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Américanistes
Ühle Max. Die Ruinen von Moche.. In: Journal de la Société des Américanistes. Tome 10 n°1, 1913. pp. 95-117;
doi : https://doi.org/10.3406/jsa.1913.2850
https://www.persee.fr/doc/jsa_0037-9174_1913_num_10_1_2850
Unter den mannigfaltigen Culturen, die auf dem Boden des alten
Amerika entwickelt wurden, besitzen wenige eine so hohe Bedeutung,
nehmen einen so hohen Rang nach dem Grade ihrer Entwickelung ein,
wie die peruanische, welche die polychromen ťígurlichen Gefásse der
Gegend von Trujillo und Ghimbote erzeugte. Von diesensind schon seit
40 Jahren, und mehr, zum Theil endlose Reihen in die verschiedensten
Museen Europas gelangt, ohne dass es bis jetzt gelungen ware, ein
allgemein anerkanntes Urtheil uber ihren ethnischen Ursprung, und die
historische Stellung, welche ihnen im Kreise der peruanischen Gulturen
zukommt, hervorzurufen 1 . Gelaufigist die Bezeichnung als Chimu Topferei,
denn durch Garcilaso und andere Autoren hatten wir Kunde, dass die
Inca ein ausgedehntes Reich der Chimu im Norden der peruanischen
Kiiste zerstôrten. Dem entsprechend lassen auch manche Autoren
derartige polychrome Gefasse aus Gebâuden, die sie den Inca zuschréi-
ben, hervorgehen ~. Die hohe kiinstlerische Entwickelung der Producte
verleitete weiter, sie an den Endpunkt der peruanischen Entwickelung
zu stellen, und man begegnet Urtheilen wie solchen, dass Graberfelder
mit Tôpfereien einfacheren Gharakters, gleichsam naturgemass, als alter
erklart werden, als andere, in denen die kiinstlerische Form und Verzie-
rung der Gefasse auf der Hôhe ihrer Entwickelung steht 3. In Pachaca-
mac fehlt die Vertretung dieser bunten und reichen Keramik. Man
bemerkt nur, dass nach dem Vorubergang der Cultur von Tiahuanaco
neue Typen die Oberhand gewinnen, in denen offenbar der Einfluss der
Darsíellungen, in : Bássler-Archiv, 1910,-1, pag. 3 u. fg., pag. 10, 22, etc.; derselbe,
AHperuanische Gewebe, in : R. Lehmann-Nitsche, Sumarios, etc., Resumen No 49.
2. Myring, A wonderful Civilisation of 7000 years ago, in : The Illustrated London
News, Dec. 4, 1909, pag. 803.
DIE RUTNEN VON MOCHE 97
Tausende Von Jahren zuriick noch als Ghiniu bezeichnen darf. Deshalb
schui ich die Bezeiehnung Proto-Chimu Tôpferei, in dem zwar der
Ausclruck der localen Zusammengehôrigkeit und. der allgemeinen cultu-
rellen Aseendenz von den letzten Chimu aus erhalten bleibt, die allge-
meine culturelle Verbindung aber docb lockerer seheint. und namentlich
die Identitat der Zeit und die Identitat mit den eigentlichen Ghimu-
Herrschern aufgegeben wird.
Inumfataif distri.
i. Types of Culture in Peru, in : Americ. Anthropologist, 1902, (N. S.), IV, p. 756
u. fg. ; Bericht iiber die Ergebn. meiner siidam. Reisen, in: Intern. Amerikanisten-
Kongress, Stuttgart, XIV, 1904, p. ">7i u. fg. ; Vergl. ouch ebenda: Aus meinem Ber.
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Anerkennung meiner Résulta te zu erreichen und mochte hier meine
Grande in einer Schilderung der Rumen von Moche ausfuhrlicher vor-
tragen.
Von den Ruinengruppen des Thaïes von Trujillo sind, wie bekannt,
zwei die hervorragendsten : die Ruinen von Chançhan und die von
Moche. Obwohl ich die Ueberzeugung besitze, dass beide Gruppen eine
analoge Geschichte haben, ist doch ihr Aussehen. - und auch die Art der
in ihnen hauptsachlich vertretenen Reste, - ein ganzlich verschiedenes.
