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ENZYKLOPÄDIE

DEUTSCHER
GESCHICHTE
BAND 21
ENZYKLOPÄDIE
DEUTSCHER
GESCHICHTE
BAND 21

HERAUSGEGEBEN VON
LOTHAR GALL

IN VERBINDUNG MIT
PETER BLICKLE
ELISABETH FEHRENBACH
JOHANNES FRIED
KLAUS HILDEBRAND
KARL HEINRICH KAUFHOLD
HORST MÖLLER
OTTO GERHARD OEXLE
KLAUS TENFELDE
DER
INVESTITUR-
STREIT
VON
WILFRIED HARTMANN

3., überarbeitete und erweiterte Auflage

R. OLDENBOURG VERLAG
MÜNCHEN 2007
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

© 2007 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH, München


Rosenheimer Straße 145, D-81671 München
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mung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfäl-
tigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bear-
beitung in elektronischen Systemen.

Umschlaggestaltung: Dieter Vollendorf


Umschlagabbildung: Codex Jenensis Bose q. 6 fol. 79 a; Thüringer Universitäts-
und Landesbibliothek Jena (ThULB)
Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier (chlorfrei gebleicht)
Satz: Schmucker-digital, Feldkirchen bei München
Druck: MB Verlagsdruck, Schrobenhausen
Bindung: Buchbinderei Kolibri, Waldmünchen

ISBN 978-3-486-57841-6
Vorwort

Die „Enzyklopädie deutscher Geschichte“ soll für die Benutzer – Fach-


historiker, Studenten, Geschichtslehrer, Vertreter benachbarter Diszi-
plinen und interessierte Laien – ein Arbeitsinstrument sein, mit dessen
Hilfe sie sich rasch und zuverlässig über den gegenwärtigen Stand un-
serer Kenntnisse und der Forschung in den verschiedenen Bereichen
der deutschen Geschichte informieren können.
Geschichte wird dabei in einem umfassenden Sinne verstanden:
Der Geschichte der Gesellschaft, der Wirtschaft, des Staates in seinen
inneren und äußeren Verhältnissen wird ebenso ein großes Gewicht bei-
gemessen wie der Geschichte der Religion und der Kirche, der Kultur,
der Lebenswelten und der Mentalitäten.
Dieses umfassende Verständnis von Geschichte muss immer wie-
der Prozesse und Tendenzen einbeziehen, die säkularer Natur sind, na-
tionale und einzelstaatliche Grenzen übergreifen. Ihm entspricht eine
eher pragmatische Bestimmung des Begriffs „deutsche Geschichte“.
Sie orientiert sich sehr bewusst an der jeweiligen zeitgenössischen Auf-
fassung und Definition des Begriffs und sucht ihn von daher zugleich
von programmatischen Rückprojektionen zu entlasten, die seine Ver-
wendung in den letzten anderthalb Jahrhunderten immer wieder beglei-
teten. Was damit an Unschärfen und Problemen, vor allem hinsichtlich
des diachronen Vergleichs, verbunden ist, steht in keinem Verhältnis zu
den Schwierigkeiten, die sich bei dem Versuch einer zeitübergreifenden
Festlegung ergäben, die stets nur mehr oder weniger willkürlicher Art
sein könnte. Das heißt freilich nicht, dass der Begriff „deutsche Ge-
schichte“ unreflektiert gebraucht werden kann. Eine der Aufgaben der
einzelnen Bände ist es vielmehr, den Bereich der Darstellung auch geo-
graphisch jeweils genau zu bestimmen.
Das Gesamtwerk wird am Ende rund hundert Bände umfassen.
Sie folgen alle einem gleichen Gliederungsschema und sind mit Blick
auf die Konzeption der Reihe und die Bedürfnisse des Benutzers in ih-
rem Umfang jeweils streng begrenzt. Das zwingt vor allem im darstel-
lenden Teil, der den heutigen Stand unserer Kenntnisse auf knappstem
Raum zusammenfasst – ihm schließen sich die Darlegung und Erörte-
rung der Forschungssituation und eine entsprechend gegliederte Aus-
VI Vorwort

wahlbibliographie an –, zu starker Konzentration und zur Beschrän-


kung auf die zentralen Vorgänge und Entwicklungen. Besonderes Ge-
wicht ist daneben, unter Betonung des systematischen Zusammen-
hangs, auf die Abstimmung der einzelnen Bände untereinander, in
sachlicher Hinsicht, aber auch im Hinblick auf die übergreifenden Fra-
gestellungen, gelegt worden. Aus dem Gesamtwerk lassen sich so auch
immer einzelne, den jeweiligen Benutzer besonders interessierende Se-
rien zusammenstellen. Ungeachtet dessen aber bildet jeder Band eine in
sich abgeschlossene Einheit – unter der persönlichen Verantwortung
des Autors und in völliger Eigenständigkeit gegenüber den benachbar-
ten und verwandten Bänden, auch was den Zeitpunkt des Erscheinens
angeht.

Lothar Gall
Inhalt

Vorwort des Verfassers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XI

I. Enzyklopädischer Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

A. Das Reich im Investiturstreit . . . . . . . . . . . . . . . 6


1. Reich und Kirche am Ende der Regierung
Heinrichs III. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
1.1 Heinrich III. und die Fürsten . . . . . . . . . . 6
1.2 Die Kirchenreform unter Führung des
deutschen Königs . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2. Heinrich IV. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
2.1 Die Vormundschaft der Kaiserin Agnes . . . . . 14
2.2 Das Papsttum während der Minderjährigkeit
Heinrichs IV.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
2.3 Die Kämpfe mit den Sachsen . . . . . . . . . . 19
2.4 Heinrich IV. und Gregor VII. bis zur Begegnung
von Canossa 1077 . . . . . . . . . . . . . . . . 21
2.5 Das Gegenkönigtum und Heinrichs Kampf um
die Selbstbehauptung . . . . . . . . . . . . . . 25
2.6 Kämpfe in Deutschland und Italien . . . . . . . 29
2.7 Die letzten Jahre Heinrichs IV. . . . . . . . . . 32
3. Heinrich V. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
3.1 Die Jahre der Erfolge . . . . . . . . . . . . . . 34
3.2 Schwierigkeiten im Reich . . . . . . . . . . . . 38
3.3 Das Wormser Konkordat . . . . . . . . . . . . 40
3.4 Das Ende der salischen Dynastie . . . . . . . . 42

B. Strukturen im Wandel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
1. Die Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
1.1 Das Papsttum . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
1.2 Die Bischöfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
VIII Inhalt

2. Die Verfassung des Reiches. . . . . . . . . . . . . . 47


2.1 Das Königtum . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
2.2 Landfrieden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
2.3 Adel und Fürsten . . . . . . . . . . . . . . . . 51
2.4 Die Städte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
3. Religiöse Bewegungen . . . . . . . . . . . . . . . . 53
3.1 Mönche und Kanoniker . . . . . . . . . . . . . 53
3.2 Die Laien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
3.3 Die Kreuzzugsbewegung . . . . . . . . . . . . 56
4. Die Juden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
5. Bildung und Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . 58
5.1 Streitschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
5.2 Kirchenrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
5.3 Weltliches Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . 61

II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung . . . . . . . 63


1. Quellenausgaben und Quellenkritik . . . . . . . . . . . 63
2. Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
2.1 Herrscher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
2.2 Päpste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
2.3 Bischöfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
2.4 Prosopographie und Geschichte des Adels
(Sachsen, Bayern, Schwaben) . . . . . . . . . . . 76
3. Ereignisse und Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
3.1 Simonie – Bischofswahlen – Investitur –
Regalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
3.2 Der Kampf um die Priesterehe . . . . . . . . . . . 82
3.3 Sutri 1046 und die deutschen Päpste . . . . . . . . 83
3.4 Das Papstwahldekret von 1059 . . . . . . . . . . . 85
3.5 Der Dictatus Papae Gregors VII. . . . . . . . . . . 87
3.6 Canossa 1077 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
3.7 Forchheim 1077 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
3.8 Das Wormser Konkordat von 1122 . . . . . . . . 92
3.9 Gottes- und Landfrieden . . . . . . . . . . . . . . 94
4. Strukturen im Wandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
4.1 Das Papsttum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
4.2 Der Episkopat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
4.3 Das Königtum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
Inhalt IX

4.4 Fürsten und Adel – Territorienbildung und Struk-


turwandel adeliger Geschlechter . . . . . . . . . . 107
4.5 Die Ministerialen und die Entstehung des
Rittertums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
4.6 Die Städte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
4.7 Mönche und Kanoniker . . . . . . . . . . . . . . . 113
4.8 Die Laien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
4.9 Die Juden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
4.10 Bildung und Wissenschaft: Streitschriften/
Kanonistik/weltliches Recht . . . . . . . . . . . . 117
5. Das 11. Jahrhundert als Zeit der Wende oder gar der
Revolution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122

III. Quellen und Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125


A. Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
1. Erzählende Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
2. Urkunden und Regesten . . . . . . . . . . . . . . . 127
3. Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128
4. Streitschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128
5. Literarische Texte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129
6. Necrologien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129
B. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
1. Handbücher und Monographien . . . . . . . . . . . 130
2. Einzelfragen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134
3. Das 11. Jahrhundert als Zeit der Revolution . . . . . 154

Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155
Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155
Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161
Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164

Themen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170


Vorwort des Verfassers

Dieser Band trägt den Titel „Der Investiturstreit“. Mit diesem Begriff
soll angedeutet werden, dass die Ereignisse und Probleme der Kirchen-
geschichte eine zentrale Rolle im darstellenden Teil spielen und dass
daher der Blick nicht auf Deutschland eingeengt werden durfte; viel-
mehr sind die Geschichte des Papsttums und die Ereignisse in Italien
einbezogen. Der Verfasser ist sich jedoch darüber im klaren, dass mit
dem Begriff Investiturstreit die vielfältigen Veränderungen, die sich im
hier behandelten Zeitraum, nämlich in den Jahren zwischen 1046 und
1122/25, in Deutschland und in Europa vollzogen, nur sehr unvollkom-
men bezeichnet sind. Neben einer erzählenden Darstellung der Ereig-
nisse enthält deshalb der Teil I dieses Buches auch einen Abriss der
strukturellen Veränderungen in dieser Zeit. Dieser Wandel, der die Kir-
che ebenso wie das Königtum, die Bischöfe und die Fürsten erfasste,
der aber auch die gesellschaftliche Struktur, die Mentalität und die Bil-
dung ergriff, macht das Zeitalter des Investiturstreits zu einer Wende-
zeit, deren Umbrüche lange nachwirken sollten.
Die vorliegende Gestalt des Bandes ist auch das Ergebnis der kri-
tischen Einwände und Ratschläge des verantwortlichen Herausgebers
Otto Gerhard Oexle, dem für sein großes Engagement auch hier ge-
dankt sei. Danken möchte ich auch meinen Freunden Timothy Reuter
(München) und Franz Fuchs (Mannheim), die mir in verschiedenen
Phasen der Entstehung des Buches durch ihren Rat und ihre Kritik ge-
holfen haben.

Regensburg, September 1992 Wilfried Hartmann


Vorwort zur überarbeiteten Ausgabe

In den 15 Jahren seit der ersten Ausarbeitung dieses Buches war die
Forschung auf dem hier vorgestellten Feld äußerst produktiv; daher war
ich dankbar, dass der Verlag bereit war, für die überarbeitete Ausgabe
auch etwas mehr Raum zur Verfügung zu stellen. Wie groß der Anteil
der neuen Arbeiten ist, zeigt ein Vergleich der Zahlen der im Teil III.
(Quellen und Literatur) genannten Titel: waren es 1993 ca. 310 Num-
mern, so sind dort jetzt 432 Titel verzeichnet. Ein beträchtlicher Teil
der neuen Arbeiten ist im Teil II. (Grundprobleme und Tendenzen der
Forschung) wenigstens kurz charakterisiert. Daher ist dieser Teil ge-
genüber der älteren Auflage deutlich vermehrt; dabei konnten neue
Quelleneditionen vorgestellt, eine Reihe von biographischen Darstel-
lungen (über Gregor VII., Heinrich IV. und Calixt II.) und Ausstel-
lungskatalogen präsentiert werden, aber auch neue inhaltliche Fragen
(z. B. zur Deutung der Vorgänge in Canossa oder zur Bestimmung der
Handlungsspielräume des Königs) erörtert werden. Ganz neu ist der
Abschnitt 5., in dem einige Titel behandelt sind, die das 11. Jahrhundert
als Zeit der Wende oder gar der Revolution beschreiben.
Beim Korrekturlesen und bei der Erstellung des Registers hat
Frau Annette Grabowsky mich nachhaltig unterstützt, dafür sei ihr
herzlicher Dank gesagt.
Für ihre ständige Bereitschaft, mit mir über den „Investiturstreit“
und die damit zusammenhängenden Fragen zu diskutieren, möchte ich
meiner lieben Frau Martina Hartmann auch hier ganz herzlich danken!

Tübingen, April 2007 Wilfried Hartmann


I. Enzyklopädischer Überblick

Einleitung

Die Mitte und die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts, nach anderen
auch die Zeit um 1100, gelten in der deutschen Geschichte als „Wende-
zeit“, in der sich eine ganze Reihe von folgenschweren Veränderungen „Wendezeit“
ankündigten, während ältere Strukturen zwar nicht völlig verschwan-
den, aber stark abgeschwächt oder verändert wurden. Am besten doku-
mentiert sind die Vorgänge auf politischem und kirchlichem Gebiet;
hier liegt uns eine Fülle zeitgenössischer Quellen vor, wie es sie für frü-
here Epochen des Mittelalters kaum gibt. Daher ist es verständlich, dass
die ältere Forschung vor allem Themen aus diesem Bereich wieder und
wieder behandelt hat, wobei die Konfrontation zwischen Papst Gre-
gor VII. und König Heinrich IV. als beispielhafte Auseinandersetzung
zwischen „Staat“ und „Kirche“ gedeutet und allzu oft mit den Maßstä-
ben der eigenen Gegenwart bewertet wurde.
Dass die Mitte des 11. Jahrhunderts eine Epochengrenze bildet,
ist an der Gliederung fast aller Handbücher und Gesamtdarstellungen
zur mittelalterlichen Geschichte abzulesen. Als wichtige äußere Daten
für diese Grenze werden für die deutsche Geschichte meist die Jahre
1046 (Synoden von Sutri und Rom mit der Absetzung von drei Päps-
ten) oder 1056 (Tod Heinrichs III.) gewählt; für die allgemeine Kir-
chengeschichte bildet das Jahr 1054 (Schisma zwischen der Ost- und
der Westkirche) ein wichtiges Datum. Weil die Krise des deutschen
Königtums, die ein zentrales Thema des vorliegenden Bandes bildet,
bereits in der zweiten Hälfte der Regierung Heinrichs III. beginnt und
besonders in den Jahren nach 1050 manifest wird, soll in die hier vor-
liegende Darstellung die Regierung Heinrichs III. mit einbezogen wer-
den.
Während derzeit unbestritten ist, dass das 11. Jahrhundert in sei-
ner zweiten Hälfte eine tiefgreifende Veränderung für das deutsche Kö-
nigtum mit sich brachte, ist weitgehend ungeklärt, ob die Herrscher die-
ser Jahre, also vor allem Heinrich III. und Heinrich IV., auch zukunfts-
trächtige Entwicklungen zur Sicherung und besseren Fundierung der
2 I. Enzyklopädischer Überblick

Königsmacht eingeleitet haben. Nicht einheitlich ist das Urteil darüber,


ob schon die Salier – und nicht erst die Staufer – versuchten, die Minis-
terialen als Helfer des Königtums zu gewinnen und die Städte als Stüt-
zen königlicher Herrschaft zu begünstigen. K. BOSL hat schon bei Hein-
Ministerialen und rich III. eine planmäßige Förderung von Ministerialen und damit über-
Städte als Helfer der haupt rationale Züge im Aufbau und in der Praxis der Herrschaft sehen
Könige
wollen; F. PRINZ hat dies bezweifelt. Das Vorbild für die Burgenpolitik,
die Heinrich IV. in Sachsen so planvoll betrieb, bot vielleicht der ge-
treue Berater des Königs, Erzbischof Adalbert von Bremen, d. h., es
muss nicht der König gewesen sein, der zuerst einen neuen und zu-
kunftsträchtigen Gedanken fasste. Für die Finanzpolitik und die Terri-
torialverwaltung des letzten Saliers waren vielleicht Anregungen wich-
tig, die die Begleiter seiner englischen Gemahlin Mathilde aus dem
anglonormannischen Bereich mitbrachten.
Territorialbildung Nicht nur das Königtum, sondern auch die weltlichen und geistli-
der Fürsten chen Fürsten begannen in der hier darzustellenden Epoche damit, ihre
Territorien auszubauen und rationeller zu verwalten. Der Zusammen-
stoß zwischen Erzbischof Adalbert von Mainz und Heinrich V. er-
wuchs hauptsächlich aus dem Konflikt zwischen den Bestrebungen des
Erzbischofs zum Ausbau seines „Landes“ und ähnlichen Absichten
Heinrichs V. Die Schaffung und der innere Ausbau zusammenhängen-
der Besitzkomplexe ist nicht allein aus dem Streben nach größerer Ra-
tionalität zu erklären, sondern sie ist eine Folge der Veränderungen in
der Kirche, die sich im Zeitalter des Investiturstreits vollzogen: Durch
das Verbot der Eigenkirchen, das zuerst 1059 eindeutig ausgesprochen
wurde, waren die Adeligen auf andere Formen der Herrschaft über den
riesigen kirchlichen Besitz verwiesen und sie bedienten sich von da an
der Vogtei, um ihren oft weit verstreuten Besitz zu größeren Komple-
xen zu verbinden.
Bevölkerungs- Wohl kaum zu klären ist, ob diese Veränderungen der Herrschafts-
zunahme struktur durch die Zunahme der Bevölkerung beeinflusst wurden. Man-
gels statistischen Materials können wir eine Steigerung der Bevölke-
rungszahl ohnedies nur vermuten. Der Wandel auf dem Gebiet der
landwirtschaftlichen Produktion und Technik kann wegen der ungüns-
tigen Quellenlage zeitlich nicht genau fixiert werden. Immerhin werden
eiserne Arbeitsinstrumente (Hacken, Sicheln, Äxte) in den Inventaren
der grundherrschaftlichen Hofstellen im Vergleich zu früheren Zeiten
häufiger erwähnt; vielleicht kann daraus geschlossen werden, dass tat-
sächlich die früher fast ausschließlich hölzernen Arbeitsgeräte jetzt
durch haltbarere Eisenwerkzeuge ersetzt wurden, so dass die landwirt-
schaftliche Produktivität verbessert werden konnte.
Einleitung 3

Zur Steigerung der Produktion trugen aber auch Verbesserungen Verbesserung der
der agrarischen Technik bei, die zwar nicht genau datiert werden kön- agrarischen Technik

nen, deren Auswirkungen aber seit der Mitte des 11. Jahrhunderts sicht-
bar werden. Dazu gehört die Ablösung des in der älteren Epoche domi-
nierenden hölzernen Hakenpflugs durch den Räderpflug, der ein senk-
rechtes Messer aus Metall und ein Streichbrett zum Umwenden der he-
rausgeschnittenen Erdschollen besaß, das mit Metall beschlagen war.
Mit einem solchen Pflug konnten auch schwere Marschböden, die be-
sonders ertragreich waren, bearbeitet werden. Die Zugkraft der Rinder
und Ochsen wurde durch neue Methoden beim Anschirren der Tiere
verbessert (L. WHITE). Die Erfindung des Hufeisens kam allerdings der
Landwirtschaft vorerst kaum zugute, da Pferde hier nur in geringem
Maße verwendet wurden.
Im 11. Jahrhundert hat sich die sog. Dreifelderwirtschaft in den
meisten Regionen Deutschlands durchgesetzt, nachdem sie im 9. Jahr-
hundert nur den Westen erfasst hatte. Da jetzt ein Teil der Felder im
Herbst und ein anderer im Frühjahr bestellt wurde, waren die aufwen-
digsten Feldarbeiten besser über das Jahr verteilt, das bedeutete auch,
dass dieselbe Zahl von Menschen eine größere Fläche bestellen konnte.
Die vermehrte Produktion von Proteinen aus Gemüse und von
pflanzlichem Eiweiß aus Hülsenfrüchten hat vermutlich den allgemei-
nen Gesundheitszustand der Bevölkerung gehoben. Die Ernährungsge- Veränderte Ernäh-
wohnheiten veränderten sich überhaupt in der hier behandelten Zeit, in- rungsgewohnheiten

dem das Brot zum wichtigsten Grundnahrungsmittel wurde. Dies ist


daran zu erkennen, dass sich Wassermühlen immer mehr verbreiteten,
die es zwar schon im 9. Jahrhundert gegeben hatte, die aber erst in der
2. Hälfte des 11. und im 12. Jahrhundert eine rapide Ausbreitung erfuh-
ren. Die Steigerung der Produktion von Nahrungsmitteln und die bes-
sere Ernährung hatten ein Wachstum der Bevölkerung zur Folge, das
seinen Höhepunkt zwar erst am Ende des 12. und im 13. Jahrhundert
erreichte; aber der entscheidende Wendepunkt in der Entwicklung
dürfte auch in diesem Bereich in die Mitte des 11. Jahrhunderts fallen.
Trotz der Verbesserung der Ernährungslage kannte auch das 11. Jahr-
hundert Hungersnöte, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie das 9. und
das 12. Jahrhundert; in manchen Regionen sind solche Hungerkrisen
vielleicht schon erste Anzeichen für eine beginnende Übervölkerung.
Die Veränderungen betreffen nicht nur die Bevölkerungszahl,
sondern mehr noch die innere Struktur der abendländischen Gesell-
schaft, die jetzt jenes Aussehen gewinnt, das für die folgenden Jahrhun-
derte prägend sein wird. Im 11. Jahrhundert liegen die Anfänge des Rit-
tertums, die Bauern beginnen sich als Stand zu formieren und der Kle-
4 I. Enzyklopädischer Überblick

rus grenzt sich deutlicher vom Laienstand ab. Diese Veränderungen


werden schon am Beginn des 11. Jahrhunderts im Bild der Dreiteilung
Dreiteiliges Gesell- der Gesellschaft in Beter, Krieger und Arbeiter (oratores, bellatores
schaftsmodell und laboratores) erfasst, obwohl sich in jenen Jahren diese „Stände“
noch nicht definitiv formiert hatten. Das dreigeteilte Modell ignoriert
die Weiterentwicklung der Gesellschaft, die im 11. Jahrhundert den
Stadtbewohner hervorbrachte, der als Handwerker und als Kaufmann
Existenz- und Aufstiegsmöglichkeiten für ehemalige Landbewohner in
sich barg.
Gesteigerte Für eine Reihe von Bistümern können wir um die Mitte des
Bautätigkeit 11. Jahrhunderts umfangreiche Bautätigkeit nachweisen, so für Halber-
stadt, Eichstätt, Augsburg, Passau, Bremen und Hildesheim. Der Neu-
bau des Doms in Speyer unter der Leitung des Bischofs Benno von Os-
nabrück (1068–1088) und des königlichen Kapellans Otto, der später
Bischof von Bamberg wurde (1102–1139) verlangte neuartige techni-
sche Kenntnisse und die Pfalzbauten in Goslar und Paderborn zeigen,
dass die technischen Errungenschaften auch für Profanbauten genutzt
wurden.
Die verstärkte Mobilität der Landbewohner, die sich in den Wall-
fahrten, den religiösen Aufbrüchen und der Kreuzzugsbewegung erst-
mals im Mittelalter als Massenphänomen zeigt, weist ebenfalls auf jene
Situation des Umbruchs und der Veränderungen hin, die charakteris-
tisch für diese Epoche sind.
Auf dem Gebiet des kirchlichen Lebens bringt die sog. Kirchenre-
form, die vor allem mit dem Namen Papst Gregors VII. verbunden ist,
Ausrichtung der als neue und zukunftsträchtige Entwicklung die Ausbildung des päpst-
Kirche auf den Papst lichen und auf Rom ausgerichteten Zentralismus. Die noch bis in die
Zeit Gregors VII. bestehenden liturgischen Besonderheiten in manchen
Ländern (Spanien, Oberitalien) verschwinden ebenso wie die eigen-
ständige Jurisdiktion der Metropoliten und die Provinzialsynoden; sie
werden durch römische Liturgie und römische Zuständigkeit für alle
wichtigen Rechtsfälle abgelöst. Das Kirchenrecht wird in bisher nicht
gekannter Weise auf Amt und Person des Papstes hin ausgerichtet.
Veränderte Rolle Vielleicht sind auch im Verlauf des 11. Jahrhunderts jene Wei-
Deutschlands chenstellungen bereits erfolgt, durch die das Reich gegenüber Frank-
reich und England in der Entwicklung „modernerer“ Strukturen
schließlich zurückblieb. Denn dort, vor allem in England und in dem
seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert normannischen Sizilien, haben
sich im Unterschied zum Reich Ansätze einer auf das Königtum orien-
tierten modernen Staatlichkeit entwickelt, die für den Fortgang der
abendländischen Geschichte wichtig werden sollten.
Einleitung 5

Auch im kirchlichen Bereich entglitt dem Reich die Führungs-


rolle. Das zeigte sich vor allem während des Pontifikats Urbans II.
(1088–1099). Denn die gesamtabendländische Wirksamkeit und Aner-
kennung dieses Papstes hing nicht so sehr von seiner Stellung in Rom
und im Reich ab, sondern entschied sich mit seiner Durchsetzung in
Frankreich. Die Expansion des abendländischen Christentums begann
nicht unter der Führung des Kaisertums, sondern es war das Papsttum,
das die Mobilisierung einer großen Zahl von kleineren Fürsten, von
Rittern und Rittersöhnen erreichte, die den erfolgreichen ersten Kreuz-
zug trugen.
Die vielfältigen Veränderungen der Wendezeit zwischen 1050 und Begriff „Investitur-
1125 sind durch den Titel dieses Buches, „Der Investiturstreit“, nur streit“

sehr unvollkommen bezeichnet. Dieser Begriff vermag bestenfalls jene


Krise zwischen Königtum und Kirche zu erfassen, die die Zeit zwi-
schen 1075 und 1122 nachhaltig prägte. Dabei muss jedoch darauf hin-
gewiesen werden, dass der Streit um die „Investitur“ in den knapp fünf-
zig Jahren von 1075/78 bis 1122 seinen Schwerpunkt veränderte. Wäh-
rend die ersten zwanzig Jahre im Zeichen des Investiturverbots stan-
den, ging es später (ca. seit 1095) um das Verbot der Lehnshuldigung
(hominium). In dieser Überblicksdarstellung wurde dennoch an dem
eingeführten Begriff „Investiturstreit“ festgehalten, um den zeitlichen
Rahmen des Bandes ungefähr abzustecken.
A. Das Reich im Investiturstreit

1. Reich und Kirche


am Ende der Regierung Heinrichs III.

1.1 Heinrich III. und die Fürsten


Die Regierungszeit Heinrichs III. (1039–1056) bezeichnet zugleich ei-
nen Höhepunkt und eine Krise des deutschen Königtums. Als Hein-
rich III. seinem am 4. Juni 1039 verstorbenen Vater Konrad II. folgte,
war er fast 22 Jahre alt und schon seit 1028 zum König erwählt und ge-
krönt. Da er seit 1027 das Herzogtum Bayern, seit 1038 das Herzogtum
Schwaben verwaltete und 1038 außerdem zum König von Burgund ge-
krönt worden war, vereinte er eine Machtfülle auf sich, wie dies bisher
bei keinem deutschen König der Fall gewesen war.
Überspannung der In die ersten Jahre seiner Herrschaft fallen dann einige militäri-
königlichen Macht sche Erfolge, so gegen die Polen, die Böhmen und die Ungarn, so dass
die königliche Macht weiter gefestigt erschien. Vielleicht zeigt sich da-
rin, dass Heinrich diese Machtfülle nicht bewahren konnte, eine ge-
wisse Überspannung der Möglichkeiten mittelalterlicher Königsherr-
schaft.
Ausgabe der Heinrich III. hat von sich aus nach und nach darauf verzichtet, die
süddeutschen süddeutschen Herzogtümer in eigener Hand zu behalten. Daher gab er
Herzogtümer
1042 Bayern (an Heinrich von Lützelburg, einen Verwandten seiner
Mutter), 1045 Schwaben (an Pfalzgraf Otto von Lothringen) und 1047
Kärnten (an den schwäbischen Grafen Welf III.) wieder aus, wobei er
darauf achtete, dass die neuen Herzöge Landfremde waren, die in ihren
Amtssprengeln keinen nennenswerten Besitz hatten.
Position der Die Position des Königtums in Sachsen war während der gesam-
salischen Könige ten Salierzeit nicht sehr stark. Die Sachsen fühlten sich nämlich durch
in Sachsen
das neue – fränkische – Königsgeschlecht der Salier aus ihrer in ottoni-
scher Zeit unbestrittenen Führungsrolle verdrängt. Aber unter Kon-
rad II. hatte es kaum Bewegungen gegen das Königtum gegeben. Die
wichtige Pfalz Goslar, die Heinrich II. in unmittelbarer Nähe der rei-
chen Silbergruben im Harz ausgebaut hatte, wurde von Heinrich III.
besonders gefördert. Er gründete dort 1050 das Reichsstift St. Simon
1. Reich und Kirche am Ende der Regierung Heinrichs III. 7

und Judas, das eine wichtige Ausbildungsstätte künftiger Bischöfe wer-


den sollte und als solches das ebenfalls sächsische Domstift Hildes-
heim als Pflanzstätte für Bischöfe ablöste.
Schwere Kämpfe hatte Heinrich III. mit dem lothringischen Her- Kämpfe mit Gott-
zog Gottfried dem Bärtigen auszufechten. Dabei ging es um dessen An- fried dem Bärtigen

spruch, wie sein Vater beide lothringische Herzogtümer übertragen zu


erhalten, ein Anspruch, den der salische König zurückwies, weil er eine
dynastische Erbfolge im Herzogtum abwehren wollte. Der König
konnte sich durchsetzen und 1045 Gottfried in Haft nehmen; im Früh-
jahr 1046 übertrug Heinrich III. nur das Herzogtum Oberlothringen an
Gottfried. Dieser gab sich damit aber nicht zufrieden und es kam zu
weiteren Aufständen, die letztlich dazu führten, dass die Grafen von
Flandern in Niederlothringen trotz des Widerstands des Königs ein
weitgehend unabhängiges Herrschaftsgebiet aufbauen konnten.
Der Gegensatz zwischen Heinrich III. und Gottfried dem Bärtigen
weitete sich schließlich auch auf Italien aus. Denn 1054 heiratete der
Lothringer die Witwe des mächtigen Markgrafen Bonifaz von Canossa
und bahnte die Ausweitung des lothringischen Einflusses auf Mittel-
italien an, die im folgenden Jahrzehnt wichtig werden sollte.
1056 kam es zum Bruch mit König Heinrich I. von Frankreich.
Ein wichtiger Punkt war dabei, dass Graf Theobald von Blois und
Chartres ein Lehensverhältnis mit dem Kaiser eingegangen war. Für die
Denkweise Heinrichs III. ist es bezeichnend, dass er plante, die Strei-
tigkeiten durch einen Zweikampf mit dem französischen König zu ent-
scheiden.
Als im selben Jahr 1056 die Sachsen gegen die noch heidnischen Spannungen mit den
Liutizen eine vernichtende Niederlage hinnehmen mussten, beschul- Sachsen

digte man den Kaiser, die Sachsen zu wenig unterstützt zu haben. Jetzt
brachen die Spannungen zwischen den Sachsen und dem salischen Kö-
nigtum auf, die nicht mehr auf Dauer beigelegt werden konnten. Die
unmittelbaren Ursachen dafür lagen in der Intensivierung der königli-
chen Präsenz und Herrschaft im ostsächsischen Raum. Heinrich III.
versuchte hier, ehemaliges Königsgut, das sächsischen Familien ge-
schenkt worden war, beim Aussterben dieser Familien wiederzugewin-
nen (K. LEYSER). Schwierigkeiten gab es auch in Bayern. Dort wurde
nach dem fehlgeschlagenen Ungarnfeldzug des Jahres 1052 im darauf-
folgenden Jahr Herzog Konrad abgesetzt. Der Grund für diese Maß-
nahme lag wohl in gegensätzlichen Auffassungen über die Ungarnpoli- Gegensatz zwischen
tik: Während der Kaiser eine Unterwerfung der Ungarn erreichen Heinrich III. und
Bayern
wollte, suchten der Herzog und wichtige Exponenten des bayerischen
Adels einen Ausgleich mit Ungarn herbeizuführen. Zwar war Hein-
8 A. Das Reich im Investiturstreit

rich III. stark genug, nach der Absetzung Konrads das Herzogtum
nacheinander an seinen ältesten Sohn Heinrich IV., dann an dessen
Bruder Konrad und nach dessen Tode (1055) an seine Gemahlin Agnes
auszugeben, ohne auf die bayerischen Großen und ihr Mitspracherecht
Rücksicht nehmen zu müssen. Aber wichtige Machtträger in Bayern
Aufstandsversuch hatte er dadurch verprellt. In seinem Aufstand gegen den Kaiser stand
bayerischer Großer der zu den Ungarn geflohene Herzog Konrad daher nicht allein, son-
dern es schlossen sich ihm Herzog Welf von Kärnten, die Grafen von
Scheyern (die späteren Wittelsbacher), Pfalzgraf Aribo und Bischof
Gebhard III. von Regensburg, ein Onkel des Kaisers, an. Die Aufrührer
planten angeblich sogar, den Kaiser zu ermorden und Konrad an seine
Stelle zu setzen, der wegen seiner Verwandtschaft mit den Ottonen zur
Königswürde geeignet erscheinen mochte.
Fürstlicher Vorbe- Die Distanz der meisten Fürsten zu Heinrich III. in dessen letzten
halt gegen die Wahl Regierungsjahren zeigt sich auch in der nur unter Vorbehalt gegebenen
Heinrichs IV.
Zustimmung der Großen zum Königtum des lange erwarteten, 1050 ge-
borenen Königssohns Heinrich (IV.): Nach dem Bericht Hermanns des
Lahmen hatten die Fürsten auf der Reichsversammlung von Tribur An-
fang November 1053 zwar den kleinen Heinrich zum König gewählt,
aber mit der bis dahin unerhörten Einschränkung, man werde diesem
als König in Zukunft nur gehorchen, wenn er sich als gerechter Herr-
scher erweise.
„Krise“ des sali- Die letzten Jahre Heinrichs III. sind als Krise des salischen König-
schen Königtums? tums angesehen worden (E. BOSHOF; S. WEINFURTER); dagegen hat man
eingewandt, dass man die ganze ottonische und salische Zeit als Kri-
senepoche bezeichnen könne, wenn man die Rebellionen und die au-
ßenpolitischen Rückschläge als Maßstab nehme (H. KELLER). Es ist
jedoch festzuhalten, dass es in der Zeit Konrads II. und im ersten Jahr-
zehnt Heinrichs III. keine derartige Häufung von Rebellionen gab wie
nach 1050.
In den Auseinandersetzungen mit Gottfried von Lothringen waren
die Äbte und Bischöfe des lothringischen Raumes verlässliche Stützen
Bruchstellen in der des Königs gewesen. Doch auch im Bereich der Kirchenherrschaft des
Kirchenherrschaft Königs zeigten sich erste Bruchstellen: Als 1046 Abt Halinard von St-
des Königs
Bénigne in Dijon zum Erzbischof von Lyon erhoben worden war, wei-
gerte er sich, dem König den üblichen Eid zu leisten. Zwar akzeptierte
Heinrich diese Haltung nach anfänglichem Zögern, aber Halinards Be-
rufung auf die Benediktregel, die ihm einen Eid verbiete, konnte auch
die totale Ablehnung des bischöflichen Reichsdienstes beinhalten, auf
den der König so sehr angewiesen war. Bischof Wazo von Lüttich
(1042–1048) war dann der erste Reichsbischof, der sich neben der
1. Reich und Kirche am Ende der Regierung Heinrichs III. 9

Loyalität zum König ausdrücklich zur Unterordnung unter den Papst


bekannte: „Dem Papst sind wir Gehorsam, Euch (= Heinrich III.) Treue
schuldig“ (Gesta ep. Leod. II,66).

1.2 Die Kirchenreform unter Führung des deutschen Königs


Für die Geschichte der Kirche und des Reiches von höchster Bedeutung
war die nachhaltige Förderung der Kirchenreform durch Heinrich III., Förderung der
die in der Einsetzung von deutschen Bischöfen als Päpste ihren deut- Kirchenreform

lichsten Ausdruck fand.


Die Kirche von Simonie und Klerikerehe zu reinigen, hatte schon
vor Heinrich III. Kaiser Heinrich II. versucht. Dieser hatte sich auf der
Synode von Pavia von 1022 allerdings darauf beschränkt, zusammen
mit dem damaligen Papst Benedikt VIII. Dekrete gegen die verheirate-
ten Priester und die Weitergabe von Pfarreien an Priestersöhne zu erlas-
sen; dies wurde jüngst als ein Vorspiel zur Kirchenreform gedeutet
(J. LAUDAGE).
Das Ereignis, das die Reform nach Rom bringen und vor allem
das Papsttum und seine Rolle in der Kirche gründlich verändern sollte,
war die Absetzung Benedikts IX. im September 1044. Mit welcher Be- Absetzung Papst
gründung dieser Papst nach zwölfjährigem Pontifikat abgesetzt wurde, Benedikts IX.

ist nicht klar; sicher ist, dass er gegen die Vorschriften des Kirchen-
rechts mit 18 Jahren Papst geworden war, weil er zu der damals in Rom
einflussreichen Familie der Tuskulaner gehörte. Das Ende seines Ponti-
fikats war gekommen, als eine Adelsrevolte durchaus herkömmlichen
Zuschnitts die dreißigjährige Vorherrschaft der Tuskulaner in Rom be-
endete. Deren Gegner erhoben den Bischof von Sabina als neuen Papst Silvester III. und
(Silvester III.). Gegen ihn konnte sich Benedikt IX. anfänglich recht Gregor VI.

gut behaupten. Am 1. Mai 1045 trat er aber seine Papstwürde an seinen


Verwandten Johannes Gratianus ab, der den Namen Gregor VI. an-
nahm. Dieser verhielt sich durchaus zeitüblich, als er die ehemaligen
Anhänger Benedikts IX. durch Geldzahlungen entschädigte; erst später
hat man ihm dies als Simonie vorgeworfen.
Als König Heinrich III. 1046 zur Kaiserkrönung nach Italien zog,
schien das Papstschisma bereits beseitigt, denn Gregor VI. hatte sich
mit Silvester III. geeinigt. Dennoch wurden auf zwei Synoden, die in Synoden von Sutri
Sutri und in Rom tagten, alle drei Päpste ihres Amtes enthoben und und Rom

Bischof Suidger von Bamberg wurde von Heinrich III. zum Papst be-
stimmt. Dieses Vorgehen hatte seinen Grund wohl vor allem darin, dass
der deutsche König nicht von einem Papst die Kaiserkrone empfangen
wollte, der möglicherweise als illegitim bezeichnet werden konnte.
10 A. Das Reich im Investiturstreit

Papst Clemens II. Der neue Papst nannte sich Clemens II. und gab damit als Pro-
und sein Programm gramm seines Pontifikats bekannt, dass er die Kirche nach dem Vorbild
der Urkirche erneuern wolle. Am 5. Januar 1047 versammelte Cle-
mens II. eine Synode in Rom, auf der die Simonie als Häresie ver-
dammt wurde und simonistische Kleriker mit der Exkommunikation
bedroht wurden. Geistliche, die von Simonisten ihre Weihen empfan-
gen hatten, sollten sich einer Kirchenbuße unterwerfen, dann aber ihre
Ämter behalten dürfen. Schon am Tag nach seiner Wahl (25. Dezem-
ber 1046) hatte Clemens II. Heinrich III. zum Kaiser gekrönt, der au-
Heinrich III. als ßerdem von den Römern zum Patricius Romanorum ausgerufen
Patricius Roma- wurde. Dieser Titel war seit der Kaiserkrönung Karls des Großen nicht
norum
mehr von Kaisern geführt worden, weil die Befugnisse des Patricius in
denen des Kaisers enthalten schienen. Erst im 11. Jahrhundert, als die
in der Konstantinischen Schenkung ausgesprochene Verleihung der
kaiserlichen Herrschaftsrechte in Rom an den Papst ernst genommen
wurde, erschien es nötig, den Patricius-Titel erneut zu vergeben, mit
der Befugnis, bei der Papstwahl die Stimmführerschaft wahrzuneh-
men.
Zug nach Unter- Dass Heinrichs Kaiserpolitik die ottonische Tradition erneuern
italien wollte, zeigt sich in seinem Zug nach Unteritalien im Frühjahr 1047. Er
drang über Montecassino nach Capua vor, belehnte dort zwei norman-
nische Fürsten und zog über Benevent, das er vergeblich einzunehmen
versuchte, wieder nach Norden. Damit hatte er zwar die kaiserliche
Präsenz demonstriert, aber nicht auf Dauer die kaiserliche Herrschaft in
diesem Gebiet etablieren können. In den folgenden Jahren hat Hein-
rich III. noch mehrfach seine Befugnis ausgeübt, das entscheidende
Weitere Papstwahlen Wort bei der Papstwahl zu sprechen. Als Clemens II. schon im Herbst
unter dem Einfluss 1047 starb, wurde mit Poppo von Brixen erneut ein Reichsbischof zum
des Kaisers
Papst erhoben (Damasus II.), der aber nur drei Wochen amtierte. Zu
seinem Nachfolger erkor Heinrich III. Bruno von Toul aus dem Hause
der Grafen von Egisheim-Dagsburg, der mit den Saliern verwandt war.
Nach dem Bericht des Gregorianers Bonizo von Sutri soll Bruno die
Wahl unter dem Vorbehalt angenommen haben, dass Klerus und Volk
von Rom seine Erhebung durch ihre Wahl bestätigen würden. Als er im
Leo IX. und die Februar 1049 in Rom gewählt wurde, nannte er sich Leo IX.; vielleicht
Kirchenreform spielte bei dieser Namenswahl nicht nur die Erinnerung an Leo den
Großen, sondern auch die an Leo VIII. eine Rolle, der 963 von Otto I.
eingesetzt worden war.
Der Pontifikat Leos IX. brachte den Durchbruch der Reformideen
in Rom; Leo konnte diesen Durchbruch erreichen, weil er hervorra-
gende Helfer aus Lothringen und Burgund mitgebracht und diese an die
1. Reich und Kirche am Ende der Regierung Heinrichs III. 11

entscheidenden Positionen gesetzt hatte. Dort hatte sich in der ersten


Hälfte des 11. Jahrhunderts nach dem Vorbild des burgundischen Cluny
eine besonders wirkungsmächtige Gruppe von Klosterreformern her-
vorgetan (Wilhelm von Dijon, † 1031, Richard von St. Vanne, † 1046,
und Poppo von Stablo, † 1048). Unter Leos Helfern ist der Lütticher
Archidiakon Friedrich zu nennen, ein Bruder Herzog Gottfrieds des
Bärtigen, der von Leo zum Bibliothekar, d. h. zum Leiter der Kanzlei,
berufen wurde. Aus dem Kloster Remiremont brachte Leo Hugo Can-
didus mit, der lange Zeit einer der wichtigsten Helfer der Reformpäpste
war, bis er unter Gregor VII. zu einem vehementen Gegner dieses Paps-
tes wurde. Der bedeutendste Lothringer, der mit dem neuen Papst nach
Rom kam, war jedoch Humbert von Moyenmoutier, den Leo zum Kar- Humbert von Silva
dinalbischof von Silva Candida machte. Bis zu seinem Tod 1061 wirkte Candida

er als Berater der Päpste und beeinflusste ihre Entscheidungen. Auch


der Subdiakon Hildebrand kehrte zusammen mit Leo IX. wieder nach
Rom zurück; er war 1046 zusammen mit Gregor VI. ins Exil nach Nor-
den gezogen.
Leo IX. hat seine wenigen Amtsjahre in rastloser Tätigkeit ver-
bracht. Schon auf seiner ersten Synode, die er im April 1049 in Rom
feierte, machte der Papst deutlich, dass er die Vorschriften der alten
Konzilien und der päpstlichen Dekretalen verwirklichen wollte. Simo-
nisten und verheiratete Priester sollten jetzt tatsächlich aus der Kirche Verwirklichung der
entfernt werden. In seiner kurzen Amtszeit hat er in Oberitalien, Frank- Reformforderungen

reich und Deutschland, dann auch in Unteritalien eine ganze Reihe von
Synoden abgehalten. Auf seinen Reisen ging es Leo IX. nicht nur da-
rum, den Anspruch auf die Leitung der abendländischen Kirche in der
Praxis zu bewähren, sondern er suchte dort auch den Kontakt mit den
Laien, wenn er an vielen Orten Kirchen weihte und Reliquien erhob
oder transferierte.
Im Kampf gegen Simonie und Priesterehe blieb der Kaiser die Kaiser im Kampf
Hauptstütze des Papstes, wie sich bereits 1049 zeigte. Denn als Leo IX. gegen Simonie und
Priesterehe
auf seiner Reise in die Länder nördlich der Alpen zuerst nach Frank-
reich kam, erschienen auf der von ihm einberufenen Synode in Reims
nur wenige Bischöfe und auch der französische König blieb fern. Dage-
gen waren zu der wenig später im Reich tagenden Synode unter Füh-
rung des Kaisers fast alle deutschen Bischöfe nach Mainz gekommen,
sie gaben den Beschlüssen gegen die Simonie und die Priesterehe, die
hier wie in Reims gefasst wurden, eine eindrucksvolle Kulisse.
Um die weitgespannten Aktivitäten des Papstes nachhaltig zu un-
terstützen, reichte aber die Macht des Kaisers nicht aus. Dies zeigte
sich, als es zu Beginn der fünfziger Jahre zum Konflikt zwischen
12 A. Das Reich im Investiturstreit

Abwehr der norman- Leo IX. und den Normannen kam, die sich seit dem Beginn des
nischen Expansion 11. Jahrhunderts in Unteritalien festgesetzt hatten und die jetzt ihre
Expansion auch gegen das Gebiet des Kirchenstaats richteten. Es ging
dabei um Stadt und Region Benevent, die vom Papst 1051 in Erfüllung
alter Ansprüche dem Kirchenstaat angegliedert worden waren. Kurz
darauf konnten die Normannen Benevent erobern und den päpstlichen
Truppen eine Niederlage beibringen. Als ein Hilferuf an den Kaiser
ohne Echo blieb – dieser war damals selbst in Schwierigkeiten –, be-
gann Leo IX. mit der Anwerbung von Truppen für den heiligen Petrus.
Der Zuspruch war beachtlich; vor allem aus Schwaben kamen die Krie-
ger, denen für den Fall der Teilnahme am päpstlichen Kriegszug ein
Ablass, d. h. der Nachlass der zeitlichen Sündenstrafen, versprochen
wurde. Damit hatte zum ersten Mal ein Papst dieses Mittel zur Aufstel-
lung einer Truppe eingesetzt, das in den folgenden Jahrhunderten im-
mer wieder benutzt werden sollte. Das Heer Leos IX. erlitt jedoch bei
Niederlage und Tod Civitate eine schwere Niederlage (16. Juni 1053); der Papst selbst
Leos IX. wurde gefangen genommen und blieb bis zum Frühjahr 1054 in nor-
mannischer Gefangenschaft. Zwei Tage ehe Leo starb (19. April 1054),
hatte er die Gefallenen von Civitate als Märtyrer gepriesen. Er selbst ist
schon wenige Jahre nach seinem Tod als Bekenner verehrt worden (be-
reits um 1060 befinden sich Reliquien Leos IX. in Regensburg). Aber
nicht alle Zeitgenossen billigten es, dass der Papst einen Krieg unter-
nahm: Hermann der Lahme und Petrus Damiani sahen in der Nieder-
lage bei Civitate eine Strafe Gottes für ein Unternehmen, das zwar ei-
nem weltlichen Fürsten, nicht aber einem Papst anstehe.
Mit dem unteritalienischen Unternehmen Leos IX. hing auch eine
Gesandtschaft nach Konstantinopel zusammen, die eine schwierige
Legation nach Doppelaufgabe hatte. Die Legation unter der Führung Humberts von
Konstantinopel Silva Candida und Friedrichs von Lothringen sollte einerseits einen
Brief des Papstes an den Patriarchen Michael Kerullarios überbringen,
in dem Humbert gegen polemische Äußerungen aus Byzanz die uner-
schütterliche Machtstellung des römischen Stuhls innerhalb der Kirche
herausgestellt hatte; andererseits sollte aber der oströmische Kaiser zu
einem Bündnis gegen die Normannen gewonnen werden. Die Entfrem-
dung zwischen den Kirchen in Ost und West war jedoch bereits so groß
und die Unterschiede in den Bräuchen und in der Liturgie waren so au-
genfällig, dass der Patriarch das Volk gegen den bündniswilligen Kai-
ser und gegen die päpstlichen Legaten aufbringen konnte. Humbert
lehnte in undiplomatischem Stolz jedes Entgegenkommen ab und legte
Gegenseitiger Bann
der römischen und am 16. Juli 1054 auf dem Altar der Hagia Sophia eine Bannbulle gegen
der Ostkirche Michael Kerullarios und seine Anhänger nieder; dies geschah ohne
1. Reich und Kirche am Ende der Regierung Heinrichs III. 13

Auftrag des Papstes und in Kenntnis der Tatsache, dass Leo IX. bereits
verstorben war. Humbert und Friedrich reisten sofort ab; eine östliche
Synode belegte ihrerseits die Lateiner mit dem Anathem. Die Aktion
von 1054 gelangte aber vorerst gar nicht ins breite Bewusstsein und die
endgültige Spaltung der westlichen und der östlichen Kirche erfolgte
erst im weiteren Verlauf der Geschichte, wobei die Eroberung Konstan-
tinopels durch die Kreuzfahrer im Jahre 1204 das entscheidende Datum
darstellt.
Der Einfluss des Kaisers auf das Papsttum war mit dem Tod
Leos IX. noch nicht beendet; Heinrich III. wurde vielmehr von einer
römischen Gesandtschaft unter Leitung des Archidiakons Hildebrand
(d. i. der spätere Papst Gregor VII.) aufgefordert, in seiner Eigenschaft
als Patricius einen neuen Papst zu benennen. Nach längerem Wider- Erneute Papstwahl
streben fand sich der engste Berater des Kaisers Bischof Gebhard von unter Führung des
Kaisers
Eichstätt, dazu bereit, das Amt zu übernehmen. Er erhielt von Hein-
rich III. das Versprechen, das Reich werde die der Kirche in Italien ent-
fremdeten Güter zurückerstatten. Von dieser Zusage erhoffte sich der
Papstkandidat eine Verbesserung der finanziellen Ausstattung des rö-
mischen Stuhls, der während des gesamten 11. Jahrhunderts unter
Geldmangel litt. Kurz nach seiner Inthronisierung (April 1055) hielt
der neue Papst Viktor II. in Florenz eine Synode ab (Pfingsten 1055),
an der auch Heinrich III. teilnahm. Hier wurden nicht nur abermals Si-
monie und Priesterehe untersagt, sondern der Kaiser übertrug dem
Papst auch das Reichsamt eines Herzogs von Spoleto, um damit ein
Gegengewicht zur mittelitalienischen Machtstellung seines Feindes
Gottfried von Lothringen zu schaffen. Dieser wurde durch einen
Kriegszug des Kaisers aus Tuszien verdrängt; Gottfrieds Frau Beatrix
und deren Tochter aus erster Ehe, Mathilde, wurden gefangen genom-
men.
Als Heinrich III. starb (5. Oktober 1056), weilte gerade Viktor II. Papst Viktor II. Vor-
bei ihm; der sterbende Kaiser übertrug dem Papst die Vormundschaft mund Heinrichs IV.

über seinen minderjährigen Sohn. Wenige Tage vor seinem Tod hatte
der Kaiser noch als Geste der Versöhnung mit seinem langjährigen
Gegner Gottfried von Lothringen dessen Gattin Beatrix von Tuszien
und deren Tochter Mathilde freigelassen. Als Viktor II. selbst im Som-
mer 1057 an der Malaria starb, war die kurze Zeit der Vorherrschaft des
Kaisertums über das Papsttum zu Ende. Ein so enges Zusammenwirken
zwischen den beiden Gewalten, wie es Heinrich III. mit Leo IX. und
Viktor II. gepflegt hatte, sollte es nie wieder geben. Doch erscheint es
als zweifelhaft, dass nur der frühe Tod Heinrichs III. das harmonische
Verhältnis zwischen Kaiser und Papst unterbrochen hat; tiefgehende
14 A. Das Reich im Investiturstreit

Gegensätze und Konflikte hatten sich bereits in den Jahren nach 1050
angedeutet.

2. Heinrich IV.

2.1 Die Vormundschaft der Kaiserin Agnes


Geburt, Taufe und Am 11. November 1050 war dem Kaiserpaar Heinrich III. und Agnes
Namenswahl ein Sohn geboren worden, nachdem aus der Ehe bis dahin drei Töchter
hervorgegangen waren. Bei seiner Taufe (31. März 1051) erhielt das
Kind den Namen Heinrich; als Pate wirkte Abt Hugo von Cluny. Der
kleine Heinrich wurde Anfang November 1053 zum König gewählt
und am 17. Juli 1054 in Aachen gekrönt; an Weihnachten 1055 wurde
er mit Bertha, der Tochter des Markgrafen Otto von Turin, verlobt.
Die Regentschaft der Kaiserinwitwe Agnes wurde von Papst Vik-
tor II. befürwortet und gegen anfänglichen Widerstand der Fürsten
durchgesetzt. Da Agnes sich darüber im Klaren war, dass sie die von
ihrem verstorbenen Gatten selbst verwalteten Herzogtümer werde aus-
geben müssen, versuchte sie, die neuen Herzöge wenigstens an ihre Fa-
Rudolf von milie zu binden. 1057 wurde Rudolf von Rheinfelden mit Schwaben
Rheinfelden belehnt; er sollte auch Burgund verwalten. Rudolf erhielt die Kaiser-
tochter Mathilde zur Gattin (Heirat 1059), die aber bereits 1060 ver-
starb. In zweiter Ehe verheiratete sich Rudolf mit der Schwester Ber-
thas von Turin; er war also abermals der Schwager des Königs.
Durch die Vergabe Schwabens an Rudolf von Rheinfelden hatte
sich Berthold von Zähringen zurückgesetzt gefühlt, der behauptete,
vom verstorbenen Kaiser zum schwäbischen Herzog bestimmt gewe-
Vergabe der Herzog- sen zu sein. Zum Ausgleich übertrug ihm Agnes 1061 das Herzogtum
tümer Kärnten und Kärnten; im selben Jahr wurde der Sachse Otto von Northeim mit dem
Bayern
bayerischen Herzogtum belehnt. Otto agierte anfangs durchaus im
Sinne des salischen Königtums, indem er in Ungarn den Arpaden Sa-
lomo als König durchsetzte, was Heinrich III. nicht mehr gelungen war.
Der ungarische König wurde durch eine Ehe mit der Kaisertochter
Judith (1063) an das salische Haus gebunden.
Seit 1058 ließ sich Agnes fast nur noch von Bischof Heinrich von
Augsburg beraten. Daneben begünstigte sie eine Reihe von Ministeria-
len, so dass sich der hohe Adel, die Fürsten und ein Teil des Episkopats
zurückgesetzt fühlten. Um seinen Einfluss auf die Reichsregierung zu
„Staatsstreich“ von vermehren, brachte Erzbischof Anno von Köln den jungen König in
Kaiserswerth seine Gewalt (31. März 1062: sog. Staatsstreich von Kaiserswerth).
2. Heinrich IV. 15

Anno stand dabei mit Herzog Otto von Bayern, vielleicht auch mit Erz-
bischof Siegfried von Mainz und Gottfried dem Bärtigen in Verbin-
dung. Agnes hatte bereits am 22. November 1061 den Schleier genom-
men und damit signalisiert, dass sie sich aus den weltlichen Geschäften
zurückziehen wolle; ihre Übersiedelung nach Rom fand jedoch erst
1065 statt.
Die Folgen des Staatsstreichs waren weitreichend, denn Hein-
rich IV. hatte durch die Entführung, der er sich durch einen mutigen
Sprung in den Rhein noch hatte entziehen wollen, eine tiefe Verletzung
seines Selbstgefühls erlitten; Misstrauen gegen die Fürsten prägte spä-
ter viele seiner Handlungen. Ein Grund für Annos Aktion war gewesen,
dass sich der Hof der Kaiserin im Schisma des Cadalus auf die Seite des
Reformgegners gegen Papst Alexander II. gestellt hatte; zwar wurde
diese Entscheidung jetzt revidiert, aber das Misstrauen, das in Kreisen
der römischen Reformer der Haltung des deutschen Hofes entgegenge-
bracht wurde, konnte dadurch nicht beseitigt werden.
Seit 1063 trat neben und gegen Anno von Köln auch Adalbert von
Bremen als Träger der Entscheidungen hervor. Beide Kirchenmänner
nützten ihren Einfluss am Hof dazu, sich durch Königsurkunden reiche
und mächtige Reichsklöster (Corvey, Lorsch, Malmédy) übertragen zu
lassen. Die Mündigkeitserklärung für den jungen König (am 29. März Mündigkeit
1065 in Worms) brachte hier vorläufig noch keinen Wandel. Die Ge- Heinrichs IV.

gensätze zwischen den beiden Erzbischöfen Anno und Adalbert ver-


stärkten sich immer mehr und im Januar 1066 musste Heinrich IV. un-
ter dem Druck Annos und weiterer Fürsten den ihm persönlich naheste-
henden Adalbert als seinen Ratgeber entlassen.
Das Ansehen des jungen Königs wurde noch weiter beschädigt,
als er 1069 von einer Fürstenversammlung die Zustimmung zur Tren-
nung von seiner Gemahlin Bertha von Turin erhalten wollte, die er drei
Jahre zuvor geheiratet hatte. Der päpstliche Legat Petrus Damiani
konnte Heinrich von seinem Vorhaben abbringen, der König beugte
sich der moralischen Autorität des Kardinals und führte in den kom-
menden Jahren mit Bertha eine anscheinend gute Ehe, aus der fünf Kin-
der hervorgingen.
Wenig später kam es zu einem schweren Konflikt zwischen Hein- Konflikt mit Otto
rich IV. und dem Bayernherzog Otto von Northeim. Dieser gehörte bis von Bayern

1068 zu den maßgeblichen Beratern am Hof; er hatte anscheinend be-


reits 1069 versucht, seinen schwindenden Einfluss durch eine Gewalttat
gegen Heinrichs Erzieher und Freund Kuno wieder zu festigen. 1070
wurde Otto beschuldigt, er habe einen Mörder zur Beseitigung des Kö-
nigs gedungen. Als Otto sich einem Zweikampf, den ihm eine Fürsten-
16 A. Das Reich im Investiturstreit

versammlung auferlegt hatte, nicht stellte, sprach ein Gericht des säch-
sischen Adels über ihn die Friedlosigkeit aus. Der König entzog ihm
das Herzogtum Bayern und gab es an Welf IV. neu aus. Bald darauf tra-
Spannungen mit ten erstmals auch Spannungen zwischen dem König und Herzog Ru-
Herzog Rudolf von dolf von Schwaben auf. Heinrich wurde beschuldigt, einen Anschlag
Schwaben
gegen Rudolf und andere Fürsten zu planen. Zwar kam der Denunziant
schon vor dem festgesetzten Zweikampf ums Leben, aber die Affäre
blieb dunkel, obwohl die königliche Seite den Tod des Anklägers als
Gottesurteil zugunsten Heinrichs deutete. Diese Vorgänge machen
deutlich, welches Potential an schwersten Gegensätzen im Reich vor-
handen war, das nur noch einen Anlass brauchte, um zu lang andauern-
den Kämpfen zu führen.

2.2 Das Papsttum während der Minderjährigkeit Heinrichs IV.


Nach dem Tode Viktors II. hatten die Reformer in Rom den Stuhl Petri
mit Friedrich von Lothringen besetzt, ohne Kaiserin Agnes um einen
Vorschlag zu bitten. Der neue Papst Stephan IX. konnte sich auf seinen
Bruder Gottfried den Bärtigen stützen, der nach dem Tode Hein-
richs III. ohne Zweifel der mächtigste Mann in Mittel- und Oberitalien
war, da er sich 1057 auch des Herzogtums Spoleto bemächtigt hatte.
Stephan IX. wollte aber keinen Bruch mit dem deutschen Königshof;
dort erschien Ende 1057 eine römische Delegation unter Führung Hil-
debrands und des Bischofs Anselm von Lucca (des späteren Papstes
Alexander II.), um eine nachträgliche Zustimmung zu seiner Erhebung
zu erbitten, die auch gewährt wurde. Die Delegation war noch nicht
wieder aus Deutschland zurückgekehrt, als Stephan IX. nach nicht ein-
mal achtmonatigem Pontifikat verstarb; nach einer vereinzelten Nach-
richt soll er geplant haben, seinem Bruder Gottfried die Kaiserkrone zu
übertragen.
Da die Reformpartei durch Abwesenheit Hildebrands gelähmt
war, ergriffen die Tuskulaner die Gelegenheit, ihrerseits wieder einen
Papst einzusetzen. Bischof Johannes von Velletri, der von der römi-
schen Adelspartei als Benedikt X. erhoben wurde, war auch von Fried-
rich von Lothringen als möglicher Kandidat angesehen worden. Das
bedeutet, dass auch der Tuskulanerpapst den Reformideen nicht fern
gestanden haben wird. Petrus Damiani als zuständiger Kardinalbischof
von Ostia lehnte es allerdings ab, diesen Papst zu weihen, so dass diese
Handlung von einem einfachen Priester vorgenommen werden musste.
Wahl Nikolaus’ II. Auf Initiative der Kardinalbischöfe wurde in Siena der aus Bur-
gund stammende Bischof Gerhard von Florenz zum Papst gewählt, der
2. Heinrich IV. 17

nach dem Heiligen des Wahltags (6. Dezember 1058) den Namen Ni-
kolaus II. annahm. Hinter dieser Wahl stand Gottfried der Bärtige; auch
die Zustimmung der Kaiserin hatte man eingeholt. Im Januar des fol-
genden Jahres konnte Nikolaus in Rom einziehen und in St. Peter in-
thronisiert werden, nachdem eine militärische Aktion Herzog Gott-
frieds den Weg freigemacht hatte.
Ostern 1059 fand im Lateranpalast eine große Synode statt, die
eine ganze Reihe von bedeutsamen Beschlüssen fasste. Zu diesen ge-
hört das Papstwahldekret, in dem auf der einen Seite die kanonische Papstwahldekret
Wahl durch Klerus und Volk festgeschrieben, andererseits aber auch die
maßgebliche Rolle der Kardinalbischöfe betont wurde, wie sie bei der
Wahl Nikolaus’ II. praktiziert worden war. Der Vorwahl der Kardinal-
bischöfe sollte die Wahl durch die Gesamtheit der Kardinäle folgen; der
übrige Klerus Roms und die Laien sollten ihre Zustimmung geben. Die
Rolle des deutschen Königs wurde in einer wohl bewusst unklaren
Weise beschrieben: „Ehre und Würde“ (honor et reverentia) des Kö-
nigs sollten nicht übergangen werden. Ob mit dieser Formulierung eine
Mitwirkung des Königs bei der Wahl ausgedrückt werden sollte, ist
nicht deutlich; jedenfalls war aber ein Recht zur Nomination eines
Papstkandidaten, wie es Heinrich III. so nachhaltig wahrgenommen
hatte, nirgends erwähnt.
Neben dem Papstwahldekret wurden auf der Lateransynode von
1059 noch andere weitreichende Beschlüsse gefasst. Der Kampf gegen
die Priesterehe wurde auf eine neue Ebene gehoben, indem jetzt gegen
die Grundsätze des älteren Kirchenrechts bestimmt wurde, dass die
Laien an Gottesdiensten von verheirateten Priestern überhaupt nicht
mehr teilnehmen dürften. Sie waren damit in das Ringen um den Zöli-
bat unmittelbar einbezogen. Ein anderer Beschluss ist in seiner Trag-
weite umstritten. Wenn es nämlich heißt, dass ein Priester kein geistli- Ausweitung des
ches Amt aus der Hand eines Laien annehmen dürfe, weder gegen Be- Simonieverbots

zahlung noch umsonst, war man damit über das übliche Simonieverbot
hinausgegangen, weil jetzt auch solche Übertragungen aus Laienhand,
die gratis erfolgten, verboten waren. Früher hat man hierin eine Über-
nahme der 1058 von Humbert von Silva Candida in seiner Schrift ge-
gen die Simonisten formulierten Ausdehnung des Simoniebegriffs auf
alle Investituren durch Laien gesehen (G. TELLENBACH); jetzt glaubt
man, dass sich der Kanon gegen die Übertragung von Niederkirchen
durch die Eigenkirchenherren richtet (R. SCHIEFFER).
Neben diesen wichtigen Schritten zu einer neuen Rechtsordnung
für die Kirche wurden in dem kurzen Pontifikat Nikolaus’ II. auch Wei-
chen im politischen Bereich gestellt. Wohl auf Anregung Hildebrands
18 A. Das Reich im Investiturstreit

und des Abtes Desiderius von Montecassino wandte sich Nikolaus II.
von der antinormannischen Politik seiner Vorgänger ab und schloss im
Friede von Melfi Sommer 1059 in Melfi einen Friedensvertrag mit den Normannen.
1059 Gleichzeitig belehnte er Richard von Aversa mit Capua und Robert
Guiskard mit Kalabrien, Apulien und Sizilien, wobei letzteres sich
noch in der Hand der Sarazenen befand. Nominell war der heilige Pe-
trus der Lehnsherr der normannischen Fürsten; de facto war es aber der
Papst, der hier zum ersten Mal als Lehengeber auftrat. Die rechtliche
Grundlage des Vorgehens bildete die Konstantinische Schenkung, nach
der Unteritalien zum Besitz des heiligen Petrus gehörte; die lange auch
vom Papsttum anerkannten Rechte des Reiches wurden übergangen.
Am deutschen Königshof missbilligte man dieses Vorgehen und wei-
gerte sich, einen päpstlichen Legaten zu empfangen.
Nach dem Tod Nikolaus’ II. spitzte sich der Konflikt zwischen der
Reformpartei in Rom und dem deutschen Königshof weiter zu. Die
Stadtrömer ernannten den jungen König zum Patricius und erwarteten
die Nominierung eines Papstes. Für die Reformer jedoch ergriff Hilde-
brand die Initiative und ließ Bischof Anselm von Lucca zum Papst
erheben; als Alexander II. wurde er am 1. Oktober 1061 inthronisiert.
Dabei musste der Widerstand des römischen Adels durch ein norman-
nisches Kontingent unter Richard von Capua gebrochen werden.
Cadalus von Parma Die römische Adelspartei, der oberitalienische Episkopat und der
als Gegenpapst deutsche Hof wählten in Basel Bischof Cadalus von Parma zum Papst
(Honorius II.). Es gelang diesem aber nicht, sich in Rom durchzuset-
zen, denn die Normannen und Gottfried der Bärtige intervenierten zu-
gunsten Alexanders II. Nachdem Anno von Köln 1062 im Reich die
Regentschaft an sich gerissen hatte, gingen maßgebliche Teile der deut-
schen Bischöfe und Fürsten zu Alexander II. über, der an Pfingsten
1064 in Mantua Cadalus bannte, der sich bald darauf in sein Bistum zu-
rückzog.
Alexander II. und Unter Alexander II. vermochte das Papsttum seinen Einfluss in
Europa ganz Europa nachhaltig zu vermehren: In Frankreich versuchten seine
Legaten, unkanonische Bischofswahlen rückgängig zu machen. In Spa-
nien griff Alexander II. über den Legaten Hugo Candidus ein, um die
mozarabische Liturgie durch den römischen Ritus zu ersetzen. Dane-
ben mischte sich der Papst auch in weltliche Angelegenheiten ein. Als
es 1066 zum Streit um den englischen Thron kam, stellte sich der Papst
auf die Seite des Herzogs Wilhelm von der Normandie und übersandte
ihm die Petersfahne als Ausdruck seiner Hilfe, aber auch als Zeichen
für eine gewisse Abhängigkeit (was Wilhelm der Eroberer allerdings
nie anerkannte). 1068 übergab König Sancho von Aragón sein Land
2. Heinrich IV. 19

dem heiligen Petrus, praktische Auswirkungen hatte dieser Schritt aber


nicht.
Alexander II. war es auch, der die Verbindung des Papsttums zur Pataria in Mailand
Mailänder Bewegung der Pataria verstärkte. Unter diesem Namen war
in Mailand unter Führung von einigen Angehörigen des niederen Kle-
rus eine Bewegung entstanden, die unter Anwendung von Boykott und
Gewalt zuerst gegen verheiratete Priester, dann auch gegen die Simonie
vorging. Es ging dabei auch um den Versuch eines Teils der Mailänder
Bevölkerung, die Vorherrschaft des hohen Adels, der den gesamten hö-
heren Klerus stellte, zu brechen. Die Haltung der Päpste zu diesen radi-
kalen Verfechtern von Forderungen der Reform war nicht einheitlich;
man sah in Rom vielleicht doch die Gefahr, dass die Angriffe auf die
Gültigkeit der Sakramente von „unreinen“ Priestern aus dem höheren
Klerus in eine häretische und revolutionäre Bewegung umschlagen
könne. Schon Stephan IX. hatte erste Beziehungen zur Pataria aufge-
nommen; Alexander II. übersandte 1065 ihrem Anführer Erlembald ein
Petersbanner und verkündete 1066 die Heiligsprechung des ermordeten
Patareners Ariald. Als 1071 der Erzbischof von Mailand starb, setzte
Heinrich IV. im Einvernehmen mit dem hohen Adel den Mailänder
Adeligen Gottfried zum Nachfolger ein. Die Pataria erhob dagegen ih-
rerseits einen Geistlichen niederer Herkunft namens Atto, der durch
den Papst anerkannt wurde. Die Räte Heinrichs, die an der Erhebung
Gottfrieds beteiligt waren, wurden von Alexander II. gebannt. Damit
war der Konflikt zwischen Papst und deutschem König vorprogram-
miert.

