Sie sind auf Seite 1von 1

Aldi und die Geißel der Geier 

Man muss es wohl mit dem nötigen Humor nehmen. Allerdings fällt es umso schwerer, je näher man 
an diese Thematik heran tritt. Neulich sah ich mich gezwungen an einem ganz normalen Wochentag 
einen Aldi anzusteuern, es war dabei unvermeidbar, dass ich dort ankam noch bevor dieser geöffnet 
hatte. Was ich dort erblickte, lies mich zusammenzucken, da standen sie, die Geier. 

Sie lauerten sich in großer Zahl auf, noch in Reihe und Glied, aufgereiht wie auf einer Perlenschnurr 
und doch reichte ein winziger Reiz um dieses labile Gefüge aus dem Gleichgewicht zu bringen. Denn 
mit dem Zeitpunkt der Öffnung begannen die Blicke giftiger zu werden, die Nervosität nahm zu, das 
Gerangel um die besten Plätze begann. 

Alsbald  stürzten  sich  vom  Eifer  getriebene  Horden  aus  Geiern  nur  einem  Ziel  folgend,  auf  die 
angerichtet  Tafel  der  Angebote.  Von  nur  einem  Ziel  getrieben,  schnellstmöglich  sich  so  große 
Brocken  wie  möglich  zu  sichern.  Die  Menge  derer,  die  mit  besonders  großem  Eifer  bei  der  Sache 
waren und sich zum Teil vorher schon verabredet zu haben schienen, waren die Dienstältesten unter 
ihnen. 

Es  schien  vielmehr  so,  als  wären  die  am  Gewieftesten,  die  es  vorher  in  jahrelanger  Kleinarbeit  am 
meisten trainierten und ich war mitten unter ihnen. Es lief mir ein kalter Schauer über den Rücken, 
denn  was  sollte  mich  schützen,  wenn  ich  mich  auch  nur  mit  einem  Gedanken  an  ihrem  Festmahl 
beteiligen wollte. So unterließ ich es und schaute von Weitem diesem eigenartigen Treiben aus Hast 
und Gier zu. 

Die Szenen die sich ereigneten, ließen nur auf eines schließen, je verbissener umso erfolgreicher, nur 
zu  welchem  Preis?  Der  Preis  schien  hier  den  Ton  des  Getöses  am  besten  zu  beschreiben,  denn  je 
niedriger dieser augenscheinlich war, umso größer die Anstrengung und das Gezeter mit dem dieser 
Fang verteidigt wurde.  

So  ergab  es  sich,  dass  neben  dem  Getöse  dieses  Gefechts  auch  einzelne  Wortfetzen  zu  mir  rüber 
schallten. Umreißen könnte man sie folgendermaßen, je schneller die vorhandenen Ressourcen sich 
dem  Ende  neigten,  umso  fordernder  geiferten  sie  die  Verwalter  des  Objekts  voll,  es  sei  nicht 
genügend zu finden, was ihre Gier befriedigen könnte. Bei genauem Blick auf die Dinge war mir so, 
als  sähe  ich  den  Schaum,  den  tollwütige  Hunde  um  ihr  Maul  tragen,  bei  einigen  von  ihnen  hervor 
blitzen. 

Von unvorstellbarem Entsetzen getrieben verließ ich den Ort des Geschehens und mit mir die Geier, 
denn obwohl manche  genauso weiter pickten wie  Hühner die noch im Dreck ein Korn vermuteten, 
verschwand der Rest von ihnen genauso schnell, wie er gekommen war, im Nichts. Was zurückblieb 
war nichts weiter als die Aura von Schrecken und Verdammnis die diesen Ort zu jedem Angebotstag 
wieder heimsuchen würde. 

Aber  vielleicht  war  alles  auch  nur  ein  Alptraum  hervorgerufen  durch  die  üble  Niedertracht  mit  der 
Menschen sich gegenseitig behandeln, wenn es wieder nur um ihre Vorteile und den Verlust dieser 
geht.  

OG3r 

Das könnte Ihnen auch gefallen