wirkliche Wiederverkörperung durchlebt.“ (Lit.:GA 272, S. 32f)

Goethe, der bekanntlich das Bild des Homunculus im zweiten Teil seiner Faust-Tragödie
gebraucht, war sich sehr wohl bewusst, dass es sich dabei nicht um ein physisches, sondern
um ein astrales Wesen handelt. Gleich zu Beginn der ganzen Schilderung wird schon auf den
Lichtcharakter des Homunculus hingewiesen und zugleich auch auf das Geheimnis des
Kohlenstoffs gedeutet, der der wahre Stein der Weisen ist:

Schon hellen sich die Finsternisse;


Schon in der innersten Phiole
Erglüht es wie lebendige Kohle,
Ja, wie der herrlichste Karfunkel,
Verstrahlend Blitze durch das Dunkel:
Ein helles, weißes Licht erscheint!

Später wird der Homunculus als leuchtendes Zwerglein beschrieben und weiter heißt es
dann:

Er ist, wie ich von ihm vernommen,


Gar wundersam nur halb zur Welt gekommen:
Ihm fehlt es nicht an geistigen Eigenschaften,
Doch gar zu sehr am Greiflich-Tüchtighaften.
Bis jetzt gibt ihm das Glas allein Gewicht;
Doch wär er gern zunächst verkörperlicht.

Die Szenen der Klassischen Walpurgisnacht zeigen, wie das Seelenflämmchen des
Homunkulus durch die Naturkräfte und Naturwesen nach und nach seine Leiblichkeit erhält:

"Das ist die Charakteristik des astralischen Leibes; und Homunculus selbst sagt von sich:

Die weil ich bin, muß ich auch tätig sein ...,
ein astralisches Gebilde, das nicht stille stehn kann, das in fortwährenden Tätigkeiten sich
ausleben muß. Er muß hingeführt werden in solche Sphären, wo er wirklich Geist und Leib
miteinander vereinigen kann.
Und nun sehen wir das, was Faust da durchmacht, die Menschwerdung, dargestellt in der
klassischen Walpurgisnacht. Da werden uns vorgeführt die Summen von all den Kräften und
Wesenheiten, die hinter der physisch-sinnlichen Welt wirken; und fortwährend werden
hineinverwoben Geister aus der physischen Welt, die ihre Seele so weit ausgebildet haben,
daß ihre Seele zusammengewachsen ist mit der geistigen Welt, daß sie gleichzeitig auch" in
der geistigen Welt bewußt sind. Solche Gestalten sind die beiden griechischen Philosophen
Anaxagoras und Thales. Von ihnen will dieser Homunculus sich sagen lassen, wie man
entstehen kann; wie man, wenn man geistig ist, zu einer physischen Gestaltung vordringen
kann. Und mitwirken sollen alle die Gestalten, die uns in dieser klassischen Walpurgisnacht
vorgeführt werden, die Gestalten der Verwirklichung des astralischen Leibes, der reif ist zum
Eintritt in die Sinnlichkeit, in die physische Welt. Wenn man das alles genau verfolgen
könnte, würde selbst im einzelnen jede Wendung beweisend sein für das, was gemeint ist.
Bei Proteus und Nereus sucht Homunculus Kundschaft, wie er hineindringen kann in die
physische Welt. Es wird ihm gezeigt, wie er sich die Elemente der Materie herumgliedern
kann, und wie bei ihm die geistigen Eigenschaften sind, das heißt, wie die Seele sich nach
und nach hineinbegibt in die physischsinnlichen Elemente, durch das hindurch, was sich
abgespielt hat in den Reichen der Natur. Es wird uns gezeigt, wie die Seele wieder zu
durchlaufen hat die Zustände des mineralischen, des pflanzlichen, des tierischen Reiches, um
hinauf sich zu gestalten zum Menschen:

Im weiten Meere mußt du anbeginnen!


das heißt im Mineralischen. Dann mußt du durchgehen durch das pflanzliche Reich. Goethe
erfindet sogar einen Ausdruck dafür, den es sonst nicht gibt. Er läßt den Homunculus sagen:

Es grunelt so, und mir behagt der Duft!


Es wird ihm angedeutet, wie er den Weg zu machen hat bis dahin, wo allmählich sich um ihn
herum ein physischer Leib bildet. Zuletzt tritt der Moment der Liebe ein. Eros wird das Ganze
vollenden. Thales gibt den Rat dazu:

Gib nach dem löblichen Verlangen,


Von vorn die Schöpfung anzufangen!
Zu raschem Wirken sei bereit!
Da regst du dich nach ewigen Normen,
Durch tausend abertausend Formen,
Und bis zum Menschen hast du Zeit.

Denn wenn der Homunculus in die physische Welt eingetreten ist, verliert er seine
Eigenschaften. Das Ich wird sein Beherrscher:

Nur strebe nicht nach höheren Orden:


Denn bist du erst ein Mensch geworden,
Dann ist es völlig aus mit dir.

So sagt Proteus; das heißt, aus mit dir, dem astralischen Leibe, der noch nicht in das
Menschenreich eingedrungen ist. Die ganze Goethesche Naturanschauung von der
Verwandtschaft aller Wesen, von ihrer metamorphosischen Entwickelung aus dem
Unvollkommenen zum Vollkommenen, tritt hier im Bilde auf. Der Geist kann in der Welt
zunächst nur keimartig sein. Er muß sich in die Materie, in die Elemente ausgießen, in sie
untertauchen, um aus ihnen erst höhere Gestalt anzunehmen. Homunculus zerschellt am
Muschelwagen der Galatee. Er löst sich in die Elemente auf. Der Moment wird in
wunderbarer Weise dargestellt, wo wirklich der astralische Leib sich umgliedert hat mit
einem Leibe aus physischer Materie und nun als Mensch leben kann.

Das sind Erlebnisse, die Faust durchmacht, während er in einem andern


Bewußtseinszustand, in einem dem Leibe entrückten Zustand ist. Reif wird er nach und nach,
die Geheimnisse zu schauen, die hinter dem physisch-sinnlichen Dasein liegen. Und jetzt
kann er schauen, wie das, was in dem Reiche des «längst nicht mehr Vorhandenen» ist, der
Geist der Helena, verkörpert vor ihm auftritt. Wir haben den dritten Akt des zweiten Teils
des «Faust», die Wiederverkörperung der Helena. Goethe stellt geheimnisvoll, wie er es
damals mußte, die Idee der Wiederverkörperung hin: wie aus den drei Reichen sich
zusammenschließen Geist, Seele und Leib, um einen Menschen zu bilden, und vor uns steht
die wiederverkörperte Helena." (Lit.: GA 057, S. 347ff)

Der Homunculus und das Phantom des Antimons


"Wenn die alten Ärzte sprachen von der Erzeugung des Homunkulus, so ist das im Grunde
genommen so, daß sie in ihrem noch vorhandenen Hellsehen so etwas schauen konnten, wie
es das «Phantom» des Antimons ist. Da erschien ihnen in dem Bildeprozeß, den sie äußerlich
in ihrem Laboratorium vollführten, während das Antimon seine Kräfte entfaltete,
hineinprojiziert aus ihrem eigenen Wesen dasjenige, was diese Antimonkräfte als
albuminisierende Kräfte bekämpft. Dasjenige, was sonst zurückbleibt im menschlichen
Organismus, das projizierten sie hinaus, und da sahen sie den Homunkulus, der da erschien,
während sich der Prozeß abspielte, in welchem das Antimon seine verschiedenen Formen
annimmt." (Lit.: GA 312, S. 362f)

ᐃᐁ
Geister der Finsternis
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Als Geist der Finsternis wird von Rudolf Steiner zumeist Ahriman bezeichnet und die ihm
folgenden Scharen sind die Geister der Finsternis. Ahriman breitet den dunklen Schleier der
Materie über die übersinnlichen Welten und verwehrt uns dadurch den Einblick in die
geistigen Hintergründe des Daseins, so dass wir nur mehr die luziferische Rückspiegelung der
Sinneswelt an der undurchdringlichen Stoffeswelt erleben.

Als Geister der Nacht (hebr. ‫ לילה‬Laj'lah „Nacht“) hat Rudolf Steiner insbesondere auch die in
ihrer Entwicklung zurückgebliebene Urengel (Geister der Persönlichkeit) bezeichnet, die den
Elohim bei ihrem Schöpfungswerk dienlich waren. Sie sind bis zu einem gewissen Grad auf
jener Entwicklungsstufe des alten Saturns zurückgeblieben, auf der es noch kein Licht gab.
Damals wurde der physische Leib des Menschen als reiner Wärmeleib veranlagt. Bis heute
sind sie notwendig und wirksam als Aufbaukräfte, die während des Schlafes am physischen
und Ätherleib arbeiten und dadurch die Schäden wieder ausbessern, die durch unser
Tagesbewusstsein angerichtet werden. Ihnen werden in der Genesis die als Jom (hebr. ‫יום‬
„Tag“) bezeichneten Geister des Lichts entgegengestellt, die die regelrecht entwickelten
Zeitgeister sind.
Zurückgebliebene Archai sind auch die Asuras. Sie wirken als gefährliche Widersacher, deren
verdunkelnde Macht die Ahrimans bei weitem überragt.

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Geister der Umlaufszeiten
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(Weitergeleitet von Geister der Umlaufzeiten)
Die Geister der Umlaufszeiten (eng. Spirits of Rotation of Time) entstammen der Hierarchie
der Zeitgeister (Urengel) und sind Nachkommen der ersten Hierarchie. In ihrer Gesamtheit
bilden sie den astralischen Leib der Erde. Entsprechend wirken sie auch auf den Astralleib
der Tiere und Menschen. In ihr Gebiet taucht der Mensch ein, wenn er einschläft und dabei
sein Ich und sein Astralleib den belebten Körper, der im Bett zurückbleibt, verlassen. Der
Mensch kommt dadurch gerade im Schlaf in eine enge Beziehung zu den geistigen Kräften,
die die äußere Naturordnung leiten.

Inhaltsverzeichnis
1
Naturgesetze und Naturkräfte
Die Geister der Umlaufszeiten dirigieren die Elementarwesen und alle rhythmisch
geordneten Naturvorgänge, den Wechsel von Tag und Nacht, den Wechsel der Jahreszeiten
und weiter auch jene rhythmischen Prozesse, durch die den einzelnen Tierarten eine ganz
spezifische typische Lebensspanne zugemessen ist. Letztlich ist alles, was wir mit dem Begriff
"Naturgesetz" belegen, eine Wirkung der Geister der Umlaufzeiten, während die Naturkräfte
der äußere Ausdruck der Tätigkeit der Elementarwesen sind.

Über den Geistern der Umlaufszeiten steht der Planetengeist als das Ich des Planeten. Der
Planetengeist der Erde ist der Erdgeist.

„So wie wir beim Menschen also sagen: hinter seinem astralischen Leib ist sein Ich, so
sprechen wir davon, daß hinter all dem, was wir die Gesamtheit der Geister der
Umlaufszeiten nennen, verborgen ist der Geist des Planeten selbst, der Planetengeist.
Während die Geister der Umlaufszeiten die Naturgeister der Elemente dirigieren, um auf
dem Erdenplaneten rhythmischen Wechsel, Wiederholungen in der Zeit, Abwechselung im
Raum hervorzurufen, hat der Geist der Erde eine andere Aufgabe. Dieser Geist der Erde hat
die Aufgabe, die Erde selber in Wechselbeziehung zu bringen zu den übrigen
Himmelskörpern der Umgebung, sie so zu dirigieren und zu lenken, daß sie im Laufe der
Zeiten in die richtigen Stellungen kommt zu den anderen Himmelskörpern. Dieser Geist der
Erde ist gleichsam der große Sinnesapparat der Erde, durch den die Erde, der Erdenplanet, in
das richtige Verhältnis zu der Umwelt kommt.

Wenn ich also die Aufeinanderfolge jener geistigen Wesenheiten, mit denen wir es zunächst
auf unserer Erde zu tun haben und zu denen wir den Weg finden können durch eine
allmähliche okkulte Entwickelung, zusammenfassen soll, so muß ich sagen: Wir haben als
den äußersten Schleier die Sinnenwelt mit aller ihrer Mannigfaltigkeit, mit demjenigen, was
wir ausgebreitet sehen für unsere Sinne, was wir mit dem Verstand des Menschen begreifen
können. Wir haben dann hinter der Sinneswelt liegen die Welt der Naturgeister. Hinter der
Welt der Naturgeister haben wir liegen die Welt der Geister der Umlaufszeiten und dahinter
den Planetengeist.

Wenn Sie dasjenige, was für das normale Bewußtsein von diesem Weltenaufbau vorliegt,
vergleichen wollen mit diesem Weltenaufbau selber, dann können Sie sich das etwa so
klarmachen: der äußerste Schleier der Welt wäre diese Welt der Sinne, dahinter die Welt der
Naturgeister, die Welt der Geister der Umlaufszeiten und dahinter der Planetengeist. Nun
müssen wir aber sagen, daß der Planetengeist sich in seiner Wirksamkeit in einer gewissen
Beziehung durchdrückt bis zur Sinneswelt, so daß man in der Sinneswelt sein Abbild in
gewisser Weise wahrnehmen kann, ebenso die

Zeichnung aus GA 136, S 45


Geister der Umlaufszeiten, ebenso die Naturgeister. So daß wir, wenn wir die Sinneswelt
selber mit dem normalen Bewußtsein beobachten, in dieser Sinneswelt gleichsam wie in
einem Aufdruck von hinten die Spur dieser Welten haben, die dahinter liegen, etwa so, wie
wenn wir in der obersten Haut, die wir als die Sinneswelt weggezogen haben, eben die
hinter dieser stufenweise wirksamen geistigen Wesenheiten hätten. Das normale
Bewußtsein nimmt die Sinneswelt als ihre Wahrnehmungen wahr; die Welt der Naturgeister,
die drückt sich in den Wahrnehmungen als das ab, was man die Naturkräfte nennt. Wo die
Wissenschaft von Naturkräften spricht, da haben wir eigentlich nichts Wirkliches. Für den
Okkultisten sind die Naturkräfte nichts Wirkliches, sondern sie sind die Maja, sie sind die
Abprägung der Naturgeister, die hinter der Sinneswelt wirken.

Der Abdruck wiederum der Geister der Umlaufszeiten ist das, was man gewöhnlich für das
normale Bewußtsein die Naturgesetze nennt. Alle Naturgesetze sind im Grunde genommen
dadurch vorhanden, daß die Geister der Umlaufszeiten dirigierend als Mächte wirken.
Naturgesetze sind nichts Wirkliches für den Okkultisten. Wenn der gewöhnliche
Naturforscher von Naturgesetzen spricht und sie äußerlich kombiniert, so weiß der Okkultist,
daß diese Naturgesetze in ihrer Wahrheit sich enthüllen, wenn der Mensch bei
aufgewachtem Astralleib hinlauscht auf das, was die Geister der Umlaufszeiten sagen und
wie sie die Naturgeister anordnen, dirigieren. Das drückt sich in der Maja, im äußeren
Schein, in den Naturgesetzen aus. Und weiter geht gewöhnlich das normale Bewußtsein
nicht. Zu dem Abdruck des Planetengeistes in der äußeren Welt geht gewöhnlich das
normale Bewußtsein nicht. Das normale Bewußtsein der heutigen Menschheit spricht von
der äußeren Wahrnehmungswelt, von den Tatsachen, die man wahrnimmt, spricht von den
Naturkräften: Licht, Wärme, Magnetismus, Elektrizität und so weiter, Anziehungskraft,
Abstoßungskraft, Schwere und so weiter. Das sind diejenigen Wahrnehmungen in der Welt
der Maja, denen in Wirklichkeit die Welt der Naturgeister zugrunde liegt, der Ätherleib der
Erde. Dann spricht die äußere Wissenschaft von Naturgesetzen. Das ist wiederum eine Maja.
Es liegt zugrunde das, was wir heute geschildert haben als die Welt der Geister der
Umlaufszeiten. Erst dann, wenn man noch weiter vordringt, kommt man auch zu der
Ausprägung des Planetengeistes selber in der äußeren Sinneswelt. Die Wissenschaft tut das
heute nicht.“ (Lit.:GA 136, S. 44ff)

Kulturepochen und Reinkarnation


„Wir blicken zu diesen Geistern der Persönlichkeit hinauf, zu diesen Wesen, die mit dem
sonst so nichtssagenden Worte «Zeitgeist» benannt werden können, so, daß wir sagen
können: Wir Menschen gehen von Inkarnation zu Inkarnation; wir wissen aber ganz genau,
daß, indem wir selber von Epoche zu Epoche schreiten, indem wir in die Zukunft sehen,
immer andere Zeitgeister die Geschehnisse unserer Erde regieren. Aber auch unser heutiger
Zeitgeist wird wiederkommen, wir werden ihm wieder begegnen. Wegen dieser Eigenschaft
dieser Geister der Persönlichkeit, daß sie gleichsam Kreise beschreiben und wieder zu ihrem
Ausgangspunkte zurückkommen, daß sie Zyklen beschreiben, wegen dieser Eigenschaft
werden sie auch «Geister der Umlaufszeiten» genannt.“ (Lit.:GA 121, S. 30f)

Zusammenhang mit den Geistern der Weisheit


„Hätten diejenigen Geister der Weisheit, die jetzt gemeint sind, sozusagen das Regiment sich
angemaßt, so würde jene sprudelnde, vehemente Entwickelung eingetreten sein, die man
auch charakterisieren könnte, indem man sagt: der Mensch würde in einer einzigen
Inkarnation alle mögliche Vervollkommnung von allen Inkarnationen zusammengedrängt
erlebt haben. So aber wurde das, was die Geister der Weisheit geben sollten, verteilt auf die
ganzen aufeinanderfolgenden Inkarnationen auf der Erde. Man drückt das im Okkultismus
durch ein ganz bestimmtes Wort aus. Wären die Geister der Weisheit in der Entwickelung
geblieben, so hätte der Mensch durch alle Entwickelungsstufen hindurch, körperlich sich
verbrennend, sich schnell zur Geistigkeit entwickelt. So aber verzichteten die Geister der
Weisheit darauf, den Menschen zu einer solchen vehementen Entwickelung zu bringen. Sie
gingen weg von der Erde, um sie zu umkreisen, um die Zeiten, die sonst vehement
abgelaufen wären, zu mäßigen, maßvoll zu machen. Man sagt daher im Okkultismus, daß
diese Geister der Weisheit «Geister der Umlaufszeiten» wurden. In aufeinanderfolgenden
Umlaufszeiten, die geregelt sind durch den Gang der Gestirne, wurden des Menschen
aufeinanderfolgende Inkarnationen geregelt. Die Geister der Weisheit wurden Geister der
Umlaufszeiten. Sie wären fähig gewesen, den Menschen von der Erde hinwegzuheben durch
ihre weisheitsvolle Macht; aber die Menschen hätten darauf verzichten müssen, die Früchte
zu zeitigen, die nur innerhalb der Zeit reifen können. Die Früchte der Liebe, der
Erdenerfahrung, wären nicht zu gewinnen gewesen. Diejenigen Geheimnisse, welche
Wesenheiten haben und beherzigen müssen, um die Früchte der Liebe, der Erdenerfahrung
zu zeitigen, waren diesen Geistern der Umlaufszeiten verborgen. Deshalb heißt es in der
Schrift: «Sie verhüllten ihr Antlitz vor dem mystischen Lamm!» Denn das «mystische Lamm»
ist der Sonnengeist, der das Geheimnis hat, nicht nur die Geister hinwegzuheben von der
Erde, sondern die Leiber von der Erde zu erlösen, sie zu vergeistigen, nachdem sie durch die
vielen Inkarnationen hindurchgegangen sind. Der Besitzer des Liebesgeheimnisses, das ist
der Sonnengeist, den wir den Christus nennen; und weil er nicht nur ein Interesse hat an der
Individualität, sondern unmittelbar an jeder einzelnen Persönlichkeit der Erde, nennen wir
ihn deshalb das «große Opfer der Erde» oder das «mystische Lamm».

So wurden die einen die Geister der Umlaufszeiten und regelten die aufeinanderfolgenden
Inkarnationen. Der Christus wurde der Mittelpunkt, insofern die einzelnen Persönlichkeiten
der Menschen geheiligt und geläutert werden sollten. Alles, was der Mensch aus der
einzelnen Persönlichkeit als Frucht hineinbringen kann in die Individualität, erlangt er
dadurch, daß er einen Zusammenhang hat mit dem Christus-Wesen. Das Hinschauen, das
Sich-verbunden-Fühlen mit dem Christus-Wesen läutert und veredelt die Persönlichkeit.
Wäre die Erdentwickelung verlaufen ohne die Erscheinung des Christus, so wäre der Leib des
Menschen, wenn wir den Ausdruck umfassend gebrauchen, böse geblieben; er hätte sich mit
der Erde verbinden müssen und wäre für immer der Materialität verfallen. Und wenn
trotzdem die Geister der Weisheit nicht darauf verzichtet hätten, den Menschen gleich im
Anfange der eigentlichen Erdentwickelung zu vergeistigen, so hätte folgendes eintreten
können: Entweder hätten die Geister der Weisheit sogleich bei Beginn der Erdentwickelung -
also in der lemurischen Zeit - den Menschen herausgerissen aus dem Leib, ihn einer raschen
geistigen Entwickelung entgegengeführt und seinen Leib rasch verbrannt; dann hätte die
Erde niemals ihre Mission erfüllen können. Oder die Geister der Weisheit hätten gesagt: Das
wollen wir nicht; wir wollen, daß sich der Leib des Menschen voll entwickle; aber wir selber
haben daran kein Interesse, also überlassen wir das dem Spätgeborenen, dem Jehova, der ist
der Herr der Form! Dann wäre der Mensch mumifiziert worden, wäre vertrocknet. Der Leib
des Menschen aber wäre mit der Erde verbunden geblieben; er wäre niemals einer
Vergeistigung entgegengegangen.“ (Lit.:GA 102, S. 107f)

Zusammenhang mit dem Sonnen- bzw. Erdapex


→ Hauptartikel: Apex

Der im Sternbild Herkules gelegene Sonnenapex.


Der Sonnenapex (von lat. apex „Spitze, Kuppe, Helm“; abgekürzt: Ap) ist der Fluchtpunkt der
Bewegung unserer Sonne um das Zentrum unserer am Nachthimmel als Milchstraße
sichtbaren Galaxis, das die Sonne in einem Abstand von etwa 26.000 Lichtjahren mit einer
durchschnittlichen Geschwindigkeit von 225 km/s umläuft. Der Sonnenapex, auf den sich die
Sonne nach aktuellen Messungen mit etwa 19,7 km/s zubewegt, liegt, verglichen mit dem
Mittel der benachbarten hellen Fixsterne, südwestlich der Vega, des zweithellsten Sterns am
Nordhimmel, im Sternbild Herkules nahe des Sterns Xi Herkules (ξ Her).

Mit der Sonne bewegt sich auch das ganze Planetensystem mit. Die Erde und die anderen
Planeten durchlaufen daher in Wahrheit keine elliptische Bahnen um eine als feststehend
angenommene Sonne, sondern führen, indem sie der Sonnenbewegung folgen,
kompliziertere Schrauben- bzw. Schleifenbewegungen aus, auf deren Bedeutung für die
Gestaltung des menschlichen Organismus Rudolf Steiner wiederholt hingewiesen hat (vgl.
dazu etwa die breiten Ausführungen in GA 323). Der Erdapex folgt der jährlichen
Sonnenbewegung auf der Ekliptik versetzt um etwa 90° nach.

„Im Umlauf der Erde um die Sonne, diesem sogenannten Umlauf, liegt eine tiefe Weisheit,
und der Mensch wird einst erkennen, daß darin etwas ungeheuer Bedeutungsvolles sich
abspielt. Wundern Sie sich nicht, daß ich sage: «sogenannt». Was heute in den Schulen
gelehrt wird über die Art, wie die Erde sich um die Sonne bewegt, ist nur das Ergebnis eines
Rechenexempels. Es ist gar nicht absolut wahr. Diese Erklärung wird auch einst ganz andere
Formen annehmen. Selbst geschichtlich könnten sich die Menschen unterrichten, daß es
nicht so ist. Es ist eine ganz merkwürdige Sache mit dem System des Kopernikus. Er gründete
seine Anschauung auf drei Grundsätze, von denen die heutige Wissenschaft nur zwei
angenommen hat, den dritten aber unter den Tisch hat fallen lassen. In Wirklichkeit rast die
Sonne mit großer Geschwindigkeit durch den Weltenraum auf das Sternbild des Herkules zu.
Eine solche Bewegung, wie sie gewöhnlich geschildert wird, wird nur dadurch vorgetäuscht,
daß sich die Planeten mitbewegen. Die wahre Erdbahn bildet eine Schraubenlinie. Was man
die Schiefe der Ekliptik nennt, ist die Schwerkraftlinie zwischen Sonne und Erde. Man hat
vergessen, daß die Erde im Laufe eines Jahres sich einmal dreht um die Achse der Ekliptik,
und diese Drehung kombiniert sich mit der Schraubendrehung. Diese beiden Dinge hat
Kopernikus noch auseinandergehalten, aber jetzt tut man es nicht mehr. Die Bewegung mit
der Ekliptik hat man fallen gelassen. So stimmt es mit den Tatsachen gar nicht überein, wenn
man sagt, die Erde dreht sich um die Sonne. In Wahrheit ist eine Schraubenbewegung
vorhanden.

Zeichnung aus GA 98, S. 231


Wenn diese Schraubenlinie eine Gerade wäre, so müßte der Fortschritt ein ungeheuer
schneller sein; die Erde müßte ihren Weg mit ungeheurer Schnelligkeit zurücklegen, und das
wäre gerade das, was der Mensch nicht vertragen könnte.

Wenn die Erde jene Räume wirklich durchmessen würde, die sie geradlinig zurücklegen
würde, dann müßte der Mensch gleich alt werden. Nun ist aber die Bewegung in einer
weisen Art abgebogen durch die leitenden Geister. Der absolute Fortschritt wird durch die
andere Art der Bewegung verzögert. Sie sehen, wie tiefe Weisheit im Kosmos liegt; diese
Weisheit ist der Ausdruck der leitenden Geister. Wir haben Regulatoren unserer Evolution,
gegeben in den Engeln und Erzengeln. Die Kräfte, die wirken von Inkarnation zu Inkarnation,
die den Menschen weitertreiben, daß er nicht mumifiziert werden kann, das sind die
Regulatoren künftiger Umlaufszeiten des Jupiter. Solche Geister, die über dem Menschen
stehen und sein Leben regeln, nennt man daher auch «Geister der Umlaufszeiten », weil ihre
Taten später in den Umlaufszeiten der Himmelskörper zum Ausdruck kommen werden. In
dem, wie die Sterne sich heute bewegen, können Sie die Resultate sehen dessen, was
höhere Wesenheiten damals getan haben, und in der heutigen Menschheit können Sie
schon die künftigen Umlaufszeiten erkennen. Da kommt ungeheures geistiges Leben in den
Himmelsraum hinein, wenn wir ihn so betrachten lernen.“ (Lit.:GA 98, S. 230ff)

Zusammenhang mit den Tageskräften

Die Wirkung kosmischer Kräfte im Tageslauf (GA 178, S 229)


→ Hauptartikel: Tageskräfte
Die Morgenkräfte wirken vornehmlich auf den Verstand bzw. die Vernunft des Menschen
und fördern seine Urteilskraft. Die Mittagskräfte impulsieren den Willen und die Abendkräfte
beflügeln die Phantasie.

„Die Geister des Morgens regen uns so an, daß wir uns da sozusagen angeregter fühlen in
unserem Ätherleib zu einer Tätigkeit, die mehr nach dem Verstande, nach der Vernunft
zuneigt, die mehr das Erlebte überdenken kann, die mehr das Beobachtete in der Erinnerung
mit dem Urteil verarbeiten kann. Geht es gegen den Mittag zu, so nehmen diese Kräfte des
Urteils nach und nach ab; der Mensch fühlt, wie innerlich die Impulse des Willens arbeiten.
Wenn auch der Mensch gegen den Mittag zu anfängt, sozusagen in bezug auf die äußeren
Arbeitskräfte weniger leistungsfähig zu sein als am Morgen: innerlich arbeiten die
Willenskräfte mehr. Und wenn es dann gegen den Abend zugeht, dann kommen die
produktiven Kräfte, das, was mehr mit der Phantasie zusammenhängt. So unterscheiden sich
auch in bezug auf ihre Obliegenheiten die geistigen Wesenheiten, die ihre Kräfte in die
Lebensäther-Verhältnisse der Erde hereinsenden.“ (Lit.:GA 145, S. 75)

Die Morgen- und Abendkräfte wirken aus den Regionen der Fische und der Jungfrau. Sie
können heilsam zum Wohl der ganzen Menschheit eingesetzt werden. Im
gruppenegoistischen Sinn wird man hingegen in westlichen Bruderschaften die Mittagskräfte
aus der Region der Zwillinge im Dienste des Doppelgängers für einen unrechten
mechanischen Okkultismus missbrauchen. Östliche Bruderschaften werden hingegen die
Mitternachtskräfte aus dem Bereich des Schützen für einen unrechten eugenischen
Okkultismus zur Geburtenkontrolle einsetzen.

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Geist der Schwere
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(Weitergeleitet von Geister der Schwere)
Der Geist der Schwere gehört dem Reich der Urengel (Archai) an und bildet die geistige
Ursache der Schwerkraft. Seine wesentliche Aufgabe besteht darin, unser Ich und unseren
Astralleib beim Erwachen wieder in den physischen Leib zurückzuführen. Unrechte Geister
der Schwere erregen Missstimmungen, die sich bis zur Hypochondrie steigern können.

"Wer von uns kennt nicht Verstimmungen, Mißstimmungen. Wir alle sind ihnen wohl schon
unterworfen gewesen. Der Esoteriker muß nun aber versuchen, mit seinem gewöhnlichen
Ich dagegen anzukämpfen. Denn läßt er die Mißstimmungen über sich Herr werden, so tritt
etwas ganz Bestimmtes bei ihm ein. Er verfällt dem unrichtigen Geiste der Schwere. Es gibt
wirklich einen solchen Geist oder Geister der Schwere. Der Geist der Schwere an sich gehört
zu den Urkräften (Geistern der Persönlichkeit), und er ist derjenige, der uns morgens beim
Erwachen zurückbringt in unseren physischen Körper. Das fällt in seinen Wirkungsbereich,
und das ist gut und richtig für uns. Nun gibt es aber unter diesen Geistern solche, die ihr
Wirkungsfeld überschreiten und im Bereiche der Geister der Form wirken wollen. Diese sind
es, die sich dann des Ätherleibes des Esoterikers bemächtigen, wenn er sich Mißstimmungen
hingibt, und ihn so bearbeiten, daß der Mensch ganz der Hypochondrie verfällt. Im
Physischen drückt sich das dann in Erkrankungen des Verdauungstraktes aus [...]

Wir brauchen keine Angst zu haben, wenn wir den Geist der Schwere in der Weise fühlen,
daß wir des Morgens beim Erwachen wie zerschlagen sind und unsere Glieder so schwer
fühlen, daß wir sie kaum rühren können. Das ist ein vorübergehendes Stadium und ein
Zeichen dafür, daß wir das unrichtige Stadium der Hypochondrie übersprungen haben. Und
wer zu gewissen Zeiten das Gefühl hat, daß er sich schwer mit seinen Füßen an der Erde
halten kann, daß er schweben müsse, der braucht sich auch nicht zu beunruhigen, denn er
hat das Stadium der Schwärmerei übersprungen, und die Erscheinung ist nur eine reguläre in
der Entwicklung. Des Menschen Seele wird durch den Geist der Schwere und den Geist des
Lichtes im Gleichgewicht gehalten, und der Esoteriker soll immer bemüht sein, dieses
Gleichgewicht nicht zu stören." (Lit.: GA 266b, S. 49ff)

Auch Ahriman wirkt als Geist der Schwere und hat zugleich Gewalt über den Tonäther und
den Lebensäther. Durch seinen Einfluss wird der physische Leib des Menschen stärker ins
Physische hineingetrieben und dadurch zur männlichen Gestalt geformt. Die weibliche
Gestalt wird durch Luzifer gebildet, der auch Einfluss auf den Lichtäther und den
Wärmeäther hat, die beide der Leichte verwandt sind.

"Über den Ton- und Lebensäther hat besonders Ahriman seine Gewalt. Ahriman ist zugleich
der Geist der Schwere. Ahriman hat das Bestreben, Luzifer entgegenzuwirken. Dadurch wird
in einer gewissen Weise wesentlich das Gleichgewicht bewirkt, daß von den weise
wirkenden, fortschreitenden Göttern der luziferischen Gewalt, die den Menschen
hinausheben will über das Irdische, entgegengestellt wird die ahrimanische Gewalt. Ahriman
will nun den Menschen eigentlich herunterziehen ins Physische. Er will ihn mehr physisch
machen, als er sonst würde als Mittelmensch. Dazu ist Ahriman dadurch vorbereitet, daß er
besonders Gewalt hat über den Ton- und Lebensäther. Und in Ton- und Lebensäther wirkt er
und webt er, der Ahriman. Und dadurch wird nun die menschliche physische Gestalt, indem
sie aus dem Äther herausgeht ins Physische hinein, in einer andern Weise physisch, als sie
geworden wäre durch die bloß fortschreitenden Götter, zur männlichen Gestalt. Die
männliche Gestalt wäre ohne den Einfluß Ahrimans gar nicht denkbar, gar nicht möglich. So
daß man sagen kann: Die weibliche Gestalt ist herausgewoben durch Luzifer aus dem
Wärme- und Lichtäther, indem Luzifer dieser Gestalt ätherisch ein gewisses Streben nach
oben einflößt. Die männliche Gestalt wird von Ahriman so geformt, daß ihr ein gewisses
Streben zur Erde hin eingepflanzt wird." (Lit.: GA 272, S. 182f)

Laj'lah
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(Weitergeleitet von Geister der Nacht)
Laj'lah (hebr. ‫לילה‬, Nacht) sind in ihrer Entwicklung zurückgebliebene Urengel (Geister der
Persönlichkeit), die nach dem Bericht der Genesis den Elohim als Geister der Finsternis bzw.
Geister der Nacht bei ihrem Schöpfungswerk dienlich waren. Sie haben sich gewisse
Eigenschaften aus dem alten Saturndasein bewahrt, wo es noch kein Licht gab und die ganze
Welt in Finsternis getaucht war. Die Laj'lah wirken bis heute in den lebenswichtigen
Aufbaukräften, die während des Schlafes am physischen und Ätherleib arbeiten und dadurch
die Schäden wieder ausbessern, die durch unser Tagesbewusstsein angerichtet werden.
Ihnen werden in der Genesis die als Jom (hebr. ‫יום‬, Tag) bezeichneten Geister des Lichts
entgegengestellt, die die regelrecht entwickelten Zeitgeister sind.

„Nur eine gewisse Anzahl von Wesenheiten erreicht ihr Ziel. Ich habe das oftmals mit dem
banalen, drastischen Vergleich bezeichnet, daß ich sagte: Nicht nur in unseren Schulen
bleiben zur Sorge der Eltern die Schüler sitzen, sondern tatsächlich bleiben auch im
kosmischen Werden gewisse Wesenheiten auf einer früheren Stufe stehen, er- reichen
sozusagen nicht das entsprechende Ziel. - So also dürfen wir sagen, daß gewisse
Wesenheiten während der alten Saturnentwickelung nicht ihr eigentliches Entwickelungsziel
erreicht haben, daß sie zurückgeblieben sind, daß sie, als das alte Sonnendasein schon da
war, in gewisser Beziehung noch immer auf dem Saturnstandpunkt standen.

Wie werden sich nun während des alten Sonnendaseins solche Wesenheiten, die ja
eigentlich noch Saturnwesen waren, angekündigt haben? Dadurch, daß sie vor allen Dingen
das Wesenhafte des alten Sonnendaseins, daß sie die Lichtnatur nicht erreicht haben. Weil
sie nun aber einmal vorhanden waren, deshalb hatte dies alte Sonnendasein, das ich Ihnen
beschrieben habe als In-sich-Webendes von Licht, Wärme und Luft, es hatte neben dem
Licht, gleichsam eingesprengt in dieses, die Finsternis in sich verwoben. Und diese Finsternis
war ebenso der Ausdruck der auf der Saturnstufe zurückgebliebenen Wesenheiten, wie das
webende Licht der Ausdruck derjenigen Wesenheiten war, die in regulärer Weise die alte
Sonnenstufe erreicht hatten. So woben, äußerlich betrachtet, am äußeren Sonnendasein
ineinander Saturnwesen, die zurückgeblieben waren, und Sonnenwesen, die richtig
vorgeschritten waren. Innerlich betrachtet also, woben diese Wesenheiten ineinander, und
äußerlich gaben sie sich kund als Licht und Finsternis, als Ineinanderwirken von Licht und
Finsternis. Schauen wir also auf das Licht hin, so dürfen wir sagen: das ist die Offenbarung
der zum Sonnendasein vorgerückten Wesenheiten. Schauen wir auf die Finsternis, so stellt
sie sich uns dar als die äußere Offenbarung der auf der alten Saturnstufe stehengebliebenen
Wesenheiten.

Wenn wir das erkennen, dann können wir nun auch für die Wiederholung des alten Saturn-
und Sonnendaseins während der Erdenentwickelung erwarten, daß diese Verhältnisse
zwischen vorgeschrittenen und zurückgebliebenen Wesenheiten neuerdings auftreten. Und
weil die Wesenheiten, welche in dem alten Saturnzustand zurückgeblieben sind, sozusagen
eine frühere Entwickelungsstufe darstellen, werden sie auch in der Wiederholung früher
auftreten können als das Licht. Daher sehen wir ganz richtig, daß uns gleich in den ersten
Versen der Genesis angekündigt wird, wie über den elementarischen Massen Finsternis
herrscht. Das ist die Wiederholung saturnischen Daseins, aber zurückgebliebenen
saturnischen Daseins. Das andere, das Sonnendasein, das muß warten. Das erscheint
nachher, das erscheint in dem Zeitpunkt, der da an- gedeutet ist mit den Worten «Es werde
Licht». Also sehen wir in einer vollständig zutreffenden Weise in der Genesis auch mit diesen
Wiederholungen das Richtige getroffen.

Wir müssen uns, wenn wir überhaupt das Dasein verstehen wollen, darüber klar sein, daß
das, was auf einer früheren Stufe auftritt, nicht etwa einmal da ist und dann vergeht. Die
Wahrheit ist vielmehr, daß zwar stets ein Neues auftritt, daß aber neben dem Neuen das
Alte vorhanden bleibt und innerhalb des Neuen wirkt. Und so haben wir auch heute im
Erdendasein die beiden Entwickelungsstufen, die wir bezeichnen können als das Verhältnis
von Licht und Finsternis. Licht und Finsternis ist wirklich etwas, was unser Dasein durchwirkt
Hier kommt man allerdings zu einem, man möchte sagen, für die Gegenwart recht fatalen
Kapitel.

Ich weiß nicht, ob einige von Ihnen wissen, daß ich mich nun seit dreißig Jahren etwa immer
wieder bemühe, zu zeigen, welche tiefe Bedeutung und welchen inneren Wert die
Goethesche Farbenlehre hat. Allerdings, wer sich heute für die Goethesche Farbenlehre
einsetzt, der muß sich ganz klar sein darüber, daß er das Ohr seiner Zeitgenossen nicht
haben kann. Denn diejenigen, welche durch physikalische Erkenntnisse fähig wären,
einzusehen, was eigentlich damit gesagt wird, wenn man von der Goetheschen Farben- lehre
spricht, die sind heute ganz und gar unreif, überhaupt das Wesen der Goetheschen
Farbenlehre zu verstehen. Die physikalische Phantasterei mit ihren Ätherschwingungen und
so weiter ist heute absolut unfähig, irgendwie den Wesenskern dessen, was die Goethesche
Farbenlehre ausmacht, einzusehen. Da muß man einfach noch einige Jahrzehnte warten.
Wer über diese Dinge spricht, weiß das. Und die anderen wiederum - verzeihen Sie, wenn ich
diesen Ausspruch tue -, die vielleicht vom Okkultismus her oder sonstwie anthroposophisch
schon reif wären, das 'Wesenhafte der Goetheschen Farbenlehre einzusehen, die wissen viel
zu wenig von Physik, als daß man sachgemäß über diese Dinge sprechen könnte. So ist also
heute ein rechter Boden für diese Sache nicht vorhanden. Dem, was die Goethesche
Farbenlehre in sich schließt, liegt zugrunde das Geheimnis des Zusammenwirkens von Licht
und Finsternis als zweier polarischer wesenhafter Entitäten in der Welt. Und das, was man
heute in phantastischer Weise als den Begriff der Materie bezeichnet, was überhaupt so, wie
es vorgestellt wird, gar nicht vorhanden, sondern eine Illusion ist, das ist etwas, was sich als
ein geistig-seelisches Wesen überall da verbirgt, wo der polarische Gegensatz des Lichtes,
die Finsternis, auftritt. In Wahrheit ist das, was als physikalischer Begriff von Materie
bezeichnet wird, eine Phantasterei. In den Gebieten des Raumes, wo man, wie die Physik
sagt, das zu suchen hat, was als Materie spukt, da ist in Wahrheit nichts anderes vorhanden
als ein gewisser Grad von Finsternis. Und ausgefüllt ist dieser finstere Rauminhalt von
seelisch- geistig Wesenhaftem, das verwandt ist mit dem, was schon in der Genesis
konstatiert wird, da wo die Gesamtmasse dieses Seelisch-Geistigen durch die Finsternis
charakterisiert wird und wo gesagt wird, daß diese Finsternis über dem elementarischen
Dasein wogt. Alle diese Dinge liegen eben ungeheuer viel tiefer, als die gegenwärtige
Naturwissenschaft sich träumen läßt. Also wir haben es zu tun, wenn von Finsternis
gesprochen wird in der Genesis, mit der Offenbarung der zurückgebliebenen saturnischen
'Wesenheiten, und wenn von Licht gesprochen wird, haben wir es mit der Offenbarung der
fortgeschrittenen Wesenheiten zu tun. Die wirken und weben ineinander.

Nun haben wir gestern darauf aufmerksam gemacht, daß die Hauptlinien, gleichsam die
größeren Züge der Entwickelung, von jenen Wesenheiten angegeben werden, die wir auf die
Stufe der Exusiai gestellt haben, auf die Stufe der Geister der Form, so daß diese also die
großen Linien auch in den Lichtwirksamkeiten angeben. Und weiter haben wir gesehen, daß
sie gleichsam als ihre Diener bestellen die Geister der Persönlichkeit und daß hinter dem
Ausdruck jom, Tag, etwas wie eine von den Elohim bestellte Wesenheit von dem Rang der
Archai, unterhalb der Elohim, zu sehen ist. Wir werden also auch vermuten dürfen, daß,
ebenso wie auf der einen, gleichsam auf der positiven Seite wirksam sind diese Diener der
Elohim, diese Geister der Persönlichkeit, die als jom, Tag, bezeichnet werden, daß ihnen
gegenüber die zurückgebliebenen geistigen Wesenheiten, die durch die Finsternis wirken,
auch eine gewisse Rolle spielen. Ja, wir dürfen sagen: Die Finsternis ist etwas, was die Elohim
vorfinden, das Licht ersinnen sie. Als sie heraussinnen aus dem, was als Rest des alten
Daseins geblieben ist, die beiden Komplexe, da ergibt sich, daß darinnen verwoben war die
Finsternis als Ausdruck der zurückgebliebenen Wesenheiten. Das Licht spenden sie. - Wie
aber gleichsam aus dem Licht heraus die Elohim diejenigen Wesenheiten hinstellen, die mit
jom, Tag, bezeichnet werden, so ergibt sich auch aus der Finsternis heraus dieselbe Stufe
von Wesenheiten, nur zurückgeblieben auf einer früheren Daseinsstufe. Wir können also
sagen: Den Elohim steht auf der einen Seite entgegen alles das, was sich als die Finsternis
offenbart.

- Und wir müssen nun fragen: Was steht den unmittelbaren Dienern im Licht, den Archai
gegenüber, denen, die mit jom, Tag, bezeichnet werden, was steht ihnen entgegen als das
entsprechende Zurückgebliebene?

Damit wir uns da nicht mißverstehen, ist es gut, wenn wir uns vorher eine andere Frage
beantworten, die, ob wir unter diesen zurückgebliebenen Wesenheiten immer etwas Böses,
etwas Unrechtes im Weltenzusammenhange zu sehen haben. Der abstrakte Mensch, der
sich nur an Begriffe hält, der kann leicht dazu kommen, daß er sozusagen ärgerlich wird über
die zurückgebliebenen Wesenheiten, oder auch er kann in die andere Stimmung verfallen,
daß er Mitleid empfindet mit den armen zurückgebliebenen Wesenheiten. Das alles wären
Empfindungen und Begriffe, welche wir nicht hegen sollten gegenüber diesen großen
wesenhaften Dingen des Weltenalls. Da würden wir ganz fehlgehen. Wir müssen vielmehr
uns vor die Seele rufen, daß alles, was so geschieht - ob die Wesenheiten nun ihr Ziel
erreichen, ob sie gewissermaßen sich zurückhalten auf früherer Stufe der Entwickelung -,
daß alles das aus der kosmischen Weisheit heraus geschieht und daß es sinnvoll ist, wenn
Wesenheiten auf einer gewissen Stufe zurückbleiben; daß es ebenso seine Bedeutung hat
für das Ganze, wenn Wesenheiten zurückbleiben, als wenn Wesenheiten ihr Ziel erreichen,
mit anderen Worten, daß gewisse Funktionen überhaupt nicht ausgeführt werden könnten
von den vorgeschrittenen Wesenheiten, daß dazu solche Wesen nötig sind, die auf früherer
Stufe zurückbleiben. Die sind in ihrer Zurückgebliebenheit eben am richtigen Orte. Man
möchte Sagen: Was sollte denn eigentlich aus der Menschenwelt werden, wenn alle, die
Lehrer sein sollen für die Kleinen, Universitätsprofessoren würden? - Diejenigen, die nicht
Universitätsprofessoren werden, die sind an ihrem Platze viel besser, als es die
Vorgeschritteneren sein würden. Wahrscheinlich würden die Universitätsprofessoren für
sieben-, acht-, neun-, zehnjährige Kinder recht wenig geeignete Pädagogen sein! So ist es
auch im kosmischen Zusammenhange. Diejenigen, die ihr Ziel erreicheön, würden für
gewisse Aufgaben im Kosmos recht wenig geeignet sein. Für solche Aufgaben müssen die
anderen, die, wir können ebensogut sagen, aus Entsagung zurückgeblieben sind, ihren Platz
ausfüllen. Und ebenso, wie nun die fortgeschrittenen Geister der Persönlichkeit, jom, an
ihren Platz hingestellt werden von den Elohim, so werden, um die ganze Ordnung, die ganze
Gesetzmäßigkeit unseres Erdenwerdens hervorzurufen, auch die zurückgebliebenen Archai
benützt, jene Geister der Persönlichkeit, die sich nicht durch das Licht, die sich durch die
Finsternis offenbaren. Sie werden an den richtigen Platz gestellt, damit sie in entsprechender
Weise ihren Beitrag liefern zum gesetzmäßigen Werden unseres Daseins.
Wie wichtig das ist, das kann sich uns aus einer Betrachtung ergeben, die wir unserem
gewöhnlichen heutigen Dasein entnehmen. Das Licht, von dem in der Genesis gesprochen
wird, ist nicht das Licht, das mit den äußeren physischen Augen gesehen werden kann.
Dieses ist ein später Ausdruck des Lichtes, von dem in der Genesis gesprochen wird. Ebenso
ist das, was wir als physische Finsternis bezeichnen, was um uns herum ist in der Nacht,
wenn die Sonne nicht scheint, ein später physischer Ausdruck dessen, was in der Genesis als
die Finsternis bezeichnet wird. Wenn wir uns nun fragen: Hat für den Menschen dieses
physische Tageslicht, wie wir es heute sehen, eine gewisse Bedeutung?, so wird keiner von
Ihnen die Bedeutung dieses Lichtes für das menschliche Wesen wie für andere Wesen
bezweifeln. Nehmen Sie zum Beispiel die Pflanzen! Wenn Sie sie aus dem Lichte bringen, so
verkümmern sie. Für alles, was auf der Erde lebt, ist das Licht ein Lebenselement. Das Licht
ist also notwendig, auch für den Menschen, in bezug auf das äußere leibliche Dasein.

Aber nicht allein das Licht, es ist noch etwas anderes notwendig. Und um dieses andere
kennen zu lernen, müssen wir die WechseIzustände von Wachen und Schlafen in bezug auf
unseren physischen und Ätherleib ins Auge fassen. Was heißt denn eigentlich, im tieferen
Sinn verstanden, wachen? Was tun wir denn als Menschen, wenn wir wachen? Im Grunde ist
all unsere Seelentätigkeit, alles das, was wir entfalten in unserer Vorstellungswelt, in unserer
Empfindung- und Gefühlswelt, in den auf- und abwogenden Leidenschaften, kurz alles das,
was in diesem Wogen und Kraften unseres Astralleibes und unseres Ichs stattfindet, ein
fortwährendes Verbrauchen unseres physischen Leibes während des Tageslebens. Das ist
eine uralte okkulte Wahrheit, eine Wahrheit, zu der heute selbst die landläufige Physiologie
schon kommt, wenn sie nur ihre Ergebnisse einigermaßen richtig deutet. Das, was die Seele
entfaltet als unser Innenleben, das verbraucht im wachen Zustande fortwährend die Kräfte
des äußeren physischen Leibes, der seine erste Entwickelungsanlage erhalten hat während
des alten Saturnzustandes.

Ganz anders ist das Leben dieses physischen Leibes während des Schlafzustandes, wenn der
Astralleib mit dem Auf- und Abwogen des Innenlebens heraußen ist. Ebenso wie das
tagwachende Leben ein fortwährendes Verbrauchen, man könnte sagen, Zerstören der
Kräfte des physischen Leibes ist, so ist das Schlafleben ein fortwährendes WiederhersteIlen,
ein Regenerieren, ein Aufbauen. So daß wir an unserem physischen Leib und unserem
Atherleib unterscheiden müssen zerstörende Vorgänge und aufbauende Vorgänge:
Zerstörungsvorgänge, die sich voIlziehen während des tagwachen Lebens, und aufbauende
Vorgänge, die sich während des SchIaflebens vollziehen. Alles das aber, was irgendwo im
Raume geschieht, steht nicht alIein in der Welt, sondern steht mit dem gesamten Dasein in
Verbindung. Und wenn wir die Zerstörungsprozesse, die sich vom Aufwachen bis zum
Einschlafen in unserem physischen Leib vollziehen, ins Auge fassen, so dürfen wir sie nicht so
betrachten, als ob sie isoliert innerhalb der Grenze unserer Haut sich abspielten. Sie sind mit
den kosmischen Vorgängen innig verbunden. Es setzt sich nur fort, was von außen in uns
einfließt, so daß wir während des tagwachenden Lebens gewissermaßen mit abbauenden
Kräften des Universums, während des Nachtschlafes mit aufbauenden Kräften des
Universums in Verbindung sind.

Dieses Abbauen unseres physischen Leibes, das wir heute während des Tagwachens haben,
das durfte während des alten Saturndaseins nicht vorhanden sein. Wäre das schon beim
alten Saturndasein vorhanden gewesen, dann hätte sich überhaupt niemals die erste Anlage
unseres physischen Leibes bilden können. Denn man kann natärlich nichts bilden, wenn man
anfängt zu zerstören. Die Saturntätigkeit mußte an unserem Leib eine aufbauende sein.
Dafür war während des Saturndaseins gesorgt. Die Zerstörungsprozesse in unserem Leib, sie
vollziehen sich ja gerade während des Tages, während des Einflusses des Lichtes; das Licht
war aber noch nicht vorhanden während des alten Saturndaseins. So war also die
Saturntätigkeit für unseren physischen Leib eine aufbauende. Nun mußte aber wenigstens
während einer gewissen Zeit diese aufbauende Tätigkeit erhalten bleiben, auch als später,
während des alten Sonnendaseins, das Licht hinzukam. Das konnte nur dadurch bewirkt
werden, daß Saturnwesen zurückgeblieben sind, die das Aufbauen besorgen. Sie sehen also,
daß es in der kosmischen Entwickelung notwendig war, daß für unsere Schlafenszeit die
Saturnwesen zurückgehalten wurden, dainit sie, wenn kein Licht vorhanden ist, den Aufbau
des zerstörten physischen Leibes besorgten. So müssen hineinverwoben sein in unser Dasein
die zurückgebliebenen Saturnwesen. Ohne sie würden wir überhaupt nur zerstört. Wir
müssen einen Wechselzustand haben, ein Zusammenwirken von Sonnen- wesen und
Saturnwesen, von Lichrwesen und Finsterniswesen. Wenn also in richtiger Weise die
Tätigkeit der Lichrwesen gelenkt werden sollte von den Elohim, dann mußten Sie in ihre
Arbeit regelrecht einverweben die Arbeit der Dunkelwesen, der Finsterniswesen. In der
kosmischen Tätigkeit gibt es keine Möglichkeit des Bestandes, wenn nicht überall
hineinverwoben wird in die Lichtkraft Dunkelkraft. Und in dem Ineinanderweben, gleichsam
in dem Netz-Weben von Lichtkraft und Dunkelkraft liegt eines der Geheimnisse des
kosmischen Daseins, der kosmischen Alchemie. An dieses Geheimnis ist gerührt da, wo in
dem Rosenkreuzerdrama Johannes Thomasius hinaufkommt in das Devachan und wo die
eine Genossin der Maria, Astrid, die Aufgabe erhält, der Leuchtkraft die Dunkelkraft
einzuweben, wie Sie überhaupt in diesen Sätzen im Gespräch der Maria mit den drei
Genossinnen unzählige kosmische Geheimnisse haben, an denen lange, lange studiert
werden kann, um sie herauszuholen.

Wir müssen also festhalten, daß, wenn wir unser gegenwärtiges Dasein betrachten, wir
dieses Zusammenspiel sozusagen von sonnenhafter Lichtkraft und saturnischer Dunkelkraft
als eine Notwendigkeit unseres Daseins ansehen müssen. Wenn die Elohim also über das
Weben der Lichtkraft, über jene Arbeit, welche geleistet wird an uns Menschen oder an den
Wesenheiten der Erde überhaupt während der Einwirkung des Lichtes, die Geister der
Persönlichkeit als ihre Unterwesen einsetzten, so mußten sie ihnen als Genossen die
zurückgebliebenen saturnischen Wesenheiten beigeben. Sie mußten die gesamte Arbeit des
Universums zusammenweben lassen aus den richtig fortgeschrittenen und den
zurückgebliebenen Archai. Die zurückgebliebenen Archai wirken in der Finsternis. Daher
stellen die Elohim, trivial gesprochen, nicht bloß die Wesenheiten an, die mit jom bezeichnet
werden, sondern sie stellen ihnen entgegen diejenigen, die in der Dunkelkraft wirken. Und
es heißt daher mit wunderbar realistischer Schilderung des Tatbestandes: Und die Elohim,
sie nannten das, was als Geister im Licht wob, jom, Tag; das aber, was in der Finsternis wob,
das nannten sie laj`lah. - Und das ist nicht unsere abstrakte Nacht, das sind die saturnischen
Archai, die damals nicht bis zur Sonnenstufe vorgedrungen waren, und das sind auch
diejenigen, die heute noch in uns wirksam sind während des Nachtschlafes, indem sie an
unserem physischen und Ätherleib als aufbauende Kräfte wirken. Dieser geheimnisvolle
Ausdruck, der da steht, laj`lah, der zu allerlei mythologischen Bildungen Anlaß gegeben hat,
der ist weder unser abstraktes «Nacht», noch ist er irgend etwas, was Veranlassung geben
könnte, an Mythologisches zu denken. Er ist nichts anderes als der Name für die
zurückgebliebenen Archai, für diejenigen, die ihre Arbeit verbinden mit der der
fortgeschrittenen Archai.“ (Lit.:GA 122, S. 94ff)
Wenn die Laj'lah allerdings ihre wohltuenden, lebensspendenden Kräfte, die bis in die
tiefsten Gründe des physischen Leibes wirken, missbrauchen, werden sie zu Asuras - zu den
gefährlichsten Widersachern, die wir kennen.

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International (CC BY-NC-SA 4.0)''Powered by MediaWiki
ᐃᐁ
Geist der Freiheit und Liebe
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Geister der Freiheit)
Der Mensch ist dazu berufen, sich als Geist der Freiheit und Liebe als zehnte Hierarchie der
Geistwelt einzugliedern.

"Im Geistigen ist es Ihnen ja klar, wie die Entwickelung geschieht: die Wesenheiten steigen
zu höheren Stufen hinauf, und indem sie hinaufsteigen, müssen sie den alten Schauplatz,
den alten Wohnplatz verlassen, der ihnen eine Weile dazu gedient hat, gewisse Fähigkeiten
zu entwickeln, die sie sonst nicht hätten entwickeln können. Als im Laufe der Evolution jene
Zeit heranrückte, die wir die alte lemurische Zeit nennen, da war der Mensch im Verlaufe
seiner Gesamtentwickelung so weit, daß er alles, was durch Saturn-, Sonnen- und
Mondenentwickelung zu erlangen war, wiederholt hatte. Nun trat er auf in dem Wohnplatz
unserer Erdenevolution, der sich zu seiner Weiterentwickelung eben erst gebildet hatte. Er
entwickelte sich durch die lemurische und atlantische Zeit herein in unsere Zeit, und er wird
sich in die Zukunft hinein entwickeln, so wie wir es kennen, fortschreitend von Inkarnation
zu Inkarnation. Er wird aber nach einiger Zeit die Erde wiederum zu verlassen haben, weil sie
ihm nichts mehr zu geben haben wird, weil sie ihm keine Entwickelungsmöghchkeiten mehr
bieten wird.

Nun könnten Sie sich ja zunächst einmal vorstellen, daß unsere Erde sozusagen ein öder
Schutthaufen würde, wenn der Mensch sie verläßt; Sie könnten es damit vergleichen, daß
eine Stadt von der gesamten Bevölkerung verlassen wird. Sie wissen, wie eine solche Stadt
nach kurzer Zeit schon aussieht, wie sie nach und nach zu einer Art von Erdhügel wird. Die
Anschauung alter, vom Erdreich sozusagen aufgenommener Städte gibt ja ein hinlängliches
Bild davon. So ist es in der Tat heute. Aber so wird es nicht mit der Zukunft der Erde sein.
Dasjenige, was Sie führen kann zu einer Beantwortung der Frage, wie es mit der Zukunft
unserer Erde sein wird, das kann die folgende Betrachtung geben: Was eigentlich bedeuten
für die Erdenentwickelung Menschen, wie zum Beispiel Leonardo da Vinci, wie Raffael oder
andere große Genien auf diesem oder jenem Gebiete? Was bedeutet es für die
Erdenentwickelung, daß von Raffael oder Michelangelo jene wunderbaren Kunstwerke
hervorgebracht worden sind, die da Tausende und aber Tausende von Menschen heute noch
erfreuen? Aber vielleicht hat der eine oder andere von Ihnen, meine lieben Freunde, eine
gewisse Wehmut empfunden beim Anblick des Abendmahles von Leonardo da Vinci, wenn
er sich vor dem Bilde in Mailand fragen mußte, wie lange es mit dieser Wundertat des
Leonardo da Vinci noch dauern wird. Denn man soll nicht vergessen, daß zum Beispiel
Goethe auf seiner ersten italienischen Reise dieses Kunstwerk noch in seinem vollen Glanz
hat sehen können und daß wir das jetzt nicht mehr in dem Maße können. Also seit dieser
Zeit Goethes bis heute ist es mit diesem Kunstwerk dahin gekommen innerhalb der äußeren
materiellen Welt, daß es diese wehmütige Empfindung hervorruft. Es wird eben für Leute,
die so viel später nach uns leben wie wir nach Goethe, gar nicht mehr da sein. So ist es mit
alledem, was Menschen auf der Erde schaffen und was in physischer Materie auf der Erde
verkörpert ist. So ist es aber auch im Grunde genommen für die Erde selbst, ja auch mit den
menschlichen Gedankenschöpfungen. Versetzen Sie sich einmal im Geiste in jene Zeit, wo
die Menschen vergeistigt werden aufgestiegen sein in höhere Sphären. Gedanken im
heutigen Sinne — ich will gar nicht sagen wissenschaftliche Gedanken, denn die werden
nach dreihundert bis vierhundert Jahren schon keine Bedeutung mehr haben —, aber
Gedanken der Menschen überhaupt, wie sie für die Erde eine Bedeutung jetzt haben, wie sie
aus einem Gehirn hervorkommen, sie haben natürlich keine Bedeutung für die höheren
Welten, sondern nur für die Erde. Aber der Mensch hat die Erde verlassen. Was ist mit
alledem geworden, was die Menschen nun geschaffen haben im Verlaufe von Jahrhunderten
und Jahrtausenden auf unserer Erde?

Was zunächst geistig in Betracht kommt, das ist natürlich die Evolution einer Individualität.
Leonardo da Vinci ist höher gestiegen durch das, was er geleistet hat — das ist sein
Höhersteigen. Wir aber fragen uns: Bedeuten die großen Gedanken, die großen Impulse,
welche die gewaltigen Schöpfer einprägen dem Erdenstoffe, bedeuten sie für die Zukunft der
Erde nichts? Wird die Zukunft die Erde zu Staub zerbröckeln und das, was der Mensch aus
der Erde gemacht hat, wird das mit dem Erdendasein verschwinden? Sie bewundern den
Kölner Dom. Gewiß wird nach einer verhältnismäßig kurzen Zeit nicht ein Stein mehr auf
dem anderen liegen; aber daß einmal der Mensch diesen Gedanken des Kölner Domes in
Stein ausgedrückt hat, bedeutet das nichts für die ganze Erde? Wir sehen also ab von
demjenigen, was die Menschen mitnehmen aus der Erde, wir sehen auf die Erde selber.
Sehen Sie, ein Planet wird in der Tat im Laufe seiner Entwickelung immer kleiner und kleiner,
er zieht sich zusammen. Das ist so das Schicksal der Materie des Planeten; aber das ist nicht
alles, das ist nur etwas, was sozusagen das physische Auge und physische Instrumente am
Planeten betrachten können. Es gibt eine Entwickelung auch des Materiellen über diesen
Punkt hinaus. Und jetzt wollen wir diese Entwickelung des Materiellen über diesen Punkt
hinaus einmal ins Auge fassen, und ich komme auf das, wovon ich gesagt habe, daß es für
einen Gegenwartsverstand schwer, vielleicht gar nicht begreiflich ist. Es ist nun so, daß die
Erde sich fortwährend zusammenzieht. Dadurch drängt sich die Materie von allen Seiten
nach dem Mittelpunkte. Und jetzt sage ich, selbstverständlich mit vollem Bewußtsein, daß es
ein Gesetz von der Erhaltung der Kraft gibt, aber auch im vollen Bewußtsein der jedem
Okkultisten bekannten Tatsachen: es drängt sich die Materie gegen den Mittelpunkt immer
mehr und mehr zusammen, und das Eigenartige ist, daß die Materie im Mittelpunkte
verschwindet.

Um es ganz anschaulich zu machen: denken Sie sich, Sie hätten ein Stück Materie, das würde
immer mehr und mehr in den Mittelpunkt hineingedrängt — im Mittelpunkt verschwindet
es; es wird nicht nach der anderen Seite hinübergedrängt, es verschwindet tatsächlich im
Mittelpunkt in nichts! So daß Sie sich vorstellen können, daß die ganze Erde einstmals,
indem sich die materiellen Teile gegen den Mittelpunkt zusammendrängen, in den
Mittelpunkt hinein verschwindet. Das ist aber nicht alles. In demselben Maße, wie das in den
Mittelpunkt hinein verschwindet, in demselben Maße erscheint es im Umkreise. Da draußen
tritt es wieder auf. An einer Stelle des Raumes verschwindet die Materie, und von außen tritt
sie wieder auf. Alles, was in den Mittelpunkt hinein verschwindet, kommt vom Umkreise
wiederum herein, wird herangezogen, und zwar so, daß hineingearbeitet ist jetzt in diese
Materie alles das, was die Wesen, die auf dem Planeten gearbeitet haben, der Materie
eingeprägt haben; natürlich nicht in seiner heutigen Form, aber in einer Form, wie sie ihm
eben durch diese Umwandlung gegeben wird. Sie werden so den Kölner Dom, indem seine
materiellen Teilchen in den Mittelpunkt hinein verschwinden, von der anderen Seite wieder
ankommen sehen. Nichts, nichts geht verloren von dem, was gearbeitet wird auf einem
Planeten, sondern es kommt wieder von der anderen Seite her.

Dasjenige, was da angekommen war im Beginne unserer Erdenentwickelung vor der


Saturnentwickelung, das müßten wir auswärts setzen, außerhalb des Tierkreises. Die
Urweltweisheit hat es genannt den Kristallhimmel, und in diesem Kristallhimmel waren
deponiert die Taten der Wesen einer früheren Evolution. Sie bildeten sozusagen dasjenige,
auf Grund dessen die neuen Wesenheiten zu schaffen begannen.

Wie gesagt, das ist für einen Gegenwartsverstand außerordentlich schwer zu fassen, weil der
daran gewöhnt ist, nur das Materielle ms Auge zu fassen, weil er nicht gewohnt ist,
einzusehen, daß an einer Stelle aus dem dreidimensionalen Raum das Materielle
verschwinden kann und an einer anderen Stelle, nachdem es durch andere Dimensionen
gegangen ist, wieder zurückkommt. Solange Sie mit Ihrem Vorstellen im dreidimensionalen
Raum bleiben, können Sie das nicht fassen, denn das geht aus dem dreidimensionalen Raum
heraus. Daher ist es nicht zu sehen, bis es von der anderen Seite in den dreidimensionalen
Raum wieder hereinkommt. In der Zwischenzeit ist es eben in einer anderen Dimension. Das
ist so eine Sache, die wir auch nunmehr fassen müssen, denn es hängen überhaupt die Dinge
unserer Weltentstehung in der mannigfaltigsten Weise zusammen, und etwas, was an einem
Orte ist, hängt zuweilen recht kompliziert mit etwas anderem zusammen, was sich an einem
ganz anderen Orte im dreidimensionalen Räume befindet.

Wir haben gesagt, unsere Planetenbildung begann mit dem alten Saturn. So hat sie auch
wirklich begonnen. Dann schritt sie weiter bis zum Jupiter. Als nun die ganze Schöpfung am
Jupiter anging, da waren, wie Sie wissen, alle die Wesen des Umkreises auch dabei tätig.
Aber geradeso wie die Wesen innerhalb der ganzen Verteilung des Planetensystems wirken
und sich fortentwickeln, so auch die Wesen da draußen, die aus dem Umkreis hereinwirken.
Wie also sich gewisse Wesenheiten von innen her zurückziehen, so ziehen sich auch von
denen, die da draußen sind im Weltenraume, gewisse Wesenheiten zurück. Und geradeso
wie zusammengedrängt worden ist der Jupiter, so wurde auch zusammengedrängt durch
Wesenheiten, die sich zurückzogen, etwas, was mit unserer Entwickelung nichts zu tun hat,
sondern was, mit sich zurückziehend Wesenheiten, zunächst der Uranus und, während der
Marsentwickelung, der Neptun geworden ist. Die Namen Uranus und Neptun sind natürlich
nicht mehr in der Weise gewählt, wie die Alten ihre Namen für die Sache passend gewählt
haben, obwohl gerade im Namen Uranus noch ein Sinn ist. Er ist ja gegeben worden, als man
noch eine kleine Ahnung hatte von der richtigen Namengebung, deshalb hat man dasjenige,
was außerhalb unseres Kreises liegt, zusammengefaßt unter dem Namen Uranus.

Also wir sehen, daß die beiden Planeten, die unsere heutige Astronomie als völlig
gleichbedeutend mit den anderen Planeten betrachtet, auf einem ganz anderen Boden
stehen, daß sie im Grunde genommen mit dem Werden unserer Welt nichts Besonderes zu
tun haben. Sie stellen gerade diejenigen Welten dar, die dadurch entstanden sind, daß
Wesenheiten, die während der Saturnzeit noch etwas zu tun hatten mit uns, sich
zurückgezogen haben und sich draußen Wohnsitze gebildet haben. Daraus werden Sie sich
manche anderen Tatsachen noch ableiten können, zum Beispiel daß diese Planeten
rückläufige Monde haben und anderes mehr.

So haben wir also skizzenhaft das Werden unseres Sonnensystems überblickt und haben uns
gefragt: Welche Stellung hat denn nun eigentlich der Mensch zu diesen Wesenheiten der
höheren Hierarchien, die im Grunde genommen seine menschlichen Vorfahren waren? Wir
können bei den höchsten, bei den Seraphim, Cherubim und Thronen, beginnen und werden
gerade durch ihre Charakterisierung uns einen guten Begriff machen können vom Menschen.
Wenn wir über die Seraphim hinaufgehen würden, würden wir in das Gebiet der göttlichen
Trinität hineinkommen. Was ist es denn, was die Seraphim, Cherubim, Throne als etwas ganz
Besonderes haben vor allen anderen Wesenheiten in der Welt? Sie haben, was man genannt
hat den «unmittelbaren Anblick der Gottheit». Was der Mensch sich durch seine
Entwickelung nach und nach suchen muß, das haben sie von allem Anbeginn an. Wir
Menschen sagen: wir müssen von unserem heutigen Standpunkte ausgehen, um immer
höhere Kräfte der Erkenntnis, des Willens und so weiter zu erlangen; dadurch werden wir
immer näher und näher der Gottheit kommen, immer gegenwärtiger wird uns die Gottheit
sein. Aber wir sagen uns: wir entwickeln uns zu etwas hinauf, was uns noch verschleiert ist,
zur Gottheit hin. Das macht den Unterschied aus zwischen den Seraphim, Cherubim,
Thronen und dem Menschen: daß vom Anbeginn unserer Entwickelung an diese höchsten
Wesenheiten der geistigen Hierarchien unmittelbar herum sind um die göttliche Wesenheit,
um die göttliche Trinität, daß sie den Anblick der Gottheit von Anbeginn an genießen. Wozu
der Mensch sich entwickeln soll, das haben sie vom Anbeginn. So also ist es unendlich
wichtig, zu wissen, daß diese Wesenheiten, wenn sie entstehen, Gott anschauen, daß sie,
indem sie leben, immerfort Gott anschauen. Was sie nun tun, was sie vollbringen, sie tun es
aus ihrer Gottesanschauung heraus, Gott tut es durch sie. Sie könnten gar nicht anders, es
wäre ihnen unmöglich, jemals anders zu handeln, als sie es tun, denn die Gottesanschauung
ist eine so starke Kraft, hat eine solche Wirkung auf sie, daß sie mit unmittelbarer Sicherheit
und unmittelbarem Impulse dasjenige in Szene setzen, was die Gottheit ihnen aufträgt. So
etwas wie Überlegen, wie Urteilen gibt es im Kreise dieser Wesenheiten nicht, es gibt da nur
eine Anschauung der Befehle der Gottheit, um den unmittelbaren Impuls zu haben, das, was
sie angeschaut haben, auch zu tun. Und dabei sehen sie die Gottheit in ihrer ursprünglichen,
wahren Gestalt, so wie diese Gottheit ist. Sie selber aber sehen sich nur wie die Vollstrecker
des göttlichen Willens, der göttlichen Weisheit an. So ist es bei der höchsten Hierarchie.

Wenn wir heruntergehen zu der nächsten Hierarchie, zu denjenigen Wesenheiten, die wir
Herrschaften, Mächte und Gewalten nennen oder auch Geister der Weisheit, der Bewegung
und der Form, so müssen wir sagen: sie haben den Anblick der Gottheit nicht mehr so
unmittelbar; sie sehen den Gott nicht mehr in der unmittelbaren Gestalt, wie er ist, sondern
in seinen Offenbarungen, in dem, wie er sich, wenn ich so sagen darf, durch sein Antlitz,
durch seine Physiognomie, zeigt. Es ist ihnen natürlich unverkennbar, daß es die Gottheit ist;
es ist ihnen ein unmittelbarer Impuls, den Offenbarungen der Gottheit zu folgen, wie bei den
Seraphim, Cherubim und Thronen. Der Impuls ist nicht mehr so stark, aber er ist noch ein
unmittelbarer. Es wäre unmöglich für die Seraphim, Cherubim und Throne, zu sagen, daß sie
das nicht ausführen würden, was sie sehen als von der Gottheit vorgeschrieben; das wäre
undenkbar wegen der Nähe, in der sie zur Gottheit stehen. Aber es wäre auch von diesen
Herrschaften, Mächten und Gewalten in einer gewissen Weise ganz ausgeschlossen, daß sie
etwas unternehmen würden, was die Gottheit selber nicht will.
Daher mußte, damit überhaupt die Weltentwickelung vorwärts schreiten kann, etwas ganz
Besonderes eintreten. Wir kommen hier an ein Gebiet, welches immer schwer verständlich
war für die Menschen, selbst für diejengen, die zu einem gewissen Grade der
Mysterienweisheit vorgeschritten waren. Aber man hat es in den alten Mysterien
verständlich zu machen gesucht durch das Folgende. Auf einer gewissen Stufe der
Mysterien-Einweihung in den alten Mysterien wurde der Einzuweihende geführt vor
feindliche Gewalten, die äußerlich grausam, schrecklich aussahen und die auch grauenhafte
Taten vollbrachten vor den Augen des Einzuweihenden. Und diejenigen, die das
vollbrachten, das waren keine anderen als maskierte Priester, maskierte Weise. Es hatten
sich, um die nötigen Versuchungen herbeizuführen, Priester vermummen müssen in
grauenvolle Dämonengestalten, in grauenvolle Wesenheiten, die Entsetzliches vollbrachten,
scheußlichere Dinge vollbrachten, als jemals Menschen erfinden könnten. Was lag da
zugrunde? Um dem Einzuweihenden zu zeigen, wie stark die Entwickelung abirren kann von
dem geraden Wege, führte man ihm den Initiierten selber, den Priester, in der Maske des
Übeltäters, in der Maske des Bösen vor. Er sollte die Illusion haben, daß Böses hier vor ihm
stünde, und erst, wenn die Demaskierung eintrat, da sah er die Wahrheit. Da war die Illusion
von ihm genommen, da sah er, daß es sich um eine Prüfung handelte. Um ihn stark zu
machen und ihn zu wappnen gegen das Böse, wurde es ihm in seiner abschreckendsten
Gestalt vorgeführt, vorgeführt gerade von den Priesterweisen, die natürlich in Wahrheit
nicht abirrten. Das war nur eine Abspiegelung dessen, was in der kosmischen Entwickelung
sich wirklich vollzogen hat.

In der Zwischenzeit zwischen der Jupiter- und Marsentwickelung wurde, wenn ich mich
trivial ausdrücken darf, eine Anzahl von Wesenheiten aus der Sphäre der Mächte
abkommandiert; sie wurden so in den Entwickelungsgang hineingestellt, daß sie, statt die
Entwickelung vorwärts zu führen, ihr Hemmnisse in den Weg rückten. Das ist es, was wir als
den Streit am Himmel kennengelernt haben. Also es wurden hineingeworfen in die
Entwickelung die Taten von, wenn wir so sagen dürfen, abkommandierten Mächten, denn es
mußten sich die regierenden Weltenmächte der Hierarchien sagen: Niemals würde dasjenige
entstehen können, was entstehen soll, wenn der Weg gerade fortginge. Es muß Größeres
entstehen.

Denken Sie einmal, Sie haben einen Karren zu schieben. Dadurch, daß Sie ihn vorwärts
schieben, entwickeln sich Ihre Kräfte in gewisser Weise. Wenn man den Karren nun belädt
mit einem schweren Ballast, dann müssen Sie schwerer schieben, aber dafür entwickeln sich
Ihre Kräfte stärker. Denken Sie sich, die Gottheit hätte die Weltenevolution gelassen, wie sie
war, bis über den Jupiter hinaus: gewiß, die Menschen hätten sich gut entwickeln können;
aber noch stärker konnte die Menschheit werden, wenn man ihr Entwickelungshemmnisse
in den Weg legte. Zum Wohle der Menschheit mußte man gewisse Mächte
abkommandieren. Diese Mächte wurden zunächst nicht böse, man braucht sie nicht als böse
Mächte aufzufassen, sondern man kann sogar sagen, daß sie sich geopfert haben, indem sie
sich der Entwickelung hemmend in den Weg stellten. Diese Mächte kann man daher nennen
die Götter der Hindernisse, im umfassendsten Sinne des Wortes. Sie sind die Götter der
Hemmnisse, der Hindernisse, die der Entwickelungsbahn in den Weg gelegt worden sind;
und von jetzt ab war die Möglichkeit gegeben zu all dem, was in der Zukunft sich vollzog.
Diese Mächte, die abkommandiert waren, waren an sich noch nicht böse, waren im
Gegenteil die großen Förderer der Entwickelung, indem sie Sturm liefen gegen die normale
Entwickelung. Aber sie waren die Erzeuger des Bösen; denn dadurch, daß sie Sturm liefen,
dadurch entstand nach und nach das Böse.

Der Entwickelungsweg dieser «abkommandierten» Mächte gestaltete sich naturgemäß ganz


anders als der ihrer Brüder. Ihr Wirken war ein ganz verschiedenes, und die Folge davon war,
daß diese Mächte während der Mondenentwickelung in gewisser Beziehung die Verführer
derjenigen Wesenheiten wurden, die wir die Engel nennen. Die Engel machen während der
Mondenentwickelung ihre Menschheitsstufe durch. Es gab Engelmenschen auf dem Monde,
die sozusagen es mitansahen, wie die Hemmnisse der Entwickelung wirkten, und die sich
sagten: Wir könnten uns jetzt einlassen darauf, diese Hemmnisse zu besiegen, uns
hineinzustürzen in den ganzen Strom der Mondenentwickelung, aber wir wollen es
unterlassen, wollen nicht hinuntertauchen, wir wollen oben bei den guten Göttern bleiben.
— Diese Engelwesen entrissen sich in einem bestimmten Zeitpunkte der
Mondenentwickelung sozusagen den Mächten, die da unten die Hemmnisse hineinwarfen in
die Mondenentwickelung. Dagegen gab es andere von den Engelmenschen auf dem Monde,
die sagten sich: Denen folgen wir nicht; würden wir ihnen folgen, so würde ja die
Entwickelung jetzt wieder umkehren, es würde ihr gar nichts Neues einverleibt werden. -
Gerade dadurch, daß diese Hemmnisse da waren, wurde der Entwickelung vom Monde ab ja
etwas Neues eingefügt. Diejenigen Wesenheiten, welche sich sagten: Ich will nichts zu tun
haben mit dem, was da unten vorgeht, ich bleibe bei den Mächten, die nicht berührt sein
wollen von allem Niederen, — die zogen sich aus der Mondenmasse heraus während der
alten Monden-entwickelung und wurden Wesen von der Gefolgschaft alles dessen, was in
der Sonne ist. Sie ließen sich nicht ein auf das, was in dem herausgeschleuderten Monde
vorging, in dem eben die Hindernisse waren. Die ändern aber, die untertauchten, diese
Wesenheiten mußten jetzt in alle ihre Körperlichkeit, in all das, was sie dem Monde
entnahmen, aufnehmen, was an Hindernissen der Entwickelung vorhanden war; sie mußten
sich sozusagen mehr verhärten, als es sonst der Fall gewesen wäre. Dichter wurden ihre
körperlichen Hüllen, als sie es sonst geworden wären; sie hatten in ihrem Leibe die
Konsequenz der Taten der Mächte. Aber die Taten der Mächte waren im göttlichen
Weltenplan wohl begründet, das müssen wir uns immer vor Augen führen. Und eine weitere
Folge war es, daß, als die Mondenentwicke-lung herüberging zur Erdenentwickelung, sich
das Ganze in gewisser Weise wiederholte, daß diejenigen Wesenheiten, welche sich
hineingestürzt hatten in die volle Flut der Mondenentwickelung, zurückblieben hinter
denjenigen, die nichts davon hatten wissen wollen, und daß andere noch mehr
zurückgeblieben waren, die angezogen wurden von der rückschreitenden Entwickelung.

Das alles hatte dazu geführt, daß während der Erdenentwickelung fortgeschrittene
Engelmenschen vorhanden waren und zurückgebliebene. Die fortgeschritteneren
Engelmenschen machten sich an den Menschen heran m der Zeit, als er in Lemurien reif
wurde, den Keim des menschlichen Ich zu empfangen, und stellten es ihm frei sozusagen,
jetzt schon hinaufzusteigen in die geistigen Welten und sich weiter nicht einzulassen in
dasjenige, was seit dem Monde her hineingemischt worden war in den Gang der
Weltenentwickelung. Und es waren diejenigen Wesen, die damals zurückgeblieben waren
und die wir die luziferischen Wesenheiten nennen, die sich heranmachten an des Menschen
Astralleib — an das Ich konnten sie ja nicht heran — und diesem Astralleib einimpften alle
Folgen des Streites am Himmel. Während also, als die Mächte abkommandiert wurden zum
Streit am Himmel, während sie da nur geschaffen wurden zu Göttern der Hindernisse,
schlichen sich jetzt die Folgen ihrer Taten ein in den menschlichen Astralleib, und da
bedeuten sie etwas anderes: da bedeuten sie die Möglichkeit zum Irrtum und die
Möglichkeit des Bösen. Jetzt hatte der Mensch die Möglichkeit des Irrtums und die
Möglichkeit des Bösen gegeben, damit aber zu gleicher Zeit die Möglichkeit, sich durch
eigene Kraft über Irrtum und Böses zu erheben.

Bedenken Sie jetzt, daß solche Wesenheiten, wie die zur zweiten Hierarchie gehörigen
Mächte, gar nicht aus eigener Kraft die Möglichkeit gehabt hätten, böse zu werden — sie
mußten abkommandiert werden. Und erst die Wesenheiten der dritten Hierarchie, und zwar
erst diejenigen, die dem Menschen am nächsten stehen, die Engel, die konnten sozusagen
folgen oder nicht folgen den hemmenden Mächten. Die da nicht folgten, finden wir immer
wieder dargestellt in Bildern, welche versinnlichen sollen die Siege, die im Himmel erfochten
werden; die zum Ausdruck bringen sollen, was damals während der Mondenentwickelung
geschah, als der Mensch fortschritt bis zur Einverleibung des Astralleibes, das heißt bis zur
Mensch-Tierheit. Da entrangen sich ja diejenigen Engelwesen, die sozusagen gut geblieben
waren, diesem Mondenwerden, entstiegen dem, was da unten auf dem Monde war. Und
dieses Bild steht in mancherlei Gestalten vor der Seele des Menschen. Es ist das, was
ursprünglich bedeutet Michaels Streit mit dem Drachen. Dieses Bild sehen Sie auch im Bilde
des Mithras-Stieres, und da besonders anschaulich. Natürlich wollte man nicht damit sagen:
Diese Engelwesenheiten haben sich entzogen ihrer Aufgabe, sondern man hat sie hingestellt
als ein Ideal der Zukunft. Diese Wesenheiten, sagte man, sie haben vorgezogen den Aufstieg
in die geistige Welt. Du bist hinuntergestiegen; mit dir sind hinuntergestiegen andere
Wesenheiten, die den Mächten der Hindernisse gefolgt sind. Nun mußt du das verarbeiten,
was du damit aufgenommen hast, und hinauftragen in die geistige Welt; du mußt sozusagen
beim Wiederaufstieg ein solcher Michael, ein solcher Stierbesieger werden. — Denn ein
jedes solches Symbolum ist in diesem zweifachen Sinne durchaus zu gebrauchen.

So sehen wir, daß in einer gewissen Beziehung erst dadurch, daß die Mächte
abkommandiert wurden, dem Menschen die Möglichkeit gegeben wurde, aus sich selbst
heraus das Ziel zu erreichen, das selbst die höchsten Seraphim nicht aus sich selbst erreichen
können. Das ist das Wesentliche. Sie können gar nicht anders handeln, die Seraphim,
Cherubim, Throne, als unmittelbar den Impulsen folgen, die die Gottheit gibt. Die
Herrschaften, die ganze zweite Hierarchie kann auch nicht anders handeln. Von den
Mächten war eine Anzahl abkommandiert; also auch diese Mächte, die sozusagen sich in
den Weg der Entwickelung warfen, konnten nicht anders als den Befehlen der Gottheit
folgen. Auch in dem, was man nennen könnte den Ursprung des Bösen, auch da vollziehen
sie nur den Willen der Gottheit; indem sie sich zu Dienern des Bösen machen, vollziehen sie
nur den Willen der Gottheit, die durch den Umweg des Bösen das starke Gute entwickeln
will. Und steigen wir jetzt herunter zu denjenigen Wesenheiten, die wir die Gewalten
nennen: durch sich selbst hätten sie das nicht erreichen können. Auch sie hätten nicht böse
werden können durch sich selbst; auch nicht die Geister der Persönlichkeit, auch nicht die
Feuergeister. Denn als diese auf der Sonne Menschen waren, da waren ja die Mächte noch
nicht abkommandiert, da war überhaupt noch keine Möglichkeit vorhanden, böse zu
werden. Die ersten, die die Möglichkeit hatten, böse zu werden, waren die Engel, denn diese
Möglichkeit war erst von der Mondenentwickelung aus vorhanden. Da, von der Sonne zum
Mond, hat der Streit am Himmel stattgefunden. Ein Teil der Engel hat nun diese Möglichkeit
ausgeschlagen, hat sozusagen sich nicht verführen lassen durch die Kräfte, die in die
Hemmnisse hineinführen sollten; die blieben bei der alten Natur. So daß wir bis zu den
Engeln herab und noch in einem Teil der Engel solche Wesenheiten der geistigen Hierarchien
vor uns haben, die unbedingt nicht anders können, als dem göttlichen Willen folgen, bei
denen es keine Möglichkeit gibt, dem göttlichen Willen nicht zu folgen. Das ist das
Wesentliche.

Und nun kommen wir zu zwei Kategorien von Wesenheiten: Erstens denjenigen Engeln, die
sich hineingestürzt haben in das, was die Mächte während des Streites am Himmel
angerichtet haben. Das waren solche Wesenheiten, die wir eben wegen ihrer weiteren Taten
die luziferischen Wesenheiten nennen. Diese Wesenheiten haben sich dann herangemacht
an den menschlichen Astralleib während der Erdenentwickelung und dem Menschen die
Möglichkeit des Bösen gegeben, aber damit auch die Möglichkeit, aus eigener freier Kraft
sich zu entwickeln. So daß wir innerhalb der ganzen Stufenfolge der Hierarchien nur bei
einem Teil der Engel und beim Menschen die Möglichkeit der Freiheit haben. Sozusagen
mitten in der Reihe der Engel beginnt die Möglichkeit der Freiheit; im Menschen ist sie aber
doch erst in der richtigen Weise ausgebildet. Als der Mensch die Erde betrat, hat er
allerdings zunächst verfallen müssen der großen Gewalt der luziferischen Geister. Sie
durchdrangen den Astralleib des Menschen mit ihren Kräften, und das Ich wurde dadurch
einbezogen in diese Kräfte; so daß wir während der lemurischen und atlantischen
Entwickelung, und auch nachher noch, das Ich wie in einer Wolke haben, wie in eine Wolke
gehüllt, die herbeigeführt worden ist durch die Einflüsse Luzifers. Der Mensch ist nur
dadurch bewahrt worden vor der Überwältigung durch die ihn herabziehenden Kräfte, daß
frühere Wesenheiten ihn überschattet haben, daß die Engel, die oben geblieben waren, und
die Erzengel oben, in besonderen Individuen sich verkörpert und ihn geführt haben. Und das
geschah bis in jene Zeit hinein, wo etwas ganz Besonderes eintrat, wo eine Wesenheit,
welche bis dahin nur verbunden war mit dem Sonnendasein, so weit gekommen war, daß sie
jetzt nicht nur, wie frühere Wesenheiten der höheren Welten, in den physischen Leib,
Ätherleib und Astralleib des Menschen hineintreten konnte, sondern daß sie eindringen
konnte in den Menschen bis in das Ich.

Erinnern Sie sich, wie ich dargestellt habe, daß in vorherigen Zeiten höhere Wesenheiten
heruntergestiegen sind und beseelt haben den menschlichen physischen Leib, den Ätherleib
und den Astralleib. Jetzt trat in einer besonderen Zeit, die dazu berufen war, ein Individuum
auf, welches aufnahm in sich die höchste Wesenheit, die zunächst mit unserem
Sonnendasein verbunden war und die bis in das Ich inspirierend einwirkte, bis in alle Kräfte
des Ich hinein.

Das Ich findet seinen Ausdruck im Blut. Geradeso wie das Blut als materieller Stoff der
Ausdruck des Ich, so ist die Blutwärme, das Blutfeuer, sozusagen der zurückgebliebene Rest
des alten Saturnfeuers, der Ausdruck des Ich in den Elementen. In Zweierlei mußte sich
dieses Wesen physisch zum Ausdruck bringen: zuerst in dem Feuer. Es kündigte sich im
Feuer an dem Moses: im brennenden Dornbusch und in dem Blitz auf dem Sinai; denn es ist
dieselbe Wesenheit, die in das menschliche Ich dann einziehen konnte, die zu Moses sprach
aus dem brennenden Dornbusch, aus dem Blitz und Donner auf dem Sinai. Und sie bereitet
ihr Kommen vor und erscheint dann in einem Blut-tragenden Leibe, in dem Jesus von
Nazareth: damit zieht die Sonnenwesenheit in ein irdisches Individuum ein. Dadurch, daß
das Ich sich immer mehr und mehr durchdringen und durchtränken wird mit der Kraft, die
damals eingedrungen ist in das Ich, dadurch wird dieses Ich die Fähigkeit erlangen, immer
mehr aus eigener Kraft sich zu erheben über all die Einflüsse, die dieses Ich herunterziehen
können. Denn dieses Wesen, das bis in das Ich vordringt, das ist anderer Art als die anderen
Wesenheiten, die früher herniedergestiegen sind auf die Erde und welche den physischen
Leib, den Ätherleib und den Astralleib beseelt haben.

Nehmen wir die alten heiligen Rishis. In ihrem Ätherleib war, wie wir gesehen haben, der
Geist einer höheren Wesenheit, denn sie hatten diesen Ätherleib geerbt von großen
atlantischen Vorfahren, in denen diese höhere Wesenheit war. Das war auf sie übertragen;
sie konnten mit ihrem Astralleib und Ich dem gar nicht folgen, was aus der Inspiration des
Ätherleibes hervorging. Und so geschah es von Epoche zu Epoche. Die Menschen wurden
inspiriert. Es war immer etwas wie eine Gewalt in ihnen, wenn sie inspiriert wurden; es war
etwas, was sie mit Gewalt gefangen nahm. Von dem, was des Menschen Geschick war —
sich selbst überlassen zu sein —, von dem wurde er etwas hinweggezogen, um besser
werden zu können: er wurde inspiriert mit einer besseren Wesenheit. So war es bei allen
Religionsstiftern: es wurde ihnen einverleibt eine Wesenheit, die noch erhaben war über den
Streit am Himmel, so daß sie nicht vollständig sich überlassen waren. In dem Christus
erschien eine Wesenheit ganz anderer Natur, eine Wesenheit, die zunächst einmal gar
nichts, aber auch gar nichts tat, um durch irgendeinen Zwang die Menschen zu sich
herüberzubringen. Und das ist das Wesentliche. Wenn Sie die ganze Ausbreitung des
Christentums nehmen, so wird sie Ihnen ein lebendiger Beweis dafür sein, daß der Christus
eigentlich in seinem Leben nicht das getan hat, was geschehen ist zur Ausbreitung des
Christentums. Sehen Sie die Religionsstifter der Vorzeit an. Sie sind die großen
Menschheitslehrer, sie lehren von einer bestimmten Zeit ihrer Entwickelung an, und ihre
Lehren wirken in überwältigender Weise auf die Menschen. Sehen Sie den Christus an. Wirkt
er im Grunde genommen durch seine Lehren? Derjenige versteht ihn eben nicht, der da
glaubt, in den Lehren sei die Hauptsache. Der Christus wirkte gar nicht zunächst durch seine
Lehren, sondern durch das, was er getan hat. Und die größte Tat des Christus war diejenige,
die mit dem Tode endete, war der Tod. Das ist das Wesentliche, daß der Christus durch eine
Tat wirkte, bei deren Verbreitung in der Welt er gar nicht mehr physisch dabei sein sollte.
Das ist der große Unterschied zwischen der Wirkung des Christus und der anderer
Religionsstifter. Dieser Unterschied wird fast noch gar nicht verstanden, aber er ist das
Wesentliche.

Sie können alle Lehren des Christentums verfolgen, alles, was als Lehre im Christentum
gepredigt wird, und können jede christliche Lehre in einem anderen Religionssystem auch
finden. Das ist gar nicht in Abrede zu stellen. Sie können sagen: Alles Wesentliche der
christlichen Lehren ist in anderen Systemen enthalten. Aber hat das Christentum gewirkt
durch den Inhalt seiner Lehren? Derjenige, der zunächst das Wesentliche zur Ausbreitung
des Christentums getan hat, hat der sich auf die Lehren gestützt? Sehen Sie ihn an, den
Apostel Paulus! Hat er sich durch das, was in den Evangelien steht, von einem Saulus zu
einem Paulus machen lassen? Er verfolgt die Anhänger des Christus Jesus. Solange verfolgt
er sie, bis ihm derjenige, der am Kreuz gestorben ist, aus den Wolken erschien, bis er, Paulus,
die eigene, persönliche okkulte Erfahrung hatte, daß der Christus lebt. Die Wirkung des
Todes, die Wirkung der Tat, das war der Impuls für den Paulus, und darauf kommt es an.
Andere Rehgionssysteme wirken durch ihre Lehren, und ihre Lehren sind dieselben wie auch
im Christentum; im Christentum handelt es sich aber nicht um die Lehren, sondern um das,
was geschehen ist, um die Tat. Und diese Tat ist eine solche, daß sie auf keinen Menschen
anders wirkt, als wenn er sich selbst dazu entschließt, sie auf sich wirken zu lassen, das heißt,
wenn sie mit dem absolut freien Charakter seines individuellen Ich vereinbar ist. Denn nicht
genügt es, daß der Christus anwesend wird im menschlichen Astralleib, sondern der Christus
muß, wenn er wirklich verstanden werden soll, im menschlichen Ich anwesend werden. Und
das Ich muß sich frei entschließen, den Christus aufzunehmen. Das ist es, worauf es
ankommt. Aber gerade dadurch nimmt dieses menschliche Ich, wenn es sich mit dem
Christus verbindet, eine Realität in sich auf, eine göttliche Kraft, nicht bloß eine Lehre. Daher
kann hundertmal bewiesen werden, daß alle Lehren des Christentums schon zu finden sind
da oder dort; aber darauf kommt es nicht an, sondern darauf, daß das Wesentliche im
Christentum die Tat ist, die nur durch eine freiwillige Erhebung in die höheren Welten zum
eigenen Besitz werden kann. Dadurch also nimmt der Mensch die Christus-Kraft auf, daß er
sie freiwillig aufnimmt, und keiner kann sie aufnehmen, der sie nicht freiwillig aufnimmt.
Dies ist aber dem Menschen nur dadurch möglich geworden, daß der Christus auf der Erde
Mensch geworden ist, daß er berufen war, auf der Erde Mensch zu werden.

In einer anderen Lage sind die abgefallenen Engel, die als luziferische sich herübergelebt
haben auf die Erde. Die hätten ja auf dem Monde eigentlich Mensch werden sollen. Sie sind
zurückgeblieben in ihrer Entwickelung, sie können daher in den Astralleib hinein; an das Ich
können sie zunächst nicht heran. Nun sind sie in einer sonderbaren Lage, in einer Lage, die
wir uns eigentlich nur graphisch darstellen können, wenn das auch pedantisch aussieht.
Nehmen wir einmal an — wenn wir von Ätherleib und physischem Leib absehen —, des
Menschen Astralleib wäre während derlemurischen Entwickelung dieser Kreis, sein Ich wäre
ein Einschluß in diesem Astralleib; das Ich hat sich allmählich in den Astralleib
hineinbegeben. Was geschieht nun? Während der lemurischen Entwickelung schleichen sich
die luziferischen Mächte überall in den astralischen Leib des Menschen ein und
durchdringen ihn mit demjenigen, was ihre Taten sind, was bei ihm aber sich als niedere
Leidenschaften darstellt. Dasjenige, wodurch er dem Irrtum und Bösen verfallen kann, das
sitzt im Astralleib; die luziferischen Geister haben es ihm eingespritzt. Hätten sie es ihm nicht
eingespritzt, so würde er niemals die Möglichkeit des Irrtums und des Bösen haben, er
würde hin aufgehoben werden, wo er sein Ich empfängt, unberührt von allen hemmenden
Einflüssen. Das geht so fort, nur beschützen die großen Führer die Menschen davor, so weit
das notwendig ist, zu tief hinunterzusinken.

Nun tritt das Ereignis des Christus ein. Nehmen wir einen Menschen, der freiwillig den
Christus in sich aufnimmt, — das Christentum ist erst im Anfange, aber nehmen wir das
Ideal: des Menschen Ich hätte freiwillig die Christus-Kraft in sich einfließen lassen. Wenn
dieses Ich so weit ist, daß es sich mit dem Christus durchdrungen hat, dann strahlt die
Christus-Kraft auch in den Astralleib hinein. In denselben Astralleib strahlt die Christus-Kraft
von innen hinein, in den vorher hineingespritzt haben ihre Taten die luziferischen Mächte.
Und was geschieht nun in der Zukunft? Dadurch, daß wir mit Hilfe und nur mit Hilfe des
Christus alle diejenigen Eigenschaften des Menschen, die von Luzifer kommen, auslöschen,
dadurch befreien wir als Menschen nach und nach die luziferischen Mächte mit. Und es wird
eine Zeit kommen, wo die luziferischen Mächte, welche während der Mondenentwickelung
zum Heile der menschlichen Freiheit heruntersinken mußten in eine gewisse niedere
Entwickelung und auf der Erde nicht Gelegenheit hatten, selber die Christus-Kraft zu erleben,
wo diese durch den Menschen werden die Christus-Kraft erleben und erlöst werden. Der
Mensch wird Luzifer erlösen, wenn er die Christus-Kraft in der entsprechenden Weise
aufnimmt. Und dadurch wird der Mensch wiederum stärker, als er sonst geworden wäre.
Denn denken Sie, der Mensch hätte nicht die luziferischen Kräfte bekommen: dann würde
die Christus-Kraft ausstrahlen, aber sie träfe nicht auf die Hindernisse der luziferischen
Kräfte, und der Mensch würde unmöglich im Guten, im Wahren, in der Weisheit so weit
kommen können, wie er kommen kann, wenn er diese widerstrebenden Kräfte zu besiegen
hat.

So haben wir im Menschen ein Glied unserer Hierarchien, von dem wir sehen, daß es sich
sehr wohl von den anderen Gliedern unterscheidet. Wir sehen, daß der Mensch anders
dasteht als die Seraphim, Cherubim, Throne, als die Herrschaften, Mächte und Gewalten,
auch noch als die Geister der Persönlichkeit und als die Feuergeister, als ein Teil der Engel. Er
kann sich sagen, wenn er der Zukunft entgegenblickt: Ich bin berufen, in meinem tiefsten
Innern selbst das alles zu suchen, was mir die Impulse des Handelns gibt — nicht aus dem
Anschauen der Gottheit, wie die Seraphim, sondern aus dem tiefsten Innern heraus. Und der
Christus ist ein Gott, welcher nicht so wirkt, daß seine Impulse unbedingt befolgt werden
müssen, sondern nur, wenn man sie einsieht, nur in Freiheit. Er ist daher der Gott, der
niemals diese individuelle, freie Entwickelung des Ich nach dieser oder jener Richtung
hemmen kann. Der Christus konnte sagen im allerhöchsten Sinne: Ihr werdet die Wahrheit
erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen. — Und diejenigen Wesenheiten der
nächsten Hierarchie, die die Möglichkeit hatten, Böses zu tun, die luziferischen Wesenheiten,
sie werden wiederum durch die Kraft des Menschen erlöst, befreit. Damit sehen wir auch,
wie tatsächlich die Weltentwickelung nicht einfach sich wiederholt, sondern daß Neues
eintritt. Denn solch eine Menschheit, wie der Mensch sie erlebt, war eben noch nicht da,
nicht bei den Engeln, nicht bei den Erzengeln, nicht bei den Urkräften. Eine völlig neue
Mission hat der Mensch in der Welt zu erfüllen, eine Mission, die wir eben jetzt
charakterisiert haben. Und zu dieser Mission ist er heruntergestiegen in die irdische Welt.
Und als ein freier Helfer ist ihm der Christus in der Welt erstanden, nicht als ein Gott, der von
oben wirkt, sondern als ein Erstgeborener unter vielen.

So verstehen wir erst die ganze Würde und Bedeutung des Menschen innerhalb der Glieder
unserer Hierarchien, und wir sagen uns, wenn wir zu der Herrlichkeit und zu der Größe der
höheren Hierarchien hinaufschauen: Sind sie auch so groß, so weise, so gut, daß sie niemals
von dem rechten Pfade abirren können, so ist doch die große Mission des Menschen, daß er
die Freiheit in die Welt bringen soll und mit der Freiheit erst dasjenige, was man im wahren
Sinne des Wortes Liebe nennt. Denn ohne die Freiheit ist Liebe unmöglich. Ein Wesen,
welches unbedingt einem Impuls folgen muß, folgt ihm eben; ein Wesen, das auch anders
handeln kann, für dieses gibt es nur eine Kraft, um zu folgen: die Liebe. Freiheit und Liebe
sind zwei Pole, die zusammengehören. Sollte daher in unserem Kosmos die Liebe einziehen,
so konnte das nur geschehen durch die Freiheit, das heißt durch Luzifer und seinen Besieger,
und zu gleicher Zeit durch des Menschen Erlöser, durch den Christus. Daher ist die Erde der
Kosmos der Liebe und Freiheit, und es ist das Wesentliche, daß wir, ohne den Menschen zur
Unbescheidenheit zu verführen, die Hierarchien aufzählen lernen in der Art, wie sie
innerhalb unserer abendländischen Esoterik immer und immer aufgezählt worden sind.
Seraphim, Cherubim, Throne, sie folgen den unmittelbaren Impulsen unter dem Anschauen
der Gottheit; Herrschaften, Mächte und Gewalten, sie sind noch so gebunden an die
höheren Mächte, daß sie abkommandiert werden müssen, damit die Entwickelung zum
Menschen vorwärtsschreiten kann. Auch noch Erzengel und Geister der Persönlichkeit
können nicht fehlen, können also nicht durch freien Willen heruntersinken in ein Böses.
Deshalb nannte man die Geister der unmittelbar höheren Hierarchie Boten und Erzboten,
um anzudeuten, daß sie nicht ihre eigenen Aufträge, sondern daß sie die Aufträge ausführen
derjenigen, die über ihnen stehen. Im Menschen wird aber eine Hierarchie heranreifen, die
die eigenen Aufträge ausführt. Durch die Jupiter-, Venus- und Vulkanentwickelung hindurch
wird der Mensch heranreifen zum Ausführer seiner eigenen Impulse. Wenn er auch heute
noch nicht so weit ist, er wird dazu heranreifen.

So also dürfen wir sagen: Welches sind die Hierarchien ? Wir fangen an: Seraphim,
Cherubim, Throne; die Herrschaften, die ihre Herrschaft ausüben, indem sie nur dadurch
herrschen, daß sie in dem Sinn, wie ihnen die Impulse von den Göttern gegeben werden,
wirken. Dann kommen die Mächte; die führen ihre Macht eben nur dadurch, daß sie sie von
oben erhalten; ebenso die Gewalten. Sollen sie böse werden, so müssen sie das nach
göttlichem Ratschluß werden. Wir kommen zu den Geistern der Persönlichkeit, zu den
Erzboten und Boten und sind heruntergestiegen bis unmittelbar heran zum Menschen. Und
wie wird vom Menschen zu sagen sein, wenn wir ihn einreihen in die Hierarchien? Nach den
Erzengeln und Engeln, den Erzboten und Boten, wird anzureihen sein der Reihe der
Hierarchien der Geist der Freiheit oder der Geist der Liebe, und das ist, von oben
angefangen, die zehnte der Hierarchien, die allerdings in Entwickelung begriffen ist, aber sie
gehört zu den geistigen Hierarchien.

Nicht um Wiederholung handelt es sich im Weltenall, sondern jedesmal, wenn ein Umlauf
gemacht ist, wird Neues eingefügt der Weltenevolution. Und dieses Neue einzufügen, ist
immer die Mission der entsprechenden Hierarchie, die auf der Stufe ihrer Menschheit steht.
Damit haben wir den Sinn des Menschen zu ergründen versucht aus dem Sinn unseres
Kosmos heraus. Wir haben, bis zu einem gewissen Grade wenigstens, geistig heute uns
gefragt nach dem Sinne des Menschen, und wir haben diesen Sinn des Menschen, des
Punktes inmitten des Universums, nach der Mysterienanweisung zu ergründen versucht,
indem wir den Punkt, den Menschen, aus dem Umkreis zu enträtseln versuchten — den
Punkt aus dem Umkreis! Damit aber stellt sich unsere Erkenntnis in die Realität hinein. Und
das ist das Wesentliche, daß alle wahrhaftige geisteswissenschaftliche Erkenntnis eine
wirkliche, konkrete, eine reale Erkenntnis ist, das heißt, daß geisteswissenschaftliche
Erkenntnis unmittelbar selber gibt ein Bild des Kosmos und der geistigen Hierarchien.

Wir stehen im Mittelpunkt der Welt. Alles, was um uns herum ist, verliert für uns seine
Bedeutung, weil wir uns sagen: Die äußere Sinneswelt kann uns die Rätsel selber nicht lösen.
Es ist, wie wenn in einem Punkt sich alles zusammenzöge. Dann aber, wenn sich alles
zusammenzieht, dann kommt aus dem Umkreis zurück die Lösung des Welträtsels so
wahrhaftig real, wie die Materie, die ein Abbild und Gleichnis des Geistigen ist, selber sich
verhält. Sie zieht sich zusammen, verschwindet im Mittelpunkt und taucht aus dem Umkreis
herein wieder auf. Das ist Realität. Und unsere Erkenntnis ist real, wenn sie uns so vor Augen
tritt wie der Bau und Prozeß des ganzen Weltenalls. Dann ist sie nicht Spekulation, nicht
Spintisiererei, dann ist sie geboren aus dem Kosmos heraus. Und dieses Gefühl sollen wir
entwickeln: Weisheit soll ein Ideal sein für uns, das geboren wird aus dem Umkreis des
Kosmos und das uns mit der stärksten Kraft erfüllt, mit der Kraft für unsere eigene
Bestimmung, für unser eigenes großes Weltideal und damit auch für unser nächstes
Menschenideal." (Lit.: GA 110, S. 155ff)

ᐃᐁ
Asuras
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(Weitergeleitet von Geister des Egoismus)
Die Asuras (Sanskrit, m., असुर, asura „Dämon, böser Geist“) sind im Hinduismus die
"Dämonen", die "Gegenspieler der Götter" (Devas oder Suras) und gelten als Kinder der
Nachtgöttin Diti. Im Buddhismus zählen die Asuras im Schema der Sechs Daseinsbereiche zu
der über den Menschen, aber unter den Devas stehenden Bereich der eifersüchtigen Götter.
Sie stellen sich als finstere Geister den sonnenhaften Devas bzw. Suras entgegen, weshalb
sie ja auch als A-Suras bezeichnet werden, und versuchen beständig deren Platz
einzunehmen, was ihnen aber niemals gelingt.

Rudolf Steiner hat die Asuras gelegentlich auch als Geister der Finsternis oder als Geister des
Egoismus bezeichnet. Konkret handelt es sich dabei um zurückgebliebene Geister der
Persönlichkeit, die bereits auf dem alten Saturn ihre Menschheitsstufe, d. h. ihre Ich-
Entwicklung durchgemacht haben. Sie wirken in der Bewusstseinsseele, die durch die
unbewusste Umwandlung des physischen Leibes ensteht, und greifen damit auch das
menschliche Ich an (Lit.:GA 107, S. 248).

Die drei bisherigen bösen Prinzipien


„Alles, was in uns als Prinzip, als Wesen des Egoismus lebt, das ist von diesem geistigen
Reich, dem Reich der Geister des Egoismus oder der Persönlichkeit. Die Geister des Egoismus
waren immer an der Arbeit. Zuerst wird der physische Leib von den Geistern des Egoismus
bearbeitet, dann der Atherleib und dann der Astralleib. Daher ist der Mensch als kama-
manasisches Wesen Egoist. Was er denkt, ist das Selbstständige und auch das Selbstsüchtige.
Was das für Wesen sind, kann man erst erkennen, wenn man auf der Stufe steht, dass man
in das Wesen, in das Ego der Wesen hineinkriechen kann. Da lernen Sie die Geister der
Persönlichkeit kennen.“ (Lit.:GA 90b, S. 232f)

Erschaffen wurden die Asuras gemäß der hinduistischen Anschauung zusammen mit allen
anderen Göttern, Menschen und Tieren aus Asu, dem Atem bzw. der Lebenskraft des
Prajapati und unterstanden der unmittelbaren Herrschaft Varunas . Als die Asuras geschaffen
wurden, verlieh man ihnen als Gaben die Wahrheit und die Lüge, doch streiften sie später
die Wahrheit ab und wurden zu Widersachermächten. Sura (von "Surya", dem
hinduistischen Sonnengott, der etwa dem griech. Apollon entspricht) bedeutet im Sanskrit
"Lichtwesen". Durch die Vorsilbe a- wird die Verneinung bzw. die Bezeichnung des
Gegenteils ausgedrückt. Asuras sind somit "Gegner der Lichtwesen". Das Wort Asura ist
verwandt mit dem altpersischen Wort Ahura. Im Zoroastrismus sind die Ahuras allerdings die
"guten Götter", während die Daevas böse sind.

„Wollen wir die Stellung des geistigen Evolutionsprinzips begreifen, müssen wir eine
bedeutungsvolle Begebenheit in der Zeit der atlantischen Wurzelrasse feststellen.
Diejenigen, die im Anfang [weisheitsvolle] geistige Wesen waren, die erschienen nun als die
Empörer, als die Aufrührer, die sich jetzt ihre Unabhängigkeit erobern wollten. Suras wurden
jetzt zu Asuras; bis zu diesem Zeitpunkt waren sie latent auf der Erde. Es sind diejenigen
Mächte, welche gerade in der gegenwärtigen Epoche die intellektuelle und geistige Seite der
Menschheit vertreten.“ (Lit.:GA 89, S. 125)

Rudolf Steiner gebraucht den Ausdruck Asuras zumeist ganz konkret für in ihrer Entwicklung
zurückgebliebene Geister der Persönlichkeit (Urengel), die, obwohl sie schon während der
alten Saturnentwicklung ihr Entwicklungsziel nicht voll erreicht haben, erst jetzt in unserer
gegenwärtigen Zeit zu gefährlichen Widersachermächten werden.

„Während nun alle Wesenheiten, die auf der Sonne waren, leuchtend waren, wie heute
alles, was Fixstern ist, wirkte das alte Saturnreich derjenigen Wesenheiten, die
zurückgeblieben waren, wie ein dunkler Einschluß, wie finstere Stellen dem Licht gegenüber,
wie dumpfe Höhlen innerhalb des Sonnenleibes, die seine Harmonie störten. Namentlich in
bezug auf das Weltenaroma mischten sich von den zurückgebliebenen Wesenheiten
Empfindungen ein, die allerlei Mißgerüche verbreiteten. Das hat unsere Mythe behalten,
indem sie sagt, daß der Teufel stinkt und einen bösen Geruch zurückläßt. Bei dem Fortschritt
der Sonne ist wirklich auch ein dunkler Einschluß zurückgeblieben, und die heutigen
Sonnenflecken sind wirklich die Nachzügler des alten Saturnreiches auf der Sonne. Deshalb
sind sie aber hypothetisch genau doch so zu erklären, wie es heute geschieht; das gilt alles.“
(Lit.:GA 100, S. 115)

Die Asuras sind dennoch für die irdische Existenz des Menschen unerlässlich. Im positiven
Sinn wirken sie in den lebenswichtigen Aufbaukräften, die während des Schlafes am
physischen und Ätherleib arbeiten und dadurch die Schäden wieder ausbessern, die durch
unser Tagesbewusstsein angerichtet werden. Als Geister der Finsternis werden sie in der
hebräischen Sprache als Laj'lah (= Nacht) bezeichnet. Auch der Geist der Schwere gehört
diesem Reich an und bildet die geistige Ursache der Schwerkraft. Seine wesentliche und für
unser Erdenleben unerlässliche Aufgabe besteht darin, unser Ich und unseren Astralleib
beim Erwachen wieder in den physischen Leib zurückzuführen. (Lit.: GA 266b, S. 49ff)

Durch die guten Asuras wurde schon auf dem alten Saturn der Anlage des physischen
Menschenleibes der Keim des Ich-Bewusstseins und des Ich-Gefühls eingepflanzt. Die bösen
Asuras sind die unmittelbaren Widersacher des Vatergottes, der der Herr der alten
Saturnentwicklung war:

„Die theosophische Literatur nennt diese Glieder, die der Mensch heute noch nicht
entwickelt, die «drei Logoi»; im Christentum heißen sie: der Heilige Geist, der Sohn oder das
Wort, und der Vater. Also kann man sagen: Wie der Mensch heute aus physischem Leib,
Äther-, Astralleib und Ich, Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch besteht, so bestanden
diese Wesen, die den Saturn bewohnten, die wir mit dem heutigen Erdenmenschen in
seinem Verhältnis zur Erde vergleichen können, aus dem Ich, Geistselbst, Lebensgeist,
Geistesmensch, dem Heiligen Geist, dem Wort oder dem Sohn, und dem Vater. Die
theosophische Sprache nennt sie «Asuras». Sie sind diejenigen, die von Anfang an dieser
physischen Anlage des Menschenleibes eingepflanzt haben die Selbständigkeit, das Ich-
Bewußtsein und Ich-Gefühl. Sie könnten Ihr Auge gar nicht im Dienste des Ich verwenden,
wenn Ihre Anlage damals nicht schon so vorbereitet worden wäre, daß Sie sie in den Dienst
des Ich stellen konnten. So sind diese Glieder vorbereitet worden durch die Geister des Ich -
auch die Geister des Egoismus genannt. Sie haben uns gegeben, was das Weiseste ist, wenn
es richtig ausgebildet wird. Aber alles Höchste wird in sein Gegenteil verkehrt, wirkt am
schädlichsten und verderblichsten, wenn es nicht richtig ausgebildet wird. Niemals könnte
der Mensch jene hohe Stufe erreichen, die wir als die selbständige Menschenwürde
bezeichnen, wenn nicht diese Geister ihm das Ich-Gefühl eingepflanzt hätten. Immer hat es
auch Wesen gegeben, welche die böse Bahn eingeschlagen haben. Daher muß gesagt
werden: Diese Wesenheiten, welche die Einpflanzer der Ichheit waren, die heute weit über
den Menschen erhaben sind, zu denen wir aufschauen als zu den erhabensten, die es geben
kann, sie haben die Ichheit in den Dienst der Selbstverleugnung, des Opfers gestellt; die
andern haben ihre Ichheit selbstsüchtig weiterverfolgt.

Wir tragen in uns die Wirkungen jener Geister des Ich, die den guten Weg eingeschlagen
haben, in dem Streben nach Freiheit und Menschenwürde, und wir tragen den Keim des
Bösen in uns, weil fortgewirkt haben die damals abgefallenen Wesenheiten. Diesen
Gegensatz hat man immer empfunden. Das Christentum selbst unterscheidet zwischen dem
Vatergott, den das Christentum ansieht als den höchstgestiegenen Geist des Saturn, und
seinem Widersacher, dem Geist aller bösen Iche und alles radikal Unmoralischen, der damals
auf dem Saturn abgefallen ist. Das sind die beiden Repräsentanten des Saturn.“ (Lit.:GA 100,
S. 113f)

„Egoismus ist etwas, was zwei Seiten hat, eine vortreffliche und eine verwerfliche. Wenn
damals auf dem Saturn und auf den folgenden Planeten nicht immer wieder und wieder die
Wesenheit des Egoismus eingepflanzt worden wäre, dann wäre der Mensch nie ein
selbständiges Wesen geworden, das «Ich» zu sich sagen kann. In Ihrer Leiblichkeit ist schon
von dem Saturn her die Summe der Kraft eingeimpft, die Sie stempelt zu einer selbständigen
Wesenheit, die Sie abgliedert von allen anderen Wesenheiten. Dazu mußten die Geister des
Egoismus, die Asuras, wirken. Es gibt unter ihnen zwei Arten, abgesehen von kleinen
Schattierungen. Die eine Art ist die, die den Egoismus in der edlen, selbständigen Weise
ausgebildet hat, die immer höher und höher gestiegen ist in der Ausbildung des
Freiheitssinnes: das ist die vortreffliche Selbständigkeit des Egoismus. Diese Geister haben
durch alle folgenden Planeten die Menschheit geleitet. Sie sind die Erzieher der Menschen
zur Selbständigkeit geworden.

Nun gibt es auf jedem Planeten auch solche Geister, die in der Entwickelung zurückgeblieben
sind. Sie sind stationär geblieben, sie wollten nicht weiter. Daraus werden Sie ein Gesetz
erkennen: "Wenn das Vortrefflichste fällt, wenn es die «große Sünde» begeht, nicht
mitzugehen mit der Entwickelung, dann wird es gerade das Schlechteste. Der edle
Freiheitssinn ist in der Verwerflichkeit verkehrt worden in sein Gegenteil. Das sind die
schwer in Betracht kommenden Geister der Versuchung; sie verleiten zu dem verwerflichen
Egoismus. Auch heute sind sie noch in unserer Umgebung, diese schlimmen Geister des
Saturn. Alles, was schlimm ist, hat seine Kraft von diesen Geistern.“ (Lit.:GA 99, S. 97f)

Die bösen Asuras sind Geister des allerstärksten Egoismus, die den Menschen zur schwarzen
Magie verführen. Sexuelle Riten spielen dabei eine große Rolle.

„Die Asuras greifen nun erst in der fünften Rasse ein. Sie sind weitaus die verderblichsten
und wirken hauptsächlich in das sexuelle Leben ein, also in den physischen Leib. Die vielen
sexuellen Verirrungen der Gegenwart sind auf diese starke Einströmung zurückzuführen.“
(Lit.:GA 266a, S. 169)

Es entspricht einer allgemeinen Gesetzmäßigkeit, dass, je früher geistige Wesenheiten in


ihrer Entwicklung zurückbleiben, sie um so später zu Widersachern für die
Menschheitsentwicklung werden, dann aber - aufgrund ihres langen Entwicklungsweges -
um so mächtiger und gefährlicher sind.
„Die höheren Kräfte unserer geistigen Vorgänger sind verknüpft mit den Kräften unserer
eigenen niederen Natur. Die menschlichen Leidenschaften stehen in okkulter Beziehung zu
den höheren Kräften der uns vorausgegangenen geistigen Wesenheiten. Überall wo
Ausschweifung ist, dort ist die Materie gegeben, in der mächtige asurische Kräfte raffinierte
Intellektualität ausströmen in die Welt. Bei verdorbenen Menschenstämmen sind solche
starken asurischen Kräfte zu finden. Der schwarze Magier bezieht gerade aus dem Sumpf der
Sinnlichkeit seine stärksten dienenden Kräfte. Die sexuellen Riten sind dazu da, um in diese
Kreise hineinzubannen. Es besteht ein fortwährender Kampf auf der Erde, der auf der einen
Seite danach strebt, die Leidenschaften zu läutern, und auf der anderen Seite das Streben
hat nach Verstärkung der Sinnlichkeit. Die Wesenheiten, die das Christus-Prinzip zum Führer
haben, suchen die Erde für sich zu gewinnen, aber auch die anderen, feindlichen
Wesenheiten suchen die Erde an sich zu reißen.“ (Lit.:GA 93a, S. 149)

In ihrem Willen zum Bösen und in ihrer Machtfülle übertreffen die Asuras die luziferischen
und ahrimanischen Wesenheiten.

„Die Asuras - die bösen - sind Wesenheiten, die wieder um einen Grad höher stehen in ihrem
Willen zum Bösen als die ahrimanischen Wesenheiten und um zwei Grade höher als die
luziferischen.“ (Lit.:GA 110, S. 178)

„Das sind die Wesenheiten, die der achten Sphäre zustreben. Sie wollen die Materie immer
mehr verdichten, zusammenpressen, so dass sie nicht wiederum vergeistigt, d. h. ihrem
Urzustand zugeführt werden kann. Sie sind der Bodensatz der ganzen
Planetenentwicklungdie beim Saturn beginnt und durch Sonne, Mond, Erde, Jupiter, Venus,
Vulkan durchgeht. Die Asuras bevölkern jetzt schon den Mond und wirken vom Mond auf
den Menschen, den sie herabziehen wollen in die achte Sphäre und ihn so der
fortschreitenden Entwicklung und deren Ziel - dem Christus - entreißen wollen. Alle der
achten Sphäre Zustrebenden werden schließlich auf einem Mond (Jupiter) ihr Dasein
finden.“ (Lit.:GA 266a, S. 205)

Die Asuras wirken unmittelbar bis in die Bewusstseinsseele des Menschen und greifen
dadurch auch direkt das menschliche Ich an, aus dem sie Stücke herausreissen, die dann für
den Menschen unwiederbringlich verloren sein werden:

„Was da genannt ist der physische Leib, das ist auf dem alten Saturn veranlagt worden, was
genannt ist der Ätherleib, das ist auf der Sonne veranlagt, und dasjenige, was da genannt ist
der Seelen- oder Empfindungsleib, ist auf dem alten Monde veranlagt. Jetzt sind auf der Erde
nach und nach dazugekommen die Empfindungsseele, die eigentlich eine unbewußte
Umänderung, eine unbewußte Bearbeitung des Empfindungsleibes ist. In der
Empfindungsseele hat sich verankert Luzifer; da hinein hat er sich geschlichen, da sitzt er
drinnen. Weiter ist entstanden durch die unbewußte Umarbeitung des Ätherleibes die
Verstandesseele. Genaueres ist darüber gesagt in der Abhandlung über «Die Erziehung des
Kindes». In diesem zweiten Glied der menschlichen Seele, der Verstandesseele, also in dem
umgearbeiteten Stück des Ätherleibes, da hat sich festgesetzt Ahriman. Da ist er drinnen und
führt den Menschen zu falschen Urteilen über das Materielle, führt ihn zu Irrtum und Sünde
und Lüge, zu allem, was eben aus der Verstandes- oder Gemütsseele kommt. In alledem zum
Beispiel, daß der Mensch sich der Illusion hingibt, mit der Materie sei das Richtige gegeben,
haben wir Einflüsterungen des Ahriman, des Mephistopheles zu sehen. Drittens kommt an
die Reihe die Bewußtseinsseele, die in einer unbewußten Umarbeitung des physischen
Leibes besteht. Es ist Ihnen ja erinnerlich, wie diese Umarbeitung geschah. Gegen das Ende
der atlantischen Zeit trat der Ätherleib des Kopfes ganz hinein in den physischen Kopf und
gestaltete allmählich den physischen Leib so um, daß er eine selbstbewußte Wesenheit
wurde. An dieser unbewußten Umarbeitung des physischen Leibes, an der
Bewußtseinsseele, arbeitet der Mensch heute noch immer im Grunde genommen. Und in
der Zeit, die jetzt kommen wird, werden sich hineinschleichen in diese Bewußtseinsseele
und damit in das, was man das menschliche Ich nennt - denn das Ich geht auf in der
Bewußtseinsseele -, diejenigen geistigen Wesenheiten, die man die Asuras nennt. Die Asuras
werden mit einer viel intensiveren Kraft das Böse entwickeln als selbst die satanischen
Mächte der atlantischen oder gar die luziferischen Geister der lemurischen Zeit.

Das Böse, das die luziferischen Geister den Menschen zugleich mit der Wohltat der Freiheit
brachten, das werden sie alles im Verlaufe der Erdenzeit ganz abstreifen. Dasjenige Böse, das
die ahrimanischen Geister gebracht haben, kann abgestreift werden in dem Ablauf der
karmischen Gesetzmäßigkeit. Das Böse aber, das die asurischen Mächte bringen, ist nicht auf
eine solche Weise zu sühnen. Haben die guten Geister dem Menschen Schmerzen und
Leiden, Krankheit und Tod gegeben, damit er sich trotz der Möglichkeit des Bösen aufwärts
entwickeln kann, haben die guten Geister die Möglichkeit des Karma gegenüber den
ahrimanischen Mächten gegeben, um den Irrtum wieder auszugleichen - gegenüber den
asurischen Geistern wird das im Verlaufe des Erdendaseins nicht so leicht sein. Denn diese
asurischen Geister werden bewirken, daß das, was von ihnen ergriffen ist - und es ist ja des
Menschen tiefstes Innerstes, die Bewußtseinsseele mit dem Ich -, daß das Ich sich vereinigt
mit der Sinnlichkeit der Erde. Es wird Stück für Stück aus dem Ich herausgerissen werden,
und in demselben Maße, wie sich die asurischen Geister in der Bewußtseinsseele festsetzen,
in demselben Maße muß der Mensch auf der Erde zurücklassen Stücke seines Daseins. Das
wird unwiederbringlich verloren sein, was den asurischen Mächten verfallen ist. Nicht, daß
der ganze Mensch ihnen zu verfallen braucht, aber Stücke werden aus dem Geiste des
Menschen herausgeschnitten durch die asurischen Mächte. Diese asurischen Mächte
kündigen sich in unserem Zeitalter an durch den Geist, der da waltet und den wir nennen
könnten den Geist des bloßen Lebens in der Sinnlichkeit und des Vergessens aller wirklichen
geistigen Wesenheiten und geistigen Welten. Man könnte sagen: Heute ist es erst mehr
theoretisch, daß die asurischen Mächte den Menschen verführen. Heute gaukeln sie ihm
vielfach vor, daß sein Ich ein Ergebnis wäre der bloßen physischen Welt. Heute verführen sie
ihn zu einer Art theoretischem Materialismus. Aber sie werden im weiteren Verlauf - und das
kündigt sich immer mehr an durch die wüsten Leidenschaften der Sinnlichkeit, die immer
mehr und mehr auf die Erde herniedersteigen - dem Menschen den Blick umdunkeln
gegenüber den geistigen Wesenheiten und geistigen Mächten. Es wird der Mensch nichts
wissen und nichts wissen wollen von einer geistigen Welt. Er wird immer mehr und mehr
nicht nur lehren, daß die höchsten sittlichen Ideen des Menschen nur höhere
Ausgestaltungen der tierischen Triebe sind, er wird nicht nur lehren, daß das menschliche
Denken nur eine Umwandlung dessen ist, was auch das Tier hat, er wird nicht nur lehren,
daß der Mensch nicht bloß seiner Gestalt nach mit dem Tier verwandt ist, daß er auch seiner
ganzen Wesenheit nach vom Tier abstamme, sondern der Mensch wird mit dieser
Anschauung Ernst machen und so leben.

Heute lebt ja noch niemand im Sinne des Satzes, daß der Mensch seiner Wesenheit nach
vom Tiere abstamme. Aber diese Weltanschauung wird unbedingt kommen, und sie wird im
Gefolge haben, daß die Menschen mit dieser Weltanschauung auch wie Tiere leben werden,
heruntersinken werden in die bloßen tierischen Triebe und tierischen Leidenschaften. Und in
mancherlei von dem, was hier nicht weiter charakterisiert zu werden braucht, was sich jetzt
namentlich an den Stätten der großen Städte als wüste Orgien zweckloser Sinnlichkeiten
geltend macht, sehen wir schon groteskes Höllenleuchten derjenigen Geister, die wir als die
asurischen bezeichnen.“ (Lit.:GA 107, S. 247ff)

Biografie Rudolf Steiner


Martin von Mackensen: Ein Vortrag für die Landbauschüler am Dottenfelderhof
ᐃᐁ
Manu
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Geister des Feuernebels)
Als Manu (skrt., मनु, m., manu, „Mensch, Menschheit“) im umfassendsten Sinn werden
geistige Führer der Menschheit bezeichnet, die nicht nur einzelne Kulturepochen, sondern
ganze Wurzelrassen geistig befruchtend leiten. Die Bezeichnung leitet sich von Manas, dem
Geistselbst, ab, das diese hohen Eingeweihten bereits in überragendem Maß entwickelt
haben (Lit.: GA 142, S. 59).

