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Papenfuß-Goreks
Author(s): Erik Grimm
Source: Zeitschrift für Germanistik , 1991, Neue Folge, Vol. 1, No. 1 (1991), pp. 9-20
Published by: Peter Lang AG
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Germanistik
Die Literatur der ehemaligen DDR ist, was die Erfassung ihrer geschichtlichen Entwicklung und
ihrer Ausdrucksformen für die 80er Jahre betrifft, noch eine Landkarte mit weißen Flecken. Dies
liegt vor allem daran, daß sich die bisherige westliche Kenntnisnahme von DDR-Autoren nur an
dem offiziellen Kanon des SED-Regimes oder an den Dissidenten ausrichten konnte. Mittlerweile
liegen von genauen Kennern der verborgenen DDR-Literaturszene überblickshafte Darstellungen1
vor, die einer literargeschichtlichen Bestandsaufnahme der sogenannten Samizdat-Literatur, also
inoffiziell und illegal publizierten Schriften, den Weg bereiten. Ich möchte jedoch im folgenden
weniger auf die äußeren, historiographischen Aspekte eingehen, sondern mich vielmehr auf die
Analyse einiger ausgewählter Gedichte eines Autors, nämlich Bert Papenfuß-Goreks2, beschrän
ken. Nur in aller Kürze soll der Hintergrund des in der Literatur thematisierten sozialen Wandels
umrissen werden, da die Texte des in Berlin-Ost lebenden Lyrikers das Ende einer kollektiv erfah
renen, schriftstellerischen Praxis in der DDR reflektieren.
Schon in seinem lyrischen Tagebuch arianrhod von der Überdosis3 (der rote Ariadnefaden
der Überbau-Basis) schrieb Bert Papenfuß am 25./26.3.1988 „zögernd nur, arianrhod, habe ich
mich an unser manifest gehalten/welches, nicht wahr, unklar genug war, es war nicht meine idee/
unumstößlich klingt sie aus, die ära des aktiven Wortspiels" (S. 113). Unter dem Datum 7.2.1988
findet sich die Bemerkung „der Untergrund ging unter, anstatt zur genüge zugrunde zu gehen"
(S.101) Die wortspielerischen Aussagen liefern einen Hinweis darauf, wie zu Beginn des Jahres
1988 die Befindlichkeit der jungen Engagierten in Berlin-Ost zwischen Ohnmacht und Weiter
machen pendelte, wobei sich der Lyriker zynisch von der .jungen opposition" absetzt. Papenfuß'
„Opposition" ist die radikale Selbstverwirklichung im Schreiben über sich selbst, im Aussprechen
der eigenen Sexualität, im rücksichtslosen Sprechen ohne Umschreibung: „pop, wenn man's ent
heikelt" (S. 104). Die Wende zu einer neuen existenziellen Position findet zwischen sozialem und
„sexuellem Engagement" des Autors statt, motiviert von der radikalen Ich-Aussprache: „es fällt
mir schwer genug, meine texte als meine eignen auszugeben" (S. 104).
Die ehemalige Untergrund-Literatur der Autoren des Prenzlauer Bergs (Berlin-Ost), die sich
als eine Lese- und Schreibgemeinschaft durch selbstverlegte Zeitschriften und durch Lesungen in
Wohnungen etabliert hatte, sieht sich einem rapiden Wandel ausgesetzt, der die eigene Existenz
grundlage betrifft. Viele Autoren werden zunehmend in die westliche, deutschsprachige literari
sche Öffentlichkeit eingebunden und können nun Ganzschriften publizieren, wodurch sie höhere,
verkaufsorientierte Honorare erhalten. Es sind vor allem die wettbewerbsorientierten Distribu
tionsagenturen wie Zeitung, Rundfunk oder die großen Verlage, die die Grundlage für neue kul
turelle Kontexte stiften. Die literarischen Ausdrucksformen der Autoren erleben dadurch rigorose
Veränderungen, was deren Funktionen, Inhalte und Formen betrifft. Die inoffizielle DDR-Litera
tur der 80er Jahre wird deregionalisiert, historisiert und ästhetisiert, so daß sie sich anstatt einer
halböffentlichen, solidarischen Kommunikationsgemeinschaft der anonymen und absatzstrategisch
angezielten Käuferschicht des Westens ausgesetzt sieht.
