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IQ
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I N TELL I G ENZ
Training fürs
Gehirn
Workout fürs Gehirn
Gehirn-Doping
Großer Intelligenztest
Das Gehirn entlarven
Tipps für kluge Köpfe
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EDITORIAL
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EDITORIAL VON CHRISTINA STEINLEIN
Gehirnleistung steigern
Ist Intelligenz angeboren oder anerzogen?
Mittlerweile herrscht wissenschaftlicher
Konsens: Beides stimmt. Ein Teil der gei-
stigen Fähigkeiten ist genetisch bedingt,
aber jeder kann seine intellektuelle Kapa-
zität, seine Gedächtnisleistung, seine Kon-
zentrationsfähigkeit verbessern. Hier hel-
fen Ihnen verschiedene Maßnahmen: Zum
einen gibt es Übungen, die das Gehirn he-
rausfordern und seine Leistungskraft erhö-
hen. Aber auch die richtige Ernährung, Ent-
spannung, körperliche Fitness und genug Schlaf halten Ihr Gehirn fit.
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Work-Out fürs Gehirn: Diese einfachen Tricks
machen Sie intelligenter
Im Schnitt sinkt der IQ der Deutschen. Nur ein kleiner
Teil der Bevölkerung wird immer schlauer. Forscher
haben zusammengetragen, was diese Menschen richtig
machen – oft sind es verblüffende Kleinigkeiten. Seite 5
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Intelligenztests liefern nur die halbe Wahrheit:
Fünf Aufgaben, die das Gehirn entlarven
Wir halten uns für vernünftig und analytisch, sind es
aber selten. Stattdessen fällt das menschliche Gehirn
auf einfachste Tricks herein. Denn mehr Einfluss als
der Verstand haben Zufälle oder die Intuition. Und die
ist anfällig für Fehler. Seite 49
Im Schnitt sinkt der IQ der Deutschen. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung wird immer schlauer. For-
scher haben zusammengetragen, was diese Menschen richtig machen – oft sind es verblüffende Klei-
nigkeiten.
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tersuchungen belegen, dass viele Gedächtnis- und
Intelligenztrainings wirkungslos sind.
„Insgesamt nimmt in der Bevölkerung die fluide derung – unter beidem leidet die Intelligenz. Stän-
Intelligenz ab. Das ist unsere Fähigkeit, neue Pro- diges Handyklingeln, permanenter E-Mail- Ter-
bleme ohne Rückgriff auf Erfahrungen geistig zu ror und Termindruck tragen zum Raubbau an der
lösen“, berichtet Lehrl. Die „flüssige“ Intelligenz Intelligenz bei. „Wer sich selbst chronisch unter
bestimmt unser flexibles und kreatives Denken Stress setzt, wird spätestens mit 40 Jahren geistig
– wie schnell und gut wir Informationen verar- abbauen“, sagt der Intelligenz-, Gedächtnis-
beiten und speichern. Die kristallisierte Intelli- und Demenzforscher Siegfried Lehrl. „Wer mehr
genz entspricht den Erfahrungen und dem Wis- leisten will, muss mit seinen Energien gut haus-
sen, das im Laufe des Lebens angehäuft wird. Die halten.“ Vor allem die jüngere Forschung habe
Hochburgen der Intelligenz liegen in Deutschland gezeigt, wie immens wichtig Pausen seien. „Nach
übrigens in Südbayern, der Oberpfalz, rund um etwa 70 bis 100 Minuten konzentrierter Arbeit
Stuttgart und in Chemnitz: „Dort finden sich die sollte man unbedingt eine kurze Pause einlegen“,
höchsten IQs“, berichtet Lehrl. sagt Lehrl. „Im Arbeitsalltag klingelt just dann das
Telefon, oder eine Mail geht ein und man muss
sofort eine neue dringende Anforderung bewälti-
Wieso die Deutschen immer gen. Pausen bleiben auf der Strecke – und damit
die Möglichkeit, seine geistigen Fähigkeiten voll
dümmer werden auszuschöpfen.“ Eine richtige Pause müsse nicht
Siegfried Lehrl war lange Jahre akademischer lange dauern, erklärt der Hirnforscher. „Schon
Direktor der psychiatrischen und psychotherapeu- mit einer Minute erzielt man deutliche Effekte.“
tischen Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg. Wichtig sei es, in dieser Pause keine Zerstreuung
Sein gesamtes Forscherleben hat er sich mit den zu suchen: Nicht mit den Kollegen an der Kaffee-
Themen Intelligenz und Gedächtnisleistung aus- maschine plaudern oder auf YouTube ein skurriles
einandergesetzt. Filmchen ansehen, sondern sich nach Möglichkeit
Naheliegend sind als Ursachen der zunehmenden komplett zurückzuziehen und nichts zu tun.
„Verdummung“ die täglichen Anforderungen an
unsere Geisteskraft. Überforderung und Unterfor-
Stress und Eintönigkeit sind Gift für das sen, dass richtiges Essen das Hirn anspornt. In
Gehirn drei Jahrzehnten erhöhte sich der IQ durch besse-
Doch das Potenzial des Gehirns verkümmert nicht re Ernährung bei Menschen aus unteren sozialen
nur unter zu viel Stress. Auch ein eintöniger Ar- Schichten um über zehn Punkte. „Menschen mit
beitsalltag ist Gift für die Intelligenz. Tägliche lan- dem niedrigsten IQ steigerten sich am meisten“,
ge Fernsehabende und Faulenzerurlaube schmä- berichtet der Experte.
lern die Gedächtnisleistung zusätzlich. Bereits
nach fünf Tagen des Nichtstuns sinkt der Intel-
Nahrung für die Gehirnleistung
ligenzquotient im Durchschnitt um fünf Punkte.
