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Arbeitshilfe

2.8
Tragwerksplanung im Stahlbau –
Anschlüsse – Allgemeines

Allgemeines Räumliche Stabtragwerke des üblichen Hochbaus lassen sich


Der konstruktive Punkt, an dem sich mindestens zwei stabförmige vielfach für die Berechnung und Bemessung in ebene Teilsysteme
Bauteile bzw. deren Schwerachsen treffen, wird als Knotenpunkt zerlegen, so dass die Bemessung der Anschlüsse auch in ebenen
oder Verbindung bezeichnet. Das schlussendliche Zusammen- Anschlusskonfigurationen durchgeführt werden kann. Anschluss-
fügen von Bauteilen an den Knotenpunkten zu einem Anschluss konfigurationen werden unterteilt in Stöße und Anschlüsse, diese
erfolgt durch den Einsatz von mechanischen Verbindungsmitteln, in einseitiger und zweiseitiger Konfiguration. Stöße dienen der
zumeist Schrauben, und/oder Schweißnähten, die entweder im Verlängerung von Bauteilen. Die Schwerachsen der Bauteile sind
Werk oder auf der Baustelle installiert und ausgeführt werden. dabei überwiegend parallel oder identisch. Anschlüsse sind Ver-
Um die vielfältigen Querschnittsformen von Stäben und geome- bindungen zwischen Bauteilen mit nicht parallelen Schwerachsen,
trischen Konfigurationen von Knotenpunkten kombinieren zu kön- die im Idealfall orthogonal zueinander liegen. Anschlusskonfi-
nen, werden Verbindungen vielfach erst durch die konstruktive gurationen der Bauteile eines ebenen Rahmentragwerks sind
Ergänzung von Blechen wie z. B. Laschen, Stirnplatten, Knoten- in Bild 1 dargestellt. Konstruktive Details unterschiedlicher An-
und Fahnenblechen sowie Steifen ausführbar. schlusskonfigurationen zeigen die Bilder 2 bis 8 exemplarisch.

1 3 3

2
1 4
1 Einseitige Träger-Stützenanschlusskonfiguration
2 2 Zweiseitige Träger-Stützenanschlusskonfiguration
3 Trägerstoß
4 Stützenstoß
5 5
5 Fußplatte

Bild 1: Anschlusskonfigurationen

Stütze

Bild 2: Anschlüsse von Normalkraftstäbe (Verbandsstäben) Doppelflansche

Bild 3: Stützenstöße [5]

bauforumstahl 1
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Bild 4: Trägerstöße [5]

Steifen

Bild 5: Träger-Stützen-Anschlüsse [5]

Fahnenblech

Lasche

Fahnenblech Stirnplatte

Bild 6: Träger-Träger-Anschlüsse [5]

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K-Anschluss T-Anschluss N-Anschluss

