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Tino Sachse

Ein faltbares Sperrholzboot


für
flaches Wasser
Beschreibung

Das Boot ist als Flachwasserboot für eine Person konzipiert. Es ist gedacht für
„Binsenbummler“, die gemütlich einen ruhigen Bach herunterrutschen, oder auf einem stillen
See paddeln wollen. Bei einer Zuladung von 200kg bei einem Tiefgang von etwa 10
Zentimetern sind Wochenendtouren damit bequem möglich. Zusammengefaltet passt es in
nahezu jedes Auto und lässt sich zu Hause platzsparend verstauen. Angetrieben wird das
Boot mit einem Stechpaddel.
Im Prinzip besteht das Boot aus einem vierteiligen, klappbaren Boden aus Sperrholz, der unten
mit einer Lage PVC-Plane bezogen ist. Die Bordwände sind Schläuche, in die – ebenfalls
zusammenklappbare – Sperrholzplatten geschoben werden. Die Seitenschläuche werden am
Heck mit Rollverschlüssen, wie sie aus wasserdichten Taschen bekannt sind, verschlossen.
Mit Klettband einsetzbare Spanten und ein einhängbarer Sitz sorgen für Stabilität.
Der Boden könnte auch auf der Innenseite mit Plane bezogen werden.
Der Bau ist problemlos mit normalem Werkzeug zu realisieren. Steht kein Heißluftgerät mit
Schlitzdüse zur Verfügung, können auch alle Verbindungen mit Kontaktkleber ausgeführt
werden.

Maße

Länge: 3,7 Meter


Breite: 80 Zentimeter
Höhe: 37 Zentimeter
Gewicht: ca. 20 kg
Zusammengefaltet: ca. 80 x 95 x 10 Zentimeter

Kleben

Alle Verbindungen von Holz und PVC-Plane werden mit handelsüblichem Kontaktkleber
verklebt.
Der Kleber wird mit Aceton etwas verdünnt, damit er sich besser mit dem Pinsel verstreichen
lässt. Als Pinsel einen Backpinsel aus Silikon verwenden. Der lässt sich sehr gut und ohne
Verdünnung reinigen. Einfach fest gewordenen Kleber abziehen.
Den Kleber auf die zu verklebenden Flächen – Holz und Plane - vollflächig auftragen und gut
ablüften lassen. Die Plane vorher mit Aceton reinigen. Dann die Plane auflegen und mit einem
Bügeleisen fest aufbügeln. Dabei ein Stück Backpapier unterlegen.
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Schweißen

Alle Verbindungen von PVC-Plane mit PVC-Plane werden mit dem Heißluftgerät und einer
Schlitzdüse verschweißt. Das ist durchaus anfängerkompatibel: Einfach ein paar Probestücke
zusammenschweißen. Dazu die Teile zusammenlegen, mit der Schlitzdüse dazwischen
entlangfahren und sofort mit einem Nahtroller zusammenpressen. Hält es nicht zusammen
war es zu schnell oder/und die Temperatur zu niedrig, wird das Material braun war es zu
langsam oder/und zu heiß. Wenn ein wenig geschmolzenes PVC austritt ist die
Verschweißung ideal.

Lackieren

Zum Lackieren normalen Bootslack verwenden.


Der Lackaufbau bei allen sichtbaren Holzflächen ist wie folgt:
Zweimal mit stark verdünntem (ca. 1:3) Lack streichen.
Zweimal mit verdünntem (ca1:1) Lack streichen.
Zweimal mit unverdünntem Lack streichen.
Außer bei der Schlusslage immer schleifen. Die Schlusslagen sollten erst nach Fertigstellung
des Bootes aufgebracht werden.
Bei allen Flächen, die mit Plane beklebt werden, wird nach den verdünnten Lagen aufgehört.