Menschliche und übermenschliche Manus


Die Manus der lemurischen und atlantischen Zeit und auch der Stamm-Manu unserer
fünften Wurzelrasse sind übermenschliche Individualitäten, die ihre große Schule, durch die
sie die Führer der Menschheit werden konnten, auf anderen Planeten durchgemacht haben.
Sie werden auch als «Söhne des Feuernebels» bezeichnet.

„Man nannte die zweite Menschenrasse die Hyperboräer. Sie wohnten um den Nordpol
herum, in Sibirien, Nordeuropa mit Einschluß der Gebiete, die Meer geworden sind. Und
wenn Sie sich dieses Land denken mit einer Art von tropischer Temperatur, so bekommen
Sie ungefähr die Vorstellung, wie das Land damals war. Es war ursprünglich bevölkert von
Menschen, welche als einzelne Individuen wie Traumwesen herumwandelten. Wären sie
sich selbst überlassen gewesen, so würden sie gar nichts gekonnt haben. Es war sozusagen
Weisheit in der Luft, in der Atmosphäre.

Erst in der lemurischen Zeit fand die Ehe der Weisheit mit dem Seelischen statt, so daß wir
uns vorher die ganze Geistigkeit der Menschen nebelhaft vorzustellen haben. Es waren das
die Keime des nebligen Geistes und die Keime des Lichtgeistes. Die Geistigkeit, die als Keim
in den Söhnen des Feuernebels aufging, die uns noch vertraut erscheint, die haben wir in
den südlichen Gegenden zu suchen, in Lemurien. In den Gegenden, die von uns aus nördlich
gelegen sind, lebten Menschen, Völker, die mit einem Traumbewußtsein begabt waren, das
deutlicher war als das Pitribewußtsein.“ (Lit.:GA 92, S. 37f)

In den knappen Gedächtnisnotizen von Eugenie von Bredow zu einer von Rudolf Steiner am
13. Dezember 1905 in Berlin gehaltenen esoterischen Stunde heißt es:

„Sprach über die Religion der Tibetaner, ihre innere Reinheit in der Auffassung, über den
Buddhismus, wie ihn Buddha ganz im Intimen seinen Jüngern gelehrt; daß der inkarnierte
Lehrer auf Erden das weibliche Element wäre, welches vom Göttlichen, dem männlichen
Elemente, befruchtet werden müßte. Aus dieser Ehe entstände der Boddhisattva, von dem
die Tibetaner sagen: er hat Avalokiteshvara, Gottesweisheit. Sprach über den Dalai Lama und
seine Wahl aus Kindern, die unter besonderen Naturereignissen geboren werden. Sprach
über die Geister des Feuernebels, deren Schüler unsere Meister gewesen; sprach über die
Entwicklung des Menschen zu so mächtigem Wesen. Sprach über den Rhythmus in der
Natur, den Gestirnen, dem ganzen Weltsystem; daß nur der Astralkörper des Menschen
noch chaotisch sei und daß der Mensch diesen auch rhythmisch machen müßte, sonst störe
er die Evolution.“ (Lit.:GA 266a, S. 119)

Erst während unserer fünften Wurzelrasse entstehen innerhalb unserer Menschheit selbst
so hoch entwickelte Individualitäten, die von der sechsten Wurzelrasse ab Führer der
Menschheit werden können. Namentlich der Hauptführer der sechsten Wurzelrasse wird voll
und ganz Mensch wie wir sein, allerdings der geistig höchstentwickeltste aller Menschen:

„Es wird eine Wesenheit sein, die damals begonnen hat mit der Entwicklung, als in der Mitte
der lemurischen Zeit überhaupt die Menschwerdung geschah, die immer Mensch unter
Menschen gewesen ist, nur schneller vorschreiten konnte und alle Stufen der menschlichen
Entwicklung mitgemacht hat. Das wird der Grundcharakter des Manu der sechsten
Wurzelrasse sein. Der Haupt-Manu der sechsten Wurzelrasse und alle, die ihm zur Seite
stehen, müssen durch die mannigfaltigsten Initiationen hindurchgehen; sie müssen
wiederholt initiiert gewesen sein. Daher hat es in der fünften Wurzelrasse seit ihrer
Entstehung immer initiierte Menschen gegeben, Menschen, die sozusagen in der Richtung
initiiert waren, daß sie ihren eigenen freiwilligen Weg gehen konnten. Das war während der
ganzen lemurischen und auch während der ganzen atlantischen Zeit nicht der Fall. Da
standen diejenigen, die der Menschheit weitergeholfen haben, die sie regiert und gelenkt
haben, die Staatenlenker und Lenker großer religiöser Gemeinschaften waren, unter dem
Einfluß von höheren Wesenheiten. Sie waren während der lemurischen und atlantischen Zeit
unmittelbar abhängig von jenen höherentwickelten Wesenheiten, welche ihre Entwicklung
auf anderen Planeten durchgemacht hatten. Erst in der fünften Wurzelrasse wird die
Menschheit immer mehr freigegeben. Da haben wir Initiierte, die zwar im Zusammenhang
stehen mit den höheren Wesenheiten, denen aber nicht so weitgehende Ratschläge
gegeben werden, daß sie vollständig ausgearbeitet sind, sondern es wird den Initiierten der
fünften Wurzelrasse immer mehr Freiheit gegeben in den Einzelheiten. Im allgemeinen
werden den Initiierten zwar Direktiven gegeben, Impulse gegeben, aber doch so, daß sie aus
eigener Geistigkeit und Urteilskraft heraus die Dinge ausführen.“ (Lit.:GA 92, S. 95)

Die Manus in der Überlieferung des Hinduismus


Die Überlieferungen des Hinduismus sprechen von insgesamt 14 Manus, die jeweils ein
Manvantara leiten, womit aber nicht jenes große Manvantara gemeint ist, von dem Rudolf
Steiner spricht, das einen ganzen planetarischen Entwicklungszustand umfasst. Die Dauer
eines solchen kleineren Manvantaras wird unterschiedlich angegeben; oft werden 4.320.000
Jahre genannt. Jedes Manvantara endet mit einer Flutkatastrophe. Der Führer des
gegenwärtigen Manvantaras, Manu Vaivasvata, der Noah entsprechen dürfte, ist der
siebente aus der nachstehenden Reihe; sieben weitere werden ihm künftig folgen[1].

Swayambhuva (स्वायम्भुव svāyambhuva)


Swarochisha (स्वारोचिष svārociṣa)
Auttami (औत्तमि auttami)
Tamasa (तामस tāmasa)
Raivata (रै वत raivata)
Chakshusha (चाक्षुष cākṣuṣa)
Vaivasvata (वैवस्वत) oder Satyavrata (सत्यव्रत)
Savarni (सावर्णि sāvarṇi)
Daksha-savarni (दक्ष-सावर्णि dakṣa-sāvarṇi)
Brahma-savarni (ब्रह्म-सावर्णि brahma-sāvarṇi)
Dharma-savarni (धर्म-सावर्णि dharma-sāvarṇi)
Rudra-savarni (रुद्र-सावर्णि rudra-sāvarṇi)
Rauchya (रौच्य raucya) oder Deva-savarni (दे व-सावर्णि deva-sāvarṇi)
Bhautya (भौत्य bhautya) oder Indra-savarni (इन्द्र-सावर्णि indra-sāvarṇi)
Manu Vaivasvata
Manu Vaivasvata ist der Sohn des Sonnengottes Vivasvat und Bruder des Totengottes Yama.
Er hat mehrere Söhne und eine Tochter, die Ida heißt. Diese ehelichte Budha, den Sohn des
Mondgottes Chandra, und wurde durch ihn Stammmutter der mythischen Monddynastie
(Chandravamsha). Ihr Bruder Ikshvaku dagegen ist der Stammvater der mythischen
Sonnendynastie (Suryavamsha).

Manu Vaivasvata gilt als erster Herrscher der Menschen, während sein Bruder Yama der
Herrscher über die Toten ist. Manu zog den Fisch Matsya auf, ein Avatar des Gottes Vishnu.
Als Matsya riesig geworden war, warnte er Manu vor einer bestehenden Sintflut und riet
ihm, ein Schiff zu bauen. Während der Flut ertranken alle Lebewesen, Matsya aber zog das
Schiff mit Manu und den sieben Weisen zum Himalaya. Von dieser Flutsage gibt es
unterschiedliche Versionen, eine davon findet sich im indischen Nationalepos Mahabharata.
Der Brahmane Markandeya berichtet:

„Oh König und Bester unter den Männern, einst lebte ein mächtiger und großer Rishi
namens Vaivaswata Manu. Er war der Sohn von Vivaswan und strahlte wie Brahma. Sowohl
an Kraft, als auch an Macht, hohem Schicksal und religiöser Enthaltsamkeit übertraf er
seinen Vater und Großvater bei weitem. Er stand mit erhobener Hand und nur auf einem
Bein im Jujube Wald namens Visala und tat so strenge Buße. Für zehntausend Jahre
verweilte er mit dem Kopf nach unten und ruhigem Auge. Eines Tages, er trug nasse Kleider
und verfilzte Locken und übte Enthaltsamkeit am Ufer der Chirini, kam ein Fisch zu ihm und
sprach ihn an:

Ehrbarer Herr, ich bin ein hilfloser, kleiner Fisch und fürchte mich vor den Großen. Bitte, du
großer Anhänger, überdenke es, und es mag der Mühe wert sein, mich vor ihnen zu
beschützen. Denn es ist gesetzter Brauch bei uns, daß die großen, starken Fische die kleinen
jagen. So errette mich vor diesem Ozean des Grauens. Ich werde dir deine guten Dienste
auch vergelten.

Nach diesen Worten überkam Vaivaswata Manu großes Mitgefühl. Mit eigener Hand hob er
den mondgleich glitzernden Fisch aus dem Wasser und gab ihn in ein irdenes Wassergefäß.
Dort fütterte er ihn und sorgte für ihn wie für ein Kind, so daß der Fisch schnell an Größe
gewann. Nach einer Weile war er zu groß für das irdene Gefäß, und er sprach zu Manu:
Ehrenwerter Herr, suche eine andere, bessere Bleibe für mich. So trug ihn Manu zu einer
großen Wasserstelle und sorgte weiter für ihn. Viele lange Jahre wuchs der Fisch an diesen
Ort und wurde auch hier zu groß, obwohl die Wasserstelle zwei Yojanas lang und ein Yojana
breit war. Als er sich kaum noch bewegen konnte, sprach er zu Manu:

Oh frommer und verehrter Vater, wenn es dir beliebt, dann trage mich zur Ganga, der
Lieblingsgefährtin des Ozeans, damit ich dort schwimmen kann. Durch deine Gunst wuchs
ich zu dieser gewaltigen Größe heran, oh Sündenloser, und ich werde auch dein Bitten
freudig erfüllen.

Der aufrichtige und genügsame Manu folgte der Bitte und trug den Fisch höchstselbst zum
Fluß. Dort wuchs der Fisch noch eine Weile, und als er Manu eines Tages wiedersah, sprach
er zu ihm:

Oh Herr, schon wieder kann ich mich kaum noch in der Ganga bewegen, denn mein Körper
ist riesengroß geworden. Bitte, ehrenwerter Herr, trag mich schnell zum Meer. Und Manu
übergab den Fisch gern dem großen Ozean. Obwohl er so riesig war, konnte Manu ihn ohne
Mühe tragen, ja selbst die Berührung und der Geruch des Fisches waren ihm angenehm. Als
der Fisch ins Meer eingetaucht war, sprach er mit einem Lächeln zu Manu: Oh Verehrter, du
hast mich mit besonderer Sorgfalt beschützt. Nun hör mir zu, was du in nächster Zeit tun
sollst. Oh glücklicher und ehrenwerter Herr, die Auflösung der belebten und unbelebten
Welt steht bevor. Die Zeit ist reif, diese Welt zu säubern. Und ich erkläre dir nun, was gut für
dich ist. Der Untergang der Schöpfung ist gekommen und betrifft alle Wesen, mögen sie die
Macht zur Fortbewegung haben oder auch nicht. Baue du eine starke und massive Arche mit
einem langen Seil. Besteige sie mit den sieben Rishis, oh großer Muni, und nimm all die
verschiedenen Samen mit, welche einst die zweifachgeborenen Brahmanen aufgezählt
haben. Bewahre sie sorgfältig und getrennt voneinander in deinem Schiff. Warte dann auf
mich, geliebter Muni. Ich werde dir als gehörntes Wesen erscheinen. Daran wirst du mich
erkennen. Ich nehme nun Abschied, oh Asket. Handle du nach meinen Instruktionen, denn
ohne meine Hilfe wirst du dich vor der gräßlichen Flut nicht retten können.

Und Manu antwortete ihm:

Ich zweifle nicht an deinen Worten, du Großer, und werde alles tun, was du gesagt hast. So
verabredeten sie sich und gingen ihrer Wege. Manu sammelte alle Samen ein, wie es ihm
der Fisch geheißen hatte, und setzte an seinem hervorragenden Boot alle Segel, um die
wogende See zu durchkreuzen. Dann dachte er an den Fisch, oh Herr der Erde, und im
selben Moment erschien dieser mit Hörnern auf den Kopf, denn er wußte um Manus
Gedanken. Manu erkannte den gehörnten Fisch, der wie ein Berg aus den tosenden Wassern
aufragte, und ließ das Seil in einer Schlinge herab und vertäute es am Kopf des Fisches,
welcher dann mit großer Kraft das Schiff durch die salzige See zog. Sicher führte er das Schiff
durch die brüllenden Wogen, welches vom sturmgepeitschten Ozean hin- und
hergeschleudert wurde wie eine betrunkene Dirne. Weder Land noch die vier
Himmelsrichtungen konnten ausgemacht werden, denn überall war Wasser. Selbst
Firmament und Himmel waren mit Wasser bedeckt. In dieser überfluteten Welt waren nur
noch Manu, die sieben Rishis und der Fisch zu sehen. Unermüdlich zog der Fisch das Boot
durch die rauhe See für viele, lange Jahre. Dann zog er das Boot zum höchsten Gipfel des
Himavat, oh Juwel des Bharata Geschlechts, und gebot den Insassen, es hier fest zu
vertäuen. Was jene sofort taten. Seit dieser Zeit, oh Sohn der Kunti, wird dieser Gipfel
Naubandhana (Hafen) genannt.
Und der Fisch sprach zu den Rishis:

Ich bin Brahma, der Herr der Schöpfung. Es gibt nichts Größeres als mich. Ich nahm die
Gestalt eines Fisches an, um euch vor der Katastrophe zu bewahren. Manu wird alle Wesen
wieder erschaffen, Götter, Asuras, Menschen und all die Geschöpfe, welche die Kraft der
Bewegung haben oder auch nicht. Er wird durch strenge Buße die Macht dazu erlangen. Und
durch meinen Segen wird die Illusion keine Mach über ihn haben. Im selben Augenblick
verschwand der Fisch. Und Vaivaswata Manu war willens, die Welt neu zu erschaffen. Damit
ihn während dieser Arbeit keine Täuschung überkam, übte er schwere Askese und
vollbrachte mit diesem Verdienst die Schöpfung in genauer und angemessener Weise. Diese
Geschichte wird als die Legende vom Fisch gefeiert und vernichtet alle Sünden. Der Mensch,
welcher der alten Saga von Manu täglich lauscht, erlangt Glück, seine Wünsche werden
erfüllt, und er geht in den Himmel ein.“

– Mahabharata: Buch 3 (Vana Parva), Kapitel 187 (Die Geschichte von Manu und der
Sündflut)[2]

Manu - der Sonnen-Eingeweihte der Atlantis


Im engeren Sinn wird als Manu der hohe Sonnen-Eingeweihte des atlantischen Sonnen-
Orakels bezeichnet. Nach dem Untergang der Atlantis führte er die Völker, namentlich die
Ursemiten, nach Osten. Die Bibel bezeichnet ihn als Noah (Lit.: GA 94, S. 162). Die damals
kulturführenden Ursemiten lebten ursprünglich in einem Gebiet westlich von Irland. Unter
der Leitung des Manu kamen sie bis in die Gegend der Wüste Gobi bzw. Tibets. Auf ihrer
langen Wanderung vermischten sie sich zum Teil mit eingeborenen Bevölkerungen oder
anderen atlantischen oder gar lemurischen Völkern. So entstand zum größten Teil die alte
europäische und asiatische Bevölkerung (Lit.: GA 103, S. 139f).

Unter dem direkten Einfluss des Manu entwickelte sich vom asiatischen Zentrum in der
Wüste Gobi aus die urindische und die urpersische Kultur. Nach Rudolf Steiner ist dieser
hohe Sonnen-Eingeweihte auch als der in der Bibel erwähnte "König von Salem"
Melchisedek erschienen, der eine Gestalt angenommen hatte, in welcher er den Ätherleib
trug, der von Sem, einem der drei Söhne des Noah und der Stammvater des Abraham und
der Semiten, aufbewahrt worden war. Durch Melchisedek wird Abraham in seine Mission
eingeweiht und erfährt, dass der Gott, der an seiner inneren Organisation schafft, derselbe
ist, der sich in den Mysterien offenbart.

Mani und Manu


In seinem Buch "Über die Rettung der Seele" identifiziert Bernard Lievegoed den göttlichen
Manu mit dem hohen Eingeweihten Mani. Diese Gleichsetzung wurde bislang in der
anthroposophischen Forschung als Fehlschluss abgelehnt. Allerdings fand Hermann
Keimeyer heraus, dass tatsächlich der Manu in dem historischen Mani gegenwärtig war.
Allerdings handelte es sich dabei nicht um eine Inkarnation, sondern lediglich um eine
Inkorporation. (Lit.: Bernard Lievegoed, Jelle van der Meulen und Weblink zur Webseite von
Hermann Keimeyer).

Siehe auch
Manu (Hinduismus) - Artikel in der deutschen Wikipedia
Jom
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Geister des Lichts)
Als Jom (hebr. ‫יום‬, Tag) bzw. in der Mehrzahl Jamim oder Schöpfungstage werden in der
Genesis die regelrecht fortgeschrittenen Geister der Persönlichkeit bezeichnet, die als Diener
der Elohim im Licht weben und daher auch als Geister des Lichts aufgefasst werden können.
Als Zeitgeister regeln sie den Ablauf des Schöpfungsgeschehens. In der Gnosis werden sie als
Äonen bezeichnet. Ihnen stehen die vom alten Saturn herübergekommenen und in der
Finsternis webenden zurückgebliebenen Urengel entgegen, die Laj'lah (hebr. ‫לילה‬, Nacht)
genannt werden. (Lit.: GA 122, S. 93ff)

"Was bedeutet dieses Wort jom, das gewöhnlich mit «Tag» übersetzt wird?

Was damit gemeint ist, können nur diejenigen ermessen, die imstande sind, mit ihrer ganzen
Empfindung sich zurückzuleiten in alte Bezeichnungsweisen, in alte Nomenklaturen. Man
muß ein ganz anderes Fühlen und Enipflnden haben, als man es heute hat, wenn man sich in
alte Nomenklaturen zurückversetzen will. Aber ich möchte Sie, damit ich Sie nicht zu stark
überrasche, sozusagen Schritt für Schritt zurücklenken. Da möchte ich Sie zuerst hinlenken
auf eine alte Lehre, die im Sinne der Gnostiker vorhanden ist. Da hat man gesprochen von
Mächten, welche sich an der Entwickelung unseres Daseins beteiligen, die nacheinander in
diese Entwikkelung unseres Daseins eingreifen, und man nannte diese Mächte, diese
Wesenheiten Äonen. Man sprach von den Äonen im Sinne der Gnostiker. Mit diesen Äonen
sind nicht Zeiträume gemeint, sondern Wesenheiten. Das ist gemeint, daß ein erster Äon
wirkt und das, was er zu wirken vermag, auswirkt, dann von einem zweiten abgelöst wird
und dieser, nachdem er mit seinen Kräften gewirkt hat, wiederum abgelöst wird von einem
dritten und so weiter. Solche die Entwickelung leitenden, aufeinanderfolgenden, einander
abIösenden Wesenheiten meinten die Gnostiker, wenn sie von Äonen sprachen, und nur
sehr spät ist der rein abstrakte Zeitbegriff mit dem verbunden worden, was das Wort Äon
ursprünglich bedeutet. Äon ist etwas Wesenhaftes, etwas lebendig Wesenhaftes. Und in
demselben Sinne lebendig Wesenhaftes, wie es Äon ist, ist auch das, was mit dem
hebräischen Worte jom bezeichnet wird. Da hat man es nicht zu tun mit einer bloßen
abstrakten Zeitbestimmung, sondern mit etwas Wesenhaftem. Jom ist eine Wesenheit. Und
wenn man es mit aufeinanderfolgenden sieben solcher jamim zu tun hat, dann hat man es
mit sieben einander ablösenden Wesenheiten oder meinetwillen Wesensgruppen zu tun.

Wir haben hier dasselbe, was sich hinter einer anderen Wortähnlichkeit verbirgt. Sie haben
da in den mehr arischen Sprachen die Wortverwandtschaft von deus und dies, «Gott» und
«Tag». Das ist innerlich wesensverwandt, und in älteren Zeiten hat man die Verwandtschaft
von «Tag» und einer Wesenheit durchaus gefühlt, und wenn man von Wochentagen
gesprochen hat, wie wir von Sonntag, Montag, Dienstag und so weiter sprechen, so hat man
damit nicht nur Zeiträume gemeint, sondern es waren mit den «dies» zugleich gemeint die in
Sonne, Mond, Mars wirkenden Wesensgruppen. Fassen Sie einmal das Wort jom, das da in
der Genesis steht und das gewöhnlich wiedergegeben wird mit «Tag», als geistige Wesenheit
auf, dann haben Sie diejenigen Wesenheiten, die in der Hierarchie um eine Stufe unter den
Elohim stehen, deren die Elohim sich bedienen als untergeordnete Geister. Da, wo die
Elohim durch ihre höheren, ordnenden Kräfte gewirkt hatten, daß Licht werde, da stellten sie
an seinen Platz jom, die erste Wesenheit, den ersten der Zeitgeister oder Archai im Sinne
dieser Urworte. So sind diese geistigen Wesenheiten, die wir Geister der Persönlichkeit oder
Urbeginne nennen, dasselbe, was da als Zeiträume, als «Tag», als jom genannt wird. Es sind
die dienenden Geister der Elohim, diejenigen, die gleichsam ausführen, was vom höheren
Gesichtspunkte aus die Elohim anordnen. Diejenigen von Ihnen, welche meine Vorträge
gehört haben, die ich vor kurzem in Christiania gehalten habe, werden sich erinnern, daß ich
da die Archai auch als die Zeitgeister bezeichnet habe, daß ich da charakterisiert habe, wie
noch jetzt diese geistigen Wesenheiten als die Zeitgeister wirken. Das waren die dienenden
Wesenheiten der Elohim; die stellten die Elohim gleichsam an, damit sie ausführten, was sie
selber in großen Linien, dem Plane nach, ordneten." (Lit.: GA 122, S. 90f)

ᐃᐁ
Devachan
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Geisterland)

Das blaue Nordfenster des ersten Goetheanums, das die Einweihung in die Welt des Geistes,
in das Devachan zeigt.
Als Devachan wird in Anlehnung an die indisch-theosophische Terminologie das Geisterland
(eng. spiritland), die geistige Welt im engeren Sinn, bezeichnet.

„Deva heißt Gott und Chan heißt Gebiet, Wohnung; Devachan bedeutet also Gottesgebiet.
Insofern der Mensch ein geistiges Wesen ist, hat er Anteil an der geistigen Welt.“ (Lit.:GA 94,
S. 134)

Die Welt der geistigen Urbilder


Das Devachan ist die Welt der geistigen Urbilder, die archetypische Welt[1]. In der jüdischen
Kabbala wird sie Atziluth (hebr. ‫ ֲאצִ ילּות‬Vornehmheit, Erhabenheit, Güte, Feuer) genannt und
umfasst die oberste Triade der Sephiroth, nämlich Kether (Krone), Chochmah (Weisheit) und
Binah (Verstand). Der geistigen Wahrnehmung offenbart sich diese Welt nicht primär in
inneren Bildern, in Imaginationen, sondern durch Inspiration als tönend für das «innere Ohr»
erlebte Sphärenharmonie, die sich auch in den Wirkungen des Klangäthers und in den
Zahlenverhältnissen bei chemischen Reaktionen abbildet, und weiter dann als das innerlich
erlebte Wort (Lit.: GA 94, S. 140).

Seligkeit und Opferbereitschaft im Devachan


Während die Astralwelt nach dem Tod teilweise als Ort des Schreckens erlebt werden kann,
namentlich das Kamaloka, ist das im Devachan heute noch nicht der Fall. Erst im künftigen
Jupiter- und Venuszustand wird das durch den fortschreitenden Missbrauch der geistigen
Kräfte durch schwarze Magie geschehen. Heute wird das Devachan vor allem als Ort der
Seligkeit erlebt, da hier der Mensch seine schöpferischen Kräfte frei entfalten und im Dienst
der Weltentwicklung hinopfern darf.

„Im Devachan hat man Inspiration. Auch hier gibt es eine innerliche Unterscheidung für die
Teile des Devachan, die der Mensch nicht passiv erleben kann, wenn er sie nach dem Tode
erlebt. Im Devachan ist es so, daß durch einen gewissen Weltenzusammenhang noch nicht
soviel Unheil angerichtet ist. Die astralische Welt hat das furchtbare Kamaloka in sich, aber
das Devachan hat das noch nicht. Das wird erst im Jupiter- und Venuszustand der Fall sein,
wenn durch Anwendung der schwarzen Magie und dergleichen dasselbe in den
Dekadenzzustand übergegangen sein wird. Dann freilich wird sich im Devachan Ähnliches
entwickeln wie dasjenige, was heute in der astralischen Welt ist. Hier im Devachan ist also
im jetzigen Entwickelungszyklus das Verhältnis etwas anders.

Was tritt zunächst vor dem Menschen auf, wenn er auf dem Erkenntnispfad aufsteigt von
der astralischen Welt zum Devachan, oder wenn er den Weg des einfachen Menschen geht
und er nach dem Tode hinaufgeführt wird, was erlebt er dann im Devachan? Seligkeit erlebt
er! Das, was sich aus den Farbennuancen in Töne herausdifferenziert, das ist unter allen
Umständen Seligkeit. Im Devachan ist auf der heutigen Stufe der Entwickelung alles ein
Hervorbringen, Produzieren, und in bezug auf die Erkenntnis ein geistiges Hören. Und
Seligkeit ist alles Produzieren, Seligkeit ist alles Hören der Sphärenharmonie. Der Mensch
wird im Devachan nur Seligkeit, lauter Seligkeit empfinden. Wenn er durch Mittel geistigen
Wissens durch die Leiter der menschlichen Entwickelung, die Meister der Weisheit und des
Zusammenklanges der Empfindungen, oder aber im Falle des gewöhnlichen Menschen nach
dem Tode hinaufgeführt wird: er wird immer Seligkeit dort erleben. Das ist dasjenige, was
der Eingeweihte erleben muß, wenn er so weit gekommen ist auf dem Erkenntnispfad. Aber
es liegt in der Fortentwickelung der Welt, daß es nicht bei der bloßen Seligkeit bleiben darf.
Das würde nur eine Steigerung des raffiniertesten spirituellen Egoismus bedeuten. Die
Individualität des Menschen würde immer nur in sich aufnehmen die Wärme der Seligkeit,
die Welt aber würde so nicht weitergehen. So würden Wesen ausgebildet, die sich in sich
selbst seelisch verhärten. Zum Heile und Fortschritt der Welt muß daher derjenige, der durch
die Übungen in das Devachan hineinkommt, nicht nur die Möglichkeit erhalten, in der
Sphärenmusik alle Nuancen der Seligkeit zu erleben, sondern er muß in sich Gefühle des
Gegenteils der Seligkeit entwickeln. Wie das Entsagen dem Entbehren gegenübersteht, so
verhält sich das Gefühl der Opferung zur Seligkeit, der Opferung, die da bereit ist, dasjenige,
was man als Seligkeit erhält, auszugießen, es in die Welt fließen zu lassen.

Dies Gefühl des Sich-Opferns haben jene göttlichen Geister, die wir die Throne nennen,
gehabt, als sie begannen ihren Anteil zu haben in der Schöpfung. Als sie ihren eigenen Stoff
auf dem Saturn ausgegossen haben, da haben sie sich hingeopfert für die werdende
Menschheit. Das, was wir heute als Stoff haben, ist dasselbe, was sie ausströmten auf dem
Saturn. Und ebenso haben sich die Geister der Weisheit auf der alten Sonne hingeopfert.
Diese göttlichen Geister sind hinaufgestiegen in die höheren Welten, sie haben das Erlebnis
der Seligkeit nicht nur passiv hingenommen, sondern sie haben bei dem Durchgang durch
das Devachan gelernt, sich zu opfern. Sie sind nicht ärmer durch dies Opfer geworden,
sondern reicher. Nur ein Wesen, das ganz in der Materie lebt, glaubt, durch das Opfern
schwinde es dahin - nein, ein Sich-höher-, Sich-reicher-Entwickeln ist mit dem Hinopfern im
Dienst der universalen Evolution verknüpft.“ (Lit.:GA 107, S. 63f)

Zu der Zeit, die der Mensch im nachtodlichen Leben verbringt, gibt Rudolf Steiner folgenden
Hinweis, der aber nur als sehr grobe Richtlinie gesehen werden sollte:

„Was über die Zeit, die der Mensch zu verbringen hat in diesem Devachan, zu sagen ist, ist
natürlich nur nach der Erfahrung zu entscheiden. Nur derjenige vermag darüber etwas zu
sagen, welcher irgendeine irgendwie geartete Erfahrung auf diesem Gebiete hat, derjenige,
welcher sich zürückerinnern kann an seine eigenen früheren Verkörperungen oder der
bewußt - als Seher - einen Einblick gewinnen kann in die leuchtende Welt des Geistes.
Es ist sehr verschieden, je nach der Entwickelungsstufe des Menschen, wie lange er in
Devachan zubringt. Aber ungefähr kann man die Zeit, die der Mensch in der Himmelswelt
zubringt, finden. Man findet sie, wenn man den irdischen Lebenslauf des Menschen, also die
Zeit zwischen der Geburt und dem Tode, multipliziert mit einer Zahl, die zwischen zwanzig
und vierzig liegt. Die Zeit hängt ab von der Entwickelung, die der Mensch erreicht hat, aber
auch von der Länge des physischen Lebens. Wenn ein Kind bald nach der Geburt stirbt, so
brauchen Sie nur die Zeit des Lebens mit zwanzig bis vierzig zu multiplizieren, und Sie
bekommen die Zeit des Aufenthaltes im Devachan. Wer ein langes Leben hat, hat lange und
wichtige Zustände im Devachan durchzumachen und hat auch viel von dem zu empfinden,
was man in der Mystik die beseligenden Empfindungen des Devachan nennt. Dieses Leben
im Devachan unterscheidet sich ganz wesentlich von alledem, was sich die physischen Augen
oder überhaupt die physischen Sinne nur vorstellen können.“ (Lit.:GA 53, S. 162f)

Wie man leicht ausrechnen kann, ergibt sich daraus ein sehr langer Aufenthalt im Devachan,
der heute kaum mehr der Regelfall sein dürfte. Folgt man der angegeben Regel, so würde ein
Mensch, der im 70. Lebensjahr verstorben ist, wenigstens 1400 Erdenjahre im Devachan
zubringen, wenn man den Faktor 20 anwendet. Nimmt man den Faktor 40, wären es sogar
2800 Jahre, also mehr als eine ganze Kulturepoche (≈ 2160 Jahre). Das mag bis zur
Anfangszeit der griechisch-lateinischen Kultur noch üblich gewesen sein, trifft aber heute
wohl kaum mehr zu. Namentlich in unserem gegenwärtigen Bewusstseinsseelenzeitalter ist
Entwicklungstempo der Menschheit wesentlich größer geworden, weshalb man mit
mehreren Inkarnationen in dieser Kulturepoche zu rechnen hat, zwischen denen oft nur
wenige Jahrhunderte oder gar nur wenige Jahrzehnte liegen. Entsprechend kürzer ist auch
der Aufenthalt im Devachan.

Die sieben Regionen des Devachans


Das Devachan gliedert sich in sieben deutlich voneinander unterscheidbare Bereiche. Die
vier unteren Bereiche werden gemeinsam unter dem Begriff niederes Devachan
zusammengefasst. Hier finden sich in aufsteigender Reihenfolge die ausgeformten geistigen
Urbilder der physischen Welt, die Urbilder des Lebendigen und die Urbilder des Seelischen.
Die vierte Region des Geisterlandes, die auch als Akasha bezeichnet wird, ist die Quelle der
urbildlichen Gedanken. Weil man es hier mit ausgeformten Urbildern zu tun hat, wird das
niedere Devachan auch als Rupa-Devachan bezeichnet (von skrt. Rupa = Form). Die drei
untersten Regionen des niederen Devachans entsprechen dabei den drei äußersten
Planetensphären, beginnend mit der Marssphäre; die vierte Region, in der die Quelle der
urbildlichen Gedanken liegt, reicht bereits über das Planetensystem hinaus (Lit.: GA 141, S.
178ff).

Die drei höchsten Regionen des Geisterlandes bilden gemeinsam das sog. höhere Devachan
oder Arupa-Devachan (von skrt. Arupa = ungeformt, formlos) nach indisch-theosophischer
Ausdrucksweise. Hier sind in aufsteigender Reihen die noch ungeformten Keimpunkte des
Seelischen, des Lebendigen und des Physischen beheimatet. Gelegentlich wird das höhere
Devachan von Rudolf Steiner auch als übergeistige Welt bezeichnet.

Die geistigen Urbilder der physischen Welt - das Kontinentalgebiet des Geisterlandes
(Marssphäre).
Die Urbilder des Lebendigen - das Meeresgebiet, der Ozean der geistigen Welt
(Jupitersphäre).
Die Urbilder des Seelischen - der Luftkreis der himmlischen Welt (Saturnsphäre).
Die Quelle der urbildlichen Gedanken. Diese Region wird auch als Akasha bezeichnet.
Keimpunkte des Seelischen
Keimpunkte des Lebendigen
Keimpunkte des Physischen
An der Grenze zwischen unterem und oberem Devachan liegt die Akasha-Chronik, die alles
enthält, was jemals von geistigen Wesen gedacht wurde.

„Vor allen Dingen muß betont werden, daß diese Welt aus dem Stoffe (auch das Wort
«Stoff» ist natürlich hier in einem sehr uneigentlichen Sinne gebraucht) gewoben ist, aus
dem der menschliche Gedanke besteht. Aber so wie der Gedanke im Menschen lebt, ist er
nur ein Schattenbild, ein Schemen seiner wirklichen Wesenheit Wie der Schatten eines
Gegenstandes an einer Wand sich zum wirklichen Gegenstand verhält, der diesen Schatten
wirft, so verhält sich der Gedanke, der durch den menschlichen Kopf erscheint, zu der
Wesenheit im «Geisterland», die diesem Gedanken entspricht. Wenn nun der geistige Sinn
des Menschen erweckt ist, dann nimmt er diese Gedankenwesenheit wirklich wahr, wie das
sinnliche Auge einen Tisch oder einen Stuhl wahrnimmt. Er wandelt in einer Umgebung von
Gedankenwesen. Das sinnliche Auge nimmt den Löwen wahr und das auf Sinnliches
gerichtete Denken bloß den Gedanken des Löwen als ein Schemen, als ein schattenhaftes
Bild. Das geistige Auge sieht im «Geisterland» den Gedanken des Löwen so wirklich wie das
sinnliche den physischen Löwen. Wieder kann hier auf das schon bezüglich des
«Seelenlandes» gebrauchte Gleichnis verwiesen werden. Wie dem operierten
Blindgeborenen auf einmal seine Umgebung mit den neuen Eigenschaften der Farben und
Lichter erscheint, so erscheint demjenigen, der sein geistiges Auge gebrauchen lernt, die
Umgebung mit einer neuen Welt erfüllt, mit der Welt lebendiger Gedanken oder
Geistwesen. - In dieser Welt sind nun zunächst die geistigen Urbilder aller Dinge und Wesen
zu sehen, die in der physischen und in der seelischen Welt vorhanden sind. Man denke sich
das Bild eines Malers im Geiste vorhanden, bevor es gemalt ist. Dann hat man ein Gleichnis
dessen, was mit dem Ausdruck Urbild gemeint ist. Es kommt hier nicht darauf an, daß der
Maler ein solches Urbild vielleicht nicht im Kopfe hat, bevor er malt; daß es erst während der
praktischen Arbeit nach und nach vollständig entsteht. In der wirklichen «Welt des Geistes»
sind solche Urbilder für alle Dinge vorhanden, und die physischen Dinge und Wesenheiten
sind Nachbilder dieser Urbilder. - Wenn derjenige, welcher nur seinen äußeren Sinnen
vertraut, diese urbildliche Welt leugnet und behauptet, die Urbilder seien nur Abstraktionen,
die der vergleichende Verstand von den sinnlichen Dingen gewinnt, so ist das begreiflich;
denn ein solcher kann eben in dieser höheren Welt nicht wahrnehmen; er kennt die
Gedankenwelt nur in ihrer schemenhaften Abstraktheit. Er weiß nicht, daß der geistig
Schauende mit den Geisteswesen so vertraut ist wie er selbst mit seinem Hunde oder seiner
Katze und daß die Urbilderwelt eine weitaus intensivere Wirklichkeit hat als die sinnlich-
physische.

Allerdings ist der erste Einblick in dieses «Geisterland» noch verwirrender als derjenige in die
seelische Welt. Denn die Urbilder in ihrer wahren Gestalt sind ihren sinnlichen Nachbildern
sehr unähnlich. Ebenso unähnlich sind sie aber auch ihren Schatten, den abstrakten
Gedanken. - In der geistigen Welt ist alles in fortwährender beweglicher Tätigkeit, in
unaufhörlichem Schaffen. Eine Ruhe, ein Verweilen an einem Orte, wie sie in der physischen
Welt vorhanden sind, gibt es dort nicht. Denn die Urbilder sind schaffende Wesenheiten. Sie
sind die Werkmeister alles dessen, was in der physischen und seelischen Welt entsteht. Ihre
Formen sind rasch wechselnd; und in jedem Urbild liegt die Möglichkeit, unzählige
besondere Gestalten anzunehmen. Sie lassen gleichsam die besonderen Gestalten aus sich
hervorsprießen; und kaum ist die eine erzeugt, so schickt sich das Urbild an, eine nächste aus
sich hervorquellen zu lassen. Und die Urbilder stehen miteinander in mehr oder weniger
verwandtschaftlicher Beziehung. Sie wirken nicht vereinzelt. Das eine bedarf der Hilfe des
andern zu seinem Schaffen. Unzählige Urbilder wirken oft zusammen, damit diese oder jene
Wesenheit in der seelischen oder physischen Welt entstehe.

Außer dem, was durch «geistiges Sehen» in diesem «Geisterlande» wahrzunehmen ist, gibt
es hier noch etwas anderes, das als Erlebnis des «geistigen Hörens» zu betrachten ist. Sobald
nämlich der «Hellsehende» aufsteigt aus dem Seelen- in das Geisterland, werden die
wahrgenommenen Urbilder auch klingend. Dieses «Klingen» ist ein rein geistiger Vorgang. Es
muß ohne alles Mitdenken eines physischen Tones vorgestellt werden. Der Beobachter fühlt
sich wie in einem Meere von Tönen. Und in diesen Tönen, in diesem geistigen Klingen
drücken sich die Wesenheiten der geistigen Welt aus. In ihrem Zusammenklingen, ihren
Harmonien, Rhythmen und Melodien prägen sich die Urgesetze ihres Daseins, ihre
gegenseitigen Verhältnisse und Verwandtschaften aus. Was in der physischen Welt der
Verstand als Gesetz, als Idee wahrnimmt, das stellt sich für das «geistige Ohr» als ein Geistig-
Musikalisches dar. (Die Pythagoreer nannten daher diese Wahrnehmung der geistigen Welt
«Sphärenmusik». Dem Besitzer des «geistigen Ohres» ist diese «Sphärenmusik» nicht bloß
etwas Bildliches, Allegorisches, sondern eine ihm wohlbekannte geistige Wirklichkeit.) Man
muß nur, wenn man einen Begriff von dieser «geistigen Musik» erhalten will, alle
Vorstellungen von sinnlicher Musik beseitigen, wie sie durch das «stoffliche Ohr»
wahrgenommen wird. Es handelt sich hier eben um «geistige Wahrnehmung», also um eine
solche, die stumm bleiben muß für das «sinnliche Ohr». In den folgenden Beschreibungen
des «Geisterlandes» sollen der Einfachheit halber die Hinweise auf diese «geistige Musik»
weggelassen werden. Man hat sich nur vorzustellen, daß alles, was als «Bild», als ein
«Leuchtendes» beschrieben wird, zugleich ein Klingendes ist. Jeder Farbe, jeder
Lichtwahrnehmung entspricht ein geistiger Ton, und jedem Zusammenwirken von Farben
entspricht eine Harmonie, eine Melodie und so weiter. Man muß sich nämlich durchaus
vergegenwärtigen, daß auch da, wo das Tönen herrscht, das Wahrnehmen des «geistigen
Auges» nicht etwa aufhört. Es kommt eben das Tönen zu dem Leuchten nur hinzu. Wo von
«Urbildern» in dem Folgenden gesprochen wird, sind also die «Urtöne» hinzuzudenken.
Auch andere Wahrnehmungen kommen hinzu, die gleichnisartig als «geistiges Schmecken»
und so weiter bezeichnet werden können. Doch soll hier auf diese Vorgänge nicht
eingegangen werden, da es sich darum handelt, eine Vorstellung von dem «Geisterlande»
durch einige aus dem Ganzen herausgegriffene Wahrnehmungsarten in demselben zu
erwecken.

Nun ist zunächst notwendig, die verschiedenen Arten der Urbilder voneinander zu
unterscheiden. Auch im «Geisterland» hat man eine Anzahl von Stufen oder Regionen
auseinanderzuhalten, um sich zu orientieren. Auch hier sind, wie in der «Seelenwelt», die
einzelnen Regionen nicht etwa schichtenweise übereinandergelagert zu denken, sondern
sich gegenseitig durchdringend und durchsetzend. Die erste Region enthält die Urbilder der
physischen Welt, insofern diese nicht mit Leben begabt ist. Die Urbilder der Mineralien sind
hier zu finden, ferner die der Pflanzen; diese aber nur insofern, als sie rein physisch sind; also
insofern man auf das Leben in ihnen keine Rücksicht nimmt. Ebenso trifft man hier die
physischen Tier- und Menschenformen an. Damit soll dasjenige nicht erschöpft sein, was sich
in dieser Region befindet; es soll nur durch naheliegende Beispiele illustriert werden. - diese
Region bildet das Grundgerüst des «Geisterlandes». Es kann verglichen werden mit dem
festen Land unserer physischen Erde. Es ist die Kontinentalmasse des «Geisterlandes». Seine
Beziehung zur physisch-körperlichen Welt kann nur vergleichsweise beschrieben werden.
Man bekommt eine Vorstellung davon etwa durch folgendes: Man denke sich irgendeinen
begrenzten Raum mit physischen Körpern der mannigfaltigsten Art ausgefüllt. Und nun
denke man sich diese physischen Körper weg und an ihrer Stelle Hohlräume in ihren Formen.
Die früher leeren Zwischenräume denke man sich aber mit den mannigfaltigsten Formen
erfüllt, die zu den früheren Körpern in mannigfachen Beziehungen stehen. - So etwa sieht es
in der niedrigsten Region der Urbilderwelt aus. In ihr sind die Dinge und Wesen, die in der
physischen Welt verkörpert werden, als «Hohlräume» vorhanden. Und in den
Zwischenräumen spielt sich die bewegliche Tätigkeit der Urbilder (und der «geistigen
Musik») ab. Bei der physischen Verkörperung werden nun die Hohlräume gewissermaßen
mit physischem Stoffe erfüllt. Wer zugleich mit physischem und geistigem Auge in den Raum
schaute, sähe die physischen Körper und dazwischen die bewegliche Tätigkeit der
schaffenden Urbilder. Die zweite Region des «Geisterlandes» enthält die Urbilder des
Lebens. Aber dieses Leben bildet hier eine vollkommene Einheit. Als flüssiges Element
durchströmt es die Welt des Geistes, gleichsam als Blut alles durchpulsend. Es läßt sich mit
dem Meere und den Gewässern der physischen Erde vergleichen. Seine Verteilung ist
allerdings ähnlicher der Verteilung des Blutes in dem tierischen Körper als derjenigen der
Meere und Flüsse. Fließendes Leben, aus Gedankenstoff gebildet, so könnte man diese
zweite Stufe des «Geisterlandes» bezeichnen. In diesem Element liegen die schaffenden
Urkräfte für alles, was in der physischen Wirklichkeit als belebte Wesen auftritt. Hier zeigt es
sich, daß alles Leben eine Einheit ist, daß das Leben in dem Menschen verwandt ist mit dem
Leben aller seiner Mitgeschöpfe.

Als dritte Region des «Geisterlandes» müssen die Urbilder alles Seelischen bezeichnet
werden. Man befindet sich hier in einem viel dünneren und feineren Element als in den
beiden ersten Regionen. Vergleichsweise kann es als der Luftkreis des «Geisterlandes»
bezeichnet werden. Alles, was in den Seelen der beiden anderen Welten vorgeht, hat hier
sein geistiges Gegenstück. Alle Empfindungen, Gefühle, Instinkte, Leidenschaften und so
weiter sind hier auf geistige Art noch einmal vorhanden. Die atmosphärischen Vorgänge in
diesem Luftkreise entsprechen den Leiden und Freuden der Geschöpfe in den andern
Welten. Wie ein leises Wehen erscheint hier das Sehnen einer Menschenseele; wie ein
stürmischer Luftzug ein leidenschaftlicher Ausbruch. Wer über das hier in Betracht
Kommende sich Vorstellungen bilden kann, der dringt tief ein in das Seufzen einer jeglichen
Kreatur, wenn er seine Aufmerksamkeit darauf richtet. Man kann hier zum Beispiel sprechen
von stürmischen Gewittern mit zuckenden Blitzen und rollendem Donner; und geht man der
Sache weiter nach, so findet man, daß sich in solchen «Geistergewittern» die Leidenschaften
einer auf der Erde geschlagenen Schlacht ausdrücken.

Die Urbilder der vierten Region beziehen sich nicht unmittelbar auf die andern Welten. Sie
sind in gewisser Beziehung Wesenheiten, welche die Urbilder der drei unteren Regionen
beherrschen und deren Zusammentritt vermitteln. Sie sind daher beschäftigt mit dem
Ordnen und Gruppieren dieser untergeordneten Urbilder. Von dieser Region geht demnach
eine umfassendere Tätigkeit aus als von den unteren.
Die fünfte, sechste und siebente Region unterscheiden sich wesentlich von den
vorhergehenden. Denn die in ihnen befindlichen Wesenheiten liefern den Urbildern der
unteren Regionen die Antriebe zu ihrer Tätigkeit. In ihnen findet man die Schöpferkräfte der
Urbilder selbst. Wer zu diesen Regionen aufzusteigen vermag, der macht Bekanntschaft mit
den «Absichten»[5], die unserer Welt zugrunde liegen. Wie lebendige Keimpunkte liegen
hier noch die Urbilder bereit, um die mannigfaltigsten Formen von Gedankenwesen
anzunehmen. Werden diese Keimpunkte in die unteren Regionen geführt, dann quellen sie
gleichsam auf und zeigen sich in den mannigfaltigsten Gestalten. Die Ideen, durch die der
menschliche Geist in der physischen Welt schöpferisch auftritt, sind der Abglanz, der
Schatten dieser Keimgedankenwesen der höheren geistigen Welt. Der Beobachter mit dem
«geistigen Ohr», welcher von den unteren Regionen des «Geisterlandes» zu diesen oberen
aufsteigt, wird gewahr, wie sich das Klingen und Tönen in eine «geistige Sprache» umsetzt.
Er beginnt das «geistige Wort» wahrzunehmen, durch das für ihn nun nicht allein die Dinge
und Wesenheiten ihre Natur durch Musik kundgeben, sondern in «Worten » ausdrücken. Sie
sagen ihm, wie man das in der Geisteswissenschaft nennen kann, ihre «ewigen Namen» .

Man hat sich vorzustellen, daß diese Gedankenkeimwesen zusammengesetzter Natur sind.
Aus dem Elemente der Gedankenwelt ist gleichsam nur die Keimhülle genommen. Und diese
umschließt den eigentlichen Lebenskern. Damit sind wir an die Grenze der «drei Welten»
gelangt, denn der Kern stammt aus noch höheren Welten. Als der Mensch, seinen
Bestandteilen nach, in einem vorangehenden Abschnitt beschrieben worden ist, wurde für
ihn dieser Lebenskern angegeben und der «Lebensgeist» und «Geistesmensch» als seine
Bestandteile genannt. Auch für andere Weltwesenheiten sind ähnliche Lebenskerne
vorhanden. Sie stammen aus höheren Welten und werden in die drei angegebenen versetzt,
um ihre Aufgaben darin zu vollbringen. Hier soll nun die weitere Pilgerfahrt des
menschlichen Geistes durch das «Geisterland» zwischen zwei Verkörperungen oder
Inkarnationen verfolgt werden. Dabei werden die Verhältnisse und Eigentümlichkeiten
dieses «Landes» noch einmal klar hervortreten.“ (Lit.:GA 9, S. 94ff)

Das niedere Devachan und die äußeren Planetensphären


Im Leben zwischen Tod und neuer Geburt steigt die menschliche Seele durch die
Planetensphären auf. Sie durchwandert zuerst die verschiedenen Regionen der Astralwelt
und erreicht schließlich das Devachan, wenn sie in die Marssphäre eintritt.

„Zwischen Tod und neuer Geburt steht der Mensch in einer gewissen Verbindung mit den
anderen Planeten. Sie finden in meiner «Theosophie» beschrieben das Kamaloka. Dieser
Aufenthalt des Menschen in der Seelenwelt ist eine Zeit, während welcher der Mensch ein
Mondbewohner wird. Dann wird er ein Merkurbewohner, dann ein Venusbewohner, dann
ein Sonnen-, Mars-, Jupiter-, Saturnbewohnerund dann ein Bewohner des weiteren
Himmels- oder Weltenraumes. Man redet nicht unrichtig, wenn man sagt, daß zwischen zwei
Inkarnationen auf der Erde Verkörperungen auf anderen Planeten liegen, geistige
Verleiblichungen. Der Mensch ist heute noch nicht so weit in seiner Entwickelung, daß er
sich in seiner Inkarnation erinnern kann an das, was er erlebt hat zwischen Tod und neuer
Geburt, aber in der Zukunft wird das möglich sein.“ (Lit.:GA 130, S. 318f)

Das Kontinentalgebiet des Devachans


„Diese Marsregion fallt nun zusammen mit dem, was Sie in meiner «Theosophie» geschildert
finden als die erste Partie des Geisterlandes. In dieser Schilderung in der «Theosophie»
finden Sie von innen heraus dargestellt, wie die Seele des Menschen so weit vergeistigt ist,
daß sie jetzt das, was sozusagen Urbild der physischen Leiblichkeit ist, der physischen
Verhältnisse auf der Erde überhaupt, wie etwas Äußeres sieht. Alles, was auf der Erde
Urbilder des physischen Lebens sind, erscheint wie eine Art Kontinentalgebiet des
Geisterlandes. In dieses Kontinentalgebiet ist dasjenige hineingezeichnet, was die äußeren
Ausgestaltungen der verschiedenen Inkarnationen sind. Mit dieser Region des Geisterlandes
ist innerlich dasselbe geschildert, was der Mensch zu durchleben hat, wenn man kosmisch
spricht, in der Marsregion.“ (Lit.:GA 141, S. 178f)

Danach steigt die Seele auf in die höheren Regionen:

Das ozeanische Gebiet des Devachans


„Wenn wir dann die zweite Region des Geisterlandes, die damals von dem inneren
Seelengesichtspunkt aus geschildert worden ist, das ozeanische Gebiet des Geisterlandes,
kosmisch darstellen wollen, so müssen wir es zusammenfallen lassen mit der Jupiterregion.“
(Lit.:GA 141, S. 182)

Das Luftgebiet des Geisterlandes


„Und wenn wir das dritte Gebiet des Devachan, das Luftgebiet, kosmisch schildern wollen,
dann fällt es zusammen mit dem Saturnwirken, mit der Saturnregion. Und was als die vierte
Region des Geisterlandes geschildert ist, das geht schon hinaus über unser Planetensystem.
Da dehnt sich die Seele sozusagen in weitere Räume aus, in den weiteren Sternenhimmel
hinein.“ (Lit.:GA 141, S. 182)

Das vierte Gebiet des Geisterlandes


„Und was als die vierte Region des Geisterlandes geschildert ist, das geht schon hinaus über
unser Planetensystem. Da dehnt sich die Seele sozusagen in weitere Räume aus, in den
weiteren Sternenhimmel hinein. Und Sie werden an der Schilderung, welche damals von
dem inneren Seelengesichtspunkte aus gegeben wurde, finden, wie die Eigenschaften der
Seelenerlebnisse für die vierte Region des Geisterlandes so gegeben sind, daß man ihnen
ansieht: sie können nicht durchlebt werden in dem, was noch in einer solchen räumlichen
kosmischen Beziehung zur Erde steht wie das gesamte Planetensystem. Es wird aus der
vierten Region des Geisterlandes etwas hereingetragen, was so urfremd ist, daß man es
nicht mit alledem zusammenbringen kann, was innerhalb auch der letzten planetarischen
Sphäre, der Saturn-Sphäre, erlebt werden kann.“ (Lit.:GA 141, S. 182)

Devachan und Lichtäther


Auf dem Mentalplan hat der Lichtäther sein wahres Leben:

„Da hat der Lichtäther sein Leben. Das Sonnenlicht lebt auf dem Devachanplan; daher die
innere Beziehung zwischen Weisheit und Licht. Wenn man das Licht im Traumbewußtsein
erlebt, so erlebt man darin die Weisheit. Immer, wenn Gott sich im Lichte offenbarte, ist das
der Fall gewesen. Im brennenden Dornbusch, das heißt im Licht, erschien Jehova dem
Moses, um die Weisheit zu offenbaren.“ (Lit.:GA 93a, S. 46)

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Geistertoren
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
Geistertoren oder Geisttölpel nennt Rudolf Steiner eine Gruppe abnormer Elementarwesen,
die es dem Menschen ermöglichen, seine Gedanken festzuhalten. Die menschlichen
Gedanken, wie wir sie in unserem Bewusstsein erleben, sind nämlich keine eigenständige
Wirklichkeit, sondern bloße Bilder. Wären sie mehr als bloße Bilder, könnten wir sie nicht
dazu gebrauchen, über die Wirklichkeit nachzudenken; wir würden dann mit jedem
Gedanken eine neue Wirklichkeit erschaffen. Diese Bilder, als die uns unsere Gedanken
erscheinen, sind aber äußerst flüchtig. Um sie in unserem Bewusstsein festhalten zu können,
bedürfen wir dieser besonderen Art nur schwer zu beobachtender abnormer
Elementarwesen, die aber durchaus nicht ahrimanischer Natur sind, wie man vielleicht
irrtümlich glauben könnte. Sie gehören dem selben Reich an wie die Gnome, liegen aber mit
diesen ständig im Kampf und werden von ihnen zutiefst verachtet. Während die Gnome über
eine hervorragende Intelligenz verfügen, sind sie nämlich ausgesprochene Toren. Anders als
die regulären Elementarwesen sind sie in absteigender Entwicklung. Sie haben auch in
unserer Zeit kein eigenständiges Leben und müssen sich der verströmenden Lebenskräfte
sterbender Menschen bedienen. Sie sind besonders in der Umgebung sehr gescheiter
Menschen zu finden, aber etwa auch in Bibliotheken, wenn viel Gescheites in den Büchern
steht. Dem hellsichtigen Blick erscheinen sie als riesenhafte plumpe Tölpel, die aber winzig
klein werden, wenn sie sich vor den Gnomen in die Köpfe gescheiter Menschen flüchten.

„Wir sind überall umgeben in Wahrheit von geistigen Wesen der verschiedensten Art, nur
daß das gewöhnliche Bewußtsein diese geistigen Wesen nicht sieht. Aber sie sind notwendig,
damit wir als Menschen unsere Tätigkeiten entfalten können, damit wir die Gedanken in
ihrer unwirklichen Leichtigkeit und Flüchtigkeit haben können, so daß sie nicht selbst wie
Bleigewichte in unserem Kopfe vorhanden sind, nicht selbst etwas sind, sondern etwas
bedeuten können. Dazu ist notwendig, daß in der Welt Wesen vorhanden sind, welche
verursachen, daß unsere Gedanken mit ihrer Unwirklichkeit uns nicht fortwährend gleich
entschwinden. Wir Menschen sind eigentlich mit dem gewöhnlichen Bewußtsein, ich möchte
sagen zu schwerhaltige Wesen, zu plumpe Wesen, als daß wir so ohne weiteres mit diesem
gewöhnlichen Bewußtsein die Gedanken festhalten könnten, und es müssen
Elementarwesen da sein, die uns fortwährend helfen, unsere Gedanken festzuhalten. Solche
Elementarwesen sind auch da, nur sind sie außerordentlich schwer zu entdecken, weil sie,
ich möchte sagen, sich fortdauernd verstecken.

Wenn man sich fragt: Wodurch kommt es denn eigentlich, daß man einen Gedanken
festhalten kann, trotzdem er gar kein Wirkliches ist, wer hilft einem dabei? - dann wird man
sehr leicht gerade bei der geisteswissenschaftlichen Anschauung getäuscht. Denn in
demselben Momente, wo man sich darauf verlegt, zu fragen: Wer hält die Gedanken für den
Menschen fest? - wird man schon durch diese Tendenz, von den geistigen
Wesenhaftigkeiten wissen zu wollen, welche die Gedanken festhalten, in das Reich der
ahrimanischen Wesenheiten hineingetrieben. Und man taucht unter in das Reich der
ahrimanischen Wesenheiten und beginnt sehr bald zu glauben - aber es ist ein täuschender
Glaube -, daß man von den ahrimanischen Geistern unterstützt werden muß, um die
Gedanken festzuhalten, damit sie einem nicht gleich, wenn man sie faßt, entschwinden.
Daher sind auch die meisten Menschen unbewußt den ahrimanischen Wesenheiten sogar
dankbar dafür, daß sie sie in ihrem Denken unterstützen. Aber es ist eigentlich ein schlecht
angebrachter Dank, denn es gibt ein ganzes Reich von Wesenheiten, welche uns gerade in
bezug auf unsere Gedankenwelt unterstützen und die durchaus nicht ahrimanischer
Wesenheit sind.

Diese Wesenheiten sind auch für das schon vorgerückte Schauen in der geistigen Welt
schwer zu entdecken. Man findet sie zuweilen, wenn man zum Beispiel einen sehr
gescheiten Menschen in seinem Tun und Treiben beobachtet. Wenn man nämlich in seinem
Tun und Treiben einen sehr gescheiten Menschen beobachtet, dann hat eigentlich dieser
Mensch eine flüchtige Gefolgschaft. Er geht eigentlich nirgends allein herum, sondern er hat
eine flüchtige Gefolgschaft von geistigen Wesenheiten, die nicht dem ahrimanischen Reich
angehören, die aber eine ganz merkwürdige Eigenschaft haben, die man eigentlich erst
kennenlernt, wenn man jene Wesenheiten beobachten kann, welche den elementarischen
Reichen angehören, die also nicht für die sinnlichen Augen erscheinen, die sich betätigen,
wenn Formen in der Natur, Kristallformen zum Beispiel und dergleichen, entstehen. Alles
Formhafte unterliegt ja der Tätigkeit dieser Wesenheiten, die Sie auch in meinen Mysterien
in ihrer Tätigkeit als Wesenheiten geschildert finden, die feste Formen prägen und
hämmern. Wenn Sie in dem einen Mysterienspiel die gnomenartigen Wesen verfolgen, so
haben Sie da diese Wesen, welche Formen hervorbringen. Nun sind - wie Sie das schon aus
der Art und Weise, wie ich das in meinen Mysteriendramen dargestellt habe, ersehen
können - diese Wesenheiten schlau, und aus ihrer Schlauheit heraus spotten sie über den
geringen Verstand, den die Menschen haben. Vergegenwärtigen Sie sich diese Szene, wenn
Sie sie aus meinem Mysterienspiel kennen.

Wenn man nun einen wirklich gescheiten Menschen verfolgt, wie er in seinem Gefolge ein
ganzes Heer solcher Wesenheiten haben kann, wie ich vorhin gesagt habe, so findet man,
daß diese Wesenheiten außerordentlich geringgeachtet werden von den Gnomengeistern
der elementarischen Welt, weil sie plump sind, und vor allen Dingen, weil sie furchtbar
töricht sind. Das Törichte ist ihre hauptsächlichste Eigenschaft. Und so kann man sagen:
Gerade gescheiteste Leute in der Welt, wenn man sie daraufhin beobachten kann, werden
von ganzen Trupps von Toren verfolgt aus der geistigen Welt. - Es ist, wie wenn diese Toren
zu einem gehören wollten. Und diese Toren werden, wie gesagt, außerordentlich
geringgeachtet von den Wesenheiten, welche Formen in der Natur verfertigen in der in den
Mysterien geschilderten Weise. So daß man sagen kann: In den Welten, die zunächst dem
gewöhnlichen Bewußtsein unbekannt sind, ist eine, die von einem Volk, von einem
Geistervolk von Toren bevölkert ist, von Toren, die sich insbesondere zur menschlichen
Weisheit und Klugheit hindrängen.

Diese Wesen haben im gegenwärtigen Zeitalter eigentlich kein eigenes Leben. Sie kommen
dadurch zu einem Leben, daß sie das Leben derjenigen benutzen, welche sterben, welche
durch Krankheiten sterben, aber noch Lebenskräfte in sich haben. Vergangenes Leben nur
können sie benutzen. Es sind also Geistertoren, welche das Leben, das von Menschen
übrigbleibt, benützen, die also sozusagen sich vollsaugen von dem, was von
übrigbleibendem Leben noch an Kirchhöfen und dergleichen aufsteigt.

Gerade wenn man eindringt in solche Welten, dann bekommt man einen Begriff, wie
unendlich stark die Welt, die hinter der menschlichen Sinneswelt ist, bevölkert ist, und wie
mannigfaltig die Klassen von solchen geistigen Wesenheiten sind, und wie diese geistigen
Wesenheiten durchaus im Zusammenhang mit unseren Fähigkeiten stehen. Denn der
gescheite Mensch, den man da in seiner Tätigkeit verfolgt, kann, wenn er nicht hellsichtig,
sondern bloß gescheit ist, seine gescheiten Gedanken gerade dadurch besonders festhalten,
daß er von diesem Troß von geistigen Toren verfolgt ist. Die klammern sich an seine
Gedanken, zerren sie und geben ihnen Gewicht, so daß sie bei ihm bleiben, während er sonst
die Gedanken rasch verschwinden haben würde.

Diese Wesenheiten werden also außerordentlich stark verspottet von den gnomenhaften
Wesenheiten. Die gnomenhaften Wesenheiten wollen sie in ihrem Reiche nicht dulden, aber
sie gehören demselben Reiche an. Sie vertreiben sie fortwährend, und es ist ein harter
Kampf zwischen dem Gnomenvolke und diesem Volke von geistigen Toren, die eigentlich
erst dem Menschen die Weisheit möglich machen, denn sonst wäre die Weisheit flüchtig,
würde in dem Moment vergehen, wo sie entsteht, könnte nicht bleiben. Wie gesagt, sie sind
schwer zu entdecken, diese Wesenheiten, weil man sehr leicht sofort ins Ahrimanische
hinunterkollert, wenn man die entsprechende Frage aufstellt.

Aber man kann sie bei solchen Gelegenheiten finden, wie ich sie angedeutet habe, durch
Verfolgen besonders gescheiter Menschen, die einen ganzen Troß von solchen Wesenheiten
hinter sich haben. Außerdem aber, wenn nicht genug gescheite Gedanken da sind, die am
Menschen haften, findet man diese Wesenheiten auf allerlei Denkmälern der Weisheit. Sie
halten sich zum Beispiel - aber sie sind dort auch schwer zu finden - in Bibliotheken auf,
wenn etwas Gescheites in den Büchern darinnensteht. Wenn in den Büchern Dummes steht,
dann sind diese Wesenheiten nicht zu finden, sie sind eben nur dort zu finden, wo
Gescheites ist; daran klammern sie sich.

Wir gewinnen da gewissermaßen Einblick in ein Reich, das uns durchaus umgibt, das wie die
Naturreiche vorhanden ist, und das mit unseren eigenen Fähigkeiten etwas zu tun hat, das
aber auch von uns schwer zu beurteilen ist. Daher muß man sich, wenn man es beurteilen
will, schon auf diese gnomenhaften Wesen verlassen und auf ihre Aussagen etwas geben,
und die finden sie außerordentlich dumm und frech. Aber sie haben noch eine Eigenschaft,
diese Wesen. Wenn sie gar zu sehr von den Naturgeistern gnomenhafter Art verfolgt
werden, dann flüchten sie sich in die menschlichen Köpfe, und während sie eigentlich
draußen in der Natur fast Riesen sind - sie sind nämlich außerordentlich groß -, werden sie
ganz klein, wenn sie in den menschlichen Köpfen sind. Man könnte sagen, daß sie eine Art
abnormer Naturgeister sind, die aber mit der ganzen menschlichen Entwickelung auf der
Erde innig zusammenhängen.“ (Lit.:GA 219, S. 75ff)

Siehe auch
Spinnenwesen, die im Menschen den Sinn für wahre Kunst erwecken.
Wärmewesen, die den Menschen für das Gute befeuern.
Biografie Rudolf Steiner
Martin von Mackensen: Ein Vortrag für die Landbauschüler am Dottenfelderhof
ᐃᐁ
Wärme
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Geistesfeuer)
Physikalische Größe
Name Wärme
Formelzeichen

{\displaystyle Q}
Größen- und
Einheitensystem Einheit Dimension
SI J = kg·m2·s−2 L2·M·T−2
cgs erg L2·M·T−2

Wärme wird auf unterschiedliche Weise transportiert: durch Wärmeleitung (im Hufeisen),
durch Konvektion (in der aufsteigenden heißen Luft) und durch Wärmestrahlung (sichtbar
durch das Leuchten der roten Glut)
Die physikalische Größe Wärme erfasst einen Teil der Energie, die bei einem Vorgang von
einem thermodynamischen System aufgenommen oder abgegeben wird. Der andere Teil der
übergebenen Energie ist die physikalische Arbeit. Die Summe aus Wärme und Arbeit gibt
nach dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik an, wie sich die innere Energie des Systems
bei dem Vorgang ändert. Dabei ist die Arbeit als derjenige Anteil der übergebenen Energie
definiert, der mit einer Änderung von äußeren Parametern verbunden ist, z. B. mit der
Verkleinerung des Volumens beim Zusammendrücken eines Gases. Der übrige Anteil ist die
Wärme. Ihre Übertragung lässt die äußeren Parameter unverändert und verändert
stattdessen die Entropie des Systems, wodurch sich beispielsweise dessen innere Ordnung
verringert, z. B. beim Schmelzen eines Eiswürfels. Wärme ist auch die einzige Form der
Energie, die zwischen zwei Systemen allein aufgrund ihrer unterschiedlichen Temperaturen
übertragen wird.[1] Dabei fließt Wärme stets von der höheren zur tieferen Temperatur.

Wärmetransport kann durch Wärmeleitung, Wärmestrahlung oder Konvektion erfolgen.


Wärme wird – wie alle Energien – im internationalen System in der Maßeinheit Joule
angegeben und üblicherweise mit dem Formelzeichen

{\displaystyle Q} bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis
1 Überblick
2 Entwicklung des Wärmebegriffs
3 Wärmeübertragung
3.1 Abgeleitete Größen
3.2 Wärmeleitung
3.3 Wärmestrahlung
3.4 Konvektion
3.5 Auswirkungen der Wärmeübertragung
4 Latente Wärme
5 Wärme, Arbeit, innere Energie und der 1. Hauptsatz der Thermodynamik
6 Wärme, Entropie und der 2. Hauptsatz der Thermodynamik
7 Wärme und Arbeit in mikroskopischer Deutung
8 Weblinks
9
Der physikalische Fachbegriff der Wärme unterscheidet sich deutlich von der
umgangssprachlichen Verwendung des Wortes „Wärme“. In der Alltagssprache ist damit
meist jene Eigenschaft eines Körpers gemeint, die ihn „warm“ sein lässt und damit einen
bestimmten Zustand beschreibt. Dies wird physikalisch am besten durch den (allerdings auch
nicht genau festgelegten) Begriff der thermischen Energie ausgedrückt. In dieser Bedeutung
trifft man den Wortbestandteil „Wärme“ auch aus historischen Gründen in zahlreichen
Fachausdrücken an (z. B. Wärmekapazität, Wärmeinhalt).

Die Größe, die in der Physik mit „Wärme“ bezeichnet wird, ist keine Zustandsgröße, die in
jedem Zustand eines Systems einen bestimmten Wert hat. Sie dient vielmehr ausschließlich
der Beschreibung von Prozessen, bei denen sich der Zustand des Systems ändert. Folglich ist
sie eine Prozessgröße. Dabei ist nach dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik für jedes
System die Änderung seiner inneren Energie gleich der Summe aus zugeführter Wärme und
am System geleisteter Arbeit. Umgekehrt bedeutet dies, dass die zugeführte Wärme

{\displaystyle Q} genau der Zunahme der inneren Energie
Δ

{\displaystyle \Delta U} abzüglich der verrichteten Arbeit

{\displaystyle W} entspricht:

=
Δ



{\displaystyle Q=\Delta U-W}. Wie viel Energie insgesamt übertragen wird, hängt lediglich
vom Anfangs- und Endzustand des Systems ab; die Aufteilung in Arbeit und Wärme kann
jedoch je nach dem Ablauf des betrachteten Prozesses unterschiedlich sein.

Da die Energie eine Erhaltungsgröße ist, können Wärme und Arbeit nicht im System selbst
entstehen, vielmehr beschreiben sie den Energietransport über die Systemgrenzen hinweg.
Sind nur zwei Systeme am Prozess beteiligt, dann gibt das eine System genau so viel Arbeit
und genau so viel Wärme ab, wie das andere aufnimmt. Daher haben die Größen Wärme,
Arbeit und Änderung der inneren Energie für beide Systeme dieselben Werte, nur mit
umgekehrten Vorzeichen. Ein Prozess, bei dem keine Wärme übergeben wird, heißt
adiabatisch. Ein Prozess, bei dem ausschließlich Wärme übergeben wird, heißt gelegentlich
arbeitsdicht, ein Beispiel ist die isochore Erwärmung eines Gases.

Wenn zwei Systeme Wärme miteinander austauschen, fließt sie stets von der hohen zur
niedrigen Temperatur. Oft steigt dabei die tiefere und verringert sich die höhere der beiden
Temperaturen, aber es gibt auch Ausnahmen, wenn z. B. Eis von 0 °C durch Wärmezufuhr in
Wasser von 0 °C umgewandelt wird.

Eine Maschine, die fortwährend oder periodisch Wärme aufnimmt und Arbeit leistet, heißt
Wärmekraftmaschine. Aus prinzipiellen Gründen kann dabei die durch Wärme
aufgenommene Energie nicht vollständig als Arbeit wieder abgegeben werden, sondern
muss teilweise als Abwärme wieder abgeführt werden (Näheres beim 2. Hauptsatz der
Thermodynamik).[Anmerkung 1]
In der grundlegenden Erklärung der thermodynamischen Phänomene durch die statistische
Mechanik besteht jedes System aus einer Vielzahl einzelner Teilchen in Bewegung, wobei die
Teilchen sich mehr oder weniger geordnet bewegen können. Wärme ist dabei ausschließlich
mit dem Anteil an ungeordneter Bewegung verknüpft. Gehört ein Strahlungsfeld zum
betrachteten System, bezieht sich Wärme auf die Energie, die ungeordnet auf die
verschiedenen möglichen Wellenformen der Eigenmoden verteilt ist (siehe
Wärmestrahlung). Im Bild der Energieniveaus sind die Teilchen auf alle verschiedenen
Niveaus verteilt und wechseln statistisch fluktuierend zwischen ihnen, wobei aber im
Gleichgewichtszustand die durchschnittliche Besetzungszahl jedes Niveaus gleich bleibt und
in Form einer statistischen Verteilung festgelegt ist. Zufuhr von Wärme verschiebt diese
Verteilungskurve zu höherer Energie, während Arbeit, die am System geleistet wird, die
Energien der einzelnen Energieniveaus anhebt.[2]

Entwicklung des Wärmebegriffs


So weit es den technisch-naturwissenschaftlichen Bereich betrifft, wird und wurde
umgangssprachlich die „Wärme“ zum einen als Ausdruck einer erhöhten Temperatur
verwendet, zum anderen für die damit verbundenen Energien und Energieflüsse, die
zunächst als Wärmemenge bezeichnet wurden. Die Unterscheidung beider Aspekte wurde
schon durch die Nominalisten im 14. Jahrhundert, also vor Beginn der neuzeitlichen
Naturwissenschaften, vorbereitet. Hinsichtlich der Temperatur wurden im 17. und 18.
Jahrhundert verlässliche Thermometer entwickelt. Die Wärmemenge wurde aber erst
genauer beachtet, nachdem ab 1750 mithilfe von Kalorimetern die
Gleichgewichtstemperaturen nach Mischung von Stoffen verschiedener
Ausgangstemperaturen untersucht wurden. Die Wärmemenge erhielt später eine eigene
physikalische Dimension mit der Einheit Kalorie, definiert in der Form (aber mehrfach
modifiziert): „1 Kalorie ist die Wärmezufuhr, die die Temperatur von 1 g Wasser um 1 °C
erhöht.“ Daraus ergab sich ein Erhaltungssatz („abgegebene Wärme = aufgenommene
Wärme“), der auch heute noch Gültigkeit hat, sofern keine Arbeit geleistet wird.[3]

Zur Deutung, worum es sich bei Wärme handelt, standen sich bis etwa 1850 zwei
Lehrmeinungen gegenüber: Eine Erklärung ging von einem hypothetischen „Wärmestoff“
aus, dem zuletzt Antoine de Lavoisier den Namen calorique (Caloricum) gab. Der Wärmestoff
sei unvergänglich, unerschaffbar, unwägbar, durchdringe jedes Stück Materie und bestimme
durch seine Menge dessen „Wärmeinhalt“ und durch seine Konzentration die Temperatur.
[4] Die Wörter „Wärmemenge“, „Wärmeenergie“ und „spezifische Wärme“ stammen aus
dem Umfeld dieser Wärmestofftheorie.[5] Auf der anderen Seite wurde schon im 13.
Jahrhundert von Roger Bacon und ab dem 17. Jahrhundert u. a. von Johannes Kepler, Francis
Bacon, Robert Boyle, Daniel Bernoulli eine mechanische Theorie der Wärme vorgeschlagen:
Wärme sei eine Bewegung kleiner, den Augen verborgener Materieteilchen. Tatsächlich
beobachtete 1798 Benjamin Thompson (der spätere Lord Rumford) beim Bohren von
Kanonenrohren, dass durch das Bohren Wärme in beliebiger Menge allein durch
mechanische Arbeit entsteht. Thompson hätte daraus sogar den ungefähren Wert des
mechanischen Wärmeäquivalents abschätzen können. Eine präzise Messung gelang jedoch
erst James Prescott Joule um 1850.

Dass Wärme umgekehrt auch Quelle von mechanischer Arbeit sein kann, war durch die
ersten Dampfmaschinen schon seit Beginn des 18. Jahrhunderts bekannt. Die
Erklärungsversuche im Rahmen der Wärmestofftheorie gipfelten 1824 in der Erkenntnis von
Sadi Carnot, dass die aus Wärmezufuhr zu gewinnende Arbeit aus prinzipiellen Gründen
begrenzt ist, weil die bei hoher Temperatur aufgenommene Wärme bei niedriger
Temperatur wieder abgegeben werden müsse. Dabei hängt der idealerweise erzielbare
Wirkungsgrad nicht von der Konstruktion der Maschine, sondern ausschließlich von den
beiden Temperaturen ab und liegt stets unter 100 %. Carnot argumentierte vollständig auf
der Grundlage der Wärmestofftheorie, gab aber auch schon einen Wert für das mechanische
Wärmeäquivalent an, doch seine Schriften gerieten zunächst in Vergessenheit.

Entscheidend für die Widerlegung der Wärmestofftheorie war die von Rudolf Clausius 1850
publizierte Erkenntnis,[6] dass es sich beim Verhältnis von Wärme und Arbeit um
gegenseitige Umwandlung handelt, d. h., Wärme wird verbraucht, wenn Arbeit gewonnen
wird, und umgekehrt. Bei der Verwandlung von Arbeit in Wärme stützte Clausius sich auf die
erwähnte Beobachtung von Thompson und weitere Erkenntnisse zur Reibungswärme. Bei
der Verwandlung von Wärme in Arbeit stützte er sich auf den erhöhten Wärmebedarf beim
Erwärmen eines Gases, wenn dieses sich dabei auch ausdehnen kann, und auf ein von Joule
1844 durchgeführtes Schlüsselexperiment: Komprimierte Luft leistet beim Entspannen
genau dann mechanische Arbeit, wenn sie der Umgebung Wärme entzieht, also sie abkühlt.
Dadurch konnte sich die mechanische Theorie der Wärme schließlich durchsetzen.

Die Erkenntnis, dass es sich bei Wärme um Energie handelt, ebnete den Weg zum
Energieerhaltungssatz, den Hermann von Helmholtz 1847 erstmals allgemein formulierte.[7]
In der weiteren Entwicklung des Wärmebegriffs rückte der Energiebegriff ins Zentrum.

Trotz der Widerlegung der Wärmestofftheorie blieb Carnots Entdeckung, dass die
Gewinnung von Arbeit aus Wärme durch die Temperaturdifferenz beschränkt ist, gültig. Es
gelang Rudolf Clausius, daraus den Begriff einer anderen mengenartigen Größe zu gewinnen,
die immer, wenn Wärme übertragen wird, mit übertragen wird. Im Jahr 1865 nannte er
diese Größe Entropie.[8][9][10] In Vielem entspricht die Entropie dem in der
Wärmestofftheorie postulierten Caloricum.[11][12] Allerdings gilt für die Entropie nicht der
seinerzeit für das Caloricum angenommene Erhaltungssatz: Entropie kann zwar nicht
zerstört, aber erschaffen werden. Z. B. wird bei der Wärmeleitung von hoher zu niedriger
Temperatur mit der Wärme zusammen auch Entropie übertragen, aber zusätzlich ein
Zuwachs an Entropie erzeugt.

Mithilfe des Entropiebegriffs kann man Wärme – im Unterschied zu Arbeit – dadurch


charakterisieren, dass sie Entropie von einem System zu einem anderen transportiert. Die
heutige Definition der Wärme, wie sie auch der oben in der Einleitung gegebenen Definition
zugrunde liegt, bezieht sich nicht mehr auf Temperaturänderungen oder
Stoffumwandlungen, sondern beruht vollständig auf dem Energiebegriff. Sie wurde 1921 von
Max Born formuliert,[Anmerkung 2][13] nachdem Constantin Carathéodory 1909 die
Thermodynamik in eine axiomatische Form gebracht hatte. Demnach liegt die eigentliche
Definition der Wärme im 1. Hauptsatz der Thermodynamik (s. u.) und lautet: Wird in einem
Prozess an einem makroskopischen System die innere Energie

{\displaystyle U} um
Δ

{\displaystyle \Delta U} geändert, während am System die Arbeit

{\displaystyle W} verrichtet wird, dann ist die Differenz

=
Δ



{\displaystyle Q=\Delta U-W} die Wärme, die dabei in das System übertragen wurde.
[Anmerkung 3]

Die beiden Größen Wärme und Arbeit sind nicht so unabhängig voneinander, wie es auf den
ersten Blick erscheinen mag: Wird beispielsweise der Luft in einem Luftballon Wärme
zugeführt, so äußert sich dies nicht ausschließlich in einer Zunahme von Temperatur und
Entropie. Der Luftballon bläht sich auf, sein Volumen vergrößert sich. Das Gas verrichtet also
aufgrund der Wärmezufuhr auch Arbeit (gegen den Umgebungsdruck und gegen die
Elastizität der Gummihülle). Umgekehrt kann auch äußere Arbeit indirekt Einfluss auf die
inneren Parameter des Systems haben. Wenn man z. B. einen Teig knetet, leistet man
offensichtlich Arbeit. Durch innere Reibung führt dies dazu, dass sich die Temperatur des
Teigs und auch seine Entropie erhöht. Die Arbeit wurde bei diesem Prozess dissipiert (d. h.
fein verteilt). Sie führte zu einer Erhöhung der inneren Energie des Teigs und hat damit
(hinsichtlich der Temperatur) dieselbe Wirkung wie zugeführte Wärme. Man kann dem Teig
den Zuwachs an innerer Energie aber nicht mehr in Form von Arbeit entnehmen. Dieser
Prozess ist also irreversibel.

Im internationalen System der Einheiten wurde die besondere Wärmeeinheit Kalorie 1948
abgeschafft und durch die allgemeine Einheit Joule für Energie ersetzt.

Wärmeübertragung
Abgeleitete Größen
Ist

(

)
{\displaystyle Q(t)} die in einem Prozess bis zum Zeitpunkt

{\displaystyle t} übertragene Wärme, dann ist der momentane Wärmestrom gegeben durch:


˙
(

)
=
d

(

)
d

{\displaystyle {\dot {Q}}(t)={\frac {\mathrm {d} Q(t)}{\mathrm {d} t}}}
Er hat im SI die Einheit Watt.

Geschieht die Übertragung durch eine Fläche



{\displaystyle A}, dann ist die durchschnittliche momentane Wärmestromdichte

˙

=

˙

{\displaystyle {\dot {Q}}_{A}={\tfrac {\dot {Q}}{A}}}. Die momentane lokale
Wärmestromdichte

˙

(

)
{\displaystyle {\dot {q}}_{A}(t)} ist der Quotient aus dem differentiellen Wärmestrom und der
differentiellen Fläche dA, durch die er hindurchgeht:


˙

(

)
=
d

˙
(

)
d

=
d
2

(

)
d

d

{\displaystyle {\dot {q}}_{A}(t)={\frac {\mathrm {d} {\dot {Q}}(t)}{\mathrm {d} A}}={\frac {\
mathrm {d^{2}} {Q}(t)}{\mathrm {d} A\,\mathrm {d} t}}}
Bei Wärmeübertragung durch Konvektion kann die Wärme auf die strömende Masse

{\displaystyle m} bezogen werden, bzw. bei stationärer Strömung der Wärmestrom auf den
Massenstrom

˙{\displaystyle {\dot {m}}}:



=


=

˙

˙{\displaystyle {q}_{m}={\frac {Q}{m}}={\frac {\dot {Q}}{\dot {m}}}}
Dieser spezifische Wärmestrom hat im SI die Einheit J/kg (Joule pro Kilogramm), darf aber
nicht mit der spezifischen Wärmekapazität verwechselt werden.

Wärmeleitung
→ Hauptartikel: Wärmeleitung
Sind zwei Systeme mit verschiedenen Temperaturen

1
>

2
{\displaystyle T_{1}>T_{2}} durch eine gemeinsame Fläche

{\displaystyle A} thermisch gekoppelt, fließt ein Wärmestrom

˙
1

2
{\displaystyle {\dot {Q}}_{1\rightarrow 2}}, der nach Isaac Newton durch


˙
1

2
=


(

1


2
)
{\displaystyle {\dot {Q}}_{1\rightarrow 2}=k\,A\,(T_{1}-T_{2})}
gegeben ist. Die Stärke der thermischen Kopplung an der Systemgrenze ist durch den
Wärmedurchgangskoeffizienten

{\displaystyle k} beschrieben.

Wärmestrahlung
→ Hauptartikel: Wärmestrahlung
Jeder Körper strahlt durch elektromagnetische Strahlung einen Wärmestrom

˙{\displaystyle {\dot {Q}}} ab, der in diesem Zusammenhang auch als Strahlungsleistung
bezeichnet wird. Nach dem Stefan-Boltzmann-Gesetz (von Josef Stefan und Ludwig
Boltzmann) gilt:


˙
=




4
{\displaystyle {\dot {Q}}=\varepsilon \,\sigma \,A\,T^{4}}
Darin ist

�{\displaystyle \varepsilon } der Emissionsgrad: Die Werte liegen zwischen 0 (perfekter


Spiegel) und 1 (idealer Schwarzer Körper),

=
5
,
67

10

8

W
m
2
K
4
{\displaystyle \sigma =5{,}67\cdot 10^{-8}~\mathrm {\frac {W}{m^{2}\,K^{4}}} } die Stefan-
Boltzmann-Konstante,

{\displaystyle A} die Oberfläche des abstrahlenden Körpers,

{\displaystyle T} die absolute Temperatur des abstrahlenden Körpers.
Der Wärmeübertrag zu einem zweiten Körper kommt dadurch zustande, dass dieser die
einfallende Strahlung – zumindest teilweise – absorbiert. Hierbei liegt der Absorptionsgrad
wieder zwischen 0 (perfekter Spiegel) und 1 (idealer Schwarzer Körper). Zwei Körper strahlen
sich gegenseitig über die einander zugewandten Teile der Oberfläche an. Dabei ergibt sich
summiert immer ein Energiefluss von der wärmeren zur kälteren Fläche, unabhängig von
deren Beschaffenheit, Emissions- und Absorptionsvermögen.

Konvektion
→ Hauptartikel: Konvektion
Konvektive Wärmeübertragung geschieht mithilfe eines Stofftransports. Sie besteht aus drei
Teilprozessen:

Wärme geht von einem heißen Körper durch Wärmeleitung zu einem transportfähigen Stoff
über, wodurch dieser z. B. erwärmt oder verdampft wird;
der Stoff fließt – im einfachsten Fall ohne weitere Zustandsänderung – durch den Raum zu
einem kälteren Körper;
Wärme geht durch Wärmeleitung vom Stoff zum kälteren Körper über.
Im Einklang mit dem älteren Verständnis des Begriffs Wärme wird die Wärmeübertragung
durch Konvektion nur auf den Stofftransport im mittleren Teilprozess bezogen. Im Sinne der
in der Einleitung gegebenen Definition gehören die beiden anderen Teilschritte aber dazu.

Der übertragene Wärmestrom hängt von mehreren Parametern ab, darunter Dauer, Fläche
und Stärke der thermischen Kopplung zwischen dem warmen bzw. kalten Körper und dem
Transportmedium sowie dessen Fließgeschwindigkeit.

Der ganze Prozess kann weiter dadurch modifiziert werden, dass das Medium während des
Transports Arbeit leistet oder aufnimmt. Handelt es sich z. B. um Arbeit durch adiabatische
Expansion oder Kompression, ändert sich auch die Temperatur des Mediums. Die für die
mitgeführte Energie maßgebliche Größe ist dann die Enthalpie

=

+


{\displaystyle H=U+pV}, d. h. die Summe aus innerer Energie

{\displaystyle U} und Verschiebearbeit


{\displaystyle pV}. Darauf beruhen z. B. der Kühlschrank und die Wärmepumpe.

Auswirkungen der Wärmeübertragung


Typischerweise führt Zufuhr oder Entzug von Wärme zur Erhöhung bzw. Absenkung der
Temperatur des betreffenden Stoffes. Die Wärme

{\displaystyle Q} ist näherungsweise proportional zur Temperaturänderung
Δ

{\displaystyle \Delta T} sowie proportional zur Masse

{\displaystyle m} des Stoffes:


=


Δ

{\displaystyle Q=c\,m\,\Delta T}
Die Proportionalitätskonstante

{\displaystyle c} ist die spezifische Wärmekapazität des Stoffes. Sie ist ein für den jeweiligen
Stoff charakteristischer Parameter, der nur schwach von den weiteren Zustandsgrößen wie
Druck, Temperatur etc. abhängt. Beispielsweise steigt die Temperatur von 1 kg flüssigem
Wasser um 1 °C, wenn man ihm eine Wärme von ca. 4,2 kJ zuführt.

Körper, die sich beim Erwärmen ausdehnen, leisten dabei Arbeit gegen den
Umgebungsdruck oder zwischenmolekulare Kräfte. Eine bestimmte Wärmezufuhr kommt
dann nur teilweise der thermischen Bewegung der Teilchen zugute. Deswegen ist sie mit
einer geringeren Temperaturerhöhung verbunden als ohne thermische Ausdehnung. Man
unterscheidet daher zwischen den spezifischen Wärmekapazitäten bei konstantem Druck
und bei konstantem Volumen. Bei festen und flüssigen Stoffen ist der Unterschied meist zu
vernachlässigen, bei Gasen aber kann er bis zum Faktor 10 ausmachen (siehe
Isentropenexponent). Bei der isothermen Expansion eines idealen Gases ändert sich per
definitionem die Temperatur überhaupt nicht. Hier wird also die gesamte zugeführte Wärme
in Expansionsarbeit überführt. In bestimmten Fällen kann die verrichtete Arbeit sogar die
zugeführte Wärme übersteigen. Dann nimmt die Temperatur des Systems trotz zugeführter
Wärme ab. Dies ist z. B. beim Joule-Thomson-Effekt der Fall.

Bei bestimmten Werten von Temperatur, Druck, gegebenenfalls auch weiteren Parametern,
reagieren Stoffe auf Zufuhr von Wärme nicht mit einer Temperaturänderung, sondern mit
einer Phasenumwandlung wie Verdampfen, Schmelzen, Sublimieren etc. Die dafür
erforderliche Energie heißt Verdampfungsenthalpie, Schmelzenthalpie oder
Sublimationsenthalpie. Umgekehrt führt eine Wärmeabgabe unter den gleichen
Bedingungen zum Kondensieren, Erstarren, Resublimieren der Stoffe. Dabei hängt die
Wärme pro Einheit der Stoffmenge stark davon ab, um welchen Stoff und welche
Phasenumwandlung es sich handelt. Beispielsweise gefriert flüssiges Wasser unter
Atmosphärendruck bei 0 °C, wenn man ihm Wärme von ca. 333 kJ pro 1 kg entzieht.

Latente Wärme
Der Phasenübergang aller Stoffe zwischen fest/flüssig, flüssig/gasförmig oder fest/gasförmig
vollzieht sich in beiden Richtungen bei konstanter Temperatur (isotherm). Die für den
Phasenübergang aufzuwendende oder dabei freiwerdende Energie wurde früher als latente
Wärme (latent = verborgen) bezeichnet. Je nach Art des Phasenübergangs handelt es sich
dabei um die Schmelzenthalpie, die Kondensations- oder Verdampfungsenthalpie sowie um
die Sublimationsenthalpie. So benötigt beispielsweise Wasser 333,5 kJ/kg, um sich als Eis von
0 °C in Wasser von 0 °C umzuwandeln, und 2257 kJ/kg, damit aus Wasser von 100 °C Dampf
von 100 °C entsteht. Die zugeführte Energie bewirkt dabei keine Temperaturänderung und
wird bei Umkehrung des Phasenübergangs wieder an die Umgebung abgegeben.

Neben der Schmelz- und Verdampfungsenthalpie zählt auch die Umwandlungsenthalpie


(früher: Umwandlungswärme) zur latenten Wärme. Sie tritt beispielsweise bei Eisen mit 0,9
% Kohlenstoffgehalt und Temperaturen um 720 °C auf. Das Kristallgitter springt beim
Abkühlen von kubisch-flächenzentriert in kubisch-raumzentriert um, wobei Wärme aus
dieser Umwandlung abgegeben wird.[14]

Latentwärmespeicher nutzen diesen Effekt und können hohe Energiemengen bei kleinem
Temperaturanstieg speichern.

Wärme, Arbeit, innere Energie und der 1. Hauptsatz der Thermodynamik


→ Hauptartikel: 1. Hauptsatz der Thermodynamik
Der 1. Hauptsatz der Thermodynamik stellt fest, dass die innere Energie

{\displaystyle U} eines physikalischen Systems die Änderung
Δ

{\displaystyle \Delta U} erfährt, wenn an dem System die Arbeit

{\displaystyle W} geleistet und ihm die Wärme

{\displaystyle Q} zugeführt wird:

Δ

=

+

{\displaystyle \Delta U=Q+W}
(Vom System geleistete Arbeit oder abgegebene Wärme werden hier negativ gezählt. In
manchen Texten gilt die umgekehrte Vorzeichenkonvention.) Dabei ist

{\displaystyle U} die gesamte Energie, die das System bei ruhendem Schwerpunkt und ohne
Berücksichtigung von potentieller Energie in einem äußeren Feld besitzt. Der 1. Hauptsatz
drückt einen Teil des Energieerhaltungssatzes aus.


{\displaystyle U} ist eine Zustandsgröße, d. h., der Wert ist vollständig durch den
momentanen Zustand des Systems bestimmt und insbesondere unabhängig von dem Weg,
auf dem sich dieser Zustand eingestellt hat. Die Prozessgrößen

{\displaystyle W} und

{\displaystyle Q} hängen aber sehr wohl von dem beschrittenen Weg ab. Die Summe von

{\displaystyle W} und

{\displaystyle Q} ergibt sich jedoch zwangsläufig aus der Differenz der inneren Energien von
Anfangs- und Endzustand. Führt ein Prozess das System in seinen Ursprungszustand zurück,
so stimmen Anfangs- und Endenergie überein. Folglich ist die Differenz der vom System
aufgenommenen und abgegebenen Wärme genau so groß wie die Energie, die es durch
Arbeit nach außen abgibt (oder umgekehrt). Einen solchen Prozess nennt man Kreisprozess.
Dies ist die Grundlage sowohl der kontinuierlich arbeitenden Wärmekraftmaschinen, die aus
einer Wärmequelle mechanische Arbeit gewinnen, als auch der Wärmepumpen, die Wärme
bei niedriger Temperatur aufnehmen und mithilfe von Arbeit bei höherer Temperatur
wieder abgeben.

Wärme, Entropie und der 2. Hauptsatz der Thermodynamik


→ Hauptartikel: 2. Hauptsatz der Thermodynamik
Für Wärme gilt gegenüber anderen Formen der Energieübertragung eine Besonderheit: Es
kann nie Wärme aus einem kälteren in einen wärmeren Körper übergehen, wenn nicht
gleichzeitig eine andere damit zusammenhängende Änderung eintritt. Dies ist der 2.
Hauptsatz der Thermodynamik, wiedergegeben mit den Worten seiner ersten Formulierung
durch Rudolf Clausius.[15] Es gibt zahlreiche andere Formulierungen, die dazu äquivalent
sind. Eine heißt: Die Entropie kann in einem abgeschlossenen System nur konstant bleiben
oder zunehmen. Sie beruht auf der von Clausius entdeckten Zustandsgröße Entropie, die eng
mit der Wärme zusammenhängt.

Dass beide Formulierungen äquivalent sind, sieht man anhand einer idealen
Wärmekraftmaschine: Sie wandelt Wärme in Arbeit um, indem ein Arbeitsstoff durch einen
Carnotschen Kreisprozess geführt wird. Der Arbeitsstoff nimmt die Wärme

1
{\displaystyle Q_{1}} von einem System mit der Temperatur

1
{\displaystyle T_{1}} auf, leistet die Arbeit

{\displaystyle W} und gibt die Abwärme

2
{\displaystyle Q_{2}} an ein System mit der niedrigeren Temperatur

2
{\displaystyle T_{2}} ab. Da diese drei Energiegrößen in diesem Zusammenhang
üblicherweise positiv gezählt werden, gilt nach dem 1. Hauptsatz

1
=

+

2
{\displaystyle Q_{1}=W+Q_{2}}.

Von der eingesetzten Wärme



1
{\displaystyle Q_{1}} wurde also nur der Anteil

=

1


2
{\displaystyle W=Q_{1}-Q_{2}} genutzt. Der Wirkungsgrad beträgt demnach

=

1


2

1
=
1


2

1
{\displaystyle \eta ={\tfrac {Q_{1}-Q_{2}}{Q_{1}}}=1-{\tfrac {Q_{2}}{Q_{1}}}}.
Der Carnotsche Kreisprozess ist reversibel, könnte also auch umgekehrt laufen. Dann würde
er als Wärmepumpe die Arbeit

{\displaystyle W} verbrauchen, um die Wärme

2
{\displaystyle Q_{2}} bei der niedrigen Temperatur

2
{\displaystyle T_{2}} aufzunehmen und (vermehrt um den Betrag der geleisteten Arbeit) zur
hohen Temperatur

1
{\displaystyle T_{1}} zu übertragen. Aus der ersten Formulierung des 2. Hauptsatzes folgt
dann, dass jeder beliebige reversible Kreisprozess denselben Wirkungsgrad hat, sofern er mit
denselben Temperaturen arbeitet. Der genaue Ablauf des Prozesses und die Wahl des
Arbeitsstoffes sind für diese Überlegung unerheblich. Gäbe es einen Prozess mit höherem
Wirkungsgrad, dann könnte man ihn mit einem Carnotschen Kreisprozess zu einer
Kombination von Wärmekraftmaschine und Wärmepumpe zusammenschalten, die nach
einem Durchlauf Wärme von der niedrigen zur hohen Temperatur übertragen hat, ohne
sonstige Veränderungen zu hinterlassen. Das aber ist nach der ersten Formulierung des 2.
Hauptsatzes ausgeschlossen. Der Wirkungsgrad der reversiblen Kreisprozesse wird auch als
der Carnotsche oder ideale Wirkungsgrad bezeichnet, denn mit derselben, von Carnot
entdeckten, Argumentation, kann man ausschließen, dass es überhaupt einen Kreisprozess
(ob reversibel oder nicht) gibt, der einen höheren Wirkungsgrad hat.

Demnach ist der ideale Wirkungsgrad



i
d
e
a
l
{\displaystyle \eta _{\mathrm {ideal} }} allgemeingültig und lässt sich daher mithilfe eines
einzigen Beispiels ermitteln. Aus dem Beispiel des idealen Gases als Arbeitsstoff im
Carnotprozess ergibt sich (mit

{\displaystyle T} als absoluter Temperatur)


1

1
=

2

2
,
{\displaystyle {\frac {Q_{1}}{T_{1}}}={\frac {Q_{2}}{T_{2}}},}
woraus folgt:


i
d
e
a
l
=
1


2

1
{\displaystyle \eta _{\mathrm {ideal} }=1-{\frac {T_{2}}{T_{1}}}}
Die Allgemeingültigkeit dieser Gleichungen erlaubt es, die Größe

Δ

=


{\displaystyle \Delta S={\frac {Q}{T}}}
als die Änderung einer neuen Zustandsgröße

{\displaystyle S} anzusehen.

{\displaystyle S} ist die Entropie des Systems. Sie ändert sich um
Δ

{\displaystyle \Delta S}, wenn dem System die Wärme

{\displaystyle Q} bei der Temperatur

{\displaystyle T} reversibel zugeführt wurde. Entropie fließt mit der reversibel übertragenen
Wärme.

Im Kreisprozess fließt vom wärmeren System die Entropie


Δ

1
=

1

1
{\displaystyle \Delta S_{1}={\tfrac {Q_{1}}{T_{1}}}} in den Arbeitsstoff, der seinerseits die
Entropie
Δ

2
=

2

2
{\displaystyle \Delta S_{2}={\tfrac {Q_{2}}{T_{2}}}} an das kältere System abführt. Da im
reversiblen Kreisprozess
Δ

1
=
Δ

2
{\displaystyle \Delta S_{1}=\Delta S_{2}} gilt, ist die gesamte Entropie erhalten. Sie fließt
ohne Abnahme vom System mit der hohen Temperatur in den Arbeitsstoff und weiter ins
System mit der tiefen Temperatur. Das unterscheidet den Entropiefluss vom Wärmefluss,
der gerade um so viel abnimmt, wie zwischendurch an Arbeit geleistet wurde.

Der Entropiefluss kann bei einem nichtidealen, realen Kreisprozess nicht abnehmen, sondern
höchstens zunehmen, denn nach dem oben Gesagten hat dieser einen kleineren
Wirkungsgrad, also größere Abwärme. Mithin gilt: Der Arbeitsstoff gibt mehr Entropie ab, als
er erhalten hat,
Δ

2
<
Δ

1
{\displaystyle \Delta S_{2}<\Delta S_{1}}, die Entropie hat sich insgesamt erhöht. Dies gilt
allgemein: Jeder irreversible Prozess lässt Entropie neu entstehen und führt zur Erhöhung
der gesamten Entropie des Systems, auch dann, wenn gar keine Wärme zugeführt wird.
Solche Prozesse bezeichnet man als Dissipation. Bei einer realen Wärmekraftmaschine wird
zum Beispiel ein Teil der Arbeit, die bei einer idealen Wärmekraftmaschine dem Abnehmer
zur Verfügung stünde, durch Reibung dissipiert.

So folgt aus der ersten der oben wiedergegebenen Formulierungen des 2. Hauptsatzes die
zweite. Umgekehrt folgt auch aus der zweiten die erste, denn die spontane Übertragung von
Wärme zu einem System höherer Temperatur wäre ein Prozess, bei dem die Entropie
insgesamt abnimmt, der also nach der zweiten Formulierung unmöglich ist.
Wärme und Arbeit in mikroskopischer Deutung
Das einfache Modellsystem nicht wechselwirkender Teilchen erlaubt eine mikroskopische
Deutung von Wärme und Arbeit. Sind

{\displaystyle N} solcher Teilchen mit Besetzungszahlen


{\displaystyle n_{i}} auf die Niveaus (oder auf die Phasenraumzellen) mit Energien


{\displaystyle E_{i}} verteilt, dann ist die Gesamtenergie


g
e
s
=


=
1





.
{\displaystyle E_{\mathrm {ges} }=\sum _{i=1}^{N}n_{i}\,E_{i}.}
Eine infinitesimale Änderung von

g
e
s
{\displaystyle E_{\mathrm {ges} }} ist dann

d

g
e
s
=


=
1



d


+


=
1



d

.
{\displaystyle \mathrm {d} E_{\mathrm {ges} }=\sum _{i=1}^{N}E_{i}\,\mathrm {d} n_{i}+\
sum _{i=1}^{N}n_{i}\,\mathrm {d} E_{i}\ .}
Wenn sich das Teilchensystem in einem thermodynamischen Gleichgewichtszustand
befindet, dann ist die Gesamtenergie gerade die innere Energie (

g
e
s
=

{\displaystyle E_{\mathrm {ges} }=U}) und es lässt sich zeigen, dass die beiden Terme dieser
Gleichung den beiden Termen im 1. Hauptsatz in der Form
d

=


+


{\displaystyle \mathrm {d} U=\delta Q+\delta W} entsprechen. Der erste Term stellt die
durch eine reversible Zustandsänderung durch Wärme


=

d

{\displaystyle \delta Q=T\,\mathrm {d} S} zugeführte Energie dar, der zweite Term die am
System geleistete Arbeit, im einfachsten Fall z. B. die Volumenarbeit


=


d

{\displaystyle \delta W=-p\,\mathrm {d} V}.[2][16] Hierbei bezeichnet
d
{\displaystyle \mathrm {d} } das vollständige Differential der dahinter benannten
Zustandsgröße, während
�{\displaystyle \delta } das inexakte Differential der betreffenden Prozessgröße
kennzeichnet. Das gleiche Ergebnis folgt auch bei quantenmechanischer Behandlung.[17] Die
Übertragung von Wärme bedeutet demnach, dass sich die Besetzungszahlen der
Energieniveaus ändern, während Arbeit bei unveränderten Besetzungszahlen die Lage der
Niveaus verschiebt. Letzteres stellt damit das mikroskopische Kriterium für einen
adiabatischen Prozess dar.

Weblinks
Wikiquote: Wärme – Zitate
Wiktionary: Wärme – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wenn in einem einzelnen Prozess ein System einmalig Wärme aufnimmt, aber am Ende die
gleiche innere Energie hat wie vorher, ist die zugeführte Wärme tatsächlich in eine gleich
große Arbeitsleistung umgewandelt worden. Ein Beispiel ist die isotherme Expansion des
idealen Gases. Dies ist jedoch nur als einmaliger Prozess möglich. Er kann erst wiederholt
werden, nachdem ein weiterer Prozess die äußeren Parameter auf ihre Ausgangswerte
zurückgesetzt hat. Dabei muss am System Arbeit geleistet und eine gleich große
Wärmemenge abgeführt werden.
Max Born schrieb in seiner Publikation von 1921: „Erst nach der Aufstellung des ersten
Hauptsatzes ist eine vernünftige Einführung des Begriffes Wärmemenge möglich. Die
Chemiker bezeichnen die Energie eines Körpers selbst als Wärmeinhalt, die Energieänderung
als Wärmetönung; das ist auch ganz berechtigt, insofern sich die mit der Energieänderung
verknüpfte Zustandsänderung hauptsächlich in einer Temperaturänderung zeigt. Der
Anschluß an den historischen Begriff der Wärmemenge wird erreicht, indem man als
kalorische Einheit die Energie benutzt, die zu einer bestimmten Temperaturänderung von 1 g
Wasser (bei konstantem Volumen) nötig ist; diese Energie, im mechanischen Maße (erg)
ausgedrückt, ist das Wärmeäquivalent. Der 1. Hauptsatz gibt Auskunft darüber, wie weit es
möglich ist, mit der Wärme in der traditionellen Weise als Substanz zu operieren, wie es z. B.
beim Gebrauch des Wasserkalorimeters geschieht; damit die Wärme (ohne Verwandlung)
‚strömt‘, muß jede Arbeitsleistung ausgeschlossen werden. So mißt die Energiezunahme des
Wassers im Kalorimeter nur dann die Energieabnahme des eingetauchten Körpers, wenn
Volumenänderungen (bzw. andere Arbeit leistende Vorgänge), verhindert werden oder von
selbst unbeträchtlich sind. So selbstverständlich diese Einschränkung nach der Aufstellung
des 1. Hauptsatzes ist, so sinnwidrig ist sie vorher. Jetzt können wir die Wärmemenge auch
für ganz beliebige Prozesse definieren; dazu muss angenommen werden, daß die Energie als
Funktion des Zustandes bekannt und die bei einem beliebigen Prozeß aufgewandte Arbeit zu
messen sei, dann ist die bei dem Prozeß zugeführte Wärme Q=U−U0−A. Im Folgenden spielt
der Begriff der Wärme keine selbständige Rolle; wir gebrauchen ihn durchaus nur als kurze
Bezeichnung der Differenz von Energiezunahme und zugeführter Arbeit.“
Diese und andere Charakterisierungen der Wärme werden auch diskutiert in G. Job:
Anthologia Calorica.
Einzelnachweise
Mark W. Zemansky, Richard H. Dittman: Heat and Thermodynamics. MCGrawHill, 1981,
ISBN 0-07-072808-9. Kap. 4.1 und 4.4.
Klaus Stierstadt, Günther Fischer: Thermodynamik: Von der Mikrophysik zur Makrophysik
(Kap. 4.2). Springer, Berlin, New York 2010, ISBN 978-3-642-05097-8 (eingeschränkte
Vorschau in der Google Buchsuche).
Friedrich Hund: Geschichte der physikalischen Begriffe. Band 1, B.I.
Hochschultaschenbücher, Mannheim 1978, S. 206 ff.
Roberto Toretti: The Philosophy of Physics. Cambridge University Press, Cambridge 1999,
ISBN 0-521-56259-7, S. 180 ff.
Ervin Szücs: Dialoge über technische Prozesse. VEB Fachbuchverlag, Leipzig 1976.
Rudolf Clausius: Ueber die bewegende Kraft der Wärme und die Gesetze, welche sich daraus
für die Wärmelehre selbst ableiten lassen. In: Annalen der Physik. 155, 1850, S. 368–397,
doi:10.1002/andp.18501550306.
Friedrich Hund: Geschichte der physikalischen Begriffe. Band 2, B.I.
Hochschultaschenbücher, Mannheim 1978, S. 93 ff.
Rudolf Clausius: Über verschiedene, für die Anwendung bequeme Formen der
Hauptgleichungen der mechanischen Wärmetheorie. (auch Vortrag vor der Zürcher
Naturforschenden Gesellschaft). In: Annalen der Physik und Chemie. 125, 1865, S. 353–400.
Rudolf Clausius: Über den zweiten Hauptsatz der mechanischen Wärmetheorie. Vortrag,
gehalten in einer allgemeinen Sitzung der 41. Versammlung deutscher Naturforscher und
Aerzte zu Frankfurt am Main am 23. September 1867. 1867 (Original von Michigan State
University, digitalisiert am 29. Juni 2007 in der Google Buchsuche).
William H. Cropper: Rudolf Clausius and the road to entropy. In: American Journal of
Physics. 54, 1986, S. 1068–1074, doi:10.1119/1.14740.
Hugh Longbourne Callendar: Proceedings of the Royal Society of London. 134, S. xxv (um
1911, Snippet in der Google Buchsuche).
Gottfried Falk, Wolfgang Ruppel: Energie und Entropie. Springer-Verlag, 1976, ISBN 978-3-
642-67900-1.
Max Born: Kritische Betrachtungen zur traditionellen Darstellung der Thermodynamik. In:
Physikalische Zeitschrift. 22, 1921, S. 218–224.
Siehe Abschnitt 13.4 Latente Wärme in Klaus Lüders, Robert O. Pohl (Hrsg.): Pohls
Einführung in die Physik. Band 1, 21. Auflage, Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 2017, ISBN
978-3-662-48662-7.
Rudolf Clausius: Ueber eine veränderte Form des zweiten Hauptsatzes der mechanischen
Wärmetheorie. In: Annalen der Physik. 169, 1854, S. 481–506,
doi:10.1002/andp.18541691202.
Siehe z. B. Andreas Heintz: Statistische Thermodynamik, Grundlagen und Behandlung
einfacher chemischer Systeme. Kap. 2.2 ff. PDF (Memento vom 23. September 2015 im
Internet Archive), abgerufen am 20. April 2015.
Franz Schwabl: Statistische Mechanik. 2 Auflage. Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg / New
York 2006, ISBN 3-540-20360-5, S. 61-62.
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Wärme aus der freien Enzyklopädie
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ᐃᐁ
Psychische Störung
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Geisteskrankheit)
Klassifikation nach ICD-10
F00-F09 Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen
F10-F19 Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen
F20-F29 Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
F30-F39 Affektive Störungen
F40-F48 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen
F50-F59 Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren
F60-F69 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
F70-F79 Intelligenzminderung
F80-F89 Entwicklungsstörungen
F90-F98 Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
F99 Nicht näher bezeichnete psychische Störungen
ICD-10 online (WHO-Version 2016)
Eine psychische oder seelische Störung äußert sich durch eine krankhafte Veränderung der
Wahrnehmung, des Denkens, Fühlens und Wollens und des daraus resultierenden
Verhaltens. Früher wurde eine schwere psychische Störung, insbesondere eine Psychose,
fälschlich auch als Geisteskrankheit oder Geistesstörung bezeichnet. Psychische Störungen
zählen zu den weltweit verbreitetsten Krankheiten. Nach einer Schätzung der WHO leiden
weltweit etwa 300 Millionen Menschen an Depressionen, 47,5 Millionen an Demenz und 21
Millionen an Schizophrenie.[1][2]

Schwere psychische Störungen haben laut Rudolf Steiner stets eine organische Ursache, die
vor allem im unteren Menschen, d.h. hauptsächlich im Stoffwechsel-Bereich und am
wenigsten im Nervensystem zu suchen sei.

„Sie dürfen mir glauben, daß der Geisteswissenschafter eigentlich, wenn ich drastisch reden
darf, schon geärgert wird bei dem bloßen Ausdruck Geisteskrankheit, denn es ist töricht, den
Ausdruck Geisteskrankheit zu gebrauchen, weil der Geist immer gesund ist und eigentlich
nicht erkranken kann. Es ist ein Unsinn, von Geisteskrankheiten zu sprechen. Es handelt sich
immer darum, daß der Geist in seiner Fähigkeit, sich zu äußern, von dem physischen
Organismus gestört wird, und nie um eine eigentliche Erkrankung des geistigen oder
seelischen Lebens selber. Das sind alles nur Symptome, was da auftritt.

Nun aber muß man seinen Blick für die konkreten einzelnen Symptome schärfen. Und da
wird es sich darum handeln, daß Sie vielleicht sich entwickeln sehen, was man etwa nennen
könnte die erste Anlage und dann die weitere Fortentwickelung von, sagen wir, so etwas wie
einem religiösen Wahnsinn oder was dem ähnlich ist — nicht wahr, die Ausdrücke sind alle
nicht genau, weil die Bezeichnungsweise auf diesem Gebiete eine außerordentlich konfuse
ist, aber wir müssen doch eben die Worte gebrauchen. Das alles sind selbstverständlich nur
Symptome. Aber nehmen wir an, daß sich so etwas entwickelt, so wird es sich dann darum
handeln, allerdings ein Bild gewinnen zu können von diesem ganzen Entwicklungsgang. Dann
aber, wenn man dieses Bild gewonnen hat, wird es nötig sein, bei einem Menschen, der
dieses Bild zeigt, genau hinzuschauen auf irgendwelche Abnormitäten im
Lungenbildungsprozeß, nicht im Atmungsprozeß, sondern im Lungenbildungsprozeß, im
Stoffwechsel der Lunge. Denn auch der Ausdruck Gehirnkrankheit ist eigentlich ein nicht
ganz richtiger. Wenn der Ausdruck Geisteskrankheit ganz falsch ist, so ist der Ausdruck
Gehirnkrankheit eigentlich halb falsch, denn auch dasjenige, was an Entartungen im Gehirn
auftritt, ist eigentlich immer sekundär. Das Primäre liegt bei den Krankheiten niemals in dem,
was sich in dem oberen Menschlichen, sondern immer in dem unteren Menschlichen
abspielt. Das Primäre liegt eigentlich immer in den Organen, zu denen die vier Organsysteme
gehören, dem Leber-, Nieren-, Herz- und Lungensystem. Und wichtiger als alles andere ist
bei jemandem, der zu denjenigen Formen des Wahnsinns neigt, wo das Interesse am
äußeren Leben abstirbt und der Mensch innerlich brütend wird und Wahnvorstellungen
nachgeht, daß man eine Vorstellung von der Beschaffenheit seines Lungenprozesses
bekommt. Das ist außerordentlich wichtig.
Ebenso ist es wichtig, daß man bei Leuten, bei denen dasjenige auftritt, was man Eigensinn,
Dickköpfigkeit, Rechthaberei nennen könnte, also alles dasjenige, was eine gewisse
Unbeweglichkeit des Begriffssystems darstellt, ein starres Stehenbleibenwollen beim
Begriffssystem, daß man durch das sich dazu führen läßt, nachzusehen, wie es mit dem
Leberprozeß des betreffenden Menschen steht. Denn bei einem solchen Menschen ist
immer der innere organische Chemismus dasjenige, was nicht ordentlich wirkt. Selbst
dasjenige, was man gewohnt worden ist als Gehirnerweichung etwa zu bezeichnen im
trivialen Leben, das sind alles sekundäre Dinge. Das Primäre liegt gerade bei den
sogenannten geistigen Erkrankungen in den Organsystemen, wenn es auch manchmal
schwieriger zu beobachten ist. Und weil es in den Organsystemen liegt, deshalb ist es
manchmal so trostlos, zu sehen, wie man gerade durch geistige Behandlung diesen Dingen
am allerwenigsten beikommt, wie man tatsächlich viel eher bei wirklichen organischen
Erkrankungen durch geistige Behandlung etwas ausrichten kann als gerade bei sogenannten
Geisteskrankheiten. Man wird sich geradezu angewöhnen müssen, Geisteskrankheiten mit
Heilmitteln zu behandeln.“ (Lit.:GA 312, S. 256ff)

ᐃᐁ
Geistesleben
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
Ein freies Geistesleben, das auf die individuellen Fähigkeiten des Menschen gegründet ist,
soll sich heute nach Rudolf Steiners Ideen zur sozialen Dreigliederung als selbstständiges
Glied des sozialen Organismus neben dem Wirtschafts- und Rechtsleben herausbilden.

„Das geistige Glied im dreigliedrigen sozialen Organismus umfaßt Wissenschaft, Kunst,


Religion, das gesamte Erziehungswesen und die richterliche Rechtsprechung. Alle diese
geistig-kulturellen Faktoren können nur in vollkommener Freiheit von staatlichen Eingriffen
ihre Aufgabe erfüllen und in rechter Weise das soziale Leben befruchten. Das Geistesleben,
die Kultur, muß aus dem freien Zusammenwirken aller geistig-schöpferischen
Einzelpersönlichkeiten sich herausgestalten und sich selbst eigene Verwaltungskörper
geben.“ (Lit.:GA 24, S. 473)

Freies Geistesleben
„In alles, was durch das Wirtschaftsleben und das Rechtsbewusstsein in der Organisation des
sozialen Lebens hervorgebracht wird, wirkt hinein, was aus einer dritten Quelle stammt: aus
den individuellen Fähigkeiten des einzelnen Menschen. Dieses Gebiet umfasst alles von den
höchsten geistigen Leistungen bis zu dem, was in Menschenwerke einfließt durch die
bessere oder weniger gute körperliche Eignung des Menschen für Leistungen, die dem
sozialen Organismus dienen. Was aus dieser Quelle stammt, muss in den gesunden sozialen
Organismus auf ganz andere Art einfließen, als dasjenige, was im Warenaustausch lebt, und
was aus dem Staatsleben fließen kann. Es gibt keine andere Möglichkeit, diese Aufnahme in
gesunder Art zu bewirken, als sie von der freien Empfänglichkeit der Menschen und von den
Impulsen, die aus den individuellen Fähigkeiten selbst kommen, abhängig sein zu lassen.
Werden die durch solche Fähigkeiten erstehenden Menschenleistungen vom
Wirtschaftsleben oder von der Staatsorganisation künstlich beeinflusst, so wird ihnen die
wahre Grundlage ihres eigenen Lebens zum größten Teile entzogen. Diese Grundlage kann
nur in der Kraft bestehen, welche die Menschenleistungen aus sich selbst entwickeln
müssen. Wird die Entgegennahme solcher Leistungen vom Wirtschaftsleben unmittelbar
bedingt, oder vom Staate organisiert, so wird die freie Empfänglichkeit für sie gelähmt. Sie
ist aber allein geeignet, sie in gesunder Form in den sozialen Organismus einfließen zu
lassen. Für das Geistesleben, mit dem auch die Entwicklung der anderen individuellen
Fähigkeiten im Menschenleben durch unübersehbar viele Fäden zusammenhängt, ergibt sich
nur eine gesunde Entwicklungsmöglichkeit, wenn es in der Hervorbringung auf seine eigenen
Impulse gestellt ist, und wenn es in verständnisvollem Zusammenhange mit den Menschen
steht, die seine Leistungen empfangen.

Worauf hier als auf die gesunden Entwicklungsbedingungen des Geisteslebens gedeutet
wird, das wird gegenwärtig nicht durchschaut, weil der rechte Blick dafür getrübt ist durch
die Verschmelzung eines großen Teiles dieses Lebens mit dem politischen Staatsleben. Diese
Verschmelzung hat sich im Laufe der letzten Jahrhunderte ergeben und man hat sich in sie
hineingewöhnt. Man spricht ja wohl von «Freiheit der Wissenschaft und des Lehrens». Aber
man betrachtet es als selbstverständlich, dass der politische Staat die «freie Wissenschaft»
und das «freie Lehren» verwaltet. Man entwickelt keine Empfindung dafür, wie dieser Staat
dadurch das Geistesleben von seinen staatlichen Bedürfnissen abhängig macht. Man denkt,
der Staat schafft die Stellen, an denen gelehrt wird; dann können diejenigen, welche diese
Stellen einnehmen, das Geistesleben «frei» entfalten. Man beachtet, indem man sich an eine
solche Meinung gewöhnt, nicht, wie eng verbunden der Inhalt des geistigen Lebens ist mit
dem innersten Wesen des Menschen, in dem er sich entfaltet. Wie diese Entfaltung nur dann
eine freie sein kann, wenn sie durch keine andern Impulse in den sozialen Organismus
hineingestellt ist als allein durch solche, die aus dem Geistesleben selbst kommen. Durch die
Verschmelzung mit dem Staatsleben hat eben nicht nur die Verwaltung der Wissenschaft
und des Teiles des Geisteslebens, der mit ihr zusammenhängt, in den letzten Jahrhunderten
das Gepräge erhalten, sondern auch der Inhalt selbst. Gewiss, was in Mathematik oder
Physik produziert wird, kann nicht unmittelbar vom Staate beeinflusst werden. Aber man
denke an die Geschichte, an die andern Kulturwissenschaften. Sind sie nicht ein Spiegelbild
dessen geworden, was sich aus dem Zusammenhang ihrer Träger mit dem Staatsleben
ergeben hat, aus den Bedürfnissen dieses Lebens heraus? Gerade durch diesen ihnen
aufgeprägten Charakter haben die gegenwärtigen wissenschaftlich orientierten, das
Geistesleben beherrschenden Vorstellungen auf das Proletariat als Ideologie gewirkt. Dieses
bemerkte, wie ein gewisser Charakter den Menschengedanken aufgeprägt wird durch die
Bedürfnisse des Staatslebens, in welchem den Interessen der leitenden Klassen entsprochen
wird. Ein Spiegelbild der materiellen Interessen und Interessenkämpfe sah der proletarisch
Denkende. Das erzeugte in ihm die Empfindung, alles Geistesleben sei Ideologie, sei
Spiegelung der ökonomischen Organisation.

Eine solche, das geistige Leben des Menschen verödende Anschauung hört auf, wenn die
Empfindung entstehen kann: Im geistigen Gebiet waltet eine über das materielle
Außenleben hinausgehende Wirklichkeit, die ihren Inhalt in sich selber trägt. Es ist
unmöglich, dass eine solche Empfindung ersteht, wenn das Geistesleben nicht aus seinen
eigenen Impulsen heraus sich innerhalb des sozialen Organismus frei entfaltet und
verwaltet. Nur solche Träger des Geisteslebens, die innerhalb einer derartigen Entfaltung
und Verwaltung stehen, haben die Kraft, diesem Leben das ihm gebührende Gewicht im
sozialen Organismus zu verschaffen. Kunst, Wissenschaft, Weltanschauung und alles, was
damit zusammenhängt, bedarf einer solchen selbständigen Stellung in der menschlichen
Gesellschaft. Denn im geistigen Leben hängt alles zusammen. Die Freiheit des einen kann
nicht ohne die Freiheit des andern gedeihen. Wenn auch Mathematik und Physik in ihrem
Inhalt nicht von den Bedürfnissen des Staates unmittelbar zu beeinflussen sind: Was man
von ihnen entwickelt, wie die Menschen über ihren Wert denken, welche Wirkung ihre
Pflege auf das ganze übrige Geistesleben haben kann, und vieles andere wird durch diese
Bedürfnisse bedingt, wenn der Staat Zweige des Geisteslebens verwaltet. Es ist ein anderes,
wenn der die niederste Schulstufe versorgende Lehrer den Impulsen des Staatslebens folgt;
ein anderes, wenn er diese Impulse erhält aus einem Geistesleben heraus, das auf sich selbst
gestellt ist. Die Sozialdemokratie hat auch auf diesem Gebiete nur die Erbschaft aus den
Denkgewohnheiten und Gepflogenheiten der leitenden Kreise übernommen. Sie betrachtet
es als ihr Ideal, das geistige Leben in den auf das Wirtschaftsleben gebauten
Gesellschaftskörper einzubeziehen. Sie könnte, wenn sie dieses von ihr gesetzte Ziel
erreichte, damit den Weg nur fortsetzen, auf dem das Geistesleben seine Entwertung
gefunden hat. Sie hat eine richtige Empfindung einseitig entwickelt mit ihrer Forderung:
Religion müsse Privatsache sein. Denn im gesunden sozialen Organismus muss alles
Geistesleben dem Staate und der Wirtschaft gegenüber in dem hier angedeuteten Sinn
«Privatsache» sein. Aber die Sozialdemokratie geht bei der Überweisung der Religion auf das
Privatgebiet nicht von der Meinung aus, dass einem geistigen Gute dadurch eine Stellung
innerhalb des sozialen Organismus geschaffen werde, durch die es zu einer
wünschenswerteren, höheren Entwicklung kommen werde als unter dem Einfluss des
Staates. Sie ist der Meinung, dass der soziale Organismus durch seine Mittel nur pflegen
dürfe, was ihm Lebensbedürfnis ist. Und ein solches sei das religiöse Geistesgut nicht. In
dieser Art, einseitig aus dem öffentlichen Leben herausgestellt, kann ein Zweig des
Geisteslebens nicht gedeihen, wenn das andere Geistesgut gefesselt ist. Das religiöse Leben
der neueren Menschheit wird in Verbindung mit allem befreiten Geistesleben seine für diese
Menschheit seelentragende Kraft entwickeln.

Nicht nur die Hervorbringung, sondern auch die Aufnahme dieses Geisteslebens durch die
Menschheit muss auf dem freien Seelenbedürfnis beruhen. Lehrer, Künstler und so weiter,
die in ihrer sozialen Stellung nur im unmittelbaren Zusammenhange sind mit einer
Gesetzgebung und Verwaltung, die aus dem Geistesleben selbst sich ergeben und die nur
von dessen Impulsen getragen sind, werden durch die Art ihres Wirkens die Empfänglichkeit
für ihre Leistungen entwickeln können bei Menschen, welche durch den aus sich wirkenden
politischen Staat davor behütet werden, nur dem Zwang zur Arbeit zu unterliegen, sondern
denen das Recht auch die Muße gibt, welche das Verständnis für geistige Güter weckt. Den
Menschen, die sich «Lebenspraktiker» dünken, mag bei solchen Gedanken der Glaube
aufsteigen: Die Menschen werden ihre Mußezeit vertrinken, und man werde in den
Analphabetismus zurückfallen, wenn der Staat für solche Muße sorgt, und wenn der Besuch
der Schule in das freie Verständnis der Menschen gestellt ist. Möchten solche «Pessimisten»
doch abwarten, was wird, wenn die Welt nicht mehr unter ihrem Einfluss steht. Dieser ist
nur allzu oft von einem gewissen Gefühle bestimmt, das ihnen leise zuflüstert, wie sie ihre
Muße verwenden, und was sie nötig hatten, um sich ein wenig «Bildung» anzueignen. Mit
der zündenden Kraft, die ein wirklich auf sich selbst gestelltes Geistesleben im sozialen
Organismus hat, können sie ja nicht rechnen, denn das gefesselte, das sie kennen, hat auf sie
nie eine solch zündende Kraft ausüben können.

Sowohl der politische Staat wie das Wirtschaftsleben werden den Zufluss aus dem
Geistesleben, den sie brauchen, von dem sich selbst verwaltenden geistigen Organismus
erhalten. Auch die praktische Bildung für das Wirtschaftsleben wird durch das freie
Zusammenwirken desselben mit dem Geistesorganismus ihre volle Kraft erst entfalten
können. Entsprechend vorgebildete Menschen werden die Erfahrungen, die sie im
Wirtschaftsgebiet machen können, durch die Kraft, die ihnen aus dem befreiten Geistesgut
kommt, beleben. Menschen mit einer aus dem Wirtschaftsleben gewonnenen Erfahrung
werden den Übergang finden in die Geistesorganisation und in derselben befruchtend
wirken auf dasjenige, was so befruchtet werden muss.