„Das haben Untersuchungen an Krankenhauspa- Wer geistig fit bleiben will, sollte unbedingt früh-
tienten ergeben, die zur Beobachtung in der Kli- stücken, rät Intelligenzforscher Siegfried Lehrl.
nik waren. Sie hatten keine Alltagsverantwortung
mehr und nicht so viele anregende soziale Kon-
takte wie sonst“, berichtet Lehrl. „Wir können da-
von ausgehen, dass dieser Effekt allgemein zutrifft
– auch wenn jemand sich im Faulenzerurlaub um
nichts kümmert.“ Zwei, drei Tage gehe Nichts-
tun gut, dann beginne schon der geistige Abbau.
Nach drei Wochen auf der faulen Haut könne der
IQ um 20 Punkte absacken, so der Intelligenz-, Ge-
dächtnis- und Demenzforscher. Und auch hier ist
es die „flüssige“ Intelligenz, die leidet. Erst nach
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vier bis sechs Wochen zurück im Leben erreicht
der IQ wieder sein altes Niveau. Besser sei es, das
Hirn im Urlaub mehrmals täglich auf Trab zu brin-
gen – etwa mit Skat, Sudoku, Scrabble oder Kreuz- Mit einem ausgewogenen Frühstück und Koffein kommt man morgens
worträtseln. schneller zu höheren Gedächtnisleistungen.
Die Leistungsgesellschaft stellt immer größere Anforderungen an jeden Einzelnen. Ein Grund für viele,
trotz gesundheitlicher Risiken zu konzentrationssteigernden Medikamenten zu greifen. Durch Stimula-
tion könnte Gehirn-Doping bald sogar ohne Pillen funktionieren. Doch die möglichen Konsequenzen
sind erschreckend.
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zeugen, dass sie unter Konzentrationsstörungen Workaholics, die bis in die Nacht arbeiten, schwö-
oder etwas Ähnlichem leiden. Denn die Mittel sind ren wiederum auf Provigil, denn es reduziert das
verschreibungspflichtig. Amphetamine unterlie- Schlafbedürfnis und hält so wach.
gen sogar dem Betäubungsmittelgesetz, da sie ein
erhebliches Missbrauchspotenzial bergen. Daran
Piloten im Zweiten Weltkrieg waren die
stören sich die Gedopten indes wenig, schließlich Vorreiter
geht es ihnen um die Wirkung im Kopf.
Vorreiter beim Gehirndoping war das Militär: Be-
Diese Wirkung scheint es tatsächlich zu geben. reits im Zweiten Weltkrieg schluckten Piloten
Das belegen einige Studien. So untersuchte eine Amphetamine, um längere Einsätze durchzuste-
Forschergruppe der Universität Münster in einer hen. Später griffen zumeist Studenten und andere
Studie mit 40 Teilnehmern, wie sich das Parkin- Angehörige von US-Hochschulen und -Universi-
son-Medikament Levodopa auf die Lernfähigkeit täten zu den stimulierenden Drogen. Denn gera-
auswirkt. In der Tat memorierten die „gedopten“ de bei Akademikern hängt der Erfolg stark von
Probanden Vokabeln einer künstlichen Sprache der intellektuellen Leistung ab. Untersuchungen
schneller und hatten diese auch nach einem Mo- zeigen, dass ungefähr jeder zehnte US-Student
nat besser in Erinnerung als die Vergleichsgruppe, Ritalin einnimmt. Aber auch LKW-Fahrer, Pro-
die ein Placebo einnahm. Veröffentlich wurde das grammierer, Ärzte und Angehörige anderer Hoch-
Ergebnis im Fachjournal „Annals of Neurology“. leistungsberufe begannen die Neuropharmaka zu
„Der Lernerfolg war um ein Fünftel besser – ob- schlucken – ebenso wie Abertausende Kinder.
wohl das Mittel nach dem Pauken abgesetzt wur-
de“, erklärte Versuchsleiter Stephan Knecht. Auch Dann schwappte die Welle nach Deutschland.
Ritalin wirkt sich konzentrationssteigernd auf ge- Eine Studie der Hochschul-Informations-System
sunde Menschen aus. Im Normalfall behandeln GmbH (HIS) von 2012 mit etwa 8000 Studenten
Ärzte damit Kinder, die am „Zappelphilipp-Syn- und Studentinnen lässt das Ausmaß des Gehirn-
drom“ und schweren Aufmerksamkeitsstörungen dopings unter dem deutschen Akademikernach-
leiden. Geschäftsreisenden mit Jetlag und jene wuchs erkennen. Demnach haben die meisten
Studierenden (88 Prozent) keine eigenen Erfah- stellten sie fest, im Extremfall zeigten sich starke
rungen mit Hirn-Doping und 71 Prozent lehnen Psychosen. Einige Studien aus den USA legen
diese Art der Leistungssteigerung für sich ab. Da- überdies nahe, dass Ritalin aggressives Verhal-
gegen könnten sich 17 Prozent die Einnahme ent- ten fördern sowie Selbstmordgedanken auslösen
sprechender Mittel vorstellen. Mit der Studien- kann. Tatsächlich wissen die Neurologen nicht
dauer wächst der Anteil der Hirn-Doper. Waren einmal genau, wie diese Psychopharmaka wir-
es in den Anfangssemestern noch drei Prozent, so ken. Klar ist nur, dass sie in das komplexe System
fällt dieser Anteil im 13. Semester mit acht Pro- aus Neurotransmittern und Rezeptoren eingrei-
zent mehr als doppelt so hoch aus. Am häufigsten fen, die Nervenimpulse weiterleiten. Selbst bei
schluckten die Studenten die Pillen vor Prüfungen. den Amphetaminen, an denen Pharmakologen seit
Wenig verwunderlich, dass die meisten derjeni- über 100 Jahren forschen, bestehen noch große
gen, die sich dopen, Medizin oder Gesundheits- Wissenslücken.
wissenschaften studieren.
