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Fremdsprache Deutsch 7
2 HÖRVERSTEHEN

An unsere Leserinnen und Leser

E D I T O R I A L
I M P R E S S U M
„Ohne Hören kein Sprechen“ - Kinder, die
Fremdsprache Deutsch taub, das heißt ohne Hörfähigkeit geboren wer-
den, bleiben meist auch stumm und müssen ler-
Zeitschrift für die Praxis des Deutschunterrichts
nen, sich mit Hilfe einer Gebärdensprache zu
herausgegeben vom
verständigen. „Ohne Hören kein Sprechen“, das
Vorstand des Goethe-Instituts
und gilt auch für das Lernen einer Fremdsprache. So
Hans-Jürgen Krumm mag die Überschrift des Grundsatzartikels
Gerhard Neuner zugleich als Motto für die Bedeutung des Hör-
Hans-Eberhard Piepho verstehens im Deutschunterricht verstanden
im Verlag Klett Edition Deutsch, München werden.
Schriftleitung: Sigbert Latzel (Ref. 42, Informations- und Dokumentationsstelle des
Goethe-Instituts) Ohne Hörtexte, die beispielhaft illustrieren, wie
Redaktionsbeirat des Goethe-Instituts: Klaus Fischer, Hans-Jürgen Gierlich, Hörverstehen im Unterricht geübt werden kann, ist
Bernd Kast, Jörg Kuglin, Karl-Heinz Osterloh das Reden über Hörverstehen wenig sinnvoll. Des-
Korrespondierendes Mitglied: Diethelm Kaminski (Zentralstelle für das halb bekommen Sie mit diesem Heft auch eine
Auslandsschulwesen) BEGLEITKASSETTE MIT HÖRTEXTEN.
Verantwortlicher Themenheftherausgeber:
Gert Solmecke Das letzte Heft von Fremdsprache Deutsch war
Verlagsredaktion: Eva-Maria Jenkins dem Thema Landeskunde gewidmet. Auf den Seiten 9
Satz und Gestaltung: Hans-Werner Klein bis 11 ging es um Fragen der Vermittlung eines „rich-
Anzeigenleitung: Verlag Klett Edition Deutsch tigen“ Deutschlandbildes. Dabei könnte bei manchen
Druck: Ludwig Auer GmbH, Donauwörth Lesern der Eindruck entstanden sein, Institutionen
Umschlag: Thomas Drechsel wie INTER NATIONES oder die „Zentralstelle für das
Themen der nächsten Hefte: Manuskriptabgabe: Erscheint: Auslandsschulwesen“ (ZfA) würden sozusagen von
Heft 8: Lerntechniken 1.9.1992 Frühjahr 1993 Amts wegen offizielle Regierungsmeinung vertreten
Heft 9: Lebendiges Grammatiklernen 1.3.1993 Herbst 1993 (siehe dazu die Gegendarstellung auf S.63). Zum Aus-
Heft 10: Aufgaben und Übungsgeschehen 1.9.1993 Frühjahr 1994 druck bringen wollte der Autor an dieser Stelle die
Sondernummer 1992: Fachorientierter Deutschunterricht Auffassung – und das entspricht dem in Heft 6 vertre-
Sondernummern 1993: – Deutschunterricht mit Erwachsenen tenen Konzept von Landeskunde –, daß jede Veröf-
– Deutsch als Fremdsprache in der Bundesrepublik fentlichung und jede Meinungsäußerung immer an
Deutschland (Institutionen, Informationen, Adressen) den Standpunkt des Betrachters gebunden ist und es
Für Fremdsprache Deutsch gibt es zwei verschiedene Jahresabonnements: somit kein „objektiv richtiges“ Deutschlandbild gibt.
Abonnement 1 umfaßt zwei reguläre Hefte pro Jahr zum Preis von DM 23,80 Erst in einem Kaleidoskop verschiedener und ver-
zuzüglich Versandkosten.
schiedenster Meinungen spiegelt sich das sich per-
Abonnement 2 umfaßt die beiden regulären Hefte wie in Abonnement 1. Dazu ein
ebenfalls jährlich erscheinendes Sonderheft. Es kostet DM 37,80 zuzüglich manent verändernde Bild einer Gesellschaft.
Versandkosten.
Die Hefte können auch einzeln bestellt werden. Einzelhefte kosten DM 14,80 Grammatik im Deutschunterricht des zu Ende
zuzüglich Versandkosten. gehenden zwanzigsten Jahrhunderts: Wie sieht sie
© Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Auch
aus? Und welche Rolle spielt sie? Was darf man zu
unverlangt eingesandte Manuskripte werden sorgfältig geprüft. Unverlangt
eingesandte Bücher werden nicht zurückgeschickt. Recht von ihr erwarten, und was erwarten Lehrer
und Schüler von ihr? Diesen Fragen und der Vermitt-
Die als Arbeitsblatt oder Material bezeichneten Unterrichtsmittel dürfen bis zur
Klassen- bzw. Kursstärke vervielfältig werden. lung ausgewählter grammatischer Probleme wird
Heft 9 von FREMDSPRACHE DEUTSCH nachgehen.
Diesem Heft liegt ein Prospekt des Verlages Klett Cotta, Stuttgart, zu „Cottas
Hörbühne“ bei. Zu dem Heft gibt es eine Tonkassette mit Hörtexten.
Es ist Zeit, an Ihren Beitrag für dieses Heft zu
Adresse der Schriftleitung: Dr. Sigbert Latzel, Goethe-Institut, Referat 42,
Gollierstraße 4, D-8000 München 2 (Tel.: 0 89/41868415) denken. Setzen Sie sich mit dem Themenheftheraus-
geber Prof. Dr. Lutz Götze (Lehrgebiet Deutsch als
Verlagsadresse: Klett Edition Deutsch GmbH, Karlsplatz 5, D-8000 München 2,
(Tel.: 0 89/59 62 74; Telefax 089/59 45 24) Fremdsprache, Universität des Saarlandes, Im Stadt-
wald, D-6600 Saarbrücken) in Verbindung, wenn Sie
Bestelladresse: Ernst Klett Verlag für Wissen und Bildung, Abt. AW, Postfach
10 60 16, D-W-7000 Stuttgart 10. zum Thema „Grammatik“ etwas schreiben möchten.
ISBN 3-12-675512-7
Ihre Schriftleitung

Fremdsprache Deutsch 7
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I N H A LT H E F T 7
November 1992

Hörverstehen
4 GERT SOLMECKE:
Ohne Hören kein Sprechen
Bedeutung und Entwicklung des 31 GABRIELE NEUF-MÜNKEL:
Hörverstehens im Deutschunterricht Der dicke Junge weint, weil...
Übungen zur Ausbildung der
12 PETER BIMMEL/MARIET VAN DE VEN: Antizipations- und Speicherfähigkeit
Verstehen üben, verstehen lernen
Hörverstehensübungen für Anfänger 36 GU YÜNYING :
Ich bin krank und brauche einen
17 URSULA HIRSCHFELD: Termin
Wer nicht hören will ... Hörverstehensprobleme chinesischer
Phonetik und verstehendes Hören Deutschlernender

21 BARBARA DAHLHAUS: 39 KEES VAN EUNEN:


Kurz - Hör - Spiel: Der Anruf Life is music –
Nachdenken über einen Unterrichts- oder etwa nicht?
entwurf Lieder im Deutschunterricht
44 ARBEITSGRUPPE AM GOETHE-INSTITUT
BORDEAUX:
Richtig kombiniert, Dr. Watson oder:
Der Lernende als Detektiv
Zur Arbeit mit (Kriminal-)Hörspielen im
Fremdsprachenunterricht
49 SUSY KELLER/MARUSKA MARIOTTA:
Der Traum vom autonomen Lernen
und dessen Realisierung
Selbständiges Arbeiten mit
Radiosendungen
56 JAN VAN WEEREN:
Zum guten Schluß: Ein Test
Zur Erstellung und Auswertung
24 HANS LUDWIG BAUER: informeller Hörverstehenstests
Hören ohne Angst
Atmosphärische Hörszenen und 27 Inhaltsverzeichnis Tonkassette
Hörbriefe 48 Unsere Sprachecke
61 Aktuelles Fachlexikon
28 ILSE CAUNEAU: 62 Bücher und Hefte zum Thema
Hören-Brummen-Sprechen
Hören und
64 Zeitschriften stellen sich vor: Authentik
Ausspracheschulung 65 Termine
65 Unsere Autorinnen und Autoren
66 Gestaltung von Manuskripten

Fremdsprache Deutsch 7
4 HÖRVERSTEHEN

Bedeutung und Entwicklung des Hörverstehens im Deutschunterricht


Von Gert Solmecke

Leicht in der Muttersprache gern, im Radio oder am Telefon, dann Fremdsprache wie in der Mutterspra-
– schwierig in der Fremd- kann es leicht geschehen, daß man che sehr viel mehr, als wir selbst spre-
schon nach wenigen Worten den chen. Ohne die Fertigkeit des Hörver-
sprache: Hörverstehen Anschluß verloren und am Ende stehens ist man aber nicht in der Lage,
Gesprochene Sprache ist allgegenwär- nichts verstanden hat. Jedes störende gesprochenen Texten Informationen
tig. Als Muttersprache umgibt sie uns Geräusch, jeder Akzent, jeder Spre- zu entnehmen. Hörverstehen ist darü-
in der Regel vom ersten Lebenstag an. cherwechsel, jede ungeläufige Satz- ber hinaus auch die Grundlage des
Wir lernen diese Sprache und gewöh- struktur, jede unbekannte Vokabel Sprechens, der mündlichen Kommuni-
nen uns an sie. Das Verstehen der Mut- (von denen es ja kation überhaupt.
tersprache fällt uns leicht. Mühelos fol- besonders viele Am Hörverstehen

1. Hören und
gen wir den Äußerungen unterschiedli- gibt) können das führt also kein
cher Sprecherinnen und Sprecher, Ende des Verste- Weg vorbei. Um es
auch wenn deren Stimmen sehr ver-
schieden klingen. Spricht jemand sehr
hens bedeuten.
Die meisten Ler-
Verstehen kraß zu sagen:
Man könnte im
leise oder stören irgendwelche Neben-
geräusche, dann hören wir eben etwas
nenden würden
es bestätigen: Es
sind die Basis Zweifelsfall eher
auf die Sprechfer-
genauer hin, und das Problem ist beho-
ben. Das alles fällt uns so leicht, daß
geht einfach im-
mer zu schnell.
für das Sprechen. tigkeit als auf das
Hörverstehen ver-
man durchaus zu dem Schluß kommen Man hat keinerlei zichten. Bleibt also
kann, nur als Sprecher sei man aktiv Zeit zum Überle- an den Fremdspra-
tätig, als Hörer aber verhalte man sich gen. Was gesagt wurde, ist unwieder- chenunterricht nur die Forderung, die
passiv, nehme den vom Sprecher pro- bringlich weg, und Neues tritt an seine Entwicklung dieser Fertigkeit durch
duzierten Text einfach nur auf. Stelle. Hörverstehen aber, bei dem geeignete Übungen so intensiv wie nur
Lernt man aber eine Fremdsprache man nichts versteht, tötet die Motivati- möglich zu fördern.
im Unterricht, dann sieht die Sache on, sich weiter mit gesprochenen
nicht nur zu Beginn ganz anders aus. fremdsprachlichen Texten abzugeben.
Wenn die Lehrerin oder der Lehrer die
Mit welchem Ziel
neue Sprache benutzen, funktioniert betreiben wir die
Die Wichtigkeit des
das Verstehen ja noch recht gut. An Hörverstehensschulung?
ihre Sprechweise ist man gewöhnt, und Hörverstehens
sie nehmen Rücksicht auf die be- Um es anders zu formulieren: Die Schu-
schränkten Sprachkenntnisse der Ler- Das aber darf nicht sein, da es sich lung des Hörverstehens erfolgt mit
nenden. Trifft man aber auf andere beim Hörverstehen ja nicht um irgend- dem Ziel, die Lernenden zu befähigen,
Sprecher der Fremdsprache, sei es bei eine, sondern um eine höchst wichtige gesprochene fremdsprachliche Texte
persönlicher Begegnung, auf Tonträ- Fertigkeit handelt. Wir hören in einer ohne Hilfe zu verstehen, zu verarbeiten

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und das Verstandene zum Ausgangs- oder weniger bewußt sein, sie kann den gesamten Hörvorgang, die Verar-
punkt bzw. zur Grundlage außer- bereits vor Textbeginn vorhanden sein, beitung des Gehörten und schließlich
sprachlichen Verhaltens oder eigener aber auch durch den Text selbst erst auch für die Entscheidung, ob und wie
Textproduktion zu machen. Zur genau- geweckt werden; auf jeden Fall ent- er auf das Gehörte reagieren will.
eren Einschätzung der Bedeutung die- scheidet sie darüber, ob wir als Hörer
ses Zieles für den praktischen Unter- einem Text überhaupt unsere Aufmerk-
richt müssen wir uns im folgenden samkeit zuwenden oder nicht.
Ohne Sprachkenntnisse
zunächst mit der Frage beschäftigen, geht es nicht
wie und unter welchen Bedingungen Die Verstehensabsicht entscheidet
Hörverstehen eigentlich funktioniert. aber nicht nur über die Zuwendung Die beste Verstehensabsicht nützt uns
unserer Aufmerksamkeit, sondern wenig, wenn nicht auch Kenntnisse der
auch darüber, wieviel von diesem Text Sprache vorhanden sind. Denn was
Sprecher, Text, Hörer wir objektiv verstehen müssen, um ihn beim Hören auf unser Ohr trifft, sind
Damit der Vorgang des Hörverstehens subjektiv als verstanden zu werten. nicht Inhalte, Bedeutungen, Wörter
überhaupt beginnen kann, bedarf es Nur selten nämlich haben wir die oder Sätze, sondern ist eine kontinuier-
offensichtlich eines Sprechers, der Absicht, einen Text ganz und in allen liche Abfolge sprachlicher Laute, die
eine Mitteilung macht und eines Einzelheiten zu verstehen, etwa bei wir zunächst einmal verarbeiten müs-
Hörers, der sie empfängt. Dabei kann Kochrezepten oder Gebrauchsanlei- sen, bevor wir etwas verstehen. Wir
die Mitteilung in tungen. In fast müssen
direkter Kommu- allen anderen Fäl- • diese sprachlichen Laute vor dem
nikation, also etwa len aber genügt es Hintergrund anderer Geräusche

2. Zur Mitteilungs-
als Teil eines uns, den Gesamt- identifizieren;
Gesprächs zwi- sinn eines Textes • den ununterbrochenen Lautstrom
schen Sprecher
und Hörer entste-
absicht des oder eine Reihe
wichtiger Einzel-
segmentieren, d. h. in Einheiten zer-
legen, zugleich aber auch übergrei-
hen, sie kann aber
auch medienver-
Sprechers gehört die heiten zu verste-
hen. Es geht uns
fende Einheiten wie Intonation und
Rhythmus erfassen;
mittelt (z. B. durch
das Radio) in indi-
Verstehensabsicht also entweder um
das Globalverste-
• den Lauteinheiten die angemesse-
nen Bedeutungen zuordnen;
rekter Kommuni-
kation zum Hörer
des Hörers. hen oder um das
Detailverstehen,
• Regelhaftigkeiten des Satzes und des
Textes erkennen und korrekt inter-
gelangen. In bei- wobei beide Ver- pretieren und so die Einheiten und
den Fällen reiht stehensarten auch ihre Bedeutungen in einen angemes-
der Sprecher nicht nur eine mehr oder im Verlauf eines Textes wechseln kön- senen Zusammenhang bringen.
weniger große Menge von Wörtern nen. Oder, um es auf eine kurze Formel
und Sätzen aneinander, sondern er pro- zu bringen: In Abhängigkeit von Verste- Im Grunde handelt es sich also bei
duziert einen Text. Ein solcher Text hensabsicht und Text hören wir so dem, was beim Hören an unser Ohr
kann monologisch oder dialogisch extensiv wie möglich und so intensiv dringt, lediglich um Signale, die uns
sein; er kann uns als Erzählung, Diskus- wie nötig. Auf jeden Fall hören und ver- auffordern, etwas zu tun. Wir können
sion, Interview, Bericht, Hörspiel, stehen wir nicht alles, was an unser dieser Aufforderung nur dann Folge lei-
Gedicht oder Vortrag begegnen. Bei Ohr dringt, sondern wir hören und ver- sten, wenn wir jene Signale bereits ken-
der Gestaltung seines Textes hat der stehen selektiv. nen, korrekt interpretieren können,
Sprecher einerseits erhebliche Freihei- ihre jeweiligen Bedeutungsäquivalente
ten, ist andererseits aber auch an gespeichert haben und abrufen kön-
bestimmte, seiner Mitteilungsabsicht Die aktive Beteiligung nen. In der Muttersprache macht uns
und der Art seiner Mitteilung entspre- des Hörers das gewöhnlich keinerlei Mühe. Wir
chende Textkonventionen gebunden. merken nicht einmal, daß wir uns diese
So beginnt etwa ein Märchen in der Es sollte deutlich geworden sein, daß Arbeit machen, denn die eben genann-
Regel mit „Es war einmal...“ und erzählt Hörverstehen keinesfalls, wie der ten Verarbeitungsvorgänge sind so
dann die weiteren Geschehnisse in der immer noch gebräuchliche Begriff sehr automatisiert, daß wir uns ihnen
Reihenfolge ihres Auftretens. „passive Fertigkeit“ nahelegt, ein bewußt gar nicht zuwenden müssen. In
bloßes und eben passives Aufnehmen einer Fremdsprache aber sieht das
von Text durch den Hörer ist, sondern zunächst ganz anders aus. Neue Laute
Verstehensabsicht es verlangt von ihm ein hohes Maß an und Lautverbindungen, ihre Bedeutun-
Hörverstehen kommt aber nicht schon Aktivität. Das gilt nicht nur für die Ent- gen und die Regeln zu ihrer Zusam-
dadurch zustande, daß Gesprochenes scheidung, ob er überhaupt zuhören mensetzung sind ja gerade erst gelernt
an das Ohr des Hörers dringt, sondern und wieviel er von dem Gehörten auf- worden und noch keineswegs automa-
dieser muß auch die Absicht haben, es nehmen und verstehen will, sondern tisiert. Identifikation und Bedeutungs-
zu verstehen. Diese Absicht kann mehr es gilt, wie wir gleich sehen werden, für zuordnung brauchen also Zeit und

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6 HÖRVERSTEHEN

bewußte Aufmerksamkeit, und je mehr menschlichen Zusammenlebens ge- durchaus vorhanden ist. Symphathie
Zeit und Aufmerksamkeit sie brauchen, meint, sondern auch die Regeln der erleichtert dagegen das beidseitige
desto größer wird die Gefahr, daß für sprachlichen und außersprachlichen Verstehen.
die eigentlichen Textinhalte keine Ver- Interaktion, sowie schließlich das die-
arbeitungskapazität zur Verfügung ser Kultur zugrunde liegende Werte-
steht. (Hinweise und Übungsvorschlä- system und die daraus resultierenden
Die Nutzung der Redundanz
ge zur Entwicklung elementarer Hörfer- Perspektiven ihrer Angehörigen. Kultu- erleichtert das Verstehen
tigkeiten auf der Lautebene bringt der relle Kenntnisse sind, das ist damit
Beitrag von Ursula Hirschfeld in die- auch gesagt, Voraussetzung für das Wenn es eben hieß, daß Texte gewöhn-
sem Heft.) Verständnis nicht nur anspruchsvoller, lich weniger Informationen enthalten
sondern auch ganz alltäglicher Texte. als wir zu ihrem Verständnis benöti-
(Wie man damit umgehen kann, zeigt gen, dann müssen wir hier gleich
Ohne Sachkenntnisse geht der Beitrag von Gu Yünying in diesem ergänzen, daß sie gleichzeitig auch
es auch nicht Heft). mehr als die zu ihrem Verständnis
Gerade sie greifen bei näherer benötigten Informationen enthalten.
Die eben beschriebenen sprachlichen Betrachtung auf gemeinsame Wissens- Sagen wir z. B. „die Kinder“, so ist das
Kenntnisse allein reichen allerdings bestände, Wertvorstellungen und Per- Morphem -er zu 100% redundant, also
nicht aus, um spektiven der eigentlich überflüssig, da nach dem die
einen Text zu ver- Gesprächspartner kein Zweifel mehr darüber besteht,
stehen. Der Text zurück, ohne sie daß ein nachfolgendes (nicht-weibli-

3. Wir hören und


besteht ja nicht gewöhnlich expli- ches) Substantiv im Plural stehen
nur aus Lauten, zit zu formulieren muß. Redundanz läßt sich auf allen
Wörtern und
Grammatikregeln,
verstehen nur, (das ist übrigens
auch ein wichti-
Ebenen der Sprache feststellen. Wir
wissen, daß im Deutschen nach einem
sondern er ist ja
vor allem ein
was wir hören wollen ger Grund dafür,
daß authentische
„j“ ein „a“ oder „e“, aber kaum ein wei-
teres „j“ oder ein „x“ folgen. Wir wis-
„Transportmittel“
für Inhalte. Nun
(oder müssen), dialogische Hör-
texte für Fremd-
sen, daß einem „einerseits“ ein „ande-
rerseits“ folgen wird, einem „entwe-
ist aber kein Text
in dem Sinne voll-
das heißt, sprachenlernende
oft so besonders
der“ ein „oder“, dem Wort „Buch“ z. B.
„lesen“ oder „kaufen“, aber nicht „trin-
ständig, daß er
alle zu seinem
wir hören selektiv. schwer zu verste-
hen sind). Das gilt
ken“ oder „pfeifen“. Wie wichtig Redun-
danz vor allem bei gesprochener Spra-
Verständnis not- natürlich auch für che für unsere Verstehensleistung ist,
wendigen Infor- die Interpretation läßt sich anhand der Tatsache verdeut-
mationen enthiel- und Wirkung von lichen, daß wir in (muttersprachli-
te. Vielmehr setzt er immer auch das Geräuschen (siehe dazu den Beitrag chen!) Gesprächen normalerweise zwi-
Vorhandensein von Sachwissen beim von Hans Ludwig Bauer). Unwissen- schen 20 % und 40 % der Äußerungen
Hörer voraus. Daß wir dieses Wissen heit und fehlendes Einfühlungsvermö- gar nicht mitbekommen (Gurney, 1973,
benötigen, um einen Text zu verstehen, gen gerade bei Umgangsformen, Wer- 96/97).
wird uns schnell klar, wenn wir z. B. ten und Perspektiven können das Ver-
einen Vortrag über ein Sachgebiet stehen oft nachhaltiger behindern als Wir sehen aber auch, daß die Nut-
hören, von dem wir nichts verstehen. unbekannte Wörter oder nicht geläufi- zung der Redundanz eine große Menge
Aber auch im Alltag knüpfen Sprecher ge Satzstrukturen. sprachlicher und anderer Kenntnisse
ständig an das Vorwissen ihrer Hörer voraussetzt, die dem Muttersprachler
an, oft sogar explizit, z. B. mit Formeln Damit ist auch auf die Tatsache ver- selbstverständlich sind, dem Fremd-
wie „Du weißt doch...“, „Du kennst wiesen, daß der Vorgang der Verstän- sprachenlernenden in den früheren
doch...“. digung nicht nur auf einer (rationalen) Stadien seines Unterrichts aber nicht.
Fremdsprachige Originaltexte sind Mitteilungsebene, sondern auch auf Für ihn ist Redundanz, da er sie vor
sehr häufig „Vorträge über Sachge- einer (emotionalen, meist unausge- dem Erwerb jener Kenntnisse nicht
biete“, von denen wir nichts oder nur sprochenen) Beziehungsebene ab- erkennen und somit auch nicht nutzen
wenig verstehen, nämlich immer dann, läuft. Ist man zum Beispiel nicht bereit, kann, ein Faktor, der ihm das Verste-
wenn sie auf kulturelle Sachverhalte die Wertvorstellungen und Perspekti- hen eher schwerer als leichter macht.
Bezug nehmen, die sich in Ausgangs- ven eines Sprechers wenigstens als Intensive Hörverstehensschulung von
und Zielsprachenkultur unterscheiden. möglich zu akzeptieren oder lehnt man Anfang an aber kann durch Gewöh-
Um eine Fremdsprache verstehen zu gar den Kontakt mit dem Sprecher aus nung an die Sprache recht schnell
lernen, müssen wir uns deshalb auch persönlichen Gründen ab, dann kann dafür sorgen, daß sich das ändert.
Kenntnisse über die zielsprachliche es geschehen, daß Verstehen nicht
Kultur aneignen. Damit sind nicht nur zustande kommt, auch wenn das not-
die sichtbaren Erscheinungsformen wendige Sprach- und Sachwissen

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7

K O M M U N I K A T I O N S M O D E L L
Hörverstehen als
Kultur
Interaktion
zwischen Text und Kontext
Hörer: Inferenz,
Antizipation und
Sprecher Hörer
Verstehens- eigende Verarbeitun
Kultur abst g
strategien anti
zipieren, inferieren
Mitteilungsabsicht
Kontext Verstehensabsicht
Insgesamt wurde noch Sprecherstrategien Situation Verstehensstrategien
einmal deutlich, daß der (Hör-)Text
Hörer einen Text nicht Sprachliche Mittel Sachinhalt
einfach aufnimmt, son- Beziehung
dern mit ihm interagiert. s pra d
chliche Si igen
Texte „haben“ ihre Bedeu- (Sender) gn a l e : a u f s t e (Empfänger)
tung eigentlich nicht, sie
bekommen sie erst im
Zusammenspiel mit der Beziehung
Verstehensarbeit des Situation
Hörers. Und schließlich:
Wir verstehen gewöhn- Kommunikationsprobleme entstehen, wenn Sprecher und Hörer nicht über die gleiche Sprache, nicht über die gleichen
lich viel mehr, als in einem Sachkenntnisse und nicht über das gleiche Vorwissen verfügen, wenn sie Kontext und Situation unterschiedlich
Text tatsächlich gesagt interpretieren und verschiedenen Kulturen angehören. Probleme können auch entstehen, wenn die Beziehung zwischen
wurde. Daß wir dazu fähig Sprecher und Hörer nicht klar oder gestört ist.
sind, beruht auf unserem
Wissen über Situationen, Routinehand- Gehörtem begründet auf noch nicht Kenntnisse über den Fall eine entspre-
lungen, das Rollenverhalten von Men- Gehörtes schließen (antizipieren). chende Meldung zu verfassen.
schen, Zusammenhänge, Kausalitäten, Die Nennung eines Themas
aber auch Textkonventionen oder, kurz Wenn es also in einer Rede heißt: und/oder der Textanfang (z. B. „Es war
gesagt, auf unserem Wissen über „die „Meine Damen und xxxx. Ich begrüße einmal...“), bestimmte Hinweise (sog.
Welt“. Sie...“, dann können wir ohne weiteres Cues) im Text, auch eine bestimmte
Der Text schickt Signale aus, die für xxxx das richtige Wort einsetzen. Situation, in der eine Äußerung ge-
den Hörer auffordern, seinem Gedächt- Inferieren bereitet in der Mutterspra- tätigt wird, richten die Aufmerksam-
nis Inhalte zu entnehmen, die dieser che gewöhnlich keinerlei Mühe und keit also in eine bestimmte Richtung,
wiederum auf den Text anwendet, um geschieht oft so automatisch, daß wir wecken im Hörer von Anfang an und im
ihn verstehen zu können. Der Text es nicht einmal bemerken. Hören wir in weiteren Verlauf des Textes Erwartun-
schickt weiterhin Signale aus, die den Deutschland im gen über das, was
Hörer auffordern, Inhalte zu rekombi- Radio „Schwerer noch kommen
nieren und den vorhandenen neue xxxx auf der A wird. Erwartun-

4. Hören ist kein


Inhalte anzufügen. Die so veränderten 45“, dann ergän- gen gelten für die
Wissensbestände sind wiederum Vor- zen wir nicht nur Texte selbst und
aussetzung für das Verständnis des ganz automatisch passiver, für das, was in
Textes in seinem weiteren Verlauf. das Wort „Unfall“, einer Situation
Informationen gehen also sowohl vom sondern auch, sondern ein sehr gesagt werden
Text zum Hörer (aufsteigend) als auch daß die A 45 eine wird. Erfahrung
vom Hörer zum Text (absteigend). besondere Art aktiver Vorgang. und Vorwissen
von Straße ist, befähigen uns,
Die Aktivität des Hörers aber geht daß auf ihr Autos Zukünftiges mit
noch weiter: Er beschränkt sich nicht zumeist mit ho- einer mehr oder
nur darauf, das zu tun, wozu der Text hen Geschwindigkeiten fahren, daß weniger großen Sicherheit vorwegzu-
ihn auffordert. Aufgrund seines hier eine Fahrt ihr gewaltsames Ende nehmen, zu antizipieren. Sehr häufig
sprachlichen und außersprachlichen gefunden hat und daß dabei nicht nur haben wir deshalb eine Äußerung
Wissens kann er von Bekanntem auf ein paar Kratzer am Blech entstanden, schon verstanden, bevor sie zu Ende
Unbekanntes schließen (inferieren), sondern wahrscheinlich auch Men- geführt ist. (Wie man die Fähigkeit zu
also z. B. auf den Inhalt einer durch schen verletzt worden sind. Darüber antizipieren im Fremdsprachenunter-
Lärm entstandenen Textlücke oder auf hinaus wissen wir aber auch, welche richt gezielt üben kann, zeigt der Bei-
die Bedeutung einer unbekannten Art von Meldung folgen wird, ja wir trag von Gabriele Neuf-Münkel in die-
Vokabel. Er kann weiterhin von bereits wären sogar in der Lage, ohne weitere sem Heft.)

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Inferenz und Antizipation erleich- nen Erkenntnisse kann eine weitere chen Laute und Lautgestalten und die
tern das Verstehen also ganz erheblich, Strategie wirksam werden, die in der Fähigkeit, ihnen Bedeutungen zuzuord-
und das nicht zuletzt auch dadurch, gezielten Erweiterung des Verstande- nen.
daß sie die für das Verstehen benötigte nen durch Inferenz und in der Entwick- Verstehen setzt das Wiedererken-
Verarbeitungskapazität verringern. Hat lung von Erwartungen über den Fort- nen voraus, verlangt darüber hinaus
man erst einmal mit dem Hören eines gang des Textes besteht. Eine sehr aber auch die gezielte selektive Infor-
Textes begonnen und enthält dieser wichtige Strategie richtet sich auf die mationsentnahme oder die globale
Text entsprechende Hinweise, dann Unterscheidung des Wichtigen vom Sinnerfassung. Es führt zu der Fähig-
können wir die potentielle Vielfalt des Unwichtigen, wobei vor allem Beto- keit, wichtige Details oder den Zusam-
noch Folgenden durch die Nutzung nung und Intonation eine Hilfe sind. menhang eines Textes im Gedächtnis
unseres Vorwissens von vornherein Inferenz, Antizipation und der Ein- zu speichern und - das Vorhandensein
erheblich eingrenzen. Die Berücksichti- satz von Verstehensstrategien sind produktiver Fertigkeiten vorausgesetzt
gung solcher Hinweise ermöglicht es natürlich auch den Fremdsprachenler- - in irgendeiner Form wiederzugeben.
uns darüber hin- nenden als Mittel Das analytische Verstehen umfaßt
aus auch, im weite- der effizienten darüber hinaus Schlußfolgerungen, die
ren Fortgang des Textentschlüsse- über den unmittelbaren Textinhalt hin-

5. Wir können
Textes zentrale lung geläufig – in ausgehen. Es führt zu Antworten auf
Informationen von ihrer Mutterspra- Fragen z. B. nach Personen-, Orts- und
weniger Wichti- nur die che. Sie haben Zeitbezügen, nach der Textabsicht, der
gem oder nicht aber ganz erhebli- Sprechermotivation oder -einstellung,
zum Thema Ge- sprachlichen Signale che Probleme, die- die im Text selbst nicht ausdrücklich
hörendem zu un- se Fertigkeiten auf angegeben sind. Bei sehr vielen Texten
terscheiden. Bei- interpretieren, die eine Fremdspra- ist dieses analytische oder schlußfol-
des hat zur Konse- che zu übertragen. gernde Verstehen mindestens so wich-
quenz, daß wir wir schon kennen. Da das Vorhanden- tig wie das Verstehen der tatsächlich
einen Text ge- sein gerade dieser gegebenen Information (z. B. Werbung:
wöhnlich nicht Fertigkeiten aber Bringen uns Zigaretten einer be-
erschöpfend ana- den guten vom stimmten Marke wirklich Freiheit und
lysieren müssen, bevor wir ihn als ver- schlechten Hörer unterscheidet, ist Abenteuer?).
standen werten, sondern nur so weit, ihre Entwicklung im Fremdsprachen- Die Ebene Evaluation schafft die
bis ein subjektiv zufriedenstellender unterricht von großer Wichtigkeit. Voraussetzung für eine angemessene
Zusammenhang hergestellt wurde (vgl. (Der Beitrag von Peter Bimmel und sprachliche oder außersprachliche
Strohner, 1990, 235). Mariet van de Ven zeigt Übungen, mit Reaktion auf das Gehörte, da wir nur
Mehr Unabhängigkeit von den Text- deren Hilfe schon mit Anfängern sol- selten auf die pure Information eines
informationen bringt nicht zuletzt eine che Strategien für das Hörverstehen Textes reagieren, ohne diese in irgend-
bemerkenswerte Erhöhung der Verste- eingeübt werden können.) einer Form zu verarbeiten, d. h. sie mit
hensgeschwindigkeit. Wir liefern uns unseren eigenen Erfahrungen und
dem Text nicht aus, sondern nutzen Wertvorstellungen zu verknüpfen und
ihn, soweit wir ihn brauchen. Nichts
Verstehensebenen daraus unsere eigenen Schlußfolgerun-
anderes ist eigentlich gemeint, wenn in Wie wichtig die Reduktion der Informa- gen zu ziehen. Evaluation verlangt also
der Fachliteratur von Verstehensstra- tionen ist, die wir einem Text entneh- eine persönliche, wertende Stellung-
tegien die Rede ist. Verstehensstrategi- men müssen, zeigt sich besonders nahme zum Gehörten, die sich sowohl
en sind problemorientierte, erlernbare auch dann, wenn wir bedenken, daß auf den Textinhalt wie auch auf seine
(also auch lehrbare), bewußt einsetz- Textverstehen auf verschiedenen, sprachliche Darbietung beziehen kann.
bare, durch häufigen Gebrauch aber hierarchisch aufeinander aufbauenden
auch automatisierbare Techniken der Ebenen stattfindet, die aber nicht
effizienten Texterschließung. nacheinander, sondern weitgehend
Hörverstehensschulung
gleichzeitig bearbeitet werden müs- Wir wissen nun, was Hörverstehen
Die wichtigste Strategie auch für sen. Diese Ebenen nenne ich bedeutet und wie es abläuft. Wir wis-
Fremdsprachenlernende ist die der 1. Wiedererkennen sen, daß es vom Hörer erhebliche Akti-
Konzentration auf das Verstandene, 2. Verstehen vität verlangt und letztendlich eine
womit wiederum auch gemeint ist, daß 3. Analytisches Verstehen sehr intensive Interaktion zwischen
sie sich einem Text nicht passiv auslie- 4. Evaluation Hörer und Text darstellt, in die der
fern, sondern aktiv mit ihm umgehen (vgl. hierzu Rohrer, 1978, Kap. 1 sowie Hörer nicht selten mehr einbringt als
sollen. Eine weitere Strategie besteht Wendt, 1988, 16ff.). der Text selbst. Angesichts der beein-
in dem Versuch, so früh wie möglich druckenden Palette von Kenntnissen
herauszufinden, wovon der Text Wiedererkennen ist die Grundfähig- und Fertigkeiten scheint es an der Zeit,
eigentlich handelt und welche Absicht keit des Hörverstehens. Voraussetzun- hier noch einmal die Frage nach der
er verfolgt. Auf der Basis der gewonne- gen sind die Bekanntheit der sprachli- Realisierbarkeit des früher formulier-