Auf dem Gebiete des politischen Staates werden sich die notwendigen gesunden Ansichten
durch eine solche freie Wirkung des Geistesgutes bilden. Der handwerklich Arbeitende wird
durch den Einfluss eines solchen Geistesgutes eine ihn befriedigende Empfindung von der
Stellung seiner Arbeit im sozialen Organismus sich aneignen können. Er wird zu der Einsicht
kommen, wie ohne die Leitung, welche die handwerkliche Arbeit zweckentsprechend
organisiert, der soziale Organismus ihn nicht tragen kann. Er wird das Gefühl von der
Zusammengehörigkeit seiner Arbeit mit den organisierenden Kräften, die aus der
Entwicklung individueller menschlicher Fähigkeiten stammen, in sich aufnehmen können. Er
wird auf dem Boden des politischen Staates die Rechte ausbilden, welche ihm den Anteil
sichern an dem Ertrage der Waren, die er erzeugt; und er wird in freier Weise dem ihm
zukommenden Geistesgut denjenigen Anteil gönnen, der dessen Entstehung ermöglicht. Auf
dem Gebiet des Geisteslebens wird die Möglichkeit entstehen, dass dessen Hervorbringer
von den Erträgnissen ihrer Leistungen auch leben. Was jemand für sich im Gebiete des
Geisteslebens treibt, wird seine engste Privatsache bleiben; was jemand für den sozialen
Organismus zu leisten vermag, wird mit der freien Entschädigung derer rechnen können,
denen das Geistesgut Bedürfnis ist. Wer durch solche Entschädigung innerhalb der
Geistesorganisation das nicht finden kann, was er braucht, wird übergehen müssen zum
Gebiet des politischen Staates oder des Wirtschaftslebens. In das Wirtschaftsleben fließen
ein die aus dem geistigen Leben stammenden technischen Ideen. Sie stammen aus dem
geistigen Leben, auch wenn sie unmittelbar von Angehörigen des Staats- oder
Wirtschaftsgebietes kommen. Daher kommen alle die organisatorischen Ideen und Kräfte,
welche das wirtschaftliche und staatliche Leben befruchten. Die Entschädigung für diesen
Zufluss in die beiden sozialen Gebiete wird entweder auch durch das freie Verständnis derer
zustande kommen, die auf diesen Zufluss angewiesen sind, oder sie wird durch Rechte ihre
Regelung finden, welche im Gebiete des politischen Staates ausgebildet werden. Was dieser
politische Staat selber für seine Erhaltung fordert, das wird aufgebracht werden durch das
Steuerrecht. Dieses wird durch eine Harmonisierung der Forderungen des
Rechtsbewusstseins mit denen des Wirtschaftslebens sich ausbilden.

Neben dem politischen und dem Wirtschaftsgebiet muss im gesunden sozialen Organismus
das auf sich selbst gestellte Geistesgebiet wirken. Nach der Dreigliederung dieses
Organismus weist die Richtung der Entwicklungskräfte der neueren Menschheit. Solange das
gesellschaftliche Leben im wesentlichen durch die Instinktkräfte eines großen Teiles der
Menschheit sich führen ließ, trat der Drang nach dieser entschiedenen Gliederung nicht auf.
In einer gewissen Dumpfheit des sozialen Lebens wirkte zusammen, was im Grunde immer
aus drei Quellen stammte. Die neuere Zeit fordert ein bewusstes Sichhineinstellen des
Menschen in den Gesellschaftsorganismus. Dieses Bewusstsein kann dem Verhalten und
dem ganzen Leben der Menschen nur dann eine gesunde Gestaltung geben, wenn es von
drei Seiten her orientiert ist. Nach dieser Orientierung strebt in den unbewussten Tiefen des
Seelischen die moderne Menschheit; und was sich als soziale Bewegung auslebt, ist nur der
getrübte Abglanz dieses Strebens.“ (Lit.:GA 23, S. 80ff)
„Denn bedenken Sie nur einmal etwas, was zusammenhängt mit unseren durch Monate
hindurch gepflogenen sozialen Betrachtungen. Die zielen darauf hin, den Nachweis zu führen
von der Notwendigkeit, das geistige Leben neben dem Rechts- oder Staatsleben von dem
bloß wirtschaftlichen Leben abzusondern. Vor allen Dingen zielen sie darauf hin, Verhältnisse
über die Welt hin zu schaffen, oder wenigstens - mehr können wir ja zunächst nicht tun -
Verhältnisse über die Welt hin als die richtigen zu betrachten, welche ein selbständiges
Geistesleben begründen, ein Geistesleben, das nicht abhängig ist von den anderen
Strukturen des sozialen Lebens, wie unser gegenwärtiges Geistesleben, das ganz
drinnensteckt im Wirtschaftsleben auf der einen Seite und im politischen Staatsleben auf der
anderen Seite. Entweder wird die heutige zivilisierte Menschheit sich dazu bequemen
müssen, ein solches selbständiges Geistesleben hinzunehmen, oder die gegenwärtige
Zivilisation muß ihrem Untergang entgegengehen und aus den asiatischen Kulturen muß sich
etwas Zukünftiges für die Menschheit ergeben.“ (Lit.:GA 191, S. 211f.)

Die Schule im freien Geistesleben


„Die obigen Darlegungen zeigen, daß alle pädagogische Kunst auf eine Seelen-Erkenntnis
gebaut sein muß, die an die Persönlichkeit des Lehrers eng gebunden ist. Diese
Persönlichkeit muß sich in ihrem pädagogischen Schaffen frei ausleben können. Das ist nur
möglich, wenn die gesamte Verwaltung des Schulwesens autonom auf sich selbst gestellt ist.
Wenn der ausübende Lehrer in bezug auf die Verwaltung nur wieder mit ausübenden
Lehrern zu tun hat. Ein nicht ausübender Pädagoge ist in der Schulverwaltung ein
Fremdkörper wie ein nicht künstlerisch Schaffender, dem obliegen würde, künstlerisch
Schaffenden die Richtung vorzuzeichnen. Das Wesen der pädagogischen Kunst fordert, daß
die Lehrerschaft sich teilt zwischen Erziehen und Unterrichten und der Verwaltung des
Schulwesens. Dadurch wird in der Verwaltung voll walten der Gesamtgeist, der sich aus der
geistigen Haltung aller einzelnen zu einer Unterrichts- und Erziehungsgemeinschaft
vereinigten Lehrer gestaltet. Und es wird in dieser Gemeinschaft nur das Geltung haben, was
aus der Seelen-Erkenntnis sich ergibt. (...) Ein Geistesleben, das seine Direktiven von der
politischen Verwaltung oder von den Mächten des Wirtschaftslebens erhält, kann nicht eine
Schule in seinem Schoße pflegen, deren Impulse von der Lehrerschaft selbst restlos
ausgehen.“ (Lit.:GA 24, S. 273f.)

„Sehen Sie sich die Universitäten an in früheren Zeiten: sie waren freie Korporationen, und
sie stellten sich ganz selbständig in die menschliche soziale Struktur hinein. Der Mensch des
früheren Zeitalters, wenn er ein bedeutender Jurist werden wollte, ging an eine bedeutende
juristische Universität, also sagen wir nach Padua; wenn er ein bedeutender Mediziner
werden wollte, nach Montpellier oder nach Neapel; wenn er ein bedeutender Theologe
werden wollte, an die Universität in Paris. Das gehörte nicht irgendeinem Staate an, das
gehörte der Menschheit an, denn das stellte sich als ein selbständiges Glied hinein in den
sozialen Organismus.“ (Lit.:GA 188, S. 165)

Einordnung des privaten Rechtes und des Strafrechtes ins freie Geistesleben
„Alles das gehört in dieses dritte Gebiet, was sich bezieht nun nicht auf das öffentliche Recht,
das in das zweite Gebiet gehört, sondern was sich bezieht auf das private Recht und auf das
Strafrecht. Ich habe manchen gefunden, dem ich vortragen konnte diese Dreigliederung des
sozialen Organismus und er hat mancherlei verstanden - das konnte er nun gar nicht
verstehen, daß das öffentliche Recht, das Recht, das sich auf die Sicherheit und Gleichheit
aller Menschen bezieht, abgetrennt werden muß von dem, was Recht ist gegenüber einer
Rechtsverletzung, oder gegenüber dem, was eben private Verhältnisse der Menschen sind,
daß das voneinander abgetrennt werden muß, und daß Privatrecht und Strafrecht dem
dritten, dem geistigen Gliede des sozialen Organismus zugezählt werden muß.“ (Lit.:GA 328,
S. 39)

„Und ich habe schon aufmerksam daraufgemacht, daß zu diesem geistigen Gliede des
sozialen Organismus nun auch gerechnet werden muß, was heute noch manchem nun auch
paradox erscheinen wird, die wirkliche Praxis des privaten und des strafrechtlichen Urteilens.
So sonderbar das klingt, auch da gibt es schon eine Tendenz im modernen Leben, die nur
nicht in der richtigen Weise beurteilt wird. Was immer mehr und mehr von einer eben
verfehlten Psychologie in Anspruch genommen worden ist für die Rechtsprechung, das ist es,
was tendiert nach einem noch nicht erkannten, aber notwendigerweise zu erkennenden
Prinzip der Einverleibung des privat- und strafrechtlichen Wirkens in das geistige Glied, das
wiederum mit relativer Selbständigkeit dasteht, auch mit relativer Selbständigkeit dasteht
gegenüber all dem Leben, das sich als das engere politische Leben entwickelt, das sich als
das Leben des öffentlichen Rechtes, der Gesetzgebung entwickelt. Gewiß, es wird in Zukunft
in einem gesunden sozialen Organismus der Verbrecher zum Beispiel zu suchen sein von
dem, was sich im zweiten Gliede, im politischen Gliede ergibt. Wenn er aber gesucht ist,
dann wird er abgeurteilt von dem Richter, dem er in einem individuellen menschlichen
Verhältnis gegenübersteht.

(...) [In Österreich] konnte man beobachten, was es ergeben hätte, wenn über die reinen
Sprachgrenzen hinüber freie Gerichtsbarkeit dagewesen wäre; wenn sich trotz der
Sprachgrenzen der in einem deutschen Gebiete wohnende Böhme den benachbarten
tschechischen oder böhmischen Richter drüben, der böhmische Bewohner wiederum seinen
Richter in dem deutschen Gebiete hätte wählen können. Man hat gesehen, wie segensreich
dieses Prinzip gewirkt hat in dem leider Anfang gebliebenen Bestreben der verschiedenen
Schulvereine. Darinnen liegt etwas, was, ich möchte sagen, wie ein schwerer Alpdruck heute
noch immer dem, der dieses österreichische Leben miterlebt hat, auf der Seele ruht, daß
dieses Ei des Kolumbus nicht gefunden worden ist: die freie Wahl des Richters und das
lebendige Zusammenwirken des Klägers, des Richters und des Angeklagten, statt des
Richters aus dem zentralisierten politischen Staate heraus, der nur maßgebend sein kann
nicht für die Rechtsprechung, sondern für das Aufsuchen und Abliefern des Verbrechers
oder dann für die Ausführung des Urteils.“ (Lit.:GA 328, S. 92f.)

Geisteslicht
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Das Geisteslicht ist das eigentlich schöpferische, ausstrahlende Licht und damit die höchste
Form des Lichts. Das Seelenlicht ist dem gegenüber nur zurückgestrahltes Geisteslicht.

"Wie das Auge Licht und Finsternis unterscheidet, wie das Auge verschiedene Farben
unterscheidet, so unterscheidet das geistige, das entwickelte, geöffnete Auge des
Okkultisten das höhere, glänzende Licht des Geistes, das kein sinnliches Licht ist, das ein
heller erstrahlendes Licht in höheren Welten, in höheren Sphären ist, und dieses strahlende
Licht des Geistes, das ist für den Okkultisten ebenso Wirklichkeit, wie unser Sonnenlicht für
unsere Betrachtung Wirklichkeit ist. Und wir sehen bei einzelnen Dingen, daß das
Sonnenlicht zurückgestrahlt, reflektiert wird. So unterscheidet der Okkultist das strahlende
Selbstleuchten des Geistes von dem eigentümlichen Glimmern des Lichtes, welches
zurückgestrahlt wird von der Welt der Gestalten, als seelische Flamme. Seele heißt,
zurückstrahlendes Geisteslicht, Geist heißt, ausstrahlendes schöpferisches Licht. Diese drei
Gebiete sind Geisteswelt, Seelenwelt und Gestaltenwelt, denn so erscheinen sie dem
Okkultisten. Nicht nur sind verschieden die Gebiete des Daseins. - Die äußere Gestalt ist für
den Okkultisten die Leere, die Finsternis, dasjenige, was im Grunde genommen nichts ist,
und die große, einzige Wirklichkeit ist das hehre, erstrahlende Licht des Geistes. Und
dasjenige, was wir als glänzendes Licht fühlen, was sich um die Gestalten herumlegt und
eingesogen wird, das ist die Welt des Seelischen, welches immer und immer wieder geboren
wird, bis es erreicht wird von dem Geist, bis der es ganz zu sich hinaufgezogen hat und sich
mit ihm vereint. Dieser Geist erscheint in mannigfaltiger Gestalt in der Welt, aber die Gestalt
ist nur der äußere Ausdruck des Geistes. Den Geist haben wir erkannt in seiner Tätigkeit, in
seiner sich immer steigernden Tätigkeit, und diese Tätigkeit haben wir Karma genannt." (Lit.:
GA 052, S. 348f)

Geistesmensch
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Der Geistesmensch bzw. Geistmensch (eng. spirit man), seltener auch Geistkörper genannt,
ist nach der Terminologie Rudolf Steiners das dritte und höchste geistige Wesenglied des
Menschen. Es macht ihn zu einem selbstständigen Wesen in der Geisteswelt, so wie er durch
seinen physischen Leib ein selbstständiges Wesen in der physischen Welt ist. Der
Geistesmensch ist dem Menschen zunächst von höheren Mächten verliehen und wurde
schon auf dem alten Saturn veranlagt. Indem das menschliche Ich verwandelnd bis in den
physischen Leib hineinwirkt, erfüllt es sich nach und nach mit den schöpferischen geistigen
Kräften, selbst den Geistesmenschen in seiner individuellen Form zu schaffen. Ihm entspricht
Atma nach der indisch-theosophischen Lehre und Jechidah (hebr. ‫ )יחידה‬nach der jüdischen
Kabbala, das als zentriert in der obersten Sephira Kether (Krone) gedacht wird. Der Begriff
«Atma» wird erstmals im Katha-Upanishad erwähnt:

Ein Wagenfahrer ist, wisse,


Der Atman, Wagen ist der Leib,
Den Wagen lenkend ist Buddhi
Manas, wisse, der Zügel ist.

– Katha-Upanishad: 3,3[1]

Die Verwandlung des physischen Leibes zum Geistesmenschen


„Mit der Arbeit am Astralleib und am Ätherleib ist aber die Tätigkeit des Ich noch nicht
erschöpft. Diese erstreckt sich auch auf den physischen Leib. Einen Anflug von dem Einflusse
des Ich auf den physischen Leib kann man sehen, wenn durch gewisse Erlebnisse zum
Beispiel Erröten oder Erbleichen eintreten. Hier ist das Ich in der Tat der Veranlasser eines
Vorganges im physischen Leib. Wenn nun durch die Tätigkeit des Ich im Menschen
Veränderungen eintreten in bezug auf seinen Einfluß im physischen Leibe, so ist das Ich
wirklich vereinigt mit den verborgenen Kräften dieses physischen Leibes. Mit denselben
Kräften, welche seine physischen Vorgänge bewirken. Man kann dann sagen, das Ich arbeitet
durch eine solche Tätigkeit am physischen Leibe. Es darf dieser Ausdruck nicht
mißverstanden werden. Die Meinung darf gar nicht aufkommen, als ob diese Arbeit etwas
Grob-Materielles sei. Was am physischen Leibe als das Grob-Materielle erscheint, das ist ja
nur das Offenbare an ihm. Hinter diesem Offenbaren liegen die verborgenen Kräfte seines
Wesens. Und diese sind geistiger Art. Nicht von einer Arbeit an dem Materiellen, als welches
der physische Leib erscheint, soll hier gesprochen werden, sondern von der geistigen Arbeit
an den unsichtbaren Kräften, welche ihn entstehen lassen und wieder zum Zerfall bringen.
Für das gewöhnliche Leben kann dem Menschen diese Arbeit des Ich am physischen Leibe
nur mit einer sehr geringen Klarheit zum Bewußtsein kommen. Diese Klarheit kommt im
vollen Maße erst, wenn unter dem Einfluß der übersinnlichen Erkenntnis der Mensch die
Arbeit bewußt in die Hand nimmt. Dann aber tritt zutage, daß es noch ein drittes geistiges
Glied im Menschen gibt. Es ist dasjenige, welches der Geistesmensch im Gegensatze zum
physischen Menschen genannt werden kann. (In der morgenländischen Weisheit heißt
dieser «Geistesmensch» das «Atma».) Man wird in bezug auf den Geistesmenschen auch
dadurch leicht irregeführt, daß man in dem physischen Leibe das niedrigste Glied des
Menschen sieht und sich deswegen mit der Vorstellung nur schwer abfindet, daß die Arbeit
an diesem physischen Leibe zu dem höchsten Glied in der Menschenwesenheit kommen soll.
Aber gerade deswegen, weil der physische Leib den in ihm tätigen Geist unter drei Schleiern
verbirgt, gehört die höchste Art von menschlicher Arbeit dazu, um das Ich mit dem zu
einigen, was sein verborgener Geist ist.“ (Lit.:GA 13, S. 75)

„Es gibt etwas, was noch schwerer unter die Gewalt des freien Willens zu bekommen ist als
unsere Gewohnheiten, als Seelenregungen: das ist der physische Leib in seiner animalischen
und vegetativen, mechanischen oder reflektorischen Abhängigkeit. Es gibt eine Stufe
menschlicher Entwickelung, in der kein Nerv sich betätigt, kein Blutkügelchen rollt ohne des
Menschen bewußten Willen. Diese Selbstumwandlung greift in Verhältnisse und Zustände
hinein, die lange, lange vor Atlantis und Lemurien fixiert wurden, dementsprechend also am
gewohnheitshärtesten, am schwersten reversierbar sind: in kosmische Urzustände. In dieser
Arbeit entwickelt der Mensch Atman, den Geistesmenschen. Die Anlage dazu ist heute in
jedem Menschen vorhanden. Dieser ganze Kreislauf hängt ab von der Erlangung des
vollklaren Ich-Bewußtseins.

Die stärksten, mächtigsten Gesetze sind diejenigen des Atmungsprozesses. Der ganze
Geistesmensch hängt ab von der Lungenatmung, denn sie ist der äußere Ausdruck des
allmählichen Einziehens des Ich. In der alten atlantischen Zeit kam diese Anlage dann heraus
durch das Ich-Sagen. In Lemurien atmete der Mensch nicht durch Lungen, sondern durch
kiemenartige Organe. Auch ging er nicht wie heute, sondern schwebte oder schwamm in
dem mehr flüssigen Element, wo Wasser und Luft noch ungetrennt waren. Zur
Gleichgewichtserhaltung hatte er ein der Fisch-Schwimmblase analoges Organ. Je mehr die
Luft allmählich sich absonderte, desto mehr wandelte diese Schwimmblase sich um zu
unserer heutigen Lunge. Parallel der Lungenentwickelung geht die Erarbeitung des Ich-
Bewußtseins. Das liegt noch in dem Wort: «Und Gott blies dem Menschen seinen Odem ein,
und er ward eine lebendige Seele.» (1 Mos 2,7 LUT) Atman heißt nichts anderes als «Atem».
Die Regulierung des Atems ist daher eines der stärksten Hilfsmittel in der Jogaarbeit, die alle
Leibesfunktionen beherrschen lehrt. Hiermit blicken wir in eine Zukunft, in der die Menschen
sich von innen heraus umgestaltet haben werden.“ (Lit.:GA 94, S. 241f)

Auch in der Rosenkreuzer-Schulung spielt die Regulation des Atems ab dem 4. Schulungsgrad
(Bereitung des «Steins der Weisen») eine bedeutsame Rolle, wobei allerdings zu
berücksichtigen ist, dass sich das Menschenwesen seit der urindischen Zeit grundlegend
verändert hat und daher die Atemregulierung nicht mehr auf die gleiche Art wie in der alten
Yoga-Schulung durchgeführt werden darf.
Die erste Anlage des Geistesmenschen wurde wie bereits erwähnt auf dem alten Saturn
geschaffen, wo auch die Grundlage für den physischen Leib des Menschen gelegt wurde,
aber die vollständige Vergeistigung des physischen Leibes zum Geistesmenschen wird erst
ganz am Ende der planetarischen Entwicklungskette vollzogen werden. Rudolf Steiner hat
diesen planetarischen Zustand als Vulkan bezeichnet (siehe → Weltentwicklungsstufen).

Die höheren geistigen Wesensglieder der gesamten Menschheit fließen ineinander:

„Die höheren Körper fließen ineinander; zum Beispiel ist Atma in Wahrheit bei der ganzen
Menschheit nur eines, wie eine gemeinschaftliche Atmosphäre. Doch ist das Atma des
einzelnen Menschen so zu fassen, wie wenn sich jeder ein Stück für sich aus dem
allgemeinen Atma herausschneidet, so daß gleichsam Einschnitte darin gemacht werden.
Aber diese Sonderheit müssen wir überwinden. Das tun wir, indem wir menschliche
Beziehungen rein seelischer Art anknüpfen. Dadurch heben wir das Sondersein auf und
erkennen die Einheit des Atma in allen. Indem ich solche menschliche Beziehungen
anknüpfe, erwecke ich Sympathien in mir selbst. Ich übernehme da die Arbeit, mich selbstlos
dem Weltenplane einzufügen. Dadurch erwacht im Menschen das Göttliche.“ (Lit.:GA 93a, S.
108)

Je der Mensch in sich sein höchstes geistiges Wesensglied, den Geistesmenschen,


entwickelt, desto deutlicher hebt er sich als eigenständige unverwechselbare geistige
Individualität aus der Geisteswelt heraus:

„Und ebenso wie innerhalb der physischen Welt der einzelne menschliche Körper als eine
abgesonderte Wesenheit aufgebaut wird, so innerhalb der Geisteswelt der Geistkörper. Es
gibt in der Geisteswelt für den Menschen ebenso ein Innen und Außen wie in der physischen
Welt. Wie der Mensch aus der physischen Umwelt die Stoffe aufnimmt und sie in seinem
physischen Leib verarbeitet, so nimmt er aus der geistigen Umwelt das Geistige auf und
macht es zu dem Seinigen. Das Geistige ist die ewige Nahrung des Menschen. Und wie der
Mensch aus der physischen Welt geboren ist, so wird er aus dem Geiste durch die ewigen
Gesetze des Wahren und Guten geboren. Er ist von der außer ihm befindlichen Geisteswelt
abgetrennt, wie er von der gesamten physischen Welt als ein selbständiges Wesen
abgetrennt ist. Diese selbständige geistige Wesenheit sei «Geistmensch» genannt.

Wenn wir den physischen Menschenkörper untersuchen, finden wir in ihm dieselben Stoffe
und Kräfte, die außerhalb desselben in der übrigen physischen Welt vorhanden sind. So ist es
auch mit dem Geistmenschen. In ihm pulsieren die Elemente der äußeren Geisteswelt, in
ihm sind die Kräfte der übrigen Geisteswelt tätig. Wie in der physischen Haut ein Wesen in
sich abgeschlossen wird, das lebend und empfindend ist, so auch in der Geisteswelt. Die
geistige Haut, die den Geistmenschen von der einheitlichen Geisteswelt abschließt, ihn
innerhalb derselben zu einem selbständigen Geisteswesen macht, das in sich lebt und
intuitiv den Geistesinhalt der Welt wahrnimmt, – diese «geistige Haut» sei Geisteshülle
(aurische Hülle) genannt. Nur muß festgehalten werden, daß diese «geistige Haut» sich
fortdauernd mit der fortschreitenden menschlichen Entwickelung ausdehnt, so daß die
geistige Individualität des Menschen (seine aurische Hülle) einer unbegrenzten
Vergrößerung fähig ist.
Innerhalb dieser Geisteshülle lebt der Geistesmensch. Dieser wird durch die geistige
Lebenskraft in demselben Sinne auferbaut, wie der physische Leib durch die physische
Lebenskraft. In ähnlicher Weise, wie man von einem Ätherleib spricht, muß man daher von
einem Athergeist in bezug auf den Geistesmenschen sprechen. Dieser Äthergeist sei
Lebensgeist genannt. – In drei Teile gliedert sich also die geistige Wesenheit des Menschen:
in den Geistmenschen, den Lebensgeist und das“ (Lit.:GA 9, S. 53)

Begegnung mit dem Geistesmenschen um die Lebensmitte


So wie der Mensch täglich seinem Geistselbst täglich im Schlaf und dem Lebensgeist jährlich
zur Weihnachtszeit begegnet, so begegnet er um die Lebensmitte, etwa zwischen dem 28.
und 42. Lebensjahr, seinem werdenden Geistesmenschen bzw. dem Vater-Prinzip. Diese
Begegnung ist insbesondere später für sein nachtodliches Leben bedeutsam.:

„Eine dritte Begegnung ist diejenige, in welcher der Mensch herankommt, nahekommt dem
ganz spät in der Zukunft zu entwickelnden eigentlichen Geistesmenschen, vermittelt durch
ein Wesen der Hierarchie der Archai. Wir können sagen: Die Alten, und auch noch die
Menschen der Gegenwart - nur daß die Menschen der Gegenwart meist, wenn sie von
diesen Dingen sprechen, nicht mehr ein Bewußtsein von der tieferen Wahrheit der Sache
haben -, sie empfanden und empfinden diese Begegnung als die Begegnung mit dem, was
die Welt durchdringt, was wir kaum mehr unterscheiden können in uns selbst und in der
Welt, sondern wo wir aufgehen mit unserem Selbst in der Welt als in einer Einheit. Und so
wie man bei der zweiten Begegnung zugleich sprechen kann von einer Begegnung mit dem
Christus Jesus, so kann man bei der dritten Begegnung sprechen von der Begegnung mit dem
Vater-Prinzip, mit dem «Vater» als dem der Welt zugrunde Liegenden; mit dem, was man
empfindet, wenn man richtig empfindet, als das, was in den Religionen mit dem «Vater»
gemeint ist. Diese Begegnung, die ist nun wiederum so, daß sie unser intimes Verhältnis zum
Makrokosmos, zum göttlich-geistigen Universum offenbart. Der tägliche Verlauf der
universellen Vorgänge, der Weltenvorgänge, schließt ein für uns die Begegnung mit dem
Genius. Der jährliche Verlauf schließt ein für uns die Begegnung mit dem Christus Jesus. Und
der Verlauf des ganzen Menschenlebens, dieses Menschenlebens, das normalerweise eben
als das Patriarchenleben von 70 Jahren bezeichnet werden kann, schließt sich zusammen mit
der Begegnung mit dem Vater-Prinzip. Wir werden eine gewisse Zeit unseres physischen
Erdenlebens, mit Recht durch die Erziehung heute vielfach unbewußt, aber doch eben
darauf vorbereitet und erleben dann - zumeist für die Menschen zwischen dem 28. und 42.
Jahre unbewußt, aber in den intimen Tiefen der Seele vollwertig - die Begegnung mit diesem
Vater-Prinzip. Dann kann die Nachwirkung in das spätere Leben hineinragen, wenn wir feine
Empfindungen genug entwickeln, um auf das zu achten, was so in unser Leben aus uns
selber kommend als Nachwirkung der Begegnung mit dem Vater-Prinzip hereinspielt [...]

Dieses Begegnen mit dem Vater-Prinzip, das in den angedeuteten Jahren normalerweise
eintritt, bedeutet, daß der Mensch eine starke Kraft und Stütze hat, wenn er, wie wir wissen,
zurückzuleben hat, nachdem er durch die Todespforte geschritten ist, im Rücklauf seelisch
seinen Lebensgang, sein Erdenleben, indem er durch die Seelenwelt geht. Und stark und
kräftig, wie es eigentlich der Mensch soll, kann er diese Rückwanderung - die, wie wir
wissen, einen dritten Teil der Zeit bedeutet, die wir zubringen zwischen der Geburt und dem
Tode - erleben, wenn er immer wieder schaut: Da, an dieser Stelle bist du begegnet
demjenigen Wesen, das der Mensch stammelnd, ahnend ausdrückt, wenn er von dem Vater
der Weltenordnung spricht. Das ist eine wichtige Vorstellung, die neben der Vorstellung des
Todes selber der Mensch, nachdem er durch die Todespforte geschritten ist, immer haben
soll.

Natürlich entsteht in Anbetracht dessen, was wir gerade besprochen haben, eine wichtige
Frage. Es gibt Menschen, welche, bevor sie des Lebens Mitte, wo normalerweise die
Begegnung mit dem Vater-Prinzip geschieht, durchlaufen haben, sterben. Wir müssen den
Fall ins Auge fassen, daß der Mensch eben dann durch Veranlassung von außen, durch
Krankheit - die ja auch eine Veranlassung von außen ist -, durch Schwäche stirbt. Wenn
durch dieses frühe Sterben die Begegnung mit dem Vater-Prinzip in den tiefen
unterbewußten Seelengründen noch nicht hat stattfinden können, dann findet sie in der
Todesstunde statt. Mit dem Tode wird diese Begegnung zugleich erlebt. Und hier ist es, wo
wir anders ausdrücken können etwas, was ja, eben wieder anders, im entsprechenden
Zusammenhang schon ausgedrückt ist zum Beispiel in meiner «Theosophie», wo von der ja
immer im höchsten Grade betrüblichen Erscheinung gesprochen ist, daß Menschen durch
ihren eigenen Willen ihrem Leben ein Ende machen. Das würde keiner tun, der die
Bedeutung einer solchen Tat einsieht. Und wenn einmal Geisteswissenschaft wirklich in die
Empfindungen der Menschen übergegangen sein wird, wird es keinen Selbstmord mehr
geben. Denn daß der Mensch in der Todesstunde, wenn dieser Tod vor der Lebensmitte
eintritt, zugleich wahrnehmen kann das Vater-Prinzip, das hängt davon ab, daß eben der Tod
von außen an ihn herankommt, nicht daß er ihn sich selbst gibt.“ (Lit.:GA 175, S. 62ff)

Atma
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Diese Seite wurde bisher 56.540-mal abgerufen.
DatenschutzÜber AnthroWikiHaftungsausschlussKopf-, Brust- und Bauchhellsehen
Rudolf Steiner hat prinzipiell drei Arten des Hellsehens unterschieden, nämlich das Kopf-,
Brust- und Bauchhellsehen, die mit der Dreigliederung des menschlichen Organismus
zusammenhängen, wobei mit dem Kopfhellsehen zugleich meist auch das Brust- oder
Herzhellsehen aktiviert wird. Es werden dabei die oberen Lotosblumen bis herunter zum
Herzchakra in Tätigkeit gesetzt. Das Kopfhellsehen hat einen mehr gedanklich-
vorstellungsmäßigen, aber auch gefühlsartigen Charakter, während das Brusthellsehen mehr
zur Willesentwicklung führt. Das Kopfhellsehen liefert zudem vornehmlich Ergebnisse, die
vom einzelnen Menschen unabhängig und in diesem Sinne „objektiv“ sind, während das
Bauchhellsehen vowiegend mit dem zusammenhängt, was im einzelnen Menschen selbst
vorgeht und sehr leicht von subjektiven persönlichen Egoismen durchdrungen wird. Das
sogenannte „intuitive“ Bauchgefühl hängt namentlich mit der dem Lebenssinn zugehörigen
Viszerozeption zusammen und unterscheidet sich damit deutlich von dem, was Rudolf
Steiner als vollbewusste Intuition bezeichnet.

„Nun handelt es sich darum, daß der sich mit Geisteswissenschaft Beschäftigende wirklich
genau einsieht den Wert der geisteswissenschaftlichen Beschäftigung als solcher und das
Verhältnis dieser geisteswissenschaftlichen Beschäftigung zu dem persönlichen Streben,
welches durch Meditation und Konzentration der Gedanken, Empfindungen und
Willensimpulse oder sonst irgendwie, den Menschen hineinbringt in die geistige Welt. Denn
darüber müssen wir uns vor allen Dingen klar sein, und das ist eine tiefe, bedeutungsvolle
Wahrheit, daß jene Einheitlichkeit, die uns gewissermaßen umringt in der gewöhnlichen
Welt, nicht in derselben Art in der geistigen Welt vorhanden ist. Ich habe schon hingewiesen
darauf, daß diese Einheitlichkeit in dem ganzen Gefüge des geistig-seelischen Menschen
begründet ist. Wie streben doch die meisten Menschen danach, immer wieder und wieder
zu fragen: Was ist die Einheit der Welt? - Wie finden sie sich erst befriedigt, wenn sie alles
auf ein Prinzip zurückführen können!

In der Tat tritt uns die äußere physische Welt im eminenten Sinne als ein Ganzes, als ein
einheitlich Gestaltetes entgegen, und diejenigen Menschen, welche gewissermaßen von
dem Einheitsteufel ganz beherrscht sind, kommen zu allen möglichen
Gedankenabstraktionen, indem sie suchen das einheitliche Prinzip der Welt...

Vor allen Dingen müssen wir demgegenüber im tiefsten Sinne das nehmen, was in «Wie
erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» ausgedrückt ist, daß, sobald wir die
Schwelle der geistigen Welt überschreiten, wir wirklich in ein dreifaches Erleben
hineingeführt werden. Das habe ich in diesem Buche ganz besonders betont, daß die Seele
wie dreigespalten wird; und indem die Seele die Schwelle der geistigen Welt überschreitet,
ist nichts mehr eigentlich vorhanden, was es einem möglich macht, an den Einheitsteufel, an
diesen bequemen Einheitsteufel zu glauben.

Ja, wir fühlen selbst, daß wir, sobald wir die Schwelle der geistigen Welt überschreiten, mit
unserem ganzen Wesen eigentlich in drei Welten eintreten, wirklich in drei Welten
eintreten. Und wir müssen dies eigentlich nicht aus dem Auge verlieren, daß man nach dem
Überschreiten der Schwelle der geistigen Welt das Erlebnis der drei Welten deutlich hat.
Schon mit der ganzen Bildung unseres physischen Leibes gehören wir eigentlich drei Welten
an. Ich möchte sagen: Zu diesem wunderbaren Gebilde «Mensch», das uns da entgegentritt
in der physischen Welt, ist wirklich das Zusammenwirken von drei Welten, die eine
verhältnismäßig starke Unabhängigkeit voneinander haben, notwendig. Und wenn wir die
Bildung unseres Hauptes betrachten, die Bildung all dessen betrachten, was zum Haupte
gehört, dann müssen wir, selbst wenn wir nur vom physischen Haupte sprechen, uns klar
sein darüber, daß die Bildekraft unseres Hauptes und auch die Wesenheiten, die in diesen
Bildekräften wirkend und schaffend sind, einer ganz anderen Welt angehören als zum
Beispiel die Bildekraft unserer Brust, die Bildekraft alles dessen, was zu unserem Herzen
gehört, einschließlich der Arme und Hände. Es ist gewissermaßen, wie wenn die Bildekraft zu
diesen materiellen Teilen des Menschen einer ganz anderen Welt angehören würde als die
Bildekräfte unseres Hauptes. Und wiederum gehören die Unterleibsorgane und die Beine
einer ganz anderen Welt an als die beiden anderen Glieder, die genannt worden sind.

Nun können Sie fragen: Was hat denn das alles für eine Bedeutung? Es hat eine große
Bedeutung, weil im Grunde genommen der gegenwärtige Menschheitszyklus so ist, daß man
reine, echte, wirklich wahre Ergebnisse der Geisteswissenschaft nur dadurch bekommt, daß
unser Geistig-Seelisches herausgehoben wird aus dem Haupte. So daß gewissermaßen dies
der hellseherische Aspekt eines Menschen ist, welcher geisteswissenschaftliche
Beobachtungen hervorzubringen hat, die heute der Menschheit in richtigem Sinne dienen
können (siehe Zeichnung).
Ätherhaupt
Dieser hellsichtige Aspekt ist so zu betrachten, daß das Geistig-Seelische hier vorzugsweise
herausgehoben wird, und daß dieses Geistig-Seelische gleichsam angeschlossen wird, wie
durch einen spirituell elektrischen Anschluß, an die Kräfte des Kosmos. Also es muß alles, das
Ich und der astralische Leib bis zum Ätherleibe, herausgezogen werden. Dieses Herausziehen
ist dann selbstverständlich verknüpft mit der Entwickelung der sogenannten Lotusblumen.
Aber die Kräfte, welche die Lotusblumen in Bewegung setzen, liegen in diesem
herausgehobenen oder herauszuhebenden Teile des Geistig-Seelischen des Menschen.

Dies, was so erlangt wird, daß das Hellsehen gewissermaßen ein Kopfhellsehen ist, das kann
geisteswissenschaftliches Resultat in unserer Zeit sein; denn das dient der Menschheit,
dieses kopfhellseherische Ergebnis. Von ganz anderer Art ist das hellseherische Ergebnis, das
dadurch bewirkt wird, daß mehr das Geistig-Seelische der Organe des Herzens, der Arme
und der Hände herausgehoben wird. Dieses Herausheben unterscheidet sich auch innerlich
bedeutend von dem, was zustande kommt durch das, was ich nennen möchte das
Kopfhellsehen. Das Herausheben aus dem materiellen Herzorgan wird mehr bewirkt durch
die Meditation, die sich auf das Willensleben bezieht; es wird bewirkt durch die demütige
Hingabe an den Weltenprozeß. Während das Kopfhellsehen mehr durch die Gedanken,
vorstellungsmäßig, aber auch durch empfindungsmäßige Vorstellungen bewirkt wird.

Es ist im allgemeinen mit Bezug auf diese beiden Arten des Hellsehens so, daß im Grunde das
Herzhellsehen oder das Brusthellsehen, in dem Grade, wie es sich entwickeln soll, mit dem
Kopfhellsehen sich schon entwickelt. Es führt das Brusthellsehen mehr zur
Willensentwickelung, zum Zusammenhang mit den Aktionen der geistigen Wesenheiten
niederer Hierarchien, wie derjenigen, die in den verschiedenen Reichen der Erde verkörpert
sind, während das Kopfhellsehen mehr zu dem Anschauen, dem Erkennen, dem
Wahrnehmen in den wirklich dem Menschen zunächst wichtigeren höheren Welten führt;
wichtigeren, höheren Welten in dem Sinne, daß das Wissen von diesen höheren Mächten
zur Befriedigung gewisser Erkenntnisbedürfnisse notwendig ist, die immer mehr und mehr
auftreten müssen in der gegenwärtigen Menschheit. Je mehr wir der Zukunft unserer
Entwickelung auf der Erde entgegenrücken, desto weniger werden die Menschen, ohne daß
ihr Seelenleben ausgedörrt wird, leben können, wenn sie nicht in ihre Erkenntnis aufnehmen
können die Ergebnisse dieses Hellsehens.

Und wieder eine dritte Art von Hellsehen ist diejenige, die dadurch entsteht, daß aus dem
übrigen Menschen gelockert wird, also herausgehoben wird dasjenige, was man das Geistig-
Seelische nennen kann. Da müßte ich (auf der Zeichnung) da unten, gegen das Ende zu, das
Herausrücken andeuten.

Lockerung des Ätherleib im Bauchbereich.


Wenn auch der Ausdruck nicht besonders ästhetisch ist, so darf ich aber doch vielleicht diese
Art des Hellsehens das Bauchhellsehen nennen. So daß man wirklich unterscheiden kann:
das Kopfhellsehen, das Brusthellsehen und das Bauchhellsehen.

Während das Kopfhellsehen für unseren Menschheitszyklus im eminentesten Sinne dahin


führt, von dem Menschen unabhängige Ergebnisse zu gewinnen, führt das Bauchhellsehen
dazu, vorzugsweise Ergebnisse zu gewinnen, welche zusammenhängen mit dem, was im
Menschen selber vorgeht. Dasjenige, was im Menschen selber vorgeht, muß
selbstverständlich auch Gegenstand des Forschens sein, gibt es doch auch auf dem Gebiete
des physischen Forschens die Anatomie und die Physiologie, die sich mit alledem zu
befassen haben. Es darf nicht die Meinung auftauchen, daß dieses Bauchhellsehen nicht
einen gewissen Wert, im höchsten Sinne des Wortes, haben könnte. Selbstverständlich hat
es seinen Wert. Aber klar muß man sich darüber sein, daß dieses Bauchhellsehen nur wenig
den Menschen unterrichten kann über dasjenige, was unpersönlich in den kosmischen
Vorgängen sich abspielt, daß es im wesentlichen den Menschen unterrichtet über das, was
in dem Menschen, ich möchte sagen, innerhalb der Haut des Menschen vor sich geht. Über
andere Gegensätze zwischen Kopfhellsehen und Bauchhellsehen werde ich noch sprechen,
aber in bezug auf das Moralisch-Ethische sind diese beiden Arten im Grunde genommen
auch innerlich recht gut zu unterscheiden. Das Brusthellsehen steht dazwischen, zwischen
Kopfhellsehen und Bauchhellsehen. In bezug auf das Ethische ist verhältnismäßig am
wichtigsten das Kopfhellsehen. Menschen, welche danach streben, in unpersönlicher Weise,
in dem Sinne wie es angedeutet ist in «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?»,
zu einer Anschauung der höheren Welten zu kommen, Menschen, welche es sich nicht
verdrießen lassen, diesen unbequemen, aber sicheren Weg zu gehen, die werden in bezug
auf ihre Hellsichtigkeit auch etwas Unpersönliches in sich entwickeln, vor allen Dingen ein
höheres Interesse für die objektive Welterkenntnis, für dasjenige, was in der Welt des
kosmischen und in der Welt des geschichtlichen Werdens vor sich geht.

Von dem Menschen selber wird dieses Kopfhellsehen vorzugsweise in dem Sinne sprechen,
daß es aufmerksam macht, wie der Mensch sich hineinstellt in den kosmischen, in den
geschichtlichen Werdegang des Lebens, aufmerksam macht darauf, was der Mensch im
Ganzen des Weltenprozesses ist, und es wird immer dasjenige, was herauskommt bei
diesem Kopfhellsehen, einen unpersönlichen, ich möchte sagen, einen allgemein-
wissenschaftlichen Charakter haben; es wird Mitteilungen enthalten, die Wichtigkeit haben -
ich bitte das Wort wohl zu beachten - für alle Menschen, nicht nur für den einen oder den
anderen.

Dasjenige, was Bauchhellsehen ist, das wird vorzugsweise durchdrungen sein von allen
möglichen menschlichen Egoismen, wird überhaupt sehr leicht dazu verführen, daß sich der
betreffende Hellseher viel mit sich, mit den okkulten Unterlagen seines eigenen Geschickes
befaßt, mit den okkulten Unterlagen seines persönlichen Wertes und Charakters. Das ergibt
sich wie eine selbstverständliche Neigung aus dem, was man das Bauchhellsehen nennt.

Nun tritt in bezug auf die anschauliche Natur zwischen den beiden Arten des Hellsehens ein
starker Unterschied auf. Derjenige, der danach strebt, zunächst in dem Sinne, wie es
gegeben ist in «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?», mit seinem Seelisch-
Geistigen frei zu werden von dem Wahrnehmungsapparat des Kopfes, der also
gewissermaßen den geistig-seelischen Teil des Kopfes herauslockert aus dem physischen
Werkzeuge und mit diesem geistig-seelischen Kopfteile sich hineinzuversetzen vermag in die
geistige Welt, der wird es außerordentlich schwer haben, aus bloß schattenhaft-
hellseherischen Erlebnissen herauszukommen. Dieses Heraustreten aus dem Kopfe ist
verbunden zunächst mit Erlebnissen, die wirklich nicht einmal die Farbe, die Gesättigtheit
von lebhaften Erinnerungen haben, die also gewissermaßen innerlich sehr farblos auftreten,
und erst wenn man in den Anstrengungen, die auf diesem Wege liegen, immer weiter und
weiter dringt, stellt es sich heraus, daß der schattenhafte Charakter dieser Erlebnisse sich
verliert, und daß gewissermaßen mit Farbigem und Tönendem die farblosen und
schattenhaften Erlebnisse tingiert werden.

Äthersphäre
Denn der Prozeß, der sich da abspielt, ist der, daß wir herausrücken aus unserem Kopfe
zunächst und wirklich in einer Welt darinnen sind, die wir sehr schwer haben zu bemerken.
Dann, indem wir nach und nach, langsam uns erwerben die Möglichkeit, außerhalb unseres
Kopfes zu leben, verstärken sich diese inneren Lebenskräfte, und die Folge davon ist, daß aus
dem ganzen Umkreise der Welt die zuströmenden Kräfte zusammengezogen werden. Also
denken Sie sich, aus dem ganzen Umkreise der Welt müssen die Kräfte zusammengezogen
werden, und wenn wir aus dem Umkreise der Welt die ganzen Kräfte zusammenziehen,
dann bekommen wir die Tingierung mit Farbigem und Tönendem. Denken Sie sich einmal,
um sich das vorzustellen, Sie haben hier - a - eine Fläche, die sehr stark gefärbt ist, eine
Kugelfläche. Und nun denken Sie sich diese Kugelfläche hinausgedehnt über eine große
Fläche - b, c -. Da wird die Farbe viel blasser, und wenn wir sie noch weiter ausdehnen, so
wird die Farbe immer blasser und blasser; wenn wir sie hereinbringen würden, so würden
wir, wenn dies ein blasses Gelb ist, hier ein sehr gestärktes, gesättigtes Gelb bekommen, weil
dieselbe Menge der Farbpunkte dann wieder mehr zusammenkonzentriert ist.

Nun steht das Kopfhellsehen dem ganzen Kosmos gegenüber, und über den ganzen Kosmos
ist dasjenige ausgedehnt, was der Mensch erst zusammenkonzentrieren muß mit seinen
Lebenskräften in das, was er selber ist hellseherisch seiner Wesenheit nach; so daß er
wirklich nur im mühseligen Gang der inneren Entwickelung allmählich das Schattenhafte der
Erlebnisse tingiert. Und dann, wenn man lange, lange sich Mühe gegeben hat, das
allgemeine Erleben zu haben, das einem nur das Gefühl gibt, außerhalb seines Leibes zu sein,
und wenn man dieses allgemeine Erleben lange gehabt hat und immer mehr ein Gefühl
bekommen hat, ein intensiveres, aber noch nicht farbiges und tönendes, inneres Erleben zu
haben, dann kommen allmählich die Gebiete aus dem Kosmos an das Kopfhellsehen heran.

Das ist eine Sache der langsamen, selbstlosen Entwickelung. Insbesondere muß gesagt
werden, daß zu dieser Entwickelung unerläßlich ist das Studium der Geisteswissenschaft. Es
muß immer wieder und wieder betont werden, daß die Geisteswissenschaft, wenn sie
gegeben ist, wirklich verstanden werden kann. Man kann das nicht oft genug betonen, daß
man kein Hellseher zu sein braucht, um Geisteswissenschaft zu verstehen. Selbstverständlich
muß man Hellseher sein, um zu den Ergebnissen zu kommen; aber wenn sie einmal da sind,
braucht man kein Hellseher zu sein.

Dieses Verständnis der Geisteswissenschaft muß vorangehen dem eigentlichen Schauen.


Auch hier ist es so, daß man sagen kann: es ist der umgekehrte Weg von dem der richtige,
der m der physisch-sinnlichen Welt der richtige ist. In der physisch-sinnlichen Welt haben wir
zuerst die richtigen Anschauungen, dann gehen wir zum gedanklichen Betrachten über; wir
bilden uns die wissenschaftlichen Urteile hinterher. Beim Aufsteigen in die geistige Welt ist
es umgekehrt. Da müssen wir zuerst die Begriffe und Vorstellungen entwickeln, müssen uns
anstrengen, um uns objektiv in die Geisteswissenschaft einzuleben; sonst können wir
niemals sicher sein, daß irgendwelche Beobachtung in der geistigen Welt von uns im
richtigen Sinne gedeutet wird. Da muß die Wissenschaft eben dem Schauen vorangehen.
Und das ist es, was vielen so unendlich unbequem ist: daß sie die Geisteswissenschaft
studieren sollen. Das nehmen viele als unbegreifliche Zumutung hin. Denn sie streben
danach, Anschauungen zu haben in der geistigen Welt. Gewiß, die kann man relativ leicht
haben; aber sie richtig zu deuten, dazu gehört, daß man wirklich objektiv, selbstlos sich in die
Geisteswissenschaft einläßt, sich mit ihr durchdringt.

Nun ist gerade das Umgekehrte der Fall bei dem, was man nennen kann das Bauchhellsehen.
Da gehen wir aus von demjenigen Geistig-Seelischen, das zunächst gearbeitet hat an
unserem Leiblich-Physischen. Denn all dem, was es in der Welt gibt, liegt ein Geistiges
zugrunde. Wenn Sie, sagen wir, ein Stück Kohlrabi gegessen haben - wir sind ja meist
Vegetarier - und es dann verarbeitet wird in unserem Organismus, so hat man es nicht bloß
mit dem physisch-chemischen Prozeß zu tun, den der Magen mit seinen Kräften und Säften
ausführt, sondern hinter dem allem ist der Ätherleib, der Astralleib und das Ich tätig. Alle
diese Prozesse haben hinter sich geistig-spirituelle Prozesse. Es würde ganz falsch sein zu
glauben, daß es materielle Prozesse gibt, die nicht einen spirituellen Prozeß hinter sich
haben.

Denken Sie sich nun, Sie legen sich nach einem mehr oder weniger opulenten Mittagsmahle
hin und werden hellsichtig, aber so hellsichtig, daß sich das Geistig-Seelische der
Verdauungsorgane vor allen Dingen aus diesen Verdauungsorganen heraushebt. Dann leben
Sie, während Ihr Magen und die übrigen Organe richtig verdauen, mit Ihrem Geistig-
Seelischen im Geistig-Seelischen selber. Und während Ihnen sonst der spirituelle Prozeß
unbewußt bleibt, der sich in Ihrem Ätherleibe, Astralleibe und Ich vollzieht, kommt er Ihnen,
wenn Sie hellseherisch werden, zum Bewußtsein, und Sie können dann, indem Sie sich
erleben in dem Geistig-Seelischen, all jenes Arbeiten und Bilden und Schaffen des Geistig-
Seelischen an den Leibesgliedern während der Verdauung sehen; sehen, indem es sich
hinausprojiziert m die Welt, und Ihnen, bildhaft sich spiegelnd, im äußeren Äther erscheint.
Dann bekommen Sie, weil Sie jetzt nicht so sehr aus dem Kosmos anzuziehen haben die
Farbe, sondern weil Sie den ganzen Prozeß konzentriert in Ihrer eigenen Haut sich abspielen
haben, die allerschönsten hellseherischen Gebilde. So daß ein Wunderbares, das sich
abspielt um Sie in den herrlichsten, lichtesten Farben- und Gestaltungsprozessen, nichts
anderes zu sein braucht als der in den Geistesorganen des Menschen vor sich gehende
Verdauungsprozeß oder sonst ein im Leibe befindlicher Prozeß.

Dieses Hellsehen unterscheidet sich von dem anderen ganz besonders dadurch, daß
während das andere Hellsehen von schattenhaften Gebilden ausgeht und erst mühselig die
Tingierung mit Farbe und Ton erhält, dieses schon ausgeht von dem Schönsten und
Herrlichsten, das man sehen kann. Man kann es geradezu als ein Gesetz aussprechen: wenn
das Hellsehen beginnt mit den herrlichsten Gebilden, insbesondere mit Farbengebilden,
dann ist es ein Hellsehen, das sich bezieht auf Prozesse, die sich innerhalb des Persönlichen
abspielen. Ich betone aber noch ausdrücklich, daß es für das Erforschen der geistigen Welt
von großem Wert sein kann. Geradeso wie der Anatom und der Physiologe den
Verdauungsprozeß und andere Prozesse untersuchen müssen, so hat es auch einen
höchsten wissenschaftlichen Wert, auf diese Weise das hinter den menschlichen Prozessen
stehende Geistige, das Spirituelle zu erforschen. Aber schlimm wäre es, wenn man sich
irgendwelchen Täuschungen hingeben würde, wenn man sich Illusionen hingeben und die
Dinge nicht in der richtigen Weise deuten würde.

Wenn man glauben würde, daß ein solches, ohne die entsprechende Vorbereitung
auftretendes Hellsehen mehr geben könnte, als was sich im Menschen abspielt und sich
hinausprojiziert in die objektive Welt, wenn man glauben würde, daß man gewissermaßen
den regierenden Weltenmächten, den tonangebenden geistigen Kräften durch ein solches
Hellsehen näherkommen könnte, so würde man sich sehr täuschen. Ebensowenig wie man
durch die Untersuchung der menschlichen Verdauung die Weltenrätsel lösen kann,
ebensowenig kann man den Weltenrätseln und Geheimnissen dadurch näherkommen, daß
man dieses Bauchhellsehen entwickelt.

Sie sehen also, wieviel dazugehört, sich in der Welt, in die wir eintreten durch das
Freiwerden unserer geistig-seelischen Kräfte, wirklich richtig zu orientieren. Niemand sollte
etwa durch die Erörterungen, die darüber gepflogen worden sind, einen Abscheu haben vor
dem Bauchhellsehen. Aber jeder sollte sich klar sein darüber, wie sich ein solches Hellsehen
verhält zu dem, was wirklich geistiges Hellsehen werden kann, und wie man fernhalten muß
von aller äußeren Überschätzung dasjenige, was auf hellseherischem Wege so gewonnen
wird, daß es nur einen persönlichen Inhalt haben kann. Erst dann, wenn man bei diesen
Dingen, die auch persönlichen Inhalt haben, absehen kann von dem Persönlichen und sie so
betrachten kann wie der Anatom, der Physiologe dasjenige betrachtet, was er durch die
Sektion erlebt oder durch seine Untersuchungen erhält, erst wenn man da zur
wissenschaftlichen Betrachtung übergeht, dann haben die Dinge einen besonderen Wert.
Jedenfalls dürfen sich an diese Dinge nicht im entferntesten irgendwelche religiöse Gefühle
anknüpfen; die können sich nur an die Ergebnisse des Kopfhellsehens anknüpfen. Und man
wird dem anderen Hellsehen um so gerechter, je mehr man geradezu die Forderung stellt,
daß seine Ergebnisse nur im wissenschaftlich-objektiven Sinne behandelt werden, wie die
Ergebnisse der Anatomie, der Physiologie.

Nicht alles, was auf dem Wege des Hellsehens gefunden wird, ist - ich möchte diesen
radikalen Satz aussprechen - anbetungswürdig; aber alles ist des Erlernens wert. Das ist es,
was wir ins Auge fassen müssen. Ich sagte, für unseren Zyklus sei es ganz besonders wichtig,
die Ergebnisse des Kopfhellsehens der allgemeinen geistigen Menschheitskultur
einzuverleiben; und das ist wirklich wichtig. Ich will heute in bezug auf diese Wichtigkeit eine
Seite der Sache einmal erwähnen. Wir leben wirklich in einer Zeit, in welcher sich die
Menschheit vorbereiten muß, allmählich über den bloßen philosophischen Idealismus
hinauszukommen und einzulaufen in ein wirkliches Bewußtsein von den geistigen Welten,
von der allgemeinen geistigen Welt, in der wir darinnen leben, wie wir in der physischen
Welt darinnen leben.

Nun, gehen wir von einem Erlebnisse des Kopfhellsehens aus, das wir leicht verstehen
werden, wenn wir uns ein wenig vertieft haben in die Dinge, die gesagt worden sind in dem
Münchner Zyklus, der zuletzt gehalten worden ist, und die auch ausgeführt worden sind in
meinem Buche «Die Schwelle der geistigen Welt». Ich habe da besonders erwähnt, daß
unser Denken eine Umänderung erfährt in dem Augenblicke, wo wir uns freimachen,
besonders in bezug auf unsere Gedanken, von dem physischen Werkzeuge des Kopfes. Ich
habe es damals grotesk ausgedrückt, indem ich gesagt habe: Wenn wir so frei werden, dann
haben unsere Gedanken nicht mehr den Charakter, den sie haben im gewöhnlichen,
alltäglichen Leben. Im gewöhnlichen, alltäglichen Erleben müssen wir das Gefühl haben -
wenn wir nicht verrückt sind -, daß wir Herr sind über unsere Gedankenwelt, daß, wenn wir
zwei Gedanken haben, wir es sind, die diese Gedanken verbinden oder trennen.
Wenn wir uns erinnern, sind wir uns bewußt: mit unserem Innenleben gehen wir von einem
gegenwärtigen zu einem vergangenen Erlebnis über. Immer haben wir das Gefühl: wir sind
es, die hinter dem Gewebe und Gewoge unserer Gedanken stehen. Das hört auf in dem
Augenblicke, wo wir im Kopfteil das Geistig-Seelische freiwerden lassen vom physischen
Werkzeug, wo wir ein Denken entwickeln, das leibbefreit ist. Ich habe dazumal radikal
gesagt: Es ist, wie wenn wir den Kopf in einen Ameisenhaufen hineingesteckt hätten, in dem
alles zu quirlen anfängt. So fangen die Gedanken auch an, ein eigenes Leben zu entwickeln
und durcheinanderzuspielen. Und wenn wir im gewöhnlichen Leben zwei Gedanken haben
und sie verbinden, wie zum Beispiel die zwei Gedanken «Rose» und «rot», so wissen wir, daß
wir Herr sind in unserer Gedankenwelt, die Begriffe zu verbinden zu: «die Rose ist rot» und
zu der Vorstellung «die rote Rose». Das ist nicht so, wenn wir draußen sind außer dem Leibe.
Da bekommen wir in die Gedanken Leben, das Eigenleben der Gedanken. Jeder Gedanke
wird zu einem Wesen. Der eine Gedanke läuft zu dem anderen hin, ein anderer läuft von
dem anderen fort.

Also die Gedankenwelt gewinnt ein Eigenleben. Warum gewinnt sie ein Eigenleben? Nun,
was wir im gewöhnlichen Denken des Alltags erleben, das sind nur Bilder, nur Schatten von
Gedanken. Sie können das schon in meinem Buche «Theosophie» nachlesen. Sobald wir das
Denken leibfrei entwickeln, wird jeder Gedanke so wie eine Hülse, und in die Hülse hinein
schlüpft ein elementares Wesen. Der Gedanke ist nicht mehr in unserer Gewalt: Wir lassen
ihn, wie einen Fühler, hinausgehen in die Welt, und da schlüpft ein elementarisches Wesen
hinein. Unsere Gedanken sind so von elementarischen Wesen gleichsam ausgefüllt, und das
quirlt und braust, das webt und west in uns. So daß wir sagen können: Wenn wir unseren
geistig-seelischen Teil des Kopfes in die geistige Welt hineinstecken - wir haben ihn nur
dadurch draußen, daß wir im physischen Kopfe nicht darinnen sind -, wenn wir ihn so
hineinstecken in die geistige Welt, dann erleben wir nicht mehr solche Gedanken, wie wir sie
erleben in der physischen Welt, sondern wir erleben das Leben von Wesen. Wir stecken
unseren Kopf eben, wie ich damals sagte, gleichsam in einen Ameisenhaufen hinein. Wir
erleben das Leben von Wesen.

So ist es im Grunde genommen bis hinauf zu den Wesenheiten der höchsten Hierarchien.
Und wenn wir einen Engel, einen Erzengel, einen Geist der Persönlichkeit erleben wollen, so
muß es so sein, daß wir in der geschilderten Weise unsere Gedanken ausstrecken. Das
Wesen muß sich einhüllen in unsere Gedanken. Wir schicken unsere Gedanken aus, und das
Wesen schlüpft hinein und bewegt sich darinnen. Wenn wir wahrnehmen die Wesen auf der
Venus oder auf dem Saturn, so ist es so, daß wir unsere Gedanken hmausschlüpfen lassen,
und die Venus- und Saturnwesen hineinschlüpfen. Wir dürfen uns nicht fürchten davor, nicht
mehr irdisch-menschliche Gedanken zu haben, sondern Hierarchiengedanken. Wir müssen
uns gewöhnen, mit unserem Kopfe in den höheren Hierarchien darinnen zu leben. Wir
müssen uns sagen: unser Denken hört auf, und unser Kopf wird der Schauplatz des Wirkens
der höheren Hierarchien.

Nun ist es so, daß in der Fichte-Schelling-Hegel-Philosophie der Gedanke bis zu seiner
reinsten Gedankenklarheit gebracht worden ist im Beginn des 19. Jahrhunderts. Wozu sich
der Gedanke aufschwingen kann, das ist in dieser Philosophie wirklich enthalten. Die
Aufgabe, bis zu welcher der Gedanke gebracht werden kann, ist da gelöst. Der nächste
Schritt aber ist der, daß der Gedanke aus sich herausgeht und man wirklich hineinkommt in
das quirlende und webende Leben des Gedankens. So daß wir in der Zeit leben - man kann
das sagen -, wo die Menschheit dazu berufen ist, wahrzunehmen die höheren Hierarchien.
Hingenommen werden sollen wir von der Welt der höheren Hierarchien, und abstreifen
müssen wir die Furcht vor dem Verlieren der Gedanken an das Leben und Weben in den
höheren Hierarchien.“ (Lit.:GA 161, S. 153ff)

Siehe auch
Außersinnliche Wahrnehmung - Artikel in der deutschen Wikipedia
LiteraturAnonym
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Geistertoren
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(Weitergeleitet von Geistestoren)
Geistertoren oder Geisttölpel nennt Rudolf Steiner eine Gruppe abnormer Elementarwesen,
die es dem Menschen ermöglichen, seine Gedanken festzuhalten. Die menschlichen
Gedanken, wie wir sie in unserem Bewusstsein erleben, sind nämlich keine eigenständige
Wirklichkeit, sondern bloße Bilder. Wären sie mehr als bloße Bilder, könnten wir sie nicht
dazu gebrauchen, über die Wirklichkeit nachzudenken; wir würden dann mit jedem
Gedanken eine neue Wirklichkeit erschaffen. Diese Bilder, als die uns unsere Gedanken
erscheinen, sind aber äußerst flüchtig. Um sie in unserem Bewusstsein festhalten zu können,
bedürfen wir dieser besonderen Art nur schwer zu beobachtender abnormer
Elementarwesen, die aber durchaus nicht ahrimanischer Natur sind, wie man vielleicht
irrtümlich glauben könnte. Sie gehören dem selben Reich an wie die Gnome, liegen aber mit
diesen ständig im Kampf und werden von ihnen zutiefst verachtet. Während die Gnome über
eine hervorragende Intelligenz verfügen, sind sie nämlich ausgesprochene Toren. Anders als
die regulären Elementarwesen sind sie in absteigender Entwicklung. Sie haben auch in
unserer Zeit kein eigenständiges Leben und müssen sich der verströmenden Lebenskräfte
sterbender Menschen bedienen. Sie sind besonders in der Umgebung sehr gescheiter
Menschen zu finden, aber etwa auch in Bibliotheken, wenn viel Gescheites in den Büchern
steht. Dem hellsichtigen Blick erscheinen sie als riesenhafte plumpe Tölpel, die aber winzig
klein werden, wenn sie sich vor den Gnomen in die Köpfe gescheiter Menschen flüchten.

„Wir sind überall umgeben in Wahrheit von geistigen Wesen der verschiedensten Art, nur
daß das gewöhnliche Bewußtsein diese geistigen Wesen nicht sieht. Aber sie sind notwendig,
damit wir als Menschen unsere Tätigkeiten entfalten können, damit wir die Gedanken in
ihrer unwirklichen Leichtigkeit und Flüchtigkeit haben können, so daß sie nicht selbst wie
Bleigewichte in unserem Kopfe vorhanden sind, nicht selbst etwas sind, sondern etwas
bedeuten können. Dazu ist notwendig, daß in der Welt Wesen vorhanden sind, welche
verursachen, daß unsere Gedanken mit ihrer Unwirklichkeit uns nicht fortwährend gleich
entschwinden. Wir Menschen sind eigentlich mit dem gewöhnlichen Bewußtsein, ich möchte
sagen zu schwerhaltige Wesen, zu plumpe Wesen, als daß wir so ohne weiteres mit diesem
gewöhnlichen Bewußtsein die Gedanken festhalten könnten, und es müssen
Elementarwesen da sein, die uns fortwährend helfen, unsere Gedanken festzuhalten. Solche
Elementarwesen sind auch da, nur sind sie außerordentlich schwer zu entdecken, weil sie,
ich möchte sagen, sich fortdauernd verstecken.

Wenn man sich fragt: Wodurch kommt es denn eigentlich, daß man einen Gedanken
festhalten kann, trotzdem er gar kein Wirkliches ist, wer hilft einem dabei? - dann wird man
sehr leicht gerade bei der geisteswissenschaftlichen Anschauung getäuscht. Denn in
demselben Momente, wo man sich darauf verlegt, zu fragen: Wer hält die Gedanken für den
Menschen fest? - wird man schon durch diese Tendenz, von den geistigen
Wesenhaftigkeiten wissen zu wollen, welche die Gedanken festhalten, in das Reich der
ahrimanischen Wesenheiten hineingetrieben. Und man taucht unter in das Reich der
ahrimanischen Wesenheiten und beginnt sehr bald zu glauben - aber es ist ein täuschender
Glaube -, daß man von den ahrimanischen Geistern unterstützt werden muß, um die
Gedanken festzuhalten, damit sie einem nicht gleich, wenn man sie faßt, entschwinden.
Daher sind auch die meisten Menschen unbewußt den ahrimanischen Wesenheiten sogar
dankbar dafür, daß sie sie in ihrem Denken unterstützen. Aber es ist eigentlich ein schlecht
angebrachter Dank, denn es gibt ein ganzes Reich von Wesenheiten, welche uns gerade in
bezug auf unsere Gedankenwelt unterstützen und die durchaus nicht ahrimanischer
Wesenheit sind.

Diese Wesenheiten sind auch für das schon vorgerückte Schauen in der geistigen Welt
schwer zu entdecken. Man findet sie zuweilen, wenn man zum Beispiel einen sehr
gescheiten Menschen in seinem Tun und Treiben beobachtet. Wenn man nämlich in seinem
Tun und Treiben einen sehr gescheiten Menschen beobachtet, dann hat eigentlich dieser
Mensch eine flüchtige Gefolgschaft. Er geht eigentlich nirgends allein herum, sondern er hat
eine flüchtige Gefolgschaft von geistigen Wesenheiten, die nicht dem ahrimanischen Reich
angehören, die aber eine ganz merkwürdige Eigenschaft haben, die man eigentlich erst
kennenlernt, wenn man jene Wesenheiten beobachten kann, welche den elementarischen
Reichen angehören, die also nicht für die sinnlichen Augen erscheinen, die sich betätigen,
wenn Formen in der Natur, Kristallformen zum Beispiel und dergleichen, entstehen. Alles
Formhafte unterliegt ja der Tätigkeit dieser Wesenheiten, die Sie auch in meinen Mysterien
in ihrer Tätigkeit als Wesenheiten geschildert finden, die feste Formen prägen und
hämmern. Wenn Sie in dem einen Mysterienspiel die gnomenartigen Wesen verfolgen, so
haben Sie da diese Wesen, welche Formen hervorbringen. Nun sind - wie Sie das schon aus
der Art und Weise, wie ich das in meinen Mysteriendramen dargestellt habe, ersehen
können - diese Wesenheiten schlau, und aus ihrer Schlauheit heraus spotten sie über den
geringen Verstand, den die Menschen haben. Vergegenwärtigen Sie sich diese Szene, wenn
Sie sie aus meinem Mysterienspiel kennen.

Wenn man nun einen wirklich gescheiten Menschen verfolgt, wie er in seinem Gefolge ein
ganzes Heer solcher Wesenheiten haben kann, wie ich vorhin gesagt habe, so findet man,
daß diese Wesenheiten außerordentlich geringgeachtet werden von den Gnomengeistern
der elementarischen Welt, weil sie plump sind, und vor allen Dingen, weil sie furchtbar
töricht sind. Das Törichte ist ihre hauptsächlichste Eigenschaft. Und so kann man sagen:
Gerade gescheiteste Leute in der Welt, wenn man sie daraufhin beobachten kann, werden
von ganzen Trupps von Toren verfolgt aus der geistigen Welt. - Es ist, wie wenn diese Toren
zu einem gehören wollten. Und diese Toren werden, wie gesagt, außerordentlich
geringgeachtet von den Wesenheiten, welche Formen in der Natur verfertigen in der in den
Mysterien geschilderten Weise. So daß man sagen kann: In den Welten, die zunächst dem
gewöhnlichen Bewußtsein unbekannt sind, ist eine, die von einem Volk, von einem
Geistervolk von Toren bevölkert ist, von Toren, die sich insbesondere zur menschlichen
Weisheit und Klugheit hindrängen.

Diese Wesen haben im gegenwärtigen Zeitalter eigentlich kein eigenes Leben. Sie kommen
dadurch zu einem Leben, daß sie das Leben derjenigen benutzen, welche sterben, welche
durch Krankheiten sterben, aber noch Lebenskräfte in sich haben. Vergangenes Leben nur
können sie benutzen. Es sind also Geistertoren, welche das Leben, das von Menschen
übrigbleibt, benützen, die also sozusagen sich vollsaugen von dem, was von
übrigbleibendem Leben noch an Kirchhöfen und dergleichen aufsteigt.

Gerade wenn man eindringt in solche Welten, dann bekommt man einen Begriff, wie
unendlich stark die Welt, die hinter der menschlichen Sinneswelt ist, bevölkert ist, und wie
mannigfaltig die Klassen von solchen geistigen Wesenheiten sind, und wie diese geistigen
Wesenheiten durchaus im Zusammenhang mit unseren Fähigkeiten stehen. Denn der
gescheite Mensch, den man da in seiner Tätigkeit verfolgt, kann, wenn er nicht hellsichtig,
sondern bloß gescheit ist, seine gescheiten Gedanken gerade dadurch besonders festhalten,
daß er von diesem Troß von geistigen Toren verfolgt ist. Die klammern sich an seine
Gedanken, zerren sie und geben ihnen Gewicht, so daß sie bei ihm bleiben, während er sonst
die Gedanken rasch verschwinden haben würde.

Diese Wesenheiten werden also außerordentlich stark verspottet von den gnomenhaften
Wesenheiten. Die gnomenhaften Wesenheiten wollen sie in ihrem Reiche nicht dulden, aber
sie gehören demselben Reiche an. Sie vertreiben sie fortwährend, und es ist ein harter
Kampf zwischen dem Gnomenvolke und diesem Volke von geistigen Toren, die eigentlich
erst dem Menschen die Weisheit möglich machen, denn sonst wäre die Weisheit flüchtig,
würde in dem Moment vergehen, wo sie entsteht, könnte nicht bleiben. Wie gesagt, sie sind
schwer zu entdecken, diese Wesenheiten, weil man sehr leicht sofort ins Ahrimanische
hinunterkollert, wenn man die entsprechende Frage aufstellt.

Aber man kann sie bei solchen Gelegenheiten finden, wie ich sie angedeutet habe, durch
Verfolgen besonders gescheiter Menschen, die einen ganzen Troß von solchen Wesenheiten
hinter sich haben. Außerdem aber, wenn nicht genug gescheite Gedanken da sind, die am
Menschen haften, findet man diese Wesenheiten auf allerlei Denkmälern der Weisheit. Sie
halten sich zum Beispiel - aber sie sind dort auch schwer zu finden - in Bibliotheken auf,
wenn etwas Gescheites in den Büchern darinnensteht. Wenn in den Büchern Dummes steht,
dann sind diese Wesenheiten nicht zu finden, sie sind eben nur dort zu finden, wo
Gescheites ist; daran klammern sie sich.
Wir gewinnen da gewissermaßen Einblick in ein Reich, das uns durchaus umgibt, das wie die
Naturreiche vorhanden ist, und das mit unseren eigenen Fähigkeiten etwas zu tun hat, das
aber auch von uns schwer zu beurteilen ist. Daher muß man sich, wenn man es beurteilen
will, schon auf diese gnomenhaften Wesen verlassen und auf ihre Aussagen etwas geben,
und die finden sie außerordentlich dumm und frech. Aber sie haben noch eine Eigenschaft,
diese Wesen. Wenn sie gar zu sehr von den Naturgeistern gnomenhafter Art verfolgt
werden, dann flüchten sie sich in die menschlichen Köpfe, und während sie eigentlich
draußen in der Natur fast Riesen sind - sie sind nämlich außerordentlich groß -, werden sie
ganz klein, wenn sie in den menschlichen Köpfen sind. Man könnte sagen, daß sie eine Art
abnormer Naturgeister sind, die aber mit der ganzen menschlichen Entwickelung auf der
Erde innig zusammenhängen.“ (Lit.:GA 219, S. 75ff)

Siehe auch
Spinnenwesen, die im Menschen den Sinn für wahre Kunst erwecken.
Wärmewesen, die den Menschen für das Gute befeuern.
ᐃᐁ
Sprache der Toten
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Geistgespräch mit den Toten)
Die Sprache der Toten ist anders geartet als die der auf Erden lebenden Menschen. Mit dem
Tod fällt der physische Leib ab - und damit auch die Sprach- und Hörorgane. Ein äußerer
Sprachverkehr mit den Toten ist naturgemäß nicht mehr möglich, sondern nur ein
Geistgespräch, das sich im zunächst im lebendigen Denken entfalten kann. Je bildhafter die
Gedanken sind, desto besser sind sie dem Toten zugänglich. Abstrakte Begriffe, wie sie nur
mit dem physischen Werkzeug des Gehirns gebildet werden können, sind für ihn
schlechterdings nicht vorhanden. Die Sprache spielt für den geistigen Verkehr mit den Toten
aber auch noch eine wesentliche Rolle. Solange der Tote sich im Kamaloka befindet, hat er
durchaus noch eine Empfindung für die Sprache, die er auf Erden gesprochen hat (Lit.:GA
141, S. 58).

Die geistige Verbindung mit den Toten


Die bewusste geistige Verbindung mit den Toten herzustellen ist, obwohl sie uns so nahe
stehen, schwieriger als allgemeine geistige Tatsachen zu erkennen. Es müssen dazu auch
entsprechende karmische Voraussetzungen gegeben sein.

„Nehmen Sie an, der Mensch verläßt hier seinen irdischen Leib und geht mit seinem
seelisch-geistigen Leben über in die geistig-seelische Welt. Und nehmen wir an, es wird
jemandem, der sich im intimeren Sinne Initiationserkenntnis erworben hat, hier möglich, die
Seelen in ihrem Leben nach dem Tode weiter zu beobachten. Dazu sind viele Vorbereitungen
notwendig, dazu ist ein bestimmtes Karma notwendig, das den Menschen hier mit dem
Menschen drüben verbindet. Da handelt es sich darum, daß man nun eine
Verständigungsmöglichkeit gewinnt mit einem Verstorbenen. Ich rede Ihnen dabei von
außerordentlich schwierigen geistigen Erlebnissen, denn es ist im allgemeinen leichter, die
Welt geistig zu beschreiben, als nur im geringsten an einen Toten heranzukommen. Die
Menschen glauben leicht, daß es nicht schwer wäre, an einen Toten heranzukommen; es ist
viel schwerer, an den Toten wirklich heranzukommen, als allgemeine spirituelle Erkenntnisse
zu gewinnen.“ (Lit.:GA 214, S. 149)
Um uns mit der Sphäre der Toten zu verbinden, müssen wir das Fühlen und Wollen im
Denken erkraften. Jedes Irrlichtelierenlassen der Gedanken ist geistige Kraftverschwendung
und behindert die Verbindung mit der geistigen Welt. Normalerweise richten wir unsere
Aufmerksamkeit nur auf den Gegenstand, über den wir nachdenken. Das erzieht bereits
unser Gedankenleben, aber wir müssen noch weitergehen. Wir müssen etwa lernen, die
Schönheit oder Erhabenheit eines Gedankens zu fühlen. Vor allem müssen wir unsere eigene
geistige Tätigkeit in der Gedankenbildung betrachten. Die Beobachtung des Denkens, wie sie
Rudolf Steiner schon in seiner «Philosophie der Freiheit» (GA 4) beschrieben hat, ist
gefordert. Ein äußerer Gegenstand fällt dann weg, wir vollziehen und betrachten eine rein
geistige Tätigkeit. Fertige abstrakte, sinnlich orientierte Gedanken, die wir haben, sind für
den Toten bedeutungslos. Das Gedankenwerden kann er miterleben und auch seine Kräfte in
dieses hineinsenden. „Einfälle“, von denen man spürt, dass sie nicht von einem selbst
kommen, stammen nicht selten von einem Menschen, der bereits über die Schwelle
gegangen ist. Solche Gedanken auffassen zu können, wird sogar künftig immer wichtiger,
denn da wir heute so stark in die Sinneswelt verstrickt sind, können wir gar nicht alles
verwirklichen, was geistig in uns veranlagt ist. Gerade rein geistige Gedanken entfalten sich
und reifen erst so richtig nach dem Tod. Solche Gedanken, wie sie der Tote entwickelt,
können wir heute auf Erden gar nicht ausbilden, aber wir können sie von den Toten als
Anregung entgegennehmen und auf Erden fruchtbar machen.

Das Geistgespräch mit den Toten


Das Geistgespräch mit den Toten verläuft ganz anders als ein Gespräch, dass wir im irdischen
Leben führen. Eine charakteristische Eigenschaft der Astralwelt, in der der Tote zunächst für
längere Zeit nach dem Tod verweilt, ist, dass hier alles umgekehrt erscheint. In der
Imagination scheinen beispielsweise die Begierden und Triebe, die wir in uns tragen, von
außen auf uns zuzukommen, etwa in der bildhaften Gestalt wilder Tiere. So findet für das
Erleben des Toten eine komplette Umstülpung dessen statt, was er aus der Sinneswelt
gewohnt war. Wenn wir mit ihm in geistige Verbindung treten wollen, müssen wir diese
Umwendung des Inneren zum Äußeren und des Äußeren zum Inneren mitvollziehen. Die
Fragen, die wir an den Toten stellen, scheinen von ihm selbst auszugehen: er spricht unsere
Fragen aus. Seine Antworten aber steigen aus unserem Inneren auf. Der beste Moment, um
unsere Fragen an den Toten heranzubringen, ist der Moment des Einschlafens. Seine
Antworten steigen am leichtesten im Moment des Aufwachens in uns auf.

„Ich will ganz im Konkreten sprechen: Wenn Sie hier in der Sinneswelt von Mensch zu
Mensch reden, so reden Sie, der andere antwortet Ihnen. Sie wissen, Sie erzeugen Ihre
Worte durch Ihr Stimmorgan; die Worte kommen aus Ihren Gedanken heraus. Sie fühlen, Sie
sind der Schöpfer Ihrer Worte. Sie wissen, Sie hören sich, während Sie sprechen, und
während der andere antwortet, hören Sie den andern, und Sie wissen dann: Sie sind still,
den andern hören Sie jetzt. - Sehen Sie, man gewöhnt sich tief ein in ein solches Verhältnis
dadurch, daß man sich nur bewußt ist, in der physischen Welt mit andern Wesen zu
verkehren. Der Verkehr mit den entkörperten Seelen ist aber nicht so. So merkwürdig es
klingt: Der Verkehr mit den entkörperten Seelen ist genau umgekehrt. Wenn Sie selber Ihre
Gedanken dem Entkörperten mitteilen, so sprechen nicht Sie, sondern es spricht er. Es ist
genau so, wie wenn Sie mit jemandem sprechen würden, und das, was Sie denken, was Sie
mitteilen wollen, sprechen nicht Sie aus, sondern das spricht der andere aus. Und was der
sogenannte Tote Ihnen antwortet, kommt Ihnen nicht zu von außen, sondern das steigt von
Ihrem Inneren auf, das erleben Sie als Innenleben. Daran muß sich das hellsichtige
Bewußtsein erst gewöhnen, muß sich erst gewöhnen, daß man selber in dem andern der
Fragende ist, und daß der andere in einem der Antwortende ist. Diese vollständige
Umstülpung des Wesens ist notwendig.

Wer bekannt ist mit solchen Dingen, der weiß, daß solche Umstülpung des Wesens nicht
leicht ist. Denn sie widerspricht allem, was der Mensch gewohnt ist; denn die Gewohnheiten
bilden sich im Laufe des Lebens aus; aber nicht nur das, sie widerspricht sogar allem, was
dem Menschen angeboren ist. Denn zu glauben, daß man selber spricht, wenn man fragt,
und daß der andere still ist, wenn man antwortet, das ist doch dem Menschen angeboren.
Und dennoch ist das eben Gesagte der Fall im Verkehr mit den übersinnlichen Wesen. Diese
Umstülpung des Wesens, die das hellsichtige Bewußtsein erfährt, wird Sie aber darauf
aufmerksam machen können, daß ein gut Teil von der Nichtwahrnehmbarkeit der Toten
darauf beruht, daß sie eben mit den Lebenden in einer Weise verkehren, wie es den
Lebenden nicht nur ungewohnt, sondern ganz unmöglich erscheint. Die Lebenden hören
einfach nicht, was ihnen die Toten sagen aus der Tiefe ihres Wesens heraus; und die
Lebenden achten nicht darauf, wenn ein anderer dasselbe sagt, was sie selbst denken, was
sie selbst fragen wollen.

Nun liegt aber die Sache so, daß von zwei für den gegenwärtigen Menschen
vorüberhuschenden Bewußtseins-Mittelzuständen - vom Aufwachen und Einschlafen -
immer nur der eine geeignet ist für das Fragen und der andere nur für das Antworten. Das
Eigentümliche ist, daß, wenn wir einschlafen, dieser Moment des Einschlafens besonders
günstig ist für das Fragenstellen an den Toten, das heißt, für das Hören der Fragen, die wir an
den Toten stellen, von ihm aus. Wenn wir einschlafen, sind wir besonders dafür disponiert,
aus dem Toten herauszuhören, was wir fragen wollen. Nun schlafen wir aber im
gewöhnlichen Bewußtsein gleich hinterher ein, und die Folge ist, daß wir tatsächlich
Hunderte von Fragen an die Toten stellen, von Hunderten von Dingen zu den Toten im
Einschlafen reden, daß wir aber nichts davon wissen, weil wir hinterher einschlafen. Dieser
vorübergehende Moment des Einschlafens ist ein Moment von ungeheurer Bedeutung für
unseren Verkehr mit den Toten. Und wiederum der Moment des Aufwachens: Er disponiert
uns ganz besonders dazu, die Antworten der Toten zu vernehmen. Würden wir nicht
sogleich in das sinnliche Wahrnehmen übergehen, sondern würden wir beim Momente des
Aufwachens verweilen können, so würden wir in diesem Momente sehr geeignet sein,
Botschaften von den Toten entgegenzunehmen. Nur würden diese Botschaften uns so
erscheinen, als wenn sie aus unserem eigenen Inneren aufsteigen.“ (Lit.:GA 181, S. 56f)

Mit dem Einschlafen versinken wir in einen Zustand der Bewusstlosigkeit, der zeitweise von
Träumen unterbrochen wird. An die Einschlafträume können wir uns morgens nur selten
erinnern. Leichter ist dies bei den Aufwachträumen, aber auch diese werden sehr schnell
durch das Wachbewusstsein überdeckt und rasch vergessen. Dennoch kann es immer wieder
vorkommen, dass wir uns an Träume erinnern, in denen der Tote zu uns gesprochen zu
haben scheint. Doch dem ist nicht so. In den Träumen von den Toten verdichten sich
vielmehr in der Regel bildhaft die Fragen, die wir an ihn gerichtet haben.

„Was der Mensch im Einschlafen erlebt als das Von-sich-aus-Fragenstellen an die Toten,
setzt sich in einer gewissen Weise durch den Schlafzustand hindurch fort. Wir blicken, indem
wir weiterschlafen, unbewußt zurück zu dem Moment des Einschlafens, und durch diese
Tatsache können sich Träume einstellen. Solche Träume können tatsächlich Wiedergaben
sein der Fragen, die wir an die Toten stellen. Das ist schon einmal so, daß wir in den Träumen
viel mehr, als wir meinen, uns den Toten nähern, zu den Toten hinsprechen, wenn auch das,
was im Träume erlebt wird, unmittelbar schon beim Einschlafen gesprochen war. Aber der
Traum holt es herauf aus den undifferenzierten Tiefen der Seele. Doch der Mensch
mißdeutet es leicht; er nimmt die Träume, wenn er sich dann später an sie als Träume
erinnert, meistens nicht als das, was sie sind. Träume sind eigentlich immer ein aus unserem
Gefühlsleben hervorgehendes Zusammenleben mit den Toten. Wir haben uns zu ihnen
hinbewegt, und der Traum gibt uns eigentlich oft Fragen, die wir an Tote gestellt haben. Er
gibt uns schon unser subjektives Erlebnis, aber so, als wenn es von außen kommen würde.
Der Tote spricht zu uns, aber wir sprechen es eigentlich selber. Es scheint nur so, als wenn
der Tote spricht. Es sind in der Regel nicht Botschaften, die von den Toten kommen, was uns
in den Träumen entgegentritt, sondern der Traum, den wir von den Toten haben, ist der
Ausdruck des Bedürfnisses dafür, daß wir mit den Toten zusammen sind, daß es uns
gelungen ist, mit den Toten im Momente des Einschlafens zusammenzukommen.“ (Lit.:GA
181, S. 58)

Es sind also zumeist nicht die Träume, durch die der Tote zu uns spricht. Diese sind nur der
bildhafte Ausdruck der Fragen, die wir beim Einschlafen an ihn gerichtet haben. Seine
Antwort taucht vielmehr morgens wie ein spontaner Einfall aus unserem Inneren auf.

„Der Moment des Aufwachens überbringt uns die Botschaften von den Toten. Dieser
Moment des Aufwachens wird ausgelöscht durch das nachfolgende Sinnesleben. Aber es
kommt doch auch die Tatsache vor, daß wir im Aufwachen, wie aus dem Inneren der Seele
heraufsteigend, irgend etwas haben, von dem wir, wenn wir nur eine genauere
Selbstbeobachtung haben, sehr gut wissen können: Es kommt nicht aus unserem
gewöhnlichen Ich heraus. Das sind oftmals Botschaften der Toten.

Sie werden mit diesen Vorstellungen zurechtkommen, wenn Sie nicht schief denken über ein
Verhältnis, das Ihnen ja jetzt vor die Seele getreten sein wird. Sie werden sagen: Dann ist der
Moment des Einschlafens geeignet, um an den Toten Fragen zu stellen; der Moment des
Aufwachens ist geeignet, um von dem Toten die Antworten zu bekommen. Das liegt also
auseinander. Sie werden dies nur richtig beurteilen, wenn Sie die Zeitverhältnisse in der
übersinnlichen Welt richtig ins Auge fassen. Dort ist das wahr, was in einer merkwürdigen
Intuition Richard Wagner in dem Satz ausgesprochen hat: Die Zeit wird zum Raume. - Es wird
wirklich in der übersinnlichen Welt die Zeit zum Raume, so wie ein Raumpunkt dort ist, ein
anderer dort. Also ist die Zeit nicht vergangen, sondern ein Raumpunkt ist nur in einer
größeren oder geringeren Entfernung. Die Zeit wird wirklich übersinnlich zum Raume. Und
der Tote spricht nur die Antworten, indem er etwas weiter von uns absteht. Das ist natürlich
wieder ungewohnt. Aber das Vergangene ist nicht vergangen in der übersinnlichen Welt; das
ist da, es bleibt da. Und mit Bezug auf das Gegenwärtige handelt es sich nur um das Sich-
Gegenüberstellen an einem andern Ort gegenüber dem Vergangenen. Das Vergangene ist
ebensowenig fort in der übersinnlichen Welt, wie das Haus fort ist, aus dem Sie heute abend
weggegangen sind, um hierher zu kommen. Das ist an seinem Orte, und so ist das
Vergangene in der übersinnlichen Welt nicht weg, es ist da. Und ob Sie nun nahe oder mehr
entfernt sind von dem Toten, das hängt von Ihnen selbst ab, wie weit Sie mit dem Toten
gekommen sind. Es kann sehr weit sein, kann aber auch sehr nahe sein.“ (Lit.:GA 181, S. 59)
Die Frage und die Antwort sind zeitlich voneinander getrennt. Oftmals muss man mehrere
Nächte darüber schlafen, um eine Antwort zu bekommen.

„Sie bekommen in der Regel nur eine Verständigung mit dem Toten, wenn Sie verstehen, in
der richtigen Weise Fragen an ihn zu stellen. Man muß manchmal mit diesen Fragen so
vorgehen, daß man an einem Tage möglichst in vollständiger Ruhe sich auf den Toten
konzentriert, mit ihm in etwas lebt, was recht konkret ist - denn Bilder hat er nach dem Tode
mehr in seiner Seele als abstrakte Vorstellungen —, also man muß sich auf etwas
konzentrieren, was ein reales konkretes Erlebnis ist, das er gern hier gehabt hat im Leben, da
kann man allmählich an den Toten herankommen.

Man bekommt in der Regel nicht gleich Antwort. Man muß oftmals darüber schlafen,
vielleicht mehrmals schlafen, und man bekommt nach Tagen Antwort. Aber man bekommt
eigentlich nie von Toten Antwort, wenn man die Frage an sie stellt mit Substantiven. Man
muß versuchen, alles Substantivische in Verbalform zu kleiden. Diese Vorbereitung ist
durchaus notwendig. Das beste, was der Tote versteht, sind Verben, die man recht
anschaulich macht. Also der Tote versteht zum Beispiel niemals das Wort «Tisch»; aber
wenn es einem gelingt, etwas lebhaft vorzustellen von dem, was in Tätigkeit ist, wenn ein
Tisch gemacht wird, was also ein Werdendes ist, dann kann man allmählich für den Toten so
verständlich werden, daß er die Frage auffaßt und daß man Antworten bekommt, die immer
in Verbalform sind, die aber sehr häufig nicht einmal in Verbalform sind, sondern die in dem
sind, was wir hier auf der Erde als Interjektion, als Empfindungswörter ansprechen würden.

Namentlich spricht der Tote in Buchstaben-, in Lautzusammensetzungen. Und er kommt, je


länger er in der geistigen Welt verweilt nach dem Tode, desto mehr dazu, in einer Sprache zu
sprechen, die man sich erst aneignet, wenn man für die irdische Sprache ein
Unterscheidungsverständnis sich erwirbt, wenn man sich nicht mehr hält an die abstrakte
Bedeutung der Worte, sondern wenn man eindringt in den Empfindungsgehalt der Laute.

Es ist ja so, wie ich auch in den Vorträgen über Erziehung gesagt habe: Bei A empfinden wir
etwas wie Staunen. Das Staunen nehmen wir gewissermaßen in unsere eigene Seele herein,
wenn wir nicht bloß A sagen, sondern Ach. Das heißt: A = ich staune, und das Staunen geht
in mich herein: eh. Und wenn ich jetzt noch m voranstelle und sage: mach - so habe ich ein
Verfolgen desjenigen, was mich erstaunen macht, so wie wenn es in Schritten - m -
herankäme, und ich bin völlig drin! In diesen Lautverständnissen kommen oftmals die
Antworten der Toten. Die sprechen nicht englisch, die sprechen nicht deutsch, nicht russisch,
die sprechen so, daß es nur Seele und Herz verstehen kann, wenn Seele und Herz mit den
Ohren zusammenhängen.

Ich habe Ihnen vorhin gesagt: Das Herz ist majestätischer als die Sonne. Für die irdische
Anschauung ist das Herz da irgendwo drinnen, und wenn wir es anatomisch
herausschneiden, bietet es keinen schönen Anblick. In Wahrheit ist das Herz im ganzen
Menschen, durchdringt alle übrigen Organe, sitzt auch im Ohre. Wir müssen uns immer
mehr gewöhnen an diese Herzenssprache der Toten, wenn ich sie so nennen darf.

Daran gewöhnen wir uns, wenn wir nach und nach alles Substantivische wegwerfen, ins
Verbale hineinkommen. Die Tätigkeit, das Werden, das versteht der Tote noch ziemlich
lange nach dem Tode. Aber später versteht er eine Sprache, die keine wirkliche Sprache ist.
Das, was wir dann vom Toten empfangen, müssen wir erst rückübersetzen in eine irdische
Sprache.“ (Lit.:GA 214, S. 150f)

Sprache und Sprachverständnis der Toten


Die Sprache und das Sprachverständnis des Toten verwandelt sich in bedeutsamer Weise.
Der Tote versteht schon sehr bald keine Hauptwörter mehr. Am längsten verständig bleibt er
für alle Verben, d.h. für alles alles, was eine Tätigkeit, ein Werden oder Vergehen ausdrückt.
Das fertige Sinnessein ist dem Toten unzugänglich - den Werdeprozess kann er miterleben,
weil darin die Seele aktiv ist. Wenn man Fragen an die Toten richtet, muß man auch alles
Substantivische in Verbalformen kleiden. Am besten versteht der Tote Verben, die man recht
anschaulich macht. Die Antworten der Toten kommen ebenfalls in Verbalform, oder häufig
auch als Empfindungswörter, besonders als Interjektionen. Namentlich spricht der Tote in
Buchstaben-, in Lautzusammensetzungen, d.h. aus jener tieferen Schicht der Sprache, wo
ihre Formkräfte (Konsonanten) und Empfindungen (Vokale) wohnen. Dann verliert er die
Konsonanten (Bildekräfte) und lebt in den Vokalempfindungen. Nicht der begriffliche,
sondern der empfindungsmäßige Gehalt der Sprache ist wichtig. Bedeutsam ist nicht der
intellektuelle, sondern der rein künstlerische Umgang mit der Sprache. Sehr hilfreich kann
dabei die von Rudolf Steiner und Marie Steiner gemeinsam entwickelte Sprachgestaltung
sein, durch welche die Formkraft und der Empfindungsgehalt jedes Lautes bewusst und
objektiv erfasst und gestaltet werden kann. Von jeder persönlichen Sentimentalität muss
sich dabei aber völlig freihalten.

„Zunächst ist es ja nur möglich, mit den Toten zu verkehren, indem man sich versetzen kann
in ihr Erinnerungsvermögen an die physische Welt. Die Toten, haben noch einen Anklang an
die menschliche Sprache, sogar an die besondere Sprache, die sie hier auf der Erde
hauptsächlich gesprochen haben. Aber es verändert sich ihr Verhältnis zur Sprache. So zum
Beispiel bemerkt man, wenn man mit einem Toten verkehrt, daß er sehr bald kein
Verständnis, nicht das geringste Verständnis mehr hat für Hauptwörter, für Substantiva. Die
Substantiva sind Wörter, die der Lebende hier an den Toten richten kann, der Tote, wenn ich
mich des Ausdrucks bedienen darf, hört sie einfach nicht. Dagegen behält der Tote für alle
Verben, also Tätigkeitswörter, verhältnismäßig lange noch ein Verständnis.“ (Lit.:GA 214, S.
149f)

„So gibt es also sehr geistvolle Philosophen, die überhaupt nicht glauben, daß man ohne
innerliche Wortpräsenz denken kann. Man kann es. Aber im gewöhnlichen alltäglichen
Denken denkt der Mensch in Worten, besonders dann, wenn er einen Verkehr mit den Toten
spirituell entwickeln soll. Denn Sie wissen ja, daß dieser Verkehr mit den Toten nicht in
Abstraktionen verlaufen darf - das ist so, wie wenn wir ins Blaue hineindenken würden - ,
sondern er muß in Konkretheit verlaufen, der Verkehr mit den Toten. Deshalb sagte ich:
Bestimmte Bilder, die sehr konkret vorgestellt werden, die kommen an die Toten heran,
nicht abstrakte Gedanken. Besonders weil das so ist, sind wir dann auch sehr geneigt, in
diesem Gedankenverkehr mit den Toten in der Sprache zu denken, die Sprache innerlich mit
anklingen zu lassen. Da machen wir die eigentümliche Erfahrung - Sie mögen es glauben
oder nicht, aber es ist eben eine Erfahrung -, daß zum Beispiel die Toten Substantive nicht
hören. Das sind wie Lücken in unseren Sätzen im Verkehr mit den Toten. Eigenschaftswörter
sind schon besser, aber auch noch sehr schwach. Aber bei Verben, Tätigkeitswörtern, da
greift ihr Verstehen ein. Das lernt man erst ganz allmählich. Man weiß nicht, warum
manches so schlecht geht in diesem Verkehr. Man kommt erst nach und nach darauf, daß
man bei diesem Verkehr nur ja nicht viele Hauptwörter anwenden darf. Man kann es ja für
sich übersetzen, damit man es versteht. Und man kommt darauf, daß das davon herrührt,
daß der Mensch, indem er Tätigkeitswörter, Verben gebraucht, nicht anders kann, als
innerlich selber dabei sein, bei den Wörtern. Es ist etwas Persönliches in den Verben. Man
erlebt die Tätigkeit mit, während das Substantiv immer zu etwas ganz Abstraktem wird.“
(Lit.:GA 192, S. 54f)

„Es gehört ja zu den schwierigsten Aufgaben der Initiationserkenntnis, Beziehung zu


gewinnen zu den Seelen, die vor kürzerer oder längerer Zeit die Erde verlassen haben, die
durch die Pforte des Todes gegangen sind. Es ist aber möglich, solche Beziehungen durch
Erweckung tieferer Seelenkräfte zu gewinnen. Da muß man zunächst sich aber klar sein
darüber, daß man sich eigentlich erst hineinzugewöhnen hat durch Exerzitien in die Sprache,
die man mit den Toten zu sprechen hat. Diese Sprache ist, ich möchte sagen, in einer
gewissen Weise ein Kind der Menschensprache. Aber man würde ganz fehlgehen, wenn man
glaubt, daß einem diese Menschensprache hier etwas helfen würde, um Verkehr mit den
Toten zu pflegen. Denn das erste, was man gewahr wird, das ist dieses, daß die Toten nur
ganz kurze Zeit noch verstehen dasjenige, was hier in der Erdensprache als Hauptwörter, als
Substantive lebt. Dasjenige, was ein Ding ausdrückt, ein abgeschlossenes Ding, das durch ein
Substantiv bezeichnet wird, das ist in der Sprache der Toten nicht mehr vorhanden. In der
Sprache der Toten bezieht sich alles auf Regsamkeit, auf innere Beweglichkeit. Daher finden
wir, daß nach einiger Zeit, nachdem die Menschen durch die Pforte des Todes gegangen
sind, sie nur noch für die Verben, für dasjenige, was wir Tätigkeitsworte nennen, eine
wirkliche Empfindung haben. Wir müssen ja, um mit den Toten zu verkehren, zuweilen die
Fragen an sie richten, indem wir sie so formulieren, daß sie den Toten verständlich sind.
Dann kommt nach einiger Zeit, wenn wir darauf acht zu geben verstehen, die Antwort.
Gewöhnlich müssen mehrere Nächte vergehen, bis der Tote uns antworten kann auf Fragen,
die wir an ihn stellen. Aber wir müssen, wie gesagt, uns in die Sprache der Toten
hineinfinden, und zuletzt erst findet sich die Sprache für uns ein, die der Tote eigentlich hat,
in die er sich hineinleben muß, weil er ja mit seinem ganzen Seelenleben von der Erde sich
entfernen muß. Da finden wir uns hinein in eine Sprache, die überhaupt nicht mehr nach
irdischen Verhältnissen geformt ist, in eine Sprache, die aus der Empfindung, aus dem
Herzen heraus ist, in eine Art Herzenssprache. Da formen wir so das Sprachliche, wie wir
etwa in der Menschensprache nur die Empfindungslaute formen, wo wir ein «Ach»
aussprechen, wenn wir verwundert sind, wo wir ein «I» aussprechen, wenn wir auf uns
selber zurückleiten wollen. Da bekommen die Laute und die Lautzusammensetzungen erst
ihre große, ihre wirkliche Bedeutung.“ (Lit.:GA 214, S. 190f)

„Wer heute in der Lage ist, durch seine okkulte Erfahrung mit den Toten zu verkehren, der
bemerkt sehr bald - man verkehrt mit den Toten ja durch Gedanken - , daß sehr viele
Gedanken, durch die man sich selber mit den Toten verständigen will, von diesen Toten
nicht verstanden werden. Viele von den Gedanken der Menschen hier auf Erden, von den
Gedanken, an die sich die Menschen gewöhnt haben, klingen für die Toten - Sie müssen das
natürlich entsprechend nehmen, ich rede von Gedankenverkehr mit den Toten —, wie eine
unverständliche, eine fremde Sprache. Und wenn man näher auf dieses ganze Verhältnis
eingeht, so findet man namentlich, daß Verben, Zeitwörter, auch Präpositionen und vor allen
Dingen Interjektionen von den Toten verhältnismäßig leicht verstanden werden, Substantiva,
Hauptwörter hingegen fast gar nicht. Die bilden sozusagen im Sprachverstehen der Toten
eine gewisse Lücke. Da versteht der Tote nimmer, wenn man viel in Hauptwörtern mit ihm
sprechen will. Und man merkt, wenn man versucht, das Hauptwort in ein Verbum
umzusetzen, daß er dann anfängt zu verstehen. Wenn Sie zum Beispiel zu einem Toten
sagen: Der Keim für irgend etwas - , so bleibt ihm das Wort «der Keim» in den meisten Fällen
unverständlich, ja, es ist, als ob er überhaupt nichts hörte. Wenn Sie sagen, etwas keimt,
wenn Sie also «der Keim» verwandeln in das Verbum: etwas keimt - , dann fängt er an zu
verstehen. Woran liegt das? Sie kommen darauf, daß das durchaus nicht an dem Toten liegt,
sondern das liegt an einem selbst. Das liegt an dem Menschen, der mit dem Toten spricht,
und zwar aus dem Grunde, weil die heutigen Menschen seit der Mitte des 15. Jahrhunderts,
wenigstens für alle mittel- und westeuropäischen Sprachen - es ist um so mehr der Fall, je
weiter man nach Westen kommt —, verloren haben für die Substantiva das lebendige
Bildgefühl, was das Substantive ausdrückt: es ist so irgend etwas Nebuloses, was nur
eigentlich im Verständnis anklingt, wenn der Mensch heute ein Substantivum sagt; die
wenigsten Menschen denken überhaupt noch etwas Wirkliches, wenn sie in einem
Substantivum sprechen. Wenn sie dann das Substantivum in ein Verbum verwandeln
müssen, dann sind sie innerlich gezwungen, ein bißchen konkreter zu denken. Wenn einer
sagt «der Keim», so werden Sie in den meisten Fällen, insbesondere wenn er in abstrakten
Reden redet, nicht finden, daß er sich konkret irgendeinen Pflanzenkeim, etwa eine
keimende Bohne, irgendwie noch im Bilde vorstellt; er stellt sich etwas ganz Nebuloses im
Bilde vor, so irgend etwas im Prinzip. Wenn Sie sagen «was keimt», oder «dasjenige, welches
keimt», so sind Sie wenigstens gezwungen, dadurch daß Sie die Verbalform haben, an das
Herauskommen zu denken, also doch an irgend etwas, das sich bewegt. Das heißt: Sie gehen
aus dem Abstrakten ins Konkrete hinein. Dadurch, daß Sie selbst aus dem Abstrakten ins
Konkrete hineingehen, beginnt der Tote Sie zu verstehen. Aber die Menschen werden
genötigt werden, weil aus Gründen, die ich hier oftmals angeführt habe, die lebendigen
Zusammenhänge zwischen den hier auf der Erde lebenden und den durch die Pforte des
Todes gegangenen, unverkörperten Seelen immer enger und enger werden müssen, weil die
Impulse der Toten immer mehr und mehr hereinwirken müssen auf die Erde, allmählich in
ihre Sprache, in ihr Sprechen und damit in ihr Denken etwas aufzunehmen, welches vom
Abstrakten ins Konkrete herüberführt. Das muß geradezu ein Bestreben der Menschen
werden, wiederum bildhaft, imaginativ zu denken, wenn gesprochen wird.“ (Lit.:GA 190, S.
62f)

Vorlesen für die Toten


→ Hauptartikel: Vorlesen für die Toten
„Wir können zum Beispiel den Verstorbenen vorlesen. Das macht man in der Weise, daß
man sich die lebendige Vorstellung bildet, der Tote sei vor einem: man stellt sich etwa seine
Gesichtszüge vor und geht in Gedanken die Dinge mit ihm durch, die zum Beispiel in einem
anthroposophischen Buche stehen. Man braucht es nur in Gedanken zu tun; das wirkt in
einer unmittelbaren Weise auf den, der durch die Pforte des Todes gegangen ist. Und
solange er im Kamaloka-Zustand ist, ist die Sprache auch kein Hindernis; das wäre sie erst,
wenn er im Devachan ist. Daher kann auch nicht die Frage aufgeworfen werden: Versteht
denn der Tote die Sprache? - Während der Kamalokazeit ist durchaus noch eine Empfindung
für die Sprache vorhanden. In einer solchen aktiven Weise kann der Mensch demjenigen
Hilfe leisten, der durch die Pforte des Todes gegangen ist. Was so aus dem physischen Plan
heraufströmt, das ist etwas, was eine Änderung in den Verhältnissen des Lebens zwischen
dem Tode und der neuen Geburt hervorrufen kann, was dem Verstorbenen gegeben werden
kann nur von der physischen Welt aus, was ihm aber nicht von der geistigen Welt direkt
gegeben werden kann.“ (Lit.:GA 141, S. 57f)
„Eine Frage, die im Zusammenhang mit alledem sehr häufig sich ergibt, ist diese: Ja, wie kann
man wissen, ob der Tote wirklich zuhören kann? Nun, ohne den hellsichtigen Blick ist es
schwierig, das zu wissen, obwohl man sich allmählich, wenn man sich mit dem Andenken an
die Toten beschäftigt, von einem Gefühl wird überrascht finden: der Tote hört zu. Man wird
dieses Gefühl nur dann nicht haben, wenn man unaufmerksam ist und auf jene
eigentümliche Wärme nicht achtet, die sich oft beim Vorlesen verbreitet. Man kann sich
wirklich ein solches Gefühl aneignen. Kann man das aber nicht tun, meine lieben Freunde, so
muß gesagt werden, daß in dem Verhalten zur geistigen Welt ja auch in diesem Falle eine
Regel zur Anwendung kommen muß, die oftmals berücksichtigt werden muß. Das ist die
Regel: Ja, wenn wir vorlesen dem Toten, so nützen wir ihm unter allen Umständen, wenn er
uns hört! Hört er uns nicht, so erfüllen wir erstens unsere Pflicht, bringen es vielleicht dazu,
daß er uns doch hört, sonst aber gewinnen wir wenigstens etwas, erfüllen uns mit Gedanken
und Ideen, die ja ganz gewiß Nahrung sein werden für die Toten in der zuerst angedeuteten
Weise. Also verloren ist unter allen Umständen nichts. Aber die Praxis hat gezeigt, daß
tatsächlich dieses Vernehmen dessen, was vorgelesen wird, von seiten der Toten etwas
außerordentlich Verbreitetes ist, daß ein ungeheurer Dienst geleistet werden kann
denjenigen, denen wir in dieser Weise das, was heute an geistiger Weisheit herangezogen
werden kann, vorlesen.“ (Lit.:GA 140, S. 337)

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Geistige Behinderung
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Klassifikation nach ICD-10
ICD-10 online (WHO-Version 2016)
Der Begriff geistige Behinderung (auch „geistige Zurückgebliebenheit“ und „mentale
Retardierung“) bezeichnet einen andauernden Zustand deutlich unterdurchschnittlicher
kognitiver Fähigkeiten eines Menschen sowie damit verbundene Einschränkungen seines
affektiven Verhaltens.

Eine eindeutige und allgemein akzeptierte Definition ist jedoch schwierig:

Medizinisch orientierte Definitionen sprechen von einer „Minderung oder Herabsetzung der
maximal erreichbaren Intelligenz“. So bezeichnet auch die Internationale statistische
Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) dieses
Phänomen als „Intelligenzminderung“ (F70–79). Demnach lässt sich – rein auf die Intelligenz
bezogen – eine geistige Behinderung als Steigerung und Erweiterung einer Lernbehinderung
verstehen.

In anderen Definitionen rückt statt der Intelligenz eher die Interaktion des betroffenen
Menschen mit seiner Umwelt in den Blick.

Der alters- oder krankheitsbedingte Verlust vorher beherrschter Fähigkeiten (und damit
auch der Intelligenz) wird als Demenz bezeichnet. Im Falle einer dauerhaften
Beeinträchtigung durch psychiatrische oder neurologische Erkrankungen, die sich primär
durch Denkstörungen bei (weitgehend) erhaltener Intelligenz darstellen, spricht man von
einer psychischen Behinderung, wobei die Übergänge oft fließend sind.
Diagnose und Differentialdiagnose
Eine Diagnose der geistigen Behinderung bezieht sich oft auf die Messung einer deutlichen
Intelligenzminderung mit Hilfe standardisierter Intelligenztests. Ein Intelligenzquotient (IQ)
im Bereich von 70 bis 85 ist unterdurchschnittlich; in diesem Fall spricht man von einer
Lernbehinderung. Ein IQ unter 70 bedingt dann die Diagnose der geistigen Behinderung. Eine
weitere Unterteilung dieses Bereiches wird von manchen Autoren als obsolet angesehen, da
es keine Messverfahren gibt, die hier valide und reliable Ergebnisse mit der nötigen
Trennschärfe ergeben.

Ist die Durchführung eines Intelligenztests zum Beispiel wegen einer körperlichen
Behinderung oder einer Verhaltensstörung nicht möglich, werden andere Tests durchgeführt
(zum Beispiel selbständiges Essen und Trinken, Arbeitsproben, selbständiges Ankleiden). Im
Bereich der geringsten Intelligenzleistungen, die bei schweren Krankheitsbildern,
Verwachsungen im Gehirn oder kriegsbedingt zerstörten Hirnteilen auftreten, wurde früher
die Konditionierbarkeit auf bestimmte Reize diagnostisch verwendet. So ließen sich früher
als „imbezil“ bezeichnete Patienten mit positiven Reizen oder regelmäßigen Gewohnheiten
(Süßigkeiten, Essenszeiten) konditionieren, wohingegen bei einem IQ unter 20 nur noch
aversive Reize mit einer Vermeidungsreaktion verbunden werden konnten. Klinisch wurde
die Diagnose vor allem im Sinn einer Grenzangabe (z. B. grenzdebil) verwendet, obgleich
auch eine Skalierung mit Punktwerten vornehmbar war. Die Angaben verloren daher im
unteren Bereich ihren Wert als Verteilungsfunktion und waren eine reine diagnostische
Klasse.

Auch heute ist die Zuschreibung einer geistigen Behinderung per Intelligenzmessung sehr
umstritten. Mittlerweile ist sie einer individuellen Einzelfallbeschreibung im Rahmen einer
systemischen Analyse der Mensch-Umfeld-Verhältnisse gewichen, wobei IQ-Tests zwar
regelmäßig durchgeführt, aber nicht als alleiniger Wert interpretiert werden (dürfen).

Einige Krankheits- oder Behinderungsbilder ähneln oberflächlich der geistigen Behinderung,


sind jedoch im Sinne einer Differentialdiagnose von ihr zu unterscheiden. Das ist zum
Beispiel der frühkindliche Autismus, die psycho-soziale Deprivation (auch
Deprivationssyndrom oder Hospitalismus), die Demenz oder auch hirnorganische
Krankheiten. Auch die so genannte Pseudodebilität (auch: Pseudodemenz, beim
Erwachsenen Ganser-Syndrom) ist von der geistigen Behinderung zu unterscheiden, denn
hier ist die kognitive Beeinträchtigung Konversionssymptom. Die hauptsächlichen
Unterscheidungen bestehen darin, dass die geistige Behinderung von Anfang an besteht,
dass keine Wahnsymptome vorhanden sind und dass das Sozialverhalten nicht autistisch ist.

Symptome
Am auffälligsten sind die Verzögerung der kognitiv-intellektuellen Entwicklung im
Kindesalter, die Lernschwierigkeiten in der Schule und das herabgesetzte
Abstraktionsvermögen (wie Hängenbleiben am Detail oder am sinnlich Wahrgenommenen,
Leichtgläubigkeit). Nicht nur die durchschnittlich maximal erreichbare Intelligenz, sondern
teilweise auch das Anpassungsvermögen und die soziale und emotionale Reife sind
beeinträchtigt.
Eine geistige Behinderung ist häufig mit anderen Besonderheiten verbunden (wie Autismus,
Fehlbildungen des Gehirns, Lernstörungen, Beeinträchtigung der Motorik und der Sprache).
Sie beeinflusst nicht unbedingt die Fähigkeit, Gefühle zu empfinden wie Freude, Wut oder
Leid (vgl. kognitive Behinderung), jedoch zum Teil die Fähigkeit, mit diesen Gefühlen
umzugehen und sie (lautsprachlich) zu kommunizieren.

Die Lebenserwartung von Menschen mit einer geistigen Behinderung ist in der Regel nicht
geringer als die von Menschen ohne eine geistige Behinderung. Bei einigen Syndromen
gehen geistige Behinderungen jedoch mit zum Teil schwerwiegenden Beeinträchtigungen im
körperlich-organischen Bereich einher, die sich teils nur im Einzelfall, teils jedoch auch
generell (behinderungsspezifisch) negativ auf die Lebenserwartung auswirken.

Grade der geistigen Behinderung


Die ICD-10-Klassifikation teilt die geistige Behinderung in verschiedene Grade ein. Dies sind:

Leichte geistige Behinderung


auch leichte Intelligenzminderung, früher Debilität, ICD-10 F70
Der Intelligenzquotient liegt zwischen 50 und 69. Die Betroffenen haben Schwierigkeiten in
der Schule und erreichen als Erwachsene ein Intelligenzalter von 9 bis unter 12 Jahren. Viele
Erwachsene können arbeiten und gute soziale Beziehungen pflegen.
Mittelgradige geistige Behinderung
auch mittelgradige Intelligenzminderung, früher Imbezillität, ICD-10 F71
Der Intelligenzquotient liegt zwischen 35 und 49. Dies entspricht beim Erwachsenen einem
Intelligenzalter von 6 bis unter 9 Jahren. Es kommt zu deutlichen
Entwicklungsverzögerungen in der Kindheit. Die meisten können aber ein gewisses Maß an
Unabhängigkeit erreichen und eine ausreichende Kommunikationsfähigkeit und Ausbildung
erwerben. Erwachsene brauchen in unterschiedlichem Ausmaß Unterstützung im täglichen
Leben und bei der Arbeit.
Schwere geistige Behinderung
auch schwere Intelligenzminderung, früher Imbezillität, ICD-10 F72. Der Intelligenzquotient
liegt zwischen 20 und 34. Dies entspricht beim Erwachsenen einem Intelligenzalter von 3 bis
unter 6 Jahren. Da die Betroffenen nicht lesen und schreiben lernen und keine
allgemeinbildende Schule besuchen können, besuchen sie eine Schule für praktisch Bildbare
(auch Förderschule), wo sie lebenspraktische Bildung erhalten. Andauernde Unterstützung
ist nötig.
Schwerste geistige Behinderung
auch schwerste Intelligenzminderung, früher Idiotie, ICD-10 F73. Der Intelligenzquotient liegt
unter 20. Dies entspricht beim Erwachsenen einem Intelligenzalter von unter 3 Jahren. Die
eigene Versorgung, Kontinenz, Kommunikation und Beweglichkeit sind hochgradig
beeinträchtigt.
Dissoziierte Intelligenz
ICD-10 F74. Es besteht eine deutliche Diskrepanz von mindestens 15 IQ-Punkten
beispielsweise zwischen Sprach-IQ und Handlungs-IQ.
Andere geistige Behinderung
auch andere Intelligenzminderung, ICD-10 F78. Diese Kategorie sollte nur verwendet
werden, wenn die Beurteilung der Intelligenzminderung mit Hilfe der üblichen Verfahren
wegen begleitender sensorischer oder körperlicher Beeinträchtigungen besonders schwierig
oder unmöglich ist, wie bei Blinden, Taubstummen, schwer verhaltensgestörten oder
körperlich behinderten Personen.
Nicht näher bezeichnete geistige Behinderung
auch nicht näher bezeichnete Intelligenzminderung, ICD-10 F 79.
Die Informationen sind nicht ausreichend, um die Intelligenzminderung in eine der oben
genannten Kategorien einzuordnen.
Ursachen

Baby mit typischen Gesichtsmerkmalen des Fetalen Alkoholsyndroms, ausgelöst durch


Alkoholkonsum in der Schwangerschaft: Kleine Augen, glattes Philtrum, schmale Oberlippe
Als Ursachen für eine geistige Behinderung gelten einerseits endogene Faktoren, die meist
eine erbliche Grundlage (Erbkrankheiten) oder Chromosomen-Besonderheiten wie Down-
Syndrom, Sotos-Syndrom oder Katzenschrei-Syndrom aufweisen; Exogene Faktoren während
der Schwangerschaft sind erworbene cerebrale Schädigungen des Embryos durch
beispielsweise

Alkoholkonsum der Schwangeren


Gehirnentzündung/Hirnhautentzündung
Unterernährung der Schwangeren (zum Beispiel durch Hungersnot, Essstörung, rituelles
Fasten (z. B. Ramadan), diese führen zu einer früheren Geburt und geringerem
Geburtsgewicht)[1]
Radioaktive Bestrahlung der Schwangeren (siehe auch Strahlenkrankheit)
Unfall
Sauerstoffmangel während der Geburt
Niedrige Vitamin-D-Blutwerte sind möglicherweise ungünstig für die Gehirnleistung. Darauf
deuten Daten einer US-Studie mit 858 Teilnehmern über 65 Jahre hin. Bei Teilnehmern mit
niedrigen Vitamin-D-25-OH-Werten zu Studienbeginn (unter 25 nmol/l) war nach sechs
Jahren die Rate für kognitive Beeinträchtigungen um 60 % höher als bei Teilnehmern mit
hohen Werten (über 75 nmol/l) und um 31 % höher als bei ausreichenden Ausgangswerten.
[2] Die häufigste genetische Ursache von geistigen Behinderungen ist das Down-Syndrom.
Die häufigste nicht genetische Ursache von geistiger Behinderung ist das fetale
Alkoholsyndrom, das durch Alkoholkonsum der Schwangeren ausgelöst oder verursacht
wird.

Eindeutige Ursachenzuschreibungen sind manchmal schwierig bzw. nicht möglich. In vielen


Fällen sind sie – in Form einer „Schuldzuschreibung“ – auch für eine rechtzeitige
Frühförderung und Förderung eher hinderlich oder kontraproduktiv.

Genetik
Die häufigste genetische Ursache von verminderter Intelligenz ist das Down-Syndrom mit
einer durchschnittlichen Häufigkeit (Prävalenz) von etwa 1:500. Auch andere
Chromosomenaberrationen können die neuronale Entwicklung beeinträchtigen. Im
Gegensatz zu Erbkrankheiten sind Chromosomenaberrationen erst kurz vorher in einer
Eizelle der Mutter entstanden. Erbkrankheiten im engeren Sinn sind seltene bis sehr seltene
Mutationen, die meist bereits über mehrere Generationen übertragen wurden.

Im Folgenden eine Liste der Erbkrankheiten, die zu neuronalen Entwicklungsstörungen mit


verminderter Intelligenz beim Neugeborenen führen können.
Name Erbgang Häufigkeit ICD-10 OrphaNet Betroffene Gene/Proteine
Börjeson-Forssman-Lehmann-Syndrom X rezessiv ? Q87.8 [2] PHF6
Brunner-Syndrom X rezessiv ? E70.8 F54 [3] MAOA
(Monoaminooxidase)
Coffin-Lowry-Syndrom X rezessiv 2 / 100,000 F78.8 [4] RPS6KA3
Cornelia-de-Lange-Syndrom X rezessiv / autosomal dominant gesamt 1-9 / 100,000
Q87.1 [5] NIPBL, SMC1A, SMC3
Cri du Chat Partielle Monosomie am Chromosom 5 1 / 50,000 Q93.4
Vorlage:Orphanet
FG-Syndrom X rezessiv >1 / 1,000 Q87.8 [6] BRWD3, CASK, FLNA, MED12,
UPF3B
Fragiles-X-Syndrom X rezessiv 5-9 / 10,000 Q99.2 [7] FMR1 (Fragile-X-Mental-
Retardation-1-Protein)
FRAXE-Syndrom X rezessiv 1-9 / 1,000,000 - [8] AFF2
Hennekam-Syndrom autosomal rezessiv unter 1: 1,000,000 - [9] CCB1
Joubert-Syndrom sporadisch über 100 Fälle Q04.3 [10] INPP5E
Lujan-Fryns-Syndrom X rezessiv ? F79 [11] MED12, UPF3B
Martsolf-Syndrom autosomal rezessiv unter 20 Fälle Q87.8 [12] RAB3GAP2
MASA-Syndrom X rezessiv 1-9 / 100,000 G11.4 [13] L1CAM
Mikrozephalie, primäre autosomal rezessiv gesamt 2-4 / 100,000 Q02 [14]
ASPM, CDK5RAP2, CENPJ, CEP152, MCPH1, STIL
Morbus Gaucher autosomal rezessiv 1-9 / 100,000 E75.2 Vorlage:Orphanet GBA
Mukopolysaccharidose Enzymdefekte, Lysosomale Speicherkrankheit E76.0
E76.1 E76.2 E76.3 Vorlage:Orphanet
Nordisches Epilepsiesyndrom, (Neuronale Ceroid-Lipofuszinose Typ 8) autosomal rezessiv
unter 1 / 1,000,000 E75.4 [15] CLN8
Partington-Syndrom X rezessiv unter 1 / 1,000,000 - [16] ARX
Pierre-Robin-Sequenzverschiedene Formen1-9 / 100,000 Q87.0 Vorlage:Orphanet
Renpenning-SyndromX rezessiv ? - [17] PQBP1
Rett-Syndrom, atypisches dominant 1-9 / 100,000 G40.3 [18] CDKL5, FOXG1,
MECP2, NTNG1
Rubinstein-Taybi-Syndrom autosomal dominant oder unbekannt 1-9 / 100,000
Q87.2 Vorlage:Orphanet CBP, p300
Sjögren-Larsson-Syndrom autosomal rezessiv 1-9 / 1,000,000 E71.3 [19]
ALDH3A2 (Fettaldehyd-Dehydrogenase)
Snyder-Robinson-Syndrom X rezessiv 11 Fälle - [20] SMS
Tyrosinämie Typ II autosomal rezessiv <1 / 1,000,000E70.2 [21] TAT (Tyrosin-
Aminotransferase)
West-Syndrom ? 1-9 / 1,000,000 G40.4 [22] ARX, CDKL5
Williams-Beuren-Syndrom autosomal dominant 1-20,000-50,000 Q78.8
Vorlage:Orphanet
XLAG-Syndrom X rezessiv ? Q04.0 Q04.3 [23] ARX
unspez. X rezessiv gesamt 6-9 / 10,000 F78 [24] ACSL4, AGTR2, ARHGEF6,
AP1S2, ARX, ATP6AP2, ATRX, CUL4B, DLG3, FTSJ1, GDI1, GRIA3, HSD17B10, HUWE1,
I1RAPL1, IQSEC2, KDM5C, MAGT1, MECP2, OPHN1, PAK3, PHF8, RAB39B, RPS6KA3,
SHROOM4, SLC9A6, SOX3, SYP, TSPAN7, UPF3B, ZNS41, ZNS674, ZNS81
unspez. autosomal rezessiv ? - [25] CC2D1A, CRBN (Cereblon), GRIK2,
PRSS12, TRAPPC9, TUSC3
unspez. autosomal dominant ? - [26] CDH15 (Cadherin-15), KIRREL3,
MBD5, SYNGAP1
siehe auch Autosomal-rezessive primäre Mikrozephalie und X-chromosomale mentale
Retardierung.

Förderung
Um Kinder mit einer geistigen Behinderung in ihrer Entwicklung bestmöglich zu fördern,
absolvieren sie oft mit einem möglichst frühen Beginn eine gezielte Frühförderung. Ihnen
stehen im entsprechenden Alter Kindergärten offen, mancherorts gibt es integrative
Einrichtungen oder spezielle Sonderkindergärten.

Da in Deutschland das Schulrecht eine Pflicht zum Besuch einer Schule für alle Kinder und
Jugendlichen vorsieht, beträgt die Schulpflichtzeit auch bei Kindern und Jugendlichen mit
geistiger Behinderung (inklusive Berufsschulstufe) insgesamt zwölf Jahre. Diese Zeit kann
jedoch aufgrund besonderer Umstände (bei noch zu erwartender Leistungsentfaltungen) um
mehrere Jahre verlängert werden.

Sprach man bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts Menschen mit einer geistigen Behinderung
noch weitgehend die Fähigkeit zur Bildung ab, so entstanden im Laufe der Jahre ab etwa
1960 mehr und mehr spezielle Sonderschulen. Die traditionelle Bezeichnung der
Sonderschule für geistig Behinderte wird in den einzelnen Bundesländern mittlerweile durch
andere Bezeichnungen abgelöst. Spätestens seit den 1990er Jahren bemüht man sich um
eine schulische Integration auch von Kindern und Jugendlichen mit einer geistigen
Behinderung: sie besuchen Regelschulen. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern
(Skandinavien, Italien, Frankreich), die eine Integrationsrate von teilweise über 80 %
erreichen, beträgt in Deutschland der Anteil der Schüler mit einer geistigen Behinderung, die
in eine Sonderschule gehen, 97 %; lediglich 3 % werden integrativ beschult.[3]

Im Zuge der Integrationsbewegung ist auch eine Erwachsenenbildung für Menschen mit
einer geistigen Behinderung vielerorts Realität geworden. Im Bereich der Pädagogik
kümmert sich die Geistigbehindertenpädagogik als Teilgebiet der Sonderpädagogik oder
auch Heilpädagogik wissenschaftlich um die Belange von Menschen mit einer geistigen
Behinderung.

Leichte Sprache
Menschen mit einer geistigen Behinderung benötigen in der Regel zur selbstständigen
Orientierung Texte in Leichter Sprache, sofern sie erfolgreich Lesen gelernt haben.

Arbeits- und Wohnsituation


Menschen mit einer geistigen Behinderung ein möglichst autonomes und selbstbestimmtes
Leben zu ermöglichen, schließt auch die Forderung nach einer angemessenen Arbeits- und
Wohnsituation ein. Mit zunehmendem Schweregrad der Behinderung wächst allerdings der
Bedarf an Unterstützung in verschiedenen Lebensbereichen: Mobilität, Kontinenz oder
Kommunikation können bis hin zur Pflegebedürftigkeit beeinträchtigt sein.
Spätestens mit der Gründung von speziellen Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM)
seit den 1960er Jahren gab es flächendeckend in Deutschland entsprechende Arbeitsplätze
des zweiten Arbeitsmarktes. Zunehmend arbeiten Menschen mit einer geistigen
Behinderung auch in Arbeitsstellen des ersten Arbeitsmarktes oder in Integrationsbetrieben.

Menschen mit geistiger Behinderung werden heute in der Regel nicht mehr in Anstalten
oder Krankenhäusern untergebracht, was früher zur Ausgrenzung und regelmäßig zu
Hospitalismus führte. Moderne Wohnformen sollen nur die jeweils notwendige
Unterstützung bieten und die Selbstbestimmung fördern. Die Möglichkeiten umfassen das
betreute Wohnen in der eigenen Wohnung oder in einer Wohngemeinschaft, das Wohnheim
mit individueller Betreuung und Assistenz, das Wohnen in Pflegefamilien (Beispiel: Geel), in
integrativen Dörfern (Beispiel: evangelische Stiftung Alsterdorf in Hamburg), oder auch in
integrativen Wohngemeinschaften (wie in München).

Während die Aufnahme einer Arbeitsstelle in der Regel nach der Schule erfolgt, verbleiben
viele junge Erwachsene noch für viele Jahre in ihrer Ursprungsfamilie.

Rechtslage in Deutschland
Auch Menschen mit einer geistigen Behinderung wird das Recht der Teilnahme am
öffentlichen Leben nicht abgesprochen. Eine Entmündigung, eine Vormundschaft oder
Gebrechlichkeitspflegschaft gibt es in Deutschland seit 1992 nicht mehr. Bei Zweifeln an der
Fähigkeit zur selbständigen Lebensführung kann das zuständige Amtsgericht für die jeweilige
Person eine Betreuung durch andere einrichten.

Eine Schuldfähigkeit im Strafrecht, eine Deliktsfähigkeit und Geschäftsfähigkeit im Zivilrecht


oder eine Handlungsfähigkeit im Verwaltungsrecht werden allerdings Menschen mit
geistiger Behinderung häufig abgesprochen. Entsprechende Regelungen enthalten §§ 19–21
StGB, §§ 104–113 BGB und §§ 827–832 BGB.