Der Neurologe Gerald Hüther, der am Universi-
tätsklinikum in Göttingen die Auswirkungen von
Studie unter Akademikern: Jeder Fünfte
betreibt Gehirn-Doping Angst und Stress auf das Gehirn erforscht, erklärt
im P.M.-Magazin die Wirkung von Ritalin so: „Das
Auch international wird es Mode, den grauen ist eigentlich nichts anderes als Kokain, nur in ge-
Zellen auf die Sprünge zu helfen. Dies zeigt un- ringerer Dosis. Die Tablette wirkt als ein soge-
ter anderem eine Online-Befragung, die das Wis- nannter Dopamin-Wiederaufnahmehemmer, das
senschaftsmagazin „Nature“ unter seinen Lesern heißt, sie senkt den Dopaminspiegel in den Ner-
durchführte. Von den 1400 teilnehmenden Akade- venzellen.“ Dopamin ist ein Botenstoff, der die
mikern aus 60 Ländern erklärte jeder Fünfte, be- elektrischen Nervenimpulse chemisch verstärkt.
reits zu solchen Mitteln gegriffen zu haben. Rund Bei niedrigem Dopaminspiegel funktioniere der
zwei Drittel nahmen Ritalin, andere haben Erfah- Mensch automatisch, dabei sei er wie ein Robo-
rungen mit Modafinil, einige nutzten Betablocker ter auf eine einzige Tätigkeit fokussiert. „Proban-
wie Propanolol. Zudem erklärten 70 Prozent der den standen neben sich, erkannten sich selbst in
Wissenschaftler, sie nähmen leichte Nebenwir- ihren Gefühlen und Wahrnehmungen kaum wie-
kungen in Kauf, wenn sich dadurch ihre Leistungs- der, Freunde schildern sie als gefühlskalt und un-
fähigkeit steigere. Rund 80 Prozent meinen, dass nahbar“, sagte Hüther weiter. „Man hat nach der
gesunde Erwachsene grundsätzlich freien Zugang Einnahme der meisten IQ-Medikamente auf nichts
zu diesen Medikamenten haben sollten. mehr Lust, die ganze Emotionalität und Affektivi-
tät ist zugedröhnt.“ Nach dem Abebben der Wir-
kung stellten sich Zustände von Teilnahmslosig-
Wirkung der Psychopharmaka ist selbst
Neurologen nicht bekannt keit und Passivität ein.
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sie erscheinen vielversprechend. So könnten sie niert, wussten schon die alten Griechen. Ihre Heil-
beispielsweise Studenten helfen, vor Prüfungen kundigen setzten „elektrische Fische“ wie den
buchstäblich im Schlaf zu lernen – oder zumin- Zitterrochen zur Linderung von Schmerzen ein,
dest leichter, schneller und effektiver. Dazu muss indem sie diese auf den Schädel des Patienten
ihr Gehirn nur ein wenig unter Strom stehen. Das legten. Die Flossentiere erzeugen durch elektri-
Verfahren nennt sich „transkranielle Gleichstrom- sche Organe ein Feld, das ihren Körper umgibt.
stimulation“ (tDCS). Sein Potenzial geht weit über
die Aufputschwirkung chemischer Muntermacher
tDCS funktioniert auch bei gesunden
hinaus. „Anders als pharmazeutische Mittel, die Menschen
den ganzen Körper überschwemmen, erlaubt die
Gleichstromstimulation eine gezielte Behandlung Heute werden mit der tDCS Schlaganfall- und
von Krankheiten und die Förderung spezifischer Epilepsiepatienten therapiert, auch bei Depressi-
Lernprozesse“, erläuterte der Hirnforscher Vince onen und chronischen Schmerzen erbrachte die
Clark von der University of New Mexico gegen- Methode beachtliche Erfolge. „Wir regen spezi-
über FOCUS Online. Er glaubt, dass das einfache, fische Gehirnteile an, die bei der jeweiligen Er-
billige Verfahren bald manches Medikament er- krankung eine Rolle spielen“, erläutert der Neuro-
setzen wird. psychologe Roi Cohen Kadosh von der Universität
Oxford, der tDCS an Personen mit Lernbehinde-
Die tDCS zählt zu den sogenannten nicht inva- rungen testet. Die tDCS stimuliert Sprachzentren
siven Methoden, bei denen das Denkorgan durch im Gehirn von Schlaganfallpatienten, die das
die intakte Schädeldecke hindurch stimuliert wird. Sprechen wieder erlernen müssen. Bei Depres-
Dies geschieht durch zwei Elektroden, die über die siven regt sie jene Gehirnareale an, die bei den
Kopfhaut oder die Ohrmuscheln einen schwachen Gemütskranken weniger aktiv sind.
elektrischen Strom ins Gehirn leiten. Die Patienten
spüren allenfalls ein leichtes Kribbeln. Wie auch Inzwischen wiesen Forscher in zahlreichen Studi-
bei den Psychopharmaka wurde die tDCS zur Be- en nach, dass das Verfahren auch die Gehirnlei-
handlung Kranker entwickelt. Dass sie funktio- stung von Gesunden steigern kann. Zu ihnen zählt
der Mediziner Friedhelm Hummel von der Uni- gaben als von Dauer – nicht jedoch die bei der
klinik Hamburg-Eppendorf. Er testete tDCS bei Wiedergabe von rein auswendig Gelerntem.
älteren Menschen mit typischen altersbedingten
Leistungsdefiziten. Gesunde Probanden im Alter
Lässt sich mit Strom auch ein
zwischen 60 und 90 Jahren absolvierten ein Trai- schlummerndes Genie
ning, bei dem sie auf einem Elektroklavier be- wecken?
stimmte Tonfolgen einübten. Denn die Finger sind
im Alter weniger beweglich; ein Ärgernis, etwa Dieser heiklen Frage ging der Neurowissenschaft-
beim Bedienen von Handys oder Computern. ler Allan Snyder von der Universität Sydney nach.
