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A Das Ziel der deutschen Politik sei die Sicherung


Q una Erhaltung der Volksmasse und deren Ver-
mehrung. Somit hahdle es sich um dqs Problem des
Rqumes (...). Zur Lösung der deutschen Frage könne
es nur den Weg der Gewalt geben, dieser könne nie-
mals risikolos sein (...).
(Schönbrunn, Geschichte in Quellen, Bd. 5, 7979,3. Auflage,5.367f.)

In dieser Besprechung, die von seinem Adjutanten


Oberst Hoßbach protokolliert wurde, nannte Hitler Ös-
terreich und die Tschechoslowakei als erste Kriegsziele.
Spätestens für 1943 bis 1945 war die ,,Lösung der deut-
schen Raumfrage", also der Kriegsbeginn, vorgesehen,

,,Heim ins Reich" -


mit Österreich und dem Sudetentand
Am 12. März marschierten deutsche Truppen in Öster-
reich ein, Hitler brauchte Österreich aus strategischen
Überlegungen (als Ausgangsbasis gegen die Tschecho-
slowakei und den Balkan) und auch aus wirtschaftli-
chen Gründen: die Goldreserven der Nationalbank so-
wie die Rohstoffe (Erze, Holz und das für die Rüstung
unentbehrliche Erdöl). Die Westmächte reagierten auf
die von Hitler ausgerufene ,,Heimkehr der Ostmark ins
Reich" ohne nachhaltigen Protest.
.Thc Notionl New York, Frühiohr 1933
Nach dem ,,Anschluss" Österreichs begannen die Na-
tionalsozialisten mit der ,,Zerschlagung der Tschecho-
slowakei", Dort erhielt die sudetendeutsche Minderheit
den Auftrag, der tschechoslowakischen Regierung im- llhü4-h+iltnbö"tt
mer mehr Forderungen zu stellen. Als die Regierung
in Prag die Forderung nach einer Autonomie ablehnte, lan*rerw
verlangte Hitler, offen mit Krieg drohend, die Abtretung I Der ,,Friedensredner" Hitler: ,,Hinter der SA und der SS lauert der Krieg"
des sudetendeutschen Gebietes. Zeichnung von Georges, aus ,The Nation", New York, Frühjar 1933.
Doch vorerst ließ sich ein Krieg noch abwenden: Durch
Mussolinis Vermittlung kam es zu einem Gipfeltreffen -) Beschreibe alle Elemente der Karikatur. Analysiere die
Bedeutung ihrer Symbolik vor dem Hintergrund der Ereig-
in München. Dort stimmten am 29. September 1938
nisse des Jahres 1933. lnterpretiere die Karikatur hin-
Großbritannien, Frankreich und Italien im ,,Münchner
sichtlich ihrer Botschaft.
Abkommen" einer Abtretung der sudetendeutschen
Gebiete an das Deutsche Reich zu. Daher blieb auch der
tschechoslowakischen Regierung nichts anderes übrig, 1. Oktober besetzte die deutsche Wehrmacht den zu-
als diese Regelung ebenso anzuerkennen. Bereits am künftigen,,Reichsgau Sudetenland".

Die Vernichtung der Tschechoslowakei


Trotz aller Friedensbeteuerungen gab Hitler schon we-
nige Wochen später der deutschen Wehrmachtsführung
den Auftrag, die Besetzung der so genannten Rest-
Tschechoslowakei zu planen. Daneben setzte die Ber-
liner Regierung slowakische Politiker unter Druck: Sie
sollten Deutschland um Schutz bitten und die Slowakei
als selbstständigen Staat ausrufen, Am 15. März 1939
wurde der tschechoslowakische Staatspräsident Hacha
zu einer Unterredung nach Berlin bestellt. Nach mas-
siver Einschüchterung - Luftwaffenchef Göring drohte
Prag zu bombardieren - konnte der ,,Völkische Beob-
achter" folgendes Abkommen verlautbaren:

A Auf beiden Seiten ist übereinstimmend die Über-


ll zum Ausdruck gebracht worden, dqss
das
""ugrng
Ziel aller Bemühungen die Sicherung von Ruhe,
I Zwölf-ffennig-Briefmarke mit Doppelporträt Adolf Hitler und Benito
lvlussolini; ,,Zwei Völker und ein Kampf" aus dem Jahr 1938. Ordnung und Frieden in diesem Teile Mitteleuropas