Mallen aufbauen

Das Boot lässt sich über einem Mallen einfach aufbauen. Deshalb wird dieser als erstes
hergestellt. Als Material können irgendwelche Plattenreste genommen werden.
Wichtig ist eine stabile und ausreichend große Grundplatte die aus OSB-Platten bestehen
kann. Darauf wird dann mit Winkeln, Lattenstücken o.Ä. der Mallen aufgebaut.
Die Platten an den Stationen 1 – 7 haben folgende Maße:
1 und 7: 280 x 370 mm
2 und 6: 530 x 370 mm
3 und 5: 720 x 370 mm
4: 800 x 370 mm
Die Platten a bis h sind jeweils gleich lang und 370 mm hoch. Die Längen errechnen sich
folgendermaßen: Die (Bootslänge minus (siebenmal die Plattendicke)) geteilt durch acht). Alle
weiteren Bootsmaße ergeben sich aus dem Mallen.

Abbildung 1

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Bordwände herstellen.
Die sechs mittleren Platten für die Bordwände haben die Maße 925 x 370 mm. Die zwei
hinteren sind 265 x 370 mm groß. Die beiden vorderen etwas länger lassen (545 x 370 mm),
sie werden nach dem Anlegen am Mallen passgenau zugeschnitten.
Alle Kanten abrunden. Das dient zum einen dem problemlosen Zusammenfalten und zum
anderen dem Schutz der Schläuche.
Die Platten werden genau aneinandergelegt und mit 10 cm-Planenstreifen und Kleber
miteinander verbunden
Die Pfeile in der Skizze zeigen die Klapprichtung.

Abbildung 2

Bordwände am Mallen auf richtige Länge bringen

Dazu werden die Seitenteile mit kleinen Nägeln hinten am Mallen befestigt und um diesen
herum gebogen. Dann Vorn anreißen und abschneiden.

Schläuche für Seitenpanele herstellen.

Hierzu werden die Seitenpanele, wie in der Skizze ersichtlich, in einen Streifen Plane
eingewickelt und die entstandene Hülle verschweißt.
Am vorderen Ende einen Überstand von ca. 5cm und am hinteren Ende ca. 25cm lassen.
Wichtig ist der Überstand von ca. 5cm. Dieser dient dem Befestigen der Seitenteile am Boden
an der Außenseite des Bootes. Zum Befestigen auf der Innenseite wird noch ein 10cm-Streifen
auf der anderen Seite aufgeschweißt.
Darauf achten, dass auf die Planenstreifen, die die Seitenpanele zusammenhalten vor dem
Verschweißen Malerkrepp geklebt wird, sonst kann es passieren, dass Plane und Holz
miteinander verbunden werden.
Die Bordwände auf die Innenseite legen und den vorderen Überstand innen mit dem
Heißluftfön erhitzen und zusammenpressen.
Das hintere Ende bleibt offen.

Abbildung 3

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Hinteres Ende der Seitenschläuche verbinden

Das hintere Ende des Schlauches wird straff um die Platte zur Außenseite gelegt und mit
einem Stück Klebestreifen fixiert.
1. Die Platten mit dem umgeklappten Teil nach unten auf Stoß legen und einen Planenstreifen
über den Stoß schweißen.
2. Die Platten so zusammenklappen, dass die umgeklappten Schlauchenden nach außen
kommen und ebenfalls einen Planenstreifen um den Stoß schweißen.

Abbildung 4

Rollverschluss anbringen

Ein 5cm breites Stück Plane wird mittig zusammengefaltet und zu einem ca. 20cm langem
Gurt zusammengeschweißt. Davon werden zwei Stück benötigt. Daran werden die männlichen
Teile der Blitzverschlüsse gefädelt. Diese werden im oberen und unteren Drittel der einen
Bordwand ca. 5 cm weit aufgeschweißt. Hier kann auch ein Planenstück als Verstärkung
darüber geschweißt werden.
Die weiblichen Teile der Blitzverschlüsse werden mit einem weiteren Gurtstück zuerst auf
einem Planenstück und beides zusammen dann auf die andere Bordwand geschweißt.
Die Entfernung zur Spitze soll so gewählt werden, dass die Rollen, die entstehen, wenn die
Schlauchenden mindestens dreimal zusammengerollt werden, sicher zusammengepresst
werden.