Er ließ Freiwillige das so-
genannte „9-Punkte-Puz-
Effekt auch noch sechs Monate später
messbar zle“ lösen, bei dem neun zu
ten auch Versuche mit Mäusen, bei denen die grund einer Erkrankung oder zum Gehirn-Doping.
tDCS neue Blutgefäße sprießen ließ.
verändert, von den Partnern konstatierten dies Psychopharmaka. Andere Experten führen wirt-
mehr als die Hälfte. Die Partnerschaften hätten schaftliche Aspekte ins Feld. Eine gehirngedopte
sich überwiegend verschlechtert. Gesellschaft stelle einen wichtigen Standortvorteil
dar – insbesondere für die Industriestaaten, deren
ökonomischer Erfolg vor allem auf intellektueller
Geht es um Leistung, scheint die ethische
Debatte nebensächlich Leistungsfähigkeit beruhe, meint beispielsweise
der amerikanische Medizin-Nobelpreisträger Eric
Andere Wissenschaftler kontern: Dass sich Men- Kandel. Vielen Leuten ist die ethische Debatte in-
schen verbessern wollen, sei in einer Leistungsge- des herzlich egal, wie der britische Neurowissen-
sellschaft legitim, argumentieren sie. Vor einigen schaftler Cohen Kadosh bei seiner Suche nach
Jahren verfassten sieben Forscher unter dem Ti- Probanden mit Rechenschwäche erfuhr. Er be-
tel „Das optimierte Gehirn“ ein Memorandum, in kam zahlreiche Anfragen ehrgeiziger Eltern, die
dem sie die Mittel dazu nicht verdammen. Doch am liebsten sofort die Mathe-Noten ihrer Spröss-
sie warnen vor einem sorglosen Umgang mit den linge elektrisch aufbessern wollten.
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INTELLIGENZTEST
Teils ist sie angeboren, teils haben Menschen ihre Intelligenz selbst in der Hand: Die geistige Leistungs-
fähigkeit lässt sich steigern. Mit 70 Aufgaben bestimmt der Intelligenztest des Diplompsychologen Wolf-
gang Reichel den IQ. Testen Sie sich: Wie schlau sind Sie?
zählt kurz nach, wie oft der Buchstabe „F“ in dem Die Aussagekraft des Schnelltests ist äußerst
folgenden Zitat vorkommt: begrenzt, da er nur einen sehr kleinen Teil der
Denkleistung des Gehirns heranzieht. Doch was
ist Intelligenz wirklich? Darüber streiten die Ge-
FINISHED FILES ARE THE RESULT OF
YEARS OF SCIENTIFIC STUDY COMBINED lehrten. In der Wissenschaft gibt es ausführliche
WITH THE EXPERIENCE OF YEARS Umschreibungen. Die Intelligenz sei etwa „der
Zustand der psychischen Funktionen (Gedächtnis,
Lernfähigkeit, Wahrnehmungsfähigkeit, Konzen-
Wie viele sind es? Wer drei gefunden hat, bewegt trationsfähigkeit, Wille) bei der Bewältigung neu-
sich im Mittelfeld. Vier zu sehen, ist selten, wer er Aufgaben“, aber auch die Kurzformel „Intelli-
sechs gesehen hat, ist ein Genie. Die Erklärung: genz ist, was der Intelligenztest misst“.
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TESTEN SIE IHREN IQ!
ANLEITUNG
Der Intelligenztest des Diplompsychologen Wolfgang Reichel kann den Intelligenzquotienten annä-
hernd genau ermitteln. Der Test besteht aus 70 Aufgaben und dauert etwa 40 Minuten.
BEISPIELAUFGABE
A
kleben
X B
schneiden
C
verbinden
D
schweißen
A
verfolgen
B
jagen
C
hetzen
D
ergreifen
A nutzlos
B unbrauchbar
C hoffnungslos
D ungeeignet
A
Spaß
B
Glück
C
Freude
D
Vergnügen
A
Missverständnis
B
Irrtum
C
Versehen
D
Fälschung
A
übertreiben
B
betonen
C
herausstellen
D
hervorheben
A
trotzig
B
stur
C
eigensinnig
D
ungehorsam
BEISPIELAUFGABE
A
BEILE
B
PEPUP
X C
IGERT = Tiger
D
JENUG
Ordnen Sie die Buchstaben zu sinnvollen Wörtern, und beantworten Sie die
Frage.
A
UBATE
B
ROSTF
C
LEIFH
D
RAUME
A
STURD
B
RKIEB
C
STAGN
D
REKUV
A
RAUME
B
DASTT
C
PFALE
D
NATTE
A
LEIPS
B
EFTIE
C
TRUMS
D
LITOP
A
NOGBE
B
DUNEK
C
REINE
D
KACEJ
A
SIMKU
B
EGEGI
C
OPTIL
D
REIFB
BEISPIELAUFGABE
D Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.
A
Irren ist menschlich.
B
Der Schein trügt.
C
Hinterher ist man immer klüger.
D
Schönheit vergeht, Tugend bleibt.
14. Aufgabe: Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist.
A
Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
B
Was du heute kansnt besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.
C
Man muss die Gelegenheit beim Schopfe packen.
D
Jedes Ding zu seiner Zeit.
A
Man kann die Natur nicht ändern.
B
Die Kutte macht nicht den Mönch.
C
Ein Aff bleibt ein Aff, er mag König werden oder Pfaff.
D
Wie du kommst gegangen, so wirst du empfangen.
A
Wo mit dem Taler gewunken wird, öffnen sich alle Türen.
B
Geld stinkt nicht.
C
Geld macht nicht glücklich.
D
Geld kommt immer zu Geld.
A
Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.
B
Frisch gewagt, ist halb gewonnen.
