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Mai 1989
Hospitalisierte Lust
Institution Psychiatrie : Psychiatrisierte Sexualität
- Beiträge zu einer emanzipatorischen Theorie (Handout) -
"Mir ging es aber darum, zwei wichtige Dinge zu unterstreichen. Zum einen,
daß das Aufklären, das 'Ausleuchten' der Sexualität sich nicht bloß in den
Diskursen, sondern in der Realität der Institutionen und Praktiken abge-
spielt hat.
Zum anderen, daß es zahlreiche und strenge Verbote gibt. Aber daß sie zu
einer komplexen Ökonomie gehören, in der sie mit Anreizen, Äußerungen und
Aufwertungen einhergehen. Immer sind es die Verbote, die man herausstellt.
Ich möchte ein bißchen die Kulissen umstellen und vor allem den Gesamtzu-
sammenhang der Dispositive erfassen" (Foucault 1977, S. 177).
"Es geht nicht darum, das sexuelle Elend zu leugnen, aber es geht auch nicht
darum, es negativ mit einer Repression zu erklären. Das ganze Problem be-
steht darin herauszufinden, welches die Positivmechanismen sind, die auf
verschiedene Art und Weise die Sexualität produzieren und bei denen am Ende
Elend herauskommt" (Foucault 1977, S. 180).
1. Einleitung
Sexualität ist in der Psychiatrie ein vernachlässigtes, ausgespartes Thema,
das nicht Gegenstand des allgemeinen Diskurses ist. Reformpsychiatrische,
kritische Literatur wie der 'Psychiatrie-Report' von Klee (1978), wie das
Buch über Hospitalisierungsschäden von Finzen (1974), wie die 'Diagnosen
der Psychiatrie' von Dörner (1975) oder das 'Kritische Handbuch der Psychia-
trie' von Jervis (1978) läßt das Thema unberücksichtigt. Lediglich Fengler
und Fengler (1980) geben differenzierter, aber nur in zwei Szenen Informa-
tionen über den (fürsorglichen?) Umgang mit Antikonzeptiva und das (ver-
meintliche) Problem sexueller "Unmoral" und Prostitution weiblicher Patien-
ten (S. 43-44). Goffman (1973) bezieht sich in seiner soziologischen Analyse
der totalen Institution in verstreuten Literaturstellen (S. 33, 41, 65, 73,
121, 163, 265) auf die dortigen Einschränkungen der sexuellen Selbstbestim-
mung, die sexuelle Doppelmoral, das institutionelle repressive Arrangement
und die soziale Kontrolle durch die Anstalten.
Lediglich Störungen der Sexualität, Perversionen oder strafbare sexuelle
Handlungen rücken diesen Lebensbereich in den Blickpunkt von Psychiatern
oder Psychologen. So schlägt sich diese Verzerrung des wissenschaftlichen
wie des alltäglichen Denkens auch in neuerer Literatur wieder: Zimmers Buch
- 2 -
1.1 Beispiel 1:
Ausgangspunkt meiner speziellen Beschäftigung mit dem Thema der Sexualität
in der Psychiatrie (Kobbe 1987; 1988b; 1988c) war u.a. die Tatsache, daß
es z.B. auf einer Station ebenso unerwartet wie schlaglichtartig erheb-
liche Meinungsverschiedenheiten über den Besuch von Partnerinnen auf der
Männerstation gab - dies obwohl auf dieser Station seit Jahren die Ehefrauen
oder Freundinnen der untergebrachten Patienten am Wochen-
ende zu Besuch kommen konnten und eine ungeschriebene Regel besagte, daß
die Mitpatienten in den betreffenden Stunden keinen Zutritt zu diesen
Patientenschlafräumen hatten. Bei den Meinungsverschiedenheiten ging es
inhaltich vordergründig um die Frage, ob Freundinnen, Verlobte und Ehe-
frauen gleichermaßen Anrecht auf Zutritt hätten oder ob dieser nur Ehe-
frauen vorbehalten sein sollte. In derartigen Diskussionsbemerkungen, die
an der konkreten Praxis des Zutritts für alle Partnerinnen nichts änderten,
wurde zudem z.T. ironisch, z.T. süffisant über die phantasierten Sexual-
kontakte der Patienten mit ihren Angehörigen gesprochen.
- 3-
1.2 Beispiel 2:
Ein weiterer aktueller Anlaß, dieses Thema aufzugreifen, war eine Um-
strukturierung in einer Klinik: die bis dahin bestehende Frauenstation
sollte geteilt und von da ab in Form von zwei gemischt-geschlechtlichen
Stationen neu konzipiert werden, was nach einigen Vorüberlegungen über
die Patientenbelegung auch verwirklicht wurde. D.h. daß gemischt-geschlecht-
liche Stationen per se eine gute, sinnvolle, fortschrittliche Sache zu sein
schienen, über deren Sinn fraglos nicht mehr gesprochen werden mußte. Um so
betroffener waren die Beteiligten dann, als sich nach dem Umbau, den Verle-
gungen und der Verwirklichung dieses Vorhabens - wie insgeheim befürchtet -
herausstellte, daß es einige wenige Patientinnen gab, die sich extrem gegen
das Zusammensein mit Männern wehrten, sei es aufgrund vorhergehender Verge-
waltigungen, wegen anderer traumatischer Ereignisse, sei es wegen paranoider
Wahninhalte sexuellen Inhalts.
