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Ästhetik im 20.

Jahrhundert
Prof. Dr. Birgit Recki, WS 2022/23, Do 18-20 Uhr
Birgit Recki: Kultur als Praxis. Eine Einführung in Ernst
Cassirers Philosophie der symbolischen Formen, Berlin
2004, (Kap. IV Der Tod, die Kultur, die Moral. Ernst
Cassirer und Martin Heidegger in der Kontroverse), 189-
209
Der ontologische Status des Kunstwerks (I)

„Alles Seiende, das überhaupt ist, heißt in der Sprache der Philosophie ein Ding“

„Die bloßen Dinge [z.B. „der Stein, die Erdscholle, ein Stück Holz“] gelten als die eigentlichen
Dinge“ (13; H.v.m.)

„Das Ding ist das aistheton, das in den Sinnen der Sinnlichkeit durch die Empfindungen
Vernehmbare.“ (18)

„Das Ding ist ein geformter Stoff.“ (20)

Alle Zitate aus Martin Heidegger: Der Ursprung des Kunstwerkes (1935/36), Stuttgart 1960 u.ö.
Der ontologische Status des Kunstwerks (II: Bedeutung)

„Das Kunstwerk ist zwar ein angefertigtes Ding, aber es sagt noch etwas anderes,
als das bloße Ding ist“. (10)

„Das Werk ist Symbol.“ (11)


Der ontologische Status des Kunstwerks (III: Wahrheit)

„Also handelt es sich im Werk nicht um die Wiedergabe des jeweils


vorhandenen einzelnen Seienden, wohl dagegen um die Wiedergabe
des allgemeinen Wesens der Dinge.“ (34)

„Was im Werk am Werk ist: die Eröffnung des Seienden in seinem Sein:
das Geschehnis der Wahrheit.“ (36)
Wahrheitsgeschehen als Offenbarung

„Damit jedoch das Erkennen und der die Erkenntnis ausformende und
aussagende Satz sich der Sache anmessen kann, damit demzuvor die Sache selbst
für den Satz verbindlich werden kann, muß doch die Sache selbst sich als solche
zeigen.“ (54)

„Aletheia heißt die Unverborgenheit des Seienden.“ (53)

„die Richtigkeit des Vorstellens steht und fällt mit der Wahrheit als
„Unverborgenheit (Wahrheit) ist weder eine Eigenschaft der Sachen im Sinne des Seienden, noch
eine solche der Sätze“ (58)

„Unverborgenheit des Seienden, das ist nie ein nur vorhandener Zustand sondern ein Geschehnis.“
(58)

„Aber wie geschieht Wahrheit? Wir antworten: sie geschieht in wenigen wesentlichen Weisen.
Eine dieser Weisen, wie Wahrheit geschieht, ist das Werksein des Werkes.“ (60)

„Das ins Werk gefügte Scheinen ist das Schöne. Schönheit ist eine Weise, wie Wahrheit als
Unverborgenheit west.“ (61)
Vincent Van Gogh: Schuhe mit Schnürsenkel (1886)

* Siehe J.B. de la Faille: Vincent van Gogh, Paris 1939


„the specific tones, forms, and brush-made surface of the picture as a
painted work“ (die besonderen Farbschattierungen, Formen, die
pinselgeschaffene Oberfläche des Bildes als gemaltes Werk)

Meyer Schapiro: „The Still Life as a Personal Object – A Note on Heidegger and van Gogh“,
1968, 139

„He [Heidegger] has retained from his encounter with van Gogh´s
canvas a moving set of associations with peasants and the soil, which
are not sustained by the picture itself.“ (138; er hat von seiner
Begegnung mit Van Goghs Leinwand ein bewegliches Inventar von
Assoziationen an Landleute und Ackerboden zurückbehalten, die nicht
von dem Bild selber getragen sind)
„[S]ollte es dem Philosophen wirklich entgangen sein,
daß der vorgängig definierte Begriff des Zeugs als
Dienlichkeit und Verläßlichkeit die Auslegung des Bildes
zu einer Erschleichung macht?“

Käte Hamburger: Wahrheit und ästhetische Wahrheit, Stuttgart 1979,


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Arnold Gehlen: Zeit-Bilder. Zur Soziologie und Ästhetik
der modernen Malerei, Frankfurt am Main/Bonn 1960
Kunst als Deutung von Wirklichkeit
„Die bildenden Künste zeigen uns die sinnliche Welt in ihrem
ganzen Reichtum und ihrer Mannigfaltigkeit. Was wüßten wir
von den zahllosen Nuancen im Aussehen der Dinge, gäbe es
nicht die Werke der großen Maler und Bildhauer? Ähnlich ist
die Dichtung Offenlegung unserer inneren Verfassung.“

Cassirer: Versuch über den Menschen, 259

„Auch die Kunst kann man Erkenntnis nennen, doch die Kunst
ist Erkenntnis von einer besonderen, eigentümlichen Art.“

A.a.O., 260
„Werksein heißt: eine Welt aufstellen.“
Heidegger: Der Ursprung des Kunstwerkes, 44

„Welt weltet und ist seiender als das Greifbare und


Vernehmbare, worin wir uns heimisch glauben. […] Welt ist das
immer Ungegenständliche, dem wir unterstehen, solange die
Bahnen von Geburt und Tod, Segen und Fluch uns in das Sein
entrückt halten.“ (45)

„In-sich-aufragend eröffnet das Werk eine Welt und hält diese


im waltenden Verbleib.“ (44)
Hans-Georg Gadamer: Die Aktualität des Schönen. Kunst
als Spiel, Symbol und Fest (1974)

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