Der westliche Buchmarkt ersetzt die heimliche Ostberliner Leserschaft und konfrontiert die
Autoren plötzlich mit postmodernen Bedingungen. Zwischen DDR-Autor und Adressat rückt die
Marketingabteilung der Verlage, so daß für den Schreibenden ein neues Publikum entsteht, das
sich an den internationalen Standards hinsichtlich Buchdesign, Papierqualität, Vorwortjargon oder
Werbemethoden ausrichtet Diese neue Leserschaft goutiert und sammelt die Zeugnisse des ver
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Unschikliches liebt ein Gott nicht, / Ihn zu fassen, ist fast unsere Freude zu klein. / Schweigen müssen
wir oft; es fehlen heilige Nahmen. / Herzenschlagen und doch bleibet die Rede zurück? (Heimkunft,
S. 99)
Die Radikalität der poetischen Behandlung von Liebe, und zwar tatsächlich als Begegnung zweier
Körper, tritt auch in anderen Texten Papenfuß' hervor. Ihnen unterliegt ebenso ein anti-morali
scher Impetus, der von der Klassizität des „geistigen Erbes" seinen Ausgang nimmt, um einen
Kontext von Schreiben, Sexualität und Alltagsleben dagegenzusetzen.
In dem Gedicht ouroboroid nach hermann von pückler-muskau (S.96) ist der Lebenszusam
menhang von Liebe, Kunst und Broterwerb als optischer Kreis von Einzelworten gestaltet, der
nach zwei Seiten lesbar ist. Das alchemistische und romantische Symbol des „ouroboros", der sich
in den Schwanz beißenden Schlange, wird im Titel genannt und gleichzeitig im Druck sichtbar
gemacht. Papenfuß knüpft damit an Vorläufer wie etwa Christian Morgenstern an, der in ver
gleichbarer Weise räumliche Bewegungsformen durch das Schriftbild visualisierte. Die erste Zeile
in Papenfuß' Gedicht verweist auf Goethes Liebeslied eines Wilden, das dieselbe symmetrische
Wortfolge aufweist: „Schlange, warte, warte, Schlange".12 Der Titel legt ein vergleichbares Ge
dicht von Pückler-Muskau nahe, doch tatsächlich war der Adlige zu sehr Reiseschriftsteller, um
sich der Lyrik zu widmen.13 Eher wäre an die gärtnerische Tätigkeit und den zwischen Lieb
schaften und Geldnot zerrissenen Lebenslauf zu erinnern. Zwei Details sind erwähnenswert; ein
mal spricht der völlig unökonomisch denkende Fürst von dem „cercle vicieux" seines Lebens14,
eine existenzielle Reflexion, die auch das Papenfußsche Gedicht ausspricht. Interessanterweise
taucht aber auch die Schlangenform bei Fürst Pückler auf: vor dem Fenster seiner geliebten Lucie
auf dem Landgut Branitz läßt er ein großes „S" (für den Kosenamen Schnucke) aus blühenden
Rosen anpflanzen.15
Das Schlangensymbol in Kreisform steht bei den Alchimisten für Ewigkeit und geschlecht
liche Vereinigung und wird in dem Widmungsgedicht für karen ironisch verwendet: „kunst be
friedigt zuweilen selber, Wissenschaft beruhigt, ehrgeiz erfreut, aber liebe - liebe gibt nur den
qualvollen genuß eines, hungers der kunst". Anstelle eines harmonischen Kreislaufs besteht eine
optische Lücke bei den zwei Gliedern „Liebe" („liebe - liebe"); zudem ist das Äquivalenzverhält
nis, welches in der Flexionsform „ist" ausgedrückt wird, bei ,Jcunst ißt kunst" zugunsten eines
Verhältnisses der Integration oder der Vernichtung, nämlich als ein Prozeß des Selbstverzehrens,
aufgehoben. In der vertikalen Leserichtung bleibt das Gleichgewichtsverhältnis jedoch wirksam,
wie die folgende Zeile zeigt: „für karen/ißt (hier: ist) - "oder „für karen/ißt kunst kunst liebe
liebe". Zum Vergleich kann man arianrhod von der Überdosis , das an anderer Stelle veröffent
lichte lyrische Tagebuch Papenfuß' anführen, worin es heißt:
liebe ist kein wort, sondern die interpunktion/aller Sätze, die wir machen, aller hürden, die wir steh
len/es ist keine liebe in uns, sie entsteht zwischen und/ & steht zwischen uns als argument, das versagt.