1.3 Beispiel 3:
Der dritte Ausgangspunkt für die späteren Überlegungen zu diesem Thema war
die Begutachtung eines 29jährigen Mannes, der wegen schwerer Brandstiftung
angeklagt war und in der Vorgeschichte bereits wegen Hausfriedensbruch,
Nötigung, gewaltsamer vorsätzlicher Sachbeschädigung, versuchter Brand-
stiftung, Bedrohung und wegen des Verdachts der Vergewaltigung strafrecht-
lich verfolgt worden war. - Nach Abschluß der Untersuchung beschrieben der
psychiatrische Kollege und ich den Probanden als Persönlichkeit, "die in
der sozialen Interaktion als narzißtisch frustriert betrachtet wird mit
psychosozialen Abwehrformen der Aggressivität, Impulsivität, des Eigensinns
und der Herrschaftsansprüche; dies impliziert auch die Tendenz, inneren
Konfliktdruck eher in impulsiver Weise an dominierten Partner abzureagieren.
Im intrapsychischen Individualbereich, d.h. der Beziehung zwischen dem Es
und den Kontrollmechanismen der Ich-Überich-Organisation erscheint Herr A.
in bezug auf primär sozialbezogene, partnergerichtete Dimensionen des Erle-
bens und Verhaltens kontrollschwach mit zumindest problematischer Triebregu-
lation" (Auszug aus dem Gutachten) . Zu unserem Erschrecken erhielten wir
während dieser diagnostischen Auswertung die telefonische Nachricht, der
Mann habe soeben eine Kollegin sexuell bedrängt und genötigt und die wahr-
scheinliche Vergewaltigung habe soeben noch verhindert werden können.
- 4-
2. Gestörte Lust
An den genannten Ausgangspunkten wurden bereits einige Problemzonen der
Sexualität in psychiatrischen Einrichtungen deutlich, die an dieser Stelle
weiter ausgeführt werden sollen:
2,1
Im Beispiel der männlichen Patienten und deren Partnerinnen geht es offen-
sichtlich ja zunächst um den Versuch, Normalität in den Partnerbeziehungen
möglichst nicht durch die stationäre Unterbringung zu stören, Gemeinsamkeit,
Intimität und Privatheit zu ermöglichen (vgl. Heuer-Pyka 1988). Auch wenn
dies de facto scheinbar akzeptiert, toleriert, gutgeheißen wird, so spiegelt
sich im Wiederaufleben einer alten Diskussion unter den Mitarbeitern doch
deren Zwiespalt und Zweifel wieder - d.h. zunächst, daß Tabuisierungen, Ver-
krampftheiten, Phantasien bei einzelnen bestehen, die nicht offen disku-
tiert werden konnten, sondern i.S. einer Verschiebung pars pro toto an der
Differenzierung Freundin-Verlobte-Ehefrau angesprochen wurden. Derartige
Unsicherheiten sind zweifelsohne alltäglich und wurden sowohl von der Arbeits-
gemeinschaft Sozialpolitischer Arbeitskreise in ihrer Arbeit über 'Die Not
der Tugend' (AG SPAK 1982) wie auch von Strauß, Prager, Appelt und Gross
(1988) in deren unlängst erschienenen Untersuchung über den 'Stellenwert
der Sexualität im psychiatrischen Klinikalltag1 anhand einer Personalbefra-
gung beschrieben. Strauß und Mitarbeiter schreiben u.a.: "Weder ausreichen-
des Wissen über Sexualität noch subjektive Sicherheit in Gesprächen mit
Patienten scheinen allein eine ausschlaggebende Rolle zu spielen für einen
freizügigen Umgang mit dem Thema Sexualität im klinischen Alltag. Wichtig
erscheint vielmehr, daß das Personal sich seines Unbehagens mit dem Thema
bewußt ist, statt es abzuwehren. Schwierigkeiten beim Umgang mit dem Thema
dürften gerade dann reduziert werden, wenn sie nicht verleugnet, sondern
thematisiert und zum Ausgangspunkt der Erarbeitung neuer Verhaltensweisen
gemacht werden (vgl. Withersty, 1976). Dabei geht es nicht darum, zu er-
lernen, wie man ohne, sondern vielmehr trotz Unbehagens und bestehender
Schwierigkeiten mit diesem konflikthaften Thema umzugehen vermag. Möglicher-
weise würde eine solche Sichtweise schon zu einer Entlastung des Personals
führen und unrealistische Vorstellungen und Selbstanforderungen (und damit
Hemmungen und Vermeidungsverhalten) abbauen helfen. Es wäre jedenfalls den
Versuch wert, diesen Weg, beispielsweise im Rahmen von Supervisionsgruppen
und Teambesprechungen, zu beschreiten" (S. 207-208; s.a. Kobbe 1988c, 194).