2.3 Die Kämpfe mit den Sachsen


Über keinen Abschnitt der Regierung Heinrichs IV. sind wir so gut in-
formiert wie über seine Kämpfe mit den Sachsen. Zwei zeitgenössische
Werke schildern nur diese Ereignisse, die sie von einem gegensätzli-
chen Standpunkt aus beschreiben: das Carmen de bello Saxonico steht Quellen zum
eindeutig auf der Seite des Königs, während Brunos Buch vom Sach- Sachsenkrieg

senkrieg Heinrich IV. als moralisch verkommenen Menschen darstellt,


so dass die aufständischen Sachsen nicht nur als Kämpfer für ihr altes
Recht, sondern auch als Vertreter einer besseren Moral erscheinen.
Auch die antiköniglichen Annalen des Hersfelder Mönches Lampert
widmen den Auseinandersetzungen mit den Sachsen sehr viel Raum,
über die wir zusätzlich aus den süddeutschen Quellen der Annalen von
Niederaltaich (neutral) und der Chronik Bertholds von Reichenau (gre-
gorianisch) Näheres erfahren.
20 A. Das Reich im Investiturstreit

Gründe für die Aus- Beide Seiten fühlten sich im Recht. Der König war bestrebt, die
einandersetzung aus ottonischer Zeit stammenden königlichen Besitzrechte, die teil-
weise in den Jahren seiner Minderjährigkeit entfremdet worden waren,
wieder in die Hand zu bekommen; die Sachsen warfen ihm dagegen
vor, er verstoße gegen die Gebote von Gerechtigkeit und Billigkeit und
missachte das Recht ihres Stammes, ja er versuche überhaupt, die alte
Freiheit der Sachsen zu beseitigen.
Es standen sich jedoch nicht nur zwei Rechtsansprüche gegen-
über, sondern es ging auch um die Handhabung der Macht. Heinrich IV.
griff nämlich bei seiner Territorialpolitik zugunsten des Königtums auf
Ministerialen als neuartige Helfer zurück. Er setzte in größerer Zahl schwäbische Minis-
Helfer des Königs terialen ein, die zum Bau von königlichen Burgen Arbeitseinsätze und
Naturalleistungen der umwohnenden Bevölkerung verlangten. Die
Rechte der Krone wurden durch ein neuartiges Inquisitionsverfahren
festgestellt, während die Sachsen die Wiederherstellung der älteren
Rechtsverhältnisse als Rechtsbruch empfanden. Sie forderten daher,
die Burgen zu schleifen und die königlichen Beauftragten zu entlassen,
die „ohne Ahnen“ seien, weil sie aus der Unfreiheit aufgestiegen wa-
ren. Die Burgen erregten den besonderen Widerwillen der Sachsen,
weil sie in bis dahin ungewohnter Größe und Stärke als Höhenburgen
errichtet wurden.
Ausbruch des Auf- Die Unzufriedenheit der Sachsen führte im Sommer 1073 zu offe-
stands in Sachsen nem Aufruhr. Mehrere Bischöfe (vor allem Werner von Magdeburg und
Burchard II. von Halberstadt, ein Neffe Annos von Köln) und weltliche
Große wie der Billunger Hermann und schließlich auch Otto von Nort-
heim stellten sich an die Spitze der Aufständischen, die aus allen sozia-
len Schichten kamen. Heinrich IV. wurde von der Empörung auf der
Harzburg überrascht und eingeschlossen; nur auf geheimen Pfaden
konnte er dem Zugriff seiner Feinde entkommen. Da jetzt auch der Ge-
gensatz zu den süddeutschen Herzögen Rudolf von Schwaben und
Berthold von Kärnten aufbrach und Erzbischof Siegfried von Mainz
selbständig Friedensverhandlungen mit den Sachsen aufnahm, war der
Die Städte als Ver- König völlig isoliert. In dieser Situation konnte er sich allein auf die
bündete des Königs rheinischen Städte verlassen, so auf Worms, das ihn Ende 1073 auf-
nahm.
Die Städte waren aber in jenen Jahren nicht stark genug, um den
König nachhaltig zu unterstützen. Das zeigt sich darin, dass Heinrich in
Worms nur ein kleines Heer aufbieten konnte, mit dem er zwar nach
Sachsen zog, wo er aber in dem von den Fürsten vermittelten Frieden
von Gerstungen (2. Februar 1074) die Forderungen der Aufständischen
akzeptieren musste. Bei der vertragsgemäßen Schleifung der königli-
2. Heinrich IV. 21

chen Burgen kam es zu einem Exzess der sächsischen Bauern, die die Zerstörung der
Schlosskirche auf der Harzburg verwüsteten und die Gräber der jung Harzburg

verstorbenen Salier Konrad (des Bruders Heinrichs IV.) und Heinrich


(seines 1071 geborenen ersten Sohnes dieses Namens) schändeten. Als
Reaktion auf diese Tat traten die meisten Bischöfe und weltlichen Fürs-
ten wieder auf die Seite des Königs; vielleicht fürchteten sie einen Auf-
ruhr der Bauern. Heinrich IV. konnte im Frühsommer 1075 ein großes Niederwerfung des
Heer aufstellen, das am 9. Juni 1075 bei Homburg an der Unstrut das Aufstands

von Otto von Northeim geführte sächsisch-thüringische Heer schlagen


konnte; dabei wurden die Fußkämpfer bäuerlicher Herkunft sämtlich
niedergemetzelt. Ende Oktober mussten sich die sächsischen und thü-
ringischen Großen mit ihren Gefolgsleuten in Spier (bei Sondershau-
sen) dem siegreichen König unterwerfen. Die Besiegten wurden durch
Gefangenschaft und Konfiskation ihres Besitzes bestraft, die zerstörten
Burgen wieder aufgebaut. An Weihnachten 1075 söhnte sich Hein-
rich IV. auf einer Reichsversammlung in Goslar mit seinem Hauptgeg-
ner Otto von Northeim aus, der zum Statthalter des Königs in Sachsen
ernannt wurde. Auf dem Goslarer Tag wurde auch der am 12. Februar
1074 geborene Königssohn Konrad in einer Vorwahl zum zukünftigen
König designiert: die Dynastie schien gesichert, die Herrschaft im
Reich konsolidiert. In dieser Stimmung erreichte den König ein tadeln-
des Schreiben des Papstes, das eine Lawine auslösen sollte.

2.4 Heinrich IV. und Gregor VII. bis zur Begegnung


von Canossa 1077
Bei der Erhebung Hildebrands zum Papst (22. April 1073) war auf die Die Wahl
Bestimmungen des Papstwahldekrets von 1059 keine Rücksicht ge- Gregors VII.

nommen worden, vielmehr kam es im Verlauf der Leichenfeier für Ale-


xander II. zu einem Tumult, in dem Hildebrand als Papst gefordert
wurde. Nach seiner eigenen glaubhaften Versicherung wollte er sich
diesem Ruf entziehen; wie der erste große Mönchspapst Gregor I. ver-
steckte sich auch Hildebrand, der nach langem Wirken im Hintergrund
jetzt die volle Last des Papstamtes auf sich zukommen sah. Und diese
Verantwortung erschien aus der Perspektive Hildebrands besonders
groß, weil er so hohe Anforderungen an den Papst stellte, der in religiö-
ser und in politischer Hinsicht die Führung der abendländischen Chris-
tenheit übernehmen sollte. Die Wahl des Namens Gregor ist eine be-
wusste Anknüpfung an Gregor I., die Ordnungszahl „VII.“ bedeutet,
dass Gregor VII. den seit 1046 aus der Reihe der rechtmäßigen Päpste
gestrichenen Gregor VI. anerkannte.
22 A. Das Reich im Investiturstreit

Gregor VII. und der Am Anfang zeigte Gregor VII. gegenüber Heinrich IV. eine ver-
deutsche König söhnliche Haltung; er akzeptierte dessen Versprechen, dass sich simo-
nistische Verfehlungen nicht mehr wiederholen sollten. Gregor erteilte
dem König die Absolution und löste seine wegen der Mailänder Ange-
legenheit gebannten Räte vom Bann. Ein großes Konzil im Reich unter
Leitung von päpstlichen Legaten sollte den Kampf gegen Simonie und
Priesterehe verstärken. So wie hier ein Zusammenwirken von König
und Papst geplant war, fasste auch ein Brief Gregors an Heinrich vom
Dezember 1074 (Reg. II, 31) ein gemeinsames Vorgehen ins Auge:
Während der Papst an der Spitze eines Heeres ins Heilige Land ziehen
wollte, sollte der deutsche König die Kirche leiten.
Inmitten von Briefen, die der Papst im März 1075 abschickte, ist
in das Briefbuch Gregors VII. ein Text eingetragen, der zwar nicht nach
außen drang und auch nicht zur Außenwirkung bestimmt war, der aber
zentrale Themen des Pontifikats Gregors in unerhört zugespitzter Weise
Der Dictatus Papae behandelt. Die als Dictatus Papae bezeichneten 27 Sätze sind nicht sys-
und seine Tendenz tematisch geordnet; wir haben hier wohl eine Art Gedankenprotokoll
vor uns, das vielleicht aus Versehen ins Register eingetragen wurde.
Die wichtigste Tendenz dieser Sätze ist die Behauptung der absoluten
Sonderstellung der römischen Kirche, die auf ihre Einsetzung durch
Christus selbst zurückgeführt wird, sowie die führende Position des Bi-
schofs von Rom, die vor allem in den Sätzen 23 und 26 herausgestellt
wird. Nach Satz 23 ist ein jeder Papst bereits zu seinen Lebzeiten heilig,
weil die Größe der Verdienste des heiligen Petrus auf ihn abstrahlt; in
Satz 26 wird nur derjenige als rechtgläubig bezeichnet, der mit der
römischen Kirche übereinstimmt.
Eine Reihe von Sätzen befasst sich mit der päpstlichen Jurisdik-
tion, die bei ihrem Urteil über Bischöfe nicht auf das Votum einer Sy-
node angewiesen sei und die alle wichtigen Prozesse (causae maiores)
an sich ziehen könne. Die Forderung, dass päpstliche Legaten unabhän-
gig von ihrem kirchlichen Rang über den Bischöfen stehen sollten und
dass der Papst in jeder Kirche Geistliche einsetzen dürfe, ist im Zusam-
menhang mit dem Bemühen zu sehen, die widerstrebenden Ortskirchen
Der Papst und die beim Kampf gegen Simonie und Priesterehe bezwingen zu können.
weltliche Herrschaft Über das Eingreifen des Papstes in den weltlichen Bereich hat sich Gre-
gor VII. nur an zwei Stellen geäußert: einmal in Satz 12, wo er sich das
Recht zuschreibt, Kaiser absetzen zu dürfen, dann in Satz 27, wo er be-
hauptet, er dürfe die Untertanen ungerechter Herrscher von ihrem Treu-
eid befreien. Diese beiden Sätze, die im älteren Kirchenrecht keinerlei
Rückhalt besitzen, berühren merkwürdig, wenn man bedenkt, dass Gre-
gor VII. wenig später tatsächlich von ihnen Gebrauch machte. Daraus
2. Heinrich IV. 23

hat man geschlossen, dass der Dictatus Papae eine Art „Regierungspro-
gramm“ Gregors VII. sein sollte.
Bereits als römischer Archidiakon hatte Hildebrand – anders als Gregor VII. und die
die Päpste Nikolaus II. und Alexander II. – auf die Interessen und die Bischöfe

Person von Bischöfen kaum Rücksicht genommen, wenn es galt, Re-


formforderungen durchzusetzen. Die Bischöfe Deutschlands und Ober-
italiens waren es denn auch, von denen der Widerstand gegen Gregor
VII. ausging. Erzbischof Liemar von Bremen stand nicht allein, wenn
er den Papst einen „gefährlichen Menschen“ nannte und beklagte, dass
Gregor die Bischöfe wie seine Gutsverwalter herumkommandieren
wolle. Am Widerstand der deutschen Bischöfe scheiterte die geplante
Reformsynode, sie fürchteten sie als Mittel zur Disziplinierung und
zum Ausbau des päpstlichen Zentralismus.
Der König hielt sich aus dem Konflikt Gregors mit den Bischöfen
anfangs heraus und wurde noch im Sommer 1075 vom Papst wegen
seines Einsatzes für die Reform belobigt. Zur Konfrontation kam es Zusammenstoß
erst, als Heinrich IV. im Herbst 1075 in den Mailänder Bischofsstreit zwischen Papst und
König
eingriff und mit Tedald einen Angehörigen seiner Hofkapelle zum Erz-
bischof von Mailand erhob. Als Heinrich dann auch noch für Spoleto
und Fermo neue Bischöfe ernannte, deren Sitze im Kirchenstaat lagen,
musste Gregor handeln. Im Dezember 1075 richtete er ein Schreiben an
den König (Reg. III,10), in dem er Heinrich in fast drohendem Ton auf-
fordert, die Maßnahmen rückgängig zu machen und dem „Apostelfürs-
ten“ Petrus zu gehorchen.
Die Antwort des Königs war ein Bündnis mit den Bischöfen. Auf Reichsversammlung
einer Reichsversammlung in Worms (24. Januar 1076) kündigten zwei von Worms

Erzbischöfe und 24 Bischöfe, also die Mehrheit des deutschen Episko-


pats, Gregor VII. den Gehorsam auf, weil seine Erhebung illegal gewe-
sen und sein Lebenswandel unmoralisch sei. Damit benutzte man Ar-
gumente, die von Gregor VII. selbst gern gegen solche Bischöfe ange-
führt wurden, die ihr Amt nicht im Sinne der Reform wahrnahmen. In
einem eigenen Schreiben redet Heinrich IV. Gregor als „Hildebrand,
nicht mehr den Papst, sondern den falschen Mönch“ an und verweist
auf seine Unantastbarkeit als „Gesalbter des Herrn“ (christus Domini).
Am Schluss fordert der König Hildebrand-Gregor VII. auf, von der
cathedra Petri herabzusteigen: Descende, descende – „Steig herab!
Steig herab!“
Vielleicht hatten sich der König und die deutschen Bischöfe, de-
nen sich wenig später auch die Bischöfe Oberitaliens anschlossen, des-
halb zu ihrem Vorgehen hinreißen lassen, weil sie von dem Attentat er-
fahren hatten, das an Weihnachten 1075 auf den Papst verübt worden
24 A. Das Reich im Investiturstreit

war. Man hoffte möglicherweise, diese römische Opposition werde


durch die Absage Heinrichs und seiner Bischöfe Auftrieb erhalten.
Diese Einschätzung erwies sich jedoch als folgenschwerer Irrtum. Gre-
gor VII. griff nämlich – für Heinrich IV. und die Bischöfe sicher völlig
Absetzung unerwartet – zu einer bisher nie von einem Papst geübten Maßnahme:
Heinrichs IV. 1076 In einem feierlichen Gebet an den Apostel Petrus erklärte der Papst auf
der Fastensynode 1076 den deutschen König für abgesetzt, sprach über
ihn den Bann aus und löste seine Untertanen von ihrem Gehorsamseid.
Während Heinrich IV. in Worms der Meinung sein konnte, im Einklang
mit der Tradition zu handeln, war Gregors Aktion ohne Beispiel. Als
Begründung nannte der Papst, Heinrich habe sich in unerhörtem Hoch-
mut gegen die Kirche erhoben, er sei dem Papst gegenüber ungehorsam
gewesen und habe trotz mehrfacher Mahnung nicht den Umgang mit
seinen gebannten Räten eingestellt.
Die Wirkung von Gregors Vorgehen war ungeheuer und es zer-
störte das Einvernehmen zwischen Heinrich IV. und den Bischöfen.
Nur wenige von ihnen blieben auf der Seite des gebannten Königs, so
Wilhelm von Utrecht, der die Exkommunikation Gregors verkündete.
Ein geplantes Gerichtsverfahren über den Papst, bei dem auch eine
Neuwahl vorgenommen werden sollte, scheiterte. Sachsen ging durch
einen neuen Aufstand verloren, und hier tauchte bereits der Plan zur
Wahl eines neuen Königs auf. Im Herbst vereinigte sich die sächsische
Opposition mit den süddeutschen Herzögen; als die Gegner Heinrichs
Tribur und in Tribur zusammentraten (Oktober 1076), lagerte Heinrich auf der an-
Oppenheim deren Rheinseite in Oppenheim und sah die Zahl seiner Anhänger im-
mer mehr schwinden. Nach längeren Verhandlungen, bei denen sich
zeigte, dass die Gegner des Königs über ihr Vorgehen uneins waren,
gab Heinrich IV. eine Obödienzerklärung gegenüber Gregor VII. ab
und widerrief damit die Absage vom 26. Januar. Dennoch verabredeten
die Fürsten, Heinrich nicht mehr als König anzuerkennen, wenn er
nicht bis zum ersten Jahrestag seiner Exkommunikation die Losspre-
chung vom Bann erreicht habe. Am 2. Februar 1077 sollte in Augsburg
eine Prüfung der Amts- und Lebensführung des Königs im Beisein
Gregors VII. stattfinden.
Jetzt war ein schneller Entschluss erforderlich und Heinrich fasste
ihn: Mitten im Winter überschritt er mit kleinstem Gefolge die Alpen
Gang nach Canossa und erschien am 25. Januar 1077, dem Fest der Bekehrung des Paulus,
vor der Burg Canossa, in die sich Gregor VII. auf seinem Weg ins
Reich zurückgezogen hatte. An diesem und an den folgenden Tagen
stand der König im härenen Büßergewand barfuß im Schnee und er-
reichte auf Fürsprache der Markgräfin Mathilde und seines in Canossa
2. Heinrich IV. 25

anwesenden Paten Hugo von Cluny, dass er vom Bann gelöst und wie-
der in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen wurde (28. Januar
1077). Heinrich musste versprechen, sich wegen seines Konflikts mit
den Fürsten dem Urteil des Papstes zu unterwerfen.
Damit hatte Heinrich zwar vorerst seine Krone gerettet, er hatte
aber den Anspruch aufgegeben, den er im Schreiben vom Januar 1076
formuliert hatte, dass der König als „Gesalbter des Herrn“ keinem irdi-
schen Richter verantwortlich sei. Wie ein gewöhnlicher Laie hatte
Heinrich eine Kirchenbuße auf sich genommen und damit gezeigt, dass
auch Könige dem geistlichen Richteramt des Papstes unterworfen sind.
Schon die Zeitgenossen empfanden die Zwiespältigkeit des Vorgangs:
Einerseits akzeptierten sie die in der Buße ausgedrückte religiöse Ge-
sinnung des Königs, andererseits hielten sie es für unwürdig, dass der
König um eines augenblicklichen Vorteils willen eine Kehrtwendung
vollzogen hatte.

2.5 Das Gegenkönigtum und Heinrichs Kampf um die


Selbstbehauptung
Trotz der in Canossa erfolgten Lösung Heinrichs IV. vom Bann ver-
sammelte sich der harte Kern seiner Gegner im fränkischen Forch- Königswahl
heim; sie sprachen Heinrich das Königtum ab und wählten am in Forchheim,
März 1077
15. März 1077 Heinrichs Schwager Rudolf von Schwaben zum Kö-
nig. Vielleicht war die Wahl des Ortes kein Zufall; denn 911 war eben-
falls in Forchheim von den Großen des ostfränkischen Teilreichs erst-
mals ein Nichtkarolinger zum König gewählt worden. Neben den drei
süddeutschen Herzögen und Otto von Northeim war eine größere An-
zahl von Bischöfen zugegen, vor allem die Erzbischöfe von Mainz,
Salzburg und Magdeburg sowie die Bischöfe von Worms, Würzburg,
Passau und Halberstadt. Als Abgesandte des Papstes nahmen der Kar-
dinaldiakon Bernhard und Abt Bernhard von St-Victor in Marseille an
der Wahlversammlung teil. Der erwählte König musste sich verpflich- Zugeständnisse Ru-
ten, die Bischofsstühle aufgrund einer freien, kanonischen Wahl unter dolfs von Schwaben
an seine Wähler
Ausschluss von Simonie zu besetzen und Rudolf verzichtete aus-
drücklich darauf, seinen Sohn zu seinem Nachfolger zu designieren,
damit der König auch künftig in einer freien Wahl bestimmt werden
könnte. Am 26. März wurde er in Mainz geweiht und gekrönt. Ein
Aufstand der Mainzer Bürger noch am Tag der Krönung zwang den
Erzbischof und seinen König, die Stadt zu verlassen. Er zog zuerst
nach Schwaben; da er sich aber dort nicht halten konnte, wandte er
sich nach Sachsen, wo sein Kampf gegen Heinrich IV. treue Bundes-
26 A. Das Reich im Investiturstreit

genossen fand, die ihn am 29. Juni 1077 in Merseburg als ihren König
anerkannten.
Heinrich ging nach seiner Rückkehr aus Italien sehr planmäßig
vor und sicherte zuerst den Südosten des Reiches. Dort übertrug er dem
Patriarchen Sigehard von Aquileia Friaul, Istrien und Krain und setzte
den Zähringer Berthold als Herzog von Kärnten ab. Dieses Herzogtum
verlieh er dem Eppensteiner Liutold, dessen Bruder Ulrich zum Abt
von St. Gallen erhoben wurde. Damit hatte Heinrich auch im alemanni-
schen Gebiet einen treuen Bundesgenossen installiert. Auf einem
Herzöge von Reichstag in Ulm wurden an Pfingsten 1077 die Herzöge von Schwa-
Schwaben und ben und Bayern ihrer Würden verlustig erklärt, sie wurden geächtet und
Bayern abgesetzt
zum Tode verurteilt. Ihre Herzogtümer gab Heinrich IV. vorläufig nicht
neu aus. Erst als Rudolfs Anhänger in Schwaben 1079 dessen Sohn
Berthold zum Herzog wählten, belehnte Heinrich den schwäbischen
Der Staufer Fried- Pfalzgrafen, den Staufer Friedrich von Büren, mit diesem Herzogtum
rich neuer Herzog und gab ihm gleichzeitig seine Tochter Agnes zur Frau. Der Stammva-
von Schwaben
ter des staufischen Hauses war in den kommenden Jahren eine verläss-
liche Stütze Heinrichs IV.
Dass sich das Königtum Heinrichs nach dem Tiefpunkt von Tri-
bur und Oppenheim im Herbst 1076 und trotz der Wahl eines Gegenkö-
nigs so rasch wieder festigte, hat seinen Grund darin, dass wichtige
Gruppen im Reich eher in ihm als in Rudolf von Rheinfelden den Ga-
ranten für Frieden und sozialen Aufstieg sahen. Der Blick auf die Gro-
ßen des Reiches, die geistlichen und weltlichen Fürsten allein, ist nicht
ausreichend, auch wenn unsere Quellen hauptsächlich über ihre Stel-
lungnahme im Kampf um das Königtum berichten. Nur undeutlich
Die Haltung der können wir wahrnehmen, dass die Ministerialen, der niedere Adel, die
Städte und der Bürger der Städte und wohl auch der niedere Klerus, der sich in seiner
Ministerialen
Position durch die Zölibatsforderung bedroht sah, eher auf der Seite des
Saliers standen. Der militärische Wert dieser Bundesgenossen war je-
doch beschränkt, wie sich am 7. August 1078 zeigte, als die für Hein-
rich IV. kämpfenden fränkischen Bauern in der Neckargegend von ei-
nem Heer der süddeutschen Herzöge Berthold und Welf mit äußerster
Brutalität niedergemacht wurden. Am selben Tag kämpften Heinrich
und Rudolf selbst bei Mellrichstadt, ohne dass eine Entscheidung fiel.
Weil Heinrich auch bei Flarchheim an der Unstrut (27. Januar 1080)
keinen Sieg erringen konnte, vermochte er Rudolf nicht aus Thüringen
und Ostsachsen zu verdrängen. Dennoch fühlte sich Heinrich stark ge-
nug, dem Papst im Frühjahr 1080 ein Ultimatum zu stellen, in dem er
forderte, entweder Rudolf zu exkommunizieren oder zu riskieren, dass
Heinrich einen Gegenpapst erheben lasse.
2. Heinrich IV. 27

Gregor VII. hatte sich nicht sofort eindeutig auf die Seite Rudolfs Gregor VII. und der
gestellt, wie die antisalische Partei erhofft hatte. Der Papst hatte immer Gegenkönig

betont, dass über Heinrichs Königtum erst noch entschieden werden


müsse, und daran auch festgehalten, als Heinrich IV. durch einen päpst-
lichen Legaten und die auf Rudolfs Seite stehenden Bischöfe am
12. November 1077 in Goslar erneut gebannt wurde. Für den Papst war
es 1077/78 anscheinend wichtiger, dass jetzt nicht mehr mit nachhalti-
gem Widerstand des deutschen Königs gegen das schon länger beab-
sichtigte absolute Verbot der Laieninvestitur gerechnet werden musste. Investiturverbot für
Dieses Verbot wurde im November 1078 erstmals unmissverständlich den deutschen König

ausgesprochen, wobei ausdrücklich auch Kaiser und Könige als Laien


bezeichnet wurden, aus deren Hand kein Bistum und keine Abtei ange-
nommen werden dürfe. Als auf der Fastensynode von 1080 das Inves-
titurverbot verschärft und auch die Herrscher mit dem Bann bedroht
wurden, die eine Investitur vornahmen, erneuerte Gregor VII. den Heinrich IV. erneut
Bann gegen Heinrich IV. und übergab das deutsche Reich an König Ru- gebannt

dolf, den er Lehensmann der Apostel nannte. Er begründete seine


Handlung damit, dass dem Papst als dem Vertreter des Apostelfürsten
Petrus die Binde- und Lösegewalt im geistlichen Bereich und daher erst
recht im weltlichen Bereich zukomme. In übersteigerter Identifikation
mit dem heiligen Petrus ließ sich Gregor zu der Prophezeiung hinrei-
ßen, dass Heinrich bis zum Tag des heiligen Petrus (29. Juni oder l. Au-
gust?) des Jahres 1080 seinen Untergang finden werde.
Während die erste Exkommunikation Heinrichs im Jahre 1076 die
königliche Partei hatte auseinanderfallen lassen, bewirkte der neuerli-
che Bann das Gegenteil. Die Gegner Gregors VII. aus dem deutschen
und oberitalienischen Episkopat sammelten sich um Heinrich und eine Brixen 1080: Plan
Synode in Brixen beschloss am 25. Juni 1080, Gregor VII. zu verurtei- zur Erhebung eines
Gegenpapstes
len und ihn zur Selbstdeposition aufzufordern. Neben gehässigen Vor-
würfen, so etwa der Behauptung, Gregor habe mehrere seiner Vorgän-
ger vergiften lassen, enthalten die Dekrete von Brixen auch bedenkens-
werte Passagen, so wenn sie Gregor VII. dafür verantwortlich machten,
dass die Einheit der Kirche untergraben worden sei, denn in einer gan-
zen Reihe von deutschen Bistümern gab es nachweislich zwei Bi-
schöfe. Außerdem legten sich die Bischöfe auf einen Kandidaten für
die Papstwürde fest; es war der 1078 von Gregor abgesetzte Erzbischof
Wibert von Ravenna, den Heinrich unter Hinweis auf seine Würde als
Patricius nominierte. Am 15. Oktober 1080 kam es zu einer erneuten
Schlacht zwischen den Heeren Heinrichs und Rudolfs, die zwar eine
Niederlage für den Salier brachte, aber letztlich den Kampf mit dem Tod Rudolfs von
Gegenkönig doch zu seinen Gunsten entschied, weil Rudolf an Verlet- Rheinfelden
28 A. Das Reich im Investiturstreit

zungen starb, die er auf dem Schlachtfeld erlitten hatte; u. a. war ihm
die rechte Hand abgeschlagen worden. Während die Anhänger Hein-
richs dies als Gottesurteil über den eidbrüchigen Rudolf auslegten, lie-
ßen Rudolfs Anhänger ihrem gefallenen König auf die noch heute im
Merseburger Dom erhaltene bronzene Grabplatte setzen: „Hier liegt
König Rudolf im Grabe, der für das Gesetz der Väter starb. Er verdient
es, beweint zu werden. Denn hätte er in Zeiten des Friedens geherrscht,
kein König seit Karl (dem Großen) käme in Rat und im Kampf ihm
gleich. Als die Seinigen siegten, starb er als heiliges Opfer des Krieges.
Der Tod war für ihn das Leben; er fiel für die Kirche.“
Obwohl Sachsen auch jetzt keineswegs unterworfen war, ent-
Italienzug schloss sich Heinrich, in Italien und in Rom selbst die Entscheidung zu
Heinrichs IV. suchen. Er überschritt im April 1081 mit einem kleinen Heer die Alpen
und wurde in der Lombardei von seinen Anhängern mit offenen Armen
empfangen. Beim Vorrücken auf Rom gelang es Heinrich aber erst
1083 im dritten Anlauf, wenigstens die Leostadt und St. Peter zu er-
obern. Ein Ausgleich mit Gregor VII., der auf dem Verhandlungsweg
versucht wurde, kam nicht zustande.
Von einem Zug nach Apulien zurückkehrend, befand sich Hein-
rich IV. Anfang 1084 schon auf dem Rückmarsch nach Deutschland,
als ihn der Ruf der Römer erreichte, in die Stadt zu kommen, um über
Abfall der Kardinäle Gregor VII. zu Gericht zu sitzen. Inzwischen waren auch dreizehn Kar-
von Gregor VII. dinäle von Gregor abgefallen. Sie versammelten sich zu einer Synode;
vor ihr erschien Heinrich als Ankläger und sie setzte Gregor VII. als
Majestätsverbrecher ab und exkommunizierte ihn. Bei der anschließen-
den Neuwahl wurde der in Brixen nominierte Wibert von Ravenna als
Papst bestätigt, er nannte sich Clemens III. und knüpfte mit diesem Na-
men an das 1046 in Sutri begründete Papsttum unter kaiserlicher Vor-
herrschaft an. Am Osterfest (31. März) 1084 wurden Heinrich IV. und
seine Gemahlin mit der Kaiserkrone gekrönt.
Die Lage veränderte sich aber rasch wieder. Gregor, der in der En-
gelsburg ausgeharrt hatte, rief die Normannen zu Hilfe und Robert
Guiskard rückte mit einem großen Heer auf Rom zu; der Kaiser wollte
mit seiner kleinen Streitmacht keinen Kampf riskieren und zog ab. Die
Normannen schlugen einen Bürgeraufstand blutig nieder und richteten
derartige Verwüstungen in der Stadt an, dass Gregor VII. die Stadt mit
Exil und Tod ihnen verlassen musste. Er ging mit Robert nach Salerno und starb dort
Gregors VII. in am 25. Mai 1085. Seine gut bezeugten letzten Worte „Ich habe die Ge-
Salerno
rechtigkeit geliebt und das Unrecht gehasst, deshalb sterbe ich in der
Verbannung“ wurden vielfach als Ausdruck der Bitterkeit interpretiert,
weil damit die Aussage von Ps. 44,8 umgekehrt wurde. Im Vordergrund
2. Heinrich IV. 29

dürfte aber bei Gregor eher das Wissen um die Verheißung der Berg-
predigt gestanden haben, dass nämlich diejenigen das Himmelreich er-
langen werden, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden (P. E.
HÜBINGER).
Nicht nur unter den Zeitgenossen, sondern auch im Urteil späterer
Zeiten blieb die Leistung Gregors VII. umstritten. Auffallend ist, wie
stark er polarisierend wirkte: Während ehemalige Anhänger ihm ge-
genüber einen fanatischen Hass empfanden (etwa Kardinal Hugo Can-
didus), waren andere gerade durch die persönliche Begegnung zu glü-
henden Gregorianern geworden (etwa Abt Wilhelm von Hirsau oder
Bischof Altmann von Passau).

2.6 Kämpfe in Deutschland und Italien


Nachdem Heinrich IV. als Kaiser aus Italien zurückgekehrt war, musste
er die alten Kämpfe wiederaufnehmen. Schon Anfang August 1081
hatten Herzog Welf von Bayern und eine Reihe von Großen aus Schwa-
ben und Lothringen in Ochsenfurt am Main einen neuen Gegenkönig
erhoben. Die Wahl fiel auf den Lützelburger Grafen Hermann von Gegenkönigtum
Salm, der Ende 1081 auch in Sachsen als neuer König anerkannt Hermanns von Salm

wurde. Als er sich aber nach 1085 nicht einmal mehr in Sachsen halten
konnte, zog er sich in seine lothringische Heimat zurück, wo er 1088
bei einer Privatfehde den Tod fand.
Trotz des Scheiterns dieses Gegenkönigs vertiefte sich die Spal-
tung im Reich seit 1085. Die gregorianischen Bischöfe (neben den ost-
sächsischen Bischöfen war auch Erzbischof Gebhard von Salzburg an-
wesend) hatten nämlich an Ostern 1085 auf einer Synode in Quedlin-
burg alle Bischöfe, die dem Kaiser und seinem Papst anhingen, für ab-
gesetzt erklärt und exkommuniziert. Im Gegenzug versammelte der
Kaiser die drei Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier und weitere
sechzehn Bischöfe aus Lothringen, Westfalen, Franken, Bayern und
Schwaben in Mainz zu einer Synode, die alle Anhänger Gregors für ab-
gesetzt erklärte. Sofort begann der Kaiser, ihre Sitze mit seinen Partei- Schisma im Reich
gängern zu besetzen; damit war das Schisma im Reich Wirklichkeit ge-
worden. In dieser Zeit erlitt Heinrich IV. bei dem Versuch, das ehemals
so reiche Krongut in Sachsen und Thüringen wiederzugewinnen, meh-
rere Niederlagen (am 11. August 1086 bei Pleichfeld in der Nähe von Niederlage Hein-
Würzburg und am 24. Dezember 1088 bei der Burg Gleichen in Thürin- richs IV. in Sachsen

gen). Die Träger des Widerstands gegen den Kaiser waren Erzbischof
Hartwig von Magdeburg, Bischof Burchard von Halberstadt und vor al-
lem Markgraf Ekbert von Meißen, der vielleicht sogar nach dem Schei-
30 A. Das Reich im Investiturstreit

tern Hermanns von Salm als neuer Gegenkönig in Aussicht genommen


war. Als Burchard von Halberstadt 1088 und Ekbert von Meißen 1090
starben, kam es zu einem gewissen Ausgleich zwischen dem Kaiser
und den Sachsen. Obwohl Heinrich IV. das Reichsgut am Harz und in
Ostsachsen auch weiterhin nicht nutzen konnte, gelang es ihm doch
wieder, Einfluss auf die Besetzung der sächsischen Bischofsstühle zu
erlangen. Jedenfalls hat der Kaiser seit Ende 1089 Sachsen und Thürin-
gen nicht mehr betreten; seine Machtbasis im Reich war kleiner gewor-
den. Vielleicht war das auch ein Grund dafür, dass er im Frühjahr 1090
abermals nach Italien aufbrach.
Nach dem Tode Gregors VII. dauerte es ein ganzes Jahr, bis die
Desiderius von Kardinäle Abt Desiderius von Montecassino als seinen Nachfolger er-
Montecassino Nach- hoben. Gregor VII. hatte aber nicht diesen, sondern drei andere Männer
folger Gregors VII.
als mögliche Nachfolger benannt, nämlich Anselm II. von Lucca, Odo
von Ostia (den späteren Papst Urban II.) und Hugo von Die (den Lega-
ten Gregors VII., später Erzbischof von Lyon). Anscheinend wollte
aber die Mehrheit der Kardinäle einen Ausgleich mit dem Kaiser, denn
anders kann die Wahl des Desiderius nicht verstanden werden. Dass
sich dieser Viktor III. nannte, weist ebenfalls in diese Richtung, denn
Viktor II. war der letzte von Heinrich III. erhobene Papst gewesen. Als
Viktor im August 1087 auf Druck der gregorianischen Partei eine Sy-
node nach Benevent einberief, wurde dementsprechend nicht Wibert-
Clemens III., sondern der fanatische Gregorianer Hugo von Die, der
inzwischen Erzbischof von Lyon geworden war, exkommuniziert. Dass
damals auch Heinrich IV. abermals gebannt worden sei, ist nur schlecht
bezeugt und passt nicht zu dem Bild, das Viktors Pontifikat sonst ver-
mittelt. Als dieser am 16. September 1087 starb, verbreiteten die Gre-
gorianer das Gerücht, er habe vor seinem Tod seine verfehlte Politik
noch eingesehen und sich selbst abgesetzt.
Wahl des Cluniazen- Die Wahl eines Nachfolgers wurde im Frühjahr 1088 in Terracina,
sers Odo von Ostia also am südlichen Rand des Kirchenstaats, vorgenommen und fiel dies-
mal auf Odo von Ostia, einen Adeligen aus der Champagne, der zwi-
schen 1067 und 1070 in das Kloster Cluny eingetreten war; zehn Jahre
später hatte ihn Gregor VII. zum Kardinalbischof erhoben. Er nannte
sich Urban II. und er hat diesen Namen vielleicht nach dem Tagesheili-
gen des Todestages Gregors VII., dem 25. Mai, gewählt (H. FUHRMANN).
Dazu passt, dass der neue Papst sich sofort als Erbe und Fortsetzer Gre-
gors VII. bekannte: Was jener verworfen habe, verwerfe auch er; was je-
ner gebilligt habe, billige er auch. Die Stärke Urbans liegt jedoch weni-
ger im unbedingten Festhalten an den Positionen seines großen Vorgän-
gers, sondern vielmehr in der Anpassung an die veränderten Umstände.
2. Heinrich IV. 31

Vorerst war die Situation Urbans II. äußerlich wenig hoffnungs-


voll; er gelangte im Spätherbst 1089 zwar nach Rom, war dort aber auf
die Tiberinsel beschränkt, während sein Widerpart Wibert-Clemens III.
in der Peterskirche eine große Synode feiern konnte, auf der Beschlüsse
gegen Simonie und Priesterehe gefasst wurden. Ein neuer Italienzug
Heinrichs IV. sollte die endgültige Entscheidung zugunsten Wiberts
bringen. Die Heerfahrt war auch deshalb nötig, weil Urban II. eine Ehe
zwischen der über 40-jährigen Mathilde von Tuszien und dem höchs-
tens 17-jährigen Welf V. gestiftet und dadurch die wichtigsten Gegner
Heinrichs IV. in Mittelitalien und in Süddeutschland verbunden hatte;
Urban II. konnte hoffen, sich so aus der Umklammerung durch Cle-
mens III. zu befreien.
Heinrich zog 1090 nach Italien und konnte anfangs einige Erfolge Italienzug
gegen Mathilde erzielen. Im Sommer 1092 schien ein Sieg zum Greifen Heinrichs IV.

nahe; die Friedensverhandlungen scheiterten jedoch an der Forderung


des Kaisers, Mathilde müsse Clemens III. als rechtmäßigen Papst aner-
kennen. Als die Kämpfe wieder aufgenommen wurden, hatte das Glück
Heinrich IV. verlassen, es gelang ihm nicht, die belagerte Burg Canossa
einzunehmen und in der Folge konnte Mathilde ihre Besitzungen in der
Poebene zurückgewinnen.
In dieser bereits wenig erfreulichen Situation traf Heinrich ein
schwerer Schlag, indem sein ältester Sohn Konrad von ihm abfiel und Abfall Konrads und
sich 1093 in Mailand zum König von Italien krönen ließ. Als sich dann sein italienisches
Königtum
noch die Städte Mailand, Cremona und Lodi zum ersten lombardischen
Städtebund verbanden, der die Alpenpässe sperrte und Heinrich von je-
dem Nachschub aus Deutschland abschnitt, war der Kaiser für mehrere
Jahre im Nordosten Italiens, zwischen Verona und Padua, eingeschlos-
sen. Diese Zeit der Handlungsunfähigkeit des Kaisers endete erst, als
Welf V. 1095 die Verbindung mit Mathilde löste und sein Vater Welf IV.
Ende 1096 einen Ausgleich mit Heinrich IV. schloss. Bereits 1094 hatte
sich Heinrichs zweite Gemahlin Praxedis, eine russische Prinzessin, die
er als Witwe des sächsischen Grafen von Stade geheiratet hatte, von
ihm losgesagt, die er zuletzt wie eine Gefangene gehalten hatte. Nach
ihrer Flucht stellte sie sich unter den Schutz Mathildes von Tuszien;
Anfang März 1095 trat sie vor der Synode von Piacenza auf und be- Synode von
schuldigte ihren Gatten perverser Handlungen. Auf dieser Synode, die Piacenza

Urban II. in der Hochburg der Antigregorianer feiern konnte, wurden


nicht nur die üblichen Beschlüsse gegen Simonie, Priesterehe und Lai-
eninvestitur wiederholt, sondern hier fasste der Papst wahrscheinlich
auch den Plan eines Kriegszugs, um die bedrohten Christen im Osten
zu unterstützen.
32 A. Das Reich im Investiturstreit

Konrad und Urban II. traf 1095 in Cremona mit Konrad zusammen, der dem
Urban II. Papst den Stratordienst leistete, d. h., er führte wie ein Stallknecht das
Pferd des Papstes ein Stück am Zügel und er versprach in einem Sicher-
heitseid Schutz und Hilfe; im Gegenzug sicherte Urban II. Konrad die
Kaiserkrönung zu, sobald er von den deutschen Fürsten zum deutschen
König erwählt worden sei. Urban vermittelte auch eine Heirat mit der
Tochter Rogers I. von Sizilien; in Deutschland fand Konrad aber keinen
ausreichenden Anhang, vielmehr erreichte sein wieder erstarkter Vater,
dass ein Hoftag in Mainz Konrad die Nachfolge entzog und seinen Bru-
der Heinrich zum zukünftigen König designierte (1098).
Während Urban II. in Italien seine Obödienz ausweiten konnte
und seine europäische Ausstrahlung auf der Synode von Clermont vom
November 1095 einen Höhepunkt erfuhr, gelang es ihm nicht, die An-
hänger des Gegenpapstes Wibert-Clemens III. im Reich auf seine Seite
zu ziehen. Vielmehr bildeten die Jahre seines Pontifikats einen Tief-
punkt der gregorianischen Partei. Nachdem deren große Protagonisten
um 1090 verstorben waren (Burchard von Halberstadt und Gebhard
von Salzburg 1088, Adalbero von Würzburg 1090 und Altmann von
Passau 1091), war die Führung der Gregorianer an Bischof Gebhard III.
von Konstanz (1084–1107) übergegangen, der als Zähringer einen ge-
wissen Rückhalt an der Machtstellung seiner Familie besaß. Urban II.
rückte insofern von der Position Gregors VII. ab, als er gegenüber
Urban II. und die Heinrich IV. nie das Problem des Investiturverbots zur Sprache brachte,
Laieninvestitur obwohl dieser nicht aufgehört hatte, die Bischofssitze in seinem Macht-
bereich in herkömmlicher Weise zu besetzen. Den wenigen deutschen
Bischöfen, die zu Urban II. übertraten, wurden wegen ihrer Investitur
durch den gebannten Kaiser keinerlei Schwierigkeiten gemacht, ob-
wohl die Dekrete Gregors VII. gegen die Laieninvestitur zweifellos
gültig waren und von Urban auch wiederholt wurden.

2.7 Die letzten Jahre Heinrichs IV.


Heinrich V. König Der an die Stelle des abgefallenen Konrad getretene zweite Sohn Hein-
richs wurde am 6. Januar 1099 in Aachen zum König gekrönt. Zuvor
musste er einen Eid leisten, Leben und Sicherheit des Kaisers nicht an-
zutasten und sich nicht gegen dessen Willen in die Regierungsgeschäfte
einzumischen. Anders als in der Spätzeit Heinrichs III. gibt es auch
keine Diplome Heinrichs IV., in denen dieser gemeinsam mit seinem
Sohn urkundete. Aber alle Vorsichtsmaßregeln nutzten nichts, denn
Ende 1104 sagte sich der 18-jährige Heinrich V. von seinem Vater los,
2. Heinrich IV. 33

um sich an die Spitze einer sich anbahnenden neuen Revolte gegen


Heinrich IV. zu stellen.
Dabei hatten sich nach dem Tode Urbans II. (29. Juli 1099) und
Clemens’ III. (8. September 1100) durchaus noch einmal die Horizonte
aufgehellt. Der Kaiser suchte mit Urbans Nachfolger Paschalis II. zu ei-
ner Einigung zu gelangen und plante bereits, das Kreuz zu nehmen, um
auf diese Weise die Lossprechung vom Bann zu erreichen. Aber auf der Erneuter Bann gegen
Fastensynode von 1102 wurde nicht nur das Investiturverbot erneuert, Heinrich IV.

sondern auch Heinrich IV. und seine Anhänger abermals gebannt; die
Bayern und Schwaben als die treuesten Gregorianer im Reich wurden
ausdrücklich aufgefordert, ihren Kampf gegen Heinrich IV. zu verstär-
ken. Als Heinrich IV. es nicht verhinderte, dass Anfang 1104 Bürger
und Ministerialen von Regensburg den königlichen Vogt, Graf Sigehart
von Burghausen, hinrichteten, sahen wichtige Mitglieder des Adels in
Bayern darin ein Zeichen einer gegen sie gerichteten Politik. Auch in
Sachsen kam es zu Spannungen wegen der Besetzung des Erzstuhls
von Magdeburg.
In diesen Zusammenhang gehört die Empörung des jungen Kö- Empörung
nigs gegen seinen Vater. Die Initiative zum Aufstand ist wohl von einer Heinrichs V.

eng verwandten Adelsgruppe aus der Oberpfalz ausgegangen, die mit


den Saliern und den Zähringern verwandt war und sich als Anhänger
der Reform verstand. Heinrich V. hat bei seinem Abfall wohl nicht nur
aus Eigensucht gehandelt, sondern er wollte angesichts des aufkom-
menden Konflikts zwischen seinem Vater und wichtigen Fürsten etwas
unternehmen, um seinem Haus das Königtum zu erhalten. Heinrich IV.
drängte auf eine militärische Entscheidung, aber die Fürsten schlossen
eine Vereinbarung, so dass sich die beiden Heere auflösten. Der Kaiser
zog sich nach Niederlothringen zurück, wo er seine treuesten Anhänger
besaß. Durch eine List gelang es Heinrich V., den Vater gefangen zu
nehmen und ihm die Herausgabe der Reichsinsignien abzupressen. Am
31. Dezember 1105 erklärte Heinrich IV. vor einer Fürstenversamm-
lung in Ingelheim seinen Thronverzicht; er fand sich aber nicht dazu
bereit, das von den päpstlichen Legaten geforderte öffentliche Schuld-
bekenntnis abzulegen.
Wenig später gelang ihm die Flucht; er richtete Briefe an seinen
Paten Hugo von Cluny, an die Reichsfürsten und an den französischen
König Philipp I.; diesen beschwor er im Namen der Solidarität der Kö-
nige, ihm zu helfen. Die Bürger der rheinischen Städte halfen sofort
und auch einige Fürsten aus Lothringen standen auf der Seite des alten
Kaisers. Er starb aber am 7. August 1106 in Lüttich, ehe es zu einem Tod Heinrichs IV.
Waffengang kommen konnte.
34 A. Das Reich im Investiturstreit

Auch der tote Kaiser fand noch keine Ruhe. Bischof Otbert von
Lüttich hatte ihn in seiner Kathedrale bestatten lassen, bis die Überreste
des Toten einst im von Heinrich IV. erbauten Dom zu Speyer würden
beigesetzt werden können. Auf Befehl Heinrichs V. wurden die Ge-
beine des Vaters aber exhumiert, um zuerst vor den Toren der Stadt Lüt-
tich, dann in einer noch nicht geweihten Kapelle in Speyer begraben zu
werden, wie es einem Gebannten zukam. Erst als Heinrich IV. 1111
postum von der Exkommunikation gelöst wurde, ließ ihn sein Sohn im
Dom zu Speyer bestatten.
Verehrung des Das Volk hatte allerdings den verstorbenen Kaiser sofort mit einer
Volkes für den Toten Verehrung bedacht: Die Bauern scharrten Erde von seinem Grab und
streuten sie auf ihre Felder, um deren Fruchtbarkeit zu erhöhen, so wie
sie zuvor Saatkörner auf seinen Sarg gelegt hatten, um eine reiche Ernte
zu erhalten. Die uralte Magie des Königsheils, das sich in einem rei-
chen Erntesegen besonders deutlich zu manifestieren pflegte, war noch
lebendig. Weder Canossa noch die Gerüchte über Heinrichs unmorali-
schen Lebenswandel hatten das Vertrauen auf diesen Herrscher brechen
können, der gerade wegen seiner Erniedrigung und Verlassenheit den
Ärmsten besonders nahe schien.
Mit Recht hat die jüngere Forschung herausgearbeitet, dass Hein-
rich IV. nicht der Repräsentant einer laizistischen Reichsauffassung ge-
wesen ist, wie ihn das 19. Jahrhundert zuweilen sehen wollte, sondern
Der fromme Kaiser dass man ihn als typischen Vertreter seiner Zeit sehen muss. So gehört
Heinrich IV. zum Bild dieses Kaisers vor allem auch seine tiefe Religiosität, die sich
etwa darin ausdrückt, dass er vor der entscheidenden Schlacht mit sei-
nem Gegner Rudolf von Schwaben reiche Schenkungen an sein gelieb-
tes Domstift Speyer machte, um den Schutz der Jungfrau Maria zu er-
flehen (S. WEINFURTER).

3. Heinrich V.

3.1 Die Jahre der Erfolge


Der Beginn der Regierung Heinrichs V. stand im Zeichen einer seit lan-
gem ungewohnten Harmonie zwischen dem König und den Fürsten,
was schon die Zeitgenossen empfanden. Als er am 6. Januar 1106 die
Herrschaft übernahm, waren mehr als fünfzig Reichsfürsten anwesend.
Das Kalkül des jungen Heinrich, der sich Ende 1104 an die Spitze des
Aufstands gegen seinen Vater gestellt hatte, schien aufzugehen und
auch die allgemeine Ermüdung nach den langjährigen Auseinanderset-
3. Heinrich V. 35

zungen begünstigte Heinrich V. Auch die Sachsen hatten das Königtum


Heinrichs V. anerkannt und hier hatte er 1106 über die Neubesetzung
des Herzogamts zu entscheiden. Der junge König vergab Sachsen an
den Grafen Lothar von Süpplingenburg, der in diesem Land eher zu den Lothar von Süpplin-
mittleren Potentaten gehörte, aber über seine Gemahlin mit Otto von genburg Herzog von
Sachsen
Northeim und wichtigen Familien in anderen Regionen des Reiches
verwandt war. Das Verhältnis Heinrichs V. zu Sachsen blieb auch in den
folgenden Jahren gut; bis 1112 hielt er sich mehrfach für längere Zeit
dort auf.
Probleme gab es jedoch im Nordwesten, wo der König Herzog
Heinrich von Niederlothringen als Anhänger seines Vaters abgesetzt
und durch Gottfried von Löwen ersetzt hatte. Die Gegensätze zwischen
den beiden Kontrahenten versuchte Graf Robert von Flandern durch
einen Angriff auf Cambrai auszunützen. 1107 war ein Feldzug des Kö-
nigs nötig, um die Lage hier zu beruhigen.
Jetzt war das Reich so gefestigt, dass Heinrich V. in den Jahren
1108 und 1109 in die Thronkämpfe in Polen und Ungarn eingreifen
konnte, um diese Länder seiner Herrschaft zu unterwerfen. Aber in bei-
den Fällen erlitt der Salier Misserfolge; er konnte nur erreichen, dass in
Böhmen die Lehnsoberhoheit des Reiches behauptet wurde.
Das Verhältnis zum Papsttum blieb schwierig, weil Heinrich V.
wie früher sein Vater Bischöfe durch eine Investitur mit Ring und Stab
in ihr Amt einführte. Im Reich blieb vorerst ein Konflikt mit der grego-
rianischen Partei aus, weil Heinrich nur solche Bischöfe erhob, deren
kirchliche Gesinnung außer Zweifel stand und jeden Anschein von Si-
monie vermied. Papst Paschalis II. erneuerte im Oktober 1106 auf der Investiturverbot
Synode von Guastalla (bei Parma) das Investiturverbot und lehnte die durch Papst
Paschalis II.
Bitte Heinrichs V. ab, dem deutschen König das ius imperii zu gewäh-
ren. Darunter verstand Heinrich V. nicht nur die königliche Mitwirkung
bei der Wahl des Bischofs, sondern auch und vor allem die Investitur
mit Ring und Stab sowie den Treueid und die Lehenshuldigung (homa-
gium). Im Reich wurde die Investitur jetzt als Belehnungsakt verstan-
den und das hominium wurde zum unentbehrlichen Rechtsgrund für die
vasallitischen Pflichten der Bischöfe gegenüber dem König.
Zu einem völligen Bruch wollte es der Papst zwar nicht kommen
lassen, aber er suspendierte die Erzbischöfe von Mainz und Köln von
ihren Ämtern (auf einer Synode in Troyes 1107). Bei einer abermaligen
Bekräftigung des Investiturverbots im folgenden Jahr 1108 wurden Ge-
ber und Empfänger mit der Exkommunikation bedroht: Damit war der
deutsche König theoretisch selbst getroffen. Heinrich V. ging über
diese Drohung hinweg und schickte 1109 eine Gesandtschaft aus geist-
36 A. Das Reich im Investiturstreit

lichen und weltlichen Fürsten unter Führung Erzbischof Brunos von


Trier nach Rom, die wegen der Kaiserkrönung und einer endgültigen
Regelung der Investiturfrage verhandeln sollte. Dabei spielte wohl eine
Regelungen der Rolle, dass bereits 1107 das Investiturproblem mit den Königen von
Investitur in Frank- Frankreich und England einvernehmlich geregelt worden war. In
reich und England
Frankreich hatte der Papst gegen das Zugeständnis der freien Wahl dem
König die Temporalienleihe überlassen, die dieser nicht mit den geist-
lichen Symbolen vornehmen sollte; den Bischof durfte er mit einem
Treueid an sich binden. In England sollte die Bischofswahl in Gegen-
wart des Königs am Hof stattfinden; außerdem durfte der König vor der
Weihe die vasallitische Huldigung (hominium) verlangen; auf eine In-
vestitur mit Ring und Stab hatte er verzichtet (Konkordat von West-
minster).
Heinrichs Gesandte betonten, dass ihr König das Investiturrecht
brauche, weil die Kirchen mächtig und reich seien; wenn die Kirchen
so arm wären wie in den Anfängen des Christentums, könne er auf die-
ses Recht verzichten. Eine Einigung war noch nicht erzielt worden, als
Romzug Heinrich V. im Herbst und Winter 1110/11 nach Rom zog. Die finan-
Heinrichs V. zielle Basis für dieses Unternehmen hatte Heinrich V. kurz zuvor von
Heinrich I. von England empfangen, als dieser ihm seine Tochter Mat-
hilde zur Braut gab und eine Mitgift von 10 000 Pfund Silber leistete.
Die erst achtjährige Braut wurde sofort zur Königin gekrönt, die Ver-
mählung fand vier Jahre später statt.
Bei den Verhandlungen mit Paschalis forderte dieser als Preis für
die Kaiserkrönung den Verzicht auf die Investitur. Als Heinrich ein-
wandte, damit werde die Machtgrundlage der Krone vernichtet, machte
der Papst einen unerwarteten Vorschlag: Die Kirche werde alle Ho-
Vorschlag Pascha- heitsrechte und Besitztümer des Reiches zurückgeben, sie könne sich
lis’ II. zur Lösung mit den Zehnten und den privaten Schenkungen der Gläubigen begnü-
des Investitur-
problems gen. Dieser Vorschlag wurde zu einem Vertrag ausgearbeitet, in dem
festgelegt war, dass mit dem Verzicht Heinrichs V. auf die Investitur die
Rückgabe der in kirchlichem Besitz befindlichen Regalien an das Reich
erfolgen werde. Dabei wurde eine genaue Definition dessen gegeben,
was unter Regalien verstanden wurde, nämlich: Städte, Herzogtümer,
Markgrafschaften, Grafschaften, Münzen, Zoll, Markt, Reichsvog-
teien, Zentgerichte, Pfalzen, Heeresdienst und Burgen. Davon unter-
schieden wird der Eigenbesitz der Kirche, der unangetastet bleiben soll.
Es ist nicht klar, ob Paschalis II. durch die Idee von der Armut der
Kirche geleitet war oder ob er die Geistlichen von weltlichen Aufgaben
befreien wollte; jedenfalls erhob sich ein Sturm der Entrüstung, als der
Papst in St. Peter das Privileg verlas, mit dem einerseits jede Investitur
3. Heinrich V. 37

durch einen Laien verdammt wurde, andererseits aber den Bischöfen


die Herausgabe aller Lehen und Regalien befohlen wurde. Durch eine
solche Maßnahme wären nämlich nicht nur die Bischöfe getroffen wor-
den, die ihre Stellung als Reichsfürsten eingebüßt hätten, sondern auch
die weltlichen Großen, deren Macht zu einem guten Teil auf Kirchen-
lehen beruhte, die sie von den Bischöfen erhalten hatten und die sie
jetzt hätten zurückgeben müssen. Der Tumult war so groß, dass die für
diesen Tag geplante Kaiserkrönung unterbleiben musste.
Die Fürsten waren offenbar über den Plan des Papstes nicht infor-
miert worden; und Heinrich V. glaubte, jetzt sein Investiturrecht noch
nachhaltiger verlangen zu können. Als Paschalis ihm das verweigerte, Gefangennahme
wurde er gefangen genommen. Obwohl daraufhin ein Aufstand in Rom Paschalis’ II.

ausbrach, konnte der König die Stadt mit dem gefangenen Papst und
einer Anzahl ebenfalls festgenommener Kardinäle verlassen. Wenn
Paschalis in dieser verzweifelten Lage auf die Hilfe der Normannen ge-
hofft hatte, so zerschlug sich diese Hoffnung, als Roger I. von Sizilien
und Boemund von Tarent innerhalb weniger Wochen im Februar und
März 1111 verstarben. Die politische Lage schien aussichtslos; daher
entschloss sich der durch eine zweimonatige Gefangenschaft mürbe ge-
machte Papst, den zudem die Furcht vor einem erneuten Schisma
plagte, am 11. April 1111, mit Heinrich V. einen Vertrag zu schließen, Vertrag von Ponte
in dem die Investitur mit Ring und Stab zugestanden wurde. Diese In- Mammolo

vestitur sollte vor der Weihe stattfinden, wer nicht investiert war, durfte
nicht geweiht werden; damit hatte der König ein Vetorecht in allen Bi-
schofswahlen erreicht. Weiterhin verpflichtete sich der Papst unter Eid,
Heinrich niemals zu bannen. Zwei Tage später wurde die Kaiserkrö-
nung nachgeholt.
Die radikalen Reformer waren nicht gewillt, diese Zugeständnisse Reaktion der radi-
des Papstes hinzunehmen. Einige römische Geistliche kündigten dem kalen Reformer

Papst die kirchliche Gemeinschaft auf, da sie die Laieninvestitur als


Häresie ansahen. Bischof Bruno von Segni bedrängte den Papst, das In-
vestiturverbot von Guastalla zu erneuern. Guido von Vienne stellte sich
an die Spitze der französischen Gregorianer und forderte eine National-
synode zur Erneuerung des Investiturverbots und zur Absetzung des
Papstes. Nur der Einspruch des hoch angesehenen Rechtskenners Ivo
von Chartres verhinderte diesen Plan. Auf der Lateransynode vom Rücknahme des
März 1112 gab Paschalis II. dem Druck nach und kassierte sein Zuge- Pravilegs

ständnis an Heinrich V. – wenn auch nur indirekt, indem er ein Be-


kenntnis zu seinen Vorgängern ablegte und sagte: „Was sie verdammt
haben, verdamme ich auch.“ Damit hoffte er, dem Vorwurf des Eid-
bruchs zu entgehen.
38 A. Das Reich im Investiturstreit

Die Synode hat das Privileg von Ponte Mammolo als „Schand-
brief“ – Pravileg – bezeichnet und als unwirksam verworfen, weil es
erzwungen worden sei. Heinrich V. kümmerte sich nicht um diese Be-
schlüsse; er ernannte weiterhin Bischöfe und investierte sie mit Ring
und Stab. Der Episkopat des Reiches stand auf seiner Seite; und als der
Kaiser Anfang 1114 seine Hochzeit mit Mathilde von England feierte,
waren fünf Erzbischöfe und dreißig Bischöfe zugegen.

3.2 Schwierigkeiten im Reich


Die Kirche beließ es aber nicht bei theoretischen Beschlüssen gegen
das Investiturgebaren des Kaisers: Bereits im Sommer 1111 wurde
Heinrich V. durch den Kardinallegaten Kuno von Praeneste gebannt
Bann gegen und im September 1112 exkommunizierte ihn eine burgundische Sy-
Heinrich V. node unter Erzbischof Guido von Vienne. 1114 wiederholte ein päpstli-
cher Legat den Bann, zuerst in Frankreich, dann 1115 auch in Köln,
also auf Reichsgebiet. Das war möglich geworden, weil die innere Lage
im Reich sich vollkommen verändert hatte.
Der Italienzug von 1111 bildet einen Einschnitt im Verhältnis zwi-
Spannungen zwi- schen Heinrich V. und den Fürsten. Vielleicht waren sie durch die Lis-
schen Heinrich V. ten und Winkelzüge des Kaisers abgestoßen worden; jedenfalls zeigten
und den Fürsten
sich jetzt wieder jene Probleme, mit denen schon Heinrich IV. weithin
vergeblich gerungen hatte. In Sachsen fühlte sich eine ganze Reihe von
einflussreichen Familien durch die Einsetzung Lothars von Süpplin-
genburg zum Herzog zurückgesetzt. Und die sächsische Opposition er-
Adalbert von Mainz hielt wichtigen Sukkurs durch Erzbischof Adalbert von Mainz. Dieser
wird zum Gegner war 1109 von Heinrich für dieses wichtige Amt bestimmt worden und
des Kaisers
hatte 1111 in führender Rolle die Haltung des Königs gegenüber dem
Papst vertreten. Die Gegensätze zwischen Adalbert und Heinrich V. er-
wuchsen wohl vor allem aus dem Versuch des Erzbischofs, die Besitz-
und Herrschaftsrechte der Mainzer Kirche zu sammeln, um die Territo-
rialherrschaft seines Bistums zu konsolidieren. Dabei stieß er auf ähn-
liche Absichten des Kaisers, denn im Mittelrheingebiet lag ein Schwer-
punkt des salischen Hausguts und Heinrich war nicht bereit, auf den
Ausbau seiner Rechte zu verzichten. Als Adalbert der Aufforderung
nicht nachkam, die königliche Burg Trifels herauszugeben, wurde er
festgenommen und eingekerkert (1112). Als Begründung für dieses
brutale Vorgehen gab Heinrich an, sein ehemaliger Vertrauter habe ihn
ermorden lassen wollen.
Unruhen in Sachsen In Sachsen waren Unruhen ausgebrochen, als Heinrich V. daran-
ging, nach dem Vorbild seines Vaters die königlichen Herrschaftsrechte
3. Heinrich V. 39

wieder geltend zu machen, Burgen zu erwerben oder anzulegen und das


Reichsgut mit Hilfe von Ministerialen neu zu organisieren. Der
Schwerpunkt des Widerstandes gegen den Kaiser lag in Ostsachsen und
Thüringen; an seiner Spitze standen Herzog Lothar von Sachsen und
Landgraf Ludwig von Thüringen. Anfang 1114 schienen aber alle Geg-
ner besiegt; Herzog Lothar musste sich vor der Öffentlichkeit des
Reichstags im Büßergewand dem Kaiser zu Füßen werfen, Ludwig von
Thüringen wurde in Haft genommen. Diese herrische Behandlung an-
gesehener Reichsfürsten wirkte sich sehr negativ aus: Im Sommer 1114
kam es unter der Führung des Erzbischofs von Köln zu einem Aufstand
weiter Teile Westfalens und Niederlothringens; dabei erlitt das Heer Niederlagen
des Kaisers bei Andernach eine Niederlage. Darauf erhoben sich auch Heinrichs V. bei
Andernach und am
die Sachsen erneut; in der Schlacht am Welfesholz an der Saale wurde Welfesholz
Heinrich am 11. Februar 1115 vernichtend geschlagen. Als Folge dieser
Niederlagen blieb in den folgenden Jahren der ganze Norden und Nord-
westen des Reiches dem Zugriff des Kaisers verschlossen.
Auch die Loyalität der bisher treu auf der Seite der Salier stehen-
den Städte begann zu wanken: Die Kölner Bürger hatten sich dem Auf- Die Bürger von Köln
stand ihres Erzbischofs angeschlossen und Ende 1115 zwangen die und Mainz gegen
den Kaiser
Bürger von Mainz den Kaiser, ihren in Trifels inhaftierten Erzbischof
Adalbert freizulassen. Anscheinend fühlten sich die Bürger durch die
häufige Inanspruchnahme des Königsdienstes zu schwer bedrückt. Der
Vorwurf der Habsucht wurde vielfach von den Zeitgenossen gegen
Heinrich V. erhoben, der – vielleicht nach englischem Vorbild – bemüht
war, die Finanzquellen des Königtums besser zu nutzen. Am Wider-
stand aller Glieder des Reichs scheiterte sein Plan, eine allgemeine
Reichssteuer einzuführen.
Obwohl das Jahr 1115 große Einbußen für die kaiserliche Macht im Italienzug
Reich gebracht hatte, riskierte es Heinrich, im Frühjahr 1116 nach Italien Heinrichs V.

aufzubrechen. Dort wollte er sich das Erbe der am 25. Juli 1115 ver-
storbenen Mathilde von Tuszien sichern, die ihm 1111 ihren Allodial-
besitz vermacht hatte, obwohl sie diesen bereits 1080 und noch einmal
1102 dem heiligen Petrus versprochen hatte. Heinrich V. verfügte über
ihre Reichsgüter und über ihre Allodien und gab diese an Kirchen,
Klöster und Städte Mittel- und Oberitaliens aus. Im Ringen um die
Rechte am Mathildischen Erbe taucht übrigens der berühmte Bologneser Das Mathildische
Jurist Irnerius in der Umgebung des Kaisers auf; zum ersten Mal kommt Erbe

es damit zu einer persönlichen Beziehung zwischen einem Kenner des


römischen Rechts und dem Kaisertum. Irnerius hatte bereits im Dienst
der Mathilde gestanden; sie hatte sich viele Jahre hindurch des römi-
schen Rechts bedient, um ihre Herrschaft zu sichern und auszubauen.
40 A. Das Reich im Investiturstreit

Während Heinrichs Italienaufenthalt verstarb Papst Paschalis II.