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ten Zieles der Hörverstehensschulung denn was als Hörverstehensübung Wenn wir hier für eine Konzentrati-
zu stellen. angekündigt wurde, ist in Wirklichkeit on auf das Verstehen plädieren, dann
Die Erreichbarkeit dieses Zieles ein Test, durch den zu allem Übel nicht soll das nicht heißen, daß wir das Hör-
rückt bereits erheblich näher, wenn wir nur die Verstehens- und Behaltens-, verstehen vom Sprechen abkoppeln
uns erstens den Weg dorthin nicht sondern gleich auch noch die und isolieren wollen. Im Gegenteil.
selbst verstellen und zweitens beden- Sprechleistung Wie schon ge-
ken, daß die Lernenden uns bei richti- überprüft wird sagt, betrach-

6. Hörverstehen
ger Vorgehensweise unsere Arbeit (über Bedingun- ten wir das Hör-
nicht nur erschweren, sondern auch gen und Erstel- verstehen nicht
erleichtern können. lung von Hörver- heißt: Laute nur als eigen-
stehenstests sie- ständige Fertig-
Zu den Hindernissen, die he den Beitrag erkennen, keit, sondern
von Jan van Wee- ganz wesentlich
wir selbst aufbauen ren). Wissen a k t i v i e r e n , auch als unver-
Weiterhin, zichtbare Basis
Trotz aller Bekenntnisse zur Wichtig- das deutet unser Bekanntes mit Unbe- des Sprechens,
keit des Hörverstehens neigen wir negatives Praxis- aber es sollte
dazu, in der unterrichtlichen Praxis beispiel eben- kanntem verknüpfen, eben eine siche-
Kommunikation vor allem mit dem falls schon an, re Basis sein,
Sprechen gleichzusetzen. Beobachtun- neigen wir dazu, das Gehörte die ein inhalts-
gen zeigen denn auch, daß Hörverste- jeden Text als bezogenes Spre-
hensübungen allzu oft noch nach fol- Lerntext zu be- interpretieren. chen ermöglicht
gendem Muster ablaufen: Eine Tonkas- handeln, an dem und nicht ein
sette wird eingelegt, und die wir möglichst Sprechen, das
Lernenden werden ermahnt, nun gut viel „abarbeiten“ sich im Bilden
zuzuhören. Dann ertönt der Text, und wollen. Das ist angesichts der knapp grammatisch korrekter Sätze er-
schließlich werden zur Verständnis- bemessenen Unterrichtszeit zwar ver- schöpft.
überprüfung „Fragen zum Text“ ständlich, führt aber, außer bei ganz
gestellt - vorzugsweise nach Einzelhei- kurzen und sehr einfachen Texten,
ten. Die Antworten sind dann „richtig“ schnell zur Überforderung der Lernen-
Zum Beitrag der Lernenden
oder „falsch“, oder sie bleiben gar zu den, indem weniger das Verstehen, als Vielleicht sollten wir ganz allgemein
häufig auch ganz aus. Danach ist dann vielmehr das Behalten im Mittelpunkt unser Tun im Fremdsprachenunter-
der Text nur noch eine Art „Stein- steht. Da unser „Arbeitsgedächtnis“, in richt weniger unter der Rubrik „Leh-
bruch“, dem man Sprachmaterial zur dem sowohl die zum Verstehen als ren“ und mehr unter der Rubrik „Hilfe
Integration in den aktiven Sprach- auch die zum Behalten notwendigen zur Selbsthilfe“ einordnen.
schatz der Lernenden entnimmt. Operationen ablaufen, naturgemäß Zum einen müssen wir nämlich ehr-
begrenzt ist, geht jedes Mehr an Behal- licherweise zugeben, daß unsere
Bei dieser Vorgehensweise ist es ten grundsätzlich auf Kosten des Ver- Kenntnisse über das Verstehen gespro-
eigentlich nicht verwunderlich, wenn stehens. Das soll natürlich nicht chener fremdsprachiger Texte zwar in
die Fähigkeit, gesprochene fremdspra- heißen, Verstehen könne ohne Behal- den vergangenen Jahren erheblich
chige Texte zu verstehen, sich nur ten funktionieren. Während aber von zugenommen haben, daß wir auch
langsam entwickelt und viele Lernende Lerntexten möglichst viel, im Idealfall mehr darüber wissen, wie sich diese
Angst vor jedem neuen Text haben, der genaue Wortlaut behalten werden Fertigkeit entwickelt und mit welchen
den sie verstehen sollen: Zuerst wer- soll, geht es bei Texten, die man verste- Mitteln man diese Entwicklung fördern
den sie nach kurzer Vorwarnung mit hen will, vor allem darum, den Behal- kann. Vollständig aber ist unser Wissen
einem unbekannten Text konfrontiert, tensanteil zu reduzieren. Das tun wir, keineswegs, und wir müssen uns im
den sie möglichst in allen Einzelheiten indem wir die Inhaltsmenge des Textes Unterricht nach wie vor recht massiv
verstehen und darüber hinaus auch durch Zusammenfassen reduzieren auf die natürliche Lernfähigkeit der
noch behalten sollen (denn sonst und dann speichern, während wir die Lernenden verlassen, die wir aber, so
könnten sie ja die beim Hören noch Einzelheiten „nach Gebrauch“ verges- weit unsere Kenntnisse und Möglich-
unbekannten Fragen zum Text nicht sen. Genau aus diesem Grund können keiten reichen, durch geeignete unter-
beantworten). Dann sollen sie den Text wir ja auch einen gehörten mutter- richtliche Maßnahmen unterstützen
nicht nur verstanden und behalten sprachlichen Text zumeist ohne Pro- wollen.
haben, sondern mehr oder weniger bleme sinngemäß wiedergeben, aber Zum anderen müssen wir die Tatsa-
große Teile davon in mehr oder weni- ohne größere Lernanstrengungen che berücksichtigen, daß die Lernen-
ger eigenen Worten reproduzieren. kaum im Wortlaut, es sei denn, eine den auch in bezug auf das Hörverste-
Und schließlich drohen bei alledem bestimmte Formulierung hat uns aus hen nicht als „tabula rasa“ in den Unter-
auch noch Sanktionen, wenn man das irgendeinem Grunde ganz besonders richt kommen. Prinzipiell, d. h. aus
Richtige nicht richtig reproduziert hat, beeindruckt. ihrer muttersprachlichen Erfahrung

Fremdsprache Deutsch 7
10 H Ö R V E R S T E H E N

wissen sie ja, wie man mit einem Text sein. Das Hörverstehen aber braucht sein. Daß heißt nicht unbedingt, daß er
umgeht, wie man Sprachkenntnisse ganz besonders eine entspannte Atmo- im Sinne der gängigen Definition von
und Sachkenntnisse einsetzt, wie man sphäre (siehe dazu z. B. den Beitrag Muttersprachlern und ohne Rücksicht
inferiert und anti- von Hans Ludwig auf Sprachlernende produziert worden
zipiert und stra- Bauer), braucht sein muß, aber er sollte sich, wie ein

7.
tegisch so vor- die Zuversicht, Schüler einmal forderte, „wie richtiges
geht, daß das Wichtige Verste- daß schon die Deutsch anhören“.
Verstehensergeb- Schaffung kleiner Zum „richtigen Deutsch“ gehört,
nis der Verste- hensstrategien: Verstehensinseln daß eine Unterhaltung wie eine Unter-
hensabsicht ent- in einem Text haltung, ein Nachrichtensprecher wie
spricht. Es geht – Konzentration auf einen Erfolg dar- ein Nachrichtensprecher und nicht
also im Unter- stellt, und daß am alles zusammen wie ein typischer
richt vor allem das Verstandene Ende des so be- Lehrwerktext klingt. Es gehört auch
darum, Wissen zu gonnenen Weges dazu, daß unterschiedliche regionale
ergänzen, wo es – Wichtiges von der selbständige Varianten des Deutschen (Hörtext 33)
nicht vorhanden Umgang mit Tex- berücksichtigt werden. Und schließ-
ist, Wissen zu Unwichtigem ten stehen wird. lich gehört dazu, daß charakteristi-
aktivieren, wo es Hierher gehört sche Nebengeräusche einer Sprechsi-
durch fehlenden unterscheiden natürlich auch die tuation (z. B. einer Ansage auf dem
Gebrauch inaktiv Ermahnung, daß Bahnhof) nicht sorgfältig ausgeblen-
geworden ist und – Vorwissen nutzen Hörverstehens- det, sondern beibehalten werden.
schließlich auch übungen die Ler- Die Forderung nach der Berück-
darum, mit der nenden zwar for- sichtigung sprachlicher Varianten ver-
Muttersprache erworbene Fertigkeiten dern, aber keinesfalls überfordern, weist im übrigen auch noch einmal auf
auf die Fremdsprache anzuwenden. sondern vor allem Erfolgserlebnisse die Notwendigkeit der Unterscheidung
Gerade letzteres können sie aber, wie schaffen sollen. von Hör- und Lerntexten. Während
schon gesagt, sehr oft nicht allein, also man bei der Schulung des Sprechens
müssen wir ihnen dabei helfen. den Lernenden sinnvollerweise einen
Texte und ihre Standard als Orientierungsnorm vor-
Allgemeiner gesprochen sollten wir Bearbeitung gibt, also auch die Lerntexte entspre-
die Lernenden nicht als Objekte unse- chend auswählt, muß man sie im Rah-
res unterrichtlichen Tuns betrachten, Sobald das Wort „Überforderung“ in men der Hörverstehensschulung an
sondern als Subjekte des Lernens, die die Debatte geworfen wird, kann man verschiedene Sprachvarianten gewöh-
bereits Kompetenzen mitbringen. sicher sein, daß sehr bald auch der nen, will man sie angemessen auf
Unsere Aufgabe als Unterrichtende Begriff „Textschwierigkeit“ fällt, ge- außer- und nachunterrichtliche Kom-
besteht darin, ihnen bei der Erweite- folgt von der Klage über den Mangel munikation vorbereiten.
rung und erweiterten Anwendung die- an geeigneten Hörtexten.
ser Kompetenzen zu helfen. Der erste Grundsätzlich ist erst einmal jeder Natürlich gibt es schwierigere und
und vielleicht wichtigste Schritt bei Hörtext geeignet, der aus irgend einem weniger schwierige Texte. Bedenken
dieser Hilfe besteht ganz einfach darin, Grund für die Lernenden interessant sollte man allerdings, daß Schwierig-
daß wir den Lernenden nicht nur spo- sein und ihre Verstehensabsicht wek- keit keine Eigenschaft eines Textes
radisch, sondern so häufig wie möglich ken könnte. Generell heißt das, daß allein ist, sondern immer die Eigen-
Gelegenheit geben, ihre Kompetenzen der Text thema- schaft eines Tex-
durch Anwendung zu trainieren und zu tisch an ihre In- tes in bezug auf

8.
erweitern, sie also mit möglichst vielen teressen und an einen Hörer und
und möglichst vielen verschiedenen ihr Vorwissen an- Eine entspannte seine jeweilige
Hörtexten konfrontieren. Und noch knüpfen sollte. Er Verstehenskompe-
etwas ist wichtig: Daß uns das Hörver- sollte allerdings Atmosphäre tenz. Glaubt man
stehen in der Muttersprache so leicht nicht lediglich also, ein Text sei
und problemlos erscheint, verdanken Selbstverständli- öffnet alle Sinne, für eine bestimmte
wir nicht zuletzt der Tatsache, daß wir ches und von Lerngruppe zu
uns dabei stets auf das Verstandene den Lernenden auch die Ohren. schwierig, dann
konzentrieren (s. auch „Strategien“!). bereits Gewußtes kann man entwe-
Im Fremdsprachenunterricht aber nei- versprachlichen, der auf die Suche
gen wir gar zu häufig dazu, die Lernen- sondern sie zur Stellungnahme heraus- nach einem neuen Text gehen oder
den immer wieder auf das hinzuwei- fordern. Schon bei der Textauswahl geeignete Maßnahmen ergreifen, um
sen, was sie falsch machen und was sie sollte man deshalb auch überlegen, die Lerngruppe an diesen Text heran-
noch nicht können. Dieses Vorgehen worüber man nach dem Hören reden zuführen. Solche Maßnahmen sind die
mag bei bestimmten Übungen sinnvoll könnte. Der Text sollte authentisch Hilfen und die Aufgaben.

Fremdsprache Deutsch 7
11

Hilfen
Die bekannteste
Hilfe, die vor der
9. Die Hörziele
müssen vor
dem ersten Hören
können. Im Un-
terricht müssen
daher die Aufga-
ben Verstehens-
Bezieht man aber in entsprechende
Überlegungen auf der einen Seite die
Verstehensebenen, auf der anderen
Seite die Tatsache mit ein, daß die
Textpräsentation absichten schaf- Schwierigkeit von Verstehensübungen
gegeben wird, ist definiert werden. fen und damit immer durch die Einheit von Text, Hil-
die sprachliche gleichzeitig fen und Aufgaben bestimmt wird, dann
Vorbereitung, häu- • die Aufmerk- rückt eine Lösung des Problems näher.
fig als „Vorentla- samkeit der Ler-
stung“ bezeichnet. Sie besteht darin, nenden auf Verstehensziele richten, Die Progression in einem Kurs kann
daß man die Bedeutung unbekannter • die Verstehensleistung begrenzen, dann nämlich über die Erhöhung
Wörter erklärt und schwierige gram- • die Behaltensleistung begrenzen, sowohl der Text- als auch der Aufga-
matische Strukturen ebenfalls erläu- • die zielgerichtete Anwendung von benschwierigkeit erfolgen. Man kann
tert und unter Umständen auch übt. Verstehensstrategien fördern und sehr wohl auch einen schwierigeren
Vorweggenommen werden können schließlich Text mehrmals im Verlauf eines Kurses
auch wichtige Wendungen oder ganze • die Lernenden zu einer Reaktion auf verwenden, anfangs mit einfachen, auf
Textteile, die dann in verfremdeter den gehörten Text auffordern. den Ebenen „Wiedererkennen“ und
Form geübt werden, um gerade dort „Verstehen“ angesiedelten Aufgaben,
Verstehensinseln zu schaffen, wo die Damit die Aufgaben das tun kön- später mit schwierigeren Aufgaben, die
Lernenden ohne diese Vorübung nen, müssen sie natürlich vor der Text- Leistungen auf den höheren Ebenen
besondere Schwierigkeiten gehabt hät- präsentation gestellt werden. Weiter- des „analytischen Verstehens“ und der
ten. Ist zu erwarten, daß speziell die hin ist zu be- „Evaluation“ ver-
Aussprache Verstehensschwierigkei- denken, daß die langen. Dabei
ten bereitet, kann man den ganzen Hör- Schwierigkeit ei- erleichtert die
text oder Textteile zur Eingewöhnung
mehrmals vorspielen.

Weniger bekannt sind vielleicht Hil-


ner Hörverste-
hensübung nicht
nur von der Text-,
sondern auch von
10. Der Schwie-
rigkeitsgrad
hängt nicht nur vom
bereits erworbe-
ne Vertrautheit
mit dem Text die
Bewältigung kom-
fen, die nicht so sehr die sprachliche der Aufgaben- plexerer Aufga-
als vielmehr die inhaltliche Ebene im schwierigkeit be- benstellungen.
Visier haben. Hierher gehören Vorabin- stimmt wird. Die Text, sondern auch Ebenso kann man
formationen, die den jeweiligen Text Schwierigkeit von schwierigere Auf-
nicht isoliert im Raum stehen lassen, Verstehensaufga- von der Aufgaben- gaben zunächst
sondern ihn in eine umfassendere The- ben ist umso an einfacheren
men- und Problemstellung einbinden, größer, stellung ab. Texten durch-
wodurch nicht zuletzt auch ein Bedürf- • je weniger ge- führen lassen, um
nis nach der speziellen Information läufig sie den die Technik der
dieses Textes geschaffen werden kann. Lernenden sind, Aufgabenbewälti-
Hierher gehören auch Übungen, die • je komplexer die verlangte Verste- gung einzuüben. Eine Progression kann
das Sachwissen der Lernenden als Vor- hensleistung ist, schließlich auch über die Verringerung
wissen aktivieren und, wo nötig, ergän- • je mehr behalten werden muß, um der Hilfen erreicht werden, die den Ler-
zen. Diese Übungen können so eine sie zu bewältigen, nenden einen zunehmend selb-
Brücke zwischen den Wissensbestän- • je größer die zur Aufgabenlösung ständigen Umgang mit Texten und evtl.
den der Lernenden und den im Text verlangte sprachlich-produktive Lei- notwendigen Hilfsmitteln abverlangt.
enthaltenen Informationen schlagen stung ist.
und tragen damit in besonderem Maße Literaturverzeichnis:
Gurney, R.: Language, Brain and Interactive Processes.
der Forderung Rechnung, daß Hörtex-
te grundsätzlich an das Vorwissen der Das Problem der Arnold, London1973.
Rohrer, Josef.: Zur Rolle des Gedächtnisses beim Spra-
Lernenden anknüpfen sollen (siehe als Progression chenlernen. Kamp, Bochum 1978.
Solmecke, Gert: Wie schwierig ist eine Hörverstehens-
Beispiel dazu die Unterrichtsvorschlä- übung? In: INFO DaF 1991, 287-295.
Solmecke, Gert: Texte hören, lesen, verstehen. Langen-
ge von Barbara Dahlhaus). Das Problem der zu einer angemesse- scheidt, München, im Druck.
nen Hörverstehenskompetenz hin- Strohner, Hans: Textverstehen. Kognitive und kommu-
nikative Grundlagen der Sprachverarbeitung.
führenden Progression wird häufig gar
Aufgaben zu ausschließlich unter dem Gesichts-
Westdeutscher Verlag, Opladen1990.
Wendt, Michael: Zur Arbeit mit authentischen Hörtex-
ten im Französischunterricht. In: DER FREMD-
Lernende haben im Fremdsprachenun- punkt einer Steigerung der Textschwie- SPRACHLICHE UNTERRICHT 1988, 16-19.
terricht oft Schwierigkeiten, angemes- rigkeiten gesehen. Der Versuch, diese
sene Verstehensabsichten zu ent- systematisch anzugehen, stößt aber
wickeln. Sie wollen gar zu gern alles bei Verwendung authentischer Texte
verstehen, was sie dann aber nicht schnell an seine Grenzen.

Fremdsprache Deutsch 7
12 H Ö R V E R S T E H E N

VERSTEHEN ÜBEN,
VERSTEHEN LERNEN.
Hörverstehensübungen für Anfänger
Von Peter Bimmel und Mariet van de Ven

„Hört bitte gut zu. Ich stelle euch dann gleich danach ein Die Aufgaben, die solche und ähnliche Unter-
paar Fragen.“ Die Lehrerin startet das Tonband, die richtsaktivitäten hervorrufen, sehen z. B. so
aus wie im Beispiel links.
Schülerinnen und Schüler hören zu. Das Buch mit den
Hier wird Hörverstehen nicht geübt, hier wird
Fragen zum Hörtext bleibt geschlossen. Dann kommt die auch nichts gelernt. Hier wird lediglich geprüft,
erste Frage, die Schüler versuchen zu antworten. Wenn ob die Schüler etwas verstehen. Die Lehrerin
nötig, läßt die Lehrerin den Text noch einmal hören. geht vor wie ein Gärtner, der versucht, eine
Pflanze zu züchten, indem er täglich die Meß-
latte daneben hält – anstatt den armen Schöß-
ling ab und zu auch mal zu begießen und zu
1 Bärbel und Kurt stellen sich vor düngen.
Wie müßte nun ein Unterricht, in dem Schüler
Bärbel: Hallo! ich bin Bärbel, bin dreizehn Jahre alt. Ich gehe natürlich noch zur Schule. ihr Hörverstehen üben, in dem sie also jedes
Kurt: Und ich heiße Kurt Völker. Ich bin vierzehn und in derselben Klasse wie Bärbel. Mal etwas Neues dazulernen, aussehen? Und
Bärbel: Kurt und ich kennen uns schon von klein auf. Wir wohnen in derselben Straße,
der Eichhornstraße. Da kennen sich alle Leute wie müssen entsprechende Aufgaben im Lehr-
Kurt: Unsere Straße ist nur kurz. Da gibt’s nur Einfamilienhäuser. Um die Ecke liegt werk aussehen? Diese und einige weitere damit
eine Grundschule. zusammenhängende Fragen möchten wir an-
Bärbel: Auch in dieser Grundschule waren wir immer in derselben Klasse, zusammen et- hand einiger Übungsbeispiele aus dem nieder-
wa fünfundzwanzig Jungen und Mädchen. ländischen Lehrwerk für Anfänger „So isses“
3. Beantworte die Fragen in vollständigen Sätzen. beantworten.
Wichtig sind uns dabei vier zentrale Aspekte:
1. Wie alt ist Bärbel?
2. Und wie alt ist Kurt?
1. Selbstvertrauen entwickeln;
3. Wie alt bist du? 2. Lernen, die Redundanz in gesproche-
4. Welche Schule besucht Bärbel? nen Texten zu gebrauchen;
5. Welche Schule besucht Kurt? 3. Lernen, Hypothesen zu bilden und be-
6. Wie heißt die Schule? deutungsorientiert zuzuhören;
7. Wie heißt deine Schule?
4. Lernen, zielgerichtet zuzuhören.

Beispiel 1: Aus: Groothuis et al. 1989


1. Selbstvertrauen
entwickeln
Allzu oft wird in einem traditionellen Deutsch-
unterricht dasjenige betont, was die Schülerin-
nen und Schüler nicht verstehen. Der Aus-
gangspunkt ist sozusagen ein negativer. Für
Fremdsprachenlerner ist das nicht gerade
motivierend. Dabei wäre es doch ganz einfach,
den Spieß mal umzudrehen und zu betonen,
was die Schüler schon alles verstanden haben.
Fremdsprachenlerner können nämlich rezeptiv
in der Anfangsphase schon relativ viel leisten,
jedenfalls viel mehr als produktiv. Beispiel 2
(Hörtext 1) zeigt, wie Anfänger mit einem nicht
Beispiel 2, Hörtext 1 ganz leichten Text arbeiten können.

Fremdsprache Deutsch 7
13

Festzustellen ist also, daß man beim Hörverste-


hen schon in der Anfangsphase schwierigere
Texte anbieten kann. Ob die Schüler etwas mit
dem Text anfangen können, hängt nicht nur
vom Text, sondern eher noch von den Aufga-
ben zum Text ab. Auch das macht das vorange-
gangene Beispiel deutlich.

2. Redundanz
gebrauchen lernen
Redundanz (siehe dazu auch den Beitrag von
G. Solmecke , S. 6) tritt in unterschiedlichsten
Formen auf: Wiederholungen, Ausschweifun-
gen, Selbstkorrekturen, doppelt verwendete
Wörter und anscheinend nutzlose Ergänzungen
und Sprechpausen. Auch Bilder oder eine kurze
schriftliche Einführung zum Hörtext vergrö-
ßern die Redundanz. Beispiel 3 (Hörtext 2)
kann man entnehmen, daß die Schüler sowohl
in der kurzen Einführung, als auch und vor al-
lem in den Zeichnungen, Anhaltspunkte finden,
die es ihnen ermöglichen, den vermutlichen
Ablauf des Textes vorherzusagen.

3. Lernen, Hypothesen
zu bilden
Gute Hörer verhalten sich nicht wie ein Ton-
bandgerät. Sie zeichnen nicht jede Äußerung
oder jedes Wort aus einem Hörtext auf. Ganz im
Gegenteil. Gute Hörer (ebenso wie gute Leser)
verhalten sich vor allem bedeutungsorientiert.
Sie können sich – auch unmittelbar nachdem
sie sich einen Text angehört haben – nur selten
an den genauen Wortlaut erinnern. Statt dessen
können sie jedoch genau erzählen, welche In-
formation der Text, den sie gerade gehört ha-
ben, ihnen vermittelt hat. Was geht eigentlich
im Kopf des Hörers vor sich? Ein kleines Expe-
riment mag dies verdeutlichen. Lesen Sie bitte
einmal den folgenden Text: Beispiel 3, Hörtext 2
Das Vorgehen ist eigentlich ganz einfach. kann man ja nie sagen. Wenn der ganze Vorgang
Zuerst müssen Sie die Dinge in verschiedene abgeschlossen ist, muß man das Material wieder
Gruppen anordnen. Natürlich kann auch ein Sta- in verschiedene Gruppen sortieren, danach kann
pel ausreichen, denn es kommt darauf an, wie man sie zu ihren angestammten Plätzen tun. Ir-
viel zu machen ist. Wenn Sie aus Mangel an Mög- gendwann werden sie dann wieder gebraucht, so
lichkeiten woanders hingehen müssen, dann ist daß dann der ganze Kreislauf wiederholt werden
dies der nächste Schritt, sonst kann es losgehen. muß. Wie auch immer, es ist eben ein Teil des Le-
Es ist dabei wichtig, die Dinge nicht zu übereilen. bens (Aus: Zimmer, 1989, 31/32).
D.h. es ist besser, wenige Dinge auf einmal zu tun Vermutlich finden Sie den Text schwer ver-
als zuviel. Kurzfristig mag das als nicht beson- ständlich. Wir verraten Ihnen jetzt, daß es in
ders wichtig erscheinen, aber es können leicht diesem Text um Wäschewaschen geht. Lesen
Komplikationen entstehen. Ein Fehler kann ei- Sie den Text bitte noch einmal.
nen dabei teuer zu stehen kommen. Es ist dabei Jetzt war es bestimmt leichter, den Text zu
nicht vorherzusehen, ob diese Aufgabe in unmit- verstehen. Was ist hier los? Der Text selbst bie-
telbarer Zukunft überflüssig sein wird, aber das tet dem Leser extrem wenig Anhaltspunkte, um

Fremdsprache Deutsch 7
14 H Ö R V E R S T E H E N

bestimmen zu können, wovon überhaupt die 2. Sie lernen, beim Zuhören darauf zu achten,
Rede ist. Das hindert den Leser daran, seine ob ihre Hypothesen stimmen (Beisp.4, 2a);
Vorkenntnisse ins Spiel zu bringen. Sobald je- 3. Sie lernen, darüber nachzudenken, worauf
doch ein solcher Anhaltspunkt gegeben ist sie hätten achten müssen, um bessere Hypo-
(„hier geht es um Wäschewaschen“), kann der thesen über den Text zu bilden (Beisp.4, 2b),
Leser diesbezügliche Vorkenntnisse aktivieren bzw. sie lernen, wie sie bei zukünftigen Auf-
– und tut das auch. Es wird dadurch leichter, gaben bessere Hypothesen bilden können. In
Bedeutung zu konstruieren. dieser Reflexionsphase ist die Qualität des
Das Experiment macht uns einiges klar: Feedback durch die Lehrerin und/oder
Ein Text an sich „hat“ gar keine Bedeutung. durch die Mitschüler ausschlaggebend.
Bedeutung oder Information entsteht erst in
der Wechselbeziehung zwischen dem Text und
seinem Rezipienten. Denn: Das Hören ist ein in- 4. Lernen, zielgerichtet
teraktiver Prozeß. Der Hörer dekodiert Daten zuzuhören
aus dem Text, und er fügt seine Vorkenntnisse
hinzu. Er stellt beim Hören fortwährend Hypo- Wir greifen noch einmal auf das anfängliche
thesen über den weiteren Verlauf des Textes Unterrichtsbeispiel zurück: „Hört bitte gut zu,
auf und ist ununterbrochen dabei, zu verifizie- ich stelle dann gleich danach ein paar Fragen“.
ren, ob seine Hypothesen stimmen. Bei solchen Aufgaben müssen die Schüler darü-
Die Implikationen für die Didaktik des Hör- ber rätseln, worauf sie beim Zuhören über-
verstehens liegen auf der Hand. Die Schüler haupt achten müssen. Das führt zwangsläufig
müssen lernen, antizipierend zuzuhören, d. h. dazu, daß die Schüler versuchen, jede Einzel-
sie müssen lernen, vor dem Zuhören und wäh- heit im Hörtext zu verstehen. Meistens geben
rend des Hörens Hypothesen über den Text zu sie dann nach den ersten Wörtern, die sie nicht
bilden, und beim Zuhören zu überprüfen, ob verstehen, entmutigt auf und verlieren, je häu-
ihre Hypothesen stimmen. Sie müssen lernen, figer das geschieht, schließlich die Lust, über-
daß ihr Ziel beim Zuhören immer das Reduzie- haupt noch „Hörverstehensübungen“ zu
ren von Unsicherheiten sein muß. Sie müssen machen.
lernen, daß sie zu diesem Zweck längst nicht Die Schüler müssen deshalb die Hörziele
alle Daten aus dem Text benötigen, daß sie also vor dem Hören kennen, damit sie wissen, wor-
gar nicht jedes Wort zu verstehen brauchen. auf sie beim Zuhören achten sollen. Es ist aber
Sie müssen außerdem lernen, dabei bestimmte durchaus auch schon im Anfangsunterricht
Risiken einzugehen. möglich, Schüler anzuregen, selbst ein eigenes
Wie können Schüler nun lernen, Hypothe- Ziel beim Zuhören zu bestimmen.
sen zu bilden? Wie können sie lernen, beim Hö- Um welche Ziele aber kann es denn in
ren zu überprüfen, ob ihre Hypothesen stim- lebensnahen Situationen gehen? Vergleichen
men? Beispiel 4 (Hörtext 3) zeigt, wie das geübt Sie bitte die folgenden Situationen miteinander.
werden kann.
Hier lernen die Schüler folgendes: Situation 1:
1. Sie lernen, den situativen Kontext – das Bild Sie stehen auf dem Bahnsteig an Gleis 3. Ihr Zug
im Textbuch – zu gebrauchen, um Hypothe- ist gerade eingefahren. Wärend Sie noch ein
sen über den Dialog zu bilden. In dieser paar Abschiedsworte mit Ihrem Freund oder Ih-
Übung geht es um Hypothesen zu den Perso- rer Freundin wechseln, hören Sie über Laut-
nen und über die Stimmung im Gespräch sprecher eine Reihe von Ansagen und Mittei-
(Beisp.4, 1); lungen, die für Sie ohne Bedeutung sind. Dann
kommt die Ansage: „Achtung an Gleis 3. Bitte
einsteigen. Türen schließen selbsttätig. Vor-
sicht bei der Abfahrt.“

Beispiel 4, Hörtext 3:

Fremdsprache Deutsch 7
15

Situation 2: Einige weitere Übungsbeispiele mögen verdeut-


Sie sitzen vor dem Fernseher. Es läuft eine Sen- lichen, worum es uns geht.
dung, in der Jugendliche erzählen, was sie ma-
chen, wenn sie Liebeskummer haben. Das inter-
essiert Sie, da Ihr Partner oder Ihre Partnerin A Öffentliche Gebrauchstexte: Selegierendes Zuhören
vor ein paar Tagen mit Ihnen gebrochen hat.
Beispiel 5, Hörtext 4:
Wir nehmen an, daß Sie sich als Zuhörer in Situ-
ation 1 anders verhalten als in Situation 2. In Si-
tuation 1 wartet man nur auf diese eine Mittei-
lung. Die darf man allerdings nicht verfehlen.
Alle übrigen Mitteilungen nimmt man kaum
wahr. In Situation 2 dagegen ist man daran in-
teressiert, zumindest zentrale Aussagen (und
vielleicht einige relevante Einzelheiten) zu ver-
stehen. Man möchte wissen, wie andere mit ih-
rem Liebeskummer umgehen.
Anders gesagt: In Situation 1 verfolgt man
andere Ziele als in Situation 2. Das hat nicht nur
mit dem jeweiligen Interesse des Zuhörers zu
tun. Es besteht auch ein ziemlich enger Zusam-
menhang mit der jeweiligen Textsorte (Laut- Beispiel 6, Hörtext 5:
sprecheransage bzw. Interviews). Abgesehen
von Ausnahmefällen (wie z.B. dem Eisenbahn-
freak, der jede Lautsprechermitteilung im
Bahnhof immer wortwörtlich verstehen möch-
te) hört man bestimmten Textsorten gewöhn-
lich in bestimmter Art und Weise und mit
bestimmten Zielen zu. Dabei kann allerdings
das Ziel – und damit der Hörstil – zwischen-
durch auch vom globalen zum intensiven Zuhö-
ren wechseln. Man kann z.B. ziemlich zerstreut
einer Diskussion im Fernsehen folgen, bis plötz-
lich irgendein Reizwort unsere Aufmerksamkeit
steigert. Wir wechseln dann vom sehr globalen
zum intensiveren Zuhören. Textsorte und Hör-
ziele (= Hörstile) sind gekoppelt.

Die Schülerinnen und Schüler müssen also ler-


nen, daß es beim Hören und Zuhören Zusam-
menhänge zwischen den Zielen einerseits und
der jeweiligen Textsorte andererseits gibt. Sie
müssen auch lernen, Textsorten zu identifizie-
ren, damit sie selbst ein der jeweiligen Textsor-
te entsprechendes Hörziel bestimmen können.
Im Anschluß daran können sie dann dem Hör-
ziel entsprechende Hörstrategien benutzen.

Textsorten Hörziele
Zusammenhang A
Öffentliche Gebrauchstexte z.B. Ansagen, Hinweise, Mitteilungen und • orientierendes Zuhören, d.h. schnell feststellen, ob ein Text über-
zwischen Textsorten Warnungen über Lautsprecher im öffentlichen Verkehr, Wettervorher- haupt von Interesse ist;
sagen, Kurznachrichten, Verkehrsmeldungen im Rundfunk, telefoni- • verstehen, was man machen soll (z.B. einsteigen);
und Hörzielen sche Informationsdienste usw. • Informationen selektiv heraushören.
(= Hörstilen)
B
Interviews, Kurzmonologe, Gespräche, vorgelesene Kurzgeschichten, • zentrale Aussagen verstehen;
Lieder usw. • Informationen ordnen;
• Bezüge zu eigenen Erfahrungen, Überzeugungen und Meinungen
herstellen.

