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Unterzug

Rupert Walkner, Patrick Wörle


Das vorliegende Beispiel behandelt die statische Bemessung und die konstruktive
Durchbildung eines Unterzuges unter Berücksichtigung der Regelungen gemäß
ÖNORM EN 1992-1-1: 2009 und ÖNORM B 1992-1-1: 2007. Die Bemessung der zuge-
hörigen Platte wurde im vorangegangenem Beispiel „Vollplatte – einachsig gespannt“
durchgeführt. Bei der Ausarbeitung des Beispiels wurde großer Wert auf die Nachvoll-
ziehbarkeit in der Durchführung der Bemessungsschritte gelegt, wenngleich für das
Verständnis der Bemessungsgleichungen auf die Literatur verwiesen werden muss.

Inhalt

1 Aufgabenstellung .................................................................................................... 2
2 Bemessungsgrundlagen ......................................................................................... 3
3 Baustoffe................................................................................................................. 7
4 Dauerhaftigkeit........................................................................................................ 9
5 Schnittgrößen........................................................................................................ 11
6 Nachweise in den Grenzzuständen der Tragfähigkeit........................................... 14
7 Nachweise in den Grenzzuständen der Gebrauchstauglichkeit ............................ 27
8 Konstruktive Durchbildung .................................................................................... 41
Literaturverzeichnis ........................................................................................................ 49
Normen........................................................................................................................... 49
1 Aufgabenstellung

Zu bemessen ist ein über zwei Felder durchlaufender Unterzug einer einachsig gespann-
ten Stahlbetondecke. Die Bemessung der Decke wurde im vorangegangen Beispiel
durchgeführt. Der Unterzug wird auf Stahlbetonstützen (30/30 cm) gelagert. Die Decke
wird als Bürofläche genutzt und befindet sich im witterungsgeschützten Gebäudeinne-
ren. Horizontallasten des Gebäudes aus Wind und Imperfektionen werden durch ausstei-
fende Bauteile aufgenommen und brauchen für die Bemessung der Decke bzw. des
Unterzuges nicht berücksichtigt werden.

Abbildung 1: Unterzug einer einachsig gespannten Platte


2 Bemessungsgrundlagen

2.1 Statisches System


Gemäß EN 1992-1-1, 5.3.2.2(2) darf bei durchlaufenden Platten und Balken die Ermitt-
lung der Schnittgrößen unter der Annahme frei drehbarer Auflager erfolgen. Die effektive
Stützweite lässt sich durch die Gleichung (5.8) der EN 1992-1-1 berechnen:

leff = ln + a1 + a2 (5.8) – EN 1992-1-1

Dabei ist:
ln der lichte Abstand zwischen den Auflagerrändern
ai ⎧1 2 ⋅ h (=halbe Bauteilhöhe)
ai = min ⎨
⎩1 2 ⋅ t (=halbe Auflagertiefe)
Für die End- und Zwischenauflagerung ergibt sich:
Endauflager Zwischenauflager

⎧1 2 ⋅ h = 1 2 ⋅ 50 = 25 cm ⎧1 2 ⋅ h = 1 2 ⋅ 50 = 25 cm
a1 = min ⎨ a2 = min ⎨
⎩1 2 ⋅ t = 1 2 ⋅ 30 = 15 cm ⎩1 2 ⋅ t = 1 2 ⋅ 30 = 15 cm

Damit ergeben sich die Spannweiten der Felder zu 7,0 m.

Abbildung 2: statisches System


2.2 Einwirkungen

2.2.1 Lastaufstellung
Die Einwirkungen aus Eigenlasten und Nutzlasten im Hochbau werden EN 1991-1-1
bzw. ÖNORM B 1991-1-1 entnommen. Prinzipiell ist zwischen den ständigen Einwirkun-
gen und den veränderlichen Einwirkungen (hier nur die Nutzlast) zu unterscheiden.
Für die Bemessung der Deckenkonstruktion ist die Nutzlast als freie Einwirkung in un-
günstigster Stellung anzuordnen (siehe EN 1991-1-1, 6.2.1(1)P). Der Unterzug erhält
unter Vollbelastung der beiden Felder der einachsig gespannten Platte die größte Belas-
tung. Die Einflussfläche des Unterzuges kann aus den Auflagerreaktionen zufolge einer
konstanten Streckenlast der einachsig gespannten Decke bestimmt werden (vgl. Abbil-
dung 7 aus Beispiel: Vollplatte – einachsig gespannt).

7,86 kN/m ⋅ 6,5 m − 20,29 kN ⎫


lE ,Feld 1 = ⋅ 6,5 = 3,918 m ⎪
7,86 kN/m ⋅ 6,5 m ⎪
⎬ lE = 3,918 + 3,368 = 7,286 m
7,86 kN/m ⋅ 5,0 m − 12,82 kN
lE ,Feld 2 = ⋅ 5,0 = 3,368 m ⎪
7,86 kN/m ⋅ 5,0 m ⎪⎭

Abbildung 3: Einflussfläche des Unterzuges

Die Nutzlast darf in Abhängigkeit von der belasteten Fläche mit dem Abminderungsfaktor
αA abgemindert werden (vgl. EN 1991-1-1, 6.2.1(4) und 6.3.1.2(10)).
⎧5 A
⎪ ⋅ψ 0 + 0
α A = min ⎨ 7 A (6.1) – EN 1991-1-1
⎪1,0

Dabei ist:

ψ0 Kombinationsbeiwert für die charakteristische Kombination


=0,7 für die Nutzungskategorie B: Bürogebäude
A0 =10 m²
A die belastete Einzugsfläche:

A = 7,286 ⋅ 7,00 = 51,00 m²

Der Reduktionsfaktor berechnet sich somit zu:

⎧5 A 5 10
⎪ ⋅ψ 0 + 0 = ⋅ 0,7 + = 0,696
α A = min ⎨ 7 A 7 51
⎪1,0

charakteristische Werte der ständigen Einwirkungen

• 20 cm Stahlbetonplatte 0,2 m ⋅ 25 kN/m³ ⋅ 7,286 m = 36, 43 kN/m

• Fußbodenaufbau massiv 1,60 kN/m² ⋅ 7,286 m = 11,66 kN/m

• Unterzug 0,3 m ⋅ 0,3 m ⋅ 25 kN/m³ = 2,25 kN/m

g k = 50,34 kN/m

charakteristische Werte der veränderlichen Einwirkungen


• Nutzungskategorie B2 – Büroräume in
Bürogebäuden (ÖNORM B 1991-1-1,
4,2 kN/m² ⋅ 0,696 ⋅ 7,286 m = 21,30 kN/m
Tabelle 1 und Tabelle 2) inklusive Zwi-
schenwandzuschlag von 1,2 kN/m².
qk = 21,30 kN/m

Tabelle 1: charakteristische Werte der ständigen und veränderlichen Einwirkungen


2.2.2 Einwirkungskombinationen und Teilsicherheitsbeiwerte
Die Einwirkungskombinationen werden in EN 1990 definiert. Prinzipiell werden folgende
fünf Einwirkungskombinationen unterschieden:

Grundkombination
⎧⎪ ⎫⎪
Ed = E ⎨∑ γ G, j ⋅ Gk , j ⊕ γ P ⋅ Pk ⊕ γ Q,1 ⋅ Qk ,1 ⊕ ∑ γ Q,i ⋅ψ 0,i ⋅ Qk ,i ⎬
⎩⎪ j ≥1 i >1 ⎭⎪
GZT

Kombination bei außergewöhnlicher Bemessungssituation und Erdbeben


⎪⎧ ⎪⎫
Ed = E ⎨∑ Gk , j ⊕ Pk ⊕ Ad bzw. AEd ⊕ ∑ψ 2,i ⋅ Qk ,i ⎬
⎩⎪ j ≥1 i ≥1 ⎭⎪

charakteristische Kombination
⎪⎧ ⎪⎫
Ed = E ⎨∑ Gk , j ⊕ Pk ⊕ Qk ,1 ⊕ ∑ψ 0,i ⋅ Qk ,i ⎬
⎩⎪ j ≥1 i >1 ⎭⎪

häufige Kombination
GZG

⎧⎪ ⎫⎪
Ed = E ⎨∑ Gk , j ⊕ Pk ⊕ ψ 1,1 ⋅ Qk ,1 ⊕ ∑ψ 2,i ⋅ Qk ,i ⎬
⎪⎩ j ≥1 i >1 ⎪⎭

quasi-ständige Kombination
⎧⎪ ⎫⎪
Ed = E ⎨∑ Gk , j ⊕ Pk ⊕ ∑ψ 2,i ⋅ Qk ,i ⎬
⎩⎪ j ≥1 i ≥1 ⎭⎪

Tabelle 2: mögliche Einwirkungskombinationen gemäß EN 1990

EQU STR/GEO
Lagesicherheit Struktur und/oder Baugrundversagen
ungünstig günstig ungünstig günstig
γG γG,sup 1,10 γG,inf 0,90 γG,sup 1,35 γG,inf 1,00
γQ 1,50 0 1,50 0

Tabelle 3: Teilsicherheitsbeiwerte für Nachweise des Gleichgewichts und des Bau-


teilversagens

Veränderliche Einwirkung (Nutzlast) ψ0 ψ1 ψ2


Nutzungskategorie B: Bürogebäude 0,7 0,5 0,3

Tabelle 4: Kombinationsbeiwerte für die Nutzlast


Für die Bemessung des Unterzuges werden in diesem Beispiel nur die Grundkombinati-
on und die quasi-ständige Kombination benötigt. Da nur eine veränderliche Einwirkung
wirkt, ist diese automatisch die führende veränderliche Einwirkung Qk1. Die Tabelle 2
vereinfacht sich damit zu:

Grundkombination
Ed = E {γ G ⋅ g k ⊕ γ Q ⋅ qk } = E {1,35 ⋅ 50,34 kN/m ⊕ 1,5 ⋅ 21,30 kN/m}
GZT

= E {67,96 kN/m ⊕ 31,95 kN/m}

quasi-ständige Kombination
Ed = E {g k ⊕ ψ 2 ⋅ qk } = E {50,34 kN/m ⊕ 0,3 ⋅ 21,30 kN/m}
GZG

= E {50,34 kN/m ⊕ 6,39 kN/m}

Tabelle 5: Zusammenstellung der Einwirkungskombinationen

3 Baustoffe

3.1 Beton

3.1.1 Mechanische Kenngrößen


Gewählt wird die Betonfestigkeitsklasse C25/30. Für diese Festigkeitsklasse ergeben
sich folgende Spannungs- und Formänderungseigenschaften (vgl. EN 1992-1-1, Tabelle
3.1 sowie die Gleichungen (3.15) und (3.16)):

charakteristische Zylinderdruckfestigkeit: fck = 25 N/mm²

fck 25
Bemessungswert der Betondruckfestigkeit fcd = α cd = 1,0 = 16,67 N/mm²
γC 1,5

Mittelwert der Zylinderdruckfestigkeit fcm = fck + 8 N/mm² = 33 N/mm²

Mittelwert der zentrischen Zugfestigkeit fctm = 2,6 N/mm² ( = fct ,eff )

charakteristischer 5 %-Quantilwert der zentrischen


fctk ,0.05 = 1,8 N/mm²
Zugfestigkeit
fctk ,0.05 1,8
Bemessungswert der Betonzugfestigkeit fctd = α ct = 1,0 = 1,2 N/mm²
γC 1,5