Abbildung 5

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Auf die vorderen Kanten der Schläuche wird jeweils ein schmaler Alustreifen (1,5 x 37 cm) als
Versteifung geklebt. Der soll den Anpressdruck der Verschlüsse gleichmäßig übertragen.

Abbildung 6

Haltestreifen für die Spanten einfügen

Die hinten verbundenen Bordwände auf dem Mallen mit Panzerband provisorisch
zusammengefügt. An den Mallenpositionen 1, 3, 5 und 7 werden die Positionen der
Befestigungsstreifen für die Spanten angezeichnet.
Die Bordwände können wieder vorn geöffnet und abgenommen werden, um die
Befestigungsstreifen aufzuschweißen. (siehe Abbildung 9)

Bordwände vorn verbinden

Abbildung 7

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Boden
Die fertigen Bordwände über den Mallen ziehen.
Die Bodenteile grob zuschneiden, dabei an den Seiten etwas Verschnittrand lassen
Die Bodenteile mit Planenstreifen verbinden. Ausreichend Zwischenraum zum
Zusammenklappen lassen. Die Pfeile in der Skizze zeigen die Klapprichtung.

Abbildung 8

Den Boden auf den Mallen legen, ausrichten und mit kleinen Nägeln provisorisch befestigen.
An den Außenkanten der Bordwände anreißen. Danach den Überstand abschneiden und die
Kanten verrunden.
Auf der Innenseite können jetzt auch gleich die Laschen für die Spanten geklebt werden. Wenn
der Boden auch auf der Innenseite mit Plane bezogen werden soll dann werden die Laschen
erst danach auf den Boden geschweißt.
Die äußeren Laschen der Bordwände oben auf den Boden kleben. Ganz wichtig ist, dass die
Bordwände später auf dem Boden stehen.
Die Verbindung Boden/ Bordwände werden mit einem Streifen Plane verstärkt.
Jetzt den Boden vollflächig mit Plane bekleben.
An den Spitzen noch extra ein kleines Dreieck zum Schutz aufschweißen.

Spanten
Die mittleren Spanten werden aus 6mm Sperrholzstreifen zusammengeleimt, sodass ein
12mm starker Rahmen entsteht. Die Spanten an Bug und Heck bestehen aus einem Stück
6mm Sperrholz, in das ein Loch geschnitten wird. Es dient dem besseren Einbau.
Die fertigen Spanten werden mit Klettband im Boot befestigt. An den Bordwänden und dem
Boden befindet sich das Klettband an den dafür eingeschweißten Laschen. Die Bug/Heck-
Spanten werden zusätzlich oben an den Decks befestigt.
Für die mittleren Spanten wird oben ein Gurt aus einem 100mm breitem Streifen PVC-Plane,
wie in Abbildung 10 ersichtlich, ausgeschnitten und zusammengeschweißt. Dieser Gurt wird
an den Außenseiten der Bordwände angeschweißt.

Abbildung 9

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Abbildung 10

Abbildung 11

Sitz

Der Sitz kommt vor den hinteren großen Spant.


Die Sitzfläche wird direkt am Boot angerissen und passgenau zugeschnitten.
Der Sitz wird durch zwei Aluwinkel gehalten, die über die Bordwände gehängt werden. An
diesen wird, durch zwei Abstandhalter, mittels Schlossschrauben und Flügelmuttern der Sitz
geschraubt. Die Höhe der Abstandshalter wird entsprechen der gewünschten Sitzhöhe
gewählt. Der Sitz selber besteht im einfachsten Fall aus einer 18mm Sperrholzplatte mit einer
Breite von 25cm.
Wo der Sitz eingehängt wird, wird eine Verstärkung über die obere Kante der Bordwand
geschweißt Sie reicht außen von der Unterkante des Haltewinkels bis innen zur Unterkante
des Sitzes.