Die Ruinen von Ghanchan delmen sich jetzt wie eine grosse Stadt weit
in der Ebene aus. Sie bestehen weitaus zum grôssten Theile aus « Tapia »,
cementartig aus Lehm an Ort und Stelle ausgefuhrten Bauten und
Mauern. In den Graberfeldern wiegt bei weitem der Typus der schwar-
zen Gérasse, der den Charakter der jungsten Graberfelder in Pacha-
camac bildet, vor, oder wird jetzt allein dort gefunden.
Die Ruinen von Mocbe (Fig. 1) werden wesentlich nur aus zwei, so
ziemlich erhaltenen, rnonumentalen Bauwerken gebildet, die aus grossen
Cehmziegeln massiv aufgefuhrt sind. Der Typus der in Graberfeldern
hier vorherrschenden Keramik ist der der polychromeii figurlichen
Gefasse. Schwarze Gefâsse, wie die in Ghanchan herrschenden, werden
hier zwar auch in einzelnen Graberfeldern gefunden (Fig. 1, с und d).
Aber diese Graberfelder sind wenig ausgedehnt. an inhalt wenig bedeu-
•
Die beiden Bauwerke, die Huaca del Sol und die Huaca de la Luna
sind in der principiellen Anlage identisch. Beide bestehen aus Lagen
grosser gemauerter Ziegel. Beide bilden in der Hauptsache hohe tafel-
formige Terrassen, welche von 3-3 m. 50 hohen, 2 m. breiten Randstufen
umgeben sind. Die Huaca.de la Luna (Fig. 2) besass nur ein etwa 80 m.
langes und 60 m. breites Plateau (A), das sich etwa 21 meter uber die
umgebende Ebene erhob. Die 6 Reihen von Randstufen, die sie umschli-
essen, erstrecken sich nur um drei ihrer Seiten, da die hintere Seite (bei
B) sich im Anstiege des Berges verliert. Dafiir war sie von jeher mit
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einer Anzahl gleichalteriger Anbauten. nach hinten und Norden (G, l))
versehen. Der liintere Theil des Plateaus (A) ist in fn'iheren Jahrlmnder-
ten durch Schať/gráber tlieilweise zerstôrt worden, so dass seine urs-
prangliche Form nichi mehr genau festzustellen ist.
Die Huaca del Sol (Fig-. 3) ist noch mehr zerstôrt als die andere. Die
ganze westliehe Seite und der Kern sind in fruheren Jahrlmnderten vom
Flusse weggerissen worden. Stehen geblieben ist nur die Sud front und
Ostfront, und anscheinend der grossere Theil des nôrdliehen Plateaus
(В). Immerhin ist dies genug, um einen vollen Eindruck von der einstigen
Majestát des Bauwerkes in dem Beschauer von Sůden und Osten her her-
vorzurufen. Ganz im Norden schloss ein etwa 90 m langer, tí m breiter
Darara an (A), der wohl den Zugang zu dem Gebàude bildeLe. Der ubrige
Bau ist tafelartig, mit einer hohen aufgesetztea Pyramide (E), der den
sudlichen Theil des ganzen Baues kronie. Nochjetzt besitzt der tafelartige
Buu am Gipfel im Stidén (G) eine Breite von 136 m, eine Lange (B, G)
DIE RU1NEN VON MOCHE 101
von 228 m. Seine Hôhe betrágt 18 m. Die Seiten waren mit 5 uber 3 m
hohen mid 2 m breiten Stufen eingefasst. Die aufg-esetzte Pyramide erhob
sich bei einer Seitenlánge von ca. 103 Metern 23 rn hoch noch -uber das
Plateau, mit 7 gleichartigen Stufen an alien Seiten eingefasst. Mit seiner
tiber 40 m Hôhe ist demnach dieser Bau der gewaltigste, der in Peru
irgendwo in vorspanischer Zeit aufgefiihrt wurde. Es scheint, dass die
voile Hôhe der Pyramide an der Ostseite noch erhalten ist. Ihr ganzer
Grundriss làsst sich jedoch nur hypothetisch aus der Beobachtung der
bairn Bau iiberhaupt befolgten Regeln erschliessen. Wahrscheinlich war
ibié Basis quadratisch, wie es im Plane (bei n) angedeutet ist. Dann
wird sich im Westen eine etwas erhôhte Terrasse vorgelagert haben, von
der bei D noch ein einzelner Rest erhalten ist.