(am 21. Januar 1118). Um seine Vorstellungen vom Investiturrecht be-
stätigt zu bekommen, ließ der Kaiser den Erzbischof Mauritius von
Braga zum Nachfolger erheben, der sich Gregor VIII. nannte. Er konnte
sich aber gegen seinen Rivalen Gelasius II. nicht durchsetzen und wurde
in Rom mit dem Spottnamen Burdinus (= spanischer Esel) verhöhnt.
Während des zweijährigen Aufenthalts des Kaisers in Italien hatte
Friedrich von vor allem sein Neffe, Herzog Friedrich von Schwaben, für ihn ge-
Schwaben kämpft und die Positionen in Süddeutschland und im Mittelrheingebiet
nicht nur halten, sondern sogar ausbauen können. Dabei hatte der Stau-
fer nicht nur das Reichsinteresse im Auge, sondern er wollte auch seine
eigene Territorialmacht stärken. Die später so wichtigen staufischen
Positionen im Unterelsass und im Worms- und Speyergau wurden
durch Friedrich geschaffen, der hier zahlreiche Burgen errichtete. Seine
Heirat mit der Tochter des welfischen Herzogs Heinrich von Bayern
(1120) sollte wohl auch dazu dienen, seine Position im Kampf um die
Nachfolge Heinrichs V. zu verbessern.

3.3 Das Wormser Konkordat


Die Lösung des seit 1075/78 das Reich aufwühlenden Investiturstreits
wurde von dem Mann durchgesetzt, der im Pontifikat Paschalis’ II. der
Guido von Vienne radikalste Gregorianer gewesen war, von Guido von Vienne. Dieser
als Papst war am 2. Februar 1119 in Cluny zum Papst gewählt und in Vienne als
Calixt II. zum Papst gekrönt worden. Er entstammte höchstem Adel,
war mit den Königen von Frankreich und England und mit dem Kaiser
verwandt und kam nicht wie alle seine Vorgänger seit Gregor VII. aus
dem Mönchtum. Trotz seiner gregorianischen Überzeugungen strebte
er einen Ausgleich mit Heinrich V. an. Die Voraussetzungen im Reich
wurden auf dem Fürstentag von Mainz vom Juni 1119 geschaffen, auf
dem ein Reichsfrieden beschlossen und Calixt II. als Papst anerkannt
wurde. Im September begannen Verhandlungen, die auf päpstlicher
Seite durch Abt Pontius von Cluny und Bischof Wilhelm von Cham-
peaux geführt wurden. Bald schon schien ein Abkommen in Sicht, das
bei einer persönlichen Zusammenkunft von Papst und Kaiser im loth-
ringischen Mouzon geschlossen werden sollte. Doch die päpstliche
Seite war immer noch nicht bereit, dem Kaiser die Regalieninvestitur,
d. h. die Einweisung in die weltlichen Güter und Rechte eines Bistums,
zuzugestehen.
Nach neuen Kämpfen, bei denen wieder die Sachsen und Adalbert
von Mainz gegen den Kaiser standen, wurde auf einem Reichstag in
3. Heinrich V. 41

Würzburg im September 1121 „ein ganz sicherer Frieden“ (pax firmis-


sima) geschlossen. Die Fürsten verlangten vom Kaiser, dem Papst ge-
horsam zu sein und sich mit ihm wegen der Investitur zu einigen. Indem
die Fürsten aber auch die Wahrung der Ehre des Reiches forderten und
zusagten, ihren Einfluss beim Papst zugunsten eines Übereinkommens
einzusetzen, traten sie als Garanten der Reichsrechte neben dem Kaiser
in Erscheinung. Die abschließenden Verhandlungen, die auf päpstlicher „Wormser
Seite von Kardinalbischof Lambert von Ostia geleitet wurden, führten Konkordat“

am 23. September 1122 zum Abschluss des sog. Wormser Konkordats.


Dieses besteht aus zwei Urkunden, einer kaiserlichen (Heinricia-
num) und einer päpstlichen (Calixtinum). Die kaiserliche Urkunde ist
an Papst Calixt, die heiligen Apostel Petrus und Paulus sowie an die
Kirche adressiert und spricht den Verzicht auf die Investitur mit Ring
und Stab aus. Außerdem sichert sie die freie kanonische Wahl und die
unbehinderte Weihe des Gewählten zu. Das Heinricianum wurde von Heinricianum: die
einer beträchtlichen Anzahl von geistlichen und weltlichen Großen un- kaiserliche Urkunde

terzeichnet; darin kommt zum Ausdruck, dass jetzt auch die Fürsten,
nicht mehr allein der König, das Reich repräsentierten. Es fehlen aber
Unterschriften aus Sachsen; kein sächsischer Bischof oder Graf war an-
scheinend in Worms zugegen.
Die päpstliche Urkunde nennt als Empfänger allein Heinrich V.; Calixtinum: die
vom Reich oder von den möglichen Nachfolgern des jetzigen Kaisers ist päpstlichen Zuge-
ständnisse
nicht die Rede. Aber es wird das Zugeständnis gemacht, dass die Wahl
in „Gegenwart des Königs“ vor sich gehen solle. Bei zwiespältigen
Wahlen sollte sich der König der pars sanior anschließen; wer diese sei,
sollte der zuständige Metropolit mit seinen Suffraganen entscheiden.
Die Investitur in die Regalien sollte mit dem Szepter vorgenommen
werden, und zwar in Deutschland vor der Weihe, in Burgund und Italien
innerhalb von sechs Monaten danach. Auch dort waren die Belehnten
aufgefordert, ihre Pflichten gegenüber dem König zu erfüllen. In
Deutschland war mit dieser Regelung der Einfluss des Königs auf die
Person des zu wählenden Bischofs gewahrt, während in Burgund und in
Italien dem König nur noch geringe Möglichkeiten blieben.
Ein Hoftag in Bamberg billigte im November 1122 diese Abma-
chungen, die sich weithin an die Regelungen des Konkordats von West-
minster von 1107 anschlossen. Als auf der Lateransynode vom März
1123 die kaiserliche Urkunde verlesen wurde, stimmten die Anwesen-
den dem Investiturverzicht des Kaisers begeistert zu. Beim Calixtinum Ablehnung des
stießen jedoch die Zugeständnisse an den Kaiser auf heftige Ablehnung, Calixtinums auf der
Lateransynode 1123
Calixt II. verwies jedoch darauf, dass diese von der Synode nicht gebil-
ligt, sondern nur um des Friedens willen geduldet werden müssten.
42 A. Das Reich im Investiturstreit

3.4 Das Ende der salischen Dynastie


Die Jahre um 1120 hatten eine allmähliche Konsolidierung der Macht
des Kaisers wenigstens in Süddeutschland gebracht; sogar nach West-
falen und an den Harz ist Heinrich im Winter 1119/20 noch einmal ge-
zogen. Es schienen sich sogar noch größere Aussichten zu eröffnen, als
1120 der einzige Sohn König Heinrichs I. von England ums Leben
kam. Denn Heinrich V. konnte hoffen, über seine Gemahlin Mathilde
Gescheiterter Zug auch das englische Königtum zu erwerben. Im Bund mit England be-
nach Frankreich gann der Kaiser im Sommer 1124 einen Feldzug gegen Frankreich, der
den Krieg seines Schwiegervaters gegen den französischen König Lud-
wig VI. unterstützen sollte. Heinrich V. brach das Unternehmen jedoch
ab, als Abt Suger von St-Denis die Fürsten und das Volk von Frank-
reich hinter König Ludwig zu scharen vermochte, der unter der sog.
Oriflamme, einer rot-golden geflammten Fahne, die auch als Banner
Karls des Großen galt, den Eindringlingen entgegenzog. Für das fran-
zösische Selbstbewusstsein und den Ausbau der Macht des französi-
schen Königs ist dieses Ereignis von größter Bedeutung.
Kinderloser Tod Als Heinrich V. am 23. Mai 1125 im Alter von 39 Jahren starb,
Heinrichs V. hinterließ er keine erbberechtigten Kinder. Sein Neffe Friedrich von
Schwaben, den er zum Privaterben eingesetzt hatte, konnte auf die
Krone hoffen, für deren Erwerb er sich in den Kämpfen der Jahre nach
1115 vorbereitet hatte.
Im Gegensatz zu seinem Vater Heinrich IV., der bei aller Unbe-
ständigkeit und trotz seiner Niederlagen im Volk ein hohes Ansehen ge-
Charakter noss, bietet der letzte Salier das Bild eines kalten, egoistischen Herr-
Heinrichs V. schers ohne moralische Skrupel. Er hatte sich gegen seinen Vater unter
Bruch seines Eides erhoben und diesen sogar gefangen gesetzt, obwohl
er ihm freies Geleit zugesichert hatte. Auch den Papst hat er festgenom-
men, um ihm seinen Willen aufzuzwingen; und mehrere Fürsten wie
etwa seinen ehemaligen Vertrauten und Kanzler Adalbert von Mainz
behandelte er ebenso. Ein merkwürdiges Nebeneinander von nüchter-
nem, politischen Kalkül und heftigen Ausbrüchen von Jähzorn und
Rachsucht prägen diesen Herrscher, bei dem – anders als bei seinem
Vater und Großvater – kaum Spuren einer religiösen Haltung erkennbar
sind. Entscheidend für sein politisches Scheitern war es wohl, dass er
kein dauerndes Auskommen mit den Fürsten erreichte, wenn es auch
einige Vertreter des Hochadels gibt, die von seinen Anfängen an bis zu
seinem Tod immer wieder in seiner Umgebung auftauchen, so die Gra-
fen Berengar von Sulzbach und Gottfried von Calw.
B. Strukturen im Wandel

Ohne Zweifel war das Zeitalter des Investiturstreits eine Zeit epochaler
Veränderungen und beschleunigter Entwicklungen. Beim folgenden
knappen Abriss soll vor allem beachtet werden, ob der Wandel von den
Ereignissen des Investiturstreits angestoßen wurde oder nicht. Die Vo-
raussetzung für diesen Wandel in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft
war ein geistiger Umbruch, eine neue Einstellung zu überlieferten Hal- Geistiger Umbruch
tungen und Strukturen. Dieser Umbruch kann nur schwer im einzelnen als Voraussetzung
für den Wandel
erfasst werden, aber er ist ebenso hinter der neuartigen Entschlossen-
heit der Päpste seit Leo IX., die theoretisch längst formulierten Ansprü-
che des römischen Stuhls auf Leitung der Kirche auch zu verwirkli-
chen, zu erkennen wie in der Absicht der Könige und der Fürsten, ihre
Herrschaft zu intensivieren und zu arrondieren. Das Neue zeigt sich
auch in einem religiösen Aufbruch, wobei die Laien eine in bis dahin
unbekanntem Ausmaß aktive Rolle spielten.

1. Die Kirche

1.1 Das Papsttum


Dass sich die Vorstellungen von der rechten Verfassung der Kirche und
auch ihr tatsächliches Erscheinungsbild seit der Mitte des 11. Jahrhun-
derts tiefgreifend gewandelt haben, ist unbestritten. Dies gilt in erster
Linie für die Rolle des Papsttums, das seit Leo IX., Nikolaus II. und vor
allem Gregor VII. begann, die Kirche tatsächlich zu leiten, während die
führende Rolle der Päpste in der Zeit davor meist bloßer Anspruch ge-
wesen war. In der Auseinandersetzung mit Konstantinopel wurde die
Verheißung Christi an Petrus (Matth. 16, 18 f.) allein auf den römischen
Stuhl bezogen und die Anerkennung des päpstlichen Primats als einer
Glaubenswahrheit gefordert. Als der Patriarch von Konstantinopel die-
ses Verständnis vom römischen Primat nicht anerkennen wollte, kam es
1054 zum Schisma zwischen Ost und West.
Wenig später formulierte Petrus Damiani den Satz, dass Ungehor-
sam gegenüber dem Papst Häresie bedeutet. Derselbe Petrus Damiani
44 B. Strukturen im Wandel

sprach auch schon davon, dass der Papst sein Amt als Vertreter Christi
Der Papst als ausübe; den Begriff vicarius Christi benutzte er allerdings noch nicht.
vicarius Christi Dies tat auch Gregor VII. nicht, dessen Dictatus Papae aber erstmals
Grundsätze über den Vorrang und die Vorrechte des römischen Stuhls
zusammenstellte.
Die neue Rolle des Papsttums zeigte sich einmal darin, dass der
Papst persönlich (wie zuerst Leo IX.) in vielen Regionen der abendlän-
dischen Christenheit in Erscheinung trat, um dort Synoden zu feiern,
Gericht zu halten oder Kirchen und Altäre zu weihen. Weiterhin griff er
von nun an nicht erst dann in Streitigkeiten innerhalb der Ortskirchen
ein, wenn er darum gebeten wurde, sondern wurde von sich aus tätig.
Weil Leo IX. und seine Nachfolger sich entschlossen zeigten, den Uni-
versalepiskopat des Papstes durchzusetzen, kam es schon bald zu Span-
nungen mit den Metropoliten und Bischöfen der einzelnen Kirchenpro-
vinzen, die es nicht hinnehmen wollten, dass ihre Rechte eingeschränkt
wurden. Die Ausrichtung der westlichen Kirche auf Rom, der begin-
Päpstlicher nende „päpstliche Zentralismus“, führte auch dazu, dass die liturgi-
Zentralismus schen Besonderheiten einzelner Regionen, wie der Kirchenprovinz
Mailand mit ihrer ambrosianischen und Spaniens mit seiner mozarabi-
schen Liturgie, eingeebnet wurden, wobei Gregor VII. sogar mit Ge-
walt drohte, um das römische Vorbild durchzusetzen.
Die weit gespannte Zuständigkeit des Papsttums erforderte eigene
Organe, die die Päpste bei ihrer „Regierungsarbeit“ unterstützen konn-
ten. Daher entstanden in der hier behandelten Epoche das Kardinalskol-
leg, die päpstliche Kanzlei und eine neuartig organisierte Finanzver-
waltung. Auch die Entsendung von Legaten erfolgte jetzt planmäßig
und in der Absicht, die Auffassungen der Päpste im gesamten Abend-
land durchzusetzen.
Kardinalskolleg Seit Leo IX. erscheinen Kardinäle als Berater des Papstes. Diese
waren anfangs keine einheitliche Gruppe. Zu ihnen gehörten die sieben
Bischöfe der unmittelbar um Rom liegenden Diözesen („suburbikari-
sche Bischöfe“), die 28 Priester der wichtigsten römischen Kirchen und
die 18 Diakone, die in den römischen Stadtbezirken die Armenpflege
und das Pilgerwesen zu organisieren hatten. Seit Leo IX. gelangten in
diese Ämter nicht mehr allein Angehörige des römischen Klerus, son-
dern sie wurden mit Leuten aus der gesamten westlichen Kirche be-
setzt. Das Papstwahldekret von 1059 bedeutete einen wichtigen Schritt
auf dem Weg zum alleinigen Wahlrecht der Kardinäle. Im Laufe von
wenigen Jahrzehnten formierte sich das Kardinalskolleg; unter Pascha-
lis II. war dieser Vorgang abgeschlossen. In den Jahren nach 1111 traten
die Kardinäle immer wieder als die eigentlichen Träger der Reformpo-
1. Die Kirche 45

litik hervor. Die Entstehung der curia Romana, des päpstlichen „Ho-
fes“ – der Begriff findet sich zuerst unter Urban II. und Paschalis II. –,
kann verstanden werden als imitatio imperii, als Nachahmung der kai-
serlichen Institutionen. Auch Symbolhandlungen aus der herrscherli- Nachahmung des
chen Repräsentation wurden in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts Kaisertums

vom Papsttum übernommen, wie die Krönungen und Festkrönungen,


das Tragen eines Mantels in der Kaiserfarbe Purpur oder die Forderung
an Besucher, die Füße zu küssen. Auch die Sammelbezeichnung
„päpstliche Kapelle“ für die in der Umgebung des Papstes wirkenden
Geistlichen folgte dem Vorbild des Kaisers. Wie für das kaiserliche Ur- Organe der päpstli-
kundenwesen längst üblich, hatte sich am päpstlichen Hof im Laufe des chen Verwaltung

11. Jahrhunderts eine Kanzlei entwickelt, die dann im 12. Jahrhundert


imstande war, die zahlreichen Bitten um päpstliche Privilegien, die aus
dem gesamten Abendland kamen, zu bewältigen. Für wenige Jahr-
zehnte trat seit der Mitte des 11. Jahrhunderts der Archidiakon als Ver-
treter des Papstes und Leiter der Verwaltung hervor. Aber schon um
1100 wurde die Finanzverwaltung, die unter Urban II. nach dem Vor-
bild von Cluny aufgebaut worden war, unter dem päpstlichen Kämme-
rer verselbständigt. Als wichtige Helfer der Päpste bei der Durchset- Päpstliche Legaten
zung ihrer Kontrolle über die westliche Kirche wurden seit der Mitte
des 11. Jahrhunderts Legaten in alle Regionen Europas entsandt. Gre-
gor VII. hatte in seinem Dictatus Papae gefordert, dass apostolische
Legaten unabhängig von ihrem Weihegrad über allen Bischöfen und
Erzbischöfen stehen sollten und er hatte diese Forderung auch durchzu-
setzen versucht.
Die Orientierung der gesamten Kirche auf den Papst, die umfas-
sende Kontrolle der Rechtsprechung und der Verwaltung durch die Ku-
rie und die Lenkung der Personalpolitik von Rom aus war zwar um
1100 in der Praxis nicht möglich – dazu fehlten die verkehrsmäßigen
und organisatorischen Voraussetzungen –, aber die neue Struktur der
Kirche, wie sie letztlich bis heute besteht, wurde in jener Zeit konzi-
piert.
Doch nicht nur auf innerkirchlichem Gebiet können wir davon Eingreifen in den
sprechen, dass das Papsttum von jetzt an die Führungsposition ein- weltlichen Bereich

nimmt. Schon Leo IX. und Nikolaus II., dann Alexander II. und vor al-
lem Gregor VII. griffen auch tief in den weltlichen Bereich ein. Mit der
Lehensverbindung zwischen Papst und Normannenfürsten machte sich
Nikolaus II. 1059 zum Oberlehnsherrn eines Gebiets, das bisher zum
Machtbereich des Kaisers gehört hatte. Und als Alexander II. dem Her-
zog Wilhelm von der Normandie vor seiner Überfahrt nach England
eine Petersfahne übersandte, wollte der Papst anscheinend eine Abhän-
46 B. Strukturen im Wandel

Begründung einer gigkeit vom apostolischen Stuhl zum Ausdruck bringen. Einen Höhe-
hierokratischen punkt erreichte das päpstliche Eingreifen in weltliche Dinge mit Bann
Weltordnung
und Absetzung Heinrichs IV. in den Jahren 1076 und 1080. Wenig spä-
ter (1081) formulierte Gregor VII. Ansprüche an einen rex idoneus,
einen „geeigneten König“; er sollte Treue und Gehorsam gegenüber
dem Papst üben und sein Vasall werden. Mindestens theoretisch war
damit die Vorstellung von einer hierokratischen Weltordnung, einer
Leitung der Welt durch die Geistlichkeit, begründet.
Da das Papsttum aus seiner regionalen Beschränkung herausge-
treten war, ist es nicht erstaunlich, wenn seine Aktionen im ganzen
Abendland wahrgenommen wurden. Dies zeigte sich auch in der Histo-
Historiographie und riographie, die in bis dahin nicht gekannter Ausführlichkeit über die
Streitschriften zur Vorgänge in Rom berichtete. Auch die Streitschriften, die nach 1080 in
neuen Rolle des
Papsttums größerer Zahl in Deutschland und in Italien entstanden, trugen – zu-
stimmend oder ablehnend – zur Verbreitung der neuen Stellung des
Papsttums in der Kirche und gegenüber der Welt bei: Der Trierer Dom-
scholaster Wenrich oder ein anonymer Hersfelder Mönch kritisierten
die neue Position des Papstes als Herr der Bischöfe und Richter über
die Könige, während die Gregorianer Bernold von Konstanz und Ma-
negold von Lautenbach die Eingriffe Gregors VII. vehement verteidig-
ten. Obwohl die Antigregorianer die Lebensweise und die Doktrin
Gregors VII. heftig angriffen, hat keiner von ihnen den Primat des
römischen Stuhls in Zweifel gezogen.

1.2 Die Bischöfe


Durch den Umbau der Kirchenverfassung veränderte sich auch die
Stellung der Bischöfe. Diese wurde aber auch entscheidend betroffen
von der Schwächung der königlichen Kirchenherrschaft. Was die so-
ziale Herkunft der Bischöfe anbetrifft, so brachte der Investiturstreit
keinen entscheidenden Wandel. Ministerialen gelangten unter Hein-
rich IV. nur in ganz geringer Zahl auf einen Bischofsstuhl; neu war nur,
dass in größerer Anzahl als zuvor Angehörige des regionalen Adels ein
Bischofsamt erhielten.
Neues Selbst- Der Wandel des Bischofsamtes zeigt sich einmal in einem neuen
verständnis Selbstverständnis, wonach die Bischöfe sich auf die geistlichen Aufga-
ben ihres Amtes konzentrieren müssten, zum andern aber darin, dass
die Bischöfe wie die weltlichen Fürsten begannen, aus einer Ansamm-
lung von Herrschaftsrechten ein Territorium zu schaffen: Aus den
Reichsbischöfen der ottonisch-frühsalischen Periode wurden allmäh-
lich „Fürsten“.
2. Die Verfassung des Reiches 47

Schon um die Mitte des 11. Jahrhunderts hatte Adalbert von Bre- Anfänge der Bildung
men damit begonnen, sein nicht sehr reiches Bistum intensiver zu nut- von Territorien
durch Bischöfe
zen und seine Herrschaftsrechte durch Burgenbau zu sichern. Während
dieser Versuch letztlich scheiterte, gelang es in der ersten Hälfte des
12. Jahrhunderts Erzbischof Adalbert von Mainz – trotz der Gegen-
maßnahmen Heinrichs V. – die Grundlagen für ein Bischofsterritorium
zu legen. Nach dem Vorbild der salischen Könige betrieb er eine eigene
Städtepolitik (1118: Privileg für die Mainzer Bürger), förderte die Mi-
nisterialen und ließ gezielt Burgen zur Sicherung seiner Rechte erbauen
(Aschaffenburg 1122, Erfurt 1123).
Die eigentlich geistlichen Aufgaben der Bischöfe, die in den Geistliche Aufgaben
Quellen ohnedies kaum hervortreten (Weihen von Kirchen oder Pries- der Bischöfe

tern, Visitationen und Gerichtstage, Verwaltung des Bischofsgutes), ha-


ben sich während unserer Epoche kaum verändert. Die intensivere Be-
treuung der Gläubigen machte es aber erforderlich, dass die Bischöfe
sich Helfer suchten, um ihre zum Teil weit ausgedehnten Diözesen zu
versorgen. Seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts sind in den Erz-
diözesen Mainz und Köln Archidiakone bezeugt; aus Trier kennen wir
sie schon früher.
Auch die Forderungen der Könige nach Teilnahme der Bischöfe
an Hoftagen und an den Italienzügen veränderten sich nicht grundsätz-
lich, wenn auch die Kämpfe des Investiturstreits auf diesen Bereich
bischöflicher Tätigkeit nicht ohne Einfluss blieben.
Gegen die Beschränkung der bischöflichen Gewalt durch den Widerstand gegen
päpstlichen Zentralismus fanden sich die Bischöfe nur selten zum Wi- den päpstlichen
Zentralismus
derstand zusammen. Die Verurteilungen Gregors VII. durch die Bi-
schofsversammlungen von Worms (Januar 1076) und Brixen (Juni
1080) sind aber auch ein Ausdruck des bischöflichen Aufbegehrens ge-
gen den Papst, das im deutschen und oberitalienischen Episkopat be-
sonders stark war.

2. Die Verfassung des Reiches

2.1 Das Königtum


Für das deutsche Königtum brachten die Auseinandersetzungen Hein-
richs IV. mit den Päpsten seiner Zeit tiefgreifende Veränderungen: In
ottonischer und frühsalischer Zeit war in der Krönungsliturgie die
quasi-geistliche Stellung des Königs betont worden, der als vicarius Quasi-geistliche
Christi das Reich und die Kirche zu leiten hatte. Innerhalb weniger Stellung des Königs
48 B. Strukturen im Wandel

Jahrzehnte vollzog sich dann eine „Entheiligung“ des weltlichen Herr-


schers: 1027 nannte Papst Johannes XIX. Kaiser Konrad II. divus au-
gustus und 1055/6 sprach Petrus Damiani gegenüber Heinrich III. vom
Das „heilige“ Reich Reich als dem sanctum imperium. In der Zeit Heinrichs IV. finden wir
solche Bezeichnungen nur noch bei extremen Anhängern der kaiserli-
chen Partei, etwa bei Benzo von Alba. Erst im 12. Jahrhundert erschei-
nen diese Begriffe wieder für den Kaiser und seinen Hof; diesmal sind
sie jedoch nur noch ein Ausdruck des Versuchs, an die Traditionen des
spätantiken und des byzantinischen Kaisertums anzuknüpfen.
Noch Heinrich III. hatte die geistlichen Komponenten seines Am-
tes besonders betont. Aber schon in den letzten Jahren seiner Herr-
schaft wurden grundsätzliche Einwände gegen diese Vorstellungen
laut. So behauptete der einflussreiche Kardinal und Berater mehrerer
Päpste Humbert von Silva Candida, dass der König nicht mehr sei als
ein gewöhnlicher Laie, und ein anonymer burgundischer oder französi-
scher Verfasser tadelte das Eingreifen Heinrichs III. zur Beseitigung
des Schismas von 1046 mit heftigen Worten.
In der Diskussion über die zweimalige Bannung Heinrichs IV.
durch Gregor VII. wurden dann noch extremere Ansichten geäußert.
Manegold von Berühmt ist die Behauptung Manegolds von Lautenbach, dass der Kö-
Lautenbach nig vom Volk erhoben worden und durch einen Vertrag zu guter Amts-
führung verpflichtet sei; wie ein Schweinehirt, der die ihm anvertrauten
Schweine nicht gut behandle, könne daher der König seines Amts ent-
hoben und verjagt werden – eine Lehre, die bereits die Vorstellung von
der „Volkssouveränität“ vorwegzunehmen scheint.
Königstheologie Eine eigentliche Königstheologie wurde erst in der Umgebung
Gottschalks von Heinrichs IV. unter dem Eindruck des päpstlichen Ausgreifens in den
Aachen
weltlichen Bereich entwickelt. Das von Gottschalk von Aachen formu-
lierte Absageschreiben an Gregor VII. vom Januar 1076 nannte den
König einen „Gesalbten des Herrn“ (christus Domini) und übertrug das
für den Papst aufgestellte Gebot der „Nichtjudizierbarkeit“ auf den Kö-
nig. Damit sollte das Königtum im göttlichen Recht verankert werden,
ohne dass eine Vermittlung durch die Kirche erforderlich wäre. Die Er-
eignisse von Canossa 1077 zeigten, dass hinter diesen Theorien keine
reale Macht stand. Wenig später war es der sog. Petrus Crassus, der als
erster proköniglicher Autor das römische Recht als Stütze der könig-
lichen Ansprüche heranzog – seine Schrift zur Verteidigung Hein-
richs IV. blieb aber ohne jede Resonanz.
Übernatürliche Ele- Das Königtum des 12. Jahrhunderts war aber keineswegs völlig
mente im Königtum säkularisiert; vielmehr können wir eine Intensivierung der übernatür-
lichen und mythischen Elemente in der Begründung des Königtums
2. Die Verfassung des Reiches 49

beobachten, vor allem in Frankreich und England, aber auch im Reich.


Der Einfluss des Königs auf die Reichskirche blieb auch im 12. Jahr-
hundert bedeutend, trotz der Veränderungen, die der Investiturstreit mit
sich gebracht hatte.
Auf Dauer verändert hat sich die Titulatur der deutschen Könige:
Um seine Ansprüche auf Italien und auf das Kaisertum abzuwehren,
hatte Gregor VII. König Heinrich IV. absichtsvoll immer als rex Teuto-
nicorum angesprochen. Heinrich und seine Anhänger vermieden es
dagegen konsequent, diesen Titel anzuwenden, weil sie darin eine
Beschränkung ihres Herrschaftsanspruchs auf Deutschland sahen. Die Der deutsche König
Kanzlei Heinrichs V. hat dann den Titel rex Romanorum zur Norm er- als rex Romanorum

hoben.
Nur langsam und unabhängig vom gewandelten Verhältnis zwi-
schen König und Kirche verstärkten sich die Tendenzen, das Reich
(regnum) als Begriff und als Realität neben der Person des Königs
wahrzunehmen („Transpersonalität“). In einer ganzen Reihe von Brie-
fen Heinrichs IV. ist vom honor regni, von der „Ehre des Reiches“,
neben der Ehre des Königs die Rede.
Vielleicht nach normannischem Vorbild bemühten sich die beiden Ausbau der
letzten Salier, dem Königtum eine sichere materielle Basis zu verschaf- materiellen Basis

fen. Deshalb versuchten sie, die alte Königsgutslandschaft im Harzge-


biet wiederzugewinnen und auszubauen, wo sie Burgen errichten lie-
ßen, die mit Ministerialen besetzt wurden. Heinrich V. soll sogar die
Einführung einer Reichssteuer beabsichtigt haben. Es gab auch Ansätze
zu einem Bündnis zwischen dem König und den erst in dieser Zeit zu
politischer Bedeutung gelangten Bürgern der Städte (vor allem im
Rheinland). Heinrich IV. und sein Sohn erreichten zwar noch keinen Städte
dauernden Erfolg bei ihrem Bemühen, ein Königsterritorium zu schaf-
fen, aber auf ihrem Vorbild beruhten die erfolgreicheren Anstrengun-
gen der staufischen Herrscher Konrad III. und Friedrich I. im Elsass, in
Franken und in Mittelitalien.
Im Unterschied zur älteren Forschung ist man heute skeptischer in
der Einschätzung der tatsächlichen Macht der Könige des 10. und
11. Jahrhunderts. Die Konkurrenz der Großen und ihre Widerstands-
handlungen gegen die königliche Herrschaft werden als Strukturele-
ment des früheren Mittelalters gesehen, und man ist davon abgekom-
men, allein der Zentralgewalt legitime Herrschaftsrechte zuzugestehen;
vielmehr betont man, dass der König zusammen mit den Fürsten das
Reich zu regieren hatte (SCHNEIDMÜLLER: „konsensuale Herrschaft“).
Der Investiturstreit hat das Verhältnis zwischen Königtum und Königtum und Adel
Adel in Deutschland in doppelter Hinsicht beeinflusst: Erstens fand der
50 B. Strukturen im Wandel

Adel im Kampf für die Freiheit der Kirche und für die gregorianische
Reform eine Rechtfertigung seines Widerstands gegen die königliche
Herrschaft. Zweitens wurde durch die weitgehend freie Wahl Rudolfs
von Schwaben zum König in Forchheim 1077 mit der Vorstellung von
einer mit einem besonderen Heil ausgestatteten Königsfamilie auf
Dauer gebrochen. Das schwierige Verhältnis zwischen König und Adel
zeigt sich auch darin, dass sowohl Heinrich IV. als auch Heinrich V.
persönliche Freundschaften am ehesten zu Angehörigen der Ministeria-
lität entwickelten.

2.2 Landfrieden
Als wichtiges neues Element der königlichen Herrschaftsausübung, das
in der Zeit um 1100 entstand und bis ins späteste Mittelalter nach-
Reichsfrieden von wirkte, sind die Landfrieden zu erwähnen. Als Heinrich IV. 1103 auf
1103 in Mainz einem Reichstag in Mainz einen Frieden für das ganze Reich ausrief,
griff er Versuche wieder auf, wie sie schon 20 Jahre zuvor unternom-
men worden waren.
Die aus Aquitanien kommende Gottesfriedensbewegung hatte im
Reich lange Zeit nicht Fuß fassen können. Erst die inneren Kämpfe,
wie sie seit 1077 und verstärkt seit 1080 in verschiedenen Gegenden
des Reiches tobten, hatten es erforderlich gemacht, die nicht mehr über-
all anerkannte königliche Gewalt durch andere Autoritäten zu ersetzen.
Nach französischem Vorbild wurden zuerst in zwei westdeutschen Bis-
tümern, in Lüttich und in Köln, durch die Bischöfe Gottesfrieden erlas-
Gottesfrieden in sen, die eine Waffenruhe für bestimmte Tage und Zeiten und ein Verbot
Lüttich und Köln des Waffentragens enthielten (1082/83). 1093 hatten auch die Herzöge
Welf von Bayern und Berthold von Schwaben in Ulm einen zweijähri-
gen Frieden aufgerichtet, allerdings hatten sie den Kaiser und seine An-
hänger ausdrücklich ausgenommen. Hier lag die Initiative erstmals bei
den weltlichen Fürsten und nicht mehr bei den Bischöfen: Aus dem
Gottesfrieden war ein Landfrieden geworden.
In dieser Tradition steht der Reichsfriede von 1103, der vier Jahre
gelten sollte. Er bedrohte bestimmte Delikte (Diebstahl, Raub, Brand-
„Geburt der Strafe“ schatzung) mit der Strafe der Blendung oder des Handverlusts und stellte
im Reichsfrieden einige Gruppen der Bevölkerung (hier zum ersten Mal auch ausdrücklich
die Juden) unter seinen Schutz. Neben den Körperstrafen, die ohne
Rücksicht auf die Art des Verbrechens und den Stand des Verbrechers für
jedes friedensstörende Delikt verhängt werden sollten, wurde auch der
Verlust des Eigentums und der Lehengüter angedroht. Als Beleg dafür,
dass diese Friedensordnung im Reich verbreitet und bekanntgemacht
2. Die Verfassung des Reiches 51

wurde, besitzen wir aus Schwaben einen regionalen Frieden aus dem
Jahr 1104, der die Bestimmungen von 1103 noch schärfer fasste. Zwar
konnte sich der Kaiser nicht als oberste Instanz der Friedenswahrung
durchsetzen, wie die inneren Kämpfe der Jahre 1105/06 zeigen, aber die
Initiative Heinrichs IV. führte dazu, dass bis 1235 die meisten Friedens-
ordnungen im Reich vom Kaiser oder König ausgingen.

2.3 Adel und Fürsten


Wichtige Veränderungen vollzogen sich im Verlauf des 11. Jahrhun-
derts auch beim Adel. In dieser Zeit begannen sich vor allem in Schwa-
ben, Bayern und Sachsen jene Adelshäuser zu konstituieren, die für Konstituierung von
viele Jahrhunderte die europäische Geschichte prägen sollten. Die Adelshäusern

meisten dieser Adelsgeschlechter, wie die Welfen oder die Zähringer,


verdankten ihren Aufstieg nicht dem Königtum, sondern gerade ihrer
Opposition zum König. Ihr „fürstliches“ Selbstbewusstsein und ihr
Selbstverständnis zogen sie aus ihren guten Beziehungen zum Papst-
tum oder aus ihrer regionalen Verankerung, damit also aus Begründun-
gen, die das salische Königtum nicht für sich reklamieren konnte.
Die daraus sich entwickelnde Umgestaltung der Reichsstruktur Umgestaltung der
zeigt sich z. B. im Herzogtum Schwaben. Seit 1079 hatte es zuerst zwei, Reichsstruktur.
Beispiel: Schwaben
später zeitweise sogar drei Herzöge von Schwaben gegeben und als
1098 der Zähringer Herzog Berthold auf das schwäbische Herzogtum
verzichtete, erhielt er vom Kaiser Zürich als Reichslehen übertragen,
das einer der wichtigsten Plätze in Schwaben war. Dadurch wurde in-
nerhalb der Grenzen des alten Herzogtums ein neues Territorium ge-
schaffen, das seinen Schwerpunkt beiderseits des Schwarzwaldes hatte,
und der Zähringer behielt auch seinen Herzogstitel bei. Dieses Vorge-
hen Heinrichs IV. weist auf die Aufteilung der großen, alten Herzogtü-
mer und die Schaffung des sog. jüngeren Reichsfürstenstandes unter
den Staufern voraus.
Wichtige Kennzeichen des neuen adeligen Selbstbewusstseins Die Kennzeichen
sind die Wahl eines Stammsitzes sowie eines Namens und die Grün- des adeligen Selbst-
bewusstseins
dung und Förderung eines Hausklosters, das als Grablege, als Ort des
Totengedächtnisses, und zur Erinnerung an die Geschichte der Grün-
derfamilie dienen sollte. Bei den Adelsfamilien wurde die Einnamig-
keit des früheren Mittelalters durch zusammengesetzte Namen ersetzt,
wobei eine Beziehung zum (angeblichen oder tatsächlichen) Stammsitz
der Familie ausgedrückt wurde.
Adelsethos und Auf-
Mit der Kirchenreform hängt auch die Ausbildung eines Adels- gaben des christ-
ethos zusammen, das den Waffendienst als Dienst an den Armen und an lichen Rittertums
52 B. Strukturen im Wandel

der Kirche verstand. Der italienische Gregorianer Bonizo von Sutri hat
als erster die christlichen Ritter nicht nur zum Schutz der Witwen und
Waisen, der Armen und Unterdrückten, sondern darüber hinaus auch
zum Schutz der Kirche und des Klerus und zum Kampf gegen Häreti-
ker und Schismatiker – also gegen Simonisten und Anhänger des ge-
bannten Königs Heinrich IV. – verpflichtet.

2.4 Die Städte


Wenn auch die eigentliche Blütezeit des mittelalterlichen Städtewesens
im Reich erst im ausgehenden 12. und im 13. Jahrhundert erreicht
wurde, so liegen doch die Anfänge dieser Entwicklung im Zeitalter des
Investiturstreits. Dafür spricht, dass sich damals die Bezeichnung ,stat‘
(anstelle des älteren ,burg‘) herausbildet und dass jetzt die Bewohner
der Städte allgemein burgenses – Bürger genannt werden. In diese Zeit
gehören auch die Anfänge der Stadtgemeinde als einer politisch wirk-
samen Genossenschaft; ihre rechtliche Verfestigung erfolgte allerdings
erst im 12. Jahrhundert.
Politische Rolle der Die politische Rolle der Städte begann mit dem Bündnis zwischen
Stadtbürger Heinrich IV. und den rheinischen Städten Worms und Speyer, deren
Bürger die Herrschaft ihres Bischofs abschütteln wollten. Die Vertrei-
bung des Wormser Bischofs durch die Einwohner seiner Stadt im Jahre
1073 machte hier Epoche; Heinrich IV. belohnte diese Aktion durch ein
großes Zollprivileg für die Wormser Kaufleute. Im folgenden Jahr kam
es auch in Köln zu einem ersten großen Aufstand gegen den bischöfli-
chen Stadtherrn; Erzbischof Anno konnte ihn nur mit Mühe niederwer-
fen. 1106 erhielten die Kölner Bürger als Dank für ihre Treue von Hein-
Bedeutung des rich IV. das Befestigungsrecht. Einige Jahre später erlangten auch
Investiturstreits für Speyer und Mainz – allerdings von ihrem Bischof – umfassende Privi-
die städtischen Frei-
heiten legien. Die Auseinandersetzungen des Investiturstreits trugen also zur
raschen Entwicklung der städtischen Freiheiten bei.
Unmittelbar mit den religiösen Bewegungen dieser Zeit hängen
auch die Entwicklungen in einigen oberitalienischen Städten, allen vo-
ran in Mailand, zusammen. Die religiös geprägte Pataria richtete sich
auch gegen die herkömmliche Form der Stadtherrschaft in der Hand
weniger hochadeliger Familien.
Der Aufschwung der Städte im 11. Jahrhundert erklärt sich aber
nicht nur aus diesen politischen Gegebenheiten, sondern er war ebenso
ein Ergebnis des intensiveren Handels und der Entfaltung eines für den
Aufschwung des Markt produzierenden Wirtschaftslebens. Die quellenmäßigen Belege
Handels für diese wirtschaftlichen Wandlungen sind allerdings gering. Immer-
3. Religiöse Bewegungen 53

hin besitzen wir Zeugnisse dafür, dass im 11. Jahrhundert eine große
Anzahl von neuen Märkten angelegt wurde, was durch einen stärkeren
Austausch zwischen Stadt und Land bedingt war. Seit der ersten Hälfte
des 11. Jahrhunderts ist ein Aufschwung des Gewerbes nachweisbar,
etwa in Flandern und Brabant, wo schon 1024 für Arras oder 1043 für
St. Omer eine industrielle Tuchproduktion bezeugt ist.
An der Spitze der Freiheitsprivilegien für Städte steht die be- Anfänge der
rühmte Urkunde für die Stadt Huy an der Maas aus dem Jahre 1066, mit Stadtprivilegien im
Westen
der die Bürger dieser Stadt von ihrem Stadtherrn, dem Bischof von Lüt-
tich, die libertas, d. h. das Asylrecht und eine Reihe von Selbstverwal-
tungsrechten, erkauften. Die ersten Stadtrechtsprivilegien sind eben-
falls aus diesem Raum erhalten (1101 Cambrai, 1114 Valenciennes,
1127 St. Omer), während im Reich seit der Zeit Heinrichs IV. zwar
mehrere rheinische Städte Teilprivilegien erhielten, aber Bestätigungen
der städtischen Selbstverwaltung erst in der zweiten Hälfte des
12. Jahrhunderts erfolgten.
Die großen oberitalienischen Städte wurden schon um 1100
durchweg von Konsuln regiert; in Deutschland setzte sich die Ratsver-
fassung aber erst seit etwa 1200 durch. Auch die Neugründungen von
Städten sind im Reich im Wesentlichen eine Erscheinung des 12. und
13. Jahrhunderts, doch entstehen neue Städte schon um und kurz nach
1100: Hier ist vor allem die Fixierung der Rechte der Stadtbewohner in
Freiburg im Breisgau zu nennen (wohl doch 1120), die in der Zukunft Freiburger Stadt-
vorbildhafte Wirkungen entfalten sollte. recht

3. Religiöse Bewegungen

3.1 Mönche und Kanoniker


Im Zeitalter der Kirchenreform erlebte das Mönchtum den Höhepunkt
seines Einflusses auf die Entwicklung von Kirche und Gesellschaft in
der europäischen Geschichte. Zwar werden heute die Cluniazenser und
die ihnen nahestehenden Träger der Klosterreform nicht mehr als die
alleinigen Auslöser der Reformbewegung in der Kirche des 11. Jahr-
hunderts angesehen, aber es bleibt festzuhalten, dass es Mönche waren,
die wichtige Entwicklungen angestoßen und getragen haben. Neben Mönche als Träger
den Mönchen aus Lothringen und Burgund – Humbert von Silva Can- der Kirchenreform

dida und Friedrich von Lothringen – stehen solche aus Italien wie Pe-
trus Damiani und Johannes Gualberti, ohne die die Wirksamkeit der
Päpste des 11. Jahrhunderts nicht vorstellbar ist. Und eine so zentrale
54 B. Strukturen im Wandel

Gestalt wie Hildebrand-Gregor VII. war zweifellos tief von der monas-
tischen Welt geprägt. Derjenige Papst endlich, unter dem die Reform
ihren Durchbruch erlebte, Urban II., war ein Cluniazenser.
Für die Durchsetzung der Kirchenreform in Deutschland waren
zwei Bewegungen entscheidend, nämlich einmal die vom 1049 neu ge-
gründeten Kloster Hirsau ausgehende Klosterreform, zum andern die
Bedeutung der Hir- Ausbreitung der Regularkanoniker. Nun hatte es aber im Reich auch
sauer für die Reform schon vor der Hirsauer Reformbewegung Bestrebungen gegeben, die
Ideale des benediktinischen Mönchtums wieder zu verwirklichen.
Dazu gehören die vom lothringischen Gorze angeregte Reform, die ih-
ren Schwerpunkt im ausgehenden 10. und beginnenden 11. Jahrhundert
hat, und die Anstrengungen des Kölner Erzbischofs Anno (1056–75),
das Kloster Siegburg zu reformieren. Diese Siegburger Reform ebenso
wie die von Hirsau und von St. Blasien ausgehenden Bewegungen stan-
den unter dem durch das oberitalienische Fruttuaria vermittelten Ein-
fluss Clunys.
Während aber die Siegburger Observanz ihre Mitglieder auf den
Bischof und nicht auf das Papsttum ausrichtete, woraus sich auch ihre
Neutralität im Investiturstreit erklärt, waren die Hirsauer eindeutig gre-
gorianisch geprägt. Diese Parteinahme hatte der aus St. Emmeram in
Abt Wilhelm von Regensburg gekommene Abt Wilhelm durchgesetzt. Er schuf in Hirsau
Hirsau eine Mönchsgemeinschaft neuen Typs, die auch Laien in großer Zahl
anzog und als Konversen ins Kloster eingliederte. Wilhelm war durch
einen Aufenthalt in Rom zum Gregorianer geworden und nach seiner
Rückkehr (1079) übernahm Hirsau die Gewohnheiten von Cluny. Aber
schon mit seinem 1075 erfolgten Übergang vom königlichen zum
päpstlichen Schutz hatte Hirsau das Vorbild für andere reformierte
Klöster geliefert.
Klosterlandschaft in Vor allem in Schwaben erlebte das Mönchtum im 11. Jahrhundert
Schwaben einen großen Aufschwung; damals sind mit St. Blasien, Hirsau, Aller-
heiligen in Schaffhausen, St. Georgen, Petershausen bei Konstanz und
Zwiefalten jene Klöster entstanden, die Schwaben erst zu einer Kloster-
landschaft machten. Zu diesem zahlenmäßigen Wachstum kommt
noch, dass aus diesen Klöstern die wichtigsten Reformer des ausgehen-
den 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts hervorgegangen sind.
Das Ideal der vita apostolica für Weltkleriker wurde zwar bereits
auf der Lateransynode von 1059 verkündet, aber die Ausbreitung der
Regularkanoniker Regularkanoniker im Reich setzte eher zögernd ein, zuerst in solchen
Diözesen, in denen überzeugte Gregorianer als Bischöfe wirkten, wie
in Würzburg, Passau und Konstanz. Diese reformierten Weltkleriker
führten ein gemeinsames, asketisches, d. h. mönchsähnliches Leben
3. Religiöse Bewegungen 55

und verzichteten auf Frauen oder Konkubinen, auf eigene Häuser und
üppige Mahlzeiten; das Beispiel der Urkirche und die Regel des heili-
gen Augustinus dienten als Richtschnur. Papst Urban II. verlieh 1092
dem im schwäbisch-bayerischen Grenzgebiet gelegenen Stift Rotten-
buch ein Privileg, in dem die Grundsätze eines gemeinsamen Lebens
der Kanoniker niedergelegt waren. Typisch für die ersten Kanoniker-
stifte war auch, dass ihre Gründer auf ihre eigenkirchenherrlichen
Rechte verzichteten und die Stifte dem Papst unterstellten.
Aus der am Ende des 11. Jahrhunderts niedergeschriebenen Regel Kanonikerregel für
für das elsässische Kanonikerstift Marbach (bei Colmar) ist zu erken- Marbach/Elsass

nen, dass sich diese neue Lebensform für die Weltpriester an den Re-
geln und Gewohnheiten der Cluniazenser und Hirsauer orientierte. Im
Unterschied zu Frankreich, wo bei den Regularkanonikern eremitische
Tendenzen vorherrschten, spielte im Reich schon früh der Aspekt der
cura animarum, der Seelsorge, eine Rolle, die später zur wichtigsten
Aufgabe der neuen Bewegung werden sollte. Im 12. Jahrhundert wur-
den die Augustinerchorherren von einer ganzen Reihe von Bischöfen –
wie etwa Konrad von Salzburg oder Reinhard von Halberstadt – geför-
dert, um die Seelsorge zu verbessern und die Verwaltung ihrer Diözese
besser in den Griff zu bekommen.

3.2 Die Laien


Trotz der Tendenz zur stärkeren Abgrenzung zwischen Klerus und
Laien, die in der gregorianischen Epoche erkennbar ist, gehört zu den
Veränderungen auch eine neue Rolle der Laien. Gregor VII. und seine Neue Rolle der
Mitstreiter haben immer wieder die Laien, die einfachen Gläubigen, zu Laien

Hilfe gerufen, um die Missstände in der Kirche zu bekämpfen. Sie ha-


ben auch die religiösen Bewegungen der Laien unterstützt – etwa die
Pataria in Mailand –, wenn dies für die Ziele der Reform förderlich
schien. Die Mobilisierung der Laien gegen Priester und Bischöfe – na-
mentlich durch Gregor VII. – wurde diesem nicht nur von seinen Geg-
nern immer wieder vorgeworfen, sondern war auch in den eigenen Rei-
hen umstritten. Die Haltung der Kirchenreform des 11. Jahrhunderts Zwiespältige Hal-
zu den Laien war aber im ganzen zwiespältig: auf der einen Seite stand tung der Kirchen-
reform zu den Laien
der Versuch, den Einfluss der Laien auf die Kirche zurückzudrängen
(etwa durch den Kampf gegen die Eigenkirche und die Laieninvesti-
tur), auf der anderen Seite aber wurden die Laien zu Richtern über
unkanonisch ins Amt gekommene (Simonisten) oder unkanonisch le-
bende (Nikolaiten) Kleriker aufgerufen, deren Gottesdienste sie boy-
kottieren sollten.
56 B. Strukturen im Wandel

Gleichwohl war diese Aktivierung der Laien äußerst folgenreich


für die Geschichte der westlichen Kirche, denn sie traf auf eine Strö-
Religiöser Aufbruch mung des religiösen Aufbruchs, die weite Teile der Christenheit erfasst
hatte. So entstanden noch im 11. Jahrhundert in Oberitalien, in Süd-
westdeutschland, in Flandern und im Westen Frankreichs religiöse Lai-
enbewegungen, die dann im 12. Jahrhundert weit ausgreifen sollten.
Klostergründungen durch adelige Laien und anschließende Eintritte in
diese Klöster hatte es seit dem 7. Jahrhundert in der westlichen Kirche
immer wieder gegeben; neu war die religiöse Begeisterung der einfa-
chen Bevölkerung, die sich etwa darin ausdrückte, dass sich in Schwa-
ben am Ende des 11. Jahrhunderts ganze Dörfer zu einem Leben der
Enthaltsamkeit und der Nachfolge Christi entschlossen.

3.3 Die Kreuzzugsbewegung


Auch die Kreuzzüge können als Manifestation dieses religiösen Auf-
bruchs der Laien verstanden werden. Seit dem zweiten Drittel des
Gesteigerte Teil- 11. Jahrhunderts ist eine gesteigerte Beteiligung an Pilgerfahrten, vor
nahme an Pilger- allem nach Jerusalem, zu verzeichnen. Einer der größten Wallfahrts-
fahrten
züge jener Zeit brach 1064 nach Jerusalem auf; mehrere tausend Men-
schen – zum größten Teil aus dem Reich – sollen teilgenommen haben.
Die Kreuzzüge als „bewaffnete Wallfahrten“ haben ihre Vorbilder
in den Kämpfen der Christen gegen die Muslime in Spanien und in
Süditalien. Papst Leo IX. hatte im Jahre 1053 den Teilnehmern an sei-
nem Kriegszug gegen die Normannen den Nachlass der Bußstrafen und
die Absolution von ihren Sünden versprochen. Alexander II. verkün-
Ablass für Heiden- dete dann 1064 für solche Krieger einen Ablass, die gegen die Muslime
krieger in Spanien ziehen würden. Es war Gregor VII., der 1074 als erster
Papst eine militärische Unternehmung in den Orient unter seiner per-
sönlichen Führung plante, die dann aber nicht verwirklicht wurde.
Wichtig für die ideelle Grundlegung des Kreuzzuges war dann
auch der Investiturstreit, insofern, als Gregor VII. mehrfach zum Ein-
satz der Waffen gegen Häretiker und Schismatiker aufgerufen hatte,
was von seinen Gegnern als Verstoß gegen die Pflichten seines geistli-
chen Amtes gebrandmarkt wurde. Die Verteidigung des Papstes durch
seine Anhänger zeigte, wie weit sich maßgebliche Gregorianer von der
älteren Zurückhaltung der Kirche gegenüber dem Waffendienst entfernt
hatten. Nach diesen theoretischen Vorbereitungen war es nur noch ein
Kreuzzugsaufruf letzter Schritt, als Papst Urban II. im November 1095 auf dem Konzil
Urbans II. von Clermont zum Zug ins Heilige Land aufrief. Die Teilnehmer an
dieser großen Kirchenversammlung kamen fast ausschließlich aus
4. Die Juden 57

Frankreich, Italien und Spanien; England war ebenso wenig vertreten


wie das deutsche Reich. Es waren Franzosen, Normannen aus Unterita-
lien und Lothringer, die den ersten Kreuzzug wesentlich bestimmten.
Der Grund für die Zurückhaltung der Deutschen liegt nicht etwa in ei- Geringe Beteiligung
ner zuweilen behaupteten ökonomischen Rückständigkeit des Reiches, der Deutschen

sondern wohl vor allem an den Kämpfen des Investiturstreits, wie


schon die Zeitgenossen – etwa der Chronist Ekkehard von Aura – klar
erkannten.

4. Die Juden

Für die Geschichte der Juden im westlichen Europa bildet die Zeit um
1100 einen tiefen Einschnitt. Während bis dahin die Juden als Minder-
heit innerhalb der christlichen Gesellschaft geduldet und sogar gele-
gentlich gefördert worden waren, traten jetzt zum ersten Mal schwere
Verfolgungen auf, die eine Art Vorspiel zu den großen Judenpogromen Judenpogrome von
des späteren Mittelalters darstellen. Die Judenverfolgungen von 1096 1096

waren eine Folge des Kreuzzugsaufrufs von Clermont. Aufgestachelt


von einigen Predigern wie dem im Norden und Osten Frankreichs wir-
kenden Petrus Eremita, verließen 1096 zahlreiche Bauern ihre Heimat,
die in den Jahren zuvor durch Überschwemmungen und Hungersnöte
heimgesucht worden war. In diesen Kreisen tauchte die Frage auf, ob
man nicht zuerst die „Christusmörder“ im eigenen Land vernichten
müsse, ehe man ins Heilige Land ziehen könne.
Aus solchen Stimmungen entwickelten sich zuerst in Nordfrank-
reich, besonders in Rouen, Judenverfolgungen. Den aus Frankreich in
Richtung Osten ziehenden Scharen schlossen sich im Rheingebiet ver-
armte Adelige und andere Gruppen an. Unter der Führung eines Grafen
Emicho (nicht „von Leiningen“ sondern von Flonheim bei Alzey) zog
ein größerer Haufen nach Mainz, wo die große Judengemeinde ver-
nichtet wurde. Die jüdischen Einwohner von Speyer, Worms, Mainz Vernichtung der
oder Köln hatten sich vor dem Pogrom von 1096 sicher gefühlt. Denn rheinischen Juden-
gemeinden
die Bischöfe hielten ihre Hand über sie und auch Heinrich IV. hatte sie
mit Privilegien ausgestattet. Allerdings befand sich der Kaiser in Italien
und die rheinischen Bischöfe waren militärisch nicht in der Lage, den
„Kreuzfahrern“ Widerstand zu leisten. Da man die Juden vor die Alter-
native „Tod oder Taufe“ stellte, hatte sich ein großer Teil von ihnen
durch die Taufe vor dem Wüten der Kreuzfahrer retten können. An
manchen Orten kam es zu kollektiven Selbsttötungen, weil die Juden
58 B. Strukturen im Wandel

ihrem Glauben nicht abschwören wollten. 1097 erlaubte Heinrich IV.


gegen den Willen des Mainzer Erzbischofs und des Gegenpapstes Cle-
mens III. den zwangsgetauften Juden, ihren angestammten Glauben
wieder zu praktizieren.

5. Bildung und Wissenschaft

Auf dem Gebiet der Bildung setzten in der zweiten Hälfte des 11. Jahr-
hunderts entscheidende Veränderungen ein, die den Aufbruch der fol-
genden Epoche vorbereiteten. Zwar gab es noch kaum bedeutende und
originelle Leistungen – Anselm von Canterbury († 1109) war vorläufig
ein Einzelfall –, aber die größere Mobilität der Lehrer und der Lernen-
den, der veränderte Standort der Schulen, die jetzt nicht mehr nur in
Klöstern und an Kathedralen, sondern bald schon in den Städten ent-
standen, waren die Voraussetzungen für den Aufschwung von Bildung
und Wissenschaft. Bereits aus dem 11. Jahrhundert kennen wir wan-
dernde Lehrer, wie z. B. den Rhetoriker Anselm von Besate oder auch
Lanfrank von Pavia, den späteren Abt von Bec und Erzbischof von
Canterbury.
Im Reich gab es zwar noch keine städtischen Schulen, aber neben
den blühenden Domschulen in Bamberg, Speyer, Köln, Trier und Lüt-
tich bestand eine bis in die Zeit Heinrichs IV. intakte Ausbildungsstätte
für künftige Bischöfe am Stift in Goslar. Die Arbeit in diesen Schulen
kann nicht nur aus den dort benutzten oder produzierten Handschriften
rekonstruiert werden, sondern auch aus den Briefen, die vom Bücher-
austausch, von den Anstrengungen geistiger Arbeit und von der Be-
geisterung für das Studium berichten.

5.1 Streitschriften
Auf dem Gebiet der Theologie brachte das 11. Jahrhundert zum ersten
Mal seit der karolingischen Zeit wieder eine dogmatische Kontroverse,
die öffentlich ausgetragen wurde. Der Leiter der Kathedralschule in
Berengar von Tours Tours, Berengar († 1088), hatte es gewagt, die Schuldialektik auf die
Frage nach der Verwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut
Christi anzuwenden, und lehnte die Realpräsenz Christi auf dem Altar
radikal ab. In mehreren Schriften verteidigte er seine Ansicht, die von
einer ganzen Reihe von Autoren, wie Lanfrank von Bec und dessen
Schüler Guitmund von Aversa, bekämpft wurde.
5. Bildung und Wissenschaft 59

Während sich am Abendmahlsstreit keine deutschen Theologen


beteiligten, waren es die Auseinandersetzungen zwischen den verfein-
deten Parteien im Investiturstreit, die erstmals in Deutschland eine in-
tensive „öffentliche“ Debatte hervorriefen. Besonders nach der zweiten
Exkommunikation und Absetzung Heinrichs IV. entstanden hier eine
ganze Reihe von Texten, die als „Streitschriften“ bezeichnet werden,
obwohl ihr Zweck wohl weniger darin bestand, die Anhänger der geg-
nerischen Seite zu bekehren als darin, die eigenen Anhänger für münd-
liche Auseinandersetzungen mit Argumenten zu versorgen (so schon
C. MIRBT, bekräftigt von M. SUCHAN).
Unter den Autoren sind in erster Linie zu nennen die Gregorianer Gregorianische
Bernold von Konstanz († 1100) und Manegold von Lautenbach († nach Autoren: Bernold
von Konstanz und
1106), die beide den hohen Standard der Schulen im Reich bezeugen. Manegold von
Bernold von Konstanz erweist sich in seinen Schriften als Kenner der Lautenbach
Kirchengeschichte und des Kirchenrechts, während Manegold seine
gründliche Ausbildung in der Dialektik nicht verbergen kann. Der Trie- Antigregorianer:
rer Domscholaster Wenrich wiederum griff auf Muster der Schulrheto- Wenrich von Trier

rik zurück, als er im Auftrag des Bischofs Dietrich von Verdun einen
offenen Brief an Gregor VII. schrieb, in dem er vorgab, den Papst ver-
teidigen zu wollen, in Wahrheit aber die Angriffe der königlichen Seite
erneuerte. Bis heute vermag dieses raffiniert geschriebene Büchlein
seine Leser zu verwirren, das der von Wenrich selbst geleiteten Trierer
Schule ein gutes Zeugnis ausstellt.
Etwas über den Bildungsstand in einem Kloster sagt das anonym
überlieferte Werk eines Hersfelder Mönchs aus, das unter dem Titel
Liber de unitate ecclesiae conservanda gedruckt ist. Zahlreiche Zitate Liber de unitate
aus der kanonistischen und patristischen Literatur sowie Kenntnis der ecclesiae conser-
vanda
Historiographie beweisen, dass dem Verfasser eine gute Bibliothek zur
Verfügung stand und dass er gelernt hatte, passende Zitate zu finden
und zu arrangieren.
Was die Resonanz dieser „Publizistik“ des Investiturstreits an- Resonanz der
geht, so lassen einige zeitgenössische Zeugnisse erkennen, dass in die Publizistik

Diskussionen um die Absetzung des Königs oder um die Durchsetzung


des Zölibats auch die Laien einbezogen waren. Manegold von Lauten-
bach sagt über die Schrift Wenrichs von Trier, sie sei „auf allen Plätzen
und in den verborgensten Winkeln“ vorgelesen worden. Wenn wir auch
von dieser kleinen Schrift nur noch zwei Exemplare besitzen, dürfen
wir aus der heutigen Überlieferung der Streitschriften nicht ohne weite- Überlieferung der
res schließen, sie seien auch in ihrer Zeit kaum verbreitet gewesen. Fest Streitschriften

steht allerdings, dass besonders umfängliche Werke, wie die Libri tres
adversus Simoniacos Humberts von Silva Candida, die beiden Schrif-
60 B. Strukturen im Wandel

ten Manegolds von Lautenbach oder der königsfreundliche Liber de


unitate ecclesiae conservanda eines anonymen Mönchs, wohl nie ein
größeres Publikum erreichten; Humberts Werk besitzen wir nur noch in
einer vollständigen und einer fragmentarischen Handschrift, von Ma-
negolds Schriften ist nur jeweils eine Handschrift erhalten, den Liber
de unitate kennen wir lediglich aus einem Druck, den Ulrich von Hut-
ten besorgt hat.

5.2 Kirchenrecht
Während die Zusammenhänge zwischen den Kämpfen des Investitur-
streits und der Herausbildung der Frühscholastik nur undeutlich er-
kennbar sind, ist die Entstehung der Kanonistik unmittelbar mit dem
Reformpapsttum Wirken des Reformpapsttums verbunden. So wie die Kirche in der
und die Entstehung Praxis der Schrittmacher der Verrechtlichung gewesen ist und die welt-
der Kanonistik
lichen Herrscher erst später folgten, so ist auch die Kanonistik als ei-
gene Wissenschaft vor der Wissenschaft vom weltlichen Recht entstan-
den.
In den Sammlungen des Kirchenrechts, die in der zweiten Hälfte
des 11. Jahrhunderts in größerer Zahl kompiliert wurden, erscheint das
Papsttum als Quelle und Richtpunkt des kirchlichen Rechtssystems.
Hier wird die Anschauung vertreten, dass nur die von den Päpsten ge-
setzten oder die von ihnen autorisierten Rechtssätze allgemeine Gel-
tung in der gesamten Kirche beanspruchen dürfen.
Noch am Beginn des 11. Jahrhunderts waren die wichtigsten und
später im gesamten Abendland verbreiteten Kanonessammlungen –
wie das Dekret Burchards von Worms oder die Collectio XII partium –
im Reich entstanden; in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts traten
dagegen vor allem Italien und Rom als Zentren kirchenrechtlicher Ar-
beit hervor. Nach neuester Ansicht ist jedoch auch die berühmte Re-
formsammlung in 74 Titeln im Reich und zwar im Rhein-Maas-Gebiet
Rechtssammlungen entstanden [406: FOWLER-MAGERL 110–114]. In unmittelbarer Umge-
in der Umgebung bung Papst Gregors VII. wurden aber die Collectiones des Bischofs
Gregors VII.
Anselm II. von Lucca (um 1083) und des Kardinals Deusdedit (1083–
87) zusammengestellt. Nach der Jahrhundertwende hat Kardinal Gre-
gor von S. Crisogono seine Sammlung angelegt.
Ivo von Chartres In Frankreich trat dann mit Ivo von Chartres († 1116) ein Autor
auf, der schon als Kanonist bezeichnet werden kann. Denn er hat nicht
nur drei Sammlungen erarbeitet, von denen eine, die Panormia, im gan-
zen 12. Jahrhundert für die Rechtspraxis benutzt wurde, sondern er
wurde auch immer wieder von seinen Zeitgenossen über schwierige
5. Bildung und Wissenschaft 61

Rechtsfragen um Auskunft gebeten, die er in einer großen Anzahl von


brieflichen Gutachten erteilte.
Wichtige methodische Vorarbeiten für die Kanonistik des
12. Jahrhunderts wurden aber auch im Reich geleistet. Dort hat der Konkordanzregeln
deutsche Gregorianer Bernold von Konstanz als erster genaue Regeln Bernolds von Kon-
stanz
aufgestellt, wie man Rechtsfragen entscheidet, wenn einander wider-
sprechende Aussagen der Bibel, der Kirchenväter, der Päpste und der
Konzilien vorliegen. Er stellte eine abgestufte Reihung der Autoritäten
her und forderte, dass die Entstehungssituation und die Geltungsdauer
bei jedem einzelnen Rechtssatz beachtet werden müssen. Der Lütticher
Kanoniker Alger verfasste zwischen 1095 und 1101 einen Traktat ,De
misericordia et iustitia‘, in dem die methodischen Grundsätze Bernolds
und Ivos von Chartres erstmals in einer Rechtssammlung angewandt
wurden. Dieses Werk hat zumindest indirekt Gratians Dekret beein-
flusst.