Psychische Störungen bei Menschen mit geistiger Behinderung


Einführung
Problemstellung
Es ist erwiesen, dass mit einer geistigen Behinderung psychische Störungen bzw. psychische
Krankheitsbilder meist einhergehen. Aus Studien von englischen Autoren wie Rutter 1970,
Corbett 1979, 1985, Ineichen 1984 und Reid 1980, 1985 geht hervor, dass psychische
Störungen bei geistig behinderten Kindern und Erwachsenen vier- bis fünfmal häufiger
auftreten als in der Normalbevölkerung. Auch weitere Untersuchungen in anderen Ländern
bestätigen eine hohe Vorkommensrate psychischer Erkrankungen bei Menschen mit
geistiger Behinderung.
Entstehungstheorien
Erklärungsmodelle von psychischen Störungen bei geistig Behinderten
Die Entstehung besonderer psychischer Probleme geistig Behinderter wird
entwicklungspsychologisch untersucht, nicht zuletzt, weil sich in den vorangegangenen
Jahrzehnten der Schritt vom Defekt-Modell zum Entwicklungsmodell vollzogen hat. Diese
neue Sichtweise schreibt geistig behinderten Menschen die Möglichkeit zur Entwicklung zu,
wobei sich die Entwicklungsschritte, -phasen und -abfolgen keineswegs von
Nichtbehinderten unterscheiden.
In der Entwicklungspsychologie existieren unterschiedliche Entwicklungstheorien, wobei sie
sich alle auf die Erkenntnisse der zwei großen Psychiater Sigmund Freud und Adolf Meyer
stützen. Das Zusammenwirken beider Richtungen kann als Psychodynamik bezeichnet
werden.

Neben psychodynamischen Aspekten treten in der Entwicklungspsychiatrie genetische


Faktoren, organische Eigenschaften, neuropsychologische Zustände, kulturelle Einflüsse,
Temperamentsqualitäten und Entwicklungsmuster verschiedener psychischer Funktionen
und anderen hinzu. Wie bereits erwähnt, bedienen sich die Untersucher auf dem Gebiet
psychischer Beeinträchtigungen geistig behinderter Menschen Methoden vor dem
Hintergrund der Entwicklungspsychiatrie. Eine entwicklungsdynamische Betrachtungsweise
schließt die psychische Beeinträchtigung mit ein, die durch ein Fehlverhalten der sozialen
Umwelt hervorgerufen werden kann.

biologisches Substrat---Funktionen
| \ / |
| \/ |
| /\ |
| / \ |
Umfeld ------- Entwicklung
(Elemente der entwicklungsdynamischen Betrachtung)
Das entwicklungsdynamische Modell hilft dabei die Probleme geistig Behinderter besser zu
verstehen. Zur Erklärung des Auftretens von psychischen Störungen bei geistig Behinderten
wird bei DOSEN ein multidimensionales Modell der sozio-emotionalen Entwicklung
verwendet.

Die Reifung des Kindes im sozio-emotionalen, kognitiven und neurophysiologischen Bereich


vollzieht sich in Abhängigkeit zueinander. Die Bereiche entwickeln sich in einem Prozess, der
in drei Phasen eingeteilt ist, sprich die Adaptionsphase, die Sozialisationsphase und die
individuelle Phase. In jeder Phase, also in der Zeit vom ersten zum dritten Lebensjahr,
werden wichtige Funktionen ausgebildet und Wesensmerkmale erworben.

Es wird davon ausgegangen, dass bei geistig Behinderten mit psychischen Störungen die
kognitive und sozio-emotionale Seite sich nicht parallel und ausgeglichen ausbilden. Der
kognitive Bereich entwickelt sich gegenüber dem sozio-emotionalen Bereich besser. Bei
einem ungünstigen Verlauf der sozio-emotionalen Entwicklung d. h. wenn ein Kind von der
normalen Entwicklung in einer altersspezifischen Phase (Adaption, Sozialisation und
individuelle Phase) abweicht oder stehen bleibt, sind nach Menolascino (1970) psychische
Erkrankungen die Folge. Weiterhin kann eine psychische Störung auf eine erworbene
Ursache zurückgehen. Bei einer Gruppe von 730 klinisch untergebrachten Kindern stellte
man bei 81 % eine psychische Störung fest. Ihre psychischen Erkrankungen wurden nach
dem Diagnoseschema von Menolascino eingestuft. Bei 33 % der Probanden ermittelte man
eine blockierte sozio-emotionale Entwicklung, ein Anteil von 26 % war der abweichenden
sozio-emotionalen Entwicklung zugeordnet und die restlichen 22 % beliefen sich auf
erworbene psychische Erkrankungen.

Blockade der sozio-emotionalen Entwicklung


Bei einer Blockierung bezüglich der sozio-emotionalen Entwicklung reißt die sozio-
emotionale Entwicklung ab, während die kognitive weiterläuft. Kommt es in der ersten
Adaptionsphase zum Stillstand, so stellt sich beim Kind eine “primäre Kontaktstörung” ein.
Eine „sekundäre Kontaktstörung“ liegt vor, wenn sich die Symptome einer Kontaktstörung
nach einer ersten Bindungserfahrung zeigen.

Abweichende sozio-emotionale Entwicklung


Unter „abweichende sozio-emotionale Entwicklung“ versteht man, dass die sozio-
emotionale Entwicklung des Kindes voranschreitet, aber sich in Qualität und Richtung von
einer Normalentwicklung unterscheidet.

Erworbene psychische Erkrankungen


Die Betroffenen haben hierbei eine Prädisposition für eine bestimmte Abweichung in einem
bestimmten Alter erworben, die unter bestimmten Umständen aufbrechen kann.

Diagnostik
Psychodiagnostik geistig behinderter Patienten
Die Untersuchung geistig behinderter Menschen mit psychischen Krankheiten erfolgt mit
dem vorhandenen Instrumentarium der Psychiatrie und klinischen Psychologie. Sie
beinhaltet Techniken und Methoden, die hier kurz vorgestellt werden.
In der Anamnese werden der Patient und seine Familie vom Untersucher zur
Krankheitsvorgeschichte befragt. Eine Grundmethode der Psychologie zur
Persönlichkeitsentwicklung ist die Verhaltensbeobachtung. Der Untersucher kann den
Patienten auf ein bestimmtes Verhalten in einer bestimmten Situation hin wahrnehmen. Bei
Menschen, die einen IQ unter 50 haben, ist besonders häufig eine Abweichung des ZNS
vorzufinden. Da eine Verhaltens- und psychische Störung Ausdruck einer organischen
Störung (z. B. Abweichung des ZNS) sein kann, muss durch eine körperliche Untersuchung
geprüft werden, ob ein Zusammenhang zwischen den beiden Störungen besteht. Da das
Nervensystem alle organischen und psychologischen Vorgänge im Körper beeinflusst, wird
hierbei auch eine neuropsychologische Untersuchung notwendig. Des Weiteren folgen
verschiedene Zusatzuntersuchungen wie Röntgenaufnahmen des Schädels, EEG, CCT und
biochemische Blut- und Urinuntersuchungen. Psychometrische Tests dienen zur
Untersuchung von Persönlichkeitsmerkmalen. Auch die Intelligenz fällt darunter und kann
mit sogenannten Intelligenztests ermittelt werden. Sie ziehen damit die Grenze zwischen
Normalität und geistiger Behinderung. Ein Proband kann nach seinem errechneten IQ in eine
Kategorie mit entsprechendem Ausprägungsgrad eingestuft werden. Lerntests versuchen
auch die kognitiven Leistungen des Kindes zu erfassen. Das geschieht, indem das Kind die
Aufgaben immer löst. Nach der Feststellung des Leistungsniveaus wird dem Kind geholfen
und anschließend wird die Leistung gemessen. Es dient dem Zweck, festzustellen, welche
und in welchem Umfang das Kind Hilfe benötigt, um die Aufgabe zu lösen. Mit Hilfe von
sozialen und adaptiven Verhaltensskalen können Verhaltensabläufe von geistig Behinderten
in ihrer Umgebung registriert werden. Bei der psychiatrischen Untersuchung stehen dem
Psychiater zwei Verfahren und Mittel zur Verfügung, die ihm das Erforschen psychischer
Erkrankungen erleichtern. Diese werden auch bei Nichtbehinderten kombiniert angewandt.
Bevor der Psychiater Tests durchführt, wird er über Kommunikation und Beobachtung
notwendige Informationen über seinen Patienten sammeln. Der Psychiater wird das
Gespräch dahingehend gestalten, dass der Patient mit emotional beladenen Themen
konfrontiert wird. Die Reaktionen des Patienten werden vom Psychiater ausgewertet.
Schließlich wird das Gespräch wieder auf entspannte Themen gelenkt und dem Patienten
wird Solidarität vermittelt.

Syndrome
Übersicht der bekanntesten Syndrome
Depressives Syndrom
Traurigkeit, Gedrücktheit, Gefühllosigkeit, Freudlosigkeit,
Desinteresse, Antriebslosigkeit,
Schlafstörungen, Essstörungen,
körperliche Missempfindungen,
Suizidalität,
Manisches Syndrom
(Dis-)Euphorie,
Antriebssteigerung,
starkes Selbstwertgefühl,
vermehrte Geldausgabe, „Größenwahn“,
geringes Schlafbedürfnis,
ungehemmter Redefluss,
Enthemmungen,
Paranoid-halluzinatorisches Syndrom
Wahnideen,
Halluzinationen,
Gedankenausbreitung, -entzug oder -eingebung,
Katatones Syndrom
Starre / Erregung,
Echolalie,
Echopraxie,
Bewegungs- und Haltungsstereotypen,
Hypochondrisches Syndrom
jammernd, klagend,
ängstlich,
genaueste Selbstbeobachtung,
Angst vor Krankwerden,
Angstsyndrom
Angstzustände (diffus oder situationsbedingt),
Hyperaktivität in diesen Zuständen,
Zwangssyndrom
immer wiederholte Gedanken, die als sinnlos und quälend empfunden werden,
Impulse, Handlungen,
Hirnorganisches Syndrom
Einschränkung kognitiver Funktionen,
Einschränkung der Denkleistung,
Orientierungsprobleme,
Konzentrationsverlust, -schwäche,
Delirantes Syndrom
Orientierungsprobleme, Verwirrtheit,
motorische Unruhe,
vegetative Entgleisungen (Schwitzen …),
Konversionssyndrom
motorische Störungen (Lähmungen),
Schmerzlosigkeit, Schmerzzustände
Leitprinzipien für Pädagogik und Therapie
Pädagogen, Therapeuten und Psychotherapeuten sollten sich bei den Aufgaben und Zielen
nicht im Weg stehen, sondern sich gegenseitig unterstützen. Es muss eine gemeinsame Basis
gefunden werden, um den Patienten bestmöglich zu helfen. Zur Unterstützung der Therapie
dienen neun Leitprinzipien:

Erwachsenengemäße Orientierung − Erwachsene, die an einer geistigen Behinderung leiden,


werden oftmals immer wieder als Kind behandelt. Sie werden als „ewige Kinder“ angesehen
und bekommen so nicht den Respekt, den sie verdienen.
Subjektzentrierung − Bei der Therapie soll auf den Betroffenen geachtet werden. Seine
Wünsche müssen respektiert werden. Die Behinderung darf nicht zum bloßen Objekt der
Therapie werden.
Ich-Du-Bezug − Jede Therapie sollte als partnerschaftliche Beziehung und nicht als Zwang
(oder ähnliches) angesehen werden.
Emanzipatorisches Prinzip − Der Patient soll sich eigenständig zu einem ich-starken
Menschen entwickeln. Seine Wünsche und Interessen sollen mit in seine Entwicklung
eingehen. Genau wie jeder andere Mensch hat er seinen Platz in der Gesellschaft.
Assistenz und Kooperation − Der Weg zur Selbständigkeit ist das Ziel. Nicht das Ziel an sich.
Ganzheitlich-integratives Prinzip − Der geistig behinderte Mensch muss als „Einheit“
angesehen werden. Jede Arbeit der Pädagogik sollte „multiperspektivisch“ angelegt sein.
Prinzip der Entwicklungsgemäßheit − Die Orientierung am Menschen steht im Vordergrund:
In einer für den Patienten angenehmen Situation soll immer eine Stufe mehr erlernt werden.
Lebensnähe und handelndes Lernen − Der Patient soll im natürlichen Lebensraum sowohl
die alltäglichen Hausarbeiten als auch die Lebenswirklichkeit außerhalb des Wohnmilieus
erfahren.
„Sein“–lassen und Vertrauen in die Ressourcen − Nicht nur das Lernen und Verbessern der
Fähig- und Fertigkeiten sollte im Vordergrund stehen, sondern auch das zweckfreie und
selbstbestimmte Leben. Dem Patienten muss die Möglichkeit gegeben werden sein eigens
Leben zu entdecken.
Geistige Behinderung und Sexualität
Sind Menschen mit geistiger Behinderung im rechtlichen Sinne handlungsfähig und
geschäftsfähig, so dürfen sie auch durch Heirat eine Ehe eingehen. Eingriffe in die sexuelle
Selbstbestimmung Volljähriger, etwa durch das Personal von Heimen in Form der
Verhinderung jeglicher sexueller Betätigung geistig behinderter Bewohner, sind unzulässig.
[4]

Seit 1992 sind Zwangssterilisationen von Menschen mit geistiger Behinderung (wie zum
Beispiel zur Zeit des Nationalsozialismus, aber auch noch in den ersten Jahrzehnten der
Bundesrepublik Deutschland üblich) in Deutschland verboten. Ohne ihre Zustimmung dürfen
Menschen nicht mehr sterilisiert werden. Das gilt auch für Minderjährige. Bei nicht
einwilligungsfähigen Menschen darf ihr Betreuer nur unter den engen Voraussetzungen des
§ 1905 BGB einwilligen. Soll eine Sterilisation durchgeführt werden, ist ein zusätzlicher
Sterilisationsbetreuer zu bestellen.
Art. 23 Absatz 1c des Übereinkommens über die Rechte von Menschen mit Behinderungen
der UNO fordert von den Mitgliedsstaaten der UNO eine Garantie, dass „Menschen mit
Behinderungen, einschließlich Kindern, gleichberechtigt mit anderen ihre Fruchtbarkeit
behalten.“[5]

Anliegen für die Zukunft


Die Anliegen, deren Realisierung ein Ziel von Menschen mit unterschiedlichen kognitiven
Behinderungen und deren Familien und Freunden ist, lassen sich zusammenfassen in den
Leitgedanken:

Soziale Teilhabe statt Pflege


Überlegte Planung statt Barrierenerrichtung
Achtung und Respekt statt Diskriminierung
Integrierte Teilhabe statt vorgeburtlicher Selektion und gesellschaftlich-institutioneller
Ausgrenzung
Diskussionen über den Begriff und das ihm zugrunde liegende Konzept
Veraltete Bezeichnungen
Schwachsinn ist ein veralteter Fachbegriff für eine geistige Behinderung oder besser, nach
aktueller Nomenklatur, „Intelligenzminderung“. Die alten Begriffe Debilität (von lat. debilis
‚ungelenk, schwach‘), Imbezillität (von lat. imbecillus ‚schwach, gebrechlich‘) und Idiotie (von
gr. ἰδιώτης idiotes ‚der abgesondert, für sich Lebende‘) bezeichneten unterschiedliche Grade
des Schwachsinns. Nach heutiger Nomenklatur entspricht die Debilität einer leichten (ICD-
10F 70), die Imbezillität einer mittelgradigen (F 71) und schweren (F 72) und die Idiotie einer
schwersten Intelligenzminderung (F 73). Die alten Begriffe sind schon lange vollständig aus
der Fachsprache verschwunden. Die Begriffe Idiotie und Debilität (weniger Imbezilität)
fanden als Schimpfwörter Eingang in die Alltagssprache und waren daher zuletzt aufgrund
dieser negativen Konnotation gar nicht mehr fachsprachlich verwendbar. Der Begriff
Schwachsinn ist auch inhaltlich ungeeignet, weil er nur kleine Teilaspekte der geistigen
Behinderung bezeichnet, die man früher fälschlicherweise als wesentlich für die
Behinderung ansah.

Der Begriff Schwachsinn findet sich noch im Strafgesetzbuch (StGB) der Bundesrepublik
Deutschland (§ 20 StGB „Schuldunfähigkeit wegen seelischer Störungen“). Im
Betreuungsrecht, das erst 1992 eingeführt wurde, wird demgegenüber der modernere
Begriff der geistigen Behinderung in § 1896 BGB verwendet. Der aktuelle Begriff der
„Intelligenzminderung“ hat noch keinen Eingang in Gesetzestexte gefunden.

Alternativen für den Begriff „geistig Behinderte“, Interpretations- und Zuordnungsprobleme


Auch der Sprachgebrauch im Umgang mit Menschen, die diese Behinderung haben, hat sich
deutlich gewandelt. So wurde in den 1960er Jahren noch von „geistig Behinderten“ oder
„Schwachsinnigen“ gesprochen. Da diese Formulierungen jedoch die Behinderung vor dem
Menschen betonen und diesen damit stigmatisieren, wurde später vom „Menschen mit
geistiger Behinderung“ gesprochen. Damit wird der Mensch in den Vordergrund gestellt und
die geistige Behinderung ist eine von vielen Eigenschaften. In der DDR wurde der Begriff
teilweise durch „psychische Behinderung“ ersetzt, da man die Psyche in ihrer Eigenschaft als
Körperfunktion unterstreichen wollte und nicht als geistige, körperunabhängige Eigenschaft
verstand. Beide Begriffe sind noch gebräuchlich, werden als konnotativ neutral verwendet,
bezeichnen jedoch leicht unterschiedliche Dinge, denn die „psychische Behinderung“
bezeichnet auch psychiatrische Krankheitsbilder, die nicht oder unwesentlich mit einer
Intelligenzminderung einhergehen, die Person aber in ihrer Alltagstüchtigkeit
beeinträchtigen. So können ausgeprägte depressive Syndrome – durch Antriebsminderung,
Interessenverlust und Konzentrationsminderung – die Lern- und Leistungsfähigkeit so weit
behindern, dass man von einer „depressiven Pseudodemenz“ spricht, wobei eine „geistige“
Behinderung nach heutigem Begriffsverständnis aber keineswegs vorliegt.

Auch Sichtweisen, die eine Behinderung als soziale und weniger als personale Kategorie
ansehen, haben die Sichtweise von geistiger Behinderung gewandelt. So unterscheidet die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2001 zwischen der ursächlichen Schädigung, der daraus
resultierenden Beeinträchtigung der Aktivität, der Beeinträchtigung der Teilhabe in einem
Lebensbereich oder einer Lebenssituation, sowie den Umfeldfaktoren in der physikalischen,
sozialen und einstellungsbezogenen Umwelt. Damit muss eine Schädigung oder eine
Aktivitätsbeeinträchtigung nicht zwingend zu einer sozialen Beeinträchtigung und damit
Behinderung führen.

In den Empfehlungen der Kultusministerkonferenz von 1994 und 1998 wird vom
Förderschwerpunkt geistige Entwicklung als Zielgebiet der Sonderpädagogen gesprochen.
Als Bezeichnung für entsprechende Schüler wird weiterhin Kinder und Jugendliche mit einer
geistigen Behinderung verwendet; es tauchen jedoch vereinzelt schon Bezeichnungen auf
wie Kinder und Jugendliche mit dem Förderbedarf geistige Entwicklung oder Kinder und
Jugendliche mit besonderem Förderbedarf im Bereich ganzheitliche Entwicklung.

Alternativbegriff „Menschen mit einer kognitiven Behinderung“


Von einigen Autoren und zunehmend auch Vertretern verschiedener pädagogischer
Richtungen wie Sonderpädagogik, Sozialpädagogik oder Heilpädagogik wird der Begriff
kognitive Behinderung bevorzugt.

Der Begriff kognitive Behinderung (cognitive disability) wird von einer Anzahl von Vertretern
aus Literatur und Lehre gegenüber der geistigen Behinderung bevorzugt, da er den
qualitativen Unterschied zwischen Geist und Gehirn oder zwischen geistigen Fähigkeiten und
kognitiven Fähigkeiten herausstelle.

So zählten zu den geistigen Fähigkeiten eines Menschen auch das Vermögen, Gefühle – wie
etwa Wut, Trauer, Freude, Glück oder auch Empathie – zu empfinden beziehungsweise
auszudrücken. Dieses Fähigkeitsspektrum ist beispielsweise bei Menschen mit Down-
Syndrom (Trisomie 21), denen bislang das Attribut einer geistigen Behinderung
zugeschrieben wurde, normalerweise gar nicht beeinträchtigt, weshalb die gängige
Bezeichnung ihren Kritikern als zu unscharf oder sogar als diskriminierend erscheint.

Zu den von einer Behinderung betroffenen kognitiven Fähigkeiten zählten dagegen


Aufmerksamkeit, Wahrnehmungsfähigkeit, Erkenntnisfähigkeit, Schlussfolgerung,
Urteilsfähigkeit, Erinnerungsvermögen und Merkfähigkeit, Lernfähigkeit,
Abstraktionsvermögen und Rationalität.

Gegner einer alternativen Sprachregelung führen an, dass auch der neue Begriff Unschärfen
berge – so konzentriere er sich auf Fähigkeiten der Ratio, decke aber im Gegensatz zur alten
Nomenklatur Aspekte der emotionalen und sozialen Reife nicht ab, die durchaus von einer
geistigen Behinderung betroffen sein können. Die diskriminierende Wirkung des alten
Begriffs unterliege der Bedeutungsverschlechterung, die auch jede Neuschöpfung nach
längerem Gebrauch erfassen würde und ihrerseits eine Ersetzung erfordere.

Der Stand der Verbreitung des neuen Begriffs in Literatur und Lehre ist sehr unterschiedlich,
je nach Autor und Fakultät. Während er die meiste Verbreitung unter progressiven
Vertretern der Sonder- und Sozialpädagogik findet, ist er etwa im Bereich der Medizin und
der Psychiatrie kaum bekannt. In der Terminologie der Neurologie würde man unter einer
kognitiven Behinderung im Wortsinn dagegen auch den isolierten Ausfall einer kognitiven
Funktion, etwa eine starke Störung der Merkfähigkeit, verstehen wie sie etwa durch eine
Schädigung des Gehirns hervorgerufen werden kann. In den Alltagssprachgebrauch
außerhalb der Fachwelt hat der Begriff kognitive Behinderung noch keinen Einzug gehalten.

Alternativbegriff „Praktisch Bildbare“


Im Land Hessen wurde 1962 offiziell eine neue Schulform eingerichtet, die „Schule für
Praktisch Bildbare (Sonderschule)“.[6] Durch diese neue Schulform wurde nicht nur
anerkannt, dass auch Menschen, die aller Voraussicht nach nie lesen, schreiben und rechnen
können werden, ein Recht auf Bildung besitzen, wenn sich diese auch weitgehend auf
praktische Fertigkeiten beschränkt, die die betreffenden Menschen erlernen können.
Zugleich wird durch die Begriffswahl sprachlich das Wortfeld „Behinderung“ gemieden. Der
Begriff „praktisch Bildbare“ ist bis heute im amtlichen Sprachgebrauch in Hessen üblich.

Alternativbegriff „Menschen mit Lernschwierigkeiten“


Die Self-Advocacy-Bewegung (Selbstvertretung behinderter Menschen), in Deutschland am
stärksten vertreten durch den Verein People First e.V., lehnt den Ausdruck „geistige
Behinderung“ ebenfalls aufgrund der ihm zugeschriebenen Diskriminierung ab und setzt sich
für seine Abschaffung ein. Sie fordert, den Begriff „Menschen mit Lernschwierigkeiten“ zu
verwenden und damit den Unterschied zu Menschen mit Lernbehinderungen aufzuheben,
weil es so etwas wie „geistige Behinderung“ gar nicht gebe.[7] Der Unterschied zwischen
Sachverhalten, die üblicherweise als „geistige Behinderung“ bezeichnet werden, und
üblicherweise als „Lernbehinderung“ bezeichneten Sachverhalten wird dabei bewusst
verwischt.

Andere Selbsthilfegruppen haben den Impuls von „Mensch zuerst“ wohlwollend


aufgegriffen:

„‚[G]eistig Behinderte‘ werden oft nicht ernst genommen. Man redet mit ihnen dann wie mit
Kindern. Oder man redet gar nicht mit ihnen selbst. Oft werden nur ihre Begleiter
angesprochen. Die Leute von der Selbsthilfeorganisation ‚Mensch zuerst (People First)‘
sagen: Die Bezeichnung ‚Menschen mit Lernschwierigkeiten‘ ist besser. Das finden wir auch.“

– Verein berlin inklusion e.V.[8]


Der Begriff „Menschen mit Lernschwierigkeiten“ hat auch Eingang in wissenschaftliche
Studien gefunden.

Einige Ortsverbände der Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung haben,
aufgrund ihrer Öffnung für andere Behindertenrichtungen, den Begriff „geistige“ aus ihrem
Namen gestrichen, während andere bei der alten Bezeichnung geblieben sind. In einer von
der Bundesvereinigung Lebenshilfe herausgebrachten Informationsbroschüre[9] wird bereits
eingeräumt, dass „geistige Behinderung … vielleicht kein Wort für die Zukunft“ sei und man
es nur so lange weiter verwende, bis ein besserer Begriff gefunden wird.

Die Lebenshilfe Österreich hat sich bereits dazu entschlossen, sich auf Bundesebene
nunmehr „Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung“ zu nennen und auf das „geistiger“
vollständig zu verzichten. Momentan wird über Alternativen nachgedacht; es soll „eine neue
Definition und eine Klassifikation gefunden werden, die auf der Beschreibung von kognitiven
Fähigkeiten“ basiert.[10] Auch andere Selbsthilfeorganisation halten den Kompromiss für
akzeptabel, den Begriff „Behinderung“ (ohne Attribut) beizubehalten, zumal er ein
Schlüsselbegriff des deutschen Sozialrechts sei, ohne dessen Benutzung man keine
brauchbaren Aussagen über die Rechtslage machen könne.[11]

Ein Problem bei dem völligen Verzicht auf das Wortfeld „Behinderung“ im Zusammenhang
mit dem Begriff „Menschen mit Lernschwierigkeiten“ besteht darin, dass einer Studie
zufolge 20 bis 25 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland von
„Lernschwierigkeiten“ betroffen sein sollen.[12] Die meisten dieser jungen Menschen gelten
nicht als behindert. Eigentlich werden von Psychologen „eher temporäre, partielle und
leichtere Formen der Lernerschwernis“ als „Lernschwierigkeiten“ bezeichnet.[13] Wenn die
Formulierung „Mensch mit Lernschwierigkeiten“ im Sinne von „Mensch zuerst“ zum
gängigen Sprachgebrauch wird, versteht z. B. nur derjenige, der weiß, dass
Ausbildungsgänge zum Fachpraktiker in der Regel nicht für Menschen mit geistigen
Behinderungen geeignet sind, auf Anhieb, dass mit der Aussage: „Die Ausbildung zum/zur
‚Fachpraktiker/-in Service in sozialen Einrichtungen‘ dauert zwei Jahre und richtet sich an
Haupt- und Förderschüler/-innen ab 16 Jahren mit Lernschwierigkeiten“[14] geistig
behinderte Schulabsolventen nicht mitgemeint sind. (An anderer Stelle im zitierten Text ist
allerdings davon die Rede, dass der Ausbildungsgang „jungen, lernbehinderten [sic!]
Menschen eine echte Chance auf dem 1. Arbeitsmarkt ermöglichen“ solle).

Alternativbegriffe „anders Begabte“ und „Menschen mit besonderen Fähigkeiten“


Zunehmend werden Menschen mit einer geistigen Behinderung von institutioneller Seite als
„anders Begabte“ oder als „Menschen mit besonderen Fähigkeiten“ bezeichnet. Diese
Bezeichnung ist durchaus ernsthaft gemeint. Anerkannt ist das künstlerische Schaffen geistig
behinderter Menschen, dessen Ergebnisse dem Sammelbegriff Art brut zugeordnet werden.
Es gibt eine Reihe von Ansätzen, das kreative und künstlerische Potenzial geistig Behinderter
gesellschaftlich bewusst zu machen und zu fördern. So ist das Projekt „Spinnst du?“, in dem
geistig Behinderte künstlerisch aktiv werden, mit dem „Förderungspreis für Kunst- und
Kulturprojekte zur Integration von Menschen mit Behinderung 2006“ der Republik
Österreich und mit einem Preis der Unruhe Privatstiftung der „SozialMarie 2008“
ausgezeichnet worden.[15] Diese Begriffe haben sich im Alltagsgebrauch der
Mehrheitsbevölkerung allerdings noch nicht durchgesetzt.

Allerdings besteht die Gefahr einer Euphemismus-Tretmühle und, dass der Begriff
„Menschen mit besonderen Fähigkeiten“ auf herkömmliche Weise interpretiert wird. Mit
diesem Begriff werden traditionell eher Hochbegabte und Menschen mit ausgeprägten
Spezialtalenten bezeichnet.

Länderspezifische Situation
Während ein hoher medizinischer und pädagogischer Standard und ein verbessertes Wissen
um Entwicklungsmöglichkeiten es Menschen mit geistiger Behinderung mittlerweile in vielen
Ländern ermöglicht, ein gutes und langes Leben zu führen, sieht es in manchen Regionen
dahingehend noch sehr schlecht aus. In Russland beispielsweise wird auch heute noch Eltern
eines behinderten Kindes geraten, es in ein Heim zu geben. Durch unzureichende personelle
und materielle Ausstattung, Mangelernährung und wenig Bewegungsfreiheit und so gut wie
keine pädagogische Zuwendung, Förderung und Therapie werden viele Entwicklungsschritte
nicht erreicht (Laufen und Sprechen). Oftmals versterben die Kinder bereits vor dem
Erreichen der Pubertät, da sie medizinisch kaum oder ungenügend behandelt werden. Eine
Schulbildung ist wenn überhaupt nur für leicht beeinträchtigte Kinder und Jugendliche
vorgesehen und Arbeitsmöglichkeiten für erwachsene Menschen mit Behinderung sind nur
sporadisch vorhanden.[16]

Geistige Wesen
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(Weitergeleitet von Geistige Mächte)
Als geistige Wesen oder geistige Mächte werden vor allem die höheren Hierarchien
betrachtet, zu denen als zehnte und unterste Stufe auch der Mensch zu rechnen ist, der sich
als einziges geistiges Wesen zugleich auch in geschlossener sinnlicher Form offenbart. Zu den
geistigen Wesen gehören aber auch Widersachermächte wie Luzifer, Ahriman und die
Asuras.

Die in der Natur unmittelbar wirkenden Elementarwesen können, obwohl sie durchaus
übersinnlicher Natur sind, nicht im eigentlichen Sinn zu den geistigen Wesen gerechnet
werden, da sie nicht über ein eigenständiges Ich, also über einen eigenen individuellen Geist
verfügen.

Alle Wirkungen in der Welt gehen letztendlich von geistigen Wesenheiten aus, die in
verschiedenen Bewusstseinszuständen leben. In ihrem Bewusstsein liegt der Ursprungsquell
und die eigentliche Substanz, aus der die Wirklichkeit gewoben ist:

„Es ist gut, festzuhalten, daß es im Grunde genommen im Weltenall doch nichts anderes gibt
als Bewußtseine. Außer dem Bewußtsein irgendwelcher Wesenheiten ist letzten Endes alles
übrige dem Gebiete der Maja oder der großen Illusion angehörig. Diese Tatsache können Sie
besonders aus zwei Stellen in meinen Schriften entnehmen, auch noch aus anderen,
besonders aber aus zwei Stellen: zunächst aus der Darstellung der Gesamtevolution der Erde
von Saturn bis Vulkan in der «Geheimwissenschaft im Umriß», wo geschildert wird das
Fortschreiten vom Saturn zur Sonne, von der Sonne zum Mond, vom Mond zur Erde und so
weiter, zunächst nur in Bewußtseinszuständen. Das heißt, will man zu diesen großen
Tatsachen aufsteigen, so muß man so weit aufsteigen im Weltengeschehen, daß man es zu
tun hat mit Bewußtseinszuständen. Also man kann eigentlich nur Bewußtseine schildern,
wenn man die Realitäten schildert. Aus einer anderen Stelle in einem Buche, das in diesem
Sommer erschienen ist, «Die Schwelle der geistigen Welt», ist das gleiche zu entnehmen. Da
ist gezeigt, wie durch allmähliches Aufsteigen der Seherblick sich erhebt von dem, was sich
um uns herum ausbreitet als Dinge, als Vorgänge in den Dingen, wie das alles sozusagen als
ein Nichtiges entschwindet und schmilzt, vernichtet wird und zuletzt die Region erreicht
wird, wo nur noch Wesen in irgendwelchen Bewußtseinszuständen sind. Also, die wirklichen
Realitäten der Welt sind Wesen in den verschiedenen Bewußtseinszuständen.“ (Lit.:GA 148,
S. 305f)

göttliche Funke (hebr. ‫ נִ יצֹוץ‬Nitzotz) im Menschen, der geistige Wesenskern des Menschen,
seine eigentliche Ichheit bzw. Ich-Wesenheit. Das Ur-Ich, das die sieben Elohim, die
Schöpfergötter unserer Erdentwicklung, aus ihrem gemeinsamen Wesen, durch das der
Christus sprach, hingeopfert haben, als sie den Menschen am sechsten Schöpfungstag nach
ihrem Bilde formten, lebte ursprünglich als Gruppen-Ich des Menschen in der gesamten
Menschheit (→ siehe unten). Erst als die Menschen als Folge des Sündenfalls in der
lemurischen Zeit nach und nach auf den physischen Plan herunterstiegen, begann es sich
zunächst in einzelne Stammes- und Volks-Iche und später in die Vielzahl der individuellen
Iche zu differenzieren.

In der indisch-theosophischen Tradition wird das Ich annähernd als Kama-Manas bezeichnet,
worunter aber mehr das im Egoismus verhärtete niedere Selbst verstanden wird, das Ego,
das vornehmlich in der Verstandes- oder Gemütsseele auflebt. Ich und Ego müssen aus
geisteswissenschaftlicher Sicht ganz klar voneinander unterschieden werden. Das Ich bildet
den unsterblichen Kern des Menschen, während das Ego in seinen vergänglichen leiblichen
Hüllen lebt und damit der Sterblichkeit unterliegt.

Mit Bezug auf Salomo wird das Ich laut Rudolf Steiner auch Itiel (hebr. ‫„ יתיאל‬Gott ist mit
mir[2]; Kraftbesitzer“) genannt (Lit.: GA 116, S. 83). Das höhere Selbst des Menschen, sein
Geistselbst, ist der durch das Ich bewusst verwandelte Astralleib. In dem Maß, in dem der
Mensch sein Geistselbst entwickelt hat, nimmt auch seine Seele an der Unsterblichkeit
seines Wesenskerns teil (siehe auch → Seelentod und Unsterblichkeit der Seele).

Das Bewusstsein für das eigene Ich wird insbesondere durch die vierte Nebenübung, die
Positivität, gefördert. Einen meditativen Weg zum Erleben Ich-Leibes oder Gedanken-Leibes
zeigt Rudolf Steiner in (Lit.:GA 16, S. 55ff).

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG

Grundlagen
Das Ich als solches ist nicht als ein irgendwie und irgendwo Vorhandenes fassbar, sondern
kann nur in seiner unmittelbaren schöpferischen Tätigkeit, durch die es sich primär selbst
beständig neu erschafft, erfahren werden. Durch seine Leibeshüllen ist der Mensch ein
Geschöpf höherer Mächte, durch sein Ich jedoch freier Schöpfer seiner selbst.

„Dass wir unsers eignen Ichs nie los werden können, davon liegt der einzige Grund in der
absoluten Freiheit unsers Wesens, kraft welcher das Ich in uns kein Ding, keine Sache sein
kann, die einer objektiven Bestimmung fähig ist. Daher kommt es, dass unser Ich niemals in
einer Reihe von Vorstellungen als Mittelglied begriffen sein kann, sondern jedesmal vor jede
Reihe wiederum als erstes Glied tritt, das die ganze Reihe von Vorstellungen festhält: dass
das handelnde Ich, obgleich in jedem einzelnen Falle bestimmt, doch zugleich nicht
bestimmt ist, weil es nämlich jeder objektiven Bestimmung entflieht, und nur durch sich
selbst bestimmt sein kann, also zugleich das bestimmte und das bestimmende ist.“
– Friedrich Wilhelm Joseph Schelling: Philosophische Schriften, Erster Band, S. 168
Wenn sich der Mensch auf Erden inkarniert, bildet er die Ich-Organisation (auch Ich-Träger
oder Ich-Leib genannt) als das höchste der vier grundlegenden Wesensglieder des Menschen
und als Quelle des Ich-Bewusstseins aus. Im Ich-Erleben empfindet sich der Mensch als
unteilbare Ganzheit, als Individualität oder Monade, die den bestimmenden Mittelpunkt
seiner irdisch verkörperten Persönlichkeit bildet und von hier aus nicht nur die Seelenkräfte
des Denkens, Fühlens und Wollens leitet, sondern allmählich auch seine leiblichen
Wesensglieder vergeistigt und dadurch in seine unsterbliche Individualität integriert. Zuerst
wird der Astralleib zum Geistselbst umgewandelt - das Ich ist schöpferisch geworden im
Seelisch-Astralischen und dadurch zum höheren Ich aufgestiegen. Später lernt das Ich, auch
den Ätherleib zum Lebensgeist und zuletzt sogar den physischen Leib zum Geistesmenschen
umzuformen. Seine Schöpferkraft ist dann auch vollbewusst im Lebendigen und im
Physischen tätig.

Das verhangene Heiligtum der Seele

Fünftes apokalyptisches Siegel: Die Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren
Füßen, die entschleierte Isis.
→ Siehe auch: Abditum mentis
Rudolf Steiner nennt das Ich auch das „verhangene Heiligtum der Seele“. In der spätantiken
und mittelalterlichen Intellekttheorie wird es als das Abditum mentis (lat. „Versteck des
Geistes“ oder „das Verborgene des Geistes“) bezeichnet.

„Für große Geister ist der Augenblick, in dem sie zum ersten Mal im Leben das «Ich» in sich
erfahren, sich zum ersten Mal dessen bewußt werden, etwas Bedeutungsvolles. Jean Paul
erzählt dieses Geschehnis von sich. Er stand als kleiner Knabe einmal an einer Scheune im
Hofe; da erlebte er zum ersten Mal sein Ich. Und so klar und feierlich war ihm dieser
Augenblick, daß er davon sagt: «Wie in das verhangene Allerheiligste habe ich da in mein
Innerstes hineingeblickt.» Die Menschen haben sich durch viele Rassen hindurch entwickelt
und haben sich bis zur atlantischen Zeit alle so objektiv aufgefaßt; erst während der
atlantischen Rasse entwickelte sich der Mensch dahin, daß er zu sich «Ich» sagen konnte. Die
alten Juden haben das in eine Lehre gefaßt.

Der Mensch ist durch die Reiche der Natur hindurchgegangen. Das Ich-Bewußtsein ging
zuletzt in ihm auf. Astral-, Äther- und physischer Leib und das Ich bilden zusammen das
pythagoräische Quadrat. Und das Judentum fügte zu diesem das göttliche Selbst hinzu, das
von oben herunter zu uns kommt, im Gegensatz zu dem Ich von unten. So war aus dem
Viereck ein Fünfeck entstanden. So empfand das Judentum den Herrn seines Volkes, und
etwas Heiliges war es daher, den «Namen» auszusprechen. Während andere Namen, wie
zum Beispiel Elohim oder Adonai mehr und mehr populär wurden, durfte nur der gesalbte
Priester im Allerheiligsten den Namen «Jahve» aussprechen. Zur Zeit Salomos war es, daß
das alte Judentum zur Heiligkeit des Jahve-Namens kam, zu diesem «Ich», das im Menschen
wohnen kann. Die Aufforderung Jahves an die Menschen müssen wir als eine solche
nehmen, die den Menschen selbst zu einem Tempel des heiligen Gottes gemacht wissen
wollte. Jetzt haben wir eine neue Auffassung von der Gottheit erhalten, die nämlich: den
Gott, der in der Brust des Menschen, im tiefsten Heiligtum des menschlichen Selbst
verborgen ist, zum moralischen Gott zu machen. Der menschliche Leib wurde so zu einem
großen Sinnbild für das Allerheiligste.“ (Lit.:GA 93, S. 143f)
Ein symbolischer Ausdruck für den Menschenleib, in dem das Ich im Allerheiligsten leben
kann, ist etwa die Arche Noah als Vorstufe und dann der salomonische Tempel mit der
Bundeslade, die im Allerheiligsten aufbewahrt wird.

„... wenn der Mensch sich zu dieser Entwicklungsstufe gebracht hat, dann spricht sein
Selbstbewußtsein in einer ganz anderen, in einer neuen Weise zu ihm. In das verhangene
Heiligtum unseres Inneren blicken wir dann in einer ganz neuen Weise. Der Mensch nimmt
sich dann wahr als einen Angehörigen der geistigen Welt. Er nimmt sich dann wahr als
etwas, was rein und erhaben ist über alles Sinnliche, weil er Lust und Leid im sinnlichen
Sinne abgelegt hat. Dann vernimmt er ein Selbstbewußtsein in seinem Inneren, welches so
zu ihm spricht, wie die mathematischen Wahrheiten interesselos zu ihm sprechen, aber so
zu ihm sprechen, wie mathematische Wahrheiten auch in anderem Sinne sprechen.
Mathematische Wahrheiten sind nämlich wahr mit einem Ewigkeitssinn. Was uns in der
unsinnlichen Sprache der Mathematik vor Augen tritt, das ist wahr, unabhängig von Zeit und
Raum. Und unabhängig von Zeit und Raum spricht dasjenige in unserem Inneren zu uns, was
dann vor unserer Seele auftritt, wenn sie sich hinauf geläutert hat zu Lust und Leid an
geistigen Dingen. Dann spricht das Ewige mit seiner Ewigkeitsbedeutung zu uns.“ (Lit.:GA 52,
S. 201f)

Ein imaginatives Bild dazu gibt das fünfte Siegel aus der Apokalypse des Johannes: Das Weib,
mit der Sonne bekleidet, ein Knäblein gebärend, der Mond zu ihren Füßen.

Das Bürglein in der Seele


Meister Eckhart spricht mit Bezug auf Lukas 10,38 EU in ähnlicher Weise in seiner Predigt
von der Jungfrau die ein Weib war[3] von dem «Bürglein in der Seele» oder auch in «Von der
Stadt der Seele»[4]:

„Seht, nun merkt auf! So eins und einfaltig ist dies »Bürglein« in der Seele, von dem ich
spreche und das ich im Sinn habe, über alle Weise erhaben, daß jene edle Kraft, von der ich
gesprochen habe, nicht würdig ist, daß sie je ein einziges Mal einen Augenblick in dies
Bürglein hineinluge, und auch die andere Kraft, von der ich sprach, darin Gott glimmt und
brennt mit all seinem Reichtum und mit all seiner Wonne, die wagt auch nimmermehr da
hineinzulugen; so ganz eins und einfaltig ist dies Bürglein und so erhaben über alle Weise
und alle Kräfte ist dies einige Eine, daß niemals eine Kraft oder eine Weise hineinzulugen
vermag noch Gott selbst. In voller Wahrheit und so wahr Gott lebt: Gott selbst wird niemals
nur einen Augenblick da hineinlugen und hat noch nie hineingelugt, soweit er in der Weise
und »Eigenschaft« seiner Personen existiert. Dies ist leicht einzusehen, denn dieses einige
Eine ist ohne Weise und ohne Eigenheit. Und drum: Soll Gott je darein lugen, so muß es ihn
alle seine göttlichen Namen kosten und seine Personhafte Eigenheit; das muß er allzumal
draußen lassen, soll er je darein lugen. Vielmehr, so wie er einfaltiges Eins ist, ohne alle
Weise und Eigenheit, so ist er weder Vater noch Sohn noch Heiliger Geist in diesem Sinne
und ist doch ein Etwas, das weder dies noch das ist.

Seht, so wie er eins und einfaltig ist, so kommt er in dieses Eine, das ich da heiße ein Bürglein
in der Seele, und anders kommt er auf keine Weise da hinein; sondern nur so kommt er da
hinein und ist darin. Mit dem Teile ist die Seele Gott gleich und sonst nicht. Was ich euch
gesagt habe, das ist wahr; dafür setze ich euch die Wahrheit zum Zeugen und meine Seele
zum Pfande.“

– Meister Eckhart: Predigt von der Jungfrau die ein Weib war[3]
Dieses wahre Ich des Menschen, das sich in der Aura zwar als blaues Oval zeigt, ist seinem
inneren individuellen Wesen nach auch dem geschultesten Hellseher unzugänglich.

„Dieses Ich ist ein ganz interessanter Punkt in der Aura. An einer Stelle wird das Ich
wahrnehmbar. Da finden Sie innerhalb des äußeren Ovals eine merkwürdige, blau
flimmernde oder blau schillernde Stelle, auch ovalförmig. Es ist eigentlich so, wie wenn Sie
eine Kerzenflamme sehen; aber mit der Differenz, die die astralen Farben gegenüber den
physischen Farben haben, ist es so, wie wenn Sie in der Kerzenflamme in der Mitte das Blau
sähen. Das ist das Ich, das da wahrgenommen wird innerhalb der Aura. Und das ist eine sehr
interessante Tatsache. Wenn der Mensch auch noch so weit sich entwickelt, wenn er auch
noch so weit seine hellseherischen Gaben ausbildet, an dieser Stelle sieht er zunächst diesen
blauen Ich-Körper, diesen blauen Lichtkörper. Das ist ein verhangenes Heiligtum, auch für
den Hellseher. Niemand kann in das eigentliche Ich des anderen hineinschauen. Das bleibt
selbst für denjenigen, der seine seelischen Sinne entwickelt hat, zunächst ein Geheimnis. Nur
innerhalb dieser blau flimmernden Stelle glänzt Neues auf. Da ist eine neue
Flammenbildung, die im Mittelpunkt der blauen Flamme aufglänzt. Das ist das dritte Glied,
der Geist.“ (Lit.:GA 53, S. 59f)

Im Ich lebt der Geist


Im Ich lebt unmittelbar der Geist:

„Das «Ich» lebt in Leib und Seele; der Geist aber lebt im «Ich». Und was vom Geiste im Ich
ist, das ist ewig. Denn das Ich erhält Wesen und Bedeutung von dem, womit es verbunden
ist. Insofern es im physischen Körper lebt, ist es den mineralischen Gesetzen, durch den
Ätherleib ist es den Gesetzen der Fortpflanzung und des Wachstums, vermöge der
Empfindungs- und Verstandesseele den Gesetzen der seelischen Welt unterworfen; insofern
es das Geistige in sich aufnimmt, ist es den Gesetzen des Geistes unterworfen. Was die
mineralischen, was die Lebensgesetze bilden, entsteht und vergeht; der Geist aber hat mit
Entstehung und Untergang nichts zu tun.“ (Lit.:GA 9, S. 50f)

Das wirkliche Ich und sein Spiegelbild


Uns allen nämlich wohnt ein geheimes, wunderbares
Vermögen bei, uns aus dem Wechsel der Zeit in unser
Innerstes, von allem, was von außenher hinzukam,
entkleidetes Selbst zurückzuziehen, und da unter der
Form der Unwandelbarkeit das Ewige in uns anzuschauen.
Diese Anschauung ist die innerste, eigenste Erfahrung,
von welcher allein alles abhängt, was wir von einer
übersinnlichen Welt wissen und glauben.

F. W. J. Schelling: Philosophische Schriften, Bd. 1, S. 165[5]


Klar zu unterscheiden von dem wirklichen Ich ist das Ich-Bewusstsein, das wir im
Alltagsbewusstsein erfahren. Nur im reinen Denken ragt das wirkliche Ich, der sich selbst
schaffende Geist, in das Ich-Bewusstsein herein und kann hier intuitiv erlebt werden und in
der Folge auch ein Licht auf die Wirklichkeit anderer geistiger Erlebnisse werfen.

„Um das «Ich» als dasjenige zu erkennen, vermittelst dessen das Untertauchen der
menschlichen Seele in die volle Wirklichkeit durchschaut werden kann, muß man sich
sorgfältig davor bewahren, in dem gewöhnlichen Bewußtsein, das man von diesem «Ich»
hat, das wirkliche Ich zu sehen. Wenn man, durch eine solche Verwechslung verführt, wie
der Philosoph Descartes sagen wollte: «Ich denke, also bin ich», so würde man von der
Wirklichkeit jedesmal dann widerlegt, wenn man schläft. Denn dann ist man, ohne daß man
denkt. Das Denken verbürgt nicht die Wirklichkeit des «Ich». Aber ebenso gewiß ist, daß
durch nichts anderes das wahre Ich erlebt werden kann als allein durch das reine Denken. Es
ragt eben in das reine Denken, und für das gewöhnliche menschliche Bewußtsein nur in
dieses, das wirkliche Ich herein. Wer bloß denkt, der kommt nur bis zu dem Gedanken des
«Ich»; wer erlebt, was im reinen Denken erlebt werden kann, der macht, indem er das «Ich»
durch das Denken erlebt, ein Wirkliches, das Form und Materie zugleich ist, zum Inhalte
seines Bewußtseins. Aber außer diesem «Ich» gibt es zunächst für das gewöhnliche
Bewußtsein nichts, was in das Denken Form und Materie zugleich hereinsenkt. Alle anderen
Gedanken sind zunächst nicht Bilder einer vollen Wirklichkeit. Doch indem man im reinen
Denken das wahre Ich als Erlebnis erfährt, lernt man kennen, was volle Wirklichkeit ist. Und
man kann von diesem Erlebnis weiter vordringen zu anderen Gebieten der wahren
Wirklichkeit.

Dies versucht die Anthroposophie. Sie bleibt nicht bei den Erlebnissen des gewöhnlichen
Bewußtseins stehen. Sie strebt nach einer Wirklichkeitsforschung, die mit einem
verwandelten Bewußtsein arbeitet. Das gewöhnliche Bewußtsein schaltet sie mit Ausnahme
des im reinen Denken erlebten Ich für die Zwecke ihrer Forschung aus. Und sie setzt an
dessen Stelle ein solches Bewußtsein, das sich in seinem vollen Umfange so betätigt, wie das
gewöhnliche Bewußtsein dies nur dann zustande bringt, wenn es das Ich im reinen Denken
erlebt. Um das so Angestrebte zu erreichen, muß die Seele die Kraft erwerben, sich von aller
äußeren Wahrnehmung und von allen Vorstellungen zurückzuziehen, die im gewöhnlichen
Leben der menschlichen Innenwelt so anvertraut werden, daß sie in der Erinnerung wieder
aufleben können.“ (Lit.:GA 35, S. 103f)

„Die Menschen mit den heutigen törichten Begriffen, die durch die sogenannte Wissenschaft
kultiviert werden, haben die Meinung: Mensch ist Mensch. Der heutige Engländer oder
Franzose oder Deutsche ist Mensch, so wie es der alte Ägypter war. Das ist aber ein Unsinn
vor der wirklichen Erkenntnis, ein wirklicher Unsinn. Denn der alte Ägypter, indem er in sich
selber einkehrte nach den Regeln der Initiation, fand etwas in sich, was der heutige Mensch
in sich nicht finden kann, weil es verschwunden ist, weil es weg ist. Das ist entglitten dem
Menschen, verlorengegangen dem Menschen, was selbst noch in der vorchristlichen und
zum Teil noch in der nachchristlichen griechischen Seelenverfassung gefunden werden
konnte. Das ist verlorengegangen, ist aus der Menschenwesenheit heraus verschwunden.
Die menschliche Organisation ist heute eine andere, als sie in alten Zeiten war.

Wenn wir die Sache anders aussprechen, so können wir so sagen: Der Mensch fand, wenn
auch dunkel, wenn auch nicht in voll bewußten Begriffen, in jenen alten Zeiten, indem er in
sich hineinging, doch sein Ich. Das widerspricht nicht dem, daß man sagt, daß das Ich in einer
gewissen Weise durch das Christentum erst geboren worden ist. Deshalb sage ich: Wenn
auch dunkel, wenn auch nicht in vollbewußten Begriffen, der Mensch fand doch sein Ich. Es
war als aktives Bewußtsein erst durch das Christentum geboren worden, aber der Mensch
fand sein Ich. Denn von diesem Ich, von diesem wirklichen, wahren Ich ist im Menschen der
damaligen Zeit etwas zurückgeblieben, nachdem er geboren worden ist. Sie werden sagen:
Soll nun jetzt etwa der Mensch heute nicht sein Ich finden? - Nein, er findet es auch nicht:
das wirkliche Ich macht einen Stillstand, indem wir geboren werden. Dasjenige, was wir
erleben als unser Ich, ist nur ein Spiegelbild des Ich. Das ist nur etwas, was das
vorgeburtliche Ich in uns abspiegelt. Wir erleben in der Tat nur ein Spiegelbild des Ich, etwas
vom wirklichen Ich erleben wir nur ganz indirekt. Das, wovon die Psychologen, die
sogenannten Seelenforscher als vom Ich reden, ist nur ein Spiegelbild ; das verhält sich zum
wirklichen Ich so, wie das Bild, das Sie von sich im Spiegel sehen, sich zu Ihnen verhält. Aber
dieses wirkliche Ich, das während der Zeit des atavistischen Hellsehens und bis in die
christlichen Zeiten herein gefunden werden konnte, ist heute nicht in dem Menschen, der
auf seine eigene Wesenheit - insofern die eigene Wesenheit verbunden ist mit dem Leibe -
hinschaut. Nur indirekt erlebt der Mensch etwas von seinem Ich, dann, wenn er mit andern
Menschen in Beziehung tritt und sich das Karma abspielt.

Wenn wir einem andern Menschen gegenübertreten und sich etwas abspielt zwischen uns
und dem andern Menschen, was zu unserem Karma gehört, da tritt etwas von dem Impulse
des wahren Ich in uns herein. Aber das, was wir in uns Ich nennen, was wir mit dem Worte
bezeichnen, das ist nur ein Spiegelbild. Und gerade dadurch wird der Mensch reif gemacht
während unseres fünften nachatlantischen Kulturzeitraumes, das Ich im sechsten Zeitraum
in einer neuen Gestalt zu erleben, daß er gewissermaßen durch den fünften Zeitraum dieses
Ich nur als Spiegelbild erlebt. Das ist gerade das Charakteristische des Zeitalters der
Bewußtseinsseele, daß der Mensch sein Ich nur als Spiegelbild erhält, damit er in das
Zeitalter des Geistselbstes hineinlebt und das Ich anders gestaltet, in neuer Gestalt wieder
erleben kann. Nur wird er es anders erleben, als er es heute gerne möchte! Heute möchte
der Mensch sein Ich, das er nur als Spiegelbild erlebt, alles eher nennen als das, was sich ihm
im zukünftigen sechsten nachatlantischen Zeitraum als solches präsentieren wird. Jene
mystischen Anwandlungen, wie sie heute die Menschen noch haben: durch Hineinbrüten in
ihr Inneres das wahre Ich zu finden - das sie sogar das göttliche Ich nennen! -, solche
Anwandlungen werden die Menschen in der Zukunft seltener haben. Aber gewöhnen
werden sie sich müssen, dieses Ich nur in der Außenwelt zu sehen. Das Sonderbare wird
eintreten, daß jeder andere, der uns begegnet und der etwas mit uns zu tun hat, mehr mit
unserem Ich zu tun haben wird als dasjenige, was da in der Haut eingeschlossen ist. So
steuert der Mensch auf das soziale Zeitalter zu, daß er sich in Zukunft sagen wird: Mein
Selbst ist bei all denen, die mir da draußen begegnen; am wenigsten ist es da drinnen. Ich
bekomme, indem ich als physischer Mensch zwischen Geburt und Tod lebe, mein Selbst von
allem Möglichen, nur nicht von dem, was da in meiner Haut eingeschlossen ist.

Dieses, was so paradox erscheint, es bereitet sich heute indirekt vor dadurch, daß die
Menschen ein wenig empfinden lernen, wie sie in dem, was sie ihr Ich nennen, in diesem
Spiegelbild drinnen eigentlich furchtbar wenig sind. Ich habe neulich einmal davon
gesprochen, wie man dadurch auf die Wahrheit kommen kann, daß man sich seine
Biographie, aber sachlich, vor Augen führt und sich frägt, was man eigentlich dem und jenem
Menschen verdankt von seiner Geburt ab. Man wird sich allmählich so langsam auflösen in
die Einflüsse, die von andern kommen ; man wird außerordentlich wenig finden in dem, was
man als sein eigentliches Ich zu betrachten hat, das, wie gesagt, doch nur ein Spiegelbild ist.
Etwas grotesk gesprochen, kann man sagen: In jenen Zeiten, in denen das Mysterium von
Golgatha sich abgespielt hat, ist der Mensch ausgehöhlt worden, ist er hohl geworden. Das
ist das Bedeutsame, daß man erkennen lernt das Mysterium von Golgatha als Impuls, indem
man es in seiner Wechselbeziehung zu diesem Hohlwerden des Menschen betrachtet.

Zeichnung aus GA 187, S. 82


Der Mensch muß, wenn er von der Wirklichkeit spricht, sich klar sein, daß der Platz
irgendwie ausgefüllt sein muß, den er früher noch hat finden können, sagen wir, in den
ägyptisch-chaldäischen Königsmysterien. Der wurde damals noch etwas ausgefüllt von dem
wirklichen Ich, das heute haltmacht, wenn der Mensch geboren wird, oder wenigstens in
den ersten Kindheitsjahren haltmacht, es scheint noch etwas herein in die ersten
Kindheitsjahre. Und diesen Platz, ihn nahm der Christus-Impuls ein. Da sehen Sie den wahren
Vorgang. Sie können sich sagen: Hier (siehe Zeichnung, links) die Menschen vor dem
Mysterium von Golgatha, hier (Mitte) das Mysterium von Golgatha, (rechts) die Menschen
nach dem Mysterium von Golgatha.

Die Menschen vor dem Mysterium von Golgatha hatten etwas in sich, das, wie gesagt, durch
die Einweihung gefunden wurde (rot). Die Menschen nach dem Mysterium von Golgatha
haben dieses nicht mehr in sich (blau), sie sind gewissermaßen da ausgehöhlt, und der
Christus-Impuls senkt sich herein (violett) und nimmt den leeren Platz ein. Der Christus-
Impuls soll also nicht aufgefaßt werden wie eine Lehre bloß, wie eine Theorie, sondern er
muß hinsichtlich seiner Tatsächlichkeit aufgefaßt werden. Und jeder, der die Möglichkeit
dieses Hinabsenkens im Sinne der alten Mysterieninitiation wirklich versteht, der versteht
erst die Bedeutung des Mysteriums von Golgatha seiner innerlichen Wahrheit nach. Denn
heute könnte, so wie das in der alten ägyptischen Königseinweihung der Fall war, der
Mensch nicht ohne weiteres ein Christophor werden; er wird aber ein Christophor unter
allen Umständen, indem gewissermaßen in den Hohlraum, der in ihm ist, der Christus sich
hineinsenkt.“ (Lit.:GA 187, S. 79ff)

Das wirkliche Ich ist nur durch Intuition zu erfassen


Das wirkliche Ich ist nur der höheren, intuitiven Erkenntnis zugänglich. Noch als junger
Student in Wien schrieb Rudolf Steiner an seine Freund Josef Köck von seinem Erlebnis, das
ihm einen ersten Einblick in sein „innerstes, von allem, was von außen hinzukam,
entkleidetes Selbst“ gewährte. Dieser überhaupt erste von Rudolf Steiner erhaltene Brief ist
mit 13. Januar 1881, 12 Uhr mitternachts datiert:

„Es war die Nacht vom 10. auf den 11. Januar, in der ich keinen Augenblick schlief. Ich hatte
mich bis ½ 1 Uhr mitternachts mit einzelnen philosophischen Problemen beschäftigt, und da
warf ich mich endlich auf mein Lager; mein Bestreben war voriges Jahr, zu erforschen, ob es
denn wahr wäre, was Schelling sagt: «Uns allen wohnt ein geheimes, wunderbares
Vermögen bei, uns aus dem Wechsel der Zeit in unser innerstes, von allem, was von außen
hinzukam, entkleidetes Selbst zurückzuziehen und da unter der Form der Unwandelbarkeit
das Ewige in uns anzuschauen.» Ich glaubte und glaube nun noch, jenes innerste Vermögen
ganz klar an mir entdeckt zu haben - geahnt habe ich es ja schon längst —; die ganze
idealistische Philosophie steht nun in einer wesentlich modifizierten Gestalt vor mir; was ist
eine schlaflose Nacht gegen solch einen Fund!“ (Lit.:GA 38, S. 13)
In den Jahren, die folgten, reiften die Früchte dieses Erlebnisses weiter. Aus Weimar schrieb
Rudolf Steiner fast genau zehn Jahre später, am 4. Januar 1891, in einem Brief an Rosa
Mayreder:

„Wenn ich untersinken soll mit meinem Selbst, verschwinden im Objekte, ohne mich
wiederzufinden, dann kann die Erkenntnis auch nicht mehr das sein, was sie sein muß,
nämlich die Auseinandersetzung über meine Bestimmung. Ich fühle mich erst dann ganz voll
in meiner Menschlichkeit, wenn ich den Punkt kenne, der mein «Ich», mein individuelles
Sein mit dem Sein des Universums verknüpft. Mir ist die Wissenschaft letzten Endes die
Antwort auf die große Frage: was bedeutet mein «Ich» dem Universum gegenüber? Ich will
mich meines Selbstbewußtseins nur zu dem Zwecke entäußern, um es im Objekte
wiederzufinden. Aber es hinzuwerfen, um in der unendlichen Objektivität unterzugehen, das
kann nimmermehr zur Erkenntnis führen. Das Individuum-Sein, das Absondern als «Ich»
bedeutet mir die große Frage, bedeutet mir Schmerz und Qual des Daseins. Das Finden im
Objekt, das Aufgehen im Universum - die Erlösung und das heitere Genießen der höchsten
Welt-Harmonie. Es ist furchtbar, sich ausgeworfen zu sehen aus dem Gebiete des
Weltgeistes, ein Punkt zu sein im Weltbau, es ist unerträglich, «Ich» zu sein; aber
abzuwerfen diese Haut der Besonderung, hinauszutreten auf den Plan, da, wo der Weltgeist
schafft, und zu sehen, wie im Wesen des Ganzen auch meine Individualität begründet ist,
vom Standpunkt des zeitlosen Anschauens sein eigenes Zeitendasein zu begreifen, das ist ein
Augenblick des Entzückens, gegen den man alle Qual des Daseins eintauschen muß. Aber
wer nie ein «Ich» war, kann auch das «Ich» nicht begreifen; wer nie gelitten hat, kann auch
die Wonne nicht verstehen, die im Begreifen des Schmerzes liegt; wer nicht das Übel der
Besonderung durchlebt, kann nicht der Freude der Selbstzersetzung teilhaftig werden. Um
sterben zu können, muß man erst gelebt haben.“ (Lit.:GA 39, S. 69f)

Der Bologna-Vortrag: Das wirkliche Ich liegt nicht in der leiblichen Innenwelt
ICH BIN DIE WELT
Der Erde Dasein ist in mir begründet,
ich bin ihr Raum und bin auch ihre Zeit,
und was der Tag an Kraft in mir entzündet,
das nimmt sie auf in ihre Ewigkeit.

Ich bin die Welt, in meinem Pulsgetriebe


sagt dies mir laut und deutlich jeder Schlag,
und was mich ewig macht, das ist die Liebe,
mit der ein Gott erschuf den ersten Tag.

Alfons Petzold[6]
→ Hauptartikel: Bologna-Vortrag
In seinem 1911 gehaltenen Bologna-Vortrag hat Rudolf Steiner aufgezeigt, dass das im
regulären Tagsbewusstsein erlebte Ich ein bloßes Abbild des wirklichen Ich ist, das nur
fälschlich in die leibliche Innenwelt verlegt wird. Der Mensch fühle sich dadurch von der
Welt abgesondert und sehe sich vor scheinbar unübersteigbare Erkenntnisgrenzen gestellt.
Eine künftige Erkenntnistheorie werde anerkennen müssen, dass das Ich in Wahrheit immer
schon in der Außenwelt liege. Zurecht kann es daher auch als großes Ich bezeichnet werden.
Dass das wirkliche Ich - nicht sein bloßes Spiegelbild - im reinen Denken unabhängig von der
Leibesorganisation erfahren wird, hatte Rudolf Steiner schon in seiner «Philosophie der
Freiheit» gezeigt. Das wahre Ich kann nur durch entsprechende geistige Schulung in der
übergeistigen Welt erlebt werden.

„Unser Ich ist ja für die weitaus meisten Menschen heute noch ein sehr schlafendes Organ.
Wenn man glaubt, das Ich wache sehr stark, so irrt man sich eigentlich. Denn in dem Willen -
das habe ich Ihnen schon auseinandergesetzt - schläft der Mensch eigentlich ja auch, und
indem das Ich sich willentlich betätigt, haben wir es zu tun nicht mit etwas, was als Ich vor
uns steht, sondern vielmehr mit etwas, was so vor uns steht, wie eigentlich die Nacht vor uns
steht. Wir rechnen, obwohl die Nacht dunkel ist, ja auch mit der Nacht in unserem Leben.
Wenn Sie wirklich zurückschauen auf Ihr Leben, dann besteht es nicht nur aus demjenigen,
was taghell war, sondern es besteht auch aus den Nächten. Aber sie sind gewissermaßen
immer ausgestrichen aus dem Zeitenverlaufe. Ähnlich ist es mit unserem Ich. Unser Ich ist
für das gewöhnliche Bewußtsein eigentlich dadurch bemerkbar, daß es für das Bewußtsein
nicht da ist; es ist schon da, aber für das Bewußtsein ist es nicht da. Es fehlt einem etwas an
der Stelle, und daher sieht man das Ich. Es ist wirklich so, wie wenn man eine weiße Wand
hat und eine Stelle nicht mit Weiß bestrichen hat; dann sieht man das Schwarze. Und so
sieht man als das Ausgelöschte eigentlich unser Ich im gewöhnlichen Bewußtsein. Und so ist
es auch während des Wachens: das Ich ist eigentlich zunächst immer schlafend; aber es
scheint durch als Schlafendes durch die Gedanken, die Vorstellungen und durch die Gefühle,
und daher wird das Ich auch im gewöhnlichen Bewußtsein wahrgenommen, das heißt, es
wird vermeint, daß es wahrgenommen werde. Wir können also sagen: Unser Ich wird
eigentlich zunächst nicht unmittelbar wahrgenommen.

Nun glaubt eine vorurteilsvolle Psychologie, Seelenlehre, daß dieses Ich eigentlich im
Menschen drinnensitzt; da, wo seine Muskeln sind, sein Fleisch ist, seine Knochen sind und
so weiter, da sei auch das Ich drinnen. Wenn man das Leben nur ein wenig überschauen
würde, so würde man sehr bald wahrnehmen, daß es nicht so ist. Aber es ist schwer, eine
solche Überlegung heute vor die Menschen hinzubringen. Ich habe es im Jahre 1911 schon
versucht in meinem Vortrage auf dem Philosophenkongreß in Bologna. Aber diesen Vortrag
hat ja bis heute keiner noch verstanden. Ich habe da versucht zu zeigen, wie es eigentlich mit
dem Ich ist. Dieses Ich liegt eigentlich in jeder Wahrnehmung, das liegt eigentlich in alldem,
was Eindruck auf uns macht. Nicht dadrinnen in meinem Fleische und in meinen Knochen
liegt das Ich, sondern in demjenigen, was ich durch meine Augen wahrnehmen kann. Wenn
Sie irgendwo eine rote Blume sehen: in Ihrem Ich, in Ihrem ganzen Erleben, das Sie ja haben,
indem Sie an das Rot hingegeben sind, können Sie ja das Rot von der Blume nicht trennen.
Mit alldem haben Sie ja zugleich das Ich gegeben, das Ich ist ja verbunden mit Ihrem
Seeleninhalt. Aber Ihr Seeleninhalt, der ist doch nicht in Ihren Knochen! Ihren Seeleninhalt,
den breiten Sie doch aus im ganzen Raume. Also dieses Ich, das ist noch weniger als die Luft
in Ihnen, die Sie eben einatmen, noch weniger als die Luft, die vorher in Ihnen war. Dieses
Ich ist ja verbunden mit jeder Wahrnehmung und mit alldem, was eigentlich im Grunde
genommen außer Ihnen ist. Es betätigt sich nur im Inneren, weil es aus dem Wahrnehmen
die Kräfte hineinschickt. Und ferner ist das Ich noch verbunden mit etwas anderem: Sie
brauchen nur zu gehen, das heißt, Ihren Willen zu entwickeln. Da allerdings geht Ihr Ich mit,
beziehungsweise das Ich nimmt an der Bewegung teil, und ob Sie langsam schleichen, ob Sie
laufen, ob Sie im Kiebitzschritt sich bewegen oder irgendwie sich drehen und dergleichen, ob
Sie tanzen oder springen, das Ich macht alles das mit. Alles was an Betätigung von Ihnen
ausgeht, macht das Ich mit. Aber das ist ja auch nicht in Ihnen. Denken Sie, es nimmt Sie
doch mit. Wenn Sie einen Reigen tanzen - glauben Sie, der Reigen ist in Ihnen? Der hätte ja
gar nicht Platz in Ihnen! Wie hätte der Platz? Aber das Ich ist dabei, das Ich macht den Reigen
mit. Also in Ihren Wahrnehmungen und in Ihrer Betätigung, da sitzt das Ich. Aber das ist
eigentlich gar nie in Ihnen im vollen Sinne des Wortes, etwa so, wie Ihr Magen in Ihnen ist,
sondern das ist eigentlich immer etwas, dieses Ich, was im Grunde außerhalb Ihrer ist. Es ist
ebenso außerhalb des Kopfes, wie es außerhalb der Beine ist, nur daß es im Gehen sich sehr
stark beteiligt an den Bewegungen, welche die Beine machen. Das Ich ist wirklich sehr stark
beteiligt an der Bewegung, welche die Beine machen. Der Kopf aber, der ist an dem Ich
weniger beteiligt.“ (Lit.:GA 205, S. 218ff)

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG


„Wir wollen zunächst einmal beginnen bei dem, was wir unser Ich nennen, insofern wir
dieses Ich bewußt erleben, was dieses unser Ich eigentlich darstellt. Sie wissen ja, dieses Ich
als Bewußtsein ist im Verlaufe des Lebens unterbrochen durch alle die Zustände, die da
verlaufen zwischen dem Einschlafen und dem Aufwachen. Mit Ausnahme des Träumens, und
eigentlich bis zu einem gewissen Grade auch im Träumen ist dieses Ich-Bewußtsein für die
Zeit zwischen dem Einschlafen und Aufwachen dahin. Wir können sagen: Dieses Ich-
Bewußtsein entzündet sich immer im Augenblicke des Aufwachens - wobei natürlich
Entzünden nur ein bildhaft gebrauchter Ausdruck ist - und es dämpft sich ab im Momente
des Einschlafens.

Wenn wir uns Beobachtungsvermögen für solche Dinge aneignen, dann merken wir, daß
dieses Ich-Bewußtsein im engsten Sinne gebunden ist an den ganzen Umfang der
Sinneswahrnehmungen, aber eigentlich nur an diesen. Sie brauchen nur einmal eine Art
Seelenexperiment auszuführen, das darinnen besteht, im Wachzustand zu versuchen, allen
Sinnesinhalt zu tilgen, gewissermaßen von allem Sinnesinhalt abzusehen. Wir kommen
später noch einmal von einem andern Gesichtspunkte auf die Sache zurück. Aber Sie werden
schon bemerken, wenn Sie versuchen, von allem Sinnesinhalt abzusehen, daß in den weitaus
meisten Fällen und bei den weitaus meisten Menschen eine gewisse Tendenz vorhanden ist,
dann in eine Art Schlafzustand zu versinken; das heißt aber eben, das Ich abdämpfen. Man
kann schon bemerken, daß das Ich-Bewußtsein, so wie es im Tagwachen waltet, wesentlich
geknüpft ist an die Anwesenheit von Sinnesinhalt. So daß wir sagen können: Wir erleben zu
gleicher Zeit mit dem Sinnesinhalt unser Ich. Wir erleben eigentlich für das alltägliche
Bewußtsein nicht anders unser Ich als mit dem Sinnesinhalt. So weit der Sinnesinhalt reicht,
ist Ich-Bewußtsein vorhanden, und so weit - wenigstens eben für das gewöhnliche Leben -
Ich-Bewußtsein vorhanden ist, so weit reicht der Sinnesinhalt. Es ist durchaus zunächst
gerechtfertigt, wenn man vom Standpunkte dieses alltäglichen Bewußtseins ausgeht, das Ich
nicht zu trennen von dem Sinnesinhalt, sondern sich zu sagen: Indem Rot, indem dieser oder
jener Ton, indem diese oder jene Wärmeempfindung, Tastempfindung, diese oder jene
Geschmacks-, Geruchsempfindung vorhanden ist, ist auch das Ich vorhanden, und insofern
diese Empfindungen nicht vorhanden sind, ist auch das Ich, wie es im gewöhnlichen
Wachzustand erlebt wird, nicht vorhanden.

Ich habe das öfter als einen Befund der Seelenbeobachtung hingestellt. Insbesondere
deutlich habe ich es einmal hingestellt in einem Vortrage, den ich gehalten habe beim
Philosophenkongreß in Bologna 1911, wo ich versuchte zu zeigen, wie eigentlich das, was als
Ich erlebt wird, nicht abgetrennt werden sollte von dem ganzen Umfang der
Sinneserlebnisse. Wir müssen daher sagen: Das Ich ist im wesentlichen zunächst gebunden
— ich rede immer vom Erleben - an die Sinneswahrnehmungen. Nicht wahr, wir betrachten
jetzt nicht das Ich als Realität; wir wollen im Gegenteil erst im Verlauf dieser drei Vorträge,
heute, morgen und übermorgen, auf das Ich als Realität hinweisen. Wir wollen jetzt zunächst
allein auf das eingehen, was wir im Bereiche unseres Lebens das Ich-Erlebnis nennen.“
(Lit.:GA 206, S. 118f)

Mit jeder Wahrnehmung werden Ich und Astralleib, die in der seelisch-geistigen Außenwelt
leben, in den Leib hereingetragen. Rudolf Steiner erläutert das etwa am Beispiel der
Farbwahrnehmung. Die Farben haben keine physische Realität, sind aber dennoch keine
bloß subjektive Phänomene, sondern gehören als objektive seelische Realität der
Seelenwelt, genauer der Region der flutenden Reizbarkeit, an.

„Das Betrachten des Farbigen kann überhaupt nicht geschehen, ohne in das Seelische
heraufgehoben zu werden. Denn es ist eine bloße törichte Rederei, wenn man sagt, das
Farbige sei lediglich ein Subjektives. Und wenn man namentlich dann etwa dazu übergeht zu
sagen - wobei man sich vom Ich nichts Genaues vorstellt -, draußen wäre irgendeine
objektive Veranlassung, und die wirke auf uns, auf unser Ich - - Unsinn ist es; das Ich selber
ist in der Farbe drinnen. Es sind das Ich und auch der menschliche Astralleib gar nicht von
dem Farbigen zu unterscheiden, sie leben in dem Farbigen und sind insoferne außer dem
physischen Leib des Menschen, als sie mit dem Farbigen draußen verbunden sind; und das
Ich und der astralische Leib, sie bilden im physischen Leibe und im Ätherleibe die Farben erst
ab. Das ist es, worauf es ankommt. So daß die ganze Frage nach der Wirkung eines
Objektiven des Farbigen auf ein Subjektives ein Unsinn ist; denn in der Farbe drinnen liegt
schon das, was Ich, was astralischer Leib ist, und mit der Farbe herein kommt das Ich und der
astralische Leib. Die Farbe ist der Träger des Ichs und des astralischen Leibs in den
physischen und in den Ätherleib hinein. So daß die ganze Betrachtungsweise einfach
umgekehrt und umgewendet werden muß, wenn man zu der Realität vordringen will.“
(Lit.:GA 291, S. 59f)

Bei jeder Körperbewegung wird der Körper durch die Willenstätigkeit ebenfalls unmittelbar
von außen durch das wirkliche, d.h. das wirkende Ich bzw. durch den Astralleib ergriffen.
Jegliche „Steuerung“ der Körperbewegung durch Nervenimpulse wird damit obsolent. Rudolf
Steiner widerspricht hier ganz bewusst explizit der unverrückbar scheinenden, allgemein
anerkannten neurowissenschaftlichen Grundthese. In diesem Punkt gibt es keine
Versöhnung mit den Theorien der äußeren Wissenschaft, ohne das fundamentale
Grundprinzip der Anthroposophie - und damit diese selbst - völlig aufzugeben.

„Sogleich entsteht da die Frage: wie ordnen sich in den Organismus ein auf der einen Seite
die eigentliche Sinneswahrnehmung, in welche die Nerventätigkeit nur ausläuft, und wie die
Bewegungsfähigkeit auf der andern Seite, in welche das Wollen mündet? Unbefangene
Beobachtung zeigt, daß beides nicht in demselben Sinne zum Organismus gehört wie
Nerventätigkeit, rhythmisches Geschehen und Stoffwechselvorgänge. Was im Sinn geschieht
ist etwas, das gar nicht unmittelbar dem Organismus angehört. In die Sinne erstreckt sich die
Außenwelt wie in Golfen hinein in das Wesen des Organismus. Indem die Seele das im Sinne
vor sich gehende Geschehen umspannt, nimmt sie nicht an einem inneren organischen
Geschehen teil, sondern an der Fortsetzung des äußeren Geschehens in den Organismus
hinein. (Ich habe diese Verhältnisse erkenntniskritisch in einem Vortrag für den Bologner
Philosophen-Kongreß des Jahres 1911 erörtert.) - Und in einem Bewegungsvorgang hat man
es physisch auch nicht mit etwas zu tun, dessen Wesenhaftes innerhalb des Organismus
liegt, sondern mit einer Wirksamkeit des Organismus in den Gleichgewichts- und
Kräfteverhältnissen, in die der Organismus gegenüber der Außenwelt hineingestellt ist.
Innerhalb des Organismus ist dem Wollen nur ein Stoffwechselvorgang zuzueignen; aber das
durch diesen Vorgang ausgelöste Geschehen ist zugleich ein Wesenhaftes innerhalb der
Gleichgewichts- und Kräfteverhältnisse der Außenwelt; und die Seele übergreift, indem sie
sich wollend betätigt, den Bereich des Organismus und lebt mit ihrem Tun das Geschehen
der Außenwelt mit.“ (Lit.:GA 21, S. 158)

Auf dem Weg der Geistesschulung muss der Mensch sein höheres Selbst, das nicht an den
Leib gebunden ist, kennenlernen und von seinem niederen Selbst unterscheiden:

„Es ist durchaus notwendig, daß der Geheimschüler durch den geistigen Anblick seiner
eigenen Seele hindurchgehe, um zu Höherem vorzudringen. Denn im eigenen Selbst hat er ja
doch dasjenige Geistig-Seelische, das er am besten beurteilen kann. Hat er sich von seiner
Persönlichkeit in der physischen Welt zunächst eine tüchtige Erkenntnis erworben und tritt
ihm zuerst das Bild dieser Persönlichkeit in der höheren Welt entgegen, dann kann er beides
vergleichen. Er kann das Höhere auf ein ihm Bekanntes beziehen und vermag so von einem
festen Boden auszugehen. Wenn ihm dagegen noch so viele andere geistige Wesenheiten
entgegenträten, so vermöchte er sich doch über ihre Eigenart und Wesenheit zunächst
keinen Aufschluß zu geben. Er würde bald den Boden unter den Füßen schwinden fühlen. Es
kann daher gar nicht oft genug betont werden, daß der sichere Zugang zur höheren Welt
derjenige ist, der über die gediegene Erkenntnis und Beurteilung der eigenen Wesenheit
führt.

Geistige Bilder sind es also, welchen der Mensch zunächst auf seiner Bahn zur höheren Welt
begegnet. Denn die Wirklichkeit, welche diesen Bildern entspricht, ist ja in ihm selbst. Reif
muß demnach der Geheimschüler sein, um auf dieser ersten Stufe nicht derbe Realitäten zu
verlangen, sondern die Bilder als das Richtige zu betrachten. Aber innerhalb dieser
Bilderwelt lernt er bald etwas Neues kennen. Sein niederes Selbst ist nur als Spiegelgemälde
vor ihm vorhanden; aber mitten in diesem Spiegelgemälde erscheint die wahre Wirklichkeit
des höheren Selbst. Aus dem Bilde der niederen Persönlichkeit heraus wird die Gestalt des
geistigen Ich sichtbar. Und erst von dem letzteren aus spinnen sich die Fäden zu anderen
höheren geistigen Wirklichkeiten.“ (Lit.:GA 10, S. 153f)

Das wirkliche Ich tritt nicht in unser gewöhnliches Gedankenleben ein


„Das Ich lebt ja allerdings in unserem Willen, aber schläft auch da, wie wir wissen. Das
wirkliche Ich tritt nicht in unser gewöhnliches Gedankenleben ein. Das wirkliche Ich würden
wir gar nicht gewahr werden, wenn wir es nicht als eine Art Negativum wahrnehmen
würden. Und indem wir zurückblicken auf unsere Erlebnisse, sagen wir uns nicht: Wir haben
erlebt Tage und Nächte -, sondern wir blicken nur auf die Tage zurück. Und statt daß wir uns
sagen: Wir blicken auf die Nächte zurück -, sagen wir: «Ich» - fühlen wir uns, empfinden wir
uns als Ich [...]

Deshalb ist es ein großer Irrtum, wenn von mancher philosophischen Seite behauptet wird,
in dem, was der Mensch als sein Ich anspricht, sei eine Realität. Erst wenn der Mensch im
höheren Bewußtsein aufwachen würde im Schlafe, würde er gewahr werden sein wirkliches
Ich. Oder wenn er durchschauen würde, was der Vorgang des Willens ist, dann würde er im
Wollen sein wirkliches Ich erleben.“ (Lit.:GA 191, S. 182)

Das Ich und seine Leibeshüllen


"Wir müssen uns klar sein, daß wir zunächst in uns haben den geistig-seelischen
Wesenskern, den wir zusammenfassen in seinem Mittelpunkt, wenn wir «Ich» oder «Ich bin»
sagen. Dieser geistig-seelische Wesenskern ist eingebettet in den Astral-, Äther- und
physischen Leib. So wie der Mensch jetzt in der Welt lebt, leben wir eigentlich, wenn wir
innerlich leben, in unserem Ich; denn alle Seelentätigkeiten sind bei dem wachen Menschen
mit dem Ich in irgendeiner Weise verknüpft, erscheinen gleichsam alle auf dem Hintergrunde
des Ich." (Lit.: GA 143, S. 49f)

Durch seine drei unteren Wesensglieder, die dem Menschen gleichsam naturhaft verliehen
werden, ist der Mensch ein Geschöpf der göttlich-geistigen Welt wie alle anderen
Erdenwesen auch. Durch sein Ich ist er berufen, zum Schöpfer seiner selbst zu werden, ja
mehr noch, es kann sich überhaupt nur dadurch verwirklichen, dass es sich selbst erschafft.
Das Ich entwickelt sich im Zuge wiederholter Erdenleben, die auch sein Schicksal (Karma)
bestimmen.

Damit das Ich verwandelnd in die Leibeshüllen eingreifen kann, bedarf es des Ich-Trägers,
welcher der äußere leibliche Ausdruck für das Ich ist. Der Ich-Träger erscheint dem Hellseher
in der menschlichen Aura als eine etwas länglich verformte bläuliche Kugel an der
Nasenwurzel hinter der Stirne.

Ein Zerstörungsherd im Inneren des Menschen bildet die Voraussetzung dafür, dass sich das
Ich entwickeln und festigen kann. Dringen diese Kräfte, die normalerweise dem Bewusstsein
nicht zugänglich sind, weil sie unterhalb des Erinnerungsspiegels liegen, nach außen, so
werden sie zur Quelle des Bösen. Anderseits bilden alle moralischen Kräfte, die wir
entwickeln, hier bereits fruchtbare Keime für das künftige Jupiterdasein (Lit.: GA 207, S.
21ff).

Ich-Organisation und Selbstbewusstsein


→ Hauptartikel: Ich-Träger
Das Ich baut sich die seinem Wesen entsprechende Ich-Organisation auf. Dadurch entsteht
aber noch kein Selbstbewusstsein, es wird dadurch nur vorbereitet. Das Selbstbewusstsein
leuchtet erst auf, wenn das Ich die von ihm durchformte Ich-Organisation wieder abbaut.
Erst im rhythmischen Wechsel von Auf- und Abbau kann sich das Selbstbewusstsein immer
reicher entfalten.

„Die physische Stofflichkeit erfährt eine Weiterbildung ihres Wesens, indem sie zum Weben
und Leben im Ätherischen übergeht. Und Leben hängt davon ab, daß der organische Körper
dem Wesen des Irdischen entrissen und vom außerirdischen Weltall herein aufgebaut wird.
Allein dieser Aufbau führt wohl zum Leben, nicht aber zum Bewußtsein und nicht zum
Selbstbewußtsein. Es muß sich der Astralleib seine Organisation innerhalb der physischen
und der ätherischen aufbauen; es muß ein Gleiches das Ich in bezug auf die Ich-Organisation
tun. Aber in diesem Aufbau ergibt sich keine bewußte Entfaltung des Seelenlebens. Es muß,
damit ein solches zustande kommt, dem Aufbau ein Abbau gegenüberstehen. Der astralische
Leib baut sich seine Organe auf; er baut sie wieder ab, indem er die Gefühlstätigkeit im
Bewußtsein der Seele entfalten läßt; das Ich baut sich seine «Ich-Organisation» auf; es baut
sie wieder ab, indem die Willenstätigkeit im Selbstbewußtsein wirksam wird.

Der Geist entfaltet sich innerhalb der Menschenwesenheit nicht auf der Grundlage
aufbauender Stofftätigkeit, sondern auf derjenigen abbauender. Wo im Menschen Geist
wirken soll, da muß der Stoff sich von seiner Tätigkeit zurückziehen.

Schon die Entstehung des Denkens innerhalb des ätherischen Leibes beruht nicht auf einer
Fortsetzung des ätherischen Wesens, sondern auf einem Abbau desselben. Das bewußte
Denken geschieht nicht in Vorgängen des Gestaltens und Wachstums, sondern in solchen
der Entgestaltung und des Welkens, Absterbens, die fortdauernd dem ätherischen
Geschehen eingegliedert sind.

In dem bewußten Denken lösen sich aus der leiblichen Gestaltung die Gedanken heraus und
werden als seelische Gestaltungen menschliche Erlebnisse.“ (Lit.:GA 27, S. 16f)

Ich-Bewusstsein und physischer Leib

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG


→ Hauptartikel: Ich-Bewusstsein
Durch das Ich stellen wir uns als selbstbewusstes Wesen der Natur gegenüber und scheinen
dadurch zunächst völlig abgetrennt von ihr zu sein. Und doch gibt es untergründig eine
geheimnisvolle Beziehung zu den Naturreichen. Insbesondere hat Rudolf Steiner darauf
hingewiesen, dass das Ich die zusammengedrängten Kräfte des mineralischen Kosmos in sich
trägt:

"Wenn wir von dem Ich sprechen, so müssen wir von demjenigen im Menschen sprechen,
das zum Beispiel nicht nur ein Bewußtsein hat während des Wachens, sondern das auch da
ist, wenn der Mensch schläft, das seine Kräfte entfaltet ins ganze Universum hinaus, das von
den geistigen Kräften des Kosmos durchstrahlt und durchwirkt und durchpulst ist, wenn der
Mensch schläft: das tragen wir unbewußt in uns. Und wenn wir es herausexstirpieren
könnten aus dem Menschen, so wie wir das gesagt haben für den Ätherleib, für den
astralischen Leib, wir würden aus diesem Ich das ganze Bild des mineralischen Weltenalls
bekommen mit allen seinen verschiedenen Geheimnissen des Kosmos. In diesem Ich steckt
alles dasjenige zusammengedrängt, was im ganzen Kosmos ausgebreitet ist. Wir tragen den
mineralischen Kosmos also in uns." (Lit.: GA 167, S. 170)
Das hängt damit zusammen, dass die Entwicklung unsers Ich-Bewusstseins sehr eng mit der
Gestalt des physischen Leibes verbunden ist. Rudolf Steiner hat gezeigt, dass das Ich-
Bewusstsein dadurch entsteht, dass wir gleichsam unsere physische Gestalt von innen her
abtasten und, indem wir diese Grenze spüren, uns von der Welt zu unterscheiden lernen. Die
menschliche Gestalt ist aber wiederum Ausdruck der formenden Kräfte des ganzen Kosmos.
Dahinter stehen erhabene geistige Wesenheiten, die Elohim oder Geister der Form, durch
deren Opfertat wir unser Ich bekommen haben, und die in der Natur allem Geschaffenen die
physische Form geben. Eben deshalb wird aber auch die Auferstehung des Leibes zu einer
entscheidenden Frage für das menschliche Ich.

In seiner Realität wirksam sehen wir das Ich ganz besonders dort, wo das Ich-Bewusstsein
noch nicht erwacht ist. Das ist in den ersten Kindheitsjahren der Fall bis hin zu jenem
Zeitpunkt, der heute etwa im dritten Lebensjahr liegt, bis zu dem wir uns später bewusst
zurückerinnern können und wo wir uns erstmals unserer selbst bewusst geworden sind. Bis
dahin wirkt das Ich bildend bis in den physischen Leib hinein, um diesen erst zum geeigneten
Werkzeug für das Ich-Bewusstsein zu machen. Äußerlich sichtbar wird diese Tätigkeit des Ich
in jenen drei Fähigkeiten, durch die sich der Mensch grundlegend vom Tier unterscheidet,
nämlich in der Aufrichtekraft, in der Sprache und dem Denken. Sind diese Fähigkeiten bis in
ihre physischen Grundlagen ausgebildet, macht das Ich, das wirkliche Ich in seiner vollen
geistigen Realität, die weitere Erdenwanderung zum größten Teil nicht mehr mit und
verbleibt in der geistigen Welt. Was wir desweiteren als unser irdisches Ich im
Selbstbewusstsein erleben, ist eigentlich nur ein Spiegelbild unseres wahren geistigen Ichs.
Gerade darin aber, in diesem bloßen Bildcharakter, den dadurch die ganze menschliche
Erkenntnis bekommt, liegt die Möglichkeit zur Freiheit begründet:

"Und das ist das schwer zu fassende Geheimnis, daß das Ich eigentlich in dem Zeitpunkte, bis
zu dem wir uns zurückerinnern, stehenbleibt. Es wird nicht mit dem Leibe geändert, es bleibt
stehen. Gerade dadurch haben wir es immer vor uns, daß es uns, indem wir hinschauen,
unsere Erlebnisse entgegenspiegelt. Das Ich macht unsere Erdenwanderung nicht mit. Erst
wenn wir durch die Pforte des Todes gegangen sind, müssen wir den Weg, den wir Kamaloka
nennen, wiederum zurück machen bis zu unserer Geburt, um unser Ich wieder anzutreffen,
und es dann auf unserer weiteren Wanderung mitzunehmen. Der Körper schiebt sich in den
Jahren vor - das Ich bleibt zurück, das Ich bleibt stehen. Schwierig zu begreifen ist es aus dem
Grunde, weil man sich nicht vorstellen kann, daß in der Zeit etwas stehenbleibt, während die
Zeit weiterrückt. Aber es ist doch so. Das Ich bleibt stehen, und zwar bleibt es aus dem
Grunde stehen, weil dieses Ich eigentlich sich nicht verbindet mit dem, was vom Erdendasein
an den Menschen herankommt, sondern weil es verbunden bleibt mit denjenigen Kräften,
die wir in der geistigen Welt die unsrigen nennen. Das Ich bleibt da, das Ich bleibt im Grunde
in der Form, wie es uns verliehen ist, wie wir wissen, von den Geistern der Form. Dieses Ich
wird in der geistigen Welt gehalten. (Lit.: GA 165, S. 16)

Die unmittelbare Verbindung der Ich-Organisation mit der Schwerkraft


→ Siehe auch: Gravitation
In seinem Heilpädagogischen Kurs beschreibt Rudolf Steiner, wie die Ich-Organisation, wenn
sie den physischen Leib und den Ätherleib ergreift, unmittelbar mit der Schwerkraft in
Verbindung tritt. Der physische Leib verliert dadurch seine Schwere.

Tafel 4 aus GA 317


„Die Ich-Organisation ergreift nicht bloß den ätherischen und den physischen Leib, wenn sie
zurückgeht beim Aufwachen, sondern sie ergreift im menschlichen Leibe die äußere Welt,
die Kräfte der äußeren Welt. Was heißt das? Nun stellen Sie sich vor, wir haben die
Schwerkraft, die so wirkt (siehe Tafel 4). Innerhalb der Richtung der Schwerkraft stehen wir
ja aufrecht, wenn wir wachen. Stellen Sie sich einfach die Schwerkraft als solche vor, die da
wirkt, also die Richtung der Gewichtskräfte. Nun gibt es zwei Vorstellungen; machen wir uns
das recht klar: die eine konnte darin bestehen, daß das Ich - sehen wir zunächst vom
ätherischen Leibe ab - den physischen Leib ergreift, der physische Leib fügt sich dann der
Schwerkraft, nicht wahr, wir stellen uns in die Schwerkraft hinein, wenn wir gehen, wir
müssen das Gleichgewicht aufsuchen und so weiter. Das wäre die eine Vorstellung: wir
ergreifen im Aufwachen mit dem Ich den physischen Leib; der physische Leib, der ist schwer
und unterliegt dem Gewichte der Erde, und jetzt unterliegen wir mit unserem physischen
Leib dem Gewichte der Erde und haben dadurch mittelbar eine Beziehung zur physischen
Schwerkraft. Das ist die eine Möglichkeit. Es ist gerade so, wie wenn ich mit dem Gewichte
des Buches eine mittelbare Beziehung zur Schwerkraft habe, indem ich das Buch ergreife.
Das ist die eine Vorstellung; die ist falsch, unrichtig. Die andere Vorstellung ist diese: das Ich
schlüpft hinein in den physischen Leib, ergreift den physischen Leib, aber schlüpft so weit
hinein, daß es den physischen Leib unschwer macht; der physische Leib verliert, indem das
Ich hineinschlüpft, seine Schwerkraft. Wenn ich also als wacher Mensch aufrecht stehe, so ist
für mein Bewußtsein, für das Ich selbst, für die Ich-Organisation, die auch im
Wärmeorganismus ihren physischen Ausdruck hat, die Schwerkraft überwunden. Es ist keine
Möglichkeit vorhanden, in mittelbare Beziehung zur Schwerkraft zu treten. Das Ich tritt in
unmittelbare Beziehung, stellt sich als Ich in die Schwerkraft hinein, schaltet also den
physischen Leib aus. Das ist dasjenige, um was es sich handelt. Sie stellen sich fortwährend
in die wirkliche Schwerkraft der Erde hinein mit der Ich-Organisation, wenn Sie gehen, nicht
auf dem Umwege durch den physischen Leib, Sie treten in unmittelbare Beziehung zu dem
Tellurischen.

Ebenso ist es mit dem Ätherleib. Auch der Ätherleib ist in Kräfte eingeschaltet. Nehmen wir
eine von diesen Kräften. Ich habe oft darauf aufmerksam gemacht, wir unterliegen, indem
wir als Mensch auf der Erde herumgehen, einem sehr starken Auftrieb. Wir haben unser
Gehirn; das ist durchschnittlich 1500 Gramm schwer. Wenn diese Schwere von 1500 Gramm
auf die Basis unseres Gehirns mit den feinen Adern drücken würde, würden diese sofort
zerquetscht werden. Es drückt eben nicht, es schwimmt in Wahrheit in dem Gehirnwasser.
Dadurch erleidet es einen Auftrieb, es verliert soviel von seinem Gewicht, als die verdrängte
Wassermasse Gewicht hat. Diese verdrängte Wassermasse hat ein Gewicht, das ungefähr 20
Gramm weniger ist als das Gewicht des Gehirns selbst, so daß das Gehirn nur mit einem
Gewichte von 20 Gramm auf seine Unterlage drückt. Wir haben also ein schweres Gehirn,
das aber nicht hinuntergedrückt wird, sondern einen Auftrieb hat. In diesem Auftrieb leben
wir darinnen, unser Ätherleib lebt darinnen. Aber indem wir hineinschlüpfen mit unserer Ich-
Organisation in unseren Ätherleib, stehen wir nicht mittelbar in dem Auftrieb darinnen,
sondern direkt mit der Ich-Organisation. Mit allen Kräften der Erde, mit der ganzen
physischen Welt steht unsere menschliche Organisation in Beziehung, und zwar in direkter
unmittelbarer Beziehung, nicht in indirekter Beziehung.

Nun, sehen Sie, womit steht da unsere Ich-Organisation in Beziehung? Da steht unsere Ich-
Organisation erstens in Beziehung zur Schwerkraft, das heißt zu dem Irdischen. Denn, meine
lieben Freunde, das, was die Physiker Materie nennen, das gibt es ja nicht. In Wirklichkeit
existieren nur Kräfte, und die Kräfte sind durchaus ähnlich wie zum Beispiel die Schwerkraft -
es gibt natürlich noch andere Kräfte, gewisse elektrische Kräfte, magnetische Kräfte -, mit
allen steht die Ich-Organisation in unmittelbarer Beziehung und ist während des ganzen
Wachzustandes im normalen Menschen darinnen. Wir können sagen, alles dasjenige, was
wir unter Erde umfassen, das sind diese Kräfte. Alles dasjenige, was wir unter Wasser
umfassen, was im Gleichgewichtszustande ist, mit dem steht die Ich-Organisation in
unmittelbarer Verbindung. Alles, was luftförmig ist - nicht wahr, wir müssen in der Physik
neben der gewöhnlichen Mechanik auch eine Hydromechanik, eine Aeromechanik lernen,
weil die Gleichgewichtsprozesse und meteorologischen Prozesse in der Luft ihre besondere
Formung haben -, mit dem steht die Ich-Organisation in unmittelbarer Verbindung. Dann
steht die Ich-Organisation noch in Verbindung mit einem Teile des allgemeinen
Wärmezustandes, mit einem Teile der allgemeinen Wärmekräfte, durch den wir immer
durchgehen, wenn wir in der physischen Welt leben. (Siehe Tafel 5)“ (Lit.:GA 317, S. 44ff)

Ich-Organisation:
Erde
Wasser
Luft
Wärme

Astralleib:
Wärme
Licht
Chemismus
Lebensäther

„Ich durchstreiche «Wärme», weil es nur ein Teil ist. - Wir wachen auf und stellen uns als
Geist mit unserer Ich-Organisation in die Welt der irdischen Kräfte hinein. Unsere Beziehung
ist in Wirklichkeit nicht eine physisch vermittelte, sondern eine magische. Nur daß diese nur
räumlich ausgeübt werden kann, rein räumlich begrenzt durch die Grenzen unseres
Organismus. Wenn Sie anfangen zu begreifen, daß die Beziehung unserer Ich-Organisation
nicht eine physische, sondern eine magische ist, dann haben Sie sehr viel gewonnen.

Wenn wir jetzt zum Astralleib gehen: der Astralleib steht nun auch nicht etwa bloß durch
den Ätherleib, sondern in unmittelbarer Beziehung zu gewissen Kräften, die auf uns wirken,
wenn wir im Wachzustand sind. Nun, das ist wiederum ein Teil der Wärmekraft; die Wärme
nämlich wirkt mit einem Teil auf den physischen Organismus und mit einem Teil auf den
Ätherorganismus zurück. Dann ist der astralische Leib in unmittelbarer Beziehung zu den
Lichtkräften. Aber da müssen Sie wissen, daß Lichtkräfte für Geisteswissenschaft etwas
anderes sind als das, was die Physik heute darunter versteht. Wir wollen nicht auf Theorien
eingehen, aber nicht wahr, dem, was die Welt rings um uns herum in Beleuchtung
wahrnehmen kann, dem liegt natürlich etwas zugrunde, und zwar im Äther, so daß wir schon
sagen können: Licht ist eine Ätherkraft [...]

Ebenso ist es auch mit dem äußern, durch die Welt wirkenden Chemismus. Auch in den
Chemismus gliedern wir uns ein auf eine unmittelbare Art. Und das ist besonders wichtig,
denn damit wird gesagt, daß der Mensch wachend in eine Art kosmischen Chemismus
eingegliedert ist. Nun kennt'unsere heutige Wissenschaft nur den leblosen Chemismus,
höchstens ein bißchen den organischen Chemismus, aber sie kennt gar nicht jenen
Chemismus, der ein allgemeiner Weltenchemismus ist. In den gliedern wir uns ein, wenn wir
aufwachen. Und ebenso gliedern wir uns ein in das allgemeine Weltenleben, in den
Lebensäther; alles unmittelbar.“ (Lit.:GA 317, S. 46ff)

Der Ich-Begriff
→ Hauptartikel: Ich-Begriff
Der Ich-Begriff, der erstmals um das dritte Lebensjahr aufleuchtet, ist der erste Begriff, den
sich das Kind überhaupt bewusst bildet, nur kann er zu diesem Zeitpunkt natürlich noch
nicht wirklich erfasst werden. Doch ist damit der Punkt bezeichnet, bis zu dem man sich im
späteren Leben zurückerinnern kann. Gerade dieses erste Ich-Erlebnis, an dem sich der Ich-
Begriff bildet, ist eine bedeutsame Erfahrung, an die man sich später oft sehr leicht erinnern
kann. Was bleibt, ist zunächst die Ich-Empfindung. Erst ab dem neunten Lebensjahr tritt dem
Kind der Ich-Begriff als solcher bewusster entgegen.

"Der Mensch erinnert sich im heutigen normalen Leben bis zu einem gewissen Punkt seiner
Kindheit, dann schwindet ihm die Erinnerung. Obwohl er sich ganz klar ist, daß er früher
schon dabei war, erinnert er sich daran doch nicht. Er weiß, daß es sein gleiches geistig-
seelisches Ich ist, das ihm das Leben aufgebaut hat, aber es fehlt ihm die Möglichkeit, sein
Gedächtnis über diese Stufe auszudehnen. Wer viele Kindesleben betrachtet, wird daraus
eine Beobachtung machen können. Die wird natürlich nur im wesentlichen sich im äußeren
Leben verwirklicht finden, aber sie ist doch richtig. Aus der Beobachtung der kindlichen Seele
wird man das Resultat gewinnen können, daß die Erinnerung genau so weit zurückgeht, bis
sie den Zeitpunkt trifft, wo der Ich-Begriff, die Vorstellung von dem eigenen Ich in dem
betreffenden Menschenwesen entstanden ist. Das ist eine außerordentlich wichtige
Tatsache. In dem Moment, wo das Kind nicht mehr aus sich selbst heraus sagt: Karlchen will
dies, oder: Mariechen will dies, sondern wo es sagt: Ich will das, - von dem Zeitpunkt, wo die
bewußte Ich-Vorstellung anhebt, fängt auch die Rückerinnerung an." (Lit.: GA 60, S. 57)

"Wer das kindliche Leben in der richtigen Weise beobachten kann, der weiß, daß zwischen
dem neunten und elften Jahr beim Kind ein Lebensentwicklungspunkt liegt, der - je
nachdem, wie er von dem Erziehenden und Lehrenden erkannt wird - das Schicksal, das
innere und oft auch das äußere Schicksal des Menschen im günstigen oder ungünstigen
Sinne beeinflußt. Bis zu diesem Zeitpunkt sondert sich das Kind wenig ab von seiner
Umgebung, und man muß Rücksicht darauf nehmen, daß das Kind eine Pflanze vor dem
neunten Jahr anders beschrieben erhalten muß als nachher. Es identifiziert sich das Kind
vorher mit allem, was es umgibt; dann lernt es sich unterscheiden; dann tritt ihm eigentlich
erst der Ich-Begriff entgegen - vorher hatte es nur eine Ich-Empfindung. Wir müssen
beobachten, wie das Kind sich verhält, wie es bestimmte Fragen anders zu formulieren
beginnt von diesem Zeitpunkte an. Wir müssen bei jeder einzelnen kindlichen Individualität
auf diesen wichtigen Zeitpunkt eingehen, weil der für das ganze folgende Leben
ausschlaggebend ist." (Lit.: GA 297a, S. 26)

Der schwer zu fassende Ich-Begriff beruht auf der Freiheit, die die notwendige
Voraussetzung zur Entwicklung der Liebe ist, welche die eigentliche Mission der ganzen
Erdentwicklung ist.

"Dieser Ich-Begriff macht vielen Menschen Schwierigkeit. Es ist uns ja klar geworden, daß
sich das Ich des Menschen herausentwickelt hat aus einer Gruppenseelenhaftigkeit, aus
einer Art umfassenden All-Ichs, aus dem es sich herausdifferenziert hat. Unrichtig wäre es,
wenn der Mensch wieder das Verlangen haben würde, mit seinem Ich unterzugehen in
irgendein Allbewußtsein, in irgendein Gesamtbewußtsein. Alles, was den Menschen streben
läßt, sein Ich zu verlieren, mit ihm aufzugehen in ein Allbewußtsein, ist ein Erzeugnis der
Schwäche. Nur der allein versteht das Ich, der da weiß, daß, nachdem er sich dieses Ich
errungen hat im Laufe der kosmischen Entwickelung, es nunmehr unverlierbar ist, und der
Mensch muß vor allen Dingen nach der starken Kraft streben, wenn er die Weltenmission
versteht, dieses Ich immer innerlicher, immer göttlicher zu machen. Die wahren
Anthroposophen haben nichts von jener Phrase in sich, die da immer wieder betont das
Aufgehen des Ichs in einem All-Ich, das Zusammenschmelzen in irgendeinen Urbrei. Die
wahre anthroposophische Weltanschauung kann nur als Endziel die Gemeinschaft der
selbständig und frei gewordenen Iche, der individuell gewordenen Iche hinstellen. Das ist ja
gerade die Erdenmission, die sich durch die Liebe ausdrückt, daß das Ich dem Ich frei
gegenüberstehen lernt. Keine Liebe ist vollkommen, die hervorgeht aus Zwang, aus dem
Zusammengekettetsein. Einzig und allein dann, wenn jedes Ich so frei und selbständig ist,
daß es auch nicht lieben kann, ist seine Liebe eine völlig freie Gabe. Das ist sozusagen der
göttliche Weltenplan, dieses Ich so selbständig zu machen, daß es aus Freiheit selbst dem
Gott die Liebe als ein individuelles Wesen entgegenbringen kann. Es würde heißen, die
Menschen an Fäden der Abhängigkeit führen, wenn sie irgendwie zur Liebe, wenn auch nur
im entferntesten, gezwungen werden könnten." (Lit.: GA 104, S. 156f)

Der göttliche Funke


Das Ich ist rein geistiger Natur, und es liegt im Wesen des Geistes, dass er sich selbst
erschaffen muss und durch nichts anderes als sich selbst erschaffen werden kann. Es ist von
gleicher Art wie die göttliche Schöpferkraft selbst, gleichsam ein winziger Funke des großen
geistigen Weltenfeuers.

„Solange der Mensch in der Sinneswelt lebt, ist er durch den stofflichen Leib mit allen
Reichen der Natur verbunden; der Ätherleib hält den stofflichen Leib zusammen; den
Astralleib hat der Mensch gemeinsam mit der Tierwelt; er ist der Sitz von Leidenschaften und
Begierden. Das vierte Glied des menschlichen Wesens ist die Krone der Schöpfung. Das Ich
besitzt er allein, das <Ich-bin>, den unaussprechlichen Namen Gottes. <Ich> kann man nur zu
sich selbst sagen. Es ist der [göttliche] Funke, ein Tropfen der göttlichen Substanz.“ (Lit.:GA
111, S. 116f)

„Nicht eine gedankliche Wiederholung, sondern ein reeller Teil des Weltprozesses ist das,
was sich im menschlichen Innenleben abspielt. Die Welt wäre nicht, was sie ist, wenn sich
das zu ihr gehörige Glied in der menschlichen Seele nicht abspielte. Und nennt man das
höchste, das dem Menschen erreichbar ist, das Göttliche, dann muß man sagen, - daß dieses
Göttliche nicht als ein Äußeres vorhanden ist, um bildlich im Menschengeiste wiederholt zu
werden, sondern daß dieses Göttliche im Menschen erweckt wird. Dafür hat Angelus Silesius
die rechten Worte gefunden: «Ich weiß, daß ohne mich Gott nicht ein Nu kann leben; werd’
ich zu nicht, er muß von Not den Geist aufgeben.» «Gott mag nicht ohne mich ein einzig’s
Würmlein machen: erhalt’ ich’s nicht mit ihm, so muß es stracks zerkrachen.» Eine solche
Behauptung kann nur der machen, welcher voraussetzt, daß im Menschen etwas zum
Vorschein kommt, ohne welches ein äußeres Wesen nicht existieren kann. Wäre alles, was
zum «Würmlein» gehört, auch ohne den Menschen da, dann könnte man unmöglich davon
sprechen, daß es «zerkrachen» müßte, wenn der Mensch es nicht erhielte.“ (Lit.:GA 7, S. 34f)

„Leicht kann demgegenüber das Mißverständnis entstehen, als ob solche Anschauungen das
Ich mit Gott für Eins erklärten. Aber sie sagen durchaus nicht, daß das Ich Gott sei, sondern
nur, daß es mit dem Göttlichen von einerlei Art und Wesenheit ist. Behauptet denn jemand,
der Tropfen Wasser, der dem Meere entnommen ist, sei das Meer, wenn er sagt: der
Tropfen sei derselben Wesenheit oder Substanz wie das Meer? Will man durchaus einen
Vergleich gebrauchen, so kann man sagen: wie der Tropfen sich zu dem Meere verhält, so
verhält sich das «Ich» zum Göttlichen. Der Mensch kann in sich ein Göttliches finden, weil
sein ureigenstes Wesen dem Göttlichen entnommen ist.“ (Lit.:GA 13, S. 67)
„Auch der religiöse Einwand ist berücksichtigt. Es wird gesagt: Da muß die Geistesforschung
erklären, daß in jeder Seele ein Funke des Göttlichen ist und daß der Mensch diesen
Gottesfunken von Leben zu Leben immer mehr und mehr entwickelt. Es wird also der Funke
des Göttlichen in die menschliche Brust verlegt.

Wie man sich zu dieser Sache verhält, wenn man sie in das richtige Licht zu bringen weiß, das
versuchte ich zu zeigen in der ersten Szene meines Mysterien-Dramas «Die Prüfung der
Seele». Gewiß, man kann sagen, es gehe durch eine solche Anschauung das verloren, was
gerade das religiöse Prinzip genannt werden kann, das Abhängigkeitsgefühl von dem
Göttlichen, außerhalb dessen der Mensch steht, das kindliche Hinaufblicken zu diesem außer
ihm befindlichen Göttlichen. Aber man nehme nun das, was von dem anderen Standpunkte
aus zu sagen ist, daß der Mensch völlig einsehe, daß das Göttliche einen Funken in ihn gelegt
hat, den er erleben muß und zur Entfaltung bringen muß; daß er tatsächlich einzusehen
vermag: Du trägst in dir einen göttlichen Funken, und läßt du ihn unentwickelt, so läßt du ihn
verkümmern! Dieses Beisammensein mit dem Göttlichen, und doch wieder die
Notwendigkeit, diesen Funken erst entwickeln zu müssen, das ist ein Antrieb von einer
unendlich viel größeren Stärke, als jeder andere religiöse Antrieb.“ (Lit.:GA 62, S. 77f)

Der göttliche Funke ist ein göttlicher Same, der in das Wesen des Menschen gelegt wurde. Er
wurde ihm aus reiner Gnade geschenkt. Damit er sich aber entfalten und gedeihen kann
muss der Mensch aus seiner Freiheit heraus selbst tätig werden. Tut er das nicht, so wird
dieser Same in ihm verdorren.

„Im Sinne der theosophischen Weltanschauung ist der Mensch ... ein werdendes, ein in
Entwicklung begriffenes Wesen.

Er sieht in eine Zukunftsperspektive hinein, welche ihn berechtigt, zu sagen, in seiner Brust
befinde sich – wiederum ein Vergleich – etwas Geistiges, ein Ruhesein, ein göttlicher Funke,
besser gesagt, ein Ruhesein, ein göttlicher Same. Der Mensch der Zukunft wird etwas ganz
anderes sein als heute. Nun kann der Einwand erhoben werden: Wie kann der Mensch
wissen, was er in der Zukunft sein wird? Er kann es aus dem Grunde wissen, weil er die
Anlage, den Keim der Zukunft schon in sich trägt. Der Sinn der Selbsterkenntnis ist kein
anderer als der: Anlagen, Keime, die heute noch tief verborgen in der Menschenbrust ruhen,
zu studieren, um aus ihnen zu entnehmen, was der Mensch in der Zukunft werden kann. So
sieht der Mensch in seine eigene Zukunft hinein.“ (Lit.:GA 68b, S. 327f)

Das Ich als Gabe der Exusiai


Damit der Funke des menschlichen Ich gezündet werden konnte, mussten die Exusiai bzw.
Elohim, die eigentlichen Schöpfergötter unserer Erdenentwicklung, ihr Ich hinopfern. Das
geschah in der lemurischen Zeit:

„Wir müssen uns darüber klar sein, daß alles, was vor der lemurischen Zeit lag, eigentlich nur
eine Wiederholung war des Saturn-, Sonnen- und Mondendaseins, und daß erst da die erste
Keimanlage — als Möglichkeit — in den Menschen gelegt worden ist, so daß er das vierte
Glied seiner Wesenheit in der Erdentwickelung annehmen konnte: das Ich. Wenn wir die
ganze Strömung der Menschheitsentwickelung nehmen, müssen wir sagen: Die Menschheit,
wie sie sich über die Erde verbreitet hat — Sie haben diese Weiterverbreitung genauer in der
«Geheimwissenschaft im Umriß» dargestellt —, ist in der lemurischen Zeit auf gewisse
menschliche Vorfahren dieser Anfangsperiode unserer heutigen Erde zurückzuführen. Und
wir müssen dabei in der lemurischen Zeit einen Zeitpunkt festsetzen, nach welchem im
heutigen Sinne erst richtig vom Menschengeschlecht gesprochen werden kann. Was vorher
war, kann noch nicht so besprochen werden, daß man sagen könnte, es wären schon jene
Iche in den Erdenmenschen vorhanden gewesen, die sich dann immer weiter und weiter
inkarniert haben. Das war nicht der Fall. Vorher war das Ich des Menschen keineswegs noch
abgetrennt von der Substanz derjenigen Hierarchie, die zunächst zu diesem Ich des
Menschen die Veranlassung gegeben hat, von der Hierarchie der Geister der Form.“ (Lit.:GA
131, S. 177f)

Damals ging allerdings nicht die ganze Ich-Substanz der Elohim in die irdischen Inkarnationen
der Menschen ein. Ein Teil wurde zurückbehalten in der geistigen Welt für den späteren
nathanischen Jesusknaben, der erst zur Zeitenwende, völlig unberührt von den Folgen des
Sündenfalls, zu seiner ersten irdischen Inkarnation herabstieg.

Was bei den Elohim bereits zur Vollendung gereift war, bedeutete für uns einen völlig neuen,
keimhaften Anfang. Wenn die Elohim ihr Ich hingeopfert haben, so bedeutet das nicht, dass
wir dieses einfach übernommen hätten. Das wäre gar nicht möglich gewesen, wir hätten
dazu viele Entwicklungsstufen überspringen müssen. Vielmehr wurde durch das Opfer der
Elohim unsere eigene Ich-Entwicklung angestoßen. Es kann keine Rede davon sein, dass
unser Ich gleich ist jenem Ich, das die Elohim hingegeben haben. Es unterscheidet sich,
bildhaft gesprochen, von diesem so, wie sich der ausdehnungslose Punkt vom Umkreis eines
unendlich großen Kreises unterscheidet. Und auch wenn unser punktförmiges Ich sich
einmal selbst bis zum kosmischen Umkreis ausgeweitet haben wird, wird es sich in
vielfältiger Weise von jenem Ich unterscheiden, das die Elohim einstmals hingeopfert haben.
Die Weltentwicklung erschöpft sich niemals in der beständigen Wiederkehr des Gleichen.

Die eigentliche Opfertat der Exusai besteht darin, dass unser Ich durch sie gedacht wird:

„... unsere Gedanken sind fast Nichtigkeiten. Wenn aber ein Wesen aus der Reihe der Exusiai
denkt, so denkt es uns. Unser Ich ist gedacht. Und es ist seiend als Gedanke eines Wesens
aus der Reihe der Exusiai. Sprechen wir auf der Erde «Ich» zu uns, worauf schauen wir dann?
Ja, dieses Ich: wenn wir sprechen «Ich» [es wird gezeichnet: Kreis mit dem Wort «Ich», gelb],
wir schauen zurück auf dieses Ich [rote Pfeile], sprechen das Wort Ich aus. Aber ein Wesen
aus der Reihe der Exusiai [grüne Linie], bei dem ist dieses Ich Gedanke, aber realer,
wirklicher Gedanke. Wir sind dadurch, daß wir gedacht werden von Wesen aus der Reihe der
Exusiai. Und wenn wir selber zu uns «Ich» sprechen, so konstatieren wir eigentlich, daß wir
von Götterwesen gedacht werden. Und in diesem Gedachtwerden von Götterwesen besteht
unser höheres Sein.“ (Lit.:GA 270b, S. 56)

„Im Johannes-Evangelium lassen sich auch direkte theosophische Lehren nachweisen. Die
Tatsache, daß in jedem Menschen ein individuelles Ich lebt, daß sich in diesem Ich ein Funke
göttlicher Substanz findet, daß dieser Funke sich zum «Gott in uns» entwickeln muß, dies hat
der Schreiber des Johannes-Evangeliums erwähnt (Kap. 9). In den meisten Übersetzungen
der Bibel wird die Antwort des Christus auf die Frage, wer gesündigt habe, dieser, der
Blindgeborene, oder seine Eltern, so wiedergegeben: «Es hat weder dieser gesündigt noch
seine Eltern, sondern damit die Werke Gottes offenbar würden an ihm.» Ist dies aber eine
für einen Christen würdige Auffassung, daß Gott einen Menschen blind geboren werden läßt,
damit Gott seine Herrlichkeit an ihm offenbaren kann? Ein Gottesbegriff, der imstande ist, zu
solchen Konsequenzen zu kommen, ist unmöglich. Viel einfacher und klarer liest sich diese
Stelle, wenn wir die theosophische Auffassung zugrunde legen. Christus antwortete: «Weder
er noch seine Eltern haben gesündigt, er erfüllt sein Karma, damit der Gottesfunke in ihm
sichtbar werde, damit die Werke des <Gottes in ihm> sichtbar werden.» So ist die Antwort
des Christus (9, 3) zu übersetzen: «Er ist blind geboren worden, damit die Werke des Gottes
in ihm im Leibe sichtbar werden.» Jeder Mensch macht wiederholte Erdenleben durch. Wir
sehen einen Blindgeborenen. Er muß nicht in diesem Leben gesündigt haben, er kann sich
auch die Schuld, die zu dieser Geburt geführt hat, aus einem früheren Leben mitgebracht
haben. Es ist die Karmalehre ganz im theosophischen Sinn, die durch die Verkörperungen
hindurch wirkt, welche durch dieses Vorkommnis geschildert wird. Daß Christus durch seine
Lehre mit der landläufigen jüdischen Auffassung in Widerspruch geraten mußte, ist
offenkundig, und daraus erklärt sich auch der Zwiespalt, in welchen er mit den Juden kommt
(Kap. 9, 22).“ (Lit.:GA 100, S. 274f)

Das wahre Ich


„In der physischen Welt ist die Vernichtung möglich, welche als Tod auftritt; in der
elementarischen Welt gibt es keinen Tod. Der Mensch, insoferne er der elementarischen
Welt angehört, kann nicht sterben; er kann sich nur in eine andere Wesenheit verwandeln.
In der geistigen Welt ist im strengen Sinn des Wortes auch keine entschiedene Verwandlung
möglich; denn in was immer sich das Menschenwesen auch verwandeln mag, in der
geistigen Welt offenbart sich die erlebte Vergangenheit als eigenes bewußtes Dasein. Soll
dieses Erinnerungsdasein innerhalb der geistigen Welt hinschwinden, so muß es von der
Seele durch einen Willensentschluß selbst in die Vergessenheit versenkt werden. Das
übersinnliche Bewußtsein kann zu diesem Willensentschluß kommen, wenn es sich die
nötige Seelenstärke erobert hat. Kommt es dazu, dann taucht ihm aus dem selbst
hervorgerufenen Vergessen die wahre Wesenheit des «Ich» auf. Die übergeistige Umwelt
gibt der Menschenseele das Wissen von diesem «wahren Ich». So wie sich das übersinnliche
Bewußtsein in dem ätherischen und in dem astralischen Leibe erleben kann, so kann es sich
auch in dem «wahren Ich» erleben.

Dieses «wahre Ich» wird durch die Geistes-Anschauung nicht erzeugt; es ist für jede
Menschenseele in deren Tiefen vorhanden. Das übersinnliche Bewußtsein erlebt bloß
wissend, was für jede Menschenseele eine nicht bewußte, aber zu ihrer Wesenheit gehörige
Tatsache ist. Nach dem physischen Tode lebt sich der Mensch allmählich in die geistige
Umwelt ein. Innerhalb derselben taucht zunächst sein Wesen mit den Erinnerungen aus der
Sinneswelt auf. Er kann da, obwohl er die Unterstützung des physisch-sinnlichen Leibes nicht
hat, doch bewußt in diesen Erinnerungen leben, weil sich in dieselben die ihnen
entsprechenden Gedankenlebewesen einverleiben, so daß die Erinnerungen nicht mehr das
bloße Schattendasein haben, welches ihnen in der physisch-sinnlichen Welt eigen ist. Und in
einem bestimmten Zeitpunkte zwischen dem Tode und einer neuen Geburt wirken die
Gedankenlebewesen der geistigen Umwelt so stark, daß dann ohne Willensimpuls das
geschilderte Vergessen herbeigeführt wird. Und mit demselben taucht das Leben in dem
«wahren Ich» auf. Das hellsichtige Bewußtsein führt durch Erkraftung des Seelenlebens
dasjenige als freie Geistestat herbei, was für das Erleben zwischen Tod und neuer Geburt
gewissermaßen ein naturgemäßes Ereignis ist.“ (Lit.:GA 17, S. 87f)

Der Ursprung der Monade auf dem Nirvanaplan


Der wahre Ursprung unseres Ichs, der Monade, liegt auf dem Nirvanaplan.

"Wenn wir uns also sagen müssen: Der Mensch tritt in der Mitte der lemurischen Zeit auf der
Erde auf und schafft zum ersten Male eigenes Karma; früher hatte er kein individuelles
Karma geschaffen -, so müssen wir nun fragen: Woher kann dieses Karma nur kommen, da
es als etwas Neues hereinwirkte? - Es kann nur aus dem Nirvana kommen. Damals mußte
etwas hereinwirken in die Welt, das aus dem Nirvana kam, aus dem, wo aus dem «Nichts»
heraus geschaffen wird. Die Wesen, die damals die Erde befruchteten, mußten bis ins
Nirvana hinaufreichen. Was die vierfüßigen Wesen befruchtete, so daß sie Menschen
wurden, waren Wesen, die vom Nirvanaplan herunterkamen. Sie nennt man Monaden. Das
ist der Grund, warum damals Wesen dieser Art vom Nirvanaplan herunterkommen mußten.
Vom Nirvanaplan ist das Wesen, das in uns, im Menschen ist, die Monade. Hier tritt etwas
völlig Neues in die Welt hinein und verkörpert sich in dem, was schon da ist und was
seinerseits vollständig die Wirkung früherer Taten ist." (Lit.: GA 93a, S. 125f)

Die Vorbereitung der Ich-Geburt


→ Hauptartikel: Ich-Geburt
Die Leibeshüllen des Menschenwesens wurde auf den planentarische Entwicklungsstufen
vorbereitet, die der Erdentwicklung vorangingen. Die Erdenmission ist es nun, den
Menschen zum Ich-Träger zu machen, d.h. ihn zu befähigen, die geistige Monade in sein
Wesen aufzunehmen. Bis zur Mitte der lemurischen Zeit war das noch nicht möglich. Es
lebten zwar schon vorher beseelte Menschenwesen auf Erden, aber sie waren noch keine
Ich-Träger. Erst nach der Mondenabtrennung konnte das Menschenwesen das Ich in seine
Leibeshüllen aufnehmen.

„Wir wissen, daß die Erde die Wiederverkörperung anderer planetarischer Zustände ist, des
alten Mondes, der alten Sonne und des alten Saturn. Wir wissen weiter, daß die Erde, wie sie
sich nach und nach entwickelt hat, dazu berufen war, zu den drei Leibern, die sich der
Mensch nach und nach während der früheren Verkörperungen der Erde herausgebildet hat -
auf dem Saturn den physischen Leib, auf der Sonne den Ätherleib und auf dem Monde den
astralischen Leib -, auf der Erde das Ich, das vierte Glied der menschlichen Wesenheit,
hinzuzusetzen. Alles, was der lemurischen Zeit vorangegangen ist, war nur eine Vorbereitung
dieser Erdenmission. Damals, in der lemurischen Zeit, gestaltete sich der Mensch so, daß er
fähig wurde, das vierte Glied, die Ichheit, auszubilden. Damals fing der erste Keim sich zu
bilden an, um in den drei Gliedern, die der Mensch sich allmählich erworben hatte, ein Ich
auszubilden. Daher können wir sagen: Durch jene Veränderungen, die sich auf der Erde
zugetragen haben, wurde auf den Menschen so gewirkt, daß er ein Ich-Träger werden
konnte. Vor der lemurischen Zeit war die Erde auch bevölkert. Menschen waren auf der Erde
in einer ganz anderen Form. Das aber waren Menschen, die noch keine Ich-Träger waren, die
eigentlich nur das entwickelt hatten, was sie sich von Saturn, Sonne und Mond
herübergebracht hatten als physischen Leib, Ätherleib und Astralleib; und wir wissen,
welches die Vorgänge im ganzen Weltall sind, die dazu geführt haben, daß der Mensch bis zu
dieser Reife seiner Entwickelung gebracht wurde.

Wir wissen, daß die Erde im Beginne unserer jetzigen Entwickelung vereinigt war mit der
Sonne und mit dem Monde, daß sich dann zunächst die Sonne abgetrennt hat und einen
planetarischen Körper zurückgelassen hat, der die heutige Erde und den heutigen Mond
zusammengefaßt hat. Wir wissen aber auch, daß, wenn die Erde mit dem Monde
zusammengeblieben wäre, alles, was an Menschenwesen da war, verhärtet, mumifiziert
worden wäre, in einen verholzten Zustand übergegangen wäre. Um das zu verhüten, mußte
alles, was in dem Monde an Substanzen und Wesenheiten war, erst herausgestoßen werden.
Dadurch wurde die Menschengestalt vor der Verhärtung gerettet, es wurde dem Menschen
möglich, die jetzige Gestalt anzunehmen, und erst nach der Mondentrennung wurde ihm die
Möglichkeit gegeben, ein Ich-Träger zu werden.“ (Lit.:GA 114, S. 81f)

Bis zur Abtrennung des Mondes durchlief die Menschheit eine schwierige Phase. Nachdem
sich bereits die Sonne von der Erde getrennt hatte, wirkten die noch in der Erde
verbliebenen Mondenkräfte immer stärker verhärtend auf die menschlichen Leibeshüllen
ein. Es wurde dadurch für die Menschenseelen - die aber das Ich noch nicht in sich trugen -
immer schwieriger, sich auf Erden zu verkörpern. Viele konnten nicht mehr geeignete Leiber
für ihre Verkörperung finden. Sie mussten zwischenzeitlich auf andere Planeten ausweichen.
Im Wesentlichen nur ein Hauptpaar - Adam und Eva - konnte die verhärtete Erdensubstanz
in dieser Zeit bezwingen.

„Was geschah nun mit diesen Seelen, welche keine Leiber finden konnten? Sie wurden
entrückt nach den anderen Planeten, die sich inzwischen aus der gemeinsamen Substanz
herausgebildet hatten. So gab es gewisse Seelen, die nach dem Saturn entrückt wurden,
andere, die nach dem Jupiter, Mars, Venus oder Merkur entrückt wurden; so daß es eine
Erdenzeit gab, in welcher nur die stärksten Seelen während des großen Erdenwinters auf die
Erde kommen konnten. Die schwächeren Seelen mußten von den anderen zu unserem
Sonnensystem gehörenden Planeten in Obhut genommen werden.