Die Pyramide E ist so auf die Tafel aufgesetzt, dass sie ein grôsseres
Plateau (B) nach Nord und ein kleineres (G) nach Sud abschneidet. Wir
kommen dadurch auf einen Grundplan, der im allgemeinen Charakter
von den Pyramidenbauten von Copan in Guatemala, und Monte Alban
in Mexico nicht allzuweit entfernt liegt. Jedenfalls ist die Anlage im
Ganzen viel ahnlicher diesen als den Tempelpyramiden der Inca, wie in
Pachacamac, deren Pyramidenstufen zu breiten mit Hâusern besetzten
Terras sen ausgebaut waren.
Das gewaltige Bauwerk ist noch heute weit tiber das Land und bis
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auf die See hinaus sichtbar. Von Osten, vom Fluss her, erseheint der
Bau (Fig. 4) infolge der vorg-egangenen Zerstôrung formlos und am
unansehnKchsten. Ganz anders ist schon der Blick von der schmalen
Sudseite aus (Fig. 5), obwohl auch hier der Eindruck durch den Einsturz
ZSkul/s
ZVessa/s Щ^
Objects ofgo /с
and Copper. If
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Fig. 12. — Sarkophage vom Huaca de la Luna-Grabfeld.
i. Bei San Agustin, Colombia, haben sich ahnliche sarkophag-artige Gráber gefan-
den (Theod. Stôpel, Vortrag im XVIII. Amerik . Congress, London), die also in ahnli-
eher Weisezu deuten sind.
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erkermen vermag (Taf. IV, B). Das kleine Object in der 1. Reihe, das so
palmettenartig anmuthet, macht einen merkwurdig modernen oder
europàischen Eindruck. Dieses Object war aber eine der Klappern, die
in dem innersten Winkel des Grabfeldes in der tiefsten Kammer unmittel- /
bar an den Fundamenten des Baues z um Vorschein kamen, das dadurch
jedenfalls der Vermuthung entzogen wird, als kônnte es mit europâischen
Einflussen zu thun haben. Das 2. Gefáss in der oberen Reihe, einen
Geier, der einen Menschen raubt, vorstellend, ist ein schwarzes, durch
seinen gewandten Stil aber leicht zu unterscheiden von alien schwarzen
Gefàssen, welche den Typus der letzten Période vorstellen. Schwarze
Gelasse fehlten unter den Beigaben dieses Gráberfeldes durchaus nicht,
aber sie sind relativ wenig zahlreich, und wenn ihre Farbe zufâllig nichts
iiber ihre Zugehôrigkeit zu der Période andeutet, so thut dies um so
leicliter der Stil, in dem sie gehalten sind. Von einer Vermengung der
Perioden kann also nirgends die Rede sein. Wenn ich hier ausserdem
auf die seltenen bàrtigen Figuren (Taf. IV, B), die in diesem Graberfeld
mitgefunden wurden und auf das médaillon- artige Schlussstuck aus
Gold, das, auf der Huaca del Sol gefunden hier von der Ruckseite gezeigt
wird, hinweise, so sind das Einzelheiten, die mit der Chronologie der
Monumente nicht allzuviel zu thun haben. Ich darf es aber nicht unter-
lassen, hier noch auf etwas anderes hmzuweisen. Das Hemdornament
der i. Figur in der 2. Reihe und die Ornamentierung des Sackes, der
auf dem Llama liegt. zeigen den dreieekigen Thierkopf, der sich auch an
nichttiahuanacoartigen Geweben in der untersten Schicht der Grabfeldes
am Pachacamac Tempel zeigt 1, und speciell eharakteristisch fur die alte
Cultur von Nieveria oder Proto-Lima gewesen zu sein scheint 2, Schon
hierdurch gewinnen wir einen Anhalt fur die relative Altersbestimmung
des Gráberfeldes. Gleichartige Ornamente kommen unter den Funden der
Periodě mehrfach vor, und deuten die zeitliche Nàhe an, in der sich die
Gultur dieser Periodě zu der áltesten der Gegend von Lima befunden
hat. Dagegen fehlt unter den Funden jeder Bezug auf die Gultur von
Tiahuanaco, was sehr zu beherzigen ist, wenn man bedenkt, wie tief-
gehend die Wirkungen der Gultur von Tiahuanaco uberall da waren,
wohin sie drang.