5.3 Weltliches Recht


Für das 11. Jahrhundert ist die Kenntnis des römischen Rechts noch
nicht gut bezeugt. Unter den Streitschriften befindet sich das Werk ei-
nes italienischen Laien, des sog. Petrus Crassus, in dem umfangrei-
chere Zitate aus dem römischen Recht verarbeitet sind.
Erst seit kurzem wissen wir, dass Pepo, der mit zu den frühesten Kenner des römi-
Kennern des römischen Rechts in Bologna gehörte, sich vermutlich schen Rechts in
der Umgebung
nach 1090 in der Umgebung Heinrichs IV. aufhielt und in eine Ge- Heinrichs IV.
richtsverhandlung eingriff. Wenig später zog die Markgräfin Mathilde
von Tuszien den Rechtsgelehrten Irnerius von Bologna an ihren Hof,
der sie beim Ausbau ihrer Territorialherrschaft unterstützen sollte.
Nach Mathildes Tod bediente sich dann Kaiser Heinrich V. dieses Ge-
lehrten.
Die Umbruchszeit des ausgehenden 11. Jahrhunderts ist auch auf
dem Gebiet der Bildung und Wissenschaft eine Zeit der Gärung, in der
neue Methoden und Gedanken sich bildeten. Damals sind bis dahin
„undenkbare“ Ideen gedacht und niedergeschrieben worden, wenn
auch die geringe Überlieferung gerade der originellsten Werke (Hum-
bert von Silva Candida, Manegold von Lautenbach, Normannischer
Anonymus) erweist, dass die Zeitgenossen mit diesen Werken nicht
viel anfangen konnten.
II. Grundprobleme und Tendenzen
der Forschung

Aus der großen Zahl der Publikationen zu unserem Thema kann in die-
sem Rahmen nur eine Auswahl näher betrachtet werden; vor allem
wurden dabei die neueren Veröffentlichungen berücksichtigt, die neben
neuen Erkenntnissen einen bequemen Zugang zur älteren Forschung
vermitteln.

1. Quellenausgaben und Quellenkritik

Für die Quellen der deutschen Geschichte in der Zeit der Sachsen und
Salier kann der Forschungsstand bis ca. 1970 aus der von F.-J. SCHMALE
besorgten Neuausgabe der Quellenkunde von WATTENBACH und HOLTZ-
MANN entnommen werden [31], die in ihrem dritten Band auch Korrek-
turen und Nachträge, vor allem neuere Literatur bis etwa 1970 bietet.
Vor kurzem ist die kritische Edition wenigstens der „zeitge- Neuausgaben erzäh-
schichtlichen“ Teile der großen Chroniken Bertholds von Reichenau lender Quellen

und Bernolds von Konstanz († 1100) von I. S. ROBINSON erschienen [7


und 8]; auch eine Ausgabe dieser wichtigen Quellen mit deutscher
Übersetzung liegt jetzt vor [23]. Über die gesamte Problematik der sog.
Bodensee-Chronistik des 11. Jahrhunderts hat R. POKORNY eine gründ-
liche Studie vorgelegt, nachdem er eine bisher gänzlich unbekannte
Chronik entdeckt hat [28]; es ist zu hoffen, dass dieses neue Zeugnis in
nächster Zeit publiziert werden kann. Von den Chroniken Frutolfs von
Michelsberg und Ekkehards von Aura, die in der MGH-Ausgabe von
G. WAITZ in verfehlter Form herausgegeben worden waren [11], ist be-
reits eine Teilausgabe von F.-J. SCHMALE (mit deutscher Übersetzung
von I. SCHMALE-OTT) greifbar [24]; auf die neue Edition werden wir
noch warten müssen. S. WEINFURTER hat 1987 von der wohl 1078 ver-
fassten Geschichte der Eichstätter Bischöfe eine neue Ausgabe mit
Übersetzung und ausführlichem historischen Kommentar vorgelegt
[19: Anonymus Haserensis]. Erfreulich ist auch, dass K. NASS vor kur-
zem seine Neuedition der Reichschronik des Annalista Saxo vorlegen
64 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

konnte [4]. Von den in Italien entstandenen Quellen, die für die Ge-
schichte des Investiturstreits von Bedeutung sind, können jetzt der
Liber gestorum recentium des Arnulf von Mailand [5: C. ZEY] und das
Werk Benzos von Alba [6: H. SEYFFERT] in neuen Editionen benützt
werden; der zuletzt genannte Text wurde auch mit einer Übersetzung
versehen. Eine neue hebräisch-deutsche Ausgabe der Berichte über die
Judenverfolgungen während des ersten Kreuzzuges hat vor kurzem E.
HAVERKAMP bereitgestellt [17].
Nach der Editio minor der Vita Leos IX. durch M. PARISSE mit einer
französischen Übersetzung dieses Texts [18] ist jetzt auch die kritische
Ausgabe innerhalb der MGH erschienen [Die Touler Vita Leos IX., hrsg.
und übers. von H.-G. KRAUSE. Hannover 2007]. Unbekannte Passagen der
bisher nur fragmentarisch gedruckten Vita des Ulrich von Zell legte W.
STRATMANN vor [21: STRATMANN, Gabriel Bucelin, 132–171]. Über die Vi-
ten aus der Zeit um 1100 hat sich W. BERSCHIN in Band 4,2 seines großen
Werkes über ,Biographie und Epochenstil‘ geäußert [25].
Urkunden Die Ausgabe der Urkunden Heinrichs IV. wurde 1978 abgeschlos-
sen [32]; die MGH-Edition der Diplome Heinrichs V. ist bereits weit
fortgeschritten und wird hoffentlich demnächst erscheinen. In der
Reihe der Regesta Imperii bearbeitet T. STRUVE die Zeit Heinrichs IV.;
ein erster Teilband ist 1984 erschienen [34]. 1998 konnten die Ausgabe
der Diplome der Markgräfin Mathilde von Tuszien durch W. GOEZ und
E. GOEZ vorgelegt werden [33].
Briefe Die Reihe der Editionen von Briefen aus dem 11. Jahrhundert war
durch C. ERDMANN und N. FICKERMANN begonnen worden [36 und 37];
sie wurde durch die vorzüglich kommentierte Ausgabe der Briefe des
Petrus Damiani von K. REINDEL fortgesetzt [40] und ergänzt durch die
Ausgabe der Briefe des Abtes Walo von St. Arnulf in Metz von
B. SCHÜTTE [41]. Die Edition des Registers der Briefe Gregors VII. von
E. CASPAR [38] ist jetzt teilweise auch in einer guten Übersetzung von
F.-J. SCHMALE greifbar [22: Bd. 12a]; sie wurde ergänzt durch die Edi-
tion der nicht im Register enthaltenen Briefe des großen Papstes von
H. E. J. COWDREY [39].
Kleinere Schriften In den letzten Jahren sind einige wichtige kleinere Texte in neuen
Editionen erschienen: C. MÄRTL hat 1986 die „falschen Investiturprivi-
legien“ neu herausgegeben [35]; D. JASPER hat ebenfalls 1986 unter
Einbezug bisher unbekannter Textzeugnisse das viel behandelte Papst-
wahldekret neu ediert [221: S. 98–119]; von den sog. Streitschriften
wurden die anonyme Schrift ,De ordinando pontifice‘ aus dem Jahr
1047 durch H. H. ANTON [43] und nochmals besser von E. FRAUEN-
KNECHT [44], der ,Liber contra Wolfelmum‘ Manegolds von Lautenbach
1. Quellenausgaben und Quellenkritik 65

durch W. HARTMANN [47] und der Traktat ,De investitura episcoporum‘


des Sigebert von Gembloux durch J. KRIMM-BEUMANN [50] ediert. E.
FRAUENKNECHT hat außerdem mehrere Schriften zur Verteidigung der
Priesterehe ediert sowie Zeit und Ort ihrer Entstehung untersucht [45].
Alle diese Neuausgaben sind mit ausführlichen quellenkritischen Ein-
leitungen versehen. J. GILCHRIST konnte eine bisher unbekannte Lang-
version der antisimonistischen ,Epistola Widonis‘ entdecken, die er in
seine Neuedition dieser Schrift einbezog [46: S. 594–604]. Eine in
manchen Lesungen verbesserte und gründlicher kommentierte Aus-
gabe der ,Libri tres adversus Simoniacos‘ Humberts von Silva Candida
bietet die Dissertation von E. G. ROBISON [53; vgl. aber die kritischen
Bemerkungen von 104: SCHIEFFER, Investiturverbot, 44 mit Anm. 156,
und von 102: LAUDAGE, Priesterbild, 172 mit Anm. 6].
Eine kleine Anzahl von Streitschriften wurde durch die Überset- Streitschriften
zung und Kommentierung von I. SCHMALE-OTT [22: Bd. 12 b] leichter
zugänglich gemacht. Die meisten Traktate Bernolds von Konstanz
müssen noch in der MGH-Reihe der Libelli de lite benutzt werden [42:
Bd. 2, S. 1–168], es gibt aber eine neue Ausgabe seiner hochinteressan-
ten Schrift De excommunicatis vitandis [48: STÖCKLY und JASPER]. Eine
bisher nicht gedruckte Streitschrift über die von Exkommunizierten
gespendeten Sakramente hat I. S. ROBINSON sehr fehlerhaft ediert [52:
Unbekannte Streitschrift; vgl. aber die Korrekturen bei 415: MÄRTL,
Regensburg, 183–187; vgl. auch die Kritik von 403: BERSCHIN]. Die in
ihrer Absicht noch nicht restlos erforschten Texte des sog. Normanni-
schen Anonymus wurden zwar durch K. PELLENS neu herausgegeben
[51]; die Ausgabe kann aber nicht befriedigen. Für die neuartige Me-
thode der Harmonisierung von einander widersprechenden Texten
wichtig ist die Schrift ,De misericordia et iustitia‘, die der Lütticher Ka-
noniker Alger um 1100 verfasste; sie wurde gründlich von R. KRETZSCH-
MAR untersucht und erstmals kritisch ediert [49].
Gründliche quellenkritische Untersuchungen und Teileditionen
liegen vor zu den Konzilien der Päpste Urban II. [184 und 185: SOMER-
VILLE] und Paschalis II. [180: BLUMENTHAL, Early Councils]. In ähnli-
cher Weise hat M. STOLLER die Konzilien der Gegenpäpste in der Zeit
von 1061 bis 1100 behandelt [178].
Unter den literarischen Quellen der Zeit des Investiturstreits ragt Literarische Quellen
das Annolied hervor [54]. Von der verlorenen älteren Vita Annos von
Köln konnte N. EICKERMANN 1976 zwei Bruchstücke publizieren; die
Datierung dieser Vita wurde durch R. SCHIEFFER auf die frühen oder
mittleren achtziger Jahre des 11. Jahrhunderts eingegrenzt [vgl. 58:
SCHIEFFER, Quellenfund]. Die ,Ecbasis cuiusdam captivi‘, deren Entste-
66 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

hungszeit (unter Heinrich III. oder unter Heinrich IV.) immer noch um-
stritten ist, muss in der Ausgabe von K. STRECKER [55] benutzt werden.
Erstmals wurde auch eine eigenartige Schrift aus den sechziger Jahren
des 11. Jahrhunderts, nämlich der ,Liber visionum‘ des Regensburger
Mönchs Otloh von St. Emmeram, durch P. G. SCHMIDT in einer kriti-
schen Edition zugänglich gemacht [57]. Otlohs ,Liber de temptatione
cuiusdam monachi‘ wurde von S. GÄBE untersucht, herausgegeben und
übersetzt [56].
Unter den mit neuen Methoden bearbeiteten Gedenk- und Toten-
büchern ist die Neuausgabe des Necrologs von St. Emmeram in Re-
gensburg zu erwähnen, weil dieses mindestens zum Teil in der 2. Hälfte
des 11. Jahrhunderts entstanden ist [59].
Historiographie Im Bereich der Historiographie gibt es den großen Bruch des
11. Jahrhunderts nicht. Vielmehr reicht die „große“ Geschichtsschrei-
bung im Reich von Hermann dem Lahmen bis zu Otto von Freising und
überbrückt dadurch die einschneidenden Veränderungen in der politi-
schen Geschichte. Erst nach Otto von Freising beginnt etwas Neues
[vgl. 410: GOETZ, Otto von Freising, 8 ff.]. Eine Monographie über die-
ses wichtige Thema fehlt; sie kann wohl erst nach dem Erscheinen
Lampert von neuer Ausgaben geschrieben werden. Unter den Geschichtsschreibern
Hersfeld des 11. Jahrhunderts wurde Lampert von Hersfeld von T. STRUVE unter-
sucht [424], der eine Rehabilitierung des lange als tendenziös geltenden
Geschichtsschreibers vornahm. Dabei konnte STRUVE das konservative
Weltbild Lamperts, der die Epoche Heinrichs III. verklärte, den Adel
hochschätzte, das Volk verachtete und die Ministerialen hasste, heraus-
arbeiten. Lampert fügt sich nicht in das Schema von Gregorianern und
Heinrizianern ein, weil er seine massive Kritik am König mit einer Ab-
lehnung der Kirchenreform verband. Eine neuere Untersuchung liegt
außerdem für die Vita Heinrici IV. und für das ,Carmen de bello Saxo-
nico‘ vor [29: SCHLUCK]. Hier wird der Beweis geliefert, dass beide
Vita Heinrici IV. Werke vom gleichen Verfasser stammen. F. LOTTER hat die in ihrer Zeit
einzigartige Vita Heinrichs IV. in die literarische Tradition des Prosa-
Epitaphiums der Spätantike eingeordnet [27] und deutlich gemacht,
dass ihr Autor auf ein in der Antike ausgebildetes Schema zurückgriff.
Die Verfasserschaft dieser Vita ist weiter umstritten, nachdem E. FREISE
[59: 101] mit guten Gründen einen Mönch aus St. Emmeram als Verfas-
ser vermutete, während H. BEUMANN sich noch einmal für Bischof Er-
lung von Würzburg aussprach [26: 305 ff.]; für W. BERSCHIN ist die Ver-
fasserschaft Erlungs nach wie vor nicht erwiesen [25: Bd. 4,2 S. 488].
Die immer wieder behandelte Vita Bennonis, die dem Bischof
von Osnabrück und Gründer des Klosters Iburg gewidmet ist, wurde
2. Personen 67

von K. SCHMID als „Stiftervita“ eingeordnet, die kein „Bischofsleben“


sei [197: Vita Bennonis, 315]. Aus dem Memorialcharakter dieser Vita
werde evident, dass der Abt Norbert von Iburg ihr Verfasser sei.
Dass man im 11. Jahrhundert bereits von einem „Geschichtsbe-
wusstsein“ sprechen kann, zeigt sich darin, dass in den Streitschriften
der historischen Beweisführung eine große Bedeutung zukam, wie die
Arbeiten von J. ZIESE [426: Historische Beweisführung] und H.-W.
GOETZ [411: Geschichte als Argument] deutlich machen konnten.

2. Personen

Wenn man die Titel zahlreicher neuerer Arbeiten über die hier erörterte Neues Interesse
Epoche betrachtet, so hat es den Anschein, als ob eine intensive perso- an biographischen
Darstellungen
nenbezogene Forschung eingesetzt hätte. Seit einigen Jahren ist das
Bemühen erkennbar, wieder biographische Skizzen oder Darstellungen
zu verfassen, auch, um ein breiteres Publikum für das Mittelalter zu in-
teressieren, das dabei mit den Ergebnissen der neueren Forschung ver-
traut gemacht werden soll. Hierher gehören vor allem die Sammel-
bände über die „Kaisergestalten“ [84: BEUMANN, Kaisergestalten; 85:
ENGEL/HOLTZ; 92: SCHNEIDMÜLLER/WEINFURTER; 93: SCHNITH, 196–248]
sowie über die „Gestalten der Kirchengeschichte“ [88: GRESCHAT] so-
wie die „Lebensbilder aus dem Mittelalter“ von W. GOEZ [87].
Vielfach sind die Personen aber nur der Blickpunkt für den Titel
und die Untersuchungen befassen sich recht breit mit allen Fragen, die
sich in der Zeit stellen; die „Biographien“ sind also Versuche einer Ge-
samtdeutung der jeweiligen Epoche. Die zwiespältige Haltung zur Bio-
graphie hat Gründe, die in der Sache liegen, und solche, die in der Ent-
stehungszeit der Arbeiten begründet sind. Man kann mit Recht daran
zweifeln, dass man die Persönlichkeit eines Menschen des 11. und
12. Jahrhunderts erfassen kann, auch wenn die Quellenlage günstig ist.
Die biographisch ausgerichtete Geschichtsschreibung der ersten Hälfte
des 20. Jahrhunderts erscheint heute unbefriedigend, weil sie die ge-
schichtliche Darstellung zu einer Galerie der großen Männer verein-
fachte.
G. TELLENBACH [142: Charakter Heinrichs IV.] hat in einem ge- Problematik von
dankenreichen Aufsatz am Beispiel Heinrichs IV. die Probleme aufge- Biographien

zeigt, die eine psychologische Deutung der meist nur sehr fragmenta-
risch bekannten Handlungen und Äußerungen eines Menschen des
11. Jahrhunderts mit sich bringt. Schon früher hatte A. NITSCHKE ver-
68 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

sucht, Gregor VII. nicht mit unseren Maßstäben zu messen, sondern die
Äußerungen Gregors VII. ernst zu nehmen und seine „politischen
Handlungen“ aus seinen eigenen Vorstellungen zu verstehen [135:
Ziele Heinrichs IV., und 174: Welt Gregors VII.].
Heinrich IV. und Gregor VII. haben als die am deutlichsten er-
kennbaren Persönlichkeiten das Interesse der Historiker immer am
meisten auf sich gezogen; jüngst wurde eine neue Biographie Hein-
richs IV. vorgelegt [128: ALTHOFF; vgl. auch 129: BOSHOF und 139:
STRUVE sowie STRUVE, in: 89: S. 55–70] und auch eine englische Dar-
stellung über diesen König gibt es seit einigen Jahren [136: ROBINSON].
Über Gregor VII. liegen jetzt neben den essayistischen Texten von W.
GOEZ [170], H. FUHRMANN [in: 88, 155–175] und R. SCHIEFFER [176] die
umfangreichen Darstellungen von U.-R. BLUMENTHAL [165] und H. E. J.
COWDREY [166] vor. Auch die Arbeiten von C. SCHNEIDER [137] und
J. VOGEL [143] gehören in den Bereich biographischer Versuche.
Biographische Die großen Werke von ALTHOFF, BLUMENTHAL, COWDREY und RO-
Darstellungen BINSON bieten nicht nur eine Zusammenfassung des bisher Bekannten,
Gregors VII. und
Heinrichs IV. sondern gelangen durch minutiöse Untersuchungen und z. T. auch
durch eigenwillige Deutungen weit über die bisher vertretenen Ansich-
ten über ihren jeweiligen Gegenstand hinaus.

2.1 Herrscher
Das Problem der Biographie in einem Zeitalter, das mit Recht zum
„portraitlosen Jahrtausend“ gerechnet wird, stellt sich besonders deut-
lich bei den biographischen Versuchen über Laien, denn von diesen lie-
gen fast keine authentischen Selbstaussagen vor, auch wenn es sich um
Kaiser und Könige handelt.
Gegensätzliche Es ist daher nicht erstaunlich, dass die Urteile über einen Kaiser
Urteile über wie über Heinrich III. diametral auseinandergehen [vgl. z. B. die ältere
Heinrich III.
Charakteristik in 70: HAUCK, Kirchengeschichte Bd. 3, 618–623 mit 67:
WEINFURTER 111 f. oder 119: SCHIEFFER mit 118: PRINZ; vgl. auch die
ausgewogene Darstellung von M. BECHER in: 92: 136–153 sowie 117:
LAUDAGE]. Schon die ältere Forschung [122: STEINDORFF Bd. 2, 362,
und 133: MEYER vON KNONAU Bd. 1, 5] hat einen Bruch im Verlauf sei-
ner Regierung sehen wollen; entweder schon 1047 oder erst 1050/54.
Die Untersuchungen BOSHOFs u. a. [115: Krise] haben diesen Einschnitt
in die Zeit um 1050/51 verlegt und dieses Urteil mit neuen Fakten un-
termauert. Auch die Zeitgenossen haben schon Kritik an diesem Herr-
scher laut werden lassen [120: P. G. SCHMIDT]. Man muss aber daran
zweifeln, ob der Begriff der „Krise“ die Vorgänge am Ende der Regie-
2. Personen 69

rung Heinrichs III. richtig beschreibt, denn letztlich ist alle Königsherr-
schaft in der ottonischen und salischen Epoche von Rebellion und
Widerstand mitgeprägt [REUTER, in: 96, Bd. 3, 297–325]; die ungefes-
tigte Herrschaft ist ein Strukturmerkmal des Königtums in jener Zeit.
S. WEINFURTER [124] interpretiert den mehrfachen Auftritt Hein-
richs III. als weinender Büßer als „intensivste Ausprägung theokrati-
schen Königtums im Mittelalter“, mit dem die „christomimetische
Herrscherpräsentation“ jedoch ihr Ende gefunden habe.
Auch für Heinrich IV. und Heinrich V. gilt, dass Biographien im Heinrich IV.
eigentlichen Sinn für Personen des 11. Jahrhunderts kaum möglich
sind. BOSHOF [129] und ROBINSON [136] hatten Heinrich IV. als „Herr-
scher an der Zeitenwende“ behandelt und deshalb eine Gesamtdarstel-
lung der Ereignisse und Probleme seiner Regierungszeit gegeben. G. Sein „Charakter“
TELLENBACH hat in seiner schon erwähnten Studie [142] versucht, den
„Charakter“ Heinrichs IV. deutlicher zu erkennen, indem er die Bezie-
hungen des Königs zu seiner Umgebung behutsam analysiert: Hein-
richs Verhältnis zu seiner Mutter, zu seiner zweiten Frau und zu seinen
Söhnen war so gespannt, dass sein anscheinend „normales“ Verhältnis
zu seiner ersten Frau fast schon erstaunlich ist. Während Heinrichs Be-
ziehungen zu den meisten hochadeligen Amts- und Lehensträgern des
Reiches distanziert oder gar feindselig waren, besaß er doch in seiner
unmittelbaren Umgebung auch einige ergebene und überzeugte Anhän-
ger. Dies bezeugt auch die Wärme, mit der der Verfasser der Vita von
seinem Helden spricht.
In seiner neuen Biographie Heinrichs IV. konnte G. ALTHOFF [128] Negative Beurtei-
jedoch deutlich machen, dass es zahlreiche Aussagen über die Person lung Heinrichs IV.

Heinrichs in den zeitgenössischen Quellen gibt. Die interessantesten


Abschnitte in diesem Buch gelten der Frage, ob diese negativen, ja ge-
radezu verleumderischen Berichte, die in der älteren Forschung meist
sofort beiseite geschoben wurden, ihre Berechtigung besitzen oder
nicht. Mit diesem Thema hatte sich auch schon ein kurzer Aufsatz von
T. STRUVE [141] auseinandergesetzt, der die Frage, ob Heinrich IV. ein
„Wüstling“ gewesen sei, klar verneinte. B. SCHÜTTE [138] und C. ZEY
[144] beschäftigten sich mit der Absicht Heinrichs, sich 1069 von seiner
Frau Bertha zu trennen; dabei hat ZEY vor allem die rechtlichen Hinter-
gründe der Vorgänge aufhellen können. Um die Vorwürfe gegen Hein-
rich IV. ging es in der Reichenau-Tagung vom Frühjahr 2006, auf der
diese Vorwürfe abermals untersucht und in einen größeren Zusammen-
hang der Lehre vom Tyrannen und der Herrscherkritik gestellt wurden.
Nachdem H. L. MIKOLETZKY das Verhältnis Heinrichs IV. zur Re-
ligion analysiert hatte und ihn als „tief religiösen Mann“ erweisen
70 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

konnte [134: bes. 259], untersuchte A. NITSCHKE die politischen Ziele


dieses Kaisers [135]. NITSCHKE sieht in Heinrich IV. bereits von Anfang
an einen Herrscher mit einer neuartigen Konzeption: nach dem Vorbild
der Normannen habe er versucht, seine Untertanen zu einem friedli-
chen Verhalten zu zwingen. Grundlage für diese Politik sei eine neue
Innovatorische Sicht des Menschen gewesen. Die innovatorische Tendenz von Hein-
Tendenz richs Regierung betont auch STRUVE [139]. Seiner Meinung nach wäre
der Aufschwung der königlichen Gewalt in der Stauferzeit „ohne seine
beharrlich verfolgte Politik nicht möglich gewesen“ [ebd. 345]. STRUVE
gibt auch Hinweise auf die außergewöhnliche literarische Bildung
Heinrichs IV. Neuerdings hat sich STRUVE abermals in sehr abgewoge-
ner Weise mit der Regierung Heinrichs IV. beschäftigt [in: 89, 55–70,
bes. 69 f.].
Heinrich V. Während also Person und Leistung Heinrichs IV. gerade in den
letzten Jahren vielfach behandelt wurden, gibt es für seinen Sohn und
Nachfolger Heinrich V. nach wie vor keine Gesamtdarstellung seiner
Regierungszeit. In der älteren Darstellung von WAAS [153] steht die
Persönlichkeit Heinrichs V. im Vordergrund; sein Bild von einem düs-
teren und letztlich gescheiterten Herrscher hat nicht allgemein Zustim-
mung gefunden, obwohl es eine gewisse Berechtigung hat.
Die Regierungszeit Heinrichs V. als ganze ist nur unzureichend
untersucht. Die Arbeit von H. J. STÜLLEIN über sein Itinerar [151] gibt
erste Hinweise auf die Reichweite und die Schwerpunkte seiner Herr-
Geburtsjahr und An- schaft. Für die Einschätzung der Handlungen Heinrichs V. ist nicht
fänge Heinrichs V. ohne Bedeutung, ob er 1081 oder erst 1086 geboren wurde. Sicher be-
legt ist allein seine Schwertleite für das Jahr 1101, die traditionsgemäß
bei Erreichung des 15. Lebensjahres erfolgte [145: GAETTENS; anders
E. FREISE, in: 59: 101 Anm. 62, der am traditionellen Geburtsjahr 1081
festhält; 146: HLAWITSCHKA folgt der Argumentation bei GAETTENS, was
das Geburtsjahr anbetrifft, weist aber nach, dass kein präziser Geburts-
tag angegeben werden kann. Dagegen hat sich jüngst 149: NEUMEISTER
mit guten Argumenten wieder für 1081 ausgesprochen]. Zum Verständ-
nis der Rebellion Heinrichs V. im Jahr 1105 hat S. WEINFURTER [154]
neue und einleuchtende Begründungen angeboten: der Kern seiner Hel-
fer gegen den Vater sei von den Ideen der Kirchenreform erfasst ge-
wesen [vgl. auch 147: MEIER]. Der wichtigste Verbündete des jungen
Königs war damals Graf Berengar von Sulzbach, der sein ganzes Leben
lang eng mit Heinrich V. verbunden blieb. Dies hat J. DENDORFER an den
Königsurkunden dieses Herrschers sorgfältig nachgewiesen [329:
Gruppenbildung, 326 ff.]. In gewisser Weise widerspricht diese lebens-
lange Treue des Grafen aus dem bayerischen Nordgau zu Heinrich V.
2. Personen 71

allerdings der Vorstellung, dass Graf Berengar in seinem politischen


Handeln hauptsächlich von den Gedanken der kirchlichen Reform ge-
tragen gewesen sei. Den Übergang der Macht von Heinrich IV. auf sei-
nen Sohn und die Darstellung dieses Vorgangs in den zeitgenössischen
Quellen hat V. HUTH behandelt [132]. E. GOEZ [131] befasste sich mit
dem italischen Königtum von Heinrichs IV. älterem Sohn Konrad und
seinen Helfern.
Ob aber Heinrich V. selbst – wenigstens in den Jahren 1105–1107 Heinrich V. und die
– vom Gedanken der Kirchenreform erfasst war, wie das WEINFURTER Kirchenreform

[154] nahelegt, und ob Heinrichs Abfall von seinem Vater aus seiner
Furcht vor der Wirkung der Exkommunikation des alten Kaisers und
aus der Absicht erklärt werden kann, dass der Sohn den Thron für die
salische Familie retten wollte, wird von TELLENBACH in seiner interes-
santen Studie über den Charakter Heinrichs V. [152] bezweifelt. Viel-
mehr hat nach TELLENBACH die Würde des Königtums durch den Treu-
bruch Heinrichs V. einen schweren Schlag erlitten. Wichtig für die Be- Rudolf von
wertung Rudolfs von Rheinfelden, für den nur wenige für die Erfas- Rheinfelden

sung seiner Persönlichkeit verwertbare Zeugnisse vorliegen, ist die In-


schrift auf seiner Grabplatte [60: BOSHOF, Salier, 246; 256: SCIURIE und
250: HINZ]. Sie bezeugt, dass eine neue Form der Sakralisierung der
Königswürde entstanden war, die auf den im Dienst der Kirche voll-
brachten Kriegstaten beruhte. Über die Abstammung Rudolfs erbrach-
ten die gründlichen genealogischen Forschungen E. HLAWITSCHKAs
neuen Aufschluss: Rudolf von Schwaben entstammte demnach einer
Nebenlinie des burgundischen Königshauses; er war also alles andere
als ein Aufsteiger [HLAWITSCHKA, in: 96, Bd. 1: 175–220]. Weitgehend
aufgehellt sind die Beziehungen Rudolfs zur südwestdeutschen Klos-
terreform [252: JAKOBS, Rudolf]. Dabei wies JAKOBS aber auch auf das
negative Urteil über den Charakter Rudolfs hin, das schon die Zeitge-
nossen formuliert hatten [ebd. 94 f., vgl. dazu auch 257: STRUVE].
Die ältere Arbeit von M. L. BULST-THIELE über Kaiserin Agnes Kaiserin Agnes
[126] wurde an einem wichtigen Punkt durch T. STRUVE [127] korri-
giert: Agnes sei nach den Ereignissen von Kaiserswerth (1062) nämlich
nicht fluchtartig nach Rom gereist, sondern noch bis zur Schwertleite
ihres Sohnes 1065 in Deutschland geblieben. M. BLACK-VELDTRUP bie-
tet in ihrem Buch über die Kaiserin u. a. ihr Itinerar [125: 62–100] und
kann zeigen, dass Agnes eine willensstarke und kluge Herrscherin war,
die in manchen Punkten durchaus von der Politik ihres verstorbenen
Mannes abwich.
Hier kann auch erwähnt werden, dass wir jetzt nicht nur eine Bio- Beatrix und Mathilde
graphie der Beatrix von Canossa und Tuszien von E. GOEZ besitzen von Tuszien
72 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

[157], in der vor allem das persönliche Umfeld, die Herrschaftspraxis


und ihre Beziehungen zu den salischen Herrschern und zu den Päpsten
ihrer Zeit dargestellt werden, sondern auch eine Darstellung der Herr-
schaft ihrer Tochter Mathilde von V. FUMAGALLI [155]. Das immer noch
nützliche Buch von A. OVERMANN über Mathilde [156] ist dagegen
keine Biographie; es enthält neben Untersuchungen über den Umfang
und die Geschichte der Mathildischen Güter ein chronologisch geord-
netes Verzeichnis der von der Markgräfin ausgestellten Urkunden so-
wie eine Liste ihrer Aufenthalte und Handlungen nach historiographi-
schen Quellen. TH. GROSS hat in seiner Dissertation [158] die Gestalt
der Mathilde und das Schicksal ihrer Herrschaft nach ihrem Tode be-
handelt und T. STRUVE [159] beschäftigte sich mit Mathildes wechseln-
dem Verhältnis zu Heinrich IV.

2.2 Päpste
Gregor VII. Die zentrale Gestalt der Epoche war Hildebrand-Gregor VII., der seit
1046 in der Umgebung der Päpste nachweisbar ist und seit etwa 1050
eine wichtige, später die entscheidende Rolle an der Kurie spielte. Über
seinen Werdegang haben die Studien von H. FICHTENAU [167] und D.
JASPER [221: Papstwahldekret, 34–46] und U.-R. BLUMENTHAL [165]
neue Aufschlüsse erbracht. FICHTENAU hatte noch einmal die Frage nach
der Verbindung Hildebrands zum Kloster Cluny aufgegriffen und he-
rausgearbeitet, dass Hildebrand durch die cluniazensische Spiritualität
geprägt worden sei. JASPER glaubte den Zeitpunkt, an dem Hildebrand
zum Archidiakon aufstieg, näher bestimmen zu können [dagegen 223:
KRAUSE, Bedeutung, 100 ff]. In ihrer Biographie des großen Papstes
[165] hat U.-R. BLUMENTHAL sehr nachdrücklich die Ansicht verfoch-
ten, Hildebrand-Gregor sei nicht Mönch, sondern Kanoniker gewesen
[weitere Belege für ihre Auffassung hat BLUMENTHAL in: 89: 32 ff. bei-
gebracht]; R. SCHIEFFER [177] hat dieser These zumindest nicht wider-
sprochen. Knappe Gesamtwürdigungen von Leben und Leistung Gre-
gors VII. haben W. GOEZ [170], R. SCHIEFFER [176] und H. FUHRMANN
[in: 88: 155–175] vorgelegt; SCHIEFFER hat dabei die historische Bedeu-
tung der Leistung und der Persönlichkeit Gregors VII. folgendermaßen
zusammengefasst: „Dennoch war die Wirkung seines Pontifikats unge-
heuer, weil Gregors Taten in solchem Maße Widerspruch und Rechtfer-
tigung fanden, dass sie geistige Entwicklungen auf den Weg brachten,
die weit über ihren individuellen Urheber hinausreichen und mittelbar
auch noch unser geschichtliches Dasein bestimmen“ [176: 106]. Ein le-
bendiges Bild Gregors VII., das durch viele treffende Zitate aus seinen
2. Personen 73

Briefen verdeutlicht ist, gibt H. FUHRMANN [62: Deutsche Geschichte,


73 ff.]. W. GOEZ [170: Persönlichkeit Gregors VII.] legt eine Blütenlese
aus Gregors Briefen vor und berichtet außerdem über einschlägige
Aussagen von Zeitgenossen. Neben diesen vielleicht allzu positiven
biographischen Skizzen des großen Papstes sollte auch das düstere Bild
erwähnt werden, das A. HAUCK vom Charakter Gregors VII. entwarf
[70: Kirchengeschichte, Bd. 3, 755–769].
Die in unregelmäßigen Abständen erscheinende Zeitschrift Studi
Gregoriani wurde 1989 und 1991 durch zwei Bände ergänzt, in denen
die Beiträge eines Kongresses gedruckt sind, der 1985 anlässlich des
Gedenkjahres des Todes Gregors VII. in Salerno stattfand. In Band 13 Erkenntnisse über
findet sich ein Bericht über die Untersuchung der Gebeine Gregors, die Aussehen und
Krankheiten
interessante Ergebnisse über die Ernährung Gregors, über die Folgen
des Attentats von Weihnachten 1075 und über seine Krankheiten im
Alter erbrachte. Mit naturwissenschaftlichen Methoden konnte so eine
ganze Reihe von zeitgenössischen Nachrichten bestätigt werden [168:
FORNACIARI/MALLEGNI]. Allerdings meldete U.-R. BLUMENTHAL [165:
20 f. und 336 f.] Zweifel an, ob die untersuchten Gebeine überhaupt die-
jenigen Gregors VII. sind.
Unter den bereits etwas älteren Arbeiten über Gregor VII. bildete
die Dissertation von A. NITSCHKE [174: Wirksamkeit Gottes] einen
wichtigen Einschnitt. Sie versuchte nämlich eine Erklärung für die Wi- Deutungen seiner
dersprüche im Handeln und Reden Gregors VII., indem sie darauf ver- Handlungen

wies, dass Gregor nicht in Institutionen gedacht, sondern die Menschen


danach eingeteilt hat, ob sie Gott oder dem Teufel gehören. Vor allem
die Deutung der Handlungen Gregors VII. in den Anfängen seines Pon-
tifikats durch C. SCHNEIDER [137] zehrt von NITSCHKEs Einsichten. Ei-
nige bedenkenswerte Einwände gegen NITSCHKE und SCHNEIDER hat
F.-J. SCHMALE vorgetragen [22: Bd. 12a, 8–13], der zu Recht kritisierte,
dass NITSCHKES Deutung der modernen Psychologie zu sehr verpflichtet
sei und dass SCHNEIDER allzu kühn einzelne Bibelzitate als Selbstaus-
sagen Gregors VII. ausgibt.
H. E. J. COWDREY [166] hat 1998 eine ausführliche, geradezu Neue Gesamt-
handbuchartige Darstellung der Geschichte des Pontifikats Gre- darstellungen über
Gregor VII.
gors VII. geliefert; über die Zeit vor 1073, als der damalige Archidia-
kon Hildebrand an der Kurie die Weichen stellte, finden sich jedoch in
diesem umfangreichen Werk nur wenige Bemerkungen. Die Gesamt-
würdigung des großen Papstes am Ende von COWDREYs Werk ist sehr
eindrucksvoll und gelungen. 2001 erschien das Buch von U.-R. BLU-
MENTHAL [165] in einer Reihe mit biographischen Darstellungen von
bedeutenden Persönlichkeiten des Mittelalters; der chronologisch ge-
74 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

ordnete erste Teil befasst sich mit Gregors Leben und Wirken bis zu sei-
ner Wahl zum Papst. Im zweiten Teil werden zentrale Fragen von Gre-
gors Pontifikat untersucht, wie seine Konzilien, seine Legaten und
seine Beziehungen zu den Klöstern. Nur ganz knapp wird das schon
häufig dargestellte Verhältnis des Papstes zum deutschen König Hein-
rich IV. behandelt.
Leo IX. Auch über den ersten Reformpapst, Leo IX., liegt jetzt eine wis-
senschaftliche Biographie vor [163: MUNIER], die sowohl sein Wirken
als Bischof von Toul als auch vor allem sein in vieler Hinsicht umstür-
zendes Wirken als Papst darstellt. J. DAHLHAUS [161: Aufkommen der
Rota] hat eine diplomatische Untersuchung dazu benutzt, einiges Neue
über die Denkweise Leos IX. zu sagen, und dabei vor allem seine Ver-
ehrung des Kreuzes herausgestellt. Ein vor kurzem erschienener um-
fangreicher Sammelband [163a: BISCHOFF/TOCK, Léon IX] enthält eine
große Anzahl von Spezialstudien zu den – vor allem urkundlichen und
hagiographischen – Quellen von und über Leo IX., zu seiner Herkunft
und seinem Wirken als Bischof von Toul und als Papst und auch über
sein Nachleben. Damit ist ein Anfang gemacht, den lange Zeit vernach-
lässigten Pontifikat Leos IX. endlich gründlich zu untersuchen.
Auch für andere Päpste des 11. Jahrhunderts besitzen wir kriti-
Alexander II. sche Untersuchungen. T. SCHMIDT bezeichnet zwar seine Arbeit über
Alexander II. [164] ausdrücklich nicht als Biographie, er möchte aber
auch der Gefahr entgehen, „statt der Persönlichkeit Alexanders II. sei-
nen Pontifikat zu beschreiben“ [ebd. VII]. Vor einigen Jahren ist der
lang erwartete zweite Band der großen Biographie Urbans II. von A.
BECKER [179] erschienen, so dass jetzt neben dem Verhältnis dieses
Papstes zur lateinischen Christenheit auch das zur Ostkirche und zur
Kreuzzugsbewegung in einer zuverlässigen Darstellung vorliegt. BE-
CKER konnte als Kennzeichen von Urbans Persönlichkeit herausarbei-
ten, dass nicht ein bequemer Opportunismus, sondern eine Politik der
Festigkeit und des geduldigen Zuwartens seinen Pontifikat bestimmte.
Paschalis II. Auch für seinen Nachfolger, Paschalis II., liegt eine biographische
Darstellung vor [183: SERVATIUS], desgleichen für den Gegenspieler Ur-
Clemens III. bans II., Wibert von Ravenna-Clemens III., dem gleich zwei ausführli-
che Studien gewidmet wurden; über sein Wirken als Erzbischof von
Ravenna hat I. HEIDRICH umfangreiches archivalisches Material verar-
beitet [181], während J. ZIESE [186] sich darauf beschränkte, neue Inter-
pretationen der gedruckten Quellen zu geben. Aus beiden Arbeiten geht
hervor, dass auch Wibert-Clemens III. zentrale Forderungen der Kir-
chenreform vertrat (so den Kampf gegen Simonie und Priesterehe) und
dass der Unterschied zu Urban II. vor allem in einer anderen Haltung
2. Personen 75

zum deutschen König bestand. Als Ertrag dieser beiden Arbeiten ver-
dient auch hervorgehoben zu werden, dass Wibert von Ravenna nach
der Absetzung Gregors VII. 1080 in Brixen lediglich als Papstkandidat
ausgewählt, aber noch nicht förmlich zum Papst gewählt wurde [181:
HEIDRICH, 56 ff., und 186: ZIESE, 54 ff.].
Auch der Papst, unter dem sich der Abschluss des Investiturstreits Calixt II.
vollzog, Calixt II., ist jetzt einer eingehenden Untersuchung gewürdigt
worden [182: SCHILLING], in der eingehend sein Wirken als Erzbischof
von Vienne und die von ihm veranlassten Fälschungen behandelt sind.
In der Untersuchung und Darstellung des Pontifikats Calixts steht der
Abschluss des Investiturstreits im Zentrum. Von einer „neuen Politik“
dieses Papstes, durch die die Zusammensetzung des Kardinalskollegs
völlig verändert wurde, kann aber nach B. SCHILLING nicht die Rede sein
[182: 547–588].

2.3 Bischöfe
Nur für eine kleine Anzahl von Bischöfen aus der Zeit des Investitur-
streits ist eine biographisch ausgerichtete Darstellung überhaupt mög-
lich. Unter den Protagonisten des deutschen Episkopats ragen in den
Anfängen Heinrichs IV. Anno von Köln (1056–1075) und Adalbert von Anno von Köln
Bremen (1043–1072) hervor; beide haben Biographien erhalten. Für
Anno haben D. LÜCK [195] und G. JENAL [192] jeweils verschiedene
Aspekte von Persönlichkeit und Wirken herausgestellt. LÜCK hatte sich
auf Herkunft und Verwandtschaft Annos konzentriert, während JENAL
sich mit der reichspolitischen Tätigkeit des Kölner Erzbischofs be-
fasste. An dieser Arbeit sind allerdings methodische Schwächen in An-
lage und Durchführung kritisiert worden [192: Rez. von R. SCHIEFFER,
255 ff.]. Eine Darstellung des „ganzen“ Anno gibt es nach wie vor
nicht, auch wenn seine Tätigkeit für die Klosterreform bereits vor eini-
ger Zeit von J. SEMMLER [382: Siegburg] gründlich untersucht wurde.
Die Rolle Adalberts von Bremen als Vorbild für den jungen Hein-
rich IV. hat kürzlich ALTHOFF herausgestellt [128: bes. 292 ff.].
Unter den wichtigsten Vertretern der gregorianischen Partei hat Vertreter der
Gebhard von Salzburg eine Monographie erhalten [198: STEINBÖCK; gregorianischen
Partei im Reich
vgl. auch 72: DOPSCH, Geschichte Salzburgs, Bd. 1, 232–251], während
andere, wie Adalbero von Würzburg [87: GOEZ, Lebensbilder, 215–
223], Altmann von Passau [187: BOSHOF, Altmann, und 190: HART-
MANN, Passau] und Gebhard von Konstanz [196: ROBINSON], in kürzeren
Skizzen teilweise mehrfach behandelt wurden. Von einem der engsten
Vertrauten Heinrichs IV., von Benno von Osnabrück, besitzen wir eine
76 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

fast zeitgenössische Vita; W. GOEZ hat sein Lebensbild nachgezeichnet


[in: 87: Lebensbilder, 202–214]. GOEZ hat auch einen der wichtigsten
Antigregorianer Protagonisten der Antigregorianer in Oberitalien, Dionysius von Pia-
cenza, in einer biographischen Skizze behandelt [ebd. 187–201]. Und
auch Erzbischof Liemar von Bremen (1072–1101), der eine radikale
Reformgesinnung mit lebenslanger Treue zu Heinrich IV. verband, ist
durch W. GOEZ porträtiert worden [188]. Ein vehementer Gegner Hein-
richs IV. war Bischof Burchard II. von Halberstadt, über den eine neue
Darstellung vorliegt [194: KLEINEN]. Für die beiden Speyerer Bischöfe
Huzmann (1075–1090) und Johannes (1090–1104) wurde bereits von
J. E. GUGUMUS [189] Material über ihre Herkunft und ihre Amtsführung
gesammelt. Neben der knappen Darstellung des Speyerer Bistums in
der Salierzeit [HEIDRICH, in: 96, Bd. 2, 187–224] liegt jetzt auch die
Adalbert von Mainz Arbeit von KREY [295] vor. Der wichtigste Gegenspieler Heinrichs V.
unter den Bischöfen des Reiches, Adalbert von Mainz (1109–1137),
wurde in einer ganzen Reihe von Arbeiten behandelt [BÜTTNER, in: 86:
395–410; vgl. auch 298: SCHMITT]. Zuletzt versuchte K. HEINEMEYER
eine Deutung der Persönlichkeit dieses Kirchenmannes [191]. Er sieht
im Bruch Adalberts mit Heinrich V. nicht einen Ausdruck des Macht-
strebens des Erzbischofs, sondern glaubt, dass der Bann gegen den Kai-
ser die Wendung herbeigeführt habe. Ein anderer Gegner Heinrichs V.,
Bischof Reinhard von Halberstadt (1107–1123), wurde von K. BOGUMIL
vor allem als Förderer der Augustinerchorherren dargestellt [288:
103 ff.].
Auf den interessanten Fall eines exkommunizierten Bischofs, der
ein cluniazensisch orientiertes Reformkloster gründete (Burkhard von
Basel als Gründer von St. Alban in Basel), hat J. WOLLASCH hingewie-
sen [199: St. Alban]. Dabei wurde deutlich, dass die Anziehungskraft
Clunys im Investiturstreit deshalb besonders groß war, weil dieses
Kloster ein päpstliches Privileg besaß, wonach es einen Exkommuni-
zierten vor seinem Tod aufnehmen durfte.

2.4 Prosopographie und Geschichte des Adels (Sachsen, Bayern,


Schwaben)
Als gründlicher Überblick über den Gang und den Stand der Adelsfor-
schung ist jetzt vor allem das große Werk von W. HECHBERGER heranzu-
ziehen [334: Adel].
Im Zuge der Erforschung der schweren Auseinandersetzungen
Adel in Sachsen zwischen Heinrich IV. und den Sachsen ist die Forschung über die ver-
wandtschaftlichen Beziehungen des sächsischen Adels am weitesten
2. Personen 77

vorangekommen [338: LANGE, 337: KOST, 332: FENSKE, 333: GIESE, und
GIESE, in: 96, Bd. 1, 237–308]. Vor allem die Untersuchungen über die
Grafen von Northeim von K.-H. LANGE und die Arbeit von L. FENSKE
haben neue Aufschlüsse erbracht. Über Otto von Northeim liegt jetzt
auch eine monographische Darstellung von S. BORCHERT vor [327].
Auch die Arbeiten über die Anfänge Lothars von Süpplingenburg ge-
hören in diesen Umkreis [352: VOGT, und 335: HILDEBRAND]. In beiden
Büchern wird die Leistung Lothars als Herzog von Sachsen gewürdigt.
R. HILDEBRAND bietet eine biographische Skizze für die Jahre bis 1125.
Mit der Erhebung Lothars zum Herzog von Sachsen hat sich W. PETKE
befasst [344]. Herrschaftsbildung und Adelsbewusstsein der Brunonen
untersuchte T. BRÜSCH [328].
Der bayerische Adel des 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts ist Bayern
noch nicht systematisch aufgearbeitet. Immerhin besitzen wir einen
Überblick über die bayerische „Adelslandschaft“ von F. PRINZ [345:
Bayerns Adel]. Die Monographie von K.-E. KLAAR [336] hat die wich-
tigen Helfer Heinrichs IV. im Südosten, die Eppensteiner, behandelt.
H. DOPSCH [72: 361 ff.] erörterte die Geschichte einiger Adelsfamilien
im südöstlichen Bayern. Die Anhänger und die Gegner Heinrichs IV. in
Bayern stellt W. STÖRMER vor [351].
Der schwäbische Adel wurde vor allem als Träger der Reform un- Schwaben
tersucht, im Überblick von K. SCHMID [347: Adel und Reform], im Um-
kreis der Gründung des Klosters Hirsau durch H. JAKOBS [376: Hir-
sauer] und wieder durch K. SCHMID [380: Hirsau], sowie, ebenfalls von
H. JAKOBS, im Blick auf die Gründer des Klosters St. Blasien [377: St.
Blasien] und von H.-J. WOLLASCH in seiner Arbeit über die Anfänge des
Klosters St. Georgen im Schwarzwald [383]. Zu den Zähringern gibt es
jetzt eine „Quellendokumentation“ von U. PARLOW [343]. Für die Wel-
fen liegt eine Darstellung der Familiengeschichte bis 1252 von B.
SCHNEIDMÜLLER vor [349] und auch die Brunonen wurden kürzlich mo-
nographisch behandelt [328: BRÜSCH]. Den südwestdeutschen Adel in
seinen Beziehungen zu Papst Gregor VII. und zu Heinrich IV. hat
T. ZOTZ untersucht [353 und 354].
Über das rheinische Fürstengeschlecht der Ezzonen, das unter Rheinland
Heinrich III. vom Kaiser wichtige Ämter erhalten hatte und das 1085
beim Tode des Pfalzgrafen Hermann in männlicher Linie ausstarb, hat
U. LEWALD eine gründliche Untersuchung vorgelegt [339].
78 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

3. Ereignisse und Probleme

Begriff „Investitur- Der Begriff „Investiturstreit“ als Bezeichnung für die Epoche zwischen
streit“ 1076 und 1122 wurde vor allem durch R. SCHIEFFER problematisiert
[104: Investiturverbot, 1 ff.]. Er wies jedoch auch darauf hin, dass die
Begriffe controversia investiturae oder querela investiturarum bereits
in der Zeit selbst geprägt wurden. Diese Bezeichnung ließe sich vom
Ende der Auseinandersetzung – vom Wormser Konkordat – her recht-
fertigen; es sei aber zweifelhaft, ob das Investiturproblem beim Aus-
bruch des Konflikts zwischen Papst und deutschem König schon die
entscheidende Rolle gespielt habe [ebd. 6].
Auch die Begriffe „Reform“, „Kirchenreform“, „gregorianische
Reform“ können nicht mehr unreflektiert verwendet werden, seit G.
TELLENBACH in mehreren Arbeiten [vor allem 107: Westliche Kirche,
133 f.] vor einer Inflation des Reformbegriffs gewarnt hat [vgl. auch
FUHRMANN, in: 88: 155–175].
Deutungen und Ge- Die ideengeschichtliche Deutung der Vorgänge zwischen der
samtdarstellungen Mitte des 11. und dem ersten Viertel des 12. Jahrhunderts hat durch das
bedeutende Buch von TELLENBACH aus dem Jahr 1936 [106: Libertas]
entscheidende Impulse erhalten. Eine knappe Gesamtdarstellung unter
dem Titel ,Der Investiturstreit‘ legte 1982 die amerikanische Mediävis-
tin U.-R. BLUMENTHAL vor [97]. Einen einführenden Überblick „Kir-
chenreform und Investiturstreit“ hat vor wenigen Jahren auch W. GOEZ
erarbeitet [101]; er holte dabei weiter aus und beginnt seine Darstellung
mit der Gründung des Klosters Cluny im Jahre 910. J. LAUDAGE hat in
seiner Dissertation den Versuch unternommen, die Entwicklung und
Neues Priesterbild Verbreitung eines neuen „Priesterbildes“ als Kern der Kirchenreform
herauszustellen [102: bes. 309 ff.]. Er sah den Anstoß zu einer Erneue-
rung der Kirche darin, dass der Wunsch nach einem reinen Klerus vor-
getragen worden sei, der deutlich von der Welt der Laien abgehoben
war. Gegen die Ansicht LAUDAGEs, dass diese Neubesinnung sich be-
reits am Beginn des 11. Jahrhunderts zeige und dass das Dekret des Bi-
schofs Burchard von Worms zu den Fundamenten der gregorianischen
Reform zähle, wurde zu Recht Einspruch erhoben [102: Rez. von R.
SCHIEFFER und H. JAKOBS]. Es muss daran festgehalten werden, dass erst
das Eingreifen Heinrichs III. in Sutri 1046 und der Pontifikat Papst
Leos IX. die entscheidenden Veränderungen eingeleitet haben.
In seinem Buch ,Die westliche Kirche vom Beginn des 10. bis
zum Beginn des 12. Jahrhunderts‘ konfrontierte G. TELLENBACH [107]
seine eigenen über mehr als ein halbes Jahrhundert sich erstreckenden
3. Ereignisse und Probleme 79

Forschungen mit den Ergebnissen der jüngeren Forschung und entwarf


abermals ein sehr eigenständiges Bild der Zeit, das noch auf längere
Dauer die Forschung beeinflussen dürfte. Besonders auffallend ist da-
bei, dass sich TELLENBACH bemühte [ebd. bes. 72–82], auch die mate-
riellen Grundlagen der Kirche zu erfassen und dadurch die Probleme
besser zu verstehen, die in der Epoche von Kirchenreform und Investi-
turstreit aufbrachen.
Die Skepsis TELLENBACHs gegenüber der Effektivität der Reform- Zweifel an der
arbeit der Päpste und ihrer Helfer seit der Mitte des 11. Jahrhunderts Effektivität der
Reformarbeit
könnte dazu beitragen, den Ertrag der Zeit frei von jeder Verklärung
Gregors VII., aber auch ohne antiklerikale Affekte zu beurteilen. Im
Vergleich zu dieser neuen Arbeit TELLENBACHs ist LAUDAGEs Disserta-
tion ein Rückfall in die reine Ideengeschichte, die nur nach dem
„Selbstverständnis“ der Protagonisten der gregorianischen Reform
fragt. Dagegen hat TELLENBACH jene Anregungen aufgenommen, die
vor allem im Bereich der Quellenkunde und -kritik vorgebracht wur-
den: Es sei nötig, nach der Verbreitung und nach der Wirkung eines
Textes zu fragen, wenn man seine Bedeutung richtig einschätzen wolle
[104: SCHIEFFER, Investiturverbot, 48–84, und 226: SCHIEFFER, Rechts-
texte]. Man wird TELLENBACH aber auch zustimmen müssen, wenn er
davor warnt, einen zentralen Text allein nach seiner Verbreitung zu be-
urteilen. Das gilt vor allem für den Dictatus Papae Gregors VII. und mit
Einschränkung wohl auch für Humberts von Silva Candida berühmte
Schrift gegen die Simonisten.
Der Investiturstreit und die Geschichte der salischen Dynastie war Ausstellungen
in den letzten Jahren das Thema einer Reihe von Ausstellungen. 1992
fand unter dem Titel „Das Reich der Salier 1024–1125“ eine große
Ausstellung in Speyer statt, auf der sich mehrere Abteilungen mit den
Themen ,Denkmäler des Königtums‘ und ,Denkmäler der Kirche‘ be-
schäftigten, in denen eine ganze Reihe von bis dahin kaum einer breite-
ren Öffentlichkeit präsentierten Objekten gezeigt werden konnten [111:
Katalog]. Auf gleich drei Ausstellungen wurden im Jahr 2006, dem
900. Todesjahr Heinrichs IV., die Themen „Heinrich IV.“ [112: in
Speyer], „Canossa“ [113: in Paderborn] und „Das Reich“ [114: in Mag-
deburg] mit einer Vielzahl von Handschriften, Urkunden und anderen
Objekten zur Anschauung gebracht. Die Kataloge sind nicht nur wegen
der schönen Abbildungen und der gut beschriebenen Exponate lesens-
wert, sondern sie enthalten auch eine große Zahl von Überblicksarti-
keln, die den derzeitigen Forschungsstand markieren.
80 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

3.1 Simonie – Bischofswahlen – Investitur – Regalien

Simonievorwurf als Der Vorwurf der Simonie war der zentrale Kampfbegriff der Zeit der
Kampfmittel Kirchenreform, mit Hilfe dieses Vorwurfs konnte man missliebige
Gegner ausschalten. Schon in der Arbeit von H. MEIER-WELCKER [206]
wurde geklärt, dass bereits die kirchenrechtlichen Bestimmungen des
Frühmittelalters den Begriff der Simonie über den bloßen Ämterkauf
hinaus ausgedehnt und auch den Einfluss von Versprechungen und Be-
ziehungen angeprangert hatten. Die Untersuchungen von R. SCHIEFFER
[208: Spirituales latrones] haben dann gezeigt, dass im 11. Jahrhundert
die Gegner eines bestimmten Bischofs (hier Hermanns von Bamberg)
den Simonievorwurf dazu benutzten, durch Anklage beim Papst ihren
Bischof loszuwerden. TELLENBACH stimmt dieser Ansicht zu, wenn er
formuliert, dass die Simonie „zum Hauptverbrechen des jeweiligen
Feindes“ geworden sei [107: Westliche Kirche, 140 ff., das Zitat auf
S. 143]. Eine prägnante Zusammenfassung des derzeitigen For-
schungsstandes über die Simonie mit einer Reihe von neuen Einsichten
bietet jetzt R. SCHIEFFER [209].
Bischofswahlen Zur Bischofswahl ist immer noch die ältere Arbeit von P. SCHMID
zu benutzen [210]. Von den späteren Arbeiten verdient besonders das
Buch von R. L. BENSON Erwähnung, der sich ausführlich mit den Ver-
änderungen befasst, die das Verständnis des bischöflichen Amtes seit
der Mitte des 11. Jahrhunderts erfuhr [200: Bishop Elect, 203–250].
Mit dem Bischofsring als dem wichtigsten Amtssymbol des Bischofs
hat sich V. LABHART beschäftigt, die auch dem Bischofsring im Investi-
turstreit ein längeres Kapitel gewidmet hat [205: 77–101]. In dem vor
einigen Jahren erschienenen Sammelband, den F.-R. ERKENS herausge-
geben hat [203], wurden vor allem Bischofserhebungen in Frankreich
behandelt; die Verhältnisse im Reich untersuchen die Beiträge von W.
GEORGI (über Magdeburg) und von B. SCHÜTTE (über die Darstellung
der Bischofserhebungen in den Viten).
Investiturverbot Unsere Kenntnis über die Entstehung des Investiturverbots für
den deutschen König hat durch die sorgfältige und methodisch vorbild-
liche Untersuchung von R. SCHIEFFER [104] eine neue Basis erhalten.
SCHIEFFER gelangte weit über die ältere Untersuchung von A. SCHAR-
NAGL [207] hinaus und konnte zeigen, dass die Frage des Investiturver-
bots noch nicht 1059 auf der Lateransynode Nikolaus’ II. geregelt
wurde, sondern dass erst 1078/80 eindeutige und allgemeingültige Ver-
bote der Bischofsinvestitur durch weltliche Herrscher ergangen sind.
Gegen seine Einschätzung, dass deshalb auch der Bruch zwischen
Heinrich IV. und Gregor VII. nicht auf ein im Frühjahr 1075 erlassenes
3. Ereignisse und Probleme 81

Investiturverbot zurückgehen könne, bleiben allerdings Bedenken be-


stehen. Auch ist SCHIEFFERs Interpretation des Briefs Gregors VII. an
den deutschen König vom Dezember 1075 (Reg. III, 10) auf berechtig-
ten Widerspruch gestoßen [vgl. die Einwände bei 104: Rez. von KEMPF,
bei 105: SZABÓ-BECHSTEIN, Libertas, 159, und bei 107: TELLENBACH,
Westliche Kirche, 147 ff.]. 1992 stellte S. BEULERTZ alle Investiturver-
bote aus der Zeit von 1075/77 bis 1123 zusammen und untersuchte ihre
Aufnahme in Rechtssammlungen und ihren Niederschlag in der Histo-
riographie mit dem Ergebnis, dass das Investiturproblem erst seit 1100/
1105 im Reich und in England aktuell war [201]. J. ENGLBERGER hat sich
nochmals eingehend mit dem angeblichen Investiturverbot von 1075
beschäftigt [202]; er konnte herausarbeiten, dass es erst Anfang 1077
zu einem ersten eindeutigen Verbot der Investitur von Bischöfen durch
einen Herrscher gekommen ist – und zwar nicht gegenüber Hein-
rich IV., sondern in Frankreich auf der Synode von Autun, die Hugo
von Die abgehalten hat. Die Stoßrichtung sei damals gar nicht das Ver-
halten der Herrscher gewesen, sondern das Investiturverbot sollte – wie
früher schon der Vorwurf der Simonie – als innerkirchliches Kampfmit-
tel dienen und die Bischöfe zur Unterwerfung unter den apostolischen
Stuhl zwingen. Kürzlich hat J. LAUDAGE [in: 89: 149] nochmals betont,
dass sich ein Investiturverbot von 1075 „nicht nur sicher belegen, son-
dern auch in einen konkreten Ereigniszusammenhang fügen lasse“.
Bei der endgültigen Lösung des Investiturstreits spielte der Be- Regalien
griff der Regalien eine zentrale Rolle. I. (SCHMALE-)OTT [264] hatte
einen deutschen von einem italienischen Regalienbegriff geschieden,
weil der deutsche die Regalien in ihrer verfassungsrechtlichen Funk-
tion gesehen habe, während der italienische finanziell nutzbare kaiser-
liche Rechte meine. Wichtig war dabei, dass die Regaliendefinition von
1111 neben Herrschafts- und Nutzungsrechten auch Liegenschaftskom-
plexe, wie Städte, Burgen oder Höfe mit Zubehör, umfasste. J. FRIED
[260] konnte darüber hinaus nachweisen, dass sich der Regalienbegriff
im 11. Jahrhundert in Italien entwickelte und sowohl finanziell nutz-
bare Rechte als auch Herrschaftsrechte und Ämter umfasste. Nördlich
der Alpen taucht der Begriff dann seit etwa 1100 auf; vielleicht ist es
Heinrich IV. selbst gewesen, der ihn dorthin vermittelte. Das Wort
regalia bezeichnete in Deutschland in dieser Zeit nur das Reichskir-
chengut; seinen „staatlichen“ Aspekt hatte der Begriff auf seinem Weg
nach Norden verloren. FRIED betont die Bedeutung seiner differenzie-
renden Nachweise, wenn er sagt, dass die Vertragspartner des Wormser
Konkordats von 1122 unter regalia etwas Verschiedenes verstanden.
FRIEDs These, dass unter regalia nicht nur ein Teil, sondern das gesamte
82 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

Kirchengut zu verstehen sei, ist allerdings mit guten Gründen bezwei-


felt worden [80a: KRIEGER, Lehnshoheit, 236–241, bes. 241 f.]. Auch
P. MILLOTAT hat noch einmal den Regalienbegriff untersucht und fest-
gestellt, dass 1111 im Privileg des Papstes Regalien und nichtregalische
Temporalien unterschieden werden [313: Transpersonale Staatsvorstel-
lungen]. Dagegen habe Heinrich V. den Kirchen keinen Eigenbesitz,
sondern nur Zehnten und Opfergaben zugestanden [ebd. 302 ff.]. Von
dieser Vorstellung, dass die Temporalien einer Kirche sämtlich vom
Reich hergeleitet seien, habe sich Heinrich V. im Wormser Konkordat
trennen müssen [ebd. 316].
M. MINNINGER [263] verfolgte ein Teilproblem des Investitur-
streits, das besonders in den Jahren nach 1106, in der Zeit Heinrichs V.
und Paschalis’ II., hervortrat, nämlich mit dem Kampf um das Recht
hominium des Königs, von den Bischöfen das hominium und den Treueid zu ver-
langen, nachdem die Investitur in die Regalien erfolgt war. Erstmals auf
dem Konzil von Clermont 1095 hatte Papst Urban II. verboten, dass
Kleriker sich kommendieren, und wenig später wird auch die Investitur
in die Temporalien durch die Hand eines Laien untersagt. Vor allem die
Verhältnisse in Frankreich und England hatten den Papst zum Verbot
des hominium veranlasst. Während in den Konkordaten mit den Köni-
gen dieser Reiche der Papst auf das Verbot des hominium verzichtete,
zogen sich die Verhandlungen mit Heinrich V. in die Länge. Das päpst-
liche Zugeständnis von 1111, dass der Reichsdienst der Bischöfe und
Äbte auf dem Besitz der Regalien beruhe und daraus sich wieder die
königliche Nomination und die Regalieninvestitur ableiten, war nicht
mehr ungeschehen zu machen. In den Verhandlungen des Jahres 1119
versuchte Calixt II. anscheinend, ein Verbot der laikalen Temporalien-
investitur und der Klerikerkommendation zu erreichen. Mit dem
Wormser Konkordat von 1122 hatte Heinrich V. „das unter den gegebe-
nen Umständen mögliche Maximum zur Sicherung der Reichsbelange
erreicht“ [ebd. 283].

3.2 Der Kampf um die Priesterehe


Die eben erwähnte Distanz gegenüber dem „Erfolg“ der Reformmaß-
nahmen der Gregorianer hat G. TELLENBACH vor allem im Bereich des
Ringen um den Ringens um die Verwirklichung des Zölibats formuliert [107: Westli-
Zölibat che Kirche, 136 ff.]. Wenn er seine Auffassung allerdings so resümiert,
dass weder die Forderung neu gewesen sei noch dass diese jetzt besser
hätte durchgesetzt werden können als früher, so nimmt er der gregoria-
nischen Epoche doch einen wesentlichen Teil ihrer Bedeutung: Denn
3. Ereignisse und Probleme 83

die Mobilisierung der Laien, die für die weitere Zukunft der abendlän-
dischen Kirche eine große Bedeutung erhalten sollte, ist gerade im Be-
reich des Kampfes für den Zölibat unbestreitbar [109: WERNER, Paupe-
res Christi]. Sowohl für die Pataria in Mailand als auch in den Predigten
der herumziehenden Hirsauer Mönche spielte der Kampf gegen die ver-
heirateten Priester eine wichtige Rolle [ebd. 89 ff. und 125 ff.].
In einer kleinen Monographie hat G. FORNASARI [212: Celibato Nikolaitismus
sacerdotale] den Begriff der nicolaitica haeresis, mit dem die verheira-
teten oder in eheähnlichen Verhältnissen lebenden Priester seit der
Mitte des 11. Jahrhunderts bezeichnet wurden, auf seine Herkunft un-
tersucht: Der Begriff kommt zuerst bei Humbert von Silva Candida,
dann bei Petrus Damiani und bei Gregor VII., schließlich auch bei
strengen Gregorianern im Reich wie Bernold von Konstanz und Mane-
gold von Lautenbach vor. Diese Autoren rückten die Nikolaiten wegen
ihres Ungehorsams gegen die Gebote der römischen Kirche in die Nähe
der Häresie.
Die kirchlichen Gesetze gegen die Priesterehe wurden noch ein-
mal von A. L. BARSTOW zusammengestellt [211: Married Priests, 19–
104]. Die antizölibatäre Agitation in gregorianischer Zeit wird greifbar Schriften gegen den
in einer Schrift, die unter dem Namen des heiligen Ulrich von Augs- Zölibat

burg verbreitet wurde (sog. Ps.-Udalrich). Sie ist jetzt in der neuen Edi-
tion von E. FRAUENKNECHT [45] zu benutzen, der zeigen konnte, dass sie
wahrscheinlich in der Diözese Konstanz entstanden ist, wo der Wider-
stand des einfachen Klerus gegen die neuen Zölibatsgesetze Gregors
VII. besonders heftig war.