Während der lemurischen Epoche gab es in der Tat eine Zeit, von der man - wenigstens
annähernd - sagen kann: Es war ein einziges Menschenpaar, ein Hauptpaar vorhanden,
welches sich die Stärke Behalten hatte, diese widerspenstige Menschensubstanz zu
bezwingen und sich auf der Erde zu verkörpern, gleichsam durchzuhalten durch die ganze
Erdenzeit. Das war aber auch die Zeit, als sich der Mond von der Erde trennte. Und durch
diese Mondentrennung wurde es wieder möglich, daß sich die Menschensubstanz
verfeinerte und sich wieder geeignet machte, Menschenseelen aufzunehmen, die schwächer
waren, so daß die Nachkommen dieses einen Hauptpaares wieder in der Lage waren, in
weicherer Substanz zu sein als diejenigen, welche vor der Mondentrennung gelebt hatten.
Da kamen dann nach und nach alle die Seelen, welche nach dem Mars, Jupiter, Venus und so
weiter hinauf entrückt waren, wieder auf die Erde zurück, und mit der Vermehrung der
Menschen von dem einen Hauptpaare aus geschah das, daß die Seelen nach und nach aus
dem Weltenraume auf die Erde zurückkehrten und sich als die Nachkommen des ersten
Hauptpaares bildeten.“ (Lit.:GA 114, S. 83)

Mit dem Sündenfall und der Mondenabtrennung kam es auch zur Geschlechtertrennung und
zu der damit verbundenen Individualisierung der Menschen. Jetzt erst konnten die
Menschen allmählich zu Ich-Trägern heranreifen. Allerdings wurde als Folge des Sündenfalls
ein Teil der Adam-Seele und der damit verbundenen reinen Ätherkräfte - der Baum des
Lebens - in der geistigen Welt zurückbehalten. Diese Kräfte konnten sich erst zu
Zeitenwende durch den nathanischen Jesusknaben erstmals auf Erden verkörpern und
dadurch die Inkarnation des Christus auf Erden vorbereiten.
„Das war sozusagen die Adam-Seele, die noch nicht berührt war von der menschlichen
Schuld, die noch nicht verstrickt war in das, wodurch die Menschen zu Fall gekommen sind.
Diese Urkräfte der Adam-Individualität wurden aufbewahrt. Sie waren da, und sie wurden
jetzt als «provisorisches Ich» dahin geleitet, wo dem Joseph und der Maria das Kind geboren
wurde, und in den ersten Jahren hatte dieses Jesuskind die Kraft des ursprünglichen
Stammvaters der Erdenmenschheit in sich.“ (Lit.:GA 114, S. 89)

Allerdings verfügte dieser nathanische Jesus über kein eigentliches Ich; er bewahrte noch
jenen reinen Zustand, der vor der Ich-Entwicklung liegt. Die selben Ich-Kräfte, die dem
nathanischen Jesusknaben vorenthalten wurden, konnten sich aber in Johannes dem Täufer,
dem wiedergeborenen Elias, inkarnieren.

„Ein solches Ich wie das Ich Johannes des Täufers wird hineingeboren in einen Leib
unmittelbar unter der Lenkung und Leitung der großen Mutterloge der Menschheit, der
Zentralstätte des irdischen Geisteslebens. Aus derselben Stätte stammte das Johannes-Ich,
aus der auch das Seelenwesen für das Jesuskind des Lukas-Evangeliums stammte, nur daß
dem Jesus mehr jene Eigenschaften übergeben wurden, die noch nicht durchdrungen waren
von dem egoistisch gewordenen Ich, das heißt, eine junge Seele wird dorthin gelenkt, wo der
wiedergeborene Adam inkarniert werden soll.

Es wird Ihnen sonderbar erscheinen, daß hier einmal von der großen Mutterloge aus an eine
Stätte eine Seele hingelenkt werden konnte ohne ein eigentliches ausgebildetes Ich. Denn
dasselbe Ich, das im Grunde genommen dem Jesus des Lukas-Evangeliums vorenthalten
wird, das wird dem Körper Johannes des Täufers beschert, und dieses beides, was als
Seelenwesen lebt im Jesus des Lukas-Evangeliums und was als Ich im Täufer Johannes lebt,
das steht von Anfang an in einer innerlichen Beziehung.“ (Lit.:GA 114, S. 106f)

All diese vorbereitende Schritte waren notwendig, um die eigentliche Ich-Geburt auf Erden
vorzubereiten.

Die eigentliche Ich-Geburt durch das Mysterium von Golgatha


Die eigentliche Ich-Geburt auf Erden erfolgte erst durch den Tod des Christus auf Golgatha,
durch das Mysterium von Golgatha:

"An einem Freitag, am 3. April des Jahres 33, drei Uhr am Nachmittag fand das Mysterium
von Golgatha statt. Und da fand auch statt die Geburt des Ich in dem Sinne, wie wir es
oftmals charakterisiert haben. Und es ist ganz gleichgültig, auf welchem Erdenpunkte der
Mensch lebt, oder welchem Religionsbekenntnis er angehört, das, was durch das Mysterium
von Golgatha in die Welt kam, gilt für alle Menschen. So wie es für alle Welt gilt, daß Cäsar
an einem bestimmten Tage gestorben ist, und nicht für die Chinesen ein anderer und für die
Inder wieder ein anderer Tag dafür gilt, ebenso ist es eine einfache Tatsache des okkulten
Lebens, daß das Mysterium von Golgatha sich an diesem Tage zugetragen hat und daß man
es da zu tun hat mit der Geburt des Ich. Das ist eine Tatsache ganz internationaler Art." (Lit.:
GA 143, S. 163)

Was genau damit gemeint ist, wird aus dem Vorwort Rudolf Steiners zum Kalender 1912/13
deutlich:
"Dabei ist die Annahme der «Geisteswissenschaft» zu Grunde gelegt, welche in dem
angegebenen Jahre den Zeitpunkt sieht, in welchem in die Menschheitentwickelung die
Kräfte eingetreten sind, durch welche das Menschen-Ich sich ohne Sinnbild durch die Kräfte
des eigenen Vorstellungslebens in sich selbst erfassen und in ein Verhältnis zur Welt bringen
kann. Vor diesem Zeitpunkte brauchte der Mensch, um sich zu erfassen und in die Welt
hineinzudenken, Vorstellungen, die von der äußeren Wahrnehmung entnommen sind. Die
Vorbereitung zu diesem Zeitpunkte liegt einerseits in der althebräischen Kultur, welche
zuerst den «Gott im Innern» bildlos zur Erkenntnis brachte; andrerseits im griechischen
Geistesleben, das sowohl in seinen Künstlern wie in seinen Weltweisen den Zeitpunkt
dadurch vorbereitete, daß es den Menschen durch Vorstellung seiner selbst als Erdenwesen
erfaßte und in seiner Philosophie das Weltwerden nicht durch äußere Bilder, sondern durch
Vorstellungen charakterisierte, die allein dem Menschen-Innern als denkendem Bewußtsein
entstammen (Thales bis Aristoteles). Das christliche Bekenntnis brachte die Empfindung
gegenüber dieser Menschheitstatsache dadurch zum Ausdruck, daß es in den
entsprechenden Zeitpunkt «Tod und Auferstehung Christi», das «Mysterium von Golgatha»
versetzte." (Lit.: Beiträge 37/38, S. 39)

Christus und das menschliche Ich


Der Christus ist das makrokosmische Ich, der mit der Kraft, die er vom Vater-Gott empfangen
hat, den Kosmos schöpferisch gestaltet hat. Eine Kernaussage der Apokalypse des Johannes
ist, dass der Mensch dazu berufen ist, künftig die gleiche Vollmacht des Ich zu erlangen, die
der Christus von seinem Vater empfangen hat. Das ist auch der eigentliche Inhalt der
Apokalypse des Johannes, der schon aus den ersten Worten deutlich wird: Ἀποκάλυψις
Ἰησοῦ Χριστοῦ Apokalypsis Jesou Christou - es geht um die Wesensenthüllung Jesu Christi,
des göttlichen makrokosmischen Welten-Ichs, und das ihm gleichgeartete mikrokosmische
Ich des Menschen. Im Sendschreiben an die Gemeinde von Thyatira, welche die Griechisch-
Lateinische Kulturepoche repräsentiert, in der sich das Mysterium von Golgatha ereignete,
wird das ganz klar ausgesprochen. In der Übersetzung von Emil Bock wird dies besonders
deutlich:

„Die gleiche Vollmacht des Ich soll ihm eigen sein, die ich von meinem Vater empfangen
habe.“

– Offenbarung des Johannes 2,27-28[7]


Diese Vollmacht des Ich, von der im Sendschreiben an die Gemeinde von Thyatira
gesprochen wird, soll sich der Mensch allmählich erwerben, indem er die Apokalypse oder
ähnlich geartete Einweihungsschriften nicht nur studiert und kommentiert, sondern so
verinnerlicht und zu eigen macht, dass er durch sein Ich selbst zum Offenbarer Christi wird.
Dann wird ihm der Morgenstern gegeben, der für die zukünftige Entwicklung der Erde und
der mit ihr verbundenen Menschheit steht, die in unsere Hände gelegt ist. Im Gegensatz zu
dem im 5. Kapitel beschriebenen Buch mit den sieben Siegeln ist die Apokalypse selbst nicht
versiegelt und nur den Eingeweihten zugänglich, sondern jedem, der guten Willens ist. Dafür
zu sorgen, wird Johannes nachdrücklich aufgetragen.

„Und er spricht zu mir: Versiegle nicht die Worte der Weissagung in diesem Buch; denn die
Zeit ist nahe!“ (Off 22,10 LUT)
Selbst in dieser Weise zum Apokalyptiker zu werden, hat Rudolf Steiner namentlich den
Priestern der Christengemeinschaft ans Herz gelegt:
„Es hat gar keine Bedeutung, die Apokalypse so zu nehmen, daß man sie lediglich
kommentiert. Es hat einzig und allein einen Sinn, wenn man an der Apokalypse selbst zum
Apokalyptiker wird und aus diesem Apokalyptiker-Werden seine Zeit so verstehen lernt, daß
man die Impulse dieser Zeit zu Impulsen des eigenen Wirkens machen kann.“ (Lit.:GA 346, S.
125)

Was als Ich im Menschen lebt, das ist das Christus-Wesen


Die Monade, der schöpferische Wesenskern des Menschen, also sein Ich, entstammt dem
Nirvanaplan. Dieser Wesenskern trat in der Lemurische Zeit in die irdischen Inkarnation
herein - um sich damit aus dem «Nichts» heraus sein individuelles Karma zu schaffen:

„Der Mensch tritt in der Mitte der lemurischen Zeit auf der Erde auf und schafft zum ersten
Male eigenes Karma; früher hatte er kein individuelles Karma geschaffen -, so müssen wir
nun fragen: Woher kann dieses Karma nur kommen, da es als etwas Neues herein wirkte? -
Es kann nur aus dem Nirvana kommen. Damals mußte etwas hereinwirken in die Welt, das
aus dem Nirvana kam, aus dem, wo aus dem «Nichts» heraus geschaffen wird. Die Wesen,
die damals die Erde befruchteten, mußten bis ins Nirvana hinaufreichen. Was die vierfüßigen
Wesen befruchtete, so daß sie Menschen wurden, waren Wesen, die vom Nirvanaplan
herunterkamen. Sie nennt man Monaden. Das ist der Grund, warum damals Wesen dieser
Art vom Nirvanaplan herunterkommen mußten. Vom Nirvanaplan ist das Wesen, das in uns,
im Menschen ist, die Monade.“ (Lit.:GA 93a, S. 125)

Was derart als wirkliches Ich im Menschen in vollständig individualisierter Weise lebt, das ist
das Christus-Wesen selbst:

„Die Menschheit ist von einer Einheit ausgegangen; aber die bisherige Erdenentwickelung
hat zur Sonderung geführt. In der Christus-Vorstellung ist zunächst ein Ideal gegeben, das
aller Sonderung entgegenwirkt, denn in dem Menschen, der den Christusnamen trägt, leben
auch die Kräfte des hohen Sonnenwesens, in denen jedes menschliche Ich seinen Urgrund
findet.“ (Lit.:GA 13, S. 294)

„Kein äußerer Name kann «mich», dieses Wesen, benennen; ein ganz anderer Name nur
kann das ausdrücken: «Ich bin der Ich-bin!» Es gibt keine Möglichkeit, woanders den Namen
zu finden des Sonnengeistes als in dem Menschen. Das, was als Ich im Menschen lebt, das ist
das Christus-Wesen.“ (Lit.:GA 109, S. 154)

„Was Christus für die Welt ist, das ist das Ich für den Menschen. Sein Ich ist ein Teil des
Christus, aus seinem Ich gehen alle Kräfte hervor; aber damit sie wachsen und zunehmen
können, müssen sie immer wieder in seinem Ich zusammenströmen. Dieses
Zusammenströmen der menschlichen Kräfte im Ich geschieht in den Zwischenzeiten
zwischen den Inkarnationen. Da sammeln sich die während eines Menschenlebens
entfalteten Kräfte und festigen sich, um verstärkt hervorzugehen in einer neuen Inkarnation.
Aber wenn der Mensch eine etwas höhere Stufe der Entwicklung erreicht, dann lernt er
immer mehr, diesen Prozess auch während des Erdenlebens bewusst vorzunehmen. Er
entfaltet seine Kräfte bewusst im Dienste der Welt, und die dadurch gemachten Erfahrungen
leitet er bewusst über in sein Ich, in das Zentrum seines Wesens. Sie werden dann schon
während des Erdenlebens dem Ich eingepflanzt; er nimmt dadurch die Arbeit vieler Jahre der
Zwischenzeit zwischen seinen Inkarnationen voraus, wo dieses Sammeln der entfalteten
Kräfte im Ich durch die Hilfe höherer Wesen geschieht.

Sobald der Mensch anfängt, selbst bewusst während des Lebens in dieser Weise Kräfte zu
sammeln und neu zu entfalten, da wächst sein Geist in der Geisteswelt, und er verwandelt
immer mehr sein ganzes Wesen in ein unsterbliches. Denn was er selbst seinem Wesen
einverleibt, das bleibt ihm als dauernder Bestandteil seines Wesens.“ (Lit.:GA 91, S. 255f)

„Christus ist ein Sonnengeist, ein Feuergeist. Sein Geist ist es, der sich uns im Sonnenlicht
offenbart. Sein Lebensodem ist es, der in der Luft die Erde umspült und der mit jedem
Atemzug in uns eindringt. Sein Leib ist die Erde, auf der wir wohnen [...]

Damit wir uns unseres Selbst, unseres Geistes bewußt würden, damit wir selbst Geistwesen
würden, opferte sich dieser hohe Sonnengeist, verließ Seine königliche Wohnung, stieg
herab aus der Sonne und nahm physische Gewandung an in der Erde. So ist Er physisch in
der Erde gekreuzigt.

Er aber umspannt geistig die Erde mit Seinem Licht und Seiner Liebeskraft, und alles, was
darauf lebt, ist Sein Eigentum. Er wartet nur darauf, daß wir Sein Eigen sein wollen. Geben
wir uns Ihm ganz zu eigen, so gibt Er uns nicht nur Sein physisches Leben, nein, auch Sein
höheres, geistiges Sonnenleben. Dann durchströmt Er uns mit Seinem göttlichen Lichtgeist,
mit Seinen wärmenden Liebesstrahlen und mit Seinem schöpferischen Gotteswillen.

Wir können nur sein, was Er uns gibt, wozu Er uns macht. Alles, was an uns dem göttlichen
Plan entspricht, ist Sein Werk. Was können wir dazu tun? Nichts, als Ihn in uns wirken lassen.
Nur, wenn wir Seiner Liebe widerstreben, kann Er nicht in uns wirken.

Wie könnten wir aber dieser Liebe widerstreben? Dem, der da spricht: «Ich habe Dich je und
je geliebt und habe Dich zu mir gezogen aus lauter Güte.»

Er hat uns geliebt von der Erde Urbeginn an. Wir müssen Seine Liebe in uns zum Wesen
werden lassen.

Nur das bedeutet wirkliches Leben; nur da ist wahrer Geist, wahre Seligkeit möglich, wo uns
dies Leben ein wesentliches Leben wird, das Christus-Leben in uns.

Nicht von uns aus können wir selbst rein und heilig werden, sondern nur von diesem
Christus-Leben aus. All unser Streben und Ringen ist vergebens, solange uns nicht dies
höhere Leben erfüllt. Das allein kann wie ein lauterer, reiner Strom alles hinwegspülen aus
unserem Wesen, was noch ungeläutert ist.

Es ist der Seelengrund, aus dem dies reinigende Lichtleben aufsteigen kann.

Dort müssen wir unsere Wohnung suchen, zu Seinen Füßen und der Hingabe an Ihn.

Dann wird Er uns selbst umwandeln und uns selbst mit Seinem göttlichen Liebesleben
durchströmen, bis wir licht und rein werden wie Er; Ihm ähnlich. Bis Er sein göttliches
Bewußtsein mit uns teilen kann.
Durch Sein Licht muß die Seele rein, d. h. weise werden; so kann sie mit Seinem Leben sich
vereinigen. Dann ist das die Vereinigung von Christus und Sophia, die Vereinigung des
Christus-Lebens mit der durch Sein Licht geläuterten Menschenseele.“ (Lit.:GA 266c, S. 346f)

Das deutsche Wort «Ich»


"Nirgends außer in Mitteleuropa wird «Ich» gesagt, wenn man sein eigenes Ich meint, seine
eigene Wesenheit. Es ist durch den Volksgeist, der sich als Sprachgeist manifestiert, die
ganze Evolution so gelenkt worden, daß es allmählich dazugekommen ist, die eigene
Wesenheit auszudrücken mit dem Wort Ich. Aber Ich, «I-Ch», ist Jesus Christus! Es liegt in
Jesus Christus darin. Dadurch, daß in dem «Ich» Jesus Christus in seinen Anfangsbuchstaben
ausgesprochen wird, ist das sinnbildlich ausgedrückt, was im mitteleuropäischen
Geisteswesen liegt, wie es intim verbunden ist mit dem innerlichsten Erleben. Jedesmal,
wenn man «Ich» ausspricht, spricht man die Anfangsbuchstaben «Jesus Christus» aus. Wenn
man nur einmal auf solche Dinge, die wirklich heute noch als phantastisch angesehen
werden, die geistigen Augen lenken würde, würde man schon finden, wie unbewußt die
Geister der höheren Hierarchien in die menschliche Entwickelung immer hineinwirken, und
dann Bedeutsames finden in den Dingen, die man heute nur so hinnimmt." (Lit.: GA 159, S.
217)

"Der Christus selber muß im menschlichen Ich wirksam lebendig werden. Daher neigt sich in
Mitteleuropa wie in keiner andern europäischen Sprache allmählich die ganze Entwickelung
dem zu, daß das «Ich» genannt wird. Und Ich ist «I-C-H». Wie ein mächtiges Symbolum im
intimen Zusammenwirken dessen, was dem Gemüte das Heiligste sein kann mit diesem
Gemüte selber, steht das da in Mitteleuropa: Ich = I-CH - Jesus Christus! Jesus Christus und
zugleich das menschliche Ich. So wirkt der Volksgeist, inspirierend das Volk, um in
charakteristischen Worten auszudrücken, was die zugrunde liegenden Tatsachen sind." (Lit.:
GA 159, S. 193)

"Der erste christliche Eingeweihte Europas, Ulfilas, hat es in die deutsche Sprache selbst
hineingelegt, daß der Mensch in der Sprache das «Ich» fand. Andere Sprachen drücken diese
Beziehung zum Ich durch eine besondere Form des Zeitwortes aus, zum Beispiel im
Lateinischen «amo», aber die deutsche Sprache setzt das Ich hinzu. «Ich» ist: J.Ch. = Jesus
Christus. Das ist mit Absicht in die deutsche Sprache hineingelegt, es ist nicht Zufall. Es sind
die Eingeweihten, welche die Sprache geschaffen haben. So wie man im Sanskrit das AUM
für die Trinität hat, haben wir für das Innere des Menschen das Zeichen «ICH». Dadurch war
ein Mittelpunkt geschaffen worden, durch den die Leidenschaften der Welt sich in Rhythmus
verwandeln können. Sie müssen sich durch das Ich rhythmisieren. Dieser Mittelpunkt ist
wörtlich der Christus.

Alle westlichen Nationen haben die Tätigkeit, die Leidenschaften entwickelt. Ein Impuls vom
Osten muß kommen, um in dieselben Ruhe hineinzubringen. Ein Vorbote davon ist schon
Tolstojs Buch «Über das Nichtstun». In der Tätigkeit des Westens finden wir vielfach ein
Chaos. Das vermehrt sich immer noch. Die Spiritualität des Ostens soll in das Chaos des
Westens einen Mittelpunkt bringen. Was lange Zeit hindurch geübt wird als Karma, das geht
in Weisheit über. Weisheit ist die Tochter von Karma. Alles Karma findet seinen Ausgleich in
Weisheit. Ein Weiser, der auf einer bestimmten Stufe angekommen ist, heißt ein
Sonnenheld, weil sein Inneres rhythmisch geworden ist. Sein Leben ist ein Abbild der Sonne,
die in rhythmischen Bahnen den Himmel durchwandert.

Das Wort «AUM» ist der Atem. Der Atem verhält sich zum Wort, wie der Heilige Geist zu
Christus, wie das Atma zu dem Ich." (Lit.: GA 93a, S. 29f)

Der unaussprechliche Name Gottes


"Das eigentliche Wesen des «Ich» ist von allem Äußeren unabhängig; deshalb kann ihm sein
Name auch von keinem Äußeren zugerufen werden. Jene religiösen Bekenntnisse, welche
mit Bewußtsein ihren Zusammenhang mit der übersinnlichen Anschauung aufrechterhalten
haben, nennen daher die Bezeichung «Ich» den «unaussprechlichen Namen Gottes». Denn
gerade auf das Angedeutete wird gewiesen, wenn dieser Ausdruck gebraucht wird. Kein
Äußeres hat Zugang zu jenem Teile der menschlichen Seele, der hiermit ins Auge gefaßt ist.
Hier ist das «verborgene Heiligtum» der Seele. Nur ein Wesen kann da Einlaß gewinnen, mit
dem die Seele gleicher Art ist. «Der Gott, der im Menschen wohnt, spricht, wenn die Seele
sich als Ich erkennt.»" (Lit.: GA 13, S. 66f)

"Die Anschauung des eigenen Selbst im Sinne Fichtes ist deshalb so bedeutsam, weil in
bezug auf dieses «Selbst» der Mensch überhaupt ohne allen Gedankeninhalt bleibt, wenn er
sich einen solchen nicht von Innen heraus gibt. Für den ganzen übrigen Weltinhalt, für alles
Wahrnehmen, Empfinden, Wollen und so weiter, welche den Inhalt des gewöhnlichen
Daseins ausmachen, erfüllt die Außenwelt den Menschen. Er braucht - nach Fichtes Worten -
im Grunde nichts zu sein als die «Maschine der Natur», welche «ohne sein Zutun seine
Geschäfte leitet»[8]. Das «Ich» aber bleibt leer, keine Außenwelt erfüllt es mit Inhalt, wenn
dieser nicht aus dem Innern kommt. Die Erkenntnis «Ich bin» kann daher niemals etwas
anderes sein, als des Menschen intimstes Innen-Erlebnis. Es spricht also in diesem Satze
etwas innerhalb der Seele, das nur von innen sprechen kann. Aber so wie diese scheinbar
ganz leere Bejahung des eigenen Selbst auftritt, so spielen sich alle höheren okkulten
Erlebnisse ab. Sie werden Inhalt- und lebensvoller, aber sie haben dieselbe Form. Man kann
durch das Ich-Erlebnis, wie es Fichte darstellt, den Typus aller okkulten Erlebnisse zunächst
auf rein gedanklichem Gebiete kennenlernen. Es ist daher richtig gesprochen, wenn man
sagt, daß mit dem «Ich bin» der Gott in dem Menschen zu sprechen beginnt. Und nur weil
das in rein gedanklicher Form geschieht, wollen es so viele Menschen nicht anerkennen."
(Lit.: GA 35, S. 57f)

Was als Ich im Menschen lebt, ist das Wesen des «Ich-bin», des Christus:

„Das israelitische Volk sollte sich kein Bild von seinem Gotte machen - warum das? Kein
äußerer Name kann «mich», dieses Wesen, benennen; ein ganz anderer Name nur kann das
ausdrücken: «Ich bin der Ich-bin!» Es gibt keine Möglichkeit, woanders den Namen zu finden
des Sonnengeistes als in dem Menschen. Das, was als Ich im Menschen lebt, das ist das
Christus-Wesen.“ (Lit.:GA 109, S. 154)

Das Wesen des Ich


Falsch wäre es, das individuelle Ich durch seine Abgrenzung von anderen Ichen oder vom
Insgesamt des Kosmos zu definieren. Als rein schöpferisches Prinzip entzieht sich das Ich
jeder Abgrenzung oder Definition. In einer ganz spezifischen Weise ist das Ich eins mit dem
Ganzen, dessen individueller Ausdruck es ist. Bildhaft darf man sich die Iche der Menschen
als eine Vielzahl übereinandergelegter unendliche großer Kreise vorstellen, die alle bis an die
Unendlichkeit reichen und von denen doch jeder seine eigene Färbung und seinen eigenen
unverwechselbaren Mittelpunkt hat, in dem sich die Unendlichkeit in einzigartiger Weise
spiegelt. Dieses Bild ist ein geeignetes Meditationsobjekt, um sich über die wahre Natur des
Ichs aufzuklären.

"Ein weiteres solches Wort ist das Wort <Ich>. Dieses Wort nimmt ja unter allen Worten der
menschlichen Sprache eine besondere Stellung ein. Ungefähr im dritten Lebensjahr lernt der
Mensch dieses Wort gebrauchen. Das ist aber ein Alter, in welchem noch kein eigentliches
Ich-Bewußtsein vorhanden ist. Daher lernt man dieses Wort zunächst nur automatisch
sprechen. Erst im 21. Lebensjahr findet die Geburt des Ich statt. Was da zum Vorschein
kommt, ist dann aber immer noch das ganze Leben hindurch nicht das wahre Ich. Ihm
begegnet man als gewöhnlicher Mensch erst wieder nach dem Tode. So gebraucht jeder
Mensch bis zu seinem Tode das Wort <Ich> doch immer nur provisorisch. Dieses
provisorischen Gebrauches des Wortes <Ich> muß sich der Meditant ganz besonders bewußt
werden. Er muß lernen, daß er erst allmählich den Weg zu dem wahren Ich finden muß,
indem er zunächst lernt, es durch alle seine drei Hüllen hindurch zu erleben." (Lit.: GA 266c,
S. 471)

Entwicklungsgeschichtlich ist das Ich das jüngste aller Wesensglieder und daher noch
entsprechend wenig ausgereift. Es wurde erst während unserer irdischen planetaren
Entwicklungsstufe veranlagt. Blicken wir derart von unserem Ich auf zur göttlichen Welt, so
muss uns das mit rechter Bescheidenheit erfüllen, zugleich aber - aus freiem Entschluss - die
Verpflichtung in uns erwecken, das eigene Selbst immer weiter zu entwicklen und zu einem
schöpferischen Quell im Dienste der künftigen Weltentwicklung zu machen. Denn auch das
ist untrennbar mit dem Wesen des Geistes verbunden: sich selbst beständig an die Welt
verschenken zu müssen. Geist ist tätig sich hinopfernde Liebe. Nur aus der unermeßlichen
göttlichen Liebe konnte die ganze Schöpfung entspringen, und nur wenn der Mensch einen
Funken dieser Liebe in sich rege macht, kann er sein individuelles Ich verwirklichen.

"Man muß schon sein Erden-Ich verlieren, um sein wirkliches wahres Ich in der Anschauung
zu bekommen. Und derjenige, der nicht diese Hingabe entwickeln würde, der kann eben an
dieses wahre Ich nicht herankommen. Man möchte sagen: Das wahre Ich will nicht gesucht
sein, wenn es erscheinen soll, wenn es sich offenbaren soll; und es verbirgt sich, wenn es
gesucht wird. Denn es wird nur in der Liebe gefunden. Und Liebe ist Hingabe des eigenen
Wesens an das fremde Wesen. Daher muß das wahre Ich wie ein fremdes Wesen gefunden
werden." (Lit.: GA 84, S. 142)

Reinkarnation und Karma


Das Ich entwickelt sich durch die Taten, die es auf Erden setzt. Diese Entwicklung kann
unmöglich während eines einzigen Erdenlebens vollendet werden, sondern vollzieht sich in
einer ganzen Reihe aufeinander folgender irdischer Inkarnationen. Darauf hat schon Lessing
in seiner Erziehung des Menschengeschlechts (§ 92 - § 100) hingewiesen. Die Taten des
einen Lebens bedingen dabei die veranlagten Fähigkeiten und das künftige Schicksal des Ichs
in den weiteren Erdenleben. Das menschliche Ich untersteht damit den Gesetzen von
Reinkarnation und Karma.
Unser gegenwärtiges Selbstbewusstsein ahnt noch wenig von der wahren geistigen Natur
unseres Ichs. Schicksalsschläge scheinen den Menschen völlig ungewollt und unerwartet wie
zufällig von aussen zu treffen - und entspringen doch dem freien Entschluss unseres wahren
höheren Ichs, das durch diese Prüfungen und Herausforderungen nach geeigneten Wegen
für seine weitere Entwicklung sucht. Je weiter die wahre Selbsterkenntnis des Menschen
voranschreitet, desto mehr kann er aus der Einsicht in die geistigen
Entwicklungsnotwendigkeiten seines individuellen Wesens zum bewussten Vollstrecker
seines Schicksals werden. Das aus den unbewussten Tiefen der Seele wirkende Schicksal, das
Karma, wird dadurch nach und nach zum bewussten Gesetz der Seele, das sich der
individuelle Menschengeist selbst gibt. Dieses bewusste Gesetz der menschlichen Seele wird
mit einem indischen Ausdruck auch als Dharma bezeichnet. Das nächste Ziel der
menschlichen Entwicklung ist es, im Zuge der wiederholten Erdenleben Karma immer mehr
in Dharma zu verwandeln. Ist dieses Ziel einmal erreicht, bedarf der Mensch, wie es Buddha
erstmals ausgesprochen hat, für seine künftige Entwicklung keiner weiteren irdischen
Verkörperungen mehr, sondern schreitet von da an auf einem rein geistigen
Entwicklungspfad fort.

Der Gedanke, dass sich das menschliche Ich durch die Taten, die es aus freiem
Willensentschluss setzt, weiterentwickelt, liegt schon Rudolf Steiners Philosophie der
Freiheit zugrunde. Als Grundmaxime des freien Menschen gilt ihm:

"Leben in der Liebe zum Handeln und Lebenlassen im Verständnisse des fremden Wollens ist
die Grundmaxime der freien Menschen." (Lit.: GA 4, S. 166)
Ich und Selbstsucht
"... die orientalische Weisheit ging darauf hinaus, das Ich nur ja nicht zu erleben, sondern es
zu überwinden, auszulöschen. [...] Ja, meine lieben Freunde, wer sein Heil im Ich sucht, dem
ist Selbstsucht Gebot, dem ist Selbstsucht Gottheit. Die Selbstsucht, die Ichsucht, liegt
nämlich vor dem Finden des Ich. Solange man sucht das Ich, solange entwickelt man die
Selbstsucht, und von der Selbstsucht befreit nur die Findung, das Finden des Ichs. Hat man
es gefunden, dann kann man nicht mehr von der Selbstsucht, von der Ichsucht gequält
werden. In dem Finden des Ich liegt die einzig wirkliche Überwindung der Selbstsucht. Und
wer heute, nach dem Mysterium von Golgatha, noch fliehen will das Ich, wer heute noch
dasselbe sagt, wie man im alten Indien gesagt hat, der wird zurückgeworfen aus dem Ich in
die Sucht nach dem Ich, der pflegt gerade die Selbstsucht. [...] Solange das Ich nicht
eingezogen war in die Entwickelung der Menschheit, das heißt vor dem Mysterium von
Golgatha, mußte man die Ichsucht veredeln. Da war die orientalische Weisheit am Platze.
Heute so zu sprechen, heißt: scheinbar vorn vor sich wegzustoßen das Ich, und hinten packt
einen Luzifer und stößt einen erst recht in die Selbstsucht hinein; und das merkt man nicht!"
(Lit.: GA 167, S. 281f)

Das Ich als zweischneidiges Schwert

Erstes apokalyptisches Siegel


Das Ich ist ein zweischneidiges Schwert und wird in der Apokalypse des Johannes durch das
scharfe, zweischneidige Schwert dargestellt, das aus dem Munde des Menschensohnes geht.

"Wer nicht begreift, daß dieses Ich ein zweischneidiges Schwert ist, der wird kaum den
ganzen Sinn der Menschheits- und Weltenentwickelung verstehen. Auf der einen Seite ist
dieses Ich die Ursache dessen, daß die Menschen in sich selbst sich verhärten, daß sie alles,
was ihnen zur Verfügung stehen kann an äußeren Dingen und inneren Gütern, in den Dienst
dieses ihres Ichs einbeziehen wollen. Es ist dieses Ich die Ursache, daß sich alle Wünsche des
Menschen darauf richten, dieses Ich als solches zu befriedigen. Wie dieses Ich danach strebt,
einen Teil des gemeinsamen Erdenbesitzes an sich heranzubringen als sein Eigentum, wie
dieses Ich danach strebt, aus seinem Gebiete alle anderen Iche hinwegzutreiben, sie zu
bekriegen, zu bekämpfen: das ist die eine Seite des Ichs. Aber auf der anderen Seite dürfen
wir nicht vergessen, daß dieses Ich zugleich dasjenige ist, was dem Menschen seine
Selbständigkeit, seine innere Freiheit gibt, was den Menschen im wahrsten Sinne des Wortes
erhöht. In diesem Ich ist seine Würde begründet. Es ist die Anlage zum Göttlichen im
Menschen [...]

So wird das Ich das Unterpfand sein des höchsten Zieles des Menschen. So ist es aber zu
gleicher Zeit, wenn es nicht die Liebe findet, wenn es sich in sich verhärtet, der Verführer,
der ihn in den Abgrund stürzt. Dann ist es dasjenige, was die Menschen voneinander trennt,
was sie aufruft zum großen Krieg aller gegen alle, nicht nur zum Krieg der Völker gegen die
Völker — denn der Volksbegriff wird dann gar nicht mehr die Bedeutung haben, die er heute
hat —, sondern zum Kriege des einzelnen gegen den einzelnen auf den mannigfaltigsten
Gebieten des Lebens, zum Kriege der Stände gegen die Stände, der Kasten gegen die Kasten,
der Geschlechter gegen die Geschlechter. Auf allen Gebieten des Lebens wird also das Ich
zum Zankapfel werden, und daher dürfen wir sagen, daß das Ich auf der einen Seite zum
Höchsten und auf der anderen zum Tiefsten führen kann. Deshalb ist es ein scharfes,
zweischneidiges Schwert. Und derjenige, der da den Menschen gebracht hat das volle Ich-
Bewußtsein, der Christus Jesus, er wird, wie wir gesehen haben, symbolisch in unserer
Apokalypse mit Recht dargestellt als derjenige, der das scharfe, zweischneidige Schwert im
Munde hat.

Wir haben es ja als hohe Errungenschaft des Menschen hingestellt, daß er zu diesem freien
Ich-Begriff gerade durch das Christentum hat aufsteigen können. Der Christus Jesus hat
dieses Ich in vollem Umfange gebracht. Daher muß dieses Ich gerade durch das scharfe,
zweischneidige Schwert ausgedrückt werden, das Sie aus dem einen unserer Siegel kennen.
Und daß dieses scharfe, zweischneidige Schwert aus dem Munde des Menschensohnes geht,
das ist wieder begreiflich, denn als der Mensch mit vollem Bewußtsein aussprechen gelernt
hat das Ich, da war es ihm gegeben, auf das Höchste hinaufzusteigen, in das Tiefste
hinunterzusinken. Das scharfe, zweischneidige Schwert ist eines der wichtigsten Symbole,
die uns in der Apokalypse entgegentreten. (Erstes Siegel.)" (Lit.: GA 104, S. 156ff)

Der Ich-Leib oder Ich-Träger

Die Aura des Menschen mit Ich-Leib bzw. Ich-Träger


→ Hauptartikel: Ich-Träger
Der Ich-Träger ist das vierte Wesensglied des irdisch verkörperten Menschen und damit der
irdische Ausdruck für das wahre göttliche Ich. Dem Hellseher erscheint der Ich-Träger als
eine an der Nasenwurzel hinter der Stirne gelegene, etwas in die Länge gezogene eiförmige
bläuliche Kugel.
„Der Ich-Leib zeigt sich dem Hellseher als eine blaue Hohlkugel zwischen den Augen, hinter
der Stirn. Wenn der Mensch anfängt, daran zu arbeiten, so gehen Strahlen von diesem
Punkte aus.“ (Lit.:GA 95, S. 154)

„Wiederum drückt sich dies für den Seher in einer eigentümlichen Weise aus. Wenn er den
Astralleib untersucht, ist alles in fortwährender Bewegung bis auf einen einzigen kleinen
Raum; der bleibt, wie eine etwas in die Länge gezogene eiförmige bläuliche Kugel, etwas
hinter der Stirne, bei der Nasenwurzel. Sie findet sich nur beim Menschen. Bei dem
Gebildeten ist sie nicht mehr so wahrnehmbar wie bei dem Ungebildeten; am deutlichsten
ist sie bei den in der Kultur tiefstehenden Wilden. An dieser Stelle ist in Wahrheit nichts, ein
leerer Raum. Wie die Mitte der Flamme, die leer ist, durch den Lichtkranz blau erscheint, so
erscheint auch diese dunkle leere Stelle blau, weil das aurische Licht ringsherum strahlt. Das
ist der äußere Ausdruck für das Ich.“ (Lit.:GA 95, S. 17)

„Der Ich-Träger, das vierte Glied der menschlichen Wesenheit, ist gleich einer Art Ovalfigur,
deren Ursprung bis hinein in das Vorderhirn zu verfolgen ist. Dort ist dieselbe für den
Hellseher als eine bläulich- leuchtende Kugel sichtbar. Von der strömt aus in Ovalform, wie
ein Raum-Ei, könnte man sagen, das in den Menschen hineinspielt, eine Art von Bläue. Wie
ist dieser Ich-Träger zu sehen? Erst wenn der Hellseher imstande ist, sich auch den Astralleib
des Menschen abzusuggerieren, erst dann vermag er den Ich-Träger wahrzunehmen. Die
drei andern Leiber hat der Mensch mit den drei Reichen der Natur, dem Mineralreich,
Pflanzen- und Tierreich gemeinsam. Durch den Ich-Träger aber unterscheidet er sich von
diesen, dadurch ist er die Krone der Schöpfung.“ (Lit.:GA 109, S. 183)

Der Ich-Träger ist erst um das 21. Lebensjahr ausgereift. Nach dem ursprünglichen
Schöpfungsplan sollte das Ich-Bewusstsein erst in diesem Lebensalter erwachen. Tatsächlich
erwacht es aber durch den luziferischen Einfluss bereits viel früher, nämlich etwa um das 3.
Lebensjahr. Dadurch ensteht eine oft schmerzliche Disharmonie zwischen dem inneren
seelischen Erleben und der äußeren Organisation des Menschen.

„Was liegt denn dann vor, wenn wir die beiden Tatsachen zusammenhalten: Diejenige, daß
der eigentliche Ich-Träger des Menschen geboren wird im zwanzigsten und
einundzwanzigsten Jahre, mit derjenigen, daß wir uns seelisch als ein Ich bezeichnen vom
dritten und vierten Jahre an? Da liegt vor, daß der Mensch im gegenwärtigen Zyklus seiner
Entwickelung über sich selbst ein Meinen, ein Gefühl hat, das nicht seiner inneren
Organisation, so wie diese geworden ist, entspricht. Denn das Bewußtsein des Ich tritt mit
dem dritten und vierten Jahre auf, die Organisation für das Ich aber erst im zwanzigsten und
einundzwanzigsten Jahr. Diese Tatsache ist von fundamentaler Wichtigkeit für das Verstehen
des Menschen. Wenn man diese Tatsache abstrakt hinstellt als geisteswissenschaftliche
Erkenntnis, dann wird man darüber nicht besonders aufgeregt sein; aber weil diese Tatsache
wahr ist, sind zahlreiche Erlebnisse vorhanden, die der Mensch sehr gut kennt, aber nicht im
Lichte dieser Tatsache schaut. Alles, was der Mensch erleben kann an Zwiespalt zwischen
äußerlicher Organisation und innerer Erfahrung, an Leiden und Schmerzen im Leben
dadurch, daß ihm gewisse Dinge vermöge seiner Organisation nicht möglich sind, an
Disharmonie zwischen dem, was er wünschen und wollen und dem, was er ausführen kann,
die Tatsache, daß er Ideale haben kann, die über seine Organisation hinausführen, all das
führt zurück auf die Tatsache, daß das Bewußtsein unseres Ich einen ganz anderen Weg geht
als der Träger unseres Ich. In dieser Hinsicht sind wir ein zweifacher Mensch: ein äußerer
Mensch, der darauf hinorganisiert ist, seine Ichheit im zwanzigsten oder einundzwanzigsten
Jahre zu entwickeln, und ein innerer Seelenmensch, der sich schon im vierten und fünften
Jahre auf sein Seelenleben hin von seiner äußeren Organisation emanzipiert. Emanzipation
des Ich-Bewußtseins von der äußeren Organisation findet statt im Kindesalter.“ (Lit.:GA 143,
S. 120f)

Blut und sympathisches Nervensystem (Gangliensystem)


Das warme Blut ist der unmittelbare physische Ausdruck des menschlichen Ich. Es entstand
in der lemurischen Zeit im Zusammenhang mit der luziferischen Verführung. Voraussetzung
für die Entstehung des roten Blutes war das Eisen, das der Mars der Erde in ihrer ersten
Entwicklungshälfte gab. Luzifer hat unmittelbaren Einfluss auf das Blut (Blut ist ein ganz
besonderer Saft - Faust) und verführt den Menschen zum Egoismus, ermöglicht ihm dadurch
aber auch seine Selbstständigkeit.

Im Blut tobt ein fortwährender Kampf zwischen Leben und Tod. Der blaue Blutstrom ertötet
in jedem Augenblick das Leben, das im roten Blut dahinströmt. Nur dadurch, indem sich das
Blut ständig erzeugt und wieder vernichtet, kann sich unser Ich im physischen Dasein
verankern. Das Blut vermittelt dem Menschen das Bewusstsein seines Ich, indem es nur für
einen kurzen Moment physisch wird und dann wieder zurückschießt ins Geistige. In diesen
Prozess greift Luzifer störend ein.

Durch das Blut wurde es dem Menschen ermöglicht, sich immer mehr in das materielle
Dasein einzuleben. Es musste aber der Zeitpunkt kommen, wo das überschüssige Blut und
damit der überschüssige Egoismus geopfert werden musste. Das geschah durch das Opfer
des Christus auf Golgatha. Dem hellsichtigen Blick zeigt sich, wie sich das Blut in seinen
feinsten Teilen im Herzen beständig ätherisiert, d.h. wieder in den ätherischen Zustand
übergeht, aus dem es sich ursprünglich verdichtet hat. Dieses ätherisierte Blut strömt
fortwährend vom Herzen nach dem Kopf hin.

→ Siehe auch: Ätherisation des Blutes


Ich-Natur und Sonnengeflecht
Der Hauptangriffspunkt des Ich im Nervensystem des physischen Leibes ist das
Sonnengeflecht bzw. das damit verbundene sympathische Nervensystem (Gangliensystem);
das Ich wird dadurch an die Unterleibsorgane gefesselt. Das Ich wird sich dessen aber nur
ganz, ganz dumpf unterschwellig bewusst. Da das Gangliensystem die ganze Zirkulation des
Blutes mitbedingt, so widerspricht das auch nicht der Tatsache, daß das Ich im Blut seinen
Ausdruck hat.

Sonnengeflecht und Sonnengeflecht


„Nehmen wir also zunächst an, wir hätten es zu tun mit der Ich-Natur des Menschen, mit
jenem Gliede der menschlichen Wesenheit, das wir als Ich bezeichnen. Diese Ich-Natur ist
selbstverständlich ganz übersinnlich; sie ist ja das Übersinnlichste, was wir zunächst haben,
aber sie wirkt durch das Sinnliche. Dasjenige, wodurch das Ich sich hauptsächlich im
intellektualistischen Sinne in der menschlichen physischen Natur auswirkt, ist das als das
Gangliensystem bezeichnete Nervensystem, das Nervensystem, das vom Sonnengeflecht
ausgeht. Schematisch können wir dieses Nervensystem, dieses Gangliensystem, dieses
Sonnengeflechtsystem so (siehe Zeichnung, schwarz) andeuten. Das entfaltet eine Tätigkeit,
die ja zunächst mit dem, was man im materialistischen Sinne Nervenleben nennen könnte,
nichts besonderes zu tun zu haben scheint. Dennoch ist es der eigentliche Angriffspunkt für
die wirkliche Ich-Tätigkeit. Daß der Mensch, wenn er beginnt, okkult sich selbst zu schauen,
das Zentrum des Ich im Haupte zu empfinden hat, das widerspricht dem nicht, da wir es ja
bei dem Ich-Gliede des Menschen zu tun haben mit etwas Übersinnlichem, und der Punkt, in
dem der Mensch das Ich erlebt, ein anderer ist als der Angriffspunkt, durch den das Ich im
Menschen vorzugsweise wirkt.

Die Bedeutung des Wortes: Das Ich wirkt durch den Angriffspunkt des Sonnengeflechtes -
muß man sich völlig klarmachen. Diese Bedeutung liegt in folgendem: Das Ich des Menschen
selbst ist eigentlich mit einem sehr dumpfen Bewußtsein ausgestattet. Der Ich-Gedanke ist
etwas anderes als das Ich. Der Ich-Gedanke ist gewissermaßen dasjenige, was als eine Welle
heraufschlägt ins Bewußtsein, aber der Ich- Gedanke ist nicht das wirkliche Ich. Das wirkliche
Ich greift als bildsame Kraft durch das Sonnengeflecht in die ganze Organisation des
Menschen ein.

Gewiß kann man sagen, das Ich verteilt sich über den ganzen Leib. Aber sein
Hauptangriffspunkt, wo es besonders in die menschliche Bildsamkeit, in die menschliche
Organisation eingreift, ist das Sonnengeflecht, oder besser gesagt, weil alle die Zweigungen
dazugehören, das Gangliensystem, dieser im Unterbewußtsein lebende Nervenprozeß, der
sich im Gangliensystem abspielt. Da das Gangliensystem die ganze Zirkulation des Blutes
mitbedingt, so widerspricht das auch nicht der Tatsache, daß das Ich im Blute seinen
Ausdruck hat. In diesen Dingen muß man das Gesagte eben ganz genau nehmen. Es ist etwas
anderes, wenn gesagt wird: Das Ich greift durch das Gangliensystem in die Bildungskräfte
und in die ganzen Lebensverhältnisse des Organismus ein, als wenn davon gesprochen wird,
daß das Blut mit seiner Zirkulation der Ausdruck für das Ich im Menschen ist. Die
menschliche Natur ist eben kompliziert.

Um nun die Bedeutung dessen, was da gesagt wird, voll vor die Seele zu rücken, ist es gut,
sich die folgende Frage zu beantworten: Wie ist denn eigentlich das Verhältnis des Ich zu
diesem Gangliensystem und allem, was damit zusammenhängt? Wie ist denn dieses Ich
gewissermaßen in den Unterleibsorganen des Menschen verankert? Es ist so, daß, wenn der
Mensch im normal-gesunden Zustande lebt, dieses Ich wie gefesselt ist im Sonnengeflechte
und allem, was damit zusammenhängt. Es ist gebunden durch dieses Sonnengeflecht. Was
heißt das? Dieses menschliche Ich, das dem Menschen im Verlaufe der Erdenevolution als
eine Gabe der Geister der Form zugekommen ist, war ja, wie wir wissen, der luziferischen
Versuchung ausgesetzt. So wie der Mensch dieses Ich hat, würde es eigentlich, da es infiziert
ist von luziferischen Kräften, der Träger böser Kräfte sein. Das muß unbedingt
wahrheitsgemäß erkannt werden. Nicht durch seine Natur ist das Ich der Träger böser
Kräfte; aber dadurch, daß das Ich durch die luziferische Verführung mit luziferischen Kräften
infiziert ist, ist es an sich der Träger von wirklich bösen Kräften, von Kräften, welche durch
die luziferische Infektion geneigt sind, dasjenige, was das Gedankenleben des Ich bedeutet,
ins Böse zu verzerren. Der Mensch kann, seit er ein Ich erhalten hat, denken. Wenn es keine
luziferische Versuchung gegeben hätte, würde er über alle Dinge gut denken. Da es aber die
luziferische Versuchung gegeben hat, denkt das Ich nicht gut, sondern luziferisch infiziert, so
wie es nun einmal in der Erdenevolution ist: tückisch, heimtückisch. Es denkt so, daß es
überall sich selbst ins Licht und alles andere in den Schatten stellen möchte. Es ist infiziert
mit allen möglichen Egoismen. So ist das Ich nun einmal, da es luziferisch infiziert ist. Was
nun als Gangliensystem, als Sonnengeflecht im Menschen lebt, ist schon von der
Mondenentwickelung herübergekommen und stellt gewissermaßen das Haus für das Ich dar;
da paßt das Ich in einer gewissen Weise hinein. Es kann daher darin gebunden, gefesselt
werden. Und so liegt folgende Tatsache vor: Das Ich hat durch seine luziferische Infektion
fortwährend die Tendenz, sich tückisch, lügenhaft zu gebärden, sich selbst ins Licht, das
andere in den Schatten zu stellen; aber es wird gefesselt durch das Nervensystem des
Unterleibes. Da muß es parieren. Durch das Nervensystem des Unterleibes zwingen die
regelrecht fortschreitenden Mächte, die durch Saturn-, Sonnen- und Mondenentwickelung
heraufgekommen sind, das Ich, nicht ein Dämon im bösen Sinne des Wortes zu sein. So daß
wir also unser Ich so in uns tragen, daß es gefesselt ist an die Unterleibsorgane.“ (Lit.:GA
174, S. 126ff)

Das Ich macht die Entwicklung des physischen Leibes nicht mit
Das Ich macht in gewissem Sinn unsere Erdenwanderung während der irdischen Inkarnation
nicht mit, sondern bleibt in dem Moment in der geistigen Welt stehen, bis zu dem wir uns
bewusst zurückerinnern können. Dieser Moment liegt etwa im 3. Lebensjahr. Erst nach dem
Tod, wenn wir im Kamaloka rückschreitend durch die Zeit an diesem Moment angelangt
sind, treffen wir unser wahres Ich wieder an. Während unseres Erdendaseins erleben wir gar
nicht unser wahres Ich, sondern nur dessen schattenhaftes irdisches Abbild:

"Wir lernen unser Ich aussprechen zu einer gewissen Zeit unseres Kindesalters. Wir
gewinnen ein Verhältnis zu diesem Ich von der Zeit an bis zu der wir uns in späteren Jahren
zurückerinnern. Wir wissen es aus den verschiedensten geisteswissenschaftlichen
Betrachtungen: bis zu dem Zeitpunkt hat das Ich selber formend und gestaltend an uns
gewirkt, bis zu dem Moment, da wir ein bewußtes Verhältnis zu unserem Ich haben. Beim
Kind ist dieses Ich auch da, aber es wirkt in uns, es bildet in uns erst den Leib aus. Zunächst
schafft es mit übersinnlichen Kräften der geistigen Welt. Wenn wir durch die Empfängnis und
die Geburt gegangen sind, schafft es sogar noch einige Zeit, die Jahre dauert, an unserem
Leibe, bis wir unseren Leib als Werkzeug so haben, daß wir uns bewußt als ein Ich erfassen
können. Es ist ein tiefes Geheimnis mit diesem Hineintreten des Ich in die menschliche
Leibesnatur verbunden. Wir fragen den Menschen, wenn er uns entgegentritt: Wie alt bist
du? - Er gibt uns als sein Alter an die Jahre, die verflossen sind seit seiner Geburt. Wie gesagt,
wir berühren hier ein gewisses Geheimnis der Geisteswissenschaft, das uns im Laufe der
nächsten Zeit immer klarer werden wird, das ich aber heute nur erwähnen will, gleichsam
mitteilen will. Was uns der Mensch also als sein Alter angibt zu einer bestimmten Zeit seines
Lebens, das bezieht sich auf seinen physischen Leib. Er sagt uns nichts anderes als; sein
physischer Leib ist so und so lange in der Entwickelung gewesen seit seiner Geburt. Das Ich
macht diese Entwickelung dieses physischen Leibes nicht mit. Das Ich bleibt stehen.

Und das ist das schwer zu fassende Geheimnis, daß das Ich eigentlich in dem Zeitpunkte, bis
zu dem wir uns zurückerinnern, stehenbleibt. Es wird nicht mit dem Leibe geändert, es bleibt
stehen. Gerade dadurch haben wir es immer vor uns, daß es uns, indem wir hinschauen,
unsere Erlebnisse entgegenspiegelt. Das Ich macht unsere Erdenwanderung nicht mit. Erst
wenn wir durch die Pforte des Todes gegangen sind, müssen wir den Weg, den wir Kamaloka
nennen, wiederum zurück machen bis zu unserer Geburt, um unser Ich wieder anzutreffen,
und es dann auf unserer weiteren Wanderung mitzunehmen. Der Körper schiebt sich in den
Jahren vor - das Ich bleibt zurück, das Ich bleibt stehen. Schwierig zu begreifen ist es aus dem
Grunde, weil man sich nicht vorstellen kann, daß in der Zeit etwas stehenbleibt, während die
Zeit weiterrückt. Aber es ist doch so. Das Ich bleibt stehen, und zwar bleibt es aus dem
Grunde stehen, weil dieses Ich eigentlich sich nicht verbindet mit dem, was vom Erdendasein
an den Menschen herankommt, sondern weil es verbunden bleibt mit denjenigen Kräften,
die wir in der geistigen Welt die unsrigen nennen. Das Ich bleibt da, das Ich bleibt im Grunde
in der Form, wie es uns verliehen ist, wie wir wissen, von den Geistern der Form. Dieses Ich
wird in der geistigen Welt gehalten. Es muß in der geistigen Welt gehalten werden, sonst
könnten wir niemals als Menschen während unserer Erdenentwickelung der Erde
ursprüngliche Aufgabe und ursprüngliches Ziel wieder erreichen. Was der Mensch hier auf
der Erde durch seine Adamsnatur durchgemacht hat, wovon er eine Abprägung in das Grab
trägt, wenn er als Adam stirbt, das ist haftend am physischen Leibe, Ätherleib und Astralleib,
kommt von diesem. Das Ich wartet, wartet mit alledem, was in ihm ist, die ganze Zeit, die der
Mensch auf der Erde durchmacht, sieht nur hin auf die weitere Entwickelung des Menschen
- wie der Mensch es sich wieder holt, wenn er durch die Pforte des Todes gegangen ist,
indem er den Weg zurück macht. Das heißt, wir bleiben - in einem gewissen Sinne ist das
gemeint - mit unserem Ich gewissermaßen in der geistigen Welt zurück. Dessen soll sich die
Menschheit bewußt werden. Und sie konnte sich dessen nur dadurch bewußt werden, daß
in einer gewissen Zeit aus jenen Welten, denen der Mensch angehört, aus den geistigen
Welten, der Christus herunterkam und sich in dem Leibe des Jesus vorbereitete, in der
Weise, wie wir es wissen - doppelt —, das, was als Leib ihm auf der Erde dienen sollte." (Lit.:
GA 165, S. 15ff)

"Nun werden Sie sagen: Aber wir haben doch unser Ich. Unser Ich ist mit uns alt geworden.
Unser astralischer Leib, unser Denken, Fühlen und Wollen sind auch mit uns alt geworden.
Wenn einer sechzig Jahre alt geworden ist, so ist doch sein Ich auch sechzig Jahre alt
geworden. - Wenn wir in dem Ich, von dem wir täglich reden, unser wahres, unser wirkliches
Ich vor uns hätten, dann wäre der Einwand berechtigt. Aber wir haben in dem Ich, von dem
wir täglich reden, gar nicht unser wirkliches Ich vor uns, sondern unser wirkliches Ich steht
am Ausgangspunkte unseres Erdenlebens. Unser physischer Leib wird, sagen wir sechzig
Jahre alt. Er spiegelt zurück, indem durch den Ätherleib die Spiegelung vermittelt wird,
immer von dem betreffenden Zeitpunkt, in dem der physische Leib lebt, das Spiegelbild des
wahren Ichs. Dieses Spiegelbild des wahren Ichs, das wir in jedem Augenblicke von unserem
physischen Leibe zurückbekommen, das in Wahrheit von etwas herrührt, das gar nicht ins
Erdendasein mitgegangen ist, sehen wir. Und dieses Spiegelbild nennen wir unser Ich. Dieses
Spiegelbild wird natürlich älter, denn es wird dadurch älter, daß der Spiegelapparat, der
physische Leib, allmählich nicht mehr so frisch ist, wie er im frühen Kindesalter war, dann
zuletzt klapperig wird und so weiter. Aber daß das Ich, das eigentlich nur das Spiegelbild des
wahren Ichs ist, sich auch als alt zeigt, kommt nur davon, daß der Spiegelungsapparat nicht
mehr so gut ist, wenn wir mit dem physischen Leibe alt geworden sind. Und der Ätherleib ist
das, was sich nun von der Gegenwart immer so hindehnt, wie perspektivisch, nach unserem
wahren Ich und nach unserem astralischen Leib, die gar nicht in die physische Welt
heruntergehen." (Lit.: GA 226, S. 14f)

Sonne und Ich


„Das Sonnenlicht ist nicht nur physisch, es ist auch seelisch-geistig; als letzteres löste es sich
los vom Kosmischen und wurde Ich. Ein Extrakt des Mondenlichtes ist der menschliche
astralische Leib. Es ist alles sehr weise eingerichtet. Wenn das Menschen-Ich noch immer an
die Sonne gebunden wäre, könnten die Menschen auch nur so wie die Pflanzen zwischen
Schlafen und Wachen wechseln. Dem Einfluß der Sonne nach würden wir niemals schlafen
können bei Tag, würden immer schlafen müssen bei Nacht; aber das ganze Kulturleben
beruht auf dieser Emanzipation. Wir tragen unsere eigene Sonne in uns: das Ich ist ein
Extrakt der Sonnenwirkung; das, was im Menschen als astralischer Leib lebt, ist ein Extrakt
der Mondenwirkung. So sind wir im Schlaf in der geistigen Welt nicht angewiesen auf die
kosmische Sonnenwirkung; unser Ich verrichtet, was sonst die Sonne tut; wir werden
beschienen von unserem eigenen Ich und Astralleib.“ (Lit.:GA 140, S. 153)

„Ja, das brachte es dahin, daß der Grieche sich schon einfach mit seiner Leiblichkeit nicht nur
als ein Ergebnis der Erde fühlte, sondern als ein Ergebnis des äußeren Kosmos [...]

Ja, das gibt in der Tat wiederum empfindungsgemäß etwas, was den Menschen durchdringt
damit, daß er sagt: Ich sehe ja allerdings um mich herum Wesenheiten, die nach
mineralischen Gesetzen geformt sind; aber dazu gehöre ich nicht, auch alles das, was Pflanze
ist nicht, das Tier schon erst recht nicht. Ich kann nicht auf der Erde sein durch die Kräfte, die
bloß aus der Erde herauskommen. Dieses Sich-Fühlen im ganzen Weltenraum, das macht im
wesentlichen das aus, was gerade im Griechen lebte, das war bei ihm noch instinktiv. Das Ich
wurde dann ebenso gesucht außerhalb des Tierkreises wirkend, außerhalb der Sphäre, durch
die nur der Tierkreis ausgespart ist, als etwas durch und durch Geistiges, für das man
überhaupt kein sinnliches Korrelat findet außer dem Abbild dieser ganzen Sphäre: der
Sonne. Da kommen wir zur Sonnenvorstellung, die man gehabt hat, die eigentlich auch
schon in Griechenland etwas dekadent geworden ist, die aber durchaus noch in älteren
Zeiten vorhanden war.“ (Lit.:GA 302, S. 115f)

Kristalle, Kristallhimmel und menschliches Ich

Siebentes apokalyptisches Siegel


Das kristalline Erdelement, die höchste Erscheinungsform des Mineralreichs, die erst
entstand, als der Mond aus der Erde heraustrat, ist ganz anders geartet als die erstarrende
zähflüssige Mondensubstanz, die es bis dahin gegeben hatte. Die kristalline Erdensubstanz
ist zwar härter und dichter als die alte mondenhafte Materie, aber sie ist völlig offen und
durchsichtig für höchste geistige Kräfte, die aus kosmischen Bereichen kommen, die weit
über die Grenzen unseres Planetensystems in den Fixsternhimmel hinausreichen, ja die
sogar aus Bereichen kommen, die jenseits von Raum und Zeit liegen. In den mittelalterlichen
Mysterien sprach man zurecht vom Kristallhimmel, der die Grenze zur überräumlichen und
überzeitlichen Welt bildet.

Die kristallbildenden Kräfte, die aus einem Weltbereich stammen, der jenseits des bereits
Geschaffenen, gleichsam außerhalb der Schöpfung, liegt, sind eng verwandt mit den
schöpferischen Ich-Kräften, die sich die Menschen von nun an immer mehr zueigen machen
konnten. Das Ich ist, hellsichtig betrachtet, ein kristallhaft geometrisch geformtes Wesen.

„Wenn der astralische Leib [aus dem physischen Leib] herausgenommen [betrachtet wird],
dann nimmt er komplizierte Pflanzenformen an, und das Ich des Menschen ist ein rein
mineralisch, kristallhaft geformtes Wesen, es ist ganz geometrisch geformt. So daß man
sagen kann: Der Form nach ist der Mensch im physischen Leib Mensch, im Ätherleib ist er
eigentlich tierisch, im Astralischen pflanzenhaft und im Ich mineralhaft geformt.“ (Lit.:GA
342, S. 123)
Dies drückt sich symbolisch auch in der idealen Würfelgestalt des in der Apokalypse des
Johannes beschriebenen «Neuen Jerusalem» aus, in dem das Mysterium vom heiligen Gral
und damit der eigentliche Sinn der Menschheitsentwicklung enthüllt wird. Es wird damit
wird auf die nächste planetarische Inkarnation unserer Erde hingewiesen, deren Gestaltung
ganz davon abhängen wird, welche schöpferischen geistigen Kräfte der Mensch während der
Erdentwicklung in Verbindung mit dem Christus aus seinem Ich heraus rege gemacht haben
wird. Diese neue Verkörperung der Erde nannte nannte Rudolf Steiner auch den „Neuen
Jupiter“.

„Siegel VII ist Wiedergabe des «Mysteriums vom heiligen Gral». Es ist dasjenige astralische
Erlebnis, welches den universellen Sinn der Menschheitsentwicklung wiedergibt. Der Würfel
stellt die «Raumeswelt» dar, die noch von keinem physischen Wesen und keinem physischen
Ereignis durchsetzt ist. Für die Geisteswissenschaft ist nämlich der Raum nicht bloß die
«Leere», sondern er ist der Träger, der auf noch unsichtbare Art die Samen alles Physischen
in sich birgt. Aus ihm heraus schlägt sich gleichsam die ganze physische Welt nieder, wie sich
ein Salz niederschlägt aus der noch ganz durchsichtigen Lösung. Und was – in bezug auf den
Menschen – sich aus der Raumeswelt herausbildet, das macht die Entwicklung vom Niedern
zum Höhern durch. Es wachsen heraus aus den «drei Raumesdimensionen», welche im
Würfel ausgedrückt sind, zuerst die niedrigeren Menschenkräfte, veranschaulicht durch die
beiden Schlangen, die aus sich wieder die geläuterte höhere geistige Natur gebären, was in
den Weltenspiralen sich darstellt. Durch das Aufwärtswachsen dieser höheren Kräfte kann
der Mensch Empfänger werden (Kelch) für die Aufnahme der rein geistigen Weltwesenheit,
ausgedrückt durch die Taube. Dadurch wird der Mensch Beherrscher der geistigen
Weltmächte, deren Abbild der Regenbogen ist. Das ist eine ganz skizzenhafte Beschreibung
dieses Siegels, das unermeßliche Tiefen in sich birgt, die sich demjenigen offenbaren können,
der es in der hingebungsvollen Meditation auf sich wirken läßt. Umschrieben ist dieses Siegel
mit dem Wahrheitsspruch der modernen Geisteswissenschaft: «Ex deo nascimur, in Christo
morimur, per spiritum sanctum reviviscimus», «Aus Gott bin ich geboren; in Christo sterbe
ich; durch den Heiligen Geist werde ich wiedergeboren». In diesem Spruch ist ja der Sinn der
menschlichen Entwicklung voll angedeutet.“ (Lit.:GA 284, S. 94f)

Geistselbst
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Das Geistselbst (eng. spirit self), das höhere Selbst des Menschen im engeren Sinn, das ihn
als Genius inspiriert und in der theosophischen Tradition auch als Manas (skrt.) oder Karana
Sharira bezeichnet wird, ist jenes Wesensglied des Menschen, das durch die bewusste Arbeit
des individuellen Ichs am menschlichen Astralleib gebildet wird. Um das Geistselbst zu
entwickeln und bewusst in die geistige Welt einzutreten, ist absolute
Unvoreingenommenheit nötig, die insbesondere durch die fünfte Nebenübung geschult
wird.

Der Begriff «Manas» wird erstmals im Katha-Upanishad erwähnt:

Ein Wagenfahrer ist, wisse,


Der Atman, Wagen ist der Leib,
Den Wagen lenkend ist Buddhi
Manas, wisse, der Zügel ist.
– Katha-Upanishad: 3,3[1]
Die jüdische Kabbala kennt es unter dem Namen Neschama (hebr. ‫נשמה‬, auch N'schama), der
aber auch für die Bewusstseinsseele gebraucht wird, insbesondere in ihrer Verbindung und
Verschmelzung mit dem Geistselbst. Nach Rudolf Steiner wurde das Geistselbst auch als
Salomo (hebr. ‫שלמה‬, Schəlom:o) bezeichnet, nach dem gleichnamigen israelitischen König,
bei dem alle 7 Wesensglieder des Menschen schon sehr vollkommen veranlagt waren:

„Und endlich nannten sie Manas oder Geistselbst diese Vorfahren - weil sie sagten, ein
solches Geistselbst muß die Anlage in sich enthalten innerlich abgeschlossen zu sein, in sich
im Gleichgewicht zu sein - , mit einem Wort, das da bedeutet «inneres Gleichgewicht»,
«Salomo».“ (Lit.:GA 116, S. 83)

Die Verwandlung des Astralleibs zum Geistselbst


Die Ausbildung des Manas, des Geistselbsts, beginnt mit dem sinnlichkeitsfreien reinen
Denken, wie es Rudolf Steiner schon in seiner «Philosophie der Freiheit» ausführlich
beschrieben hat:

„Nun habe ich versucht, die allmähliche Hinauferziehung des Menschen, die Reinigung des
Menschen aus dem Seelischen in das Geistige, in einem Buche darzustellen, das ich vor
einigen Jahren geschrieben habe als meine «Philosophie der Freiheit», Was ich jetzt
dargestellt habe, finden Sie dort in den Begriffen der abendländischen Philosophie
ausgedrückt. Sie finden dort die Entwickelung des Seelischen vom Kama zum Manasleben.
Ich habe dort Ahamkara das «Ich» genannt, Manas das «höhere Denken», reines Denken,
und die Buddhi, um noch nicht auf den Ursprung hinzuweisen, die «moralische Phantasie».
Das sind nur andere Ausdrücke für ein und dieselbe Sache.“ (Lit.:GA 53, S. 214f)

„Heute begreifen nur wenige Menschen eigentlich das Manas. Das Denken mit dem Denken
zu begreifen, das Denken im Denken zu erhaschen, die Ewigkeitsschlange fertig zu runden,
das ist die Aufgabe der fünften Unterrasse[2]. Das Denken ist das Organ, wo sich zunächst
das menschliche Wesen wie an einem Zipfel ergreift. Dies im Menschen anzuregen, ist der
Zweck meines Buches «Die Philosophie der Freiheit».“ (Lit.:GA 94, S. 249)

Angeregt wurde die Entwicklung des Manas bereits im letzten Drittel der atlantischen Zeit
durch die Venuswesenheiten, deren führender Erzengel Anael ist (vgl. auch GA 102, S. 59f):

„Und damals, als schon die Empfindungsseele, die Verstandesseele und die
Bewußtseinsseele angeregt waren, da wurde der Anstoß gegeben, Manas in Fluß zu bringen.
Denn dazu mußte zuerst auch noch eine Anregung gegeben werden. War es einmal in Fluß
gebracht, dann konnte der Mensch sozusagen seine Entwicklung selbst in die Hand nehmen.
Das war im letzten Drittel der atlantischen Zeit. Die Anreger waren die Wesenheiten, die auf
der Venus waren. So können Sie sich eine Vorstellung machen von der Wechselwirkung der
verschiedenen Glieder unseres Planetensystems. Wir müssen uns denken, daß der Mensch
mitgebracht hatte seinen physischen Leib, seinen Ätherleib und seinen Astralleib. Dann
entwickeln sich drei Glieder: die Empfindungsseele, Verstandesseele und Bewußtseinsseele
und endlich Manas. Die Bewußtseinsseele hat ihre Kraft vom Jupiter, die Verstandesseele
vom Merkur, die Empfindungsseele vom Mars und das Geistselbst empfing seinen Anstoß
von der Venus. So müssen Sie, wenn Sie an sich selbst die Kräfte aufspüren wollen, die in
Ihnen sind, zu den betreffenden Sternen aufschauen. Der Mensch ist ein kompliziertes
Wesen; er ist dadurch geworden, daß die Kräfte des Kosmos in ihm zusammengeflossen
sind.“ (Lit.:GA 98, S. 198)

Das Geistselbst entsteht in dem Maße, als es dem menschlichen Ich gelingt, die Herrschaft
über die angeborenen Triebe, Empfindungen und Begierden zu gewinnen. Während der
naturhaft dem Menschen verliehene Astralleib das Ich wie eine äußere Hülle umgibt, wird
das Geistselbst zum unverlierbaren inneren Bestandteil der menschlichen Individualität. Das
Ich beginnt sich dadurch mit jenen schöpferischen geistigen Kräften zu erfüllen, die imstande
sind einen eigenständigen Astralleib zu schaffen. Geistig veranlagt wurden diese Kräfte
bereits auf der planetarischen Entwicklungsstufe des alten Mondes. Im Zuge seiner geistigen
Entwicklung beginnt der Mensch, diese Kräfte in seinen innersten Wesenskern
aufzunehmen. Das macht ihn erst im eigentlichen Sinn zum Menschen. Unser Wort
«Mensch» weist sehr deutlich auf diesen Zusammenhang mit Manas hin. Voll und ganz wird
das erst auf dem neuen Jupiter (in der Apokalypse des Johannes auch als Neues Jerusalem
bezeichnet) geschehen, doch schon während unseres irdischen Daseins wird dafür eine
wesentliche Vorarbeit geleistet. Bei geistig hochentwickelten Menschen, die bereits sehr
energisch an der Läuterung ihres Astralleibes gearbeitet haben, und deshalb zurecht als
«Heilige» bezeichnet werden, können sich schon heute wesentliche Bereiche des
Geistselbstes entfalten. In der Terminologie der morgenländischen Weisheitslehren wird das
Geistselbst als «Manas» bezeichnet, in der christlichen Ausdrucksweise als «Heiliger Geist».

Indem das Geistselbst im innersten Wesenskern des Menschen tätig zu werden beginnt,
erwacht der Mensch allmählich zu einem neuen, höheren Bewusstsein, das ihm durch
Imagination, d.h. durch bewusste bildhafte geistige Wahrnehmung, den Blick auf die geistige
Welt eröffnet.

Das Geistselbst, wie es heute auftreten kann, wenn sich der Mensch entsprechend dazu
vorbereitet hat, ist kein innerlicher Bestandteil des Menschen. Dazu kann es erst auf dem
Jupiter werden. Was auf der Erde als Vorwegnahme des Geistselbst auftritt, wird dann
richtig aufgefasst, wenn man es ansieht als ein Element, das aus der geistigen Welt in den
Menschen hinein scheint. Auf der Erde soll der Mensch sein Ich entwickeln - und dazu ist es
notwendig, dass das Ich in der Erdenzukunft die Vorausnahmen von Geistselbst, Lebensgeist
und Geistesmensch durchlebt - ohne aber der Illusion zu verfallen, dass diese höheren
Glieder bereits sein Eigen genannt werden dürften.

Das Geistselbst entspricht dem Kausalkörper (Ursachenkörper, Ursachenträger) der


Theosophen, welcher alle Erfahrungen der einzelnen Inkarnationen eines Menschen wie
eine Essenz in sich ansammelt und auf ewig bewahrt.

„Jede Inkarnation ist nur ein unvollkommenes Abbild dessen, was der Mensch eigentlich ist.
Das geistige Selbst ist im Geisteslande, und indem es in den menschlichen Leib, in die
menschliche Seele einzieht, kann es nur ein schwaches Abbild dessen verwirklichen, was es
im Grunde genommen eigentlich ist. Wenn der Mensch heimkehrt in das eigentliche Selbst,
in seine ursprüngliche Eigenheit, wenn er die fünfte Region kennenlernt, da weitet sich der
Blick über seine eigenen Inkarnationen, da ist er imstande, seine Vergangenheit und seine
Zukunft zu überschauen. Er erlebt ein Aufblitzen des Gedächtnisses über seine vergangenen
Inkarnationen und kann sie in Zusammenhang bringen mit dem, was er in der Zukunft
vollbringen kann. Er überschaut die Vergangenheit und die Zukunft mit prophetischem Blick.
Alles, was er vollbringt, erscheint ihm wie aus dem ewigen Selbst herausfließend. Das ist das,
was das Selbst sich erwirbt in der fünften Region des Geisteslandes. Deshalb nennen wir
dieses Selbst, insofern es sich in der fünften Region auslebt und sich seiner eigenen
Wesenheit bewusst wird, den Ursachenträger der menschlichen Wesenheit, der alle
Ergebnisse des vergangenen Lebens in die Zukunft hinüberträgt. Das, was wiedererscheint in
den verschiedenen Verkörperungen, das ist der Ursachenkörper, und zwar so lange, bis der
Mensch übergeht zu höheren Zuständen, wo höhere Gesetze als die der
Wiederverkörperung gelten. Seit dem Anfang des Planetenlebens unterliegen wir dem
Gesetz der Wiederverkörperung. Der Kausalkörper ist dasjenige, was das Ergebnis eines
früheren Lebens hinüberträgt in die kommenden Leben, was als Früchte genießt dasjenige,
was in den vorhergehenden Leben erarbeitet wurde.“ (Lit.:GA 88, S. 128f)

Begegnung mit dem Geistselbst im Schlaf


Die Begegnung mit dem eigenen Geistselbst ist an den Tageslauf gebunden. Im Regelfall
erfolgt diese Begegnung etwa um Mitternacht im Schlaf. Durch die moderne unrhythmische
Lebensweise kann es allerdings zu Verschiebungen kommen.

„Wann geschieht dies? Es geschieht einfach jedesmal ungefähr beim normalen Schlafe in der
Mitte zwischen Einschlafen und Aufwachen. Bei den Menschen, die dem Naturleben
näherstehen, bei den einfachen Landleuten, die mit der sinkenden Sonne schlafen gehen
und entsprechend mit der aufgehenden Sonne aufstehen, fällt diese Mitte der Schlafenszeit
auch wiederum mit der Mitte der Nacht mehr oder weniger zusammen. Bei dem Menschen,
der sich herausreißt aus den Naturzusammenhängen, ist das weniger der Fall. Aber darauf
beruht ja die menschliche Freiheit, daß dies möglich ist. Der Mensch der modernen Kultur
kann sich sein Leben einrichten, wie er will; zwar nicht, ohne daß das von einem gewissen
Einfluß ist auf dieses Leben, aber er kann es sich in gewissen Grenzen einrichten, wie er will.
Dann kann er doch in der Mitte einer längeren Schlafenszeit das erleben, was man nennt ein
innigeres Zusammensein mit dem Geistselbst, also mit den geistigen Qualitäten, aus denen
das Geistselbst genommen sein wird, eine Begegnung mit dem Genius. Diese Begegnung mit
dem Genius findet also beim Menschen, cum grano salis gesprochen, jede Nacht, das heißt
jede Schlafenszeit, statt. Und dies ist wichtig für den Menschen. Denn was wir auch haben
können an einem die Seele befriedigenden Gefühl über den Zusammenhang des Menschen
mit der geistigen Welt, es beruht darauf, daß diese Begegnung während der Schlafenszeit
mit dem Genius nachwirkt. Das Gefühl, das wir im wachen Zustand bekommen können von
unserem Zusammenhang mit der geistigen Welt, ist eine Nachwirkung dieser Begegnung mit
dem Genius. Das ist die erste Begegnung mit der höheren Welt, von der man als zunächst
etwas Unbewußtem für die meisten Menschen heute sprechen kann, das aber immer
bewußter und bewußter werden wird, je mehr die Menschen die Nachwirkung gewahr
werden dadurch, daß sie ihr waches Bewußtseinsleben in den Empfindungen durch
Aufnahme der Ideen und Vorstellungen der Geisteswissenschaft so verfeinern, daß die Seele
eben nicht zu grob ist, um die Nachwirkung aufmerksam zu betrachten. Denn nur darauf
kommt es an, daß die Seele fein genug ist, in ihrem inneren Leben intim genug ist, um diese
Nachwirkungen zu betrachten. In irgendeiner Form kommt diese Begegnung mit dem Genius
bei jedem Menschen oftmals zum Bewußtsein, nur ist die heutige materialistische
Umgebung, das Erfülltsein mit den Begriffen, die aus der materialistischen Weltanschauung
kommen, namentlich das von der materialistischen Gesinnung durchzogene Leben, nicht
geeignet, die Seele aufmerksam sein zu lassen auf dasjenige, was durch diese Begegnung mit
dem Genius hergestellt wird. Es wird einfach dadurch, daß die Menschen sich mit geistigeren
Begriffen, als der Materialismus ihnen liefern kann, vertiefen, die Anschauung von dieser
Begegnung mit dem Genius in jeder Nacht etwas mehr und mehr Selbstverständliches für
den Menschen [...]

Sehen Sie, schon aus der Andeutung, die ich gegeben habe, können Sie entnehmen, daß
diese erste Begegnung mit dem Genius zusammenhängt mit dem Tageslauf. Sie würde, wenn
wir unser äußeres Leben ganz anpassen würden als mehr unfreie Menschen, als wie wir sie
sind während der modernen Kultur, zusammenfallen mit der Mitternachtsstunde. In jeder
Mitternachtsstunde würde der Mensch diese Begegnung mit dem Genius haben. Aber
darauf beruht die Freiheit des Menschen, daß sich das verschiebt. Also das, wo das Ich sich
mit dem Genius begegnet, das verschiebt sich.“ (Lit.:GA 175, S. 57f)

Geistselbst und Ich


„Der ein «Ich» bildende und als «Ich» lebende Geist sei «Geistselbst» genannt, weil er als
«Ich» oder «Selbst» des Menschen erscheint. Den Unterschied zwischen dem «Geistselbst»
und der «Bewußtseinsseele» kann man sich in folgender Art klarmachen. Die
Bewußtseinsseele berührt die von jeder Antipathie und Sympathie unabhängige, durch sich
selbst bestehende Wahrheit; das Geistselbst trägt in sich dieselbe Wahrheit, aber
aufgenommen und umschlossen durch das «Ich»; durch das letztere individualisiert und in
die selbständige Wesenheit des Menschen übernommen. Dadurch, daß die ewige Wahrheit
so verselbständigt und mit dem «Ich» zu einer Wesenheit verbunden wird, erlangt das «Ich»
selbst die Ewigkeit.

Das Geistselbst ist eine Offenbarung der geistigen Welt innerhalb des Ich, wie von der
andern Seite her die Sinnesempfindung eine Offenbarung der physischen Welt innerhalb des
Ich ist. In dem, was rot, grün, hell, dunkel, hart, weich, warm, kalt ist, erkennt man die
Offenbarungen der körperlichen Welt; in dem, was wahr und gut ist, die Offenbarungen der
geistigen Welt. In dem gleichen Sinne, wie die Offenbarung des Körperlichen Empfindung
heißt, sei die Offenbarung des Geistigen Intuition genannt. Der einfachste Gedanke enthält
schon Intuition, denn man kann ihn nicht mit Händen tasten, nicht mit Augen sehen: man
muß seine Offenbarung aus dem Geiste durch das Ich empfangen.“ (Lit.:GA 9, S. 52f)

ᐃᐁ
Gelb
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Englischgelb
Farbcode: #FFD700
Gelb
Farbcode: #FFFF00
Gelb ist nach der Farbenlehre Rudolf Steiners eine der drei Glanzfarben und stellt als solche
den Glanz des Geistes dar. (Lit.: GA 291, S. 39ff)

"Nehmen wir das Gelbe. Nehmen wir die ganze innere Wesenheit des Gelben, wenn wir das
Gelbe als Fläche auftragen. Ja, sehen Sie, das Gelbe als Fläche aufgetragen mit Grenzen, das
ist eigentlich etwas Widerliches, das kann man im Grunde genommen nicht ertragen, wenn
man Kunstgefühl hat. Die Seele erträgt nicht eine gelbe Fläche, welche begrenzt ist. Da muß
man das Gelbe da, wo Grenzen sind, schwächer gelb machen, dann noch schwächer gelb,
kurz, man muß ein sattes Gelb in der Mitte haben, und das muß gegen schwaches Gelb
ausstrahlen. [Es wird gezeichnet.] Anders kann man sich das Gelbe im Grunde genommen
gar nicht vorstellen, wenn man es aus seiner eigenen Wesenheit heraus erleben will. Das
Gelbe muß strahlen, das Gelbe muß durchaus in der Mitte gesättigt sein und strahlen, es
muß sich verbreiten und im Verbreiten muß es weniger satt, muß es schwächer werden. Das
ist, möchte ich sagen, das Geheimnis des Gelben. Und wenn man das Gelbe begrenzt, so ist
das eigentlich so, wie wenn man über die Wesenheit des Gelben lachen wollte. Man sieht
immer den Menschen drinnen, der das Gelbe begrenzt hat. Es spricht nicht das Gelbe, wenn
es begrenzt ist, denn das Gelbe will nicht begrenzt sein, das Gelbe will nach irgendeiner Seite
hin strahlen. Wir werden gleich nachher zwar einen Fall sehen, wo das Gelbe gestattet,
begrenzt zu sein, aber der Fall wird uns gerade zeigen, wie es unmöglich ist, das Gelbe als
solches seiner inneren Wesenheit nach zu begrenzen. Es will strahlen." (Lit.: GA 291, S. 43f)

Die drei Glanzfarben


Eine Farbmeditation, bei der wir uns ganz in das Erleben des Gelben versenken, kann uns
dessen eigentliches Wesen enthüllen:

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG


„Wenn es eine gelbe Fläche ist, und wir machen dasselbe, dann fühlen wir uns in diesem
Erleben des Gelben wie, ich möchte sagen, an den Anfang unseres Zeitenzyklus versetzt. Wir
fühlen: Jetzt lebst du in den Kräften, aus denen du geschaffen worden bist, als du deine erste
Erdeninkarnation antratest. - Das, was man ist durch das ganze Erdendasein hindurch, fühlt
man verwandt mit dem, was einem entgegenkommt aus der Welt, in die man selber das mit
einem identisch gewordene Gelb trägt.“ (Lit.:GA 291, S. 102)

„... wenn Sie so die Wesenheit der Farbe ergreifen, daß Sie der Farbe es selber ankennen,
möchte ich sagen, was sie will: wenn Sie erkennen, daß das Gelb eigentlich in der Mitte
gesättigt sein will und verfließen will nach dem Rande, weil das die eigene Natur des Gelben
ist - ja, dann muß man etwas machen, wenn man das Gelb fixieren will, wenn man irgendwo
eine gleichmäßige gelbe Flache haben will. Was macht man da? Es muß in das Gelb etwas
hineinspielen, es muß etwas hinein in das Gelb, was dem Gelb seinen ureigenen Charakter,
seinen eigenen Willen wegnimmt. Es muß das Gelb schwer gemacht werden. Wie kann das
Gelb schwer gemacht werden? Indem man etwas in das Gelb hineintut, was ihm die Schwere
gibt. Es wird goldfarbig. Da haben Sie das Gelbe entgelbt, gewissermaßen gelb gelassen, aber
ihm seine Wesenheit getilgt. Machen Sie in ein Bild einen Goldgrund, dann dürfen Sie es
gleichmäßig über die Fläche hin machen, aber Sie haben dem Gelb Schwere gegeben,
innerliche Schwere. Sie haben ihm seinen eigenen Willen genommen. Sie halten es in sich
fest. Daher empfanden alte Maler, die für solche Dinge eine Empfindung hatten, daß sie in
dem Gelben den Glanz des Geistes haben. Also sie schauten hinauf zum Geistigen, dem
Glanz des Geistes im Gelben. Aber sie wollten den Geist hier auf der Erde haben. Sie mußten
ihm Schwere geben. Machten sie einen Goldgrund, wie Cimabue, dann gaben sie dem
Geistigen Wohnung auf der Erde, dann hatten sie im Bilde gewissermaßen das Himmlische
vergegenwärtigt. Und die Gestalten durften herauskommen aus dem Goldgrunde, durften
sich entwickeln auf dem Goldgrunde als dasjenige, was Geschöpf ist des Geistigen. Diese
Dinge haben eben durchaus eine innerliche Gesetzmäßigkeit. Sie sehen also, wenn wir das
Gelbe als Farbe behandeln, so will es aus sich selber in der Mitte satt sein und zerfließen.
Wollen wir es in gleichmäßiger Fläche festhalten, dann müssen wir es metallisieren. Und
damit kommen wir zu dem Begriff der metallisierten Farbe und zu dem Begriff der stofflich
festgehaltenen Farbe ...“ (Lit.:GA 291, S. 52f)

Ruhe in der geistigen Welt


„In der geistigen Welt ist alles in fortwährender beweglicher Tätigkeit, in unaufhörlichem
Schaffen. Eine Ruhe, ein Verweilen an einem Orte, wie sie in der physischen Welt vorhanden
sind, gibt es dort nicht. Denn die Urbilder sind schaffende Wesenheiten. Sie sind die
Werkmeister alles dessen, was in der physischen und seelischen Welt entsteht. Ihre Formen
sind rasch wechselnd; und in jedem Urbild liegt die Möglichkeit, unzählige besondere
Gestalten anzunehmen. Sie lassen gleichsam die besonderen Gestalten aus sich
hervorsprießen; und kaum ist die eine erzeugt, so schickt sich das Urbild an, eine nächste aus
sich hervorquellen zu lassen. Und die Urbilder stehen miteinander in mehr oder weniger
verwandtschaftlicher Beziehung. Sie wirken nicht vereinzelt. Das eine bedarf der Hilfe des
andern zu seinem Schaffen. Unzählige Urbilder wirken oft zusammen, damit diese oder jene
Wesenheit in der seelischen oder physischen Welt entstehe.“ (Lit.:GA 9, S. 122f)

„Es wäre unrichtig, wenn man deswegen eine rastlose Unruhe in der geistigen Welt
annehmen wollte, weil es in ihr «eine Ruhe, ein Verweilen an einem Orte, wie sie in der
physischen Welt vorhanden sind», nicht gibt. Es ist dort, wo «die Urbilder schaffende
Wesenheiten» sind, zwar nicht das vorhanden, was «Ruhe an einem Orte» genannt werden
kann, wohl aber jene Ruhe, welche geistiger Art ist und welche mit tätiger Beweglichkeit
vereinbar ist. Sie läßt sich vergleichen mit der ruhigen Befriedigung und Beseligung des
Geistes, die im Handeln, nicht im Untätigsein sich offenbaren.“ (Lit.:GA 9, S. 202)

Bewusstsein für den Astralleib


Die dritte Nebenübung erweckt auch das Bewusstsein für den Astralleib:

„Um unseres Astralleibes bewußt zu werden, müssen wir genau das Umgekehrte tun. Wir
müssen da die im Astralleib wogenden Begierden zurückhalten, da müssen wir diesen
gegenüber Gelassenheit und Gleichmut entwickeln. Wir müssen absolute Windstille,
absolute Ruhe in uns herstellen. Dann erst fühlen wir die äußere astrale Welt an unsere
innere astrale Welt stoßen. Wie wir an die ätherische Welt stoßen dadurch, daß wir von uns
aus in sie eingreifen in unserem Wollen, so fühlen wir die äußere astrale Welt dadurch, daß
wir ruhig in uns selber bleiben, daß wir alle Begierden, Wünsche zur Ruhe bringen.

Bevor der Astralleib soweit ist, betäubt er sich durch den Schrei. Wir wissen ja, daß ein
Schmerz entsteht, wenn der physische Leib und der ätherische Leib nicht in richtigem
Kontakt sind. Das empfindet der Astralleib als Schmerz. Das kleine Kind, wenn es Schmerz
empfindet, schreit. Es sucht den Schmerz zu übertönen im Schreien. Der Erwachsene ruft
vielleicht: au! Wenn es dem Menschen gelänge, seinen Schmerz völlig in den Vibrationen des
Tons hinströmen zu lassen, so würden durch dessen Schwingungen in der Formation des
Ätherleibes solche Veränderungen entstehen, daß er nicht den Schmerz empfände, sondern
daß er hinuntersänke ins Unterbewußtsein.

Aber die guten Götter haben den Menschen schwächer veranlagt, und es ist gut so, denn
sonst gäbe es kein Leid und auch keine artikulierte Sprache. Der Esoteriker muß dahin
gelangen, alle Schmerzen, überhaupt alles, was durch das Äußere in ihm angeregt wird, in
ihm vorgeht, ruhig, gelassen, gleichmütig zu ertragen. Dann wird er nicht Angriffe machen
(durch seinen Astralleib) auf die Außenwelt, sondern die Angriffe wenden sich von außen an
ihn. Aber da er völlige Gelassenheit entwickelt hat, so berühren sie nur seinen physischen
und ätherischen Leib. Der Astralleib bleibt unberührt. Er wird sozusagen frei, und man kann
ihn beobachten. Also durch die Übung in der Gelassenheit gelange ich dazu, meinen
Astralleib kennenzulernen.“ (Lit.:GA 266c, S. 244) Anonym
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Biografie Rudolf Steiner


Martin von Mackensen: Ein Vortrag für die Landbauschüler am Dottenfelderhof
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Geld
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
Geld, als das in einer Gesellschaft allgemein anerkannte Tausch- und Zahlungsmittel, ist im
Wesentlichen eine Funktion und kann daher verschiedene äusserliche Formen annehmen,
wie z.B. Metallmünzen und Papiernoten, Gold und elektronisches Buchgeld. Dies lässt sich
aus der Entstehung von Geld leicht nachvollziehen. Wir beziehen uns im Folgenden auf Geld
wie es üblicherweise als Bargeld und Buchgeld in einer modernen, arbeitsteiligen Wirtschaft
vorhanden ist. Um Geld ganz verstehen zu können, muss man es sich beweglich vorstellen
können als lebendige Begriffe. (Lit.:GA 340, S. 202) Geld nimmt im Laufe der Zeit
verschiedene funktionelle Zustände ein, die Rudolf Steiner als Kaufgeld, Leihgeld und
Schenkungsgeld bezeichnete. (Lit.:GA 340, S. 176)

Grundsätzliches
„Wenn wir nach dem Gelde streben, um es zu wohltätigen Zwecken zu haben, so ist es etwas
Heilsames, etwas Gutes. Das Streben nach Geld darf nicht verworfen werden, denn es ist
etwas, was uns fähig macht, den Kulturprozeß zu fördern. Streben wir nach Geld um des
Geldes willen, so ist das absurd, lächerlich... Wer Geld erwerben will, soll sich erst
klarmachen: Wieviel brauchst du? - Dann soll er danach streben.“ (Lit.:GA 56, S. 218f)

Geld ist realisierter Geist


„Das Geld ist nichts anderes als der äußerlich ausgedrückte Wert, der durch Arbeitsteilung
erwirtschaftet ist und der von einem auf den anderen übertragen wird.

Wir sehen also im Verfolg der Arbeitsteilung den Kapitalismus auftreten, wir sehen im
Verfolg des Kapitalismus, und zwar ziemlich bald, auftreten die Geldwirtschaft. Das Geld ist
gegenüber den besonderen wirtschaftlichen Geschehnissen ein vollständiges Abstraktum.
Wenn Sie fünf Franken in der Tasche haben, können Sie sich dafür ebensowohl ein
Mittagsmahl kaufen und ein Abendbrot, wie Sie sich einen Anzugsteil kaufen können. Für das
Geld ist es irrelevant, was dafür erworben wird, gegen was es sich im volkswirtschaftlichen
Prozeß austauscht. Das Geld ist das für die einzelnen Volkswirtschaftsfaktoren, insofern sie
noch von der Natur beeinflußt sind, absolut Gleichgültige. Deshalb wird das Geld aber der
Ausdruck, die Handhabe, das Mittel für den Geist, um einzugreifen in den
volkswirtschaftlichen Organismus, der in der Arbeitsteilung steht.

Ohne daß das Geld geschaffen wird, ist es überhaupt nicht möglich, daß der Geist eingreift in
den volkswirtschaftlichen Organismus, wenn wir von der Arbeitsteilung sprechen. So können
wir sagen: Da wird dasjenige, was ursprünglich zusammen ist im volkswirtschaftlichen
Zustand, was jeder einzelne in seinem Egoismus erarbeitet, das wird verteilt auf die
Gesamtheit. - So ist es ja in der Arbeitsteilung. Im Kapital werden Einzelheiten wiederum
zusammengefaßt zu einem Gesamtprozeß. Die Kapitalbildung ist eine Synthese, durchaus
eine Synthese. So wird derjenige, der in dieser Art als Kapitalbildner aufgetreten ist, der
durch die Notwendigkeit des Auftretens des Geldes eben sein Kapital in Geldkapital
verwandeln kann, der wird zum Leiher für einen, der nichts anderes hat als Geist. Der
empfängt das Geld. Das ist der richtige Repräsentant von durch den Geist aufgebrachten
wirtschaftlichen Werten.

Wir müssen die Sache durchaus volkswirtschaftlich betrachten. Es mag religiös und ethisch
das Geld eine noch so schlimme Sache sein; im volkswirtschaftlichen Sinn ist das Geld der in
dem volkswirtschaftlichen Organismus drinnen wirksame Geist. Es ist nicht anders. Also, es
muß im volkswirtschaftlichen Prozeß das Geld geschaffen werden, damit überhaupt der
Geist seinen Fortschritt findet von dem Ausgangspunkt aus, wo er sich nur an die Natur
wendet. Er würde in primitiven Zuständen bleiben, wenn er sich nur auf die Natur anwenden
würde. Er muß, um nun auch die Errungenschaft des Geistigen in den volkswirtschaftlichen
Prozeß wiederum hineinzugießen, als Geld sich realisieren. Geld ist realisierter Geist. Es
kommt aber gleich wieder das Konkrete herein. Zunächst ist das Geld ein Abstraktum, von
dem man sagen kann: Es ist gleich, ob ich mir um fünf Franken einen Teil des Anzugs kaufe
oder die Haare schneiden lasse - es braucht ja nicht ein einziger Haarschnitt zu sein - , ich
meine, für das Geld ist es gleichgültig. Aber indem das Geld an die Person des Menschen und
damit an den Geist des Menschen zurückkommt, in dem Moment wird das Geld dasjenige,
was nun wiederum in seiner konkreten besonderen Tatsache volkswirtschaftlich tätig ist. Das
heißt: der Geist ist in dem Geld drinnen volkswirtschaftlich tätig.“ (Lit.:GA 340, S. 58ff)

Geld und Ahriman


„Ahriman ist der Herr der materiellen Gesetze, jener Gesetze, welche in der Tat nur
vergeistigt werden können, nachdem die gesamte Erdentwickelung abgelaufen sein wird,
jener Gesetze, die tätig bleiben, die wirksam bleiben. Ahriman ist der rechtmäßige Herr der
materiellen Gesetze. Würde er diese Herrschaft nicht mißbrauchen, nicht auf etwas anderes
ausdehnen, so wäre er eine in seiner Art einzig notwendige Wesenheit innerhalb der
Erdentwickelung. Aber das gilt doch, was in dem kosmischen Vaterunser steht: «Von andern
erschuldete Selbstheitschuld, erlebet im täglichen Brote, in dem nicht waltet der Himmel
Wille.» Es gilt das, daß der Mensch in seinem Erdenleben an die materiellen Gesetze
gebunden ist, und daß er die unmittelbare Vergeistigung dessen, was aus den materiellen
Gesetzen kommt, nicht durch einen bloß inneren, seelischen Vorgang erreichen kann,
sondern daß dazu Äußeres notwendig ist. Alles, was mit reich und arm zusammenhängt,
hängt mit dieser Frage zusammen. Alles, was uns einspinnt in eine soziale Ordnung, so daß
wir unter dem Joch von Gesetzen sind, die wir nur im Gesamtverlaufe der Erdentwickelung
vergeistigen können, gehört da herein. Und damit hängt zusammen - wie gesagt, ich muß
etwas Triviales sagen, das Triviale ist aber nicht so gemeint -, daß in die soziale Ordnung
nach und nach die Herrschaft alles dessen einzieht, was man als Geld bezeichnen kann, die
Herrschaft des Geldes, welches unmöglich macht, unmittelbar in geistdurchwirkten Gesetzen
zu leben. Jeder versteht ja, was mit so etwas gemeint ist. Aber dadurch, daß die
Unmöglichkeit besteht, «Steine zu Brot» zu machen, die Unmöglichkeit, das Geistige in der
Materie unmittelbar zu haben, unabhängig vom Materiellen, dadurch daß diese
Unmöglichkeit da ist, und ihr Spiegelbild, die Herrschaft des Geldes da ist, dadurch hat
Ahriman die Herrschaft. Denn im Gelde lebt ja sozial auch Ahriman.“ (Lit.:GA 148, S. 149)

Die Ahrimanisierung des Geldes beginnt dort, wo das Geld selbst Warencharakter annimmt:

„Wir müssen ohne Illusionen hinschauen auf die soziale Struktur der Gegenwart, müssen
hinschauen, wie aus ahrimanischem Denken heraus das Geld zu einer Ware geworden ist.
Denn der Gegenwert unseres Geldes trägt reinen Warencharakter, Silber- oder Goldwert.
Und die Menschen sollten doch darüber nachdenken, wie das, was als «Ware Geld »
funktioniert, keinen ursprünglichen menschlichen Bedürfnissen entspricht, sondern etwas
ist, wofür erst das Bedürfnis in der Habgier der Menschen geschaffen werden muß. Trivial
gesprochen: wir können ja Gold und Silber nicht essen und nicht trinken. Das ist das
Ahrimanische, in das der heutige Mensch hineingestellt ist, und von dem unser
Wirtschaftsleben dadurch befreit werden muß, daß wir in ihm nur haben Warenerzeugung,
Warenzirkulation und Warenkonsum. Und das Geld darf nichts weiter werden als eine große
Buchführung, die jeweilige Anweisung für die Ware. Das, was als Geldschein ausgestellt wird,
ist bloß auf die aktive Seite geschriebene Ware, die man dafür hingegeben hat. So lange hat
man an die Gesellschaft ein Guthaben, bis man die andere Ware dafür eingetauscht hat. Das
Geld muß seinen ahrimanischen Charakter verlieren.“ (Lit.:GA 192, S. 180f)

Kaufgeld
→ Hauptartikel: Kaufgeld

Dieser Grundzusammenhang gilt allerdings erst in ferner Zukunft, wenn es ein


maschinensteuerfinanziertes BGE gibt, und niemand mehr arbeiten muss. Das ist also noch
reine Zukunftsmusik
Wenn man Geld gegen eine Ware tauscht, dann hat das Geld in diesem Augenblick Kaufgeld-
Charakter. (Lit.:GA 340, S. 172) Im Wesentlichen ist dann Geld ein Tauschvermittler. (Lit.:GA
340, S. 173) Es vermittelt den Tausch von wirtschaftlichen Leistungen zwischen Menschen.
(Lit.:GA 23, S. 130) Es ist eigentlich ein reiner Wertmesser der Waren und Dienstleistungen,
die in einer Wirtschaft zirkulieren. (Lit.:GA 23, S. 132) Der Wert des (Kauf-) Geldes ergibt sich
in diesem Fall aus dem volkswirtschaftlichen Wert der Ware. (Lit.:GA 340, S. 174)

Leihgeld
→ Hauptartikel: Leihgeld
Geld ermöglicht, dass es zu Geldkapital zusammengesammelt und als Kredit einem
Menschen verliehen werden kann. (Lit.:GA 340, S. 60) In der Folge kann dieser Mensch ein
Unternehmen gründen bzw. eine Idee verwirklichen. Der Wert des (Leih-) Geldes ergibt sich
in diesem Fall aus dem Geist des Unternehmers, d.h. ob der Schuldner das Geldkapital
wirtschaftlich erfolgreich einsetzen kann oder nicht. (Lit.:GA 340, S. 176) Die Entstehung von
Leihgeld, d.h. Geld, welches die Funktion von Geldkapitalbildung ermöglichte, stellt sich als
einen zwingenden Entwicklungsschritt in der Geschichte dar, damit der Mensch mit seinem
Geist (Synonym (vereinfacht): Intelligenz) in das Wirtschaftsleben ergreifen konnte. Anders
ausgedrückt kann man auch sagen, dass Geld notwendig war, um den Entwicklungsschritt
hin zur modernen, arbeitsteiligen Wirtschaftsweise zu ermöglichen. (Lit.:GA 340, S. 58)

Schenkungsgeld
→ Hauptartikel: Schenkungsgeld
Schenkungsgeld ergibt sich aus der Tatsache, dass die Warenwerte verderblich sind und
damit Geld als Warenäquivalent auch „sterben“ bzw. seinen Wert verlieren muss. (Lit.:GA
340, S. 176)

Zeitlicher Zusammenhang
Mit der Erzeugung von Waren entsteht parallel dazu Kaufgeld, welches dann in Leihgeld
übergeht, um dann später als Schenkungsgeld aus dem wirtschaftlichen Kreislauf zu
verschwinden. (Lit.:GA 340, S. 202) Selbstverständlich muss das Verschwinden wieder
verknüpft sein mit der erneuten wirtschaftlichen Leistung und der Erneuerung (Neuausgabe)
von Geld. (Lit.:GA 340, S. 182)

Wertentstehung von Geld selbst


Die Wirklichkeit ist, dass Geld mit der Zeit an Wert verliert, weil Geld wie eine
Parallelströmung zur Warenströmung ist. Deshalb ist frisches, „junges“ Geld wertvoller als
„altes“ Geld. (Lit.:GA 340, S. 180) Diese Tatsache ist heute aber scheinbar nicht sichtbar, weil
dem Geld kein Alterungsmechanismus eingebaut ist. Die Geldalterung ist eine Wirklichkeit,
die technisch umgesetzt werden muss, um ungesunde Störungen des Wirtschaftslebens zu
beheben. Geschichtliche Beispiele einer solchen technischen Umsetzung existieren (z.B. das
Experiment von Wörgl) und zeigen das enorme Potential für eine Gesundung der Wirtschaft.

Zins
Der Zins ergibt sich aus dem Leihen und Gegenleihen von Geldkapital. Er ist der Preis für die
Ablösung der Gegenseitigkeit beim Leihen. (Lit.:GA 340, S. 148) Zins auf Zins, d.h. Zinseszins,
ergibt aus anthroposophischer Sicht keinen Sinn. (Lit.:GA 23, S. 133)

Geldschöpfung
Die Ausgabe von Geld, d.h. das Drucken, Prägen, die Herausgabe und Anerkennung (sowie
Rücknahme) von Geld müsste durch die von Rudolf Steiner angeregten wirtschaftlichen
Assoziationen übernommen werden. Dies sind Zusammenschlüssen von Produzenten-
Händlern-Konsumenten-Vertretern einer bestimmten Branche oder von Warengattungen. Es
wären also Organisationen oder eine Institution des Wirtschaftslebens, welche die
Geldschöpfung (und die Bankentätigkeiten) übernehmen sollten. (Lit.:GA 340, S. 182)

Zitate
„Das Geld ist nichts anderes als der äußerlich ausgedrückte Wert, der durch Arbeitsteilung
erwirtschaftet ist und der von einem auf den anderen übertragen wird.“ (Lit.:GA 340, S. 57)
„Was ist eigentlich für den heutigen sozialen Organismus das Geld? Es ist das Mittel, um
gemeinsame Wirtschaft zu führen. Stellen Sie sich nur einmal die ganze Funktion des Geldes
vor. Sie besteht darinnen, daß ich einfach für dasjenige, was ich selber arbeite, Anweisung
habe auf irgend etwas anderes, was ein anderer arbeitet. Und sobald Geld etwas anderes ist
als diese Anweisung, ist es unberechtigt im sozialen Organismus.“ (Lit.:GA 329, S. 140)

„Die Funktion, die Bedeutung, die das Geld heute hat, muß geändert werden. Das Geld wird
in Zukunft eine Art wandelnde Buchführung sein, gleichsam ein Aufschreiben dessen, was
man hervorgebracht hat und was man dafür eintauschen kann. Dies alles ist nicht etwas, was
erst in Jahrzehnten angestrebt werden kann, sondern unmittelbar angestrebt werden kann,
wenn nur genügend viele Menschen es verstehen. Alles andere ist im Grunde Wischiwaschi.“
(Lit.:GA 331, S. 173)

„Geld nimmt man ein. Mit Geld wirtschaftet man. Durch das Geld befreit man sich von der
Gediegenheit des produktiven Prozesses selbst. Man abstrahiert gewissermaßen das Geld im
Wirtschaftsprozesse, wie man im Gedankenprozeß die Gedanken abstrahiert. Aber
geradesowenig wie man aus abstrakten Gedanken irgendwelche wirklichen Vorstellungen
und Empfindungen hervorzaubern kann, so kann man aus dem Gelde etwas Wirkliches
hervorzaubern, wenn man übersieht, daß das Geld bloß ein Zeichen ist für Güter, die
produziert werden, daß das Geld gewissermaßen bloß eine Art Buchhaltung ist, eine
fließende Buchhaltung, daß jedes Geldzeichen stehen muß für irgendein Gut.“ (Lit.:GA 332a,
S. 60)

„Also es handelt sich da darum, daß man wirklich auf das Prinzip sieht, daß man aus der
Wirklichkeit heraus denkt, nicht aus vorgefaßten grauen Theorien heraus denkt. Sehen Sie,
manchmal haben diejenigen, die gesund aus der Wirklichkeit heraus denken, von einzelnen
Erscheinungen her schon ein sehr gesundes Urteil. Ich habe Ihnen heute ausgeführt, daß die
Geldherrschaft eigentlich verwirrend wirkt über die wirklichen sozialen Zustände. Das muß
man nur durchschauen. Sie wirkt tatsächlich so, daß das Geld Machtverhältnisse,
tyrannisierte Verhältnisse bewirkt, daß an die Stelle alter Eroberermächte und dergleichen
einfach Geldmacht tritt. In Europa durchschaut man solche Dinge noch wenig. Ein
amerikanisches Sprichwort gibt es, das sagt ungefähr: Reich geworden durch bloße
Kapitalwirtschaft bedeutet, nach drei Generationen wiederum in Hemdsärmeln
herumgehen! — Da wird das Imaginäre der Kapitalwirtschaft ganz deutlich hingestellt, dieses
Sich-Auflösen, dieses Imaginäre. Man kann Milliardär werden, und nach drei Generationen
gehen die Nachkommen selbstverständlich in Hemdsärmeln herum, weil das Geld der
Herrscher wird über den Menschen.“ (Lit.:GA 332a, S. 67)

„Ohne daß diese drei Glieder darinnen sind, gibt es keinen sozialen Organismus. Man kann
heute noch so viel wettern gegen die Stiftungen, Schenkungen, sie müssen da sein. Die
Menschen machen sich nur etwas vor. Sie sagen sich: Ja, in einem gesunden sozialen
Organismus gibt es keine Schenkungen. Aber sie zahlen ihre Steuern. Die Steuern sind ja nur
der Umweg; denn darin sind die Schenkungen, die wir an die Schulen und so weiter
abgeben, das sind die Schenkungen.

Die Menschen sollten aber eine solche soziale Ordnung haben, wo sie immer sehen, wie die
Dinge laufen, und sich nicht etwas vormachen. Wenn sie das soziale Leben herauskriegen
allmählich aus demjenigen, was jetzt konfundiert alles in sich enthält, dann werden sie, wie
sie jetzt in dem gesunden menschlichen Organismus das Blut laufen sehen, so das Geld
laufen sehen als Produktionsgeld, Leihgeld, Schenkungsgeld. Und sie werden sehen, wie mit
dem Menschen zusammenhängt auf der einen Seite im Handels-, Zirkulations-, Produktions-
und Erwerbsgeld dasjenige Geld, das angelegt wird, damit es auf dem Wege des Leihens,
indem es verzinst wird, wiederum in die Produktion übergeht, und auf der anderen Seite das
Schenkgeld, das zufließen muß dem, was freies Geistesleben ist.“ (Lit.:GA 305, S. 238)

„Außer dem gewöhnlichen Kaufgeld haben wir das Leihgeld, das Leihgeld, das also jemand
bekommt, um irgendeine Unternehmung zu entrieren, das für ihn kein Kaufgeld ist, sondern
für ihn eben Unternehmergeld wird. Dieses Unternehmergeld, dieses Leihgeld hat einen
wesentlich anderen Wert, eine wesentlich andere Eigenschaft. Es ist eigentlich im Grunde
genommen dieses Leihgeld etwas ganz anderes als das Kaufgeld. Es bleibt nicht viel übrig,
wenn Kaufgeld Leihgeld wird, als, sagen wir, daß Gold oder Silber oder Papier hineingetragen
wird in das andere Lebensgebiet. Wert wird die Sache durch ganz andere Dinge. Denn es
handelt sich ja jetzt, wenn das Leihgeld in Zirkulation kommt, darum, daß der Geist des
Menschen eingreift, daß menschliches Denken eingreift, und durch dieses Eingreifen des
menschlichen Denkens bekommt nun das Leihgeld seinen eigentlichen Wert. Es wäre viel
wichtiger, auf die Banknote, die geliehen wird dem Mann, der etwas unternimmt, in dem
Momente, wo er diese Banknote in Gebrauch überführt, darauf zu schreiben, ob der Mann
ein Genie ist in wirtschaftlichen Dingen, oder ob er ein Idiot ist; denn von der Art und Weise,
wie er sich damit verhält, hängt nun der Wert dieses Leihgeldes in der volkswirtschaftlichen
Situation ab.

Und wenn wir nun von dem Leihgeld zu demjenigen übergehen, was ich Ihnen als eine dritte
Art genannt habe, was heute gewöhnlich gar nicht besprochen wird, aber die denkbar
größte Rolle spielt im volkswirtschaftlichen Prozeß, wenn wir übergehen von dem Leihgeld
zu dem Schenkungsgeld - Schenkungsgeld ist im Grunde genommen alles, was für die
Erziehung ausgegeben wird, das spielt eben eine ungeheure Rolle im volkswirtschaftlichen
Leben; Schenkungsgeld ist auch alles dasjenige, was für Stiftungen ausgegeben wird, und
alles dasjenige, was bewirkt, daß sich nicht in einer störenden Weise Kapital staut auf Grund
und Boden durch die Kapitalisierung von Grund und Boden, wodurch die Volkswirtschaft
eben ruiniert wird -, wenn wir uns dieses Schenkungsgeld anschauen, so müssen wir sagen:
Dieses Schenkungsgeld, das wird für denjenigen, der angewiesen ist für sein Leben auf
Kaufgeld, einfach wertlos. Es verliert seinen Wert. Schenkungsgeld in bezug auf Kaufgeld ist
das Entgegengesetzte nämlich, was ja auch schon daraus hervorgeht, daß derjenige kaufen
kann, der Schenkung kriegt, während derjenige, der nicht Schenkung kriegt, nicht kaufen
kann mit diesem Geld.

Sie haben also drei Arten von Geld, die qualitativ ganz voneinander verschieden sind,
Kaufgeld, Leihgeld, Schenkungsgeld. Nun, wie es sich aber verhält zwischen Kaufgeld,
Leihgeld und Schenkungsgeld, das ist nur dann zu beurteilen, wenn wir volkswirtschaftliche
Zusammenhänge, sagen wir, so privat wirtschaftlicher Natur, wie wir es gestern hypothetisch
angenommen haben, daß sie in gewisser Weise eine Art abgeschlossenen Gebietes
darstellen, wenn wir solche betrachten. Da werden wir nämlich finden, daß nach einer
bestimmten Zeit alles dasjenige, was Leihgeld ist, in Schenkungsgeld übergeht. Anders kann
es auch nicht sein bei dem geschlossenen Wirtschaftsgebiet, das die Weltwirtschaft ist.
Leihgeld muß nach und nach ganz in Schenkungsgeld übergehen. Leihgeld darf sich
gewissermaßen nicht zurückstauen in das Kaufgeld hinein, um das zu stören. Leihgeld geht in
das Schenkungsgeld hinein. So muß es sich im geschlossenen Wirtschaftskreislauf darstellen.
Was tut es auf dem Gebiet, wo das Schenkungsgeld arbeitet? Da entwertet es sich. So daß
wir sagen können: Indem wir das Gebiet des Kaufgeldes haben, wird das Geld einen
gewissen Wert darstellen. Auf dem Gebiet des Schenkens hat das Geld für alles dasjenige,
was auf dem Gebiet des Kaufens besteht, einen negativen Wert, läßt diesen Kaufwert
verschwinden. Und dazwischen drinnen wird der Übergang bewirkt beim Leihgeld. Das
Leihgeld verschwindet allmählich hinein ins Schenkungsgeld.“ (Lit.:GA 340, S. 176ff)

„Wir sehen also im Verfolg der Arbeitsteilung den Kapitalismus auftreten, wir sehen im
Verfolg des Kapitalismus, und zwar ziemlich bald, auftreten die Geldwirtschaft. Das Geld ist
gegenüber den besonderen wirtschaftlichen Geschehnissen ein vollständiges Abstraktum.
Wenn Sie fünf Franken in der Tasche haben, können Sie sich dafür ebensowohl ein
Mittagsmahl kaufen und ein Abendbrot, wie Sie sich einen Anzugsteil kaufen können. Für das
Geld ist es irrelevant, was dafür erworben wird, gegen was es sich im volkswirtschaftlichen
Prozeß austauscht. Das Geld ist das für die einzelnen Volkswirtschaftsfaktoren, insofern sie
noch von der Natur beeinflußt sind, absolut Gleichgültige. Deshalb wird das Geld aber der
Ausdruck, die Handhabe, das Mittel für den Geist, um einzugreifen in den
volkswirtschaftlichen Organismus, der in der Arbeitsteilung steht.

Ohne daß das Geld geschaffen wird, ist es überhaupt nicht möglich, daß der Geist eingreift in
den volkswirtschaftlichen Organismus, wenn wir von der Arbeitsteilung sprechen. So können
wir sagen: Da wird dasjenige, was ursprünglich zusammen ist im volkswirtschaftlichen
Zustand, was jeder einzelne in seinem Egoismus erarbeitet, das wird verteilt auf die
Gesamtheit. - So ist es ja in der Arbeitsteilung. Im Kapital werden Einzelheiten wiederum
zusammengefaßt zu einem Gesamtprozeß. Die Kapitalbildung ist eine Synthese, durchaus
eine Synthese. So wird derjenige, der in dieser Art als Kapitalbildner aufgetreten ist, der
durch die Notwendigkeit des Auftretens des Geldes eben sein Kapital in Geldkapital
verwandeln kann, der wird zum Leiher für einen, der nichts anderes hat als Geist. Der
empfängt das Geld. Das ist der richtige Repräsentant von durch den Geist aufgebrachten
wirtschaftlichen Werten.

Wir müssen die Sache durchaus volkswirtschaftlich betrachten. Es mag religiös und ethisch
das Geld eine noch so schlimme Sache sein; im volkswirtschaftlichen Sinn ist das Geld der in
dem volkswirtschaftlichen Organismus drinnen wirksame Geist. Es ist nicht anders. Also, es
muß im volkswirtschaftlichen Prozeß das Geld geschaffen werden, damit überhaupt der
Geist seinen Fortschritt findet von dem Ausgangspunkt aus, wo er sich nur an die Natur
wendet. Er würde in primitiven Zuständen bleiben, wenn er sich nur auf die Natur anwenden
würde. Er muß, um nun auch die Errungenschaft des Geistigen in den volkswirtschaftlichen
Prozeß wiederum hineinzugießen, als Geld sich realisieren. Geld ist realisierter Geist. Es
kommt aber gleich wieder das Konkrete herein. Zunächst ist das Geld ein Abstraktum, von
dem man sagen kann: Es ist gleich, ob ich mir um fünf Franken einen Teil des Anzugs kaufe
oder die Haare schneiden lasse - es braucht ja nicht ein einziger Haarschnitt zu sein -, ich
meine, für das Geld ist es gleichgültig. Aber indem das Geld an die Person des Menschen und
damit an den Geist des Menschen zurückkommt, in dem Moment wird das Geld dasjenige,
was nun wiederum in seiner konkreten besonderen Tatsache volkswirtschaftlich tätig ist. Das
heißt: der Geist ist in dem Geld drinnen volkswirtschaftlich tätig.“ (Lit.:GA 340, S. 57ff)
„Das Geld wird im gesunden sozialen Organismus wirklich nur Wertmesser sein; denn hinter
jedem Geldstück oder Geldschein steht die Warenleistung, auf welche hin der Geldbesitzer
allein zu dem Gelde gekommen sein kann. Es werden sich aus der Natur der Verhältnisse
heraus Einrichtungen notwendig machen, welche dem Gelde für den Inhaber seinen Wert
benehmen, wenn es die eben gekennzeichnete Bedeutung verloren hat. Auf solche
Einrichtungen ist schon hingewiesen worden. Geldbesitz geht nach einer bestimmten Zeit in
geeigneter Form an die Allgemeinheit über. Und damit Geld, das nicht in
Produktionsbetrieben arbeitet, nicht mit Umgehung der Maßnahmen der
Wirtschaftsorganisation von Inhabern zurückbehalten werde, kann Umprägung oder
Neudruck von Zeit zu Zeit stattfinden. Aus solchen Verhältnissen heraus wird sich allerdings
auch ergeben, dass der Zinsbezug von einem Kapitale im Laufe der Jahre sich immer
verringere. Das Geld wird sich abnützen, wie sich Waren abnützen. Doch wird eine solche
vom Staate zu treffende Maßnahme gerecht sein. «Zins auf Zins» wird es nicht geben
können. Wer Ersparnisse macht, hat allerdings Leistungen vollbracht, die ihm auf spätere
Waren-Gegenleistungen Anspruch machen lassen, wie gegenwärtige Leistungen auf den
Eintausch gegenwärtiger Gegenleistungen; aber die Ansprüche können nur bis zu einer
gewissen Grenze gehen; denn aus der Vergangenheit herrührende Ansprüche können nur
durch Arbeitsleistungen der Gegenwart befriedigt werden. Solche Ansprüche dürfen nicht zu
einem wirtschaftlichen Gewaltmittel werden. Durch die Verwirklichung solcher
Voraussetzungen wird die Währungsfrage auf eine gesunde Grundlage gestellt. Denn
gleichgültig wie aus andern Verhältnissen heraus die Geldform sich gestaltet: Währung wird
die vernünftige Einrichtung des gesamten Wirtschaftsorganismus durch dessen Verwaltung.
Die Währungsfrage wird niemals ein Staat in befriedigender Art durch Gesetze lösen;
gegenwärtige Staaten werden sie nur lösen, wenn sie von ihrer Seite auf die Lösung
verzichten und das Nötige dem von ihnen abzusondernden Wirtschaftsorganismus
überlassen.“ (Lit.:GA 23, S. 132f)

„Und so werden wir finden, dass auf diesem, ich möchte sagen, die fliegende Buchhaltung
der Weltwirtschaft darstellenden Geld, so etwas Ähnliches wird stehen müssen wie auf einer
so und so viel Quadratmeter großen Bodenfläche herstellbarer Weizen, der dann mit den
anderen Dingen verglichen wird. (...) Damit haben Sie zurückgeführt die Währung auf die
brauchbaren Produktionsmittel, an denen körperliche Arbeit geleistet wird –
Produktionsmittel irgendeines Wirtschaftsgebiets -, und das ist die einzige gesunde
Währung: die Summe der brauchbaren Produktionsmittel.“ (Lit.:GA 340, S. 209f)

„Wenn gesagt wird, daß die Menschen Interesse gewinnen müssen, der einzelne für den
anderen, so darf das nicht nur im Sinne der Gesinnung betrachtet werden, wie es in den
Sonntagnachmittagpredigten angegeben wird, sondern das muß so betrachtet werden, wie
es tief hineinweist in die soziale Struktur der Gegenwart. Nehmen sie einen konkreten Fall.
Wie viele Menschen gibt es heute, die eine ganz abstrakte, konfuse Vorstellung von dem
leben, von ihrem eigenen, persönlichen Leben haben!

Wenn sie sich zum Beispiel fragen: Wie lebe ich? – sie tun es ja meistens nicht, aber wenn sie
es schon einmal täten -, dann sagen sie sich: Nun, von meinem Gelde. – Unter denen, die
sich sagen: Von meinem Gelde – sind sehr viele, die haben dieses Geld zum Beispiel ererbt
von ihren Eltern und glauben nun, sie leben von ihrem Gelde, das sie ererbt von ihren Vätern
haben. Aber, meine lieben Freunde, von Geld kann man nicht leben! Geld ist nicht irgend
etwas, wovon man leben kann. Da muß erst angefangen werden, nachzudenken. Und diese
Frage hängt innig zusammen mit dem wirklichen Interesse, das man von Mensch zu Mensch
hat.

Wer da glaubt, dass er von dem Gelde, das er ererbt oder das er auf irgendeine andere
Weise bekommen hat, außer, wie es heute normalerweise der Fall ist, dass man Geld durch
Arbeit bekommt, wer so lebt und glaubt, dass er vom Gelde leben kann, der hat kein
Interesse für seine Mitmenschen, weil vom Geld niemand leben kann. Der Mensch muss
essen, und was gegessen wird, das muß von irgendwelchen Menschen erarbeitet werden.
Der Mensch muss sich kleiden. Dasjenige, was er anzieht, müssen Leute arbeiten. Damit ich
einen Rock anziehen kann oder ein Beinkleid, müssen Menschen stundenlang ihre
Arbeitskraft verwenden, das zustandezubringen. Die arbeiten für mich. Davon lebe ich, nicht
von meinem Gelde.

Mein Geld hat keinen anderen Wert, als dass es mir die Macht gibt, des anderen Arbeit zu
benützen. Und so wie die sozialen Verhältnisse heute liegen, fängt man erst an, Interesse für
seine Mitmenschen zu haben, wenn man sich diese Frage in der entsprechenden Weise
beantwortet, wenn man im Geiste sieht, soundso viele Menschen müssen soundso viele
Stunden arbeiten, damit ich in der sozialen Struktur drinnen leben kann. Nicht darum
handelt es sich, dass man sich selber wohltut, indem man sich sagt: Ich liebe die Menschen.
– Man liebt nicht die Menschen, wenn man glaubt, man lebe von seinem Gelde, und sich
nicht im geringsten vorstellt, wie die Menschen für einen arbeiten, damit man nur des
Lebens Minimum überhaupt hat.“ (Lit.:GA 186, S. 45ff)

ᐃᐁ
Verstandes- oder Gemütsseele
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Gemütsseele)
Die Verstandes- oder Gemütsseele (hebr. ‫ רוח‬Ruach, Luft, Wind; sprachlich verwandt mit
„Rauch“, aber auch mit „Ruch, ruchbar, Geruch“; eng. intellectual or mind soul) ist ein Teil
der menschlichen Seele und lebt in dem Wechselspiel von Verstand und Gemüt. In ihr
erscheint das Ich als Mittelpunkt der Seele und durchdingt diese mit dem Licht des Denkens.
In der Entwicklung voran geht ihr die Empfindungsseele.

„Was wir Empfindungsseele nennen, das kann da sein im Leben, ohne daß es viel vom
Denken durchdrungen wird [...] Der Mensch hat sich aus dieser Empfindungsseele heraus
entwickelt, er ist zu Höhen aufgestiegen, er hat diese Empfindungsseele durchdrungen mit
seinem Denken und mit dem vom Denken geleiteten Gefühl. Und in dieser Verstandes- oder
Gemütsseele, die wir als das zweite Glied anführten, haben wir nicht zu suchen jenes
unbestimmte Gefühl, das wie aus der Tiefe heraufsteigt, sondern das Gefühl, das sich
allmählich von dem inneren Lichte des Denkens durchströmen läßt. Zugleich haben wir in
dieser Verstandes- oder Gemütsseele dasjenige zu sehen, aus dem heraus allmählich
erscheint das, was wir das menschliche Ich nennen; jenen Mittelpunkt in unserer Seele,
welcher zum eigentlichen Selbste führen kann, der es möglich macht, daß wir die
Eigenschaften unserer Seele von innen heraus läutern und reinigen und verarbeiten, so daß
wir Herr und Leiter und Führer werden innerhalb unserer Willensimpulse, innerhalb unseres
Gefühls- und Gedankenlebens.“ (Lit.:GA 58, S. 119f)
Der weisheitserfüllte Ätherleib bildete die erste Anlage zur Verstandesseele. Diese Weisheit
wurde dem Menschen von den Geistern der Weisheit gegen Ende der alten
Mondenentwickelung eingeprägt (Lit.:GA 13, S. 212). Während der darauffolgenden
Erdentwicklung trat sie erstmals hervor, als sich in der polarischen Zeit die Erde, die damals
noch mit Sonne und Mond vereint war, bis zum Luftzustand verdichtete (Lit.:GA 13, S. 223).
So wie die Wärme im Menschen das innere Leben entzündet hatte, so erregte die ihn
umspielende Luft nun in ihm den geistigen Ton. Ein Teil des Lebensäthers verdichtete sich
zum Klangäther. Anreger der Verstandesseele sind die Merkurwesenheiten (Lit.: GA 98, S.
198, GA 102, S. 59f).

Die Verstandes- oder Gemütsseele stellt eine Modifikation des Astralleibs dar, die sich
dadurch weiter ausbildet, dass das Ich unbewusst am Ätherleib arbeitet und das Ergebnis
dieser Tätigkeit in den Astralleib zurückgespiegelt wird. Diese Arbeit begann in der
atlantischen Zeit und erreichte in der griechisch-lateinischen Kultur ihren Höhepunkt. Durch
geistige Schulung verwandelt sich die Verstandes- oder Gemütsseele allmählich zur
Inspirationsseele (Lit.: GA 145, S. 177).

Von den 12 Karmakräften, den Nidanas, die den Menschen immer wieder in das physische
Dasein hineinführen, haften die mittleren vier an der Verstandesseele (Lit.: GA 93a, S. 121):

5. shadayadana = was der Verstand aus der Sache macht


6. sparsha = Berührung mit dem Dasein
7. vedana = Gefühl (identisch mit dem zweiten der Skandhas)
8. trishna = Durst nach Dasein

Aristoteles bezeichnete die Verstandes- oder Gemütsseele als Kinetikon. In der hebräischen
Überlieferung nennt man sie Ruach. Nach Isaak Luria zieht sie zur Zeit der Geschlechtsreife
um das 14. Lebensjahr in den Menschen ein und damit erwacht auch der Intellekt. Als
selbstständiges Wesensglied wird die Verstandes- oder Gemütsseele aber erst mit dem 28.
Lebensjahr geboren. In der Verstandesseele geht uns erstmals das Ich auf, ohne dass sich
dieses aber schon ganz klar seiner selbst bewusst wird. Das geschieht erst durch die
Bewusstseinsseele.