Fremdsprache Deutsch 7
16 H Ö R V E R S T E H E N

B Kurzer Monolog:
Die wichtigsten Aus-
sagen verstehen
Beispiel 7, Hörtext 6:
(Diese Übung ist zugleich ein
Beispiel dafür, wie mehrere
unterschiedliche Fertigkeiten,
z.B. Schreiben und Hören,
miteinander verzahnt
werden können.)

C Interviews:
Informationen ordnen
Beispiel 8, Hörtext 7

seren Leserinnen und


Lesern erfahren, ob
Übungen, wie wir sie
hier vorgestellt ha-
ben, auch bei Schü-
lern mit einer Mutter-
sprache, die nicht so
eng mit der deutschen
Sprache verwandt ist,
im Anfängerunter-
richt eingesetzt wer-
den können. Vielleicht
Schlußbemerkung: sind dann aber auch noch vorbereitende Übun-
Mit unseren Beispielen wollten wir zeigen, daß gen notwendig.
es durchaus möglich ist, auch bei Anfängern
mit authentischen Hörtexten das Hörverstehen Anmerkungen:
Beispiel 1 stammt aus dem Lehrwerk: A. Groothuis et al.: Deutsch
zu üben. Wir sind uns allerdings darüber im kla- mit Schwung 1. Ten Brink / Thieme, Zutphen (Niederlande)
ren, daß es die niederländischen Deutschler- 1989.
Alle weiteren Beispiele stammen aus dem Lehrwerk: Peter Bimmel
nenden relativ leicht haben. Ihre Sprache ist et al.: So isses – Deutsch für die 90er. Textbuch 1, Arbeits-
mit der deutschen ziemlich eng verwandt, so buch 1. Malmbert. Den Bosch (Niederlande) 1992.
Der Text von S. 13 stammt aus: Hubert D. Zimmer: Antizipationspro-
daß sie schon recht schnell sehr viel verstehen zesse. Voraussetzung für verstehendes Hören und Lesen.
bzw. erraten können. Wir würden gerne von un- In : Materialien Deutsch als Fremdsprache. 28/1989, 31 - 38.

Fremdsprache Deutsch 7
17

Schreiübung oder Schreibübung


– ein wichtiger Unterschied!

© Moritz Baumgartl. Aus: Hans Manz: Die Kunst zwischen den


Daß man auch das richtige Hö-

Zeilen zu Lesen. Beltz Verlag. Weinheim u. Basel 1978.


ren einzelner Laute und Laut-
kombinationen, das Wiederer-
kennen und Interpretieren von
Satzmelodie und Betonung
üben muß, zeigt Ursula Hirsch-
feld in ihrem Beitrag. Und: Sie
schlägt Übungen zur Entwick-
lung solch elementarer Hörfer-
tigkeiten vor.

Wer nicht hören will,


muß fühlen Wer nicht hören will...
Phonetik und verstehendes Hören · Von Ursula Hirschfeld
So sagt das Sprichwort. Auch wer wird dabei, daß die Lernenden (an- ist ein komplizierter Vorgang, der noch
nicht hören kann, muß fühlen. Vielen fangs) gar nicht dazu fähig sind, diese immer nicht bis ins Detail erforscht ist.
Lernenden – und durchaus nicht nur Hilfen zu nutzen – sie sogar irritieren Er umfaßt verschiedene biologische
Anfängern – geht es in der Fremdspra- können, da ihnen Situationen und die und geistige Prozesse, setzt Sprach-,
che Deutsch so: sie haben Probleme, Reaktionsweisen deutscher Ge- Sach- und Handlungswissen voraus.
deutsche Gesprächspartner, die Ver- sprächspartner oft fremd, da sprachli- Sprach-, Sach- und Handlungs-
käuferin oder Bahnhofsdurchsagen zu che Strukturen ungeläufig sind. Wenn kenntnisse müssen für den richtigen
verstehen, obwohl sie die Lexik und also die direkte und indirekte Bedeu- Gebrauch der Fremdsprache erworben
Grammatik eigentlich beherrschen. tung von Äußerungen in der Fremd- und erweitert, Artikulations- und Hör-
Meist hängen diese Schwierigkeiten sprache nicht verstanden wird, kann strategien zusätzlich zu den in der Mut-
mit ungenügend entwickelten elemen- es wiederholt zu Mißverständnissen tersprache genutzten und automati-
taren Hörfertigkeiten zusammen, mit und damit zu Sprechhemmungen und sierten entwickelt werden. Gerade das
fehlenden phonetischen Grundlagen. schließlich zu psychischen Barrieren letztere ist außerordentlich schwierig,
Der kommunikative Unterricht kommen. denn die muttersprachige Wahrneh-
Deutsch als Fremdsprache tendiert da- Nicht nur bei phonetisch ähnli- mungsbasis wirkt wie eine Schablone,
zu, die unterste Stufe, die Herausbil- chen, leicht verwechselbaren Äuße- wie ein Filter, und läßt nur solche For-
dung fremdsprachiger Hörgewohnhei- rungen sondern auch bei Namen, Zah- men passieren, die zu hören und zu
ten, zu überspringen oder zumindest len und den verschiedensten Bezeich- verstehen man gewohnt ist. So kommt
zu vernachlässigen. Das Unterschei- nungen treten Schwierigkeiten auf. es, daß für asiatische Lernende aus ei-
den und Wiedererkennen von phone- Auch eigentlich Bekanntes kann, wird ner Schreibübung eine Schreiübung
tischen Formen (Satzmelodie, Beto- es in anderen Situationen, von anderen wird, Franzosen uns die Suppe nicht
nungen, Lauten) wird stillschweigend Personen, in anderen Kontexten ver- mit Maggi sondern mit Magie essen las-
vorausgesetzt oder dem Selbstlauf wendet, verfremdet werden – und wird sen, viele andere Tee mit Ruhm trinken
überlassen. Überträgt man ein solches nicht wiedererkannt. und Herrn Mühler mit Herrn Müller ver-
Vorgehen auf andere Bereiche, dann So kommt es, daß auch die wohl wechseln. Andererseits verlangt die
müßten beispielsweise einem Zauber- häufigste Übungsanweisung im Fremd- muttersprachige „Hörschablone“ das
künstler, einem Pianisten oder einer sprachenunterricht – Hören Sie bitte! – Unterscheiden von Strukturen, die in
Sekretärin ohne vorbereitende Finger- den Lernenden oft überfordert, denn: der Fremdsprache gar keine Rolle spie-
übungen Kartentricks, Sonaten und Re- len; Sprecher von Tonsprachen, (d.h.
korde im Schreibmaschinenschreiben Sprachen, in denen die Tonhöhe eine
gelingen. Es hört doch jeder nur, bedeutungsunterscheidende Funktion
Begründet wird der Verzicht auf was er versteht (Goethe) hat) versuchen z. B., entsprechende
(phonetische) Hörübungen mit einem Hörgewohnheiten auf die deutsche
Verweis auf den steuernden, korrigie- Sprache zu übertragen, also die Bedeu-
renden Einfluß der außersprachlich- tung einer Silbe oder eines Wortes im
situativen Signale und des sprachlich- Das Aufnehmen, Verarbeiten und Deutschen an die Tonhöhe zu binden
semantischen Kontextes. Vergessen Bewerten sprachlicher Informationen und werden dann von der scheinbaren

Fremdsprache Deutsch 7
18 H Ö R V E R S T E H E N

Regellosigkeit sehr irritiert. Beides, das Beginnen sollte man mit kontrol- • Der Lernende hört entweder zwei
Unter- und das Überdifferenzieren, er- lierbaren Übungen. Das Gehör „funk- verschiedene Wörter (Namen, Äuße-
schwert den Hör- und Verstehenspro- tioniert“ in der Fremdsprache anfangs rungen) oder zweimal das Gleiche,
zeß enorm. nicht, und auch wenn der Lernende er gibt an, ob die beiden gehörten
auf die Frage des Lehrers, ob er richtig Beispiele gleich oder verschieden
Der Aufbau angemessener fremd- gehört hat, mit ja antwortet, muß das sind, z.B. hinsichtlich der betonten
sprachiger Hörgewohnheiten erfordert nicht stimmen. Hier gibt es ganz einfa- Vokale.
gezielte und systematische Arbeit, die che Möglichkeiten, zum Beispiel kann
Lernenden wie Lehrenden viel Geduld man sich einigen, daß bei langen Voka- Hörtext 9:
gleich /verschieden (Beisp. werden nur gehört)
und Konzentration abverlangt und dar- len die rechte, bei kurzen die linke 1. x Herr Mühler – Herr Mühler
auf gerichtet ist, daß z.B. Hand gehoben wird, oder einmal die 2. Herr Möhler – Herr Möller
a) Bedeutungsunterschiede erkannt wer- Hand, einmal ein Buch oder verschie- 3. Frau Möller – Frau Möller
4. Frau Müller – Frau Möller
den, wie z.B. die Unterschiede zwi- denfarbige Karten. Diese Methode eig- 5. Frau Müller – Frau Mühler
schen Kommen Sie! und Kommen net sich für alle Unterscheidungsübun-
Sie?, zwischen August und August, gen, auch zweisprachige, und ist sehr
zwischen Rektor und Lektor oder wirkungsvoll, weil alle Lernenden • Der Lernende hört nur ein Beispiel
zwischen Staat und Stadt; gleichzeitig kontrolliert werden kön- und kennzeichnet das gefragte Merk-
b) Varianten erfaßt und zugeordnet wer- nen. Als Material dienen vor allem mal, z.B., welche Silbe betont ist.
den, wie z.B. der vokalische und der Minimalpaare, das sind Wörter oder
Hörtext 10:
konsonantische R-Laut in den deut- Äußerungen, die sich nur in einem 1. 2. 3. Silbe betont
schen Wörtern Meer und Meere mit phonologischen oder phonetischen 1. Unterricht x
dem gleichen Phonem /r/. Merkmal unterscheiden, wie z. B. Au- 2. unterrichten
3. Deutschunterricht
gust – August, Heute so, morgen so. – 4. Direktor
Die Zielsetzungen der Hörverste- Heute so, morgen so (Akzent), Ruhm – 5. Direktoren
hensschulung müssen, auch wenn das Rum, Mühler – Müller (Vokallänge). Im
viele Lehrprogramme und Unterrichts- Anfangsunterricht empfiehlt sich die • Der Lernende hört zwei Beispiele
materialien so nicht ausweisen, in je- Arbeit mit Familiennamen (Mühler – und muß angeben, ob der gefragte
der Ausbildungsstufe und -richtung Müller), weil echte Minimalpaare Vokal/Konsonant im ersten oder
weit über den produktiven Bereich hin- (Ruhm – Rum) oft nicht zum zu vermit- zweiten Beispiel zu hören ist, z.B.
ausgehen, denn beim Sprechen kann telnden Wortschatz gehören und ihre das [h].
der Lernende doch mehr oder weniger Semantisierung sehr viel Zeit in An-
Hörtext 11:
zwischen möglichen Formen wählen, spruch nehmen würde. Nonsenswör- im ersten / im zweiten Wort
auch schwer aussprechbare Wörter ter (wie miele – mille) sind weniger 1. Hund – und x
meiden, beim Hören trifft er auf eine günstig, die Lernenden sind nicht sehr 2. alle – Halle
3. in – hin
große Vielfalt, die nicht zu beeinflus- motiviert, und sie wollen und sollen 4. Haus – aus
sen ist. Schon frühzeitig muß er des- das üben, was sie für den Gebrauch 5. geheilt – geeilt
halb befähigt werden, individuelle, der Fremdsprache wirklich benötigen
emotionale und der Situation entspre- – die richtige Wahrnehmung und Aus- Andere Kontrollformen sind das
chende standard- oder umgangs- sprache von Namen gehört unbedingt Transkribieren einzelner Laute, das
sprachliche Varianten, gelegentlich dazu. Einordnen gehörter Wörter, Namen,
auch regionale Varianten (wie Säch- Sätze in Tabellen, das Ergänzen von
sisch oder Bairisch) zu erfassen und zu Oft werden folgende Übungsfor- Lückentexten, das Schreiben (Diktat),
interpretieren – es genügt nicht, daß er men verwendet, bei denen als Kon- das Nachsprechen auf Band, wobei bei
seine Lehrer und die Mitlernenden trollform das Markieren (Unterstrei- dieser letztgenannten Möglichkeit zu
versteht. chen, Ankreuzen) dient: bedenken ist, daß fehlerhaftes Nach-
• Dem Lernenden liegt eine Liste mit sprechen nicht nur auf Hör-, sondern
Minimalpaaren (Wörtern, Namen, auch auf Sprechprobleme zurückge-
Die Übung kann fast Äußerungen) vor, gehört wird je- führt werden kann. Auch Gesten soll-
das Gepräge der weils nur ein Beispiel, das zu unter- ten eingesetzt werden, z. B. um Melo-
Natur verändern streichen oder anders zu markieren dieverläufe nachzuzeichnen, um Ak-
(Shakespeare) ist; im folgenden geht es um unter- zentstellen zu markieren, um die
schiedliche melodische Formen. Vokallänge oder die Konsonantenspan-
nung zu verdeutlichen. Vielfältige Mög-
Hörtext 8:
Eine Vielzahl von Übungsformen ist 1. Sie kommen. – Sie kommen? lichkeiten ergeben sich bei der Kombi-
mit den Jahren entwickelt worden. Wel- 2. Kommen Sie! – Kommen Sie? nation von Diktaten mit vorgegebenen
che Übungsschritte sind geeignet, das 3. Warten Sie hier! – Warten Sie hier? Lückentexten. Um Melodieverläufe
4. Sie fahren nach Berlin. – Sie fahren nach
phonologische und phonetische Hören Berlin? und Pausen zu erfassen, können Sätze
als Grundstufe für das Hörverstehen 5. Die Versammlung fällt aus. – Die Versamm- oder Texte ohne (oder auch mit zu ver-
zu fördern? lung fällt aus? ändernden) Satzzeichen gegeben wer-

Fremdsprache Deutsch 7
19

den, die von den Lernenden nach Dik- Kontrollierbare Hörübungen eignen Auch die „stille Post“ ist ein anre-
tat zu ergänzen sind, z.B. hier die Pau- sich für die Arbeit zu Hause oder ohne gendes und wirksames Spiel, das den
sen (Komma, Doppelpunkt). Lehrer, sie zeigen Fortschritte an und Lernenden deutlich machen kann, wie
motivieren zur Weiterarbeit. Sie sind wichtig die korrekte Erfassung sprach-
Hörtext 12:
1. Hier bin ich ( ) Meister. erforderlich, um das „selbstkritische licher Laute für das Verstehen ist. Der
2. Sie ( ) nicht ( ) er. Hören“ zu entwickeln, das einen Ver- Lehrer oder ein Schüler flüstert einem
3. Die Wurst ( ) nicht ( ) das Brot. gleich der eigenen Aussprache mit der anderen einen Namen oder einen Satz
4. So ( ) nicht ( ) so.
5. Klaus ( ) sagt ( ) Peter ( ) kommt nicht mehr. des Lehrers oder eines Musters mög- ins Ohr (z. B. Herr Müller besucht Fräu-
lich macht. Dazu sind Fremdsprachen- lein Möller.), der bis zum letzten Schü-
Geeignet sind auch Variationen des lernende anfangs überhaupt nicht in ler flüsternd weitergegeben, dann laut
schon klassischen Beispiels: der Lage. Man sollte sie deshalb auch gesagt und mit dem ursprünglichen
nicht in ein Sprachlabor schicken oder verglichen wird. Es ist erstaunlich, wel-
Vor mir stand ein Mensch ( ) auf mit Tonbandaufnahmen zum unkon- che Varianten sich dabei ergeben.
dem Kopf ( ) einen steifen Hut ( ) an trollierbaren Hören und zum Nach- Die oben beschriebenen Hörübun-
den Füßen ( ) alte Schuhe ( ) in der sprechen alleinlassen. Das geht erst, gen mit Minimalpaaren, Namen, Wör-
Hand ( ) eine Zigarre … wenn sie ihre Fehler bemerken und tern und kurzen Äußerungen sollten in
korrigieren können. größere Kontexte und variierbare Situ-
Auch Buchstaben und ganze Wör- ationen eingebettet werden, also z.B.
ter kann man im gegebenen Text weg- An die kontrollierbaren Hörübun- die Familiennamen sollten erst isoliert
lassen, dieses Vorgehen hat gegenüber gen können sich Hör-Spiele aller Art und dann in einem Hörtext vorkom-
dem normalen Diktat den Vorteil, daß anschließen, die die Lernenden weiter men oder umgekehrt.
man gezielt bestimmte Schwerpunkte sensibilisieren, ihnen Unzulänglichkei-
üben kann und den Lernenden nicht ten bewußtmachen, sie zur Präzision Ganz wichtig und damit ein weite-
gleichzeitig mit allen Tücken der deut- im Wahrnehmen (und Sprechen) zwin- rer wesentlicher Schritt zum verste-
schen Sprache konfrontiert, es macht gen, ihnen aber auch Nuancen vermit- henden Hören, ist die Arbeit mit au-
(dem Lehrer) allerdings etwas Arbeit. teln. Mit solchen Übungen kann gleich- thentischer Sprache, mit sprachlichen
Jeder Lehrbuchtext, jede Lexikliste zeitig die Kreativität der Lernenden Varianten – gelesen, gesprochen und
kann für diese Übung verwendet wer- (und Lehrenden) gefördert werden. gesungen. Gleiche sprachliche Inhalte,
den. Und nicht nur das Hören wird Dazu gehören Aufforderungen wie Setz das können anfangs kleine einfache
geübt, sondern gleichzeitig werden die dich!, Sing ein Lied!, Öffne die Tür!, Äußerungen sein, sollten von verschie-
Laut-Buchstaben-Beziehungen gefe- Schlag die Seite 218 auf!; Sag das Wort denen Sprechern gehört werden, damit
stigt. Das ist wichtig, da viele Lernende „Krokodil“!, Wiederhole den Namen ungeachtet phonetischer Besonderhei-
Wörter und Wendungen vom Schrift- Alexander Wiesmüller!, die einfach aus- ten auf die für die Bedeutungserfas-
bild her gelernt haben und sie nicht er- geführt werden müssen. sung wesentlichen Merkmale geschlos-
kennen, wenn sie sie dann hören. Eine andere Übung ist ein Spiel mit Fa- sen werden kann.
Die Aufgabe könnte beispielsweise miliennamen. In einem Haus wohnen So sollten Deutschlehrer, wenn es
lauten: Ergänzen Sie die fehlenden z.B. die Familien Müller und Mühler, keine andere Möglichkeit gibt, wenig-
Buchstaben ‹b› bzw. ‹p› in den folgen- Möller und Möhler, Muller und Moller stens ab und zu die Gruppen oder Klas-
den Ortsnamen: Frei_urg, Lei_zig, _onn, (Miller, Mieler, Meller, Mehler, Muhler, sen mit anderen Kolleginnen und Kolle-
_irna, _remen, _lauen Mohler … können dazukommen). gen tauschen. Lehrer und Schüler, die
Sie könnte auch lauten: Ergänzen Sie längere Zeit zusammenarbeiten, ver-
die fehlenden Buchstaben ‹i› oder ‹ie› Müller Mühler
stehen einander schnell und gut, das
in dem folgenden Gedicht von Heinrich ist gefährlich. Sehr oft sollten Tonauf-
Möller Möhler
Heine. nahmen oder „lebende Muttersprach-
Hörtext 13: Muller Moller ler“ in den Unterricht einbezogen
Frühl_ngsl_d Der Lehrer nennt einen der Namen, die werden. Verschiedene standardsprach-
Antwort muß lauten: Familie … wohnt liche Varianten, aber auch umgangs-
Leise z_ht durch mein Gemüt
oben (unten, in der Mitte) links (rechts). sprachliche und emotionale Formen
l._bl_ches Geläute.
Hier zeigt sich ganz deutlich, wer noch sollten schon im Anfangsunterricht ge-
Kl_nge, kleines Frühl_ngsl._d,
Probleme hat, phonetisch ähnliche hört werden, auch Lieder, bei denen
Kl_ng h_naus _ns Weite.
Wörter zu unterscheiden. Dieses Spiel wesentliche phonetische Merkmale
Kl_ng h_naus b_s vor das Haus, läßt sich zum Differenzieren aller deut- (Tonhöhe, Betonungen, Rhythmus,
wo d_ Blumen spr_ßen. schen Vokal- und Konsonantenpaare Pausen, Vokallänge) verändert sind.
Wenn du eine Rose schaust, verwenden. Werden die Namen von
sag, _ch laß s_ grüßen. den Lernenden genannt, sind sie ge- Hör- und Sprechübungen sollten
zwungen, die entsprechenden Laute stets miteinander kombiniert werden.
Beim zweiten Hören könnte dann sehr präzise zu sprechen, es kommt Die Theorie, den Fremdsprachenunter-
noch angegeben werden, ob die fehlen- sonst leicht zu Verwirrungen bei den richt mit einem reinen Hörkurs zu be-
den i-Laute lang oder kurz sind. Hörern. ginnen, hat sich längst als unfruchtbar

Fremdsprache Deutsch 7
20 H Ö R V E R S T E H E N

erwiesen – ebenso wie die Vorstellung,


F E R N S T U D I E N B R I E F E Z U M H Ö RV E R S T E H E N das Gehör anfangs „auszuschalten“,
d.h. allein über die Beschreibung der
Das Deutsche Institut für Fernstudien an der Universität Tübingen (DIFF), die Gesamthoch- Artikulation zur richtigen Aussprache
schule Kassel (GhK) und das Goethe-Institut München geben gemeinsam Fernstudienbriefe zu kommen. Alle in diesem Beitrag ge-
zur Deutschlehreraus- und fortbildung heraus. Zwei Titel, die 1993 (HV) bzw. 1994 (Lieder) nannten Übungsformen sind deshalb
erscheinen werden, beschäftigen sich speziell mit Fragen des Hörverstehens. Im folgenden nicht nur zur Entwicklung des Hörens
wird kurz der Inhalt der beiden Studienbriefe angedeutet. geeignet, sondern können auch als
Nachsprech-, Sprech- und Leseübun-
Barbara Dahlhaus: gen verwendet werden.
Fertigkeit Hörverstehen
• Vorstellung und Analyse einzelner Modellübungen
• Übungstypologie zum Hörverstehen, gegliedert in
– Übungen vor dem Hören
Kein Denken,
– Übungen während des Hörens keine Wissenschaft,
– Übungen nach dem Hören keine Kunst ohne
• Auswahl von Texten zum Training des Hörverstehens in der Grundstufe Material (Döblin)
• Übungsabläufe im Verbund verschiedener Fertigkeiten
Zu diesem Fernstudienbrief gehört eine Tonkassette mit den Hörszenen.

Uwe Lehners: Es gibt nicht allzuviel „fertiges“


Arbeit mit Liedern im Deutschunterricht Übungsmaterial, der Lehrer muß, um
• Liedgattungen und ihre Rezeption bei Lehrern und Schülern gezielt vorgehen zu können, oft selbst
• Zielgruppenbezogene Auswahl von Liedern Übungen entwickeln, die den speziel-
• Vorstellung und Analyse von Modelldidaktisierungen zu Liedern len (Interferenz-)Problemen seiner
• Übungstypologie zur Arbeit mit Liedern Schüler und Studenten gerecht werden
• Auswahl von Liedern zum Selbstdidaktisieren und den Sprachstand, das Kursziel und
• Bibliographie und diskographische Hinweise den zu vermittelnden Sprachstoff be-
rücksichtigen.
Zu diesem Fernstudienbrief gehört eine Tonkassette mit Liedern. Anregungen, Hinweise, Beispiele
und sofort einsetzbare Übungen finden
sich in folgenden Publikationen:
Cauneau, Ilse: Hören, Brummen, Sprechen. Klett Edition
Deutsch, München 1992.
Dieling, Helga: Phonetik im Fremdsprachenunterricht
Deutsch. Langenscheidt, München 1992.
Dieling, Helga: Phonetische Übungen (Deutsch 1a/1b).
Leipzig 1981.
Göbel, Heinz / Graffmann, Heinrich / Heumann, Eckardt:
Ausspracheschulung Deutsch. Phonetikkurs. In-
ter Nationes 1985.
Hirschfeld, Ursula: Einführung in die deutsche Phonetik.
Videokurs und Begleitheft. IMAW, Berlin / Hue-
ber Verlag, München 1992. (bisher vorliegende
Fassungen: deutsch-englisch, deutsch-polnisch,
einsprachig deutsch)
Stock, Eberhard u.a.: Phonetik der deutschen Sprache.
25 Tonkassetten mit Begleitmaterial. IMAW, Ber-
lin 1986. (in Überarbeitung)
Anzeige Niemeyer-Verlag Vorderwülbecke, Anne und Klaus: Stufen (Phonetik-
und Hörverstehenskurs). Klett Edition Deutsch,
München 1986 ff.

Fremdsprache Deutsch 7
21

Kurz - Hör - Spiel:


DER ANRUF
Nachdenken über einen Unterrichtsentwurf
Von Barbara Dahlhaus
ing
erl
Erwartungshaltungen aufbauen, die Schülerinnen und Schüler o Sch
e
Th
neugierig machen auf das, was kommt, das vorhandene Wissen
aktivieren und erweitern – das sind wichtige didaktische
Grundsätze für die Textarbeit, ob es sich nun um geschriebene
oder um gesprochene Texte handelt.
Der folgende Unterrichtsentwurf richtet sich an Jugendliche im
zweiten bzw. dritten Lernjahr Deutsch. Das Hauptaugenmerk liegt Unterrichtssituationen, Lehrerper-
hier in der Vorbereitungsphase vor dem ersten Anhören des Tex- sönlichkeiten und Unterrichtsstile sind
verschieden. Deshalb biete ich Ihnen
tes. Ein wichtiges Ziel: den Text so vorzubereiten, daß der wesent- zu einer kleinen Hörszene (Hörtext 14)
liche Inhalt schon beim ersten Hören verstanden wird. zwei alternative Einstiegsmöglichkei-
ten an, die beide ihre Vor- und Nachtei-
le haben. Entscheiden Sie, was Ihnen
besser gefällt und was Sie für ihre
Schüler geeigneter finden.
A
B
Erster Unterrichtsschritt,
Möglichkeit 1 (M1):
Geben Sie Ihren Schülern die Bildge-
schichte von Erich Rauschenbach1 mit
den Repliken. Aufgabe: Die Schülerin-
nen und Schüler sollen in Partnerar-
beit die Repliken den Bildern zuord-
nen: Wer sagt was? Sie können die Zif-
fern und Buchstaben zuordnen oder
die Repliken in die angedeuteten
Sprechblasen einkleben lassen. Letzte-
res bringt sicher mehr Leben in die
Klasse.

C REPLIKEN:
1. Ich find es prima, daß du nicht so streng bist.
2. Und Sabine darf jetzt eine Woche nicht
fernsehen.
3. Schlimm, schlimm, manche Kinder haben so
strenge Eltern.
Erich Rauschenbach

4. Thomas und Sabine haben von Pöppel, unserem


Lösung: A4, B6, C2, D3, E1, F5

Klassenlehrer, einen Brief für ihre Eltern


bekommen, weil sie im Unterricht Blödsinn
gemacht haben.
5. Ich hab nämlich heute auch so einen Brief.
6. Und jetzt bekommt der Thomas kein
D E F Taschengeld mehr.

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22 H Ö R V E R S T E H E N

Nun können Sie gemeinsam überle-


gen, was denn nach Meinung der
Schüler der häufigste oder der origi-
nellste oder ... Blödsinn ist und wie
Lehrer darauf reagieren (sollten). Auch
diese Phase können Sie selbstver-
ständlich in der Muttersprache durch-
führen und gegebenenfalls einige wich-
tige Vokabelhilfen geben.

Reflexion:
An dieser Stelle möchte ich einen
Moment innehalten und ein wenig mit
Ihnen darüber nachdenken, welche
methodisch-didaktischen Schritte bis-
her unternommen worden sind.
Im ersten Unterrichtsschritt haben
Sie den eigentlichen Hörtext auf meh-
reren Ebenen vorbereitet:
• Sie haben Ihre Schüler motiviert und
neugierig gemacht. Im allgemeinen
haben Schülerinnen und Schüler
Zeichnung: Johannes Hickel Spaß an dieser Arbeitsweise, da sie
spielerisch und amüsant ist. Comics,
Bilder, Illustrationen sind aber
immer auch eine gute Möglichkeit, in
eine Situation, in ein Thema einzu-
steigen und das Verstehen vorzube-
Vorteil: Handlungsorientiert, gut Rache“, „Schüleralltag“ oder „Leh- reiten.
geeignet für Partnerarbeit, alters- reralltag“ (M2). • Eine Situation wird vorgestellt, die
gemäß, sprachliche Vorbereitung des direkt an die Erfahrungswelt der
Hörtextes. Dritter Unterrichtsschritt: Schülerinnen und Schüler anknüpft.
Nachteil: Zuordnung von Text und M1: Lassen Sie nun die Schülerinnen • Das Vorwissen und Hintergrundwis-
Bild nicht immer zwingend. und Schüler darüber spekulieren, um sen, aber auch die sprachlichen Vor-
welchen Blödsinn es sich möglicher- kenntnisse werden aktiviert und
Erster Unterrichtsschritt, weise gehandelt haben könnte. gegebenenfalls ergänzt.
Möglichkeit 2 (M2): • In dieser Unterrichtsphase ist es
Ihre Schüler betrachten das Bild von M2: Überlegen Sie gemeinsam in der auch sinnvoll, auf landeskundliche
Johannes Hickel 2 (zu zweit oder zu Klasse, welche anderen Formen von Besonderheiten einzugehen. Mögli-
dritt) und schreiben alles an den Rand, Schülerstreichen („Blödsinn machen“) cherweise arbeiten Sie mit Schülern
was ihnen dazu einfällt. Hilfreich könn- es noch gibt. Dabei werden Sie sicher in einem Land, in dem sich die
te sein, daß die Schüler dem Bild Fra- einiges aus dem „realen Schulalltag“ Schüler zwar untereinander Streiche
gen stellen: Wer? Was? Wo? Warum? erfahren, was Sie noch nicht wußten. spielen, wo Lehrer aber Respektper-
Wen? Was fehlt? (Das Bild ist „unvoll- Achten Sie darauf, daß jede Schüle- sonen sind, die niemals das „Opfer“
ständig“) Was fehlt, zeichnen lassen. rin und jeder Schüler mindestens von Schülerstreichen werden kön-
Vorteil: Offene, kreative Arbeitswei- einen Vorschlag auf einen Zettel nen. In diesem Fall könnten Sie auch
se, Bild visualisiert Thema des Hör- schreibt. Nur so können Sie sicher auf (literarische) Traditionen im
textes. sein, daß auch wirklich alle Schüler in deutschen Sprachraum verweisen,
Nachteil: Sprachliche Vorbereitung dieser Phase ihre Vorstellungen ein- z.B. „Max und Moritz“ und „Lehrer
nicht zwingend, könnte sich aber im bringen. Nun sammeln Sie die Vor- Hämpel“ von Wilhelm Busch oder
Gespräch über das Bild ergeben schläge auf dem Overheadprojektor „Die Feuerzangenbowle“. Schüler-
(„Blödsinn machen“ ...). oder an der Tafel, z. B. in Form eines streiche gehören zum Schulalltag
Assoziogramms. Muttersprachliche deutscher Lehrer und Schüler.
Zweiter Unterrichtsschritt für M1 Reaktionen notieren Sie auf deutsch. • Während der Arbeit mit Bildge-
und M2: Ergänzen Sie gegebenenfalls die schichte oder Bild wurden einige
Versuchen Sie, mit Ihren Schülern eine Liste um „Blödsinn“ aus dem Hörtext: neue Vokabeln/Redemittel zur Verfü-
Überschrift zu finden. Sie sollte mög- • heimlich in der Klasse rauchen gung gestellt. Auf eine weitere Form
lichst prägnant sein, etwa „Der Brief“ • nassen Schwamm auf Stuhl legen der Vorbereitung werde ich weiter
oder „Die Überraschung“ (M1) „Die • schwänzen unten zu sprechen kommen.