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Abbildung 12

Bug und Heck mit Planendeck

Über Bug und Heck werden jeweils Decks aus Plane gezogen. Sie reichen von der Spitze bis
zum ersten Spant. An den langen Seiten wird ein Zuschlag von etwa 4cm, zum Anschweißen
an die Außenseiten der Bordwände gelassen. Ein Zuschlag von 3 cm wird an der Schmalseite
gelassen hier kommt Klettband darauf, welches den Spant hält.

Abbildung 13

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Öse am Bug

Am Bug des Bootes kann eine Öse angebracht werden. An der dann eine Leine befestigt wird.

Abbildung 14

Material

Materialliste

Sperrholz: 2 Platten, 2,44 m x 1,22 m x 6 mm


PVC-Plane: 3,2 m x 4 m, min 680 g/m²
(3,2 m x 4,85 m wenn der Boden auch innen bezogen wird.)
Klettband mit PVC-Eignung: ca. 7 m
Sperrholz für Sitz: 25 cm x 100 cm x 1,8 cm (abhängig von der Höhe der
Abstandhalter für den Sitz)
Blitzverschlüsse 25mm: 2 Stück
L-Profil Alu: 23,5 mm x 43,5 mm x 1,5 mm, 50cm
Flachprofil Alu 11,5 mm x 2 mm, 74 cm
Schlossschrauben: 4 Stück, M6 x 140 mm
Flügelmuttern: 4 Stück M6
Kontaktkleber
Bootslack
Verdünnung
Aceton
Einschlagösen

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Plattenzuschnitt

Abbildung 15

Abbildung 16

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Planenzuschnitt

Abbildung 17

Fakultativ: Eine Bootstasche


Um das Boot besser transportieren zu können kann ist eine Tasche, aus Plane
zusammengeschweißt sehr hilfreich.
Zum Zusammenschweißen wird auf Links gearbeitet. Ein Stück Kantholz von 10 cm Stärke,
über dem die Tasche gefaltet und geschweißt wird, erleichtert die Arbeit ungemein.
Hier ist das Schnittmuster:

Abbildung 18

Verschlossen wird die Tasche mit Knöpfen, Blitz- oder Drehverschlüssen.


Zum besseren Transport wird noch ein Tragegurt oder ein Griff an den Seiten befestigt.

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Aufbau
Der Aufbau des fertigen Boots ist denkbar einfach. Die Seitenpanele werden in die dafür
vorgesehenen Schläuche geschoben. Diese werden mit den Rollverschlüssen am Heck
wasserdicht verschlossen. Die Spanten werden an den entsprechenden Klettbändern
befestigt. Zum Schluss noch den Sitz einhängen. Fertig.

Schluss
Die Idee und der Entwurf stammen von mir. Alle Abbildungen sind lediglich Skizzen und keine
maßgenauen Zeichnungen. Ich übernehme keine Garantie auf Fehlerfreiheit. Alle Maße
sollten vor dem Zuschneiden noch einmal kontrolliert werden.
Die Bauanleitung stelle ich zur freien Verfügung. Sie darf geteilt, nachgebaut, verändert aber
nicht verkauft werden.

Im Buch „Basteln für die Freiheit“ finden


sich Pläne für:

• einen Klappkahn
• ein Faltruderboot
• einen Faltkanadier
• einen Klappkanadier
• ein Ultraleicht-Tipi
• Tisch und Sessel für Camper und
Paddler.

Das Buch ist in jedem Buchladen


bestellbar.

ISBN 978-3-7460-6117-7

© 2018 Tino Sachse

Illustration: Tino Sachse

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