Steifen

Bild 7: Anschlüsse in Fachwerken mit Hohlprofilen und offenen Walzprofilen

Bild 8: Stützenfüße

Die Anschlüsse in ebenen und räumlichen Fachwerkkonstruktio- zum Anderen im realen Bauwerk von der tatsächlichen konstruk-
nen sind ebenso in vielfältigen Varianten ausführbar. Verwendung tiven Ausführung der Anschlüsse ab.
finden sowohl offene einfach- und/oder doppeltsymmetrische
Walzprofile als auch runde und rechteckige Hohlprofile. Insbeson- Kenngrößen eines Anschlusses
dere die Verwendung von Hohlprofilen ist durch die vorhandenen Ein Anschluss kann durch eine Rotationsfeder dargestellt wer-
Bemessungsregeln für Anschlüsse in DIN EN 1993-1-8 unter wirt- den, welche die verbundenen Bauteile im Kreuzungspunkt der
schaftlichen Gesichtspunkten möglich. Bild 7 zeigt exemplarisch Schwerachsen verbindet, siehe Bild 9. Die Kenngrößen der Rota-
einige Anschlussmöglichkeiten von Hohlprofilen, für die Bemes- tionsfeder können in Form einer Momenten-Rotations-Charakte-
sungsregeln vorhanden sind. Weitere Informationen zu Anschlüs- ristik dargestellt werden, die die Beziehung zwischen dem am
sen mit Hohlprofilen können der Literatur entnommen werden, Anschluss angreifenden Biegemoment Mj,Ed und der zugehörigen
siehe beispielsweise [1]. Rotation f Ed zwischen den verbundenen Bauteilen beschreibt.
Für Zwecke der Tragwerksberechnung wird die im Allgemeinen
Die Stäbe des ebenen statischen Teilsystems werden durch die nicht-lineare Momenten-Rotations-Charakteristik durch lineare,
einwirkenden Schnittgrößen Normalkraft N und Biegemoment M bi- oder tri-lineare Kurvenverläufe angenähert, die vollständig
sowie durch die zugehörige Querkraft V beansprucht. Welche unterhalb des tatsächlichen nicht-linearen Kurvenverlaufs liegen
dieser Schnittgrößen an den Anschlüssen planmäßig auftreten müssen. Die Momenten-Rotations-Charakteristik ist durch die
und weitergeleitet werden, hängt zum Einen in der Tragwerks- Kenngrößen Momententragfähigkeit Mj,Ed, Rotationssteifigkeit Sj
berechnung maßgeblich von der statischen Modellierung und und Rotationskapazität f Cd beschrieben, siehe Bild 9.

Anschluss Statisches Modell Momenten-Rotations-Charakteristik

Momenten-
Rotationssteifigkeit
tragfähigkeit

Bild 9: Momenten-
Rotations-Charakteristik
Rotationskapazität eines Anschlusses

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Grundkomponenten eines Anschlusses Exzentrizitäten in Knotenpunkten
Ein Anschluss besteht aus Grundkomponenten, die die Schnitt- Treten in Knotenpunkten Exzentrizitäten auf, so sind in der Regel
größen der Verbindung von einem zum anderen Bauteil übertra- die Anschlüsse und die angeschlossenen Bauteile für die daraus