3.3 Sutri 1046 und die deutschen Päpste


Nach den älteren Untersuchungen G. B. BORINOs wurden die Ereignisse
von Sutri durch H. ZIMMERMANN im Rahmen seiner Arbeit über die
Papstabsetzungen behandelt [219: 119 ff.]. Während ZIMMERMANN in
Übereinstimmung mit der älteren Forschung [122: STEINDORFF, Bd. 1,
313 ff.] die Berichte des Desiderius von Montecassino und des Bonizo
von Sutri zurückwies, wonach Gregor VI. eine Selbstdeposition voll-
zogen habe, gab F.-J. SCHMALE in seinem Aufsatz von 1979 [216] eine
neue Einschätzung aller Quellen über die Ereignisse von Sutri und Rom
1046. SCHMALE zog auch vergleichbare Synoden heran (besonders Rom
800 und Mantua 1064), um zu zeigen, dass die bisherige Vorstellung,
Heinrich III. habe die Absetzung der drei Päpste vorgenommen, dem
im 11. Jahrhundert geltenden Kirchenrecht und der üblichen synodalen
Praxis vollkommen widerspricht. Für SCHMALE sind Desiderius und
84 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

Bonizo keine späten Quellen mit gregorianischer Tendenz, sondern sie


haben seiner Meinung nach sogar noch existierende Synodalprotokolle
verarbeitet und geben als einzige einen authentischen Bericht über die
Vorgänge im Dezember 1046. Für seine Deutung der „Absetzung“ Gre-
Selbstdeposition gors VI. als Selbstdeposition muss SCHMALE aber auch noch einige
Gregors VI.? zentrale zeitgenössische Nachrichten umdeuten (besonders den Brief
Wazos von Lüttich und den Traktat ,De ordinando pontifice‘), und die
strenge Bestrafung Gregors VI. (Exil in Köln) wird nicht recht ver-
ständlich. Daher ist SCHMALEs Ansicht auch bisher nicht allgemein rezi-
piert worden [vgl. 43: ANTON, 71, mit kritischer Tendenz; dagegen ak-
zeptiert 107: TELLENBACH, Westliche Kirche, 120 f. SCHMALEs Vorschlag
und dies tut auch 215: SCHIEFFER, „Sutrilied“]. ENGELBERT [214] greift
denn auch wieder auf die zeitgenössischen Berichte zurück; er korri-
giert die ältere Auffassung dahingehend, dass sich in diesen Berichten
kein Beleg dafür findet, dass Heinrich III. nach Rom gezogen sei, um
dort Ordnung zu schaffen.
H. WOLTER [218: Synoden, 379 ff.) legte bei seiner Darstellung der
Vorgänge in Sutri großen Wert auf die zeitgenössischen Zeugnisse, die
kurz nach 1046 von einer Absetzung Gregors VI. sprechen [ebd. 391 f.].
Daraus folgerte er, dass „die Synode den Schuldspruch unabhängig von
ihrem geistlichen Vorsitzenden (d. h. Gregor VI.) fällte und diesen dann
dazu brachte, durch Ablegung seiner Pontifikalien auf seine Würde zu
verzichten“ [ebd. 392]. Die Verbannung nach Deutschland sei weniger
eine Strafe als ein „Mittel zur Verhinderung künftiger Ansprüche“ ge-
wesen [ebd. 393].
Neues Material zur Kontroverse um Sutri brachte allein K.
SCHMID [217: Heinrich III. und Gregor VI.], der aus der liturgischen
Überlieferung von Piacenza auf einen gemeinsamen Gedenkeintrag
Heinrichs III. und Gregors VI. hinweisen konnte und daraus den
Schluss zog, dass Heinrich III. in Piacenza Gregor VI. als Papst aner-
kannte, obwohl er vielleicht schon wusste, dass seine Erhebung nicht
ganz ohne Simonie vonstatten gegangen war. Ob man aus der Reihen-
folge der Namen (der Papst ist vor König Heinrich genannt) schließen
darf, dass Heinrich den Vorrang Papst Gregors VI. anerkannt habe, ist
von H. HOFFMANN (in: DA 53 (1997) 448–457) bezweifelt worden.
papa qui et Es war schon längst aufgefallen, dass die von Heinrich III. erho-
episcopus benen deutschen Päpste nach ihrer Erhebung ihr Bistum beibehielten.
Man hat dafür verschiedene Erklärungen gefunden: Dass Heinrich III.
die römische Kirche in das System der deutschen Reichskirche habe
einbeziehen wollen (KEHR); dass der Armut der römischen Kirche
durch die reichen deutschen Bistümer aufgeholfen werden sollte (HAL-
3. Ereignisse und Probleme 85

LER); dass die deutschen Päpste einen Rückhalt bei Schwierigkeiten in


Rom gesucht hätten (TELLENBACH). W. GOEZ hat nun in einer Studie
[162: Papa qui et episcopus] eine überzeugende Erklärung für den
Sachverhalt gefunden: Die Päpste hätten nämlich nicht gegen das alt-
kirchliche Translationsverbot verstoßen wollen. Mit diesem war zwar
die Erhebung auf den Papststuhl durchaus vereinbar, weil gerade nach
der im Reich schon in ottonischer Zeit verbreiteten Auffassung das
päpstliche Amt durch seine universalen Aufgaben weit über dem Amt
eines gewöhnlichen Bischofs stand. Andererseits aber nahm z. B. Cle-
mens II. die Kanones sehr ernst und wollte deshalb sein Verlöbnis mit
seiner Bischofskirche in Bamberg nicht lösen, daher hätten er und seine
Nachfolger an ihrem Bistum festgehalten. H. BEUMANN [160: Reform-
päpste] hat diese Auffassung etwas modifiziert und darauf verwiesen,
dass durch die Konstruktion des papa qui et episcopus der Papst als
Person zugleich im System der Reichskirche verblieben sei. So sei eine
„Ergänzung des Reichskirchensystems“ entstanden.
Mit dem Inhalt und der Bedeutung des Heinrich III. nach seiner
Kaiserkrönung verliehenen Titels eines Patricius Romanorum hat sich
vor einigen Jahren G. MARTIN eingehend beschäftigt [224].

3.4 Das Papstwahldekret von 1059


Während für den Pontifikat Nikolaus’ II. eine monographische Arbeit
fehlt, wurde das Papstwahldekret (künftig: Pwd), das dieser Papst auf
der Lateransynode von 1059 erließ, vor allem von der deutschen For-
schung der letzten hundert Jahre in einer großen Zahl von Arbeiten be-
handelt. Als Ausgangspunkt hat nach wie vor die Arbeit von P. SCHEF-
FER-BOICHORST [225] zu gelten, der die päpstliche Fassung des Pwd als Echte und ver-
echt und die kaiserliche als verfälscht erwiesen hat. Für die historische fälschte Fassung des
Papstwahldekrets
Einordnung des Pwd ist die Arbeit von H.-G. KRAUSE noch immer maß-
geblich [222, mit einem Überblick über die ältere Forschung, ebd.
9 ff.]. KRAUSE hat herausgearbeitet, dass das Pwd eine „nachträgliche
Selbstrechtfertigung des aus dem Schisma siegreich hervorgegangenen
Papstes Nikolaus II.“ darstellte [ebd. 255]. Aus diesem Grund sei näm-
lich den Kardinalbischöfen ein Vorrang bei der Papstwahl eingeräumt
und der Einfluss des römischen Adels zurückgedrängt worden und auch
die Sonderregelungen über die Möglichkeit einer Papstwahl außerhalb
Roms seien deshalb eingefügt worden. Eine abweichende Interpreta-
tion dieser Tatbestände versuchte D. HÄGERMANN [220].
KRAUSE konnte auch die Ansicht widerlegen, dass Humbert von Verfasser
Silva Candida das Pwd allein formuliert habe; es gelang ihm auch, Spu-
86 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

ren der Mitwirkung des Petrus Damiani nachzuweisen. K. M. WOODY


versuchte die Argumente für eine Mitverfasserschaft Petrus Damianis
noch zu verstärken [230]. Obwohl die Diskussion über den oder die
Verfasser des Pwd letztlich ohne Ergebnis bleiben dürfte [vgl. auch
173: MICCOLI, Gregorio VII, 304], sind KRAUSEs Ausführungen über die
Problematik der stilvergleichenden Methode zur Verfasserbestimmung
[222: 257 ff.] weiterhin beachtenswert.
Königsparagraph In der Diskussion um den sog. Königsparagraphen konnte bisher
keine Einigkeit erzielt werden. KRAUSE sah in diesem Abschnitt eine
zurückhaltende Formulierung der Rechte Heinrichs III., der einen Papst
benennen durfte; von anderen wird er aber nur als Festlegung eines Be-
stätigungsrechts angesehen. Für KRAUSE hatte das Pwd „nicht Beseiti-
gung oder Minderung, sondern kirchliche Sanktionierung des kaiserli-
chen Gewohnheitsrechts gebracht“ [222: 256]. Was die Frage nach dem
Sinn der Verfälschung des Pwd anbetrifft, so hatte KRAUSE die Haupt-
absicht der Fälschung in der „Beseitigung der dominierenden Stellung
der Kardinalbischöfe bei der Papstwahl“ gesehen. Nach HÄGERMANN
[220: 186 ff.] ist das gefälschte Pwd dagegen „die Rechtfertigung der
Wahl Wiberts von Ravenna vom Jahre 1080“ [ebd. 187].
Überlieferung Auch die Untersuchung von D. JASPER [221], in der erstmals wie-
der neue Sachverhalte beigebracht wurden, hat die Kontroversen um
diesen Text nicht beendet [vgl. zuletzt 223: KRAUSE, Bedeutung, der
123 ff. von JASPER abweichende Folgerungen aus den neu gefundenen
Überlieferungen zieht]. JASPER konnte für seine Neuausgabe des Textes
[221: 98–119] bisher unbeachtete Textzeugen heranziehen, darunter
eine Handschrift der echten Fassung, welche die bisher nur aus den ge-
fälschten Versionen bekannte Unterschriftenliste enthält. Die viel um-
strittene Frage, ob Hildebrand das Pwd mitunterzeichnet hat, wird von
JASPER verneint. Die verfälschte Fassung ist nach seiner Meinung im
Frühjahr 1076 im Kreise der oberitalienischen Anhänger Heinrichs IV.
entstanden, die damit das Eingriffsrecht des deutschen Königs bei der
Papstwahl untermauern wollten.
Gegen die Vorstellungen von KRAUSE und JASPER hat sich in meh-
reren Arbeiten W. STÜRNER gewandt, der zuletzt seine Auffassung so
Zeitpunkt der formulierte: In der Frage nach dem Zeitpunkt der Entstehung der ver-
Verfälschung fälschten Fassung sei an der älteren Ansicht festzuhalten, wonach sie
1084 im Kreise der von Gregor VII. abgefallenen Kardinäle entstanden
sei [228: Papstwahldekret]. Zum Königsparagraphen hatte STÜRNER
schon früher die Ansicht geäußert, dass damit die Kardinalbischöfe
zwar aufgefordert worden seien, bei der Papstwahl die Würde Hein-
richs und seiner Nachfolger zu beachten; gleichzeitig aber sei in ihr Er-
3. Ereignisse und Probleme 87

messen gestellt worden, welchen Einfluss der deutsche König aufgrund


seines Verhaltens gegenüber der Kirche tatsächlich verdient hatte [227:
Salvo debito honore, 55]. Zuletzt hat sich MARTIN [224] mit dem Kö-
nigsparagraphen des Papstwahldekrets beschäftigt und festgestellt,
dass es unmöglich sei, „aus dem Wortlaut der Königsklausel etwas Be-
stimmtes über den Inhalt des dem König zugestandenen Rechts erken-
nen zu wollen“ (ebd. 279). Vielmehr habe sich die Kurie gerade nicht
an ein bestimmtes Recht des Königs binden wollen. Vom Patriziat ist
übrigens im Pwd gar nicht die Rede.
R. SCHIEFFER verwies darauf [226: Rechtstexte, 52 ff.], dass mit Verbreitung und
der historischen Fernwirkung des Pwd die Tatsache in Widerspruch Anwendung des
Pwd
stehe, dass der Text „in keiner halbwegs zeitgenössischen Abschrift
vorliegt“ [ebd. 53]. Außerdem habe das Pwd zu keiner Zeit „eine buch-
stäbliche und vollständige Anwendung“ gefunden [ebd. 56]. Nur in ei-
nem Rundschreiben, mit dem der Papst die Beschlüsse der Lateransy-
node bekanntgab, ist der Kern der Bestimmung über die Papstwahl ver-
breitet worden [vgl. die Edition dieses Rundschreibens in: 104: SCHIEF-
FER, Investiturverbot, 212 ff.]. Dieses Rundschreiben mit einer Kurz- Verbreitung der Be-
form der Beschlüsse der Synode von 1059 wurde aber anscheinend in schlüsse von 1059

alle Regionen der westlichen Christenheit versandt; jedenfalls haben


sich Textzeugen aus Spanien, England und Unteritalien erhalten [ebd.
64 ff.]. Ob man aus der Tatsache, dass aus dem Reich kein Text dieses
Briefs überliefert ist, schließen darf, dass es hierher auch nicht ge-
schickt wurde [so 60: BOSHOF, Salier, 180], erscheint zweifelhaft.
Von den übrigen Beschlüssen der Synode von 1059 hat auch der
Kanon über das Verbot der Übertragung von Kirchen durch Laienhand
eine größere Resonanz in der Literatur gefunden. Schon seit den For-
schungen von BORINO und MICCOLI [173: Gregorio VII, 335 f.] ist aner-
kannt, dass mit diesem Verbot nur das Eigenkirchenwesen im Bereich
der Niederkirchen getroffen werden sollte.

3.5 Der Dictatus Papae Gregors VII. (DP)


Nachdem die ältere Ansicht, dass das Briefregister Gregors VII. im
Reg. Vat. 2 des Vatikanischen Archivs als ein in der päpstlichen Kanz-
lei geschriebenes „Original“ überliefert sei, durch die Studien von R.
SCHIEFFER [238: Tomus Gregorii papae] und H. HOFFMANN [171: Regis-
ter] bestätigt wurde, zweifelt niemand mehr daran, dass die 27 „Leit-
sätze“, die zwischen zwei Briefe vom 3. und vom 4. März 1075 in die-
ses Register eingetragen wurden, tatsächlich ein Eigendiktat des großen
Papstes darstellen.
88 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

Einordnung Die Versuche, diesen Text inhaltlich einzuordnen, müssen aller-


des DP dings als gescheitert betrachtet werden, nachdem die Vorschläge, es
handele sich um ein Programm für die Fastensynode von 1075 (R.
KOEBNER) oder um ein Konzept der päpstlichen Unionsbedingungen für
die griechische Kirche (J. GAUSS), keinen Anklang gefunden haben,
und auch die zeitweise fast allgemein akzeptierte These G. B. BORINOS,
der DP sei der Index einer (verlorenen oder erst zu erstellenden) Kano-
nessammlung [so noch 234: HOFMANN, vgl. dagegen 232: FUHRMANN,
Problem], nicht mehr zu halten ist. Jedenfalls hat sich BORINOs Hoff-
nung, man könne eine den Sätzen des Dictatus entsprechende Samm-
lung von Quellentexten verhältnismäßig leicht rekonstruieren, nicht er-
füllt.
Umbiegung der Nachdem schon E. CASPAR betont hatte, dass eine ganze Reihe von
Tradition durch Sätzen eben nicht mit der Tradition übereinstimmen [vgl. die Einzel-
Gregor VII.
nachweise bei 233: HOFMANN], sondern ältere Rechtsvorstellungen ver-
schärfend umbiegen, ist diese Auffassung durch die Untersuchungen
von H. FUHRMANN [231: Quod catholicus, und 232: Problem] erneut
unterstrichen worden. FUHRMANN vermochte dabei zu zeigen, dass Gre-
gor VII. über die ältere Tradition auch dann hinausgegangen ist, wenn
er ausdrücklich eine Quelle für seine Auffassung nannte. Die Texte er-
halten durch Gregor „einen neuen, einen zugespitzten und mit seinen
Anschauungen übereinstimmenden Sinn“ [232: Problem, 140]. Bei
FUHRMANN findet sich auch eine knappe Zusammenstellung jener Sätze
des DP, für die sich keine Vorlagen finden lassen und die vorher so nie
formuliert worden waren [ebd. 141 ff.].
Neuerdings wurde zwar nicht die Bedeutung dieses Textes für die
Grundanschauungen Gregors VII., wohl aber seine Kenntnis bei den
Rezeption der Briefe Zeitgenossen durch weitere Untersuchungen geklärt: J. GILCHRIST hat
Gregors VII. die Nachwirkung der Briefe Gregors VII. in der Kanonistik untersucht
und eine erstaunlich geringe Resonanz feststellen können [169: Recep-
tion]. R. SCHIEFFER hat gezeigt, dass außerhalb der Kurie weder zu Leb-
zeiten Gregors VII. noch in den folgenden Jahrzehnten irgend jemand
von diesem Text Kenntnis hatte [226: Rechtstexte, 56–62].
Dagegen konnten für ein verwandtes Dokument, den sog. Dicta-
Ein zweiter DP? tus von Avranches, neue Textzeugen benannt werden [237: MORDEK,
Proprie auctoritates, und 239: WOJTOWYTSCH]. Die Zuweisung dieses
Textes an Gregor VII., der ihn in seiner Spätzeit als seinen „zweiten“
Dictatus formuliert haben soll (MORDEK), ist aber fast allgemein abge-
lehnt worden [235: KEMPF, Dictatus, 239: WOJTOWYTSCH; 232: FUHR-
MANN, Problem, 147 f]. Es blieb dabei jedoch offen, welchen „Sitz im
Leben“ diese Zusammenstellung der päpstlichen Rechte hatte; F.
3. Ereignisse und Probleme 89

KEMPF machte wenigstens grobe Angaben zur Entstehungszeit dieses


Textes (1085–1100).

3.6 Canossa 1077


Einen wichtigen Einschnitt in der Erforschung und Deutung der Vor-
gänge von Canossa 1077 bildet die Arbeit von H. ZIMMERMANN [249:
Canossagang]. Ausgehend vom Schlagwort vom „Canossagang“ und „Canossagang“ als
seiner Wirkung im 19. Jahrhundert ist hier das Ereignis noch einmal Schlagwort

nachgezeichnet und auch seine Darstellung in der bildenden Kunst und


in der Literatur behandelt. Zweifellos behalten daneben auch die wich-
tigsten der älteren Deutungen ihr Recht. Hier sind vor allem zu nennen
die Arbeiten von A. MAYER-PFANNHOLZ (1932) und von W. vON DEN
STEINEN (1957). MAYER-PFANNHOLZ [in: 241: Canossa, 1–26] hat zuerst
von der „Wende von Canossa“ gesprochen und in diesem Ereignis ein „Wende“ von
Symbol für die „Entsakralisierung des Reiches“ sehen wollen, weil hier Canossa

die „Entheiligung der Kaiseridee“ begonnen habe. Durch Canossa sei


es dem Papst gelungen, den König aus der Leitung der Kirche hinaus-
zudrängen [ebd. 20]. Nach vON DEN STEINEN [248: 67–77] wurde der
Papst in Canossa als Schiedsrichter zwischen dem deutschen König
und den Fürsten anerkannt, auch wenn es Heinrich gelang, eine aus-
drückliche Anerkennung des päpstlichen Absetzungsrechts zu umge-
hen.
Im Hinblick auf diese weit ausgreifenden Deutungen stellte H.
ZIMMERMANN minutiös alle Quellenberichte über die Vorgänge von Ca-
nossa nebeneinander [249: Canossagang, 134 ff.] und erzielte dabei
sogar neue faktengeschichtliche Erkenntnisse: Der Bußgang Hein- Vorbild: die Bekeh-
richs IV. habe am 25. Januar 1077 begonnen, der als Tag der Bekehrung rung des Apostels
Paulus
des Apostels Paulus für eine solche Aktion absichtsvoll gewählt wor-
den sei. Heinrich sei darauf drei volle Tage in „üblicher Bußkleidung“
[ebd. 163] aufgetreten, um Einlass in die Burg zu erlangen. Dass der
deutsche König aber drei Tage „in Kälte, Schnee und Eis“ im Burghof
gestanden habe, lehnt ZIMMERMANN als „physische Unmöglichkeit“ ab
[ebd.]. Die dreitägige Herrscherbuße, für die es in der älteren Ge-
schichte kein Vorbild gab [vgl. dazu auch 246: SCHIEFFER, Mailand],
sei nach der Bekehrung des Paulus gestaltet, der auch drei Tage Buße
tat.
Zu der zeitweise heftig umstrittenen Frage, ob Heinrich IV. in Ca- Königtum Hein-
nossa wieder als König eingesetzt worden sei, bot ZIMMERMANN eben- richs IV. nach
Canossa
falls eine plausible Lösung an: Durch die Rekonziliation sei Heinrichs
Königswürde „automatisch“ wiederhergestellt gewesen [249: 178].
90 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

Eine gewisse Divergenz zwischen Papst und König sei aber darin deut-
lich geworden, dass Heinrich sich einfach als rex bezeichnete, während
die päpstliche Kanzlei vom rex Teutonicorum sprach (s. u.). Zu der in
der deutschen Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts geführten
Diskussion, ob der Canossagang eine Schande für den König darstellte,
verwies ZIMMERMANN darauf, dass solche Vorwürfe bereits von den
Zeitgenossen vorgebracht worden seien.
Die mit Canossa zusammenhängende Forschungsdiskussion ist
durch das Buch ZIMMERMANNs aber nicht abgeschlossen. Für die Beur-
teilung der Absichten Gregors VII. vor dem Canossagang ist es wich-
tig, ob der Termin für das geplante Fürstengericht über den König ur-
sprünglich auf den 6. Januar 1077 anberaumt war und erst durch ein
Eingreifen des Papstes auf den 2. Februar verschoben wurde. Nach E.
HLAWITSCHKA [244: Tribur und Canossa] wäre ein Termin am 6. Januar
schon aus Gründen der damaligen Reisegeschwindigkeit nicht möglich
gewesen.
Urteil über Canossa Zu einer im Wesentlichen positiven Beurteilung der Vorgänge in
Canossa gelangte E. BOSHOF [60: Salier, 232 ff.]. Gregor habe sich hier
entschieden, es noch einmal mit Heinrich IV. zu wagen und seine Vor-
stellung von einer Reform der Reichskirche in Zusammenarbeit mit
dem Salier zu verwirklichen. BOSHOF meint auch, dass die Frage, ob der
Papst mit der Absolution auch eine Wiedereinsetzung in die Königs-
herrschaft verbunden habe, in Canossa nicht zur Diskussion gestanden
habe. Allerdings sieht auch BOSHOF, dass der taktische Erfolg des Au-
genblicks, den Heinrich errungen hatte, wenig wog im Vergleich zu der
Folgewirkung, wodurch die Grundlagen der Königsherrschaft erschüt-
tert wurden. Die Führung der Christenheit lag nämlich von jetzt an ein-
deutig beim Papst. BOSHOF wiederholte daher die Formulierungen von
der „Entsakralisierung der Herrscherwürde“ [ebd. 234] und von der
„Wende in der Geschichte der mittelalterlichen Monarchie“ [ebd. 235].
Entsakralisierung Auch U.-R. BLUMENTHAL [97: Investiturstreit, 135 f.] sieht es als Folge
des Königtums? des Ereignisses vom Januar 1077 an, dass „die Monarchie ihrer sakra-
len Elemente entkleidet“ wurde. Dagegen betont ERKENS [in: 89: 71–
101. bes. 98 f.], dass zwar die Entsakralisierung des Königtums nur ein-
geschränkt auf Canossa zurückzuführen sei, dass aber doch insofern
eine Wende eingetreten sei, als damals der „breite Konsens über die
Existenz einer den Herrschern eigenen Sakralität“ verloren gegangen
sei. Ähnlich äußert sich ERKENS auch in seinem neuen Buch über „Herr-
schersakralität“ [305: 213 f.]. S. WEINFURTER [108: Canossa, bes. 207]
möchte die Vorgänge von Canossa mit dem von Max Weber stammen-
den Begriff der „Entzauberung der Welt“ näher bestimmen.
3. Ereignisse und Probleme 91

In jüngster Zeit sind die Vorgänge von Canossa auch unter der Buße oder
möglichen Alternative „Buße oder Unterwerfung“ diskutiert worden. deditio?

Nachdem T. REUTER [in: 96, Bd. 3, 323] behauptet hatte, die Unterwer-
fung Heinrichs sei „eine deditio“ gewesen und der König habe „als
unterlegener Rebell“ vor der Burg gestanden, und G. ALTHOFF [240: De-
monstration 37–39] dieser Deutung zugestimmt hatte, widersprachen
dem A. T. HACK [243] und W. GOEZ [242]. HACK betont, dass Hein-
rich IV. nicht nur an drei Tagen vor Canossa Bußübungen durchgeführt
hat, sondern dass er schon im Oktober 1076 in Speyer als Büßer aufge-
treten ist. W. GOEZ wies darauf hin, dass in Canossa keine öffentliche
Demonstration durchgeführt wurde und dass diese Vorgänge nicht auf-
grund einer Absprache mit Vermittlern „inszeniert“ gewesen sei; vor
allem fehlten in den Berichten völlig Vokabeln wie deditio, se dedere
oder se dare. Vor kurzem ist noch ein weiterer Beitrag von T. REUTER
erschienen [245], in dem er seine ältere Einschätzung etwas korrigiert
und jetzt davon spricht, dass die Vorgänge in Canossa sowohl als dedi-
tio als auch als Bußritual zu verstehen seien: Heinrich habe sich als Bü-
ßer und als Rebell dem Papst unterworfen. REUTER gibt einige Belege
dafür, dass das Ritual der deditio auch den Päpsten des 11. Jahrhunderts
bekannt war, und er kann auch einige gute Argumente dafür anführen,
dass Heinrichs Aktion vom Januar 1077 nicht völlig plausibel als her-
kömmlicher Bußakt erklärt werden kann, weder wenn man ihn mit frü-
heren – immer freiwilligen – Bußgängen von Königen vergleicht, noch
wenn man den Bußgang von Canossa als einen Akt im Rahmen des
kirchlichen Bußrituals deutet.
In seinem Werk über die „Königsabsetzung“ ist E. SCHUBERT aus-
führlich auf die „Anfechtung des Königtums Heinrichs IV. durch den
Papst“ eingegangen [247: 139 ff.]. Dabei stellt SCHUBERT fest, dass Gre-
gor VII. den deutschen König im Frühjahr 1076 nicht abgesetzt habe;
erst 1080 und später hätten der Papst und seine Anhänger unter den Ge-
schichtsschreibern und Verfassern von Streitschriften die Ereignisse
von 1076 und 1077 anders gedeutet.

3.7 Forchheim 1077


Seit F. RÖRIG hatte man in den Ereignissen von Forchheim eine „ent- Forchheim als
scheidende Wende“ in der Geschichte des deutschen Königswahlrechts „Wende“ im deut-
schen Königs-
gesehen: Hier sei nämlich der Übergang vom Geblütsrecht zum Recht wahlrecht?
der freien Wahl erfolgt. Im Unterschied dazu hatte H. MITTEIS die ei-
gentliche Krise des Königswahlrechts erst ins Jahr 1198 gesetzt. Die er-
neute Sichtung der Quellenzeugnisse durch W. SCHLESINGER [254: Wahl
92 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

Rudolfs] läuft auf eine Bestätigung der Sicht von MITTEIS hinaus.
SCHLESINGER sah 1077 eine ältere Tradition des Wahlrechts der Großen
wirksam, die auch in der Wahl des „abgelegenen Orts Forchheim“ an
die Königswahl des Jahres 911 hätten anknüpfen wollen. Neu sei je-
doch die Absetzung eines Königs gewesen, für die ein förmliches Ver-
fahren benutzt worden sei. H. JAKOBS [252: Rudolf von Rheinfelden]
betonte dagegen, dass 1077 erstmals ein gewählter König versprochen
habe, auf die Erbfolge seines Sohnes zu verzichten. In Forchheim war
also nicht nur das alte, intakte Königshaus abgelöst worden, sondern
der neu erhobene König verzichtete auch darauf, eine neue Königs-
dynastie zu begründen.
Die Bedeutung des Aktes von Forchheim wurde von H. KELLER
[253: Schwäbische Herzöge] so bewertet: „In der Wahl sollte ohne Bin-
dung an ein Erbrecht der Dynastie frei über den geeignetsten oder ge-
wünschten Kandidaten entschieden werden“ [ebd. 130]. Erst 1077 habe
der bereits in ottonischer Zeit wirksame Wahlgedanke eine „Stoßrich-
tung gegen die Sohnesfolge“ [ebd. 147] erhalten. Schon 1076 hätten die
Fürsten ihren Widerstand gegen Heinrich IV. nicht mehr – wie in otto-
nischer Zeit – als Widerstand gegen ein einzelnes Unrecht verstanden,
sondern als Kampf für die Ordnung des Reiches, die der König störte.
E. BOSHOF [60: Salier, 236–239] verwies darauf, dass in Forch-
Idoneität und freie heim mit dem Prinzip der Idoneität und der freien Wahl Elemente des
Wahl als kirchliche kirchlichen Amtsgedankens auf das Königtum übertragen worden
Elemente
seien. Die antisalische Fürstenpartei sah nach BOSHOF „ihr Recht auf
Mitwirkung bei der Thronerhebung und damit ihre Teilhabe am Reich
entscheidend beeinträchtigt“ [ebd. 239].
Immer wieder wurde darauf verwiesen, dass vielleicht doch auch
Elemente des Geblütsrechts in Forchheim wirksam waren (z. B. 62:
FUHRMANN, Deutsche Geschichte, 80; 60: BOSHOF, Salier, 238]. Auch
Rudolf von Rheinfelden selbst scheint der Ansicht gewesen zu sein,
dass er der einzige mögliche Kandidat für die Königswahl sei; daher
hatte er sich in dem ihm nahestehenden Kloster Ebersheimmünster
schon im Voraus eine Krone anfertigen lassen. Bei der Wahl Hermanns
von Salm, dem im August 1081 erhobenen Gegenkönig, spielten jeden-
falls geblüts- oder erbrechtliche Überlegungen keine Rolle [255: U.
SCHMIDT].

3.8 Das Wormser Konkordat von 1122


Die ältere Forschung zum Wormser Konkordat hatte durch die Arbeit
von A. HOFMEISTER aus dem Jahre 1915 [262] einen gewissen Ab-
3. Ereignisse und Probleme 93

schluss erhalten. Für HOFMEISTER hatte die Frage im Vordergrund ge-


standen, ob das päpstliche Zugeständnis nur für Heinrich V. persönlich
erteilt worden sei, also bloß vorübergehend gelten sollte [ebd. 2–7 fin-
det sich ein Referat der älteren Forschung]. HOFMEISTER untersuchte
dann, inwieweit das Wormser Konkordat in den Jahrzehnten nach 1122 Anwendung des WK
auch tatsächlich angewandt wurde. Er gelangte dabei zu der Einsicht, nach 1122

dass die päpstliche Urkunde zwar für Heinrich V. persönlich galt und
ihre Verbindlichkeit daher 1125 erlosch, dass aber für die Praxis der Bi-
schofserhebung nach 1122 nicht das päpstliche Privileg, sondern das
Gewohnheitsrecht des Reiches maßgebend war. Dieses habe sich in den
Formen entwickelt, die das Calixtinum festgelegt hatte. R. SCHIEFFER
betonte allerdings, dass „in den Quellenberichten über einzelne Bi-
schofs- und Abteinsetzungen nach 1122 so gut wie nie auf das Calixti-
num als solches Bezug genommen wird“ [226: Rechtstexte, 67]. Das
mag aber daran liegen, dass die Chronisten des 12. Jahrhunderts (mit
Ausnahme Ottos von Freising) kein Interesse daran hatten, etwa bei
Streitigkeiten um einen Bischofsstuhl darauf hinzuweisen, welcher der
Rivalen seine Ansprüche im Einklang mit dem Konkordat erheben
konnte.
Im Anhang seiner Studie bot HOFMEISTER eine gegenüber MGH Überlieferung und
Const. I, 161 verbesserte Edition des Calixtinums, dessen Original Edition der Urkun-
den des WK
nicht erhalten ist [vgl. zur Wertung der erhaltenen Texte des Calixtinum
226: SCHIEFFER, Rechtstexte, 63–66]. Für die kaiserliche Urkunde
(Heinricianum), die im Original noch heute im Vatikanischen Archiv
aufbewahrt wird (vgl. die Abbildung bei TH. SICKEL, in: MIÖG 6 (1885)
105 ff.) fehlt eine Untersuchung der Textgeschichte.
Vor einigen Jahren konnte I. HERKLOTZ zeigen [261: bes. 190–
212], dass im Lateran auf einem Wandgemälde nur die kaiserliche Ur-
kunde dargestellt war; d. h. in der Auffassung der Päpste war das
Wormser Konkordat „auf ein kaiserliches Zugeständnis reduziert“
[ebd. 203].
Eine ganz grundsätzliche Kontroverse haben kürzlich C. ZEY Wurde das WK
[266] und B. SCHILLING [265] ausgetragen. Dabei ging es um die Frage, überhaupt abge-
schlossen?
ob das Wormser Konkordat überhaupt geschlossen wurde. ZEY hatte
nämlich in ihrer Untersuchung die Anschauung vertreten, das Calixti-
num sei nur ein Vertragsentwurf, der während eines für Anfang 1123
geplanten Romaufenthalts Heinrichs V. durch eine vom Papst unter-
zeichnete und dem Kaiser überreichte Urkunde ersetzt werden sollte.
Da dieser Akt unterblieb, sei das Calixtinum nie vollzogen und das
Wormser Konkordat nicht geschlossen worden. Demgegenüber hält
SCHILLING daran fest, dass das Konkordat am 23. September 1122 in
94 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

Worms geschlossen wurde, wenn auch der Papst nicht persönlich an-
wesend war, sondern durch seinen bevollmächtigten Legaten Lambert
von Ostia vertreten wurde. Dass in Worms ein Vertrag geschlossen
wurde, zeigt sich vor allem auch darin, dass er auf dem Laterankonzil
1123 ratifiziert wurde und dass die Vertragsurkunden anschließend „in
alle Reiche verschickt“ wurden, wie der englische Historiograph Simon
von Durham berichtet.
Verfassungs- Für die verfassungsgeschichtliche Deutung des Wormser Konkor-
geschichtliche dats bildete die Untersuchung von P. CLASSEN einen Neuansatz [259:
Deutung
Wormser Konkordat]. CLASSEN sah ein wichtiges Ergebnis des fast
fünfzigjährigen Kampfes um die Investitur darin, dass der Anspruch
der Fürsten, an Entscheidungen über das Reich mitzuwirken, jetzt tat-
sächlich ausgeübt wurde. Wenige Jahre nach 1122, zuerst 1125, begann
die Tradition der Fürstenweistümer, über die die Fürsten die Weiterbil-
dung der Reichsverfassung beeinflussen konnten. Weiter betonte CLAS-
SEN, dass das Wormser Konkordat nicht nur eine Regelung der Bi-
schofswahlen gebracht habe, sondern dass es die Feudalisierung der
Reichskirche auf eine neue Grundlage stellte. Die Trennung zwischen
Spiritualien und Temporalien, die im Wormser Konkordat vorgenom-
men wurde, eröffnete die Möglichkeit, die Vergabe der Temporalien
ganz nach Lehnrecht zu begreifen und zu gestalten. Die Reichsbistümer
konnten sich nach dem Wormser Konkordat zu Fürstentümern nach
Reichslehnrecht entwickeln. An die Stelle der direkten Herrschaft über
die Kirche trat jetzt die Lehnshoheit des Reiches.
P. MILLOTAT [313: Staatsvorstellungen, 317–327] glaubt allerdings
zeigen zu können, dass erst seit dem Staufer Konrad III. ein Lehnsne-
xus zwischen dem König und den Prälaten des Reiches nachweisbar
sei; zu Zeiten Lothars III. habe noch kein Lehnsband zwischen König
und Prälaten bestanden. Auch für MILLOTAT bleibt jedoch die Tatsache
bestehen, dass das Wormser Konkordat eine spätere lehnrechtliche
Ausdeutung der Beziehung eines Bischofs zum König zugelassen hat
[ebd. 327].

3.9 Gottes- und Landfrieden


Bedeutung des „Die rechtshistorisch bedeutsamste Wirkung der hochmittelalterlichen
Friedens Friedensbewegung liegt in der Kriminalisierung des Strafrechts“ [81:
KROESCHELL, Bd. 1, 196]. Diese tiefgreifende Wandlung habe sich be-
reits in den Gottesfrieden angebahnt und sei in den Landfrieden des
12. Jahrhunderts manifest geworden, wie der Rechtshistoriker J. GERN-
HUBER darlegte [267: Landfriedensbewegung, 50 ff.]. Mit der Andro-
3. Ereignisse und Probleme 95

hung von Leibes- und Lebensstrafen im Frieden Heinrichs IV. von


1103 sei die ältere Form von Sanktionen, die nur in einer Verhängung
von Bußen bestand, verlassen worden. Das Strafrecht habe sich zu ent-
wickeln begonnen, das vor allem auf die Wirkung von peinlichen Stra-
fen setzt, die für alle Delinquenten unabhängig von ihrer sozialen Stel-
lung gelten sollen. Die Bedeutung der Gottesfriedensbewegung für die
„Entstehung des öffentlichen Strafrechts“ hat jüngst auch L. KÉRY un-
terstrichen [271: Gottesfurcht].
Die ideengeschichtlichen Grundlagen des Friedensgedankens bei
Heinrich III. untersuchte K. SCHNITH [121: Recht und Friede]. Das Inte-
resse H. HOFFMANNs [270: Gottesfriede] galt den Erscheinungsformen
von „Gottesfrieden und Treuga Dei“ im Westen, d. h. vor allem in
Frankreich und Spanien. Vor einigen Jahren ging H.-W. GOETZ noch
einmal der Frage nach [268: Kirchenschutz], warum die Gottesfrie-
densbewegung gerade im Süden und Südwesten Frankreichs entstan-
den ist. Er lehnte die ältere Ansicht ab, die Gottesfriedensbewegung sei
„Ersatz für die fehlende Staatsgewalt“ gewesen und sah ihre wesentli-
chen Ziele im Schutz der Güter und Rechte der Kirche. Das Streben
nach Frieden als ein religiöses Ziel verbinde die Gottesfrieden mit der
Kirchenreform des 11. Jahrhunderts. Eine Antwort auf die Ausgangs-
frage sind diese Betrachtungen aber nicht.
H.-W. GOETZ hat auch den Kölner Gottesfrieden einer detaillierten Kölner Gottes-
Untersuchung unterzogen [269] und zeigen können, dass die sachlichen frieden

Unterschiede zwischen den französischen Gottesfrieden und denen im


Reich unerheblich sind. Auch im Westen wurden schon neben der
kirchlichen Strafe der Exkommunikation für Friedensbrecher weltliche
Strafen wie das Exil oder Körperstrafen wie die Auspeitschung oder
Verstümmelung verhängt. Vor einigen Jahren hat der Rechtshistoriker
D. WILLOWEIT die These entwickelt [274], dass der Delinquent durch
diese weltlichen Strafen gänzlich oder begrenzt aus der Gesellschaft
ausgestoßen werden sollte.
Von rechtshistorischer Seite ist nach der älteren Arbeit von J. Rechtshistorische
GERNHUBER [267], deren Schwerpunkt auf den Landfrieden der staufi- These

schen Epoche liegt, durch E. WADLE [in: 86, 71–92, und 273: Landfrie-
den] ein neuer Anlauf zum Verständnis der frühen Landfrieden unter-
nommen worden. WADLE wies auch auf die merkwürdige Überliefe-
rung dieser Texte hin, die in mehreren Fällen nur zufällig als Randein-
tragung in Kirchenväterhandschriften auf uns gekommen sind [273:
Landfrieden, 81–83].
Der Bedeutung des Eides und seiner Formen im Verlauf der Frie-
densbewegung des 11. Jahrhunderts ging TH. KÖRNER [272: Juramen-
96 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

tum] nach; er konnte zeigen, dass die Gottesfrieden nicht durchgängig


mit eidlichen Verpflichtungen bekräftigt wurden. Er unterschied den
Friedenseid im Westen, der einen christlichen Charakter habe, von dem
in Deutschland, der ein profaner Eid aus germanischer Rechtstradition
sei.

4. Strukturen im Wandel

Epoche des Wandels Wenn die zweite Hälfte des 11. und das beginnende 12. Jahrhundert als
Epoche des Wandels verstanden werden sollen, so muss der Versuch
gemacht werden, einen Grund dafür anzugeben, warum gerade in die-
ser Zeit so einschneidende Veränderungen eingetreten sind. Für E.
WERNER war die Antwort aus seinem marxistischen Ansatz klar: Die
Veränderungen der materiellen Grundlagen des Lebens gingen dem
Wandel auf dem Gebiet der Ideen, der Gesellschaft und der Politik vo-
raus [vgl. 110: Zwischen Canossa und Worms, 4 ff. und 16–52].
Für die Wende auf kirchlichem Gebiet hatte J. HALLER noch eine
Erklärung, indem er auf die Entdeckung Pseudoisidors verwies [69:
Papsttum, Bd. 2, 233]. H. FUHRMANN hat dieser Vorstellung widerspro-
chen und formulierte: „Nicht Pseudoisidor, die Kirche wurde neu ent-
deckt“ [277: Bd. 2, S. 2, S. 353]. Damit wird das Problem aber nicht ge-
löst, sondern nur verschoben, weil die Frage offen bleibt, warum gerade
in der Zeit um 1050 die Kirche neu entdeckt wurde.
Weitere Literatur über das 11. Jahrhundert als „Wendezeit“ ist am
Ende dieses Kapitels besprochen (s. u. S. 122).

4.1 Das Papsttum


Hinter den zahlreichen Untersuchungen zur Geschichte der Päpste und
des Papsttums im 11. Jahrhundert, wozu auch die biographischen Ver-
suche (s. o. 2.2) zu zählen sind, stand zwar meist auch die Frage, wie
Stellung des sich die Stellung des Papsttums in der Kirche gewandelt hat, aber in
Papsttums Einzelstudien ist dieser Vorgang, der zweifellos zu den historisch wir-
kungsvollsten Ergebnissen der Jahre des sog. Investiturstreits gehört,
selten thematisiert worden. Neben einigen wegweisenden Veröffentli-
chungen, die G. TELLENBACH im Laufe von fast fünf Jahrzehnten vorge-
legt hat [106: Libertas; 284: Bedeutung; 285: Abendländische Kirche],
sind hier vor allem die Arbeiten von L. F. J. MEULENBERG [236], Y. M. J.
CONGAR [275] und M. MACCARRONE [281: Fondamenti „petrini“] zu
4. Strukturen im Wandel 97

nennen, die den ekklesiologischen Ertrag des Investiturstreits zu erfas-


sen suchten.
MEULENBERG [236] stellte die Frage, ob die Aussagen des Dictatus Dictatus Papae
papae Gregors VII. tatsächlich als programmatische Leitlinien für sei-
nen Pontifikat angesehen werden dürfen, d. h. ob sie sich auch in der
Amtsführung Gregors niedergeschlagen haben. Besonders intensiv hat
er deshalb das Verhältnis zwischen Papst und Bischöfen, das Legaten-
wesen und die päpstliche Gerichtsbarkeit untersucht. In der Praxis, so
glaubte MEULENBERG zeigen zu können, sei Gregor VII. sehr viel tradi-
tionalistischer gewesen als in der Theorie. Der im Dictatus papae so
scharf herausgestellte päpstliche Zentralismus erscheine in den tatsäch-
lichen Maßnahmen Gregors nur in stark abgeschwächter Form [zum
Verhältnis Gregors VII. zum Episkopat vgl. auch 282: ROBINSON]. Y. M.
J. CONGAR betonte, dass erst die Männer der gregorianischen Reform
die Kirche „gleichsam abgeleitet von der päpstlichen Gewalt“ [275:
Platz, 197] gesehen hätten. MACCARRONE bot eine gründliche Analyse
der Briefe und Privilegien der Päpste Leo IX., Alexander II. und Gre-
gor VII., um das Primatsverständnis des Reformpapsttums zu erfassen.
An den antigregorianischen Streitschriften konnte MACCARRONE zeigen,
wie sich der Widerstand gegen den Primat im 11. Jahrhundert artiku-
lierte [281: Fondamenti „petrini“].
Welche umwälzenden Veränderungen sich in der Zeit von der
Mitte des 11. bis zum Beginn des 12. Jahrhunderts in der Praxis der
päpstlichen Verwaltung vollzogen, so dass man geradezu von einem Strukturwandel in
„inneren Strukturwandel der päpstlichen Zentralverwaltung“ sprechen der päpstlichen
Zentralverwaltung
kann, hat K. JORDAN in verschiedenen Arbeiten gezeigt [vgl. 279, eine
Zusammenfassung früherer Arbeiten]. JORDAN betonte jedoch, dass die
Neubildung – etwa auf dem Gebiet des Kanzleiwesens – bereits in den
Jahren der Tuskulanerpäpste einsetzte. Das bedeutet, dass der Ein-
schnitt des Reformpapsttums nicht so tief war, wie gelegentlich be-
hauptet wurde. Für die päpstliche Kapelle konnte R. ELZE nachweisen,
dass die Kontinuität zum 10. und beginnenden 11. Jahrhundert noch
größer war als im Bereich der Finanzverwaltung [276].
Dass die Herausbildung einer päpstlichen „Kurie“ mit den Anfän-
gen verschiedener Behörden als imitatio imperii zu verstehen sind, hat
P. E. SCHRAMM gezeigt [283]. Nach seiner Auffassung setzte diese
Nachahmung des Reiches voll ein, „sowie das Reformpapsttum die
Lenkung der Kirche übernommen hat“ [ebd. 446]. Allerdings wies W.
ULLMANN [71: Kurze Geschichte] darauf hin, dass die Funktion der
Papstkrönung sich grundlegend von der der Königskrönung unterschei-
det: während der König durch die Krönung erst zum König wird, fügt
98 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

die Papstkrönung dem Rang und der Würde nichts Neues hinzu, sie ist
lediglich das Symbol der monarchischen Herrschaft des Papstes.
Kardinalskolleg Zum Kardinalskolleg, das seit Paschalis II. mit seinen drei Ordi-
nes der sieben Kardinalbischöfe, 28 Kardinalpriester und 18 Kardinal-
diakone voll ausgebildet ist, hat sich zuletzt SCHILLING in ihrem Werk
über Calixt II. [182] geäußert. Trotz der Bedenken von F. KEMPF [280]
ist wohl an W. ULLMANNs [286] Einschätzung festzuhalten, dass Gre-
gor VII. eine Vorherrschaft des Papsttums auch in weltlichen Dingen
anstrebte und dass diese Vorstellung über Innocenz III. bis zu Bonifa-
tius VIII. nachwirkte [vgl. auch 107: TELLENBACH, Westliche Kirche,
271].
Synoden Über die „Synoden und Konzilien zur Zeit des Reformpapst-
tums“, also von Leo IX. bis Calixt II., erschien kürzlich ein umfangrei-
cher Band der Konziliengeschichte, den G. GRESSER bearbeitet hat [68].
Er weist allerdings eine große Anzahl von Versehen und Fehlern auf
und der Stand der Forschung ist in vielen Einzelheiten nicht zufrieden-
stellend berücksichtigt.

4.2 Der Episkopat


Der gesamte Episkopat des Reiches für die Zeit von 1002 bis 1125 ist
durch H. ZIELINSKI [299] nach Abstammung und Herkunft, Bildung und
geistigem Werdegang analysiert worden. Dabei zeigte sich, dass in der
gesamten untersuchten Zeit der König einen starken Einfluss auf die
Bischofserhebungen ausüben konnte. Er suchte dabei zu verhindern,
dass einzelne Bischofssitze von bestimmten örtlichen Adelsfamilien
beherrscht wurden. Mit dem Investiturstreit bahnte sich dann ein Um-
Bedeutung des schwung an. Während bis 1076/80 die Könige anscheinend absichts-
Episkopats für die voll solche Bischöfe auswählten, die nicht aus der Diözese selbst, son-
Integration des
Reiches dern aus anderen Teilen des Reiches stammten, so dass der Episkopat
zur Integration des Reiches beitragen konnte, veränderte sich die Situa-
tion seit dem Beginn des Investiturstreits grundlegend. Denn die grego-
rianische Opposition trug bei ihrer Personalpolitik den Wünschen des
örtlichen Adels Rechnung und Heinrich V. hat den Anspruch des
Adels, bei der Besetzung der höchsten kirchlichen Ämter berücksich-
tigt zu werden, nicht mehr abweisen können [vgl. ebd. 68 ff.].
Nachdem die Forschungen über den Episkopat lange vom Schlag-
wort von der „ottonisch-salischen Reichskirche“ bestimmt waren [vgl.
zuletzt 292: FLECKENSTEIN, Problematik; 297: SCHIEFFER, Reichsepisko-
Wandel im Selbst-
verständnis der pat], gilt die Aufmerksamkeit der Forschung jetzt stärker dem Selbst-
Bischöfe verständnis der Bischöfe und seinem Wandel. Die ältere Literatur hat
4. Strukturen im Wandel 99

H. ZIELINSKI zusammengestellt [299: 2 ff.]. O. ENGELS [291: 137] analy-


sierte eine ganze Reihe von Bischofsviten des 10.–12. Jahrhunderts und
konnte dabei beobachten, dass im 10. Jahrhundert das mönchische
Ideal noch maßgebend war. Dieses trat dann aber zurück und seit dem
ausgehenden 11. Jahrhundert drangen Elemente des Herrschervorbilds
auch in die Bischofsviten ein. Die eigentliche Zäsur zwischen den frü-
heren und den späteren Vorstellungen setzt ENGELS in der Mitte der Sa-
lierzeit an [ebd. 166 f.]. Seiner Ansicht nach war der Investiturstreit
„höchstens zum Teil“ für diesen Wandel verantwortlich; daneben sei
auch die Profilierung des Adels zu größerer Eigenständigkeit wichtig
gewesen (wenn sie auch nicht für eine Erklärung ausreiche). Eine zen-
trale Rolle weist ENGELS dem „Verlust der monastischen Spiritualität
und der Besinnung auf priesterliche Aufgaben im engeren Sinne“ zu
[ebd. 175].
Die „Umprägung des Bischofsideals“ setzte nach ENGELS [in: 96, Umprägung des
Bd. 3, 514–533] schon im 10. Jahrhundert ein. Damals habe die Besor- Bischofsideals?

gung weltlicher Geschäfte oder der intensive Verkehr mit dem Königs-
hof noch als unvereinbar mit dem monastischen Ideal gegolten, dem
die Bischöfe damals entsprechen sollten. Seit der zweiten Hälfte des
11. Jahrhunderts sei aber ein solches Verhalten geradezu positiv heraus-
gestellt worden. Mit diesem neuen Bild vom Bischofsamt sei es dann
vereinbar gewesen, dass der deutsche Bischof hinfort „nicht nur
Reichsbischof, sondern zugleich auch Territorialherr“ war [ebd. 534].
In gewisser Weise widerspricht dieses Ergebnis aber der Ansicht,
die bis heute die Forschung über den Investiturstreit prägt, dass in jener
Epoche der Geist des Mönchtums die Kirche ergriffen habe [vgl. statt
vieler 69: HALLER, Papsttum, Bd. 3, 7 ff.]. Merkwürdig ist auch, dass
nach den Untersuchungen von H. ZIELINSKI nur ein geringer Prozentsatz
der deutschen Bischöfe im salischen Jahrhundert aus dem Mönchtum
stammten [299: 126–133). Dennoch – und auch dieses kann gegen EN-
GELS angeführt werden – stellten auch die Bischofsviten des ausgehen-
den 11. Jahrhunderts (z. B. die Vita Annonis) die monastische Seite des
Bischofsamts heraus.
In ihrem umfangreichen Werk über die Bischofsviten hat nun al-
lerdings S. HAARLÄNDER dargelegt, dass es den „Reichsbischof par ex-
cellence“ im Sinne eines Prototyps „in der Vorstellung der Vitenautoren
so nicht gegeben“ habe. Sie betont auch, dass die „Bischofsviten des
10. bis 12. Jahrhunderts . . . keine einheitliche Gattung“ seien, und sie
lehnt überhaupt die Vorstellung ab, dass man „das Bischofsbild einer
bestimmten Epoche“ herausarbeiten könne: Ein solches habe es gar
nicht gegeben. Gleichzeitig hätten nämlich „weltzugewandte Kirchen-
100 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

fürsten avant la lettre“ und „weltabgewandte Asketen“ nebeneinander


gelebt [294: Vitae episcoporum, 462 u. 472].
In dem von S. WEINFURTER herausgegebenen Werk ,Die Salier und
das Reich‘ sind eine ganze Reihe Bischofskirchen monographisch dar-
gestellt (Regensburg und Passau durch E. BOSHOF [in: 96: Bd. 2, 113–
154], die Kirchenprovinzen von Trier und Köln durch F.-R. ERKENS [in:
ebd. 267–302], die Bischöfe von Speyer [I. HEIDRICH, in: ebd. 187–
224], von Augsburg [M. HORN, in: ebd. 251–266], von Hamburg-Bre-
men [P. JOHANEK, in: ebd. 79–112], von Konstanz [H. MAURER, in: ebd.
155–186], von Köln [R. SCHIEFFER, in: ebd. 1–29], von Mainz [F. STAAB,
in: ebd. 31–77] und schließlich die von Würzburg, Eichstätt und Bam-
berg [A. WENDEHORST, in: ebd. 225–249]). Unter diesen Beiträgen ist
der von H. MAURER hervorzuheben, weil er über eine Darstellung der
Neue Strukturen in Ereignisse hinausgeht und versucht die Ausbildung neuer Strukturen in
der Diözese einer Diözese zu beschreiben. MAURER betont, dass 1069/70 zum ersten
Mal das Domkapitel bei einer Bischofswahl der bestimmende Faktor
gewesen sei. Der religiöse Aufbruch des Adels habe dann im weiteren
Verlauf dazu geführt, dass der Bischofssitz von der Familie der Hoch-
stiftvögte abhängig wurde. Neben dem Adel regte sich aber auch die
Bürgerschaft der Bischofsstadt und die Landbevölkerung und all dies
habe zu einer „Verbreiterung der Basis“ im Bistum Konstanz beigetra-
gen, die sich in einem Aufschwung der Diözesansynoden manifestiert
habe. Am meisten begünstigt hätten die Veränderungen aber den Adel,
der „in der salischen Zeit erstmals in der Geschichte des Bistums ent-
scheidend mitbestimmte“ [ebd. 176].
Eine monographische Darstellung der Geschichte eines Bistums
in der entscheidenden Epoche des Wandels im 11. und 12. Jahrhundert
lieferte J.-L. KUPPER über Lüttich [296: Liège]. Durch einen Vergleich
der Zeit der frühen Salier Konrad II. und Heinrich III. mit der Lo-
thars III. und Friedrichs I. gelangt KUPPER zu dem Ergebnis, dass die
Tradition der Reichskirche durch den Investiturstreit nicht vernichtet
Fortleben des „otto- worden sei, vielmehr habe das „ottonische System“ – wenn auch in ab-
nischen Systems“? geschwächter Form – bis zum Ende des 12. Jahrhunderts fortgelebt,
wie sich am bleibenden Einfluss der Herrscher auf die Bischofswahlen
zeige.
Schaffung bischöf- Den ersten Versuch, ein bischöfliches Territorium zu schaffen, hat
licher Territorien Adalbert von Bremen unternommen; G. GLAESKE hat ihn im Einzelnen
beschrieben [293: 55–122]. Über die erfolgreicheren Maßnahmen des
Erzbischofs Adalbert von Mainz informiert die Arbeit von K. H.
SCHMITT [298], hier sind – wenn auch mit dem Schwergewicht auf den
Jahren nach 1122/25 – die Mittel analysiert, mit denen Adalbert von
4. Strukturen im Wandel 101

Mainz auf eine „Territorialisierung des Untertanenverbandes“ hinarbei-


tete [ebd. 84). Aus der Arbeit von H.-J. KREY [295] geht hervor, dass
die Bischöfe von Speyer im 12. Jahrhundert keine nennenswerte Terri-
torialmacht ausbilden konnten, obwohl sie von Heinrich IV. ganz au-
ßerordentlich gefördert worden waren. Die Schenkungen der Könige
blieben nämlich weiterhin dem königlichen Einfluss unterworfen.

4.3 Das Königtum


Obwohl es keine monographische Darstellung über das Königtum im
11. und 12. Jahrhundert gibt, hat die neuere Forschung zentrale Pro-
bleme immer wieder angesprochen. Dabei ging es einmal um die Ver-
änderung des traditionellen Bildes vom König durch die Ereignisse des
Investiturstreits, zum andern wurden jene Entwicklungen beachtet, die
neue Formen der Staatlichkeit erkennen lassen, wie die Förderung der
Ministerialen, die gezielte Königslandpolitik und die Bevorzugung der
Städte gegenüber den Pfalzen als Aufenthaltsorte.
K. BOSL hat den Bannstrahl, den Gregor VII. 1076 gegen Hein-
rich IV. schleuderte, als den Wendepunkt in der deutschen Verfas- Wendepunkt der
sungsgeschichte und in der Geschichte des deutschen Königtums an- deutschen Verfas-
sungsgeschichte?
gesehen: „Das Frühmittelalter hatte im König den unantastbaren ,rex et
sacerdos‘, den ,rex iustus et christianissimus‘ gesehen. Dahinter lebte
noch der altgermanische Glaube, der im Herrscher den begnadeten
Mittler zwischen göttlicher Kraft und den Menschen sah und ihm das
Charisma zuschrieb, das in seinen Kriegserfolgen, in seinem Glück
zum Ausdruck kam. Aus dieser zugleich christlichen und germanisch-
heidnischen Heilsordnung riss der Bann den deutschen König heraus;
der Papst suchte die mythisch-sakrale Geltung des Königtums zu ent-
werten, den gesalbten König zum ,rex terrenus‘ herabzudrücken und
ihn damit in den Augen der Welt zu säkularisieren“ [80: Staat, 778].
Bis heute ist die Forschung davon überzeugt, dass das traditionelle
Bild vom Herrscher als dem Haupt der Kirche, der für das Heil der
Christenheit verantwortlich ist, durch den Investiturstreit völlig verän-
dert wurde [vgl. STRUVE, in: 96, Bd. 3, 218 f., siehe auch oben S. 89 f.
zur Bedeutung von Canossa 1077 als „Wende in der Geschichte der
mittelalterlichen Monarchie“]. Als wichtigste Veränderung konstatiert
STRUVE, dass das Königtum nicht mehr als Herrschertum von Gottes
Gnaden, sondern als vom Priestertum verliehenes Amt verstanden
wurde.
Dagegen wird man darauf hinweisen müssen, dass der Amtsge-
danke auch schon in karolingischer Zeit von kirchlicher Seite vertreten
102 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

Theokratische wurde und die theokratische Ausprägung des deutschen Königtums,


Ausprägung des wie sie als Folie der Veränderungen immer zitiert wird, in vielen ihrer
Königtums
Einzelzüge erst unter Konrad II. und Heinrich III. entstanden ist. Erst
damals hatten die Krönungsordines oder die Historiographen vom Kö-
nig als dem christus Domini oder dem vicarius Christi gesprochen.
Sowohl die theoretische Herrschaftsbegründung als auch die his-
torischen und irdisch-realen Rechtsgründe der Herrschaft Heinrichs IV.
und Heinrichs V. hat G. KOCH dargestellt [310: Sacrum Imperium, 30–
148], indem er Urkunden und Briefe der Herrscher sowie die königs-
freundliche Publizistik jener Jahre analysierte [vgl. zur Bedeutung des
römischen Rechts für die Neufundierung des Königtums immer noch
Keine völlige 308: JORDAN]. KOCH lehnt zu Recht die Vorstellung ab, dass es schon als
Säkularisierung der Folge des Investiturstreits zu einer völligen Säkularisierung der Kö-
Königsidee
nigsidee gekommen sei. Er kann auch nachweisen [310: 147 f.], dass
Heinrich IV. einerseits an der theokratischen Position des Frühmittel-
alters festgehalten hat, dass aber andererseits transpersonale und insti-
tutionelle Elemente in der Staatsverfassung bereits eine Rolle spielten.
In Weiterführung dieser Ergebnisse stellte B. TÖPFER [324] fest, dass
der Kampf des Reformpapsttums gegen die sakralen Komponenten des
Königtums im Hinblick auf das Reich nur teilweise erfolgreich war. In
Sakrale Züge treten England und in Frankreich traten diese sakralen Züge im 12. Jahrhun-
im 12. Jh. erneut in dert sogar erst recht in den Vordergrund. Dies hatte bereits vor längerer
den Vordergrund
Zeit M. BLOCH nachgewiesen [302: Les rois thaumaturges]. Vor einigen
Jahren hat J. LE GOFF an diesem Bild einige Korrekturen vorgenom-
men: demnach ist die Heilung der Skrofeln zuerst für einen englischen
König bezeugt, und zwar erst in der zweiten Hälfte des 12., nicht schon
zu Beginn des 11. Jahrhunderts [312].
Sakrale Züge bei A. NITSCHKE [135: Ziele Heinrichs IV.] hat die These formuliert,
Heinrich IV. dass Heinrich IV. die sakrale Position der Ottonen für das Königtum nie
beansprucht habe, vielmehr habe mit diesem König ein neues Verständ-
nis vom Königtum begonnen. Wie viel von der traditionellen Auffas-
sung vom Königtum aber noch bei Heinrich IV. weiterlebte, zeigte B.
SCHWINEKÖPER [319: Christus-Reliquien-Verehrung], der auf die Bedeu-
tung der von Konrad II. erworbenen Kreuzesreliquie für Heinrich IV.
hinwies. Schon früher hatte P. E. SCHRAMM [283] erkannt, dass viele
Elemente der frühmittelalterlichen Sakralität auch nach Canossa wei-
terwirkten. Und auch H. K. SCHULZE interpretiert zu Recht die Berichte
über die Verehrung des toten Herrschers bei Heinrich IV. und bei Lo-
thar III. in diesem Sinn [318: SCHULZE, Königsmythos, 182 ff.]. Ein
Symptom für den Wandel in der Herrscherauffassung dürfte das Ver-
schwinden der Herrscherbilder in Handschriften mit geistlichem Inhalt
4. Strukturen im Wandel 103

sein, auf das H. HOFFMANN hingewiesen hat [307: HOFFMANN, Buch-


kunst und Königtum, 36 f.]. Weil die Könige seit der Mitte des 11. Jahr-
hunderts als Auftraggeber und Empfänger von aufwendigen liturgi-
schen Handschriften fast völlig ausgefallen seien, habe kein Grund
mehr bestanden, ihr Bild in die Codizes aufzunehmen.
Über die Vorstellung von der Sakralität der Herrscher seit dem Sakralität der
frühen Mittelalter liegt jetzt eine Darstellung von F.-R. ERKENS vor Herrscher

[305], in der sich der Verfasser auch über die Frage äußert, ob Canossa
für die Idee von der Sakralität eine „Wende“ darstelle; dies wird von
Erkens in eingeschränkter Form bejaht, indem er einerseits behauptet,
dass nach Canossa „die Allgemeinverbindlichkeit der sakralen Königs-
idee“ verloren gegangen sei [ebd. 210], andererseits aber darauf hin-
weist, dass das „theokratische Königtum“ „seine eigentümliche Sakra-
lität weitgehend zu behaupten“ vermochte [ebd. 212]. Die „Wende von
Canossa“ habe lediglich eine langwierige Entwicklung hin zur Entsa-
kralisierung in Gang gesetzt [ebd. 213].
Der Rechtshistoriker H. KRAUSE [311: Königtum und Rechtsord-
nung] hat darauf hingewiesen, dass die heftigen Angriffe gegen das Ge-
wohnheitsrecht (consuetudo), auf dem die königliche Macht in der
Hauptsache ruhte, einen Zwang ausübte, die Stellung des weltlichen
Herrschers neu, d. h. jetzt aus dem römischen Recht, zu begründen. Die
ersten praktischen Auswirkungen dieser Veränderungen in der Theorie
vom königlichen Amt seien aber erst nach dem Tode Heinrichs V. zu er-
kennen. W. ULLMANN hat demgegenüber jedoch betont, [71: Kurze Ge-
schichte, 152 f.], dass mit der Nutzbarmachung des römischen Kaiser- Das Königtum und
rechts für die Begründung des Königtums die hierokratische Theorie das römische Kaiser-
recht
nicht umgestoßen werden konnte, zum einen, weil das römische Recht
einen König gar nicht kannte, zum anderen, weil es in derselben Zeit
kodifiziert worden war, in der auch die Grundlagen des päpstlich-kano-
nischen Rechts gelegt worden waren, im 5. Jahrhundert.
STRUVE [321: Römisches Recht] kann zeigen, dass bereits Hein-
rich IV. und erst recht sein Sohn Heinrich V. Elemente des römischen
Rechts zur Legitimation ihres Königtums herangezogen haben; für die-
sen Nachweis hat er vor allem die Königsurkunden ausgewertet.
Es ist den Forschungen von H. BEUMANN zu verdanken, wenn
heute von „transpersonalen“ Vorstellungen gesprochen wird, um den Transpersonale
Wandel von der auf die Person des Königs fixierten Staatsvorstellung Staatsauffassung

zu einer abstrakteren Staatsauffassung auszudrücken. Den entscheiden-


den Umbruch glaubte BEUMANN schon in ottonischer und frühsalischer
Zeit zu erkennen [300: Entwicklung, und 301: Romanorum Rex]. In
Fortführung dieses Ansatzes hat P. MILLOTAT [313] zentrale Texte des
104 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

ausgehenden 11. Jahrhunderts analysiert, um dem Bild vom Königtum


in der ausgehenden Salierzeit auf die Spur zu kommen. Dabei legte er
besonderen Wert auf die augustinischen und heilsgeschichtlichen Tra-
ditionen und kam zu dem Ergebnis, dass in der späten Salierzeit ein
„überzeitlich konturierter Staatsbegriff“ [ebd. 9] entwickelt wurde.
Titulatur des deut- Eine Analyse der Titulatur des deutschen Königs zeigt übrigens, dass
schen Königs auch in diesem Bereich Gregor VII. entscheidende Weichenstellungen
vorgenommen hat. E. MÜLLER-MERTENS konnte nachweisen, dass die
Begriffe rex Teutonicorum und regnum Teutonicorum durch die Briefe
Gregors VII. in Deutschland bekannt gemacht wurden; eine Verstär-
kung des „nationalen“ Gefühls war damit nicht verbunden [314:
145 ff.]. In Reaktion auf diesen Versuch Gregors VII. wurde in der
Kanzlei Heinrichs V. der Titel rex Romanorum zur Norm, der aber be-
reits seit Heinrich II. gelegentlich benutzt worden war [301: BEUMANN,
Romanorum Rex, 75 ff.].
Der deutsche König war nicht der einzige weltliche Herrscher,
den Gregor VII. angegriffen hat. R. SCHIEFFER konnte zeigen [315], dass
nicht nur Heinrich IV., sondern die Könige allgemein von Gregor VII.
immer wieder abqualifiziert wurden, der seinen Anspruch durchsetzen
wollte, „oberster Herr und Beweger der abendländischen Völker“ zu
sein [ebd. 211].
Die tatsächliche Funktionsweise und Wirkung des salischen Kö-
nigtums ist bisher erst ansatzweise erfasst. Einen Beitrag dazu liefert
die Untersuchung von R. KOTTJE [368]; er wollte über die Ergebnisse
der älteren Itinerarforschung hinausgelangen, indem er die Dauer der
Präsenz des Königs Aufenthalte und die Schwerpunkte der Königspräsenz in den unter-
schiedlichen Phasen der Regierung dieses Königs herausarbeitete. Da-
bei zeigt es sich, dass erst seit der Wende von 1076 Städte wie Mainz,
Regensburg und Worms fast allein in den Vordergrund traten, während
davor Pfalzaufenthalte – vor allem Goslar – wie bei Heinrich III. über-
wogen. Bei den Aufenthalten Heinrichs IV. in den rheinischen Bi-
schofsstädten und in Regensburg spielte die Beziehung zum Ortsbi-
schof keine Rolle, vielmehr hielt sich Heinrich IV. seit 1073/76 vor al-
lem dann in diesen Städten auf, wenn der Bischof seine Stadt verlassen
hatte [vgl. auch 299: ZIELINSKI, 211 ff.]. Vor einigen Jahren wurden die
Aufenthalte der salischen Herrscher in Speyer und Worms [HEIDRICH,
in: 96, Bd. 2, 220] bzw. Goslar (für die Zeit 1009–1076) [DAHLHAUS, in:
96, Bd. 2, 373–387] noch einmal zusammengestellt. Zur wirtschaftli-
chen Situation des salischen Königtums, besonders unter Heinrich V.
gab M. MINNINGER [263: S. 125 ff.] wichtige Hinweise. Kürzlich hat S.
WEINFURTER [325] ausgehend vom Privileg Heinrichs V. für die Bürger
4. Strukturen im Wandel 105

von Speyer die Veränderungen im salischen Herrschaftsverständnis


thematisiert.
Die Königslandpolitik der Salier, die bereits die deutlicher sicht- Königslandpolitik
baren Bestrebungen der Staufer vorweggenommen haben soll, lässt
sich nur in Ansätzen nachweisen [357: BOSL, Reichsministerialität
Bd. 1, 74 ff.]. In Sachsen berief sich Heinrich IV. darauf, ausgegebenes
Land wieder einziehen zu dürfen, wenn die direkten Nachkommen der
Begünstigten verstorben waren. Die andersartigen Rechtsauffassungen
der Sachsen waren nach K. LEYSER der eigentliche Grund für die lang-
wierigen Kämpfe zwischen dem König und den Sachsen [340: Crisis].
Dagegen warnte M. BECHER vor kurzem davor, bei den Sachsen beson-
ders stark ausgeprägte Freiheitsvorstellungen zu suchen [in: 89: 357–
378]. Nicht diese Freiheitsvorstellungen seien ausschlaggebend für den
Aufstand der Sachsen gewesen, sondern Heinrichs IV. Auseinanderset-
zungen mit führenden Fürsten wie Otto von Northeim und Magnus Bil-
lung [ebd. 377].
Die Burgen der Salierzeit, sowohl die königlichen Höhenburgen, Burgen der
die Heinrich IV. im Harzgebiet errichten ließ, als auch die adeligen Salierzeit

Wohnburgen, sind umfassend behandelt bei G. STREICH [320: Burg und


Kirche 2, 436 ff.], dessen Hauptthema allerdings die Umwandlung von
Adelssitzen in Klöster ist.
Aus archäologischer Sicht haben verschiedene Autoren in einem Erkenntnisse der
von H. W. BÖHME herausgegebenen Band neue Ergebnisse über die Archäologie

Burgen der Salierzeit vorgelegt [303]. Die Beiträge zeigen, dass die
Salierzeit „für die Burgenforschung bis heute das dunkle Jahrhundert
geblieben“ ist [ebd. Bd. 1, 98]. Immerhin konnte über einige neue Gra-
bungen berichtet werden und es wurde versucht, aus einer erneuten
Auswertung der schriftlichen Quellen neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Für die Tätigkeit der salischen Herrscher als Burgenbauer sind vor al-
lem die Beiträge von H.-W. HEINE über Niedersachsen [ebd. Bd. 1,
9–84], H. BRACHMANN über den Harzraum [ebd. 97–148], U. LIESSEM
über das Mittelrheingebiet [ebd. Bd. 2, 81–111] und H. BERNHARD und
D. BARZ über die Pfalz [ebd. 125–175] hervorzuheben.
Vor kurzem hat H. W. BÖHME selbst [in: 89: 379–402] nochmals
als Ergebnis der archäologischen Forschungen der letzten Jahre betont,
dass die Burgen keine Neuentwicklung des 11. Jahrhunderts darstellen,
sondern dass vielmehr „Beginn und Genese der Adelsburg bis ins 9./
10. Jahrhundert zurückreichen“ [ebd. 380]. Die „Entstehung der Adels-
burg“ sei „kein einmaliger, kurzfristiger Vorgang“ gewesen [ebd. 400],
aber die Zahlen der aus Stein errichteten Burgen hätten im Lauf des
11. Jahrhunderts eindeutig zugenommen.
106 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

Königliche Frie- Die Friedensordnungen Heinrichs IV., die immer wieder als Zeug-
densordnungen nis für die innovatorische Kraft dieses Herrschers herangezogen wur-
den [z. B. 267: GERNHUBER, Landfriedensbewegung], werden von O.
ENGELS weit zurückhaltender beurteilt [in: 96, Bd. 3, 537]. Da der Kai-
ser dort nicht als Herr, sondern als Eidgenosse und Mitträger des
Reichsfriedens erscheine, könne man hier sogar „den Eindruck einer
sichtlich verminderten Stellung der Königsgewalt“ gewinnen.
Für die Tendenz der neueren Forschung über das Königtum ist die
Studie von T. REUTER [in: 96, Bd. 3, 297–325] bezeichnend, in der
grundsätzliche Zweifel an der Vorstellung von einer „Krise“ der Kö-
nigsherrschaft am Ende der Regierung Heinrichs III. angemeldet wer-
den, weil die königliche Herrschaft durch das ganze Frühmittelalter
hindurch von der Konkurrenz und durch die Widerstandshandlungen
der Großen bedroht gewesen sei [ähnlich auch 65: KELLER, Begren-
zung, 73–85].
„Konsensuale B. SCHNEIDMÜLLER hat das Wort von der „konsensualen Herr-
Herrschaft“ schaft“ in die Diskussion eingebracht [317], das in der Forschung weit-
hin positiv aufgegriffen wurde. Auch G. ALTHOFF bezieht sich darauf,
wenn er als Hauptfehler Heinrichs IV. dessen Tendenz bezeichnet, sich
nicht mit den Großen des Reiches zu beraten, die mächtigen Familien
zu übergehen und sich stattdessen mit Beratern aus niedrigen Schich-
ten zu umgeben [128: Heinrich IV.]. Das Buch von J. SCHLICK [316]
über „König, Fürsten und Reich 1056–1159“ bietet für die Zeit Hein-
richs IV. und Heinrichs V. wenig Neues. Interessant sind aber ihre Hin-
weise auf „königslose“ Hoftage, wie sie seit dem Frühjahr 1076 in be-
sonders kritischen Momenten zusammengetreten seien [ebd. 32 ff.]. Sie
interpretiert diese Aktivitäten als Zeichen dafür, wie sehr sich die Fürs-
ten um das Wohl des Reiches sorgten. Aber sollten diese Versammlun-
gen nicht nach wie vor besser als Fürstentage bezeichnet werden?
Spielregeln der M. SUCHAN [322] untersucht die Konflikte König Heinrichs IV.
Konfliktaustragung mit den Fürsten und dem Papst mit dem Instrumentarium, das G. ALT-
HOFF für die Ottonenzeit entwickelt hat. Es geht ihr dabei darum, die
„Kontinuität der Spielregeln der Konfliktaustragung“ [ebd. 161] auch
für die Zeit Heinrichs IV. nachzuweisen. Die Krise seiner Königsherr-
schaft ist für SUCHAN nicht die Folge des Ringens zwischen Kaiser und
Papst, sondern sie resultiert aus der Abkehr des Königs von den bis da-
hin üblichen Formen der Königsherrschaft. Daher sei Heinrich IV. „den
Großen als Bedrohung“ der herkömmlichen Ordnung erschienen, weil
er die Rangordnung und die Gewohnheiten missachtet habe [ebd. 56 ff.
und 295]. Ob die Bedeutung der von G. ALTHOFF so stark betonten
„Spielregeln“ für die Beurteilung der Regierung Heinrichs IV. tatsäch-
4. Strukturen im Wandel 107

lich so groß war, wie das ALTHOFF selbst [128] und SUCHAN [322] nahe-
legten, wird von S. PATZOLD [in: 89: 286 ff.] bezweifelt.
In einem Überblick, der von 843 bis ins ausgehende 12. Jahrhun- Fürsten als
dert reicht und die Rolle der oppositionellen Fürsten untersucht, hat M. Mitregenten

SUCHAN [322] auf die entscheidende Bedeutung der Regierung Hein-


richs V. hingewiesen, seit der „kollektive fürstliche Entscheidungen
nicht mehr aus dem politischen Regierungsalltag wegzudenken“ gewe-
sen wären [ebd. 164]. Dass die Fürsten in der Zeit Heinrichs V. endgül-
tig zu Mitregenten im Reich aufgestiegen waren, wird auch von J.
SCHLICK gezeigt [316: 71 ff.].

