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links und rechts; auf dieses Zentrum sind Gegenstände als Dinge bezogen
als erreichbare oder unzugängliche, als erwünschte oder zu meidende.
Je nachdem, wo idi stehe, von wo aus ich blicke, stellt sich die Welt
anders dar. Was eben noch links von mir war, ist nach einer Drehung
meines Leibes rechts, war vorn war, ist jetzt hinten. Die Richtungen ändern
sidi relativ zu meiner Bewegung, immer bleibt mein Leib der Mittelpunkt,
auf den der Raum in bestimmter Weise (perspektivisch) bezogen bleibt.
Was und wie ist dieser Raum, diese Worin und Woraufhin meiner Be-
wegung, in dem idi midi immer sdion vorfinde, in dem ich ,wohne', midi
verhalte, in dem ich Klänge, Farben, Formen, Düfte wahrnehme, sie hörend,
sehend, tastend, riechend erfasse, in dem ich die Dinge als groß oder klein,
nach oder fern, erreichbar oder unerreichbar erfahre?
Unsere Untersuchung zum Raum beginnt mit der Betraditung dieses kon-
kreten unmittelbar, präreflexiv erfahrenen Idi-jetzt-hier. Wir gehen aus
von dem, was Husserl „Lebenswelt" genannt hat, ein Konzept, das unter
dieser Bezeichnung zwar erstmals in dem 1936 veröffentlichten Teil der
„Krisis" auftaucht und in Beziehung zu Heideggers ontologischer Analyse
des In-der-Welt-Seins (1927) zu sehen ist, aber, wie Brand (1971, 16) an-
gibt, als Grundproblem der Phänomenologie mindestens schon in den
„Ideen" (1913) da ist (vgl. dazu auch Claesgens 1964, 9 ff. und Gadamer
1972, 190 ff.).
Es ist die Welt, die immer schon und immer fort ,νοη selbst' ist, in der
wir immer schon ganz selbstverständlich leben, die ansdiaulidi konkrete,
sinnvolle Welt, die vor jedem wissenschaftlichen Fragen, aber auch als
Grundlage jeden Fragens „vorausgesetzt" und vorgegeben ist.
Sie ist das „Universalfeld, in das alle unsere Akte, erfahrende, erken-
nende, handelnde hineingerichtet sind". (Husserl, Krisis 1962, 147). Ein
Grundzug dieser Welt ist ihre Vorgegebenheit in der Weise eines univer-
salen unthematischen Horizontes:
„In der Lebenswelt leben wir bewußtseinsmäßig immer; normalerweise
ist kein Anlaß, uns sie universal als Welt ausdrücklich thematisch zu machen.
Wir leben, ihr als Horizont bewußt, unseren jeweiligen Zwecken..."
(a.a.O., 459), den Berufszwecken und -interessen, dem wissenschaftlichen
und praktischen Handeln.
Husserl war der erste, der diese immer schon vorausgesetzte, unthema-
tische Welt, die Welt, die ich als Leibsubjekt unmittelbar erfahre, als philo-
sophisches Problem formuliert hat und ihre Selbstverständlidikeit verständ-
lich zu machen suchte. Die Vernachlässigung der Lebenswelt sah er als einen