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Karl Walker

Karl Walker (* 4. Januar 1904[1] in Straßburg;[2] † 5. Dezember 1975[3] in


Berlin)[1] war ein deutscher Sozialwissenschaftler und Politiker, ab 1946 als
Vorsitzender des Neuen Bundes.[4] Er veröffentlichte auch unter dem Pseudonym
Carl Heinrich.

Inhaltsverzeichnis
Leben Karl Walker im Juni 1975
Karl-Walker-Preis
Schriften
Autor
Herausgeber und Schriftleiter
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise

Leben
Walker wuchs die meiste Zeit seiner Jugend in einem Heim auf und litt schon damals unter Krankheiten, die ihn sein Leben lang
begleiteten.[5] Er absolvierte eine Buchbinderausbildung und befasste sich als Autodidakt mit der Volkswirtschaftslehre. Im Jahr
1930 arbeitete er als Schriftsetzer in einer Berliner Druckerei.[6][5] Während der NS-Herrschaft erledigte er als Kleinunternehmer mit
bis zu 40 Beschäftigten Feuerschutzanstriche. Walker führte mit verschiedenen Ökonomen einen Briefwechsel, darunter auch mit
John Maynard Keynes.[7]

Nach 1938 bildete sich trotz des in der NS-Zeit erlassenen Verbotes der Freiwirtschaftsbewegung ein sogenannter
Freiwirtschaftlicher Arbeitskreis, dem neben Otto Lautenbach und Franz Hochstetter auch Karl Walker angehörte. „Unregelmäßig,
aber kontinuierlich“ kam man zusammen. Die drei Genannten entwickelten im Rahmen dieses Kreises 1943/44 ein Sofortprogramm
zur finanziellen und wirtschaftlichen Überwindung der Kriegsfolgen. „Dieses Sofortprogramm diente den Anhängern Silvio Gesells
nach dem deutschen Zusammenbruch im Mai 1945 als Basis für die Neuaufnahme ihrer Tätigkeit. Es forderte die baldmöglichste
Aufhebung aller Formen der staatlichen Zwangswirtschaft. Auf dieser gemeinsamen Grundlage aller Freiwirtschaftler, die den
[8]
Nationalsozialismus überlebt hatten, bildete sich eine neue Freiwirtschaftsbewegung.“

Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelte sich Walker als Verlagslektor in Bayern an und versuchte den Schweizer Modellversuch der
WIR Bank (Wirtschaftsring) in Deutschland einzuführen.[5][7] Er war Schriftleiter von Die Gefährten: Monatsschrift für Erkenntnis
und Tat, die von 1946 bis 1950 von Rudolf Zitzmann herausgegeben wurde. Am 8. November 1952 wurde Walker Mitglied im
Vorstand des Freiwirtschaftsbundes.[4] 1948 hatte er zusammen mitCarl Rist ein sogenanntes FFF-Seminar[9] ins Leben gerufen, das
als Vorläufer der Sozialwissenschaftlichen Gesellschaft betrachtet werden kann. Dieses Seminar stellte anscheinend zu hohe
Ansprüche: „Wohl waren viele Anhänger der Freiwirtschaftslehre und auch andere an der Lösung der sozialen Frage Interessierte
bereit, mitzumachen, auf die Dauer war aber die Seminararbeit den meisten zu beschwerlich.“ Die Einrichtung blieb deshalb wie ihre
Trägerin relativ erfolglos. Nach Rist ist die Sozialwissenschaftliche Gesellschaft von Walker 1960 neu gegründet worden und trug
[10]
dann den Namenszusatz:Rhein-Main-Zweig, um sie von der missglückten 1950er Form abzusetzen.
Um seinen Lebensunterhalt zu sichern, arbeitete er in den 1950er Jahren auch als Geschäftsführer einer Seilbahn.[11] 1959 unterlag
seine von ihm begründeten Vereinigung Wir, ein Zusammenschluss von Produzenten, Händlern und Verbrauchern, gegen bayerische
Einzelhändler unter Bezug auf des Rabattgesetz, das Rabatt von mehr als 3 % untersagte.[12] Er war außerdem als Stadtrat für die
SPD tätig.[5] In den 1960er Jahren entwickelte Walker ein Planspiel zur Volkswirtschaftslehre (Walker-Modell), das auf einer
[13]
Erfindermesse in Brüssel mit der Bronzemedaille ausgezeichnet wurde.

Der Gesell-Schüler Walker war ein kritischer Anhänger der Freiwirtschaftslehre von Silvio Gesell.[14] So vertrat er etwa in der
Kapitalismus-Diskussion eine gegenüber seinem Lehrer eigenständige Anschauung. Er definierte den Kapitalismus als ein
„Wirtschaftssystem, das primär auf die Erzielung von Kapitalertrag ausgerichtet ist“. Seine Überwindung - so Walker - setze die
Befreiung vom Rentabilitätsprinzip voraus. Diesem Leitgedanken folgte er seit 1936 kontinuierlich und versuchte ihn nach allen
Seiten auszubauen.