Elastizitätsmodul Ecm = 31000 N/mm²


Stauchung des Betons am Beginn der Plastifizie-
ε c 2 = 2,0‰
rung des Parabel-Rechteck-Diagramms
rechnerische Bruchstauchung des Betons bei Ver-
ε cu 2 = 3,5‰
wendung des Parabel-Rechteck-Diagrammes
Ordnung der Parabel n = 2,0

Abbildung 4: Spannungs-Dehnungsbeziehung im GZT: Parabel-Rechteck-Diagramm

3.2 Betonstahl
Gewählt wird die Stahlgüte B550B – ÖNORM B 4707 (= BSt 550 – ÖNORM B 4200-7)
Dieser Stahl hat folgende mechanische Eigenschaften (vgl. EN 1992-1-1, Anhang C):

charakteristischer Wert der Streckgrenze: fyk = 550 N/mm²

fyk 550
Bemessungswert der Streckgrenze: fyd = = = 478 N/mm²
γS 1,15

charakteristischer Wert der Zugfestigkeit: ftk = 1,08 ⋅ fyk = 594 N/mm²

ftk 594
Bemessungswert der Zugfestigkeit: ftd = = = 517 N/mm²
γS 1,15

Elastizitätsmodul: Es = 200000 N/mm²

fyk 550
charakteristischer Wert der Fliessdehnung: ε yk = = = 2,75‰
Es 200000
fyd 478
Bemessungswert der Fliessdehnung: ε yd = = = 2,39‰
Es 200000

charakteristische Dehnung bei Höchstlast: ε uk = 50‰


Bemessungswert der Dehnung bei Höchstlast: ε ud = 0,9 ⋅ ε uk = 0,9 ⋅ 50 = 45‰

Abbildung 5: Spannungs-Dehnungsbeziehung im GZT für den Betonstahl

4 Dauerhaftigkeit

4.1 Allgemeines
Dauerhafte Betonkonstruktionen erfordern:

• entsprechend der Umwelteinwirkungen, richtige Wahl der Betonsorte (siehe EN


206-1 bzw. ÖNORM B 4710-1);

• Dichtheit und Qualität der Betondeckung → Mindestdruckfestigkeitsklassen;

• Einhaltung von Mindestdicken der Betondeckung;

• Beschränkung der Rissbreite;

• Einhaltung von konstruktiven Regeln;

• richtiges Ausführen und Nachbehandeln von Tragwerken aus Beton (siehe EN


13670 bzw. ÖNORM B 4704 sowie ÖNORM B 4710-1).

4.2 Umgebungseinflüsse (Expositionsklassen)


In Österreich werden die Expositionsklassen gemäß ÖNORM B 4710-1 (nationale Um-
setzungsnorm von EN 206-1) definiert. Beton in Gebäuden im Wohn- und Bürobereich
werden der Klasse XC1 zugeordnet. Der verwendete Beton trägt damit die Bezeichnung:

C25/30/XC1(A)
4.3 Mindestbetonfestigkeit zur Sicherstellung der Dauerhaftigkeit
Die Mindestbetonfestigkeitsklasse ist die der maßgebenden Expositionsklasse zugeord-
nete Festigkeitsklasse, welche Dichtheit und Qualität der Betondeckung im ausreichen-
den Maß sicher stellen sollte. Sie wird auch als indikative Festigkeitsklasse bezeichnet
und wird in Österreich gemäß Tabelle 9 – ÖNORM B 1992-1-1 festgelegt.
Der Expositionsklasse XC1 wird die indikative Festigkeitsklasse C20/25 zugeordnet und
liegt damit unter der vorhandenen Festigkeitsklasse C25/30.

4.4 Betondeckung
Das Nennmaß der Betondeckung setzt sich aus der Mindestbetondeckung und dem
Vorhaltemaß zusammen (siehe EN 1992-1-1, 4.4.1). Unter Berücksichtigung der Rege-
lungen gemäß ÖNORM B 1992-1-1 ergibt sich für die Längsbewehrung des Unterzuges:

Nennmaß der Betondeckung (Planungsmaß), cnom


cnom = cmin + Δcdev = 30 mm + 5 mm = 35 mm

Mindestbetondeckung, cmin
⎧⎪cmin,b = 30 mm Verbundkriterium
cmin = max ⎨
⎪⎩cmin,dur = 15 mm Dauerhaftigkeitskriterium

Verbundkriterium, cmin,b

cmin,b = φ Annahme φ = 30 mm ⇒ cmin,b = 30 mm


Maximum

Dauerhaftigkeitskriterium, cmin,dur ≥ 15 mm

Expositionsklasse nach
XC1 XC2/XC3/XC4 XD1/XD2 XD3
ÖNORM B 4710-1
cmin,dur [mm] 15 25 30 40

Vorhaltemaß, Δcdev
Δcdev = 5 mm

Tabelle 6: Bestimmung der erforderlichen Betondeckung der Längsbewehrung


Für die Bügel des Unterzuges berechnet sich die erforderliche Betondeckung zu:

Nennmaß der Betondeckung (Planungsmaß), cnom


cnom = cmin + Δcdev = 15 mm + 5 mm = 20 mm

Mindestbetondeckung, cmin
⎧⎪cmin,b = 10 mm Verbundkriterium
cmin = max ⎨
⎪⎩cmin,dur = 15 mm Dauerhaftigkeitskriterium

Verbundkriterium, cmin,b

cmin,b = φ Annahme φ = 10 mm ⇒ cmin,b = 10 mm


Maximum

Dauerhaftigkeitskriterium, cmin,dur ≥ 15 mm

Expositionsklasse nach
XC1 XC2/XC3/XC4 XD1/XD2 XD3
ÖNORM B 4710-1
cmin,dur [mm] 15 25 30 40

Vorhaltemaß, Δcdev
Δcdev = 5 mm

Tabelle 7: Bestimmung der erforderlichen Betondeckung der Bügel

Wird die Betondeckung des Unterzuges mit 25 mm festgelegt, kann die erforderliche
Betondeckung der Längsbewehrung bei Vorhandensein von Bügeln im Durchmesser
von 10 mm eingehalten werden.

5 Schnittgrößen

Die Schnittgrößen werden unter den Annahmen gemäß EN 1992-1-1, 5.4 ermittelt:

• ungerissene Querschnitte;

• lineare Spannungs-Dehnungs-Linien und

• Mittelwert des Elastizitätsmoduls, Ecm


5.1 Mitwirkende Plattenbreiten
Da es sich um ein einfach statisch unbestimmtes System handelt, hat die Steifigkeitsver-
teilung entlang des Bauteils einen Einfluss auf die Verteilung der Schnittgrößen. Die
Steifigkeit des Unterzuges wird wiederum wesentlich von der mitwirkende Plattenbreite
bestimmt, die sich entlang seiner Länge ändert. So ist diese im Feldbereich wesentlich
größer als im Stützbereich. Die mitwirkende Plattenbreite berechnet sich gemäß
EN 1992-1-1, 5.3.2.1 aus der Gleichung:
2
beff = ∑ beff ,i + bw ≤ b (5.7) – EN 1992-1-1
i =1

Dabei ist

⎧0,2 ⋅ bi + 0,1⋅ l 0

beff ,i = min ⎨0,2 ⋅ l 0
⎪b
⎩ i

bi die tatsächlich vorhandene seitliche Gurtbreite

625 cm
b1 = = 312,5 cm
2
475 cm
b2 = = 237,5 cm
2
l0 Abstand der Momentennullpunkte (=wirksame Stützweite)

Feldbereich: l0 = 0,85 ⋅ l = 0,85 ⋅ 700 cm = 595 cm


Stützbereich: l0 = 0,3 ⋅ l = 0,3 ⋅ 700 cm = 210 cm

Für den Feldbereich ergibt sich:

⎧0,2 ⋅ 312,5 + 0,1⋅ 595 = 122 ⎫ ⎧0,2 ⋅ 237,5 + 0,1⋅ 595 = 107 ⎫
⎪ ⎪ ⎪ ⎪
beff = min ⎨0,2 ⋅ 595 = 119 ⎬ + min ⎨0,2 ⋅ 595 = 119 ⎬ + 30 = 256 cm
⎪312,5 ⎪ ⎪237,5 ⎪
⎩ ⎭ ⎩ ⎭

und für den Stützbereich berechnet sich die mitwirkende Plattenbreite zu:

⎧0,2 ⋅ 312,5 + 0,1⋅ 210 = 83,5 ⎫ ⎧0,2 ⋅ 237,5 + 0,1⋅ 210 = 68,5 ⎫
⎪ ⎪ ⎪ ⎪
beff = min ⎨0,2 ⋅ 210 = 42 ⎬ + min ⎨0,2 ⋅ 210 = 42 ⎬ + 30 = 114 cm
⎪312,5 ⎪ ⎪237,5 ⎪
⎩ ⎭ ⎩ ⎭

Für die Ermittlung der Schnittgrößen darf jedoch die Breite des Feldes über die gesamte
Stützweite als konstant angenommen werden (EN 1992-1-1, 5.3.2.1(4)). Die Schnittgrö-
ßen des Unterzuges werden damit für einen Zweifeldträger mit konstanter Biegesteifig-
keit berechnet.
5.2 Ergebnisse der Schnittgrößenberechnung

Abbildung 6: Schnittgrößen der Grundkombination

Abbildung 7: Schnittgrößen der quasi-ständigen Kombination


6 Nachweise in den Grenzzuständen der Tragfähigkeit

6.1 Bemessung für Biegung


Für die Biegebemessung sind die Annahmen gemäß EN 1992-1-1, 6.1 zu treffen. Be-
züglich der Spannungs-Dehnungs-Beziehung des Betonstahls kann entweder von einer
Stahlverfestigung mit Begrenzung der Stahldehnung oder einem horizontalen Fließpla-
teau ohne Dehnungsbegrenzung ausgegangen werden. Da die Berücksichtigung der
Stahlverfestigung nur eine geringe Ersparnis des erforderlichen Stahlquerschnittes liefert
wird für dieses Beispiel von einem horizontalen Fließplateau ausgegangen (→Variante 2
in Abbildung 5).

6.1.1 Biegebemessung des Stützquerschnittes


Als Bemessungsmoment wird das Moment am Rand des Unterzuges herangezogen, da
der Unterzug monolithisch mit der Stütze verbunden ist und sich die Längsdruckspan-
nungen in die Stütze ausbreiten können (siehe dazu EN 1992-1-1, 5.3.2.2, (3)). Dabei
darf das Bemessungsmoment nicht kleiner als 65% des Volleinspannmomentes sein.

( 0,15 m )
2

MEd = −611,95 kNm + 437,1 kN ⋅ 0,15 m − 99,91 kN/m ⋅ = -547,5 kNm


2
6,72
MEd ≥ 0,65 ⋅ 99,91⋅ = 364, 4 kNm (65% des Volleinspannmomentes)
8

Abbildung 8: Stützquerschnitt

Für die Bestimmung der Nutzhöhe d wird von einem Durchmesser der Bewehrung von
20 mm ausgegangen. Damit ergibt sich:

φ 2 cm
d1 = cnom + φPlatte + = 2 cm + 1 cm + = 4 cm ⇒ d = h − d1 = 50 − 4 = 46 cm
2 2
Das Bemessungsmoment beträgt: MEd = 547,5 kNm

Da keine Normalkraft wirkt, ist das Moment auf Höhe der Bewehrung, MEd,s, gleich dem
Bemessungsmoment MEd. Die Druckzone befindet sich beim Stützquerschnitt unten,
damit hat sie die Breite des Unterzuges von 30 cm.