Fremdsprache Deutsch 7
23

Zwischenresümee: Fünfter Unterrichtsschritt: Spaß gemacht hat, nicht überstrapa-


Die bisher durchgeführten Unterrichts- Spielen Sie den Text „Der Anruf“4 (Hör- zieren.
schritte haben bei den Schülern eine text 14) nun ein erstes Mal vor. (Der Wer dennoch etwas Spracharbeit
konkrete Erwartungshaltung in bezug Text wurde von mir gekürzt und verein- anschließen möchte, für den kommt
auf das Thema des Hörtextes aufge- facht.) ein …
baut. Außerdem haben Sie wichtige
Begriffe und Redemittel mit ihnen erar- Sechster Unterrichtsschritt: Achter Unterrichtsschritt:
beitet. Auf diese Weise haben Sie Ihren Sammeln Sie nach dem ersten Hören Der Text enthält zahlreiche Redemittel,
Schülern diejenigen Informationen zur an der Tafel alles, was die Schüler „aus die Ihre Schüler vielleicht produktiv
Verfügung gestellt, die es ihnen ermög- dem Meer von Lauten“ verstanden beherrschen sollen. Ich habe einige
lichen, den Hörtext so extensiv wie haben ( Stichwort „Verstehensinseln“). Beispiele ausgewählt und in Minisitua-
möglich und so intensiv wie nötig zu Da viele mehr verstehen als einer, wird tionen eingebettet. Wichtig ist hier der
verstehen. dabei schon einiges zusammenkom- interaktive Aspekt. Nach jedem Mini-
Wichtig bei dieser ganzen Vorberei- men. Auch machen die Schülerinnen dialog sollten die Partner die Rollen
tungsphase ist, daß die Dinge zur Spra- und Schüler auf diese Weise die Erfah- tauschen.
che kommen, die das Verstehen des rung, daß sie doch schon einiges ver- Redemittel aus dem Text:
Hörtextes erschweren bzw. ganz ver- stehen, auch wenn sie beim ersten • Was der wohl will...?
hindern könnten (auf die wichtige Rol- Hören nicht alles verstehen. Sagen Sie • Sag mal, ... wie geht´s eigentlich?
le der „advance organizer“ , die im vor- ihnen, daß sie das auch gar nicht müs- • Also, ehrlich, hast du ...?
aus, „in advance“, Verstehenshinder- sen. Diese Erfahrung ist gerade im • Warte mal, vielleicht ...
nisse aus dem Weg räumen, hat u.a. Anfängerunterricht wichtig, denn das • Ich glaube, das läßt sich machen.
Bernd Kast 3 hingewiesen). Hörverstehen wächst allmählich in
kleinen Schritten. MINIDIALOG 1:
Vierter Unterrichtsschritt: + Sag mal, gefällt dir das Buch auch?
In der Unterrichtspraxis wird die pho- Siebter Unterrichtsschritt: • Ja, es gefällt mir sehr.
netische Vorbereitung häufig vernach- „Inseln des Verstehens“ bilden sich ...
lässigt. Bevor Sie Ihren Schülern den eher zufällig. Sie können die Schüler MINIDIALOG 2:
Hörtext vorspielen, sollten Sie überle- aber auch gezielt auf wesentliche + Sag mal, leihst du mir mal dein Fahr-
gen, ob die Aussprache in allen Fällen Aspekte des Textes aufmerksam rad?
deutlich genug oder manchmal schwer machen, indem Sie ihnen zum zweiten • Nein, das geht nicht, ich brauche es
verständlich ist. oder – je nach Sprachstand – zum selbst.
Auf Ausprache- und daraus resultieren- dritten Hören ein Raster mit W-Fragen ...
de Verstehensprobleme können Sie die (gegebenenfalls als Folie auf dem OHP) MINIDIALOG 3:
Schüler auf unterschiedliche Weise zur Beantwortung geben, das die Auf- + Also ehrlich, hast .du ...?
vorbereiten: merksamkeit während des Hörprozes- • Ja, wenn ich es doch sage./Also ehr-
• Sprechen Sie die betroffenen Wen- ses steuert. lich gesagt: nein!
dungen wiederholt vor, und lassen Wichtig ist hier Wer etwas tut? ...
Sie sie nachsprechen (einzeln oder MINIDIALOG 4:
im Chor); Wer hat Mutter Klaus Lehrer Pöppel + Hast du einen Bleistift?
• Bieten Sie kontrastive Übungen an, Was • Nein, tut mir leid. Aber warte mal, viel-
in denen (je nach der Muttersprache Wann leicht habe ich einen Kugelschreiber.
der Schüler) phonetische Besonder- Wo + Ach laß mal, ist nicht so wichtig.
heiten behandelt werden, die zu Ver- Wie
stehensproblemen führen könnten; Warum Mit solchen Übungen können die Schü-
• Stellen Sie Übungen zusammen, die getan? lerinnen und Schüler die Wendungen
helfen, bestimmte Laute und Lautfol- unmittelbar in ihre Erfahrungswelt
gen zu erkennen und zu unterschei- übertragen (Transfer) und für das eige-
den, z.b. Ziege – Siege, macht der das Möglich ist auch eine Aufteilung in ne Sprachhandeln verfügbar machen.
– macht er das usw. Gruppen: eine Gruppe konzentriert
sich auf die Mutter, die andere auf
Eine weitere Möglichkeit sprachli- Klaus usw. Literatur- und Quellenhinweis:
1) Aus: Erich Rauschenbach: Du gehst mir auf´n Keks.
cher Vorbereitung bietet das Üben Wenn die Spalten ausgefüllt sind, ist Vito von Eichborn Verlag, Frankfurt 1984.
bestimmter Redemittel aus dem Text der Hörtext in seinen wesentlichen Ele- 2) Aus: Johannes Hickel: Sanfter Schrecken. Blätter aus
dem pädagogischen Alltag. Quelle und Meyer,
in Form von Minidialogen, wie es im menten rekonstruiert. Heidelberg und Wiesbaden 1985.
achten Unterichtsschritt beschrieben Nun können Sie den Hörtext wie- 3) Bernd Kast: Jugendliteratur im kommunikativen
Deutschunterricht. Langenscheidt, München
wird. derholt abspielen, bis die Wissens- 1985.
lücken immer mehr gefüllt sind. 4) Barbara Noack: So kriegt man's heraus. In: 18 lebens-
lustige Geschichten. Heyne, München 1989, S.
Jedoch: Man sollte einen Hörtext, der 125 - 129. (leicht adaptiert)

Fremdsprache Deutsch 7
24 H Ö R V E R S T E H E N

Welche Lehrerin, welcher Lehrer kennt sie nicht:

HÖREN
die verzweifelte Suche nach einem passenden,
„guten HV-Text”? Wer kennt sie nicht: die durch
Erwartungs- und Leistungsdruck verstärkte
Angst der Lernenden vor der neuen Hörverste-

OHNE
hensaufgabe, die – entmutigt durch wiederholte
negative Erfahrungen – schon von vornherein zu
wissen glauben, daß sie „das Hörverstehen

ANGST
sowieso nicht schaffen”?
Hans Ludwig Bauer gibt in seinem Beitrag eine
Reihe praktischer Hinweise zum Abbau von
Angst und Leistungsdruck bei der Hörverstehens-
schulung und zeigt Möglichkeiten, Hörverstehen Atmosphärische Hörszenen und
im Unterricht „authentischer” zu gestalten. Hörbriefe • Von Hans Ludwig Bauer

I. „Atmosphärische Hör- men, um möglichst viele Informatio- Grundstufenniveau reduziert, bewegen


nen zu transportieren und abfragbares sich aber etwa im Rahmen dessen, was
szenen” für Anfänger Material zu bieten. Insbesondere soll- für das „Zertifikat Deutsch als Fremd-
Angst verschließt die Ohren ten weder bestimmte Inhalte, noch sprache“ vorausgesetzt wird.
Die Erfahrung zeigt: Die Angst vor dem bestimmte grammatische Themen ein-
Unbekannten, vor dem Neuen in Hör- gebaut und „abgearbeitet“ werden.
texten ist bei Anfängern oft so groß, Natürlich ist „Grammatik“ dennoch Zur Arbeit mit den
daß das Bekannte, das man doch „aus- auch in diesen Hörszenen überall prä- Hörszenen
beuten“ könnte, um das Unbekannte zu sent. Sprechen ist immer auch „Spre-
verstehen, oft gar nicht mehr wahrge- chen in Grammatik“. Wer will, kann 1. Orientierung –
nommen wird. Nur, wenn man die also in einem späteren Stadium auch entspanntes Hören
Angst vertreibt, werden die Ohren frei. „Grammatik machen“ und dazu die Geräusche hören
transkribierten Dialoge im Anhang des Das erste Hören sollte sich entspannt
Das Material Arbeitsheftes benutzen. auf das Ganze richten, auf die Sprech-
Angeboten werden kurze Hörszenen 1, atmosphäre, die Prosodie und vor
die zum größten Teil aus erlebten oder Die Adressaten allem auf die Geräusche. Geräusche
realitätsnahen Situationen entwickelt Adressaten der Hör-
worden sind. Ihnen liegt keine be- szenen sind erwach-
stimmte Progression zugrunde, die sene und jugendli-
Auswahl ist „rein zufällig“, so wie Situa- che Deutschlernen-
tionen sich eben ereignen und den de mit Grundkennt-
Lernenden einer Fremdsprache „unter- nissen. Vorausge-
kommen“. setzt werden etwa
100 Unterrichtsstun-
Freiheit bei den Aufnahmen den à 45 Minuten.
Bei den Aufnahmen der Szenen waren Auf jeden Fall sollte
den Sprechern zwar Situationen, Rol- man die „Atmosphä-
len und bestimmte „Verhaltenswei- rischen Hörszenen“
sen“, d. h. bestimmte Reaktionen vor- so früh wie möglich
gegeben, in der sprachlichen Realisie- „ausprobieren“.
rung jedoch waren die Sprecher frei Die Sprechgeschwin-
und spontan. Sie waren gleichsam Mit- digkeit ist normal, d.
autoren, authentische Textproduzen- h. es wurde keine
ten. Auf diese Weise erhielten wir ziem- „Rücksicht auf An-
lich „echte“ Texte. fänger“ genommen.
Auch Lexik und
Freiheit beim Hören Strukturen wurden
Die Dialoge wurden nicht aufgenom- nicht eigens auf

Willi Rieser. Aus: Das Buch vom Hören Fremdsprache Deutsch 7


25

sind ja oft sehr aufschlußreich für eine andere Geräusche:


Situation, ermöglichen ein erstes Ver- Schritte auf einem Weg?
stehen des Textes und bereiten das Waldweg? Straße? Kies-
weitere Verstehen vor. weg? - Wie viele Schrit-
Hörverstehen ist kein passives Auf- te? Wie viele Personen?
nehmen, sondern ein aktives Tun. Die • Bei der Szene „Sich
Aktivität der Lernenden muß jedoch durchsetzen“ – (Hör-
erst einmal „in Gang“ gesetzt, der Ler- text 16) gingen die
ner zur Aktivität befreit werden. Dies fantasievollen Vermu-
geschieht auf natürliche Weise durch tungen der Hörenden
die Konzentration auf die Geräusche, oft in verschiedene
die in der Vorstellung der Lernenden Richtungen: Kommt
einen situativen Kontext erstehen las- das Geräusch von
sen können. einer laufenden Du-
Am Anfang der Arbeit mit den Hör- sche? Oder ist es das
szenen steht also noch keine „sprach- Geräusch von anein-
liche Verstehensleistung“, sondern et- anderstoßendem
was viel Wichtigeres: Die Lernenden Metall? Vielleicht Ein-

kaufswagen in einem Titel finden


Supermarkt? Die meisten Hörszenen bestehen aus
• In der Szene „Eine mehreren Sequenzen. Die nächste Auf-
Überraschung“ – gabe besteht darin, in der Gruppe für
(Hörtext 17): Woher diese Sequenzen passende Titel (ein
kommt das (Papier-?) Wort oder ein kurzer Satz) zu finden.
Geraschel? Wird Auch diese gemeinsame Titelsuche
etwas ausgepackt? sorgt für eine entspannte Lernatmo-
sphäre.
Die Geräusch-„Einlei-
tungen“ zu den Szenen 2. Globales Verstehen
sind unterschiedlich Erst beim zweiten Hören sollen sich
lang. Oft kommen sie die Lernenden auf die verbalen Infor-
auch erst im Verlauf der mationen konzentrieren, zunächst auf
Hörszenen dazu. Ein die wenigen Fragen zum globalen Ver-
wichtiger Tip: Lassen ständnis.
Sie beim Vorspielen die Auch hier wieder ganz wichtig:
Titelansage auf dem Sprechen Sie danach über die Ver-
Tonband weg, um die stehenserfahrungen der Lernenden
Fantasie der Lernenden („habe ich gut/nicht gut verstanden,
stellen Vermutungen an über die Her- nicht zu beeinflussen, sie nicht durch weil …“).
kunft der Geräusche und die darge- verbale Impulse einzuschränken.
stellte Situation; im gemeinsamen 3. Detailverstehen
Gespräch über die Geräusche, die Halten wir fest: Die Geräusche am Erst beim dritten Hören geht es dann
womöglich in der Gruppe ganz unter- Anfang sind zunächst das Wichtigste. um Details. Hier richten sich die Fra-
schiedlich interpretiert werden, akti- (Die Fotos im Buch haben eine gen meist nach dem chronologischen
vieren sie selbst die sprachlichen Mit- sekundäre, erinnernde Funktion.) Das Ablauf der Szene, so daß das Tonband
tel, die ihnen in der Folge das Verste- Sich-Einhören in die Geräusche, in die zwischendurch auch gestoppt werden
hen erleichtern. Atmosphäre der Situation ohne die kann. Nun können und sollen die Sze-
Forderung nach verbalen Hörverste- nen ( oder auch einzelne Stellen) so oft
DREI BEISPIELE: hensleistungen, das gemeinsame Spe- abgespielt werden, bis alle Teilnehmer
• In der Szenenfolge „Münchner Im- kulieren über die Geräusche in der alle Fragen beantworten können.
pressionen“– (Hörtext 15) hört man Gruppe verjagt die Angst und macht
anfangs Vogelstimmen. Die Hörer die Lernenden offen und bereit für das, Interpretationsfragen
können nun überlegen: Spielt die was kommt. Sie bieten die Möglichkeit zu vielfälti-
Szene draußen? Im Wald? In einem gen freien Äußerungen und Stellung-
Park? Letzteres bestätigt sich durch

Fremdsprache Deutsch 7
26 H Ö R V E R S T E H E N

nahmen. Hier kann der Lehrer oder die Eine gute Mög- „ A T M O S P H Ä R I S C H E H Ö R Ü B U N G E N “
Lehrerin helfend eingreifen. lichkeit, Betroffen- zu Hörtext 15:
heit herzustellen,
Fragen zum genauen Wortlaut des sind sogenannte Hör-
Hörtextes briefe oder Kassetten- Teil 1
Wenn der Inhalt dann von allen gut ver- briefe. Dabei handelt
standen ist, können sich die Lernenden es sich um eine Form
auf bestimmte Formulierungen im der Klassenkorre-
Wortlaut des Textes konzentrieren, sie spondenz (siehe den
noch einmal bewußt abhören oder Beitrag von Ko Melief
erinnern. Das Gehörte ist in die Lücken in FREMDSPRACHE
des transkribierten Originaltextes ein- DEUTSCH Heft 1),
zusetzen (Kontrolle über die Trans- aber in diesem Fall in
kription im Textheft). Form von auf eine
Kassette gesproche-
Schlußbemerkung nen Texten. Das kön-
Die „Atmosphärischen Hörübungen“ nen Selbstdarstellun-
sind keine Hörverstehenstests mit Auf- gen, Interviews und
gaben zum Abfragen des Gehörten (z. andere Texte sein,
B. mit Hilfe von multiple choice-Aufga- die von Schülerin- Zu Hörtext 18:
ben). Diese Hörübungen wollen der nen und Schülern
Ausgangspunkt sein für gemeinsame selbst gesprochen Teil 1
Gespräche in der Klasse, so daß das werden. Die Kasset-
Hören, das Verstehen, das Sich- tenbriefe enthalten
Äußern, das Sich-über-das-Gehörte- dann häufig Fragen
Verständigen wie in der realen Kommu- an die Adressaten,
nikationssituation eng ineinander ver- die im Rückbrief
woben sind. beantwortet werden,
so daß ein echter
Dialog, eine echte
II. Hörbriefe Kommunikationssi-
Hörtexte, darüber besteht inzwischen tuation mit Hören –
Einigkeit, sollten so „authentisch“ wie Verstehen – auf Band
möglich sein. Gefordert werden Ton- gesprochenen
aufnahmen, die den Eindruck größt- Anworten entstehen
möglicher Authentizität vermitteln, kann.
Aufnahmen mit Muttersprachlern oder Hörbriefe bieten
gar live-Mitschnitte. zudem jedem Lehrer,
Ein wichtiger Aspekt wird dabei jeder Lehrerin und
jedoch häufig außer acht gelassen: Der allen Schülern die Teil 1
beste Hörtext ist ein Text, der beim Möglichkeit, jeweils
Hörer Betroffenheit hervorruft, das aktuelle, brandneue
heißt: Der Inhalt des Textes soll ihn Hörtexte zu produ-
persönlich etwas angehen, so daß er zieren, die auch wirk-
ihn aus eigenem Impuls verstehen lich für alle Beteilig-
möchte und nicht, weil eine Aufgabe ten von Interesse
ihn dazu zwingt, sich mit dem Text zu sind.
beschäftigen. Solche Hörbriefe
Solche Elemente möglicher Betrof- können zwischen
fenheit bieten z. B. authentische Inter- Deutschklassen des-
views mit deutschen Jugendlichen2, selben Landes, aber
aber auch bestimmte Werke der auch verschiedener
Jugendliteratur (von Peter Härtling, Länder oder zwischen Schulklassen in FREMDSPRACHE DEUTSCH hilft ger-
Christine Nöstlinger u. a.), die in Form Deutschland (z. B. Englisch- oder Spa- ne bei der Suche nach Partnerklassen
von „Audio“-Büchern angeboten wer- nischlernenden) und Deutschklassen in Deutschland. Schreiben Sie uns!
den. in anderen Ländern (z. B. Deutschler-
Zu denken wäre auch an Hörspiele, nenden in England oder Spanien) hin- 1) HansAnfänger.
Ludwig Bauer: Atmosphärische Hörszenen für
Cassette mit 20 Hörübungen. Arbeits-
speziell für jugendliche Deutschlernen- und hergeschickt werden. buch. Textheft. Inter Nationes 2. Auflage 1990.
de geschrieben.

Fremdsprache Deutsch 7
27

– AUFGABEN AUS DEM ARBEITSBUCH Inhalt der zu diesem Heft gehörenden Tonkassette:
Zu Hörtext 18:
Artikel: Hörtexte
Peter Bimmel/ Hörtext 1: Textausschnitte 1–5
Mariet van de Ven Hörtext 2: An der Bude
Hörtext 3: Der Anruf
Hörtext 4: Der Lautsprecher 1–6
Hörtext 5: Das Wetter im Radio
Hörtext 6: Feuerstuhl-Geschichte
Hörtext 7: Chaos im Kinderzimmer

Ursula Hirschfeld Hörtext 8: Intonation


Hörtext 9: Unterscheidung von Einzellauten
Hörtext 10: Betonung
Hörtext 11: Erkennen von Einzellauten
Hörtext 12: Pausen
Hörtext 13: Phonem-Graphem

Barbara Dahlhaus Hörtext 14: Der Anruf

Hans Ludwig Bauer Hörtext 15: Münchner Impressionen


Hörtext 16: Sich durchsetzen
Hörtext 17: Eine Überraschung
Hörtext 18: Familienszenen,Teil1 und Teil 2

Ilse Cauneau Hörtext 19: Brummen


Hörtext 20: Frequenzanteile hören

Gabriele Neuf-Münkel Hörtext 21: Das Märchen vom


Gevatter Tod,
Hörsequenzen 1– 4

Gu Yünying Hörtext 22: Anruf beim Arzt


Hörtext 23: Praxis Dr. Hitzler
Hörtext 24: Beim Arzt
Hörtext 25: In der Apotheke
Zu Hörtext 18, Teil 1:
Kees van Eunen Hörtext 26: Lied „Sonntagnachmittag
auf dem Balkon“

Arbeitsgruppe Hörtext 27: Das Telefonspiel


Bordeaux

Jan van Weeren Hörtext 28: Zirkus in Amerika


Hörtext 29: Zieh Leine, Bello
Hörtext 30: Sag mal, Kordelia
2) Empfehlenswert sind z. B.:
W. Eggemann/ W. Grabsch/ R. Landschoof: Sieben junge Leute stellen sich vor. Text- Hörtext 31: Ich habe gelesen
buch. 2 Kassetten. Klett Edition Deutsch, München 1989.
D. Meijer/ M. van Kampenhout/ E. Weiß: Das sind wir. Leipziger Schüler berichten. Hörtext 32: Den besten Ansatz
Schülerheft. Kassette. Video. Goethe-Institut, München 1991.

Hörtext 33: Kostproben deutscher Dialekte

Fremdsprache Deutsch 7
28 H Ö R V E R S T E H E N

Hören und trifft. Dieser Schall wird jedoch nicht kontinu-

HÖREN- Ausspracheschulung im
Deutschunterricht
ierlich in unserem Gehirn verarbeitet, sondern
wir hören, verarbeiten, hören dabei schon wie-
der Neues usw. Während des Hörens konstitu-

BRUMMEN-
iert unser Gehirn die Information. Wäre es
sonst möglich, einem Nachrichtensprecher zu
folgen, wenn wir darauf angewiesen wären, erst
jeden Ton, selbst jedes Wort gehört zu haben,

SPRECHEN Von Ilse Cauneau

Wer sich in einer fremden Sprache ausdrücken will, wird


bevor wir verstehen können? Während wir
einem Gesprächspartner oder einer Diskussion
zuhören, verarbeiten wir das Gehörte und
bereiten gleichzeitig schon eine Antwort vor.
Diese Art des Hörens vorausgesetzt, muß
im Sprachunterricht von Anfang an darauf ge-
besser verstanden, wenn Intonation und Rhythmus achtet werden, daß strukturierende Elemente
stimmen. In ihrem Beitrag stellt Ilse Cauneau Übungs- wie Akzentsetzung, häufig vorkommende Laut-
verbindungen, Sprechrhythmus und Intonation
formen und Korrekturtechniken vor, mit deren Hilfe
bewußt gemacht werden. Für das Deutsche gilt,
Intonation und Satzrhythmus der deutschen Sprache über daß akzentuierte Silben/Wörter die Haupt-
Hören und Sprechen geübt werden können. informationsträger sind. Zwischen akzen-
tuierten Silben liegen Intonationstäler, die für
ein erstes Hören, eine schnelle Informationser-

B
evor Sie anfangen, diesen Arti- fassung zweitrangig sind.
kel zu lesen, sollten Sie eine „Können Sie mir bitte sagen, auf welchem Gleis der Zug nach Paris abfährt?“
kleine praktische Übung
machen. Schließen Sie die Augen unbetonter Vorlauf Intonationstal unbetonter Nachlauf

und konzentrieren sich etwa eine


Minute auf alle Geräusche, die Sie außerhalb In dem obigen Satz liegt die Betonung auf
des Raumes hören. (Wenn Sie jemanden haben, „Gleis“ und „Paris“, und dies ist ausschlagge-
der die Zeit mißt, ist es noch besser.) Danach bend für die Antwort des Bahnbeamten, des-
notieren Sie oder erzählen Ihrem Gesprächs- halb sollten die beiden Wörter auch vom Fra-
partner, was Sie gehört haben. Nach dieser klei- genden hervorgehoben werden.
nen Auswertung schließen Sie wieder die Lerner einer neuen Sprache haben jedoch
Augen und konzentrieren sich auf die Geräu- in der Regel die Tendenz, alles hören, bzw. ver-
sche, die Sie innerhalb des Raumes hören und stehen zu wollen aus Unsicherheit, sie könnten
werten dies genauso aus. Schließlich schließen etwas Wichtiges „überhören“. In Wirklichkeit
Sie die Augen ein drittes Mal und hören in Ihren besteht die Unsicherheit jedoch im Erkennen
Körper hinein. Haben Sie gehört, wie Ihr Magen der neuen Lautbilder und Hörkonventionen. Sie
rumort? Oder wie Ihr linkes Knie knackt? verlangen dann vom Lehrer, langsamer zu spre-
Nun haben Sie sich so gut auf das, was Sie chen. Manche Unterrichtende denken auch, sie
hören, konzentriert, daß Ihnen die Konzentrati- könnten durch besonders lautes Sprechen den
on beim Lesen ganz leicht fallen wird. Lernern helfen. Beides ist jedoch nicht gut und
ist vor allem keine echte Hilfestellung. Lautes
Hören? Wie geht das vor sich? Passiert das Sprechen verstärkt alle Frequenzen und führt
nicht von selbst? Ohne unser Zutun? Sicher zu diffusem Hörverstehen. Übermäßig langsa-
haben wir diesen Eindruck, wenn wir beden- mes Sprechen verfälscht den normalen
ken, was wir manchmal alles hören müssen, was Sprechrhythmus einer Sprache, und dadurch
uns eigentlich nicht interessiert, oder was wir schleichen sich Aussprachefehler beim Unter-
mithören, ohne daß wir es beabsichtigen also richtenden ein, denn es führt dazu, daß die
ohne hinzuhören. Aber dennoch wählen wir – Akzente falsch gesetzt oder zuviele Akzente
bzw. unser Gehirn – aus, was wir hören. gesetzt werden. Dies kann zwar im Unterricht
den Lernern die Illusion geben, alles verstehen
zu können, entspricht jedoch nicht der
1. Hören als diskon- Sprachrealität und führt außerhalb des Unter-
tinuierlicher Prozeß richts zu Frustrationen: „Mein Lehrer spricht
anders! Die Deutschen sprechen alle zu
Wir sind fast ständig von Schall umgeben, der schnell!“ (Ganz zu schweigen von den vor Ort
an unser Ohr und somit auf unseren Gehörsinn, gesprochenen Dialekten.)
die entsprechenden Gehörzentren im Gehirn,

Fremdsprache Deutsch 7
29

2. Hörprobleme führen zu cherrolle, der Rolle der beteiligten Sprecher,


der Beziehung der Sprecher untereinander. All
Ausspracheproblemen diese Elemente erlauben den Lernern, sich in
Mit der Entwicklung der Muttersprache(n) fe- die Situation hineinzuhören und wenn der Rah-
stigt sich im Gehirn ein dieser Sprache entspre- men klar ist, auch die Informationen heraus-
chendes Lautsystem, wodurch sowohl Hören zuhören, die das Hörverständnis ermöglichen.
als auch Sprechen gesteuert werden. Wenn nun Deshalb sollten auch Dialoge, die in irgendeiner
eine neue Sprache gelernt wird, deren Lautver- Weise als Modell für spätere Sprachproduktion
bindungen nicht den bereits im Gehirn gespei- dienen, lang genug und vor allem auch - wenn
cherten entsprechen, so funktioniert das vor- es der Situation entspricht, redundant sein. Das
handene Lautsystem wie ein Raster: neue Laute Rezeptive, das Einhören, sollte am Anfang Vor-
werden bereits vorhandenen angeglichen, bzw. rang vor zu langen Produktionsphasen haben.
verändert. Deutsche Vokale gibt es z. B. in vie-
len anderen Sprachen, dennoch kommt es zu Übungsformen und Korrekturtechniken
Aussprachefehlern bei den Vokalen, weil die Bei der Übung von Aussprache und Ausspra-
deutschen Vokale verschiedene Formen anneh- chekorrektur kann mit ein paar einfachen Prin-
men können wie lang, geschlossen und zipien ziemlich viel erreicht werden:
gespannt oder kurz, offen und entspannt: Aal - • Rhythmus und Intonation sind wichtiger als
alle, Besen - besser, Ofen - offen usw. Einzellaute. Wenn wir genau hinhören, war-
um ein Ausländer, der Deutsch lernt, schwer
Andere Laute existieren in der Muttersprache zu verstehen ist, spielen dabei Rhythmus
nicht und werden nicht wahrgenommen. Ein und Intonation eine größere Rolle als die
typisches Beispiel für viele (nicht alle) Deutsch- falsche Aussprache von Einzellauten. Des-
lerner ist der Laut [ ]. Der Satz „Ich habe Hun- halb sind Übungen in Dialogform oder in der
ger“ wird meist nach dem Gehör als „Ich habe Ich-Form (Monologe) sehr nützlich. Lerner –
Hunner“ wiedergegeben. Ist das Wort oder der auch noch die Fortgeschrittenen – müssen
Laut [ ] jedoch schon als ng gelesen worden, immer wieder üben, wie im Deutschen die
wird er [ng] ausgesprochen. Andrerseits wer- Akzente verteilt werden. Eine allgemeine
den auch Laute, die in der Muttersprache kei- Tendenz von Deutschlernern geht dahin,
nen Phonemcharakter haben, also nicht bedeu- regelmäßig jede zweite oder dritte Silbe zu
tungsunterscheidend sind, oft nicht eindeutig betonen, sei es, weil ihre Muttersprache eine
wahrgenommen und mal so, mal so ausgespro- ähnliche Konvention hat, oder aus Unsicher-
chen wie z.B. [r] und [l] bei japanischen Mut- heit. Im Deutschen ist es jedoch wichtig für
tersprachlern. den Zuhörer, daß jeweils die bedeutungstra-
genden Silben/Wörter betont werden.
• Eine Hilfe, Intonation und Rhythmus besser
3. Tips für die zu hören, ist das Brummen. Brummen bedeu-
Unterrichtspraxis tet ein Aneinanderreihen von tiefen Frequen-
zen. Da die tiefen Frequenzen für die Satzme-
Einhören lodie bestimmend sind, ist Summen oder
Oft wurde und wird im kommunikativen Unter- Brummen von Dialogelementen eine Vorstufe
richt das Hören als rezeptive Fähigkeit vernach- zum Hörverstehen. Brummen kann in zwei
lässigt zugunsten der Sprachproduktion. Die Phasen zu Hilfe genommen werden:
Deutschlernenden hören kurze Dialogeinheiten • Beim Einhören können Dialogteile erst ein-
und sollen sie so schnell wie möglich frei mal „gebrummt“ gehört und ausprobiert
anwenden. Die oben angeführten Probleme werden. Hier stört noch keine falsche Aus-
beim Hören einer neuen/fremden Sprache wer- sprache eines Lautes, es geht nur um das
den dabei nicht immer genügend berücksich- Erfassen von Intonation und Rhythmus (Hör-
tigt und die Lerner werden „zu Naturtalenten“ text: 19)
(Göbel 1986) erklärt, die schon irgendwie rich- • Eine weitere Wöglichkeit ist, Dialogelemente
tig sprechen lernen. Es geht in der Tat nicht um in ausgewählten Frequenzanteilen zu hören.
das Erfassen von Einzellauten, sondern um das Zuerst die tiefen Frequenzen, dann werden
Erfassen von Bedeutungen über akustische die hohen dazugenommen, und schließlich
Merkmale. Dabei spielen Intonation und Rhyth- wird das normale Klangbild mit allen Fre-
mus, Intensität und auch Emotionalität eine quenzen gehört (Hörtext 20).
wichtige Rolle. Sind die Dialoge zu kurz, bleibt • Auch beim Korrigieren kann das Brummen
auch manches unberücksichtigt, was zur Kom- eines Satzes hilfreich sein, weil dadurch die
munikation gehört: Klarer Kontext (Ort, Spre- Aufmerksamkeit auf Intonation und Rhyth-
cher, Zeit, Thema), Klarheit der eigenen Spre- mus gelenkt werden. Das ist wichtig, denn

Fremdsprache Deutsch 7
30 H Ö R V E R S T E H E N

Intonation und Rhythmus bilden das „Ske- umgebung gebracht werden. Spannung und
lett“ der Aussage. Auch rücken die Einzellau- Entspannung innerhalb eines Satzes sind dabei
te und die Angst, bei der Aussprache etwas von Bedeutung. Geschlossene, gespannte Voka-
falsch zu machen, etwas in den Hintergrund. le werden beispielsweise am besten gehört,
Nachdem ein Satz „gut gebrummt“ worden wenn sie am Ende einer Satzfrage stehen, denn
ist, läßt er sich viel leichter aussprechen. dort ist die Spannung im Satz am größten, alles
Weitere Möglichkeiten, die Lernenden für Into- tendiert auf die Antwort „ja“ oder „nein“ hin.
nation und Rhythmus zu sensibilisieren: BEISPIELE: Möchten Sie Brötchen mit Mohn?
• Atemübungen können der Ausspracheschu- Ist das die Eugenstraße?
lung vorgeschaltet werden. Sie dienen einer- Auch [ç] oder [ ] können an dieser Stelle
seits der Konzentration und entwickeln besser wahrgenommen werden.
andererseits bei den Beteiligten ein Gefühl BEISPIELE: Nehmen Sie Honig?
für bewußtes Sprechen. In einem weiteren Trinken Sie den Kaffee mit Milch?
Schritt erzählen die Teilnehmer von sich Ist die Hose nicht zu eng?
selbst oder führen kurze Dialoge mit der Vor- Bei fallender Intonation im Aussagesatz oder
gabe, sich daran zu halten, daß sie in einem im Befehl fällt die Spannung am Satzende ab,
Satz höchstens zwei Elemente betonen. Sie es lassen sich also besonders gut entspannte
können so üben, den Luftdruck zu regulieren: Vokale hören (und dann auch sprechen).
für die akzentuierten Silben brauchen sie BEISPIELE: Gib mir das Messer!
mehr Luft, und den Rest des Satzes können Du solltest das Rauchen lassen!
sie mit weniger Luftdruck im sogenannten Auf einen gespannten Konsonanten folgt ein
Intonationstal – auch ein wenig leiser, wenn offener, entspannter Vokal. So probieren
sie wollen – sprechen. Bei dieser Übung kann Babys das Sprechen. Ihre ersten „Wörter“
eine begleitende Handbewegung, die den Ein- sind in ziemlich allen Sprachen „mama“,
und Ausatmungsvorgang unterstützt, sehr „papa“ oder „tata“ nach dem Prinzip: auf
hilfreich sein. Spannung folgt Entspannung. Auch das kön-
• Eine nuancierte Aussprache, bei der betonte nen wir für den Unterricht heranziehen:
Silben durch lauteres Sprechen hervorgeho- BEISPIELE: Wo ist hier die Kasse?
ben und unbetonte Silben im Intonationstal Zeigen Sie Ihren Paß!
oder im unbetonten Vor- oder Nachlauf leiser Zum Kuckuck nochmal!
gesprochen werden, kann es den Lernenden Eine Tasse Wasser ... usw.
erleichtern, den Satzrhythmus zu hören. Die Beispiele müssen natürlich aus dem
Dabei dürfen aber Tempo und Rhythmus Unterrichtskontext genommen werden, an
nicht verändert werden. dieser Stelle kann nur das Prinzip erklärt
• Klopfen oder Klatschen des Rhythmus ist eine werden.
weitere Hilfe bei der Einübung der Satzmelo-
die. (Wichtig dabei ist, daß die Lehrerin Bei den aufgeführten Techniken geht es in
richtig klopft oder klatscht. Manchmal muß erster Linie darum, daß die Lernenden einen
das durchaus zuerst geübt werden.) bestimmten Laut oder den Rhythmus besser
• Eine nicht zu vernachlässigende Technik bei hören, denn nur, was gehört, wahrgenommen
der phonetischen Korrektur ist das Rück- und als neue Komponente in das Lautinventar
wärtskorrigieren. Stolpert einer der Lernen- aufgenommen ist - also beim nächsten Hören
den über den Satz „Kommt ihr heute Abend auch wiedererkannt werden kann, kann mit der
mit ins Kino?“ empfiehlt sich folgendes Vor- Zeit auch richtig ausgesprochen werden. Diese
gehen: Vorgehensweisen sollen auch zeigen, daß
.............................................................. ins Kino? Hören in Verbindung mit Ausspracheschulung Literaturverzeichnis:
........................................... Abend mit ins Kino? nicht dem Zufall überlassen werden muß und Cauneau, Ilse: Hören Brummen
Sprechen. Angewandte
................................ heute Abend mit ins Kino? die Lerner keine „Naturtalente“ (s.o.) sein müs- Phonetik im Unterricht
........... Kommt ihr heute Abend mit ins Kino? sen, sondern daß wir als Unterrichtende Mög- Deutsch als Fremdspra-
che. Handbuch. Begleit-
• Spannung und Entspannung spielen bei der lichkeiten haben, Hören optimal zu gestalten buch. Cassette. Klett Edi-
Aussprache von Einzellauten eine wichtige mit dem Ziel, den Lernenden zu einer besseren tion Deutsch München,
1992.
Rolle. Deutsche Konsonanten wie /p/, /t/, /k/ Aussprache zu verhelfen. Göbel, Richard: Probleme und
und /s/ werden sehr gespannt und zum Teil Möglichkeiten der Aus-
sprachearbeit im Unter-
aspiriert ausgesprochen. Um dies besser zu richt. In: Deutsch lernen
Gehör zu bringen, eignet sich Flüstern. Dabei 3/86.
Renard, Raymond: La méthode
treten gespannte Laute stärker hervor und verbo-tonale de correc-
werden besser wahrgenommen. tion phonétique. Centre
de Phonétique Appli-
• Einzellaute können oft besser wahrgenom- quée à Mons, Didier,Bru-
men werden, wenn sie in eine günstige Laut- xelles 1979.

