Irimage

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Irimi-nage

Die folgenden Texte, Bilder und Beschreibungen sind dem Buch "Aikido und die dynamische
Sphäre" (Werner Kristkeitz Verlag) entnommen.

Wurftechnik Irimi-nage

Die erste Wurftechnik ist allgemein bekannt unter den Namen Irimi-nage oder »20-Jahre-
Technik«. Sie ist gewöhnlich die erste Wurftechnik, die der Anfänger übt, und auch weniger
kompliziert als manche andere auf unserem Weg. Sie kann zur wirksamen und sanften Abwehr
fast aller Angriffsformen eingesetzt werden, und sie lässt sich aus einer Vielzahl von
Eingangsvarianten ausführen.

Irimi-nage bildet zusammen mit den Haltetechniken Nr. 1 bis 5, Shiho-nage und Kote-gaeshi den
Kern des Aikido und die Basis zur Entwicklung einer großen Zahl von Verteidigungsstrategien.

Schaut man einem hochgraduierten Aikidoka (in der Funktion als Nage) bei der Ausführung von
Irimi-nage zu, so erscheint der Wurf wie der Sog eines Wirbels, der, wenn Nage plötzlich seine
Bewegung umkehrt, Ukes Beine vom Boden wegzieht und ihn so zu Boden wirft, bevor er
wahrgenommen hat, was eigentlich passiert. Darüber hinaus fehlt bei der perfekten Ausführung
dieses Wurfs jeder dynamische Missklang, jeder Schmerz und jede Muskelverspannung auf Ukes
Seite. Von einem hoch graduierten Meister vorgeführt erscheint der Wurf als einfache und leicht
nachvollziehbare Technik. Wenn man aber beginnt, sie selbst zu üben, versteht man, warum
diese Technik den Spitznamen „2O-Jahre-Technik“ trägt. Dieser Name ist eine Huldigung an
Meister Ueshiba, der sich über einen Zeitraum von 20 Jahren damit beschäftigt hat, die
dynamische und technische Komplexität dieser Technik zu perfektionieren.

Man wird bei der Anwendung dieses Wurfs gegen verschiedene Angriffe entdecken, dass Irimi-
nage einige spezifische Kennzeichen bezüglich der Kontrolle von Ukes Körper und des
Verhältnisses von Ukes Körper zu unserem eigenen aufweist. Charakteristisch für Irimi-nage ist
Ukes Bewegung um uns herum sowie der Ki-Fluss nach der Umkehrung der Bewegungsrichtung
in einem Bogen nach hinten und unten. Bei jeder Anwendung von Irimi-nage führt uns die
anfängliche Ausweichbewegung in die zentrierte Haltung, die typisch für diese Technik ist. Wir
müssen jedes Detail dieser Haltung daher genau studieren. Im gezeigten Beispiel führt unsere
rechte Hand Uke um unseren Körper herum, während wir das Zentrum dieser Bewegung bilden.
Je nach Angriff kann diese Hand Ukes gestreckten Arm fassen und von oben führen, oder ihn
auch führen, ohne den Arm überhaupt zu berühren. Die linke Hand jedoch - nicht geschlossen,
sondern mit gestreckten Fingern - hält Ukes Kopf dabei immer kontrolliert an unserer (hier
rechten) Schulter - kontrolliert, nicht grob oder schmerzhaft.

Die Handfläche liegt dabei an der linken Schläfe, am Ohr oder seitlich am Hals, jedoch immer so,
dass dadurch keine Schmerzen erzeugt werden, denn das Ziel dieses Griffs ist nicht irgendein Teil
von Ukes Körper, sondern die Kontrolle des Kopfs, um den ganzen Körper zu führen und
anschließend zu werfen.