MEds = MEd − NEd ⋅ zs1 = 547,5 kNm


MEds 54750 kNcm
μEds = = = 0,5175 > μRds,lim = 0,362
b ⋅ d 2 ⋅ fcd 30 cm ⋅ ( 46 cm )2 ⋅ 1,667 kN/cm²
⇒ Die Bewehrung kommt nicht ins Fließen!

Da die Biegezugbewehrung nicht ins Fließen gerät, wird eine Druckbewehrung einge-
legt. Dazu wird die Dehnungsebene bei εs1=εyd und εc=εcu2 festgehalten und das auf-
nehmbare Moment MEds,lim bestimmt.

MEds ,lim = μEds ,lim ⋅ b ⋅ d 2 ⋅ fcd = 0,362 ⋅ 30 ⋅ 462 ⋅ 1,667 = kNcm = 383,1 kNm

Die Druckzonenhöhe und der innere Hebelsarm ergeben sich für diese Dehnungsebene
zu:

ε cu 2 3,5
ξlim = = = 0,594 ⇒ xlim = ξlim ⋅ d = 0,594 ⋅ 46 = 27,33 cm
ε cu 2 + ε yd 3,5 + 2,39
ζ lim = 1 − ka ⋅ ξlim = 1 − 0, 416 ⋅ 0,594 = 0,753 ⇒ zlim = ζ lim ⋅ d = 0,753 ⋅ 46 = 34,63 cm

Das zusätzlich zu MEds,lim aufzunehmende Moment beträgt:

ΔMEds = MEds − MEds ,lim = 547,5 kNm − 383,1 kNm = 164, 4 kNm

Dieses Differenzmoment ist durch eine Druckbewehrung und eine zusätzliche Biegezug-
bewehrung abzutragen. Der Hebelsarm des Kräftepaars ergibt sich zu d−d2. Die Größe
von d2 wird unter der Annahmen einer Druckbewehrung vom Durchmesser 26 mm ab-
geschätzt.

d 2 = 2,5 cm + 1 cm + 0,5 ⋅ 2,6 cm = 4,8 cm

Die gesamte erforderliche Bewehrungsfläche der Biegezugzone berechnet sich zu:

1 ⎛ ΔMEds ⎞
As1,erf = ⋅ ⎜⎜ α R ⋅ fcd ⋅ ξlim ⋅ d ⋅ b + NEd + ⎟
fyd ⎝ d − d 2 ⎟⎠
1 ⎛ 16440 kNcm ⎞
= ⋅ ⎜ 0,810 ⋅ 1,667 kN/cm² ⋅ 0,594 ⋅ 46 cm ⋅ 30 cm + ⎟
47,8 kN/cm² ⎝ 46 − 4,8 ⎠
= 31, 47 cm²

Eine mögliche Wahl der Bewehrung wäre:

As1,gew = 11∅20 = 34,56 cm² ≥ As1,erf = 31, 47 cm²


Die Stahlspannung in der Biegedruckbewehrung ergibt sich zu:

⎛ ⎞ d2 ⎛ 4,8 ⎞
ε s 2 = ε cu 2 ⋅ ⎜⎜ 1 − ⎟⎟ = 3,5 ⋅ ⎜ 1 − ⎟ = 2,89‰ ≥ ε yd = 2,39‰ ⇒ Fließen!
⎝ ⎠ξlim ⋅ d ⎝ 27,33 ⎠
σ s 2d = fyd = 478 N/mm²

Als Druckbewehrung ergibt sich eine erforderliche Bewehrungsfläche von:

ΔMEds 16440 kNcm


As 2,erf = = = 8,35 cm²
σ s 2d ⋅ ( d − d 2 ) 47,8 kN/cm² ⋅ ( 46 cm − 4,8 cm )

Diese kann beispielsweise durch

As 2,gew = 2∅26 = 10,62 cm² ≥ As 2,erf = 8,34 cm²


sichergestellt werden.

Abbildung 9: Wahl der Bewehrung des Stützquerschnittes

Mindest- und Höchstbewehrung:


Die Querschnittsfläche der Längszugbewehrung hat nicht geringer als As,min zu sein
(siehe EN 1992-1-1, Gl. (9.1N)):

⎧ fctm 2,6
⎪0,26 ⋅ f ⋅ bt ⋅ d = 0,26 ⋅ 550 ⋅ 114 ⋅ 46 = 6, 45 cm²
As,min = max ⎨ yk
⎪0,0013 ⋅ b ⋅ d = 0,0013 ⋅ 114 ⋅ 46 = 6,82 cm²
⎩ t
Bei hoch bewehrten Biegequerschnitten darf weder die Zug- noch die Druckbewehrung,
außerhalb von Bewehrungsstößen, den Wert von

As ,max = 0,04 ⋅ Ac = 0,04 ⋅ (114 ⋅ 20 + 30 ⋅ 30 ) = 127,2 cm²

überschreiten.

Kontrolle der Stababstände:


Der lichte Abstand zwischen parallelen Einzelstäben darf einen Mindestwert nicht unter-
schreiten. Für die Definition dieses Wertes siehe EN 1992-1-1, 8.2(2) unter Berücksichti-
gung der Regelungen gemäß ÖNORM B 1992-1-1. Hier ergibt sich für die Biegezugbe-
wehrung:

⎧1, 4 ⋅ φ = 1, 4 ⋅ 20 = 28 mm

an = 100 − 20 = 80 mm ≥ max ⎨d g + k 2 = 22 + 0 = 22 mm ⇒ wird erfüllt!

⎩20 mm

Und für die Biegedruckbewehrung:

⎧1, 4 ⋅ φ = 1, 4 ⋅ 26 = 36, 4 mm

an = 300 − 2 ⋅ ( 25 + 10 + 26 ) = 178 mm ≥ max ⎨d g + k2 = 22 + 0 = 22 mm

⎩20 mm

⇒ wird erfüllt!

6.1.2 Biegebemessung des Feldquerschnittes


Der Durchmesser der Biegezugbewehrung wird mit 26 mm angenommen. Damit ergibt
sich die Nutzhöhe zu:

φ 2,6 cm
d1 = cnom + φBügel + = 2,5 cm + 1 cm + = 4,8 cm
2 2
⇒ d = h − d1 = 50 − 4,8 = 45,2 cm

Abbildung 10: Feldquerschnitt


MEds = MEd − NEd ⋅ zs1 = 381,9 kNm
MEds 38190 kNcm
μEds = = = 0,0438 ≤ μRds,lim = 0,362
b ⋅ d 2 ⋅ fcd 256 cm ⋅ ( 45,2 cm )2 ⋅ 1,667 kN/cm²
⇒ Die Bewehrung kommt ins Fließen!

ζ =
1
2
(
⋅ 1 + 1 − χ ⋅ μEds ) mit χ = 4⋅
ka
αR
= 4⋅
0, 416
0,810
= 2,055

1
( )
ζ = ⋅ 1 + 1 − 2,055 ⋅ 0,0438 = 0,977
2
⇒ z = ζ ⋅ d = 0,977 ⋅ 45,2 = 44,16 cm

1 − ζ 1 − 0,977
ξ= = = 0,055 ⇒ x = ξ ⋅ d = 0,055 ⋅ 45,2 = 2,50 cm
ka 0, 416
ε cu 2 3,5‰
ε s1 = − ε cu 2 = − 3,5‰ = 59,68‰ ≥ ε yd = 2,39‰
ξ 0,055

MEds N 38190 kNcm


As1,erf = + Ed = = 18,08 cm²/m
ζ ⋅ d ⋅ fyd fyd 0,977 ⋅ 45,2 cm ⋅ 47,8 kN/cm²

Mögliche Wahl der Bewehrung:

As1,gew = 4∅26 = 21,24 cm² ≥ As1,erf = 18,08 cm²

Abbildung 11: Wahl der Bewehrung des Feldquerschnittes


Mindestbewehrung:

⎧ fctm 2,6
⎪0,26 ⋅ f ⋅ bt ⋅ d = 0,26 ⋅ 550 ⋅ 30 ⋅ 45,2 = 1,67 cm²
As,min = max ⎨ yk
⎪0,0013 ⋅ b ⋅ d = 0,0013 ⋅ 30 ⋅ 45,2 = 1,76 cm²
⎩ t

Kontrolle der Stababstände:

⎧1, 4 ⋅ φ = 1, 4 ⋅ 26 = 36, 4 mm
an =
( 300 − 2 ⋅ ( 25 + 10 ) − 4 ⋅ 26 ) = 42 mm ≥

max ⎨d g + k 2 = 22 + 0 = 22 mm
3 ⎪
⎩20 mm

⇒ wird erfüllt!

6.2 Bemessung für Querkraft

6.2.1 Querkraftnachweis des Steges


Der Nachweis der Betondruckstrebe wird direkt am Rand des Auflagers geführt, wäh-
rend die erforderliche Schrägzugbewehrung, bei direkter Lagerung, im Abstand d vom
Lagerrand ermittelt werden darf (EN 1992-1-1, 6.2.1, (8)).

Abbildung 12: Bemessungswerte der einwirkenden Querkraft und Nachweisstellen


6.2.1.1 Nachweis der Betondruckstrebe
Der Bemessungswert des Querkraftwiderstandes, der durch die Druckstrebenfestigkeit
begrenzt ist, berechnet sich für vertikale Bügel gemäß EN 1992-1-1, 6.2.3 (3) aus fol-
gender Gleichung:

α cw ⋅ bw ⋅ z ⋅ν 1 ⋅ fcd
VRd ,max = (6.9) – EN 1992-1-1
cot θ + tan θ

Darin bedeutet:

αcw ein Beiwert zur Berücksichtigung des Spannungszustandes im Druck-


gurt;
=1,0 für nicht vorgespannte Tragwerke
bw die kleinste Querschnittsbreite zwischen Zug- und Druckgurt;
=30 cm
z der innere Hebelsarm. Dieser dürfte mit 0,9 d abgeschätzt werden. Am
Rand der Mittelstütze beträgt der Hebelsarm jedoch nur 0,753 d.

ν1 ein festigkeitsmindernder Faktor der Betondruckstrebe;

⎛ fck ⎞ ⎛ 25 ⎞
ν 1 = ν = 0,6 ⋅ ⎜ 1 − ⎟ = 0,6 ⋅ ⎜ 1 − ⎟ = 0,540
⎝ 250 ⎠ ⎝ 250 ⎠

θ Neigung der Betondruckstrebe. Gemäß ÖNORM B 1992-1-1 darf tanθ


zwischen 0,6 und 1,0 angenommen werden.

Der maßgebende Nachweis findet am Zwischenauflager statt:

α cw ⋅ bw ⋅ z ⋅ν 1 ⋅ fcd 1,0 ⋅ 30 ⋅ 34,63 ⋅ 0,54 ⋅ 1,667


VRd ,max = = = 412,6 kN < VEd = 422,1 kN
cot θ + tan θ 0,6−1 + 0,6
⇒ Nachweis ist nicht erfüllt!