Fremdsprache Deutsch 7
31

Haben Sie sich schon einmal über einen Gesprächspartner

DER
Übungen zur Ausbildung der
geärgert, der Ihnen dauernd ins Wort fällt, Sie nicht aus-
reden läßt, Sie mitten im Satz unterbricht, Ihren Satz zu
Ende führt und ihnen gar die Pointe Ihrer Erzählung raubt?
Trotz Ihres verständlichen Ärgers – die Erklärung für dieses

DICKE
Verhalten ist leicht: Ihr Gesprächspartner kennt Sie –
wahrscheinlich ist ihm auch die Sache, über die Sie
sprechen nicht ganz neu, vor allem aber: Sie sprechen

Antizipations- und dieselbe Sprache. Ihr Partner weiß um die Bedeutungen


und Bedeutungsfelder der Wörter, die Sie gebrauchen, er

JUNGE
Speicherfähigkeit
kann die einzelnen Informationen miteinander verbinden,
er kann Informationen speichern, „vorausdenken” und
sogar vorausformulieren.
Ein fremdsprachiger Zuhörer, der Ihre Sprache noch nicht
so gut beherrscht, könnte – selbst wenn er wollte – Ihnen

WEINT,
Von Gabriele Neuf-Münkel
nicht ins Wort fallen, weil ihm das für das Erfassen Ihrer
Äußerungen vorausgesetzte Wissen, viele Wörter, vielleicht
auch die Bedeutung ganzer Sätze fehlen. Das bedeutet
auch, daß seine Fähigkeit zu antizipierendem Hören und

WEIL …
zum Speichern fremdsprachiger Informationen noch nicht
genügend ausgebildet ist. Beides muß also entwickelt
werden.

1. Antizipationsübungen Antizipationsübungen für verstehendes


Hören haben zwei Voraussetzungen:
Antizipieren von Satzenden und Sätzen a) Sie müssen in einem hohen Tempo durchge-
Man könnte sich auf den Standpunkt stellen, führt werden (denn Hören ist im Gegensatz
daß antizipierendes Hören für den Lerner einer zum Lesen ein zeitabhängiger Prozeß; jede für
Fremdsprache erst auf einer sehr fortgeschrit- die Ausbildung des Hörens konzipierte Übung
tenen Stufe des Spracherwerbs möglich ist. In muß deshalb den Faktor Zeit miteinbeziehen).
einem gewissen Sinn mag dies auch zutreffen. b) Es ist eine bestimmte Reihenfolge zu berück-
Aber trotzdem wäre es falsch, wenn eine Didak- sichtigen: Sprechen (der Lehrende spricht) –
tik des Hörverstehens darauf verzichten wür- Hören (der Lernende hört) – Sprechen (der Ler-
de, Hörübungen zu konzipieren, die bereits auf nende spricht /„fällt ins Wort“).
sehr früher Stufe des Spracherwerbs die Mög-
lichkeiten von Antizipation zukünftiger Rede Vorschlag 1
dem Lerner bewußt machen und diese zumin- Wählen Sie ein kleines Thema, das Sie in der
dest in Ansätzen vorbereiten. Fremdsprache bereits behandelt haben: Ein-
Die Übungen, die wir Ihnen vorschlagen, kauf; Verkehr; Spiel; Schule. Sie haben eine be-
wirken teilweise eher spielerisch. Aber Sie kön- stimmte Lexik zu diesem Thema erarbeiten las-
nen viel dadurch erreichen: ein freieres Verhält- sen, Ihre Schüler verfügen über Vorstellungen,
nis des hörenden Lerners zu gesprochenen wie einzelne Prozesse in diesem Bereich ge-
Texten in der Fremdsprache. wöhnlich verlaufen.
Einige der Übungen werden Sie vielleicht an Konzipieren Sie nun einen Text, zerlegen Sie
Lückentexte erinnern, die Ihren Schülern vi- diesen in Einzelsätze, sprechen Sie deren An-
suell präsentiert, dann komplettiert und an- fänge vor und lassen Sie diese Sätze in mög-
schließend korrigiert werden. Aber dies lichst raschem Tempo von einzelnen Schülern
täuscht. zu Ende führen. Grammatische Fehler sollte
man zunächst nicht berücksichtigen. Aber Sie
können die ganze Übung auf Cassette aufneh-
men und im nachhinein einige besonders gelun-

Fremdsprache Deutsch 7
32 H Ö R V E R S T E H E N

gene sprachliche „Prognosen“ herausheben, ei- Psychologen haben durch Experimente be-
nige sehr fehlerhafte verbessern. Wir wählen wiesen, daß ein Hörer, der die Bedeutung die-
als Beispiel das Thema Einkauf. Mögliche Satz- ses Satzes erkennt und „speichert“, das Struk-
anfänge, die der „Phantasie“ der Lerner immer turwort „weil“ sozusagen als Verstehensschlüs-
breiteren Raum geben, wären z. B.: sel gebraucht, weil es die bestimmte Beziehung
der beiden durch „weil“ verbundenen Sätze an-
• Gestern war mein Kühlschrank fast leer, deshalb … zeigt: das Grund-Folge-Verhältnis. Folgende
• Vor dem Geschäft standen … Schreibweise kann dies verdeutlichen:
• In dieses Geschäft gehe ich gern; denn …
• Zuerst ging ich zu den Regalen, wo … weil
• Bei der Butter stellte ich fest, daß die Preise … Unfall Auto zu schnell
• An der Theke, wo Käse und Wurst verkauft wurden, standen … (Folge) (Grund)
• Ich mußte …
• Dann brauchte ich noch Getränke. Ich wählte … Für das antizipierende Hören des Mutter-
• Mit meinem Wagen ging ich … sprachlers spielen Strukturwörter eine ent-
• Als ich bezahlen wollte, bemerkte ich zu meinem Schrecken, … scheidende Rolle: Sie dienen als eine Art Weg-
• Aber ich hatte Glück … weiser für die kommende Information. Wenn
man Wörter wie weil, denn, aber, wenn, damit
usw. hört, dann kann der konkrete Inhalt des
Vorschlag 2: folgenden Satzes zwar nicht immer vorwegge-
Bildgeschichten als Basis für Antizipa- nommen werden, aber es ist eine Richtung vor-
tionsübungen gegeben: es folgt mit Sicherheit die Angabe
Auch Bildgeschichten, die gewöhnlich als eines Grundes, eines Gegensatzes, einer Bedin-
Basis für mündliche und schriftliche Produk- gung, eines Ziels. Für den Fremdsprachenunter-
tion dienen, können zur Ausbildung eines anti- richt speziell im Hörverstehen hat dies die Kon-
zipierenden Hörens verwendet werden. sequenz, daß die Verwendung dieser Struktur-
Die auf Seite 33 abgedruckte Bildgeschichte wörter soweit wie möglich automatisiert,
ist dem 1. Band von DEUTSCH AKTIV entnom- besser interiorisiert sein muß.
men.1 Auch für diesen Zweck hat es sich bewährt,
wenn der Lehrende mündlich Sätze vorgibt, die
Legen Sie Ihren Schülern die einzelnen Bil- dann möglichst rasch von den Lernern in den
der vor und beginnen Sie die Sätze, die dann verschiedensten Varianten zu Ende geführt
von den Schülern ergänzt werden. Nehmen Sie werden müssen. Dadurch, daß (produktiv) In-
die entstehende Geschichte wieder auf Casset- halte verschiedenster Art mit diesen Struktur-
te auf, um den entstehenden Text zu kontrol- wörtern verbunden werden, kann erwartet wer-
lieren. den, daß der Lernende ihre Bedeutung und ih-
ren Gebrauch so interiorisiert hat, daß sie ihm
bei der Rezeption auch zeitabhängiger Hörtex-
Auf Gleis 1 stand … In einem Abteil … Da wurde die Türe … te als „Wegweiser“ dienen können. Wir nennen
Sie fragte, … Der dicke Mann … Da brachte die hübsche … einige Bespiele. Verändern Sie diese je nach Al-
Der dicke Mann sprang auf … Dann geschah etwas … ter und Sprachniveau Ihrer Schülerinnen und
Die junge Dame führte … Wahrscheinlich war es … Der dicke Mann … Schüler.
Ich habe mir ein Fahrrad gekauft, weil …
Wir kaufen uns kein Auto, denn …
Vorschlag 3: Das Kind ist nicht nach Hause gekommen.
Antizipationsübungen mit Strukturwör- Deshalb …
tern Der Planet Erde ist bedroht. Denn …
Übungen zum Thema Strukturwörter ken- Ich habe mir ein Fahrrad gekauft, aber …
nen Sie sowohl aus dem Grammatikunterricht Die Gruppe hat viel Geld gesammelt. Trotz-
als auch aus der Arbeit mit sogenannten Lese- dem …
texten. Das Haus meiner Verwandten liegt in einer ru-
Es ist zu bedauern, daß spezielle Hörübun- higen Straße. Dagegen …
gen zu diesem Thema selten sind. Dabei hängt
das vom Faktor Zeit bestimmte Hören in hohem Hypothesenbildung auf der Basis vor-
Maße von einer „automatisierten“ Verwendung gegebener und gehörter Informationen
des Wissens ab, das der Lerner über Struktur- Wenn wir davon ausgehen, daß (hörende und
wörter der Zielsprache bereits erworben hat. lesende) Rezeption von Texten durch ein Zu-
Wir wählen ein einfaches Beispiel: „Es gab sammenspiel aufwärtsgerichteter und abwärts-
einen Unfall, weil das Auto zu schnell fuhr.“ gerichteter Prozesse erfolgt (siehe dazu das

Fremdsprache Deutsch 7
33

„Aktuelle Fachlexikon“ S.61), dann tra-


gen die in 1.1 vorgeschlagenen Übun-
gen dazu bei, dem Hörer gegenüber
den aufwärtsgerichteten Prozessen ei-
ne souveränere Beziehung auf kom-
mende Wortfolgen zu vermitteln.
Nicht weniger wichtig sind Antizipa-
tionsübungen für abwärtsgerichtete
Prozesse. Sie ermöglichen Hypothesen-
bildungen für längere Passagen, die
dann dem Hörer als „roter Faden“ die-
nen können.
Für solche Antizipationsübungen
eignen sich sehr viel mehr Textsorten, Aus: Deutsch Aktiv1,
Langenscheidt
als der Lehrer zunächst vermuten möchte: Wie Gerard Westhoff 2 am Beispiel des in
• Bei sogenannten expositorischen Texten den Alpen spielenden Märchens „Madrisa“
könnten z. B. das Textthema analysiert und schön gezeigt hat, können Märchen, in einer
daraus unter Umstände Teilthemen abgeleitet bestimmten Form dargeboten, auch Fremd-
werden. sprachenlerner anregen, vorauszudenken und
• Bei argumentativen Texten (besonders bei hypothetische Fortsetzungen zu diskutieren.
dialogischen Texten wie z.B. Diskussionen) die- Dabei wird der Text nicht als
nen die Grundpositionen „Pro“ und „Contra“ ganzer präsentiert, sondern in
als Wegweiser für die Auffindung und Formulie- aufeinanderfolgenden Teilen.
rung möglicher Argumente vor dem Hören. Er bricht an bestimmten Stel-
Wenn dann der gesprochene Text rezipiert len ab – die Lernenden werden
wird, wird auch der Schüler, der nicht alles ver- aufgefordert, Hypothesen über
stehen kann, zumindest erfassen können, wel- den weiteren Fortgang aufzu-
che Diskussionsteile bereits vorweggenommen stellen. Anschließend können
wurden, wo neue Gesichtspunkte auftauchen sie dann am Text überprüfen,
bzw. bereits genannte ergänzt werden. ob ihre Prognosen der im Text
• Bei narrativen Texten besteht die Möglich- präsentierten Version entspre-
keit, aufgrund eines allgemeinen Erfahrungs- chen. Wir meinen, daß im
wissens (vielleicht auch auf der Basis der Fremdsprachenunterricht
Kenntnis ganz bestimmter fiktionaler Textsor- nicht nur Leser (darauf bezie-
ten) die mögliche nächste Handlungsstufe zu hen sich Westhoffs Ausfüh-
skizzieren. rungen), sondern auch Hörer
vor Aufgaben ähnlicher Art gestellt werden
Neben der allgemeinen Schulung der Antizi- sollten. Dabei sind selbstverständlich einige
pationsfähigkeit hat eine solche Methode noch Modifikationen gegenüber den Westhoffschen
einen Vorteil, der gar nicht zu überschätzen ist: Vorschlägen notwendig.
Neue Wörter können phasenweise eingeführt Das ausgewählte Märchen ist der berühm-
werden. Sie tauchen bei Antizipationsversu- ten Sammlung der Brüder Grimm entnommen3.
chen der Schüler gelegentlich in deren Mutter- Sein Titel lautet: „Der Gevatter Tod“. Allerdings
sprache auf, werden als für diesen Kontext not- ist der gesprochene Text (Hörtext 21, Hörse-
wendige erkannt – ein Faktum, das für die Se- quenz 1 – 4) gegenüber dem geschriebenen ge-
mantisierung und die Merkfähigkeit hilfreich ist. kürzt und vereinfacht.
Wir möchten Ihnen nun am Beispiel eines Wir gehen von der Überschrift aus. Sie ist
Märchens illustrieren, wie eine solche Unter- seltsam, fast absurd und enthält ein Wort, das
richtsstunde verlaufen könnte. in vielen Kulturen nicht nur als Lexem, sondern
Märchen sind Texte, die ursprünglich in vie- auch von seinem Inhalt her unbekannt ist: der
len Varianten mündlich tradiert wurden. Erst Gevatter – der Taufpate, der – neben den Eltern
Jahrhunderte nach ihrer Entstehung wurden – für das Wohl des Kindes verantwortlich ist. Er
sie verschriftlicht. sorgt für dessen Ausbildung, hilft in finanziellen
Deswegen eignen sie sich besonders gut für Notlagen, gibt seinem Patenkind Geschenke.
das Erzählen, d. h. eine Art mündlichen Vor- Wenn Sie diesen Begriff genau erläutert ha-
trags, bei der inhaltlich ein „roter Faden“ fest- ben, dann fordern Sie zu ersten Hypothesenbil-
steht, dieser aber auf unterschiedlichem dungen auf, die Sie (freilich nur, soweit dies nö-
sprachlichen Niveau dargestellt und ausge- tig ist), auch in der Muttersprache Ihrer Schü-
schmückt werden kann. ler formulieren lassen können. Was bedeutet

Fremdsprache Deutsch 7
34 H Ö R V E R S T E H E N

es, wenn man den Tod zum Paten hat? Welche hat er diese Informationen gespeichert. Gespei-
Umstände führen Eltern zu dieser Wahl? … chert kann nur werden, was verstanden wor-
Bereiten Sie dann die erste Hörsequenz vor. den ist.
Ihre Schüler müssen nicht alle Wörter kennen,
um den Inhalt des gesprochenen Textteils zu Dies bedeutet: die erste Stufe der Verarbei-
verstehen und den weiteren Verlauf der tung ankommender Wortfolgen besteht – nach
Geschichte zu prognostizieren. Aber Kernwör- den Erkenntnissen der Psycholinguistik – darin,
ter sollten Sie vorgeben. Gehen Sie dabei von aus diesen Worten „Bedeutungen“, kleinste und
einem zentralen Begriff aus und lassen andere kleinere „Sinneinheiten“ zu schaffen. Dabei
Wörter zuordnen. übernimmt das Gedächtnis in den meisten Fäl-
Für die erste Hörsequenz schlagen wir als len nicht die wörtlichen Formulierungen des
ein solches Kernwort Armut bzw. sein Antonym Sprechers, sondern es speichert diese Bedeu-
Reichtum vor. tungen in vereinfachter sprachlicher Form.
Auf der Basis dieser Wörter können Sie eine (Z. B. haben Experimente ergeben, daß im Pas-
zweite Hypothesenbildung anregen. Sie wird, siv formulierte Mitteilungen oft im Aktiv erin-
da durch die vorgegebenen Lexeme eingeengt, nert und reproduziert werden.)
sehr viel näher am Text sein, den die Schüler
anschließend hören werden. In einem weiteren Arbeitsschritt werden
Hörsequenz 1
Präsentieren Sie dann die diese Inhaltsteile zueinander in Beziehung ge-
arm arbeiten
e Armut / e Not / e Arbeit ≠ r Reichtum Hörsequenz 1 (wenn nötig setzt und in eine sogenannte hierarchische
fehlen an es fehlt an nichts mehrmals). Ordnung gebracht. Das verarbeitende Gedächt-
Für die Arbeit nach der nis unterscheidet zwischen Wiederholungen,
Präsentation schlagen wir fünf Schritte vor: für den roten Faden nicht unbedingt notwendi-
1. Sichern Sie das Verständnis durch ein kurzes gen, vielleicht ausschmückenden Teilen, wich-
Gespräch mit den Schülern. Lenken Sie tigen Einzelheiten und den größeren „Teilthe-
durch Fragen, wenn dies notwendig ist. men“, die den Hauptgedanken zusammengehö-
2. Lassen Sie nun Hypothesen zur nächsten render Sätze (beim Lesetext würde man von
Hörsequenz bilden. Notieren Sie Aussagen Abschnitten sprechen) darstellen. Ohne diesen
der Schüler an der Tafel. Helfen Sie bei For- Akt verstehenden und ordnenden Speicherns
mulierungsschwierigkeiten, ohne Stellung zu ist Hörverstehen nicht möglich. Denn verstan-
nehmen. dene und gespeicherte Informationen sind so-
3. Geben Sie dann Kernwörter für die nächste zusagen die Anknüpfungspunkte für noch nicht
Hörsequenz und lassen diesen andere Wör- gesprochene Rede – ohne Erinnerung an be-
ter zuordnen. reits gesprochene Inhalte ist zukünftige Rede
Hörsequenz 2 4. Lassen Sie – auf der Basis ohne Basis.
e Arznei s Heilkraut
der Kernwörter – weitere
r Arzt zu Häupten/
krank gesund zu Füßen Hypothesen bilden. Viel- So verläuft – grob dargestellt – der Prozeß
leicht gelingt es bereits, beim muttersprachlichen Hörer. Die Schwierig-
r Gehorsam r Ungehorsam den kommenden Textteil keiten für den Fremdsprachenlernenden liegen
(gehorchen) (=etwas gegen den „vorerzählen“ zu lassen. auf der Hand. Wir fassen sie in vier Punkten zu-
Willen eines anderen tun)
5. Spielen Sie die nächste sammen:
Hörsequenz 3 Hörsequenz vor. 1. Er hat Mühe, längere Wortfolgen, aus denen
e List drohen Der auf Cassette gesproche- dann Bedeutungen geschaffen werden kön-
(überlisten) betrügen ne Text ist insgesamt in 4 nen, im Gedächtnis festzuhalten.
verzeihen Hörsequenzen geteilt. 2. Er hat Mühe, die ankommenden Wortfolgen
Im Kasten links haben wir die (er kennt manche dieser Wörter nicht ein-
Hörsequenz 4
e Höhle Wörter zusammengestellt, mal) zu Bedeutungen zu verarbeiten.
s Licht die für das Verständnis der 3. Er hat noch nicht die Fähigkeit, in Sekunden-
verlöschen/ausgehen einzelnen Textteile unbedingt bruchteilen schwieriger formulierte Wen-
so tun als ob notwendig sind. (Wählen Sie dung zu verkürzen und zu vereinfachen.
sich rächen
aus bzw. ergänzen Sie!) 4. Er ist aus diesen Gründen nicht in der Lage,
die in der Rede übermittelten Informationen
zu gewichten, d.h. in eine hierarchische Ord-
2. Speicherübungen nung zu bringen.
Speichern – ein mehrstufiger Verarbei-
tungsprozeß im Kurzzeitgedächtnis Wenn wir diese vier Gesichtspunkte berück-
Wenn ein Hörer Inhalte, Informationen, die be- sichtigen, ergeben sich brauchbare Hinweise,
reits gesprochen wurden, in seinem Gedächtnis wie wir Speichern von gesprochener Sprache in
so aufbewahrt, daß er sie erinnern kann, dann der Fremdsprache erleichtern bzw. üben.

Fremdsprache Deutsch 7
35

Hinweise und Übungen zum Problem


„Speicherfähigkeit“

• Hilfen, Informationen zu gewichten:


Da gerade dieser Punkt auf der Grundstufe des
Spracherwerbs im allgemeinen nicht oder nur
sehr defizitär gelingt, empfiehlt es sich, dem
Hörer einen Teil dieser komplizierten“Arbeit“
abzunehmen. Dies geschieht dadurch, daß man
ihm vor dem Hören die Teilthemen bzw. die die-
se bestimmenden Schlüsselwörter vorgibt.
Wenn diese obersten Ordnungselemente vorge-
geben sind, dann besteht auch auf frühen Stu-
fen sprachlicher Ausbildung die Möglichkeit,
diesen die Details, die Einzelinformationen zu-
zuordnen. Mit anderen Worten: durch die Vor-
Lokalisation der Funktionen
gabe von Teilthemen und/oder Schlüssel- des Großhirns nach K. Kleist.
wörtern (zu denen auch Strukturwörter gehö- Bereiche des Hörens sind
ren können!) erleichtern wir in hohem Maße Sie können eine solche Übung auch als Vor- blau gekennzeichnet.
die absteigenden Prozesse, – denn der Hörer bereitung auf schwierige Sätze verwenden, die
hat jetzt (nur) noch die Aufgabe, bereits vorge- in einem Ihrer „Hörtexte“ enthalten sind. Redu-
gebene „Bedeutungen“ mit gehörten zu identifi- zieren Sie auf den Kernsatz, lassen Sie nach-
zieren. Da er sie bereits vor dem Hören kennt, sprechen, erweitern Sie schrittweise, bis der
muß er sie im Akt des Hörens nicht mehr auffin- Satz als ganzer präsentiert ist.
den, sondern kann sie verwenden, um andere,
diesen hierarchisch untergeordnete Textteile • Übungen zu vereinfachenden und verkür-
zu verstehen und zuzuordnen. zenden Formulierungen:
Wenn das Speichern von Bedeutungen eher
• Behalten von Wortfolgen – Verkürzungen: möglich ist, wenn es in einer vereinfachten
Die im folgenden vorgeschlagene Übung sollte sprachlichen Form geschieht, so sind alle
häufig – mit immer verschiedenen Inhalten – Übungen, die einer vereinfachenden, synony-
durchgeführt werden, weil sie die in 1 – 3 ge- men Ausdrucksweise dienen, eine Vorbereitung
nannten Defizite betrifft. auf Hörverstehen.
1. Lassen Sie einen Kernsatz nachsprechen! Aber solche „Umformungen“ sollten auch –
2. Erweitern Sie diesen Kernsatz immer um ei- von Anfang an – sprechend/hörend/sprechend
ne Bedeutungseinheit (z.B. ein Attribut, eine durchgeführt werden.
Angabe, einen Nebensatz), und lassen Sie Der Lehrer gibt einen komplexen (z.B. im
nach jeder Erweiterung nachsprechen! Passiv formulierten Satz) vor – der Lerner hört
3. Verkürzen Sie dann den Satz auf wichtige ihn und bemüht sich, in hohem Tempo eine ein-
Wörter und lassen Sie diese nachsprechen, fachere Wendung zu finden, die inhaltlich äqui-
vielleicht sogar schreiben! valent ist. Beispiel:
Wir geben ein Beispiel: Vorgabe des Lehrers: Trotz intensiver Suche der
Kernsatz: Der Junge weint. Erweiterungen: Polizei konnte das Fahrrad nicht gefunden wer-
1. Der dicke Junge weint. den.
2. Der dicke Junge von nebenan weint. Mögliche Schülerversion: Polizei fand das Fahr-
3. Der dicke Junge von nebenan weint laut. rad nicht. Literatur-
4. Der dicke Junge von nebenan weint laut, weil verzeichnis:
sein Fahrrad gestohlen wurde. • Eigene Notate (1) Neuner, Gerhard et al.:
5. Der dicke Junge von nebenan weint laut, weil Um gesprochene Inhalte für längere Zeit zur Deutsch aktiv 1. Ein
Lehrwerk für Erwach-
sein neues Fahrrad gestohlen wurde. Verfügung zu haben, gibt es auch die Möglich- sene. Langenscheidt,
6. Der dicke Junge von nebenan weint laut, weil keit, daß der Hörer mitnotiert, d.h. sich eine Art Berlin, München, Wien,
Zürich 1979, 49.
sein neues Fahrrad gestohlen und nicht mehr auf- Texttelegramm anfertigt, aus dem er dann spä- (2) Westhoff, Gerard J.: Didak-
gefunden wurde. ter wieder wichtige Inhalte rekonstruieren tik des Leseverstehens.
Strategien des voraussa-
7. Der dicke Junge von nebenan weint laut, weil kann. Da das Notieren noch einmal eine Verar- genden Lesens mit
sein neues Fahrrad gestohlen und trotz polizei- beitungsstufe darstellt und eine Reproduktion Übungsprogrammen.
Hueber, München 1987,
licher Ermittlungen nicht mehr aufgefunden auf der Basis eigener Notizen große Schwierig- 121 – 122.
wurde. keiten bereitet, sollte man die Bearbeitung der- (3) Brüder Grimm: Kinder- und
Hausmärchen. Band 1.
Verkürzung: Junge weint, weil Fahrrad gestohlen art komplexer Aufgaben erst auf einer sehr fort- Reclam Nr. 3191. 227 –-
und nicht mehr gefunden. geschrittenen Lernstufe fordern. 131.

Fremdsprache Deutsch 7
36 H Ö R V E R S T E H E N

Der folgende Beitrag zeigt besonders deutlich, daß beim Hörverstehen nicht nur
sprachliche Schwierigkeiten bewältigt werden müssen. Große kulturelle Unterschie-
de zwischen der Herkunftskultur und der Kultur des Zielsprachenlandes können das
Hörverstehen stark beeinträchtigen. Daß diese kulturellen Unterschiede bewußt
gemacht werden müssen, wird an einem Beispiel gezeigt.

„Ich bin krank


und brauche einen Termin.“
Hörverstehensprobleme chinesischer Deutschlernender · Von Gu Yünying

I
n den Antworten zu einer Umfrage bau ganz erheblich unterscheiden, chi- wobei für Chinesen vor allem die End-
an Goethe-Instituten des In- und nesische Deutschlernende also mit stellung des Verbs völlig fremd ist und
Auslandes tauchte immer wieder einer Vielzahl neuer sprachlicher Kate- ihnen besondere und ungewohnte
der Hinweis auf die besonders großen gorien vertraut gemacht werden müs- Gedächtnisleistungen abverlangt.
Probleme auf, die asiatische Deutsch- sen. Das beginnt bereits auf der Laut-
lernende, insbesondere Chinesen und ebene, wo z. B. der Austausch von /l/
Japaner, mit dem Verstehen gespro- und /r/ im Deutschen die Bedeutung 2. Unterschiedliche
chener deutscher Texte haben (vgl. eines Wortes ändert (Lampe-Rampe), Kulturen
Solmecke, 1991). Tatsächlich sind die im Chinesischen aber nicht.
Hörverstehensprobleme chinesischer Weiterhin ist das Chinesische eine Zwischen Deutschland und China, zwi-
Deutschlernender zwar besonders Sprache ohne Flexionsformen. Es hat schen einem hochentwickelten Indu-
groß; sie unterscheiden sich aber keine Deklination, keine Artikel, keine striestaat und einem Land, das noch
nicht grundsätzlich von denen anderer Konjugation. In der deutschen Sprache von agrargesellschaftlichen Strukturen
Lerngruppen. Bei näherem Hinsehen gibt es sechs Zeitformen, in der chine- geprägt ist, gibt es eine Vielzahl kultu-
erkennt man vor allem drei Ursachen sischen nur drei. Präpositionen gibt es reller Unterschiede. Unterschiede
für Schwierigkeiten, nämlich: zwar in beiden Sprachen, ihre Eigen- betreffen den Stand der Technik und
1. große Unterschiede zwischen schaften aber unterscheiden sich ganz den Lebensstandard, aber auch das
dem chinesischen und dem deut- erheblich. Grundlegende Unterschiede Verhältnis der Menschen zu Raum und
schen Sprachsystem; sind auch im Satzaufbau festzustellen, Zeit, das Individuum und seine Bezie-
2. große Unterschiede zwi- hung zur Gesellschaft, unter-
schen der chinesischen schiedliche Vorstellungen von
und der deutschen Kul- Privatheit und Öffentlichkeit,
tur, ihren Erscheinungs- Unterschiede in den Bereichen
formen, ihren Wertvor- Arbeit, Wissenschaft, Recht
stellungen und Normen; und nicht zuletzt eben auch in
3. die fehlende Vermittlung der Sprache. Diese Unterschie-
wirksamer Texterschlie- de sind so groß, daß gegensei-
ßungstechniken im tige Verständigungsschwierig-
Deutschunterricht. keiten nicht leicht überwunden
Im folgenden soll auf den werden können.
ersten Punkt nur kurz, auf die
beiden anderer ausführlicher Zur Privatsphäre gehört z.
eingegangen werden. B. in Deutschland vieles, was in
China der Öffentlichkeit zuge-
rechnet wird. So ist etwa in
1. Unterschiedliche Deutschland eine Krankheit
Sprachsysteme eine Privatsache, die nur den
Patienten und den Arzt etwas
Ein Sprachvergleich zeigt, daß angeht. In China dagegen ist sie
sich die chinesische und die kein Geheimnis, sondern eine
deutsche Sprache in ihrem Auf- öffentliche Angelegenheit.

Fremdsprache Deutsch 7
37

Generell treffen, wenn chinesische


Lernende deutsche Texte verstehen
wollen, zwei verschiedene Erfahrungs-
welten mit unterschiedlichen Perspek-
tiven und Wertvorstellungen aufeinan-
der. Ohne Kenntnis deutscher Lebens-
und Denkweisen, deutscher Wertvor-
stellungen und Normen ist das Verste-
hen deutscher Texte sehr schwierig
oder sogar unmöglich. Es ist deshalb
kein Wunder, daß chinesische
Deutschlernende zwar oft die einzel-
nen Wörter eines Satzes oder Textes
verstehen, aber nicht den Zusammen- turelle Unterschiede zu verdeutlichen könnten. Um diese Probleme zu besei-
hang bzw. den Sinn. Daher muß der und ihnen von Anfang an das Eindrin- tigen, ist ein Training der Verstehens-
Lehrer Vorwissen und Vorverständnis gen in die dem Deutschen vertraute strategien unerläßlich.
der Lernenden in seine Überlegungen Alltagswelt zu ermöglichen. Nur unter Die Lernenden müssen erkennen,
zur Durchführung einer Hörverständ- dieser Voraussetzung kann der Verste- daß „Hörverstehen“ nicht „Wort für
nisübung einbeziehen. hensprozeß überhaupt erst in Gang Wort verstehen“ bedeutet, sondern
kommen. vor allem auf das Verstehen des
Bereits im Anfangsunterricht tau- wesentlichen Inhalts abzielt. Beim
chen Grundsituationen des alltägli- Hören müssen sie versuchen, inhaltli-
chen Lebens wie Essen, Wohnen, sich 3. Fehlende Beherr- che Textzusammenhänge zu verste-
Kleiden, Fortbewegung, Einkaufen und schung der Texterschlie- hen, nicht isolierte Wörter und deren
Arbeiten auf, die man zwar in beiden strukturelle Bezüge. Um das zu kön-
Kulturen vorfindet, die sich in ihren ßungstechniken nen, benötigen sie Verstehenstechni-
Erscheinungsformen aber erheblich Vor mehr als zehn Jahren begann in ken, bei deren Aneignung ihnen der
unterscheiden. Die bloße Lexikonbe- China eine neue Ära im Deutschunter- Unterricht durch entsprechende Ver-
deutung jener Begriffe sagt noch nichts richt. Die Grammatik-Übersetzungs- fahren helfen muß.
darüber aus, welche unterschiedlichen Methode verlor ihre beherrschende
materiellen, individuellen und gesell- Stellung. Im Deutschunterricht, sowohl
schaftlichen Aspekte sich mit ihnen in der Germanistikabteilung als auch in 4. Integration landes-
verbinden. Dasselbe Wort kann also Intensivkursen, wurde nunmehr dem kundlicher Informa-
bei Angehörigen des deutschen oder Hören und Sprechen große Aufmerk-
des chinesischen Kulturraums ganz samkeit geschenkt. Es wird auch disku- tionen und Training von
verschiedenartige Deutungsaktivitäten tiert, ob der kommunikative Ansatz in Verstehenstechniken
auslösen. So wird sich ein chinesischer China Fuß fassen könnte.
Student bei dem Wort „wohnen“ etwas Aufgrund der eben beschriebenen
anderes vorstellen als ein deutscher Da die grammatische Progression Erkenntnisse wird im Lehrplan für
Student. Für jenen ist es z. B. selbstver- in den Lehrwerken weiterhin eine Intensivkurse zur Vorbereitung auf ein
ständlich, daß man bei den Eltern große Rolle spielt, sind die Texte Studium bzw. auf Fortbildungsmaß-
wohnt oder daß man ein Zimmer von sprachlich streng kontrolliert und ent- nahmen in Deutschland festgelegt, daß
seiner Arbeitseinheit zugewiesen sprechend der sprachlichen Komple- Landeskunde bzw. Kulturdifferenzen
bekommt, wenn man heiraten will. xität abgestuft. Da grammatische Phä- und die Technik der Texterschließung
nomene die Übungen dominieren, tritt in den Kurs zu integrieren sind. Das
Das Verstehen gesprochener Texte die authentische Sprache in den Hin- Lehrwerk „Ziele“* soll die Bestimmun-
findet nicht im luftleeren Raum statt, tergrund. Aus diesem Grund sind die gen des Lehrplans verwirklichen. Wie
sondern es ist immer in einen situati- Lernenden z. B. nicht fähig, einen Text im Unterricht versucht wird, die
ven und kommunikativen Kontext ein- auf bestimmte Informationen hin beschriebenen Probleme zu bewälti-
gebettet. Um diesen Kontext und damit anzuhören. Wenn ein unbekanntes gen, soll im folgenden durch die
die Texte zu verstehen, müssen die Wort vorkommt, sind sie sofort ver- Beschreibung zweier Unterrichtsstun-
Lernenden die relevanten Unterschie- wirrt. Ihre Angst vor dem unbekannten den zum Hörverstehen verdeutlicht
de zwischen der Ausgangs- und der Wortschatz ist so groß, daß Bekanntes werden.
Zielkultur kennen bzw. im Laufe des im Text nicht mehr wahrgenommen
*Adressaten des Lehrwerks: erwachsene Anfän-
Sprachkurses kennenlernen. Da der wird, obwohl die unbekannten Elemen- ger, Techniker und Hochschullehrer;
deutsche und der chinesische Alltag te vom Gesamtsinn her zu erschließen Material: Lektion 12, Hörverstehen Teil 1
sich sehr stark unterscheiden, ist es wären oder als unwesentlich für das Zeit: Zwei Unterrichtsstunden (120 Minuten)
besonders wichtig, den Lernenden kul- Verständnis vernachlässigt werden

Fremdsprache Deutsch 7
38 H Ö R V E R S T E H E N

3. Gelenktes Anwenden: Hören und


sprechen.
Rollenspiel: Die Lernenden spielen
Arzthelferin und Patientin.