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gen müssen. Die Beanspruchbarkeit einer Verbindung ist in der resultierenden Schnittgrößen zu bemessen. Für Fachwerkträger
Regel anhand der Beanspruchbarkeiten ihrer Grundkomponen- aus Hohlprofilen dürfen aus Knotenexzentrizitäten resultierende
ten zu bestimmen. [DIN EN 1993-1-8] Die Grundkomponenten Momente unter bestimmten Randbedingungen vernachlässigt
bestimmen neben der Tragfähigkeit auch die Rotationssteifigkeit werden, siehe DIN EN 1993-1-8.
und Rotationskapazität. Die Bestimmung der Kenngrößen von
Grundkomponenten für Anschlüsse mit H- und I-Querschnitten Tragwerksberechnung
erfolgt nach systematisierter Vorgehensweise entsprechend Für die gesamte Tragwerksberechnung einschließlich der Bemes-
DIN EN 1993-1-8. Andere Anschlusskonfigurationen lassen sich sung der Anschlüsse können linear-elastische oder plastische
durch die Übertragung und Anpassung der geregelten Grund- Berechnungsverfahren angewendet werden. Die Festlegung des
komponenten oder durch die Anwendung individueller inge- Berechnungsverfahrens geht der Tragwerksberechnung voraus.
nieurmäßiger Modelle unter Einhaltung der folgenden Annahmen Üblicherweise erfolgt die statische Modellierung des Tragwerks
berechnen. unter Berücksichtigung der Anschlussmodelle biegesteif und/oder
gelenkig, siehe Tabelle 1. Die entsprechenden Modelleigenschaf-
Annahmen für die Berechnung [DIN EN 1993-1-8] ten bezüglich der Übertragung von Biegemomenten M und zuläs-
Bei der Berechnung von Anschlüssen muss eine wirklichkeits- sigen Gelenkverdrehungen f müssen in der konstruktiven Fest-
nahe Verteilung der Schnittgrößen angenommen werden. Für die legung und Ausführung eines Anschlusstyps beibehalten werden.
Verteilung der Kräfte und Momente müssen die folgenden Annah- Die Überprüfung zur Übereinstimmung von statischem Anschluss-
men getroffen werden: modell und geplanter Ausführung des Anschlusses erfolgt durch
a) die angenommene Verteilung der Kräfte und Momente steht eine Klassifizierung des Anschlusses, die in Abhängigkeit vom
im Gleichgewicht mit den im Anschluss angreifenden Schnitt- festgelegten Berechnungsverfahren vorzunehmen ist, siehe
größen, Tabelle 1.
b) jedes Element des Anschlusses kann die ihm zugewiesenen
Kräfte und Momente übertragen, Klassifizierung von Anschlüssen
c) die Verformungen, welche durch diese Verteilung hervorge- Die Klassifizierung von Anschlüssen nach der Steifigkeit bzw. Trag-
rufen werden, überschreiten nicht das Verformungsvermögen fähigkeit erfolgt anhand der Grenzwerte für die Anfangs-Rota-
der Verbindungsmittel oder der Schweißnähte und der ange- tionssteifigkeit Sj,ini bzw. für die Momententragfähigkeit Mj,Rd
schlossenen Bauteile, nach Bild 10. In Ergänzung zu Bild 10 sind die Grenzwerte für die
d) die angenommene Verteilung der Kräfte und Momente muss Klassifizierung nach der Tragfähigkeit für verschiedene Anschluss-
den Steifigkeitsverhältnissen im Anschluss entsprechen, konfigurationen in Tabelle 2 zusammengestellt. Die Klassifizie-
e) die Verformungen, die bei elastisch-plastischen Berechnungs- rung von Anschlüssen unter Verwendung des elastisch-plastischen
modellen aus Starrkörperverdrehungen und/oder Verfor- Berechnungsverfahrens ist in Bild 11 unter Berücksichtigung ver-
mungen in der Tragwerksebene herrühren, sind physikalisch schiedener Kombinationsmöglichkeiten dargestellt.
möglich,
f) das verwendete Berechnungsmodell steht nicht im Widerspruch Ist ein Anschluss aufgrund der Klassifizierung einer der Klassen
zu Versuchsergebnissen. verformbar, teiltragfähig oder nachgiebig nach Tabelle 1 zuzuord-
nen, muss der Anschluss unter Berücksichtigung der Momenten-
Rotations-Charakteristik mit einer Rotationsfeder und/oder einem
Fließgelenk statisch modelliert werden. Die Eigenschaften des
nachgiebigen Anschlussmodells aus Rotationsfeder und/oder
Fließgelenk sind in Tabelle 3 zusammengestellt.

Berechnungsverfahren
Klassifizierung Linear-elastisch Starr-plastisch Elastisch-plastisch Anschlussmodell
nach Rotationssteifigkeit Tragfähigkeit Rotationssteifigkeit für die
und Tragfähigkeit Tragwerksberechnung
Klasse des starr volltragfähig biegesteif biegesteif
Anschlusses (M ≠ 0 und f = 0)
verformbar 1) teiltragfähig1) nachgiebig1) nachgiebig
(M ≠ 0 und f ≠ 0)
Berücksichtigung der Momenten-
Rotations-Charakteristik mit Rotations-
feder und/oder Fließgelenk1)
gelenkig gelenkig gelenkig gelenkig
(M = 0 und f ≠ 0)
1) Details zur Anschlussmodellierung dieser Klassen enthält Tabelle 3.