Da mit einem Druckstrebenneigungswinkel von tanθ = 0,6 der Querkraftwiderstand zu


gering ist, wird der Neigungswinkel etwas erhöht. Mit tanθ = 0,65 ergibt sich:

α cw ⋅ bw ⋅ z ⋅ν 1 ⋅ fcd 1,0 ⋅ 30 ⋅ 34,63 ⋅ 0,54 ⋅ 1,667


VRd ,max = = = 427,3 kN ≥ VEd = 422,1 kN
cot θ + tan θ 0,65−1 + 0,65
⇒ Nachweis ist erfüllt!
6.2.1.2 Erforderliche Querkraftbewehrung
Als Querkraftbewehrung werden vertikale Bügel gewählt. Der Bemessungswert der
durch die Fließgrenze der Querkraftbewehrung begrenzte Querkraftwiderstand berech-
net sich aus der Gleichung:

Asw
VRd ,s = ⋅ z ⋅ fywd ⋅ cot θ (6.8) – EN 1992-1-1
s

Für eine gegebene Querkraft von VEd =376,2 kN ergibt sich daraus die erforderliche
Querkraftbewehrung zu:

Asw V 376,2 kN cm
asw ,erf = = Ed ⋅ tan θ = ⋅ 0,65 ⋅ 100 = 14,77 cm²/m
s z ⋅ fywd 34,63 cm ⋅ 47,8 kN/cm² m

Dies lässt sich durch Bügel vom Durchmesser 10 mm in einem Abstand von 10 cm si-
cherstellen.

asw ,vorh = Bü∅10 / 10 cm = 15,71 cm²/m ≥ asw ,erf = 14,77 cm²/m

Die Mindestquerkraftbewehrung und der maximale Bügelabstand betragen (siehe


ÖNORM B 1992-1-1, 4.9):

fctm 2,6 cm
asw ,min = 0,15 ⋅ ⋅ bw ⋅ sin (α ) = 0,15 ⋅ ⋅ 30 ⋅ 1⋅ 100 = 2, 45 cm²/m
fywd 478 m

⎧⎪0,75 ⋅ d ⋅ (1 + cot α ) = 0,75 ⋅ 46 cm ⋅ (1 + 0 ) = 34,5 cm


sl ,max = min ⎨
⎪⎩25 cm

Für vorgegebene Querkraftbewehrungsquerschnitte errechnet sich VRd,s zu:

asw ,vorh VRd ,s ( z = 34,63 cm; tan θ = 0,65 )

Bü∅10 / 10 = 15,71 cm²/m 400,2 kN


Bü∅10 / 15 = 10, 47 cm²/m 266,8 kN
Bü∅10 / 20 = 7,85 cm²/m 200,1 kN
Bü∅10 / 25 = 6,28 cm²/m 160,1 kN

Tabelle 8: Querkraftwiderstände für vorgegebene Bewehrungsquerschnitte

Im Bereich des Endauflagers kann der innere Hebelarm des Feldes von z=44,16 cm
herangezogen werden. Darüber hinaus wird hier der Querkraftwiderstand der Beton-
druckstrebe auch für eine Neigung von tanθ =0,6 erfüllt. Mit Bü∅10/25 cm lässt sich hier
ein Querkraftwiderstand von

Asw
VRd ,s = ⋅ z ⋅ fywd ⋅ cot θ = 0,0628 cm²/cm ⋅ 44,16 cm ⋅ 47,8 kN/cm² ⋅ 0,6 −1 = 221 kN
s

erreichen und ist damit ausreichend.


Eine mögliche Abstufung der Bügelabstände wird in folgender Abbildung dargestellt. Auf
ein Einschneiden der Querkraftlinie wie unter EN 1992-1-1, 6.2.3(5) beschrieben wird
verzichtet.

Abbildung 13: mögliche Abstufung der Bügelabstände

6.2.2 Schubfester Gurtscheibenanschluss

6.2.2.1 Anschluss des Druckgurtes


Der Längsschub vEd wird über die Längskraftdifferenz im untersuchten Teil des Gurtes
bestimmt. Dabei ist die Stababschnittslänge Δx auf den halben Abstand zwischen Mo-
mentennullpunkt und Momentenmaximum zu beschränken (siehe EN 1992-1-1,
6.2.4(3)). Da sich die Gurtkraft bzw. das Biegemoment im ersten Abschnitt, affin zur
Querkraftlinie, stärker ändert als im zweiten Abschnitt, wird der Gurtscheibenanschluss
für den ersten Abschnitt Δx nachgewiesen. Die Größe von Δx ergibt sich zu 138 cm.
Abbildung 14: Maßgebender Längenabschnitt für den Druckgurt

Bei der Berechnung der Längskraftdifferenz ΔFd ist zu beachten, dass die mitwirkende
Plattenbreit für das Feld nicht symmetrisch liegt (vgl. Abbildung 10).

ΔMEd beff ,1 28600 kNcm 119 cm


ΔFd = ⋅ = ⋅ = 301 kN
z beff 44,16 cm 256 cm

Der Längschub berechnet sich zu:

ΔFd 301 kN
v Ed = = = 0,109 kN/cm² = 1,09 N/mm²
Δx ⋅ hf 138 cm ⋅ 20 cm

Nachweis der Betondruckstrebe:


Für den Nachweis der Tragfähigkeit der Betondruckstrebe wird wiederum der Winkel der
Betondruckstrebe möglichst flach gewählt. Bei Druckgurten beträgt der Mindestwert von
tanθf, 0,5 (siehe EN 1992-1-1,6.2.4(4)).

Der Längschub muss folgende Bedingung einhalten:

tan θ f 0,8
v Ed ≤ ν ⋅ fcd ⋅ sin θf ⋅ cos θ f = ν ⋅ fcd ⋅ = 0,54 ⋅ 16,67 N/mm² ⋅
1 + tan ²θf 1 + 0,52
1,09 N/mm² ≤ 3,60 N/mm²

Der Nachweis der Betondruckstrebe ist damit erfüllt.


Erforderliche Bewehrung für den Gurtscheibenanschluss:
Da

v Ed > 0, 4 ⋅ fctd
1,09 N/mm² > 0, 4 ⋅ 1,20 N/mm² = 0, 48 N/mm²

ist eine Bewehrung für den schubfesten Gurtanschluss einzulegen.


Die für den schubfesten Gurtanschluss erforderliche Querbewehrung, Asf/sf, berechnet
sich aus:
Asf v Ed ⋅ hf ⋅ tan θf 0,109 kN/cm² ⋅ 20 cm ⋅ 0,5
asf = ≥ = ⋅ 100 cm/m = 2,28 cm²/m
sf fyd 47,8 kN/cm²

Da eine kombinierte Beanspruchung aus Schubkräften zwischen Gurt und Steg und
Querbiegung vorliegt, ist die Interaktionsregel gemäß EN 1992-1-1, 6.2.4(5) anzuwen-
den.
Aus dem Beispiel Vollplatte – einachsig gespannt ergibt sich eine erforderliche Biegebe-
wehrung der Platte im Stützbereich von asM=7,47 cm²/m.

Abbildung 15: erforderliche Bewehrung aus Gurtanschluss und Querbiegung

⎧⎪asf = 2,28 cm²/m


as,erf = max ⎨
⎪⎩0,5 ⋅ asf + as,M = 1,14 cm²/m + 7, 47 cm²/m = 8,61 cm²/m

Da bei der Platte als Stützbewehrung 7,85 cm²/m gewählt wurden und vom Feld
3,57 cm²/m bis zum Unterzug geführt und dort verankert werden, braucht keine zusätzli-
che Bewehrung eingelegt werden.
6.2.2.2 Anschluss des Zuggurtes

Abbildung 16: Maßgebender Längenabschnitt für den Zuggurt

Die Längskraftdifferenz ΔFd lässt sich über die vom Steg ausgelagerte Bewehrung be-
rechnen (vgl Abbildung 9).

ΔMEd Asf 34420 kNcm 4


ΔFd = ⋅ = ⋅ = 361, 4 kN
z As,tot 34,63 cm 11

Der Längschub berechnet sich zu:

ΔFd 361,4 kN
v Ed = = = 0,207 kN/cm² = 2,07 N/mm²
Δx ⋅ hf 87,5 cm ⋅ 20 cm

Nachweis der Betondruckstrebe:


Für den Nachweis der Tragfähigkeit der Betondruckstrebe wird wiederum der Winkel der
Betondruckstrebe möglichst flach gewählt. Bei Zuggurten beträgt der Mindestwert von
tanθf, 0,8 (siehe EN 1992-1-1,6.2.4(4)).
Der Längschub muss folgende Bedingung einhalten:

tan θ f 0,8
v Ed ≤ ν ⋅ fcd ⋅ sin θf ⋅ cos θ f = ν ⋅ fcd ⋅ = 0,54 ⋅ 16,67 N/mm² ⋅
1 + tan ²θf 1 + 0,82
2,07 N/mm² ≤ 4,39 N/mm²

Der Nachweis der Betondruckstrebe ist damit erfüllt.


Erforderliche Bewehrung für den Gurtscheibenanschluss:
Da

v Ed > 0, 4 ⋅ fctd
2,07 N/mm² > 0, 4 ⋅ 1,20 N/mm² = 0, 48 N/mm²

ist eine Bewehrung für den schubfesten Gurtanschluss einzulegen.


Die für den schubfesten Gurtanschluss erforderliche Querbewehrung, Asf/sf, berechnet
sich aus:

Asf v Ed ⋅ hf ⋅ tan θ f 0,207 kN/cm² ⋅ 20 cm ⋅ 0,8


asf = ≥ = ⋅ 100 cm/m = 6,91 cm²/m
sf fyd 47,8 kN/cm²

Auch hier ist wiederum die Interaktion aus Schubbeanspruchung und Querbiegung
durchzuführen (siehe EN 1992-1-1, 6.2.4(5)).

Abbildung 17: erforderliche Bewehrung aus Gurtanschluss und Querbiegung

⎧⎪asf = 6,91 cm²/m


as,erf = max ⎨
⎪⎩0,5 ⋅ asf + as,M = 3, 46 cm²/m + 7, 47 cm²/m = 10,93 cm²/m

Da bei der Platte als Stützbewehrung 7,85 cm²/m gewählt wurden und vom Feld
3,57 cm²/m bis zum Unterzug geführt und dort verankert werden, braucht keine zusätzli-
che Bewehrung eingelegt werden.
7 Nachweise in den Grenzzuständen der Gebrauchstauglichkeit

7.1 Allgemeines
Die Nachweise in den Grenzzuständen der Gebrauchstauglichkeit umfassen im üblichen
Hochbau (siehe EN 1992-1-1, 7.1):

• Begrenzung der Spannungen

• Begrenzung der Rissbreiten

• Begrenzung der Verformungen

7.2 Begrenzung der Spannungen


Um die Gebrauchstauglichkeit sicherzustellen dürfen die Betondruckspannungen und die
Stahlzugspannungen unter Gebrauchslast verschiedene Grenzwerte nicht überschreiten
(siehe EN 1992-1-1, 7.2). Genauer ist für diesen Plattenbalken zu überprüfen:

• ob die Druckspannungen des Betons unter der quasi-ständigen Belastung unterhalb


des Wertes von 0,45 fck liegen. Überschreiten sie diesen Grenzwert ist mit nichtlinea-
rem Kriechen und damit sehr großen Langzeitverformungen zu rechnen.

• dass die Stahlspannungen unter der charakteristischen Einwirkungskombination


nicht ins Fließen kommen und damit unterhalb von fyk bleiben (dies gilt für direkte
Einwirkungen).
Da es sich um einen schlaff bewehrten Plattenbalken des üblichen Hochbaues handelt
und darüber hinaus die Schnittgrößen linear elastisch ohne Umlagerung ermittelt wur-
den, wird der Nachweis der Begrenzung der Spannungen nicht maßgebend werden und
deshalb wird auf diesen Nachweis verzichtet.