- 5-
2.2
Darüber hinaus wird am obigen Beispiel deutlich, daß Einstellung und
Praxis offensichtlich auseinanderklaffen können, daß Tolerierung keines-
wegs Befürwortung bedeutet - eine Tatsache, die banal klingt, aber häufig
nicht (mehr) bewußt realisiert wird. So ist denn die gesamtgesellschaft-
liche Thematisierung von Sexualität vielmehr widersprüchlich. Die soge-
nannte sexuelle Revolution der 60er und 70er Jahre sorgte für eine Explo-
sion des Diskurses, für eine -passagere- übersexualisierte Alltagskommuni-
kation, doch ist dieses Phänomen "vor allem eines der Quantität und keines
der Qualität des Redeflusses" (Lautmann 1987), d.h. seine Inhalte wirken
keineswegs 'explosiv1. Zugleich finden sich hier sicherlich auch die Ver-
unsicherungen des einzelnen bezüglich privaten, gesellschaftlichen und
beruflichen Routineberührungen und Berührungstabus in zwischenmenschlichen
Beziehungen wieder (vgl. Anthenien 1988), die zu den von Andrau (1969)
oder von Eiguer und Mitarbeitern (1974) berichteten Ignorierungen sexuel-
ler Verhaltensweisen vom Patienten führen.
2.3
Noch eine dritte Überlegung knüpft sich an das erste Beispiel an: abge-
sehen vom Abwehrcharakter der subaggressiven, defensiv-abwehrenden Dis-
kussionsstile einzelner Mitarbeiter wurde in diesen Diskursen Sexualität
auf genitale Fixierung, auf sexuelle Befriedigung im Beischlaf reduziert
und als solche abgewertet. "Die Übergenitalisierung der Sexualität ent-
wertet die nicht an den Genitalbereich gebundenen sexuellen Partialtriebe.
Diese können sich, sofern sie sich dem Genitalprimat nicht unterordnen,
zumeist nur als 'pervers1 etikettiert Geltung verschaffen, wobei ihnen
die Humanisierung typischerweise versagt ist. Bestimmte 'Perversionen'
drücken, wenn auch zumeist in fragwürdiger Form, die Auflehnung der Sinn-
lichkeit gegen das Diktat der primär auf die Fortpflanzung gerichteten
Sexualität aus. Nur in ihnen kann sich z.B. ein Streben nach analer Lust
Geltung verschaffen, das ansonsten dem Zwang zur Disziplin, Ordnung und
Sauberkeit zum Opfer fällt. - Die übermäßig genitalzentrierte Sexualität
ist Ausdruck bestimmter Arbeitsformen, sie ist zugleich Ausdruck von Ver-
kehrsformen zwischen Menschen", die von Konkurrenz und Leistungszwang ge-
prägt sind (Vinnai 1977, S. 109).
Daß sich sexuelles Erleben auf lustvolle Erlebnisse nicht-genitaler Art,
auf sublime Zärtlichkeiten, auf Intimität oder Zweisamkeit erstreckt
(s. insb. Mainz 1987), das wird i.S. der traditionellen Ideologie von
Sex als Fortpflanzung und Vermehrung (s. Wendt 1982) ausgeblendet und
frappiert insofern, als sowohl in den Untersuchungen von Akhtar und Mit-
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arbeitern (1977) wie von Strauß und Mitarbeitern (1988) von den Teilnehmern
am häufigsten zärltichkeitsbetonte Aktivitäten bemerkt und berichtet wurden.
Andererseits erstaunt diese Zensur keineswegs: die übergenitalisierte männ-
liche Sexualität degradiert die besuchenden Frauen zu Sexualobjekten, denen
nicht zugestanden wird, zugleich auch Subjekt zu sein (vgl. Vinnai 1977,
S. 122). "Im Vergleich mit dem, was die Psychoanalyse als Vorlust bezeichnet,
was mit Küssen, mit Streicheln, mit Spielen verbunden ist, trägt die Lust,
die an die Vereinigung der Genitalien geknüpft ist, einen eher unpersön-
lichen Charakter" (Vinnai 1977, S. 110). D.h. die übermäßig hervorgekehrte
Genitalität ist Ausdruck einer Psyche, die die Nähe will, ohne sie ertragen
zu können, die die orgiastische Lust sucht, ohne die Fähigkeit zu haben,
sich ihr wirklich auszuliefern. Es geht um Ich-Strukturen, die Triebregungen
niederhalten müssen - und derart versagend und repressiv sind in jedem Fall
die Beziehungsstrukturen in der (forensischen)Psychiatrie. Zärtlichkeit je-
doch ist gekennzeichnet durch ein harmonisches Zusammenspiel mit der durch
das Individuum nach der Latenzzeit wiederentdeckten Sinnlichkeit, das so
eine neue Qualität von Sexualität begründet: "Liebe als umfassender Aus-
druck für Sinnlichkeit und Zärtlichkeit verweist abermals auf deren grund-
legende Relevanz. Zärtlichkeit erhält hiermit ihre gleichrangige Stellung
neben dem sinnlichen Anteil der Libido. Aus soziokulturellem Druck ent-
sprungen, ergänzt sie sich mit Sinnlichkeit zur Liebe. So sorgt die ange-
messene Verknüpfung von Zärtlichkeit und Sinnlichkeit für eine Heilung des
Defizits, das sich während der Kindheit festsetzte und fortschritt. Mehr
noch: Zärtlichkeit erscheint nun nicht mehr als Ergebnis eines Verdrängungs-
oder Hemmungsprozesses, sondern als Endprodukt von Sublimationsvorgängen. ...