Im Sommer 1975 zog Walker von Altenahr nach Berlin um, wo er am 5. Dezember 1975 verstarb.

Karl-Walker-Preis
In Deutschland begann die Stiftung für persönliche Freiheit und soziale Sicherheit 1983 mit dem Aufbau einer Freiwirtschaftlichen
Bibliothek. Als Grundstein für eine wissenschaftliche Forschung über Silvio Gesells Theorien gab sie ab 1988 eine 18-bändige
Gesamtausgabe seiner Werke heraus. Hierauf baut eine Buchreihe mit dem Titel Studien zur natürlichen Wirtschaftsordnung auf, die
mit einer Gesamtübersicht über die einhundertjährige Geschichte der NWO-Bewegung und mit einer Auswahl aus den Werken von
Gesells bedeutendstem Schüler Karl Walker begann. Die Stiftung fördert auch andere Buchpublikationen zu Fragen des Bodenrechts
und der Geldordnung und gibt gemeinsam mit der von Walker begründeten Sozialwissenschaftlichen Gesellschaftdie Zeitschrift für
Sozialökonomie heraus. In diesem Zusammenhang hat sie 1988 und 1995 einen Karl-Walker-Preis für wissenschaftliche Arbeiten
über die Verselbständigung der Finanzmärkte gegenüber der Realwirtschaft sowie über Wege zur Überwindung der Arbeitslosigkeit
verliehen.[15]

Schriften

Autor
Das Problem unserer Zeit und seine Meisterung , 1931[16]
Aktive Konjunkturpolitik, O. Lautenbach, Berlin 1936.
Überwindung des Imperialismus, Rudolf Zitzmann Verlag, Lauf bei Nürnberg 1946
Demokratie und Menschenrechte, Rudolf Zitzmann Verlag, Lauf bei Nürnberg 1947
Das Buchgeld. Vita Verlag, Heidelberg-Ziegelhausen 1951[17]
Die Technik der Umlaufsicherung des Geldes, Vita Verlag, Heidelberg-Ziegelhausen 1952.
Wirtschaftsring: Moderne Absatzwege, Rudolf Zitzmann Verlag, Lauf bei Nürnberg 1959
Das Geld in der Geschichte, Rudolf Zitzmann Verlag, Lauf bei Nürnberg 1959. W ( iedererwachende Geldwirtschaft.
Auszug aus einem Kapitel.) Neuausgabe: Nikol V erlag, 2009, ISBN 978-3-86820-030-0online
Geist und Weltgestaltung, Rudolf Zitzmann Verlag, Lauf bei Nürnberg 1960
Neue europäische Währungsordnung: Indexwährung, flexible W echselkurse, Europa-Mark. Eine krit. Untersuchung
u. ein Vorschlag, Rudolf Zitzmann Verlag, Lauf bei Nürnberg 1962
Volkswirtschaft im Planspiel: 5 Planspiel-Lektionen zum Volkswirtschafts-Planspiel "Walker-Modell", Wirtschaftsring
1967.
Überlegungen zur Werttheorie, Peter Weiz, Freising 1970.
Das Weltwährungssystem: Eine Kritik an dentheoretischen Grundlagen und ein Entwurf zur Reform , Gauke Verlag,
Hannoversch Münden 1979,ISBN 3-87998-515-4.
Ausgewählte Werke, Gauke GmbH - Verlag für Sozialökonomie,Lütjenburg [jetzt Kiel] 1995,ISBN 3-87998-482-
4[18][1]

Herausgeber und Schriftleiter


Silvio Gesell: Die natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld , Rudolf Zitzmann Verlag, Lauf bei
Nürnberg 1949 [19]

Die Gefährten: Monatsschrift für Erkenntnis und a Tt (Schriftleiter), Rudolf Zitzmann Verlag, Lauf bei Nürnberg 1946–
1950

Literatur
Ekkehard Lindner (Hrsg.):Einsam geblieben bei der Wahrhaftigkeit. Gedenkschrift zum Tode von Karl Walker (PDF;
5,3 MB), Chr. Gauke Verlag, Lütjenburg 1976,ISBN 3-87998-507-3. Mit Beiträgen von Tristan Abromeit, Felix G.
Binn, Hans Doerner, Hans Hoffmann, Claas-Hermann Jannssen, Ekkehard Lindner , Hanns Linhardt, Karl Walker und
Hans Weitkamp.