Tabelle 1: Anschlussmodelle für die Tragwerksberechnung

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Bild 10: Klassifizierung von Anschlüssen für die Tragwerksberechnung

Klassifizierung nach Anschlusskonfiguration Grenzkriterien der Klassifizierung nach der


der Tragfähigkeit Momententragfähigkeit
volltragfähig Stützenkopf
Mj,Rd Mj,Rd ≥ MBauteil = min { MMb,pl,Rd
c,pl,Rd
zwischen zwei
Geschossen
Mj,Rd Mj,Rd ≥ MBauteil = min { M2 Mb,pl,Rd
c,pl,Rd

teiltragfähig Anschluss, der weder die Kriterien für volltragfähige noch für gelenkige Anschlüsse erfüllt
gelenkig siehe Klasse volltragfähig Mj,Rd ≤ 0,25 MBauteil
– Übertragung der auftretenden Schnittkräfte, ohne dass
größere Momente erzeugt werden
– Gelenkverdrehungen infolge der Bemessungswerte
der einwirkenden Lasten müssen möglich sein
– Ausreichende Rotationskapazität muss vorhanden sein
Mb,pl,Rd plastische Momententragfähigkeit eines Trägers.
Mc,pl,Rd plastische Momententragfähigkeit einer Stütze.

Tabelle 2: Klassifizierung nach der Momententragfähigkeit

Momententragfähigkeit biegesteif
volltragfähig teiltragfähig gelenkig nachgiebig
gelenkig
starr
Rotations-
steifigkeit

Bild 11: Anschlussmodel-


verformbar lierung und Klassifizierung
nach der Steifigkeit und Trag-
gelenkig fähigkeit für die elastisch-
plastische Tragwerksberech-
nung

Arbeitshilfe 2.8 | Tragwerksplanung im Stahlbau – Anschlüsse – Allgemeines bauforumstahl 5


Berechnungsverfahren und Klasse des Anschlusses
Linear-elastisch Starr-plastisch Elastisch-plastisch

2.8
verformbar teiltragfähig nachgiebig
Anschlussmodell

nachgiebig
=
verformbar + volltragfähig

nachgiebig
=
verformbar + teiltragfähig

nachgiebig
=
starr + teiltragfähig

Tabelle 3: Anschlussmodellierung zur Tragwerksberechnung für verformbare, teiltragfähige und nachgiebige Anschlüsse

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Berechnung der Rotationssteifigkeit Anschlüsse mit unversteiften „gelenkigen“ Stirnplatten am Träger-
Berechnungsverfahren zur Bestimmung der Rotationssteifigkeit steg werden nach DIN EN 1993-1-8 als nachgiebige Anschlüsse
für Träger-Stützen-Anschlüsse sowohl in geschweißter Ausführung klassifiziert, obwohl in der Tragwerksberechnung gelenkig model-
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als auch mit geschraubten Stirnblechen bzw. Flanschwinkeln, für lierte Anschlüsse traditionell mit diesem Anschlusstyp ausge-
Trägerstöße mit geschraubten Stirnblechen sowie für Fußplatten- führt werden. Um „gelenkige“ Stirnplattenanschlüsse wie bisher
verbindungen sind in DIN EN 1993-1-8 geregelt. Die Rotations- als gelenkigen Anschluss in der Tragwerksberechnung berücksich-
steifigkeit Sj eines Anschlusses wird anhand der Steifigkeiten der tigen zu können, und somit auf die Modellierung als nachgiebigen
einzelnen Grundkomponenten mit den zugehörigen elastischen Anschluss verzichten zu können, müssen sowohl eine ausreichen-
Steifigkeitskoeffizienten ki nach Gleichung (1) berechnet. Mit de Rotationskapazität als auch eine ausreichende Duktilität für
dem Steifigkeitsverhältnis µ ergibt sich die Anfangs-Rotations- den Anschluss gewährleistet sein. Dies gilt ebenso für „gelen-
steifigkeit Sj,ini nach Gleichung (2). Die Gleichungen (1) und (2) kige“ Fahnenblechanschlüsse und „gelenkige“ Steg-Winkelan-
gelten nur bis zu einer zusätzlichen Normalkraftbeanspruchung schlüsse, für die die Berechnung der vorhandenen Rotationsstei-
Nb,Ed ≤ 0,05 Nb,pl,Rd. Bild 12 zeigt exemplarisch das Federmodell figkeit nicht anhand der vorliegenden Grundkomponenten nach
für einen unausgesteiften geschweißten Träger-Stützen-Anschluss DIN EN 1993-1-8 durchgeführt werden kann. Auch für diese An-
unter Berücksichtigung der Steifigkeiten der Grundkomponenten. schlusstypen, die womöglich den nachgiebigen Anschlüssen zu-
Die erforderlichen Beiwerte zur Bestimmung der Rotationssteifig- zuordnen sind, kann mit dem Nachweis ausreichender Rotations-
keiten nach Tabelle 3 und Gleichung (1) sind in Tabelle 4 zusam- kapazität und Duktilität weiterhin die statische Modellierung als
mengestellt. gelenkiger Anschluss durchgeführt werden.