Wir haben in der Gultur des Gráberfeldes einen « terminus ante quod »
der Bau der Huaca de la Luna erfolgt sein muss. Dass sie èin Werk der-
1. Vergl. Uhle, Pachacamac, pag. 33, fig. 37 a und b, pi. 5, fig. 7, 12 und 13, pi. 6,
fig. 8-9, 12-14.
2. Uhle, Ueber die Fruhkulturen der Umgeb. von Lima, p, 367-368, fig. 17 a und
18 a; andere Beispiele von Nieveria im Museum in Lima.
DIE RUINE* VOIS MOCHE 109
selben Période ist, geht aus den Funden her vor, die in den letzten Jahren
ein Advocat von Trujillo unter den Fundamenten des Tempels, in die er
durch einwárts gerichtete Stollen eindrang, gemaeht hat. Er hat da
identische Kupfersachen und Topfe gefunden, Und es kann damit das
gleichzeitige Alter der Huaca als erhártet gelten. Aber gegen eines
môchte ich warnen. Die Auffindung derartiger Gegenstánde, sei es auch
in Verbindung mit menschlichen Knochen, beweist nicht, dass die Huaca
ein « burial mound » war '. In Peru befestigte man jeden Bau durch
Opfer, auch menschliche, die unter die Fundamente vergraben wurden.
Die Bezeichnung als « burial mound » verschiebt die Frage nach der
Bestimmung und Bedeu-tung eines altperuanischen Baues. Ein Tempel,
unter dem man menschliche Bestattungen findet, wird dadurch so wenig
ein « burial rnound », als eine Terrasse, die nach drei Seiten durch
Stufen gesichert ist, dadurch zu einer Festung wird, wofur man die
Huaca de la Luna auch hat erklâren wollen 2.
Das Ergebnis der Ausgrabungen an der Huaca de la Luna ist also
die Feststellung ihrer Errichtung in einer Période einheimischer von der
Gultur von Tiahuanaco vollstandig unberuhrter Gultur mit polychromen
Gefâssen, die nach ihrer ungefáhren Schatzung mit der ai testen Gultur
des Thaïes von Lima gleichzeitig gewesen sein muss. Unter den Funden
des Grabfeldes von Nieveria im Thaie von Lima haben wir ja auch
einige, die ich in Wien zeigte, die, wenn nicht die Farbentechnik sie
trennte, ebenso gut auch aus diesem Grabfelde stammen kônnten 3. Da
aber ihre Farbengebung nieveriaartig ist, mussen sie von dorther stammen,
wo sie gefunden sind, und ihre formale Analogie mit den vorliegenden
beAveist, nur die chronologische Analogie der Période.
Es wurde verwegen sein zu vermuthen, dass die Huaca del Sol, so
gleichartig in der Construction, wenn auch grosser, und bereichert
um die Pyramide die der grôsseren Tafel aufgesetzt ist, aus einer
anderen Période stamint, als die Huaca de Iq. Luna, Mussten beide
Bauwerke nach einander und nicht gleichzeitig errichtet erscheinen,
so wurde es sogar verstàndiger sein, die Huaca de la Luna wegen ihrer
kleineren Proportionen, wegen ihrer Lage unter dem merkwundigen
Cerro Blanco, und wegen der hervorragenden Bedeutung des mit ihr
verbundenen Cultus fur das fruhere und nicht fur das jun gère Bauwerk
zu halten.