(S. 106)
Die körperliche Begegnung mit dem anderen Geschlecht, in der „grabfeste der Otterkönigin", ist
das Thema des Gedichts zur wesiandacht (S. 97). Die unterschwellige Beziehung vom Mythos,
Eros und von der christlichen Religion findet in solchen Formulierungen ihren komprimierten
Ausdruck; sie entspricht übrigens in mancher Hinsicht einzelnen Aspekten im Frühwerk Joseph
Beuys. In Prägungen wie „dreifeite" und „triskel" (Drei, Muskel) verbindet sich die religiöse
„Dreifaltigkeit" mit sexuellen Konnotationen: „der düsternis titten/ säugten mich kühl & früh/ als
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Das Gedicht anschauung und verstand (S. 97) steht durch seinen veralbernden Ton in star
kem Kontrast zur ersten Zeile in Kursivdruck, die als Titel fungiert und die erkenntniskritisch
idealistische deutsche Philosophietradition wachruft. Papenfuß stellt dieser Sphäre der „Dichter
und Denker" die ebenso klischeehafte Sphäre des Germanenkults und der Technik entgegen. Der
teutonische Stammtisch-Nationalismus („das echt eichene erbbier") und möglicherweise die tech
nische Entwicklung der Rakete in Peenemünde an der Ostsee („thorketil sans phrase") sind Be
standteil der Vorstellungswelt, die das Gedicht durch eine gegen die Alltagssprache gerichtete
Wortspieltechnik evoziert. Verschiedene Formulierungen zeigen dies: ein torkelndes Projektil
überdeckt sich in einem Bedeutungsaspekt mit Thors schwingendem Hammer, so daß „thorketil"
entsteht. Die Bewegung des Torkeins überträgt Papenfuß in das Schriftbild des Gedichts. Die
Zeilen „das weidenband/ ums bein wand" setzen diese Bildlichkeit verstärkend fort. Diese zitier
ten Gedichtvokabeln aus einem altertümlichen Handwerksbereich bauen einen Sinnzusammen
hang mit der Reihe „geisterhand, heidenhand, brautlauf" und dem nordischen Gott „Thor" auf. D
archaisierende Stabreim auf „e" in „echt", „Eiche", „Erb-Bier" im Verein mit dem Assoziation
reichtum dieser Wörter gemahnt an das alte Germanentum, welches von Lohenstein, Klopstock
Kleist, Wagner bis Hitler eine Wechsel- und widerspruchsvolle Wertschätzung als Nationalmyth
fand.
Die aus der politischen Geschichte Deutschlands vielfach vorgeprägten Wörter stehen in
einem inhaltlichen Gegensatz zu „wahlverwandt", „immanuel kant", „wandeln" und dem Ge
dichttitel anschauung und verstand, worin Goethe, Schiller und Kant ganz unmittelbar als Reprä
sentanten der deutschen Geistesgeschichte vor das Auge treten. Deren „Wahlverwandtschaft", d.h.