"Was wir Verstandes- oder Gemütsseele nennen, arbeitet sich erst heraus aus der
Empfindungsseele, ist schon in gewisser Beziehung etwas Abgeklärteres als die
Empfindungsseele. In der Verstandesseele sitzen schon die Fähigkeiten, dasjenige in
Vorstellungen zu kleiden, was in der Empfindungsseele empfunden ist, dasjenige, was als
Instinkte, als Affekte erlebt wird, zu einer menschlicheren Form des Seelenlebens
abzuklären. Wenn zum Beispiel Affekte, die sonst nur auf Selbsterhaltung gehen, abgeklärt
werden zum Wohlwollen, ja sogar zum liebevollen Verhalten zur Umwelt, haben wir es
schon zu tun mit der Verstandes- oder Gemütsseele. In der Verstandesseele geht uns das Ich
auf, der eigentliche Mittelpunkt unseres Seelenlebens." (Lit.: GA 127, S. 42ff)
"Ebenso wie mit dem Leibe tritt die Empfindungsseele auch mit dem Denken, dem Geiste, in
Wechselwirkung. Zunächst dient ihr das Denken. Der Mensch bildet sich Gedanken über
seine Empfindungen. Dadurch klärt er sich über die Außenwelt auf. Das Kind, das sich
verbrannt hat, denkt nach und gelangt zu dem Gedanken: «das Feuer brennt». Auch seinen
Trieben, Instinkten und Leidenschaften folgt der Mensch nicht blindlings; sein Nachdenken
führt die Gelegenheit herbei, durch die er sie befriedigen kann. Was man materielle Kultur
nennt, bewegt sich durchaus in dieser Richtung. Sie besteht in den Diensten, die das Denken
der Empfindungsseele leistet. Unermeßliche Summen von Denkkräften werden auf dieses
Ziel gerichtet. Denkkraft ist es, die Schiffe, Eisenbahnen, Telegraphen, Telephone gebaut hat;
und alles das dient zum weitaus größten Teil zur Befriedigung von Bedürfnissen der
Empfindungsseelen. In ähnlicher Art, wie die Lebensbildekraft den physischen Körper
durchdringt, so durchdringt die Denkkraft die Empfindungsseele. Die Lebensbildekraft knüpft
den physischen Körper an Vorfahren und Nachkommen und stellt ihn dadurch in eine
Gesetzmäßigkeit hinein, die das bloß Mineralische nichts angeht. Ebenso stellt die Denkkraft
die Seele in eine Gesetzmäßigkeit hinein, der sie als bloße Empfindungsseele nicht angehört.
– Durch die Empfindungsseele ist der Mensch dem Tiere verwandt. Auch beim Tiere
bemerken wir das Vorhandensein von Empfindungen, Trieben, Instinkten und
Leidenschaften. Aber das Tier folgt diesen unmittelbar. Sie werden bei ihm nicht mit
selbständigen, über das unmittelbare Erleben hinausgehenden Gedanken durchwoben. Auch
beim unentwickelten Menschen ist das bis zu einem gewissen Grade der Fall. Die bloße
Empfindungsseele ist daher verschieden von dem entwickelten höheren Seelengliede,
welches das Denken in seinen Dienst stellt. Als Verstandesseele sei diese vom Denken
bediente Seele bezeichnet. Man könnte sie auch die Gemütsseele oder das Gemüt nennen.

Die Verstandesseele durchdringt die Empfindungsseele. Wer das Organ zum «Schauen» der
Seele hat, sieht daher die Verstandesseele als eine besondere Wesenheit gegenüber der
bloßen Empfindungsseele an." (Lit.: GA 9, S. 42f)

"Das Ich steigt zu einer höheren Stufe seiner Wesenheit, wenn es seine Tätigkeit auf das
richtet, was es aus dem Wissen der Gegenstände zu seinem Besitztum gemacht hat. Dies ist
die Tätigkeit, durch welche sich das Ich von den Gegenständen der Wahrnehmung immer
mehr loslöst, um in seinem eigenen Besitze zu arbeiten. Den Teil der Seele, dem dieses
zukommt, kann man als Verstandes- oder Gemütsseele bezeichnen. - Sowohl der
Empfindungsseele wie der Verstandesseele ist es eigen, daß sie mit dem arbeiten, was sie
durch die Eindrücke der von den Sinnen wahrgenommenen Gegenstände erhalten und
davon in der Erinnerung bewahren. Die Seele ist da ganz hingegeben an das, was für sie ein
Äußeres ist. Auch dies hat sie ja von außen empfangen, was sie durch die Erinnerung zu
ihrem eigenen Besitz macht." (Lit.: GA 13, S. 65)
Typische Gesten
„Wenn ein Mensch tief in der Gemütsseele steckt, so kommt dies auch zum Ausdruck. Weil
die Wahrheitsempfindung im Gemüt steckt, so wird ein Mensch, der in der Gemüts- oder
Verstandesseele steckt, um eine Wahrheit zu beteuern, sich auf die Brust klopfen.“ (Lit.:GA
108, S. 106)

Gerechtigkeit
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(Weitergeleitet von Gerechtigkeit*)
Die Gerechtigkeit (griech. δικαιοσύνη dikaiosýne, lat. iustitia, engl. und franz. justice) ist eine
der vier von Platon genannten Kardinaltugenden. Nach seiner Auffassung ist sie die
herausragende Tugend, der gemäß jeder nur das erfüllt, was seine Aufgabe ist (→
Idiopragieformel) und durch die er die drei Seelenteile, nämlich das Begehrende, das
Muthafte und das Vernünftige, im rechten Gleichgewicht hält[1].
Gerechtigkeit und Ich-Kraft
Gerechtigkeit ist derart der Ausdruck der Ich-Kraft, die die Seelenkräfte des Denkens,
Fühlens und Wollens in ein ausgewogenes Verhältnis zueinander bringt. Diese innere
Ausgewogenheit ist die notwendige Voraussetzung, um auch im äußeren Leben den anderen
Menschen gegenüber Gerechtigkeit walten zu lassen. Die Gerechtigkeit ist darüber hinaus
ein Maß dafür, wie wir mit dem Göttlichen zusammenhängen. Insofern die Aufrichtekraft des
Menschen ebenfalls Ausdruck seines Ichs ist, hängt die Gerechtigkeit auch mit dieser
zusammen - nur der aufrechte Mensch kann gerecht sein. Insofern sich der Mensch nur auf
der Grundlage des festen Erdbodens aufrichten kann, hängt die Gerechtigkeit auch mit dem
Erdelement bzw. mit der Verdichtung des Materiellen zusammen. Für viele Kabbalisten ist
sogar das göttliche Gericht, mit seiner Kraft zu trennen und zu scheiden, die eigentliche
Ursache für die Schöpfung der äußeren materiellen Welt, zugleich aber eben dadurch auch
die Wurzel des Bösen, der Verfinsterung des Geistigen durch die Materie. Der Zaddik (hebr.
‫)צדיק‬, d.h. ein „Rechtschaffener“ oder „Gerechter“, ein als heilig oder moralisch
herausragend geachteten Mann im Chassidismus, ist auch in dieser Finsternis ein sicherer
Führer zum geistigen Licht. Von ihm heißt es: „Wenn der Sturm daherbraust, ist der Frevler
verloren, der Gerechte ist fest gegründet für immer.“ (Spr 10,25 EU)

Gerechtigkeit und die Aufrichtekraft des Menschen


„Dieselbe Kraft, die wir gebrauchen als Kind, wenn wir uns vom kriechenden Wesen
aufrichten, lebt in uns, wenn wir die Tugend der Gerechtigkeit, die vierte der von Plato
angeführten, haben.

Wer wirklich die Tugend der Gerechtigkeit übt, stellt ein jedes Ding, ein jedes Wesen an den
richtigen Platz hin, geht aus sich heraus und in die andern hinein. Das heißt, in der
allumfassenden Gerechtigkeit leben. In der Weisheit leben, heißt, die besten Früchte ziehen
aus den Kräften, die wir in früheren Inkarnationen aufgespeichert haben. Und wenn wir da
schon hinweisen mußten auf dasjenige, was uns in den früheren Inkarnationen zuteil war,
wo noch göttliche Kräfte uns durchzogen, müssen wir bei der Gerechtigkeit noch mehr
darauf hinweisen: Wir stammen aus dem Kosmos. Gerechtigkeit üben wir, wenn wir die
Kräfte entfalten, durch die wir mit dem ganzen Kosmos, aber in geistiger Beziehung,
zusammenhängen. Die Gerechtigkeit stellt das Maß dazu dar, wie ein Mensch mit dem
Göttlichen zusammenhängt. Die Ungerechtigkeit ist, praktisch, gleich dem Gottlosen, gleich
dem, der seinen göttlichen Ursprung verloren hat, und wir lästern Gott, den Gott, von dem
wir abstammen, wenn wir irgendeinem Menschen Unrecht tun.“ (Lit.:GA 159, S. 23)

Gerechtigkeit, Moralität und physischer Leib

Die 4 Kardinaltugenden (GA 170, S 78)


Mit der Gerechtigkeit strömt die Moralität unmittelbar bis in den physischen Leib:

„Und als vierte umfassende Tugend, die nun in den ganzen physischen Leib strömt, von dem
ich Ihnen gestern gezeigt habe, daß er eigentlich unsichtbar ist, nennt Plato Dikaiosyne. Das
müssen wir übersetzen mit Gerechtigkeit, obwohl das Wort Gerechtigkeit in den modernen
Sprachen nicht vollständig damit übereinstimmt; denn Gerechtigkeit müssen wir so nehmen:
daß der Mensch sich zu richten weiß, gerecht, richtungsgemäß, daß er einer menschlichen
Richtung folgt im Leben. Also es ist nicht das abstrakte Wort Gerechtigkeit bloß gemeint,
sondern das Sich-Richtung-Gebende, Sich-Auskennende, Sich-Orientierende im Leben. So
daß wir sagen können: Da hat die Einströmung der Moralitätssphäre in den ganzen
physischen Leib Anteil als Gerechtigkeit (rot).“ (Lit.:GA 170, S. 79f)

Gerechtigkeit und die vierte Seligpreisung der Bergpredigt


Die Gerechtigkeit wird auch in der vierten Seligpreisung der Bergpredigt angesprochen.

„Selig sind die, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt
werden.“

– Matthäusevangelium: 5,6 EU
Sie bezieht sich laut Rudolf Steiner auf die Empfindungsseele, in der bereits das Ich zu wirken
beginnt, wodurch der Hunger und Durst nach Gerechtigkeit erwacht:

„Wenn wir jetzt zu dem Ich hinauf kommen, so wissen wir, daß dieses Ich arbeitet in der
Empfindungsseele, in der Verstandesseele und in der Bewußtseinsseele. Das Ich arbeitet in
der Empfindungsseele, das heißt, es vergeistigt die Empfindungsseele. Dadurch wird für den
Menschen in der äußeren Welt dasjenige zu einer wichtigen Angelegenheit, was gerade
durch das Christentum verbreitet werden soll: die Allgerechtigkeit ausgießende menschliche
Bruderliebe. Was sonst die Empfindungsseele nur im Physischen empfindet, Durst und
Hunger, das muß sie durch das Christentum in bezug auf das Geistige zu empfinden lernen:
Durst und Hunger nach der allwaltenden Gerechtigkeit. Diejenigen, welche so das Zentrum
des Menschen im Ich finden, werden dadurch, daß sie an sich selber arbeiten, befriedigt
werden für ihr Verlangen in der Empfindungsseele nach allwaltender irdischer Gerechtigkeit.
Gotterfüllt werden sie sein, die durch den Christus-Impuls lernen nach Gerechtigkeit zu
dürsten und zu hungern, wie man nach physischer Nahrung hungert und dürstet, denn durch
die starke Kraft in ihrem Innern werden sie dadurch, daß sie arbeiten an der Gerechtigkeit in
der Welt, in sich selber finden die Sattheit für diese Eigenschaft!“ (Lit.:GA 116, S. 89f)

Ursprung der Gerechtigkeit auf dem alten Saturn


Die Gerechtigkeit hat ihre Entwicklung auf dem alten Saturn begonnen und wird mit dem
Ende der Erdentwicklung ihre Aufgabe erfüllt haben:

„Wenn wir den Menschen so betrachten, wie er heute auf der Erde lebt, so steckt ja, man
könnte sagen, samenhaft in ihm schon das, was während der Jupiter-, während der Venus-,
während der Vulkanperiode sich entwickeln wird. Aber ebenso ist der Mensch ein Ergebnis
der Saturn-, Sonnen-, Monden-, Erdensphäre. Ich sagte gestern: Das Weisheitliche, das
Wahrheitsmäßige ist schon auf der Sonne veranlagt und wird auf dem Jupiter abgeschlossen
sein. Wollen wir uns das auch einmal graphisch darstellen.

Zeichnung aus GA 170, S 88


Für die Keimanlage auf der Sonne wird auf dem Jupiter ein gewisser Abschluß erreicht sein;
so daß wir also sagen können: Von der Sonne zum Jupiter ist die eigentliche Entwickelung
der Wahrheit; sie wird auf dem Jupiter ganz innerlich geworden sein; dann wird sie eben
ganz Weisheit sein: Wahrheit wird Weisheit!

Auf dem Mond beginnt dann dasjenige, was die ästhetische Sphäre enthält. Das wird
abgeschlossen sein auf der Venus. Wir können das etwa so zeichnen: Mond, abgeschlossen
Venus; wir haben also hier die Entwickelung der Schönheit. Sie sehen, das greift über.
Eigentlich ruht das alles in unseren Untergründen, im Unterbewußten, was in diesen zwei
Strömungen, und auch noch in der dritten enthalten ist; denn während der
Erdenentwickelung beginnt nun das, was wir nennen können die Moralitätssphäre. Sie
erreicht ihren Abschluß auf dem Vulkan. Wir haben also eine dritte Strömung, wiederum
übergreifend: die Strömung der Moralität. Dazu haben wir noch eine vierte Strömung, die
abgeschlossen sein wird, wenn einmal die Erde am Ziel ihrer Entwicklung angelangt sein
wird. Mit der Erde beginnt die Moralität. Aber sie schließt eine höhere Ordnung wiederum
ab, eine Ordnung, die schon begonnen hat am Saturn; so daß wir nun eine Ordnung, eine
Strömung haben vom Saturn zur Erde, und diese wird nun genannt: Gerechtigkeit, in dem
Sinne, wie ich früher das Wort erklärt habe. Sie wissen, daß auf dem Saturn die Sinne zuerst
veranlagt wurden. Diese Sinne würden den Menschen nach allen Richtungen zerstreuen. Sie
wissen, zwölf Sinne unterscheiden wir - der Sinn würde, indem er sich entwickelt durch
Sonne, Mond und Erde, den Menschen zur Orientierung, zur Gerechtigkeit tragen, wo auch
die moralische Gerechtigkeit dann, wenn sie von der Moralnatur der Erde erfaßt wird, erst
eingeschlossen wird; moralische Gerechtigkeit ist erst auf der Erde vorhanden. Was da
innerlich wirkt dem Peripherischen der Sinne gegenüber als Zentralisches, das ist die Sphäre
oder Strömung der Gerechtigkeit.“ (Lit.:GA 170, S. 88f)

Gerechtigkeit und Ich-Kraft


Gerechtigkeit ist derart der Ausdruck der Ich-Kraft, die die Seelenkräfte des Denkens,
Fühlens und Wollens in ein ausgewogenes Verhältnis zueinander bringt. Diese innere
Ausgewogenheit ist die notwendige Voraussetzung, um auch im äußeren Leben den anderen
Menschen gegenüber Gerechtigkeit walten zu lassen. Die Gerechtigkeit ist darüber hinaus
ein Maß dafür, wie wir mit dem Göttlichen zusammenhängen. Insofern die Aufrichtekraft des
Menschen ebenfalls Ausdruck seines Ichs ist, hängt die Gerechtigkeit auch mit dieser
zusammen - nur der aufrechte Mensch kann gerecht sein. Insofern sich der Mensch nur auf
der Grundlage des festen Erdbodens aufrichten kann, hängt die Gerechtigkeit auch mit dem
Erdelement bzw. mit der Verdichtung des Materiellen zusammen. Für viele Kabbalisten ist
sogar das göttliche Gericht, mit seiner Kraft zu trennen und zu scheiden, die eigentliche
Ursache für die Schöpfung der äußeren materiellen Welt, zugleich aber eben dadurch auch
die Wurzel des Bösen, der Verfinsterung des Geistigen durch die Materie. Der Zaddik (hebr.
‫)צדיק‬, d.h. ein „Rechtschaffener“ oder „Gerechter“, ein als heilig oder moralisch
herausragend geachteten Mann im Chassidismus, ist auch in dieser Finsternis ein sicherer
Führer zum geistigen Licht. Von ihm heißt es: „Wenn der Sturm daherbraust, ist der Frevler
verloren, der Gerechte ist fest gegründet für immer.“ (Spr 10,25 EU)

Gerechtigkeit und die Aufrichtekraft des Menschen


„Dieselbe Kraft, die wir gebrauchen als Kind, wenn wir uns vom kriechenden Wesen
aufrichten, lebt in uns, wenn wir die Tugend der Gerechtigkeit, die vierte der von Plato
angeführten, haben.

Wer wirklich die Tugend der Gerechtigkeit übt, stellt ein jedes Ding, ein jedes Wesen an den
richtigen Platz hin, geht aus sich heraus und in die andern hinein. Das heißt, in der
allumfassenden Gerechtigkeit leben. In der Weisheit leben, heißt, die besten Früchte ziehen
aus den Kräften, die wir in früheren Inkarnationen aufgespeichert haben. Und wenn wir da
schon hinweisen mußten auf dasjenige, was uns in den früheren Inkarnationen zuteil war,
wo noch göttliche Kräfte uns durchzogen, müssen wir bei der Gerechtigkeit noch mehr
darauf hinweisen: Wir stammen aus dem Kosmos. Gerechtigkeit üben wir, wenn wir die
Kräfte entfalten, durch die wir mit dem ganzen Kosmos, aber in geistiger Beziehung,
zusammenhängen. Die Gerechtigkeit stellt das Maß dazu dar, wie ein Mensch mit dem
Göttlichen zusammenhängt. Die Ungerechtigkeit ist, praktisch, gleich dem Gottlosen, gleich
dem, der seinen göttlichen Ursprung verloren hat, und wir lästern Gott, den Gott, von dem
wir abstammen, wenn wir irgendeinem Menschen Unrecht tun.“ (Lit.:GA 159, S. 23)

Gerechtigkeit, Moralität und physischer Leib

Die 4 Kardinaltugenden (GA 170, S 78)


Mit der Gerechtigkeit strömt die Moralität unmittelbar bis in den physischen Leib:

„Und als vierte umfassende Tugend, die nun in den ganzen physischen Leib strömt, von dem
ich Ihnen gestern gezeigt habe, daß er eigentlich unsichtbar ist, nennt Plato Dikaiosyne. Das
müssen wir übersetzen mit Gerechtigkeit, obwohl das Wort Gerechtigkeit in den modernen
Sprachen nicht vollständig damit übereinstimmt; denn Gerechtigkeit müssen wir so nehmen:
daß der Mensch sich zu richten weiß, gerecht, richtungsgemäß, daß er einer menschlichen
Richtung folgt im Leben. Also es ist nicht das abstrakte Wort Gerechtigkeit bloß gemeint,
sondern das Sich-Richtung-Gebende, Sich-Auskennende, Sich-Orientierende im Leben. So
daß wir sagen können: Da hat die Einströmung der Moralitätssphäre in den ganzen
physischen Leib Anteil als Gerechtigkeit (rot).“ (Lit.:GA 170, S. 79f)

Gerechtigkeit und die vierte Seligpreisung der Bergpredigt


Die Gerechtigkeit wird auch in der vierten Seligpreisung der Bergpredigt angesprochen.

„Selig sind die, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt
werden.“

– Matthäusevangelium: 5,6 EU
Sie bezieht sich laut Rudolf Steiner auf die Empfindungsseele, in der bereits das Ich zu wirken
beginnt, wodurch der Hunger und Durst nach Gerechtigkeit erwacht:

„Wenn wir jetzt zu dem Ich hinauf kommen, so wissen wir, daß dieses Ich arbeitet in der
Empfindungsseele, in der Verstandesseele und in der Bewußtseinsseele. Das Ich arbeitet in
der Empfindungsseele, das heißt, es vergeistigt die Empfindungsseele. Dadurch wird für den
Menschen in der äußeren Welt dasjenige zu einer wichtigen Angelegenheit, was gerade
durch das Christentum verbreitet werden soll: die Allgerechtigkeit ausgießende menschliche
Bruderliebe. Was sonst die Empfindungsseele nur im Physischen empfindet, Durst und
Hunger, das muß sie durch das Christentum in bezug auf das Geistige zu empfinden lernen:
Durst und Hunger nach der allwaltenden Gerechtigkeit. Diejenigen, welche so das Zentrum
des Menschen im Ich finden, werden dadurch, daß sie an sich selber arbeiten, befriedigt
werden für ihr Verlangen in der Empfindungsseele nach allwaltender irdischer Gerechtigkeit.
Gotterfüllt werden sie sein, die durch den Christus-Impuls lernen nach Gerechtigkeit zu
dürsten und zu hungern, wie man nach physischer Nahrung hungert und dürstet, denn durch
die starke Kraft in ihrem Innern werden sie dadurch, daß sie arbeiten an der Gerechtigkeit in
der Welt, in sich selber finden die Sattheit für diese Eigenschaft!“ (Lit.:GA 116, S. 89f)

Ursprung der Gerechtigkeit auf dem alten Saturn


Die Gerechtigkeit hat ihre Entwicklung auf dem alten Saturn begonnen und wird mit dem
Ende der Erdentwicklung ihre Aufgabe erfüllt haben:

„Wenn wir den Menschen so betrachten, wie er heute auf der Erde lebt, so steckt ja, man
könnte sagen, samenhaft in ihm schon das, was während der Jupiter-, während der Venus-,
während der Vulkanperiode sich entwickeln wird. Aber ebenso ist der Mensch ein Ergebnis
der Saturn-, Sonnen-, Monden-, Erdensphäre. Ich sagte gestern: Das Weisheitliche, das
Wahrheitsmäßige ist schon auf der Sonne veranlagt und wird auf dem Jupiter abgeschlossen
sein. Wollen wir uns das auch einmal graphisch darstellen.

Zeichnung aus GA 170, S 88


Für die Keimanlage auf der Sonne wird auf dem Jupiter ein gewisser Abschluß erreicht sein;
so daß wir also sagen können: Von der Sonne zum Jupiter ist die eigentliche Entwickelung
der Wahrheit; sie wird auf dem Jupiter ganz innerlich geworden sein; dann wird sie eben
ganz Weisheit sein: Wahrheit wird Weisheit!

Auf dem Mond beginnt dann dasjenige, was die ästhetische Sphäre enthält. Das wird
abgeschlossen sein auf der Venus. Wir können das etwa so zeichnen: Mond, abgeschlossen
Venus; wir haben also hier die Entwickelung der Schönheit. Sie sehen, das greift über.

Eigentlich ruht das alles in unseren Untergründen, im Unterbewußten, was in diesen zwei
Strömungen, und auch noch in der dritten enthalten ist; denn während der
Erdenentwickelung beginnt nun das, was wir nennen können die Moralitätssphäre. Sie
erreicht ihren Abschluß auf dem Vulkan. Wir haben also eine dritte Strömung, wiederum
übergreifend: die Strömung der Moralität. Dazu haben wir noch eine vierte Strömung, die
abgeschlossen sein wird, wenn einmal die Erde am Ziel ihrer Entwicklung angelangt sein
wird. Mit der Erde beginnt die Moralität. Aber sie schließt eine höhere Ordnung wiederum
ab, eine Ordnung, die schon begonnen hat am Saturn; so daß wir nun eine Ordnung, eine
Strömung haben vom Saturn zur Erde, und diese wird nun genannt: Gerechtigkeit, in dem
Sinne, wie ich früher das Wort erklärt habe. Sie wissen, daß auf dem Saturn die Sinne zuerst
veranlagt wurden. Diese Sinne würden den Menschen nach allen Richtungen zerstreuen. Sie
wissen, zwölf Sinne unterscheiden wir - der Sinn würde, indem er sich entwickelt durch
Sonne, Mond und Erde, den Menschen zur Orientierung, zur Gerechtigkeit tragen, wo auch
die moralische Gerechtigkeit dann, wenn sie von der Moralnatur der Erde erfaßt wird, erst
eingeschlossen wird; moralische Gerechtigkeit ist erst auf der Erde vorhanden. Was da
innerlich wirkt dem Peripherischen der Sinne gegenüber als Zentralisches, das ist die Sphäre
oder Strömung der Gerechtigkeit.“ (Lit.:GA 170, S. 88f)

Biografie Rudolf Steiner


Martin von Mackensen: Ein Vortrag für die Landbauschüler am Dottenfelderhof
ᐃᐁ
Geschlechtsorgane
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
Die Geschlechtsorgane, Fortpflanzungsorgane oder Genitalien haben sich als Folge des
Sündenfalls und der damit verbundenen Geschlechtertrennung herausgebildet. Anfangs
waren sie noch pflanzenartige, vegetabile Organe, die nur von den lebensspenden Kräften
des Ätherleibs durchzogen waren. Die Bibel deutet daruf hin mit dem Symbol des
Feigenblatts, mit dem Adam und Eva ihre Blöße bedeckten, nachdem sie vom Baum der
Erkenntnis gegessen hatten. Diese vegetativen Fortpflanzungskräfte wirken stark in den
Sekreten der Geschlechtsdrüsen (auch Keimdrüsen oder Gonaden), die aber auch eine
Vielzahl von Hormonen absondern, die den Astralleib beeinflussen. Die männliche Gonade
wird als Hoden (lat. Testikel), die weiblichen als Eierstock (lat. Ovar) bezeichnet.

Erst nach und nach wurden die Geschlechtsorgane durch den fortwirkenden luziferischen
Einfluss auch von astralen Kräften ergriffen und damit begann allmählich die sexuelle
Begierde zu erwachen. Bis dahin war die Fortpflanzung ein völlig unbewusster Vorgang. Das
änderte sich nun und damit erst begannen sich auch die Geschlechtsorgane im dichten
Fleisch auszubilden. Die Sexualorgane waren die letzten, die sich derart in fleischlicher
Gestalt formten. Die Bewusstseinsentwicklung der Menschheit machte dadurch einen
großen Sprung nach vorne und es wurde die Basis für das noch spätere Selbstbewusstsein
gelegt; zugleich begann aber auch der Egoismus immer stärker zu erwachen. Die triebhafte
Sexualität ist die eigentliche Quelle des Egoismus. Sie ist aber zugleich die notwendige
Voraussetzung dafür, dass der Mensch die Liebe entwickeln kann, indem er durch die freie
Tat seines Ichs den Egoismus überwindet und bereit ist, sich selbst zu verschenken.

Der Kehlkopf als künftiges Reproduktionsorgan


Die Geschlechtsorgane haben ihre heutige Gestalt nicht nur am spätesten bekommen, sie
werden auch am frühesten wieder verschwinden und die Fortpflanzung wird dann auf
andere Weise geschehen. Der Stimmbruch, der bei den Burschen in der Pubertät auftritt, ist
ein Hinweis darauf, dass ein Zusammenhang zwischen der Geschlechtsreife und den
Sprachorganen besteht. Der Kehlkopf wird sich künftig zu einem neuen Reproduktionsorgan
umbilden und der Mensch wird zeugend sein durch das Wort. Daher kommt auch der
anthroposophischen Kunst der Sprachgestaltung eine eminent große Bedeutung für die
Zukunft des Menschenwesens zu. Der menschliche Leib wird dann aber bereits ganz anders
aussehen als heute:

"Es gibt im Menschen zweierlei Organe, solche, welche auf dem Wege sind, unvollkommen
zu werden, und nach und nach abfallen werden, und solche, die erst in der Ausbildung
begriffen sind. Alle niederen Organe, die sexuellen Organe, werden abfallen. Herz und
Kehlkopf dagegen sind Organe, die erst in der Zukunft ihre Vollendung haben werden, erst in
der Zukunft ihre Entwickelung finden werden.

Ich spreche zu Ihnen. Meine Gedanken sind in mir. Ich kleide sie in Worte. Diese kommen
aus dem Kehlkopf heraus, bringen Tonschwingungen hervor, und dadurch teilen sich meine
Gedanken Ihrer Seele mit. Der Kehlkopf ist der Apparat, die Luftwellen zu machen, und das,
was in der Seele ist, da hinauszubringen. Wenn jemand einen Apparat erfinden könnte,
durch den die Wellen verfestigt werden könnten, dann könnten Sie meine Gedanken, meine
Worte aufklauben. In der Zukunft wird der Kehlkopf nicht nur die Worte hervorbringen,
sondern er wird einstmals das schöpferische, das Zeugungsorgan sein, das dem Menschen
ähnliche Wesen hervorbringen wird.

In gewissen Zeiten, da war noch nicht die pflanzliche Natur des Menschen durchdrungen von
der begierdevollen Fleischesqualität. Gerade diejenigen Organe, die sich am spätesten aus
der tierischen Natur entwickelt haben, gehen zuerst wieder weg; das sind die
Fortpflanzungsorgane. Diese waren lange da als Pflanzenorgane, als der Mensch schon in
Fleisch da war. Deshalb sind in Sammlungen Bilder von Hermaphroditen mit
Pflanzenorganen zu sehen. Wenn in der Bibel erzählt wird vom Feigenblatt der Eva, so ist in
Wahrheit unter diesem Symbole zu verstehen, daß diese Organe die letzten waren, welche
sich im Fleische entwickelt haben. So muß in die religiösen Urkunden eingedrungen werden.
Die Sexualorgane sind untergehende Organe, dagegen ist der Kehlkopf in voller Umbildung
begriffen, und wenn der Mensch wieder keusch geworden sein wird, wird sich der Kehlkopf
der geistigen Sonne wieder zuwenden. Der Kelch der Pflanze entwickelte sich zu der
leidenschafterfüllten Fleischesform, und wieder wird der Kehlkopf zum keuschen, reinen
Kelche, der vom Geiste befruchtet wird, der der heiligen Liebeslanze entgegengehalten wird.
Das ist auch das Symbol des Heiligen Gral, sein hohes Ideal." (Lit.: GA 98, S. 23f)

Siehe auch
Kategorie:Geschlechtsorgan - Artikel in der deutschen Wikipedia
Geschlechtsorgan - Artikel in der deutschen Wikipedia
Literatur
Rudolf Steiner: Natur- und Geistwesen – ihr Wirken in unserer sichtbaren Welt, GA 98 (1996)

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der
Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email:
verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf
Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische
Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen
Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos
online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners
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ᐃᐁ
Geschlechtsorgane
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Geschlechtsteil)
Die Geschlechtsorgane, Fortpflanzungsorgane oder Genitalien haben sich als Folge des
Sündenfalls und der damit verbundenen Geschlechtertrennung herausgebildet. Anfangs
waren sie noch pflanzenartige, vegetabile Organe, die nur von den lebensspenden Kräften
des Ätherleibs durchzogen waren. Die Bibel deutet daruf hin mit dem Symbol des
Feigenblatts, mit dem Adam und Eva ihre Blöße bedeckten, nachdem sie vom Baum der
Erkenntnis gegessen hatten. Diese vegetativen Fortpflanzungskräfte wirken stark in den
Sekreten der Geschlechtsdrüsen (auch Keimdrüsen oder Gonaden), die aber auch eine
Vielzahl von Hormonen absondern, die den Astralleib beeinflussen. Die männliche Gonade
wird als Hoden (lat. Testikel), die weiblichen als Eierstock (lat. Ovar) bezeichnet.

Erst nach und nach wurden die Geschlechtsorgane durch den fortwirkenden luziferischen
Einfluss auch von astralen Kräften ergriffen und damit begann allmählich die sexuelle
Begierde zu erwachen. Bis dahin war die Fortpflanzung ein völlig unbewusster Vorgang. Das
änderte sich nun und damit erst begannen sich auch die Geschlechtsorgane im dichten
Fleisch auszubilden. Die Sexualorgane waren die letzten, die sich derart in fleischlicher
Gestalt formten. Die Bewusstseinsentwicklung der Menschheit machte dadurch einen
großen Sprung nach vorne und es wurde die Basis für das noch spätere Selbstbewusstsein
gelegt; zugleich begann aber auch der Egoismus immer stärker zu erwachen. Die triebhafte
Sexualität ist die eigentliche Quelle des Egoismus. Sie ist aber zugleich die notwendige
Voraussetzung dafür, dass der Mensch die Liebe entwickeln kann, indem er durch die freie
Tat seines Ichs den Egoismus überwindet und bereit ist, sich selbst zu verschenken.

Der Kehlkopf als künftiges Reproduktionsorgan


Die Geschlechtsorgane haben ihre heutige Gestalt nicht nur am spätesten bekommen, sie
werden auch am frühesten wieder verschwinden und die Fortpflanzung wird dann auf
andere Weise geschehen. Der Stimmbruch, der bei den Burschen in der Pubertät auftritt, ist
ein Hinweis darauf, dass ein Zusammenhang zwischen der Geschlechtsreife und den
Sprachorganen besteht. Der Kehlkopf wird sich künftig zu einem neuen Reproduktionsorgan
umbilden und der Mensch wird zeugend sein durch das Wort. Daher kommt auch der
anthroposophischen Kunst der Sprachgestaltung eine eminent große Bedeutung für die
Zukunft des Menschenwesens zu. Der menschliche Leib wird dann aber bereits ganz anders
aussehen als heute:

"Es gibt im Menschen zweierlei Organe, solche, welche auf dem Wege sind, unvollkommen
zu werden, und nach und nach abfallen werden, und solche, die erst in der Ausbildung
begriffen sind. Alle niederen Organe, die sexuellen Organe, werden abfallen. Herz und
Kehlkopf dagegen sind Organe, die erst in der Zukunft ihre Vollendung haben werden, erst in
der Zukunft ihre Entwickelung finden werden.

Ich spreche zu Ihnen. Meine Gedanken sind in mir. Ich kleide sie in Worte. Diese kommen
aus dem Kehlkopf heraus, bringen Tonschwingungen hervor, und dadurch teilen sich meine
Gedanken Ihrer Seele mit. Der Kehlkopf ist der Apparat, die Luftwellen zu machen, und das,
was in der Seele ist, da hinauszubringen. Wenn jemand einen Apparat erfinden könnte,
durch den die Wellen verfestigt werden könnten, dann könnten Sie meine Gedanken, meine
Worte aufklauben. In der Zukunft wird der Kehlkopf nicht nur die Worte hervorbringen,
sondern er wird einstmals das schöpferische, das Zeugungsorgan sein, das dem Menschen
ähnliche Wesen hervorbringen wird.

In gewissen Zeiten, da war noch nicht die pflanzliche Natur des Menschen durchdrungen von
der begierdevollen Fleischesqualität. Gerade diejenigen Organe, die sich am spätesten aus
der tierischen Natur entwickelt haben, gehen zuerst wieder weg; das sind die
Fortpflanzungsorgane. Diese waren lange da als Pflanzenorgane, als der Mensch schon in
Fleisch da war. Deshalb sind in Sammlungen Bilder von Hermaphroditen mit
Pflanzenorganen zu sehen. Wenn in der Bibel erzählt wird vom Feigenblatt der Eva, so ist in
Wahrheit unter diesem Symbole zu verstehen, daß diese Organe die letzten waren, welche
sich im Fleische entwickelt haben. So muß in die religiösen Urkunden eingedrungen werden.
Die Sexualorgane sind untergehende Organe, dagegen ist der Kehlkopf in voller Umbildung
begriffen, und wenn der Mensch wieder keusch geworden sein wird, wird sich der Kehlkopf
der geistigen Sonne wieder zuwenden. Der Kelch der Pflanze entwickelte sich zu der
leidenschafterfüllten Fleischesform, und wieder wird der Kehlkopf zum keuschen, reinen
Kelche, der vom Geiste befruchtet wird, der der heiligen Liebeslanze entgegengehalten wird.
Das ist auch das Symbol des Heiligen Gral, sein hohes Ideal." (Lit.: GA 98, S. 23f)

Siehe auch
Kategorie:Geschlechtsorgan - Artikel in der deutschen Wikipedia
Geschlechtsorgan - Artikel in der deutschen Wikipedia
Sexualität und Widersachermächte
Allmählich öffneten sich die Sinne nach außen auf die sinnliche Welt und der Mensch begann
sich langsam als eigenständiges Wesen von der Welt zu unterscheiden. Durch den
luziferischen Einfluss erwachte damit auch die sinnliche Begierde. Die sinnliche Begierde ist
Ausdruck des dahinter stehenden Egoismus, in dem die astralen Antipathiekräfte die
Sympathiekräfte beiweitem überwiegen. Die Sexualität blieb lange davor bewahrt, mit den
egoistischen Triebkräften verunreinigt zu werden. Bis weit in die atlantische Zeit hinein, lief
der Befruchtungsvorgang aber weitgehend unbewusst und damit auch begierdefrei ab.

"Sehen Sie, auch bei Luzifer handelt es sich nicht um das Zusammenstimmen irgendeiner
Vorstellung mit der Objektivität, radikal niemals, sondern darum, daß diejenigen
Vorstellungen entwickelt werden, die möglichst viel Bewußtsein im Menschen
hervorbringen. Also verstehen Sie mich wohl darinnen: die möglichst viel, möglichst
intensives Bewußtsein, ein möglichst ausgebreitetes Bewußtsein im Menschen
hervorbringen. Dieses ausgebreitete Bewußtsein, an dem Luzifer sein Interesse hat, ist ja
zugleich verknüpft, wenn es hervorgebracht wird, mit einer gewissen inneren Wollust des
Menschen. Und dieses Wollüstige ist wiederum Luzifers Gebiet. Sie erinnern sich vielleicht,
daß ich für die atlantischen Zeiten darauf aufmerksam gemacht habe, daß bis zu einem
gewissen Zeitpunkte alles Sexuelle unbewußt vor sich gegangen ist. Schöne Mythen der
verschiedenen Völker weisen hin auf diesen unbewußten Charakter des sexuellen Vorgangs
in der älteren Zeit. Er ist erst im Laufe der Zeit ins Bewußtsein hereingeholt worden. Luzifer
hat wesentlich Anteil daran, daß das Unbewußte hier in das Bewußte und immer Bewußtere
hereingeholt wird. Dieses: außer der dazu bestimmten Zeit, außer dem rechten Zeitenzyklus
Bewußtsein im Menschen hervorzurufen, also über etwas Bewußtsein hervorzurufen, wo
dieser Grad des Bewußtseins eigentlich in einem anderen Zeitpunkte richtig entwickelt
würde, das ist Luzifers Bestreben." (Lit.: GA 170, S. 233)

Erst als die irdischen Inkarnationen des Menschen begannen, konnte sich sein individuelles
Ich ausbilden und damit wurden auch die Voraussetzungen geschaffen, dass die Liebe in der
Menschheit erwachen konnte. Die Geschlechtsliebe ist die Vorstufe zu einer viel
umfassenderen Form der Liebe, die im höchsten Sinn nur mehr von den reinen Kräften der
Sympathie getragen wird.
Beim Kind spielt die Sexualität noch keine Rolle. Alle dahin gehenden Aussagen sind aus
geisteswissenschaftlicher Sicht falsch und beruhen auf einer Fehlinterpretation bloß
äußerlich konstatierter Erscheinungen. Erst wenn der im ersten Lebensjahrsiebent
dominierende nach außen gerichtete Mineralisierungsprozess mit dem Zahnwechsel seinen
Abschluss findet, beginnt im zweiten Jahrsiebt allmählich und zuerst noch ganz zart der nach
innen gerichtete Sexualisierungsprozess, der dann mit der Pubertät zu einer gewissen Reife
kommt. Erst mit der Geschlechtsreife löst sich die mütterliche Astralhülle auf, in die der
Astralleib des Kindes bis dahin eingebettet war, und wird nun zu einem eigenständigen
Wesensglied des heranwachsenden Jugendlichen. Diesen frei geworden Astralleib
beherrschen zu lernen, ist dann die wesentliche Aufgabe im dritten Jahrsiebt. Erst danach,
mit Beginn des vierten Jahrsiebents, ist das Ich bereit, verantwortungsvoll mit der Sexualität
umzugehen.

Kräfteströmungen im menschlichen Organismus bis zum Zahnwechsel.


"Sehen Sie, in den ersten sieben Jahren sind fortwährende Strömungen, Kräftewirkungen
vorhanden von dem übrigen Organismus nach dem Haupte hin. Gewiß sind auch
Strömungen vom Kopf nach dem übrigen Organismus, die sind aber in dieser Zeit schwach
im Verhältnis zu den starken Strömungen, die von dem Leib nach dem Kopfe gehen. Wenn
der Kopf wächst in den ersten sieben Jahren, wenn er sich noch weiter ausbildet, so rührt
das davon her, daß der Leib eigentlich seine Kräfte in den Kopf hineinschickt; der Leib drückt
sich in den Kopf hinein in den ersten sieben Jahren, und der Kopf paßt sich der
Leibesorganisation an. Das ist das Wesentliche in der menschlichen Entwickelung, daß sich
der Kopf in den ersten sieben Jahren der Leibesorganisation anpaßt. Daher dieses
Eigentümliche, was man beobachten kann, wenn man einen feinen Sinn hat für das
Verwandeln des menschlichen Antlitzes in den ersten sieben Lebensjahren, dieses
Heraufströmen der übrigen Organisation. Beachten Sie das nur einmal, wie das Gesicht des
Kindes ist, und wie es nach dem Zahnwechsel ganz anders geworden ist, wo sich der ganze
Leib gewissermaßen in den Gesichtsausdruck hineinergossen hat.

Kräfteströmungen im menschlichen Organismus vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife.


Dann kommt die Zeit ungefähr vom siebenten bis zum vierzehnten Lebensjahre, der zweite
Lebensabschnitt des Menschen, bis zur Geschlechtsreife. Da findet das gerade
Entgegengesetzte statt: ein fortwährendes Strömen der Kopfkräfte in den Organismus
hinein, in den Leib hinein; da paßt sich der Leib dem Kopfe an. Das ist sehr interessant
wahrzunehmen, wie eine vollständige Revolution im Organismus stattfindet: ein Strömen,
ein Hinaufkraften des Leibes in den Kopf in den ersten sieben Jahren, was dann den
Abschluß findet im Zahnwechsel, und dann eine Umkehrung, ein Hinunterströmen,
Hinunterkraften. Und durch dieses Hinunterströmen, Hinunterkraften wird der Mensch erst
ein Geschlechtswesen. Jetzt wird der Mensch erst ein sexuelles Wesen. Und das, was die
vorerst himmlischen oder irdischen Organe zu Geschlechtsorganen macht, das kommt aus
dem Kopf, das ist Geist. Die physischen Organe - man kann es geradezu so aussprechen -
sind gar nicht für Sexualität bestimmt; sie werden erst angepaßt der Sexualität. Und wer
behauptet, sie wären ursprünglich der Sexualität angepaßt, der urteilt nur nach der äußeren
Meinung. Sie sind so, daß die einen angepaßt sind dem Himmlischen, die anderen dem
Irdischen. Abbilder sind sie. Der Geschlechtscharakter wird ihnen erst aufgedrückt durch das,
was aus der Kopfströmung kommt vom siebenten bis zum vierzehnten Jahre. Da erst wird
der Mensch ein Geschlechtswesen.

Es ist außerordentlich bedeutsam, daß man diese Dinge genau ins Auge faßt; denn man
erlebt es heute in der Praxis alle Augenblicke, daß Leute kommen mit den kleinsten Kindern
und darüber klagen, daß sie geschlechtliche Ungezogenheiten haben. Das ist vor dem
siebenten Jahre gar nicht möglich, weil das, was dann vorhanden ist, überhaupt nichts
Geschlechtliches ist, gar nicht diese Bedeutung hat. Und es würde auf medizinische Weise
eine Heilung hier nicht eintreten können, sondern auf normale Weise dadurch, daß man
diese Dinge nicht mehr mit falschen Namen benennt und dadurch ihnen falsche
Begriffshüllen überwirft. Erwerbe man sich doch wiederum jene, ich möchte sagen, heilige
Unschuld, welche die Alten hatten mit Bezug auf diese Dinge, denen es gar nicht eingefallen
wäre bei ihrem noch atavistischen Wissen aus der geistigen Welt, bei Kindern schon von der
Sexualität zu sprechen." (Lit.: GA 170, S. 46ff)

Wie im individuellen einzelnen Erdenleben, so erwachte die bewusste Sexualität auch in der
Menschheit insgesamt erst allmählich. Als die sexuelle Vereinigung der beiden Geschlechter
zu einem immer bewussteren Vorgang wurde, kam die Menschheit dabei zugleich auf einen
gefährlichen Scheideweg, der aber beschritten werden muss, wenn das menschliche Ich sein
Entwicklungsziel erreichen soll. Einerseits wurde das Tor zur Liebe geöffnet, die das
eigentliche Entwicklungsziel der Erd- und Menschheitsentwicklung ist. Anderseits wurde
damit auch der Abgrund aufgerissen, der die Menschheit in den schlimmsten Egoismus
hinabschleudern kann, in dem nur mehr die dunkelsten Kräfte der Antipathie herrschen, die
den Menschen in die Fänge der schlimmsten Widersachermächte, der Asuras, treibt. Im
Sexualsystem liegt der Ursprung des Egoismus und mit Hilfe der Sexualität wollen die Asuras
den Egoismus bis zur schwarzmagischen Gewalt steigern:

"Die höheren Kräfte unserer geistigen Vorgänger sind verknüpft mit den Kräften unserer
eigenen niederen Natur. Die menschlichen Leidenschaften stehen in okkulter Beziehung zu
den höheren Kräften der uns vorausgegangenen geistigen Wesenheiten. Überall wo
Ausschweifung ist, dort ist die Materie gegeben, in der mächtige asurische Kräfte raffinierte
Intellektualität ausströmen in die Welt. Bei verdorbenen Menschenstämmen sind solche
starken asurischen Kräfte zu finden. Der schwarze Magier bezieht gerade aus dem Sumpf der
Sinnlichkeit seine stärksten dienenden Kräfte. Die sexuellen Riten sind dazu da, um in diese
Kreise hineinzubannen. Es besteht ein fortwährender Kampf auf der Erde, der auf der einen
Seite danach strebt, die Leidenschaften zu läutern, und auf der anderen Seite das Streben
hat nach Verstärkung der Sinnlichkeit. Die Wesenheiten, die das Christus-Prinzip zum Führer
haben, suchen die Erde für sich zu gewinnen, aber auch die anderen, feindlichen
Wesenheiten suchen die Erde an sich zu reißen." (Lit.: GA 93a, S. 149)

Könnten die Asuras ihr Ziel erreichen und die Menschheit im absoluten Egoismus verhärten,
dann würde damit auch das menschliche Ich ausgelöscht, denn das Wesen des Ichs besteht
darin, sich selbst bedingungslos zu verschenken.

Starke Impulse erfährt die Sinnlichkeit durch die Kräfte Oriphiels, die mit dem alten Saturn
zusammenhängen, auf dem die Keime zu unseren Sinnesorganen gelegt wurden. Im
kommenden Oriphiel-Zeitalter, das unser gegenwärtiges Michaelzeitalter etwa gegen 2300
n. Chr. ablösen wird, werden wir diesen Einfluss noch viel stärker zu spüren bekommen:
"Die Erde steht jetzt (periodenweise) unter dem Einfluß der Saturnkräfte der Erde, das heißt
der Kräfte, die die Erde beibehalten hat von dem alten Saturn her, auf dem die ersten
Anfänge zu unseren Organen gebildet wurden. (Die Aufgabe des Saturns bestand darin, die
ersten Keime zu unseren physischen Sinnesorganen zu entwickeln.)

Die Erde steht periodenweise unter dem Einfluß der Kräfte der Planeten, deren Zustand wir
durchgemacht haben. Und so stehen wir jetzt unter dem Einfluß der Saturnkräfte der Erde.
Die Saturnkräfte wirken auf die Sinnesorgane, die bis zu einer früher nicht erreichten Höhe
ausgebildet sind. Daraus erklärt es sich, daß das Streben und Trachten der Menschheit in so
hohem Maße auf das Sinnenfällige gerichtet ist.

Oriphiel bekommt seine Kräfte aus dem heutigen Saturn. Nach vierhundert Jahren wird er
seine Herrschaft wieder antreten. Wenn dann die irdischen Saturnkräfte sich mit den Kräften
des heutigen Saturn vereinen, wird es auf der Erde noch viel schlimmer werden. Die
furchtbaren Entartungen, die wir schon heute in geschlechtlichen Dingen sehen, werden
noch ein viel höheres Maß erreichen; sie könnten überhaupt nicht existieren, wenn nicht der
Saturn die Erde beherrschte." (Lit.: GA 266a, S. 261f)

Sexualität und Verstandeskräfte


„Alle Völker hatten ursprünglich Vorfahren, welche nicht so sehr darauf gesehen haben,
keine nahen Verwandten zu heiraten. Eine nahe Blutsverwandtschaft war keineswegs ein
Hindernis für die Ehe. Man sagte, daß solche Kinder, die von am nächsten verwandten Eltern
abstammten, am meisten erleuchtet waren: sie waren somnambul. Die weitere Evolution
geht nun immer mehr und mehr dahin, daß sich solche Menschen verbinden, die nicht
blutsverwandt sind. Es ist ein Gesetz, daß sich durch die Verbindung Fernerstehender der
Ätherleib der Menschen herauslockert aus dem physischen Leib. Bei den blutsverwandten
Ehen saß bei den Nachkommen der Ätherleib fest. Er wurde von innen heraus erleuchtet. Sie
dachten noch mehr mit dem Sonnengeflecht, aber sie hatten nicht Urteilskraft. Diese wächst
durch Fernehen und tritt in demselben Maße auf, wie die alten blutsverwandten Ehen
zurückgehen. Es schwindet dann das alte somnambule Anschauen, und es tritt eine neue Art
des Anschauens auf, die Urteilskraft. Man bezeichnet diese neue Epoche mit dem
Aufkommen des dionysischen Prinzips. Dionysos wird zerstückelt, nur das Herz wird gerettet.
Als das Dionysische auftrat, wurden die Menschen zerstückelt und dann wieder aufs neue
zusammengeführt durch das Herz, die seelische Verwandtschaft, die mit einer vollständigen
Veränderung des sexuellen Lebens zusammenhängt. Der Verstand ist umgewandelte frühere
Verwandtensexualität.“ (Lit.:GA 97, S. 167f)

„In der Siegfriedsage haben wir eine Schilderung davon, wie sich die neue Ordnung auflehnt
gegen die Blutsverwandtschaftsehe: Siegmund und Sieglinde, deren Ehe von Frigga
verworfen wird. Wotan ist der Begründer der Fernehe. Bei den verschiedenen Völkern ist die
Fernehe zu verschiedenen Zeiten eingeführt worden, aber es existiert ein eigenartiger
Zusammenhang zwischen dem Übergang zur Fernehe und der Ausbildung des Verstandes. Es
ist ein okkulter Satz, daß die Fernehe auf einen Teil des Ätherkörpers tötend wirkt: das
Vorderhirn wird belebt, während das alte Hellsehen abgetötet wird, das durch
Blutsverwandtschaftsehen wächst. Die verstandesmäßige Erfassung der Dinge erwacht.
Heute ist die Menschheit der Fernehe angepaßt, wie sie es früher der Verwandtschaftsehe
war. Die Verwandtenehe wirkt heute schädigend auf die geistige Tätigkeit der Kinder,
besonders auf das Sinnesorgan, das mit der Verstandesentwickelung zusammenhängt, das
Auge. Daher gibt es so viele Blinde in Verwandtenehen. Nur durch die Fernehe wird das
Gehirn verbessert. Diese physiologische Tatsache steht in engem Zusammenhang mit der
Menschheitsentwickelung. Sie war notwendig, um das Erscheinen des Christentums
vorzubereiten. Hatte dieses unter andern Bedingungen entstehen können? Es bringt die
Liebe der Seele zur Seele, das Wirken von Seele auf Seele. Die Blutsverwandtschaftsliebe
mußte erst überwunden werden. Die Völker werden überhaupt erst reif für das Christentum
werden, wenn sie die Verwandtschaftsliebe überwunden haben. Die alten Eingeweihten
Ägyptens stammten immer aus der gleichen Familie innerhalb langer Generationen. Die
ältere Weisheit war intuitiver Art, was um so deutlicher hervortritt, je weiter man die
Menschheit zurückverfolgt. Das verstandesmäßige Überlegen hängt mit der Grundlage des
Christentums zusammen.“ (S. 172f)

„Zwischen Göttern und Menschen stehen nun Wesenheiten, die ihre Entwickelung nicht zu
gleicher Zeit mit den Göttern vollendet haben, die sozusagen in der Schule der Evolution
sitzengeblieben sind, den Menschen aber weit voraus sind. Es sind die luziferischen
Wesenheiten. Sie sind die Anfacher der höheren geistigen Selbständigkeit beim Menschen.
Sie erzogen ihn zum Aufruhr gegen die Götter, sie bildeten jenen Teil in ihm aus, der die
Götter nicht nährt. In der Paradiesessage erscheint deshalb Luzifer als Schlange, und die
Strafe Jehovas ist: «Mit Schmerzen sollst du Kinder gebären.» Die Scharen des Luzifer
wirkten weiter an der Verstandeserziehung. Was sie nicht erreicht hatten, holten sie nach,
als die Fernehe entstand. Nicht mehr das unfreie Blut bewirkt Liebe, sondern von außen
durch Übereinstimmung der Seelen kommt sie. Wenn wir dies erwägen, wird uns auch
Jehovas Walten klar: Er ordnet durch richtige Gesetze die Blutsverwandtschaft. Das alte
Gesetz schafft unter den Menschen Ordnung. Luzifer wurde achthundert bis neunhundert
Jahre vor Christus frei, und die innere Kraft der Seele beginnt sich zu entfalten. Christus ist
der Repräsentant der neuen Ordnung. Das äußere Gesetz wurde auf dem Sinai gegeben, das
innere Gesetz, die Gnade, ist denen gegeben, die befreit durch Christus sind. So ist der
Fortschritt der Menschheit: immer mehr mußte sich im Menschen das luziferische Prinzip
entwickeln. Die äußere Wissenschaft soll durch die Theosophie frei werden: Wissenschaft
vertieft zur Weisheit. Der Name Luzifer deutet das Prinzip der Selbständigkeit an, deshalb
nannte Madame Blavatsky ihre erste Zeitschrift so und deshalb heißt die unsere so, um
dieses Prinzip zu dokumentieren. Mehr und mehr werden sich die Unterschiede zwischen
Menschen und Völkern abschleifen und der erste Satz der Prinzipien der Theosophischen
Gesellschaft in Kraft treten: den Kern einer Menschenbruderschaft zu bilden. Die Liebe der
Blutsverwandtschaft wird immer mehr überwunden werden, und man wird mehr die
seelischen Zusammenhänge suchen. Aus den größten Fernen werden sich die Seelen
zusammenfinden. Die Weiterentwikkelung und Umwandlung des Verstandes wird uns in der
Zukunft ein neues Hellsehen bringen. Das Überwinden der Geschlechtsliebe bedeutet
zunächst Vereinsamung. Der Chela muß entwurzelt werden - die große Überwindung aller
Verwandtschaftsgefühle, das ist die Funktion des luziferischen Prinzips.“ (S. 173f)

Liebe und Sexualität


"Denn der menschliche Organismus ist gerade in der Zeit vom Zahnwechsel bis zur
Geschlechtsreife eben als Organismus auch geneigt, sich zur Liebe hin zu entwickeln. Nun,
man muß in unserem heutigen Zeitalter gerade die Tugend der Liebe im richtigen Lichte
sehen. Denn der Materialismus hat allmählich tatsächlich die Liebe außerordentlich stark zu
einer vereinseitigten Vorstellung gebracht. Und da dieser Materialismus vielfach die Liebe
nur in der Geschlechtsliebe sehen will, so führt er alle anderen Liebesäußerungen eigentlich
auf versteckte Geschlechtsliebe zurück. Und wir haben ja sogar in demjenigen, was ich
vorgestern bezeichnete als Dilettantismus zum Quadrat - nicht bei allen, viele lehnen das ab
-, aber wir haben bei vielen Psychoanalytikern geradezu eine Zurückführung von sehr vielen
Lebenserscheinungen, die damit gar nichts zu tun haben, auf das sexuelle Element.
Demgegenüber muß gerade der Lehrende und Erziehende sich etwas angeeignet haben von
dem Universellen der Liebe. Denn nicht nur die Geschlechtsliebe bildet sich aus in dem
Zeitalter vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife, sondern überhaupt das Lieben, das
Lieben für alles. Die Geschlechtsliebe ist nur ein Teil der Liebe, die sich heranbildet in diesem
Lebensalter. Man kann in diesem Lebensalter sehen, wie sich die Naturliebe heranbildet, wie
sich die allgemeine Menschenliebe heranbildet, und man muß eben einen starken Eindruck
davon haben, wie die Geschlechtsliebe nur ein Spezialkapitel ist in diesem allgemeinen
Buche des Lebens, das von der Liebe redet. Wenn man das versteht, so wird man auch die
Geschlechtsliebe erst in der richtigen Weise ins Leben hinein orientieren können. Heute ist
im Grunde genommen gerade für viele Theoretiker die Geschlechtsliebe der Moloch
geworden, der alle Liebespflanzen eigentlich nach und nach aufgefressen hat.

Die Liebe entwickelt sich in der Seele in anderer Weise als die Dankbarkeit. Die Dankbarkeit
muß wachsen mit dem Menschen; daher muß sie eingepflanzt werden in jenem Lebensalter,
wo die Wachstumskräfte am stärksten sind. Die Liebe, die muß erwachen. Es ist tatsächlich
in der Entwickelung der Liebe etwas wie ein Vorgang des Erwachens. Die Liebe muß auch in
ihrer Entwickelung in seelischeren Regionen gehalten werden. Dasjenige, in das der Mensch
hineinwächst, indem er die Liebe in sich allmählich entwickelt, ist ein langsames,
allmähliches Erwachen, bis zuletzt das letzte Stadium dieses Erwachens eintritt." (Lit.: GA
306, S. 119ff)

Liebe, Erotik, Sexualität


„Alles, was geistig ist, hat selbstverständlich seine äußere sinnliche Form, denn es taucht der
Geist unter in die Physis. Er verkörpert sich in der Physis. Vergißt er dann seiner selbst, wird
er nur die Physis gewahr, dann glaubt er, daß dasjenige, was geisterregt ist, bloß durch die
Physis erregt ist. In diesem Wahn lebt unsere Zeit. Sie kennt nicht die Liebe. Sie phantasiert
nur von der Liebe, ja, lügt von der Liebe. Sie kennt in der Wirklichkeit nur die Erotik, wenn
gedacht wird über die Liebe. Ich will nicht sagen, daß nicht der Einsame die Liebe erlebt,
denn der Mensch verleugnet in seinem unbewußten Fühlen, in seinem unbewußten Wollen
viel weniger den Geist als bei seinem Denken - wenn aber die gegenwärtige Zivilisation über
die Liebe denkt, dann spricht sie nur das Wort Liebe, dann redet sie eigentlich von Erotik.
Und man kann schon sagen: Gehe man die gegenwärtige Literatur durch, überall, wo zum
Beispiel im Deutschen Liebe steht, sollte eigentlich das Wort Erotik gesetzt werden. Denn
das ist es, was das in den Materialismus getauchte Denken allein kennt von der Liebe. Es ist
die Verleugnung des Geistes, welche die Liebeskraft zur erotischen Kraft macht. Auf vielen
Gebieten ist nicht nur an die Stelle des Genius der Liebe, ich möchte sagen, sein niederer
Diener, die Erotik getreten, sondern an vielen Stellen ist nun auch das Gegenbild, der Dämon
der Liebe getreten. Der Dämon der Liebe aber entsteht, wenn das, was sonst gottgewollt im
Menschen wirkt, durch das menschliche Denken in Anspruch genommen wird, durch die
Intellektualität abgerissen wird von der Geistigkeit.

So daß der absteigende Weg der ist: Man erkennt den Genius der Liebe, man hat die
durchgeistigte Liebe. Man erkennt den niederen Diener, die Erotik. Man fällt aber in den
Dämon der Liebe. Und der Genius der Liebe hat seinen Dämon in dem Interpretieren, nicht
in der wirklichen Gestalt, aber in dem Interpretieren der Sexualität durch die heutige
Zivilisation. Wie wird heute schon nicht nur von der Erotik gesprochen, wenn man an die
Liebe herankommen will, sondern nurmehr von der Sexualität!

In diesem Reden der Zivilisation über die Sexualität ist, man kann schon sagen, vieles von
dem eingeschlossen, was als sogenannter Unterricht über die Sexualität heute angestrebt
wird. In diesem heutigen intellektualisierten Reden über die Sexualität lebt die Dämonologie
der Liebe. Wie auf einer anderen Stufe der Genius, dem das Zeitalter folgen soll, in seinem
Dämon erscheint, weil der Dämon ja eintritt, wo man den Genius verleugnet, so ist es auch
auf diesem Gebiete, wo das Geistige in seiner intimsten Form, in der Liebeform, erscheinen
soll. Unser Zeitalter betet oft statt zu dem Genius der Liebe zu dem Dämon der Liebe und
verwechselt dasjenige, was Geistigkeit der Liebe ist, mit der Dämonologie der Liebe in der
Sexualität.

Gerade auf diesem Gebiete können natürlich die vollständigsten Mißverständnisse


entstehen. Denn was in der Sexualität ursprünglich lebt, ist durchdrungen von der geistigen
Liebe. Aber die Menschheit kann herunterfallen von dieser Durchgeistigung der Liebe. Und
sie fällt am leichtesten herunter in dem intellektualistischen Zeitalter. Denn wenn der
Intellekt diejenige Form annimmt, von der ich gestern gesprochen habe, dann wird das
Geistige der Liebe vergessen, dann wird nur ihr Äußeres in Betracht gezogen.

Es ist in des Menschen Macht, möchte ich sagen, daß er sein eigenes Wesen verleugnen
kann. Er verleugnet es, wenn er von dem Genius der Liebe heruntersinkt zu dem Dämon der
Sexualität - wobei ich eben durchaus die Art des Fühlens über diese Dinge verstehe, wie sie
zumeist in der Gegenwart vorhanden ist.“ (Lit.:GA 225, S. 181ff)

Siehe auchAnonym
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Biografie Rudolf Steiner


Martin von Mackensen: Ein Vortrag für die Landbauschüler am Dottenfelderhof
ᐃᐁ
Geschlechtertrennung
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte

Adam Kadmon, der himmlische Urmensch, wird manchmal in androgyner Gestalt mit
männlichen und weiblichen Geschlechtsmerkmalen dargestellt.
Der Löwenmensch aus dem Hohlenstein-Stadel. Aus den Löwenmenschen ging das weibliche
Geschlecht hervor.

Stiermenschen-Statue aus dem Yorkshire Sculpture Park. Aus den Stiermenschen entstand
das männliche Geschlecht.
Nach der Geschlechtertrennung konnte sich das ursprünglich androgyne bzw.
hermaphroditische, zweigeschlechtliche, männlich-weibliche (hebr. ‫ זָכָ ֥ר ּונְ קֵ ָב֖ה‬zâkâr û -
neqevâh) Menschenwesen nur mehr in einseitiger Gestalt als Mann (hebr. ‫ ִאיׁש‬isch = Mann,
Gatte) oder Frau (hebr. ‫ ִאָּׁש ה‬ischah = Frau, Gattin; pl. ‫" נִָׁש ים‬naschim") auf der Erde
inkarnieren; der Mensch wurde ein eingeschlechtliches Wesen.

Von der Geschlechtertrennung sind nur die beiden untersten Wesensglieder des Menschen
betroffen, der Ätherleib und der physische Leib, die aber jeweils gegensätzliche Geschlechter
verkörpern. Ist der physische Leib männlich, so ist der Ätherleib weiblich und umgekehrt. Im
Zuge der wiederholten Erdenleben des Menschen wechselt in der Regel mit jeder
Inkarnation das Geschlecht, wobei diese Regel aber auch häufig durchbrochen wird. Maximal
aber folgen sieben Erdenleben mit dem gleichen Geschlecht aufeinander.

Biologischer Hintergrund
Während bei der ungeschlechtlichen Vermehrung die Nachkommenschaft genetisch
weitgehend identisch ist und damit eine Art biologischer Unsterblichkeit gewährleistet wird,
kommt es bei der geschlechtlichen Fortpflanzung durch das Zusammenwirken zweier
Partner der selben Art, aber unterschiedlichen Geschlechtstyps, durch den damit
verbundenen Genomaustausch zu einer rasch voranschreitenden Differenzierung, durch die
das Einzelwesen mit seiner einmaligen genetischen Besonderheit aber auch notwendig dem
biologischen Tod unterworfen ist. Durch die Notwendigkeit der Partnerwahl wurde u. a. die
Entwicklung der Sinne entscheidend gefördert und eine Fülle völlig neuer Verhaltensmuster
und eine stärkere soziale Bindung konnte entstehen.

Gruppenseelen - Löwenmenschen und Stiermenschen


Bis in die Mitte der lemurischen Zeit erfolgte die Fortpflanzung ungeschlechtlich durch eine
Art von Selbstbefruchtung. Im Bilde der Isis, die durch den Sonnenstrahl des Osiris
befruchtet wird, deuteten die ägyptischen Mysterien auf diese ungeschlechtliche
Fortpflanzungskraft des Mondes hin.

Die vier Sphinxtiere entsprechen den vier Gruppenseelen des lemurischen und atlantischen
Menschen. Die Löwenrasse hatte einen männlichen Ätherleib, der genügend Kraft hatte, den
physischen Leib selbst ohne äußere Anregung zu befruchten. Es war eine unmittelbare
Befruchtung aus dem Geistigen, ohne die Mithilfe eines anderen Wesens. Die Stierrasse
hingegen hatte einen weiblichen Ätherleib und verlor allmählich die Fähigkeit zur
selbsttätigen Fortpflanzung, konnte aber nach und nach die Löwenmenschen befruchten.
Nach der Aufnahme des Ichs entwickelte sich aus der Löwenrasse das weibliche, aus der
Stierrasse das männliche Geschlecht (Lit.: GA 107, S. 74ff).

Die Seele ist männlich und weiblich zugleich. Solange die Leiber noch weich und bildsam
waren, konnten sie ganz den seelischen Impulsen folgen. Als die Verhärtung der Leiblichkeit
voranschritt, war das nicht mehr in vollem Umfang möglich. Es kam zur
Geschlechtertrennung, wobei der männliche Leib mehr durch die Willensimpulse, der
weibliche Leib mehr durch das Vorstellungsvermögen geprägt wurde.

"Die Zeiten, in die wir nunmehr zurückblicken, liegen etwas vor der Mitte der Epoche, die in
den vorhergehenden Abschnitten als die lemurische bezeichnet worden ist. Der
Menschenleib bestand da noch aus weichen bildsamen Stoffen. Es waren auch die übrigen
Bildungen der Erde noch weich und bildsam. Gegenüber ihrem späteren verfestigten war die
Erde noch in einem quellenden, flüssigeren Zustande. Indem die Menschenseele damals sich
im Stoffe verkörperte, konnte sie sich diesen Stoff in einem viel höheren Grade anpassen als
später. Denn daß die Seele einen männlichen oder weiblichen Leib annimmt, rührt davon
her, daß ihr die Entwickelung der äußeren Erdennatur den einen oder den andern aufdrängt.
Solange die Stoffe noch nicht verfestigt waren, konnte die Seele diese Stoffe unter ihre
eigenen Gesetze zwingen. Sie machte den Leib zu einem Abdruck ihres eigenen Wesens. Als
aber der Stoff dicht geworden war, mußte sich die Seele den Gesetzen fügen, welche diesem
Stoffe von der äußeren Erdennatur aufgeprägt wurden. Solange die Seele noch über den
Stoff herrschen konnte, gestaltete sie ihren Leib weder männlich noch weiblich, sondern gab
ihm Eigenschaften, die beides zugleich waren. Denn die Seele ist männlich und weiblich
zugleich. Sie trägt in sich diese beiden Naturen. Ihr männliches Element ist dem verwandt,
was man Willen nennt, ihr weibliches dem, was als Vorstellung bezeichnet wird. — Die
äußere Erdenbildung hat dazu geführt, daß der Leib eine einseitige Bildung angenommen
hat. Der männliche Leib hat eine Gestalt angenommen, die aus dem Element des Willens
bestimmt ist, der weibliche hingegen trägt mehr das Gepräge der Vorstellung. So kommt es
denn, daß die zweigeschiechtliche, männlich- weibliche Seele in einem eingeschlechtlichen,
männlichen oder weiblichen Leib wohnt. Der Leib hatte also im Laufe der Entwickelung eine
durch die äußeren Erdenkräfte bestimmte Form angenommen, daß es fortan der Seele nicht
mehr möglich war, ihre ganze innere Kraft in diesen Leib auszugießen. Sie mußte etwas von
dieser ihrer Kraft in ihrem Innern behalten und konnte nur einen Teil derselben in den Leib
einfließen lassen.

Verfolgt man die Akasha-Chronik, so zeigt sich folgendes. In einer alten Zeit erscheinen
menschliche Formen vor uns, weich, bildsam, ganz verschieden von den späteren. Sie tragen
noch die Mannes- und die Frauennatur gleichmäßig in sich. Im Verfolg der Zeit verdichten
sich die Stoffe; der Menschenleib tritt in zwei Formen auf, von denen die eine der späteren
Mannes-, die andere der späteren Frauenbildung ähnlich wird. Als dieser Unterschied noch
nicht aufgetreten war, konnte jeder Mensch einen anderen aus sich hervorgehen lassen. Die
Befruchtung war kein äußerer Vorgang, sondern etwas, was sich im Innern des
Menschenleibes selbst abspielte. Dadurch, daß der Leib männlich oder weiblich wurde,
verlor er diese Möglichkeit der Selbstbefruchtung. Er mußte mit einem anderen Leibe
zusammenwirken, um einen neuen Menschen hervorzubringen." (Lit.: GA 11, S. 74ff)

Männliche und weibliche Weisheit


"Nun wollen wir uns einmal klar werden, wie das gekommen ist. Das ist so gekommen, daß
zunächst, bevor es ein männliches und weibliches Geschlecht gab, eine
Zweigeschlechtlichkeit in dem einen Individuum vorhanden war. Wir müssen nun fragen:
Was war in dem einen Individuum das Befruchtetwerdende und was war das Befruchtende?
In der alten griechischen Mythologie wird Zeus dargestellt mit mächtigen Frauenbrüsten. Es
drückt sich darin eine Wahrheit aus, die in den alten Mysterien bekannt war und die uns
auch die Urkunden lehren, daß das Geschlecht - wenn ich es so nennen darf -, das unserem
unmittelbar vorangegangen ist, äußerlich-physisch nicht dem männlichen, sondern dem
weiblichen Geschlecht ähnelte. So daß wir also vor der äußeren Trennung beide
Geschlechter in einem Individuum haben, das äußerlich - im physischen Ausdruck und im
ganzen Empfinden und Wesen - weiblich war. Wir haben es also am Ursprunge des
Menschengeschlechtes zu tun mit einem nach der weiblichen Seite hingeneigten,
zweigeschlechtlichen Individuum. Das männliche Geschlecht ist erst später hervorgegangen.
Nun müssen wir uns klar sein, daß in diesem Individuum, das die beiden Geschlechter in sich
selbst hat, auch ein Befruchtendes, ein männlicher Same da war. Das Weib hatte den Mann
in sich. Wenn wir uns das klarmachen, daß das Weib den Mann in sich hatte, dann können
wir uns auch nach unseren gewöhnlichen naturwissenschaftlichen Begriffen vorstellen, daß
die Fortpflanzung gesichert war. Daß dies damals durch das Weib geschehen ist, das wollen
wir einmal festhalten.

Nun trat die Zeit ein, in welcher die Dinge auseinandergehen sollten. Welchen Charakter
hatte nun im Weibe eigentlich das Befruchtende, das, was die Weibnatur da auf dem
physischen Plan befruchtete? Das, was auf das Weibliche als Same wirkte, das war das
Männliche; und das war das Geistige, die Weisheit. Das Weib gab den Stoff, der Geist gab die
Form. Ausgestaltung auf dem physischen Plan ist verwirklichte Weisheit. Im Weibe wirkte
die Weisheit. Nun differenzierten sich die beiden, indem die zwei Dinge, die früher
zusammengewirkt hatten, als zwei getrennte Pole auftraten. Was früher in ein einziges
Organ des Menschen zusammengedrängt war, trennte sich, und dadurch entstand eine
Zweiheit in der Menschenbildung. Diese Zweiheit entstand so, daß zunächst in dem einen
Individuum die Fruchtbarkeit, die Möglichkeit, daß das weibliche Ei sich fortpflanzte,
aufhörte. Das weibliche Ei verlor die Möglichkeit, aus dem eigenen Körper befruchtet zu
werden. So haben wir es zu tun mit einem unfruchtbar gewordenen Weiblichen und einem
darüberstehenden Geistigen. Es geschah durch Abspaltung der physischen Organe die
Trennung der beiden Geschlechter, und die Möglichkeit der Befruchtung wird nun durch das
andere Geschlecht gegeben. Zwei Individuen entstehen, das eine mit physischer
Weiblichkeit und das andere mit physischer Männlichkeit: Die Weisheit hat beim Manne
weiblichen, beim Weibe männlichen Charakter." (Lit.: GA 93, S. 217)

Die Tempellegende - Kain und Abel


"Die Bibel selbst, das Alte Testament, ist hervorgegangen aus der weiblichen, der intuitiven
Weisheit, sie trägt deren Grundcharakter. Das Alte Testament ist weibliche Weisheit. Die
männliche Weisheit brachte es nicht zur Intuition. Sie beschränkte sich auf das Bauen und
Arbeiten; sie nahm Steine und machte Gebäude, sie nahm Metalle und machte
Gerätschaften. Die Tempellegende stellt das so dar:

Einer der Elohim befruchtete die Eva, und da entstand Kain. Nachher schuf Jehova - ein
anderer der Elohim, auch Adonai genannt - den Adam. Und Adam erzeugte mit Eva den Abel.
Diese Legende stellt nun die Kainsweisheit der biblischen Weisheit entgegen, so daß wir
beim Aufgehen der vierten Unterrasse zwei einander entgegenstehende Strömungen haben:
die Bibel als weibliche Weisheit und die Tempelweisheit als die männliche Opposition
dagegen. Das was der Mann [die männliche Weisheit?] wollte, wurde der weiblichen
Weisheit schon in der vorchristlichen Zeit entgegengestellt Das weitere ist so, daß Kain
seinen Bruder Abel erschlägt. Das steht auch in der Tempellegende. Jehova machte Streit
zwischen Kains Geschlecht und Abels Geschlecht, und Kain tötete den Abel. Das heißt nichts
anderes . . . [Hier folgen in der Nachschrift einige sehr unklare Sätze.]
Was war die Folge davon, daß diese Kainsweisheit entstand? Die Folge davon war, daß das
Fruchtbare, das sich durch die eigene Weisheit fortpflanzte, getötet wurde. Indem Kain den
Abel tötete, tötete männliche Erkenntnis in ihm das, was durch die Götter hervorgebracht
worden war: die Möglichkeit der Fortpflanzung aus sich selbst. Das heißt, es wird dadurch,
daß auf den Mann die Erkenntnis übergeht, der Abel in ihm ertötet.

Das ist ein Vorgang im Menschen selbst. Durch die männliche Erkenntnis wird die
hervorbringende Kraft, wird Abel getötet. Nun stehen einander feindlich gegenüber die
Nachkommen des Kain und das Geschlecht derer, die an die Stelle des Abel gesetzt werden,
die Nachkommen des Seth. Die Nachkommen des Kain sind diejenigen, welche ihre
männliche Weisheit verwenden auf den Bau der äußeren Welt; die passive Weisheit wird
zum Bau der äußeren Welt verwendet. Nicht die göttliche Weisheit strömt auf sie hernieder.
Aus dem Freien muß sie mauern an der Welt. Sie hat keine göttliche Intuition. Durch
Probieren, durch Erfahrung entsteht das Zusammenfügen der rein mineralischen Produkte
der Erde. So wird aus diesem Kainsgeschlechte Tubal-Kain geboren, und so wird später
Hiram-Abiff oder Adon-Hiram aus diesem Geschlecht geboren." (Lit.: GA 93, S. 219f)

Die unwahre Gestalt der beiden irdischen Geschlechter


„Nur den Kopf und die Gliedmaßen erkennt der Geistesforscher als wahres Abbild des
Geistigen an, alles andere ist verzeichnet. Das rührt davon her, daß die Trennung in Mann
und Weib sich zurückführen läßt auf die lemurische Zeit, in der eine einzige Gestalt alles das
in sich vereinigte, was wir jetzt getrennt vor uns sehen. Diese Trennung ist erfolgt, damit
ermöglicht wurde, mit der Fortentwickelung ein immer mehr materielles Werden zu
verbinden. So hat denn der Mensch seine Gestalt aus einer geistigen Urgestalt immer mehr
materialisiert. Denn in der Form des neutralen Geschlechts war er noch eine dem Geiste
näherstehende Gestalt. Bei der dann eintretenden Fortentwickelung in der Richtung auf das
Weibliche behielt dieses gleichsam zurück eine frühere Gestalt, in der der Mensch noch
geistiger war. Die weibliche Gestalt behielt diese geistigere Form bei, stieg nicht so tief ins
Materielle hinunter, als es eigentlich der normalen Entwickelung entsprochen hätte. So hat
denn die Frau eine geistigere Gestalt festgehalten aus einer früheren Entwicklungsstufe. Sie
hat damit etwas konserviert, was eigentlich unwahr ist. Sie soll auch das Abbild des Geistigen
sein, ist aber materiell verzeichnet. Gerade umgekehrt ist es beim Manne. Dieser hat den
normalen Entwickelungspunkt übersprungen, ist also darüber hinausgelangt und prägt eine
äußere Gestalt aus, die materieller ist als die Schattengestalt hinter ihm, die dem normalen
Mittel entspricht.

Die Frau steht vor diesem wahren Mittel, der Mann ist darüber hinausgegangen. Keiner von
beiden gibt den wahren Menschen wieder. Es ist daher nicht das Höchste, Vollkommenste,
was wir in der menschlichen Gestalt rinden. Daher versuchte man, ihr dasjenige anzufügen,
was in den alten Priestergewändern ausgebildet ist, um dadurch die menschliche Form,
besonders die männliche, wahrer erscheinen zu lassen, als sie von Natur aus ist. Man hatte
ein Gefühl dafür, daß die Natur auch etwas verzeichnen kann. Die weibliche Gestalt führt
uns zurück in eine frühere Erdendaseinsstufe, in die alte Mondenzeit. Die männliche Gestalt
führt uns über die Erdenzeit hinaus in das Jupiterdasein, aber in einer dafür noch nicht
lebensfähigen Form.“ (Lit.:GA 118, S. 135f)

Erbsünde und Individualisierung


Die Geschlechtertrennung trat als Folge des Sündenfalls in der lemurischen Zeit ein, als sich
der Mond von der Erde abgelöst hatte und nun von außen auf sie einwirkte. Einen festen
Körper hatte der Mensch damals noch nicht, sein Leib war noch weich und bildsam, begann
sich aber nach und nach zu verhärten. Die Knochenbildung entwickelte sich parallel zur
Geschlechtertrennung, zugleich bildet sich auch jetzt erst in der äußeren Erdennatur das
Mineralreich. Mit dieser Verfestigung trat aber auch der Tod als für den Menschen
einschneidendes Erlebnis in die Welt. Solange der Mensch im paradiesischen Zustand noch
die Zweigeschlechtlichkeit hatte, also männlich-weiblich war, gab es Geburt und Tod noch
nicht als besondere Phänomene. Der noch kaum materielle Leib des Menschen verdorrte
und erneuerte sich wieder im rhythmischen Wechsel.

Vor der Geschlechtertrennung waren die Menschen sehr gleichförmig gestaltet und ein
individuelles Ich-Bewusstsein gab es noch nicht, sondern die Menschen lebten im
kontinuierlichen Bewusstsein der gemeinsamen Gruppenseele, das auch durch das Ablegen
des stofflichen Leibes nicht abriss. Die Individualisierung begann, indem das männliche und
das weibliche Geschlecht aufeinander einwirkten (Lit.: GA 11).

Eng damit verbunden ist der Begriff der Erbsünde: früher hatten die Menschen reine
gesundende göttliche Kräfte durch den Befruchungsakt aufgenommen; jetzt vererbten sie
alles, was sie aus der äußeren sinnlichen Sphäre aufgenommen hatten und die Folgen der
damit verbundenen Begierden und Leidenschaften auf die Nachkommen. Damit entstand
einerseits die Möglichkeit, die Qualitäten, die sich der Mensch individuell im Erdenleben
erworben hatte, weiterzuvererben, anderseits wurde aber dadurch die Krankheit in die
Generationenreihe hineingetragen.

„Die Erbsünde wird dadurch herbeigeführt, daß der Mensch in die Lage kommt, seine
individuellen Erlebnisse in der physischen Welt auf seine Nachkommen zu verpflanzen.
Jedesmal, wenn die Geschlechter in Leidenschaften erglühen, mischen sich in den aus der
astralischen Welt herabkommenden Menschen die Ingredienzien der beiden Geschlechter
hinein. Wenn sich ein Mensch inkarniert, kommt er aus der devachanischen Welt herunter
und bildet sich seine astralische Sphäre nach der Eigenart seiner Individualität. Dieser
eigenen astralischen Sphäre mischt sich etwas bei aus dem, was den astralischen Leibern,
den Trieben, Leidenschaften und Begierden der Eltern eigen ist, so daß dadurch der Mensch
das mitbekommt, was seine Vorfahren erlebt haben. Was so durch die Generationen geht,
was so innerhalb der Generationen wirklich menschlich erworben ist und als solches sich
vererbt, das ist es, was unter dem Begriff der Erbsünde zu verstehen ist. Und jetzt kommen
wir zu etwas anderem noch: ein ganz neues Moment trat ein in die Menschheit durch die
Individualisierung des Menschen.

Früher bildeten die göttlich-geistigen Wesenheiten, und die waren ganz gesund, den
Menschen zu ihrem Ebenbilde. Jetzt aber gliederte sich der Mensch als selbständiges Wesen
aus der Gesamtharmonie der göttlich-geistigen Gesundheit heraus. Er widersprach in
gewisser Beziehung in seiner Eigenheit dieser ganzen geistig-göttlichen Umgebung. Denken
Sie, Sie haben ein Wesen, das sich nur unter den Einflüssen der Umgebung ausbildet. Da
zeigt es das, was diese Umgebung ist. Denken Sie sich aber, es schließt sich ab mit einer
Haut, dann hat es zu den Eigenschaften seiner Umgebung auch noch seine eigenen
Eigenschaften. Als die Menschen mit der Teilung in die Geschlechter individuell wurden,
entwickelten sie also ihre eigenen Eigenheiten in sich selber. Dadurch war ein Widerspruch
vorhanden zwischen der großen, in sich gesunden göttlich-geistigen Harmonie und dem, was
als Individuelles in dem Menschen war. Und indem dieses Individuelle fortwirkt, ein real
wirksamer Faktor wird, gliedert sich in die Menschheitsentwickelung überhaupt erst die
Möglichkeit einer innerlichen Erkrankung ein. Jetzt haben wir den Moment erfaßt, wo
überhaupt in der Menschheitsentwickelung die Möglichkeit der Erkrankung auftritt, denn sie
ist gebunden an die Individualisierung der Menschen. Vorher, als der Mensch mit der geistig-
göttlichen Welt noch in Zusammenhang stand, gab es diese Möglichkeit der Erkrankung
nicht. Sie trat mit der Individualisierung ein, und das ist der gleiche Zeitpunkt wie die
Trennung in die Geschlechter. Das gilt für die Menschheitsentwickelung, und Sie dürfen das
nicht in gleicher Weise auf die Tierwelt übertragen.

Die Krankheit ist in der Tat eine Wirkung dieser Ihnen eben geschilderten Vorgänge, und
namentlich können Sie sehen, daß es im Grunde genommen der astralische Leib ist, der
ursprünglich auf diese Art beeinflußt wird. Dem astralischen Leib, den sich der Mensch
zunächst selbst eingliedert, wenn er aus der devachanischen Welt herunterkommt, wird
dasjenige entgegengebracht, was durch die Wirkung der beiden Geschlechter in ihn
einfließt. Der astralische Leib ist also der Teil, der am schärfsten das Ungöttliche zum
Abdruck bringt.

Göttlicher ist schon der Ätherleib, denn auf den hat der Mensch keinen so großen Einfluß,
und am göttlichsten ist der physische Leib, dieser Tempel Gottes, denn der ist zu gleicher Zeit
dem Einfluß des Menschen gründlich entzogen worden. Während der Mensch in seinem
astralischen Leib alle möglichen Genüsse sucht und alle möglichen Begierden haben kann,
die in schädlicher Weise auf den physischen Leib wirken, hat er seinen physischen Leib heute
noch als ein so wundervolles Instrument, daß es jahrzehntelang den Herzgiften und den
sonstigen störenden Einflüssen des astralischen Leibes widerstehen kann. Und so müssen
wir sagen, daß der menschliche astralische Leib durch alle diese Vorgänge das Schlechteste
am Menschen geworden ist. Wer tiefer hineingeht in die menschliche Natur, wird die
tiefsten Krankheitsursachen im astralischen Leib und in den schlechten Einflüssen des
astralischen Leibes auf den Ätherleib finden, und dann erst auf dem Umwege durch den
Ätherleib in dem physischen Leib. Jetzt werden wir manches verstehen, was sonst nicht
verstanden werden kann.“ (Lit.:GA 107, S. 142ff)

Geschlecht und Mondphasen


Welches Geschlecht der Mensch bei seiner Inkarnation annimmt, entscheidet sich erst nahe
der Mondsphäre.

„Blicken wir von der Erde aus in irgendeiner Gegend nach dem Vollmond, dann haben wir
diejenige Zeit, die sich die Wesen wählen, um zur Erde herunterzusteigen, die Frauen
werden wollen. Da erst wird das entschieden. Und die Neumondzeit ist diejenige Zeit, die
sich die Wesen wählen, die Männer werden wollen. So daß also der Mensch durch das
Mondentor in das irdische Dasein eintritt. Aber die Kraft, die der Mann braucht, um in das
Erdenleben einzutreten, wird dann ins Weltenall hinausgeströmt; man geht ihr entgegen,
indem man vom Weltenall hereinkommt, und sie wird vom Monde ausgestrahlt, wenn er für
die Erde Neumond ist. Die Kraft, welche die Frau braucht, wird ausgestrahlt vom Monde,
wenn er Vollmond ist; da ist seine beleuchtete Seite der Erde zu gerichtet, seine
unbeleuchtete Seite geht ins Weltenall hinaus, und diese Kraft, die der Mond an seiner
unbeleuchteten Seite ins Weltenall hinaussenden kann, die braucht das Menschenwesen,
wenn es Frau werden will.“ (Lit.:GA 218, S. 119)

Der Mond hat auch Einfluss auf die Haarfarbe:

„Aber der Mensch ist ja, bei diesem Herunterkommen öfter dem Vollmond oder Neumond
ausgesetzt, und so kann es sein, daß der Mensch sich zunächst gewissermaßen einem
entscheidenden Neumond aussetzt, um Mann zu werden, oder einem entscheidenden
Vollmond, um Frau zu werden. Dann aber - es geht ja das Heruntersteigen nicht so schnell,
er bleibt längere Zeit exponiert -, dann kann er auch irgendwie sich noch entscheiden, wenn
er durch den Neumond als Mann heruntersteigt, trotzdem noch dem kommenden
Vollmonde sich auszusetzen. So daß er also die Entscheidung getroffen hat, als Mann
herabzusteigen: er hat die Neumondkräfte dazu verwendet; aber er hat noch während
seines Abstieges den weiteren Mondengang zu seiner Verfügung, den Vollmondgang. Da
erfüllt er sich mit den Mondenkräften dann so, daß diese nun nicht auf sein Verhältnis als
Mann oder Weib wirken, sondern vorzugsweise auf seine Hauptesorganisation und auf das,
was mit der Hauptesorganisation von außen, vom Kosmos her zusammenhängt, wenn
gerade die Konstellation eintritt, von der ich jetzt gesprochen habe. Wenn also der Mensch
die Entscheidung getroffen hat: Ich werde Mann durch eine Neumondszeit - und dann noch
im Weltenall weiterlebt, so daß er noch nicht ganz durch den Mondeneinfluß durchgegangen
ist, sondern noch der nächsten Vollmondzeit ausgesetzt ist, dann bekommt er durch die
Einwirkung der Mondenkräfte in diesem Zustande zum Beispiel braune Augen und schwarze
Haare. So daß wir sagen können: Durch die Art und Weise, wie der Mensch an dem Mond
vorbeikommt, wird nicht nur sein Geschlecht bestimmt, sondern seine Haarfarbe und seine
Augenfarbe. Ist der Mensch zum Beispiel als Frau an dem Vollmond vorbeigegangen und
setzt sich nachher noch dem Neumond aus, so kann er als Frau blaue Augen und blonde
Haare bekommen.“ (S. 120f)

ortpflanzung und Ätherleib


„Wir Menschen leben nämlich, so wie wir auf der Erde leben, nur mit unserem physischen
Leib ein Leben, das mit der Erde zusammenhängt. Schon derjenige Leib, der aus Licht und
Ton und Leben gewoben ist, und der in diesem physischen Leib drinnensteckt, schon dieser
sogenannte ätherische Leib lebt nicht nur ein Erdenleben, sondern lebt das kosmische Leben
mit. Und wenn eine Menschenseele aus den geistigen Welten durch die Geburt ins Dasein
heruntersteigt, so richten sich schon vorher im außerirdischen Kosmos Kräfte zurecht,
welche den Ätherorganismus des Menschen zusammensetzen, so wie aus den physischen
Erdenkräften und physischen Erdenstoffen der physische Leib des Menschen
zusammengesetzt ist.

In den einfachsten Begriffen der Menschheit lebt eigentlich Hochmut und Übermut,
insbesondere in unserer materialistischen Zeit. In unserer materialistischen Zeit glauben ja
die Vorfahren auch, daß sie die Nachkommen ganz allein ins Dasein stellen. Und indem der
Materialismus sich ausbreitet, wird man immer mehr und mehr glauben, daß die Vorfahren
allein es sind, die die Nachkommen ins Dasein stellen. Anders ist es geistig gesehen. Die
Menschen hier auf der Erde geben nur die Veranlassung, daß das Geistige zu ihnen
herunterkommen kann. Das, was der Mensch als Vorfahre tun kann, das besteht einzig und
allein darinnen, daß er den Ort zubereitet, durch den sich ein Ätherleib, der aus den Weiten
des Kosmos in Kräften sich zubereitet, daß ein solcher Ätherorganismus sich auf die Erde
herabsenken kann. Dieser Ätherorganismus ist ein ebenso organisiertes Wesen, wie es der
physische Organismus des Menschen ist. Den physischen Organismus des Menschen, wir
sehen ihn mit dem Haupte, mit den Armen, mit den Händen, mit dem Rumpfe, mit alle dem,
was er dem Anatomen, dem Physiologen darbietet. Für die Geistesschau ist durchglüht,
durchleuchtet, wie wir wissen, dieser physische Organismus von dem Ätherorganismus. Der
physische Organismus atmet die Luft ein, atmet die Luft aus. Der Ätherorganismus atmet
Licht aus, und dieses Licht gibt er uns. Und indem er Licht ausatmet und uns das Licht zuteilt,
leben wir durch sein Licht. Und er atmet Licht ein. Wie wir Luft ein- und ausatmen, so atmet
unser Ätherleib Licht aus und ein. Und indem er Licht einatmet, verarbeitet er das Licht in
sich, wie wir die Luft in uns physisch verarbeiten. Lesen Sie das nach in meinen
Mysteriendramen, wo an einer bestimmten Stelle gerade dieses Geheimnis der ätherischen
Welt dramatisch entwickelt ist. Der Ätherleib atmet Licht ein, verarbeitet das Licht in sich zur
Dunkelheit, und in diese Dunkelheit kann er als seine Nahrung den Weltenton aufnehmen,
der in der Sphärenharmonie lebt, und kann aufnehmen die Lebensimpulse. Wie wir die
physische Nahrung aufnehmen, so atmet ein und aus das ätherische Wesen, das in uns lebt,
Licht. Wie wir die Luft in uns als Sauerstoff verarbeiten und zu Kohlensäure machen, so
verarbeitet der Ätherleib das Licht und durchzieht es mit Dunkelheit, wodurch es in Farben
erscheint und der Ätherleib uns, für den hellsichtigen Blick, in wogenden Farben erscheint.
Aber während der Ätherleib das Licht für die Dunkelheit zubereitet und dadurch innere
Atmungsarbeit für sich verrichtet, lebt er, indem er den Weltenton aufnimmt, den
Weltenton in das Weltenleben verarbeitet. Das aber, was wir so als unseren Ätherleib
aufnehmen, das kommt zu uns herunter zu gewissen Zeiten aus den Weiten des Kosmos.

Es ist heute noch nicht möglich, hinzuweisen auf die Umstände, wie der menschliche
Ätherleib auf den Bahnen des Lichtes herunterzieht, wenn diese Bahnen des Lichtes durch
die Sternkonstellation in einer gewissen Weise gelenkt werden. Damit das einmal gesagt
werden könne, müssen die Menschen sich noch auf eine höhere Stufe der Moral erheben.
Denn heute noch würde gerade dieses Mysterium von dem Hereinziehen der menschlichen
Ätherleiber auf Lichtes- und Sphärenharmonie-Tonbahnen von den Menschen, wenn sie es
kennten, in der furchtbarsten Weise mißbraucht werden. Denn in diesem Mysterium steckt
alles, was, wenn die Menschen mit niederen Trieben es sich aneignen wollten, den
Vorfahren unumschränkte Macht über die ganze Nachkommenschaft geben würde. Sie
werden es daher glauben, daß dieses Mysterium, wie auf Lichtesbahnen und auf den Bahnen
der Töne aus der Sphärenharmonie die Ätherleiber zu den Menschen, die sich verkörpern,
kommen, daß dieses Mysterium noch längere Zeit eben ein Mysterium wird bleiben müssen.
Nur unter ganz bestimmten Bedingungen kann man gerade von diesem Mysterium etwas
wissen; denn bei Nichterfüllung dieser Bedingungen würden die Menschen sich, wie gesagt,
als Vorfahren eine Macht über die Nachkommenschaft aneignen, die unerhört wäre,
wodurch die Nachkommenschaft gänzlich ihrer freien Selbständigkeit, Persönlichkeit und
Individualität beraubt werden könnte, und der Wille der Vorfahren dieser
Nachkommenschaft aufgedrängt werden könnte. Weisheitsvoll ist dies für die Menschheit in
die Unbewußtheit gehüllt, und gedeiht durch den Willen der weisheitsvollen Weltenlenkung
in der Unbewußtheit ganz gut.“ (Lit.:GA 171, S. 206ff)

Die Befruchtung als kosmischer Vorgang


Ursprünglich, als die Erde sich zwar schon von der Sonne abgetrennt hatte, aber noch mit
dem Mond verbunden war, wurde die damals noch ungeschlechtliche Fortpflanzung
unmittelbar durch die kosmischen Verhältnisse geregelt.
"Früher, als die Erde noch mit dem jetzigen Monde zusammen einen Himmelskörper bildete,
den sogenannten Erden-Mond oder die Mond-Erde, da bewegte sich dieser Körper um die
Sonne in einer bestimmten Bahn und in einer gewissen Zeit, indem er ihr stets eine Seite
zuwendete. In dieser Zeit wanderten alle Lebewesen einmal um den Mond herum, um
einmal die Sonneneinwirkung zu empfangen. Jener Zug um den Planeten hat sich heute noch
erhalten im Vogelflug, weil die Vögel damals, bevor das Ich in die Erdenentwickelung eintrat,
sich abgespalten haben von der fortschreitenden Entwickelung auf der Erde.

Etwas anderes ist noch viel merkwürdiger. Mit der fortschreitenden physischen
Entwickelung des Menschen und der höheren Tiere hat sich das Geschlechtliche des
einzelnen Leibes bemächtigt. Jene Begierde, die im einzelnen Leibe sitzt, die heute ganz im
Geschlechtlichen lebt, war vorher dort nicht vorhanden, sie war eine kosmische Kraft. Dem
alten Erden-Monde strömte sie von der Sonne zu. Sie war die Ursache jener Umgänge um
den Planeten, mit denen die Art zusammenhing, wie sich die Fortpflanzung vollzog. Der
Frühlingszug der Vögel ist in Wirklichkeit nichts anderes als eine Art Brautzug. Bei diesen
Wesen ist das Geschlechtliche noch in der Umwelt, und die kosmische Kraft ist die
dirigierende Macht, die den Zug von außen lenkt und leitet, während bei den anderen
Wesen diese Kraft eingezogen ist in die einzelnen Leiber. Dieselben Kräfte, die im Innern des
Menschen, in seinem Leibe wirken, wirken auch im äußeren Makrokosmos. Dieselbe Kraft,
die Mensch und Mensch zusammenführt, die im Leibe des Menschen als Geschlechtskraft
wirkt, wirkt bei der Vogelspezies nicht im Innern der Wesen, sondern von außen und drückt
sich in dem äußeren Zuge der Vögel um den Planeten aus." (Lit.: GA 101, S. 61f)

Die weibliche Eizelle bildet in ihrer äußeren Kugelform den Kosmos ab und ihr innerer Bau
spiegelt die Verhältnisse im Planetensystem wieder. Für ein künftiges tieferes Verständnis
der Keimesentwicklung müssen Astronomie und Embryologie zusammengeschaut werden.

"Und nur derjenige studiert die Wirklichkeit, der auf der einen Seite den Sternenhimmel
studiert und auf der anderen Seite die Entwickelung namentlich des menschlichen Embryos
studiert." (Lit.: GA 323, S. 29)

Die Einwirkung der kosmischen Kräfte ist möglich, weil sich die Stoffe in der Eizelle von den
irdischen Kristallisationskräften emanzipiert haben. Sie sind nicht, wie man fälschlich meint,
in einem hochorganisierten, sondern in einem innerlich zerissenen, beinahe amorphen
chaotischen Zustand. Das ist schon unabhängig von der Befruchtung der Fall und dadurch
können jene kosmischen Kräfte hereinwirken, die formgeben für den Ätherleib und für den
Astralleib sind. Durch die Befruchtung mit der Samenzelle wird dieser Gestaltung auch noch
dasjenige einverleibt, was physischer Leib und was Ich oder besser, was Ich-Hülle, also
Gestaltung des Ich ist.

"Man hat die Voraussetzung gemacht: Die Moleküle, wie man sagt, werden immer
komplizierter und komplizierter, je mehr man aus dem mineralischen Unorganischen zum
Organischen heraufkommt. -Und man sagt: Das organische Molekül, das Zellenmolekül
besteht aus Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff und Schwefel. Die sind in
irgendeiner Weise verbunden. Aber sehr kompliziert sind sie verbunden -, sagt man. Und
man betrachtet es als ein Ideal der Naturwissenschaft, darauf zu kommen, wie nun diese
einzelnen Atome in den komplizierten organischen Molekülen verbunden sein können. Man
sagt sich zwar: Das wird noch lange dauern, bis man finden wird, wie Atom an Atom lagert in
dem Organischen, in dem lebendigen Molekül. - Aber das Geheimnis besteht darin: Je
organischer ein Stoff Zusammenhang wird, desto weniger bindet sich chemisch das eine an
das andere, desto chaotischer werden die Stoffe durcheinandergewirbelt; und schon die
gewöhnlichen Eiweißmoleküle, meinetwegen in der Nervensubstanz, in der Blutsubstanz,
sind eigentlich im Grunde genommen innerlich amorphe Gestalten, sind nicht komplizierte
Moleküle, sondern sind innerlich zerrissene anorganische Materie, anorganische Materie,
die sich entledigt hat der Kristallisationskräfte, der Kräfte überhaupt, die die Moleküle
zusammenhalten, die die Atome aneinandergliedern. Das ist schon in den gewöhnlichen
Organmolekülen der Fall, und am meisten ist es der Fall in den Embryomolekülen, in dem
Eiweiß des Keimes.

Wenn ich hier schematisch den Organismus und hier den Keim, also den Beginn des Embryos
zeichne, so ist der Keim das allerchaotischste an Zusammenwürfelung des Stofflichen. Dieser
Keim ist etwas, was sich emanzipiert hat von allen Kristallisationskräften, von allen
chemischen Kräften des Mineralreiches und so weiter. Es ist absolut an einem Orte das
Chaos aufgetreten, das nur durch den andern Organismus zusammengehalten wird. Und wir
haben dadurch, daß hier dieses chaotische Eiweiß auftritt, die Möglichkeit gegeben, daß die
Kräfte des ganzen Universums auf dieses Eiweiß wirken, daß dieses Eiweiß in der Tat ein
Abdruck von Kräften des ganzen Universums wird. Und zwar sind zunächst diejenigen Kräfte,
die dann formbildend sind für den ätherischen Leib und für den astralischen Leib, in der
weiblichen Eizelle vorhanden, ohne daß noch die Befruchtung eingetreten ist. Durch die
Befruchtung wird dieser Gestaltung auch noch dasjenige einverleibt, was physischer Leib
und was Ich ist, was Ich-Hülle, also Gestaltung des Ich ist. Das also hier ist vor der
Befruchtung und dieses

Die Eizelle, die den gestaltenden kosmischen Kräften hingegeben ist.


hier ist rein kosmisches Bild, ist Bild aus dem Kosmos heraus, weil sich das Eiweiß eben
emanzipiert von allen irdischen Kräften und dadurch determinierbar ist durch das, was
außerirdisch ist. In der weiblichen Eizelle ist in der Tat irdische Substanz den kosmischen
Kräften hingegeben. Die kosmischen Kräfte schaffen sich ihr Abbild in der weiblichen Eizelle.
Das geht so weit, daß bei gewissen Gestaltungen des Eies, zum Beispiel in gewissen
Tierklassen, Vögeln, selbst in der Gestaltung des Eies etwas sehr Wichtiges gesehen werden
kann. Das kann natürlich nicht bei höheren Tieren und nicht beim Menschen
wahrgenommen werden, aber in der Gestaltung des Eies bei Hühnern können Sie das Abbild
des Kosmos finden. Denn das Ei ist nichts anderes als das wirkliche Abbild des Kosmos. Die
kosmischen Kräfte wirken hinein auf das determinierte Eiweiß, das sich emanzipiert hat vom
Irdischen. Das

Das Ei als Abbild des Kosmos


Ei ist durchaus ein Abdruck des Kosmos, und die Philosophen sollten nicht spekulieren, wie
die drei Dimensionen des Raumes sind, denn wenn man nur richtig weiß, wo man
hinzuschauen hat, so kann man überall die Weltenrätsel anschaulich dargestellt finden. Daß
die eine Weltenachse länger ist als die beiden andern, dafür ist ein Beweis, ein anschaulicher
Beweis einfach das Hühnerei, und die Grenzen des Hühnereies, die Eierschalen, sind ein
wirkliches Bild unseres Raumes. Es wird schon notwendig sein - das ist eine
Zwischenbemerkung für Mathematiker -, daß unsere Mathematiker sich damit befassen,
welches die Beziehungen sind zwischen der Lobatschewskijschen Geometrie zum Beispiel
oder der Riemannschen Raumdefinition, und dem Hühnerei, der Gestaltung des Hühnereies.
Daran ist außerordentlich viel zu lernen." (Lit.: GA 205, S. 88ff)

Die äußere Gestalt des Menschen und die einzelnen Teile des physischen Leibes sind ein
individuelles Abbild der aus dem Tierkreis wirkenden Gestaltungskräfte. Sie bilden den
kosmischen Menschen, den Riesen Ymir der germanischen Mythologie bzw. den Adam
Kadmon, von dem in der Kabbala gesprochen wird. Der Kopf entspricht dem Widder, der
Stier dem Kehlkopf und Nackenbereich, die Fische den Füßen usw. (Lit.: GA 110, S. 143ff) Die
Kräfte des Planetensystems hingegen gestalten die inneren Organe, die Sonnenkräfte das
Herz, der Merkur die Lunge usw.

Vor der Geschlechtertrennung konnten die formenden kosmischen Kräfte noch unmittelbar
durch das Einzelwesen empfangen werden, später war das nur mehr durch das
Zusammenwirken der beiden Geschlechter möglich. Damit wurde die Empfängnis aber erst
bis zu einem gewissen Grad unter die Willkür des Menschen gestellt, während sie früher
unmittelbar ein Ergebnis bestimmter kosmischer Konstellationen war.

Der Befruchtungsvorgang und die herabsteigende Individualität


Wenn der Mensch im Leben zwischen Tod und neuer Geburt im Devachan sein geistiges
Urbild ausgebildet hat, erhält er den Impuls, wieder herunterzusteigen auf den physischen
Plan:

"Hat der Mensch nun sein Urbild im Devachan vollendet und da hinein all das verwoben, was
er als Extrakt seines Ätherleibes von der letzten Verkörperung mitgenommen hat, so
geschieht jetzt eine Art von Befruchtung. Das Urbild wird befruchtet von dem Gewebe der
eigenen unausgeglichenen Taten. Das erste also, was mit der Seele geschieht, nachdem sie
ausgereift ist im Devachan, ist, daß sie eine Befruchtung erfährt mit dem, was wir ihr Karma
nennen. Und dadurch erhält sie den Impuls, wieder auf die Erde herunterzusteigen, um
möglichst viel von dem früher verursachten Schaden auszugleichen. Mit den Folgen der
eigenen Taten wird die Seele befruchtet am Ende des Devachan. Dann erst ist sie vollständig
reif zum Heruntersteigen zu einem neuen irdischen Dasein.

Der Hellseher sieht überall in der astralen Welt solche Seelen, die sich verkörpern wollen.
Raum- und Zeitverhältnisse der astralen Welt sind allerdings anders als die der physischen
Welt. Eine solche Seele kann sich mit riesiger Geschwindigkeit bewegen im astralen Raum,
und sie wird von besonderen Kräften hingetrieben an den Ort, wo ein für diese Seele richtig
konstruierter physischer und Ätherleib erzeugt wird." (Lit.: GA 109, S. 200)

Die Individualität, die sich zur irdischen Inkarnation anschickt, ist nun in der Regel schon am
Fortpflanzungsvorgang bzw. sogar an der Herbeiführung desselben wesentlich mit beteiligt:

"Dem Fortpflanzungsvorgang geht voraus eine Liebessympathie, die der Hellseher


wahrnimmt als ein Hinundherwogen von astralen Kräften, ein Hinundwiderspielen von
astralischen Strömungen zwischen Mann und Frau. Es lebt da etwas, was sonst nicht
vorhanden ist, wenn der Mensch allein ist; das Zusammenleben der Seelen selber drückt sich
aus in dem Hinundherwogen der astralischen Strömungen. Nun ist aber jeder Liebesvorgang
individuell. Jedes Lieben geht im Hinundwiderspiel von einer besonderen Individualität aus.
Und nun spiegelt sich darinnen, vor aller irdischen Befruchtung, vor dem physischen Akt in
dem Liebesbegehren, in diesem astralischen Hinundherspielen die Individualität, die Natur
des Wesens, das wieder auf die Erde heruntersteigt. Das ist das Besondere der einzelnen
Liebesakte. So"daß man sagen kann: Vor der physischen Befruchtung, da beginnt schon das
zu wirken, was aus der geistigen Welt heruntersteigt; das Zusammengeführtwerden von
Mann und Frau wird von der geistigen Welt mitbestimmt. Hier spielen in einer intimen
wunderbaren Weise Kräfte aus der geistigen Welt mit. Und dasjenige, was heruntersteigt,
sich heruntersenkt, ist im allgemeinen von Anfang an gebunden an das Ergebnis der
Befruchtung. Durchaus ist es nicht so, daß erst nach einer gewissen Zeit irgendeine
Individualität sich damit verbindet. Vom Moment der Befruchtung an ist diese
heruntersteigende Individualität mit dem Resultat der physischen Fortpflanzung
zusammengehörig. Ausnahmen gibt es allerdings auch da. In den ersten Tagen nach der
Befruchtung wirkt freilich diese geistige Individualität, die herunterkommt, noch nicht auf
die Entwicklung des physischen Menschen ein, aber sie ist sozusagen dabei, sie ist schon mit
dem sich entwickelnden Embryo verbunden. Das Eingreifen geschieht etwa vom
achtzehnten, neunzehnten, zwanzigsten und einundzwanzigsten Tage an nach der
Befruchtung; da arbeitet dann schon mit dem werdenden Menschen das, was
heruntergestiegen ist aus einer höheren Welt. So daß von Anfang an vorbereitet wird, nach
den früheren Fähigkeiten, jenes feine, intime organische Gewebe, das notwendig ist, wenn
die menschliche Individualität den physischen Leib als Instrument gebrauchen soll. Daß der
Mensch eine Einheit ist, rührt davon her, daß das kleinste Organ dem ganzen Organismus
entspricht, das heißt, auch das Kleinste muß von einer gewissen Art sein, damit das Ganze so
sein kann, damit es geschehen kann, daß schon vom achtzehnten bis einundzwanzigsten
Tage an das Ich an der Ausgestaltung des physischen und des Ätherleibes mitwirkt." (Lit.: GA
109, S. 201f)

Wesentlich für die Entwicklung des heranwachsenden Menschenkeims ist natürlich auch
das, was von den Eltern gegeben wird:

"Würde nur das Weibliche einwirken, dann wäre die Fortentwickelung so geschehen, daß
das Kind im allerhöchsten Maße den Vorfahren ähnlich wäre. Immer nur ganz
gleichgestaltete Wesen würden entstehen. Das Generelle, das Gleichartige rührt vom
weiblichen Element her. Erst durch die Geschlechtertrennung ist es möglich geworden, daß
sich die menschliche Individualität entfalten kann. Denn das, was bewirkt, daß der
Nachkomme Verschiedenheiten von seinen Vorfahren aufweist, das ist der Einfluß des
Mannes. Das männliche Element spezialisiert; im weiblichen wird die Gattung erhalten, es
reproduziert das Gleichartige; das Männliche, das gibt die Individualität.

Daher auch war es erst, als die Zweigeschlechtlichkeit auf Erden entstanden war, möglich,
daß die Verkörperungen oder Reinkarnationen nacheinander erfolgen konnten. Da erst hatte
der Mensch die Möglichkeit, irgendwie auf der Erde das verkörpern zu können, was das
Ergebnis vom Früheren war. Daß das, was da unten auf der Erde sich vollzieht, und das, was
von Inkarnation zu Inkarnation sich entwickeln und bereichern muß, was individuell ist,
zusammenpaßt, das rührt davon her, daß männliches und weibliches Element
zusammenwirken. Das menschliche Ich würde heute keinen passenden Körper mehr finden,
wenn nicht das allgemeine Menschheitsprinzip abgeändert würde durch das männliche
Element, das heißt, wenn nicht der allgemeine Typus zum Individuellen sich gestalten würde.
Vom weiblichen Element her wirkt im wesentlichen der Ätherleib. Im Ätherleib, in dem die
dauernden Neigungen liegen, ist die treibende Kraft des weiblichen Elements. In ihm ist
verankert das, was das Generelle ist, das Gattungsmäßige. Im Ätherleib der Frau ist heute
noch das Gegenbild dessen vorhanden, was man da außen findet als die Volksseele, als den
Rassengeist. Volksseele und Rassengeist sind einander ähnlich. Fassen wir nun ins Auge, was
als Geistiges der Befruchtung zugrunde liegt, so müssen wir sagen: Die Befruchtung an sich
ist nichts anderes als eine Art Ertötung der lebendigen Kräfte des Ätherleibes. Schon bei der
Befruchtung wird der Tod hineingewoben in den menschlichen Leib. Es ist etwas, was den
Ätherleib, der sich sonst ins Unendliche vervielfältigen würde, verhärtet, ihn sozusagen
abtötet. Das, was von der weiblichen Natur herrührt, der Ätherleib, der sonst nur Kopien
gestalten würde, wird durch den männlichen Einfluß verdichtet und dadurch wird er der
Bildner der neuen menschlichen Individualität. Die Fortpflanzung besteht in der Erzeugung
einer Kopie des weiblichen Ätherleibes; dadurch, daß er durch die Befruchtung in einer
gewissen Beziehung verhärtet wird, abgetötet, wird er zugleich individualisiert. Und in dem
abgetöteten Ätherleib liegt die Formkraft verborgen, die den neuen physischen Menschen
hervorbringt. So rücken zusammen Befruchtung und Fortpflanzung. Wir sehen also, daß
zweierlei Befruchtungen stattfinden: unten die physische, menschliche Befruchtung, und
oben die Befruchtung des Urbildes durch das eigene Karma. Schon vom achtzehnten bis
einundzwanzigsten Tage an, sagten wir, arbeitet das Ich an dem Embryo; aber erst viel
später, nach sechs Monaten, arbeiten an dem Embryo andere Kräfte mit, die wir die Kräfte
nennen können, die das Karmische des Menschen bedingen. Wir können es so ausdrücken,
daß wir sagen: da greift jenes Gewebe ein, das aus Karma gewoben ist. Nach und nach
greifen diese Kräfte ein. - Nun gibt es aber auch hier Ausnahmen, so daß in späterer Zeit eine
Auswechslung des Ich eintreten kann...

Wenn wir uns ein ungefähres Bild machen wollen von dem, was in den geistigen Welten sich
vorfindet und da heruntersteigt, so müssen wir sagen: Das sich verkörpernde Individuum
führt die sich Liebenden zusammen. - Das Urbild, das sich verkörpern will, hat sich ja die
Astralsubstanz angegliedert, und diese Astralsubstanz wirkt nun hinein in die
Liebesleidenschaft, in das Liebesgefühl. Das, was unten auf der Erde hin und wider wogt als
astralische Leidenschaft, das spiegelt in sich wieder das Astralische des heruntersteigenden
Wesens. Also der astralischen Substanz von oben kommt das astralische Gefühl der
Liebenden entgegen; es wird beeinflußt von der Substanz dessen, was zur Verkörperung
niedersteigt. Wenn wir diesen Gedanken ganz durchdenken, so müssen wir sagen: Der sich
wiederverkörpernde Mensch ist durchaus beteiligt an der Wahl seiner Eltern. Je nachdem er
ist, wird er hingetrieben zu dem betreffenden Elternpaar. Der Einwand ist billig, daß man
behauptet: mit solcher Begründung der Auswahl der Eltern verliere man das Gefühl, in
seinen Kindern wieder zu erstehen, und daß die Liebe, die sich darauf gründet, den Kindern
das Ureigene verliehen zu haben, sich dadurch verringere. Das ist eine grundlose Furcht;
denn diese Mutter- und Vaterliebe wird in einem viel höheren und schöneren Sinne
aufgefaßt, wenn wir sehen, daß das Kind in einem gewissen Sinne die Eltern vorher liebt,
schon vor der Befruchtung, und dadurch zu ihnen hingetrieben wird. Die Elternliebe ist also
die Antwort auf die Liebe des Kindes, sie ist die Gegenliebe." (Lit.: GA 109, S. 202ff)

Natürliche Zeugung und künstliche Befruchtung


Bis in die jüngste Vergangenheit war die natürliche Zeugung durch sexuelle Vereinigung das
einzige Tor, durch das eine menschliche Individualität zur irdischen Inkarnation herabsteigen
konnte. Wie schon im vorigen Abschnitt angedeutet wurde, vereinigen sich dabei die
astralen Kräfte, die sich das Kind aus den höheren Welten mitbringt, mit den astralen
Kräften, die in der leidenschaftlichen Umarmung des elterlichen Liebespaares wirsam
werden. Je nachdem, ob es sich dabei bloß um egoistische Lustgefühle oder um wirkliche
Liebe handelt, wird eine unterschiedliche Astralhülle für das sich inkarnierende Kind
gebildet, die seine weitere Entwicklung hemmen oder fördern kann. Natürlich spielen dabei
nicht nur die Kräfte eine Rolle, die unmittelbar im Zeugungsakt regsam gemacht werden,
sondern das ganze Verhältnis der Eltern zueinander ist bedeutsam, aber dem eigentlichen
Moment der Zeugung kommt dabei doch eine wesentliche Bedeutung zu. Diese Kräfte
können postiv oder negativ sein. Bei der künstlichen Befruchtung wird der natürliche
Zeugungsakt ausgeschaltet und daher gehen auch die damit verbundenen Kräfte verloren. Es
wird eine wichtige Frage für die nähere Zukunft sein, wie dafür ein wirksamer Ersatz gegeben
werden kann, denn aufgrund der zunehmenden Unfruchtbarkeit der Menschheit ist zu
erwarten, dass Methoden der künstlich herbeigeführten Reproduktion immer häufiger
angewendet werden.

Die drohende Unfruchtbarkeit der Menschheit ab dem 6./7. Jahrtausend


Nach den Angaben Rudolf Steiners wird die Unfruchtbarkeit der Menschheit immer rascher
voranschreiten. Das liegt im notwendigen Entwicklungsgang der Menschheit, denn wir
nähern uns immer mehr der Zeit, in der die irdischen Inkarnationen des Menschen
überhaupt aufhören werden. Bis dahin muss allerdings das menschliche Ich soweit gereift
sein, dass es für seine weitere Entwicklung keiner Verkörperung in einem physischen Leib
mehr bedarf.

"Denn man kann es herausfinden durch okkulte Forschung, daß im Laufe des sechsten
Jahrtausends die Menschenfrauen, wie sie heute organisiert sind, unfruchtbar sein werden,
keine Kinder mehr gebären werden. Und eine ganz andere Ordnung wird eintreten im
sechsten Jahrtausend! Das zeigt uns die okkulte Forschung. Ich weiß, daß es dem, der im
Sinne der heutigen Wissenschaft denkt, als etwas ganz Unsinniges erscheinen wird, das
auszusprechen; aber es ist schon einmal so." (Lit.: GA 175, S. 217)

"Und nehmen Sie dazu die Tatsache, die ich Ihnen neulich sagte, daß für denjenigen, der die
Dinge geisteswissenschaftlich durchschaut, das klar wird, daß im sechsten, siebenten
Jahrtausend die Menschheit in ihrem gegenwärtigen Sinne anfängt, unfruchtbar zu werden.
Die Frauen, sagte ich, werden unfruchtbar. Es wird auf die gegenwärtige Art die Menschheit
sich nicht fortpflanzen können. Das muß eine Metamorphose durchmachen, das muß wieder
den Anschluß finden an eine höhere Welt. Damit dies geschehen kann, daß die Welt nicht
nur in die Dekadenz kommt, wo «geheilt» würde alles Gesinntsein zum Guten und Bösen,
damit das Gute und Böse, alles Sich-Bekennen zum Guten und Bösen, nicht bloß als Staats-,
als Menschensatzung angesehen würde, damit das nicht zustande komme in der Zeit, wo die
gegenwärtige Naturordnung innerhalb des Menschengeschlechts mit Notwendigkeit aufhört,
ein Menschengeschlecht zu erhalten - denn mit derselben Notwendigkeit, mit der bei der
Frau in einem gewissen Alter eine Fruchtbarkeit aufhört, so hört in der Erdenentwickelung
mit einem bestimmten Zeitpunkte die Möglichkeit auf, daß die Menschen sich fortpflanzen
in der bisherigen Weise -, damit das nicht eintrete, dazu kam der Christus-Impuls." (Lit.: GA
175, S. 245f)

"Denn, so sonderbar das heute klingt, eine gewissenhafte okkulte Forschung, die versucht,
die Entwickelungsgesetze des Menschengeschlechts zu durchdringen, die zeigt uns eine
vielleicht zunächst bestürzend wirkende Wahrheit, zeigt uns, daß in gar nicht so ferner Zeit,
vielleicht schon im 7. Jahrtausend, sämtliche Erdenfrauen unfruchtbar werden. So weit geht
es mit der Vertrocknung, mit der Zerbröckelung der Leiber: Im 7. Jahrtausend werden die
Erdenfrauen unfruchtbar! Denken Sie sich, wenn nun die Beziehungen bleiben sollten, die
sich nur zwischen dem Menschlich-Seelischen und den menschlichen physischen Leibern
ausleben können, dann könnten ja nachher die Menschen überhaupt sich nichts mehr zu tun
machen auf der Erde. Es werden noch nicht alle Erdenperioden abgelaufen sein, wenn die
Menschenfrauen keine Kinder mehr bekommen können. Da muß denn der Mensch ein
anderes Verhältnis finden zu dem Erdendasein. Die letzten Epochen der Erdenentwickelung
werden den Menschen in die Notwendigkeit versetzen, überhaupt auf eine physische
Leiblichkeit zu verzichten und dennoch auf der Erde anwesend zu sein. Das Dasein ist eben
doch geheimnisvoller, als man nach den plumpen naturwissenschaftlichen Begriffen der
Gegenwart gern annehmen möchte." (Lit.: GA 177, S. 88)

"Nun wissen Sie ja, daß der Mond einstmals sich wiederum mit der Erde vereinigen wird.
Dieser Zeitpunkt, wo der Mond sich wiederum mit der Erde vereinigen wird, der wird von
den in der Abstraktion lebenden Astronomen und Geologen ja Jahrtausende weit
hinausgeschoben; das ist aber nur ein Wahn. In Wirklichkeit stehen wir dem Zeitpunkt gar
nicht sofern. Sie wissen ja, die Menschheit als solche wird immer jünger und jünger (siehe
auch -> Jüngerwerden der Menschheit und (Lit.: GA 176, S. 12ff)). Sie wissen, daß die
Menschen immer mehr und mehr dazu kommen, ihre leiblich-seelische Entwickelung nur bis
zu einem bestimmten Zeitpunkte zu haben. In der Zeit von Christi Tod, als das Ereignis von
Golgatha stattfand, waren die Menschen bis zum dreiunddreißigsten Jahr im allgemeinen
leiblich-seelisch entwickelungsfähig. Heute sind sie es nurmehr bis zum
siebenundzwanzigsten Jahre. Und es wird eine Zeit kommen im 4. Jahrtausend, da werden
die Menschen nur bis zum einundzwanzigsten Jahre noch entwickelungsfähig sein. Dann
wird eine Zeit kommen im 7. Jahrtausend, da werden die Menschen nur bis zum vierzehnten
Jahr noch entwickelungsfähig sein durch ihre Leiblichkeit. Die Frauen werden dann aufhören,
fruchtbar zu sein; es wird eine ganz andere Art und Weise des Erdenlebens eintreten. Es wird
die Zeit sein, in der der Mond sich der Erde wiederum nähert, sich der Erde wiederum
eingliedert."

"Nun möchte ich Sie zunächst noch aufmerksam machen auf das Bedeutungsvolle, das
eigentlich hinter all den Tatsachen steht. Wir wissen, ungefähr 1413, also im 15.Jahrhundert,
war der Übergang aus der vierten in die fünfte nachatlantische Kulturperiode. Zu alldem,
was wir schon an Charakteristik angeführt haben, sei noch hinzugefügt, daß von den
geistigen Welten aus die Lenkung der irdischen Angelegenheiten so geschehen ist, daß an
dieser Lenkung hauptsächlich Wesen aus der Hierarchie der Archangeloi beschäftigt waren
— einiges über die genaueren Zusammenhänge können Sie ja aus dem Büchelchen «Die
geistige Führung des Menschen und der Menschheit» entnehmen -, hauptsächlich, sage
ich... Engelwesen, Wesen aus der Hierarchie der Angeloi dienen diesen höheren Wesen aus
der Hierarchie der Archangeloi; aber sie dienen ihnen so, daß gewissermaßen das Verhältnis
zwischen den Wesenheiten aus der Hierarchie der Angeloi und denen der Archangeloi eine
übersinnliche, eine rein geistige Angelegenheit ist, die die Menschen noch wenig berührt.
Das wird anders mit dem Hereinbrechen der fünften nachatlantischen Periode, denn da
werden in der Führung der Menschheit gewissermaßen selbständiger die Wesen aus der
Hierarchie der Angeloi. So daß die Menschen in der vierten nachatlantischen Zeit mehr
direkt geführt sind von den Archangeloi; dagegen in der fünften Zeit - also in unserer ganzen
jetzigen fünften Zeit bis ins 4. Jahrtausend hinein - wird eine direkte Führung des Menschen
durch die Angeloi stattfinden. So daß man jetzt nicht mehr sagen kann: Das Verhältnis der
Angeloi zu den Archangeloi ist nur ein übersinnliches Verhältnis. Das ist die Tatsache, geistig
ausgedrückt.

Man kann diese Tatsache auch mehr materiell ausdrücken, denn alles Materielle ist ein
Abbild des Geistigen. Wenn wir suchen, auf welchem Umwege die Archangeloi mit den
Angeloi zusammen während der vierten nachatlantischen Zeit die Menschen lenkten,
können wir sagen: Dies geschah durch das menschliche Blut. - Und auf dem Umwege durch
das menschliche Blut wurde ja auch die soziale Struktur hervorgerufen, die sich der
Blutsverwandtschaft, den Blutsbanden anschloß. Gewissermaßen war die Wohnung der
Archangeloi sowohl wie der Angeloi im Blute. Ja, das Blut ist nicht bloß dasjenige, was der
Chemiker analysiert, sondern das Blut ist zugleich der Wohnort übersinnlicher Wesenheiten.

Wenn wir also von dieser vierten nachatlantischen Zeit sprechen, so ist das Blut der Wohnort
von Archangeloi und Angeloi. Das wird eben anders in der fünften nachatlantischen Zeit, das
wird so, daß sich die Angeloi mehr des Blutes bemächtigen - ich rede jetzt von den Angeloi
des Lichtes, von den normalen - und die Archangeloi mehr im Nervensystem wirken. Ich
könnte auch mit alter Terminologie ebensogut sagen: In der fünften nachatlantischen Zeit
wirken die Archangeloi mehr im Gehirn, die Angeloi mehr im Herzen. Physiologisch, im Sinne
der jetzigen Wissenschaft gesprochen, würde man sagen müssen: Die Angeloi wirken mehr
im Blute, die Archangeloi mehr im Nervensystem. - So ist wirklich mit den Menschen, wie Sie
sehen, eine große Veränderung vor sich gegangen, die man verfolgen kann bis in die
materielle Struktur des Menschen hinein...

Im 15. Jahrhundert war ein besonderer Zeitabschnitt in der Erdenentwickelung und in der
damit zusammenhängenden Entwickelung der geistigen Welt herangekommen. Man kann
dasjenige, was da herangekommen war, etwa in der folgenden Art charakterisieren. Man
kann sagen: In dieser Zeit, im 15. Jahrhundert, war die Anziehungskraft der Erde für die
Archangeloi, für die regelrechten Archangeloi, die ja den Übergang suchten vom Blut ins
Nervensystem, am größten. Also wenn wir zurückgehen aus dem 14. ins 13., 12., 11.
Jahrhundert, so finden wir, daß immer schwächer wird die Anziehungskraft der Erde, und
nachher wird wiederum die Anziehungskraft der Erde schwächer. Man könnte sagen: Die
Archangeloi sind von höheren Geistern angehalten gewesen, in diesem 15. Jahrhundert das
Erdendasein am meisten zu lieben. So paradox das manchem heutigen, klotzig
materialistisch denkenden Menschen erscheint, so ist es doch richtig, daß mit solchen
Dingen zusammenhängt das, was auf der Erde vorgeht. Wie kommt es, daß gerade damals in
einer so merkwürdigen Weise Amerika wiederentdeckt wurde, daß die Menschen anfingen,
sich wieder der ganzen Erde zu bemächtigen? Weil die Archangeloi in dieser Zeit am meisten
angezogen waren von der Erde. Dadurch dirigierten sie teilweise das Blut, teilweise das
Nervensystem schon so, daß der Mensch anfing, von der ganzen Erde Besitz zu ergreifen von
seinen Kulturzentren aus. Solche Ereignisse muß man im Zusammenhang mit der geistigen
Wirksamkeit betrachten, sonst versteht man sie nicht. Gewiß klingt es heute für den
materialistisch klotzigen Denker sonderbar, wenn man sagt: Deshalb entdeckten die
Menschen Amerika, deshalb spielte sich das andere alles ab, was Sie ja in der sogenannten
Geschichte nachlesen können, weil die Anziehungskraft der Erde für die Archangeloi am
größten in der damaligen Zeit war zwischen bestimmten Grenzen.