Hörtext 24: Beim Arzt


1. Vorbereitung: Neue Wörter mit Hilfe
der Zeichnungen einführen.
2. Hörstrategie trainieren: Selegieren-
des Hören.
Außerdem werden Erschließungstech-
niken wie Antizipation trainiert. Z.B. :
Im Hörtext wird nicht gesagt, was für
ein Arzt Dr. Hitzler ist. Nur wenn man
den Inhalt des Textes versteht, kann
man auf seine Spezialisierung
schließen.
3. Gelenktes Anwenden: Hören, lesen,
schreiben.
Als Vorübung zur Sprachproduktion
wird ein im Buch abgedrucktes Rezept
gelesen. Fragen zum Rezept werden
Abb. aus dem Lehrwerk „Ziele“ schriftlich beantwortet.

Erster Schritt: Einführung in das 2. Hörstrategie trainieren: kursori- Hörtext 25: In der Apotheke
Thema sches Hören. 1. Hörstrategie trainieren: Selegieren-
1. Erwartungen aufbauen mit Hilfe von Die Lernenden sollen auf der Textebe- des Hören.
Bildern (siehe Abbildungen); ne folgende Fragen beantworten: Wer 2. Freies Anwenden:
2. Persönlichen Bezug herstellen und antwortet am Telefon? Und: Worum Die Lernenden sollen zum Thema “Was
Quellen kultureller Mißverständnisse handelt es sich? machen Sie, wenn Sie in China einen
abbauen, indem die Situation in China 3. Gelenktes Anwenden: Hören und Arzt aufsuchen möchten?” frei spre-
mit der entsprechenden in Deutsch- mitschreiben. chen.
land verglichen wird: Was macht man Die Lernenden sollen beim Hören
in China, was in Deutschland, wenn einen Lückentext ergänzen. Literaturverzeichnis:
Bork, Iris: Schwierigkeiten chinesischer Deutschlerner
beim Verständnis deutschsprachiger Prosa. Ein
Hörtext 23: Praxis Dr. Hitzler Praktikumsbericht. In: INFO DAF 2/1984, 46 – 55.
In China In Deutschland Gu, Yünying: Kommunikative Kompetenz und Skills. In:
• Man muß keinen Termin • Man muß vorher einen Termin 1. Vorbereitung: DAAD-Dokumentationen und Materialien. Chine-
ausmachen. ausmachen. Wenn etwas a) Neue Wörter im Kontext ein- sisch-Deutsches Germanistentreffen. Beijing
1986.
dazwischen kommt, muß man den führen. Neuner, Gerhard u. a.: Übungstypologie zum kommuni-
Termin absagen. kativen Deutschunterricht. Langenscheidt, Mün-
• Fast alle Sprechstunden finden • Wenn keine Sprechstunde ist, chen 1981.
zur gleichen, allen bekannten Zeit teilt ein automatischer Anrufbeant- ders.: Zur Arbeit mit authentischen Hörtexten im Unter-
richt. In: Textarbeit – Sachtext. iudicium, Mün-
statt. Man kann zu jeder Zeit den worter mit, wann der Arzt Sprech- chen 1985.
Arzt aufsuchen. stunde hat und wo der Notarzt zu Reinbothe, Roswitha: Landeskunde im Deutschunter-
finden ist. richt in China. In: Kulturkontraste im DaF-Unter-
• Eine Krankheit ist kein • Der Arztbesuch ist richt. iudicium, München 1986.
Rössler, Helmut: Aspekte des Lernens und Lehrens an
Geheimnis. Was einem fehlt, ist Privatangelegenheit. Der Patient einer chinesischen Hochschule. Am Beispiel der
eine öffentliche Angelegenheit. spricht mit dem Arzt hinter 1. Fremdsprachenhochschule Beijing. In: Müller,
verschlossenen Türen. Bernd-Dietrich/Neuner, Gerhard (Hg.): Praxis-
probleme im Sprachunterricht. iudicium, Mün-
chen 1984, 49 – 75.
man krank ist? Im Unterricht wird von b) Mit Hilfe der Zeichnung auf kulturel- Solmecke, Gert: Hörverstehen im Fremdsprachenunter-
den chinesischen, also den vertrauten le Unterschiede aufmerksam machen: richt Deutsch als Fremdsprache – Ergebnisse
einer empirischen Untersuchung. In: pv Aktuell,
Gegebenheiten ausgegangen. Wie klingelt man an der Tür? Wie wird Goethe–Institut, München 1991, 10–13.
die Tür aufgemacht?
Zweiter Schritt: Übungen zu
verschiedenen Hörtexten 2. Hörstrategie trainieren (selegieren-
Hörtext 22: Anruf beim Arzt des Hören): Die Lernenden sollen Ant-
1. Vorbereitung: Neue Wörter im Kon- worten auf folgende Fragen heraus-
text, in den abgebildeten Situationen hören : Ist die Patientin mit oder ohne
einführen. Arzttermin gekommen? Und: Was
bedeuten die Geräusche?

Fremdsprache Deutsch 7
39

„Life is music!” heißt es in


einem Lied. Da ist sicher etwas
Wahres dran, aber in mancher
Schule ist davon wenig bemerk- Life is
bar, und in manchem Deutsch-
unterricht noch weniger. Als
Deutschlehrer sollte man viel
häufiger die Möglichkeit nut-
zen, seinen Unterricht auf recht
unkomplizierte Weise lebhafter
und damit motivierender zu
music -
oder etwa nicht?
machen. Um so mehr als Lieder
gerade auch im Rahmen der
Hörverstehensschulung sinnvoll
eingesetzt werden können. Lieder im Deutschunterricht • Von Kees van Eunen

auch musikalisch altersgemäß einge- Hitparaden-Erfolg des Österreichers


setzt werden; unter didaktischen Falco). Auch nicht-deutschsprachige
Gesichtspunkten ist jedoch jedes Lied Künstler machen manchmal interes-
geeignet , ob es sich nun um Schlager, sante Sachen auf deutsch: Milva, Italie-
Ein wichtiger Grund, Lieder im Unter- um Rock- und Popmusik, um Lieder- nerin, und Herman van Veen aus den
richt einzusetzen, ist – neben dem machertexte oder um Kunstlieder han- Niederlanden seien hier genannt.
Motivationsschub, den ein gut gewähl- delt. Entscheidend ist, wie man im
tes Lied bewirken kann – ihr landes- Unterricht damit umgeht.
kundlicher Wert. Lieder vermitteln im- Bei der Liedauswahl braucht man sich
plizit und explizit Informationen über natürlich nicht auf die bundessdeut-
das Leben im Zielsprachenland, über sche Szene zu beschränken: auch in
die Art und Weise, wie Menschen mit- der Schweiz und in Österreich gibt es
einander umgehen, über Soziales und interessante Personen und Gruppen Auch der Einsatz mundartlicher Lieder
Sozialpolitisches. Kleine und große (man denke nur an den mehrmaligen ist nicht von vornherein auszu-
Ereignisse werden gestreift, schließen. Geeignete plattdeut-
Ängste und Glücksgefühle zum Wichtige Gesichtspunkte für den Einsatz von Liedern im sche und ostfriesische Lieder
Ausdruck gebracht. Kurzum: Unterricht: findet man bei Knut Kiesewet-
Landeskunde, zum Lied kompri- ter, schwäbische Lieder bei der
miert. Und: Ein Lied ist ein • Ein Lied sollte nicht für rein idiomatische oder grammatikalische Ziele Gruppe Haindling (siehe die
„authentischer Text“. Das gilt mißbraucht werden. Liedercassette mit Broschüre
übrigens für jedes Lied, vom • Die Schülerinnen und Schüler sollen auf das Lied reagieren; sie sollen sich der Niederländischen Gruppe
kitschigen Schlager bis hin zum selbst “einbringen” können bei der Arbeit am Lied. „Deutsch macht Spaß“).
bitterbös sarkastischen Lieder- • Die didaktische Arbeit darf das Lied nicht kaputtmachen, d. h.: Was schön
machertext. Wer seine Schüle- am Lied ist, nämlich das Hören, soll auch im Unterricht schön sein. Das Unser Beispiel:
rinnen und Schüler erfahren las- bedeutet: Sonntagnachmittag auf dem
sen will, daß authentische Texte • Ein Lied nicht für Übungen ausschlachten und durch Übungen Balkon Text und Musik von
doch leichter zu verstehen sind “fertigmachen”; Michael Esche (Hörtext: 26 )
als gefürchtet – ein Erfolgser- • Das Lied nicht immer an den Anfang des Unterrichts stellen, sondern zuerst
lebnis, das große Befriedigung - soweit inhaltlich und sprachlich nötig - vorbereiten und dann erst - als Das Lied stammt von der Lang-
auslösen kann – ist mit Liedern Ganzes, ohne Unterbrechung - hören lassen. Wenn das Lied kompliziert ist, spielplatte „E-Musik“ (Ahorn
im Unterricht nicht schlecht kann das bedeuten, daß das Lied erst am Ende der Unterrichtseinheit Nr. 6.24962 AP; © Gorilla Musik
beraten. gehört wird. Verlag, Hamburg, Dauer: etwa 3
• Musikalisches (Melodie, Rhythmus, Instrumentalisierung, Stimme des Minuten). Mit der früheren LP
Sängers/der Sängerin) unter Umständen im Konzept berücksichtigen, „Unterhaltungsmusik“ (Ahorn,
Doch: Welches Lied? besonders dann, wenn es um inhaltlich relevante Markierungspunkte geht. Nr. 6.24509) hatte Esche zu
Lieder jeder Art sind im Unter- Ein Liedermacher wie Konstantin Wecker z. B. setzt Instrumente sehr gezielt Beginn der 80er Jahre Furore
richt einsetzbar. Zwar empfiehlt ein. Wenn Schülern das bewußt gemacht wird, erleichtert das häufig das gemacht. Joachim Deicke
es sich, darauf zu achten, daß Verstehen. schrieb in der Berliner Stadt-
Lieder sowohl inhaltlich wie zeitung „zitty“ (3/1981) dazu:

Fremdsprache Deutsch 7
40 H Ö R V E R S T E H E N

„... Esches Texte lesen sich wie Aus- genaue Umkehrung von 'Muzak‘, von ren Erfahrungen in den Niederlanden,
züge aus einem Tagebuch, manchmal Supermarktberieselung.” den USA und in Frankreich schon in
sind es witzige oder kritische Ge- der Lage, das Lied global zu verstehen.
schichten, meist aber versucht er, sei- Das Verstehen wird durch Esches raffi-
ne persönlichen Probleme mit unserer nierte Mischung von Text, Melodie und
Wegwerfgesellschaft in den Liedern Verkehrsgeräuschen sehr erleichtert.
aufzuarbeiten. Auch wenn dabei die Auch das Thema schien uns für die
Musik recht locker-popmäßig ge- Diese Beurteilung paßt auch gut auf Behandlung im Deutschunterricht
trimmt ist, machen die Lieder betrof- den „Sonntagnachmittag auf dem Bal- interessant: der starke Verkehr, der die
fen. Seine 'Unterhaltungsmusik‘ fordert kon“. Auch hier muß man zuhören. Städte und das Leben in den Städten
Konzentration; man muß bei den Und das geht sehr gut: Schüler ab dem kaputtmacht. Ein Thema, das heute
Songs zuhören, diese Musik ist die zweiten Jahr Deutsch sind nach unse- noch aktueller ist als vor 10 Jahren.

Didaktisierungsvorschlag
NIKOLAUS ESCHE:
Sonntagnachmittag auf dem Balkon Siehe dazu die entsprechenden Aufgaben auf den Arbeitsblättern.

Sonntagnachmittag auf dem Balkon Schritt 1: Während der ersten 15 Sekunden auf derTonkassette hört man nur
oh, was könnt es Schönres geben Verkehrslärm. Diese 15 Sekunden hören lassen. Dazu wird ein
Assoziogramm an der Tafel erstellt.
ich lieg im Liegestuhl, rundherum Beton
und fühl mich wohl
Was für Geräusche hört ihr?
Sonntagnachmittag auf dem Balkon
sag, was könnt es Schönres geben Danach bearbeiten die Schüler Aufgabe 1 auf Arbeitsblatt 1.
nein, ich brauche keine Costa del Sol Vermutlich werden am häufigsten Bild 1 und 4 in Zusammenhang
mit dem Lied gebracht.
ich fühl mich wohl

Unten auf der Durchgangsstraße Schritt 2: Aufgabe 2 wird nach kurzer Vorbereitung im Plenum behandelt. Die
brodelt der Verkehr Schüler dabei möglichst nicht beeinflussen.
dröhnt es auch herauf
mich stört es nicht
ich habe Ohrenschützer auf
Schritt 3: Das Lied wird ohne Textvorlage gehört.
zieht ein Düsenjet vorbei
Aufgabe 3. Was haben die Schüler jetzt verstanden?
stell ich mir vor Die Ergebnisse von Aufgabe 1. noch einmal betrachten. Würden die
das sei die Brandung Schüler dem Lied jetzt andere Bilder zuordnen?
vom Strand von Hawai Das Lied noch einmal vorspielen, den Text dabei mitlesen lassen.
und wird es mir zu laut
dreh ich nur das Radio auf Schritt 4: Klassengespräch über die Ergebnisse von Aufgabe 4 (Arbeitsblatt 2).
Die Schüler begründen ihre Meinungen.
Ich seh den Himmel nicht
die Luft ist schmutzig grau Schritt 5: Mit oder ohne Textvorlage (je nach Sprachstand eventuell nur über
wie hinter mir die Wand das Hören ) den Wortschatz aufarbeiten. Sämtliche Begriffe, die in
die Nachbarn fahrn in ´n Süden Aufgabe 5 einzutragen sind, sind im Lied enthalten. Die Aufgabe
und verbrennen sich die Haut kann auch als Hausaufgabe gegeben werden.
hier krieg ich keinen Sonnenbrand
ich mach die Augen zu Schritt 6: Jetzt kommt der Nachbar ins Spiel, der „in denSüden fährt“. Seine
und atme durch den Mund Lage ist wenig erfreulich; er steckt im Stau! (Arbeitsblatt 3)
und döse vor mich hin Jeder Gruppe Gelegenheit bieten, ihr Ergebnis zu präsentieren.
und wenn´s auch noch so stinkt und dröhnt Eventuell anschließend die ausgefüllten Arbeitsblätter an die Wand
hängen lassen.
ich bin daran gewöhnt

Sonntagnachmittag auf dem Balkon ... Anschließend das Lied gegebenenfalls noch einmal hören lassen.

Legende Einzelarbeit Plenum (Zuhören)

Kleingruppe Cassette

Plenum (Gespräch) Lesen

Fremdsprache Deutsch 7
ARBEITSBLATT 1

1. Du hörst den Beginn eines Liedes - sehr kurz, nur 15 Sekunden.


Was denkst du: Welches Bild paßt zum Lied?
erlag
Süddeutscher V
a ng Filser/ 2
© Wolfg
1 © H.-J. Krumm

4 © Bilderdienst Südd. Verlag

3
© Hubert Eichheim

2. a) Noch einmal: Wo spielt das Lied wohl? in einer Stadt ■


auf dem Land ■
________________ ■
b) Vorteile des Ortes: ______________________________________________________________________

Nachteile des Ortes: ____________________________________________________________________

c) Möchtes du dort leben?

■ Ja, denn ______________________________________________________________________________

■ Nein, denn ____________________________________________________________________________

Fremdsprache Deutsch 7
ARBEITSBLATT 2

3. Du hast das Lied nun gehört -


Was hast du verstanden?
Welches Bild/Welche Bilder von 1. passen zu dem Lied? Hast du deine Meinung vielleicht geändert?

4. „... und ich fühl mich wohl”


Welche Gründe mag der Sänger dafür haben?

__________________________________________

__________________________________________

__________________________________________
... und ich fühl
mich wohl
__________________________________________

__________________________________________

__________________________________________

__________________________________________

5. Wie heißt das auf deutsch? Bitte füll die Wortkärtchen aus!

Fremdsprache Deutsch 7
ARBEITSBLATT 3

6. „...die Nachbarn fahren in'n Süden“

Das ist er, der Nachbar, der in den Süden fährt.


Er denkt gerade an seinen Nachbarn daheim auf
dem Balkon.
Was mag er wohl denken?
Bitte schreib seine Gedanken auf!

Zeichnungen: Christa Janik

Fremdsprache Deutsch 7
44 H Ö R V E R S T E H E N

Richtig kombiniert, Dr. Watson


oder Der Lernende als Detektiv
Zur Arbeit mit (Kriminal-)Hörspielen im Fremdsprachenunterricht
Von der Didaktik-Arbeitsgruppe am Goethe-Institut Bordeaux 1

Hörspiele im Deutschunterricht – das klingt verlockend, ist aber gar nicht so einfach zu
realisieren, denn es ist nicht leicht, geeignete Hörspiele zu finden.
Warum das so ist? Deutschsprachige Hörspiele sind für deutschsprachige Hörer
geschrieben. Das bedeutet nicht nur, daß sie sich an keine Wortschatz- oder Gramma-
tikprogression halten. Viele Hörspiele enthalten auch zahlreiche Anspielungen und
setzen detaillierte landeskundliche Kenntnisse voraus. Kriminalhörspiele dagegen sind
meist nicht so stark landeskundlich geprägt; hier steht der Kriminalfall, die Spannung
und die Suche nach dem Schuldigen im Vordergrund.

mit Hörtexten konfrontiert wird. geschrieben wurde und viele außer-


Krimininalhörspiele – Machen wir uns also daran, ihn zum sprachliche Komponenten enthält
verlockend für den „Detektiv“ auszubilden, ihm das Rüst- (z. B. Geräusche, Musik usw.), die eine
Deutschunterricht? zeug zu geben, ein Sherlock Holmes wichtige Rolle spielen, sondern der
der Hörtexte zu werden! Gattung wohnt ein Spannungsmoment
Das Hörverstehen ist diejenige Fertig- inne, das die Schülerinnen und Schüler
keit, die den Lernenden oft die meisten Unsere Erfahrungen zeigen, daß sich in ganz eigener Weise anspricht und
Probleme bereitet. Man könnte die dazu in besonderem Maße (Kriminal-) ihre Motivation zu intensiver Sprachar-
Situation des Deutschlernenden mit Hörspiele eignen. Das Hörspiel ist beit fördert.
der eines Detektivs in einem kompli- nicht nur eine eigenständige literari- Kriminalhörspiele bieten per Definiti-
zierten Kriminalfall vergleichen. Auch sche Textsorte, die zum Hören on den Vorteil, die Aufmerksamkeit
der Detektiv versteht und Konzentration der
nicht immer alles sofort, Streitfall: Schüler zu gewährleisten,
muß Vermutungen an- denn:
stellen und von Bekann- Welche Texte, und das heißt auch: Welche Inhalte sind für den • Kriminalhörspiele sind
tem auf Unbekanntes Deutschunterricht geeignet? Diese Frage stellt sich immer wieder neu. meistens spannend;
schließen. Auch er muß Bei dem Hörspiel, mit dem hier gearbeitet wird, waren die Herausgeber • Die Gattung „Krimi“ ist
gelernt haben, sich in geteilter Meinung: die einen halten es für spannend und motivierend, die bekannt und beliebt bei
allen möglichen Lagen anderen meinen, daß Spannung dieses Hörspiel nicht rechtfertigt. Die Hörer Jungen und Mädchen,
selbst weiterzuhelfen. werden Zeugen eines Mordes an einem jüngeren Mädchen – dies könnte bei man kann also mit Vor-
Vor allem muß ein Kindern und jüngeren Jugendlichen Ängste hervorrufen oder verstärken, mit kenntnissen im struktu-
erfolgreicher Detektiv denen der Unterricht sie dann allein läßt. rellen Aufbau rechnen;
gut zuhören, sich gezielt Die auf der Begleitkassette gelieferte Hörspielfassung bietet Ihnen deshalb die • Krimis appellieren an
Notizen machen, seine Logik, Phantasie und
Möglichkeit, das Hörspiel vor diesem Mordfall abzubrechen, so daß der
Unterlagen immer wie- Emotionen, sprechen also
der genau lesen, mit
Fortgang der Handlung im Sinne einer “open-end story” offen bleibt: auf dem unterschiedliche Charak-
anderen Kollegen Band wird an der entsprechenden Stelle eine deutliche Pause markiert, die tere an;
zusammenarbeiten und zusätzlich durch einen feinen Signalton gekennzeichnet ist. Dieses offene Ende • Die Handlung ist meist
Geduld haben und bietet die Möglichkeit, einen positiveren Ausgang des Hörspiels zu erfinden. linear, also relativ leicht
akzeptieren, auch mal Aber auch den ersten Hörspiel-Teil sollten Sie als Lehrer vorher genau anhören rekonstruierbar;
im dunkeln zu tappen. und prüfen, ob sie ihn ihren Schülerinnen und Schülern zumuten wollen. • Personen, die eine
Alles das wird auch Wir möchten gerne wissen: Würden Sie dieses Hörspiel in Ihrem Unterricht wichtige Rolle spielen,
vom Fremdsprachenler- einsetzen oder hätten Sie Bedenken? Und: Wie würden Sie mit den sind meist ausgeprägte
ner erwartet, wenn er möglicherweise entstehenden Ängsten umgehen? Schreiben Sie Ihre Meinung Charaktere, mit denen
dem Themenheftherausgeber Gert Solmecke (Adresse S.65). Wir werden die
Diskussion in einem der folgenden Hefte veröffentlichen. Fremdsprache Deutsch 7
45

sich die Schüler gut identifizieren kön- „Betroffenheit“ für den folgenden Hör-
nen; text steigert die Aufmerksamkeit und
• Die Eigentätigkeit der Schüler ist die Bereitschaft, die Sequenz mit den
gefragt: um den Täter finden zu kön- eigenen Entwürfen zu vergleichen, die-
nen, muß man verstanden haben, pro- se zu modifizieren, zu ergänzen oder zu
duktive Leistung und eigenes kreatives streichen.
Handeln sind den Aufgaben immanent; Zur Antizipation können auch
• Und nicht zuletzt: die Schüler lösen außersprachliche Elemente des Hör-
gern Rätsel. spiels wie Musik und Geräusche
Zum Einsatz von genutzt werden. Diese dienen der
Wir haben verschiedene Hörspiele Hörspielen atmosphärischen Einstimmung und
für den Unterricht besarbeitet (siehe im Unterricht Situierung und unterstützen das Ver-
Anmerkung 6). ständnis.
Das Kriminalhörspiel, das wir hier Aus unseren Erfahrungen mit Hörspie-
vorstellen wollen, heißt: „Das Telefon- len im Unterricht ergeben sich folgen- • Die Aktivierung der Schüler durch
spiel“. Es ist von Anke Beckert, wurde de wichtige Prinzipien der Bearbei- personales Sprechen, durch reproduk-
1981 zum ersten Mal im Bayerischen tung: tive und produktive Leistungen spielt
Rundfunk gesendet und dauert 35 bei der Arbeit mit Hörspielen eine
Minuten. • Ein wichtiges Prinzip ist die Seg- besondere Rolle. Die Lernenden
Im Radio wurde das Hörspiel fol- mentierung. Das Hörspiel wird in Sinn- drücken nach dem Hören auch jeweils
gendermaßen angekündigt: einheiten (Szenen) usw. unterteilt und ihre Empfindungen aus (z.B.: Das war
„Wie aus einem harmlosen Spiel eine Schritt für Schritt gehört und bearbei- viel zu schwer- Die sprechen ja alle
tödliche Katastrophe werden kann, tet. Durch dieses Vorgehen wird nicht durcheinander - Ich habe Angst usw.).
erfahren Sie heute abend im Krimiter- nur die Spannung aufrechterhalten, Immer wieder werden Kommunikati-
min.“ sondern es werden auch zahlreiche onssituationen in der Klasse geschaf-
offene Stellen geschaffen, in die sich fen, in denen verschiedene Meinungen
Dieses Hörspiel, das nicht für ein die Schülerinnen und Schüler selbst zum Gehörten diskutiert werden. Gera-
jugendliches Publikum konzipiert wur- aktiv mit ihren Vermutungen, Meinun- de bei der Arbeit mit Kriminalhörspie-
de, hat folgenden Inhalt: gen usw. einbringen können. Bei unse- len wird das geübt, was Gert Solmecke
An einem Abend sind zwei junge rem Kriminalhörspiel haben wir die „analytisches Verstehen“ nennt, des-
Mädchen durch unvorhergesehene Erfahrung gemacht, daß auch bei suk- sen Ziel es ist, über die bloße Informa-
Umstände allein zu Hause. Mit einem zessiver Durchnahme die Motivation tionsentnahme hinaus, Schlußfolge-
Spiel am Telefon machen sie sich über nicht gelitten hat und das ganze Hör- rungen aus dem Text zu ziehen. Eben-
verschiedene Leute lustig. Sie geraten spiel, wenn es dann am Schluß noch so verlangt die darauf aufbauende
dabei an einen Mann, der eines der einmal als Ganzes gehört wird, von den „Evaluation“ eine persönliche und
Mädchen zu einem Kinobesuch einlädt. Schülern mit großer Spannung verfolgt möglichst begründete, wertende Stel-
Es folgt der Einladung und verläßt das wird. lungnahme zum Gehörten3.
Haus. Der Hörer vermutet, daß es sich
um den Mörder eines jungen Mädchens • Ein weiteres Prinzip ist die Len- • Das Hörspiel ist ein schriftlich kon-
handelt, der von der Polizei gesucht kung des Lernprozesses durch Übun- zipierter Hörtext, der im Gegensatz zu
wird. Schließlich kommt es zu einem gen. Dabei unterscheidet man Übun- Transkriptionen authentischer Hörtex-
weiteren Mord, bevor der Mörder am gen zur Lenkung der Hörerwartung und te auch gelesen werden kann. Er bietet
Ende von der Polizei überführt wird. Übungen zur Kontrolle des Hörprozes- vielfältige Ansätze der Bearbeitung. Bei
ses. Die Vorgabe der Hörziele in Form einigen Sequenzen, bei denen Detail-
Die wenigen Sätze reichen natürlich von Fragen, Rastern usw. ermöglicht verständnis notwendig ist oder die zu
nicht aus, um alle Spannungs- und psy- eine antizipierende und selegierende schwer sind, dient er der häuslichen
chologischen Momente aufzuzeigen, Hörkonzentration, die gerade für den Nacharbeit. Aus lernpsychologischen
die eine Behandlung im Unterricht mit Krimi wichtig ist. Die Höraufgaben sol- Überlegungen begründet ist auch das
Jugendlichen attraktiv macht, doch len Erfolgserlebnisse schaffen, schritt- Vorgehen, die Schüler einige Passagen
lösen sie sicherlich Neugierde und weise schwieriger werden und Diffe- hörend mitlesen zu lassen, weil das die
bestimmt auch Befürchtungen aus: Ist renzierungsmöglichkeiten bieten. Gedächtnisleistung positiv unterstützt.
ein solches Thema nicht zu emotions-
geladen für den Sprachunterricht? Die • Das Antizipieren vor dem Hören • Motivierend ist auch der produkti-
Erfahrungen mit unseren Schülerinnen der folgenden Sequenz gibt Spielraum ve Umgang mit einem Hörspieltext.
und Schülern zeigen, daß die Emotio- für eigene Redebeiträge. Es ermöglicht Man kann Szenen mit verteilten Rollen
nalität eher motivationsfördernd war. zugleich die Vorbereitung und Ein- lesen, man kann Szenen umschreiben,
14 bis 17jährige Schüler im 4. bis 6. führung von lexikalischen Elementen, fortsetzen, erfinden lassen, die neuen
Lernjahr haben zum Teil wochenlang sprachlichen Sinneinheiten und Hand- Szenen mit Geräuschen und Musik auf-
mit diesem Hörspiel gearbeitet. lungselementen2 Die so geschaffene nehmen usw.

Fremdsprache Deutsch 7
46 H Ö R V E R S T E H E N

ständig ergänzen und modifizieren, so gemacht hat, während des Hörens der
Beispiele aus dem daß die Personen- und die familiären entsprechenden Szene durch die
Hörspiel Beziehungen durchschaubar werden. Schüler ergänzt werden sollen.
„Das Telefonspiel“ Bei den wenigen Beispielen, die wir
Ebenso werden die Schüler angelei- im Rahmen dieses Artikels zeigen
Im folgenden zeigen wir einige Übungs- tet, sich mit Personen zu identifizieren konnten, darf man nicht vergessen,
formen, die sich auch auf andere Hör- oder sich in deren Rolle zu versetzen, daß die wichtigsten Szenen mehrmals
spiele übertragen lassen. um gegenwärtiges oder künftiges Ver- gehört werden und die sie begleiten-
halten zu beurteilen (siehe Beispiele 2 den Übungen sich mit wachsender
Personen einschätzen und 3). Kompetenz der Schüler verändern.
Eine entscheidene Rolle bei Kriminal-
hörspielen spielt die Einschätzung der Notizen machen Wir haben die Erfahrung gemacht,
handelnden Personen nach dem Ton- Die Schüler lernen, sich während oder daß unser Umgang mit dem Kriminal-
fall der Stimme, eine Fähigkeit, die den nach dem Hören Notizen zu machen, hörspiel eine gute Vorbereitung zum
Detektiv z. B. auf die Spur des Verdäch- d. h. aus einer Fülle von Informationen Kennenlernen eines wichtigen literari-
tigen bringen kann. Die Schüler müs- die wichtigsten herauszufiltern (siehe schen Genres darstellt. Wir haben
sen lernen, Stimmen zu identifizieren Beispiele 4, 5, 6). auch erfolgreich mit kürzeren Kriminal-
und die Gefühle, die diese ausdrücken, hörspielen für Jugendliche 6 und eher
zu beschreiben. Genaues Hören/Festhalten von literarischen, z. B. von Friedrich Dür-
In einer Übung zu den Personen Detailinformationen renmatt „Abendstunde im Spätherbst“
werden eine Reihe von Ausdrücken Vor wichtigen Schlüsselszenen werden und „Die Panne“ gearbeitet.
vorgegeben (siehe Beispiel 1), aus die Schüler aufgefordert, die wichtig-
denen die Schülerinnen und Schüler sten ihnen schon bekannten Informa- Außerdem gibt es auf dem Markt
jeweils die treffenden auswählen. Die tionen in einem Arbeitsblatt zusam- ein reichhaltiges Kassettenangebot für
anschließende Begründung der Aus- menzustellen. Nach dem Hören ergän- den Deutschunterricht 7 und gute Hör-
wahl führt erfahrungsgemäß zu lebhaf- zen sie dann die noch fehlenden spielfassungen von Kinder- und
ten Diskussionen. Angaben. Ähnlich strukturiert ist ein Jugendbüchern. Leider eignen sich
Im Verlauf der Arbeit legen sich die Arbeitsblatt, bei dem Notizen, die der nicht alle davon für den Fremdspra-
Schüler eine Personenkartei an, die sie Inspektor sich während eines Verhörs chenunterricht. Um aus dem Angebot

Beispiel 1, 8. Szene Beispiel 2, 6. Szene

Sallys Eltern versuchen, zu Hause anzurufen, aber


das Telefon ist dauernd besetzt. Natürlich kommen
sie nicht auf die Idee, daß Sally mit ihrer Freundin
das Telefonspiel spielt. Was können sie sich wohl
dabei denken? Was für Möglichkeiten gibt es? Und
was können sie tun, um zu wissen, was los ist?

a) Vielleicht ____________________________________
dann können sie ________________________________
_______________________________________________

b) Vielleicht ___________________________________
dann können sie _______________________________

c) Vielleicht ___________________________________
dann können sie _______________________________

d) _____________________________________________
_______________________________________________

Fremdsprache Deutsch 7
47

Beispiel 4, 12. Szene


passende Hörspiele für den Fremd-
sprachenunterricht auszuwählen, soll-
ten folgende Kriterien berücksichtigt
werden:
• Die Handlung sollte nicht zu kompli-
ziert sein.
• Es sollten nicht zu viele handelnde
Personen vorkommen.
• Die Aussprache sollte deutlich sein,
also möglichst kein Dialekt.
Hört euch die Szene an und notiert die Informationen aus
• Das Hörspiel darf nicht zu viele lan-
der Suchmeldung!
deskundliche Bezüge enthalten, die ZEIT: GRÖSSE:
für das Verständnis des Hörspiels
ORT: HAARE:
wichtig sind.
• Das Hörspiel sollte spannend sein. WER: AUGEN:
• Es sollte Möglichkeiten bieten, es in
ALTER: KLEIDUNG:
Sinneinheiten aufzuteilen.
• Es sollte Identifikationsmöglichkei-
ten bieten.
• Die Geräuschkulisse sollte die Spra-
che nicht überlagern.
Beispiel 5, 7. Szene (Globalverständnis)
Wir wünschen uns, daß Sie von der
Aussicht, gute Kriminalhörspiele zu Was ist richtig? Kreuze an!
finden, so begeistert sind, daß Sie ger-
ne die Detektivarbeit auf sich nehmen, Der Mann schlägt vor,
geeignete, neue Stücke zu finden. 1. ■ a) mit ihr ins Café zu gehen ‚
■ b) mit ihr zusammen ins Kino zu gehen‚
■ c) daß sie zu ihm nach Hause kommt.
2. ■ a) sie zu Hause abzuholen‚
■ b) sich mit ihr im Stadtpark zu treffen‚
Beispiel 3, 13. Szene (Satzschalttafel) ■ c) sie vor dem Tivoli zu treffen.
3. ■ a) sich sofort mit ihr zu treffen‚
■ b) sich mit ihr am nächsten Tag zu treffen‚
■ c) sich mit ihr um zwölf zu treffen.

Beispiel 6, 7. Szene (Kerninformationen heraus-


hören und Notizen machen)

Aus Erfahrung weiß die Polizei, daß Mörder, vor allem Trieb- Durch welche Argumente überredet er Jana, mitzu-
täter, an den Ort der Tat zurückkehren, um ein neues Verbre- kommen? Warum zögert Jana?
chen zu begehen. Deshalb sucht die Polizei Halleluja.
Aber der Polizist hat alles durcheinandergebracht. Was soll
er machen? Hilf ihm! Hallelujas Argumente Janas Einwände

Er soll …
wo alle Einsatzwagen sind.
Halleluja zum Polizeirevier bringen.
Hallelujas Beschreibung an alle Streifenwagen geben.
Feststellen, vor seiner Wohnung abfangen.
Streifenwagen diskret zum Stadtpark schicken.
an die Zentrale geben.