7.3 Begrenzung der Rissbreiten

7.3.1 Allgemeines
Die Rissbreiten sind so zu begrenzen, dass die ordnungsgemäße Nutzung des Tragwer-
kes sowie sein Erscheinungsbild und die Dauerhaftigkeit nicht beeinträchtigt werden
(EN 1992-1-1, 7.3.1(1)P). Die zulässigen charakteristischen Rissbreiten, wk, werden in
Abhängigkeit der Expositionsklassen angegeben (siehe ÖNORM B 1992-1-1, Tabelle 4).
Für Bauteile aus Stahlbeton, die der Expositionsklasse XC1 ausgesetzt sind, ist die
Rissbreite unter der quasi-ständigen Einwirkungskombination auf wk = 0,4 mm zu be-
grenzen (dies dient im Wesentlichen der Wahrung des Erscheinungsbildes, da unter
dieser Expositionsklasse die Rissbreite keinen negativen Einfluss auf die Dauerhaftigkeit
hat).
Der Nachweis der Begrenzung der Rissbreite kann über die direkte Berechnung der
Rissbreite oder indirekt über die Begrenzung der Stabdurchmesser oder die Begrenzung
der Stababstände geführt werden. Darüber hinaus ist das Vorhandensein einer Mindest-
bewehrung zur Rissbreitenbegrenzung nachzuweisen.

7.3.2 Mindestbewehrung zur Begrenzung der Rissbreite


Ist eine Rissbreitenbeschränkung gefordert, muss laut EN 1992-1-1, 7.3.2 in Bereichen,
in denen Zug erwartet wird, eine Mindestmenge an Bewehrung eingelegt werden. Die
Mindestbewehrung resultiert dabei aus dem Gleichgewicht der Zugkraft vor dem Anriss
im Beton und der Zugkraft nach dem Anriss in der Bewehrung. Die tatsächliche Lastein-
wirkung hat dabei keinen Einfluss auf die Mindestbewehrungsmenge, da sich die aufzu-
nehmenden Kräfte rein aus den Zugspannungen im Beton unmittelbar vor der Rissaus-
bildung ergeben. Aufgrund der unterschiedlichen Druckzonenabmessungen des Platten-
balkens im Stütz und Feldbereich, muss der Nachweis der Mindestbewehrung zur Be-
grenzung der Rissbreite sowohl im Feld- als auch im Stützbereich geführt werden.

7.3.2.1 Stützbereich
Laut EN 1992-1-1, 7.3.2 muss die Mindestbewehrung zur Beschränkung der Rissbreite
bei Plattenbalkenquerschnitten für die einzelnen Teilquerschnitte nachgewiesen werden
(vgl. Abbildung 18). Diese Forderung resultiert aus der Überlegung, dass es bei stark
gegliederten Querschnitten, beispielsweise bei Plattenbalken, durch die gegenseitigen
Dehnungsbehinderungen der einzelnen Querschnittsteile, zu einer vermehrten Rissbil-
dung im Bereich der schwächeren Teilquerschnitte kommen kann (z.B. zufolge unter-
schiedlicher Schwinddehnungen).

Abbildung 18: Spannungsverteilung der Teilquerschnitte im Zustand des Erstris-


ses

7.3.2.1.1 Teilquerschnitt 1:
Die Mindestbewehrung zur Begrenzung der Rissbreite ist nach EN 1992-1-1, 7.3.2 aus
folgender Gleichung zu ermitteln:
kc ⋅ k ⋅ fct ,eff ⋅ Act
As,min ⋅ σ s = kc ⋅ k ⋅ fct ,eff ⋅ Act ⇒ As,min = (7.1) – EN 1992-1-1
σs

Darin bedeutet:

Act Die Fläche der Betonzugzone (siehe Abbildung 18)


Act = 17,1⋅ 30 = 513 cm2
σc Mittlere Betondruckspannung, die auf den untersuchten Teil des Quer-
schnitts einwirkt (siehe Abbildung 18)
σ c = 1,20 N/mm²
k1 Beiwert zur Berücksichtigung der Auswirkungen der Normalkräfte auf die
Spannungsverteilung. Bei Druckbeanspruchung gilt: k1 = 1,5

h∗ h∗ = h = 50 cm für h < 1,0 m

kc Beiwert zur Berücksichtigung des Spannungszustandes.


Bei Rechtecksquerschnitten und Stegen von Hohlkasten- oder T-
Querschnitten ergibt sich kc zu:
⎡ ⎤
⎢ σc ⎥ ⎡ ⎤
1,2
kc = 0,4 ⋅ ⎢1 − ⎥ = 0,4 ⋅ ⎢1 − ⎥ = 0,277 ≤ 1
⎢ ⎛h⎞
⎢ k1 ⋅ ⎜ h∗ ⎟ ⋅ fct ,eff

⎥ ⎣⎢ 1,5 ⋅ (1) ⋅ 2,6 ⎦⎥
⎣ ⎝ ⎠ ⎦

k Beiwert zur Berücksichtigung von nichtlinear verteilten Eigenspannun-


gen. Da angenommen wird, dass sich der Erstriss unter äußerem Zwang
ausbildet, wird k hier mit 1,0 angesetzt.

fct ,eff Mittelwert der wirksamen Zugfestigkeit des Betons:


fct ,eff = fctm = 2,6 N/mm 2
σs zulässige Spannung im Betonstahl unmittelbar nach Rissbildung.

Die Mindestmenge an rissverteilender Bewehrung ist abhängig von der zulässigen


Spannung im Betonstahl unmittelbar nach Rissbildung. Diese darf im Allgemeinen mit fyk
angenommen werden. Wird jedoch eine Rissbreitenbeschränkung gefordert (für diesen
Plattenbalken 0,4 mm), ist eine niedrigere Spannung für σs anzunehmen. Zur Bestim-
mung dieser Spannung kann die Tabelle 5 – ÖNORM B 1992-1-1 herangezogen wer-
den. Diese Tabellenwerte beruhen jedoch auf einer Betonzugfestigkeit von fct,eff = 2,9
N/mm² und sind somit für die verwendete Betonklasse zu modifizieren. Dies geschieht
einfach durch die Multiplikation des Tabellenwertes mit dem Faktor fct,eff / 2,9. Im Allge-
meinen ist es jedoch schneller und einfacher direkt in die Beziehung einzusetzen mit
welcher die Tabellenwerte berechnet wurden:

Tabellenwert

6 ⋅ w k ⋅ Es ⋅ 2,9 N/mm² 6 ⋅ w k ⋅ Es ⋅ 2,9 fct ,eff 6 ⋅ w k ⋅ Es ⋅ fct ,eff
φ =

⇒ φS = ⋅ =
S
σ s2 σ s2 2,9 σ s2

Umformen nach σs führt zu:

6 ⋅ w k ⋅ Es ⋅ fct ,eff 6 ⋅ 0, 4 ⋅ 200000 ⋅ 2,6


σs = = = 250 N/mm2
φs 20

Ist die zulässige Stahlspannung bekannt, die bei gegebenem Stabdurchmesser die
Rissbreite eines Erstrisses beschränkt, kann die Mindestbewehrungsmenge ermittelt
werden:

kc ⋅ k ⋅ fct ,eff ⋅ Act 0,277 ⋅ 1,0 ⋅ 2,6 ⋅ 513


As,min = = = 1, 48 cm2 ≤ As,vorh = 3∅20 = 9, 43 cm2
σs 250

Die vorhandene Bewehrung aus dem Grenzzustand der Tragfähigkeit liegt über der
Mindestbewehrung zur Begrenzung der Rissbreite. Damit braucht keine zusätzliche
Bewehrung zur Begrenzung der Rissbreite angeordnet werden.

7.3.2.1.2 Teilquerschnitt 2:
Auch hier berechnet sich die Mindestbewehrung zur Begrenzung der Rissbreite aus der
Gleichung:

kc ⋅ k ⋅ fct ,eff ⋅ Act


As,min ⋅ σ s = kc ⋅ k ⋅ fct ,eff ⋅ Act ⇒ As,min = (7.1) – EN 1992-1-1
σs

Mit:

Act die Fläche der Betonzugzone (siehe Abbildung 18)


Act = 2 ⋅ 17,1⋅ 42 = 1436, 4 cm2
Fcr der Absolutwert der Zugkraft im Gurt unmittelbar vor Rissbildung infolge
des Rissmoments, welches mit fct,eff berechnet wird
Fcr = Act ⋅ fctm ⋅ 0,5 = 1436, 4 ⋅ 0,26 ⋅ 0,5 = 186,7 kN
kc Beiwert zur Berücksichtigung des Spannungszustandes.
Bei Gurten von Hohlkasten- oder T-Querschnitten ergibt sich kc zu:
⎧ Fcr 186,7 ⎫
⎪0,9 ⋅ = 0,9 ⋅ = 0, 45 ⎪
kc = max ⎨ Act ⋅ fct ,eff 1436, 4 ⋅ 0,26 ⎬ = 0,5
⎪ 0,5 ⎪
⎩ ⎭
k Beiwert zur Berücksichtigung von Eigenspannungen. k = 1,0
fct ,eff Mittelwert der wirksamen Zugfestigkeit des Betons:
fct ,eff = fctm = 2, 6 N/mm 2
σs zulässige Spannung im Betonstahl unmittelbar nach Rissbildung.
6 ⋅ w k ⋅ Es ⋅ fct ,eff 6 ⋅ 0, 4 ⋅ 200000 ⋅ 2,6
σs = = = 250 N/mm2
φs 20

kc ⋅ k ⋅ fct ,eff ⋅ Act 0,5 ⋅ 1⋅ 0,26 ⋅ 1436, 4


As,min = = = 7, 47 cm2 ≤ As,vorh = 8∅20 = 25,14 cm2
σs 25

Die vorhandene Bewehrung aus dem Grenzzustand der Tragfähigkeit liegt über der
Mindestbewehrung zur Begrenzung der Rissbreite. Damit braucht keine zusätzliche
Bewehrung zur Begrenzung der Rissbreite angeordnet werden.