ihre intellektuelle oder psychische Nähe zueinander, steht in einem krassen Gegensatz zu dem
ausgesprochenen Individualismus des lyrischen Ich, das sich anscheinend als ausgegrenzter
„abhub aller klassen" begreift. Es ist gerade diese Außenseiterposition, aus der heraus die Begriffe
des gesellschaftlichen Selbstverständnisses ironisch umspielt und sprachkritisch unterwandert
werden - wie die Formulierung „sans phrase" erkennen läßt, die die französischen Einflüsse in
Preußen und die gebräuchlichen inhaltsleeren Redeformeln der höheren Stände des vergangenen
Jahrhunderts assoziieren läßt. Das Gedicht erzeugt durch seine anspielungsreiche Wortwahl und
seine eigentümlichen Wortklitterungen eine ironische Brechung des Themas „Geistesgeschichte".
Des Deutschen Nationalbewußtsein wird in wenigen Worten ironisch charakterisiert. Die kollek
tive Identität erscheint als Produkt einer Tradition, die zwischen der als „Erbe" verstandenen Gei
stesgeschichte und einem mit Biermief vermengten Nationalgeist des Alltagslebens gespalten ist.
Indem der Ostberliner Lyriker durch den Titel an die Gedankenlyrik der deutschen Klassiker erin
nert, diese Form des Gedichts jedoch mittels simpler Reimstrophen im Stile Morgensterns negiert,
erreicht er eine satirische Wirkung. Es ist die krasse Kontrastik, die die humoristischen Mittel der
Travestie übersteigt und einen zynischen Unterton entstehen läßt. Papenfuß-Gorek stellt in an
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fragwürde, trauer & hohnspott prallten ab/von den bollwerken des wort„reichtums", die uns galten/ es
mit suworow halten; keine frage beantworten./aber das irgendetwas mit dem tode nicht stimmt, stimmt.
(S. 95)
Der Name „suworow" verbindet sieht mit „Sacharow" oder ist möglicherweise als
„Such-Wort-row" (Reihe) entzifferbar. Der Name macht sich so eine Spannweite von Bedeutun
gen zunutze, angefangen von „what's the row?" (Was ist denn los?) und engl, „row" für „Krawall,
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Papenfuß streift in mehreren Wörtern („ur-", „keltenspieß", „kessel-" etc. ) die archaische
Zeit. Er evoziert das keltische Siedlungswesen der Hallstattzeit, das sich mit Bronze und Eisen
eine hochstehende Kulturgrundlage schuf. Später wurde diese Alpenlandschaft von der landes
fürstlichen Salzkammer verwaltet, worauf sich das Gedicht direkt bezieht. Die barocke, erz
bischöfliche Tradition, das österreichische Dienerwesen, das Problem des Antisemitismus und die
kulinarische Küchensprache werden behandelt und „über die gesalzene schere gekämmt" („mit
einem Salzkörnchen Wahrheit" oder „gesalzen gesagt", „über einen Kamm geschoren"). Das Ge
dicht höhlt die stereotypen Anpreisungen der Landesgeschichte und des Essens, wie sie die Tou
rismusbranche verwendet, durch einfache Übersetzungen (,,'hallstatt caviar' /sprich; Irischen
fischeiern auf toast mit sauerkrautsalat") oder witzige Klischeefiguren („der lederbehoste ge
währsmann", „von norman dem blitzmähnigen blondreporter") aus.