Um so wichtiger sind dieFunde, die ich auf dem Sudplateau der Huaca
del Sol machte.
1. A. Hrdlička, /. с, pag. 8.
2. Squieh, /. c, pag. 130.
3. Verh. des XVI. Amerikanisten Rongreasea, Wien, 1908, p. 361.
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Das Sudplateau j der Huaca del Sol hat eine Làngserstreckung von
Í36 m. und 29 m. Breite. Abweichend von der nôrdlichen Terrasse (Fig*. 3,
В), aber âhniich dem Grabfeld auf der siidlichen 1. Terrasse des incaischen
Terapels von Pacbacamac bildet ihre obere 80 cm. dicke Schicht ein Beet
loser Erde, die, von den Randmauern zusammengehalten, einst ein aus-
gedehntes Grabfeid darstellte. An der Oberflâche gewahrt man davon
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nur wenige Spuren. Beim Graben aber zeigt sich der Boden, wie in
solchen Fallen g-ewohnli.cn ist, durchsetzt mit Stoffresten, Fadenresten,
Rohrstucken, Tbeilen von menschlichen und Thierknochen und zahlrei-
chen Fragmenten von Gefâssen und and.eren Thonobjecten. Der Boden
ist zugleich durchsetzt von tausenden von Fragmenten thônerner Trom-
peten, hornartiger- und solcher in Muschelform, deren AntreíFen an einem
offenbar frúher geweihten Orte eigenthumlich annmthet. Im Allgemeinen
Moche (Ostfront)
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Gegenstánde aus Ton und Gold aus Moche
DIE RUJNEN VON MOCHE ill
sind aile Gruber bis auf das letzte zerstôrt. und es scheint lange, dass
man nur axis Trtimmem die einstige Geschichte des Gri-iberfeldes
erschliessen muss. Dann aber fand ich, dass doch einzelne Griiber vorhan-
den waren. Sogar gemauerte Anlagen waren in einzelnen Fallen gemacht
worden, durch Ausmauerung emzelner Gruben in de m soliden Bau cler
Huaca (Fig-. 14, d, d) oder Auf'mauerung von Terrassen, deren Umrisse
unter dem allgemeinen S-chutt sich verbargen (Fig. 14, c). Wieder wq,
anders war ein aus Lehm wie durch Schwalben gekittetes Grab durch
eine iibergelegte Ttifelung- von Ziegeln noch besser geschtitzt worden
(Fig. 14, a), und in wieder anderen Fallen waren Nischen in der Pyrami-
denwand ausgehohlt und nach der Bestattung wieder vermauert worden
(Fig. 14,b,b). Es muss aber hervorgehoben werden, dass allé dieseBestat-
tungen keine originaleri aus dem Anfang der Benutzung des Grabfeldes
waren. Im Gegentheil, sie stammten aus seiner letzten und waren wohl.