mit (1) In [4] werden Empfehlungen für die Sicherstellung ausreichender


Rotationskapazität und Duktilität von „gelenkigen“ Stirnplatten-,
Fahnenblech- und Steg-Winkelanschlüssen gegeben. Die Grenz-
(2) kriterien sind in Tabelle 5 zusammengestellt.

k3
z

φj
k1 k2 Bild 12: Federmodell eines unversteiften
Mj geschweißten Träger-Stützen-Anschlusses [2]

Anschlussausbildung Anpassungsbeiwert η Beiwert ψ Steifigkeits-


Träger-Stützen- Andere (Formbeiwert) verhältnis
Anschlüsse Anschlüsse1) μ max

Geschweißt 2 3 2,7 3
Geschraubtes Stirnblech 2 3 2,7 3
Geschraubter Flanschwinkel 2 3,5 3,1 3,5
Fußplatte – 3 2,7 3
1) Andere Anschlüsse sind Träger-Träger-Anschlüsse, Trägerstöße und Stützenfußanschlüsse.

Tabelle 4: Beiwerte für die Rotationssteifigkeit Sj

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Kriterium Ausführung des Anschlusses
Unversteifte Stirnplatte Fahnenblech

2.8
am Trägersteg mit einer oder zwei vertikalen Schraubenreihen
hp ≤ db
f verfügbar > ferf
Der auftretende Winkel ferf der Auflagerverdrehung ist unter Berücksichtigung der Bemessungswerte
der Einwirkungen für das statische Modell zu ermitteln.
Rotationskapazität
Ausreichende

Wenn ,

dann f verfügbar = ∞

ansonsten

t * = tbw t * = tp

Entweder (1)

Eine vertikale Schraubenreihe: (2)


Entweder für den Trägersteg oder für das Fahnenblech
Ausreichende

oder
Duktilität

Zwei vertikale Schraubenreihen: (2)


Entweder für den Trägersteg oder für das Fahnenblech

* Stützendes Bauteil:
bw Trägersteg
cw Stützensteg oder
cf Stützenflansch

Falls (1) und (2) erfüllt sind, ist keine weitere Prüfung
erforderlich, ansonsten
(3)

VRd Querkrafttragfähigkeit des Anschlusses


VRd,1 Tragfähigkeit der Schrauben gegen Abscheren
VRd,2 Tragfähigkeit des Fahnenblechs gegen Lochleibung
VRd,6 Tragfähigkeit des Fahnenblechs gegen Biegung
VRd,7 Tragfähigkeit des Fahnenblechs gegen lokales Beulen
VRd,8 Tragfähigkeit des Trägerstegs gegen Lochleibung
Fb,hor,Rd Minimale Lochleibungstragfähigkeit einer Schraube mit
horizontaler Beanspruchung
Fb,ver,Rd Minimale Lochleibungstragfähigkeit einer Schraube mit
vertikaler Beanspruchung
Fv,Rd Abschertragfähigkeit einer Schraube
α, β Beiwerte für die Geometrie der Schraubengruppe

Steg-Winkelanschluss

Steg-Winkelanschlüsse können vereinfacht als Kombination aus einem unversteiften Stirnplatten-


anschluss am Steg und einem Fahnenblechanschluss betrachtet werden. Die Anforderungen an eine
ausreichende Rotationskapazität und Duktilität sowie die Berechnungen der Tragfähigkeiten der
Grundkomponenten kann anhand der vorgenannten Anschlusstypen abgeleitet werden, siehe [4].