Der Germania-Kult bezüglich einzelner Landschaften spielt ebenso in „exoterische zengola
dengo sapiens sapiens" (S. 93) eine Rolle. Schon im Titel kommt der thematische Hintergrund des
Naturgeschichtlichen und das Spiel mit esoterischen Lexemen, die „im duden gut aufgehoben
sind" zum Ausdruck. Wie ein Gebet hebt die monolithische Strophe in Anspielung auf das Johan
nes-Evangelium an („und das wort") und endet in diesem biblischen Ton („schloß das wort"),
gleichwohl um ein lakonisches Post-Scriptum ergänzt: „& die linkselbischen jungpaläolithiker/des
spätglazials spielten weiter". In der Tat geht es um die Beschäftigung mit Sprache, und zwar in
Auseinandersetzung mit der Geschichte der Prenzlauer Lego-Lyrik, die mittlerweile vom Westen
entdeckt („unter mitnähme der stein-/ & knochenartefakte"), imitiert („ die linkselbischen jung
paläolithiker/des spätglazials spielten weiter", Herv. E.G.) und gönnerhaft („die heranfliegenden
raben von gönnersdorf") aufgekauft wird. Die Dokumentaristen aus dem Westen, nämlich „die
armstaiken schnurkeramiker" (vgl. Wörter wie engl, „arms", dt. „ur-", „Ami", „Kerker", „Ameri
kaner") und „die wendegeister aus den bimsaschen des alleröds" (BRD, ARD, Wende, „sasch-" +
,,-nde-" für Sascha Anderson?) werden nichts als „eine urnenfelderkultur" hervorbringen. In dem
Gedicht dichter zerfallen ist noch einmal die Rede von dieser Öde. Sie meint die Krise im Selbst
verständnis der Prenzlauer Autoren („gähnender kunst beidseitiger kluft") angesichts eines ver
einten „allumarmten" Deutschlands, in der Widerstand und Anpassung neu definiert werden müs
sen.
Auch dieses Gedicht benutzt übrigens die einzelstehende Endzeile, um eine lako
mulierte Einsicht festzuhalten. Wie in den albanien-, westandacht- oder dichter zerf
ten wird dabei ein inhaltlicher Spannungsbogen von Gegensätzen zum offenen Absch
und zusätzlich durch den fehlenden Schlußpunkt angezeigt. Die darin formulierte Poin
sätzlich sarkastischer oder humoristischer Art, wie es etwa die Zeilen „aber ich befü
genau", „was blieb mir übrig" demonstrieren. Lakonik war und ist offensichtlich die A
die Erfahrung der Ohnmacht im Honecker-Regime und auf die Auflösung der subk
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Anmerkungen
1 Ich verweise nur auf die wichtigsten Artikel: Luise von Flotow: Samizdat in East Berlin. In: Cross Cur
rents. A Yearbook of Central European Culture 9/1990, S. 197-218. Eine feinfühlige Nachzeichnung der
literaturgeschichtlichen Entwicklung der Ostberliner Autorengruppe findet sich in den Aufsätzen Michael
Thulins: Der Überbau ist entmachtet, der Untergrund ist tot In: Kontext Beiträge aus Politik, Gesell
schaft Kultur 1 (März/April 1990), S. 34-43. Vgl. auch Wolfgang Emmerich: Gleichzeitigkeit. Vor
moderne, Moderne und Postmoderne in der Literatur der DDR. In: Bestandsaufnahme Gegen
wartsliteratur, Bundesrepublik, Deutsche Demokratische Republik, Österreich, Schweiz, hrsg. v. Heinz
Ludwig Arnold, München 1988, S. 193-212; Gerhard Wolf: Wortlaut Wortbruch, Worüust. Zu einem
Aspekt neuer Lyrik in der DDR. In: Bestandsaufnahme, S. 226-257; Die andere Sprache. Neue DDR
Literatur der 80er Jahre, hrsg. v. Heinz Ludwig Arnold u. Gerhard Wolf, München 1990; Mikado oder
Der Kaiser ist nackt Selbstverlegte Literatur in der DDR, hrsg. v. Uwe Kolbe, Lothar Trolle u. Bernd
Wagner, Darmstadt 1988; Schöne Aussichten. Neue Prosa aus der DDR, hrsg. v. Christian Döring u. Hajo
S te inert Frankfurt a.M. 1990. Diese Auswahlliteratur wäre um weitere Anthologien und Aufsätze in den
selbstverlegten Zeitschriften „schaden", „Verwendung", „ariadne-fabrik" etc. zu ergänzen.