Befreit vom Makel der Verdrängung und Frustration erhält Zärtlichkeit im
Verlauf der Entwicklung des Menschen scheinbar eine ausschließlich posi-
tive Qualität - und bestimmt als gleichrangiger Anteil des Lebenstriebs,
dem der Sinnlichkeit, im entscheidenden Maß das Wesen des Menschen. Ein
Mißlingen des Zusammenspiels zwischen Zärtlichkeit und Sinnlichkeit im
Leben des Erwachsenen bedingt mithin schwerwiegende Störungen im Lebens-
vollzug. Grundsätzlicher: Mißverhältnisse zwischen Sinnlichkeit und Zärt-
lichkeit erscheinen als eigentliche Ursache für psychische Erkrankungen"
(Hainz 1987, S. 34). Innerhalb der psychoanalytischen Theorie Freuds
deutet sich eine radikale Aufwertung von Zärtlichkeit an: "Libido geht
in Zärtlichkeit auf, Sexualität verwandelt sich in sie, Zärtlichkeit
bildet den Lebenstrieb. Aus Enttäuschung geborene, mit Frustration be-
haftete Zärtlichkeit und jene, die gleichberechtigt neben Sinnlichkeit be-
steht, gehen über in reine Zärtlichkeit aus Liebe. Zärtlichkeit bildet nun den
Stoff, aus dem menschliche Grundantriebe hervorgehen und der damit humanes
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Empfinden und Handeln bestimmt. Dieser Vorgang der Sublimation von Sinn-
lichkeit zur Zärtlichkeit vollzieht sich auf seiner höchsten Stufe nicht
mehr unter entfremdeten Vorzeichen. Das Individuum selbst verantwortet und
trägt die Verfeinerung der Triebstruktur. Die Möglichkeit der Aufhebung von
Entfremdung, die Rückgewinnung der verlorenen Einheit zwischen (Trieb-) An-
spruch und Wirklichkeit, zwischen Objekt und Subjekt durch die eigene Kraft
des Individuums halten damit Einzug in die Theorie. Glück erscheint als un-
gebrochenes, greifbar nahe, vermittelt nicht mehr über Sexualität im ur-
sprünglichen Sinn, sondern über Zärtlichkeit als sublimierte Sexualität,
die im Endstadium ihrer Entwicklung sich als neue Einheit erweist. Der Be-
griff der Zärtlichkeit benennt damit das Mittel zur Erreichung des obersten
menschlichen Ziels überhaupt: Glück; wobei Mittel und Ziel in der Empfindung
zusammenfallen.
Diese Vision sieht sich freilich begrenzt durch die Kompetenz der Individuen.
Nur wenige gelangen zu einer Intensität der Sublimierung der Sinnlichkeit
zur Zärtlichkeit, die diese in Reinkultur entstehen läßt" (Mainz 1987,
S. 36) .
Im übrigen stellt das Ansprechen der Sexualphantasien (Ferenczi 1911) einen
Angriff, eine sexuelle Handlung und letztlich sexuelle Aggression dar, die
"der Entblößung der sexuell differenten Person" (Freud 1905, S. 106) gleich-
kommt .
2.4
Eine weitere Feststellung läßt sich aus dem ersten Beispiel ableiten:
Über Frauen wurde in den diesbezüglichen Bemerkungen zur Besuchspraxis
zwar nicht explizit so doch unmißverständlich wie über Lustobjekte, nicht
wie über autonome, durch eigene Bedürfnisse ebenfalls charakterisierte
Individuen geredet. Hier kommen der (Über-) Betonung der männlichen Sexua-
lität, im implizierten 'naiven' hydraulischen Triebdruck- und Triebabfuhr-
modell (s. Dannecker 1987, S. 129-137; Reich 1975) allgemeingesellschaft-
liche Einstellungsunterschiede zum Stellenwert von Sexualität bei Männern
und Frauen zum Vorschein, die keineswegs psychiatrieimmanent sind. Auch
in der Auswertung von Strauß und Mitarbeitern (1988) bezogen sich diese
Unterschiede "beispielsweise auf die Wichtigkeit der Sexualität, die für
männliche Patienten eher betont wird, auf die Art sexueller Beeinträchti-
gungen und auf die Themen, die in Gesprächen über Sexualität mit männlichen
und weiblichen Patienten angesprochen werden" (S. 207).
3. Zerstörte Lust
Hier leitet das Thema zum zweiten Beispiel der Geschlechtermischung über:
3.1
In den erwähnten Überlegungen zur Patientenbelegung ging es wiederholt um
die Frage, welche Männer zu den bis dahin auf einer einzigen Frauenstation
untergebrachten Patientinnen 'passen', sprich: welche Männer aufgrund ihrer
sexualgewaltigen Vorgeschichte oder ihres sonstigen gewalttätigen Verhaltens
nicht für die Verlegung auf eine der beiden geplanten gemischt geschlecht-
lichen Stationen geeignet waren. Obwohl die Teilnehmer an der Personalbefra-
gung von Strauß und Mitarbeitern (1988, S. 205) annehmen, Frauen in der
Psychiatrie hätten als vermutete sexuelle Beeinträchtigung hauptsächlich
negative Gefühle wie Ekel oder Widerwillen gegenüber der Sexualität, wurde
diese komplementäre Kehrseite der genannten Vorüberlegungen meines Wissens
zwar antizipiert, aber als (unwesentlichere?) weibliche Sexualangst vernach-
lässigt (s. hierzu Zimmer 1985, S. 159-162). Um so überraschender war die
angstvolle Abwehr einiger Frauen, die zur Einrichtung einer eigenen Frauen-
wohngruppe führte.