Fremdsprache Deutsch 7
48 H Ö R V E R S T E H E N

Anmerkungen:
1) Seit Jahren arbeitet eine Gruppe französischer
Deutschlehrer (Bernard Agard, Luc Auzanneau, Gewußt wie …

UN
Evelyne Barde, Genevieve Courivaud, Daniel Gar-
rec, Jean-Claude Harband, Claire Hugon-Lussac,
erklärt warum

SE
Dominique Lafargue, Martine Roy) regelmäßig

RE
mit Kollegen des Goethe-Instituts Bordeaux (Rot-
raud Cros, Ingeborg Laveau, Uwe Lehners, Car-
Von „Schall“, „Ton“, „Klang“

SP
men Marcou) zusammen, um didaktische und
unterrichtspraktische Erfahrungen auszutau- und Verwandtem

RA
schen und Lehrmaterialien zu entwickeln.
2) Vergleiche Gabriele Neuf-Münkel: Hörverstehen. In:

CH
Wege. Lehrerhandbuch, Hueber, München 1988. Versuchen Sie zuerst einmal, in dem folgenden Text die

EC
3) Gert Solmecke: Wie schwierig ist eine Hörverste-
hensübung? In: INFO DAF 18, 292 - 293. fehlenden Substantive zu ergänzen. Die Lösung finden Sie unten.

KE
4) Vergleiche Bernd Kast: Jugendliteratur im kommuni-
kativen Deutschunterricht. Langenscheidt, Mün-
chen 1985, 204. Gespräch im Lehrerzimmer:
5) ders. a. a. O. 217 - 224. A: Haben Sie schon einmal mit dieser Hörverstehensübung gearbeitet?
6) Arno Fischer: Ein Fall für zwei Schlitzohren. 5 Kurzkri-
mis zum Selberlösen. Verlag Pläne GmbH. Dort- B: Ja, schon mehrmals.
mund; Pädagogischer Verlag Schwann: verschie-
dene Kassetten vom Meisterdetektiv Balduin Pfiff A: Und? Was sagen Sie dazu?
oder Kurzkrimis und Kicherkrimis von Wolfgang B: Na ja, nicht leicht. Und im Hintergrund hört man laute . . . . . Das stört sehr.
Ecke.
7) Verweisen möchten wir hier auf die im Verlag Klett A: Ja, und einer der Sprecher spricht den e-. . . . . so seltsam.
Edition Deutsch erschienenen Hörspiele und
Hörspielbearbeitungen für Deutsch als Fremd-
B: Da spricht eben ein Schwabe im Original. . . . . .
sprache. A: Und an manchen Stellen ist da auch ein merkwürdiger . . . . . , als ob die Spre-
cher in einem großen Keller wären.
B: Ja, da scheint sich der . . . . . irgendwo zu brechen. - Dann klingt alles wieder
so dumpf, aber das liegt vielleicht am .. . . . . der Boxen.
A: Mag sein. Ich glaube eher, die . . . . . qualität der Aufnahme ist nicht beson-
Wo bekommt man ders gut.
Hörspiele?
• Im Verlag Klett Edition Deutsch, Die Substantive Schall, Ton, Geräusch, Klang, Laut und Hall, die in diesem
München, gibt es eine Reihe „Hör- Text fehlen, bilden das Wortfeld „hörbare Schwingungen“.
spiele im Deutschunterricht“. Zu In der Physik sind die Bedeutungen dieser Wörter scharf voneinander abge-
den Tonkassetten gibt es Begleit- grenzt, in der Alltagssprache kommt es oft zu Überschneidungen (Ph:= Phy-
hefte mit Bearbeitungen der Hör- sikalische Definition):
spiele für Deutsch als Fremdspra- r Schall: 1) Ph: hörbare Schwingung allgemein: Die Akustik ist die Lehre vom
che Schall. 2) laut Schallendes (abgeleitet von „schallen“, z.T. synonym mit
• Im Verlag Klett Cotta sind in der „Hall“): Man hörte im Tunnel den Schall (Hall) der Schritte. Glockenschall
Reihe „Cotta´s Hörbühne“ eine weckte uns.
beträchtliche Anzahl von Hörspie- r Ton: 1) Ph: hörbare regelmäßige Schwingung, frei von Obertönen: In der
len, die in deutschen Rundfunkan- musikalischen Akustik befaßt man sich hauptsächlich mit Tönen. 2) (im
stalten gesendet wurden, erhält- Bereich der akustischen Medien) alles, was „aufgenommen“ wird: Stummfil-
lich. Allerdings sind diese Hörspie- me sind Filme ohne Ton. Vgl. auch: Tonband, Tonspur (auf dem Film), Tonab-
le in der Regel zu anspruchsvoll nehmer, Tonstudio, Tonmeister, Tontechniker, Tonqualität, Tonträger, Ton ab!
für den schulischen Deutschunter- (= Aufnahme beginnt) 3) z.T. = Klang: Das Instrument hat einen warmen Ton.
richt, dafür aber empfehlenswert 4) z.T. = Laut: Er gab keinen Ton von sich. 5) z.T. = Geräusch: Man hörte den
für Germanistikstudenten und summenden Ton eines Motors.
Deutschlehrer. s Geräusch: 1) Ph: hörbare, unregelmäßige Schwingung 2) nicht wohlklin-
• Einige Hörspiele können über gendes Gemisch von Tönen, Lauten: Von fern drangen Straßengeräusche ins
das „Institut für Film und Bild in Zimmer. Das soll Musik sein? Das sind doch nur Geräusche!
Wissenschaft und (Unterricht r Klang: 1) Ph: Grundton mit Obertönen, die „Farbe“ eines Instruments bil-
(FWU, Postfach 260, D-8022 Grün- dend: Diese Geige hat einen sehr schönen Klang. 2) wie „Ton“ 1): Zu den Klän-
wald) bezogen werden. gen eines Marsches kamen die Ringer in die Arena.
• Die Rundfunkanstalten senden r Hall: 1) Hörbares, das laut und räumlich „hohl“ (wie in einer großen Halle)
regelmäßig Hörspiele. klingt: Man hörte im Wald den Hall der Äxte. 2) Echo, Widerhall: Ein mehrfa-
• Eine Liste mit Hörspielen und cher Hall antwortete unserem Rufen.
szenischen Dialogen auf Schall- r Laut: 1) menschliche, tierische Stimmäußerung: Die Phonetik befaßt sich
platte, Kassette/Tonband für mit den Lauten. Das Tier gab einen grunzenden Laut von sich. 2) z. T.
Jugendliche findet sich bei Kast, a. Geräusch: Die Tür öffnete sich lautlos (ohne Laut). SIGBERT LATZEL
a. O. 226.
• INTER NATIONES bietet ausge-
wählte Hörspielproduktionen an. Lösung: Die Reihenfolge der Wörter ist: Geräusch, e-Laut, Originalton, Hall, Schall, Klang, Tonqualität

Fremdsprache Deutsch 7
49

Der
Selbständiges Arbeiten

E
s ist eigentlich schon ein langgehegter
Traum, der vom autonomen Entscheiden, mit Radiosendungen
Auswählen, Arbeiten und Evaluieren!
Aber eben … es scheint immer etwas dazwi- Von Susy Keller
schen zu stehen, entweder haben die Lehrer so
und Maruska Mariotta

Traum
viele Schüler, daß man an eine differenzierte Ar-
beit kaum denken kann (oder vielleicht will?),
oder dann sind es die so kärglich gewährten
Deutschstunden, die außerdem immer im Nu

vom autonomen
vergehen, als ob sie von einer unwillkürlichen
Kraft geradezu aufgesogen würden, die uns dar-
an hindern, den Unterricht auf etwas gemütli-

Lernen...
chere Art zu gestalten, in einer Weise, die auch
den Schülern, ihren Interessen und Fähigkeiten,
wirklich entgegenkommt. Ja, die liebe Zeit! Was
sagt Michael Endes Momo zu Meister Hora,
dem Verwalter der Zeit? „Sie ist da, das ist je-
denfalls sicher. Aber anfassen kann man sie
nicht. Und festhalten auch nicht. (…) … sie ist Der Beitrag erklärt am Beispiel von Radiosendungen, wie
auch etwas, das immerzu vorbeigeht.“
man den Lernenden einen Weg zum selbständigen Aus-
Aber gibt es tatsächlich keinen Ausweg aus
dieser, im wahrsten Sinne des Wortes, so er- wählen und Verstehen von Texten zeigen kann.
drückenden Situation, erdrückend für die Leh-
rer, über denen das Damoklesschwert von Zeit-
und Lehrplan schwebt, und frustrierend für die türlich Lieder, Nachrichten, Wetter- und Sport-
Schüler, ganz besonders für diejenigen, die meldungen, Werbung und was es alles so gibt,
sonst schon mit Motivierungsproblemen zu das ihnen wirklich Spaß macht und sie sogar
kämpfen haben? vergessen läßt, daß sie ja eigentlich dabei
Schon manch ein Lehrer hat sich bestimmt Deutsch lernen!
gedacht, wie toll es wäre, wenn man die Schü-
ler, oder zumindest einen Teil davon, einfach
unabhängig, ohne jegliche Hilfe, ja, autonom ar-
… und dessen Realisierung
beiten lassen könnte! Und … man kann es! „Ler- Wie man diesen Traum auch tatsächlich
nen lernen“ heißt das Konzept, das dahinter- verwirklichen kann, versuchen wir nun anhand
steckt. Die Schüler werden so weit gebracht, einer kompletten Sequenz zum Thema „Nach-
daß sie über die Materialien entscheiden, die richten“ deutlich zu machen. Um den Bedürf-
sie einsetzen möchten; über den didaktischen nissen und Fähigkeiten der einzelnen Schülerin-
Weg nachdenken, den sie einschlagen wollen; nen und Schüler zum jeweiligen Zeitpunkt völ-
in der Lage sind zu sagen, was und wie sie ge- lig zu entsprechen, findet man in jeder Sequenz
lernt haben, und ob das Gelernte auch wirklich ein Einführungspaket und Arbeitsblätter mit di-
das war, was sie lernen wollten; wo die Schwie- versem und progressivem Schwierigkeitsgrad
rigkeiten stecken; wie man sie anpacken und ( / / : Kleeblätter gelten
überwinden kann; welche Strategien für sie die doch als gutes Omen, nicht wahr?). Einstiegs-,
treffendsten waren; welche Probleme noch Übungs-, Erweiterungs- und Kontrollphase feh-
nicht gelöst sind. len natürlich nirgends, werden aber in einem so
Da es keine direkte Kontrolle des Lehrers weitläufigen Fächer von Arbeitsformen angebo-
gibt, werden Zusammenarbeit unter Schülern, ten, daß die Schüler eigentlich wohl kaum das
korrekte Handhabung der Nachschlagewerke Gefühl haben, sich zu wiederholen. Die Schüle-
und Selbstevaluierung großgeschrieben und rinnen, die Schüler suchen sich die Themen,
stark gefördert. die dazu passenden Arbeitsblätter, Schwierig-
„Lernen lernen“ ist also nicht nur eine Sa- keitsgrad, Ort und Zeitdauer frei aus, arbeiten
che des Wissens, es ist ebensosehr eine Angele- also vielleicht zu Hause oder auch in der Schu-
genheit des „Know-how“, beides unerläßlich, le. Im letzteren Falle sind zwei Bedingungen
um die Lernaktivitäten zu definieren, zu führen, notwendig: Man richtet irgendwo im Klassen-
zu evaluieren und zu organisieren. zimmer eine Sammelecke von Tonkassetten,
Und, ‘last but not least’, der Stoff, die The- CDs, Videos, usw. ein, da es für die Schüler
men, die wir den Schülern anbieten: aktuell, au- nicht immer einfach ist, an deutschsprachiges
thentisch, lebensnah … Und was kann man da- Material zu kommen. Der Lehrer aber ‘schenkt’
mit bei einem Hörverstehen wohl meinen? Na- sich und den Schülern ab und zu die Zeit, die,

Fremdsprache Deutsch 7
50 H Ö R V E R S T E H E N

Im EInführungspaket sind die


Texte in der Muttersprache
der Schüler. Sie wurden für
diesen Beitrag von den
Autorinnen übersetzt.

um es nochmals mit Ende zu sagen, „in den Zu diesem Zeitpunkt müssen also die Schüler
Herzen der Menschen wohnt“, um den Unter- noch keinen bestimmten Hörtext im Auge
richt auch wirklich menschenfreundlich oder, (oder im Ohr?) haben, sie möchten hier viel-
besser gesagt, schülerfreundlich werden zu mehr prüfen, ob eine Aktivität mit Radio und
lassen! Fernsehen sie auch wirklich interessiert.
Die Blätter beinhalten daher ein sozio-pädago-
gisches Ziel. Man versucht so, in den Schülerin-
Einführungspaket nen und Schülern ein doppelspuriges Bewußt-
Was diese Arbeitsblätter bedeuten, macht ei- sein zu erwecken, das einerseits auffordert,
gentlich das kleine Symbol schon klar: man über ihre Gewohnheiten nachzudenken, und
will einfach einmal ins Thema reingucken.

Fremdsprache Deutsch 7
51

sie andererseits zu einer überlegten und beson- zugänglich sind), und es eigentlich gar keine
nenen Programmwahl hinführen soll. Übungen sind, kann sich auch der aller-
Dieses Paket – und das Thema „Radio und schwächste Schüler damit befassen. Die Schü-
Fernsehen“ im allgemeinen – hat natürlich lerinnen und Schüler, die hingegen schon über
auch einen appetitanregenden Zweck: Die eine gewisse Sprachkompetenz verfügen, kön-
Schüler haben hier die Möglichkeit, mit Spaß nen natürlich rein sprachlich nichts dazugewin-
zu lernen. nen. Es bleibt ihnen also überlassen, ob sie die-
Und noch etwas … Da die Anweisungen in der ses Paket troztdem anpacken wollen oder ob
Muttersprache gegeben sind (hier wurden sie sie lieber gleich bei einer höheren Stufe einstei-
auf deutsch übersetzt, damit sie allen Lesern gen möchten.

Fremdsprache Deutsch 7
52 H Ö R V E R S T E H E N

Stufe 1
Mit diesen Blättern, die sich jetzt nur noch auf mitmachen können. Die Anweisungen sind wie-
die Radionachrichten beschränken, ist eigent- derum in der Muttersprache und die interne
lich zuerst einmal ein Wunsch verbunden: daß Steigerung, was die Schwierigkeit der einzelnen
die Schüler beim ersten Anhören nicht gleich Übungen betrifft, ist ausgesprochen sanft.
das Radio ausschalten. Deshalb sind auch hier Von dieser Stufe an gewinnt die jeweils letzte
die allerersten Übungen auf rein emotionaler vorgeschlagene Aktivität, die Glühbirne, eine
Ebene. Um sie zu lösen, brauchen die Schüler besondere Bedeutung: die Schüler werden in
die Nachricht vorerst gar nicht zu verstehen, das ‘Lernen lernen’ Konzept eingeweiht, von
sie dürfen ihrer Phantasie, ihrer Gestaltungs- dem ja schon am Anfang des Beitrags die Rede
kraft freien Lauf lassen. Das bedeutet also, daß war.
auch in dieser Phase schwache Schüler absolut

Fremdsprache Deutsch 7
53

Fremdsprache Deutsch 7
54 H Ö R V E R S T E H E N

Stufe 2
Gegenüber der vorigen Stufe zeichnet sich hier
nun eine deutliche Steigerung ab. Die Schüler
beschränken sich nicht mehr ausschließlich
auf ein globales Verstehen, sie müssen sich nun
auch mit Details befassen, auf Einzelheiten ein-
gehen. Um die Nachricht rekonstruieren zu
können, genügt somit ein einmaliges Hören si-
cherlich nicht. Dieses Paket beinhaltet eine
schon recht intensive Übungsphase und bietet
den Schülerinnen und Schülern die Möglich-
keit, ihren Wortschatz beträchtlich erweitern
zu können. Außerdem wird hier das Hörverste-
hen mit dem Leseverstehen authentischer Tex-
te kombiniert, ein wichtiges Instrument zur
Selbstkontrolle und Einschätzung der eigenen
Kompetenz.

Fremdsprache Deutsch 7
55

Im Gegensatz zum Einführungspaket und zur


Stufe 1, die mit großer Wahrscheinlichkeit nur
einmal in Angriff genommen werden, kann man
sich mit dieser Stufe ohne weiteres auch meh-
rere Male auseinandersetzen, da sich die Nach-
richten bekanntlich von Tag zu Tag ändern.
Was die Anweisungen betrifft, so sind sie nor-
malerweise von dieser Stufe an auf deutsch,
handelt es sich aber, wie in diesem Falle, um ein
eher komplexes Thema, wird die Mutterspra-
che nicht unbedingt ausgeschlossen.

Fremdsprache Deutsch 7
56 H Ö R V E R S T E H E N

Stufe 3
Diese Blätter sind für Schüler gedacht, die
schon vermehrt mit Stufe 2 gearbeitet haben
oder die bereits über Deutschkenntnisse verfü-
gen.
Der Schritt nach vorne ist nochmals markant.
Der Anfang ist zwar noch auf globales Verste-
hen ausgerichtet, aber dann geht es trichterför-
mig weiter. Die einzelnen Angaben werden
zuerst gesammelt, danach gefiltert und sor-
tiert. Anschließend wird die Aufmerksamkeit

Fremdsprache Deutsch 7
57

der Schülerinnen und Schüler auf eine einzige


Nachricht gelenkt, die nicht nur verstanden,
sondern auch reproduziert werden soll, und
zwar auf deutsch, im Gegensatz zur mutter-
sprachlichen Zusammenfassung in Stufe 2.
Die Glühbirne ist hier besonders wichtig: die
Schüler sollen überlegen, wo ihre Probleme lie-
gen, wie sie überwunden werden können und
welche Arbeitsstrategien sich für sie am besten
auszahlen.

Fremdsprache Deutsch 7
58 H Ö R V E R S T E H E N

ZUM GUTEN SCHLUSS:


Hörverstehenstests gliedern sich in
folgende drei Komponenten, die
zusammen die Art und Schwierigkeit
eines Tests bestimmen:

EIN TEST
1. Hörtext
2. Verstehensaufgabe
3. Antwortaufgabe

1. Der Hörtext
Der Schwierigkeitsgrad des Hörtextes
hängt von zahlreichen Faktoren ab, wie
ZUR ERSTELLUNG UND AUSWERTUNG
z. B. der Anwesenheit von Hinter-
grundgeräuschen, der Dynamik und
INFORMELLER HÖRVERSTEHENSTESTS
Verständlichkeit der Stimme, dem Aus-
maß der Dialekteinflüsse und dem Von Jan van Weeren
Sprechtempo. Ein Fremdsprachenun-
terricht, der zu praktischer Kommuni-
kationsfähigkeit befähigen soll, muß Thema des folgenden Beitrags sind Probleme der Konzeption,
das Hörverstehen anhand von authen- Durchführung und Auswertung informeller Hörtests. Kurz vorge-
tischen Texten prüfen, deren Relevanz stellt werden Hörtests, die von CITO, dem Institut für Testentwick-
für den außerschulischen Bereich lung in den Niederlanden, veröffentlicht wurden.
deutlich ist. In der Sekundarstufe I
empfiehlt sich deshalb unter anderem
die Arbeit mit Lautsprecherdurch-
sagen und Vermittlungshinweisen am unterschiedlichen Personen und Mei- ven ist dem störenden Einfluß des
Telefon. nungen gut auseinanderhalten können. Leseverstehens durch Knappheit,
Auch der Hörverstehenstest muß Im schulischen Fremdsprachenun- unkomplizierten Satzbau und ange-
so weitgehend wie irgend möglich eine terricht muß vorrangig das Globalver- messene Wortwahl vorzubeugen.
normale Hörsituation nachahmen. Das stehen getestet werden, d. h. die
heißt, daß gängige Merkmale mündli- Schüler müssen den Gesamtsinn des Der Schwierigkeitsgrad eines Tests
chen Sprachgebrauchs, wie z.B. Gesprochenen verstehen. Außerdem ist nicht nur vom Text abhängig, son-
Zögern des Sprechers, Selbstkorrektu- darf der Test das Gedächtnis nicht zu dern wird auch von den Testfragen
ren, Versprecher und Wiederholungen stark belasten. Deshalb sollte ein Hör- bestimmt. Wenn Antwortmöglichkei-
akzeptiert werden müssen. Bei der text in mehrere kürzere Abschnitte auf- ten vorgegeben werden, besteht die
Auswahl authentischer Texte sind geteilt werden. Gefahr, daß diese den Schülern einen
zwar die Fähigkeiten der Schüler zu möglicherweise unbeabsichtigten Halt
berücksichtigen, doch die typischen bieten: Die richtige Antwort ist bereits
Textmerkmale liegen fest und dürfen 3. Die Antwortaufgabe voll ausformuliert und ist zwischen
grundsätzlich nicht manipuliert wer- Reines Verstehen ist nicht beobacht- den Distraktoren versteckt. Im Grunde
den. bar. Damit überprüft werden kann, braucht der Schüler dann nur diese
inwieweit ein Schüler den Text ver- Distraktoren zu eliminieren.
standen hat, wird ihm eine Reaktion
2. Die Verstehensaufgabe oder eine Antwort abverlangt. In der In einer Testversion mit offenen
Die eigentliche Verstehensaufgabe Regel werden dabei auch andere Fragen ist die Stütze der Antwortalter-
bestimmt, was der Schüler aus dem sprachliche Fertigkeiten angespro- nativen nicht vorhanden. Allerdings
Text zu entnehmen hat: Geht es um chen, beispielsweise Leseverstehen kommt hier eine neue Variable ins
Hauptinformationen oder muß auch bei Antwort-Auswahl-Aufgaben in der Spiel: Die Formulierfähigkeit der
auf Einzelheiten geachtet werden? Die Zielsprache oder Schreibfertigkeit Schüler, die die Fragen schriftlich
Verstehensaufgabe legt das Ziel fest, beim Beantworten von offenen Fragen. beantworten müssen. Diesem Problem
das die Schüler beim Zuhören zu ver- Die Überprüfung von Hörverstehen ist könnte insofern Rechnung getragen
folgen haben. Unterschiedliche Texte nur dann isoliert möglich, wenn der werden, als die Schüler die Sprache
erfordern jeweils andere Verstehens- Schüler nicht mit Hilfe von sprachli- ihrer Wahl benutzen dürfen, Mutter-
aufgaben. Während man sich etwa bei chen Äußerungen antworten muß. Das sprache, Fremdsprache, oder sogar
einem weitschweifigen Vortrag auf die kann erreicht werden durch das An- eine Mischsprache, und etwaige
Abfolge wesentlicher Gedankenschrit- kreuzen von Bildern oder das Verrich- Unzulänglichkeiten in der Formulie-
te beschränken könnte, kann eine ten bestimmter Handlungen. rung nicht mit bewertet werden. Es
Rundfunkdebatte z.B. sehr genaues Beim Antwort-Auswahl-Verfahren wird dann nur auf wesentliche Begriffe,
Hinhören verlangen: Man muß die mit fremdsprachigen Antwortalternati- Aussagen und Relationen in der

Fremdsprache Deutsch 7
59

Schülerantwort geachtet. Etwaige vante Merkmale der Texte auch objek- Eine solide Sonderform des Ant-
Sprachfehler und stilistische Unvoll- tiv festgestellt werden können. Solche wort-Auswahl-Verfahrens ist die soge-
kommenheiten werden ausgeklam- Merkmale sind beispielsweise: das nannte Zwei-Thesen-Aufgabe. Im fol-
mert. Sprechtempo, d. h. die Zahl der Silben genden ein Beispiel (aus einem Inter-
oder Wörter pro Minute, die ,Qualität‘ view mit einem Zirkusdirektor):
des Vokabulars, die anhand von Fre-
4. Das Testziel quenzlisten oder durch Ermittlung der Hörtext 28: Zirkus in Amerika
Das globale Testziel im schulischen mittleren Wortlänge bestimmt werden Dazu die Aufgabe im Testheft:
Fremdsprachenunterricht, insbeson- kann und die syntaktische Komplexität
dere in der Sekundarstufe I, kann wie ( die Art, Tiefe und Breite der Satz- Was sagt Herr Haussels über den
folgt definiert werden: strukturen bei syntaktischer Analyse). Zirkus in Amerika?
Der Schüler ist imstande, gespro- Der Zusammenhang zwischen solchen A Da gibt es viel Konkurrenz unter
chenes Deutsch zu verstehen, das formal-objektiven Merkmalen und dem den Zirkussen.
1. spontan gesprochen wird; effektiven Schwierigkeitsgrad des Tex- B Da wird dem Zuschauer viel zu
2. in normalem Tempo gesprochen tes hat sich allerdings in Forschung viel auf einmal geboten.
wird; und Praxis als äußerst komplex erwie-
3. nur idiomatische bzw. phoneti- sen. Es werden also zwei Thesen formu-
sche Elemente enthält, die für Deshalb läßt man sich bei der Aus- liert, von denen eine den Kern, den
“normale” Muttersprachler, wahl der Texte am besten durch Kolle- Hauptgedanken des Textabschnitts
auch weniger gebildete, ver- gen beraten, damit Subjektivität durch enthält. Theoretisch könnte man auch
ständlich sind, allerdings unter Intersubjektivität ergänzt wird. nur eine These formulieren und die
Ausschluß extrem umgangs- Schüler entweder mit ‘ja’ (wurde
sprachlicher Elemente; gesagt) oder ‘nein’ (wurde nicht
4. allgemeine Themen beinhaltet, 5. Die gesagt) antworten lassen. Es ist jedoch
d.h. Themen, die keine bestimm- Aufgabenformulierung meist schwierig, die Thesen so zu
te Vorbildung erfordern. gestalten, daß eindeutig zugestimmt
Probleme bereitet die Aufgabenformu- oder verneint werden kann. Sehr oft
Problematisiert werden muß der lierung. Das Antwort-Auswahl-Verfah- muß dafür auf Wörter wie ‘immer’,
Begriff ‘normales Tempo’. Zum einen ren hat den unverkennbaren Vorteil ‘nie’, ‘oft’, ‘manchmal’ und ‘im allge-
hängt das Sprechtempo von der indivi- der Auswertungsobjektivität, doch meinen’ zurückgegriffen werden,
duellen Vertrautheit des Sprechers mit bringt es auch offensichtliche Nachtei- wodurch sich die richtige Alternative
dem jeweiligen Thema ab: über Alltäg- le mit sich. Gekünstelt formulierte oder verrät.
liches und über die eigenen Vorlieben sonstwie unbewußt markierte Distrak-
spricht man meist schneller; zum toren können die Schülerleistungen fri- Die Zwei-Thesen-Aufgabe hat den
andern hat das Sprechtempo auch eine sieren: Die richtige Antwort springt Vorteil, daß man sich keine zwei oder
subjektive Komponente. Wenn über des öfteren sofort in die Augen. Durch drei (attraktive) Distraktoren auszu-
Komplexes und Abstraktes gespro- eine ungewollt herbeigeführte Diskre- denken hat, weil sich das sehr oft als
chen wird, mag dem Zuhörer das Tem- panz zwischen dem Schwierigkeits- schwierig erweist. Ein weiterer Vorteil
po schneller erscheinen als bei alltäg- grad eines Textes und der wirklichen ist, daß sich das notwendige Lesen für
lichen Themen. ‘Normal’ heißt hier Leistungsfähigkeit der Schüler darf die Schüler auf zwei Antwortalternati-
also: dem Thema sowohl absolut als auch bei guten Resultaten nicht auf ein ven beschränkt und das Eliminieren
auch relativ, d.h. in der Perzeption völliges Verstehen des Textes ge- von mehreren Distraktoren entfällt.
unbefangener Hörer, angemessen. schlossen werden. Die Konstruktion
von akzeptablen Auswahl-Antwort-Auf- Im folgenden noch einige Hör-
Ein zweites Problem bilden die pho- gaben verlangt viel Übung und Kom- verstehenstests mit zunehmendem
netischen Elemente, die Aussprache. mentare von Kollegen. Schwierigkeitsgrad.
Der Text sollte zur Standardsprache
gehören: d. h. zu der Sprachform, die Offene Fragen sind durch ihre man- Hörtext 29: Zieh Leine, Bello
jeder Deutschsprachige nach dem gelnde Objektivität in der Auswertung (Leistungsstufe C, Sekundarstufe I, ca.
Besuch der Grundschule zumindest grundsätzlich nicht überregional oder 300 Unterrichtsstunden)
passiv beherrscht, und die normaler- landesweit einzusetzten. Sie sind Aufgabe im Testheft:
weise in Medien wie Rundfunk und jedoch gut verwendbar, wenn die Wie muß der letzte Satz enden?
Fernsehen gebraucht wird. Dialektein- Testauswerter in der Lage sind, das A … will auch einen Hund haben.
flüsse dürfen dabei durchaus hörbar Korrekturverfahren miteinander abzu- B … fällt in einen Hundehaufen.
sein und den Sprachgebrauch färben. stimmen. Etwaige Unterschiede in der
Ausdrucksfähigkeit der Schüler sind - Hörtext 30: Sag mal, Kordelia…
Der Schwierigkeitsgrad der Hörtexte wie im Abschnitt 3 bereits gesagt wur- (Leistungsstufe D, Sekundarstufe I, ca.
muß vom Lehrer intuitiv bestimmt de - bei der Bewertung möglichst aus- 300 Unterrichtsstunden)
werden, wenngleich bestimmte rele- zuschließen. Aufgabe im Textheft:

Fremdsprache Deutsch 7
60 H Ö R V E R S T E H E N

Was sagt Kordelia im Zusammen- Aufgaben 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10


hang mit ihrer Wohnsituation? Schüler
A Freunde und Bekannte kommen Ida /
jetzt viel öfter zu Besuch als Emil /
früher. Paula / /
B Sie will jetzt versuchen, ohne Julius / / /
Hausgenossen fertig zu werden. Anton / / / /
C Es gibt jetzt niemanden mehr, Martha / / / /
der ihr Vorschriften macht. Otto / / / / /
Dora / / / / / /
Hörtext 31: Ich habe gelesen Ulrike / / / / / /
(Leistungsstufe F, Abitur, ca. 500 Unter- Gustav / / / / / / /
richtsstunden) Viktor / / / / / / /
Aufgabe im Testheft:
Die Testqualität ist gleichsam mit Fernsehtexte verwandt: Reportagen,
Wie muß der letzte Satz lauten? einem Blick aus dem Schema zu erse- Vorträge, kurze Mitteilungen usw. Seit
A Das machen wir besser. hen: Aufgabe 1 hat kein Schüler ver- der Mitte der siebziger Jahre werden
B Das müßt ihr selbst machen. fehlt; dadurch weicht sie deutlich von im zyklischen Verfahren Hörverständ-
den anderen ab. Sie hat nicht zur Diffe- nistests produziert, so daß das Institut
Hörtext 32: Den besten Ansatz … renzierung beigetragen und war wohl mittlerweile über eine Fülle von au-
(Leistungsstufe F, Abitur, ca. 500 Unter- zum Aufwärmen gemeint. Die Aufga- thentischen Themen und Hörtexten
richtsstunden) ben 2, 4, 6, 8 und 10 sind akzeptabel: verfügt. Die Tests sind ganz einspra-
Aufgabe im Testheft: Sie sind nicht allzu schwierig und tren- chig gehalten und dürften sich daher,
nen die leistungsstärkeren von den lei- insbesondere auch durch die große
Was macht das Japanische so stungsschwächeren Schülern. Aufgabe Auswahl an Schwierigkeitsniveaus, für
schwierig? 3 ist wohl zu schwierig. Sehr verdäch- Zielgruppen außerhalb der Landes-
A Man muß eine Unzahl von festen tig ist Aufgabe 5, weil sie gerade von grenzen eignen. Neben der Authenti-
Redewendungen beherrschen, den besten Schülern falsch gemacht zität der Texte sind die strenge Qua-
ohne die kein Gespräch stattfin- wird; vermutlich ist die Aufgabenstel- litätskontrolle und die absolute Ver-
det. lung ungeeignet. Aufgabe 7 differen- gleichbarkeit der Resultate durch die
B Der Sprachgebrauch wird in ziert in ungenügendem Maße. Aufgabe Jahre hindurch als besondere Eigen-
hohem Maße vom Verhältnis zwi- 9 ist einstweilen ein Zweifelsfall. schaften der Tests hervorzuheben.
schen den Gesprächspartnern
bestimmt. Für jede Sprache und jedes Lei-
C Kleinste Änderungen in der Aus- 7. Standardisierte Tests stungsniveau gibt es einen Standard-
sprache können mit großen Im Vorangehenden sind einige Materialsatz bestehend aus einer
Bedeutungsunterschieden ein- praktische Fragen angesprochen, die Audiokassette, einem Textheft,
hergehen. mit der Erstellung und Auswertung Schülerheften mit HV-Kontrollfragen
von informellen Hörverstehenstests und einem Antwortschlüssel. Die
zusammenhängen. Die Konstruktion Gesamtlaufzeit eines Materialsatzes
6. Die Testauswertung solcher Tests ist eine zeitaufwendige beträgt ca. 40 bis 60 Minuten.
Bei informellen Tests sind die Test- Augabe, die viel technisches Können Näheres über die Tests ist über die
gruppen in der Regel zu klein, um die verlangt, nicht nur bei der Aufgaben- Informationsabteilung des Instituts zu
Ergebnisse mit Hilfe der üblichen stati- entwicklung, sondern auch bei der erhalten: CITO, Informationsabteilung,
stischen Verfahren auszuwerten. Es Montage der Tests, wenn geeignete Postfach 1034, NL - 6811 JB Arnheim,
empfiehlt sich, in folgender Weise eine Textabschnitte ausgewählt, zusam- Telefax +31 85521356.
Übersicht der Testdaten anzufertigen: mengefügt und Antwortpausen einge-
In ein Schema (siehe oben) werden blendet werden müssen. Um die Lehre- Literaturhinweis:
Das grundlegende Werk im Bereich der Sprachtests ist
waagerecht die Testaufgaben und rinnen und Lehrer von dieser Aufgabe nach wie vor:
senkrecht die Namen der Schülerinnen zu befreien, erstellt das niederländi- Lado, Robert: Testen im Sprachunterricht. Hueber,
München1971.
und Schüler eingetragen, und zwar so, sche Institut für Testentwicklung Sehr empfehlenswert:
daß der Schüler mit dem besten Resul- (CITO) jedes Jahr neue Hörverstehens- Doyé, Peter: Typologie der Testaufgaben für den Unter-
richt Deutsch als Fremdsprache. Langenscheidt,
tat als erster aufgeführt wird. Der tests für die Fremdsprachen auf vier Berlin und München 1988.
Schüler, der die schlechteste Leistung (Französisch und Deutsch) bis sechs
erbracht hat, wird als letzter genannt. Schwierigkeitsstufen (Englisch), die an
Ein Strich an der Schnittstelle xy im die Schulen verkauft werden.
Schema besagt, daß Schüler y Aufgabe Für die Tests werden im Ausland
x nicht gelöst hat. ‘vor Ort’ Interviews gemacht, oder es
werden authentische Hörfunk- bzw.