7.3.2.2 Feldbereich
Im Feldbereich ist der erste Riss an der Unterseite des Unterzuges zu erwarten. Die
Spannungsverteilung unmittelbar bevor sich dieser ausbildet, kann folgender Abbildung
entnommen werden:

Abbildung 19: Spannungsverteilung im Zustand des Erstrisses

kc ⋅ k ⋅ fct ,eff ⋅ Act


As,min =
σs

Mit:

Act die Fläche der Betonzugzone (siehe Abbildung 18)


Act = ( 50 − 13,7 ) ⋅ 30 = 1089 cm2
σc mittlere Betondruckspannung, die auf den untersuchten Teil des Quer-
schnitts einwirkt (siehe Abbildung 18)
σ c = −0,79 N/mm²
h∗ h∗ = h = 50 cm für h < 1,0 m

k1 Beiwert zur Berücksichtigung der Auswirkungen der Normalkräfte auf die


Spannungsverteilung. Bei Zugbeanspruchung gilt:
2 ⋅ h∗
k1 = = 0,67
3⋅h
kc Beiwert zur Berücksichtigung des Spannungszustandes.
Bei Rechtecksquerschnitten und Stegen von Hohlkasten- oder T-
Querschnitten ergibt sich kc zu:
⎡ ⎤
⎢ σc ⎥ ⎡ ⎤
0,79
kc = 0,4 ⋅ ⎢1 − ⎥ = 0,4 ⋅ ⎢1 + ⎥ = 0,582 ≤ 1
⎢ ⎛h⎞
⎢ k1 ⋅ ⎜ h∗ ⎟ ⋅ fct ,eff

⎥ ⎣⎢ 0,67 ⋅ (1) ⋅ 2,6 ⎦⎥
⎣ ⎝ ⎠ ⎦

k Beiwert zur Berücksichtigung von nichtlinear verteilten Eigenspannun-


gen. Da angenommen wird, dass sich der Erstriss unter äußerem Zwang
ausbildet, wird k hier mit 1,0 angesetzt.
fct ,eff Mittelwert der wirksamen Zugfestigkeit des Betons:
fct ,eff = fctm = 2, 6 N/mm 2
σs zulässige Spannung im Betonstahl unmittelbar nach Rissbildung.
6 ⋅ w k ⋅ Es ⋅ fct ,eff 6 ⋅ 0, 4 ⋅ 200000 ⋅ 2,6
σs = = = 219,1 N/mm2
φs 26

kc ⋅ k ⋅ fct ,eff ⋅ Act 0,582 ⋅ 1,0 ⋅ 2,6 ⋅ 1098


As,min = = = 7,58 cm2 ≤ As,vorh = 4∅26 = 21,24 cm2
σs 219,1

Die vorhandene Bewehrung aus dem Grenzzustand der Tragfähigkeit liegt über der
Mindestbewehrung zur Begrenzung der Rissbreite. Damit braucht keine zusätzliche
Bewehrung zur Begrenzung der Rissbreite angeordnet werden.

7.3.3 Ermittlung der Stahlspannung im gerissenen Querschnitt


Um den Nachweis der Rissbreite durchführen zu können, benötigt man die Stahlspan-
nung im Rissquerschnitt (=Zustand II). Für dieses Bauteil ist die Rissbreite für die quasi-
ständige Kombination zu begrenzen, daher werden auch die Stahlspannungen für diese
Einwirkungskombination berechnet.
Sofern sich die Breite der Druckzone im Zustand II über die Höhe nicht ändert, können
die Beziehungen des Rechteckquerschnittes herangezogen werden. Dabei wird die
Auswirkung der Bewehrung in der Druckzone vernachlässigt.
α s ⋅ As1 ⎛ 2⋅b ⋅d ⎞ Es 200000
xII = ⎜ −1 + 1 + ⎟ mit αs = = = 6, 45
b ⎜⎝ α s ⋅ As1 ⎟
⎠ Ecm 31000
xII
zII = d −
3
M
σ s1,II =
zII ⋅ As1

Abbildung 20: einfach bewehrter Rechtecksquerschnitt im Zustand II

Feldbereich Stützbereich
Mqp 195,5 kNm -347,5 kNm
b 256 cm 30 cm
h 50 cm 50 cm
d1 4,8 cm 4 cm
As1,vorh 21,24 cm² 34,56 cm²
xII 6,4 cm 19,8 cm
zII 43,0 cm 39,4 cm
σs1,II 213,7 N/mm² 255,1 N/mm²

Tabelle 9: Ermittlung der Stahlspannungen im Zustand II

Für eine schnelle Abschätzung der Spannung im Zustand II kann folgende Beziehung
hilfreich sein:

Mqp As,erf
σ s = fyd ⋅ ⋅
MEd As ,vorh
Feldbereich Stützbereich
MEd 381,9 kNm -611,95 kNm
As1,erf 18,08 cm² 31,47 cm²
As1,vorh 21,24 cm² 34,56 cm²
σsd = fyd 478 N/mm² 478 N/mm²
Mqp/MEd 0,512 0,568
As1,erf/As1,vorh 0,851 0,911
Mqp As,erf
σ s = fyd ⋅ ⋅ 208,3 N/mm² 247,2 N/mm²
MEd As,vorh

Tabelle 10: Abschätzung der Stahlspannungen im Zustand II

7.3.4 Nachweis der Rissbreite über die Begrenzung des Stabdurchmessers


Eine mögliche Art den Nachweis der Einhaltung zulässiger Rissbreiten zu führen besteht
in der Begrenzung des Stabdurchmessers. Dabei wird in Abhängigkeit der Stahlspan-
nung im Rissquerschnitt und der zulässigen Rissbreite ein Grenzdurchmesser ermittelt,
der nicht überschritten werden darf.

7.3.4.1 Feldbereich
Die Stahlspannung im Feld 1 beträgt:

σ s = 213,7 N/mm 2

Für diese Stahlspannung und der zulässigen Rissbreite von 0,4 mm lässt sich der rech-
nerische Grenzdurchmesser φs* aus Tabelle 5 – ÖNORM B 1992-1-1 entnehmen. Er
kann auch direkt aus der Gleichung

6 ⋅ w k ⋅ Es ⋅ 2,9 N/mm² 6 ⋅ 0, 4 ⋅ 200000 ⋅ 2,9


φS∗ = = = 30,5 mm
σ s2 213,72

berechnet werden.
Dieser so berechnete Grenzdurchmesser gilt jedoch nur für den Einzelrisszustand und
basiert auf eine festgelegte Zugfestigkeit von fct,eff = 2,9 N/mm². Daher ist φs* weiter auf
die tatsächlich vorhandene Betonzugfestigkeit und eventuell auf das abgeschlossene
Rissbild anzupassen. Der tatsächlich einzuhaltende Grenzdurchmesser φs berechnet
sich entsprechend ÖNORM B 1992-1-1 zu:
⎧ ∗ fct ,eff
⎪φs ⋅ (Anpassung an fct ,eff ; gilt für Einzelriss)
⎪ 2,9
φs = max ⎨
⎪φs∗ ⋅ σ sII ⋅ As
(abgeschlossenes Rissbild)

⎩ 4 ⋅ ( h − d ) ⋅ b ⋅ 2,9

⎧ ∗ fct ,eff 2,6


⎪φs ⋅ = 30,5 ⋅ = 27,3 mm
⎪ 2,9 2,9
φs = max ⎨
⎪φs∗ ⋅ σ sII ⋅ As 213,7 ⋅ 2124
= 27,3 ⋅ = 74 mm

⎩ 4 ⋅ ( h − d ) ⋅ b ⋅ 2,9 4 ⋅ ( 48 ) ⋅ 300 ⋅ 2,9

Da:

φ = 26 mm ≤ φS = 74 mm
ist der Nachweis erfüllt und die zu erwartenden Rissbreiten liegen unter dem Grenzwert
von 0,4 mm.

7.3.4.2 Stützbereich
Die Stahlspannung im Bereich des Unterzuges beträgt:

σ s = 255,1 N/mm 2

Der rechnerische Grenzdurchmesser berechnet sich zu:

6 ⋅ w k ⋅ Es ⋅ 2,9 N/mm² 6 ⋅ 0, 4 ⋅ 200000 ⋅ 2,9


φS∗ = = = 21, 4 mm
σ s2 255,12

Der tatsächlich einzuhaltende Grenzdurchmesser φs hat die Größe:

⎧ ∗ fct ,eff 2,6


⎪φs ⋅ = 22,1⋅ = 19,2 mm
⎪ 2,9 2,9
φs = max ⎨
⎪φs∗ ⋅ σ sII ⋅ As 255,1⋅ 3456
= 21, 4 ⋅ = 35,7 mm

⎩ 4 ⋅ ( h − d ) ⋅ b ⋅ 2,9 4 ⋅ ( 40 ) ⋅ 1140 ⋅ 2,9

Da:

φ = 20 mm ≤ φS = 35,7 mm
ist auch hier der Nachweis erfüllt und die zu erwartenden Rissbreiten liegen unter dem
Grenzwert von 0,4 mm.

7.3.5 Direkte Berechnung der Rissbreite


Eine weitere Möglichkeit den Nachweis der Rissbreitenbegrenzung zu führen besteht in
der direkten Berechnung der zu erwartenden Rissbreite. Dieses Verfahren findet sich im
Abschnitt 7.3.4 – EN 1992-1-1 und beruht auf folgenden Annahmen:
• konstante Betonzugfestigkeit über die gesamte Bauteillänge;

• Verbundspannung ist unabhängig vom Schlupf der Bewehrung;

• Rissbreitenberechnung für das abgeschlossene Rissbild basiert auf der Zug-


stabanalogie: Dabei wird der Zuggurt des Querschnitts durch einen zentrisch
beanspruchten Zugstab, mit der Querschnittsfläche Ac,eff ersetzt.
Die charakteristische Rissbreite wk berechnet sich aus der Gleichung:

w k = sr ,max ⋅ ( ε sm − ε cm ) (7.8) – EN 1992-1-1

Die Differenz der mittleren Stahldehnung und der mittleren Betondehnung kann durch
folgende Beziehung bestimmt werden:

⎧ 1 ⎛ f ⎞
⎪E ⎜ ρ p,eff
(
⎪ ⋅ ⎜ σ s − kt ⋅ ct ,eff ⋅ 1 + α e ⋅ ρ p,eff ) ⎟⎟
ε sm − ε cm = max ⎨ s ⎝ ⎠ (7.9) – EN 1992-1-1
⎪ σs
⎪0,6 ⋅ E
⎩ s

Darin bedeutet:
kt ein Faktor der von der Lastdauer abhängt:
=0,4 für langfristige Lasteinwirkung

ρp,eff der auf die wirksame Betonfläche Ac,eff bezogene Bewehrungsgrad

As
ρ p,eff =
Ac ,eff

Ac,eff die wirksame Betonfläche, welche auf Zug mitwirkt:


Ac ,eff = hc ,eff ⋅ b

hc,eff die Höhe der wirksamen Betonfläche Ac,eff auf Zug:


⎧2,5 ⋅ (h − d )

hc ,eff = min ⎨( h − xII ) 3

⎩h 2

αe das Verhältnis der E-Module Es/Ecm

Der maximale Rissabstand; sr,max ist gemäß ÖNORM B 1992-1-1 wie folgt anzunehmen:

⎧ σs ⋅φ
⎪ 3,6 ⋅ f (Einzelriss)
⎪ ct ,eff
sr ,max = min ⎨ (4) – ÖNORM B 1992-1-1
⎪ φ
(abgeschlossenes Rissbild)
⎪ 3,6 ⋅ ρ p,eff

7.3.5.1 Feldbereich
Basisangaben

d = 45,2 cm
As1,vorh = 21,24 cm²/m
xII = 6, 4 cm
σ s = 213,7 N/mm²

fct ,eff = 2,6 N/mm²


Es 200000
αe = = = 6, 45
Ecm 31000
⎧2,5 ⋅ (h − d ) = 2,5 ⋅ (50 − 45,2) = 12 cm

hc ,eff = min ⎨( h − xII ) 3 = ( 50 − 6, 4 ) 3 = 14,5 cm

⎩h 2 = 50 2 = 25 cm
Ac ,eff = hc ,eff ⋅ b( = 30 cm) = 360 cm²
As1,vorh 21,24
ρ p,eff = = = 0,059
Ac ,eff 360

Die Dehnungsdifferenz berechnet sich somit zu:

⎧ 1 ⎛ f ⎞
⎪ Es ⎝ ⎜ ρ p,eff
( )
⎪ ⋅ ⎜ σ s − kt ⋅ ct ,eff ⋅ 1 + α e ⋅ ρ p,eff ⎟ =



⎪ 1 ⎛ 2,6 ⎞
ε sm − ε cm = max ⎨= ⋅ ⎜ 213,7 − 0, 4 ⋅ ⋅ (1 + 6, 45 ⋅ 0,059 ) ⎟ = 0,95‰
⎪ 200000 ⎝ 0,059 ⎠
⎪ σs 213,7
⎪0,6 ⋅ = 0,6 ⋅ = 0,64‰
⎪ Es 200000

Der maximale Rissabstand beträgt:

⎧ σs ⋅φ 213,7 N/mm² ⋅ 26 mm
⎪ 3,6 ⋅ f = = 594 mm
⎪ ct ,eff 3,6 ⋅ 2,6 N/mm²
sr ,max = min ⎨
⎪ φ 26 mm
= = 122 mm
⎪ 3,6 ⋅ ρ p,eff 3,6 ⋅ 0,059

Damit berechnet sich die Rissbreite zu:

w k = sr ,max ⋅ ( ε sm − ε cm ) = 122 mm ⋅ 0,95 ⋅ 10 −3 = 0,12 mm ≤ 0, 4 mm


7.3.5.2 Stützbereich
Basisangaben

d = 46 cm
b = 114 cm
As1,vorh = 34,56 cm²
xII = 19,8 cm
σ s = 255,1 N/mm²
fct ,eff = 2,6 N/mm²
Es 200000
αe = = = 6, 45
Ecm 31000
⎧2,5 ⋅ (h − d ) = 2,5 ⋅ (50 − 46) = 10 cm

hc ,eff = min ⎨( h − xII ) 3 = ( 50 − 18,8 ) 3 = 10,1cm

⎩h 2 = 50 2 = 25 cm
Ac ,eff = hc ,eff ⋅ b = 1140 cm²
As1,vorh 34,56
ρ p,eff = = = 0,0303
Ac ,eff 1140

Die Dehnungsdifferenz berechnet sich somit zu:

⎧ 1 ⎛ f ⎞
⎪ Es ⎝ ⎜ ρ p,eff
( )
⎪ ⋅ ⎜ σ s − kt ⋅ ct ,eff ⋅ 1 + α e ⋅ ρ p,eff ⎟ =



⎪ 1 ⎛ 2,6 ⎞
ε sm − ε cm = max ⎨= ⋅ ⎜ 255,1 − 0, 4 ⋅ ⋅ (1 + 6, 45 ⋅ 0,0303 ) ⎟ = 1,22‰
⎪ 200000 ⎝ 0,0303 ⎠
⎪ σs 255,1
⎪0,6 ⋅ = 0,6 ⋅ = 0,77‰
⎪ Es 200000

Der maximale Rissabstand beträgt:

⎧ σs ⋅φ 255,1 N/mm² ⋅ 20 mm
⎪ 3,6 ⋅ f = = 545 mm
⎪ ct ,eff 3,6 ⋅ 2,6 N/mm²
sr ,max = min ⎨
⎪ φ 20 mm
= = 183 mm
⎪ 3,6 ⋅ ρ p,eff 3,6 ⋅ 0,0303

Damit berechnet sich die Rissbreite zu:

w k = sr ,max ⋅ ( ε sm − ε cm ) = 183 mm ⋅ 1,22 ⋅ 10 −3 = 0,22 mm ≤ 0, 4 mm


7.4 Begrenzung der Verformungen
Die Verformungen des Tragwerkes müssen beschränkt werden um die Funktion als
auch das Erscheinungsbild nicht zu beeinträchtigen.
Für dieses Bauteil wird angenommen, dass die Verformungen angrenzende Bauteile und
Tragwerke nicht beschädigen. Damit wird für die Wahrung des Erscheinungsbildes und
der Gebrauchstauglichkeit der zulässige Durchhang der Decke mit 1/250 der Stützweite
festgelegt (vgl. EN 1992-1-1, 7.4.1(4)).
Der Nachweis zur Erfüllung der Verformungsbegrenzung kann nach EN 1992-1-1 ent-
weder

• indirekt über die Erfüllung von Grenzschlankheiten, oder

• direkt über die explizite Berechnung der Verformungen


erfolgen.
Wenn Stahlbetonbalken oder –platten gewisse Grenzschlankheiten nicht überschreiten,
darf davon ausgegangen werden, dass die Anforderungen bezüglich der Verformungs-
begrenzung eingehalten werden, ohne explizit die Verformungen berechnet zu haben.
Die genaue Berechnung dieser Grenzschlankheiten wird in EN 1992-1-1 unter 7.4.2
angegeben.

⎡ 3

l ⎢ ρ0 ⎛ ρ0 ⎞2 ⎥ (7.16.a)
= K ⋅ 11 + 1,5 ⋅ fck ⋅ + 3,2 ⋅ fck ⋅ ⎜ − 1⎟ wenn ρ ≤ ρ0
⎢ ρ ⎥
d
⎢⎣ ⎝ ρ ⎠ ⎥ EN 1992-1-1

l ⎡ ρ0 1 ρ′ ⎤ (7.16.b)
= K ⋅ ⎢11 + 1,5 ⋅ fck ⋅ + fck ⋅ ⎥ wenn ρ > ρ0
d ⎣⎢ ρ − ρ ′ 12 ρ0 ⎥⎦ EN 1992-1-1

Darin bedeutet:
l/d der Grenzwert der Biegeschlankheit;

K ein Beiwert zur Berücksichtigung des statischen Systems;


Für eine Begrenzung des Durchhanges auf 1/250 der Stützweite können
die Werte für K aus Tabelle 6 – ÖNORM B 1992-1-1 entnommen werden.
Für das Endfeld eines durchlaufenden Balken ergibt sich K zu 1,60.

ρ0 Referenzbewehrungsgrad

ρ 0 = fck ⋅ 10 −3 = 25 ⋅ 10 −3 = 0,005 = 0,5%

ρ der erforderliche Zugbewehrungsgrad in Feldmitte.

Für das maßgebende Feld berechnet sich ρ zu:


As1,erf 18,08 cm²
ρ= = = 0,0016 = 0,16% ≤ ρ0 = 0,5%
b⋅d 256 cm ⋅ 45,2 cm

ρ’ Der erforderliche Druckbewehrungsgrad (für diese Platte gilt ρ’=0)


Damit ergibt sich aus der Gleichung (7.16.a) – EN 1992-1-1 die berechnete Grenz-
schlankheit zu:

⎡ 3

l ρ ⎛ ρ0 ⎞2 ⎥
= K ⋅ ⎢11 + 1,5 ⋅ fck ⋅ 0 + 3,2 ⋅ fck ⋅⎜ − 1⎟ =
⎢ ρ ⎥
d ⎝ ρ ⎠ ⎥
⎣⎢ ⎦
⎡ 3

⎢ 0,5% ⎛ 0,5% ⎞2 ⎥
= 1,60 ⋅ 11 + 1,5 ⋅ 25 ⋅ + 3,2 ⋅ 25 ⋅ ⎜ − 1⎟ = 139,5
⎢ 0,16% ⎝ 0,16% ⎠ ⎥
⎣⎢ ⎦⎥

Diese Grenzschlankheit basiert auf eine Stahlspannung unter der entsprechenden Be-
messungslast im GZG in einem gerissenen Querschnitt in Feldmitte von 310 N/mm². Da
die vorhandene Stahlspannung in einem Rissquerschnitt des ersten Feldes 213,7 N/mm²
beträgt, ist diese Grenzschlankheit noch mit dem Faktor 310/σs anzupassen.
Es ergibt sich:

⎛l ⎞ 310 310 ⎛l ⎞ 700


⎜ ⎟ = 138,5 ⋅ = 138,5 ⋅ = 202 ≥ ⎜ ⎟ = = 15,5
⎝ d ⎠grenz σs 213,7 ⎝ d ⎠vorh 45,2

Damit kann davon ausgegangen werden, dass der Nachweis der Verformungsbegren-
zung erfüllt wird.
8 Konstruktive Durchbildung

8.1 Allgemeines
Die allgemeinen Bewehrungsregeln, wie die Regelungen zu den Mindeststababständen,
Biegen und Verankern sowie Stoßen von Betonstählen sind unter Abschnitt 8 – EN
1992-1-1 zu finden. In diesem Beispiel wurde die Kontrolle der Stababstände bereits
direkt im Anschluss der Biegebemessung durchgeführt.
Konstruktive Regelungen für Balken und Platten finden sich unter den Abschnitten 9.2
und 9.3 – EN 1992-1-1. Wird die Bewehrung über die Länge des Bauteils abgestuft, ist
besonders auf eine ausreichende Zugkraftdeckung an jeder Stelle des Bauteils zu ach-
ten.

8.2 Verankerung der Längsbewehrung

8.2.1 Grundwert der Verankerungslänge, lb,rqd


Der Grundwert der Verankerungslänge ist von der Verbundfestigkeit fbd abhängig. Diese
berechnet sich zu:

fbd = 2,25 ⋅η1 ⋅η2 ⋅ fctd (8.2) – EN 1992-1-1

Mit:

η1 = 1 "gute" Verbundbedingungen für die untenliegende Bewehrung und der


ausgelagerten Bewehrung in der Platte
η1 = 0,7 "mäßige" Verbundbedingungen für die obenliegende Bewehrung im UZ
η2 = 1 da φ ≤ 32 mm
fctd = 1,2 N/mm² siehe Abschnitt 3 (Baustoffe)

ergibt sich:

fbd = 2,25 ⋅η1 ⋅η2 ⋅ fctd = 2,25 ⋅ 1,0 ⋅ 1⋅ 1,2 = 2,70 N/mm² (guter Verbund)
fbd = 2,25 ⋅η1 ⋅η2 ⋅ fctd = 2,25 ⋅ 0,7 ⋅ 1⋅ 1,2 = 1,89 N/mm² (mäßiger Verbund)

Der Grundwert der Verankerungslänge wird mit folgender Gleichung ermittelt:

φ σ sd
lb,rqd = ⋅ (8.3) – EN 1992-1-1
4 fbd

Dabei ist σsd die Bemessungsspannung des Stabes an der Stelle, von der aus die Ver-
ankerung gemessen wird. Diese kann mit der Beziehung
As ,erf
σ sd = fyd ⋅
As,vorh

abgeschätzt werden.