3.2
Für die Konzeption der beiden gemischt geschlechtlichen Stationen waren
Überlegungen zur Normalisierung des zwischenmenschlichen Miteinander aus-
schlaggebend, Gesichtspunkte der Milieugestaltung also (Kretz 1969, Morgan 1971),
die auch in der zitierten Arbeit von Strauß und Mitarbeitern von den Befrag-
ten überwiegend positiv beurteilt wurde: "Insbesondere der Vorteil wirk-
lichkeitsnaher Lebensbedingungen, die Möglichkeit 'sozialen Trainings1
sowie das bessere Klima auf gemischten Stationen, waren die häufigsten
Argumente hierfür" (S. 206). Keinesfalls geht es also um das intime Zu-
sammensein oder gar die Partnerschaft von Patienten (s. Nell 1968,
Modestin 1981, Eiguer u.a. 1974 sowie Mannoni 1973). Daß sich beispiels-
weise psychotisch erkrankte Patienten/Patientinnen angstvoll vor einer
solchen (bedrohlichen) Beziehung schützen, wurde ja bereits beschrieben.
Darüber hinaus reguliert auch die Stationsgemeinschaft das Zusammenleben,
so daß Ängste und Befürchtungen meist - nur - Projektionen der Befürchtun-
gen der Mitarbeiter oder der Patienten darstellen. Dennoch erscheint es
sinnvoll und erforderlich, mit den Patienten einer Station oder mit Ein-
zelnen über deren Sexualität oder Intimkontakte zu sprechen, hierbei aller-
dings zu beachten, daß das eigene Rollenverständnis von Mann und Frau, von
Sexualmoral, von Freiheit und Verantwortung keineswegs für den oder die
betreffenden Patienten zutreffen muß. Erstens ist das psychiatrisch-psycho-
- 9-
3.3
Über dieses Beispiel der Geschlechtermischung hinaus erscheint mir im
übrigen die Überlegung sinnvoll und notwendig, daß und warum bei Patienten
Unterschiede zwischen homosexuellen und heterosexuellen Partnerschaften
gemacht werden. Konkret werden heterosexuelle Beziehungen zwischen Patien-
ten mindestens zum Thema von therapeutischen Einzel- oder Gruppengesprächen
gemacht, u.U. als Anlaß für Verlegungen eines Partners genommen, was im
übrigen die meisten Befragten in der Untersuchung von Strauß und Mitarbei-
tern (1988, S. 206) für unangebracht hielten. Homosexuelle Beziehungen auf
Männerstationen dagegen werden meines Wissens z.T. toleriert, u.U. auch
-insgeheim- gutgeheißten, ganz im Gegensatz zu heterosexuellen Beziehungen,
bei denen die Partner sexuell aktiv sind. Als Erklärung läßt sich zunächst
konstatieren, daß Homosexualität ein Thema männlicher Patienten ist (s.
Strauß und Mitarbeiter 1988, S. 205; Vinnai 1977, Theweleit 1980), daß
homosexuelle Beziehungen auf Langzeitstationen mehr befriedenden als
beunruhigenden Charakter haben und vielleicht auch aus diesem -weniger
therapeutischen- Grunde hingenommen werden.