C
Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt.
D
Müßiggang ist aller Laster Anfang.
A
Wer oft schießt, trifft endlich.
B
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.
C
Die Sonne bringt es ans Licht.
D
Der Schein trügt.
BEISPIELAUFGABE
A
Blüte
X B
Stengel
C
Duft
D
schweißen
Drei Wörter werden vorgegeben. Suchen Sie das Wort, das zum dritten in
einer ähnlichen Beziehung steht, wie das zweite zum ersten.
A
Säge
B
Tür
C
Holz
D
Brett
A
Zeiger
B Stunde
C Zifferblatt
D Zeit
A
Satz
B
Rede
C
Buchstabe
D
Wort
A
Strumpf
B
Fuß
C
Sohle
D
Absatz
A
Zeit
B
Leben
C
Alter
D
Reife
A
leiden
B
bedauern
C
jammern
D
weinen
BEISPIELAUFGABE
Aufgabe: Die Figuren verändern sich nach bestimmten Regeln. Ergänzen Sie die vierte Figur, so dass sie in die Reihe passt.
X C
25. Aufgabe: Die Figuren verändern sich nach bestimmten Regeln. Ergänzen Sie die vierte Figur, so dass sie in die Reihe passt.
26. Aufgabe: Die Figuren verändern sich nach bestimmten Regeln. Ergänzen Sie die vierte Figur, so dass sie in die Reihe passt.
27. Aufgabe: Die Figuren verändern sich nach bestimmten Regeln. Ergänzen Sie die vierte Figur, so dass sie in die Reihe passt.
28. Aufgabe: Die Figuren verändern sich nach bestimmten Regeln. Ergänzen Sie die vierte Figur, so dass sie in die Reihe passt.
29. Aufgabe: Die Figuren verändern sich nach bestimmten Regeln. Ergänzen Sie die vierte Figur, so dass sie in die Reihe passt.
BEISPIELAUFGABE
Aufgabe: Die Figuren in den drei Reihen verändern sich nach bestimmten Regeln. Ergänzen Sie die fehlende Figur.
X A
30. Aufgabe: Die Figuren in den drei Reihen verändern sich nach bestimmten Regeln. Ergänzen Sie die fehlende Figur.
31. Aufgabe: Die Figuren in den drei Reihen verändern sich nach bestimmten Regeln. Ergänzen Sie die fehlende Figur.
32.Aufgabe: Die Figuren in den drei Reihen verändern sich nach bestimmten Regeln. Ergänzen Sie die fehlende Figur.
33. Aufgabe: Die Figuren in den drei Reihen verändern sich nach bestimmten Regeln. Ergänzen Sie die fehlende Figur.
34. Aufgabe: Die Figuren in den drei Reihen verändern sich nach bestimmten Regeln. Ergänzen Sie die fehlende Figur.
BEISPIELAUFGABE
A
Auto A ist neuer als Auto B.
X B
Auto B ist älter als Auto C. Wenn Auto B älter ist als A und als C und C genauso alt ist wie D, ist B am ältesten.
C
Auto C ist genauso alt wie Auto D.
D
Auto D ist genauso alt wie Auto C.
35. Aufgabe: Wer ist am größten? Martin ist genauso groß wie Olaf. Peter ist kleiner als Benno. Benno ist größer als Olaf.
Martin ist größer als Thorsten.
A Martin
B Olaf
C Peter
D Benno
A Geschäft A
B Geschäft B
C Geschäft C
D Geschäft D
37. Aufgabe: Wer läuft am schnellsten? Thomas ist langsamer als Klaus. Lars ist schneller als Thomas. Michael und Lars sind
gleich schnell. Klaus ist schneller als Michael.
A Klaus
B Thomas
C Lars
D Michael
38. Aufgabe: Wie groß ist der Altersunterschied? A ist drei Jahre jünger als C und sechs Jahre älter als B. D ist mit 36 Jahren drei
Jahre älter als B. Wie viele Jahre sind die älteste und jüngste Person auseinander?
A 11 Jahre
B 6 Jahre
C 7 Jahre
D 9 Jahre
39. Aufgabe: Welcher Tag war gestern, wenn der Tag nach übermorgen 1 Tag vor Sonntag liegt?
A Dienstag
B Mittwoch
C Donnerstag
D Montag
40. Aufgabe: Wenn drei Tage vor gestern Dienstag war, welcher Tag wird dann morgen sein?
A Samstag
B Sonntag
C Montag
D Freitag
BEISPIELAUFGABE
Aufgabe: Ergänzen Sie die nächste Zahl, welche die Reihe richtig fortsetzt. Beispiel: 7 4 8 5 10 7 _____
A 4
B 10
X C 14 Regel: -3*2-3*2...
D 18
A 27
B 28
C 29
D 30
A 33
B 34
C 35
D 36
A 28
B 30
C 32
D 34
A 189
B 192
C 195
D 198
A 42
B 44
C 46
D 48
A 56
B 91
C 110
D 189
BEISPIELAUFGABE
Aufgabe: Ein PKW verbraucht 24 Liter Benzin für eine Strecke von 300 km. Wie hoch ist der Verbrauch auf 100 km?
A
6 Liter
X B
8 Liter
C
10 Liter
D
12 Liter
47. Aufgabe: Zwei Brüder sind zusammen 35 Jahre alt. Der eine Bruder ist 7 Jahre älter als der andere. Wie alt ist er?
A
21 Jahre
B
22 Jahre
C
23 Jahre
D
24 Jahre
48. Aufgabe: 9 Arbeiter brauchen zum Pflastern einer Fußgängerzone 12 Tage. Wie lange brauchen 6 Arbeiter?
A
16 Tage
B
17 Tage
C
18 Tage
D
19 Tage
49. Aufgabe: Der Einkaufspreis einer Ware beträgt 150 €, der Verkaufspreis 195 €.
Wie viel Prozent wurden auf den Einkaufspreis aufgeschlagen?