4.4 Fürsten und Adel – Territorienbildung und Strukturwandel


adeliger Geschlechter
Obwohl die Anfänge einer territorialen Herrschaft durch das Sammeln
von verstreuten Besitztiteln und Rechten gerade im Reich bei den Fürs-
ten besser zu erkennen sind als beim Königtum, gibt es keine umfas-
sende Untersuchung über die Entstehung der Territorien in Deutsch- Entstehung der fürst-
land, wie sie vor längerer Zeit J. DHONDT für Westfranken vorgelegt hat lichen Territorien

[330]. Der Grund dafür liegt wohl darin, dass die Fürsten im Vergleich
zum König in der deutschen Forschung immer weniger gegolten haben.
Gleichwohl hat die neuere Forschung einige wichtige Hinweise
auf die Veränderungen der Herrschaftsstruktur im Reich geben können:
In den Stammesherzogtümern versuchten einzelne potente Adlige, eine
Art vizekönigliche Stellung zu erringen. Aber es gelang ihnen nirgends,
den Adel ihrer Region vollständig unter ihre Gefolgschaft zu zwingen.
Die Kompetenzen der Herzöge waren sowohl in Bezug auf den König
als auch auf den Adel ihrer Gebiete von der jeweiligen Machtlage ab-
hängig [vgl. 331: ENGELS, Staufer, 8–14].
Genauer sind wir über die Vorgänge in Schwaben durch H. MAU- Herzogtum
RER [342: Herzog von Schwaben, bes. 218 ff.] und im sächsischen Her-
Schwaben

zogtum Lothars von Süpplingenburg durch H. W. VOGT [352: Herzog-


tum Lothars] unterrichtet. Nach MAURER hat der Investiturstreit „so-
wohl die rechtlichen als auch die räumlichen Grundlagen der Herzogs-
herrschaft völlig verändert“ [342: 218]. Den wichtigsten Antrieb für
diesen Wandel sieht MAURER im Adel. Zwar sei die alte provincia
Schwaben zerfallen, aber Staufer, Welfen und Zähringer hätten in ihren
auf dem Lehnrecht beruhenden Herzogsherrschaften neue „flächen-
staatliche“ Landesherrschaften ausgebildet [ebd. 230 f.]. Die Auftei-
lung des alten Herzogtums Schwaben, die nach MAURER ein zähringi-
sches „Reichsfürstentum“ geschaffen hatte, wird auch von ENGELS er-
108 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

wähnt [in: 96: Reich der Salier, Bd. 3, 508], der darüber hinaus betont,
dass der Zähringer 1098 nicht bloßer Titularherzog, sondern ein mit
dem staufischen Herzog gleichwertiger Gewaltenträger geworden sei.
Dies dürfte aber überzeichnet sein [vgl. 326: ALTHOFF 85].
Sachsen Bei seiner ebenfalls gründlichen Analyse des Herrschaftsaufbaus
durch Herzog Lothar konnte H. W. VOGT [352] zeigen, dass Lothar
nach seinem Sieg über Heinrich V. (1115) in Sachsen auch ursprünglich
königliche Aufgaben wahrnahm (wie die Wahrung des Landfriedens
oder die Mitwirkung bei der Vergabe von Grafschaften). Durch die be-
sondere politische Situation in Sachsen und durch seine bedeutende
Persönlichkeit erscheint Lothar in mancher Hinsicht bereits wie ein
„Landesherr“, obwohl die institutionellen Voraussetzungen für eine
Landesherrschaft am Beginn des 12. Jahrhunderts noch nicht gegeben
waren.
Zuletzt war es E. SCHUBERT [in: 76: Geschichte Niedersachsens,
346 ff.], der in einem umfangreichen Beitrag die Bedeutung Lothars
von Süpplingenburg für die Befriedung und Einigung Sachsens hervor-
gehoben hat. Für SCHUBERT spielt die Schlacht am Welfesholz (1115)
eine zentrale Rolle, da sie „die Entfremdung Sachsens vom Reich“ be-
siegelt habe [ebd. 355].
Strukturwandel Zweifellos hat sich im 11. Jahrhundert auch ein Wandel in der
beim Adel Struktur des Adels vollzogen [Literatur darüber bei 299: ZIELINSKI, 30
Anm. 78], der sich vor allem in einer neuen Bedeutung des „Hauses“
äußert. Als erster hat schon vor Jahren K. SCHMID [346: Problematik]
auf diese Entwicklung hingewiesen. Er konnte zeigen, dass jener euro-
päische Adel, den wir bis ins ausgehende 19. Jahrhundert kennen, der
sich nach seinem Stammsitz oder seiner zentralen Burg nennt und ein
ausgeprägtes Geschlechterbewusstsein besitzt, in Deutschland am
Ende des 11. Jahrhunderts erstmals aufgetreten ist.
Das Abgehen von der Einnamigkeit und die neuen Namensfor-
men wurden durch G. STREICH [320: Burg und Kirche 2, 461 ff.] regio-
Herkunftsnamen für nal etwas differenziert: Herkunftsnamen finden sich zuerst im Südwes-
adelige und ministe- ten seit der Mitte des 11. Jahrhunderts, am Niederrhein gibt es erste Be-
rialische Familien
lege seit 1080/90, in Niedersachsen und Thüringen erst seit Anfang des
12. Jahrhunderts. Zugleich bezeichneten sich neben Grafen und Edel-
freien auch Ministerialen nach ihren Burgen. Für Bayern stellte W.
STÖRMER [350: Früher Adel] fest, dass „die altetablierten Familien oder
Geschlechter (. . .) noch nicht auf eine Benennung nach ihrem Herr-
schaftssitz drängten“ [ebd. 55]. Es waren hier anscheinend sogar eher
kleine Adelige und Ministerialen, die sich nach Orten benannten [ebd.
93 ff.].
4. Strukturen im Wandel 109

K. SCHMID hat diese Veränderungen als Ausdruck einer sich wan-


delnden Familienstruktur verstehen wollen: Von der kognatisch be-
stimmten Sippe zur agnatisch sich verstehenden „Familie“, zum
„Adelshaus“ [346: Problematik; vgl. auch 350: STÖRMER, Früher Adel,
88 ff.]. Ob diese Ansicht allerdings richtig ist, muss bezweifelt werden. Selbstverständnis
SCHMID selbst hat am Beispiel der Welfen [348: Welfisches Selbstver- der „Adelshäuser“

ständnis] gezeigt, dass das Selbstbewusstsein eines Adelshauses sich


keinesfalls ausschließlich über die männliche Linie vererbte, und an-
dere Beispiele (etwa die Staufer) lassen erkennen, dass ein Adelshaus
durchaus auch die weiblichen Mitglieder und deren Nachfahren mitum-
fassen konnte.
Wieder für eine andere Region, nämlich für Hessen, hat W. METZ Hessen
den Wandel der Adelsstruktur untersucht [in: 96, Bd. 1, 331–366]. Er
ging von den wirtschaftlichen Grundlagen der adeligen Geschlechter
aus, für die Grundherrschaft, Grafschaftsrechte und Kirchenvogteien
eine zentrale Bedeutung hatten, außerdem befasste er sich mit dem
Burgenbau, mit der Bedeutung der Kirche und endlich mit den ver-
schiedenen Aspekten der adeligen Lebensführung (Königsdienst,
Kriegsdienst, Repräsentation). O. ENGELS [in: 96, Bd. 3, 501] schließ-
lich sieht in der Mitte des 11. Jahrhunderts eine einschneidende Zäsur
beim Adel unterhalb der Herzogsebene, wobei zwei Typen zu unter-
scheiden seien: Das Machtgefüge des älteren Typs beruhte noch ganz
auf dem karolingischen Grafschaftssystem, wobei der Besitz haupt-
sächlich aus königlichen Lehen bestand, was den Adel von der Gunst
des Königs abhängig machte, der neue Typ dagegen sei dadurch ge-
kennzeichnet, dass neben einer unbedeutenden Grafschaft der Ausbau
einer Herrschaft auf der Basis von Kirchenvogteien – und das bedeutet:
unabhängig vom König – erfolgt sei.
Der weitgespannte Forschungsüberblick von HECHBERGER [334] Gesamtbild der
behandelt nicht eigens die Salierzeit, sondern stellt den Stand der Adelsforschung

Adelsforschung zu verschiedenen thematischen Komplexen dar, die


auch für die Salierzeit von Bedeutung sind, so z. B. „König und Adel“,
„Adel und Kirche“, „die Struktur adliger Familien“ und die Ministeria-
lität.

4.5 Die Ministerialen und die Entstehung des Rittertums


Eine Besonderheit der deutschen Gesellschaftsstruktur des hohen Mit-
telalters sind die Ministerialen [so bereits 82: WAITZ, Verfassungsge-
schichte Bd. 5, 332 ff.]. Die Anfänge der Bildung dieses Standes liegen
im 11. Jahrhundert. Einen Überblick über die Ursprünge, die Merkmale
110 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

Aufstieg der und die Aufstiegsbewegungen der Ministerialität vom 11. bis zum aus-
Ministerialen gehenden 13. Jahrhundert bietet B. ARNOLD [355]. Die Ministerialen im
Dienste des Königs, die Reichsministerialen unter den Saliern und
Staufern waren das Thema der großen Untersuchung von K. BosL [357:
Reichsministerialität]. Dort war vielleicht mit allzu großer Sicherheit
ausgeführt worden, dass bereits Heinrich III. und seine unmittelbaren
Nachfolger jene Bevorzugung von Ministerialen gepflegt hätten, die
wir erst in staufischer Zeit eindeutig nachweisen können [357: Bd. 1,
48–112; vgl. die Kritik von G. KIRCHNER, in: DA 10 (1953/54) 446–474
und die Replik von BOSL, in: ebd. 475–487].
Sonderentwicklung Warum allein im Reich eine Ministerialität entstand, versuchte J.
in Deutschland B. FREED [360] zu ermitteln und verwies zu Recht auf die Besonderhei-
ten der politischen Geschichte des nachkarolingischen Deutschland (im
Unterschied zu Frankreich). Die archaische politische und soziale Ord-
nung der Karolingerzeit sei im ottonischen und salischen Reich konser-
viert worden, während die Schwäche des westfränkisch-französischen
Königtums neuartige Entwicklungen zuließ. M. PARISSE gelangte aller-
dings bei seinem Vergleich der Ministerialen in Deutschland mit den
unfreien Kriegern in Frankreich [362] nicht zu so gravierenden Unter-
schieden. Nach H. KELLER [65: Begrenzung, 270 ff.] hat auch T. ZOTZ
einen Überblick über die „Formierung der Ministerialität“ gegeben [in:
Der Begriff 96, Bd. 3, 1–48]. Er verfolgte zuerst die Geschichte des Begriffs minis-
ministerialis terialis und ging dann auf die „rechtliche Konstituierung der Ministe-
rialität“ ein, die sich in den Ministerialenrechten des 11. und beginnen-
den 12. Jahrhunderts vollzog [ebd. 20 ff.]. ZOTZ betonte, dass den Mi-
nisterialen in dieser Zeit die höheren Kirchenämter noch verschlossen
waren (auch Benno II. von Osnabrück, der immer als Paradebeispiel für
den Aufstieg eines Ministerialen zum Bischofsamt herangezogen
wurde, sei kein Ministeriale gewesen, [ebd. 44 f., und 299: ZIELINSKI
25 f.]). Als Beispiel für die enge persönliche Beziehung einzelner Mi-
nisterialen zu ihren königlichen Herren verweist ZOTZ auf Heinrich
Haupt, der 1113 zum Markgrafen von Meißen aufstieg und der seinem
Kaiser drei Adelige wert war [vgl. zu Haupt auch 357: BOSL, Reichs-
ministerialität, Bd. 1, 103 f.].
Anknüpfend an die bahnbrechende Arbeit von DUBY über die Ge-
sellschaft im Mâconnais hat J. JOHRENDT in einer materialreichen Dis-
Der Begriff miles sertation [361] versucht, eine Geschichte des Begriffs miles in deut-
schen und französischen Quellen des 11. Jahrhunderts zu schreiben. Er
wollte „das Bild des entstehenden Rittertums im 11. Jahrhundert vom
Berufskriegertum im Rahmen der Feudalbeziehungen her entwickeln
[JOHRENDT, in: 356: BORST, Rittertum 421 f.]. Er machte allerdings von
4. Strukturen im Wandel 111

der Möglichkeit des Vergleichs zwischen Frankreich und Deutschland


nur wenig Gebrauch und ging auch nicht auf das Problem ein, dass das
Wort miles im Verlauf des 11. Jahrhunderts einen Bedeutungswandel
erlebt hat [vgl. die kritischen Bemerkungen von 358: BUMKE, Ritterbe-
griff 161–163]. Den Stand der Forschung fasste J. FLECKENSTEIN noch-
mals zusammen [359: Rittertum], der feststellte, dass der Begriff miles
im Verlauf des 11. Jahrhunderts nach unten und nach oben ausgeweitet
wurde, so dass im 12. Jahrhundert vom König bis zum Kriegsknecht
sozial ganz verschiedene Personen mit diesem Wort bezeichnet werden
konnten. Erst seit Beginn des 12. Jahrhunderts seien im Reich auch
nobiles mit dem Begriff miles benannt worden.

4.6 Die Städte


Die ungeheuer umfangreiche Literatur über die Städte, gerade in der für
ihre Entstehung so entscheidenden Phase des frühen 12. Jahrhunderts,
kann hier nicht vorgestellt und bewertet werden. Wir besitzen zwar von
E. ENNEN eine Gesamtdarstellung der europäischen Stadt im Mittelalter
mit einer umfangreichen Spezialbibliographie [366], aber eine zusam-
menfassende Studie über die Entwicklung der deutschen Städte im Reich Entwicklung der
im Zeitalter der Salier fehlt – vielleicht ist es dazu auch noch zu früh. Ein deutschen Städte

von B. DIESTELKAMP herausgegebener Sammelband [364] bietet einen


gewissen Ersatz. Dieser enthält eine nützliche Liste von „Daten und
Literatur zur Kommunalgeschichte bis 1200“, die wenigstens ein chro-
nologisches Gerüst für die noch ausstehende monographische Darstel-
lung bietet [H. JAKOBS in: 364: 34–54]. Wenigstens exemplarisch hat K.
SCHULZ einige kommunale Aufstände (für unsere Zeit vor allem in Mai-
land, Köln und Cambrai) und die Entstehung des Bürgertums behandelt
[371], nachdem er früher schon auf die Zusammenhänge zwischen Zen-
sualität und Stadtentwicklung hingewiesen hatte [SCHULZ: 370].
Die Vielfalt der offenen Fragen in der Stadtgeschichte des Offene Fragen
11. Jahrhunderts zeigt sich in den Beiträgen von PH. DOLLINGER [in:
364: 134–148] und K. SCHULZ [ebd. 73–93]. DOLLINGER erörtert die
Größenentwicklung der rheinischen Bischofsstädte, was ja unmittelbar
mit der Frage nach dem Zeitpunkt der städtischen Expansion zusam-
menhängt. SCHULZ geht es bei seiner Analyse der Privilegien Hein-
richs V. für Speyer (von 1111) und für Worms (von 1114) um die recht-
liche Stellung der Einwohner. Dort wurden bereits jene Fragen im
Sinne der Stadtbewohner geregelt, die auftauchten, wenn Stadtbürger
Frauen aus auswärtigen Hofrechtsverbänden heirateten; auch Fried-
rich I. Barbarossa musste sich noch mit diesem Problem befassen.
112 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

Das Beispiel Köln Am Beispiel Köln kann die Entstehung der Organe der Stadtge-
meinde, die Entwicklung der städtischen Wirtschaft und das Verhältnis
der Stadt zum König besonders gut gezeigt werden [dazu STEHKÄMPER,
in: 96, Bd. 3, 73–150]. Von W. PETERS liegt ein Beitrag über die con-
iurationes in Mainz, Köln und Lüttich 1105/06 vor [369]. Köln steht
auch im Mittelpunkt des Überblicks über die Entwicklung der Städte,
den aus marxistischer Sicht E. WERNER geliefert hat [110: Zwischen
Canossa und Worms, 39–52 und 163–168].
WERNER betonte die Unterschiede in der Städtepolitik bei Hein-
rich IV. und bei Heinrich V.: Während jener die Versuche der Städter,
ihren bischöflichen Stadtherrn loszuwerden, zumindest geduldet habe,
wurden sie durch diesen bekämpft.
Ostsachsen und Für die Städte in Ostsachsen und Thüringen – eine bislang wenig
Thüringen beachtete Städtelandschaft – hat B. SCHWINEKÖPER [372: Königtum und
Städte] einen Abriss ihrer Entstehung und Entwicklung gegeben; seine
Hauptfrage war jedoch die nach ihrem Verhältnis zu den salischen
Herrschern. Dabei zeigte es sich, dass hier – anders als im Rheinland –
die Salier keineswegs ihre sichersten Verbündeten besaßen. Auch kann
man überhaupt nicht generell sagen, dass sich Heinrich IV. und Hein-
rich V. gegen die Fürsten auf die Städte gestützt hätten.
Oberitalien Anders als in Deutschland kann die „Entstehung der Stadtkom-
munen“ in Italien recht genau beobachtet werden [vgl. 365: DILCHER,
und 367: KELLER, Entstehung]. Für Mailand stellte KELLER [367: 201]
resümierend fest, dass die Pataria und die Kommunebewegung von An-
gehörigen aller Schichten getragen wurden und nicht als Anliegen einer
bestimmten sozialen Gruppe bezeichnet werden können. Er sieht in der
Idee christlicher Brüderlichkeit und in der Idee der christlichen Liebes-
und Friedensgemeinschaft den Antrieb sowohl für die Gottesfriedens-
als auch für die Kommunebewegung. Die Idee der Kommune gehöre in
den Zusammenhang der religiösen Bewegung des 11. Jahrhunderts
[ebd. 205]. Die neue Arbeit von O. ZUMHAGEN [373] konzentriert sich
„auf das patarenische Wirken in der Lombardei“ und vor allem in Mai-
land selbst. Auch die Aktionen der Mönche von Vallombrosa werden
behandelt [ebd. 178–201]. Jedenfalls wird deutlich, dass auch in ande-
ren lombardischen Städten (in Brescia, Cremona und Piacenza) Patare-
ner wirkten, auch wenn die Quellenlage hier äußerst dürftig ist.
Äußerliches Bild Über das äußere Aussehen der Stadt in der Salierzeit haben R. EN-
der Städte GELS über Speyer [in: 363, Bd. 2, 153–176] und eine Autorengruppe an-
hand von Basel [in: ebd. 177–194] die Ergebnisse der neueren archäo-
logischen Forschung augenfällig gemacht. Dabei zeigte es sich, dass
die Stadt des ausgehenden 11. Jahrhunderts noch stark von Holzbauten
4. Strukturen im Wandel 113

bestimmt war und dass die neuartigen Steinbauten entweder noch iso-
liert oder in kleinere Gruppen aneinandergereiht zwischen Holzbauten
standen.
Mit der Bautätigkeit an den Bischofssitzen in der Zeit um 1100 Bautätigkeit
hat sich vor kurzem F. G. HIRSCHMANN beschäftigt [in: 89: 427–452]
und dabei festgestellt, dass im Vergleich zum ersten Viertel des
11. Jahrhunderts in den Jahren um 1100 „extrem wenig“ gebaut wurde.
Keine einzige Domkirche wurde damals völlig neu errichtet (gegen 15
Neubauten von Kathedralen am Anfang des 11. Jahrhunderts) und auch
die Bautätigkeit an Stiften und Klöstern in den Bischofsstädten war da-
mals nicht sehr rege (ebd. 451).

4.7 Mönche und Kanoniker


Wegen der hohen Bedeutung der Mönche in der Epoche des Investitur- Anteil der Mönche
streits befasst sich eine große Zahl von neueren Arbeiten mit der Frage an der Reform-
bewegung
nach dem tatsächlichen Anteil der Mönche an dieser Bewegung. Eine
Reihe von wichtigen älteren Arbeiten zum Thema „Cluny und der In-
vestiturstreit“ sind in einem Band zusammengestellt [91: Cluny; vgl.
dort bes. G. TELLENBACH, TH. SCHIEFFER, H. HOFFMANN, und vor allem
375: K. HALLINGER]. Trotz der einschränkenden Ergebnisse einer gan-
zen Reihe von Studien trug J. WOLLASCH [384: Mönchtum] noch einmal
neue Argumente für den bedeutenden Einfluss Clunys auf den Fortgang
der Kirchenreform vor [ebd. 169 ff.]. Er stellte aber auch fest, dass erst
eine Auswertung der Necrologien die noch offenen Fragen beantwor-
ten lasse. Inzwischen hat WOLLASCH selbst nachgewiesen, dass aus den
Necrologverbindungen der Reichsklöster keine Schlüsse auf die Zuge-
hörigkeit zu einem bestimmten Reformkreis gezogen werden können.
Nur in der ecclesia Cluniacensis herrschte ein abgeschlossenes System
beim Totengedenken [386: Totengedenken, bes. 161 und 164]. Vor ei-
ner Reihe von Jahren ist die Biographie von A. KOHNLE über Abt Hugo
von Cluny erschienen [378], in der das innerklösterliche und das ge-
samtkirchliche Wirken dieses bedeutenden Cluniazensers dargestellt
werden.
Eine ganze Reihe von Untersuchungen haben den durch das ober- Reformzentren im
italienische Fruttuaria vermittelten Einfluss Clunys auf jene großen Re- Reich

formklöster im Reich beschrieben, die in der 2. Hälfte des 11. Jahrhun-


derts entstanden und in Hirsau, St. Blasien und Siegburg ihre wichtigs-
ten Zentren hatten [376: JAKOBS, Hirsauer; 383: H.-J. WOLLASCH, St.
Georgen; 380: K. SCHMID, Hirsau und seine Stifter]. J. WOLLASCH hat
seither noch einmal betont, dass in der Zeit der Regentschaft der Kaise-
114 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

rin Agnes das Reich dem Einfluss des burgundischen (Cluny) und des
oberitalienischen (Fruttuaria) Reformmönchtums geöffnet worden sei
[385: bes. 43 ff.].
Abtserhebungen In seinem Buch über Abtserhebungen hat H. SEIBERT [381] nicht
nur die Normen der Abtsnachfolge in Urkunden und im Kirchenrecht
untersucht, sondern ist auch der Praxis nachgegangen, wobei er eine
wachsende Kenntnis des Rechts konstatieren konnte, die zu dem auch
sonst im kirchlichen Bereich feststellbaren Prozess der Verrechtlichung
passt.
Adel und Ein wichtiger Aspekt, der seit über 30 Jahren die Forschung über
Klosterreform die Klosterreform mitbestimmt, ist die Bedeutung einer ganzen Reihe
von adeligen Familien oder einzelnen Adeligen, die die Reform aktiv
gefördert haben durch Klostergründungen, Stiftungen und auch durch
ihre persönliche Konversion. Dies ist vor allem in den älteren Arbeiten
von K. SCHMID [380], H. J. WOLLASCH [383] und H. JAKOBS [377] betont
worden und die neuere Forschung hat damit immer wieder argumen-
tiert. Mit Recht hat kürzlich jedoch T. ZOTZ davor gewarnt, sämtliche
Gegner Heinrichs IV. im Adel als reformtreu zu bezeichnen und zu be-
werten und die adeligen Anhänger des Königs unbesehen als Reform-
gegner einzuordnen [89: 349 f.].
Auch die regionalen Unterschiede bei der aktiven Beförderung
und der passiven Aufnahme der Klosterreform sind in neueren Arbeiten
beachtet worden: Die Ausbreitung der durch Anno von Köln angesto-
ßenen Klosterreform von Siegburg hat J. SEMMLER beschrieben [382:
Siegburg Siegburg]. Siegburg erlebte den Höhepunkt seiner Bedeutung unter
dem aus Regensburg stammenden Abt Cuno I. (1105–1126). Zwischen
1110 und 1126 wurden sechs Propsteien gegründet und dem Mutter-
kloster unterstellt. Aber auch ein weiter ausgreifender Einfluss des Re-
formordo ist schon bald nach der Gründung 1070/71 festzustellen; er
erfasste zuerst Westfalen, Thüringen und das Rheinland, nach 1126
dehnte er sich auch nach Bayern aus. Wichtig ist auch, dass die Sieg-
burger Mönche in seelsorgerliche und missionarische Aufgaben einbe-
zogen wurden. Im Gegensatz dazu können die sächsischen Klöster
nicht als Träger einer mönchischen Reformbewegung erwiesen werden
[374: C. BORGOLTE]. Die Bischöfe, die in dieser Landschaft vor allem
die Klosterreform vorantrieben, kamen meist aus dem Südwesten des
Reiches.
Bayern, das schon seit dem ausgehenden 10. Jahrhundert ein Zen-
trum der Klosterreform im Reich gewesen war, soll nach 1050 nicht
St. Emmeram sonderlich als Reformlandschaft hervorgetreten sein [vgl. PRINZ in: 78].
Doch besaß St. Emmeram in Regensburg in den Zeiten der Päpste
4. Strukturen im Wandel 115

Leo IX. und Viktor II. enge Beziehungen zum Reformpapsttum, wie
die Aufenthalte dieser Päpste und des Kardinalbischofs Humbert von
Silva Candida in diesem Kloster belegen, von denen Otloh von St. Em-
meram spricht [vgl. 57: Otloh, Liber visionum, 86 ff.]. Von den schwä-
bischen Reformzentren Hirsau, St. Blasien und St. Georgen ausgehend
gelangte dann am Beginn des 12. Jahrhunderts ein neuer Anlauf der
Klosterreform in den bayerischen Südosten [vgl. 72: DOPSCH, Ge-
schichte Salzburgs 1032 ff.].
Die Anfänge der reformierten Kanonikerbewegung gehen zwar
nicht auf eine Initiative des Papsttums zurück [vgl. 392: SCHMIDT, Ka-
nonikerreform], aber ihre Förderung durch Gregor VII. und vor allem
Urban II. hat zu ihrer Ausbreitung wesentlich beigetragen.
Über den Gang der Kanonikerreform und die Wertschätzung der
Kanoniker durch die Päpste von Urban II. bis Calixt II. informiert der
Beitrag von J. LAUDAGE [390]. Schon früher hatte K. BOSL versucht die Gründe für die
rasche Ausbreitung der Regularkanoniker, die ihren Höhepunkt aller- Ausbreitung der
Regularkanoniker
dings erst nach 1120 erreichte, mit den vielfältigen gesellschaftlichen
Wandlungen des ausgehenden 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts in
Zusammenhang zu bringen [388]. Er sah die Notwendigkeit, für ge-
wandelte Menschen und neuartige Menschengruppen eine veränderte
Seelsorge anzubieten. S. WEINFURTER stellte dagegen in seiner Kritik an
BOSL [388: Rez.] heraus, dass eine veränderte Auffassung von der
Selbstheiligung und ein neues Priesterverständnis am Anfang der Be-
wegung stand. Darin, dass die cura animarum die Triebkraft der Re-
formbewegung war, stimmen beide Forscher überein. Am Beispiel von Rottenbuch
Rottenbuch, das Herzog Welf IV. von Bayern 1073 zusammen mit Bi-
schof Altmann von Passau gründete [dazu jetzt: F. FUCHS, in: 83:
Welf IV., 261–279], kann die Bedeutung der Chorherrenstifte für die
Reform in den turbulenten Jahren des Investiturstreits abgelesen wer-
den [391: MOIS, Stift Rottenbuch, 5 ff.]. Rottenbuch war am Ende des
11. Jahrhunderts zweifellos das angesehenste Augustinerchorherren-
stift im Süden des Reiches. Auf dem Höhepunkt des Investiturstreits
bot es für eine ganze Reihe von wichtigen Exponenten der gregoriani-
schen Partei einen Zufluchtsort: Erzbischof Gebhard von Salzburg, Bi-
schof Altmann von Passau und Manegold von Lautenbach hielten sich
zeitweilig dort auf [391: ebd., und 389: FUHRMANN, Selbstheiligung,
162]. Das Privileg Urbans II. für Rottenbuch wurde erstmals durch
LAUDAGE nach dem Original gedruckt [390: 71–73].
Die Kanonikerkonvente waren allerdings durch die Anziehungs-
kraft der Benediktinerregel gefährdet [389: FUHRMANN, Selbstheili-
gung, 168 f.]. So wurden eine ganze Reihe von Kanonikerstifte am Be-
116 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

ginn des 12. Jahrhunderts in Benediktinerklöster umgewandelt (Gött-


weig, Garsten, Melk, Seitenstetten), was nicht immer freiwillig ge-
schah [71: DOPSCH, Geschichte Salzburgs, 1042 ff. und 190: HARTMANN,
Passau, 55 f.].

4.8 Die Laien


Unter den Veränderungen, die der Investiturstreit für die Laien in der
Kirche gebracht hat, hat G. TELLENBACH vor allem eine „entschiedenere
Trennung des ordo clericorum und des ordo laicorum“ hervorgehoben
[107: Westliche Kirche, 263]. Die Auffassung der Kirche als Sache der
Hierarchie, als Klerikerkirche, gewinne in dieser Zeit an Bedeutung.
Tendenz zur Kleri- Aber neben dieser Tendenz zur Klerikalisierung ist im Investiturstreit
kalisierung und auch eine Intensivierung der Laienfrömmigkeit festzustellen [vgl. 109:
Intensivierung der
Laienfrömmigkeit WERNER, Pauperes Christi und 110: WERNER, Zwischen Canossa und
Worms, 103–121]. Und diese Tendenz wird von maßgeblichen Vertre-
tern der Kirche unterstützt: So hatte Odo von Cluny in seiner Vita Ge-
raldi schon im 10. Jahrhundert demonstriert, dass auch Laien ein heilig-
mäßiges Leben führen können, und Gregor VII. tadelte Abt Hugo von
Cluny, weil er den frommen Herzog Hugo von Burgund in sein Kloster
aufgenommen hatte; es sei nicht im Sinne der Kirche, wenn alle from-
men Laien ins Kloster gingen [38: Register Gregors VII., VI, 17].
Es zeigen sich im ausgehenden 11. Jahrhundert deutlich die Fol-
gen der Mobilisierung der Laien durch Gregor VII. und seine Anhänger
[dazu 278: HARTMANN], so etwa im Zustrom zahlreicher Laienbrüder
ins Kloster Hirsau [vgl. 379: METTLER].
Es ist auch kein Zufall, dass im Verbrüderungswesen seit ca. 1100
die ersten Zeugnisse von religiös bestimmten Bruderschaften auftraten,
die allein von Laien getragen wurden [387: WOLLASCH, Lebensform der
Verbrüderung, 224 f.].

4.9 Die Juden


Die einschneidende Veränderung der Situation der Juden durch die Ver-
folgungen von 1096 verlangt nach einer Erklärung. H. LIEBESCHÜTZ
Gründe für die [396: Synagoge 95 ff.] sah die Gründe in den großen Wandlungen in-
Judenpogrome von nerhalb der westlichen Christenheit, die sich in anderer Weise in der
1096
französischen Gottesfriedensbewegung, im Aufschwung der Pilger-
fahrten ins Heilige Land und endlich im Beginn des Kampfs gegen die
Ungläubigen manifestierten. Außerdem billigte er den eschatologi-
schen Erwartungen jener Zeit einen bedeutenden Einfluss zu, denn vor
4. Strukturen im Wandel 117

dem für kurz bevorstehend angesehenen Weltende sollten die Juden be-
kehrt werden. Ähnlich argumentierte auch L. DASBERG [395], die aber
sicher zu weit geht, wenn sie den Investiturstreit als Kampf gegen den
deutschen König als Schutzherr der Juden verstehen will. Nach DAS-
BERG soll die Schwächung der königlichen Gewalt im Gefolge der Kir-
chenreform zur „Entwertung des Judenstatus“ geführt haben.
Neben dieser geistesgeschichtlichen Erklärung weist L. DASBERG
aber auch auf Veränderungen in der Struktur der Wirtschaft hin [395:
DASBERG 16 ff. und 91 ff.]: Im Gegensatz zu den früheren Jahrhunderten
seien seit dem Beginn des 11. Jahrhunderts die Christen selbst dazu
übergegangen, sich als Fernhändler zu betätigen und die jüdischen
Händler seien ihnen als lästige Konkurrenten erschienen, die sie hätten
beseitigen wollen.
B. STEMBERGER wertete auch die hebräischen Berichte über die Po-
grome von 1096 aus und sieht als Motive der Kreuzfahrer bei ihrem
Vorgehen gegen die Juden „eine Mischung aus religiösem Fanatismus
und Beutegier“ [400: Judenverfolgungen, 64]. D. MERTENS [397: Chris-
ten und Juden, 51 ff.] nannte als entscheidendes Movens für die Po-
grome die eschatologisch aufgeheizte Stimmung im Volk, wie sie sich
im Schisma zwischen Urban II. und Clemens III., im Bann des Kaisers
und in den innerkirchlichen Spannungen an vielen Orten geäußert habe.
Außerdem habe sich aber auch die rechtliche Situation der Juden seit
der Karolingerzeit allmählich verändert und die Privilegien Hein-
richs IV. für die Juden hätten gegen ein verändertes kirchliches Ver-
ständnis vom Judenstatus durchgesetzt werden müssen.
Die Auswirkung der Massaker von 1096 auf das jüdische Leben Auswirkung der
in Deutschland werden vor allem bei R. CHAZAN eingehend diskutiert Massaker von 1096

[385: 197–222]. E. HAVERKAMP [17: 23] resümiert ihren Überblick über


die Ereignisse von 1096 mit der Bemerkung, „dass die Memoria dieser
Ereignisse einen größeren Einfluss auf die jüdische Geschichte der
nachfolgenden Jahrzehnte und Jahrhunderte ausgeübt hat als die Ereig-
nisse selbst“.

4.10 Bildung und Wissenschaft: Streitschriften/Kanonistik/


weltliches Recht
In der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts sind entscheidende Vorarbeiten
dafür geleistet worden, dass sich im 12. Jahrhundert die Theologie und
das weltliche und kirchliche Recht zu Wissenschaften ausbilden konn-
ten. W. ULLMANN [71: Kurze Geschichte, 153 f.] wollte dem Papsttum
die entscheidenden Anstöße dafür zuschreiben. So habe Urban II. auf
118 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

die Methode der Distinktion im Falle von widersprechenden Rechtsent-


scheidungen hingewiesen; daraus sei „unmittelbar“ die scholastische
Methode hervorgegangen.
Forschung über die Zur Forschung über die Schulen galt lange Zeit die Arbeit von J.
Schulen AUTENRIETH über die Domschule von Konstanz [402] als bahnbrechend.
AUTENRIETH hatte mit den Methoden der Paläographie nach Benut-
zungsspuren in den erhaltenen Handschriften der Konstanzer Dombi-
bliothek gesucht. Sie konnte bis in die einzelne Handschrift hinein
nachweisen, welche Texte Bernold von Konstanz bei der Abfassung
seiner Kontroversschriften herangezogen hatte. Nach diesem Vorbild
hat I. S. ROBINSON [421: Arbeitsweise] eine einzelne wichtige Hand-
schrift analysiert und zeigen können, dass die süddeutschen Gregoria-
ner von Bernold hergestellte Exzerptsammlungen austauschten und da-
raus ihre Zitate entnahmen. Schließlich entstanden jedoch auch Arbei-
Trier, Bamberg und ten über die Schulen in Trier (als einer Bastion der Antigregorianer,
Köln [vgl. 99: ERKENS, Trierer Kirchenprovinz, 127–148]), Bamberg und
Köln. Anhand der Briefe Meinhards von Bamberg konnte C. MÄRTL
[in: 96, Bd. 3, 327–345] Aufschlüsse über die innere Organisation die-
ser Schule und über ihre Außenbeziehungen gewinnen. R. KOTTJE [414:
Anteil Kölns] wiederum untersuchte die erhaltenen Handschriften aus
Kölner Kirchen und Klöstern und konnte die Feststellung von P. E. HÜ-
BINGER bestätigen, dass das Rheinland im Investiturstreit eine „geistige
Kalmenzone“ gebildet habe. Auch Regensburg hat in dieser Epoche
keine eigenen geistigen Leistungen hervorgebracht. Erst nach dem
Wormser Konkordat wurde diese Stadt ein nach Südosten ausstrahlen-
des Zentrum literarischer Aktivität im Sinne des Papsttums [415:
MÄRTL, Regensburg].
Was die genaue Analyse einer einzigen Handschrift erbringt,
konnte R. REICHE [419] am Beispiel eines „rheinischen Schulbuchs“
aus dem 2. Drittel des 11. Jahrhunderts demonstrieren. Es ist jedoch un-
sicher, ob es sich dabei um das „Sammelheft eines gelehrigen Schülers
oder das Notizbuch eines gelehrten Klosterlehrers“ handelt. Wenn hier
etwas von der „alltäglichen Unterrichtswirklichkeit“ deutlich wird, wie
REICHE meint [ebd. 217], so erstaunt die große Vielfalt der Unterrichts-
gegenstände, die von der Volksmedizin bis zum Kirchenrecht reichten.
Dialektische Der Zusammenhang zwischen der in den Schulen vermittelten
Methode Methode der Dialektik und ihrer Anwendung in den sog. Streitschriften
ist noch nicht geklärt. Ansatzpunkte hierzu bieten ZIESE [426: Histori-
sche Beweisführung, 7 ff.] und HARTMANN [413: Manegold, 110 ff. und
123 ff.], der die Methode Manegolds in seinem ,Liber ad Gebehardum‘
untersuchte.
4. Strukturen im Wandel 119

Streitschriften:
Der Begriff „Streitschriftenliteratur“ oder „Publizistik“ des Investitur- Begriff „Publizistik“
streits ist zweifellos problematisch, weil er suggeriert, es habe eine
„öffentliche“ Debatte über die Streitfragen des ausgehenden 11. und
beginnenden 12. Jahrhunderts gegeben [vgl. 416: MIRBT, Publizistik,
4 f. und 62: FUHRMANN, Deutsche Geschichte, 83–87]. Hinweise auf die
Verbreitung dieser Texte finden sich in einem Aufsatz von H. FUHR-
MANN [408: Briefform 346 ff., 351 f. mit Anm. 1].
Wichtige Anstöße bei der Erforschung der Publizistik des Investi-
turstreits verdankt die Forschung I. S. ROBINSON, dem es vor allem um
die literargeschichtliche Abhängigkeit und die überlieferungsgeschicht-
lichen Zusammenhänge zwischen den einzelnen Gruppen von Schriften
ging [420: Authority, und 421: Arbeitsweise] und der zeigen konnte,
dass eine ganze Reihe von Autoren die Stilmittel der Schulrhetorik vor-
züglich beherrschten, was ihren Werken auch noch eine gewisse Auf-
merksamkeit sicherte, nachdem die Streitfragen im 12. Jahrhundert bei-
gelegt worden waren [vgl. 422: ROBINSON, Colores rhetorici].
Genauer untersucht wurden die Schriften Manegolds von Lauten- Manegold von
bach [407: FUHRMANN, Volkssouveränität, und 413: HARTMANN, Mane- Lautenbach

gold]. Dabei blieb umstritten, ob die ungeschickte Gliederung des um-


fangreichen ,Liber ad Gebehardum‘ die Folge einer „diskontinuierli-
che(n) und über einen gewissen Zeitraum sich erstreckende(n) Nieder-
schrift“ ist, wie FUHRMANN meinte [vgl. 407: 30], oder ob nur der mo-
derne Gelehrte mit falschen Vorstellungen an diese Schriften herangeht
[so 426: ZIESE, Historische Beweisführung, 3 mit Anm. 7; vgl. auch
413: HARTMANN, Manegold, 123 ff.]. H. FUHRMANN hat auch gezeigt,
dass Manegold noch nicht an die Volkssouveränität dachte, als er sei-
nen berühmten Vergleich des Königs mit einem Schweinehirten formu-
lierte [407: Volkssouveränität, 41 f.].
Auch die polemischen Werke des in Lüttich wirkenden Mönchs Sigebert von
Sigebert von Gembloux haben Beachtung gefunden. So wurde Sigebert Gembloux

als Verfasser des 1109 geschriebenen ,Tractatus de investitura episco-


porum‘, eines „politischen Memorandums“, erwiesen [vgl. 50: KRIMM-
BEUMANN, 38, sowie 22: SCHMALE-OTT, Bd. 2, 39–41].
Entstehungsort und Verfasser der bisher unter dem Namen des Pe- Sog. Petrus Crassus
trus Crassus laufenden Schrift sind nach wie vor umstritten. Namentlich
I. HEIDRICH lehnte die Annahme einer Rechtsschule in Ravenna vehement
ab und betonte, dass die Streitschrift mit Ravenna nichts zu tun habe.
Über ihren Verfasser könne man überhaupt keine sichere Aussage ma-
chen [vgl. 181: HEIDRICH, Ravenna unter Wibert, 148 ff., und 401: ANTON,
Beobachtungen, aber auch schon 420: ROBINSON, Authority, 75 ff.].
120 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

„Zitatenkampf“ Dass die Kämpfe nicht nur am Schreibtisch, sondern auch in der
Öffentlichkeit vor größeren Versammlungen ausgefochten wurden,
zeigt der „Zitatenkampf“ von Gerstungen des Jahres 1085, als es auf
einer Zusammenkunft von Anhängern und Gegnern Heinrichs IV. zum
Austausch von Argumenten und Zitaten kam [vgl. 409: FUHRMANN,
Zitatenkampf]. Daher ist es sicher richtig (wenn auch nicht neu), wenn
M. SUCHAN [322, 202 ff.] darauf hinweist, dass die Streitschriften vor
allem zur Sicherung der Position der eigenen Partei beitragen sollten.
Nicht um „Propaganda“ und um die Beeinflussung der Gegner sei es
gegangen, sondern darum, die eigenen Anhänger in ihren Auffassun-
gen zu bestärken.
Die Zusammenhänge zwischen den Kämpfen des Investiturstreits
und der Herausbildung der Frühscholastik können schwer im Einzelnen
belegt werden. Zu Recht hat schon vor vielen Jahren M. GRABMANN
Bernold von [412: Geschichte, Bd. 1, 234 ff.] auf die Bedeutung Bernolds von Kon-
Konstanz und die stanz für die Entwicklung der scholastischen Methode hingewiesen. W.
Frühscholastik
HARTMANN konnte herausarbeiten, dass es Beziehungen zwischen Ma-
negold von Lautenbach und den französischen Schulen des beginnen-
den 12. Jahrhunderts gegeben haben muss [413: HARTMANN, Manegold,
140 ff.]. M. SUCHAN hat allerdings behauptet, dass der neuartige Um-
gang mit Texten in den Streitschriften die Entwicklungen der folgenden
Jahrzehnte nur wenig beeinflusst habe [322: 238 und 303]; dieser An-
sicht muss nachdrücklich widersprochen werden.

Kanonistik:
Neue Tendenzen im Für das Kirchenrecht hat schon vor längerer Zeit P. FOURNIER die Zeit
Kirchenrecht um 1100 als „Wendezeit“ bezeichnet. MORDEK [417: Kanonistik und
Gregorianische Reform, 74 f.] hat diese Ansicht zwar abgeschwächt,
indem er darauf verwies, dass gerade auch die älteren Sammlungen
sich in der Zeit der gregorianischen Reform großer Beliebtheit erfreu-
ten, aber es konnte auch gezeigt werden [HARTMANN, in: 96, Bd. 3, 425–
446], dass die Frage nach den Autoritäten in jener Zeit neu gesehen
wurde und dass zum ersten Mal der Anspruch der Kanonisten auftrat,
selbst als Autorität zu wirken. Zwar wurden auch in der Reformzeit
noch die älteren Rechtssammlungen weiter abgeschrieben, aber diese
Achtung des älteren Kirchenrechts steht selbst in engem Zusammen-
hang mit den Zielen der Reform, die sich als Rückkehr zu den Verhält-
nissen der primitiva ecclesia verstand und daher auch die in den pseu-
doisidorischen Dekretalen gesammelten Briefe der ältesten Päpste be-
sonders hoch schätzte [ebd. 435, Anm. 53].
Alger von Lüttich R. KRETZSCHMAR konnte die Abfassungszeit des einzigen bedeu-
4. Strukturen im Wandel 121

tenden kirchenrechtlichen Werkes, das in unserer Epoche im Reich ent-


stand, nämlich des Traktats ,De misericordia et iustitia‘ Algers von Lüt-
tich, auf die Jahre zwischen 1095 und 1101 eingrenzen, indem er nach-
wies, dass Alger Ivos Prolog zu seinen Sammlungen bereits verwertet
hat [49]. J. W. BUSCH [404] hat am Beispiel des Placidus von Nonantola Placidus von
noch einmal die Frage nach der Methode und nach den Vorlagen der Nonantola

Polemiker des Investiturstreits untersucht. Es geht ihm darum, an die-


sem Beispiel einer „kanonistischen Problemerörterung“ die Methode
der wissenschaftlichen Kanonistik im Einzelnen zu erfassen. Die An-
ordnung der Zitate hing nach BUSCH nicht vom Gutdünken des Autors
ab, der sie etwa systematisch zusammenstellte, sondern von der schritt-
weisen Heranziehung verschiedener Vorlagen.

Weltliches Recht:
Während die Forschung bisher allgemein angenommen hatte, dass die Anfänge der
wissenschaftliche Beschäftigung mit dem (römischen) Recht am Be- Wissenschaft vom
römischen Recht
ginn des 12. Jahrhunderts im Kreise des Irnerius von Bologna einsetzte,
versuchte 1988 C. M. RADDING [418] nachzuweisen, dass die entschei-
denden Schritte zu einer neuen Jurisprudenz bereits in der Mitte des
11. Jahrhunderts in Pavia, der alten Hauptstadt des Königreichs Italien,
gemacht worden seien. Die Rezensenten seines Buches [418: FRIED,
CHODOROW] wiesen dies jedoch zurück, weil RADDING in der Datierung
entscheidender (anonymer) Werke methodisch nicht abgesicherten Hy-
pothesen folge.
In die dunkle Frühgeschichte der Rechtsschule von Bologna ha- Rechtsschule von
ben einige Quellenfunde neues Licht gebracht: L. SCHMUGGE konnte Bologna

zeigen, dass der Jurist Pepo von Bologna wahrscheinlich schon nach
1090 am Hof Heinrichs IV. in eine Gerichtsverhandlung eingriff und
dort Argumente des römischen Rechts vorbrachte [423: SCHMUGGE,
Pepo von Bologna]. Und C. DOLCINI hat inzwischen geäußerte Zweifel
[425: WALTHER 133–144], dass dieser Pepo tatsächlich etwas mit der
Rechtsschule von Bologna zu tun gehabt habe, durch eine neue Quelle
ausräumen können [405: DOLCINI, Pepo]. Demnach spricht doch man-
ches für die ältere Ansicht, dass die Wissenschaft vom römischen Recht
in einer Zeit entstanden ist, in der die königliche Partei ein schlagkräf-
tiges Instrument gegen die hierokratischen Positionen suchte.
122 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung

5. Das 11. Jahrhundert als Zeit der Wende


oder gar der Revolution

Sammelbände über Über das 11. Jahrhundert als Wendezeit kann man sich gut in dem von
die Wendezeit J. FRIED und C. VIOLANTE herausgegebenen Sammelband [95] informie-
ren, für den C. VIOLANTE selbst einen gedankenreichen Einleitungsarti-
kel verfasst hat (ebd. 7–40). T. STRUVE hat 1992 einen Aufsatz zu die-
sem Thema geschrieben [432] und kürzlich seine Aufsätze zur Salier-
zeit unter dem Titel „Salierzeit im Wandel“ neu zum Druck gebracht
[94]. Herzog Welf IV. von Bayern wurde in einem auf seine Person
konzentrierten Sammelband [83] als „Schlüsselfigur einer Wendezeit“
bezeichnet und J. JARNUT und WEMHOFF haben 2006 die Ergebnisse
einer Tagung als Sammlung von Aufsätzen unter dem Titel „Vom Um-
bruch zur Erneuerung?“ publiziert [89]. Eine nähere Begründung die-
ses Titels oder ein die zum Teil recht speziellen Beiträge zusammenfas-
sende Einleitung fehlt in diesem umfangreichen Band allerdings. Bes-
ser gelungen ist unter diesem Aspekt der von K. HERBERS herausgege-
bene Sammelband [90: Europa an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhun-
dert], in dem zwar das Thema der „Wende“ nur als Wende des Jahrhun-
derts angedeutet wird, aber der Herausgeber hat dennoch einleitend ei-
nige Besonderheiten der Zeit um 1100 zusammengetragen, die in den
einzelnen Beiträgen näher ausgeführt werden.
„Entzauberung der Einen radikalen Wandel möchte wohl S. WEINFURTER andeuten,
Welt“? wenn er sein neues Buch mit dem Untertitel „Entzauberung der Welt“
versieht [108: Canossa]. WEINFURTER greift dabei ein Wort von MAX
WEBER auf, das dieser jedoch so verstanden wissen wollte, dass „der In-
tellektualismus den Glauben an die Magie zurück(drängt)“ [M. WEBER,
Wirtschaft und Gesellschaft, Bd. 1, Köln/Berlin 1964, 396], während
nach WEINFURTER bei WEBER der Prozess der „Rationalisierung“ ge-
meint sein soll, „bei dem die Einheit von staatlicher und religiöser Ord-
nung sich auflöst“ [108: 207]. Man wird aber überhaupt bezweifeln
dürfen, ob mit Canossa eine „Entzauberung der Welt“ begonnen hat
und WEINFURTER selbst gibt durchaus zu, dass die Kirche sich nach 1077
gerade nicht aus der Welt zurückgezogen hat; vielmehr seien kirchliche
und weltliche Interessen auch noch im 12. Jahrhundert und später wei-
terhin ineinander verflochten gewesen [ebd. 208].
Papstrevolution? Dass die gregorianische Kirchenreform eine „Revolution“ gewe-
sen sei, die mit den großen revolutionären Ereignissen der Neuzeit ver-
gleichbar ist, hat zuerst E. ROSENSTOCK(-HUESSY) im Jahre 1931 behaup-
tet [430]. Das 1983 in den Vereinigten Staaten erschienene Werk des
5. Das 11. Jahrhundert als Zeit der Wende oder gar der Revolution 123

Rechtshistorikers H. J. BERMAN [427], das 1991 auch auf Deutsch er-


schienen ist, hat vor allem in den USA ein großes Echo gefunden. R.
SCHIEFFER [431] hat die z. T. gewagten und unrichtigen Behauptungen
BERMANs zurechtgerückt und seine Hauptthese überhaupt abgelehnt.
Auch K. LEYSER [428] hat jedoch von einer „ersten europäischen Revo-
lution“ im 11. Jahrhundert gesprochen und dabei vor allem darauf hin-
gewiesen, dass die Pataria in Mailand die „erste religiöse Massenbewe-
gung in Europa“ gewesen sei. Die Kämpfe zwischen Heinrich IV. und
Rudolf von Schwaben zwischen 1077 und 1080 werden von LEYSER als
„Revolutionskriege“ eingestuft, wodurch die Einbeziehung der unteren
Schichten in die Auseinandersetzungen eine Erklärung findet. Die
Rolle der nichtadligen Schichten in den Kämpfen des Investiturstreits
spielt ansonsten in der zeitgenössischen Forschung keine Rolle mehr.
R. I. MOORE [429] sieht – wie eine ganze Reihe von anglo-ameri-
kanischen Historikern – nicht so sehr die Zeit zwischen 1050 und 1125,
sondern das gesamte 11. und 12. Jahrhundert als eine Epoche entschei-
dender Veränderungen an und nennt diese „die erste europäische Revo-
lution“. In jenen beiden Jahrhunderten sei die Bevölkerung stark ange-
wachsen, hätte sich die Anzahl der Städte vervielfacht [ebd. 59 ff.] und
auch die Transformation des ländlichen Raums wird von MOORE als
„Ergebnis revolutionärer Veränderung“ betrachtet [ebd. 73]. Dazu
kommen zahlreiche andere Veränderungen, unter denen nur die Inzest-
gesetzgebung [ebd. 147 ff.], die neue Gelehrsamkeit [ebd. 176 ff.] oder
auch die Ablehnung und Verfolgung der Juden [ebd. 237 ff.] genannt
seien.
III. Quellen und Literatur

Die verwendeten Abkürzungen des Quellen- und Literaturverzeichnis-


ses entsprechen denen der „Historischen Zeitschrift“ (dort jeweils
nachgewiesen im Inhaltsverzeichnis eines Bandes).

A. Quellen

1. Erzählende Quellen

1.1 Editionen innerhalb der Monumenta Germaniae Historica


1. Adam von Bremen, Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum,
hrsg. von B. SCHMEIDLER, SS rer. Germ. 2, 3. Aufl. Hannover/Leip-
zig 1917.
2. Annalen von Hildesheim, hrsg. von G. WAITZ. Hannover 1878.
3. Annalen von Niederaltaich, hrsg. von E. OEFELE. Hannover 1891.
4. Annalista Saxo, Reichschronik, hrsg. von K. NASS, Scriptores 37.
Hannover 2006.
5. Arnulf von Mailand, Liber gestorum recentium, hrsg. von C. ZEY,
SS rer. Germ. 67. Hannover 1994.
6. Benzo von Alba, Sieben Bücher an Kaiser Heinrich IV., hrsg. und
übers. von H. SEYFFERT, SS rer. Germ. 65. Hannover 1996.
7. Bernold von Konstanz, Chronik, hrsg. von G. H. PERTZ, in: Scrip-
tores, Bd. 5. Hannover 1844, 385–467. Neuausgabe der Chronik
für die Jahre 1054–1100 von I. S. ROBINSON, in: SS rer. Germ. N.S.
14. Hannover 2003, 383–540.
8. Berthold von Reichenau, Chronik, hrsg. von I. S. ROBINSON, in: SS
rer. Germ. N.S. 14. Hannover 2003, 161–381.
9. Bruno, Buch vom Sachsenkrieg, hrsg. von H.-E. LOHMANN. Leip-
zig 1937.
10. Carmen de bello Saxonico, hrsg. von O. HOLDER-EGGER. Hannover
1889.
126 III. Quellen und Literatur

11. Frutolf von Michelsberg und Ekkehard von Aura, Chronik, hrsg.
von G. WAITZ, in: Scriptores, Bd. 6. Hannover 1844, 1–267.
12. Hermann von Reichenau, Chronik, hrsg. von G. H. PERTZ, in:
Scriptores, Bd. 5. Hannover 1844, 67–133.
13. Hugo von Flavigny, Chronik, hrsg. von G. H. PERTZ, in: Scripto-
res, Bd. 8. Hannover 1848, 288–502.
14. Lampert von Hersfeld, Annalen, hrsg. von O. HOLDER-EGGER.
Hannover/Leipzig 1894.
15. Sigebert von Gembloux, Chronik, hrsg. von L. C. BETHMANN, in:
Scriptores, Bd. 6. Hannover 1844, 268–474.
16. Vita Heinrici IV. Imperatoris, hrsg. von W. EBERHARD. Hannover
1899.
17. Hebräische Berichte über die Judenverfolgungen während des
ersten Kreuzzugs, hrsg. von E. HAVERKAMP. Hannover 2005.

1.2 Andere Ausgaben


18. M. PARISSE/M. GOULLET (Hrsg.), La vie du pape Léon IX (Les
classiques de l’histoire de France au Moyen Age 38). Paris 1997.
19. S. WEINFURTER (Hrsg.), Die Geschichte der Eichstätter Bischöfe
des Anonymus Haserensis. Edition – Übersetzung – Kommentar.
Regensburg 1987.
20. Paul von Bernried, Vita Gregorii VII., hrsg. von J. M. WATTERICH,
Pontificum Romanorum Vitae, Bd. 1. Leipzig 1862, 474–546.
21. W. STRATMANN, Gabriel Bucelin und die Vita des Ulrich von Zell.
Diss. phil. (Microfiche). Regensburg 1988.

1.3 Zweisprachige Ausgaben


Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Frei-
herr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe
22. Bd. 12a und 12b: Quellen zum Investiturstreit. 1. Teil: Ausge-
wählte Briefe Papst Gregors VII., übers. von F.-J. SCHMALE.
Darmstadt 1978. 2. Teil: Schriften über den Streit zwischen Reg-
num und Sacerdotium, hrsg. und übers. von I. SCHMALE-OTT.
Darmstadt 1984.
23. Bd. 14: Bertholds und Bernolds Chroniken, hrsg. und übers. von
I. S. ROBINSON. Darmstadt 2002.
24. Bd. 15: Frutolfs und Ekkehards Chroniken und die anonyme Kai-
serchronik, hrsg. und übers. von F.-J. SCHMALE und I. SCHMALE-
OTT. Darmstadt 1972.
A. Quellen 127

1.4 Quellenkunde
25. W. BERSCHIN, Biographie und Epochenstil im lateinischen Mittel-
alter, Bd. 4,2, 421–538 (Biographie im Sacrum Imperium, 1070–
1220).
26. H. BEUMANN, Zur Verfasserfrage der Vita Heinrici IV., in: Institu-
tionen, Kultur und Gesellschaft im Mittelalter. Festschrift f. J. Fle-
ckenstein, hrsg. von L. FENSKE. Sigmaringen 1984, 305–319.
27. F. LOTTER, Zur literarischen Form und Intention der Vita Hein-
rici IV., in: Festschrift für H. Beumann. Sigmaringen 1977, 288–
329.
28. R. POKORNY, Das Chronicon Wirziburgense, seine neuaufgefun-
dene Vorlage und die Textstufen der Reichenauer Chronistik des
11. Jahrhunderts, in: DA 57 (2001) 63–93 und 451–499.
29. M. SCHLUCK, Die Vita Heinrici IV. Imperatoris. Ihre zeitgenössi-
schen Quellen und ihr besonderes Verhältnis zum Carmen de
bello Saxonico. Sigmaringen 1979.
30. B. VOGEL, Zum Quellenwert des Carmen de bello Saxonico, in:
DA 52 (1996) 85–133.
31. W. WATTENBACH/R. HOLTZMANN/F.-J. SCHMALE, Deutschlands Ge-
schichtsquellen im Mittelalter. Die Zeit der Sachsen und Salier,
3 Bde. Darmstadt 1967–1971.