Tabelle 5: Grenzkriterien für ausreichende Rotationskapazität und Duktilität von gelenkigen Anschlüssen [4]

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Überschlagsberechnung der Steifigkeit von Anschlüssen Sind die Voraussetzungen für die Gültigkeit der Hilfswerte ent-
für die Entwurfsphase sprechend Tabelle 5 nicht erfüllt oder können diese noch nicht
Wird bei der Tragwerksberechnung davon ausgegangenen, dass überprüft werden, muss nach Berechnung und Bemessung des
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ein nachgiebiger Anschluss aufgrund einer vereinfachten Herstel- Tragwerks und der Anschlüsse die vorhandene Steifigkeit Sj,ini
lung ausgeführt werden soll, kann zur statischen Modellierung mit der abgeschätzten Steifigkeit Sj,app verglichen werden. Soll-
des Anschlusses die Anfangssteifigkeit Sj,app mit Gleichung (3) ten Abweichungen vorliegen, kann mit Hilfe der Grenzwerte ent-
abgeschätzt werden. Der Hilfswert c ist für übliche Ausführungen sprechend Tabelle 6 überprüft werden, ob die Abweichungen der
und Konfigurationen von Träger-Stütze-Anschlüssen in Tabelle 5 Rotationssteifigkeiten Einfluss auf die Schnittgrößenermittlung
zusammengestellt. Der Abstand z zwischen den Resultierenden haben. Sind die Grenzwerte eingehalten, ist eine erneute Trag-
der Zug- und Druckkraft und die Dicke des Stützenflansches tfc werksberechnung mit korrigierter Anschlusssteifigkeit nicht er-
sind aufgrund der gewählten Stabquerschnitte bekannt. forderlich.
E · z2 · tfc
Sj,app = ––––––––– (3)
c

Ausführung des Anschlusses Anschlusskonfiguration


einseitig zweiseitig
(β = 1) symmetrisch (β = 0)
Überstehende unversteift 13 7,5
Stirnplatte

Steifen im 8,5 3
Druck- und
Zugbereich
Bündige unversteift 14 9,5
Stirnplatte

Abschlussplatte 11,5 6
am Stützenkopf

Geschweißter unversteift 11,5 6


Anschluss

Geschraubter unversteift 70 65
Winkelanschluss

Voraussetzungen für die Gültigkeit:


Bei Stirnplattenanschlüssen:
• Der Anschluss besteht aus zwei Schraubenreihen in der Zugzone.
• Der Schraubendurchmesser entspricht der 1,5-fachen Stützenflanschdicke (d ≈ 1,5 t fc).
• Die Schraubenachse befindet sich nahe am Stützensteg, d. h. der Achsabstand vom Ende des Ausrundungsradius
entspricht der 1,5-fachen Stützenflanschdicke (mc ≈ 1,5 t fc).
• Die Stirnplattendicke entspricht ungefähr der Stützenflanschdicke (tp ≈ t fc).
Bei Anschlüssen mit Gurtwinkeln:
• Der Anschluss besteht aus einer Schraubenreihe in der Zugzone.
• Der Schraubendurchmesser entspricht der 1,5-fachen Gurtwinkeldicke (d ≈ 1,5 ta).
• Die Schraubenachse befindet sich nahe am Stützensteg, d. h. der Achsabstand vom Ende des Ausrundungsradius
entspricht der 1,5-fachen Stützenflanschdicke (mc ≈ 1,5 t fc).
• Die Gurtwinkeldicke entspricht ungefähr der Stützenflanschdicke (t a ≈ t fc).
β Übertragungsparameter, siehe DIN EN 1993-1-8.