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sein müsse. Der tschechoslowqkische Staatsprösi- { Analysiere und beurteile diesen Bericht aus heutigler
dent hat erkliirt, dass er, um diesem Ziele zu dienen Sicht. ln welchen Punkten gibst du dem Botschafter recht,
und um eine endgüliige' Betriedung zu erreichen, in welchen nicht?
das Schiclrsql des tschechischen Volkes und Landes
vertro.uensvoll in die Hände des Führers des Deut-
schen Reiches lege.
Das Ende der Appeasement-Politik
(Völkischer Beobachter, 76. März 7939)
Mit der Annexion des tschechischen Staatsgebietes
war den Westmächten klar geworden, dass Hitler das
Noch am selben Tag marschierten die deutschen Trup- Selbstbestimmungsrecht der Deutschen (,,Heim ins
pen in der Tschechoslowakei ein. Das Land wurde zum Reich") nur als Vorwand für seine imperialistischen Zie-
,,Protektorat Böhmen und Mähren" umgewandelt, Die le benutzte. Die englischen und französischen Politiker
hitlerfreundliche Slowakei erklärte sich,,selbstständig" mussten zur Kenntnis nehmen, dass Hitler rücksichtslos
und unterstellte sich dem Schutz des ,,Großdeutschen Verträge schloss und wieder brach, Erklärungen abgab
Reiches ", und ihnen gleich danach zuwiderhandelte, Seiner Ge-
Der britische Botschafter in Berlin berichtete noch am walt konnte offenbar nur mit Gewalt entgegengetreten
selben Tag seinem Außenminister: werden.
Nun erhielten die nach britischer Meinung am meisten
Ein Kommentar gegen das Vorgehen Deutsch- gefährdeten Staaten (Polen, Rumänien, Griechenland)
a lands in der Tschechoslowakei erscheint über-
tlüssig (...). Wenn quch verwerUich in der Form und
eine britisch-französische Garantieerklärung. Hitler
sollte durch die Drohung eines allgemeinen Krieges
unwillkommen eLs Tq.tsache, so war die Eingliede- von weiteren Gewalttaten abgehalten werden. Die
rung österreichs und der Sudentend.eutschen in da.s Nationalsozialisten überraschte das nicht. Sie hatten mit
Reich im Prinzip keine unnatürliche Entwicklung, einem militärischen Eingreifen der Westmächte früher
kein unedles Streben tür die Deutschen (...). Beide, oder später ohnedies gerechnet.
die Ostmq.rk und das Sudetengebiet, sind von einer Die nationalsozialistische. Regierung bereitete län$st
BevöIkerung bewohnt, die vöIlig d"eutsch ist und die einen nächsten Angriff - auf Polen - vor. Um sich ab-
an die Grenzen Deutschlands anstößt. Ihre Einglie- zusichern, schloss Hitler, der sich selbst immer wieder
d.erung in das Reich geschah daher in Übereinstim- als ,,Retter des Abendlandes vor dem Bolschewismus"
mung mit dem Recht der Selbstbestimmung. Die bezeichnete, trotz des Antikomint6rn-Paktes einen
Annexion von Böhmen und Mrihren (...) kann nicht Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion (August 1939), In
(...) gerechttertigt werden (...). Sie widerspricht vöL- einem geheimen Zusatzvertrag vereinbarten die beiden
lig dem Recht der Selbstbestimmung und jsf absoluf Diktaturen die Aufteilung Polens. Außerdem stimmte
unmorslisch. Hitler dem Anspruch der Sowjetunion auf Bessarabien,
(Zit. nach: Zentner, lllustrierte Geschichte des Driffen Reicheg 1965, die baltischen Staaten und auch auf Finnland zu.
s.447f.)

Fragen und Arbeitsaufträge

ä 1. Fasse die kriegerisch-ag-


gressive Außenpolitik Japans,
Italiens und Deutschlands
zusammen.

ä 2. Analysiere und beurteile


die Beschwichtigungspolitik
der Westmächte hinsichtlich
ihrer (friedenserhaltenden)
Wirkung.

I Einmarsch der Deutschen in Prag am L5. März L939 - Zorn und Trauer auf den Gesichtern der Prager
Bevölkerung, Fotografie von Karel Noväk.

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