2. Urkunden und Regesten

32. Die Urkunden Heinrichs IV., hrsg. von D. v. GLADISS und A. GAW-
LIK. MGH Diplomata 6,1–3. Berlin/Weimar/Hannover 1941–
1978.
33. Die Urkunden und Briefe der Markgräfin Mathilde von Tuszien,
hrsg. von E. GOEZ und W. GOEZ. MGH Laienfürsten- und Dynas-
tenurkunden 2. Hannover 1998.
34. J. F. BÖHMER, Regesta Imperii 3,2: Die Regesten des Kaiserreiches
unter Heinrich IV., bearb. von T. STRUVE, 1. Lieferung 1056
(1050)–1065. Köln/Wien 1984.
35. C. MÄRTL, Die falschen Investiturprivilegien. MGH Fontes iuris
Germanici antiqui 13. Hannover 1986.
128 III. Quellen und Literatur

3. Briefe

36. Die Briefe Heinrichs IV., hrsg. von C. ERDMANN. MGH Deutsches
Mittelalter 1, Leipzig 1937.
37. Briefsammlungen der Zeit Heinrichs IV., hrsg. von C. ERDMANN
und N. FICKERMANN. MGH Briefe der dt. Kaiserzeit 5. Weimar
1950.
38. Das Register Gregors VII., hrsg. von E. CASPAR. MGH Epp. sel. 2,
1–2. Berlin 1920–1923.
39. H. E. J. COWDREY (Hrsg.), The Epistolae Vagantes of Pope Gre-
gory VII. Oxford 1972. (Wichtige Korrekturen von H. HOFFMANN,
in: Nr. 171: 126 ff.).
40. Die Briefe des Petrus Damiani, hrsg. von K. REINDEL. MGH
Briefe der dt. Kaiserzeit 4, 1–4. München 1983–1993.
41. B. SCHÜTTE, Die Briefe des Abtes Walo von St. Arnulf vor Metz.
MGH Studien und Texte 10. Hannover 1995.

4. Streitschriften

42. MGH Libelli de lite Bd. 1 und 2, hrsg. von E. DÜMMLER u. a. Han-
nover 1891–1892.
43. H. H. ANTON, Der sogenannte Traktat „De ordinando pontifice“.
Bonn 1982 (vgl. die Rezension von W. HARTMANN, in: HJb 105
(1985) 239 f.).
44. E. FRAUENKNECHT, Der Traktat De ordinando pontifice. MGH Stu-
dien und Texte 5. Hannover 1992.
45. E. FRAUENKNECHT, Die Verteidigung der Priesterehe in der Re-
formzeit. MGH Studien und Texte 16. Hannover 1997.
46. J. GILCHRIST, Die Epistola Widonis oder Pseudo-Paschalis. Der er-
weiterte Text, in: DA 37 (1981) 576–604.
47. Manegold von Lautenbach, Liber contra Wolfelmum, hrsg. von
W. HARTMANN. Weimar 1972.
48. Bernold von Konstanz, De excommunicatis vitandis, de reconci-
liatione lapsorum et de fontibus iuris ecclesiastici (Libellus X),
hrsg. von D. STÖCKLY und D. JASPER. MGH Fontes iuris Germanici
antiqui 15. Hannover 2000.
49. R. KRETZSCHMAR, Alger von Lüttichs Traktat „De misericordia et
iustitia“. Sigmaringen 1985.
A. Quellen 129

50. J. KRIMM-BEUMANN, Der Traktat „De investitura episcoporum“


von 1109, in: DA 33 (1977) 66–83.
51. K. PELLENS, Die Texte des Normannischen Anonymus. Wiesbaden
1966 (vgl. die Rez. von W. ULLMANN, in: HZ 206 (1968) 696–
703).
52. I. S. ROBINSON, Eine unbekannte Streitschrift über die Sakramente
von Exkommunizierten im Münchener Kodex Lat. 618, in: Studi
Gregoriani 11 (1978) 299–395 (Korrekturen von W. BERSCHIN, in:
Nr. 403 und von C. MÄRTL, in: Nr. 415).
53. E. G. ROBISON, Humberti Cardinalis libri tres adversus Simonia-
cos. Diss. Princeton 1971.

5. Literarische Texte

54. Das Annolied, hrsg. von E. NELLMANN. 3. Aufl. Stuttgart 1986.


55. Ecbasis cuiusdam captivi, hrsg. von K. STRECKER. Hannover 1935.
56. S. GÄBE, Otloh von St. Emmeram, ,Liber de temptatione cuius-
dam monachi‘. Untersuchung, kritische Edition und Übersetzung.
Bern u. a. 1999.
57. Otloh von St. Emmeram, Liber visionum, hrsg. von P. G. SCHMIDT.
Weimar 1989.
58. R. SCHIEFFER, Ein Quellenfund zu Anno von Köln, in: DA 34
(1978) 202–213.

6. Necrologien

59. Das Martyrolog-Necrolog von St. Emmeram in Regensburg, hrsg.


von E. FREISE, D. GEUENICH und J. WOLLASCH. Hannover 1986.
130 III. Quellen und Literatur

B. Literatur

1. Handbücher und Monographien

1.1 Allgemeines
60. E. BOSHOF, Die Salier. 4. Aufl. Stuttgart 2000.
61. P. DINZELBACHER, Europa im Hochmittelalter 1050–1250. Eine
Kultur- und Mentalitätsgeschichte. Darmstadt 2003.
62. H. FUHRMANN, Deutsche Geschichte im hohen Mittelalter. 2. Aufl.
Göttingen 1983.
63. A. HAVERKAMP, Aufbruch und Gestaltung. Deutschland 1056–
1273. München 1984.
64. H. JAKOBS, Kirchenreform und Hochmittelalter 1045–1215.
4. Aufl. München 1999.
65. H. KELLER, Zwischen regionaler Begrenzung und universalem
Horizont. Deutschland im Imperium der Salier und Staufer 1024
bis 1250. Berlin 1986.
66. L. KÖRNTGEN, Ottonen und Salier. Darmstadt 2002.
67. S. WEINFURTER, Das Jahrhundert der Salier (1024–1125). Ostfil-
dern 2004.

1.2 Kirchengeschichte und Geschichte des Papsttums


68. G. GRESSER, Die Synoden und Konzilien in der Zeit des Reform-
papsttums in Deutschland und Italien von Leo IX. bis Calixt II.
1049–1123. Paderborn 2006.
69. J. HALLER, Das Papsttum. Idee und Wirklichkeit, Bd. 2: Der Auf-
bau. 2. Aufl. Stuttgart/Urach 1951.
70. A. HAUCK, Kirchengeschichte Deutschlands, Bd. 3. 5. u. 6. Aufl.
Leipzig 1913.
71. W. ULLMANN, Kurze Geschichte des Papsttums im Mittelalter.
Berlin/New York 1978.
B. Literatur 131

1.3 Regionalgeschichte
72. H. DOPSCH (Hrsg.), Geschichte Salzburgs. Stadt und Land, Bd. 1.
Salzburg 1981–84.
73. G. DROEGE/F. PETRI (Hrsg.), Rheinische Geschichte, Bd. 1. Düs-
seldorf 1983.
74. W. LAMMERS (Hrsg.), Geschichte Schleswig–Holsteins, Bd. 4,1.
Neumünster 1981.
75. S. LORENZ/B. SCHOLKMANN (Hrsg.), Schwaben vor tausend Jahren.
Filderstadt 2002.
76. H. PATZE (Hrsg.), Geschichte Niedersachsens, Bd. 2,1: Politik,
Verfassung, Wirtschaft vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhun-
dert. Hannover 1997.
77. H. SCHWARZMEIER (Hrsg.), Handbuch der baden-württembergi-
schen Geschichte, Bd. 1,1. Stuttgart 2001.
78. M SPINDLER (Hrsg.), Handbuch der bayerischen Geschichte,
Bd. 1. 2. Aufl. München 1981.

1.4 Rechts-, Verfassungs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte


79. W. ABEL, Geschichte der deutschen Landwirtschaft vom frühen
Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert. 3. Aufl. Stuttgart 1978.
80. K. BOSL, Staat, Gesellschaft, Wirtschaft im deutschen Mittelalter,
in: Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte, Bd. 1, hrsg.
von H. GRUNDMANN, 9. Aufl. Stuttgart 1970, 693–835.
80a. K.-F. KRIEGER, Die Lehnshoheit der deutschen Könige im Spätmit-
telalter. Aalen 1979.
81. K. KROESCHELL, Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 1: bis 1250.
5. Aufl. Opladen 1982.
82. G. WAITZ, Deutsche Verfassungsgeschichte, Bde. 5–8. 2. Aufl.
Berlin 1883–1896.

1.5 Sammelwerke
83. D. R. BAUER/M. BECHER (Hrsg.), Welf IV. – Schlüsselfigur einer
Wendezeit. Regionale und europäische Perspektiven. München
2004.
84. H. BEUMANN (Hrsg.), Kaisergestalten des Mittelalters. München
1984.
85. E. ENGEL/E. HOLTZ (Hrsg.), Deutsche Kaiser und Könige des Mit-
telalters. Köln/Wien 1989.
132 III. Quellen und Literatur

86. J. FLECKENSTEIN (Hrsg.), Investiturstreit und Reichsverfassung.


Sigmaringen 1973.
87. W. GOEZ, Lebensbilder aus dem Mittelalter. Die Zeit der Ottonen,
Salier und Staufer. Darmstadt 1998.
88. M. GRESCHAT (Hrsg.), Gestalten der Kirchengeschichte, Bd. 11:
Das Papsttum 1. Von den Anfängen bis zu den Päpsten von Avi-
gnon. Stuttgart u. a. 1985.
89. J. JARNUT/M. WEMHOFF (Hrsg.), Vom Umbruch zur Erneuerung?
Das 11. und beginnende 12. Jahrhundert – Positionen der For-
schung. München 2006.
90. K. HERBERS (Hrsg.), Europa an der Wende vom 11. zum 12. Jahr-
hundert. Beiträge zu Ehren von Werner Goez. Stuttgart 2001.
91. H. RICHTER (Hrsg.), Cluny. Darmstadt 1975.
92. B. SCHNEIDMÜLLER/S. WEINFURTER (Hrsg.), Die deutschen Herr-
scher des Mittelalters. Historische Portraits von Heinrich I. bis
Maximilian I. München 2003.
93. K. SCHNITH (Hrsg.), Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern.
Graz/Wien/Köln 1990.
94. T. STRUVE, Salierzeit im Wandel. Zur Geschichte Heinrichs IV.
und des Investiturstreites. Köln 2006.
95. C. VIOLANTE/J. FRIED (Hrsg.), Il secolo XI: una svolta? Bologna
1993.
96. S. WEINFURTER (Hrsg.), Die Salier und das Reich, 3 Bde. Sigma-
ringen 1991.

1.6 Gesamtdarstellungen zu Kirchenreform und Investiturstreit


97. U.-R. BLUMENTHAL, Der Investiturstreit. Stuttgart 1982.
98. C. ERDMANN, Die Entstehung des Kreuzzugsgedankens. Stuttgart
1935.
99. F.-R. ERKENS, Die Trierer Kirchenprovinz im Investiturstreit.
Köln/Wien 1987.
100. A. FLICHE, La réforme grégorienne, 3 Bde. Louvain/Paris 1924–
1937.
101. W. GOEZ, Kirchenreform und Investiturstreit, 910–1122. Stuttgart
2000.
102. J. LAUDAGE, Priesterbild und Reformpapsttum im elften Jahrhun-
dert. Köln/Wien 1985 (vgl. die kritischen Stellungnahmen von R.
SCHIEFFER, in: AKG 65 (1986) 479–494, und von H. JAKOBS, in:
HJb 108 (1988) 448–468).
B. Literatur 133

103. J. LAUDAGE, Gregorianische Reform und Investiturstreit. Darm-


stadt 1993.
104. R. SCHIEFFER, Die Entstehung des päpstlichen Investiturverbots
für den deutschen König. Stuttgart 1981 (dazu: F. KEMPF, in:
ArchHPont 20 (1982) 409–415).
105. B. SZABÓ-BECHSTEIN, Libertas Ecclesiae, in: Studi Gregoriani 12
(1985).
106. G. TELLENBACH, Libertas. Kirche und Weltordnung im Zeitalter
des Investiturstreits. Stuttgart 1936.
107. G. TELLENBACH, Die westliche Kirche vom 10. bis zum frühen
12. Jahrhundert. Göttingen 1988.
108. S. WEINFURTER, Canossa. Die Entzauberung der Welt. München
2006.
109. E. WERNER, Pauperes Christi. Studien zu sozial-religiösen Bewe-
gungen im Zeitalter des Reformpapsttums. Leipzig 1956.
110. E. WERNER, Zwischen Canossa und Worms. Staat und Kirche
1077–1122. Berlin 1975.

1.7 Ausstellungskataloge
111. Speyer 1992: Das Reich der Salier 1024–1125. Katalog zur Aus-
stellung des Landes Rheinland-Pfalz. Sigmaringen 1992.
112. Speyer 2006: Heinrich IV. – Kaiser, Kämpfer, Gebannter. Herr-
schergestalt zwischen Kaiserkrone und Büßergewand. Speyer
2006.
113. Paderborn 2006: C. STIEGEMANN/M. WEMHOFF (Hrsg.), Canossa
1077. Erschütterung der Welt. Geschichte, Kunst und Kultur am
Aufgang der Romanik. Bd. 1: Essays, Bd. 2: Katalog. München
2006.
114. Magdeburg 2006: M. PUHLE/C.-P. HASSE (Hrsg.), Heiliges Römi-
sches Reich Deutscher Nation 962–1806. Von Otto dem Großen
bis zum Ausgang des Mittelalters. Bd. 1: Katalog, Bd. 2: Essays.
Dresden 2006.
134 III. Quellen und Literatur

2. Einzelfragen
2.1 Personen

a. Heinrich III.
115. E. BOSHOF, Das Reich in der Krise. Überlegungen zum Regie-
rungsausgang Heinrich III., in: HZ 228 (1979) 265–287.
116. P. F. KEHR, Vier Kapitel aus der Geschichte Kaiser Heinrichs III.
Berlin 1931.
117. J. LAUDAGE, Heinrich III. (1017–1056). Ein Lebensbild, in: Das
salische Kaiser-Evangeliar. Der Kommentar, Bd. 1, hrsg. von J.
RATHOFER. Madrid 1999, 87–195.
118. F. PRINZ, Kaiser Heinrich III. Seine widersprüchliche Beurteilung
und deren Gründe, in: HZ 246 (1988) 529–548.
119. TH. SCHIEFFER, Kaiser Heinrich III. 1017–1056, in: Die großen
Deutschen, hrsg. von H. HEIMPEL/TH. HEUSS/B. REIFENBERG. Bd. 1.
Berlin 1956, 52–69.
120. P. G. SCHMIDT, Heinrich III. – Das Bild des Herrschers in der Lite-
ratur seiner Zeit, in: DA 39 (1983) 582–590.
121. K. SCHNITH, Recht und Friede. Zum Königsgedanken im Umkreis
Heinrichs III., in: HJb 81 (1961) 22–57.
122. E. STEINDORFF, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Hein-
rich III., 2 Bde. Leipzig 1874–1881.
123. H. VOLLRATH, Kaisertum und Patriziat in den Anfängen des Inves-
titurstreits, in: ZKiG 85 (1974) 11–44 (vgl. H. FUHRMANN, in: DA
31 (1975) 284 f.).
124. S. WEINFURTER, Ordnungskonfigurationen im Konflikt. Das Bei-
spiel Kaiser Heinrichs III., in: Mediaevalia Augiensia, hrsg. von
J. PETERSOHN, Stuttgart 2001, 79–100.

b. Kaiserin Agnes
125. M. BLACK-VELDTRUP, Kaiserin Agnes (1043–1077). Quellenkriti-
sche Studien. Köln/Weimar/Wien 1995.
126. M. L. BULST-THIELE, Kaiserin Agnes. Leipzig/Berlin 1933.
127. T. STRUVE, Die Romreise der Kaiserin Agnes, in: HJb 105 (1985)
1–29.

c. Heinrich IV.
128. G. ALTHOFF, Heinrich IV. Darmstadt 2006.
129. E. BOSHOF, Heinrich IV. Herrscher an einer Zeitenwende. 2. Aufl.
Göttingen 1990.
B. Literatur 135

130. W. EGGERT, Heinricus rex depositus? Über Titulierung und Beur-


teilung des dritten Saliers in Geschichtswerken des frühen Inves-
titurstreits, in: MIÖG 108 (2000) 117–134.
131. E. GOEZ, Der Thronerbe als Rivale. König Konrad, Kaiser Hein-
richs IV. ältester Sohn, in: HJb 116 (1996) 1–49.
132. V. HUTH, Reichsinsignien und Herrschaftsentzug. Eine verglei-
chende Skizze zu Heinrich IV. und Heinrich (VII.) im Spiegel der
Vorgänge von 1105/06 und 1235, in: FMSt 26 (1992) 287–330.
133. G. MEYER vON KNONAU, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter
Heinrich IV. und Heinrich V., Bde. 1–5. Leipzig 1890–1904.
134. H. L. MIKOLETZKY, Der „fromme“ Kaiser Heinrich IV., in: MIÖG
68 (1960) 250–265.
135. A. NITSCHKE, Die Ziele Heinrichs IV. Beobachtungen zum Wandel
einer Staatsform, in: Wissenschaft, Wirtschaft und Technik. Fest-
schrift für W. Treue, hrsg. von K.-H. MANEGOLD. München 1969,
38–63.
136. I. S. ROBINSON, Henry IV of Germany 1056–1106. Cambridge
1999.
137. C. SCHNEIDER, Prophetisches Sacerdotium und heilsgeschichtli-
ches Regnum im Dialog 1073–1077. Zur Geschichte Heinrichs
IV. und Gregors VII. München 1972.
138. B. SCHÜTTE, „Multi de illo multa referunt“. Zum Lebenswandel
Heinrichs IV., in: Arbor amoena comis. 25 Jahre Mittellateini-
sches Seminar in Bonn 1965–1990, hrsg. von E. KÖNSGEN. Stutt-
gart 1990, 143–150.
139. T. STRUVE, Heinrich IV. Die Behauptung einer Persönlichkeit im
Zeichen der Krise, in: FMSt 21 (1987) 318–345.
140. T. STRUVE, Gregor VII. und Heinrich IV. Stationen einer Ausei-
nandersetzung, in: Studi Gregoriani 14 (1991) 29–60.
141. T. STRUVE, War Heinrich IV. ein Wüstling? Szenen einer Ehe am
salischen Hof, in: Scientia veritatis. Festschrift für H. Mordek
zum 65. Geburtstag, hrsg. von O. MÜNSCH und T. ZOTZ. Ostfildern
2004, 273–288.
142. G. TELLENBACH, Der Charakter Heinrichs IV., in: Person und Ge-
meinschaft im Mittelalter. Festschrift für K. Schmid, hrsg. von
G. ALTHOFF u. a. Sigmaringen 1988, 345–367,
143. J. VOGEL, Gregor VII. und Heinrich IV. nach Canossa. Berlin
1983.
144. C. ZEY, „Scheidung“ zu Recht? Die Trennungsabsicht Hein-
richs IV. im Jahr 1069, in: Von Sachsen bis Jerusalem. Menschen
und Institutionen im Wandel der Zeit. Festschrift für W. Giese
136 III. Quellen und Literatur

zum 65. Geburtstag, hrsg. von H. SEIBERT und G. THOMA. Mün-


chen 2004, 163–183.

d. Heinrich V.
145. R. GAETTENS, Das Geburtsjahr Heinrichs V. 1081 oder 1086?, in:
ZRG GA 79 (1962) 52–71.
146. E. HLAWITSCHKA, Zum Geburtsdatum Kaiser Heinrichs V., in: HJb
110 (1990) 471–475.
147. T. MEIER, Die Rebellion Heinrichs V. (1104/06) im Diskurs über
Religion und Lüge, in: Lügen und Betrügen. Das Falsche in der
Geschichte von der Antike bis zur Moderne, hrsg. von O. HOCH-
ADEL und U. KOCHER. Köln u. a. 2000, 33–50.
148. G. MEYER vON KNONAU, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter
Heinrich IV. und Heinrich V., Bde. 6 u. 7. Leipzig 1907–1909.
149. P. NEUMEISTER, Daten und Deutungen. Wann wurde Heinrich V.
geboren?, in: Turbata per aequora mundi. Dankesgabe an E. Mül-
ler-Mertens, hrsg. von O. B. RADER. Hannover 2001, 89–97.
150. B. SCHNEIDMÜLLER, Regni aut ecclesiae turbator. Kaiser Heinrich
V. in der zeitgenössischen französischen Geschichtsschreibung,
in: Auslandsbeziehungen unter den salischen Kaisern. Geistige
Auseinandersetzung und Politik, hrsg. von F. STAAB. Speyer 1994,
195–220.
151. H. J. STÜLLEIN, Das Itinerar Heinrichs V. in Deutschland. Diss.
phil. München 1971.
152. G. TELLENBACH, Die Frage nach dem Charakter Heinrichs V. Eine
personengeschichtliche Studie, in: DERS., Ausgewählte Abhand-
lungen und Aufsätze 5. Stuttgart 1996, 135–155.
153. A. WAAS, Heinrich V. Gestalt und Verhängnis des letzten sali-
schen Kaisers. München 1967.
154. S. WEINFURTER, Reformidee und Königtum im spätsalischen
Reich. Überlegungen zu einer Neubewertung Kaiser Heinrichs V.,
in: DERS., Reformidee und Reformpolitik im spätsalisch-frühstau-
fischen Reich. Mainz 1992, 1–45.

e. Mathilde von Tuszien


155. V. FUMAGALLI, Mathilde von Canossa. Berlin 1998.
156. A. OVERMANN, Gräfin Mathilde von Tuscien. Ihre Besitzungen.
Geschichte ihres Gutes 1115–1230 und ihre Regesten. Innsbruck
1895 (ital., Rom 1980).
157. E. GOEZ, Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung
zur Geschichte des 11. Jahrhunderts. Sigmaringen 1995.
B. Literatur 137

158. TH. GROSS, Lothar der Dritte und die Mathildischen Güter. Frank-
furt am Main/Bern/New York/Paris 1990.
159. T. STRUVE, Mathilde von Tuszien-Canossa und Heinrich IV. Der
Wandel ihrer Beziehungen vor dem Hintergrund des Investitur-
streites, in: HJb 115 (1995) 41–84.

f. Die Reformpäpste
160. H. BEUMANN, Reformpäpste als Reichsbischöfe in der Zeit Hein-
richs III., in: Festschrift f. F. Hausmann, hrsg. von H. EBNER. Graz
1977, 21–37.
161. J. DAHLHAUS, Aufkommen und Bedeutung der Rota in den Urkun-
den des Papstes Leo IX., in: ArchHPont 27 (1989) 7–84.
162. W. GOEZ, Papa qui et episcopus, in: ArchHPont 8 (1970) 27–59.
163. C. MUNIER, Le pape Léon IX et la réforme de l’Église, 1002–
1054. Strasbourg 2002.
163a G. BISCHOFF/B.-M. TOCK (Hrsg.), Léon IX et son temps. Actes du
colloque international organisé par l’Institut d’Histoire Médiévale
de l’Université Marc-Bloch, Strasbourg-Eguisheim, 20–22 juin
2002. Turnhout 2006.
164. T. SCHMIDT, Alexander II. (1061–1073) und die römische Reform-
gruppe seiner Zeit. Stuttgart 1977.

g. Gregor VII.
165. U.-R. BLUMENTHAL, Gregor VII. Papst zwischen Canossa und Kir-
chenreform. Darmstadt 2001. Rez. G. SCHMITZ in: AHC 33 (2001)
216–219.
166. H. E. J. COWDREY, Pope Gregory VII, 1073–1085, Oxford u. a.
1998.
167. H. FICHTENAU, Der Mönch Hildebrand, in: Ecclesia peregrinans.
J. Lenzenweger zum 70. Geburtstag, hrsg. von K. AMON u. a. Wien
1986, 59–68.
168. G. FORNACIARI/F. MALLEGNI, La ricognizione dei resti scheletrici di
S. Gregorio VII: risultati antropologici, paleopatologici e paleo-
nutrizionali, in: Studi Gregoriani 13 (1989) 399–416.
169. J. GILCHRIST, The Reception of Pope Gregory VII. into the Canon
Law (1073–1141), in: ZRG KA 59 (1973) 35–82 und 66 (1980)
192–229.
170. W. GOEZ, Zur Persönlichkeit Gregors VII., in: RQA 73 (1978)
193–216.
171. H. HOFFMANN, Zum Register und zu den Briefen Papst Gre-
gors VII., in: DA 32 (1976) 86–130.
138 III. Quellen und Literatur

172. P. E. HÜBINGER, Die letzten Worte Papst Gregors VII. Opladen


1973.
173. G. MICCOLI, Gregorio VII, in: Bibliotheca Sanctorum 7. Rom
1966, 294–379.
174. A. NITSCHKE, Die Wirksamkeit Gottes in der Welt Gregors VII.
Eine Untersuchung über die religiösen Äußerungen und die poli-
tischen Handlungen des Papstes, in: Studi Gregoriani 5 (1956)
115–219.
175. I. S. ROBINSON, Pope Gregory VII (1073–1085), in: JournEcclHist
36 (1985) 439–483.
176. R. SCHIEFFER, Gregor VII. – Ein Versuch über die historische
Größe, in: HJb 97/98 (1978) 87–107.
177. R. SCHIEFFER, War Gregor VII. Mönch?, in: HJb 125 (2005) 351–
362.
178. M. STOLLER, Eight Anti-Gregorian Councils, in: AHC 17 (1985)
252–321.

h. Clemens III., Urban II., Paschalis II. und Calixt II.


179. A. BECKER, Papst Urban II. (1088–1099). Teil 1. Stuttgart 1964;
Teil 2. Stuttgart 1989.
180. U.-R. BLUMENTHAL, The Early Councils of Pope Paschal II, 1100–
1110. Toronto 1978 (dazu F.-J. SCHMALE, in: AHC 10 (1978) 279–
289).
181. I. HEIDRICH, Ravenna unter Erzbischof Wibert (1073–1100). Un-
tersuchungen zur Stellung des Erzbischofs und Gegenpapstes
Clemens III. Sigmaringen 1984.
182. B. SCHILLING, Guido von Vienne – Papst Calixt II. Stuttgart 1998.
183. C. SERVATIUS, Paschalis II. Studien zu seiner Person und seiner
Politik (1099–1118). Stuttgart 1979.
184. R. SOMERVILLE, The Councils of Urban II. Bd. 1: Decreta Claro-
montensia. Amsterdam 1972.
185. R. SOMERVILLE, Pope Urban II, the Collectio Britannica and the
Council of Melfi (1089). Oxford 1996.
186. J. ZIESE, Wibert von Ravenna. Der Gegenpapst Clemens III.
(1084–1100). Stuttgart 1982 (vgl. die kritische Rezension von
I. HEIDRICH, in: ZKG 94 (1983) 398–400).

i. Bischöfe
187. E. BOSHOF, Bischof Altmann, St. Nikola und die Kanonikerre-
form, in: Tradition und Entwicklung. Gedenkschrift für J. Riede-
rer. Passau 1981, 317–345.
B. Literatur 139

188. W. GOEZ, Das Erzbistum Hamburg – Bremen im Investiturstreit,


in: Jb. der Wittheit zu Bremen 27 (1983) 29–47.
189. J. E. GUGUMUS, Die Speyerer Bischöfe im Investiturstreit, in: Ar-
chiv für mrhein. KG 3 (1951) 77–144 u. 4 (1952) 45–78.
190. W. HARTMANN, Das Bistum Passau im Investiturstreit, in: Ostbai-
rische Grenzmarken 31 (1989) 46–60.
191. K. HEINEMEYER, Adalbert I., Erzbischof von Mainz, in: Saarländi-
sche Lebensbilder, Bd. 2. Saarbrücken 1984, 11–41.
192. G. JENAL, Erzbischof Anno II. von Köln (1056–75) und sein poli-
tisches Wirken, 2 Bde. Stuttgart 1974/75 (vgl. die Rez. von R.
SCHIEFFER, in: Rhein. Vjbll. 40 (1976) 255–60).
193. R. KAISER, Mord im Dom: Von der Vertreibung zur Ermordung
des Bischofs im frühen und hohen Mittelalter, in: ZRG KA 79
(1993) 95–134.
194. M. KLEINEN, Bischof und Reform. Burchard II. von Halberstadt
(1059–1088) und die Klosterreformen. Husum 2004.
195. D. LÜCK, Erzbischof Anno II. von Köln. Standesverhältnisse, ver-
wandtschaftliche Beziehungen und Werdegang bis zur Bischofs-
weihe, in: AnnHistVNdRh 172 (1970) 7–112.
196. I. S. ROBINSON, Bernold von Konstanz und der gregorianische Re-
formkreis um Bischof Gebhard III., in: FreibDiözArch 109 (1989)
155–188.
197. K. SCHMID, Der Stifter und sein Gedenken. Die Vita Bennonis als
Memorialzeugnis, in: Tradition als historische Kraft, hrsg. von
N. KAMP und J. WOLLASCH. Berlin/New York 1982, 297–322.
198. W. STEINBÖCK, Erzbischof Gebhard von Salzburg (1060–1088).
Wien/Salzburg 1972 (dazu W. HARTMANN, in: DA 29 (1973)
628 f.).
199. J. WOLLASCH, St. Alban in Basel. Zur Klostergründung eines ex-
kommunizierten Bischofs im Investiturstreit, in: Institutionen,
Kultur und Gesellschaft im Mittelalter. Festschrift für J. Flecken-
stein, hrsg. von L. FENSKE. Sigmaringen 1984, 285–303.

2.2 Ereignisse und Probleme

a. Bischofswahl, Investitur und Simonie


200. R. L. BENSON, The Bishop Elect. A Study in Medieval Ecclesias-
tical Office. Princeton (N. J.) 1968.
201. S. BEULERTZ, Das Verbot der Laieninvestitur im Investiturstreit.
Hannover 1991.
140 III. Quellen und Literatur

202. J. ENGLBERGER, Gregor VII. und die Investiturfrage. Quellenkriti-


sche Studien zum angeblichen Investiturverbot von 1075. Köln/
Weimar/Wien 1996).
203. F.-R. ERKENS (Hrsg.), Die früh- und hochmittelalterliche Bi-
schofserhebung im europäischen Vergleich. Köln u. a. 1998.
204. H. KELLER, Die Investitur. Ein Beitrag zur ,Staatssymbolik‘ im
Hochmittelalter, in: FMSt 27 (1993) 51–86.
205. V. LABHART, Zur Rechtssymbolik des Bischofsrings. Köln/Graz
1963.
206. H. MEIER-WELCKER, Die Simonie im frühen Mittelalter, in: ZKiG
64 (1952/53) 61–93.
207. A. SCHARNAGL, Der Begriff der Investitur in den Quellen und der
Literatur des Investiturstreites. Stuttgart 1908.
208. R. SCHIEFFER, Spirituales latrones. Zu den Hintergründen der Si-
monieprozesse in Deutschland zwischen 1069 und 1075, in: HJb
92 (1972) 19–60.
209. R. SCHIEFFER, Geistliches Amt und schnöder Mammon. Zur Be-
wertung der Simonie im hohen Mittelalter, in: Mediaevalia Au-
giensia, hrsg. von J. PETERSOHN. Stuttgart 2001, 359–374.
210. P. SCHMID, Der Begriff der kanonischen Wahl in den Anfängen des
Investiturstreits. Stuttgart 1926.

b. Der Zölibat
211. A. L. BARSTOW, Married Priests and the Reforming Papacy: The
Eleventh-Century Debates. New York/Toronto 1982.
212. G. FORNASARI, Celibato sacerdotale e „autocoscienza“ ecclesiale.
Per la storia della „Nicolaitica haeresis“ nell’Occidente medie-
vale. Udine 1981.
213. S. FREUND, Studien zur literarischen Wirksamkeit des Petrus Da-
miani. Anhang: Johannes von Lodi, Vita Petri Damiani. Hannover
1995.

c. Sutri und die deutschen Päpste


214. P. ENGELBERT, Heinrich III. und die Synoden von Sutri und Rom
im Dezember 1046, in: RQA 94 (1999) 228–266.
215. R. SCHIEFFER, Zum „Sutrilied“, in: Studien zur Geschichte des
Mittelalters. J. Petersohn zum 65. Geburtstag, hrsg. von M. THUM-
SER/A. WENZ-HAUBFLEISCH und P. WIEGAND. Stuttgart 2000, 82–91.
216. F.-J. SCHMALE, Die Absetzung Gregors VI. in Sutri und die syno-
dale Tradition, in: AHC 11 (1979) 55–103.
B. Literatur 141

217. K. SCHMID, Heinrich III. und Gregor VI. im Gebetsgedächtnis von


Piacenza des Jahres 1046, in: Verbum et signum. Festschrift f.
F. Ohly, hrsg. von H. FROMM. Bd. 2. München 1975, 79–97.
218. H. WOLTER, Die Synoden im Reichsgebiet und in Reichsitalien
von 916–1056. Paderborn 1988.
219. H. ZIMMERMANN, Papstabsetzungen des Mittelalters. Graz/Wien/
Köln 1968.

d. Das Papstwahldekret
220. D. HÄGERMANN, Untersuchungen zum Papstwahldekret von 1059,
in: ZRG KA 56 (1970) 157–193.
221. D. JASPER, Das Papstwahldekret von 1059. Überlieferung und
Textgestalt. Sigmaringen 1986.
222. H. G. KRAUSE, Das Papstwahldekret von 1059 und seine Rolle im
Investiturstreit, in: Studi Gregoriani 7 (1960) 1–287.
223. H. G. KRAUSE, Die Bedeutung der neuentdeckten Überlieferungen
des Papstwahldekrets von 1059, in: ZRG KA 76 (1990) 89–134.
224. G. MARTIN, Der salische Herrscher als Patricius Romanorum. Zur
Einflußnahme Heinrichs III. und Heinrichs IV. auf die Besetzung
der Cathedra Petri, in: FMSt 28 (1994) 257–295.
225. P. SCHIEFFER-BOICHHORST, Die Neuordnung der Papstwahl durch
Nikolaus II. Straßburg 1879.
226. R. SCHIEFFER, Rechtstexte des Reformpapsttums und ihre zeitge-
nössische Resonanz, in: Überlieferung und Geltung normativer
Texte des frühen und hohen Mittelalters, hrsg. von H. MORDEK.
Sigmaringen 1986, 51–69.
227. W. STÜRNER, Salvo debito honore et reverentia. Der Königspara-
graph im Papstwahldekret von 1059, in: ZRG KA 54 (1968) 1–56.
228. W. STÜRNER, Das Papstwahldekret von 1059 und seine Verfäl-
schung, in: Fälschungen im Mittelalter, Teil 2. Hannover 1988,
157–190.
229. W. ULLMANN, Zum Papstwahldekret von 1059, in: ZRG KA 99
(1982) 32–51.
230. K. M. WOODY, Sagena Piscatoris: Peter Damiani and the Papal
Election Decree of 1059, in: Viator 1 (1970) 33–54.

e. Der Dictatus Papae Gregors VII.


231. H. FUHRMANN, „Quod catholicus non habeatur, qui non concordat
Romanae ecclesiae“. Randnotizen zum Dictatus Papae, in: Fest-
schrift für H. Beumann, hrsg. von K.-U. JÄSCHKE. Sigmaringen
1977, 263–287.
142 III. Quellen und Literatur

232. H. FUHRMANN: Papst Gregor VII. und das Kirchenrecht. Zum Pro-
blem des Dictatus Papae, in: Studi Gregoriani 13 (1989) 123–150.
233. K. HOFMANN, Der Dictatus Papae Gregors VII. Eine rechtsge-
schichtliche Erklärung. Paderborn 1933.
234. K. HOFMANN, Der Dictatus Papae Gregors VII. als Index einer
Kanonessammlung, in: Studi Gregoriani 1 (1947) 531–537.
235. F. KEMPF, Ein zweiter Dictatus Papae? Ein Beitrag zum Depositi-
onsanspruch Gregors VII., in: ArchHPont 13 (1975) 119–139.
236. L. F. J. MEULENBERG, Der Primat der römischen Kirche im Denken
und Handeln Gregors VII. ’s-Gravenhage 1965.
237. H. MORDEK, Proprie auctoritates apostolice sedis. Ein zweiter
Dictatus papae Gregors VII.?, in: DA 28 (1972) 105–132.
238. R. SCHIEFFER, Tomus Gregorii papae. Bemerkungen zur Diskus-
sion um das Register Gregors VII., in: AfD 17 (1971) 169–184.
239. M. WOJTOWYTSCH, Proprie auctoritates apostolice sedis. Bemer-
kungen zu einer bisher unbeachteten Überlieferung, in: DA 40
(1984) 612–621.

f. Canossa
240. G. ALTHOFF, Demonstration und Inszenierung. Spielregeln der
Kommunikation in mittelalterlicher Öffentlichkeit, in: FMSt 27
(1993) 27–50.
241. Canossa als Wende, hrsg. von H. KÄMPF. Darmstadt 1963.
242. W. GOEZ, Canossa als deditio, in: Studien zur Geschichte des Mit-
telalters. J. Petersohn zum 65. Geburtstag, hrsg. von M. THUMSER
u. a. Stuttgart 2000, 92–99.
243. A. T. HACK, Das Empfangszeremoniell bei mittelalterlichen
Papst-Kaiser-Treffen. Köln/Weimar/Wien 1999.
244. E. HLAWITSCHKA, Zwischen Tribur und Canossa, in: HJb 94 (1974)
25–45.
245. T. REUTER, Contextualising Canossa: excommunication, penance,
surrender, reconciliation, in: ders., Medieval Politics and Modern
Mentalities, hrsg. von J. NELSON. Cambridge 2006, 147–166.
246. R. SCHIEFFER, Von Mailand nach Canossa. Ein Beitrag zur Ge-
schichte der christlichen Herrscherbuße von Theodosius d. Gr. bis
zu Heinrich IV., in: DA 28 (1972) 333–370.
247. E. SCHUBERT, Königsabsetzung im deutschen Mittelalter. Eine
Studie zum Werden der Reichsverfassung. Göttingen 2005.
248. W. VON DEN STEINEN, Canossa, Heinrich IV. und die Kirche. Mün-
chen 1957.
249. H. ZIMMERMANN, Der Canossagang von 1077. Wirkungen und
B. Literatur 143

Wirklichkeit. Wiesbaden 1975 (ital. Ausgabe: 2. Aufl. Reggio


Emilia 2007).

g. Das Gegenkönigtum Rudolfs von Schwaben


250. B. HINZ, Das Grabdenkmal Rudolfs von Schwaben. Monument
der Propaganda und Paradigma der Gattung. Frankfurt am Main
1996.
251. E. HLAWITSCHKA, Zur Herkunft und zu den Seitenverwandten des
Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden, in: Nr. 96, Bd. 1: 175–220.
252. H. JAKOBS, Rudolf von Rheinfelden und die Kirchenreform, in:
Nr. 86: 87–115.
253. H. KELLER, Schwäbische Herzöge als Thronbewerber: Hermann
II. (1002), Rudolf von Rheinfelden (1077), Friedrich von Staufen
(1125), in: ZGO 131 (1983) 123–162.
254. W. SCHLESINGER, Die Wahl Rudolfs von Schwaben zum Gegen-
könig 1077 in Forchheim, in: Nr. 86: 61–85.
255. U. SCHMIDT, Die Wahl Hermanns von Salm zum Gegenkönig
1081, in: Ex Ipsis Rerum Documentis. Beiträge zur Mediävistik.
Festschrift für H. Zimmermann, hrsg. von K. HERBERS, H. H. KOR-
TÜM und C. SERVATIUS. Sigmaringen 1991, 477–491.
256. H. SCIURIE, Die Merseburger Grabplatte König Rudolfs von
Schwaben und die Bewertung des Herrschers im 11. Jahrhundert,
in: Jahrbuch für die Geschichte des Feudalismus 6 (1982), 173–
183.
257. T. STRUVE, Das Bild des Gegenkönigs Rudolf von Schwaben in
der zeitgenössischen Historiographie, in: Nr. 86: 459–475.

h. Das Wormser Konkordat


258. S. BEULERTZ, Ansichten vom handelnden Herrscher. Wendepunkte
der salischen Geschichte in Bild und Text, in: Bilder erzählen Ge-
schichte, hrsg. von H. ALTRICHTER. Freiburg 1995, 105–131.
259. P. CLASSEN, Das Wormser Konkordat in der deutschen Verfas-
sungsgeschichte, in: Nr. 86: 411–460.
260. J. FRIED, Der Regalienbegriff im elften und zwölften Jahrhundert,
in: DA 29 (1973) 450–528.
261. I. HERKLOTZ, Die Beratungsräume Calixtus’ II. im Lateranpalast
und ihre Fresken. Kunst und Propaganda am Ende des Investitur-
streits, in: ZKunstG 52 (1989) 145–214.
262. A. HOFMEISTER, Das Wormser Konkordat, in: Forschungen und
Versuche zur Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit. Fest-
schrift D. Schäfer. Jena 1915, 64–148 (Sonderausgabe 1962).
144 III. Quellen und Literatur

263. M. MINNINGER, Von Clermont zum Wormser Konkordat. Köln/


Wien 1978.
264. I. OTT, Der Regalienbegriff im zwölften Jahrhundert, in: ZRG KA
35 (1948) 234–304.
265. B. SCHILLING, Ist das Wormser Konkordat überhaupt nicht ge-
schlossen worden? Ein Beitrag zur hochmittelalterlichen Ver-
handlungstechnik, in: DA 58 (2002) 123–191 (Replik auf
Nr. 266).
266. C. ZEY, Der Romzugsplan Heinrichs V. 1122/23. Neue Über-
legungen zum Abschluß des Wormser Konkordats, in: DA 56
(2000) 447–504.

i. Gottes- und Landfrieden


267. J. GERNHUBER, Die Landfriedensbewegung in Deutschland bis
zum Mainzer Reichslandfrieden von 1235. Bonn 1952.
268. H.-W. GOETZ, Kirchenschutz, Rechtswahrung und Reform. Zu
den Zielen und zum Wesen der frühen Gottesfriedensbewegung in
Frankreich, in: Francia 11 (1983) 193–239.
269. H.-W. GOETZ, Der Kölner Gottesfriede von 1083, in: Jb Köln GV
55 (1984) 39–76.
270. H. HOFFMANN, Gottesfriede und Treuga Dei. Stuttgart 1964.
271. L. KÉRY, Gottesfurcht und irdische Strafe. Der Beitrag des mittel-
alterlichen Kirchenrechts zur Entstehung des öffentlichen Straf-
rechts. Köln/Weimar/Wien 2006.
272. TH. KÖRNER, Juramentum und frühe Friedensbewegung (10.–
12. Jh.). Berlin 1977 (dazu: W. HARTMANN, in: DA 34 (1978)
259 f.).
273. E. WADLE, Frühe deutsche Landfrieden, in: Überlieferung und
Geltung normativer Texte des frühen und hohen Mittelalters, hrsg.
von H. MORDEK. Sigmaringen 1986, 71–92.
274. D. WILLOWEIT, Die Sanktionen für Friedensbruch im Kölner Got-
tesfrieden von 1083, in: Recht und Kriminalität. Festschrift für
F.-W. Krause, hrsg. von E. SCHLÜCHTER und K. LAUBENTHAL. Köln
u. a. 1990, 37–52.

2.3 Strukturen

a. Papsttum und Kurie


275. Y. M. J. CONGAR, Der Platz des Papsttums in der Kirchenfrömmig-
keit der Reformer des elften Jahrhunderts, in: Sentire ecclesiam,
B. Literatur 145

Festschrift für H. Rahner, hrsg. von J. DANIÉLOU und H. VORGRIM-


LER. Freiburg 1961, 196–217.
276. R. ELZE, Das „Sacrum Palatium Lateranense“ im 10. und 11. Jahr-
hundert, in: Studi Gregoriani 4 (1952) 27–54.
277. H. FUHRMANN, Einfluß und Verbreitung der pseudoisidorischen
Fälschungen, 3 Bde. Stuttgart 1972–74.
278. W. HARTMANN, Discipulus non est super magistrum (Matth.
10,24). Zur Rolle der Laien und der niederen Kleriker im Investi-
turstreit, in: Papsttum, Kirche und Recht im Mittelalter. Fest-
schrift für H. Fuhrmann, hrsg. von H. MORDEK. Tübingen
1991,187–200.
279. K. JORDAN, Die päpstliche Verwaltung im Zeitalter Gregors VII.,
in: Studi Gregoriani 1 (1947) 111–131.
280. F. KEMPF, Die päpstliche Gewalt in der mittelalterlichen Welt, in:
Saggi storici intorno al Papato. Rom 1959, 117–169.
281. M. MACCARRONE, I fondamenti „petrini“ del primato romano in
Gregorio VII, in: Studi Gregoriani 13 (1989) 55–122.
282. I. S. ROBINSON, „Periculosus homo“: Pope Gregory VII and Epis-
copal Authority, in: Viator 9 (1978) 103–131.
283. P. E. SCHRAMM, Sacerdotium und Regnum im Austausch ihrer
Vorrechte, in: Studi Gregoriani 2 (1947) 403–457.
284. G. TELLENBACH, Die Bedeutung des Reformpapsttums für die
Einigung des Abendlandes, in: Studi Gregoriani 2 (1947) 125–
149.
285. G. TELLENBACH, Die abendländische Kirche im 10. und 11. Jahr-
hundert im Ganzen der Kirchengeschichte, in: Aus Kirche und
Reich. Festschrift f. F. Kempf, hrsg. von H. MORDEK. Sigmaringen
1983, 125–130.
286. W. ULLMANN, Die Machtstellung des Papsttums im Mittelalter
(dt.). Köln 1960.
287. S. WEINFURTER, Papsttum, Reich und kaiserliche Autorität. Von
Rom 1111 bis Venedig 1177, in: Das Papsttum in der Welt des
12. Jahrhunderts, hrsg. von E.-D. HEHL, I. H. RINGEL und H. SEI-
BERT. Stuttgart 2002, 77–99.

b. Der Episkopat
288. K. BOGUMIL, Das Bistum Halberstadt im 12. Jahrhundert. Köln/
Wien 1972.
289. D. CLAUDE, Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis in das
12. Jahrhundert, Teil 1. Köln/Wien 1972.
290. O. ENGELS, Der Reichsbischof (10. und 11. Jahrhundert), in: Der
146 III. Quellen und Literatur

Bischof in seiner Zeit. Festgabe für J. Kardinal Höffner, hrsg. von


P. BERGLAR/O. ENGELS. Köln 1986, 41–94.
291. O. ENGELS, Der Reichsbischof in ottonischer und frühsalischer
Zeit, in: Beiträge zu Geschichte und Struktur der mittelalterlichen
Germania Sacra, hrsg. von I. CRUSIUS. Göttingen 1989, 135–175.
292. J. FLECKENSTEIN, Problematik und Gestalt der ottonisch-salischen
Reichskirche, in: DERS., Ordnungen und formende Kräfte des Mit-
telalters. Ausgewählte Beiträge. Göttingen 1989, 222–242.
293. G. GLAESKE, Die Erzbischöfe von Hamburg–Bremen als Reichs-
fürsten (937–1258). Hildesheim 1962, 55–122.
294. S. HAARLÄNDER, Vitae episcoporum. Eine Quellengattung zwi-
schen Hagiographie und Historiographie, untersucht an Lebens-
beschreibungen von Bischöfen des Regnum Teutonicum im Zeit-
alter der Ottonen und Salier. Stuttgart 2000.
295. H.-J. KREY, Bischöfliche Herrschaft im Schatten des Königtums.
Studien zur Geschichte des Bistums Speyer in spätsalischer und
frühstaufischer Zeit. Frankfurt am Main 1996.
296. J.-L. KUPPER, Liège et l’église impériale. XIe–XIIe siècles. Paris
1981.
297. R. SCHIEFFER, Der ottonische Reichsepiskopat zwischen Königtum
und Adel, in: FMSt 23 (1989) 291–301.
298. K. H. SCHMITT, Erzbischof Adalbert I. von Mainz als Territorial-
fürst. Berlin 1920.
299. H. ZIELINSKI, Der Reichsepiskopat in spätottonischer und salischer
Zeit (1002–1125), Teil 1. Stuttgart 1984.

c. Königtum
300. H. BEUMANN, Zur Entwicklung transpersonaler Staatsvorstellun-
gen, in: Das Königtum. Lindau/Konstanz 1956, 185–224.
301. H. BEUMANN, Der deutsche König als „Romanorum Rex“. Wies-
baden 1981.
302. M. BLOCH, Les rois thaumaturges. Paris 1924. (Deutsche Aus-
gabe: Die wundertätigen Könige. München 1998).
303. H. W. BÖHME (Hrsg.), Burgen in der Salierzeit, 2 Teile. Sigmarin-
gen 1991.
304. E. BOSHOF, Königtum und Königsherrschaft im 10. und 11. Jahr-
hundert. 2. Aufl. München 1997.
305. F.-R. ERKENS, Herrschersakralität im Mittelalter. Von den Anfän-
gen bis zum Investiturstreit. Stuttgart 2006.
306. E.-D. HEHL, Maria und das ottonisch-salische Königtum. Urkun-
den, Liturgie, Bilder, in: HJb 117 (1997) 271–310.
B. Literatur 147

307. H. HOFFMANN, Buchkunst und Königtum im ottonischen und früh-


salischen Reich. Stuttgart 1986.
308. K. JORDAN, Der Kaisergedanke in Ravenna zur Zeit Heinrichs IV.,
in: DA 2 (1938) 85–128.
309. F. KERN, Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im frühen Mit-
telalter. 2. Aufl. Darmstadt 1954.
310. G. KOCH, Auf dem Wege zum Sacrum Imperium. Köln/Wien
1972.
311. H. KRAUSE, Königtum und Rechtsordnung in der Zeit der sächsi-
schen und salischen Kaiser, in: ZRG GA 82 (1965) 1–98.
312. J. LE GOFF, La genèse du miracle royal, in: Marc Bloch au-
jourd’hui. Paris 1990, 147–156.
313. P. MILLOTAT, Transpersonale Staatsvorstellungen in den Beziehun-
gen zwischen Kirchen und Königtum der ausgehenden Salierzeit.
Rheinfelden 1989.
314. E. MÜLLER-MERTENS, Regnum Teutonicum. Aufkommen und Ver-
breitung der deutschen Reichs- und Königsauffassung im frühe-
ren Mittelalter. Berlin 1970 (dazu: H. BEUMANN, in: AKG 55
(1973) 215–223).
315. R. SCHIEFFER, Gregor VII. und die Könige Europas, in: Studi Gre-
goriani 13 (1989) 189–211.
316. J. SCHLICK, König, Fürsten und Reich (1056–1159). Herrschafts-
verständnis im Wandel. Stuttgart 2001.
317. B. SCHNEIDMÜLLER, Konsensuale Herrschaft. Ein Essay über For-
men und Konzepte politischer Ordnung im Mittelalter, in: Reich,
Regionen und Europa in Mittelalter und Neuzeit. Festschrift für
P. Moraw, hrsg. von P.-J. HEINIG u. a. Berlin 2000, 53–87.
318. H. K. SCHULZE, Königsherrschaft und Königsmythos. Herrscher
und Volk im politischen Denken des Hochmittelalters, in: Fest-
schrift für B. Schwineköper, hrsg. von H. MAURER und H. PATZE.
Sigmaringen 1982, 177–186.
319. B. SCHWINEKÖPER, Christus-Reliquien-Verehrung und Politik, in:
BlldtLG 117 (1981) 183–281.
320. G. STREICH, Burg und Kirche während des deutschen Mittelalters,
2 Bde. Sigmaringen 1984.
321. T. STRUVE, Die Salier und das römische Recht. Ansätze zur Ent-
wicklung einer säkularen Herrschaftstheorie in der Zeit des Inves-
titurstreits. Stuttgart 1999
322. M. SUCHAN, Königsherrschaft im Streit. Konfliktaustragung in der
Regierungszeit Heinrichs IV. zwischen Gewalt, Gespräch und
Schriftlichkeit. Stuttgart 1997.
148 III. Quellen und Literatur

323. DIES., Fürstliche Opposition gegen das Königtum im 11. und


12. Jahrhundert als Gestalterin mittelalterlicher Staatlichkeit, in:
FMSt 37 (2003) 141–165.
324. B. TÖPFER, Tendenzen zur Entsakralisierung der Herrscherwürde
in der Zeit des Investiturstreites, in: Jb f. Geschichte des Feudalis-
mus 6 (1982) 163–171.
325. S. WEINFURTER, Salisches Herrschaftsverständnis im Wandel.
Heinrich V. und sein Privileg für die Bürger von Speyer, in: FMSt
36 (2002) 317–335.

d. Fürsten und Adel


326. G. ALTHOFF, Die Zähringer – Herzöge ohne Herzogtum, in: Die
Zähringer. Schweizer Vorträge und neue Forschungen, hrsg. von
K. Schmid. Sigmaringen 1990, 81–94.
327. S. BORCHERT, Otto von Northeim (um 1025–1083). Reichspolitik
und personelles Umfeld. Hannover 2005.
328. T. BRÜSCH, Die Brunonen. Ihre Grafschaften und die sächsische
Geschichte. Herrschaftsbildung und Adelsbewusstsein im
11. Jahrhundert. Husum 2000.
329. J. DENDORFER, Adelige Gruppenbildung und Königsherrschaft.
Die Grafen von Sulzbach und ihr Beziehungsgeflecht im 12. Jahr-
hundert. München 2004.
330. J. DHONDT, Etudes sur la naissance des principautés territoriales en
France (IXe–Xe siècles). Brügge 1948.
331. O. EnGELS, Die Staufer. 3. Aufl. Stuttgart 1984.
332. L. FENSKE, Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung im
östlichen Sachsen. Göttingen 1977.
333. W. GIESE, Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer
und salischer Zeit. Wiesbaden 1979.
334. W. HECHBERGER, Adel im fränkisch-deutschen Mittelalter. Zur
Anatomie eines Forschungsproblems. Ostfildern 2005.
335. R. HILDEBRAND, Herzog Lothar von Sachsen. Hildesheim 1986.
336. K.-E. KLAAR, Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten. Kla-
genfurt 1966.
337. O.-H. KOST, Das östliche Niedersachsen im Investiturstreit. Göt-
tingen 1962.
338. K.-H. LANGE, Die Stellung der Grafen von Northeim in der
Reichsgeschichte des 11. und frühen 12. Jahrhunderts, in: Nie-
ders. Jb. 33 (1961) 1–107.
339. U. LEWALD, Die Ezzonen. Das Schicksal eines rheinischen Fürs-
tengeschlechts, in: RhVjbll. 43 (1979) 120–168.
B. Literatur 149

340. K. LEYSER, The Crisis of Medieval Germany, in: ProcBritAcad 69


(1983) 409–443.
341. DERS., Von der sächsischen Freiheit zur Freiheit Sachsens. Die
Krise des 11. Jahrhunderts, in: Die abendländische Freiheit vom
10. bis zum 14. Jahrhundert. Der Wirkungszusammenhang von
Idee und Wirklichkeit im europäischen Vergleich, hrsg. von J.
FRIED. Sigmaringen 1991, 67–83.
342. H. MAURER, Der Herzog von Schwaben. Sigmaringen 1978.
343. U. PARLOW, Die Zähringer. Kommentierte Quellendokumentation
zu einem südwestdeutschen Herzogsgeschlecht des hohen Mittel-
alters. Stuttgart 1999.
344. W. PETKE, Die Herzogserhebung Lothars von Süpplingenburg im
Jahre 1106, in: DA 46 (1990) 60–84.
345. F. PRINZ, Bayerns Adel im Hochmittelalter, in: ZBLG 30 (1967)
53–117.
346. K. SCHMID, Zur Problematik von Familie, Sippe und Geschlecht,
Haus und Dynastie beim mittelalterlichen Adel, in: ZGO 105
(1957) 1–62.
347. K. SCHMID, Adel und Reform in Schwaben, in: Nr. 86: 295–319.
348. K. SCHMID, Welfisches Selbstverständnis, in: Adel und Kirche.
G. Tellenbach zum 65. Geburtstag. Freiburg/Basel/Wien 1968,
389–416.
349. B. SCHNEIDMÜLLER, Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung (819–
1252). Stuttgart u. a. 2000.
350. W. STÖRMER, Früher Adel, 2 Bde. Stuttgart 1973.
351. W. STÖRMER, Beobachtungen zur Politik Heinrichs IV. im Investi-
turstreit. Seine Anhänger und Gegner in Bayern, in: Von Sachsen
bis Jerusalem. Menschen und Institutionen im Wandel der Zeit.
Festschrift für W. Giese zum 65. Geburtstag, hrsg. von H. SEIBERT
und G. THOMA. München 2004, 143–161.
352. H. W. VOGT, Das Herzogtum Lothars von Süpplingenburg 1106–
1125. Hildesheim 1959.
353. T. ZOTZ, Päpstlicher Auftrag und fürstliche Verantwortung. Gre-
gor VII. und der südwestdeutsche Adel 1073–1075, in: Scientia
veritatis. Festschrift für H. Mordek zum 65. Geburtstag, hrsg. von
O. MÜNSCH und T. ZOTZ. Ostfildern 2004, 261–271.
354. T. ZOTZ, Der süddeutsche Adel und sein Widerstand gegen Hein-
rich IV., in: Nr. 83: 339–359.

e. Ministerialität und Rittertum


355. B. ARNOLD, German Knighthood 1050–1300. Oxford 1985.
150 III. Quellen und Literatur

356. A. BORST (Hrsg.), Das Rittertum im Mittelalter. Darmstadt 1976.


357. K. BOSL, Die Reichsministerialität der Salier und Staufer, 2 Bde.
Stuttgart 1950/51.
358. J. BUMKE, Studien zum Ritterbegriff im 12. und 13. Jahrhundert.
2. Aufl. Heidelberg 1977.
359. J. FLECKENSTEIN, Die Entstehung des niederen Adels und das Rit-
tertum, in: Herrschaft und Stand, hrsg. von J. FLECKENSTEIN. Göt-
tingen 1977, 17–39.
360. J. B. FREED, The Origins of the European Nobility: The Problem
of the Ministerials, in: Viator 7 (1976) 211–241.
361. J. JOHRENDT, ,Milites‘ und ,Militia‘ im 11. Jahrhundert. Diss. Er-
langen 1971.
362. M. PARISSE, Les ministériaux en Empire: ab omni jugo servili
absoluti, in: Jb. f. Westdt. LG 6 (1980) 1–24.

f. Die Städte
363. H. W. BÖHME (Hrsg.), Siedlungen und Landesausbau zur Salier-
zeit, 2 Teile. Sigmaringen 1991.
364. B. DIESTELKAMP (Hrsg.), Beiträge zum hochmittelalterlichen Städ-
tewesen. Köln/Wien 1982.
365. G. DILCHER, Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune.
Aalen 1967.
366. E. ENNEN, Die europäische Stadt des Mittelalters. 4. Aufl. Göttin-
gen 1987.
367. H. KELLER, Die Entstehung der italienischen Stadtkommunen als
Problem der Sozialgeschichte, in: FMSt 10 (1976) 169–211.
368. R. KOTTJE, Zur Bedeutung der Bischofsstädte für Heinrich IV., in:
HJb 97/98 (1979) 131–157.
369. W. PETERS, Coniuratio facta est pro libertate. Zu den coniurationes
in Mainz, Köln und Lüttich in den Jahren 1105/06, in: Rhein.
Vjbll. 51 (1987) 303–312.
370. K. SCHULZ, Zensualität und Stadtentwicklung im 11./12. Jahrhun-
dert, in: Nr. 364: 73–93.
371. K. SCHULZ, „Denn sie lieben die Freiheit so sehr . . .“ Kommunale
Aufstände und Entstehung des europäischen Bürgertums im
Hochmittelalter. 2. Aufl. Darmstadt 1995.
372. B. SCHWINEKÖPER, Königtum und Städte bis zum Ende des Investi-
turstreits. Sigmaringen 1977.
373. O. ZUMHAGEN, Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung.
Mailand, Cremona, Piacenza und Florenz zur Zeit der Pataria.
Köln u. a. 2002.
B. Literatur 151

g. Das Mönchtum
374. C. BORGOLTE, Studien zur Klosterreform in Sachsen im Hochmit-
telalter. Freiburg 1976.
375. K. HALLINGER, Gorze und Cluny, 2 Bde. Rom 1950.
376. H. JAKOBS, Die Hirsauer. Köln/Graz 1961.
377. H. JAKOBS, Der Adel in der Klosterreform von St. Blasien. Köln/
Graz 1968.
378. A. KOHNLE, Abt Hugo von Cluny (1049–1109). Sigmaringen 1993.
379. A. METTLER, Laienmönche, Laienbrüder, Conversen, besonders
bei den Hirsauern, in: Württ. Vierteljahrshefte für Landesge-
schichte 41 (1935) 201–253.
380. K. SCHMID, Kloster Hirsau und seine Stifter. Freiburg 1959.
381. H. SEIBERT, Abtserhebungen zwischen Rechtsnorm und Rechts-
wirklichkeit. Formen der Nachfolgeregelungen in lothringischen
und schwäbischen Klöstern der Salierzeit (1024–1125). Mainz
1995.
382. J. SEMMLER, Die Klosterreform von Siegburg. Bonn 1959.
383. H. J. WOLLASCH, Die Anfänge des Klosters St. Georgen im
Schwarzwald. Freiburg 1964.
384. J. WOLLASCH, Mönchtum des Mittelalters zwischen Kirche und
Welt. München 1973.
385. J. WOLLASCH, Der Einfluß des Mönchtums auf Reich und Kirche
vor dem Investiturstreit, in: Reich und Kirche vor dem Investitur-
streit, hrsg. von K. SCHMID. Sigmaringen 1985, 35–48.
386. J. WOLLASCH, Totengedenken im Reformmönchtum, in: Monasti-
sche Reformen im 9. und 10. Jahrhundert, hrsg. von R. KOTTJE.
Sigmaringen 1989, 147–166.
387. J. WOLLASCH, Die mittelalterliche Lebensform der Verbrüderung,
in: Memoria, hrsg. von K. SCHMID und J. WOLLASCH. München
1984, 215–232.

h. Die Regularkanoniker
388. K. BOSL, Regularkanoniker (Augustinerchorherren) und Seel-
sorge in Kirche und Gesellschaft des europäischen 12. Jahrhun-
derts. München 1979 (dazu: S. WEINFURTER, in: AKG 62/63 (1980/
81) 381–395).
389. H. FUHRMANN, Das Papsttum zwischen Frömmigkeit und Politik –
Urban II. (1088–1099) und die Frage der Selbstheiligung, in:
Deus qui mutat tempora. Menschen und Institutionen im Wandel
des Mittelalters, Festschrift für A. Becker, hrsg. von E.-D. HEHL
u. a. Sigmaringen 1987, 157–172.
152 III. Quellen und Literatur

390. J. LAUDAGE, Ad exemplar primitivae ecclesiae. Kurie, Reich und


Klerusreform von Urban II. bis Calixt II., in: Reformidee und Re-
formpolitik im spätsalischen-frühstaufischen Reich, hrsg. von S.
WEINFURTER. Mainz 1992, 47–73.
391. J. MOIS, Das Stift Rottenbuch in der Kirchenreform des XI.–XII.
Jahrhunderts. München 1953.
392. T. SCHMIDT, Die Kanonikerreform in Rom und Papst Alexan-
der II., in: Studi Gregoriani 9 (1972) 199–221.
393. S. WEINFURTER, Neuere Forschungen zu den Regularkanonikern
im deutschen Reich des 11. und 12. Jahrhunderts, in: HZ 224
(1977) 379–397.

i. Die Juden
394. R. CHAZAN, European Jewry and the First Crusade. Berkeley/Los
Angeles/London 1987.
395. L. DASBERG, Untersuchungen über die Entwicklung des Judensta-
tus im 11. Jahrhundert. Paris 1965.
396. H. LIEBESCHÜTZ, Synagoge und Ecclesia. Heidelberg 1983.
397. D. MERTENS, Christen und Juden zur Zeit des 1. Kreuzzuges, in:
Die Juden als Minderheit in der Geschichte, hrsg. von B. MARTIN/
E. SCHULIN. München 1981, 46–67.
398. H. MÖHRING, Graf Emicho und die Judenverfolgung von 1096, in:
Rhein. Vjbll. 56 (1992) 97–111.
399. S. SCHIFFMANN, Heinrichs IV. Verhalten zu den Juden zur Zeit des
1. Kreuzzuges, in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in
Deutschland 3 (1931) 233–250.
400. B. STEMBERGER, Zu den Judenverfolgungen in Deutschland zur
Zeit der ersten beiden Kreuzzüge, in: Kairos 20 (1978) 53–72.

k. Bildung und Wissenschaft


401. H. H. ANTON, Beobachtungen zur heinrizianischen Publizistik:
Die Defensio Heinrici IV. regis, in: Historiographia mediaevalis.
Festschrift f. F.-J. Schmale, hrsg. von D. BERG und H.-W. GOETZ.
Darmstadt 1988, 149–167.
402. J. AUTENRIETH, Die Domschule von Konstanz zur Zeit des Investi-
turstreits. Stuttgart 1956.
403. W. BERSCHIN, Die publizistische Reaktion auf den Tod Gre-
gors VII. (nach fünf oberitalienischen Streitschriften), in: Studi
Gregoriani 14 (1990) 121–135.
404. J. W. BUSCH, Der Liber de Honore Ecclesiae des Placidus von
Nonantola. Eine kanonistische Problemerörterung aus dem Jahre
B. Literatur 153

1111. Die Arbeitsweise ihres Autors und seine Vorlagen. Sigma-


ringen 1990 (vgl. die Rezension von D. JASPER, in: DA 48 (1992)
243 f.).
405. C. DOLCINI, Velut aurora surgente. Pepo, il vescovo Pietro e l’ori-
gine dello studium Bolognese. Rom 1987.
406. L. FOWLER-MAGERL, Clavis Canonum. Selected Canon Law Col-
lections before 1140. Hannover 2005.
407. H. FUHRMANN, „Volkssouveränität“ und „Herrschaftsvertrag“ bei
Manegold von Lautenbach, in: Festschrift für H. Krause, hrsg.
von S. GAGNÉR. Köln/Wien 1975, 21–42.
408. H. FUHRMANN, Ein in Briefform verschicktes Constitutum Con-
stantini aus der Zeit des Investiturstreits, in: Geschichtsschrei-
bung und geistiges Leben im Mittelalter. Festschrift für H. Löwe,
hrsg. von K. HAUCK. Köln/Wien 1978, 346–355.
409. H. FUHRMANN, Pseudoisidor, Otto v. Ostia (Urban II.) und der
Zitatenkampf von Gerstungen, in: ZRG KA 68 (1982) 52–69.
410. H.-W. GOETZ, Das Geschichtsbild Ottos von Freising. Köln/Wien
1984.
411. H.-W. GOETZ, Geschichte als Argument. Historische Beweisfüh-
rung und Geschichtsbewußtsein in den Streitschriften des Investi-
turstreits, in: HZ 245 (1987) 1–69.
412. M. GRABMANN, Die Geschichte der scholastischen Methode,
2 Bde. Freiburg 1909–1911.
413. W. HARTMANN, Manegold von Lautenbach und die Anfänge der
Frühscholastik, in: DA 26 (1970) 47–149.
414. R. KOTTJE, Zum Anteil Kölns an den geistigen Auseinanderset-
zungen des Investiturstreits und der gregorianischen Kirchenre-
form, in: Rhein.Vjbll. 41 (1977) 40–52.
415. C. MÄRTL, Regensburg in den geistigen Auseinandersetzungen
des Investiturstreits, in: DA 42 (1986) 145–191.
416. C. MIRBT, Die Publizistik im Zeitalter Gregors VII. Leipzig
1894.
417. H. MORDEK, Kanonistik und Gregorianische Reform, in: Reich
und Kirche vor dem Investiturstreit, hrsg. von K. SCHMID. Sigma-
ringen 1985, 65–82.
418. C. M. RADDING, The Origins of the Medieval Jurisprudence. Pavia
and Bologna 850–1150. New Haven/London 1988 (dazu S. CHO-
DOROW, in: Speculum 65 (1990) 743–745; J. FRIED, in: DA 45
(1989) 287 f.).
419. R. REICHE, Ein rheinisches Schulbuch aus dem 11. Jahrhundert.
München 1976.
154 III. Quellen und Literatur

420. I. S. ROBINSON, Authority and Resistance in the Investiture con-


test. Manchester 1978.
421. I. S. ROBINSON, Zur Arbeitsweise Bernolds von Konstanz und sei-
nes Kreises, in: DA 34 (1978) 51–122.
422. I. S. ROBINSON, The ,colores rhetorici‘ in the Investiture Contest,
in: Traditio 32 (1976) 209–238.
423. L. SCHMUGGE, Codicis Iustiniani et Institutionum baiulus – Eine
neue Quelle zu Magister Pepo von Bologna, in: Ius Commune 6
(1977) 1–9.
424. T. STRUVE, Lampert von Hersfeld, Teil A, in: HessJbLG 19 (1969)
1–123 u. Teil B, in: ebd. 20 (1970) 32–142.
425. H. G. WALTHER, Die Anfänge des Rechtsstudiums und die kom-
munale Welt Italiens im Hochmittelalter, in: Schulen und Studium
im sozialen Wandel des hohen und späten Mittelalters, hrsg. von
J. FRIED. Sigmaringen 1986, 121–162.
426. J. ZIESE, Historische Beweisführung in Streitschriften des Investi-
turstreites. München 1972.

