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Ästhetik im 20.

Jahrhundert
Prof. Dr. Birgit Recki, WS 2022/23, Do 18-20 Uhr
Walter Benjamin: „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner
technischen Reproduzierbarkeit“ (Erste Fassung 1935;
zweite Fassung 1936-39), in: Gesammelte Schriften Bd.
I.2 (Abhandlungen), Frankfurt am Main 1974, 431-508
„Es empfiehlt sich, den […] Begriff der Aura an dem Begriff einer Aura von
natürlichen Gegenständen zu illustrieren. Diese letztere definieren wir als
einmalige Erscheinung einer Ferne, so nah sie auch sein mag. An einem
Sommernachmittag ruhend einem Gebirgszug am Horizont oder einem Zweig
folgen, der seinen Schatten auf den Ruhenden wirft – das heißt die Aura dieser
Berge, dieses Zweiges atmen.“
Benjamin: „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, in:
GS I.2, 479

„Die Einzigkeit des Kunstwerks ist identisch mit seinem Eingebettetsein in den
Zusammenhang der Tradition“.
A.a.O., 480
Traditionelle Kunst   Kunst im Zeitalter der technischen (Re)Produzierbarkeit:

Auratische Wahrnehmung   Verlust der Aura

Kultwert   Ausstellungswert

Kontemplation   Schockrezeption

Vertiefung   Zerstreuung
„Gewöhnen kann sich auch der Zerstreute. Mehr: gewisse Aufgaben in der Zerstreuung
bewältigen zu können, erweist erst, daß sie zu lösen einem zur Gewohnheit geworden ist.
Durch die Zerstreuung, wie die Kunst sie zu bieten hat, wird unter der Hand kontrolliert, wie
weit neue Aufgaben der Apperzeption lösbar geworden sind. […] Die Rezeption in der
Zerstreuung, die sich mit wachsendem Nachdruck auf allen Gebieten der Kunst bemerkbar
macht und das Symptom von tiefgreifenden Veränderungen der Apperzeption ist, hat am Film
ihr eigentliches Übungsinstrument. In seiner Chockwirkung kommt der Film dieser
Rezeptionsform entgegen.“

A.a.O., 505
„Der Film ist die der gesteigerten Lebensgefahr, der die heutigen ins Auge zu
sehen haben, entsprechende Kunstform. Das Bedürfnis, sich Chokwirkungen
auszusetzen, ist eine Anpassung der Menschen an die sie bedrohenden Gefahren.
Der Film entspricht tiefgreifenden Veränderungen des Apperzeptionsapparates –
Veränderungen, wie sie im Maßstab der Privatexistenz jeder Passant im
Großstadtverkehr, wie sie sie im geschichtlichen Maßstab jeder heutige
Staatsbürger erlebt.“

A.a.O., 503
Rudolf Harms: Philosophie des Films. Seine ästhetischen und metaphysischen
Grundlagen (1926). Mit einer Einleitung hg. von Birgit Recki, Hamburg 2009

Béla Balázs: Der sichtbare Mensch oder die Kultur des Films (1924), Frankfurt am
Main 2001 u.ö.
„[D]ie Welt als Lichteindruck“ (A.a.O., 79)

„ […] eine Welt der bewegten Lichtflecke in einem zur Fläche


zusammengepreßten Dunkel, die durch jeden fremden Lichtstrahl
zerstört wird, der ihre Fläche in der Aufsicht trifft“. (A.a.O., 117)
Erwin Panofsky: „Style and Medium in the Motion Pictures“
(1934; deutsch: „Stil und Stoff im Film“, in: Filmkritik 6/1967,
343-355
„Der Film ist bekanntlich die einzige Kunst, die uns die Bewegung an
sich so miterleben läßt, daß wir selbst mit allen unseren
Nervenantennen zu Bewegung zu werden scheinen. Wir sehen nicht
nur einen Wagen vorbeifahren, einen Menschen fliehen, wir selber
kriechen gewissermaßen in diese Bewegung und in ihre Steigerung bis
zum stark betonten Höhepunkt hinein, wir selber fallen aus der
schwindelnden Höhe in grausige Tiefen, indem wir die Linien dieser
Bewegung und ihren Ablauf miterleben, uns in sie einfühlen, an ihr
hinabgleiten“.
A.a.O., 124f.

„Im Mittelpunkt des Films steht der Mensch, und zwar der vollbewegte
Mensch“.
A.a.O., 159

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