A 20%
B 30%
C 40%
D 50%
50. Aufgabe: Zwei Freunde haben beim Lotto 16.800 € gewonnen. Der Gewinn soll entsprechend ihrem Einsatz im Verhältnis
5 zu 7 aufgeteilt werden. Wie hoch ist der kleinere Betrag?
A 4.000
B 5.000
C 6.000
D 7.000
51. Aufgabe: Zwei Züge begegnen sich um 12 Uhr und fahren in entgegengesetzte Richtung weiter. Wie weit sind sie um 13.20 Uhr
voneinander entfernt, wenn der eine Zug 120 km/h und der andere 150 km/h fährt?
A 280 km
B 320 km
C 360 km
D 400 km
52. Aufgabe: Eine Person hat 1,40 Euro in 5- und 10-Cent-Münzen in der Tasche, insgesamt 18 Münzen.
Wie viele 5-Cent-Münzen sind dabei?
A 8
B 9
C 10
D 12
BEISPIELAUFGABE
Aufgabe: Von den 4 Figuren kann man 3 durch Drehen übereinander legen. Bei einer Figur ist das nicht möglich.
X B
53. Aufgabe: Von den 4 Figuren kann man 3 durch Drehen übereinander legen. Bei einer Figur ist das nicht möglich.
54. Aufgabe: Von den 4 Figuren kann man 3 durch Drehen übereinander legen. Bei einer Figur ist das nicht möglich.
55. Aufgabe: Von den 4 Figuren kann man 3 durch Drehen übereinander legen. Bei einer Figur ist das nicht möglich.
56. Aufgabe: Von den 4 Figuren kann man 3 durch Drehen übereinander legen. Bei einer Figur ist das nicht möglich.
57. Aufgabe: Von den 4 Figuren kann man 3 durch Drehen übereinander legen. Bei einer Figur ist das nicht möglich.
58. Aufgabe: Von den 4 Figuren kann man 3 durch Drehen übereinander legen. Bei einer Figur ist das nicht möglich.
BEISPIELAUFGABE
X C
Hier müssen Sie Körper und Faltvorlagen richtig zuordnen. Entweder müssen
Sie zu einer Faltvorlage den passenden Körper finden oder umgekehrt zu
einem Körper die passende Faltvorlage.
BEISPIELAUFGABE
Aufgabe: Rad 1 wird angetrieben. Welches Rad macht die meisten Umdrehungen?
X A
Rad 1 hat den kleinsten Durchmesser
B
Rad 2
C
Rad 3
D
kein Unterschied
66. Aufgabe: Eine Kugel wird im Kreis geschleudert. In welche Richtung fliegt die Kugel, wenn man sie bei X loslässt?
A
Richtung 1
B
Richtung 2
C
Richtung 3
D
Richtung 4
67. Aufgabe: Welches Gewicht muss man bei X aufhängen, damit Gleichgewicht herrscht?
A
100 g
B
200 g
C
400 g
D
800 g
68. Aufgabe: Am Punkt X werden aus einem Flugzeug Vorräte abgeworfen. Auf welcher Bahn fallen sie auf die Erde?
A
Bahn 1
B
Bahn 2
C
Bahn 3
D
Bahn 4
69. Aufgabe: Die drei Wasserräder werden unterschiedlich angetrieben. Welches System liefert die meiste Kraft?
A
System 1
B
System 2
C
System 3
D
kein Unterschied
70. Aufgabe: In welche Richtung bewegt sich das große Rad Z, wenn sich das Antriebsrad X in Pfeilrichtung dreht?
A
in Richtung A
B
in Richtung B
C
hin und her
D
es bewegt sich nicht
Geschafft!
Nachdem Sie den Test beendet haben, vergleichen Sie Ihre Antworten mit den
Lösungen auf der nächsten Seite und zählen Sie zum Schluss Ihre erreichten Punkte
zusammen, um danach die IQ-Tabelle auf Seite 48 auslesen zu können.
1 d 36 c
2 c 37 a
3 b 38 d
4 d 39 a
5 a 40 b
6 d 41 29 (*3-4...)
7 a=TAUBE 42 33 (+2+3+4+5...)
8 b=BIRKE 43 34 (:3*5-6...)
9 c=APFEL 44 195 (+3+6+12...)
10 d=PILOT 45 46 (-7*2-6*2-5*2...)
11 c=NIERE 46 189 (+2-3*4+5-6*7...)
12 b=GEIGE 47 21 Jahre
13 b 48 18 Tage
14 c 49 30 %
15 d 50 7.000 €
16 a 51 360 km
17 c 52 8
18 b 53 b
19 c 54 a
20 d 55 c
21 d 56 c
22 b 57 b
23 b 58 a
24 c 59 b
25 b 60 a
26 d 61 b
27 a 62 d
28 d 63 c
29 b 64 a
30 c 65 c
31 b 66 b
32 c 67 d
33 c 68 a
34 d 69 b
35 d 70 c
Addieren Sie die Häkchen: Zwischensumme Spalte links Zwischensumme Spalte rechts Summe (Gesamtpunkzahl)
+ =
erreichte Intelligenzquotient
Punkte
15 bis 19 Jahre 20 bis 35 Jahre 36 bis 55 Jahre ab 56 Jahre
18 60 68 78 86
20 63 71 80 89
22 66 75 83 93
24 69 79 86 95
26 72 83 88 99
28 76 86 91 102
30 79 88 94 106
32 82 90 98 109
34 86 92 101 112
36 90 94 103 115
38 95 96 106 119
40 98 99 109 123
41 100 100 110 124
42 102 101 111 125
44 106 105 114 128
46 110 109 117 131
48 115 113 119 133
50 119 117 123 135
52 123 121 127 137
54 128 126 130 139
56 132 130 133 141
58 136 135 137 143
60 139 139 140 144
62 142 142 144 145
64 144 144 145 145
66 145 145 145 145
68 145 145 145 145
70 145 145 145 145
Wir halten uns für vernünftig und analytisch, sind es aber selten. Stattdessen fällt das menschliche Ge-
hirn auf einfachste Tricks herein. Denn mehr Einfluss als der Verstand haben Zufälle oder die Intuiti-
on. Und die ist fehleranfällig.