3. Das 11. Jahrhundert als Zeit der Revolution

427. H. J. BERMAN, Recht und Revolution. Die Bildung der westlichen


Rechtstradition. Dt. Frankfurt am Main 1991.
428. K. LEYSER, Am Vorabend der ersten europäischen Revolution. Das
11. Jahrhundert als Umbruchszeit, in: HZ 257 (1993) 1–28.
429. R. I. MOORE, Die erste europäische Revolution: Gesellschaft und
Kultur im Hochmittelalter. München 2001.
430. E. ROSENSTOCK, Die europäische Revolution. Volkscharaktere und
Staatenbildung. Jena 1931.
431. R. SCHIEFFER, „The Papal Revolution in Law“? Rückfragen an Ha-
rold J. Berman, in: Bulletin of Medieval Canon Law 22 (1998)
19–30.
432. T. STRUVE, Die Wende des 11. Jahrhunderts. Symptome eines
Epochenwandels im Spiegel der Geschichtsschreibung, in: HJb
112 (1992) 324–365.
Register

Personenregister

Adalbero, Bischof von Würzburg 25, Benedikt IX., Papst 9


32, 75 Benedikt X., Papst 16
Adalbert, Erzbischof von Bremen 2, Benno, Bischof von Osnabrück 4,
15, 47, 75, 100 66 f., 75, 110
Adalbert, Erzbischof von Mainz 2, BENSON, R. L. 80
38–40, 42, 47, 76, 100 f. Benzo von Alba 48, 64
Adalbert, Bischof von Worms 25 Berengar von Sulzbach 42, 70 f.
Agnes, Kaiserin 8, 14–16, 71, 114 Berengar von Tours 58
Agnes, Tochter Heinrichs IV. 26 BERMAN, H. J. 123
Alexander II., Papst 15 f., 18 f., 21, 23, Bernhard, Abt von St-Victor in Mar-
45, 56, 74, 97 seille 25
Alger von Lüttich 61, 65, 120 f. Bernhard, Kardinaldiakon 25
ALTHOFF, G. 68 f., 75, 91, 106–108 BERNHARD, H. 105
Altmann, Bischof von Passau 25, 29, Bernold von Konstanz 46, 59, 61, 63,
32, 75, 115 65, 83, 118, 120
Annalista Saxo 63 BERSCHIN, W. 64–66
Anno, Erzbischof von Köln 14 f., 18, Bertha von Turin 14 f., 69
20, 52, 54, 65, 75, 114 Berthold von Zähringen, Herzog von
Anselm I., Bischof von Lucca 16, 18 Schwaben 14, 20, 26, 50 f.
Anselm II., Bischof von Lucca 30, Berthold, Sohn Rudolfs von Rhein-
60 felden 26
Anselm von Besate 58 Berthold von Reichenau 19, 63
Anselm von Canterbury 58 BEULERTZ, S. 81
ANTON, H. H. 64, 84, 119 BEUMANN, H. 66 f., 85, 103 f.
Ariald, Patarener 19 BISCHOFF, G. 74
Aribo, bayerischer Pfalzgraf 8 BLACK-VELDTRUP, M. 71
ARNOLD, B. 110 BLOCH, M. 102
Arnulf von Mailand 64 BLUMENTHAL, U.-R. 65, 68, 72 f., 78,
Arpaden 14 90
Atto, Erzbischof von Mailand 19 BÖHME, H. W. 105
Augustinus 55, 104 Böhmen (Volk) 6
AUTENRIETH, J. 118 Boemund von Tarent 37
BOGUMIL, K. 76
BARSTOW, A. L. 83 Bonifatius VIII., Papst 98
BARZ, D. 105 Bonifaz, Markgraf von Canossa 7
Bayern (Volk) 33 Bonizo von Sutri 10, 52, 83 f.
Beatrix von Tuszien 7, 13, 71 f. BORCHERT, S. 77
BECHER, M. 68, 105 BORGOLTE, C. 114
BECKER, A. 74 BORINO, G. B. 83, 87 f.
Benedikt VIII., Papst 9 BORST, A. 110
156 Register

BOSHOF, E. 8, 68 f., 71, 75, 87, 90, 92, DOLLINGER, PH. 111
100 DOPSCH, H. 75, 77, 115 f.
BOSL, K. 2, 101, 105, 110, 115 DUBY, G. 110
BRACHMANN, H. 105
BRÜSCH, T. 77 EICKERMANN, N. 65, s. a. FICKERMANN
Bruno, Erzbischof von Trier 36 Ekbert, Markgraf von Meißen 29 f.
Bruno, Bischof von Segni 37 Ekkehard von Aura 57, 63
Bruno, Bischof von Toul 10 ELZE, R. 97
Bruno, Historiograph 19 Emicho, Graf von Flonheim 57
Brunonen 77 ENGEL, E. 67
BÜTTNER, H. 76 ENGELBERT, P. 84
BULST-THIELE, M. L. 71 ENGELS, O. 99, 106 f., 109, 112
BUMKE, J. 111 ENGLBERGER, J. 81
Burchard von Worms 60, 78 ENNEN, E. 111
Burchard II., Bischof von Halberstadt Eppensteiner 26, 77
20, 25, 29 f., 32, 76 ERDMANN, C. 64
Burdinus 40 ERKENS, F.-R. 80, 90, 100, 103, 118
Burkhard, Bischof von Basel 76 Erlembald, Patarener 19
BUSCH, J. W. 121 Erlung, Bischof von Würzburg 66
Ezzonen 77
Cadalus, Bischof von Parma 15, 18
Calixt II., Papst 40 f., 75, 82, 98, FENSKE, L. 77
115 FICHTENAU, H. 72
CASPAR, E. 64, 88 FICKERMANN, N. 64, s. a. EICKERMANN
CHAZAN, R. 117 FLECKENSTEIN, J. 98, 111
CHODOROW, S. 121 FORNACIARI, G. 73
Christen 31, 56 f., 117 FORNASARI, G. 83
CLASSEN, P. 94 FOURNIER, P. 120
Clemens II., Papst 10, 85 FOWLER-MAGERL, L. 60
Clemens III., Gegenpapst 28, 31, 33, Franken (Volk) 6, 26, 29
58, 74 f., 117, s. a. Wibert-Cle- FRAUENKNECHT, E. 64 f., 83
mens III. FREED, J. B. 110
CONGAR, Y. M. J. 96 f. FREISE, E. 66, 70
COWDREY, H. E. J. 64, 68, 73 FRIED, J. 81, 121 f.
Cuno, Abt von Siegburg 114 Friedrich I., Kaiser 49, 100, 111
Friedrich von Büren, Herzog von
DAHLHAUS, J. 74, 104 Schwaben 26
Damasus II., Papst 10 Friedrich II., Herzog von Schwaben
DASBERG, L. 117 40, 42
DENDORFER, J. 70 Friedrich von Lothringen 11–13, 16,
Desiderius, Abt von Montecassino 18, 53, s. a. Stephan IX.
30, 83 f., s. a. Viktor III. Frutolf von Michelsberg 63
Deusdedit, Kardinal 60 FUCHS, F. 115
Deutsche 6, 9, 11, 15, 17–19, 22–24, FUHRMANN, H. 30, 68, 72 f., 78, 88, 92,
27, 32, 35, 47, 49, 57, 59, 61, 74 f., 96, 115, 119 f.
78, 80 f., 83–87, 89–91, 99, 101 f., FUMAGALLI, V. 72
104, 109, 117
DHONDT, J. 107 GÄBE, S. 66
DIESTELKAMP, B. 111 GAETTENS, R. 70
Dietrich, Bischof von Verdun 59 GAUSS, J. 88
DILCHER, G. 112 Gebhard, Erzbischof von Salzburg 25,
Dionysius, Bischof von Piacenza 76 29, 32, 75, 115
DOLCINI, C. 121 Gebhard, Bischof von Eichstätt 13
Register 157

Gebhard III., Bischof von Konstanz HEIDRICH, I. 74–76, 100, 104, 119
32, 75 HEINE, H.-W. 105
Gebhard III., Bischof von Regensburg HEINEMEYER, K. 76
8 Heinrich II., Kaiser 6, 9, 104
Gelasius II., Papst 40 Heinrich III., Kaiser 1 f., 6–11, 13 f.,
GEORGI, W. 80 16 f., 30, 32, 48, 66, 68 f., 77 f., 83–
Gerhard, Bischof von Florenz 16, 86, 95, 100, 102, 104, 106, 110
s. a. Nikolaus II. Heinrich IV., Kaiser 1f., 8, 13–16, 19–
GERNHUBER, J. 94 f., 106 34, 38, 42, 46–53, 57–59, 61, 64, 66–
GIESE, W. 77 72, 74–77, 79–81, 86, 89–92, 95,
GILCHRIST, J. 65, 88 101–106, 112, 114, 117, 120 f., 123
GLAESKE, G. 100 Heinrich, Sohn Heinrichs IV. 21
GOETZ, H.-W. 66 f., 95 Heinrich V., Kaiser 2, 32–42, 47, 49 f.,
GOEZ, E. 64, 71 61, 64, 69–71, 76, 82, 93, 98, 102–
GOEZ, W. 64, 67 f., 72 f., 75 f., 78, 85, 104, 106–108, 111 f.
91 Heinrich I., König von England 36,
Gottfried der Bärtige, Herzog von 42
Lothringen 7f., 11, 13, 15–19 Heinrich I., König von Frankreich 7
Gottfried von Löwen 35 Heinrich der Schwarze, Herzog von
Gottfried, Graf von Calw 42 Bayern 40
Gottfried, Erzbischof von Mailand 19 Heinrich, Herzog von Niederlothrin-
Gottschalk von Aachen 48 gen 35
GRABMANN, M. 120 Heinrich, Graf von Lützelburg 6
Gratian 61 Heinrich, Bischof von Augsburg 14
Gregor I., Papst 21 HERBERS, K. 122
Gregor VI., Papst 9, 11, 21, 83 f. HERKLOTZ, I. 93
Gregor VII., Papst 1, 4, 11, 13, 21–32, Hermann von Salm, Gegenkönig 29 f.,
40, 44–49, 54–56, 59 f., 64, 68, 72– 92
75, 77, 79, 81, 83, 86–88, 90 f., 97 f., Hermann Billung 20
101, 104, 115 f. Hermann, Pfalzgraf 77
Gregor VIII., Gegenpapst 40 Hermann, Bischof von Bamberg 80
Gregor von S. Crisogono 60 Hermann der Lahme 8, 12, 66
GRESCHAT, M. 67 Hildebrand 11, 13, 16–18, 21, 23, 54,
GRESSER, G. 98 72 f., 86, s. a. Gregor VII.
GROSS, TH. 72 HILDEBRAND, R. 77
GUGUMUS, J. E. 76 HINZ, B. 71
Guido von Vienne 37 f., 40, s. a. Ca- HIRSCHMANN, F. G. 113
lixt II. HLAWITSCHKA, E. 70 f., 90
Guitmund von Aversa 58 HOFFMANN, H. 84, 87, 95, 103, 113
HOFMANN, K. 88
HAARLÄNDER, S. 99 HOFMEISTER, A. 92 f.
HACK, A. T. 91 HOLTZ, E. 67
HÄGERMANN, D. 85 f. HOLTZMANN, R. 63
Halinard, Erzbischof von Lyon 8 Honorius II., Gegenpapst 18
HALLER, J. 84 f., 96, 99 HORN, M. 100
HALLINGER, K. 113 HÜBINGER, P. E. 29, 118
HARTMANN, W. 65, 75, 116, 118–120 Hugo, Herzog von Burgund 116
Hartwig, Erzbischof von Magdeburg Hugo, Abt von Cluny 14, 25, 33, 113,
29 116
HAUCK, A. 68, 73 Hugo Candidus 11, 18, 29
Haupt, Heinrich 101, 110 Hugo von Die 30, 81
HAVERKAMP, E. 64, 117 Humbert von Silva Candida 11–13,
HECHBERGER, W. 76, 109 17, 48, 53, 59–61, 65, 79, 83, 85, 115
158 Register

HUTH, V. 71 LABHART, V. 80
Huzmann, Bischof von Speyer 76 Lambert, Kardinalbischof von Ostia
41, 94
Innocenz III., Papst 98 Lampert von Hersfeld 19, 66
Irnerius von Bologna 39, 61, 121 Lanfrank von Bec 58
Ivo von Chartres 37, 60 f., 121 LANGE, K.-H. 77
LAUDAGE, J. 9, 65, 68, 78 f., 81, 115
JAKOBS, H. 71, 77 f., 92, 111, 113 f. LE GOFF, J. 102
JARNUT, J. 122 Leo I., Papst 10
JASPER, D. 64 f., 72, 86 Leo VIII., Papst 10
JENAL, G. 75 Leo IX., Papst 10–13, 43–45, 56, 64,
JOHANEK, P. 100 74, 78, 97 f., 115
Johannes XIX., Papst 48 LEWALD, U. 77
Johannes, Bischof von Speyer 76 LEYSER, K. 7, 105, 123
Johannes, Bischof von Velletri 16 LIEBESCHÜTZ, H. 116
Johannes Gratianus 9, s. a. Gregor VI. Liemar, Erzbischof von Bremen 23,
Johannes Gualberti 53 76
JOHRENDT, J. 110 LIESSEM, U. 105
JORDAN, K. 97, 102 Liutizen 7
Juden 50, 57 f., 116 f., 123 Liutold, Herzog von Kärnten 26
Judith, Tochter Heinrichs III. 14 Lothar III., Kaiser 94, 100, 102
Lothar von Süpplingenburg, Herzog
Karl der Große, Kaiser 10, 28, 42 von Sachsen 35, 38 f., 77, 107 f.,
KEHR, P. F. 84 s. a. Lothar III.
KELLER, H. 8, 92, 106, 110, 112 Lothringer 11, 57
KEMPF, F. 81, 88 f., 98 LOTTER, F. 66
KÉRY, L. 95 Ludwig VI., König von Frankreich 42
KIRCHNER, G. 110 Ludwig, Landgraf von Thüringen 39
KLAAR, L.-E. 77 LÜCK, D. 75
KLEINEN, M. 76
KOCH, G. 102 MACCARRONE, M. 96 f.
KOEBNER, R. 88 MÄRTL, C. 64 f., 118
KÖRNER, TH. 95 Magnus Billung 105
KOHNLE, A. 113 MALLEGNI, F. 73
Konrad II., Kaiser 6, 8, 48, 100, 102 Manegold von Lautenbach 46, 48,
Konrad III., König 49, 94 59–61, 64, 83, 115, 118–120
Konrad, Sohn Heinrichs III. 8, 21 Maria 34
Konrad, Sohn Heinrichs IV. 21, 31 f., MARTIN, G. 85, 87
71 Mathilde, Gemahlin Heinrichs V. 2,
Konrad, Herzog von Bayern 7 f. 36, 38, 42
Konrad, Erzbischof von Salzburg 55 Mathilde, Tochter Heinrichs III. 14
KOST, O.-H. 77 Mathilde von Tuszien 13, 24, 31, 39,
KOTTJE, R. 104, 118 61, 64, 71 f.
KRAUSE, H. 103 MAURER, H. 100, 107
KRAUSE, H.-G. 72, 85 f. Mauritius, Erzbischof von Braga 40,
KRETZSCHMAR, R. 65, 120 s. a. Gregor VIII.
KREY, H.-J. 76, 101 MAYER-PFANNHOLZ, A. 89
KRIEGER, K.-F. 82 MEIER, T. 70
KRIMM-BEUMANN, J. 65, 119 MEIER-WELCKER, H. 80
KROESCHELL, K. 94 Meinhard von Bamberg 118
Kuno, Freund Heinrichs IV. 15 MERTENS, D. 117
Kuno von Praeneste 38 METTLER, A. 116
KUPPER, J.-L. 100 METZ, W. 109
Register 159

MEULENBERG, L. F. J. 96 f. Petrus, hl. 12, 18 f., 22–24, 27, 39, 41,


MEYER VON KNONAU, G. 68 43
MICCOLI, G. 86 f. Petrus Crassus 48, 61, 119
Michael Kerullarios 12, 43 Petrus Damiani 12, 15 f., 43 f., 48, 53,
MIKOLETZKY, H. L. 69 64, 83, 86
MILLOTAT, P. 82, 94, 103 f. Petrus Eremita 57
MINNINGER, M. 82, 104 Philipp I., König von Frankreich 33
MIRBT, C. 59, 119 Placidus von Nonantola 121
MITTEIS, H. 91 f. POKORNY, R. 63
MOIS, J. 115 Polen (Volk) 6
MOORE, R. I. 123 Pontius, Abt von Cluny 40
MORDEK, H. 88, 120 Poppo, Bischof von Brixen 10, s. a.
MÜLLER-MERTENS, E. 104 Damasus II.
MUNIER, C. 74 Poppo von Stablo 11
Muslime 56 Praxedis, Gemahlin Heinrichs IV. 31
PRINZ, F. 2, 68, 77, 114
NASS, K. 63 Pseudoisidor 96, 120
NEUMEISTER, P. 70 Pseudo-Udalrich 83
Nikolaus II., Papst 16–18, 23, 43, 45,
80, 85 RADDING, C. M. 121
NITSCHKE, A. 67, 70, 73, 102 REICHE, R. 118
Norbert von Iburg 67 REINDEL, K. 64
Normannen 10, 12, 18, 28, 37, 45, 49, Reinhard, Bischof von Halberstadt
56 f., 70 55, 76
Normannischer Anonymus 61, 65 REUTER, T. 69, 91, 106
Northeim, Grafen 77 Richard, Graf von Aversa und Capua
18
Richard von St. Vanne 11
Odo, Abt von Cluny 116 Robert, Graf von Flandern 35
Odo von Ostia 30, s. a. Urban II. Robert Guiskard 18, 28
Otbert, Bischof von Lüttich 34 ROBINSON, I. S. 63, 65, 68 f., 75, 97,
Otloh von St. Emmeram 66, 115 118 f.
Otto I., Kaiser 10 ROBISON, E. G. 65
Otto von Northeim 14–16, 20 f., 25 f., RÖRIG, F. 91
35, 77, 105 Roger I. von Sizilien 32, 37
Otto, Markgraf von Turin 14 ROSENSTOCK-HUESSY, E. 122
Otto, Pfalzgraf von Lothringen 6 Rudolf von Rheinfelden, König 14,
Otto, Bischof von Bamberg 4 16, 20, 25–28, 34, 50, 71, 92, 123
Otto von Freising 66, 93
Ottonen 6, 8, 10, 20, 46 f., 69, 85, 92, Sachsen (Volk) 6f., 19, 20, 30, 35, 39,
98, 100, 102 f., 106, 110 40, 63, 76, 105
OVERMANN, A. 72 Salier 2, 6–8, 10, 14, 33, 38 f., 42,
46 f., 49, 51, 63, 69, 71 f., 79, 90,
PARISSE, M. 64, 110 99 f., 103–105, 109–112
PARLOW, U. 77 Salomo, König von Ungarn 14
Paschalis II., Papst 33, 35–37, 40, Sancho, König von Aragón 18
44 f., 65, 74, 82, 98 Sarazenen 18
PATZOLD, S. 107 SCHARNAGL, A. 80
Paulus, hl. 24, 41, 89 SCHEFFER-BOICHORST, P. 85
PELLENS, K. 65 SCHIEFFER, R. 17, 65, 68, 72, 75, 78–
Pepo von Bologna 61, 121 81, 84, 87–89, 93, 98, 100, 104, 123
PETERS, W. 112 SCHIEFFER, TH. 68, 113
PETKE, W. 77 SCHILLING, B. 75, 93, 98
160 Register

SCHLESINGER, W. 91 f. STÜRNER, W. 86
SCHLICK, J. 106 f. SUCHAN, M. 59, 106 f., 120
SCHLUCK, M. 66 Suger von St-Denis 42
SCHMALE, F.-J. 63 f., 73, 83 f. Suidger, Bischof von Bamberg 9,
SCHMALE-OTT, I. 63, 65, 81, 119 s. a. Clemens II.
SCHMID, K. 67, 77, 84, 108 f., 113 f. SZABÓ-BECHSTEIN, B. 81
SCHMID, P. 80
SCHMIDT, P. G. 66, 68 Tedald, Erzbischof von Mailand 23
SCHMIDT, T. 74, 115 TELLENBACH, G. 17, 67, 69, 71, 78–82,
SCHMIDT, U. 92 84–85, 96, 98, 113, 116
SCHMITT, K. H. 76, 100 f. Theobald, Graf von Blois und
SCHMUGGE, L. 121 Chartres 7
SCHNEIDER, C. 68, 73 TOCK, B.-M. 74
SCHNEIDMÜLLER, B. 49, 67, 77, 106 TÖPFER, B. 102
SCHNITH, K. 67, 95 Tuskulaner 9, 16, 97
SCHRAMM, P. E. 97, 102
SCHUBERT, E. 91, 108 ULLMANN, W. 97, 103, 117
SCHÜTTE, B. 64, 69, 80 Ulrich von Augsburg 83
SCHULZ, K. 111 Ulrich, Abt von St. Gallen 26
SCHULZE, H. K. 102 Ulrich von Zell 64
SCHWINEKÖPER, B. 102, 112 Ulrich von Hutten 60
SCIURIE, H. 71 Ungarn 6–8
SEIBERT, H. 114 Urban II., Papst 5, 30–33, 45, 54–56,
SEMMLER, J. 75, 114 65, 74, 82, 115, 117
SERVATIUS, C. 74
SEYFFERT, H. 64 Viktor II., Papst 13 f., 16, 30, 115
SICKEL, TH. 93 Viktor III., Papst 30
Siegfried, Erzbischof von Mainz 15, VIOLANTE, C. 122
20, 25 VOGEL, J. 68
Sigebert von Gembloux 65, 119 VOGT, H. W. 77, 107 f.
Sigehard, Patriarch von Aquileia 26
Sigehart, Graf von Burghausen 33 WAAS, A. 70
Silvester III., Papst 9 WADLE, E. 95
Simon von Durham 94 WAITZ, G. 63, 109
SOMERVILLE, R. 65 Walo, Abt von St. Arnulf in Metz 64
STAAB, F. 100 WALTHER, H. G. 121
Staufer 2, 26, 40, 49, 51, 70, 94 f., WATTENBACH, W. 63
105, 107–110 Wazo, Bischof von Lüttich 8, 84
STEHKÄMPER, H. 112 WEBER, M. 122
STEINBÖCK, W. 75 WEINFURTER, S. 8, 34, 63, 67–71, 90,
STEINDORFF, E. 68, 83 100, 104, 115, 122
STEINEN, W. VON DEN 89 Welf, Herzog von Kärnten 8
STEMBERGER, B. 117 Welf III., Graf 6
Stephan IX., Papst 16, 19 Welf IV., Herzog von Bayern 16, 26,
STÖCKLY, D. 65 29, 31, 50, 115, 122
STÖRMER, W. 77, 108 f. Welf V. 31
STOLLER, M. 65 Welfen 40, 51, 77, 107, 109
STRATMANN, W. 64 WEMHOFF, M. 122
STRECKER, K. 66 WENDEHORST, A. 100
STREICH, G. 105, 108 Wenrich von Trier 46, 59
STRUVE, T. 64, 66, 68–72, 101, 103, WERNER, E. 83, 96, 112, 116
122 Werner, Erzbischof von Magdeburg
STÜLLEIN, H. J. 70 20, 25
Register 161

WHITE, L. 3 WOJTOWYTSCH, M. 88
Wibert, Erzbischof von Ravenna 27 f., WOLLASCH, J. 76 f., 113 f., 116
74 f., 86, s. a. Clemens III., Wibert- WOLTER, H. 84
Clemens III. WOODY, K. M. 86
Wibert-Clemens III. 30–32, 74 f.
Wilhelm der Eroberer 18, 45 Zähringer 32 f., 51, 77, 107 f.
Wilhelm, Bischof von Champeaux 40 ZEY, C. 64, 69, 93
Wilhelm, Bischof von Utrecht 24 ZIELINSKI, H. 98 f., 104, 108, 110
Wilhelm von Dijon 11 ZIESE, J. 67, 74 f., 118 f.
Wilhelm von Hirsau 29, 54 ZIMMERMANN, H. 83, 89 f.
WILLOWEIT, D. 95 ZOTZ, T. 77, 110, 114
Wittelsbacher 8 ZUMHAGEN, O. 112

Ortsregister
Aachen 14, 32 Civitate 12
Alpen 24, 28, 31 Clermont 32, 56 f., 82
Alzey 57 Cluny, Kloster 11, 30, 40, 45, 53–55,
Andernach 39 72, 76, 78, 113 f.
Apulien 18, 28 Corvey, Kloster 15
Aquitanien 50 Cremona 31 f., 112
Arras 53
Aschaffenburg 47 Deutschland 1, 3 f., 6, 9, 11, 15–19,
Augsburg 4, 24, 100 22–24, 27–29, 31 f., 35, 41, 46 f., 49,
Autun 81 53 f., 57, 59, 63, 71, 74 f., 78, 80 f.,
Avranches 88 84, 86 f., 89, 91, 96, 101 f., 104, 107–
112, 117, s. a. Süddeutschland, Süd-
Bamberg 41, 58, 85, 118 westdeutschland
–, Bistum 100 Dijon 8
Basel 18, 76, 112
–, Kloster St. Alban 76 Ebersheimmünster, Kloster 92
Bayern 6–8, 14, 16, 26, 29, 33, 51, 70, Egisheim-Dagsburg 10
77, 108, 114 f. Eichstätt 63
Benevent 10, 12, 30 –, Bistum 4, 100
Böhmen 35 Elsass 49, 55, s. a. Unterelsass
Bologna 61, 121 England 4, 18, 36, 39 f., 42, 45, 49, 57,
Brabant 53 81 f., 87, 102
Bremen, Bistum 4, 100 Erfurt 47
Brescia 112
Brixen 27 f., 47, 75 Fermo, Bistum 23
Burgund 6, 10, 14, 16, 38, 41, 48, 53, Flandern 7, 53, 56
71, 114 Flarchheim 26
Byzanz 12, 48 Florenz 13
Forchheim 25, 50, 91 f.
Cambrai 35, 53, 111 Franken 25, 29, 49
Canossa 24 f., 31, 34, 48, 79, 89–91, Frankreich 4 f., 7, 11, 18, 33, 36–38,
101–103 40, 42, 48–50, 55–57, 60, 80–82, 95,
Capua 10, 18 102, 110 f., s. a. Nordfrankreich,
Champagne 30 Westfranken
162 Register

Freiburg im Breisgau 53 Lothringen 7 f., 10 f., 29, 33, 40, 53 f.,


Friaul 26 57
Fruttuaria, Kloster 54, 113 f. Lüttich 33 f., 50, 53, 58, 100, 112,
119
Garsten, Kloster 116
Gerstungen 20, 120 Mâconnais 110
Gleichen, Burg in Thüringen 29 Magdeburg, Bistum 25, 33, 80
Göttweig, Kloster 116 Mailand 19, 22 f., 31, 44, 52, 55, 83,
Gorze, Kloster 54 111 f., 123
Goslar 21, 27 Mainz 11, 25, 29, 32, 35, 38–40, 47,
–, Pfalz 4, 6, 104 50, 52, 57 f., 104, 112
–, Stift 6 f., 58 –, Bistum 100
Guastalla 35, 37 Malmédy, Kloster 15
Mantua 18, 83
Halberstadt, Bistum 4, 25 Marbach im Elsass 55
Hamburg-Bremen, Bistum 100 Meißen 110
Harz 6, 30, 42, 49, 105 Melfi 18
Harzburg 20 f. Melk, Kloster 116
Heiliges Land 22, 56 f., 116 Mellrichstadt 26
Hersfeld, Kloster 46, 59 Merseburg 26
Hessen 109 –, Dom 28
Hildesheim, Bistum 4 Mittelitalien 7, 13, 31, 49
–, Domstift 7 Mittelrhein 38, 40, 105
Hirsau, Kloster 54 f., 77, 83, 113, Montecassino, Kloster 10, 18
115 f. Mouzon 40
Homburg an der Unstrut 21 Moyenmoutier, Kloster 11
Huy 53
Neckargegend 26
Iburg, Kloster 66 f. Niederaltaich, Kloster 19
Ingelheim 33 Niederlothringen 7, 33, 35, 39
Istrien 26 Niederrhein 108
Italien 7, 9, 13, 26, 28–32, 39–41, 46, Niedersachsen 105, 108
49, 52 f., 57, 60 f., 64, 71, 81, 112, Nordfrankreich 57
121, s. a. Mittelitalien, Oberitalien,
Unteritalien Oberitalien 4, 11, 16, 18, 23, 27, 39,
47, 52 f., 54, 56, 76, 86, 112–114
Jerusalem 56 Oberlothringen 7
Oberpfalz 33
Kärnten 6, 14, 26 Ochsenfurt 29
Kaiserswerth 14 f., 71 Oppenheim 24, 26
Kalabrien 18 Orient 56
Köln 29, 35, 38 f., 47, 50, 52, 57 f., 84, Ostsachsen 7, 26, 29 f., 39, 112
95, 111 f., 118
–, Bistum 100 Paderborn, Pfalz 4
Konstantinopel 12 f., 43 Padua 31
–, Hagia Sophia 12 Passau, Bistum 4, 25, 54, 100
Konstanz 54, 118 Pavia 9, 121
–, Bistum 83, 100 Petershausen, Kloster 54
Krain 26 Pfalz 105
Piacenza 31, 84, 112
Lodi 31 Pleichfeld 29
Lombardei 28, 31, 112 Polen 35
Lorsch, Kloster 15 Ponte Mammolo 37 f.
Register 163

Quedlinburg 29 Spoleto 13, 16, 23


St. Blasien, Kloster 54, 77, 113, 115
Ravenna 74, 119 St. Gallen, Kloster 26
Regensburg 12, 33, 66, 104, 114, 118 St. Georgen, Kloster 54, 77, 115
–, Bistum 100 St. Omer 53
–, Kloster St. Emmeram 54, 66, 114 f. Stade 31
Reims 11 Süddeutschland 6, 19 f., 24–26, 31,
Remiremont, Kloster 11 40, 42, 118
Rhein 15 Südwestdeutschland 56, 71, 77
Rheingebiet 57, 60 Sutri 1, 9, 28, 78, 83 f.
Rheinland 20, 33, 49, 52 f., 57, 77,
104, 111 f., 114, 118 Terracina 30
Rom 1, 4 f., 9–11, 15–19, 22, 28, 31, Thüringen 21, 26, 29 f., 39, 108, 112,
36 f., 40, 44–46, 54, 60, 71, 83–85 114
–, Engelsburg 28 Tours 58
–, Lateranpalast 17, 93 Tribur 8, 24, 26
–, Leostadt 28 Trier 29, 36, 47, 58 f., 118
–, St. Peter 17, 28, 31, 36 –, Bistum 100
Rottenbuch, Stift 55, 115 Trifels 38 f.
Rouen 57 Troyes 35
Tuszien 13
Sachsen 2, 7, 16, 20 f., 24 f., 28–31,
33, 35, 38, 41, 51, 76 f., 105, 107 f., Ulm 26, 50
114, s. a. Ostsachsen Ungarn 14, 35
Salerno 28, 73 Unterelsass 40
Salzburg 25 Unteritalien 10–12, 18, 56 f., 87
Schaffhausen, Kloster Allerheiligen
54 Valenciennes 53
Scheyern 8 Vallombrosa, Kloster 112
Schwaben 6, 12, 14, 20, 25 f., 29, 33, Verona 31
51, 54, 56, 77, 107, 115 Vienne 40
Schwarzwald 51, 77
Seitenstetten, Kloster 116 Welfesholz 39, 108
Siegburg, Kloster 54, 113 f. Westfalen 29, 39, 42, 114
Siena 16 Westfranken 107, 110
Sizilien 4, 18 Westminster 36, 41
Sondershausen 21 Worms 15, 20, 23 f., 25, 41, 47, 52, 57,
Spanien 4, 18, 44, 56 f., 87, 95 94, 104, 111
Speyer 34, 52, 57 f., 79, 91, 101, Wormsgau 40
104 f., 111 f. Würzburg 40 f.
–, Bistum 76, 100 –, Bistum 25, 29, 54, 100
–, Dom 4, 34
Speyergau 40 Zürich 51
Spier 21 Zwiefalten, Kloster 54
164 Register

Sachregister
Abendmahlsstreit 59 Befestigungsrecht 52
Ablass 12, 56 Belehnung 10, 14, 18, 26, 35
Absetzung 7 f., 26 f., 29, 35, s. a. Kö- Benediktiner 54, 116
nigsabsetzung, Papstabsetzung Benediktregel 8, 115
– des Kaisers 22 Bevölkerungszahl 2f., 123
Absetzungsrecht 89 Binde- und Lösegewalt 27
Absolution 22, 56, 90 Biographie 67–69, 71 f., 74–77, 96,
Abt 8, 14, 18, 25 f., 29 f., 40, 42, 54, 113
58, 64, 67, 82, 113 f., 116 Bischöfe 7–9, 11, 18, 20–25, 27, 29,
Abtserhebungen 93, 114 32, 35–38, 41, 44–47, 50, 52, 54 f.,
Adel 2, 7, 14, 16–19, 26, 33, 40, 42, 57 f., 75 f., 80–82, 97, 99, 104, 114,
46, 49–52, 56 f., 66, 76 f., 85, 98– s. a. Episkopat
100, 105, 107–109, 114 Bischofsamt 46, 99, 110
Adelsburg 105 Bischofsideal 99
Adelsethos 51, 77 Bischofsinvestitur 25, 29 f., 32 f., 80,
Adelsfamilie 51, 77, 98, s. a. Familie s. a. Investitur
Adelshaus 51, 108 f. Bischofskirche 85, 100
Ämterkauf 80 Bischofsring 80, s. a. Ring und Stab
Agrartechnik 2 f. Bischofsstadt 100, 104, 111, 113
Annalen 19 Bischofsstreit in Mailand 23
Annolied 65 Bischofsviten 67, 99, s. a. Viten
Anonymus Haserensis 63 Bischofswahl 18, 35–37, 41, 80, 94,
Antigregorianer 31, 46, 59, 76, 97, 98, 100
118 Blendung 50
Archäologie 105, 112 f. Bodensee-Chronistik 63
Archidiakon 45, 47 Brandschatzung 50
Armenpflege 44 Briefe 12, 22, 33, 38, 49, 58 f., 61, 64,
Armut 34, 36, 51 f., 84 73, 81, 84, 87 f., 97, 102, 104, 118–
Asylrecht 53 120
Attentat 16, 23, 73 Briefregister 22, 64, 87
Aufschwung 52–54, 58, 70, 100, 116 Bruderschaften 116
Aufstand 7–9, 19–21, 24 f., 28, 33 f., Bündnis 12, 23, 25 f., 42, 49, 52
37, 39, 52, 69 f., 91, 105, 111 Bürger 25 f., 33, 39, 47, 49, 52 f., 100,
Aufstieg 4, 26, 51, 72, 110 104, 111
Augustinerchorherren 55, 76, 115 Bürgeraufstand 28, 52
Augustinus-Regel 55 Burgen 20 f., 31, 36, 39 f., 47, 49, 52,
Ausbildung 7, 59 81, 105, 108
Auseinandersetzungen 1, 8, 19 f., Burgenbau 47, 105, 109
34 f., 43, 47, 52, 59, 69, 76, 78, 105, Burgenpolitik 2
123, s. a. Konflikte Buße 10, 24 f., 39, 69, 89, 91, 95
Ausgleich 7, 14, 28, 30 f., 40 Bußstrafen 56
Autorität 50, 61, 120
Calixtinum 41, 93
Bann 12 f., 18 f., 22, 24 f., 27 f., 30, Canossagang 89 f.
32–34, 37 f., 46, 48, 52, 76, 84, 101, Carmen de bello saxonico 19, 66
117 cathedra Petri 23, s. a. Stuhl, röm.
Bannbulle 12 Charakter 42, 67, 68 f., 71, 73
Bauern 3, 21, 26, 34, 57 Christenheit 21, 44, 56, 74, 87, 90,
Bauernaufstand 21 101, 116
Bautätigkeit 4, 47, 105, 109, 113 Christentum 5, 36, 51 f., 57, 112
Register 165

christus Domini 23, 25, 48, 102 Exil 11, 28, 84, 95
Chroniken 19, 57, 63, 93 Exkommunikation 10, 24, 26–30,
Cluniazenser 53–55, 72, 76, 113 34 f., 38, 59, 65, 71, 76, 95
Collectio XII partium 60
Collectio LXXIV titulorum 60 Fälschung 64, 75, 85 f.
cura animarum 55, 115 Familie 7, 9, 14, 32, 35, 38, 50–52, 71,
curia Romana 45, s. a. Kurie 77, 98, 100, 106, 108 f., 114
Fastensynode 24, 27, 33, 88
De excommunicatis vitandis 65 Fernhandel 117
De investitura episcoporum 65, 119 Finanzpolitik 2
De misericordia et iustitia 65, 121 Finanzquellen 13, 36, 39, 81
De ordinando pontifice 64, 84 Finanzverwaltung 44 f., 97
deditio 21, 81, 91 Freiheit der Kirche 50
Dekret Burchards von Worms 60, 78 Freiheitsprivilegien 52 f.
Dekret Gratians 61 Frieden 18, 20, 26, 28, 31, 40 f., 50 f.,
Dekretalen 11, 120 94 f., s. a. Gottesfrieden, Landfrieden
Dekrete 9, 27, 32 Friedenseid 96
Dialektik 58 f., 118 Friedensordnung 50 f., 106
Dictatus Papae 22 f., 44 f., 79, 87–89, Frühscholastik 60, 120
97 Fürsten 2, 5 f., 8, 10, 12, 14–16, 18,
Dictatus von Avranches 88 20 f., 24–26, 32–34, 36–38, 41–43,
Diebstahl 50 46, 49–51, 89, 92, 94, 100, 105–107,
Diözesansynoden 100 112
Diplome 32, 64, s. a. Urkunde Fürstentag 40, 106
Dombibliothek, Konstanz 118 Fürstenweistümer 94
Domkapitel 100
Domschule 58, 118 Geblütsrecht 91 f.
–, Bamberg 58, 118 Gedenkbücher 66, 84
–, Köln 58, 118 Gegenkönig 25–30, 92
–, Konstanz 118 Gegenpapst 18, 26 f., 32, 58, 65
–, Speyer 58 Gerichtsbarkeit, päpstl. 44, 46, 97
–, Trier 58 f., 118 Gewerbe 53
Domstift, Speyer 34 Gewohnheitsrecht 86, 93, 103
Dreifelderwirtschaft 3 Gottesfrieden 50, 94–96, 112, 116
Dreiteilung der Gesellschaft 4 –, Köln 50, 95
–, Lüttich 50
Ecbasis cuiusdam captivi 65 Gottesurteil 16, 28
Ehre 17, 41, 49 Grab 21, 28, 34, 71
Eid 8, 32, 37, 42, 95 f. Grablege 51
Eidbruch 28, 37 Grafschaft 36, 108 f.
Eidverbot 8 Gregorianer 10, 19, 29 f., 32 f., 35, 37,
Eigenkirche 2, 55, 87 40, 46, 52, 54, 56, 59, 61, 66, 75, 82–
Eigenkirchenherren 17, 55 84, 115, 118
Eisenwerkzeuge 2 Grundherrschaft 2, 109
Entsakralisierung 48, 89 f., 103
Entzauberung 90, 121 f. Häresie 10, 19, 37, 43, 52, 56, 83
Episkopat 14, 18, 23, 27, 38, 44, 47, Handel 4, 52, 117
75, 97–101, s. a. Bischöfe Handschriften 58, 60, 79, 86, 102 f.,
Epistola Widonis 65 118
Erbrecht 92 Handverlust 50
Ernährung 3, 73 Handwerker 4
Erzbischöfe 23, 25, 29, 38, 45 Hausgut 38
Eschatologie 116 f. Hauskloster 51
166 Register

Heer 12, 20–22, 26–28, 33, 39 Kapelle, päpstl. 45, 97


Heerfahrt 31, 36 Kardinäle 17, 28, 30, 37, 44, 48, 60,
Heinricianum 41, 93 86
Herrschaft, konsensuale 49, 106 Kardinalbischöfe 16 f., 85 f., 98
Herrscherbild 102 Kardinaldiakone 98
Herrscherbuße 24 f., 89, 91 Kardinalpriester 98
Herzog 6–8, 11, 13–18, 20, 24–26, 29, Kardinalskolleg 44, 75, 98
35, 38–40, 45, 50 f., 77, 107–109, Kathedralschule 58
115 f., 122 Kaufleute 4, 52
Herzogtum 6–8, 14, 16, 26, 36, 51, Kirchenbuße 10, 25
107 Kirchengeschichte 1, 59
Hierokratie 46, 103, 121 Kirchengut 81 f.
Historiographie 46, 59, 66 f., 81, 90 f., Kirchenherrschaft des Königs 8, 46
102 Kirchenlehen 37
Höhenburgen 20, 105, s. a. Burgen Kirchenrecht 4, 9, 17, 22, 59–61, 80,
Hoftage 32, 41, 47, 106 83, 114, 118, 120 f.
homagium 35 Kirchenreform 4, 9–11, 16, 19, 23, 33,
hominium 5, 35 f., 82 37, 44 f., 50 f., 53–55, 66, 70 f., 74,
honor imperii 41 77–80, 82, 90, 95, 97, 113, 117, 120,
honor regni 49 122
Hungersnöte 3, 57 Kirchenstaat 12, 23, 30
Kirchenverfassung 46
Idoneität 46, 92 Kirchenvogtei 109
imitatio imperii 45, 97 Klerikalisierung 116
Inquisitionsverfahren 20 Klerikerehe 9, s. a. Priesterehe
Investitur 5, 17, 27, 30, 32, 35–38, Klerus 3, 10, 17, 19, 22, 26, 37, 44,
40 f., 78, 80–82, 94, s. a. Laien- 46, 52, 55, 78, 82 f.
investitur Klostergründungen 56, 114
Investiturfrage 36, 78, 81 Klosterreform 11, 53 f., 71, 75 f., 113–
Investiturprivilegien, falsche 64 115
Investiturrecht 36 f., 40 Klosterschule 58, 118
Investiturverbot 5, 27, 32 f., 35, 37, Königsabsetzung 24, 46, 59, 91 f.
65, 78–81, 87 Königsdienst 39, 109
Investiturverzicht 41 Königsgut 7, 29, 49
Inzestgesetzgebung 123 Königsheil 34, 50
Italienzug 28, 31, 38 f., 47 Königsherrschaft 6, 69, 90, 106
Itinerarforschung 70 f., 104 Königskrönung 6, 14, 25, 31 f.,
97 f.
Judenverfolgungen 57, 64, 116 f. Königsland 101, 105
Jurisdiktion, päpstl. 22, 45 Königsparagraph 86 f.
Königstheologie 48
Kämmerer, päpstl. 45 Königsurkunden 15, 70, 103, s. a. Ur-
Kaiserkrönung 9 f., 28, 32, 36 f., 45, kunde
85 Königswahl 6, 8, 14, 21, 24–26, 29,
Kaiserrecht, röm. 103 50, 77, 92
Kaisertum 5, 13, 39, 45, 48 f. Königswahlrecht 91 f.
Kanonessammlungen 60, 81, 88, Königtum 1 f., 4–8, 14, 20, 25–27, 31,
120 f. 33, 35, 39, 42, 47–49, 51, 69, 71, 79,
Kanoniker 54 f., 72, 115 89, 92, 101–107, 110
Kanonikerstift 55, 115 –, theokratisches 69, 102 f.
Kanonistik 59–61, 88, 120 f. Körperstrafen 50, 95, s. a. Strafe
Kanzlei, königl. 49, 104 Kommunebewegung 112
–, päpstl. 11, 44 f., 87, 90, 97 Konflikt 2, 11 f., 14 f., 18 f., 23, 25, 33,
Register 167

35, 78, 106, s. a. Auseinandersetzun- Magie 34, 122


gen Majestätsverbrecher 28
Konkordat von Westminster 36, 41 Markt 36, 52 f.
Konkubine 55 Mathildisches Erbe 39, 72
Konstantinische Schenkung 10, 18 Medizin 118
Konsuln 53 Memoria 51, 66 f., 84, 113, 117
Konversen 54, 56, 114 miles 110 f.
Konzilien 11, 22, 56, 61, 65, 74, 82, Ministerialen 2, 14, 20, 26, 33, 39,
98 46 f., 49 f., 66, 101, 108–110
Kreuz 33, 74 Mönchtum 40, 53 f., 72, 83, 99, 112–
Kreuzesreliquie 102 116
Kreuzfahrer 13, 57, 117 Mündigkeitserklärung 15
Kreuzzug 5, 56 f., 64 Münzen 36
Kreuzzugsbewegung 4, 56, 74
Kreuzzugsplan 22, 31, 33, 56 Namen 21, 28, 30, 40, 51, 84, 108
Krieg 12 f., 28, 31, 42, 56 Necrologien 66, 113
Krieger 4, 12, 56, 71, 109–111 Nichtjudizierbarkeit 48
Krönungsliturgie 47, 102 Niederkirchen 17, 87
Kurie 45, 72 f., 87 f., 97 Niederlage 7, 12, 27, 29, 39, 42
Nikolaiten 55, 83
Laien 4, 11, 17, 25, 27, 37, 43, 48, 54–
56, 59, 61, 68, 78, 82 f., 116 Obödienzerklärung 24
Laienbewegungen 56 Oriflamme 42
Laienbrüder 116
Laienfrömmigkeit 116 Panormia 60
Laieninvestitur 17, 27, 31 f., 37, 55, Papstabsetzung 1, 9, 28, 30, 37, 75,
82, 87, s. a. Investitur 83 f.
Laienstand 4 Papstkrönung 40, 97 f.
Landbewohner 4, 100 Papstschisma 9, 37, 48, 85, 117
Landfrieden 50 f., 94 f., 108 Papsttum 4 f., 9 f., 13, 16–19, 25, 27 f.,
Landwirtschaft 2 f. 35, 43–47, 51 f., 54, 60 f., 72–75, 79,
Lateransynode, 1059 17, 54, 80, 85, 83–85, 96–98, 102, 115, 117 f.
87 Papstwahl 10, 13, 17, 21, 28, 44, 85–
–, 1112 37 87
–, 1123 41, 94 Papstwahldekret 17, 21, 44, 64, 85–87
Legaten 12, 18, 22, 27, 33, 38, 44 f., Pataria 19, 52, 55, 83, 112, 123
74, 94, 97 Patricius Romanorum 10, 13, 18, 27,
Lehnrecht 94, 107 85, 87
Lehnsbindung 7, 45, 94 Petersfahne 18 f., 45
Lehnsherr 18, 45 Pfalzen 4, 36, 101, 105
Liber ad Gebehardum 118 f. Pilgerfahrten 56, 116
Liber contra Wolfelmum 64 Pilgerwesen 44
Liber de temptatione cuiusdam mona- Pogrome 57, 116 f., s. a. Judenverfol-
chi 66 gungen
Liber de unitate ecclesiae conser- Pravileg 37 f.
vanda 59 f. Priesterbild 65, 78, 115
Liber gestorum recentium 64 Priesterehe 9, 11, 13, 17, 19, 22, 31,
Liber visionum 66 65, 74, 82 f.
libertas 53 Primat, päpstl. 43, 46, 97
Libri tres adversus Simoniacos 59, 65 primitiva ecclesia 10, 55, 120
Liturgie 4, 12, 84, 103 Privilegien 36, 38, 45, 47, 52 f., 55,
–, ambrosianische 44 57, 64, 76, 82, 93, 97, 104 f., 111,
–, mozarabische 18, 44 115, 117
168 Register

Provinzialsynoden 4 Scholastik 60, 118, 120


Publizistik 59, 102, 119 Schulen 58 f., 118, 119 f.
Purpur 45 Schwertleite 70 f.
Seelsorge 55, 114 f.
Ratsverfassung 53 Selbstdeposition 27, 83 f.
Raub 50 Selbstheiligung 115
Realpräsenz Christi 58 Selbstverwaltungsrechte 53
Recht, röm. 39, 48, 61, 102 f., 121 Sicherheitseid 32
Rechtssammlungen 60 f., 81, 88, 120 Simonie 9–11, 13, 17, 19, 22, 25, 31,
Rechtsschule 119, 121 35, 74, 80 f., 84
Reformpapsttum 11, 60, 74, 97 f., 102, Simonieverbot 17
115 Simonisten 10 f., 17, 22, 52, 55, 79
Regalien 36 f., 41, 80–82 Sippe 109
Regalieninvestitur 40, 82 Skrofeln 102
Regularkanoniker 54 f., 115, s. a. Ka- Spielregeln 106
noniker Spiritualien 94
Reichsdienst 8, 47, 82 Staatlichkeit 4, 101
Reichsfriede 40, 50, 106 Stadtbewohner 4, 53, 111
Reichsfürstentum 33 f., 37, 39, 51, Stadtherr 52 f., 112
107 Städte 2, 20, 26, 31, 33, 36, 39, 49,
Reichsgut 30, 39 52 f., 58, 81, 101, 104, 111–113, 123
Reichsinsignien 33 Städtebund 31
Reichskirche 49, 84 f., 90, 94, 98, 100 Städtepolitik 47, 112
Reichsklöster 15, 113 Stammesherzogtümer 107
Reichslehen 51, 94 Stammsitz 51, 108
Reichssteuer 39, 49 Strafe 12, 21, 50, 56, 84, 95
Reichstag, Bamberg 1122 41 Strafrechts 94 f.
–, Mainz 1098 32 Stratordienst 32
–, Mainz 1103 50 Streitschriften 46, 58–61, 64 f., 67, 91,
–, Mainz 1119 40 97, 118–120
–, Tribur 1053 8 Stuhl, röm. 12 f., 16, 23, 43 f., 46, 81,
–, Ulm 1077 26 85
–, Würzburg 1121 40 f. Sutrilied 84
Reichsversammlung, Goslar 1075 21 Synode, Autun 1077 81
–, Worms 1076 23 f. –, Benevent 1087 30
Reichsvogteien 36 –, Brixen 1080 27 f., 47, 75
Reisegeschwindigkeit 90 –, Clermont 1095 32, 56 f., 82
Revolution 19, 122 f. –, Florenz 1055 13
rex Romanorum 49, 104 –, Guastalla 1106 35, 37
rex Teutonicorum 49, 90, 104 –, Mainz 1049 11
Rhetorik 59, 119 –, Mantua 1064 18, 83
Ring und Stab 35–38, 41 –, Pavia 1022 9
Rittertum 3, 5, 51 f., 109–111 –, Piacenza 1095 31
Rota 74 –, Reims 1049 11
–, Rom 800 83
Sachsenkrieg 19 –, Rom 1046 1, 9, 83 f.
Sakralisierung 71 –, Rom 1047 10
Sakralität 90, 102 f. –, Rom 1049 11
sanctum imperium 48 –, Troyes 1107 35
Schisma 9, 29, 37, 48, 85, 117 Szepter 41
– des Cadalus 15, 18
– von 1054 1, 43 Temporalien 36, 82, 94
Schismatiker 52, 56 Territorialherrschaft 38, 40, 61, 99
Register 169

Territorialpolitik 20 Vogtei 2
Territorialverwaltung 2 Volkssouveränität 48, 119
Territorienbildung 2, 47, 100, 107
Territorium 2, 46 f., 49, 51, 100 f., 107 Wahlen 6, 8, 10, 13 f., 16–18, 21, 24–
Theologie 48, 58 f., 117 26, 28–30, 32, 35–37, 40 f., 44, 50,
Totenbücher 66 74 f., 80, 85–87, 91 f., 94, 100
Totengedenken 51, 113 Wallfahrten 4, 56
Translationsverbot 85 Wandel 2, 15, 43–61, 96–121
Transpersonalität 49, 102 f. Wanderlehrer 58
Treueid 22, 35 f., 82 Wassermühlen 3
–, Lösung 22, 24 Weihe 10 f., 16, 25, 34, 36 f., 41, 44 f.,
Treuga Dei 95 47
Tuchproduktion 53 Weltkleriker 54, s. a. Kanoniker
Wendezeit 1, 3, 5, 69, 89–91, 96, 101,
Überbevölkerung 3 103 f., 120, 122
Umbruch 4, 43, 61, 103 Widerstand 7, 13 f., 18, 20, 22 f., 27,
Ungarnfeldzug 7 29, 39, 47, 49 f., 57, 69, 83, 92, 97,
Universalepiskopat 44 106
Urkirche 10, 55, 120 Wirtschaft 43, 52, 109, 112, 117
Urkunde 15, 32, 41, 45, 53, 64, 70, 72, Wormser Konkordat 40 f., 52, 78,
74, 79, 93 f., 102 f., 114 81 f., 92–94, 118

Verbrüderung 116 Zehnten 36, 82


Verrechtlichung 60, 114 Zentralismus, päpstl. 4, 23, 44, 47,
Verstümmelung 95 97
vicarius Christi 44, 47, 102 Zölibat 17, 26, 59, 82 f.
vita apostolica 54 Zollprivileg für Wormser Kaufleute
Viten 64–67, 69, 76, 80, 99, 116 52
Vogt 33, 77, 107 f. Zweikampf 7, 15 f.
Enzyklopädie deutscher Geschichte
Themen und Autoren

Mittelalter
Gesellschaft Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter
(Werner Rösener) 1992. EdG 13
Adel, Rittertum und Ministerialität im Mittelalter (Werner Hechberger) 2004.
EdG 72
Die Stadt im Mittelalter (Frank Hirschmann)
Die Armen im Mittelalter (Otto Gerhard Oexle)
Frauen- und Geschlechtergeschichte des Mittelalters (Hedwig Röckelein)
Die Juden im mittelalterlichen Reich (Michael Toch) 2. Aufl. 2003. EdG 44
Wirtschaft Wirtschaftlicher Wandel und Wirtschaftspolitik im Mittelalter
(Michael Rothmann)
Kultur, Alltag, Wissen als soziales System im Frühen und Hochmittelalter (Johannes Fried)
Mentalitäten Die geistige Kultur im späteren Mittelalter (Johannes Helmrath)
Die ritterlich-höfische Kultur des Mittelalters (Werner Paravicini)
2. Aufl. 1999. EdG 32
Religion und Die mittelalterliche Kirche (Michael Borgolte) 2. Aufl. 2004. EdG 17
Kirche Mönchtum und religiöse Bewegungen im Mittelalter (Gert Melville)
Grundformen der Frömmigkeit im Mittelalter (Arnold Angenendt) 2. Aufl.
2004. EdG 68
Politik, Staat, Die Germanen (Walter Pohl) 2. Aufl. 2004. EdG 57
Verfassung Die Slawen in der deutschen Geschichte des Mittelalters (Thomas Wünsch)
Das römische Erbe und das Merowingerreich (Reinhold Kaiser)
3., überarb. u. erw. Aufl. 2004. EdG 26
Das Karolingerreich (Klaus Zechiel-Eckes)
Die Entstehung des Deutschen Reiches (Joachim Ehlers) 2. Aufl. 1998. EdG 31
Königtum und Königsherrschaft im 10. und 11. Jahrhundert (Egon Boshof)
2. Aufl. 1997. EdG 27
Der Investiturstreit (Wilfried Hartmann) 3., überarb. u. erw. Aufl. 2008.
EdG 21
König und Fürsten, Kaiser und Papst nach dem Wormser Konkordat
(Bernhard Schimmelpfennig) 1996. EdG 37
Deutschland und seine Nachbarn 1200–1500 (Dieter Berg) 1996. EdG 40
Die kirchliche Krise des Spätmittelalters (Heribert Müller)
König, Reich und Reichsreform im Spätmittelalter (Karl-Friedrich Krieger)
2., durchges. Aufl. 2005. EdG 14
Fürstliche Herrschaft und Territorien im späten Mittelalter (Ernst Schubert)
2. Aufl. 2006. EdG 35

Frühe Neuzeit
Gesellschaft Bevölkerungsgeschichte und historische Demographie 1500–1800
(Christian Pfister) 2. Aufl. 2007. EdG 28
Themen und Autoren 171

Umweltgeschichte der Frühen Neuzeit (Reinhold Reith)


Bauern zwischen Bauernkrieg und Dreißigjährigem Krieg (André Holenstein)
1996. EdG 38
Bauern 1648–1806 (Werner Troßbach) 1992. EdG 19
Adel in der Frühen Neuzeit (Rudolf Endres) 1993. EdG 18
Der Fürstenhof in der Frühen Neuzeit (Rainer A. Müller) 2. Aufl. 2004. EdG 33
Die Stadt in der Frühen Neuzeit (Heinz Schilling) 2. Aufl. 2004. EdG 24
Armut, Unterschichten, Randgruppen in der Frühen Neuzeit
(Wolfgang von Hippel) 1995. EdG 34
Unruhen in der ständischen Gesellschaft 1300–1800 (Peter Blickle) 1988. EdG 1
Frauen- und Geschlechtergeschichte 1500–1800 (N. N.)
Die deutschen Juden vom 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
(J. Friedrich Battenberg) 2001. EdG 60

Die deutsche Wirtschaft im 16. Jahrhundert (Franz Mathis) 1992. EdG 11 Wirtschaft
Die Entwicklung der Wirtschaft im Zeitalter des Merkantilismus 1620–1800
(Rainer Gömmel) 1998. EdG 46
Landwirtschaft in der Frühen Neuzeit (Walter Achilles) 1991. EdG 10
Gewerbe in der Frühen Neuzeit (Wilfried Reininghaus) 1990. EdG 3
Kommunikation, Handel, Geld und Banken in der Frühen Neuzeit (Michael
North) 2000. EdG 59

Renaissance und Humanismus (Ulrich Muhlack) Kultur, Alltag,


Medien in der Frühen Neuzeit (Andreas Würgler) Mentalitäten
Bildung und Wissenschaft vom 15. bis zum 17. Jahrhundert (Notker Hammer-
stein) 2003. EdG 64
Bildung und Wissenschaft in der Frühen Neuzeit 1650–1800
(Anton Schindling) 2. Aufl. 1999. EdG 30
Die Aufklärung (Winfried Müller) 2002. EdG 61
Lebenswelt und Kultur des Bürgertums in der Frühen Neuzeit (Bernd Roeck)
1991. EdG 9
Lebenswelt und Kultur der unterständischen Schichten in der Frühen Neuzeit
(Robert von Friedeburg) 2002. EdG 62

Die Reformation. Voraussetzungen und Durchsetzung (Olaf Mörke) 2005. Religion und
EdG 74 Kirche
Konfessionalisierung im 16. Jahrhundert (Heinrich Richard Schmidt)
1992. EdG 12
Kirche, Staat und Gesellschaft im 17. und 18. Jahrhundert (Michael Maurer)
1999. EdG 51
Religiöse Bewegungen in der Frühen Neuzeit (Hans-Jürgen Goertz)
1993. EdG 20

Das Reich in der Frühen Neuzeit (Helmut Neuhaus) 2. Aufl. 2003. EdG 42 Politik, Staat,
Landesherrschaft, Territorien und Staat in der Frühen Neuzeit (Joachim Bahlcke) Verfassung
Die Landständische Verfassung (Kersten Krüger) 2003. EdG 67
Vom aufgeklärten Reformstaat zum bürokratischen Staatsabsolutismus
(Walter Demel) 1993. EdG 23
Militärgeschichte des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit
(Bernhard R. Kroener)
172 Themen und Autoren

Staatensystem, Das Reich im Kampf um die Hegemonie in Europa 1521–1648 (Alfred Kohler)
internationale 1990. EdG 6
Beziehungen Altes Reich und europäische Staatenwelt 1648–1806 (Heinz Duchhardt)
1990. EdG 4

19. und 20. Jahrhundert


Gesellschaft Bevölkerungsgeschichte und Historische Demographie 1800–2000 (Josef
Ehmer) 2004. EdG 71
Migrationen im 19. und 20. Jahrhundert (Jochen Oltmer)
Umweltgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts (Frank Uekötter) 2007.
EdG 81
Adel im 19. und 20. Jahrhundert (Heinz Reif) 1999. EdG 55
Geschichte der Familie im 19. und 20. Jahrhundert (Andreas Gestrich)
1998. EdG 50
Urbanisierung im 19. und 20. Jahrhundert (Klaus Tenfelde)
Von der ständischen zur bürgerlichen Gesellschaft (Lothar Gall)
1993. EdG 25
Die Angestellten seit dem 19. Jahrhundert (Günter Schulz) 2000. EdG 54
Die Arbeiterschaft im 19. und 20. Jahrhundert (Gerhard Schildt)
1996. EdG 36
Frauen- und Geschlechtergeschichte im 19. und 20. Jahrhundert
(Karen Hagemann)
Die Juden in Deutschland 1780–1918 (Shulamit Volkov) 2. Aufl. 2000.
EdG 16
Die deutschen Juden 1914–1945 (Moshe Zimmermann) 1997.
EdG 43
Wirtschaft Die Industrielle Revolution in Deutschland (Hans-Werner Hahn)
2., durchges. Aufl. 2005. EdG 49
Die deutsche Wirtschaft im 20. Jahrhundert (Wilfried Feldenkirchen)
1998. EdG 47
Agrarwirtschaft und ländliche Gesellschaft im 19. Jahrhundert (Stefan Brakensiek)
Agrarwirtschaft und ländliche Gesellschaft im 20. Jahrhundert (Ulrich Kluge)
2005. EdG 73
Gewerbe und Industrie im 19. und 20. Jahrhundert (Toni Pierenkemper)
2., um einen Nachtrag erw. Auflage 2007. EdG 29
Handel und Verkehr im 19. Jahrhundert (Karl Heinrich Kaufhold)
Handel und Verkehr im 20. Jahrhundert (Christopher Kopper) 2002.
EdG 63
Banken und Versicherungen im 19. und 20. Jahrhundert (Eckhard Wandel)
1998. EdG 45
Technik und Wirtschaft im 19. und 20. Jahrhundert (Christian Kleinschmidt)
2007. EdG 79
Unternehmensgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert (Werner Plumpe)
Staat und Wirtschaft im 19. Jahrhundert (Rudolf Boch) 2004. EdG 70
Staat und Wirtschaft im 20. Jahrhundert (Gerold Ambrosius) 1990.
EdG 7
Kultur, Alltag und Kultur, Bildung und Wissenschaft im 19. Jahrhundert (Hans-Christof Kraus)
Mentalitäten 2008. EdG 82
Kultur, Bildung und Wissenschaft im 20. Jahrhundert (Frank-Lothar Kroll)
2003. EdG 65
Themen und Autoren 173

Lebenswelt und Kultur des Bürgertums im 19. und 20. Jahrhundert


(Andreas Schulz) 2005. EdG 75
Lebenswelt und Kultur der unterbürgerlichen Schichten im 19. und
20. Jahrhundert (Wolfgang Kaschuba) 1990. EdG 5

Kirche, Politik und Gesellschaft im 19. Jahrhundert (Gerhard Besier) Religion und
1998. EdG 48 Kirche
Kirche, Politik und Gesellschaft im 20. Jahrhundert (Gerhard Besier)
2000. EdG 56

Der Deutsche Bund 1815–1866 (Jürgen Müller) 2006. EdG 78 Politik, Staat,
Verfassungsstaat und Nationsbildung 1815–1871 (Elisabeth Fehrenbach) Verfassung
2., um einen Nachtrag erw. Aufl. 2007. EdG 22
Politik im deutschen Kaiserreich (Hans-Peter Ullmann) 2., durchges. Aufl.
2005. EdG 52
Die Weimarer Republik. Politik und Gesellschaft (Andreas Wirsching)
2000. EdG 58
Nationalsozialistische Herrschaft (Ulrich von Hehl) 2. Aufl. 2001. EdG 39
Die Bundesrepublik Deutschland. Verfassung, Parlament und Parteien
(Adolf M. Birke) 1996. EdG 41
Militär, Staat und Gesellschaft im 19. Jahrhundert (Ralf Pröve) 2006. EdG 77
Militär, Staat und Gesellschaft im 20. Jahrhundert (Bernhard R. Kroener)
Die Sozialgeschichte der Bundesrepublik Deutschland bis 1989/90 (Axel
Schildt) 2007. EdG 80
Die Sozialgeschichte der DDR (Arnd Bauerkämper) 2005. EdG 76
Die Innenpolitik der DDR (Günther Heydemann) 2003. EdG 66

Die deutsche Frage und das europäische Staatensystem 1815–1871 Staatensystem,


(Anselm Doering-Manteuffel) 2. Aufl. 2001. EdG 15 internationale
Deutsche Außenpolitik 1871–1918 (Klaus Hildebrand) 2. Aufl. 1994. EdG 2 Beziehungen
Die Außenpolitik der Weimarer Republik (Gottfried Niedhart)
2., aktualisierte Aufl. 2006. EdG 53
Die Außenpolitik des Dritten Reiches (Marie-Luise Recker) 1990. EdG 8
Die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis 1990 (Ulrich
Lappenküper) 2008. EdG 83
Die Außenpolitik der DDR (Joachim Scholtyseck) 2003. EDG 69

Hervorgehobene Titel sind bereits erschienen.

Stand: (August 2007)

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