3.4
Im übrigen aber scheint es in der Praxis so, als entfalte die Institution
Psychiatrie einen inneren Widerstand gegen die sexuelle Selbständigkeit
der Patienten, obwohl das Ziel der Behandlung explicit größtmögliche
psychische Selbständigkeit ist. Zu dieser Ich-Autonomie gehört m.E. ganz
wesentlich der selbstbewußte Umgang mit den eigenen Trieben und Impulsen,
für die Marcuse (1980) zum Spannungsbogen sexuellen Lustprinzips und ge-
sellschaftlichen Realitätsprinzips beschreibt, daß dieses Lustprinzip ge-
sellschaftsunfähig sei und als späte Leistung des Realitätsprinzips zum
- 10 -
Primat der genitalen Sexualität und der Reproduktion und dann zur Repro-
duktion in der monogamen Ehe werde. "Ursprünglich ist der Organismus in
seiner Ganzheit und in allen seinen Bestätigungen und Beziehungen poten-
tielles Feld der Sexualität, vom Lustprinzip beherrscht. Und gerade des-
wegen muß er desexualisiert werden, um sich in lustvoller Arbeit bestäti-
gen, ja in ihr leben zu können" (S. 15). Entsprechend bedeutet Ich-Autono-
mie diesbezüglich Freiheit von der Notwendigkeit der Triebbefriedigung und
zugleich Freiheit zur Entsagung und damit zum gesellschaftlich akzeptierten
Genuß (s.a. Marcuse 1955). - In bezug auf die obengenannte Ich-Autonomie
jedoch stellt das Krankenhaus Beziehungsfallen sowohl hinsichtlich der Be-
dürfnisbefriedigung wie auch der Regressionsmöglichkeiten auf, verlangen
Therapeuten einerseits die Entwicklung zu erwachsenem, autonomem Denken,
Fühlen und Verhalten als explicitem Therapieziel, verhindern sie dies
jedoch implicit durch Reglementierungen, um andererseits auf die hieraus
sich ergebenden regressiven Tendenzen zwar permissiv zu reagieren, sie zu-
gleich jedoch als Problem zu definieren (s. Rohde 1975). Im Bereich von
Lust, Zärtlichkeit, Sexualität, Partnerschaft und Liebe wird institutionell
die Fähigkeit zur reifen und selbstverantwortlichen Form der Bedürfnis-
äußerung und Bedürfnisbefriedigung vertreten, intern dagegen jedoch der
Patient auf Stadien der Sexualität verwiesen, die nur noch den Charakter
von Ersatzbefriedigungen haben können. Der systemimmanente Widerstand
zeigt sich beispielsweise auch in der ausbleibenden Berücksichtigung von
Partnerschaft, Intimität und Sexualität in Stations- oder Therapiekonzep-
ten: so gehen die Autoren der mir vorliegenden 145seitigen 'Konzeption
für den soziotherapeutischen Bereich der Psychiat. Klinik
B...hausen' nur auf einer einzigen Seite abstrakt-nebulös auf den
"Bereich des Sexuellen und der Partnerschaft" ein (S. 73).
3.5
Für den konkreten Anstaltsalltag aber beschreibt eine ehemalige Psychiatrie-
patientin über ihren lOStägigen stationären Aufenthalt u.a.: "In einer
Situation, in der jeder seinen gewöhnlichen Aufgaben entzogen wird und auch
sonst die Möglichkeit zur Befriedigung wichtiger materieller und emotionaler
Bedürfnisse hat, bietet das Essen eine wichtige Ablenkung. Wenn schon z.B.
keine sexuellen Beziehungen (da haben es Häftlinge noch besser) möglich bzw.
erlaubt sind, hilft das Essen in der Befriedigung oraler Bedürfnisse. Sie
läuft dann halt über den Mund. Essen ist gleichzeitig Ersatz für andere
fehlende Reize. Die Krankenhausatmosphäre, die kahlen weißen Wände, die
Totenstille auf der Station, die nur ab und an durch die schrillende Klingel
der Tür bzw. des Telefons, durch das Schlagen einer Stationstür oder einen
- 11 -
4. Zerstörerische Lust
Am dritten Ausgangsbeispiel lassen sich einige zusätzliche Aspekte des Kon-
flikts von Sexualität und psychiatrischer Institution demonstrieren:
4.1
Anhand des Gutachtenbeispiels lassen sich Probleme mit der mangelnden Impuls-
kontrolle schwer gestörter Patienten aufzeigen, mit fraglichen Impulsdurch-
brüchen und/oder einer Sexualisierung der destruktiven Impulse als Abwehr-
mechanismus (vgl. Schorsch 1988) bzw. einer Sexualisierung aller Beziehungen
(vgl. Garnes 1987). - Zur Tatsache der sexuellen Gewalt selbst ist dies sicher
insofern für die Allgemeinpsychiatrie nicht repräsentativ, als es sich hier
um einen schwer gestörten ZUr Begutachtung untergebrachten Patienten
handelt. (Leider gibt gerade zu dieser Differenzierung die vielversprechend
klingende Untersuchung von Eysenck (1980) zu 'Sexuellen Einstellungen und
Sexualverhalten bei psychiatrischen Patienten' (S. 215-232) bis auf faktoren-
analytisch korrelierte Items keine inhaltlich relevante Information.) Und
dennoch: immerhin berichtet die Hälfte der Teilnehmer an der Untersuchung
von Strauß und Mitarbeitern (1988, S. 206), daß Patienten ihnen gegenüber
schon überwiegend körperliche Annäherungsversuche gemacht haben.
4.2
Hierbei ist u.a. die veränderte Rolle der Stationsmitarbeiter auf den in
den meisten Kliniken nunmehr gemischt-geschlechtlichen Stationen zu betrach-
ten: Schwestern und Pfleger sind gleichermaßen auf Stationen tätig, Ärztinnen
und Psychologinnen ebenfalls in wesentlich größerer Anzahl vertreten. Wenn
früher die Krankenschwester mit Haube und Schwesterntracht in ihrer Berufs-
rolle gesehen und wie die Ärztin im Kittel als Frau kaum bewußt wahrgenommen
- 12 -
4.3
Noch einmal Bezug nehmend auf das obengenannte Beispiel der sexuellen
Aggression gegen eine Kollegin: sicher geht es einerseits um die 'ausge-
wogene' therapeutische Beziehung, um die unmißverständliche Definition von
Nähe und Distanz zur Verhinderung derartiger Übergriffe, doch beschreibt
eine ähnlich betroffene Kollegin (Schobert 1987) , man müsse "endlich dazu
kommen, daß die spezifischen Probleme und frauen-verachtenden Übergriffe
wahrgenommen und nicht verleugnet werden. Dies bedeutet sicherlich, einen
langwierigen Bewußtseinsprozeß bei Männern wie Frauen einzuleiten" (S. 379).