Eine einfache Aufgabe: Mehr als 80 Prozent der Befragten in einer Stu-
Ein Schläger und ein Ball kosten 1,10 Dollar. die gaben diese Antwort. Nur knapp 20 Prozent
Der Schläger kostet einen Dollar mehr als der schalteten ihr System 2 ein: das langsame Denken,
Ball. das die spontanen und plausiblen Vorschläge von
Wieviel kostet der Ball? System 1 überprüft. Ihnen wurde schnell klar, dass
die erste, schnelle Antwort falsch ist. Richtig ist
Diese Denksportaufgabe nutzt Nobelpreisträ- die Antwort 5 Cent. Warum das so ist? Der Schlä-
ger Daniel Kahneman, um sein Konzept der zwei ger soll 1 Dollar „mehr als der Ball“ kosten. Beide
Systeme zu verdeutlichen, die im menschlichen Bedingungen – Gesamtkosten 1,10 und Schläger
Gehirn arbeiten. System 1, das für das schnelle 1 Dollar teurer – sind nur erfüllt, wenn der Ball 5
Denken zuständig ist, schlägt als Antwort auf die Cent und der Schläger 1,05 Dollar kosten.
Aufgabe 10 Cent vor.
Man kann das schnelle Denken nicht ten – ein Beweis, so Kahneman, für die Macht von
ausschalten – nur kontrollieren System 1.
Menschen brauchen beide Systeme, argumentiert
Kahnemann in seinem Bestseller „Schnelles Den-
ken, langsames Denken“. System 1 verarbeitet Unbewusste Assoziation
riesige Datenmengen. Zu seinen Funktionen ge-
hören angeborene Fähigkeiten wie die Umwelt können verstörende Folgen
wahrzunehmen, Gegenstände zu erkennen, die haben
Aufmerksamkeit zu steuern, Verluste zu vermei-
den, Ekel oder Angst zu empfinden. Außerdem ist Ebenfalls im System für schnelles Denken ent-
es ein Meister der Assoziationen. Erwähnt jemand stehen sogenannte Priming-Effekte, unbewuss-
die Hauptstadt Frankreichs, liefert System 1 sofort te Assoziationen. Ihr Einfluss ist riesig, die Er-
„Paris“. Ohne System 1 wären wir aufgeschmis- gebnisse von Priming-Studien sind oft verstörend.
sen. Ein Haken ist, dass es unwillkürlich arbeitet. Ruft man Menschen etwa das Thema „Geld“ ins
Seine Assoziationen sind oft falsch. Gedächtnis – dazu genügt ein subtiler Hinweis,
etwa ein Bildschirmschoner irgendwo im Hinter-
Die Müller-Lyer-Illusion ist ein mehr als 100 Jah- grund, auf dem Dollarnoten zu sehen sind – rea-
re altes Beispiel dafür, dass nicht stimmen muss, gieren die Probanden in der Folge egoistischer. In
was naheliegend ist. einem von Kahnemann beschriebenen Experiment
ließ der Versuchsleiter ein Bündel Bleistifte fallen
– und diejenigen Teilnehmer, die unbewusst an
Geld dachten, halfen weniger beim Auflesen der
Schreibgeräte als die Vergleichsgruppe. Ein an-
deres Experiment untersuchte das Wahlverhalten.
Menschen, die über eine Erhöhung der Bildungs-
ausgaben abstimmen sollten, waren deutlich häu-
figer dafür, wenn das Wahllokal in einer Schule
oder der Nähe einer Schule untergebracht war.
erachten, was möglichst einfach zu erkennen ist 90 Prozent der Befragten beantworten beide Fra-
– zeigte sich auch in anderen Experimenten. Ver- gen mit ja. Sie begehen den Fehler, sich selbst
suchspersonen halten falsche Aussagen eher für überdurchschnittliche Leistungsfähigkeit zuzu-
wahr, wenn sie sie häufiger hören. In einer wei- schreiben. Für die meisten Befragten sei es nahe-
teren Untersuchung fanden die Probanden Apho- zu unmöglich, die Fragen richtig zu beantworten,
rismen dann viel sinniger, wenn sie in gereimter schreibt Kahnemann, weil dies eine Beurteilung
Form aufgeschrieben waren. der durchschnittlichen Qualität von Fahrern er-
fordert. Das führe dazu, „dass Menschen ihre re-
Psychologische Tests haben auch bestätigt, dass lative Leistungsfähigkeit in jeder Aktivität, in der
Medienberichterstattung die Wahrnehmung ver- sie einigermaßen gut sind, übermäßig optimistisch
zerrt. In einer Untersuchung wurde den Teilneh- einschätzen“.
mern folgende Frage gestellt:
Das System für schnelles Denken ist nur selten rat-
Sterben mehr Menschen in Folge eines Unfalls los. Für gewöhnlich feuert es Vorschläge ab, lie-
oder an einer Diabeteserkrankung? fert Berechnungen – und wenn ihm eine Frage zu
schwierig erscheint, ersetzt es sie durch eine an-
Den meisten Versuchspersonen war sofort klar, dere, die es leichter beantworten kann. Oft sind
dass mehr Menschen bei einem Unfall sterben, be- die Antworten ungefähr richtig. In etlichen Fällen
richtet Kahneman. Sie schätzten, dass etwa 300- liegen sie aber ziemlich daneben.
mal mehr Menschen bei Unfällen sterben als we-
gen Diabetes. Nur: Sie lagen mit beidem daneben. Es gibt übrigens auch Situationen, in denen
In Wahrheit, schreibt Kahnemann, kommen auf System 1 schweigt:
ein Unfallopfer vier Tote in Folge von Diabetes.