2 Papenfuß-Gorek wurde 1956 in der Reuterstadt Stavenhagen geboren. Ausgebildet als Elektronikfach
arbeiter und auf diesem Gebiet als Bühnenbeleuchter in Schwerin und Ost-Berlin tätig, ist er seit 1980
freier Schriftsteller mit zahlreichen Veröffentlichungen in den selbstverlegten Literaturzeitschriften der
DDR sowie in westdeutschen Anthologien.
3 Bert Papenfuß-Gorek: arianrhod von der Überdosis. In: Schöne Aussichten. Neue Prosa aus der DDR,
hrsg. v. Christian Döring u. Hajo Steinen, Frankfurt a.M. 1990, S. 101-115.
4 Aus der Sicht Tilo Köhlers ist die Lyrik Papenfuß-Goreks „subversiv", indem sie sich „grammatische
Ungehörigkeiten" leiste. Die im „sprachlichen Überbau", nämlich der Verwaltungssprache, Versehrte Be
grifflichkeit werde im lyrischen Sprachexperiment „wiederbelebt". In: Dreizehntanz. Gedichte von Bert
Papenfuß-Gorek. In: Sonntag 50 (1989), S. 5.
5 Die Mitglieder des Forum Stadtpark organisierten seit den 60er Jahren sog. „Dunkelkammerlesungen"
mit avantgardistischer Literatur, in denen Autoren wie Gunter Falk oder Wolfgang Bauer .für Über
raschungen" sorgten (Forum Stadtpark. 1960-1985, hrsg. v. Max Droschl, Graz 1985, S. 63).
6 Im künstlerischen Bereich der Performance traten in der Samariterkirche (Berlin-Friedrichshain) die
,Autoperforations"artisten von Dresden auf, es fanden auch Lesungen statt. Seit 1980 konnte durch
Georg Girardet in der westdeutschen Vertretung avantgardistische westliche Kunst gezeigt werden. (Vgl.
David Galloway: Report front East Berlin. East Side/West Side. In: Art in Amerika, Juli 1989, S. 45-61.)
7 B. Papenfuß-Gorek: tiske. In: manuskripte 108 (Juni 1990), S. 92-99.
8 Das Einleitungsgedicht läßt sich als formale Auseinandersetzung mit klassischen Vorbildern sehen, z.B.
mit Goethes „Pooemion" (1816). (Vgl. Werke, Bd. 1, Gedichte und Epen 1, hrsg. v. Erich Trunz, Mün
chen 1981, S. 357.)
9 Vgl. Hans Magnus Enzensberger: Scherenschleifer und Poeten. In: Mein Gedicht ist mein Messer, hrsg.
v. Hans Bender, München 1964, S. 144-148.
10 Vgl. Emest Tonnelat: Teutonic Mythology. Germany and Scandinavie. In: New Larousse. Encyclopédie
of Mythologie, hrsg. v. Felix Guirand u.a., London 1968, S. 245-281. Im Artikel „Woden-Odin" (S.
252-258) finden sich ausführliche Angaben zum Mythos.
11 ZiL n. Friedrich Hölderlin: Sämtliche Werke, Bd. 2, Gediohte nach 1800, hrsg. v. Friedrich Beissner,
Stuttgart 1951. („Menons Klagen an Diotima", S. 77.)
12 Johann Wolfgang Goethe: Weimarer Ausgabe, Bd. 4, Gedichte T. 4, 1891, S. 320. Das Gedicht
„Liebeslied eines Wilden. Brasilianisch" stammt aus dem Nachlaß Goethes. In: Jubiläumsausgabe, Bd. 3,
Gedichte T. 3, hrsg. v. Eduard von der Mellen, Stuttgart (1902-1912), S. 379. Auf S. 381 f. wird an
gegeben, daß Montaignes „Essais I" die Quelle darstellte.
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Ich danke Clara Schiefer, Université de Paris VÜI (St. Denis), Luise von Flotow, University of Ann Arbor
(USA), und Michael Thulin, Berlin-Ost, für ihre freundliche Unterstützung.
Anschrift des Verfassers: Dr. Erik Grimm, German Department Queen's University Kingston,
Ontario Κ 7 L / 3 Ν 6, Canada
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