Und damals begann von seiten der Archangeloi die Erziehung der Angeloi, die dahin ging, das
menschliche Blut in Besitz zu nehmen, während die Archangeloi den Übergang finden
wollten ins Nervensystem. Und im Beginne der vierziger Jahre war die Sache so weit, daß
gewisse zurückgebliebene Angeloiwesen den Versuch machten, nun nicht im Blute zu
residieren oder zu regieren, sondern den Archangeloiplatz im Nervensystem einzunehmen.
Also wir können sagen: Es war in diesen vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts ein
bedeutungsvoller Kampf, der sich so entwickelt hat, wie ich das schon beschrieben habe,
der, wenn wir sein Spiegelbild hier im gröbst Materiellen betrachten, sich abspielte zwischen
dem menschlichen Blut und dem menschlichen Nervensystem. Die Engel der Finsternis
wurden aus dem Nervensystem herausgeworfen und in das menschliche Blut geworfen, so
daß sie nunmehr im menschlichen Blute so rumoren, wie ich das geschildert habe. Weil sie
im menschlichen Blute rumoren, kommt das alles zustande, was ich beschrieben habe als die
Wirkung der zurückgebliebenen Angeloi hier auf der Erde. Da sie im menschlichen Blute
rumoren, hat sich auch das herausgestellt, daß die Menschen so gescheit sein konnten, wie
ich das beschrieben habe. Natürlich spielt sich das alles langsam und allmählich ab, so daß
man sagen kann: Der richtige tiefgehende Abschnitt ist 1841; aber das ganze 19. Jahrhundert
ist schon infiziert von dem, was da in Betracht kommt.

Damit ist überhaupt eine Evolution eingeleitet, die von tiefgehender Bedeutung ist. Ich habe
Sie im Laufe dieser Vorträge schon auf eine wichtige Tatsache aufmerksam gemacht. Ich
habe Sie darauf aufmerksam gemacht, daß es nur bis zum 7. Jahrtausend dauern wird
innerhalb der Erdenentwickelung, daß die Menschenfrauen fruchtbar sein werden, daß dann
nicht mehr die Fortpflanzung hier besorgt werden kann. Ginge es bloß nach den normal im
Blute lebenden Engelwesen, so würde die menschliche Generation, die menschliche
Fortpflanzung, nicht einmal bis dahin dauern, sondern nur ins 6. Jahrtausend hinein. Nur
noch die sechste nachatlantische Kulturperiode träfe die Möglichkeit einer physischen
Fortpflanzung auf der Erde; weiter erstreckt sich der Impuls der Fortpflanzung für diese
nachatlantische Zeit in ihren sieben Kulturperioden nach der Weisheit des Lichtes nicht. Aber
die Fortpflanzung wird länger dauern; sie wird bis ins 7. Jahrtausend hinein dauern, vielleicht
noch etwas darüber hinaus. Woher wird das kommen? Weil dann Regenten der
Fortpflanzung, impulsierende Mächte der Fortpflanzung diese herabgestoßenen Angeloi sein
werden.

Das ist sehr bedeutungsvoll. In der sechsten nachatlantischen Kulturperiode wird nach und
nach versiegen die menschliche Fruchtbarkeit, insoferne sie impulsiert ist von den
Lichtmächten. Und die dunkeln Mächte werden eingreifen müssen, daß die Sache noch
etwas weitergehe. Wir wissen, die sechste nachatlantische Kulturperiode hat ihre Keime im
europäischen Osten. Der europäische Osten wird starke Neigungen entwickeln, die
menschliche Fortpflanzung, die physische Fortpflanzung nicht über die sechste Kulturperiode
hinausgehen zu lassen, sondern nachher die Erde überzuführen in ein mehr spirituelles, in
ein mehr psychisches Dasein. - Von Amerika herüber werden die ändern Impulse wirken für
die siebente nachatlantische Kulturperiode, in welcher die Impulse der herabgestoßenen
Angeloi die Generation leiten werden." (Lit.: GA 177, S. 231ff)

"Es wird ein Jahr kommen in der physischen Erdenentwickelung, dieses Jahr wird, sagen wir,
ungefähr das Jahr 5700 und einiges sein, in diesem Jahre, oder um dieses Jahr herum, wird
der Mensch, wenn er seine richtige Entwickelung über die Erde hm vollzieht, nicht mehr die
Erde so betreten, daß er sich verkörpert in Leibern, die von physischen Eltern abstammen.
Ich habe öfters gesagt, die Frauen werden in diesem Zeitalter unfruchtbar. Die
Menschenkinder werden dann nicht mehr in der heutigen Weise geboren, wenn die
Entwickelung über die Erde hin normal verläuft.

Über eine solche Tatsache darf man sich keinen Mißverständnissen hingeben. Es könnte zum
Beispiel auch folgendes eintreten: Es könnten die ahrimanischen Mächte, welche unter dem
Einfluß der gegenwärtigen Menschenimpulse sehr stark werden, die Erdenentwickelung
verkehren; sie könnten die Erdenentwickelung in gewissem Sinne pervers machen. Dadurch
würde - gar nicht zum Menschenheile - über diese Jahre im 6. Jahrtausend hinaus die
Menschheit in demselben physischen Leben erhalten werden können. Sie würde nur sehr
stark vertieren; aber sie würde in diesem physischen Leben erhalten werden können. Das ist
eine der Bestrebungen der ahrimanischen Mächte, die Menschheit länger an die Erde zu
fesseln, um sie dadurch von ihrer Normalentwickelung abzubringen. Aber wenn die
Menschheit wirklich das ergreift, was in ihren besten Entwickelungsmoglichkeiten liegt, so
kommt einfach im 6. Jahrtausend diese Menschheit zum Irdischen in eine Beziehung, die für
weitere zweieinhalb Jahrtausende so ist, daß der Mensch zwar noch mit der Erde ein
Verhältnis haben wird, aber ein Verhältnis, das sich nicht mehr darin ausdrückt, daß
physische Kinder geboren werden. Der Mensch wird gewissermaßen als Geist-Seelenwesen -
um es anschaulich auszudrücken, will ich sagen: in den Wolken, im Regen, in Blitz und
Donner rumoren in den irdischen Angelegenheiten. Er wird gewissermaßen die
Naturerscheinungen durchvibrieren; und in einer noch späteren Zeit wird das Verhältnis zum
Irdischen noch geistiger werden.

Von allen diesen Dingen kann heute nur erzählt werden, wenn man einen Begriff hat von
dem, was geschieht zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Obzwar nicht eine
vollständige Gleichheit herrscht zwischen der Art und Weise, wie der Mensch heute
zwischen dem Tode und einer neuen Geburt zu den irdischen Verhältnissen in Beziehung
steht, und der Art, wie er dann, wenn er sich gar nicht mehr physisch verkörpern wird, dazu
in Beziehung stehen wird, so ist doch eine Ähnlichkeit vorhanden. Wir werden
gewissermaßen, wenn wir verstehen, der Erdenentwickelung ihren wirklichen Sinn zu geben,
dann dauernd in ein solches Verhältnis zu den irdischen Angelegenheiten kommen, wie wir
jetzt dazu bloß stehen, wenn wir zwischen dem Tod und einer neuen Geburt leben. Es ist das
jetzige Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt nur etwas, ich möchte sagen,
geistiger, als es dann sein wird, wenn der Mensch dauernd in diesen Verhältnissen sein
wird." (Lit.: GA 196, S. 90f)

Zu dieser Zeit wird sich der Mensch nicht mehr von Tieren oder Pflanzen ernähren, sondern
bereits zu einer rein mineralischen Ernährungsweise übergegangen sein (siehe -> Ernährung,
Milch, Fleischnahrung, Vegetarismus, künftige mineralische Ernährung).

Der Kehlkopf als künftiges Fortpflanzungsorgan


Der Kehlkopf wird sich künftig so zu einem neuen Reproduktionsorgan umbilden, dass der
Mensch durch das Wort zeugend sein wird.

"Es gibt im Menschen zweierlei Organe, solche, welche auf dem Wege sind, unvollkommen
zu werden, und nach und nach abfallen werden, und solche, die erst in der Ausbildung
begriffen sind. Alle niederen Organe, die sexuellen Organe, werden abfallen. Herz und
Kehlkopf dagegen sind Organe, die erst in der Zukunft ihre Vollendung haben werden, erst in
der Zukunft ihre Entwickelung finden werden.
Ich spreche zu Ihnen. Meine Gedanken sind in mir. Ich kleide sie in Worte. Diese kommen
aus dem Kehlkopf heraus, bringen Tonschwingungen hervor, und dadurch teilen sich meine
Gedanken Ihrer Seele mit. Der Kehlkopf ist der Apparat, die Luftwellen zu machen, und das,
was in der Seele ist, da hinauszubringen. Wenn jemand einen Apparat erfinden könnte,
durch den die Wellen verfestigt werden könnten, dann könnten Sie meine Gedanken, meine
Worte aufklauben. In der Zukunft wird der Kehlkopf nicht nur die Worte hervorbringen,
sondern er wird einstmals das schöpferische, das Zeugungsorgan sein, das dem Menschen
ähnliche Wesen hervorbringen wird.

In gewissen Zeiten, da war noch nicht die pflanzliche Natur des Menschen durchdrungen von
der begierdevollen Fleischesqualität. Gerade diejenigen Organe, die sich am spätesten aus
der tierischen Natur entwickelt haben, gehen zuerst wieder weg; das sind die
Fortpflanzungsorgane. Diese waren lange da als Pflanzenorgane, als der Mensch schon in
Fleisch da war. Deshalb sind in Sammlungen Bilder von Hermaphroditen mit
Pflanzenorganen zu sehen. Wenn in der Bibel erzählt wird vom Feigenblatt der Eva, so ist in
Wahrheit unter diesem Symbole zu verstehen, daß diese Organe die letzten waren, welche
sich im Fleische entwickelt haben. So muß in die religiösen Urkunden eingedrungen werden.
Die Sexualorgane sind untergehende Organe, dagegen ist der Kehlkopf in voller Umbildung
begriffen, und wenn der Mensch wieder keusch geworden sein wird, wird sich der Kehlkopf
der geistigen Sonne wieder zuwenden. Der Kelch der Pflanze entwickelte sich zu der
leidenschafterfüllten Fleischesform, und wieder wird der Kehlkopf zum keuschen, reinen
Kelche, der vom Geiste befruchtet wird, der der heiligen Liebeslanze entgegengehalten wird.
Das ist auch das Symbol des Heiligen Gral, sein hohes Ideal." (Lit.: GA 098, S. 23f)

Siehe auchAnonym
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ᐃᐁ
Geschmackssinn
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Geschmacksorgan)
Der Geschmackssinn, auch als gustatorische Wahrnehmung bezeichnet, ist einer der zwölf
physischen Sinne, von denen Rudolf Steiner in seiner Sinneslehre gesprochen hat. Was
gemeinhin als Geschmacksempfindung bezeichnet wird, ist allerdings ein komplexes
Zusammenspiel des eigentlichen Geschmackssinns und des Geruchssinns gemeinsam mit
Tast- und Temperaturinformationen aus der Mundhöhle.
Der Geschmackssinn hängt eng mit der Verstandes- oder Gemütsseele und mit einer
Wechselwirkung der Gefühle zusammen:

„Der Geschmackssinn wirkt in seiner Weise, weil in ihm der Ätherleib von der Verstandes-
oder Gemütsseele bearbeitet wird. Diese ergießt die astralischen Strömungen durch das
Geschmacksorgan nach außen und schickt sie den Substanzen auf der Zunge entgegen. - [...]

Wie beim Geruchssinn willensartig ist, was sich hinausergießt, ist das, was beim
Geschmackssinn, der Nahrung entgegen, herausströmt, gefühlsartiger Natur, und auch das
Hereinströmende ist gefühlsartiger Natur. Hier, beim Schmecken, gelangt also Gefühl mit
Gefühl in Wechselwirkung. Alles andere daran ist bloß Maja, bloß äußeres Zeichen. Hier zeigt
sich eine Gefühlswirkung als Sinn, nämlich das Schmecken wird als angenehm, unangenehm,
widrig und so weiter empfunden. Allerdings nicht mit dem Gefühl selber hat man es da zu
tun, sondern nur mit entsprechenden Wechselwirkungen von Gefühlen.“ (Lit.:GA 115, S. 42f)

Ästhetisch-moralischer Geschmack
„Wenn man heute vom Geschmack im Künstlerischen spricht und vom Geschmack bei der
Gurke oder dem Kalbsbraten, so fühlt man nicht mehr die Notwendigkeit, welche die
Menschen dazu veranlaßt hat, das eine und das andere mit dem Worte Geschmack zu
belegen. Aber nehmen Sie die Tatsache, daß der Mensch, wenn er Bitteres genießt -
dasjenige, was man im Speisen- oder Getränkegenuß bitter nennt, das ganz gewöhnliche
materiell Bittere - , dann das Geschäft, für ihn die Empfindung des Bitteren zu besorgen, dem
rückwärtigen Teil seiner Zunge und dem Gaumen auflegt, so daß also in dem Augenblicke,
wo Bitteres von Ihrem Mund in Ihre Speiseröhre geht, und Sie das Erlebnis, das ganz
materiell physische Erlebnis des Bitteren haben, bei dieser Angelegenheit Ihr Gaumen in
Verbindung mit der Zunge und der hintere Teil der Zunge beschäftigt ist.

Nun können Sie auch Saures genießen, dasjenige, was Sie genießend in das Erlebnis des
Sauren hineinbringt. Da legen Sie wiederum hauptsächlich Ihrem Zungenrand die
Verpflichtung auf, für Sie die Empfindung des Sauren zu vermitteln; der ist beschäftigt,
während Sie das Erlebnis des Sauren haben. Und haben Sie die Empfindung des Süßen, dann
ist Ihre Zungenspitze vorzugsweise beschäftigt. So sehen wir also, wie das Verhältnis zur
Außenwelt sich streng nach den Gesetzen des Organismus regelt. Wir können nicht mit der
Zungenspitze irgendwie die Freundschaft so schließen, daß sie uns das Saure oder Bittere
vermittelt; sie bleibt untätig beim Sauren oder Bitteren, sie hat schon einmal die
charaktervolle Eigentümlichkeit, nur wenn wir etwas Süßes durch den Mund gehen lassen,
tätig zu sein.

Nun übertragen wir wirklich nicht ohne Grund die Ausdrücke sauer, bitter, süß auf
moralische Eindrücke. Wir sprechen sogar in sehr dezidierter Weise von dem Sauren, von
dem Bitteren, von dem Süßen bei moralischen Eindrücken. Ich sage in dezidierter Weise aus
dem Grunde, weil wir zum Beispiel beim anderen Menschen nicht durchweg veranlaßt sein
werden, in seinen Worten, die er ausspricht, etwas Saures zu sehen. Wir sprechen aber
schon bei seinem Mienenspiel aus einem ganz natürlichen Instinkt heraus von einem sauren
Gesichte. Wir werden nicht leicht einen Satz sauer finden, aber ein Gesicht werden wir
außerordentlich leicht sauer finden.
Nun, sehen Sie, dasjenige, was da bei einem Gesichte uns veranlaßt, es als sauer zu
bezeichnen, das regt genau dieselben Gegenden dahinten, wo es schon gegen die Kehle zu
geht, in der Zunge an, etwas geistiger, aber doch tätig zu sein, gerade so, wie wenn wir Essig
verschlukken. Es ist eine innere Verwandtschaft, die instinktiv durchaus sich im Menschen
geltend macht. Und das Unbewußte weiß in diesem Augenblicke ganz genau die Beziehung
zwischen dem Essig und dem Gesichte. Der Essig aber hat die Eigentümlichkeit, daß er die
mehr passiven kleinen Organe der Zunge für sich in Anspruch nimmt. Das Gesicht der
«Tante» bei gewissen Gelegenheiten hat die Eigentümlichkeit, daß sie die mehr aktiven Teile
derselben Gegend in Anspruch nimmt.“ (Lit.:GA 282, S. 224f)

Siehe auch
Gustatorische Wahrnehmung - Artikel in der deutschen Wikipedia
und Elementarwesen
Aus geisteswissenschaftlicher Sicht sind Naturgesetze Gedanken von Elementarwesen, die
auf dem physischen Plan denken, aber ihren Körper in der Astralwelt haben. Diese Gedanken
sind aber zugleich die wirksamen Kräfte in der Natur.

"In allen vier Formen des physischen Planes können Bewußtseine liegen, während der
Körper eines solchen Wesens im Astralen liegt. Man denke sich das Bewußtsein in der festen
Erde, den Körper im Astralen; oder ein Wesen, das im Wasser sein Bewußtsein hat, und
dessen Körper im Astralen ist; dann ein solches mit dem Bewußtsein in der Luft und dem
Körper im Astralen; und eines mit dem Bewußtsein im Feuer und dem Körper im Astralen.
Die heutige Menschheit weiß nicht viel von diesen Wesen, man kennt sie in unserer Zeit nur
durch die Poesie. Die Bergleute aber kennen solche Wesen sehr gut. Ein Gnom ist nur
wahrnehmbar für den, der auf dem astralen Plan schauen kann, aber Bergleute besitzen
manchmal ein solches astrales Schauen, sie wissen, daß Gnomen Wirklichkeiten sind. So sind
in unserer Erde eigentlich Bewußtseine vorhanden, und was der Naturforscher heute
Naturgesetze nennt, das sind die Gedanken von Wesenheiten, die auf dem physischen Plan
denken, aber ihren Körper auf dem Astralplan haben. Wenn in der Physik etwas von einem
Naturgesetz steht, so können wir uns sagen; das sind Gedanken eines Wesens, das auf dem
Astralplan seinen Körper hat. Die Naturkräfte sind schaffende Wesenheiten und die
Naturgesetze sind ihre Gedanken.

Zeichnung aus GA 93a, S 218


" (Lit.: GA 93a, S. 218)

Siehe auchAnonym
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Biografie Rudolf Steiner


Martin von Mackensen: Ein Vortrag für die Landbauschüler am Dottenfelderhof
ᐃᐁ
Gewitter
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
Ein Gewitter ist ein mit Blitz und Donner und meist auch mit starkem Regen oder Hagel und
heftigem Wind oder Sturm verbundenes meteorologisches Phänomen.

"Die Kraft der Leichtigkeit ist verknüpft mit der Sonne. Es ist diejenige Kraft, die bewirkt, daß
das Wasser von der Erde aufsteigt und verdunstet. Dieses verdunstete Wasser verdichtet
sich dann wieder zu den Wolken und kehrt als Regen zu der Erde zurück. Aber es ist nicht
richtig zu meinen, daß die Kraft der Leichtigkeit das Wasser nur bis zu dieser Sphäre hebt. In
Wahrheit wird die Substanz des Wassers noch viel weiter geführt. Denn es wird durch die
Leichtigkeit völlig entmaterialisiert. Wenn die Wolken aufsteigen und verschwinden, so hört
das Wasser auf, materiell zu sein. Die Kraft der Sonne, die dieses bewirkt, kann aber so stark
wirken, daß zuviel an Erden-Wasser hinaufätherisiert wird. Dann sammelt sich zuviel
fremder Äther in der Erdumgebung an. Da bricht dann der also gestaute Äther plötzlich
wieder in die materielle Erdsphäre zurück. Dies erleben wir als die Erscheinung des Blitzes. In
ihm leuchtet die Äthersubstanz auf, um sich im Regen zur wäßrigen oder gar im Hagel zur
festen Form zu verdichten. Im Blitz zerreißt der Himmel und der gestaute Äther bricht
herunter. Allein, was auf diese Weise im Gewitter schlagartig und dadurch vernehmbar sich
vollzieht, das geht auch sonst in stiller Weise ständig rhythmisch vor sich: im verdunstenden
Wasser und den sich ballenden Wolken." (Lit.: GA 266c, S. 473)

Im Gewitter wirken die erhabenen Wesenheiten der ersten Hierarchie. Im Blitz offenbaren
sich die Seraphim, im rollenden Donner die Cherubim.

"Also dasjenige, was in der Welt lebt durch Cherubim und Seraphim, das ist in so hohem
Grade unwahrnehmbar, daß die Unwahrnehmbarkeit schon wiederum wahrgenommen
wird. Es entzieht sich das so stark dem menschlichen Bewußtsein, daß der Mensch dieses
Dem-Bewußtsein-Entziehen merkt.

So kann man sagen: Die Cherubim, die kommen schon wiederum zum Vorschein, wenn auch
eben sich das gerade auf die Weise dokumentiert, daß sie so tief verborgen sind, daß man
ihre Verborgenheit merkt. Die Cherubim erscheinen nicht nur symbolisch, sondern ganz
objektiv in dem, was sich in der Gewitterwolke zuträgt, in dem, was sich zuträgt, wenn ein
Planet beherrscht wird von vulkanischen Kräften. Und die Seraphim kommen in dem, was als
Blitz aus der Wolke zuckt, oder in dem, was als Feuer in den vulkanischen Wirkungen zutage
tritt, wirklich so zum Vorschein, daß eben ihre Unwahrnehmbarkeit in diesen gigantischen
Wirkungen der Natur wahrnehmbar wird." (Lit.: GA 180, S. 103)

"Derjenige nun, dem zum Bewußtsein gekommen ist durch seherische Forschung, daß
innerhalb unserer Erde waltet im erdigen Element das Wesen der Throne oder der Geister
des Willens, im Wässerigen das Wesen der Geister der Weisheit, im Luftförmigen das der
Geister der Bewegung, im Wärmehaften das der Elohim, der steigt allmählich auf zu der
Erkenntnis, daß bei der Ballung der Wolken, bei jenem eigenartigen, in unserem
Erdenumkreise vor sich gehenden Wässerigwerden des Gasförmig-Wässerigen, am Werke
sind jene Wesenheiten, die der Hierarchie der Cherubime angehören. So sehen wir auf unser
Festes, auf das, was wir als elementarisches Erdendasein bezeichnen, und schauen in ihm ein
Durcheinanderwirken der Elohim mit den Thronen. Wir richten den Blick aufwärts und
sehen, wie in dem Luftförmigen, in dem ja allerdings die Geister der Bewegung walten, wie
da am Werke sind die Cherubime, damit das Wässerige, das aus dem Bereiche der Geister
der Weisheit aufsteigt, sich zu Wolken ballen kann. Im Umkreise unserer Erde walten ebenso
wahr die Cherubime, wie da walten innerhalb des elementarischen Daseins unserer Erde die
Throne, die Geister der Weisheit, die Geister der Bewegung. — Und wenn wir jetzt sehen das
Weben und Wesen dieser Wolkenbildungen selber, wenn wir das sehen, was gleichsam als
ihr Tieferes verborgen ist, was sich nur zuweilen kundgibt, so ist es der aus der Wolke
herausdringende Blitz und Donner. Das ist auch nicht etwas, was aus dem Nichts
herauskommt. Dieser Tätigkeit liegt für den Seher zugrunde das Weben und Wesen
derjenigen Geister der Hierarchien, die wir als die Seraphime bezeichnen. Und damit haben
wir, wenn wir in unserem Erdenbereich bleiben, wenn wir bis zum nächsten Umkreis gehen,
alle einzelnen Stufen der Hierarchien gefunden. So sehen wir in dem, was uns sinnlich
entgegentritt, den Ausfluß, die Manifestationen hierarchischer Tätigkeit. Es wäre ein völliger
Unsinn, wenn man in dem aus der Wolke schlagenden Blitz dasselbe sehen würde wie das,
was man sieht, wenn ein Zündholz angezündet wird. Ganz andere Kräfte walten, wenn
überhaupt aus der Materie das Element, das im Blitz waltet, das Elektrische, herauskommt.
Da walten die Seraphime. So haben wir die Gesamtheit der Hierarchien auch in unserem
Erdenumkreise gefunden, so wie wir sie im Kosmos draußen finden können. Es dehnen eben
diese Hierarchien ihre Tätigkeit auch auf das aus, was in unserem unmittelbaren Umkreise
ist." (Lit.: GA 122, S. 120f)

Siehe auch
Kategorie:Gewitter - Artikel in der deutschen Wikipedia
Gewitter - Artikel in der deutschen Wikipedia
„Dieser Wasserkreislauf zeichnet sich dadurch aus, daß er da, wo er beginnt, von etwas ganz
anderem ausgeht als dasjenige ist, in das er dann kommt, wenn er ins Meer mündet. Sehen
Sie, wenn Sie die Flüsse verfolgen, so finden Sie: Diese Flüsse sind nicht salzhaltig, es ist
süßes Wasser. Süßwasser ist in den Flüssen. Das Meer ist salzhaltig. Und alles dasjenige, was
das Meer zeitigt, gründet sich auf diese Salzhaltigkeit des Meeres. Das ist von
außerordentlicher Wichtigkeit: Das Wasser beginnt auf der Erde zu zirkulieren, zu kreisen in
süßem, salzfreiem Zustande und endet im Meere mit dem Salzzustand.

Gewöhnlich verfolgt man die Sache in der Weise, daß man sagt: Nun ja, solch ein Fluß wie
der Rhein, der entspringt irgendwo, fließt dann so weiter (siehe Zeichnung) und fließt dann
ins Meer. - Das ist eben dasjenige, was man äußerlich sieht. Aber was man nicht beachtet,
das ist, daß der Fluß, der Rhein zum Beispiel, ja allerdings äußerlich so fließt, aber während
dieser Fluß äußerlich in seinem Wasser von den Südalpen zu der Nordsee hinfließt, geht
wiederum unter der Erde eine Art Kraftströmung zurück von der Mündung bis zum
Ursprung. Die geht zurück. Und dasjenige, was da geschieht (oberirdisch), das ist das, daß
der Fluß süß ist, salzfrei ist. Dasjenige, was da (unter der Erde) zurückgeht, trägt in die Erde
immer in der Richtung des Flusses das Salz hinein, so daß die Erde Salze in sich kriegt, die
eigentlich aus dem Meere kommen. Wir haben also gewissermaßen unter der Erde, von der
Mündung eines Flusses bis zum Ursprung zurückgehend, eine Salzströmung. Und die Erde
hätte kein Salz, wenn nicht von der Mündung der Flüsse bis zum Ursprung unter der Erde die
Salzströmung wieder zurückgehen würde. Daher wird die sogenannte Geologie, die ja die
Erde im Innern untersucht, immer darauf aufmerksam sein müssen, wie da, wo Flußbette
sind, etwas tiefer in der Erde drinnen Salzablagerungen sind.
Zeichnung aus GA 352, S. 83
Aber, meine Herren, wenn keine Salzablagerungen in der Erde wären, könnten in der Erde
drinnen keine Pflanzenwurzeln wachsen, denn die Pflanzenwurzeln wachsen in der Erde
eben nur dadurch, daß sie das Salz der Erde gewissermaßen zur Nahrung kriegen. Die Pflanze
ist unten in der Wurzel am meisten salzhaltig, oben wird sie immer weniger salzhaltig, und
die Blüte hat wenig Salz. So daß man also fragen kann: Woher kommt es, daß unser
Erdboden Pflanzen hervorbringen kann? Das kommt ja davon her, daß er einen
Wasserkreislauf hat, daß geradeso wie bei uns Menschen vom Herzen aus die Blutadern und
wiederum zurück die Venen gehen, die das blaue Blut zum Herzen zurückführen, so auf der
Erde die Adern der Gewässer nach der einen Seite hingehen, und unter der Erde die
Salzadern zurückgehen. So daß da auch eine richtige Zirkulation, ein richtiger Kreislauf ist.

Warum ist es denn überhaupt so, daß die Erde gewissermaßen auf der einen Seite aus einem
wässerigen Salzkörper besteht, aus dem festen Land auf der anderen Seite, und dann aus
den süßen Gewässern, aus den Flüssen, die die Länder durchziehen, und daß fortwährend
auf diese Weise Salz vom Meere hineingeschoben wird? Ja, sehen Sie, wenn man nun das
eigentliche Salzwasser, das sehr salzhaltige Meerwasser untersucht, da kommt man darauf,
daß dieses salzhaltige Meerwasser wenig mit dem Weltenraum in Beziehung steht. Geradeso
wie bei uns zum Beispiel der Magen wenig mit der Außenwelt in Beziehung steht, nur durch
das, was er hereinbekommt, ebenso steht das Innere des Meeres wenig in Beziehung mit
dem Himmelsraume. Dagegen steht für die Erde in ganz großer Beziehung mit dem
Himmelsraume alles das, was Land ist, wo die Gewässer durchfließen, wo durch die
Ablagerungen von Salz Pflanzen hervorgebracht werden, aber namentlich, wo die Gewässer
durchfließen.“ (Lit.:GA 352, S. 83ff)

An rieselnden Quellen, wo das Wasser über bemooste Steine rinnt, und wo Pflanzenreich
und Mineralreich einander berühren, wirken besonders die jungfräulichen Wasserwesen, die
Undinen (von lat. unda = Welle), die die Elementarwesen alles Flüssigen sind und als
"Weltenchemiker" die Stoffe binden und lösen und den Klangäther in die Pflanze tragen.

Vor allem aber sind die Quellen die Augen der Erde, mit denen sie ihre kosmische Umgebung
wahrnimmt.

„Wir erfreuen uns daran, daß die Quellen rieseln, schön fließen, daß sie so wunderbar
reinliches Wasser haben und so weiter. Aber das ist nicht das einzige! Die Quellen sind
nämlich die Augen der Erde. Mit dem Meere sieht die Erde nicht hinaus in den Weltenraum,
weil das Meer salzig ist, und das macht, daß das innerlich nur so ist, wie unser Magen
innerlich ist. Die Quellen, die süßes Wasser haben, sind frei für den Weltenraum und sind
wie unsere Augen, die sich auch hinaus ins Freie öffnen. So daß wir sagen können: Da auf
den Ländern, wo Quellen sind, da schaut die Erde weit in den Weltenraum hinaus, da sind
die Sinnesorgane der Erde, während der Körper der Erde, mehr die Eingeweide der Erde, im
salzigen Meer sind.“ (Lit.:GA 352, S. 84)

„... wenn es bloß salziges Meer gäbe, wäre die Erde längst zugrunde gegangen, denn in sich
selber kann sie nicht bestehen. Sie hat nicht nur das salzige Meerwasser, sondern auch das
süße Gewässer, und das süße Gewässer nimmt vom Himmelsraum die Fortpflanzungskräfte
für die Erde auf. Das salzige Meer kann aus den Weltenweiten nicht dasjenige hereinbringen,
was die Erde immer wieder erfrischt. Wenn Sie an eine Quelle gehen und da das wunderbar
reine Wasser herausrieselt: Sie werden merken, in der Nähe der Quelle, da grunelts, da
riecht es so wunderbar, und alles ist so frisch. Ja, das, was da frisch ist in der Nähe der
Quelle, das erfrischt auch die ganze lebende Erde. Da öffnet sich die Erde wie durch ihre
Augen und Sinnesorgane dem Weltenraume.“ (S. 94)

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Biografie Rudolf Steiner


Martin von Mackensen: Ein Vortrag für die Landbauschüler am Dottenfelderhof
ᐃᐁ
Gewandformen
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Gewänder)
Die Gewandformen ergeben sich aus den beiden grundlegenden Funktionen, die die
Bekleidung für den Menschen erfüllen soll. Sie bietet einerseits Schutz gegen die Unbilden
der äußeren Natur und ist dann nach praktischen äußeren Gesichtspunkten gestaltet; sie
stellt sich anderseits als Schmuck dar, der idealerweise ein treffendes sinnliches Bild des
menschlichen Seelewesens, d.h. seiner inneren Werte und Begabungen ist. Die
Gewandformen und -farben waren dementsprechend in den älteren Kulturen nicht als
Ausdruck modischer Willkür, sondern vielfach als symbolisches sinnliches Abbild der
menschlichen Aura gestaltet.

„Der alte Römer und Grieche hat noch gewußt, wenn er herumgeht und seinen nackten Leib
zeigt, so ist das nicht der ganze Mensch, sondern da gibt es einen übersinnlichen Leib.
Diesen übersinnlichen Leib hat er in seiner Toga nachgeahmt. Die Toga ist nichts anderes als
der astralische Leib. Und in dem Faltenwurf, der da kunstvoll der Toga gegeben worden ist,
kamen die Kräfte des astralischen Leibes zum Vorschein.“ (Lit.:GA 352, S. 99)

Kopfbedeckungen, Hüte, Helme, Kappen usw. haben ihr Vorbild in der Kopfaura. Heute
findet das, abgesehen von liturgischen Gewändern, in den westlichen Kulturkreisen nur
mehr wenig bewusste Beachtung. In der Art, wie sich ein Mensch kleidet, drückt sich
allerdings unbewusst oft sehr viel von seinem Seelenwesen aus.

„Ja, meine lieben Freunde, auch die Kulturgeschichte wird noch manche Bereicherung
erfahren aus dem Okkultismus. Ich erinnere Sie daran, daß man in alten Zeiten doch eben
solche Dinge gesehen hat, und das, was in der alten Zeit noch sichtbar war, den Aurenteil,
hat man in der Gewandung nachgeahmt. Helme haben sich die Menschen deshalb
aufgesetzt, weil sie den Helm im Sinne der astralen Mütze oder Haube, die jeder Mensch
aufhat, geformt haben. Alle äußere Gewandung ist an ihrer ursprünglichen Stelle so
entstanden, daß dasjenige, was der Mensch ätherisch oder astralisch um sich herum hat, in
der Gewandung nachgeahmt worden ist. Und wenn wir die alten Gewandungen, namentlich
die Priestergewandungen, verstehen wollen, wenn wir wissen wollen, warum das eine so
oder so entstanden ist, dann brauchen wir bloß hellseherisch hinzuschauen auf die Dinge,
die um die Menschen entweder als ätherische Aura oder als astralische Aura herum sind.
Denn die Gestaltungen der ätherischen oder astralischen Aura wurden in den alten
Gewandungen nachgeahmt und werden noch nachgeahmt in den Gewandungen, welche mit
irgendeinem Kultus oder Ritual zu tun haben. Es ist daher — das bemerke ich nur in
Parenthese — einer Zeit, welche dem Materialismus so verfallen ist, daß sie die Aura
leugnet, ganz angemessen, daß sie auch keine Gewandung mehr haben will, die
hervorgegangen ist aus der Nachahmung dessen, was der Mensch an sich trägt. Und wenn
die Schrulle der Nacktkultur jetzt in unserer heutigen Zeit auftritt, so rührt das davon her,
daß der materialistische Sinn nichts mehr wissen will von jenen höheren ätherischen und
astralischen Aurenbildungen, die der Mensch um sich herum hat und aus denen heraus er
die Formen seiner Gewandung gebildet hat. Ältere Zeiten, aber gar nicht so alte Zeiten,
haben noch die Färbungen der Aura nachgebildet in der Gewandung der Menschen. Und
wenn Sie die Bilder der älteren Maler sich anschauen, dann können Sie ein, man möchte
sagen, noch in seinen alten Resten auftretendes Bewußtsein darin erblicken, daß das
Aurische in den Farben der Gewänder auftritt. Sehen Sie sich die Bilder an, wie sie die Maria
in der Regel mit ganz bestimmten Farben des Unterkleides und mit ganz bestimmten Farben
des Übergewandes und wie sie mit anderen Farben zum Beispiel die Magdalena darstellen!
Das Kleid der Magdalena mit der gelben Farbe konnte der alte Maler nicht verwenden für
das der Maria. Warum nicht? Weil die Aura einer Magdalena verschieden ist von der Aura
einer Maria. Der alte Maler hat noch durchaus das Bewußtsein zum Ausdruck gebracht, daß
das Gewand der Ausdruck ist für dasjenige, was der Mensch übersinnlich, wie eine Art
Gewandung mit sich herumträgt. Und wenn Sie namentlich auf das blicken, was nicht nur als
Gewandung, sondern als Helmgestalt oder dergleichen die griechischen Göttergestalten an
sich tragen, wie zum Beispiel die Pallas Athene dieses oder jenes an sich trägt, so hängt das
davon ab, wie sich der griechische Künstler die Aura bei den alten Göttergestalten nach
diesen Voraussetzungen denken mußte.“ (Lit.:GA 129, S. 198ff)

In der vollständigen Bekleidung drückt sich die Dreigliederung des Menschen aus und
besteht daher auch im wesentlichen aus drei Stücken. Im Kopf ist besonders der Ätherleib
wirksam und hier ist das Zentrum des Denkens; dem entspricht der Mantel, der ursprünglich
mit Kapuze versehen und damit zugleich Kopfbedeckung, Kappe (siehe auch → Kopfaura),
Hut, Mütze (siehe auch → Phrygische Mütze) usw. war. Auch das Kopftuch, der Schleier, der
Schal und die Krawatte (auch Schlips, bei Uniformen auch Langbinder, in der Schweiz auch
Querbinder) bzw. die Krawattenschleife (auch Fliege, Querbinder, österreich. Mascherl)
leiten sich davon ebenso ab wie die heute viel diskutierten Gewandformen der muslimischen
Frauen. Auch Gehrock, Herrenrock, Zylinderhut und Frack, Sakko (auch Sacco, Jackett) und
Jacke fallen unter diese Rubrik.

Im Brustbereich überwiegt der Astralleib und das Fühlen; dem entspricht Hemd und Bluse,
deren früher noch kunstvoller Faltenwurf die Beweglichkeit des rhythmischen Systems
ausdrückt, die im modernen T-Shirt nicht mehr so deutlich sichtbar wird. Auch die Weste
gehört hierher.
Im Stoffwechsel-Gliedmaßen-System und dem damit verbundenen Willen wirkt am stärksten
das Ich; dem entspricht das Schurzfell, dem ursprünglichsten Kleidungsstück überhaupt
(schon im Paradies bedecken sich Adam und Eva nach dem Sündenfall mit einem Schurz),
das dann besonders im alten Ägypten kunstvoll hervortrat und sich symbolisch noch im
Maurerschurz der Freimaurer wiederfindet oder im schottischen Kilt. Dazu gehören dann
später auch alle Beinkleider, Hosen usw., die einen noch stärkeren Inkarnationswillen
ausdrücken.

„Der Mensch hat drei Glieder schon als physischer Mensch. Er hat seinen Kopf, seine
Brustorgane, wo vorzugsweise Atmung und Blutzirkulation sind, also innere Bewegung, und
er hat die äußere Bewegung in den Gliedmaßen. Der Mensch besteht also schon seinem
physischen Leibe nach aus drei Teilen: aus dem Kopf, aus dem Brustsystem - ich nenne es
immer das rhythmische System, weil sich alles im Rhythmus bewegt - und der äußeren
Bewegung der Organe, der äußeren Bewegungsorganisation.

Nun, sehen Sie, wirksam ist im Kopf ganz besonders der Ätherleib, in der Brust, in der
Blutzirkulation und in der Atmung der astralische Leib und in den willkürlichen Bewegungen
das Ich. Wenn Sie alle Kleidung, mit Ausnahme der etwas gar zu einfachen Kleidung der
wilden Menschen - nicht wahr, der ganz Wilden - betrachten: Sie können immer sehen, was
auch für Firlefanz darauf gemacht ist, im wesentlichen besteht alle Kleidung aus drei
Stücken, irgendwie aus drei Stücken. Es ist natürlich überall etwas verändert; Sie müssen nur
bedenken, daß das im Laufe der geschichtlichen Entwickelung der Menschheit sich furchtbar
verändert hat, es ist Firlefanz dazugebracht worden, Wischiwaschi dazugebracht worden,
aber eigentlich besteht jede Kleidung aus drei Teilen. Das eine ist dasjenige, was
ursprünglich aus dem Schurzfell entstanden ist - und die Männer bei den alten Ägyptern
haben im wesentlichen nur Schurzfelle getragen. Wofür ist das die Kleidung beim
Menschen? Für die Gliedmaßen. Der Mensch hat ausgedrückt, daß er mit den Füßen gehen
kann, indem er die Füße bedeckt hat. Die Kraft der Füße, der Bewegungsorganisation, sollte
mit dem Schurzfell ausgedrückt werden.

Interessant ist, daß solche Dinge sich dann forterben, und daß die Freimaurer bei ihren
Versammlungen das Schurzfell als eine besondere Auszeichnung tragen. Das ist eine alte
ägyptische Erbschaft. Geradesowenig meistens, wie die Leute heute wissen, warum sie sich
Orden anheften, ebensowenig wissen die Leute, warum sie sich das Schurzfell anlegen. Das
Schurzfell wird angezogen als Zeichen, daß man mit seinen Gliedmaßen besonders stark
wirken soll. Und aus dem Schurzfell ist alles entstanden, was in irgendeinder Weise die
Gliedmaßen betrifft, zum Beispiel unsere Hosen, allerdings so stark verändert, daß sie uns
eher hindern am Gang, als fördern. Das bezieht sich also auf die Gliedmaßen. Das Schurzfell
haben die Ägypter besonders künstlich ausgebildet, das sie in besonderer Weise anliegend
gemacht haben an die Gliedmaßen; sie haben die Arme dann hineingestreckt, und es ist so
das Schurzfell entstanden, das heraufgeht, Brustlatz kriegt, Ärmel, so daß auch die oberen
Gliedmaßen darin eingespannt werden.

Das zweite, meine Herren, das ist, daß der Mensch das Brustsystem in der Kleidung zum
Ausdruck bringt. Und dieses Brustsystem bringt er am besten in alledem zum Ausdruck, was
hemdartig ist und über den Kopf gezogen wird. Das war besonders bei den alten Assyrern
ausgebildet. Da wurde das hemdartige Kleidungsstück ausgebildet, wo man oben
durchschlüpft und was dann glatt hinuntergeht. Das ist der Ausdruck für das Brustsystem, für
die innere Bewegung. Daher werden auch die Falten so gemacht. Die Griechen haben dann
das übernommen von Asien herüber und haben diesen künstlichen Faltenwurf hinzugefügt,
der gewissermaßen sogar die Blutadern nachahmen sollte in ihrem wichtigsten Verlauf. Es
war so gehalten, daß die wichtigste Blutzirkulation und die Strömung da drinnen
nachgemacht wurde.

Das dritte ist der Mantel, der Mantel, der übergeworfen wird. Nun, der Mantel, der
übergeworfen wird, der ist ursprünglich nicht bloß über die Schultern geworfen worden,
sondern auch über den Kopf. Sie können das in gewissen Landesgegenden sehen, da wird es
noch in derselben Art gemacht. Der Mantel wird so über den Kopf geworfen, daß er auch
den Kopf bedeckt. Im Mantelwurf, da drückt sich wiederum der Gedanke für alles, was aus
dem Kopf kommt, aus; im Schurzfell mehr der Wille, der in den Gliedern lebt; in dem
Hemdartigen, das wir haben - nicht wahr, es ist nur noch wenig in unserer Weste enthalten,
aber bei dem Priesterkleid, bei dem Kleid der katholischen Priester können Sie es noch sehr
gut ausgebildet finden -, das ja in der weiblichen Kleidung noch immer vorliegt, da ist die
Brustkleidung. Und die Kopfkleidung ist der Mantel. Nur natürlich hat das Wandlungen
durchgemacht. Denken Sie sich den Mantel, der geworfen wird um die Schultern und auch
über den Kopf, da herübergeworfen wird (siehe Zeichnung), er bedeckte ursprünglich den
Kopf. Wenn es ein roter Mantel ist, ist es sehr schön. Die rote Farbe, die ist so, daß man gar
nicht danach trachtet, sie

Zeichnung aus GA 352, S. 138


zu entstellen. Es ist dann die Zeit gekommen, von der ich das letzte Mal gesprochen habe,
wo die Menschen nicht mehr aufmerksam sind auf die Farben. Da haben sie sich auch einen
schwarzen Mantel oder einen blauen gemacht. Und was haben sie getan? Sie haben den
Mantel hier abgeschnitten und die Kopfbedeckung extra gemacht! Der Hut ist daraus
geworden. Das kann man ihm natürlich heute nicht mehr ansehen. Aber ich muß doch noch
sagen: Wenn ich einen Menschen mit Frack und Zylinderhut daherkommen sehe, so sage ich
mir immer: Donnerwetter, wie hast du dich verändert! - denn ursprünglich war Frack und
Zylinderhut ein Mantel. Dann ist der Mantel heruntergeschnitten worden, hat seine
schreckliche Form bekommen vom Frack, und oben ist der Zylinderhut geblieben, der
bedeckt den Kopf. Da kann man es ursprünglich noch sehen. Sehen Sie einmal einen
Zylinderhut mit einem Frack zusammen, und versuchen Sie dann den Zylinderhut vorne
auseinanderzuschneiden, daß Sie das ganze über den Kopf werfen können, dann haben Sie
das, woraus Frack und Zylinder entstanden ist. So muß man zurückgehen auf die alte
Kleidung, dann kriegt man heraus, woraus die Kleidung entsteht; ...“ (Lit.:GA 352, S. 136ff)

Rudolf Steiner zeichnet ein differenzierteres Bild für die Entstehung von Ebbe und Flut, die
zwar mit dem Mond zusammenhängen, aber nicht so unmittelbar und äußerlich, wie man
sich das heute gemeinhin vorstellt. Vielmehr haben Mondumlauf und Gezeiten eine
gemeinsame tiefere Ursache.

„Das gilt ja heute als unbestreitbares Besitztum der Mond Wirkungen. Man sagt: Das ist ganz
klar, daß die Flut zusammenhängt mit der Anziehungskraft des Mondes. In der
Meridianstellung des Mondes sucht man die Anziehungskraft der Flut, und in dem
Heraustreten des Mondes aus dem Meridian sucht man das Abfluten der Flut zur Ebbe. Nun
braucht man ja nur darauf hinzuweisen, daß Ebbe und Flut an zahlreichen Orten, wo sie
auftreten, zweimal auftreten, und daß der Mond doch nur einmal im Meridian steht. Aber
man kann noch auf andere Tatsachen hinweisen. Zahlreiche Reisebeschreibungen werden
Ihnen zeigen, daß an den verschiedensten Orten der Erde keineswegs überall mit der
Meridianstellung des Mondes die Flut zusammenfällt, daß sie sogar an manchen Orten zwei
bis zweieinhalb Stunden später kommt. Allerdings hat man in diesem Falle immer
wissenschaftliche Ausflüchte; da sagt man denn: Dann hat sich die Flut eben verspätet! - Es
gibt gewisse Brunnen, die auch Ebbe und Flut zeigen, bei denen diese Erscheinung gar nicht
wegzuleugnen ist; da kommt es sogar vor, daß dann, wenn im Meere Flut ist, im Brunnen
Ebbe auftritt, und bei Ebbe im Meer Flut. Da sagt man dann auch: das ist verspätete Ebbe
oder verspätete Flut; dann hat sie sich eben so stark verspätet, daß sie zur andern Phase
eintritt. Freilich, wenn man in dieser Weise erklären will, kann man so ziemlich alles erklären.
Aber mit Recht ist auch gefragt worden, woher der Mond die Kraft nimmt, um eine solche
Anziehung auf das Meer auszuüben. Denn da der Mond viel kleiner ist als die Erde, so hat er
auch nur ungefähr ein Siebzigstel der Anziehungskraft der Erde; und um solche Massen in
Bewegung zu setzen, wie die Meeresmassen, dazu gehören Millionen von Pferdekräften.
Julius Robert Mayer hat sehr interessante Berechnungen darüber aufgestellt, woher der
Mond diese Kraft nimmt. Und an diese Frage schließen sich zahlreiche andere an. Daher
kann man sagen: Was heute wissenschaftlich als unanfechtbar gilt, das gerade ist etwas,
trotzdem überall nichts dagegen eingewendet wird, was am alleranfechtbarsten ist. Aber
dabei bleibt eines sehr bedeutsam. Wenn man durchaus nachweisen kann, daß
Mondenstellung und Mondeinfluß und Verlauf von Ebbe und Flut so sind, daß man von einer
unmittelbaren Einwirkung des einen auf das andere schwer sprechen kann, wenn man alle
Erscheinungen in Rechnung zieht, so bleibt doch das eine immer noch bestehen: der Verlauf
von Ebbe und Flut ist so, daß sich eine bestimmte Flut jeden Tag - in bezug auf den höchsten
Stand des Mondes - um etwa fünfzig Minuten verspätet. So daß das Phänomen von Ebbe
und Flut in seiner regelmäßigen Aufeinanderfolge schon dem Umlauf des Mondes
entspricht. Das ist das Bedeutsamste dabei.“ (Lit.:GA 58, S. 303ff)

„Ebbe und Flut in ihrer Zeit entsprechen dem Umlauf des Mondes; aber wir können nicht
von einem unmittelbaren äußeren Einfluß des Mondes sprechen, weil der Mond tatsächlich
nicht Ebbe und Flut bewirkt; sondern weil Ebbe und Flut und der Mondenumlauf von
tieferen geistigen Kräften in der lebendigen Erde bewirkt werden. Mondenumlauf und Ebbe
und Flut entsprechen einander; aber sie stehen ebensowenig in einem unmittelbaren
Abhängigkeitsverhältnis, wie der heutige Mond in einem unmittelbaren
Abhängigkeitsverhältnis steht zu dem, was ich Ihnen als Rhythmus bei dem produktiven und
hellsichtigen Menschen angeführt habe.

So sehen wir, wie gerade aus den geisteswissenschaftlichen Voraussetzungen heraus die
äußeren Tatsachen wunderbar sich uns aufklären: Ebbe und Flut entsprechen einem inneren
Vorgang in unserer Erde, der nicht nur Ebbe und Flut, sondern auch den Mondenumlauf
bewirkt. Sie entsprechen einander, wie der Gang der Uhr dem Verlauf der äußeren
Sonnenzeit entspricht, obwohl keiner behaupten könnte, daß die Sonne die Zeiger der Uhr
umdreht. Das sind Entsprechungen, die auf eine gemeinsame Ursache zurückgehen, die aber
nicht einander bewirken.“ (S. 325)

Mond und Mondsphäre


Zeichnung aus GA 323, S. 254 (Fig. 1)
„Derjenige, der noch im wahrnehmenden Sinne das ptolemäische Weltensystem vor sich
hatte, der sagte nicht: Der Mond steht da oben. Das sagte er eben nicht, das interpretiert
man nur jetzt hinein ins Weltensystem. Er sagte eben nicht: Der Mond ist da oben, denn da
hätte er die Erscheinung bloß auf das Auge bezogen. Das tat er nicht, er bezog die
Erscheinung auf den ganzen Menschen und meinte das so: Hier stehe ich auf der Erde, und
ebenso wahr wie ich auf der Erde stehe, stehe ich auch im Mond drinnen, denn der Mond,
das ist das da (Fig. 1, S. 254 schraffierte Fläche). Das ist die Erde und das Ganze ist der Mond,
der ja viel größer ist als die Erde. Der ist nämlich im Radius so groß, wie dasjenige ist, was wir
jetzt nennen die Entfernung des Mondes, ich kann nicht sagen des Mondmittelpunktes, von
dem Erdenmittelpunkt. So groß ist der Mond im Sinne des ptolemäischen Weltensystems,
wie es ursprünglich ausgebildet worden ist.“ (Lit.:GA 323, S. 253)

„Sie sehen, wir müssen uns also die ganze Konfiguration der differenzierten
Weltenraumerfüllung anders denken, als wir das gewohnt sind. Wir richten uns heute nach
den Gravitationsvorstellungen, zum Beispiel sagen wir, daß Ebbe und Flut zusammenhängen
mit gewissen vom Mond ausgehenden Gravitationskräften. Wir reden davon, wie da eine
Gravitation vom Weltenkörper ausgeht und das Wasser hebt. Im Sinne jener anderen
Vorstellungsweise müssen wir sagen, der Mond durchdringt auch die Erde, und indem er die
wässerige Erdensphäre durchdringt, spielt sich etwas ab, was hier an dieser Stelle als
Wassererhebung sich abspielt; an einer andern Stelle gibt sich die Mondensphäre als
Lichterscheinung kund. Wir brauchen nicht zu denken, daß da eine besondere
Anziehungskraft vorhanden ist, sondern wir denken, daß gewissermaßen diese die Erde
durchdringende Mondensphäre mit der Erde zusammen eine Organsiation bildet, und wir
sehen in den zwei Vorgängen bloß zwei Seiten eines Vorganges.“ (S. 256)

Zusammenhang der Gezeiten mit dem Silbergehalt der Meere


Einen wesentlichen Zusammenhang sieht Rudolf Steiner zwischen dem Silbergehalt der
Meere und den Gezeiten, wobei Silber als Planetenmetall dem Mond zugeordnet ist.

„Das Weltenmeer enthält zwei Millionen Tonnen Silber, fein verteilt, in äußerster
homöopathischer Verteilung, könnte man sagen. Es ist wirklich das Silber ausgebreitet über
die Erde hin. Heute muß man das dadurch konstatieren, wenn man es mit normalem Wissen
konstatiert, daß man eben Meerwasser ausschöpft und mit allen möglichen minuziösen
Untersuchungen methodisch prüft; aber dann findet man eben mit den Mitteln der heutigen
Wissenschaft, daß zwei Millionen Tonnen Silber enthalten sind im Weltenmeere. Diese zwei
Millionen Tonnen Silber, die sind darinnen enthalten nicht etwa so, daß sie sich irgendwie
aufgelöst haben oder ähnliches, sondern die gehören dem Weltenmeere an; die gehören zu
seiner Natur und Wesenheit. Und das wußte die alte Weisheit; das wußte sie durch die noch
vorhandenen feinen, sensitiven Kräfte, die vom alten Hellsehen herrührten. Und sie wußte,
daß, wenn man sich die Erde denkt, man sich diese Erde nicht bloß zu denken hat so, wie die
heutige Geologie sie sich denkt, sondern daß eben in dieser Erde in feinster Weise Silber
aufgelöst ist.

Ich könnte jetzt weitergehen, könnte zeigen, wie auch Gold aufgelöst ist, wie alle diese
Metalle in feiner Auflösung, außer dem, daß sie materiell da oder dort abgelagert sind,
wirklich enthalten sind in der Erde. Die alte Weisheit hatte also nicht unrecht, als sie von
Silber sprach. Das ist in der Erdensphäre enthalten. Als Kraft aber kannte man es, als gewisse
Arten von Kraft. Andere Kräfte enthält die Silbersphäre, andere Kräfte die Goldsphäre und so
weiter. Man wußte viel mehr noch von dem, was da als Silber ausgebreitet ist in der
Erdensphäre; man wußte, daß in diesem Silber die Kraft liegt, welche bewirkt Ebbe und Flut,
weil eine gewisse belebende Kraft dieses ganzen Erdenkörpers in diesem Silber liegt,
beziehungsweise identisch ist mit diesem Silber. Ebbe und Flut würden sonst gar nicht
entstehen; diese eigentümliche Bewegung des Meeres, die wird ursprünglich angefacht von
dem Silbergehalt. Das hat nichts mit dem Mond zu tun, aber der Mond hat mit derselben
Kraft zu tun. Daher treten Ebbe und Flut in gewisser Beziehung mit den Mondbewegungen
auf, weil beide, Mondbewegungen und Ebbe und Flut, von demselben Kräftesystem
abhängig sind. Und diese Kräfte liegen in dem Silbergehalt des Weltenalls.“ (Lit.:GA 171, S.
163)

Siehe auch
Gezeiten - Artikel in der deutschen Wikipedia
Gezeitenkräfte - Artikel in der deutschen Wikipedia
Anonym
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Biografie Rudolf Steiner


Martin von Mackensen: Ein Vortrag für die Landbauschüler am Dottenfelderhof
ᐃᐁ
Gift
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte

Der Schädel mit gekreuzten Knochen (☠) ist das traditionelle Piktogramm für Giftstoffe.
Als Gift (ahd. Gabe, heute in dieser Bedeutung noch enthalten in dem Wort Mitgift für die
Aussteuer der Braut) bzw. Giftstoff wird ganz allgemein ein Stoff bezeichnet, der infolge
einer Vergiftung (Intoxikation) die Lebenstätigkeit beeinträchtigt und in der Folge den
Organismus dauerhaft schädigen oder töten kann. Die Lehre von den Giftstoffen, ihren
Wirkungen und die Behandlung von Vergiftungen ist Gegenstand der Toxikologie (griech.
τοξικολογία toxikologia „Giftkunde“).

Da auch durch die reguläre Stoffwechseltätigkeit, namentlich durch Eiweißzersetzung,


beständig Giftstoffe entstehen, müssen diese zur Entgiftung kontinuierlich abgebaut und
ausgeschieden werden. In lebenden Zellen oder Organismen produzierte Gifte werden als
Toxine (von griech. τοξικότητα, aus toxikón (phármakon) - Pfeil(gift) aus toxa „Pfeil und
Bogen“) bezeichnet. Bei den von lebenden Bakterien abgegebenen Exotoxinen handelt es
sich zumeist um Proteine. Sie sind z. B. an der Entstehung von Cholera, Keuchhusten,
Diphtherie, Tetanus und Scharlach beteiligt.[1] Endotoxine sind hochmolekulare
Lipopolysaccharide aus der Zellwand von Bakterien und werden freigesetzt, wenn diese
absterben und zerfallen, wie es etwa bei Typhus und Salmonellosen geschieht.
Die okkulte Betrachtung zeigt, dass Gifte noch die Gesetzmäßigkeiten des alten Mondes, der
vorangegangenen Verkörperung unserer Erde, in sich tragen. Sie sind in gewissem Sinn
zurückgebliebene Substanzen und wirken daher zerstörend auf den irdischen Organismus.
Sie sind anderseits unerlässlich, um das Ich-Bewusstsein zu erwecken, das sich gerade an
diesen Zerstörungsprozessen entzündet.

Die Gifte als vom alten Mond zurückgebliebene Substanzen


"Da findet man durch die okkulten Untersuchungen: Das, was jetzt auf unserer Erde so
vorhanden ist, daß sich zum Beispiel der menschliche Leib, der es zur Nahrung braucht,
damit vereinigen kann, das ist, in der Art wie es heute vorhanden ist, eigentlich erst während
des Erdendaseins entstanden. Es hat allerdings frühere Stadien durchgemacht, ist aber so,
wie es heute vorhanden ist, während des Erdendaseins entstanden. Man könnte nicht von
einem «Weizen» oder von einer «Gerste» auf dem Monde sprechen.

Was ist nun auf dem Monde vorhanden gewesen von dem Substantiellen, das in den
Reichen unserer Erde ist? Das, was heute im mineralischen, pflanzlichen und tierischen Reich
als Gift fließt, was wir heute Gift nennen und was als Gift wirkt, das war die Normalsubstanz
auf dem Monde! Sie brauchen sich dazu nur zu erinnern an dasjenige, worauf ich schon öfter
aufmerksam gemacht habe, wie auf dem Monde die Blausäure vorhanden war als etwas
durchaus Normales. Ich habe auch das seit dem Jahre 1906 öfters erwähnt, wo ich in Paris
zum erstenmal darauf hingewiesen habe. Diese Dinge hängen alle mit der Zyansäure[2]
zusammen.

Nun, für den Mond waren also die heutigen Gifte durchaus dasselbe, was für die Erde die
Pflanzensäfte sind, die der Mensch vertragen kann. Warum sind denn heute noch Gifte
vorhanden? Aus demselben Grunde, aus welchem Ahriman vorhanden ist: sie sind eben das
Zurückgebliebene, das in physischen Formen Zurückgebliebene. Wir haben also dasjenige,
was der Mensch vertragen kann, was in normaler Weise fortgeschritten ist, und dasjenige,
was im Mondstadium, das heißt, im Giftstadium zurückgeblieben ist." (Lit.: GA 173, S. 357f)

Die bewusstseinsweckende Kraft der Gifte


Gerade durch ihre abbauenden, zerstörende Kräfte sind die Gifte unerlässlich für unsere
geistige Entwicklung.

"Nur dadurch, daß wir diese umgestalteten Giftsubstanzen des Mondes in uns tragen, haben
wir eine gewisse Fähigkeit, Ich-bewußte Wesen zu sein. Hierauf habe ich sogar in
öffentlichen Vorträgen schon aufmerksam gemacht, indem ich sagte, daß dem Menschen
zum Leben nicht nur aufbauende, sondern abbauende Kräfte notwendig sind; denn wenn wir
nicht abbauen könnten, so könnten wir keine Ich-Intelligenz haben. Das Abbauen, das Altern
und der Tod sind von der Geburt an notwendig, weil wir im Abbauen gerade, nicht im
Aufbauen, die Grundlagen haben für unsere geistige Entwickelung. Das Aufbauende schläfert
uns ein; überall, wo Aufbauendes in uns tätig ist, ist einschläfernde, wuchernde Tätigkeit.
Das trübt das Bewußtsein herab. Bewußtsein kann nur leben durch Verbrauch von geistigen
Kräften. Die Strukturen, die in uns sind mit ihren Substanzen zu diesem Verbrauch von
geistigen Kräften, sind umgewandelte Giftsubstanzen des Mondes; nur sind sie eben in einer
gewissen Weise umgewandelt, so daß sie nicht so wirken, wie sie auf dem Monde gewirkt
haben." (Lit.: GA 173, S. 358f)
Gifte und Alterung
Diese Gifte bewirken auch den Alterungsvorgang:

"Nun ist es schwierig, sich das für gewisse Giftsubstanzen vorzustellen; aber es ist doch so,
daß wir uns die Entwickelung dieser Gifte so vorzustellen haben, daß ihre Intensität zu einem
Siebentel oder zwei Siebentel oder drei Siebentel geringer geworden ist. Wenn Sie also
gewisse Giftsubstanzen in Pflanzen haben, so sind diese, so wie sie heute sind,
zurückgeblieben vom Monde her. Andere Giftsubstanzen sind in ihrer Giftwirkung um ein
Vielfaches abgeschwächt und im Verlaufe der Evolution uns eingeimpft worden. Dadurch
sind wir imstande, während des Lebens zu altern." (Lit.: GA 173, S. 359)

Die Fortpflanzung als Giftwirkung


Die Gifte spielen sogar eine wesentliche Rolle bei der Fortpflanzung. Da wirkt das Männliche
im Grunde vergiftend auf das Weibliche, das die Tendenz hat, nur ein ätherisches Wesen
hervorzubringen. Erst durch die Giftwirkung wird es so weit abgetötet, dass es sich physisch
manifestieren kann.

"Dadurch sind wir auch imstande, jene Giftwirkung auszuüben - denn eine Giftwirkung ist es
- welche darinnen besteht, daß in der Fortpflanzung der Menschheit Männliches wirkt auf
Weibliches. Diese Giftwirkung drückt sich darinnen aus, daß durch das bloß Weibliche
jedenfalls nur die Tendenz vorhanden ist, ein ätherisches Wesen hervorzubringen. Diese
Tendenz ist vorhanden auch ohne Giftwirkung. Damit dieses ätherische Wesen sich physisch
gestalten kann, muß das wuchernde ätherische Leben vergiftet werden. Ich habe das in dem
physiologischen Vortrage in Prag seinerzeit angedeutet. Und diese Vergiftung ist der
Befruchtungsakt, so wie auch im Pflanzenleben die Einwirkung des Stoffes aus dem
Ätherischen auf das Pistill, der Befruchtungsakt der Pflanze, eine Licht-Giftwirkung ist.

Da sehen Sie etwas, was für den Menschen selbst während der Erde entstanden ist: die
Fortpflanzung. Sie ist gewissermaßen eine destillierte Giftwirkung, eine Wirkung, die auf
dem Monde in der Intensität als Giftwirkung vorhanden war, wie sie in den Giften, die in den
unteren Reichen sind, zurückgeblieben ist. Daraus ersehen Sie den Satz, den ich heute
zunächst einmal hinstellen möchte: Die eigentlichen Gifte, die also substantiell ahrimanisch
sind von der Mondenzeit her, sind die Opponenten der regelmäßig vorwärtsschreitenden
Evolution; destilliert, gewissermaßen verdünnt sind sie dasjenige, was substantieller Träger
unseres geistigen Lebens ist." (Lit.: GA 173, S. 359)

Pflanzengifte
Pflanzen verfügen über einen physischen Leib und einen Ätherleib. Bei der Bildung der
Blüten und der Früchte wird die Pflanze auch von Astralkräften umschwebt. Bei Giftpflanzen
wird dieses Astralische in die Frucht bzw. Pflanze hineingezogen und erzeugt durch die damit
verbundenen Abbaukräfte die Pflanzengifte. Dabei handelt es sich vorwiegend um Alkaloide
wie beispielsweise Belladonna.

„Man lernt eine gewöhnliche Pflanze kennen, indem man sieht, sie hat ihren physischen
Leib, sie hat ihren Ätherleib; und dann sieht man, daß die Blüte und die Frucht umschwebt
wird von dem allgemeinen Astralischen im Kosmos. Sie sehen also auf die Pflanze hin.
Überall sprießt aus der Erde das Physische der Pflanze heraus. Überall hat die Pflanze ihren
Ätherleib und darüber, wie in Wolken, lagert das Astralische. So ist es bei solchen Pflanzen
wie bei dem Veilchen.

Bei einer Pflanze wie der Tollkirsche wird es anders. Bei der Belladonna ist es so: die Pflanze
wächst, hat hier ihre Blüte, hier drinnen entwickelt sich die Frucht (es wird gezeichnet). Da
aber geht das Astralische in die Frucht hinein. Das Veilchen entwickelt die Frucht bloß im
Ätherischen. Die Tollkirsche saugt mit der Frucht das Astralische ein. Dadurch wird sie giftig.
Alle Pflanzen, die in irgendeinem ihrer Teile Astralisches aus dem Kosmos einsaugen, werden
giftig. Dasselbe also, was, wenn es ins Tier kommt, dem Tier den Astralleib gibt, das Tier
innerlich als ein Empfindungswesen ausgestaltet, es macht, wenn es in die Pflanze eintritt,
die Pflanze zur Giftpflanze. Das ist sehr interessant, weil wir sagen können: Unser
astralischer Leib trägt Kräfte in sich, die, wenn sie in die Pflanze kommen, als Gift sich
darstellen. - Und so muß man auch das Gift auffassen. Nur dadurch kommt man zu einer
innerlichen Erkenntnis des Giftes, daß man weiß, normalerweise hat man als Mensch in
seinem astralischen Leib eigentlich die Kräfte aller Gifte in sich, die es gibt, denn das gehört
zum Wesen des Menschen.“ (Lit.:GA 243, S. 159f)

Pflanzengifte und Elementarwesen


Bösartige Sylphen tragen das, was nur in den oberen Luft- und Wärmeregionen sein soll,
hinunter in die wäßrigen und irdischen Regionen. Indem dabei das Geistig-Seelische
(Himmlische) den Leib gleichsam verbrennt, enstehen Pflanzengifte.

„Wiederum, die gutartigen Sylphen- und Feuerwesen halten sich ferne von Menschen und
Tieren und beschäftigen sich mit dem Pflanzenwachstum in der Weise, wie ich es angedeutet
habe; aber es gibt eben bösartige. Diese bösartigen tragen vor allen Dingen das, was nur in
den oberen, in den Luft- und Wärmeregionen sein soll, hinunter in die wäßrigen und
irdischen Regionen.

Wenn Sie nun studieren wollen, was da geschieht, wenn diese Sylphenwesen zum Beispiel
aus den oberen Regionen in die niederen Regionen des wäßrigen und erdigen Elementes das
hinuntertragen, was da oben hinaufgehört, dann schauen Sie sich die Belladonna an. Die
Belladonna ist diejenige Pflanze, welche in ihrer Blüte, wenn ich mich so ausdrücken darf,
von der Sylphe geküßt worden ist, und welche dadurch das, was gutartiger Saft sein kann, in
den Giftsaft der Belladonna umgewandelt hat.

Da haben Sie das, was man eine Verschiebung der Sphäre nennen kann. Oben ist es richtig,
wenn die Sylphen ihre Umschlingungskräfte entwickeln, wie ich sie vorhin beschrieben habe,
wo man vom Lichte förmlich betastet wird - denn das braucht die Vogelwelt. Kommt sie aber
herunter, die Sylphe, und verwendet sie das, was sie oben anwenden sollte, unten in bezug
auf die Pflanzenwelt, dann entsteht ein scharfes Pflanzengift. Parasitäre Wesen durch
Gnomen und Undinen; durch Sylphen die Gifte, die eigentlich das zu tief auf die Erde
geströmte Himmlische sind. Wenn der Mensch oder manche Tiere die Belladonna essen, die
aussieht wie eine Kirsche, nur daß sie sich verbirgt im Kelch drinnen - es wird
hinuntergedrückt, man kann es noch der Form der Belladonna ansehen, was ich jetzt eben
beschrieben habe -, wenn der Mensch oder gewisse Tiere die Belladonna essen, so sterben
sie davon. Aber sehen Sie einmal Drosseln und Amseln an: die setzen sich auf die Belladonna
und haben daran ihre beste Nahrung in der Welt. In deren Region gehört das, was in der
Belladonna ist.
Es ist doch ein merkwürdiges Phänomen, daß die Tiere und die Menschen, die eigentlich mit
ihren unteren Organen erdgebunden sind, das, was an der Erde in der Belladonna verdorben
ist, als Gift aufnehmen, daß dagegen so repräsentative Vögel wie die Drosseln und Amseln,
die also auf geistige Art durch die Sylphen gerade das haben sollen - und durch die
gutartigen Sylphen haben sie es auch -, daß die es vertragen können, auch wenn das, was da
oben in ihrer Region ist, hinuntergetragen wird. Für sie ist Nahrung, was für die mehr an die
Erde gebundenen Wesenheiten Gift ist.“ (Lit.:GA 230, S. 136f)

Bösartige Salamander steigern in den Pflanzen die Giftwirkung bis in den Samen hinein (z.B.
Bittermandeln).

„Wenn dagegen die Feuerwesen sich mit jenen Impulsen durchdringen, welche in die Region
der Schmetterlinge gehören, welche den Schmetterlingen zu ihrer Entwickelung sehr nützlich
sind, und das heruntertragen in die Früchte, dann entsteht zum Beispiel das, was wir
innerhalb einer Reihe von Mandeln als giftige Mandeln haben. Da wird dieses Gift durch die
Tätigkeit der Feuerwesen in die Mandelfrucht hineingetragen. Und wiederum würde die
Mandelfrucht überhaupt nicht entstehen können, wenn nicht auf gutartige Weise von
denselben Feuerwesen sozusagen das, was wir bei den anderen Fruchten essen, verbrannt
würde. Sehen Sie sich doch die Mandel an. Bei den anderen Früchten haben Sie in der Mitte
den weißen Kern und ringsherum das Fruchtfleisch. Bei der Mandel haben Sie mitten
drinnen den Kern, und ringsherum das Fruchtfleisch ist ganz verbrannt. Das ist die Tätigkeit
der Feuerwesen. Und artet diese Tätigkeit aus, wird das, was die Feuerwesen vollführen,
nicht bloß in die braune Mandelschale hineingearbeitet, wo es noch gutartig sein kann,
sondern geht nur etwas von dem, was Schale erzeugen soll, innerlich in den weißen Kern der
Mandel hinein, dann wird die Mandel giftig.“ (Lit.:GA 230, S. 140)

Toxizität
Die Toxizität (von griech. τοξικότητα, aus toxikón (phármakon) - Pfeil(gift) aus toxa „Pfeil und
Bogen“) oder Giftigkeit einer Substanz kann mit verschiedenen Methoden bestimmt werden.
Am bekanntesten ist die für eine ganz bestimmte Art von Lebewesen angegebene mittlere
letale Dosis LD50, die für 50% der getesteten Population tödlich ist. Da diese Dosis vom
Körpergewicht abhängt, wird sie zumeist auf kg Körpergewicht bezogen. Häufig verwendet
wird auch die mittlere letale Konzentration LC50. Die toxische Dosis, bei der eine oder
mehrere toxische Wirkungen auftreten, liegt in der Regel unter der letalen Dosis und wird
meist als TD50 angegeben. Sie ist größer als die geringste bekannte toxische Dosis (eng. toxic
dose low, TDLo).

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Gift
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(Weitergeleitet von Giftpflanze)

Der Schädel mit gekreuzten Knochen (☠) ist das traditionelle Piktogramm für Giftstoffe.
Als Gift (ahd. Gabe, heute in dieser Bedeutung noch enthalten in dem Wort Mitgift für die
Aussteuer der Braut) bzw. Giftstoff wird ganz allgemein ein Stoff bezeichnet, der infolge
einer Vergiftung (Intoxikation) die Lebenstätigkeit beeinträchtigt und in der Folge den
Organismus dauerhaft schädigen oder töten kann. Die Lehre von den Giftstoffen, ihren
Wirkungen und die Behandlung von Vergiftungen ist Gegenstand der Toxikologie (griech.
τοξικολογία toxikologia „Giftkunde“).

Da auch durch die reguläre Stoffwechseltätigkeit, namentlich durch Eiweißzersetzung,


beständig Giftstoffe entstehen, müssen diese zur Entgiftung kontinuierlich abgebaut und
ausgeschieden werden. In lebenden Zellen oder Organismen produzierte Gifte werden als
Toxine (von griech. τοξικότητα, aus toxikón (phármakon) - Pfeil(gift) aus toxa „Pfeil und
Bogen“) bezeichnet. Bei den von lebenden Bakterien abgegebenen Exotoxinen handelt es
sich zumeist um Proteine. Sie sind z. B. an der Entstehung von Cholera, Keuchhusten,
Diphtherie, Tetanus und Scharlach beteiligt.[1] Endotoxine sind hochmolekulare
Lipopolysaccharide aus der Zellwand von Bakterien und werden freigesetzt, wenn diese
absterben und zerfallen, wie es etwa bei Typhus und Salmonellosen geschieht.

Die okkulte Betrachtung zeigt, dass Gifte noch die Gesetzmäßigkeiten des alten Mondes, der
vorangegangenen Verkörperung unserer Erde, in sich tragen. Sie sind in gewissem Sinn
zurückgebliebene Substanzen und wirken daher zerstörend auf den irdischen Organismus.
Sie sind anderseits unerlässlich, um das Ich-Bewusstsein zu erwecken, das sich gerade an
diesen Zerstörungsprozessen entzündet.

Die Gifte als vom alten Mond zurückgebliebene Substanzen


"Da findet man durch die okkulten Untersuchungen: Das, was jetzt auf unserer Erde so
vorhanden ist, daß sich zum Beispiel der menschliche Leib, der es zur Nahrung braucht,
damit vereinigen kann, das ist, in der Art wie es heute vorhanden ist, eigentlich erst während
des Erdendaseins entstanden. Es hat allerdings frühere Stadien durchgemacht, ist aber so,
wie es heute vorhanden ist, während des Erdendaseins entstanden. Man könnte nicht von
einem «Weizen» oder von einer «Gerste» auf dem Monde sprechen.

Was ist nun auf dem Monde vorhanden gewesen von dem Substantiellen, das in den
Reichen unserer Erde ist? Das, was heute im mineralischen, pflanzlichen und tierischen Reich
als Gift fließt, was wir heute Gift nennen und was als Gift wirkt, das war die Normalsubstanz
auf dem Monde! Sie brauchen sich dazu nur zu erinnern an dasjenige, worauf ich schon öfter
aufmerksam gemacht habe, wie auf dem Monde die Blausäure vorhanden war als etwas
durchaus Normales. Ich habe auch das seit dem Jahre 1906 öfters erwähnt, wo ich in Paris
zum erstenmal darauf hingewiesen habe. Diese Dinge hängen alle mit der Zyansäure[2]
zusammen.

Nun, für den Mond waren also die heutigen Gifte durchaus dasselbe, was für die Erde die
Pflanzensäfte sind, die der Mensch vertragen kann. Warum sind denn heute noch Gifte
vorhanden? Aus demselben Grunde, aus welchem Ahriman vorhanden ist: sie sind eben das
Zurückgebliebene, das in physischen Formen Zurückgebliebene. Wir haben also dasjenige,
was der Mensch vertragen kann, was in normaler Weise fortgeschritten ist, und dasjenige,
was im Mondstadium, das heißt, im Giftstadium zurückgeblieben ist." (Lit.: GA 173, S. 357f)

Die bewusstseinsweckende Kraft der Gifte


Gerade durch ihre abbauenden, zerstörende Kräfte sind die Gifte unerlässlich für unsere
geistige Entwicklung.
"Nur dadurch, daß wir diese umgestalteten Giftsubstanzen des Mondes in uns tragen, haben
wir eine gewisse Fähigkeit, Ich-bewußte Wesen zu sein. Hierauf habe ich sogar in
öffentlichen Vorträgen schon aufmerksam gemacht, indem ich sagte, daß dem Menschen
zum Leben nicht nur aufbauende, sondern abbauende Kräfte notwendig sind; denn wenn wir
nicht abbauen könnten, so könnten wir keine Ich-Intelligenz haben. Das Abbauen, das Altern
und der Tod sind von der Geburt an notwendig, weil wir im Abbauen gerade, nicht im
Aufbauen, die Grundlagen haben für unsere geistige Entwickelung. Das Aufbauende schläfert
uns ein; überall, wo Aufbauendes in uns tätig ist, ist einschläfernde, wuchernde Tätigkeit.
Das trübt das Bewußtsein herab. Bewußtsein kann nur leben durch Verbrauch von geistigen
Kräften. Die Strukturen, die in uns sind mit ihren Substanzen zu diesem Verbrauch von
geistigen Kräften, sind umgewandelte Giftsubstanzen des Mondes; nur sind sie eben in einer
gewissen Weise umgewandelt, so daß sie nicht so wirken, wie sie auf dem Monde gewirkt
haben." (Lit.: GA 173, S. 358f)

Gifte und Alterung


Diese Gifte bewirken auch den Alterungsvorgang:

"Nun ist es schwierig, sich das für gewisse Giftsubstanzen vorzustellen; aber es ist doch so,
daß wir uns die Entwickelung dieser Gifte so vorzustellen haben, daß ihre Intensität zu einem
Siebentel oder zwei Siebentel oder drei Siebentel geringer geworden ist. Wenn Sie also
gewisse Giftsubstanzen in Pflanzen haben, so sind diese, so wie sie heute sind,
zurückgeblieben vom Monde her. Andere Giftsubstanzen sind in ihrer Giftwirkung um ein
Vielfaches abgeschwächt und im Verlaufe der Evolution uns eingeimpft worden. Dadurch
sind wir imstande, während des Lebens zu altern." (Lit.: GA 173, S. 359)

Die Fortpflanzung als Giftwirkung


Die Gifte spielen sogar eine wesentliche Rolle bei der Fortpflanzung. Da wirkt das Männliche
im Grunde vergiftend auf das Weibliche, das die Tendenz hat, nur ein ätherisches Wesen
hervorzubringen. Erst durch die Giftwirkung wird es so weit abgetötet, dass es sich physisch
manifestieren kann.

"Dadurch sind wir auch imstande, jene Giftwirkung auszuüben - denn eine Giftwirkung ist es
- welche darinnen besteht, daß in der Fortpflanzung der Menschheit Männliches wirkt auf
Weibliches. Diese Giftwirkung drückt sich darinnen aus, daß durch das bloß Weibliche
jedenfalls nur die Tendenz vorhanden ist, ein ätherisches Wesen hervorzubringen. Diese
Tendenz ist vorhanden auch ohne Giftwirkung. Damit dieses ätherische Wesen sich physisch
gestalten kann, muß das wuchernde ätherische Leben vergiftet werden. Ich habe das in dem
physiologischen Vortrage in Prag seinerzeit angedeutet. Und diese Vergiftung ist der
Befruchtungsakt, so wie auch im Pflanzenleben die Einwirkung des Stoffes aus dem
Ätherischen auf das Pistill, der Befruchtungsakt der Pflanze, eine Licht-Giftwirkung ist.

Da sehen Sie etwas, was für den Menschen selbst während der Erde entstanden ist: die
Fortpflanzung. Sie ist gewissermaßen eine destillierte Giftwirkung, eine Wirkung, die auf
dem Monde in der Intensität als Giftwirkung vorhanden war, wie sie in den Giften, die in den
unteren Reichen sind, zurückgeblieben ist. Daraus ersehen Sie den Satz, den ich heute
zunächst einmal hinstellen möchte: Die eigentlichen Gifte, die also substantiell ahrimanisch
sind von der Mondenzeit her, sind die Opponenten der regelmäßig vorwärtsschreitenden
Evolution; destilliert, gewissermaßen verdünnt sind sie dasjenige, was substantieller Träger
unseres geistigen Lebens ist." (Lit.: GA 173, S. 359)

Pflanzengifte
Pflanzen verfügen über einen physischen Leib und einen Ätherleib. Bei der Bildung der
Blüten und der Früchte wird die Pflanze auch von Astralkräften umschwebt. Bei Giftpflanzen
wird dieses Astralische in die Frucht bzw. Pflanze hineingezogen und erzeugt durch die damit
verbundenen Abbaukräfte die Pflanzengifte. Dabei handelt es sich vorwiegend um Alkaloide
wie beispielsweise Belladonna.

„Man lernt eine gewöhnliche Pflanze kennen, indem man sieht, sie hat ihren physischen
Leib, sie hat ihren Ätherleib; und dann sieht man, daß die Blüte und die Frucht umschwebt
wird von dem allgemeinen Astralischen im Kosmos. Sie sehen also auf die Pflanze hin.
Überall sprießt aus der Erde das Physische der Pflanze heraus. Überall hat die Pflanze ihren
Ätherleib und darüber, wie in Wolken, lagert das Astralische. So ist es bei solchen Pflanzen
wie bei dem Veilchen.

Bei einer Pflanze wie der Tollkirsche wird es anders. Bei der Belladonna ist es so: die Pflanze
wächst, hat hier ihre Blüte, hier drinnen entwickelt sich die Frucht (es wird gezeichnet). Da
aber geht das Astralische in die Frucht hinein. Das Veilchen entwickelt die Frucht bloß im
Ätherischen. Die Tollkirsche saugt mit der Frucht das Astralische ein. Dadurch wird sie giftig.
Alle Pflanzen, die in irgendeinem ihrer Teile Astralisches aus dem Kosmos einsaugen, werden
giftig. Dasselbe also, was, wenn es ins Tier kommt, dem Tier den Astralleib gibt, das Tier
innerlich als ein Empfindungswesen ausgestaltet, es macht, wenn es in die Pflanze eintritt,
die Pflanze zur Giftpflanze. Das ist sehr interessant, weil wir sagen können: Unser
astralischer Leib trägt Kräfte in sich, die, wenn sie in die Pflanze kommen, als Gift sich
darstellen. - Und so muß man auch das Gift auffassen. Nur dadurch kommt man zu einer
innerlichen Erkenntnis des Giftes, daß man weiß, normalerweise hat man als Mensch in
seinem astralischen Leib eigentlich die Kräfte aller Gifte in sich, die es gibt, denn das gehört
zum Wesen des Menschen.“ (Lit.:GA 243, S. 159f)

Pflanzengifte und Elementarwesen


Bösartige Sylphen tragen das, was nur in den oberen Luft- und Wärmeregionen sein soll,
hinunter in die wäßrigen und irdischen Regionen. Indem dabei das Geistig-Seelische
(Himmlische) den Leib gleichsam verbrennt, enstehen Pflanzengifte.

„Wiederum, die gutartigen Sylphen- und Feuerwesen halten sich ferne von Menschen und
Tieren und beschäftigen sich mit dem Pflanzenwachstum in der Weise, wie ich es angedeutet
habe; aber es gibt eben bösartige. Diese bösartigen tragen vor allen Dingen das, was nur in
den oberen, in den Luft- und Wärmeregionen sein soll, hinunter in die wäßrigen und
irdischen Regionen.

Wenn Sie nun studieren wollen, was da geschieht, wenn diese Sylphenwesen zum Beispiel
aus den oberen Regionen in die niederen Regionen des wäßrigen und erdigen Elementes das
hinuntertragen, was da oben hinaufgehört, dann schauen Sie sich die Belladonna an. Die
Belladonna ist diejenige Pflanze, welche in ihrer Blüte, wenn ich mich so ausdrücken darf,
von der Sylphe geküßt worden ist, und welche dadurch das, was gutartiger Saft sein kann, in
den Giftsaft der Belladonna umgewandelt hat.
Da haben Sie das, was man eine Verschiebung der Sphäre nennen kann. Oben ist es richtig,
wenn die Sylphen ihre Umschlingungskräfte entwickeln, wie ich sie vorhin beschrieben habe,
wo man vom Lichte förmlich betastet wird - denn das braucht die Vogelwelt. Kommt sie aber
herunter, die Sylphe, und verwendet sie das, was sie oben anwenden sollte, unten in bezug
auf die Pflanzenwelt, dann entsteht ein scharfes Pflanzengift. Parasitäre Wesen durch
Gnomen und Undinen; durch Sylphen die Gifte, die eigentlich das zu tief auf die Erde
geströmte Himmlische sind. Wenn der Mensch oder manche Tiere die Belladonna essen, die
aussieht wie eine Kirsche, nur daß sie sich verbirgt im Kelch drinnen - es wird
hinuntergedrückt, man kann es noch der Form der Belladonna ansehen, was ich jetzt eben
beschrieben habe -, wenn der Mensch oder gewisse Tiere die Belladonna essen, so sterben
sie davon. Aber sehen Sie einmal Drosseln und Amseln an: die setzen sich auf die Belladonna
und haben daran ihre beste Nahrung in der Welt. In deren Region gehört das, was in der
Belladonna ist.

Es ist doch ein merkwürdiges Phänomen, daß die Tiere und die Menschen, die eigentlich mit
ihren unteren Organen erdgebunden sind, das, was an der Erde in der Belladonna verdorben
ist, als Gift aufnehmen, daß dagegen so repräsentative Vögel wie die Drosseln und Amseln,
die also auf geistige Art durch die Sylphen gerade das haben sollen - und durch die
gutartigen Sylphen haben sie es auch -, daß die es vertragen können, auch wenn das, was da
oben in ihrer Region ist, hinuntergetragen wird. Für sie ist Nahrung, was für die mehr an die
Erde gebundenen Wesenheiten Gift ist.“ (Lit.:GA 230, S. 136f)

Bösartige Salamander steigern in den Pflanzen die Giftwirkung bis in den Samen hinein (z.B.
Bittermandeln).

„Wenn dagegen die Feuerwesen sich mit jenen Impulsen durchdringen, welche in die Region
der Schmetterlinge gehören, welche den Schmetterlingen zu ihrer Entwickelung sehr nützlich
sind, und das heruntertragen in die Früchte, dann entsteht zum Beispiel das, was wir
innerhalb einer Reihe von Mandeln als giftige Mandeln haben. Da wird dieses Gift durch die
Tätigkeit der Feuerwesen in die Mandelfrucht hineingetragen. Und wiederum würde die
Mandelfrucht überhaupt nicht entstehen können, wenn nicht auf gutartige Weise von
denselben Feuerwesen sozusagen das, was wir bei den anderen Fruchten essen, verbrannt
würde. Sehen Sie sich doch die Mandel an. Bei den anderen Früchten haben Sie in der Mitte
den weißen Kern und ringsherum das Fruchtfleisch. Bei der Mandel haben Sie mitten
drinnen den Kern, und ringsherum das Fruchtfleisch ist ganz verbrannt. Das ist die Tätigkeit
der Feuerwesen. Und artet diese Tätigkeit aus, wird das, was die Feuerwesen vollführen,
nicht bloß in die braune Mandelschale hineingearbeitet, wo es noch gutartig sein kann,
sondern geht nur etwas von dem, was Schale erzeugen soll, innerlich in den weißen Kern der
Mandel hinein, dann wird die Mandel giftig.“ (Lit.:GA 230, S. 140)

Toxizität
Die Toxizität (von griech. τοξικότητα, aus toxikón (phármakon) - Pfeil(gift) aus toxa „Pfeil und
Bogen“) oder Giftigkeit einer Substanz kann mit verschiedenen Methoden bestimmt werden.
Am bekanntesten ist die für eine ganz bestimmte Art von Lebewesen angegebene mittlere
letale Dosis LD50, die für 50% der getesteten Population tödlich ist. Da diese Dosis vom
Körpergewicht abhängt, wird sie zumeist auf kg Körpergewicht bezogen. Häufig verwendet
wird auch die mittlere letale Konzentration LC50. Die toxische Dosis, bei der eine oder
mehrere toxische Wirkungen auftreten, liegt in der Regel unter der letalen Dosis und wird
meist als TD50 angegeben. Sie ist größer als die geringste bekannte toxische Dosis (eng. toxic
dose low, TDLo).

Siehe auch
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Toxizität - Artikel in der deutschen Wikipedia
Giftpilz
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Fliegenpilz

Grüner Knollenblätterpilz (Mitte vorn und rechts)

Kartoffelbovist
Als Giftpilze werden Großpilze bezeichnet – also größere Arten, meist mit Hut und Stiel, im
Gegensatz etwa zu Schimmelpilzen –, die selbsterzeugte Substanzen beinhalten, deren
Verzehr beim Menschen gesundheitliche Schädigungen bis hin zum Tod bewirken kann. Eine
sichere Unterscheidung zwischen Giftpilzen und Speisepilzen ist besonders beim
Pilzsammeln wichtig.

Durch lediglich von außen eingetragene schädliche Substanzen (z. B. Schwermetalle,


Pflanzenschutzmittel oder radioaktive Stoffe) werden Speisepilze nicht zu Giftpilzen, selbst
wenn sie im Einzelfall dadurch ungenießbar sind.

Giftigkeit
Überblick
In Europa sind von den etwa 5000 Großpilzen etwa 150 Pilzarten als giftig bekannt. Davon
sind nur wenige Arten tatsächlich lebensgefährlich giftig. Der gefährlichste und bekannteste
Giftpilz ist der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides). Ebenfalls tödlich giftig ist der
Orangefuchsige Raukopf (Cortinarius orellanus) sowie der Spitzgebuckelte Raukopf
(Cortinarius rubellus). Da viele der kulinarisch wertlosen, kleineren Pilzarten noch nicht
ausreichend untersucht wurden, ist davon auszugehen, dass es noch viele unentdeckte
giftige Pilze gibt.

Besonders häufig treten Giftpilze in den folgenden Gattungen auf: Haarschleierlinge,


Häublinge, Risspilze, Rötlinge, Trichterlinge, Schirmlinge und Wulstlinge. Bei den ehemals als
Röhrlinge bezeichneten Dickröhrlingsverwandten gibt es – zumindest unter den bisher
beschriebenen – nur wenige als giftig oder gefährlich bestimmte Arten, darunter den Satans-
Röhrling, aber keine tödlich-giftigen. Sofern überhaupt, sind diese Magen-Darm-giftig und
sorgen für entsprechende Beschwerden, die im Einzelfall aber auch durchaus heftig sein
können.

→ Siehe auch: Liste der Giftpilze


Wenige Pilze wirken bei zusätzlichem Genuss von Alkohol auch bis nach drei Tagen giftig, wie
der Faltentintling.

Einige Pilze enthalten mutagene Substanzen, die keine akuten Vergiftungserscheinungen


hervorrufen, jedoch über längere Zeit hinweg zu Erbgutschädigungen führen können. Als
Beispiel hierfür sei der Weiße Büschelrasling genannt.

Bemerkenswerterweise können Giftpilze vielen Schnecken, Insekten und vielen anderen


Tieren schadlos als Nahrung dienen. So werden beispielsweise Knollenblätterpilze gerne von
Pilzfliegen befallen.

Pilze, die nicht für jeden Konsumenten giftig sind


Manche Arten sind nur für wenige Personen giftig. Zu diesen Arten gehört der Kahle
Krempling (Paxillus involutus), der von manchen Personen jahrelang gut vertragen wird, aber
schließlich einen allergischen Schock auslösen kann. Trotzdem wird dieser Pilz in Teilen von
Deutschland und auch in Osteuropa noch häufig gegessen. Obwohl viele Personen ihn
jahrelang ohne Schaden verzehren, ist seine Giftigkeit durch ein Antigen, welches zur
Antikörperbildung im Blut führt, eindeutig belegt. Daher ist er von der Liste der essbaren
Pilze schon lange gestrichen worden. Ein weiteres Beispiel ist der Grünling (Tricholoma
equestre), der in seltenen Fällen bei einer entsprechenden genetischen Veranlagung eine bis
zum Tode führende Muskelschwäche (Rhabdomyolyse) hervorrufen kann.

Auch sehr individuell reagieren Menschen auf die Frühjahrslorchel (Gyromitra esculenta), die
offiziell als Giftpilz eingestuft ist, aber in Nord- und Osteuropa nach entsprechender
Zubereitung (mehrmaliges Aufkochen und Verwerfen des Kochwassers) als
wohlschmeckender Pilz geschätzt wird. Hier kann dieselbe Mahlzeit bei einem Menschen
überhaupt keine Wirkungen zeigen und bei einem anderen leichte bis schwere
Vergiftungserscheinungen hervorrufen.

Widersprüchliche Angaben zur Giftigkeit

Glimmertintling (Coprinus micaceus)

Faltentintling (Coprinus atromentarius)


Für einige Pilzarten existieren widersprüchliche Angaben über deren Genusswert
beziehungsweise Giftigkeit. Als Ursache werden individuelle Unverträglichkeiten vermutet,
die dann ungeprüft verallgemeinert wurden. Beispiele:

Nebelkappe (Clitocybe nebularis): Die Angaben schwanken von Autor zu Autor und von Land
zu Land. In den Vereinigten Staaten gilt er generell als giftig, in Frankreich ist er ein beliebter
Speisepilz, in Deutschland herrscht weitgehende Uneinigkeit. Roh ist dieser Pilz in jedem Fall
giftig, gekocht wird er wohl von einigen Menschen vertragen, von anderen wiederum nicht.
Daher sollte man auf seinen Genuss verzichten, vor allem, da sein geschmacklicher Wert
auch nicht besonders groß ist.
Netzstieliger Hexenröhrling (Boletus luridus): Roh ist er in jedem Fall giftig. Für gekochte
oder gebratene Pilze reicht das Spektrum der Angaben zur Genießbarkeit von „sehr gut“
über „giftig bei gleichzeitigem Alkoholkonsum“ bis „giftig“. Wer auf diesen manchmal
ergiebigen Pilz partout nicht verzichten will, sollte ihn daher mindestens zwanzig Minuten
kräftig erhitzen oder kochen und zur Mahlzeit möglichst keinen Alkohol einnehmen.
Vorsichtshalber sollte auf seinen Genuss verzichtet werden.
Glimmertintling (Coprinus micaceus): Er ist mit dem Faltentintling nah verwandt, der
zusammen mit Alkohol giftig wirkt. Ein ähnlicher Zusammenhang konnte jedoch beim
Glimmertintling trotz anderslautender Literaturangaben bisher nicht beobachtet werden.
Fazit: essbar.
Sonderfall rohe Pilze
Eine große Anzahl von Pilzen enthält Hämolysine (= blutauflösende Stoffe) und andere
hitzelabile giftige Substanzen. Sie sind somit im rohen Zustand mehr oder weniger giftig.
Diese werden traditionell nicht zu den Giftpilzen gerechnet, da Pilze – von wenigen
Ausnahmen abgesehen – generell gut gekocht oder durchgebraten verzehrt werden sollten.
Bei Wildpilzen besteht bei unzureichender Erhitzung zudem die theoretische Gefahr einer
Infektion mit dem Fuchsbandwurm.

Zu den roh giftigen Pilzen zählen insbesondere viele bekannte Speisepilze wie
Maronenröhrling, Hallimasch, Perlpilz und Parasol. Auch Kulturpilze wie der Austernseitling
oder Shiitake sollten vor dem Verzehr erhitzt werden.

Verhalten gegenüber unbekannten Arten

Pilzberatung im Palast der Republik, Berlin (1987)


Bevor ein unbekannter Pilz zum Verzehr verwendet wird, sollte er zumindest von einem
ausgewiesenen Experten (Pilzberatungsstelle) bestimmt werden.

Kinder sollten an „experimentellen“ bzw. probeweise erfolgenden Verkostungen von nicht


eindeutig bekannten Pilzmahlzeiten nicht teilnehmen, da Kinder aufgrund ihres geringeren
Körpergewichts und ihrer im Wachstum befindlichen Organe besonders gefährdet wären.

„Faustregeln“ und volkstümliche Tipps – wie die Verfärbung eines Silberlöffels beim
Mitkochen – taugen keinesfalls zur Erkennung von Giftpilzen und gelten daher als grobe
Fahrlässigkeit. Beim Kochen von Knollenblätterpilzen beispielsweise verfärbt sich ein
Silberlöffel nicht.

Pilzvergiftung
Symptome
Folgende Symptome treten häufig nach einer Pilzvergiftung durch Giftpilze oder verdorbene
Pilze auf, können aber auch Symptome einer anderweitig verursachten
Lebensmittelvergiftung sein:

Übelkeit und Erbrechen


Benommenheit, Verwirrtheitszustände, Wahrnehmungsstörungen
Rauschzustände, Halluzinationen
Schweißausbrüche
Schwindel, Gleichgewichtsstörungen
Herzrasen
Durchfall
Magenschmerzen
Bauchschmerzen
asthmatische Atembeschwerden
Das zeitliche Auftreten der Symptome hängt davon ab, welcher Pilz der Auslöser war.
Muscarin-haltige Pilze wie z. B. der Ziegelrote Rißpilz führen fast umgehend zu Übelkeit und
Erbrechen. Bei anderen Pilzvergiftungen – vor allem durch die besonders gefährlichen
Knollenblätterpilze – treten die Symptome frühestens nach sechs Stunden auf. In seltenen
Fällen können Vergiftungsanzeichen auch nach mehr als 24 Stunden auftreten (bei
Intoxikation mit dem Orangefuchsigen Schleierling).

Maßnahmen bei einer Vergiftung


Bei Verdacht auf eine Pilzvergiftung umgehend den ärztlichen Notdienst, den Hausarzt, das
Krankenhaus oder das Giftinformationszentrum (Giftnotruf) anrufen.
Niemals ohne Rückfrage beim Giftinformationszentrum oder einem Arzt Erbrechen auslösen!
Keine Hausmittel (Milch, Salzwasser, Kohletabletten etc.) anwenden!
Betroffene Personen beruhigen und bei Bewusstlosigkeit in die stabile Seitenlage bringen.
Reste der Pilzmahlzeit oder Überbleibsel von der Pilzreinigung, eventuell Erbrochenes
sicherstellen.
Erfragen, wie lange die Pilzmahlzeit zurücklag und wann die ersten Symptome auftraten.
Siehe auch
Giftpilz - Artikel in der deutschen Wikipedia
Pilzgift - Artikel in der deutschen Wikipedia
Acromelalga - Artikel in der deutschen Wikipedia
Gelassenheit
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Gleichmut des Gefühls)
Gelassenheit (von mhd. gelazen , "sich niederlassen"; mit der späteren Bedeutung "maßvoll,
ruhig, gottergeben sein"), Gleichmut, die Überwindung von Freud und Leid, innere Ruhe
oder Gemütsruhe besteht in der Fähigkeit, auch in schwierigen, gefühlsmäßig und emotional
belastenden Situationen ruhig und besonnen zu bleiben. Das bedeutet aber keineswegs,
dass Freud und Leid unterdrückt oder gar ins Unbewusste verdrängt werden sollen. Das
würde die in die Seelentiefen verdrängten Begierden, Emotionen und Affekte im
Verborgenen nur weiter stärken und wäre der seelischen Gesundheit abträglich. Vielmehr
geht es zuallererst darum, dass das Ich auch im stärksten Wogen der Gefühle die
vollkommene Herrschaft über sich selbst behält und nicht von ihnen mitgerissen wird,
sondern ihnen als souveräner, in sich ruhender Beobachter gegenübersteht. Im nächsten
Schritt hat man willentlich dafür zu sorgen, dass das, was die Seele zutiefst bewegt, nicht
mehr die Leibeshüllen ergreift, d. h. sich nicht mehr im physischen Leib, im Ätherleib und im
unbewussten Teil des Astralleibs auslebt. Das innere, rein seelische Erleben wird dadurch
wesentlich verstärkt und immer bewusster. Zuletzt ist das Ich stark genug geworden, um im
Inneren die volkommene Seelenruhe herzustellen, die sogenannte «Meeresstille» der Seele.
Übt man regelmäßig diese Fähigkeit, so werden dabei auch Ausdauer und Duldsamkeit bzw.
Toleranz geschult.

Gelassenheit - Die dritte Nebenübung


Gelassenheit ist die dritte der Nebenübungen, die nach Rudolf Steiner unerlässliche
Voraussetzung dafür sind, einen geistigen Schulungsweg gehen zu können. Es wird dadurch
die Gleichmut des Gefühls erreicht und das Bewusstsein für den Astralleib geweckt.
„Im dritten Monat soll als neue Übung in den Mittelpunkt des Lebens gerückt werden die
Ausbildung eines gewissen Gleichmutes gegenüber den Schwankungen von Lust und Leid,
Freude und Schmerz, das «Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt» soll mit Bewußtsein
durch eine gleichmäßige Stimmung ersetzt werden. Man gibt auf sich acht, daß keine Freude
mit einem durchgehe, kein Schmerz einen zu Boden drücke, keine Erfahrung einen zu
maßlosem Zorn oder Ärger hinreiße, keine Erwartung einen mit Ängstlichkeit oder Furcht
erfülle, keine Situation einen fassungslos mache, usw., usw. Man befürchte nicht, daß eine
solche Übung einen nüchtern und lebensarm mache; man wird vielmehr alsbald bemerken,
daß an Stelle dessen, was durch diese Übung vorgeht, geläutertere Eigenschaften der Seele
auftreten; vor allem wird man eines Tages eine innere Ruhe im Körper durch subtile
Aufmerksamkeit spüren können; diese gieße man, ähnlich wie in den beiden oberen Fällen,
in den Leib, indem man sie vom Herzen nach den Händen, den Füßen und zuletzt nach dem
Kopfe strahlen läßt. Dies kann natürlich in diesem Falle nicht nach jeder einzelnen Übung
vorgenommen werden, da man es im Grunde nicht mit einer einzelnen Übung zu tun hat,
sondern mit einer fortwährenden Aufmerksamkeit auf sein inneres Seelenleben. Man muß
sich jeden Tag wenigstens einmal diese innere Ruhe vor die Seele rufen und dann die Übung
des Ausströmens vom Herzen vornehmen. Mit den Übungen des ersten und zweiten Monats
verhalte man sich, wie mit der des ersten Monats im zweiten.“ (Lit.:GA 245, S. 15ff)

Keineswegs geht es bei dieser Übung darum, Gefühle zu unterdrücken oder auch nur
abzuschwächen. Primär geht es darum, ihren körperlichen Ausdruck, etwa durch heftige
Atmung, gesteigerten Pulsschlag, diverse Lautäußerungen, Gestik, Mimik,
Körperbewegungen usw., wie sie besonders bei starken Emotionen auftreten, willentlich
zurückzuhalten. Blinde Emotionen werden so in sehr klar und bewusst erlebte reine Gefühle
verwandelt. Das rein seelische innere Erleben wird dadurch nicht geschwächt, sondern im
Gegenteil sogar verstärkt.

„In bezug auf die Gefühlswelt soll es die Seele für die Geistesschulung zu einer gewissen
Gelassenheit bringen. Dazu ist nötig, dass diese Seele Beherrscherin werde über den
Ausdruck von Lust und Leid, Freude und Schmerz. Gerade gegenüber der Erwerbung dieser
Eigenschaft kann sich manches Vorurteil ergeben. Man könnte meinen, man werde stumpf
und teilnahmslos gegenüber seiner Mitwelt, wenn man über das «Erfreuliche sich nicht
erfreuen, über das Schmerzhafte nicht Schmerz empfinden soll». Doch darum handelt es sich
nicht. Ein Erfreuliches soll die Seele erfreuen, ein Trauriges soll sie schmerzen. Sie soll nur
dazu gelangen, den Ausdruck von Freude und Schmerz, von Lust und Unlust zu beherrschen.
Strebt man dieses an, so wird man alsbald bemerken, dass man nicht stumpfer, sondern im
Gegenteil empfänglicher wird für alles Erfreuliche und Schmerzhafte der Umgebung, als man
früher war. Es erfordert allerdings ein genaues Achtgeben auf sich selbst durch längere Zeit,
wenn man sich die Eigenschaft aneignen will, um die es sich hier handelt. Man muss darauf
sehen, dass man Lust und Leid voll miterleben kann, ohne sich dabei so zu verlieren, dass
man dem, was man empfindet, einen unwillkürlichen Ausdruck gibt. Nicht den berechtigten
Schmerz soll man unterdrücken, sondern das unwillkürliche Weinen; nicht den Abscheu vor
einer schlechten Handlung, sondern das blinde Wüten des Zorns; nicht das Achten auf eine
Gefahr, sondern das fruchtlose «sich fürchten» und so weiter. — Nur durch eine solche
Übung gelangt der Geistesschüler dazu, jene Ruhe in seinem Gemüt zu haben, welche
notwendig ist, damit nicht beim Geborenwerden und namentlich bei der Betätigung des
höheren Ich die Seele wie eine Art Doppelgänger neben diesem höheren Ich ein zweites
ungesundes Leben führt. Gerade diesen Dingen gegenüber sollte man sich keiner
Selbsttäuschung hingeben. Es kann manchem scheinen, dass er einen gewissen Gleichmut im
gewöhnlichen Leben schon habe und dass er deshalb diese Übung nicht nötig habe. Gerade
ein solcher hat sie zweifach nötig. Man kann nämlich ganz gut gelassen sein, wenn man den
Dingen des gewöhnlichen Lebens gegenübersteht; und dann beim Aufsteigen in eine höhere
Welt kann sich um so mehr die Gleichgewichtslosigkeit, die nur zurückgedrängt war, geltend
machen. Es muss durchaus erkannt werden, dass zur Geistesschulung es weniger darauf
ankommt, was man vorher zu haben scheint, als vielmehr darauf, dass man ganz
gesetzmäßig übt, was man braucht. So widerspruchsvoll dieser Satz auch aussieht: er ist
richtig. Hat einem auch das Leben dies oder jenes anerzogen: zur Geistesschulung dienen die
Eigenschaften, welche man sich selbst anerzogen hat. Hat einem das Leben Erregtheit
beigebracht, so sollte man sich die Erregtheit aberziehen; hat einem aber das Leben
Gleichmut beigebracht, so sollte man sich durch Selbsterziehung so aufrütteln, dass der
Ausdruck der Seele dem empfangenen Eindruck entspricht. Wer über nichts lachen kann,
beherrscht sein Leben ebensowenig wie derjenige, welcher, ohne sich zu beherrschen,
fortwährend zum Lachen gereizt wird.“ (Lit.:GA 13, S. 248ff)

„Bei der dritten Nebenübung, dem Ausgleich zwischen Freud und Leid, sollen wir uns ganz
hineinfinden und hineinfügen in alles Geschehen. Dann wird sich allmählich unser Atherleib
ausdehnen bis in die Himmelsweiten hinein. Wir werden uns dann nicht mehr in unserem
Körper drinnen fühlen und die ganze Welt um uns herum, sondern wir fühlen unseren
Körper in den ganzen Umkreis ausgebreitet; ausgeweitet und hineinergossen fühlen wir uns
in die geistigen Welten. Man erfühlt, man «erweiß» sich in der geistigen Welt.“ (Lit.:GA 266c,
S. 258)

Im Buddhismus zählt Gleichmut (skrt. upekkhā) neben Liebe (Pali metta; skrt. maitri),
Mitgefühl (skrt. karuna) und Mitfreude (skrt. mudita) zu den "Vier Unermesslichen", welche
die feste Grundlage für jede Geistesschulung bilden.

Innere Ruhe als Voraussetzung für die Geistesschulung


„Man leitet die Meditation ein, indem man das Gefühl von Ruhe ca. zwei Minuten vor die
Seele stellt. Ruhe ist ein Wort, das große okkulte Kraft in sich birgt. Allmählich wird sich ein
Gefühl von Ruhe im ganzen Körper bemerkbar machen.“ (Lit.:GA 266a, S. 240)

„Nun bedenken wir, wie das Leben ist. Es ist nicht möglich, sich von den äußeren Eindrücken
ganz frei zu machen. Daher ist es nötig, kurze Zeit jeden Tag auszusondern. Die kurze Zeit,
die notwendig ist, ohne in Kollision mit seinen Pflichten zu kommen, die genügt - wenn es
auch nur fünf Minuten sind, ja noch weniger, sie genügen. Aber dann muß der Mensch
imstande sein, sich herauszureißen aus alledem, was die Sinneseindrücke ihm geboten
haben, was er durch seine Augen, durch seine Ohren, durch seinen Tastsinn aufgenommen
hat. Er muß für eine Weile blind und taub werden für seine ganze Umgebung. Alles, was von
außen auf uns einströmt, das verbindet uns mit dem Sinnlichen, mit dem Alltag. Das muß für
eine Weile schweigen. Eine vollständige innere Ruhe muß eintreten. Und dann, wenn diese
innere Ruhe, dieses Abstreifen aller Sinneseindrücke eingetreten ist, dann muß noch etwas
kommen: dann muß alle Erinnerung an vorhergegangene Sinneseindrücke schweigen.
Bedenken Sie einmal, wie der Mensch durch alles, was ich jetzt genannt habe, immer in
Verbindung mit Zeitlichem und Räumlichem ist, in Verbindung mit dem, was entsteht und
vergeht. Versuchen Sie einmal, eine kurze Weile das zu prüfen. Nehmen Sie den Gedanken,
der vor einer Minute durch Ihren Kopf gegangen ist, und prüfen Sie, ob er nicht an
Vergängliches sich anlehnt. Solche Gedanken taugen nichts zur inneren Entwickelung.

Alle Gedanken, die uns verbinden mit dem Endlichen, mit dem Vorübergehenden, müssen
schweigen. Wenn diese Ruhe dann in der Seele hergestellt ist, wenn das, was uns umgibt als
Zeitalter, Stamm, Volk, Jahrhundert, beseitigt ist, für eine Weile das innere Schweigen
eingetreten ist, dann fängt die Seele von selbst zu sprechen an. Nicht gleich; sondern es ist
notwendig, daß der Mensch sie erst einmal zum Sprechen bringt, und dazu gibt es Mittel und
Anleitungen, welche diese innere Sprache der Seele hervorrufen. Der Mensch muß sich
hingeben solchen Gedanken, Vorstellungen und Empfindungen, welche nicht dem Zeitlichen,
sondern dem Ewigen entstammen, welche nicht bloß heute, gestern und morgen, nicht bloß
vor einem Jahrhundert wahr gewesen sind, sondern immer wahr sein werden. Solche
Gedanken finden Sie in den verschiedensten religiösen Büchern aller Völker. Sie finden sie
zum Beispiel in der Bhagavad Gita, dem Lied von der menschlichen Vervollkommnung. Auch
im Neuen und Alten Testamente, insbesondere aber im Johannes-Evangelium vom
dreizehnten Kapitel ab. Solche Gedanken, die besonders für Menschen wirksam sind, welche
der theosophischen Bewegung angehören und ihnen mitgegeben sind in dem Büchelchen
«Licht auf den Weg», haben Sie auch in den ersten vier Sätzen dieses Buches. Diese vier
Sätze, die auf den inneren Wänden eines jeden Einweihungstempels eingegraben sind, diese
vier Sprüche sind nicht abhängig von Zeit und Raum; sie gehören nicht einem Menschen,
nicht einer Familie, nicht einem Jahrhundert an, auch nicht einer Generation; sie greifen
hinüber über die ganze Entwickelung. Sie waren wahr vor Jahrtausenden und werden wahr
sein nach Jahrtausenden. Sie erwecken die schlummernden Kräfte und holen sie heraus aus
dem Inneren. Allerdings muß das richtig gemacht werden. Es genügt nicht, daß man meint,
den Satz zu verstehen. Der Mensch muß einen solchen Satz in seinem Inneren aufleben
lassen. Er muß die ganze Kraft eines solchen Satzes in seinem Inneren ausstrahlen lassen, er
muß sich ihm ganz hingeben. Er muß einen solchen Satz lieben lernen. Wenn er glaubt, ihn
zu verstehen, dann ist erst der richtige Zeitpunkt gekommen, ihn immer und immer wieder
in sich aufleuchten zu lassen. Es kommt nicht auf das intellektuelle Verstehen an, sondern
auf das Lieben der geistigen Wahrheit. Je mehr Liebe uns durchströmt zu solchen inneren
Wahrheiten, desto mehr Kraft des inneren Schauens erwächst uns. Ein solcher Satz muß uns
nicht ein oder zwei Tage, sondern wochen-, monate- und jahrelang beschäftigen; dann
erwachen in uns solche Kräfte der Seele. Und dann kommt ein ganz bestimmter Augenblick,
wo noch eine andere Illumination eintritt.

Wer durch eigene Erfahrung theosophische Wahrheiten verkündigt, der kennt dieses innere
beschauliche Leben. Er verkündigt Ihnen heute, morgen theosophische Wahrheiten. Sie sind
ein Teil eines großen theosophischen Weltenbildes, das er mit der inneren Kraft seines
Geistes und seiner Seele erschaut. Er wendet den Blick in die Seelenwelt und in das
Geisterland; er wendet den Blick von der Erde hinweg zu den Sonnensystemen, um sie zu
erforschen. Aber diese Kraft würde bald in ihm erlöschen, wenn er ihr nicht jeden Morgen
neue Nahrung gäbe. Das ist das Geheimnis des Geheimforschers.“ (Lit.:GA 53, S. 193ff)

Ruhe in der geistigen Welt


„In der geistigen Welt ist alles in fortwährender beweglicher Tätigkeit, in unaufhörlichem
Schaffen. Eine Ruhe, ein Verweilen an einem Orte, wie sie in der physischen Welt vorhanden
sind, gibt es dort nicht. Denn die Urbilder sind schaffende Wesenheiten. Sie sind die
Werkmeister alles dessen, was in der physischen und seelischen Welt entsteht. Ihre Formen
sind rasch wechselnd; und in jedem Urbild liegt die Möglichkeit, unzählige besondere
Gestalten anzunehmen. Sie lassen gleichsam die besonderen Gestalten aus sich
hervorsprießen; und kaum ist die eine erzeugt, so schickt sich das Urbild an, eine nächste aus
sich hervorquellen zu lassen. Und die Urbilder stehen miteinander in mehr oder weniger
verwandtschaftlicher Beziehung. Sie wirken nicht vereinzelt. Das eine bedarf der Hilfe des
andern zu seinem Schaffen. Unzählige Urbilder wirken oft zusammen, damit diese oder jene
Wesenheit in der seelischen oder physischen Welt entstehe.“ (Lit.:GA 9, S. 122f)

„Es wäre unrichtig, wenn man deswegen eine rastlose Unruhe in der geistigen Welt
annehmen wollte, weil es in ihr «eine Ruhe, ein Verweilen an einem Orte, wie sie in der
physischen Welt vorhanden sind», nicht gibt. Es ist dort, wo «die Urbilder schaffende
Wesenheiten» sind, zwar nicht das vorhanden, was «Ruhe an einem Orte» genannt werden
kann, wohl aber jene Ruhe, welche geistiger Art ist und welche mit tätiger Beweglichkeit
vereinbar ist. Sie läßt sich vergleichen mit der ruhigen Befriedigung und Beseligung des
Geistes, die im Handeln, nicht im Untätigsein sich offenbaren.“ (Lit.:GA 9, S. 202)

Bewusstsein für den Astralleib


Die dritte Nebenübung erweckt auch das Bewusstsein für den Astralleib:

„Um unseres Astralleibes bewußt zu werden, müssen wir genau das Umgekehrte tun. Wir
müssen da die im Astralleib wogenden Begierden zurückhalten, da müssen wir diesen
gegenüber Gelassenheit und Gleichmut entwickeln. Wir müssen absolute Windstille,
absolute Ruhe in uns herstellen. Dann erst fühlen wir die äußere astrale Welt an unsere
innere astrale Welt stoßen. Wie wir an die ätherische Welt stoßen dadurch, daß wir von uns
aus in sie eingreifen in unserem Wollen, so fühlen wir die äußere astrale Welt dadurch, daß
wir ruhig in uns selber bleiben, daß wir alle Begierden, Wünsche zur Ruhe bringen.

Bevor der Astralleib soweit ist, betäubt er sich durch den Schrei. Wir wissen ja, daß ein
Schmerz entsteht, wenn der physische Leib und der ätherische Leib nicht in richtigem
Kontakt sind. Das empfindet der Astralleib als Schmerz. Das kleine Kind, wenn es Schmerz
empfindet, schreit. Es sucht den Schmerz zu übertönen im Schreien. Der Erwachsene ruft
vielleicht: au! Wenn es dem Menschen gelänge, seinen Schmerz völlig in den Vibrationen des
Tons hinströmen zu lassen, so würden durch dessen Schwingungen in der Formation des
Ätherleibes solche Veränderungen entstehen, daß er nicht den Schmerz empfände, sondern
daß er hinuntersänke ins Unterbewußtsein.

Aber die guten Götter haben den Menschen schwächer veranlagt, und es ist gut so, denn
sonst gäbe es kein Leid und auch keine artikulierte Sprache. Der Esoteriker muß dahin
gelangen, alle Schmerzen, überhaupt alles, was durch das Äußere in ihm angeregt wird, in
ihm vorgeht, ruhig, gelassen, gleichmütig zu ertragen. Dann wird er nicht Angriffe machen
(durch seinen Astralleib) auf die Außenwelt, sondern die Angriffe wenden sich von außen an
ihn. Aber da er völlige Gelassenheit entwickelt hat, so berühren sie nur seinen physischen
und ätherischen Leib. Der Astralleib bleibt unberührt. Er wird sozusagen frei, und man kann
ihn beobachten. Also durch die Übung in der Gelassenheit gelange ich dazu, meinen
Astralleib kennenzulernen.“ (Lit.:GA 266c, S. 244)

Glück
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Allegorie des Glücks (Gemälde von Agnolo Bronzino, 1546)
Glück als Erfüllung menschlichen Wünschens und Strebens ist ein sehr vielschichtiger Begriff,
der Empfindungen vom momentanen bis zu anhaltendem, vom friedvollen bis zu
ekstatischem Glücksgefühl einschließt, der uns aber auch in Bezug auf ein äußeres
Geschehen begegnen kann, zum Beispiel in der Bedeutung eines glücklichen Zufalls oder
einer das Lebensglück begünstigenden Schicksalswendung. In den erstgenannten
Bedeutungen bezeichnet der Begriff Glück einen innerlich empfundenen Zustand, in den
letzteren hingegen ein äußeres günstiges Ereignis. Glück darf nicht mit Glückseligkeit
verwechselt werden, die meist in Zusammenhang mit einem Zustand der (religiösen)
Erlösung erklärt und verstanden wird.

Das Streben nach Glück hat als originäres individuelles Freiheitsrecht Eingang gefunden in
die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten, das Gründungsdokument der ersten
neuzeitlichen Demokratie. Dort wird es nach Thomas Jefferson als Pursuit of Happiness
bezeichnet.[1] Die Förderung individuellen menschlichen Glücksstrebens ist heute
Gegenstand der Glücksforschung und Beratung unter neurobiologischen, medizinischen,
soziologischen, philosophischen und psychotherapeutischen Gesichtspunkten.

Was ist Glück?


Das Wort „Glück“ kommt von mittelniederdeutsch gelucke/lucke (ab 12. Jahrhundert) bzw.
mittelhochdeutsch gelücke/lücke. Es bedeutete „Art, wie etwas endet/gut ausgeht“. Glück
war demnach der günstige Ausgang eines Ereignisses. Voraussetzung für den „Beglückten“
waren weder ein bestimmtes Talent noch auch nur eigenes Zutun.

„Von Glück spricht der Mensch im Grunde genommen dann, wenn er nicht will, daß das, was
er an Erfolg, an Wirkung hat, nur von ihm abhänge, sondern wenn er gerade Wert darauf
legt, daß es nicht von ihm, sondern von etwas anderem abhängt. Wir brauchen uns nur -
zweifellos gehört hier das Kleinste und das Größte zusammen - das Glück des Spielers vor
Augen malen. Wir können ganz gut das Glück des Spielers in einen Zusammenhang bringen,
man möchte sagen, so paradox es erscheint, mit der Befriedigung, die jemand an einer
gewonnenen Erkenntnis hat. Denn was wir erkannt haben, ruft in uns das Gefühl hervor, daß
wir in unserem Denken, in unserem Seelenleben in Einklang stehen mit der Welt, daß wir
dasjenige, was draußen ist, in der Auffassung auch in unserem Inneren haben, daß wir nicht
einsam hier stehen und die Welt uns anstarrt wie ein Rätsel, sondern daß das Innere auf das
Äußere antwortet. Daß ein lebendiger inniger Kontakt mit dem Äußeren da ist, daß das
Äußere im Inneren wieder aufleuchtet und sich spiegelt, daß das Äußere etwas zu tun habe
mit dem Inneren, wofür ein Zusammenstimmen der Beweis ist, das ist doch im Grunde
genommen die Befriedigung, die wir an der Erkenntnis haben. Beim Spieler, der gewinnt,
können wir nicht anders, wenn wir uns seine Befriedigung analysieren wollen, als uns sagen -
selbst wenn ihm der Gedanke, worauf seine Befriedigung beruht, nicht aufsteigt, sie könnte
nicht da sein, wenn er selbst das tun könnte, was eintritt. Und die Befriedigung beruht
darauf, daß etwas ohne sein Zutun außer ihm herbeigeführt wird, daß die Welt gleichsam
auf ihn Rücksicht nimmt —, daß sie etwas heranträgt, was ihm zugute kommt, daß die Welt
im einzelnen Falle zeigt, daß er nicht außer ihr steht, sondern daß er einen bestimmten
Kontakt, einen bestimmten Zusammenhang mit ihr hat. Und das Unglück, das der Spieler
empfindet, wenn er verliert, beruht im Grunde genommen darauf, daß es für ihn eine solche
Empfindung nicht gibt, sondern das Unglück löst in ihm eine Empfindung aus, als wenn er
von der Welt ausgeschlossen wäre, als ob sie keine Rücksicht auf ihn nähme, als wenn der
Kontakt mit ihr durchbrochen wäre.

Kurz, wir sehen, wie es gar nicht richtig ist, daß der Mensch mit Glück oder Unglück nur
etwas meint, was in seinem Innern abgeschlossen sein kann, sondern gerade das im tiefsten
Sinne meint, wenn er von Glück oder Unglück spricht, was einen Zusammenhang herstellen
kann zwischen ihm und der Welt. Deshalb wird der Mensch unserer aufgeklärten Zeit kaum
irgendeiner Sache gegenüber so leicht abergläubisch, so grotesk abergläubisch, als gerade
dem gegenüber, was man Glück, was man seine Erwartung von irgendwelchen Kräften oder
Elementen nennt, die außerhalb seiner liegen und ihm zu Hilfe kommen sollen. Wenn beim
Menschen so etwas vorliegt, kann er recht abergläubisch werden.“ (Lit.:GA 61, S. 173ff)

Dagegen behauptet der Volksmund eine mindestens teilweise Verantwortung des Einzelnen
für die Erlangung von Lebensglück in dem Ausspruch: „Jeder ist seines Glückes Schmied“.
Demnach hängt die Fähigkeit, in einer gegebenen Situation glücklich zu sein, außer von
äußeren Umständen auch von eigenen Einstellungen und Bemühungen ab.

Der geistige Hintergrund des Glückserlebens

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG


„Innerlich verstehen, was der Mensch erlebt im Glück, beim Erfolg, in heiteren Stunden des
Lebens oder im Schmerz und in traurigen Stunden, die Mißerfolge ihm bringen -, richtig
erkennen kann man das eigentlich gar nicht, wenn man nicht darauf Rücksicht nimmt, daß
der Mensch aus dem physischen Außenteil und aus dem geistig-seelischen Innenteil besteht.
Was ist das Glück, was ist das Leben im Erfolg?

Was im Menschen an seinen Wesensgliedern zusammengefügt ist, das bekommt in bezug


auf die feineren Verhältnisse eine andere Zusammensetzung im Glück - und im Leid. Wenn
wir Glück erleben, wenn die Seele in dieses Glück hineintaucht, oder auch wenn sie in ihre
Erfolge untertaucht, was geschieht dann mit der Menschennatur? Dann reißt sich gleichsam
das, was in der Menschennatur sonst ruht, aus dem Inneren heraus, verfolgt das, was von
außen an Glück und Erfolg in uns eindringt; der Mensch entfremdet sich seinem Innern, er
hört auf bloß in sich zu sein. Der Mensch geht in ein Fremdes ein. Dieses Sichfremdwerden,
dieses Außersichkommen ist das, was gleichsam wie der eine Pendelausschlag des
menschlichen inneren Erlebens im Glück sich uns darstellt. Wenn der Mensch Schmerz
erlebt, wenn er Mißerfolge hat, dann zieht das Geistig-Seelische, gleichsam den Schmerz, die
Mißerfolge fliehend, sich tiefer in das Innere zurück, als es im regulären Daseinsverhältnis
mit diesem Inneren zusammenleben müßte; es ist dann so, als ob das Geistig-Seelische sich
gleichsam zusammenkrampft, so daß der Mensch sich nicht, wie im Glück und Erfolg, an die
äußere Welt verliert, sondern sich gerade in sich zurückzieht. Und da nun der Mensch so
veranlagt ist, daß er nur im harmonischen Zusammenhange mit der Welt seine Ruhe und
seine Befriedigung finden kann, so bringt ihn sein zusammengekrampftes Innere ebenso aus
seiner Harmonie mit dem Leben heraus, wie er durch das Aufgehen in Glück und Erfolg
seinem Wesen entfremdet wird. Das ist der andere Pendelausschlag des menschlichen
Innenlebens zu dem Leben in Glück und Erfolg: dieses ganz in sich leben wollen, daß man die
Welt flieht, weil sie Mißerfolg, Schmerz über uns ausgießen will. Allerdings ist es zum
gesamten menschlichen Erleben notwendig, daß der Mensch diese zwei Pendelausschläge
hat; es handelt sich nur darum, wie er sie erlebt. Wenn er sie nicht erlebt, dann sucht er sie
sogar.“ (Lit.:GA 64, S. 192f)

„Wir können es nicht in jedem Augenblicke fühlen. Aber wir können es so gewahren, daß,
wenn wir einem Glück entgegentreten, das uns sonst betäuben, uns gefangennehmen
könnte, wir zwar dieses Glück erleben, es voll durchmachen, aber uns selbst dann mit der
verstärkten inneren Seele, mit unserm durchkrafteten Innenwesen in dieses Glück
hineintragen; daß wir einen Schmerz zwar ebenso traurig erleben, aber untertauchen
können in diesen Schmerz, unser Ich in ihn hineintragen und uns nicht zu entfremden
brauchen von der Welt, indem wir unser Ich in diesen Schmerz hineintragen.

Man muß etwas tiefer in die Geisteswissenschaft hineinschauen, wenn man den ganzen
Umfang dessen erkennen will, was eine solche Veränderung gegenüber dem Glück oder dem
Leid für das Leben eigentlich bedeutet. Denjenigen Zustand, der in der Menschenseele als
das — wenn das Wort nicht mißverstanden wird - Hellsichtigwerden der Seele eintritt, kann
man ansehen wie ein Aufwachen, indem man durch dieses Aufwachen in eine Welt tritt, von
der man nichts gewußt hat, solange man nur die Anschauungen über die physische Welt und
die Verstandesurteile über diese Welt hatte. Nehmen wir nun an, ein Mensch würde,
während er in Glück und Erfolg drinnen steht, plötzlich so «aufwachen». Denken wir uns also
einen Menschen, der bisher nur gewohnt war, die physische Welt anzuschauen und auf sich
wirken zu lassen, also in diese physische Welt untertaucht ohne die Kraft, welche ihm die
Geisteswissenschaft geben kann; und stellen wir uns vor, ein solcher Mensch würde mitten
im Erfolge aufwachen, die geistige Welt würde da sein. Was würde er dann sehen?