auch deswegen der Zerstôrung noch besser entgangen. Beweis dafur ist,
dass die aufgemauerten und auch die zugemauerten Gràber aile als
Hauptbestandtheil die mit Resten buntgemischte Erde zeigten, die das
Ergebniss der jahrhundertelangen Benutzung' und fortwáhrenden
Zerstôrung des allgemeinen Graberfeldes bildete. Der Typus der Beigaben
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in diesen weriigen gemauerten Grâbern sindschwarze Kriige, Flaschenund
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g-efunden wurde, das wohl auch da dem Ende der Benutzung der Schicht
zugewiesen werden durfte. Tiahuanaco-artige Beigaben wurden in diesen
intacten Grábern der Huaca del Sol nirgends gefunden. Dagegen gelang
es mir in dem freien GraMelde zahlreiche Reste von Artefacten der
Période von Tiahuanacr aufzufmden (Fig. 16) 2, genug um den Gebrauch
■
des Grabfeldes in dieser Période zu erhàrten. Auch Gev/ebe, theils gernait
(Fig. 17, n° 4), theils Doppelgewebe etc. (Fig. 17 , nosl, 3). theils durch-
brochen gestiekte Gobelins (Fig. 17, n°-2), wie hier gehorenzum Charakter
der Période in Pachacamac1. Zwei Tiahuanaco-artige Bêcher (Fig. 18, n°2
undTaf. V, fig. b)smdausFragmentennachtragliohwieder zusammenge-
setzt, die, auf Strecken von 20 m. nach jeder Richtung durch den Endboden
zerstreut, aufgefunden and wieder zusammengepasst wnrden. Ich
bemerke dabei, dass, wenn solche Fragmente a uch nîcht. mit in dem
Inhalt der intacten und zugemauerten Gràber gefuaden wurden, ein
Fragment eines dieser zwei Bêcher in. der Verschlussmauer von einem
dieser Graber zwischen die Ziegel mit eingemauert worden war, ein
Beweis, dass die intact erhaltenen Graber nicht nur junger als Tia-
huanaco, sondern sogar auch junger als die Zerstôrung der Tiahuanaco-
artigen Graber waren. Die Période von Tiahuanaco war so lange vortiber,
dass es s.chon keine tiahuanacoartigen Beigaben fur die intact erhaltenen
Graber gab, ja beinahe sclion nicht mehr Fragmente von ihnen, die auf
leichte Weise mít der geinischten Grábererde in den Inhalt dieser Graber
hátten mit hineihgerathen k'ônnen. Es wurden wohl einzelne wenige
Fragmente von Tôpfereien, die der Gultur des Gràberfeldes der Huaca
de la Luna entsprachen, in der losen Ende gefunden, aber nicht sehr
typische, der Typus jener Gultur schien an ihnën schon einigermassen ver-
blasst. Am meisten erinnerten vielleicht noch die Figuren der Thon trom-
peten (Taf. VI, fig. 9-15) rnitihren T fôrmigen Kopfzierden an die Darstel-
lungen jener Période, ausserdem wurden drei Goldfiguren (Taf. V, iig, g),
ein mit Turkisen eingelegtes goldenes Schlussstuck eines Halsschmuckes
(Taf V, fig. f), eine grosse Scheibe au s geschliffenen Turkisstucken, und
zahlreiche Perlen, halb aus Turkis, halb aus Gold bestehend, in einem
Sámmelfuňd zwischen den Ziegeln un ter dem Grabfeld gefunden. Doch
genug mit Diesem. Durch ailes wird erhàrtet, dass die Huaca del Sol
alter sein muss, als die Bestattungen. mit Beigaben im S til von
Tiahuanaco auf ihr. wáhrend wir bei der Huaca de la Luna die mit ihrer Griin-
1. xVus A. Hrdlička, /. с, pi. 4. Gleichartigé Originale von dev Huaea del Sol im
Museum von Californien.
2. Siehe Uhle, Pachacnmac, Taf. 8.
3. Smiths. Collections, /., c, pag. 10.
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feldern der Huaca de la Luna nicht die geringste Spur, ein Beweis, dass
dièse lange todt und unberuhrt dalagen, als Ercheinungen dieser neueren
Gultur im Thaïe von Trujillo auftraten.
Eine hubsche Stichprobe von-dem. weit tib erra genden Alter der poly-
chromen Keramik erlangte ich bei einigen Gràbern vor dem nôrdlichen
Fusse der Ниаса del Soi, Der Boden war ganz gemisclit mít Fragmenten
der polychromen Keramik, wovon hier nur Fig. 20, n° 1 wiedergegeben
ist. In 4 m. Tiefe fend sich ein Grab wie vonSchwalben aus Leh-m gekittet
(Fig. 20, n°2). Leider waren die Beigaben in diesemKindergrabgeringund
unwesentlich, aber der Typus des Grabes entspřach dem der letzten
Zeit der Benutzung des Grabfeldes der Ниаса del Sol (oben Fig. 14, a).
Einen Meter hôher fand ich drei leidlich intacte Graber mit tricolorer
Ornamentik weiss, roth, schwarz (fig. 20, nO83-o), entsprechend der des
Grabfeldes der 2. Période von Pachacamac '. Noch einen Meter hôher ein