Fremdsprache Deutsch 7
61

Verstehen: seine Bedeutung der SCHE- bare Voraussetzung dafür, größer also die Verschie-
Interaktion MA-THEORIE, die in ge-
staltpsychologischen Über-
daß Verstehen überhaupt
zustande kommt.
denheiten zwischen Aus-
gangs- und Zielsprachen-
zwischen legungen zur Speicherung Denn eine weitere Grund- kultur sind, desto häufiger
Hörer und Text menschlichen Wissens
ihren Ursprung hat und in
annahme der Schematheo-
rie ist, daß kein gesproche-
werden die Lernenden in
Texten Hinweisen begeg-
Die Bedeutung des VOR- den siebziger Jahren und ner oder geschriebener nen, denen sie kein ent-
WISSENS für das Textver- danach ihre eigentliche Text seine Bedeutung sprechendes Schema zu-
stehen wird in der Fachlite- Ausarbeitung erfuhr. Diese „hat“, sondern diese viel- ordnen können. Oft helfen
ratur sehr häufig betont. Theorie setzt voraus, daß mehr im Zusammenspiel sie sich dann damit,
Sie wird besonders klar, Vorwissen nicht als eine der Hinweise im Text und scheinbar naheliegende
wenn man bedenkt, daß Anhäufung vereinzelter der durch sie aufgerufenen Schemata der Ausgangs-
kein Text wirklich vollstän- Wissensbestände aufzufas- Schemata des jeweiligen kultur zu übertragen – mit
dig ist. Wer von einem sen ist, sondern als ein ge- Hörers / Lesers erst be- den entsprechenden nega-
besonderen Vorfall beim ordnetes und vielfältig ver- kommt. Verstehen setzt tiven Konsequenzen für
letzten Arztbesuch erzählt, knüpftes Netzwerk, in dem also voraus, daß auf einen das Verstehen. Auch der
wird kaum auf die Idee thematisch zusammen- Texthinweis hin überhaupt umgekehrte Fall ist häufig
kommen zu erläutern, war- gehörende Teile in sich en- ein Schema aktiviert wer- anzutreffen: Angemessene
um man überhaupt zum ger verbunden sind als mit den kann, und es setzt Schemata sind zwar vor-
Arzt geht und was dort anderen Teilen. In der Lite- auch voraus, daß dieses handen, sie werden aber
gewöhnlich geschieht, son- nicht aufgerufen, da die
dern er setzt voraus, daß entsprechenden Hinweise
der Hörer das weiß, dieses im fremdsprachigenText
Wissen nach dem Stich- nicht verstanden werden.
wort „Arztbesuch“ abruft
und zum Verstehen des Informationen fließen also
Erzählten auch einsetzt. In nicht nur vom Text zum
der Regel wird diese Erwar- Hörer/Leser, sondern wer-
tung nicht enttäuscht, da den gleichzeitig auch vom
praktisch jeder Erfahrun- Hörer/Leser an den Text
gen mit Arztbesuchen ge- herangetragen. In der Lite-
sammelt hat. ratur spricht man hier von
AUFSTEIGENDEN und
Die Summe dieser Erfah- ABSTEIGENDEN VERAR-
rungen resultiert in einer BEITUNGSPROZESSEN
WISSENSSTRUKTUR „Arzt- ratur werden oft INHALT- Schema angemessen ist. (engl. bottom-up-/top- down-
besuche“, die die typi- LICHE und FORMALE Kann kein Schema aufgeru- processes). Ursprünglich
schen Merkmale dieser Si- SCHEMATA unterschie- fen werden, ist die Folge liegt diesen Begriffen wohl
tuation zusammenfaßt, den. Erstere fassen z. B. die Nichtverstehen; wird ein das Bild eines Lesers
und die, sinnbildlich ge- typischen Merkmale von unangemessenes Schema zugrunde, der von oben
sprochen, Fächer (engl. Situationen zusammen, aufgerufen, ist das Resultat auf den Text blickt, und die
slots) enthält, in die neue aber auch die von Sachver- Falsch- oder Mißverstehen. einschlägige Forschung hat
Einzelheiten integriert wer- halten, Ereignissen, Perso- sich auch vor allem auf das
den können. Textrelevan- nen, Beziehungen, Werthal- Unter diesen Problemen Lesen konzentriert. Es ist
tes Vorwissen kann man tungen und Perspektiven, leidet der Muttersprachler aber anzunehmen, daß die-
sich also als eine Vielzahl letztere die von Kommuni- vor allem dann, wenn The- se Verarbeitungsprozesse
solcher Wissensstrukturen kationsabläufen und rheto- ma oder Organisations- beim Hören und Lesen
denken, die jeweils bei rischen Organisationsmu- form eines Textes ihm gleich oder zumindest sehr
Bedarf aktiviert werden. stern von Texten. Sie wer- nicht geläufig sind. Noch ähnlich ablaufen.
den durch bestimmte Hin- größere Probleme aber
In der fremdsprachendi- weise (engl. cues) im Text haben Fremdsprachenler- Anmerkung:
Zu diesen Stichwörtern vergleichen Sie
daktischen Literatur hat aktiviert und bilden die nende, weil Schemata kul- bitte auch das „Aktuelle Fachle-
sich zur Bezeichnung die- Grundlage für Erwartun- turabhängig sind (vgl. z. B. xikon“ in FREMDSPRACHE
DEUTSCH, Heft 2, 1990, S. 63.
ser Wissensstruktur in den gen an den weiteren Fort- die im Beitrag von Gu Ausführlicher vgl. zu dieser Thematik
vergangenen Jahren der gang dieses Textes und da- Yünying aufgezeigten Un- die beiden im Abschnitt
„Bücher und Aufsätze“ zum
Begriff SCHEMATA einge- mit auch für Antizipation terschiede zwischen einem Thema angegebenen Bücher
bürgert. Entnommen wur- und Inferenz. Sie sind darü- „Arztbesuch“ in Deutsch- von Karcher und Lutjeharms.
den dieser Begriff und ber hinaus eine unabding- land und in China). Je GERT SOLMECKE

Fremdsprache Deutsch 7
62 H Ö R V E R S T E H E N

Bücher und Aufsätze Langenscheidt, München (er-


scheint Ende 1992).
Die aktuellste zusammenfassen-
de Darstellung des Forschungs- Das Buch enthält eine leicht
standes speziell zum Hörver- verständliche theoretische Ein-
stehen ist immer noch: führung sowie viele Beispiele
für die systematische und inte-
René Dirven / John Oakeshott- grierte Schulung des Hör– und
Taylor: Listening Comprehen- Leseverstehens im Deutschun-
sion. In: LANGUAGE TEACHING, terricht der Unter– und Mittel-
1984, S. 326 – 343 und 1985, S. 2 stufe.
– 20.

Eine kurze, aber sehr informa- Unterrichtspraktischer orien- den Möglichkeiten ihrer Ent- Das nachfolgende Buch, zu
tiert sind die nachfolgenden wicklung, mit Inhalten und dem eine Kassette erhältlich
tive und leicht lesbare Darstel- ist, hat zwar den Schwerpunkt
Arbeiten: Methoden der Hörverstehens-
lung der Psychologie des Ver- Aussprache, geht aber davon
schulung, sowie mit der Beob-
stehens gibt: aus, daß Sprechen gutes Hören
achtung des (fremdsprachli-
Hans Hörmann: Der Vorgang Mit zentralen Aspekten der chen) Hörverstehens im eige- unbedingt voraussetzt.
des Verstehens. In: Wolfgang Hörverstehensschulung im Un- nen Unterricht.
terricht befaßt sich sehr Ilse Cauneau: Hören–Brum-
Kühlwein und Albert Raasch men– Sprechen. Angewandte
(Hg.): Sprache und Verstehen. knapp:
Eine Vielzahl von Anregungen Phonetik im Unterricht
Band 1. Narr, Tübingen 1980, S. Manfred Arendt: Hörverstehen Deutsch als Fremdsprache.
17 – 28. – gezielt geschult. In: PRAXIS für die Praxis der Hörverste-
hensschulung enthält: Klett Edition Deutsch, Mün-
DES NEUSPRACHLICHEN UN- chen 1992.
TERRICHTS, 1989, S. 164 – 171. Penny Ur: Hörverständnisü-
Angesichts der engen Ver- bungen mit englischen und Es werden verschiedene Vorge-
wandtschaft bzw. sogar Über- Einzelthemen sind u.a.: Zielset- hensweisen beschrieben, wie
zung der Hörverstehensschu- französischen Bespielen. Hue-
einstimmung der beim Hören Lernende angeleitet werden
lung, Arbeits– und Aufgabenfor- ber, München 1987.
und Lesen ablaufenden Prozes- können, über wiederholtes Hö-
se sollte man ergänzend auch men, Hörtexte als Sprechanläs- Wie der Titel sagt, sind die Bei- ren zu einem optimalen Hörver-
die neuere Literatur zum Lese- se und das Testen. spiele zwar für den Englisch– ständnis zu kommen.
verstehen heranziehen, z. B.: D ie theoretischen und prakti- und Französischunterricht kon-
zipiert, sie lassen sich aber
schen Probleme des Hörver-
Günther L. Karcher: Das Lesen
in der Erst– und Fremdspra- stehens und der Hörverste- größtenteils ohne besondere Eine anregende Sammlung von
hensschulung nicht nur schil- Mühe für den Deutschunter- Modellen für Aufgaben zum
che. Groos, Heidelberg 1988. Hörverstehen enthält das Buch
dern, sondern durch richt adaptieren.
Madeline Lutjeharms: Lesen in von Peter Doyé: Typologie der
entsprechende Aufgabenstel-
der Fremdsprache. AKS–Ver- Testaufgaben für den Unter-
lag, Bochum 1988.
lungen für den Leser erfahrbar
machen will das Buch:
H ör– und Leseverstehen als richt Deutsch als Fremdspra-
Teilfertigkeiten einer allgemei- che. Langenscheidt, Berlin/
Beide Bücher geben auf hohem
Anne Anderson and Tony nen Verstehenskompetenz be- München1988.
theoretischen Niveau einen
Lynch: Listening. CUP, Oxford handelt:
ausführlichen Überblick über In diesem Buch werden Aufga-
1988. Gert Solmecke: Texte Hören–
den gegenwärtigen Wissens- ben vorgestellt, mit denen sich
stand zum Textverstehen. Sie In drei großen Kapiteln befas- Lesen–Verstehen. Die Entwick- Hörverstehen testen läßt. Die
gehen auch auf die Unterschie- sen sich die Autoren mit der lung der rezeptiven Kompetenz Aufgaben lassen sich als
de und Gemeinsamkeiten von Fertigkeit Hörverstehen in Mut- im Fremdsprachenunterricht. Muster verstehen, die leicht auf
Hör– und Leseverstehen ein. ter– und Fremdsprache und andere Hörtexte und -situatio-

© King Features Syndicate Inc./Distr. Bulls

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nen übertragbar sind. Jedes Prozesse der Inferenzbildung


Muster wird durch ein Beispiel und ihre zentrale Bedeutung Für diejenigen, die sich Joachim-Ernst Berendt: Vom
illustriert; besonders nützlich für das Textverstehen. Hören der Welt. Das Ohr ist
auch außerhalb des Un-
ist, daß die Formen der Über- der Weg. 4 Tonkassetten mit
terrichts mit dem Thema Beiheft im Set, DM 60,—.
prüfung des Hörverstehens für
jedes Aufgabenmuster angege- D ie Bestimmung der Text- „Hören“ befassen möchten: Joachim-Ernst Berendt:
ben sind. In einer Reihe dieser schwierigkeit problematisiert: Muscheln in meinem Ohr.
Dieter Wolff: Textverständlich- Das Buch vom Hören Her-
Testaufgaben werden auch Hör- Variationen über das Hören. 4
keit und Textverstehen: wie ausgegeben von Robert Kuhn
hilfen (Bilder, Grafiken, schrift- Tonkassetten mit Beiheft im
kann man den Schwierigkeits- und Bernd Kreutz, Herder
liche Texte) angeboten, so daß Set, DM 60,—.
grad eines authentischen Verlag Freiburg 1991 (252 Sei-
man diese Testaufgaben teil- Produktion: Network Medien-
fremdsprachlichen Textes ten zum Preis von nur DM
weise auch für das Üben des Cooperative. Vertrieb: Zwei-
bestimmen? In: NEUSPRACHLI- 19,80) ist eine teils tiefsinni-
Hörverstehens nutzen kann. tausendeins, Postfach, D-6000
CHE MITTEILUNGEN, 1985, S. ge, teils heitere Sammlung
von Texten und Bildern über Frankfurt/M. 61.
211 – 221.
Die nachfolgenden Aufsätze „Hörbewußtsein“, „die Mög-
Der Aufsatz analysiert verschie- lichkeit, die Welt, das Leben
beschäftigen sich mit Einzel- dene Faktoren der Textschwie- „Das Ohr ist der Weg“, heißt
hörend wahrzunehmen“, es schon in den indischen
aspekten des Hörverstehens rigkeit, um Lehrern Kriterien „Hören in verschiedenen Zei-
für die Auswahl vor allem au- Upanischaden. „Die Welt ist
und seiner Schulung. ten und Kulturen“, „Das Ohr Klang“, sagt Joachim-Ernst
thentischer Texte an die Hand in der Werbung“ u. a. Das
zu geben. Berendt und lädt den Hörer
Buch enthält auch Gedichte,
Mit Problemen der Progres- in denen das Hören und Lau-
dazu ein, diese Klangfülle zu
sion befaßt sich: erleben. Das beginnt mit dem
Helmut Kuntz: Das Hörverste-
Themenhefte von schen eine wichtige Rolle Geräusch der Erde im Welt-
henstraining und seine Pro-
Zeitschriften spielt. Schriftsteller, Philoso- raum und dem Zusammen-
phen und Wissenschaftler klang der Himmelskörper,
gression. In: INFO DAF, 1986, S. Empfohlen sei auch noch das kommen zu Wort, bildliche
25 – 41. führt über alle Arten von
Studium der nachfolgend ge- Darstellungen vom Altertum Klangbildern zu Musikbei-
Der Aufsatz erörtert die ver- bis zu Surrealismus und spielen aus verschiedenen
nannten Themenhefte ver-
schiedenen für die Progression moderner Werbung werden Kulturen und Epochen, zu
relevanten Komponenten der schiedener Fachzeitschriften: gezeigt. Bach und Beethoven, bis hin
Hörverstehensschulung FRAGEZEICHEN 2/1988, Außergewöhnliche Hörer- zu Jazz und Tonschöpfungen
(sprachliche und thematische Themenheft „Hörverstehen“. lebnisse bietet: moderner Komponisten. Die
Textschwierigkeit, Verstehens- Enthält drei Aufsätze zu grund- Beispiele werden von einem
sätzlichen Problemen der Hör- Joachim-Ernst Berendt: Die
hilfen, Aufgaben etc.) interessanten, einfühlsamen
verstehensschulung und Über- Welt ist Klang. Nada Brahma.
4 Tonkassetten mit Beiheft im Kommentar begleitet.
legungen zu einer Übungstypo-
Welche Probleme Deutschler- logie. Set, DM 60,—. emj
nende aus Drittweltländern auf-
grund der Verschiedenheit von ARBEITSKREIS DAF IN DER
Ausgangs– und Zielkultur bei SCHWEIZ. Rundbrief Nr. 18, Gegendarstellung zwar, wie im übrigen die meisten
der Beschäftigung mit deut- 1992: HV von Ronny Amsler, Pa- Goethe-Materialien auch, aus
In Andreas Pauldrachs Beitrag
schen Texten haben können, ne Portmann und Rita Tuggener. „Eine unendliche Geschichte.
Mitteln der auswärtigen Kultur-
Das Heft führt sehr kurzweilig politik finanziert, unterliegen
zeigt: Anmerkungen zur Situation der
aber in keiner Weise einer politi-
Karl–Heinz Osterloh: Intercul- und leicht verständlich in die Landeskunde in den 90er Jahren“
schen Kontrolle oder gar Zensur.
Theorie und Praxis der Hörver- in Heft 6 „LANDESKUNDE“ wird
tural differences and commu- auf den Seiten 9 bis 11 der Ein- Sie werden von einer unabhängi-
nicative approaches to fo- stehensschulung ein.
druck erweckt, als gäbe es grund- gen Verlagsredaktion erstellt. Die
reign–language teaching in FREMDSPRACHE DEUTSCH sätzlich zwei Arten von Landes- Zentralstelle für das Auslands-
the Third World. In: Valdes, J. 2/1990, Themenheft „Arbeit mit kundematerialien: unabhängige schulwesen sowie ein wissen-
M. ed.: Culture Bound. Bridging Texten“. und um Objektivität bemühte schaftlicher Beirat stehen der
the Cultural Gap in Language des Goethe-Instituts und solche, Redaktion fachlich-pädagogisch
Die Beiträge dieses Themenhef-
Teaching. Cambridge, CUP die der Meinung der Bundesre- beratend zur Seite.
tes verstehen zwar unter Tex-
1986, S. 77 – 84. gierung verpflichtet, parteiisch Seit nunmehr achtzehn Jahren
ten vor allem Lesetexte, geben und nicht objektiv sind. erstrebtes und verwirklichtes
Die Lektüre ist auch für diejeni- aber eine Fülle von Anregungen Ziel des „Jugendmagazins“ ist es,
Zu der zweiten Kategorie rechnet
gen zu empfehlen, die keine (u.a. zur Texteignung und zur Deutschschülern in aller Welt ein
der Autor auch die Landeskunde-
Lernenden aus Drittweltlän- Aktivierung von Verstehens- materialien der Zentralstelle für zeitnahes, jugendgemäßes und
dern betreuen, denn der Auf- strategien), die auch für die das Auslandsschulwesen. ausgewogenes Bild des Lebens
satz macht auch generell sehr Praxis der Hörverstehensschu- junger Menschen in der Bundes-
Da in Zusammenarbeit mit der
deutlich, wie wichtig kulturel- lung relevant sind. Zentralstelle für das Auslands-
republik zu vermitteln, wobei
les Lernen für das angemesse- unter „Ausgewogenheit“ immer
DER FREMDSPRACHLICHE UN- schulwesen im wesentlichen nur
ne Verstehen von Texten ist. Meinungsvielfalt verstanden
TERRICHT 2/1988, Themenheft die DaF-Schülerzeitschrift
wurde.
„Hören und Verstehen“. „Jugendmagazin“ und die
Deutschlehrerzeitschrift „TIP“ im
Mit der Inferenzbildung be- Enthält u.a. Beiträge zum Ein- Landeskundebereich herausge- Diethelm Kaminski
faßt sich der Aufsatz: Gert Rick- satz von Liedern und von au- geben werden, der Autor folglich Referat VIA3
heit, Hans Strohner: Inferen- thentischen Texten bei der Hör- nur diese Zeitschriften im Auge Bundesverwaltungsamt
zen: Basis des Sprachverste- verstehensschulung (Englisch gehabt haben kann, muß seiner Zentralstelle für das Auslands-
hens. In: DIE NEUEREN und Französisch). pauschalen Behauptung heftig schulwesen
SPRACHEN, 1990, S. 532 – 545. widersprochen werden. Barbarastr. 1/Postfach 68 01 69
GERT SOLMECKE
Das „Jugendmagazin“ (früher 5000 Köln 60 (Riehl)
Im Mittelpunkt des Interesses
„Jugendscala“) und „TIP“ werden
stehen die psychologischen

Fremdsprache Deutsch 7
64 H Ö R V E R S T E H E N

70 Texte unterschiedlicher Rollenspiel) als auch im


ZEITSCHRIFTEN STELLEN SICH VOR: Länge aus etwa 30 verschie- Selbststudium bearbeitet
denen Quellen. Die Erschei- werden können. Ein Lö-
AUTHENTIK nungsweise in zweimonati-
gem Abstand garantiert die
sungsschlüssel am Ende der
Übungen unterstützt die
AUF DEUTSCH Aktualität der Texte. Lernenden dabei.

Die Kassette Die Adressaten


Zu jeder Zeitungsnummer Obwohl „Authentik auf
erscheint eine 60-minütige Deutsch“ sich hauptsächlich
Die Anfänge (1985), Englisch (1989) Begleitkassette mit authenti- an die Abschlußklassen der
Das Authentik-Konzept ent- sowie eine Kassette dazu. schen Hörfunkinformatio- Sekundarstufe wendet, kön-
stand 1978 in der Abteilung nen (Nachrichten, Reporta- nen Zeitung und Kassette
„Teacher Education“ in Tri- Die Zeitung gen, Funkwerbung) und ebenso erfolgreich in der
nity College Dublin. Die Heute besteht „Authentik Interviews mit Mutter- Erwachsenenbildung und
zunehmende Bedeutung au- auf Deutsch“ aus 20 Seiten; sprachlern, die thematisch zum Selbststudium verwen-
thentischer Texte im moder- die Texte aus deutschspra- den Zeitungstexten zugeord- det werden. Das Arbeitsheft
nen Fremdsprachenunter- chigen Zeitungen und Illu- net sind. Die Kassette kann ist ausschließlich auf
richt der Sekundarstufe strierten werden in Faksimi- sowohl zum extensiven deutsch abgefaßt, daher
stellte viele Lehrer vor das ledruck unverändert mit Hören als auch zur intensi- können die Materialien pro-
Problem der Versorgung mit dem Originalschriftzug der ven Arbeit mit einzelnen blemlos auch außerhalb des
geeigneten Materialien, ganz Quelle und dem Erschei- Beiträgen eingesetzt wer- englischen Sprachraums
abgesehen vom Zeitauf- nungsdatum wiedergege- den. eingesetzt werden. Ca. 3%
wand für die Vorbereitung. ben. Die Themen werden der Abonnenten (von 13300)
Die Lösung: eine regelmäßig entsprechend den Lebenser- Das Arbeitsheft kommen bereits aus nicht
erscheinende Zeitung für fahrungen und Interessen Der wichtigste Bestandteil englischsprachigen, meist
den Fremdsprachenunter- 15-18jähriger Schüler der der Authentik-Materialien ist europäischen Ländern. An
richt mit ausgewählten au- Abschlußklassen irischer das der Zeitung beiliegende einigen Sekundarschulen
thentischen Texten sowie und britischer Sekundar- 20-seitige Arbeitsheft: Ne- wird „Authentik auf Deutsch“
ben der vollständigen als zentrales Unterrichtsmit-
Transkription der Kas- tel eingesetzt, besonders in
sette enthält es Übun- irischen Abschlußklassen,
gen zu ausgewählten für die kein Kursbuch vorge-
Lese- und Hörtexten schrieben ist.
aus Zeitung und Kas-
sette, die von irischen Andere Publikationen
Deutschlehrern er- Zu den für den Deutschun-
stellt, und soweit dies terricht relevanten Veröf-
zeitlich möglich ist, fentlichungen gehören die
auch im Unterricht Sonderausgabe „Deutsche
erprobt werden. Ziel Einheit“ (Kassettenpro-
der Übungen ist das gramm und Begleitheft mit
aktive Textverstehen: Hörverstehensübungen)
von der Aktivierung sowie die in englischer Spra-
des Vorwissens über che abgefaßte sechsteilige
Global- und Detailver- Reihe „Progressive Gram-
stehen zur produkti- mar of German“ (Band 1+2
ven Textarbeit. Dazu erhältlich ab Herbst 92).
kommen eine kontinu-
ierliche Wortschatzer- Abonnement
einem Übungsteil mit Er- schulen zusammengestellt weiterung, die Erarbeitung Wenn Sie weitere Fragen
schließungshilfen, zunächst (z. B. Musik-Szene, Film, Um- von Lesestrategien sowie haben oder „Authentik auf
in französischer Sprache. welt, Nachrichten, Sport). die Behandlung ausgewähl- Deutsch“ bestellen wollen,
1984 erschien dank der Ein Jahresabonnement be- ter grammatischer Aspekte. schreiben Sie bitte an: Au-
Unterstützung durch das steht aus fünf Ausgaben Die Übungen sind so ange- thentik Language Learning
Goethe-Institut Dublin die (September, November, Ja- legt, daß sie sowohl in der Resources Ltd., 27 Westland
erste deutsche Ausgabe; nuar, März, Mai); jede Ausga- Klasse, in Partner- oder Square, Dublin 2, Irland.
später kamen Spanisch be enthält im Durchschnitt Gruppenarbeit mit kommu- BARBARA SUDROW
nikativen Aufgaben (z. B.

Fremdsprache Deutsch 7
65

UNSERE AUTORINNEN UND AUTOREN W I C H T I G E R T E R M I N


Arbeitsgruppe Bordeaux Susy Keller X. Internationale Deutschlehrertagung
über: Via Roncaccio 17
Goethe-Institut Bordeaux CH-6942 Savosa Universität Leipzig 2. – 7. August 1993
(Frau Rotraud Cros) SCHWEIZ T H E M A :
16 ter, rue Boudet Gymnasiallehrerin; aktiv in der Lehrerfort-
F-33000 Bordeaux bildung in der Schweiz. Deutsch als Fremdsprache in einer sich wandelnden Welt
FRANKREICH
In der Arbeitsgruppe haben sich französi- Maruska Mariotta
sche Gymnasiallehrer und Dozenten des Via Roncaccio 17 P R O G R A M M :
Goethe-Instituts zusammengeschlossen, um CH-6942 Savosa
Sonntag, 1.8.93
didaktische Erfahrungen auszutauschen und SCHWEIZ
Lehrmaterialien zu entwickeln. Gymnasiallehrerin; aktiv in der Lehrerfort- 14.00 – 19.00 Anreise/Anmeldung im Tagungsbüro
bildung in der Schweiz. 10.00 – 18.00 Erste Vertreterversammlung
Hans Ludwig Bauer
Centro Culturale Tedesco Dr. Gabriele Neuf-Münkel
I-00198 Roma Mönkemöllerstr. 48 Montag, 2.8.93
Via Savoia 15 D-W-5300 Bonn 1 10.00 – 11.00 Begrüßung und Eröffnung
ITALIEN Lehrauftrag am Studienkolleg Bonn; zahl- 11.00 – 12.00 Festvortrag
Leiter der Sprachabteilung des Goethe-Insti- reiche Publikationen, Schwerpunkt: Hörver- 14.00 – 16.00 Plenarvorträge: Gerard Westhoff
tuts in Rom. Autor der „Atmosphärischen stehen; Mitautorin u. a. an dem Lehrwerk (Utrecht)/Niederlande und
Hörübungen“. „Wege“. Alexis Ngatscha Yaoundé/Kamerun
19.00 Empfang
Peter Bimmel Prof. Dr. Gert Solmecke
Stichts End 17 Schillerstr. 30 Dienstag, 3.8.93
NL-1244 PK Ankeveen D-W-6236 Eschborn 9.00 – 12.00 Vorträge und Diskussion in den Sektionen
NIEDERLANDE Professor für Didaktik der englischen Spra- 14.00 – 17.00 Arbeitsgruppen, Kurzreferate in den Sektionen
Fachdidaktiker an der Lehrerhochschule von che an der Johann Wolfgang Goethe Uni- 17.15 – 18.30 Für Interessenten:
Utrecht; Lehrauftrag an der Freien Univer- versität Frankfurt/Main; Schwerpunkte: – Bestandsaufnahme/Bedarfsanalyse DaF
sität Amsterdam; Mitautor des niederländi- Psychologie des Fremdsprachenerwerbs, – OPI: Mündliches Sprachkompetenz-Interview
schen Deutschlehrwerks „So isses“. Didaktik und Methodik des Fremdsprachen- – Treffen der Redakteure von Deutschlehrer-
unterrichts. zeitschriften
Ilse Cauneau
Christophstr. 5 Dr. Jan van Weeren 20.00 Abendveranstaltungen
D-W-7400 Tübingen Kerkstraat 35
Dozentin und Programmkoordinatorin am NL-6883 HR Velp Mittwoch, 4.8.93
Sprachinstitut (SIT) Tübingen; Autorin des NIEDERLANDE 9.00 – 12.00 Vorträge und Diskussion in den Sektionen
Phonetik-Programms „Hören-Brummen- Schwerpunkt: Angewandte Linguistik. In lei- 14.00 – 17.00 Arbeitsgruppen, Kurzreferate in den Sektionen
Sprechen“. tender Funktion am niederländischen Insti-
tut für Testentwicklung (CITO).
Dr. Barbara Dahlhaus Donnerstag, 5.8.93 Erlebte Landeskunde: Ausflüge
Am Bleckmannshof 27 Mariet van de Veen
D-W-4630 Bochum Abersland 27/19 Freitag, 6.8.93
Lektorin am Auslandsamt der Universität 6605 P.A. Wychen 9.00 – 12.00 Arbeitsgruppen, Kurzreferate in den Sektionen
Bochum; Lehrauftrag für Deutsch als NIEDERLANDE 14.00 – 16.00 Podiumsgespräch
Fremdsprache am Institut für Interkulturelle Deutschlehrerin; Mitautorin des nieder- 16.30 – 18.30 Der IDV stellt sich der Diskussion
Germanistik Universität Düsseldorf; Autorin ländischen Deutschlehrwerks „So isses“. 20.00 Abendveranstaltungen
des Fernstudienbriefes „Hörverstehen“ (in
Vorbereitung). Frau Prof. Gu Yünying
Fremdsprachenhochschule Shanghai Sonnabend, 7.8.93
Drs. C. E. van Eunen Da Lian Road (west) 550 9.00 – 11.00 Plenarvorträge: Gerhard Helbig (Leipzig) und
Zaalboslaan 43 200083 Shanghai Christoph Hein (Berlin)
NL-6881-RE Velp VR CHINA 11.00 – 12.00 Abschlußveranstaltung
NIEDERLANDE Außerordentliche Professorin für Deutsch als 14.00 – 16.00 Zweite Vertreterversammlung
Deutschlehrer, seit 1979 Dozent an der Fremdsprache; Mitautorin des Lehrwerks
„Hogeschool Gelderland“, einer niederländi- „Ziele“. Sektionen: 1. Deutsch in der Welt von heute und morgen 2. Interkulturelle
schen Pädagogischen Hochschule. Mitbe- Kommunikation und Landeskunde 3. Linguistische Grundlagen des Unterrichts DaF
gründer von „Deutsch macht Spaß“; Lehr- 4. Psychologische und soziologische Grundlagen des Unterrichts DaF 5. Deutsch als
werkautor (Deutsch aktiv u.a.). Zweitsprache 6. Fachsprache Deutsch 7. Deutsch als Wirtschaftssprache 8.
Rezeptive und produktive Fertigkeiten 9. Ausspracheschulung 10. Lernerautonomie
Dr. Ursula Hirschfeld und Lernstrategien 11. Potenzen und Grenzen neuer Medien 12. Literatur im
Herder Institut Unterricht
Lumumbastr. 4
D-O-7022 Leipzig Bis zum 31.12. 1992 können Sie sich noch zu Vorträgen in den
Dozentin am Herder-Institut; Schwerpunkt Sektionen anmelden.
Phonetik; Autorin des 1992 erschienenen Tagungsanmeldung: Anmeldeschluß 30. April 1993 (Adresse: X. Internationale
Lehrwerks „Einführung in die deutsche Pho- Deutschlehrertagung, Herder-Institut der Universität Leipzig, Lumumbastr. 2– 4,
netik“. D-O-7022 Leipzig/Deutschland

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66 H Ö R V E R S T E H E N

In FREMDSPRACHE DEUTSCH werden vorwiegend praxisbezogene Beiträge zum


Deutschunterricht veröffentlicht; auch bei theoretischen Arbeiten ist es unser
Anliegen, die Bedeutung dieser Theorie für die Praxis aufzuzeigen. Außer Beiträgen
zum jeweiligen thematischen Teil können auch Kurzberichte, Mitteilungen, Beiträge
zu den Rubriken und (kurze) Buchbesprechungen eingereicht werden. Über die
endgültige Annahme eines Manuskripts entscheiden die Herausgeber. Im Falle der
Veröffentlichung erhält der Autor/die Autorin ein Honorar von DM 50,– pro
Druckseite sowie drei Hefte als Belegexemplare.
Hier noch einige wichtige

HINWEISE FÜR DIE GESTALTUNG VON MANUSKRIPTEN

1. Schreiben Sie bitte max. 15–20 Schreibmaschinenseiten.


2. Eine Schreibmaschinenseite sollte ca. 40 Zeilen à ca. 40 Anschläge umfassen.
3. Schreiben Sie bitte in 11/2 zeiligem Abstand.
4. Schreiben Sie in einfachem, verständlichem Deutsch.
5. Unterstreichen Sie Textstellen, die im Druck hervorgehoben werden sollen.
6. Stellen Sie Ihre Anmerkungen am Ende Ihres Beitrags zusammen.
7. Vergessen Sie nicht, die Seiten Ihres Manuskripts zu numerieren.
8. Gliedern Sie Ihren Text durch Zwischenüberschriften. Sie machen es Ihren Lesern
dadurch leichter.
9. Machen Sie Ihre Texte anschaulich durch Abbildungen, Tabellen, Beispiele. ANZEIGE DIESTERWEG
Schicken Sie bei Abbildungen bitte Ihre Originalvorlagen, Sie bekommen sie
garantiert wieder zurück. Achten Sie bei der Wahl Ihrer Abbildungen darauf, daß
sie auch bei Verkleinerung noch aussagekräftig und/oder gut lesbar sind.
10. Versehen Sie bitte alle Ihre Abbildungen, Tabellen und Texte aus anderen
Druckwerken mit genauen Copyrightangaben.
11. Bitte achten Sie darauf, daß Ihr Manuskript gut fotokopiert werden kann.
12. Zitierweise: Im Text werden andere Veröffentlichungen durch den in Klammern
gesetzten Verfassernamen (ohne Vornamen) mit Jahres- und eventuell Seiten-
zahl zitiert, z. B.: (Müller 1984), (Meyer/Müller 1988, 13). Bei Zitaten ist die
Angabe der Seitenzahl erforderlich.
13. Im Literaturverzeichnis werden die Literaturangaben alphabetisch nach den Ver-
fassern geordnet. Bitte schreiben Sie die Vornamen und Zeitschriftennamen aus.
Beispiel: Doyé, Peter: Typologie der Testaufgaben für den Unterricht Deutsch als
Fremdsprache. Langenscheidt, Berlin und München 1988.
Hebel, Fritz: Grenzen des Verstehens. Paul Celans „Todesfuge” als
interkultureller Text. In: Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache Bd. 13, Hueber,
Ismaning 1988, 108-118.
14. Bitte fügen Sie Ihrem Artikel eine kurze Angabe über eigene Lehr-/Autoren-
tätigkeit o. ä., die genaue Anschrift mit Telefonnummer und Ihre Bankverbin-
dung (wenn möglich in der BRD) bei.
15. Die Redaktion behält sich Kürzungen und redaktionelle Änderungen vor und
bittet um Verständnis, wenn aus Zeitgründen nicht in allen Fällen Rücksprache
möglich ist.
16. Schicken Sie Ihre Manuskripte bitte an die Schriftleitung.
17. Wenn Sie mit dem Computer arbeiten, dann können Sie uns eine Diskette (3,5
Zoll) mit dem Text schicken (als MS-Word-Datei oder im ASCII-Format).

Adresse: Dr. Sigbert Latzel, Schriftleitung FREMDSPRACHE DEUTSCH, Goethe-Institut,


Ref. 42, Gollierstr. 4, D-8000 München 2

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