- 13 -
Die Kollegin schreibt weiter: "Man wird nicht müde, darauf hinzuweisen, daß
es ein Fortschritt ist, auch Mitarbeiterinnen in der forensischen Psychiatrie
einzusetzen. Gelobt werden die 'typisch weiblichen Anteile1 wie Wärme und
Geborgenheit geben, Ausstrahlen einer gemütlichen Atmosphäre. Durch den Ein-
satz von Mitarbeiterinnen -so wird gesagt- können die Männer (gerade auch
die Sexualstraftäter) neu den Umgang mit Frauen lernen. - Tatsache ist, daß
weibliches Personal den Patienten die Möglichkeit bietet, ihre pathologischen
Beziehungsmuster zu Frauen durch Übertragungs- und Übungsbeziehungen aufzu-
arbeiten. Und dies kann auch nur von Frauen geleistet werden. - Wenn wir
Frauen also für einen bestimmten Zweck, nämlich für eine Verbesserung der
Behandlung psychisch kranker Straftäter mit unserer gesamten Person und
unseren Geschlecht eingesetzt werden, dann muß aber auf jeden Fall unsere
Integrität sichergestellt und geschützt sein. Ansonsten handelt es sich um
nichts anderes als staatlich anerkannte Prostitution", sprich: Herabwürdi-
gung, öffentliche Preisgabe, Bloßstellung (Schobert 1987, S. 379).
Daß Frauen nicht aufgrund ihrer Profession, ihrer Fähigkeiten und ihres
Wissens eingestellt oder engagiert werden, sondern mit ihren Gefühlen und
wegen ihres Geschlechts, das wird schlaglichtartig unter der Rubrik 'Nach-
hilfe in Sexualität - Frauen therapieren Vergewaltiger1 von Gers und Mit-
arbeitern 1986, Schmid 1989) ausgeleuchtet, die über die 'Therapie' jugend-
licher Sexualstraftäter durch vergewaltigte Frauen berichten. Als (Nach-)
Hilfe konvertierte Aggression der Opfer - Zillig (1986) charakterisiert
sie als "Indoktrination" und "ideologische Umerziehung" - gemischt mit der
eigeninitiierten Selbstausbeutung oder erneuten emotionalen Selbstverge-
waltigung?
4.4
Bezüglich der Vergewaltigungsthematik bei dem obengenannten zu begutachtenden
Probanden fällt retrospektiv auf, daß dieser Mann bereits drei Jahre zuvor
während einer stationären Unterbringung wegen des Verdachts der Vergewalti-
gung angezeigt, das Verfahren jedoch eingestellt wurde. Bei Sichtung der
Akten der Staatsanwaltschaft stellte sich heraus, daß die Strafverfolgung
damals eingestellt wurde, weil es sich bei der Geschädigten um eine psychia-
trisch erkrankte Mitpatientin handelte und der Patient bei der Vernehmung
angab, die Frau habe sich für einen geringen Geldbetrag prostituiert! Dies
schien dem Staatsanwalt zum damaligen Zeitpunkt glaubhaft, uns Gutachtern
nunmehr keineswegs so eindeutig zu sein. - Nichtsdestotrotz gibt es in den
psychiatrischen Krankenhäusern sexuelle Aktivitäten und Intimitäten, wobei
sich die Patienten notgedrungen so entwürdigende Orte wie die Toilette, wie
Kellergänge, Dachböden oder wie das Gebüsch im Klinikpark suchen (müssen).
- 14 -
4.5
Daß die Situation der Frauen in der Psychiatrie insgesamt für Therapeutinnen
wie für Patientinnen die des Opfers ist, wird daran transparent, daß sich
Schwestern nicht nur aufopfern oder Therapeutinnen als Surrogatpartnerinnen
- 15 -
opfern, sondern auch Patientinnen zum Zwecke der Behandlung verplant werden:
so müssen zur Ausbalancierung der Stationsatmosphäre "wieder mehr Frauen auf
die Station", wird von Kollegen wie Kolleginnen (!) überlegt, männliche
Patienten mit Beziehungsproblemen aus therapeutischen Gründen auf die gemischt-
geschlechtliche Therapiestation zu verlegen, fragt eine ehemalige Patientin,
warum sexuelle Anmache von selten des Personals "vielleicht sogar noch ge-
fördert werde ..., während Frau eigene, enge Freunde nur in der bedrückenden,
sterilen Atmosphäre eines Besucherraums empfangen darf" (Susy 1980, S. 30).
Daß sich auch Patienten in der Psychiatrie sexistisch verhalten wird u.a.
symptomatisch daran deutlich, daß ein Gedicht im sogenannten Kreativ-Teil
der Patientenzeitung des Westf. Zentrums für Forensische Psychiatrie Lipp-
stadt ('Nervensäge1 1988, S. 20) mit dem Bild einer Frau in lasziver Pose
unterlegt/illustriert (?) wurde; in der nächsten Ausgabe der 'Nervensäge'
findet sich entsprechend folgender Leserbrief: "Die Ausgabe Dez. '88 lag
bei uns im 'Eine-Welt-Laden' in Soest aus, ich bin dort Mitarbeiterin.