Tabelle 5: Hilfswert c zur überschlägigen Bestimmung der Anfangssteifigkeit Sj,app [2]

Arbeitshilfe 2.8 | Tragwerksplanung im Stahlbau – Anschlüsse – Allgemeines bauforumstahl 9


Rahmen untere Grenze obere Grenze

unverschieblich 8 · Sj,app · Elb 10 · Sj,app · Elb

2.8
S j,ini ≥ ––––––––––––––––––– S j,ini ≤ ––––––––––––––––––
10 · Elb + Sj,app · Lb 8 · Elb – Sj,app · Lb
Wenn Sj,ini den Anschluss bereits als starr klassifiziert,
gilt: Sj,ini ≤ ∞

verschieblich 24 · Sj,app · Elb 30 · Sj,app · Elb


S j,ini ≥ ––––––––––––––– ––––– S j,ini ≤ –––––––––––––– ––––––
30 · Elb + Sj,app · Lb 24 · Elb – Sj,app · Lb
Wenn Sj,ini den Anschluss bereits als starr klassifiziert,
gilt: Sj,ini ≤ ∞

Sj,app Nährungswert der Anfangssteifigkeit des Anschlusses.


Sj,ini Tatsächliche Anfangssteifigkeit des Anschlusses.
E E-Modul
Lb Trägerlänge
lb Trägheitsmoment des Trägerquerschnitts.

Tabelle 6: Grenzwerte der Rotationssteifigkeiten Sj,ini zur Gültigkeit der überschlägigen Bestimmung der Anfangssteifigkeit Sj,app [2]

Planung von Anschlüssen – auch das Literatur


Die Festlegung und Gestaltung von Anschlüssen sollte neben den [1] Puthli, R., Ummenhofer, T., Wardenier, J., Pertermann, I.,
statischen Anforderungen auch weitere Aspekte der Tragwerks- Anschlüsse mit Hohlprofilen nach DIN EN 1993-1-8, in: Stahl-
planung berücksichtigen. Anschlüsse sollten auch den Anforde- bau-Kalender 2011, Hrsg.: Kuhlmann, U., Berlin: Ernst & Sohn
rungen an eine 2011.
– planungsgerechte, [2] Ungermann, D., Weynand, K., Jaspart, J.-P. Schmidt, B.,
– fertigungsgerechte, Momententragfähige Anschlüsse mit und ohne Steifen, in:
– montagegerechte, Stahlbau-Kalender 2005, Hrsg.: Kuhlmann, U., Berlin: Ernst &
– korrosionsschutzgerechte und Sohn 2005.
– brandschutzgerechte [3] Ungermann, D., Schneider, S., Stahlbaunormen – DIN EN
Gestaltung entsprechen. Siehe hierzu auch die zuvor benannten 1993-1-8: Bemessung von Anschlüssen, in: Stahlbau-Kalender
Arbeitshilfen. 2011, Hrsg.: Kuhlmann, U., Berlin: Ernst & Sohn 2011.
[4] Jaspart, J.-P., Demonceau, J.F., Renkin, S., Guillaume, M.L.,
European Recommendations for the Design of Simple Joints
Normen: in Steel Structures, Hrsg. ECCS – European Convention for
• DIN EN 1993-1-8:2010-12, Eurocode 3: Bemessung und Kon- Constructional Steelwork, No. 126, 1st Edition 2009.
struktion von Stahlbauten – Teil 1-8: Bemessung von Anschlüs- [5] Kindmann, R., Stracke, M., Verbindungen im Stahl- und Ver-
sen; Deutsche Fassung EN 1993-1-8:2005 + AC:2009 bundbau, 2. Auflage. Berlin: Ernst und Sohn 2009.
• DIN EN 1993-1-8/NA:2010-12, Nationaler Anhang – National [6] Wagenknecht, G., Stahlbau-Praxis nach Eurocode 3, Band 2,
festgelegte Parameter – Eurocode 3: Bemessung und Konstruk- Verbindungen und Konstruktionen, 3. Auflage. Berlin: Beuth
tion von Stahlbauten – Teil 1-8: Bemessung von Anschlüssen 2011.
[7] DSTV-Arbeitsausschuss Technisches Büro, Richtlinie zur sta-
tischen Berechnung von Stahlbauten, Ausgabe: Mai 2010.
Überarbeitete Auflage 3/13

Sohnstraße 65 | 40237 Düsseldorf | Postfach 10 48 42 | 40039 Düsseldorf


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