Die massive Fehleinschätzung kommt zustande, Was ist die Lösung von 17 mal 24?
weil jeden Tag über Tote im Straßenverkehr be-
richtet wird, aber sehr viel seltener über all die Die Aufgabe ist eine klassisches Beispiel für lang-
Menschen, die an Diabetes sterben. Die Folge ist, sames Denken. Die Intuition liefert hier bei den
dass Häufigkeiten völlig falsch eingeschätzt wer- meisten Menschen keinen Vorschlag. Stattdes-
den. sen ist harte Arbeit angesagt. „Die Berechnung
ist nicht nur ein mentaler Vorgang, auch Ihr Kör-
per ist daran beteiligt. Ihre Muskeln spannen sich
Fast jeder hält sich für an, Ihr Blutdruck steigt und Ihr Herzschlag eben-
falls. Jemand, der Ihre Augen genau beobachten
überdurchschnittlich würde, während Sie mit dem Problem beschäftigt
Dass Menschen miserable intuitive Statistiker sind, würde sehen, wie sich Ihre Pupillen weiten.
sind, beweist auch ein Experiment, das Berühmt- Sobald Sie mit der Arbeit fertig sind – wenn Sie die
heit erlangt hat: Antwort gefunden haben (die übrigens 408 lautet),
oder wenn Sie aufgegeben haben – schrumpfen
Sind Sie ein guter Fahrer? Ihre Pupillen wieder auf normale Größe“, schreibt
Fahren Sie besser als die meisten anderen Kahneman.
Menschen?
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BRAIN-JOGGING
Sport, Musik, Sex und ein bisschen Alkohol verbessern die Denkleistung. Neurowissenschaftler Ernst
Pöppel verrät die besten Tricks für kluge Köpfe.
klärt Ernst Pöppel. „Doch Gehirnregionen, die se“, stellt Neurowissenschaftler Ernst Pöppel fest.
das Gehen kontrollieren, liegen neben denen, So viel Grünfutter wie möglich, lautet sein Rat. Die
die Denkprozesse steuern. Das könnte der Grund Vitamine und Ballaststoffe sind wichtig für eine
dafür sein, warum viele Menschen behaupten, schnelle Verdauung und gute Durchblutung. Da-
beim Wandern, Joggen oder Walken hätten sie von profitiert auch das Gehirn. Fett und Schwer-
die besten Ideen.“ Grundsätzlich nutzt jedoch je- verdauliches dagegen machen es träge. Ganz ein-
der Sport dem Gehirn. Bewegung reinigt es. So fach, weil dann das Blut in die Verdauungsorgane
wird es frei von informativem Ballast und kann absinkt. Die Durchblutung im Gehirn lässt etwas
wieder besser arbeiten – das beste Mittel gegen nach, der Denkprozess verlangsamt sich. Empfeh-
Depressionen. lenswert ist deshalb mediterrane Kost, die viel fri-
sches Obst und Gemüse bietet und kaum belastet.
„Und am besten funktioniert unser Gehirn nach-
Golfen fordert die Konzentration
weislich, wenn wir etwas Hunger haben“, verrät
„Für Profis, aber auch Ernst Pöppel. „Dann entzieht ihm die Verdauung
für Amateure ist es kein Blut und damit keinen Sauerstoff.“
selbstverständlich,
den gesamten Par-
Wasser steigert die Durchblutung
cours vor dem Spiel
im Geiste durchzuge- „Täglich sollten Sie
hen. Und das ist pures mindestens zwei Li-
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„Wir alle essen zu wenig frisches Obst und Gemü- „Unsere Studien zeigen, dass Menschen, die mo-
derat Alkohol trin- Deutschland würde von 11 bis 12 Uhr nicht telefo-
ken, durchschnittlich nieren – das gäbe den größten Innovationsschub,
über eine bessere den man sich vorstellen kann! Neue Kreativität
Gehirnleistung ver- würde freigesetzt.“
fügen als Abstinenz-
ler oder starke Trin-
Freiräume entlasten den Geist
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„Zahlreiche Studi-
Musik fördert beide Hirnhälften en haben bewiesen,
„Wer musiziert oder singt, fördert seine Gehirnlei- dass die Inhaltsstoffe
stung ganz erheblich“, so der Hirnforscher. „Denn von Ginkgo biloba,
Musik aktiviert sowohl die rechte als auch die lin- dem chinesischen
ke Hirnhälfte. Die rechte durch die Tonalität, also Tempelbaum, die
die Melodie, die linke durch den Takt, also den Gedächtnisfunktion
Rhythmus.“ verbessern“, so Ernst
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Pöppel. Zusätzlich
steigern sie die Fä-
Sex stimuliert das Denken
higkeit, Bewegungen
Sex gehört zu den elementaren Grundbedürfnis- zu koordinieren und Ginkgo: Stimmungserhellend und
sen des Lebens und ist deshalb auch wichtig für hellen die Stimmung Gedächtnisfunktionssteigernd
die Gehirnleistung. „Während des Orgasmus wer- auf. Das ist für das
den bestimmte Regionen in der rechten Gehirn- Gedächtnis wichtig, denn „Verstimmungen kön-
hälfte aktiviert“, erklärt Ernst Pöppel. Wie eine nen die Gehirnleistung senken, weil sie die Sinne
Zündung löst das hormonelle Veränderungen aus, stumpf machen. Man nimmt alles nur noch wie
die positive Effekte für den gesamten Körper und durch einen grauen Schleier wahr.“
Geist haben. „Auch das Gehirn profitiert von der
Lust.“
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