Thema und Anliegen interessieren mich. Auf Seite 20 im Kreativ-Teil fand
ich das Foto von der Frau. Mich ärgert das Bild! 'Leben' steht drüber!
Wie verstehen Sie das Foto dazu? Mauern einreißen - Frauen aufreißen? Was
bewog Sie, gerade an der Stelle Frau so darzustellen? Anspruch des Ladens
ist, gegen Unterdrückung jeder Art zu arbeiten und zu reformieren. Das
schließt selbstverständlich Unterdrückung von Frauen ein, insbesondere
Reduzierung der Frauen aufs Sexuelle, s.a. Sextourismus Dritte Welt. Irnnjer
wieder: bei uns fängts an!" (Vennemann 1989, S. 2).
So reflektiert das System der Psychiatrie gesamtgesellschaftliche Sozial-
und Sexualordnungen (s. spezieller Lautmann 1984), akzeptieren weibliche
Psychiater "ebenfalls die männliche Struktur", fungiert Therapie u.U. "als
Verstärkung der gesamten männlichen Struktur und zwingt Frauen in die Ab-
hängigkeit auf einem Gebiet, das -erfunden und beherrscht von Männern- gegen
Frauen angewandt worden ist" (Miller 1980, S. 67-68). Chesler (1980) schluß-
folgert, daß die gängige Struktur von Therapie Frauen eher zu "gesunder Ab-
hängigkeit" denn zu Unabhängigkeit ermutige, ein Fazit, das mich sehr an die
vorgenannte Double-bind-Konstellation hinsichtlich der regressions- wie auto-
nomiefördernden Klinikbedingungen erinnert.
4.6
Nach diesem Exkurs noch einmal zurück zum dritten Beispiel: die struktur-
diagnostischen Überlegungen bezüglich einer brüchigen Impulskontrolle des
zur Begutachtung untergebrachten 29jährigen Mannes resultierten nur sekundär
aus Anamneseerhebung und Verhaltensbeobachtung, primär aber aus einem von
dem psychiatrischen Kollgen und mir entworfenen Fremdbild im Gießen-Test.
- 16 -
4.7
In diesem Zusammenhang erscheinen mir Hinweise auf die unterschiedlich
ausführlichen Möglichkeiten einer Sexualanamnese sinnvoll: Zimmer (1985)
stellt in seinem Grundlagenbuch zu Sexualität und Partnerschaft einen
Anamnesefragebogen vor, der dem Patienten ausgehändigt wird und verände-
rungs- bzw. behandlungsorientiert ist (S. 235-239); darüberhinaus druckt
er die Tübinger Skalen zur Sexualtherapie (TSST) und einen Nachbefragungs-
bogen ab (S. 240-244), die "ein differenziertes Bild sexuellen Erlebens
- 17 -
5. Schluß
Die an den in der Einführung skizzierten Beispielen dargestellten Gesichts-
punkte zum Verhältnis von psychiatrischer Institution, Mitarbeitern und
Patienten zu Sexualität und sexuellen Bedürfnissen haben hoffentlich rele-
vante Themenbereiche berührt und die richtigen Fragen provoziert, z.T. viel-
leicht auch Antworten -zumindest aber Literaturhinweise- gegeben. Im bewußten
Umgang mit den sexuellen Bedürfnissen vom Patienten erscheint wichtig, zu-
nächst die eigene Person, den eigenen Körper und die eigenen Gefühle kennen-
zulernen und die komplexen Aspekte, die sexuelle Befriedigung in Beziehungen
stören oder verhindern, zu klären. Hierfür bietet Moors (1987, S. 37) die
Bearbeitung folgender Fragen an:
a) Bin ich sexuellen Problemen gegenüber offen?
b) Welche Rolle spielt Sexualität in meinem eigenen Leben?
c) Sind mein Partner und ich zufrieden?
d) Was weiß ich über sexuelle Probleme?
e) Was weiß ich über mögliche Behandlungsweisen?
f) Bin ich interessiert, mich mit den Sexualstörungen meiner Patienten zu
befassen?
g) Habe ich besonderes Geschick im Behandeln psychosozialer Probleme?
Und auch danach kann und darf es nicht um die 'Vergesellschaftung' des
Sexuellen gehen, braucht Sexualität für eine harmonische Entwicklung
einen bergenden Raum und eine bergende Form (s. Neubaur 1987, S. 72-93),
in der Patienten die Beziehungen untereinander und zu anderen erfahren
können. Entsprechend darf die Vermittlung von sexuellem Wissen, die Klärung
von Fragen oder Beziehungen nicht bedrängend wirken: "So braucht niemand
seine erotisch-intime Praxis offenzulegen; denn eine Normalpraxis wird
stillschweigend unterstellt durch zahlreiche Andeutungen -von Flirts über
kleine Zärtlichkeiten bis zum Ehering am Finger- bestätigt" (Lautmann 1987,
S. 23). Keineswegs also kann und darf es darum gehen, Patienten mit deren
vermeintlichen oder abgewehrten sexuellen Bedürfnissen zu überrumpeln,
- 19 -
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