Da σsd zwischen den einzelnen zu verankernden Stäben variiert, wird zunächst lb,rqd mit
der Stahlspannung fyd berechnet und anschließend mit dem Faktor σsd/fyd oder
As,erf/As,vorh abgemindert. Damit ergibt sich:

2,6 478
(
lb,rqd fyd , ∅26 = ) ⋅
4 2,7
= 115,1 cm (guter Verbund)

2,0 478
lb,rqd ( fyd , ∅20 =) ⋅
4 2,7
= 88,6 cm (guterVerbund)

2,0 478
lb,rqd ( fyd , ∅20 =) ⋅
4 2,7
= 126,5 cm (mäßiger Verbund)

8.2.2 Verankerung an den Endauflagern


Die Querschnittsfläche der unteren Bewehrung an Endauflagern, hat in der Regel min-
destens 25% der Feldbewehrung zu betragen (siehe EN 1992-1-1, 9.2.1.4(1)). Hier wird
angenommen, dass alle vier Stäbe vom Durchmesser 26 mm bis zum Auflager geführt
werden.
Die zu verankernde Zugkraft am Auflager darf mit folgender Gleichung berechnet wer-
den:

al
FEd = VEd ⋅ + NEd (9.3) – EN 1992-1-1
z

Für die Endauflager ergibt sich:


z der Hebelarm für das Feld beträgt: 44,16 cm
al das Versatzmaß berechnet sich für Bauteile mit Querkraftbewehrung
zu:

z 44,16 cm
al =
2
⋅ ( cot θ − cot α ) =
2
( )
⋅ 0,6 −1 = 36,8 cm

VEd die Querkraft am Lagerrand hat die Größe: 261,2 kN


und weiter:

36,8 cm
FEd = 261,2 kN ⋅ = 217,7 kN
44,16 cm

Die Stahlspannung am Auflager beträgt:


FEd 217,7 kN
σ sd = = = 10,2 kN/cm² = 102 N/mm²
As,vorh 21,24 cm²

102
lb,rqd = 115,1⋅ = 24,6 cm
478

Der Bemessungswert der Verankerungslänge berechnet sich nach der Gleichung:

lbd = α1 ⋅ α 2 ⋅ α 3 ⋅ α 4 ⋅ α 5 ⋅ lb,rqd ≥ lb,min (8.4) – EN 1992-1-1

Die Abminderungsbeiwerte α1 bis α5 sind entsprechend EN 1992-1-1, Tabelle 8.2 festzu-


legen. Hier wird jedoch keine weitere Abminderung in Rechnung gestellt.
Die Verankerungslänge darf folgendes Mindestmaß nicht unterschreiten:

⎧0,3 ⋅ lb,rqd = 0,3 ⋅ 24,6 = 7, 4 cm



lb,min = max ⎨10 ⋅ φ = 10 ⋅ 2,6 = 26 cm (8.6) – EN 1992-1-1
⎪10 cm

Die Stäbe werden daher 26 cm über die Auflagervorderkante geführt.

8.2.3 Verankerung am Zwischenauflager


Auch hier ist mindestens ein viertel der Feldbewehrung zum Auflager zu führen. Dabei
hat die Verankerungslänge mindestens 10 φ = 26 cm zu betragen (siehe EN 1992-1-1,
9.2.1.5(2)).
Da hier jedoch eine Druckbewehrung erforderlich ist (siehe Biegebemessung) wird die
Bewehrung über das Auflager geführt und anschließend in der Nähe des Momentennull-
punktes kraftschlüssig gestoßen.
Der Bemessungswert der Übergreifungslänge eines Stoßes errechnet sich aus:

l0 = α1 ⋅ α 2 ⋅ α 3 ⋅ α 5 ⋅ α 6 ⋅ lb,rqd ≥ l0,min (8.10) – EN 1992-1-1

Die Beiwerte α1 bis α5 ergeben sich zu 1,0. Der Beiwert α6 ist vom Anteil der gestoßenen
Stäbe am Gesamtquerschnitt abhängig. Da nur einer der beiden Stäbe im selben Feld
gestoßen wird, liegt der Anteil der gestoßenen Stäbe bei 50%. Damit nimmt α6 den Wert
1,4 an. Im Bereich der Momentennullstelle wird lb,rqd zu null, wodurch der Mindestwert
der Übergreifungslänge maßgebend wird.

⎧0,3 ⋅ α 6 ⋅ lb,rqd = 0,3 ⋅ 1,5 ⋅ 0 = 0



l0,min = max ⎨15 ⋅ φ = 15 ⋅ 2,6 = 39 cm
⎪20 cm

8.2.4 Verankerung zwischen den Auflagern

8.2.4.1 Feldbewehrung
Der Grundwert der Verankerungslänge wurde für einen voll ausgenützten Stab vom
Durchmesser 26 mm mit

2,6 478
(
lb,rqd fyd , ∅26 = ) ⋅
4 2,7
= 115,1cm (guter Verbund)

bestimmt.
Der Bemessungswert der Verankerungslänge berechnet sich nach der Gleichung:

lbd = α1 ⋅ α 2 ⋅ α 3 ⋅ α 4 ⋅ α 5 ⋅ lb,rqd ≥ lb,min (8.4) – EN 1992-1-1

Von den Abminderungsfaktoren α1 bis α5 ergeben sich alle zu 1,0 (Abminderung zufolge
nicht angeschweißter Querbewehrung wird hier vernachlässigt). Damit kann die Veran-
kerungslänge für Stäbe zwischen den Auflagern wie folgt berechnet werden:

As,erf As,erf
(
lbd = l b,rqd fyd , ∅26 ⋅ ) As,vorh
= 115,1 cm ⋅
As,vorh

Die Verankerungslänge darf jedoch die Mindestverankerungslänge nicht unterschreiten.

( )
⎧0,3 ⋅ lb,rqd = 0,3 ⋅ l b,rqd fyd , ∅26 ⋅ As,erf As ,vorh = 34,5 cm ⋅ As ,erf As,vorh
⎪⎪
lb,min = max ⎨10 ⋅ φ = 10 ⋅ 2,6 = 26 cm
⎪10 cm
⎪⎩

8.2.5 Stützbewehrung
Für die in die Platte ausgelagerte Bewehrung herrschen gute Verbundbedingungen
während die Stäbe innerhalb des Unterzuges im mäßig guten Verbundbereich liegen.
Der Grundwert der Verankerungslänge wurde für einen voll ausgenützten Stab vom
Durchmesser 20 mm mit

2,0 478
(
lb,rqd fyd , ∅20 = ) ⋅
4 2,7
= 88,6 cm (guter Verbund)

2,0 478
lb,rqd ( )
fyd , ∅20 = ⋅
4 2,7
= 126,5 cm (mäßiger Verbund)

bestimmt.
Der Bemessungswert der Verankerungslänge berechnet sich nach der Gleichung:

lbd = α1 ⋅ α 2 ⋅ α 3 ⋅ α 4 ⋅ α 5 ⋅ lb,rqd ≥ lb,min (8.4) – EN 1992-1-1


Von den Abminderungsfaktoren α1 bis α5 wird hier nur jener für die Betondeckung (α2)
berücksichtigt. Mit cd = 30 mm (vgl. EN 1992-1-1, Bild 8.3a) ergibt sich:

cd − φ 30 − 20
α 2 = 1 − 0,15 = 1 − 0,15 = 0,925
φ 20

Damit kann die Verankerungslänge für Stäbe zwischen den Auflagern wie folgt berech-
net werden:

As,erf As,erf
( )
lbd = α 2 ⋅ lb,rqd fyd , ∅20 ⋅
As,vorh
= 82,0 cm ⋅
As ,vorh
(guter Verbund)

As,erf As,erf
( )
lbd = α 2 ⋅ lb,rqd fyd , ∅20 ⋅
As,vorh
= 117,0 cm ⋅
As ,vorh
(mäßiger Verbund)

Die Verankerungslänge darf jedoch die Mindestverankerungslänge nicht unterschreiten.

guter Verbund:
( )
⎧0,3 ⋅ lb,rqd = 0,3 ⋅ lb,rqd fyd , ∅20 ⋅ As ,erf As,vorh = 26,6 cm ⋅ As,erf As ,vorh
⎪⎪
lb,min = max ⎨10 ⋅ φ = 10 ⋅ 2 = 20 cm
⎪10 cm
⎪⎩
mäßiger Verbund:
( )
⎧0,3 ⋅ lb,rqd = 0,3 ⋅ lb,rqd fyd , ∅20 ⋅ As ,erf As,vorh = 38,0 cm ⋅ As,erf As ,vorh
⎪⎪
lb,min = max ⎨10 ⋅ φ = 10 ⋅ 2 = 20 cm
⎪10 cm
⎪⎩

8.3 Rechnerisch nicht berücksichtigte Randeinspannung


Gemäß EN 1992-1-1, 9.2.1.2(1) sind bei monolithisch hergestellten Balken, auch bei
Annahme einer gelenkigen Lagerung, die Querschnitte an den Auflagern für ein Moment
infolge teilweiser Einspannung zu bemessen, das mindestens 15% des größten Feld-
momentes entspricht.

AsE ,erf = 0,15 ⋅ As1,erf = 0,15 ⋅ 18,08 cm² = 2,71 cm² ⇒ gewählt: 3∅12 = 3,39 cm²

Diese wird so weit ins Feld geführt, dass sie die Stützbewehrung erreicht und somit die
Montage der Bügel erleichtert.

8.4 Zugkraftdeckung
Regelungen für die Bestimmung einer ausreichenden Zugkraftdeckung finden sich in
EN 1992-1-1 unter 9.2.1.3.
Bei Bauteilen mit Querkraftbewehrung ist das Versatzmaß aus folgender Gleichung zu
bestimmen:
z
al =
2
( cot θ − cot α ) (9.2) – EN 1992-1-1

Für den Feldbereich ergibt sich:

z 44,16
al =
2
( )
( cot θ − cot α ) = 2 0,6−1 = 37 cm
Für den Stützbereich berechnet sich das Versatzmaß zu:

z 34,63
al =
2
( cot θ − cot α ) =
2
( )
0,65 −1 = 27 cm

Für die in die Platte ausgelagerte Bewehrung des Stützbereiches ist zu beachten, dass
das Versatzmaß, al, der aus dem Steg ausgelagerten Längsbewehrung, um den cotθf –
fachen Abstand (cotθf =0,8-1=1,25) des betrachteten Bewehrungsstabes von der nächst-
gelegenen Stegseitenfläche zu vergrößern ist (vgl. EN 1992-1-1, 6.2.4(7)).

Die Aufnahme der Zugkraft innerhalb der Verankerungslänge darf unter der Annahme
eines linearen Kraftverlaufes berücksichtigt werden. Dieser Einfluss kann, auf der siche-
ren Seite liegend, vernachlässigt werden (EN 1992-1-1, 9.2.1.3(3)).

Abbildung 21: Varianten des Kraftverlaufes innerhalb der Verankerungslänge


Abbildung 22: Zugkraftdeckung
Abbildung 23: Bewehrungsplan
Literaturverzeichnis

[1] K. Zilch and A. Rogge, "Bemessung von Stahlbeton-und Spannbetonbauteilen


im Brücken-und Hochbau," Beton-Kalender, vol. 93, pp. 221–373, 2004.
[2] K. Zilch and G. Zehetmaier, Bemessung im konstruktiven Betonbau: Springer,
2006.

Normen

[3] Eurocode 0: Grundlagen der Tragwerksplanung; ÖNORM EN 1990:2002 (D)


[4] Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke, Teil 1-1: Allgemeine Einwirkungen -
Wichten, Eigengewicht, Nutzlasten im Hochbau; ÖNORM EN 1991-1-1:2002(D)
[5] Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke, Teil 1-1: Allgemeine Einwirkungen -
Wichten, Eigengewicht, Nutzlasten im Hochbau; ÖNORM B 1991-1-1:2002(D)
[6] Eurocode 2: Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbeton-
tragwerken, Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hoch-
bau; ÖNORM EN 1992-1-1:2004 + AC:2008
[7] Eurocode 2: Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbeton-
tragwerken, Teil 1-1: Grundlagen und Anwendungsregeln für den Hochbau;
ÖNORM B 1992-1-1:2007
[8] ÖNORM B 4710: Beton, Teil 1: Festlegung, Herstellung, Verwendung und Kon-
formitätsnachweis; ÖNORM B 4710-1:2007

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