Wenn wir mit dem linken Fuß einen Schritt hinter Uke machen und den rechten Fuß kreisförmig
nach rechts hinten zurücksetzen, dreht sich unser Körper um die eigene Achse. Unsere Arme, die
Uke halten bzw. führen, befinden sich immer vor unserem Körper. Dementsprechend dreht sich
Uke in einem weiten Bogen um uns herum, sein Oberkörper beugt sich zu uns hin und er verliert
das Gleichgewicht. Dies ist die Voraussetzung für die korrekte Ausführung der Technik.
Ukes Ki wird in die gewünschte Richtung gelenkt, weil unsere Drehbewegung innen schneller ist
als die äußere, periphere Bewegung Ukes. Sein Kopf ist in Kontakt mit der Drehachse (unserem
Körper) und bewegt sich vor seinem Körper, der ihm folgt und sich in dieser Bewegung nach
vorn beugt.

Ziel des Irimi-nage ist es, Uke auf den Rücken zu werfen. Damit ist klar, dass seine anfänglich
nach vorn geneigte Bewegung in die Richtung umgeleitet werden muss, aus der sie kam. Diese
Bewegungsumkehr muss sanft und ohne Unterbrechung geschehen.

Anfangs bemerken wir dabei eventuell eine gewisse Neigung, frontal gegen Ukes Bewegungslinie
zu krachen, meist verbunden mit einem Zusammenstoß unserer Armmuskeln mit Ukes
Luftröhre. Dies führt jedoch zu einer schmerzvollen Unterbrechung beider Bewegungen, sowohl
unserer Umkehrbewegung von rechts nach links als auch Ukes Bewegung, die von links nach
rechts verläuft. Das Wichtigste an diesem Punkt des Irimi-nage ist, dass unsere Umkehrung der
Bewegung nur und ausschließlich ein Führen, ein Lenken sein kann. Wir führen Ukes Ki auf der
einzig möglichen Bahn: kreisförmig nach oben, in einem sanften Bogen weiter nach oben und
außen, und schließlich von oben hinter seinem gestreckten Körper nach unten zum Boden.

Ausschlaggebend für die erfolgreiche Durchführung dieser Technik sind der Einsatz der rechten
Schulter als Drehachse, des Ellenbogens, der den Kreis der Ausdehnung und der
Umkehrbewegung beschreibt, und der Hand, die die Bewegung führt und immer in die
gewünschte Richtung zeigt. All diese Details nützen allerdings nichts, wenn ihre Grundlage nicht
die kontinuierliche Drehbewegung des ganzen Körpers um unser stabiles Zentrum herum ist. Die
Basis dieses Wurfs insgesamt ist daher unsere Zentrierung im Unterbauch und die Ausdehnung
unseres Ki. Dies ist ein Beispiel für eine Art explosiver Stabilität, die paradox erscheinen mag,
aber als eine noch wenig erforschte Realität im Kampf verblüfft.

Die Umkehrbewegung und die Hüftdrehung werden gewöhnlich durch einen Schritt in die
gleiche Richtung mit dem rechten Fuß begleitet. Durch ihn erhalten wir zum einen eine
Unterstützung für den Körper, wenn wir uns mit gebeugten Knien zusammen mit uke nach
unten bewegen, und zum anderen bewirkt er eine Sperre gegen eine mögliche (geplante oder
instinktive) Reaktion Ukes.
Wurftechnik Irimi-nage gegen Angriff Yokomen-uchi

Uke greift mit einem kreisförmigen Schlag zum Kopf oder Hals an. Wir machen einen diagonalen
Schritt rechts zur Innenseite von ukes Bewegungslinie und strecken dabei beide Arme, um den
Schlag mit dem linken Arm zu parieren und sein rechtes Handgelenk sanft in unsere rechte Hand
zu führen. Wir setzen den linken Fuß rechts hinter ihn, fixieren seinen Kopf mit der linken Hand
und führen ihn mit der rechten Hand außen um uns herum. Wir drehen auf dem linken Fuß,
setzen dabei das rechte Bein auf einem weiten Kreis hinter uns, führen Uke auf einer Kreisbahn
um uns herum und kehren seine Bewegung um, indem wir ihn nach oben und wieder nach unten
führen. Falls nötig, machen wir noch einen Schritt rechts und begleiten damit seine Bewegung
zum Boden.

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