Ein solches Aufwachen kann ein tief finsterer Augenblick werden in dem sonst gerade
glückerfüllten Leben. In einem solchen Augenblick tritt das vor die Seele, was charakterisiert
worden ist: das Entfremdetwerden der Seele vor sich selber. Und was der Mensch im Glück,
im Erfolg genossen hat, was er eben noch durchgemacht hat, das sieht er gleichsam
versinken, und so versinken, daß er es nicht halten kann, weil er die Kraft nicht hat, es zu
halten. Daß wir im Leben uns verlieren, wenn wir, ohne Geist-Erkenntnis, ins Glück und in
den Erfolg hineinsteuern, das kann durch ein solches Aufwachen ganz besonders vor unsere
Seele treten. Denn diejenigen Momente - das erkennt man durch die Geisteswissenschaft —,
die wir in Glück und Erfolg erringen, können nur dann zu wirklich stärkenden Kräften unseres
ewigen, durch die Pforte des Todes in die Ewigkeit übergehenden Ich werden, wenn wir uns
nicht verlieren, sondern uns im Erleben des Glückes erhalten. Geisteswissenschaft ist nicht
dazu angetan, dem Menschen das Glück zu versauern oder zu verargen; kein Quentchen von
Glück und Freude will die Geisteswissenschaft dem Menschen nehmen oder abschwächen.
Worauf sie aber hindeuten will, ist, daß das Glück, welches ohne den charakterisierten
Zusammenhang mit der "Welt durchlebt wird, sich nicht verbinden kann in seinen
Wirkungen mit den tiefsten Kräften unseres Ich. Denn für den, welcher so durch die Welt
geht, daß er — ohne Geist- Erkenntnis - ungestärkt ist in bezug auf sein Ich, kommt weiter
nichts aus dem Glück heraus als nur die Sehnsucht nach neuem Glück, und aus diesem
wiederum nur Sehnsucht nach weiterem Glück. Er nimmt nicht aus dem einen
Glückserlebnis die stärkenden Kräfte mit für alles folgende Leben. Wer aber in das Glück
diejenigen Kräfte hineinträgt, die sich ihm erschließen, wenn er geistige Erkenntnis sucht,
der saugt aus dem Glück erhaltende, belebende Kraft, die er in sein Ich hineinträgt, weil er es
durch die Geisteswissenschaft gestärkt hat; und er trägt, was ihm Glück und Erfolg geben
können, für alle Ewigkeiten mit sich.
Und ähnlich ist es mit dem Schmerz, mit Leid und Mißerfolg.“ (S. 197ff)

Die Gefahren einseitigen Glücksstrebens


Wie problematisch das einseitige Streben nach Glück ist, wenn es zum Selbstzweck wird, hat
Rudolf Steiner aufgezeigt. Das Glücksstreben ergibt sich aus dem Triebproblem, mit dem
unser Zeitalter zu ringen hat.

„Man kann sagen: Es wandelt sich das Triebproblem um in das Glücksproblem, und das
Glücksproblem bekommt eine ganz bestimmte Färbung. Daher sehen Sie gerade im fünften
nachatlantischen Zeitraum an den verschiedenen Stellen, insbesondere in der westlichen
Kultur, Sinnen und Trachten nach dem Glücksproblem gerichtet, nach dem Glück, nach dem
Schaffen des Glückes im Leben. Das ist unter diesen Einflüssen, die ich geschildert habe. Da
sehen wir zum Beispiel, wie nachgeforscht wird, was man tun kann, damit die Menschen auf
der Erde ein möglichst glückliches Leben führen. Herstellung des Erdenglückes, das wird ein
Ideal. Ich sage nicht: bloß unter ahrimanischen Kräften; es sind darinnen auch regulär
fortschreitende Kräfte. Also es soll natürlich über das Glück nachgedacht werden. Aber eine
bestimmte Färbung bekam es unter Ahrimans Einwirkung durch einen rein teuflischen Satz:
«Das Gute ist das Glück der größtmöglichen Menschenanzahl auf der Erde.» Dieser Satz ist
ein rein teuflischer Satz, denn er definiert das Gute so, daß er es durch das Glück ausdrückt,
und noch dazu das Glück der größtmöglichen Anzahl, womit verknüpft sein würde das Elend
der Minderzahl; so ungefähr, wie wenn man einen Organismus schildern wollte dadurch, daß
man ihn bis zu den Knien nur ausbildet und dann von den Knien nach abwärts verkümmern
läßt. Es ist aber überhaupt das Zusammenstellen von Glück und Güte, von Glück und Tugend
etwas, was einen ahrimanischen Charakter hat. Glück und Tugend, Glück und das Gute: die
Griechen waren in ihren besten Persönlichkeiten ganz unzugänglich für die
Zusammenstellung der Begriffe Glück und das Gute. Aber gerade durch ahrimanische
Einflüsse sollte in der fünften nachatlantischen Menschheit eine Gesinnung erzeugt werden,
welche das Gute im Glücke sucht.“ (Lit.:GA 171, S. 108f)

Es ist Ahriman, der in unserer Zeit eine äußere Glückskultur etablieren will. Gelänge dies,
könnte das Ich nicht mehr auf Erden leben und sich hier weiterentwickeln. Eine zunehmende
Ichlosigkeit der irdisch verkörperten Menschen wäre die Folge. Ansätze dazu sind bereits
sichtbar.

„Im Westen liegt die Gefahr vor des Verstricktwerdens in das Sinnenleben, wodurch das
Sinnenleben ichlos werden würde. Denn wenn auf der Erde nur das Glück begründet werden
soll, so könnte niemals das Ich auf der Erde leben. Wenn das Gute nur dadurch begründet
werden sollte, daß Glück über die Erde ausgebreitet werden sollte, so würde folgendes
nämlich eintreten, das zeigt schon die Erfahrung der alten Atlantis: Auch in der Mitte der
Atlantischen Kultur waren große Impulse gegeben, die im weiteren Verlaufe zu einem Glücke
geführt hätten. Die Menschen hatten, was sie zuerst als Antrieb des Guten empfunden
haben, in seiner Form, in seinen Wirkungen gesehen als ein gewisses Glück. Da gibt sich der
Mensch dem Glücke hin, da geht der Mensch in Glück auf. Und die Erde mußte in bezug auf
die atlantische Kultur gewissermaßen hinweggefegt werden, weil die Menschen nur
zurückbehalten hatten das Glück von dem Guten. In der nachatlantischen Zeit will nun
Ahriman direkt eine Glückskultur begründen. Das würde heißen: auspressen die Zitrone, weg
mit ihr! - Die Iche würden nicht mehr leben können, wenn nur eine Glückskultur begründet
werden sollte. Glück und Gutes, Glück und Tugend sind keine Begriffe, die füreinander
gesetzt werden können.

Hier sehen wir in tiefe Lebensgeheimnisse hinein. Das, was berechtigt ist: eine Kultur zu
begründen, die selbstverständlich in ihren Folgen zu einem gewissen menschlichen Glück
führen muß - , wird so verkehrt, daß man das Glück selber als das Wünschenswerte hinstellt.
Und eine Kultur, die selbstverständlich dahin führen soll, daß die menschliche Seele in ihrem
Leben vor allem den Tod und das Böse erkennt, wird so verkehrt, daß von vornherein die
Berührung mit dem, was den Tod hervorbringen kann und das Böse hervorbringen kann,
gewissermaßen gemieden wird, daß die Leiblichkeit gescheut wird. Und dadurch soll Luzifer
entgegengekommen werden.“ (Lit.:GA 171, S. 112f)

Biologische Auslöser von Glücksempfindungen

Glücksempfindung in der Mimik eines wohlbehüteten Säuglings

Gorilla: Durch den Wohlgeschmack der Speise ausgelöste Glücksgefühle fördern als
zusätzlicher Reiz das Verhalten der Nahrungsaufnahme
Forschungsergebnisse der Neurowissenschaften haben wichtige Einsichten in die
biologischen Grundlagen von Glücksgefühlen erbracht. Im Zuge der anhaltend intensiv
betriebenen Hirnforschung dürfte der diesbezügliche Kenntnisstand noch erweitert werden.
Bedeutenden Einfluss auf Glücksempfindungen haben nachweislich Endorphine, Oxytocin
sowie die Neurotransmitter Dopamin und Serotonin. Das Gehirn setzt diese Botenstoffe bei
unterschiedlichen Aktivitäten frei, zum Beispiel bei der Nahrungsaufnahme, beim
Geschlechtsverkehr oder beim Sport, aber auch im Zustand zufriedener Entspannung, an
dem Serotonin und Endorphine beteiligt sind.

Dass chemische Substanzen große Wirkung auf unser Gefühlsleben ausüben, dass sie unsere
Gemütslage kurzfristig verändern können und unser Verhalten mitbestimmen, stellt das
herkömmliche Menschenbild zum Teil in Frage, meint der Autor Stefan Klein: „Wir verstehen
uns als geistige Wesen, fühlen uns von Hoffnungen, Gedanken, Wünschen beseelt, nicht von
Chemie. Wenn wir uns verlieben oder stolz unsere Kinder ansehen, können wir dann wirklich
glauben, diese Freude am Dasein sei nichts anderes als der Strom einiger Chemikalien im
Kopf?“ Aber ganz so simpel, betont Klein, seien die Zusammenhänge auch wieder nicht: „Die
Formeln Dopamin gleich Lust, Oxytocin gleich Mutterliebe stimmen nur sehr bedingt – schon
deswegen, weil diese Botenstoffe keine Einzeltäter sind.“ Bestimmte Neurotransmitter
spielten zwar eine Hauptrolle im menschlichen Gefühlshaushalt, aber doch nur in einem
vielgestaltigen Wirkungsgefüge.[2]

Von der pharmazeutischen Industrie zu medizinischen Zwecken hergestellt, werden solche


Substanzen als Medikamente etwa bei Depressionen verwendet. Auch viele Drogen
bewirken die Ausschüttung solcher Substanzen im Gehirn in unnatürlich hohen Dosen;
aufgrund des Konsums kommt es während der Wirkungszeit zu einer ‚Überschwemmung‘
mit diesen endogenen Botenstoffen, was im Konsumenten ein intensives Glücksgefühl
hervorrufen kann.

Zu etlichen weiteren Themen siehe auch


Glück - Artikel in der deutschen Wikipedia
Siehe auch
Glück - Artikel in der deutschen Wikipedia
Bruttonationalglück - Artikel in der deutschen Wikipedia
Einfaches Leben - Artikel in der deutschen Wikipedia
Eudämonologie - Artikel in der deutschen Wikipedia
Eudämonie - Artikel in der deutschen Wikipedia
Fortuna - Artikel in der deutschen Wikipedia
Glück im Unglück – Unglück im Glück - Artikel in der deutschen Wikipedia
Glücksindikator - Artikel in der deutschen Wikipedia
Lebensqualität - Artikel in der deutschen Wikipedia
Tyche - Artikel in der deutschen Wikipedia
Glück und Unglück
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
Das Thema Glück und Unglück behandelte Rudolf Steiner 1911 in einen Vortrag (Das Glück,
sein Wesen und sein Schein), ausführlich.

Über das Glück heißt es dort unter anderem:

"Von Glück spricht der Mensch im Grunde genommen dann, wenn er nicht will, dass das,
was er an Erfolg, an Wirkung hat, nur von ihm abhänge, sondern wenn er gerade Wert
darauf legt, dass es nicht von ihm, sondern von etwas anderem abhängt." (Lit.: GA 061, S.
174)

Der Glückserfolg ist als Anfang, bzw. Ursache für eine weitere Entwicklung zu betrachten:

"Mein unverdienter Erfolg, mein Glückszufall zeigt mir, was mir fehlt. Ich muss von ihm
lernen." (Lit.: GA 061, S. 182)

Im Gegensatz dazu steht das Unglück am Ende:

"Jegliches Unglück kann sich uns so darstellen, dass wir uns sagen, wir sind in dasselbe
hineinversetzt wegen eines unvollkommenen Zustandes in uns, es weist uns das Unglück
darauf, dass irgend etwas an uns noch nicht so vollkommen ist, wie es sein sollte. Da haben
wir den umgekehrten Fall von dem Erfolg: das Unglück als eine Wirkung, als ein Ende dessen
aufgefasst, was in früheren Zeiten unserer Entwickelung von uns selber verursacht ist." (Lit.:
GA 061, S. 184)

"Es kann sich Glück in Unglück verwandeln (und umgekehrt). Was kann uns vom Glück
niemals genommen werden? Das, was wir aus den äußeren Glücksfällen machen, sei es aus
den Erfolgsfällen, sei es aus den Misserfolgen." (Lit.: GA 061, S. 190)

Ahrimanische Glückskultur im Westen


Das vor allem vom Westen ausgehende, von Ahriman impulsierte Streben nach einer rein
äußerlichen Glückskultur würde die Menschen letztlich ichlos machen. «Das Gute ist das
Glück der größtmöglichen Menschenanzahl auf der Erde» - ist ein rein ahrimanisches Ideal.
"Der Sinn wird auf die Triebe gelenkt; und daraus entwickelt sich allmählich eine gewisse
Lebensgesinnung unter dem Einflüsse des Triebproblems. Man kann sagen: Es wandelt sich
das Triebproblem um in das Glücksproblem, und das Glücksproblem bekommt eine ganz
bestimmte Färbung. Daher sehen Sie gerade im fünften nachatlantischen Zeitraum an den
verschiedenen Stellen, insbesondere in der westlichen Kultur, Sinnen und Trachten nach
dem Glücksproblem gerichtet, nach dem Glück, nach dem Schaffen des Glückes im Leben.
Das ist unter diesen Einflüssen, die ich geschildert habe. Da sehen wir zum Beispiel, wie
nachgeforscht wird, was man tun kann, damit die Menschen auf der Erde ein möglichst
glückliches Leben führen. Herstellung des Erdenglückes, das wird ein Ideal. Ich sage nicht:
bloß unter ahrimanischen Kräften; es sind darinnen auch regulär fortschreitende Kräfte. Also
es soll natürlich über das Glück nachgedacht werden. Aber eine bestimmte Färbung bekam
es unter Ahrimans Einwirkung durch einen rein teuflischen Satz: «Das Gute ist das Glück der
größtmöglichen Menschenanzahl auf der Erde.» Dieser Satz ist ein rein teuflischer Satz, denn
er definiert das Gute so, daß er es durch das Glück ausdrückt, und noch dazu das Glück der
größtmöglichen Anzahl, womit verknüpft sein würde das Elend der Minderzahl; so ungefähr,
wie wenn man einen Organismus schildern wollte dadurch, daß man ihn bis zu den Knien nur
ausbildet und dann von den Knien nach abwärts verkümmern läßt. Es ist aber überhaupt das
Zusammenstellen von Glück und Güte, von Glück und Tugend etwas, was einen
ahrimanischen Charakter hat. Glück und Tugend, Glück und das Gute: die Griechen waren in
ihren besten Persönlichkeiten ganz unzugänglich für die Zusammenstellung der Begriffe
Glück und das Gute. Aber gerade durch ahrimanische Einflüsse sollte in der fünften
nachatlantischen Menschheit eine Gesinnung erzeugt werden, welche das Gute im Glücke
sucht. Sie müssen alles, was Sie kennen als Saint-Simonismus, die verschiedenen
Bestrebungen, nationalökonomische Ordnungen zu finden, namentlich im Westen Europas,
unter diesem Gesichtspunkte betrachten, dann können Sie sie nur verstehen; selbst der
Rousseauismus ist nicht frei von diesem Impulse. Man muß diese Dinge durchaus in
sachlicher Beziehung studieren." (Lit.: GA 171, S. 108f)

"Im Westen liegt die Gefahr vor des Verstricktwerdens in das Sinnenleben, wodurch das
Sinnenleben ichlos werden würde. Denn wenn auf der Erde nur das Glück begründet werden
soll, so könnte niemals das Ich auf der Erde leben. Wenn das Gute nur dadurch begründet
werden sollte, daß Glück über die Erde ausgebreitet werden sollte, so würde folgendes
nämlich eintreten, das zeigt schon die Erfahrung der alten Atlantis: Auch in der Mitte der
Atlantischen Kultur waren große Impulse gegeben, die im weiteren Verlaufe zu einem Glücke
geführt hätten. Die Menschen hatten, was sie zuerst als Antrieb des Guten empfunden
haben, in seiner Form, in seinen Wirkungen gesehen als ein gewisses Glück. Da gibt sich der
Mensch dem Glücke hin, da geht der Mensch in Glück auf. Und die Erde mußte in bezug auf
die atlantische Kultur gewissermaßen hinweggefegt werden, weil die Menschen nur
zurückbehalten hatten das Glück von dem Guten. In der nachatlantischen Zeit will nun
Ahriman direkt eine Glückskultur begründen. Das würde heißen: auspressen die Zitrone, weg
mit ihr! - Die Iche würden nicht mehr leben können, wenn nur eine Glückskultur begründet
werden sollte. Glück und Gutes, Glück und Tugend sind keine Begriffe, die füreinander
gesetzt werden können." (Lit.: GA 171, S. 112f)

Glückskritik bei Joachim Stiller


Auch der Anthroposoph Joachim Stiller übt neuerdings eine schafe Glückskritik. Für ihn sind
"Glück, Pech und Fügung reine Illusionen". Das trägt natürlich einen eminent
neobuddhistischen Zug. Stiller macht denn auch aus seiner Liebe zum Neobuddhismus
keinen Hehl.

Rudolf Steiner: Menschengeschichte im Lichte der Geistesforschung, GA 61 (1983), ISBN 3-


7274-0610-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Rudolf Steiner: Innere Entwicklungsimpulse der Menschheit. Goethe und die Krisis des
neunzehnten Jahrhunderts, GA 171 (1984), ISBN 3-7274-1710-2 pdf pdf(2) html mobi epub
archive.org English: rsarchive.org

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Biografie Rudolf Steiner


Martin von Mackensen: Ein Vortrag für die Landbauschüler am Dottenfelderhof
ᐃᐁ
Gold
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte

Die sogenannte Goldmaske des Agamemnon (ca. 1400 v. Chr.) im Nationalmuseum Athen

Goldfolie

Kolloidale Goldlösung
Gold (von indogerm. ghel „glänzend, gelb“; griech. χρυσός chrysós; hebr. ‫ זָהָ ב‬zahab) mit dem
chemischen Zeichen Au (von lat. aurum) ist ein metallisches chemisches Element mit der
Ordnungszahl 79 und zählt zu den Edelmetallen. Es ist nach okkulter Tradition eines der
sieben Planetenmetalle und wird der Sonne zugeordnet, der als Sonnenlaut der Urvokal AU
entspricht.

Gold lässt sich zu hauchdünnem Blattgoldfolien auswalzen, durch die das weiße Licht
grünlich schimmert. Sogenanntes Einfachgold hat eine Dicke von nur etwa 100–110 nm, was
einer Schichtdicke von weniger als 1000 Atomen entspricht. Fein verteiltes kolloidales Gold
erscheint purpurfarben (Goldpurpur).

Die Entstehung des irdischen Goldes


Aus okkulter Sicht ist alles irdische Gold verdichtetes Sonnenlicht:

„Als Erde und Sonne noch eine Masse bildeten und alles noch reiner Äther war, da war alles
aufgelöst, und zwar in einer Feinheit wie das Sonnenlicht. Da konnten die Minerale nicht
gerinnen. Erst nachdem die Sonne sich abgetrennt hatte und als etwas von reinem
Sonnenlicht bei der Erde verblieben war, verdichtet sich dieses in den Adern der Erde zum
Gold. Das Gold ist verdichteter Sonnenstrahl und steht in unmittelbarem Zusammenhang mit
der Sonne.“ (Lit.:GA 97, S. 298)

luziferisches Gold
Die Mineralisierung des Goldes ist auf den luziferischen Einfluss zurückzuführen:

„Diejenigen Geister, die aus der Reihe der höheren Hierarchien heraus astralisch auf die
Mineralien wirken, sind die Geister der Weisheit, Kyriotetes*, während die Geister der
Bewegung, Dynamis* ätherisch wirken. Es sind aber Kyriotetes luziferisch geworden. Erreicht
wird dieses Auflehnen dadurch, daß sie einfach die Entwickelung nicht mitmachen, die die
anderen machen. Sie bleiben einfach zurück auf einer früheren Stufe. Die luziferischen
Geister, die Weisheitsgeister aus der zweiten Hierarchie, welche nicht mitgemacht haben die
Entwickelung, die strömen nun, statt daß sie von der Sonne auf die Mineralien astralische
Strömungen aussenden, ätherische Ströme herunter auf die Erde. Dadurch aber geschah es,
daß eine mineralische Substanz gebildet wurde, die direkt von der Sonne her ihre
Innerlichkeit erhielt, das ist das Gold. Der Okkultist hat deshalb der Sonne direkt zugeteilt
das Gold. Es ist jenes luziferische Mineral, welches in bezug auf seine Innerlichkeit nicht von
den Planeten ätherisch bewirkt wird, sondern von der Sonne aus. Dadurch ist gerade dieses
Metall in einer gewissen Beziehung etwas anderes als die anderen Metalle. Das
Gleichgewicht der Erde in bezug auf das Mineralreich wäre dann vorhanden, wenn alle
ätherischen Einflüsse auf die Mineralien von den Planeten kämen und nur die astralischen
Einflüsse von der Sonne. Den stärkeren luziferischen Ätherkräften mußten entgegengestellt
werden Kräfte, die diese Wirkung in einer gewissen Weise paralysieren, aufheben. Das
konnte nur dadurch geschehen, daß der Ätherströmung, welche von der Sonne kam, eine
andere entgegengestellt worden ist, die mit ihr in ein Wechselspiel tritt und ihre Wirkungen
in einer gewissen Weise ausgleicht.“ (Lit.:GA 136, S. 191f)

Silber und Gold


Damit eine andere Strömung den luziferischen Ätherkräften entgegentreten konnte, musste
der Mond unter der Führung Jahves aus der Erde herausgeköst werden. Die nun vom Mond
herabströmenden Ätherkräfte haben sich auf Erden zum mineralischen Silber verdichtet:

„Sie sind nun dadurch geschaffen worden, daß aus der gestörten Gleichgewichtssubstanz der
Erde ein Teil abgesondert wurde und als Mond die Erde umkreiste. So kommen den
Ätherströmungen von der Sonne her jene Ätherströme entgegen, die nun von dem Mond
von der ganz anderen Seite her auf die Erde fließen und das Gleichgewicht wieder herstellen.
Andere Geister der Weisheit mußten darauf verzichten, von der Sonne aus zu wirken,
vielmehr sich herbeilassen, ihre Kräfte dazu zu verwenden, um das Gleichgewicht
herzustellen. Das heißt, eine Planetenkolonie wurde begründet auf dem Monde von dem
nun ausströmten ätherische Strömungen nach der Erde hin, so daß eine Substanz erzeugt
wurde, die in der Erde sein mußte, damit die direkte Goldkraft abgeschwächt wurde. Das
geschah dadurch, daß der Mond von der Erde getrennt wurde. Und von den Geistern der
Weisheit her, die den Mond abgetrennt haben und jetzt gewissermaßen die Gegner der
luziferischen Geister der Weisheit von der Sonne geworden sind, durchströmen die Erde
diejenigen Ätherkräfte, die nun zum Silber als Substanz geführt haben.“ (Lit.:GA 136, S. 193)

Gold als Inspirator


„Es kann allerdings, weil in den einzelnen Stoffen auch geistige Kräfte stecken - denn der
Stoff ist immer nur scheinbar, geistige Kräfte stecken dahinter, wenn sie auch der Materialist
nicht wahrzunehmen vermag -, es kann geradezu das Gold zum Inspirator werden. Eine
hochbegabte, mit außerordentlicher, mit höchster Klugheit ausgestattete Persönlichkeit ist
zugänglich dieser Inspiration durch das Gold mit geradezu ärgster ahrimanischer Weisheit.
Das ist der von 1285 bis 1314 in Frankreich regierende König Philipp der Schöne, Philipp IV.
Philipp IV. der Schöne kann geradezu ein genial-habsüchtiger Mensch genannt werden, ein
Mensch, der den instinktiven Drang in sich verspürte, nichts anderes anzuerkennen in der
Welt als das, was mit Gold aufgewogen werden kann, und niemandem wollte Philipp der
Schöne eine Macht über das Gold zugestehen als nur allein sich selber. Geradezu alles, was
an Macht durch das Gold bewirkt werden kann, wollte er in seinen Machtwillen
hineinzwingen. Das wurde bei ihm zur großen, welthistorischen Marotte.“ (Lit.:GA 171, S.
120f)
„Dann, wissen wir, breitete sich der Templerorden aus, und er erlangte zu dem ungeheuer
starken Einflüsse, den er geistig hatte - mehr auf übersinnliche Art, als durch äußere
Einflüsse -, hinzu bedeutende äußere Schätze. Und ich habe nun schon beschrieben, wie
damit der Zeitpunkt gekommen war, diese äußeren Schätze, die der Templerorden in immer
größerem und größerem Umfang erreicht hatte, übergehen zu lassen in die weltliche Macht,
und ich habe beschrieben, wie durch eine Art Initiation, wirklich durch eine Art Initiation mit
dem bösen Prinzip des Goldes Philipp der Schöne zum Werkzeuge ausersehen war, dem
Templertum entgegenzutreten. Das heißt, er wollte zunächst die äußeren Schätze des
Templertums sich aneignen. Aber Philipp der Schöne wußte mehr als andere Menschen in
der Welt. Philipp der Schöne wußte durch das, was er durchgemacht hatte, vieles von den
Geheimnissen des seelisch-menschlichen Daseins. Und so kam es denn, daß Philipp der
Schöne ein Werkzeug sein konnte gerade im Dienste der mephistophelisch-ahrimanischen
Gewalten, welche darauf ausgingen, das Templertum in der Gestalt, wie es zunächst sich
ausgelebt hatte, unwirksam zu machen. Philipp der Schöne war, wie gesagt, das Werkzeug
anderer geistiger (...) Mächte...“ (Lit.:GA 171, S. 198)

Der Goldgrund der alten Meister


→ Hauptartikel: Goldgrund
„Wenn Sie zurückgehen und zu einer Zeit kommen, die am meisten bekannt ist durch den
Maler Cimabue, so werden Sie sehen, wie auf den Bildern Ihnen die merkwürdige
Erscheinung des Goldgrundes entgegentritt, und wie aus ihm herauswachsen Engel- oder
Geniengestalten. Auch das entspricht in vollem Sinne der Wirklichkeit des astralischen
Anschauens. Bis auf den Goldgrund hin entspricht das der Wirklichkeit. Denn tatsächlich,
wenn wir in die höheren Partien des astralischen Planes kommen, verwandelt sich das
flutende Lichtmeer, das in anderen Farbentönen erglänzt und durchhellt ist, in ein solches
flutendes Lichtmeer, das wie von Gold durchglüht erscheint.“ (Lit.:GA 101, S. 31)

ᐃᐁ
Influenza
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Grippe)

Aufbau eines Influenzavirus: Nachträglich eingefärbtes TEM-Bild mit Membranproteinen


(rot), Virusmembran (weiß), Lumen (braun) und Ribonukleoproteinen (violett)
Die Influenza (ital. „Einfluss“, von lat. influere „hineinfliessen, hineinströmen“; eng. kurz „the
flu“), auch „echte“ Grippe oder Virusgrippe genannt, ist eine überwiegend durch Viren aus
der Gruppe der Orthomyxoviridae und den Gattungen Influenzavirus A oder B ausgelöste
Infektionskrankheit bei Menschen. Wenn 10–20 % der Bevölkerung infiziert werden, spricht
man von einer Grippewelle. Alltagssprachlich wird die Bezeichnung Grippe häufig auch für
grippale Infekte, Erkältung oder Verkühlung verwendet, bei denen es sich aber um
verschiedene andere, in der Regel deutlich harmloser verlaufende und insofern „banale“
Virusinfektionen handelt.

Die Influenza hat laut Rudolf Steiner die höchst eigentümliche Eigenschaft, schlafende
Krankheiten zu wecken:

„Vergessen wir nur ja nicht, wie von allen Seiten jetzt bei wirklich unbefangenen
Beobachtern die Erkenntnis auftritt, daß ganz besondere Verhältnisse jetzt, man möchte
sagen, über Teile der Erde ziehen und ganz besondere Formen des menschlichen Erkrankens
hervorrufen. Und vergessen wir auch nicht, daß eine andere Erscheinung von großem
Interesse in der Gegenwart sein muß, das ist diese, daß ja zweifellos selbst so etwas wie die
gewöhnliche Grippe, wie sie heute auftritt, eine höchst eigentümliche Eigenschaft hat. Sie
weckt nämlich eigentlich schlafende Krankheiten, Krankheiten, zu denen der Organismus
inkliniert und die sonst durch die entgegenwirkenden Kräfte des Organismus in den
Verborgenheiten bleiben, die also unter Umständen bis zum Tode sogar schlafen könnten,
die werden in einer gewissen Weise dadurch aufgedeckt, daß der Mensch von der Grippe
befallen wird.“ (Lit.:GA 312, S. 228f)

Die Grippe geht nach Rudolf Steiner eigentlich von einer Gehirnerkrankung aus. In seinen
Arbeitervorträgen (GA 348) bemerkte er dazu:

Zeichnung aus GA 348, S. 275


„Sehen Sie, die Grippe, die geht eigentlich aus von einer richtigen Gehirnkrankheit. Und zwar
wird schwach bei der Grippe gerade dasjenige Organ - wenn ich hier jetzt das von der Seite
zeichne, die Sehnerven so andeute (siehe Zeichnung) -, das unter dem Sehnerv liegt; das
wird so krank, daß es eine Art von Lähmung hat. Davon geht eigentlich die Grippe aus. Die
Grippe besteht in einer Lähmung desjenigen Gehirnteiles, der ganz in der Nähe des Sehnervs
liegt. Das erste, was dadurch bewirkt wird, ist, daß, weil diese Stelle im Gehirn eine sehr
wichtige ist, eigentlich ein Einfluß ausgeübt wird auf den ganzen Körper. Sehen Sie, die
gewöhnliche Grippe, die verläuft so, daß ausgehend von diesen Gelähmtheiten im Gehirn
irgend etwas im Menschen krank wird. Vor allen Dingen - es geht ja gleich hier ins
Rückenmark - fängt das Rückenmark an, angesteckt zu werden. Die Nerven gehen von da aus
nach allen Gliedern. Der Mensch bekommt Gliederschmerzen und so weiter [...]

Man muß eben bei der Grippe durchaus an der Tatsache festhalten, daß die Grippe
eigentlich in ihrem Ursprünge eine Gehirnkrankheit ist. Es wird Ihnen auch wahrnehmbar
gewesen sein bei der Grippe, daß beim Grippekranken immer eine Art Dusel vorhanden ist.
Er kommt zum Dösen, weil eben das Gehirn gerade in seinen wichtigsten Teilen, in der
Gegend unter dem Sehnerv, abgelähmt ist; da kommt er zum Duseln. Und nun können Sie
auch begreifen, daß wenn gerade in den oberen Partien die Lähmung sitzt, dann wiederum
die Sehnervkreuzung gelähmt wird, und der Mensch kann doppelt sehen. Also das ist
dasjenige, was Ihnen zeigt, daß bei der Grippekrankheit es ganz natürlich ist, daß der
Mensch auch zum Doppeltsehen kommt.“ (Lit.:GA 348, S. 275ff)

Siehe auch
Influenza - Artikel in der deutschen Wikipedia
Influenzavirus - Artikel in der deutschen Wikipedia
Farben
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(Weitergeleitet von Grundfarbe)

Isaac Newtons siebenteiliger Farbkreis der reinen Spektralfarben (um 1700)

Die CIE-Normfarbtafel zeigt im Zentrum geringe, nach außen zunehmende Farbsättigung.


Ganz außen liegen die reinen Spektralfarben (Spektralfarblinie, rote Kurve). Die im Zentrum
gelegene Black-Body-Kurve zeigt die Farben eines glühenden schwarzen Körpers in
Abhängigkeit von der Temperatur.

HSV-Farbraum mit Farbton H, Sättigung S und Helligkeit V

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG


Farben sind, im Unterschied zu den Farbstoffen, jene Sinnesqualitäten, die dem Menschen
durch das Auge vermittelt werden, sofern er dabei von der Form und Struktur des
Gesehenen absieht[1] und sind mit ganz spezifischen gefühlsmäßigen Farbempfindungen
verbunden. Farben sind nach Goethe "Taten des Lichts, Taten und Leiden."[2] Dabei kann
man unterscheiden zwischen Lichtfarben, die unmittelbar von einer selbstleuchtenden
Lichtquelle ausgehen[3][4], und Körperfarben, die bei Durchleuchtung[5] oder Reflexion[6]
an materiellen Objekten entstehen. Im Unterschied zu den bunten Farben werden Weiß,
Schwarz und alle dazwischen liegenden neutralen Grautöne ohne Farbstich als unbunt
bezeichnet. Was keine Farben hat, ist farblos. Farben können im HSV-Farbraum durch den
Farbton (eng. Hue), die Farbsättigung (eng. Saturation) und die Helligkeit (eng. Value)
charakterisiert werden.

Die größte Farbsättigung (Buntheit) haben die reinen Spektralfarben, die auch als
Primärfarben oder Grundfarben bezeichnet werden. Sekundärfarben sind Mischungen von
zwei, Tertiärfarben von drei Grundfarben. Je nach Mischungsverhältnis können dabei die
verschiedensten (im Idealfall alle) Farbtöne erzielt werden. Grelle, schreiende Farben mit
besonders hoher Leuchtkraft und Farbsättigung werden auch Neonfarben genannt.
Leuchtfarben, die teilweise auch im Dunkeln leuchten bzw. nachleuchten, geben mehr Licht
im sichtbaren Bereich ab, als sie von außen aufnehmen.

Warme und kalte Farben


Rote bis gelbe und braune Farbtöne werden zumeist als angenehm aktive warme Farben
empfunden. Grüne und blaue bis violette Farbtöne werden hingegen in der Regel als passive
kalte Farben erlebt, wie es auch Goethe in seiner Farbenlehre unter der «sinnlich-sittlichen
Wirkung der Farbe» ausführlich beschrieben hat. Warme Farben führen bei Testpersonen
auch objektiv zu einem messbaren Anstieg des Blutdrucks und der Atmungs- und
Pulsfrequenz, während diese bei kalten Farben sinken[7].

Die Realität der Farben


Die Farben haben keine physische Realität, sind aber dennoch keine bloß subjektive
Phänomene, sondern gehören als objektive seelische Realität der Seelenwelt, genauer der
Region der flutenden Reizbarkeit, an.

„Die Physik soll es bei dem bloßen im Raume Vorhandenen des Lichtes lassen. Das
Betrachten des Farbigen kann überhaupt nicht geschehen, ohne in das Seelische
heraufgehoben zu werden. Denn es ist eine bloße törichte Rederei, wenn man sagt, das
Farbige sei lediglich ein Subjektives. Und wenn man namentlich dann etwa dazu übergeht zu
sagen - wobei man sich vom Ich nichts Genaues vorstellt -, draußen wäre irgendeine
objektive Veranlassung, und die wirke auf uns, auf unser Ich - - Unsinn ist es; das Ich selber
ist in der Farbe drinnen. Es sind das Ich und auch der menschliche Astralleib gar nicht von
dem Farbigen zu unterscheiden, sie leben in dem Farbigen und sind insoferne außer dem
physischen Leib des Menschen, als sie mit dem Farbigen draußen verbunden sind; und das
Ich und der astralische Leib, sie bilden im physischen Leibe und im Ätherleibe die Farben erst
ab. Das ist es, worauf es ankommt. So daß die ganze Frage nach der Wirkung eines
Objektiven des Farbigen auf ein Subjektives ein Unsinn ist; denn in der Farbe drinnen liegt
schon das, was Ich, was astralischer Leib ist, und mit der Farbe herein kommt das Ich und der
astralische Leib. Die Farbe ist der Träger des Ichs und des astralischen Leibs in den
physischen und in den Ätherleib hinein. So daß die ganze Betrachtungsweise einfach
umgekehrt und umgewendet werden muß, wenn man zu der Realität vordringen will.

Was da also hineingekrochen ist in die Physik, und was die Physik mit ihren Strichen und
Linien umfängt, das muß wieder heraus. Es müßte geradezu zunächst einmal eine Periode
eintreten, wo man es verschmäht, überhaupt zu zeichnen, wenn man in der Physik von der
Farbe spricht, wo man versuchen soll, die Farbe in ihrem Fluktuieren, in ihrem Leben zu
erfassen.“ (Lit.:GA 291, S. 59f)

Wirkung der Komplementärfarben auf Kinder


→ Hauptartikel: Komplementärfarben
Bei der Erziehung des Kindes ist besonders darauf zu achten, dass auf Kinder nicht
unmittelbar die äußeren Farben wirken, sondern die im Organ erzeugten Gegenfarben. Ein
sehr lebhaftes, nervöses Kind wird daher gerade durch gelbe und rote Farbtöne beruhigt,
weil es in seinem Inneren die beruhigende Wirkung der blauen und grünen
Komplementärfarben verspürt. Umgekehrt kann ein passives Kind durch blaugrüne Farbtöne
zur Aktivität angeregt werden.

„Ein aufgeregtes Kind muß man mit roten oder rotgelben Farben umgeben und ihm Kleider
in solchen Farben machen lassen, dagegen ist bei einem unregsamen Kinde zu den blauen
oder blaugrünen Farben zu greifen. Es kommt nämlich auf die Farbe an, die als Gegenfarbe
im Inneren erzeugt wird. Das ist zum Beispiel bei Rot die grüne, bei Blau die orangegelbe
Farbe, wie man sich leicht überzeugen kann, wenn man eine Weile auf eine entsprechend
gefärbte Fläche blickt, und dann rasch das Auge auf eine weiße Fläche richtet. Diese
Gegenfarbe wird von den physischen Organen des Kindes erzeugt und bewirkt die
entsprechenden dem Kinde notwendigen Organstrukturen. Hat das aufgeregte Kind eine
rote Farbe in seiner Umgebung, so erzeugt es in seinem Inneren das grüne Gegenbild. Und
die Tätigkeit des Grünerzeugens wirkt beruhigend, die Organe nehmen die Tendenz der
Beruhigung in sich auf.“ (Lit.:GA 34, S. 326f)

Der unterschiedliche Charakter der Farben in der physischen, seelischen und geistigen Welt

Farbkreis, Zeichnung von Johann Wolfgang von Goethe.


In der physischen Welt erscheinen die Farben als Außenfarbe, die an der Oberfläche der
Dinge haften; in der Astralwelt (Seelenwelt) hingegen zeigen sie sich als Innenfarben und in
der geistigen Welt als strahlende Farben:

„Die Farben sind uns in der physischen Welt nur an räumlichen Dingen bekannt. Selbst wo
sie ohne Gegenstand vorhanden sind, werden sie nur durch diese bemerkbar. Nur in den
Grenzfällen physischen Lebens kann man Farben ohne Gegenstand sehen, zum Beispiel den
Regenbogen.
Die Farben in der Astralwelt sind nicht an eine feste, räumliche Grenze gebannt. Sie sind
noch seelisch, der Ausdruck eines Wesens, an dem sie sich befinden. Eine sinnliche
Leidenschaft drückt sich anders aus als ein hochstrebender Gedanke. Hier ist unmittelbarer
Zusammenklang; sie schwebt frei, aber sie ist verbunden mit dem, was sie ausdrückt. Sie ist
nicht Außen-, sondern Innenfarbe. Der Glocke zum Beispiel ist es gleichgültig, ob sie gelb
oder grün ist, es beeinträchtigt nicht ihren Ton. Wenn man über die astralische Welt
hinauskommt, gibt es auch Farben; diese sind aber nicht nur Innenfarben, sondern sie sind
schöpferisch, bringen sich selbst hervor, es sind strahlende Farben.

Wenn nun der Mensch sich in den mentalen Raum erhebt, verliert er zunächst die Fähigkeit,
die mentalen Farben gleich wahrzunehmen, deshalb spricht man von der tönenden Welt.
Die Fähigkeit tritt auf, Schall und Ton wahrzunehmen. Erst wenn man wiederum höher
kommt, dann nimmt man die strahlenden Farben wahr. Wenn sich der Mensch wieder zur
Farbe durchgerungen hat, ist er im Arupa. Wenn wir von einem physischen Gegenstand
Farbe abnehmen und sie wie ein Häutchen mitnehmen und nach Devachan mitbringen
könnten, so würde die Farbe dort erstrahlen. Daher nennt man Devachan auch die Welt der
strahlenden Farben. Wenn man hier einem Mitmenschen etwas mitteilen will, sagt man es
ihm durch den Ton; im Devachan würde es in entsprechender Farbe erstrahlen.

Eine solche Welt, wo alle Wesen in strahlenden Farben leben, nennt man das erste
Elementarreich. Wenn die Materie dieser Wesen etwas dichter wird, ins Rupische
hinuntersteigt, fangen sie an, durch Töne sich bemerkbar zu machen: Das ist das zweite
Elementarreich. Die Wesen, die darin leben, sind sehr beweglich. Im dritten Elementarreich
kommt zu dem übrigen die Gestalt hinzu. Die Innenfarbe ist gestaltet. Leidenschaft zeigt sich
in Blitzform, erhabene Gedanken in Pflanzenform. In höheren Gebieten sind es Funken und
Scheine, hier sind es Formen von einfarbiger und tönender Welt.

Alle unsere Wesen sind durch drei Elementarreiche gegangen. Gold, Kupfer und so weiter
sind jetzt ins Mineralreich übergegangen. Gold sah in der Mondrunde nicht so aus wie jetzt,
sondern wie ein nach verschiedenen Seiten strahlender Stern, durch den man durchgreifen
konnte. Durch einen ähnlichen Prozeß wird Wasser, wenn es zu Schnee gefriert, zu einem
kleinen Kristall. Die Metalle sind die verdichteten Formen des dritten Elementarreiches.
Deshalb ist Metall nicht innerlich gleichförmig, sondern innerlich gestaltet (Chladnische
Klangfiguren). Nach Linien und Figuren ist das ganze Mineralreich belebt, und im dritten
Elementarreich wird es gefärbt. Dadurch, daß die Formen erstarren, wird Oberfläche, und
nun entsteht die Farbe an der Oberfläche.

Wir haben also:

Elementarreich der strahlenden Farben


Elementarreich der freien Töne
Elementarreich der farbigen Formen
Mineralreich der farbigen Körper.
Die physische Welt enthält alle drei Elementarreiche wie geronnen in sich. Der Ton hängt mit
dem Innern eines Wesens viel mehr zusammen als die Farbe, letztere ist mehr Oberfläche.
Noch innerlicher hängen die strahlenden Farben zusammen.“ (Lit.:GA 291a, S. 188f)

Alles Farbige in der Welt ist eine umgewandte Aura


Die okkulte Bedeutung der Farben der Aura nach: Annie Besant, C. W. Leadbeater: Thought-
Forms, 1901[8]
„Das physische Auge erblickt um sich herum Lichter, Farben. Wie der Hellseher die Aura am
astralischen Leib rot, blau, gelb und grün wahrnimmt, so sieht das physische Auge um sich
herum Rot, Blau, Gelb und Grün. In beiden Fällen ist die Ursache genau die gleiche. Wie
hinter dem Rot im Astralleib eine Begierde lebt, so steckt hinter dem Rot der Blume eine
Begierde als das «Ding an sich». Eine in der Blume waltende Begierde ist das Rot in der
Blume. Was der Gesichtssinn tut, wenn er diesen Punkt überschreitet, ist nicht anders, als
wenn Sie einen Rock umkehren, ihn auf die andere Seite wenden. Während in der Aura sich
des Menschen astrale Natur ausprägt, lebt hinter der ganzen Farben- und Lichtwelt, hinter
der Welt des Gesichtssinnes, die äußere astrale Natur. Niemals gäbe es in der Welt Farben,
wenn nicht die Dinge ganz und gar durchdrungen wären von astralen Wesenheiten. Was in
der Welt als Farben erscheint, rührt von den Astralwesen her, die sich äußerlich durch die
Farbe kundtun. Durch die Umwendung des Inneren nach außen geht die Wesenheit von dem
höheren auf den niederen Plan herunter. Sie können das Folgende durch Meditation
erreichen: Wenn Sie eine grüne Fläche, etwa ein Laubblatt, vor sich haben und jetzt aus sich
herausgehen, um die Sache von der anderen Seite anzuschauen, dann würden Sie die astrale
Wesenheit sehen, die hinter der grünen Farbe ist und die sich durch die grüne Farbe anzeigt.
So müssen Sie sich vorstellen: Indem Sie in die Welt hinausschauen und diese Welt mit
Farben überdeckt sehen, haben Sie hinter diesen Farben die astralischen Wesenheiten zu
vermuten. Wie Sie aus Ihrem Inneren die Farben Ihrer Aura für den Hellseher erscheinen
lassen, so ist die Farbendecke der Welt der Ausdruck für die kosmische Aura. Alles Farbige in
der Welt ist eine umgewandte Aura. Könnten Sie Ihre Aura umwenden wie einen Rock, so
würden Sie Ihre Aura auf der umgekehrten Seite ebenfalls physisch sichtbar sehen. Das gilt
für den Gesichtssinn, und damit sehen Sie, daß der Gesichtssinn in inniger Beziehung zur
astralischen Welt steht.“ (Lit.:GA 96, S. 130f)

Farbenatmung - die Farbe als Sprache höherer Wesenheiten


Farben bilden die Sprache der höheren Wesen, die direkt über dem Menschen stehen. Auch
der Mensch wird künftig den Zusammenhang zwischen Worten und Farben empfinden. In
den Aufzeichnungen zu einer esoterischen Instruktionsstunde in Basel vom 24. September
1912 heißt es:

„Nicht nur in den Lungen haben wir einen Atmungsvorgang, sondern auch in den Augen. Nur
daß dort keine Luft ein- und ausgeatmet wird, sondern Wärme. Wenn wir eine rote Farbe
sehen, wird Wärme ausgeatmet (rot, orange, gelb). Wird eine kalte Farbe wie Blau, Indigo,
Violett wahrgenommen, dann atmet das Auge ein. Dasjenige, was den Augen ätherisch
zugrundeliegt - so wie Luft der physischen Lunge zugrundeliegt -, ist Wärme und wird ein-
und ausgeatmet. Im Grunde ist jedes Sinnesorgan ein Atmungsorgan.

Höhere Wesen, die unmittelbar über den Menschen stehen, haben weder solche Augen,
noch eine solche Sprache wie der Mensch. Sie richten irgendwo Wärme hin und an der Stelle
leuchtet eine Farbe auf. Dadurch drücken sie ihr Wesen aus und so reden sie miteinander.
Wer die Farben jemals so in ihrer lebendigen Gestalt wahrgenommen hat, der empfindet
Schmerz, wenn er die festen Farben sieht, die an den physischen Gegenständen haften - so
wie überhaupt die ganze physische Welt ihn schmerzt anfänglich. Der Schmerz hört erst auf,
wenn man lernt, die Farben moralisch zu empfinden. Dann empfindet man im Rot die
Bestrafung des Egoismus, im Blau die Belohnung für die Überwindung des Egoismus. Dann
fangen die Farben an, eine Sprache zu sprechen, die auch die zukünftige Sprache der
Menschen sein wird.

In dem Maße, wie die Menschen sich dem Jupiterdasein nähern, wird ihr Sprechen immer
mehr zugleich ein Wahrnehmen werden; dann wird Atmungs- und Sprachorgan nicht mehr
so getrennt sein wie heute. Auch das Sehen und die Wärmeempfindung werden sich
vereinigen. Es war notwendig für die Entwickelung des selbständigen Ich, daß diese Prozesse
eine Zeitlang getrennt waren. Wäre das nicht geschehen, dann würde der Mensch zwar
immer wahrgenommen haben, was in seiner Umgebung geschieht, aber nicht zum
Selbstbewußtsein gekommen sein. In der Zukunft wird man anfangen, einen Zusammenhang
zu empfinden zwischen dem gesprochenen Worte und den Farben. Man wird Grün
empfinden, wenn von gleichgültigen Dingen geredet wird; Gelb wird auftauchen, wenn man
egoistisch spricht; Rot wird da sein, wenn der Egoismus bekämpft wird.[9]“ (Lit.:GA 265, S.
360f)

Die Entstehung der Farben auf dem alten Mond


Der alte Saturn, der der Sonnenentwicklung vorangegangen ist, war das gemeinsame Werk
der ersten Hierarchie, also der Seraphim, Cherubim und Throne. Der Alte Saturn war eine
reine Wärmewelt, die in vollkommene Finsternis gehüllt war. Doch war dieses ein passive
Finsternis, die aus der volkommenen Abwesenheit des Lichts resultierte. Die alte Sonne
wurde durch die zweite Hierarchie, die Kyriotetes, Dynamis und Exusiai, hervorgebracht.
Jetzt erst entstand das Licht. Die dritte Hierarchie, die Angeloi, Archangeloi und Archai
trugen damals den Schatten, die Finsternis in das Licht hinein, die luftige Finsternis. Dadurch
wurde auf der Alten Sonne das Luftelement als Schatten des Lichts gebildet. Wesentlich
wirkten die Wesenheiten der dritten Hierarchie dann an der folgenden Entwicklung des alten
Mondes mit. Sie trugen das Licht in die Finsternis und die Finsternis in das Licht. Sie wurden
zu Vermittlern zwischen Licht und Finsternis, aus deren Zusammenspiel die Farben
entstanden. Und insofern die real wirkenden Farben in das Luftelement hinein sprühten,
verdichtete sich dieses bis zum Wasserelement.

„Nun gehen wir weiter. Die weitere Entwickelung wird nun wiederum durch die Söhne der
zweiten Hierarchie, durch Archai, Archangeloi, Angeloi, geleitet. Diese Wesenheiten bringen
ein Neues in das leuchtende Element, das zunächst durch die zweite Hierarchie, eingezogen
ist, das seinen Schatten, die luftige Finsternis nach sich gezogen hat - nicht die gleichgültige
neutrale Finsternis, die saturnische, die einfach Abwesenheit des Lichtes war, sondern die,
welche den Gegensatz des Lichtes herausgearbeitet hat. Zu dieser Entwickelung hinzu bringt
die dritte Hierarchie, Archai, Archangeloi, Angeloi, durch ihre eigene Wesenheit ein Element
hinein, das ähnlich ist unserem Begehren, unseren Trieben, etwas zu erlangen, nach etwas
sich zu sehnen.

Zeichnung aus GA 233a, S. 17


Dadurch kam folgendes, dadurch kam zustande, daß, sagen wir, ein Archai- oder
Angeloiwesen hier hereinkam (siehe Zeichnung S. 17, Punkt auf dem Lichtstrahl rechts) und
auftraf auf ein Element des Lichtes, ich möchte sagen, auf einen Ort des Lichtes. In diesem
Ort des Lichtes empfing es durch die Empfänglichkeit für dieses Licht den Drang, das
Begehren für die Finsternis. Es trug das Angeloiwesen das Licht in die Finsternis herein, oder
ein Angeloiwesen trug die Finsternis in das Licht herein. Diese Wesenheiten werden die
Vermittler, die Boten zwischen Licht und Finsternis. Und die Folge davon war, daß dann
dasjenige, was früher nur im Lichte erglänzte und seinen Schatten, die dunkle luftige
Finsternis, nach sich gezogen hat, daß das anfing in allen Farben zu schillern, daß Licht in
Finsternis, Finsternis in Licht erschien. Die dritte Hierarchie ist es, die die Farbe
hervorgezaubert hat aus Licht und Finsternis. Sehen Sie, hier haben Sie auch sozusagen
etwas historisch Dokumentarisches vor Ihre Seele hinzustellen. In der Aristoteles-Zeit hat
man noch gewußt, wenn man, ich möchte sagen, innerhalb des Mysteriums sich gefragt hat,
woher die Farben kommen, daß damit die Wesenheiten der dritten Hierarchie zu tun haben.
Daher sprach es Aristoteles in seiner Farbenharmonie aus, daß die Farbe ein
Zusammenwirken des Lichtes und der Finsternis bedeutet. Aber dieses geistige Element, daß
man hinter der Wärme die Wesenheiten der ersten Hierarchie, hinter dem Lichte und
seinem Schatten, der Finsternis, die Wesenheiten der zweiten Hierarchie, hinter dem
farbigen Aufglitzern in einem Weitenzusammenhange die Wesenheiten der dritten
Hierarchie zu sehen hat, das ging verloren. Und es blieb nichts anderes übrig als die
unglückselige Newtonsche Farbenlehre, über die bis ins 18. Jahrhundert herein die
Eingeweihten gelächelt haben, und die dann das Glaubensbekenntnis derjenigen wurde, die
eben physikalische Fachleute sind.

Man muß eben wirklich von der geistigen Welt gar nichts mehr wissen, wenn man im Sinne
dieser Newtonschen Farbenlehre sprechen kann. Und wenn man noch innerlich
aufgestachelt ist von der geistigen Welt, wie es bei Goethe der Fall war, da sträubt man sich
dagegen. Man stellt, wie er es getan hat, das Richtige hin und schimpft furchtbar. Denn
Goethe hat nie so geschimpft als bei der Gelegenheit, wo er über Newton zu schimpfen
hatte; er schimpfte furchtbar über das unsinnige Zeug. Solche Dinge kann man ja heute nicht
begreifen, aus dem einfachen Grunde, weil heute jemand vor den Physikern ein Narr ist, der
nicht die Newtonsche Farbenlehre anerkennt. Aber die Dinge liegen doch nicht so, daß etwa
in der Goethe-Zeit Goethe ganz allein dagestanden hätte. Unter denen, die nach außen diese
Dinge aussprachen, stand er allein da, aber die Wissenden, auch noch am Ende des 18.
Jahrhunderts, sie wußten eben durchaus auch, wie innerhalb des Geistigen die Farbe
erquillt.

Aber sehen Sie, die Luft ist der Schatten des Lichtes. Und geradeso, wie, wenn das Licht
ersteht, unter gewissen Bedingungen der finstere Schatten da ist, so ersteht, wenn Farbe da
ist und diese Farbe als Realität wirkt - und das konnte sie, solange sie eindrang in das luftige
Element -, so entsteht, wenn die Farbe hinsprüht im luftigen Elemente, wirkt im luftigen
Elemente, also etwas ist, nicht bloß ein Abglanz ist, nicht bloß die Reflexfarbe ist, sondern
eine Realität, die hinsprüht im luftigen Elemente: dann entsteht, wie durch Druck
Gegendruck entsteht unter gewissen Bedingungen, aus dem realen Farbigen das flüssige, das
wäßrige Element. Wie der Schatten des Lichtes Luft ist, kosmisch gedacht, so ist das Wasser
der Abglanz, die Schöpfung des Farbigen im Kosmos. Sie werden sagen: Das verstehe ich
nicht. - Aber versuchen Sie nur einmal, tatsächlich das Farbige zu fassen in seinem realen
Sinne.

Zeichnung aus GA 233a, S 20


Rot - nun ja, glauben Sie, daß das Rot wirklich in seiner Wesenheit nur die neutrale Fläche
ist, als die man es gewöhnlich anschaut? Das Rot ist doch etwas, was eine Attacke auf einen
macht. Ich habe es oftmals erwähnt. Man möchte davonlaufen vor dem Rot, es stößt einen
zurück. Das Blauviolett, man möchte ihm nachlaufen, es läuft immer vor einem davon, es
wird immer tiefer und tiefer. In den Farben lebt ja alles. Die Farben sind eine Welt, und das
seelische Element fühlt sich in der Farbenwelt tatsächlich so, daß es gar nicht auskommen
kann ohne Bewegung, wenn es den Farben mit dem seelischen Erleben folgt.

Sehen Sie, der Mensch glotzt heute den Regenbogen an. Wenn man nur mit einiger
Imagination nach dem Regenbogen hinschaut, da sieht man Elementarwesen, die am
Regenbogen sehr tätig sind. Diese Elementarwesen zeigen sehr merkwürdige Erscheinungen.
Hier (bei Rot und Gelb) sieht man fortwährend aus dem Regenbogen herauskommen
gewisse Elementarwesen. Die bewegen sich dann so herüber. In dem Augenblicke, wo sie
ankommen an dem unteren Ende des Grüns, werden sie angezogen. Man sieht sie hier
verschwinden (bei Grün und Blau). Auf der anderen Seite kommen sie wieder heraus. Der
ganze Regenbogen zeigt für den, der ihn mit Imagination anschaut, ein Herausströmen des
Geistigen, ein Verschwinden des Geistigen. Er zeigt tatsächlich etwas wie eine geistige
Walze, wunderbar. Und zu gleicher Zeit bemerkt man an diesen geistigen Wesenheiten, daß,
indem sie da herauskommen, sie mit einer großen Furcht herauskommen, indem sie da
hineingehen, gehen sie mit einem ganz unbesieglichen Mut hinein. Wenn man nach dem
Rotgelb hinschaut, da strömt Furcht aus, wenn man nach dem Blauviolett hinschaut,
bekommt man das Gefühl: Da lebt ja alles wie Mut, wie Courage.

Nun stellen Sie sich vor, daß nicht bloß der Regenbogen da ist, sondern wenn ich jetzt hier
einen Schnitt zeichne (siehe Zeichnung, Tafel 2 oben) und der Regenbogen so steht (um 90°
gedreht), so kommen die Wesenheiten da heraus, da verschwinden sie; hier Angst, hier Mut
(siehe Zeichnung S. 22). Der Mut verschwindet wiederum. So wäre jetzt das Auge gerichtet,
hier ist der Regenbogen, hier ist jetzt

Zeichnung aus GA 233a, S 22


Rot, Gelb und so weiter. Da bekommt der Regenbogen eine Dicke. Und da werden Sie sich
schon vorstellen können, daß wäßriges Element daraus entsteht. Und in diesem wäßrigen
Element leben nun geistige Wesenheiten, die wirklich auch eine Art von Abbild sind der
Wesenheiten der dritten Hierarchie. Man kann schon sagen: Kommt man an die Wissenden
des 11., 12., 13. Jahrhunderts heran, so muß man solche Dinge verstehen. Sie können nicht
einmal die Späteren mehr verstehen, Sie können nicht den Albertus Magnus verstehen,
wenn Sie ihn lesen mit dem, was heute der Mensch weiß. Sie müssen ihn lesen mit einer Art
von Wissen, daß solches Geistiges für ihn noch eine Realität war; dann verstehen Sie erst,
wie er die Worte gebraucht, wie er sich ausdrückt. Und auf diese Weise treten auf wie ein
Abglanz der Hierarchien Luft, Wasser. Indem die Hierarchien selber eindringen, dringt die
zweite Hierarchie ein in Form des Lichtes, die dritte Hierarchie ein in Form des Farbigen.
Damit aber, daß dieses sich bildet, ist das Mondendasein erreicht.“ (Lit.:GA 233a, S. 18ff)

Siehe auch
Kategorie:Farben - Artikel in der deutschen Wikipedia
Farbe - Artikel in der deutschen Wikipedia
Farbwahrnehmungsprozeß
Farbzuordnung der Planeten
Quelle: https://www.gutenberg.org/files/16269/16269-h/16269-h.htm
In Notizen von einer anderen Hand heißt es: Die rote Farbe wird empfunden werden wie die
Strafe für das Schlechte, das überwunden werden soll; das Gelb zeigt an das Egoistische des
Menschen, das Blau das Himmlische, das uns vorschwebt.
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Gruppenseele
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(Weitergeleitet von Gruppen-Ich)
Mineralien, Pflanzen und Tiere haben kein individuelles Ich wie der Mensch, sondern sie
gehören als ganze Gruppe gemäß ihrer Art und Gattung einem Gruppen-Ich oder
Gruppengeist bzw. einer Gruppenseele, einer Gattungsseele an, deren Bewusstsein nicht wie
beim Menschen auf dem Physischer Plan, sondern auf höheren Planen zu finden ist. Arten
und Gattungen, die für das heutige Bewusstsein bloße zusammenfassende Allgemeinbegriffe
sind, leben hier als geistige Realität. Wie beim Menschen deutlich Seele und Geist
auseinander gehalten werden müssen, so ist auch der Gruppengeist klar von der ihm
zugehörigen Gruppenseele zu unterscheiden.

Überblick
Das Ich der Mineralien befindet sich im höheren Devachan, das Ich der Pflanzen im unteren
Devachan und das Ich der Tiere auf dem Astralplan. Nur das Menschen-Ich ist bis auf den
physischen Plan herabgestiegen.

Die Gruppenseelen haben sich von den Wesenheiten der zweiten Hierarchie abgespalten,
die Gruppenseele der Mineralien sogar von den Thronen, die bereits der ersten Hierarchie
angehören:

„Die Gruppenseelen der Mineralien finden wir im Reich der Throne, die Gruppenseelen der
Pflanzen in der Sphäre der Geister der Weisheit, die Gruppenseelen der Tiere in der Sphäre
der Geister der Bewegung; der Mensch aber hat seine Gruppenseele so erhalten, daß mit
dem Einflößen seines Ich eine Gruppenseele ursprünglich als der Ausfluß der Geister der
Form gegeben war. Und was diese Gruppenseele des Menschen, die eigentlich durch die
Geister der Form dazu bestimmt war, eine einheitliche Seele in der ganzen Menschheit zu
sein, was diese Gruppenseele differenziert, gegliedert hat in solche Verschiedenheiten, daß
Rassenverschiedenheiten, Stammesverschiedenheiten auftraten, das ist nun durch das
Wirken der anderen Geister geschehen.“ (Lit.:GA 136, S. 203)

Die Gruppenseele der Mineralien


→ Hauptartikel: Ich der Mineralien
Das Gruppen-Ich der Mineralien wirkt vom kosmischen Umkreis her strahlenförmig von allen
Seiten herein; ein äußeres Zeichen dafür sind die Meteore und Kometen.

„Andeutend möchte ich wenigstens bemerken, daß tatsächlich der Komet etwas ist, was von
außen hereinkommt, was sich aber in gewisser Weise das Mineralische angliedert Indem der
Komet das Planetensystem durchfährt, gliedert sich an, was auch von den Geistern des
Willens herstammt, das Mineralische. Und die Folge kann sein, daß, indem der Komet das
Planetensystem durchsaust, sich Mineralisches angliedert, das dann von der Erde angezogen
wird und hinunterfällt. Das ist natürlich nicht der Komet; es verhält sich vielmehr so, daß er
in irgendeiner Weise durch Meteorsteinauswürfe sich auf der Erde ankündigt.“ (Lit.:GA 136,
S. 199)
Die Gruppenseelen der Pflanzen
→ Hauptartikel: Ich der Pflanzen
Die Gruppenseelen der Pflanzen haben ihren Sitz im Erdenmittelpunkt und strahlen von da
aus, was sich äußerlich in der von der Erde wegstrebenden Wuchsrichtung der Pflanzen
zeigt. Dazu kommen aber noch andere Gestaltungskräfte, die auf den Astralleib der Pflanzen
wirken, der allerdings nicht auf dem physischen Plan, sondern in der Astralwelt zu suchen ist,
von wo auch die Gruppenseelen der Tiere wirken. Die auf diesen Astralleib der Pflanzen von
den Planeten her wirkenden Kräfte der Nachkommen der Dynameis bewirken die spiralige
Wuchsbewegung der Pflanzen. Diese beiden Tendenzen werden durch die Geister der
Umlaufzeiten verbunden in der Gestaltung der Fortpflanzungsorgane, Staubblätter und
Fruchtknoten.

„Bei dem Pflanzenreich sehen wir, daß schon der astralische Leib auf dem astralischen Plan
zu finden ist, dort wo zu finden ist das tierische Gruppen-Ich. Das führt wiederum auf die
reale Tatsache zurück, die sich dem okkulten Blick zeigt, daß für die Pflanzen nicht nur im
Gruppen-Ich, sondern schon in dem astralischen Leib der Pflanze Kräfte wirken, welche nun
auch von dem Planetensystem, von den Sternen her wirken. Während beim Tier also erst in
den Gruppenkräften, in den Kräften, die die Gruppenformen schaffen, die Geister der
Bewegung wirken, wirkt schon auf den pflanzlichen astralischen Leib dasselbe, was zur
Sphäre der Geister der Bewegung gehört. Nachkommen der Geister der Bewegung sind auch
solche, nur unterscheiden sie sich dadurch von den anderen Nachkommen, daß sie sich zu
einer etwas anderen Zeit gebildet haben, aber sie wirken ebenso als Nachkommen der
Geister der Bewegung auf den astralischen Leib der Pflanzen, nicht bloß auf das Ich.
Wiederum können wir nämlich sagen, daß auf den astralischen Leib der Pflanzen von den
Planeten des Planetensystems her die Kräfte der Geister der Bewegung oder ihrer
Nachkommen wirken. Der astralische Leib ist nämlich bei jedem Wesen dasjenige, was den
Impuls gibt zur Bewegung. Auf dem physischen Plan haben wir von der Pflanze den
physischen und Ätherleib. Wenn auf die Pflanze irgendwelche Kräfte aus der Sphäre der
Geister der Bewegung wirkten, so würden diese Kräfte, weil der astralische Leib nicht in der
Pflanze drinnen ist, sondern sie umspült, die Pflanze zur Bewegung bringen, aber jetzt nicht
so, wie Menschen und Tiere sich bewegen, sondern so, daß sie die Pflanze, wie sie zuerst
entsteht, von der Erde wegholen. Wenn Sie sehen, wie sich an einer Pflanze die Kräfte wie in
Spiralen von Blattansatz zu Blattansatz weiterentwickeln, dann haben Sie die Tätigkeit dieser
Kräfte, welche von den Planeten hereinwirken. Und je nachdem von diesem oder jenem
Planeten herein die Kräfte der Nachkommen der Geister der Bewegung wirken, wird diese
eigentümliche Linie, welche die Blätter ansetzt, anders.

Es gibt ein gewisses Mittel, die wirklichen Bahnen der einzelnen Planeten in ihrem Abbild zu
studieren; und wenn man einmal in der äußeren Wissenschaft diese Tatsache erkannt haben
wird, dann wird man noch manches an den bisherigen astronomischen Systemen zu
korrigieren haben. Gewisse Pflanzen sind zugeteilt den Kräften der Geister der Bewegung,
die auf dem Mars sind, andere denen, die auf der Venus, andere denen, die auf dem Merkur
sind. Da wirken sie herein, und je nachdem sie von dem einen oder anderen Planeten her
wirken, erteilen sie der Pflanze die in ihrem Spiralen Blättergewinde zum Ausdruck
kommende Bewegung: dieselbe Bewegung, die der entsprechende Planet macht, die
absolute Bewegung, die er im Himmelsraum macht. Wenn Sie eine gewöhnliche Ackerwinde
nehmen, noch dazu, wo der Stengel selbst gedreht ist, da haben Sie in den Spiralen
Bewegungen des Stengels sogar nachgeahmt planetarische Bewegungen, die von den
Geistern der Bewegung herrühren. Da wo der Stengel feststeht, da haben Sie in den
Blattansätzen Abbilder jener Kräfte, die von den Geistern der Bewegung aus den Planeten
des Planetensystems herrühren. Diese Kräfte wirken bei der Pflanze zusammen mit den
eigentlichen Gruppen-Ichen, und diese Gruppen-Iche der Pflanzen, die wirken nun alle so,
daß wir die Richtung ihrer Kräfte finden können, wenn wir einfach die Sonne mit dem
Mittelpunkt der Erde verbinden, das heißt, es wirken zusammen mit den Kräften, die aus den
Geistern der Bewegung kommen, andere Kräfte, welche in der Richtung des
Pflanzenstengels gehen, der ja immer nach dem Mittelpunkt der Erde hin wirkt. Wir haben
also die gesamte Pflanze zusammenzusetzen aus dem, was gegen die Sonne oder gegen den
Mittelpunkt der Erde hin wächst, und dem, was sich herumwindet und in den Blattansätzen
nachbildet die Bewegungen der Planeten. Dem aber entspricht die reale Tatsache, daß wir
die unmittelbaren Wirkungsimpulse für die Gruppen-Iche der Pflanzen in der Richtung von
der Erde zur Sonne hin zu suchen haben. Das heißt, wenn wir den okkulten Blick jetzt nicht
nach den Planeten richten, sondern nach der Sonne, da bekommen wir die einzelnen
Gruppen- Iche für die Pflanzen. Diese Gruppen-Iche der Pflanzen, die sind nun ebenso
Nachkommen der Geister der Weisheit, wie die Gruppen- Iche der Tiere Nachkommen der
Geister der Bewegung sind. Also wir haben in den Gruppen-Ichen der Pflanzen Nachkommen
der Geister der Weisheit zu sehen.

Nun habe ich im Verlaufe dieser Vorträge ausgeführt, daß wir in den Naturgeistern zu sehen
haben Nachkommen der dritten Hierarchie, daß wir zu sehen haben in den Gruppen-Ichen
Nachkommen der zweiten Hierarchie. Dazu kommt jetzt das Hinzutreten der Geister der
Umlaufszeiten, welche die Zeiten regeln. Hier sind wir an einer Stelle, wo wir hinweisen
können auf die Funktion einer gewissen Kategorie solcher Geister der Umlaufszeiten. Wir
können an dieser Stelle nämlich darauf hinweisen, daß gewisse Geister der Umlaufszeiten
für die Pflanze die Wirkungen der von den Planeten herkommenden Bewegungskräfte, die
spiralig wirken, und der Kräfte, welche von der Sonne her kommen, miteinander verbinden.
Die werden zu einer bestimmten Zeit verbunden durch Geister der Umlaufszeiten, und zwar,
wenn der Zeitpunkt des Jahres eintritt, wo die Pflanze zu ihrer Befruchtung schreitet. Da
verbindet sich das spiralige Bewegungsprinzip mit dem Prinzip, das im Stengel wächst. Daher
haben wir ja auch das Prinzip, welches spiralig wirkt, in den Staubgefäßen und das Prinzip,
das die direkte Fortsetzung des Stengels ist, in dem Fruchtknoten in der Mitte der Pflanze.
Wenn der Kreislauf der Pflanze abgelaufen ist, das heißt, wenn die Geister der Umlaufszeiten
für die Pflanze die Tätigkeit der Planetengeister mit der Tätigkeit des Sonnengeistes
verbinden, dann ordnen sich bei der Pflanze, die also vollständig ist, diejenigen Organe, die
bis dahin spiralig den Planeten folgten, hübsch in einem Kreis an wie die Staubgefäße
ringsherum, und der Stengel wächst und schließt sich ab im Fruchtknoten. Die beiden
werden verbunden. Es wird das Pflanzenwachstum abgeschlossen, indem hinzutritt zu den
beiden geistigen Tätigkeiten der Geister der Bewegung und der Geister der Weisheit,
respektive ihrer Nachkommen, die Tätigkeit der Geister der Umlaufszeiten, welche die
beiden geistigen Wesenheiten zu einer Art von Ehe verbinden.“ (Lit.:GA 136, S. 172ff)

Die Gruppenseelen der Tiere


→ Hauptartikel: Ich der Tiere
Die Gruppenseelen der Tiere haben ihren Sitz auf den Planeten und ziehen in
mannigfaltigtsen Strömungen rund um die Erde. Es gibt entsprechend 7 Grundformen dieser
Gruppenseelen, die aber weiter differenziert werden durch die Kräfte des Tierkreises.
Dadurch treten wiederum 4 Grundtypen, die den apokalyptischen Tieren entsprechen, ganz
besonders hervor. Diese vier apokalyptischen Tiere oder Sphinxtiere sind die vier Klassen der
Gruppenseelen, die dem Menschen in seiner individuellen Seele auf dem Astralplan am
nächsten stehen. Die vier Sphinxtiere entsprechen darum auch den vier Gruppenseelen des
lemurischen und atlantischen Menschen. Die Löwenmenschen hatten einen männlichen
Ätherleib, der genügend Kraft hatte, den physischen Leib selbst ohne äußere Anregung zu
befruchten. Es war eine unmittelbare Befruchtung aus dem Geistigen, ohne die Mithilfe
eines anderen Wesens. Die Stiermenschen hingegen hatten einen weiblichen Ätherleib und
verlor allmählich die Fähigkeit zur selbsttätigen Fortpflanzung. Nach der Aufnahme des Ich
entwickelte sich aus der Löwenrasse das weibliche, aus der Stierrasse das männliche
Geschlecht.

„Verfolgen Sie die Menschen immer weiter zurück, bis zu der Zeit, als noch keine [Anm.:
geschlechtliche] Fortpflanzung möglich war, so müssen wir also sagen: Es verwandelt sich
der äußere physische Frauenleib in etwas, was löwenartig war, während der Männerleib
stierartig war. Solche Dinge müssen nur in heiligem, ernstem Sinne genommen werden,
wenn wir sie im richtigen Sinne verstehen wollen. Es würde denjenigen, die die Anatomie
des Menschen studiert haben, leicht werden, die anatomischen Verschiedenheiten des
physischen Leibes von Mann und Weib abzuleiten von diesen Naturen des Löwen und des
Stieres.“ (Lit.:GA 107, S. 80)

Das Gruppen-Ich des Menschen


→ Hauptartikel: Gruppen-Ich des Menschen
In alten Zeiten gehörte auch der Mensch einem Gruppen-Ich an; das individuelle
menschliche Ich trat erst nach und nach hervor. Auch die anderen Gruppenseelen werden
später unter ganz anderen Bedingungen zu einem individuellen Dasein herabsteigen:

„Die Gruppenseelen werden später, viel später dieselben Erfahrungen in sich aufnehmen,
die heute der Mensch macht. Sie werden sich später einen eigenen Leib aufbauen. Sie
werden ein einzelnes Individuum werden und werden dann eine Individualseele haben. Aus
Tieren werden niemals Menschen werden, aber aus den Gruppenseelen werden Menschen
werden; zwar ganz andere Menschen als wir. Man kann die Menschheitsstufe in der
verschiedensten Weise durchmachen: auf der Saturnstufe, der Sonnenstufe, der
Mondenstufe, der Erdenstufe und so weiter.“ (Lit.:GA 95, S. 153f)

Gruppenseelen und individuelle Seele sind dabei durch das Geheimnis der Zahl miteinander
verbunden:

„Auch in dieser physischen Welt gibt es höhere Wesenheiten als den Menschen. Der Mensch
hatte früher, ehe er auf den physischen Plan herabstieg, zur Zeit als der «Blut-Rubikon» noch
nicht überschritten war, eine Gruppenseele auf dem Astralplan. Der ganze Stamm lebte da in
dieser Gruppenseele. Ebenso werden die Tiergruppenseelen später herabsteigen und sich
individualisieren. Hier berühren wir ein hohes Mysterium, welches zu den sieben
Geheimnissen gehört, die man die unaussprechlichen nennt.

Eines dieser Geheimnisse ist das Geheimnis der Zahl. Wahr ist es, daß ganze Gruppen von
Menschen eine Seele hatten. Das Geheimnis lautet: Aus dem Einen fließt es und wird zur
Zahl: zahlreich wie die Körner der Ähren. Beim Herabsteigen einer solchen Gruppenseele
geschieht dasselbe wie beim Samenkorn: ein Korn wird in die Erde gelegt, und es entsteht
daraus die Ähre mit den vielen Körnern.

Aber alles in der Welt ist in einer bestimmten Weise nur einmal vorhanden. So ist auch diese
Menschheit, wie sie jetzt ist, nur einmal da. Nichts in der Welt wiederholt sich in gleicher
Weise. In den Tiergruppenseelen haben wir solche zu sehen, die später Individualseelen
werden, aber unter ganz anderen Verhältnissen als die Menschen, in einer ganz anderen
Beschaffenheit.“ (Lit.:GA 94, S. 259f)

Obwohl der Mensch heute sein Ich bereits sehr weitgehend entwickelt hat, steht er dennoch
durch seine Volkszugehörigkeit zugleich bis zu einem gewissen Grad unter dem Einfluss der
Volksseele bzw. des Volksgeistes.

Umgekehrt können auch geistig hochentwickelte Menschen, Eingeweihte, zu einem neuen


Gruppenseelen-Dasein aufsteigen:

„Gibt es nun auch Seelen, die schon Individualseelen waren und die dann wieder
hinaufstiegen auf den Astralplan und zu Gruppenseelen geworden sind? - Ja, solche Seelen
gibt es. Sie entstehen dann, wenn sich um einen Eingeweihten eine Anzahl von Menschen
kosmisch zusammenfinden und wie die Glieder eines gemeinsamen Leibes werden.
Eingeweihte werden so zu Volksseelen. So hatte das jüdische Volk, das auserwählte Volk,
eine die Einzelnen verbindende gemeinsame Seele, die einmal Mensch war und wieder
hinaufgestiegen und zur Volksseele geworden ist. Im Schoße des Vaters Abraham konnte sie
ruhen.

Denken Sie sich nun, der Mensch mache als Einzuweihender seine Entwickelung schneller
durch. Er geht dann als Einzelseele denselben Weg, den jene Volksseele gemacht hat: Er wird
Gruppenseele. Der Einzelne geht auf in einem solchen erweiterten Bewußtsein. Er ist dann in
Wahrheit als Eingeweihter an kosmischem Werte gleich einer ganzen Volksseele. Das
können Sie noch an den alten Benennungen sehen. Man nannte diese Stufe der
Entwickelung mit dem Namen des ganzen Volkes, zum Beispiel Israeliter.“ (Lit.:GA 94, S. 260)

In Zukunft wird es immer bedeutsamer werden, dass sich Menschen aus dem freien
Entschluss ihres Ichs zu neuen geistigen Gemeinschaften zusammenschließen, die höheren
geistigen Wesenheiten die Möglichkeit bieten, in neuer Art als Gruppengeist tätig zu werden.
Es wird dadurch eine gemeinsame Gruppenseele gebildet, die das individuelle Ich nicht
auslöscht, sondern vielmehr bereichert und erhöht. Im besten und erhabensten Sinn kann
der Christus selbst in kleinste oder größere Menschengemeinschaften hereinwirken. Darauf
zielt der Ausspruch des Christus:

"Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen."
(Mt 18,20 LUT)

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Ich der Mineralien
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(Weitergeleitet von Gruppenseele der Mineralien)
Das Ich der Mineralien befindet sich im höheren Devachan als wesenhafte geistige Realität.
Ihr Astralleib hingegen lebt im niederen Devachan und ihr Ätherleib in der Astralwelt. Nur ihr
physischer Leib befindet sich naturgemäß in der physischen Welt. Die Gruppen-Iche der
Mineralien strömen ihre Wirkungen von außerhalb des Sonnensystems aus der
Tierkreisregion strahlenförmig von allen Seiten herein; ein äußeres Zeichen dafür sind die
Meteore und Kometen. Die Gruppen-Iche der Minerale stammen von den Geistern des
Willens (Throne) und deren Nachkommen ab, die auf dem alten Saturn die Grundlage für
den physischen Leib des Menschen geschaffen haben.

„Andeutend möchte ich wenigstens bemerken, daß tatsächlich der Komet etwas ist, was von
außen hereinkommt, was sich aber in gewisser Weise das Mineralische angliedert Indem der
Komet das Planetensystem durchfährt, gliedert sich an, was auch von den Geistern des
Willens herstammt, das Mineralische. Und die Folge kann sein, daß, indem der Komet das
Planetensystem durchsaust, sich Mineralisches angliedert, das dann von der Erde angezogen
wird und hinunterfällt. Das ist natürlich nicht der Komet; es verhält sich vielmehr so, daß er
in irgendeiner Weise durch Meteorsteinauswürfe sich auf der Erde ankündigt.“ (Lit.:GA 136,
S. 199)

„Wenn man fragen wollte: Wo ist das Ich der Gesteinswelt? - so würde man nicht mehr
imstande sein, ein solches einen Mittelpunkt bildendes Wesen in der Geisteswelt zu finden.
Als Kraft des ganzen Kosmos überall verbreitet, ist das Ich der Mineralien in der
übergeistigen Welt, theosophisch höhere Devachanwelt genannt, zu finden. In der
christlichen Geheimlehre bezeichnet man die Welt, in welcher sich das Ich der Tiere
befindet, die Astralwelt, als die Welt des Heiligen Geistes; die Welt, in der das Ich der
Pflanzen ist, die geistige oder devachanische Welt, als die Welt des Sohnes. Wenn der Seher
anfangt, in dieser Welt zu fühlen, so spricht zu ihm das «Wort», der Logos. Die Welt des
mineralischen Ich, die übergeistige Welt, wird in der Geheimlehre die Welt des Vatergeistes
genannt.“ (Lit.:GA 100, S. 205f)

„Im oberen Devachan, über der vierten Stufe - man nennt sie Arupa [= formlos] - , da wo
diese Antimaterie beginnt, die man die Akasha nennt, da hat das Bewußtsein der Mineralien
seinen Sitz.“ (Lit.:GA 94, S. 94)

Wenn Steine, wenn Mineralien zerschlagen werden, so empfindet ihre Gruppenseele ein
großes Wohlgefühl.

„Beim Mineral haben wir — nun, das ist leicht einzusehen — in der physischen Welt nur den
physischen Leib. Dadurch erscheint uns ja gerade das Mineral als das Unorganische,
Unlebendige. Dagegen haben wir beim Mineral in derselben Welt, in welcher die Gruppen-
Iche der Tiere und die Astralleiber der Pflanzen sind, den ätherischen Leib der Mineralien.
Aber noch nichts finden wir davon, daß das Mineralwesen irgend etwas von Empfindung
zeigt. Dennoch, auch das Mineral erweist sich als etwas Lebendiges. Wir lernen das
langdauernde Leben von Mineralien, das Wachsen, das Sichentwickeln, sagen wir, von Erzen
oder dergleichen, kurz, wir lernen das vielgestaltige mineralische Leben unseres Planeten auf
dem astralischen Plan kennen. Wir lernen erkennen, wenn uns ein einzelnes Mineral
entgegentritt, daß es nicht viel anders ist als unsere eigenen mineralähnlichen Knochen, die
aber doch mit unserem Leben zusammenhängen. So hängt auch alles Mineralische mit
einem Lebendigen zusammen, nur ist dieses Lebendige erst auf dem astralischen Plan zu
finden. So ist also der ätherische Leib der mineralischen Welt auf dem Astralplan zu finden.
Wenn wir nun in derselben Welt, in welcher die Gruppen-Iche der Pflanzen sind, uns
sozusagen okkult aufhalten, dann merken wir, daß die mineralische Welt auch mit etwas
zusammenhängt, dem die Empfindung möglich ist, mit etwas Astralischem. Wenn Steine
geklopft werden in einem Steinbruch, merkt man es freilich auf dem astralischen Plan nicht,
daß da irgend etwas von einer Empfindung vorhanden ist, aber auf dem Devachanplan, da
fällt es einem sofort auf, daß, wenn man die Steine zerklopft, wenn Teile abspringen, dann in
der Tat etwas auftritt wie eine Wohlempfindung, wie eine Art Genuß. Das ist auch eine
Empfindung; sie ist eben entgegengesetzt der Empfindung, wie sie die Tiere und Menschen
in solchem Falle haben. Wenn man die zerklopfen würde, würden sie Schmerzen haben. Bei
den Mineralien ist das Gegenteil der Fall: wenn man sie zerklopft, dann empfinden sie
Wohlgefühle. Wenn man in einem Wasserglas Kochsalz aufgelöst hat und man verfolgt mit
dem Blick, der auf die devachanische Welt gerichtet ist, wie sich das Kochsalz wieder in
Kristalle zusammenfügt, dann sieht man, wie das unter Schmerzen geschieht; dann fühlt
man Schmerz an den betreffenden Stellen. So ist es überall in dem mineralischen Leben, wo
aus dem Wässerigen heraus durch Kristallisation ein Festes sich bildet. So war es im Grunde
genommen auch bei unserer Erde, die einmal in einem weicheren und flüssigeren Zustand
war. Das Feste hat sich erst nach und nach herausgebildet aus dem Flüssigen, und jetzt
gehen wir auf dem festen Erdboden herum und führen unseren Pflug über den Erdboden
hin. Dadurch tun wir allerdings der Erde nicht weh, das tut ihr sehr wohl. Aber das tat nicht
wohl den Wesenheiten, die mit der Erde verbunden sind und die als astralisches Reich zum
Planeten gehören, daß sie sich kompakt zusammenballen mußten, damit das menschliche
Leben auf dem Planeten möglich würde. Da mußten die Wesenheiten, die als Astralleiber
hinter den Steinen stehen, Schmerz über Schmerz aushalten. Im Mineralreich leidet die
Wesenheit, die Kreatur mit dem fortschreitenden Erdenprozeß. Es wird einem ganz
sonderbar zumute, wenn man dies aus der okkulten Untersuchung heraus erkennt und dann
einmal wiederum stößt an die berühmte Stelle bei einem Eingeweihten: «Alle Kreatur
seufzet und leidet unter Schmerzen, der Erlösung harrend, der Annahme an Kindes Statt
harrend.» Über solche Dinge liest man hinweg in den auf okkulter Anschauung begründeten
Schriften. Wenn man aber diesen Schriften gegenübersteht mit dem okkulten Blick, dann
weiß man erst: sie geben dem einfachsten Gemüte viel, noch mehr aber dem, der alles, was
in ihnen liegt, oder wenigstens vieles davon wahrnehmen kann. Das Seufzen und Stöhnen
des mineralischen Reiches, das da sein muß, weil der Kulturprozeß unserer Erde einen festen
Boden unter seinen Füßen braucht, das stellt Paulus dar, indem er von dem Seufzen der
Kreatur spricht.

Das alles geht vor in jenen Wesenheiten, die zugrunde liegen dem mineralischen Reich als
der astralische Leib und die wir finden in der devachanischen Welt. Das eigentliche Ich, das
wirkliche Gruppen-Ich des Mineralreiches, ist in einer höheren Welt zu suchen, die wir die
höhere devachanische Welt nennen wollen. Hier erst finden sich die Gruppen-Iche des
Mineralreiches. Sie müssen sich nämlich ganz freimachen von der Vorstellung, dasjenige,
was wir an einer Wesenheit, sagen wir, den astralischen Leib nennen, zu identifizieren mit
der astralischen Welt. Bei den Mineralien ist der astralische Leib auf dem Devachanplan zu
suchen, der Ätherleib der Mineralien dagegen in der Astralwelt, das Gruppen-Ich der Tiere
auf dem astralischen Plan, der Astralleib der Tiere auf dem physischen Plan. So wie die Welt
uns entgegentritt, müssen wir sagen: Wir dürfen, was wir an den Wesenheiten als die
einzelnen Glieder finden, nicht identifizieren mit den entsprechenden Welten, sondern wir
müssen uns eben daran gewöhnen, Differenzierungen bei den verschiedenen Wesenheiten
vorauszusetzen.“ (Lit.:GA 136, S. 157ff)

Gruppenseele des Menschen


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(Weitergeleitet von Gruppenseele der Menschheit)
Die Gruppenseele des Menschen ist eine Gabe der Geister der Form, der Elohim, die nach
dem Bericht der Genesis die Schöpfergötter unserer Erdentwicklung waren. Sie war nach
dem Willen der Elohim ursprünglich dazu bestimmt, die einheitliche Gruppenseele der
Menschheit zu sein. In ihr lebte als schöpferischer Göttlicher Funke das gemeinsame Ur-Ich
der gesamten Menschheit, das die sieben Elohim aus ihrem gemeinsamen Wesen, durch das
der Christus sprach, hingeopfert haben, als sie den Menschen am sechsten Schöpfungstag
nach ihrem Bilde formten.

„Wir haben Gruppenseelen gefunden für die Mineralien, Pflanzen, Tiere. Gibt es auch für
den Menschen eine Art Gruppenseele? O ja. Die Gruppenseelen der Mineralien finden wir im
Reich der Throne, die Gruppenseelen der Pflanzen in der Sphäre der Geister der Weisheit,
die Gruppenseelen der Tiere in der Sphäre der Geister der Bewegung; der Mensch aber hat
seine Gruppenseele so erhalten, daß mit dem Einflößen seines Ich eine Gruppenseele
ursprünglich als der Ausfluß der Geister der Form gegeben war. Und was diese Gruppenseele
des Menschen, die eigentlich durch die Geister der Form dazu bestimmt war, eine
einheitliche Seele in der ganzen Menschheit zu sein, was diese Gruppenseele differenziert,
gegliedert hat in solche Verschiedenheiten, daß Rassenverschiedenheiten,
Stammesverschiedenheiten auftraten, das ist nun durch das Wirken der anderen Geister
geschehen. Wir haben einiges davon gestern andeuten können. Der Mensch ist über die
Erde hin als eine Einheit geschaffen worden, durch die sich geltend machen sollte das
gemeinsame, das Ur-Ich der Menschen wie eine Gruppenseele, die in allen Menschen lebt,
die eben bis zum physischen Plan heruntergestiegen ist. So wie für die Mineralien nur die
äußere Form von den Geistern der Form zustande gebracht werden kann, so wird von
denselben Geistern der Form für den Menschen das Gruppen-Ich geschaffen, das dann durch
die anderen Wesenheiten der verschiedenen Hierarchien differenziert wird.“ (Lit.:GA 136, S.
200f)

Erst als die Menschheit nach und nach auf den physischen Plan herunterstieg, differenzierte
sich das Ur-Ich der Menschheit zunächst in einzelne Stammes- und Volks-Iche und sehr viel
später in die Vielzahl der individuellen Iche. Und damit löste sich auch allmählich die
individuelle Seele mehr und mehr als eigenständiges Gebilde aus der Gruppenseele der
Menschheit heraus.

„Je weiter wir in der Zeit zurückgehen, desto weniger ist der Mensch ein individuelles
Wesen. Jawohl, das Individuelle hat sich im Menschen erst entwickelt, und wir sehen Zeiten
in der Zukunft entgegen, wo der Mensch noch viel individuellere Züge an sich tragen wird.
Der Mensch ist auf dem Wege von einem Gattungs- oder Typuswesen zu einem immer mehr
und mehr individuellen Wesen. Er steht heute in der Mitte. Gehen wir zurück zu dem
Ursprünge des Menschengeschlechts, da finden wir ganze Gruppen von Menschen, deren
einzelne Glieder kein ausgeprägtes Ich-Gefühl haben, bei denen das Stammesgefühl, das
Familiengefühl weit größer war als das Gefühl des Einzelindividuums. Auch wurde das
Einzelindividuum leicht gegenüber den Interessen des Stammes oder der Gattung geopfert,
kurz, wir kommen auch beim Menschen, wenn wir weiter und weiter zurückgehen, dazu,
ihm eine Gruppenseele zuzuerkennen, so daß wir in alten, alten Zeiten, in Zeiten urferner
Vergangenheit, auch die Menschenseele als eine Gruppenseele erkennen gleich der heutigen
Tierseele.

Aber die Menschenseele hatte die andere Möglichkeit gefunden. Wodurch hat sie diese
andere Möglichkeit gefunden, die die Tierseele nicht hat? Die Tierseele hat sozusagen,
früher als die Menschenseele, ihre einzelnen Merkmale festgehalten, verhärtet, verfestigt.
Und da sie sie verfestigt hatte, waren die Tiere nicht mehr bildungsfähig, sie sind auf der
alten Stufe stehengeblieben. Gehen wir bis zum Affen zurück, dann müssen wir sagen, der
einzelnen Affenart liegt eine Gruppenseele zugrunde, die zu früh ihre Eigenschaften in die
feste Form gegossen hat. Daher konnte sie die in physische Formen gegossenen
Eigenschaften nicht mehr weiterentwickeln. Der Mensch war noch in bezug auf den
physischen Leib ein feiner gestaltetes, weiches Wesen, das der Umänderung noch fähig war.
Die Gruppenseele des Menschen hat sich dasjenige, was sie noch tun konnte an
Bildungsfähigkeit, an Umgestaltungsfähigkeit, bewahrt. Sie hat sich, mit ihrer Sehnsucht
einen physisdaen Leib zu bilden, nicht so früh heruntergebracht wie die Gruppenseelen der
heutigen Tiere. Die Menschenseele hat gewartet bis jetzt, wo ein umfassenderes Leben auf
der Erde für sie möglich war. So konnten die Tiergruppenseelen die Körper der Tiere nicht
gebrauchen, um so in sie einzuziehen, wie die menschliche Seele in den physischen Leib des
Menschen eingezogen ist. Dem menschlichen Leibe ist die Fähigkeit bewahrt worden,
vollkommener zu werden, bei ihm ist die Möglichkeit, ein Wohnplatz, ein Tempel für die
höhere Individualität zu werden, in der dann auch die übersinnliche Intelligenz leben kann.“
(Lit.:GA 56, S. 186f)

{{GZ|Beim Menschen nun haben wir es zu tun mit einer individuell gewordenen
Gruppenseele. In jedem einzelnen Menschen wohnt eine solche Gruppenseele. Und so ist es
für den Menschen, wie es für die verschiedenen Tiergattungen ist,

Zweites apokalyptisches Siegel


„Auch der Mensch hatte in früheren Zeiten eine Gruppenseele, nach und nach erst hat er
sich zu seiner heutigen Selbständigkeit entwickelt. Diese Gruppenseelen waren ursprünglich
in der astralischen Welt und sind dann heruntergestiegen, um im Fleische zu wohnen. Wenn
man nun in der astralischen Welt die ursprünglichen Gruppenseelen des Menschen
untersucht, so findet man vier Gattungen, von denen der Mensch ausgegangen ist. Wollte
man diese vier Arten vergleichen mit den Gruppenseelen, die zu den heutigen Tiergattungen
gehören, dann müßte man sagen: Eine von diesen vier Arten läßt sich mit dem Löwen
vergleichen, eine andere mit dem Adler, eine dritte mit dem Rinde und die vierte mit dem
Menschen der Vorzeit, bevor sein Ich heruntergestiegen ist. So wird uns in dem zweiten
Bilde in den apokalyptischen Tieren, dem Löwen, dem Adler, der Kuh und dem Menschen,
ein früherer Entwickelungszustand der Menschheit dargestellt. Dann aber gibt es und wird
es geben, solange die Erde sein wird, eine Gruppenseele für die höhere Offenbarung des
Menschen, die durch das Lamm dargestellt wird, durch das mystische Lamm, das Zeichen für
den Erlöser. Diese Gruppierung der fünf Gruppenseelen: die vier des Menschen um die
große Gruppenseele, die noch allen Menschen gemeinschaftlich gehört - das stellt das
zweite Bild dar.
Wenn wir die Menschenentwickelung weit, weit zurückverfolgen, so daß wir viele Millionen
von Jahren zu Hilfe rufen müssen, dann tritt uns noch ein anderes entgegen. Jetzt ist der
Mensch physisch auf der Erde; aber es gab eine Zeit, wo das, was hier auf Erden
umherwandelte, noch nicht eine menschliche Seele hätte aufnehmen können. Da war diese
Seele auf dem astralischen Plan. Und weiter zurück kommen wir zu einer Zeit, wo sie auf
dem geistigen Plane, im Devachan, war. Sie wird in der Zukunft wieder hinaufsteigen auf
diese hohe Stufe, wenn sie sich auf der Erde gereinigt haben wird. Vom Geiste durch das
Astralische, das Physische und wieder hinauf zum Geiste: das ist eine lange Entwickelung des
Menschen.“ (Lit.:GA 101, S. 186f)

„Wenn Sie den Menschen prüfen, so können Sie sehen: er hat seine Seele bis herunter auf
den physischen Plan oder auf die physische Welt geführt. Auf dieser physischen Welt gibt es
keine individuelle Seele für das Tier. Sie finden aber für das Tier eine individuelle Seele, die
auf dem sogenannten Astralplan ist, auf der hinter unserer physischen Welt verborgenen
astralen Welt. Die Tiergruppen haben individuelle Seelen in der astralen Welt. Da haben wir
den Unterschied zwischen dem Menschen und dem Tierreiche. Wenn wir uns nun fragen:
Was kämpft denn in Wahrheit, wenn wir im Tierreiche den Kampf ums Dasein verfolgen? -
dann müssen wir sagen: Die Wahrheit ist, daß hinter diesem Kampf, der zwischen den Arten
im Tierreich ausgefochten wird, der astrale Kampf der seelischen Leidenschaften und
Begierden steht, der in den Gattungs- oder Gruppenseelen wurzelt. - Würde aber innerhalb
der Gattung im Tierreich von einem Daseinskampf die Rede sein, dann wäre das so, als wenn
sich im Menschen die eigene Seele in ihren verschiedenen Teilen bekämpfen würde. Dies ist
eine wichtige Wahrheit. Es kann die Regel nicht sein, daß innerhalb einer tierischen Art der
Kampf ist, sondern es kann nur zwischen den Arten der Daseinskampf stattfinden. Denn die
Seele der ganzen Art ist eine einheitliche, und weil sie einheitlich ist, muß sie die Teile
beherrschen. Es ist die gegenseitige Hilfeleistung innerhalb der Tierwelt, die wir bei den
Arten verfolgen können, einfach der Ausdruck der einheitlichen Tätigkeit der Art oder der
Gruppenseele. Und wenn Sie hinblicken auf alle diese Beispiele, die Sie in dem erwähnten
interessanten Buche angeführt finden, dann bekommen Sie eine schöne Einsicht in die Art
und Weise, wie die Gruppenseelen wirken. Zum Beispiel, wenn ein Individuum einer
gewissen Krebsart durch Zufall auf den Rük- ken geworfen wird, so daß es nicht selbst
wieder aufstehen kann, daß dann eine größere Anzahl von in der Nähe befindlichen Tieren
herbeikommt und dem Tiere aufhilft. Diese gegenseitige Unterstützung kommt aus einem
gemeinschaftlichen Seelenorgan der Tiere heraus. Und verfolgen Sie einmal die Art und
Weise, wie Käfer sich unterstützen, um eine gemeinschaftliche Brut zu pflegen oder zu
schützen, um eine tote Maus zu bewältigen und so weiter, wie sie sich da verbinden, sich
unterstützen, gemeinschaftliche Arbeit ausführen, dann sehen Sie die Gruppenseele an der
Arbeit. Das können Sie bis herein in die höchsten Tierarten verfolgen. Es ist wahr, wer einen
Sinn hat für dieses Treiben in der gegenseitigen Hilfeleistung bei den Tieren, der bekommt
nach und nach auch einen Einblick, einen Begriff, eine Ahnung von dem Treiben der
Gruppenseelen. Und gerade da kann er sich das Sehen mit den Augen des Geistes aneignen.
Da wird das Auge sonnenhaft.

Beim Menschen nun haben wir es zu tun mit einer individuell gewordenen Gruppenseele. In
jedem einzelnen Menschen wohnt eine solche Gruppenseele. Und so ist es für den
Menschen, wie es für die verschiedenen Tiergattungen ist, in der Tat möglich, daß er als
einzelner in einen Kampf eintritt gegen jeden einzelnen andern. Nun aber sehen wir uns
einmal den Zweck des Kampfes an, ob der Kampf um des Kampfes willen in der
Weltenentwickelung da ist. Was ist denn geworden aus dem Kampf der Arten? Es sind
diejenigen Arten übrig, welche sich am meisten gegenseitig unterstützen, und diejenigen,
welche unter sich am kriegerischsten sind, die sind zugrunde gegangen. So lautet das
Naturgesetz. Daher müssen wir sagen, daß in der äußeren Natur der Fortschritt in der
Entwickelung darin besteht, daß an die Stelle des Kampfes der Friede tritt. Da wo die Natur
an einem bestimmten Punkte, an dem großen Wendepunkte angelangt ist, da herrscht in der
Tat der Ausgleich; der Friede, zu dem sich der ganze Kampf durchgebildet hat, ist vorhanden.
Bedenken Sie doch einmal, daß Pflanzen untereinander als Arten einen Daseinskampf
führen. Aber bedenken Sie, wie schön und großartig sich das Pflanzen- und das Tierreich in
ihrem gemeinschaftlichen Entwickelungsprozeß gegenseitig unterstützen: Das Tier atmet
Sauerstoff ein und Stickstoff aus, die Pflanze atmet Sauerstoff aus und Stickstoff ein. So ist
ein Friede des Universums möglich.

Was die Natur auf diese Weise durch ihre Kraft hervorbringt, es ist für den Menschen
bestimmt, daß er es bewußt aus seiner individuellen Natur hervorbringe. Stufenweise ist der
Mensch fortgeschritten und stufenweise hat sich bei ihm dasjenige gebildet, was wir als das
Selbstbewußtsein unserer individuellen Seele erkennen. Unsere Weltlage müssen wir so
betrachten, daß wir sie herausentwickelt denken und dann ihre Tendenz nach der Zukunft
hin verfolgen. Gehen Sie zurück in frühere Zeiten, dann sehen Sie im Menschenreiche bei
seinem Aufgange noch Gruppenseelen walten, die in kleinen Stämmen und Familien
vorhanden sind; da haben wir es also auch beim Menschen mit Gruppenseelen zu tun. Je
weiter Sie in der Welt zurückblicken, desto kompakter, desto einheitlicher erscheinen Ihnen
die Menschen, die so zusammengefaßt sind. Wie ein Geist ist es, der die alte Dorfgemeinde
durchdrang, die dann zum primitiven Staate wurde. Sie könnten studieren, wie es noch
etwas anderes war, als Alexander der Große seine Massen in den Krieg führte, als wenn
heute Menschenmassen mit ihren viel ausgebildeteren individuellen Willen in einen Krieg
geführt werden. Das muß man richtig beleuchten. Denn das ist der Gang der
fortschreitenden Kultur, daß die Menschen immer individueller, selbständiger und bewußter
werden, selbstbewußter. Aus Gruppen, aus Gemeinsamkeiten hat sich das
Menschengeschlecht herausgebildet. Und geradeso wie wir Gruppenseelen haben, welche
die einzelnen Tierarten leiten und lenken, so waren die Völker geleitet und gelenkt von den
großen Gruppenseelen. Immer mehr und mehr entwächst der Mensch durch seine
fortschreitende Erziehung der Lenkung der Gruppenseele und wird immer selbständiger und
selbständiger. Diese Selbständigkeit brachte ihn dahin, daß er, während er früher doch in
den Gruppen nur mehr oder weniger feindlich seinem Nebenmenschen entgegengetreten
ist, er heute tatsächlich in einem die ganze Menschheit durchdringenden Daseinskampf
mitten drinnensteht. Das ist unsere Weltlage, und diese ist das Schicksal insbesondere
unserer Rasse, das heißt unserer unmittelbaren Gegenwart.“ (Lit.:GA 54, S. 46ff)

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Ich der Pflanzen
NamensräumeSeiteDiskussionSeitenaktionenLesenQuelltext anzeigenVersionsgeschichte
(Weitergeleitet von Gruppenseele der Pflanzen)
Das Ich der Pflanzen und ihre Gruppenseele ist zwar nicht in der physischen Welt, wohl aber
im unteren Devachan als wesenhafte geistige Realität zu finden.

„Wenn wir nun zu noch höheren Welten mit dem seherischen Vermögen aufsteigen, so
kommen wir zum niederen Devachanplan, zur niederen geistigen Welt. Auch sie durchdringt
unsere physische und astralische Welt. Dort finden wir die Gruppen-Iche der Pflanzen. Sie
wissen schon, daß die Pflanzen, die die Erde bedecken, zu großen Gruppen zu vereinigen
sind, denen dann ein Gruppen-Ich entspricht. Nur sind diese Gruppen-Iche auf dem
Devachanplan zu finden, doch sind sie zunächst lokalisiert im Mittelpunkt der Erde. Dort
haben alle Gruppen-Iche der Pflanzen ihr Zentrum. Und wenn Sie sich die ganze Erde so
vorstellen, so sehen Sie sie als einen großen Organismus, in dem sich auch die verschiedenen
Gruppen-Iche der Pflanzen durchdringen. Diese Summe von Gruppen-Ichen der Pflanzen
empfindet ebenso Leid und Freude, Lust und Schmerz, wie der menschliche Organismus. Wir
können ganz genau angeben, wie Lust und Leid vorhanden sind in diesem Erdenorganismus.
Wir wissen, daß das Abpflücken der Pflanzen Lust, ja Wollust, Wohlgefühl bereitet, ein
Wohlbehagen, ähnlich dem Wohlbehagen, das die Kuh empfindet, wenn das Kalb die Milch
saugt. Das Ausreißen der Wurzel dagegen tut dem Erdenorganismus weh, bereitet ihm
Unlust. So sehen Sie, wie man im Speziellen angeben kann, wie die Wesen der
devachanischen Welt empfinden. Was wir auch tun auf der Erde, es sind nicht nüchterne
Tatsachen, sondern, wenn wir dieses oder jenes vornehmen, so bereiten wir irgendeinem
Wesen Lust oder Schmerz, Freude oder Leid. Schneidet der Schnitter durch die Halme, so
geht ein Hauch von Wohlgefühl, welches die Pflanzenseele empfindet, über die Äcker. So
geht der, der für diese Dinge Empfindung hat, über die Erde, indem er mitfühlen lernt mit
den geistigen Wesen, die in den höheren Welten leben und die wieder nur ihre Organe
hineinschicken in die physische Welt.“ (Lit.:GA 98, S. 164)

Jede Pflanzen-Gattung gehört einer bestimmten Gruppenseele an, wobei es aber im großen
und ganzen sieben umfassende Pflanzen-Gruppenseelen gibt, die vom Erdenmittelpunkt aus
ihre Wirkungen aussenden.

„Im großen und ganzen gibt es sieben Gruppenseelen, die als Pflanzenseelen zur Erde
gehören und alle im Erdmittelpunkt in einer gewissen Weise den Mittelpunkt ihres eigenen
Wesens haben. So daß wir uns die Erde nicht nur als diesen physischen Ball vorstellen
können, sondern diese Erde ist durchdrungen von sieben solchen mehr oder weniger großen
oder kleinen Sphären, die alle im Mittelpunkt der Erde etwas haben wie einen eigenen
geistigen Mittelpunkt. Und dann treiben diese geistigen Wesen die Pflanzen heraus aus der
Erde. Die Wurzel wächst dem Mittelpunkt der Erde zu, weil sie eigentlich dahin will und nur
durch die übrige Erdenmaterie abgehalten wird, bis zum Mittelpunkt vorzudringen. Jede
Pflanzenwurzel hat das Bestreben, bis zum Mittelpunkte der Erde vorzudringen, wo der
Mittelpunkt des geistigen Wesens ist, zu dem die Pflanze gehört.“ (Lit.:GA 134, S. 109f)

Die Gruppen-Iche der Pflanzen sind Nachkommen der Geister der Weisheit, die auf der alten
Sonne dem Menschen seinen Ätherleib verliehen haben.

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Gruppenseele der Tiere
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ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG


Die Tierseele, die Seele der Tiere, ist nicht individualisiert wie die Seele des Menschen, man
kann nur von einer Gruppenseele der Tiere sprechen, die gleichsam von außen die einzelnen
Tiere umschwebt. Alle Tiere, die einer Art oder Gattung angehören, haben ein Gruppen-Ich
und eine zugehörige Gruppenseele. Diese Gruppenseele lebt auf dem Astralplan. Nur die
Empfindungsseele, von den Hebräer Nephesch genannt, zieht bei den höheren Tieren ins
Innere ein und verleiht jedem Exemplar der Gattung seinen unverwechsbar „persönlichen”
Charakter.

„... das Tier hat keine individuelle Seele, sondern eine Gruppenseele, die von außen wirkt,
wie eine geistige Wesenheit. Alle Tiere, deren Blut man unbeschadet mischen kann, haben
eine gemeinsame Seele, die Gruppenseele.“ (Lit.:GA 55, S. 152)

„Oft wird die Frage gestellt: Hat das Tier keine solche Seele wie der Mensch? - Es hat eine
solche Seele, aber die Tierseele ist oben auf dem Astralplan. Das einzelne Tier verhält sich zu
der Tierseele so, wie sich beim Menschen die einzelnen Organe zu seiner Seele verhalten.
Tut man einem Finger weh, so ist es die Seele, die dies empfindet. Alle Empfindungen der
einzelnen Organe gehen zu der Seele hin. Das ist bei einer Tiergruppe in gleicher Weise der
Fall. Alles, was das einzelne Tier empfindet, empfindet in ihm die Gruppenseele. Nehmen wir
zum Beispiel alle verschiedenen Löwen: Die Empfindungen der Löwen führen alle zu einer
gemeinschaftlichen Seele hin. Auf dem astralen Plan haben alle Löwen eine
gemeinschaftliche Gruppenseele. So haben alle Tiere auf dem Astralplan ihre Gruppenseele.
Wenn man dem einzelnen Löwen einen Schmerz bereitet, oder wenn er eine Wollust
empfindet, so setzt sich das bis auf den Astralplan fort, wie der Schmerz des Fingers sich bis
zu der Menschenseele fortsetzt. Der Mensch kann sich zum Verständnis der Gruppenseele
erheben, wenn er sich eine Form zu gestalten vermag, die alle einzelnen Löwen enthält, so
wie ein allgemeiner Begriff die einzelnen dazugehörigen Gebilde enthält.“ (Lit.:GA 96, S. 157)

Die Tiere verfügen zwar über einen eigenen Astralleib, doch unterscheidet er sich deutlich
von dem des Menschen. Er nicht so in sich abgeschlossen, wie der des auf Erden
verkörperten Menschen. Eine ähnliche Gestalt zeigt allerdings der werdende Astralleib, den
sich der Mensch bildet, bevor er zur irdischen Inkarnation herabsteigt.

„Der menschliche Astralleib hat eine in Grenzen eingeschlossene Gestalt, er hat bestimmte
Konturen. Solche bestimmten Umrisse hat der Astralkörper der Tiere nicht. Die Astralkörper
der Tiere sehen ganz anders aus. Sie gehören nicht zu einem einzelnen Wesen, sondern für
ganze Gruppen von Tieren sind Gruppenseelen vorhanden. Gleichsam an einem
gemeinsamen Stamm hängen die einzelnen physischen Tiere, und von diesen einzelnen
Tieren führen dann eine Art Stränge zu den Gruppenseelen, welche die Tiere bewegen. Sie
können auch gewisse Tiergestalten, welche nicht im Physischen angetroffen werden können,
im Astralraum entdecken. Diese Astralkörper sind werdende Menschen, die ihre
Astralkörper ausbilden und weiter entwickeln, um für solche, die aus der geistigen Welt
herabkommen, ein geeignetes Vehikel zu bilden.“ (Lit.:GA 88, S. 67f)

Die Gruppen-Iche der Tiere sind Nachkommen der Geister der Bewegung und darum sind
auch die Gruppenseelen in ständiger Bewegung. Sie verfügen über hohe Weisheit, die sich in
den Instinkten der Tiere zeigt, aber es fehlt ihnen die Liebe.

„Die Gruppenseelen sind in fortwährender Bewegung. Der Seher sieht längs des Rückgrats
der Tiere ein beständiges Flimmern. Das Rückgrat ist wie von Flimmerlicht eingeschlossen.
Die Tiere werden durchzogen von Strömungen, die um die ganze Erde gehen in allen
Richtungen in unendlicher Zahl, wie die Passatwinde, und welche auf die Tiere wirken,
indem sie das Rückenmark umströmen. Diese Tiergruppenseelen sind fortwährend in
kreisförmiger Bewegung in jeder Höhe und Richtung um die Erde begriffen. Diese
Gruppenseelen sind sehr weise, aber es fehlt ihnen eines, was sie noch nicht haben: sie
kennen nicht die Liebe, was auf der Erde so genannt wird. Liebe ist nur beim Menschen mit
der Weisheit in der Individualität verbunden.

Die Gruppenseele ist weise, aber das einzelne Tier hat die Liebe als Geschlechtsliebe und
Elternliebe. Die Liebe ist im Tiere individuell, aber die weise Einrichtung, die Weisheit des
Gruppen-Ichs ist noch liebeleer. Der Mensch hat Liebe und Weisheit vereint; das Tier hat im
physischen Leben die Liebe und auf dem astralischen Plan hat es die Weisheit.“ (Lit.:GA 98,
S. 94)

„Wir wissen, die Tiere haben eine Gruppenseele. Das Tier ist ja, so wie es ist, kein
abgeschlossenes Wesen, sondern dahinter steht die Gruppenseele. Welcher Welt gehört
denn eigentlich die Gruppenseele an? Da muß man die Frage beantworten: Wo findet man
die Gruppenseelen der Tiere? Hier in der physisch-sinnlichen Welt findet man die
Gruppenseelen der Tiere ja nicht, hier sind nur die einzelnen Individuen der Tiere. Man
findet die Gruppenseelen der Tiere erst, wenn man entweder durch Initiation oder im
gewöhnlichen Verlauf der menschlichen Entwickelung zwischen dem Tode und einer neuen
Geburt in die ganz andere Welt hineinkommt, die der Mensch zwischen Tod und neuer
Geburt durchmacht. Da findet man unter den Wesenheiten, mit denen man dann zusammen
ist und unter denen ja vorzugsweise diejenigen sind, die ich angeführt habe als solche, mit
denen man das Karma ausarbeitet, die Gruppenseelen der Tiere. Und die Tiere, die hier auf
dieser Erde sind, handeln, wenn sie instinktiv handeln, aus dem vollen Bewußtsein dieser
Gruppenseelen heraus. So können Sie sich vorstellen, meine lieben Freunde, wie, wenn wir,
schematisch gezeichnet, hier das Reich haben, in dem wir zwischen Tod und neuer Geburt
leben (siehe Zeichnung, gelb), die Kräfte wirken, die von den Gruppenseelen der Tiere
ausgehen (blau). Die sind da drinnen auch. Und hier auf dieser Erde sind dann die einzelnen
Tiere, die wirken, indem sie gewissermaßen an den Fäden gezogen werden, die zu den
Gruppenseelen hingehen, die man in dem Reiche zwischen dem Tod und einer neuen Geburt
findet. Das ist Instinkt.

Zeichnung aus GA 237, S. 31


Es ist ganz natürlich, daß eine materialistische Weltanschauung den Instinkt nicht erklären
kann, weil der Instinkt ein Handeln aus dem heraus ist, was Sie zum Beispiel in meinem
Buche «Theosophie» und in meiner «Geheimwissenschaft im Umriß» als «Geisterland»
bezeichnet finden. Beim Menschen ist das anders. Der Mensch hat auch einen Instinkt, aber
er handelt, wenn er hier ist, durch diesen Instinkt nicht aus diesem Reiche heraus, sondern
er handelt aus seinen früheren Erdenleben heraus, über die Zeit hinaus aus seinen früheren
Erdenleben, aus einer Anzahl früherer Erdenleben (rot). Wie das geistige Reich auf die Tiere
in der Art wirkt, daß sie instinktiv handeln, so wirken die früheren Inkarnationen des
Menschen auf die späteren Inkarnationen so, daß das Karma einfach instinktmäßig ausgelebt
wird, aber es ist ein geistiger Instinkt, es ist ein Instinkt, der innerhalb des Ich wirkt.“ (Lit.:GA
237, S. 30f)

Die tierische Gruppenseele bildet sich, indem das Gruppen-Ich der Tiere gestaltend in den
tierischen Astralleib hineinwirkt. Sie reguliert von außen vor allem den Atmungsprozess des
Tieres.
„Beim Tier liegt ein Atmungsprozeß vor, der sozusagen streng von außen geregelt ist, der
dem inneren individuellen Ich in der heute geschilderten Beziehung nicht unterliegt. Das,
was den Atmungsprozeß unterhält, was ihn eigentlich regelt, das nannte man zum Beispiel in
der alttestamentlichen Geheimlehre die «Nephesch». Das ist in Wahrheit das, was man die
«tierische Seele» nennt. Also was beim Tier ein Gruppen-Ich ist, das ist die Nephesch. Und in
der Bibel heißt es ganz richtig: Und der Gott blies - oder hauchte - dem Menschen die
Nephesch - die tierische Seele - ein, und der Mensch ward eine lebendige Seele in sich
selber. - Dies versteht man natürlich sehr häufig falsch, weil man in unserer Zeit solche tiefen
Schriften nicht lesen kann, denn man liest einseitig. Wenn zum Beispiel dasteht: Und der
Gott hauchte dem Menschen die Nephesch ein, die tierische Seele -, so heißt das nicht, er
schuf sie in diesem Moment, sondern sie war schon da. Daß sie vorher nicht da war, das
steht nicht da. Sie war vorhanden, äußerlich. Und was der Gott tat, war, daß er das, was
vorher als Gruppenseele äußerlich vorhanden war, dem Menschen in das Innere verlegte.
Das ist das Wesentliche, daß man einen solchen Ausdruck in seiner wirklichen Gründlichkeit
versteht. Man könnte fragen: Was entstand denn dadurch, daß die Nephesch in das
menschliche Innere verlegt wurde? Dadurch wurde es möglich, daß der Mensch jene
Erhabenheit über das Tier erlangte, die es ihm möglich machte, sein Ich innerlich tätig zu
entfalten, zu lachen und zu weinen und damit Freude und Schmerz in der Weise zu erleben,
daß sie an ihm selber arbeiten.“ (Lit.:GA 107, S. 269f)

Anders als die individuelle Seele des Menschen bildet die Gruppenseele der Tiere keine
zusammenhängende Gestalt. Das ist eine durchaus typische Erscheinung in der Astralwelt.
Die tierische Gruppenseele zeigt sich gespalten in eine weisheitvolle Lichtform und in eine
düstere, durch den Einfluss der Widersachermächte von niederen Begierden erfüllte Gestalt.

„Der Mensch, wie er uns hier entgegentritt, hat eine individuelle Seele, die, eine jede für
sich, eine Ich-Wesenheit hat. Die Tiere haben nicht in der gleichen Weise eine Ich-
Wesenheit. Bei ihnen haben die gleichgestalteten Formen, also alle Löwen, alle Tiger, alle
Schildkröten dasjenige, was man eine gemeinsame, eine Gruppenseele nennen kann. Und
Sie müssen sich vorstellen, daß auf dem astralen Plane eine Ichheit lebt, gleichgültig wo die
Tiere im Physischen leben. Alle sind eingebettet in eine Ichheit, die auf dem astralen Plane
eine wirkliche Persönlichkeit ist, und dort kann man dieser Persönlichkeit, dieser
Gruppenseele begegnen, wie hier einem Menschen.

Ein Beispiel: Nehmen Sie einmal einen Vogelzug, wenn die Vögel anfangen, von den
nördlichen Gegenden zum Äquator zu ziehen. Wer nicht oberflächlich diese wirklich
außerordentlich weisheitsvollen Vogelzüge beobachtet, wird staunen darüber, wieviel von
dem, was man Intelligenz nennt, zu einem solchen Zuge der Vögel gehört. Die einen ziehen
in diese, andere in die andere Region; Gefahren bestehen sie, sie landen, wo sie landen
müssen. Da sieht das gewöhnliche physische Bewußtsein nur die dahinziehenden Schwärme.
Das hellseherische Bewußtsein aber sieht die Gruppenseele, das Wirken der
Persönlichkeiten, die da leiten und lenken, was da vorgeht. Tatsächlich sind es solche astrale
Persönlichkeiten, die das Ganze führen und leiten. Diese Gruppenseelen sind es, die uns
zunächst als eine Bevölkerung der Astralwelt entgegentreten. Die Mannigfaltigkeit, die in der
Gruppenseele der Tiere auf dem Astralplan herrscht, diese Buntheit ist eine unendlich viel
größere. Nur nebenbei sei erwähnt, daß auf dem astralen Plan Platz für alle ist, weil sich dort
die Wesen durchdringen; denn das Gesetz der Undurchdringlichkeit gilt nur für den
physischen Plan. Nur fühlen sie dort die Einflüsse, wenn sie durchdrungen werden, gute wie
böse; im innerlichen Erleben spüren sie das Durchgehen. Sie können also durch einander
durchgehen; sie können auch an ein und demselben Orte leben. Es herrscht dort das Gesetz
der Durchdringlichkeit.

Aber das ist wiederum nur ein Teil der Astralbevölkerung, allerdings einer, den wir im vollen,
richtigen Sinne erst erkennen, wenn wir ihn ganz erfassen. Glauben Sie nicht, daß derjenige
schon einen Begriff von einer Gruppenseele irgendeiner Tierform hat, der, sagen wir,
aufmerksam ist, wie diese in der Astralwelt eingebettet ist und wie zu dieser Gruppenseele
hinauf sein Bewußtsein geleitet wird. Das genügt nicht. Gerade hier tritt uns lebendig
entgegen, daß das, was räumlich getrennt ist, zusammengehört, so daß wir für jede
Tiergruppenseele, die weisheitsvoll das Ganze leitet, ein Gegenbild haben, und zwar ein
schlimmes Gegenbild. Darin besteht die Tierheit, daß sie einmal hinaufweist in die
Astralwelt, aber dann hinunterweist in jenen Teil der Astralwelt, wo Häßlichkeit und
Widrigkeit herrschen, so daß wir für jede Tiergruppe eine Lichtgestalt und eine häßliche
Gestalt haben, welche sich einmal abgesondert hat von der Lichtgestalt als das Böse,
Häßliche, was einmal in ihr drinnen war. Da können Sie nun sehen, wie die alten Bilder und
Kunstwerke aus einer höheren Erkenntnis hervorgegangen sind. Heute erkennt man als eine
Individualität nur das, was im Menschen lebt. Und man kann daher, wenn man etwas
Höheres darstellen will, nur zur Phantasie greifen. So war das durchaus nicht immer. Damals,
als ein großer Teil der Menschheit, namentlich der, welcher künstlerisch wirkte, ein gewisses
hellseherisches Bewußtsein oder doch Überlieferungen vom Hellsehen hatte, da hat man
immer dargestellt das, was sich wirklich in den höheren Welten vorfindet. Und so haben Sie
in dem Ihnen bekannten Michael mit dem Drachen oder Sankt Georg mit dem Drachen eine
wunderbare Darstellung der Verhältnisse, welche der Hellseher auf dem astralen Plane
bezüglich der Tierformen immer vorfindet. Sie erhebt ihn zu einer höheren Gestaltung, die
weise ist und weit hinausragt über die Weisheit der Menschen. Aber diese Weisheit ist
errungen dadurch, das herausgeworfen worden ist aus der Astralität solcher Wesenheiten
die schlimme Seite. Diese schlimme Gestalt haben Sie in dem widrigen Drachen. Wenn der
Hellseher aufsieht von der lebenden Form, so sieht er alles, was für die lebendige Form
angeordnet wird von der höheren Wesenheit, die weise ist, die nur nicht die Liebe kennt.
Aber diese Ausbildung der lichten Seelengestalt ist nur errungen worden dadurch, daß unter
die Füße getreten worden sind die bösen Eigenschaften, die in der Wesenheitsform waren.
Der Mensch hat seine heutige Natur dadurch errungen, daß er heute noch in seinem Karma
Gut und Böse vermischt hat, während auf das Tier die moralischen Unterschiede von Gut
und Böse sich nicht anwenden lassen. Aber der Begriff der lichtvollen Wesenheit ist mit dem
Zuge nach oben, der des Gefallenseins mit dem, was überwunden worden ist, verknüpft.
Alte Kunst hat meist so geschaffen in bedeutungsvollen Symbolen, und was da geschaffen
worden ist, ist nichts weiter als ein Ergebnis hellseherischer Betrachtungen. Das wird erst
dann begriffen werden, wenn man die astralischen Urbilder wieder erkennen wird.“ (Lit.:GA
108, S. 20ff)

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Grün
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Dunkelgrün
Farbcode: #060
Grün
Farbcode: #00AA00
Hellgrün
Farbcode: #00FF00
Grün ist nach der Farbenlehre Rudolf Steiners eine der vier Bildfarben und stellt als solche
das tote Bild des Lebens dar. (Lit.: GA 291, S. 23ff)

Eine Farbmeditation, bei der wir uns ganz in das Erleben des Grünen versenken, enthüllt uns
dessen eigentliches Wesen. Im Grün kann man dann ein innerlich wohltuendes
Gesundwerden, zugleich aber auch ein Egoistischwerden empfinden.

"Und identifiziert man sich mit Grün und geht mit dem Grün durch die Welt, was man
dadurch besonders leicht haben kann, daß man versucht, die Augen über eine grüne Wiese
schweifen zu lassen, den Blick über dieselbe auszubreiten, und versucht nun, von allem
übrigen abzusehen, sich ganz zu konzentrieren auf die grüne Wiese, unterzutauchen in die
grüne Wiese, das Grün als die Oberfläche eines Farbenmeeres zu betrachten und dann
unterzutauchen in das Grün: wenn man so versucht zu leben in der Welt, dann erlebt man
ein innerliches Kräftigerwerden in dem, was man in der einen Inkarnation ist. Man erlebt ein
innerliches Gesundwerden, aber zu gleicher Zeit auch ein innerliches Egoistischerwerden, ein
Angeregtsein der egoistischen Kräfte im eigenen Inneren." (Lit.: GA 291, S. 102f)

In der Aura des Menschen zeigen sich leuchtende hellgrüne Farbschattierungen, wenn seine
Seele den Egoismus überwunden hat und von Sympathie und selbstloser, aufopfernder
Hingabe an alle Wesen erfüllt ist. Dafür steht die grüne Schlange in Goethes Märchen.

"Die Schlange ist immer das Symbol gewesen für das Selbst, das nicht in sich bleibt, sondern
in Selbstlosigkeit das Göttliche in sich aufnehmen kann, sich hinopfern kann; das demütig,
selbstlos Erdenweisheit sammelt, indem es in den «Klüften der Erde» umherkriecht, das
hinaufsteigt zum Göttlichen, indem es nicht den Egoismus und die Eitelkeit entfaltet,
sondern indem es sich selbst dem Göttlichen ähnlich zu machen sucht. Die Schlange in ihrem
selbstlosen Streben nimmt das Gold der Weisheit auf, sie durchdringt sich ganz mit dem
Gold und dadurch wird sie leuchtend von innen heraus. Sie wird leuchtend, wie das Selbst es
wird, wenn es zu der Stufe der Inspiration sich emporgearbeitet hat, wo der Mensch
innerlich leuchtend, lichtvoll geworden ist und Licht dem Licht entgegenströmt. Die Schlange
bemerkt, daß sie durchsichtig und leuchtend geworden war. Lange schon hatte man ihr
versichert, daß diese Erscheinung möglich sei. War sie vorher grün, so ist sie jetzt leuchtend.
Die Schlange ist grün, weil sie in Sympathie ist mit den Wesen ringsumher, mit der ganzen
Natur. Wo diese Sympathie lebt, da erscheint die Aura in hellgrüner Farbenschattierung.
Grün ist die Farbe, in der die Aura des Menschen erscheint, wenn vorwiegend selbstloses,
hingebungsvolles Streben in der Seele lebt. Jetzt, wo sie selbst von innen heraus leuchtend
geworden ist, sieht die Schlange, vorher tastete sie nur in ihrem strebenden Bemühen. Alle
Blätter scheinen von Smaragd, alle Blumen auf das herrlichste verklärt. Sie sieht alle Dinge in
neuem, verklärtem Licht. So leuchtend smaragdfarbig erscheinen uns die Dinge, wenn uns
der Geist aus ihnen entgegenströmt, wenn Licht dem Licht entgegenströmt." (Lit.: GA 053, S.
342f)

Im Grün der Pflanzenwelt lässt sich die Denkkraft erfühlen:

"Wir wollen hinblicken, wenn die Bäume ausschlagen und die Wiesen sich mit Grün füllen,
wir wollen unseren Blick richten auf das Grün, das in der mannigfaltigsten Weise die Erde
bedecken oder uns aus den Bäumen entgegentreten kann, und wir wollen es wieder so
machen, daß wir alles vergessen, was an äußeren Eindrücken auf unsere Seele wirken kann,
und uns lediglich hingeben dem, was da in der äußeren Natur vor uns hintritt als das Grün.
Wenn wir wieder imstande sind, uns dem, was real als das Grüne aufschießt, hinzugeben, so
können wir dies wieder so weit treiben, daß das Grüne als Grünes für uns verschwindet, wie
früher das Blaue als Blaues verschwunden ist. Wir können also wieder nicht sagen, eine
Farbe breitet sich vor unserem Blick aus, dafür aber — ich bemerke ausdrücklich, ich erzähle
Dinge, die jeder an sich erfahren kann, der die betreffenden Veranstaltungen macht, — fühlt
die Seele eigenartig. Sie fühlt: Jetzt verstehe ich das, was ich erlebe, wenn ich in mir
vorstelle, wenn ich in mir denke, scharfe, wenn ein Gedanke in mir aufschießt, wenn eine
Vorstellung in mir erklingt! Das verstehe ich erst jetzt, das lehrt mich erst das
Hervorsprießen des Grünen überall um mich herum. Ich fange an, das Innerste meiner Seele
zu verstehen an der äußeren Natur, wenn sie als äußerer Natureindruck verschwunden ist
und mir ein moralischer Eindruck dafür geblieben ist. Das Grün der Pflanzen sagt es mir, wie
ich fühlen sollte in mir selbst, wenn meine Seele begnadet ist, Gedanken zu denken,
Vorstellungen zu hegen. — Wiederum ist ein äußerer Natureindruck verwandelt in eine
moralische Empfindung." (Lit.: GA 136, S. 23f)

Die sieben Regenbogenfarben


Die sieben Planetenfarben
Farben
Grün
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Diese Seite wurde zuletzt am 15. September 2023 um 19:17 Uhr bearbeitet.
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