Weblinks
Literatur von und über Karl Walker im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Einzelnachweise
1. Sozialwissenschaftliche Gesellschaft: Buchhinweise Karl W alker (http://www.sozialwissenschaftliche-gesellschaft.de/
Archiv/Archiv-Buchhinweise/archiv-buchhinweise.html)
2. Politische Studien, Band 20, Munich Hochschule für Politische Wissenschaften, 1969, S. 255.
3. Einsam geblieben bei der Wahrhaftigkeit. Gedenkschrift zum Tode Karl Walkers, Chr. Gauke Verlag, ISBN 3-87998-
507-3 online (http://www.tristan-abromeit.de/pdf_bibliothek/56.24%20Lindner%20Hrsg.Walker.pdf) PDF-Datei, S. 13.
4. Günter Bartsch: Die NWO-Bewegung Silvio Gesells, Gauke, Lütjenburg 1994,ISBN 3-87998-481-6. Teil 3, II. Die
neuen Organisationenonline (http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/bartsch/geschichte/3_II_197.htm)
5. Einsam geblieben bei der Wahrhaftigkeit. Gedenkschrift zum Tode Karl Walkers, Chr. Gauke Verlag, ISBN 3-87998-
507-3 online (http://www.tristan-abromeit.de/pdf_bibliothek/56.24%20Lindner%20Hrsg.Walker.pdf) PDF-Datei, S. 15.
6. Einsam geblieben bei der Wahrhaftigkeit. Gedenkschrift zum Tode Karl Walkers, Chr. Gauke Verlag, ISBN 3-87998-
507-3 online (http://www.tristan-abromeit.de/pdf_bibliothek/56.24%20Lindner%20Hrsg.Walker.pdf) PDF-Datei, S. 26.
7. Einsam geblieben bei der Wahrhaftigkeit. Gedenkschrift zum Tode Karl Walkers, Chr. Gauke Verlag, ISBN 3-87998-
507-3 online (http://www.tristan-abromeit.de/pdf_bibliothek/56.24%20Lindner%20Hrsg.Walker.pdf) PDF-Datei, S. 16.
8. Günter Bartsch: Anarchismus in Deutschland.Band I: 1945 - 1965. Hannover 1972, S. 81.
9. FFF ist ein von der Freiwirtschaftsbewegung verwendetes Kürzel mit der ursprünglichen Bedeutung Freiland,
Freigeld, Freihandel. Später wurde der letzte Begriff durch Festwährung ersetzt.
10. Günter Bartsch: Die NWO-Bewegung Silvio Gesells.Teil 3, III: Institutionen für Forschung und Bildungonline (http://
userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/bartsch/geschichte/3_III_203.htm)
11. Einsam geblieben bei der Wahrhaftigkeit. Gedenkschrift zum Tode Karl Walkers, Chr. Gauke Verlag, ISBN 3-87998-
507-3 online (http://www.tristan-abromeit.de/pdf_bibliothek/56.24%20Lindner%20Hrsg.Walker.pdf) PDF-Datei, S. 30.
12. Einsam geblieben bei der Wahrhaftigkeit. Gedenkschrift zum Tode Karl Walkers, Chr. Gauke Verlag, ISBN 3-87998-
507-3 online (http://www.tristan-abromeit.de/pdf_bibliothek/56.24%20Lindner%20Hrsg.Walker.pdf) PDF-Datei, S. 22.
13. Werner Onken: Modellversuche mit sozialpflichtigem Boden und Geld , Fachverlag für Sozialökonomie, Lütjenburg
1997, ISBN 3-87998-440-9, Kapitel 4, Die Bedeutung wirtschaftlicher Experimente für Gegenwart und Zukunft online
(http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/onken/modell/swf/kap4.htm)
14. Ekkehard Lindner: 50 Jahre Sozialwissenschaftliche Gesellschaft 1950 e.V . (http://www.sozialwissenschaftliche-ges
ellschaft.de/50_Jahre_SG/50_jahre_sg.html)
15. Werner Onken: Kurze Einführung in die Freiland-Freigeld-Theorie von Silvio Gesell und ihre Geschichte. (https://ww
w.inwo.de/einstieg/kurze-einfuehrung-in-die-freiland-freigeld-theorie-von-silvio-gesell-und-ihre-geschichte/)INWO
Deutschland, 29. September 2003,abgerufen am 23. Oktober 2017.
16. Einsam geblieben bei der Wahrhaftigkeit. Gedenkschrift zum Tode Karl Walkers, Chr. Gauke Verlag, ISBN 3-87998-
507-3online (http://www.tristan-abromeit.de/pdf_bibliothek/56.24%20Lindner%20Hrsg.Walker.pdf) PDF-Datei, S. 27.
17. Das Buchgeld. Vita Verlag, Heidelberg-Ziegelhausen 1951online (http://humanwirtschaftspartei.de/wp-content/uploa
ds/2014/11/das-buchgeld-nd.pdf)PDF-Datei
18. Verlag für Sozialökonomie: Archiv für Geld- und Bodenreform (http://www.sozialoekonomie.info/Archive/Archiv_Geld-
_und_Bodenreform/AGB-Katalog_W-Z/agb-katalog_w-z.html)
19. Silvio Gesell: Die natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeldonline (http://userpage.fu-berlin.de/~roe
hrigw/gesell/nwo/)

Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Karl_W


alker&oldid=170256909“
Diese Seite wurde zuletzt am 23. Oktober 2017 um 16:10 Uhr bearbeitet.

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